Die Familie Ghonorez / Die Familie Schroffenstein: Eine textkritische Ausgabe [Reprint 2013 ed.] 9783110962130, 9783484107106

Ein aus den Handschriftenverhältnissen abgeleiteter Leittext der »Familie Ghonorez« und der Text des Ende 1802 unter dem

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Die Familie Ghonorez / Die Familie Schroffenstein: Eine textkritische Ausgabe [Reprint 2013 ed.]
 9783110962130, 9783484107106

Table of contents :
Paralleldruck: DIE FAMILIE GHONOREZ / DIE FAMILIE SCHROFFENSTEIN
Beschreibung der Handschrift
DIE FAMILIE GHONOREZ: Transkription der Handschrift
DIE FAMILIE THIERREZ
Editorischer Zeilenkommentar
Abbildungen zu Problemstellen der Handschrift

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Heinrich von Kleist D I E FAMILIE GHONOREZ / D I E FAMILIE SCHROFFENSTEIN

Heinrich von Kleist D I E FAMILIE GHONOREZ / D I E FAMILIE SCHROFFENSTEIN Eine textkritische Ausgabe

bearbeitet von Christine Edel mit einem Geleitwort und der Beschreibung der Handschrift von Klaus Kanzog

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1994

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Kleist, Heinrich von : Die Familie Ghonorez, Die Familie Schroffenstein : eine textkritische Ausgabe / Heinrich von Kleist. Bearb. von Christine Edel. Mit einem Geleitw. und der Beschreibung der Hs. von Klaus Kanzog. - Tübingen : Niemeyer, 1994 NE: Edel, Christine [Bearb.]; Kanzog, Klaus ISBN 3-484-10710-3 © Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1994 Fotos aus dem eigenhändigen Manuskript Kleists D I E F A M I L I E G H O N O R E Z (Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz: Ms germ qu. 822) mit freundlicher Genehmigung von Herrn Ltd. Bibliotheksdirektor Dr. Thilo Brandis angefertigt von Herrn Helmut Damm (Kriminaltechnische Untersuchungsstelle der Kriminalpolizei Berlin). Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Guide-Druck GmbH, Tübingen Einband: Heinr. Koch, Tübingen

INHALTSVERZEICHNIS

Seite Paralleldruck: D I E FAMILIE G H O N O R E Z / D I E FAMILIE SCHROFFENSTEIN

Klaus Kanzog: Beschreibung der Handschrift

D I E FAMILIE GHONOREZ:

Transkription der Handschrift

1

123

141

D I E FAMILIE THIERREZ

224

Editorischer Zeilenkommentar

227

Abbildungen zu Problemstellen der Handschrift

263

Mein Dank gilt Herrn Prof. Klaus Kanzog für wertvolle Anregungen zur Gestaltung dieser Ausgabe und seine äußerst hilfreiche Unterstützung bei der Aufbereitung des Materials sowie Herrn Wolfgang Herbst, dem Herstellungsleiter des Max Niemeyer Verlags, dessen Vorschläge entscheidend zu einer übersichtlichen Visualisierung der Variantenverzeichnung im Rahmen der Transkription der Handschrift beigetragen haben.

habe ich 1977 ein neuartiges Kommentierungsverfahren entwickelt

Geleitwort

und später im Vortrag Historizität

und Aktualität

Pro-

bleme des Erläuterns

Jahre zurückreichenden

und

meine Ansichten dazu in Thesen zusammengefaßt. Die hier vorge-

zweckmäßige editorische Vergegenwärtigung der Überlieferung von

legte Edition von Christine Edel wurde im Sommersemester 1989

Η. v. Kleists Familie

Diskussion

über die angemessene

und Kommentierens

semiotischer

Die hier vorgelegte Edition ist das Ergebnis einer bis in die 70er

(editio 7, 1993, S. 76-84)

und der

von der Philosophischen Fakultät II der Ludwig-Maximilians-Uni-

Probleme ihrer Textkonstitution. Der Rahmen für diese Diskussion

versität München als Dissertation angenommen; ich ergänze diese

war durch meine Prolegomena

Edition durch eine, schon in meinen Prolegomena

Ghonorez/Familie

Schroffenstein

zu einer historisch-kritischen

Aus-

angelegte und da-

gabe der Werke H. v. Kleists (1970) und Hans-Joachim Kreutzers

nach weiterentwickelte Handschriftenbeschreibung. Das Denken in

Studie Überlieferung

editorischen Mustern nationaler Dichterrepräsentation wurde zugun-

und Edition zusammen mit meinem Resümee

Gespräche über die Prolegomena

(1976) abgesteckt worden. Danach

sten der intensiven Arbeit an Modellausgaben überwunden.

wurden die editorischen Probleme auch in meinen Kolloquien zur Textkritik im Institut für Deutsche

Philologie

der

Universität

Einer breiten literarischen Öffentlichkeit ist allerdings, wie sich erst

Dramen-

jüngst wieder gezeigt hat, die Notwendigkeit nationaler Dichterre-

edition im Wintersemester 1985/86. Der philologische Gegenstand

präsentanz leichter zu vermitteln, als die Zweckmäßigkeit von Mo-

der Diskussion sollte damit über die speziellen Interessen der Kleist-

dellausgaben; die philologische Arbeit gerät da in die Gefahr, von

München erörtert, zuletzt im Kolloquium Probleme

der

forschung und Editionstheoretiker hinaus zu einer Angelegenheit der

einer Editionsideologie erdrückt zu werden. Ein Blick auf die Edi-

Lehre an der Universität werden. Mit Unterstützung der Deutschen

tionsgeschichte der Werke und Briefe Kleists nach dem Zweiten

Forschungsgemeinschaft in den Jahren 1975-1978 konnte hierzu für

Weltkrieg zeigt jedoch kumulative wissenschaftliche Verfahren und

alle Dramen Kleists, besonders aber für die Dramen mit hand-

pragmatische Lösungen, die einen großen Erkenntnisgewinn brach-

schriftlicher Überlieferung umfangreiches Material gesammelt und

ten, wenn man die vorgelegten Arbeiten recht zu nutzen verstand. An

gesichtet werden. Das Hauptziel war die Erarbeitung einer histo-

erster Stelle sind hier die vier von Helmut Schanze vorgelegten

risch-kritischen Ausgabe der Dramen H. v. Kleists im Rahmen einer

Indizes zu den Sämtlichen

historisch-kritischen Gesamtausgabe.

(1969) und den Kleinen Schriften (1970), beide 1989 in zweiter völ-

Erzählungen,

Erzählvarianten,

lig neu bearbeiteter Auflage, sowie zu den Dramen

Anekdoten

(1978) zu nen-

Ein im Hinblick auf die Verwirklichung dieser historisch-kritischen

nen. Helmut Sembdner hat 1981 das Soufflierbuch des

Gesamtausgabe mit dem Carl Hanser Verlag geschlossener Vertrag

'Käthchen von Heilbronn'

Detmolder

ediert und als eine "unbekannte Bühnen-

wurde von Hans-Joachim Kreutzer und mir in gegenseitigem Ein-

fassung Heinrich von Kleists" zur Diskussion gestellt. Hermann F.

verständnis aufgelöst, nachdem sich unüberwindliche Schwierigkei-

Weiss erschloß der Kleistforschung 1984 im Band Funde und Stu-

ten ergeben hatten. Doch die im Rahmen des Konzepts dieser Aus-

dien zu Heinrich von Kleist eine Fülle neuer Quellen. Mit der Edition

gabe geleisteten Arbeiten und ihre Ergebnisse konnten in der Folge-

der Werke Kleists in der Bibliothek

zeit mit Gewinn genutzt werden. So hat Frau Dr. Ilse-Marie Barth

auch eine umfassende Kommentierung in Gang, die weit über Hel-

1978 eine Studie zum Überlieferungsträger von Kleists Prinz

mut Sembdners Kommentierung in der Hanser-Klassiker-Ausgabe

Homburg

von

vorgelegt und danach ihre Erfahrungen in die Edition der

Dramen Kleists für die Ausgabe des Deutschen Klassiker-Verlags eingebracht. Mit meinem Probekommentar zum Prinz von

Homburg

hinausführt.

deutscher

Klassiker

kam 1987

VIII

Anders als bei Hugo von Hofmannsthal, C. F. Meyer, Trakl und

eine historisch-kritische Edition der Briefe; solange sie nicht vor-

Kafka, deren Nachlässe 'aufgearbeitet' werden mußten, war bei

liegt, kann man immer nur auf die beiden zuverlässigen, jedoch

Kleist eine solche Überlieferungssituation von Anfang an nicht ge-

überholungsbedürftigen Editionen von

geben, und seit der Kleist-Ausgabe Erich Schmidts ging es stets nur

Helmut Sembdner zurückgreifen und mit Geduld auf die Briefaus-

um die bessere Erschließung des bereits bekannten Textmaterials und

gabe in der Kleist-Ausgabe der Bibliothek Deutscher Klassiker

darüber hinaus um Probleme einer modernen Kommentierung; einige

warten. Der verständliche Wunsch nach schnellen Lösungen war der

kleinere Textfunde änderten daran nichts. So war es keineswegs ein

wissenschaftlichen Arbeit selten förderlich.

Umweg, als ich mich nach den Prolegomena

Georg Minde-Pouet

und

der Editionsgeschichte

der Werke und Briefe Kleists zuwandte. Ich wiederhole hier die im

Zu den vordringlichen Aufgaben im Bereich der Dramen gehörte die

(1979) vertretene Auffassung:

editorische Aufbereitung jener beiden Dramen, für die eigenhändige

"Erst die Erfassung und genaue Kenntnis der Editionsgeschichte, der

Manuskripte überliefert sind. Sie ist nun ebenso abgeschlossen, wie

Text-, Provenienz- und Publikationsprobleme erlaubt, Texte kritisch

die Synopse von Kleists und Molières Amphitryon,

zu edieren und die ihnen gemäße Darstellungsform zu entwickeln."

der Edition der beiden Lustspiele Kleists vorgelegt werden wird.

Nachwort zu Edition und Engagement

die im Rahmen

Roland Reuß und

Hinsichtlich der Editionsmethode wurde ein differenzierteres synop-

Peter Staengle, wählten dagegen einen anderen Weg. In den wissen-

tisches Prinzip angewandt, das seit meinen Vorschlägen in den Pro-

schaftlichen Rezensionen dieser Ausgabe ist ihre eingeschränkte

legomena

Darstellungsperspektive

Die Herausgeber der Berliner

Kleist-Ausgabe,

immer wieder Gegenstand der Diskussion war. Die Ent-

worden.

Wir

scheidung für eine rein synoptische Wiedergabe des überlieferten

geführten Polemik.

übereinstimmend

kritisiert

Jede

Materials, einen "Werkstellenapparat j e nach den Gegebenheiten der

Generation hat das Recht, ihr eigenes Kleist-Verständnis zu for-

Einzelstellen" oder eine Mischung zwischen beiden Möglichkeiten

mulieren

Meine

ist, wie Siegfried Scheibe (Deutsche Literaturzeitung 98, 1977,

Auffassung zum "Text im Spektrum der Editionen" habe ich 1991 in

S.840) dargelegt hat, "durch keinerlei ideologische Positionen zu

der Einführung

begründen; sie wird einerseits durch die Überlieferungslage anderer-

beteiligen

uns

und

nicht

eigene

an der

seither

editorische

Wege

in die Editionsphilologie

einzuschlagen.

dargelegt.

seits durch die Arbeitsweise des Autors bedingt". In diesem Sinne Fragt man unvoreingenommen, welche editorischen Aufgaben im

konnte, befreit vom Zwang, ein für alle Dramen gleichermaßen ver-

"Falle Kleist" vordringlich bewältigt werden müßten, dann liegt die

bindliches Editionsverfahren festlegen zu müssen, ein der jeweiligen

Antwort nahe. An erster Stelle wären jene Dokumente kritisch zu

Überlieferung angemessenes Verfahren entwickelt und angewandt

edieren und kommentieren, die Helmut Sembdner, nach einem

werden, das sowohl die Textinformationen der Überlieferungsträger

Vorschlag Eva Rothes, gesammelt, segmentiert und unter dem Titel

dokumentiert, als auch ein alternatives Lesen der Varianten erlaubt.

Lebensspuren

zusammengefaßt hat. Der hohe

Informationswert

dieser 1957, 1977 und 1992 in einer Neufassung erschienenen

Ein Novum stellt in der vorliegenden Edition der

Sammlung hat nicht in Vergessenheit geraten lassen, daß sie nur ein

Kommentar" dar. Mit ihm hat Christine Edel ein zweifaches Problem

"Editorische

Provisorium ist, aber, wie so viele Provisorien, von erstaunlicher

gelöst: Sie dokumentiert das über ein Jahrhundert zu verfolgende

Stabilität, das zudem im Taschenbuchgeschäft erfolgreich vermarktet

Bemühen, den korrupten Text der Erstausgabe der Familie

wurde;

fenstein

eine

von

Hans-Joachim

Kreutzer

begonnene

Quellen-

Schrof-

zu 'reinigen', die dabei zu Tage getretenen kontroversen

sammlung für einen umfassenden und kommentierenden Dokumen-

Ansichten über das Phänomen des Kleistschen Stils sowie die unter-

tenband könnte eine neue Basis schaffen. Nicht weniger dringend ist

schiedlichen Beurteilungen der Textabweichungen und Varianten,

und sie hält damit den Text frei von neuen, 'kühnen' Emendationen.

wird, liegt der eigentliche Erkenntnisgewinn in den Arbeitsprozessen

Die tabellarische Aufbereitung ermöglicht eine schnelle Übersicht

(und nicht zuletzt in den erkannten Irrtümern). Man kann dies schon

über die Textprobleme, soweit sie für die Textkonstitution von Be-

heute auch von den editorischen Bemühungen um verschiedene

deutung sind. Aber ebenso kann der Leser sie bei der Lektüre "Zeile

Texte Kleists in den vergangenen Jahren sagen. Der Benutzer der

für Zeile" zu Rate ziehen. Dieses Verfahren mag auf den ersten Blick

vorliegenden Ausgabe soll an dieser Arbeit Anteil nehmen; er wird

ungewöhnlich erscheinen, doch seine Vorteile werden sich vor allem

dann die wohlbekannten Werke Die Familie

dann zeigen, wenn der Leser im Text Fehler vermutet, Verbesse-

Familie Schroffenstein

Ghonorez

und

Die

vielleicht 'mit anderen Augen' lesen.

rungsvorschläge bedenkt und zu Erkenntnissen über den Stil Kleists gelangt, aber vieles davon als 'bereits bedacht' im "Editorischen Kommentar" dokumentiert findet. Eine solche Dokumentation der Forschungsgeschichte bewahrt den Leser vor unnötigen Umwegen und liefert jedem Interpreten ein nützliches Argumentationsrepertoire; dabei haben auch die dokumentierten Irrwege der Konjekturalkritik einen Stellenwert.

Es muß nicht immer sofort eine Gesamtausgabe sein! Vielfach richtet sich das Interesse im akademischen Unterricht zuerst auf exemplarische Texte, für deren Behandlung die vorliegenden Werkausgaben nicht genügen. Manchmal werden historisch-kritische Ausgaben auch zu früh begonnen. So ist z.B. an Werner R. Lehmanns historisch-kritischer Ausgabe der Werke und Briefe Georg Büchners deutlich geworden, daß 1967 die Zeit für eine solche Ausgabe noch nicht reif war; eine neue Generation von Büchner-Forschern verfolgte neue Ziele und stieß auf neues Material. Gleichwohl hat Werner R. Lehmann wesentlich dazu beigetragen, daß die editorische Arbeit in den folgenden Jahren auf kumulativem Wege bedeutende Fortschritte erzielte. Diese Fortschritte sind einmal auf der Linie der Studienausgaben

zum Hessischen

Landboten

(Gerhard

Schaub,

1976), zu Dantons Tod (Thomas Michael Mayer, 1980), zum LenzProjekt (Hubert Gersch, 1984) und zu Leonce und Lena (Burghard Dedner und Thomas Michael Mayer, 1980) und zum anderen auf der Linie der intensiven Grundlagenforschung, Gerhard Schmids Faksimile-Ausgabe und Kommentar zu Woyzeck Bockelmanns Transkriptionen

der Schüler

(1981) und

und

Eske

philosophischen

Scripten Büchners (1987/1991) zu verfolgen. Auch wenn am Ende dieser Kumulation eine neue historisch-kritische Ausgabe stehen

Klaus Kanzog

X

Damm von der kriminaltechnischen Untersuchungsstelle der Berliner

Vorbemerkungen

Kriminalpolizei zu großem Dank verpflichtet. Als Problem bleibt bestehen, daß die Groß- und Kleinschreibung einzelner Buchstaben

1. Zur Gestaltung dieser Ausgabe

in der Handschrift nicht immer genau bestimmbar ist. Jede Edition stellt den Herausgeber vor die Frage der angemessenen Aufbereitung und Darstellung des überlieferten Materials. Dabei hat

Grundlage dieses pragmatischen Ansatzes ist ein theoretisches Kon-

er einerseits auf eine gleichermaßen sachgemäße und benutzer-

zept, das die Aufgabe des Herausgebers in einer verständlichen Vi-

freundliche Darstellungsform, andrerseits auf die Besonderheiten des

sualisierung des Materials sieht: "Die editorische Aufgabe besteht

Textes zu achten und sich an die konventionalisierte editorische

nunmehr weniger in der Gewinnung eines kritischen Textes im Sinne

Nomenklatur zu halten. Die hier vorgelegte textkritische Ausgabe

eines als verbindlich gesetzten Wortlauts als vielmehr in der zweck-

Ghonorez]/Die

Familie

mäßig und zugleich möglichst unmißverständlichen Dokumentierung

die im Rahmen einer Dissertation an der Ludwig-

seiner Genese." 4 Dies bedeutet, daß keine Eingriffe in den Text der

Maximilians-Universität München entstand, versucht in zweifacher

Familie Ghonorez vorgenommen werden, obwohl selbst bei gewollt

Hinsicht pragmatisch zu sein. Die Darbietungsform ist auf das Werk

neutralem Verhalten die "Interpretation von innerhandschriftlichen

zugeschnitten, damit Handschriften- und Druckverhältnisse exakt

Sachhalten" 5 nicht immer auszuschließen ist. In Grenzfällen kann nur

dokumentiert werden können. Eine solche Dokumentation

eine chemische Analyse der Tinte die Reihenfolge der Tilgungen

von Heinrich von Kleists Die Schroffenstein2,

Familie

wäre

durch die bloße Faksimilierung und Parallelisierung der Handschrift Die Familie

Ghonorez

und des Erstdrucks Die Familie

endgültig klären.

Schroffen-

stein nur vordergründig zu erreichen. Der Leser erwartet Orientie-

Aus diesem Grund unterblieb die Zuordnung der Varianten zu

rungshilfen, die ihm auch hier durch die Transkription der Hand-

Schichten, wenngleich H. J. Kreutzer 5 Entstehungsschichten, davon

schrift, die Ordnung der Varianten und die Versparallelisierung ohne

eine rekonstruierte, ansetzt:

nennenswerte Informationsverluste gegeben werden. Für

Hand-

schriftenkontrollen steht nach wie vor die von Paul Hoffmann her-



ausgegebene Faksimilieausgabe der Handschrift 3 zur Verfügung.



Einige schwer oder nicht entzifferbare Stellen sind in den Fußnoten

Der handschriftliche Entwurf der Familie Thierrez ( 1802/3), Die Familie

Ghonorez

Schicht A (1803), die aus den ersten

beiden Szenen des ersten Aktes besteht und die Kreutzer als

besonders kenntlich gemacht und zum Teil in Form fotographischer

Grundschicht zu

Vergrößerungen der Ausgabe beigegeben. Für die Vergrößerungen



Die Familie Ghonorez Schicht Β (1803) wertet. 6 Diese sollte lt. Kreutzer in einer "zusammenhängenden Textschicht" 7 in einer

sowie für verschiedene Infrarot-Aufnahmen sind wir Herrn Helmut

Ausgabe die Handschrift vertreten, ohne 1

2

3

Die Handschrift Die Familie Ghonorez befindet sich im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz, Signatur MS germ. qu. 822 Die Familie Schroffenstein. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen, Gessner. Bern und Zürich. 1803; der Erstdruck erschien anonym, s. Kleist-Bibliographie 18031862. Heinrich von Kleists Schriften in frühen Drucken und Erstveröffentlichungen, (=Bibliographien des Antiquariats Fritz Eggert, Bd. 2) Stuttgart 1966 Heinrich von Kleist: Die Familie Ghonorez. Mit einer Nachbildung der Handschrift, hrsg. v. Paul Hoffmann, (=Schriften der Kleist-Gesellschaft, Sonderband zur 150. Wiederkehr des Geburtstages Kleists.) Berlin 1927

4

Hans-Joachim Kreutzer: Überlieferung und Edition. Textkritische und editorische Probleme, dargestellt am Beispiel einer hist.-krit. Kleistausgabe. Mit einem Beitrag von Klaus Kanzog. Heidelberg 1976 (=Euphorion, Beih. 7) S.13

5

Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.21 Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.34-35 Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.85

6 7



Schicht C (1803), die er als "Brücke in der Entwicklung von

Konstruktionen" 14 zu verbinden, würde zu einer Überlastung des

Ghonorez

Paralleldrucks mit dem handschriftlichen Befund führen.

Schicht Β zum Erstdruck der Familie

Schroffen-

stein'"8 bezeichnet.

Es besteht heute in der Kleist-Forschung Übereinstimmung, daß Die Familie

Ghonorez

(FG) und Die Familie

Schroffenstein

(FS),

Im Sinne einer genauen Dokumentation der Handschriftenverhält-

ungeachtet der deutlich ablesbaren Textentwicklung, gleichberechtigt

nisse werden bei der Transkription der Handschrift alle Varianten

dargeboten werden müssen. 15 Die immer wieder aufgeworfene Frage

aus Die Familie Ghonorez erfaßt und, sofern sie nicht in der Hand-

nach dem Einfluß Kleists auf den Erstdruck und damit nach seiner

9

schrift getilgt wurden, als "Leittext" Familie Ghonorez

wiedergege-

Autorisation,

wird

im

Rahmen

des

editorischen

Kommentars

wird ergänzt um das der Ko-

beleuchtet. Die Positionen Hermann Conrads , Eugen Wolffs 1 7 und

härenz: Das derzeit erreichbare handschriftliche Material zu Die

Charlotte Schilakowskis 18 , die Zweifel an einer Kleistschen Überar-

Familie Ghonorez

wird in einem fortlaufend lesbaren Apparat, der

beitung der FS hegen und FG vorzogen, gelten bereits seit den Er-

die Handschrift mit Varianten verzeichnet, im Zusammenhang dar-

gebnissen Hermann Schneiders 19 und spätestens seit den Ausführun-

gestellt. Die Wiedergabe der vollständigen Handschrift folgt der

gen Kreutzers 20 als überholt. Hermann Weiss untermauert dies durch

Prämisse, daß jede neue Edition "die Frage nach der Ausbeute an

eine Annäherung der Daten der Abreise Heinrichs und Ulrikes von

wirklichen Einsichten zu beantworten suchen und die Verwertung

Kleist aus der Schweiz und dem Zeitpunkt der Drucklegung auf

ben. Das Prinzip der Vollständigkeit

11

10

16

muß, und sie hat sich das Ziel ge-

einige Wochen: "Damit verlöre die schon von H.J. Kreutzer kriti-

setzt, die gesamte Textgenese aufzufächern. Dabei kann nur die Re-

sierte 'Sage' von der mangelnden Authentizität des Erstdrucks zu-

der Handschrift rechtfertigen"

konstruktion der Arbeitsweise Kleists 12 an diesem Text aufgezeigt

sätzlich an Plausibilität, denn Kleist konnte wahrscheinlich auf die

werden. Es geht um Textmarkierungen, nicht um psychologische

Drucklegung einwirken." 21 Die zahlreichen Druckfehler des Erst-

Begründungen. 1 3

drucks sind demgegenüber ein eigenes Problem. 14

Einen Familie-Ghonorez-Leittext

zu konstituieren, erwies sich als

15

unumgänglich, zumal dieser Text als elaborierte Endstufe der ersten Fassung von der Kleist-Forschung stets einen eigenen Rang zuge-

16

sprochen erhielt. Das von Klaus Kanzog in seinen Prolegomena vorgeschlagene Verfahren, "synoptische Elemente mit Paralleldruck17

8 9

111

11 12

13

Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.35 Klaus Kanzog verwendet diesen Begriff in seinen P r o l e g o m e n a zu einer historisch-kritischen Ausgabe der W e r k e Heinrichs von Kleist, M ü n c h e n , 1970, S.177 und versteht darunter die Endstufe der Handschrift. Im Sinne einer Archivausgabe, s. Kanzog, Prolegomena, S.17:"Eine Ausgabe, die sich eine solche Erfassung, d.h.. im Sinne einer B e s t a n d s a u f n a h m e , zur A u f g a b e setzt." s. Kanzog, Prolegomena, S.45-46 s. Kanzog, Prolegomena, S.47:"Am A n f a n g j e d e r textkritischen Ü b e r l e g u n g muß eine klare Vorstellung von der Arbeitsweise des Dichters, den Niederschriften und Korrekturen, stehen." vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.14 ff., w o j e d e r Versuch, eine "individuelle Schaffenspsychologie" zu ermitteln, in Frage gestellt wird.

18

19 20

21

vgl. Kanzog, Prolegomena, S. 177 vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.58. Kreutzer betont, daß es nur die Möglichkeit gibt, beide Fassungen abzudrucken, d a es sich u m zwei selbständige Dichtungen handelt. Hermann Conrad: Heinrich von Kleists Familie Ghonorez. - In: Preußische Jahrbücher, Bd 90, Berlin 1897, vgl S.243, w o C o n r a d äußert, d a ß einige Stellen im Erstdruck zu geschmacklos wären, als daß sie v o n Kleist s t a m m e n könnten. Eugen W o l f f : Inwieweit rührt die Familie Schroffenstein von Kleist h e r ? - In: Zeitschrift für Bücherfreunde, Jg.3 (1898), S. 201:"[...] ist die letzte Fassung der Handschrift als endgültig gewollt anzusehen." Charlotte Schilakowski: Kleists Überarbeitung seiner D r a m e n . Ursachen und Auswirkungen auf den Gesamtorganismus des einzelnen Kunstwerks. Kiel 1926, vgl. S. 41, A n m . 18, verneint die V e r i f i z i e r u n g der Prosa durch Kleist. H e r m a n n Schneider: Studien zu Heinrich von Kleist. Berlin, 1915 H a n s Joachim Kreutzer: Die dichterische Entwicklung Heinrichs von Kleist. Untersuchungen zu seinen Briefen und zu Chronologie und A u f b a u seiner W e r k e . Berlin 1968 (=Philologische Studien und Quellen, Bd. Nr. 41), vgl. S. 149-152. Kreutzer erachtet die Möglichkeiten f ü r eine f r e m d e Bearbeitung der FS für sehr gering und setzt zumindest die Redaktion Kleists an einer V o r l a g e für den Druck voraus. Hermann F. Weiss: Funde und Studien zu Heinrich v o n Kleist. T ü b i n g e n 1984, s. S.61

Hinsichtlich der technischen Realisierung des Paralleldrucks besteht

3. Gestaltung der editorischen Zeichen

der editorische Idealfall, 22 daß beide Texte vom Umfang her weitgehend übereinstimmen, so daß eine ökonomische Umsetzung in

Die Druckvorlage zu dieser Ausgabe wurde mit Hilfe einer handels-

Paralleldruck möglich ist. Somit ergibt sich für die Ausgabe folgen-

üblichen Software zur Textverarbeitung auf einem Personal Compu-

der Aufbau:

ter erarbeitet 27 . Eine EDV-Kollationierung 2 8 , wie sie Hans-Walter Gabler für seine Ulysses-Ausgabe

eingesetzt hat, konnte bei dem



Paralleldruck FG-Leittext und FS

schwankenden Gebrauch von Schreibweisen in FG und FS nicht



FG, Handschrift mit Varianten

verwendet werden. Die Aufbereitung des Materials f ü r den Hand-



Editorischer Kommentar

schriftenapparat ergab sehr schnell, daß eine Vielzahl editorischer Zeichen, die vor der allgemeinen Verbreitung der Datenverarbeitung

Der editorische Kommentar listet Forschungspositionen auf, die die

festgelegt wurden, z.B. Hans Zellers Einweisungszeichen 2 9 ,

Textkonstitution betreffen, er enthält aber auch Kommentierungen zu

hätten generiert werden müssen. Der Einfachheit halber wurden in

Sinn und Sprachgeschichte etc., jedoch keine umfassenden Interpre-

dieser Ausgabe nur Zeichen aus dem vorhandenen Zeichenvorrat be-

tationen.

nutzt.

2. Die überlieferten Textzeugen

4. Hinweise zum Handschriftenapparat

Die überlieferten Textzeugen bestehen aus der Handschrift ein-

Um die einheitliche Verszählung von FG und FS, die das Verdienst

schließlich mehrerer Überarbeitungen und dem Erstdruck, mit dem

Helmut Sembdners 30 ist, mit der Dokumentation der Verseinteilung

der Entstehungsprozeß abgeschlossen war. 23 Tino Kaisers Annahme

der Handschrift (Hs) zu vereinbaren, mußte für die Kennzeichnung

von Korrekturen, die nach dem Erstdruck in die Handschrift einge-

des Versumbruchs das Zeichen $ eingeführt werden. Somit zeigt sich

tragen wurden 24 , ist nicht beweisbar. Vorstufen zur Handschrift,

die Hs in ihrer ursprünglichen Gestalt (allerdings nehmen in der Hs

deren Existenz nicht angezweifelt werden darf, da in der Handschrift

die Sprecherangaben eine eigene Zeile ein, hier jedoch wurden sie

25

erst

eindeutige Übertragungsfehler auszumachen sind , sind - zumindest

mit dem zugehörigen Vers zusammengezogen, ebenso wie Akt- und

heute - nicht Uberliefert. Im Anschluß an FG ist im überlieferten

Szenenangabe), wobei Abweichungen der Verseinteilung FG vs FS

Band der handschriftliche Entwurf Familie

Thierrez

eingebunden,

27

EDV-Fibel für Editoren. Hrsg. v. Hans-Walter Gabler und Paul Sappler. Im A u f t r a g und in Z u s a m m e n a r b e i t mit der Arbeitsgemeinschaft Philosophische Editionen der Allgemeinen Gesellschaft f ü r Philosophie in Deutschland, Stuttgart und Tübingen, S.21: "Die einem Editionsprojekt a n g e m e s s e n e Inanspruchnahme der Datenverarbeitung sollte pragmatisch [...] b e s t i m m t werden."

28

Bernd Gregor und M a n f r e d K r i f k a (Hrsg.): C o m p u t e r f i b e l f ü r die Geisteswissenschaften. Einsatzmöglichkeiten des Personal C o m p u t e r s und Beispiele aus der Praxis, München 1986, vgl. S. 152

29

Conrad Ferdinand Meyer. Sämtliche W e r k e . Hrsg. v. Alfred Z ä c h und Hans Zeller. Bern. 1963 ff., siehe "Übersicht über die verwendeten Z e i c h e n und Abkürzungen", Bd 1, S.92 Heinrich von Kleist. Sämtliche W e r k e und Briefe. 2 Bde. Hrsg. v. H e l m u t Sembdner, 2. Aufl., M ü n c h e n 1961. S e m b d n e r zählte die Prosazeilen weiter.

der in Konzeption und Motivation stark abweicht: "Der Konflikt war ganz offensichtlich konzentriert auf die Kinder; dem Haß der Väter wurde die Liebe der Kinder entgegengestellt." 26 22 23 24

25 26

vgl. Kanzog, Prolegomena, S. 137 vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.43-47 T i n o Kaiser: Vergleich der verschiedenen Fassungen von Kleists D r a m e n . Bern u. Leipzig. 1944 (=Sprache und Dichtung, H e f t 70), vgl. S.108 Etwa im Bereich der Namensgebung, z.B. Vs 179" Haldolid f ü r Ciella. Gerhard Kluge: Der Wandel der dramatischen Konzeption von der Familie Ghonorez zur Familie Schroffenstein. - In: Kleists D r a m e n . N e u e Interpretationen. Hrsg. v. Walter Hinderer. Stuttgart 1981, S.53

30

im FG-Variantentext durch $ signalisiert werden. Das Problem der

Die Informationen des Erstdrucks beruhen auf dem Text des Exem-

Gegenüberstellung innerhandschriftlicher Varianten bei gleichzei-

plars der Bayerischen Staatsbibliothek 33 , Signatur P. o. germ 728t.

tiger Vermittlung der Tilgungseinheiten, konnte an manchen Stellen

Berichtigt und in den Fußnoten nachgewiesen wurden offensichtliche

31

Zur Charakterisierung

Druckfehler sowie heute von der Forschung übereinstimmend als

verschieden großer Tilgungseinheiten, z.B., wenn innerhalb einer

korrupt angesehene Stellen: (1) Fehlende bzw. verstellte Buchstaben

gestrichenen Seite vorausgehende Tilgungen auftreten, mußten die

(46 Stellen), (2) Fehlerhafte, von der Handschrift klar abweichende

Tilgungsklammern

Schreibungen

nur durch Parallelisierung gelöst werden.

diversifiziert

werden

(s.

Zeichenerklärung).

(21 Stellen), (3) Fehlerhafte Zeichensetzung

(12

Verse, die nur in der Handschrift, nicht aber im Erstdruck erscheinen

Stellen): Punkt statt Komma (Vs 401, 1628), falschgesetzter Punkt

und

(Vs 959, 1679), fälschlich Punkt vor Gedankenstrich (Vs 271, 1758,

daher

überzählig

sind,

wurden,

um

sie

im

editorischen

Kommentar eindeutig markieren zu können, mit der Verszahl des

1773, 1864, 2114), falsches Komma (Vs 1638), Fragezeichen statt

letzten vorausgehenden 'regulären' Vers und einer durch Komma da-

Ausrufungszeichen (Vs 441, 752), doppeltes Fragezeichen

(Vs

von getrennten Nummer versehen, z.B. Vs 380,1. Auf die metrische

1780); korrigiert wurde außerdem eine Stelle, an der der Zeilen-

Einteilung der überzähligen Verse wurde nicht geachtet, da es sich

umbruch den Verlust des Satzzeichens und Großschreibung bewirkte

meist um Prosazeilen handelt.

(Vs 2661).

Im Erstdruck gesperrt Gesetztes (Sprecherangaben, Hervorhebungen) 5. Prinzipien der Darstellung von FG-Leittext und FS

wird stattdessen unterstrichen. Die Seitenzahlen sind rechts neben dem Text angezeigt.

Der aus den Handschriftenvarianten konstituierte FG-Leittext weist keine Eingriffe des Herausgebers auf, auch nicht im Bereich von Interpunktion und Orthographie. 32

6. Dokumentation der Konjekturalkritik im editorischen Kommentar

Da das Personenverzeichnis zur Handschrift fehlt, wurde dem FG-

In der Textgeschichte der Familie

Leittext das von Paul Hoffmann seiner Faksimileausgabe hinzuge-

deckung der Handschrift der Familie Ghonorez eine deutliche Zäsur.

fügte Verzeichnis vorangestellt. Wegen der Parallelisierung zu FS

In der ersten Phase konnten die Herausgeber sich lediglich an dem

löst sich der FG-Leittext bei abweichender Zeilen- und Verseintei-

von Gessner veranstalteten und von Louis Wieland 3 4 vielleicht be-

Schroffenstein

setzt die Ent-

lung von der Handschrift und orientiert sich am Erstdruck. Auch im

einflußten Erstdruck halten. Die zahlreichen Korruptionen dieses

FG-Leittext werden, wie im FG-Variantentext, überzählige Verse

Erstdrucks veranlaßten sie zu Texteingriffen, die lange Gegenstand

wie besprochen numeriert.

der Konjekturalkritik waren. Der Verbesserungswille zeigte sich gerade an diesem Frühwerk, weil es, gemessen an späteren Werken, deutlich abgewertet wurde.

31

32

Insbesondere die S c h u l z e n 7 K a m m e r m ä d c h e n s z e n e , die im fortlaufenden Text, auf einein Einlegeblatt und mit 2 Varianten als Entwurf auf den S. 162163 existiert, konnte nur auf diese W e i s e zu Papier gebracht werden. Helmut S e m b d n e r hingegen modernisiert die Schreibweise z.B. V s 211 gien-

gesî-> "gingest", Vs 181 Besitzthum -> "Besitztum".

33

34

Es können zu anderen Exemplaren des Erstdrucks Presskorrekturen auftreten, von einem Doppeldruck ist jedoch nicht auszugehen. vgl. Conrad, S.273 u. 278, der die A u f f a s s u n g vertritt, d a ß der g e s c h m a c k l o s e Einfall, den Kindsfinger mitten auf die Bühne zu werfen, v o n Louis W i e l a n d s t a m m e , der damit einen Effekt erzielen wollte.

XIII

XIV

So hielt Ludwig Tieck Die Familie

Schroffenstein

f ü r eine Verir-

rung, Kleist zeige sich dort "tragisch, wie das Hirngespinst des

doch, daß das von der Normsprache abweichende Sprachverhalten Kleists zu respektieren ist. 41

Argwohns dadurch so schrecklich ist, daß es durch seine abscheuliche Natur leere Träume in Wirklichkeit verwandeln kann." 3 5 Be-

1862 unterzog Reinhold Köhler 42 die Eingriffe Tiecks und J.

zeichnend sind seine Stellungnahmen, die er in den Vorreden zu den

Schmidts einer scharfen Kritik. J. Schmidt akzeptierte einige Vor-

Hinterlassenen

Schriften

schläge Köhlers und berichtigte in seiner Ausgabe von 1863 vor

(1826) zum Ausdruck bringt. Er sieht Kleist zunächst als lebens-

allem eigene und Tiecksche Druckfehler. 4 3 Köhler lag nur der Erst-

überdrüssigen, melancholischen Menschen

Schriften

(1821) und zu den Gesammelten

1821),

druck, nicht aber die Handschrift vor. Trotzdem gelang es ihm intui-

später als Kranken (Vorrede von 1826) und erklärt damit Diskrepan-

tiv, unberechtigte Emendationen Tiecks und J. Schmidts aufzuspü-

zen in den einzelnen Werken. Tiecks Arbeitsweise als Editor ist in

ren 44 , teilweise sogar den später von der Handschrift bestätigten

36

(Vorrede von

Grundzügen bekannt . Die Eingriffe in die Familie

Schroffenstein,

Wortlaut der Handschrift 4 5 zu rekonstruieren.

zu denen noch Setzereigentümlichkeiten im Verlag Reimer kommen, nur

Erst Theophil Zolling war es möglich, die 1864 aufgefundene Hand-

insoweit relevant, als sie in der Forschungsgeschichte eine Rolle

sind jedoch

für die Dokumentation

schrift auszuwerten und sie im Anschluß an den Erstdruck voll-

spielten; für die Neuausgabe von 1846-1847, hat Tieck lediglich die

ständig abzudrucken. 46 Er sah in FG die erste und in FS die zweite

Vorrede überarbeitet.

der

Konjekturalkritik

37

Fassung des Dramas und betrachtete die zweite Fassung als die von Kleist autorisierte. 47 Das Neue seiner Ausgabe 4 8 bestand nicht nur im

Julian Schmidt stützte sich in seiner Ausgabe von 1859 auf die Aus-

erstmaligen Abdruck der FG, sondern auch in der Einrichtung von

gabe Tiecks und auf die Emendationen des Altphilologen Gomperz,

Fußnoten, die verschiedene Lesarten darbieten. Damit waren sie

wovon J. Schmidt in seiner Ausgabe von 1863 sieben wieder zu-

zwar im Text lokalisierbar, doch sie dienten nur als reine Anmer-

rücknahm. 3 8 Beide Ausgaben bezeichnen "den Übergang von der

kungen. 49 Im Vorwort (Bd 1, CV) verdeutlicht Th. Zolling die

literarischen Kritik zu einem literaturwissenschaftlich-philologischen

Funktion, die die Handschrift für ihn einnimmt: "Wo Kleists Origi-

Standpunkt" 39 , obwohl J. Schmidt schulmäßig normativ verfährt und

naldruck vorliegt, ist die Handschrift nur von konsultativem Wert, da

zu Änderungen

der Verbform, zu Modernisierungen 4 0

und

zu

Eingriffen in die Interpunktion neigt. Zusätzlich erkennt Schmidt je-

wir es in erster Linie mit dem Text zu tun haben, den der Dichter durch sein Imprimatur anerkannt hat [...] In manchen Fällen konnten die Druckfehler der oft sehr inkorrekten Originalausgabe [...] verbes-

35

36

37 38 39 40

Aus Tiecks Vorrede von 1826, XXXV, 10-13, zitiert nach Kanzog, Edition und Engagement, S.129. Für H. G. Hotho dagegen bestand der Hauptinhalt der Tragödie vielmehr darin, "daß die äußere Zufälligkeit das Gemiith wegen Nichtbeachtung dieser Zufälligkeit straft". Hotho erkannte darin einen Schlüssel für die anderen Dramen, s. Rezension der "Gesammelten Schriften" Kleists von 1826. - In: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Nr. 85-92, 1827, abgedruckt in Klaus Kanzog: Text und Kontext. Quellen und Aufsätze zur Rezeptionsgeschichte der Werke Heinrichs von Kleist. Berlin 1979 Klaus Kanzog: Edition und Engagement. 150 Jahre Editionsgeschichte der Werke und Briefe Heinrichs von Kleist, Berlin u. New York, 1979, S. 50-56 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.133 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.164 ff. vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.24 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S. 189 ff.

41 42

43 44

45

46 47

48 49

vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S. 183-184 Reinhold Köhler: Zu Kleists Werken. Die Lesarten der Originalausgabe und die Änderungen Ludwig Tieck's und Julian Schmidt's. Weimar 1862 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.188 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.162. Am 22.8.1882 schreibt Zolling an Köhler, daß Tieck und J. Schmidt mit ihren Emendationen im Unrecht waren. Köhler, S.4 zu Vs 866 Deinen, während der FS-Druck fehlerhaft Diener bietet. vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.259-261 vgl. Conrad, S.244 dagegen glaubte nicht an eine Beteiligung Kleists am Erstdruck. Heinrich von Kleist. Sämtliche Werke, hrsg. v. Theophil Zolling, Zürich 1865 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.261-262

sert werden." 5 " Aber Zolling wurde noch von den Gomperzschen

nung" 59 starrer ist als die Fußnotentechnik Zollings; die Lesbarkeit

Emendationen geleitet, vier der sieben von Zolling vorgenommenen

ist außerordentlich erschwert. Ein Vorteil des Verfahrens ist die Lo-

Eingriffe gehen auf Gomperz zurück. 51

kalisierung der Varianten, Schmidt geht aber nicht auf die Textgenese und Variantentypologie 60 ein.

1898 übernahm Eugen Wolff 5 2 die Rolle des Revisors. Er überprüfte Zollings Ausgabe und versuchte das Verhältnis FG vs FS detaillierter

Erich Schmidt verstand sich durchaus noch als ein Herausgeber in

zu bestimmen. Wolff bestreitet polemisch jede Einwirkung Kleists

der Tradition der klassischen Philologie, der nach

auf den Erstdruck. Er attestiert dem "fremden Überarbeiter" der von

'Rezensio' durch eine begründete 'Emendatio' bewußt in den Text

Kleist gelieferten Druckvorlage, "dumm-dreiste Korrigierwut" 5 3 und

eingreift, d.h. ihn nicht nur einfach abdruckt 61 , sondern dabei einem

Pedanterie, die zur "Abschwächung des Nachdrücklichen, Kühnen

"wissenschaftstheoretischen

und

gründlicher

bildungspolitischen 63

Konzept" 6 2

und gerade für Kleist Charakteristischen ins Blasse, Mittelmässige,

folgt. Seine "freie Interpunktionsverwaltung"

Alltäglich-Regelmässige" 54 führte. Die Umsetzung der Prosaszenen

nur aus diesem Selbstverständnis, sondern auch aus der Wahl des

aus FG in Verse der FS erscheint Wolff stümperhaft und ohne

Verlags für seine Ausgabe: "Meyers Klassiker Bibliothek" versuchte

Gespür für die "künstlerische Absicht Kleists bei Vermeidung des

mit schöner Ausstattung zu niedrigem Preis einen möglichst großen

resultiert jedoch nicht

Versmasses." 55 "Grobe Sinnentstellungen" 56 in FS seien das Resultat

Kundenkreis zu erreichen und schrieb deshalb Normalisierungen im

einer Überarbeitung durch fremde Hand. Stellen, an denen der

Bereich der Orthographie und Interpunktion

Erstdruck auf eine getilgte Lesart der Handschrift zurückgreift,

Edition wollte zugleich volkstümlich und wissenschaftlich sein, 64 mit

können nach Wolffs Ansicht nicht von Kleist stammen, da Kleist nie

dem Ergebnis, daß sie besonders im Hinblick auf Interpunktion

zu den ursprünglichen Texten zurückkehren würde. 57 Wolff löste mit

äußerst unzuverlässig ist. 65

vor. E.

Schmidts

seiner Untersuchung eine lang andauernde Diskussion aus. Einen entscheidenden Fortschritt in der Textgeschichte brachte die Entgegen Wolff glaubte Erich Schmidt an eine, wenn auch eilige,

von Paul Hoffmann herausgegebene Faksimileausgabe von FG 6 6 , die

Redaktion der FS durch Kleist, so daß FS als die letzte von Kleist

den Leser selbst auf die Fährte nach den Textproblemen und der

gebilligte, wenn auch verdorbene Fassung des Werks zu gelten habe.

'richtigen' Lesung setzt. Hoffmanns Edition gibt den Text der FG

58

deshalb nur die Varianten

exakt wieder, berücksichtigt aber die Textentwicklungen nicht. 67 In

der FG ab. Diese Varianten bereitet er im textkritischen Teil der

der Satzzeichengebung greift Hoffmann regulierend ein, teils fügt

Ausgabe, Bd 4, auf, wobei seine "urkundliche Variantenverzeich-

er Satzzeichen hinzu (z.B. Vs 2508 Nein,), teils läßt er sie wegfallen

Er druckte in seiner Ausgabe (1904/05)

59 50 51 52

53 54 55 56 57 58

zitiert nach Kanzog, Prolegomena, S.47, Anm.4 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.164 Eugen Wolff: Inwieweit rührt die Familie Schroffenstein von Kleist her? - In: Zeitschrift für Bücherfreunde Jg. 3 (1898) Wolff, Jg 3, S.205 Wolff, J g 4 , S.95 Wolff, Jg 4, S. 186 Wolff, Jg 2, S.241 Wolff, J g 3 , S.201 Heinrich von Kleists Werke. Im Verein mit Georg Minde-Pouet und Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. 5 Bde, Leipzig und Wien 1904/05

60 61 62 63 64 65

66

67

vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.24 vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.27 vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.28-29 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.280 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.117 vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.285-287 Sembdner entdeckte in den Dramen insgesamt 1300 Interpunktionseingriffe, vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S.305. Vor allem fügte er laut Sembdner viele Satzzeichen hinzu, vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.28 Heinrich von Kleist: Die Familie Ghonorez. Mit einer Nachbildung der Handschrift, hrsg. v. Paul Hoffmann, Berlin 1927 vgl. Kanzog, Prolegomena, S.13-14

XV

XVI

(z.B. Vs 2591 Müttern) oder er ändert die Interpunktion (z.B. Vs 29 Nein, irre

nicht!).

Augen." 7 2 Die Dokumentation dieser Konjekturalkritik und Richtigstellungen ist jedoch keineswegs überflüssig, da jede Generation an den Text herangehen und daher auch alte Fragen wieder aufwerfen

Spätestens seit der Ausgabe Helmut Sembdners 6 8 darf der Text der

wird. Ein schneller Vergleich kann dann durchaus hilfreich sein, sich

Familie Ghonorez als kanonisiert gelten. 69 Diese Edition ist "ein Bei-

überwundene Standpunkte zu vergegenwärtigen. Es wurden bewußt

spiel dafür, wie sich Texttreue, sinnvolle Kommentierung und Aus-

keine thematischen Kommentierungskomplexe gebildet, um

wahlgrundsätze vereinen lassen" 70 ; gleichwohl genügte die Text-

direkten Vergleich der Aussagen der Textkritiker zu einer Stelle zu

konstitution den Ansprüchen, die an eine historisch-kritische Ausga-

ermöglichen; die berücksichtigten Editionen und Arbeiten einzelner

be gestellt werden müssen, nicht. So bemängelt Sembdner zwar den

Textkritiker sind im Siglenverzeichnis zum editorischen Zeilen-

71

"Variantenverhau Erich Schmidts" , löst aber das Problem der an-

kommentar verzeichnet.

gemessenen Text- und Variantendarbietung nicht, da die Verlagsentscheidung für eine Leseausgabe enge editorische Grenzen setzte. Sembdner druckt Die Familie Familie Schroffenstein,

Ghonorez

ca. 600 Seiten nach der

erst im Anschluß an alle übrigen Dramen

Kleists, ab, wodurch ein Vergleich der beiden Texte sehr erschwert wird. Andrerseits ist es gerade Helmut Sembdner, der mit der Einführung einer gemeinsamen Verszählung für FG und FS

den

Grundstein für eine Parallelisierung der Texte legte.

Die Ausführungen Tino Kaisers wurden ebenfalls in den editorischen Zeilenkommentar

einbezogen,

da

sie

unter

stilistischen

Ge-

sichtspunkten das Verhältnis der beiden Fassungen näher zu bestimmen versuchen. Nachträglich erhielten auch die Ergebnisse der von Ilse-Marie Barth und Hinrich C. Seeba 1991 in der Bibliothek Deutscher Klassiker vorgelegten Edition ihren Platz im Zeilenkommentar; in dieser Edition erlaubt die getrennte Darbietung der Familie norez und Familie Schroffenstein

Gho-

(mit jeweils eigener Verszählung)

wiederum keinen unmittelbaren Vergleich der Fassungen.

Überblickt man die Geschichte der Konjekturalkritik so führt sie "einen deutlichen Abbau der Fehlentscheidungen sowie Entwicklung und Leistung der heraufkommenden 'positivistischen Philologie' vor 6ίΐ

i,1J 7(1 71

Heinrich von Kleist. Sämtliche W e r k e und Briefe, 7 Bde, hrsg. v. H e l m u t Sembdner, 1. Aufig. M ü n c h e n 1961 vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.30 vgl. Kanzog, Prolegomena, S. 13 vgl. Kreutzer, Überlieferung und Edition, S.27

72

vgl. Kanzog, Edition und Engagement, S. 175

den

PARALLELDRUCK:

DIE FAMILIE GHONOREZ

DIE FAMILIE SCHROFFENSTEIN

Aus der Transkription der Handschrift

Wiedergabe des Erstdrucks

entwickelter Leittext

Personen

Personen

Raimond. Graf von Ghonorez aus dem Hause Ciella.

Rupert. Graf von Schroffenstein, aus dem Hause Rossitz.

Elmire. seine Gemahlin.

Eustache. seine Gemahlinn.

Rodrigo, ihr Sohn.

Ottokar, ihr Sohn.

Juan. Raimonds natürlicher Sohn.

Johann. Ruperts natürlicher Sohn.

Der Großvater, sein Vater.

Sylvius. Graf von Schroffenstein. aus dem Hause Warwand.

Alonzo. regierender Graf von Ghonorez aus dem Hause Gossa.

Sylvester, sein Sohn, regierender Graf.

Franziska. Alonzos Gemahlin, Schwester der Elmire.

Gertrude. Sylvesters Gemahlinn, Stiefschwester der Eustache.

Ignez. ihre Tochter.

Agnes, ihre Tochter.

Antonio von Ghonorez.

Jeronimus von Schroffenstein. aus dem Hause Wyk.

Aldola

Aldöbern

Santin

Vasallen Raimonds.

Santing

3

Vasallen Ruperts.

Vetorin

Fintenring

Thiesta. Vasall Alonzos.

Theistiner. Vasall Sylvesters.

Ursula, eine Witwe.

Ursula, eine Todtengräberswittwe.

Barnabé. ihre Tochter.

Barnabe, ihre Tochter.

Grethe. eine Kammerjungfer der Elmire.

Eine Kammerjungfer der Eustache.

Ein Kirchenvoigt.

Ein Kirchenvoigt. Ein Gärtner.

Hans Franz Flanz. ein Wanderer.

Zwei Wanderer.

Ein zweiter Wanderer. Cvrillo. ein Diener Alonzos. Hans, ein Gärtner. Der Kerkermeister auf Ciella. Ritter. Geistliche. Hofgesinde. Jünglinge. Mädchen.

Ritter. Geistliche. Hofgesinde.

Das Stück spielt in Spanien1

Das Stück spielt in Schwaben.

Der Titel Die Familie Ghonorez und das Personenverzeichnis, welche beide der Handschrift fehlen, sind nach der Faksimilieausgabe Paul Hoffmanns hinzugefügt worden.

I Akt. 1Í Scene,

ERSTER AUFZUG

della.

ERSTE SCENE. Das Innere einer Capelle. Es steht ein Sarg in der Mitte, um ihn herum Raimond.

(Rossitz. Das Innere einer

Elmire.

Es steht ein Sarg in der Mitte, um ihn her-

Rodrigo. Antonio. Ritter, Geistliche, das Hof= gesinde, und ein Chor von Jünglingen Die Messe ist eben

und

Mädchen.

beendigt.

um Rupert. Eustache. Ottokar.

Jero-

nimus. Ritter, Geistliche, das

Hofgesinde,

und ein Chor von Jünglingen Die Messe ist so eben 1 2 3

Chor der Mädchen. Mit Musik. Niedersteigen Glanzumstrahlet

1 2

Himmelshöhen zur Erd' herab'

3

Sah ein Frühling

4

Sah ein Frühling

5

Einen Engel.

Nieder trat ihn ein frecher Fuß.

6 7

decken, 8 9 10 11 12 13

Dessen Willen wollen wir vollstrecken, Rache! Rache! Rache! schwören wir. Chor der Mädchen. Aus dem Staube

Bat um Liebe.

16

9 10

12

Milde zürnend den Frechen an,

15

8

11

Aufwärts blickt'er

Bat, ein Kindlein,

13

18 19

Nieder trat ihn ein frecher Fuß. Chor der Jünglinge. Dessen Thron die weiten Räume

Mörders Stahl gab die Antwort ihm.

Dessen Reich die Sterne Grenzen stecken, Dessen Willen wollen wir vollstrecken, Rache! Rache! Rache! schwören wir. Chor der Mädchen. Aus dem Staube Aufwärts blickt' er Milde zürnend den Frechen an;

14

Bat, ein Kindlein,

15

Bat um Liebe.

16

Chor der Jünglinge, wie oben. 17

Mörders Stahl gab die Antwort ihm. Chor der Jünglinge (wie oben).

Chor der Mädchen. Nun im Sarge

17

Ausgelitten

18

Faltet blutige Händlein er,

19

Chor der Mädchen. Nun im Sarge, Ausgelitten, Faltet blutige Händlein er,

20

Gnadebetend

20

Gnade betend

21

Seinem Feinde.

21

Seinem Feinde.

22

Trotzig stehet der Feind und schweigt. Chor der Jünglinge, wie oben. (Während die Musik zu Ende geht,

S.4

decken,

Dessen Reich die Sterne Grenzen stecken,

14

beendigt.)

Himmelshöhen zur Erd' herab

Einen Engel.

Chor der Jünglinge. Dessen Thron die weiten Räume

Mädchen.

Glanz umstrahlet,

5

7

und

Chor der Mädchen (mit A-fa.n/:).Niedersteigen·

4

6

Capelle.

22

S.5

Trotzig stehet der Feind und schweigt. Chor der Jünglinge (wie oben).

nähert

sich die Familie und ihr Gefolge dem

Altar.)

(Während die Musik zu Ende geht,

nähert

sich die Familie und ihr Gefolge dem

Altar.)

23 24

25

24

Dem Haus' Alonzo's, Grafen Ghonorez. (er empfängt das

25

23

Raimond. Ich schwöre Rache! Rache! auf die Hostie?

25 25

Mein Herz

26

Trägt wie mit Schwingen Deinen Fluch zu Gott.

26

27

Ich schwöre Rache so wie Du.

27

27 28 28 29

Raimond.

Den Namen,

27

Mein Sohn, den Namen nenne. Rodrigo.

28 28

Rache schwör' ich,

29

Alonzo'n Ghonorez.

Abendmahl)

Die Reihe ist an Dir, mein Sohn. Ottokar.

Mein Herz

Trägt wie mit Schwingen Deinen Fluch zu Gott, Ich schwöre Rache, so wie Du. Rupert.

Den Namen,

Mein Sohn, den Namen nenne. Ottokar.

Rache schwör' 1 ich,

Sylvestern Schroffenstein!

Nein, irre nicht.

29

30

Ein Fluch, wie unsrer, kommt vor Gottes Ohr,

30

31

Und jedes Wort bewaffnet er mit Blitzen.

31

Und jedes Wort bewaffnet er mit Blitzen.

32

Drum wäge sie gewissenhaft - Sprich nicht

32

Drum wäge sie gewissenhaft. - Sprich nicht

33

Alonzo, sprich sein ganzes Haus, so hast

33

Sylvester, sprich sein ganzes Haus, so hast

34

Du's sichrer.

34

Du's sichrer.

29

34 35

Raimond.

Rodrigo.

Rache schwör ich, Rache

(Er empfängt das 35 36 36 37

34

Dem Mörderhaus' Alonzo's.

Raimond.

35

Abendmahl) 35

Die Reihe ist an Dir. Elmire.

Rupert.

36

Verschone mich,

36

Ich bin ein Weib -

37

Nein irre nicht.

S.6

Ein Fluch, wie unsrer, kömmt vor Gottes Ohr

Ottokar.

Rache! schwör'ich, Rache!

Dem Mörderhaus' Sylvesters. (Er empfängt das

Elmire,

Rupert.

Abendmahl.) Eustache,

Die Reihe ist an Dir. Eustache.

Verschone mich,

Ich bin ein Weib -

37

Raimond.

Und Mutter auch des Todten.

37

Rupert.

38

Elmire. O Gott! Wie soll ein Weib sich rächen?

38

Eustache. O Gott! Wie soll ein Weib sich rächen?

38

Raimond.

38

Rupert.

In

39

Gedanken. Würge!

39

Sie betend. (Sie empfängt das (Raimond

führt

Elmiren

Abendmahl)

in den

Vordergrund:

40

Und Mutter auch des Todten.

In

39

Gedanken. Würge

39

Sie betend. (Sie empfängt das

Alle

S.7

Abendmahl.)

(Rupert führt Eustache in den Vor-

folgen.)

dergrund. Alle folgen.)

Raimond. Ich weiß, Elmire, Männer sind die Rächer,

40

Rupert. Ich weiß, Eustache, Männer sind die Rächer -

41

I h r s e i d d i e Klageweiber der Natur.

41

Ihr seid die Klageweiber der Natur.

42

Doch nichts mehr von Natur.

42

Doch nichts mehr von Natur.

1

5

Dem Haus' Sylvesters, Grafen Schroffenstein. (er empfängt das

Abendmahl)

Die Reihe ist an Dir, mein Sohn. Rodrigo.

Rupert. Ich schwöre Rache! Rache! auf die Hostie,

Erstdruck (E): sahwör'

6

43

Ein holdergötzend Mährchen ist's, der Kindheit

43

Ein hold ergötzend Mährchen ist's der Kindheit,

44

Der Menschheit von den Dichtern, ihrer Amme,

44

Der Menschheit von den Dichtern, ihren Ammen,

45

Erzählt. Vertrauen, Unschuld, Treue, Liebe,

45

Erzählt. Vertrauen, Unschuld, Treue, Liebe,

46

Religion, der Götter Furcht sind wie

46

Religion, der Götter Furcht sind wie

47

Die Thiere, welche reden - Selbst das Band,

47

Die Thiere, welche reden. - Selbst das Band,

48

Das heilige, der Blutsverwandschaft riß,

48

Das heilige, der Blutsverwandschaft riß,

49

Und Vettern, Kinder eines Vaters, zielen

49

Und Vettern, Kinder eines Vaters, zielen,

50

Mit Dolchen zielen sie auf ihre Brüste.

50

Mit Dolchen zielen sie auf ihre Brüste.

51

Ja sieh, die letzte Menschenregung für

51

Ja sieh, die letzte Menschenregung für

52

Das Wesen in der Windel ist erloschen.

52

Das Wesen in der Wiege ist erloschen.

53

Man spricht von Wölfen, welche Kinder säugten,

53

Man spricht von Wölfen, welche Kinder säugten,

54

Von Löwen, die das Einzige der Mutter

54

Von Löwen, die das Einzige der Mutter

55

Verschonten - Ich erwarte, daß ein Bär

55

Verschonten. - Ich erwarte, daß ein Bär

56

An Oheims Stelle trit für Rodrigo.

56

An Oheims Stelle trit für Ottokar.

57

Und weil doch Alles sich gewandelt, Menschen

57

Und weil doch Alles sich gewandelt, Menschen

58

Mit Thieren die Natur gewechselt, wechsle

58

Mit Thieren die Natur gewechselt, wechsle

59

Denn auch das Weib die ihrige und dränge

59

Denn auch das Weib die ihrige - verdränge

60

Das Kleinod Liebe, das nicht üblich ist,

60

Das Kleinod Liebe, das nicht üblich ist,

61

Aus ihrem Herzen, um die Folie, Haß,

61

Aus ihrem Herzen, um die Folie,

62

Der üblich ist, hineinzusetzen. Wir

62

Den Haß, hineinzusetzen.

62

S.8

Wir

63

Indessen thun's in unsrer Art. Ich biete

63

Indessen thun's in unsrer Art. Ich biete

64

Euch, meine Lehensmänner auf, mir schnell

64

Euch, meine Lehensmänner, auf, mir schnell

65

Von Mann und Weib und Kind, und was nur irgend

65

Von Mann und Weib und Kind, und was nur irgend

66

Sein Leben lieb hat, eine Schaar zu bilden.

66

Sein Leben lieb hat, eine Schaar zu bilden.

67

Denn nicht ein ehrlich offner Krieg, ich denke

67

Denn nicht ein ehrlich offner Krieg, ich denke,

68

Nur eine Jagd wird's werden, wie nach Schlangen.

68

Nur eine Jagd wird's werden, wie nach Schlangen.

69

Wir wollen bloß das Felsenloch verkeilen,

69

Wir wollen bloß das Felsenloch verkeilen,

70

Mit Dampfe sie in ihrem Nest ersticken, -

70

Mit Dampfe sie in ihrem Nest ersticken,

71

Die Leichen liegen lassen, daß von fernher

71

- Die Leichen liegen lassen, daß von fernher

72

Gestank die Gattung schreckt, und keine wieder

72

Gestank die Gattung schreckt, und keine wieder

73

In einem Erdenalter dort ein Ei legt.

73

In einem Erdenalter dort ein Ey legt.

74

E¡mire. O Raimond! Mäß'ge Dich! Es hat der Frech-

74

Eustache. O Rupert, mäß'ge Dich! Es hat der frech

75

Beleidigte den Nachtheil, daß die That,

75

Beleidigte den Nachtheil, daß die That

76

Ihm die Besinnung selbst der Rache raubt,

76

Ihm die Besinnung selbst der Rache raubt,

77

Und daß in seiner Brust noch, an der Wuth,

77

Und daß in seiner eignen Brust ein Freund

S.9

78

Ein Freund des Feindes aufsteht wider ihn.

78

Des Feindes aufsteht wider ihn, die Wuth -

79

Wenn Dir ein Garn Alonzo stellt, Du läufst

79

Wenn Dir ein Garn Sylvester stellt, Du läufst

80

In Deiner Wunde blindem Schmerzgefühl

80

In Deiner Wunde blindem Schmerzgefühl

81

Hinein - Könnt'st Du nicht prüfen mindestens

81

Hinein. - Könnt'st Du nicht prüfen mindestens

82

Vorher, aufschieben noch die Fehde - Ich

82

Vorher, aufschieben noch die Fehde. - Ich

83

Will nicht den Arm der Rache binden, leiten

83

Will nicht den Arm der Rache binden, leiten

84

Nur will ich ihn, daß er so sichrer treffe -

84

85

Raimond. So meinst Du, soll ich warten, Pedro's Mord

85

7

Nur will ich ihn, daß er so sichrer treffe. Rupert. So, meinst Du soll ich warten, Peter's Tod

86

Nicht rächen, bis ich Rodrigo's, bis ich

86

Nicht rächen, bis ich Ottokar's, bis ich

87

Auch Deinen noch zu rächen hab' - Aldola!

87

Auch Deinen noch zu rächen hab' - Aldöbern!

88

Geh' hin nach Gossa, künd'ge ihm den Frieden!

88

Geh hin nach Warwand, künd'ge ihm den Frieden auf.

89

- Doch sag's ihm nicht so sanft, wie ich, hörst Du?

89

- Doch sag's ihm nicht so sanft, wie ich, hörst Du?

90

Nicht mit so dürren Worten - Sag' daß ich

90

Nicht mit so dürren Worten - Sag' daß ich

91

Gesonnen sei an seines Schloßes Stelle

91

Gesonnen sei, an seines Schlosses Stelle

92

Ein Hochgericht zu bauen - Nein, ich bitte

92

Ein Hochgericht zu bauen. - Nein, ich bitte,

93

Du mußt so matt nicht reden - Sag', ich dürste

93

Du mußt so matt nicht reden - Sag' ich dürste

94

Nach sein und seines Kindes Blut, hörst Du,?

94

Nach sein und seines Kindes Blute, hörst Du?

95

Und seines Kindes Blute

95

Und seines Kindes Blute.

(er bedeckt sein Gesicht; ab mit

(Er bedeckt sich das Gesicht; ab, mit

Gefolge außer Antonio und Rodrigo )

Gefolge ausser Ottokar und Jeronimus. )

96

Antonio. Ein Wort, Graf Rodrigo.

96

Jeronimus. Ein Wort, Graf Ottokar.

96

Rodrigo.

96

Ottokar.

99

Bist Du's Antonio?

Nun, was giebt's?

Bist Du's, Jerome?

97

Willkommen! Wie Du siehst, sind wir geschäftig,

98

Und kaum wird mir die Zeit noch bleiben, mir

99

Die Rüstung anzupassen. - Nun, was giebt's?

100

Antonio. Ich komm' aus Gossa.

100

100

Rodrigo.

100

Ottokar.

101

Antonio. Bei meinem Eid', ich nehme ihre Sache.

101

Jeronimus. Bei meinem Eid, ich nehme ihre Sache.

102

Rodrigo. Alonzo's? Du?

102

Ottokar. Sylvesters? Du?

102

Antonio.

102

Jeronimus.

So? Aus Gossa? Nun?

Denn nie ward eine Fehde

Jeronimus. Ich komm' aus Warwand. So? Aus Warwand? Nun?

Denn nie ward eine Fehde

103

So tollkühn rasch, so frevelhaft leichtsinnig

103

So tollkühn rasch, so frevelhaft leichtsinnig

104

Beschlossen, als die Eur1.

104

Beschlossen, als die Eur'.

104

Rodrigo.

105

Antonio. Ich denke das Erklären ist an Dir.

Erkläre Dich.

S.10

104

Ottokar.

105

Jeronimus. Ich denke, das Erklären ist an Dir.

Erkläre Dich.

106

Ich habe hier in diesen Bänken wie

106

Ich habe hier in diesen Bänken wie

107

Ein Narr gestanden,

107

Ein Narr gestanden,

S.11

8

108 108 109 109

Dem ein Schwarzkünstler Faxen vormacht. Rodrigo.

Wie?

108

Du wüßtest nichts? Antonio.

109

Du hörst Ich sage Dir,

Ottokar.

Wie?

Du wüßtest nichts? Jeronimus.

Du hörst ich sage Dir,

Ich komm aus Warwand, wo Sylvester, den

Ihr einen Kindesmörder scheltet,

111

Ihr einen Kindermörder scheltet,

Die Mücken klatscht, die um sein Mädchen summen.

112

Ich k o m m ' a u s Gossa, wo Alonzo, den

111 112

114

109

Dem ein Schwarzkünstler Faxen vormacht.

110

110

113

108

Rodrigo. Ja so, das war es - Allerdings, man weiß,

113

Die Mücken klatscht, die um sein Mädchen summen. Ottokar. Ja so, das war es. - Allerdings, man weiß, Du giltst dem Hause viel, sie haben Dich

Du giltst dem Hause viel, sie haben Dich

114

115

Stets ihren Freund genannt, so solltest Du

115

Stets ihren Freund genannt, so solltest Du

116

Wohl unterrichtet sein von ihren Wegen.

116

Wohl unterrichtet seyn von ihren Wegen.

117

Man spricht Du freitest um die Tochter - Nun

117

Man spricht, Du freitest um die Tochter - Nun,

118

Ich sah sie nie, doch des Gerüchtes Stimme

118

Ich sah sie nie, doch des Gerüchtes Stimme

119

Rühmt ihre Schönheit - Wohl. So ist der Preis

119

Rühmt ihre Schönheit! Wohl. So ist der Preis

120

Es werth.

120

120

Antonio.

Wie meinst Du das?

120

Rodrigo.

121

Antonio. Laß gut sein, kann es selbst mir übersetzen.

Ich meine, weil -

Es werth. -

120

Jeronimus.

120

Ottokar.

Wie meinst Du das?

121

Jeronimus. Laß gut seyn, kann es selbst mir übersetzen.

Ich meine, weil -

122

Du meinest, weil ein seltner Fisch sich zeigt,

122

Du meinest, weil ein seltner Fisch sich zeigt

123

Der doch zum Unglück bloß von Aß sich nährt,

123

Der doch zum Unglück blos vom Aas sich nährt,

124

So schlüg ich meine Ritterehre todt

124

So schlüg ich meine Ritterehre todt,

1

125

Und hieng die Leich'an meiner Lüste Angel

125

Und hieng' die Leich' an meiner Lüste Angel

126

Als Köder a u f -

126

Als Köder auf -

126

Rodrigo.

Ja, grad'heraus, Antonio.

126

Ottokar.

Es gab uns Gott das seltne Glück, daß wir

Der Feinde Schaar leichtfaßlich, unzweideutig,

128

Der Feinde Schaar leichtfaßlich, unzweideutig,

Wie eine runde Zahl erkennen. Gossa,

129

Wie eine runde Zahl erkennen. Warwand,

130

In diesem Worte liegt's, wie Gift in einer Büchse

130

In diesem Worte liegt's, wie Gift in einer Büchse;

131

Und weils jetzt drängt - Und eben nicht die Zeit

131

Und weils jetzt drängt, und eben nicht die Zeit,

Es gab uns Gott das seltne Glück, daß wir

128 129

132

Zu makein, ein zweideutig Körnchen Saft

132

Zu mäckeln, ein zweideutig Körnchen Saft

133

Mit Müh herauszuklauben, nun so machen

133

Mit Müh heraus zu klauben, nun so machen

134

Wir's kurz, und sagen, Du gehörst zu Gossa.

134

135

Antonio. Bei meinem Eid, da habt ihr Recht. Niemals

135

Wir's kurz, und sagen, Du gehörst zu Warwand. Jeronimus. Bei meinem Eid, da habt ihr Recht. Niemals

War eine Wahl mir zwischen Euch und sie.

136

War eine Wahl mir zwischen Euch und ihnen;

137

Doch muß ich mich entscheiden, auf der Stelle

137

Doch muß ich mich entscheiden, auf der Stelle

138

Thu ich's, wenn so die Sachen stehen. Ja, sieh,

138

Thu' ich's, wenn so die Sachen stehn. Ja sieh,

136

S.13

Ja, grad'heraus, Jerome!

127

127

S.12

S.14

139

Ich spreng' auf alle Schlösser im Gebirg,

139

140

Empöre jedes Herz, bewaffne

140

Empöre jedes Herz, bewaffne, wo

141

W o ich es finde, das Gefühl des Rechts,

141

Ich's finde, das Gefühl des Rechts, den frech

142

Den Frech-Verläumdeten zu rächen.

142

142

Rodrigo.

Das

142

Ich spreng'auf alle Schlösser im Gebirg',

Verläumdeten zu rächen. Ottokar.

Das Gefühl

143

Gefühl des Rechts! O Du Falschmünzer der

143

Des Rechts! O Du Falschmünzer der Gefühle!

144

Gefühl' ! Nicht Einen wird ihr Glanz betrügen,

144

Nicht Einen wird ihr blanker Schein betrügen;

145

A m Klange werden sie es hören, an

145

Am Klange werden sie es hören, an Die Thür' zur Warnung Deine Worte nageln. -

1

9

146

Die Thür zur Warnung Deine Worte nageln -

146

147

Das Rechtgefühl! Als ob's ein andres noch

147

Das Rechtgefühl! Als ob's ein andres noch

148

In einer andern Brust als dieses gäbe!

148

In einer andern Brust, als dieses, gäbe!

149

Denkst Du, daß ich, wenn ich ihn schuldlos glaubte,

149

Denkst Du, daß ich, wenn ich ihn schuldlos glaubte,

150

Nicht selbst auf seine Seite treten würde,

150

Nicht selbst dem eignen Vater gegenüber

151

Dem eignen Vater gegenüber? Nun

151

Auf seine Seite treten würde? Nun,

152

Du Thor, wie könnt' ich denn dies Schwerdt, dies

152

Du Thor, wie könnt' ich denn dies Schwerdt, dies gestern

gestern 153

Empfangne, dies der Rache auf sein Haupt

153

154

Geweihte, so mit Wollust tragen - Doch

154

Geweihte, so mit Wollust tragen? - Doch

155

Nichts mehr davon, das kannst Du nicht verstehn.

155

Nichts mehr davon, das kannst Du nicht verstehn. S.15

156

Zum Schlüsse - wir, wir hätten, denk' ich, nun

156

Zum Schlüsse - wir, Wir hätten, denk' ich, nun

Einander wohl mehr nichts zu sagen?

157

157

Empfang'ne, dies der Rache auf sein Haupt

Einander wohl nichts mehr zu sagen?

157

Jeronimus.

Rodrigo. Leb' wohl.

158

Ottokar. Leb wohl!

Antonio. Rodrigo !

159

Jeronimus. Ottokar!

157

Antonio.

158 159

Nein.

- Nein.

160

Was meinst Du? Sieh, Du schlägst mir ins Gesicht,

160

161

Und ich, ich bitte Dich mit mir zu reden.

161

Und ich, ich bitte Dich mit mir zu reden -

162

Was meinst Du, bin ich nicht ein Schurke?

162

Was meinst Du, bin ich nicht ein Schurke?

162 163 164

Rodrigo.

Willst

Du's wissen, stell Dich nur an diesen Sarg, (ab)

162 163

Ottokar.

Willst

Du's wissen, stell' Dich nur an diesen Sarg. (Ottokar ab. Jeronimus kämpft mit

Antonio (kämpft mit sich, will gehen, bemerkt dann den Kirchenvoigt)

Was meinst Du? Sieh, Du schlägst mir ins Gesicht,

sich, will ihm nach, erblickt dann den

He, Alter.

Kirchenvogt. ) 164

Jeronimus. He, Alter!

164

Kirchendiener. Herr.

164

Kirchenvogt.

164

Antonio. Kennst Du mich?

164

Jeronimus.

164,1

Kirchendiener. Du meinst, von Ansehn -

S.16

Herr! Du kennst mich?

10

164,2

Antonio. Nein, von Namen.

164

164

Kirchendiener. Warst Du schon

165

165

in dieser Kirche?

Jeronimus. Kirchenvogt.

Antonio. Niemals.

165

165

Kirchendiener. Ei. Herr, wie sollt'

166

166

ich die Namen aller kennnen,

167

167

die außer der Kirche sind?

167

Antonio. Nun dann, es thut zur Sache nichts.

Warst Du schon

In dieser Kirche?

165

165

167

Kirchenvogt. Nein

Ei, Herr, wie kann

Ein Kirchenvogt die Namen Aller kennnen, Die außerhalb der Kirche? Jeronimus.

Du hast Recht

168

Ich bin auf Reisen, hab' hier angesprochen,

168

Ich bin Auf Reisen, hab hier angesprochen,

169

Und finde Alles voller Leid und Trauer.

169

Und finde Alles voller Leid und Trauer.

170

Unglaublich dünkt's mich, was die Leute reden,

170

Unglaublich dünkt's mich, was die Leute sagen,

171

Es hab' der Oheim dieses Kind erschlagen.

171

Es hab'der Oheim dieses Kind erschlagen.

172

Du bist ein Mann doch, den man zu dem Pöbel

172

Du bist ein Mann doch, den man zu dem Pöbel

173

Nicht zählt, und der wohl hie und da ein Wort

173

Nicht zählt, und der wohl hie und da ein Wort

174

Von höhrer Hand erhorchen mag. Nun, wenn's

174

Von höhrer Hand erhorchen mag. Nun, wenn's

175

Beliebt, so theil1 mir, was Du wissen magst,

175

Beliebt, so theil'mir, was Du wissen magst,

176

176

Fein ordentlich und nach der Reihe mit.

177

Kirchendiener. Herr. Von alten Zeiten her

178

giebt's einen Erbvertrag zwischen den beiden Häusern

177

S.17

Fein ordentlich und nach der Reihe mit. Kirchenvogt. Seht, Herr, das thu ich gern. Seit alten Zeiten

178

Giebt's zwischen unsern beiden Grafenhäusern,

179

Von Rossitz und von Warwand einen Erbvertrag,

179

von Gossa und von Ciella; einen Erbvertrag, sag ich,

180

Kraft dessen nach dem gänzlichen Aussterben

180

kraft dessen nach dem gänzlichen Aussterben

181

Des einen Stamms, der gänzliche Besitzthum

181

des einen Stammes das sämmtliche Besitzthum

182

182

desselben an den andern Stamm fallen sollte.

183

Jeronimus. Zur Sache, Alter! das gehört zur Sache nicht.

183

Antonio. Zur Sache, das gehört zur Sache nicht.

184

Kirchenvogt. Ei, Herr, der Erbvertrag gehört zur Sache.

184

Kirchendiener. Ei wohl, Herr, der Erbvertrag gehört zur

185

Denn das ist so viel, als wolltest Du sagen, der Apfel

185

Denn das ist just als sagtest Du, der Apfel

186

gehöre nicht zum Sündenfall.

186

Gehöre nicht zum Sündenfall.

Desselben an den andern fallen sollte.

Sache.

186 187 188

Antonio. Nun, weiter. Kirchendiener. Nun weiter. Als unser jetziger Herr die Regierung übernehmen sollte, ward

186

Jeronimus.

187

So sprich.

187

Kirchenvogt.

188

Nun denn, Ich sprechi Als unser jetz'ger Herr

An die Regierung treten sollte, ward

189

er plötzlich krank. Zwei Tage lang lag er

189

Er plötzlich krank. Er lag zwei Tage lang

190

in der Ohnmacht, man hielt ihn für todt,

190

In Ohnmacht; Alles hielt ihn schon für todt,

191

und der Graf Alonzo, als Erbe, machte bereits

191

Und Graf Sylvester grif als Erbe schon

S.18

11

Anstalten 192

die Hinterlassenschaft in Besitz zu nehmen, als

192

Zur Hinterlassenschaft, als wiederum

193

unser Herr wieder erwachte.

193

Der gute Herr lebendig ward. Nun hätt'

194

Der Tod in Warwand keine größre Trauer

195

Erwecken können, als die böse Nachricht.

193.1

Antonio. Sprich deutlich. Welche Anstalt traf er?

193.2

Kirchendiener. Ei nun, er ließ Kisten und Kasten versiegeln,

193.3

verschließen, bewachen -

193.4

Antonio. Nun?

193.5

Kichendiener. Nun, das that er. Weiter nichts.

193.6

Antonio. Fahre fort.

194

Kirchendiener. Ich fahre fort. Die Todesnachricht hätte

195

erwecken können, als die Nachricht, daß unser Herr

in Gossa keine so große Trauer am Leben sei. 196 196 197 197 198

Antonio. Wer sagte Dir das?

196

Jeronimus. Wer hat Dir das gesagt?

Kirchendiener. Herr, es sind zwanzig Jahre vorbei,

196

Kirchenvogt.

kann's nicht mehr beschwören. Antonio. Sprich weiter. Kirchendiener. Ich spreche weiter. Seitdem haben

197

Herr, zwanzig Jahre sinds,

Kann's nicht beschwören mehr.

197

Jeronimus.

197

Kirchenvogt.

Sprich weiter. Herr,

198

Ich spreche weiter. Seit der Zeit hat der Sylvester stets nach unsrer Grafschaft her

199

sie von Gossa immer nach unsrer Grafschaft herüber-

199

200

geschielt, wie die Katze nach dem Knochen,

200

Geschielt, wie eine Katze nach dem Knochen,

an welchem der Hund nagt.

201

An dem der Hund nagt.

201 201

Antonio. Thaten sie das?

201

Jeronimus.

201

Kirchendiener. So oft

201

Kirchenvogt.

202

unserm Herrn ein Junker gebohren ward,

202

203

soll der Graf Alonzo blaß geworden sein.

203

203

Antonio. Wirklich?

203

203

Kirchendiener. Nun,

203

That er das! So oft

Ein Junker unserm Herrn gebohren ward, Soll er, spricht man, erblaßt seyn. Jeronimus. Kirchenvogt.

Wirklich? Nun,

204

weil doch alles Warten und Gedulden

204

205

vergebens war, und die zwei Jünglinge wie

205

Vergebens war, und die zwei Knaben wie

206

die Pappeln blühten, so nahm er kurzweg die Axt,

206

Die Pappeln blüthen, nahm er kurz die Axt,

207

und fällte vor der Hand den Einen,

207

Und fällte vor der Hand den Einen hier,

208

den jüngsten, von neun Jahren, der hier im Sarge liegt.

208

Den jüngsten, von neun Jahren, der im Sarg'.

209 210

S.19

Weil alles Warten und Gedulden doch

Antonio. Nun das erzähl', wie ist das zugegangen?

209

Jeronimus. Nun das erzähl', wie ist das zugegangen? S.20

Kirchendiener. Nun gut, Herr das will ich Dir erzählen.

210

Kirchenvogt. Herr, ich erzähl's dir ja. Denk dir, du seyst

12

Denk', Du seist 211

Graf Raimond, unser Herr, und giengest an einem

211

Graf Rupert, unser Herr, und giengst an einem Abend

Abend 212

spatzieren, weit ab, ins Gebirge.

212

Spatzieren, weit von Rossitz, ins Gebirg';

213

Nun denke Dir, Du fändest dort plötzlich

213

Nun denke dir, du fändest plötzlich dort

214

Dein Kind todt auf der Erde, neben ihm kniend zwei

214

Dein Kind, erschlagen, neben ihm zwei Männer

215

Mit blutgen Messern, Männer, sag' ich Dir

Männer 215

aus dem Fußvolk von Gossa, mit blutigen Messern in den Händen.

216

Du, wiithend, zögst das Schwerdt,

216

Aus Warwand. Wiithend zögst Du drauf das Schwerdt

217

und machtest sie beide nieder.

217

Und machtst sie beide nieder.

217

Antonio. That das Dein Herr?

217

Jeronimus.

218

Kirchendiener. Herr, der Eine blieb noch am Leben, und

218

Kirchenvogt. Der Eine, Herr, blieb noch am Leben, und

219

der hat's gestanden.

219

That Rupert das?

Der hat's gestanden.

219

Antonio. Gestanden?

219

Jeronimus.

220

Kirchendiener. Ja, Herr, er hat's rein heraus gestanden.

220

Kirchenvogt. Ja, Herr, er hat's rein h'raus gestanden. S.21

220

Antonio. Was

220

Jeronimus.

221 221 222

hat er gestanden? Kirchendiener. Daß Graf Alonzo ihn zum Morde abgeschickt, und ihm im Voraus

221 221 222

Gestanden? Was

Hat er gestanden? Kirchenvogt.

Daß sein Herr Sylvester

Zum Morde ihn gedungen und bezahlt.

bezahlt habe. 223 223 224 225 225

Antonio. Hast Du's gehört? Mit Deinen eignen Ohren? Aus seinem Munde? Kirchendiener. Herr, ich hab's gehört und die ganze Gemeinde. Antonio. O höllisch ist's! Erzähls genau,

223

Jeronimus. Hast du's gehört? Aus seinem Munde?

223

Kirchenvogt.

224 225 225

Gemeinde. Jeronimus. Höllisch ist's! - Erzähl's genau.

226

sprich, wie gestand er es?

226

226

Kirchendiener. Auf der Folter.

226

Kirchenvogt.

226

Jeronimus.

227

Antonio. So. Weiter. Sag mir seine Worte.

227

Kirchendiener. Herr,

227 227

Herr,

Ich hab's gehört aus seinem Munde, und die ganze

Sprich, wie gestand er's? Auf der Folter. Auf

Der Folter? Sag mir seine Worte. Kirchenvogt.

Herr

228

die hab' ich nicht genau gehört, außer Eines.

228

Die hab ich nicht genau gehöret, außer Eins.

229

Denn es war ein Getümmel auf dem Markte,

229

Denn ein Getümmel war auf unserm Markte,

230

wo er gefoltert ward, daß man sein Brüllen

230

Wo er gefoltert ward, daß man sein Brüllen

kaum hören konnte.

231

231 231

Antonio. Du sagtest, außer Eines.

231

Kaum hören konnte. Jeronimus.

Außer Eins, sprachst Du;

S.22

232

Nenne mir Das eine Wort, das Du gehört.

233

Kirchendiener. Das eine Wort war: Alonzo.

234,1

Antonio. Alonzo? Sagt er das? Bist Dif s gewiß?

234 235

So. - Nun was war's weiter? Kirchendiener. Herr, weiter war es nichts. Denn bald

232

236 237 237

Kirchenvogt. Das Eine Wort, Herr, war: Sylvester.

234

Jeronimus. Sylvester! - - Nun, und was war's weiter?

235

Kirchenvogt. Herr, weiter war es nichts. Denn bald darauf,

als er's gestanden, verblich er.

238 238

236 236

Antonio. So, verblich - Und weiter weißt Du nichts?

Ein Diener (trit auf)

Habt Ihr

Den suchst Du? Freund, ich gehe mit

Als er's gestanden hatt', verblich er. Jeronimus.

So?

S.23

Und weiter weißt Du nichts? Kirchenvogt.

Herr nichts.

Jeronimus (bleibt in Gedanken

stehen)

Graf Rodrigo Gesehn? Antonio.

237 237

Kirchendiener. Herr, nichts. Antonio, (bleibt in Gedanken

237

13

233

darauf, 236

Nenne mir das Eine Wort, das du gehört.

237 238 238

stehn.)

Ein Diener (tritt auf. ) War nicht Graf Rupert hier? Jeronimus.

Suchst Du ihn? Ich geh' mit Dir. (Alle

ab.)

Dir. (Alle ab)

(Ottokar und Johann treten von der andern Seite auf. )

Rodrigo und Juan (treten von der anderen Seite auf) 239

Rodrigo. Wie kamst Du denn zu diesem Schleier? Er

239

Ottokar. Wie kamst Du denn zu diesem Schleier? Er

Ist's, Ist's wahrhaftig - Sprich, - Und so in Thränen?

240

Ist's, ist's wahrhaftig - Sprich - Und so in Thränen?

Warum denn so in Thränen, so erhitzt?

241

Warum denn so in Thränen? So erhitzt?

242

Hat Dich die Mutter Gottes so begeistert,

242

Hat Dich die Mutter Gottes so begeistert,

243

Vor der Du knietest?

243

240 241

243 244 245 245 246

Juan.

Gnädger Herr - als ich

243

Vorbeigieng an dem Bilde, riß es mich

244

Gewaltsam zu sich nieder -

245

Rodrigo.

Und der Schleier?

Wie kommst Du denn zu diesem Schleier, sprich?

245 246

Vor der Du knietest? Johann.

247

247

Rodrigo.

247

Ottokar.

247

Juan.

247

Johann.

248 248 249

Zu Santa Kruz. Rodrigo.

Und kennst nicht die Person,

Die ihn verloren?

249

Juan.

249

Rodrigo.

250

248 248 249

- Nein. Gut. Es thut nichts.

Ist einerlei - Und weil er Dir nichts nützet,

Johann. Ich sag' Dir ja. ich fand ihn. Wo? Im Thale

Zum heil'gen Kreuz. Ottokar.

Und kennst nicht die Person,

Die ihn verloren?

249

Johann.

249

Ottokar.

250

Und der Schleier?

Wie kamst Du denn zu diesem Schleier, sprich?

Juan. Ich sag' Euch ja, ich fand ihn.

Im Thale

S.24

Gewaltsam zu sich nieder. Ottokar.

247

Wo?

Gnäd'ger Herr - als ich

Vorbeigieng an dem Bilde, riß es mich

- Nein. Gut. Es thut nichts.

Ist einerlei - Und weil er Dir nichts nützet,

S.25

14

251 252

Nimm diesen Ring und laß den Schleier mir.

Nimm diesen Ring, und laß den Schleier mir.

251

Juan. Den Schleier - ? Gnädger Herr, was denkst Du?

252

Johann. Den Schleier - ? Gnäd'ger Herr, was denkst Du? Soll

Soll 253 254 255

Ich das Gefundene an Dich verhandeln?

253

Rodrigo. Nun, wie Du willst - Ich war Dir immer gut,

254

Und wills Dir schon so lohnen, wie Du's wünschest.

257

Ottokar. Nun, wie Du willst - Ich war Dir immer gut, Und will's Dir schon so lohnen, wie Du's wünschest.

255

(Er küßt ihn, und will gehen.)

(Er küßt ihn und will gehn) 256

Ich das Gefundene an Dich verhandeln?

Juan. Mein beßter Herr - O nicht - o nimm mir Alles,

256

Mein Leben wenn Du willst -

Johann. Mein beßter Herr - O nicht - o nimm mir Alles, Mein Leben, wenn Du willst. -

257

257

Rodrigo.

Du bist ja seltsam.

257

Ottokar.

258

Juan. Du nähmst das Leben mir mit diesem Schleier.

258

Johann. Du nähmst das Leben mir mit diesem Schleier.

259

Denn einer heiligen Reliquie gleich,

Du bist j a seltsam.

259

Denn einer heiligen Reliquie gleich

260

Bewahrt er mir das Angedenken an

260

Bewahrt er mir das Angedenken an

261

Den Augenblick, wo seegensreich, heilbringend,

261

Den Augenblick, wo seegensreich, heilbringend,

262

Ein Gott ins Leben mich, ins ewge, führte.

262

263

Rodrigo. Wahrhaftig? - Also fandst Du ihn wohl nicht?

S.26

Ein Gott in's Leben mich, in's ew'ge führte.

263

Ottokar. Wahrhaftig? - Also fandst Du ihn wohl nicht?

264

Er ward Dir wohl geschenkt? Ward er? Nun sprich.

264

Er ward Dir wohl geschenkt? Ward er? Nun sprich.

265

Juan. Fünf Wochen sind's - nein, morgen sind's fünf

265

Johann. Fünf Wochen sind's - nein, morgen sind's fünf Wochen

Wochen, 266

Als sein gesammt berittnes JagdGefolge

266

Als sein gesammt beritt'nes Jagdgefolge

267

Dein Vater in die Forsten führte. Gleich

267

Dein Vater in die Forsten führte. Gleich

268

Vom Platz, wie ein gekrümmter Fischbein,

268

Vom Platz, wie ein gekrümmtes Fischbein, flog

269

Das ganze Roßgewimmel ab in's Feld.

269

Das ganze Roßgewimmel ab ins Feld.

270

Mein Pferd, ein ungebändigt tückisches,

270

Mein Pferd, ein ungebändigt türkisches,

271

Von Hörnerklang, und Peitschenschall, und Hund-

271

Von Hörnerklang, und Peitschenschall, und Hund- 1

272

Geklaff verwildert, eilt ein Eilendes

272

Geklaff verwildert, eilt ein Eilendes

273

Vorüber nach dem andern, streckt das Haupt

273

Vorüber nach dem andern, streckt das Haupt

274

Vor Deines Vaters Roß schon an der Spitze. -

274

Vor Deines Vaters Roß schon an der Spitze -

275

Gewaltig drück' ich in die Zügel, doch,

275

Gewaltig drück1 ich in die Zügel; doch,

flog

276

Als hätt's ein Sporn getroffen, nun erst greift

276

Als hätt's ein Sporn getroffen, nun erst greift

277

Es aus, und aus dem Zuge, wie der Pfeil

277

Es aus, und aus dem Zuge, wie der Pfeil

278

Aus seinem Bogen, fliegt's dahin - Rechts

278

Aus seinem Bogen, fliegt's dahin - Rechts um

279

In eine Wildbahn reiß ich es, bergan,

279

In einer Wildbahn reiß ich' ich es, bergan;

280

Und weil ich meinen Blicken auf dem Fuß

280

Und weil ich meinen Blicken auf dem Fuß

1

E: Hund.-

S.27

281

Muß folgen, eh'ich, was ich sehe, wahr

281

Muß folgen, eh'ich, was ich sehe, wahr

282

Kann nehmen, stürz ich, Roß und Reuter, schon

282

Kann nehmen, stürz' ich, Roß und Reiter, schon

283

Hinab in einen Strom -

283

Hinab in einen Strom. -

283 284 285 285

Rodrigo.

Nun Gott sei Dank,

283

Daß ich auf trocknem Land Dich vor mir sehe.

284

Wer rettete Dich denn?

285

Juan.

Wer, fragst Du? Ach,

285 286

Ottokar.

Nun, Gott sei Dank,

Daß ich auf trocknem Land Dich vor mir sehe. Wer rettete Dich denn? Johann.

Wer, fragst Du? Ach,

286

Daß ich's mit einem Worte nennen soll!

287

Ich kann's Dir nicht so sagen, wie ich's meine,

287

- Ich kann's Dir nicht so sagen, wie ich's meine,

288

Es war ein nackend Mädchen.

288

Es war ein nackend Mädchen.

Daß ich mit einem W o r t ' e s nennen soll!

289

Rodrigo. Wie? Nackend?

289

Ottokar. Wie? Nackend?

289

Juan.

289

Johann.

Strahlenrein, wie eine Göttinn

290

Hervorgeht aus dem Bade. Zwar ich sah

290

Sie fliehend nur in ihrer Schöne - Denn

291

Sie fliehend nur in ihrer Schöne - Denn

292

Als mir das Licht der Augen wiederkehrt,

292

Als mir das Licht der Augen wiederkehrte,

293

Verhüllte sie sich -

293

Verhüllte sie sich. -

Rodrigo.

293

Juan.

Nun? Ach, doch ein Engel

Hervorgeht aus dem Bade. Zwar ich sah

293

Ottokar.

293

Johann.

Nun? Ach, doch ein Engel

294

Schien sie, als sie verhüllt mir wiederkehrt.

294

Schien sie, als sie verhüllt nun zu mir trat;

295

Denn das Geschafft der Engel that sie, hob

295

Denn das Geschäft der Engel that sie, hob

296

Zuerst mich Hingesunknen - lös'te dann

296

Zuerst mich Hingesunknen - lös'te dann

297

Von Haupt und Nacken schnell den Schleier, mir

297

Von Haupt und Nacken schnell den Schleier, mir

298 298 299 299 300

Das Blut, das strömende, zu stillen. Rodrigo.

O

Du Glücklicher! Juan.

299

Still saß ich, rührte nicht ein Glied,

Wie eine Taub' in Kindes Hand.

300

Rodrigo.

301 302

298 298

300

Das Blut, das strömende, zu stillen. Ottokar. Du Glücklicher! Johann.

Still saß ich, rührte nicht ein Glied,

Wie eine Taub in Kindeshand.

300

Ottokar.

Juan. Mit Tönen, wie aus Glocken - fragte stets

301

Johann. Mit Tönen wie aus Glocken - fragte, stets

Geschäftig, wer ich sei? Woher ich komme?

302

Geschäftig, wer ich sei? woher ich komme?

303

- Erschrack dann lebhaft, als sie hört', ich sei,

303

- Erschrack dann lebhaft, als sie hört', ich sei

304

Aus Ciella.

304

Aus Rossitz.

304

Rodrigo.

304

Juan.

Und sprach sie nicht?

299

Wie? Warum denn das? Gott weiß:

S.28

Strahlenrein, wie eine Göttinn

291

293

15

304

Ottokar.

304

Johann.

Und sprach sie nicht?

Wie? Warum denn das? Gott weiß.

S.29

16

305 306 306 307 307

Doch hastig fördernd das Geschafft, ließ sie Den Schleier mir und schwand? Rodrigo.

306

Dazu war sie

307

Durch Bitten nicht, nicht durch Beschwören zu

308

309

Bewegen.

309

Rodrigo.

309

Juan.

310 310 311 311 312 312

Dazu war sie

Durch Bitten nicht, nicht durch Beschwören zu Bewegen. Ottokar.

Nein, das thut sie nicht.

Was? Kennst

309

Johann.

Wie? kennst

Ottokar.

310

311

Johann.

312

Nein,

312

Ob ich sie kenne? Glaubst Du Thor,

Die Sonne scheine Dir allein?

311

Wie meinst

Wie meinst

Du das - ? Und kennst auch ihren Namen? Ottokar.

Nein,

313

Beruh'ge Dich. Den sagt sie mir, so wenig,

313

Beruh'ge Dich. Den sagt sie mir so wenig

314

Wie Dir, und droht mit ihrem Zorne, wenn

314

Wie Dir, und droht mit ihrem Zorne, wenn

315

Wir unbescheiden ihn erforschen sollten.

315

Wir unbescheiden ihn erforschen sollten.

316

Drumm laß uns thun, wie sie es will. Es sollen

316

Drum laß uns thun, wie sie es will. Es sollen

317

Geheimnisse der Engel Menschen nicht

317

Geheimnisse der Engel Menschen nicht

318

Ergründen. Laß - ja laß uns lieber, wie

318

Ergründen. Laß - ja laß uns lieber, wie Wir es mit Engeln thun, sie taufen. M ö g e

319

Wir es mit Engeln thun, sie taufen, Mag

319

320

Die Ähnliche der Mutter Gottes auch

320

Die Aehnliche der Mutter Gottes auch

321

Marie heißen - uns nur, Du verstehst,

321

Maria heißen - uns nur, Du verstehst;

322

Und nennst Du im Gespräch mir diesen Namen,

322

Und nennst Du im Gespräch mir diesen Namen

323

So weiß ich, wen Du meinst. Ich habe lange

323

So weiß ich wen Du meinst. Ich habe lange

324

Mir einen solchen Freund gewünscht. Es sind

324

Mir einen solchen Freund gewünscht. Es sind

325

So wenig Seelen in dem Hause, die

325

So wenig Seelen in dem Hause, die

326

Wie Deine, zartbesaitet,

326

Wie Deine, zartbesaitet,

327

Vom Athem tönen.

327

Vom Athem tönen.

328

Und weil uns nun der Schwur der Rache fort

328

Und weil uns nun der Schwur der Rache fort

329

Ins wilde Kriegsgetümmel treibt, so laß

329

In's wilde Kriegsgetümmel treibt, so laß

330

Uns brüderlich zusammenhalten, kämpfe

330

Uns brüderlich zusammen halten; kämpfe

331

Du stets an meiner Seite.

331

Du stets an 2 meiner Seite.

1 2

S.30

Du sie?

310 Ob ich sie kenne? Glaubst Du Thor,

Du das - ? Und kennst auch ihren Namen? Rodrigo.

Johann.

309

Die Sonne scheine Dir allein? Juan.

Und sagte sie

Dir ihren Namen nicht?

Nein, das thut sie nicht.

Du sie? Rodrigo.

Ottokar.

307

308

309

Den Schleier mir, und schwand.

306

Und sagte sie,

Dir ihren Namen nicht. Juan.

Doch hastig fördernd 1 das Geschäft, ließ sie

305

E: födernd E: au

S.31

331

Juan.

332

Rodrigo. Das fragst Du hier an dieser Leiche? Gegen

333 333 334

Gegen wen - ?

Johann.

332

Ottokar. Das fragst Du hier an dieser Leiche? Gegen

333

Alonzos frevelhaftes Haus. Juan.

331

333

O Gott,

334

Laß ihn die Engellästrung nicht entgelten.

- Gegen wen?

Sylvester's frevelhaftes Haus. Johann.

O Gott,

Laß ihn die Engellästrung nicht entgelten!

335

Rodrigo. Was, bist Du rasend?

335

Ottokar. Was? Bist Du rasend?

335

Juan.

335

Johann.

Rodrigo - Ich muß

Ottokar - Ich muß

336

Ein schreckliches Bekenntniß Dir vollenden.

336

337

Es muß heraus aus dieser Brust - denn gleich

337

Es muß heraus aus dieser Brust - denn gleich

338

Den Geistern ohne Rast und Ruhe, die

338

Den Geistern ohne Rast und Ruhe, die

339

Kein Sarg, kein Riegel, kein Gewölbe bändigt,

339

Kein Sarg, kein Riegel, kein Gewölbe bändigt,

So mein Geheimniß -

340

So mein Geheimniß. -

340 340

Rodrigo.

341

Juan. Nur Dir, nur Dir darf ich's vertraun - Denn hier

Du erschreckst mich. Rede.

Ein schreckliches Bekenntniß Dir vollenden -

Ottokar.

341

Johann. Nur Dir, nur Dir darf ich's vertraun - Denn hier

Du erschreckst mich, rede!

342

Auf dieser Burg - mir kommt es vor, ich sei

343

In einem Götzentempel, sei, ein Christ,

343

In einem Götzentempel, sei, ein Christ,

344

Umringt von Wilden, die mit gräßlichen

344

Umringt von Wilden, die mit gräßlichen

345

Gebährden mich, den Haaresträubenden,

345

Gebährden mich, den Haaresträubenden,

346

Zu ihrem blut'gen Fratzenbilde reißen -

346

Zu ihrem blut'gen Fratzenbilde reißen -

347

- Du hast ein menschliches Gesicht, zu Dir,

347

- Du hast ein menschliches Gesicht, zu Dir,

348

Wie zu dem Weißen unter Mohren, wende

348

Wie zu dem Weißen unter Mohren, wende

349

Ich mich - Denn niemand bei Gefahr des Lebens,

349

Ich mich - Denn niemand, bei Gefahr des Lebens,

350

Darf außer Dir des Gottes Namen wissen,

350

Darf außer 1 Dir des Gottes Namen wissen,

351

Der mich entzückt -

351

Der mich entzückt. -

351

Rodrigo.

352

Juan. Sie ist es.

352

Rodrigo (erschrocken)

352

Juan.

352

Rodrigo.

351

Ottokar.

352

Johann. Sie ist es.

Wer ?

352

Ottokar. (Erschrocken)

Wer?

Du hasts geahndet.

352

Johann.

Du hast's geahndet.

352

Ottokar.

O Gott! - Doch Meine Ahndung - ?

Was

O Gott! - Doch meine Ahndung? S.33

Was

353

Hab' ich geahndet? Sagt ich denn ein Wort?

353

Hab' ich geahndet? Sagt' ich denn ein Wort?

354

Kann ein Vermuthen denn nicht trügen? Mienen

354

Kann ein Vermuthen denn nicht trügen? Mienen

355

Sind schlechte Räthsel, die auf Vieles passen,

355

Sind schlechte Räthsel, die auf Vieles passen,

356

Und übereilt hast Du die Auflösung.

356

Und übereilt hast Du die Auflösung.

357

Nicht wahr, das Mädchen, dessen Schleier hier,

357

Nicht wahr, das Mädchen, dessen Schleier hier,

1

S.32

340

Auf dieser Burg - mich dünkt, ich sei

342

17

E: anßer

18

358

Ist Ignez nicht, nicht Ignez Ghonorez? 1

358

Ist Agnes nicht, nicht Agnes Schroffenstein? Johann. Ich sag' Dir ja, sie ist es.

359

Juan. Ich sag Dir ja, sie ist es.

359

359

Rodrigo.

O mein Gott!

359

Ottokar.

360

Juan. Als sie auf den Bericht, ich sei aus Ciella,

360

Johann. Als sie auf den Bericht, ich sei aus Rossitz, S.34

361

Schnell fortgieng, folgt' ich ihr von Weitem

361

O mein Gott!

Schnell fortgieng, folgt' ich ihr von Weitem

362

Bis Gossa fast, wo mir's ein Mann nicht einmal

362

Bis Warwand fast, wo mir's ein Mann nicht einmal,

363

Nein zehenmal bekräftigte.

363

Nein zehenmal bekräftigte.

363 364

Rodrigo.

O Laß

363

An Deiner Brust mich ruhn, mein lieber Freund.

364

Ottokar.

O laß

An Deiner Brust mich ruhn, mein lieber Freund. (Er lehnt sich auf Johannes

Schulter.

Jeronimus tritt auf. ) 364

Antonio ftrit auf) Ich soll

364

Jeronimus.

Ich soll

365

Mich sinngeändert vor Dir zeigen, soll

365

Mich sinngeändert vor Dir zeigen, soll

366

Die schlechte Meinung Dir benehmen, Dir,

366

Die schlechte Meinung Dir benehmen, Dir,

367

Wenns möglich, eine bessre abgewinnen,

367

Wenn's möglich, eine bessre abgewinnen,

368

- Gott weiß, das ist ein peinliches Geschafft.

368

- Gott weiß das ist ein peinliches Geschäft. Laß gut seyn, Ottokar. Du kannst mir's glauben,

369

Laß gut sein, Rodrigo. Du kannst mir's glauben,

369

370

Ich wußte nichts von Allem, was geschehn.

370

(Pause; da Rodrigo nicht

Ich wußte nichts von Allem, was geschehn. (Pause; da Ottokar nicht

aufsieht.)

aufsieht.)

371

Wenn Du's nicht glaubst, ei nun, so laß es bleiben.

371

Wenn Du's nicht glaubst, ei nun, so laß es bleiben S.35

372

Ich hab nicht Lust, mich vor Dir weißzubrennen.

372

Ich hab' nicht Lust mich vor Dir weiß zu brennen.

373

Kannst Du's verschmerzen, so mich zu verkennen,

373

Kannst Du's verschmerzen, so mich zu verkennen,

374

Bei Gott, so kann ich das verschmerzen.

374

Bei Gott so kann ich das verschmerzen.

375

Rodrigo (zerstreut) Wie sagst Du, Antonio?

375

Ottokar (zerstreut.) Wie sagst Du, Jeronimus?

376

Antonio. Ich weiß, was Dich so zäh macht in dem

376

Jeronimus. Ich weiß, was Dich so zäh macht in dem Argwohn.

Argwohn. 377

S'ist wahr, und niemals werd'ich's läugnen, ja,

377

S'ist wahr, und niemals werd' ich's läugnen, ja,

378

Ich hatt' das Mädel mir zum Weib' erkohren.

378

Ich hatt' das Mädel mir zum Weib erkohren.

379

Doch eh' ich je mit Mördern mich verschwägre,

379

Doch eh' ich j e mit Mördern mich verschwägre,

380

Zerbreche mir die Henkershand das Wappen.

380

Rodrigo (fällt ihm plötzlich um den Hals) 381 382 382

Antonio. Was ist Dir. Rodrigo? Was hat so plötzlich Dich und so tief bewegt? Rodrigo.

Gieb Deine Hand,

Zerbreche mir die Henkershand das Wappen. Ottokar (fällt Jeronimus plötzlich

381 382 382

um den Hals).

Jeronimus. Was ist Dir, Ottokar? Was hat so plötzlich Dich und so tief bewegt? Ottokar.

Gieb Deine Hand,

S.36

383

Verziehn 1 sei Alles.

383

Verziehn sei Alles -

383

Antonio.

384

Rodrigo. Laß mich, ich muß hinaus in's Freie.

Thränen? Warum Thränen?

19

383

leronimus.

384

Ottokar. Laß mich, ich muß hinaus in's Freie.

- Thränen? Warum Thränen?

(Rodrigo schnell ab; Antonio und Juan folgen)

( Ottokar schnell ab; die Andern

folgen.)

2Í Scene. Gossa. Ein Zimmer im Schloß.

ZWEITE SCENE.

lg nez führt ihren Großvater in einen Sessel.

(Warwand. Ein Zimmer im Schlosse. Agnes führt ihren Sylvius in einen

Sessel.)

385

Großvater. Ignez, wo ist Philipp?

385

Sylvius. Agnes, wo ist Philipp?

386

Ignez. Du lieber Gott, ich sag's Dir alle Tage,

386

Agnes. Du lieber Gott, ich sag's Dir alle Tage,

387

Und schrieb's Dir auf ein Blatt wärst Du nicht blind.

387

Und schrieb's Dir auf ein Blatt, wärst Du nicht blind

388

Komm her, ich schreib's Dir in die Hand.

388

Komm her, ich schreib's Dir in die Hand.

S.37 388

Großvater.

388

Sylvius.

389

Ignez. Es hilft, glaube mir's.

389

Agnes. Es hilft, glaub' mir's.

389

Großvater.

389

Sylvius.

389

Ignez.

389

Agnes.

390

Hilft das? Ach, es hilft nicht. Ich meine

Vor dem Vergessen.

390

Großvater.

391 392

Ach, es hilft nicht. Ich meine,

Vor dem Vergessen.

390

Sylvius.

Ignez. Guter Vater.

391

Agnes. Guter Vater.

Großvater. Liebe Ignez.

392

Sylvius. Liebe Agnes.

393

Ignez. Fühl mir einmal die Wange an.

393

Agnes. Fühl' mir einmal die Wange an.

393

Großvater.

393

Sylvius.

394

Ignez. Ich weiß es wohl, daß mich der Pater schilt,

394

Agnes. Ich weiß es wohl, daß mich der Pater schilt,

395

Doch glaub' ich, er versteht es nicht. Denn sieh,

395

Doch glaub' ich, er versteht es nicht. Denn sieh,

396

Wie ich muß lachen, eh ich will, wenn Einer

396

Wie ich muß lachen, eh' ich will, wenn Einer

397

Sich lächerlich bezeigt, so muß ich weinen,

397

Sich lächerlich bezeigt, so muß ich weinen,

Wenn Einer stirbt.

398

398 398 399 399

Großvater.

Ich vor dem Erinnern.

390

Hilft das?

Du weinest?

Warum denn, meint der Pater,

Sollst Du nicht weinen? Ignez.

Ihm sei wohl, sagt er.

398

Du weinst?

Wenn Einer stirbt. Sylvius.

399 399

Ich, vor dem Erinnern.

Warum denn, meint der Pater,

Sollst Du nicht weinen? Agnes.

Ihm sei wohl, sagt er.

400

Großvater. Glaubst Du's?

400

Sylvius. Glaubst Du's?

400

Ignez.

400

Agnes.

Der Pater freilich soils verstehn,

E: verzeihtι

Der Pater freilich soils verstehn,

S.38

20

Doch glaub ich fast, 1 er sagt's nicht, wie er's denkt.

401

Doch glaub ich fast, er sagts nicht wie ers denkt.

401

402

Denn hier war Philipp gern, wie sollt' er nicht?

402

Denn hier war Philipp gern, wie sollt' er nicht?

403

Wir liebten ihn, es war bei uns ihm wohl,

403

Wir liebten ihn, es war bei uns ihm wohl;

404

Nun haben sie ihn in das Grab gelegt -

404

Nun haben sie ihn in das Grab gelegt -

405

Ach, es ist gräßlich - Zwar der Pater sagt,

405

Ach, es ist gräßlich. - Zwar der Pater sagt,

406

Er sei nicht in dem Grabe - Nein, daß ich's

406

Er sei nicht in dem Grabe. - Nein, daß ich's

407

Recht sag', er sei zwar in dem Grabe - Ach,

407

Recht sag', er sei zwar in dem Grabe - Ach,

408

Ich kann's Dir nicht so wiederbeichten. Kurz,

408

Ich kann's Dir nicht so wiederbeichten. Kurz,

409

Ich seh es, wo er ist, am Hügel. Denn

409

Ich seh' es, wo er ist, am Hügel. Denn

410

Woher der Hügel?

410

Woher, der Hügel?

Wahr sehr wahr!

410

411

- Ignez, der Pater hat doch Recht. Ich glaub's

411

- Agnes, der Pater hat doch Recht. Ich glaub's

412

Mit Zuversicht.

412

Mit Zuversicht.

410

412 413

Großvater.

Ignez.

Mit Zuversicht? Das ist

412

Sylvius.

Agnes.

Wahr! Sehr wahr!

Mit Zuversicht? Das ist

Doch seltsam. Ja, da mögt' es freilich doch

413

414

Wohl anders sein, wohl anders. Denn woher

414

Wohl anders sein, wohl anders. Denn woher

415

Die Zuversicht?

415

Die Zuversicht?

Doch seltsam. Ja, da mögt' es freilich doch

415

Großvater.

415

Sylvius.

416

Ignez. Wie meinst Du das?

416

Agnes. Wie meinst Du das?

416

Großvater.

416

Sylvius.

417

Ignez. Ich wills erst lernen. Vater.

417

Agnes. Ich will's erst lernen. Vater.

417

Großvater.

417

Svlvius.

418

Wie willst Du's halten, Ignez?

Ich meine, wie Du's glaubest.

Wie? Du bist

Nicht eingeseegnet? Sprich, wie alt denn bist Du?

418

Wie willst Du's halten, Agnes?

Wie? Du bist

Nicht eingesegnet? Sprich, wie alt denn bist Du?

Ignez. Bald fünfzehn.

419

Agnes. Bald fünfzehn.

419

Großvater.

419

Großvater.

420

Bereits Dich vor den Altar führen.

420

Ignez.

421

420

Meinst Du?

Sieh, da könnte j a ein Ritter

Bereits Dich vor den Altar führen.

420

Agnes.

Großvater. Das mögtest Du doch wohl?

421

Svlvius. Das mögtest Du doch wohl?

421

Ignez.

421

Agnes.

422

Großvater. Kannst auch die Antwort sparen. Sag's der

422

Svlvius. Kannst auch die Antwort sparen. Sag's der

Das sag' ich nicht.

Mutter, 423 423 424

Meinst Du?

Das sag' ich nicht,

Mutter,

Sie soll den Beicht'ger zu Dir schikken. Ignez.

423

Horch!

423

Da kommt die Mutter.

424 1

E -.fast

S.40

Ich meine, wie Du's glaubest?

419

Sieh, da könnte j a ein Ritter

S.39

Sie soll den Beicht'ger zu Dir schicken, Agnes,

Horch!

Da kommt die Mutter.

S.41

424

Großvater.

424

Ignez.

425 426 426 427 427

Sag's ihr gleich. Nein, lieber

424

Sylvius.

424

Agnes.

Sag Du es ihr. Sie mögte ungleich von

425

Mir denken.

426

Großvater.

426

Ignez, führe meine Hand

427

Zu Deiner Wange. Ignez (ausweichend)

427

Was soll das?

Nein, lieber

Sag' Du es ihr, sie möchte ungleich von Mir denken. Sylvius.

Agnes, führe meine Hand

Zu Deiner Wange. Agnes (ausweichend).

Was soll das?

428

Großvater. Franziska, hier das Mädel klagt Dich an.

Sylvius. Gertrude, hier das Mädel klagt Dich an,

429

Es rechne ihr das Herz das Alter vor,

429

Es rechne ihr das Herz das Alter vor,

430

Ihr blühend Leben sei der Reife nah,

430

Ihr blühend Leben sei der Reife nah'

431

Und knüpft' ihn Einer nur, so würde, meint sie,

431

Und knüpft' ihn Einer nur, so würde, meint sie,

Ihr üppig Haupthaar einen Brautkranz fesseln, -

432

Ihr üppig Haupthaar einen Brautkranz fesseln -

433

Du aber hättst ihr noch die Einseegnung,

433

Du aber hätt'st ihr noch die Einseegnung,

434

Den Ritterschlag der Weiber, vorenthalten.

434

Den Ritterschlag der Weiber, vorenthalten.

432

435

Franziska. Hat Dir Antonio das gelehrt?

435

Gertrude. Hat Dir Jerome das gelehrt?

435

Großvater.

435

Sylvius.

436 436 437

Franziska,

436

Sprich, ist sie roth? Franziska.

Ei nun, ich wills dem Vater sagen.

439 439

436

Gedulde Dich bis morgen, willst Du das? (Ignez küßt die Hand ihrer

438

437

Mutter) 438

Was wolltest Du damit?

439

Den Gärtnerkindern,

439

Gertrude,

Gertrude.

Ei nun, ich will's dem Vater sagen.

Gedulde Dich bis morgen, willst Du das? Mutter).

Hier, Agnes, ist die Schachtel mit dem Spielzeug. Was wolltest Du damit? Agnes.

Den Gärtnerkindern,

440

Den hinterlaßnen Freunden Philipps schenk'

440

Den hinterlaßnen Freunden Philipps schenk'

441

Ich sie.

441

Ich sie.

441

Großvater.

Die Reuter Philipps? Gieb sie her.

(Er macht die Schachtel

441

auf.)

Sylvius.

Die Reuter Philipps? Gieb sie her! 1 S.43

(Er macht die Schachtel

auf).

442

Sieh, wenn ich diese Puppen halt', ist mir's,

442

443

Als säße Philipp an dem Tisch. Denn hier

443

Als säße Philipp an dem Tisch. Denn hier

444

Stellt' er sie auf, und führte Krieg, und sagte

444

Stellt' er sie auf, und führte Krieg, und sagte

445

Mir an, wies abgelaufen.

445

Mir an, wie's abgelaufen.

445 446

Diese Reuter,

445

Sprach er, sind wir, und dieses Fußvolk ist

446

Ignez.

1

E: her?

S.42

Sprich, ist sie roth?

(Agnes küßt die Hand ihrer

Hier, Ignez, ist die Schachtel mit dem Spielzeug.

Ignez.

21

Gertrude (tritt auf).

Franziska (trit auf) 428

Sag's ihr gleich.

Sieh, wenn ich diese Puppen halt', ist mir's,

Agnes.

Diese Reuter,

Sprach er, sind wir, und dieses Fußvolk ist

22

447 447

Aus Ciella.

447

Großvater.

Nein,

Du

sagst

nicht

recht.

Das

447

Svlvius.

Nein,

Du

sagst

nicht

recht. ' Das

Fußvolk

Fußvolk 448

Aus Rossitz.

War nicht aus Ciella, sondern war der Feind.

448

War nicht aus Rossitz, sondern war der Feind.

449

Ignez. Ganz recht, so mein' ich es, der Feind aus Ciella.

449

Agnes. Ganz recht, so mein' ich es, der Feind aus

450

Großvater. Ei nicht doch, Ignez, nicht doch. Denn wer

450

Sylvius. Ei nicht doch, Agnes, nicht doch. Denn wer sagt

Rossitz.

sagt Dir, 451

Dir,

Daß die aus Ciella unsre Feinde sind?

451

Daß die aus Rossitz unsre Feinde sind?

452

Ignez. Was weiß ich? Alle sagens.

452

Agnes. Was weiß ich. Alle sagen's.

452

Großvater.

452

Svlvius.

453 454

Sags nicht nach.

Sie sind uns ja die nahverwandten Freunde.

453

Ignez. Wie Du nur sprichst! Sie haben Dir den Enkel

454

S.44

Sag's nicht nach.

Sie sind uns ja die nahverwandten Freunde. Agnes. Wie Du nur sprichst! Sie haben Dir den Enkel,

455

Den Bruder mir vergiftet, und das sollen

455

Den Bruder mir vergiftet, und das sollen

456

Nicht Feinde sein -

456

Nicht Feinde seyn!

456

Großvater.

457

Franziska.

Vergiftet? Unsern Philipp? Ei

Ignez,

immer

trägt

im

Herzen

das

456

Svlvius.

457

Gertrude.

Geheimniß 458 459

Die lugend, wie Den Vogel in der Hand.

458

Ignez. Geheimniß! Allen Kindern in dem Schlosse

459

460

Ist es bekannt. Hast Du, Du selber es

460

Nicht öffentlich gesagt?

461

462

Franziska.

Ei

Agnes,

immer

trägt

die

Gesagt? Und öffentlich?

461

Was hätt' ich öffentlich gesagt? Dir hab'

462

Im Herzen, wie den Vogel in der Hand.

Ist es bekannt! Hast Du, Du selber es Nicht öffentlich gesagt? Gertrude.

Gesagt? Und öffentlich?

Was hätt' ich öffentlich gesagt? Dir hab'

Ich heimlich anvertraut, es könnte sein,

463

Ich heimlich anvertraut, es könnte seyn,

464

War möglich, hab den Anschein fast -

464

Wär möglich, hab' den Anschein fast -

465 466 467

Großvater.

das

Agnes. Geheimniß! Allen Kindern in dem Schlosse

463

464

Jugend

Geheimniß

461 461

Vergiftet! Unsern Philipp!

Franziska,

464

Du thust nicht gut daran, daß Du das sagst.

465

Franziska. Du hörst ja. ich behaupte nichts, will Keinen

466

Der That beschuld'gen, will von Allem schweigen.

467

Svlvius.

Gertrude,

Du thust nicht gut daran, daß 1 Du das sagst. Gertrude. Du hörst ja, ich behaupte nichts, will keinen Der That beschuld'gen, will von Allem schweigen.

468

Großvater. Der Möglichkeit doch schuldigst Du sie an.

468

Svlvius. Der Möglichkeit doch schuldigst Du sie an.

469

Franziska. Nun das soll Keiner mir bestreiten - Denn

469

Gertrude. Nun, das soll keiner mir bestreiten. - Denn

470

So schnell dahin zu sterben, heute noch

470

So schnell dahin zu sterben, heute noch

471

In Lebensfülle, in dem Sarge morgen.

471

In Lebensfülle, in dem Sarge morgen.

1

E: das

S.45

472

- Warum denn hätten sie vor sieben Jahren

472

- Warum denn hätten sie vor sieben Jahren,

473

Als mir die Tochter starb sich nicht erkundigt?

473

Als mir die Tochter starb, sich nicht erkundigt?

474

War das ein Eifer nicht - Die Nachricht bloß

474

War das ein Eifer nicht! Die Nachricht bloß

475

Der Krankheit konnte kaum in Ciella sein,

475

Der Krankheit konnte kaum in Rossitz seyn,

476

Da flog ein Bote schon herüber, fragte

476

Da flog ein Bohte schon herüber, fragte

477

Mit wildverstörter Hast im Hause, ob

477

Mit wildverstörtem 1 Hast im Hause, ob

478

Der Junker krank sei? - Freilich wohl, man weiß es

478

Der Junker krank sei? - Freilich wohl man weiß,

479

Was so besorgt sie macht', der Erbvertrag,

479

Was so besorgt' sie macht', der Erbvertrag,

480

Den wir schon immer, sie nie lösen wollten.

480

Den wir schon immer, sie nie lösen wollten.

481

- Und nun die ungewöhnliche Umwandlung

481

Und nun die bösen Flecken noch am Leibe,

482

Die plötzliche, des Leichnames in Fäulniß -

482

Der schnelle Übergang in Fäulniß - Still!

483

- Doch still. Der Vater kommt. Er hat mir's streng

483

Doch still! Der Vater kommt. Er hat mir's streng

Verboten von dem Gegenstand zu reden.

484

484

486

S.46

Verboten, von dem Gegenstand' zu reden. (Sylvester und der Gärtner treten auf. )

A lonzo und der Gärtner ( treten auf) 485

23

Alonzo. Kann Dir nicht helfen, Meister Hans. Geb' zu,

485 486

Daß Deine Rüben süß wie Zucker sind -

Sylvester. Kann Dir nicht helfen, Meister Hans. Geb' zu, Daß Deine Rüben süß wie Zucker sind. -

487

Gärtner. Wie Feigen, Herr.

487

Gärtner. Wie Feigen, Herr.

487

Alonzo. Hilft nichts. Reiß aus, reiß aus.

487

Sylvester.

488

Gärtner. Herr, ich will lieber zehn Felder

488

Gärtner. Ein Gärtner, Herr, bepflanzt zehn Felder lieber

489

Hilft nichts. Reiß aus, reiß aus -

Kohlstaude

489

Mit Buchsbaum, eh' er einen Kohlstrunk ausreißt. S.47

ist ein froh

490

Sylvester. Du bist ein Narr. Ausreißen ist ein froh

mit Buchsbaum Bepflanzen, als eine ausreißen.

490

Alonzo. Du bist ein Narr. Ausreißen

Geschäft,

Geschafft, 491

geschiehts, um etwas Besseres zu pflanzen.

491

492

Denk' Dir das junge Volk von Bäumen, die,

492

Denk' Dir das junge Volk von Bäumen, die,

493

Wenn wir vorbeigehn, wie die Kinder tanzen,

493

Wenn wir vorbeigehn, wie die Kinder tanzen,

494

Und uns mit ihren Blüthenaugen ansehn.

494

Und uns mit ihren Blüthenaugen ansehn.

Es wird Dich freuen, Hans, Du kannst mir's glauben.

495

Es wird Dich freuen, Hans, du kannst mir's glauben.

496

Du wirst sie hegen, pflegen, wirst sie wie

496

Du wirst sie hegen, pflegen, wirst sie wie

497

Milchbrüder Deiner Kinder lieben, die

497

Milchbrüder deiner Kinder lieben, die

498

Mit ihnen Leben ziehn aus Deinem Fleiße.

498

Mit ihnen Leben ziehn aus Deinem Fleiße.

499

Zusammen wachsen wirst Du sie, zusammen

499

Zusammen wachsen wirst du sie, zusammen

495

Geschieht's, um etwas besseres zu pflanzen.

500

Sie blühen sehn, und wenn Dein Mädel Dir

500

Sie blühen sehn, und wenn dein Mädel dir

501

Den ersten Enkel bringt, gieb Acht, so füllen

501

Den ersten Enkel bringt, gieb Acht, so füllen

E: wilverstörtem

24

502

Zum Brechen unsre Speicher sich mit Obst.

502

Zum brechen unsre Speicher sich mit Obst,

503

Gärtner. Herr, werden wir's erleben?

503

Gärtner. Herr, werden wir's erleben?

503

Alonzo. Ei, wenn nicht wir,

503

Sylvester.

504 504

doch unsre Kinder. Gärtner. Dein Kind? Herr,

504 504

505

ich mögte lieber eine Eichenpflanzung

505

506

groß ziehn, als Dein Fräulein.

506

Ei, wenn nicht wir,

Doch unsre Kinder. Gärtner.

Deine Kinder? Herr,

S.48

Ich mögte lieber eine Eichenpflanzung Groß ziehen, als dein Fräulein.

506

Alonzo. Wie meinst Du das?

506

Sylvester.

507

Gärtner. Denn wenn's keinen Nordostwind giebt,

507

Gärtner. Denn wenn sie der Nordostwind nur nicht stürzt,

Wie meinst Du das?

508

mit dem Beile sollte mir keiner heran kommen,

508

So sollt' mir mit dem Beile keiner nah'n,

509

wie bei Junker Philipp.

509

Wie Junker Philipp'n.

509 510 510

Alonzo. Schweig still. Ich kann das alberne Geschwätz Im Haus'nicht leiden. Gärtner. Nun, ich pflanze

511

die Bäume Herr; aber könnt Ihr die Früchte nicht

512

der Teufel soll mich holen,

509 510 510

Sylvester.

Schweig! Ich kann das alberne

Geschwätz im Haus' nicht leiden. Gärtner.

Nun, ich pflanz'

511

Die Bäume. Aber eßt ihr nicht die Früchte,

512

Der Teufel hol' mich, schick' ich sie nach Rossitz.

essen,

512.1

wenn ich nicht lieber die Bäume umhaue,

512.2

ehe ich einen Apfel nach Ciella schicke, (ab)

513

(Während der letzten Worte verbirgt Ignei, das Haupt an

(Gärtner ab; Agnes verbirgt ihr Ge-

die Brust ihrer

sicht an der Brust der

Mutter.)

Alonzo. Was ist das? Ich erstaun' - O daran ist

513

Mutter.)

Sylvester. Was ist das? Ich erstaune - O daran ist,

514

Beim Himmel, niemand Schuld als Du, Franziska.

514

Beim Himmel! niemand Schuld als Du, Gertrud!

515

Das Mistraun ist die schwarze Sucht der Seele,

515

Das Mistraun ist die schwarze Sucht der Seele,

516

Und Alles, auch das Schuldlos-Reine zieht

516

Und Alles, auch das Schuldlos-Reine, zieht

517

Fiir's kranke Aug' die Tracht der Hölle an.

517

Für's kranke Aug1 die Tracht der Hölle an.

518

Das Nichtsbedeutende, Gemeine, ganz

518

Das Nichts bedeutende, Gemeine, ganz

519

Alltägliche, spitzfündig, wie zerstreute

519

Alltägliche, spitzfündig, wie zerstreute

520

Zwirnfaden wird's zu einem Bild verknüpft,

520

Zwirnfäden, wird's zu einem Bild geknüpft,

521

Das uns mit gräßlichen Gestalten schreckt.

521

Das uns mit gräßlichen Gestalten schreckt.

522

Franziska, o das ist sehr schlimm -

522

522 523 523

Franziska.

Mein theurer

Gemahl Alonzo.

522 523

Hätt'st Du nicht wenigstens das Licht,

523

S.49

Gertrude, o das ist sehr schlimm. Gertrude.

Mein theurer

Gemahl! Sylvester.

Hätt'st Du nicht wenigstens das Licht,

524

Das wie Du vorgiebst Dir gezündet ward,

524

Das, wie Du vorgiebst, Dir gezündet ward,

525

Verbergen in dem Busen, einen so

525

Verbergen in dem Busen, einen so

Zweideut'gen Strahl nicht fallen lassen sollen

526

Zweideut'gen Strahl nicht fallen lassen sollen

527

Auf diesen Tag, den, hätt' er was Du sagst

527

Auf diesen Tag, den, hätt' er was Du sagst

528

Gesehn, ein mitternächtlich Dunkel ewig

528

Gesehn, ein mitternächtlich Dunkel ewig,

529

Wie den Charfreitag, decken müßte?

529

Wie den Charfreitag, decken müßte.

526

529 530 530

Franziska.

Höre

529 530

Mich an Alonzo.

Dem Volk, diesem

530

Gertrude.

Höre

S.50

Mich an. Sylvester.

Dem Pöbel, diesem Staarmatz - diesem

531

Hohlspiegel des Gerüchtes,

531

Hohlspiegel des Gerüchtes - diesem Käfer

532

den Funken vorzuhalten, den Er

532

Die Kohle vorzuwerfen, die er spielend

einer Fackel gleich zurückwirft.

533

533 533

Fn 1

Vorgehalten?

533

A u f s Dach des Nachbarn trägt Gertrude.

Ihm vorgeworfen?

O mein Gemahl, die Sache lag so klar

534

535

Vor aller Menschen Augen, daß ein Jeder

535

Vor aller Menschen Augen, daß ein Jeder,

536

Noch eh man es verbergen konnte, schon

536

Noch eh' man es verbergen konnte, schon

Von selbst das Rechte grif.

537

534

537 537

Alonzo.

Was meinst Du? Wenn

537

O mein Gemahl, die Sache lag so klar

Von selbst das Rechte griff. Sylvester.

Was meinst Du? Wenn

538

Vor achtzehn Jahren, als Du schnell nach Ciella

538

539

Zu Deiner Schwester eiltest, bei der ersten

539

Zu Deiner Schwester eiltest, bei der ersten

540

Geburt ihr beizustehn, die Schwester nun

540

Geburt ihr beizustehn, die Schwester nun,

541

Als sie den neugebohrnen Knaben todt

541

Als sie den neugebohrnen Knaben todt

542

Erblickte, Dich beschuldigt hätte, Du,

542

Erblickte, Dich beschuldigt hätte, Du,

543

Du hättest - Du verstehst mich - heimlich ihm,

543

Du hättest - Du verstehst mich - heimlich ihm,

544

Verstohlen, während Du ihn herztest küßtest -

544

Verstohlen, während Du ihm herztest, küßtest,

545

Den Mund verstopft, das Hirn ihm eingedrückt -

545

Den Mund verstopft, das Hirn ihm eingedrückt -

546

Franziska. O Gott, mein Gott, ich will ja nichts mehr

25

Vor achtzehn Jahren, als Du schnell nach Rossitz

S.51

546

Gertrude. O Gott, mein Gott, ich will ja nichts mehr

sagen,

sagen,

547

Will niemand mehr beschuld'gen, will's verschmerzen,

547

Will niemand mehr beschuld'gen, will's verschmerzen,

548

Wenn sie dies Einzge nur, dies Letzte nur Uns lassen -

548

Wenn sie dies Einz'ge nur, dies letzte uns nur lassen. -

549

Ein Knappe (trit auf) Herr, es ist ein Ritter am Fallgitter.

(Sie drückt Ignez mit Heftigkeit an sich)

(Sie umarmt Agnes mit

Heftigkeit.)

549

Ein Knappe (tritt auf). Es ist ein Ritter, Herr, am Thore.

549

Sylvester.

Er verlangt, 549.1 549.2 549

daß man es aufziehe, und ihn hineinreiten lasse, mit Dir zu reden. Alonzo.

Fr. - Franziska.

Laß ihn hinein.

Laß ihn ein.

26

550

Großvater. Ich will a u f s Zimmer, Ignez, führe mich.

551

Franziska. Soll ich ihm einen Platz an unserm Tisch

(Großvater

552 552 553

550

(Sylvius und Agnes

und Ignez ab) 551

Bereiten? Alonzo.

Sylvius. Ich will a u f s Zimmer, Agnes, führe mich.

552 Ja, das magst Du thun. Ich will

552

Indessen Sorge tragen für sein Pferd. (Beide ab)

553

ab.)

Gertrude. Soll ich ihm einen Platz an unserm Tisch Bereiten? Sylvester.

Ja, das magst Du thun. Ich will

S.52

Indessen Sorge tragen für sein Pferd. (Beide ab; Agnes trit auf, sieht sich

(Ignez trit indessen auf, sieht sich um, schlägt ein

um, schlägt ein Tuch über, setzt einen

Tuch über, setzt einen Huth auf, und geht ab.)

Huth auf, und geht ab.) (Sylvester und Aldöbern treten auf.)

Alonzo und Aldola (treten auf) 554

Sylvester. Aus Rossitz, sagst Du?

Ritter Aldola

554

Aldöbern.

555

Aus Ciella. Bin gesandt von meinem Herrn

555

Aus Rossitz. Bin gesandt von meinem Herrn,

556

Dom Raimond Graf von Ghonorez an Dich

556

Dem Rupert, Graf von Schroffenstein, an Dich,

557

Alonzo Grafen Ghonorez.

557

554 554

557

Aus Ciella, sagst Du? Aldola.

Alonzo.

Ritter Aldöbern

Sylvester, Grafen Schroffenstein. Sylvester.

Die Sendung

Die Sendung

557

558

Empfiehlt Dich, Aldola, denn Deines Herrn

558

Empfiehlt Dich, Aldöbern, denn Deines Herrn

559

Sind Deine Freunde. Drumm so laß uns schnell

559

Sind Deine Freunde. Drum so laß uns schnell

560

Hinhüpfen über den Gebrauch, verzeih

560

Hinhüpfen über den Gebrauch; verzeih'

561

Daß ich mich setze, setz' Dich zu mir, und

561

Daß ich mich setze, setz1 Dich zu mir, und

562

Erzähle Alles was Du weißt von Ciella.

562

Erzähle Alles, was Du weißt, von Rossitz.

563

Denn wie, wenn an zwei Seegestaden zwei

563

Denn wie, wenn an zwei Seegestaden zwei

564

Verbrüderte Familien wohnen, selten

564

Verbrüderte Familien wohnen, selten,

565

Bei Hochzeit nur, bei Taufe, Trauer, oder

565

Bei 1 Hochzeit nur, bei Taufe, Trauer, oder

566

Wenn's sonst was Wichtges giebt, der Kahn

566

Wenn's sonst was Wicht'ges giebt, der Kahn

567

Herüberschlüft, und dann der Bote vielfach,

567

Herüberschlüft, und dann der Bote vielfach,

568

Noch eh' er reden kann, befragt wird, was

568

Noch eh' er reden kann, befragt wird, was

S.53

569

Geschehn, wie's zugieng, und warum nicht anders,

569

Gescheh'n, wie's zugieng, und warum nicht anders,

570

Ja selbst an Dingen, als, wie groß der Ältste,

570

Ja selbst an Dingen, als, wie groß der Aeltste,

571

Wie viele Zähent der Jüngste, ob die Kuh

571

Wie viele Zähn' der Jüngste, ob die Kuh

572

Gekalbet und dergleichen, was zur Sache

572

Gekalbet, und dergleichen, das zur Sache

573

Doch nicht gehöret, sich erschöpfen muß -

573

Doch nicht gehöret, sich erschöpfen muß -

574

Sieh, Freund, so bin ich fast gesonnen, es

574

Sieh Freund, so bin ich fast gesonnen, es

575

Mit Dir zu machen. - Nun, beliebt's, so setz Dich.

575

Mit Dir zu machen. - Nun, beliebt's so setz' Dich.

1

E: bei

576

Aldola. Herr, kann es stehend abthun.

576

Alonzo.

577 578 578 579 580 581 582

576

Al döbern. Herr, kann es stehend abthun. Sylvester.

Ei, Du Narr,

576

Stehn und Erzählen, das gehört zusammen,

577

W i e Reiten fast und Küssen.

578

M e i n e Rede

578

W a r fertig, Herr, noch eh' ich niedersitze.

579

Aldola.

580

Alonzo. Willst Du so kurz sein? Ei, das thut mir leid. D o c h wenn's so drängt, ich will's nicht hindern. Rede. Aldola.

Mich

schickt

mein

Herr,

Graf

581

Raimond

582

584

Dir wegen des an seinem Sohne Pedro

583

Verübten M o r d s den Frieden aufzukünden -

584

585

Alonzo. M o r d ?

587

Aldola. Doch soll ich, meint er, nicht so frostig reden,

588

Ei, Du Narr,

Stehn und Erzählen, das gehört z u s a m m e n , W i e Reiten fast und Küssen. Aldöbern.

S.54

Meine R e d e

Wär' fertig, Herr, noch eh' ich niedersitze. Sylvester. Willst Du so kurz seyn? Ei, das thut mir leid; Doch wenn's so drängt, ich will's nicht hindern. Rede. Aldöbern.

Mich

schickt

mein

Herr,

Graf

Rupert

Schroffenstein,

Ghonorez, 583

27

Von bloßem Zwist und Streit und Kampf und Krieg,

Dir wegen des an seinem Sohne Peter Verübten Mord's den Frieden aufzukünden. -

585

Sylvester. M o r d ?

586

Aldöbern. Mord.

587

D o c h soll ich, mein't er, nicht so frostig reden,

588

Von bloßem Zwist und Streit und Kampf und Krieg,

589

Von Sengen, Brennen, Reißen und Verhehren.

589

Von Sengen, Brennen, Reißen und Verheeren.

590

D r u m brauch' ich lieber seine eignen Worte,

590

D r u m brauch' ich lieber seine eignen Worte,

591

Die lauten so: er sei gesonnen, hier

591

Die lauten so: Er sei gesonnen, hier

592

Auf Deiner Burg ein Hochgericht zu bauen,

592

Auf Deiner Burg ein Hochgericht zu bauen;

593

Es dürste ihm nach Dein und Deines Kindes,

593

Es dürste ihm nach Dein und Deines Kindes -

594

U n d Deines Kindes Blute - wiederholt' er.

594

Alonzo (steht auf, sieht ihm steif ins

S.55

Und Deines Kindes Blute - wiederholt' er. Sylvester (steht auf, sieht ihm steif in's

Gesicht)

Gesicht.) 595

Ja so - N u n setz' Dich, guter Freund (Er höhlt einen

595

595

Stuhl)

Ja so - N u n setz Dich, guter Freund. (Er höhlt einen

Du bist

595

Stuhl.) Du bist

596

Aus Ciella nicht, nicht wahr? - N u n setz Dich, - W i e

596

Aus Rossitz nicht, nicht wahr? - N u n setz' Dich. W i e

597

W a r schon Dein N a m e ? Setz Dich, setz Dich - Nun,

597

W a r schon Dein N a m e n ? Setz' Dich 1 , setz' Dich. -

598

Sag an, ich hab's vergessen, wo, wo bist

598

Sag' an, ich hab's vergessen, wo, wo bist

599

Du her?

599

Du her?

Nun,

599 600

Aldola.

Gebürtig? Herr, aus Murcia.

599

- W a s soll das?

600

1

E: Dieh

Aldöbern.

Gebürtig? Herr, aus Oppenheim.

- W a s soll das?

28

600 601

Alonzo.

So, aus Murcia - nun also

Aus Ciella nicht Ich wußt es wohl, nun setz'Dich -

600 601

Sylvester.

So, aus Oppenheim - nun also

Aus Rossitz nicht. Ich wußt' es wohl, nun setz Dich. S.56

(Er geht an die Thüre) 602

(Er geht an die Thür.)

Franziska!

602

(Franziska trit auf) 602 603

(Gertrude trit auf. )

Laß mir doch den Knappen rufen Von diesem Ritter, hörst Du? (Franziska

603

Gertrude!

602 603

Laß mir doch den Knappen rufen Von diesem Ritter, hörst Du? (Gertrude

ab) Nun so setz Dich

ab.) Nun, so setz' Dich

603

604

Doch, Alter - Was den Krieg betrifft, das ist

604

Doch, Alter - Was den Krieg betrifft, das ist

605

Ein lustig Ding für Ritter, sieh, da bin ich

605

Ein lustig Ding für Ritter; sieh, da bin ich

606

Auf Deiner S e i t e -

606

Auf Deiner Seite. -

606

Aldola.

Meiner Seite?

606

Aldöbern.

Meiner Seite?

606

Alonzo.

Ja,

606

Sylvester.

Ja,

607

Was Henker denkst Du? Hat Dir Einer Unrecht,

607

Was Henker denkst Du? Hat Dir Einer Unrecht,

608

Beschimpfung, oder sonst was zugefügt,

608

Beschimpfung, oder sonst was zugefügt,

609 610

So sag Du's mir, sag's mir, wir wollen's rächen. Aldola. Bist Du von Sinnen, oder ist's Verstellung?

609

So sag' Du's mir, sag's mir, wir wollen's rächen.

610

Aldöbern. Bist Du von Sinnen, oder ist's Verstellung?

(Franziska, der Knappe, und Diener treten auf)

(Gertrude, der Knapp, und ein Die-

S.57

ner treten auf. ) 611

Alonzo. Sag an. mein Sohn, wer ist Dein Herr? Es ist

611

612

Mit ihm wohl, nun, du weißt schon, was ich meine

612

Mit ihm wohl - nun Du weißt schon, was ich meine. -

613

Aldola. Den Teufel bin ich, was Du meinst - Denkst Du

613

Aldöbern. Den Teufel bin ich was Du meinst. Denkst Du

614

Sylvester. Sag an, mein Sohn, wer ist Dein Herr? Es ist

Mir sei von meiner Mutter soviel Menschen-

614

Mir sei von meiner Mutter soviel Menschen-

615

Verstand nicht angebohren, als vonnöthen,

615

Verstand nicht angebohren, als vonnöthen,

616

Um einzusehn, Du seist ein Schurke? Frag'

616

Um einzusehn, Du seist ein Schurke? Frag',

617

Die Hund'auf unserm Hofe, sieh, sie riechen's

617

Die Hund' auf unserm Hofe, sieh, sie riechen's

618

Dir an und nähme Einer einen Bissen

618

Dir an, und nähme Einer einen Bissen

619

Aus Deiner Hand, so hänge mich. - Zum Schlüsse

619

Aus Deiner Hand, so hänge mich. - Zum Schlüsse

620

So viel noch: Mein Geschäft ist aus. Den Krieg

620

So viel noch. Mein Geschäft ist aus. Den Krieg

621

Hab' ich Dir Kindesmörder angekündigt, (will ab)

621

Hab' ich Dir Kindesmörder angekündigt, (will ab.)

622

Sylvester (hält ihn.) Nein halte - Nein, bei Gott Du

622

Alonzo (hält ihn) Nein halte - Nein, bei Gott, Du machst mich bange.

machst mich bange.

623

Denn Deine Rede, wenn sie gleich nicht reich,

623

Denn Deine Rede, wenn sie gleich nicht reich,

624

Ist doch so wenig arm an Sinn, daß mich's

624

Ist doch so wenig arm an Sinn, daß mich's

S.58

625

Entsetzet - Einer von uns beiden muß

625

626

Verrückt sein, bist Du's nicht, ich könnt' es werden.

626

Verrückt seyn; bist Du's nicht, Ich könnt' es werden.

627

Die Unze Mutterwitz, die Dich vom Tollhaus

627

Die Unze Mutterwitz, die Dich vom Tollhaus

628

Errettet, muß, es kann nicht anders, mich

628

Errettet, muß, es kann nicht anders, Mich

629

Ins Tollhaus führen - Sieh, wenn Du mir sagtest,

629

In's Tollhaus führen. - Sieh, wenn Du mir sagtest,

630

Die Ströme flössen neben ihren Ufern

630

Die Ströme flössen neben ihren Ufern

631

Bergan, und sammelten auf Felsenspitzen

631

Bergan, und sammelten auf Felsenspitzen

632

In Seen sich, so wollt' ich wollt's Dir glauben.

632

In Seen sich, so wollt' - ich wollt's Dir glauben;

633

Doch sagst Du mir, ich hätt' ein Kind gemordet,

633

Doch sagst Du mir, ich hätt' ein Kind gemordet,

634

Des Vetters Kind -

634

634 635 636 636

Franziska.

O großer Gott, wer denn

Beschuldiget Dich dieser Unthat? Die aus Ciella, Die selbst, vor wenig Monden Alonzo.

Schweig. Nun wenn's

634 635 636 636

Entsetzt. - Einer von uns beiden muß

29

Des Vetters Kind. Gertrude.

O großer Gott, wer denn

Beschuldiget Dich dieser Unthat? Die aus Rossitz, Die selbst, vor wenig Monden Sylvester.

Schweig. Nun wenn's

637

Beliebt, so sag' mir's einmal noch. Ist's wahr,

637

Beliebt, so sag's mir einmal noch. Ist's wahr,

638

Ist's wirklich wahr? Um eines Mordes willen,

638

Ist's wirklich wahr? Um eines Mordes willen

Krieg wider mich?

639

639 639 640 640

Aldola.

Soll ich's Dir zehenmal,

Und wieder zehnmal wiederkäun? Alonzo.

639 640 640

Nun gut.

S.59

Krieg wider mich? Aldöbern.

Soll ich's dir zehenmal

Und wieder zehnmal wiederkäu'n? Sylvester.

Nun gut.

641

Franz, sattle mir mein Pferd. - Verzeih' mir, Freund,

641

Franz, sattle mir mein Pferd. - Verzeih' mein Freund,

642

Wer kann das Unbegreifliche begreifen?

642

Wer kann das Unbegreifliche begreifen?

643

- Wo ist mein Helm, mein Schwerdt? - Denn hören

643

- W o ist mein Helm, mein Schwerdt? - Denn hören muß

muß 644

Ich's doch aus seinem Munde, eh' ich's glaube.

644

645

- Schick' zu Antonio, er mögte schnell,

645

- Schick' zu Jeronimus, er mögte schnell

646

Nach Gossa kommen -

646

Nach Warwand kommen. -

646

Aldola.

646

Alonzo.

647 647 648

Leb' denn wohl. Nein, warte,

646

Aldöbern.

646

Sylvester.

647

Ich reite mit Dir, Freund. Um Gotteswillen,

647

In Deiner Feinde Macht giebst Du Dich selbst?

648

Franziska.

Ich's doch aus seinem Munde, eh' ich's glaube.

Leb' denn wohl. Nein, warte;

Ich reite mit Dir, Freund. Gertrude.

Um Gotteswillen,

649

Alonzo. Laß gut sein -

649

Sylvester. Laß gut seyn.

649

Aldola.

649

Aldöbern.

650 651

Wenn Du glaubst, sie werden schonend

In Ciella Dich empfangen, irrst Du Dich. Alonzo (Immer

beschäftigt)

Thut nichts, thut nichts,

650 651

S.60

In Deiner Feinde Macht giebst Du Dich selbst?

Wenn Du glaubst, sie werden schonend

In Rossitz Dich empfangen irrst Du Dich. Sylvester (immer beim Anzüge beschäftigt).

Thut nichts,

30

thut nichts; allein werd' ich erscheinen.

allein werd' ich erscheinen, 652

Ein Einzelner trit frei zu seinen Feinden.

652

Ein Einzelner tritt frei zu seinen Feinden.

653

Aldola. Das Mildeste, das Dir begegnen mag,

653

Aldöbern. Das Mildeste, das Dir begegnen mag,

654 655

Ist, daß man an des Kerkers Wand Dich fesselt. Alonzo. Es ist umsonst - Ich muß mir Licht verschaffen,

654 655

Ist, daß man an des Kerkers Wand Dich fesselt. Sylvester.

Es

ist

umsonst.

-

Ich

muß

mir

Licht

verschaffen, 656

Und sollt' ich's mir auch aus der Hölle holen.

656

Und sollt' ich's mir auch aus der Hölle holen. S.61

657

Aldola. Ein Fluch ruht auf Dein Haupt, es ist nicht Einer

657

Aldöbern. Ein Fluch ruht auf Dein Haupt, es ist nicht Einer

658 659

In Ciella, dem Dein Leben heilig wäre. Alonzo. Du schreckst mich nicht - mir ist das ihre heilig,

658 659

In Rossitz, dem Dein Leben heilig wäre. Sylvester. Du schreckst mich nicht. - Mir ist das ihre heilig,

660

Drumm wag' ich fröhlich-kühn mein einzelnes.

660

Und fröhlich kühn wag' ich mein einzelnes.

661

Nun fort. (Zu Franziska

661

Nun fort! (zu Gertrude. )

661 662

Ich kehre unverletzt zurück, So wahr der Gottheit selbst die Unschuld heilig. (Wie sie abgehen wollen, trit Antonio

663

Antonio. Wohin?

663

Alonzo.

664

662

Gut, daß Du kömmst, Ich bitte Dich,

So wahr der Gottheit selbst die Unschuld heilig. (Wie sie abgehen wollen, trit Jeronimus

auf.)

Bleib bei den Weibern, bis ich wiederkehre.

Ich kehre unverletzt zurück,

661

663

Jeronimus. Wohin?

663

Sylvester.

664

Gut, daß Du kommst, Ich bitte Dich,

Bleib' bei den Weibern, bis ich wiederkehre.

665

Antonio. W o willst Du hin?

665

Jeronimus. W o willst Du hin?

665

Alonzo.

665

Sylvester.

665

Antonio.

665

Jeronimus.

666

Nach Ciella. Lieferst Du,

Wie ein bekehrter Sünder selbst Dich aus?

666

Nach Rossitz.

Wie ein bekehrter Sünder selbst Dich aus?

667

Alonzo. Wie meinst Du das?

667

Sylvester. Was für ein Wort - ?

Antonio.

667

Jeronimus.

Ei nun, ein schlechtes Leben

668

Ist kaum der Mühe werth, es zu verlängern.

668

Ist kaum der Mühe werth, es zu verlängern.

669

Drumm geh' nur hin, und leg' Dein sündig Haupt

669

Drum geh1 nur hin, und leg' Dein sündig Haupt

670 671

In christlicher Ergebung auf den Block. Alonzo. Glaubst Du, daß ich, wenn eine Schuld mich

670 671

drückte, 672 673

Das Haupt dem Recht der Rache weigern würde? Antonio. O Du Quacksalber der Natur! Denkst Du,

In christlicher Ergebung auf den Block. Sylvester. Glaubst Du, daß ich, wenn eine Schuld mich drückte,

672 673

S.62

Lieferst Du

667

Ei nun, ein schlechtes Leben,

auf.)

Das Haupt dem Recht der Rache weigern würde. Jeronimus. O Du Quacksalber der Natur! Denkst Du,

674

Ich werde Dein verfälschtes Herz auf Treu

674

Ich werde Dein verfälschtes Herz auf Treu

675

Und Glauben zweimal als ein ächtes kaufen?

675

Und Glauben zweimal als ein ächtes kaufen?

676

Bin ich ein blindes Glied denn aus dem Volke,

676

Bin ich ein blindes Glied denn aus dem Volke,

677

D a ß Du mit D e i n e m Ausruf an der Ecke

677

D a ß Du mit Deinem Ausruf an der E c k e

678

Mich äffen willst, und wieder äffen willst?

678

Mich äffen willst, und wieder äffen willst?

679

- Doch nicht so vielen A t h e m bist Du werth,

679

- D o c h nicht so vielen A t h e m bist Du werth,

680

Als nur dies einzge Wort mir kostet: Schurke.

680

Als nur dies einz'ge W o r t mir kostet; Schurke!

681

Ich will Dich meiden, das ist wohl das Beßte.

681

Ich will Dich meiden, das ist wohl das Beßte.

682

D e n n hier in Deiner N ä h e stinkt es wie

682

Denn hier in Deiner N ä h e stinkt es, wie

Bei Mördern.

683

683

683

Alonzo (fällt in

Ohnmacht)

Franziska.

Hülfe! K o m m t zu Hülfe! Hülfe!

Bei Mördern. Sylvester (fällt in

683

Gertrude. (Der Vorhang

Ohnmacht.) Hülfe! K o m m t zu Hülfe! Hülfe!

fällt.)

31 S.63

II Act.

ZWEITER AUFZUG

1Î Scene.

ERSTE SCENE.

Gegend im Gebirge. Im

Vordergründe

(Gegend im Gebirge. Im

S.64

Vordergrunde

eine Höhle. Ignez sitzt an der Erde und

eine Höhle. Agnes sitzt an der Erde und

knüpft Kränze. Rodrigo trit auf und be-

knüpft Kränze. Ottokar tritt auf. und be-

trachtet sie mit Wehmuth. Dann wendet er

trachtet sie mit Wehmuth. Dann wendet er

sich mit einer schmerzvollen Bewegung,

sich mit einer schmerzvollen Bewegung,

rend welcher Ignez ihn wahrnimmt,

wäh-

welche

rend welcher Agnes ihn wahrnimmt,

dann zu knüpfen fortfährt, als hätte sie ihn

wäh-

welche

dann zu knüpfen fortfährt, als hätte sie ihn

nicht gesehn.

nicht gesehen.)

684

Ignez. S'ist doch ein häßliches Geschäfft: belauschen;

684

Agnes. S'ist doch ein häßliches Geschäft: belauschen:

685

Und weil ein rein Gemiith es stets verschmäht,

685

Und weil ein rein Gemüth es stets verschmäht,

686

So wird nur dieses grade stets belauscht.

686

So wird nur dieses grade stets belauscht.

687

Drumm ist das Schlimmste noch, daß es den Lauscher

687

Drum ist das Schlimmste noch, daß es den Lauscher,

688

Statt ihn zu strafen, lohnt. Denn statt des Bösen,

688

Statt ihn zu strafen, lohnt. Denn statt des Bösen,

689

Das er verdiente zu entdecken, findet

689

Das er verdiente zu entdecken, findet

S.65

690

Er wohl sogar ein still' Bemühen noch

690

Er wohl sogar ein still' Bemühen noch

691

Für sein Bedürfniß oder seine Laune.

691

Für sein Bedürfniß, oder seine Laune.

692

Da ist, zum Beispiel, heimlich jetzt ein Jüngling,

692

Da ist, zum Beispiel, heimlich jetzt ein Jüngling

693

- Wie heißt er doch? Ich kenn ihn wohl. Sein Antlitz

693

- Wie heißt er doch? Ich kenn ihn wohl. Sein Antlitz

694

Gleicht einem milden Morgenungewitter,

694

Gleicht einem milden Morgenungewitter,

695

Sein Aug' dem Wetterleuchten auf den Höhen,

695

Sein Aug' dem Wetterleuchten auf den Höh'n,

696

Sein Haar den Wolken, welche Blitze bergen,

696

Sein Haar den Wolken, welche Blitze bergen,

697

Sein Nahen ist ein Wehen aus der Ferne

697

Sein Nahen ist ein Wehen aus der Ferne,

698

Sein Reden wie ein Strömen von den Bergen

698

Sein Reden wie ein Strömen von den Bergen

699

Und sein Umarmen stark - Doch still. Was wollt'

699

Und sein Umarmen. - Aber still! Was wollt'

700

Ich schon? Ja, dieser Jüngling wollt' ich sagen,

700

Ich schon? Ja, dieser Jüngling, wollt' ich sagen,

701

Ist heimlich nun herangeschlichen, plötzlich,

701

Ist heimlich nun herangeschlichen, plötzlich,

702

Unangekündigt, wie die Sommersonne,

702

Unangekündigt, wie die Sommersonne,

703

Will sie ein nächtlich Liebesfest belauschen.

703

Will sie ein nächtlich Liebesfest belauschen.

704

Nun war1 mirs recht, er hätte, was er sucht,

704

Nun war mir's recht, er hätte was er sucht,

705

Bei mir gefunden, und die Eifersucht,

705

Bei mir gefunden, und die Eifersucht,

706

Der Liebe Jugendstachel hätte, selbst

706

Der Liebe Jugendstachel hätte, selbst

707

Sich stumpfend, ihn hinaus gejagt ins Feld,

707

Sich stumpfend, ihn hinaus gejagt in's Feld,

708

Gleich einem jungen Rosse, das zuletzt

708

Gleich einem jungen Rosse, das zuletzt

S.66

709

Doch heimkehrt zu dem Stall, der es ernährt.

709

Doch heimkehrt zu dem Stall, der ihn ernährt.

710

Statt dessen ist kein andrer Nebenbuhler

710

Statt dessen ist kein andrer Nebenbuhler

711

Jetzt grade um mich, als sein Geist. Und der

711

Jetzt grade um mich, als sein Geist. Und der

712

Singt mir sein Lied zur Zither vor, wofür

712

Singt mir sein Lied zur Zither vor, wofür

713

Ich diesen Kranz ihm winde. (Sie sieht sich um)

713

Ich diesen Kranz ihm winde. (Sie sieht sich um)

713

713

Fehlt Dir was?

Fehlt Dir w a s ? -

714

Rodrigo. Jetzt nichts.

714

Ottokar. Jetzt nichts.

714

Ignez.

714

Agnes.

715

So setz'Dich nieder, daß ich sehe,

Wie Dir der Kranz steht. Ist er hübsch?

715

Rodrigo.

716

715

So setz'Dich nieder, daß ich sehe,

Wie Dir der Kranz steht. Ist er hübsch?

715

Ottokar.

Ignez. Wahrhaftig? Sieh einmal die Finger an.

716

Agnes. Wahrhaftig? Sieh einmal die Finger an.

717

Rodrigo. Sie bluten -

717

Ottokar. Sie bluthen. -

717

Ignez.

717

Agnes.

718

Das bekam ich, als ich aus den Dornen

Die Blumen pflückte.

718

Rodrigo.

718

Ignez.

719

Recht hübsch.

718

Armes Kind. Ein Weib

Recht hübsch.

Das bekam ich, als ich aus den Dornen

Die Β lumen pflückte.

718

Ottokar.

718

Agnes.

Armes Kind.

S.67

Ein Weib

Scheut keine Mühe. Stundenlang hab ich

719

720

Gesonnen, wie ein jedes einzeln Blümchen

720

Gesonnen, wie ein jedes einzel'n Blümchen

721

Zu stellen, wie das unscheinbarste selbst

721

Zu stellen, wie das unscheinbarste selbst

722

Zu nutzen sei, damit Gestalt und Farbe

722

Zu nutzen sei, damit Gestalt und Farbe

723

Des Ganzen seine Wirkung thue. - Nun,

723

Des Ganzen seine Wirkung thue. - Nun

724

Der Kranz ist ein vollendet Weib. Da nimm

724

Der Kranz ist ein vollendet Weib. Da, nimm

725

Ihn hin. Sprich: er gefallt mir, so ist er

725

Ihn hin. Sprich; er gefällt mir; so ist er

726

Belohnt. (Sie sieht sich wieder um)

726

Bezahlt. (Sie sieht sich wieder um.)

726

Was fehlt Dir denn?

726

(Sie steht auf. Rodrigo faßt sie in seine 726 727

Du bist so seltsam, So feierlich - Bist unbegreiflich mir.

728

Rodrigo. Und mir Du.

728

Ignez.

729 729 730 731

Arme)

Liebst Du mich, so sprich sogleich

Ein Wort, das mich beruhigt. Rodrigo.

Erst sprich Du.

Scheut keine Mühe. Stundenlang hab' ich

Was fehlt Dir denn? (Sie steht auf; Ottokar faßt ihre

726 727

So feierlich - bist unbegreiflich mir. Ottokar. Und mir Du.

728

Agnes.

729

Wie hast Du's heute wagen können, heute,

730

Von Deinem Vaterhaus' Dich zu entfernen?

731

Hand.)

Du bist so seltsam,

728

729

33

Liebst Du mich, so sprich sogleich

Ein Wort, das mich beruhigt. Ottokar.

Erst sprich Du.

Wie hast Du's heute wagen können, heute, Von Deinem Vaterhaus' Dich zu entfernen.

732

Ignez. Von meinem Vaterhause? Kennst Du's denn?

732

Agnes. Von meinem Vaterhause? Kennst Du's denn?

733

Hab' ich nicht stets gewünscht, Du mögtest es

733

Hab' ich nicht stets gewünscht, Du mögtest es

S.68

34

734 734 735

734

Nicht zu erforschen streben? O verzeih.

734

Nicht meine Schuld ist's, daß ich's weiß.

735

Rodrigo.

735

Ignez.

736

Rodrigo. Ich weiß es. Fürchte nichts. Denn Deinem

Du weißt's?

Nicht zu erforschen streben? Ottokar.

Overzeih!

Nicht meine Schuld ist's, daß ich's weiß.

735

Agnes.

736

Ottokar. Ich weiß es, fürchte nichts. Denn Deinem Engel

Du weißt's?

Engel 737

Kannst Du Dich sichrer nicht vertraun, als mir.

737

Kannst Du Dich sichrer nicht vertraun, als mir.

738

Nun sage, nun beruhige erst mich;

738

Nun sage mir, wie konntest Du es wagen,

738,1

Wie konntest Du Dein Vaterhaus verlassen,

739

So einsam Dich in dies Gebirge wagen,

739

So einsam dies Gebirge zu betreten,

740

Da doch ein mächt'ger Nachbar all' die Deinen

740

Da doch ein mächt'ger Nachbar all' die Deinen

In blutger Rachefehd' verfolgt?

741

741

In blut'ger Rachefehd' verfolgt?

In Fehde?

741

742

In meines Vaters Sälen liegt der Staub

742

In meines Vaters Sälen liegt der Staub

743

Auf allen Rüstungen, und niemand ist

743

Auf allen Rüstungen, und niemand ist

744

Uns feindlich, als der Marder höchstens, der

744

Uns feindlich, als der Marder höchstens, der

745

In unsre Hühnerställe bricht.

745

In unsre Hühnerställe bricht.

741

745 746 747

Ignez.

Wie sagst Du?

745

Ihr wärt im Frieden mit den Nachbarn? Wärt

746

Im Frieden mit Euch selbst?

747

Rodrigo.

747

Ignez.

Du hörst es, ja.

748

Rodrigo. O Gott! Ich danke Dir mein Leben nur

Agnes.

Ottokar.

In Fehde?

S.69

Wie sagst Du?

Ihr wärt in Frieden mit den Nachbarn? Wärt In Frieden mit Euch selbst?

747

Agnes.

Du hörst es, ja

748

Ottokar. O Gott! Ich danke Dir mein Leben nur

749

Um dieser Kunde! - Mädchen! Mädchen! O

749

Um dieser Kunde! - Mädchen! Mädchen! O

750

Mein Gott, so brauch' ich Dich ja nicht zu morden!

750

Mein Gott, so brauch' ich Dich ja nicht zu morden!

751

Ignez. Morden?

751

Agnes. Morden?

752

Rodrigo. O komm! (Sie setzen sich)

752

Ottokar. O komm! 1 (Sie setzen

752

752

Nun will ich heiter, offen, wahr

sich.)

Nun will ich heiter, offen, wahr,

753

Wie Deine Seele mit Dir reden. Komm!

753

Wie Deine Seele mit Dir reden. Komm!

754

Es darf kein Schatten mehr Dich decken, nicht

754

Es darf kein Schatten mehr Dich decken, nicht

755

Der mindeste, ganz klar will ich Dich sehen.

755

Der Mindeste, ganz klar will ich Dich sehen.

756

Dein Innres ist's mir schon, die ungebohrnen

756

Dein Innres ist's mir schon, die neugebohrnen

757

Gedanken kann ich wie Dein Gott errathen.

757

Gedanken kann ich wie Dein Gott errathen.

758

Dein Zeichen nur, die freundliche Erfindung,

758

Dein Zeichen nur, die freundliche Erfindung

759

Mit einer Sylbe das Unendliche

759

Mit einer Sylbe das Unendliche

1

E: komm?

S.70

760

Zu fassen, nur den Namen sage mir.

760

761

Dir sag ich meinen Namen gleich, denn nur ein Scherz

761

Dir sag' ich meinen gleich, denn nur ein Scherz

762

wars, Dir zu weigern, was Du mir.

762

War es, Dir zu verweigern, was Du mir.

Zu fassen, nur den Namen sage mir.

763

Ich hätt' Deinen längst erforscht, wenn nicht

763

Ich hätte Deinen längst erforscht, wenn nicht

764

Sogar Dein unverständliches Gebot

764

Sogar Dein unverständliches Gebot

765

Mir heilig. Aber nun frag' ich Dich selbst.

765

Mir heilig. Aber nun frag' ich Dich selbst.

766

Nichts Böses bin ich mir bewußt, ich fühle

766

Nichts Böses bin ich mir bewußt, ich fühle

767

Du gehst mir über alles Glück der Welt,

767

Du gehst mir über alles Glück der Welt

768

Und nicht an's Leben bin ich so gebunden,

768

Und nicht an's Leben bin ich so gebunden.

769

So gern nicht, und so fest nicht, wie an Dich.

769

So gern nicht, und so fest nicht, wie an Dich.

770

Drumm will ich, daß Du nichts mehr vor mir birgst,

770

Drum will ich, daß Du nichts mehr vor mir birgst

771

Und fordre ernst Dein unumschränkt Vertraun.

771

Und fordre ernst Dein unumschränkt Vertrauen.

771,1 772 772 772,1 773 774 774,1 774 774,3 775 776 777

Ignez. Mir weht ein Schauer wie von bösen Geistern Um Haupt und Brust und hemmt die Rede mir. Rodrigo.

Was ängstigt Dich?

772

Aenes. Ich kann nicht reden Ottokar. -

772

Ottokar.

S.71

Was ängstigt Dich?

0 sag's mir, Theure, an 773

Ich kann Dir jeden falschen Wahn benehmen. Ignez. Du sprachst von Mord - und der Entsetzenslaut

Ich will Dir jeden falschen Wahn benehmen.

774

Agnes. - Du sprachst von Mord.

774

Ottokar.

775

Agnes. Von Liebe hör' ich wohl, sprachst Du mit mir.

Hat Deine reine Lippe bös gefleckt. Rodrigo. Von Liebe Sprech' ich nun - das süße Wort.

Von Liebe sprach ich nur.

Giebt jeder Lippe Reiz, die es berührt. Ignez. Von Liebe, hör ich wohl, sprichst Du mit mir, Doch sag' mir an, mit wem sprachst Du vom Morde?

777

Rodrigo. Du hörst es ja, es war ein böser Irrthum.

778

Den mir ein selbstgetäuschter Freund erweckt.

779

Ignez (welche Juan erblickt, der sich in der Ferne

776

778

Doch sage mir, mit wem sprachst Du vom Morde? Ottokar. Du hörst es ja. es war ein böser Irrthum. Den mir ein selbstgetäuschter Freund erweckt. (Johann zeigt sich im Hintergrunde. )

ge7eigt

hat) Dort steht ein Mensch, den kenn' ich -

779

Agnes. Dort steht ein Mensch, den kenn ich. (Sie steht auf.)

(Sie steht auf) 779

Ottokar.

780

Agnes. Leb wohl.

780

Ottokar.

Ignez. Ich irre nicht - Laß mich - Wollt ihr mich morden?

781

Agnes. Ich irre nicht. - Laß mich. - Wollt ihr mich

Rodrigo. Dich morden? - Frei bist Du. und willst Du

782

Ottokar. Dich morden? - Frei bist Du, und willst Du

779

Rodrigo.

780

Ignez. Leb' wohl

780

Rodrigo.

781

782

Kennst Du ihn?

Um Gotteswillen, nein. Du irrst Dich.

Kennst Du ihn?

S.72

Um Gotteswillen, nein. Du irrst Dich.

morden?

gehen,

gehen,

36

783

783

Du kannst es unberührt, wohin Du willst.

Du kannst es unberührt, wohin Du willst.

784

Ignez. So leb' denn wohl.

784

784

Rodrigo.

784

Ottokar.

784

Ignez.

784

Agnes.

785

Und kehrst nicht wieder? Niemals,

Wenn Du nicht gleich mir Deinen Namen sag'st.

785

Agnes. So leb' denn wohl. Und kehrst nicht wieder? Niemals,

Wenn Du nicht gleich mir Deinen Namen sagst.

786

Rodrigo. Das soll ich jetzt - vor diesem Fremden -

786

Ottokar. Das soll ich jetzt - vor diesem Fremden. -

786

Ignez.

786

Agnes.

787 787 788 788 789

So

Rodrigo.

794 794 795

789

Gleich wer er ist.

796

Maria! Willst Du nicht besser von

Mir denken lernen? Agnes.

Zeigen kann mir Jeder

Gleich, wer er ist. Ottokar.

Ignez. Soll ich Dir traun, wenn Du nicht mir?

790

Agnes. Soll ich Dir trau'n, wenn Du nicht mir?

Rodrigo.

790

Ottokar.

Ich will es nächstens. Kehre wieder. Thu es

791

Auf die Gefahr. Ignez.

791

Es sei. Und irr' ich mich,

792

Nicht eine Thräne kosten soll es mich, (ab) Rodrigo. Juan, komm her. Du siehst, sie ist es wohl,

794

Es ist kein Zweifel mehr, nicht wahr? Juan.

794

Es mag

Wie's

scheint, Dir

793

wohl

an keinem

Aufschluß

795

Den ich Dir geben könnte. Rodrigo.

Ich will es heute noch. Kehre wieder. Thu' es

Auf die Gefahr. Agnes.

Es sei! Und irr' ich mich,

Nicht eine Thräne kosten soll es mich, (ab.) Ottokar. Johann, komm her, Du siehst sie ist es wohl S.74 Es ist kein Zweifel mehr, nicht wahr? Johann. Wie's

Es mag scheint,

Dir

wohl

an keinem

Aufschluß

mangeln,

mangeln, 796

Leb wohl auf ewig. Ottokar.

789

790

793

788

Zeigen kann ein Jeder

790

792

787 788

Mir denken lernen?

Rodrigo.

791

Marie! Willst Du nicht besser von

Ignez.

789

791

787

Leb' wohl auf ewig.

Wie Du's nimmst.

796 796

Den ich Dir geben könnte. Ottokar.

Wie Du's nimmst.

797

Zwei Werthe hat ein jeder Mensch; den einen

797

798

Lernt man nur kennen aus sich selbst, den andern

798

Lernt man nur kennen aus sich selbst, den andern

799

Muß man erfragen.

799

Muß man1 erfragen.

799

Juan.

S.73

So

Hast Du nur den Kern,

799

Zwei Werthe hat ein jeder Mensch; den einen

Johann.

Hast Du nur den Kern,

800

Die Schaale giebt sich dann als eine Zugab'.

800

Die Schaale giebt sich dann als eine Zugab'.

801

Rodrigo. Ich sage Dir, sie weigert mir, wie Dir,

801

Ottokar. Ich sage Dir, sie weigert mir, wie Dir,

802

Den Namen, und wie Dich, so flieht sie mich,

802

Den Namen, und wie Dich, so flieht sie mich

803

Schon bei der Ahndung bloß, ich sei aus Ciella.

803

Schon bei der Ahndung bloß, ich sei aus Rossitz.

804

Du sahst es selbst, gleich einem Geist erscheint

804

Du sahst es selbst, gleich einem Geist erscheint

E: mau

S.75

805 805

805

Und schwindet sie uns beiden. Juan.

805

Beiden? Ja.

Und schwindet sie uns beiden. Johann.

Beiden? Ja.

806

Doch mit dem Unterschied, daß Dir das eine

806

Doch mit dem Unterschied, daß Dir das eine

807

Talent geworden, ihn zu rufen, mir

807

Talent geworden, ihn zu rufen, mir

Das andre bloß, den Geist zu bannen.

808

808 808

Rodrigo.

Juan!

809

Juan. Pah! - Die Schuld liegt an der Spitze meiner Nase.

37

Das andre bloß, den Geist zu bannen.

808

Ottokar.

809

Johann. Pah! - Die Schuld liegt an der Spitze meiner

Johann!

Nase 810

Und etwa noch an meinen Ohrenzipfeln.

810

Und etwa noch an meinen Ohrenzipfeln.

811

Was sonst an mir kann so voll Gräuel sein,

811

Was sonst an mir kann so voll Greuel seyn,

812

Daß es das Blut aus ihren Wangen jagt,

812

Daß es das Blut aus ihren Wangen jagt,

813

Und, bis a u f s Fliehen, jede Kraft ihr nimmt?

813

Und, bis a u f s Fliehen, jede Kraft ihr nimmt?

814

Rodrigo. Juan, ich kenne Dich nicht mehr.

814

Ottokar. Johann, ich kenne Dich nicht mehr.

814

Juan.

814

Johann.

815

Rodrigo. Ich will im Voraus jede Kränkung Dir

815

Ottokar. Ich will im Voraus jede Kränkung Dir

816 817

Ich aber Dich.

816

Vergeben, wenn Du es nur edel thust.

817

Juan. Nicht iiber'n Preis will ich Dir zahlen - Sprich.

Ich aber Dich.

Johann. Nicht über'n Preis will ich Dir zahlen 1 . - Sprich.

818

Wenn Einer mir vertraut', er wiss' ein Roß,

818

Wenn Einer mir vertraut', er wiss' ein Roß,

819

Das ihm bequem sei, und er kaufen wolle,

819

Das ihm bequem sei, und er kaufen wolle,

820

Und ich ich gienge heimlich hin, und kauft's

820

Und ich, gienge heimlich hin, und kauft's

Mir selbst - was meinst Du, wäre das wohl edel?

821

821

Mir selbst - was meinst Du wäre das wohl edel?

822

Rodrigo. Sehr schief wählst Du Dein Gleichniß -

822

Ottokar. Sehr schief wählst Du Dein Gleichniß.

822

Juan.

Sage bitter;

822

Johann.

Und doch ists Honig gegen mein Gefühl.

823

823 824

Rodrigo. Dein Irrthum ist Dir lieb, weil er mich kränkt.

825

Juan. Kränkt? Ja, das ist mir lieb; und ist's ein Irrthum,

826 827 828 829

1

825

Johann. Kränkt? Ja, das ist mir lieb, und ist's ein Irrthum,

828

Denn still verschmerzen werd ich, was Du thust. Juan. Da hast Du recht. Nichts würd 1 mich

829

mehr

Und doch ist's Honig gegen mein Gefühl. Ottokar. Dein Irrthum ist Dir lieb, weil er mich kränkt.

827

Rodrigo. Nicht viele Freude wird Dir das gewähren,

Sage bitter;

824

826

Just darum zähe will ich fest ihn halten.

Just darum will1 ich zähe fest ihn halten, Ottokar. Nicht viele Freude wird Dir das gewähren, S.77 Denn still verschmerzen werd' ich, was Du thust. Johann. Da hast Du recht. Nichts würd' mich mehr verdrießen

verdrießen, 830

Als wenn Dein Herz wie eine Kröte wäre,

830

831

Die ein verwundlos steinern Schild beschützt.

831

Die ein verwundlos steinern Schild beschützt,

832

Denn weiter keine Lust bleibt mir auf Erden,

832

Denn weiter keine Lust bleibt mir auf Erden,

1

S.76

Vergeben, wenn sie sich nur edel zeigt.

Ε: Ζahlen

Als wenn Dein Herz wie eine Kröte wär',

38

Als einer Bremse gleich Dich zu verfolgen.

833

834

Rodrigo. Du bist weit besser, als der Augenblick.

834

Ottokar. Du bist weit besser als der Augenblick.

835

Juan. Weil ich mich edel nicht erweise, nicht

835

Johann. Du Thor! Du Thor! Denkst Du mich so zu

833

Als einer Bremse gleich Dich zu verfolgen.

fassen? 836

Weil ich mich edel nicht erweise, nicht

836

Erweisen will, machst Du mir weiß, ich seis,

837

Damit die unverdiente Ehre mich

837

Erweisen will, machst Du mir weiß, ich sei's,

838

Bewegen mög', in ihrem Sinn zu handeln?

838

Damit die unverdiente Ehre mich

839

Vor Deine Füße werf ich Deine Achtung -

839

Bewegen soll, in ihrem Sinn zu handeln?

840

Du Thor! Du Thor! Denkst Du mich so zu fassen?

840

Vor Deine Füße werf ich Deine Achtung. -

841

Rodrigo. Du willst mich reizen, doch Du kannst es nicht;

841

Ottokar. Du willst mich reizen, doch Du kannst es

842

Ich weiß, Du selbst, Du wirst mich morgen rächen.

842

nicht;

843

Juan. Nein, wahrlich, nein, dafür will ich schon sorgen.

S.78

Ich weiß, Du selbst, Du wirst mich morgen rächen.

843

Johann. Nein, wahrlich, nein, dafür will ich

844

Denn in die Brust schneid' ich mir eine Wunde,

schon

sorgen. 844

Denn in die Brust schneid' ich mir eine Wunde,

845

Die reiz' ich stets mit Nadeln, halte stets

845

Die reiz' ich stets mit Nadeln, halte stets

846

Sie offen, daß es mir recht sinnlich bleibe.

846

Sie offen, daß es mir recht sinnlich bleibe.

847

847

Rodrigo. Es ist nicht möglich, ach, es ist nicht möglich!

Ottokar. Es ist nicht möglich, ach, es ist nicht möglich!

848

Wie könnte Dein Gemüth so häßlich sein,

848

Wie könnte Dein Gemüth so häßlich seyn,

849

Da Du doch Ignez, Ignez lieben kannst.

849

Da Du doch Agnes, Agnes lieben kannst!

850

Juan. Nicht wahr, Dir war es recht, wenn ich so albern-

850,1

Großmüthig mich erwiese, wie es grade

851

Wohl passen mag in Deinen Kram?

850

851

Johann. Und daran noch erinnerst Du mich,

Du Ungeheuer!

851

Rodrigo.

Juan. Nein halt! Du denkst ich habe bloß Gespaßt.

852

Johann. Nein, halt! Du denkst, ich habe 1 bloß gespaßt.

853

Rodrigo. Was willst Du?

853

Ottokar. Was willst Du?

853

Juan.

853

Johann.

851

Rodrigo.

852

Leb'wohl, Juan.

Grad heraus. Mein Leben

Lebe wohl, Johann.

S.79

Gerad' heraus. Mein Leben

854

Und Deins sind wie zwei Spinnen in der Schachtel.

854

Und Deines sind wie zwei Spinnen in der Schachtel.

855

Drum zieh'.

855

Drum Zieh! (Er zieht.)

855 856 856

Rodrigo.

(Erzieht)

855

Gewiß nicht. Fallen will ich anders

856

Von Deiner Hand nicht, als gemordet. Juan.

856

Zieh,

Ottokar.

Gewiß nicht. Fallen will ich anders

Von Deiner Hand nicht, als gemordet. Johann.

Zieh,

857

Du Memme! Nicht nach Deinem Tod, nach meinem

857

Du Memme! Nicht nach Deinem Tod, nach meinem,

858

Nach meinem nur gelüstet's mir.

858

Nach meinem nur gelüstet's mir.

1

E: hebe

858

858

Rodrigo (umarmt ihn) Juan!

859

Mein Freund! Ich Dich ermorden?

859

859

Juan (stößt ihn fort) Fort, Du Schlange!

859

860 861

Nicht stechen will sie, nur mit ihrem Anblick

860

Mich langsam tödten. - Gut.

861

(Er steckt das Schwerdt 861

Mein Freund! Ich Dich ermorden.

Nicht stechen will sie, nur mit ihrem Anblick

ein).

Noch giebt's ein andres Mittel. (Beide von verschiedenen

Seiten ab.)

2Ì Scene.

ZWEITE SCENE.

Gossa. Zimmer im Schlosse.

(Warwand. Zimmer im Schlosse.

A lonzo auf einem Stuhle mit Zeichen

Syl-

vester auf einem Stuhle, mit Zeichen

der

der

Ohnmacht, die nun vorUber. Um ihn herum

Ohnmacht, die nun vorüber. Um ihn herum

Antonio.

Jeronimus.

Thiesta.

Franziska.

S.80

Mich langsam tödten. - Gut

861

Seiten ab)

39

Johann (stößt ihn fort.) Fort, Du Schlange!

(Er steckt das Schwerdt

ein.)

Noch giebt's ein andres Mittel! (Beide von verschiedenen

Ottokar (umarmt ihn). Johann!

Thiestiner. Gertrude,

und

ein Diener.)

Ciryllo. 862

Franziska. Nun, er erholt sich, Gott sei Dank -

862

Gertrude. Nun, er erholt sich, Gott sei Dank. -

862

Alonzo.

862

Sylvester.

863

Franziska. Alonzo, kennst Du mich, kennst Du mich

863

Gertrude. Sylvester, kennst Du mich, kennst Du mich

Franziska -

wieder? 864 865 865

wieder?

Alonzo. Mir ist so wohl, wie bei dem Eintrit in

864 865

Ein andres Leben. Franziska.

Und an seiner Pforte

865

866

Stehn Deine Engel, wir, die Deinen, liebreich

866

867

Dich zu empfangen.

867

867

Alonzo.

Gertrude. -

Sage mir, wie kam

867

Sylvester. Mir ist so wohl, wie bei dem Eintritt in Ein andres Leben. Gertrude.

Und an seiner Pforte

Stehn Deine Engel, wir, die Deinen 1 liebreich Dich zu empfangen. Sylvester.

Sage mir, wie kam

868

Ich denn auf diesen Stuhl? Zuletzt, wenn ich

868

Ich denn auf diesen Stuhl? Zuletzt, wenn ich

869

Nicht irre, stand ich - nicht?

869

Nicht irre, stand ich - nicht?

869 870 870

Franziska.

Du sankest stehend

In Ohnmacht. Alonzo.

870 Ohnmacht? Und warum denn das?

871

So sprich doch - Wie, waß ist Dir denn? Was ist

872

Euch denn? (Er sieht sich um;

872

869

lebhaft)

Fehlt Ignez? Ist sie todt?

870

Gertrude.

Du sankest stehend

In Ohnmacht. Sylvester.

Ohnmacht? Und warum denn das?

871

So sprich doch. - Wie, was ist Dir denn? Was ist

872

Euch denn? (Er sieht sich um;

872

E: Diener

lebhaft.)

Fehlt Agnes? Ist sie todt?

S.81

40

872 873 873

Franziska.

O nein.

O nein, sie ist in ihrem Garten. Alonzo.

Nun,

872 873 873

Gertrude.

O nein,

O nein, sie ist in ihrem Garten. Sylvester.

Nun,

874

Wovon seid ihr denn alle so besessen?

874

Wovon seid ihr denn Alle so besessen?

875

Franziska, sprich - Sprich Du, Thiesta - Seid

875

Gertrude sprich. - Sprich Du, Thiestiner. - Seid

876

Ihr stumm, Thiest, Anto - - Antonio!

876

Ihr stumm, Thiestin, Jero - - Jeronimus!

877

Ja so, ganz recht, nun weiß ich -

877

877 878

Franziska.

Komm ins Bette,

Alonzo, dort will ich's Dir schon erzählen.

877 878

S.82

Ja so - ganz recht - nun weiß ich. Gertrude.

Komm ins Bette,

Sylvester, dort will ich's Dir schon erzählen. Sylvester. Ins Bett? O pfui ! bin ich denn - sage mir,

879

Alonzo. In's Bett? O pfui! Bin ich denn - sage mir

879

880

- Bin ich in Ohnmacht wirklich denn gefallen?

880

Bin ich in Ohnmacht wirklich denn gefallen?

881

Franziska. Du weißt ja. wie Du sagst, sogar warum?

881

Gertrude. Du weißt ja, wie Du sagst, sogar warum?

882

Alonzo. Wüßt ich's? O pfui ! O pfui ! Ein Geist ist doch

882

Sylvester. Wiißt' ich's? O pfui! O pfui! Ein Geist ist doch

883 883 884 884 885

Ein elend Ding. Franziska.

Dein Leib bedarf der Ruhe. Alonzo.

883 883 884 884 885

Ein elend Ding. Gertrude.

Komm nur ins Bett, Sylvester,

Sylvester.

Ja, s'ist wahr,

Mein Leib ist doch an Allem Schuld, Gertrude.

Alonzo. Meinst Du, es ware nöthig?

886

Sylvester. Meinst Du, es ware nöthig?

Franziska.

886

Gertrude.

886 886

So komm.

Ja, durchaus

Mußt Du in's Bette. Alonzo.

Dein Bemühn

887 887

So komm.

Ja, durchaus

Mußt Du ins Bette. Sylvester.

Dein Bemühen

888

Beschämt mich sehr. Vergönne mir zwei Augenblicke,

888

Beschämt mich. Gönne mir zwei Augenblicke,

889

So mach' ich Alles wieder gut, und stelle

889

So mach' ich Alles wieder gut, und stelle

890 890

Von selbst mich her. Franziska.

Zum mindsten nimm die Tropfen

890 890

Von selbst mich her. Gertrude.

Zum Mindsten nimm die Tropfen

891

Aus dem Tyrolerfläschgen, das Du selbst

891

Aus dem Tyrolerfläschgen, das Du selbst

892

Stets als ein heilsam Mittel mir gepriesen.

892

Stets als ein heilsam Mittel mir gepriesen.

893

Alonzo. An eigne Kraft glaubt doch kein Weib, und traut

893

S.83

Dein Leib bedarf der Ruhe.

885

Franziska.

887

Ja, s'ist wahr,

Mein Leib ist doch an Allem Schuld.

885

887

Komm nur ins Bett, Alonzo,

S.84

Sylvester. An eigne Kraft glaubt doch kein Weib, und traut

894

Stets einer Salbe mehr zu, als der Seele.

894

Stets einer Salbe mehr zu als der Seele.

895

Franziska. Es wird Dich stärken, glaube mir -

895

Gertrude. Es wird Dich stärken, glaube mir. -

895

Alonzo.

895

Sylvester.

896 896

Dazu

Brauchts nichts als mein Bewußtsein (Er steht auf) Was mich freut,

896 896

Dazu

Braucht's nichts als mein Bewußtsein. (Er steht auf.) Was mich freut,

897

Ist daß der Geist doch mehr ist, als ich glaubte.

897

898

Denn flieht er gleich auf einen Augenblick,

898

Denn flieht er gleich auf einen Augenblick,

899

An seinen Urquell geht er nur zu Gott,

899

An seinen Urquell geht er nur, zu Gott,

900

Und mit Heroenkraft kehrt er zurück.

900

Und mit Heroenkraft kehrt er zurück.

Thiesta! S'ist wohl viele Zeit nicht zu

901

Thiestiner! S'ist wohl viele Zeit nicht zu

Verlieren - Franziska, weiß er's?

902

901 902 902

Franziska.

902

Alonzo.

Ja. Du weißt's? Nun sprich,

Gertrude.

902

Sylvester.

903

Was meinst Du, s'ist doch wohl ein Bubenstück?

903

S'ist wohl kein Zweifel mehr, nicht wahr?

904

Thiesta.

In Gossa

904

Ja. Du weißt's? Nun, sprich,

S'ist wohl kein Zweifel mehr, nicht wahr? Thiestiner.

In Warwand

Ist keiner der's bezweifelt, ist fast keiner,

905

Ist keiner, der's bezweifelt, ist fast keiner,

906

Der's, außer Dir, nicht hätt' vorhergesehen,

906

Der's, außer Dir, nicht hätt' vorhergesehen,

907

Wie's enden müsse, sei es früh, sei's spät.

907

909 910 911 912

Alonzo. Vorhergesehen? Nein, das hab' ich nicht.

908

Bezweifelt? Nein, das thu' ich auch nicht mehr.

909

- Und also ist's den Leuten schon bekannt?

910

Thiesta. So wohl, daß sie das Haupt sogar besitzen,

911

Das Dir die Nachricht her aus Ciella brachte.

912

S.85

Was meinst Du, s'ist doch wohl ein Bubenstück?

905

908

41

Verlieren. - Gertrud ! Weiß er's?

902

904 904

Ist, daß der Geist doch mehr ist, als ich glaubte,

Wie's enden müsse, sei es früh, sei's spät. Sylvester. Vorhergesehen? Nein, das hab' ich nicht. Bezweifelt? Nein, das thu' ich auch nicht mehr. - Und also ist's den Leuten schon bekannt? Thiestiner. So wohl, daß sie das Haupt sogar besitzen, Das Dir die Nachricht her aus Rossitz brachte.

913

Alonzo. Wie meinst Du das? Der Herold war noch hier?

913

Sylvester. Wie meinst Du das? Der Herold war noch

914

Thiesta. Gesteinigt, ja.

914

Thiestiner. Gesteinigt, ja.

914

Alonzo.

914

Thiesta.

hier?

Gesteiniget? Das Volk

914

Sylvester.

914

Thiestiner.

Gesteiniget?

915

War nicht zu bändigen. Sein Haupt ist zwischen

915

War nicht zu bändigen. Sein Haupt ist zwischen

916

Den Eulen an dem Thorweg festgenagelt.

916

Den Eulen an den Thorweg festgenagelt.

917 918 919 920

Alonzo. Unrecht ist's

917

Thiest, mit Deinem Haupt hättst Du das seine

918

Das heilige, des Herolds schützen sollen.

919

Thiesta. Mit Unrecht tadelst Du mich, Herr, ich war

Sylvester. Unrecht ist's, Thiestin, mit Deinem Haupt hätt'st Du das seine, Das heilige, des Herolds, schützen sollen.

920

Thiestiner. Mit Unrecht tadelst Du mich, Herr, ich war

921

Ein Zeuge nicht der That, wie Du wohl glaubst.

921

Ein Zeuge nicht der That, wie Du wohl glaubst.

922

Zu seinem Leichnam kam ich - diesen hier

922

Zu seinem Leichnam kam ich - diesen hier,

Antonio, war's just noch Zeit zu retten.

923

923 924

Alonzo. - Ei nun, sie mögen's niederschlucken. Das

S.86

Das Volk

924

Jeronimus, war's just noch Zeit zu retten. Sylvester. - Ei nun, sie mögen's niederschlucken. Das

925

Geschehne muß stets gut sein, wie es kann.

925

Gescheh'ne muß stets gut seyn, wie es kann.

926

Ganz rein, seh1 ich wohl ein, kann's fast nicht abgehn,

926

Ganz rein, seh' ich wohl ein, kann's fast nicht abgehn,

42

927

Denn wer das Schmutzge anfaßt, den besudelt's.

927

Denn wer das Schmutz'ge anfaßt, den besudelt's. S.87

928

Auch, find' ich, ist der Geist von dieser Unthat

928

Auch, find' ich, ist der Geist von dieser Unthat

929

Doch etwas werth, und kann zu mehr noch dienen.

929

Doch etwas werth, und kann zu mehr noch dienen.

930

Wir wollen's nützen. Reite schnell ins Land,

930

Wir wollen's nützen. Reite schnell ins Land,

931

Die sämtlichen Vasallen biete auf,

931

Die sämmtlichen Vasallen biete auf,

932

Sogleich sich in Person bei mir zu stellen.

932

Sogleich sich in Person bei mir zu stellen,

933

Indessen will ich selbst von Männern, was

933

Indessen will ich selbst von Männern, was

934

Hier in der Burg ist, sammeln, Reden braucht's

934

Hier in der Burg ist, sammeln, Reden braucht's

935

Nicht viel, ich stell' mein graues Haupt zur Schau,

935

Nicht viel, ich stell' mein graues Haupt zur Schau,

936

Und jedes Haar muß einen Helden werben.

936

Und jedes Haar muß einen Helden werben.

937

Das soll den ersten Bubenanfall hemmen,

937

Das soll den ersten Bubenanfall hemmen,

938

Dann, sind wir stärker, wenden wir das Blatt,

938

Dann, sind wir stärker, wenden wir das Blat,

939

In seiner Höhle suchen wir den Wolf,

939

In seiner Höhle suchen wir den Wolf,

940

Es kann nicht fehlen, glaube mir's, es geht

940

Es kann nicht fehlen, glaube mir's, es geht

941

Für Alles ja, was heilig ist und hehr,

941

Für Alles ja, was heilig ist und hehr,

942

Für Tugend, Ehre, Weib und Kind, und Leben.

942

943 944 945

Thiesta. So geh ich, Herr, in wenig Stunden sind die sämtlichen Vasallen hier versammelt.

944

Alonzo. S'ist gut. (Thiesta ab)

945

945

Ciryllo, rufe mir den Burgvoigt.

946 947 (Zu

Für Tugend, Ehre, Weib und Kind und Leben. Thiestiner. So geh' ich, Herr, noch heut' vor Abend sind Die sämmtlichen Vasallen hier versammelt. Sylvester. S'ist gut (Thiestiner ab).

945

- Noch Eins. Die beiden Waffenschmiede bringe

946

Gleich mit. (Ciryllo ab.)

947

Antonio)

S.88

Franziskus, rufe mir den Burgvogt, - Noch Eins. Die beiden Waffenschmiede bringe Gleich mit. (Der Diener ab). (Zu Jeronimus. )

947 948

943

Dir ist ein Unglimpf wiederfahren,

Dir ist ein Unglimpf widerfahren,

Antonio, das thut mir leid. Du weißt, ich war

948

Jeronimus, das thut mir leid. Du weißt ich war

949

Im eigentlichsten Sinn nicht gegenwärtig.

949

Im eigentlichsten Sinn nicht gegenwärtig.

950

Die Leute sind mir gut, Du siehst, es war

950

Die Leute sind mir gut, Du siehst's, es war

951

Ein mißverstandner Eifer bloß der Treue.

951

Ein mißverstandner Eifer bloß der Treue.

952

Drumm

952

Drum mußt Du's ihnen schon verzeihn. Für's Künft'ge

953

Versprech ich, will ich sorgen. Willst Du fort

953

Versprech' ich, will ich sorgen. Willst Du fort

954

Nach Ciella, kannst Du's gleich, ich gebe Dir

954

Nach Rossitz, kannst Du's gleich, ich gebe Dir

955

Zehn Reis'ge zur Begleitung mit. (Antonio schweigt)

955

Zehn Reis'ge zur Begleitung mit.

mußt

Du's

ihnen

schon

verzeihn.

Für's

Künftge

955

Ich kann's

955

Ich kann's

956

Nicht läugnen fast, daß mir der Unfall lieb,

956

Nicht läugnen fast, daß mir der Unfall lieb,

957

Versteh mich, bloß weil er Dich hier verweilte.

957

Versteh mich, bloß weil er Dich hier verweilte,

958

Denn sehr unwürdig hab' ich mich gezeigt,

958

Denn sehr unwürdig hab' ich mich gezeigt,

959

- Nein, sage nichts. Ich weiß das. - Freilich mag

959

- Nein, sage nichts. Ich weiß das. Freilich mag1

960

Wohl mancher sinken, weil er stark ist; Denn

960

Wohl mancher sinken, weil er stark ist. Denn

961

Die kranke, abgestorb'ne Eiche, ruhig

961

Die kranke, abgestorb'ne Eiche, steht

S.89

962

Steht sie im Sturm, doch die gesunde stürzt er,

962

Dem Sturm, doch die gesunde stürzt er nieder,

963

Weil er in ihre Krone greifen kann.

963

Weil er in ihre Krone greifen kann.

964

Nicht jeden Schlag ertragen soll der Mensch,

964

- Nicht jeden Schlag ertragen soll der Mensch,

965

Und welchen Gott faßt, denk' ich, der darf sinken,

965

Und welchen Gott faßt, denk' ich, der darf sinken,

966

- Auch seufzen. Denn der Gleichmuth ist die Tugend

966

- Auch seufzen. Denn der Gleichmuth ist die Tugend

967

Nur der Athleten. Wir, wir Menschen fallen

967

Nur der Athleten. Wir, wir Menschen fallen

968

Ja nicht für Geld, auch nicht zur Schau - Doch sollen

968

Ja nicht für Geld, auch nicht zur Schau. - Doch sollen

969

Wir stets des Anschauns würdig aufstehn.

969

Wir stets des Anschauns würdig aufstehn.

969

Nun

Nun

969

970

Ich halte Dich nicht länger. Geh nach Ciella,

970

Ich halte Dich nicht länger. Geh nach Rossitz

971

Zu Deinen Freunden, die Du Dir gewählt.

971

Zu Deinen Freunden, die Du Dir gewählt.

972

Denn hier in Gossa, wie Du selbst gefunden,

972

Denn hier in Warwand, wie Du selbst gefunden,

973

Bist Du seit heute nicht mehr gern gesehn.

973

Bist Du seit heute nicht mehr gern gesehn.

974

Antonio. - Hast Recht, hast Recht - bin's nicht viel besser

974

975

Jeronimus. - Hast Recht, hast Recht - bin's nicht viel besser werth,

werth, Als daß Du mir die Thüre zeigst - Bin ich

975

Als daß Du mir die Thüre zeigst. - Bin ich

S.90

Ein Schuft in meinen Augen doch, um wie

976

Ein Schuft in meinen Augen, doch um wie

976

977

Vielmehr in Deinen - Zwar ein Schuft, wie Du,

977

Viel mehr in Deinen. - Zwar ein Schuft, wie Du

978

Es meinst, der bin ich nicht - Doch kurz und gut,

978

Es meinst der bin ich nicht. - Doch kurz und gut

979

Glaubt

979

Glaubt

980

Mir lähmts die Zung', die Worte wollen wie

980

Mir lähmt's die Zung', die Worte wollen, wie

981

Verschlagne Kinder nicht ans Licht - Ich gehe,

981

Verschlagne Kinder, nicht an's Licht. - Ich gehe,

982

Nur soviel sag' ich Dir, ich gehe nicht

982

Nur so viel sag' ich Dir, ich gehe nicht

983

Nach Ciella, hörst Du? Und noch Eins. Wenn Du

983

Nach Rossitz, hörst Du? Und noch Eins. Wenn Du

984

Mich brauchen kannst, so sag's, ich laß mein Leben

984

Mich brauchen kannst, so sag's, ich laß mein Leben

985

Für Dich, hörst Du, mein Leben (ab)

985

was

ihr

wollt,

ich

kann

mich

nicht

Fr.1

ihr

wollt.

Ich

kann

mich

Für Dich, hörst Du, mein Leben (ab). Gertrude.

Hör' Jerome!

Hör Antonio!

985

986

Da geht er hin! Warum riefst Du ihn nicht?

986

- Da geht er hin. - Warum riefst Du ihm nicht?

987

Alonzo. Verstehst Du was davon, so sag' es mir.

987

Sylvester. Verstehst Du was davon, so sag' es mir

Fr. = Franziska.

nicht

entschuld'gen

entschuldgen,

985

was

1

E: mag

S.91

44

988 988

Mir ist's noch immer, wie ein Traum. Franziska.

Ei nun,

988 988

Mir ist's noch immer wie ein Traum. Gertrude.

Ei nun,

989

Er war gewonnen von den Ciellischen.

989

Er war gewonnen von den Rossitzschen.

990

Denn in dem ganzen Gau ist wohl kein Ritter,

990

Denn in dem ganzen Gau ist wohl kein Ritter,

991

Den sie, wenn's gieng', uns auf den Hals nicht hetzten.

991

Den sie, wenn's gieng, uns auf den Hals nicht hetzten.

992

Alonzo. Allein Antonio - Ja, wär's ein Andrer,

992

Sylvester. Allein Jeronimus! - Ja, wär's ein Andrer, So wollt' ich's glauben, doch Jeronimus!

993

So wollt' ichs glauben; doch Antonio!

993

994

S'ist doch so leicht nicht, in dem Augenblick

994

S'ist doch so leicht nicht in dem Augenblick

995

Das Werk der Jahre, Achtung, zu zerstören.

995

Das Werk der Jahre, Achtung, zu zerstören,

996

Franziska. O s'ist Ein teuflischer Betrug, der mich,

996

Gertrude. O s'ist ein teuflischer Betrug, der mich,

997 998

ja Dich, mißtrauisch hätte machen können. Alonzo. Mich selbst? Mißtrauisch gegen mich? Nun laß

997 998

Ja Dich mißtrauisch hätte machen können. Sylvester. Mich selbst? Mißtrauisch gegen mich? Nun laß

999 999 1000

Doch hören. Franziska.

999 Raimonds jüngster Sohn ist wirklich

Von Deinen Leuten im Gebirg erschlagen.

1001

Alonzo. Von meinen Leuten?

1001

Franziska.

O das ist bei Weitem

999 1000

Doch hören. Gertrude.

Rupert's jüngster Sohn ist wirklich S.92

Von Deinen Leuten im Gebirg' erschlagen.

1001

Sylvester. Von meinen Leuten?

1001

Gertrude.

O das ist bei Weitem

1002

Das schlimmste nicht. Der Eine hat es selbst

1002

Das Schlimmste nicht. Der Eine hat's sogar

1003

Gestanden, Du, Du hättst ihn zu dem Mord gedungen.

1003

Gestanden, Du hätt'st ihn zu dem Mord gedungen.

1004

Alonzo. Gestanden hätt' er das?

1004

Sylvester. Gestanden hätt' er das?

1004

Franziska.

1004

Gertrude.

1005 1006

Ja, auf der Folter,

Und ist zwei Augenblicke drauf verschieden. Alonzo. Verschieden - Und gestanden - Und im Tode,

1005 1006

Ja, auf der Folter,

Und ist zwei Augenblicke drauf verschieden, Sylvester. Verschieden? - Und gestanden? - Und im Tode,

1007

Wär auch das Leben voll Abscheulichkeit,

1007

Wär auch das Leben voll Abscheulichkeit,

1008

Im Tode ist der Mensch kein Sünder. - Wer

1008

Im Tode ist der Mensch kein Sünder. - Wer

1009

Hat's denn gehört, daß er's gestanden?

1009

1010 1011

Franziska. Ganz Ciella. Unter Volkes Augen auf Dem öffentlichen Markt ward er gefoltert.

1012

Alonzo. Und wer hat Dir das mitgetheilt?

1012

Franziska.

1013

Antonio,

Er hat sich bei dem Volke selbst erkundigt.

1010 1011

Hat's denn gehört, daß er's gestanden? Gertrude. Ganz Rossitz. Unter Volkes Augen, auf Dem öffentlichen Markt ward er gefoltert.

1012

Sylvester. Und wer hat Dir das mitgetheilt?

1012

Gertrude.

1013

S.93

Jerome,

Er hat sich bei dem Volke selbst erkundigt.

1014

Alonzo. - Nein, das ist kein Betrug, kann keiner sein.

1014

Sylvester. - Nein, das ist kein Betrug, kann keiner seyn.

1015

Franziska. Um Gotteswillen, was denn sonst?

1015

Gertrude. Um Gotteswillen, was denn sonst?

1015

Alonzo.

1015

Sylvester.

Bin ich

Bin ich

1016 1016 1017

Denn Gott, daß Du mich fragst? Franziska.

Ist's keiner, so

O Himmel fällt j a der Verdacht auf uns.

1016 1016 1017

Denn Gott, daß Du mich fragst? Gertrude.

Ist's keiner, so

O Himmel! fällt ja der Verdacht auf uns.

1018

Alonzo. Ja, allerdings fällt er auf uns.

1018

Sylvester. Ja, allerdings fällt er auf uns.

1018

Franziska.

1018

Gertrude.

1019 1019 1020 1020 1021 1021 1022 1022 1023 1024 1025

Und wir,

Wir müßten uns dann reinigen. Alonzo.

Kein Zweifel,

Wir müssen es, nicht sie. Franziska.

O Du mein Heiland,

Wie ist das möglich? Alonzo.

Möglich? Ja, das war's,

Wenn ich nur Raimond sprechen könnte. Franziska.

Wie?

1019 1019 1020 1020 1021 1021 1022 1022

Das könntest Du Dich jetzt getraun, da ihn

1023

Des Herolds Tod noch mehr erbittert hat?

1024

Alonzo. S'ist freilich jetzt weit schlimmer - Doch es ist

1025

Und wir,

S.94

Wir müßten uns dann reinigen? Sylvester.

Kein Zweifel,

Wir müssen es, nicht sie, Gertrude.

O Du mein Heiland,

Wie ist das möglich? Sylvester.

Möglich? Ja, das wär's,

Wenn ich nur Rupert sprechen könnte. Gertrude.

Wie?

Das könntest Du Dich jetzt getraun, da ihn Des Herolds Tod noch mehr erbittert hat. Sylvester. S'ist freilich jetzt weit schlimmer. - Doch es ist

1026

Das einz'ge Mittel, das ergreift sich leicht.

1026

1027

- Ja recht, so gehts - Wo mag Antonio sein?

1027

- Ja recht, so geht's. - W o mag Jerome sein?

1028

Der soll mich zu ihm führen. Franz! Ciryllo!

1028

Ob er noch hier? Der mag mich zu ihm führen.

1028.1

- Ich hab' sie fortgeschickt, s'ist wahr. - So komm,

1028.2

45

Das einz'ge Mittel, das ergreift sich leicht.

Antonio ist noch hier, ich such' ihn selbst.

1029

Franziska. Um Gotteswillen, folge meinem Rathe -

1029

1030

Alonzo. Franziska - Laß mich - das verstehst Du nicht.

1030

Gertrude. O mein Gemahl, o folge meinem Rathe. - S.95 Sylvester. Gertrude. - Laß mich - das verstehst Du nicht.

(Beide ab.)

(Beide ab.)

3t Scene.

DRITTE SCENE.

Platz, vor den Thoren von Gossa.

(Platz vor den Thoren von

Warwand.)

1031

Ignez (trit in Hast auf. ) Zu Hilfe ! Zu Hi lfe !

1031

Agnes (tritt in Hast auf). Zu Hülfe! Zu Hülfe!

1031

Juan (ergreifi sie) So höre mich doch, Mädchen!

1031

Johann (ergreift sie). So höre mich doch, Mädchen!

1032

Es folgt Dir j a kein Feind, ich liebe Dich,

1032

Es folgt Dir j a kein Feind, ich liebe Dich,

1033

Ach, lieben! Ich vergöttre Dich!

1033

Ach, lieben! Ich vergöttre Dich!

1034

Ignez. Fort, Ungeheuer, bist Du nicht aus Ciella?

1034

Agnes. Fort, Ungeheuer, bist Du nicht aus Rossitz?

1035

Juan. Wie kann ich furchtbar sein? Sieh mich doch an;

1035

Johann. Wie kann ich furchtbar seyn? Sieh mich doch an, S.96

1036

Ich zittre selbst vor Wollust und vor Schmerz

1036

Ich zittre selbst vor Wollust und vor Schmerz

46

1037 1038

Mit meinen Armen Dich, mein ganzes Maas

1037

Von Glück und Jammer zu umschließen.

1038

1039

Ignez. Was willst Du. Rasender, von mir?

1039

Juan.

Mit meinen Armen Dich, mein ganzes Maas Von Glück und Jammer zu umschließen.

1039

Agnes. Was willst Du, Rasender von mir? Johann.

Nichts weiter

Nichts weiter.

1039

1040

Mir bist Du todt, und, einer Leiche gleich,

1040

Mir bist Du todt, und einer Leiche gleich,

1041

Mit kaltem Schauer drück ich Dich ans Herz.

1041

Mit kaltem Schauer drück' ich Dich ans Herz.

1042

Ignez. Schützt mich, Ihr Himmlischen, vor seiner Wuth!

1042

Agnes. Schützt mich, Ihr Himmlischen, vor seiner Wuth!

1043

Juan. Sieh, Mädchen, morgen lieg' ich in dem Grabe,

1043

Johann. Sieh, Mädchen, morgen lieg' ich in dem Grabe,

1044

Ein Jüngling, ich - nicht wahr, das thut Dir weh?

1045

Nun, einem Sterbenden schlägst Du nichts ab,

1046

Den Abschiedskuß gieb mir. (Er küßt sie)

1046 1047 1047

Ignez.

1045

1046

Ihr Heiligen!

1047 - Ja, rette Du mich, Heiige!

1048

Es hat dein Leben mich wie eine Schlange,

1049 1050 1051

Ein Jüngling, ich - nicht wahr das thut Dir weh? Nun, einem Sterbenden schlägst Du nichts ab,

1046

Errettet mich

Juan.

1044

1047

Johann.

- Ja, rette Du mich, Heil'ge!

Mit Gliedern, zahllos, ekelhaft, umwunden.

1049

Mit Gliedern, zahnlos, eckelhaft, umwunden.

Es schauert mich, es zu berühren - Da,

1050

Es schauert mich, es zu berühren. - Da,

Nimm diesen Dolch -

1051

1052

Juan (streng) Nimm diesen Dolch, sag' ich - Hast Du

Zu Hilfe! Mörder! Hilfe!

Agnes.

1052

Johann (streng). Nimm diesen Dolch, sag' ich. - Hast Du

Zu Hülfe! Mörder! Hülfe!

nicht Einen

Mir schon ins Herz gedrückt? Ignez.

Nimm diesen Dolch. -

1051

nicht Einen 1053

Entsetzlicher!

(Sie fällt besinnungslos 1054

S.97

Es hat das Leben mich wie eine Schlange,

Ignez.

1053

Errettet mich,

Ihr Heiligen!

1048

1051

1053

Den Abschiedskuß gieb mir (er küßt sie). Agnes.

in seine

1053 Arme)

Mir schon ins Herz gedrückt? Agnes.

Entsetzlicher!

(Sie sinkt besinnungslos

Juan (sanft) Nimm diesen Dolch, Geliebte - Denn mit

1054

Wollust,

zusammen.)

Johann (sanft). Nimm diesen Dolch, Geliebte. - Denn mit Wollust,

1055

Wie Deinem Kusse sich die Lippe reicht,

1055

Wie Deinem Kusse sich die Lippe reicht,

1056

Reich'ich die Brust dem Stoß von Deiner Hand.

1056

Reich' ich die Brust dem Stoß von Deiner Hand.

1057

Antonio (trit auf, aus dem Thore mit Reisigen)

Hier war

1057

das Angstgeschrei - - Unglücklicher! 1058 1059

1058

Mit Deinem Leben sollst Du's büßen -

1059

1060

Ich sehe keine Wunde - Lebst Du, Ignez?

Welch eine That - Sie ist verwundet - Teufel! Mit Deinem Leben sollst Du's büßen. (Er verwundet Johann: der fällt.)

Antonio faßt Ignez. auf. ) Ignez!Ignez!

Hier

das Angstgeschrei. - - Unglücklicher!

Welch'eine T h a t , - S i e ist e r m o r d e t - T e u f e l !

(Er verwundet Juan: der fällt.

1059

Jeronimus (tritt mit Reisigen aus dem Thore).

S.98

(Jeronimus faßt Agnes 1059 1060

auf.)

Agnes! Agnes! Ich sehe keine Wunde. - Lebst Du, Agnes?

war

A lonzo ( trit auf aus dem Thore; ihm folgt 1061 1062

1062 1063 1063 1064 1064 1065 1065 1066 1066 1067 1068 1068 1069 1069

Alonzo. Es war Antonio's Entsetzensstimme,

1061

Nicht Ignez's - - O mein Gott! (Er wendet sich

schmerzvoll)

Franziska.

O meine Tochter,

1062

1062

Mein Einziges, mein Letztes Antonio.

1063

Schafft nur Hilfe,

1063

Ermordet ist sie nicht. Franziska.

1064

Sie rührt sich - horch,

1064

Sie athmet - j a sie lebt, sie lebt! Alonzo.

1065

Lebt sie?

1065

Und unverwundet? Antonio.

(Sylvester und Gertrude treten aus dem Thore.)

Franziska)

1066

Eben war's noch Zeit.

1066

Er zückte schon den Dolch auf sie, da hieb

1067

Ich den Unwürdgen nieder.

1068

Franziska.

Ist er nicht

1068

Aus Ciella? Antonio.

1069 Frage

nicht,

Du

machst

mich

1069

schaamroth - ja. 1070 1071

Sylvester. Es war Jeronimus Entsetzensstimme, Nicht Agnes. - - O mein Gott ! (Er wendet sich

schmerzvoll.)

Gertrude.

O meine Tochter,

Mein einzig Kind, mein letztes. Jeronimus.

Gertrude.

S.99

Sie rührt sich - horch?

Sie athmet - j a sie lebt, sie lebt? Sylvester.

Lebt sie?

Und unverwundet? Jeronimus.

Eben war's noch Zeit,

Er zückte schon den Dolch auf sie, da hieb Ich den Unwürd'gen nieder. Gertrude.

Ist er nicht

Aus Rossitz? Jeronimus.

Frage

nicht,

Du

machst

mich

schamroth, - ja.

Alonzo. Gieb mir die Hand, Antonio, wir verstehn Uns.

1070

Sylvester. Gieb mir die Hand, Jerome, wir versteh'n

1071

Uns.

Antonio (reicht ihm die Hand) Wir verstehn uns.

1071

Jeronimus.

1071

Franziska.

1071

Gertrude.

1073

Schafft nur Hülfe,

Ermordet ist sie nicht.

1071

1072

47

Sie erwacht, o seht,

Sie schlägt die Augen auf, sie sieht mich an -

1072

Wir verstehn uns.

S.100

Sie erwacht, o seht,

Sie schlägt die Augen auf, sie sieht mich an. Agnes. Bin ich von dem Entsetzlichen erlös't? 1

Ignez. Bin ich von dem Entsetzlichen erlös't?

1073

1074

Franziska. Er liegt zu Deinen Füßen - fasse Dich!

1074

Gertrude. Hier liegt er todt am Boden, fasse Dich.

1075

Ignez (sieht sich um) Getödtet? Und um mich? Ach, es

1075

Agnes. Getödtet? Und um mich? Ach, es ist gräßlich. -

1076

Franziska. Antonio hat den Mörder hingestreckt.

1076

Gertrude. Jerome hat den Mörder hingestreckt.

1077

Ignez. Er folgte mir weit aus her aus dem Gebirge,

1077

Agnes. Er folgte mir weit aus her aus dem Gebirge,

ist gräßlich -

1078

- Mich faßte das Entsetzen gleich, als ich,

1078

- Mich faßte das Entsetzen gleich, als ich,

1079

Von Weitem nur ihn in das Auge faßte.

1079

Von Weitem nur ihn in das Auge faßte.

1080

Ich eilte - doch ihn trieb die Mordsucht schneller,

1080

Ich eilte - doch ihn trieb die Mordsucht schneller

1081

Als mich die Angst - und hier ergriff er mich.

1081

Als mich die Angst - und hier ergriff er mich.

E: t verkehrt herum gesetzt.

48

1082

Alonzo. Und zückt' er gleich den Dolch? Und sprach er

1082

Sylvester. Und zückt' er gleich den Dolch? Und sprach er nicht?

nichts? 1083

1083

Kannst Du Dich dessen nicht entsinnen mehr?

1084

Ignez. So kaum - denn vor sein fürchterliches Antlitz

1084

S.101

Kannst Du Dich dessen nicht entsinnen mehr? Agnes. So kaum - denn vor sein fürchterliches Antlitz

1085

Entflohn mir alle Sinne fast. Er sprach,

1085

Entflohn mir alle Sinne fast. Er sprach,

1086

- Gott weiß, mir schien's fast, wie im Wahnsinn -

1086

- Gott weiß, mir schiens fast, wie im Wahnsinn sprach

sprach 1087

Von Liebe - daß er mich vergöttre - nannte

1087

Von Liebe, daß er mich vergöttre - nannte

1088

Bald eine Heiige mich, bald eine Leiche.

1088

Bald eine Heil'ge mich, bald eine Leiche.

1089

Dann zog er plötzlich jenen Dolch, und bittend,

1089

Dann zog er plötzlich jenen Dolch, und bittend,

1090

Ich mögte, ich, ihn tödten, zückt' er ihn

1090

Ich mögte, ich, ihn tödten, zückt' er ihn

1091

Auf m i c h -

1091

Auf mich. -

1091

Alonzo-

Lebt

er

denn

noch?

Er

scheint

1091

Sein Aug' ist offen (zu den

1092 1093

1094 1094 1095 1096 1096 1097 1097 1098 1098 1099 1099

Leuten)

Tragt ihn in das Schloß, Und ruft den Wundarzt. (Einige tragen ihn fort)

1093

Einer komme wieder, Und bring' mir Nachricht. Franziska.

Aber, meine Tochter,

1092

1093

1094 1094

Dich ins Gebirge wagen?

1096

Zürne nicht,

1096

Es war mein Lieblingsweg.

1097

Und noch so lange

Dich zu verweilen! Ignez.

Einen Ritter traf

Ich, der mich aufhielt.

noch?

Er

scheint

1097 1098 1098 1099

Leuten)

Und ruft den Wundarzt. (Sie tragen ihn fort.) Einer komme wieder Und bring' mir Nachricht. Gertrude.

Aber, meine Tochter,

Dich ins Gebirge wagen? Agnes.

Zürne nicht,

Es war mein Lieblingsweg. Gertrude.

Und noch so lange

Dich zu verweilen! Agnes.

Einen Ritter traf

Ich, der mich aufhielt.

1099

1100

Wie Du in die Gefahr Dich wagst. Kann's wohl

1100

1101

Ein Andrer sein fast, als ein ciellischer?

1101

Ein andrer seyn, fast als ein rossitzscher?

1102

Ignez. - Glaubst Du, es sei ein ciellischer?

1102

Agnes. - Glaubst Du, es sei ein rossitzscher?

1102

Antonio.

1102

Jeronimus.

Ich weiß,

Daß Rodrigo oft ins Gebirge geht.

1103

Gertrude.

Einen Ritter? Sieh

Wie Du in die Gefahr Dich wagst! Kann's wohl

Ich weiß,

Daß Ottokar oft ins Gebirge geht.

1104

Ignez. Meinst Du den - ?

1104

Agnes. Meinst Du den - ?

1104

Antonio.

1104

Jeronimus.

Raimonds ältsten Sohn.

S.102

Wie konntest Du so einsam und so weit

Einen Ritter? Sieh,

1103

Franziska.

denn

Tragt ihn in das Schloß,

1093

1095

Franziska.

er

Sein Aug' ist offen (zu den

1092

Wie konntest Du so einsam, und so weit

Ignez.

Lebt

verwundet bloß,

verwundet bloß, 1092

Sylvester.

Ruperts ältsten Sohn.

S.103

1105

1105

- Kennst Du ihn nicht?

1105

Ignez.

1106

Antonio. Ich habe sichre Proben doch, daß er

1107 1107

Ich hab' ihn nie gesehn?

Agnes.

Jeronimus. Ich habe sichre Proben doch, daß er

1107

Mich?

1107

Franziska.

1108

Antonio. Wenn ich nicht irre, sah ich einen Schleier,

1109

1105 1106 1107

Dich kennt. Ignez.

Unsre Ignez? Und woher?

Den Du zu tragen pflegst, in seiner Hand.

1110

Ignez (verbirgt ihr Haupt an die Brust ihrer Mutter) Ach,

1110

Franziska.

- Kennst Du ihn nicht? Ich hab' ihn nie gesehen.

Dich kennt? Agnes.

Mich?

1107

Gertrude.

1108

Jeronimus. Wenn ich nicht irre, sah ich einen Schleier.

Unsre Agnes? Und woher?

1109

Den Du zu tragen pflegst, in seiner Hand.

1110

Agnes (verbirgt ihr Haupt an die Brust ihrer

1110

Gertrude.

Mutter -

Mutter.)

Ach, Mutter. 0 um Gotteswillen. Ignez.

S.104

0 um Gotteswillen, Agnes.

1111

Sei doch auf Deiner Hut - Er kann Dich mit

1111

Sei doch auf Deiner Hut. - Er kann Dich mit

1112

Dem Apfel, den er Dir vom Baume pflückt,

1112

Dem Apfel, den er Dir vom Baume pflückt,

1113

Vergiften - doch Du sagst, er liebe sie?

1113

1113 1114 1115 1115 1116

Antonio.

Nun, das mögt 1 ich fast nicht fürchten

1114

Allein ich traue freilich keiner Schlang', er hat Beim Abendmahle ihr den Tod geschworen. Ignez.

1115 1115

Mir?

Den Tod?

1116

Antonio.

1116

Franziska.

1113

1116 Ich hab' es selbst gehört. Nun sieh.

Vergiften. Jeronimus.

Nun. das mögt' ich fast nicht fürchten -

Vielmehr. - Allein wer darf der Schlange traun. Er hat beim Nachtmahl ihr den Tod geschworen. Agnes.

Mir?

Den Tod?

1116

Jeronimus.

1116

Gertrude.

Ich hab' es selbst gehört. Nun sieh,

1117

Ich werde wie ein Kind Dich hüten müssen.

1117

Ich werde wie ein Kind Dich hüten müssen.

1118

Du darfst nicht aus den Mauern dieser Burg,

1118

Du darfst nicht aus den Mauern dieser Burg,

1119

Darfst nicht von Deiner Mutter Seite gehn,

1119

Darfst nicht von Deiner Mutter Seite gehn.

1119,1

Darfst nichts berühren, keine Nahrung, seis

1119,2 1120

Auch was Du willst, die ich Dir nicht bereitet. Cirvllo ftrit auf: aus dem Thore) Herr, der Mörder ist

1120

nicht todt, und 1121

Ein Diener (tritt aufì. Gestrenger Herr, der Mörder ist nicht todt.

der Wundarzt sagt, seine Wunde sei auch

nicht

1121

Der Wundarzt sagt, seine Wunde sei nur leicht.

Ist er sich

1122

Svlvester. Ist er sich sein bewußt?

1122

Ein Diener.

tödtlich. 1122

Alonzo (Der bisher in Gedanken

gestanden)

sein bewußt? 1122,1

Cirvllo. Er klagt über Bewußtlosigkeit.

1122,2

Alonzo. Er klagt, er sei sich seiner nicht bewußt?

1122,3 1122

S.105

So ist er's, merk' ich, sehr. Cirvllo.

Es wird keiner klue

Herr, es wird keiner klug

50

1123 1124

aus ihm. Denn er spricht, ungehobelt Zeug

1123

Aus ihm. Denn er spricht ungehobelt Zeug,

durcheinander, und thut, als ob er wahnwitzig wäre.

1124

Wild durcheinander, wie im Wahnwitz fast.

1125

Antonio. Es ist Verstellung offenbar.

1125

Jeronimus. Es ist Verstellung offenbar.

1125

Alonzo.

1125

Sylvester.

1126 1126

Kennst Du

Den Menschen? Antonio.

Weiß nur so viel, daß sein Name

1126 1126

Kennst Du

Den Menschen? Jeronimus.

Weiß nur so viel, daß sein Namen

1127

Juan, und er ein unächt Kind des Raimond,

1127

1128

- Daß er den Ritterdienst in Ciella lernte,

1128

- Daß er den Ritterdienst in Rossitz lernte,

1129

Und gestern früh das Schwerdt empfangen hat.

1129

Und gestern früh das Schwerdt empfangen hat.

1130

Alonzo. Das Schwerdt empfangen, gestern erst - und

1130

Johann, und er ein unächt Kind des Rupert,

Sylvester. Das Schwerdt empfangen, gestern es - und heute

heute

S.106

1131

Wahnsinnig - Sagtest Du nicht auch, er habe

1131

Wahnsinnig - sagtest Du nicht auch, er habe

1132

Beim Abendmahl den Racheschwur geleistet?

1132

Beim Abendmahl den Racheschwur geleistet?

1133

Antonio. Wie alle Diener Raimonds, so auch er.

1133

Jeronimus. Wie alle Diener Ruperts, so auch er.

1134

Alonzo. Antonio, mir wird ein böser Zweifel

1134

Sylvester. Jeronimus, mir wird ein böser Zweifel

1135

Fast zur Gewißheit, fast - Ich hätt's entschuldigt,

1135

Fast zur Gewißheit, fast. - Ich hätt's entschuldigt,

1136

Daß sie Verdacht auf mich geworfen, daß

1136

Daß sie Verdacht auf mich geworfen, daß

1137

Sie Rache mir geschworen, daß sie Fehde

1137

Sie Rache mir geschworen, daß sie Fehde

1138

Mir angekiindiget - ja hätten sie

1138

Mir angekündigt - ja hätten sie

1139

Im Krieg' mein Haus verbrannt, mir Weib und Kind

1139

Im Krieg' mein Haus verbrannt, mein Weib und Kind

1140

Im Krieg' erschlagen, noch wollt1 ich's entschuld'gen,

1140

Im Krieg' erschlagen, noch wollt ich's entschuld'gen. Doch daß sie mir den Meuchelmörder senden,

1141

- Doch daß sie mir den Meuchelmörder senden,

1141

1142

- Wenn's so ist -

1142

1142

Franziska.

Ist's denn ein Zweifel? Haben

1142

- Wenn's so ist. Gertrude.

Ist's denn noch ein Zweifel?

Haben 1143

Sie uns nicht selbst die Probe schon gegeben?

1143

S.107

Sie uns nicht selbst die Probe schon gegeben?

1144

Alonzo. Du meinst an Philipp - ?

1144

Sylvester. Du meinst an Philipp - ?

1144

Franziska.

1144

Gertrude.

1145

Endlich siehst Du's ein.

Du hast mir's nie geglaubt, hast die Vermuthung,

1145

Endlich siehst Du's ein!

Du hast mir's nie geglaubt, hast die Vermuthung, 1

1146

Gewißheit, wollt' ich sagen, stets ein Deuteln,

1146

Gewißheit, wollt' ich sagen, stets ein Deuteln

1147

Der Weiber nur genannt, die, weil sie's einmal,

1147

Der Weiber nur genannt, die, weil sie's einmal

1148

Aus Zufall treffen, nie zu fehlen wähnen.

1148

Aus Zufall treffen, nie zu fehlen wähnen.

1149

Nun weißt Du's besser - Nun, ich könnte Dir

1149

Nun weißt Du s besser. - Nun, ich könnte Dir

1150

Wohl mehr noch sagen, das Dir nicht geahndet.

1150

Wohl mehr noch sagen, das Dir nicht geahndet. -

E: Vermnthung

1151

Alonzo. Mehr noch?

1151

Sylvester. Mehr noch?

1151

Franziska.

1151

Gertrude.

Du wirst Dich Deines Fiebers vor

51

Du wirst Dich Deines Fiebers vor

1152

Zwei Jahren noch erinnern. Als Du der

1152

Zwei Jahren noch erinnern. Als Du der

1153

Genesung nahtest, schickte Dir Elmire

1153

Genesung nahtest, schickte Dir Eustache

1154

Ein Fläschgen eingemachter Ananas.

1154

Ein Fläschgen eingemachten Ananas.

1155

1155

Alonzo. Ganz recht, durch eine Reutersfrau aus Ciella.

Sylvester.

Ganz

recht,

durch

eine

S.108

Reutersfrau

aus

Rossitz. 1156

1156

Franziska. Ich bat Dich, unter falschem Vorwand, nicht

Gertrude. Ich bat Dich unter falschem Vorwand, nicht

1157

Von dem Geschenke zu genießen, setzte,

1157

1158

Dir selbst ein Fläschgen vor aus eignem Vorrath

1158

Dir selbst ein Fläschgen vor aus eignem Vorrath

1159

Mit eingemachtem Fürsich - aber Du

1159

Mit eingemachtem Pfirsich 1 - aber Du

1160

Bestandst darauf, verschmähtest meine Fürsich,

1160

Bestandst darauf, verschmähtest meine Pfirsich

Nahmst von der Ananas, und plötzlich folgte

1161

Nahmst von der Ananas, und plötzlich folgte

Ein heftiges Erbrechen -

1162

1161 1162 1162 1163

Alonzo.

Das ist seltsam;

1162

Denn ich besinne mich noch eines Umstands -

1163

Von dem Geschenke zu genießen, setzte

Ein heftiges Erbrechen. Sylvester.

Das ist seltsam;

Denn ich besinne mich noch eines Umstands -

1164

- Ganz recht. Die Katze war mir übers Fläschgen

1164

- Ganz recht. Die Katze war mir über's Fläschgen

1165

Mit Ananas gekommen, und ich ließ

1165

Mit Ananas gekommen, und ich ließ

1166

Von Ignez mir den Fürsich reichen - Nicht?

1166

Von Agnes mir den Pfirsich reichen. - Nicht?

1167

Sprich, Ignez.

1167

Sprich, Agnes.

1167

Ignez.

1167

Alonzo.

Ja, so ist es. Ei, so hätte

1167

Agnes.

1167

Sylvester.

Ja, so ist es.

1168

Sich seltsam ja das Blatt gewendet. Denn

1168

Sich seltsam ja das Blatt gewendet. Denn

1169

Die Ananas hat doch der Katze nicht

1169

Die Ananas hat doch der Katze nicht

1170

Geschadet, aber mir Dein Fürsich, den

1170

Geschadet, aber mir Dein Pfirsich, den

1171

Du selbst mir zubereitet - ?

1171

Du selbst mir zubereitet - ?

1171 1172 1172 1173

Franziska.

- Drehen freilich

1171

Läßt Alles sich Alonzo.

Gertrude.

1172

Meinst Du? Nun sieh, das mein'

1172

Ich auch, und habe Recht, wenn ich auf das,

S.109

Ei, so hätte

- Drehen freilich

Läßt Alles sich. Sylvester.

Meinst Du? Nun sieh, das mein'

1173

Ich auch, und habe Recht, wenn ich auf das,

1174

Was Du mir drehst, nicht achte. - Nun genug.

1174

Was Du mir drehst nicht achte. - Nun, genug.

1175

Ich will mit Ernst, daß Du von Philipp schweigst.

1175

Ich will mit Ernst, daß Du von Philipp schweigst.

1176

Er sei vergiftet oder nicht, er soll

1176

Er sei vergiftet oder nicht, er soll

1177

Gestorben sein und weiter nichts. Ich will's.

1177

Gestorben sein und weiter nichts. Ich will's.

1

E: Pfiirsich

52

1178

Antonio. Du sollt'st, Alonzo, doch den Augenblick

1178

Jeronimus. Du sollt'st, Sylvester, doch den Augenblick

1179

Der jetzt Dir günstig scheinet nützen. Ist

1179

Der jetzt Dir günstig scheinet, nützen. Ist

1180

Der Todtschlag Pedro's ein Betrug, wie es

1180

Der Todtschlag Peter's ein Betrug, wie es

1181

Fast sein muß, so ist auch Juan darin

1181

Fast seyn muß, so ist auch Johann darin

1182

Verwebt-

1182

Verwebt.

1182

Alonzo.

1182.1

Antonio. Nun.

Betrug? Wie war das möglich?

1182.2

Du magst das Irren schelten wie Du willst,

1182.3

So ist's doch oft der einzge Weg zur Wahrheit.

1182.4

Alonzo. Sprich nur.

1182.5

Antonio. Und wenn die Wirkung sich im Felde

1182.6

Des Fast-Unglaublichen befindet, kann

1182.7

Und darf man wohl die Mittel dort auch suchen.

1182.8

Alonzo. Zur Sache.

1183

Antonio. Möglich wär's, daß Raimonds Sohn

1182

Sylvester.

Betrug? Wie wär das möglich?

1183

Jeronimus. Ei möglich wär es wohl, daß Ruperts Sohn,

1184

Der doch ermordet sein soll, bloß gestorben,

1184

Der doch ermordet seyn soll, bloß gestorben,

1185

Und daß, von der Gelegenheit gereizt,

1185

Und daß, von der Gelegenheit gereizt,

1186

Den Erbvertrag zu seinem Glück zu lenken,

1186

Den Erbvertrag zu seinem Glück zu lenken,

1187

Der Vater es verstanden, Deiner Leute

1187

Der Vater es verstanden, Deiner Leute,

1188

Die just vielleicht in dem Gebirge waren,

1188

Die just vielleicht in dem Gebirge waren,

1189

In ihrer Unschuld so sich zu bedienen,

1189

In ihrer Unschuld so sich zu bedienen,

1190

Daß es der Welt erscheint, als hätten wirklich

1190

Daß es der Welt erscheint, als hätten wirklich

1191

Sie ihn ermordet.

1191

Sie ihn ermordet - um mit diesem Scheine

Des Rechts sodann den Frieden aufzukünden

1191.1

Alonzo. Und wozu?

1191.2

Antonio. Ei. nun

1191

Mit diesem Schein

1192

des Rechts Dich zu befehden,

1192

1193

Den Stamm von Gossa auszurotten, dann

1193

Den Stamm von Warwand auszurotten, dann

1194

Das Erbvermächtniß sich zu nehmen.

1194

Das Erbvermächtniß sich zu nehmen.

1194 1194,1

Alonzo.

Fein

1194

Sylvester.

-Aber

Ersonnen wär es wenigstens - Doch wie?

1195

Du sagtest ja, der Eine meiner Leute

1195

Du sagtest ja, der Eine meiner Leute

1196

Hätt's in dem Tode noch bekannt, er wäre

1196

Hätt's in dem Tode noch bekannt, er wäre

Von mir gedungen zu dem Mord -

1197

1197

(Stillschweigen) 1198

S.110

Antonio. Der Mann, den ich gesprochen, hatte nur

S.111

Von mir gedungen zu dem M o r d . (Stillschweigen.)

1198

Jeronimus. Der Mann, den ich gesprochen, hatte nur

1199

Von dem Gefolterten ein Wort gehört.

1199

Von dem Gefolterten ein Wort gehört.

1200

Alonzo. Das war?

1200

Sylvester. Das war?

1200

Antonio.

1200

Jeronimus.

Alonzo.

(Stillschweigen ) 1200 1201

Sylvester.

( Stillschweigen. )

Antonio.

Hast Du denn die Leute

1200

Jeronimus.

Hast Du denn die Leute

Die sogenannten Mörder, nicht vermißt?

1201

Die sogenannten Mörder, nicht vermißt?

1202

- Von ihren Hinterlassnen müßte sich

1202

Von ihren Hinterlass'nen müßte sich

1203

Doch mancherlei erforschen lassen.

1203

Doch mancherlei erforschen lassen.

1203 1204 1204 1205

Alonzo (zu den Leuten) Rufe Den Hauptmann Einer her! Antonio.

Von wem ich doch

Den meisten Aufschluß hoffe, ist Juan.

1203 1204 1204 1205

Sylvester (zu den Leuten). Rufe Den Hauptmann Einer her! Jeronimus.

Von wem ich doch

Alonzo. S'ist auch kein sichrer.

1206

Sylvester. S'ist auch kein sich'rer.

1206

Antonio.

1206

Jeronimus.

Wie? Wenn er es nicht

Wie? Wenn er es nicht

1207

Gestehen will, macht man's wie die von Ciella,

1207

Gestehen will, macht man's wie die von Rossitz,

1208

Und wirft ihn auf die Folter.

1208

Und wirft ihn auf die Folter.

1209

Alonzo.

Nun? Und wenn

1208

Er dann gesteht, daß Raimond ihn gedungen?

1209

Sylvester.

Nun? Und wenn

Er dann gesteht, daß Rupert ihn gedungen?

1210

Antonio. So ist's heraus, so ist's am Tage -

1210

Jeronimus. So ist's heraus, so ist's am Tage. -

1210

Alonzo.

1210

Sylvester.

1211

So?

Dann freilich bin ich auch ein Mörder.

1211

( Stillschweigen) 1212

So?

Dann freilich bin ich auch ein Mörder. ( Stillschweigen.)

Antonio. Aus diesem Wirrwarr finde sich ein Pfaffe!

1212

Jeronimus. Aus diesem Wirrwarr finde sich ein Pfaffe!

1213 1213 1214

Ich kann es nicht. Alonzo.

Ich bin Dir wohl ein Räthsel;

Nicht wahr? Nun, tröste Dich; Gott ist es mir.

1215

Antonio. Sag' kurz, was willst Du thun?

1215

Alonzo.

DasBeßtewär

1216

Noch immer, wenn ich Raimond sprechen könnte.

1217

Antonio. - S'ist ein gewagter Schritt. Bei seiner Rede

1218

Am Sarge Pedros schien kein menschliches,

1213 1213 1214

S.113

Ich kann es nicht. Sylvester.

Ich bin Dir wohl ein Räthsel?

Nicht wahr? Nun tröste Dich, Gott ist es mir.

1215

Jeronimus. Sag' kurz, was willst Du thun?

1215

Sylvester.

Das beßte wär

1216

Noch immer, wenn ich Raimond sprechen könnte.

1217

Jeronimus. - S'ist ein gewagter Schritt. Bei seiner Rede

1218

Am Sarge Peter's schien kein menschliches,

1219

Kein göttliches Gesetz ihm heilig, das

1219

Kein göttliches Gesetz ihm heilig, das

1220

Dich schützt.

1220

Dich schützt.

1220 1221

Alonzo.

S.112

Den meisten Aufschluß hoffe, ist Johann.

1206

1208

53

Es wäre zu versuchen. Denn

1220

Es wagt ein Mensch oft den abscheulichen

1221

Sylvester.

Es wäre zu versuchen. Denn

Es wagt ein Mensch oft den abscheulichen

54

1222

Gedanken, der sich vor der That entsetzt.

1222

1223

Antonio. Er hat Dir heut das Beispiel nicht gegeben.

1223

1224

Alonzo. Auch diese Unthat, wenn sie häßlich gleich,

1224

Gedanken, der sich vor der That entsetzt. Jeronimus. Er hat Dir heut das Beispiel nicht

Sylvester. Auch diese Unthat, wenn sie häßlich gleich,

gegeben.

S.114

1225

Doch ist's noch zu verzeihn, Antonio.

1225

Doch ist's noch zu verzeihn, Jeronimus.

1226

Denn schwer war er gereizt - Auf jeden Fall

1226

Denn schwer war er gereizt. - Auf jeden Fall

1227

Ist mein Gesuch so unerwarteter;

1227

Ist mein Gesuch so unerwarteter;

1228

Und öffters thut ein Mensch, was man kaum hofft,

1228

Und öfters thut ein Mensch, was man kaum hofft,

Weil man's kaum hofft.

1229

Weil man's kaum hofft.

1229 1229 1230 1230

Antonio.

Es ist ein blinder Grif;

Alonzo.

Ich will's wagen. Reite

1231

Nach Ciella, fordre sicheres Geleit,

1232

Ich denke, Du hast nichts zu fürchten.

1232 1233

1230 1231 1232

-Nein

1232

Ich will's versuchen, (ab in's Schloß)

1233

Antonio.

1233

Alonzo.

1233

Franziska.

1234

1229 1230

Man kann es treffen.

So leb' wohl. Leb'wohl,

Und kehre bald mit Trost zu uns zurück.

Jeronimus.

Sylvester.

Ich will's wagen Reite

Nach Rossitz, fordre sicheres Geleit, Ich denke, Du hast nichts zu fürchten. Jeronimus.

-Nein;

Ich will's versuchen. (Ab in's Thor.)

1233

Sylvester.

1233

Gertrude.

1234

Es ist ein blinder Griff,

Man kann es treffen.

So leb wohl. Leb'wohl,

( Sylvester. Gertrude und Agnes

(A lonzo. Franziska und Ignez gehn ins Thor) 1235

Ignez (hebt im Abgehn den Dolch auf) Es giebt keinen. -

1235

1236

Franziska (erschrocken)

1236

S.115

Und kehre bald mit Trost zu uns zurück. folgen.)

Agnes (hebt im Abgehen den Dolch auf). Es giebt

Gertrude (erschrocken).

keinen. Der Dolch - er ist vergiftet

1237

vergiftet sein - Wirf gleich sogleich ihn fort.

Der Dolch - er ist vergiftet,

Agnes, kann

Ignez, kann 1237

Vergiftet seyn. - Wirf gleich, sogleich ihn fort. (Agnes legt ihn nieder.)

(Ignez legt ihn nieder) 1238

Du sollst mit Deinen Händen nichts ergreifen,

1238

Du sollst mit Deinen Händen nichts ergreifen,

1239

Nichts fassen, nichts berühren, das ich nicht

1239

Nichts fassen, nichts berühren, das ich nicht

1240

Mit eignen Händen selbst vorher geprüft.

1240

Mit eignen Händen selbst vorher geprüft.

(Alle ab)

(Alle ab.) (Der Vorhang

fällt.)

III Akt.

DRITTER AUFZUG

l ì Scene.

ERSTE SCENE.

Gegend im Gebirge. Igne ζ sitzt im

(Gegend im Gebirge. Agnes sitzt im

S.116

Vordergrunde der Höhle, in der Stellung der

Vordergrunde der Höhle in der Stellung der

Trauer. Rodrigo trit auf und stellt sich,

Trauer. Ottokar tritt auf, und stellt sich

ungesehen, nahe der Höhle. Ignez. erblickt

ungesehen nahe der Höhle. Agnes

ihn, thut einen Schrei, springt auf und will

ihn, thut einen Schrei, springt auf und will

entfliehen.

entfliehen.) Agnes (da sie sich gesammelt hat). Du 1 bist's. -

1241

Ignez (da sie sich gesammelt hat) Du bist's -

1241

1241

Rodrigo.

1241

Ottokar.

1241

Ignez.

1241

Agnes.

1242

Ottokar. Und wie Du zitterst. -

1242

Agnes.

1243

Ottokar.

1242

An mir erschrickst Du? Gott sei Dank.

Rodrigo. Und wie Du zitterst -

1242

Ignez.

1243

Rodrigo.

Ach, es ist vorüber. Ist's

wirklich

wahr,

an

mir

wärst

Du

erschrocken? 1244

erblickt

VormirerschrickstDu? Gott sei Dank. S.117

Ach es ist vorüber. Ist's

wirklich

wahr,

vor

mir

wärst

Ignez. Es ist mir selbst ein Räthsel. Denn soeben

1244

Agnes. Es ist mir selbst ein Räthsel. Denn so eben

1245

Dacht' ich noch dran, und rief den kühnen Muth,

1245

Dacht' ich noch dran, und rief den kühnen Muth,

1246

Die hohe Kraft, die unbezwingliche

1246

Die hohe Kraft, die unbezwingliche

1247

Standhaftigkeit herbei, mir beizustehn

1247

Standhaftigkeit herbei, mir beizustehn

1248

- Und doch ergriffs mich, wie unvorbereitet.

1248

- Und doch ergrifs mich, wie unvorbereitet,

1249

- - N u n ist's vorbei.

1249

- - Nun, ist's vorbei. -

1249

Rodrigo.

O Gott des Schicksals! Welch

1249

ein

schönes 1250

Welch ruhiges Gemüth hast Du gestört! Ignez. - Du hast mich herbestellt, was willst Du?

1251

Rodrigo.

1253

Ottokar.

O Gott des Schicksals! Welch' ein

schönes,

1251 1252

Du

erschrocken?

1250

Wenn

Agnes. - Du hast mich herbestellt, was willst Du?

1251

Ottokar.

Ich's Dir nun sage, kannst Du mir vertraun,

1252

Marie?

1253

1253

Ignez.

Warum nennst Du mich Marie?

1254

Rodrigo. Erinnern will ich Dich mit diesem Namen

Welch' ruhiges Gemüth hast Du gestört!

1251

Wenn

Ich s Dir nun sage, kannst Du mir vertraun, Maria?

1253

Agnes.

1254

Ottokar. Erinnern will ich Dich mit diesem Namen

Warum nennst Du mich Maria?

1255

An jenen schönen Tag, wo ich Dich taufte.

1255

1256

Ich fand Dich schlafend hier in diesem Thale,

1256

Ich fand Dich schlafend hier in diesem Thale,

1257

Das, einer Wiege gleich, Dich bettete.

1257

Das einer Wiege gleich Dich bettete.

1

E - Du

An jenen schönen Tag, wo ich Dich taufte.

S.118

55

56

1258

Ein schützend Flordach webten Dir die Zweige,

1258

Ein schützend Flordach webten Dir die Zweige

1259

Es sang der Wasserfall ein Lied, wie Fehdern

1259

Es sang der Wasserfall ein Lied, wie Federn

1260

Umwehten Dich die Lüfte, eine Göttinn

1260

Umwehten Dich die Lüfte, eine Göttinn

1261

Schien Dein zu pflegen. - Da erwachtest Du,

1261

Schien Dein zu pflegen. - Da erwachtest Du,

1262

Und blicktest wie mein neugebohrnes Glück

1262

Und blicktest wie mein neugebohrnes Glück

1263

Mich an. - Ich fragte Dich nach Deinem Namen;

1263

Mich an. - Ich fragte Dich nach Deinem Namen

1264

Du seist noch nicht getauft sprachst Du. - Da schöpfte

1264

Du seist noch nicht getauft, sprachst Du. - Da schöpfte

1265

Ich eine Hand voll Wasser aus dem Quell,

1265

Ich eine Handvoll Wasser aus dem Quell,

1266

Benetzte Dir die Stirn, die Brust, und sprach:

1266

Benetzte Dir die Stirn, die Brust, und sprach:

1267

Weil Du ein Ebenbild der Mutter Gottes,

1267

Weil Du ein Ebenbild der Mutter Gottes,

Marie tauf ich Dich.

1268

1268

(Ignez wendet sich 1268

Wie war es damals

Maria tauf ich Dich. (Agnes wendet sich

bewegt)

bewegt.)

Wie war es damals

1268

1269

Ganz anders, so ganz anders. Deine Seele

1269

Ganz anders, so ganz anders. Deine Seele

1270

Lag offen vor mir, wie ein schönes Buch,

1270

Lag offen vor mir, wie ein schönes Buch,

1271

Das sanft zuerst den Geist ergreift, dann tief

1271

Das sanft zuerst den Geist ergreift, dann tief

1272

Ihn rührt, dann unzertrennlich fest ihn hält.

1272

Ihn· rührt, dann unzertrennlich fest ihn hält.

1273

Es zieht des Lebens Forderung den Leser

1273

Es zieht des Lebens Forderung den Leser

1274

Zuweilen ab, denn das Gemeine will

1274

Zuweilen ab, denn das Gemeine will

1275

Ein Opfer auch; doch immer kehrt er wieder

1275

Ein Opfer auch; doch immer kehrt er wieder

1276

Zu dem vertrauten Geist zurück, der in

1276

Zu dem vertrauten Geist zurück, der in

1277

Der Göttersprache ihm die Welt erklärt,

1277

Der Göttersprache ihn die Welt erklärt,

1278

Und kein Geheimniß ihm verbirgt, als das

1278

Und kein Geheimniß ihm verbirgt, als das

1279

Geheimniß nur von seiner eignen Schönheit,

1279

Geheimniß nur von seiner eignen Schönheit,

1280

Das selbst ergründet werden muß. Nun bist

1280

Das selbst ergründet werden muß. Nun bist

1281

Du ein verschloßner Brief -

1281

Du ein verschloßner Brief. -

1281 1282 1282 1283

Ignez (wendet sich zu ihm) Du sagtest gestern, Du wolltest mir etwas vertraun. Rodrigo.

Warum

Entflohest Du so schleunig?

1283

Ignez.

1284

Rodrigo. Ich kann es fast errathen - vor dem Jüngling.

1285 1286

Das fragst Du?

1281 1282 1282 1283

Agnes (wendet sich zu ihm). Du sagtest gestern, Du wolltest mir etwas vertraun. Ottokar.

Warum

S.120

Entflohest Du so schleunig?

1283

Agnes.

1284

Ottokar. Ich kann es fast errathen - vor dem Jüngling,

Der uns hier überraschte; denn ich weiß,

1285

Du hassest Alles, was aus Ciella ist.

1286

Das fragst Du?

Der uns hier überraschte; denn ich weiß, Du hassest Alles, was aus Rossitz ist.

1287

Ignez. Sie hassen mich.

1287

Agnes. Sie hassen mich.

1287

Rodrigo.

1287

Ottokar.

Ich kann es fast beschwören,

S.119

Ich kann es fast beschwören,

1288

Daß Du Dich irrst - Nicht Alle wenigstens;

1289

Zum Beispiel, für den Jüngling steh'ich.

1289

Ignez.

1290 1290

Stehst D u - ?

1288 1289

Daß Du Dich irrst. - Nicht Alle wenigstens; Zum Beispiel für den Jüngling steh' ich.

1289

Agnes.

Rodrigo. Ich weiß, daß er Dich heftig liebt -

1290

Ottokar. Ich weiß, daß er Dich heftig liebt. -

Ignez.

1290

Agnes.

Mich l i e b t - ?

Stehst Du. -

Mich liebt. -

1291

Rodrigo. Denn er ist mein vertrauter Freund.

1291

Ottokar. Denn er ist mein vertrauter Freund. -

1291

Ignez.

1291

Agnes.

1292

Rodrigo. - Was fehlt Dir, Ignez?

1292

Ottokar. - Was fehlt Dir, Agnes?

1292

Agnes.

1292

Ottokar.

1292

Ignez.

1292

Rodrigo.

1293 1293

Ignez.

Welch

Laß

1293 1293

Mich einen Augenblick Rodrigo.

1295 1295

Mir wird übel (sie setzt sich)

Ein Zufall - wie kann ich Dir helfen?

1294 1294

Dein Freund - ?

Ich will Dir Wasser

Aus jener Quelle schöpfen, (ab) Ignez (steht auf) Nun ist's gut.

1294 1294 1295 1295

Mir wird übel (sie setzt sich). Welch'

Ein Zufall - wie kann ich Dir helfen? Agnes.

Laß

Mich einen Augenblick. Ottokar.

Ich will Dir Wasser

Aus jener Quelle schöpfen, (ab). Agnes (steht auf). Nun ist's gut. Jetzt bin ich stark. Die Krone sank ins Meer,

1296

Jetzt bin ich stark. Die Krone sank ins Meer,

1296

1297

Gleich einem nackten Fürsten werf ich ihr

1297

Gleich einem nackten Fürsten werf ich ihr

1298

Das Leben nach. Er bringe Gift, er bringe

1298

Das Leben nach. Er bringe Wasser, bringe

1299

Es nicht, gleichviel, ich trink es aus, er soll

1299

Mir Gift, gleich viel, ich trink' es aus, er soll

Das Ungeheuerste an mir vollenden.

1300

1300

Rodrigo (kommt mit Wasser in dem Huthe) Hier ist der

1301

Ignez.

1302 1302

-Stärker

Doch wenigstens. Rodrigo.

1303

Ig. 1

1303

R. 2

1304

Nun, trinke doch. Es wird

Ig.

1304

R.

1305

Wenn's nur nicht zu kühl. Es scheint

Ig. = Ignez R. = Rodrigo

Wozu? Es ist

Ottokar (kommt mit Wasser in dem Huthe).

Agnes.

Hier ist der

Ottokar.

Nun, trinke doch. Es wird

Dir wohl thun. Agnes.

1303

Ottokar.

Wenn's nur nicht zu kühl. Es scheint

Mir nicht.

1304

Agnes.

1304

Ottokar.

1305

Stärker

Doch wenigstens.

1303

1304 Versuch's einmal.

Nicht viel.

1302 1303

Mir nicht.

1304

1301 1302

Dir wohl thun.

1303

Das Ungeheuerste an mir vollenden.

Trunk - fühlst Du Dich besser?

Trunk - fühlst Du Dich besser? 1301

S.122

(Sie setzt sich.)

(sie setzt sich) 1301

S.121

Dein Freund - ?

Nicht viel.

Versuch's einmal. Wozu? Es ist

S.123

58

1305

Ig.

Nun, wie Du willst So gieb. (sie faßt

1305

Rodrigo.

1305

Agnes.

1305

Ottokar.

- - N u n , wie Du willst, so gieb.

den Huth)

1306 1306 1307

Ignez.

Rodrigo.

1307

Ignez.

1308

1308

Rodrigo.

1310 1310 1311

S'ist kühl (sie

schauert)

So trinke

Ignez.

1307

Wie Du willst,

Nun, warte nur ein Weilchen,

Ich thue Alles, wie Dus willst.

Agnes.

1307

Ottokar.

Agnes.

1308

Ottokar.

1309

Es ist

1310 1311

S'ist kühl. (Sie

schauert.)

So trinke

Soll ich's ganz leeren? Wie Du willst,

Agnes.

Nun, warte nur ein Weilchen,

Ich thue Alles, wie Du's willst. Ottokar.

Es ist

So gut, wie Arzenei.

1311

Agnes.

-Wie?

1311

Ottokar.

Ignez. Nun, setz Dich zu mir, bis mir besser worden.

1312

Agnes. Nun, setz1 Dich zu mir, bis mir besser worden.

Rodrigo.

1312

Ein Arzt, wie Du, dient nicht für Geld, er hat

1313

Für's Elend. -Wie?

Ein Arzt, wie Du, dient nicht für Geld, er hat

1314

An der Genesung seine eigne Freude.

1314

An der Genesung seine eigne Freude.

1315

Rodrigo. Wie meinst Du das - für Geld -

1315

Ottokar. Wie meinst Du das - für Geld. -

1315

Ignez.

1315

Agnes.

1317

Komm, laß uns plaudern.

Vertreibe mir die Zeit, bis ich's vollendet, - Du weißt, es sind Genesende stets schwatzhaft.

1318

Rodrigo. - Du scheinst so seltsam mir verändert -

1318

Ignez.

1319 1320 1321

S.124

Es reicht auch hin.

Für's Elend.

Ignez.

1311

1316

ansieht.)

Wie schmeckt es Dir?

Es aus.

1308

1310

Ein Tropfen ist

Genug. (Sie trinkt, wobei sie ihn unverwandt

1307

So gut, wie Arzenei.

Rodrigo.

Agnes.

Ottokar.

1309

Nimm Dich

In Acht, verschütte nichts.

1307

1308 Soll ich's ganz leeren?

Es reicht auch hin.

1311

1313

ansieht)

Wie schmeckt es Dir?

Es aus. Ignez.

1309

1306

Ein Tropfen ist

Rodrigo.

1308

1309

1306

Genug. (Sie trinkt, wobei sie ihn unverwandt

1307

1307

Nimm Dich

In Acht, verschütte nichts.

Schon?

1316 1317

Ottokar. - Du scheinst so seltsam mir verändert, -

1318

Agnes.

1319

Zu sagen habe, wohl beschleunigen.

1320

S.125

Du weißt, es sind Genesende stets schwatzhaft.

1318

Wirkt es so schnell? So muß ich, was ich Dir

Rodrigo. Du mir zu sagen -

Komm, laß uns plaudern,

Vertreibe mir die Zeit, bis ich's vollendet,

Schon?

Wirkt es so schnell? So muß ich, was ich Dir Zu sagen habe, wohl beschleunigen.

1321

Ottokar. Du mir zu sagen. -

1321

Ignez.

1321

Agnes.

1322

Rodrigo. Du hast verboten mir, danach zu forschen.

1322

Ottokar. Du hast verboten mir, danach zu forschen. -

1323

Ignez. Das heißt Du weißt es nicht. Meinst Du,

1323

Agnes. Das heißt, Du weißt es nicht. Meinst Du,

Weißt Du, wie ich heiße?

Weißt Du, wie ich heiße?

1324

1324

Daß ich Dir's glaube?

Daß ich Dir's glaube? 1

59

1324

Rodrigo.

1324

Ottokar.

1325

Ignez. Wahrhaftig? Nun ich weiß auch, wer Du bist?

1325

Agnes. Wahrhaftig? Nun ich weiß auch, wer Du bist!

1326

Rodrigo. Nun?

1326

Ottokar. Nun?

1326

Ignez.

1326

Agnes.

1326

Rodrigo.

1326

Ottokar.

1327 1327

Nun, ich will's nicht läugnen - -

Rodrigo von Ghonorez. Wie hast

1327

Du das erfahren? Ignez.

1327

Ist gleichviel. Ich weiß noch mehr.

1328

Du hast beim Abendmahle mir den Tod

1328

1329

Geschworen.

1329

1329

Rodrigo.

1329

Ignez.

Gott! O Gott! Erschrick doch nicht.

Nun, ich will's nicht läugnen. S.126 Ottokar von Schroffenstein. Wie hast

Du das erfahren? Agnes.

Ist gleichviel. Ich weiß noch mehr

Du hast beim Abendmahle mir den Tod Geschworen.

1329

Ottokar.

1329

Agnes.

Gott! O Gott! Erschrick doch nicht.

1330

Was macht es aus, ob ich's jetzt weiß? Das Gift

1330

Was macht es aus, ob ich's jetzt weiß? Das Gift

1331

Hab ich getrunken, Du bist quitt mit Gott.

1331

Hab' ich getrunken, Du bist quitt mit Gott.

1332

Rodrigo. Gift?

1332

Ignez.

1333

Rodrigo. Nein halt! - Es ist genug für Dich. Gieb mir's

1332

Ottokar. Gift?

1332

Agnes.

1333

Ottokar. Nein, halt! - Es ist genug für Dich. Gieb mir's,

S.127

1334 1334

Hier ist's Übrige, ich will es leeren

Ich sterbe mit Dir. (Er trinkt) Ignez.

1334

Rodrigo!

1334

(sie fällt ihm um den Hals) 1334

Hier ist's Uebrige, ich will es leeren.

Ich sterbe mit Dir. (Er trinkt.) Agnes.

Ottokar!

(Sie fällt ihm um den Hals.)

Rodrigo!

1334

Ottokar!

1335

- O wär es Gift, und könnt' ich mit Dir sterben.

1335

O wär es Gift, und könnt' ich mit Dir sterben!

1336

Denn ist es keins, mit Dir zu leben, darf

1336

Denn ist es keins, mit Dir zu leben, darf

1337

Ich nun nicht hoffen, da ich so unwürdig

1337

Ich dann nicht hoffen, da ich so unwürdig

1338

An Deiner Seele mich versündigt habe.

1338

An Deiner Seele mich vergangen habe.

1339

Rodrigo. Willst Du's?

1339

Ottokar. Willst Du's?

1339

Ignez.

1339

Agnes.

1339

Rodrigo.

1339

Ottokar.

1340

Was meinst Du? Mit mir leben?

Was meinst Du? Mit mir leben?

Fest an mir halten? Dem Gespenst des Mistrauns,

1340

Fest an mir halten? Dem Gespenst des Mistrauns.

1341

Das wieder vor mir treten könnte, kühn

1341

Das wieder vor mir treten könnte, kühn

1342

Entgegenschreiten? Unabänderlich,

1342

Entgegenschreiten? Unabänderlich,

1343

Und wäre der Verdacht auch noch so groß,

1343

Und wäre der Verdacht auch noch so groß,

1344

Dem Vater nicht, der Mutter nicht, so traun,

1344

Dem Vater nicht, der Mutter nicht so traun,

1

E: glcube

S.128

60

1345 1345 1346 1346

1345

Als mir? Ignez.

1345

O Rodrigo, wie sehr beschämst

Agnes.

1346

Du mich Rodrigo.

Als mir?

1346

Willst Du's? Kann ich Dich ganz mein

Ottokar.

1348 1348

1347

Ignez. Ganz Deine, in der gränzenlosesten

Agnes. Ganz Deine, in der gränzenlosesten

1348

Bedeutung. Rodrigo.

Willst Du's? Kann ich Dich ganz mein

nennen?

nennen? 1347

O Ottokar! Wie sehr beschämst

Du mich.

1348

Wohl, das steht nun fest, und gilt

Bedeutung. Ottokar.

Wohl, das steht nun fest, und gilt

1349

Für eine Ewigkeit - wir werden's brauchen.

1349

Für eine Ewigkeit. Wir werden's brauchen.

1350

Wir haben viel einander zu erklären,

1350

Wir haben viel einander zu erklären,

1351

Viel zu vertraun. - Du weißt, mein Bruder ist

1351

Viel zu vertraun. - Du weißt mein Bruder ist, -

1352

Von Deinem Vater hingerichtet.

1352

Von Deinem Vater hingerichtet.

1352 1353

Ignez.

1352

Glaubst Du's?

Rodrigo. Es gilt kein Zweifel, denk' ich, denn

1353

die

Agnes.

S.129 1

Ottokar. Es gilt kein Zweifel , denk' ich, denn die Mörder

Mörder 1354

Glaubst Du's?

1354

Gestanden's selbst.

1354

So mußt Du's freilich glauben.

Gestanden's selbst. Agnes.

So mußt Du's freilich glauben.

1354

Ignez.

1355

Rodrigo. Und nicht auch Du?

1355

Ottokar. Und nicht auch Du?

1355

Ignez.

1355

Agnes.

Mich überzeugt es nicht.

Mich überzeugt es nicht.

1356

Denn etwas giebt's, das über alles Wähnen

1356

Denn etwas giebt's, das über alles Wähnen,

1357

Und Wissen hoch erhaben - das Gefühl

1357

Und Wissen hoch erhaben - das Gefühl

1358 1358

1358

Ist es der Seelengüte Andrer. Rodrigo.

1358

Höchstens

Ist es der Seelengüte Andrer. Ottokar.

Höchstens

1359

Gilt das für Dich. Denn nicht wirst Du verlangen,

1359

Gilt das für Dich. Denn nicht wirst Du verlangen,

1360

Daß ich mit Deinen Augen sehen soll.

1360

Daß ich mit Deinen 2 Augen sehen soll.

1361

Ignez. Und umgekehrt.

1361

Agnes. Und umgekehrt.

1361

Rodrigo.

1361

Ottokar.

Wirst nicht verlangen, daß

1362

Ich meinem Vater weniger, als Du

1362

Ich meinem Vater weniger, als Du

1363

Dem Deinen, traue.

1363

Dem Deinen, traue.

1363

Ignez.

1364

Rodrigo. - O Ignez, ist es möglich - muß ich Dich

Und so umgekehrt.

S.130

Wirst nicht verlangen, daß

1363

Agnes.

1364

Ottokar. - O Agnes, ist es möglich? Muß ich Dich

Und so umgekehrt.

1365

So früh schon mahnen? Hast Du nicht versprochen,

1365

So früh schon mahnen? Hast Du nicht versprochen,

1366

Mir Deiner heimlichsten Gedanken keinen

1366

Mir Deiner heimlichsten Gedanken keinen

1367

Zu bergen? Denkst Du, daß ich darum Dich

1367

Zu bergen? Denkst Du, daß ich darum Dich

1 2

E: Zmeifel E: Deinem

1368 1369 1369

Entgelten lassen werde, was Dein Haus Verbrach? Bist Du Dein Vater denn? Ignez.

So wenig,

1368 1369 1369

Entgelten lassen werde, was Dein Haus Verbrach? Bist Du Dein Vater denn? Agnes.

Sowenig,

1370

Wie Du der Deinige - sonst wiird' ich Dich

1370

Wie Du der Deinige - sonst würd' ich Dich

1371

In Ewigkeit wohl lieben nicht.

1371

In Ewigkeit wohl lieben nicht.

Mein Vater?

1371

Was hat mein Vater denn verbrochen? Daß

1372

1373

Die Unthat ihn empört, daß er den Thätern

1373

Die Unthat ihn empört, daß er den Thätern

1374

Die Fehde angekündigt, ist's zu tadeln?

1374

Die Fehde angekündigt, ist's zu tadeln?

Mußt er's nicht fast?

1375

1371 1372

1375

Rodrigo.

Ottokar.

Mein Vater?

Mußt'er's nicht fast?

1375

1376

Er war gereizt, s'ist wahr. Doch daß er uns

1376

Er war gereizt, s'ist wahr. Doch daß er uns

1377

Das Gleiche, wie er meint, mit Gleichem gilt,

1377

Das Gleiche, wie er meint, mit Gleichem gilt,

1378

Und uns den Meuchelmörder schickt, das ist

1378

Und uns den Meuchelmörder schickt, das ist

1379

Nicht groß, nicht edel.

1379

Nicht groß, nicht edel.

Ignez.

1379

Rodrigo.

Meuchelmörder? Ignez!

1380

Ignez. Nun, das ist, Gott sei Dank, nicht zu bezweifeln,

Agnes.

Ich will's nicht untersuchen.

1379

Ottokar.

Meuchelmörder? Agnes!

1380

Agnes. Nun das ist, Gott sei Dank, nicht zu bezweifeln,

1381

Denn ich erfuhr es selbst an meinem Leibe.

1381

Denn ich erfuhr es selbst an meinem Leibe.

1382

Er zückte schon den Dolch, da hieb Antonio

1382

Er zückte schon den Dolch, da hieb' Jerome

1383

Ihn nieder - und er liegt nun krank in Gossa.

1383

Ihn nieder - und er liegt nun krank in Warwand.

1384

Rodrigo. Wer that das?

13 84

Ottokar. Wer that das?

1384

Ignez.

1384

Agnes.

Nun, ich kann Dir jetzt ein Beispiel

S. 132

Nun, ich kann Dir jetzt ein Beispiel

1385

Doch geben, wie ich innig Dir vertraue.

1385

Doch geben, wie ich innig Dir vertraue.

1386

Der Mörder ist Dein Freund.

1386

Der Mörder ist Dein Freund.

1386

Rodrigo.

1386

Ignez.

Mein Freund? Dunanntest

1386

Ottokar.

1386

Agnes.

1387

Ihn selbst so, und das war es, was vorher

1387

1388

Mich irrte.

1388

1388

Rodrigo.

1388

Ignez.

1389 1389 1390 1391 1391 1392

S'ist wohl möglich n i c h t - - J u a n ? Derselbe

Der gestern hier uns überraschte. Rodrigo.

Dunanntest

Mich irrte. Ottokar.

1388

Agnes.

1389

Mein Freund?

Ihn selbst so, und das war es, was vorher

1388

S'ist wohl möglich nicht - Johann? Derselbe,

Der uns auf diesem Platze überraschte.

O

Mein Gott, das ist ein Irrthum, - sieh, das weiß,

1390

Das weiß ich.

1391

Ignez.

S.131

Was hat mein Vater denn verbrochen? Daß

Ich will's nicht untersuchen.

1375

61

Ei, das ist doch seltsam. Soll

Ich nun mit Deinen Augen sehn?

1391 1392

Ottokar. O Gott, das ist ein Irrthum - sieh, das weiß, Das weiß ich. Agnes.

Ei, das ist doch seltsam. Soll

Ich nun mit Deinen Augen sehn?

S.133

62

1392

Rodrigo.

1392

Mein Vater!

Ottokar.

Mein Vater!

1393

Ein Meuchelmörder! Ist er gleich sehr heftig,

1393

Ein Meuchelmörder! Ist er gleich sehr heftig

1394

Nie hab' ich anders doch ihn, als ganz edel

1394

Nie hab' ich anders doch ihn, als ganz edel

Gekannt.

1395

1395 1395 1396

Ignez.

1395

Soll ich nun Deinem Vater mehr,

1397 1398 1398

Rodrigo.

(Stillschweigen.) 1396

In jedem Falle

Ottokar.

1397

War zu der That Juan von meinem Vater

1398

Kann sein. Vielleicht so wenig,

In jedem Falle,

War zu der That Johann von meinem Vater

1398

Gedungen nicht. Ignez.

Soll ich nun Deinem Vater mehr,

Als Du dem Meinen 1 traun?

1396

Als Du dem meinen traun? (Stillschweigen)

1396

Gekannt. Agnes.

Gedungen nicht. Agnes.

Kann seyn. Vielleicht so wenig,

1399

Wie von dem meinigen die Leute, die

1399

Wie von dem Meinigen die Leute, die

1400

Den Bruder Dir erschlugen.

1400

Den Bruder Dir erschlugen.

(Stillschweigen) 1400

Rodrigo.

(Stillschweigen.) Hätte nur

1400

Ottokar.

Hätte nur

S.134

1401

Antonio in seiner Hitze nicht

1401

Jeronimus 2 in seiner Hitz nicht

1402

Den Menschen mit dem Schwerdt gleich verwundet.

1402

Den Menschen mit dem Schwerdte gleich verwundet

1403

Es hätte sich vielleicht das Räthsel gleich

1403

Es hätte sich vielleicht das Räthsel gleich

1404

Gelös't.

1404

1404

Ignez.

Vielleicht - so gut, wie wenn Dein

1404

Gelös't. Agnes.

Vater 1405

Die Leute nicht erschlagen hätte, die

1405

1406

Er bei der Leiche Deines Bruders fand.

1406

( Stillschweigen ) 1407 1408 1408

Die Leute nicht erschlagen hätte, die Er bei der Leiche Deines Bruders fand. (Stillschweigen.)

Rodrigo. Ach, Ignez, diese That ist nicht zu läugnen,

1407

Die Mörder haben's ja gestanden Ignez.

Vielleicht - so gut, wie wenn Dein

Vater

Ottokar. Ach, Agnes diese That ist nicht zu läugnen,

1408

Nun,

1408

Die Mörder haben's j a gestanden. Agnes.

Nun,

1409

Wer weiß, was noch geschieht. Juan ist krank,

1409

Wer weiß, was noch geschieht. Johann ist krank,

1410

Er spricht im Fieber manchen Namen aus,

1410

Er spricht im Fieber manchen Namen aus,

1411

Und wenn mein Vater rachedürstend wäre,

1411

Und wenn mein Vater rachedürstend wäre,

1412

Er könnte leicht sich einen wählen, der

1412

Er könnte leicht sich einen wählen, der

1413

Für sein Bedürfniß taugt.

1413

Für sein Bedürfniß taugt.

1413 1414

Rodrigo.

O Ignez! Ignez!

1413

Ich fange an zu fürchten fast, daß wir

Ottokar.

1414 1 2

E: Deinem E: Jeronimns

O Agnes! Agnes!

Ich fange an zu fürchten fast, daß wir

S.135

1415

Doch Deinem Vater wohl zu viel gethan.

1415

1416

Ignez. Sehr gern nehm ich's, wie All die Meinigen,

1416

1417

Zurück, wenn wir von Deinem falsch gedacht.

1417

Doch Deinem Vater wohl zu viel gethan, Agnes. Sehr gern nehm ich's, wie All' die Meinigen, Zurück, wenn wir von Deinem falsch gedacht.

1418

Rodrigo. Für meinen steh' ich.

1418

Ottokar. Für meinen steh' ich.

1418

Ignez.

1418

Agnes.

1419

Rodrigo. Nun wohl, s'ist abgethan, wir glauben uns.

1419

Ottokar. Nun wohl, s'ist abgethan. Wir glauben uns.

So, wie ich für meinen.

So, wie ich, für meinen.

1420

- O Gott, welch' eine Sonne geht mir auf!

1420

- O Gott, welch' eine Sonne geht mir auf!

1421

Wenn's möglich wäre, wenn die Väter sich,

1421

Wenn's möglich wäre, wenn die Väter sich

1422

So gern, so leicht, wie wir verstehen wollten!

1422

So gern, so leicht, wie wir, verstehen wollten!

1423

- Ja, könnte man sie nur zusammenführen.

1423

- Ja könnte man sie nur zusammen führen!

1424

Denn einzeln denkt nur jeder seinen einen

1424

Denn einzeln denkt nur jeder seinen einen

1425

Gedanken, kam' der andere hinzu,

1425

Gedanken, käm' der andere hinzu,

1426

Gleich gäb's den dritten, der uns fehlt.

1426

Gleich gäb's den dritten, der uns fehlt.

1427

- Und schuldlos, wie sie sind, müßt' ohne Rede

1427

- Und schuldlos, wie sie sind, müßt' ohne Rede

1428

Sogleich ein Aug' das andere verstehn.

1428

Sogleich ein Aug' das andere verstehn.

1429

- Ach Ignez, wenn Dein Vater sich entschlösse,

1429

- Ach, Agnes, wenn Dein Vater sich entschlösse!

Denn kaum erwarten läßt's von meinem sich.

1430

1430

Ignez. Kann sein, er ist schon auf dem Wege.

1431

Agnes. Kann sein, er ist schon auf dem Wege.

1431

Rodrigo.

1431

Ottokar.

1433 1433 1434 1434

Wie?

Er wird doch nicht? Unangefragt, und ohne Die Sicherheit des Zutrits? Ignez.

Mit dem Herold

Gleich wollt' er fort nach Ciella. Rodrigo.

- O das spricht

1432

Wie?

Er wird doch nicht? Unangefragt, und ohne

1433 1433

Die Sicherheit des Zutrits? Agnes.

1434

Mit dem Herold'

Gleich wollt' er fort nach Rossitz.

1434

Ottokar.

- O das spricht 1

1435

Für Deinen Vater weit, weit besser, als

1435

Für Deinen Vater weit, weit besser, als

1436

Das Beßte für den meinen -

1436

Das beßte für den meinen. -

1436

Ignez.

Ach, Du solltest

1436

S.136

Denn kaum erwarten läßt's von meinem sich.

1431

1432

63

Agnes.

Ach, Du solltest

1437

Ihn kennen, ihn nur einmal handeln sehn!

1437

Ihn kennen, ihn nur einmal handeln sehn!

1438

Er ist So stark, und doch so sanft - Er hat es längst

1438

Er ist so stark und doch so sanft. - Er hat es längst

1439

Vergeben.

1439

1439 1440

Rodrigo.

Könnt' ich das von meinem sagen - !

1439

S.137

Vergeben. Ottokar.

Könnt' ich das von meinem sagen - !

Denn niemals hat die blinde Rachsucht, die

1440

1441

Ihn zügellos-wild treibt, mir wohlgethan.

1441

Ihn Zügellos-wild treibt, mir wohlgethan.

1442

Ich fürchte viel von meinem Vater, wenn

1442

Ich fürchte viel von meinem Vater, wenn

E: Deinem

Denn niemals hat die blinde Rachsucht, die

64

1443 1444

Der Deinige unangefragt erscheint. Ignez. Nun, das wird jetzt wohl nicht geschehn, ich weiß

1443 1444

Der Deinige unangefragt erscheint. Agnes. Nun, das wird jetzt wohl nicht geschehn, ich weiß,

1445 1445 1446

Antonio wird ihn Euch melden. Rodrigo.

Antonio?

Der ist j a selbst nicht sicher.

1445 1445

Jeronimus wird ihn Euch melden. Ottokar.

1446

Jerome?

Der ist j a selbst nicht sicher.

1446

Ignez.

Warum das?

1446

Agnes.

1447

Rodrigo. Wenn er Juan erschlagen hat, in Gossa

1447

Ottokar. Wenn er Johann verwundet hat, in Warwand

1448 1449

Erschlagen hat, das macht den Vater wiithend. Ignez. - Es muß ein böser Mensch doch sein, Dein Vater.

1448 1449

Warum das?

Verwundet hat, das macht den Vater wüthend Agnes. - Es muß ein böser Mensch doch sein.

S.138

Dein Vater. 1450

Rodrigo. Ist denn Antonio schon fort?

1450.1

Ignez.

1450.2

1450

Ottokar. Auf Augenblicke, ja. -

Agnes.

Schon längst.

Mich wunderts, daß er noch nicht bei Euch ist.

1450.3

Denn stündlich auf die Rückkehr wartet schon

1450.4

Mein Vater, gleich nach Ciella dann zu reiten.

1450.5

Rodrigo. Ach, das ist sehr gefährlich -

1450

Ignez.

Könntest Du,

1450

1451

Nicht lieber gleich zu Deinem Vater eilen,

1451

Doch lieber gleich zu Deinem Vater eilen,

1452

Zu mildern wenigstens, was möglich ist?

1452

Zu mildern wenigstens, was möglich ist.

1453 1454

So solltest Du

1453

Ottokar. Ich mildern? Meinen 1 Vater? Gute Agnes,

1454

Er trägt uns, wie die See das Schiff, wir müssen

tanzen, wie die Wogen wanken, Sie sind nicht zu

1455

Mit seiner Woge fort, sie ist nicht zu

beschwören -

1456

Beschwören. - Nein ich wüßte wohl was Bessere.

- Denn fruchtlos ist doch Alles, kommt der Irrthum

Rodrigo. Ich mildern? Meinen Vater? Gute Ignez, Er trägt uns, wie die See das leichte Schiff, Wir müssen

1455 1456 1456.1 1456.2 1456

Ignez.

Doch zu lenken

Ist noch das Schiff. Rodrigo.

Ich wüßte wohl was Beßres.

1457

- Denn fruchtlos ist doch Alles, kommt der Irrthum

1457

1458

An's Licht nicht, der uns neckt - Der Eine ist,

1458

An's Licht nicht, der uns neckt. - Der Eine ist,

1459

Von jenem Anschlag auf Dein Leben, mir

1459

Von jenem Anschlag auf Dein Leben, mir

1460

Schon klar - Der Jüngling war mein Freund, um seine

1460

Schon klar. - Der Jüngling war mein Freund, um seine

1461

Geheimste Absicht kann ich wissen - Hier

1461

Geheimste Absicht kann ich wissen. - Hier

1462

Auf dieser Stelle, eifersuchtgequält,

1462

Auf dieser Stelle, Eifersucht gequält,

E: Meinem

S.139

1463

Reizt' er mit bittern Worten mich, zu ziehen, 1

1463

Reizt' er mit bittern Worten mich, zu ziehen - Nicht mich zu morden, denn er sagt es selbst,

1464

- Nicht mich zu morden, denn er sagt es selbst,

1464

1465

Er wolle sterben.

1465

1465 1466

Ignez.

Seltsam; grade das

1466

Sagt' er mir auch.

1466

Rodrigo.

1467

Ignez. Das seh' ich doch nicht ein - er stellte sich

1468 1469 1470 1470 1471

Seltsam! Gerade das

Sagt' er mir auch.

1466

Ottokar.

1467

Agnes. Das seh' ich doch nicht ein - er stellte sich

Nun sieh, so ist's am Tage.

1468

Wahnsinnig zwar, drang mir den Dolch auf, sagte,

Als ich mich weigerte, ich hätt' ihm Einen

1469

Als ich mich weigerte, ich hätt' ihm Einen

Schon in das Herz gedrückt -

1470

Rodrigo.

Nun, das brauch' ich

Wohl Dir nicht zu erklären Ignez.

1471

Rodrigo.

1472

Nun sieh, so ist's am Tage.

Er wolle sterben. Agnes.

Wahnsinnig zwar, drang mir den Dolch auf, sagte,

1471

1472

1465

65

-Wie? Sagt' ich

Dir nicht, daß er Dich heftig liebe? Ignez.

- O

1470 1471

Schon in das Herz gedrückt. Ottokar.

1471

Agnes.

1471

Ottokar.

1472 1472

Nun, das brauch' ich

Wohl Dir nicht zu erklären. Wie? Sagt'ich

S.140

Dir nicht, daß er Dich heftig liebe? Agnes.

- O

Mein Gott, was ist das für ein Irrthum - Nun

1473

1474

Liegt er verwundet in dem Kerker, niemand

1474

Liegt er verwundet in dem Kerker, niemand

1475

Pflegt seiner, der ein Mörder heißt, und doch

1475

Pflegt seiner, der ein Mörder heißt, und doch

1476

Ganz schuldlos ist - Ich will sogleich auch gehen.

1476

Ganz schuldlos ist. - Ich will sogleich auch gehen.

1477

Rodrigo. Nur einen Augenblick noch - So wie Einer,

1477

Ottokar. Nur einen Augenblick noch. - So wie Einer,

1473

Mein Gott, was ist das für ein Irrthum. - Nun

1478

Kann auch der andre Irrthum schwinden - Weißt,

1478

Kann auch der andre Irrthum schwinden. - Weißt

1479

Du was ich thun jetzt werde? Immer ist's

1479

Du, was ich thun jetzt werde? Immer ist's

1480

Mir aufgefallen, daß an beiden Händen

1480

Mir aufgefallen, daß an beiden Händen

1481

Der BruderLeiche just derselbe Finger

1481

Der Bruderleiche just derselbe Finger,

1482

Der kleine Finger fehlte - Mördern, denk 1

1482

Der kleine Finger fehlte. - Mördern, denk

1483

Ich, müßte jedes andre Glied fast wicht'ger

1483

Ich, müßte jedes andre Glied fast wicht'ger

1484

Doch sein, als just der kleine Finger - Läßt

1484

Doch sein, als just der kleine Finger. Läßt

1485

Sich was erforschen, ist's nur an dem Ort

1485

Sich was erforschen ist's nur an dem Ort

1486

Der That. Den weiß ich. Leute wohnen dort,

1486

Der That. Den weiß ich. Leute wohnen dort,

Das weiß ich auch - Ja recht, ich gehe hin.

1487

1487

Das weiß ich auch. - Ja recht, ich gehe hin.

1488

Ignez. So lebe wohl denn.

1488

Agnes. So lebe wohl denn.

1488

Rodrigo.

Ottokar.

Eile nur nicht so;

1488

Wird Dir Juan entfliehn? - Nun, pfleg' ihn nur,

1489

1490

Und sag' ihm, daß ich immer noch sein Freund.

1490

1491

Ignez. Laß gut sein, werd' ihn schon zu trösten wissen.

1491

1489

S.141

Eile nur nicht so;

Wird Dir Johann entfliehn? - Nun, pfleg' ihm nur, Und sag' ihm, daß ich immer noch sein Freund. Agnes. Laß gut seyn, werd' ihn schon zu trösten wissen,

66

1492

Ottokar. Wirst Du? Nun Einen Kuß will ich ihm gönnen.

Ignez. Den andern giebt er mir zum Dank.

1493

Agnes. Den andern giebt er mir zum Dank.

Rodrigo.

1493

Ottokar.

1492

Rodrigo. Wirst Du? Nun Einen Kuß will ich ihm

1493 1493

gönnen.

1494 1494

Krieg' ich zum Lohn für die Erlaubniß. Ignez.

Von

1495

Juan?

1495

Rodrigo.

1495

Ignez.

1496 1496

1498 1498

1495

Ottokar.

1495

Agnes.

Frisch aus

Sind wir

1496 1496 1497 1497 1498 1498

Von

Johann?

1495

Der Quelle, Du trinkst mit. Rodrigo (lacht)

Agnes.

Ich versteh'

Nun gut;

Den dritten

Krieg' ich zum Lohn für die Erlaubniß.

Das ist der vierte.

Das nächstemal geb' ich Dir Gift. Ignez (lacht)

1494 1494

Versteh' schon. Nein, daraus wird nichts. Rodrigo.

1497 1497

Den dritten

Das ist der vierte.

S.142

Ich versteh'

Versteh schon. Nein, daraus wird nichts. Ottokar.

Nun gut;

Das nächstemal geb' ich Dir Gift. Agnes (lacht).

Frisch aus

Der Quelle, Du trinkst mit. Ottokar (lacht).

Sind wir

1499

Nicht wie die Kinder? Denn das Schicksal zieht,

1499

Nicht wie die Kinder? Denn das Schicksal zieht

1500

Gleich einem strengen Lehrer, kaum ein freundlich

1500

Gleich einem strengen Lehrer, kaum ein freundlich

1501

Gesicht, sogleich erhebt der Muthwill wieder

1501

Gesicht, sogleich erhebt der Muthwill wieder

1502

Sein keckes Haupt.

1502

1502

Ignez.

1503

Nun bin ich wieder ernst,

Nun geh'ich.

1502 1503

1503

R. 1

1503

I. 2

Morgen.

(ab von verschiedenen

Seiten)

Und wann kehrst Du wieder?

Sein keckes Haupt. Agnes.

Nun bin ich wieder ernst,

Nun geh' ich.

1503

Ottokar.

1503

Agnes.

Und wann kehrst Du wieder? Morgen.

(Ab von verschiedenen

21 Scene.

della.

Seiten.)

ZWEITE SCENE.

Zimmer im Schlosse.

(Rossitz. Ein Zimmer im Schlosse.

Raimond. Elmire. Santin. treten auf.

Ru-

pert. Santing und Eustache treten auf.)

1504

Raimond. Erschlagen, sagst Du?

1504

Rupert. Erschlagen, sagst Du?

1504

Elmire.

1504

Eustache.

1505

Raimond. Das Volk ein Volk von Weibern wohl?

1505

Rupert. Das Volk - ein Volk von Weibern wohl?

1505

Elmire.

1505

Eustache.

1506 1

R. = Rodrigo

2

I. = Ignez

Ja, so spricht das Volk.

Mir hat's

Ein Mann bekräftigt.

1506

Ja, so spricht das Volck.

Mir hat's

Ein Mann bekräftigt.

S.143

1506

Raimond.

Hat's ein Mann gehört?

1506

Rupert.

1507

Santi η. Ich hab's gehört, Herr, und ein Mann, ein

1507

San ting. Ich hab's gehört, Herr, und ein Mann, ein

Der her aus Gossa kam, hat's mitgebracht.

1509

Raimond. Was hat er mitgebracht?

1509

Santin.

1510 1510

Daß Dein Juan

1508

Nicht doch, Santin, er sagte

Der her aus Warwand kam, hat's mitgebracht.

1509

Rupert. Was hat er mitgebracht?

1509

Santing.

1510

Erschlagen sei. Elmire.

S.144

Wandrer,

Wandrer, 1508

Hat's ein Mann gehört?

1510

Daß Dein Johann

Erschlagen sei. Eustache.

Nicht doch, Santing, er sagte

1511

Nichts von Juan, vom Herold sagt' er das.

1511

1512

Raimond. Wer von Euch Beiden ist das Weib?

1512

Rupert. Wer von Euch beiden ist das Weib?

1512

Santin.

1512

Santing.

Ich sage,

Nichts von Johann, vom Herold sagt' er das.

Ich sage,

1513

Juan, und ist's der Herold, wohl, so zieht

1513

Johann; und ist's der Herold, wohl, so steckt

1514

Der Frau den Panzer an, und mich steckt in den

1514

Die Frau ins Panzerhemd, mich in den Weibsrock.

Weibsrock. 1515 1516 1516 1517

Raimond. Mit eignen Ohren will ich's hören. Bringt

Santin.

1515 1516

Den Mann zu mir.

1516

Ich zweifle, daß er noch

1517

Im Ort.

Rupert. Mit eignen Ohren will ich's hören. Bringt

Santing.

Ich zweifle, daß er noch

Im Ort.

1517

Elmire (sieht ihn an) Er ist im Haus'.

1517

Eustache (sieht ihn an). Er ist im Hause.

1517

Raimond.

1517

Rupert.

Einerlei.

1518

Bringtihn. (Elmire und Santin ab)

1518

Raimond (pfeift; zwei Diener erscheinen)

Ruft gleich den

Ein Diener. Es soll geschehn, Herr. (bleibt

1519

Raimond.

1520

Einerlei.

1518

Bringt ihn. (Santing und Eustache

1518

Rupert (pfeift: zwei Diener erscheinen).

ab.) Ruft gleich den

Grafen Ottokar!

Grafen Rodrigo. 1519

S.145

Den Mann zu mir.

stehen)

Was willst Du?

Ein Diener. Wir haben eine Klingel gekauft, Herr,

1519

Ein Diener. Es soll geschehn, Herr. (Bleibt

1519

Rupert.

1519

Der Diener.

stehen.)

Nun? was willst du? Herr,

1520

Wir haben eine Klingel hier gekauft,

1521

Und bitten dich, wenn Du uns brauchst, so klingle.

S.146 1521

und bitten Dich, wenn Du uns brauchst, so klingle.

(Er setzt die Klingel auf den Tisch.) 1522

Raimond. S'ist gut.

1522

Rupert. S'ist gut.

1522

Ein Diener (setzt die Klingel auf den Tisch) Wir bitten

1522

Der Diener. Wir bitten Dich darum, denn wenn

Dich darum, Herr. Denn wenn 1523

Du pfeifst, so springt der Hund

1523

Du pfeifst, so springt der Hund jedwedes mal

1524

aus dem Ofenloche, und denkt, es gilt ihm.

1524

Aus seinem Ofenloch, und denkt, es gelte ihm.

67

68

1525

Raimond. - S'ist gut. (Diener

ab;

Elmire

und

ein

1525

Rupert. - S'ist gut. (Diener

Wandrer treten auf) 1525 1526

Elmire.

Hier ist der Mann - hör es nun selbst,

Raimond.

1526,1

Ein

Wer bist Du, mein Sohn?

Wanderer.

Gestrenger

1525

Eustache.

1526

ob ich Dir falsch berichtet.

1526

ab;

Eustache

und

ein

Wanderer treten auf. )

Herr,

ich

bin

Hier ist der Mann. - Hör' es nun selbst,

Ob ich Dir falsch berichtet.

1526

Rupert.

Wer bist Du, mein Sohn?

1527

Der Wanderer. Bin Hans Franz Flanz von

ein

Fleischergeselle, 1527

Hans Franz, Flanz von Namen.

1527,1

Raimond. Weß' Landes bist Du?

1527

Ein Wandrer. Ein Unterthan

1528

aus Deiner Herrschaft, komme vom Wandern

1528

1529

zurück in die Heimath.

1529

1529

Raimond. Du warst in Gossa,

1529

sprich, was sahst Du da?

1530

1530 1530 1531

Ein Wanderer. Sie haben Deinen Herold erschlagen.

Namen,

Unterthan

Aus Deiner Herrschaft, komm vom Wandern in Die Heimath heut zurück. Rupert.

Du warst in Warwand;

S.147

Was sahst Du da?

1530

Der Wanderer.

1531

Erschlagen.

Sie haben Deinen Herold

1531

Raimond. Wer that es?

1531

Rupert.

Wer that es?

1531

Ein Wandrer. Herr, die Namen giengen

1531

Der Wanderer.

1532

auf keine Eselshaut. Es waren an

1532

Auf keine Eselshaut. 1 Es waren an

1533

die Tausend über Einen, Alle Graf

1533

Die Hundert über Einen, Alle Graf

1534

Alonzos Leute.

1534

Sylvesters Leute.

Herr, die Namen giengen

1534

Raimond. War er. Alonzo, selbst dabei?

1534

Rupert.

1535

Ein Wandrer. Er that, als wüßt' er's nicht, und ließ sich

1535

Der Wanderer. Er that, als wüßt er's nicht, und ließ sich

War Sylvester selbst dabei?

bei 1536

nicht sehen bei der That. Nachher, als die Stücken

1536

Der That nicht sehen. Nachher, als die Stücken,

1537

des Herolds auf dem Hofe herumlagen, kam er

1537

Des Herolds auf dem Hofe lagen, kam er

1538

herunter.

1538

Herunter.

1538

Raimond. Was sagt er da?

1538

Rupert.

1538

Ein Wanderer. Er schalt 1 und schimpft'

1538

Der Wanderer.

Und was sagt'er da?

S.148

Er schalt und schimpfte

1539

die Thäter rein aus, es glaubt's ihm aber kein Mensch;

1539

Die Thäter tüchtig aus, es glaub't ihm aber keiner.

1540

denn es dauerte nicht lang, so nannte er sie seine

1540

Denn's dauerte nicht lang', so nannt er seine

getreuen Unterthanen.

1541

1541 1542

Raimond (nach einer Pause) - O listig ist die Schlange -

1542

Getreuen Unterthanen sie. Rupert (nach einer Pause). O listig ist die Schlange - s'ist

S'ist nur gut,

nur gut,

E: Eselshaus

1543

1543

Daß wir das wissen, denn so ist sie's nicht

1544

Für uns.

1544

Elmire (zum

1544 Wanderer)

Hat denn der Herold

ihn

1544

1546 1547

Für uns. Eustache (zum Wanderer).

Hat denn

der Herold

Raimond. Beleidigen! Ein Herold! Der die Zange

1545

Nur höchstens ist, womit ich ihn gekniffen.

1546

Elmire. So läßt sich's fast nicht denken, daß die That

1547

Nur höchstens ist, womit ich ihn gekniffen. Eustache. So läßt sich's fast nicht denken, daß die That

1548

Von ihm gestiftet; denn warum sollt' er

1549

So zwecklos Dich noch mehr erbittern wollen?

1549

So zwecklos Dich noch mehr erbittern wollen?

1550

Raimond. Er setzet die Erfindungskraft vielleicht

1550

1551

Der Rache auf die Probe - nun wir wollen,

1551

Der Rache auf die Probe - nun wir wollen,

1552

Doch einen Henker noch zu Rathe ziehn.

1552

Doch einen Henker noch zu Rathe ziehen,

1554 1554 1555 1555

Santin. Hier ist der Wandrer, Herr, er kann Dir sagen,

1553 1554

Ob ich ein Weib, ob nicht. Raimond (wendet sich) Es ist doch nicht

1554 1555

Die Holl'in seinem Dienst -

1555

Zweiter Wandrer. Ja. Herr. Juan

Rupert. Er setzet die Erfindungskraft vielleicht

Santing. Hier ist der Wandrer, Herr, er kann Dir sagen, Ob ich ein Weib, ob nicht. Rupert (wendet sich).

Es ist doch nicht

Die Holl' in seinem Dienst. Zweiter Wanderer.

Ja, Herr, Johann

1556

heißt der Rittersmann, den sie in Gossa

1556

So heißt der Rittersmann, den sie in Warwand

1557

erschlagen.

1557

Erschlagen. -

1557

Raimond (dreht sich zu ihm, schnell) Und also wohl der

S.149

(Santing und ein zweiter Wanderer treten auf. )

(Santin und ein zweiter Wandrer treten auf) 1553

ihn

Rupert. Beleidigen! Ein Herold? Der die Zange

Von ihm gestiftet; denn warum sollt' er

1548

69

beleidigt?

beleidigt? 1545

Daß wir das wissen, denn so ist sie's nicht

1557

Rupert.

Und also wohl den Herold nicht?

Herold nicht? 1558

Zweiter Wandrer. Herr, das geschah früher.

1558

Zweiter Wanderer. Herr, das geschah früher.

1558

Raimond (nach einer Pause)

1558

Rupert (nach einer Pause). Tretet ab - bleib Du, Santing.

1559

Rupert. Du siehst die Sache ist ein Mährchen. Kannst Du selbst nicht an die Quelle gehn nach Warwand,

S.150 Tretet ab - Bleib' Du,

Santin. (Die Wanderer und Eustache

(Die Wandrer, und Elmire ab) 1559

Raimond. Du siehst die Sache ist ein Mährchen. Kannst

1560

Du selbst nicht an die Quelle gehn nach Gossa,

1560

1561

So glaub ich's keinem.

1561

1561

Santin.

Herr, Du hätt'st den Mann

1561

ab.)

So glaub ich's keinem. Santing.

Herr, Du hätt'st den Mann,

1562

Doch hören sollen. In dem Hause war,

1562

1563

Wo ich ihn traf, ein Andrer noch, der ihm

1563

Wo ich ihn traf, ein Andrer noch, der ihm

1564

Ganz fremd, und der die Nachricht mit den Worten

1564

Ganz fremd, und der die Nachricht mit den Worten

Fast sagt', als hätt' er sie von ihm gelernt.

1565

1565 1566

Raimond. - Der Herold, sei's - das wollt' ich glauben;

1566

Doch hören sollen. In dem Hause war,

Fast sagt', als hätt' er sie von ihm gelernt. Rupert. Der Herold, sei's - das wollt' ich glauben; doch

70

doch 1567 1567

1567

Juan! Wie kam denn der nach Gossa? Santin.

1567

Wie

Johann! Wie kam denn der nach Warwand? Santing.

Wie

1568

Die Männer sprachen, hat er Ignez,

1568

Die Männer sprachen, hat er Agnes,

1569

Alonzo's Tochter, morden wollen -

1569

Sylvesters Tochter, morden wollen.

1569

Raimond.

1569

Morden!

1570

Ein Mädchen! Sind sie toll? Der Junge ist

1570

1571

Verliebt in Alles, was in Weiberröcken.

1571

1572 1573

Santin. Er soll den Dolch auf sie gezückt schon haben, Da kommt Antonio und haut ihn nieder.

1572

Rupert.

S.151

Morden!

Ein Mädchen! Sind sie toll? Der Junge ist Verliebt in Alles, was in Weiberröcken. Santing. Er soll den Dolch auf sie gezückt schon haben,

1573

Da kommt Jeronimus, und haut ihn nieder. Rupert. Jeronimus - wenn's überhaupt geschehn,

1574

Raimond. Antonio - wenn's überhaupt geschehn

1574

1575

Daß Er's gethan, ist glaublich, denn ich weiß

1575

Daß Er's gethan, ist glaublich, denn ich weiß,

1576

Der graue Geck freit um die Tochter - Glaub's

1576

Der graue Geck freit um die Tochter. - Glaub's

Trotz allem nicht, bis Du's aus Gossa bringst.

1577

Trotz Allem nicht, bis Du's aus Warwand bringst.

1578

Santing. So reit ich hin - und kehr ich heut am Tage

1577 1578

Santin. So reit ich hin - und kehr ich noch vor Abend

1579

Nach Ciella nicht zurück, so ist's ein Zeichen

1579

Nach Rossitz nicht zurück, so ist's ein Zeichen

1580

Von meinem Tode auch.

1580

Von meinem Tode auch.

1580 1581

Raimond.

Auf jeden Fall

1580

Will Ich den Dritten sprechen, der Dir's sagte.

1581

Rupert.

Auf jeden Fall

Will ich den Dritten sprechen, der Dir's sagte.

1582

Santin. Herr, der liegt krank im Haus'

1582

Santing. Herr, der liegt krank im Haus'.

1582

Raimond.

1582

Rupert.

So führ' mich zu ihm. (Beide ab)

Antonio und Elmire (treten im Gespräch von der

andern

(Beide ab; Jeronimus und Eustache treten im

Seite auf)

Gespräch von der andern Seite auf. )

1583

Elmire. U m Gotteswillen, Ritter -

1583

Eustache. U m Gotteswillen, Ritter. -

1583

Antonio.

1583

Jeronimus.

Ihm den Mörder

Ihm den Mörder

1584

Zu senden, der ihm hinterrücks die Tochter

1584

1585

Durchbohren soll, die Schuldlos-Reine, die

1585

Durchbohren soll, die Schuldlosreine, die

1586

Mit ihrem Leben nichts verbrach, als dieses

1586

Mit ihrem Leben nichts verbrach, als dieses

1587

Nur, daß just dieser Vater ihr es gab.

1587

Nur, daß just dieser Vater ihr es gab.

Zu senden, der ihm hinterrücks die Tochter

1588

Elmire. Du hörst mich n i c h t -

1588

Eustache. Du hörst mich nicht. -

1588

Antonio.

1588

Jeronimus.

Was seid ihr besser denn

Was seid ihr besser denn

1589

Als die Beklagten, wenn die Rache so

1589

Als die Beklagten, wenn die Rache so

1590

Unwürdig niedrig ist, als die Beleid'gung?

1590

Unwürdig niedrig ist, als die Beleidigung?

1591

Elmire. Ich sag Dir ja -

1591

Eustache. Ich sag' Dir ja. -

1591

Antonio.

Ist das die W e i s ' i n diesem

1591

Jeronimus.

Zweideutig bösen Zwist dem Rechtgefühl

1592

1592

S.152

So führe mich zu ihm.

Ist das die W e i s ' i n diesem

Zweideutig bösen Zwist dem Rechtgefühl

S.153

Der Nachbarn schleunig anzuweisen, wo

1593

Der Nachbarn schleunig anzuweisen, wo

1594

Die gute Sache sei? Nein, wahrlich, nein,

1594

Die gute Sache sei? Nein, wahrlich, nein,

1595

Ich weiß es nicht, und soll ich's jetzt entscheiden,

1595

Ich weiß es nicht, und soll ich's jetzt entscheiden,

1596

Gleich zu Alonzo neig' ich mich, nicht Euch.

1596

1593

1597 1598 1598

1597

Elmire. So laß mich doch ein Wort nur sprechen - sind

Gleich zu Sylvester wend' ich mich, nicht Euch. Eustache. So laß mich doch ein Wort nur sprechen - sind

1598

Wir denn die Stifter dieser That? Antonio.

Ihr nicht

1598

Wir denn die Stifter dieser That? Jeronimus.

Ihr nicht

1599

Die Stifter? Nun, das nenn' ich spaßhaft! Er,

1599

Die Stifter? Nun, das nenn' ich spaßhaft! Er,

1600

Der Mörder hat es selbst gestanden -

1600

Der Mörder, hat es selbst gestanden. -

1600 1601

Elmire.

Wer

1600

Hat es gestanden?

1601

Antonio.

1602

Elmire. O welch' ein Scheusal ist der Lügner - Ich,

Eustache.

1601

Wer fragst D u ! - - J u a n .

Wer

Hat es gestanden?

1601

Jeronimus.

1602

Eustache. O welch' ein Scheusal ist der Lügner. - Ich

Wer fragst Du! Johann,

1603

Erstaun', Antonio, und wage kaum

1603

Erstaun', Jeronimus, und wage kaum

1604

Zu sagen, was ich von Dir denke. Denn

1604

Zu sagen, was ich von Dir denke. Denn

1605

Ein jedes unbestochnes Urtheil müßte

1605

Ein jedes unbestochnes Urtheil müßte

1606

Schnell frei uns sprechen.

1606

Schnell frei 1 uns sprechen.

1606

Antonio.

1606

Schnell? da hast Du Unrecht.

Jeronimus.

Als ich Alonzo hörte, hab' ich schnell

1607

Als ich Sylvester hörte hab' ich schnell

1608

Im Geist entschieden, denn sehr würdig wieß

1608

Im Geist entschieden, denn sehr würdig wieß

Die Schuld er von sich, die man auf ihn bürdet.

1609

Die Schuld er von sich, die man auf ihn bürdet.

1610

Elmire. Ist's möglich, Du nimmst ihn in Schutz?

1610

Eustache. Ist's möglich, Du nimmst ihn in Schutz?

1610

Antonio.

1610

Jeronimus.

1611 1612 1612

Haut mir

Die Hand ab, wenn ich sie meineidig hebe:

1611

Unschuldig ist Alonzo.

1612

Elmire.

Soll ich Dir

1612

Haut mir

Die Hand ab, wenn ich sie meineidig hebe; Unschuldig ist Sylvester! Eustache.

Soll ich Dir

1613

Mehr glauben, als den Thätern, die es selbst

1613

Mehr glauben, als den Thätern, die es selbst

1614

Gestanden?

1614

Gestanden?

1614 1615 1616 1617 1618 1618

Antonio.

Nun, das nenn ich wieder spaßhaft;

1614

Jeronimus.

1615

Unschuldig, ob es gleich Juan gestanden.

1616

Unschuldig, ob es gleich Johann gestanden.

1617

Eustache. Nun über jedwedes Geständniß geht

Mein innerstes Gefühl doch Antonio.

Denn glauben soll ich doch von Euch, daß Ihr

1618

Grad'so spricht Alonzo,

1618

1

Mein innerstes Gefühl d o c h . Jeronimus.

E: Schnellfrei

S.155

Nun, das nenn ich wieder spaßhaft;

Denn glauben soll ich doch von Euch, daß Ihr

Elmire. Nun, über jedwedes Geständniß geht

S.154

Schnell? Da hast Du Unrecht.

1607

1609

71

Gerad'so spricht Sylvester,

72

1619

Nur mit dem Unterschied, daß ich's ihm glaube.

1619

Doch mit dem Unterschied, daß ich's ihm glaube.

1620

Elmire. Wenn jene That wie diese ist beschaffen -

1620

Eustache. Wenn jene That wie diese ist beschaffen. -

1621

Antonio. Für jene, für Alonzos Unschuld, steh ich.

1621

Jeronimus. Für jene, für Sylvesters Unschuld, steh' ich.

1622

Elmire. Und nicht für unsre?

1622

Eustache. Und nicht für unsre?

1622

Ant. 1

1622

Jeronimus.

1622

Eustache.

1622

El.

1623

Reinigt Euch.

2

Was hat

der Knabe denn gestanden?

1623

Antonio.

1624 1625 1625

- S a g mir erst

Gefoltert - wörtlich will ich's wissen.

1625

Elmire.

Jeronimus.

1623 1624

Ach,

Ach,

Antonio, soll ich mich wahr Dir zeigen

1626

Jeronimus, soll ich mich wahr Dir zeigen,

1627

Ich weiß es nicht. Denn frag 1 ich heißt es stets

1627

Ich weiß es nicht. Denn frag' ich, heißt es stets,

1628

Er hat's gestanden; will ich's wörtlich wissen,

1628

Er hat's gestanden; will ich's wörtlich wissen, 1

1629

So hat vor dem Geräusch, ein Jeder nur

1629

So hat, vor dem Geräusch ein Jeder nur,

1630

Selbst Raimond nur ein Wort gehört: Alonzo.

1630

Selbst Rupert nur ein Wort gehört: Sylvester. Jeronimus. Selbst Rupert? Ei, wenn's nur dies Wort

1631

bedurfte,

bedurfte, 1632

So wußte ers wohl schon vorher, nicht wahr?

1632

1633

So halb und halb?

1633

1633 1634 1634

Elmire. ,

Gewiß hat ers vorher schon

1633

Wirklich? Nun so war auch wohl

1634

GeahndetAntonio.

So wußte er's wohl schon vorher, nicht wahr? So halb und halb? Eustache.

Gewiß hat er's vorher

Geahndet. -

1634

Jeronimus.

Wirklich? Nun so war auch wohl

1635

Dies Wort nicht nöthig, und ihr hättet Euch

1635

Dieß Wort nicht nöthig, und ihr hättet Euch

1636

Mit einem Blick genügt?

1636

Mit einem Blick genügt.

1636

Elmire.

Eustache.

Ach, mir hat's nie

Ach mir hat's nie

1636

1637

Genügt, - doch muß Die Flagge wehn, wohin

1637

Genügt - doch muß die Flagge weh'n, wohin

1638

der Wind - ich werde nie Den Unglückstag

1638

Der Wind. - Ich werde nie den Unglückstag 2

1639

vergessen - und es knüpft, Du wirst es sehn,

1639

Vergessen - und es knüpft, Du wirst es sehn, Sich eine Zukunft noch von Unglück an.

1640

sich eine Zukunft noch Von Unglück an

1640

1641

- Nun sag mir nur, was hat Juan bekannt?

1641

- Nun sag' mir nur, was hat Johann bekannt?

1642

Antonio. Juan? Dasselbe. Er hat Euren Namen

1642

Jeronimus. Johann? Dasselbe. Er hat Euren Namen

1643 1643

2

Sag' mir erst,

Gefoltert - wörtlich will ich's wissen. Eustache.

1625

Antonio. Selbst Raimond? Ei, wenns nur ein Wort

GenanntElmire.

S.156

Was hat der Mörder ausgesagt, den man

1626

1631

1

- W a s hat

Der Knabe denn gestanden?

1623

Was hat der Mörder ausgesagt, den man

Reinigt Euch.

Genannt.

1643 Und weiter nichts?

1643

Ant. = Antonio

1

E:

El. - Elmire

2

E:

Eustache. wissen. Unglückstag,

Und weiter nichts?

S.157

1643 1644

Das wäre schon,

1643

Wenn nicht Alonzo edel war, genug.

1644

Antonio.

Jeronimus.

Das wäre schon

73

Wenn nicht Sylvester edel war', genug.

1645

Elmire. So glaubt' er's also nicht?

1645

Eustache. So glaubt er's also nicht?

1645

Antonio.

Er ist der Einzge

1645

Jeronimus.

1646

In seinem Gossa noch, der Euch entschuldigt.

1646

1647

Elmire. Ja dieser Haß der die zwei Stämme trennt,

1647

S.158

Er ist der Einz'ge

In seinem Warwand fast, der Euch entschuldigt. Eustache. - Ja, dieser Haß, der die zwei Stämme trennt,

1648

Stets grundlos schien er mir, und stets bemüht

1648

Stets grundlos schien er mir, und stets bemüht

1649

War ich, die Männer auszusöhnen - doch

1649

War ich, die Männer auszusöhnen - doch

1650

Ein neues Mißtraun trennte stets sie wieder

1650

Ein neues Mistraun trennte stets sie wieder

1651

Auf Jahre, wenn so kaum ich sie vereinigt. -

1651

Auf Jahre, wenn so kaum ich sie vereinigt.

1652

Nun weiter hat Juan doch nichts bekannt?

1652

1653

Antonio. Auch dieses Wort selbst sprach er nur im

1653

Fieber

Fieber. 1654 1654 1655 1655

- Doch wie gesagt, es war genug Elmire.

So ist

Erkrank? Antonio.

- Nun, weiter hat Johann, doch nichts bekannt. Jeronimus. Auch dieses Wort selbst sprach er nur im

1654 1654 1655

Er phantasiert sehr heftig, spricht

1655

- Doch wie gesagt, es war' genug. Eustache.

So ist

Erkrank? Jeronimus.

Er phantasirt sehr heftig, spricht

1656

Das Wahre und das Falsche durcheinander,

1656

Das Wahre und das Falsche durch einander. -

1657

- Zum Beispiel, daß die Hölle im Gebirge

1657

- Zum Beispiel, im Gebirge sei die Hölle

1658

für ihn für Rodrigo und Ignez doch

1658

Für ihn, für Ottokar und Agnes doch

Der Himmel.

1659

1659 1659

Elmire.

1660

Nun, und was bedeutet das?

S.159

Der Himmel.

1659

Eustache.

Antonio. Ei, daß sie sich so treu, wie Engel lieben.

1660

Jeronimus. Ei, daß sie sich so treu wie Engel lieben.

Nun, und was bedeutet das?

1661

Elmire. Wie, Du erschreckst mich, Rodrigo und Ignez?

1661

Eustache. Wie? Du

1662

Antonio. Warum erschrickst Du? Denk' ich doch, Du

1662

Jeronimus. Warum erschrickst Du? Denk' ich doch, Du

1663

Vielmehr Dich freun. Denn fast kein Minnesänger

1663

1664

Könnt' etwas Besseres ersinnen, leicht

1664

Könnt' etwas besseres ersinnen, leicht

1665

Das Wild-verworrene Euch aufzulösen,

1665

Das Wild verworrene Euch aufzulösen,

erschreckst

mich,

Ottokar

und

Agnes? solltest

solltest Vielmehr Dich freun. Denn fast kein Minnesänger

1666

Das Blutig-Angefangne lachend zu

1666

Das Blutig-angefangne lachend zu

1667

Beenden, und der Stämme Zwietracht ewig

1667

Beenden, und der Stämme Zwietracht ewig

1668

Mit seiner Wurzel auszurotten, als

1668

Mit seiner Wurzel auszurotten, als

1669

- Als eine Heirath.

1669

1669 1670

Elmire.

Ritter, Du erweckst

Mir da Gedanken - Aber wie? Man sagte,

1669 1670

- Als eine Heirath. Eustache.

Ritter, Du erweckst

Mir da Gedanken. - Aber wie? Man sagte,

S.160

74

1671

- War's ein Gerücht nur bloß? - Du freitest selbst

1671

- War's ein Gerücht nur bloß? - Du freitest selbst

1672

Um Ignez?

1672

Um Agnes?

1672

Antonio.

Ja, s'ist wahr - - Doch untersuche

1672

Jeronimus.

Ja, s'ist wahr. - Doch untersucht

1673

Es nicht, ob es viel Edelmuth, ob wenig,

1673

Es nicht, ob es viel Edelmuth, ob wenig

1674

Beweise, daß ich Deinem Sohn sie gönne,

1674

Beweise, daß ich Deinem Sohn sie gönne,

- Denn kurz, das Mädel liebt ihn.

1675

1675 1675

Elmire.

Aber sagt

1676

1675 Seit

- Denn kurz, das Mädel liebt ihn. Eustache.

Aber sag'

1676

Mir nur, wie sie sich kennen lernten? Seit Drei Monden erst ist Ottokar vom Hofe

1677

Drei Monden erst ist Rodrigo vom Hofe

1677

1678

Des Kaisers, dessen Edelknab'er war,

1678

Des Kaisers, dessen Edelknab' er war,

1679

Zurück. In dieser Zeit hat er das Mädchen

1679

Zurück. In dieser Zeit hat er das Mädchen 1

1680

In meinem Beisein mindstens nie gesehn.

1680

1681 1682

Antonio. Doch, nicht in Eurem Beisein, um so öfter; Noch heute waren beid' in dem Gebirge.

1681

In meinem Beisein mindstens nicht gesehn. Jeronimus. Doch, nicht in Deinem Beisein um so öfter. Noch heute waren beid' in dem Gebirge.

1682

S.161 1683

Elmire.

-

Nun

freilich,

glücklich

könnte

sich's

1683

Eustache.

beschließen 1684 1684 1685

1687 1687 1688 1689

1684

Ich bin

1684

Gewiß, daß er das Mädchen ihm nicht weigert,

Wenn Raimond nur Elmire.

und

Santin

freilich,

glücklich

könnte

sich's

Sylvester also wär bereit? Jeronimus.

treten

auf.

Gewiß, daß er das Mädchen ihm nicht weigert,

1686

Obschon von ihrer Lieb' er noch nichts weiß.

1687

Raimond

Antonio, erblaßt, kehrt um, geht ab, im

Ich bin

1685

- Wenn Rupert nur. -

1687

S'ist kaum zu hoffen, kaum,

- Versuchen will ich's - Horch! Er kommt! D a ist er! (Raimond

Nun

beschließen,

Alonzo also war bereit? Antonio.

-

Eustache.

S'ist kaum zu hoffen, kaum,

- Versuchen will ich's. - Horch! Er kommt! Da ist er!

1688

(Rupert und Santing treten auf;

erblickt

Rupert

erblickt Jeronimus. erblaßt, kehrt um.)

Abgehen)

Santin \ (Beide ab)

1689

Rupert (im Abgehen).

1690

Antonio. Was war das?

1690

Jeronimus. Was war das?

1690

Elmire.

1690

Eustache.

1691

Antonio. Absichtlich hab' ich ihn vermieden, um

1691

Jeronimus. Absichtlich hab' ich ihn vermieden, um S.162

Hat er Dich denn schon gesehen?

1692

Mit Dir vorher mich zu besprechen - Wie

1692

1693

Es scheint, ist er sehr aufgebracht.

1693

1693 1694

Elmire.

Er ward

Ganz blaß, als er Dich sah - das ist ein Zeichen

1693

Santing! (Beide

ab.)

Hat er Dich denn schon gesehen?

Mit Dir vorher mich zu besprechen. - Wie Es scheint, ist er sehr aufgebracht. Eustache.

1694

E: Mädchen

Er ward

Ganz blaß als er Dich sah - das ist ein Zeichen

1695 1696 1696 1697 1698 1699

Wie matte Wolkenstreifen stets für mich,

1695

Ich fürchte einen bösen Sturm.

1696

Antonio.

Weißer

Denn, daß Juan von meiner Hand gefallen? Elmire. Noch wußt' er's nicht, doch hat er eben jetzt Noch einen dritten Wanderer gesprochen.

1696 1697 1698 1699 1700

Wie matte Wolkenstreifen stets für mich; Ich fürchte einen bösen Sturm. Jeronimus.

Weiß er

Denn, daß Johann von meiner Hand gefallen? Eustache. Noch wußt' er's nicht, doch hat er eben jetzt Noch einen dritten Wanderer gesprochen. Jeronimus. Das ist ein böser Strich durch meinen Plan.

1700

Antonio. Das ist ein böser Strich durch meinen Plan.

1701

Raimond (trit auf) Laß uns allein, Elmire.

1701

Rupert (tritt auf). Laß uns allein, Eustache.

Elmire (zu Antonio halblaut.) Hüte Dich,

1701

Eustache (halblaut zu Jeronimus).

1701 1702

Um Gottes willen (ab )

1702

Antonio.

Sei gegrüßet!

1702

Raimond (setzt sich)

Sehr

1702

Hüte Dich.

Jeronimus.

1702

Rupert.

Sei gegrüßet! Sehr

Neugierig bin ich zu erfahren, was

1703

Neugierig bin ich zu erfahren, was

1704

Zu mir nach Ciella Dich geführt. Du kommst

1704

Zu mir nach Rossitz Dich geführt. - Du kommst

1705

Aus Gossa - nicht?

1705

1706 1706

Antonio.

Unmittelbar von Hause;

Doch war ich gestern dort. Raimond.

So wirst Du wissen,

1705 1706 1706

S.163

Um Gottes willen (ab ).

1702

1703

1705

75

Aus Warwand - nicht? Jeronimus.

Unmittelbar von Hause,

Doch war ich kürzlich dort. Rupert.

So wirst Du wissen,

1707

Wir Vettern sind seit kurzer Zeit ein wenig

1707

Wir Vettern sind seit kurzer Zeit ein wenig

1708

Schlimm übern Fuß gespannt - Vielleicht hast Du

1708

Schlimm übern Fuß gespannt. - Vielleicht hast Du

1709

Auftrag' an mich, kommst im Geschafft des Friedens,

1709

Aufträg' an mich, kommst im Geschäft des Friedens,

1710

Stellst selbst vielleicht die heilige Person

1710

Stellst selbst vielleicht die heilige Person

1711

Des Herolds vor? - ?

1711

Des Herolds vor - ?

1711

Antonio.

Des Herolds? Nein - Warum?

1711

Jeronimus.

Des Herolds? - Nein Warum?

S.164

1712

- Die Frag' ist seltsam. - Als Dein Gast komm' ich.

1713

Rupert. Mein Gast - und hätt'st aus Warwand keinen

Antonio. Zum Mindsten keinen andern, dessen ich

1714

Jeronimus. Zum mindsten keinen andern, dessen ich

1715

Mich nicht als Freund des Hauses im Gespräch

1715

Mich nicht als Freund des Hauses im Gespräch

1716

Gelegentlich entled'gen könnte.

1716

1712

- Die Frag' ist seltsam. Als Dein Gast komm' ich -

1713

Raimond. Mein Gast - und hätt'st aus Gossa keinen

1714

Auftrag?

Auftrag?

1716 1717 1718

Raimond.

Gelegentlich entled'gen könnte. Rupert.

Wir brechen die Gelegenheit vom Zaune;

1717

Sag'an.

1718

Sag'an.

1718

Jeronimus.

1718

Rupert.

1718

Antonio.

1718

Raimond.

1719

1716

Nun,

- Alonzo will Dich sprechen.

Mich sprechen?

Mich,

1719

Nun,

Wir brechen die Gelegenheit vom Zaune;

- Sylvester will Dich sprechen.

Mich sprechen?

Mich;

76

1719

Antonio.

1719

Freilich seltsam ist die Fordrung,

Jeronimus.

Freilich seltsam ist die Forderung,S.165

1720

Ja unerhört fast - dennoch gäb's ein Zeichen,

1720

Ja unerhört fast - dennoch gäbs ein Zeichen,

1721

Ein sichres fast von seiner Unschuld, war'

1721

Ein sichres fast, von seiner Unschuld, wär'

Es dieses

1722

1722 1722

Raimond.

1722

Antonio.

Unschuld?

Es dieses.

1722

Rupert. Jeronimus.

Unschuld?

Ja, mir ist's ein Räthsel,

1722

W i e Dir, da es die Mörder selbst gestanden.

1723

1724

Z w a r ein Geständniß auf der Folter ist

1724

Zwar ein Geständniß auf der Folter ist

1725

Zweideutig stets - auch war es nur ein Wort,

1725

Zweideutig stets - auch war es nur ein Wort,

1723

Ja, mir ist's ein Räthsel.

W i e Dir, da es die Mörder selbst gestanden.

1726

Das doch im Grunde stets sehr unbestimmt.

1726

Das doch im Grunde stets sehr unbestimmt.

1727

Allein, trotz Allem, der Verdacht bleibt groß,

1727

Allein trotz Allem, der Verdacht bleibt groß,

1728

U n d fast unmöglich scheint's - zum wenigsten

1728

Und fast unmöglich scheint's - zum Wenigsten

1729

Sehr schwer sich davon reinigen zu können.

1729

Sehr schwer, doch sich davon zu reinigen.

1730

Raimond. Meinst D u ?

1730

Rupert. Meinst D u ?

1730

Antonio.

1730

Jeronimus.

1731 1732 1732 1733

Doch, wie gesagt, er hält's f ü r möglich.

Er glaubt, es steck' ein Irrthum w o verborgen -

1731

Raimond. Ein Irrthum? Antonio.

1732

Den er aufzudecken, nichts

1732

Bedürfe, als nur ein Gespräch mit Dir.

1733

Doch, wie gesagt, er hält's f ü r möglich.

Er glaubt, es steck' ein Irrthum w o verborgen. Rupert. Ein Irrthum? Jeronimus.

Den er aufzudecken, nichts

2

Bedürfe, als nur ein Gespräch mit Dir.

1734

Raimond. Nun meinetwegen -

1734

Rupert. - Nun, meinetwegen.

1734

Antonio.

1734

Jeronimus.

Wirklich? Willst Du's thun?

S.166 1

Wirklich? Willst Du's thun?

1735

Raimond. W e n n Du ihn jemals Wiedersehen solltest

1735

Rupert. W e n n Du ihn jemals Wiedersehen solltest. -

1736

Antonio. - Jemals? Ich eile gleich zu ihm.

1736

Jeronimus. - Jemals? Ich eile gleich zu ihm.

1736

Raimond.

1736

Rupert.

1737 1738

So sag's,

D a ß ich mit Freude ihn erwarten würde. Antonio. O welche seegensreiche Stunde hat

So sag's

1737

D a ß ich mit Freuden ihn erwarten würde.

1738

Jeronimus. O welche seegensreiche Stunde hat

1739

Mich hergeführt - Ich reite gleich nach Gossa,

1740

U n d bring' ihn her - Mögt' er Dich auch so finden,

1740

1741

So freundlich und so mild, wie ich - M a c h s ihm

1741

So freundlich, und so mild, wie ich. - M a c h ' s ihm

1742

Nicht schwer, die Sache ist verwickelt, blutig

1742

Nicht schwer, die Sache ist verwickelt, blutig

1743

Ist die Entscheidung stets des Schwerdts, und Frieden

1743

Ist die Entscheidung stets des Schwerdts, und Frieden

1744

Ist die Bedingung doch von allem Glück.

1744

Ist die Bedingung doch von allem Glück.

1745

Willst Du ihn nur unschuldig finden, wirst

1745

Willst Du ihn nur unschuldig finden, wirst

1739

Mich hergeführt. - Ich reite gleich nach W a r w a n d , S.167

1 2

Und bring' ihn her. - Mögt' er Dich auch so finden,

E: uufzudecken E: nicht

1746

Du's auch - Ich glaub's, bei meinem Eid, ich glaub's

1746

Du's auch. - Ich glaub's, bei meinem Eid, ich glaub's,

1747

Ich war wie Du von dem Verdacht empört,

1747

Ich war wie Du von dem Verdacht empört,

1748

Ein einz'ger Blick auf sein ehrwürdig Haupt,

1748

Ein einz'ger Blick auf sein ehrwürdig Haupt,

1749

Hat schnell das Wahre mich gelehrt -

1749

1749 1750 1750

Raimond.

1749

Dein Amt

1750

Ist aus, so wie ich merke - ? Antonio.

1750

Nur noch zur

Hat schnell das Wahre mich gelehrt. Rupert.

Dein Amt

Scheint aus, wenn ich nicht irre. Jeronimus.

Nur noch zur

1751

Berichtigung etwas von zwei Gerüchten,

1751

Berichtigung etwas von zwei Gerüchten,

1752

Die bös1 verfälscht, wie ich fast fürchte, Dir

1752

Die bös' verfälscht, wie ich fast fürchte, Dir

Zu Ohren kommen mögten -

1753

1753 1753

Raimond.

1753

Antonio.

1754

Nun? Juan

Liegt krank in Gossa.

1754

Raimond.

1755

Rupert.

1753

Jeronimus.

1754

Auf den Tod, ich weiß

Zu Ohren kommen mögten. -

1753

Nun?

S.168 Johann

Liegt krank in Warwand.

1754

Rupert.

Antonio. Er wird nicht sterben.

1755

Jeronimus. Er wird nicht sterben.

1755

Raimond.

Wie es Euch beliebt.

1755

Rupert.

1756

Antonio. Wie?

1756

Jeronimus. Wie?

1756

Raimond.

Weiter - Nun, das andere Gerücht - ?

1756

Rupert.

1757

Antonio. Ich wollt' Dir nur noch sagen, daß er zwar

1757

Jeronimus. Ich wollt' Dir sagen noch, daß zwar Johann

1758

Den Dolch auf Ignez -

1758

Wie es Euch beliebt.

Weiter - Nun, das andere Gerücht?

Den Dolch auf Agnes - 1

1758

Raimond.

1758

Rupert.

1759

Antonio. Wie sagst Du?

1759

Jeronimus. Wie sagst Du?

1759

Raimond.

1759

Rupert.

1760 1761 1762 1763 1764 1765 1766

Ich hatt'ihn gedungen.

Auf den Tod, ich weiß

Könnt's mir doch nichts helfen, wenn

Ich's läugnen wollte, da er's j a gestanden.

1760

Antonio. Vielmehr das Gegentheil - aus seiner Rede

1761

Wird klar, daß Dir ganz unbewußt die That.

1762

Raimond. Alonzo doch ist überzeugt, wie billig,

1763

Daß ich so gut ein Mörder bin, wie er?

1764

Antonio. Vielmehr das Gegentheil - der Anschein hat

1765

Das ganze Volk getäuscht, doch er bleibt stets

1766

Ich hatt'ihn gedungen.

Ich's läugnen wollte, da er's j a gestanden. Jeronimus. Vielmehr das Gegentheil - aus seiner Rede Wird klar, daß Dir ganz unbewußt die That. Rupert. Sylvester doch ist überzeugt, wie billig, Daß ich so gut ein Mörder bin, wie er? Jeronimus. Vielmehr das Gegentheil - der Anschein hat Das ganze Volk getäuscht, doch er bleibt stets 2

1767

Unwandelbar und nennt Dich schuldlos.

1767

Unwandelbar, und nennt Dich schuldlos.

1768

Raimond. O List der Hölle von dem Bösesten

1768

Rupert. O List der Hölle, von dem Bösesten

1769 1769

Der Teufel ausgeheckt! Antonio.

1769

Was ist das? Raimond!

1769 ' 2

E: Agnes. E: tsets

S.169

Könnt's mir doch nichts helfen, wenn

Der Teufel ausgeheckt? Jeronimus.

Was ist das? Rupert!

77

S.170

78 1770

Raimond (faßt sich) Das war das eine - nun sprich

1770

Rupert (faßt sich). Das war das eine. - Nun, sprich

1771

Ein anderes Gerücht wollt'st Du bericht'gen.

weiter, noch 1771 1772

weiter, noch

Ein anderes Gerücht wolltst Du bericht'gen. Antonio. Gieb mir erst Kraft und Muth, gieb

mir

1772

Vertraun -

Jeronimus. Gieb mir erst Kraft und Muth, gieb mir Vertraun.

1773

Raimond. Sieh zu. wie's geht - sag an.

1773

Rupert. Sieh zu. wie's geht - sag' an.

1773

Antonio.

1773

Jeronimus.

1774

Raimond. Erschlagen, weiß ich - doch Alonzo ist

1774

Rupert. Erschlagen, weiß ich - doch Sylvester ist

1775 1775

Der Herold ist -

Unschuldig an dem Blute. Antonio.

1775

Wahrlich, ja;

1775

Der Herold i s t - 1

Unschuldig an dem Β lute. Jeronimus.

Wahrlich, ja,

1776

Er lag in Ohnmacht während es geschah.

1776

Er lag in Ohnmacht während es geschah.

1777

Es hat ihn tief empört, er bietet jede

1777

Es hat ihn tief empört, er bietet jede

1778

Genugthuung Dir an, die Du nur forderst.

1778

Genugthuung Dir an, die Du nur forderst.

1779

Raimond. Hat nichts zu sagen -

1779

Rupert. Hat nichts zu sagen. -

1779

Antonio.

1779

Jeronimus.

1779

Raimond.

1779

Rupert.

Wie? Was ist ein Herold?

Wie?

S.171 Was ist ein Herold?

1780

Antonio. Du bist entsetzlich -

1780

Jeronimus. Du bist entsetzlich. -

1780

Raimond.

1780

Rupert.

1781

Antonio. Dein Gast bin ich, ich wiederhol's - Und wenn

1781

Jeronimus. Dein Gast bin ich, ich wiederhol's. - Und

Bist Du denn ein Herold - ?

Bist Du denn ein Herold? 2

wenn 1782 1783 1783 1784 1784

1782

Der Herold Dir nicht heilig ist, so wird's

1783

Der Gast Dir sein. Raimond.

1783

Mir heilig? Ja. Doch fall'

1784

Ich leicht in Ohnmacht. Antonio.

- Lebe wohl. (Schnell

1784

ab)

(Pause; Elmire stürzt aus dem Nebenzimmer

Der Herold Dir nicht heilig ist, so wird's Der Gast Dir seyn. Rupert.

Jeronimus.

Elmire. Um Gotteswillen, rette, rette (sie öffnet ein

Lebe wohl (schnell

ab).

(Pause; Eustache stürzt aus dem Neben-

herein)

zimmer 1785

Mir heilig? Ja. Doch fall'

Ich leicht in Ohnmacht.

1785

Fenster)

herein.)

Eustache. U m Gotteswillen, rette, rette (Sie öffnet das

Fenster)

1785

Alles

1785

1786

Fällt über ihn - Antonio - das Volk

1786

Fällt über ihn - Jeronimus! - das Volk

Alles

1787

Mit Keulen - rette, rette ihn - sie reißen

1787

Mit Keulen - rette, rette ihn - sie reißen

1788

Ihn nieder, nieder liegt er schon am Boden -

1788

Ihn nieder, nieder liegt er schon am Boden -

1 2

E: ist. E: Herold? - ? (Vermuteter Druckfehler)

S.172

Um Gotteswillen, komm an's Fenster nur,

1789

1790

Sie tödten ihn - Nein, wieder steht er auf,

1790

Sie tödten ihn. - Nein wieder steht er auf,

1791

Er zieht, er kämpft, sie weichen - Nun ist's Zeit,

1791

Er zieht, er kämpft, sie weichen. - Nun, ist's Zeit,

1792

O Raimond, ich beschwöre Dich - Sie dringen

1792

O Rupert, ich beschwöre Dich. - Sie dringen

1793

Schon wieder ein, er wehrt sich wiithend - Rufe

1793

Schon wieder ein, er wehrt sich wüthend. - Rufe

1794

Ein Wort, um aller Heil'gen willen, nur

1794

Ein Wort, um aller Heil'gen willen, nur

1795

Ein Wort aus diesem Fenster - - Ah! Jetzt fiel

1795

Ein Wort aus diesem Fenster. - - Ah! Jetzt fiel

1796

Ein Schlag - - er taumelt - Ah! noch Einer - nun

1796

Ein Schlag - - er taumelt, - Ah! noch Einer. - - Nun

1797

Ist's aus - Nun fällt er um - Nun ist er todt - -

1797

Ist's aus. - Nun fällt er um. - Nun ist er todt. - -

1789

(Pause; Elmire trit vor

U m Gotteswillen, komm'an's Fenster nur,

(Pause; Eustache tritt vor

Raimond)

Rupert.)

1798

O welch' entsetzliche Gelassenheit - -

1798

O welch'entsetzliche Gelassenheit - -

1799

- Es hätte Dir ein Wort gekostet, nur

1799

- Es hätte Dir ein Wort gekostet, nur

1800

Ein Schritt bis zu dem Fenster, j a Dein bloßes

1800

Ein Schritt bis zu dem Fenster, ja, Dein bloßes Gebieterantlitz hätte sie geschreckt. -

1801

Gebieterantlitz hätte sie geschreckt -

1801

1802

- Mögt' einst in jener bittern Stunde, wenn

1802

- Mög' einst in jener bittern Stunde, wenn

1803

Du Hilfe Gottes brauchest, Gott nicht säumen,

1803

Du Hülfe Gottes brauchest, Gott nicht säumen,

1804

Wie Du, mit Hilfe vor Dir zu erscheinen.

1804

Wie Du, 1 mit Hülfe vor Dir zu erscheinen.

1805

Santin (trit auf) S'ist abgethan, Herr.

1805

S antin g ( tritt auf). S'ist abgethan, Herr.

1805

Elmire.

1805

Eustache.

1806

Abgethan? Wie sagst

Du, Santin - Raimond, abgethan? (Raimond wendet sich

1806

1806

verlegen)

Abgethan? Wie sagst

(Rupert wendet sich

verlegen.)

O jetzt

1807

Ist's klar - Ich Thörinn, die ich Dich zur Rettung

1807

Ist's klar. - Ich Thörinn, die ich Dich zur Rettung

1808

Berief! - O pfui! Das ist kein schönes Werk,

1808

Berief! - O pfui! Das ist kein schönes Werk, Das ist so häßlich, so verächtlich, daß

1809

Das ist so häßlich, so verächtlich, daß

1809

1810

Selbst ich, Dein unterdrücktes Weib, es kühn

1810

Selbst ich, Dein unterdrücktes Weib, es kühn

1811

Und laut verachte. Pfui ! O pfui ! Wie Du

1811

Und laut verachte. Pfui ! O pfui ! Wie Du

1812

Jetzt vor mir sitzest, und es leiden mußt,

1812

Jetzt vor mir sitzest und es leiden mußt,

1813

Daß ich in meiner Unschuld hoch mich brüste.

1813

Daß ich in meiner Unschuld hoch mich brüste.

1814

Denn über Alles siegt das Rechtgefühl,

1814

Denn über Alles siegt das Rechtgefühl,

1815

Auch über jede Furcht und jede Rücksicht,

1815

Auch über jede Furcht und jede Liebe,

1816

Und nicht der Herr, der Gatte nicht, der Vater

1816

Und nicht der Herr, der Gatte nicht, der Vater

1817

Nicht meiner Kinder ist so heilig mir,

1817

Nicht meiner Kinder ist so heilig mir,

1818

Daß ich den Richterspruch verleugnen sollte,

1818

Daß ich den Richterspruch verläugnen 2 sollte,

1 2

S.173

Du Santing. - Rupert, abgethan?

1806

O jetzt

79

E: Dn E: verlängnen

S.174

80

1819 1819 1820 1820 1821

Du bist ein Mörder! Raimond (steht auf) Wer zuerst ihn tödtlich Getroffen hat, der ist des Todes. Santin.

Raimond.

1821

Santin.

1822

Herr,

- S'ist ein Faustschlag

1823

Ich pfeife? - Ruft den Grafen auf mein Zimmer. (Alle ab)

Rupert (steht auf), Wer zuerst ihn tödtlich Getroffen hat, der ist des Todes! Santing.

1821

Santing.

1822

Herr,

Auf Dein Geheiß. Rupert.

Wer sagt das? S'ist ein Faustschlag

Mir ins Gesicht. Rupert.

Stecks ein.

(Er pfeift; zwei Diener

erscheinen) W o sind die Hunde wenn

Du bist ein Mörder.

1821

1822

Stecksein.

(Er pfeift, zwei Diener 1822

1820

1821

Wer sagt das?

mir in's Gesicht Raimond.

1819

1820

Auf Dein Geheiß

1821

1822

1819

1823

erscheinen.) Wo sind die Hunde wenn

1822

Ich pfeife? - Ruft den Grafen auf mein Zimmer. (Der Vorhang

fällt.)

1824

IV Akt.

VIERTER AUFZUG

1Î Scene.

ERSTE SCENE.

S.175

della. Zimmer im Schlosse.

(Rossitz. Zimmer im Schlosse. Ru-

Raimond und Santin treten auf.

pert und Santing treten auf.)

Raimond. Das eben ist der Fluch der Macht, daß sich

1824

Rupert. Das eben ist der Fluch der Macht, daß sich

1825

Dem Willen, dem leicht wiederruflichen

1825

Dem Willen, dem leicht widerruflichen,

1826

Ein Arm gleich beut, der fest unwiederuflich

1826

Ein Arm gleich beut, der fest unwiderruflich

1827

Die That ankettet. Nicht ein Zehntheil wiird'

1827

Die That ankettet. Nicht ein Zehntheil würd'

1828

Ein Herr des Bösen thun, müßt' er es selbst

1828

Ein Herr des Bösen thun, müßt' er es selbst

1829

Mit eignen Händen thun. Es heckt sein bloßer

1829

Mit eignen Händen thun. Es heckt sein bloßer

1830

Gedanke Unheil aus, und seiner Knechte

1830

Gedanken Unheil aus, und seiner Knechte

1831

Geringster hat den Vortheil über ihn,

1831

Geringster hat den Vortheil über ihn,

1832

Daß er das Böse wollen darf.

1832

Daß er das Böse wollen darf.

1832 1833

Santin.

Ich kann

1832

Santing.

Ich kann

Das Herrschen Dir nicht lehren, Du nicht das

1833

1834

Gehorchen mir. Was Dienen ist, das weiß

1834

Gehorchen mir. Was Dienen ist, das weiß

1835

Ich auf ein Haar. Befiehl, daß ich Dir künftig

1835

Ich auf ein Haar. Befiehl, daß ich Dir künftig

1836

Nicht mehr gehorche, wohl, so will ich Dir

1836

Nicht mehr gehorche, wohl so will ich Dir

1837

Gehorchen.

1837

Gehorchen.

S.176

Das Herrschen Dir nicht lehren, Du nicht das

Dienen! Mir gehorchen! Dienen!

1837

Sprichst Du doch wie ein Neuling. Hast Du mir

1838

1839

Gedienet? Soll ich Dir erklären, was

1839

Gedient? Soll ich Dir erklären, was

1840

Ein Dienst sei? Nützen, nützen soll er - Was

1840

Ein Dienst sei? Nützen, nützen nützen soll er. - Was

1841

Denn ist durch Deinen mir geworden, als

1841

Denn ist durch Deinen mir geworden, als

1842

Der Reue ekelhaft Gefühl? Es ist

1842

Der Reue eckelhaft Gefühl? Es ist

1843

Mir widerlich, ich will's gethan nicht haben.

1843

Mir widerlich, ich will's gethan nicht haben.

1844

Auf Deine Kappe nimms - ich steck' Dich in

1844

Auf Deine Kappe nimm's - ich steck' Dich in

Den Schloßthurm-

1845

1837 1838

1845

Raimond.

1845

Santin.

1845

Raimond.

Mich?

Rupert.

Dienen! Mir gehorchen! Dienen!

Sprichst Du doch wie ein Neuling. Hast Du mir

Den Schloßthurm. -

1845

Santing.

1845

Rupert.

Mich? S.177

1846

Kommst Du heraus, das schöne

Gebirgslehn wird Dir nicht entgehn.

1846

Elmire (trit auf) 1846 1847

Raimond (steht auf, zu Santin, halblaut) Es bleibt Dabei. In vierzehn Tagen bist Du frei.

Kommst Du heraus, das schöne

Gebirgslehn wird Dir nicht entgehn. Eustache (tritt auf).

1846 1847

Rupert. (Steht auf, zu Santing, halblaut.) Es bleibt Dabei. In vierzehn Tagen bist Du frei.

81

82

(Zu Eustache.)

(zu Elmiren) 1848

1848

Was willst Du?

1848

Elmire.

Stör'ich?

1848

Raimond (zu Santini

Gehe! Meinen Willen

Was willst Du?

1848

Eustache.

1848

Rupert (Zu Santing.)

Stör'ich? Gehe! Meinen Willen

1849

Weißt Du. So lange ich kein Knecht, soll mir

1849

1850

Den Herrn ein Andrer auf der Burg nicht spielen.

1850

Den Herrn ein Andrer auf der Burg nicht spielen.

1851

Den Zügel hab ich noch, sie sollen sich

1851

Den Zügel hab' ich noch, sie sollen sich

1852

Gelassen dran gewöhnen, müßten sie

1852

Gelassen dran gewöhnen, müßten sie

1853

Die Zähne sich daran zerbeißen. Der

1853

Die Zähne sich daran zerbeißen. Der

1854

Zuerst den Herold angetastet, hat

1854

Zuerst den Herold angetastet, hat

1855

Das

1855

Das Beil verwirckt. - Dich steck ich in den

Beil

verwirkt

-

Dich

steck'

ich

in

den

Weißt Du. So lange ich kein Knecht, soll mir

S.178

Schloßthurm.

Schloßthurm. 1856

- Kein Wort, sag ich, wenn Dir Dein Leben lieb !

1856

- Kein Wort, sag' ich, wenn Dir Dein Leben lieb!

1857

Du hast ein Wort gedeutet eigenmächtig,

1857

Du hast ein Wort gedeutet, eigenmächtig, 1

1858

Rebellisch Deines Herren Willen misbraucht -

1858

Rebellisch Deines Herren Willen misbraucht -

1859

- Ich schenk Dir's Leben. Fort. Trit ab.

1859

(Santin ab) (zu Elmiren) 1860 1860 1860

(Zu Eustache. ) 1860

Was willst Du? Elmire. Raimond.

- Ich schenk' Dir's Leben, Fort. Trit ab. (Santing ab.)

Mein Herr und mein Gemahl Wenn Du

Was willst Du?

1860

Eustache.

1860

Rupert.

Mein Herr, und mein Gemahl.Wenn Du

1861

Die Rede, die Du kürzlich hier begonnen,

1861

1862

Fortsetzen willst, so spar es auf; Du siehst

1862

Fortsetzen willst, so spar es auf; Du siehst

1863

Ich bin so eben nicht gestimmt, es an

1863

Ich bin so eben nicht gestimmt, es an

1864

Zuhören.

1864

Zuhören.

1864

Elmire.

Wenn ich Unrecht Dir gethan -

1865

Raimond. So werd' ich mich vor Dir wohl rein'gen

Die Rede, die Du kürzlich hier begonnen,

Wenn ich Unrecht Dir gethan- 2

1864

Eustache.

1865

Rupert. So werd' ich mich vor Dir wohl reinigen müssen?

müssen? 1866 1867 1867

1866

Soll ich etwa das Hofgesinde rufen,

1867

Und öffentlich Dir Rede stehn? Elmire.

1867

O mein

Soll ich etwa das Hofgesinde rufen, Und öffentlich Dir Rede stehn? Eustache.

O mein

1868

Gemahl, ein Weib glaubt gern an ihres Mannes

1868

Gemahl, ein Weib glaubt gern an ihres Mannes

1869

Unschuld, und küssen will ich Deine Hand

1869

Unschuld, und küssen will ich Deine Hand

1870

Mit Thränen, Freudenthränen, wenn sie rein

1870

Mit Thränen, Freudenthränen, wenn sie rein

1 2

E: eigenmüchsig E: gethan. -

S.179

1871 1871 1872 1872 1873 1873

1871

Von diesem Morde. Raimond.

1871

Wissen es die Leute,

1872

Wie's zugegangen? Elmire.

Selber spricht die That.

1873

Das Volk war aufgehetzt von Santin. Raimond.

1872

1873

Daß

Von diesem Morde. Rupert.

83

Wissen es die Leute,

Wie's zugegangen? Eustache.

Selber spricht die That.

Das Volk war aufgehetzt von Santing. Rupert.

Daß

1874

Ich auf Dein Rufen an das Fenster nicht

1874

Ich auf Dein Rufen an das Fenster nicht

1875

Erschienen, ist mir selber unerklärlich.

1875

Erschienen, ist mir selber unerklärlich,

1876

Sehr schmerzhaft ist mir die Erinnerung.

1876

Sehr schmerzhaft ist mir die Erinnerung.

1877

Elmire. Es würde fruchtlos doch gewesen sein.

1877

Eustache. Es würde fruchtlos doch gewesen seyn

1878

Er sank so schleunig hin, daß jede Rettung,

1878

Er sank so schleunig hin, daß jede Rettung

1879

Die schnellste selbst, zu spät gekommen wäre.

1879

Die schnellste selbst, zu spät gekommen wäre.

1880

Auch ganz aus seiner Schranke war das Volk,

1880

Auch ganz aus seiner Schranke war das Volk,

1881

Und hätte nichts von Deinem Wort gehört.

1881

Und hätte nichts von Deinem Wort gehört.

1882

Raimond. Doch hätt' ich mich gezeigt -

1882

Rupert. Doch hätt ich mich gezeigt. -

1882

Elmire.

1882

Eustache.

1883

Gre the (stürzt herein, umfaßt Elmirens

1883

Die Kammerzofe (stürzt

Nun freilich wohl. Knie) U m Deine

Nun freilich wohl. herein,

umfaßt

1884

Gebieterinn! Sie führen ihn zum Tode,

1884

Gebieterinn! Sie führen ihn zum Tode,

1885

Errettung von dem Tod! Laß ihn, laß mich,

1885

Errettung von dem Tode! Laß ihn, laß mich,

Laß uns nicht aufgeopfert werden.

1886

1886 1887 1887 1888

Dich?

1886

Bist Du von Sinnen?

1887

Elmire.

Grethe.

Hat ihn zuerst getroffen.

1888

Elmire.

1888

Grethe.

1889 1890 1891 1891 1892 1892 1893 1893 1894

Meinen Friedrich. Er

Wen? Den Ritter,

Den Dein Gemahl geboten zu erschlagen. Raimond. Geboten - ich! Den Teufel hab' ich! Santin . Hat's angestiftet! Grethe (steht auf) Santin hat's auf Dein Geheiß gestiftet. Raimond.

Schlange, giftige!

Aus meinen Augen, fort! Grethe.

Auf Dein Geheiß

Hat's Santin angestiftet. Selbst hab' ich's

Eustachens

Füße). Um Deine Hülfe, Gnädigste! Erbarmung,

Hilfe, Gnädigste! Erbarmung

1886

S.180

1887 1888

Laß uns nicht aufgeopfert werden! Eustache.

Die Kammerzofe. Meinen Friedrich. Er Hat ihn zuerst getroffen.

1888

Eustache.

1888

Die Kammerzofe.

1889 1890 1891 1891 1892 1892 1893 1893 1894

Dich?

Bist Du von Sinnen?

Wen?

S.181 Den Ritter,

Den Dein Gemahl geboten zu erschlagen. Rupert. Geboten - ich! Den Teufel hab' ich. - Santing Hat's angestiftet! Die Kammerzofe. (Steht auf) Santing hat's auf Dein Geheiß gestiftet. Rupert.

Schlange, giftige!

Aus meinen Augen, fort! Die Kammerzofe. Auf Dein Geheiß Hat's Santing angestiftet. Selbst hab' ich's

84

1895

Gehört, wie Du's dem Santing hast befohlen. 1

1895

Gehört, wie Du's an Santin hast befohlen.

1896

Raimond. - Gehört? - Du selbst?

1896

Rupert. - Gehört? - Du selbst?

1896

Grethe.

1896

Die Kammerzofe. Ich stand im Schloßflur, stand

S.182 Ich stand im Schloßflur, stand

1897

Dicht hinter Dir, ich hörte jedes Wort,

1897

Dicht 2 hinter Dir, ich hörte jedes Wort,

1898

Doch Du warst blind vor Wuth und sahst mich nicht.

1898

Doch Du warst blind vor Wuth, und sahst mich nicht.

1899

Es haben's außer mir noch zwei gehört.

1899

Es haben's außer mir noch zwei gehört.

1900

Raimond. - S'ist gut. Trit ab.

1900

Rupert. - S'ist gut. Trit ab.

1900

Grethe. So schenkst Du ihm das Leben?

1900

Die Kammerzofe. So schenkst Du ihm das Leben?

1901

Raimond. S' soll aufgeschoben sein.

1901

Rupert. S' soll aufgeschoben seyn.

1901

Grethe.

1901

Die Kammerzofe. O Gott sei Dank!

O Gott sei Dank

1902

Und Dir sei Dank mein beßter Herr, es ist

1902

Und Dir sei Dank, mein beßter Herr, es ist

1903

Ein braver Bursche, der sein Leben wird

1903

Ein braver Bursche, der sein Leben wird

1904 1904

An Deines setzen.

1904

Raimond.

Gut, sag' ich. Trit ab (Grethe

(Raimond

wirft sich auf den Sessel; Elmire nähert

ihm;

ab)

1904 sich

An Deines setzen. Rupert. (Kammerzofe

Pause)

Gut, sag'ich. Trit ab. ab.)

(Rupert wirft sich auf einen Sessel; che nähert sich ihm;

Eusta-

Pause,)

1905

Elmire. Mein theuer Freund -

1905

Eustache. Mein theuer Freund. -

1905

Raimond.

1905

Rupert.

1906

Elmire. O laß mich bleiben - O dies menschlich schöne

1906

Eustache. O laß mich bleiben. - O dies menschlich

Laß mich allein, Elmire.

S.183

Laß mich allein, Eustache.

schöne 1907

Gefühl, das Dich bewegt, löscht jeden Fleck,

1907

Gefühl, das Dich bewegt, löscht jeden Fleck'

1908

Denn Reue ist die Unschuld der Gefallnen.

1908

Denn Reue ist die Unschuld der Gefallnen.

1909

An ihrem Glänze weiden will ich mich,

1909

An ihrem Glänze weiden will ich mich,

1910

Denn herrlicher bist Du mir nie erschienen,

1910

Denn herrlicher bist Du mir nie erschienen,

1911

Als jetzt.

1911

Als jetzt.

1911

Raimond.

1911

Elmire.

Ein Elender bin ich Du glaubst

1911

Rupert.

1911

Eustache.

Ein Elender bin i c h . Du glaubst

1912

Es - Ah ! Der Augenblick nach dem Verbrechen,

1912

Es. - Ah! Der Augenblick nach dem Verbrechen

1913

Ist oft der schönste in dem Menschenleben.

1913

Ist oft der schönste in dem Menschenleben,

1914

Du weißt's nicht - ach, Du weißt es nicht, und grade

1914

Du weißt's nicht - ach, Du weißt es nicht und grade

1915

Das macht Dich herrlich. Denn nie besser ist

1915

Das macht Dich herrlich. Denn nie besser ist

1916

Der Mensch, als wenn er es recht innig fühlt,

1916

Der Mensch, als wenn er es recht innig fühlt,

1 2

E: befohleu E: Dich

S.184

1917 1917 1918 1918

Wie schlecht er ist. Raimond.

Es kann mich keiner ehren,

Denn selbst ein Ekel bin ich mir. Elmire.

Densoll

1917 1917 1918 1918 1919

Wie schlecht er ist. Rupert.

Es kann mich keiner ehren,

Denn selbst ein Eckel bin ich mir. Eustache.

Densoll

Kein Mensch verdammen, der sein Urtheil selbst

1919

Kein Mensch verdammen, der sein Urtheil selbst

1920

Sich spricht. O hebe Dich! Du bist so tief

1920

Sich spricht. O hebe Dich! Du bist so tief

1921

Bei Weitem nicht gesunken, als Du hoch

1921

Bei Weitem nicht gesunken, als Du hoch

1922

Dich heben kannst.

1922

Dich heben kannst.

1922 1923 1923 1924 1924 1925 1926 1926

Raimond.

Und wer hat mich so häßlich

Gemacht? O hassen will ich ihn Elmire.

Raimond!

Du könntest noch an Rache denken? Raimond.

Ob

1922 1923 1923 1924 1924

Ich an die Rache denke? - Frage doch

1925

Ob ich noch lebe?

1926

Elmire.

Ist es möglich? O

1926

Rupert.

Und wer hat mich so häßlich

Gemacht? O hassen will ich ihn.Eustache.

Rupert!

Du könntest noch an Rache denken? Rupert.

Ob

Ich an die Rache denke? - Frage doch, Ob ich noch lebe? Eustache.

Ist es möglich? O

1927

Nicht diesen Augenblick zum Wenigsten

1927

Nicht diesen Augenblick zum Wenigsten

1928

Wirst Du so bös beflecken - Teufel nicht

1928

Wirst Du so bös' beflekken. - Teufel nicht

1929

In Deiner Seele dulden, wenn ein Engel

1929

In Deiner Seele dulden, wenn ein Engel

1930

Noch mit mir spricht aus Deinen Zügen.

1930

Noch mit mir spricht aus Deinen Zügen.

1930

Soll

1930

1931

Raimond.

Ich Dir etwa erzählen, daß Alonzo

1931

Rupert.

Soll

1932

Viel Böses mir gethan? Und soll ich's ihm

1932

Viel Böses mir gethan? Und soll ich's ihm

Verzeihn, als war es nur ein Weiberschmollen?

1933

Verzeih'n, als war es nur ein Weiberschmollen?

1934

Er hat mir freilich nur den Sohn gemordet,

1934

Er hat mir freilich nur den Sohn gemordet,

1935

Den Knaben auch, der lieb mir wie ein Sohn, -

1935

Den Knaben auch, der lieb mir wie ein Sohn. -

Elmire. O sprich's nicht aus - Wenn Dich die That gereut,

1936

S.185

Ich Dir etwa erzählen, daß Sylvester

1933

1936

85

Eustache. O sprich's nicht aus! Wenn Dich die That gereut,

1937

Die blutige, die Du gestiftet, wohl,

1937

1938

So zeig's, und ehre mindestens im Tode

1938

So zeig's, und ehre mindestens im Tode

1939

Den Mann, mit dessen Leben Du gespielt.

1939

Den Mann mit dessen Leben Du gespielt.

1940

Der Abgeschiedne hat es beschworen,

1940

Der Abgeschiedne hat es beschworen:

Alonzo ist unschuldig.

1941

1941

(Raimond sieht sie starr an)

Die blutige, die Du gestiftet, wohl,

Unschuldig ist Sylvester! (Rupert sieht ihr starr ins Gesicht.)

1941

So unschuldig,

1941

1942

An Pedro's Mord, wie wir an jenem Anschlag

1942

So unschuldig An Peter's Mord, wie wir an jenem Anschlag

S.186

86

1943

Auf Ignez Leben.

1943

Raimond.

1944

Elmire. Warum nicht, mein Gemahl? Denn es liegt Alles

Über die Vergleichung!

1943

Auf Agnes Leben.

1943

Rupert.

1944

Eustache. Warum nicht mein Gemahl? Denn es liegt

Ueber die Vergleichung!

Alles 1945

Auf beiden Seiten gleich, bis selbst auf die

1945

Auf beiden Seiten gleich, bis selbst auf die

1946

Umstände noch der That. Du fandst Verdächt'ge

1946

Umstände 1 noch der That. Du fandst Verdächt'ge

1947

Bei Deinem todten Kinde, so in Gossa;

1947

Bei Deinem todten Kinde, so in Warwand;

1948

Du hiebst sie nieder, so in Gossa; sie

1948

Du hiebst sie nieder, so in Warwand; sie

1949

Gestanden Falsches, so in Gossa; Du

1949

Gestanden Falsches, so in Warwand; Du

1950

Vertrautest ihnen, so in Gossa - Nein,

1950

Vertrautest ihnen, so in Warwand. - Nein,

1951

Der einz'ge Umstand ist verschieden, daß

1951

Den einz'ge Umstand ist verschieden, daß

Alonzo selber doch Dich frei spricht.

1952

1952 1952

Raimond.

O

1952

Sylvester selber doch Dich frei spricht. Rupert.

O

1953

Gewendet, listig, haben sie das ganze

1953

Gewendet, listig, haben sie das ganze

1954

Verhältniß, mich, den Kläger, zum Verklagten

1954

Verhältniß, mich, den Kläger, zum Verklagten

1955

Gemacht - Und um das Bubenstück, das mich

1955

Gemacht. - Und um das Bubenstück, das mich

1956

Der ganzen Welt als Mörder zeigt, noch zu

1956

Der ganzen Welt als Mörder zeigt, noch zu

Vollenden, so verzeiht er mir -

1957

1957 1957

Elmire.

Raimond!

1957

Vollenden, so verzeiht er mir.Eustache.

Rupert!

1958

O welch' ein häßlicher Verdacht, der schon

1958

O welch ein häßlicher Verdacht, der schon

1959

Die Seele schändet, die ihn denkt.

1959

Die Seele schändet, die ihn denkt.

1959

Raimond.

Verdacht

1959

S.187

Rupert.

Verdacht

1960

Ist's nicht in mir, es ist Gewißheit. Warum,

1960

Ist's nicht in mir, es ist Gewißheit. Warum

1961

Meinst Du, hätt' er mir wohl verziehen, da

1961

Meinst Du, hätt' er mir wohl verziehen, 2 da

1962

Der Anschein doch so groß, als nur, damit

1962

Der Anschein doch so groß, als nur, damit Ich gleich gefällig mich erweise? Er

1963

Ich gleich gefällig mich erweise? Er

1963

1964

Kann sich nicht reinigen, er kann es nicht,

1964

Kann sich nicht reinigen, er kann es nicht,

1965

Und nun, damit ich's ihm erlass', erläßt

1965

Und nun, damit ich's ihm erlass', erläßt

1966

Er's mir - Nun, halb zum Wenigsten soll ihm

1966

Er's mir. - Nun, halb zum Wenigsten soll ihm Das Bubenstück gelingen nur. Ich nehme

1967

Das Bubenstück gelingen nur. Ich nehme

1967

1968

Den Mord auf mich - und hätt' der Jung' das Mädchen

1968

Den Mord auf mich - und hätt' der Jung' das Mädchen

1969

Erschlagen, wär's mir recht.

1969

Erschlagen, wär's mir recht.

1969

Elmire.

Das Mädchen? O

1969

Eustache.

Das Mädchen? O S.188

E: Umständen E: verziehen

1970 1971 1972 1972 1973

Mein Gott, Du wirst das Mädchen doch nicht morden? Raimond. Die Stämme sind zu nah gepflanzet, sie Zerschlagen sich die Äste. Elmire (zu seinen Füßen) O verschone,

1970 1971 1972 1972

Mein Gott, Du wirst das Mädchen doch nicht morden? Rupert. Die Stämme sind zu nah' gepflanzet, sie Zerschlagen sich die Aeste Eustache (zu seinen Füßen). O verschone

Auf meinen Knien bitt ich Dich, verschone

1973

1974

Das Mädchen - wenn Dein eigner Sohn Dir lieb,

1974

Das Mädchen - wenn Dein eigner Sohn Dir lieb,

1975

Wenn seine Liebe lieb Dir, wenn auf immer

1975

Wenn seine Liebe lieb Dir, wenn auf immer

1976

Du seinen Fluch Dir nicht bereiten willst,

1976

Du seinen Fluch Dir nicht bereiten willst,

Verschone Ignez -

1977

Verschone Agnes. -

1977 1977 1978 1978

Raimond.

Welche seltsame

Anwandlung? Mir den Fluch des Sohnes? Elmire.

Ja,

1977 1978 1978

Auf meinen Knien bitt' ich Dich verschone

Rupert.

Welche seltsame

Anwandlung? Mir den Fluch des Sohnes? Eustache.

Ja,

1979

Es ist heraus - auf meinen Knien beschwöre

1979

Es ist heraus - auf meinen Knien beschwöre

1980

Ich Dich, bei jener ersten Nacht, die ich

1980

Ich Dich, bei jener ersten Nacht, die ich

1981

Am Tage vor des Priesters Spruch Dir schenkte,

1981

Am Tage vor des Priesters Spruch Dir schenkte,

1982

Bei unserm einz'gen Kind, bei unserm letzten,

1982

Bei unserm einz'gen Kind, bei unserm letzten

1983

Das Du hinopferst, und das Du doch nicht

1983

Das Du hinopferst, und das Du doch nicht

1984

Wie ich gebohren hast o mache diesem

1984

Gebohren hast, wie ich, o mache diesem

1985

Unseelig-bösen Zwist ein Ende, der

1985

Unseelig-bösen Zwist ein Ende, der

1986

Bis auf den Namen selbst den ganzen Stamm

1986

Bis auf den Namen selbst den ganzen Stamm

1987

Der Ghonorezze auszurotten droht.

1987

Der Schroffensteine auszurotten droht.

1988

Gott zeigt den Weg selbst zur Versöhnung Dir.

1988

Gott zeigt den Weg selbst zur Versöhnung Dir

1989

Die Kinder lieben sich, ich habe sichre

1989

Die Kinder lieben sich, ich habe sichre

1990

Beweise-

1990

Beweise. -

1990

Raimond.

1990

Elmire.

1991

Lieben? Unerkannt hat Gott

In dem Gebirge sie vereint.

1990

Rupert.

1990

Eustache.

1991

S.189

Lieben? Unerkannt hat Gott

In dem Gebirge sie vereint.

1991

Raimond.

Gebirg?

1991

Rupert.

Gebirg?

1992

Elmire. Ich weiß es von Antonio, der Edle!

1992

Eustache. Ich weiß es von Jeronimus, der Edle!

1993

Vortreffliche ! Sein eigner Plan war es,

1993

Vortreffliche! Sein eigner Plan war es

1994

Die Stämme durch die Heirath zu versöhnen,

1994

Die Stämme durch die Heirath zu versöhnen,

1995

Und selbst sich opfernd, trat er seine Braut

1995

Und selbst sich opfernd, trat er seine Braut

1996

Dem Sohne seines Freundes ab - O ehre

1996

Dem Sohne seines Freundes ab. - O ehre

1997

Im Tode seinen Willen, daß sein Geist

1997

Im Tode seinen Willen, daß sein Geist

1998

In Deinen Träumen Dir nicht mit Entsetzen

1998

In Deinen Träumen Dir nicht mit Entsetzen

1999

Begegne - Sprich, o sprich den Seegen aus!

1999

Begegne. - Sprich, o sprich den Seegen aus!

S.190

87

88

Mit Thränen küss' ich Deine Knie, küsse

2000

Mit Thränen küss' ich Deine Knie, küsse

2001

Mit Innbrunst Deine Hand, die ach! noch schuldig,

2001

Mit Inbrunst Deine Hand, die ach! noch schuldig

2002

Was sie mir am Altar versprach - o brauche

2002

Was sie am Altar mir versprach - o brauche

2003

Sie einmal doch zum Wohlthun, gieb dem Sohne

2003

Sie einmal doch zum Wohlthun, gieb dem Sohne

2004

Die Gattinn, die sein Herz begehrt, und Dir

2004

Die Gattinn, die sein Herz begehrt, und Dir

Und mir und allen Unsrigen den Frieden -

2005

2000

2005 2006 2007

2006

Raimond. Nein, sag' mir, hab' ich recht gehört, sie sehen

2007

Sich im Gebirge, Rodrigo und Ignez?

2008

Elmire (steht auf) O Gott, mein Heiland, was hab' ich

2009

Raimond (steht auf) Das freilich, ist ein Umstand von

Eustache (steht auf). O Gott, mein Heiland, was hab' ich

2009

Rupert (steht

gethan? auf). Das freilich ist ein Umstand von

Bedeutung.

Bedeutung. (Er pfeift; zwei Diener

(Er pfeift; zwei Diener

erscheinen)

Elmire. Wär's möglich - ? Nein - O Gott sei Dank! das

2010

wäre 2011

Sich im Gebirge, Ottokar und Agnes?

2008

gethan!

2010

Und mir und allen Unsrigen den Frieden. Rupert. Nein, sag' mir, hab' ich recht gehört, sie sehen

erscheinen.)

Eustache. Wär's möglich? Nein. - O Gott sei Dank! S.191 Das wäre

Ja selbst für einen Teufel fast zu boshaft. -

2012

Raimond (zum Diener)

2013

2011

Ist noch der Graf zurück nicht

Ja selbst für einen Teufel fast zu boshaft. -

2012

Rupert (zu den Dienern ). Ist noch der Graf zurück nicht

Ein Diener. Nein, Herr, wir erwarten ihn.

2013

Ein Diener. Nein. Herr.'

2013

Raimond. Wo ist Santin?

2013

Rupert.

2013

Ein Diener. Bei der Leiche.

2013

Ein Diener.

2014

Rupert. Führ mich zu ihm (ab).

2014

Eustache (ihm nach). Rupert! Rupert! O höre. - (Alle ab.)

vom Spaziergang?

vom Spatziergang?

2014

Raimond. Führ mich zu ihm. (ab)

2014

Elmire.

Raimond! Raimond! O höre -

(folgt.

Wo ist der Santing? Bei der Leiche.

Alle ab) 2Í Scene.

ZWEITE SCENE.

Gossa. Zimmer im Schloß.

(Warwand: Zimmer im Schlosse.

Alonzo (trit auf öffnet ein Fenster, bleibt mit Zeichen einer tiefen gung davor 2015

und

vester tritt auf öffnet ein Fenster,

Ignez. (trit auf

noch an der Thüre, halblaut)

und da-

vor stehen. Gertrude tritt auf, und nähert

stehen.)

Franziska, (trit auf, und nähert sich ihm mit

Syl-

bleibt mit Zeichen einer tiefen Bewegung

Bewe=

sich ihm mit verdeckten

verhülltem

Gesicht.) Weißt Du es? 2015

S.192

Mutter!

Gertrude. Weißt Du es?

2015

Agnes (tritt auf, noch an der Thür halblaut).

Mutter!

Mutter!

1

Gesicht.)

2015

E: Heer

Mutter!

(Gertrude sieht sich um, Agnes nähert sich ihr.)

(Franziska sieht sich um, Ignez nähert sich ihr) 2015 2016

2015

Weißt Du die Entsetzensthat? Antonio ist erschlagen. (Franziska giebt ihr ein bejahendes

2016

2016

Weißt Du die Entsetzensthat? Jerome ist erschlagen. (Gertrude giebt ihr ein bejahendes

Zeichen) 2016

Weiß er's?

Zeichen.)

Weiß er's?

2017

Franziska (wendet sich zu Alonzo) Alonzo!

2017

Gertrude (wendet sich zu Sylvester).

2017

Alonzo (ohne sich umzusehen)

2017

Sylvester (ohne sich umzusehen).

2017

Franziska.

Wenn

2017

Gertrude.

Ich wüßte, wie Du jetzt gestimmt, viel hätt' ich

2018

Zu sagen Dir.

2019

2018 2019 2019

Alonzo.

Bist Du es, Franziska?

Es ist ein trüber Tag

2019

Sylvester!

Bist Du es Gertrude?

Wenn

Zu sagen Dir. Sylvester.

Es ist ein trüber Tag

Mit Wind und Regen, viel Bewegung draußen -

2020

Mit Wind und Regen, viel Bewegung draußen. -

2021

Es zieht ein unsichtbarer Geist, gewaltig

2021

Es zieht ein unsichtbarer Geist, gewaltig,

2022

Nach Einer Richtung Alles fort, den Staub,

2022

Nach Einer Richtung Alles fort, den Staub,

2023

Die Wolken, und die Wellen -

2023

Die Wolken, und die Wellen. -

2024 2024

Franziska.

Willst Du mich,

Alonzo, hören? Alonzo.

Sehr beschäfftigt mich

2023 2024 2024

Gertrude.

Willst Du mich,

Sylvester, hören? Sylvester.

Sehr beschäftigt mich

2025

Dort jener Seegel - siehst Du ihn? Er schwankt

2025

Dort jener Seegel - siehst Du ihn? Er schwankt

2026

Gefährlich, übel ist sein Stand, er kann

2026

Gefährlich, übel ist sein Stand, er kann

Das Ufer nicht erreichen -

2027

2027 2027

Franziska.

Höre mich,

2027

Das Ufer nicht erreichen. Gertrude.

Höre mich,

2028

Alonzo, eine Nachricht hab' ich Dir

2028

Sylvester, eine Nachricht hab'ich Dir

2029

Zu sagen von Antonio.

2029

Zu sagen von Jerome.

2029 2030 2030 2031 2031 2032 2032 2033

Alonzo.

Er, er ist

Hinüber, (Er wendet sich) ich weiß Alles. Franziska.

Weißt Du's? Nun

Wenig will ich sagen. Ist

Thiest noch nicht zurück? Franziska.

So willst Du nun

Den Krieg beginnen?

2033

Alonzo.

2034

Franziska. Nun freilich, wie die Sachen stehn, so mußt

2035

2030 2031

Was sagst Du? Alonzo.

2029 2030

Kenn' ich doch den Feind.

Du's wohl. Hat er den Vetter hingerichtet,

2031 2032 2032 2033

S.193

Ich wüßte, wie Du jetzt gestimmt, viel hätt ich

2020

2023

89

Sylvester.

S.194

Er, er ist

Hinüber - (er wendet sich ich weiß Alles. Gertrude.

Weißt Du's? Nun

Was sagst Du? Sylvester.

Wenig will ich sagen. Ist

Theistin noch nicht zurück? Gertrude.

So willst Du nun

Den Krieg beginnen?

2033

Sylvester.

2034

Gertrude. Nun freilich wie die Sachen stehn, so mußt

2035

Kenn' ich doch den Feind.

Du's wohl. Hat er den Vetter hingerichtet, S.195

90

2036

Der schuldlos war, so wird er Dich nicht schonen.

2036

Der schuldlos war, so wird er Dich nicht schonen.

2037

Die Zweige abzuhaun des ganzen Stammes,

2037

Die Zweige abzuhaun des ganzen Stammes,

2038

Das ist sein überlegter Plan, damit

2038

Das ist sein überlegter Plan, damit

2039

Das Mark ihm seinen Wipfel höher treibe.

2039

2040

Alonzo. Den Edelen, der nicht einmal als Herold

2040

Sylvester. Den Edelen, der nicht einmal als Herold

2041

Gekommen, der als Freund nur das Geschafft

2041

Gekommen, der als Freund nur das Geschäft

2042

Betrieb des Friedens, preißzugeben - ihn,

2042

Betrieb des Friedens, preißzugeben - ihn

2043

Um sich an mir zu rächen, preißzugeben,

2043

U m sich an mir zu rächen, preißzugeben

2044

Dem Volke - -

2044

2044 2045 2045

Franziska.

Nun doch, endlich, wirst Du ihn

Nicht mehr verkennen? Alonzo.

Ihn hab' ich verkannt,

2044 2045 2045

Das Mark ihm seinen Wipfel höher treibe.

Dem Volke. Gertrude.

Nun doch, endlich wirst Du ihn

Nicht mehr verkennen? Sylvester.

Ihn hab' ich verkannt,

Antonio - hab' ihn der Mitschuld heute

2046

Jeronimus - hab' ihn der Mitschuld heute

2047

Geziehen, der sich heut' für mich geopfert.

2047

Geziehen, der sich heut für mich geopfert.

2048

Denn wohl geahndet hat es ihm - mich hielt

2048

Denn wohl geahndet hat es ihm - mich hielt

2049

Er ab, und gieng doch selbst nach Ciella, der

2049

Er ab, und gieng doch selbst nach Rossitz, der

2050

Nicht sichrer war, als ich -

2050

Nicht sichrer war, als ich. -

2046

2050

Franziska.

Könnt' er denn anders?

2050

Gertrude.

Könnt'er denn anders?

Denn weil Du Raimond stets mit blinder Neigung

2051

2052

Hast freigesprochen, ja sogar gezürnet,

2052

Hast freigesprochen, j a sogar gezürnt, Wenn man es nur gewagt ihm zu mißtraun,

2053

Wenn man es nur gewagt, ihm zu mißtraun,

2053

2054

So mußt' er freilich zu ihm gehen -

2054

2054

So mußt' er freilich zu ihm gehen. Sylvester.

Nun,

Nun,

2054

2055

Beruh'ge Dich - fortan kein anderes

2055

Beruh'ge Dich - fortan kein anderes

2056

Gefühl nur, als der Rache, will ich kennen;

2056

Gefühl als nur der Rache, will ich kennen,

2057

Und wie ich duldend, einer Wolke gleich

2057

Und wie ich duldend einer Wolke gleich,

2058

Ihm lange überm Haupt geschwebt, so fahr

2058

Ihm lange überm Haupt geschwebt, so fahr'

2059

Ich einem Blitze gleich jetzt über ihn.

2059

2060

Alonzo.

Thiesta (trit auf) Hier bin ich wieder, Herr, von meinem

2060

Zuge, 2061

S.196

Denn weil Du Rupert stets mit blinder Neigung

2051

Ich einem Blitze gleich jetzt über ihn. Thiestiner (tritt auf).

Hier bin ich wieder Herr, von

meinem Zuge

Und bringe gleich Dir fünf Vasallen mit.

2061

Und bringe gleich die fünf Vasallen mit.

2062

Alonzo (wendet sich schnell) W o sind sie?

2062

Sylvester (wendet sich schnell). W o sind sie?

2062

Thiesta.

2062

Thiestiner.

Unten in dem Saale. Drei,

Unten in dem Saale. Drei,

2063

Der Manso, Vitina, Paratzin, haben

2063

2064

Auf ihren Kopf ein dreißig Reuter gleich

2064

Der Manso, Vitina, Paratzin, haben Auf ihren Kopf ein dreißig Männer gleich

2065

Nach Gossa mitgebracht.

2065

Nach Warwand mitgebracht.

S.197

2065

Alonzo.

Ein dreißig Reuter?

2065

Sylvester.

Ein dreißig Männer?

2066

- Ein ungesprochner Wunsch ist mir erfüllt.

2066

- Ein ungesprochner Wunsch ist mir erfüllt.

2067

- Laßt mich allein, ihr Weiber.

2067

- Laßt mich allein ihr Weiber. (Die Weiber ab.)

91

(Franziska und Ignez ab) 2067

Wenn sie so

2067

Wenn sie so

2068

Ergeben sich erweisen, sind sie wohl

2068

2069

Gestimmt, daß man sie schleunig brauchen kann?

2069

Gestimmt, daß man sie schleunig brauchen kann?

2070

Thiesta. Wie den gespannten Bogen, Herr; der Mord

2070

Thiestiner. Wie den gespannten Bogen, Herr; der Mord

2071

Ergeben sich erweisen, sind sie wohl

Jerome's hat ganz wüthend sie gemacht.

2071

Antonios hat ganz wiithend sie gemacht.

2072

Alonzo. So wollen wir die Witterung benutzen.

2072

2073

Er will nach meinem Haupte greifen, will

2073

Er will nach meinen Haupte greifen, will

2074

Es - nun so greif ich schnell nach seinem. Dreißig

2074

Es - nun, so greif ich schnell nach seinem. Dreißig

2075

Sagst Du, sind eben eingerückt, ein Zwanzig

2075

Sagst Du, sind eben eingerückt, ein Zwanzig

2076

Bring' ich zusammen, das ist mit dem Geiste,

2076

Bring' ich zusammen, das ist mit dem 1 Geiste,

2077

Der mit uns geht, ein Heer - Thiest, was meinst Du?

2077

Der mit uns geht, ein Heer - Thiestin, was meinst Du?

2078

Noch diese Nacht will ich nach Ciella.

2078

Sylvester. So wollen wir die Witterung benutzen.

S.198

2078

Thiesta.

Herr,

2078

Noch diese Nacht will ich nach Rossitz. Thiestiner.

Herr,

2079

Gieb mir ein Fünfzehn von dem Trupp, spreng' ich

2079

Gieb mir ein Fünfzehn von dem Trupp, spreng' ich

2080

Die Thore selbst, und öffne Dir den Weg.

2080

Die Thore selbst und öffne Dir den Weg.

2081

Ich kenn' das Nest, als wär's ein Dachsloch - noch

2081

Ich kenn das Nest als wär's ein Dachsloch - noch

2082

Erwarten sie von uns nichts Böses, ich

2082

Erwarten sie von uns nichts Böses, ich

2083

Beschwör's, die sieben Bürger halten Wache

2083

Beschwör's, die sieben Bürger halten Wache

2084

Noch, wie in Friedenszeit.

2084

Noch, wie in Friedenszeiten.

2084

Alonzo.

So bleibt's dabei.

2084

Sylvester.

So bleibt's dabei.

2085

Du nimmst den Vortrab. Wenn es finster, brechen

2085

Du nimmst den Vortrab. Wenn es finster, brechen

2086

Wir auf. Den ersten Zugang überrumpelst

2086

Wir auf. Den ersten Zugang überrumpelst

2087

Du, selber folg' ich auf dem Fuße, bei

2087

Du, selber folg' ich auf dem Fuße, bei

2088

Antonios Leiche sehen wir uns wieder.

2088

Jerome's Leiche sehen wir uns wieder.

2089

Ich will ihm eine Todtenfeier halten,

2089

Ich will ihm eine Todtenfeier halten,

2090

Und Ciella soll, wie Fackeln, sie beleuchten.

2090

Und Rossitz soll wie Fackeln sie beleuchten.

2091

Nun fort zu den Vasallen! (Beide ab)

2091

Nun fort zu den Vasallen. (Beide

E: dew

ab.)

92

DRITTE SCENE.

3Ì Scene.

Bauernküche.

Bauernstube. Barnabe

am Kamin;

sie rührt einen Kessel,

der

Barnabe am Heerd. Sie rührt einen

über

Kessel, der über Feuer steht.

Feuer steht. 2092

S.199

2092

Barnabé. Erst dem Vater:

Barnabe. Zuerst dem Vater:

2093

Ruh' in der Gruft: daß ihm ein Frevlerarm nicht

2093

2094

Über das Feld trage die Knochen umher.

2094

Ueber das Feld trage die Knochen umher.

2095

Leichtes Erstehn: daß er hochjauchzend das Haupt

2095

Leichtes Erstehn: daß er hoch jauchzend das Haupt

2096

Dränge durch's Grab, wenn die Posaune ihm ruft.

2096

Dränge durchs Grab, wenn die Posaune ihm 1 ruft.

2097

Ewiges Glück: daß sich die Pforte ihm weit

2097

Ewiges Glück: daß sich die Pforte ihm weit

2098

Öffne, des Lichts Glanzstrom entgegen ihm wog'.

2098

2099 2100 2100 2101 2101 2102 2102

2099

Ursula (außerhalb der Scene) Barnabé! Barnabé!

Ruh in der Gruft: daß ihm ein Frevelarm nicht

Oeffne, des Lichts Glanzstrom entgegen ihm wog'. Ursula (außerhalb der Scene). Barnabe! Barnabe!

2100

Rührst Du den Kessel?

2100

Barnabé. Ja doch, ja, mit beiden Händen,

Rührst Du den Kessel? Barnabe.

2101

ich wollt', ich könnte die Füße auch brauchen.

2101

Ursula. Aber

Ursula.

2102

Du sprichst nicht die drei Wünsche aus?

2102

Barnabé. Nun, das gesteh' ich!

Ja doch, ja, mit beiden Händen;

S.200

Ich wollt' ich könnt' die Füß' auch brauchen. Aber

Du sprichst nicht die drei Wünsche. Barnabe.

Nun, das gesteh ich!

2103

Wenn unser Herrgott so taub ist, wie Du, so hilft's

2103

Wenn unser Herrgott so taub, wie Du, so hilft

2104

Alles nichts. Dann der Mutter:

2104

Es Alles nichts. - Dann der Mutter:

2105

Alles Gedeihn: daß ihr die Landhexe nicht

2105

Alles Gedeihn; daß 2 ihr die Landhexe nicht

2106

Giftigen Blicks tödte das Kalb in der Kuh.

2106

Giftigen Blicks tödte das 3 Kalb in der Kuh.

2107

Heil an dem Leib: daß ihr der Krebs mit dem Blut-

2107

Heil an dem Leib; daß ihr der Krebs mit dem Blut-

2108

Läppchen im Schutt schwinde geschwinde dahin.

2108

Läppchen 4 im Schutt schwinde geschwinde dahin,

2109

Leben im Tod: daß ihr kein Teufel die Zung'

2109

Leben im Tod: daß ihr kein Teufel die Zung

2110

Strecke heraus, wenn sie an Gott sich empfihlt.

2110

2111

2111

Dann für mich:

Strecke heraus, wenn sie an Gott sich empfiehlt. Nun für mich:

2112

Freuden vollauf: daß mich ein stattlicher Mann

2112

Freuden vollauf: daß mich ein stattlicher Mann

2113

Ziehe mit Kraft kühn in's hochzeitliche Bett.

2113

Ziehe mit Kraft kühn ins hochzeitliche Bett.

2114

Bliithe des Leib's: daß m i r -

2114

Gnädiger Schmerz: daß sich - 5

' 2 3 4 5

E: him E: dUß E: des E: Lüppcheu E: sich. -

S.201

2115 2116 2116

Ursula. Barnabé! Du böses Mädel hast den Blumenstaub

2115 2116

vergessen und die Wolfkrautskeime.

2116

Barnabé. Nein

Ursula. Barnabe! Böses Mädel! Hast den Blumenstaub Vergessen und die Wolfkrautskeime. Barnabe.

Nein

2117

doch, nein, s'ist Alles hinein. Der Brei

2117

Doch, nein, s'ist Alles hinein. 1 Der Brei

2118

ist so dick, daß die Kelle schon steht.

2118

Ist dick, daß schon die Kelle stehet.

2118 2119 2120 2120

2118

Ursula. Aber die ungelegten Eier aus d e m Hechtsbauche?

2119

Ursula.

Aber

Die ungelegten Eier aus dem Hechtsbauch?

Barnabé. Soll ich noch Einen aufschneiden?

2120

Barnabe. Schneid' ich noch Einen auf?

Ursula. Warte noch ein Weilchen.

2120

Ursula.

Nein, warte noch.

2121

Ich will erst Fliederblüthe zubereiten.

2121

2122

Laß nur keinen in die Küche, hörst Du,

2122

Laß Du nur keinen in die Küche, hörst D u ?

2123

und rühre fleißig, hörst Du, und sage

2123

Und rühre fleißig, hörest D u ? U n d sag'

2124

die Wünsche, hörst D u ?

2124

Die Wünsche, hörst D u ?

2124 2125

2124

Barnabé. Ja doch, j a - W o blieb

2125

ich stehen? Freuden vollauf - Nein:

Ich will erst Fliederblüthe zubereiten.

Barnabe.

Ja doch, ja. - W o blieb

S.202

Ich stehn? Freude vollauf. - Nein, das ist schon vorbei.

Blüthe des Leibs: daß mir kein giftiger D u f t

2126

Gnädiger Schmerz: daß sich die liebliche Frucht

2127

Sudle das Blut, Furchen mir ätz' in die Haut.

2127

W i n d e vom Schoos o nicht mit Ach! mir und W e h !

2128

Fröhlichen Tod: fröhlich im gleitenden Kahn,

2128

2126

Weiter mir nichts, bleibt mir ein W ü n s c h e n noch frei,

2129

Bin ich am Ziel, stoße er sanft an das Land.

2129

Gütiger Gott mache die Mutter gesund. (Sie hält wie ermüdet

inne.)

2130

Du lieber Gott, wenn's Glück nicht so süß wäre,

2130

Ja, lieber Gott! - Wenn's Glück so süß nicht wär,

2131

wer würde sich die M ü h e so sauer werden lassen? -

2131

W e r würd 1 so sauer sich darum b e m ü h n ? -

2132

- N u n , wieder von vorn:

2132

Erst dem Vater:

2132

Von vorn. Zuerst dem Vater:

2133

Ruh' in der Gruft: daß ihm ein Frevlerarm nicht

2133

Ruh in der Gruft: daß ihm ein Frevlerarm nicht

2134.1

Über das Feld trage die Knochen umher.

2134

Ueber das Feld. - - Ah!

2134.2

Leichtes Erstehn: daß er hochjauchzend das Haupt

2134.3

Dränge durch's G r a b - - A h ! (Sie erblickt Rodrigo, der bei den letzten hereingetreten

2134

(Sie erblickt Ottokar, der bei den

Worten

Worten hereingetreten

ist.)

Rodrigo. W a s sprichst Du mit

2134

2135

Deinem Kessel, M ä d c h e n ? W e n n Du eine H e x e bist,

2135

2136

Du bist die lieblichste, die ich jemals sah,

2136

Ottokar.

letzten

ist.)

Was sprichst Du mit

Dem Kessel, M ä d c h e n ? Bist Du eine Hexe, Du bist die lieblichste, die ich gesehn,

E: Punkt beschädigt.

S.203

93

94

2137 2138 2138

und ich wette, Du thust keinem was Böses, der

2137

Dir gut ist.

2138

Barn abé. Geh' heraus, lieber Herr, ich bitte Dich.

2138

Und thust, ich wette, keinem Böses, der Dir gut. Barnabe.

Geh h'raus, du lieber Herr, ich bitte

Dich. 2139 2140

Es darf niemand in die Küche kommen,

2139

die Mutter selbst nicht, außer ich.

2140

2140

Rodrigo. Warum

2140

2141

denn nur Du?

2141

In dieser Küche darf jetzt niemand seyn, Die Mutter selbst nicht, außer ich. Ottokar.

Warum

DennjustnurDu?

2141

Barnabé. Was weiß ich? Weil ich eine Jungfrau bin.

2141

Barnabe.

Was weiß ich? Weil ich eine Jungfrau

2142

Rodrigo. Darauf schwör ich. Und wie heißt Du denn,

2142

Ottokar. Ja darauf schwör ich. Und wie heißt Du denn,

bin.

liebe Jungfrau?

2143

2143

Barnabé. Barnabé.

2143

Barnabe.

2143

Rodrigo. Deine Stimme

2143

Ottokar.

2143

2144 2144 2145

klingt schöner, als Dein Name.

2144

Ursula. Barnabé! Barnabé! Wer spricht denn mit Dir? (Rodrigo macht ein bittend

2144 2145

Du liebe Jungfrau? Barnabe. So? Deine Stimme

Klingt schöner, als Dein Name. Ursula.

Barnabe! Barnabe!

Ottokar (macht ein bittend

Zeichen)

S.204

Wer spricht denn in der Küch'? Zeichen).

2145

Barnabé. - Was sagst Du. Mutter?

2145

Barnabe.

2146

Ursula. Sprichst Du die drei Wünsche?

2146

Ursula. Bist Du es? Sprichst Du die drei Wünsche?

Barnabé. Ja doch, ja,

2146

Barnabe.

2146 2147

sei nur ruhig.

2147

Was sagst Du, Mutter? Ja doch, ja,

Sei doch nur ruhig. (Sie fängt wieder an, im Kessel zu rühren.)

(rührt im Kessel) 2147

Aber nun geh,

2147

2148

lieber Herr. Die Mutter sagt,

2148

2149

wenn ein Unreiner zusieht, taugt der Brei nichts.

2149

Wenn ein Unreiner zusieht, taugt der Brei nicht.

2150

Rodrigo. Doch wenn ein Reiner zusieht, so wird er um

2150

Ottokar. Doch wenn ein Reiner zusieht, wird er um

2151 2151

so besser. Barnabé. Davon hat sie nichts gesagt.

2151 2151

Aber nun geh fort, Du lieber Herr. Denn meine Mutter sagt,

So besser. Barnabe.

Davon hat sie nichts gesagt.

2152

Rodrigo. Aber es ergiebt sich von selbst.

2152

Ottokar. Weil's sich von selbst ergiebt.

2152

Barnabé. Nun freilich,

2152

Barnabe.

2153

ich sollt' es meinen. Ich will die Mutter fragen.

2153

S.205

Nun freilich wohl,

Es scheint mir auch. Ich will die Mutter fragen.

2154

Rodrigo. Wozu? Das mußt Du ja selbst verstehn.

2154

Ottokar. Wozu? Das wirst Du selber ja verstehn.

2155

Barnabé. Freilich wohl. Nun störe mich nur nicht. Es ist

2155

Barnabe.

unser Glücksbrei, 2156

ich muß die drei Wünsche dazu hersagen.

Nun

störe

mich

nur

nicht.

S'ist

Glücksbrei, 2156

Und ich muß die drei Wünsche dazu sagen.

unser

2157

Rodrigo. Was kochst Du denn?

2157

Ottokar. Was kochst Du denn?

2157

Barnabé. Einen Kindsfinger - -

2157

Barnabe.

2158

ha! ha! ha! Du denkst wohl, ich bin eine Hexe?

2158

Ich? - Einen Kindesfinger.

Ha! ha! Nun denkst Du, ich sei eine Hexe.

2159

Rodrigo. Einen Kindsfi'nger?

2159

Ottokar. Kin - Kindesfinger?

2159

Ursula. Barnabé! Böses Mädchen,

2159

Ursula.

2160 2160 2161

was lachst Du? Barnabé. Ei. ich bin lustig. und spreche die Wünsche.

2160 2160 2161

Barnabe! Du böses Mädel!

Was lachst Du? Barnabe.

Ei, was lach'ich? Ich bin lustig,

Ursula. Meinen auch vom Krebse?

2161

Ursula.

2162

Barnabé. Ja doch ja, auch den vom Kalbe.

2162

Barnabe. Ja. ja. Auch den vom Kalbe.

2162

Rodrigo. O sage mir, ein Kindsfinger?

2162

Ottokar.

2163

Wie kamst Du dazu? Barnabé. Nein, nun plaudre ich nicht mehr,

2163 2163

2164

ich muß die Wünsche sprechen,

2164

2165

sonst verdirbt der Brei und die Mutter schilt.

2165

2166

Rodrigo. Weißt Du was? Bring' diesen Beutel der Mutter,

2166

Meinen auch vom Krebse?

Sag mir - ? Hab'

Ich recht gehört - ? Barnabe.

Nein sieh, ich plaudre nicht.

Ich muß die Wünsche sprechen, laß mich sein. Sonst schilt die Mutter und der Brei verdirbt. Ottokar. Hör, weißt Du was? Bring diesen Beutel deiner Mutter,

sag' 2167

er sei Dir neben den Kessel gefallen,

2167

Er sei Dir auf den Heerd gefallen, sprich,

2168

und komm wieder.

2168

Und komm schnell wieder.

2168 2169 2169

Barnabé. Diesen Beutel, den schenkst Du uns? Rodrigo. Ja, doch ja, sag1 nur der Mutter nicht,

2170

daß ihn Dir jemand gegeben hat

2171

und komm bald wieder.

2168 2169 2169 2170

Barnabe.

Diesen Beutel? S'ist

Ja Geld darin. Ottokar.

Giebs nur der Mutter dreist,

S.207

Jedoch verschweigt, von wem er kommt. Nun geh.

2171

Barnabé. Mutter! Mutter! (ab;)

2171

Barnabe. Du lieber Gott bist Du ein Engel?

2172

Rodrigo (lebhaft auf und nieder) Ein Kindesfinger!

2171

Ottokar.

Fort! Und komm bald wieder

(Er schiebt sie sanft in's lebhaft auf und Wenn's der kleine wäre!

S.206

Und Sprech die Wünsche.

2161

2163

95

Nebenzimmer;

niedergehend.)

2172

Ein Kindesfinger! Wenn's der kleine wäre! Wenn's Peters kleiner Finger wäre! Wiege

2173

Wenn's Pedro's kleiner Finger wäre! Wiege

2173

2174

Mich, Hoffnung, einer Schaukel gleich, und gleich,

2174

Mich, Hoffnung, einer Schaukel gleich, und gleich

2175

Als spielt, geschloßnen Auges schwebend mir

2175

Als spielt' geschlossnen Auges schwebend mir

2176

ein Windzug um Die offne Brust, so wende

2176

Ein Windzug um die offne Brust, so wende

2177

Mein Innerstes sich vor Entzücken - Wie

2177

Mein Innerstes sich vor Entzücken. - Wie

2178

Gewaltig, Glück, klopft Deine Ahndung an

2178

Gewaltig, Glück, klopft Deine Ahndung an

2179

Das Herz! Dich selbst, o Übermaas, wie werd'

2179

Die Brust! Dich selbst, o Uebermaas, wie werd'

96

2180

Ich Dich ertragen - Horch: Sie kommt! Jetzt werd ichs

2180

ich's hören!

hören. 2181

Ich Dich ertragen. - Horch! Sie kommt! Jetzt werd'

(Barnabe tritt auf, er geht ihr entgegen und

Rodrigo (führt sie in den Vordergrund) Nun sage mir,

führt sie in den was ist das für ein Finger?

2181

S.208

Vordergrund.)

Nun sage mir, wie kommt ihr zu dem Finger?

2181.1

Barnabé. Ein kleiner Kindsfinger.

2181.2

Rodrigo. Wie kamst Du dazu?

2182

Barnabé. Vorgestern haben Mutter und ich ihn gefunden.

2182

Barnabe. Ich hab' mit Muttern kürzlich ihn gefunden.

2183

Rodrigo. Gefunden bloß? Auf welche Art?

2183

Ottokar. Gefunden bloß? Auf welche Art?

2183

Barnabé. Nun. Dir

2183

Barnabe.

2184 2185

will ich Alles erzählen, wenn's gleich die Mutter

2184

verboten hat.

2185

Nun Dir

Will ich's schon sagen, wenn's gleich Mutter mir Verboten.

2185

Rodrigo. So erzähle.

2185

Ottokar.

2185

Barnabé. Wir suchten Kräuter

2185

Barnabe.

Ja, das thu'. Wir suchten Kräuter

2186

am Waldstrom im Gebirg, da schleifte

2186

Am Waldstrom im Gebirg, da schleifte uns

2187

das Wasser ein ertrunkenes Kind zu uns an das Ufer,

2187

Das Wasser ein ertrunken Kind ans Ufer.

wo wir standen. 2188

Wir zogen es heraus, und bemühten uns viel

2188

Wir zogen's drauf heraus, bemühten viel

2189

um das arme Wurm, aber es

2189

Uns um das arme Wurm; vergebens, es

2190

blieb todt. Da schnit die Mutter

2190

2191

dem Kinde den kleinen Finger ab,

2191

Dem Kinde einen kleinen Finger ab;

2192

denn der thut nach dem Tode mehr Gutes,

2192

Denn der thut nach dem Tod mehr Gutes noch,

2193

als die Hand eines Erwachsenen

2193

Als eines Auferwachsnen ganze Hand

2194

in seinem ganzen Leben. - Warum stehst Du so

2194

In seinem Leben. - Warum stehst Du so

tiefsinnig? Woran denkst Du?

2195

S.209

2195 2195

Rodrigo. - An Gott. -

2195

Blieb todt. Drauf schnitt die Mutter die's versteht,

Tiefsinnig? Woran denkest Du? Ottokar.

An Gott.

2196

- Nun erzähle noch mehr. War niemand dabei,

2196

Erzähle mehr noch. Du und Deine Mutter -

2197

als Du und die Mutter?

2197

War niemand sonst dabei?

2198

Barnabé. Als wir den Finger von der linken Hand hatten,

2197

Barnabe.

2197

Ottokar.

Gar niemand.

2198

Barnabe. Als wir den Finger abgelöset, kamen

Wie?

kamen 2199

zwei Männer aus Gossa, die

2199

Zwei Männer her aus Warwand, welche sich

2200

wollten den von der rechten auch abschneiden. Der

2200

Den von der Rechten lösen wollten. Der

2201

hilft aber nichts, wir giengen fort,

2201

Hilft aber nichts, wir machten uns davon,

2202

weiter weiß ich nichts.

2202

Und weiter weiß ich nichts.

2202

Rodrigo. Es ist genug. Mehr brauch ich nicht.

2202

2203

Du hast Gleich einer heil'gen Offenbarung

2203

2204

mir Das Unbegriffene erklärt - Das kannst

2204

Das Unbegriffne mir erklärt. Das kannst

2205

Du nicht verstehn, doch sollst Du's bald - Noch Eins.

2205

Du nicht verstehn, doch sollst Du's bald. - Noch Eins

2206

Iii Gossa ist ein Mädchen, dem ich auch

2206

In Warwand ist ein Mädchen, dem ich auch

2207

So gut, wie Dir. Die mögt' ich gern hier sprechen.

2207

So gut, wie Dir. Die sprach ich gern noch heut

2208

In einer Höhle, die ihr wohlbekannt.

2208

In einer Höhle, die ihr wohl bekannt.

2209

Die Tochter ist es aus dem Hause, Agnez, 1

2209

Die Tochter ist es auf dem Schlosse, Agnes

2210

Du kannst nicht fehlen -

2210

2210 2211

Barnabé.

Soll ich sie Dir rufen?

Nun ja, es wird ihr Freude machen auch.

2210 2211

Ottokar.

Es ist genug.

97 S.210

Du hast gleich einer heiigen Offenbarung

Du kannst nicht fehlen. Barnabe.

Soll ich sie dir rufen?

Nun ja, es wird ihr Freude machen auch.

2212

Rodrigo. Und Dir; wir wollen's beide Dir schon lohnen.

2212

Ottokar. Und Dir. Wir wollens beide Dir schon lohnen

2213

Doch mußt Du's selbst ihr sagen, keinem Andern

2213

Doch mußt Du's selbst ihr sagen, keinem andern

2214

Vertraun, daß Dich ein Jüngling abgeschickt,

2214

Vertraun, daß Dich ein Jüngling abgeschickt,

2215

Verstehst Du? Nun, das weißt Du wohl. Ihr kannst

2215

Verstehst Du? Nun, das weißt Du wohl. - Und daß

2215.1

Du Alles sagen, auch vom Finger ihr

2215.2

Erzählen, sie verräth Dich nicht, wie ich.

du Glauben finden mögst bei ihr

2216

Du Glauben finden mögest auch bei ihr,

Nimm dieses Tuch, und diesen Kuß gieb ihr (ab)

2217

2215 2216 2217

Und daß Nimm dieses Tuch, und diesen Kuß gieb ihr (ab).

Barnabé. sieht ihm nach, seufzt, und geht ab.

Barnabe (sieht ihm nach, seufzt und geht ab.)

4! Scene.

VIERTE SCENE.

Andere Gegend im Gebirge.

Eine andere Gegend im Gebirge. Rupert und Santing. treten auf.

Raimond und Santin treten auf 2218

Santin. Das soll gewöhnlich sein Spaziergang sein

2218

Santing. Das soll gewöhnlich sein Spaziergang sein,

2219

Sagt mir der Jäger. Selber hab' ich ihn

2219

Sagt mir der Jäger. Selber hab ich ihn

2220

Zweimal, und sehr erhizt, auf dieser Straße

2220

Zweimal und sehr erhitzt, auf dieser Straße

2221

Begegnet. Ist er im Gebirg'; so ist's

2221

Begegnet. Ist er im Gebirg, so ist's

Auch Ignez, und wir fangen beid' zugleich.

2222

Auch Agnes, und wir fangen beid' zugleich.

2222 2223

Raimond (setzt sich auf einen Stein) Es ist sehr heiß mir, und die Zunge trocken

=Ignez

S.211

2223

Rupert (setzt sich auf einen Stein). Es ist sehr heiß mir, und die Zunge trocken.

98

2224

Santin. P e r Wind geht kühl doch über's Feld.

2224

Raimond.

2225 2225

Santin.

2225

Raimond.

2226

Santin.

2226

Raimond.

2227 2228

Fühlst Du nicht wohl Dich? Nein.

2224

Rupert.

Löscht er

Den Durst?

San ting.

2225

Rupert.

Santing.

2226

Rupert.

Das Wasser wenigstens ist klar,

2227

Daß Du darin Dich spiegeln könntest. Komm!

2228

Raimond

(steht auf, geht zum Quell,

plötzlich,

mit der Bewegung

neigt sich,

des Abscheus,

und

Ich glaub',

Fühlst Du nicht wohl Dich? Nein.

Mich dürstet.

2226

2227

Komm an diesen Quell. Löscht er

Den Durst? Santing.

Das Wasser mindestens ist klar,

Daß Du darin Dich spiegeln könntest. Komm! Rupert (steht auf, geht zum

wendet

Quell,

neigt sich über ihn, und plötzlich mit der Be-

er sich)

wegung des Abscheus, wendet er sich.)

2229

Santin. Was fehlt Dir?

2229

Santing. Was fehlt Dir?

2229

Raimond.

2229

Rupert.

2230

S.212

S'ist innerlich.

2225

2226 Komm an diesen Quell.

Santin.

Santing. Der Wind geht kühl doch übers Feld.

2225

Mich dürstet.

2226

2227

Ich glaub',

S'ist innerlich.

2224

Eines Teufels Antlitz sah

Mich aus der Welle an.

2230

S.213

Eines Teufels Antlitz sah

Mich aus der Welle an.

2230

Santin (lachend) Es war Dein eignes.

2230

Santing (lachend). Es war Dein eignes.

2231

Raimond. Scorpion von einem Menschen!

2231

Rupert. Scorpion von einem Menschen.

2232

Barnabé

Gossa,

2232

Barnabe (tritt auf).

2233

Santin. Was hast Du denn dort zu thun, mein schönes

2233

Santing. Was hast Du denn zu thun dort, schönes Kind?

2234

Barnabé. Eine Bestellung an Fräulein Ignez.

2234

Barnabe. Bestellungen an Fräulein Agnes.

2234

Santing.

(er setzt sich (trit

(Setzt sich

wieder) auf)

Hier

geht's

doch

nach

gestrenger Ritter?

wieder.) Hier geht's nach Warwand doch,

gstrenger Ritter?

Kind.

So? S.214

2235

Santin. Wenn sie so schön ist, wie Du, so grüße sie von

2235

Wenn sie so schön wie Du, so mögt ich mit Dir gehn,

uns. 2236 2236 2237

Was hast Du ihr denn zu sagen? Barnabé. Zu sagen? Nichts. Ich führe sie bloß in's Gebirge.

2237

Was wirst Du ihr denn zu sagen? Barnabe.

Sagen? Nichts,

Ich führe sie blos ins Gebirg.

2237

Santing.

Barnabé. Kennt ihr sie?

2238

Barnabe. Kennst Du sie?

Santin. Noch weniger, als Dich,

2238

Santing.

2237

Santin. Heute noch?

2238 2238 2239

2236 2236

und es betrübt mich auch weniger. Also heute noch?

2239

Heut noch?

Wen'ger noch, als Dich,

Und es betrübt mich wen'ger. - Also heute noch?

2240

2240

Barnabé. Ja gleich. Nun sprich, geht's hier nach Gossa?

Barnabe. Ja gleich. - Und bin ich auf dem rechten Weg?

2241

Santin. Wer schickt Dich denn?

2241

Santing. Wer schickt Dich denn?

2241

Barnabé. - Meine Mutter.

2241

Barnabe.

2241

Santin. So?

2241

Santing.

2242

2242

- Nun so geh' nur, Du bist auf dem rechten Wege.

2243

Wer? - Meine Mutter. So?

S.215

Nun geh nur, geh auf diesem Wege fort, Du kannst nicht fehlen.

2243

Barnabé. Gott behiit' Euch, (ab)

2243

Barnabe.

2244

Santin. Hast Du gehört, Raimond? Sie kommt noch heute

2244

Santing. Hast Du's gehört Rupert? Sie kommt noch heut

2245 2246 2246

In das Gebirg'. Ich wett', das Mädchen war

2245

Von Rodrigo geschickt.

2246

Raimond (steht auf)

2246

So führ' ein Gott,

Gott behüte Euch, (ab.)

In das Gebirg'. Ich wett', das Mädchen war Von Ottokar geschickt. Rupert (steht auf).

So führ ein Gott,

2247

So führ' ein Teufel sie mir in die Schlingen -

2247

So führ ein Teufel sie mir in die Schlingen,

2248

Gleichviel! Sie haben mich zu einem Mörder

2248

Gleichviel! Sie haben mich zu einem Mörder

2249

Gebrandmarkt, boshaft, im Voraus - Wohlan

2249

Gebrandmarkt boshaft im Voraus. - Wohlan,

2250

So sollen sie denn Recht gehabt auch haben.

2250

So sollen sie denn Recht gehabt 1 auch haben.

2251

- Weißt Du den Ort, wo sie sich treffen?

2251

- Weißt Du den Ort, wo sie sich treffen?

2251 2252 2252

Santin.

2251

Nein,

2252

Wir müssen ihnen auf die Fährte gehn. Raimond. So komm.

2252

Santing.

Nein,

Wir müssen ihnen auf die Fährte gehn. Rupert.

So komm.

(Beide ab.)

(Beide ab.)

5Ì Scene.

FÜNFTE SCENE.

Rossitz.1 Ein Gefängniß im Thurm.

Rossitz.. Ein Gefängniß im Thurm.

Die Thiire geht auf, Vetorin trit auf.

S.216

Die Thür öffnet sich, Vetorin tritt auf.

2253

Rodrigo (noch draußen) Mein Vater hat's befohlen?

2253

Ottokar (noch draußen). Mein Vater hat's befohlen?

2253

Vetorin.

2253

Vetorin.

In der eignen

In der eigenen

2254

Person, Du mögtest gleich bei Deinem Eintrit

2254

Person, Du mögtest gleich bei 2 Deinem Eintrit

2255

In's Thor uns folgen nur, wohin wir Dich

2255

Ins Thor uns folgen nur, wohin wir Dich

2256

Zu führen haben. Komm, Du alter Junge,

2256

Zu führen haben. Komm, Du alter Junge,

2257

Komm h'rein -

2257

Komm h'rein.

2257 2258

Rodrigo.

Hör, Vetorin, Du bist mit Deinem

2257

Satyrngesicht verdammt verdächtig mir.

2258

Ottokar.

Hör, Vetorin Du bist mit Deinem

Satyrngesicht verdammt verdächtig mir. S.217

1 1

= Ciella

2

E: gehebt E: bein

99

100

2259

N u n , weil ich doch kein M ä d c h e n , will ich's thun. (Rodrigo

trit auf, ihm folgt der

2259

Nun, weil ich doch kein M ä d c h e n , will ich's thun. (Er tritt auf, der Kerkermeister

Kerkermeister)

folgt

ihm.)

2260

Vetorin. Der Ort ist, siehst Du, der unschuldigste.

2260

Vetorin. Der Ort ist, siehst Du, der unschuldigste.

2261

Denn hier auf diesen Quadersteinen müßt's

2261

Denn hier auf diesen Quadersteinen müßt's

2262

Selbst einen Satyr frieren.

2262

Selbst einen Satyr frieren.

2262 2263

Rodrigo.

Statt der Rosen

2262

Will er mit Ketten mich und B a n d e n mich

Ottokar.

Statt der Rosen

2263

Will er mit Ketten mich und Banden mich

2264

U m w i n d e n - denn die Grotte, merk' ich wohl,

2264

U m w i n d e n - denn die Grotte merk ich wohl

2265

Ist ein Gefängniß.

2265

Ist ein Gefängniß.

2265 2266 2267 2267

Vetorin.

Hör, das giebt vortreffliche

2265

Gedanken, morgen, wett' ich, ist Dein Geist

2266

Fünf Jahre älter, als Dein Haupt. Rodrigo.

2267

W ä r ich

2267

Vetorin.

Hör, das giebt vortreffliche

Gedanken, morgen, wett' ich, ist Dein Geist Fünf Jahre älter, als Dein Haupt. Ottokar.

W ä r ich

2268

W i e Du, ich nahm es an. Denn Deiner straft

2268

W i e Du, ich nähm es an. D e n n Deiner straft

2269

Dein graues Haupt um dreißig Jahre Lügen.

2269

Dein graues Haupt um dreißig Jahre Lügen.

2270

- Nun, k o m m , ich m u ß zum Vater.

2270

- Nun 1 k o m m , ich muß zum Vater.

2270 2271 2272

Vetorin (trit ihm in den Weg) Nein, im Ernst.

2270

B l e i b ' h i e r , und sei so lustig, wie Du kannst. Rodrigo. Bei meinem Leben j a das bin ich nie

Vetorin (trit ihm in den Weg). Nein, im Ernst,

2271

Bleib hier, und sei so lustig, wie Du kannst.

2272

Ottokar. Bei meinen Leben, ja, das bin ich nie

2273

Gewesen so wie jetzt, und mögte Dir,

2273

Gewesen so wie jetzt, und mögte Dir

2274

Die Zähnenlosen Lippen küssen, Alter.

2274

Die Zähnenlosen Lippen küssen, Alter.

2275

Du ziehst auch gern nicht in den Krieg, nun höre,

2275

Du gehst auch gern nicht in den Krieg, nun höre,

2276

Sag's Deinem W e i b e nur, ich bring' den Frieden.

2276

Sag Deinem W e i b e nur, ich bring' den Frieden.

2277

Vetorin. Im Ernste?

2277

Vetorin. Im Ernste?

2277

Rodrigo.

2277

Ottokar.

2277

Vetorin.

2277

Vetorin.

2278

Nun, morgen

Mehr. Lebe wohl. - (kehrt um. ?.um Kerkermeister)

2278 2279

Bei meinem Leben, ja.

2278

Verschließe hinter mir

(zu Rodrigo, da dieser folgen

2279 will)

Bei meinem Leben, ja. N u n morgen

Mehr. Lebe wohl. (Zum

2278

Sogleich die Thüre.

Kerkermeister.)

Verschließe hinter mir Sogleich die Thüre. (Zu Ottokar, da dieser ihm folgen

Nein, bei meinem Eid,

2280

Ich sag' Dir auf Befehl des Vaters bist

2280

Ich sag Dir, auf Befehl des Vaters bist

2281

Du ein Gefangner.

2281

Du ein Gefangner.

Rodrigo.

2279

will.)

2279

2281

W a s sagst D u ?

2281

1

E: Nuu

S.218

Nein, bei meinem Eid'

Ottokar.

W a s sagst D u ?

S.219

2281 2282

Vetorin.

2281

Ich soll

2282

Dir weiter gar nichts sagen, außer dies.

Ich soll

101

Dir weiter gar nichts sagen, außer dies.

2283

Ottokar. Nun?

2283

Vetorin.

O bei

2283

Ottokar.

2284

Dem großen Gott des Himmels, sprechen muß

2284

Dem großen Gott des Himmels, sprechen muß

2285

Ich gleich ihn - eine Nachricht von dem höchsten

2285

Ich gleich ihn - eine Nachricht von dem höchsten

Gewicht, die keinen Aufschub duldet, muß

2286

Gewicht, die keinen Aufschub duldet, muß

Ich mündlich gleich ihm hinterbringen.

2287

2283

Rodrigo. Nun?

2283

Vetorin.

2283

2286 2287 2287

Ei, daß ich nichts sagen soll.

Rodrigo.

Vetorin.

2287

So

Ei,' daß ich nichts sagen soll. O bei

Ich mündlich gleich ihm hinterbringen. Vetorin.

So

2288

Kannst Du Dich trösten mindestens, er ist

2288

Kannst Du Dich trösten mindestens, er ist

2289

Mit Santing 1 fort, es weiß kein Mensch wohin.

2289

Mit Santing fort, es weiß kein Mensch wohin.

2290

Rodrigo. Ich muß sogleich ihn suchen, laß mich -

2290

Ottokar. Ich muß sogleich ihn suchen, laß mich. -

2290

Vetorin (trit ihm in den Weg) Ei

2290

Vetorin (trit ihm in den Weg). Ei

2291 2291

2291

Du scherzest wohl Rodrigo.

2291

Nein, laß mich, nein, ich scherze

Nein laß mich, nein, ich scherze

2292

Bei meiner Ritterehre nicht mit Deiner.

2292

S'ist plötzlich mir so ernst zu Muth geworden,

2293

S'ist plötzlich mir so ernst zu Muth geworden,

2294

Als wäre ein Gewitter in der Luft.

2294

Als wäre ein Gewitter in der Luft.

2295

Es hat die höchste Eil mit meiner Nachricht,

2295

Es hat die höchste Eil mit meiner Nachricht,

2296

Und Iäßt Du mich gutwillig nicht, so wahr

2296

Und läßt Du mich gutwillig nicht, so wahr

2297

Ich leb', ich breche durch.

2297

Vetorin.

2297

Durchbrechen, Du?

Bei meiner Ritterehre nicht mit Deiner.

Ich leb' ich breche durch. Vetorin.

Durchbrechen, Du?

Sprichst 2 doch mit mir gleich wie mit einem Weibe!

2298

Sprichst doch mit mir gleich wie mit einem Weibe.

2298

2299

Du bist mir anvertraut auf Haupt und Ehre,

2299

Du bist mir anvertraut auf Haupt und Ehre,

2300

Trit mich mit Füßen erst, dann bist Du frei.

2300

Trit mich mit Füßen erst, dann bist Du frei.

2301

- Nein, hör, ich wüßte was Gescheuteres.

2301

- Nein, hör, ich wüßte was Gescheuteres.

2302

Gedulde Dich ein Stündchen, führ ich selbst

2302

Gedulde Dich ein Stündchen, führ ich selbst

2303

So bald er rückkehrt Deinen Vater zu Dir.

2303

2304 2305 2305

Rodrigo. Sag1 mir um's Himmelswillen nur, was hab'

2304 2305

Ich Böses denn gethan? Vetorin.

2305

Weiß nichts - Noch mehr

Sobald er rückkehrt Deinen Vater zu Dir. Ottokar. Sag' mir ums Himmelswillen nur, was hab'S.221 Ich Böses denn gethan? Vetorin.

Weiß nichts. - Noch mehr.

2306

Ich schick' dem Vater Boten nach, daß er

2306

Ich schick' dem Vater Boten nach, daß er

2307

Noch früher heimkehrt.

2307

So früher heimkehrt.

1 2

= Santin

E: Fi E: Sprist

S.220

Du scherzest wohl. Ottokar.

2293

2297

'

Vetorin.

102

2307

Rodrigo.

Nun denn, meinetwegen.

2308

Vetorin. So lebe wohl. (zum Kerkermeister)

2308

Und Du thust Deine Pflicht. (Vetorin

und

der

Kerkermeister

ab;

die

2307

Ottokar.

2308

Vetorin. So lebe wohl, (zum

Thür

Kerkermeister.)

Und Du thust Deine Pflicht.

2308

(Vetorin und der Kerkermeister

wird

wird

verschlossen.) 2309

Nun denn, meinetwegen,

Rodrigo (sieht ihnen nach; Pause) Ich hätte doch nicht

2309

ab; die Thür

verschlossen.)

Ottokar (sieht ihnen nach). Ich hätte doch nicht bleiben sollen. 1 - Gott

bleiben sollen - Gott 2310

Weiß, wann der Vater wiederkehrt - Sie wollen

2310

Weiß, wann der Vater wiederkehrt. - Sie wollten

2311

Ihn freilich suchen - Ach, es treibt der Geist

2311

Ihn freilich suchen. - Ach, es treibt der Geist

2312

Sie nicht der Alles l e i s t e t - - W a s , zum Henker,

2312

Sie nicht, der Alles leistet. - - Was zum Henker,

2313

Es geht ja nicht, ich muß heraus, ich habe

2313

Es geht ja nicht, ich muß hinaus, ich habe

2314

Ja Agnes in's Gebirg beschieden - Vetorin!

2314

Ja Agnes ins Gebirg beschieden. - Vetorin!

2315

Vetorin \ (an die Thür klopfend)

2315

Vetorin! (an die Thüre

2315

Daß ein Donner, Tauber, das

S.222

klopfend.)

Daß ein Donner, Tauber, das

2315

2316

Gehör Dir öffnete ! Vetorin ! - - Schloß

2316

Gehör Dir öffnete! Vetorin! - - Schloß

2317

Von einem Menschen, den kein Schlüssel schließt

2317

Von einem Menschen, den kein Schlüssel schließt,

2318

Als bloß sein Herr ! Dem dient er mit stockblinder

2318

Als nur sein Herr. Dem dient er mit stockblinder

2319

Dienstfertigkeit, und wenn sein Dienst auch zehnmal

2319

Dienstfertigkeit, und wenn sein Dienst auch zehnmal

2320

Ihm Schäden brächt', doch dient er ihm - - Ich wollt'

2320

Ihm Schaden brächt', doch dient er ihm. - Ich wollt'

2321

Ihn doch gewinnen, wenn er nur erschiene.

2321

Ihn doch gewinnen, wenn er nur erschiene.

2322

Denn nichts besticht ihn, außer daß man ihm

2322

Denn nichts besticht ihm, außer daß man ihm

2323

Das sagt - - Zum Mindsten wollt' ich ihn doch eher

2323

Das sagt. - Zum Mindsten wollt' ich ihn doch eher

2324

Gewinnen, als die tauben Wände! Himmel

2324

Gewinnen, als die tauben Wände! Himmel

2325

Und Hölle, daß ich einem Schäfer gleich,

2325

Und Hölle? Daß ich einem Schäfer gleich

2326

Mein Leid den Felsen klagen muß! - - So will

2326

Mein Leid den Felsen klagen muß! - - So will

2327

Ich mich, Geduld, an Dir, Du Weibertugend, üben.

2327

Ich mich, Geduld, an Dir, Du 2 Weibertugend üben.

2328

- S'ist eine schnöde Kunst, mit Anstand viel

2328

- S'ist eine schnöde Kunst, mit Anstand viel

2329

Zu unterlassen - und ich merk' es schon,

2329

Zu unterlassen - und ich merk' es schon,

2330

Es wird mehr Schweiß mir kosten, als das Thun.

2330

Es wird mehr Schweiß mir kosten, als das Thun,

(Er will sich 2331

setzen)

(Er will sich

Horch! Horch! Es kommt! (Der Kerkermeister

2331

öffnet Elmiren die Thür.

2331

Elmire (zu diesem)

2332

Rodrigo. Ach Mutter!

setzen.)

Horch! Horch! Es kommt! (Der Kerkermeister

Ich w e r d ' e s Dir vergelten.

1 2

öffnet Eustachen die

Thüre.)

2331

Eustache (zu diesem). Ich werd es Dir vergelten.

2332

Ottokar. Ach, Mutter!

E: solleu E: Dn

S.223

2332

Elmire.

2333 2333

2333

Entsetzliches zu sagen. Rodrigo.

2334 2334

2332

Hör, mein Sohn, ich habe Dir

2333

Du erschreckst mich -

2334

- Wie bist Du so entstellt! Elmire.

2334

Das Eine wirst 1

Eustache.

Hör', mein Sohn, ich habe Dir

Entsetzliches zu sagen. Ottokar.

Du erschreckst mich -

- Wie bist Du so entstellt? Eustache.

Das Eine wirst

2335

Du wissen schon, Jerome ist erschlagen.

2335

Du wissen schon, Jerome ist erschlagen.

2336

Rodrigo. Jeronimus? - o Gott des Himmels, wer

2336

Ottokar. Jeronimus? O Gott des Himmels! Wer

2337 2337

Elmire.

2338 2338

Das ist nicht Alles, Rupert 2

2337 2338

Kennt Deine Liebe Rodrigo.

2339 2339

2337

Hat das gethan?

2338

Wie? Wer könnt'ihm die

2339

Entdecken? Elmire.

2339

Frage nicht - o Deine Mutter,

Eustache.

Das ist nicht Alles. Rupert

Kennt Deine Liebe. Ottokar.

Wie? Wer könnt 1 ihm die

Entdecken? Eustache.

Frage nicht - o Deine Mutter,

2340

Ich selbst. Jerome hat es mir vertraut,

Mich riß ein übereilter Eifer hin,

2341

Mich riß ein übereilter Eifer hin,

Der Wiithrich, den ich niemals so gekannt, -

2342

Der Wüthrich, den ich niemals so gekannt. -

2340

Ich selbst - Jerome hatt' es mir vertraut,

2341 2342

S.224

Hat das gethan?

2343

Rodrigo. Von wem sprichst Du?

2343

Ottokar. Von wem sprichst Du?

2343

Elmire.

2343

Eustache.

2344

Rodrigo. Noch faß' ich Dich nur halb - doch laß Dir

2344

Ottokar. Noch faß ich Dich nur halb - doch laß Dir sagen

O Gott, von Deinem Vater.

O Gott, von Deinem Vater.

sagen, 2345

Vor allen Dingen, Alles ist gelöset,

2345

Vor allen Dingen, Alles ist gelöset,

2346

Das ganze Räthsel von dem Mord, die Männer,

2346

Das ganze Räthsel von dem Mord, die Männer,

2347

Die man bei Peter's 3 Leiche fand, sie haben

2347

Die man bei Peter's Leiche fand, sie haben

2348

Die Leiche selbst gefunden, ihr die Finger

2348

Die Leiche selbst gefunden, ihr die Finger

2349

Aus Vorurtheil nur abgeschnitten - Kurz,

2349

Aus Vorurtheil nur abgeschnitten. - Kurz,

2350

Rein, wie die Sonne, ist Sylvester

2350

Rein, wie die Sonne ist Sylvester.

2350

Elmire.

2351

2350

O

2351

Jesus, und jetzt erschlägt er seine Tochter -

2352

Rodrigo. Wer?

2352

Elmire.

Rupert. 4 - Wenn sie in dem Gebirge

Eustache.

O

Jesus ! Und jetzt erschlägt er seine Tochter. -

2352

Ottokar. Wer?

2352

Eustache.

Rupert. Wenn sie in dem Gebirge jetzt

jetzt 2353

1 2 3 4

= = = =

Antonio Raimond Pedro Raimond

2353

Ist sie verloren, er und Santing sucht sie.

1

E: kimntt

S.225

Ist sie verloren, er und Santing sucht sie.

104

2354

Rodrigo (eilt zur Thüre) Vetorin! Vetorin! Vetorin!

2354

Ottokar (eilt 7.ur Thüre). Vetorin! Vetorin! Vetorin!

2354

Elmire.

2354

Eustache.

Höre

2355

Mich an, er darf Dich nicht befrein, sein Haupt

2355

2356

Steht drauf -

2356

2356

Rodrigo.

Er oder ich - Vetorin! (Er besinnt sich)

2356

Höre

Mich an, er darf Dich nicht befrein, sein Haupt Steht drauf. Ottokar.

Er oder ich. - Vetorin!

S.226

(er sieht sich um) 2356 2356,1

Nein, er hat

Nun

2356

Ein Weib (Er sieht sich um)

2357

So helfe mir die Mutter Gottes !

So helfe mir die Mutter Gottes denn. -

2357

(Er hängt einen Mantel um, der auf dem Boden 2358

Und diesen Mantel kann ich brauchen just.

2358

(Er klettert in ein unvergittert

(Er nimmt einen Mantel um, der auf der Erde lag, und klettert in ein unvergittertes 2359

lag.)

Und dieser Mantel bette meinen Fall. Fenster.)

Fenster)

Elmire. U m Gotteswillen, springen willst Du doch

2359

Eustache. Um Gotteswillen, springen willst Du doch

2360

Von diesem Thurm nicht? Rasender! der Thurm

2360

Von diesem Thurm nicht? Rasender! Der Thurm

2361

Ist fünfzig Fuß hoch, und der ganze Boden

2361

Ist fünfzig Fuß hoch, und der ganze Boden

2362

Gepflastert-Rodrigo! Rodrigo!

2362

Gepflastert. - Ottokar! Ottokar!

2363

Rodrigo (von oben, halblaut) Mutter! Mutter! Sei wenn

2363

Ottokar (von

oben).

Mutter! Mutter! Sei wenn

2364

Nur still, hörst Du? Ganz still, sonst fangen sie

2364

Nur still, hörst Du? Ganz still, sonst fangen sie

2365

Mich -

2365

Mich.

2365

Elmire (sinkt auf die Knie) Rodrigo, auf meinen Knien

2365

Eustache (sinkt auf die Knie).

2367 2368

Beschwör ich Dich, geh' so verächtlich nicht Mit Deinem Leben um, spring nicht vom Thurm. Rodrigo. Das Leben ist viel werth, wenn man's verachtet.

Ottokar! Auf meine Knie

bitte,

bitte, 2366

ich

gesprungen 1

ich gesprungen

2366

Beschwör' ich Dich, geh' so verächtlich nicht

2367

Mit Deinem Leben um, spring' nicht vom Thurm. -

2368

Ottokar. Das Leben ist viel werth, wenn's man verachtet.

2369

Ich brauch's - Leb' wohl (Er springt)

2369

2369

Elmire (steht auf) Zu Hilfe! Hilfe! Hilfe!

2369

Ich brauchs. - Leb' wohl. (Er

springt.)

Eustache (steht auf). Zu Hülfe! Hülfe! Hülfe! (Der Vorhang

E: gesprnngen

fällt.)

S.227

FÜNFTER AUFZUG

V Akt.

S .228

ERSTE SCENE.

2370

Das Innere einer Höhle. Es wird Nacht.

(Das Innere einer Höhle. Es wird Nacht,

Ignez (mit einem Huthe, und einem

Agnes mit einem Huthe, in zwei Kleidern.

ÜberKleide, das vorn mit Schleifen zugebunden ist.)

Das Ueberkleid ist vorne mit Schleifen zuge-

Barnabé. Beide stehen schüchtern an der Seite des

bunden. Barnabe. Beide stehen schüch-

Vordergrundes.

tern an einer Seite des Vordergrundes.

Ignez. Hätt'st Du mir früher das gesagt! Ich fühle

2370

Agnes. Hätt'st Du mir früher das gesagt! Ich fühle

2371

Mich sehr beängstigt, mögte lieber, daß

2371

Mich sehr beängstigt, mögte lieber, daß

2372

Ich nicht gefolgt Dir wäre - Geh noch einmal

2372

Ich nicht gefolgt Dir wäre. - Geh noch einmal

2373

Hinaus, Du Liebe, vor den Eingang, sieh,

2373

Hinaus, Du Liebe, vor den Eingang, sieh,

2374

Ob niemand sich der Höhle nähert.

2374

Ob niemand sich der Höhle nähert. 5.229

2374

Barnabé (die in den Hintergrund gegangen) Von

2374

Barnabe (die in den Hintergrund1 gegangen ist). Von

2375

Den beiden Rittern seh' ich nichts.

2375

Den beiden Rittern seh' ich nichts.

2375

Ignez (mit einem Seufzer) Ach. Gott!

2375

Agnes (mit einem Seufzer). Ach Gott!

(zu Barnabé) 2376 2376 2377 2377 2378

Hab' Dank für Deine Nachricht. Barnabé.

Aber von

Dem schönen Jüngling seh' ich auch nichts. Ignez.

Siehst

Du wirklich nichts? Du kennst ihn doch?

2376 2376 2377 2377 2378

Hab' Dank für Deine Nachricht. Barnabe.

Aber von.

Dem schönen Jüngling seh ich auch nichts. Agnes.

Siehst

Du wirklich nichts? Du kennst ihn doch?

2378

Barnabe.

Ignez. So sieh nur scharf hin auf den Weg.

2379

Agnes. So sieh nur scharf hin auf den Weg.

Barnabé.

2379

Barnabe.

2378

Barnabé.

2379 2379

Wie mich. Es wird

Wie mich. Es wird

2380

Sehr finster schon im Thal, aus allen Häusern

2380

Sehr finster schon im Thal, aus allen Häusern

2381

Sieht man schon Lichter schimmern und Camine.

2381

Seh' ich schon Lichter schimmern und Camine. 5.230

2382

Ignez. Die Lichter schon? So ist's mir unbegreiflich -

2382

Agnes. Die Lichter schon? So ist's mir unbegreiflich.

2383

Barnabé. Wenn Einer käm', ich könnt' es hören, so

2383

Barnabe. Wenn Einer käm', ich könnt' es hören, so

2384 2385

Geheimniß-still geht's um die Höhen. Ignez. Ach, nun ist's doch umsonst. Ich will nur lieber

2384 2385

E:

Geheimniß-still geht's um die Höhen. Agnes. Ach, nun ist's doch umsonst. Ich will nur lieber

Hintergrunde

105

106

2386 2386

2386

Heimkehren. Komm. Begleite mich. Barnabé.

2386

Still! Still!

Heimkehren. Komm. Begleite mich. Barnabe.

Still! Still!

2387

Ich hör ein Rauschen - wieder - - Ach, es war

2387

Ich hör ein Rauschen - wieder. - - Ach, es war

2388

Ein Windstoß, der vom Wasserfalle kam.

2388

Ein Windstoß, der vom Wasserfalle kam.

2389

Ignez· War's auch gewiß vom Wasserfalle nur?

2389

Agnes. War's auch gewiß vom Wasserfalle nur?

2390

Barnabé. - Da regt sich etwas Dunkles doch im Nebel - -

2390

Barnabe. Da regt sich etwas Dunkles doch im Nebel. -

2391

Ignez. Ist's Einer? Sind es zwei?

2391

Agnes. Ist's Einer? Sind es zwei?

2391

Barnabé.

2391

Barnabe.

2392 2393 2393,1

Ich kann es nicht

Ich kann es nicht

Genau erkennen, aber menschliche

2392

Genau erkennen. Aber menschliche

Gestalten sind es - - - Ah!

2393

Gestalten sind es. - - Ah!

Ignez.

S.231

Ah! (Beide Mädchen fahren zurück. Ottokar

(Beide Mädchen fahren zurück; Rodrigo trit auf)

tritt auf, und fliegt1 in Agnes Arme.) 2394

Rodrigo (umarmt Ignez mit Heftigkeit) O Dank, Gott!

2394

Ottokar. O Dank, Gott! Dank für Deiner Engel Obhut!

Dank für Deiner Engel Obhut! 2395

So lebst Du, Mädchen.

2395

Ignez.

2395

Rodrigo.

2396 2396 2397

2395

- Ob ich lebe? Zittre

Doch nicht, bin ich nicht Rodrigo? Ignez.

Agnes.

2395

Ottokar.

2396

Es ist

2396

So seltsam Alles heute mir verdächtig

So lebst Du Mädchen?

2395

2397

Ob ich lebe? Zittre

Doch nicht, bin ich nicht Ottokar? Agnes.

Es ist

So seltsam Alles heute mir verdächtig,

2398

Der fremde Bothe, dann Dein spät Erscheinen,

2398

Der fremde Bote, dann Dein spät Erscheinen,

2399

Nun diese Frage - auch die beiden Ritter,

2399

Nun diese Frage. - Auch die beiden Ritter,

2400

Die schon den ganzen Tag um diese Höhle

2400

Die schon den ganzen Tag um diese Höhle

2401

Geschlichen sind. -

2401

Geschlichen sind,

2401

Rodrigo.

2401

Ignez.

2402

Rodrigo.

2402

Ignez.

2404

Die sogar

Nach mir gefragt -

2402 2403

Zwei Ritter?

2401

Ottokar.

2401

Agnes.

2402 2402

Ottokar.

Dies Mädchen

2402

Agnes.

2403

Mich ruf

2404

Die sogar

Nach mir gefragt.

Gefragt? Und wen?

Die es gestanden, daß sie ins Gebirg

Zwei Ritter?

Gefragt? Und wen? Dies Mädchen,

Die es gestanden, daß sie ins Gebirg' Mich rufe.

2404

Rodrigo (zu Barnabé) Unglückliche!

2404

Ottokar (zu Barnabe). Unglückliche!

2404

Ignez.

2404

Agnes.

Was sind denn das

1

E : .fliegt

Was sind denn das

S.232

2405 2405 2406 2406,1 2406 2407 2408

2405

Rodrigo (zu Barnabe) Und so Wissen sie daß Ignez

2406

In dieser Höhle? Barnabé. 1

Ignez. Ottokar! Du scheinst Beängstigt, und ich werd'

107

Ottokar (zu Barnabe). Wissen sie, daß Agnes hier In dieser Höhle?

2406

Barnabe.

2407

Agnes. Du scheinst beängstigt, Ottokar ich werd'

2408

es doppelt. Kennst Du die Ritter denn?

Ignez.

Für Ritter?

Das nicht, gnädger Herr

Das hab ich nicht gestanden.

Rodrigo (in 2408

2405

Für Ritter?

2408

Sind sie etwa

S.233

Es doppelt. Kennst Du denn die Ritter? Ottokar (steht in

Gedanken)

Das hab' ich nicht gestanden.

Agnes.

Gedanken). Sind sie -

2409

- Sie sind doch nicht aus Ciella? Sind doch nicht

2409

- Sie sind doch nicht aus Rossitz? Sind doch nicht

2410

Geschickt nach mir? Sie sind doch keine Mörder

2410

Geschickt nach mir? Sind keine Mörder doch?

doch? 2411

Rodrigo (mit einem plötzlich

2411

heitern Spiel) Du weißt ja,

Alles ist gelöst 1 , das ganze

Alles ist gelöst, das ganze 2412

Geheimniß klar, Dein Vater ist unschuldig -

2412

Geheimniß klar, Dein Vater ist unschuldig. -

2413

Ignez. So ist's nun klar?

2413

Agnes. So wär' es wahr - ?

2413

Rodrigo.

2413

Ottokar.

Bei diesem Mädchen fand

Bei diesem Mädchen fand

2414

Ich Pedro's Finger, Pedro ist ertrunken,

2414

Ich Peter's Finger, Peter ist ertrunken,

2415

Ermordet nicht - Doch künftig mehr. Laß uns

2415

Ermordet nicht. - Doch künftig mehr. Laß uns

2416

Die schöne Stunde innig fassen. Möge

2416

Die schöne Stunde innig fassen. Möge

2417

Die Trauer schwatzen, und die Langeweile,

2417

Die Trauer schwatzen, und die Langeweile,

2418

Das Glück ist stumm.

2418

Das Glück ist stumm.

(Er drückt sie an seine Brust) 2418 2419

(Er drückt sie an seine

Wir machen diese Nacht

2418

Zu einem Fest der Liebe, willst Du? Komm!

2419

(Er zieht sie auf einen Sitz)

S.234

Brust.)

Wir machen diese Nacht Zu einem Fest der Liebe, willst Du? Komm, (Er zieht sie auf einen Sitz.)

2420

In Kurzem, ist der Irrthum aufgedeckt,

2420

In kurzem, ist der Irrthum aufgedeckt,

2421

Sind nur die Väter erst versöhnt, darf ich

2421

Sind nur die Väter erst versöhnt, darf ich

2422

Dich öffentlich als meine Braut begrüßen

2422

Dich öffentlich als meine Braut begrüßen.

2423

- Mit diesem Kuß verlobe ich mich Dir.

2423

- Mit diesem Kuß verlobe ich mich Dir.

(Er steht auf, zu Barnabé 2424

1

Ottokar (mit einem plötzlich heitern Spiel). Du weißt ja,

heimlich)

(Er steht auf, zu Barnabe

heimlich.)

Du stellst Dich an den Eingang, hörst Du? Siehst

2424

2425

Du irgend jemand nahen, rufst Du gleich.

2425

Du irgend jemand nahe, so rufst Du gleich.

2426

Noch Eins. Wir werden hier die Kleider wechseln;

2426

Noch Eins. Wir werden hier die Kleider wechseln,

= Rodrigo

1

E: gelößt

Du stellst Dich an den Eingang, hörst Du? Siehst

108

2427

In einer Viertelstund führst du Agnes 1

2427

In einer Viertelstunde führst Du Agnes

2428

In Männerkleidern heim. Und sollte man

2428

In Männerkleidern heim. Und sollte man

2429

Uns überraschen thust dus gleich. - Nun geh.

2429

(Rodrigo

kehrt

zu

Ignez.

zurück;

Barnabé

in

Uns überraschen, thust Du's gleich. - Nun geh. (Barnabe geht in den Hintergrund.

den

kar kehrt zu Agnes

Hintergrund.) 2430

Ignez. W o geht das Mädchen hin?

2430

Agnes. Wo geht das Mädchen hin?

2430

Rodrigo (setzt sich) Ach, Ignez, Ignez!

2430

Ottokar (setzt sich). Ach ! Agnes ! Agnes !

S.235

2431

Welch eine Zukunft öffnet uns die Pforte!

2431

Welch eine Zukunft öffnet ihre Pforte !

2432

Du wirst mein Weib, mein Weib! Weißt Du denn auch

2432

Du wirst mein Weib, mein Weib! weißt Du denn auch

Wie groß das Maas von Glück?

2433

Wie groß das Maas von Glück?

2433

Agnes lächelnd). Du wirst es lehren.

2434

Ottokar. Ich werd' es! 1 O Du Glückliche! Der Tag,

2433 2433

Ignez (lächelnd)

2434

Rodrigo. Ich werd 1 es. - O Du Glückliche! Der Tag,

2435

2436 2437

- Du wirst es lehren.

Die Nacht vielmehr ist nicht mehr fern,

2435

(halblaut)

2435

Die Nacht vielmehr ist nicht mehr fern. Es kommt, Du

2436

Den Liebenden das Licht nur in der Nacht

Es kommt, Du weißt, Den Liebenden das Licht nur in der Nacht. - Erröthest Du?

2437

Ignez.

2438 2439

So wenig schützt das Dunkel?

weißt

2437

Erröthest Du?

2437

Agnes.

So wenig schützt das Dunkel?

Rodrigo. Nur vor dem Auge, Thörinn, doch ich seh's

2438

Ottokar. Nur vor dem Auge, Thörinn, doch ich seh's

Mit meiner Wange, daß Du glühst - Ach, Ignez!

2439

Mit meiner Wange, daß Du glühst. - Ach, Agnes!

2440

Wenn erst das Wort gesprochen ist, das Dein

2440

Wenn erst das Wort gesprochen ist, das Dein

2441

Gefühl, jetzt eine Sünde, heiligt - - Erst

2441

Gefühl, jetzt eine Sünde heiligt. - - Erst

S.236

2442

Im Schwärm der Gäste, die mit Blicken uns,

2442

Im Schwärm der Gäste, die mit Blicken uns

2443

Wie Wespen, folgen, tret' ich zu Dir, sprichst

2443

Wie Wespen folgen, tret' ich zu Dir, sprichst

2444

Du zwei beklemmte Wort, wendest dann

2444

Du zwei beklemmte Worte, wendest dann

2445

Vielschwatzend zu dem Nachbar Dich. Ich zürne

2445

Viel schwatzend zu dem Nachbar Dich. Ich zürne

2446

Der Spröden nicht, denn besser weiß ich's wohl.

2446

Der Spröden nicht, ich weiß es besser wohl.

2447

So oft ein Gast, der von dem Feste scheidet,

2447

Denn wenn 2 ein Gast, der von dem Feste scheidet,

2448

Die Thüre zuschließt, fliegt auch, wo Du seist,

2448

Die Thüre zuschließt, fliegt, wo Du auch seist,

2449

Ein Blick zu mir herüber, der mich tröstet.

2449

Ein Blick zu mir herüber, der mich tröstet.

2450

Wenn dann der Letzte auch geschieden, nur

2450

Wenn dann der Letzte auch geschieden, nur

2451

Die Väter und die Mütter noch beisammen -

2451

Die Väter und die Mütter noch beisammen -

2452

- „Nun, gute Nacht, ihr Kinder!" - Lächelnd küssen

2452

- „Nun, gute Nacht, ihr Kinder!" - Lächelnd küssen

2453

Sie Dich, und küssen mich - wir wenden uns,

2453

Sie Dich, und küssen mich - wir wenden uns,

2454

Und eine ganze Dienerschafft mit Kerzen

2454

Und eine ganze Dienerschaft mit Kerzen

Das Ausrufezeichen wurde verkehrt herum gesetzt. '

Otto-

zurück.)

=Ignez

E: weun

2455

Will folgen. „Eine Kerze ist genug,

2455

Will folgen. „Eine Kerze ist genug,

2456

Ihr Leute", ruf ich, und die nehm' ich selber,

2456

Ihr Leute", ruf ich, und die nehm' ich selber,

2457

Ergreife Deine, diese Hand (Er küßt sie)

2457

Ergreife Deine, diese Hand (er küßt sie)

- Und langsam steigen wir die Treppe, stumm,

2458

- Und langsam steigen wir die Treppe, stumm,

2459

Als war uns kein Gedanke in der Brust,

2459

Als war uns kein Gedanke in der Brust,

2460

Daß nur das Rauschen sich von Deinem Kleide,

2460

Daß nur das Rauschen sich von Deinem Kleide,

2461

Noch in den weiten Hallen hören läßt.

2461

Noch in den weiten Hallen hören läßt.

Dann - Schläfst Du, Ignez?

2462

Dann. - - Schläfst Du, Agnes?

2458

2462 2462

Ignez.

2462

Rodrigo.

- Schlafen? Weil Du plötzlich

2462

Agnes.

2462

Ottokar.

Weil Du plötzlich

So still - Nun weiter. Leise öffne ich

2463

So still, - Nun weiter. Leise öffne ich

2464

Die Thiire, schließe leise sie, als war'

2464

Die Thüre, schließe leise sie, als war'

2465

Es mir verboten. Denn es schauert stets

2465

Es mir verboten. Denn es schauert stets

2466

Der Mensch, wo man es ihn als Kind gelehrt.

2466

Der Mensch, wo man als Kind es ihm gelehrt.

2467

Wir setzen uns. Ich ziehe sanft Dich nieder.

2467

Wir setzen uns. Ich ziehe sanft Dich nieder, Mit meinen 1 Armen stark umspann ich Dich,

Mit meinen Armen stark umspann ich Dich,

2468

2469

Und alle Liebe Sprech' ich aus mit Einem,

2469

Und alle Liebe Sprech' ich aus mit Einem,

2470

Mit diesem Kuß.

2470

Mit diesem Kuß.

(Er

geht

schnell

in den

Hintergrund;

zu

(Er geht schnell in den Hintergrund;

Barnabé

Barnabe

heimlich) 2470

So sahst Du niemand noch?

2470

S.237

- Schlafen?

2463

2468

109

zu

heimlich.) So sahst Du niemand noch? S.238

2471 2472

Barnabé. Es schien mir kürzlich fast, als schlichen zwei

2471 2472

Gestalten um den Berg.

Barnabe. Es schien mir kürzlich fast, als schlichen zwei Gestalten um den Berg. Ottokar (kehrt schnell

2472

Ignez (zu Rodrigo, der schnell zurückkehrt)

W a s sprichst

2472

Agnes.

zurück).

Was sprichst Du denn

Du denn 2473 2473

2473

Mit jenem Mädchen stets? Rodrigo (der sich wieder

gesetzt

hat) Wo blihb ich

2473

Mit jenem Mädchen stets? Ottokar (hat sich wieder gesetzt). W o blieb' ich stehen?

stehen? Ja, bei dem Kuß - Dann kühner wird die Liebe,

2474

Ja, bei dem Kuß. - Dann kühner wird die Liebe,

2475

Und weil Du mein bist - bist Du denn nicht mein?

2475

Und weil Du mein bist - bist Du denn nicht mein?

2476

So nehm' ich Dir den Huth vom Haupte (Er thut's)

2476

So nehm 1 ich Dir den Huth vom Haupte (Er thut's.)

2474

2476

störe

2476

E: weinen

störe

110

2477

Der Locken steife Ordnung (Er thut'sj

2477 2478

drücke kühn

2478

Du lispelst leis': O lösche

Das Licht! Und plötzlich, tief verhüllend, webt Die Nacht den Schleier um die heil'ge Liebe,

Die Nacht den Schleier um die heil'ge Liebe,

2480

Wiejetzt.

2481 O Ritter! Ritter!

Ignez (sieht sich ängstlich 2481

Du lispelst leis', o lösche

2479

2481

Barnabé.

drücke kühn Das Tuch hinweg (er thut's)

2478

Das Licht! Und plötzlich, tief verhüllend, webt

2480

2481

Der Locken steife Ordnung (er thut's)

2477

Das Tuch hinweg (Er that's)

2478 2479

2477

2481

Wie jetzt. Barnabe (aus dem Hintergrunde). Agnes (sieht sich ängstlich

um)

Rodrigo (fällt ihr ins Wort) Nun entwallt,

2481

S.239

O Ritter! Ritter!

um).

Ottokar (fällt ihr ins Wort). Nun entwallt

2482

Gleich einem frühlingangeschwellten Stromm,

2482

Gleich einem frühling angeschwellten Strom

2483

Die Regung ohne Maas und Ordnung - schnell

2483

Die Regung ohne Maas und Ordnung - schnell

2484

Lös' ich die Schleife, schnell noch eine (Er thut's)

2484

Lös' ich die Schleife, schnell noch eine (Er thut's)

2484

streife dann

2484

streife dann

2485

Die fremde Hülle leicht Dir ab. (Er thut's)

2485

Die fremde Hülle leicht Dir ab (er thut's).

2485 2486 2486

Ignez.

O Rodrigo

2485

Was machst Du? (Sie fällt ihm um den Hals) Rodrigo (an dem Kleide beschäftigt)

2486

Ein Gehülfe der

2486

Agnes.

O Ottokar,

Was machst Du? 1 (sie fällt ihm um den Hals). Ottokar (an dem Ueberkleide beschäfftigt).

Ein Gehülfe

der Natur

Natur 2487

Stell1 ich sie wieder her. Denn wozu noch

2487

Stell' ich sie wieder her. Denn wozu noch

2488

Das Unergründliche geheimnißvoll

2488

Das Unergründliche geheimnißvoll

2489

Verschleiern? Alles Schöne, liebe Ignez,

2489

Verschleiern? Alles Schöne, liebe Agnes, Braucht keinen andern Schleier, als den eignen,

2490

Braucht keinen andern Schleier, als den eignen,

2490

2491

Denn der ist freilich selbst die Schönheit.

2491

2491 2492

Barnabé.

Ritter! Ritter!

Geschwind!

2492

2492

Rodrigo (schnell auf; heimlich zu Barnabé) Was giebt's?

2492

Barnabé.

2493

2491

Der Eine gieng zweimal

Ganz nah vorbei, ganz langsam.

2493

Rodrigo.

2494

Barnabé. Ich glaub' es fast.

2494

Ignez (die au fgestanden ist) Was rief das Mädchen denn

(Rodrigo kehrt

Geschwind? Ottokar , drei andere innen am Bindefalz < S. 9, 17 und 123 > ". Sie müssen also "schon in dieser Form, d.h. als einzelne, in das Konvolut gelangt sein". Schließlich bewertete er folgende Beobachtung als Indiz für

ι Κ Ζ

"eine zeitliche Stufung innerhalb der Einlegeblätter". "Die Hand-

"

schrift weist am Außenrand einen ziemlich genau an der Grenze des Schriftspiegels verlaufenden Knick auf. Dieser fehlt auf den Einlege-

J Ν

>



S

blättern S. 109f„ 123f. und 127, er muß also aus der Zeit der

— ¡q

Entstehung der Handschrift stammen. Zugleich heben sich diese drei

—i — ~ —; r^

Blätter gegenüber den anderen entstehungsgeschichtlich ab; sie müssen zu einem späteren Zeitpunkt eingelegt sein. Nach dem



N

Schriftduktus zu schließen, ist der Inhalt dieser Partien mit textlichen

_ J

Änderungen an anderen Stellen der Handschrift in Zusammenhang S

zu bringen" (S. 62).

I

Den ersten Anhaltspunkt für die Rekonstruktion der Textgenese auf

~ J J

M

-

der Basis von Textschichten, die schon durch die materielle Überlie2

J J

ferung nahegelegt werden, gibt der auf den ersten Blick auffällige L·

¡2

Unterschied zwischen einem verwendeten weißen und blaßblaugrünem Papier (s. Punkt 3).

2. Synopse der Informationen: Aus der folgenden schematischen Übersicht geht hervor, in welchem Verhältnis Halbbogen, Einlegeblätter und Papiersorten zur Szenenfolge des Werkes stehen:

127

Bo^i'iuiiisciiung: /

1|2

\(.nnerk:

5fo· mE

Laufende Seitenzählung = nachträgliche (bibliothekarische) Zählung mit roter Tinte in der rechten

.\iwt.l

unteren Ecke der 1. und 3. Seite des

von Kleist vorgenommene Zählung

1

i n i t V e r m e r k : ' Xwn.i

jeweils auf der 1. Seite des Halb-

Rand

Bogens

> 2. Scene.

I

grüne Ziffern in der rechten oberen

Rand

Ecke der 1. Seite des jeweiligen Halbbogens, vermutlich von einem "Vorbesitzer der Handschrift" (Paul Hoffmann)

Zahlen-Gruppierung,

bezeichnet den Umfang der einzelnen

z.B. 1/2, 3/4

Halb-Bogen, bzw. Viertelbogen

Sternchen hinter einer

diese Seite ist unbeschrieben, was sich

Zahl

inhaltlich durch die Szenenschlüsse

Einlegeblatt]

. Ii/11)

1' 2 j

l"/l8

mS

Γ-

131/52 , 55/54

•>

Zählung am rechten

[-

13/14

mS mE mE

61/62 65/66 69/70 73/74 77/78 81/82 85/86 87/88

1 2

3. Akt.

J 2 Ì

2. Scene.

, , , , , ,

63/64 67/68 71/72· 75/76 79/80 85/84

, 89/90 . 95/94 95/96 . 97/98 99/100 , 101Í102 103/104· 105/106 . 107/108

1

91¡92

weißes Papier in den entsprechenden

)

Sorten PI und P2 (nach Feststellun

4

> 4. Akt.

1

mE

>

Papier mit Emblem als Wasserzeichen ì

mS

Papier mit Schrift als Wasserzeichen

2. Scene. 3. Scene.

1 1

2

4.Scene. 5. Scene. :3..\kt.

ι 1

7 8 9 10 11 12 13 14

mE mS mS

15 16 17

mE mS mE mS mE mE mS

18 19 20 21 22 23 24

mS mE mE mE [ =Einlegeblatt]

109/110* mE 111/112 , 113/114 mS 115/116· mS 117/118 , 119/120 mE 121/122 , 125/126 mE 123/124' mS [ - Einlegeblatt] Einlegeblatt] 127/128· mS 129/150 mS 131/132 , 155/154' mS 135/136 , 136/138 mE

[Vermerk:} Λ. 4

6

Ρ2

59/60'

} 3. Scene.

begründen läßt

gen Paul Hoffmanns)

4 5

mS [Hier beginnt das Bündel des >blaßblaugriinen« Papiers:] 55/36 , 37/58 ) mS mE 59/4U 4 mS 41/42 , 45/44 J.Akt. 1 •> mE 45/46 , 47/48 mS 49/50' ) mS 31/32 . 55/54 2. Scene. 1 mE 2 35/36 , 57/58

Ì

Kästchen mit Zahl

mS

Einlegeblatt]

19/211 . 21/22 25/24 , 25/26' I 27/28 . 29/311 Ρ 1

4

Vermerke am linken

f - Einlegeblatt]

9 /1 'J * mE

2

mE

Ρ 1

11/12 Ρ 2 I mS

7 IS

^Vermerk : \„m.

Halb-Bogens Kursive Zählung und

3/4

25 26 27 28 29 30 31 32 zu 33 34 35

mE

36

mS mE mS

37

2

139/140

1

141/142

2

145/146

, 147/148

)

149/150

, 151/152

4

153/154

,

155/156

mS

40

S

157/158

,

159/160*

mE

41

161/162

, 163/164

1 lie i'ninilie Tllierrez

I

, 143/144

1'

2

i

38 39

3. P a p i e r b e s c h r e i b u n g

Diese Beschreibung bedarf nur an einer Stelle der Korrektur: 1.

129

D i e S e i t e n 17/18 u n d 1 2 3 / 1 2 4 s i n d k e i n e s w e g s o h n e W a s s e r -

D i e hier auf einen Blick erfaßbaren H a u p t i n f o r m a t i o n e n über Papier-

z e i c h e n , w i e a u c h ich n o c h bei d e r e r s t e n D u r c h s i c h t a n n a h m .

sorten und Wasserzeichen wurden von Paul H o f f m a n n wie folgt be-

Bei genauerer Betrachtung konnten minimale Reste des W a s -

schrieben:

s e r z e i c h e n s f e s t g e s t e l l t w e r d e n (vgl. d i e A u f s t e l l u n g ü b e r d i e Situierung der Wasserzeichen).

Sur unfere Jjanbfdjrift routben bici oerfdjiebene litten "papier Berroenbrt. ©en bei raeiftm übetroiegenben Xcil liefert ein blajjblaugtüncß Rapier, beffen einjelne Segen, im ijedjformat betrautet, etroa in bec OTTitte quec über bie erfte Hälfte

2.

D i e S e i t e n 1 9 / 2 0 sind n i c h t m i t d e n B u c h s t a b e n S E als E m blem, sondern mit der Schrift S E G R U N E R gekennzeichnet.

bafi CEBafferteidjcn traqen: 3

SEGRUNER

— bie brei OTajußfeln SEG finb je 16 mm, bie folgenbcn fünf, RUNER, nut l o m m

Hinsichtlich der Struktur des Wasserzeichens hat inzwischen Johann

ί)θφ. — 2ln bet enffptedjenben ©teile bei jtneiten ^albbogenß pnben fid) in einem

L i n d t (The

Ornament, jroeimal in ©egenberoegung ineinanbet Detfdjlungen, bie beiben Sutfy--

with the German

flûben S E :

tätsbibliothek

Paper-Mills

of Berne

original,

at

Berne.

and their

at the request Hilversum

Watermarks

of the Stadt-

1465-1859, und

1964 = M o n u m e n t a

UniversiChartae

© o gejei^net finb bie 33Iâfter mit ben ©eiten 5, 6; 9, i o ; 19, 20 bis 25, 265 fernet © . 35,36 bié 45/ 46) bacauf © . 49, 50 biß 121, 122; beß-.

tion d e r m i t d i e s e m W a s s e r z e i c h e n v e r s e h e n e n P a p i e r e f e s t g e l e g t

gleichen bie © . 125, 126 biß 159, 160.

u n d b e l e g t (S. 174). E r n e n n t f ü r d i e J a h r e 1 8 0 0 bis 1 8 0 4 z w e i P a -

Sie ©eiten 17, 18 unb 123, 124 bilben je ein eingeflebteß 2Maft Dfjne 2Baffetjei$en. Sie jroeite 2Irt ift ein roeifjeß Rapier, bem baßÖriginalgt6|t

p a p y r a c e a e h i s t o r i a m illustrantia 10) d e n Z e i t r a u m f ü r d i e P r o d u k -

(belegt

durch

Mss.Mül.556, BB) und Nr. 588. Papiertyp 335/410 m m

piersorten:

Nr.

587.

Papiertyp

375/460

mm

(belegt

felbe 33ud)(tabenemblem eingeprägt iff. un", Bern i.OTîai 1802, — fonft fanb id) eß in .Rleiff-ijanbfcfjtiffen — feroeit fïe mit erregbar reaten — ηίφί.

S a i 5Baffccjeití>cn füíirf,' roenn ουφ in ganj anbetet Çorm, ben ίφρη

genannten Oìamen :

U Ν ER

Saß fp gefennj^nete papier ent-. flammt einet Papiermühle in 33etn, bie feit bem fünfzehnten 3ai>rt>unbcrt in 33etrieb roat unb in ber OTitte beß ai)tjef)nten3ai)cÇ)UnbectÉ in ben 33efifc bet Familie ©tuner überging. „ S E " iff ©amuel ©manuel ©tunet, 25ater unb©of>n. ©et ältere befaf biegabtif Bon 1760 biß 1788, unb fein ©rf>n, Originalgröße

bet feit 1783 im ®efd)äft bei d a t e t i

tätig roat, leitete fie biß 1863. Saß © t ú n e s e papier erfreute fid; eineß außgejeicfyneten Kufefi unb einet weiten Verbreitung.

m

Meine Nachforschungen in der Burgerbibliothek Bern führten zu fol-

Burger, Bern vom 21. September 1802 (Mss.Mül. 665):

gender näheren Bestimmung und Datierung der mit den genannten

Wasserzeichen 588, blaßblaugrünes Papier, etwas stärker als

Wasserzeichen überlieferten Papiere:

das von Kleist verwendete Papier, Papiertypus 345/420 mm.

1.

2.

Wasserzeichen 587, Mss.Mül. 556: Nur auf dem unbeschriebenen Vorsatzpapier des Bandes

Paul Hoffmanns Angaben über die Wasserzeichen in den beiden

Miscellanea Helvetica MSS 34, weißes Papier, undatiert.

Briefen Kleists an Ulrike von Kleist wurden von Herrn Dr. Marian

Wasserzeichen 588, Mss.Hist.Helv. XI, 15, Nr. 56:

Zwiercan

Bei dem genannten Papier handelt es sich um einen Brief

Kraków) bestätigt:

der Munizipalität der Stadt Bern an die Munizipalität und

1.

Gemeinde der Stadt Zürich mit gemeinsamer Unterschrift

3.1

3.2

Der Band Mss.Hist.Helv. XI, 15 enthält noch weitere Bele-

Jagiellónski,

Biblioteca

Jagiellónska,

Das Format der Briefe ist: der vom 12.1.1802 (Nr. 14) - 2 Bll. 21,8 χ 17,3 cm;

einer Protestation vom 11. November 1802, weißes Papier. 3.

(Uniwersytet

der vom 1.5.1802 (Nr. 17) - 2 Bll. 20,2 χ 16,6 cm. 2.

Die zwei genannten Briefe sind auf einem Papier geschrie-

ge für das Wasserzeichen 588 auf unterschiedlichen Papie-

ben, deren Wasserzeichen mit dem von Nr. 587 unter Um-

ren:

ständen stimmte. Leider ist es aber kaum zu sehen.

Copie de la Demande de Reunion de Chateau d'Oese & Rougemont au Canton de Berne, nach dem 2./3. Juli 1801, 2

Die von Herrn Dr. Zwiercan angefertigte Pause des Wasserzeichens

Bll. blaßblaugrünes Papier, etwas stärker als das von Kleist

auf dem Papier des Briefs vom 12. Januar 1802 kann mit dem von

verwendete Papier, Papiertypus 327/400 mm.

Paul Hoffmann abgebildeten Wasserzeichen zur Deckung gebracht

2 Bll. mit Notizen, undatiert, blaßblaugrünes Papier, aber et-

werden.

was heller als das unter 3.1 genannte Papier, Papiertypus 330/410 mm. 3.3. Abriß Uber den Canton und die Cantonsbehörden 26 Bll. (=

Zur besseren Übersicht seien hier die einzelnen Wasserzeicheninformationen noch einmal nach Gruppen geordnet zusammengestellt.

51 num. S.), undatiert, weißes Papier, Papiertypus 337/420 mm. 4.

Wasserzeichen-Nr. 587: 1.

Buchstabenemblem: auf den Halbbogen mit den Seiten 1-4

2.

Schriftzug: auf den Halbbogen mit den Seiten 7-12, 13-16,

Unter den Theaterakten Mss.Hist.Helv. XV, 133 finden sich zwei Belege für unbeschnittene Bogen, die die Struktur des

und 27-30.

Papiers und des Wasserzeichens besonders gut erkennen

31-34 und 161-164.

lassen: 4.1

Wasserzeichen 587: Weisung des Polizeipräsidenten in Bern

Wasserzeichen-Nr. 588: 1.

an die Munizipalität der Gemeinde Bern vom 25. Juli 1800, 4.2

26, 45-48, 55-58, 69-72, 77-80, 87-90, 99-102, 105-108,

weißes Papier, Papiertypus 320/395 mm.

117-120, 121/122 + 125/126, 135-138, 145-148, 157-160.

Wasserzeichen 588: Weisung des Polizeipräsidenten in Bern

Außerdem auf den Seiten 5/6, 9/10, 39/40, 59/60, 85/86,

an die Munizipalität der Gemeinde Bern vom 30.8.1800,

103/104, 109/110 und 139/140.

weißes Papier, Papiertypus 320/390 mm. 5.

Buchstabenemblem: auf den Halbbogen mit den Seiten 23-

2.

Schriftzug: auf den Halbbogen mit den Seiten 17-18, 19-22,

In den Briefsammlungen der Burgerbibliothek ist erhalten:

35-38,41-44, 51-54, 61-64, 65-68, 73-76, 81-84, 91-94, 95-

der Brief von Karl Emanuel Morlot an Schultheiss, Räte,

98, 111-114, 131-134, 141-144, 149-152, 153-156.

Außerdem

auf

den

Seiten

49/50,

115/116,

123/124,

In zwei Fällen (5/6 + 9/10 und 123/124 + 127/128) handelt es sich um sog. "Einlegeblätter", im dritten Fall (39/40 + 85/86) um zwei

127/128,129/130.

Blätter in der laufenden Szenenfolge. Damit ist wenigstens für TeilDie naheliegende Frage, ob die Einzelblätter (in der laufenden Sze-

bereiche materiell zu beweisen, daß der Text auf diesen Seiten eige-

nenfolge und als Einlegeblätter) 'zusammenpassen', d.h. sich auf

nen Arbeitsphasen zuzurechnen ist.

einen ursprünglichen Halbbogen zurückführen lassen, kann in diesen Fällen, für die Seiten 5/6 + 9/10, 39/40 + 85/86 und 123/124 +

Noch immer kontrovers beurteilt wird die Behauptung Paul Hoff-

127/128 positiv beantwortet werden. Ich gebe im folgenden die

manns, daß das Manuskript aus drei verschiedenen Papiersorten be-

Nachweise für die Situierung der Wasserzeichen auf den einzelnen

stehe. Offen ist damit die Frage, ob der Text auf den Seiten 1/2, 3/4

Seiten. Für den Vergleich wurden die Blätter zunächst nach den

und 27/28, 29/30 (=P1) zu einem anderen Zeitpunkt als der Text auf

Hauptkennzeichen Buchstabenemblem und Schrift, sodann nach den

den Seiten 7/8, 11/12; 13/14 + 15/16; 31/32, 33/34 und 161/162,

auf den einzelnen Blättern sichtbaren Elementen der Wasserzeichen

163/164 (=P2) niedergeschrieben wurde; da auch das Szenar Die

geordnet.

Familie Thierrez auf P2 überliefert ist und Kleist diesen Halbbogen später benutzte, um einen neu formulierten Text niederzuschreiben,

5/6 = 9/10

Kopf arR 6 Emblem

Blätter passen

muß man aber auch innerhalb des Papierbereichs von P2 verschiedene Zeitpunkte der Niederschrift voraussetzen. H J .

Fuß alR 9

(Kleists dichterische Entwicklung, 39/40 = 85/86

Fuß arR 40 Emblem

Blätter passen Kopf alR 85

Kreutzer

S. 143 und Überlieferung

und

Edition, S. 59) geht von der Identität des weißen Papiers aus. Paul Hoffmann und H J . Kreutzer nennen keine Kriterien für die Unterscheidung bzw. Identität der Papiersorten. Ein Anhaltspunkt scheint

59/60 = Emblem 103/104

Kopf alR 59 Formatvariant Fuß alR 103

für Paul Hoffmann die minimale Formatsabweichung geboten zu kein Fuß paßt zum Kopf

109/110 = Emblem 139/140

Fuß arR 109

49/50 = Schrift 115/116

2/3 oben arR 50 Formatvariant Reste unten alR 115

123/124 = Schrift 127/128

minimale Reste oben arR 124

129/130 = Schrift 17/18

fast vollständig unten alR 129 Blätter passen minimale Reste oben arR 18 nicht

haben: gegenüber P2 (21,7 χ 34 cm) weist PI (22,0 χ 34,5 cm) das etwas größere Format auf. Wie die in der Burgerbibliothek Bern überlieferten Papiere der Grunerschen Papiermühle zeigen, differieren die Papiere mit gleichen Wasserzeichen.

Fuß arR 139 Blätter passen nicht

Daß Kleist in der Schweiz neben dem Grunerschen Papier noch andere Papiersorten benutzte, zeigt u.a. sein Brief an Heinrich Zschokke vom 2. März 1802 aus Thun. Frau Dr. Ilse-Marie Barth hat das Original dieses Briefes (British Museum, Department of Manu-

Blätter passen fast vollständig unten alR 128

scripts) näher untersucht und das Wasserzeichen beschrieben, das Lindt mit dem Papiertypus 360/470 mm unter Nr. 651 für die Jahre 1788 bis 1802 nachweist:

Hoffmann vorgenommene Untersuchung der beiden weißen (von mir als PI und P2 bezeichneten) Papiere vermag nicht entscheidend zur Klärung der Datierungsfrage beizutragen. H.J. Kreutzer (Überlieferung

und

Edition,

S. 60) erklärt:

"Ein unmittelbarer

Zu-

sammenhang, der in der Identität von Hoffmanns zweitem Papier (bei Kanzog: P I ) mit seinem dritten (bei Kanzog: P2) bestünde, würde jedoch die Entstehung der Handschrift zwingend, nicht nur

ABERNE

hypothetisch, in der Schweiz lokalisieren." Dieser

"unmittelbare

Zusammenhang" ist nur durch die Verwendung des Grunerschen Papiers überhaupt, d.h. keines anderen Papiers gegeben. So läßt sich nur mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, daß die Niederschrift des in der Handschrift überlieferten Textes (nebst Korrekturen) in der

4. Datierung

Zeit vom Januar bis Juli 1802 erfolgt sein dürfte. Bezieht man die im Brief an Wilhelm von Pannwitz (August 1802) genannten 30 Louis-

Den einzigen relativ sicheren Anhaltspunkt für die Datierung der

d'ors als Honorar auf die Familie Schroffenstein,

Handschrift findet man in der Identität der Papiere der beiden Briefe

August 1802 der terminus ad quem gegeben. Mitte Oktober 1802

Kleists an Ulrike vom 12. Januar 1802 und vom 1. Mai 1802 mit

verließ Kleist in Begleitung von Ulrike von Kleist und Ludwig Wie-

dem Papier, das den Text zum Szenar der Familie

trägt,

land die Schweiz, "im November 1802" schreibt er Ulrike aus Wei-

doch ist der Zeitraum der Verbreitung der von Kleist verwendeten

mar und berichtet, daß er oft "ganze Tage in Oßmannstedt" bei

Thierrez

dann wäre mit dem

Papiersorten, 1800-1804, für eine genauere Datierung zu weit. Dar-

Christoph Martin Wieland sei. Die Frage, ob Kleist zu diesem

über hinaus ließ der "ausgezeichnete R u f ' und die "weite Verbrei-

Zeitpunkt noch an der Handschrift arbeitete, läßt sich an dem

tung des Grunerschen Papiers" schon Paul Hoffmann zur Vorsicht

Überlieferungsträger selbst nicht beantworten.

mahnen, "Schlüsse aus dem Ursprung des Papiers für Ort und Entstehung der Handschrift zu ziehen". Kleist betrat am 13. Dezember 1801 zusammen mit dem Maler Lohse, aus Paris kommend, in Basel Schweizer Boden (Sembdner, Lebensspuren,

5. Provenienz

Nr. 64 a), am 27. De-

zember 1801 ist er in Bern (Brief an Lohse vom 27. Dezember

Die Angaben Paul Hoffmanns lauten:

1801). Da man nun eine noch vage Äußerung Kleists im Brief vom

"Die Handschrift des Trauerspiels Die Familie Ghonorez kam am 15.

10. Oktober 1801 an Wilhelmine von Zenge als das "erste Einge-

November 1864 als 'Geschenk des Kreisgerichts-Rathes Dahlmann'

ständnis dichterischen Schaffens" ansah (H.J. Kreutzer, Kleists

dich-

in den Besitz der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin [...] Der

S. 139), spitzte sich die Datierungsfrage auf

Handschrift ist ein kleineres Vorsatzblatt beigefügt, das an die Ein-

die Überlegung zu, ob die Niederschrift des Szenars und einzelner

lage S. 5,6 - S. 6 ist unbeschrieben - vom Buchbinder angeklebt

Teile des Werks in Kleists Pariser Zeit zurückreicht; Kleist müßte

wurde. Von unbekannter Hand wurde auf das Vorsatzblatt gesetzt:

terische Entwicklung,

dann das Grunersche Papier bereits vor seinem Eintreffen in der Schweiz (13. Dezember 1801) zur Verfügung gestanden haben. Über

'Die Familie Schroffenstein.

Spekulationen kommt man da nicht hinaus. Auch die schon von Paul

Manuscript von Kleist.'

Bemerkenswert ist, daß ein früherer Besitzer an dem unrichtigen Ti-

Engagement,

Bd. 1, S. 75f.), schrieb am 8. Juli 1816 an Tieck: [...]

tel keinen Anstoß nahm, wohl aber das ursprüngliche "Manuskript"

"so besitze er, der Oberst Rühle selbst, Kleists eigentliche Original-

mit unwirschem, kräftigem Zuge berichtigte".

handschrift von der Familie Schroffenstein. Dieses Stück sei nämlich von einigen Freunden, denen es der Verfasser überlassen, ganz

Dieses Vorsatzblatt (160 χ 220 mm) ist der Rest eines Briefes mit

entstellt herausgegeben worden. Der Obrist versprach mir, wenn

den Resten einer Adresse: "den Herrn D [Schnitt/neue Zeile:] Privat-

seine Papiere, die sich noch in Dresden befinden, hier sein werden,

sache" und zwei vertikal in dieser Adresse stehenden Ziffern (10,

mir die Handschrift herauszusuchen, und sie mir für Sie zu geben"

24). Es trägt die Akzessionsnummer: access 9264.

(H. Sembdner, Lebensspuren,

Nr. 101a). Doch stellte Rühle sie

weder Tieck noch später Eduard Bülow zur Verfügung. Auch aus Bei dem von Paul Hoffmann genannten Datum handelt es sich nicht

dem Nachlaß Rühles kam sie nicht zum Vorschein. Die einzigen

um den Tag des Eingangs des Manuskripts in die damals "Königliche

Kleist-Texte, die Bülow von Rühle erhielt, waren drei Briefe Kleists

Bibliothek", sondern um den Tag, an dem das Manuskript zum

an Rühle (K. Kanzog, Edition und Engagement,

Buchbinder gegeben wurde, denn der Eintrag ins Akzessionsjournal

311); selbst der Rühle gewidmete Aufsatz,

unter "acc. 9264" enthält den Vermerk "Zum Binden an L[?]ahner

Glücks zu finden gelangte nicht durch Rühle und nicht im Original,

Bd. 2, S. 309 u.

den sichern

Weg

des

15.11.1864" (freundliche Mitteilung von Horst Wolf, Handschrif-

sondern nur in Kopien in die Hände der Editoren: 1885 aus dem

tenabteilung der Deutschen Staatsbibliothek, 1.11.1976). Das Manu-

Besitze Theodor von Kleists, des älteren Sohnes Leopold von

skript dürfte aber schon kurz nach der Schenkung zum Buchbinder

Kleists, und 1905 aus dem Besitze von Dr. Hermann v. Petersdorff

gegeben worden sein; die Formulierung "Zum Binden" legt zudem

(K. Kanzog, Edition und Engagement,

die Annahme nahe, daß der Bibliothek das Manuskript in losen

Spur Leopold von Kleists erhielt Theophil Zolling 1885 Informatio-

Blättern übereignet wurde.

nen über eine weitere Handschrift der Familie Schroffenstein:

Bd. 2, S. 291 u. 295). Auf der

"Eine

zweite, verlorengegangene Handschrift war im Besitz von Kleists Das Manuskript stammt aus dem Nachlaß des Historikers Friedrich

Bruder Leopold. Dessen Frau hatte dieselbe, als der Dichter sie in

Christoph Dahlmann (13.5.1785 - 5.12.1860). Sein Sohn Hermann,

seiner blinden Zerstörungswut nebst anderen seiner Papiere ins

der im Akzessionsjournal aufgeführte "Kreisgerichts-Rath

Dahl-

Kaminfeuer warf, dem Flammentod entrissen und sich dabei bedeu-

mann", fand es, wie Paul Hoffmann vermutet, "als er den Nachlaß

tende Brandwunden zugezogen" (H. Sembdner, Lebensspuren,

seines Vaters, des tapferen Freundes Heinrich von Kleists, ordnete

101b).

Nr.

und Anton Springer bei den Vorarbeiten zu seiner Biographie des berühmten Historikers und kraftvollen Politikers zur Hand ging". Es

Es ist nicht zu klären, wie Dahlmann in den Besitz der Handschrift

gibt keinen hinreichenden Grund, der Auffassung Paul Hoffmanns zu

der Familie Ghonorez gelangt und ob sie mit der von Rühle erwähn-

widersprechen, daß das "Kleistsche Manuskript sich 1816 sicherlich

ten Handschrift identisch ist. Dahlmann hatte Kleist erst 1809 "kurz

schon an dem Ort befand, von dem aus es 1864 ans Licht trat." Wenn

vor dem Ausbruche des Krieges zwischen Österreich und Frank-

aber dieses Manuskript bereits 1816 im Besitze Dahlmanns war,

reich" kennengelernt, aber weder in seiner Autobiographie noch in

dann ergeben sich Widersprüche zu einer Aussage Otto August

seinen Äußerungen Julian Schmidt, Klaus Groth und G.G. Gervinus

Rühle von Lilienstern in dem gleichen Jahr. Karl Wilhelm Friedrich

gegenüber (H. Sembdner, Lebensspuren,

Solger, an den sich Ludwig Tieck bei der Vorbereitung seiner Kleist-

findet sich ein Hinweis auf diese Handschrift. Bemerkenswert ist je-

Ausgabe

doch seine Mitteilung: "Kleist hatte Feldzüge und ernste, nicht bloß

um

Hilfe gewandt

hatte

(K.

Kanzog,

Edition

und

Nr. 316-319 und 519a-c)

134

dilettantische Universitätsstudien gemacht, das habe ich aus seinen

. QTsi

» • latt t / s tr A> A « .«ini.,«! Blatt 1 Β . a uveititf £inbottaa 2 t = s/cljiiitii; Umbetten A = Aiijic.'ei:, Aitaetzsü, A

η

'ft*

Collegienheften gesehen" (H. Sembdner, Lebensspuren, Nr. 32b). Er muß also einen Zugang zu solchen privaten Manuskripten gehabt

'.Ih I g

haben. Da legt die sehr enge persönliche Freundschaft die Annahme nahe, daß Kleist Dahlmann das Manuskript der Familie

Ghonorez

Τ" y. i . 17o 173

geschenkt hat.

1S0 131

f.

¥

6. Der heutige Einband

f

Τ!? Als ich das Manuskript Ende der 60er Jahre zum erstenmal benutzte, waren die Lagen der Blätter in dem Pappband mit Lederrücken nebst

3.Ï.Î

älteren Heftung; es ist also davon auszugehen, daß der Band für die

7

JÜ 15. 2oo 01 02 o3 204 05 2oó

τ ι 41 j M

den worden ist. In der Zeit vom 28. September bis zum 7. Oktober

45 44

1971 wurde der Band restauriert. "Damals wurden Lagen hinten und ï c

43 ! 47 4?.

io,

η

50 51

Sfi?

des Leiters der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ltd. Bibliotheksdirektor Dr. Thilo Brandis). Im

1

χige

A

und #[] l b

dränge 60

Das Kleinod Liebe, das nicht üblich ist,

61

Aus ihrem Herzen, [seiner]" A um die b Folie, Haß,

62

Der üblich ist, hineinzusetzen. Wir [indeß] a

63

Indessen thun's in unsrer Art. Ich biete

64

Euch, meine Lehensmänner auf, mir schnell

65

Von Mann und Weib und Kind, und was nur irgend

66

Sein Leben lieb hat, eine Schaar zu bilden.

67

Denn nicht ein ehrlich offner Krieg, ich denke

68

Nur eine Jagd wird's werden, wie nach Schlangen.

69

Wir wollen bloß das Felsenloch verkeilen,

70

Mit Dampfe sie in ihrem Nest ersticken, -

71

Die Leichen liegen lassen, daß von fernher

72

Gestank die Gattung schreckt, und keine wieder

73

In einem [Menschen] 11 A Erden b alter dort ein Ei legt.

Nicht eindeutig entzifferbar, vermutlich ver, s. Abb. 1.

Seite 5=Einlegeblatt Nr.1, Seite 6=unbeschriebene Rückseite

Gestr.-->98 I

74

rrElmire. O Raimond, mäß'ge Dich. Es hat der Frech-

74

Elmire. O Raimondi, m] a ->! M b äß'ge Dich! Es hat der Frech

Seite 4' 75

Beleidigte den Nachtheil, daß die That

75

Beleidigte den Nachtheil, daß die That,

76

Ihm die Besinnung selbst der Rache raubt,

76

Ihm die Besinnung selbst der Rache raubt,

77

Und daß in seiner Brust noch, an der Wuth,

78

Ein Freund des Feindes aufsteht wider ihn.

77

Und daß die Wuth, die Feindeshaupt bestimmte,F

78

Wie Elephanten, sich zum Herren kehrt. 2

77

//Und daß in seine[r] a ->m b B[r]us[t] a ->en b # A noch b an

78

Ein Freund des Feindes aufsteht wihder ihn.// 3

78,1

Gl[auben] aA aubst

der Wuth, A

Du b ,

Alonzo

werde

sein

Verbrechen 78,2

4

[O Raimond, mäß'g] a

A

Bekennen, Deinem b Stahl den

Busen öffnen? 78.3

Wird er sich nicht verstellen, läugnen, Dich

78.4

Des falschen Argwohns zeihn, [D] a ->d b ie Schuld des

78.5

Das fließen wird, auf Deine Seele schieben?

78.6

Denn immer nennt der Mensch das Auge krank,

78.7

Das seinen Makel sieht, und findet Freunde,

Blutes,

78.8

Die's glauben. Eine Macht wird er sich sammeln,

78.9

Mit Rednerkünsten [Die] a ->die b Gemüther sich

79

Gewinnen, dann Dir listig kalt ein Garn

79

Wenn Dir ein Garn Alonzo stellt, Du läufst

80

Bereiten, das in Deiner Wuth Dich fängt.

80

In Deiner Wunde blindem Schmerzgefühl

81

Hinein - Könnt'st Du nicht prüfen mindestens

82

Vorher, aufschieben noch die Fehde - Ich

83

Will nicht den Arm der Rache binden, leiten

80.1

Was sag' ich, Dich - Auch mich, und Rodrigo,

80.2

Denn das ist seines Wandels weites Ziel.

84 85

Raimond. Nein, fürchte nicht - Was meinst Du[?] a ->, b ist ein Gott?

' 2 3 4

Am Rand: Nr.l als Verweis auf das Einlegeblatt Nr.l, Seite 5, Vs 74 I- 95 I. Am Rand über Vs 77 11 - 7811: der Feind hat einen Freund in uns. Die Vs 77 11 - 7811 stehen am Rand und wurden versehentlich nicht getilgt. S.Abb. 2

85

Nur will ich ihn, daß er so sichrer treffe Raimond. So meinst Du, soll ich warten, Pedro's [Tod] a A

Mord b

85.1

Nun sieh, der wird das heiige Recht beschützen.

85.2

Denn eine Welt geht ehr als das Gesetz

85.3

Zu Grunde, das allein sie aufrecht hält.

85.4

Indessen wollen wir das Schergenamt

85.5

Mit Weisheit übernehmen, und ein Heer

85.6

Von wenigstens dreihundert Männern stellen.

85.7

Auch will ich selbst mit Mördern treu verfahren,

88

Und ihm den Frieden kiindgen - Aldola,

88,1

Euch send ich ab, ihm das zu sagen - Sagt's

89

Ihm aber nicht so sanft, wie ich, ich bitt' Euch, Q A

Seite 5=Einlegeblatt Nr. 1 (Fortsetzung)

Nicht rächen, bis ich Rodrigo's, bis ich

87

Auch Deinen noch zu rächen hab' - Aldola!

88

Geh' hin nach Gossa, künd'ge ihm den Frieden!

89

- Doch sag's ihm nicht so sanft, wie ich, hörst Du?

90

Nicht mit so dürren Worten - Sag' daß ich

90

Nicht mit so dürren Worten, sagt, [ich sei]

91

Gesonnen sei an seines Schloßes Stelle

91

Gesonnen sei an seines Schloßes Stelle

92

Ein Hochgericht zu bauen - Nein, ich bitt' Euch,

92

Ein Hochgericht zu bauen - Nein, ich bitte

93

Ihr müßt so matt nicht reden - Sagt, ich dürste

93

Du mußt so matt nicht reden - Sag', ich dürste

94

Nach sein und seines Kindes Blute, hört Ihr?

94

Nach sein und seines Kindes Blut, hörst Du//,// 1 ?

Und seines Kindes Blute.

95

Und seines Kindes Blute

95

daß ich

b

86

(Er bedeckt sein Gesicht. Ab mit Gefolge,a außer* a Λ

[Ferdinand bleibt zurück] Λ

Antonio und

Rodrigo.^)

Gefolge außer Antonio und Rodrigo )

b

96

[[Ferdinand]" Antonio. Ein Wort, Graf Rodrigo.

96

Rodrigo.

97

(er bedeckt sein Gesicht,'1 -> ;b ab mit

Bist Du es? Ah!

Willkommen, wenn Du nicht aus Gossa kommst.]]]

Seite 7 96

Antonio. Ein Wort, Graf Rodrigo. 1

96

Rodrigo.

97

Bist Du's Antonio?

[WiIlkommen[,] a2

->. b Wie

Du

siehst

sind

wir

geschäfftig, 98

Und kaum wird mir die Zeit noch bleiben, mir

99

Die Rüstung anzupassen!,] a - ] b

99 99 100 1

2

Nun, was giebt's? Antonio.

Ich komm' aus Gossa. a

Rodrigo. [Nun?] So? Aus Gossa? Nun? b

Am Rand: (dies darf Rodrigo nicht sein, der muß zum Ritter geschlagen werden)·, die Bemerkung wurde wieder getilgt. Am Rand: wenn Du nicht aus Gossa kommst., wieder getilgt.

Das Komma wurde vom Autor versehentlich nicht gestrichen.

101

Antonio. Bei meinem Eid', ich nehme ihre Sache.

102

Rodrigo. Alonzo's? Du?

102

Antonio.

Denn nie ward eine Fehde

103

So tollkühn rasch, so frevelhaft leichtsinnig

104

Beschlossen, als die Eur[e] a ->' b .

104

Rodrigo.

105

Antonio. Ich denke das Erklären ist an Dir.

106

Ich habe hier in diesen Bänken[,] a wie

Erkläre Dich.

107

Ein Narr gestanden,

108

Dem ein Schwarzkünstler Faxen # Λ vor b macht.

108 109 109

Rodrigo.

[***]

Wie?

Du wüßtest nichts? Antonio.

# A Du hörst b Ich sage Dir,

110

Ich komm' aus Gossa, wo Alonzo, den

111

Ihr einen Kindesmörder scheltet,

112

Die Mücken klatscht, die um sein Mädchen summen.

113

Rodrigo. Ja so, das war es - Allerdings, man [spricht,] 0 A

weiß, b

114

Du giltst dem Hause viel, sie haben Dich

115

[Dich immer] 3

A

Stets b

ihren Freund

genannt,

solltest Du 116

Wohl unterrichtet sein von ihren Wegen.

117

Man spricht Du freitest um die Tochter - Nun

Seite 8 118

Ich sah sie nie, doch des Gerüchtes Stimme

119

Rühmt ihre Schönheit - Wohl. So ist der Preis

120

Es werth.

120

Antonio.

120

Rodrigo.

Wie meinst Du das?

121

Antonio. Laß gut sein, kann es selbst mir übersetzen.

Ich meine, weil -

122

Du meinest, weil ein seltner Fisch sich zeigt,

123

Der doch zum Unglück bloß von Aß sich nährt,

124

So schlüg ich meine Ritterehre todt

125

Und hieng' die Leich' an meiner Lüste Angel

126

Als Köder auf -

126

Rodrigo.

Ja, grad'heraus, Antonio.

so

147

127

Es gab uns Gott das seltne Glück, daß wir

128

Der Feinde Schaar leichtfaßlich, unzweideutig,

129

Wie eine runde Zahl erkennen. Gossa,

130

In diesem Worte liegt's, wie Gift in einer Büchse

131

[In einer Büchse] a [weils jetzt]

132

11 A

A

Und weils jetzt drängt b - Und b

eben nicht A die b Zeit [ist]a

Zu makein, ein zweideutig Kömchen Saft

133

Mit Müh herauszuklauben, nun so machen

134

Wir's kurz, und sagen, Du gehörst zu Gossa.

135 136

Antonio. Bei meinem Eid, da habt ihr Recht. Niemals War eine Wahl mir zwischen Euch und sie.

137

Doch muß ich mich entscheiden, auf der Stelle

138

Thu ich's, wenn so die Sachen stehen. Ja, sieh,

139

Ich spreng' auf alle Schlösser im Gebirg,

140

Empöre jedes Herz, bewaffne

140S1

Wo $ ich es finde, das Gefühl des Rechts,

141$2

Den Frech- $ Verläumdeten zu rächen.^ 1

142

Seite 9=Einlegeblatt Nr.2, Seite 10=unbeschriebene Rückseite

rRodrigo.

Das

142

Rodrigo.

Das

142S3

Gefühl $ des Rechts! O Du Marktschreier der

142$3

Gefühl $ des Rechts! O Du Falschmünzer der

14354

Natur, $ nicht Einen wird Dein Aufruf trügen,

143S4

Gefühl[e] a A'b! $ Nicht Einen wird ihr Glanz betrügen,

145

Und schreiend an der Ecke werden sie

145

Am Klange werden sie es hören, an

146

Allein Dich stehen lassen - Das Gefühl

146

Die Thür[e] a A ' b zur Warnung Deine Worte nageln -

147

Des Rechts! Als ob's in einem Menschen-Innern

147

Das Rechtgefühl! Als ob's ein andres noch

148

Ein andres noch als dieses gäbe - Denkst Du,

148

In einer andern Brust als dieses gäbe!

149

Daß ich die Brust, wenn eine Schuld mich drückte,

149

Denkst Du, daß ich, wenn ich ihn schuldlos glaubte,

150

Dem Recht der Rache weigern würde? Nun,

150

Nicht selbst auf seine Seite treten würde,

151

Dem eignen Vater gegenüber? Nun

152

Du Thor, wie könnt' ich denn dies Schwerdt, dies

152

Du Thor, wie könnt' ich denn dies Schwerdt, dies

gestern

gestern

153

Empfangne, dies der Rache

153

154

Geweihte so mit Wollust tragen? Doch

154

Geweihte, so mit Wollust tragen - Doch

155

Nichts mehr davon, das kannst Du nicht verstehen.

155

Nichts mehr davon, das kannst Du nicht verstehn.

156

Zum Schlüsse - Wir, wir hätten, denk' ich, nun

156

Zum Schlüsse - wir, wir hätten, denk' ich, nun

Die dieser Einfügemarke zugehörigen Vs 14211 - 15711 stehen in zwei Kolummnen am Rand als Erweiterung von 1561 - 156S7 I ; daneben: Nr.2 als Verweis auf das 2. Einlegeblatt ( = Seite 9) mit den Vs 1421 - 1571.

Empfangne, dies der Rache auf sein Haupt

Seite 9=Einlegeblatt Nr. 2 (Fortsetzung) 157

b

Einander nichts zu sagen mehr [?]"-> - [Nein]" A

158 156 156$7

//Rodrigo.

1

I

157

Einander A wohl #mehr b nichts zu sagen [mehr]"?

Leb' wohl]"

So hätten

Wir denn einander $ weiter nichts zu sagen?

Seite 11 157

Antonio. Nein.// 2

157

158

Rodrigo. Leb' wohl.

159

Antonio. Rodrigo!

160

Was meinst Du? Sieh, Du schlägst mir ins Gesicht,

161

Und ich, ich bitte Dich mit mir zu reden.

162 162 163 164

Nein. 1

Was meinst Du, bin ich nicht ein Schurke? Rodrigo.

Willst

Du's wissen, stell Dich nur an diesen Sarg, (ab) Antonio (kämpft mit sich, will gehen, bemerkt dann den Kirchendiener]*

164

Antonio.

A

voig(°) He, Alter.

Kirchendiener. Herr.

164

Antonio. Kennst Du mich?

164.1

Kirchendiener. Du meinst, von Ansehn -

164.2

Antonio. Nein, von Namen.

164$5

Kirchendiener. Warst Du schon $ in dieser Kirche?

165

Antonio. Niemals.

165$6

Kirchendiener. Ei, Herr, wie sollt' $ ich die Namen Aller kennen,

167 167$8

1

die außer der Kirche sind? Antonio. Nun dann, es thut zur Sache nichts. $ Ich bin

168

Auf Reisen, hab hier angesprochen,

169

Und finde Alles voller Leid und Trauer.

170

Unglaublich dünkt's mich, was die Leute sagen,

171

Es hab' der Oheim dieses Kind erschlagen.

172

Du bist ein Mann doch, den man zu dem Pöbel

173

Nicht zählt, und der wohl hie und da ein Wort

In Vs 15711 wird d e r Sprecherwechsel nur indirekt angezeigt, i n d e m das Nein etwas unterhalb des Zeilenniveaus steht; V s 157 I ordnet Nein eindeutig Antonio zu. Leb wohl Rodrigo (Vs 158).

2

V o m Autor versehentlich nicht getilgt.

Darunter: (Katze frißt Mäuse und Speck

obenein)

149

174

Von höhrer Hand erhorchen mag. Nun, wenn's

175

Beliebt, so theil' mir, was Du wissen magst,

176

Fein ordentlich und nach der Reihe mit.

193,7$4 Kirchendiener. Ich fahre fort. $ Die Todesnachricht hätte in Gossa

1

Seite 12 177S8

Kirchendiener. Herr. Von alten Zeiten her $ giebt's einen Erb=

178S9

vertrag zwischen den beiden Häusern $ von Gossa

179$80

und von [Haldolid] a

A

194$5

keine so große Trauer $ erwecken können, als die

195

Nachricht, daß unser Herr am Leben sei.

Seite 13 196

Antonio. Wer sagte Dir das?

196$7

Kirchendiener. Herr, es sind zwanzig Jahre vorbei, $ kann's

Ciella b ; einen Erbvertrag, sag

ich, $ kraft

197

nicht mehr beschwören.

180$1

dessen nach dem gänzlichen Aussterben $ des einen

197

Antonio. Sprich weiter.

181 $2

Stammes das sämmtliche Besitzthum $ desselben

198$9

Kirchendiener. Ich spreche weiter. Seitdem haben $ sie

182

an den andern Stamm fallen sollte.

von Gossa

183

Antonio. Zur Sache, das gehört zur Sache nicht.

199S200

184

Kirchendiener. Ei wohl, Herr, der Erbvertrag gehört zur

200$ 1

wie die Katze nach dem Knochen, $ an welchem der

201

Hund nagt.

Sache.

immer nach unsrer Grafschaft herüber $ geschielt,

185

Denn das ist so viel, als wolltest Du sagen, [der] a

201

Antonio. Thaten sie das?

185$6

der Apfel $ gehöre nicht zum Sündenfall.

201 $2

Kirchendiener.

Antonio. Nun, weiter.

187$8

Kirchendiener. Nun weiter. Als unser jetziger Herr $ [zur] a A die b Regie= rung [kommen]"

oft

$

unserm

Herrn

ein

Junker

gebohren ward,

186

188$9

So

A

203 203

übernehmen

b

sollte, ward $

er

soll der Graf Alonzo blaß geworden sein. Antonio. Wirklich?

203$4$5 Kirchendiener. Nun, $ weil doch alles Warten

und

Gedulden $ ver=

plötzlich krank. Zwei 189$90

Tage lang lag er $ in der Ohnmacht, man hielt

205$6

gebens war, und die zwei Jünglinge wie $ die

190$ 1

ihn für todt, $ und der Graf Alonzo, als Erbe, machte

206

Pappeln blühten, so nahm er kurzweg die Axt,

191 $2

bereits Anstalten $ die Hinterlassenschaft in

207$8

und fällte # A vor der Hand b den Einen, $ den jüngsten,

192$3

Besitz zu nehmen, als $ unser Herr wieder er=

193

wachte.

208

Jahren, der hier im Sarge liegt.

193.1 193.2

von neun

Antonio. Sprich deutlich. Welche Anstalt traf er?

209

Antonio. Nun das erzähl', wie ist das zugegangen?

Kirchendiener.

210

Kirchendiener.

Ei

nun, er

ließ

Kisten

und

Kasten

verschließen, bewachen-

ich

erzählen. Denk', Du

versiegeln, 193.3

Nun gut, # A Herr b , das will

210$1

seist $ Graf Raimond, unser Herr, und giengest

Antonio. Nun?

211$2

an einem Abend $ spatzieren, weit ab, ins Gebirge.

193.5

Kirchendiener. Nun, das that er. Weiter nichts.

213$4

Nun denke Dir, Du fändest dort plötzlich $ Dein

193.6

Antonio. Fahre fort.

214

Kind todt auf der Erde, neben ihm kniend zwei

214$5

Männer $ aus dem Fußvolk von Gossa, mit

215$6

blutigen Messern in den Händen. $ Du, wüthend,

193.4

Am Seitenende rechts unten Kreismarkierung mit senkrecht durchgezogenem Strich.

Dir

216$7

zögst das Schwerdt, $ und machtest sie beide nieder.

235

Seite 14 Antonio. That das Dein Herr?

218$9

Kirchendiener. Herr, der Eine b[e] a lieb noch am Leben,

236

als er's gestanden, verblich er.

236$7

Antonio. So, $ verblich - Und weiter weißt Du nichts?

hat's gestanden.

237

Kirchendiener. [Nei]a Herr, nichts.

219

Antonio. Gestanden?

237

Antonio. [Ich danke Dir. Leb wohl (Beide ab)]" (bleibt in

220

Kirchendiener. Ja, Herr, er hat's rein heraus gestanden. 237$8

A

220$ 1

Antonio. Was $ hat er gestanden?

221 $2

Kirchendiener. Daß Graf Alonzo $ ihn zum Morde

222 223 223 224$5

Gedanken stehen)bl

und # A ihm b im Voraus bezahlt habe.

238

Gesehn? Antonio. Den suchst Du? Freund, ich gehe mit Dir. ([Beide]"

Antonio. Hast Du's gehört? Mit Deinen eignen Ohren?

b

a

bl

Antonio. #O [das ist]» höllisch [!] ->ist's!

225$6

Erzähl[e mir's]a s b genau, $ sprich, wie gestand er['s]a A

Λ

Alle1'ab)

Rodrigo und Juan (treten von der anderen Seite auf)

Aus seinem Munde? Kirchendiener. Herr, ich hab's gehört und die ganze $

225

esb?

239

Ist's, Ist's wahrhaftig - Sprich, - Und so in Thränen?

241

Warum denn so in Thränen, so erhitzt?

242

Hat Dich die Mutter Gottes so begeistert,

243

226

Kirchendiener. Auf der Folter.

226$7

Antonio. [Auf $ der Folter?] b2 So. Weiter. Sag mir seine

244 245

Worte. Kirchendiener. Herr, $ die hab' ich nicht genau gehört,

245 246

außer

Rodrigo. Wie kamst Du denn zu diesem Schleier? Er

240

243

227$8

ll2llß Ein Diener (trit auf) [Habt ihr]a Habt Ihr $ Graf Rodrigo

238

Gemeinde.

Vor der Du knietest? Juan.

Gnädger Herr[,]a # A - b als ich

Vorbeigieng an dem Bilde, riß es mich Gewaltsam zu sich nieder Rodrigo.

Und der Schleier?

Wie kommst Du denn zu diesem Schleier, sprich?

228$9

Eines. $ Denn es war ein Getümmel auf dem Markte,

247

[Ro]a ->Juan. b Ich sag' Euch 3 ja, ich fand ihn.

230

wo er gefoltert ward, daß man sein Brüllen

247

Rodrigo.

kaum hören konnte.

247

Juan.

231 231 $2 232 233

Antonio. Du sagtest, außer Eines. $ Nenne mir Das eine Wort, das Du gehört. Kirchendiener. [Herr, das ]a A Das eine Wort b war[-] a ->: b Alonzo.

234$, 1

248

Wo? Im Thale

Zu Santa Kruz.

Seite 16 248 249 249

Seite 15

3

Kirchendiener. Herr, weiter war es nichts. Denn bald

219

abgeschickt,

2

So. - Nun was war's weiter? darauf,

217

und $ der

1

234

Rodrigo.

Und kennst nicht die Person,

Die ihn verlor" enb ? Juan.

- Nein.

p3

Antonio. Alonzo? $ Sagt er das? Bist Du's gewiß?

Dieser Teil des Vs 225 steht am Rand. Nachträglich an den Rand geschrieben, dann wieder getilgt. Die Einfügemarke verweist auf Vs 234,1, der am Rand steht.

Korrektur unter der Zeile. Ansatz des Autors, bereits an dieser Stelle mit der 2. Szene des 1. Aktes zu beginnen, jedoch nicht ausgeführt. Darüber von fremder Hand: Dir

249

Rodrigo.

Gut. Es thut nichts[;] a ->. b

250

Ist einerlei - U n d weil er Dir nichts nützet,

251

N i m m diesen Ring und laß den Schleier mir.

252

Seite 17 = Einlegeblatt Nr.3

Juan. D e n Schleier - ? Gnädger Herr, # A was b denkst D u ? Soll Ich das G e f u n d e n e an Dich verhandeln?

253 254

Rodrigo. Nun, wie Du willst - Ich war Dir i m m e r gut, Und wills Dir schon so lohnen, wie Du's wünschest.

255

(Er käßt ihn und will gehn) 256

Juan. Mein beßter Herr - O nicht - o n i m m mir Alles, Mein Leben wenn Du willst -

257 257

Rodrigo.

Du bist j a seltsam.

258

Juan. Du nähmst das Leben mir mit diesem Schleier.

259

D e n n einer heiligen Reliquie gleich,

260

Bewahrt er mir das Angedenken an

261

Den Augenblick, wo seegensreich, heilbringend,

262

Ein Gott ins Leben mich, ins ewge, führte.

263

Rodrigo. Wahrhaftig? - Also fandst D u ihn wohl nicht? Er ward Dir wohl geschenkt? W a r d er? N u n sprich.

264 Gestr. -->298 265

[Juan. 1 Fünf W o c h e n sinds - nein morgen sinds fünf

265

Wochen, 266

Juan. Fünf W o c h e n sind's - nein, morgen sind's fünf Wochen,

Als ich, im Jagdgefolge Deines Vaters

266

Als sein gesammt beritt' # A Jagd b Gefolge

267

Dein Vater in die Forsten führte. Gleich

268

[Vom Schloßplatz flog das ganze R o ß g e w i m m e l

269

Wie ein gekrümmter Fischbein]

268

V o m [Schloßp] a ->P b latz, wie['n ] a

269

Das ganze R o ß g e w i m m e l ab in's Feld.

270

Mein Pferd, ein ungebändigt tückisches, 2

A

ein b g e k r ü m m t e r

Fischbein, flog

270

Ein Windspiel mißte, und, es suchend, selbst

' 1

Daneben Nr.3 als Verweis auf das 3. Einlegeblatt = Seite 17.

2

271

Von Hörnerklang, und Peitschenschall, und Hund-

272

Geklaff verwildert, eilt ein Eilendes

273

Vorüber nach dem andern, streckt das Haupt

274

Vor Deines Vaters R o ß schon[,] a an der Spitze. -

nes versehentlich gestrichen, vom Herausgeber wieder rekonstruiert. Die Zeile wurde nachtraglich interlinear eingefügt.

Seite 17=Einlegeblatt Nr. 3 (Fortsetzung) 275

Gewaltig drück' ich in die Zügel, doch,

276

Mich im Gebirge von dem Troß verlor.

276

Als hätt's ein Sporn getroffen, nun erst greift

277

Wie ich, schon hastig, nur dem Jagdhorn folgend,

277

Es aus, und [von] a A aus b dem Zuge, wie der Pfeil

278

In grader Linie fort durch Strauch und Moor

278

Aus seinem Bogen, fliegt's dahin - Rechts 1

Seite 19

279

In eine Wildbahn reiß ich es, bergan,

280

Und weil ich meinen Blicken auf dem Fuß

281

Muß folgen, eh' ich, was ich sehe, wahr

282

Und moosigem Gestein mich winde, gleitet

282

Kann nehmen, stürz ich, Roß und Reuter, schon

283

Mein Fuß, mein Haupt zerschlägt sich an dem Felsen •

283

Hinab in einen Strom -

283

Rodrigo. Nun?

283 284 285

Rodrigo.

Nun Gott sei Dank,

Daß ich auf trocknem Land Dich vor mir sehe. Wer rettete Dich denn?

285

Juan. Der Gott der Liebe wohnte in dem Moose.

285

286

Denn wie das Leben und das Licht der Augen

286

Daß ich's mit einem Worte nennen soll!

287

Mir wiederkehrten, stand

287

Ich kann's Dir nicht so sagen, wie ich's meine,

288 289

Ein strahlenreines Wesen vor mir.

Juan-

Wer, fragst Du? Ach,

Es war ein nackend Mädchen.

289

Rodrigo. Wie? Nackend?

289

Juan.

290

Strahlenrein[!] a ->, b wie eine Göttinn

Hervorgeht aus dem Bade. A [Aus einem Bade steigt.] b Zwar ich sah

Seite 18=Rückseite des Einlegeblatts Nr. 3 291

Sie fliehend nur in ihrer Schöne - Denn

292

Als mir das Licht der Augen wiederkehrt,

293

Verhüllte sie sich -

293

Rodrigo. Dein Engel?

293

Rodrigo.

293

Juan. Mir ein Engel war das Mädchen

293

Juan.

294

Nun? Ach, doch ein Engel

Schien sie, als sie verhüllt mir wiederkehrt.

295

Denn das Geschafft der Engel that sie, reichte

295

Denn das Geschafft der Engel that sie, hob

296

Die Hand [dem] a A mir b Hingefallnem - lös'te denn

296

Zuerst mich Hingesunknen - lös'te dann

297

Von Haupt und Nacken schnell den Schleier, mir

297

Von Haupt und Nacken schnell den Schleier, mir

Das Blut, das strömende, zu stillen.]

298

Das Blut, das strömende, zu stillen.

298 298 299 299 300

Rodrigo.

O

Du Glücklicher! Juan.

Still saß ich, rührte nicht ein Glied,

Wie eine Taub' in Kindes Hand.

Daneben von fremder Hand herum

153

324

Rodrigo.

301

Juan. Mit Tönen, wie aus Glocken - fragte stets

325

So wenig Seelen in dem Hause, die

302

Geschäftig, wer ich sei? Woher ich komme?

326

W i e Deine, zartbesaitet,

303

- Erschrack dann lebhaft, als sie hört', ich sei,

327

Vom Athem tönen.

304

Aus Ciella.

328

Und weil uns nun der Schwur der Rache fort

329

Ins wilde Kriegsgetümmel treibt, so laß

330

Uns brüderlich zusammenhalten, kämpfe

304

Rodrigo.

304

Juan-

Und sprach sie nicht?

Mir einen solchen Freund gewünscht. E s sind

300

W i e ? Warum denn das? Gott weiß:

305

Doch hastig fördernd das Geschafft, ließ sie

331

306

Den Schleier mir und schwand?

331

Juan.

332

Rodrigo. Das fragst Du hier an dieser Leiche? Gegen

306 307 307

Rodrigo.

Und sagte sie,

Dir ihren Namen nicht. Juan.

333

Dazu war sie

333

Du stets an meiner Seite. Gegen wen - ?

Alonzos [fluchbeladenes]" A [] b l frevelhaftes 0 2 Haus. Juan.

O Gott,

308

Durch Bitten nicht, nicht durch Beschwören zu

334

309

Bewegen.

335

Rodrigo. Was, bist Du rasend?

335

Juan.

Seite 20 309

Rodrigo.

309

Juan.

310 310 311 311 312 312

Seite 21

Was? Kennst

336

Ein schreckliches Bekenntniß Dir vollenden.

337

Es muß heraus aus dieser Brust - denn gleich

338

Den Geistern ohne Rast und Ruhe, die

339

Kein Sarg, kein Riegel, kein Gewölbe bändigt,

Ob ich sie kenne? Glaubst Du Thor,

Die Sonne scheine Dir allein? Juan.

340

Wie meinst

Du das - ? Und kennst auch ihren Namen? Rodrigo.

Rodrigo - Ich muß

Nein, das thut sie nicht.

Du sie? Rodrigo.

Laß ihn die Engellästrung nicht entgelten.

Nein,

So mein Geheimniß -

340

Rodrigo.

341

Juan. Nur Dir, nur Dir darf ich's vertraun - Denn hier

Du erschreckst mich. Rede.

313

Beruh'ge Dich. Den sagt sie mir, so wenig,

342

Auf dieser Burg - mich dünkt, ich sei

343

In einem Götzentempel, sei, ein Christ,

314

Wie Dir []

315

Wir unbescheiden ihn erforschen sollten.

344

Umringt von Wilden, die mit gräßlichen

316

Drumm laß uns thun, wie sie es will. Es sollen

345

Gebährden mich, den Haaresträubenden,

317

Geheimnisse der Engel Menschen nicht

346

Zu ihrem blut'gen Fratzenbilde reißen -

318

Ergründen. Laß - j a laß uns lieber, wie

347

- Du hast ein menschliches Gesicht, zu Dir,

319

Wir es mit Engeln thun, sie taufen, Mag

348

Wie [unt]a zu dem Weißen unter Mohren, wende

320

Die Ähnliche der Mutter Gottes auch

349

Ich mich - Denn niemand bei Gefahr des Lebens,

321

Marie heißen - uns nur, Du verstehst,

350

Darf außer Dir des Gottes Namen wissen,

322

Und nennst Du im Gespräch mir diesen Namen,

351

323

So weiß ich, wen Du meinst. Ich habe lange

351

al

- > , und droht mit ihrem Zorne, wenn b

1

Möglicherweise ? oder / s. Abb. 3.

2

Der mich entzückt Rodrigo.

Nicht entziffert, s. Abb. 4. Korrektur unter der Zeile.

O Gott! - # A D o c h b Meine Ahndung[?] a

-

?

358.9

b

352

Juan. Sie ist es.

352

Rodrigo (erschrocken)

Wer?

352

Juan.

Du hasts geahndet.

352

Rodrigo.

358.10

Die Wiege alles Herrliche mir gelegt.

358.11

Wa[ß] a ->s b meinst du wohl, Juan, wird es mich [wohl] a A nun b

Was

358.12

Wohl plötzlich, gleich als wär' ich unächt, ohne

353

Hab' ich geahndet? Sagt ich denn ein Wort?

358.13

Verschuldung, als die Schuld der Mutter,

354

Kann ein [Gedanke] a A Vermuthen b denn nicht trügen?

358.14

Des Glückes, mich hinaus an seine Schwelle,

354.1

O sprich es war [ein] a ->im b Irrthum - Vorschnell

354.2

Hast Du, gereizt, die Antwort übereilt.

354.3

Wie könntest Du denn wissen, was ich denke,

358.18

Und so wie ich, wärst du zerschmettert - Drumm

354.4

Da Du doch nicht allwissend bist? Dein Auge

358.19

So sag' es, sag' es frei heraus - Nicht wahr?

354.5

Reicht j a nicht weiter, als an meinen Rock.

358.20

Das Mädchen, dem der Schleier angehört,

354,6$354

Drumm sage mir's, und laß das Rathen.] $ Mienen

358.21

Ist Ignez nicht, nicht Ignez Ghonorez?]

355

Sind schlechte Räthsel, die auf Vieles passen,

359

356

[Und decken einem steifen Schleier gleich

359

Rodrigo.

357

Die Seele - Drumm nenne mir den Namen -

360

Juan. Als sie auf den Bericht, ich sei aus Ciella,

356

Und übereilt hast Du die Auflösung.

[Sprich

358.15 358.15

fragend

357

a

b

Nicht wahr, das Mädchen, de[m der] ->ssen Schleier [ist]" A hier, b

358

Ist Ignez nicht, nicht Ignez Ghonorez?

Seite 22 358,1

[Juan. O Gott, und doch -

Rodrigo.

Nein höre, nein, wir irren uns.

Dem Elend preißgegeben, setzen? Juan.

O

358.16

Dein Klagelied spielst Du auf meiner Seele.

358.17

Rodrigo. Nun also - Sieh, wir sind Brüder fast,

Juan. Ich sag' Dir ja. sie ist es. O mein Gott!

361

Schnell fortgieng, folgt' ich ihr von Weitem

362

Bis Gossa fast, wo mir's ein Mann nicht einmal

363

Nein zehenmal bekräftigte.

363

//Rodrigo.// [(an seinem Halse)F|

364

Laß mich nicht sinken - Alles wankt und wechselt]

363 364

358.1

1

Ich seine Gunst erkennen konnte, auf

O halte -

Rodrigo [(lehnt sich an seine Schulter)]b

O Laß

An Deiner Brust mich ruhn, mein lieber Freund.

Seite 2 3

358.2

Denn was ich dachte, war so von der Hölle

364.1

[Vor meinem Geiste seinen Platz - Mir ist's

358.3

Ersonnen, daß ichs Dir, Dir selbst nicht glauben,

364.2

Als lag die Erde auf mir, unter mir

358.4

Nicht glauben würd', es sei auf Erden wahr,

364.3

358.5

Ja sieh - fast schäm' ich mich. Stets hat das Schicksal

364

358.6

Auf Händen fast mein Herz getragen, mir

365

Mich sinngeändert vor Dir zeigen, soll

358.7

Wie einem Lieblingskind' fast jede Laune

366

Die schlechte Meinung Dir benehmen, Dir,

358.8

Und überschwenglich erfüllt - sogar noch ehe

367

Wenns möglich, eine bessre abgewinnen,

368

- Gott weiß, das ist ein peinliches Geschafft.

Ein Abgrund ohne Maaß und Licht - ] Antonio (trit auf)

Ich soll

Die Einfügemarke verweist auf die V s 35611 Β - 358 11 quer am Rand. Der Ersatz der V s 356-357 und die Einfügung erfolgte nach der Tilgung der V s 358,1 - 358,2.

1

Die Einfügemarke verweist auf die V s 36311 - 36411 am Rand.

369

Laß gut sein, Rodrigo. Du kannst mir's glauben,

380.16

Wie eine Gottesstimme mich entsetzen,

370

Ich wußte nichts von Allem, was geschehn.

380.17

Dein bloßes Antlitz mich zu Boden schlagen,

380.18

Nicht wagen werd ichs aus dem Staub an Dich Das schuldbewußte Aug' hinaufzuheben.

(Pause; da Rodrigo nicht

aufsieht.)

371

Wenn Du's nicht glaubst, ei nun, so laß es bleiben.

380.19

372

Ich hab nicht Lust, mich vor Dir weißzubrennen.

380.20

373

Kannst Du's verschmerzen, so mich zu verkennen,

380.21

374

Bei Gott, so kann ich das verschmerzen.

380.22

Antonio. W o bist Du, Rodrigo - ? Ich f ü r sie kämpfen? Sagt ich Dir nicht, daß ich zu Euch mich schlage? Rodrigo. Zu uns? W a s bist Du rasend? Heimlich jetzt,

375

Rodrigo (zerstreut) Wie sagst Du, Antonio?

380.23

Da eine Mordschaar auf ihr Leben lauert,

376

Antonio. Ich weiß, was Dich so zäh macht in dem

380.24

Willst Du den einzgen Schutz, den letzten Freund,

380.25

Gleich einem vogelfreien Haupt ihr rauben?

Argwohn. 377

S'ist wahr, und niemals [brauch] a A werd' b ich [das zu] a A

's b läugnen, ja,

380.26

O nein, o thu das nicht - Wir sind so stark,

380.27

Daß uns Dein Arm nur wenig nützen mag

378

Ich hatt' das Mädel mir zum Weib' erkohren.

380.28

Sie, sie bedarf ihn - Stell Dich ihr zur Seite,

379

Doch eh' ich j e mit Mördern mich verschwägre,

380.29

Verlaß sie nicht, wohin sie gehn mag folge.

380

Zerbreche mir die Henkershand das Wappen.

380.30

Die Blume, die sie pflückt, kann man vergiften,

380.31

Drum koste, prüfe, untersuche Alles,

Gestr.—>380,47 380.1

rRodrigo (schnell zu ihm gewandt)

Ja Du, Du liebst sie

auch - Verziehn sei Alles.

380.32

Was sie genießen mag, bis auf die Luft.

380.33

Und schläft sie, Nachts, verdopple Deine Angst,

380.2

Vergieb auch mir. Ich habe Dich beleidigt,

380.34

Dreifache Thüren riegle dreifach, wache

380.3

Dich tief gekränkt, den schönen, hohen Eifer[,] a

380.35

Selbst schlaflos an dem Bette - denn fünfhundert

380.4

Empörend Dir misdeutet - Wußt' ich denn

380.36

Geschworne Mörder dürsten nach ihr Blut, 1

Von welchem Gott Dir die Begeistrung kam?

380.37

Und in dem ganzen haßentflammten Ciella,

380.38

Ist Einer nur, der sie nicht würgen will. 2

380.5 380.6 380.7 380.8

Antonio. Nein, Du verkennst mich noch. Mein Eifer war Nur der Betrogene des Rechtgefühls. Rodrigo. Ach, Du wirst für sie kämpfen - Glücklicher!

380.39

Antonio. Mein beßter Rodrigo -

380.40

Rodrigo. Nicht hassen will ich Dich. b 3 Drum gehe, gehe, O säume nicht - Denn während wir hier sprechen,

380.9

Wie wird Dein Innerstes vor Wollust zittern,

380.41

380.10

Wenn Du die Rüstung nimmst, das Roß besteigst,

380.42

Kann schon ein Pfeil nach ihrem Herzen zielen.

380.11

Das Bäumende, das in die Lüfte jauchzt,

380.43

So kommt denn - - Wie betraten wir dies Haus?

380, li

Und um Dein zürnend Haupt das Schwerdt nun

380.44

Und wie verlassen, wir es [nun] a ?

380.45

Verstoßene des Schicksals, Hand in Hand

380.46

Hinaus ins Elend aus dem Paradiese,

380.47

Aus dem des Cherubs Flammenschwerdt uns treibt!

schwingend 380.13

1

(Er umschlingt Beide) O ihr Brüder

Gleich einem Blitzstrahl in die Feinde wetterst.

Seite 24 380.14

- Mir ein Racheengel wirst Du scheinen.

380.15

Erstarrt an Deinem Anblick wird Dein Wort 1 2

Zeile wurde vom Autor nachträglich eingefügt.

3

Am Rand: Es muß ein Diener (auftreten) Am Rand: Womit hat sie es denn verschuldet? Am Rand.

(Alle ab)]

394

Seite 25

381 382 382 383

Ignez. Ich weiß es wohl, daß mich der Pater schilt,

395

Doch glaub' ich, er versteht es nicht. Denn sieh,

396

Wie ich muß lachen, eh ich will, wenn Einer

Rodrigo (fällt ihm plötzlich um den Hals)

397

Sich lächerlich bezeigt, so muß ich weinen,

Antonio. Was ist Dir, Rodrigo? Was hat [Dich] a so

398

Wenn Einer stirbt.

plötzlich

398

Dich und so tief bewegt?

399

Rodrigo.

399

Gieb Deine Hand,

Großvater.

Warum denn, meint der Pater,

Sollst Du nicht weinen? [Armgard] a Ignez. b

Ihm sei wohl, sagt er.

Seite 28

Verziehn sei Alles -

383

Antonio.

Thränen? Warum Thränen?

400

Großvater. Glaubst Du's?

384

Rodrigo. Laß mich, ich muß hinaus in's Freie.

400

Ignez.

(Rodrigo schnell ab; Antonio und Juan folgen) Seite 27 (Seite 26=unbeschrieben) 2Î Scene. [Ein Zimmer]*

Gossa.

Ein Zimmer

im

Schloß. Ignez führt ihren Großvater in einen Sessel. 385

Doch glaub ich fast, er sagts nicht wie ers denkt.

402

Denn hier war Philipp gern, wie sollt' er nicht?

403

Wir liebten ihn, es war bei uns ihm wohl,

404

Nun haben sie ihn in das Grab gelegt -

405

Ach, es ist gräßlich - Zwar der Pater sagt,

406

Er sei nicht in dem Grabe - Nein, daß ich's

407

Recht sag', er sei zwar in dem Grabe - Ach,

408

Ich kann's [Euch] a

Großvater. Igne[s] a ->z b , wo ist Philipp? 3 A

Dir alle Tage,

409

Und schrieb's Dir auf ein Blatt wärst Du nicht blind.

410

388

Komm her, ich schreib's Dir in die Hand.

410

Ignez. Du lieber Gott, ich sag's [Euch]

Großvater.

389

Ignez. Es hilft, [ihr]" NlOulM [k[ö] a [a] b nn[ts] a ->[sts] b ] c [ A das] c A glaub[e] c [mir glauben.] c A mii c 's. d

389 390

Ich seh es, wo er ist, am Hügel. Denn Woher der Hügel? Großvater.

Hilft das?

Ach, es hilft # A [mir a ] b nicht.

Großvater. Ignez.

Ich meine

b

[Ich meine] 3 [v] a ->V b or[m] a A dem b Vergessen. Ich vor[m] a A dem b Erinnern.

390

Großvater.

391

Ignez. Guter Vater.

392

Großvater. Liebe [Armg] a ->Ignez. b a

Dir b nicht so wiederbeichten.

[0] b

Wahr

[# A sprichst

411

- Ignez, der Pater hat doch Recht. Ich glaub's

412

Mit Zuversicht.

412

Ignez.

Doch seltsam. Ja, da mögt' es freilich doch

414

Wohl anders sein, wohl anders. Denn woher

415 415

Die Zuversicht? Großvater. A

Wie

willst

Du's

halten,

Ignez ? b

393

Ignez. Fühl[t] mir einmal die Wange an.

416

Großvater.

416

Großvater.

417

Ignez. Ich wills erst lernen. Vater.

417

Großvater.

V o m Autor versehentlich nicht gestrichen.

sehr

Mit Zuversicht? Das ist

413

393

Du weinest?

Du a ] b

[W] b wahr!

388

389

A

Kurz, b

387

386

Der Pater freilich soils verstehn,

401

Ignez. Wie meinst Du das? Ich meine, wie Du's glaubest. Wie? Du bist

[Armgar] a

158

418 419

Ignez. Bald fünfzehn.

419

Großvater.

420 420

439

Nicht eingeseegnet? Sprich, wie alt denn bist Du?

Seite 30 439

Sieh, da könnte j a ein Ritter

Bereits Dich vor den Altar führen. Ignez.

Meinst Du?

Seite 29 Großvater. Das mögtest Du doch wohl?

421

Ignez.

422

Großvater. Kannst auch die Antwort sparen. Sag's

Das sag' ich nicht.

de[m]a ->r b [Vater ] a Butter 1 ·, 423 424

[Daß er]" A Sie sollb den Beicht'ger zu Dir schikke nb. Ignez. Großvater.

424

Ignez.

425 426 426 427

441

Ich sie.

441

Großvater.

442

Sieh, wenn ich diese Puppen halt[e]a ,->' b ist mir's, Als säße Philipp an dem Tisch. Denn hier

444

Stellt' er sie auf, und führte Krieg, und sagte

445

Mir an, wies abgelaufen.

b

Sag's ih[m]a ->r b gleich.

447

Nein, lieber

447

Sag Du es ih[m]a ->r b . [Er] a A Sie b mögte ungleich von

Ignez.

Diese Reuter,

Sprach er, sind wir, und dieses Fußvolk ist Aus Ciella. Großvater.

Nein,

Du

sagst

nicht

recht.

448 Ignez, führe meine Hand

Zu Deiner Wange.

War nicht aus Ciella, sondern war der Feind.

449

Ignez. Ganz recht, so mein' ich es, der Feind aus Ciella.

450

Großvater. Ei nicht doch, Ignez, nicht doch. Denn wer

427

Ignez (ausweichend) Franziska (trit auf)

451

428

Großvater. Franziska, hier das Mädel klagt Dich an.

452

Ignez. Was weiß ich? Alle sagens.

Was soll das?

sagt Dir,

452

Großvater.

429

Es rechne ihr das Herz das Alter vor,

430

[Ein jeglich Glied sei in der holden Blüthe] a

A

Ihr

453 454

blühend Leben sei der Reife nah , b

Daß die aus Ciella unsre Feinde sind? A

[Glaub] bl Sags nicht nach.

Sie sind uns j a die nahverwandten Freunde. Ignez. Wie Du nur sprichst! Sie haben Dir den Enkel

431

Und knüpft' ihn Einer nur, so würde, meint sie,

455

432

Ihr üppig Haupthaar einen Brautkranz fesseln, -

456

433

Du aber hättest[st]a ihr # A noch b die Einseegnung,

456

Großvater.

Den Ritterschlag der Weiber, vorenthalten.

457

Franziska. Ei Ignez, immer trägt [die Jugend in] a

434 435

Franziska. Hat Dir Antonio das gelehrt?

435

Großvater.

436 436 437

Ei nun, ich wills dem Vater sagen.

Den Bruder mir vergiftet, und das sollen Nicht Feinde sein Vergiftet? Unsern Philipp?

Herzen das Geheimniß 458

Franziska,

[Dem Herzen das Geheimniß]a A Die Jugendb, wie

Seite 31 459

Gedulde Dich bis morgen, willst Du das?

Ignez. Geheimniß! [Jeder]a A Allen Kindern in dem

(Ignez küßt die Hand ihrer Mutter) 438

Hier, Ignez, ist die Schachtel mit dem Spielzeug.

b

Den Vogel in der Hand.

Sprich, ist sie roth? Franziska.

Das

Fußvolk

Mir denken. Großvater.

Die Reuter Philipps? Gieb sie her.

443

446

Da kommt d[er Vater] -> ie Mutter .

424

A

Den Gärtnerkindern,

Den hinterlaßnen Freunden Philipps schenk'

445

Horch! a

Ignez.

440

(Er macht die Schachtel auf. )

421

423

Was wolltest Du damit?

'

Möglich ist auch [Glaub]a (Sofortkorrektur).

A

im

Alonzo und der Gärtner (treten auf)

Schlosse 6 460

[Im Schlosse weiß es.]"

A

Ist es bekannt . Hast Du, b

[es] a A Du b selb[st] a ->er b es 461 461

485 486

Nicht öffentlich gesagt? Franziska.

Seite 3 2

Gesagt? Und öffentlich?

Gärtner. Wie Feigen, Herr.

Was hätt' ich öffentlich gesagt? Dir hab'

487

Alonzo. Hilft nichts. Reiß aus, reiß aus.

463

Ich heimlich anvertraut, es könnte sein,

488$9

Gärtner. Herr, ich will lieber zehn Felder $ mit

464

War möglich, hab den Anschein fast -

465 466 467

Großvater.

Buchsbaum

Franziska,

Du thust nicht gut daran, daß Du das sagst. Franziska. Du hörst ja, ich behaupte nichts, will Keinen Der

That

beschuld[i] a

->' b gen,

will

von

489

Bepflanzen, als eine Kohlstaude ausreißen.

490

Alonzo. Du bist ein Narr. Ausreißen ist ein froh

490$1

Geschafft,

$

geschiehts,

um

etwas

Besseres

zu

pflanzen.

Allem

schweigen.

492

Denk' Dir das junge Volk von Bäumen, die,

468

Großvater. Der Möglichkeit doch schuldigst Du sie an.

493

Wenn wir vorbeigehn, wie die Kinder tanzen,

469

Franziska. Nun das soll Keiner mir bestreiten - Denn

494

Und uns mit ihren Blüthenaugen ansehn.

470

So schnell dahin zu sterben, heute noch

495

Es wird Dich freuen, Hans, Du kannst mir's glauben.

471

In Lebensfülle, in dem Sarge morgen.

496

Du wirst sie hegen, pflegen, wirst sie wie

472

- Warum denn hätten sie vor sieben Jahren

497

Milchbrüder Deiner Kinder lieben, die

473

Als mir die Tochter starb sich nicht erkundigt?

498

Mit ihnen Leben ziehn aus Deinem Fleiße.

474

War das ein Eifer nicht - Die Nachricht bloß 1

499

Zusammen wachsen wirst Du sie, zusammen

475

Der Krankheit konnte kaum in Ciella sein,

500

Sie blühen sehn, und wenn Dein Mädel Dir

476

Da flog ein Bote schon herüber, fragte

501

Den ersten Enkel bringt, gieb Acht, so füllen

477

Mit wildverstörter Hast im Hause, ob

502

Zum Brechen unsre Speicher sich mit Obst.

478

Der Junker krank sei? - Freilich wohl, man weiß es

503

Gärtner. Herr, werden wir's erleben?

479

Was so besorgt sie macht[e] ->' , der Erbvertrag,

503$4

Alonzo. Ei, wenn nicht wir, $ doch unsre Kinder.

480

Den wir schon immer, sie nie lösen wollten.

504$5

Gärtner. Dein Kind? Herr, $ ich mögte lieber eine

481

- Und nun [das]a ->die b ungewöhnlich e b ,

a

Erstaunen] 482

11 A

Umwandlung

b

Eichen=

[zum

b

505$6

pflanzung $ groß ziehn, als Dein Fräulein.

[So schnell erfolgte Umwandlung]" A [die plötzlich des

506

Alonzo. Wie meinst Du das?

Leichnames] 6 #Die plötzliche, des Leichnames 02 in

507

Gärtner. Denn wenn's keinen Nordostwind giebt, [so] a

Fäulniß -

Seite 33

483

- Doch still. Der Vater kommt. Er hat mir's streng

508

484

Verboten von dem Gegenstand zu reden.

509 509$ 10

2

Daß Deine Rüben süß wie Zucker sind -

487

462

464

1

Alonzo. Kann Dir nicht helfen, Meister Hans. Geb' zu,

bloß zunächst vom Autor gestrichen, dann durch Unterpunkten wieder eingesetzt. Am Rand.

510 510$1

mit dem Beile sollte mir keiner heran kommen, wie bei Junker Philipp. Alonzo. Schweig still. Ich kann das alberne $ Geschwätz Im Haus'nicht leiden. Gärtner. Nun, ich pflanze $ die Bäume Herr; aber könnt

Ihr

531$2

Gerüchts, $ den Funken vorzuhalten, den Er $ einer Fackel gleich zurückwirft.

511 $2

die Früchte nicht essen, $ der Teufel soll mich holen,

532$3

512.1 $2

wenn ich nicht lieber die Bäume umhaue, $ ehe ich

533

512.2

einen Apfel nach Ciella schicke, (ab)

534

513

Fr. 1

Vorgehalten?

O mein Gemahl, die Sache lag so klar[,] a

(Während der letzten Worte verbirgt lgnez. das

535

Vor aller Menschen Augen, daß ein Jeder

Haupt an die Brust ihrer Mutter.)

536

Noch eh man es verbergen konnte, schon

Alonzo. Was ist das? Ich crstaunlel11 ->' b - O daran ist

537

Von selbst das Rechte grif.

514

Beim Himmel, niemand Schuld als Du, Franziska.

537

515

Das Mistraun ist die schwarze Sucht der Seele,

538

Vor achtzehn Jahren, als Du schnell nach Ciella

516

Und Alles, auch das Schuldlos-Reine zieht[,] a

539

Zu Deiner Schwester eiltest, bei der ersten

517

Fiir's kranke Aug' die Tracht der Hölle an.

540

Geburt ihr beizustehn, die Schwester nun

518

Das Nichtsbedeutende, Gemeine, ganz

541

Als sie den [N]a ->n b eugebohrnen Knaben todt

519

Alltägliche, spitzfündig, wie zerstreute

542

Erblickte, Dich beschuldigt hätte, Du,

520

Zwirnfaden wird's zu einem Bild verknüpft,

543

Du hättest - Du verstehst mich - heimlich ihm,

521

Das uns mit gräßlichen Gestalten schreckt.

544

Verstohlen, während Du ihn herztest küßtest -

522

Franziska, o das ist sehr schlimm -

545

Den Mund verstopft, das Hirn ihm eingedrückt -

522 523 523

Franziska.

546

Mein theurer

Alonzo.

Franziska. O Gott, mein Gott, ich will ja nichts mehr sagen,

Gemahl Alonzo.

Was meinst Du? Wenn

Hätt'st Du nicht wenigstens das Licht,

524

Das wie Du vorgiebst Dir gezündet ward,

525

Verbergen in dem Busen, einen so

547

Will niemand mehr beschuld'gen, will's verschmerzen,

548

Wenn sie dies Einzge nur, dies Letzte nur

548

Uns lassen -

a

(Sie drückt lgnez mit Heftigkeit an sich)

526

Zweideut'gen Strahl nicht fallen lassen sollen[,]

527

Auf diesen Tag, den, hätt' er[,] a was Du sagst

528

Gesehn, ein mitternächtlich Dunkel ewig

549$, 1

Herr, es ist ein Ritter am Fallgitter. $ Er verlangt,

Wie den Charfreitag, decken müßte?

549.2

daß man es aufziehe, und ihn hineinreiten lasse, mit

549.3

[Euch] a Dir b zu reden.

529 529 530

Franziska.

Höre

549

Mich an -

550

Seite 3 4 530 531

Ein Knappe (trit auf)

Alonzo.F'

Seite 35

532

Die Kohle vorzuwerfen, die er spielend

551

533

Aufs Dach des Nachbarn trägt -

552

533 530$ 1

Franziska.

Ihm vorgeworfen?]

0

Dem Volk, diesem $ Hohlspiegel des

Die Einfügemarke verweist auf die Vs 53011 - 533 11 am Rand.

Großvater Ich will aufs Zimmer, lgnez, führe mich. (Großvater und lgnez ab)

[Dem Pöbel, diesem Staarmatz, diesem

Hohlspiegel des Gerücht[s,] a ->es, b diesem Käfer

Alonzo. Laß ihn hinein.

552 553

Franziska. Soll ich ihm einen Platz an unserm Tisch Bereiten? Alonzo.

Ja, das magst Du thun. Ich will

Indessen Sorge tragen für sein Pferd. (Beide ab)

Fr. = Franziska

Seite 36

(lgnez trit indessen auf, sieht sich um, schlägt ein Tuch über, setzt einen Huth auf, und geht ab.)

576

Alonzo und Aldo la ( treten aufi

577

554

Alonzo. Aus Ciella, sagst Du?

578

554

Aldola.

Ritter Aldola

578

555

Aus Ciella. Bin gesandt von meinem Herrn

579

556

Do[n] 3 ->m b Raimond Graf von Ghonorez an Dich

580

Alonzo Grafen Ghonorez.

581

557 557 558

Alonzo. Empfiehlt

Die Sendung Dich,

Aldola,

582 denn

Deines

Herren

Sind Deine # A Freunde b . Drumm so laß uns [über den Gebrauch]" A schnell b

560

Hinhüpfen [wie Bekannte]"

über den

Gebrauch 6 ,

Meine Rede

War fertig, Herr, noch eh' ich niedersitze. Alonzo. Willst Du so kurz sein? Ei, das thut mir leid. Doch wenn's so drängt, ich will's nicht hindern. Rede. Aldola.

Mich

schickt

mein

Herr,

Graf

Raimond

Dir wegen des an seinem Sohne Pedro

584

Verübten Mords den Frieden aufzukünden Alonzo. Mord?

586'

[nimms nicht übel] a A verzeih b 561

Wie Reiten fast und Küssen. Aldola.

583

585 A

Ei, Du Narr,

Stehn und Erzählen, das gehört zusammen,

Ghonorez,

[Freunde] 3 559

Alonzo.

587

Aldola. Doch soll ich, meint er, nicht so frostig reden,

Daß ich mich setze, setz' Dich zu mir, und [erzähle]"

588

Von bloßem Zwist und Streit und Kampf und Krieg,

562

Erzähle Alles was Du weißt von Ciella.

589

Von Sengen, Brennen, Reißen und Verhehren.

563

Denn wie, wenn an zwei Seegestaden zwei

590

Drum brauch' ich lieber seine eignen Worte,

564

Verbrüderte Familien wohnen, selten

591

Die lauten so: er sei gesonnen, hier

565

Bei Hochzeit nur, bei Taufe, Trauer, oder

592

Auf Deiner Burg ein Hochgericht zu bauen,

566

Wenn's sonst was Wichtges giebt, der Kahn

593

Es dürste ihm nach Dein und Deines Kindes,

567

Herüberschlüft, und dann der Bote vielfach,

594

Und Deines Kindes Blute - wiederholt' er.

568

[Noch eh' er reden] 3

595

A

[Daß er's kaum sagen b ] c Noch

eh' er reden 1 " kann, befragt wird, was

setz' Dich, guter Freund (Er höhlt einen Stuhl)

569

Geschehn, wie's zugieng, und warum nicht anders,

570

Ja selbst an Dingen, als, wie groß der Ältste,

595

571

Wie [alt der]" A viele Zähent M Jüngste, 3 ob die

596

[gelbe Katz] a Kuh b a A

Ge[worfen]

573

Doch nicht gehöret, sich erschöpfen muß -

kalbet und dergleichen, was zur Sache

574

Sieh, Freund, so bin ich fast gesonnen, es

575

Mit Dir zu machen. - Nun, beliebt's, so setz Dich.

576

597

War schon Dein Name? Setz Dich, setz Dich - Nun,

598

Sag an, ich hab's vergessen, [von woher] 3 A

599

Aldola. Herr, kann es stehend abthun.

599 600

V o m Autor aus 568 a durch Unterpunkten rekonstruiert. der versehentlich nicht wiederhergestellt. A m Rand: Ob der Jüngste Zähn ?

Du bist Aus Ciella nicht, nicht wahr? - Nun setz Dich, [setz Dich] 3 A - Wie"

b

572

Alonzo (steht auf, sieht ihm steif ins Gesicht) Ja so - Nun

b

wo , wo bist

[Bist Du geb] 3 Du her? b Aldola.

Gebürtig? Herr, aus Murcia.

- Was soll das?

1

Aldöberns Replik Mord (Erstdruck) fehlt in der Handschrift.

2

Reihenfolge der Korrektur nicht genau bestimmbar.

A

[von] 2

162

600 601

Alonzo.

611,11

So, aus Murcia - nun also

Aus Ciella [ - das] a A nicht Ich b wußt [ich] a A es b wohl,

612

Seite 37

ist Dein Herr? Es ist dl

a

Mit ihm[, Du] wohl, [Du verstehst ich meine daß] a A

(Er geht an die Thiire)

[nicht ganz richtigb]c nun, du weißt schon, was ich

meine d Franziska!

613

(Franziska trit auf)

614

Mir sei von meiner Mutter soviel Menschen-

615

Verstand nicht angebohren, als vonnöthen,

Von diesem Ritter, hörst Du?

616

Um einzusehn, Du seist ein Schurke? Frag'

(Franziska

617

Die Hund' auf unserm Hofe, sieh, sie riechen's

618

Dir # A an b und nähme Einer einen Bissen

602 603

A

611

nun setz Dich -

602

Alonzo. So ist er wohl - Du räthst es was ich meine?] 0

Laß mir doch den Knappen rufen

603

ab) Nun so setz Dich

Aldola. Den Teufel bin ich, was Du meinst - Denkst Du

604

Doch, Alter - Was den Krieg betrifft, das ist

619

Aus Deiner Hand, so hänge mich. - Zum Schlüsse

605

Ein lustig Ding für Ritter, sieh, da bin ich

620

So viel noch: Mein Geschäft ist aus. Den Krieg

606

Auf Deiner Seite -

621

Hab' ich Dir Kindesmörder angekündigt, (will ab)

622

Alonzo (hält ihn) Nein halte - Nein, bei Gott, Du machst

606

Aldola.

606

Alonzo.

[D] a ->M b einer Seite?

mi[r] a ->ch b bange.

Ja,

607

Was Henker denkst Du? Hat Dir Einer Unrecht,

623

608

Beschimpfung, oder sonst was zugefügt,

624

Ist doch so wenig arm an Sinn, daß mich's

609

So sag Du's mir, sag's mir, wir wollen's rächen.

625

Entsetzet - Einer von uns beiden muß

626

Verrückt sein, bist Du's nicht, ich könnt' es werden.

627

Die Unze Mutterwitz, die Dich vom Tollhaus

628

Errettet, muß, es kann nicht anders, mich

610

Aldola. Bist Du [verrückt]11

Λ

νοη Sinnen b , oder ist's

Verstellung? (Franziska, der Knappe, und Diener treten auf) Gestr. ->611,11

Denn Deine Rede, wenn sie gleich nicht reich,

629

Ins Tollhaus führen - Sieh, wenn Du mir sagtest,

Alonzo. Sag an, mein Sohn, wer $ [bist Du?

630

Die Ströme flössen neben ihren Ufern

611.1

Knappe. Heiße mit Namen Franzesko Wotta.

631

Bergan, und sammelten auf Felsenspitzen

611.2

Alonzo. Wo bist Du her?

632$, 1

In Seen sich, $ [es hab ein Geier über

611.3

Knappe. Aus Ciella.

632,2

Des Rebhuhns Nest gebrütet, eine Wölfinn

611.4

Alonzo. Aus Ciella - Und wer ist Dein Herr?

632,3$2

Des Hasen Wurf gesäugt,] $ so wollt' [ich's] a # A ich

611.5

Aldola. Herr, denkst Du, daß ich meinen Namen nicht

611$,1

611.6

wollt's Dir b glauben. 633

Auswendig kann, so gut wie dieser Knappe?

611.7

Alonzo. Sag an. wer ist Dein Herr?

634

611.8

Knappe. Ritter Aldola aus Ciella.

634

611.9

a

b

Alonzo. Aus Ciella - Doch sagt[e] ->' er mir, er sei aus Murcia.

Doch sagst Du mir, ich hätt' ein Kind gemordet, Des Vetters Kind Franziska.

O großer Gott, wer denn

635

Beschuldiget Dich dieser Unthat? Die aus Ciella,

636

Die selbst, vor wenig Monden -

Seite 38 611,10

Knappe. Er ist aus Ciella. Herr.

1

611 b - 612 über und neben 611 au f Seite 37, s. Abb. 5.

636

Alonzo.

656

Schweig. Nun wenn's

637

Beliebt, so sag' mir's einmal noch. Ist's wahr,

638

Ist's wirklich wahr? Um eines Mordes willen,

639

Krieg wider mich?

639 640

Aldola.

657

Soll ich's Dir zehenmal,

659

660 Nun gut.

649

641

Franz, sattle mir mein Pferd. - Verzeih' mir, Freund,

650

642

Wer kann das Unbegreifliche begreifen?

651

643

- W o ist mein Helm, mein Schwerdt? - Denn hören 652

Ich's doch aus seinem Munde, eh' ich's glaube.

645

- Schick' zu Antonio, er mögte schnell,

646

Nach Gossa kommen -

646

Aldola.

646

Alonzo.

647

649 1

Leb' denn wohl.

655

Nein, warte,

In Deiner Feinde Macht giebst Du Dich selbst?

658 659

Alonzo. Laß gut sein /AVenn

Du

glaubst,

sie

werden

650

In Ciella Dich empfangen, irrst Du Dich. Alonzo (Immer

beschäftigt)

Thut nichts, thut nichts,

653 654 655

Ein Einzelner trit frei zu seinen Feinden. Aldola. Das [Sanfteste]"

A

Mildeste b , das Dir begegnen

Ist, daß man an des Kerkers Wand Dich fesselt. Alonzo. [Du schreckst mich nicht]" A Es ist umsonst b - Ich

Aldola. Ein Fluch ruht auf Dein Haupt, es ist nicht Einer In Ciella, dem Dein Leben heilig wäre. Alonzo. [Es ist umsonst]"

A

Du schreckst mich nicht b -

Nun fort, (zu

Franziska Ich kehre unverletzt zurück,

So wahr der Gottheit selbst die Unschuld heilig. (Wie sie abgehen wollen, trit Antonio auf. )

Seite40

In Ciella, dem Dein Leben heilig wäre. Du schreckst mich nicht

Und sollt' ich's mir auch aus der Hölle ho[h]"len.

661

b

-

663

fAlonzol" Antonio. b2 Wohin?

663

Alonzo.

mir ist das ihre heilig,

64911 - 66011 entstand durch Umstellen der Vs 6491 - 6601 gemäß den Ziffern 1 - 6, die der Autor den Sprechernamen zugeordnete. Um die ursprüngliche Reihenfolge aufzuzeigen, werden die Vs 6491 - 6601 zunächst in originärer Abfolge wiedergegeben und als "vom Hrsg. getilgt (// //)" gekennzeichnet.

Gut, daß Du kömmst, [i] a ->I b ch bitte

Dich, 664

1

Thut nichts, thut nichts,

Drumm wag' ich fröhlich-kühn mein einzelnes.

662

Aldola. Ein Fluch ruht auf Dein Haupt, es ist nicht Einer

Alonzo. [Es ist umsonst]"

beschäftigt)

660

Ein Einzelner trit frei zu seinen Feinden.

A

Wenn Du glaubst, sie werden schonend

In Ciella Dich empfangen, irrst Du Dich. Alonzo (Immer

661

allein werd' ich erscheinen, 652

Und sollt' ich's mir auch aus der Hölle ho[h]"len.// Aldola.

mir ist das ihre heilig,

schonend

651

Alonzo. [Du schreckst mich nicht] 3 A Es ist umsonst 0 - Ich

muß mir Licht verschaffen, 656 657

Aldola.

Ist, daß man an des Kerkers Wand Dich fesselt.

mag, 654

Um Gotteswillen,

Franziska.

648

649

653

Ich reite mit Dir, Freund.

647

Mildeste b , das Dir begegnen

allein werd' ich erscheinen,

muß 644

A

muß mir Licht verschaffen, 1

Und wieder zehnmal wiederkäun?

Alonzo.

Aldola. Das [Sanfteste]" mag,

658

Seite 39 640

Drumm wag' ich fröhlich-kühn mein einzelnes.

665 1

2

Bleib bei den Weibern, bis ich wiederkehre. Antonio. W o willst Du hin?

Am Rand: Das Schicksal ist ein Taschenspieler - Sturm der Raub des Irr-thuins, Himmel - hat uns zum Narren Korrektur unter der Zeile.

Lei=denschaft,

164

665

Alonzo.

665

Antonio.

666

Nach Ciella. Lieferst Du,

Wie ein bekehrter Sünder selbst Dich aus?

667

Alonzo. Wie meinst Du das?

667

Antonio.

Ei nun, ein schlechtes Leben,

668

Ist kaum der Mühe werth, es zu verlängern.

669

Drumm geh' nur hin, und leg' Dein sündig Haupt

670 671

In christlicher Ergebung auf den Block. Alonzo. Glaubst Du, daß ich, wenn eine Schuld mich drückte,

672 673 674

Das Haupt dem Recht der Rache weigern würde? Antonio. O Du Quacksalber der Natur! Denkst Du, Ich werde Dein verfälschtes Herz auf Treu

675

Und Glauben zweimal als ein ächtes kaufen?

676

Bin ich ein blindes Glied denn aus dem Volke,

677

Daß Du mit Deinem Ausruf an der Ecke,

678

Mich äffen willst, und wieder äffen willst?

679

- Doch nicht so vielen Athem bist Du werth,

680

Als nur dies einzge Wort mir kostet: Schurke.

681

Ich will Dich meiden, das ist wohl das Beßte.

682

Denn hier in Deiner Nähe stinkt es wie

683

683

Bei Mördern. Alonzo (fällt in

Ohnmacht)

Franziska.

Hülfe! Kommt zu Hülfe! Hülfe!

Seite 41

684

II Act. l i Scene. 1

710

Statt dessen ist kein andrer Nebenbuhler

Gegend im Gebirge. Im Vordergrunde eine Höhle.

711

Jetzt grade um mich, als sein Geist. Und der

lent>z sitzt an der Erde und knüpft Kränze.

712

Singt mir sein Lied zur Zither vor, wofür Ich diesen Kranz ihm winde. (Sie sieht sich um)

Rodrigo

trit auf und betrachtet sie mit Wehmuth.

Dann

713

wendet er sich mit einer schmerzvollen

Bewegung,

713

während welcher Ignez ihn wahrnimmt, welche dann

714

Rodrigo. Jetzt nichts.

zu knüpfen fortfährt, als hätte sie ihn nicht gesehn.

714

Ignez.

So setz' Dich # A nieder b , daß ich sehe, [wie]

Ignez. S'ist doch ein häßliches Geschäfft: belauschen;

a

Und weil ein rein Gemiith es stets verschmäht,

715

686

So wird nur dieses grade stets belauscht.

715

Rodrigo.

687

Drumm ist das Schlimmste noch, daß es den Lauscher

716

Ignez. Wahrhaftig? Sieh einmal die Finger an.

688

Statt ihn zu strafen, lohnt. Denn statt des Bösen,

717

Rodrigo. Sie bluten -

689

Das er verdiente zu entdecken, findet

717

Ignez.

690

Er wohl sogar ein still' Bemühen noch

718

691

Für sein Bedürfniß oder seine Laune.

718

Rodrigo.

692

Da ist, zum Beispiel, heimlich jetzt ein Jüngling,

718

Ignez.

693

- Wie heißt er doch? Ich kenn ihn wohl. Sein Antlitz

719

Scheut keine Mühe. Stundenlang hab ich

694

Gleicht einem milden Morgenungewitter,

720

Gesonnen, wie ein jedes einzeln Blümchen

Sein Aug' dem Wetterleuchten auf den Höhen,

721

Zu stellen, wie das unscheinbarste selbst

696

Sein Haar den Wolken, welche Blitze bergen,

722

Zu nutzen sei, damit Gestalt und Farbe

697

Sein Nahen ist ein Wehen aus der Feme

723

Des Ganzen seine Wirkung thue. - Nun,

698

Sein Reden wie ein Strömen von den Bergen

724

Der Kranz ist ein vollendet Weib. Da nimm

Und sein Umarmen stark - Doch still. Was wollt'

725

Ihn hin. Sprich: er gefällt mir, so ist er Belohnt. (Sie sieht sich wieder um)

685

695

699 700

Ich schon? Ja, dieser Jüngling wollt' ich sagen,

726

701

Ist heimlich nun herangeschlichen, plötzlich,

726

702

Unangekündigt, wie die Sommersonne,

703

Will sie ein nächtlich Liebesfest belauschen. a

b

Wie Dir der Kranz steht. Ist er hübsch? Recht hübsch.

Das bekam ich, als ich aus den Dornen

Die Blumen pflückte. Armes Kind. Ein Weib

Was fehlt Dir denn? (Sie steht auf. Rodrigo faßt sie in seine Arme)

726

Du bist so seltsam,

Seite 4 3

704

Nun wär['s] mir s recht, er hätte, was er sucht,

705

Bei mir gefunden, und die Eifersucht,

727

706

Der Liebe Jugendstachel hätte, selbst

728

Rodrigo. Und mir Du.

707

Sich stumpfend, ihn hinaus gejagt ins Feld,

728

Ignez.

708

Gleich einem jungen Rosse, das zuletzt

729

709

Doch heimkehrt zu dem Stall, der [ihn] 3 A es b ernährt.

729

Seite 4 2

730 731

1

Fehlt Dir was?

Am Rand: (Nachmittag)

732

So feierlich - Bist unbegreiflich mir. Liebst Du mich, so sprich sogleich

Ein Wort, das mich beruhigt. Rodrigo.

Erst sprich Du.

Wie hast Du's heute wagen können, heute, Von Deinem Vaterhaus' Dich zu entfernen? Ignez. Von meinem Vaterhause? Kennst Du's denn?

166

733 734 734 735

Hab'ich nicht stets gewünscht, Du mögtest es

760

Zu fassen, nur den Namen sage mir. 1

Nicht zu erforschen streben?

761

Dir sag ich meinen Namen gleich, denn nur ein Scherz

O verzeih.

762

wars, Dir zu weigern, was Du mir.

Nicht meine Schuld ist's, daß ich's weiß.

763

Ich hätt' [ihn] a

Rodrigo.

735

Ignez.

736

Rodrigo. Ich weiß es. Fürchte nichts. Denn Deinem

A

Deinen b längst erforsch[en können] a

->t b , [wär] a A wenn nicht [sogar b ] c

Du weißt's?

Engel

764

[Nicht selbst]" A Sogar b Dein unverständliches Gebot

765

Mir heilig. Aber nun frag' ich Dich selbst.

Kannst Du Dich sichrer nicht vertraun, als mir.

766

Nichts Böses bin ich mir bewußt, ich fühle

738

Nun sage, nun beruhige erst mich;

767

Du gehst mir über alles Glück der Welt,

738$, 1

Wie konntest Du $ Dein Vaterhaus verlassen,

768

Und nicht an's Leben bin ich so gebunden,

739

So einsam Dich in dies Gebirge wagen,

769

So [unauflöslich fest nicht]" A gern nicht, und so fest b

740

Da doch ein mächt'ger Nachbar all' die Deinen

737

741 741

nicht, wie an Dich. 770

In blutger Rachefehd' verfolgt? Ignez.

771

In Fehde?

742

In meines Vaters Sälen liegt der Staub

771,1

743

Auf all en b Rüstungen, und niemand ist

771,2$2

Uns feindlich, als der Marder höchstens, der

772$, 1

744 745 745 746 747 747

773

Wie sagst Du?

Ihr wärt im Frieden mit den Nachbarn[, w] a ->? W b ärt

774$, 1 774.1

Im Frieden mit Euch selbst? Ignez.

Du hörst es, ja.

774$,2 774.2

Rodrigo. O Gott! Ich danke Dir mein Leben nur

749

Um dieser Kunde! - Mädchen! Mädchen! O

774.3

750

Mein Gott, so brauch' ich Dich j a nicht zu morden!

775

751 752 752

Um Haupt und Brust $ und hemmt die Rede mir. Rodrigo.

Was ängstigt Dich? $ O sag's mir, 2

Ich kann Dir jeden falschen Wahn benehmen. Ignez. Du sprachst von Mord - $ und der Entsetzenslaut Hat Deine reine Lippe bös gefleckt.

Seite 4 5

Seite 44 748

Und fordre ernst Dein unumschränkt Vertraun. Ignez. Mir weht ein Schauer wie von bösen Geistern

Theure, an

In unsre Hühnerställe bricht. Rodrigo.

Drumm will ich, daß Du nichts mehr vor mir birgst,

Ignez. Morden?

776

Rodrigo. O komm! (Sie setzen sich)

777 778

Nun will ich heiter, offen, wahr

779

Rodrigo. Von Liebe Sprech' ich nun - $ das süße Wort, [Gleich einer schleunig reinigenden Salbe] Giebt jeder Lippe Reiz, die es berührt. Ignez. Von Liebe, hör ich wohl, sprichst Du mit mir, Doch sag' mir an, mit wem sprachst Du vom Morde? Rodrigo. Du hörst es ja, es war ein böser Irrthum, Den mir ein selbstgetäuschter Freund erweckt. Ignez (welche

Juan

erblickt,

der sich

in der

Ferne

753

Wie Deine Seele mit Dir reden. Komm!

754

Es darf kein Schatten mehr Dich decken, nicht

) Dort steht ein Mensch, den kenn'

755

Der mindeste, ganz klar will ich Dich sehen.

ich -

756

Dein Innres ist's mir schon, die ungebohrnen

757

Gedanken kann ich wie Dein Gott errathen.

758

Dein Zeichen nur, die freundliche Erfindung,

759

Mit einer Sylbe das Unendliche

'

2

Daneben Haken, der auf den Rand verweist. Dort von fremder Hand, vertikal: dir sag ich meinen gleich, denn nur ein Scherz war es, dir zu verweigern, was du mir. \ darunter von der Hand Kleists (ohne Einfügemarke) die Vs 761 - 762. Am Rand: Was Dich jetzt ängstigt, sag es frei mir an;

(Sie

stehtauf)

796 [Du k] a ->K b ennst # A Du b ihn?

779

Rodrigo.

780

Ignez. Leb' wohl

780

Rodrigo.

781

Ignez. Ich irre nicht - Laß mich - Wollt ihr mich

Um Gotteswillen, nein, Du irrst Dich.

782

Rodrigo. Dich morden? - Frei bist Du, und willst Du gehen,

783

Muß man erfragen. Juan.

Hast Du nur den Kern,

800

Die Schaale giebt sich dann als eine Zugab'.

801

Rodrigo. Ich sage Dir, sie weigert mir, wie Dir, Den Namen, und wie Dich, so flieht sie mich,

803

Schon bei der Ahndung bloß, ich sei aus Ciella.

Ignez. So leb' denn wohl.

804

Du sahst es selbst, gleich einem Geist erscheint

784

Rodrigo.

805

Und schwindet sie uns beiden.

784

Ignez.

Und kehrst nicht wieder? Niemals,

805

Juan·

Beiden? Ja.

785

Wenn Du nicht gleich mir Deinen Namen sag'st.

806

Doch mit dem Unterschied, daß Dir das eine

786

Rodrigo. Das soll ich jetzt - vor diesem Fremden - 2

807

Talent geworden, ihn zu rufen, mir

786

Ignez.

808

Das andre bloß, den Geist zu bannen.

787 788

So

Seite 47

Leb' wohl auf ewig. Rodrigo.

Marie! Willst Du nicht besser von

Mir denken lernen?

Seite 46 788 789 789

A

Ignez.

Zeigen kann[st Du gleich]" ein Jeder

b

[Mir wer Du bist]« A Gleich wer er ist b . Rodrigo.

Ich

will

es

[morgen] 2

A

nächstens b .

808

Rodrigo.

809

Juan. Pah! - Die Schuld liegt an der Spitze meiner Nase.

Juan!

810

Und etwa noch an meinen Ohrenzipfeln.

811

Was sonst an mir kann so voll Gräuel sein,

812

Daß es das Blut aus ihren Wangen jagt,

813

Und, bis a u f s Fliehen, jede Kraft ihr nimmt?

814

Kehre wieder.

Rodrigo. Juan, ich kenne Dich nicht mehr.

790

Ignez. Soll ich Dir traun, wenn Du nicht mir?

814

Juan.

790

Rodrigo.

815

Rodrigo. Ich will im Voraus jede Kränkung Dir

791 791 792 793 794 794

Thu es

Auf die Gefahr.

816

Es sei[, u] a ->. U b nd irr' ich mich,

Ignez.

817

Nicht eine Thräne kosten soll es mich, (ab) Rodrigo. Juan, komm her. Du siehst, sie es wohl, Es ist kein Zweifel mehr, nicht wahr? Juan.

Es mag

Wie's

scheint,

Dir

wohl

796

Den ich Dir geben könnte.

an

keinem

Aufschluß

Am Rand: Ich sage nein: laß mich! Am Rand: (warum weigert Rodrigo?

Vergeben, wenn Du es nur edel thust. Juan. Nicht iiber'n Preis will ich Dir zahlen - Sprich. Wenn Einer mir vertraut', er wiss' ein Roß,

819

Das ihm bequem sei, und er kaufen wolle,

820

Und ich # A ich b gieng['] a ->e b heimlich hin, und kauft' Mir selbst - was meinst Du, wäre das wohl edel?

822

Rodrigo. Sehr schief wählst Du Dein Gleichniß -

822

Juan.

823

1

Ich aber Dich.

818

821

795

mangeln,

1

Lernt man nur kennen aus sich selbst, den andern

799

784

787

2

798

802

Du kannst es unberührt, wohin Du willst.

Wie Du's nimmst.

Zwei Werthe hat ein jeder Mensch; den einen

799

morden? 1

Rodrigo.

797

Sage bitter;

Und doch ists Honig gegen [D] a ->m b ein Gefühl.

Am Rand: (unsrer)

824

Rodrigo. Dein Irrthum ist Dir lieb, weil er mich kränkt.

851

825

Juan. Kränkt? Ja, das ist mir lieb; und ist's ein Irrthum,

852

826

852

Just darum zähe will ich fest ihn halten.

827

Rodrigo. Nicht viele Freude wird Dir das gewähren,

828

Denn still verschmerzen werd' ich, was Du thust.

Juan. Da hast Du recht. Nichts wiird' mich

Juan.

mehr

853

Rodrigo. Was willst Du?

853

Juan.

854

Dein[e] a s

sind

wie

zwei

Spinnen

Als wenn Dein Herz wie eine Kröte wäre,

855

Die ein verwundlos steinern Schild beschützt.

855

Denn weiter keine Lust bleibt mir auf Erden,

856

833

Als einer Bremse gleich Dich zu verfolgen.

856

834

Rodrigo. Du bist weit besser, als der Augenblick.

857

835

Juan.F' Weil ich mich edel nicht erweise, nicht

858

836

Erweisen will, machst Du mir weiß, ich seis,

858

837

Damit die unverdiente Ehre mich

859

838

Bewegen mög', in ihrem Sinn zu handeln?

859

839

Vor Deine Füße werf ich Deine Achtung -

860

Nicht stechen will sie, nur mit ihrem Anblick

840

Du Thor! Du Thor! Denkst Du mich so zu fassen?

861

Mich langsam tödten. - Gut. (Er steckt das

838

[Aufdrängen willst Du Deine Achtung mit

842 843

Gewalt mir, da ich sie vor Deine Füße werfe?]

850 850,1 851 851

Zieh,

Du Memme! Nicht nach Deinem Tod, nach meinem Nach meinem nur gelüstet's mir. Rodrigo S b 'ist wohl kein Zweifel mehr, nicht wahr? Thiesta.

In Gossa

936

Und jedes Haar muß einen Helden werben.

937

Das soll den ersten Bubenanfall hemmen,

905

Ist keiner der's bezweifelt, ist fast keiner,

938

Dann, sind wir stärker, wenden wir das Blatt,

906

Der's, außer Dir, nicht hätt' vorhergesehen,

939

In seiner Höhle suchen wir den Wolf,

907

Wie's enden müsse, sei es früh, sei's spät.

940

Es kann nicht fehlen, glaube[t] a mir's, es geht

941

Für Alles ja, was heilig ist und hehr,

908

Alonzo. Vorhergesehen? Nein, das hab' ich nicht.

909

Bezweifelt? Nein, das thu' ich auch nicht mehr.

942

Für Tugend, Ehre, Weib und Kind, und Leben.

910

- Und also ist's den Leuten schon bekannt?

943

Thiesta. So geh ich, Herr, in [vier und zwanzig]®

911

b c

Handvoll ] wenig Stunden sind

Thiesta. So wohl, daß sie das Haupt sogar besitzen,

912

Das Dir die Nachricht her aus Ciella brachte[!] a ->. b

913

Alonzo. Wie meinst Du das? Der Herold war noch hier?

914

Thiesta. Gesteinigt, ja.

914

Alonzo.

914

Thiesta.

944

Das Volk

946

War nicht zu bändigen. Sein Haupt ist zwischen

947

916

Den Eulen an dem Thorweg festgenagelt.

947

Alonzo. Unrecht ist's

918

Thiest, mit Deinem Haupt hättst Du das seine

919

Das heilige, des Herolds schützen sollen.

Seite 54 920

Thiesta. Mit Unrecht tadelst Du mich, Herr, ich war

921

Ein Zeuge nicht der That, wie Du wohl glaubst.

922

Zu seinem Leichnam kam ich - diesen hier

923

Antonio, war's just noch Zeit zu retten.

[Sind] 3 die # A sämtlichen b Vasallen hier [bei Dir] a

Alonzo. S'ist gut. (Thiesta

945

915

917

[einer

J

versammelt. 945

Gesteiniget?

d

A

948

ab)

Ciryllo, rufe mir den Burgvoigt. - Noch Eins. Die beiden Waffenschmiede bringe Gleich mit. (Ciryllo (Zu Antonio)

ab.)

Dir ist ein Unglimpf wiederfahren,

Antonio, das thut mir leid. Du weißt, ich war

Seite 55 949

Im eigentlichsten Sinn nicht gegenwärtig.

950

Die Leute sind mir gut, Du siehst, es war

951

Ein mißverstandner Eifer bloß der Treue.

952

Drumm

mußt

Du's

ihnen

schon

verzeihn.

Für's

künftge A

Versprech ich, will ich b sorgen.

953

[Will ich schon]"

Geschehne muß stets gut sein, wie es kann.

954

Nach Ciella, kannst Du's gleich, ich gebe Dir

926

Ganz rein, seh' ich wohl ein, kann's fast nicht abgehn,

955

Zehn Reis'ge zur Begleitung mit. (Antonio

927

Denn wer das Schmutzge anfaßt, den besudelt's.

955

928

Auch, find' ich, ist der Geist von dieser Unthat

956

929

Doch etwas werth, und kann zu mehr noch dienen.

957

Versteh mich, bloß weil er Dich hier verweilte.

930

Wir wollen's nützen. Reite schnell ins Land,

958

Denn sehr unwürdig hab' ich mich gezeigt,

931

Die sämtlichen Vasallen biete auf,

959

- Nein, sage nichts. Ich weiß das. - Freilich [ist

932

Sogleich sich in Person bei mir zu stellen.

960

Nicht [s]a ->S b inken stets gleichviel mit Schwachsein.

933

Indessen will ich selbst von Männern, was

934

Hier [ist]a A in b der Burg ist, sammeln, Reden braucht's

960.1

Mag wohl ein Eindruck stürzen, nicht weil keinen,

935

Nicht viel, ich stell' mein graues Haupt zur Schau,

960.2

Nein, weil er starken Widerstand ihm leistet.]

924 925

Willst Du fort

Alonzo. - Ei nun, sie mögen's niederschlucken. Das

schweigt)

Ich kann's [nicht läug] a Nicht läugnen fast, daß mir der Unfall lieb,

Manchen

A

959 960

A

961

Die kranke, abgestorb'ne Eiche, ruhig

mag

171

Seite 56, linker Rand

Wohl mancher sinken, weil er stark ist; Denn

962

Steht sie im Sturm, doch die gesunde stürzt er,

963

Weil er in ihre Krone greifen kann.

964

[Auch n] a ->N b icht jed[weden] a en b Schlag ertragen soll der Mensch,

965

Und welchen Gott faßt, denk' ich, der darf sinken,

966

- Auch seufzen. Denn der Gleichmuth ist die Tugend

967

Nur der Athleten. Wir, wir Menschen fallen

968

Ja nicht für Geld, auch nicht zur Schau - Doch sollen

969

Wir stets des Anschauns würdig aufstehn. Nun

969 970

Ich halte Dich nicht länger. Geh nach Ciella,

971

Zu Deinen Freunden, die Du [selbst] 3 A Dir b gewählt.

972

Denn hier in Gossa, wie Du selbst gefunden,

973 974

Bist Du seit heute nicht mehr gern gesehn. Antonio. - Hast Recht, hast Recht - bin's nicht viel besser werth,

975

Als daß Du mir die Thüre zeigst - [kann auch

975.1

Nicht bleiben, seh's wohl ein, kann nicht - denn niemals

975.2

Wirst Du's verzeihn, und sollst's auch nicht, und wärst

975

Ein schlechter Kerl, wenn Du es könntest - ] Bin ich

Seite 56 976

[Ich doch e] a ->E b in Schuft in meinen Augen, # A doch um b wie

Gestr.-->985,3 977

Vielmehr in Deinen^ 1 -[[Ja, ein Schuft, sag's mir

977

978

Erzschuft - Was klotzest Du mich an? Denkst Du

978

978.1

Ich wüßt es nicht, daß Du's mit Blicken mir

978.2

Gleich einer Säure in das Herz noch ätzest?

978.3

- Doch wie gesagt, ich bin's nicht besser werth.

Zwar ein Schuft, wie Du, Es meinst, der bin ich nicht - Doch kurz [ gut,

1

Die Einfügemarke verweist auf die V s 978-985 am Rand.

Nicht eindeutig zu entziffern, s. Abb. 7.

]al

A

und b

Seite 56, linker Rand (Fortsetzung)

978.4

- Kann, wie ich's auch gesagt, in Gossa nicht

978.5

Mehr bleiben - Doch nach Ciella kann ich auch nicht.

978.6

Eh' geb' ich meine Stirn dem Brandmal hin

978.7

Von Henkershand eh ich nach Ciella gehe.

978.8

- Nun wohl, so geh' auf deine Burg, Du Narr,

978.9

Den sie zum Beßten haben überall.

978.10

Das ist wohl das Gescheutste - Leb' denn wohl,

978.11

Alonzo. Brauchest mich nicht anzufeinden,

978.12

Ich zieh kein

Schwerdt, bei meinem Eid,

kein

Schwerdt, 978.13

Kannst mit mir thun, wie Dir's beliebt, kannst gleich

978.14

Mich hierbehalten, wenn Du willst - Es wäre

978.15

Mir selbst das Liebste - Willst Du nicht? Ei nun,

978.16

Laß bleiben. Denn erbetteln will ich auch nichts.

978.17

Lebt wohl.

978.17 978.18

Franziska.

Antonio! - Willst Du ihn gehen lassen,

Alonzo? - Hör' Antonio!

978.18

Antonio.

978.19

Alonzo. Du hast ein Räthsel uns gesagt, und bleibst

978.20 978.20

Was soll's?

Die Auflösung uns schuldig. Antonio.

Kann's nicht sagen,

978.21

Nein, kann es nicht, bin's nicht im Stand - Was klotzt

978.22

Ihr mich schon wieder an? Ich sag's Euch ja,

979

Ich kann mich nicht entschuld'gen, kann mich nicht

979,1

Rechtfert'gen, ein für allemal, mir lähmt's

980

Die Zunge, die Gedanken gehn mir aus,

979

Glaubt

was

ihr

wollt,

ich

kann

mich

nicht

entschuldgen, 980

Mir lähmts die Zung', die Worte wollen wie

981

Verschlagne Kinder nicht ans Licht - Ich gehe,

982

Nur soviel sag' ich Dir, ich gehe nicht

Seite 57 981

[Ein] 3

A

Und b jedes Wort [ist ein] a

A

gleicht dem b

verschlagen Kind, 981.1

Das muthlos, scheu, an's Licht nicht will zum Vater,

981.2

Der sein sich schämt. - Drumm kurz und gut, ich gehe

981.3

Die Zeit wird mich bei Euch vertreten. Nur

982

So viel für jetzt: [ich ehr' und liebe Euch,

984+5

Und will mein Leben für Euch lassen, hört Ihr?

983

Nach Ciella, hörst Du? Und noch Eins. Wenn Du

984

Mich brauch kannst, so sag's, ich laß mein Leben

985

Für Dich, hörst Du, mein Leben (ab)

985.1

Lebt wohl (ab)]

Mich hatt', ein höllisch [Netz]a

Seite 56, linker Rand (Fortsetzung)

AGarn,b

985.2

Gefangen - doch mit einem Fuße nur,

985.3

Den reiß' ich rasch zurück - Nun Gott behiit' Euch.

(ab)]] 985

Fr.1

986 987 988 988

Alonzo. Verstehst Du was davon, so sag' es mir. Mir ist's noch immer, wie ein Traum. Franziska.

Ei nun,

989

Er war gewonnen von den Ciellischen.

990

Denn in dem ganzen Gau ist wohl kein Ritter,

991

Den[, könnten sie's]a Asie, wenn's gieng'b, uns auf den Hals nicht hetzten.

992 993

Alonzo. Allein Antonio - Ja, wär's ein Andrer, So wollt' ichs glauben; doch Antonio!

994

S'ist doch so leicht nicht, in dem Augenblick

995

Das Werk der Jahre, Achtung, zu zerstören.

995.1

[Denn nichts ist schmerzlicher, als dieser Raub,

995.2

Und selbst wenn der Verstand ihn fahren ließ,

995.3

Pflegt doch, und wär's aus bloßer Scham, das Herz

995.4

Den Freund noch festzuhalten.]

995

Franziska.

[O es ist]"

996$7

#0

997

[Dich selbst]" mißtrauisch hätte machen können.

998

Alonzo. Mich selbst? Mißtrauisch gegen mich? Nun laß

999 999 1000

s'istb

Ein teuflischer Betrug, der mich, $' ja Dich,

Doch hören. Franziska.

Raimonds jüngster Sohn ist wirklich

Von Deinen Leuten im Gebirg erschlagen.

Seite 58 1001

Alonzo. Von meinen Leuten?

1001

Franziska.

1002

Das schlimmste nicht. Der Eine hat es selbst

O das ist bei Weitem

1003

Gestanden, Du, Du hättst ihn zu dem Mord gedungen.

Zeilenumbruch im T e x t eingezeichnet.

1

= Franziska

Hör Antonio! Da geht er hin! Warum riefst Du ihn nicht?

174

1004 1004 1005 1006

Alonzo. Gestanden hätt' er das?

1028

Der soll mich zu ihm führen. Franz! Ciryllo!

Franziska.

1028.1

- Ich hab' sie fortgeschickt, s'ist wahr. - So komm,

Ja, auf der Folter,

Und ist zwei Augenblicke drauf verschieden. Alonzo. [Ge] a ->'Verschieden - Und gestanden - Und im Tode,

1007

War auch das Leben voll Abscheulichkeit,

1008

Im Tode ist der Mensch kein Sünder. - Wer

1009 1010

Hat's denn gehört, daß er's gestanden? Franziska.

1028.2

Franziska. Um Gotteswillen, folge meinem Rathe -

1030

Alonzo. Franziska - Laß mich - das verstehst Du nicht. (Beide ab.)

Seite 61 (Seite 60=unbeschrieben) 3Í Scene.

Ganz

Platz vor den Thoren von Gossa.

1010

Ciella. Unter Volkes Augen auf

1011

Dem öffentlichen Markt ward er gefoltert.

1031

Ignez (trit in Hast auf. ) Zu Hilfe ! Zu Hilfe ! Juan (ergreift sie)

1012

Alonzo.Und wer hat Dir das mitgetheilt?

1031

1012

Franziska.

1032

1013

Antonio ist noch hier, ich such' ihn selbst.

1029

Antonio,

Er hat sich bei dem Volke selbst erkundigt.

1033

So höre mich doch, Mädchen!

Es folgt Dir ja kein Feind, ich liebe Dich, Ach, lieben! Ich vergöttre Dich!

1014

Alonzo.- Nein, das ist kein Betrug, kann keiner sein.

1034

Ignez. Fort, Ungeheuer, bist Du nicht aus Ciella?

1015

Franziska.Um Gotteswillen, was denn sonst?

1035

Juan. Wie kann ich furchtbar sein? Sieh mich doch an;

1015

Alonzo.

1036

Ich zittre selbst vor Wollust und vor Schmerz

1037

Mit meinen Armen Dich, mein ganzes Maas

1016 1016 1017 1018

Bin ich a

b

Denn Gott, daß Du mich fr[ä] ->a gst? Franziska.

Ist's keiner, so

O Himmel fallt ja der Verdacht auf uns. Alonzo. Ja, allerdings fallt er auf uns.

Seite 59 1018 1019 1019 1020 1020 1021 1021 1022 1022

Franziska.

Und wir,

1038

Ignez. Was willst Du, Rasender, von mir?

1039

Juan.

Nichts weiter.

1040

Mir bist Du todt, und, einer Leiche gleich,

1041

Mit [heilgen] a

Kein Zweifel,

Wir müssen es, nicht sie. Franziska.

O Du mein Heiland, Möglich? Ja, das war's,

Wenn ich nur Raimond sprechen könnte. Franziska.

Wie?

Ignez. Schützt mich, Ihr Himmlischen, vor seiner Wuth!

1043

Juan. Sieh, Mädchen, morgen lieg' ich in dem Grabe,

1044

Ein Jüngling, ich - nicht wahr[? Das] a ->, A das b thut

1045

Nun, einem Sterbenden schlägst Du nichts ab,

Dir weh? 1046 1046

Das könntest Du Dich jetzt getraun, da ihn

1047

1024

Des Herolds Tod noch mehr erbittert hat?

1047

Alonzo. S'ist freilich jetzt weit schlimmer - Doch es ist

kaltem b Schauer[n] a drück ich Dich

1042

Wie ist das möglich? Alonzo.

A

ans Herz.

Wir müßten uns dann reinigen. Alonzo.

1023 1025

Von Glück und Jammer zu umschließen.

1039

Den Abschiedskuß gieb mir. (Er küßt sie) Ignez.

Errettet mich

Ihr Heiligen! Juan.

- Ja, rette Du mich, Heiige!

1048

Es hat dein Leben mich wie eine Schlange,

1026

Das einz'ge Mittel, das ergreift sich leicht.

1049

Mit Gliedern, zahllos, ekelhaft, umwunden.

1027

- Ja recht, so gehts - Wo mag Antonio sein?

1050

Es schauert mich, es zu berühren - Da,

1051

1067

Nimm diesen Dolch -

1068

Seite 62

1068

1051

Ignez.

Zu Hilfe! Mörder! Hilfe!

1052

Iuan (streng) Nimm diesen Dolch, sag' ich - Hast Du nicht Einen

1053 1053

Arme)

Frage

nicht,

Du

machst

1070

Alonzo. Gieb mir die Hand, Antonio, wir verstehn

mich

Juan (sanft) Nimm diesen Dolch, Geliebte - Denn mit

Uns.

1071

Antonio (reicht ihm die Hand) Wir verstehn uns.

1071

Franziska.

Sie erwacht, o seht,

1055

Wie Deinem Kusse sich die Lippe reicht,

1072

1056

Reich' ich die Brust dem Stoß von Deiner Hand.

1073

Ignez. [Ist der E] a

1074

Franziska. Er liegt zu Deinen Füßen - fasse Dich!

1075

Ignez (sieht sich um) Getödtet? Und um mich? Ach, es

1057

Antonio (trit auf, aus dem Thore[)Y

mit Reisigen)b

1058

Welch' eine That, - Sie ist ermordet - Teufel!

1059

Mit Deinem Leben sollst Du's büßen (Er verwundet Juan: der fällt. Antonio faßt Ignez auf. )

1060

Ignez! Ignez! Ich sehe keine Wunde - [Ignez] a A Lebst b Du, Ignez? Alonzo (trit auf, aus dem Thore; ihm folgt

1061 1062

Franziska)

Alonzo. Es war Antonio's Entsetzensstimme, Nicht Ignez's - - O mein Gott! (Er wendet

1063 1063 1064 1064 1065

Franziska.

- Mich faßte das Entsetzen gleich, als ich,

1079

Von Weitem nur ihn in das Auge faßte.

1080

Ich eilte - doch ihn trieb die Mordsucht schneller,

1081

Als mich die Angst - und hier ergriff er mich.

1084

Schafft nur Hilfe,

Sie rührt sich - horch,

Und un verwundet?

Ignez. So kaum - denn vor sein 1 fürchterliches Antlitz Entflohn mir alle Sinne fast. Er sprach,

1086

- Gott weiß, mir schien's fast, wie im Wahnsinn -

1087

Von Liebe - daß er mich vergöttre - nannte

1088

Bald eine Heiige mich, bald eine Leiche.

1089

Dann zog er plötzlich jenen Dolch, und bittend,

Seite 64

Eben war's noch Zeit.

1090

Seite 6 3 Am Rand: (das hätte Antonio nicht thun sollen[)J muß Alonzo Nicht eindeutig zu entziffern, s. Abb. 8.

Kannst Du Dich dessen nicht entsinnen mehr?

sprach

[ P ->Lebt b sie?

Antonio.

Alonzo. Und zückt' er gleich den Dolch? Und sprach er

1085

Sie athmet - ja sie lebt, sie lebt!

1065 1066

1078

nichts?

A[nto] a ->lonzo. b

1066

Franziska. Antonio hat den Mörder hingestreckt. Ignez. Er folgte mir weit aus her aus dem Gebirge,

1083

Ermordet ist sie nicht. Franziska.

sich

1076

O meine Tochter,

Mein Einziges, mein Letztes Antonio.

Bin b ich von dem Entsetzlichen

1077

1082

schmerzvoll) 1062

A

ist gräßlich [

1059

Sie schlägt die Augen auf, sie sieht mich an -

erlös't?

Hier

war das Angstgeschrei - - Unglücklicher!

1

Antonio.

1071

Wollust,

2

Ist er nicht

Aus Ciella?

schaamroth - ja.

Entsetzlicher! in seine

Ich den Unwürdgen nieder. Franziska.

1069

Mir schon ins Herz gedrückt? Ignez.

(Sie fällt besinnungslos 1054

1069

Er zückte schon den Dolch auf sie, da hieb

Ich mögte, ich, ihn tödten, zückt' er ihn

bemerken) Von fremder Hand gestrichen, darüber: dem

176

1091 1091

Auf mich A

Alonzo.

Sein Aug' ist offen (zu den

1094

Leuten)

Franziska.

1112

Dem Apfel, den er Dir vom Baume pflückt,

1114

Und bring' mir Nachricht. Franziska.

Sei doch auf Deiner Hut - Er kann Dich mit

1113

Einer komme wieder,

Um Gotteswillen, Ignez,

1111

1113

Und ruft den Wundarzt. (Einige tragen ihn fort)

1093 1094

1110

Mutter -

Tragt ihn [ab] a A in b das Schloß,

1092 1093

Ignez (verbirgt ihr Haupt an die Brust ihrer Mutter) Ach,

Lebt er # denn noch? Er scheint

verwundet bloß, 1092

1110 b

Vergiften - doch Du sagst, er liebe sie? Antonio. [So schien's.]

A

Nun, das mögt' ich fast nicht fürchten b

3

Allein ich traue # A freilich b keiner

Schlang[e] a ->', er hat b

Aber, meine Tochter,

1095

Wie konntest Du so einsam, und so weit

1114,1

[Denn trotz der Liebe, weiß ich, hat er ihr]

1096

Dich ins Gebirge wagen?

1115

Beim Abendmahle # A ihr b den Tod geschworen.

1096 1097 1097 1098 1098 1099 1099

Ignez.

Zürne nicht,

1115

Es war mein Lieblingsweg.

1116

Franziska.

Und noch so lange

Dich zu verweilen! Ignez.

Einen Ritter traf

Ich, der mich aufhielt. Franziska.

Einen Ritter? Sieh,

Ignez.

Mir?

Den Tod?

1116

Antonio.

1116

Franziska.

Ich h a b ' e s selbst gehört. Nun sieh,

1117

Ich werde wie ein Kind Dich hüten müssen.

1118

Du darfst nicht aus den Mauern dieser Burg,

1119

Darfst nicht von Deiner Mutter Seite gehn,

1100

Wie Du in die Gefahr Dich wagst. Kann's wohl

1119.1

Darfst nichts berühren, keine Nahrung, seis

1101

Ein Andrer sein fast, als ein ciellischer?

1119.2

Auch was Du willst, die ich Dir nicht bereitet.

a

b

1102

[A] Ignez. - Glaubst Du, es sei ein ciellischer?

1102

Antonio.

1103

Ignez. Meinst Du den - ?

1104

Antonio.

1121

Ich hab'ihn nie gesehn?

1222.3 1122$3

1107

Franziska. Λ

Mich? Unsre Ignez? [Er,] a

Alonzo. Er klagt, er sei sich seiner nicht bewußt? So ist er's, merk'ich, sehr. Cirvllo. Es wird keiner klug $ aus ihm. Denn er spricht, un=

A

[Rodrigo? b ] c

Und woher?11

Antonio. Wenn ich nicht irre, sah ich [selbst den] A

1109

Cirvllo. Er klagt über Bewußtlosigkeit.

1222.2

Dich [liebt] a A kennt b .

Seite 65

1108

1122.1

Ist er sich

Seite 66

Ignez.

Antonio. Ich habe sichre Proben [fast] 3 A doch b , daß er

Ignez.

gestanden)1

Alonzo (Der bisher in Gedanken sein bewußt?

1106

1107

sagt, seine Wunde sei auch nicht tödtlich.

1122

Raimonds ältsten Sohn.

- Kennst Du ihn nicht?

1105

1107

[YlaCiryllo (trit auf; aus dem Thore) Herr, der Mörder ist nicht todt, und $ der Wundarzt

Ich weiß,

Daß Rodrigo oft ins Gebirge geht.

1104

1105

1120$1

a

1123$4

gehobelt Zeug $ durcheinander, und thut, als ob er

1124

wahnwitzig wäre.

1125

Antonio. Es ist Verstellung offenbar.

einen b Schleier,

Den Du zu tragen pflegst, in seiner Hand.

Parenthese nachträglich eingefügt.

1125 1126 1126 1127

Alonzo.

Kennst Du

a

b

[d] ->D en Menschen? Weiß nur so viel, daß sein Name 1

Antonio.

1151

Alonzo. Mehr noch?

1151

Franziska.

1152

Juan, [sein Vater ein Vasall] 3 A und er ein unächt Kind b des Raimond,

Du wirst Dich Deines Fiebers vor

Zwei Jahren noch erinnern. Als Du der

1153

Genesung nahtest, schickte Dir Elmire

1154

Ein Fläschgen eingemachter Ananas.

1128

- Daß er den Ritterdienst in Ciella lernte,

1155

Alonzo. Ganz recht, durch eine Reutersfrau aus Ciella.

1129

Und gestern friih[, zugleich mit Rodrigo,

1156

Franziska. Ich bat Dich, unter falschem Vorwand, nicht

1129

Deß' Freund er ist,] das Schwerdt empfangen hat.

1157

Von dem Geschenke zu genießen, setzte,

1158

Dir selbst ein Fläschgen vor aus eignem Vorrath

1159

Mit eingemachtem Fürsich - aber Du

1130

Alonzo. Das Schwerdt empfangen, gestern erst - und

1131

Wahnsinnig - [s] a ->S b agtest Du nicht auch, er habe

1160

Bestandst darauf, verschmähtest meine Fürsich,

Beim Abendmahl den Racheschwur geleistet?

1161

Nahmst von der Ananas, und plötzlich folgte

heute

1132 1133

Antonio. Wie alle Diener Raimonds, so auch er.

1162

1134

Alonzo. Antonio, mir wird ein böser Zweifel

1162

Ein heftiges Erbrechen Alonzo.

Das ist seltsam;

1135

Fast zur Gewißheit, fast - Ich hätt's entschuldigt,

1163

1136

Daß [sein] 1 A sie b Verdacht auf mich geworfen, daß

1164

- Ganz recht. Die Katze war mir übers Fläschgen

1137

Sie Rache mir geschworen, daß sie Fehde

1165

Mit Ananas gekommen, und ich ließ

1138

Mir angekündiget - j a hätten sie

1166

Von Ignez mir den Fürsich reichen - Nicht? Sprich, Ignez.

1

Denn ich besinne mich noch eines Umstands -

1139

Im Krieg mein Haus verbrannt, mir Weib und Kind

1167

1140

Im Krieg' erschlagen, noch wollt' ich's entschuld'gen,

1167

Ignez.

1141

- Doch daß sie mir den Meuchelmörder senden,

1167

Alonzo.

1142

- Wenn's so ist -

1142 1143

Ei, so hätte

Seite 68

Ist's denn [noch] a ein Zweifel? Haben b

Franziska.

Ja, so ist es.

Sie uns nicht selbst die Probe schon gegeben?

Seite 67

1168

Sich seltsam j a das Blatt gewendet. Denn

1169

Die Ananas hat doch der Katze nicht

1170

Geschadet, aber mir Dein Fürsich, den Du selbst mir zubereitet - ?

1144

Alonzo. Du meinst an Philipp - ?

1171

1144

Franziska.

1171

Endlich siehst Du's ein.

Franziska.

- Drehen freilich

1145

Du hast mir's nie geglaubt, hast die Vermuthung,

1172

1146

Gewißheit, wollt' ich sagen, stets ein Deuteln,

1172

1147

Der Weiber nur genannt, die, weil sie's einmal,

1173

Ich auch, und habe Recht, wenn ich auf das,

1148

Aus Zufall treffen, nie zu fehlen wähnen.

1174

Was Du mir drehst, nicht achte. - Nun genug.

1149

Nun weißt Du's besser - Nun, ich könnte Dir

1150

Wohl

mehr noch sagen,

geahndet.

A m Rand: Natürlicher

Sohn

[daß] a

A

das b

Dir

nicht

Läßt [sich]" Alles sich Alonzo.

Meinst Du? Nun sieh, das mein'

1175

Ich will mit Emst, daß Du von Philipp schweigst.

1176

Er sei vergiftet oder nicht, er soll

1177

Gestorben sein und weiter nichts. Ich will's.

1178

Antonio. Du sollt'st, Alonzo, doch den Augenblick

1179

Der jetzt Dir günstig scheinet nützen. Ist

1180

Der Todtschlag Pedro's ein Betrug, wie es

1200

Alonzo. Das war?

1181

Fast sein muß, so ist auch Juan darin

1200

Antonio.

1182

Verwebt-

1182

Alonzo.

1182.1

Antonio.

Alonzo.

(Stillschweigen) Betrug? Wie war das möglich?

1200

Nun,

1201

Antonio.

Hast Du denn die Leute

Die sogenannten Mörder, nicht vermißt?

1182.2

Du magst das [Rathen]» A Irren b schelten wie Du willst,

1202

- Von ihren Hinterlassnen müßte sich

1182.3

So ist's doch oft der einzge Weg zur Wahrheit.

1203

Doch mancherlei erforschen lassen.

1182.4

Alonzo. Sprich nur.

1203

1182.4

Antonio.

1204

Und wenn die Wirkung sich im Felde

Alonzo (zu den Leuten) Rufe Den Hauptmann Einer her!

Seite 70

1182.5

Des Fast-Unglaublichen befindet, kann

1182.6

Und darf man wohl die Mittel dort auch suchen.

1204

Antonio.

Von wem ich doch

1182.7

Alonzo. Zur Sache.

1205

1183

Antonio.

1206

Alonzo. S'ist auch kein sichrer.

1206

Antonio.

1184

Möglich wär's, daß Raimonds Sohn

Der doch ermordet sein soll, bloß gestorben,

Seite 69

Den meisten Aufschluß hoffe, ist Juan. Wie? Wenn er es nicht

1207

Gesteh[t,] a ->en b will, macht man's wie die von Ciella, Und wirft ihn auf die Folter.

1185

Und daß, von der Gelegenheit gereizt,

1208

1186

Den Erbvertrag zu seinem Glück zu lenken,

1208

1187

Der Vater es verstanden, Deiner Leute

1209

1188

Die just vielleicht in dem Gebirge waren,

1210

Antonio. So ist's heraus, so ist's am Tage -

1189

In ihrer Unschuld so sich zu bedienen,

1210

Alonzo.

1190

Daß es der Welt erscheint, als hätten [sie]

1191

Sie ihn ermordet.

1191.1

Alonzo.

1191.2

Antonio.

a A

wirklich

0

1211

Alonzo.

Nun? Und wenn

Er dann gesteht, daß Raimond ihn gedungen? So?

Dann freilich bin ich auch ein Mörder. (Stillschweigen)

Und wozu? Ei, nun

1212 1213

Antonio. Aus diesem Wirrwarr finde sich ein Pfaffe! Ich kann es nicht.

1191 $2

Mit diesem Schein $ des Rechts Dich zu befehden,

1213

1193

Den Stamm von Gossa auszurotten, dann

1214

Das Erbvermächtniß sich zu nehmen.

1215

Antonio. Sag' kurz, was willst Du thun?

1215

Alonzo.

1194 1194

Alonzo.

Fein

Alonzo.

Ich bin Dir wohl ein Räthsel;

Nicht wahr? Nun, tröste Dich; Gott ist es mir. DasBeßtewär

1194,1$1194 Ersonnen war es wenigstens $ - Doch wie?

1216

Noch immer, wenn ich Raimond sprechen könnte.

1195

Du sagtest ja, der Eine meiner Leute

1217

Antonio. - S'ist ein gewagter Schritt. Bei seiner Rede

1196

Hätt's [vor] a A in b dem Tode [so] a A noch b bekannt, er

1218

Am Sarge Pedros schien kein menschliches,

1219

Kein göttliches Gesetz ihm heilig, das

wäre 1197 1198 1199

Von mir gedungen zu dem Mord -

1220

Dich schützt.

(Stillschweigen)

1220

Antonio. Der Mann, den ich gesprochen, hatte nur

1221

Es wagt ein Mensch oft den abscheulichen

1222

Gedanken, der sich vor der That entsetzt.

Von dem Gefolterten ein Wort gehört.

Alonzo.

Es wäre zu versuchen. Denn

Seite 71

179

1223

Antonio. Er hat Dir heut das Beispiel nicht gegeben.

1224

Alonzo. Auch diese Unthat, wenn sie häßlich gleich,

1225

Doch ist's noch zu verzeihn, Antonio.

1226

Denn schwer war er gereizt - Auf jeden Fall

1227

Ist mein Gesuch so unerwarteter;

1228

Und öffters thut ein Mensch, was man kaum hofft,

1229

Weil man's kaum hofft.

1229 1230 1230 1231

Antonio.

Es ist ein blinder Grif;

Man kann es treffen. Alonzo.

Ich will's wagen. Reite

Nach Ciella, fordre sicheres Geleit,

1232

[- Doch kannst Du's meiden, schweige von Juan.

1232.1

Erbittr' ihn überhaupt nicht. Sage bloß,

1232.2

Ich wollt' ihn sprechen, weiter nichts.]

1232

A

1232 1233

Ich denke, Du [bist sich]a hast nichts zu fürchten.

Antonio.

Ich will's versuchen. (ab[)Y in's

1233

Alonzo.

1233

Franziska.

1234

[Nun gut]" Λ -Nein b , Schloßt

So leb' wohl. Leb'wohl,

Und kehre bald mit Trost zu uns zurück. (Alonzo. Franziska und lgnez gehn ins Thor)

1235

lgnez (hebt im Abgehn den Dolch auf) Es giebt keinen. - 1

1236$7

Franziska (erschrocken)

Der Dolch - er ist vergiftet

# A Ignez b , kann $ 2 vergiftet 1237

[Ja]a sein - Wirf gleich # A sogleich b ihn fort. (lgnez legt ihn nieder)3

1238

Du sollst mit Deinen Händen nichts ergreifen,

1239

Nichts fassen, nichts berühren, [was ich]3 A das b

1240

Mit eignen Händen selbst vorher geprüft.

nicht (Alle ab) 1 2 3

Darüber von fremder Hand: (sc. Trost) Zeilenumbruch im Text eingezeichnet. A m Rand: Es muß noch eines andern Stammes

Ghonorez

erwähnt

werden.

1260

Seite 73 (Seite 72=unbeschrieben)

Umwehten Dich die Lüfte, eine Göttinn

III Akt. 1Í Scene.

1261

Schien Dein zu pflegen. - Da erwachtest Du,

Gegend im Gebirge.

1262

Und blicktest wie mein neugebohmes Glück

Igneζ sitzt im Vordergrunde der Höhle, in der Stellung

1263

Mich an. - Ich fragte Dich nach Deinem Namen;

der Trauer. Rodrigo trit auf und [nähert]* Astellfi

1264

Du seist noch nicht getauft sprachst Du. - Da schöpfte

1265

Ich eine Hand voll Wasser aus dem Quell,

[lang suchend,]a

Λ

ungesehen,

sich,

naheb

1266

Benetzte Dir die Stirn, die Brust, und sprach:

auf und will entfliehen.

1267

Weil Du ein Ebenbild der Mutter Gottes,

1241

Ignez (da sie sich gesammelt hat) Du bist's -

1268

Marie tauf ich Dich.

1241

Rodrigo.

1241

Ignez.

1242

Rodrigo. Und wie Du zitterst -

1269

Ganz anders, so ganz anders. Deine Seele

1242

Ignez.

1270

Lag offen vor mir, wie ein schönes Buch,

1243

Rodrigo.

1271

Das sanft zuerst den Geist ergreift, dann tief

der Höhle. Ignez. erblickt ihn, thut einen Schrei,

springt

(Ignez wendet sich bewegt)

An mir erschrickst Du? 1268

Gott sei Dank. Ach, es ist vorüber. Ist's

wirklich

wahr,

an

mir

wärst

Du

erschrocken? 1244

Ignez. Es ist mir selbst ein Räthsel. Denn soeben

Wie war es damals

1272

Ihn rührt, dann unzertrennlich fest ihn hält.

1273

Es zieht des Lebens Forderung den Leser

1245

Dacht' ich noch dran, und rief den kühnen Muth,

1274

Zuweilen ab, denn das Gemeine will

1246

Die hohe Kraft, die unbezwingliche

1275

Ein Opfer auch; doch immer kehrt er wieder

1247

Standhaftigkeit herbei, mir beizustehn

1276

Zu dem vertrauten Geist zurück, der in

1248

- Und doch ergriffs mich, wie unvorbereitet.

1277

Der Göttersprache ihm die Welt erklärt,

1249 1249

- - N u n ist's vorbei. Rodrigo.

O Gott des Schicksals! Welch

schönes 1250

Welch ruhiges Gemüth hast Du gestört!

ein

1278

Und kein Geheimniß ihm verbirgt, als das

1279

Geheimniß nur von seiner eignen Schönheit,

1280

Das selbst ergründet werden muß.

1280

1251

Ignez. - Du hast mich herbestellt, was willst Du?

1281

1251

Rodrigo.

1281

Wenn

1252

Ich's Dir nun sage, kannst Du mir vertraun,

1282

1253

Marie?

1282

1253

Ignez.

1254

Rodrigo. Erinnern will ich Dich mit diesem Namen

Warum nennst Du mich Marie?

Seite 74

1283

Nun bist Du ein verschloßner Brief Ignez (wendet sich zu ihm) Du sagtest gestern, Du wolltest mir etwas vertraun. Rodrigo.

Warum

Entflohest Du so schleunig?

Seite 75 1283

Ignez.

1255

An jenen schönen Tag, wo ich Dich taufte.

1284

Rodrigo. Ich kann es fast errathen - vor dem Jüngling,

Das fragst Du?

1256

Ich fand Dich schlafend hier in diesem Thale,

1285

1257

Das, einer Wiege gleich, Dich bettete.

1286

1258

Ein schützend Flordach webten Dir die Zweige,

1287

Ignez. Sie hassen mich.

1259

Es sang der Wasserfall ein Lied, wie Fehdern

1287

Rodrigo.

Der uns hier überraschte; denn ich weiß, Du hassest Alles, was aus Ciella ist. Ich kann es fast beschwören,

1288 1289

Daß Du Dich irrst - Nicht Alle wenigstens;

1305

Zum Beispiel, für den Jüngling steh' ich.

1305

1289

Ignez.

1290

Rodrigo. Ich weiß, daß er Dich heftig liebt -

1290

Ignez.

1291

Rodrigo. Denn er ist mein vertrauter Freund.

1305

1291

Ignez.

1306

1292

Rodrigo. - Was fehlt Dir, Ignez?

1292

Ignez.

1292

Rodrigo.

1293 1293

Ignez.

1295 1295

(sie faßt den Huth)

Dein Freund - ? Mir wird übel (sie setzt sich)

1306

Welch

1307

Laß Ich will Dir Wasser

1307

Rodrigo. Ignez.

1308

Rodrigo.

1309 1309

1298

Das Leben nach. Er bringe Gift, er bringe

1310

1299

Es nicht, gleichviel, ich trink['] a es aus, er soll Das Ungeheuerste an mir vollenden.

1311

Trunk - fühlst Du Dich besser?

1302

- Stärker

Doch wenigstens. Rodrigo.

Nun, trinke doch. Es wird

Dir wohl thun. F l

1303 1303

Ig,

1303

R.

1304 Ig.

1304

R.

ansieht)

Wie schmeckt es Dir? S'ist kühl (sie

schauert)

So trinke Soll ich's ganz leeren? Wie Du willst,

Es reicht auch hin. Ignez.

Nun, warte nur ein Weilchen,

Ich [werd's schon thun] a A thue Alles b , wie Du [es]a Rodrigo.

Es ist

So gut, wie Arzenei.

1311

Ignez.

1311

Rodrigo.

1312

Ignez. Nun, setz Dich zu mir, bis mir besser worden.

Für's Elend. - Wie?

1313

Ein Arzt, wie Du, dient nicht für Geld, er hat

1314

An der Genesung seine eigne Freude.

1315

Rodrigo. Wie meinst Du das - für Geld -

Seite 7 7

Wenn's nur nicht zu kühl.

1315

Es scheint

1316

Mir nicht.

1304

Ein Tropfen ist

->s b willst. 1310

Rodrigo (kommt mit Wasser in dem Huthe) Hier ist der Ignez.

Ιη Acht, verschütte

Es aus.

1308

Gleich einem nackten Fürsten werf ich ihr

Seite 7 6

1

Ignez.

Jetzt bin ich stark. Die Krone sank ins Meer,

1301

Λ

Genug. (Sie trinkt, wobei sie ihn unverwandt

1307

1297

(sie setzt sich)

Ignez. Rodrigo.

1308

Aus jener Quelle schöpfen, (ab)

1302

[Nur nichts, es ist nicht viel] 2

1307

1296

1301

[Verschütte]" A Nimm Dich b

Rodrigo. nichts b .

Ignez (steht auf) Nun ist's gut.

1300

[Wird es] Nun so gieb// 1

1305

Mich liebt - ?

Mich einen Augenblick Rodrigo.

Nun, wie Du willst So gieb.

Ig· //Ignez.

Ein Zufall - wie kann ich Dir helfen?

1294 1294

Stehst Du - ?

Nicht viel.

1317 Versuch's einmal. Wozu? Es ist

Die Einfügemarke verweist auf die neueingefügten Vs 1303 11 Rand mit abgekürzten Sprechernamen: Ig. =Ignez, R. =Rodrigo;

Ignez. [Komm]' Komm, laß uns plaudern. Vertreibe mir die Zeit, bis ich's vollendet, - Du weißt, es sind Genesende stets schwatzhaft.

1318

Rodrigo. - Du scheinst so seltsam mir verändert -

1318

Ignez.

Schon?

13051 Vorstufe zu Vs 130511, versehentlich nicht gestrichen, jedoch ersetzt.

182

Wirkt es so schnell? So muß ich, was ich Dir

1340

Fest an mir halten? Dem Gespenst des Mistrauns,

1320

Zu sagen habe, wohl beschleunigen.

1341

Das wieder vor mir treten könnte, kühn

1321

Rodrigo. [Beschl]a ADub mir zu sagen -

1342

Entgegenschreiten? Unabänderlich,

1321

Ignez.

1343

Und wäre der Verdacht auch noch so groß,

1322

Rodrigo. Du hast verboten mir, danach zu forschen.

1344

Dem Vater nicht, der Mutter nicht, so traun,

Ignez. Das heißt Du weißt es nicht. Meinst Du,

1345

Als mir?

1319

1323 1324

Weißt Du, wie ich heiße?

Daß ich Dir's glaube?

1324

Rodrigo.

1325

Ignez. Wahrhaftig? Nun ich weiß auch, wer Du bist?

1326

Rodrigo. Nun?

1326

Ignez.

1326

Rodrigo.

1327 1327 1328 1329

Nun, ich will's nicht läugnen - -

Wie hast Ist gleichviel. Ich weiß noch mehr.

Geschworen. Rodrigo.

1329

Ignez.

Ignez.

O Rodrigo, wie sehr beschämst

Du mich?

1346

Rodrigo.

1347

Ignez. Ganz Deine, in der gränzenlosesten

1348 1348

Du hast beim Abendmahle mir den Tod

1329

1346

Willst Du's? Kann ich Dich ganz mein

nennen Rodrigo von Ghonorez.

Du das erfahren? Ignez.

1345

Gott! O Gott! Erschrick doch nicht.

Bedeutung. Rodrigo.

Wohl, das steht nun fest, und gilt

1349

Für eine Ewigkeit - wir werden's brauchen.

1350

Wir haben viel einander zu erklären,

1351

Viel zu vertraun. - Du weißt, mein Bruder ist

Seite 79 1352

Von Deinem Vater hingerichtet.

1330

Was macht es aus, ob ich's jetzt weiß? Das Gift

1352

Ignez.

1331

Hab ich getrunken, Du bist quitt mit Gott.

1353

Rodrigo. Es gilt kein Zweifel, denk' ich, denn die Mörder

Seite 78

1354

1332

Rodrigo. Gift?

1332

Ignez.

1333 1334 1334

Glaubst Du's?

Gestanden's selbst.

1354

Ignez.

1355

Rodrigo. Und nicht auch Du?

[(sie setzt an)]

1355

Ignez.

Rodrigo. Nein halt! - Es ist genug für Dich. Gieb mir's

1356

Hier ist's Übrige, ich will es leeren

Ich sterbe mit Dir. (Er trinkt)

So mußt Du's freilich glauben. Mich überzeugt es nicht.

Denn etwas giebt's, das über alles Wähnen

1357

Und Wissen hoch erhaben - das Gefühl

Rodrigo!

1358

Ist es der Seelengüte Andrer.

(sie fällt ihm um den Hals)

1358

Ignez.

1334

Rodrigo!

1359

Rodrigo.

Höchstens

Gilt das für Dich. Denn nicht wirst Du verlangen,

1335

- O wär es Gift, und könnt' ich mit Dir sterben.

1360

1336

Denn ist es keins, mit Dir zu leben, darf

1361

Ignez. Und umgekehrt.

Daß ich mit Deinen Augen sehen soll.

1337

Ich nun nicht hoffen, da ich so unwürdig

1361

Rodrigo.

1338

An Deiner Seele mich versündigt habe.

1362

Wirst nicht verlangen, daß

Ich meinem Vater weniger, als Du

1339

Rodrigo. Willst Du's?

1363

1339

Ignez.

1363

Ignez.

1339

Rodrigo.

1364

Rodrigo. - O Ignez, ist es möglich - muß ich Dich

Was meinst Du? Mit mir leben?

Dem Deinen, traue. Und so umgekehrt.

1365

So früh schon mahnen? Hast Du nicht versprochen,

1389

1366

Mir Deiner heimlichsten Gedanken keinen

1390

Mein Gott, das ist ein Irrthum, - sieh, das weiß,

1367

Zu bergen? Denkst Du, daß ich darum Dich

1391

Das weiß ich.

1368

Entgelten lassen werde, was Dein Haus

1391

1369

Verbrach? Bist Du Dein Vater denn?

1392

1369

Ignez.

Sowenig,

1370

Wie Du der Deinige - sonst wiird' ich Dich

1371

In Ewigkeit wohl lieben nicht.

1371

Rodrigo.

Mein Vater?

1392

Rodrigo.

Mein Vater!

1394

Nie hab' ich anders doch ihn, als ganz edel Gekannt.

Seite 81

Die Unthat ihn empört, daß er den Thätern

1395

1374

Die Fehde angekündigt, ist's zu tadeln?

1396

1375

Mußt er's nicht fast?

1396 1397

Ignez.

Ei, das ist doch seltsam. Soll

Ich nun mit Deinen Augen sehn?

1395

Was hat mein Vater denn verbrochen? Daß

1376

Ignez.

183

Ein Meuchelmörder! Ist er gleich sehr heftig,

1373

1375

O

1393

1372

Seite 80

Rodrigo.

Ich will's nicht untersuchen.

1398

Er war gereizt, s'ist wahr. Doch daß er uns

1398

Ignez.

Soll ich nun Deinem Vater mehr,

Als Du dem meinen traun? Rodrigo.

(Stillschweigen)

In jedem Falle

War zu der That Juan von meinem Vater Gedungen nicht. Ignez.

Kann sein. Vielleicht so wenig,

1377

Das Gleiche, wie er meint, mit Gleichem gilt,

1399

Wie von dem meinigen die Leute, die

1378

Und uns den Meuchelmörder schickt, das ist

1400

Den Bruder Dir erschlugen.

1379

Nicht groß, nicht edel.

1400

1379

Rodrigo.

Meuchelmörder? Ignez!

1380

Ignez. Nun, das ist, Gott sei Dank, nicht zu bezweifeln,

Rodrigo.

(Stillschweigen)

Hätte nur

1401

Antonio in seiner Hitze nicht

1402

Den Menschen mit dem Schwerdt gleich verwundet.

1381

Denn ich erfuhr es selbst an meinem Leibe.

1403

Es hätte sich vielleicht das Räthsel gleich

1382

Er zückte schon den Dolch, da hieb Antonio

1404

Gelös[e] a ->' b t.

1383

Ihn nieder - und er liegt nun krank in Gossa.

1404

1384

Rodrigo. Wer that das?

1384

Ignez.

Doch geben, wie ich innig Dir vertraue.

1386

Der Mörder ist Dein Freund.

1386

Rodrigo. Ignez.

Vielleicht - so gut, wie wenn Dein

Vater

Nun, ich kann Dir jetzt ein Beispiel

1385

1386

Ignez.

Mein Freund? Dunanntest

1405 1406

Die Leute nicht erschlagen hätte, die Er bei der Leiche Deines Bruders fand. ( Stillschweigen )

1407 1408

Rodrigo. Ach, Ignez, diese That ist nicht zu läugnen, Die Mörder haben's ja gestanden -

1387

Ihn selbst so, und das war es, was vorher

1408

1388

Mich irrte.

1409

Wer weiß, was noch geschieht. Juan ist krank,

1410

Er spricht im Fieber manchen Namen aus,

1411

Und wenn mein Vater rachedürstend wäre,

1412

Er könnte leicht sich einen wählen, der

1413

Für sein Bedürfniß taugt.

1388

Rodrigo.

1388

Ignez.

S'ist [nicht] 3 A wohl b möglich # A nicht b -

- Juan?

1389

Derselbe

Der gestern hier uns überraschte.

Ignez.

Nun,

184

1413

Rodrigo.

1439

O Ignez! Ignez!

Vergeben.

1414

Ich fange an zu fürchten fast, daß wir

1439

1415

Doch Dei nem Vater wohl zu viel gethan.

1440

Rodrigo.

Denn niemals hat die blinde Rachsucht, die

Könnt' ich das von meinem sagen - !

1416

Ignez. Sehr gern nehm ich's, wie All die Meinigen,

1441

Ihn zügellos-wild treibt, mir wohlgethan.

1417

Zurück, wenn wir von Deinem falsch gedacht.

1442

Ich fürchte viel von meinem Vater, wenn

1443

Der Deinige unangefragt erscheint.

Seite 82 Rodrigo. Für meinen steh' ich.

Seite 83

1418

Ignez.

Gestr.-->1444

1419

Rodrigo. Nun wohl, s'ist abgethanf. Zwei solche Bürgen

1418

So, wie ich für meinen.

Wie Du und ich, wir sind unfehlbar sicher.]

3 A

[W]

b

1443.1 1443.2

->, wir glauben uns.0

1443.3 1443.4

[[[Ignez. Doch, sagt mein Vater, war er schwer gereizt, - Im Irrthum zwar, allein doch schwer gereizt, Und giebt es zu, daß er sich reinigen müsse.] [Rodrigo.] [[Nun] a

A

So b sage, ist er wirklich jetzt nach

1420

- O Gott, welch' eine Sonne geht mir auf!

1421

Wenn's möglich wäre, wenn die Väter sich,

1422

So gern, so leicht, wie wir verstehen wollten!

1423

- Ja, könnte man sie nur zusammenführen.

1424

Denn einzeln denkt nur jeder seinen einen

1443.6

Er wollte mit dem Herold fort, da schreckte

1425

Gedanken, kam' der andere hinzu,

1443.7

Ihn doch der Meuchelmörder - [ach] a

Weißt Du das Unglück? Der ist auch erschlagen.

Ciella? 1443.5

Ignez. Ich weiß [es auch] a A im Ernste b nicht. Denn, wie gesagt,

Gleich gäb's den dritten, der uns fehlt. [Ja,]a A Und b schuldlos, wie sie sind, müßt' ohne Rede

1443.8

1428

Sogleich ein Aug' das andere verstehn.

1443.9

Rodrigo. Um Gotteswillen -

1443.9

Ignez.

1429

-

[0]

->Ach

b

Ignez,

wenn

Dein

Vater

entschlösse, 1430

sich

1443.10

Denn kaum erwarten läßt's von meinem sich.

1443.10

1431

Ignez. Kann sein, er ist schon auf dem Wege.

1443.11

1431

Rodrigo.

1432 1433 1433 1434 1434 1435 1436 1436

Wie?

Von dem Volke, das

Ganz wüthend ward durch seine Botschaft. Rodrigo.

O

Mein Gott, das wird den Vater immer mehr

1443.12

Erbittern - Thu bei Deiner Rückkehr doch

Er wird doch nicht? Unangefragt, und ohne

1443.13

Das Mögliche, den Deinen abzuhalten,

Die Sicherheit des Zutrits?

1443.14

Ignez.

Mit dem Herold

Gleich wollt' er fort nach Ciella. Rodrigo.

- O das spricht

1444 1445 1445

Daß nicht unangefragt er zu uns komme.]]] Ignez. Nun, das wird jetzt wohl nicht geschehn, ich weiß Antonio wird ihn Euch melden. Rodrigo.

Antonio?

Für Deinen Vater weit, weit besser, als

1446

Das Beßte für den meinen -

1446

Ignez.

1447

Rodrigo. Wenn er Juan erschlagen hat, in Gossa

Ignez.

ja b , vom

Herold;

1426 1427

a

A

Ach, Du solltest

1437

Ihn kennen, ihn nur einmal handeln sehn!

1448

1438$,1

Er ist $ [so streng, und doch so duldend, ist]

1449

1438

So stark, und doch so sanft - Er hat es längst

Der ist ja selbst nicht sicher. Warum das?

Erschlagen hat, das macht den Vater wüthend. Ignez. - Es muß ein böser M[ann] a ->ensch b doch sein, Dein Vater.

1450 1450.1 1450.2

1470

Rodrigo. Ist denn Antonio schon fort? Ignez.

A

b

Schon [gestern]" längst .

Mich wunderts, daß er noch nicht bei Euch ist.

1450.3

Denn stündlich auf die Rückkehr wartet schon

1450.4

Mein Vater, gleich nach Ciella dann zu reiten.

Seite 84

1471 Rodrigo. Ach, das ist sehr gefährlich -

1472

1450

Ignez.

1472

Könntest Du, al

Nun, das brauch' ich

Wohl Dir nicht zu erklären Ignez.

-Wie?

Rodrigo.

Sagt' ich

Dir nicht, daß er Dich heftig liebe? Ignez.

- O

1451

Nicht lieber []

b

1473

1452

Zu mildern wenigstens, was möglich ist?

1474

Liegt er verwundet in dem Kerker, niemand

->g leich zu Deinem Vater eilen,

Mein Gott, was ist das für ein Irrthum - Nun

1453

Rodrigo. Ich mildern? Meinen Vater? Gute Ignez,

1475

Pflegt seiner, der ein Mörder heißt, und doch

1454

Er trägt uns, wie die See das leichte Schiff,

1476

Ganz schuldlos ist - Ich will sogleich auch gehen.

1454$5

Wir müssen $ tanzen, wie die Wogen wanken,

1477

1456.1 1456.2 1456

Sie sind nicht zu $ beschwören Ignez.

Doch zu lenken

Ist noch das Schiff. Rodrigo.

Ich wüßte wohl was Beßres.

1457

- Denn fruchtlos ist doch Alles, kommt der Irrthum

1458

An's Licht nicht, der uns neckt - Der Eine ist,

1459

Von jenem Anschlag auf Dein Leben, mir

1460

Schon klar - Der Jüngling war mein Freund, um # A seine 2

Rodrigo. Nur einen Augenblick noch - [s] a ->S b o wie Einer,

1478

Kann auch der andre Irrthum schwinden - Weißt,

1479

Du was ich thun jetzt werde? Immer ist's

1480

Mir [seltsam]" aufgefallen, daß [der Leiche] a beiden Händen

1481

De[s] b ->1* Bruder[s] b # A [Des Leichnams a ] b

Der kleine Finger fehlte - Mördern, denk'

1483

Ich, müßte jedes andre Glied fast wicht'ger Doch sein, als just der kleine Finger - Läßt

Auf dieser Stelle, eifersuchtgequält,

1484

1463

Reizt' er mit bittern Worten mich, zu ziehen,

1485

Sich was erforschen, ist's nur an dem Ort

1464

- Nicht mich zu morden, denn er sagt' es selbst,

1486

Der That. Den weiß ich. Leute wohnen dort,

Er wolle sterben.

1487

Das weiß ich auch - Ja recht, ich gehe hin.

1466

Seltsam; grade das

Sagt' er mir auch.

1466

Rodrigo.

Nun sieh, so ist's am Tage.

1467

Ignez. Das seh' ich doch nicht # A ein" - er stellte sich

A

Leiche c

[fehlte]", 1482

1462

Ignez.

an

[an der linken Hand] b [Ein] b # A just derselbe 0 Finger

Geheimste Absicht kann ich wissen - Hier

1465

A

b

1461

1465

2

1471

Rodrigo.

Seite 85

1450.5

1455$6

1

1470 1471

Schon in das Herz gedrückt -

1488

Ignez. So leb['] a ->e b [denn]" wohl denn.

1488

Rodrigo.

Eile nur nicht so;

1489

Wird Dir Juan entfliehn? - Nun, pfleg' ihn nur,

1490

Und sag' ihm, daß ich immer noch sein Freund.

1468

Wahnsinnig zwar, drang mir den Dolch auf, sagte,

1491

Ignez. Laß gut sein, werd' ihn schon zu trösten wissen.

1469

Als ich mich weigerte, ich hätt' ihm Einen

1492

Rodrigo. Wirst Du? Nun Einen Kuß will ich ihm gönnen.

Nicht eindeutig zu entziffern, möglicherweise s, s. Abb. 9. seine steht aus Platzmangel über der Zeile, wurde aber nicht nachträglich eingefügt.

1493

Ignez. Den andern giebt er mir zum Dank.

1493

Rodrigo.

1494

Den dritten

Krieg' ich zum [Dank] 0 A Lohn b für die Erlaubniß.

1494

Ignez.

Raimond. Elmire, Santin. treten auf.

Von

1495

Juan?

1495

Rodrigo.

Das ist der vierte.

Seite 86 1495

Ignez.

1496 1496

1497

Versteh'schon. Nein, daraus wird nichts.

Elmire.

1505

Raimond. Das Volk [von Wei] a ein Volk von Weibern wohl?

1505

Mir hat's

Ein Mann bekräftigt.

Das nächstemal [] al geb' ich Dir Gift.

1506

Raimond.

1507

Santin. Ich hab's gehört, Herr, und ein Mann,

Ignez (lacht)

Frisch aus

Sind wir

1508

Der her aus Gossa kam, hat's mitgebracht.

Nicht wie die Kinder? Denn das Schicksal zieht,

1509

Raimond. Was hat er mitgebracht?

1500

Gleich einem strengen Lehrer, kaum ein freundlich

1509

Santin.

1501

Gesicht, sogleich erhebt der Muthwill wieder

1510

1502

Sein keckes Haupt.

1510

Daß Dein Juan

Erschlagen sei. Elmire.

Nicht doch, Santin, er sagte

1511

Nichts von Juan, vom Herold sagt1 er das.

Rodrigo. Wann kehrst Du wieder?

1512

Raimond. Wer von Euch Beiden ist das Weib?

1503

Ignez.

1512

Santin.

1503.1

Rodrigo.

1502

Ignez.

1503

[Nun ist's genug, nun geh'ich.

Morgen. Gut; und bringe

Ich gute Nachricht, giebst Du mir den Kuß. Ignez.

Juan, und ist's der Herold, [nun ] a A wohl b , so zieht

1514

Der Frau den Panzer an, und mi[r] a ->ch # A steckt in b den Weibsrock.

Seiten ab)]

1515 1516

1502

Nun bin ich wieder ernst,

1503

Nun geh'ich.

1503

R. 2

1503

I.

1516 1517

Und wann kehrst Du wieder? Morgen.

1517

[R. So leb'wohl.

1503.2

Ig.

Auf frohes Wiedersehn.]

(ab von verschiedenen

2Ì Scene. della.

Zimmer im Schlosse.

Ein Zeichen, unleserlich, s. Abb. 10. ff.=Rodrigo,/-Ignez.

Den Mann zu mir. Santin.

Ich zweifle, daß er noch

Im Ort. Elmire (sieht ihn an) Er ist im Haus'.

Raimond.

Einerlei.

1518

Bringt ihn. (Elmire und Santin ab)

1518

Raimond (pfeift; zwei Diener erscheinen)

Ruft gleich den

Grafen Rodrigo.

Seiten)

Seite 87

Raimond. Mit eignen Ohren will ich's hören. Bringt

Seite 88 1517

1503.1

Ich sage,

1513

Es gilt.

(Beide von verschiedenen

ein

Wandrer,

Der Quelle, Du trinkst mit. Rodrigo (lacht)

Hat's ein Mann gehört?

1499

1503,2

1

Elmire.

1506

1503.2

2

Ja, so spricht das Volk.

Nun gut;

1498 1498

Raimond. Erschlagen, sagst Du?

Ich versteh'

Rodrigo.

1497

1504 1504

1519

Ein Diener.rn a Es soll geschehn, Herr, (bleibt

1519

Raimond. Was willst Du?

1520$1

Ein Diener. Wir haben eine Klingel gekauft, Herr, $ und bitten

1521

Dich, wenn Du uns brauchst, so klingle.

stehen)

1522

Raimond. S'ist gut.

1542

1522$3

Ein Diener (setzt die Klingel auf den Tisch) Wir bitten

Raimond (nach einer Pause) - O listig ist die Schlange S'ist nur gut,

Dich darum, Herr. Denn wenn $ Du

1543

Daß wir das wissen, denn so ist sie's nicht

1523$4

pfeifst, so springt der Hund $ aus dem Ofenloche,

1544

1524

und denkt, es gilt ihm.

1544

Elmire (zum Wanderer)

1545

Raimond. Beleidigen! Ein Herold! Der die Zange

1546

Nur höchstens ist, womit ich ihn gekniffen.

1525

Raimond. - S'ist gut. (Diener

ab; Elmire

und

ein

1526 1526

Elmire. Hier ist der Mann - hör es nun selbst, $ ob ich Dir falsch berichtet. Raimond.

1526,1 $7 Ein

1547

Wer bist Du, mein Sohn?

Wanderer.

Gestrenger

Herr,

ich

1548 bin

ein

1549

Fleischergeselle, $ Hans 1527

Hat

denn

der

Herold

Elmire. So läßt sich's fast nicht denken, daß die That Von ihm gestiftet; denn warum sollt' er So zwecklos Dich noch mehr erbittern wollen?

1550

Raimond. Er setzet die Erfindungskraft vielleicht

Franz, Flanz von Namen.

1551

Der Rache auf die Probe - nun wir wollen,

1527,1

Raimond. Weß' Landes bist Du?

1552

Doch einen Henker noch zu Rathe ziehn.

152758

Ein Wandrer. Ein Unterthan $ aus Deiner Herrschaft,

Seite 90

komme 1528$9 1529S30

(Santin und ein zweiter Wandrer treten auf)

vom Wandern $ zurück in die Heimath.

1553

Raimond. Du warst in Gossa, $ sprich, was sahst Du da?

1554

Seite 89

1554

1530$1

Ein Wanderer. Sie haben Deinen Herold $ erschlagen.

1555

1531

Raimond. Wer that es?

1555$6

1531 $2

Ein Wandrer. Herr, die Namen giengen $ auf keine

1534

Santin. Hier ist der Wandrer, Herr, er kann Dir sagen, Ob ich ein Weib, ob nicht. Raimond (wendet sich) Es ist doch nicht Die Holl' in seinem Dienst Zweiter Wandrer. Ja, Herr, Juan $ heißt der Rittersmann, den sie

Eselshaut. Es 1532S3

1556S7

waren an $ die Tausend über Einen, Alle Graf

in Gossa $ erschlagen.

1557

Raimond ([der s]a *#drehfi sich zu ihm, schnell) Und also

Alonzos Leute.

wohl der Herold nicht?

1534

Raimond. War er. Alonzo. selbst dabei?

1558

Zweiter Wandrer. Herr, das geschah früher.

1535

Ein Wandrer. Er that, als wüßt' er's nicht, und ließ sich

1558

Raimond (nach einer Pause)

[bei]" A nicht b 1536$7

sehen bei der That. Nachher, als die Stücken $ des

1537S8

auf dem Hofe herumlagen, kam er $ herunter.

Santin. 1559 1560

1538

Raimond. Was sagt er da?

1561

1538S9

Ein Wanderer. Er schalt' und schimpft' $ die Thäter rein

1561

aus, es glaubt's ihm aber kein Mensch; $ denn es dauerte nicht lang,

1540$1

so nannte er sie seine $ getreuen Unterthanen.

Tretet ab - Bleib' Du,

([alle ab, außer Santin)]a Die Wandrer, und Elmire ab)b[

Herolds

1539$40

ihn

beleidigt?

Wandrer treten auf) 1525$6

Für uns.

1562

1

Raimond. Du siehst die Sache ist ein Mährchen. Kannst Du selbst nicht an die Quelle gehn nach Gossa, So glaub ich's keinem. Santin.

Herr, Du hätt'st den Mann

Doch hören sollen. In dem Hause war,

Korrektur unter der Zeile.

noch vor Abend d

1563

Wo ich ihn traf, ein Andrer noch, der ihm

1564

Ganz fremd, und der die Nachricht mit den Worten

1579

1565

Fast sagt', als hätt' er sie von ihm gelernt.

1580

1566

Raimond. - Der Herold, sei's - das wollt' ich glauben; doch

1567 1567 1568 1569 1569

1580 1581 1582

Wie

Die Männer sprachen, hat er Ignez,

1582

Raimond.

So fuhr' mich zu ihm. (Beide ab)

1570

Ein Mädchen! Sind sie toll? Der Junge ist

1583

Elmire. Um Gottes willen, Ritter-

Verliebt in Alles, was in Weiberröcken.

1583

Antonio.

1573

1584 Santin. Er soll den Dolch auf sie gezückt schon haben, Da kommt Antonio und haut ihn nieder.

1574$,1

Raimond.

1574.2

Santin. Das ist gewiß. Denn gestern war er hier,

1574.3

Antonio - $[der also war in Gossa?

Schien in der Kirche sehr bestürzt, und gleich,

Ihm den Mörder

Zu senden, der ihm hinterrücks die Tochter

1585

Durchbohren soll, die Schuldlos-Reine, die

1586

Mit ihrem Leben nichts verbrach, als dieses

Seite 92 1587

Nur, daß just dieser Vater ihr es gab.

1588

Elmire. Du hörst mich nicht Antonio.

1574.4

So wie die Messe nur beendigt war,

1588

1574.5

Macht' er sich, ohne Dich zu sprechen, fort

1589

Was seid ihr besser denn

Als die Beklagten, wenn die Rache so

1574.6

Nach Gossa auf, - das sagte mir sein Reitknecht.

1590

1574.7

Raimond. O das ist nicht unglaublich, denn ich weiß]11

1591

Elmire. Ich sag Dir ja -

1591

Antonio.

A

1574 1575 1576 1576.1 1576.2 1576,2 1577

wenn's überhaupt geschehn bl

Ist das die Weis' in diesem

1592

Zweideutig bösen Zwist dem Rechtgefühl

Der graue Geck freit um die Tochter -

1593

Der Nachbarn schleunig anzuweisen, wo

1594

Die gute Sache sei? Nein, wahrlich, nein,

1595

Ich weiß es nicht, und soll ich's jetzt entscheiden,

Glaub's doch nicht,]0

1596

Gleich zu Alonzo neig' ich mich, nicht Euch.

Glaub's"

1597

//Santin.// 3

[Nun,

So ist's um so gewisser. Raimond.

[Santin]0 # A Trotz allem nichtb, bis Du's [in]a ->aus b Gossa [selbst gehört]" bringst. b

1578

Unwürdig niedrig ist, als die Beleid'gung?

Daß Er's gethan, ist glaublich, denn ich weiß 2

1576

Santin. So reit ich hin - und kehr ich [in vier Stunden] 3 A

[diesen Tag b ] c

1598 1598 1599 1600 1600

3

Santin. Herr, der liegt krank im Haus'

1571 1572

2

# A Will a Ich [doch? den Dritten sprechen, der Dir's

Seite auf)x

Morden!

Seite 91

1

[Indessen will]» AAuf jeden Fall b

Antonio und Elmire (treten im Gespräch von der andern

Alonzo's Tochter, morden wollen Raimond.

Von meinem Tode auch. Raimond. sagte.

Juan! Wie kam denn der nach Gossa? Santin.

Nach Ciella nicht zurück, so ist's ein Zeichen

Über Vs 1574,1 Unter V s 1574,1 Sprecherangabe vom Autor versehentlich nicht gestrichen.

A m Rand:

Elmire. So laß mich doch ein Wort nur sprechen - sind Wir denn die Stifter dieser That? Antonio.

Ihr nicht

Die Stifter? Nun, das nenn' ich spaßhaft! Er, Der Mörder hat es selbst gestanden Elmire.

Wer

(Elmire muß edler darge-stellt werden)

1601

Hat es gestanden?

[***]

Wer fragst Du [?]" Λ!1b- Juan.

1601

Antonio.

1602

Elmire.P' fO Gott. mein Heiland, welch' ein Scheusal ist

1602$, 1

Der Lügner $ - nein, er hat es nicht gestanden,

1603

Kann's nicht gestanden haben - das ist nichts

1604

Als ein verruchtes Bubenstück Alonzos,

1605

Und schnell ein jedes unbestochnes Urtheil

1606

Muß frei uns sprechen.]

1602

F f ) welch' ein Scheusal ist der Lügner - Ich,

1603

Erstaun', Antonio, und wage kaum

1604

Zu sagen, was ich von Dir denke. Denn

1605

Ein jedes unbestochnes Urtheil müßte

1606

Schnell frei uns sprechen.

Seite 93 1606

Antonio.

Schnell? da hast Du Unrecht.

1607

Als ich Alonzo hörte, hab' ich schnell

1608

Im Geist entschieden, denn sehr würdig wieß [,]a

1609

Die Schuld er von sich, die man auf ihn bürdet.

1610

Elmire. Ist's möglich, Du nimmst ihn in Schutz?

1610

Antonio.

1611 1612 1612 1613

Haut mir

Die Hand ab, wenn ich sie meineidig hebe: Unschuldig ist Alonzo. Elmire. [O mein Gott]" A Soll ich Dir b [Wie kann das sein, da es die Mörder doch] 3 glauben, als den Thätern, die es selbst

1614 1614

Mehr

Gestanden? Antonio.

Nun, das nenn ich wieder spaßhaft;

1615

Denn glauben soll ich doch von Euch, daß Ihr

1616

Unschuldig, ob es gleich Juan gestanden.

1617

A

b

E l m i r c . [ E r hat's, und kann's j a nicht gestanden haben,

1618

Wir sind ja schuldlos - ]

1617

F

1618

[Mein innerstes Gefühl doch]" [Doch mein

N u n , über jedwedes Geständniß geht

1

Die E i n f ü g e m a r k e verweist auf die Verse 1602 11 - 1606 11 a m R a n d .

2

Die E i n f ü g e m a r k e verweist auf die Verse 1 6 I 7 | | - 161811 a m R a n d .

189

Bewußtsein -] b c l 1618 1619 1620

Antonio.

Seite 93, über und neben Vs 1622

Grad' so spricht Alonzo,

Nur mit dem Unterschied, daß ich's ihm glaube. Elmire. [So war's mit jener]" # A Wenn jene b That # A wie diese ist b beschaffen [wie mit dieser?]" A - b

1621

Antonio. Für jene, für Alonzos Unschuld, steh ich.

1622

Elmire. [So # A meinst Du b müßten M I [uns j a noch] a

1622

Und nicht für unsre?

2 reinigen? 1623

Antonio. Ihr müßt's, nicht er.

1623

Elmire.

1623.1

Ant.»

1622S3

El , 2 Was hat $ der Knabe denn gestanden?

[Wie aber ist das möglich

Wenn's doch Juan gesagt hat, daß wir schuldig?]" A

1623 1623.2

Reinigt Euch[!]"->. b

1622

Auf jeden Fall find' ich b

Ist [doch]" A der b Verdacht auf beiden Seiten gleich.

Seite 94 1622.3

Antonio. Die Schwierigkeit ist groß, ich geb' es zu.

1623

Elmire. Was hat [er] a # A Juan b gesagt?]

1623

Antonio.

1624

- Sag[t]" mir [zu]"erst

Was ha[ben]" ->t b [denn die] a A der b Mörder ausgesagt, den man b

1625

[Die man g]" ->G b efoltert - wörtlich will ich's wissen.

1626

E l m i r c . [ E i nun, wie man's zu sagen pflegt.

1626

Antonio.

1627

E¡mire. Ich h a b ' e s nicht gehört.

1628

Antonio.

1629

Elmire. Er hat auch nur ein Wort gehört, das war:

1630 1625

Sagt's wörtlich.

Allein doch Raimond?

Alonzo - doch mehr war wohl auch nicht nöthig.] 4 Ach,

1626

Antonio, soll ich mich wahr Dir zeigen

1627

Ich weiß es nicht. Denn frag' ich heißt es stets

1628

Er hat's gestanden; will ich's wörtlich wissen,

1629

So hat vor dem Geräusch, ein Jeder nur

1630

Selbst Raimond nur ein Wort gehört: Alonzo[!]"

1

1618 I I e aus Unterpunkten von 1618 I I a .

2

uns v o m Autor versehentlich getilgt.

3

Die E i n f ü g e m a r k e verweist auf die Verse 162511 - 163011 a m Rand.

1

4

D i e V s 1 6 2 9 | - 16301 wurden mit nachlassender Tinte gestrichen.

2

Ant. = Antonio. El. = Elmire.

1631

Antonio. [Nicht nöthig?]" [ihr] a

->s

# A nur b

A Selbst

ein

1644

Raimond?" Ei, wenn

Wort

[nur

brauchtet] 3

A bedurfte b ,

1645

Elmire. So glaubt' er's also nicht?

1645

Antonio.

1632

So wußte[t ihrs]a A ers b wohl schon vorher, nicht wahr?

1646

1633

So halb und halb?

1647

1633

[Wir] a A Gewiß b

Elmire.

hat[ten's]a A ers

1634

Geahndet Antonio.

Er ist der Einzge

In seinem Gossa noch, der Euch entschuldigt. Elmire. [Ach] a

AJab

dieser Haß der die zwei

Stämme

trennt,

vorher"

[freilich]" schon 1634

Wenn nicht A l o n z o edel war, genug.

Wirklich? Nun so war auch wohl

1648

Stets grundlos schien er mir, und stets bemüht

1649

W a r ich, die Männer auszusöhnen - doch

1650

Ein neues Mißtraun trennte stets sie wieder

1635

Dies Wort nicht nöthig, und ihr hättet Euch

1651

A u f Jahre, wenn so kaum ich sie vereinigt. -

1636

Mit einem Blick genügt?

1652

Nun [] a l A weiter b hat Juan doch nichts bekannt?

1636 1637

Elmire. [Hat's nie

1653

A c h mir [Antonio,] a Ahat's nie b g] a

->G b enügt,

Fieber.

[im Herzen nicht]" - doch 1654

muß 1637$8 1638.1 1638.2

1654

Die Flagge wehn, wohin $' der W i n d [das Schiff]" -

1655

[Antonio. Hat denn ein Andrer mehr gehört, als nur

1655

Dies eine Wort?

Seite 95 1638.3

Elmire.

Just das ist seltsam. Denn

Frag' ich, so heißt's, er hat's gestanden; will

1638.5

Ich's wörtlich wissen, sagt ein Jeder, er,

1638.6

V o r dem Geräusche habe mehr nicht, als

1638,7$38

Das eine Wort gehört - Ach, nie werd'] a $ ich werde

Den Unglückstag

Du wirst es sehn, $ sich eine Zukunft noch

1640$ 1

Von Unglück an - $ Nun sag mir nur, was hat

1641

Juan bekannt?

1642

Antonio.

vergessen - und es knüpft,

Juan? [Er hat's fast auf]"

Antonio.

Er phantasiert sehr heftig, spricht

Das Wahre und das Falsche durcheinander,

1657$8

- Zum Beispiel, # A daß die Hölle b im Gebirge [sei] a $ 2

1658

[Die Hölle] 3 [doch] b für Rodrigo und Ignez doch c $ 3

1659

Der Himmel.

Elmire.

Nun, und was bedeutet das?

1660

Antonio. Ei, daß sie sich so treu, w i e Engel lieben.

1661

Elmire.

Wie,

[ich] a

->Du b

erschreck[e] a ->st b

Antonio. Warum erschr[eckt ihr] a ->ickst ich doch,

Er b

[ihr] a A Du b

sollte[t] a

[Diesselbe Art bekannt,] 3 hat Euren Namen

1663

1643

Genannt-

1664

Könnt' etwas Besseres ersinnen, leicht

1665

Das Wild-verworrene Euch aufzulösen,

1666

Das Blutig-Angefangne lachend zu

Elmire.

1643

Antonio.

Und weiter nichts? Das wäre schon,

A Du b ?

Denk'

->st b

1642

1643

mich,

Rodrigo und Ignez? 1662

A Dasselbe.

So ist

Erkrank?

1656

1659

1639S40

Elmire.

Seite 96

nie b 1638$9

- Doch w i e gesagt, es wär genug -

für ihn

1638.4

$2

Antonio. Auch dieses W o r t selbst sprach er nur im

Vielmehr Dich freun. Denn fast kein Minnesänger

'

Zeilenumbruch im Text eingezeichnet.

1

Vermutlich Ansatz zu einer Sprecherangabe: Anto(mo),

2

Zeilenumbrüche V s 1638 - 1641 im Text eingezeichnet, ohne daß die Groß-

2

Zeilenumbruch im Text eingezeichnet.

/Kleinschreibung angepaßt wurde.

3

Zeilenumbruch im Text eingezeichnet.

s. Abb. 11.

Seite 97

1667

Beenden, und der Stämme Zwietracht ewig

1668

Mit seiner Wurzel auszurotten, als

1687

1669

- Als eine Heirath.

1687

1669 1670

Elmire.

1688

Ritter, Du erweckst

1689

Mir da Gedanken - Aber wie? Man sagte,

1671

- War's ein Gerücht nur bloß? - Du freitest selbst

1672

Um Ignez?

1672

Antonio.

s'ist

wahr

[!]a

->- b

Doch

a

Santin

treten

auf.

Raimond

1690

Antonio. Was war das?

1690

Elmire.

Antonio. Absichtlich hab' ich ihn vermieden, um

1673

Es nicht, ob es viel Edelmuth, ob wenig,

1691

Beweise, daß ich Deinem Sohn sie gönne,

1692

1675

- Denn kurz, das Mädel liebt ihn.

1693

Elmire.

('Raimond und

Abersagt^

1

1693 a2

6

Hat er Dich denn schon gesehen?

Mit Dir vorher mich zu besprechen - Wie Es scheint, ist er sehr aufgebracht. Elmire.

Er ward

1676

[Mir nur, wie sie sich kennen lernten?]

1694

Ganz blaß, als er Dich sah - das ist ein Zeichen

1679

[So lange Gossa steht und Ciella] a //haben

1695

Wie matte Wolkenstreifen stets für mich,

1680

Sie sich in unsrer Gegenwart gesehn.//

1696

Ich fürchte einen bösen Sturm.

F

1676

erblickt

Antonio, erblaßt, kehrt um, geht ab, im Abgehen)

1674 1675

S'ist kaum zu hoffen, kaum,

- Versuchen will ich's - Horch! Er kommt! Da ist er!

Santin! (Beide ab) Ja,

untersuch[t]

Wenn Raimond nur Elmire.

//Niemals, //

1696

Seit

1677

Drei Monden erst ist Rodrigo vom Hofe

1697

1678

Des Kaisers, dessen [Pag'] a # A Edelknab' b er war,

1698 1699

[zurück.]"

Antonio.

Weißer

Denn, daß Juan von meiner Hand gefallen? Elmire. [Er] a Noch wußt' er's nicht, doch hat er eben jetzt Noch einen dritten Wanderer gesprochen.

1679

Zurück. In dieser Zeit hat er das Mädchen

1700

Antonio. Das ist ein böser Strich durch meinen Plan.

1680

In meinem Beisein mindstens nie gesehn.

1701

Raimond (trit auf) Laß uns allein, Elmire.

1701

Elmire (zu Antonio halblaut. ') Hüte Dich,

1681

Antonio. Doch, nicht in Eure[r] a ->m b [Gegenwart,]" A

1682 1683

Beisein, um b so öfter; A

1702

b

Noch [gestern]" heute waren beid' in dem Gebirge. Elmire.

-

Nun

freilich,

glücklich

könnte

sich's

1684 1684 1685

Antonio.

1702

Raimond (setzt sich)

Sei gegrüßet! Sehr

Neugierig bin ich zu erfahren, was

Seite 98

Alonzo also war bereit? Antonio.

1702 1703

beschließen -

Um Gotteswillen (ab)

1704

Ich bin

1705

Gewiß, daß er das Mädchen ihm nicht weigert,

1705 1706 1

Die E i n f ü g e m a r k e verweist auf die Vs 167611 - 168011 a m Rand.

2

Problemstelle: - 1 . Stufe: Mir nur, wie sie sich kennenlernten

? So lange

Gossa

steht und Ciella - 2. Stufe: Niemals (haben Sie sich in unsrer G e g e n w a r t gesehn). 3. Stufe: V s 1676 11 - 168011 a m Rand, mit Einweisungszeichen; die Tilgung von Niemals haben Sie sich in unsrer Gegenwart gesehn unterbleibt versehentlich. - 4. Stufe: Kleist vergißt den Anschluß wiederherzustellen.

1706 1707

halblaut

Zu mir nach Ciella Dich geführt. Du kommst Aus Gossa - nicht? Antonio.

Unmittelbar von Hause;

Doch war ich gestern dort. Raimond.

So wirst Du wissen,

Wir Vettern sind seit kurzer Zeit ein wenig

nachträglich unter (zu

Antonio)

1730

Antonio.

Doch, wie gesagt, er hält's für möglich.

1708

Schlimm übern Fuß gespannt - Vielleicht hast Du

1709

Aufträg' an mich, kommst im Geschafft des Friedens,

1731

1710

Stellst selbst vielleicht die heilige Person

1732

Raimond. Ein Irrthum?

Des Herolds vor? - ?

1732

Antonio.

1711 1711 1712 1713

Antonio.

Des Herolds? Nein - Warum? b l

1733

- Die Frag' ist seltsam. Als Dein Gast komm' ich Raimond. Mein Gast - und hätt'st aus Gossa keinen Auftrag?

1714 1715

Antonio. Zum Mindsten keinen andern, dessen ich Mich nicht als Freund # A des Hausesb [in dem]"

A

im b

Gesprach 1716 1716 1717 1718

Raimond.

Antonio.

1735

Raimond. Wenn Du ihn j e m a l s Wiedersehen solltest

1736

Antonio. - Jemals? Ich eile gleich zu ihm.

1736

Raimond.

1737.1

Wirklich? Willst Du's thun?

So sag's,

Daß ich mit Freude ihn erwarten würde. Γ Antonio. Mit sichrem Zutrit?

1737.2

Raimond.

Antonio. O welche seegensreiche Stunde hat

Sag'an.

1739

1718

Raimond.

1719

1734

1738

Antonio.

1719

Bedürfe, als nur ein Gespräch mit Dir. Raimond. Nun meinetwegen -

Wir brechen die Gelegenheit vom Zaune;

1718

Nun,

Den er aufzudecken, nichts

1734

1737

Gelegentlich entled'gen könnte.

Er glaubt, es steck' ein Irrthum wo verborgen -

- Alonzo will Dich sprechen. Mich,

Mich sprechen? Antonio.

Freilich seltsam ist die Fordrung,

Ich, wehr's ihm nicht.]

Mich hergeführt - Ich [will so] a

A

reite b gleich nach

Gossa, 1740

Und bring' ihn her - Mögt' er Dich auch so finden,

1741

So freundlich und so mild, wie ich - Machs ihm

1742

Nicht schwer, die Sache ist verwickelt, blutig

1720

Ja unerhört fast - dennoch gäb's ein Zeichen,

1743

Ist die Entscheidung stets des Schwerdts, und Frieden

1721

Ein sichres [Zeichen] a

1744

Ist die Bedingung doch von allem Glück.

war'

1745

Willst Du ihn nur unschuldig finden, wirst

1722

Es dieses

1746

Du's auch - Ich glaub's, bei meinem Eid, ich glaub's

1722

Raimond.

1722

Antonio.

A

fast von b seiner Unschuld,

Unschuld? Ja, mir ist's ein Räthsel,

1723

Wie Dir, da es die Mörder selbst gestanden.

1724

Zwar ein Geständniß auf der Folter ist

Ich war wie Du von dem Verdacht empört,

1748

Ein einz'ger Blick auf sein ehrwürdig Haupt,

1749

Hat schnell das [Rech] a Wahre mich gelehrt -

Seite 100 1749

Seite 9 9 1725

1747

Zweideutig stets - auch war es nur ein Wort,

1750

Raimond.

Dein Amt

Ist aus, so wie ich merke - ?

1726

Das doch im Grunde stets sehr unbestimmt.

1750

1727

Allein, trotz Allem, der Verdacht bleibt groß,

1751

1728

Und fast unmöglich scheint's - zum wenigsten

1752

Die bös' verfälscht, wie ich fast fürchte, Dir

1729

Sehr schwer sich davon reinigen zu können.

1753

Zu Ohren kommen mögten -

1730

Raimond. Meinst Du?

Warum wurde nachträglich hinzugefügt.

Antonio.

1753

Raimond.

1753

Antonio.

1754

Nur noch zur

Berichtigung etwas von zwei Gerüchten,

Nun? Juan

Liegt krank in Gossa.

1777

Auf den Tod, ich weißF'

Es hat ihn tief empört, er bietet jede

1754

Raimond.

1755

Antonio. Er wird nicht sterben.

1778

1755

Raimond.

Wie es Euch beliebt.

1779 1779

Antonio.

Weiter - Nun, das andere Gerücht - ?

1779

Raimond.

1780

Antonio. Du bist entsetzlich -

1780

Raimond.

1781

Antonio. Dein Gast bin ich, ich wiederhol's - Und wenn

1756

Antonio. Wie?

1756

Raimond.

1757

Antonio. Ich wollt' Dir nur noch sagen, daß er zwar

1758

Den Dolch auf Ignez -

1758

Raimond.

1759

Antonio. Wie sagst Du?

1782

1759

Raimond.

1783

1760

Ich hatt'ihn gedungen.

Könnt's mir doch nichts helfen, wenn

1783

Ich's läugnen wollte, da er's j a gestanden.

1761

Antonio. Vielmehr das Gegentheil - aus seiner Rede

1784

1762

Wird klar, daß Dir ganz unbewußt die That.F 2

1784

1763 1764 1765

Daß ich so gut ein Mörder bin, wie er?

1767

Unwandelbar und nennt Dich schuldlos.

1785

1769 1769 1770

1772

Der Herold Dir nicht heilig ist, so wird's Der Gast Dir sein. Raimond.

Mir heilig? la. Doch fall'

Ich leicht in Ohnmacht. Antonio.

- Lebe wohl. (Schnell

ab)

herein)

Elmire. Um Gotteswillen, rette, rette (sie öffnet

1785

Alles

1786

Fällt über ihn - Antonio - das Volk

1787

Mit Keulen - rette, rette ihn - sie reißen

1788

Ihn nieder, nieder liegt er schon am Boden -

Was ist das? Raimond!

1789

Um Gotteswillen, komm an's Fenster nur,

Raimond (faßt sich) Das war das eine - nun sprich weiter,

1790

Sie tödten ihn - Nein, wieder steht er auf,

Raimond. O List der Hölle von dem Bösesten Der Teufel ausgeheckt ! Antonio.

noch 1771

Bist Du denn ein Herold - ?

Ein anderes Gerücht wolltst Du bericht'gen. Antonio. Gieb mir erst Kraft und Muth, gieb

mir

Vertraun -

1791

Er zieht, er kämpft, sie weichen - Nun ist's Zeit,

1792

O Raimond, ich beschwöre Dich - Sie dringen

1793

Schon wieder ein, er wehrt sich wüthend - Rufe

1794

Ein Wort, um aller Heil'gen willen, nur

1773

Raimond. Sieh zu, wie's geht - sag an.[-] a

1795

Ein Wort aus diesem Fenster - - Ah! Jetzt fiel

1773

Antonio.

1796

Ein Schlag - - er taumelt - Ah! noch Einer - nun

1774

Raimond. Erschlagen, weiß ich - doch Alonzo ist

1775 1775 1776

Der Herold ist -

1797

Unschuldig an dem Blute. Antonio.

1798

Wahrlich, ja;

Ist's aus - Nun fällt er um - Nun ist er todt - (Pause; Elmire trit vor Raimond)

O welch' entsetzliche

Gelassenheit - -

Er lag in Ohnmacht während es geschah.

Die Marke verweist auf eine Randbemerkung: ^die Liebe zu diesem muß ins Licht gesetzt werden. Am Rand: ^Im zweiten Akt konnte das Antonio nicht wissen.

ein

Fenster)

Seite 101 1768

Was ist ein Herold ?

(Pause; Elmire stürzt aus dem Nebenzimmer

Antonio. Vielmehr das Gegentheil - der Anschein hat Das ganze Volk getäuscht, doch er bleibt stets

Wie?

Seite 102

Raimond. Alonzo doch ist überzeugt, wie billig,

1766

Genugthuung Dir an, die Du nur forderst. Raimond. Hat nichts zu sagen -

Sohne

1799

- Es hätte Dir ein Wort gekostet, nur

1800

Ein Schritt bis zu dem Fenster, j a Dein bloßes

1801

Gebieterantlitz hätte sie geschreckt -

1802

- Mögt' einst in jener bittern Stunde, wenn

1803

Du Hilfe Gottes brauchest, Gott nicht säumen,

1804

Wie Du, mit Hilfe vor Dir zu erscheinen.

1821S2

Santin.

1805

Santin (trit auf) S'ist abgethan, Herr.

1822

1805

Elmire.

1822

Raimond.

1822

A

1806

- S'ist ein Faustschlag $' mir in [das]"

->'s b

Abgethan? Wie sagst

GesichtStecks ein. [Ich will's.]11

Du, Santin - Raimond, abgethan? (Raimond wendet sich

1806

verlegen)

O jetzt

1807

Ist's klar - Ich Thörinn, die ich Dich zur Rettung

1808

Berief! - O pfui! Das ist kein schönes Werk,

1809

Das ist so häßlich, so verächtlich, daß

1810

Selbst ich, Dein unterdrücktes Weib, es kühn

1811

Und laut verachte. Pfui ! O pfui ! Wie Du

1812

Jetzt vor mir sitzest, und es leiden mußt,

1813

Daß ich in meiner Unschuld hoch mich brüste.

1814

Denn über Alles siegt das Rechtgefühl,

1815

Auch über jede Furcht und jede Rücksicht,

1822 1823

(Er pfeift, zwei Diener

Ich pfeife? - Ruft den Grafen auf mein Zimmer. (Alle ab)

Seite 103 1816

Und nicht der Herr, der Gatte nicht, der Vater

1817

Nicht meiner Kinder ist so heilig mir,

1818

Daß ich den Richterspruch verleugnen sollte,

1819 1819 1820 1820 1821

Du bist ein Mörder! Raimond (steht auf)

Wer zuerst ihn tödtlich

Getroffen hat, der ist des Todes. Santin.

Herr,

Auf Dein Geheiß [hab ich es [selbst]11 A [ja b ] c selbst dl gestiftet,

1821 $2 1822

Das wär ein Faustschlag $ mir in das Gesicht. Raimond. Steck's ein - Ich will's. (Er pfeift; zwei

Diener

erscheinen) 1822

W o sind die Hunde wenn

1823

Ich pfeife? - Ruft den Grafen auf mein Zimmer. (Alle ab)]

1821

1

Raimond. Wer sagt das?

A u s V s 1821 a durch Unterpunkten.

erscheinen)

Wo sind die Hunde wenn

Zeilenumbruch im Text eingezeichnet.

Seite 105 (Seite 104=unbeschrieben) IV Akt. U Scene.

1846 1847

Ciella. Zimmer im Schlosse.1 1824

Raimond und Santin treten auf.

1848

Raimond. Das eben ist der Fluch der Macht, daß sich

1848

Elmire.

Was willst Du? Raimond (zu Santin)

Stör'ich?

Dem Willen, dem leicht wiederruflichen

1848

1826

Ein Arm gleich beut, der fest unwiederuflich

1849

Weißt Du. So lange ich kein Knecht, soll mir

1827

Die That ankettet. Nicht ein Zehntheil wiird'

1850

Den Herrn ein Andrer auf der Burg nicht spielen.

1828

Ein Herr des Bösen thun, müßt' er es selbst

1851

Den Zügel hab ich noch, sie sollen sich

1829

Mit eignen Händen thun. Es heckt sein bloßer

1852

Gelassen dran gewöhnen, müßten sie

1830

Gedanke Unheil aus, und seiner Knechte

1853

Die Zähne sich daran zerbeißen. Der

1831

Geringster hat den Vortheil über ihn,

1854

Zuerst den Herold angetastet, hat

Daß er das Böse wollen darf.

1855

Das

1832

Santin.

Ich kann

Beil

Gehe! Meinen Willen

verwirkt

-

Dich

steck'

ich

in

Das Herrschen Di[ch] a ->r b nicht lehren, Du nicht das

1856

- Kein Wort, sag ich, wenn Dir Dein Leben lieb!

1834

Gehorchen mir. Was Dienen ist, das weiß

1857

Du hast ein Wort gedeutet eigenmächtig,

1835

Ich auf ein Haar. Befiehl, daß ich Dir künftig

1858

Rebellisch Deines Herren Willen misbraucht -

1836

Nicht mehr gehorche, wohl, so will ich Dir

1859

1837

Gehorchen. Raimond.

- Ich schenk Dir's Leben. Fort. Trit ab. (Santin ab) (zu Elmiren)

Dienen! Mir gehorchen! Dienen!

1860

1838

Sprichst Du doch wie ein Neuling. Hast Du mir

1860

Elmire.

1839

Gedienet? Soll ich Dir erklären, was

1860

Raimond.

1840

Ein Dienst sei? Nützen, nützen soll er - Was

1861

Die Rede, die Du kürzlich hier begonnen,

1841

Denn ist durch Deinen mir geworden, als

1862

Fortsetzen willst, so spar es auf; Du siehst

1842

Der Reue ekelhaft Gefühl?

1863

Ich bin so eben nicht gestimmt, es an

1842

den

Schloßthurm.

1833

1837

1864

Es ist

Was willst Du? Mein Herr und mein Gemahl Wenn Du

Zuhören.

1843

Mir widerlich, ich will's gethan nicht haben.

1864

Elmire.

1844

Auf Deine Kappe nimms//,// a A - b2 ich steck' Dich in

1865

Raimond. So werd' ich mich vor Dir wohl rein'gen

1845

Den Schloßthurm-

1845

Santin.

1845

Raimond.

1846

Wenn ich Unrecht Dir gethan -

müssen?

Mich? Kommst Du heraus, das schöne

Gebirgslehn wird Dir nicht entgehn.

Seite 106

1866

Am Rand: (Ende wie um=gekehrter Hand=schuh. (Volk ist Storchschnabel Das Komma wurde vom Autor versehentlich nicht gestrichen.

Soll ich etwa das Hofgesinde rufen,

Seite 107 1867 1867

Elmire (trit auf) 1

Dabei. In vierzehn Tagen bist Du frei. (zu Elmiren)

1825

1832

2

Raimond (steht auf[)Y ->,b zu Santin, halblaut) Es bleibt

1868

Und öffentlich Dir Rede stehn? Elmire.

O mein

Gemahl, ein Weib glaubt gem an ihres Mannes

1869

Unschuld, und küssen will ich Deine Hand

1870

Mit Thränen, Freudenthränen, wenn sie rein

1871 1871 1872 1872 1873 1873

Von diesem Morde. Raimond.

[***]

Wissen es die Leute,

Wie's zugegangen? Elmire.

Selber spricht die That.

Das Volk war aufgehetzt von Santin. Raimond.

Daß

1874

Ich auf Dein Rufen an das Fenster nicht

1875

Erschienen, ist mir selber unerklärlich.

1876

Sehr schmerzhaft ist mir die Erinnerung.

1877

Elmire. Es würde fruchtlos doch gewesen sein.

1878

Er sank so schleunig hin, daß jede Rettung,

1879

Die schnellste selbst, zu spät gekommen wäre.

1880

Auch ganz aus seiner Schranke war das Volk,

1881

Und hätte nichts von Deinem Wort gehört.

1882

Raimond. Doch hätt' ich mich gezeigt -

1882

Elmire.

Nun freilich wohl.

Gestr.->1899' 1882.1

[Ein

Diener

(trit

auf)2

Herr,

der

Schulze

begehrt

eingelassen zu werden. 1882.2

Raimond. Der Schulze? Nein.

1882.3

Elmire. So wird das Haus die Trauer wohl für den

1882.4 1882.4 1882.5

Verwandten tragen müssen? Raimond.

Wie es sich

Von selbst versteht. Was mir von seinen Gütern

1882.6

Zufallen könnte, nehm ich nicht, es soll

1882.7

Der böse Argwohn selber frei mich sprechen.

Seite 108 1882.8

Der Schulze (öffnet die Thüre und wirft einen Diener zur Seite) Flegel von einem Diener! Der Herr sagt: nein;

1882.9

ich sage: ja. (trit auf)

1

Daneben: Nr.4, der Verweis auf das Einlegeblatt Nr.4 = Seite 109; es enthält die Variante II; die Varianten 11 und I finden sich auf dem letzten Halbbogen der Handschrift nach "Familie Thierrez" (Seite 162-163). Variante 11 bricht nach Vs 1887 ab und wurde getilgt; Variante I beginnt im Anschluß daran und muß wegen Variante II ebenfalls als gestrichen gelten.

2

Am Rand: (dies Folgende könnte lieber ein Kammermüd-chen

übernehmen)

197

Seite 162 (Entwurf zur Kammermädchenszene)

1882.10

Raimond. Sind alle Hunde loß auf dieser Burg?

1882.11

Der Schulze. Herr, Einer, der's Leben nicht lieb hat, macht sich

1882.12

blutwenig aus der Sitte.

1882.13

Raimond. - Was willst Du?

1883

Der Schulze. Ich bitte Dich, Herr, und bitte Dich

1883

//Grethe ([stürzt b

Elmirens)

nochmals, 1884$5

1884$5

Schlag mir's nicht ab, Herr, $ laß meinen Sohn nicht

1886

Hinrichten.

1886

Raimond. Deinen Sohn?

1887

Der Schulze. Er hat auf Dein

1891 1891 $2

1884

Gebieterin! [Errettung] 3 A Sie führen ihn zum Tode, b

1885

Errettung von dem Tod! Laß ihn, laß mich,

1886

Laß uns nicht auf[] al ->geopfert b werden. Elm· 2

Santin's hat er's gethan.

1893

El. Gr

1893,1

Den Ritter, [[Santin hat's] a ... M Santin hat es ihn

1888.2

Geh.]

1891 1892

meinen Augen.

Wen?

1888.1

1891

Raimond. [Scorpion von einem Menschen!]" $ Fort aus

Meinen Friedrich. Er

Hat ihn zuerst getroffen.

1888

1892 1892$3

Dich?

Bist Du von Sinnen? Gr.

1888

1890

Der Schulze. Santin hat's auf Dein $ Geheiß gestiftet.

Dich? $ Bist Du

Um Deine Hilfe, Gnädigste! Erbarmung,

1888

Raimond. Auf mein Geheiß - den Teufel hab' ich - Auf

1893

Den Dein Gemahl befohlen zu erschlagen. Raimond. Befohlen - ich! Den Teufel hab' ich! Santin Hat's angestiftet Gr (steht auf)

Santin hat's auf Dein

Geheiß gestiftet[!] a ->. b Raimond.

Schlange, giftige!

Aus meinen Augen, fort!

Der Schulze. S'hat Zeit, Herr. Ich sag's Dir noch einmal,

1893+4

Santin hat's auf Dein Geheiß gethan. Ich hab'

1893

1894$5

es selbst $ gehört, wie Du's ihm befohlen hast.

1894 1 2 3

Knie

1883

1889 1890

die

Von Sinnen?]

1887

erschlagen.

umfaßt

[Um Deine Hilfe, Gnädigste, Errettung,

Nicht aufgeopfert werden Elmire.

1887 Ritter

A

1887

1886 Geheiß den

Füßen]11

Sie führen ihn zum Tod', $ laß ihn, laß mich

1886 1886$7

zu den

Gr.

Auf Dein Geheiß

Hat's Santin angestiftet. Selbst hab ichs

Unleserlich, s. Abb. 12. Im Folgenden: Elm. und El. =Elmire, Cr. =Grethe und R. =Raimond. Möglicherweise: [...] sie erschlagen, s. Abb. 13.

199

Seite 109=Einlegeblatt Nr.4

1883

Grethe (stürzt herein, umfaßt Elmirens [FüßeY

1883

U m Deine Hilfe, Gnädigste! Erbarmung

1884

Gebieterinn! Sie führen ihn zum Tode,

1885

Errettung von dem Tod! Laß ihn, laß mich,

1886 1886 1887 1887 1888

Grethe.

1891 1892 1892 1893

1893 1894

Mein Friedrich. Er

Hat ihn zuerst getroffen.

1888

1891

Dich?

Bist Du von Sinnen? Grethe.

Elmire.

1890

Knieh)

Laß uns nicht aufgeopfert werden. Elmire.

1888

1889

A

Wen? Den Ritter,

Den Dein Gemahl geboten zu erschlagen. Raimond. Geboten - ich! Den Teufel hab' ich! Santin Hat's angestiftet! Grethe (steht auf)

Santin hat's auf Dein

Geheiß gestiftet. Raimond.

Schlange, giftige!

Aus meinen Augen, fort!

Grethe.

Auf Dein Geheiß

Hat's Santin angestiftet. Selbst hab' ich's

Seite 162 Entwurf zur Kammermädchenszene (Fortsetzung) 1895 1896

Raimond. - Gehört? Befohlen?

1896$7$8 Der Schulze. Ich stand im Schloßflur $ dicht hinter Dir, $ Du

Gehört, wie Du's an Santin hast befohlen.

1896

Raimond. - Gehört? - Du selbst?

1896

Gr.

Ich stand im Schloßflur, stand

1897

Dicht hinter Dir,

A[unda]b

ich hörte jedes Wort.

1898

Doch Du warst blind vor Wuth und sahst mich nicht.

1899

Es haben's außer mir noch zwei gehört.

Seite 111 1898$9

warst blind vor Wuth, und sahst mich nicht. $ Es haben's

1899

außer mir noch zwei gehört.]

Seite 163 Entwurf zur Kammermädchenszene (Fortsetzung) 1900

Raimond.1 - S'ist gut. Trit ab.

1900

R. - S'ist gut. Trit ab.

1900

rPer Schulze.11 Grethe.ll So schenkst Du [meinem

1900

Gr.

1901

R. S'soll aufgeschoben sein.

1901

Gr.

Sohn] I

Aihmll

das Leben?

1901

Raimond. [Es] |

1901

[Der Schulze.11 Grethe. λ Ο Gott sei Dankll

1902

AS'II

soll aufgeschoben sein.

[So dank ich, Herr,] |a AUnd Dir sei Dank mein beßter Herr, |b es [war mein Einz'ger,] |

Und Dir sei Dank, mein bester Herr! Es [war]a Aistb Ein braver Bursche, der sein Leben wird

Aistll

1903

Ein braver Bursche, der sein Leben wird

1903

An Deines setzen.

1904

Raimond.

Gut, sag' ich. Trit ab (¡Der Schulzel I

"GretheII ab) (Raimond wirft sich auf den Sessel; Elmire nähert

sich

ihm; Pause) 1905

Elmire. Mein theuer Freund -

1905

Raimond.

1906

Elmire.

Laß mich allein, Elmire. O laß mich

Amenschlich

1907

bleiben

-

O dies

schöneb

Gefühl, das Dich bewegt, löscht jeden Fleck,

1908

Denn Reue ist die Unschuld der Gefallnen.

1909

An ihrem Glänze weiden will ich mich,

1910

Denn herrlicher bist Du mir nie erschienen,

1911

Als jetzt.

1911

Raimond.

1911

Elmire.

O Gott sei Dank!

1902

1904 1904

So schenkst Du ihm das Leben?

Ein Elender bin ichDu glaubst

Variante I I wurde vom Autor ab hier in Variante | eingearbeitet.

[schöne]"

1904

An Deines setzen. R.

Gut, sag ich trit ab.//

Seite 109 Einlegeblatt Nr. 4 (Fortsetzung) 1895

Gehört, wie Du's an Santin hast befohlen.

1896

Raimond. - Gehört? - Du selbst?

1896

Grethe.

Ich stand im Schloß[] a l ->flur b , stand

1897

Dicht hinter Dir, ich hörte jedes Wort,

1898

Doch Du warst blind vor Wuth und sahst mich nicht.

1899

Es haben's außer [] a2 A mir ò noch zwei gehört.

Seite 110=unbeschrieben

1 2

Nicht genau zu klären, evtl. hof, s. Abb. 14. Möglicherweise ich, s. Abb. 15.

[***]

201

202

1912

E s - A h ! Der Augenblick nach dem Verbrechen,

1913

3

//Der schönste ist er in dem Menschenleben.// A

oft der schönste in dem Menschenleben. b

1937 ->Ist

1

1938

So zeig's, und ehre mindestens im Tode

1939

Den Mann, mit dessen Leben Du gespielt.

1914

Du weißt's nicht - ach, Du weißt es nicht, und grade

1940

Der Abgeschiedne hat es beschworen,

1915

Das macht Dich herrlich. Denn nie besser ist

1941

Alonzo ist unschuldig.

1916

Der Mensch, als wenn er es recht innig fühlt,

1917

Wie schlecht er ist.

Seite 112 1917

Es kann mich keiner ehren,

Denn selbst ein Ekel bin ich mir.

1918

Elmire.

1919

(Raimond sieht sie starr an) Seite 113 So unschuldig,

1941 Raimond.

1918

Densoll

Kein Mensch verdammen, der sein Urtheil selbst

1942 1943

An Pedro's Mord, wie wir an jenem Anschlag Auf Ignez Leben.

1943

Raimond.

1944

Elmire. Warum nicht, mein Gemahl? Denn es liegt Alles

Über die Vergleichung!

Auf beiden Seiten gleich, bis selbst auf die

1920

Sich spricht. O hebe Dich! Du bist so tief

1945

1921

Bei Weitem nicht gesunken, als Du hoch

1946

Umstände noch der That. Du fandst Verdächt'ge

1922

Dich heben kannst.

1947

Bei Deinem todten Kinde, so in Gossa;

1948

Du hiebst sie nieder, so in Gossa; [Du] a sie

1949

Gestanden Falsches, so in Gossa; Du

1922

Raimond.

1923

Und wer hat mich so häßlich

Gemacht? O hassen will ich ihn -

1923

Elmire.

1924

Raimond!

Du könntest noch an Rache denken?

1924

Raimond.

Ob

1950

Vertrautest ihnen, so in Gossa - Nein,

1951

Der einz'ge Umstand ist verschieden, daß

1952

Alonzo selber doch Dich frei spricht. Raimond.

O

1925

Ich an die Rache denke? - Frage doch

1952

1926

Ob ich noch lebe?

1953

Gewendet, listig, haben sie das ganze

1926

Elmire.

1927

Ist es möglich? O

Nicht diesen Augenblick zum Wenigsten

1954

Verhältniß, mich, den Kläger, zum Verklagten

1955

Gemacht - Und um das Bubenstück, das mich Der ganzen Welt als Mörder zeigt, noch zu

1928

Wirst Du so bös beflecken - Teufel nicht

1956

1929

In Deiner Seele dulden, wenn ein Engel

1957

1930

Noch mit mir spricht aus Deinen Zügen.

1957

1930

Raimond.

Vollenden, so verzeiht er mir Elmire.

Raimond!

O welch' ein häßlicher Verdacht, der schon

Soll

1958

1931

Ich Dir etwa erzählen, daß Alonzo

1959

1932

Viel Böses mir gethan? Und soll ich's ihm

1959

1933

Verzeihn, als war es nur ein Weiberschmollen?

1960

Ist's nicht in mir, es ist Gewißheit. Warum,

1934

Er hat mir freilich nur den Sohn gemordet,

1961

Meinst Du, hätt' er mir wohl verziehen, da

1962

Der Anschein doch so groß, als nur, damit

1963

Ich gleich gefällig mich erweise? Er

1935

Den Knaben auch, der lieb mir wie ein Sohn, -

1936

1

Die blutige, die Du gestiftet, wohl,

Elmire. O sprich's nicht aus - Wenn Dich die That gereut,

a

b

Vs 1913 zu V s l 9 1 3 umbeziffert.

Die Seele schändet, die ihn denkt. Raimond.

Verdacht

1964

Kann sich nicht reinigen, er kann es nicht,

1965

Und nun, damit ich's ihm erlass', erläßt

Er's mir - Nun, halb zum Wenigsten soll ihm

1989

1967

Das Bubenstück gelingen nur. Ich nehme

1990

1968

Den Mord auf mich - und hätt' der Jung' das Mädchen

1990

Raimond.

1969

Erschlagen, //mir war es recht.// a wär->'s mir recht. bl

1990

Elmire.

1966

Seite 114 1969 1970 1971 1972 1972

1991 Elmire.

Das Mädchen? O

1991

Mein Gott, Du wirst das Mädchen doch nicht morden? Raimond. Die Stämme sind zu nah gepflanzet, sie Zerschlagen sich die Äste. Elmire (zu seinen Füßen) O verschone, Auf meinen Knien bitt ich Dich, verschone

1974

Das Mädchen - wenn Dein eigner Sohn Dir lieb, a

Raimond.

Gebirg?

1992

Elmire. Ich weiß es von Antonio, der Edle! Vortreffliche! [s]a ->S b ein eigner Plan war es,

1994

Die Stämme durch die Heirath zu versöhnen,

1995

Und selbst sich opfernd, trat er seine Braut

1996

Dem Sohne seines Freundes ab - O ehre

1997

Im Tode seinen Willen, daß sein Geist

Wenn seine Liebe lieb Dir, wenn auf immer[,] Du seinen Fluch Dir nicht bereiten willst,

1998

In Deinen Träumen Dir nicht mit Entsetzen

1977

Verschone Ignez -

1999

Begegne - Sprich, o sprich den Seegen aus!

2000

Mit Thränen küss' ich Deine Knie, küsse

2001

Mit Innbrunst Deine H[ä] a ->a b nd[e] a , die ach! noch

2002

Was sie # A mir b am Altar [mir] a verspr[o] a ->a b ch[en] a

1978

Raimond.

Welche seltsame

Anwandlung? Mir den Fluch des Sohnes? Elmire.

Ja,

schuldig,

1979

Es ist heraus - auf meinen Knien beschwöre

1980

Ich Dich, bei jener ersten Nacht, die ich

1981

Am [Abend]»

A

Tage

b

vor des Priesters Spruch Dir

schenkte, 2

A

- o b brauche

2003

Sie einmal doch zum Wohlthun, gieb dem Sohne

2004

Die Gattinn, die sein Herz begehrt, und Dir Und mir und allen Unsrigen den Frieden -

1982

Bei unserm einz'gen Kind, bei unserm letzten,

2005

1983

Das [Deine Wuth in's Elend stürzt, und das

2006

1984

Doch zu gebähren schwerer mir geworden,

2007

1984,1

Als zu erzeugen Dir],

2008

Elmire (steht auf) O Gott, mein Heiland, was hab' ich

1983

A

Du hinopferst, und das Du doch nicht

1984

A

Wie ich gebohren hast

2009

Raimond (steht auf) Das freilich, ist ein Umstand von

1984

3

Unerkannt hat Gott

In dem Gebirge [sich] 3 A sie b vereint.

1976

1978

2

Lieben?

1975

1977

1

Beweise-

Seite 115 1993

1973

Die Kinder lieben sich, ich habe sichre

Unseelig-bösen Zwist ein Ende, der

1986

Bis auf den Namen selbst den ganzen Stamm

1987

Der Ghonorezze auszurotten droht.

1988

Gott zeigt den Weg selbst zur Versöhnung Dir.

Vs 1969a wurde zu Vs 1969 b umbeziffert. Am Rand: ? (zu sinnlich) Neben Vs 1984,1.

Sich im Gebirge, Rodrigo und Ignez? gethan!

o mache diesem 3

1985

Raimond. Nein, sag' mir, hab' ich recht gehört, sie sehen

Bedeutung. [(Er p] (Er pfeift; zwei Diener 2010

erscheinen)

Elmire. War's möglich - ? Nein - O Gott sei Dank! das wäre

2011

Ja selbst für einen Teufel fast zu boshaft[!] a ->. - b

2012

Raimond (zum Diener) Ist noch der Graf zurück nicht

2013

Ein Diener. Nein, Herr, wir erwarten ihn.

vom Spaziergang?

203

204

2013

Raimond. Wo ist Santin?

2025

2013

Ein Diener. Bei der Leiche.

2014

Raimond. Führ mich zu ihm, (ab)

2026

Gefahrlich, übel ist sein Stand, er kann

2014

Elmire.

2027

Das Ufer nicht erreichen -

Dort jener Seegel - siehst Du ihn? Er schwankt

Seite 118

Raimond! Raimond! O höre - (folgt.

Alle ab)

2027

Franziska.

2028 Seite 117 (Seite 116=unbeschrieben)

2015

2029

Gossa. Zimmer im Schloß.

2030

A lonzo (trit auf, öffnet ein Fenster, und

2030

bleibt mit Zeichen einer tiefen Bewe=

2031

gung davor stehen.)

2031

Franziska, (trit auf, und nähert sich ihm mit verhülltem

2032

Gesicht.) Weißt Du es? 2015

2032 l

Ignez. (trit auf, noch an der Thiire, halblaut)

Mutter!

Zu sagen von Antonio. Alonzo.

Er, er ist

Hinüber, #*(Er wendet sich)b ich weiß Alles. Franziska.

Weißt Du's? Nun

Was sagst Du? Alonzo [(er wendet sich)]' Wenig will ich sagen. Ist Thiest noch nicht zurück? Franziska.

So[l] a willst Du nun

Den Krieg beginnen?

2033

Mutter ! (Franziska sieht sich

2033

Alonzo.

um, Ignez nähert sich ihr)

2034

Franziska. Nun freilich, wie die Sachen stehn, so mußt

Kenn' ich doch den Feind.

Weißt Du die

2035

Du's wohl. Hat er den Vetter hingerichtet,

Entsetzensthat? Antonio ist erschlagen.

2036

Der schuldlos war, so wird er Dich nicht schonen.

(Franziska giebt ihr ein bejahendes Zeichen)

2037

Die Zweige abzuhaun des ganzen Stammes,

2038

Das ist sein überlegter Plan, damit

2015 2016

Alonzo, eine Nachricht hab' ich Dir

2029

2Ì Scene.

Höre mich,

2016

Weiß er's?

2017

Franziska (wendet sich zu Alonzo) Alonzo!

2039

Das Mark ihm seinen Wipfel höher treibe.

2017

Alonzo (ohne sich umzusehen) Bist Du es. Franziska?

2040

Alonzo. Den Edelen, der nicht einmal als Herold

2017

Franziska.

2041

Gekommen, der als Freund nur das Geschafft

2042

Betrieb des Friedens, preißzugeben - ihn.

2018 2019 2019

Wenn

Ich wiißte, wie Du jetzt gestimmt, viel hätt' ich Zu sagen Dir. Alonzo.

Es ist ein trüber Tag

2043

Um sich an mir zu rächen, preißzugeben,

2044

Dem Volke - -

2020

Mit Wind und Regen, viel Bewegung draußen -

2044

2021

Es zieht ein unsichtbarer Geist, gewaltig

2045

2022

Nach Einer Richtung Alles fort, den Staub,

2023

Die Wolken, und die Wellen -

2023 2024 2024

Franziska.

2045

Willst Du mich, Sehr beschäfftigt mich

Am Rand: (ignez muß ja Juan gesprochen

haben)

Nun doch, endlich, wirst Du ihn

Nicht mehr verkennen?

Seite 119

Alonzo, hören? Alonzo.

Franziska.

'

Alonzo.

Ihn hab' ich verkannt,

2046

Antonio - hab' ihn der Mitschuld [gestern]" A heute hl

2047

Geziehen, der sich heut' für mich geopfert.

2048

Denn wohl geahndet hat es ihm - mich hielt

Daneben: (?)

2049 2050 2050 2050,1

2070

Nicht sichrer war, als ich -

2071

Antonios hat ganz wüthend sie gemacht.

2072

Alonzo. So wollen wir die Witterung benutzen.

2073

Er will nach meinem Haupte greifen, will

2074

Es - nun so greif ich schnell nach seinem. [Siebzig]"

Franziska.

[Ihm hat es freilich

Geahndet, denn er kannte seinen Mann.] a denn anders?

2051

[Doch]

a A

Denn

2053

2054 2054 2055

A

A

Konnt' er

6

b

A

weil Du [selbst]" # Raimond stets

mit blinder Neigung [stets] 2052

A

b

1

2075

[Ihn]" Hast freigesprochen, j a sogar gezürnet, Wenn man['s]

a A

Sagst A

b

b

es nur gewagt, ih[n Deinen Feind zu

2076

Dreißig b Du,

Zwanzig

sind

eben

eingerückt,

[Fünfzig] 3

ein

b

Bring' ich zusammen, das ist mit dem Geiste,

nennen] 3 ->m A zu mißtraun b ,

2077

Der mit uns geht, ein Heer - Thiest, was meinst Du?

So mußt' er freilich zu ihm gehen -

2078

Noch diese Nacht will ich nach Ciella.

Nun,

2078

Beruh'ge Dich - fortan kein anderes

2079

Gieb mir ein [Dreißig] 3

Alonzo.

Thiesta.

Herr, A

Funfzehn b von dem Trupp,

spreng' ich

2056

Gefühl nur, als der Rache, will ich kennen;

2057

Und wie ich duldend, einer Wolke gleich

2080

Die Thore selbst, und öffne Dir den Weg.

2058

Ihm lange über['s] a ->m b Haupt geschwebt, so fahr

2081

Ich kenn' das Nest, als wär's ein Dachsloch - noch

Ich einem Blitze gleich jetzt über ihn.

2082

Erwarten sie von uns nichts Böses, ich

2083

Beschwör's, die [siebzehn] 3

2059 2060

Thiesta (trit auf) Hier bin ich wieder, Herr, von meinem Zuge,

2061

A

sieben b Bürger halten

Wache

Und bringe gleich Dir fünf Vasallen mit.

2084

Noch, wie in Friedenszeit.

2062

Alonzo (wendet sich schnell) Wo sind sie?

2084

2062

Thiesta.

2085

Du nimmst den Vortrab. Wenn es finster, brechen

2086

Wir auf. Den ersten Zugang überrumpelst

2087

Du, selber folg 1 ich auf dem Fuße, bei

2063 2064

Unten in dem Saale. Drei,

Der Manso, Vitina, Paratzin, haben Auf

ihren

Kopf

ein

b

[Männer] 2065 2065

cl

[siebzig

Reuter]

a

A

dreißig

gleich

Nach Gossa mitgebracht. Alonzo.

Ein [siebzig] 3 A dreißig b Reuter?

2066

- Ein ungesprochner Wunsch ist mir erfüllt.

2067

- Laßt mich allein, ihr Weiber. (Franziska und Ignez. ab)

2067 2068

Ergeben sich erweisen, sind sie wohl

2069

Gestimmt, daß man sie schleunig brauchen kann?

So bleibt's dabei.

2088

Antonios Leiche sehen wir uns wieder.

2089

Ich will ihm eine Todtenfeier halten,

2090

Und Ciella soll, wie Fackeln, sie beleuchten.

2091

Nun fort zu den Vasallen ! (Beide ab)

S e i t e 121 r i v Akt.I

a3

[l]3 ->3bÌ

Scene.

Bauernstube. 1 2 3

Vs 2064 c aus Vs 2064 a durch Unterpunkten wiederhergestellt.

Alonzo.

2

Wenn sie so

S e i t e 120

1

Thiesta. Wie den gespannten Bogen, Herr; der Mord 1

Er ab, und gieng doch selbst nach Ciella, der

Am Rand: fGroßvater muß die Leiche erkennen.) Darunter: (bis hierher abgeschickt) Am Rand: Man könnte eine Hexe aufführen, die wirklich gelenkt hätte.

das

Schicksal

205

206 2092

Barnabé am Kamin; sie rührt einen Kessel,

2118

der über Feuer steht.

2118S9

so dick, daß die Kelle schon steht. Ursula.

Aber

$

die

ungelegten

Eier

aus

dem

Hechtsbauche?

Barnabé. Erst dem Vater: Ruh' in der Gruft: daß ihm ein Frevlerarm nicht

2120

Barnabé. Soll ich noch Einen aufschneiden?

2094

Über das Feld trage die Knochen umher.

2120$1

Ursula. Warte noch ein Weilchen. $ Ich will erst

2095

Leichtes Erstehn: daß er hochjauchzend das Haupt

2096

Dränge durch's Grab, wenn die Posaune ihm ruft.

2121$2

zubereiten. $ Laß nur keinen in die Küche, hörst Du,

2097

Ewiges Glück: daß sich die Pforte ihm weit

2123$4

und rühre fleißig, hörst Du, und sage $ die Wünsche,

2098

Öffne, des Lichts Glanzstrom entgegen ihm wog'.

2093

2099$ 100 Ursula (außerhalb

Fliederblüthe

hörst Du?

der Scene) Barnabé! Barnabé! $

2124$5

Barnabé. Ja doch, ja - Wo blieb $ ich stehen? Freuden

2125$6

- Nein: $ Blüthe des Lei[dens] a ->bs b : daß mir kein

vollauf

Rührst Du den Kessel? 2100$01

Barnabé. Ja doch, ja, [ich]3 A mit b beiden Händen, $ ich

giftiger Duft

wollt', ich könnte 2127

Sudle das Blut, Furchen mir ätz' in die Haut.

2101 $2

Ursula. Aber $ Du sprichst nicht die drei Wünsche aus?

2128

Fröhlichen Tod: fröhlich im gleitenden Kahn,

2102$3

Barnabé. Nun, das gesteh' ich! $ Wenn unser Herrgott so

2129

2101

die Füße auch brauchen.

taub

Bin ich am Ziel, stoße er sanft an das Land.

2130

Du lieber Gott, wenn's Glück nicht so süß wäre, wer würde sich die Mühe so sauer werden lassen? -

2103$4

ist, wie Du, so hilft's $ Alles nichts.

2131

2104

Dann der Mutter:

2132

- Nun, wieder von vorn: Erst dem Vater:

2105

Alles Gedeihn: daß ihr die Landhexe nicht

2132

2106

Giftigen Blicks tödte das Kalb in der Kuh.

2133

Ruh' in der Gruft: daß ihm ein Frevlerarm nicht

2107

Heil an dem Leib: daß ihr der Krebs mit dem Blut-

2134$, 1

Über das Feld $ trage die Knochen umher.

2108

Läppchen im Schutt schwinde geschwinde dahin.

2134,2

Leichtes Erstehn: daß er hochjauchzend das Haupt

2109

Leben im Tod: daß [sie]1

2134,3$2134

Dränge durch's Grab - $ - Ah!

A

ihrb kein Teufel

[verlacht,]a A die Zung' b 2110

[Wenn sie von Gott Sühne der Sünden erfleht.] A

2111

(Sie erblickt Rodrigo, der bei den letzten Worten 2

hereingetreten ist.)

Strecke heraus, wenn sie an Gott sich empfihlt. b

2134

//Rodrigo.F'

Was machst Du, schönes Mädchen?

Wäre Dein

Dann für mich: Freuden vollauf: daß mich ein stattlicher Mann

2135

Auge nicht so liebreich, so würde dein Geschafft

2113

Ziehe mit Kraft kühn in's hochzeitliche Bett.

2136

furchtbar sein: Denn Du sprichst mit dem Kessel,

2114

Blüthe des Leib's: daß mir -

2137

wie man von den Hexen erzählt.//

2112

2115 2116

2134$5

Ursula. Barnabé! Du böses Mädel hast den Blumenstaub

1

2116$7$8 Barnabé. Nein $ doch, nein, s'ist Alles hinein. Der Brei $ ist

//Was sprichst Du mit $ Deinem

Kessel, Mädchen? Wenn Du eine Hexe

vergessen und die Wolfkrautskeime.

Seite 122

F

Die Einfügemarke verweist auf die Vs 213411 - 213811 am Rand; Variante I steht auf dem Einlegeblatt, Seite 123. Sowohl die Vs 21341 - 21371, als auch die Vs 2134 11 - 2138 11 wurden vom Autor nicht gestrichen.

2135$6$7

Bist, $ Du bist die lieblichste, die ich jemals sah, $ und ich wette, Du thust Keinem

2137S8

Böses, der $ Dir gut ist//

2153

Rodrigo.

Was sprichst Du mit $ Deinem Kessel,

2155

Barnabé. Freilich wohl. Nun störe mich nur nicht. Es ist unser

2155$6

eine Hexe bist, $ Du bist die lieblichste, die ich jemals sah, $ und ich wette,

2137$8 2138$9

Glücksbrei,

$ ich

muß

die drei Wünsche

dazu

hersagen.

Mädchen? Wenn Du 2135$6$7

207

Rodrigo. Wozu? Das mußt Du j a selbst verstehn.

Seile 123=Einlegeblatt (Seite 124=unbeschriebene Rückseite) 2134$5

fragen.

2154

Du thust keinem was Böses, der $ Dir gut ist. Barnabé. Geh' heraus, lieber Herr, ich bitte Dich. $ Es darf nie=

Seite 126 2157

Rodrieo. Was kochst Du denn?

2157$8

Barnabé. Einen [GlI a ->Kindsfinger b - - $ ha! ha! ha! Du

2158 2159

denkst wohl, ich bin eine Hexe? Rodrigo. Einen Kindsfinger?

2139$40

mand in die Küche kommen, $ die Mutter selbst nicht,

2159$60

Ursula. Barnabé! Böses Mädchen, $ was lachst Du?

2140

außer ich.

2160$1

Barnabé. Ei, ich bin lustig, $ und spreche die Wünsche.

Seite 125

2161

Ursula. Meinen auch vom Krebse?

Rodrigo. Warum $ denn nur Du?

2162

Barnabé. Ja doch ja. auch den vom Kalbe.

2141

Barnabé. Was weiß ich? Weil ich eine Jungfrau bin.

2162Î3

Rodrigo. O sage mir, ein Kindsfinger? $ Wie kamst Du

2142$3

Rodrigo. Darauf schwör ich. Und wie heißt Du denn, $ 2163$4

Barnabé. Nein, nun plaudre ich nicht mehr, $ ich muß die

2140$1

liebe 2143

Wün=

Jungfrau? 2164$5

sehe [sagen] 1 Sprechen, b $ sonst verdirbt der Brei und

Ursula. Barnabé! Barnabé! $ Wer spricht denn mit Dir?

2165

schilt.

(Rodrigo macht ein bittend

2165,1

Rodrigo.F' [Er ist schon gelungen, denn er schenkt Dir

2166$7

Beutel mit Gold. Bring' ihn der Mutter, $ sag', er sei

2143

Barnabé. Barnabé.

2143$4

Rodrigo. Deine Stimme $ klingt schöner, als Dein Name.

2144$5

Zeichen)

2145

Barnabé. - Was sagst Du, Mutter?

2146

Ursula. Sprichst Du die drei Wünsche?

2146$7

Barnabé. Ja doch, ja, $ sei nur ruhig, (rührt im

Kessel)

2147$8$9

nun geh, $ lieber Herr. Die Mutter sagt, $ wenn ein

2149

Unreiner zusieht, taugt der Brei nichts. Rodrigo. Doch wenn ein Reiner zusieht, so wird er um $ so

2151 2151

die Mutter

diesen

Aber

2150$1

dazu?

besser.

2167$8

Dir neben den Kessel gefallen $ und komm wieder.]

2166

Weißt Du was? Bring[e] a ->' b diesen Beutel

2167

er sei Dir neben den Kessel gefallen,

2168

[ - ] a A und b komm wieder.

2168

Barnabé. Diesen Beutel, den

Mutter, sag'

2169

Barnabé. Davon hat sie nichts gesagt.

2169

2152

Rodrigo. Aber es ergiebt sich von selbst.

2170

2152$3

Barnabé. Nun freilich, $ ich sollt' es meinen. Ich will die Mutter

schenkst Du uns? Rodrigo. Ja, doch ja, sag' nur der Mutter nicht, daß ihn Dir jemand gegeben hat

Die E i n f ü g e m a r k e verweist auf die Vs 2166 1 1 - 2 1 7 1 II am R a n d .

der

2171

und komm bald wieder.

2171

Barnabé. Mutter! Mutter! /ab:

bin 2180.3

Seite 127=Einlegeblatt (Seite 128=unbeschriebene Rückseite) 2172

2180.4

[[Rodrigo. Ein Kindesfinger! S'ist kein Zweifel fast,

2173

2180.5

S'ist Pedro's! Wenn er's ist - O wie gewaltig

2174$4,1

2181

Klopft Deine Ahndung, Glück, an's Herz! - $ [Doch

Rodrigo (führt sie in den Vordergrund)

[So] a A Nun b sage

mir, [wie kamst Du dazu?]" was ist das für ein Finger? b F l

2174,1

Ja Männer, die die Leiche] $ [Mich wiegt's

2174,1 $5

Wie]

2175

O Übermaas, wie werd' ich Dich ertragen!

Doch selber

2181.1

Barnabé. Ein kleiner Kindsfinger.

2181.2

Rodrigo. Wie kamst Du dazu?

Seite 129

2176

[O doch, o ströme, stürze nur auf mich,

2182

Barnabé. Vorgestern haben Mutter und ich ihn gefunden.

2177

Es dehnt die Liebe mir die Brust, ich werd'

2183

Rodrigo. Gefunden bloß? Auf welche Art?

2178

Es fassen]

2183S4

Barnabé. Nun, Dir $ will ich Alles erzählen, wenn's

2178.1

[Alonzo rein, die [Vä] a A Häuser b ausgesöhnt,

2178.2

Das Mädchen mir zum Pfand' des Bundes

2184$5

2179

Es wiegt die Hoffnung mich, wie eine Schaukel,]

2185

Rodrigo. So erzähle.

Doch still, sie kommt, jetzt werd' ich's hören!]]

2185$6

Barnabé. Wir suchten Kräuter $ am Waldstrom im

2186$7

schleifte $ das Wasser ein ertrunkenes Kind zu uns

2180 2172

Rodrigo (lebhaft

auf und nieder)

gleich

Ein Kindesfinger!

die Mutter $ verboten hat.

Gebirg, da

Wenn's der kleine wäre! 2173

Wenn's Pedro's kleiner Finger wäre! Wiege[,] a

2187$8

an das Ufer, wo wir standen. $ Wir zogen es heraus,

2174

Mich, Hoffnung, einer Schaukel gleich, und gleich,

2188$9

und bemühten uns viel $ um das arme Wurm, aber es

2175S6

Als spielt, [im Schweben]" # A geschloßnen

2190$]

blieb todt. Da schnit die Mutter $ dem Kinde den

2191$2

kleinen Finger [der linken Hand] a ab, $ denn der thut

Auges

schwebend 6 mir $' ein Windzug um 2176

Die offne Brust, so wende

2177

Mein Innerstes sich vor Entzücken - Wie

2178

Gewaltig, Glück, klopft Deine Ahndung an

nach 2192S3

dem Tode

mehr Gutes,

$

als die Hand

eines

Erwachsenen

2179

Das Herz! Dich selbst, o Übermaas, wie werd'

2194

in seinem ganzen Leben. - Warum stehst Du so

2180

Ich Dich ertragen - Horch: Sie kommt! Jetzt werd ichs

2195

tiefsinnig? Woran denkst Du?

hören.

2195Î6

(Ende Einlegeblatt, Fortsetzung von Seite 126)

Rodrigo. - An Gott. - $ - Nun erzähle noch mehr. War nie=

[Rodrigo untersucht den Kessel)]

2196S7

2180.1

[Barnabé (kommt zurück)1 Was macht Du?

2198

2180.2

Rodrigo. Ich suche den Finger, gieb mir den Finger, ich

mand dabei, $ als Du und die Mutter? Barnabé. Als wir den Finger von der linken Hand hatten, kamen 2

2199$200 2

noch die Knochen.] A

waren's

1

Dir so gut, gieb mir den Finger. Barnabé. Der ist zerkocht, lieber Herr, Du findest kaum

zwei Männer # A aus Gossa b , die $ wollten den von der

Zeilenumbruch in die Handschrift eingezeichnet. Barnabé

(kommt

eingesetzt.

zurück)

wurde von Erich Schmidt und Paul Hoffmann wieder

1

Am Rand (getilgt): ^[die Mutter

2

Am Rand: die Männer

wollten

muß ihm zu Füßen fallen ihn

be=graben.

und es

gestehn.]

Raimond und Santin treten auf

rechten 2200$ 1

auch abschneiden. Der $ hilft aber nichts, wir giengen

2201 $2

fort, $ weiter weiß ich nichts.

2202$3

[Raimond (setzt sich auf einen Stein)Y 2218

Rodrigo. Es ist genug. Mehr brauch ich nicht. $ Du hast

Santin.

Das

soll

[der

gewöhnlich b

Sagt mir der Jäger. Selber hab' ich ihn

2204

Das Unbegriffene erklärt - Das kannst

2220

Zweimal, und sehr erhizt, auf dieser Straße

2205

Du nicht verstehn, doch sollst Du's bald - Noch Eins.

2221

Begegnet. Ist er im Gebirg'; so ist's [auch Ig] a

2206

In Gossa ist ein Mädchen, dem ich auch

2222

Auch Ignez, und wir fangen beid' zugleich.

1

2

So gut, wie Dir. Die mögt ich gern hier sprechen.

2223

Raimond (setzt sich auf einen Stein)1 Es ist sehr heiß mir,

[Santin. Es streicht ein kühler Wind doch über's Feld.

3

und die Zunge trocken

2208

In einer Höhle, die ihr wohlbekannt.

2209

Die Tochter ist es aus dem Hause, [I] a ->A b gnez,

2224

2210

Du kannst nicht fehlen -

2225

Barnabé.

2226

Soll ich sie Dir rufen?

Nun ja, es wird ihr Freude machen auch.

S e i t e 130

Raimond. Mich dürstet.

2226

Santin.

2227

Raimond. [Ich mag] a Er löscht den Durst mir nicht.

In der Nähe ist ein Quell.

Santin.

2212

Rodrigo. Und Dir; wir wollen's beide Dir schon lohnen.

2227

2213

Doch mußt Du's selbst ihr sagen, keinem Andern

2228

2214

Vertraun, daß Dich ein Jüngling abgeschickt,

2224

Santin. Der Wind geht kühl doch über's Feld.

2215$,1

Verstehst Du? Nun, das weißt Du wohl. $ Ihr kannst

2224

Raimond.

2215.2

Du Alles sagen, auch vom Finger ihr

2225

2215.3

Erzählen, sie verräth Dich nicht, wie ich.

2225

Santin.

2215.4

[Dann führe selbst sie morgen 4 in dies Haus.

2225

Raimond.

5

Das Wasser ist

So klar, daß Du darin Dich spiegeln könntest.]

Fühlst Du nicht wohl Dich?

2215.5

Es sei ein sichrer Ort , sag' ihr, zum Zeichen]

2215$6

Und daß $ du Glauben finden mögst bei ihr 6

2226

Santin.

2226

Raimond.

Nimm dieses Tuch, und diesen Kuß gieb ihr (ab)

2227

Barnabé, sieht ihm nach, seufzt, und geht ab.

2227 2228

S e i t e 131

Ich glaub',

S'ist innerlich.

2226

2217

sein

Spaziergang sein

1

2219

2211

Nein.

Mich dürstet. Komm an diesen Quell. Löscht er

Den Durst? Santin.

Das Wasser wenigstens ist klar,

Daß Du darin Dich spiegeln könntest. Komm!

S e i t e 132

4t Scene.

Raimond

Andere Gegend im Gebirge.

(steht auf, geht zum Quell, neigt sich,

plötzlich,

mit der Bewegung des Abscheus,

A m Rand: (Rodrigo

Neben hier befindet sich ein Fragezeichen, das am Rand wieder aufgegriffen wird: ? In der Höhle.

2229

Santin. Was fehlt Dir?

3

Nachträglich, unter ? in der Darüber ?

2229

Raimond.

muß lebhafter

und roher sein); Erich Schmidt '.froher

Höhle.

Darüber ? V s 2 2 1 5 $ 6 nachträglich am Rand.

und

wendet

er sich)

1 2

6

A

Gleich einer heil'gen Offenbarung $ mir

2210

5

Weg] a

2203$4

2207

4

209

1

Am Rand: (Ursula auftreten

Eines Teufels Antlitz sah

muß zuletzt,

ihr Kind suchend,

als Schicksals

- le ite rinn

2230

Mich aus der Welle an.

2249,1

[In diesem Sinne will ich handeln.]"

2230

Santin (lachend) Es war Dein eignes.

2250

So sollen sie denn Recht gehabt auch haben.

2231

Raimond. Scorpion von einem Menschen!^ 1 (er setzt sich

2251

- [Sant] a A Weißt b Du den Ort, wo sie sich treffen?

2232

Barnabé (trit auf)Hier geht's [nach] 3 A doch nach b Gossa,

2233

Santin. Was hast Du denn dort zu thun, mein schönes

2234

Barnabé. Eine Bestellung an Fräulein Ignez.

2235

Santin. Wenn sie so schön ist, wie Du, so grüße sie von

wieder)

2251 2252

gestrenger Ritter?

2252

2236S7

Nein,

Wir müssen [] al A ihnen b auf die [Färth]" Fährte b gehn. Raimond. So komm. (Beide ab.)

Seite 135 (Seite 134=unbeschrieben)

Kind.

2235$6

Santin.

uns. $ Was hast Du [denn]

a A

ihr denn zu sagen?

5l Scene. \della. Ia A Rossitz.b Ein Gefängniß im Thurm.

b

Die Thüre geht auf, Vetorin trit auf.

Barnabé. Zu sagen? Nichts. $ Ich führe sie bloß in's Gebirge.

2253

Rodrigo^ 2 (noch draußen) Mein Vater hat's befohlen?

2253

Vetorin.

In der eignen

2237

[Barnabé.Y Santin. Heute noch?

2254

Person, Du mögtest gleich bei Deinem Eintrit

2238

Barnabé. Kennt ihr sie?

2255

In's Thor uns folgen nur, wohin wir Dich

2238$9

Santin. Noch weniger, als Dich, $ und es betrübt mich

2256

Zu führen haben. Komm, Du alter Junge,

2257

Komm h'rein -

auch 2239 2240

2257

weniger. Also heute noch? Barnabé. Ja gleich. Nun [sagt]a A sprich b , geht's hier nach Gossa?

2241

Santin. Wer schickt Dich denn?

2241

Barnabé. - Meine Mutter.

2242

Santin. So? $ - Nun so geh' nur, Du bist auf dem rechten Wege.

2259

Nun, weil ich doch kein Mädchen, will ich's thun.

Barnabé. Gott behüt' Euch, (ab)

Kerkermeister)

2260

Vetorin. Der Ort ist, siehst Du, der unschuldigste.

2261

Denn hier auf diesen Quadersteinen müßt's

2262

Selbst einen Satyr frieren.

2262

2243

Hör, Vetorin, Du bist mit Deinem

Satyrngesicht verdammt verdächtig mir. (Rodrigo trit auf, ihm folgt der

Seite 133 2241 $2

Rodrigo.

2258

2263

Rodrigo.

Statt der Rosen

Will er mit Ketten mich und Banden mich

2244

Santin. Hast Du gehört, Raimond? Sie kommt noch heute

2264

Umwinden - denn die Grotte, merk' ich wohl,

2245

In das Gebirg'. Ich wett', [daß] a A das b Mädchen war

2265

Ist ein Gefängniß.

2246

Von Rodrigo geschickt.

2265

2246

2266

Gedanken, morgen, wett' ich, ist Dein Geist

2267

Fünf Jahre älter, als Dein Haupt.

2248

Gleichviel! Sie haben mich zu einem Mörder

2267

2249

Ge[stempelt] a

2268

A

So führ' ein Gott,

Hör, das giebt vortreffliche

So führ' ein Teufel sie mir in die Schlingen -

2247

Raimond (steht auf)

Vetorin.

brandmarkt b , boshaft, im Voraus -

Rodrigo.

War ich

Wie Du, ich [braucht's im Ernst.] a A nähm [den

Wohlan 1 2 1

Am Rand: ^siehe I Scene IV Akt, mit dem

Schulzen.

Nicht entziffert, s Abb. 16. Am Rand: ^Nachricht für Ottokar gesetzt.

den Abschreiber:

statt Rodrigo

wird

Überall

Rath. b ] c A es an. d Denn Deiner straft

2290

2269

Dein graues Haupt um dreißig Jahre Lügen.

2291

2270

- Nun, komm, ich muß zum Vater.

2291

2270 2271 2272

Vetorin (trit ihm in den Weg) Nein, im Ernst. Bleib' hier, und sei so lustig, wie Du kannst. Rodrigo. Bei meinem Leben j a das bin ich nie

2273

Gewesen so wie jetzt, und mögte Dir,

2274

Die zähnenlosen Lippen küssen, Alter.

Du scherzest wohl Rodrigo.

Nein, laß mich, nein, ich scherze

2292

Bei meiner Ritterehre nicht mit Deiner.

2293

S'ist plötzlich mir so ernst zu Muth geworden,

2294

Als wäre ein Gewitter in der Luft.

2295

Es hat die höchste Eil mit meiner Nachricht,

2296 Du [gehst] 3 A ziehst b auch gern nicht in den Krieg, nun

2297 2297

höre, 2276

211

Seite 137

Seite 136 2275

Vetorin (trit ihm in den Weg) Ei

Sag's Deine[n Töchtern] 3 ->m A Weibe b nur, ich bring'

2298

Und läßt Du mich gutwillig nicht, so wahr Ich leb', ich breche durch. Vetorin.

Durchbrechen, Du?

Sprichst [Du] a # A doch b mit mir [doch, als war ich ein] a A gleich wie mit einem b Weib a e b .

den Frieden. 2277

Vetorin. Im Ernste?

2299

Du bist mir anvertraut auf Haupt und Ehre,

2277

Rodrieo.

2300

Trit mich mit Füßen erst, dann bist Du frei.

2277

Vetorin.

2301

- Nein, hör, ich wüßte was Gescheuteres.

2278

Bei meinem Leben, ja. Nun, morgen

Mehr. Lebe wohl. - (kehrt um, zum

Kerkermeister)

Verschließe hinter mir 2279

Sogleich die Thüre. (zu Rodrigo, da dieser folgen Nein, bei meinem Eid,

will)

2302

Gedulde Dich ein Stündchen, führ ich selbst

2303

So bald er rückkehrt Deinen Vater zu Dir.

2304 2305

Rodrigo. Sag' mir um's Himmelswillen nur, was hab' Ich Böses [ge]a A denn gethan? b

2280

Ich sag' Dir auf Befehl des Vaters bist

2305

2281

Du ein Gefangner.

2306

Ich schick' dem Vater Boten nach, daß er

2307

Noch früher heimkehrt.

2281

Rodrigo.

2281

Vetorin.

2282

Was sagst Du? Ich soll

Dir weiter gar nichts sagen, außer dies.

2283

Rodrigo. Nun?

2283

Vetorin.

2283

Rodrigo.

Vetorin.

Weiß nichts - Noch mehr

2307

Rodrigo.

2308

Vetorin. So lebe wohl, (zum Kerkermeister)

Nun denn, meinetwegen. Und Du

thust Deine Pflicht. (Vetorin

Ei, daß ich nichts sagen soll.

und

der

Kerkermeister

ab;

die

Thür

verschlossen.)

O bei 2309

Rodrigo (sieht ihnen nach; Pause) Ich hätte [] al

2284

Dem großen Gott des Himmels, sprechen muß

2285

Ich gleich ihn - eine Nachricht von dem höchsten

2286

Gewicht, die keinen Aufschub duldet, muß

2310

Weiß, wann der Vater wiederkehrt - Sie wollen

Ich mündlich gleich ihm hinterbringen.

2311

Ihn freilich suchen - Ach, es treibt der Geist

2287 2287

Vetorin.

So

2288

Kannst Du Dich trösten mindestens, er[st] a ->ist b

2289

Mit Santin a g b fort, es weiß kein Mensch wohin.

2290

Rodrigo. Ich muß sogleich ihn suchen, laß mich -

wird

nicht bleiben sollen - Gott

2312

Sie nicht der Alles leistet - - Was, zum Henker,

2313

Es geht j a nicht, ich muß heraus, ich habe

Möglicherweise so, s. Abb. 17.

A

doch b

2314

Ja [I] a ->A b gne[z] a ->s b in's Gebirg beschieden -

2337

A

Vetorin! 2315

Elmire.

Vetorin! (an die Thür klopfend)

2338

Daß ein Donner,

2338

Tauber, das

Das

ist

nicht

Alles,

[Raimond] a

Rupert b

Kennt Deine Liebe Rodrigo.

Wie? Wer könnt'ihm die

2316

Gehör Dir öffnete! Vetorin! - - Schloß

2339

2317

Von einem Menschen, den kein Schlüssel schließt

2339

2318

Als bloß sein Herr! Dem dient er mit stockblinder

2340

Ich selbst - [Antonio]11 A Jerome b hatt' es mir vertraut,

2319

Dienstfertigkeit, und wenn sein Dienst auch zehnmal

2341

Mich [] al

2320

Ihm Schäden brächt', doch dient er ihm - - Ich wollt'

2342

Der Wüthrich, den ich niemals so gekannt, -

2321

Ihn doch gewinnen, wenn er nur erschiene.

2343

Rodrigo. Von wem sprichst Du?

2322

Denn nichts besticht ihn, außer daß man ihm

2343

Elmire.

Elmire.

Frage nicht - o Deine Mutter, A

riß b ein übereilter Eifer hin,

O Gott, von Deinem Vater.

Seite 139

Seite 138 2323

Entdecken?

2344

Das sagt - - Zum Mind[e] a sten wollt' ich ihn doch eher

Rodrigo. Noch faß' ich Dich nur halb - doch laß Dir sagen,

2324

Gewinnen, als die tauben Wände! Himmel

2325

Und Hölle, daß ich einem Schäfer gleich,

2345

Vor allen Dingen, Alles ist gelöset,

2326

Mein Leid den Felsen klagen muß! - - So will

2346

Das ganze Räthsel von dem Mord, die Männer,

Ich mich, Geduld, an Dir, Du Weibertugend, üben.

2347

Die man bei Pe[dro] a ->ter b 's Leiche fand, sie haben

2328

- S'ist eine schnöde Kunst, mit Anstand viel

2348

Die Leiche selbst gefunden, ihr die Finger

2329

Zu unterlassen - und ich merk' es schon,

2349

Aus Vorurtheil nur abgeschnitten - Kurz,

Es wird mehr Schweiß mir kosten, als das Thun.

2350

Rein, wie die Sonne, ist [Alonzo] a Sylvester b

2327

2330

2350

(Er will sich setzen) 2331

2351

Horch! Horch! Es kommt!

Elmire.

Jesus, und jetzt erschlägt er seine Tochter -

(Der Kerkermeister öffnet Elmiren die Thür.

2352

Rodrigo. Wer?

2331

Elmire (zu diesem) Ich werd' es Dir vergelten.

2352

Elmire.

2332

Rodrigo. Ach Mutter!

2332

Elmire.

2333

Entsetzliches zu sagen.

2333

a A

2334 2334 2335 2336

[Wie]

2353

b

Du erschreckst mich -

Rodrigo. [Je]

[Antonio]

1 A

Jeronimus?

b

Rodrigo (eilt zur Thüre) Vetorin! Vetorin! Vetorin!

- o Gott des

1 2

Höre

Mich an, er darf Dich nicht befrein, sein Haupt Steht drauf Rodrigo.

2356.1

Hat das gethan?

Stufenfolge nicht genau bestimmbar.

Ist sie verloren, [E]a A er b und Santin a g b sucht sie. Elmire.

2356

Himmels, wer 2337

Rupert. b - Wenn sie in

2354 2356

Das Eine wirst

Du wissen schon, [Antonio]11 A Jerome b ist erschlagen. 1

A

2354 2355

- Wie bist Du so entstellt! Elmire.

[Raimond] a

dem Gebirge jetzt

Hör, mein Sohn, ich habe Dir

Rodrigo.

O

Er oder ich - Vetorin! (Er besinnt sich) Nein, er hat

2356.2

[Er hat e] a ->E b in Weib (Er sieht sich um)

2357

[nimmt a ] b2

Eventuell reiß, s. Abb. 18. Siehe Abb. 19.

So helfe mir die Mutter Gottes!

2358

Und diesen Mantel kann ich brauchen just. 1 [(Er klettert in ein unvergittertes

213

Fenster)}*

(Er nimmt einen Mantel um, der auf der Erde lag, und Fenster)b2

klettert in ein unvergittertes 2359 2360

Elmire. Um Gotteswillen, springen willst Du doch Von diesem Thurm

nicht[,] a ->? b Rasender!

der

Thurm" 2361

[Der Thurm i] a ->I b st fünfzig Fuß hoch, und der ganze

2362

Gepflastert - Rodrigo! Rodrigo!

Boden

2363

Rodrigo (von oben, halblaut)

Mutter! Mutter! Sei wenn

ich gesprungen 2364 2365

Nur still, hörst Du? Ganz still, sonst fangen sie Mich -

2365

Elmire (sinkt auf die Knie) //Rodrigo// b 3 , auf

2366

Beschwör ich Dich, [bleib' hier, spring' nicht vom

meinen Knien bitte, Thurm - ] a A geh' so verächtlich nicht b 2367

Mit Deinem Leben um, spring nicht vom Thurm.

Seite 140 2368 2369 2369

Rodrigo. Das Leben ist viel werth, wenn man's verachtet. Ich brauch's - Leb' wohl (Er Elmire (steht auf)

springt)

Zu Hilfe! Hilfe! Hilfe!

1

Nachträglich, nach dem Ansatz nimmt in V s 2357. Die Zeile ist die Umsetzung der wieder gestrichenen Randbemerkung neben V s 2359: (Er muß einen Mantel auf=nehmen)

2

Vs 2358() b unter Vs 2358() a , d.h. neben der Sprecherangabe zu V s 2359, die durch /; davon abgesetzt wurde. Nur Tilgung der Unterstreichung bei Rodrigo.

3

214

2387

S e i t e 141 V Akt. Das Innere einer Höhle. Es wird Nacht. Ignez^1 (mit einem Huthe, und einem

[übergeworfnen]a

Über^Kleide, das vorn mit Schleifen zugebunden Barnabé.

Beide

stehen

schüchtern

an der

ist.) Seite

des

2388

Ein Windstoß, der vom Wasserfalle kam.

2389

Ignez. War's auch gewiß vom Wasserfalle nur?

2390

Barnabé. - Da regt sich etwas Dunkles doch im Nebel - -

2391

Ignez. Ist's Einer? Sind es zwei?

2391

Barnabé.

2392

Vordergrundes.

2393 ΐίΊΟ

Mich sehr beängstigt, mögte lieber, daß

2372

Ich nicht gefolgt Dir wäre - Geh noch einmal

2373

Hinaus, Du Liebe, vor den Eingang, sieh,

2374

Ob niemand sich der Höhle nähert.

2394

Rodrigo (umarmt

2395

Ignez.

2395

Rodrigo.

2375

Ignez (mit einem Seufzer) Ach, Gott!

2396

(zu

2396

2377 2377 2378

Von

Barnabé) Hab' Dank für Deine Nachricht.

Barnabé.

Aber von

Dem schönen Jüngling seh' ich auch nichts. Ignez.

Siehst

Du wirklich nichts? Du kennst ihn doch?

2378

Barnabé.

2379 2379

So seltsam Alles heute mir verdächtig,

2399

Nun diese 1 [f] a ->F b rage - auch die beiden Ritter,

2400

Die schon den ganzen Tag um diese Höhle Geschlichen sind. Rodrigo.

Ignez. So sieh nur scharf hin auf den Weg.

2401

Ignez.

Barnabé.

2402 2402

Rodrigo.

2402

Ignez.

2382

Ignez. Die Lichter schon? So ist's mir unbegreiflich -

2383

Barnabé. Wenn Einer kam', ich könnt' es hören, so

2403 2404

Geheimniß-still geht's um die Höhen.

Ignez. Ach, nun ist's doch umsonst. Ich will nur lieber

den Abschreiber:

statt Ignez

Überfall

Dies Mädchen

1 2

Die es gestanden, daß sie ins Gebirg Mich ruf Rodrigo. A(zu Barnabéí0

2404

Ignez.

2405

Still! Still! für

Gefragt? Und wen?

2404

2405

Heimkehren. Komm. Begleite mich.

A m Rand: ^ [Statt] Nachricht Agnes.

Die sogar

Seite 143

S e i t e 142

Barnabé.

Zwei Ritter?

Nach mir gefragt -

Sieht man schon Lichter schimmern und Camine.

2386

Es ist

Der fremde Bothe, dann Dein spät Erscheinen,

Sehr finster schon im Thal, aus allen Häusern

2386

Zittre

2398

2401

Es wird

- Ob ich lebe?

2397

2401

Wie mich.

Ignez.

2381

2385

O Dank, Gott!

Doch nicht, bin ich nicht Rodrigo?

2380

2384

Ignez mit Heftigkeit)

So lebst Du, Mädchen.

Den beiden Rittern seh' ich nichts.

2376

Ah!

Dank für Deiner Engel Obhut! 2395

gegangen)

Gestalten sind es - - - Ah! Ignez.

2375

2376

Barnabé (die in den Hintergrund

Ich kann es nicht

Genau erkennen, aber menschliche

(Beide Mädchen fahren zurück; Rodrigo trit auf)

2371

2374

2393,1

Ignez. Hätt'st Du mir früher das gesagt! Ich fühle

Ich hör ein Rauschen - wieder - - Ach, es war

Unglückliche! Was sind denn das

Für Ritter? Rodrigo (zu Barnabé) Und so c2 [Und so w] a ->W b issen

Darunter unleserliches Wort, s. Abb. 20. Und so durch Unterpunkten aus V s 2405 a rekonstruiert.

sie [#Aes denn a ] b daß Ignez 2406 2406,1 2406

2407

Seite 144

In dieser Höhle? Barnabé.

[Nein, das wußt ich, als

Sie mich befragten, selber nicht.]

2406,1 2406

(Er steht auf, zu Barnabé heimlich)

Das nicht, gnädger Herr Das hab ich nicht gestanden. Ignez.

[Du

scheinst]

0

A

# Ottokar!

b

2408 2408 2409 2410

[Sind]

b

Kennst Du die Ritter denn?

2413

2427S8

Du Ignez $ heim, [hö] a

2429

Uns überraschen, thust Du's gleich. - Nun, geh!]

2426

^Noch Eins. Wir werden hier die Kleider wechseln;

A

willst b Du? Und wenn die

In einer Viertelstund führst du Agnes

2428

In Männerkleidern heim. Und sollte man

Ignez.

2429

Sind sie etwa

- Sie sind doch nicht aus Ciella? Sind doch nicht A

b

a

b

A

Uns überraschen thust dus gleich. - Nun geh. (Rodrigo

b

Geschickt nach mir? # Sie [S] ->s ind # doch keine

kehrt

zu Ignez

zurück;

Barnabé

in

den

Hintergrund.)

Rodrigo (mit einem plötzlich heitern Spiel) Du weißt ja,

2430

Ignez. Wo geht das Mädchen hin?

2430

Rodrigo (setzt sich) Ach, Ignez, Ignez!

2431

Geheimniß klar, Dein Vater ist unschuldig Ignez. [Wie? Ist's am Tag?]" So ist [es wahr]? b ->'s A nun klar*

2413

[- Noch Eins. $ Irt einer Viertelstunde führst p 2

2427

Alles ist gelös[et] a ->t b , das ganze 2412

Du irgend jemand nahen, rufst Du gleich.

2426S7

Rodrigo ( in Gedanken)

Mörder doch? 2411

2425

Männer

Beängstigt [selber] 3 , und ich werd' $ es doppelt. 3 A

Du stellst Dich an den Eingang, hörst Du? Siehst 1

I b gnez (zu Rodrigo,

W a s machst D u ? (Sie fällt ihm um den Rodrigo (an dem Kleide

beschäftigt)

Hals)

Ein Gehülfe der

Stell 1 ich sie wieder her. Denn wozu noch

2488

Das Unergründliche geheimnißvoll

2489

Verschleiern? Alles Schöne, # A liebe b Ignez, [braucht] 11

2490

[Ja] a # A Braucht b keinen

2491 2491

der schnell zurückkehrt)

thut's)

O Rodrigo

andern

Schleier,

eignen,

Barnabé. Es schien mir kürzlich fast, als schlichen zwei Gestalten um den Berg.

Die f r e m d e Hülle leicht Dir ab. (Er Ignez.

2487

So sahst Du niemand noch?

2472

thut's)

streife dann

Natur

Mit diesem Kuß. in

um)

Rodrigo (fällt ihr ins Wort) N u n entwallt, Gleich einem frühlingangeschwellten Stromm,

2484

schnell

O Ritter! Ritter!

Die Regung ohne Maas und Ordnung - schnell

So still - Nun weiter. Leise ö f f n e ich

geht

W i e jetzt. Barnabé.

2483

Die Thüre, schließe leise sie, als war'

hat!] a A man es ihn als Kind gelehrt. 11

thut's)

Du lispelst leis': O lösche

2482

2464

(Er

Das Tuch hinweg (Er

Ignez (sieht sich ängstlich 2481

2463

2470

drücke kühn

Seite 146

Was

2492

Denn der ist freilich selbst die Schönheit. Barnabé. Geschwind!

Ritter! Ritter!

als

den

2492

Rodrigo (schnell auf; heimlich zu Barnabé) Was giebt's?

2492

Barnabé.

2493

2510

Die Mädchen gehen

Der Eine gieng zweimal

Raimond (trit lgnez in den Weg)

Ganz nah vorbei, ganz langsam. 2511

2493

Rodrigo.

2494

Barnabé. Ich glaub' es fast. (Rodrigo kehrt zurück)

Hat er Dich gesehn?

2511,1

2495 2495$6

2511

Ignez (die aufgestanden ist) Was rief das Mädchen denn

2512

So ängstlich? Es ist nichts[?] a ->- b $ Du frier[est]«

Rodrigo.

2513

->st b , armes Mädchen, 2497

(ab)1

Rodrigo (trit vor)Sucht ihr Ignez? Hier bin ich. Wenn Ihr aus Gossa seid, so führt mich heim. Raimond. Ich fördre Dein Gespennst zu Deinem Vater! (Er ersticht Rodrigo, der fällt ohne Laut)

2513,1

Nimm diesen Mantel um (Er hängt ihr seinen Mantel

[Ignez. Heiland der Welt! Mein Rodrigo!] //(Sie

stürzt

Uber ihn)/Ρ

um) 2498

Seite 148

Nun setze Dich.

2514

(lgnez setzt sich; Rodrigo bleibt vor ihr stehn) 2499

Wer würde glauben, daß der [zarte]" grobe b Mantel

2500

So Zartes deckte, als ein Mädchenleib.

2515

2501

Drück ich Dir noch den Helm auf Deine Locken (Er

2516

2502

Mach 1 ich auch Weiber mir zu Nebenbuhlern.

Raimond (betrachtet starr die Leiche; nach einer

Pause)

Santin! Santin! - Ich glaube sie ist todt Santin. Die Schlange hat ein zähes Leben. Doch Beschwör 1 ichs fast. Das Schwerdt steckt ihr im Busen.

thut's)

2503

Wer bist Du? Rede! [Ignez. Rodrigo.l //(ab)//' lgnez und Barnabé

Seite 147 2494

Sprecht kein Wort und geht sogleich.

2517

2518

kommen!

2518

über, und setzt

ihren Huth auf)

2519

2504

Ignez. Wer soll denn kommen? - Rodrigo, was machst

2505

Rodrigo (im Ankleiden beschäftigt)

Gesicht)

Warum denn that ich's, Santin? Kann ich es

Barnabé (kommt zurück, eilig) Sie kommen! Ritter! Sie Rodrigo (wirft schnell lgnez #*OberbKleid

Raimond (Er fährt sich mit der Hand übers

2519 2520

Du?

2521

Mein Vater kommt -

2521

Sei nur ganz ruhig. Niemand

Doch gamicht finden im Gedächtniß Santin.

Ei,

Es ist ja Ignez. Raimond.

Ignez, ja ganz Recht,

Die that mir Böses, mir viel Böses, o Ich weiß es wohl - - Was war es schon? Santin.

Ich weiß

2506

Fügt Dir ein Leid, wenn, ohn' ein Wort zu reden, 1

2522

Nicht, wie Du's meinst. Das Mädchen selber hat

2507

Du dreist und kühn in Deiner Männertracht

2523

Nichts Böses Dir gethan.

2508

Hinaus zur Höhle gehst. Ich bleibe - Nein

2523

2509

[Ignez]" A Erwiedre b nichts, ich bleib'. Es ist nur für

2524

Warum denn hätt ich sie gemordet? Sage

2510

Den ersten Anfall.

2525

Mir schnell, ich bitte Dich, womit [sich] 1 A sie b mich

2526

Beleidigt, sag's recht hämisch - Basiliske

(Raimond und Santin treten auf)

Raimond.

Nichts Böses? Santin!

(zu #ΛIgnez uneP BarnabéF)2 1 1

A m Rand: Sage du seist

2

A m Rand: ^Was

2

Rodrigo

wird aus Barnabé?

Vertikaler Strich bis z u m Seitenende.

3

V s 2511,1 neben Vs 2511, (ab) v o m Autor versehentlich nicht getilgt. Nachträglich. Die Parenthese wurde v o m Autor versehentlich nicht getilgt.

217

218

2527

Sieh mich nicht an, [und] a sprich, [und weißt Du 3

nichts] T e u f e l , sprich, und weißt

Ignez und Barnabé ([treten auf)Y lassen sich am

rSantin.l a Du nichts, so lüg es, b [Teufel.]" 2528 2529 2529

S antin.

2547 2548

Bist Du denn verrückt?

Das Mädchen ist Alonzo's Tochter. Raimond.

So,

Ignez. Die Schreckensnacht! Entsetzlich ist der Anblick! Ein Leichenzug mit Kerzen, wie ein Traum

2549

Im Fieber! Weit das ganze Thal erleuchtet

2550

Vom blutig rothen Licht der Fackeln. Jetzt

2530

Alonzo's - Ja, nun weiß ich's, der mir Pedro

2551

Durch dieses Heer von Geistern geh' ich nicht

2531

Ermordet hat -

2552

Zu Hause. Wenn die Höhle leer ist, wie

2553

Du sagst -

2531

Santin.

2532

Raimond. Juan, ganz Recht, und der mich so infam

2533

Den Herold und Juan.

2553 2554

Gelogen hat, daß ich es werden mußte.

Barnabé.

So eben giengen die zwei Männer

Heraus.

S e i t e 150

S e i t e 149 (Er zieht das Schwerdt aus der 2534

Eingang

sehen)bl

b

Leiche)

2554

Ignez.

So wäre Rodrigo noch hier?

2555

Ignez. Rodrigo! Rodrigo!

(Sie treten auf)

Rechtmäßig war's - (Er sticht es noch einmal in die Leiche)

2534,1

- [u] a ->U b nd das ist auch rechtmäßig.

2555.1

Barnabé. S'ist Alles leer und Alles still - nein, halt!

2534

Gezücht der Otter! (Er stößt die Leiche mit dem Fuße)

2555.2

Ignez. Was giebt es?

2555.3

Barnabé. Dort, seht, dort liegt Einer - Ach,

2535

Santin (der in den Hintergrund

gegangen)

Welch' eine

2555.4

seltsame Erscheinung, Herr! 2536

Ein Zug mit Fackeln, gleich dem Jägerheere,

2537

Zieht still von Gossa an den Höh'n herab.

2538

Raimond (der ihm gefolgt)

Sie [ziehn]"

A

2556 b

sind , wie's

2557

Heiland der Welt! Mein Rodrigo!

2557

(sie [stürzt sichY

2557

scheint, nach Ciella auf dem Wege.

Es ist Dein Jüngling in dem Weiberkleide. Ignez. Ist's Rodrigo? Ein Schwerdt - im Busen - Heiland!

2539

Santin. Das Ding ist sehr verdächtig.

2558

2539

Raimond.

2558

Ag.

2558

Barnabé.

2540

Denkst Du an

Alonzo?

2

A

fällt b über den

Leichnam)

Es ist

Gelungen! Flieh!! Ich folge dir. 3 O [Fräulein,] 3 A Jammer! b

Herr, ich gebe keine Nuß,

2559

Mein Fräulein! Sie ist sinnlos! Keine Hilfe!

2541

Für eine andre Meinung. Laß uns schnell

2560

Ermannt Euch, liebes Fräulein - Gott! die Fackeln;

2542

Heimkehren, in zwei Augenblicke wär's

2561

Sie nahen[,] a ->! b fort Unglückliche! Entflieh! /:ab:/b

2543

Nicht möglich mehr.

2540

2543

Santin.

Raimond.

[[(Barnabé will entfliehen, kehrt um, und birgt sich [[in] a

2544

Nicht in die Hände fällt - Gieng er nicht aus

2545

Der Höhle, als wir kamen?

2545 2546

A

anb einer Wand der Höhle. Je an d[er]c ->ieA Seite

Wenn Rodrigo nur ihnen

Santin.

hinter einen Stein)]] Alonzo und Thiesta ( treten auf; eine Fackel

Und vermuthlich,

Nach Haus', so a

finden

Komm[t] ! (Beide ab)

wir ihn auf dem

Wege.

' 2 3

Korrektur unter der Zeile. Die Sprecherangabe Rodrigo Nachträglich neben Flieh!!

fehlt in der Handschrift.

folgt)

2562 2562 2563

2585

Alonzo. Der Zug soll halten! (zu Thiest)

2586

Ist es diese Höhle?

2587

Thiesta. Ja, Herr, von dieser sprach Juan, und darf Man seiner Rede traun, so finden wir

2588

Wenn ein Verlust so nah, wie diese Leiche.

2565

Am Sichersten das Fräulein hier.

2589

//Sie blüthe wie die Emdte meines Lebens,

2590

Die nun ein # A frecher b Fußtrit [frech]" A mir b zertreten,

2591

Und darben werd' ich[,] a nun, von fremden Müttern,

2592

Ein fremdes Kind zum Almos' mir erflehn.

2565

Alonzo.

2566

Vor!

Die Fackel

Thiesta.

Irr' ich nicht, so seh' ich Rodrigo[!]

a

-> _bFl 2567

S e i t e 152

Dort liegt sie auch - -

S e i t e 151 2567 2568

Alonzo.

Am Boden! Gott des Himmels!

Ein Schwerdt im Busen meiner Ignez! Ignez!

2569

Ignez (richtet sich auf) Wer ruft?

2569

Alonzo.

Die Hölle ruft Dich, Mörder! Stirb! 2

(Er ersticht Ignez; die fällt [)]a mit einem Schrei:lb A lonzo

(läßt

sich

auf ein

Knie

neben

der

Leiche

2593

O niemals ein Gewinnst kann mir ersetzen,

2594

Was mir auf dieser Nummer fehlgeschlagen.// 1

2589

O niemals ein Gewinnst kann mir ersetzen,

2590

Was mir auf dieser Nummer fehlgeschlagen.

2591

Sie blüthe wie die Erndte meines Lebens,

2592

Die nun ein # A frecher b Fußtrit [frech] a A mir b zertreten,

2593

Und darben werd' ich[,] a nun, von fremden Müttern,

2594

Ein fremdes Kind zum Almos' mir erflehn.

2594.1

Sie gieng gleich einer Frühlingssonne über

2594.2

Mein winterliches Dasein auf, und gab

2594.3

Ihm Jugendfarbe 2 wieder und Gestalt,

Verderblich dumpfen Schmerz! Erhebe Dich!

2594.4

Aus ihrer Hand 3 empfieng ich nur die Welt,

2572

Wir brauchen Kraft, und einem Kinderlosen

2594.5

Die sie zu einem Strauße mir gewunden.

2573

Zerreißt der Schreckensanblick das Gebein.

2594.6

Wer geht mir lächelnd jetzt zur Seite auf

2574

Alonzo. Laß einen Augenblick mich ruhn. Es regt

2594.7

Dem öden Weg in's Grab? 4

2575

Sich sehr gewaltig die Natur im Menschen,

2595

Thiesta. [Alonzo!] a Sylvester! Hör mich! b

2596

Alonzo (steht auf) Ja, Du hast Recht. Es bleibt die ganze

Rodrigo's 2570

nieder)

Thiesta (nach einer Pause) Mein beßter Herr, verweile nicht in diesem

2571

2576

Und will, daß man, gleich einem einz'gen Gotte,

2577

Ihr einzig diene, wo sie uns erscheint.

2578

Mich hat ein großer Sturm gefaßt, er beugt

2579

Mein wankend Leben tief zur Gruft. Wenn es

2598

Der Rache. Einmal doch in meinem Leben

2580$1

Nicht reißt, so steh1 ich wieder auf, $ ist der

2599

Dürst' ich nach Blut, und kostbar ist die Stimmung.

2581

Gewaltsam [E] a A erste b Anfall nur vorüber.

2600

Komm schnell zum Zuge.

2582

Zukunft 2597

Zur Trauer, dieser Augenblick gehört

Thiesta. Mein theurer Herr, das Zögern ist uns sehr

2583

Gefahrlich - Komm! Ergreif den Augenblick!

2584

Er wird so günstig niemals wiederkehren.

1 2 3

1

Die Würgeengel über Ciella hin! Alonzo. Des Lebens Güter sind in weiter Ferne,

2564

2566

2

Gebeut die Rache, und wir wettern wie

Am Rand: F [Einen Ciellischena]b Tintenfleck über Stirb!, s. Abb. 21.

4

Die Vs 25891 - 25941 wurden umbeziffert zu Vs 258911 -259411. Tintenfleck, von fremder Hand über der Zeile: Jugendfarbe, s. Abb. 22. Tintenfleck, von fremder Hand über der Zeile: ihrer Hand. Die Vs 2594,1 - 2594,7 wurden am Rand mit einem Tintenstrich markiert. Daneben: Wer wird?

219

220

CMan hört

draußen

ein

Hollah!; die Ritter 2600

Thiesta. Raimond

Geschrei:

Hollah!

Herein!

stutzen)

Was bedeutet das? und

gefangen

Santin

(werden

von

Rittern

Alonzo's

aufgeführt.)

Ein Ritter. Ein guter Fund, Alonzo! Diese säubern

2602

Zwei Herren, im Gesträuche hat ein Knappe,

2603

Der von dem Pferd 1 gestiegen, sie gefunden.

2604

Thiesta. Alonzo! Hilf mir seh[e] a n, ich bitte Dich!

Alonzo. Raimond ! (Er zieht sein

2606

Thiesta.

So laßt ein Weib unangerührt hindurch. Gebeut's, Alonzo, ich, die Mutter des

2622

2624

2608

In seiner Henker Hände.

sich; Elmire

läßt sich auf Knien

vor

nieder)

S e i t e 154 Der Großvater von Juan geführt, treten auf. 2624.1

[Großvater. Führst Du mich auch recht, Knabe? Zu meinem

2624.2

[Juan·]11 A erschlagnen Kindeskinde will ich. Weh! O

2625

Wohin führst Du mich?

Seite 153 2608

Ihn an. $ Trit frei zu Deinem Sohn! Macht Platz! Elmire. Wo ist er? - Jesus! Deine Tochter auch?

Ignez Leiche

Sein Teufel ist ein Beutelschneider,

Und führt in eigener Person den Sünder

Erschlag'nen, will zu meines Sohnes Leiche. Alonzo. Der Schmerz ist heilig, $ und es rührt kein Feind

Alonz.o (wendet

Schwerdt)

2607

Seid ihr Männer,

2621

2623,1 $23

Er ist's leibhaftig, Raimond und der Santin!

2606

Elmire (trit auf)

2620

2623$, 1

2601

2605

2619

Weh! Alonzo.

O gefangen!

Juan.1 b

2609

Warum gefangen, Santin? - - Gott des Himmels!

2610

Sprich deutlich mit dem Menschen, daß er's weiß

2625

Großvater. Wohin führst Du mich, Knabe? c

Auch, was er soll!

2626S7

Juan. In's Elend, Alter, denn ich bin die Thorheit. $ Sei

2611 2611

Raimond (erblickt Ignez Leiche) Mein Sohn! Mein Sohn! Ermordet!

2612

getrost 2627

Zu meinem Sohne laßt mich, meinem Sohne!

2628

(Er will sich losreißen; die Ritter halten ihn) 2613

Hüter

Alonzo. Er trägt sein eigen schneidend Schwerdt im Busen. ein)

2614

(Raimond (stürzt über Ignez Leichnam!)

2615

Franziska

auf)

Ein

schreiend, Ignez[,]

Reuter

Rodrigo!

flog

durch

Sei todt gefunden in der Höhle. Manso!

2617

Paratzin! Ist es wahr? Wo ist sie? Wo?

2618

- O heiige Mutter Gottes! (sie stürzt über Leichnam)

2619

Gossa,

a

2616

2618

der Wahnsinn! Führe mich heim, Knabe, heim Juan. In's Glück? Alter, es geht nicht[, s]a ->. S b 'ist inwenndig

Laßt ihn zu seinem Sohne!

(trit

2629 2630

(er steckt sein Schwerdt 2614

wir sind auf dem rechten Wege. Großvater. Weh! O weh! Die Blindheit im Walde und ihr

2631$,1

zugeriegelt. Komm vorwärts; $ [Es steht ein Teufel

2631.2

hinter Dir, der wird gleich peitschen wir sind bald

2631.3

am Ziele Großvater Es stehen Teufel hinter Dir,

2631.4 2632$3

Nun,

so

mögen

sich

die

Himmlischen

erbarmen. $ Ich folge Dir. Rodrigos

2633$4

Juan. Heißa lustig! $ Wir sind am Ziele!

2634$5

Großvater.

O mein Kind! Du Leben meines Lebens!

die werden gleich peitschen.] Großvater.

Am

Ziele?

Kindeskinde? 2635

Wo, wo ist es?

Bei

meinem

$

erschlagnen

2635S6

Juan. Wenn ich blind wäre, $ so könnte ichs riechen,

2636$7

die Leiche stinkt schon. $ Komm, wir wollen uns

2637$8

niedersetzen, $ wie die Geier um's Aas. Es riecht gut.

2655

denn

2655 2656

davor

2658

(Er setzt sich bei Rodrigo's Leiche 2638$9

2659

nieder)

2656

A

2641

2657

der Nähe, der sich eines hilflosen Greises [annimmt]

1

2658

erbarmt b !

2658

Juan. Sei nicht böse, Alter, ich meine es gut mit Dir.

2659

Seite 155 2642

Komm gieb mir die Hand, ich führe Dich zu Ignez.

2643

Großvater (giebt ihm die Hand) Ist's noch weit?

2643

Juan. Ein Pfeilschuß. Beuge Dich.

2644

Großvater. Ein Schwerdt - in der Brust - eine Leiche -

2644S5

Juan. Höre, Alter, $ das ist schauerlich. Das Mädchen

2646$7

2649 2649$50

Großvater.

Alonzo!

Wo ist denn Ignez[?!] a A Leiche? Führ b ] c

Alonzo. Dein Sohn in meiner Ignez Kleider? Wer Denn ist die Leiche in der Männertracht? Ist es denn - Nein, es ist doch nicht Großvater.

Alonzo!

Wo ist denn Ignez Leiche? Führ' mich zu ihr! Alonzo. Unglücklicher! Sie ist j a nicht ermordet!

2661$2

Juan. 1 Das ist ein Narr! Komm, Alter, dort ist $ noch eine

2662

Leiche, die wird's sein, hoff ich. Komm! (Erführt

2663S4

Großvater. Noch eine Leiche? Sind wir denn $ in ein a em b

2664$5

Juan. Lustig, Alter! $ Sie ist's! S'ist Ignez!

2665

Alonzo. Ignez! (Er verdeckt sein

2665S6

Juan. Fass' ihr dreist in's Gesicht, $ es muß wie F 2 Samt

Beinhaus?

so gut, und so schön, o so schön! Großvater. Knabe! Das ist nicht Ignez! $ Ignez Kleid,

nicht Ignez! Bei meinem ewigen Leben! $ Das ist

2666

nicht Ignez!

Gesicht)

sein, (zu Raimond) Fort, Du [Krokodill] a

A

Scheusal b ,

fort!

Juan (sieht die Leiche an, springt schnell auf) Ah! [das

2667

Scheusal!]" A der Scorpion! 6 $ S'ist Rodrigo! 1

Raimond (richtet sich halb auf) Bleibt fern, ich bitt' Euch - Sehr gefahrlich ist's,

2650

Alonzo. Rodrigo?

2668

2651

Franziska. So wahr ich Mutter, das ist meine Tochter

2669

Ist er in Fesseln gleich geschlagen, kann

2670

Er Euch den Speichel noch ins Antlitz spein,

2652

Nicht. (Sie steht auf)

Alonzo.

A

2671

Der seine Pest Euch einimpft. Geht, und laßt

Fackeln her! - Nein, wahrlich, nein, das

2672

Die Leiche mindstens mir von Rodrigo.

ist 2653 2653 2654

Nicht Ignez. Elmire (die herbeigeeilt)

2673

Juan. Du toller Hund! Geh gleich fort! Rodrigo 3

2674

ist dort, hier ist Ignez. - Komm, Alter, gieb

Ignez, Rodrigo, was soll

Ich glauben - - O ich Unheilsmutter! Doppelt

1

2

A m Rand: Kröte

Der Ohnmacht eines Rasenden zu spotten.

beigeeiltb)]c

[Elmire (die her[zugetretenY 2652

den

Großvater zu Ignez Leiche)

aber 2648$9

Hast Du jene

Denn nicht als Deinen Sohn erkannt?

2660

war 2646

[Alonzo.

S e i t e 156

Großvater. Wehe! Wehe! Er raset! Ist denn $ kein Mensch in

2639+40

Die Leiche meines Sohnes! Rodrigo!

3

Die Stelle wurde a m R a n d mit einem für die Handschrift untypischen Einweisungshaken markiert, der Bezugstext fehlt. A m Rand: ^fliegender Sommer. Die Stelle wurde am Rand mit ^ markiert, der Bezugstext fehlt.

2674 2675

Deine Hand.

2699

Großvater. O meine Ignez! Mein Kindeskind!

2700$ 1

nimm's nicht für ungut. Ich wußt' es nicht, Püppchen. Raimond. - Dich fand ich aber nicht bei der Leiche $

S e i t e 157 2676

sondern zwei Franziska.

A

O b Meine Tochter! 3 Welch ein Irrthum!

Gott! b 2677

schnell zur Leiche Rodrigos, der Bewegung des

geht

und wendet sich mit

2703

Ein Teufel Haaren)

Raimond (bedeckt das Gesicht) 2704

Juan (trit vor sie) Was willst Du, alte Hexe!

2704S5

Ursula. S'ist abgethan, Püppchen. $ Wenn Ihr Euch todtschlagt,

2705

2678

Ich selbst - ich selbst

2679

Zweimal die Brust durchbohrt, zweimal die Brust -

2680

Ursula (trit auf) Piippchen, sagt an, wer kennt diesen

2706$7 2707 2708

(sie zeigt ihn)

2708S9

2682

Elmire. Einen Kindesfinger?

2709

2682,1

Ursula. Ihr schlügt Euch todt, Piippchen, um diesen Kindesfinger,

Juan

(lacht)

[ein

Versehen] 3

Ein

Versehen!

Ein

Ignez! Nimm's nicht übel, Rodrigo! Raimond. Juan, lieber Knabe, schweig' still, Deine Worte $ schneiden wie Messer. Juan (ernsthaft) Nimm's nicht übel, Ignez! Nimm's nicht übel, Ro=

2709$10$11 drigo! $ Papa hat's nicht gern gethan, Papa $ wird's

sagt meine Tochter. Wer kennt ihn?

2711

Elmire. Jesus! Es ist der kleine Finger von Pedro's $ linker

2687

so ist es ein Versehen. Versehen! $ Nimm's nicht übel,

Kindesfinger?

2686S7

dem Knaben den andern Finger von der rechten Hand

Blockt mir die Zung' heraus (Er sieht sie wieder an, und fährt mit den Händen in seinen

2682,2

Ursula. Die kamen nach mir, Püppchen, $ und schnitten ab.

sie

wieder an)

2712 2713

Hand! 1

nicht mehr thun. Raimond. Alonzo! Dir hab' ich ein Kind genommen, Und biete einen Freund Dir zum Ersatz (Pause)

2687

Raimond. Pedro's Finger? Weib! Wie kamst Du dazu?

2691

Ursula.

Piippchen,

erzürne

Dich

nicht.

S'ist

2714 ein

geschehenes

1

2702$3

Entsetzens)

Höllisch Gesicht, was äffst Du mich (Er sieht

2678

Männer aus Gossa.

Seite 158

Raimond (sieht die Leiche genauer an, steht auf,

2677

2701

2691$3

Ding. $ Ich zog einen ertrunkenen Knaben aus

2694

dem Wasser und schnit ihm den Finger ab. Denn unter

2697$8

die Schwelle gelegt, $ läßt er den Teufel nicht drüber,

2698

bis er verfault. Püppchen, wenn's Dein Sohn war,

Es [...] Hand! wurde von fremder Hand in Klammern gesetzt; darüber, ebenfalls von fremder Hand: Wenn eine Mutter kennt, was sie geboren, so ist es Pedros Finger! Unter Vs 2686$7 von fremder Hand: Jesus! Vor linker trug der fremde Bearbeiter einen Zeilenumbruch in die Handschrift ein.

Alonzo! Selbst bin ich ein Kinderloser (Pause)

2715

Alonzo! Deines Kindes Blut komm' über

2716

Mich - Kannst Du besser nicht verzeihn, als ich? (Alanzo reicht Raimond

mit abgewandtem

Hand; Elmire und Franziska umarmen 2717

Gesicht

die

sich)

Juan. Wein her! Lustig! Das ist ein Spaß zum

2718

Todtlachen! Der Teufel hat ihnen im Schlaf

2719$20

die Gesichter mit Kohlen beschmiert, $ nun kennen

Seite 159 2720$ 1

sie sich wieder. Schurken! Bringt Wein! $ Wir wollen

2721

Eins drauf trinken.

2721 $2

Ursula. Püppchen, $ so seid Ihr versöhnt, so kann ich

2722$3

Raimond. Du hast den Knoten $ geschürzt, Du hast ihn

wieder gehn?

gelöst, trit ab. 2724$5

Juan. Geh, alte Hexe, Du spielst gut aus der Tasche, $ ich bin

2725

mit Deinem Kunststück zufrieden. (Der Vorhang fällt)

223

DIE FAMILIE THIERREZ

Seite 161 (Seite 160=unbeschrieben) Die Familie Thierrez. 1.

Alonzo und Fernando von Thierez sind zwei Vettern, deren Großväter einen Erbvertrag mit A einander b geschlossen haben. Sie sind im Streit darüber[,] a ->. b [Alonzo's] a A Fernandos bl Sohn wird todt in der Nähe von Männern [Fernandos]" A

Alonzos b

gefunden, und diesem der Mord aufgebürdet. 2

2.

Das Stück hebt mit einem Gebet um Rache gegen [Fernando] 0 A Alonzo b an. D[ie Kinder] 3 ->er schwöre[n] 3 A

a

->t

b

b

A

Jüngling [Pietro b ] c Rodrigo11 liebe[n] a

und

und" ] ohne zu wissen,

->t b

[einander,

0

daß es die Tochter seines Feindes ist 4 3.

Die Nachricht kommt bei Alonzo an. Er beschwört den Fernando um Frieden. Umsonst. 5

4.

Die

Geliebten

sehen

einander, 0

[und] a

A

ohne

zu b

entdecken 6 sind a A- - versprechen aber nicht blutig-rache=dürstend zu sein. b [5.

Rodrigo versucht es seinen Vater zu stimmen[.] a ->, b Vergebens.] 0

[

? [6] c ->5 d . Ignez vertraut sich ihrer Mutter an. Diese [warnt sie] a A

entdeckt ihr, b

und macht sie mißtrauisch, mit Obst selbst vergiften 7

1 2

3 4 5 6 7

Am Rand: (des boxen). Die Trennungslinien bezeichnen die Akteinteilungen, die am rechten Rand zusätzlich nummeriert werden. Am rechten Rand: / = I. Akt. Lesung unsicher, s. Abb. 23. Daneben: „(Ignez) Am rechten Rand: II = II. Akt. Vom Autor versehentlich gestrichen. Am rechten Rand: III = III. Akt.

6.

E r ermordet 1 den Kerkermeister nicht, sondern springt

S i e geht doch wieder hin, mißtrauisch - endlich schließt

aus dem Fenster.

sie ihn ans Herz,

sie

erkennen

einander.

-

Vater

kommt

zu

recognosciren, und findet Rodrigo [7.]

[

11)

Rodrigo und Ignez wechseln die Kleider - Fernando ersticht

Rodrigo versucht es seinen Vater zu stimmen. Vergebens

]cl

seinen [Rodrigo]"

D i e Greisen [] a3

auf Rodrigo. Die

Hände.

Eltern denken, wenn man sie vereinigen könnte, und schicken [einen]" # A zwei Freunde 6 Freund a e b , ihn zu holen. F

[9.

D e r findet ihn auf dem W e g e zu Ignez. S i e mißverstehen einander, und Rodrigo tödtet ihn. E i n e Frau kommt heraus, und entdeckt ihm das Geheimniß [und] a Er eilt fort.

10.

Sobald

er zu seinen

Eltern

kommt

wird er in

das

Gefängniß geführt. U m Gotteswillen bittet er - ] b [9] b ->8 c )

Rodrigo entdeckt von einer Frau # A er sagt ihr, sie mögte Ignez zu sich bestellen 11 das Geheimniß und eilt fort. 3

9)

Indessen sind die Freunde gefangen worden und haben Fernando die L i e b e entdeckt. D e r wiithet. S o wie Rodrigo ankömmt wird er gleich ins Gefängniß geführt.

10.

Im Gefängnis # A bittet er um Gotteswillen ihn frei zu lassen b hört Rodrigo schlafend den Anschlag gegen Ignez Leben;

' 2 3

Daneben: [Rodrigo geht eben Vater entdeckt Liebe] und [IV] = zunächst geplanter Beginn IV. Akt, s. Abb. 24, statt eben auch ab und aber möglich. Am rechten Rand erneut: [IV] = zunächst geplanter Beginn IV. Akt. Am rechten Rand: IV = IV. Akt.

Alonzo seine Tochter - die

Frau entdeckt das Geheimniß -

[8] c ->7 d . Ignez kommt zu den Eltern und bekennt frei, sie traue

[

A Sohn b

1 2 3

Auch erwartet möglich. Am rechten Rand: V = V. Akt. Nicht entziffert.

A reichen b

sich über ihre Kinder die

225

Editorischer Zeilenkommentar zu D E FAMILIE GHONOREZ und DIE FAMILIE SCHROFFENSTEIN

EW

Benutzung des editorischen Zeilenkommentars

Eugen Wolff: Inwieweit rührt 'Die Familie Schroffenstein' von Kleist her? - In: Zeitschrift für Bücherfreunde, Jg. II-IV, 1898 ff.

Der editorische Zeilenkommentar listet die Aussagen verschiedener Kommentatoren und Herausgeber zu bestimmten Stellen in Kleists Familie Ghonorez bzw. Familie Schroffenstein

HC

auf. Er ist nach Ver-

Eine literarhistorisch-dramaturgische Studie. -

sen sortiert und gegliedert in die Spalten:

In: Preuß.

Jahrbücher, Bd. 90, Berlin 1897, S. 242-279

- Vers: Nennt die Versangabe der besprochenen Stelle; existiert diese nur in der Familie Ghonorez und nicht in der Familie

Hermann Conrad: Heinrich von Kleists 'Familie Ghonorez'.

HSch Hermann Schneider: Studien zu Heinrich von Kleist. Berlin 1915

Schrof-

fenstein, so ist in der Spalte die Versbezeichnung aus Familie

HK

gen Stelle. Die verwendeten Siglen lassen sich anhand des

dichterische

Entwicklung

und Quellen, Bd. 41) Heinrich von Kleist. Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. v.

JS

Werkausgaben Julian Schmidts (1859 und 1863)

KK

Klaus Kanzog: Edition und Engagement. 150 Jahre Editions-

Helmut Sembdner, 9. Auflage, München 1993

geschichte der Werke und Briefe Heinrich von Kleists. 2 Bde.

Siglenkatalogs umsetzen.

Berlin 1979 (=Quellen und Forschungen zur Sprach- und

- Bemerkung: Gibt die Aussage des Bearbeiters zur betreffenden

Kulturgeschichte der germanischen Völker N F 74,75)

Stelle wieder. Aus Platzgründen wurden umfangreiche Ausführungen gekürzt.

Die

HS

() zeigt an, daß eine Parenthese diskutiert wird. - Bearbeiter: Bezeichnet den Urheber des Kommentars der jeweili-

Kreutzer:

Heinrich von Kleists. Berlin 1968 (=Philologische Studien

Ghonorez angegeben, z.B. Vs 1119,1-1119,2 oder 1618 11. RB nach der Versangabe bedeutet, daß eine Randbemerkung, die neben diesem Vers steht, besprochen wird.

Hans-Joachim

LT

Werkausgaben Ludwig Tiecks (1821 und 1826)

RK

Reinhold Köhler: Zu Kleists Werken. Die Lesarten der Originalausgabe

Verzeichnis der Siglen

und

die

Änderungen

L.

Tieck's

und

J.

Schmidt's. Weimar 1862 FG

Die Familie Ghonorez, Handschrift mit Varianten

FS

Die Familie Schroffenstein, Erstdruck

TG

Theodor Gomperz: Emendationen zu den Werken Heinrich von Kleists. - In: Die Grenzboten, Jg. 13, 2. Sem., Bd. 3, 1854, S. 394-399; 433-435

AD BS

Alexander Dombrowsky: Zur Interpretation zweier Kleist-

Kleists Dramen. Bern und Leipzig 1944 (=Sprache und Dichtung. Forschungen zur Sprach- und Literaturwissenschaft,

Hans Rudolf Barth hrsg. v. Ilse-Marie Barth u. Hinrich C.

Heft 70) TZ

Berthold Schulze: Neue Studien über Heinrich von Kleist. Heidelberg 1904

ES

Tino Kaiser: Vergleich der verschiedenen Fassungen von

Heinrich von Kleist: Dramen 1802-1807. Unter Mitw. von Seeba. Frankfurt a. M. 1991.

BSch

TK

verse. - In: Euphorion 16, 1909, S. 180-182

Heinrich von Kleists Werke. Im Verein mit Georg MindePouet und Reinhold Steig hrsg. v. Erich Schmidt. 5 Bde., Leipzig und Wien 1904/05

Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke. Hrsg. von Theophil Zolling, T.l-4, Berlin und Stuttgart 1885

WH

Wilhelm Herzog. Euphorion 15,1908, S. 765-766

230

Vers

Bearbeiter

Textstelle

EW, 2,242

eben

1-39

HSch, S4

Niedersteigen

2

ES

7

TK, S.187

Glanz umstrahlet die weiten Räume

21

RK, S.l

Seinem Feinde.

23

HC, 90,245

23

ES, 1,451

Ich schwöre Rache ... Ich schwöre Rache! Rache! auf die Hostie?

30 30

RK, S.l ES, 1,451

unsrer kömmt

39 40-73

HS

I. Akt, l . S z . 0

44

EW, 2,243

Sie betend Ich weiß, ... legt. hold ergötzend Ein holdergötzend ... Ammen, ihrer Amme,

44

HS

ihrer Amme

43 43-44

47

48

52

59

ES, 1,451 ES BSch, S.49

BSch, S.52

TK, S.23

EW, 2,245

TK, S.173

Band,

Blutsverwandschaft in der Windel

verdränge

Bemerkung

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

dränge

Entgegen der umgangssprachl. Form in FG führt der fremde Bearbeiter in FS das literarische soeben ein, vgl. Vs 2092 Der Eingangschor könnte am ehesten aus der Genoveva von Tieck stammen Die Wort-Abstände sind oft schwer bestimmbar FG 7 b + d und FS lösen sich von der Frühlingsthematik in FG 7 a + c und betonen Rache fehlt bei LT versehentlich, JS folgt ihm Vgl. Julius Cäsar und Wilhelm Teil Derselbe Ausdruck im Zweikampf und zweimal im Amph. sowie in Schillers Don Carlos 11,10 u.a. IS: unser

59

EW, 2,242

59

EW, 3,201

60-62

EW, 2,244

60-62

TK, S.32 f.

60-62

HC, 90,274

69

ES, 1,451

73

BS, S.605

Erdenalter

Die von Lessing verfochtene mitteldeutsche Form (FS) und kommt (FG) wechseln bei Kleist Vers von besonderer Wucht Überladene Rede

73

TK, S.293

Erdenalter

77-78

TK, S.250

77-78

TK, S.226 f.

.77-78

EW, 4,102

78,2

TK, S.24

Und daß in seiner eignen Brust... Wuth Und daß in seiner eignen Brust... Wuth ... Freund des Feindes aufsteht wider ihn. Bekennen

79-80

TK, S.177

stellt

79-81

TK, S.175

läufst...

79-84

TK, S.290

Wenn... treffe -

80

TK, S .232

blindem Schmerzgefühl

84

ES, 1,451

so sichrer

s. Anm. zu Vs 2 Vgl. Schiller, Picc. 111,4 und Wallensteins Tod 1,4 FS 44 ihren Ammen, der fremde Bearbeiter von FS verballhornt FG 44 FS 44 ihrer Ammen, vermutlich Verschlimmbesserung FGs durch Louis Wieland Vgl. Schiller, Wallensteins Tod, 111,7: Kein menschlich Band ist unter uns zerrissen Orthographischer' Fehler, der auch in der häufig verbesserten FS Ubersehen wurde, FS 52 in der Wiege, Abschwächung naiver Naturäußerungen durch harmlosere Wendung FG 59 b +FS zeigen geg. FG 59 a dränge erhöhte Kraft des Verbs durch vorangestellte Präposition.

FS 59 verdränge, ist Büchersprache, kann nicht von Kleist sein dränge FG 59 b und FS verdränge, wegen Versfüllung, ver dann wieder getilgt Liebe, das nicht FS 62 Den Haß, hineinzusetÜblich... H aß, zen zerstört die Antithese zu Der üblich ist nicht üblich in FG 60 Liebe, das nicht FS vereinfacht die plumpe üblich... H aß, Gegenüberstellung von FG hineinzusetzen Liebe, das nicht In FS metrische und poetische üblich... Haß, Textverderbnis Der üblich ist verkeilen Kleists starke Ausdrucksweise

Hinein

liebt das Wort keilen, s. Pent., aber auch Schiller: Wall. Tod III,20+IV,10 Poetische Zusammensetzung mit dem schwachen Genitiv FG 73 b +FS zeigen geg. FG 73 a Raimond härter und Elmire verfeinert Einschub von eignen in FS glättet das rhythm. Gefüge Klareres Bild als in FG, stammt fast mit Sicherheit von Kleist Nicht wie in FS Wuth, ist zu exponieren, sondern Freund des Feindes, FG 78 | | u n d 7 8 l FG 78,2 b vermeidet Wiederholung zu Vs 74, deshalb fällt O Raimond FG 78,2 a aus FG 79I+FS ersetzen das matte bereiten von FG 801 FG 79-8II+FS zeigen ein dynamischeres Verbum als das statische dich... fängt FG 801 Profilierung Elmirens, gemilderter Stimmungsgehalt geg. FG 78,1-80,2 FG 8OI+FS verbessern geg. FG 801 Wuth die bildliche Darstellung vgl. Vs 1227, so im Sinne von um so

Vers

Bearbeiter

Textstelle

85

EW, 3,202

Mord

85-88

TK, S.294

So,...

87

TK, S.125

Aldola!

TK, S.173

künd'ge

TK, S . I 7 2 f .

kiind'ge auf

89

92 931

b

Frieden!

EW, 2,242

kiind'ge

TK, S.24

hörst Du?

EW, 3,193 TK, S.125

Bemerkung

ich bitte Sag:

FG 85l Mord ist aussagekräftiger für die Verteidigung des Racheschwurs als FG 85l"+FS Tod Entmenschlichung Raimonds in FG 85-881 geg. FG 85-881 Das Ausrufezeichen dient der Steigerung des Affekts geg. FG 881 Aldola, Geg. FG 85,7-881 will ... kiindgen zeigt FG 88l die Tätigkeit ohne Hilfsverb Geg. FG 88l künd'ge in FS erhöhte Kraft des Verbs durch vorangestellte Präposition Geg. FS 88 künd'ge ... auf, ist FG kleistischer und bewahrt das Versmaß Geg. FG 891 ich bitt' Euch wird die Wiederholung zu Vs 92 vermieden, die Doppelung Vs 89l mit Vs 94 stört nicht TZ setzt geg. FG Apokope FG 931 affektgeladener als FG

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

108

TK, S.172

vormacht

109

TK, S .74

Du hörst

113

TK, S.24

weiß

114-115

TK, S .26

Dich...

118

ES, 1,451

Ich sah sie nie

122-126

ES, 1,451

122-126

BS, S.606

123

TK, S.23

Aas

123

EW, 4,95

von Aas sich nährt

125

TK, S.23

hieng'

125 130

BS, S.606 EW, 3,193

hieng' liegt's

132

EW, 4,101

132 136

BS, S.607 EW, 2,241

tnäckeln Euch und sie

140-141

HC, 90,275

bewaffne ... Wo

140-142

TK, S.252

bewaffne, wo

140-144

EW, 4,183 f.

bewaffne...

. . . .

seltner Köder seltner Köder

Stets

Fisch aufFisch auf -

93 1 Sagt, Fehllesung TKs von 94

TK, S.252

Blute

95()

EW, 4,95

er bedeckt sein Gesicht

96

TK, S.74

Bist Du's Antonio?

96 Rb

TK, S.341

(dies... Ritter geschlagen werden)

97

EW, 3,202

Willkommen!

97-99I

TK, S.89

Willkommen,... anzupassen, .7

99

EW, 3,195

104

TK, S.250

Nun, was giebt's? Eur'

FG 93l Sag', Rhythmische Glättung in FS geg. FG 94l Blut FS er bedeckt sich das Gesicht ist weniger eindringlich durch Eliminierung des Pronomens als FG Geg. FG 961 Bist Du es? Ah! Verlebendigung der Einzelrede in FG 96 Π und FS 96 Dieser Ansatz zur Vertiefung der Tragik wurde nicht ausgeführt, obwohl Vs 152-153 + 1129 auch darauf hinweisen Der Willkommensgruß in FS kommt verspätet, da Antonio bereits am Abendmahl teilgenommen hatte Überflüssiges fällt in FG 9711 weg, Tendenz zur Verknappung in FS fortgesetzt fehlt bei TZ, kein einfacher Druckfehler FG 104 b apokopiert FG 104 a wegen rhythmischer Glättung

mäkeln

Wo

FG 108 b +FS erhöhte Kraft des Verbs durch vorangestellte Präposition Verlebendigung der Einzelrede durch Einschub der Anrede in FG 109 b Geg. FG 113 a spricht wird in FG 113b und FS die Wiederholung zu Vs 117 umgangen Geg. FG 114-115" Dich Dich immer vermeidet FG 115 b die Wiederholung Unwahrscheinlich bei nahen Nachbarschaft Ekler Vergleich

der

Eins von vielen oft mißverstandenen Groteskbildern, in denen Kleist das Undenkbare faßt FS verbesserte FG 123 Aß, das wie TK falsch angibt, aus Aas entstanden sein soll. FS 123 vom Aas sich nährt verzichtet auf den Artikel vor Kollektiven, die Vs 746-747 werden umgekehrt behandelt Orthographischer Fehler in FG, auch in FS übersehen Langer Vokal TZ übersieht Synkopierung, obwohl FG und FS darin übereinstimmen bedeutet: "vermitteln, feilschen", während FS mäkeln eine Sprachverschiebung in die ältere Form vornimmt Gil.Hin, Dt. Wb. VI, 1489 FS 136 Euch und ihnen, FG zeigt Kleists Spracheigenart, vgl. Vs 512 Das Hinaufziehen von Wo zu FS 140 zerstört die Rhythmik unnötig, Kleist schrieb häufig vierfüßige Jamben Versumverteilung in FS bringt geg. FG kühne Enjambements Im allgemeinen sind metrische Regulierungen in FS geg. FG selten, diese zerreißt die Verseinteilung bis Vs 144

232

Vers

Bearbeiter

Textstelle

142-146

TK, S.222 f.

Das Gefühl... nageln -

144

EW, 3,294 f.

Glanz

TK, S.199 + S .40 f.

Brust

147-148 TK, S.199 149-151

151

EW, 4,95

Denkst Du ... Nicht selbst dem eignen Vater... würde? Nicht selbst... treten würde?

... dies Schwerdt der Rache auf sein Haupt

152-153

TK, S.341

153

TK, S.40 f.

155

EW, 3,193

verstehn

156

BS, S.607

Wir

157

TK, S.102

wohl nichts mehr zu sagen?

157 RB

TK, S.218

163 ()

TK, S.258 f.

Katze frisst Mäuse und Speck obenein Kirchenvogt

163 ()

EW, 3,195

Kirchenvoigt

163 ()

E W, 4,101

will gehen

164,1-164,2

EW, 4,186

Du meinst von Ansehn - ...

164-238

TK, S.265

He, Alter, nichts

Bemerkung

Vers

In FS geg. FG 143 11 Marktschreier der Natur bessere Metapher und geg. FG 143l Umverteilung

170

Bei TZ Klang; FS 144 zeigt bedauerliche Sinnentstellung Vergegenständlichung von FG 147 11 Menschen-Innern, FG 147-1481+FS sind genauer im Ausdruck FS verstärkt FG 150-1511 durch Umstellung, FG 14915 ll vergegenständlichte schon FG 14911 wenn eine Schuld mich drückte FS verwischt durch die unregelmäßige Wortstellung die Hervorhebungen in FG 150-1511 s. Vs 96 RB und Vs 1129, Hinweis auf den Ritterschlag auf sein Haupt fehlt in Vs FG 153 11, der damit unklarer als FG 1531+FS ist. TZ übersieht Synkopierung, obwohl FG und FS darin übereinstimmen Das große W muß kein Fehler sein, sondern könnte der Betonung des Wortes dienen FG 157l b verdeutlichen FG 157la nichts zu sagen mehr Diese schwer verständliche Verbildlichung wurde nicht ausgeführt Kleist wollte vermutlich damit die Absicht festhalten, diese Szene in Verse zu fassen TZ folgt FG 163a () obwohl die neue Form konsequent durchgeführt wurde. FS versucht erfolglos Antonios Schwanken zwischen Trotz und Neugier in FG will gehen zu verdeutlichen Ging in FS bei der Umsetzung der Prosa in holprige Verse verloren Kleist hatte die Stelle zur Versifizierung markiert

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

EW, 4,101

sagen

179

EW, 4,187

sag ich

181

RK, S.2

181

EW, 2,247

der gänzliche Besitzthum sämmtliche Besitzthum

Die Abweichung in FS 170 reden beruht auf der Vermeidung des Reims in Vs 171 erschlagen, keine Korrektur in FS 372-373 In FS an dieser Stelle unterdrückt, dafür in Vs 215 zur Versfüllung verwendet JS: das gänzliche Besitzthum

181

BS, S.608

183

BSch, S.50

der gänzliche Besitzthum Zur Sache

183

EW, 4,188

Zur Sache, das

187-195

EW, 247 f.

Nun,

188

TK, S.172 f.

die Regierung übernehmen

193

EW, 4,186

193,1-193,7

EW, 4,186

196

EW, 4,188

196-199

EW, 4,188

206

EW, 4,187

207

TK, S.303

207-208

EW, 2,248

weiter...

FS gänzliche verunstaltet bei mechanischer Versifizierung zudem die Ausdrucksweise Älterer maskuliner Gebrauch Vgl. Schiller, Picc. 11,7: Zur Sache, wenn's beliebt Normalerweise zwängt FS FG mühsam in Blankverse, hier jedoch durch den Einschub Alter ein Sechsfüßler Die Färbung des Kirchendieners als geschwätziger Alter wird bei der Versifizierung in FS verwischt

Geg. FG 188 a zur Regierung kommen in FG 188 b erhöhte Kraft des Verbs durch vorangestellte Präposition FS 193 lebendig ward, die erwachte ungeschickte Formulierung, verrät fremdes Eingreifen Sprich deutlich Ging bei der Umsetzung der Prosa in holprige Vs verloren Wer hat Dir das Normalerweise zwängt FS FG mühsam in Blankverse, hier gesagt? aber zeigt FS Sechsfüßler Wer hat Dir das FS skandiert bei der Umsetzung in Prosa fast immer gegesagt?... gen den Strich kurzweg die Axt FS 206 kurz die Axt, ist mißverständlich vor der Hand Mit diesem Zusatz in FG 207 b zeigt sich Ciella geg. FG 207 a stärker als Vertreter des Bösen hier Die Sucht, möglichst viele Vs zusammenzupferchen, macht die Stelle halb unverständlich, hier in FS 207 wird zum Flickwort

Vers 210

Bearbeiter TK, S.74

210

EW, 4,187

211

EW, 4,188

215

EW, 4,187

216

EW, 4,187

217

EW, 4,188

222

TK, S. 184

224

EW, 4,188

225

TK, S . l l l

226

TK, S.24

226

TK, S.82

226

EW, 4,188

228

ES, 1,451

228

BS, S.6Ö9

233

TK, S.82 f.

234,1

TK, S.135 f.

234,1

EW, 3,294 f.

Textstelle Herr,

Bemerkung b

In FG 210 +FS wird geg. FG 210" die Einzelrede durch Einschub einer Anrede verlebendigt Nun gut, Herr FS Herr, ich bringt eine falsche Nuancierung des Tons Graf Raimond Normalerweise zwängt FS FG in Blankverse, jedoch hier steht in FS ein Sechsfüßler sag' ich Dir FS schiebt zur Versfüllung das überflüssige sag' ich ein, das aus FG 179 entliehen wurde Du, wiithend, Verblassung von FG zu FS zögst Wüthend zögst Du durch reguläre Wortstellung Und machtest... FS durchbricht hier den Vers; Herr? dies geschieht vornehmlich bei Wechsel des Redners ihm im Voraus FG schwankt häufig im Kasus bezahlt Herr, ich hub's Normalerweise zwängt FS FG gehört... in Blankverse, hier jedoch zeigt FS einen Sechsfüßler O höllisch ist's! Geg. FG 225 a in FG 225 b bezeichnende Gewichtsverlagerung durch Inversion er es? Infolge von FG 225 b ist's wird in FG 226 b die Wiederholung des gleichen Wortlauts aus FG 226" er's vermieden Auf der Folter? In FG 226 b wird Auf der Folter durch Wiederholung hervorgehoben. Auf der Folter Normalerweise bringt FS FG in Blankverse, an dieser Stelle erzeugt FG durch Doppelung Auf der Folter Sechsfüßler außer Wie bei Lessing im Sinn von ausgenommen, vgl. Vs 2140 und Vs 2282 außer außer wird hier nicht als Präposition, sondern als Adverb gebraucht Das Eine Wort Geg. FG 233 a Herr, das war Betonung der Tatsache, daß das Geständnis nur aus einem Wort bestand Alonzo? Sagt er Erweitert die Gedankenpause das? ... Antonios durch Belangloses Alonzo? Sagt er Fehlt in TZs FG-Druck das? ...

Vers

Bearbeiter

234,1

A lonzo? Sagt er Deutet auf die Verifizierung das?... in FS hin Herr, nichts. TK, S.89 f. Geg. FG 237 a wird in FG 237" +FS das überflüssige Nein weggelassen Habt Ihr... EW, 4,93 f. FS tut dem Rhythmus Gewalt an, mechanische Durchführung des fünffüßigen Jambus (bleibt in GeTK, S.115 In FG 237 ()" geht Antonio danken stehen) ohne zu zögern mit dem Kirchendiener ab. EW, 3,205 f. (bleibt in FS 237 () stehn synkopiert. Gedanken obwohl an anderen Stellen stehen entgeg. FG in FS die volle Form hergestellt wird, s. 513 Graf Rodrigo EW, 4,93 FS 238 Rupert, der Erstdruck verwendet nicht den dem spanischen Namen entsprechenden germanischen Namen EW, 4,188 Graf Rodrigo... FS setzt entgegen dem Blankvers einen sechsfüßigen Trochäus an dem Bilde RK, S.2 LT+JS nach dem Bilde EW, 3,198 Euch TZ übernimmt das von fremder Hand darübergesetzte Dir BS, S.23 + S. Euch BS betrachtet das von frem501 der Hand darübergesetzte Dir als Korrektur Kleists EW, 3,193 f. Santa Kr uz Formales Versehen in TZs FG-Druck Sante Kruz verloren TK, S.29 Verbesserung grammat.-syntaktischer Fehler, unpassendes Imperfekt in FG 249 a wird in FG 249 b ersetzt BS, S.611 Fünf Wochen... Das fehlende Komma entstellt den Sinn nicht TK, S.199 f. Fünf Wochen... FG 265-298 erweitert und vergegenständlicht geg. FG 265-2981 die Begegnung Juans mit Ignez gesummt TK, S.163 Geg. FG 2661 Jagdgefolge berittenes zeigt FG 26611 gesummt beritJagdgefolge tenes Jagdgefolge sprechende Adjektive die Forsten BS, S.611 Schwache Pluralbildung EW, 4,101 gekrümmter FS 268 gekrümmtes, FG entFischbein spricht im Genus dem Sprachgebrauch in Kleists Heimat Vom Platz, ... TK, S . I I 0 FG 268-2691 durchbricht die in's Feld prosaische Wortstellung aus FG 26911

237

237

237 ()

237 ()

238

238

244 247 247

248 249

265 265-298

266

267 268

268-269

HK, S.145

Textstelle

Bemerkung

Vers

Bearbeiter

Textstelle

270

EW, 3,294 f.

tückisches

270

HS

tückisches

270

EW, 2,235

tückisches

270

BS, S.501+ 611

türkisches

271-272 271-272

RK, S.2 ES, 1,451

Hund=Geklaff Hund-Geklaff

275

RK, S.2

drück'

278

EW, 2,235

Rechts herum

282

EW, 3,194

Reuter

286

EW, 3,205

Worte

289

TK, S.125

Strahlenrein,

290

TK, S.177

Hervorgeht aus dem Bade

290

HC, 90, S.250 BS, S.612

Hervorgeht aus dem Bade in ihrer Schöne

291

294

TK, S.25

nun zu mir trat

294

EW, 2,244

mir wiederkehrte

294

EW, 3,205

294 296

ES ES

mir wiederkehrte wiederkehrte Hingefallnem

Bemerkung

Vers

TZ: türkisches folgt FS, bedauerliche Sinnentstellung FS 270 türkisches, Druckfehler FS 270 türkisches, kein Druckfehler, sondern Mißverständnis des Sinns In FG ist tückisch klein und flüchtig geschrieben; daher nicht eindeutig zu entziffern; Änderung zu tückisch sachlich nicht gerechtfertigt LT+JS Gekläff Hartes Enjambement mit Teilung eines Kompositums, wie es auch Schiller hie und da zuläßt JS: rück', als Eingriff kommentiert, d.h., kein Druckfehler FS 278 Rechts um entspricht nicht der Bewegtheit FGs, Versregulierung durch fremde Hand TZ: Reiter, verkennt Kleists Sprachgebrauch FS 286Wori, möglicherweise durch undeutliche Schrift in FG und Versregulierung erklärbar FG 2891 | b schwächt das Gewicht der gewagten Vorstellung ab FG 290 | | b Aus einem Bade steigt (getilgt) ist matter als FG 290 I K F S Erinnert an das Gedicht Der Schrecken im Bade Altes substantiviertes Adjektiv, noch bei Luther üblich, von Klopstock wieder eingeführt FS umgeht die Wiederholung zu FG 292 11 wiederkehrt Dativkonstruktion in FG ist ausdrucksstärker als FS nun zu mir trat FG 294 ist schwer zu entziffern, daher FS nun zu mir trat Anm: in Hs wiederkehrt aus Hingefallenen

298-299

Bearbeiter EW, 4,101

303 319

BS, S.612 EW, 2,242

319

EW, 4,102

321

EW, 4,184

333

TK, S.I63

334 342

RK, S.2 EW, 4,184

348

TK, S.102

351

TK, S.250

354

TK, S.187

354,1-354,5

HK, S.147

354-364

TK, S.294 f.

357

TK, S.250 f.

363-364,3

HK, S.148

364 0

EW, 3,200

364 0

EW, 3,202

Textstelle 0 Du Glücklicher Erschrack Mag

Bemerkung

FS 298 hat O wahrscheinlich übersehen Früher häufige Schreibweise FS 319 Möge, aber auch FG zeigt andere Formen: mag, möcht' und mögt werden alternativ verwendet Mag FS 319 Möge, optativer Hauptsatz, vgl. Vs 1802 Marie FS 321 Maria verkennt die dreisilbige Geltung von Marie, s. auch Vs 787, 1253,1268 frevelhaft FG 333 C +FS kennzeichnen das Verhältnis Rodrigos zu Alonzos Haus schärfer als FG 333 a fluchbeladen Engellästrung LT+JS: Engelslästrung mich dünkt, ich FS 342 mir kommt es vor füllt sei den Vers durch eine prosaische Wendung auf Wie zu dem FG 348 b verdeutlicht FG 348 a Weissen unter Wie unt(er Mohren zu dem Mohren, Weissen) Doch Glättung des rhythmischen Gefüges durch Einschieben eines einsilbigen Wortes in FG351b Vermuthen FG 354 b +FS zeigen Rodrigos Furcht vor der Erkenntnis der Wahrheit stärker als FG 354 a Gedanke trügen ... Vs mit monologischem ChaMienen rakter fallen bereits in FG aus Kann ... lieber Umzeichnung Rodrigos, statt Freund der schwülstigen Rede eines Halbreifen jetzt nüchterne Zusammenfassung der Lage dessen Schleier FG 357 a von dem der Schleier hier ist (Fehllesung TKs) in FG 357 b +FS metrisch geglättet 0 halte ... Licht Der Ausfall zeigt die Tendenz zur sprachlichen Verknappung Johanns TZ verbessert in seinem FSDruck stillschweigend einen Druckfehler des Erstdrucks, FS 364 Johannes lehnt sich auf Die getilgte Bühnenanweisung seine Schulter. stand in FG vor Rodrigos Rede, in FS danach. FS stellt häufig Bühnenanweisungen um

Vers

Bearbeiter

Textstelle

364-365

HC, 90, S.251

Ich soll Mich sinngeändert...

375

EW, 3,199

Wie sagst Du

377

BS, S.613

S'ist

377

TK, S.173

werd' ich 's läugnen

380,11 380,36

ES TK, S.31

380,40

BS, S.503

381-384

TK, S.298

383

389

BS, S.614

TK, S.173

Das bäumende nach ihr Blut

Nicht hassen will ich Dich. Was... in's Freie

Verziehn

glaub

389-390

TK, S.250 f.

Es ...Erinnern

399

BS, S.614

Ihm

410

TK, S.254

Wahr sprichst Du, sehr wahr!

416 416

RK, S.2-3 ES, 1,451

gläubest glaubest

422 425

EW, 3,194 ES, 1,451

Sag's ungleich

425

BS, S.614

möchte

430

TK, S.164

Ihr blühend Leben

Bemerkung Schneller unmotivierter Gesinnungswechsel, wie so oft bei Geschöpfen junger Dramatiker (s. Shakespeare) TZs FS-Druck bietet versehentlich Was sagst Du Anstelle von 's ist. Kleist schreibt immer mit falschgesetztem Apostroph, im Druck wird daraus häufig ein einziges Wort FG 377 a brauch ich das zu läugnen, in FG 377 b fallt das Hilfsverb aus Anm.: Kleinschreibung bei ES Die für Kleist charakteristische märkische Syntax wird ausgemerzt Von BS nicht in den Text genommen Die Rede in 380,1-380,47, wo Rodrigo seinen Gefühlen hemmungslos Ausdruck verlieh, wurde gestrichen E: Verzeihn. Gegen die Konjektur: Der substantivische Gebrauch ist kein Fehler FG 389 C/J verzichten auf die Umschreibung mit können·, FG 389" könnt's mir glauben + FG 389 b kannst's mir glauben, FG 389-390 b glättet metrische Unregelmäßigkeiten Unklarer Bezug: dem toten Philipp In FG 410 b wird geg. FG 410 a Wahr, sehr wahr! der Gehalt höher gewertet als die Form. LT+JS: glaubest mitteldeutsche Form, in Kirchenliedern erhalten TZ: Sag!, Lesefehler TZs Vgl. Schiller, Wall. Tod IV,9: daß Der fremde Mann nicht ungleich von mir denke Gegenüber mögt und entsprechenden anderen Fällen (15) nur einmal in FS FG 430 a Blüthe, Beiwort statt Substantiv; dies zeigt, welch große Bedeutung Kleist dem Beiwort zumißt

Vers

Bearbeiter

430

TK, S.61

433

TK, S.187

434

TK, S.341 f.

434

ES, 1,451

435

ES, 1,451

435

TK, S.184

441

EW, 3,199

441

ES, 1,451

442

TK, S.253

445

EW, 3,199

456

EW, 4,101

457-458

EW, 3,202

457-458

TK, S.232

457-458

HC, 90, S.274

460

TK, S.177

460

TK, S. 151

467

TK, S.250

Textstelle

Bemerkung

FG 430 a Ein jeglich Glied sei in der holden Blüthe ist geschmackloser als FG 430 b Fehlt in FG 433 a , das dadurch schwächer in der Ausdruckskraft ist als FG 433 b +FS Ritterschlag der Die Einsegnung Ignez' könnte Weiber als Parallelszene zu Rodrigos Schwertleite gedacht gewesen sein Ritterschlag der Parallel zur Schwertleite OttoWeiber kars Dir das gelehrt Kleist schwankt bei lehren zwischen Dativ und Akkusativ Dir das gelehrt Kleist verwendet die jüngere Dativkonstruktion Reuter TZ: Reiter ersetzt absichtlich die von Kleist gewählte Form, s. Vs 4 4 5 , 1 1 5 5 , 2 6 1 5 Reuter Kleist schreibt immer Reuter und reiten halt', ist mir's FG 442 a halte, ist mir's wurde in FG 422 b +FS metrisch verbessert, Betonung jetzt auf mir's Reuter TZ: Reiter, TZ ersetzt absichtlich die von Kleist gewählte Form, s. Vs 441, 1155, 2615 Vergiftet? FS 456 Vergiftet! Unsern Unsern Philipp! entspricht weniger Philipp? der bedächtigen Redeweise des Großvaters Ei,... Hand FG 457-458 b entsprechen Kleists Neigung zu chiastischem Satzbau Ei, ... Hand kühne Apokoinustellung in FG 457-45 8 b verdeutlicht Ei, ... Hand Korrektor setzt eine reguläre, aber prosaische Wortstellung anstelle der poetisch wirksameren Ist es bekannt FG 460 a weiß wird in FG 460 b durch ein ausdrucksstärkeres Verb ersetzt Hast Du, Du FG 460 b ist gebärdenreicher selber es als FG 460 a beschuld'gen FG 467 b glättet Unebenheiten im jambischen Strom durch Synkope von FG 467 a beschuldigen

Ihr blühend Leben sei der Reife nah noch

Vers

Bearbeiter

470-471

ES, 1,451

474

TK, S.250

Textstelle ...In Lebensfülle ... in dem Sarge morgen bloß

wildverstörter Hast macht'

477

EW, 3,200

479

TK, S.250

481-482

TK, S.201 f.

... die bösen Flecken ... Der ... in Füulniß -

482-483

EW, 2,246

485-512

TK, S.271 f.

Leichnames Doch still. Kann ... Rossitz

486

490-491

508

EW, 3,194

EW, 4,184

EW, 2,248

509

RK, S.3

511-512

EW, 2,248

511-512

ES, 1,451 f.

511-512

EW, 3,201

512 0

EW, 2,241

513

EW, 3,205 f.

513

TK, S.250

513

EW, 3,206

Rüben

Bemerkung Der kurze Chiasmus wird im Homburg zum leidenschaftlichsten Gegensatz Rhythmische Glättung durch Einschieben eines einsilbigen Worts TZ berichtigt FS 477 mit wilverstörtem Hast Apokope in FG 4 7 9 v e r w e n det zur rhythmischen Glättung FS zeigt geg. FG 481-482 erhöhte Ausdruckskraft des bildlichen Gehalts durch Vergegenständlichung FS 482-483 Still! Doch still! füllt den Vers gedankenlos auf Fast immer folgt die Versfassung in FS der Prosa in FG, was für eine Bearbeitung durch Kleist spricht TZ: Rüben, erkennt hier Gessners schweizerischen Einschlag, aber FG+FS zeigen Rüben

Um den Sechsfüßler zu entlasten, kommt Geschüft zum vorhergehenden Vs, wodurch dieser sechsfüßig wird FS 507 So sollt' mir mit dem mit dem Beile sollte mir keiner Beile keiner nah'n, die Bezieherankommen hung des Dativs in FS ist zerstört Wie Junker LT+JS: Wie'm Junker Philipp. Philipp n. der Teufel... FS verkehrt die Worte des schicke Gärtners in eine Drohung gegenüber seinem Herrn der Teufel... Hart und mißverständlich aus schicke der Prosa umgesetzt der Teufel... TZ: - Der Teufel hol' mich schicke legt mit dieser Interpunktion die falsche Aufassung von FG fest an die Brust FS an der Brust, FG zeigt Kleists Spracheigenart, s. Vs 136 erstaun FS stellt die volle Form her, s. auch Vs 237 erstaun' Geg. FG 513 a rhythmische Glättung in FG 513 b erstaun' FS 513 erstaune durchbricht das Versmaß

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

519

Ew, 3,200

spitzfündig

520

EW, 4,102

verknüpft

528

EW, 3,199

mitternächtlich

530-533

EW, 3,201 + 2,242

Dem Volk... Vorgehalten?

530-533

TK, S.228

Dem Volk... Vorgehalten?

530-533

HC, 90, 275

Dem Volk... Vorgehalten ?

531

TK, S.250

Gerüchtes

531

ES, 1,452

Küfer

537 541

ES, 1,452 TK, S.23

g"f

544

BS, S.617

548

EW, 4,95

548 ()

EW, 2,245

549

EW, 4,96

549

TK, S.274

Es ist ein Ritter

549,1-549,2

EW, 4,186

553 0

EW, 3,208

Er verlangt... reden indessen

553 0

TK, S.26

Agnes tritt auf

Geschafft...

neugebohrnen ihm herztest nur Uns

drückt... sich

an

Laß ihn hinein

TZ: spitzfindig, Eingriff in Kleists Lautgebrauch FG ist geg. FS 520 geknüpft präziser TZ: mitternächtig, TZ wählt absichtlich eine andere als die von Kleist gewählte Form FS greift hier auf die tastende Lesart FG 530-5331 zurück und beachtet FG 53011 nicht Das Doppelgleichnis in FG 530-533 11 ist nach FS anzusetzen, die hier FG 530-5331 folgt Korrektor wählt FG 530-533 |, obwohl FG 530-53311 von wirksamerer Bildlichkeit ist Rhythmische Glättung geg. FG 5311 a Gerüchts durch Einschieben eines silbentragenden Vokals Man glaubte, daß der Hirschkäfer mit glühenden Kohlen Strohdächer anzünde. (Nemnichs Polyglottenlexikon) Kleist bevorzugte das Simplex Schon in FG wird 541 a Neugebohrnen verbessert Geg. ihn in FG 544. Kleist hat Dativ und Akkusativ öfters vertauscht FS 548 uns nur zeigt die schulmäßige Stellung des Adverbs FS 548 () umarmt bringt geg. FG eine Verblassung im Ausdruck, s. Vs 2394 () FS Laß ihn ein eliminiert Kleists durchgehende Verwechslung von her und hin, vgl. Vs 549,2 und 2313 FS versifiziert die Dienerszenen Ging bei der Umsetzung der Prosa in holprige Vs verloren Fehlt in der Bühnenanweisung in FS, obwohl im Dialog eine Pause vorliegt FG 553 () indessen, FS vermeidet Wiederholung zu Vs 552

Vers

Bearbeiter

Textstelle

554

ES, 1,452

Aldöbern

556

EW, 3,193 f.

Dom

556

EW, 4,186

Dom

559-560

TK, S.253

Die Sendung ...

571

TK, S.202

572

EW, 4,102

was zur Sache

586

TK, S.83

Mord

586

TK, S.83

Ob...

Mord

586-587

EW, 4,96

Mord

587

TK, S.29

mein't

593 593

RK, S.3 ES, 1,452

ihm ihm

597 598

RK, S.3 TK, S.156

Namen wo, wobist

601 ()

EW, 3,205

Thiire

606

TK, S.36

Meiner

Seite?

610

TK, S.6I

von Sinnen

6100

EW, 3,193

der Knappe, und Diener

Bemerkung Wohl nach dem Ort AltDöbern (s. Brief an Ulrike vom 3.10.1807) Formales Versehen bei TZ: Don FG 556 Dem, Änderung bedingt durch den Schauplatzwechsel, einzige Korrektur, die über die Namensangleichung hinausgeht FG 559-560 b wandelt FG 559-560 a von 6-hebigen in 5-hebige Vs TKs bezieht die Randbemerkung auf die Katze und glaubt, FS ändert wegen Belanglosigkeit FS 572 das zur Sache widerspricht dem herrschenden und Kleists Sprachgebrauch Fehlt in FG, die Wiederholung in FS verstärkt den Eindruck des Schreckens FS wiederholt Mord nochmals, verstärkt dadurch den Eindruck des Schreckens Das 2. Mord fehlt in FG, weil es für die Antwort des Boten belanglos ist FS nimmt grammat.-syntaktische Verbesserung vor und ersetzt Präsens durch Präteritum LT+JS: ihn Dativ und Akkusativ wechseln, s. Vs 2226 LT+JS: Name, s. Vs 1126 FG 598 a von woher, FG 598 b zeigt eine Ausdrucksform des Pathos FS 601 () Thür. Dagegen wird in den Vs FG 2315+2331 Thür in FS zu Thüre, schwankende Handhabung FG 606 a Deiner, FG 606 b +FS stellen die Antwort richtig FG 610 a verrückt zeigt Aldola geschmackloser und unbeherrschter als FG 610 b TZ: der Knappe und Diener, FS ein Diener, während in FG, der Plural beabsichtigt ist

Vers

Bearbeiter

Textstelle

610 0

EW, 3,205 f.+ 3,200

Knappe

610 0

TK, S.51 f.

ein Diener

611

TK, S.303 f.

... wer ist Dein Herr

622

TK, S.184

mich

625

EW, 3,205 f.+ 3,200

Entsetzet

632

EW, 3,195

ich wollt's dir glauben

632

EW, 3,201 +3,294 f.

In Seen

632

ES, 1,452

In Seen

632

TK, S.229

In Seen

637

EW, 3,210

sag' mir's

6510

EW, 4,101

Immer beschäftigt

653-660

HC, 90,275

Das

Mildeste.

653-660

TK, S.97

Das

Mildeste.

656

TK, S.23

Holen

657

RK, S.3

Dein Haupt

657

ES, 1,452

Dein Haupt

659 RB

WH, 15,766

... Himmel

Bemerkung FS 610 0 Knapp, zeigt die verkürzte Form, TZ folgt FG, vgl. Vs 237 FS 610 () ersetzt mehrere Diener durch Einen FG 611,1-611,11 fallen in FS weg, Aldola als Vertreter von Ciella kennzeichnet es stärker als die Welt des Bösen FG 622 a mir zeigt auffälliges Schwanken im Kasus, das in späteren Dramen nicht mehr auftritt FS 625 Entsetzt synkopiert und durchbricht das Versmaß, TZ stellt die volle Form wieder her TZ: so wollt', ich wollt's dir glauben, TZ folgt FS, (EW hält so wollt' für ungültig, obgleich es nicht getilgt ist) TZ: Zu Seen, Lesefehler, der auch in TZs FS-Druck einfloß, Sinnentstellung Vgl. Penthesilea, Vs 2788 in Seen gesammelt Das Bild in FG 632,1-632,3 es hat ein Geier ..., wurde von Kleist getilgt, weil es unpassend war, vgl. Vs 774,1 FS 637 sag's mir, Fehler des FS-Überarbeiters FS 651 0 immer beim Anzüge beschäftigt, Zusatz nicht unzulässig, aber überflüssig wg. Vs 643 Verstellung der Vs in FS, die keineswegs sinnvoll ist Umstellung von FG 653-6601 bringt dramatische Steigerung: Kerker, Hölle, Lebensgefahr FG 6561 | b verbessert FG 6561 Ia hohlen LT+JS: deinem Haupt; dagegen TG, s. 998 f. Besonders auffällig unter Kleists inkorrekten Präpositionalkonstruktionen Randbemerkung undeutlich, ES liest Grimm

Vers

Bearbeiter

659 RB

TK, S.343

660 660

RK, S.3 EW, 4,102

661-662

EW, 3,195

667

EW, 4,96

680 II. Akt, 1. Sz. 0 II. Akt, 1. Sz. 0 695

BS, S.619 EW, 3,193 EW, 3,205 f. EW, 3,205 f.

699

EW, 4,102

699

TK, S. 164

709

EW, 3,202

709

EW, 3,199

709

TK, S.232 f.

718-726

HS

720 724

RK, S 3 f. TG, 3,433

Textstelle Das Schicksal

Bemerkung

Der Schicksalsgedanke beschäftigt den Dichter während der ganzen Arbeit einzelnes JS: eigenes Drumm wag' FS 660 Und fröhlich kühn ich fröhlich wag', Kleists Lieblingswort kühn ... Drumm fehlt, wag' rutscht in die Senkung Nun fort... TZ mißdeutet die UmnumeUnschuld heilig rierung in FG 649-660, ob. wohl sie selbst in FS Nun fort den Schluß des Abschnitts bildet Wie meinst Du In FS 667 Was für ein Wort? das? paßt Jeronimus' Antwort nicht mehr kostet; Schurke! Wahrscheinlich Satzfehler im TZ nimmt gegen FG und FS Vordergrunde Apokope an gesehn FS gesehen stellt die volle Form her, s. aber auch Vs 237 Höhen FS 695 Höh'n, Synkope, obgleich FS häufig umgekehrt verfahrt und die volle Form herstellt Umarmen stark FS 699 Umarmen - , Überarbeiter verkannte die Aposiopesis Umarmen FG 699 Umarmen stark, FS eindrucksvoller, Kleist verzichtete auf das störende Beiwort es FS 709 ihn ernährt Rückschritt geg. FG 709 b , wo FG 709 a ihn bereits durch es ersetzt war es TZ: es ernährt orientiert sich in seinem FS-Druck stillschweigend an FG es FG 709 a +FS 709 ihn, FG 709 b behebt den unklaren Bezug. Späte Korrektur, erst nach FS vollzogen Ein Weib... Diese Vs wurden von L.F. Huber im Freimüthigen vom 4.3.1803, und von Joseph Görres besonders gerühmt einzeln' LT+JS: einzle Werk Weib wäre aus dem Munde der Agnes sinnlos; vgl. hierzu KK I, S.165

Vers

Bearbeiter

Textstelle

724

EW, 2,238

Werk

724 724

RK, S.4 AD, 16,180

Werk Weib

724

ES, Fußnote

Weib

724

BS, S.620

vollendet

726

EW, 2,244

Belohnt

726

AD, 16, 180

Belohnt

726 0

EW, 2,241 f.

...faßt sie in seine Arme)

738,1

EW, 4,96 f.

739

EW, 4,96 f.

Dein Vaterhaus verlassen in dies Gebirge wagen.

746

TK, S.126 f.

Nachbarn? Wärt

746

EW, 4,95

im Frieden

747

RK, S.4

Du hörst es, ja

748

EW, 3,294 f.

nur

748

BS, S.62I

nur

749

ES, 1,452

749 749

ES, 4,295 BS, S.505

Um dieser Stunde Stunde Kunde

756

EW, 2,235 f.

ungebohrnen

760

WH, 15,766

wars Dirs zu verweigern

Bemerkung lt. EW unterschiebt FS versehentlich Weib, wo FG Werk zeigt. (Fehllesung EWs, FG zeigt klar Weib) Weib gibt keinen Sinn Der Kranz scheut wie die Weiber keine Mühe, um zu gefallen Harmonie des Kranzes stellt ein Frauenideal dar Kleist gebraucht öfter die unreflektierte Verbform FS 726 Bezahlt, der unberufene Korrektor verkennt Metonymie FG personifiziert den Kranz, FS lockert den Vergleich, s. Vs 724 FS 726 () faßt ihre Hand), Verwischung Kleistscher Kraft des Ausdrucks, s. auch Vs 1053 () Fehlt in FS wg. Vermeidung der Wiederholung zu Vs 731 FS 739 es wagen, dies ... betreten. zerstört die Eindringlichkeit FG 746" Nachbarn, wärt, die Trennung in 2 Fragesätze in FG 746 b erhöht den Kontrast FS in Frieden vgl. Vs 747, aber auch Vs 123 LT+JS: Du hörst es ja., Verlagerung der Betonung TZ: nun, sinnentstellender Irrtum zu Lasten TZs In der Handschrift nicht klar zu entscheiden, ob nur oder nun Um mit Genitiv ohne willen vorwiegend bei Kleist auch möglich: Kunde Aufgrund von Buchstabenvergleichen in der Krug-Handschrift und bei Briefunterschriften FS 756 neugebornen, nimmt der Stelle die Kühnheit ES: wars Dir zu weigern, WH gibt die Fassung von fremder Hand wieder, die in der Handschrift am Rand erscheint

Vers

Bearbeiter

Textstelle

761

EW, 3,198

Dir sag ich meinen Namen gleich

761

HC, 90, 277

763

EW, 4,102

Dir sag ich meinen Namen gleich hätte

763

TK, S.I73

769

TK, S.187 f.

771

EW, 3,205 f.

771,1-774,1

EW, 2,236 f.

772

TK, S.61f.

772-774

HC, 90,276

773

EW, 2,236 f.

774

EW, 2,236

774

TK, S.91 + 229

774, i 775

779 ()

EW, 2,236 f. EW, 2,236 f.

EW, 4,102

Bemerkung Von fremder Hand wird in FG am Rand eine Versregulierung versucht Dir sag ich meinen gleich am Rand von fremder Hand in wenig schöne Verse gebracht

FG 763 hätt', hier bringt FS Verbesserung geg. FG, wo gegen das Bedürfnis des Vs gehandelt wird erforscht FG 763 a erforschen können, wird in FG 763 b +FS durch die unmittelbare Tätigkeit ersetzt So gern nicht, FG 769 a unauflöslich fest und sa fest nicht nicht, sehr bezeichnend lockert sich in FG 769 b die Bindung Rodrigos ans Leben Vertraun FS 771 Vertrauen, FS gibt die volle Form wieder, in Vs 695 wird umgekehrt verfahren Mir weht... bös FS 772 Ich kann nicht reden, gefleckt ... nur ist eine Verstümmelung der Stelle Schon FG wird das falsche Ich kann Pathos aus FG 771,1-772 Mir weht ... und die Rede mir gemildert, FS vollendet dies Daß Kleist selbst diese VerIch kann ... stümmelung vorgenommen haben könnte, ist ausgeschlossen FS 773 will, kein Druckfehler, kann sondern Absicht Sprech' ich nun FS 774 sprach ich nur. Verkennung des Gegensatzes von Präteritum und Präsens innerhalb FG 774 Du sprachst... Das unschöne Bild der Salbe nur aus FG 774,2-774,3 wird in FG gemildert, in FS löscht Kleist den letzten Rest des Vergleichs ... bös gefleckt Fehlt in FS, Verstümmelung sprichst FS 775 sprachst, Präteritum in FS unlogisch wg. hör' ich wohl im gleichen Vs .... der sich in FS 779 () Johann zeigt sich im der Ferne Hintergrunde. unterschlägt gezeigt hat) einen nicht unwesentlichen Hinweis

Vers

Bearbeiter

Textstelle

781 RB

TK, S.177

Ich sage nein:

786 786 RB

EW, 3,294 f. TK, S.342

So Warum weigert Rodrigo?

787

EW, 4,184

Marie

788

EW, 3,202

ein Jeder

789

TG, 3,433

heut'

789

EW, 3,206 f.

nächstens

789

EW, 3,206

nächstens

789

ES, 1,453

nächstens

789

TK, S.154

heute noch

816

TK, S.35

... sie sich edel zeigt

816

EW, 2,244

820

RK, S.4

820

EW, 3,202

Du es nur edel thust Und ich ich gienge Und ich ich gienge

820

TK, S.250

Und ich ich gienge

Bemerkung Diese durch das Verb ausdrucksstarke Randbemerkung entstand erst nach FG 781+FS ich irre nicht Fehlt irrtümlich bei TZ Andeutung einer Variante zu Rodrigos Verhalten, die ohne Ausführung bleibt, hier schimmert älteste Fassung durch FS 787 Maria, weil in FS die dreisilbige Geltung von Marie verkannt wird, vgl. Vs 321, 1253, 1268 FS 788 mir Jeder geht auf die Undeutlichkeit von FG 788 b zurück, wo FG 788 a Mir wer Du bist geändert wird Geg. FS 789 heute, TZ und ES folgen dieser Gomperzschen Emendation, vgl. KK I, S. 168 f. FS 789 heute noch Entgleisung vs FG 1281 sagtest gestern fordert, daß ein Tag dazwischenliegt FS 789 heute noch, zwar korrigierte Kleist in FG an den Zeitangaben herum, aber FS tut zuviel, vgl. Vs 943, 1578, 1706 FS widerspricht der Tendenz in FG, eine Einheit der Zeit herzustellen, ebenso Vs 1706 FG 789 a morgen, FG 789 b nächstens, FS setzt die Tendenz zur Zeitverkürzung folgerichtig fort Die Amphibolie in FG 816 Du esnur edel thust wird in FS, gewiß von Kleist, behoben FS 816 sie sich nur edel zeigt, FS erfaßt den Sinn nicht klar FG füllt den Vers durch Wiederholung des ich auf FS 820 Und ich gienge folgt FG 820 a , während FG 820 b regelmäßiger im Versbau ist FG 820 b glättet das rhythmische Gefüge durch Einschieben eines einsilbigen Wortes

239

Vers

Bearbeiter

826

EW, 4,95

830

EW, 3,205 f.

TextsteUe zähe will ich fest wäre

830

ES, 1,452

Herz wie eine Kröte wäre

835-840

EW, 3,195

835-840

TK, S.40 f.

Du Thor... Achtung Du Thor... fassen

839

EW, 4,102

moa'

850,1-850

EW, 4,102 f.

Nicht...

Kram?

850,1-851

HC, 90,275

Nicht...

Kram?

851-852

853 853

854

EW, 4,184

Leb' wohl... Gespaßt

EW, 3,205 f.+ 3,200 EW, 3,206

Grad

EW, 3,205 f.+ 3,200 ES, 1,452

Deins

Grad

854

TK, S.250

wie zwei Spinnen in der Schachtel Deins

854

EW, 3,206

Deins

II. Akt, 2. Sz.

EW, 4,185

Cyrillo

864-865

ES, 1,452

Eintrit in Ein anderes Leben

854

Bemerkung FS 826 will ich zähe fest bricht dem Satz das Rückgrat FS 830 wär', Synkope in FS, während in Vs 513, 684 () u.a. umgekehrt verfahren wird Minde-Pouet: Umschreibung mit ist jugendlich geschmacklos. Vergleiche mit Tieren finden sich häufig Du Thor ... ist entgegen TZ vor Vs 836 zu stellen FG 838-8391 Du Thor! ... werfe ist zu knapp, um die Beziehung Juan-Rodrigo sichtbar zu machen FS 839 soll, dagegen FS 1028 mag für FG 1028 soll Wird in FS ersetzt durch die banale Wendung Und ... Ungeheuer Für eine charakteristische kleistische Äußerung wurde in FS eine eigene törichte eingesetzt In Konsequenz der vorhergehenden Änderung ergeben sich metrische Umbildung, Auflösung einer Apokope und Wortumverteilung FS 853 Gerad' bietet die volle Form, TZ folgt FG FS 853 Gerad' durchbricht mit der Wiedergabe der vollen Form das Versmaß FS 854 Deines bietet die volle Form, TZ folgt FG vgl. Hermannsschlacht Vs 254 Und fallt euch, wie zwei Spinnen, selber an. Geg. FG 854 Deines wird der jambische Strom durch Synkope geglättet FS 854 Deines durchbricht das Versmaß In FS Verblassung durch Namensersatz zugunsten der Charge, vgl. Vs 1120, 1028, 945 Brief an Ulrike, 16.12.1801 Mir war's, wie ein Eintritt in ein anderes Leben.

Vers

Bearbeiter

866

RK, S.4

wir, die Deinen

866

EW, 2,235

Deinen

866 866

HC, 90,277 TK, S.26

die Deinen Deine Engel, wir, die Deinen

881

TK, S.188

sogar

886 RB

HK, S.146

Dein Bemühn beschämt mich

887

EW, 3,205 f.

Bemühn

888

TK, S. 172 f.

Vergönne

893-894

TK, S.263 f.

An eigne Kraft

912

EW, 3,193

brachte

914 916

RK, S.4 ES, 1,452

Gesteinigt? Den Eulen an dem Thorweg festgenagelt

930

ES, 1,452

nützen

933

BS, S.624

943

EW, 3,206

von Mannern, was in wenig Stunden

943

EW, 3,207

in wenig Stunden

943

TK, S.I54

noch heut' vor Abend

944

TK, S.49 f.

hier

Textstelle

Bemerkung RK erkennt den Fehler im Erstdruck, obwohl ihm FG nicht zur Verfügung stand FS 866 Diener verstümmelt den Sinn FS 866 die Diener FG 86611 mildert geg. FG 8661 die Deinen, Deine Engel die Wortwiederholung durch Trennung FG 881 a schon in FG 881 b +FS geändert, da nicht der Zeitpunkt, sondern die Tatsache entscheidend ist In FG 887-888 eingearbeitet. Bereitet die Versifizierung in FS vor FS 887 Bemühen gibt die volle Form wieder, vgl. Vs 695 u.a. Geg. FG 888 a +FS Gönne zieht FG 888 b die Präposition des Nomens an sich s. letzte Seite FG Ein Weib glaubt nie ... hätte in dieser Form im Ideenmagazin stehen können TZ nimmt gegen FG und FS Apokope an LT+JS: Gesteinigt ländlicher Brauch, Eulen u. dergl. ans Scheunentor zu nageln, F.W.A. Schmidt, Gedichte 1797, S.108 Nützen und nutzen wechselt wie bei Goethe Kollektivsingular mit vorgezogenem Genitivus partitivus FS 943 noch heut' vor Abend, s. Vs 789, 1578, 1706, Kleist verändert zwar die Zeitangaben in FG, aber FS übertreibt FS 943 noch heut' vor Abend ist Anleihe an FG 1578 heut vor Abend In FS Zeitverkürzung geg. FG 943 a " d , aufschlußreiche Korrektur Die Tautologie in FG 944 a hier bei Dir verschwindet in FG944b

Vers

Bearbeiter

Textstelle

944

TK, S.163

sämtlichen

945-947 ()

EW, 4,185

Cyrillo, ... Cyrillo ab.)

950

953

955 0

957

EW, 4,97

TK, S.177

EW, 4,103

ES, 1,452 TK, S.50 f.

959-961 HS 959-961

Du siehst, es

Versprech ich, will ich sorgen Antonio schweigt Dich hier verweilte Freilich mag ... stürzt er Freilich mag ... stürzt er

960

TK, S.174 f.

Wohl mancher sinken, weil er stark ist

961-962

EW, 4,103

ruhig Steht sie im Sturm

961-962

TK, S.102f.

steht Dem Sturm

962

EW, 4,103

stürzt er

962

TK, S.184 f.

Dem Sturm

962

TK, S.172 f.

stürzt er nieder

Bemerkung FG 944 b setzt dieses sprechende Adjektiv ein FS Franziskus, ... Diener ab), d.h. Cyrillo und Franz (FG 1028) sowie Franzesko Wotta (FG 611,1) verschmelzen FS 950 Du siehst's, es, das eingeführte Objekt stößt an das gleichlautende Subjekt des Folgesatzes FG 953 a Will ich schon sorgen, in FG 953 b +FS durch sprechendere Form ersetzt Fehlt in FS, dadurch Verlust der Pause, wo Alonzo vergeblich auf Antwort wartet verweilen transitiv, wie z.B. bei Klopstock weilen FG 960,1-960,2 fallen noch in FG aus, Überflüssiges und Unwichtiges wird gekürzt Von Görres als Probe Kleistscher Sprachkunst zitiert. Bild von der Eiche im Brief an Frau v. Werdeck Juli 1801; vgl. hierzu ergänzend BS, S. 624 f. FG 959-9601 ist Nicht Sinken stets gleichviel mit Schwachsein Verb ersetzt Nomen, entgegen Goethe FS 961-962 steht Dem Sturm, vgl. Schluß der Penthesilea im Sturm Geg. FG 962 Steht sie im Sturm verdeutlicht FS durch Dativ die Bezüge. Die Fassung ist unzweifelhaft Kleist zuzuweisen FS 962 stürzt nieder, FG bietet Simplex, FS Kompositum Die Wandlung aus FG 962 im Sturm in den Dativ entspricht genau dem Gang der Sprachentwicklung FG 962 stürzt er, die Ausdruckskraft des Verbs wird in FS durch eine dem Verb zugeordnete Präpositon erhöht, vgl. 59

Vers

Bearbeiter

964

TK, S.50

jeden

971

TK, S.25

Du Dir

974-985

TK, S.299 f.

- Hast recht... Leben.(ab)

981

ES, 1,453

Verschlagne

984-985

TK, S.83

mein Leben . mein Leben

985

TK, S.74 f.

Hör', Antonio!

986 991

RK, S.4 TK, S.253

ihm Den sie, wenn 's gieng

995-997

TK, S.51

zerstören ... machen können

995,1-995,4

TK, S.90

995,3 1002

BS, S.508 EW, 2,238

Denn ... festzuhalten bloßer Scham Der Eine hat es selbst

1002

TK, S.49 f.

sogar

1003

BS, S.626

Du hütt'st

EW, 2,238

Gestanden Du, Du hältst ihn zu dem Mord

EW, 3,202

fragst

TK, S.29

fragst

1004

Textstelle

1016

1016

Schlag

Bemerkung Überflüssiges aus FG 964 a jedweden Schlag wird gekürzt. Tendenz zur sprachlichen Verknappung FG 971 a selbst fällt schon in FG aus. Tendenz zur sprachlichen Verknappung Charakterzeichnung Antonios wird geg. FG 974-985 I in FG 11 objektiviert. Kleist streicht die Schwärmereien verschlagne hat nach der altern Fassung FG 9811 wohl den Sinn verprügelt FG 985 I l+FS betonen geg. FG 984-9851 das entscheidende Wort durch Wiederholung Verlebendigung der Einzelrede in FG 9851 l+FS geg. FG 978,18| Antonio! (Abweichende Lesung TKs) LT+JS: ihn FG 991 a Den, könnten sie's aus metrischen Gründen in FG 991 b sofort verbessert Intensivierung der Klage durch Tilgung von FG 995,1-995,4 Diese langatmige Klagerede fällt bereits in FG weg BS: bloßem Schmerz FS 1299 Der Eine hat's sogar, das Eigene des Geständnisses geht verloren FG 1002 selbst, die Tautologie verschwindet in FS ES versucht den Rhythmus zu verbessern, du, du hätt'st FS 1004 Gestanden, Du hätt'st ihn zum Mord opfert dem Versmaß den Nachdruck des Gedankens FS 1016 frügst, Fehler bedingt durch flüchtiges Lesen von FG 1016 b , wo die Umlautstriche getilgt wurden FG 1016a frägst wird in FG 1016 b ersetzt durch die lautgeschichtlich korrektere Form

Vers

Bearbeiter

1027-1028,2

EW, 4,97

1028

EW, 4,102

1028

EW, 4,185

1028

TK, S.52

1029

EW, 2,244

1029

TK, S.74 f.

1041

TK, S.I63

1044

TK, S.127

1048

BS, S.508

1049

EW, 2,235

1049 1049

HC, 90, 277 HS

1053 ()

EW, 2,241 f.

1057 ()

1058

1059 RB

EW, 4,96

TK, S.62

TK, S.302

Textstelle - Ja recht... selbst

Bemerkung

In FS als zu unpoetisch stark verkürzt, dadurch Verlust des inneren Zusammenhangs mit Vs 985 soll FS 1028 mag, entgegengesetzte Handhabung in Vs 839 Franz! Cyrillo! Beide Diener werden an dieser Stelle in FS nicht erwähnt Ob er noch In FS werden ablenkende Diehier? nernamen ausgemerzt und der zweite, überflüssige Hinweis auf Antonio entfallt Um FS 1029 O mein Gemahl verGotteswillen kehrt die Stelle vom Natürlichen ins Steife 0 mein Gemahl, FG 1029 Um Gotteswillen, o folge meinem folge meinem Rathe, FS verleRathe bendigt den Dialog durch die direkte Anrede kaltem Schauer Geg. FG 1041 a heiigem Schauer sprechenderes Adjektiv, FG 1041 b +FS sind unheimlicher als FG 1041 a nicht wahr, das FG 1044 b hat keine Pause und somit rascheren Dialog als FG 1044 a nicht wahr? Das das Leben geg. bisherigen Ausgaben in FG dein Leben; zahllos FS 1049 zahnlos, Mißverständnis im Sinn zahllos FS 1049 zahnlos zahllos FS 1049 zahnlos, braucht kein Druckfehler zu sein besinnungslos FS 1053 () bewegungslos in seine Arme) zusammen (Lesung EW), Verwischung Kleistscher Kraft des Ausdrucks, s. auch Vs 726 () trit auf, aus dem FS 1057 () Jeronimus trit mit Thore mit Reisigen aus dem Thore, Reisigen Verdünnung der Bühnenanweisungen wg. grammatischer Regulierung verwundet FG 1058 ermordet, während in FS Antonio sie nur für verwundet hält Das hätte Zeigt, daß Antonio anfälliger Antonio nicht ist für Leidenschaft als Alontun sollen, muß zo, der ihm verwandteste ChaAlonzo rakter bemerken

Vers

Bearbeiter

1060 ()

EW, 4,96

1060 ()

TK, S.I03

1063

EW, 2,243 f.

1073

TK, S.177

1074

EW, 4,101 f.

1074

TK, S.147

1082

EW, 2,242

1084 1084

RK, S.4-5 EW, 3,198

1084

ES, 1,453

1084

BS, S.627

1084

TK.S.31

1092

TK, S.202

1093 ()

TK, S.40 f.

1093 ()

EW, 4,103

Textstelle

Bemerkung

trit auf, aus dem FS 1060 0 Sylvester und GerThore; ihm folgt trude ..., Verdiinnung der Franziska Bühnenanweisung wegen grammatischer Regulierung, vgl. Vs 1057 () treten aus dem Geg. FG 1060 () trit auf ... Thore Franziska in FS vereinfachte Satzstellung. Kleist verfahrt auch in anderen Dramen so FS 1063 Mein einzig Kind, Mein Einziges Verzweilflung Elmirens abgeschwächt, grammat. Pedanterie Bin ich von dem FG 1073 a 1st der Entsetzliche Entsetzlichen hinweg? (hinweg von TK erlös't? hinzugefügt) zeigt ein matteres, weniger sprechendes Verb als FG 1073 b Er liegt zu FS 1074 Hier liegt er todt am Deinen Füßen Boden ist eine überflüssige Korrektur, da FG im Zusammenhang eindeutig ist Geg. der Maßen Rede in Hier liegt er FG 1074 Er liegt zu Deinen todt am Boden Füßen ist FS pathetischer FS 1082 nicht, Verkennung nichts des Kleistschen Prinzips, Pronomen statt Adverb zu setzen LT+JS: vor seinem vor sein TZ übernimmt dem (von vor sein fremder Hand über sein), läßt fürchterliches aber den Akkusativ beim Antlitz Attribut stehen vor sein fürchterliches Antlitz vor sein fürchterliches Antlitz

s. Vs 657, aber auch die Dativkonstruktion in Vs 1341 Kleist vertauscht öfter präpositionale Akkusativ- und Dativkonstruktionen vor sein fürchMärkische Syntax, ansonsten terliches Antlitz in FS ausgemerzt, an dieser Stelle aber erhalten Tragt ihn in das Zunehmende GegenständlichSchloß keit in FG 1092 b +FS geg. FG 1092a Tragt ihn ab Sie Es ist richtiger und klarer, wenn in FS Sie und nicht nur Einige, s. FG 1093 (), Juan wegtragen Einige tragen In FS 1093 () Sie tragen ihn ihn fort fort, greifen alle Leute, wohl gegen Kleists Absicht, zu

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

1107

EW, 3,205 f.+ 3,200 TK, S.301

gesehn

1107

BS, S.627

Dich kennt?

1107

TK, S.99

Und woher?

1105

HOB

1110 0 1113

1113-1115

1114

TK, S.301

RK, S.5 EW, 3,197

TK, S.301 f.

EW, 4,103

kennt

einen

Schleier

an die Brust Vergiften ...

Nun ... geschworen

Allein ich traue freilich keiner Schlang',...

1115 1115

EW, 3,193 EW, 4,103

Abendmahle Abendmahle

1119

TK, S.35

Darfst...

1119,1-1119,2

EW, 4,180

Darfst... bereitet

1120 ()

EW, 3,208 f.

aus dem Thore

gehn

FS 1105 gesehen bietet volle Form, TZ folgt FG In FG 1107 b +FS ist Antonios Charakterbild geg. FG 1107a liebt zurückhaltender akzentuiert Nach heutigem Gebrauch falsche Fragezeichen finden sich zu Kleists Zeit öfter FG 1107d drängt im Dialog mehr vorwärts als FG 1107 a Er, FG 1107 b,c Rodrigo? und Kennst (Lesung TKsJ Antonio zeigt sich in FG 1108 b +FS zurückhaltender als in FG 1108 a selbst den Schleier LT+JS: an der Brust doch Du sagst, er liebe sie? wurde von Kleist versehentlich nicht gestrichen, ist jedoch wg. Vs 1107 entgeg. T Z zu tilgen Franziskas Frage aus FG 1113 ... liebe sie? fällt in FS weg. Verbesserung, Antonio nimmt das Sündenfallthema wieder auf FS 1114 wer darf der Schlange ..., FG muß sich eine Vervollständigung des Gedankens gefallen lassen TZ apokopiert zu Unrecht FS 1115 Nachtmahl, Kleist nennt die heilige Handlung immer Abendmahl, vgl. 1,1 Der verwirrende Geschlechtswechsel in FG 1119,1-1119,2 Nahrung ... was wird in FS durch Kürzung umgangen Fehlt in FS, vermutlich, um die Wiederholung zu FG 1238-1240 zu vermeiden, wobei diese Variation für Kleist typisch ist Fehlt in FS, wo mit Bühnenanweisungen sehr unbekümmert verfahren wird, vgl. Vs 1233-1234 ()

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1120

EW, 4,185

Cyrillo

1120-1124

TK, S.274f.

11220

EW, 3,207

1122,1-1122,3

EW, 2,245

1124

EW, 4,187

1126

RK, S.5

1126 RB

TK, S.258f.

Natürlicher Sohn

1126 RB

HK, S.146

1129

TK, S.341 f.

Natürlicher Sohn das Schwerdt empfangen hat

1130

RK, S.5

gestern es

1130

EW, 4,101

gestern erst

1135

RK, S.5

Fast zur Gewißheit, fast.

1139

EW, 4,97 f.

mir Weib und Kind

1142 1142

RK, S.5 EW, 3,302 f.

ein Zweifel? Ist's denn ein Zweifel?

1142

TK, S .256

Ist's denn ein Zweifel

1150

TK, S.23

das

1154

ES, 1,453

Ananas

Bemerkung FS verwendet die unpersönliche Chargenbezeichnung Diener, vgl. Bühnenanweisung vor Vs 862 und die Vs 945+1028

Gestrenger... fast

Die Prosastelle FG 1120-1124 Herr ... wäre wurde mit Sicherheit von Kleist versifiziert Fehlt in FS, obwohl Alonzo Der bisher in erst hier wieder in den Dialog Gedanken eingreift gestanden Er klagt... sehr Fehlt in FS, damit zerstört L. Wieland die Antithese zu Ist er sich sein bewußt?, Vs 1122 FS 1124 ... wie im Wahnwitz thut, als ob er fast, Sinn und Pointe der Gewahnwitzig genüberstellung gehen in FS verloren Namen

LT+JS: Name, entspricht FG, s. Vs 597 Zeigt Kleists Absicht zur Versifizierung der Partie, wobei sich Juans soziale Stellung bereits in FG 1127 b verbessert In FG 1127 b ausgeführt, Änderung der Handlungsführung Auf den Ritterschlag wurde bereits zweimal hingewiesen, s . F G Vs 152-153+Vs 96 RB LT+JS: gestern erst, RK folgt FS FS 1130 gestern es Druckversehen LT+JS: Jetzt zur Gewißheit fast, Doppelung zerstört, vgl. KK I, S. 107 FS 1139 mein Weib und Kind, Kleistischer Dativ ungeschickt durch ein Possessivpronomen ersetzt LT+JS: im Zweifel FS 1142 ... noch ein Zweifel? folgt FG 1142 a , noch vermutl. wg. Versregulierung eingefügt FG 1142 b ist, obwohl metrisch falsch, FG 1142 a +FS vorzuziehen, da in Betonung ausdrucksvoller Bereits in FG 1150 b korrigiert Kleist FG 1150 a daß sehr anachronistisch für die Ritterzeit

243

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1154

EW, 4,101

eingemachter Ananas

1155

EW, 3,199

Reutersfrau

1159

HS

Pfirsich

1164 f.

HS

Die Katze war mir...

1172

TK, S.250

Läßt Alles sich

1175 1182

RK.S.5 TK, S.52

mit Ernst Betrug ...

1182,1-1182,7

EW, 2,245

1182,2

TK, S.187 f.

Nun... Sache Irren

1190

TK, S.250

wirklich

1194

EW, 3,294 f.

Doch wie?

1194-1195

TK, S.52

Aber...

1194,1

1194,1

EW, 2,245 f.

HC, 90,275

zur

... Ersonnen war es wenigstens Fein ... wenigstens

1196 1196

RK, S.5 EW, 3,193

in dem Tode in dem Tode

1196

TK, S.188

in dem Tode noch

1215

TK, S.23

das beßte

Bemerkung

Vers

FS 1169 eingemachten, obwohl FS 1161+1169 wie FG 1154 Femininum zeigen TZ: Reiter ..., ersetzt absichtlich die von Kleist gewählte Form, vgl. Vs 441, 2615 Im Manuskript und auch sonst bei Kleist stets Fürsich Ludwig Tieck machte sich als Katzenkenner darüber lustig; vgl. Lebensspuren Nr. 275 b Durch Umstellen eines Worts wird die beabsichtigte Ausebnung erzielt LT+JS: im Ernst In FS tilgt Kleist FG 1182,11182,7 Nun ... Zur Sache. FS wird dadurch auf das Wesentliche beschränkt Fehlt in FS, das Kleists dialektische Klinge abstumpft FG 1182,2 b zeigt geg. FG 1182,2 a Rathen größere Ausdruckskraft Ausebnung des jambischen Stroms geg. FG 1190 a TZ: Doch nein? Schon das Fragezeichen spricht gegen diese sinnentstellende Lesart Geg. FG 1194,1 Fein ... wenigstens beginnt Alonzo in FS sofort mit Einwänden, psychologische Verfeinerung des Charakters FS 1194 - Aber ..., statt Eingehen auf den Gedankengang des Vetters, sofort Widerspruch FS wirft schöne Verse hinaus, um in das Loch ein unerhört unpoetisches Aber zu setzen LT+JS: selbst im Tode TZ nimmt gegen FG und FS Apokope an FG 1196 a vor dem Tode ist weniger bedeutsam für die Beurteilung des Geständnisses als FG 1196 b Normalerweise verbessert FS die Orthographie.

1221-1222

1232

1232

1233 ()

1233 ()

1234

1235 1235 () 1236

1237

1237 () RB

1237 () RB

1239

3. Akt, l . S z . 0 1241 1243

Bearbeiter

Textstelle Es wagt... entsetzt

Bemerkung

Vgl. Schiller, Wallensteins Tod, 1,4: Die Tat vollbringen, weil ich sie gedacht? TK, S.302 f. Ich denke ... Veredelung von Alonzos Chafürchten rakter in FG 12321 l+FS, Das Berechnende in FG 1232,1-1232,21 fällt aus Ich denke ... ES, 1,453 Unwahrscheinlich, nachdem fürchten Jeronimus den Johann niedergeschlagen hat Ab in's Thor Vergegenständlichung in FS TK, S.202 geg. FG 1233a () ab und FG 1233 b () ab in's Schloß ab in's Schloß EW, 3,208 FS Ab in's Thor zerstört den Sinn, Antonio will nicht ins Tor von Gossa, sondern auf sein eigenes Schloß, s. Vs 1705 EW, 3,208 f. gehn ins Thor Der FS-Bearbeiter vereinfacht unbekümmert zu folgen, s. Vs 1233 0 Es giebt keinen Daneben verdeutlicht sich ein EW, 3,199 fremder Pedant (sc. Trost) EW, 3, 205 f. Abgehn FS 1235 o Abgehen bietet die volle Form TK, S.74 f. Ignez FG 1236 b +FS verlebendigen geg. FG 1237 a die Einzelrede durch Einschub einer Anrede gleich, sogleich FG 1237 b +FS intensivieren TK, S.83 + 156 die Sorge Franziskas geg. FG 1237 a durch Pathos Es muß noch TK, S.342 Randbemerkung wird nicht eines anderen verwirklicht Stcunmes Ghonorez ... Es muß noch HK, S.146 Im Personenverzeichnis von eines andern FS umgesetzt Stammes Ghonorez ... das ich nicht TK, S.147 FG 1239a was ich nicht, in FG 1239 b +FS ist die deiktische Ausdrucksform des Pronomens größer ungesehen, TK, S.164 FG b +FS () bieten geg. FG a () nahe lang suchend auch Einblick in das Verhalten der Gegenpartei An mir erEW, 4,180 FS 1241 vor. Ungewöhnliches schrickst Du? wird durch Vulgäres ersetzt an mir... erEW, 4,180 FS vor, Ungewöhnliches wird schrocken durch Vulgäres ersetzt BSch, S.50

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1249

BS, S.629

Welch'

1253

EW, 4,184

Marie

1268 1277

EW, 4,184 BS, S.630

Marie ihn die Welt erklärt

1281

ES, 1,453

gestern

1298-1299

EW, 2,238 f.

Er bringe Gift, er bringe Es nicht

1298-1299

TK, S.44

1303-1305

TK, S.136 f.

13051 ()

EW, 3,205

13051 ()

EW, 3,195

1310

TK, S.188

1321

TK, S.99f.

1321

1332 0

1337

1337

BS, S.631

EW, 4,9

Bei Kleist oft zu findender Apostroph, in FS in acht von elf Fällen FS 1253 Maria verkennt die dreisilbige Geltung von Marie, s. Vs 321, 787, 1268 s. Vs 1253 Vertauschung von Dativ und Akkusativ in späteren Stücken Kleists noch häufiger Die Zeitangaben in FS wurden nur flüchtig redigiert, s. Vs 789+1706. Drei Zusammenkünfte an 1 Tag sind unwahrscheinlich FS 1298-1299 Er bringe Wasser, bringe Mir Gift. In FG hofft Ignez auf Gift, in FS auf Wasser.

Er bringe Wasser, bringe Mir Gift Nun, trinke doch...

FS verständlicht u. kontrastiert FG 1298-1299, Korrektur gewiß von Kleist selber Die Trinkszene wird noch in FG bedeutend erweitert, wodurch Ignez' Spannung enthüllt wird (sie faßt den Fehlt irrtümlich in FS und in Huth) TZs FG-Druck (sie faßt den FS unterdrückt ohne Grund Huth) diese Bühnenanweisung Ich thue Alles, FG 13I0 b +FS zeigen die Hinwie Du's willst gabe Ignez' stärker als FG 1310 a ich werd's schon thun, wie Du es willst b Du mir zu sagen FG 1321 treibt das Gespräch schneller voran als FG 1321 a ße.vr/i/(cunigcn?) Der Punkt wird von den meimir zu sagen. sten Hrsg. getilgt oder durch ? ersetzt

TK, S.116

TK, S.44 f.

Bemerkung

dann

Die Parenthese fällt in FG 1332b O+FS verständlicherweise wegen Belanglosigkeit aus Kleist verbessert in FS FG 1337 nun. FG impliziert, daß es kein Gift war, was Ignez noch nicht wissen kann FS 1339 dann, Verlust des lebendigen Gefühls der Stelle zugunsten einer logischen Folge

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1338

EW, 4,98

versündigt

1341 1341 1357-1358

RK, S.6 BS, S.632 ES, 1,453

1362-1363

ES, 1,453

1388

TK,S.III

vor mir vor mir treten das Gefühl 1st es der Seelengüte Anderer Ich meinem Vater weniger, als Du... S'ist wohl möglich nicht..

1388

ES, 1,453

1389

EW, 4,181

1389

TK, S.154

auf diesem Platze

1389

TK, S.147

1419

TK, S.90

auf diesem Platze Wir glauben uns

1427

TK, S .26

- Und schuldlos

1429

TK, S.26

- Ach Ignez

1429

TK, S.126

entschlösse!

1438

TK, S.59 f.

Er ist so stark

1443-1444

TK, S.34I

Der Deinige...

Bemerkung FS 1338 vergangen, Verblassung des Ausdrucks LT+JS 1. Auflage: vor mich Dativ für Akkusativ Zeigt Kleists unbedingte Schätzung des Gefühls, vgl. Vs 1617-1618 Vgl. Nathan, 111,7: wie kann ich meinen Vätern weniger Als du den deinen glauben? Durch Inversion in FG I338 b geg. FG 1388a S'ist nicht möglich hebt Kleist das Beiwort hervor

Hier: Beirrte, irreführte, vgl. Schiller, Don Carlos, V,3: Wenn ich den König irrte ... gestern hier uns FS 1389 uns auf diesem Platze, Ortsangabe verdrängt wg. Metrum Zeitangabe, vgl. Vs 2207 Die Zeitangabe gestern in FG 1389 kann in FS einfach wegfallen FG 1389 hier, deiktisch FG 1419 b +FS sind kürzer und eindrucksvoller als der pathetische Vs FG 1419 a Zwei solche Bürgen... sicher Korrektur von FG 1427 a - Ja schuldlos zu FS ist mit größter Wahrscheinlichkeit von Kleist (Anm.: Bereits in FG 1427 b geändert). FG 1429a O Ignez ersetzt, um die Wiederholung zu - O Gott in Vs 1420 zu vermeiden FS bringt die leidenschaftliche Spannung stärker zum Ausdruck als FG 1429 entschlösse Die papierene Pathetik aus FG 1438,1 so streng und doch so duldend fällt bereits in FG weg Ausmerzung realistischer Einzelheiten durch die Streichung von FG 1443,11 f.

246

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

1447-1448

EW, 4,98

erschlagen ... Erschlagen

1448

RK, S.6

Das macht den Vater wüthend

1449

TK, S.187 f.

1450

EW, 2,246 f.

1450,1-1450,5

TK, S.302

Ist denn Antonio schon fort? Schon längst...

1450,1-1450,5

TK, S.341

Schon

1450,1

TK, S.154

Schon längst

1454-1456

Tk, S.233

Er trägt

Mensch

längst...

uns...

1454-1456,2

EW, 2,243

... wir müssen tanzen...

1462

RK, S.6

1462

BS, S.634

1467

TK, S.250

Eifersucht gequält Eifersucht gequält Das s eh', ich doch nicht ein

1488

TK, S.250

an beiden Händen ...just derselbe Einger lebe wohl denn

1489 1494

BS, S.634 TK, S.26

Pfleg' ihm Lohn

1480-1481

TK, S.40 f.

FS 1447-1448 verwundet ... Verwundet, ängstliche Reduzierung des Ausdrucks auf dos rechte Maß LT+JS: wiithen, wohl keine Konstruktionsänderung, sondern Druckfehler a b FG 1449 Mann. FG1449 +FS engen die Qualifizierung nicht auf Geschlechtseigenschaften ein. FS 1450 Auf Augenblicke, ja. blöde Antwort Ottokars auf Agnes' rhetorische Frage FG 1450,1-1450,5 fallen in FS aus, somit ist Ignez' Interesse an Antonio abgeschwächt Ausmerzung realistischer Einzelheiten durch Tilgung von FG 1450,1-1450,5 in FS FG 1450,1 a gestern, war bestimmter als FG 1450,l b Gleichnis in FG 1456,11456,2 unlogisch fortgeführt, Ignez bezieht Schiff auf Raimond FS 1454-1456 banalisiert das Bild: wir müssen mit seiner Woge fort LT+JS: von Eifersucht gequält unnötige, störende Änderung Die bisherigen Ausgaben setzen eifersuchtgequält Rhythmische Glättung in FG 1467 b geg. FG 1467 a durch Einschub eines einsilbigen Wortes FG 148 I e verdeutlicht geg. Ein Finger das eigentlich Bemerkenswerte Durch Umstellen von denn wird in FG 1488 b die beabsichtigte Ausebnung erzielt Vertauschen v. Dativ u. Akk. FG 1494 a Dank, FS folgt FG 1494 b und kann mit größter Sicherheit Kleist zugeschrieben werden

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1502-1503

TK, S.340 f.

Nun ... Morgen

1504

ES, 1,453

Erschlagen

1514

EW, 4,184

1517

EW, 4,184

Der Frau den Panzer an, und mich steckt in den ... Hause

1519 f.

TK, S.275

Es soll geschehn...

1524

EW, 4,187

gilt

1526-1558

TK, S.272

Bin Hans Franz Flanz...

1526,1

TK, S.272

Bin Hans Franz Flanz...

1526,1

EW, 4,186

1527

TK, S. 272

Bin Hans Franz Flanz ... Bin Hans Franz Flanz ...

1532 1533

ES, 1,453 EW, 4,98

Eselshaut Tausend über einen

1533

TK, S.272

Hundert

1534

TK, S.272

Sylvester

1535-1536

TK, S.272

1537

TK, S.272

bei Der That nicht sehen lagen

1539

TK, S.272

tüchtig

Bemerkung Wie FG 1502-15031 + 11 +1 weichen Rodrigo-Ignez-Szenen in FG von FS nur geringfügig voneinander ab Stärkster Einsatz nach dem heiteren Abschluß von 11,1 FS 1514 Die Frau ins Panzerhemd, mich in den Zusammenziehung, um den Sechsfüßler zu reduzieren Kleine metrische Vervollkommnung geg. FG 1517 Haus' Die prosanahe Versifikation von FG 1519ff. in FS darf wohl Kleist zugeschrieben werden FS 1524 gelte, Konjunktiv statt Indikativ, FG steht der Umgangssprache näher als FS Trotz einzelner Verschlechterungen ist anzunehmen, daß Kleist FG 1526-1558 selbst versifiziert hat Der Uberflüssige Vers FG 1526,1 Weß Landes bist Du? erscheint nicht in FS, Verknappungstendenz FG muß sich Auslassungen gefallen lassen FS tilgt aus metrischen Gründen entgeg. der Gewohnheit Kleists eine Anrede, FG 1527 Gestrenger Herr nicht auf Pergament FS 1523 Hundert, dem Überarbeiter trug FG anscheinend zu stark auf FS mildert die Übertreibung aus FG 1533 Tausend, die nicht als echtes Pathos gewertet werden kann Geg. FG 1534 er, Alonzo wird in FS Überflüssiges gekürzt In FS aus metrischen Gründen Inversion geg. FG FS verliert aus metrischen Gründen geg. FG 1527 herumlagen die Präposition FS merzt eine Dialektwendung aus FG 1539 rein aus

Vers

Bearbeiter

Texistelle

1541

TK, S.272

Unlerthanen sie

1552

EW, 3,205 f.

ziehn

1557

EW, 4,98 + 3,200 f. der Herold

1557

TK, S.29 den Herold

1557 ()

EW, 3,207

1558 ()

EW, 3,294 f.

1558 ()

TK, S .40 f.

1566

RK, S.6

1566

EW, 3,200 f.

dreht sich zu ihm, schnell Die Wanderer ... ab Die Wandrer, und Ebnire ab

Der sei's Der sei's

Herold, Herold, -

1566

ES, 1,453

sei s

1578

EW, 3,206

noch vor Abend

1578

EW, 3,207

noch vor Abend

1578

TK, S.154

heut am Tage

1580

TK, S.32 f.

Auf jeden Fall

1582 ( ) R B

TK, S.293

Elmire muß edler dargestellt werden

Bemerkung In FS aus metrischen Gründen Inversion geg. FG 1541 sie ... Unterthanen FS 1552 ziehen bietet die volle Form FS 1557 den Herold, formale Anknüpfung an den Nebensatz verwischt das Hauptinteresse Raimonds An die Stelle eines falschen Nominativs, FG 1557 der Herold, tritt in FS richtiger Akkusativ Fehlt in FS, obwohl 1554 () wendet sich diese Bühnenanweisung erforderlich macht TZ setzt im FG-Druck irrig Singular FG 1558 b () verdeutlicht FG 1558 a () alle ab, außer Santin, weil auch Raimond auf der Bühne bleibt LT+JS: Der Herold sei's-, TZ: Der Herold sei's - folgt im FS-Druck z.T. FG, bildet Nebensatz anstelle isolierten Hauptsatzes im Sinn von das mag sein, vgl. Amph., Vs 1676 FS 1578 heut am Tage, s. Vs 789, 943, 1706, Kleist korrigierte zwar an den Zeitangaben in FG herum, aber FS tut zuviel FS 1578 heut am Tage verwischt die Terminsetzung, terminus ad quem fehlt a FG 1578 in vier Stunden, FG 1578 b diesen Tag, FG 1578° noch vor Abend, die Zeitangaben werden immer unbestimmter FG 1580 b verbessert den unlogischen Vs FG 1580 a Indessen Die Verfeinerung von Elmirens Charakter wurde von Kleist mit vollem Bewußtsein ausgeführt

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1582 () RB

HK, S. 146-7

1590

EW, 3,205 f.

Elmire muß edler dargestellt werden Beleidigung

1590

EW, 3,206

Beleid'gung

1596

EW, 4,98

neig'

1602

TK, S.291

O

TK, S.290f.

Oweich... sprechen

TK, S.291

Erstaun'...

RK, S.6

unbestochnes Unheil

1605

ES, 1,453

1613

TK, S.291

ein jedes unbestochnes Thäter

1617-1618

TK, S.291

1618

Grad

1618

EW, 3,205 f.+ 3,200 EW, 3,206

1619

EW, 4,98

Nur mit dem Unterschied

1622-162311

EW, 3,195 f.

1622-162311

TK, S.291 f.

Reinigt Euch. gestanden Was hat der Knabe ...

16221b

TK, S.74 f.

1602-1606

1603-1604

1605

welch...

Nun...

Grad

meinst Du

Bemerkung Floß in einer Reihe von Änderungen in den Handlungsverlauf ein und veränderte Personenkonstellation FS 1590 Beleidigung bietet die volle Form FS 1590 Beleidigung durchbricht das Versmaß FS 1596 wend', eliminiert Kleists Lieblingswort neigen Der geschmacklose Anruf Gottes und des Heilands in FG 16021 fallt in FG 1602 II weg FG 1602-160611 zeigt geg. FG 1602-16061 Elmire als besorgte Gattin, nicht als rachdurstige Furie, vgl. Vs 1613 In FG 1603-160411 zeigt sich Elmire geg. FG 1604 \ verruchtes Bubenstück beherrschter und taktvoller LT+JS: unbestochne. Vielleicht Schreibfehler. Früher gebrauchte man bei "jeder" das Adjektiv in starker Form Diese Flexion ist auch zu Kleists Zeiten selten Ersatz von FG 1613 a Mörder, liegt auf der Linie der Änderungen zur Verfeinerung Elmirens Elmire urteilt in FG 16171618II weniger selbstsicher und subjektiver, als in FG 1617-16181 FS 1618 Gerad' bietet die volle Form, TZ folgt FG FS 1618 Gerad' durchbricht das Versmaß FS 1619 Doch mit dem Unterschied, die feine Ironie aus FG fehlt in FS Fehlt bei TZ und BS Elmires innerstes Gefühl verliert im Wandel von FG 16221 zu FG 1622II an Sicherheit Verlebendigung der Einzelrede geg. FG 1622 I a durch Einschub einer Anrede

247

Vers

Bearbeiter

1623

EW, 3,195

16231

TK, S.250 f.

1624-1625

TK, S.40 f.

1625-163011

1630II

TK, S.292

TK, S. 103

1631

EW, 4,98 f.

1631-1632

TK, S.292 f.

1633

EW, 3,205

1636

ES, 1,453

1636-1641

TK, S. 109 f.

1638

TK, S.221

1642

Tk, S.90

1646 1652

EW, 4,99 TK, S.99 f.

1657-1659

EW, 3,203

1657-1659

TK, S.156 f.

1666

EW, 3,193

Textstelle erst

Bemerkung

TZ: zuerst, TZ orientiert sich an FG 16231 a Juan FG 1623 I a er wird wegen metrischer Glättung geändert der Mörder..., FG 1624-1625 b korrigiert den FG 1624-1625 a die Mörder ... Die, da es sich stets nur um einen Mörder handelt Ach, Antonio Elmire sucht in FG 1625soll... 163011 nicht mehr nach Ausflüchten wie in FG 1626-16301 Ei, nun, ... Selbst Raimond FG 1630 1 betont wie nur FG 1638,5 ... ein Jeder, er, daß auch Raimond nur ein Wort hören konnte ein Wort FS 1631 dies Wort zerstört die Harmonie der Wechselrede zu Vs 1630 nur... er's Geg. FG 1631-1632 a ihr ... ihr's bezichtigt Antonio nur noch Raimond schon Fehlt in FS, vermutlich, weil der Abschreiber auf FG 1633 b über der Zeile achtete Genügt sich mit etwas genügen, nur noch vereinzelt im 18. Jahrhundert Ach ... bekannt Nach der Versumverteilung und dem Ausfall von FG 1638,1-1638,7 kommt Elmirens Beunruhigung stärker zum Ausdruck Der Wind FG 1638a der Wind das Schiff, Bereinigung durch Vereinfachung Dasselbe FG 1642a Diesselbe Art, FG 1642b macht den Dialog durch Verkürzung lebhafter noch FS 1646 fust, Abschwächung, Nun weiter Geg. FG 1652a Andres treibt FG 1652b den Dialog voran - Zum Beispiel, FG 1657-1659° zeigt geg. FG daß die Hölle ... Xföl-Xtö^ den für Kleist tyDer Himmel. pischen chiastischen Satzbau - Zum Beispiel, Der Chiasmus ist nicht nur daß die Hölle ... Ornament, er zeigt die leidenDer Himmel. de Erregung Juans BlutigTZ übersieht Synkopierung, Angefangne obwohl FG und FS darin übereinstimmen

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1668

RK, S .6

seiner Wurzel

1675

EW, 4,99

sagt

1676-1680

TK, S.62

Seit... Drei Monden

1678

TK, S.68 f.

Edelknab'

1680

EW, 4,99

nie

1681

EW, 4,99

Eurem

1681

TK, S.43

Beisein, um so öfter

1682

TK, S.154

heute

1689 0

EW, 4,180

im Abgehen

1689 0

TK, S.49 f.

im Abgehen

1701

RK, S. 6-7

1701 ()

EW, 3,209

Laß uns allein, Eustache zu Antonio halblaut

1702 0

EW, 4,99

setzt sich

1706

EW, 3,206 f.

gestern dort

1706

EW, 3,206

gestern

Bemerkung ihrer, so auch JS 1863; vgl. hierzu K K I , S . 193 FS 1675 sag', Angleichung an die Duz-Anrede, aber sagt richtet sich an eine Gruppe, vgl. Vs 1681 FG 1676-1680 1 verbessert den Widersinn in FG 167616801 So lange Gossa steht und Clelia Das Fremdwort in FG 1678 | I a Page wird durch ein deutsches Wort ersetzt, Verbesserungen dieser Art sind zufällig FS 1680 nicht, ungeschickt da im Folgevers nicht steht FS 1681 Deinem, Angleichung an die Duz-Anrede, aber Antonio benutzt hier Plural, weil er sich an eine Gruppe wendet Das unverständliche, metrisch bedingte FG 1681 a Gegenwart, so öfter wird durch FG 1681" korrigiert FG 1682a gestern, die Korrekturen der Zeitangaben in FG sind besonders aufschlußreich Dem Oberarbeiter schien die Bühnenanweisung in FG zu umständlich FS eliminiert die Tautologie aus FG 1689 () geht ab, im Abgehen LT+JS: Laßt, wohl nur Druckfehler FS 1701 () halblaut zu Jeronimus, logische Abfolge und chiastische Wortstellung sind zerstört Fehlt in FS, obwohl Rupert während Antonios Sterben unbeweglich bleibt und in Vs 1819 () wieder aufsteht FS 1706 kürzlich, dann muß Antonio entgeg. Vs 1703 vom Vettemzwist nicht unbedingt etwas wissen FS 1706 kürzlich, formale Änderungen der Zeitangaben

Vers

Bearbeiter

1706

ES, 1,453

1706 1711

TK, S.154 TK, S.135

1715

TK, S .44

1719 1721

BS, S.638 TK, S.124 f.

1729

EW, 4,180

1729

TK, S.173 f.

1732

RK, S.7

Textstelle

FS widerspricht der Tendenz in FG, eine Einheit der Zeit herzustellen kürzlich FG 1706 gestern Dieser nachträgliche Einschub Warum erweitert die Pause vor den düsteren Ereignissen Der Sinn von Antonios SenFreund des dung ist in FG 1715 b deutliHauses cher als in FG 1715 a Freund Einige Hrsg. setzen Fordrung Forderung b Ein sichres fast, FS schränkt geg. FG 1721 durch Komma die Beweiskraft des Zeichens weiter ein FG 1729 sich davon reinigen zu reinigen zu können, FG war umgangssprachlich überladen, FS stellt Verbesserung dar FG 1729 reinigen zu können, zu reinigen Hilfsverb in FS vermieden, dadurch höhere Ausdruckskraft nichts

1732 BS, S.638 1736 RK, S.7 1737,1-1737,2 TK, S.301

nichts sag's, Mit sichrem Zutrit

1739

TK, S.175

reite

1749

TK, S.184 f.

Wahre

1749

TK, S.187 f.

Wahre

1749-1750

EW, 4,99

1754 RB

HK, S.147

1757

EW, 4,180

Bemerkung

gestern

Dein Amt Ist aus, so wie ich merke -?

die Liebe zu diesem Sohne muß ins Licht... er zwar

LT+JS: nichts, auch RK folgt ihnen entgegen dem Erstdruck: nicht E: nicht (Versehen) LT: sags JS: sag' Fällt noch in FG aus, da Antonio zum reifen Mann wird, dem jedes Mißtrauen fremd ist FG 1739a will, das Statische wird in FG 1739 b durch das Dynamische ersetzt Sprachgeschichtlich richtiger als FG 1749 a Rechne) FG 1749+FS betonen die tragische Motivierung an dieser Stelle stärker FS 1749-1750 Dein Amt Scheint aus, wenn ich nicht irre mattere Umwendung einer Kleistschen Lieblingskonstruktion, s. auch Homburg Vgl. FG 1126-1127

FS 1757 zwar Johann, zu Lasten des Tons wurde der Name in Erinnerung gebracht

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1762 RB

TK, S.342

1763 1785 ()

RK, S.7 EW, 4,180

Im zweiten Akt konnte das Antonio nicht wissen doch ist ein Fenster

1787

ES, 1,454

Keulen

1801

BSch, S.50

Gebieterantlitz

1802

Mögt'

1802

EW, 4,102 + 2,242 TK, S.29

1815

EW, 4,180

Rücksicht

1821

TK, S .294

S'ist

1821

TK, S.78

Wer sagt das

1822

TK, S.250

IV. Akt. l . S z . RB

WH, 15,766

IV. Akt. l . S z . RB

TK, S.218

IV. Akt. l . S z . RB

TZ 1,306

IV. Akt. l . S z . RB

ES 4,302

IV. Akt. l . S z . RB

BS, S.5I3

1824

BSch, S.50

1826-1827

ES, 1,454

Mög'

Ende wie umgekehrter Handschuh ... Ende wie umgekehrter Handschuh ... Ende wie umgekehrter Handschuh... Ende wie umgekehrter Handschuh ... Ende wie umgekehrter Handschuh... Das eben ist der Fluch unwiederruflich Die That ankettet

Bemerkung Beweist die Sorgfalt, mit der der Dichter auch scheinbar Nebensächliches überprüft JS, 1. Aufig.: ist doch FS 1785 () das Fenster, womit das Schloßzimmer auf ein Fenster beschränkt wird Lieblingswaffe Kleists, vgl. Hermannsschlacht Vgl. Wullensteins Tod, 11,20 Laß sehn, ob sie mein Antlitz nicht mehr kennen FS 1802 mög' vgl. Vs 319+839+1028 Unrichtiger Konjunktiv des Präteritums in FG 1802 Mögt' wird in FS richtiggestellt FS 1815 Liebe, aber die folgenden Vs 1816-1819 spezialisieren die Rücksicht Santin erkennt geg. FG 18211 Das war in FG 1821 11 die Zwecklosigkeit des Widerstands geg. Raimond Fehlt in FG 18211, FG 182111 dialogisiert Santins Antwort Unebenheiten im metrischen Strom in FG 18221 Ia in das werden in FG 1882 | | b durch Synkope geglättet WH zieht statt Eide, da ohne i-Punkt, Erde und statt wie ein in Betracht Ende

Erde ein ...

Eide

ein, zieht aber auch wie in Betracht Vgl. Picc., V , l : Das eben ist der Fluch... Vgl. Wallensteins Tod, IV,10: ... die Tat, Die fest unwiderrufliche, ankettet

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1828-1829 1830

EW, 3,294 f. RK, S.7

müßt... thun Gedanken

1833

TK, S.184

Dir

1840

RK, S.7

Nützen, nützen nützen soll er. -

1840

BS, S.639

1842 1863

TK, S.23 ES, 1,454

Nützen, nützen soll er. ekelhaft so eben

1865

EW, 3,205 f.

rein'gen

1865

EW, 3,206

rein'gen

1874 1874 1882,1 RB

RK, S.7 BS, S.640 HK, S.I45

1882,1 RB

TK, S.259 f.

1883 ()

EW, 3,203

an das Fenster an das Fenster (... lieber ein Kammermädchen ... (... lieber ein Kammermädchen ... Knie

Bemerkung

Vers

fehlt bei TZ JS: Gedanke, RK verweist auf die Vs 597+1126 Namen FG 1833 b folgt geg. FG 1833 a Dich genau dem Gang der Sprachentwicklung LT+JS: Nützen, nützen soll er, erkennen Druckfehler in FS; HS: vielleicht Dnickversehen Vermutlich Setzfehler TK: eckelhaft so eben ist hier nicht zusammenzuziehen und bedeutet: "ich bin jetzt nicht so gestimmt" FS 1865 reinigen bietet die volle Form FS 1865 durchbricht das Versmaß LT+TS: an dem Fenster Ungewöhnlicher Akkusativ Der Schulze war in einem spanischen Stück unpassend FG 1883-1899 nimmt diese Änderung bei gleichzeitiger Verifizierung der Szene vor FS 1883 () Füße orientiert sich

Bearbeiter

Schlange, giftige

18951

EW, 3,294 f.

18951

EW, 4,180

Du's hast Du's hast

1896

TK, S.99 f.

Gehört? - Du selbst?

1901

TK, S.250

S'soll

1902

TK, S.29

ist

FG 1902l b verbessert das unlogische Präteritum in FG 1902l a war durch logisches Präsens

1906

TK, S.164

menschlich schöne

1913

TK, S.62

oft der schönste

1941

EW, 4,180 f.

Alonzo ist unschuldig

1941

TK, S . l l l

1941 ()

TK, S.187 f.

Unschuldig ist Sylvester sieht ihr starr ins Gesicht

1941 ()

EW, 4,180 f.

1946

BS, S.514

sieht sie starr an noch der That

1969

TK, S.250

wär's mir recht

1971

BS, S.641

1971-1972

ES, 1,454

... gepflanzet, sie zerschlagen sich die Äste ... gepflanzet, sie zerschlagen sich die Äste

FG 1906 a schöne gewinnt mit dem Beiwort in FG 1906 b höchste Ausdruckskraft Elmire mäßigt in FG 1913 b ihre Behauptung aus FG 1913 a der schönste FS 1941 Unschuldig ist Sylvester, die Voranstellung des Namens in FG ist organischer Pathetischer als FG 1941 Alonzo ist unschuldig Kleist erreicht in FS größere Ausdruckskraft als in FG 1941 () sieht sie starr an FS 1941 () sieht ihr starr ins Gesicht, geborgt aus FG 594 TZ, ES, Hoffmann: nach; in FG jedoch ein klares o Die Umstellung der Worte in FG 1969 b bewirkt die gewünschte Ausebnung von FG 1969 a mir wär es recht vgl. Lessing, Nathan der Weise II, 5, Vs 492 f.

an FG 188311 () und übersieht

1883 1883-1886

BS, S.640 TK, S.156

stürzt herein, umfaßt Elmirens Knie Um deine Hilfe Um Deine Hilfe

1883-1904

TK, S.258

Um Deine Hilfe

1885-1886

1891

TK, S.115

TK, S.I26

TK, S.177

Laß ihn. laß mich, Laß uns ... ! angestiftet

FG 1883ll b () Diese stumme Szene wird von Fassung zu Fassung veranschaulicht zu ergänzen: flehe ich dich an FG 1883-18861+11 zeigen geg. FG 1883-188611 wirkliche Ausdrucksformen des Pathos Als gesichert kann gelten, daß Kleist selber die Schulzenszene in die Kammermädchenszene umschrieb FS verstärkt das durch Iteratio erzielte Pathos in FG 1885-18861+11 durch Ausrufezeichen In FG 18911 gethan verrät sich Sachkenntnis Raimonds, die er in FG 1891 l+ll+FS verschleiern will

Bemerkung

TK, S.223

a

1883 ()

Textstelle

1892

an Santin befohlen an Santin befohlen

Kleist beseitigt wg. Wiederholung das Bild aus FG 18921 Scorpion, s. Vs 2231 RB TZ: Du's - Santin hast befohlen FS 1895 dem Santing hast befohlen, der Artikel vor dem Personennamen ist ungeschickt FG 18961 bietet geg. FG 18961 - Gehört? Befohlen? eine den Dialog vorantreibende Präzisierung Die Unebenheiten im jambischen Strom in FG 19011 Es soll werden durch Synkope geglättet

vgl. Küthchen 1,1: daß die Wipfel sich zerschlagen, Penthesilea Vs 2072 und Nathan 11,5: ... zu nah gepflanzet...

Vers

Bearbeiter

Textstelle

1981 RB

HC, 90,267

? zu sinnlich

1981 RB

TK, S.293

? zu sinnlich

Bemerkung

Vert

Trotz der Randbemerkung ? zu sinnlich neben FG 1981 blieb die Stelle unverändert Die Randbemerkung flöß in FG 1 9 8 3 - 1 9 8 4 I I ein, im Sinn einer Veredelung Elmirens Die Randbemerkung dämpfte

2021

BSch, S.50-1

Es zieht... gewaltig

2025

ES, 1,454

jener

2030

TK, S.128

Hinüber ·

2037

ES, 1,454

Die Zweige abzuhaun...

2046 RB

TK, S.154

(?)

2050-2053

TK, S.32 f.

Könnt' er denn anders...

2056

EW, 4,95 f.

nur, als der Rache

2056

TK, S.36

als nur der Rache

2061

HS

2062-2063

BSch, S.51

2063

ES, 1,454

Dir fünf Vasallen Unten in dem Saale... Manso, Vitina, Paratzin Manso, Vitina, Paratzin

2064

EW, 3,203 f.

Reuter

TK, S.304

dreißig

TK, S.304

dreißig

EW, 3,209

Franziska und Ignez ab

1981 RB

ES, 1,454

? zu sinnlich

1984

EW, 4,181

1990 1993

BS, S.642 TK, S.23

2001-2002

TK, S.233

Wie ich geboren FS 1984 Geboren hast, wie ich hast zerstört die natürliche Betonung Unerkannt Prädikativum zu sie Sein Orthograph. Verbesserung in FG 1993 b geg. FG 1993 a Deine Hand... Angleichung des Vergleichsgegenstands am Bild in mir versprach FG 2001-2002 b geg. FG 20012002 a tiünde... versprochen FS 2002 am Altar mir, wie mir am Altar FG 2002 a , vermutlich in FS verlesen

F G

2002

EW, 3,203

2011

TK, S.127

boshaft-

2012 ()

EW, 4,181

zum Diener

2012 0

TK, S.40f.

zu den Dienern

2012-2014

TK, S.275

Ist

2014 0

EW, 4,181

ihm nach

IV. Akt, 2. Sz. EW, 3,205 f.

noch...

Schloß

Textstelle

Seegel

1983-19841

FG 201 l b bringt geg. FG 2011 a boshaft! den Schreck Elmirens durch eine Pause zum Ausdruck FS 2012 o zu den Dienern, zwar sind 2 Diener auf der Bühne, aber es antwortet immer nur einer In FG 2012 () zum Diener spricht Raimond nur zu einem Diener, obwohl er zwei hergepfiffen hat Versifizierung der Stelle stammt sicher von Kleist FG 2014 () folgt wird in FS weiter oben eingesetzt, um anzudeuten, daß Elmire während dieser Worte bereits abgeht FS Schlosse bietet Wortauslaut

2064-2065

0 IV. Akt, 2. Sz. TK, S.36

verdeckten

0 2015 RB

Bearbeiter

TK, S.342

Ignez muß ja Juan gesprochen haben

Das Gesicht wird eher verdeckt (FS) als FG 2015 () verhüllt Weist auf ein Gespräch IgnezJuan hin, wurde aber nicht ausgeführt

2065

2067 ()

Bemerkung Vgl. Wallensteins Tod, 1,1: Und zieht das dunkel zubereitete Werk gewaltig in das Reich des Lichts seit dem 17. Jahrhundert niederdeutsches Neutrum, nur an dieser Stelle ist das alte Maskulinum belegt Geg. FG 2030 Hinüber, wird in FS durch den Gedankenstrich eine Pause angedeutet, wohl von Kleist Vgl. Wallensteins Tod, 111,13: Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen Merkte FG 2046 a gestern zur Korrektur der Zeitangabe vor, FS 2046 b heute FG 2050-2053 b beseitigt die unklaren Bezüge der Pronomina in FG 2050-2053" FS 2056 als nur der Rache, die echt kleistische, wenn auch inkorrekte Wortverschränkung wird aufgelöst FG 2056 nur, als der Rache ist sinnlos, Wortstellung wird, wohl von Kleist, in FS verbessert FS 2061 die fünf Vasallen, wohl Druckfehler Vgl. Picc.. IV, 6: in dem Bankettsaal ... Götz, Colalto, Tiefenbach Die spanisch sein sollenden Namen sind hier geblieben, wie dann auch Barnabé FS 2064 Männer übersieht FG 2064 c Reuter Daß FG 2064-2065 b weniger Reiter aufbieten als FG 20642065 a siebzig, dient der Charakterisierung Warwands FG 2065 a siebzig, nicht die Zahl, sondern der Geist des Heeres ist entscheidend, s. Vs 2064, 2074, 2075, 2079, 2083 FS 2067 0 Die Weiber ab -, sinnlose Korrektur, andere Weiber als Franziska und Ignez waren nicht anwesend

252

Vers

Bearbeiter

2070 RB

HK, S.147

2074

TK, S.304

2075

TK, S.304

2079

TK, S.304

2083

TK, S.304

2084

EW, 3,210

2089-2090

BSch, S.51

2092

EW, 2,242

IV. Akt. 3. Sz. EW, 4,185 f.

IV. Akt. 3. Sz. EW, 4,185 f.

IV. Akt. 3. Sz. HK, S.146 RB 2093 RK, S.7-8 2107-2108

RK.S.8

2109-2110

TK, S.202

2126-2129

EW, 2,239 f.

2126-2129

2129

HC, 90,274

EW, 2,241

Textstelle

Bemerkung

(Großvater muß Greift in den Handlungsverdie Leiche laufein, ausgeführt in erkennen.) Vs 2646 f. Dreißig FG 2074 a Siebzig, s. Vs 2064, 2065, 2075, 2079, 2083 ein Zwanzig FG 2075 a Fünfzig, s. Vs 2064, 2065, 2074, 2079, 2083 Dreißig FG 2079 a Fünfzehn, s. Vs 2064, 2065, 2074, 2075, 2083 sieben FG 2083 a siebzehn, s. Vs 2064, 2065, 2074, 2075, 2079 Friedenszeit FS 2084 Friedenszeiten, FS durchbricht den Blankvers unnötig mit dem Plural ... Todtenfeier Vgl. Räuber, 11,3: ... Todeshalten fackel anzünden, wie sie noch keinem König geleuchtet hat Erst In FS 2092 Zuerst wird Umgangssprache vermieden, vgl. Vsl() Bauernküche Die im Personenverzeichnis von FS gegebene Bezeichnung Todtengräberswitwe wird nicht realisiert Bauernstube FS Bauernküche, die Hexe ist auf eine abergläubische Bauersfrau reduziert, vgl. Personenverzeichnis zu FS Man könnte Greift in den Handlungsvereine Hexe ... laufein, s. auch Vs 2223 RB Frevelarm JS: Frevlerarm, RK erwähnt Parallelstelle V s 2 1 3 3 Blut=Lüppchen LT+JS setzen statt BindeGedankenstrich und zerstören den Sinn daß ihr kein Barnabés Zauberspruch ist in Teufel die Zung' FG 2109-2110 b anschaulicher Strecke heraus.. als in FG 2109-2110" sie kein Teufel verlacht Bliithe ... FS 2126-2129 ist anstößiger im Munde einer Jungfrau als FG, wo eine antike Totenfeier anklingt Bliithe ... Es kann kein Zweifel sein, daß es Kleist unmöglich gewesen wäre, diese schöne Strophe in jene ungeschickte umzuwandeln ... sanft an das FS 2129 Gütiger Gott mache Land die Mutter gesund., überflüssig, diesem Wunsch widmen sich bereits die Vs 2107-2108

Vers

Bearbeiter

2132,1-2132,2 EW, 4,181

Textstelle

Bemerkung

trage ... das Haupt

Fehlt in FS ohne besondere Nötigung, Rodrigo kann Barnabé auch 2 Verse später unterbrechen Was... erzählt FG 2134-21371 wurde versehentlich nicht gestrichen Was sprichst Du FG 2134-213711 verbessert die Logik des Konditionalsatzes in FG 2134-21371 Wäre Dein Auge ...

2134-21371

EW, 3,197

2134-2137

TK, S.32 f.

2149

EW, 2,242

nichts

2158

EW, 4,187

bin eine Hexe

2157

TK, S.177

denkst

2163

EW, 2,248 f.

plaudre ich nicht mehr

2164

TK, S.177

sprechen

2165

EW, 2,248 f.

Brei verdirbt und die Mutter schilt

2166

BS, S.5I6

Bring'

2168

TK, S.125

2171

EW, 4,187

2171 ()

TK, S.1I5

2171 ()

EW, 2,244

FS 2149 nicht, Stelle schlecht versifiziert, durch die überzählige Senkung ergibt sich eine doppelte Abschwächung FS 2158 sei eine Hexe, Konjunktiv statt Indikativ, FG steht der Umgangssprache näher als FS FG 2157 a G/(aubst) wird noch in FG gemildert FS 2163 ich plaudre nicht, mehr fällt wegen Metrum aus, obwohl Barnabé seitenlang geplaudert hat FG 2164 b +FS sind ausdrucksvoller als FG 2164 a sagen FS 2165 Sonst schilt die Mutter und der Brei verdirbt, konsekutives Verhältnis wg. Versform unlogisch umgedreht

Für FG alternative Lesart: Bringe und FG 2168BI | b verkürzt die Pause in FG 2168 I I a - und verdeutlicht so besser die Spannung Rodrigos Mutter! Mutter! FS 2171 Du lieber Gott, bist Du ein Engel?, statt schlichtem Freudenruf unorganische Poetisierung im Ausdruck schiebt sie sanft Entgegen sonstigem Verfahren wird die Parenthese von FG ins Nebenzimmer; lebhaft auf lebhaft auf und nieder in FS erweitert und niedergehend. lebhaft auf und FS 2171 () lebhaft auf und nieder niedergehend, entgeg. Kleists verbalem Gebrauch der Adverbien

Vers 2172-2180

Bearbeiter TK, S.240 f.

2172-2180

HK, S.144

2175

EW, 3,193

Textstelle Ein Kindesfinger.

Ein Kindesfinger.

geschlaßnen Auges

2177 II

TK, S.253

Es dehnt...

2178,1 II

TK, S.156

Häuser

2178,1 II 2179

BS, S.516 EW, 4,99 f.

2181 a

EW, 4,186

2181a

TK, S .40 f.

2182

ES, 1,454

2193-2194

EW, 4,187

2198

EW, 4,186

2198 RB

TK, S.341 f.

2200

TK, S.40 f.

2202

EW, 4,184

Häuser Das Herz!

Bemerkung Die Bilder in FG 217221801+FS sind organischer und logischer gebaut als FG 2172-2180 II, Gipfel Kleistscher Metaphorik Das Einlegeblatt 127 schiebt einen Monolog Rodrigos ein und verursacht so einen rhythmischen Stau TZ übersieht Synkopierung, obwohl FG und FS darin übereinstimmen Der unvollständige Vers wird am Rand durch Bleistiftstrich zur Ausfüllung vorgemerkt FG 2178,111" zeugt verstärkt geg. FG 2178,11 Ia Vä(ter) von der zunehmenden Hoffnung Rodrigos auf Aussöhnung BS: Kämpfer

FS 2179 Brust ängstliche Veräußerlichung wie kamst Du Diese natürliche Reaktion dazu? Rodrigos auf die Nachricht des gekochten Kindesfinger wird noch in FG ausgemerzt wie kamst Du FG 2181 a stellt die Frage nach der Herkunft des Fingers vor dazu? der Frage nach der Art des Fingers Muttern Märkische Syntax, wie das häufige Fehlen des Artikels im Krug Hand eines FS 2193-2194 ganze Hand In Erwachsenen in seinem Leben verlegt den seinem ganzen Hauptton Leben von der linken Fehlt aus metrischen Gründen Hand in FS 2198, obwohl in FS 2200 der Gegensatz von der Rechten beibehalten wurde Es scheint, daß Kleist mit der die Männer Ausführung dieser Anmerkung wollten ihn begonnen hat, ohne sie zu begraben Ende zu führen aus Gossa Die wichtige Tatsache, daß die Männer aus Gossa kamen, wird erst in FG 2200 b erwähnt Mehr brauch Diese echt Kleistsche Wenich nicht dung fehlt in FS wg. der Versifizierung

Vers

Bearbeiter

Textstelle

2202 RB

ES

2202 RB

TK, S.60

2207

EW, 3,196

Rodrigo muß lebhafter und roher sein Rodrigo muß lebhafter und roher sein hier

2207

EW, 4,181

hier

2207

TK, S.154 f.

noch heut

2207 RB

EW, 4,181

? In der Höhle

2207 RB

TK, S.45

? In der Höhle

2208

EW, 3,196

2209

EW, 4,181

In einer Höhle, die ihr wohlbekannt, aus dem Hause

2209 b

TK, S.289

Agnez

2215,1-2215,3

EW, 2,246

Ihr kannst Du Alles sagen ...

2215,1-2215,3 HC, 90,275

Ihr kannst Du Alles sagen ...

2215,4-2215,5 TK, S.154

Dann führe...

2216

mögst

EW, 4,184

IV. Akt. 4. Sz. EW, 4,100 0

Andere Gegend im Gebirge

Bemerkung ES unterstellt Schreibfehler und konjiziert froher TK:... wahrer sein

TZ mißdeutet die zur Markierung benutzte Unterstreichung in FG als Hervorhebung und druckt hier gesperrt FS 2207 noch heut, Zeitangabe verdrängt die Lagebestimmung der Höhle, vgl. Vs 1389 Fehlt in FG 2207, FS zeigt eine erhöhte Dringlichkeit des Geschehens Das Fragezeichen zeigt, daß Kleist selbst mit der Stelle unzufrieden war, ansonsten blieben RBs in FS meist unberücksichtigt Kleist überprüft auch die Ortsangaben, Bemerkung eingearbeitet in FG 2208 In einer Höhle TZ setzt Vs 2208 in die Anmerkungen FS 2209 auf dem Schlosse hält die Zugehörigkeit zum Adel in FG für zu undeutlich ausgedrückt, s. aber Vs 178 Die Schauplatzverlegung beschränkt sich auf die Germanisierung der spanischen Namen, diese Form steht nur in FG 2209 b Fehlt in FS, aber in FS 2411 ist Agnes trotzdem bereits informiert: alles ist gelöst Es werden in FS für den Gang der Handlung wichtige Bemerkungen ausgemerzt FG 2215,4-2215,5 kann in FS einfach wegfallen FS 2216 mögest auch, bedingt durch den Ausfall von FG 2215,4-2215,5 wurde eine Versumverteilung ausgelöst FS Eine andere Gegend zeigt eine pedantische Ergänzung

253

254

Bearbeiter

Vers 2219-2221

ES, 1,454

a

TK, S.251

2221

2223 RB

2223 RB

2224

TK, S.343

HK, S146

TK, S.177 f.

2224

TK, S.221

2225

TK, S.234 f.

2227

EW, 3,210

2228 ()

EW, 4,98

2231

ES, 1,455

2231 RB

TK, S.223

2231 ()

EW, 4,100

2232 2232-2243

BS, S.645 TK, S.273

2235

EW, 4,188

2244 2244

ES EW, 4,97

Textstelle hob' ich ihn ... begegnet auch Ig

Bemerkung märkischer Sprachgebrauch

Dies ist der einzige Fall, wo in FG ein zu lang geratener Vers sofort gekürzt wird Ursula muß Kleist scheint von der Idee zuletzt, ihr Kind einer Schicksalslenkerin nicht suchend... loszukommen, s. Beginn FG IV. Akt., 3. Sz. Ursula muß Definiert zusammen mit Bezuletzt, ihr Kind ginn FG IV. Akt., 3. Sz. die suchend... Rolle der Ursula, wirkt sich auf die Handlungsführung aus Das matte streicht in FG 2224 geht kühl ! wird in FG 222411 durch ein metaphorisches Verb ersetzt Geg. FG 22241 Es streicht ein Der Wind geht kühler Wind Personifikation in kühl FG 222411 S'ist innerlich

wenigstens

Erst durch FG 2225II bekommt Vs 2226 Mich dürstet eine tiefsinnige Vieldeutigkeit FS 2227 mindestens, nichtssagende Änderung, der FS-Bearbeiter wollte sich einfach betätigen

Vers

Bearbeiter

2245

TK, S.23

das Mädchen

Textstelle

2251

TK, S.250

Weißt Du

2252

ES, 1,455

auf die Führte gehn

2252

TK, S.23

Führte

IV. Akt, 5. Sz. TK, S.289

Rossitz

IV. Akt, 5. Sz.

Ve torin

HS

Wenn sie so schön ... heute Hast Du gehört

Normalerweise bringt FS FG in Blankverse, zeigt aber hier einen SechsfüBler Auslaut in Frage gestellt FS 2244 Hast Du's gehört, FS dringt mit einem Objekt in die absolute Konstruktion ein

Diese weidmännische Wendung findet sich auch im Amph., Vs 587, 1099, in der Hermannsschlacht, Vs 523 FG 2252 a Fürth wird sogleich in FG 2252 b verbessert Spur der Verlegung des Schauplatz von Spanien nach Schwaben, bereits in FG IV. Akt, 5. Sz. wird Ciella germanisiert FS hat in der 5. Szene für Fintenring noch überall Vetorin, doch ist die Namensänderung dem Pers.-verzeichnis zu entnehmen Im Personenverzeichnis der Originalausgabe steht Fintenring, JS paßt das Pers.-verz. dem Text an; vgl. die Übersichtstabelle bei TK, S. 496 f. Selbst die Änderung von Namen vollzieht sich in FS nicht ohne Irrtümer, s. Personenverzeichnis

IV. Akt, 5. Sz. RK, S.l

Vetorin

IV. Akt, 5. Sz. EW, 4,93

Vetorin

IV. Akt, 5. Sz. EW, 3,205 0

Thüre

2253 RB

TK, S.289

2258 2259 ()

RK, S.8 EW, 3,209

2259 0

TK, S.103 f.

2268

TK, S.32 f.

Nachricht für den Abschreiber: statt Rodrigo... Sathyrngesicht JS: Sathyrgesicht ihm folgt der FS 2259 () der Kerkermeister Kerkermeister folgt ihm, logische Abfolge und chiastische Wortstellung sind zerstört der FG 2259 () ihm folgt der KerKerkermeister kermeister, von Kleist in FS folgt ihm vereinfacht, in seinen anderen Dramen wird ähnlich verfahren ich nahm es an FG 226811 beseitigt die Zweideutigkeit von FG 2268 b / c ich nahm den Rat

neigt sich

FS 2228 () neigt sich über ihn, prosaische Verdeutlichung Der Ausdruck stand ursprüngScorpion von lich in der Schulzenepisode einem FG 18921, s. auch Vs 2649 Menschen siehe 1 Scene IV Kleist bemerkt die Wiederholung Bilds aus FG 1892 SkorAkt, mit dem pion von einem Menschen Schulzen FS streicht ohne Not das Proer setzt sich nomen, obwohl eine Dialogwieder stelle die Bühnenanweisung von der Sprecherangabe trennt Andere Ausgaben: gestrenger gstrenger Kleist hat mit großer WahrHier geht's nach Warwand scheinlichkeit das Gespräch Barnabé mit Santin selbst versifiziert

Bemerkung Bereits in FG 2245 b korrigiert Kleist das falsche Relativpronomen aus FG 2245 a daß Zahlreiche rhythmische Korrekturen, vereinzelt fällt in FG ein Wort aus wie in FG 2251 a Sanr(in)

IV. Akt, 5. Sz. () Thür, entgegengesetzte Handhabung in den Vs 2 3 1 5 0 und 2331 0 Zudem wird in FG 2407 b anstelle von FG 2407 a Rodrigo der neue Name gesetzt

Vers

Bearbeiter

Textstelle

2275 2275

EW, 3,204 TK, S.177

ziehst ziehst

2276

TK, S.50 f.

Weibe

2277 2277

EW, 3,200 ES, 1,455

Im Ernste Im Ernste

2278 0

EW, 4,181

kehrt um

2279 ()

EW, 2,244

folgen will

2289

TK, S.289

2298

TK, S.24

2309 0

EW, 3,207

Santing

Sprichst doch

Pause

2310

EW, 4,181

wollen

2313

EW, 2 , 2 4 2 + 4,96

heraus

2313

TK, S.36

hinaus

2314

TK, S.289

Agnes

2315 0

EW, 3,205

Thür

2318

EW, 4,100

bloß

Vers

Bemerkung a

FS folgt FG 2275 gehst FG 2275HFS gehst zeigen geg. FG 2275 b , das nach FS entstanden ist, ein matteres Verb In FG 2276 b +FS fallt geg. FG 2276 a Töchter diese nebensächliche Tatsache weg TZ apokopiert Inkorrektheit des Vers wegen voller Form eines Wortes tritt gerade beim Redewechsel häufig auf Fehlt in FS, daher verwischt FS den Sinn eher FS 2279 0 ihm folgen will, vermeidet den absoluten Gebrauch des Verbs Die Verlegung des Schauplatzes beschränkt sich auf die Germanisierung der spanischen Namen FG 2298 b +FS vermeiden das Du aus FG 2298 a Sprichst Du doch, weil es in Vs 2299 wiederkehrt Fehlt in FS, die Handlung ist eines innerlich berechtigten Ruhepunkts beraubt FS 2310 wollten, unnütze Tempusverschiebung, da Vetorin das Versprechen eben erst gegeben hat FS 2313 hinaus ändert die bekannteste Berührung Kleists mit der Umgangssprache, FS 2313 ist unmöglich von ihm In FG 2313 will Rodrigo heraus FG 2314 a Ignez in FG 2314 b geändert, trotz der RB am Anfang des V. Aktes FS 2315 () Thilre, entgegengesetzte Handhabung in den Vs 601 () und 2253 () FS 2318 nur, um das von Kleist häufig gebrauchte umgangssprachliche Adverb bloß zu vermeiden

Bearbeiter

Textstelle

2320

EW, 4,181 f.

Schäden

2323

TK, S.250

Mindsten

2331

ES, 1,455

Es kommtf

2331 0

EW, 3,205

Thür

2333

TK, S.26

Du erschreckst mich

2335 b 2335-2336

TK, S.289 TK, S.254

Jerome Jeronimo... Jeronimus

2336

TK, S.289

Jeronimus

2337

TK, S.289

Rupert

2340 2347

TK, S.289 TK, S.289

Jerome Peter's

2350

TK, S.289

Sylvester

2351

BS, S .646

Auf meine Knie

2352

TK, S.289

Rupert

2353

TK, S.289

Santing

2356,1-2356,2

EW, 2,246

Nein er hat Ein Weib

Bemerkung FS 2320 Schaden, Normalisierung durch Verwendung des Singular, obwohl der Zusammenhang Plural verlangt FG 2323 a Mindesten wird durch Synkope geglättet vgl. Käthchen IV,7 und Lessings Nathan, 111,1: Kommt es nicht an... FS 2331 () Thüre, entgegengesetzte Handhabung in den Vs 601 () und 2253 0 , vgl 2 3 1 5 0 Kleist ändert sofort FG 2333 a Wie Du ...wegen Wiederholung zu Wie bist... FG 2334 TK: Jeronim Antonio wurde in FG 2335 a und FG 2336 a ungleich betont, deshalb verwendet FG 23352336 b verschiedene Namensformen FG 2336 a Antonio wird bereits in FG 2336 b germanisiert Bereits in FG 2337 b wird FG 2337 a Raimond ersetzt, Schauplatzverlegung erfolgte durch Kleist TK: Jeronim FG 2347 a Pedro, Schauplatzverlegung beschränkt sich auf die Germanisierung der Namen FG 2350 a Alonzo, wichtiger als die Namensänderungen sind jedoch die Charakterwandlungen Vermutlich kein Druckfehler, sondern die bei Kleist häufige Vertauschung von Dativ und Akkusativ FG 2352" ersetzt FG 2352 a Raimond, vgl. Vs 2337 FG 2353 b ändert 2353 a Santin, vgl. Vs 2289 Dieses psychologische Zwischenglied fehlt wegen Versregulierung in FS, dafür wird als Flickwort Nun eingeschoben

Vers

Bearbeiter

2358

EW, 2,237 f.

2358

ES, 1,455

2358

TK, S.202 f.

2359 RB

TK, S. 202 f.

2360

TK, S.127

2360-2361

TK, S.252 f.

2363 ()

EW, 3,207

2366-2367

TK, S.177 f.

2368

ES, 1,455

2368

BS, S.647

V. Akt, 1. Sz.

EW, 4,94

0

V. Akt, 1. Sz.

EW, 4,100

0 V.Akt, 1. Sz.

EW, 2,245

0 V.Akt, 1. Sz.

TK, S.277

0

V.Akt, 1. Sz.

EW, 4,101

0 V.Akt, 1. Sz. ORB

TK, S.289

Textstelle

Bemerkung

Und diesen FS 2358 Und dieser Mantel Mantel kann ich bette meinen Fall, theatrabrauchen just. lisch, zudem ist der Mantel auch für den V. Akt nötig Und dieser Die unnütze Vordeutung in FG Mantel bette 2358 auf den Kleidertausch, meinen Fall wird in FS geändert Und dieser FS erhöht geg. FG 2358 Und Mantel bette diesen Mantel kann ich braumeinen Fall chen just die innere Bindung Rodrigos an Ignez durch Dramatik Er muß einen Hinweis zielt zugleich auf die Mantel Umkleideszene, wird in aufnehmen FG 2358 ausgeführt nicht? FG 2360 b vermehrt geg. FG 2360 a nicht, mit Hilfe der Zeichensetzung die dramatische Wirksamkeit Von diesem In FG 2360-2361 b VersumverThurm... teilung, da FG 2360 a vierhebig war halblaut Fehlt in FS, ist aber nötig, sonst verriete sich Rodrigo geh'so Höhere Ausdruckskraft in verächtlich FG 2366 b +FS als in FG 2366 a nicht bleib' hier... Das Leben ist vgl. Brief an Wilhelmine vom viel werth, 21.7.1801 und Brief an Ulrike wenn man's vom 1.5.1802 verachtet wenn 's man Die meisten Hrsg. ändern zu wenn man's (s. FG) VAkt FS fügt Erste Scene ein, ohne daß eine zweite folgt, der Bearbeiter orientiert sich nicht am Zusammenhang an der Seite FS an einer Seite, Pedanterie des Nachbesserers einem FS in zwei Kleidern, eines Uberkleide genügte in FS nicht für den Schutz Agnes', vgl. Vs 2486 Überkleide Die Änderung in FG von Kleide zu Überkleide geschah vermutlich aus Rücksicht auf die Buhne vorn In FS vorne, Sprachverschiebung hin zur älteren Form Nachricht für Darüberhinaus wird schon in den FG 2314 Agnes statt Ignez Abschreiber: geboten, vgl. auch Vs 2209 stai! Igne ζ...

Vers

Bearbeiter

Text stelle

2374 ()

EW, 4,100

2375 ()

EW, 3,207

die in den Hintergrund gegangen (zu Barnabé)

2378

ES, 1,455

Wie mich

2381

EW, 4,182

Sieht man

2384

BS, S.648

Geheimniß-still

2394 ()

EW, 4,100

2399

ES

umarmt Ignez mit Heftigkeit diese Frage

2405

EW, 3,204 + 4,181

Und so Wissen

2405

TK, S.90

wissen sie

2406

TK, S.91

Das hob' ich nicht gestanden

2407

EW, 3,199

Rodrigo

2407

TK, S.289

Ottokar

2407

TK, S.74 f.

Ottokar!

2407

EW, 4,184 f.

Rodrigo! Du scheinst beängstigt

2407

TK, S.25

Beängstigt

2407-2408

TK, S.90

Du scheinst beängstigt...

2408

EW, 4,184 f.

die Ritter denn

Bemerkung FS 2374 gegangen ist zeigt eine überflüssige, schulmäßige Ergänzung Die Anweisung fehlt in FS, die beiden Vs treffen nun mißverständlich direkt aufeinander Faßt Barnabés rasche stille Liebe mit schönster Schlichtheit zusammen FS 2381 Seh' ich, geg. sonst. Gebrauch ersetzt hier FS die allgemeine Form durch die individuellere Die Neubildung unterstreicht die Stille vor dem Sturm FS 2394 () fliegt in Agnes' Arme, Abschwächung ES überlegt Deine statt diese und liest Dinge als Vorstufe zu Frage Die Großschreibung erklärt sich aus FG 2405 b , FS 2405 hier ist Versfüllung FG 2405° verkürzt FG 2405 a / b es denn FG 2406,11 fällt weg, FS setzt die in FG beginnende Tendenz zur Verkürzung und Vereinfachung fort TZ gibt an Stellen, wo die neuen Namen direkt in FG eingesetzt wurden, diese auch wieder FG 2407 b zeigt bereits den neuen Namen, vgl.Vs 2253 RB FG 2407 b ist durch den Einschub der Anrede lebendiger als FG 2407 a Du scheinst... FS 2406 Du ... Ottokar, Umstellung erklärbar aus der Tilgung von FG 2406,1 | FG 2407 a selber wird wegen Doppelung mit Vs 24061 in FG 2407 b ausgemerzt Aus den abgehackten Sätzen spricht mehr und mehr die Furcht FS 2408 denn die Ritter, Verblassung im Ausdruck

Vers

Bearbeiter

Textstelle

2408

EW, 4,184 f.

etwa

2408 ()

EW, 2,244

in Gedanken

sind doch keine Mörder doch sind doch keine Mörder doch Sie sind doch keine Mörder

2410

ES

2410

HS

2410

TK, S.104

2411

ΤΚ, S.250

gelöst

2413

EW, 2,239 + 3,201

So ist's nun klar?

2413

TK, S. 164

So ist's nun klar?

2418 ()

TK, S.25 f.

drückt sie an seine Brust

2418 f.

HS

Wir machen diese Nacht...

2420

ES

In Kurzem, ist

2420 2420

RK, S.8 HS

In Kurzem, ist In Kurzem, ist

2424 RB

TK, S.43

2424 RB

HK, S.146

2425 2425

RK, S.8 BS, S.649

(Es wäre wohl gut, ...

(Es wäre wohl gut, ... nahe nahe

Bemerkung FS 2408 -, Verstümmelung, zudem übersieht der FS-Bearbeiter - am Anfang von Vs 2409 FS 2408 () steht in Gedanken, entgeg. Kleists Auslassung wird das Verb in FS pedantisch ergänzt ES und Paul Hoffmann streichen das zweite doch FS bewahrt die Form von FG 2410 a Die pathetische Inversion in FG 2410 a Sind ... doch paßte schlecht zu Ignez FG 241 l b glättet Unebenheiten im jambischen Strom geg. FG 241 I a gelöset FS 2413 ... wahr? zeigt die schiefe Fassung aus FG 2413 b , wo Agnes des Vaters Unschuld bezweifelt Geg. FG 2413 a Wie? Ist's am Tag? tritt in FG 2413 b + c ein Beiwort an die Stelle des Substantivs FG 2418 () b vermeidet geg. FG 2418 () a mit Innigkeit die Wiederholung zu Vs 2416 innig Die Höhlenszene wird bereits von Joseph Görres als meisterhaft gerühmt ES und Paul Hoffmann haben Kleinschreibung bei kurzem LT+JS 1. Aufig.: In kurzem ist Das in FG und FS vorhandene Komma hinter kurzem darf wg. des folgenden Konditionalsatzes nicht getilgt werden Umgesetzt in FG 2426-242811 Wir werden hier die Kleider wechseln ... In Männerkleidern heim Verdeutlicht Rodrigos wahre Absichten beim Kleidertausch LT+JS: nahn An dieser Stelle häufig verändert zu nahen (s. FG)

Vers

Bearbeiter

2426-2429

TK, S.340

2427

EW, 3,193

2429 ()

2433 2435 ()

2447

2448

2450 2464 2466 2466

2466

2472 ()

2473 ()

2480

2484 2486 ()

2486 () 2486 () 2489

Textstelle Noch Eins. Wir werden hier die Kleider wechseln Viertelstunde

Bemerkung Auf diesen Kleidertausch beziehen sich die Vs 2557-2558

TZ nimmt gegen FG Apokope an Barnabé in den FS 2429 Barnabé geht in den EW, 2,244 Hintergrund Hintergrund, entgeg. Kleist wird das Verb in FS pedantisch ergänzt das Maas dein Maas BS, S.518 EW, 3,207 f. halblaut Fehlt in FS, obwohl die Dämpfung der Stimme zum scheuen Übergang zur Brautnachtphantasie gehört Sooft... EW, 4,182 FS 2447 Denn wenn, Ursache und Wirkung in FS asyndetisch verknüpft fliegt auch, wo FS 2448 fliegt, wo Du auch. EW, 4,96 du auch in FG 2448 bezieht sich aber korrekt auf So oft der Letzte ES ES und Paul Hoffmann zeigen Kleinschreibung bei letzte war' wär' BS, S.518 EW, 3, 294 f. ihn TZ bietet, wie FS, Dativ ihm ihn EW, 4,101 FS 2466 ihm, Kleist gebraucht zwar beide Konstruktionen, aber vermutlich liegt FS ein Ablesefehler zugrunde wo man es ihn TK, S.43 f. FG 240fr 1 tilgt den sinnlosen als Kind gelehrt Hinweis auf eine bereits erlebte Situation (FG 2 4 6 6 a c ) der schnell EW, 3,209 FS 2472 () wandelt Relativsatz zurückkehrt in Hauptsatz um, s. auch Vs 2473, 2538 der sich wieder FS 2473 () wandelt Relativsatz EW, 3,209 gesetzt hat in Hauptsatz um, s. auch Vs 2472, 2538 heiige EW, 3,193 TZ übersieht Synkopierung, obwohl FG und FS darin übereinstimmen streife EW, 3,193 TZ nimmt gegen FG und FS Apokope an Üeberkleide TK, S.277 FG 2486 () Kleid wird erst in FS folgerichtig zu Beginn V. Akt () korrigiert Ueberkleide RK, S.9 LT+JS: Unterkleide Kleide EW, 2,245 FS 2486 Üeberkleide liebe Ignez TK, S.195 FG 2489 b erweitert die Anrede aus FG 2489 a Ignez, sehr bezeichnend für die Liebesszene

Vers

Bearbeiter

2492 ()

EW, 3,208

2494

EW, 4,182

2494-2498

EW,4,182

2494-2498

TK, S.137 f.

2495

TK, S.127

2497

EW, 4,182

2498

EW, 4,182

2498 ()

EW, 3,209

2503 ()

TK, S.277

2505

EW, 4,182

2505

2505

EW, 4,182

TK, S.80f.

2506 RB

ES, 1,455

2506 RB

TK, S.339

2510-2511

TK, S.339

25110

EW, 4,182 f.

Textstelle heimlich

Bemerkung

Fehlt in FS, obwohl die Szene darauf beruht, Ignez die Gefahr zu verheimlichen. glaub' FS 2494 furcht', dem Sinn nach treffend, zerstört aber die Schlichtheit der Redeweise Was rief... Zusatzliche Wechselreden in FS. Agnes wird aktiver gezeigt, obwohl die Brautnachtszene sonst monologisch ist. Was rief... Das Gespräch wird in FS geg. FG 2494-2498 in die Länge gezogen, wahrscheinlich von Kleist bearbeitet nichts FG 2495 a nichts?, diese zu kühne Verwendung des FrageZeichens wurde in FG 2495 b neutralisiert Du bist ja FS schiebt Rede ein, die Wenseltsam. dung ist erbettelt aus Vs 726, s. Vs 2494-2498 Ich mögte lieber Der Einschub paßt nicht zur gehn. nachfolgenden Parenthese Ignez setzt sich; FS 2498 () der vor ihr steht, Rodrigo bleibt verwischt den inneren Zuvor ihr stehn sammenhang der beiden Satzteile Oberkleid Schon in FG 2503 b wurde mit Rücksicht auf die Bühne FG 2503 a Kleid erweitert kommt. - Sei Zusätzliche Wechselrede Agnes' in FS 2508 O Jesus! (Will sinken.), vgl Vs. 24942498 - blieb verräterisch in FS 2505 stehen, obwohl durch die Wechselrede überflüssig. O Jesus! FS schiebt geg. FG 2505 Nebensächliches ein, um das Wesentliche zu betonen Sage Du seist In FG wird am Rand bemerkt, Rodrigo Agnes solle sich ausdrücklich für Ottokar ausgeben Sage Du seist Floß in FG 2511,1 Rodrigo ein Rodrigo Sprecht kein... Es war in FG zunächst nicht Wort...! klar, was beim Auftrit Raimonds mit den Mädchen zu geschehen hatte mit verstellter Fehlt in FG, wird dort stillStimme schweigend vorausgesetzt

Vers

Bearbeiter

Textstelle

2513 ()

EW, 4,182 f.

während die Mädchen nun abgehen

2513 ()

EW, 3,209

2516

EW, 3,204

ersticht... betrachtet die Leiche ... - Pause Schwerdt steckt ihr im Busen

2517 ()

EW, 4,100

2527

TK, S.156+S.195

sprich, Teufel, sprich

2530

EW, 2,244 f.

2530

TK, S.83

Ja, nun weiß ich's - Ja, Sylvesters

2533

EW, 2,238

Gelogen hat

2533

ES, 1,455

Gelogen hat

2533

HS

Gelogen hat

2533

BS, S.652

2534 ()

HS

2534()

ES, 1,455

2534 ()

EW, 3,204

stößt die Leiche

2534,1

EW, 2,246

Und das ist auch rechtmäßig

Erfährt

Belogenhat

Er sticht es noch einmal in die Leiche Ersuchtes noch einmal in die Leiche

Bemerkung Verbesserung geg. FG, die Mädchen sind während der Rede Raimond-Rodrigo in FS noch zugegen FS 2513 () ersticht... Pause ... betrachtet die Leiche, FS durchbricht die logische Folge Obwohl FS sonst bestrebt ist, wegen Vs 2557-2558 Rodrigo nicht als Toten, sondern als Sterbenden zu zeigen, bleibt Vs 2516 stehen FS 2517 () fährt streicht ohne Not das Pronomen FG 2527 b ist pathetischer als FG 2527 a sprich, und weißt Du nichts In FS fällt diese Lieblingsformel Kleists aus In FS zeigt Kleist besser als in FG 2530 die zunehmende Klarheit Raimonds/Ruperts FS 2533 Belegen, in FG Kleistische Konstruktion, Alonzo stellt lügnerisch Raimond als infam dar = durch Lügen jmd. infamieren, vgl. Krug, Var.39 sich schuldlos erzählen FS 2533 Belegen, Druck- oder Korrekturfehler Kann nicht zweifelsfrei als Setzerfehler ausgewiesen werden Fehlt in FS, dadurch wurden aber erst die Vs 2556 und 2568 verständlich Fehlt in FS, was wg. 2533 () (... zieht ... aus der Leiche) den Vs 2556 und 2568 widerspricht FS 2534 () stößt den Körper, Rodrigo sollte als Sterbender nicht als Leiche gezeigt werden, vgl. Vs 2557 Fehlt in FS, wodurch die Raserei verwässert und dem Dialog die Pointe genommen wird.

Vers

Bearbeiter

2534,1

EW, 3,204

2535 ()

EW, 3,209

2535 0

TK, S.l 16

2538

TK, S.177 f.

2538 ()

EW, 3,208

2538 0

EW, 3,209

2546 ()

TK, S.l 15 f.

2546 ()

EW, 3,205 f.

2553

EW, 4,183

2554 ()

EW, 4,183

2555

2555 ()

TK, S.128

TK, S.340

2555,1-2555,4

EW, 4,183

2557 ()

EW, 3,204

2557 ()

TK, S.177 f.

2557-2558

TK, S.340

Textstelle Und das ist auch rechtmäßig

Bemerkung

Der Ausfall könnte nur mit der Auffassung von Rodrigo als Sterbendem begründet werden, s. Vs 2557-2558 der in der FS 2535 () an dem Eingang Hintergrund ersetzt Relativsatz durch adgegangen verbiale Bestimmung an dem Eingang FS ist ausdrucksvoller als FG 2535 () der in den Hintergrund gegangen sind... auf dem FG 2538 a ziehn ... auf dem Wege Wege, in FG 2538 b wird der W e g als Träger einer Substanz bedeutungslos der ihm gefolgt Fehlt in FS, dadurch wird eine notwendige Bewegung geraubt, denn nur neben Santin kann Raimond den Fackelzug sehen der ihm gefolgt FS 2538 () vermeidet den Relativsatz, s. auch Vs 2472 () und Vs 2473 () lassen sich am FG 2546 () b veranschaulicht Eingang sehen F G 2546 () a treten auf Eingang FS 2547 0 Eingange, FS bietet die volle Form Männer FS 2553 Ritter, Angleichung des Ausdrucks an Vs 2399 Sie treten auf Fehlt in FS, wurde vom FSRevisor wahrscheinlich nicht verstanden als Vorschreiten zur Szenenmitte. Ottokar! - FG 2555 Rodrigo! Rodrigo!, Ottokar! die Änderung FS dürfte von Kleist heiTühren mit matter In FG 2555,4 erkennt zuerst Stimme Barnabé Rodrigo, während in FS sich Rodrigo selbst zu erkennen gibt S'ist... Fehlt in FS, wo die Erkennung vom Auge auf die Stimme verlegt wird den Leichnam FS 2557 () ihn, aber Rodrigo ist trotz Vs 2557-2558 als tot zu betrachten fällt FG 2557 () a stürzt sich ist matter als FG 2557 () b fällt Es ist Vor dem Einschub dieser Gelungen! Stelle war Rodrigo als tot zu Flieh!! betrachten

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

2557-2558

EW, 3,204

Es ist Gelungen! Flieh!!

2558

EW, 3,204

Ich folge

dir

2560

EW, 4,100

Ermannt

Euch

2561

TK, S.125

nahen!

2561 ()

TK, S.340 + S.l 16

ab

2565

TK, S.254 f.

Die Fackel

vor

2565-2566

EW, 4,185

Die Fackel

Vor

2566

BS, S.653

irre;

2566 RB

TK, S.254 f.

Einen Ciellischen

2567

EW, 3,204

Gott des Himmels

2567

EW, 4,183

sie auch - -

2568

EW, 4,94

Ignez!

2569

EW, 4,183

Stirb

2569 ()

EW, 2,245

2569 ()

TK, S.l 16

fällt mit einem Schrei fällt mit einem Schrei

2580

TK, S.164

2582

EW, 4,185

Ignez!

steh' ich schrecklich wieder auf Mein theurer Herr!

Nachträglich in FG, Ubereilte, unorganische Korrektur, da Rodrigo seit Vs 2513 () als Leiche betrachtet wird Nachträglich in FG, daher in FS übersehen, w o mit Gott des Himmels der Vers gefüllt wird FS 2560 Ermanne Dich, unangebrachte Änderung, da Barnabé Ignez meist im Plural anspricht FG 2 5 6 l b ändert die Interpunktion von FG 2561 a nahen, Geg. der anschaulichen Fluchtszene in FG 2561 () a " e tritt Barnabé dann als Nebenfigur zu Recht einfach ab Erhöhung der Ausdruckskraft in FS geg. FG 2565-2566 bewirkt durch die Hebung von Vor FS überlädt Vs 2565 mit vor als 6. Jambus, um Vs 2566 mit Wenn ich nicht irre zu füllen Konjiziert: irre, vermutlich Setzfehler Sollte den Betonungsfehler bei Rodrigo beheben, unterblieb, da Kleist schon Ottokar vorschwebte FS 2567 Gott der Welt, geändert wegen FS 2558, s. auch FG+FS 2609 FS 2567 auch Agnes, unnötige Kongruenz zu Vs 2566 Ottokar, durchbricht Metrum FS setzt nur einmal Agnes, sieht in der Doppelung statt Lebensechtheit Wiederholung FS 2569 Ach, um eine überzählige Betonung zu streichen FS setzt stattdessen ein milderes Ach in den Text FG 2569 () b ist anschaulicher als FG 2569 () a , w o Ignez lautlos fällt FS verstärkt diese nichtssagende Stelle geg. FG 2580 steh' ich wieder auf FS 2582 Doch, Eingangsrede aus FG gestrichen, um den sechsfüßigen Vs zu entlasten

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Bemerkung

2585

ES, 1,455

wir wettern wie

2586

BSch, S.51

Würgeengel

25891

TK, S.35

Sie blüthe wie

2591 II

ES, 1,455

Sie blüthe wie

2593

EW, 4,100

nun

2594,1-2594,7

2594,1-2594,7 2594,1-2594,7

2594,1-2594,7

2595 2595

EW, 3,205 + 2,243 HC, 90,27576 TK, S.229 f.

HK, S.147

EW, 3,196 f. EW, 4,185

Sie gieng ...

Sie gieng ... Sie

gieng...

Sie gieng ...

Hör mich! Säume länger nicht!

2595

TK, S.289

Sylvester

2600

EW, 4,183

die Ritter stutzen

2606 ()

EW, 4,100

Er zieht sein Schwerdt

2609

EW, 3,204

Gott des Himmels

2610

BS, S.654

Mensch

2613 0

EW,4,101

2613 0

EW, 3,199

er steckt Schwerdt er steckt Schwerdt

sein ein sein ein

Wettern, Wetterstrahl, wetterstrahlen, Lieblingsausdrücke Kleists, besonders in der Penthesilea Vgl. hierzu Schiller, Räuber IV,5: Schweizers Würgeengel kommt! FG 2589| war zweideutig, deshalb umgestellt. Vgl. Schiller, Wallensteins Tod, V,3: Die Blume ist hinweg aus meinem Leben... FS 2593 jetzt, der Durchschnittsstilist, der FS bearbeitet hat, strebt nach Abwechslung Die Vs fehlen leider in FS, womöglich, da FG an dieser Stelle einen Tintenfleck zeigt Der Korrektor hat das Herz, die sieben Verse zu streichen FS verwirft das Bild aus FG 2594,1-2594,7, in dem Alonzos Totenklage gipfelt Der Ausfall dieser Verse zeigt die Tendenz zur sprachlichen Verknappung Fehlt zu Unrecht bei TZ Wurde wegen der Streichung von FG 2594,1-2594,7 zur Versfüllung eingeschoben FG 2595 b ersetzt FG 2595 a Alonzo, aber wichtiger als Namensänderungen sind Charakterwandlungen Fehlt in FS, erschien dem FSRevisor vielleicht als zu schwer ausführbar, die Tilgung verwischt einen Akzent FS streicht das Pronomen und rückt die Bühnenanweisung vor die betreffende Stelle. FS kehrt die natürliche Folge um FS 2609 Gott der Gerechtigkeit, geändert wegen FS 2558, s. auch Vs 2567 Einige Hrsg. ändern in Menschen (s. FG) FS 2613 Er steckt ein, wohl nur aus Versehen gekürzt TZ: Er steckt es ein

Vers

Bearbeiter

Textstelle

2614 0

EW, 4,100

stürzt

2614 0

TK, S.172 f.

stürzt...

2614 0 2615

RK, S.9 EW, 3,199

Leichnam Reuter

2616-2617

EW, 4,185

Manso! Paratzin!

2623

TK, S.9I f.

Der Schmerz ist .frey

»

2623

TK, S . 9 1 f.

hin

Der Schmerz ist frey

2623

TK, S.91 f.

2623

HC, 90,275

2623,1

EW, 2,246

Der Schmerz ist frey Der Schmerz ist frey Der Schmerz ist

2625

EW, 2,247

frey Wohin

2625 ()

RK, S.9

2625 ()

EW, 4,183

2625 ()

ES, 1,455

2625-2679

TK, S.275 f.

2631,1-2631,4

TK, S.230

Es steht ein Teufel...

2638 ()

EW, 4,100 f.

setzt sich... nieder

2638

EW, 4,186

Es riecht gut

führst...

von Johann geführt Der letzte mit Zeichen der Verrückung Der letzte mit Zeichen der Verrückung Wohin führst Du ...

Bemerkung FS 2614 () stürzt ... hin, obwohl Kleist sonst das nachdrücklichere Simplex vorzieht, s. auch FS 2617 0 FS erhöht geg. FG 2614 () stürzt die Ausdruckskraft des Verbs durch eine vorangestellte Präposition LT+JS: Leiche TZ bietet durchgängig Reiter, vgl. Vs 441,445, 1155 FS 2616-2617 Ritter, Ihr Männer!, obgleich FS in Vs 2063 die Namen übernimmt. FS vermeidet dadurch geg. FG 2623 die Wiederholung von anrühren, s. Vs 2620 FS vermeidet die unklare Identifikation von Mutter und Schmerz FS entfernt jede äußere Ablenkung Verstümmelung von FG FS beschneidet echteste Poesie zu magerer Ärmlichkeit FS 2625 schiebt davor den theatralischen Zusatz Sie sind vermählt LT+JS: der ihn führt FS führt diesen verdeutlichenden Zusatz ein Fehlt in FG, auch das wird kein Fremder eingetragen haben Mit Ausnahme dieser Stelle und den Vs 2702-2725 hat Kleist den V. Akt selbst versifiziert in einer 3., verlorenen Fassung Fällt noch in FG weg, da das Bild vom Innern nach außen ablenkt FS 2638 setzt sich, das Kompositum verlieh FG größeren Nachdruck FS streicht diese sarkastische Bemerkung Juans, genauso wie Ursulas Frage in FG 2722 Kann ich wieder gehn.

Vers

Bearbeiter

Textstelle

2638-2640

EW, 4,187

Hört denn Kein menschlich Ohr

2639-2640

TK, S.177 f.

erbarmt

2644

EW, 2,238

Ein Schwerdt in der Brust · eine Leiche

2644

EW, 2,238

Busen

2649 ()

EW, 3,209 f.

2649 ()

EW, 3,209

2649

TK, S.223

springt schneit auf sieht die Leiche an, springt schnell auf Ah! Der Scorpion!

2649 RB

TK, S.223

2650

HS

Kröte

Sylvester.

2652 ()

TK, S.175 f.

herbeigeeilt

2653 0

EW, 3,193 f.

herbeigeeilt

2659

TK, S .45

Ignez Leiche ?

2661

ES

Das ist...

2662 ()

EW, 3,208

2663

TK, S.31

Erführt den Großvater zu Ignez Leiche einem

2665 ()

EW, 4,95

(Er verdeckt sein Gesicht)

Bemerkung

Vers

Bearbeiter

Textstelle

Pathetische Erweiterung

2666

EW, 3,197 f.

fliegender Sommer

FG 2639-2640 a annimmt wird in FG 2639-2640" durch ein sprechenderes Verb ersetzt FS 2644 Ein Schwerdt - im Busen - einer Leiche, bezieht die Interjektionen geschmacklos aufeinander FS ersetzt wiederholt Busen durch Brust, gehört zu den Korrekturen im 'poetischen Sinn1 Fehlt in FS, obwohl sich Johann in Vs 2638 () gesetzt hat FS 2649 () die Leiche betastend, paßt zum Großvater (vgl. Vs 2644), nicht zu Juan FG 2649 b ersetzt FG 2649 a das Scheusal! wegen Vs 2666 b , später erkennt Kleist die Parallele zu Vs 2231 Soll den doppelt verwendeten Scorpion FG 2649, 2231 ersetzen, wurde aber nicht ausgeführt Die meisten Ausgaben weisen in Anlehnung an Tieck den Ausruf Ottokar fälschlich Sylvius statt Sylvester zu Das statische Verb herzugetreten wird durch einen dynamischeren Begriff ersetzt TZs FG-Druck herbeieilt, formales Versehen FG 2659 b ist sachlich richtiger als FG 2659 a Ignez Daneben Einweisungshaken, der Versersatz andeuten soll Fehlt in FS, ist aber nötig für den nächsten Abschnitt der Szene Die märkische Syntax in FG 2663 a ein wird bereits in FG 2663 b korrigiert FS 2665 () (bedeckt sich das Gesicht), Abschwächung durch Eliminierung des Pronomens

2666

TK, S .222

fliegender Sommer

2666

TK, S.223

Scheusal

2673

ES

... Rodrigo

2676

HS

Gertrude

2676

EW, 3,194

2676

TK, S.258

O meine Tochter O meine Tochter

2677 ()

EW, 4,94

mit der Bewegung

2677 ()

EW, 4,94

die Leiche

2677 ()

EW, 4,94

2678

ES, 1,455

Er sieht Die Leiche wieder an Blockt

2678 2678 2678 ()

BS, S.655 RK, S.9 RK, S.9

2680 ()

EW, 4,187

2680 ()

HC, 90,278

Sie wirft einen Kindesfinger...

2681

EW, 4,187

2688

EW, 4,187 f.

Welche seltsame Erscheinung An dieser Blatternarbe

2691

ES, 1,455

Blockt Blockt in seinen Haaren) sie zeigt ihn

Gnade! Gnade! Gnade!

Bemerkung TZ: Samt. EW: versehentlich nicht gestrichen, Ersatz von Kleist aber gewollt Obwohl FG 2666 Samt nicht gestrichen wurde, geht das Gleichnis zu Recht in FS ein FG 2666 a Krokodill wird in FG 2666 b ersetzt Markierung am Rand, die Versersatz andeuten soll FS: Eustache, lange unentdeckt gebliebener Druckfehler (so noch ES) TZ: Meine Tochter übersieht das nachträgliche O FG 2676 b versifiziert diesen Satz Franziskas, der versehentlich vorher Prosa war FS 2677 mit Bewegung, der FS-Bearbeiter empfand die Bewegung nicht als Geste, sondern abstrakt FS 2677 () Agnes' Leiche, obwohl dies in Vs 2611 () bereits verdeutlicht wurde FS 2677 () glaubt das Pronomen durch Wiederholung gestalten zu müssen Märkisch, eigentlich: "die Zunge herausblecken" Grimm, Dt. Wb. I, 86 f. LT+JS: blökt LT+JS: in seine Haare FS 2680 o Wirft einen Kinderfinger in die Mitte, unorganischer und unrealistischer als FG In der Familie Ghonorez steht von diesem Kindsfinger nichts, es war ein Einfall Wielands FS spielt die ganze Szene ins Romantisch-Theatralische hinüber Der romantische Höhenflug in FS erfährt nüchterne Verdeutlichung, metrisch schiefe Versifizierung Kein Vers

262

Vers

Bearbeiter

2691 f.

EW, 4,186

2697

EW, 3,200

2697

BS, S.656

2702-2725

TK, S.275, f.

2703 ()

2716

EW, 4,95

HS

Textstelle Puppchen, erzürne... meiner Schwelle meiner Schwelle Die kamen ...

(bedeckt das Gesicht) als ich?

2718

EW, 3,200

die beiden

2722

EW, 4,186

so kann ich wieder gehn?

2724

Familie Thierrez, 10.

ES, 1,455

ES

spielst gut aus der Tasche

Er ermordet

Bemerkung FG muß sich Auslassungen gefallen lassen TZ: meine berichtigt wohl nur Druckfehler Konjiziert: meine Schwelle, da vermutlich Setzerfehler Mit Ausnahme dieser Stelle und den Vs 2625-2679 hat Kleist die Verifizierung selber vorgenommen FS 2703 () sich das Gesicht, Abschwächung durch Einfügen des Reflexivums Die Beseitigung des Fragezeichens durch ES ist unberechtigt TZ: den, berichtigt wohl nur Druckfehler FS wischt diese Frage Ursulas als zu sarkastisch weg, obwohl Vs 2725 darauf antwortet nur im 17. Jhrd. belegt, auch in Harsdörffers Gesprechspielen 1,480: ein Meister aus der Tasche ... ES hält auch erwartet für möglich

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au il h Quelle: Tino Kaiser; Vergleich der verschiedenen Fassungen von Kleists Dramen. Bern und Leipzig 1944 (=Sprache und Dichtung. Forschungen zur Sprach- und Literaturwissenschaft, Heft 70), S. 387.

Abbildungen zu Problemstellen der Handschrift

265

Abb. 1 : zu Vers 59

Abb. 2: zu Vers 78

MT ¿ i d y ^ ^ U-

^

266

A

/ f

w^f S

JU—

C-

Abb. 3: zu Vers 314

Abb. 4: zu Vers 333

Λ · y» y / ί ^ - γ ¿¡ft*..

S

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ι —ι

267

X/J — ^ » f c W

^

Abb. 5: zu Vers 612

Abb. 6: zu Vers 892

ΛΙ Λ.



268

¿/-¿r/

-

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x

^

^

λ

/

X

Abb. 7: zu Vers 978

Abb. 8: zu Vers 1065

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7

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Abb. 9: zu Vers 1451

Abb. 10: zu Vers 1497

270

(fît n^rfhf / ^ t ,

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Abb. 11: zu Vers 1652

Abb. 12: zu Vers 1886

Abb. 13: zu Vers 1888

Abb. 14: zu Vers 1896

272

Abb. 15: zu Vers 1899

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Abb. 16: zu Vers 2252

273 ^ f c

Abb. 17: zu Vers 2309

Abb. 18: zu Vers 2341

•»^••ι/ÌLb »I

Abb. 19: zu Vers 2355

Abb. 20: zu Vers 2399

»

Abb. 21: zu Vers 2569

Abb. 22: zu Vers 2594

7 /

.

f

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275

276

T&L •mfH·

Abb. 23: zu Familie

Thierrez

Abb. 24: zu Familie

Thierrez