Deutsche Vermögen in Argentinien 1945-1965: Ein Beitrag über deutsche Direktinvestitionen im Ausland 9783964560032

Auf intensiver Archivarbeit basierende Studie über die durch die Kriegserklärung bedingte Konfiskation deutscher Vermöge

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Deutsche Vermögen in Argentinien 1945-1965: Ein Beitrag über deutsche Direktinvestitionen im Ausland
 9783964560032

Table of contents :
Danksagung
INHALTSVERZEICHNIS
I. EINLEITUNG
II. DEUTSCHE INVESTITIONEN IN ARGENTINIEN (1929-1945)
III. DIE KONFISKATION DEUTSCHER VERMÖGEN IN ARGENTINIEN (1945)
IV. DER UMGANG MIT DEM KONFISZIERTEN VERMÖGEN UNTER PERÓN (1946-1955)
V. DIE DEUTSCHEN ALTVERMÖGEN UND IHRE ENDGÜLTIGE RÜCKGABE (1955-1965)
VI. KONFISKATION UND RÜCKGABE AM BEISPIEL DER AEG UND DER SCHERING AG
VII. DEUTSCHE DIREKTINVESTITIONEN IN ARGENTINIEN (1945-1965)
VIII. ERGEBNIS
ANHANG
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
QUELLENVERZEICHNIS
LITERATURVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
FIRMENREGISTER

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Silvia Kroyer Deutsche Vermögen in Argentinien 1945-1965: Ein Beitrag über deutsche Direktinvestitionen im Ausland

BERLINER LATEINAMERIKA-FORSCHUNGEN Herausgegeben von Marianne Braig, Bernd Hausberger, Reinhard Liehr, Carlos Rincón, Renate Rott und Ursula Thiemer-Sachse Band 15

BERLINER LATEINAMERIKA-FORSCHUNGEN

Silvia Kroyer

Deutsche Vermögen in Argentinien 1945-1965 Ein Beitrag über deutsche Direktinvestitionen im Ausland

VERVUERT

FRANKFURT / MAIN • 2005

Gedruckt mit der Unterstützung der Dr. Jaques Koerfer-Stiftung

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internt über abrufbar. Zugl.: Berlin, Freie Univ., Diss., 2002 © Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2005 Wielandstr. 40 D-60318 Frankfurt am Main www.ibero-americana.net [email protected] ISBN 3-86527-167-7 Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Michael Ackermann Gedruckt auf säure- und chlorfreiem, alterungsbeständigem Papier Printed in Germany

V

Danksagung Bei der Fertigstellung einer Doktorarbeit stellt man (erschrocken und gleichzeitig mit Freude) fest, wie viel Zeit diese Aufgabe in Anspruch genommen hat. Dabei fallen einem die Menschen ein, die in irgendeiner Weise dazu beigetragen haben, sei es durch finanzielle, fachliche oder persönliche Unterstützung. Da es aber keine Danksagung über mehrere Seiten geben kann, beschränke ich mich auf einige Beteiligte, ohne die Absicht zu verfolgen, die übrigen dabei zu vergessen. So möchte ich mich in erster Linie bei der Konrad-Adenauer-Stiftung bedanken, die durch ein Promotionsstipendium diese Dissertation überhaupt ermöglicht hat. Zweitens gilt mein Dank den beiden Gutachtern, Prof. Dr. Reinhard Liehr und dem emeritierten Prof. Dr. Wolfram Fischer. Beide haben mir sowohl inhaltlich als auch im Rahmen der Forschungscolloquien stets ihre Unterstützung gegeben. An dritter Stelle bedanke ich mich bei meinem ideellen Doktorvater in Argentinien Dr. Roberto Alemann. Er hat das Interesse für das Konfiskationsthema bei mir geweckt und mich dabei in die Problematik eingeweiht. Anschließend verfolgte er die gesamte Arbeit mit großem Interesse und hat bei jeder Gelegenheit seine Unterstützung angeboten. Im privaten Freundeskreis gilt mein Dank insbesondere Christoph Räthke, der den gesamten Text inhaltlich und grammatikalisch mit mir überarbeitet hat. Er versuchte vergeblich, mir den Dativ nahe zu bringen und ist wahrscheinlich zu einem Spezialisten für die deutsch-argentinischen Beziehungen der Nachkriegszeit geworden. Außerdem möchte ich mich bei Cornelia Giesen, Oliver Gliech und Johanna Kempkes bedanken, die sich die Mühe gemacht haben, meine Arbeit zu lesen und mit wichtigen Korrekturvorschlägen zu ergänzen. Schließlich möchte ich mich bei meinem Mann Markus Kempkes bedanken, der mich nicht nur bei allen technischen Problemen „gerettet" und die Formatierung der Arbeit übernommen hat, sondern mir auch während der langen Dissertationszeit immer wieder den Rücken gestärkt hat. Zuletzt bedanke ich mich bei der Dr. Jacques Koerfer-Stiftung, die einen Teil der Druckkosten dieser Veröffentlichung übernommen haben. Die Geburt meiner zwei Kinder während dieser Zeit hat mir den nötigen Abstand zum Thema ermöglicht und deshalb auch indirekt zum Ganzen beigetragen: Emilio und Felipe, danke!

VII INHALTSVERZEICHNIS I.

EINLEITUNG

11

II.

D E U T S C H E INVESTITIONEN IN ARGENTINIEN ( 1 9 2 9 - 1 9 4 5 )

17

1.

Deutsch-argentinische Handelsbeziehungen

17

2.

Deutsche Investitionen in Argentinien

22

2.1.

Forschungsstand und Probleme

22

2.2.

Art der Investitionen

25

2.3.

Was sind „deutsche" Kapitalanlagen?

27

2.4.

Investitionsangaben bis 1945

28

3.

Deutsche Unternehmen in Argentinien

30

3.1.

Zur Entwicklung der argentinischen Industrie

30

3.2.

Charakteristika der deutschen Unternehmen

33

III.

D I E KONFISKATION DEUTSCHER V E R M Ö G E N IN A R G E N T I N I E N ( 1 9 4 5 )

37

1.

Argentiniens Neutralität (1939-1945)

37

2.

Maßnahmen gegen deutsches Auslandsvermögen während des Zweiten Weltkriegs

40

3.

Die Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga

43

4.

Enteignungen: Unternehmen, Vereine, Schulen und Privatvermögen

49

5.

Deutsche Maßnahmen zur Verhinderung von Enteignungen

59

IV.

D E R U M G A N G MIT DEM KONFISZIERTEN V E R M Ö G E N UNTER P E R Ó N ( 1 9 4 6 - 1 9 5 5 )

65

1.

Die Vermögensmasse: Liquidation und Verstaatlichung

66

1.1.

Das Wirtschaftsvermögen

1.2.

Die Vereins- und Schulvermögen sowie Privatvermögen

66 101

2.

Überprüfung der Beschlagnahmebestimmungen und Verhandlungsaufnahme

103

2.1.

Die 120-Tage-Kommission

103

2.2.

Zusatzprotokoll Nr. 2 zum deutsch-argentinischen Handels- und Zahlungsabkommen

103

2.3.

Die Studiengesellschaft fiir privatrechtliche Auslandsinteressen e.V

105

3.

Rückgabe ehemaliger deutscher Vermögen (1. Teil)

108

3.1.

Die Freigabedekrete und die Bildung einer gemischten Kommission

110

3.2.

Die Comisión de Administración

112

de la Ley 13.891

3.3.

Die Rückgaben

113

4.

Zwischenergebnis

119

V.

D I E DEUTSCHEN A L T V E R M Ö G E N UND IHRE ENDGÜLTIGE R Ü C K G A B E ( 1 9 5 5 - 1 9 6 5 )

123

1.

Abbruch der Verhandlungen anlässlich der Revolución Libertadora

123

1.1.

„Interdiktion" von deutschen Nachkriegsgründungen

124

1.2.

Tiefpunkt der Vermögensverhandlungen

125

2.

Wiederaufnahme der Verhandlungen bis zu den Rückgabebeschlüssen

128

2.1.

Multilateralisierung des argentinischen Handels und die Altvermögensfrage

129

2.2.

Die Rückgabebeschlüsse

135

2.3.

Die Comisión Argentino-Alemana

138

3.

Rückgabe ehemaliger deutscher Vermögen (2. Teil)

139

3.1.

Unentgeltliche Rückgabe von Warenzeichen und Patenten

139

3.2.

Versteigerung von DINIE-Untemehmen

140

Vili 3.3.

Rückgabe des y«wto-Komplexes

162

3.4.

Rückgabe der Banken und Versicherungen

165

3.5.

Rückgabe der Vereins-, Schul- und Privatvermögen

168

4.

Zwischenergebnis

169

5.

Exkurs: Deutsche Interessen Vertreter

173

5.1.

Die SPAI, das AA und das BMW

173

5.2.

Die FAAG und die DAIHK

175

VI.

K O N F I S K A T I O N U N D R Ü C K G A B E AM B E I S P I E L DER A E G U N D DER S C H E R I N G A G

181

1.

Die AEG

181

1.1.

AEG COMPAÑÍA ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA

181

1.2.

SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA

201

2.

Die Schering AG

204

2.1.

QUÍMICA SCHERING SA und LABORATORIO QUÍMICO BIOLÓGICO SA

204

3.

Zwischenergebnis

217

VII.

D E U T S C H E D I R E K T I N V E S T I T I O N E N IN A R G E N T I N I E N ( 1 9 4 5 - 1 9 6 5 )

219

1.

Deutsch-argentinische Wirtschaftsbeziehungen nach dem Krieg

219

2.

Deutsche Direktinvestitionen

223

2.1.

1945: Ein Versuch der Differenzierung und Quantifizierung

223

2.2.

Investitionsverlauf nach 1945

237

3.

Deutsche Unternehmen: Wiederaufbau und Bedeutung

243

VIII.

ERGEBNIS

247

ANHANG

253

1.

The Proclaimed List of Certain Blocked Nationais

253

2.

Liste der beschlagnahmten Vereine und Schulen

267

3.

Konfisziertes Privatvermögen

268

4.

DINIE-Warenzeichen

272

5.

Immobilienübertragungen von konfiszierten Vereinen und Schulen

279

6.

Überblick über die verschiedenen Gruppen von Vermögenswerten

281

7.

Liste der FAAG-Mitglieder

283

8.

Situation des deutschen Altvermögens im Rest Lateinamerikas

286

9.

Chronologische Darstellung der wichtigsten Dekrete

288

10.

Peso-Dollar-Tabelle

291

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

293

1.

Unternehmen

293

2.

Kommissionen/Behörden/Vereine

293

3.

Sonstige Abkürzungen

294

4.

Periodika

294

5.

Archive und Nachschlagewerke

294

QUELLENVERZEICHNIS

295

1.

Unveröffentlichte Quellen

295

2.

Veröffentlichte Quellen

295

IX LITERATURVERZEICHNIS

297

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

311

FIRMENREGISTER

313

11

I. Einleitung Articulo 17: ..La propiedad es inviolable, y ningún habitante de la Nación puede ser privado de ella, sino en virtud de sentencia fundada en ley. La expropiación por causa de utilidad pública debe ser calificada por ley previamente indemnizada. [...] Todo autor o inventor es propietario exclusivo de su obra, invento o descubrimiento, por el término que le acuerde la ley. La confiscación de bienes queda borrada para siempre del Código Penal Argentino [...] ". Constitución de la Nación Argentina (1853)

Die deutsch-argentinischen Beziehungen intensivierten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der transatlantische Austausch dieser Zeit wurde insbesondere durch die Handelsbeziehungen zwischen der argentinischen Konföderation und dem Deutschen Bund sowie durch die Einwanderung von deutschen Kaufleuten nach Südamerika charakterisiert. 1857 wurde das erste Handelsabkommen unter dem Titel „Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen der Argentinischen Konföderation und Preußen und den übrigen Staaten des Zollvereins vom 19.9.1857" unterzeichnet. Bereits in den 80er und 90er Jahren ließen sich die ersten deutschen Firmen in Argentinien nieder. Bis zum Ersten Weltkrieg waren die meisten wichtigen deutschen Industrieunternehmen sowie die Banken und Versicherungen dort vertreten. Außerdem gab es durch die stark ansteigende Auswanderung von Europa nach Südamerika zahlreiche Handelshäuser, die entweder von Deutschen oder von Deutschstämmigen gegründet worden waren und enge geschäftliche Beziehungen zum Heimatland unterhielten. Die neutrale Haltung Argentiniens im Ersten Weltkrieg bewahrte die deutschen Unternehmen vor schwerwiegenden Verlusten. Zwar waren durch die internationalen wirtschaftlichen Verhältnisse viele dieser Firmen gezwungen, ihre Filialen zu schließen, doch konnten die meisten in den 20er Jahren ihre Pforten wieder öffnen. Die Wirtschaftskrise von 1929 beeinträchtigte zwar auch die deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen der Zwischenkriegszeit, doch kann man für die 20er und 30er Jahre insgesamt einen stetig wachsenden Handel zwischen beiden Ländern feststellen.1 Bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs waren die deutsch-argentinischen Beziehungen in erster Linie durch die Handelsbeziehungen zweier sich ergänzender Volkswirtschaften gekennzeichnet. Erst mit der Kriegserklärung Argentiniens an Deutschland im März 1945 und die daraus folgende Konfiskation deutscher Vermögen wurden die bis dahin traditionell guten deutsch-argentinischen Beziehungen zum ersten Mal in ihrer Geschichte unterbrochen. Dabei war der Vermögensverlust deutscher Unternehmen durch Konfiskation nur ein Teil der Auswirkungen des argentinischen Kriegseintritts. Durch die Enteignung deutscher Schulen und Vereine sowie der Privatvermögen wurde nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern auch die deutsche Gemeinschaft in Argentinien ihrer institutionellen Grundlage beraubt. Obwohl Argentinien sechs Jahre nach Kriegsende

Siehe Tabelle 1.

12 die diplomatischen Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland erneut aufnahm, zögerte sich die Rückgabe dieses deutschen Vermögens bis zum Jahre 1965 beziehungsweise 1971 hinaus. Die Konfiskation deutscher Vermögen in Argentinien spielte eine wesentliche Rolle sowohl beim Wiederaufbau der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern als auch für die Investitionstätigkeit Deutschlands im Argentinien in der Nachkriegszeit. Solange die Rückgabe deutscher Altvermögen nicht endgültig geklärt war, war die Entwicklung der deutsch-argentinischen Beziehungen schwer belastet. Erst nach 1957, als definitiv beschlossen worden war, dass diese Vermögen, insbesondere die gewerblichen Schutzrechte, zurückgegeben werden sollten, kann man eine Entspannung innerhalb der Beziehungen feststellen. Die lange Umsetzungszeit dieser Entscheidung bis zum Jahr 1965 wirkte sich dementsprechend negativ für Argentinien aus. Die langjährige peronistische Regierung mit ihrer zentralen Planwirtschaft und die darauf folgenden zahlreichen Übergangsregierungen ohne einheitliches Wirtschaftskonzept spielten bei dieser Verzögerung eine große Rolle. Erst nach der Rückgabe des Altvermögens in den 60er Jahren kann man von einer Normalisierung der deutsch-argentinischen Beziehungen sprechen. Der Umgang mit dem deutschen Vermögen in Argentinien von der Konfiskation 1945 bis zur Rückgabe 1965 ist das Hauptthema dieser Arbeit.2 Die chronologische Schilderung der Ereignisse, die zum größten Teil auf unerforschtem, vor allem argentinischem, aber auch deutschem Archivmaterial basiert, wird in Kapitel III, IV und V geleistet. Dabei wird zum einen der Verlauf der Geschichte und zum anderen das Zusammenspiel zwischen Innen- und Außenpolitik in Argentinien vorgestellt. Weiterhin wird die chronologische Darstellung in Kapitel VI um zwei Unternehmensbeispiele ergänzt, die sich auf die Materialien zweier deutscher Firmenarchive stützen. Kapitel II und VII sollen die Arbeit einrahmen und über das eigentliche Geschehen hinaus das Thema der Arbeit in einem größeren Kontext analysieren. Die Konfiskationsdokumente, auf die sich die Schilderung der Ereignisse stützt, ermöglichen gleichzeitig eine Bestandsaufnahme der Investitionstätigkeit Deutschlands in Argentinien bis 1945. Bei den deutschen Investitionen handelte es sich in der Regel um Mehrheitsbeteiligungen Tochtergesellschaften, Niederlassungen - deutscher Industrieunternehmen in Argentinien, d.h. um Direktinvestitionen. Die deutschen Direktinvestitionen werden vor allem anhand des Nachlasses der argentinischen Konfiskationsbehörde, der Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga {Junta), in ihrem Umfang und ihrer Art näher untersucht. Dabei fasst Kapitel II die Veröffentlichungen zum Thema „deutsches Kapital" oder „deutsche Unternehmen" in Argentinien bis 1945 zusammen, während Kapitel VII der Analyse dieser Bestandsaufnahme und anschließend der Entwicklung der deutschen Investitionen in der Nachkriegszeit gewidmet ist. Es wird hier weder eine politische Geschichte im Sinne der internationalen Beziehungen noch eine Wirtschaftsgeschichte im Sinne des Wiederaufbaus der Wirtschaftsbeziehungen vorgestellt. Diese beiden Themengebiete sind für die Zeit nach 1945 ausfuhrlich in den Arbeiten von Matthias Schönwald (1998) und Hans-Christoph Je-

Vergleichbare Arbeiten sind die von Kabisch (1982) und Kreikamp (1979).

13 rofke (1993) dargestellt worden. Die vorliegende Arbeit will vielmehr die Konfiskation deutscher Vermögen im Zusammenspiel mit den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen darstellen und dabei herausarbeiten, wie eng sie miteinander verbunden waren. Es soll gezeigt werden, dass die bis heute eher unbekannten und unerforschten Konfiskationsereignisse wesentlich den Verlauf der deutsch-argentinischen Beziehungen der Nachkriegszeit bestimmt haben. Dabei soll vor allem der negative Einfluss der langjährigen Rückgabeverhandlungen auf diese Beziehungen analysiert werden. Die Auswirkungen dieser Rückgabepolitik auf die argentinische Wirtschaft nach 1945 lassen sich durch einen Vergleich mit Brasilien verdeutlichen. Die Tatsache, dass Brasilien in dieser Zeit den ersten Platz in der deutschen Investitionstätigkeit in Lateinamerika von Argentinien nicht nur übernehmen, sondern bis heute unangefochten halten konnte, hatte zum größten Teil mit der schnellen Bereinigung der Altvermögensfrage in Brasilien zu tun. Die vorliegende Dissertation, die eine große Menge an Archivmaterial zum ersten Mal erforscht und zusammenführt, möchte einen Beitrag zur historischen Grundlagenforschung leisten. Dabei stellte sich die Archivlage in Argentinien als sehr problematisch dar (siehe unten, S. 5). Die nicht archivarisch geordneten und nur lückenhaft überlieferten Junta-Akten gaben fiir die Bestandsaufnahme der konfiszierten Unternehmen keine Systematik vor. Die Dokumente, die sowohl die Konfiskations- und Rückgabeereignisse als auch die einzelnen Unternehmen beschreiben, sind inhaltlich von sehr unterschiedlicher Qualität. Die Rekonstruktion der Ereignisse sowie die Angaben über die Unternehmen konnten daher meist nicht lückenlos vorgenommen werden. Diese völlig fehlende Systematik der Archivmaterialien erschwerte auch eine systematische Analyse. Die Analyse konzentriert sich deshalb nicht auf eine übergeordnete Fragestellung, sondern erläutert mehrere Aspekte, die mittelbar auf den untersuchten Quellen basieren. Diese Aspekte werden innerhalb der Kapitel und in den Zwischenergebnissen dargestellt, womit letztere auch analytische Arbeit leisten.3 So wird beispielsweise die Debatte über den Industrialisierungsprozess in Argentinien durchleuchtet und dabei ein Blick auf die deutschen Unternehmen geworfen. Da die deutschen Firmenniederlassungen bis 1945 in der Regel Vertriebsgesellschaften waren, war ihr Beitrag zur industriellen Entwicklung Argentiniens bis zum Zweiten Weltkrieg sehr fraglich. Erst mit der Konfiskation dieser Firmen und der anschließenden Verstaatlichung der 30 wichtigsten deutschen (Industrie)-Betriebe unter einer argentinischen Staatsholding (Dirección Nacional de Industrias del Estado, DINIE) wäre diese Frage erneut zu stellen. Zum Industrialisierungsbeitrag der deutschen DINIE-Unternehmen kann man vorab festhalten, dass außer bei einfachen industriellen Erzeugnissen der von Perón geförderte Industrieaufschwung auch mit der DINIE nicht erreicht werden konnte. Weiterhin werden die deutschen Direktinvestitionen bis 1945 und ihr Einfluss auf den argentinischen Markt analysiert. Obwohl die Direktinvestitionen in absoluten Zahlen

Die Problematik der quellennahen Arbeit in der Unternehmensgeschichte und die Schwierigkeit, diese einer systematischen Analyse zu unterziehen, ist ein wichtiger Aspekt in der Darstellung von Pierenkemper (2000).

14 nicht sehr umfangreich gewesen sind, war ihre branchenspezifische Konzentration ein entscheidender Faktor innerhalb dieser Märkte. Vor allem die wichtigsten deutschen Industriebranchen wie die Metall-, Bau-, Elektro- und Chemieindustrie waren in Argentinien sehr stark vertreten. Der Import und der Verkauf von deutschen Produkten mittels vor Ort ansässiger Tochtergesellschaften waren bis 1945 das Haupt- und gleichzeitig das ertragreichste Geschäft der deutschen Mutterhäuser. Für die gesamte Konfiskationszeit bis zur Rückgabe lässt sich weiterhin eine enge Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft herausarbeiten. Dieses Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft kann man am besten in der langen Rückgabephase dokumentieren. Dabei spielte die Studiengesellschaft für Privatrechtliche Auslandsinteressen e.V. (SPAI) als Vermittlungsinstanz zwischen der deutschen Privatwirtschaft und Argentinien eine wichtige Rolle. Auch die Organisationen in Argentinien, wie die Federación de Asociaciones Argentino-Germanas (FAAG) oder die Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer (DAIHK), waren wichtige Vermittler. Politische und wirtschaftliche Interessen stimmten aber nicht immer überein. Die Tatsache, dass während der fast zehnjährigen peronistischen Regierung die Konfiskationsmasse nur zu einem Bruchteil zurückgegeben wurde, spricht für eine Dichotomie zwischen Peróns offiziellen Aussagen und seiner wirklichen politischen Umsetzungskraft. Die unterschiedlichen politischen Interessen der verschiedenen Gruppen - in erster Linie der Gewerkschaften und damit der Arbeiterschaft - ließen sich nicht mit liberalen Rückgabeankündigungen befriedigen. Diese mangelnde politische Durchsetzungskraft Peróns, vor allem in seiner zweiten Regierungszeit, soll an Hand dieser Frage ebenfalls thematisiert werden. Schließlich lassen sich die deutschen Investitionen der Nachkriegszeit zum einen in ihrem Umfang und zum anderen in ihren Zielen beschreiben. Dabei kann festgestellt werden, dass sich diese nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ gegenüber der Vorkriegszeit verändert haben. Wie am Anfang erwähnt, verlagerte die Bundesrepublik den Schwerpunkt ihrer Investitionstätigkeit in Lateinamerika von Argentinien nach Brasilien. Die verspätete Lösung der Altvermögensproblematik in Argentinien war dafür ein entscheidender Faktor. Weiterhin wurden die „typisch deutschen" Industriebranchen nach dem Krieg in Argentinien von Unternehmen aus anderen Ländern, vor allem den USA, weitgehend übernommen. Die deutschen Unternehmen konzentrierten sich nun hauptsächlich auf die Investitionsgüterindustrie, wie die Automobilindustrie sowie die Produktion von Zugmaschinen und Eisenbahnmaterialien. Erst in den 60er Jahren, nach der endgültigen Bereinigung des Altvermögensproblems, lässt sich eine entspannte und von Wohlwollen geprägte Einstellung der deutschen Privatwirtschaft gegenüber dem Investitionsland Argentinien beobachten. Besonders den dann einsetzenden Transfer von Know-how der deutschen Mutterhäuser nach Argentinien sowie die von den Tochtergesellschaften geführten Ausbildungsprogramme kann der Historiker als Beitrag zur industriellen Entwicklung Argentiniens werten.

15 Vergleichbare Arbeiten für andere Länder Lateinamerikas fand die Autorin nicht. Obwohl bei einigen Studien die Konfiskationsereignisse am Rande erwähnt werden, 4 ist diese Dissertation die erste, die die gesamte Konfiskationsthematik für ein bestimmtes lateinamerikanisches Land bearbeitet. Die deutsche Investitionstätigkeit in Argentinien und Lateinamerika wurde bis heute von der Forschung ebenfalls vernachlässigt. Sehr schwierig ist wie bereits erwähnt die Quellenlage. Die Statistik- und Erfassungsprobleme stehen dabei an erster Stelle. Vor allem die Abgrenzung bezüglich der unterschiedlichen Investitionsformen und des Kapitalursprungs differieren von Studie zu Studie. Da aber alle lateinamerikanischen Länder im Verlauf des Zweiten Weltkriegs deutsches Vermögen konfiszierten und dafür eine jeweils sehr genaue Bestandsaufnahme des Vermögensumfangs vorgenommen haben, ist es verwunderlich, dass über dieses Thema bis heute so wenig veröffentlicht worden ist. Eine wichtige Erklärung könnte der meistens schlecht aufbewahrte und schwer zugängliche Quellenbestand in Lateinamerika sein. Bei der Bearbeitung des Themenkomplexes hat sich herausgestellt, dass es im Aufbau und in der Organisation der verschiedenen Archive große Unterschiede gibt. Wie zu erwarten, war in Deutschland eine effektive Nutzung der einschlägigen Dokumente möglich. Dabei waren die Bestände des Auswärtigen Amts (AA) in Bonn, insbesondere Bestand B86 (Auslandsvermögen), sowie die Bestände des Bundesarchivs Koblenz (BÄK), vor allem Bestand B184 (Studiengesellschaft für Privatrechtliche Auslandsinteressen e.V.), von zentraler Bedeutung. Weitere wichtige und überraschend wertvolle Archive in Deutschland waren die Unternehmensarchive der AEG und der Schering AG. In Argentinien dagegen gestaltete sich die Archivarbeit äußerst kompliziert. Der JuntaNachlass, 5 der unter dem Bestand „Feindeigentum" im Archiv des Außenministeriums liegt, ist weder systematisch aufgebaut noch thematisch oder chronologisch inventarisiert. 6 Da es sich dabei um ca. 450 Archivboxen aus Holz oder Metall handelt, war es nötig, diesen Gesamtbestand komplett zu öffnen und erstmals durchgängig zu nummerieren. Dabei wurde ein grobes Inhaltsverzeichnis für alle von der Autorin Zur Konfiskation von deutschen Vermögen in den restlichen lateinamerikanischen Staaten siehe Jerofke (1993) für Südamerika; Moniz Bandeira (1995) für Brasilien; República del Perú (1944) für Peru; Schuler (1988) und Von Mentz et al. (1988a) sowie Von Mentz (1988b) für Mexiko; Anaya Angulo (1948), Gómez Naranjo (1949), Tafur (1943) und Vélez Bermúdez (1950) für Kolumbien und Floto (1991) für Venezuela. Alle diese Arbeiten erwähnen die Konfiskationsproblematik. Für neutrale Länder allgemein siehe Benter (1964). Für Spanien Delaunay (1989), Schölten (1957) und Weber (1992); für die Schweiz Graf (1949); für die USA Kabisch (1982) zum Ersten Weltkrieg und Rreikamp (1979) zum Zweiten Weltkrieg. Der /w«ta-Nachlass umfasst auch den ihrer Nachfolgeorganisationen: Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga und Comisión de Administración de la Ley 13.891 (CAL). Hinzu kommt Material von den Kommissionen, die mit der Junta zu tun hatten, wie beispielsweise die Comisión Argentino-Alemana (CAA). Dazu Lanús (1984: Introducción). Dabei stellt er die Quellenerschließung im Archiv des argentinischen Außenministeriums als eine nahezu unmögliche Arbeit dar.

16 nummerierten Archivboxen zusammengestellt und parallel dazu die für die Dissertation notwendigen Informationen extrahiert. Die Metallboxen bewahren in der Regel die Akten der deutschen Unternehmen, die Holzboxen die der privaten Vermögen sowie der Schulen und Vereine auf. Innerhalb der Aktenmappen gab es wiederum keine Paginierung oder Systematik. Dies bereitet naturgemäß ein Problem bei der Zitierweise dieses Bestandes. Ich beschränke mich deshalb auf die Bezeichnung des Bestandes (PE für propiedad enemiga), auf die Art der Archivbox (Metal für Metall oder Madera für Holz) und auf die Boxennummerierung (Caja No.). Im Anschluss daran wird der jeweilige Titel oder die Nummer der Mappe oder der Cuerpos angegeben, sofern vorhanden. Die große Anzahl von Unternehmen, Mutterhäusern, Schulen und Vereinen bedingte die Einfuhrung von Abkürzungen. Die bibliographischen Angaben sind im Autor-Erscheinungsjahr-Verfahren aufgeführt. Die spanischen Dokumente wurden von der Verfasserin übersetzt, die englischen werden wörtlich zitiert. Fremdwörter werden kursiv gesetzt, außer Namen spanischer Unternehmen, Schulen und Vereine. Die angeführten Zeitungsartikel waren entweder innerhalb des Archivmaterials oder in der Privatsammlung des Argentinischen Tageblatts vorhanden und werden mit Zeitungsname, Datum und Artikeltitel angegeben. Die große Datenmenge, die diese Arbeit erstmals zusammenträgt, macht einen ausgedehnten Anhang notwendig. Vor allem die Aufstellung der Konfiskationsmasse ermöglicht einen genaueren Einblick in die Dimension des Geschehens und kann als Basis für künftige Forschungsarbeiten dienen. Ihre erste Aufbereitung macht allerdings auch in einigen Unterkapiteln eine deskriptive Darstellungsweise erforderlich.

17

II. Deutsche Investitionen in Argentinien (1929-1945) 1. Deutsch-argentinische Handelsbeziehungen Die Geschichte der deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen ist in erster Linie durch die Handelsbeziehungen geprägt. 7 Trotz der gegenüber England verspäteten Industrialisierung und der Bildung eines Zentralstaates in Deutschland führte die wirtschaftliche Expansion mit der Suche nach Absatzmärkten für Industriegüter auch nach Lateinamerika. Primärgüter wie landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe für Industrieerzeugnisse wurden vor allem aus diesen Gebieten eingeführt. Von ca. 1880 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kann man drei Phasen innerhalb der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Argentinien erkennen. Eine erste Phase, die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg, wird von einem stetig wachsenden Handelsaustausch und der Investition von deutschem Kapital in Argentinien gekennzeichnet. Eine zweite Phase, die Zeit während und nach dem Ersten Weltkrieg, führte für einige Unternehmen zunächst zur Schließung oder zum Verkauf, jedoch seit Anfang der 20er Jahre zu einer relativ raschen Erholung der Betriebe. Die dritte Phase schließlich ist die Zeit nach 1945, die mit der Kriegserklärung und der Konfiskation von deutschen Vermögen in Argentinien einen eindeutigen Bruch in der Geschichte der deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen markiert und als Neuanfang bezeichnet werden kann. Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Argentinien erfuhren seit Ende des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung. Mit der verstärkten Eingliederung Argentiniens in den internationalen Markt 8 und durch den Bedarf an Industriegütern wurde der Handel mit Deutschland für bestimmte Sektoren immer wichtiger. Schon 1887 wurde die Deutsche Überseeische Bank, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, gegründet, die unter anderem für die Finanzierung des Handels verantwortlich war. 9 Fast zehn Jahre später, 1898, wurde die CÍA. ALEMANA TRASATLÁNTICA

Die Literatur zu den deutsch-argentinischen Handelsbeziehungen beziehungsweise Wirtschaftsbeziehungen bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs ist relativ breit und gut dokumentiert, ohne aber gezielt auf die deutsche Investitionstätigkeit oder die deutschen Unternehmen einzugehen. Für die Zeit bis 1933 siehe Bunge (1917 und 1936), Eckardt (1926), Kannapin (1969), Meissner/Barth (1995), Pade (1971 und 1977), Trummel (1938) und Van der Borght (1919). Zum Dritten Reich siehe vor allem Ebel (1971), Musacchio (1992) und Schröder (1969 und 1975). Auch Kannapin (1965), Kossok (1961), Newton (1995) und Pommerin (1977). Zu den Handelsbeziehungen im Zweiten Weltkrieg siehe Cramer (1999) und Höttcke (1995) sowie Pommerin (1977). Für die Zeit nach 1945 siehe u.a. Jerofke (1993), Schönwald (1998) und Waitz (1966). Zur Eingliederung Argentiniens in den internationalen Außenhandel seit Mitte des XIX. Jahrhunderts siehe u.a. Rock (1999: Kap. 4 und 5), Sautter (1973: Kap. 1) und Phelps (1938). Zur Geschichte der BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO in Buenos Aires siehe vor allem Pohl (1987), auch Kossok (1961: 236) und Pade (1977: 58). Die großen deutschen Banken in Lateinamerika hatten sich bis zum Ersten Weltkrieg an der Finanzierung des Außenhandels beteiligt. Ab den 20er Jahren investierten sie vor allem in deutsche und später in lateinamerikanische Unternehmen. Für die großen deutschen Über-

18 DE ELECTRICIDAD, eine Niederlassung der Deutsch-Überseeischen Elektrizitätsgesellschaft, in Buenos Aires eröffnet. Die Deutsch-Überseeischen Elektrizitätsgesellschaft wiederum war unter anderem von der Deutschen Bank, Siemens und der AEG in Berlin gegründet worden. 10 Die CÍA. ALEMANA TRASATLÁNTICA DE ELECTRICIDAD wurde bis zum Ersten Weltkrieg einer der wichtigsten deutschen Auslandsunternehmen und fungierte vor allem als Stromlieferant der größten Städte Südamerikas." In den folgenden Jahrzehnten wurden insgesamt ca. 26 deutsche Firmenvertretungen in Argentinien gegründet, 12 die in erster Linie ihre eigenen Produkte vertrieben, d.h. reine Handelsunternehmen waren. Nach einiger Zeit wurden die Zweigniederlassungen meistens durch eigene Produktionsstätten vor Ort ersetzt, ein Prozess, der häufig an die Gründung von Tochtergesellschaften gekoppelt wurde. 13 1916 wurde in Argentinien die Deutsche Handelskammer ins Leben gerufen, die in erster Linie die Handelsinteressen deutscher Kaufleute vor Ort vertreten sollte. 14 Argentinien war im Ersten Weltkrieg neutral, 15 so dass man, obwohl zwischen 1914 und 1918 der Handelsaustausch immer schwieriger wurde, bis hin zu einer totalen Unterbrechung durch die englische Seeblockade, von einer Kontinuität der deutschargentinischen Handelsbeziehungen sprechen kann. 16 In den 20er Jahren erholte sich der magere Handelsaustausch und erreichte relativ rasch das Vorkriegsvolumen (Ebel 1971: 39). Die deutschen Unternehmen, die zum Teil ihre Niederlassungen verkauft oder geschlossen hatten, siedelten sich wieder an, eröffneten ihre Geschäftsstellen neu und gewannen an Präsenz. 17 Die Weltwirtschaftskrise 1929 und die daraus resultierende konjunkturelle Schwäche führten zu einem Tiefpunkt des Handelsaustausches

seebanken in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg siehe auch Barth (1995) und Lück (1939). Zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bank, Siemens und der AEG siehe „Die AEG und Siemens", in: Gall et al. (1995: 34-40). Auch Pohl (1987:

60-61). Jacob-Wendler (1982), auch Meissner (1995: 192), Newton (1995: 137) und Ortiz (1961: 190). Sommi (1945: 44), der sich auf den Zeitraum 1880-1914 bezieht. Verzeichnet werden nur Aktiengesellschaften. Zur Entwicklung von deutschen multinationalen Unternehmen siehe u.a. Pierenkemper (2000: Kap. II.4.) und Wilkins (1986). Zur Geschichte der Kammer siehe Klingenfuß (1966). Die Deutsche Handelskammer wurde aufgrund der englischen „Schwarzen Listen" ins Leben gerufen. Die argentinische Neutralität im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg ist eigenen handelsund wirtschaftspolitischen Interessen zuzuschreiben. Siehe Höttcke (1995: 90, 131) und Weinmann (1994: Introducción). Meissner (1995: 185-203), der trotz der Rriegsverluste keinen eindeutigen Bruch innerhalb der deutsch-lateinamerikanischen Handelsbeziehungen sieht. Auch Eckardt (1926: 99-100), Hastedt (1970) und Young (1988). Für einen Bruch argumentieren Pohl (1988) und Schröter (1993). Für den Zeitraum 1919-1928 gibt Sommi 90 neue deutsche Aktiengesellschaften an (Sommi 1945: 44).

19 zwischen beiden Ländern. 18 Diese Krise spitzte sich mit dem Aufstieg Hitlers zu, unter dem sich eine protektionistische Handelspolitik durchsetzte, die den Kapitalexport nicht befürwortete. 19 In der zweiten Hälfte der 30er Jahre erfuhren die Handelsbeziehungen zwischen Argentinien und dem Dritten Reich dennoch einen gewissen Aufschwung, der vor allem einem 1934 abgeschlossenen bilateralen Handelsvertrag, der auf Verrechnungsbasis funktionierte, zu verdanken war. 20 Dieses Handelsabkommen galt für ein Jahr und wurde dreimal verlängert, das letzte Mal für zwei Jahre. Bis 1938 gelang es dem Deutschen Reich tatsächlich, den Handelsaustausch mit Argentinien trotz Devisenknappheit und Auftüstungspolitik aufrechtzuerhalten. 21 Das Handels- und Zahlungsabkommen ermöglichte es Deutschland, 1938 den zweiten Platz nach Großbritannien als Abnehmer argentinischer Produkte und den dritten Platz als Lieferant Argentiniens zu erreichen. 22 Mit dem Anfang des Zweiten Weltkriegs und der erfolgreichen Seeblockade Englands kam der Warenaustausch zwischen Deutschland und Lateinamerika praktisch zum Erliegen (Pommerin 1977: 87). Durch den Eintritt Argentiniens in den Krieg gegen Deutschland im März 1945 wurden die deutsch-argentinischen Handelsbeziehungen zum ersten Mal in der Geschichte beider Länder offiziell abgebrochen. Erst 1951 wurden sowohl die diplomatischen als auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland wieder aufgenommen. Die Kriegserklärung mit ihren anschließenden Konsequenzen sowohl für die deutsch-argentinischen Handelsbeziehungen als auch für das deutsche Kapital in Argentinien bedeutete also einen grundlegenden Einschnitt. 23

Die deutschen Importe aus Argentinien halbierten sich zwischen 1928 und 1930. Argentinien rutschte als Lieferant Deutschlands vom 2. auf den 7. Platz (Ebel 1971: 48). 19

20

1931 wurde in beiden Ländern die Devisenbewirtschaftung eingesetzt (Ebel 1971) und (Schröder 1969). In Argentinien wurde die Comisión de Control de Cambios gegründet, die eine künstliche Parität zwischen dem Peso und ausländischen Währungen festlegen sollte. Allerdings gab es für jeden Handelstyp eine feste Tauscheinheit. Dazu Deligiannis/Martinez (1979: Kap. IX, Régimen cambiario). Hastedt (1970: 100) und Schröder (1969: 344). Zum devisenlosen Zahlungsverkehr siehe Kroymann (1935) und Newton (1995: 130-131). Zum Abschluss des deutsch-argentinischen Handels- und Zahlungsabkommens siehe Ebel (1971: Kap. II.2).

21

Dabei hatte Argentinien bis zum Kriegsausbruch eine positive Handelsbilanz gegenüber Deutschland, da es trotz Verrechnungsbasis mehr Waren nach Deutschland exportierte, was immer ein Problem darstellte bei der jährlichen Verlängerung des Handelsabkommens (Ebel 1971: 115-116).

22

Ebel (1971: 379) und Kossok (1961: 236), auch Tabelle 3 und 4. Für den Außenhandel des Dritten Reiches mit Argentinien im Jahr 1938 siehe Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich (1940: 262-263) und für den Handelsaustausch nach Waren ibid. (317318).

23

Hastedt (1970: 107-108). Auch Brünninghaus (1965: 256), Minkner/Bohrisch (1970: 61) und Schröter (1993: 32).

20 Zusammenfassend kann man sagen, dass die Beziehungen zwischen dem Dritten Reich und Argentinien in den 30er Jahren von der Wiederbelebung der jeweiligen Volkswirtschaften 24 und Handelsbeziehungen gekennzeichnet waren (Ebel 1971; Musacchio 1992; Schröder 1969). In der zweiten Hälfte der 30er Jahre war der Warenaustausch zwischen beiden Ländern wieder angestiegen und erreichte 1937 einen Höhepunkt, was unter anderem im Zusammenhang mit der steigenden Abnahme von Fleischkontingenten durch Deutschland und der Vergabe von staatlichen Aufträgen an deutsche Firmen in Argentinien stand (Musacchio 1992; Schröder 1969; Newton 1995: 132). Mit den steigenden Aktivitäten der NSDAP-Landesgruppe in Argentinien einerseits und der starken Einmischung der USA gegen den deutschen politischen und wirtschaftlichen Einfluss vor Ort andererseits wurden die bis dahin im wesentlichen vom Handel bestimmten deutsch-argentinischen Beziehungen durch das weltpolitische Geschehen stark getrübt.25 Die folgenden Tabellen (1-2) geben einen kurzen Einblick in das Handelsvolumen beider Länder in den 30er Jahren und bestätigen den Abbruch des Warenverkehrs für die Zeit während des Krieges.26 Für die Bedeutung Großbritanniens (GB) und der USA als Handelspartner Argentiniens im Bezug zum Dritten Reich siehe Tabellen 3 bis 5. Die Zahlenangaben zum deutsch-argentinischen Handel sind zum Teil unterschiedlich. Die Ausfuhren von Argentinien nach Deutschland wurden nicht immer als solche registriert, da meistens der Ankunftshafen ausschlaggebend war und nicht das Endziel der Ware. Die argentinische Ware wurde häufig über Holland geliefert und erschien in der argentinischen Handelsstatistik als Ausfuhr in die Niederlande.27

Zum deutschen „Neuen Plan" siehe Schröder (1969: 342-343). „Die Schwerpunkte der nationalsozialistischen Außenwirtschaftspolitik verlagerten sich seit 1934 namentlich nach Südosteuropa und Lateinamerika", S. 343. Zum argentinischen Militärputsch (1930) und Wirtschaftsstagnation nach der Weltwirtschaftskrise siehe Rock (1999: Kap. 6). Müller (1997), Pommerin (1977), Rapoport (1980) und Schröder (1969: 345). Die sogenannte „Nazi-Gefahr" in Argentinien ist wissenschaftlich mehrfach revidiert worden. Dazu Höttcke (1995 und 2000: 135 und Kap. VI), Klich (1995 und 2000), Meding (1992: 56-143) und Newton (1995: 409-430). Zum Problem der Aufrechterhaltung der Handelsbeziehungen während des Krieges siehe Pommerin (1977). Die englische Seeblockade machte den Warenaustausch zwischen Deutschland und Argentinien sehr schwierig, da der Warenverkehr nur über neutrale Länder und neutrale Schiffe von Deutschland nach Lateinamerika und vice versa möglich war. Diese Situation wurde erschwert durch die Veröffentlichung englischer „Schwarzer Listen". Für die Handelsbeziehungen über neutrale Länder siehe auch Rapoport/Musacchio (2000). Statistisches Handbuch von Deutschland (1949), Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich (1933-1940) und Pan American Union (1952: 38, 45).

21

Tabelle 1: Jahr 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938

28

Argentinischer Handel mit Deutschland (in Mio. Pesos) Ausfuhren 216 123 120 112 85 120 108 96 157 163

Einfuhren 225 197 136 77 90 97 99 103 166 150

Handelsbilanz -9 -74 - 16 + 35 -4 + 22 + 9 -7 -9 + 13

Quelle:

Anuario del Comercio Exterior de la República Argentina, correspondiente a 1939 (1940: LXV).

Tabelle 2:

Argentinischer Handel mit Deutschland (in Mio. Pesos)

Jahr 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945

29

Ausfuhren 90 0 3 0 0 0 2,5

Einfuhren 123 10 6 7 0,35 0,68 0,86

Handelsbilanz -33 - 10 -3 -7 -0,35 -0,68 + 1,64

Quelle:

Anuario Estadístico de la República Argentina, Comercio Exterior 1944 (1947: 43,41). Für 1945 siehe ibid, Comercio Exterior 1945 (1948: XXXIV).

Tabelle 3:

Argentinische Ausfuhren nach Ländern (in % zur Gesamtausfuhr)

Jahr 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939

GB 35,0 40,1 42,1 39,5 41,9 43,0 39,5 40,9 34,1 38,8 42,1

USA 10,7 10,6 6,5 3,9 8,9 6,1 13,9 14,1 15,0 10,0 15,2

Quelle:

Vázquez-Presedo (1978: 253).

Tabelle 4:

Argentinische Einfuhren nach Ländern (in % zur Gesamteinfuhr)

Jahr 1929 28

GB 18

USA 27

D 12

Siehe Peso-Dollar-Tabelle im Anhang, Dokument 10. Von 1938 bis 1947 entsprach ein US-Dollar auf dem Freimarkt in etwa 4 Pesos.

29

D 10,9 9,7 8,9 9,5 8,8 9,3 8,0 6,8 8,0 13,8 7,3

Seit 1939 einschließlich Österreich.

22 Jahr 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939

GB 20 21 22 23 26 25 24 21 20 22

D 12 12 9 10 9 9 9 11 10 9

USA 22 16 14 12 13 14 14 16 17 16

Quelle:

Vázquez-Presedo (1978: 272).

Tabelle 5:

Argentinischer Handel mit GB und USA 1939-1945 (in Mio. Pesos) GB

Jahr 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945

Aus. 565 545 477 601 780 942 649

Quelle:

% 35.9 38.2 32.6 33.6 35.6 39.9 26.0

Ein. 297 325 268 231 195 80 116

% 22.2 21.7 21.1 18.1 20.7 7.9 10.0

Aus. 189 253 543 511 533 536 554

USA % 12.0 17.7 37.1 28.6 24.3 22.7 22.2

Ein. 220 450 450 397 179 152 159

% 16.4 30.0 35.2 31.1 19.0 15.1 13.8

Anuario del Comercio Exterior de la República Argentina, 1939-45 (1940-48). Die Prozente beziehen sich auf die gesamten Einfuhren und Ausfuhren.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien wurden nicht nur vom Handel, sondern auch von den Investitionen deutscher Unternehmen geprägt. Die dadurch finanzierte Ansiedlung von Niederlassungen ermöglichte die weitere Ausdehnung der Geschäftstätigkeit. Auf diese Investitionstätigkeit konzentriert sich deshalb das folgende Kapitel. 2. Deutsche Investitionen in Argentinien 2.1.

Forschungsstand und Probleme

In der Historiographie zum deutschen Auslandskapital in Argentinien gibt es fur die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg entweder auf Statistiken basierende Arbeiten 31 oder Arbeiten zur jeweiligen Unternehmensgeschichte. 32 Die Angaben der ersten Gruppe 30

Für den Zeitraum 1914-1939 siehe auch Rapoport (1980: 26).

31

Die Arbeiten, die vor dem Krieg zu dieser Thematik erschienen sind, bauen meistens auf der einzigen vorhandenen Statistik über deutsches Kapital im Ausland für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auf. Diese Statistik erschien 1905 in Berlin und wurde vom Marine-Reichsamt (1905) zusammengestellt. Gemeint sind die Arbeiten von Feis (1930) und Helfferich (1914). Die Zahlen beziehen sich auf ganz Lateinamerika. Siehe auch Bunge (1936), Naciones Unidas (1955), Van der Borght (1919: 89-95) und Väzquez-Presedo (1978: 153).

32

Die deutschen Unternehmensgeschichten werden im Kapitel II.3. vorgestellt.

23 divergieren zum Teil und sind aufgrund der Unzuverlässigkeit der Statistiken lediglich grobe Schätzungen. Für die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg gibt es noch größere Schwierigkeiten: Quellenmaterial für die unmittelbare Vorkriegszeit ist entweder nicht vorhanden oder sehr lückenhaft. Es gibt weder für den Ersten noch für den Zweiten Weltkrieg genaue, übereinstimmende Zahlen, weder für deutsche Direktnoch für Portfolio-Investitionen in Argentinien. Dies beruht hauptsächlich auf zwei Problemen: dem Fehlen von zuverlässigem statistischen Material und der definitorischen Eingrenzung davon, was unter „deutsch" und unter „direkten" oder „indirekten" Investitionen zu verstehen ist. Zunächst sollen darum die Arbeiten, die sich auf die Zeit vor 1930 konzentrieren, erläutert werden, um anschließend auf die Problematik für die darauf folgende Periode einzugehen. Für die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg gibt es hauptsächlich zwei Artikel, und zwar die von George Young und James Rippy über den Umfang des deutschen Kapitals in Lateinamerika.33 Laut Young ist die beste Quelle für die deutschen Investitionen vor und nach dem Ersten Weltkrieg die Studie der US-Kriegskommission, deren Aufgabe es war, unter anderem diese Investitionen in Lateinamerika zu erfassen. 34 Laut der US-Kriegskommission erreichten die deutschen Investitionen in Lateinamerika 1918 einen Betrag von etwa 700 Millionen USS, d.h. ca. drei Milliarden Mark. Davon waren in etwa 1/3 Direktinvestitionen und 2/3 Portfolio-Investitionen. Die deutschen Investitionen für Lateinamerika 1914 werden von Young auf 4,5 Milliarden Mark oder 1.100 Millionen USS geschätzt, wovon ca. 1.500 Mio. Mark direkte und 3.000 Mio. Mark indirekte Investitionen waren.35 Die Zahlen von Rippy für Argentinien stimmen in etwa mit den Zahlen der Kriegskommission überein. Rippy schätzt das deutsche Kapital 1918 auf ca. 250 Mio. USS, die US-Kriegskommission auf ca. 205 Mio. USS (Rippy 1948a: 50; Lufft 1926: 209; Young 1988: 236).Doch bleiben die deutschen Investitionen in Lateinamerika vor dem Ersten Weltkrieg bis heute ein Rätsel.36 Zusammenfassend kann man sagen, dass, obwohl genaue Angaben zum Umfang der deutschen Investitionen in Lateinamerika vor dem Ersten Weltkrieg fehlen, sich die meisten Autoren darüber einig sind, dass die Verluste durch Konfiskation oder andere Kriegsmaßnahmen relativ gering und die meisten der deutschen Unternehmen

Rippy (1948a) und Young (1998). Für ausländische Investitionen in Argentinien bis 1914 siehe u.a. Regalsky (1986). Die Statistiken der lateinamerikanischen Seite für die Zeit bis 1914 sind leider sehr fraglich und dadurch auch die Ergebnisse. Dazu Cortés Rodríguez (1953), García Mata (1928) und Minelli (1939). Für Argentinien, Martorell (1969). Dabei bezieht er sich auf das Dokument „German Investments in Latin America", February 8, 1919, compiled by the War Trade Board, Bureau of War Trade Intelligence in the National Archives, Washington DC, RG 256, Entry 18, Box 116, Inquiry Documents, Economic Division (Young 1998: 231). Young (1988: 234). Dieses Verhältnis änderte sich rapide nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem wegen Kapitalknappheit, dazu u.a. Basualdo (1984) und Cortés Rodríguez (1953: 35-36). 36

Young (1995: 102). Dazu Zahlen in Naciones Unidas (1955: 7). Auch Hastedt (1970: 29). Deutschland war 1914 an 4. Stelle nach GB, FR und USA, mit 990 Mio. US$ investiertem Kapital in Lateinamerika.

24 seit den 20er Jahren in den lateinamerikanischen Märkten wieder sehr aktiv waren (Hastedt 1970: 36; Rippy 1948a: 51). Zu den deutschen Investitionen in Argentinien für die Zeit nach 1930 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist vor allem die Arbeit von Luis Sommi interessant. Er schätzt das deutsche Kapital 1938 auf 1.800 Mio. Pesos (Sommi 1945: 50). Die Informationen, die das Buch liefert, sind zwar sehr umfangreich, doch kann man diese Zahlen leider nicht ohne weiteres übernehmen, da keine genauen Quellenangaben 37 geliefert werden und da die Arbeit zu sehr ideologisch geprägt ist. 38 Sommi ist der Meinung, dass das deutsche Kapital in Argentinien und seine praktische Umsetzung in Form deutscher Unternehmen einen großen Machtfaktor innerhalb des Landes darstellte (Sommi 1945: 33). Durch ihre starke Konzentration in bestimmten Industriebranchen (zum Beispiel in der Elektro- und in der Bauindustrie) besaßen sie teilweise eine Monopolstellung in Argentinien. Neben der Arbeit Sommis, auf die sich alle Autoren direkt oder indirekt beziehen, 39 gibt es mehrere, meistens kürzere Studien zum deutschen Kapital in Argentinien nach 1930, wie beispielsweise den Artikel von Rippy (Rippy 1948a). Für die Zeit nach 1945 wird die Literatur über das Thema sehr mager. Der EizenstadtReport schätzt das deutsche Kapital im Jahr 1946 auf 680 Mio. Pesos, die Quellen dafür sind US-amerikanische. 40 Die wichtigsten Quellen, auf die diese Studie zum Thema „Deutsches Vermögen in neutralen Ländern" für den Fall Argentinien aufbaut, sind vor allem die während des Krieges publizierten Black Lists (1941-1945) und das sogenannte Blue Book on Argentina (1946). 41 Ähnlich wie im Ersten Weltkrieg wurLaut Newton (1995: 141) hat sich Sommi auf amerikanische Quellen gestützt; seine Arbeit beruht anscheinend auf den Informationen, die er von der US-Botschaft in Buenos Aires bekam. Vgl. dazu Pade (1971: 8). Laut Pade stützen sich die Zahlen von Sommi auf nordamerikanische Autoren wie Halsey (1918) und Rippy (1948a). Newton (1995: 141). Sommi war ein überzeugter Kommunist und insofern ein Gegner des Auslandskapitals. Hastedt (1970), Klingenfuß (1964), Newton (1995: 136-139), Musacchio (2000) und Young (1988 und 1995). Zur Struktur des Auslandskapitals, Mato/Colman (1974) und Von Gleich (1966). Eizenstadt-Report (1998: xxxvi). Diese Zahl wird auch mit 200 Mio. US$ angegeben. Siehe Tabelle S. lviii. Die US-amerikanischen „Schwarzen Listen" wurden zwischen 1941 und 1945 jeweils als The Proclaimed List of Certain Blocked Nationais veröffentlicht. Das Blue Book on Argentina trug den offiziellen Titel Consultation among the American Republics with Respect to the Argentine Situation. Memorandum of the United States Government und erschien in Washington 1946. Außerdem veröffentlichte England seit Anfang Oktober 1939, also noch vor den USA, auch „Schwarze Listen". In diesen Listen waren alle diejenigen Firmen in lateinamerikanischen Ländern aufgeführt, an denen ein deutscher Staatsangehöriger direkt oder indirekt beteiligt war. Die englischen Listen wurden in einem Dokument zusammengefasst, Trading with the Enemy Act. „Durch derartige Gesetze sollten vor allem Nachforschungen über deutsche Kapitalbeteiligungen, über die Staatsangehörigkeit von Kapitalhaltem und über Geschäftsbeziehungen ermöglicht werden" (Pommerin 1977: 96).

25 den diese Daten von einer US-amerikanischen Kriegsbehörde, dem Enemy Property Board, zusammengefasst. Die im Zweiten Weltkrieg entstandenen US-amerikanischen Quellen scheinen, wie beim Ersten Weltkrieg, eine gute Basis für die Studie von deutschen Auslandsinvestitionen in Argentinien zu sein. Die im Dezember 1999 abgeschlossene Arbeit der Comisión de Esclarecimiento de las Actividades del Nazismo en la Argentina (CEANA) hat sich ebenfalls unter anderem dem Studium des deutschen Kapitals in Argentinien vor und während des Zweiten Weltkriegs gewidmet (CEANA 2000). Drei der Arbeitsgruppen haben zu dieser Thematik neues Quellenmaterial ausgewertet und die bisherigen Forschungsergebnisse ergänzt.42 Die Arbeit von Newton und Converse konzentriert sich in erster Linie auf zwei Beispiele von Kapitaltransfers österreichischen und schweizerischen Ursprungs über die Schweiz nach Argentinien und soll daher hier nicht weiter berücksichtigt werden. Die Arbeit von Regalsky, Harispuru und Gilbert über die Junta wird im III. Kapitel berücksichtigt.43 In der dritten Arbeitsgruppe stellt Andrés Musacchio die Ergebnisse der bisherigen Studien zum deutschen Kapital in Argentinien in den 30er Jahren zusammen. Dabei schwanken die Angaben für das Jahr 1938 zwischen 9 Mio. US$ und 540 Mio. US$.44 Es leuchtet ein, dass die großen Unterschiede zwischen diesen Angaben wahrscheinlich darauf beruhen, dass die Autoren unterschiedliches Quellenmaterial benutzt oder verschiedene Kriterien ausgewählt haben, um das deutsche Kapital einzugrenzen. Das deutsche Auslandskapital ist mehrfach untersucht worden, sowohl von Wirtschaftshistorikern als auch von Wirtschaftswissenschaftlern, nach dem Krieg auch von Juristen. Dies führte dazu, dass mit demselben Begriff oft sehr unterschiedliche Inhalte gemeint waren. Um hier Klarheit zu schaffen, werden zwei Arbeiten vorgestellt, von denen die eine die deutschen Investitionen im Ausland allgemein darstellt, und die andere die deutschen Investitionen in Lateinamerika klassifiziert (Hastedt 1970; Seifert 1967). 2.2.

Art der Investitionen

Die erste Arbeit, die Studie von Seifert, ist eine sehr ausführliche und hilfreiche Studie zum Thema der deutschen Direktinvestitionen im Ausland, vor allem zur Problematik der amtlichen deutschen Statistik in Bezug darauf. Er unterteilt den Investitionsbegriff in Direktinvestitionen (DI) und Portfolio-Investitionen. Die DI werden wiederum in einen theoretischen Begriff und einen pragmatischen Begriff unterteilt. Der theoretische Begriff wird als „Verausgabung finanzieller Mittel für die Beschaffung aller konkreten Werte, derer ein Betrieb im Rahmen seiner wirtschaftlichen

Es gab drei Arbeitsgruppen, die sich direkt oder indirekt auf die deutschen Investitionen konzentrierten: Newton/Converse (2000), Rapoport/Musacchio (2000) und Regalsky/Harispuru/Gilbert (2000). Hiermit bedankt sich die Autorin für die gute Zusammenarbeit mit dieser Gruppe. Musacchio (2000: 256) sowie Rapoport/Musacchio (2000).

26 Tätigkeit bedarf' 45 definiert. Das investierte Kapital kann in verschiedenen Arten eingesetzt werden, in sachlicher, monetärer und immaterieller Form, es handelt sich aber immer um eine Geldanlage. Unter theoretisch-fiinktionellem Gesichtspunkt versteht man unter einer DI eine Kapitalanlage, der neben dem Ertragsmotiv das Kontrollmotiv zugrunde liegt. Dieses Charakteristikum ist wahrscheinlich der Hauptunterschied zu den Portfolio-Investitionen, die die Möglichkeit der Einflussnahme nicht haben. Diese Einflussnahme ergibt sich entweder durch einen hohen Anteil am Aktienkapital oder über direkte Beteiligung am Management. Hinzu kommt, dass es sich bei DI um private Investitionen handelt, die meistens von Großunternehmen getätigt werden. Der pragmatische Begriff beinhaltet die konkrete Umsetzung der theoretischen Definition. Dabei bereiten die Angaben der offiziellen Statistik Probleme, da die empirischen Daten sowohl definitorische als auch Erfassungsprobleme bergen. Obwohl diese Angaben meist die einzig vorhandenen sind, kann man sie nur unter Vorbehalt übernehmen.46 Das definitorische Problem ergibt sich dadurch, dass auch die deutsche Statistik vor und nach dem Krieg für eine DI keine einheitliche Definition zugrunde legte. Die Problematik der Beteiligungsquote ist ein gutes Beispiel dafür, da in Deutschland nicht spezifiziert wurde, wie viele Anteile eines ausländischen Unternehmens in deutscher Hand sein müssen, damit von einer deutschen DI die Rede sein kann (Seifert 1967: 29). In der offiziellen Statistik der Bundesrepublik Deutschland wird der Begriff DI nicht verwandt. Stattdessen werden in § 55 der Außenwirtschaftsverordnung die „Vermögensanlagen Gebietsansässiger in fremden Wirtschaftsgebieten zur Schaffung dauerhafter Wirtschaftsbeziehungen" erfasst. Es gibt auch keine Richtlinie, die eine Beteiligungsquote für eine DI vorschreibt, es wird lediglich ein „erheblicher" Einfluss auf die Geschäftsführung gefordert. Es wird aber nicht bestimmt, was man unter „erheblich" versteht. Allgemein gilt, dass eine DI vorliegt, wenn dort auch die wichtigsten Entschlüsse getroffen werden, oder formal, wenn mindestens 51% des Aktienkapitals im Besitz der ausländischen Firma oder Privatperson liegen (Seifert 1967: 31). Zu der Erfassungsproblematik spielt die Feststellung des Wertetransfers eine wichtige Rolle (Seifert 1967: 28). Einige Merkmale der DI, wie zum Beispiel der Export von sogenannten immateriellen Finanzierungsmitteln wie Know-how, sind erstens statistisch schwer zu erfassen und zweitens kaum in ihrem Wert einzuschätzen.

Seifert (1967: 25) zitiert Pack. Dazu Hastedt (1970: 1), Direkt: Wenn neben dem Produktionsfaktor „Kapital" auch die dispositiven Faktoren Management oder Arbeitskräfte eingesetzt werden. Vielfältigkeit im Produktionsmitteleinsatz. Auch Gabler Wirtschaftslexikon (1997: 940), Direktinvestition: „Kapitalexport durch Wirtschaftssubjekte eines Landes (vornehmlich private Unternehmen) in ein anderes Land mit dem Ziel, dort Immobilien zu erwerben, Betriebsstätten oder Tochterunternehmen zu errichten, ausländische Unternehmen zu erwerben oder sich an ihnen mit einem Anteil zu beteiligen, der einen entscheidenden Einfluss auf die Unternehmenspolitik gewährleistet". Für die Bundesrepublik Deutschland erst ab 1952 zum Teil vorhanden, 1961 vollständig, siehe Hastedt (1970) und Seifert (1967).

27 Die Portfolio-Investition als Form der Auslandsinvestition ist „Übertragungen inländischen Kapitals ins Ausland zum Zweck des Erwerbs von Forderungen, die keine direkten Eigentumsrechte begründen, zum Beispiel von Anteilen an Immobilienfonds, von Obligationen sowie Anteilen an Unternehmen, sofern damit nicht ein wesentlicher Einfluss auf die Unternehmenspolitik verbunden ist" (Gabler Wirtschaftslexikon 1997: 3020). Die Portfolio-Investitionen werden zum Zweck des Kapitalertrages getätigt und sind somit durch hohe Dividenden gekennzeichnet. Im Gegensatz zur DI ist ein Einfluss auf die Geschäftsführung des ausländischen Unternehmens nicht gegeben. Die Gewinnmaximierung ist bei Portfolio-Investitionen meistens auf kurzfristige Dauer angelegt, während der Kapitalriickfluss bei DI erst nach einer längeren Anlaufphase erfolgt. Aufgrund der Übertragung von mehr als monetären Mitteln entsteht bei der DI eine viel engere Beziehung zwischen Investor und Anlageland als bei der Portfolio-Investition. Laut Seifert gibt es drei Anlageformen und drei Finanzierungsmittel der DI im Ausland (Seifert 1967: Kap. II): Anlageformen: -

Gründungsbedingte Anlageform: Filiale oder Zweigniederlassung; Tochtergesellschaft Beteiligungsbedingte Anlageform: Majoritätsbeteiligung (mindestens 51%), 50:50-Beteiligung, Minoritätsbeteiligung und Partnerschaft Kontaktbedingte Anlageform: Know-how-Leistungen wie auch Darlehen

Finanzierungsmittel: -

Sachliche, in Form von Maschinen Monetäre, in Form von Bareinlagen Immaterielle, in Form von Rechten und Transfer von Wissen

Diese Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf die zwei ersten Anlageformen, die gleichzeitig die häufigsten Fälle für eine deutsche DI in Argentinien darstellten. Sie sind auch nach den vorhandenen Quellen relativ einfach zu erkennen und zu quantifizieren. Dabei werden wir entweder als formales Kriterium eine Beteiligungsquote von 51% oder, wenn es nachzuweisen ist, einen direkten Einfluss auf die Geschäftsausübung voraussetzen. Dies wäre der Fall, wenn das Management im Großen und Ganzen deutsch oder deutschstämmig wäre. Die dritte Anlageform ist im Falle des Knowhow in den Quellen nicht festzumachen und in ihrem unternehmerischen Wert kaum einzuschätzen. Bezüglich der Darlehen wurde diese Art der Investitionstätigkeit meistens an der Gründung einer Niederlassung festgemacht. 2.3. Was sind „deutsche" Kapitalanlagen? Die Studie von Hastedt, beschäftigt sich mit dem Thema „Deutsche Investitionen in Lateinamerika". Seiner Meinung nach umfassen Auslandsinvestitionen sowohl DI wie auch Portfolio-Investitionen, wobei sowohl materielle als auch immaterielle Finanzie-

28 rungsmittel (wie Patente, Warenzeichen und Lizenzen) verwendet werden können (siehe oben). Die Auslandsinvestitionen von Deutschen in Lateinamerika sind „das gesamte aktive wirtschaftliche Kapital, das von ihnen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in Unternehmen eingesetzt oder gehalten wurde" (Hastedt 1970: 10). Davon zu unterscheiden ist das Auslandskapital, zu dem die Investitionen von in Lateinamerika lebenden Deutschen gerechnet werden. Auch zu unterscheiden ist der Begriff des Auslandsvermögens, das als „Summe aller im Besitz von Staatsangehörigen einer bestimmten Nationalität in einem Lande befindlichen Vermögenswerte" definiert wird (Hastedt 1970: 12). Dazu gehören auch Bankguthaben, Privatbesitz allgemein und immaterielle Werte wie Warenzeichen und Patente. 2.4.

Investitionsangaben bis 1945

Sommi schätzt das deutsche Kapital in Argentinien vor Anfang des Krieges (1938) auf 1.800 Mio. Pesos (Sommi 1945: 50), Rippy rechnet diese Summe in US-Dollar und kommt auf einen Betrag von 540 Mio. US$. 4 7 Leider macht keiner der beiden Autoren genaue Angaben über die Quellen, auf denen diese Zahlen beruhen. 4 8 In diesem hohen Betrag sind wahrscheinlich die Investitionen von in Argentinien lebenden Deutschen mit eingerechnet. Rippy befürwortet wie Young für die Zeit des Ersten Weltkriegs, das Studium der amerikanischen Quellen, vor allem des Blue Book on Argentina und der Black Lists,49 Genau hier wird meine eigene Quellenarbeit einsetzen. Durch das Studium des Nachlasses der Junta sollen die US-amerikanischen Quellen ergänzt beziehungsweise kritisch betrachtet werden. Vor allem die Black Lists wurden von der US-amerikanischen Botschaft an die Junta-Leitung weitergereicht und dienten dieser als Basis der eigenen Recherchen. 5 0 Diese Arbeit will den Umfang der deutschen Direktinvestitionen in Argentinien 1945 einschätzen. Dadurch sollen die bereits vorhandenen Angaben ergänzt beziehungsweise widerlegt werden. Die Portfolio-Investitionen werden hier nicht untersucht, zum einen, weil das Quellenmaterial keine ausreichenden Informationen dazu liefert und zum anderen, weil sie im Vergleich zu den Direktinvestitionen für die Zeit zwischen 1929 bis 1939 relativ niedrig und von geringer Bedeutung waren. 51 Die sogenannten immateriellen Investitionen wie gewerbliche Schutzrechte

Rippy (1948a: 50). E. Alemann (1966) hält diese Zahl für realistisch. Dagegen Musacchio (2000: 253). Laut Young hat sich Rippy wahrscheinlich auf amerikanisches Material gestützt, Young (1988: 235). Diese beiden Quellen werden ebenfalls im Eizenstadt-Report (1998) als wichtig erwähnt. Das Blue Book erhält erstaunlicherweise nicht besonders viele verwertbare Informationen. Die Junta hat sich, wie im Kap. III gezeigt wird, nicht genau an diese Angaben gehalten. Von etwa 400 Firmen, die diese Liste beinhaltet, konfiszierte die Junta knapp 100 Unternehmen. Siehe Kap. VII.2. Vor 1914 überwogen die Portfolio-Investitionen, siehe Verhältnisse bei Kabisch (1982: II. Teil) sowie bei Young (1988: 234). Dies änderte sich spätestens mit der Weltwirtschaftskrise, dazu Hastedt (1970: 5, 75) und Naciones Unidas (1955: 11). Außerdem

29 oder das „Humankapital" werden hier nur zum Teil miteinbezogen. Die Auflistung konfiszierter Patente und Warenzeichen ist teilweise möglich, doch ihr unternehmerischer Wert ist kaum einzuschätzen (Kabisch 1982: II. Teil; Seifert 1967: 28-29). Zu den oben genannten Zahlen und Autoren siehe folgende Tabellen:52 Tabelle 6: Jahr 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946

Deutsche Investitionen in Argentinien53 (nach Autoren in Mio. US$) Autor Hastedt54

Betrag 400

Rapoport55

267

Alemann56 Newton 57

588 325

Sommi/Rippy58

540

Comisión Investigadora de Actividades Antiargentinas59

Eizenstadt-Report'*'

9

200

waren die Minderheitsbeteiligungen seitens deutscher Unternehmen an ausländischen Unternehmen eher selten, dazu Rippy (1948a: 52), Seifert (1967: II. Kapitel), Fischer (1970: 16) und Sommi (1945: 49). 52

Von der Autorin zusammengestellt.

53

Zum Vergleich mit den britischen und US-amerikanischen Investitionen in Argentinien für den Zeitraum 1900-1955 siehe Portnoy (1961: 164-165).

54

Hastedt (1970: 62), ohne Quellenangabe.

55

Rapoport (1980: 247). Als Quellen gibt er Folgendes an: CEPAL, Análisis y proyecciones del desarrollo económico, V: El desarrollo económico de la Argentina, I. Los problemas y perspectivas del crecimiento económico argentino, Mexiko 1959 und FIEL (Fundación de Investigaciones Económicas Latinoamericanas), Las inversiones extranjeras en la Argentina, Buenos Aires 1973.

56

E. Alemann (1966: 59), ohne Quellenangabe.

57

Newton (1995: 136). Seine Quelle ist ein Bericht der IG-Farben AG, Report on Argentina (1934).

58

Rippy (1948a: 50) und Sommi (1945: 50). Sommis Angaben sind von Ende 1938 und Rippys von Anfang 1939. Hier werden sie gleichgestellt. Beide Autoren ohne Quellenangaben. Die Comisión Investigadora de Actividades Antiargentinas (1941: 80) gibt Zahlen für 1941 in Höhe von 35,5 Mio. Pesos (ca. 8,9 Mio. US$), keine Quellenangaben.

30 Tabelle 7: Autor Young Sommi Rippy EizenstadtReport

Deutsche Investitionen in Argentinien (nach Quellen) Quelle Für den Ersten Weltkrieg: US-amerikanische Quellen, War Trade Board Keine Quellenangaben, wahrscheinlich US-amerikanische Quellen, kommt auf dieselben Zahlen wie Rippy fiir 1938, kein Zufall Keine genauen Quellenangaben, befürwortet das Studium der US-amerikanischen Quellen, Blue Book und Black Lists, gleiches Ergebnis wie Sommi US-amerikanische Quellen, Enemy Property Board, wie Rippy

Zusammenfassend kann hervorgehoben werden, dass die Quellenlage zu deutschen Investitionen in Argentinien beziehungsweise in Lateinamerika nicht unproblematisch ist. Die zwei Weltkriege, die für das deutsche Kapital im Ausland jeweils eine Zäsur markierten, waren andererseits Ereignisse, die ermöglichen, mehr über den Umfang dieses Kapitals zu erfahren. Da das deutsche Vermögen in Lateinamerika als „Feindeigentum" eingestuft wurde, insbesondere von den US-Amerikanern, war eine genauere Untersuchung des Umfangs erforderlich. Da Argentinien im Ersten Weltkrieg neutral blieb, kommt für die Analyse nur der Zweite Weltkrieg in Frage, um die deutschen Investitionen näher zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt bildeten die Direktinvestitionen den größten Teil des deutschen Auslandsvermögens, so dass sich unsere Untersuchung in erster Linie darauf konzentrieren wird. Der Nachlass der Junta, ergänzt durch die „Schwarzen Listen"61 aus den USA, erscheint uns dafür das am besten geeignete Quellenmaterial zu sein. 3. Deutsche Unternehmen in Argentinien 3.1. Zur Entwicklung der argentinischen Industrie Zunächst sollen die wichtigsten Arbeiten zu den Themen „Industrialisierung", „Unternehmertum" und „Unternehmensgeschichte" in Argentinien vorgestellt werden. Dabei wird sich herausstellen, dass die Industrialisierung in Argentinien viele Rückschläge erlebte. Gerade unter Perón, der die Förderung der Industrie als einen Hauptpfeiler seiner Wirtschaftspolitik betrachtete, ließ der Erfolg auf sich warten. Durch die anschließende Darstellung der Historiographie zu den deutschen Unternehmen in Argentinien sollen allgemeine Charakteristika herausgearbeitet werden. Im IV. Kapitel wird schließlich auf den Zusammenhang zwischen argentinischer Industrie und deutschen Unternehmen detailliert eingegangen. Zur Geschichte der Industrialisierung in Argentinien sind die Arbeiten von Ariel Dorfman immer noch Standardlektüre (Dorfman 1970 und 1983). Dorfman gehört zu den Autoren der ersten Generation, die in der agrarorientierten Exportwirtschaft Argentiniens das größte Hindernis für die Industrialisierung des Landes sahen. Zum einen war die Konzentration der Arbeitskräfte auf die Landwirtschaft ein Hemmnis für die Entwicklung der nationalen Industrie. Zum anderen waren die argentinischen In-

Eizenstadt-Report

(1998: lviii), vage Quellenangaben.

Die Liste von 1941 wird im Anhang, Dokument 1, vorgestellt.

31 dustriellen keine homogene Gruppe, um politisch ihre Interessen durchzusetzen; zudem verfolgte der Staat keine gezielte Industrialisierungspolitik. Laut Dorfman waren die beiden Weltkriege und die Wirtschaftskrise von 1929 die Gründe, weswegen sich die nationale Industrie überhaupt entwickeln konnte. Durch Importbeschränkungen sah sich die argentinische Industrie gezwungen, den internen Markt zu bedienen. Erst mit dem Aufschwung der Wirtschafts- und Sozialgeschichte in den 50er und 60er Jahren hat man versucht, die Geschichte der Industrialisierung in Argentinien und Lateinamerika in einen historischen Prozess einzugliedern und neu zu interpretieren. Hinzu kamen neue Studien, vor allem aus der CEPAL 62 , die sehr stark durch die Debatte über Dependenz- und Entwicklungstheorien geprägt worden waren (Di Tella/Zymelman 1967; Ferrer 1973). Die meisten Arbeiten aus jenen Jahren zur Wirtschaftsgeschichte des Landes sahen in der internationalen Entwicklung und der daraus resultierenden Abhängigkeit vom Ausland das Problem für Argentiniens langsames industrielles Wachstum (Jorge 1971). Die externen Umstände wurden als Ursache für die Konzeptlosigkeit der argentinischen Unternehmer dargestellt. So wurde selbst das Jahr 1930 immer noch als Zeitpunkt für den Anfang der Industrialisierung angesehen und die Gruppe der industriellen Unternehmer als zu heterogen und zu unpolitisch charakterisiert (Cüneo 1967; Imaz 1964). Zusammenfassend sei hervorgehoben, dass die Historiographie zur Industrialisierung in Argentinien bis in die 70er Jahre von der Debatte über die Rolle der Unternehmer sowie von den Entwicklungs- und Dependenztheorien geprägt war. Die meisten Arbeiten zogen das Fazit, dass Argentinien sich als Agrarexporteur wirtschaftlich sehr gut entwickelte und dass deshalb von Seiten der dominierenden Agraroligarchie kein Interesse bestand, ein industrielles Wachstum zu fordern. Die Gruppe der Industrieunternehmer hatte dem anscheinend nichts entgegenzusetzen. Die 70er Jahre brachten neue Einsichten in die Debatte über die Industrialisierung in Argentinien, man sprach nun von einer „visiön revisionista de la etapa agroexportadora" (Barbero 1995: 189, zitiert Halperin Donghi). Die Studien, die vor allem mit den Arbeiten von Carlos Diaz-Alejandro (Diaz-Alejandro 1970) einen Bruch mit dem Cepalismo darstellen, betonen im Gegensatz zu früheren Thesen, dass gerade in der Zeit vor 1930 eine vorindustrielle Grundlage geschaffen worden war, auf der anschließend aufgebaut werden konnte. Vor allem in der Zeit zwischen 1880 und 1930 gab es so wenig staatliche Intervention wie nie wieder in den nachfolgenden Perioden. Dabei versuchte man den Stellenwert der externen Faktoren zu relativieren. Für die Historiographie der 70er Jahre kann man festhalten, dass sich die Idee eines graduellen Industrialisierungsprozesses durchsetzte, der schon Ende des 19. Jahrhunderts begann (Gallo 1970; Säbato 1988; Villanueva 1972). Erst ab den 80er Jahren wurde die Untemehmensgeschichte in Argentinien sowohl von Wirtschaftswissenschaftlern als auch von Historikern und Soziologen stärker in

Comisión Económica para América Latina.

32 den Vordergrund gerückt.63 Dies lag daran, dass die Business History, die vor allem in den angelsächsischen Ländern große Fortschritte erzielt hatte, in Argentinien erst seit zwei Jahrzehnten intensiver rezipiert wurde. Außerdem war die dazu notwendige Archivarbeit in den Unternehmen nicht immer leicht. Entweder, weil es keinen Zugang zu den Quellen gab oder weil das Archivmaterial nur sehr schlecht oder überhaupt nicht aufbewahrt wurde. Obwohl die Untemehmensgeschichte seit den 80er Jahren großes Interesse in Argentinien gefunden hatte und die historiographische Forschung zur Industrialisierung Argentiniens stark zunahm, bemerkt Garcia Heras zu Recht, dass es im Bereich der Unternehmensgeschichte in Argentinien „noch viele offene Themenbereiche" gibt.64 Trotz dieser Schwierigkeiten sind einige Fallstudien vor allem aus der einheimischen Industrie erschienen. 5 Die historische Forschung über ausländische Unternehmen oder die Rolle des Auslandskapitals bei der Industrialisierung Argentiniens blieb jedoch dürftig. Die meisten Arbeiten konzentrieren sich auf die britischen Investitionen, vor allem auf die Eisenbahnen (Garcia Heras 1994; Lewis 1983). Zu den französischen Privatinvestitionen, vor allem im Finanzsektor, sind die Studien von Andrés Regalsky von Bedeutung (Regalsky 1999). Die Geschichte der deutschen Unternehmen in Argentinien ist bis heute von der historischen Forschung vernachlässigt worden, zum Teil wegen der Sprachbarriere, zum Teil wegen der schlechten Archivlage vor allem für die Zeit vor 1945 und schließlich, weil sie im Vergleich zu den englischen und den amerikanischen Unternehmen eine geringere Bedeutung im Wirtschaftsleben und in der Industrialisierung des Landes erlangt hatten.66 Die Wirtschafts- und Industrialisierungspolitik nach 1930 und vor allem seit der Mitte der 40er Jahre ist bis heute ein Hauptthema der wissenschaftlichen Debatte in Argentinien (Barbero 1998). Obwohl die Regierung nach der Weltwirtschaftskrise versucht hat, die einheimische Wirtschaft zu beleben, indem sie den Außenhandel und die ausländischen Investitionen forderte, geriet spätestens seit Perón die nationale Industrie in die Krise. Mit dem Importsubstitutionsmodell und der anschließenden economía cerrada unter Perón waren die Pfeiler für die periphere Rolle Argentiniens in der Zukunft gesetzt (Cortés Conde 1997; Díaz-Alejandro 1970). Einige Arbeiten versuchten, den Anfang aller künftigen Probleme nicht nur in Peróns Wirtschaftspolitik zu sehen, sondern suchten Erklärungen in den sozialen Akteuren und deren Handlungen nach 1930. Jorge Schvarzer zum Beispiel sah in den Industriellen eine heterogene

Zur Historiographie zur Unternehmensgeschichte in Argentinien siehe u.a. Barbero (1995) und Garcia Heras (1996a). Hierin äußert sich Garcia Heras (1996a: 23) zum Thema in der Form: „[...] la historiografía de empresas en la Argentina [...] tiene una abultada agenda pendiente". Auch Barbero (1995: 198): „[...] la historia de empresas en la Argentina presenta un desarrollo todavía limitado". Guy (1988) für die REFINERÍA ARGENTINA, Gutiérrez/Korol (1988) für ALPARGATAS und Schvarzer (1988) für BUNGE & BORN. Auch Barbero/Ceva (1997). Zur Einführung in die deutsche Untemehmensgeschichte siehe Pierenkemper (2000: Kap. I).

33 Gruppe, die nur auf Gewinn ausgerichtet war und rein spekulativ handelte, ohne eine Unternehmenskultur zu entwickeln (Cúneo 1967; Schvarzer 1996). Die mangelnde politische Durchsetzungskraft der Unternehmerschaft erschwerte zusätzlich die Förderung einer staatlichen Industrialisierungspolitik. Nach dem Sturz Peróns hat vor allem Frondizi mit seiner liberalen Wirtschaftspolitik versucht, wieder ausländisches Kapital ins Land zu ziehen. Das gelang ihm nur zum Teil, weshalb das strukturelle Problem der argentinischen Industrie nicht gelöst wurde.67 Die ständigen Regierungswechsel seit 1955 waren sowohl für das ausländische Kapital als auch für die Entwicklung der einheimischen Industrie von Nachteil. 3.2. Charakteristika der deutschen Unternehmen Deutsche Unternehmen hatten sich, wie bereits erwähnt, schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Argentinien angesiedelt.68 Bis dahin waren die wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes, d.h. vor allem die Eisenbahnen, die industrielle Verarbeitung von Agrarprodukten, die städtischen Transportmittel und die Kühlhäuser für den Fleischexport in britischen und seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch in nordamerikanischen Händen. Die deutschen Kaufleute und Handelshäuser, die sich später in Argentinien ansiedelten, hatten sich auf die Branchen konzentriert, die für das Wirtschaftsleben Argentiniens zunächst einen peripheren Charakter besaßen. Sie waren hauptsächlich in der Elektrizitätsversorgung, im Bausektor, in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, der Textilindustrie, dem Maschinenbau, dem Erzhandel und Hüttenwesen, in den Banken und Versicherungen sowie im See- und Flusstransport tätig. Trotz dieser „Verspätung" hatten sich die deutschen Unternehmen durch ihre weltweite technische und wirtschaftliche Überlegenheit in vielen dieser Zweige schnell auf dem argentinischen Markt etabliert und Monopole erobert (Rippy 1948a: 53). Sommi schätzt die Zahl der deutschen Unternehmen für 1914 auf etwa 26, 1940 waren es ca. 200 (Sommi 1945: 44). Laut Rippy waren es 1940 etwa 200 bis 250 (Rippy 1948a: 53). Die deutschen Unternehmen arbeiteten oft sowohl bei der Finanzierung als auch bei der Durchführung von Projekten zusammen. Dazu kam die personelle Verbindung zwischen den Firmen, wie zum Beispiel die Zugehörigkeit einer Person zu mehreren Firmenvorständen (Rippy 1948a: 54; Sommi 1945: 129-131). Trotz guter Zusammenarbeit zwischen den deutschen Unternehmen in Argentinien gab es auch Schwierigkeiten untereinander. Ein Beispiel dafür ist die Unternehmensgruppe SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA, an der die AEG, die Siemens Schuckertwerke AG und Feiten & Guilleaume beteiligt waren. Die Streitigkeiten zwischen der AEG und Feiten & Guilleaume bezüglich der Strompreise zogen sich bis zur Konfiskation 1945 hin (Pohl 1988: 247-248). Auch die Zusammenarbeit mit der NSDAP-Landesgruppe Argentinien verlief nicht immer reibungslos. Die wirtschaftli-

Zum desarrollismo Frondizis siehe Szusterman (1998). Zum Strukturproblem des Peronismus siehe Waldmann (1976). Zur Entwicklung von deutschen Unternehmen im 19. Jhd. siehe u.a. Pierenkemper (2000: Kap. II). Dort vor allem 2.5. Absatzstrategien.

34 chen Interessen der Unternehmen standen oft über politischen Entscheidungen. So weigerten sich einige Unternehmen, ihre jüdischen Mitarbeiter zu entlassen.69 Der Zweite Weltkrieg machte den Warenaustausch zwischen Deutschland und Argentinien unmöglich, so dass die deutschen Unternehmen in ihrem laufenden Geschäft stark beeinträchtig waren. Spätestens mit der Publikation der amerikanischen „Schwarzen Listen" und dem drohenden Wirtschaftsboykott der USA gegenüber Argentinien wurden diese Firmen 1942 durch argentinische Beamte inspiziert und in ihren Banktransaktionen stark kontrolliert. Mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1944 und der damit verbundenen offiziellen Unterbrechung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen waren die deutschen Unternehmen rechtlich endgültig auf sich allein gestellt. Die Gründung der Junta im Jahre 1945 mit der Aufgabe, die Unternehmen zu konfiszieren und zu liquidieren, bedeutete das endgültige Aus. Obwohl die Forschung zur Unternehmensgeschichte in Argentinien seit den 80er Jahren immer mehr Interessenten für sich gewinnen konnte, ist die Literatur zur deutschen Unternehmensgeschichte in Lateinamerika nicht besonders umfangreich. Eine der ersten Arbeiten ist die von Gerhardt Jacob-Wendler über die Geschichte von Siemens und der AEG unter anderem in Argentinien bis zum Ersten Weltkrieg (JacobWendler 1982). Der Beitrag von Hans Pohl und der von Helmut Vogt zu Feiten & Guilleaume sowie der Artikel von Emil Hayn zu den deutschen Elektrizitätswerken sind fast alles, was zur deutschen Elektroindustrie in Argentinien veröffentlicht wurde (Hayn 1926; Pohl 1988; Vogt 1979). Zum Thema Banken gibt es vor allem die Firmengeschichte der Deutschen Bank in Buenos Aires von Manfred Pohl und den Artikel von Young (Pohl 1987; Young 1995). Für die Verstaatlichung der deutschen Unternehmen in der DINIE sind die Magisterarbeit von Maria del Carmen Marco und die Studie von Juan Esteban und Ernesto Tassara vorhanden.70 Es gibt einige Beiträge zur CÍA. HISPANO-ARGENTINA DE ELECTRICIDAD, Nachfolger der CÍA. ALEMANA TRASATLÁNTICA DE ELECTRICIDAD, vor allem von Raúl García Heras (García Heras 1994). Einen allgemeinen Überblick verschaffen in erster Linie die umfangreiche Arbeit von Sommi, sowie auch in sehr kurzer Form Newton, Rippy und der Beitrag von Alemann zur deutschen Industrie nach dem Krieg (E. Alemann 1966; Newton 1995: vor allem Kap. 6; Sommi 1945). Unter deutschen Unternehmen in Argentinien verstehen wir diejenigen, die ein deutsches Stammhaus mit Sitz in Deutschland und einer 100%igen oder mehrheitliche Beteiligung an der Niederlassung oder einen direkten Einfluss auf deren Management besaßen. Im Gegensatz dazu verstand Sommi darunter alle Unternehmen, die entwe-

69

Ebel (1971), Müller (1997) und Pommerin (1977). Im Gegensatz zum allgemeinen Vorurteil, die US-amerikanischen und englischen Unternehmen hätten damals schon versucht, den deutschen Unternehmen wirtschaftlich zu schaden, siehe Newton (1995: 138).

70

Wie Sommi ist die Arbeit von Esteban/Tassara (1958) mit Vorsicht zu betrachten. Esteban und Tassara kamen aus der kommunistischen Bewegung und kritisierten deswegen sehr stark die Absicht der Regierung Frondizi, die DINIE-Unternehmen an ihre ursprünglichen Besitzer zurückzugeben. Siehe auch Marcö (1990).

35 der deutsch waren oder einen deutschen Geschäftsführer oder deutschen Namen hatten oder in enger Beziehung zu Deutschland standen. Eine Liste der deutschen Unternehmen, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Argentinien tätig waren und von der Junta 1945 konfisziert wurden, wird im III. Kapitel vorgestellt. Eine ausfuhrliche Untersuchung über ihre rechtliche Unternehmensform, den Umfang ihres investierten Kapitals, die Art der Beteiligungen, die Zahl der Mitarbeiter und die Zusammensetzung des Vorstandes wird im IV. Kapitel erfolgen.

37

III. Die Konfiskation deutscher Vermögen in Argentinien (1945) 1. Argentiniens Neutralität (1939-1945) Um den politischen Hintergrund der Konfiskationsereignisse deutlich zu machen, darf ein kleines Kapitel über die Außenpolitik Argentiniens im Zweiten Weltkrieg und vor allem über die fast bis zum Ende beibehaltene Neutralität nicht fehlen. Es wird hier keine politische Geschichte im Sinne einer Geschichte der internationalen Beziehungen angestrebt. Dafür wäre die Einbeziehung englischer und US-amerikanischer Quellen als Gegengewicht zu den Quellen des Dritten Reichs unverzichtbar gewesen.71 Doch muß in dieser Untersuchung zumindest auf die Frage, warum Argentinien am 27.03.1945, sechs Wochen vor Kriegsende, Deutschland und Japan den Krieg erklärte, mit Hilfe der wichtigsten Literatur eingegangen werden. Traditionell verhielt sich Argentinien bei internationalen kriegerischen Auseinandersetzungen zumeist neutral.72 Auch im Ersten Weltkrieg hatte Argentinien gleich nach Kriegsausbruch eine neutrale Haltung eingenommen und bis zum Ende durchgehalten.7 Obwohl nach dem Kriegseintritt der USA 1917 sowohl von den Alliierten als auch von den politischen Kreisen der Opposition massiver Druck auf den frisch gewählten Präsidenten Irigoyen ausgeübt wurde, den Mittelmächten den Krieg zu erklären, verteidigte er seine Neutralitätspolitik energisch (Rapoport 1981: 14). Laut Weinmann entsprach diese Haltung Irigoyens Überzeugung, eine solche Politik würde die Interessen Argentiniens am besten wahren.74 Diese Interessen waren hauptsächlich wirtschaftlicher Natur (Martin 1967: 258). Obwohl Großbritannien der wichtigste Handelspartner Argentiniens blieb, waren auch die Beziehungen zu Deutschland nicht unwichtig, vor allem für die Lieferung bestimmter Produkte wie zum Beispiel von Stahlerzeugnissen und Maschinen.75 Argentinien war sowohl an guten Handelsbezie-

Zu den politischen Beziehungen zwischen Argentinien, den USA und dem Dritten Reich während des Krieges siehe Höttcke (2000). Zur Geschichte der internationalen Beziehungen Argentiniens siehe u.a. Conil Paz/Ferrari (1964), Jalabe (1996), Lanús (1984), Ruiz Moreno (1961) und Silva (1946). Dazu siehe Conil Paz/Ferrari (1964), Weinmann (1994) und für Lateinamerika Martin (1967). Martins Arbeit basiert auf diplomatischen Quellen, die den wirtschaftlichen Aspekt des Krieges zu wenig in den Vordergrund stellen. Trotz allem gibt die Arbeit einen guten Überblick über die Haltung Lateinamerikas im Ersten Weltkrieg. Neben Argentinien waren auch Chile, Kolumbien, Mexiko, El Salvador, Venezuela und Paraguay neutral. Weinmann (1994: 149). Der gleichen Meinung ist auch Martin (1967: 251). Irigoyen sympathisierte weder mit den Alliierten noch mit den Mittelmächten, er war lediglich ein Nationalist. (Ibid: 253). Dazu siehe Kap. II.l. Auch Eckardt (1926), Kannapin (1969), Pade (1977), Trummel (1938) und van der Borght (1919).

38 hungen zu England als auch zum deutschen Kaiserreich interessiert und beabsichtigte, diese wichtigen Außenbeziehungen auch nach dem Krieg aufrecht zu erhalten. 76 Auch die Neutralitätspolitik Argentiniens im Zweiten Weltkrieg entsprach anfangs seinen wirtschaftspolitischen Interessen. 77 Man kann diesbezüglich von Parallelen zum Ersten Weltkrieg sprechen. 78 Großbritannien war immer noch wichtigster Handelspartner Argentiniens. 79 Dagegen wurde Deutschland durch die Niederlage von 1918 wirtschaftlich stark zurückgeworfen, was einen Verlust seiner Wirtschaftsmacht auf internationaler Ebene zur Folge hatte. Wie im II. Kapitel dargestellt, erholte sich Deutschland auf den lateinamerikanischen Märkten jedoch relativ schnell und erreichte am Ende der 30er Jahren immerhin den zweiten Platz als Lieferant Argentiniens. Die „Lücke", die Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg im Absatzmarkt Lateinamerika offen ließ, wurde von den USA ausgefüllt. Die Tatsache, dass Deutschland kurz vor Kriegsanfang schon wieder so stark in Lateinamerika vertreten war, führte unter anderem dazu, dass die USA 1939 den kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa mit großem Misstrauen und Bedenken zusahen (Höttcke 2000: 61). Dieses Misstrauen entwickelte sich im Verlauf des Krieges immer weiter und wurde Zum Thema der Deutschen in Argentinien vor dem Ersten Weltkrieg und zu möglichen Einflüssen auf die Neutralitätspolitik siehe Keiper (1942), Körner et al. (1981) und Newton (1977). Siehe auch Höttcke (2000: 64). Trotzdem sind sich die Autoren einig, dass die neutrale Haltung Argentiniens spätestens seit Anfang 1918 von Wohlwollen gegenüber den Alliierten geprägt war. Dazu siehe Martin (1967: 258-263, 261-262) und Weinmann (1994: 149). Beide Autoren sprechen von einer „neutralidad benévola" gegenüber den Alliierten. Conil Paz/Ferrari (1964: 79). Hier behaupten die Autoren, dass Neutralität und Prosperität miteinander einhergingen. Zur Haltung Argentiniens im Zweiten Weltkrieg siehe Humphreys (1981/1982), Rapoport (1988), Ruiz Moreno (1997), Sanchís Muñoz (1992) und Tulchin (1969 und 1989). Während Sanchís Muñoz und Ruiz Moreno sich auf die innenpolitische Ebene konzentrieren und dabei auf offizielle argentinische Quellen beziehen, wird durch die anderen Arbeiten ein Einblick in die Beziehungen zu den großen Mächten vermittelt. Seit Chiles Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmächten im Januar 1943 war Argentinien das einzige Land Lateinamerikas, das an seiner Neutralität festhielt. Dass die handelspolitischen Überlegungen immer eine Rolle spielten, ist auch die Meinung von Höttcke (2000: 78). Dagegen Rapoport (1988: 7-10). Rapoport ist der Meinung, dass sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Konstellation eine andere war, so dass man die Neutralität der beiden Epochen nicht miteinander vergleichen kann. Siehe dazu Sanchís Muñoz (1992: 399). Der Vergleich ist nicht unsere Absicht, doch war die Aufrechterhaltung der auf langer Tradition beruhenden politischen und Handelsbeziehungen mit Europa ursprünglich das Hauptmotiv der Neutralität Argentiniens im Zweiten Weltkrieg, zumindest bis zum Kriegseintritt der USA. Vgl. (ibid: 48, 101, 400 und 412^113. Auch 395-400, wo Sanchís Muñoz auf die Schwierigkeiten der Eingrenzung des Neutralitätskonzepts in Argentinien für die Zeit während des Krieges eingeht). Dazu siehe auch Eizenstadt-Report (1998: xxxiiif, Note ort Neutrality) und Russell/Tokatlian (2000) sowie Matsushita (1973). Conil Paz/Ferrari (1964: 147). Auch Pommerin (1977: 147), der die Zusage beziehungsweise Absprache über mögliche Handelsgeschäfte nach Ende des Krieges mit Argentinien betont. Dazu auch Höttcke (2000: 81, 121-142).

39 spätestens mit dem Kriegseintritt der USA 1941 in eine gezielte anti-deutsche Außenpolitik umgesetzt. Diese Politik konzentrierte sich in Lateinamerika besonders auf Argentinien. 80 Ursache dafür waren sowohl politische als auch wirtschaftliche Gründe. Die sogenannte „Nazi-Gefahr" 81 und die mögliche Unterwanderung Argentiniens durch die nationalsozialistische Ideologie zusammen mit der unausgesprochenen Absicht, Deutschland als Wirtschaftsmacht in Lateinamerika zu schwächen beziehungsweise zu beseitigen, waren die Hauptmotive des massiven amerikanischen Drucks auf den argentinischen Präsidenten Castillo. Argentinien hielt trotz der amerikanischen Kriegserklärung weiter an der Neutralität fest. 82 Diese Haltung Argentiniens, die unter anderem auf innenpolitische Verhältnisse 83 aber auch auf die konsequente Ablehnung einer Vorreiterrolle Argentiniens in Lateinamerika seitens der U S A zurückzuführen ist, wird am besten von Joseph Tulchin dargestellt. 84 Laut Tulchin spielten zwei Faktoren eine Rolle für die hartnäckige Neutralität Argentiniens. Zum einen gab es eine Spaltung der argentinischen Bevölkerung in drei verschiedene Lager, die sich politisch nicht einigen konnten oder wollten. Zum anderen wurde die amerikanische Ablehnung des argentinischen Vorschlags einer neutralitätsorientierten Haltung aller amerikanischen Länder im April 1940 zum Anfang einer Auseinandersetzung, die sich bis über das Ende des Krieges hinaus hinzog. Dieser Machtkampf zwischen Argentinien und den U S A (im Dreiecksverhältnis

Für die Außenpolitik der USA gegenüber Argentinien vgl. u.a. Peterson (1970) und Tulchin (1971). Siehe Kap. IT. 1, vor allem Newton (1995). Für die Gegenoffensive seitens der USA durch Ausweitung von Spionageaktivitäten siehe Rout/Bratzel (1986). Vgl. auch Hildebrand (1973). Ruiz Moreno (1997: 137, 227). Anhand des Nachlasses des argentinischen Außenministers Ruiz Guiñazu erklärt er detailliert, wie sich innerhalb der Regierung die Neutralität immer mehr zur „Prestigefrage" entwickelte. Die politische Landschaft und die argentinische Bevölkerung waren in aliadófilos, proEje oder neutralistas geteilt, die sich im Parlament, öffentlich und durch die Medien bekämpften. Siehe dazu u.a. Bejar (1979) und Sanchis Mufloz (1992: 391-395, 401413). Der Höhepunkt dieser Auseinandersetzung war die Gründung einer parlamentarischen Kommission 1941, der Comisión Investigadora de Actividades Antiargentinas, die am Ende des Jahres einen fünfbändigen Bericht veröffentlichte. Dazu CGN, DSD, Comisión Investigadora de Actividades Antiargentinas (1941). Zur Arbeit und zu den Erfolgen dieser Kommission siehe auch Höttcke (2000: 145-154). Tulchin (1969) erklärt in seinem Artikel sehr ausfuhrlich, wie sich die Haltung Argentiniens, die am Anfang des Krieges unter Präsident Ortiz und Außenminister Cantilo gegenüber den USA wohlgesonnen war, nach der Ablehnung der USA zu einer gemeinsamen neutralitätsorientierten Haltung der lateinamerikanischen Länder schrittweise ändert. Argentinien hatte innenpolitische und wirtschaftliche Probleme, die mit Hilfe der USA leichter lösbar gewesen wären (z.B. Kreditvergabe). Da die argentinische Öffentlichkeit das Gefühl hatte, vom State Department nicht ernst genommen zu werden, entwickelte sich eine anti-amerikanische Einstellung. Dieser Einstellung entsprang eine Haltung, die die wirtschaftlichen Vorteile einer Aufrechterhaltung der Handelsbeziehungen mit dem „Dritten Reich" betonte. Zur Ablehnung von Argentiniens Vorschlag betreffs einer neutralitätsorientierten Politik siehe Conil Paz (1976: 70).

40 zu England) während des Krieges ist in der historischen Forschung mehrfach herausgearbeitet worden.85 Unabhängig von der Frage, welche Konsequenzen sich ergeben hätten, wenn Argentinien sich früher dem Druck der USA gebeugt hätte, kommen alle Autoren zum Schluss, dass dieser Druck der ausschließliche Grund gewesen war, weshalb Argentinien seine traditionelle Neutralitätspolitik letztendlich aufgab. 86 Die gezielte harte amerikanische Boykottpolitik gegenüber Argentinien nach 1941, die direkt vom State Department unter Außenminister Cordeil Hull entwickelt wurde, führte zur Kriegserklärung gegen Japan und Deutschland im März 1945 und zu einer Reihe von Konsequenzen, die sowohl für Deutschland als auch für Argentinien im Nachhinein von großem Nachteil waren. 87 Mit dem Kriegseintritt Argentiniens und dem Einverständnis zu den Erklärungen, die sich aus der Konferenz von Chapultepec (Mexiko) ergaben, setzte Argentinien eine Reihe von Maßnahmen um, die unter anderem die Konfiskation und die Liquidation von deutschem Eigentum beinhalteten. Die beharrliche Neutralität brachte Argentinien auch Jahre danach noch Rivalitäten und Probleme mit den USA. Der im Krieg verhängte US-amerikanische Wirtschaftsboykott wurde auch nach Kriegsende beibehalten. Diese Sanktionen erschwerten zusätzlich die problematische Wirtschaftspolitik Peröns. 2. Maßnahmen gegen deutsches Auslandsvermögen während des Zweiten Weltkriegs Schon während des Krieges, spätestens seit der Konferenz von Rio im Januar 1942, wurden in den lateinamerikanischen Ländern, die Deutschland nicht den Krieg erklärt hatten, Maßnahmen ergriffen, 88 um Firmen mit deutschem Kapital oder nationale

Dazu Conil Paz/Ferrari (1964: 161), Escudé (1995: 7) und Höttcke (2000). Vgl. auch Gravil (1995) und Matsushita (1973). Dazu Escudé (1983 und 1995), Höttcke (2000) und Rapoport (1981 und 1988). Zur Wirtschaftsmacht der USA während des Krieges und der daraus folgenden Kriegserklärung der meisten lateinamerikanischen Länder siehe Conil Paz/Ferrari (1964: 86). Zum Druck der USA auf Argentinien siehe (ibid: 140-151, 155). Auch Höttcke (2000: 218223, 251-258), Humphreys (1981/82: Kap. VI und VII) und Sanchís Muñoz (1992: 437). Die Auseinandersetzung zwischen der argentinischen Regierung und dem State Department bis zum Abbruch der Beziehungen zu Deutschland 1944 und schließlich zur Kriegserklärung 1945 ist am besten in der Arbeit von Escudé (1983) dargestellt. Escudé kommt zu dem Schluss, dass die Neutralitätspolitik Argentiniens im Zweiten Weltkrieg verheerende Konsequenzen mit sich brachte. Dazu auch Höttcke (2000: 275-276). Im Gegensatz dazu war die Neutralitätspolitik im Ersten Weltkrieg für Argentinien von Vorteil, siehe Di Telia (1989: 195), Martin (1967: 263) und Sanchís Mufloz (1992: 30). Auch auf der deutschen Seite wurden Maßnahmen ergriffen, um den Enteignungen zu entkommen; teilweise schon während des Krieges. Dazu siehe Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 126-129), wo die SIEMENS SCHUCKERT CÍA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA, die THYSSEN LAMETAL SA und die TUBOS MANNESMANN SA LIMITADA als Beispiele für die Übertragung von Aktienpaketen an Schweizer Holdinggesellschaften schon vor Kriegsausbruch genannt werden. Dazu auch Kap. III.5., und Pommerin (1977: 101-102). Das AA empfahl den deutschen Firmen in Lateinamerika, für die Dauer des Krieges ihr Vermögen einer

41 Firmen, die mit Deutschland enge Geschäftsbeziehungen pflegten, zu untersuchen beziehungsweise zu kontrollieren. 89 In Argentinien wurde im Juni 1942 ein Dekret 9 0 erlassen, die vorsah, dass in Firmen, deren Eigentümer nichtamerikanische Bürger aus kriegführenden Ländern waren oder in Beziehung zu Firmen von nichtamerikanischen, kriegführenden Ländern standen, Inspektoren eingesetzt werden konnten. Die Inspektoren waren berechtigt, in alle Geschäfte Einblick zu nehmen, Bücher und Belege zu überprüfen oder an den Vorstandssitzungen teilzunehmen. Sie waren außerdem bevollmächtigt, bei Feststellung eines Vorganges, der den Interessen Argentiniens entgegenstand, dem Untersuchungsausschuss Mitteilung zu machen. 91 Die argentinische Zentralbank wurde außerdem ermächtigt, bei Devisengeschäften mit dem Ausland, die von diesen Unternehmen getätigt wurden, eine offizielle Erklärung über Art und Zweck jeder Finanzoperation der betreffenden Firma zu verlangen. 92

neutralen Vertretung, unter Umständen sogar nordamerikanischen Firmen, zu vermachen. Deutschland wollte auch nach dem Krieg einen sicheren Absatzmarkt für seine Industrieprodukte in Lateinamerika vorfinden. Zum Abschlussbericht dieser Konferenz siehe CGN, DSS (Junio de 1942: 240-251). Mit dem Begriff „Dekret" wird im Folgenden das „decreto" bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Rechtsnormen, die Ausführungs- und Detailfragen im Zusammenhang mit vom Kongress verabschiedeten Gesetzen regeln. Im Gegensatz zu den Parlamentsgesetzen, auf die sie sich beziehen, werden die „decretos" jedoch von der Exekutive erlassen. Innerhalb der deutschen Rechtsordnung dürfte dem argentinischen „decreto" am ehesten die Verordnung entsprechen. Dekret Nr. 122.712/42. Siehe Cardón (1947: 72, 74); auch Ruiz Moreno (1997: 176). Bis Mitte Juni 1942 wurden folgende Unternehmen unter Kontrolle gestellt: MERCK QUÍMICA ARGENTINA SA, QUÍMICA BAYER SA, A.J. ROEMMERS Y CÍA., QUÍMICA SCHERING SA, INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL, THYSSEN LAMETAL SA, TUBOS MANNESMANN SA LIMITADA, SIEMENS BAUUNION CÍA. PLATENSE DE CONSTRUCCIONES SA, SIEMENS SCHUCKERT CÍA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA, Siemens & Halske AG, INAG FÁBRICAS REUNIDAS DE ÜTILES SANITARIOS SA, GEOPE CÍA. GENERAL DE OBRAS PÚBLICAS SA und HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA. Siehe auch Telegramm Botschaftsrat Meynen (Buenos Aires) an das AA vom 17.06.1942, in: Akten zur deutschen auswärtigen Politik (1974: 13-14), „Meldung über diskriminierende Wirtschaftsverordnungen gegen Firmen und Unternehmungen in Argentinien, deren Eigentümer Angehörige nichtamerikanischer kriegführender Länder sind oder in Verbindung zu diesen Ländern stehen". Schon im Januar 1942 wurde durch Dekret Nr. 110.790/42 beschlossen, dass das Finanzministerium über die Zentralbank Geldübertragungen vom Ausland und die daraus resultierenden Bewegungen inländischer Konten zu überwachen hatte. Betroffen waren nichtamerikanische Firmen von kriegführenden Ländern. Dazu Dürnhöfer (1957: 19-20) und Schönwald (1998: 121). Ein Beispiel eines solchen Interventionsberichtes findet sich für die QUÍMICA BAYER SA unter AMRREEC, PE, Caja 5 Metal, QB, 2do. Cuerpo, Intervención No. 2, Octubre de 1943. Dort wird deutlich, wie schädlich sich die „Schwarzen Listen" auf die Geschäfte der Firma auswirkten. Dekret Nr. 122.713/42. Siehe Cardón (1947: 72) und AMRREEC, PE, Caja 4 Madera, Anexo Expediente 5718/45. Hier befindet sich eine Liste der Firmen und Personen, die

42 Diese Maßnahmen wurden erweitert, als im gleichen Monat von der Zentralbank eine eidesstattliche Erklärung von allen Personen und Firmen verlangt wurde, die sich im Besitz von Geldern oder Werten nichtamerikanischer Bürger befanden. 93 Diese Erklärungen führten 1943 zur Blockierung dieser Konten; Transaktionen durften nur noch mit Erlaubnis der Zentralbank vorgenommen werden. 94 Von 1942 bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen im Januar 1944 wurden deutsche Eigentümer in Argentinien immer mehr in die Enge getrieben. 95 Schließlich wurde im Februar 1944 ein Organ gegründet, das die Maßnahmen im Bezug auf das „Feindeigentum" zentralisieren und kontrollieren sollte, der Consejo de Administración, der dem Industrie- und Handelsministerium unterstellt war. 6 Am 27.03.1945 wurde per Dekret Nr. 6.945 der Krieg gegen Japan und Deutschland erklärt. 97 Dies geschah parallel zur Unterzeichnung der Acta Final de Chapultepec,98 die als Dokument in der interamerikanischen Konferenz in Mexiko entstand. Darin verpflichtete sich jedes amerikanische Land, die Beschlüsse zur Konfiskation und Liquidation von Feindeigentum gewissenhaft und selbstständig umzusetzen (Dürnhöfer 1957: 81). Nach der Kriegserklärung wurde das bis dahin als „Feindeigentum" staatlich kontrollierte Vermögen in der argentinischen Gesetzgebung offiziell erfasst und definiert. Laut Gesetzesdekret 99 Nr. 7.032 vom März 1945 wurden „alle Firmen oder Handels-, Industrie- und Finanzunternehmen oder diejenigen, die irgendeine andere Tätigkeit ausfuhren, sowie die Vertreter, Filialen oder Tochtergesellschaften von in Japan oder Deutschland oder anderen von diesen Ländern beherrschten Nationen niedergelasse-

die Zentralbank um Erlaubnis gebeten hatten, Überweisungen ins Ausland zu vollziehen. Ihre Bankkonten waren bereits unter Kontrolle. 93

Dekret Nr. 122.714/42, dazu Cardón (1947: 72) und Dürnhöfer (1957: 22-23).

94

Dekret Nr. 148.263/43, dazu Cardón (1947: 73). Ein Beispiel einer Erlaubnis für die Überweisung von Geldern ins Ausland befindet sich für die Firma QB unter AMRREEC, PE, Caja 189 Metal, QB, Intervención No. 2, Solicitud al BANCO CENTRAL DE LA REPÚBICA ARGENTINA sowie ibid, Caja 226, QB, Intervención No. 2, 3er. Cuerpo. Hier bittet die QB den BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA um Erlaubnis, der IG Farben AG in Leverkusen Geld zu transferieren.

95

Dekret Nr. 1.875/44. Diese verbot u.a. ,jeden wirtschaftlichen und finanziellen Austausch mit Deutschland", dazu Dürnhöfer (1957: 23-24).

96

Dekret Nr. 30.301/44, dazu Cardón (1947: 74-76).

97

Gesetzestext bei Dürnhöfer (1957: 119-121).

98

Die Acta Final de Chapultepec wurde mehrmals veröffentlicht, u.a. siehe Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria, Años 1944-1945 (1945: Darin vor allem die Beschlüsse XIX und XX). Gesetzestext zum Dekret Nr. 6.945/45 in: CGN, Anales de Legislación Argentina (Año 1945: 105-106).

99

Mit dem Begriff „Gesetzesdekret" wird im Folgenden das „decreto-ley" bezeichnet. Hierbei handelt es sich um Regierungsverordnungen mit Gesetzeswirkung, mit denen die Exekutive das Land regieren kann, wenn die gesetzgebende Gewalt außer Kraft gesetzt ist. Anwendung fand das „decreto-ley" in den Zeiten der Militärdiktaturen (19431946 sowie 1955-1958 und 1962-1963).

43 nen Firmen" dem im Jahr 1944 gegründeten Verwaltungsrat unterstellt.100 Davon waren auch die zwei deutschen Banken und die Versicherungsunternehmen betroffen. Einen Monat später, im April 1945, fing man an, dieses Eigentum zu konfiszieren, wobei man die deutsche Botschaft in Buenos Aires zunächst ausnahm.101 Kurz darauf folgte die Blockierung und Beschlagnahme von Bankkonten, Wertpapieren oder ähnlichen Vermögenswerten von Personen, die eine Gefahrdung für die Sicherheit des Landes oder des Kontinents bedeuten konnten.102 Schließlich wurde im Mai auch die deutsche Botschaft mit allen Unterlagen enteignet.103 Der argentinische Staat errichtete im April eine Meldestelle, der gegenüber Staatsbürger aus Japan und Deutschland, die in Argentinien lebten, die Pflicht hatten, sich mit Angaben über ihr gesamtes Eigentum im Lande registrieren zu lassen.104 Am 18.05.1945, zehn Tage nach Kriegsende, wurde durch Dekret Nr. 10.935 eine „Kommission zur Überwachung und endgültigen Verfügung über das Feindeigentum" gegründet, die Junta, die für die „Kontrolle, Verwaltung und/oder Auflösung des Feindeigentums" zuständig war. 105 Die Junta ersetzte den Consejo de Administración, der ihr alle Funktionen übergab, doch als Konsultationsorgan für die Junta bestehen blieb. 3. Die Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga Wie schon erwähnt, war die Junta für die Kontrolle, Konfiskation und Liquidierung des „Feindeigentums" zuständig.106 Der Vorstand bestand aus einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten - beide aus dem Militär - und vier Vorstandsmitgliedern. Der Consejo de Administración, der von der Junta faktisch ersetzt wurde, sollte diese in Gesetzestext bei Dümhöfer (1957: 125-127). Dekret Nr. 7.035/45, dazu Cardón (1947: 77). Gesetzestext bei Dümhöfer (1957: 127128).

Dekret Nr. 7.760/45, dazu Cardón (1947: 78). Dekret Nr. 10.724/45, dazu (ibid: 77). Auch Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1946: 34) sowie (Año 1947: 161). Die deutschen Konsulate wurden durch Dekret Nr. 7.035/45 mit Inventar konfisziert. Zum Registro de Nacionales Enemigos siehe Dekret Nr. 7058/45, dazu Cardón (1947: 77). Gesetzestext bei Dümhöfer (1957: 128-131). Auch Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 160). Dümhöfer (1957: 31), sowie Gesetzestext unter (ibid: 131-133) und CGN, Anales de Legislación Argentina, (Año 1945: 188-189). Siehe auch Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1946: 28-29). Bis August 1945 war sie dem Industrie- und Handelsministerium unterstellt, ab dann dem Außenministerium. Siehe Cardón (1947: 79), und Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 125). Auch CGN, Anales de Legislación Argentina (Año 1945: 671) bezüglich eines Sekretariates, welches für die bessere Zusammenarbeit zwischen der Junta und dem Außenministerium im Oktober 1945

eingerichtet wurde, die Oficina de Enlace de la Cancillería con la Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga y Coordinación con los otros Departamentos de Estado.

44 allen Angelegenheiten, die er für wichtig und notwendig hielt, beraten, unabhängig vom Urteil der Junta}01 Die Vermögensverwalter, die die Vorstände der jeweiligen konfiszierten Firmen ersetzen sollten, wurden vom Industrie- und Handelsministerium ernannt. Diese Verwalter wiederum waren für die restlichen notwendigen Ernennungen innerhalb der jeweiligen Unternehmen zuständig. 108 Nach der Gründung der Junta im Mai 1945 besaß sie hauptsächlich zwei Aufgaben: Erstens war sie für die Untersuchung aller deutschen Unternehmen, Privatpersonen, Schulen und Vereine zuständig, um festzustellen, ob sie unter die Kategorie des „Feindeigentums" fallen würden. War dies der Fall, war die Junta zweitens für die Konfiskation und gegebenfalls Liquidation derselben zuständig. 109 Im April 1946 wurde das Dekret Nr. 11.599 verabschiedet, die alle bisherigen Bestimmungen über das „Feindeigentum" zentralisieren und ergänzen sollte. 110 Dieses Dekret bestimmte unter anderem, wer oder was unter der sogenannte Propiedad Enemiga gemeint war. So wurde unter „Feindeigentum" im Kapitel I des Dekrets Folgendes erfasst:" 1 a. Alle deutschen und japanischen Bürger, die sich seit dem 03.09.1939 in Argentinien aufhielten, sowie deutsche und japanische Firmen beziehungsweise deren Niederlassungen sowie Vereine, die seit diesem Datum in Argentinien tätig waren. 112

AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 8). Dazu Dekret Nr. 11.599/46, Kap. IV, sowie Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1270). Hier wird eine Zusammenfassung der Anzahl der bereits ernannten oder gekündigten Mitarbeiter vorgestellt. Die Zuständigkeiten der Junta waren sehr breit ausgelegt, so dass sie eine enorme Freiheit und Macht über das konfiszierte oder zu konfiszierende Eigentum besaß. Sie war u.a. dazu berechtigt, den Firmen die Rechtspersönlichkeit zu entziehen. Mit Ausnahme der Vereine und Schulen, die nur konfisziert und von der Junta weiter verwaltet wurden. Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: Kap. VII, Vigilancia de la Propiedad Enemiga, 1151-1154). Dazu Cardón (1947: 81-84). Das Dekret Nr. 11.599/46 wurde die Grundlage für Konfiskation und Verkauf beziehungsweise Nationalisierung des deutschen „Feindeigentums" in Argentinien. Gesetzestext dieses Dekretes bei Dümhöfer (1957: 133142) sowie bei CGN, Anales de Legislación Argentina (Año 1946, Tomo VI C, 348352). Siehe auch AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 11), darin Gesetzesdekret Nr. 7.032/45. Dürnhöfer (1957: 37-38), argumentiert energisch gegen diese Maßnahmen, die seiner Meinung nach einen krassen Verstoß gegen die argentinische Verfassung von 1853, Art. 17, darstellen, der das Privateigentum in jeder Hinsicht schützt. Dagegen rechtfertigte sich der Staat so, dass er die internationalen Verpflichtungen, die sich aus dem Krieg ergaben, über die eigene Verfassung stellte. Dürnhöfer bezieht sich u.a. auf Eigentumsrechte, die im Handels- und Schifffahrtsvertrag von 1857 sowohl für die argentinische Konföderation als auch für die Staaten des Zollvereins aufgeführt sind. Es wurde damals vorgesehen, dass beim Abbruch der freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Seiten weder die jeweils ausländischen Bürger noch deren Eigentum davon betroffen sein würden. Diese Garantien waren 1934 vom Handels- und Zah-

45 b. Alle anderen Bürger jeglicher Nationalität und deren Eigentum, die in irgendeiner Beziehung zu den unter a. erwähnten standen oder seit dem 03.09.1939 Aktivitäten ergriffen hatten, die sich gegen die Sicherheit Argentiniens gerichtet hatten." 3 c. Alle Bankkonten, Wertpapiere, Schuldscheine oder anderen immateriellen Güter deijenigen, die unter a. oder b. fielen."4 d. Das Eigentum von Deutschen, die nicht in Argentinien lebten, sowie von Deutschen, die nach September 1939 die argentinische Nationalität erworben hatten. e. Schließlich war auch das Eigentum einbegriffen, das Deutschen gehörte und nach September 1939 verkauft oder getarnt wurde, um den Enteignungen zu entkommen (siehe Kap. III.5). Nachdem das „Feindeigentum" untersucht und festgestellt worden war, dass es sich tatsächlich um solches handelte, sollte die Liquidierung erfolgen (siehe Kap. II des Gesetzestextes). Diese wurde über Versteigerungen oder Ausschreibungen durchgeführt. Die Junta sollte beim Verkauf des Eigentums die Ausrichtung und wirtschaftliche Lage der Firmen und Käufer berücksichtigen." 5 Kaufrecht hatten der Staat, argentinische Bürger, die schon vor September 1939 die Staatsangehörigkeit besaßen und mit den Firmen in keiner Weise verbunden waren, wie zum Beispiel ehemalige Mitglieder des Vorstands, sowie argentinische Unternehmen mit mehrheitlich argentinischer Kapitalstruktur (Cardön 1947: 82-83). In den Verkauf war die Übernahme von Patenten und Markenzeichen der Unternehmen eingeschlossen" 6 sowie die Fortdauer der Arbeitsverträge." 7 Die Erlöse aus den Verkäufen sollten zunächst bei der Zentralbank unter dem Namen des Junta-Präsidenten deponiert werden. Diese Gelder waren

lungsabkommen übernommen worden. Siehe (ibid: 82-84 sowie 149-155). Dagegen siehe Adrogué (1946). Ausgenommen waren die deutschen Staatsbürger, die schon vor September 1939 die argentinische Staatsangehörigkeit erworben hatten und sich immer korrekt gegenüber dem argentinischen Staat verhalten und seine Sicherheit nicht gefährdet hatten. Dekret Nr. 20.496/45 sah vor, dass alle Deutschen und Japaner oder Personen, die die Sicherheit des Landes gefährden konnten, eine Erklärung über ihre Vermögenswerte abgeben sollten. Diese Guthaben wurden im BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA unter dem Namen des Ji/rtta-Prasidenten deponiert. Siehe dazu BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA, Inventarios generales, Cuentas Varias (Año 1945, Libro 1, 237-244, und Año 1946, Libro 2, 368-376) sowie BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA, Memoria Anual, Undécimo Ejercicio (1945: 42-43). Dazu auch Rapoport/Musacchio (2000: 92) und Kap. III.4., Privatvermögen. AMRREEC, PE, INFORME OL ANO (1946: 20). Hier wird eine kleine Tabelle präsentiert, wo die konfiszierten Unternehmen in ihrer Bedeutung für das Wirtschaftsleben Argentiniens nach Branchen eingestuft werden. Beispielweise deckten die deutschen Elektrounternehmen 20% dieses Marktes in Argentinien. Zur Definition von Warenzeichen und Patenten nach argentinischem Recht siehe Código de Comercio (1953, Apéndice, IX Patentes y Marcas, 583-636). AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 19-20).

46 für die Kosten der Junta sowie für die Entschädigung von Bürgern oder staatlichen Institutionen bestimmt, die Kriegsverluste erlitten hatten (Cardón 1947: 83). Wegen Kriegsverlusten wurden nur die Bürger entschädigt, die nicht von Art. 1 erfasst wurden. 118 Diese sollten einen Antrag innerhalb eines bestimmten Zeitraumes an die Junta stellen, indem genau aufgeführt wurde, um welche Werte es sich handelte und wodurch sie geschädigt wurden. 119 Auch argentinische Bürger, die im Ausland residierten, hatten Anspruch auf Reklamation. 120 Falls der Antrag nicht in der vorgegebenen Zeit bei der Junta eintraf, war der Anspruch auf Entschädigung hinfällig. Schließlich beschäftigte sich das letzte Kapitel des Gesetzestextes (Kap. IV) mit der internen Organisation der Junta und ihrer Zusatzsekretariate. Im Januar 1946 wurde ein Bericht vom Präsidenten der Junta, Oberst José Manuel de Olano, veröffentlicht. 121 Dieser Bericht war unter anderem eine Antwort auf den amerikanischen Vorwurf, Argentinien würde seinen internationalen Verpflichtungen nicht ausreichend nachkommen (Schönwald 1998: 125). Zusammengefasst waren die Aufgaben und Ergebnisse der Arbeit der Junta sowie alle Unternehmen und Vereine, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits konfisziert waren oder unter der Kontrolle der Junta standen. Daraus wurde ersichtlich, wie die Junta von der Untersuchung der Unternehmen bis zu deren Verkauf vorgegangen war und welche Organe innerhalb der Junta dafür zuständig waren (Cardón 1947: 84-87). Der erste Schritt betraf die Untersuchung (sp.: investigación), die bei einem Unternehmen durchgeführt wurde, um festzustellen, ob „feindliches" Kapital in der Firma vorhanden war. 122 Diese beruhte auf vielfaltigen Informationen: aus Bankauszügen und den Büchern des Unternehmens, aus Daten bereits konfiszierter Firmen, aus notariellen Urkunden und aus UNO-Veröffentlichungen. 123 Als zweiter Schritt erfolgte die Intervention (sp.: intervención, d.h. Kontrolle und Beschlagnahme), wenn eine Verbindung mit deutschem oder japanischem Kapital festgestellt worden war. 124 Dem

Siehe Kap. III des Gesetzestextes. Dafür wurde der Departamento Indemnizaciones ins Leben gerufen.

de Reparaciones

e

Die Arbeit von Regalsky/Harispuru/Gilbert (2000) weist daraufhin, dass im Gegensatz zu den U S A in Argentinien nur materielle Verluste entschädigt wurden. Die Archivboxen aus Holz vom Bestand PE befassen sich in erster Linie mit diesen

Reklamationen. Zur Arbeit der Departamento de Reparaciones e Indemnizaciones siehe Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1187-1205 sowie 1253-1254). AMRREEC, PE, INFOME OLANO (1946). Am Anfang wurden die Finnen untersucht, in denen man vermutete, „feindliches" Kapital zu finden, oder die, die wirtschaftlich wichtig erschienen. Siehe Cardón (1947: 85-86) und Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 110). Diese basierten auf den „Schwarzen Listen". Außerdem war die Zusammenarbeit zwischen der argentinischen Regierung und der Englischen und US-amerikanischen Botschaft in Buenos Aires kein Geheimnis, vgl. (ibid: 112). Siehe Kap. I des Dekrets Nr. 11.599/46. In diesem Kapitel wird im Art. 3 näher spezifiziert, nach welchen Kriterien Unternehmen untersucht werden sollten. U.a. sollte die

47 Unternehmen wurde ein Vermögensverwalter zugeteilt, der es fuhren und die Untersuchung zum Abschluss bringen sollte, um schließlich einen Rechenschaftsbericht darüber zu verfassen. Dieser Bericht wurde nochmals von der Junta überprüft, woraufhin gelegentlich sogar Interventionen rückgängig gemacht wurden.' 2 5 Schließlich war die Liquidierung (sp.: liquidación) vorgesehen, die von einer dafür gebildeten Kommission durchgeführt wurde. 1 2 6 Diese Kommission übernahm die Firma von dem Kontrolleur und bereitete den Verkauf vor. 127 Die enteigneten Unternehmen wurden folgendermaßen zum Verkauf angeboten: a.

Entweder wurden nur die materiellen Güter und Wertpapiere veräußert, um anschließend das Unternehmen zu schließen 128 oder b. die Firma wurde als Ganzes, d.h. in Funktion übertragen 129 und schließlich, c. wenn diese unter b. genannten Unternehmen sehr groß waren und sich in strategisch wichtigen Wirtschaftszweigen befanden, sollten sie an gemischte Gesellschaften mit privatem und staatlichem Kapital verkauft werden. In bestimmten wichtigen Fällen sollten sie ganz vom Staat übernommen werden. 130 Im August 1945 waren bereits sechs Versicherungsunternehmen und die zwei deutschen Banken aufgelöst und die dort befindlichen Bankguthaben eingefroren worden. 127 weitere Firmen wurden kontrolliert, von ihnen 48 übernommen und in Liquidation gestellt. Zehn Unternehmen, denen die Rechtspersönlichkeit bereits entzogen worden war, standen in Liquidation, waren aber noch nicht übernommen. Außerdem befanden sich elf Firmen in Untersuchung. 131 Einen Monat später waren nach einem Bericht des Außenministeriums 85 Firmen in Untersuchung, 77 interveniert und deren Bankkonten blockiert sowie 51 unter Aufsicht der Junta ohne Rechtspersönlichkeit. Bei zwei Firmen wurde die Intervention aufgehoben. 132 Schließlich berichtete Olano

Zusammensetzung des Vorstandes sowie die Beteiligungen im Unternehmen ein Kriterium für Enteignungen sein. Leider werden aber dort keine Beteiligungsgrößen angegeben. 125

AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 14).

126

(Ibid: 15-19).

127

Für die genauen Aufgaben der Comisiones Liquidadoras AMRREEC, PE, Caja 3 Metal, Circular No. 3 und No. 4.

128 129

o Interventoras

siehe

Davon sollten die Handelshäuser und Finanzunternehmen betroffen sein. Damit waren die Industrieunternehmen gemeint.

130

Cardón (1947: 85) und AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 20, 28). Diese letzte Variante wurde die Grundlage des DINIE-Komplexes.

131

Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 110-111). Insgesamt befanden sich also 135 Firmen unter der Kontrolle der Junta.

132

Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 113). Damit waren 138 Firmen unter/««ta-Kontrol le. Ausfuhrlicher siehe Kap. III.4. Im November veröffentlichte das Außenministerium erneut den aktuellen Stand der Konfiskationsmaßnahmen, dazu (ibid: 131).

48 in seiner Konferenz im Januar 1946 Folgendes (siehe Tabelle 8): Zwei Firmen waren bereits liquidiert; 68 Firmen und sechs Vereine waren konfisziert und standen unter Verwaltung der Junta-, 71 Firmen und zwei Vereine wurden kontrolliert. 133 Bei sieben Unternehmen, die unter Intervention standen, hatte die Junta nach näheren Untersuchungen die Intervention aufgehoben sowie bei einer weiteren Firma die Untersuchung abgebrochen. Außerdem untersuchte sie 229 Unternehmen und kontrollierte die Bankguthaben von 802 Personen. Der Verkauf von 16 Firmen war beschlossene Sache und zwölf andere sollten als Ganzes, d.h. funktionstüchtig, veräußert werden. Außerdem wurden das Gebäude des EDIFICIO G E R M Á N I C O CÍA. INMOBILIARIA SA an den B A N C O DE C R É D I T O INDUSTRIAL A R G E N T I N O sowie fünf Motorboote an das Bauministerium verkauft. Die Junta hatte bei der Zentralbank unter dem Namen des ./««^-Präsidenten blockierte Summen in Höhe von 31,4 Mio. Pesos hinterlegt. 134 Tabelle 8:

Von der Junta beschlagnahmte oder bereits kontrollierte deutsche Unternehmen (Januar 1946)

Branche Metallindustrie Bauindustrie Chemieindustrie Elektroindustrie Bergbau Telekommunikation Schifffahrt Finanzbranche Andere Gesamt Quelle:

Beschlagnahmt 19 6 10 6 3 1 2 7 14 68

Kontrolliert 10 —

1 1 — —

3 7 49 71

Gesamt 29 6 11 7 3 1 5 14 63 139

AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 14-15).

Die Zügigkeit der Beschlagnahme und die umfassenden Kriterien des „Feindeigentums" lassen die Ausmaße des Verfahrens erahnen. Interessant sind hier vor allem zwei Aspekte, die während der Arbeit weiter verfolgt werden sollen. Bei der Identifikation des „Feindeigentums" innerhalb einer Firma gab es keine einheitliche Bemessungsgrundlage. Welchen prozentualen Anteil an einem Firmenvermögen das „Feindkapital" haben durfte, wurde nicht klar vorgegeben. Weiterhin sollten ebenfalls Firmen beschlagnahmt werden, die in einer Beziehung zum „Feind" standen. Welcher Art und wie eng diese Beziehungen allerdings sein durften, befand sich ebenfalls in einer Grauzone. 35 Schließlich verfuhr die Junta anfangs so, dass sie nicht nur Firmen

Dass die Junta bereits große Summen an „Feindkapital" unter seiner Obhut hatte, 561 Mio. Pesos, wurde von Olano besonders betont. Vgl. AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946), Tabellenanhang. 134

(Ibid: 26-29).

135

Es gab auch Unregelmäßigkeiten bei den Beschlagnahmen, wie es z.B. bei Ludwig Freude, Inhaber der CÍA. GENERAL DE CONSTRUCCIONES, und Richard Staudt, der die STAUDT Y CÍA. besaß, der Fall war. Freude wurde nie enteignet, und Staudt konnte die Kontrolle über seine Firma gerichtlich aufheben lassen. Dazu Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, BLUE BOOK (1946: 58-64) und Blousson (1946) für

49 unter Kontrolle stellte, in denen „Feindeigentum" vermutet wurde, sondern auch solche, die von wirtschaftlichem Interesse für Argentinien sein könnten. Dieser letzte Grund ist ein ganz klares Indiz dafür, dass der argentinische Staat über die Konfiskationsverpflichtung hinaus auch eindeutige Eigeninteressen verfolgte. Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, dass schon während des Krieges eine Katalogisierung potentieller Konfiskationskandidaten vorgenommen worden war. In diesem Katalog waren die wirtschaftlich wichtigsten Unternehmen bereits für den Staat vorgesehen (siehe DINIE-Beispiele), und genau diese Unternehmen waren es dann auch, die nach der Konfiskation unter der DINIE verstaatlicht wurden. Warum allerdings auch die gesellschaftlichen Institutionen der deutschen Einwanderergemeinschaft - Schulen und Vereine - als „Feindeigentum" betrachtet wurden, ist nicht direkt nachzuvollziehen. 4. Enteignungen: Unternehmen, Vereine, Schulen und Privatvermögen Am Ende des Berichtes des ./wn/a-Präsidenten Olano war ein Anhang angefügt, der einige Tabellen über die bereits verkauften, beschlagnahmten sowie kontrollierten Firmen136 mit Angaben über ihre Branchen enthielt. Darüber hinaus gab es ausführliche Informationen über die finanzielle Situation der Unternehmen, wie z.B. deren Aktiva und Passiva, sowie nähere Angaben über das Eigenkapital, die Verbindlichkeiten usw.137 Der Grund, warum diese umfangreichen Tabellen hier präsentiert werden, ist der, dass sie einen genaueren Einblick in die betroffenen Firmen gewähren. So können beispielsweise die Passiva einiges über die Größe der Unternehmungen verraten. Daran anschließend werden die Banken und Versicherungen sowie die Vereine, Schulen und Privatvermögen kurz vorgestellt.138

den Fall Staudt. Auch AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: 202-203), das zwar „Feindkapital" in den jeweiligen Firmen vermutete, doch nicht weiter verfolgte. Dies betraf auch den Österreicher Fritz Mandl, siehe dazu Newton (1995). Zu den Fällen Freude und Staudt siehe auch Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946), und Goñi (1998). Freude und Staudt sollen mit Perón eng befreundet gewesen sein. Ohne Banken und Versicherungen. Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf die letzten Jahresbilanzen der jeweiligen Unternehmen vor dem Zeitpunkt der Untersuchung, Kontrolle beziehungsweise Beschlagnahme. In diesem Falle handelt es sich nicht um eine korrekte (im Sinne einer vollständigen) Bilanz, sondern es wurden nur einige Posten aufgelistet, die vor allem die Passiva des Unternehmens in den Vordergrund stellen sollen. Es ergeben sich daraus jedoch noch keine Schlüsse bezüglich der deutschen Kapitalanteile an den jeweiligen Firmen geschweige denn über ihren Wert. Die rechtliche Form der Unternehmen ergibt sich aus der Bezeichnung SA für AG, SRL für GmbH und Cía. für Handelsgesellschaft. Zu den Charakteristika der jeweiligen Unternehmensformen in Argentinien siehe Código de Comercio (1953: Libro Segundo, Título III, De las compañías o sociedades, 66-120). Im Jahresbericht des argentinischen Außenministeriums der Jahre 1947-1948 wird noch einmal ein aktueller Stand der Ergebnisse der Junta veröffentlicht. Sie hatte im Mai

50 Tabelle 9:

Beschlagnahmte oder kontrollierte deutsche Unternehmen in Argentinien, Januar 1946 (in Tausend Pesos) Aktiva

Firma Metallindustrie 1 Aceros Roechling Buderus SA 2 Aceros Styria SRL 3 Amme, Giesecke y Konnegen SRL 4 Arbizu y Cervino SA Industrial y Comercial 5 Cía. Argentina de Motores Deutz Otto Legítimo SA 6 Crefin Créditos y Financiaciones SA 7 Establecimientos Metalúrgicos Morseletto SA Fada Fábrica Argentina de Armas 8 SA Ferrostaal SA 9 10 Ignacio P. Martínez y Cía. SRL 11 La Unión Bulonera Argentina, Santiago Vitale y Cía., S/C 12 Orenstein y Koppel SA 13 Orbis SA Industrial y Metalúrgica 14 Rheinmetall-Borsig Cía. Argentina de Máquinas SRL 15 Sema Sociedad Electro Metalúrgica Argentina SA 16 Tubos Mannesmann Ltda. SA 17 Stover Argentina SA Comercial e Industrial 18 Taem Talleres Argentinos ElectroMecánicos SRL 19 Thyssen-Lametal SA Industrial y Mercantil 20 21 22 23 24

Gesamt beschlagnahmt Aceros Poldi SRL Aceros Schoeller Bleckmann SRL Boker y Cía. SRL Bromberg y Cía. SA Comercial Bruttomeso y Cía.

Status

EK

Passiva RS

VB

B B B B

2.005 1.395 315 1.748

827 972 117 517

25 0 5 0

1.153 423 193 1.231

B

4.315

3.516

163

636

B B

19.284 342

7.751 329

0 2

11.533 11

B

222

33

0

189

B B B

856 423 1.200

691 167 396

61 0 87

104 256 717

B B B

633 1.258 290

586 607 121

4 0 15

43 651 154

B

37.422

33.298

550

3.574

B B

14.392 2.315

11.713 1.761

431 7

2.248 547

B

601

311

0

290

B

39.025

13.386

0

25.639

K K. K K K.

128.041 546 409 5.565 9.245 0

77.099 178 222 2.790 6.176 0

1.350 21 18 275 318 0

49.592 347 169 2.500 2.751 0

1948 125 Unternehmen unter Kontrolle beziehungsweise beschlagnahmt, dazu Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1161 und 1251-1252). Im Januar 1946 waren es 141 gewesen. Siehe (ibid: 1182), wo die Bilanzen der konfiszierten Unternehmen und ihre Guthaben zusammengefasst vorgestellt werden. Die Junta kontrollierte zu diesem Zeitpunkt Unternehmensaktiva in Höhe von 291,5 Mio. Pesos und Privatvermögen in Höhe von 15,5 Mio. Pesos. Das Privatvermögen der Unternehmen wurde im Juni 1948 mit 30 Mio. Pesos angegeben, siehe (ibid: 1256-1270).

51 25

Casa Denk, Aceros Boehler SA Comercial e Industrial

K

3.080

1.528

1.093

459

26

Casa Montagna SA Comercial e Industriai Establecimientos Klöckner SA Industriai Argentina

K

1.042

893

0

149

K.

9.099

4.931

798

3.370

K.

411

252

19

140

K

2.748 32.145 160.186

2.086 19.056 96.155

19 2.561 3.911

643 10.528 60.120

27 28

Establecimientos Mecánicos "Jone" SRL 29 Torhauer y Cía. SRL Gesamt kontrolliert Gesamt Metallindustrie Bauindustrie 30

Cinco Corporación de Ingenieros Constructores SA

B

368

366

0

2

31 32

Dyckerhoff y Widmann SA Geope Cía. General de Obras Publicas SA Gruen y Bilfinger SRL Siemens-Bauunion Cía Platense de Construcciones SA

B B

203 11.801

180 5.884

0 216

23 5.701

B B

6.614 19.536

1.755 10.651

90 55

4.769 8.830

B

5.614 44.136

3.109 21.945

419 780

2.086 21.411

33 34

35 Wayss y Freytag SA Gesamt Bauindustrie Chemische Industrie 36 37 38

Anilinas Alemanas SA Beiersdorf SRL Instituto Behring de Terapéutica Experimental SRL

B B B

6.714 719 1.897

2.833 539 31

113 0 0

3.768 180 1.866

39 40 41

Laboratorio Químico Biológico SA Merck Química Argentina SA Monopol SA Química, Industrial y Comercial

B B B

72 3.339 708

34 1.603 700

0 135 0

38 1.601 8

B B B B

970 7.613 5.328 921 28.281 1.094 1.094 29.375

806 1.149 681 722 9.098 1.094 1.094 10.192

0 55 127 77 507 0 0 507

164 6.409 4.520 122 18.676 0 0 18.676

42 43 44 45

Perfumerías Tosca SA Química Bayer SA Química Schering SA Springer y Möller SA Gesamt beschlagnahmt 46 Knoll AG Gesamt kontrolliert Gesamt chemische Industrie

K.

Elektroindustrie 47

AEG Cía. Argentina de Electricidad SA Afa-Tudor-Varta SA Fábricas Reunidas de Acumuladores

B

8.440

6.694

385

1.361

B

374

306

0

68

49

Inag Fábricas Reunidas de Útiles Sanitarios SA

B

5.637

1.824

90

3.723

50

Osram Cía. Argentina de Lámparas Eléctricas SA

B

1.614

1.001

62

551

48

52 51 52

53

Robert Bosch SA Cía. Sudamericana B de Magnetos y Equipos Eléctricos Cía. Platense de Electricidad B Siemens Schuckert SA Gesamt beschlagnahmt Cesia Conductores Eléctricos Sociedad Industrial Argentina SA

953

617

0

336

35.212

11.145

540

23.527

52.230 463

32.873 436

1.584 24

48.242 3

463 52.693

436 33.309

24 1.608

3 48.245

B B

2.327 3.309

138 1.713

0 20

2.189 1.576

B

3.016 8.652

2.006 3.857

0 20

1.010 4.775

B

15.780 15.780

9.777 9.777

4.270 4.270

1.733 1.733

K

Gesamt kontrolliert Gesamt Elektroindustrie Bergbau 54 55

Carbonera Buenos Aires SRL Ribereña del Plata Cía. Sudamericana de Comercio SA

56 Tungar SA Minera Gesamt Bergbau Telekommunikation 57 Cía. Internacional de Teléfonos SA Gesamt Telekommunikation SchiffTahrt 58

Cía. Hamburgo Sudamericana de Vapores SA

B

3.088

3.088

0

0

59

Hugo Stinnes SA Marítima B Gesamt beschlagnahmt Cía. Argentina de Navegación Lloyd K Argentino SA

647 3.735 13.148

353 3.441 12.996

0 0 0

294 294 152

K K.

4.623 79 17.850 21.585

4.623 10 17.629 21.070

0 0 0 0

0 69 221 515

Cía. Argentina de Mandatos SA Engelbert Hardt y Cía. Ficopa Consorcio Financiero y Comercial Sudamericano SA Fincosa SA Comercial, Industrial y Financiera Fominco SA Comercial, Industrial y Minera Americana

B B B

200 2.066 3.202

111 252 1.254

0 34 0

89 1.780 1.948

B

2.620

2.384

0

236

B

207

205

0

2

Osorao SA Comercial y Financiera Treuhand SA de Administración y Mandatos

B B

1.575 787

1.319 121

0 0

256 666

K

10.657 107

5.646 106

34 0

4.977 1

K

126

106

0

20

60 61 62

Lloyd Norte Alemán Osaka Syosen Kabusiki Kaisya (J) Gesamt kontrolliert Gesamt SchiffTahrt Finanzbranche 63 64 65 66 67 68 69

70 71

Gesamt beschlagnahmt Cadecín Cía. Argentina Comercial e Inmobiliaria SA Cadefima Cía. Argentina de Fiscalizaciones y Mandatos SA

53 72

Cía. Anan Crédito y Finanzas

K

775

284

La Querencia Cía. Inmobiliaria y Financiera Argentina SA

K

13.088

491 11.304

0

73

0

1.784

74

SA Comercial y Financiera Rhodius

K.

6.859

6.450

46

363

75

Sofimar SA Financiera, Industrial y Mercantil Argentina

K

191

191

0

0

76

Unitas SA Cía. Financiera Argentina

K

4.618

Gesamt kontrolliert Gesamt Finanzbranche

11.018

6.311

89

32.164

24.959

135

7.070

42.821

30.605

169

12.047

Andere Branchen 77

Augusto Noss

B

487

405

21

61

78

Balneario Parque Luján SRL

B

712

99

0

613

79

Blanco y Bregna S R L

B

516

48

0

468

80

Comparex Cía. Argentina Exportadora de Cereales SA

B

899

491

0

408

81

Edificio Germánico Cía. Inmobiliaria SA Fábrica Argentina de Botones Yamada SRL (J)

B

4.529

103

0

4.426

B

923

913

0

10 570

82 83

Geco Cía. Industrial y Comercial SA

B

701

131

0

84

Casa Hartrodt y Cía. S R L

B

39

27

0

12

85

Hugo Stinnes Ltda. SA Comercial e Industrial

B

1.825

1.603

10

212

86

Indunidas Sociedad Mercantil de Industrias Unidas SA

B

1.122

476

49

597

87

Patow y Cía. Sociedad en Comandita B

454

407

15

32

88

Speratti-Romanelli S R L

612

419

0

193

89

Sesgo SA de Industrias Textiles

B

1.388

1.081

16

291

90

S. Yamada y Cía. S R L (J)

B

2.707

1.277

0

1.430

B

Gesamt beschlagnahmt

16.914

7.480

111

9.323

91

Pablo Buder

K.

3.402

3.197

80

125

92

Cadeca Cía. Argentina de Cereales y Algodón SA

K

10

10

0

0

93 94

Calera Avellaneda SA

K

4.911 0

2.166

K

7.295 0

218

Central de Exportación

0

0

95

Cía. Argentina Comercial e Industrial de Pesquería CACIP SA

K

1.804

1.667

0

137

96

Cía. Argentina de Warrants y Depósitos SA

K

2.879

2.291

22

566

97

K

0

0

0

0

K.

2.910

1.852

128

930

99

Cía. Marítima y Comercial Argentina SRL Federico Clarfeld y Cía. SA Comercial Curt Berger y Cía. S R L

K.

12.817

9.629

138

3.050

100

Exanor SRL

K

436

116

8

312

101

José Facchinetti

K

346

329

0

17

102

SA Financiera y Comercial Fuhrmann Ltda.

K

8.439

6.053

50

2.336 5.816

98

103 104

Guillermo Staudt y Cía.

K

7.390

1.574

0

N. Hara y Cía.

K

990

906

0

84

105

Hasenclever y Cía.

IC

8.653

6.218

99

2.336

54 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119

Havero Trading Co. Ltda. SA Hellen y Cía. M. Hohner SA Comercial e Importadora Iida y Cía. Ltda. "Takashimaya" (J) Katsuda y Cía. (J) Kirschbaum y Cía. Lahusen y Cía. Ltda.. SA de Exportación e Importación La Margarita SA Agrícola Ganadera La Lipsia SA Cía. Comercial y Fianciera La Plata Ozalid SRL La Protegida SRL I. Lisenfeld y Cía. SRL Thilo Martens L.D. Meyer y Cía. SA Comercial e Industrial

K K K

41 1.792 1.209

41 1.467 647

0 31 48

0 294 514

K K K K

103 353 1.501 12.868

-49 227 1.035 9.821

0 0

152 126 446 2.847

K

299 6.292

277 4.430

10

12

6

1.856

198 0 0 187

6 0 0 0 0

97 0 0 31 11

K K K K K K

235

95 0 0 156 224

20 200

120 121 122

Diego Meyer y Cía. SA Comercial Mitsubishi Argentina SRL (J) Otto Motte y Cía. Ltda. SA Comercial e Importadora

K K K

2.743 0 1.934

1.703 0 1.824

60 0 7

980 0 103

123 124

Nellen y Cía. Cía. Rural y Mercantil Nueva Lubecka SA Oberst Hnos. Matsutaro Omura (J) E. Pallavicini y Cía. SA Carlos Federico Prescher Gustavo A. Rappard Rhodius y Cía. Sadao Ando y Cía. (J) Sociedad Argentina de Cerámica Luis Raúl Schaak Staudt y Cía. SA Comercial SA Territorial, Rural y Mercantil Sudamericana

K K

892 1.134

789 1.052

85 9

18 73

K K K K K K K K K K K

128 284 20.974 274

0 0 100 4 26 0 0 69 0 600 67

0 13 17.431 64

1.057 2.040 598 395 572 44.043 5.366

128 271 3.443 206 578 695 278 185 489 20.114 4.394

453 1.345 320 141 83 23.329 905

125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137

Tsuji SRL (J) Sociedad Comercial y Exportadora Van der Velde y Cía. SRL

K K

710 391

541 50

83 6

86 335

138 139

Walser Wald y Cía. SRL Max Witte

K K

1.892 338

1.100 201

0 0

792 137

168.214

95.165

2.180

70.869

244

80

0

164

Gesamt kontrolliert, andere 140 Agfa Argentina, Doctor Kurt Oppenheim y Cía. SA

L

141 Carl Zeiss Argentina SA

L

Gesamt liquidiert, andere Gesamt andere Branchen

647

471

50

126

891

551

50

290

186.019

103.196

2.341

80.482

1.877 773

1.480 673

40 52

357 48

Befreite Unternehmen 142 143

José Liebl Alberto J. Roemmers

Bf Bf

55 144 145 146 147 148 149

Cae Cía. Argentina Electromecánica SRL Cía. Telegráfica Telefónica del Plata SA Dillenius y Cía. Harari e hijos Rodolfo Wasser Naviba SA Inmobiliaria y Mandataria (en liquidación) (J)

Bf

670

267

0

403

Bf

8.293

5.078

26

3.189

Bf Bf Bf Bf

743 1.727 104 1.202

685 1.559 48 1.202

28 0 0 0

30 168 56 0

15.389

10.992

146

4.251

308.426 251.930 891 15.389 576.636 -6.959 -15.389 554.288

171.216 158.339 551 10.992 341.098 -4.670 -10.992 325.436

8.656 4.900 50 146 13.752 -83 -146 13.523

159.023 88.691 290 4.251 252.255 -2.206 -4.251 245.798

Gesamt befreit

Zusammenfassung Beschlagnahmt (B) Kontrolliert (K) Liquidiert (L) Befreit (Bf) Gesamt abzüglich japanische Unternehmen abzüglich befreite Unternehmen Summe Quelle: AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946)

Erklärungen zur Tabelle: Eigenkapital (EK): Im Spanischen: Capital efectivo, d.h. jene Mittel, die von den Eigentümern einer Unternehmung zu deren Finanzierung aufgebracht (sog. Stammkapital/gezeichnetes Kapital, im Spanischen: Capital realizado) oder als erwirtschafteter Gewinn (Gewinnrücklagen/Erträge, im Spanischen: Reservas) im Unternehmen belassen wurden. Rückstellungen (RS): Im Spanischen: Previsiones. ihrer Entstehung oder Höhe ungewiss sind.

Aufwendungen, die hinsichtlich

Verbindlichkeiten (VB): Im Spanischen: Pasivo exigible. Fremdkapital, Schulden.

56 A)

Banken und Versicherungen

Im Juni 1945 wurde von der Exekutive durch Dekret Nr. 14.388/45 die Übertragung der Konten des BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO und des Banco Germánico de la América del Sur an die argentinische Staatsbank, BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA, beschlossen. Ein Monat später wurde beiden Firmen die Rechtspersönlichkeit entzogen. Die Liquidation der Banken wurde vom BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA übernommen. Im August 1945 wurden folgende Versicherungsunternehmen durch das argentinische Versicherungsaufsichtsamt beschlagnahmt: EL FÉNIX SUDAMERICANO CÍA. DE REASEGUROS SA (Rückversicherung), LA GERMANO ARGENTINA CÍA. DE SEGUROS SA, AACHEN Y MUNICH CÍA. DE SEGUROS, LA MANNHEIM CÍA. DE SEGUROS, LA INTERNACIONAL CÍA. DE SEGUROS und LA PROTECTORA CÍA. DE SEGUROS. 1 3 9 B)

Vereine und Schulen

Durch Dekret Nr. 1570/46 wurde die Beschlagnahme von Vereinen und Schulen 140 beschlossen, deren Aktivitäten oder Gedankengut sich vermeintlich gegen die innere Sicherheit des Landes richteten. So nahm die Junta nach den entsprechenden Untersuchungen deren Vermögen in Besitz, 141 bis vom Staat beschlossen wurde, welche endgültige Verwendung beabsichtigt war. Nach dem Olano-Bericht waren bereits folgende Vereine konfisziert oder interveniert:142

Dekret Nr. 16.743/45, wonach die Versicherungsunternehmen ihre Rechtspersönlichkeit verloren. Die Liquidation der Versicherungen wurde ebenfalls vom argentinischen Versicherungsaufsichtsamt abgewickelt. Laut Information des Deutschen Volksbunds in Argentinien gab es 1938 203 deutsche Schulen und 301 deutsche Vereine. Dazu Jerofke (1993: 28). Zur Situation der Schulen und Vereine siehe Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 132-134). Es wurden auch deutsche Zeitungen und Zeitschriften verboten und deren Publikationsorgane geschlossen (ibid: 104) sowie mehrere deutsche Bürger festgenommen oder ausgewiesen (ibid: 136-140). Die Schulen wurden von der Junta nur untersucht und, wenn sie vom Dekret 11.599/46 erfasst wurden, vom Justiz- und Bildungsministerium beschlagnahmt (Dekret Nr. 21.203/45). AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946: Tabellenanhang). Die Bankguthaben der Vereine wurden ebenfalls beschlagnahmt, dazu siehe Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1177, 1181) wo die finanzielle Situation der beschlagnahmten Vereine dargestellt wird, Stand Juni 1948. Zu blockiertem Bargeld und Wertpapieren von Vereinen siehe auch AMRREEC, PE, Caja 4 Metal, Bienes bloqueados y/o incautados 14.05.1970, Efectivo y valores entidades civiles.

57 a)

Beschlagnahmte (B) oder kontrollierte (K) Vereine -

Cámara de Comercio Alemana 143 (B) Club Alemán de Belgrano 144 (B) Club Alemán en Buenos Aires (B) Club Alemán de Canto Germania 145 (B) Club Alemán de Rosario (B) Union Alemana de Gremios (B) Sociedad Alemana de Gimnasia Villa Ballester (K.) Institución Cultural Argentino-Germana (K)

Alle deutschen und japanischen 146 Schulen oder die, die von Deutschen oder Japanern geleitet wurden, kontrollierte und beschlagnahmte das Justiz- und Bildungsministerium seit September 1945 ebenfalls. 147 Sie wurden anschließend in den staatlichen Erziehungsbetrieb einbezogen und die deutschen und japanischen Lehrer entlassen. Es handelte sich um folgende Schulen: 148 b)

Beschlagnahmte Schulen -

Escuela Japonesa Sociedad Escolar Alemana Escuela Humboldt150

Goethe-Schule149

Durch Dekret Nr. 13.900/45 wurde der Handelskammer ihre Rechtspersönlichkeit entzogen. Außerdem wurde damit ihre Beschlagnahme beschlossen. Siehe AMRREEC, PE, Caja 21 Metal, Expediente 376975, Cámara de Comercio Alemana. Die Vermögenswerte der Cámara de Comercio Alemana wurden durch Beschluss Nr. 1.691 an den BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA unter dem Namen des •/wjia-Präsidenten übertragen. Vgl. ibid. Ein Inventar des Schriftmaterials und der Bücher, die in der Cámara de Comercio Alemana von der Junta in Besitz genommen wurden, befindet sich unter AMRREEC, PE, Caja 21 Metal, Expediente 162883, Cámara de Comercio Alemana, Inventario. Durch Dekret Nr. 7.786/45 vom 10.04.1945 wurde ihm die Rechtspersönlichkeit entzogen. Damit wurde auch die Beschlagnahme entschieden. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 15 Metal, Club Alemán de Belgrano. Zur Geschichte und zum Zweck des Vereins sowie zum Vereinsvermögen und zum Vorstand siehe ibid. Durch Dekret Nr. 13.900/45. Es gab nur eine japanische Schule. Ausnahmen blieben die Schulen Graduada Alemana und Pestalozzi, beide in Buenos Aires. Sie wurden nicht unter Gesetzesdekret 7.032/45 erfasst. Siehe Dekret Nr. 21.203/45, Gesetzestext im Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 143-145). Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, LIBRO AZUL (1946: 103, 132-133). Zur Geschichte der Sociedad Escotar Alemana Goethe-Schule siehe Dürnhöfer (1996). Zur Enteignung des Gebäudes der Escuela Humboldt siehe Argentinisches Tageblatt vom 09.01.1951, Gebäude der Humboldt Schule wird enteignet. Darin schätzt die

-

Escuela Escuela Escuela Escuela Escuela Escuela Escuela

C)

Germania151 Argentino-Germana Schiller A lemana-A rgentina Jansen Alemana de Barracas Uhland Montecarlo Alemana Hindenburg Particular Alemana

Privatvermögen

Im Jw«to-Nachlass befinden sich Tabellen, die als Quellen bezüglich des Privatvermögens dienen. Diese Quellen geben die Bankguthaben sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen wieder. In ihnen wird jedoch unter „Vermögen von Privatpersonen" auch Unternehmensvermögen mit angegeben. Diese ausführlichen Tabellen werden im Anhang, Dokument 3, vorgestellt. An diesem Ort soll lediglich eine Übersicht vorgenommen werden. Tabelle 10: Übereicht über blockiertes und/oder beschlagnahmtes Bargeld (in Tausend Pesos) Inhaber Privatpersonen Unternehmen Gesamt Quelle:

Urspr. Kontost. 28.393,6 4.790,8 33.184,4

Saldo 42.851,6 36.891,4 79.743,0

Anzahl der Konten 1.209 57 1.266

AMRREEC, PE, Caja 4 Metal, Bienes bloqueados y/o incautados, Resumen efectivo 14.07.1970.

Tabelle 11: Übersicht über blockierte und/oder beschlagnahmte Wertpapiere (in Tausend Pesos) Inhaber Privatpersonen Unternehmen Gesamt Quelle:

Urspr. Kontost. 43.695,9 31.336,6 75.032,5

Saldo 46.631,7 13.970,2 60.601,9

Anzahl der Konten 253 38 291

Ibid., Bienes bloqueados y/o incautados, Resümen valores 14.07.1970.

Es fallt auf, dass die Kontenanzahl der Unternehmen kleiner ist als die Anzahl der unter Olano beschlagnahmten Firmen. Vor allem bei den Bargeldkonten handelte es sich etwa um die Hälfte. Mögliche Erklärungen bestehen darin, dass viele Firmen, die noch 1946 bei Olano aufgeführt waren, später nicht konfisziert wurden. Weiterhin wurden die meisten kleinen Firmen nach der Enteignung liquidiert, so dass ihre Konten in dieser Quelle aus dem Jahr 1970 nicht mehr erscheinen. Das von deutschen Firmen 1945 deponierte Privatvermögen betrug insgesamt etwa 36 Mio. Pesos.

Zeitung den Bauwert des Gebäudes auf mehr als fünf Mio. Pesos. Das Schulgebäude wurde einer Behörde übereignet. Diese Schule wurde von der Asociación Educacionista Germania unterstützt. Die Untersuchung beider Einrichtungen wurde durch Beschluss Nr. 187 vom 17.09.1948 ohne negative Folgen für diese abgeschlossen. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 14 Metal, Expediente 75635, Asociación Educacionista Germania.

59 Über die Konfiskationen hinaus lebten die deutschen Staatsangehörigen in Argentinien seit Kriegsbeginn unter einer besonderen Rechtsstellung und waren in ihren Rechten eingeschränkt. Unter anderem wurden gegen sie folgende Maßnahmen getroffen: Polizeiliche Meldepflicht, Einbürgerungsverbot und Ausschluss von Gemeindewahlen. 152 5. Deutsche Maßnahmen zur Verhinderung von Enteignungen Am Ende des Anhanges des Olano-Berichts werden drei Beispiele von „typischen" deutschen Konzernen vorgestellt." 3 Die Art und Weise, wie sie in Argentinien ihre Tochterunternehmen aufgebaut beziehungsweise Investitionen getätigt hatten, bewies der Junta, dass das sogenannte „Feindeigentum" vielschichtig und nicht eindeutig zu erkennen war. Damit soll gezeigt werden, wie diese multinationalen Unternehmen versuchten, teilweise schon vor dem Krieg Schwierigkeiten vorzubeugen.154 Es handelte sich um die Konzerne Vereinigte Stahlwerke AG, die Siemens-Gruppe und die IG Farbenindustrie AG. Außerdem sollen anschließend drei Graphiken die Kapitalzerstreuung dieser Konzerne in Argentinien anschaulich machen. Die Analyse dieser Graphiken wird in Kap. VII geleistet. 1. Die THYSSEN LAMETAL SA (TL) war eine 100%ige Tochtergesellschaft der Vereinigte Stahlwerke AG aus Düsseldorf. Nach Kriegsausbruch wurde das Aktienpaket von TL an die Schweizer Firma Soteria AG aus Maienfeld übertragen. Damit wurde die TL eine Schweizer Firma, die aber weiterhin in Argentinien expandierte. So gründete oder beteiligte sich die TL an mehreren Firmen in Argentinien, viele davon unter spanischen Namen. Diese waren in der Metallindustrie: -

CREFIN CRÉDITOS Y FINANCIACIONES SA ARBIZU Y CERVINO SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (AC) UNIÓN BULONERA ARGENTINA SOCIEDAD COMANDITARIA (UBA) STOVER ARGENTINA SA IGNACIO P. MARTÍNEZ Y CÍA. SRL SPERATTI Y ROMANELLI SRL BLANCO Y BREGNA SRL TAEM TALLERES ARGENTINOS ELECTROMECÁNICOS SRL PAAA, B86/602, Verhandlungsakte Dr. Gnodtke 1953-57, Rechtsstellung natürlicher Personen deutscher Staatsangehörigkeit mit Wohnsitz in Argentinien. AMRREEC, PE, INFORME OL ANO (1946: Anhang, Tres casos típicos de consorcios alemanes). Siehe Höttcke (1995: 84-85, 155), der wie Pommerin die Anweisungen des AA an die deutschen Firmen im Ausland betont in Bezug auf die Maßnahmen, die sie treffen sollten, um während des Krieges „durchhalten" zu können. Auch in Bezug auf die Wiederbelebung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Argentinien nach dem Krieg siehe (ibid: 121-142).

60 -

CASA MONTAGNA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL

im Bergbau: -

TUNGAR SA MINERA CARBONERA BUENOS AIRES SRL CADEBRIC CÍA. ARGENTINA DE BRIQUETAS SRL

als Finanzunternehmen: -

FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA SOFIMAR SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y MERCANTIL ARGENTINA FOMINCO SA MINERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA

2. Die Siemens-Gruppe155 übertrug die Aktien der in Argentinien gegründeten Firmen an drei Konzerne in der Schweiz: die Bergwerks-, Industrie- und Handelsgesellschaft aus Glarus, die Auenhof AG aus Zug und die Sotena AG aus Maienfeld, die sie weiter verwalten sollten. Somit war Siemens indirekt weiterhin Eigentümerin oder beteiligt an folgenden Gesellschaften in Argentinien: -

CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA (Telekommunikation) CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA DEL PLATA SA (Telekommunikation) SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA (SEMA) (Metallindustrie) SIEMENS SCHUCKERT CÍA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA SA (SSch) (Elektroindustrie) SIEMENS BAUUNION CÍA. PLATENSE DE CONSTRUCCIONES SA (SBU) (Bauindustrie); dieses Unternehmen besaß auch einen Vergnügungspark, den BALNEARIO PARQUE LUJÁN SRL

Außerdem war die Siemens Reiniger Werke AG aus Berlin an der INAG FÁBRICAS REUNIDAS DE ÚTILES SANITARIOS SA (INAG), die in der Elektroindustrie tätig war, beteiligt. 3. Die Tochtergesellschaften beziehungsweise Beteiligungen der IG Farbenindustrie AG in Argentinien, alle in der Chemieindustrie tätig, waren folgende: -

AGFA ARGENTINA SA QUÍMICA BAYER SA (QB) Siemens Schuckertwerke AG und Siemens & Halske AG.

61 -

INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL (IBTE) ANILINAS ALEMANAS SA (ANA) INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS LA FARMA PLATENSE SRL

SRL

Die ANA und die INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS besaßen gemeinsam die MONOPOL SA QUÍMICA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL (MONOPOL), die in der gleichen Branche arbeitete. Außerdem hatte die INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS in der Firma OSORNO SA COMERCIAL, FINANCIERA E INDUSTRIAL investiert, die in der Landwirtschaft tätig war. Die Firma Kalle & Co. AG in Wiesbaden, eine Beteiligung der IG Farbenindustrie AG, hatte eine Tochtergesellschaft in Argentinien, die LA PLATA OZALID SRL (PO). Auffällig sind bei den drei deutschen Konzernen zwei Merkmale: -

-

die Vielzahl von Tochterunternehmen, die diese multinationalen Konzerne in Argentinien unterhielten, d.h. die weite Zerstreuung ihres Kapitals, z.T. in verwandten Branchen und die Namen der Gesellschaften. Außer den „offiziellen" Tochtergesellschaften, die den Firmennamen des Mutterhauses trugen, waren alle anderen Gründungen ihren Firmennamen nach nicht eindeutig „deutsch", d.h. sie besaßen spanische Namen.

Es folgen drei Abbildungen, die am Ende des Olano-Berichts zu finden sind und die die oben genannten Verhältnisse darstellen. Diese drei Konzerne werden in Kap. IV näher untersucht.

62 Abbildung 1: Argentinische Tochterunternehmen der Vereinigten Stahlwerke AG, 1946 (Düsseldorf)

Quelle:

AMREEC, PE, INFORME OLANO (1946: Anhang, Tres casos típicos de consorcios alemanes).

63 Abbildung 2: Argentinische Tochterunternehmen des Siemens-Konzerns, 1946

/Siemens Schuckertwerke\ I AG und Siemens & i ^ Halske AG, Berlin j

Siemens Reinigerwerke ] AG, Berlin j

/ Bergwerks-, Industrie• und Handelsgesellschaft, \ Glarus, Auenhof AG, j Zug, und Soteria AG, I \ Maienfeld (Schweiz) [

INAG SA

/'X

/ C í a . Telegráfica^ j Telefónica del J \ Plata SA /

Siemens Schuckert SA

/

Cía. Internacional de Teléfonos SA j

Siemens \ Bauunion SA j SEMA SA

Balneario \ Parque Luján ¡ ^ SRL

j

Quelle:

AMREEC, PE, ÍNFORME OLANO (1946: Anhang, Tres casos típicos de consorcios alemanes).

64 Abbildung 3: Tochterunternehmen der IG Farbenindustrie AG in Argentinien, 1946

Quelle:

AMREEC, PE, rNFORME OLANO (1946: Anhang, Tres casos típicos de consorcios alemanes)

65

IV. Der Umgang mit dem konfiszierten Vermögen unter Perön (1946-1955) Im April 1948 wurden die Konfiskationsmaßnahmen des „Feindeigentums" in Argentinien abgeschlossen. Damit erreichten auch die deutsch-argentinischen Beziehungen einen Tiefpunkt. 156 Die Beschlagnahme von knapp 100 deutschen Unternehmen mit Betriebstätten, Warenzeichen und Patenten, die Schließung der zwei deutschen Banken sowie der wichtigsten Versicherungen und schließlich die Enteignung von deutschen Schulen und Vereinen beraubte die deutsche Gemeinschaft in Argentinien ihrer Lebensgrundlage. Die Konfiskation des Wirtschaftsvermögens bedeutete einen beträchtlichen Verlust sowohl für die deutschen Unternehmen als auch für die deutschargentinischen Wirtschaftsbeziehungen. Durch die Tatsache, dass ihr keine sozialen Einrichtungen oder Bildungsstätten mehr zur Verfügung standen, rückte die deutschsprachige Kolonie immer mehr in den Hintergrund des öffentlichen Lebens. Die Möglichkeit, sich juristisch gegen die Enteignungen zu wehren, war zwar vorgesehen, blieb jedoch de facto fast immer ohne Erfolg. Vor allem die kleineren Betriebe, die eng mit deutschen Firmen zusammengearbeitet oder sie vor Ort vertreten hatten, waren zum Untergang verurteilt.157 Schließlich war es in erster Linie der starke US-amerikanische Druck auf Argentinien, der zur Kriegserklärung gegen Deutschland und zur Enteignung der deutschen Unternehmen geführt hat. Man könnte in dieser Hinsicht von einer erfolgreichen „wirtschaftlichen Vertreibung" der Deutschen in Lateinamerika durch die USA sprechen. Doch der Aufstieg Peröns brachte eine Wende. Seine vom Kalten Krieg unabhängige Außenpolitik sowie seine Absicht, eine starke nationale Wirtschafts- und Industriepolitik voranzutreiben, bewahrte das „Feindeigentum" vor Übernahmeinteressen des Auslands, vor allem der USA. Durch die anschließende Argentinisierung dieser Firmen blieb dieses Kapital in nationalen Händen und wurde nicht zerschlagen und zerstreut. Diese Tatsache spielte auch bei der Rückgabe eine wichtige Rolle, da deshalb die Bundesrepublik Deutschland immer die Möglichkeit hatte, Unternehmen bei den Rückgabeverhandlungen als eine Einheit zu behandeln. Eine erfolgreiche Verhandlung konnte dann zur kompletten Freigabe eines Vermögens fuhren. Welche Absichten jedoch Perön mit der Verstaatlichung dieser Firmen hatte und wie diese umgesetzt wurden, wird noch zu zeigen sein.

Die Kriegserklärung Argentiniens und die daraus folgenden Konsequenzen werden von Schönwald treffend charakterisiert: „Dieser Akt, den die argentinische Regierung unternahm, um ihren Status als Paria der internationalen Staatengemeinschaft abzustreifen, markierten den Tiefpunkt der deutsch-argentinischen Beziehungen im 20. Jahrhundert". Vgl. Schönwald (1998: 374). (Ibid: 135). Er behauptet, die Maßnahmen gegen Feindeigentum in Argentinien wären viel einschneidender als in den anderen lateinamerikanischen Ländern gewesen. Dazu auch PAAA, B86/39, Abschrift von Dr. Schütte (SPAI) vom 11.08.1951 über Argentinien: „ [...] die deutschen Vermögen in Argentinien gehören zu den größten, die überhaupt in einem ausländischen Staate beschlagnahmt worden sind [...]".

66 1. Die Vermögensmasse: Liquidation und Verstaatlichung Es ist nicht leicht, sich einen genauen Überblick über die Gesamtheit des konfiszierten Vermögens zu verschaffen. Dies liegt daran, dass die Kontroll- und Enteignungsmaßnahmen offiziell erst 1953 abgeschlossen wurden. Dadurch wurden die Angaben über das beschlagnahmte Vermögen über acht Jahre hinweg immer wieder überarbeitet und ergänzt. Außerdem wurde die Junta von zwei Nachfolge-Organisationen ersetzt: 1948 durch die Dirección de Vigilancia y Confiscación Final de la Propiedad Enemiga und 1953 durch die Comisión de Administración de la Ley 13.981 (CAL). Der größte Teil des Vermögens, der vom argentinischen Staat beschlagnahmt wurde, blieb zunächst unter Junta- Verwaltung. Ein kleiner Teil allerdings wurde auch an Ministerien oder Fachbehörden übertragen. Eine erste Schätzung des Umfangs der Konfiskationsmasse wird in einem Bericht einer Sonderkommission von Dezember 1951 an die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga übergeben. Demzufolge hatte der argentinische Staat Vermögenswerte in Höhe von ca. 250 Mio. Pesos beschlagnahmt. Der Bericht präsentierte folgende Zahlen (in Mio. Pesos): Vermögenswerte im Besitz des arg. Staates der DINIE der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga (Unternehmen) der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga (Vereine und Schulen) von Fachbehörden Gesamt

Betrag 199,7 27,2 0,6 23,2 250,7

Quelle: AMRREEC, PE, Caja 238 Metal, Informe Comisión Interministerial, Anexo VIII (bis), Estimación provisoria de los bienes adquiridos por el Estado, Decretos No. 1.921/47 y No. 37.961/48.

Es kann schon hier festgehalten werden, dass die DINIE-Firmen vier Fünftel der gesamten Konfiskationsmasse ausmachten. Es handelte sich um die wirtschaftlich wichtigste Gruppe. Im kommenden Kapitel wird deshalb vor allem die Art und Weise vorgestellt, wie der argentinische Staat mit diesem Vermögen umging. Auf die oben genannten Wertangaben wird im Kapitel VII eingegangen. 1.1. Das Wirtschaftsvermögen Durch Dekret Nr. 23.180 vom August 1947 setzte der argentinische Staat in der Junta einen Interventor-Liquidador ein, d.h. eine Person, die sich mit der Aufgabe befasste, das bereits beschlagnahmte Eigentum zu liquidieren.158 Durch Beschluss Nr. 37 wurde im gleichen Monat die Oficina de Valorizaciones y Transferencias gegrün-

Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1154-1155, 12481250).

67 det.159 Dieses war ein wichtiges Organ, das sich mit der Schätzung der Unternehmen und der Übergabeabwicklung befassen sollte. Durch Dekret Nr. 1.921/47 wurde schon im Januar 1947 beschlossen, dass der Staat alle beschlagnahmten Unternehmen selber kaufen würde, um ihrem „feindlichen" Charakter endlich ein Ende zu bereiten.160 So wurden diese Unternehmen argentinisiert, und die Regierung war ihren internationalen Verpflichtungen endgültig nachgekommen. Dieser Kauf hatte allerdings keinen endgültigen Charakter - der Staat konnte sie jederzeit weiterverkaufen. Die Kaufpreise der entsprechenden Unternehmen waren bis zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht festgelegt worden, so dass die argentinische Regierung anstelle dessen einen pauschalen Zahlungsvorschuss von 100 Mio. Pesos an die Zentralbank leistete, der auf einem Konto unter dem Namen des Jwwta-Präsidenten deponiert wurde. Dadurch wurden alle diese Firmen zunächst unter die Verwaltung des BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA gestellt. Schließlich wurde durch Dekret Nr. 18.991/47 die DINIE (Nationale Direktion der staatlichen Industrien) ins Leben gerufen, die die wichtigsten Industrieunternehmen, die bereits vom Staat gekauft worden waren, übernehmen und weiter betreiben sollte. Sie war dem Industrie- und Handelsministerium unterstellt.161 Durch die Gründung der DINIE war das sogenannte Wirtschaftsvermögen nunmehr zwei Organisationen unterstellt. Innerhalb der Junta wurde ein erster Teil dieses Vermögens der División de Contabilidad y Liquidación Final de Empresas übergeben, die die Liquidationsabteilung der Junta ersetzte.162 Diese Abteilung übernahm die Firmen, die bereits zur Liquidation anstanden. Eine zweite Gruppe blieb bis zum endgültigen Abschlussverfahren unter Junta-Verwaltung. Die dritte und wirtschaftlich wichtigste Gruppe wurde der DINIE übergeben. Es handelte sich dabei um 30 Unternehmen, die in wichtigen Industriebranchen tätig und vom argentinischen Staat en bloc verstaatlicht worden waren. Siehe dazu folgende Tabelle:

(Ibid: 1220, 1264-1265). Diese Abteilung war mit der Aufgabe betraut worden, die Gesamtbilanzen und Inventare der Unternehmen zu erstellen. Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 54 Metal, Resolución No. 37. Nach der Enteignung stellte der argentinische Staat das deutsche Vermögen unter seine Kontrolle, doch war er kein Eigentümer desselben. Durch den Kauf 1947 erwarb der Staat (rechtmäßig) dieses Vermögen. Allerdings ging der Erlös nicht an die Alteigentümer, diese wurden entschädigungslos enteignet. Vgl. Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1155-1157, 1240-1242 und 1258). Wie das vom Staat erworbene Feindvermögen verwaltet und übertragen werden sollte, wurde von einer Sonderkommission ausgearbeitet. Dazu siehe AMRREEC, PE, Caja 273 Metal, Informe Comisión de Letrados. Gesetzestext unter Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Aflo 1948: 1242-1248, 1157-1158). AMRREEC, PE, Caja 6 Metal, Resolución No. 727.

68 Tabelle 12: Unterteilung des sogenannten Wirtschaftsvermögens (1948) 163 División de Contabilidad j Liquidación Final de Empresas AFA-TUDOR-VARTA SA

JUNTA

DINIE

A. HARTRODT Y CIA. SRL

ACEROS ROECHLING BUDERUS SA AGFA ARGENTINA SA

ARBOLITO SRL , m

JUAN BIESTER

AUGUSTO NOSS' 65 WALTER BECK

G. BRANDT Y CIA. CONTINENTAL CIA. TRASATLÁNTICA DE CAOUTCHOUC SA 166 CIA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA

AMME, GIESECKE Y KONNEGEN SRL ARBIZU Y CERVINO SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL AEG CIA. ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA ANILINAS ALEMANAS SA BEIERSDORF SRL

BLANCO Y BREGNA SRL

CARBONERA BUENOS AIRES SRL' 67 CASA BIRK SA

CADEMA CIA ARGENTINA DE MÁQUINAS SRL MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG

CIA. ARGENTINA DE MANDATOS SA CIA. HAMBURGO SUDAMERICANA DE VAPORES SA COMPAREX CIA. ARGENTINA EXPORTADORA DE CEREALES SA EDIFICIO GERMANICO CIA. INMOBILIARIA SA

DON FEDERICO"' 8

EISENWERK Y WUELFEL SA

ENGELBERT HARDT Y CÍA.

CESIA CONDUCTORES ELÉCTRICOS SOCIEDAD INDUSTRIAL ARGENTINA SA CREFIN CREDITOS Y FINANCIACIONES SA CIA. ARGENTINA DE MOTORES DEUTZOTTO LEGÍTIMO SA GEOPE CIA. GENERAL DE OBRAS PÚBLICAS SA GRUEN Y BILFINGER SRL

FADA FABRICA ARGENTINA DE ARMAS SA' 69

1NAG FABRICAS REUNIDAS DE ÚTILES SANITARIOS SA

GECO CIA. INDUSTRIAL Y COMERCIAL SA

INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL LABORATORIO QUIMICO

PATOW Y CIA. SOCIEDAD

Die japanischen Firmen werden nicht mehr aufgeführt. Auffallig ist hier, dass es sich nur noch um 76 Firmen handelte. Die Olano-Liste beinhaltete noch zwei Jahre zuvor 141 beschlagnahmte/kontrollierte Unternehmen. Eine Immobilie der ACEROS ROECHLING BUDERUS SA wurde dem Außenministerium übergeben, vgl. AMRREEC, PE, Caja 195 Metal, Nómina [...]. Die Immobilie der Firma AUGUSTO NOSS wurde dem Erziehungsministerium, Direktion für Berufsberatung und Ausbildung, übertragen. Vgl. ibid. Die Immobilie der CONTINENTAL CÍA. TRASATLÁNTICA DE CAOUTCHOUC SA wurde dem Erziehungsministerium übergeben. Vgl. ibid. Die Immobilie der CARBONERA BUENOS AIRES SRL wurde dem Industrie- und Handelsministerium übertragen. Das mobile Vermögen der Firma wurde dem Marineministerium übertragen. Vgl. ibid. Diese Firma wird später nicht mehr erwähnt. Die Immobilie der FADA FÁBRICA ARGENTINA DE ARMAS SA wurde dem Erziehungsministerium übergeben. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 195 Metal, Nómina [...].

69 División de Contabilidad y Liquidación Final de Empresas FERROSTAAL SA FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA FOMINCO SA MINERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA HUGO STINNES MARITIMA SA HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS 170 LA FARMA PLATENSE SRL IGNACIO P. MARTINEZ Y CÍA. SRL MAQUINARIAS Y FERROVÍAS SA ORENSTEIN Y KOPPEL SA OSORNO SA COMERCIAL, FINANCIERA E INDUSTRIAL RIBEREÑA DEL PLATA SA 171

RHEINMETALL BORSIG SRL

SPERATTI Y ROMANELLI SA TREUHAND SA DE ADMINISTRACIÓN Y MANDATOS FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA

JUNTA

DINIE

COMANDITARIA STOVER ARGENTINA SA SA TERRITORIAL, RURAL Y MERCANTIL SUD AMERICANA TUNGAR SA MINERA

BIOLOGICO SA QUIMICA BAYER SA LA PLATA OZALID SRL

CARL ZEISS ARGENTINA SA

UNION BULONERA ARGENTINA SOCIEDAD COMANDITARIA MERCK QUIMICA ARGENTINA SA MONOPOL SA QUIMICA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL OSRAM CIA. ARGENTINA DE LÁMPARAS ELÉCTRICAS PERFUMERIAS TOSCA SA QUIMICA SCHERING SA ROBERT BOSCH SA SESGO SA DE INDUSTRIAS TEXTILES SIEMENS BAUUNION CIA. PLATENSE DE CONSTRUCCIONES SA SIEMENS SCHUCKERT CIA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA SPRINGER Y MOLLER SA FÁBRICA DE COLORES, TINTAS Y BARNICES SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRG1CA ARGENTINA SA TUBOS MANNESMANN SA LIMITADA THYSSEN LAMETAL SA

WAYSS Y FREYTAG SA Quelle:

Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1948: 1206-1207).

Die Immobilie der Firma I N D U N I D A S SA M E R C A N T I L D E I N D U S T R I A S UNID A S wurde dem Erziehungsministerium, Direktion für Berufsberatung und Ausbildung, übertragen. Vgl. ibid. D a s mobile Vermögen der RIBEREÑA DEL P L A T A SA wurde dem Marineministerium übertragen. D i e Immobilie der Firma wurde dem Industrie- und Handelsministerium übergeben. Vgl. ibid.

70 Diese Unterteilung veranschaulicht die unterschiedliche Kategorisierung der Unternehmen. Bei den DINIE-Firmen, wie bereits erwähnt, ging es um die wirtschaftlich wichtigste Gruppe. Vor allem handelte es sich dabei um Industrieunternehmen. Bei der Division de Contabilidad y Liquidación Final de Empresas-Gruppe handelte es sich in der Regel um Handels- und Finanz-Unternehmen, die, wie im Kap. III.3. beschrieben, liquidiert werden sollten. Bei der Junta-Gruppe ging es vermutlich um Firmen, bei denen noch nicht klar war, ob seitens des Staates Interesse an einer Übernahme bestand. Allerdings war diese Unterteilung nicht starr. Außer den DINIE-Firmen wechselten viele der übrigen Unternehmen in der Folgezeit ihre Kategorien (siehe Tabelle 24). A)

Die Dirección Nacional de Industrias del Estado

Die DINIE wurde zum Zweck der Führung und Koordinierung der ihr übertragenen enteigneten und nunmehr staatlichen Industrieunternehmen gegründet. 172 Der Umstand, dass diese Firmen zuvor unter Junta- Verwaltung gestanden hatten und diese eigentlich kein wirtschaftsorientiertes Organ war sondern nur eine Übergangskommission zur Enteignung, verursachte finanzielle Probleme. Viele der betroffenen Unternehmen wurden nach ihrer Beschlagnahme rasch mit Verlusten konfrontiert. 173 So wurde der argentinischen Regierung schnell klar, dass mindestens für die größten und wichtigsten Industrieunternehmen eine Lösung gefunden werden musste, die das Überleben dieser Firmen sicherte. Die DINIE wurde darum unter der Verwaltung des

Zur Geschichte der DINIE siehe Marcó (1990) und Esteban/Tassara (1958). Die erste Arbeit stellt die Beschlagnahme der deutschen Firmen bis hin zur Übertragung an die DINIE dar. Die Autorin behauptet, die DINIE wäre die beste Lösung gewesen, um Peróns Industrialisierungspläne voranzutreiben. Die wichtigsten deutschen Industrieunternehmen waren für die argentinische Regierung von großem wirtschaftlichem Interesse. Die US-amerikanischen und britischen Anforderungen bezüglich der Konfiskation von Feindeigentum waren, so Marcó, nur anscheinend der Grund der Enteignungen. Der wirkliche Grund lag in der Absicht, die argentinische Wirtschaft zu beleben. Dazu Marcó (1990: 55-57). Die zweite Arbeit, von patriotischem Tenor dominiert, sieht in der DINIE, im Gegenteil zu Marcó, ein legitimes staatliches Gebilde, deren Unternehmen unter keinen Umständen zurückgegeben werden durften. Schon vor der Gründung der DINIE gab es seitens des argentinischen Staates Überlegungen bezüglich der Übernahme von wichtigen konfiszierten Industrieunternehmen, vor allem Chemieunternehmen. Siehe dazu den Gesetzentwurf der Deputiertenkammer zur Erschaffung einer „Nationalen Direktion der Chemieindustrien", in: CGN, DSD (Año 1946, Tomo V, 5-8), Creación de la Dirección Nacional de Industrias Biofarmacéuticas. Danach sollten die Firmen QUÍMICA BAYER SA, QUÍMICA SCHERING SA, LABORATORIO QUÍMICO BIOLÓGICO SA, MERCK QUÍMICA ARGENTINA SA und INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL vom Staat erworben werden. Dazu siehe auch Deligiannis/Martinez (1979: Kap. IV). Dort wird das Dekret Nr. 14.630/44 vorgestellt. Sie sollte feststellen, welche Industrien von nationalem Interesse waren. Zu den Verlusten der Unternehmen vor der Übernahme durch die DINIE siehe Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memorial DINIE (1956: 7-9).

71 Industrie- und Handelsministeriums als das staatliche Organ gegründet welches in seiner Geschäftsführung unabhängig und unbürokratisch funktionieren sollte.174 Zwei Jahre nach ihrer Gründung führte sie die Geschäfte von 30 ehemaligen deutschen und zusätzlich vier argentinischen Firmen.175 Alle ehemaligen deutschen Unternehmen wurden zu Empresas Nacionalizadas (EN), d.h. verstaatlichten Firmen, die ihre rechtliche Bezeichnung als Kapitalgesellschaften verloren. Sie wurden branchenspezifisch zusammengefasst und verwaltet. Zusätzlich rief der Vorstand der DINIE im November 1949 die CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA, EMPRESA NACIONALIZADA ins Leben. Wie schon der Name andeutet, sollte diese Firma nicht in der industriellen Produktion tätig sein, sondern in erster Linie als Finanzierungsorgan der anderen DINIE-Firmen dienen. Zusätzlich sollte sie die Immobilienangelegenheiten der Unternehmen regeln und schließlich auch als Handelsfirma beim Verkauf von DINIE-Produkten beziehungsweise Einkauf von Rohstoffen für die DINIE tätig sein.176 Ein Jahr später entschloss sich die DINIE, die Bezeichnung einiger Unternehmen zu ändern, erstens, um genauere Angaben über ihre Tätigkeitsfelder zu geben, und zweitens, um veraltete Namen zu ersetzen. So wurde die TL zu FERRODINIE EN, die CREFIN zu CRISOLDINIE EN, die SSch zu

Zur DINIE-Organisation und zu ihren Abteilungen siehe Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memoria y Balance (2do. Ejercicio 1949: 19-23). Hier wird eine Graphik mit der Organisationsstruktur der DINIE vorgestellt. Es fällt sofort auf, dass, obwohl die DINIE unbürokratisch und agil bleiben sollte, der Verwaltungsapparat 2/3 dieser Struktur einnimmt. DINIE-Statut unter PAAA, B86/41, Dekret Nr. 8.130/48. Diese wurden in die DINIE einbezogen und waren folgende: IMPA INDUSTRIA METALÚRGICA PLÁSTICA ARGENTINA EN; FÁBRICA NACIONAL DE PRODUCTOS QUÍMICOS EN; DESTILERÍA DE ALCOHOL ANHÍDRIDO EN und FANDET FÁBRICAS NACIONALES DE ENVASES TEXTILES EN. Zur Verstaatlichung der IMPA, siehe Dekret Nr. 15.990/46 in: CGN, Anales de Legislación Argentina (Año 1949, Tomo IX A, 386-387). Die IMPA war ursprünglich Eigentum des österreichischen Geschäftsmannes Fritz Mandl. Diese für die argentinische Regierung wichtige Waffenproduktionsstätte wurde im April 1945 verstaatlicht, um den „Schwarzen Listen" zu entkommen. Vgl. Newton (1995: 397). Nach der Jahresbilanz vom 31.12.1949 besaß die DINIE (als Holding) Eigenkapital von 304,3 Mio. Pesos, mit einem Umsatz von 224, 5 Mio. Pesos und einem Nettogewinn von 24 Mio. Pesos, d.h. über 10%. Sowohl das Personal der Firmen als auch das der DINIE und ihr Vorstand wurden am Gewinn mit 30% beteiligt. Siehe Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memoria y Balance (2do. Ejercicio 1949: 17-18). 1950 erhöhte sich der Nettogewinn um das Dreifache. Diese Summe blieb dann bis 1955 konstant, in diesem Jahr machte der Nettogewinn 8% des Umsatzes aus. Siehe Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memorial DINIE (1956: 7) sowie die Jahresbilanzen von 1951 bis 1957 in: Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memoria y Balance, 1951-1957. Darin Jahresbilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Bilanzen nach Sparten. Die Sparten wurden nach Kapitalgröße aufgelistet: Chemie-, Metall-, Elektro-, Textil- und Bauindustrie.

72 ELECTRODINIE EN, die TM zu METALDINIE EN, die CAMDOL zu MOTORDINIE EN und die A N A zu ANILDINIE EN. 177 Die Kontrollabteilung der Junta, die entscheiden musste, ob eine Firma enteignet werden sollte, hatte ein Interventionsformular verfasst, das von untersuchten Firmen ausgefüllt werden musste. Dieses Interventionsformular diente dazu, wichtige interne Informationen über das Unternehmen zu bekommen, vor allem was die Kapitalverhältnisse betraf. Man konnte so feststellen, ob es sich dabei um „Feindeigentum" handelte. Wir werden im nächsten Abschnitt anhand dieser Interventionsformulare die Konfiskationsereignisse der DINIE-Firmen und ihre Vorgeschichte rekonstruieren. 178 a) i)

Metallindustrie Allgemeine Informationen 179

Firma (Liquidationsnr.) TL (053/1052)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

D1NIEÜbertr.

1921180

Calle Belgrano 752, Buenos Aires

1945'81

1948'8-

CREFIN (009) AC (006)

1941

Calle Corrientes 545, Buenos Aires Calle Belgrano 1400, Buenos Aires1"6

Vereinigte Stahlwerke AG (100%) TL (100%)

1945183

1948184

FICOPA SA (80%)

1945187

1948188

177 178

179

1942185

Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memoria y Balance (3er. Ejercicio 1950: 20).

Durch die unordentliche Lagerung des Bestandes PE war es unmöglich, für alle hier genannten DINIE-Firmen dieses Interventionsformular ausfindig zu machen. Dadurch fallen die Informationen über die Firmen unterschiedlich aus. Der Titel des Interventionsformulars lautete: „Dirección de Intervenciones, Información que deberán suministrar las firmas intervenidas". Meistens war er im „1er. Cuerpo" des Liquidationsverfahrens zu finden. Die Aktenlage über die einzelnen Unternehmen setzte sich meistens aus mehreren Teilen (Cuerpos) zusammen. Diese Angaben wurden von der Autorin zusammengestellt und speisen sich aus den Angaben im Interventionsformular beziehungsweise aus den Angaben der Einzeldarstellungen (siehe unten). 1921 hieß sie noch THYSSEN SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL. 1927 fusionierte sie mit der LAMETAL METALÚRGICA ARGENTINA LIMIT ADA. Seit dem wurde sie in THYSSEN LAMETAL SA umbenannt.

181

182 183 184 185 186 187

Nach /z/«ta-Beschluss Nr. 10.135. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, TL. Nach Jwnto-Beschluss Nr. 11.627. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CREFIN. Die AC war eine Nachfolgerin der AC SOCIEDAD COMANDITARIA, die seit 1937 in Trenque Lauquen (Provinz Buenos Aires) tätig war. Eine Fabrik befand sich im Stadtteil Ciudadela in Gran Buenos Aires. Nach J«nto-Beschluss Nr. 14.895.

73 Firma (Liquidationsnr.) UBA (031)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1933

1947""'

1908'"

1945™

1947 '«

AGK (005)

1933195

Calle 25 de Mayo 252, Buenos Aires

1945196

1948"''

CAMDOL (-)

1923™

Avenida Pueyrredón 602, Buenos Aires

1945'9"

1947

INAG200 (068)

1923

Calle Florida 935, Buenos Aires201

FICOPA SA (80%) Mannesmann Röhrenwerke AG (90%) Amme, Giesecke & Konnegen AG (90%) Deutz Motoren Gesellschaft mbH (-) Siemens Reiniger Werke AG (80%)202

1945'""

TM (039)

Calle Sarmiento 1700, Buenos Aires Calle Belgrano 327, Buenos Aires192

1945™

19472CM

188 189 190 191

192 193 194 195

196 197

198 199 200 201 202

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, AC. Nach Jwnía-Beschluss Nr. 63. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, UBA, Antecedentes. Die T M in Argentinien war damit die erste Mannesmann-Filiale auf dem lateinamerikanischen Markt. Das Gründungsdatum bezieht sich wahrscheinlich nicht auf die AG-Gründung. Dieses war nicht festzustellen. Sie besaß außerdem zahlreiche Filialen sowie Beteiligungen in Chile, Brasilien und Uruguay. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 17 Metal, TM, Cuerpo Especial No. 2. Nach y««to-Beschluss Nr. 13.901. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, TM. Nachfolgerin der AGK SOCIEDAD COMANDITARIA, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg in Argentinien tätig war. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 46 Metal, AGK,ler. Cuerpo, Interventionsformular. Nach Jwrtta-Beschluss Nr. 28. Dort wurde sie zur AGK EN und später unter dem Namen FÁBRICA ARGENTINA DE INSTALACIONES INDUSTRIALES EN geführt. Siehe AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, AGK, Antecedentes. Die C A M D O L war seit 1900 in Argentinien tätig und wurde erst 1923 in eine AG umgewandelt. Nach JHHta-Beschluss Nr. 14.362. Bei Olano unter Elektrounternehmen aufgeführt. Sie hatte Filialen in Córdoba, Santa Fe, Mendoza, Rosario und Tucumán. AMRREEC, PE, Caja 156, SEMA, ler. Cuerpo. Darin wird die Siemens Reiniger Werke AG mit 100%igem Anteil an der INAG aufgeführt. Diese Angaben stammen aus der Englischen Botschaft in Buenos Aires.

74

ii)

Einzelne Finnen

Die THYSSEN LAMETAL SA (TL) wurde als Vertriebsunternehmen der klassischen Metallindustrie gegründet und war nach ihren Aktiva 1945 das größte deutsche Unternehmen in Argentinien. Sie importierte und vertrieb die Produkte der Thyssen & Co. AG aus Mühlheim/Ruhr.205 Außerdem kaufte und baute sie verschiedene Produktionsstätten wie Verfeinerungsbetriebe, Hafenanlagen, Brücken und Eisenbahnen vor Ort aus, deren Erzeugnisse die Produktpalette des Mutterhauses ergänzten. Deswegen beteiligte sich die TL an zahlreichen Firmen, die in der Branche tätig waren oder indirekt mit ihr zu tun hatten, sei es als Investoren, Verkäufer oder Rohstofflieferanten. 206 Zwei wichtige Firmen, die FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA und FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA, waren reine Finanzierungs- und Vermittlungsfirmen der TL, an denen sie zu jeweils 100% beteiligt war. Innerhalb der DINIE-Firmen war sie an der CREFIN und über die FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA an der AC und der UBA beteiligt gewesen. Die TL und sämtliche Beteiligungen wurden von der Junta konfisziert.207 Nach einem DINIE-Bericht vom 1954 wird über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen der FERRODINIE EN und dem deutschen Stahlverband aus Düsseldorf, der Stahlunion Export GmbH und der Demag AG aus Duisburg berichtet. Die Gespräche wurden aber nicht weiterverfolgt, da man sich mit der deutschen Seite nicht einigen konnte. Problematisch war vor allem die Auflösung des deutschen Konsortiums Vereinigte Stahlwerke AG nach dem Krieg. Die italienische Firma Finmecánica war an einer Zusammenarbeit mit der FERRODINIE EN ebenfalls interessiert.208 Die Firma CREFIN CRÉDITOS Y FINANCIACIONES SA (CREFIN) war in der Metallverarbeitung und in erster Linie als Produktionsstätte der TL tätig. Ihre gesamten Produkte wurden an die TL weiterverkauft, die wiederum die weitere Produktion durch hohe Vorschüsse finanzierte. Nach der Konfiskation wurde die CREFIN in die Liquidationskommission der TL aufgenommen. Die Geschäftsführung wurde entlassen und durch Junta-Beamte ersetzt. Anschließend bekam sie einen sofortigen Kredit,

203

204 205

206 207

208

Nach Jw«ta-Beschluss Nr. 214. Nach der Beschlagnahme wurde vom Kontrolleur darauf hingewiesen, dass diese Firma von Interesse für die argentinische Industrie sei und dass sie übernommen werden sollte. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 186 Metal, INAG, Duplicado. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, INAG. Die Mühlheimer Anlagen der Thyssen & Co. AG wurden im Jahre 1926 in die Vereinigte Stahlwerke AG aus Düsseldorf eingebracht. Zur Geschichte der Thyssen AG siehe u.a. Wessel (1991). Archivbestand in Duisburg, siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 278-280). AMRREEC, PE, Caja 152, Informe FERRODINIE EN (1954) sowie Kap. III.V. AMRREEC, PE, Caja 84, TL, Cuerpo Principal. Seit November 1944 wurde die Firma von Kontrolleuren überwacht. AMRREEC, PE, Caja 125, Informe TL (1954).

75

der die falligen Verbindlichkeiten ausgleichen und das Überleben der CREFIN bis zur Verstaatlichung sichern sollte.209 Die ARBIZU Y CERVINO SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (AC) war in der Herstellung von mechanischem Werkzeug und landwirtschaftlichen Ersatzteilen sowie in der Metallverarbeitung tätig.210 Geschäftliche Verbindungen bestanden mit der TL, der HELLEN & CÍA., der STOVER ARGENTINA SA, der CREFIN, der SPERATTI Y ROMANELLI SRL und der GANZ HERMANOS. Nach der Übertragung an die DINIE wurde festgestellt, dass sich die Firma aufgrund der antiquierten und dadurch unrentablen Produktionsmechanismen in keiner günstigen finanziellen Lage befand. Die Produktionskosten waren im Verhältnis zur produzierten Menge viel zu hoch. Anfang des Jahres 1951 wurde von der DINIE die Schließung des Unternehmens beschlossen; im Februar stellte die AC dementsprechend ihre Geschäftsaktivitäten ein. Die Maschinen wurden an andere nationalisierte Firmen verkauft, während die fertigen Produkte von der FERRODINIE EN (ex TL) zum weiteren Verkauf übernommen wurden. Der Betrieb in Buenos Aires (Ciudadela) wurde an die IMPA EN, der in Trenque Lauquen (Provinz Buenos Aires) an die Dirección de Acridiologia des Agrarministeriums vermietet. Dadurch wurde es für die AC möglich, ihre gesamten Verbindlichkeiten zu bedienen. 2 " Die Unternehmenstätigkeit der UNIÓN BULONERA ARGENTINA SOCIEDAD COMANDITARIA (UBA) lag in der Produktion von Bolzen, Schrauben und Nieten. Da sie „Feindkapital" der TL über die FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA besaß, wurde sie ebenfalls von dem Gesetzesdekret 7.032/45 erfasst. 212 Die Firma TUBOS MANNESMANN SA LIMITADA (TM) vertrieb hauptsächlich Produkte des Mutterhauses, der Mannesmann Röhrenwerke AG aus Düsseldorf. 213 Sie importierte Stahlröhren, Bleche, Maschinen, Stahl und Beton und belieferte damit die großen einheimischen Staatskonzerne wie YACIMIENTOS PETROLÍFEROS FISCALES (YPF) und OBRAS SANITARIAS DE LA NACIÓN. Seit 1922 hatte sie eine eigene Produktion, die 1938 durch die Einführung der Stahlveredelung ihren technologischen Höhepunkt erreichte. Sie war auch als Finanzunternehmen tätig.214 Nach-

AMRREEC, PE, Caja 179 Metal, CREFIN, Expediente de Vista. Lückenhafter Archivbestand. AMRREEC, PE, Caja 106, AC, Interventionsformular. AMRREEC, PE, Caja 125, AC, Informe DINIE (1954). AMRREEC, PE, Caja 8 Metal, U B A sowie Caja 58 Metal, UBA. Sehr lückenhafter Archivbestand. Seit 1952 Mannesmann AG. Archivbestand in Düsseldorf, siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 180-192). Zur Geschichte des Mutterhauses siehe u.a. Mannesmann Röhrenwerke (1940). AMRREEC, PE, Caja 17 Metal, TM, Cuerpo Especial No. 1. sowie Expediente de Vista. Die Mannesmann Röhrenwerke AG übertrug nach Kriegsausbruch ihre Anteile an die Schweizer Firma Sonora AG in Zürich.

76 dem sie enteignet wurde, gingen ihre Immobilien an das Industrie- und Handelsministerium über. 215 Aus dem Interventionsformular der AMME, GIESECKE Y KONNEGEN SRL (AGK) vom April 1945 ergaben sich folgende Angaben:216 Die Unternehmenstätigkeit der AGK lag in erster Linie in der Errichtung von Industriebetrieben und im Maschinenbau sowie im Vertrieb der Produkte der Amme, Giesecke & Konnegen AG. 217 Kreditgeber waren nach der Jahresbilanz von 1944 die zwei deutschen Banken in Buenos Aires, der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD und der BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO, mit einer Gesamtsumme von 129.000 Pesos. Die Firma besaß außerdem geschäftliche Verbindungen mit anderen Firmenvertretungen in Rio de Janeiro, Montevideo und Santiago de Chile. Über 90% des Stammkapitals gehörte dem deutschen Mutterhaus, weswegen die AGK eindeutig als „Feindeigentum" registriert wurde.218 Die CÍA. ARGENTINA DE MOTORES DEUTZ OTTO LEGÍTIMO SA (CAMDOL) vertrieb vor allem Dieselmotoren des Mutterhauses, der Deutz Motoren Gesellschaft mbH, 219 sowie elektrische und Benzinmotoren, Lokomotiven und Traktoren. Sie importierte auch Ersatzteile, Motor- und Feuerspritzen, Rolltreppen und Feuerschutzzubehör. Außerdem besaß sie eine eigene Produktion von Ersatzteilen und eine Reparaturwerkstatt. Sie hatte auch die argentinische Repräsentanz der Firmen Magirus AG und der Mercedes Benz AG inne. Für die Magirus AG verkaufte sie Chassis für Diesel-LKWs und Omnibusse. Für die Mercedes Benz AG baute und verkaufte sie Pkws und Lkws.220 Als Tochtergesellschaft eines deutschen Unternehmens wurde sie konfisziert. Nach der DINIE-Übertragung wurde im September 1953 der DEUTZ ARGENTINA SA von der MOTORDINIE EN die Repräsentanz der Deutz-Motoren in Argentinien für eine Benutzungsgebühr von 1% übergeben. 22 ' Die INAG FÁBRICAS REUNIDAS DE ÚTILES SANITARIOS SA (INAG) diente in erster Linie dem Vertrieb von sanitären und medizinischen Artikeln, Werkzeugen oder Instrumenten ihres Mutterhauses, der Berliner INAG Industrieunternehmungen AG. 222 Sie war auch im Immobilien- und Finanzgeschäft tätig. Nach der DIAMRREEC, PE, Caja 195 Metal, Nómina [...]. AMRREEC, PE, Caja 46 Metal, AGK, 1er. Cuerpo, Interventionsformular. Das Interventionsformular wurde vom Geschäftsführer Guillermo Drechsler am 05.05.1945 an die Junta zurückgeschickt. Später Mühlenbau und Industrie AG (MIAG). AMRREEC, PE, Caja 46 Metal, AGK, Interventionsformular. Heute Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Archivbestand in Duisburg, siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 153). Lückenhafter Archivbestand, alle Daten nach Sommi (1945: 177-178). AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAMDOL. Diese war wiederum eine Tochtergesellschaft der Siemens Reiniger Werke AG. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 112 Metal, INAG, Información relacionada con la empresa INAG.

77 NIE-Übernahme wurde im Juni 1949 zwischen der Siemens Reiniger Werke AG und der INAG ein Abkommen geschlossen, das technische Unterstützung aus Deutschland und den exklusiven Vertrieb von Produkten der Siemens Reiniger Werke AG durch die INAG gestattete. Der Vertrag, der am 31.12.1950 endete, wurde im Juni 1951 bis zum 31.12.1952 verlängert. Im Januar 1953 machte die DINIE der Siemens Reiniger Werke AG den Vorschlag, eine gemischte Gesellschaft zu gründen, in der aber die DINIE die Mehrheitsbeteiligung behalten sollte. Darauf ging die Siemens Reiniger Werke AG nicht ein. 223 Wie bereits bei der DINIE-Darstellung festgestellt wurde, verlief die Wachstumsentwicklung der Holding rasant. So hatte beispielsweise die INAG bei ihrer Enteignung Aktiva von 5,6 Mio. Pesos, die nach sieben Jahren auf 44,1 Mio. Pesos angewachsen waren. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich von 251 für 1947 auf 372 für das Jahr 1953. 224 b) i)

Elektroindustrie Allgemeine Informationen

Firma (Liquidationsnr.) AEG SA (002)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1925

AEG (100%)

1945226

1947227

CESIA (-)

1942

Calle Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires225 Calle Victoria 658, Buenos Aires228

SEMA (100%)

1945229

Im Verlauf der Verhandlungen zum ersten Abkommen erklärte die Siemens Reiniger Werke AG ihre Absicht, einen Produktionsbetrieb für elektromedizinische Apparate in Argentinien aufzubauen, vorausgesetzt sie würde ihr beschlagnahmtes Vermögen (Patente und Warenzeichen mit eingeschlossen) zurückerhalten. Nach Ende des zweiten Abkommens wurde die Zusammenarbeit unterbrochen. Daraufhin verhandelte die DINIE mit einem weiteren Interessenten. Die Firma EIDOS SRL, Tochtergesellschaft der Firma VERGO aus Straßburg, sollte in die INAG einsteigen. 20 Mio. Pesos Startkapital sollten folgendermaßen eingezahlt werden: VERGO 60%, DINIE 34% und EIDOS SRL 6%. Der Beitrag der VERGO sollte in erster Linie in Form von Maschinen geleistet werden. Die DINIE sollte das flüssige Kapital aufbringen. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 112 Metal, INAG, Información relacionada con la empresa INAG. AMRREEC, PE, Caja 112 Metal, INAG, DINIE-Bericht vom September 1954. Dieser Bericht versuchte zu zeigen, wie erfolgreich die DINIE-Arbeit in der Zeit seit der Übernahme der INAG war. Eine Filiale stand in der Calle Entre Ríos 462-76, in Rosario, Provinz Santa Fe. Nach Jwnta-Beschluss Nr. 45. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, AEG SA, Antecedentes. Die Fabrikanlage befand sich in der Calle Colegio Militar 7 in Villa Ballester, Provinz Buenos Aires. Nach Jwn/a-Beschluss Nr. 376. Sie wurde jedoch erst am 24.03.1948 in Besitz genommen.

78 Firma (Liquidationsnr.) OSRAM (071) RB (062)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1935

1947232

! 945235

1947 236

1922

OSRAM GmbH KG (100%) Robert Bosch AG (40/60%) 234 Siemens Schuckertwerke AG (75/25%) 238

! 945231

SSch (042)

Calle Luca 2251/63, Buenos Aires Calle Rio Bamba 340-50, Buenos Aires Avenida de Mayo 869, Buenos Aires 237

! 945239

194924U

ii)

1924 233

Einzelne Firmen

Die Haupttätigkeit der A E G CÍA. A R G E N T I N A D E E L E C T R I C I D A D SA 2 4 1 ( A E G SA) bestand in Import, Verkauf und Produktion von elektrotechnischen

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, CESIA, Antecedentes. Im Oktober 1951 ging sie in die AEG EN über. Nach Jwita-Beschluss Nr. 378. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, OSRAM. Die Robert Bosch AG hatte bereits seit 1919 einen indirekten Vertrieb in Argentinien. Das Verkaufshaus in Buenos Aires wurde 1924 als direkte Vertretung für Argentinien und Paraguay gegründet. 234

Die Robert Bosch AG war zu 40%, die Schweizer Firma Industrie Kontor AG zu 60% beteiligt. Die zweite Firma war höchstwahrscheinlich eine Beteiligung der Robert Bosch AG, weshalb auch hier von einer DI die Rede ist. Nach ./wn/a-Beschluss Nr. 216.

236

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, RB. Die Bosch GmbH aus Stuttgart eröffnete bereits 1952 eine Filiale in Argentinien unter dem Namen INYECTO MAGNET SA. Siehe Kap. VII.2.2.

237

Sie hatte Filialen in Rosario, Paraná, Tucumán, Córdoba, Santa Fe, Mendoza, Resistencia, San Juan und Bahía Blanca.

238

Daran waren die Siemens Schuckertwerke AG und die Siemens & Halske AG mit jeweils 75% und 25% beteiligt. Nach Angaben der Englischen Botschaft in Buenos Aires, AMRREEC, PE, Caja 156 Metal, SEMA, 1er. Cuerpo. Die SSch Limited existierte bereits seit Januar 1908 als eine Filiale der SSch GmbH. 1919 wurde die argentinische Niederlassung zu SSch SRL und im Januar 1922 zu einer AG. Vgl. ibid, Caja 169 Metal, ELECTRODINIE EN. Mehr zur Geschichte der SIEMENS ARGENTINA vor dem Ersten Weltkrieg bei Jacob-Wendler (1982). Die Doktorarbeit von Stefan Rennicke (Universität Köln) mit dem Titel: „Siemens in Argentinien - die Unternehmensentwicklung vom Markteintritt bis zur Enteignung 1945", wird voraussichtlich im Herbst 2004 erscheinen.

239 240

241

Nach y««to-Beschluss Nr. 164. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, SSch. Mehr zur AEG unter Kap. VI. 1.

79 Maschinen, Materialien und Apparaten ihres Mutterhauses, der AEG.242 Geschäftliche Verbindungen bestanden auch zu der Berliner Firma Klangfilm GmbH. Außerdem war sie Lieferant der argentinischen Firma OSRAM. Als Hauptgläubiger traten 1944 die SEMA mit 268.450 Pesos und die OSRAM mit 47.556 Pesos auf.243 Als Tochtergesellschaft eines deutschen Unternehmens wurde sie 1945 beschlagnahmt. Die Firma CESIA CONDUCTORES ELÉCTRICOS SOCIEDAD INDUSTRIAL ARGENTINA SA (CESIA) übergab der Junta ihr ausgefülltes Interventionsformular Ende August 1945. Hier waren folgende Informationen zu finden: Die CESIA produzierte elektrische Leitungen und war eine Tochtergesellschaft der Firma SEMA. Sie behauptete, keinem ausländischen Mutterhaus anzugehören und eine „reine", unabhängige argentinische Firma zu sein. Die Kapitalgeber waren laut Interventionsformular elf argentinische Bürger, alle in Buenos Aires ansässig. Ihr Hauptgläubiger war 1943 die SEMA mit einer Kreditsumme von 217.000 Pesos.244 Aus den Angaben des Interventionsformulars würde man nicht automatisch schließen, dass es sich hier um „Feindeigentum" handelte, doch kommt der Kontrolleur der CESIA zum gegenteiligen Schluss. Seine Begründung basierte darauf, dass zum einen die SEMA, deren Enteignung bereits beschlossen worden war, selber in ihrem Interventionsformular angegeben hätte, sie wäre Hauptaktionär der CESIA. Zum anderen konnte man aus dem Bericht der ersten Aktionärsversammlung vom 29.04.1943 feststellen, dass sich 93% des Aktienpaketes in den Händen von Silvestre H. Blousson und Juan C. Mosciaro befanden. Diese beiden Herren galten dem Kontrolleur zufolge als bekannte Repräsentanten des deutschen Kapitals in Argentinien. Sie waren nur Strohmänner, die die wirkliche Herkunft der Investitionen verschleiern sollten. In den Versammlungsberichten von April 1944 hatte sich dieses Verhältnis kaum geändert. Daraus schloss der Kontrolleur Pereira, dass diese kleine Gruppe von Aktionären, die meistens auch zum Vorstand der Firma gehörten, nicht unbedingt die wirklichen Besitzer des Kapitals waren. Schließlich wurde im Interventionsformular der Buchhalter der CESIA, Muñoz, als Hauptgläubiger für 1942 angegeben. Muñoz gab allerdings selber zu, dass seine Nennung als Hauptgläubiger nur dazu diente, den wirtschaftlichen Folgen der „Schwarzen Listen" zu entgehen. Da die CESIA trotz

In der AEG-Geschichte von Ufermann/Hüglin (1922: 101) wird die Filiale in Buenos Aires als direkte Beteiligung präsentiert. U.a. wird dies nochmals durch einen Brief der Englischen Botschaft in Buenos Aires an das argentinische Außenministerium vom Januar 1946 bestätigt. Hier werden Angaben über die Beteiligungen der AEG Berlin gemacht. Danach besaß die AEG 100% der AEG SA und 29,54% der SEMA. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 156 Metal, SEMA, 1er. Cuerpo. Laut Interventionsformular, AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, AEG, Cuerpo principal. Das Interventionsformular wurde von dem Geschäftsführer Max Kleiner unterzeichnet. Ihre Vorgängerin war die AEG CIA. SUDAMERICANA DE ELECTRICIDAD SRL, 1913 in Buenos Aires gegründet. Sie wurde 1925 von der AEG SA übernommen. AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, CESIA, Interventionsformular. Unterzeichner des Interventionsformulars waren Antonio Lopez Rubi, Geschäftsführer, und Carlos F. Muiioz, Buchhalter. Vgl. auch ibid, Caja 156 Metal, SEMA, 1er. Cuerpo.

80 dieser Tarnung 1943 in die „Schwarzen Listen" aufgenommen wurde, erschien ab dann die SEMA erneut als Hauptkreditgeber. 245 Die Firma OSRAM CÍA. ARGENTINA DE LÁMPARAS ELÉCTRICAS (OSRAM) war in der Produktion von Glühlampen und allgemeinen elektrischen Artikeln tätig, die ausschließlich mit importiertem Material aus ihrem Mutterhaus, der OSRAM GmbH KG, 246 hergestellt wurden. Ihr Stammkapital wurde zur Hälfte direkt vom Mutterhaus und zur anderen Hälfte indirekt in Form eines Darlehens an die neue Tochtergesellschaft eingezahlt. Die Anlagen für die Produktion wurden ebenfalls von der GmbH geliefert. Geschäftliche Verbindungen bestanden außerdem mit den Firmen OSA Industrielle Beteiligungen AG (Schaffhausen/Schweiz) und der Studiengesellschaft für Elektrische Beleuchtung aus Berlin. 247 Im Februar 1938 wurden über 95% der Aktienanteile der OSRAM an die schweizerische OSA AG übertragen. Der Kontrolleur der Finanzabteilung der Junta bemerkte im September 1945, dass diese Tatsache keine Veränderung der Zusammensetzung des Vorstandes mit sich gebracht hatte - ein Zeichen dafür, dass es sich um eine Scheinübertragung handelte. Außerdem würde die OSRAM GmbH KG weiterhin über alle finanziellen Angelegenheiten informiert und wichtige Entscheidungen nach wie vor selber treffen. Somit fiel die OSRAM nach Meinung des Kontrolleurs unter das Gesetzesdekret 7.032/45 und sollte konfisziert werden. Im September 1946 berichtete der Kontrolleur der Firma, deren finanzielle Lage sei langfristig stabil, und sprach sich für eine Übernahme durch den Staat aus. 248 Die ROBERT BOSCH SA (RB) hatte als Haupttätigkeit die Einfuhr und den Verkauf von elektrischen Anlagen und Ersatzteilen für Automobile, LKWs, Motorboote, Flugzeuge, Motorräder usw. der Robert Bosch AG aus Stuttgart. 249 Sie verfügte auch über eine eigene Produktion. Bei ihrer Gründung wurde das Stammkapital der Firma zu 40% von der Robert Bosch AG und zu 60% von der Schweizer Firma Industrie

Ibid, Caja 84 Metal, CESIA, Brief vom Kontrolleur der CESIA, Leopoldo D. Pereira, an Carlos Garda vom Departamento de Fiscalización (Junta) vom 03.09.1945. Die OSRAM GmbH KG wurde 1919 von der AEG, der Siemens & Halske AG und der Auergesellschaft gegründet mit jeweils ca. 30% Anteilen. Vgl. dazu u.a. Feldenkirchen (1995:353). AMRREEC, PE, Caja 135, OSRAM, Antecedentes und Expediente de Vista. Ibid. Er führt weitere Belege für eine Verbindung zwischen Mutterhaus und Tochtergesellschaft an, wie beispielsweise die Zugehörigkeit des Vorstandes zu anderen deutschen Tochtergesellschaften der Elektroindustrie, die Zusendung von Technikern des Mutterhauses für den Aufbau einer Fabrik in Argentinien, die Verträge zwischen der OSRAM und der AEG SA und SSch, die ausschließlich OSRAM-Lampen vertreiben sollten, usw. Zur Geschichte der Robert Bosch AG siehe u.a. Robert Bosch GmbH (1961) sowie Herdt (1986).

81 Kontor AG eingezahlt. Der Vorstand der Firma setzte sich aus vier Argentiniern und zwei deutschen Staatsangehörigen zusammen. 250 Nach den Angaben der RB vom 09.04.1945 lagen die Besitzverhältnisse allerdings anders. Demnach besaß sie mit keiner deutschen Firma mehr Geschäftsverbindungen. Ihr gesamtes Aktienpaket (nominell im Wert von 200.000 Pesos) gehörte der schwedischen Firma AKTIEBOLAGET PLANETEN aus Stockholm. Es handelte sich hier also laut Interventionsformular auf keinen Fall um eine deutsche Beteiligung, sie war deswegen auch nicht als „Feindeigentum" zu katalogisieren. Trotz dieser Darstellung des Geschäftsführers Spahr entschied die Untersuchungs- und Kontrollkommission der Junta, die Firma RB wäre nichts anderes als eine Tochtergesellschaft der Robert Bosch AG aus Stuttgart und deshalb aufgrund des Gesetzesdekrets 7.032/45 zu erfassen. 251

Die SIEMENS SCHUCKERT CÍA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA (SSch) war hauptsächlich in der Einfuhr und dem Vertrieb von elektrischen Produkten der Berliner Siemens Schuckertwerke AG 252 tätig. Sie beschäftigte sich auch mit dem Kraftwerksbau, der Elektrizitätsübertragung und -Verteilung, der Herstellung von elektrischen Industrieanlagen, der unter- und überirdischen Installation von elektrischen Leitungen, dem Bau von Untergrundbahnen, der Produktion von elektrischen Geräten und der Telephonie. Die SSch war nach ihren Aktiva das zweitgrößte deutsche Unternehmen und das größte deutsche Elektrounternehmen in Argentinien. Trotz der Firmenangaben, das Aktienpaket befände sich seit 1939 bei einer Schweizer Holding, entschied sich der Jww/a-Kontrolleur auch hier für eine Enteignung. 253 Im Januar 1954 wurde ein Vertrag zwischen der DINIE und Siemens-Deutschland abgeschlossen, in dem die Neugründung der SIEMENS ARGENTINA SA vorgesehen war (siehe Unterkapitel 3.3.).

AMRREEC, PE, Caja 40 Metal, RB, Cuerpo principal, Interventionsformular. Vorstandsmitglieder waren die Argentinier G. Wernicke, E. Niebuhr, B. Endler und F. Ellerhorst, sowie die zwei Deutschen A. Staiger und C. Spahr. Sie blieben bis zur Enteignung in ihren Ämtern. 251

252

Ibid. Zur Geschichte der Siemens Schuckertwerke AG siehe Feldenkirchen (1995 und 1997).

253

AMRREEC, PE, Caja 159 Metal, SSch, Interventionsformular sowie ibid, Caja 228 Metal, SSch, Expediente de Vista. Übernahmeprotokoll vom 07.09.1945 unter ibid, Caja 66 Metal, SSch. Von Seiten der Firma waren Enrique C. Urien und Martín A. Stoop anwesend. Im Januar 1947 wurde durch Beschluss Nr. 2.475 ein Plan der Comisión Delegada {Junta) der SSch genehmigt, der eine Restrukturierung der Firma vorsah. U.a. sollten einige Bereiche der SSch und der Siemens & Halske AG zusammengelegt werden. Durch die Übernahme der Firma durch den Staat wurde dieser Beschluss nicht verwirklicht. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 7 Metal, SSch, 8. Cuerpo, Resolución No. 2.475.

82 c) i)

Bauindustrie Allgemeine Informationen

Firma (Liquidationsnr.) GEOPE (025)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1913

Philip Holzmann AG (75%)

1945 ,?4

1948255

GYB (-)

1928

Calle Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires Calle San Martin 235, Buenos Aires

1945256

1948

SBU (043)

1938

Avenida de Mayo 869, Buenos Aires25

Gruen & Bilfinger GmbH (-) Siemens Bauunion GmbH (100%)

1945258

19482W

WYF (040)

1922260

Calle Leandro N. Alem 168, Buenos Aires

Wayss & Freytag AG (51%)

1945261

1948

ii)

Einzelne Firmen

Die GEOPE COMPAÑÍA GENERAL DE OBRAS PÚBLICAS SA (GEOPE) entstammte der Fusion der SOCIEDAD PHILIPP HOLZMANN & CÍA. SRL 262 und der SA DE OBRAS PUBLICAS GOEDHARDT HNOS. 263 Beide waren bereits vorher in Argentinien tätig gewesen. Vom Stammkapital in Höhe von vier Mio. Pesos zahlten beide Firmen jeweils ca. 1,5 Mio. Pesos ein. Mit ca. einer halben Mio. Pesos beteiligte sich die Aktiengesellschaft fiir Überseeische Baubeteiligungen, die restlichen 500.000 Pesos wurden vom BANCO TORNQUIST eingezahlt. Die GEOPE konzentrierte sich auf die klassische Bautätigkeit von Privat- und Gewerbeimmobilien sowie den Bau von Brücken, Deichen und Kraftwerken. 264

254

Nach 7««fa-Beschluss Nr. 13.690.

255

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, GEOPE, Antecedentes. Nach/«nto-Beschluss Nr. 15.

256 257

Sie hatte eine Niederlassung in Rio de Janeiro, die EMPRESA CONSTRUCTORA SIEMENS BAUUNION DO BRAZIL SA.

258

Nach /««fa-Beschluss Nr. 168.

259

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, SBU, Antecedentes.

260

Sie übernahm die Aktiva und Passiva der Filiale mit dem gleichen Namen, die seit 1912 in Argentinien tätig war und der Wayss & Freytag AG aus Neustadt gehörte. Die Wayss & Freytag AG/Neustadt behielt die Mehrheit des Aktienpaketes. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 40 Metal, WYF, Cuerpo principal. Nach Janta-Beschluss Nr. 16.

261 262

1906 von der Philipp Holzmann AG aus Frankfurt/Main gegründet.

263

Eine Tochtergesellschaft der Gebr. Goedhardt AG.

264

AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, GEOPE, Cuerpo No. 1, Interventionsformular.

83 Im Ausland war die GEOPE beteiligt an der COPRU CÍA. GRAL. DE CONSTRUCCIONES DEL PERÚ und an der GEOBRA COMPANHIA GERAL DE OBRAS E CONSTRUCCÖES aus Rio de Janeiro. Außerdem war sie, zusammen mit der AEG, der SBU Gmbh, der Siemens Schuckertwerke AG und der J.M. Voith, gleichberechtigter Partner am Konzern CONSAL SRL in Uruguay.265 Schließlich hatte sie enge geschäftliche Verbindungen mit der SBU, mit der zusammen sie oft gemeinsame Projekte ausführte. In Argentinien hatte die GEOPE Anteile an folgenden Firmen: POLDER FRIESLAND SA (30 %) und CINCO CORPORACIÓN DE INGENIEROS CONSTRUCTORES SA (100%). Die 100%ige Tochtergesellschaft der GEOPE wurde in der Absicht gegründet, den "Schwarzen Listen" zu entkommen und über diese Firma Baumaterialien für die GEOPE zu erwerben.266 Laut Auszug aus der Aktionärsversammlung vom Oktober 1944 waren die Anteile der Firma folgendermaßen verteilt: Die Philip Holzmann AG besaß 75% des Aktienpaketes, die Deutsche Überseeische Bank aus Berlin besaß 13% und die Sofitec SF y TS A aus Binningen, Schweiz besaß 12%. Von der gesamten Stammeinlage war also 88 % in deutschen Händen, so dass die Firma als „Feindeigentum" angesehen wurde und von der Junta zur Liquidation vorgeschlagen wurde. Allerdings wurde sie als gut gehende Firma eingestuft, die der nationalen Wirtschaft wichtige Leistungen erbringen könnte. Darum sollte die Firma verstaatlicht werden. 267 Die GRUEN Y BILFINGER SRL (GYB) wurde als eine Filiale der Gruen & Bilfinger GmbH aus Mannheim in Argentinien gegründet und war im Bau von hydraulischen Werken, Brücken und Untergrundbahnen in Argentinien, Paraguay, Brasilien und Uruguay tätig. Als Filiale eines deutschen Mutterhauses wurde sie ebenfalls als „Feindeigentum" angesehen und unter das Gesetzesdekret Nr. 7.032/45 gestellt.268 Die SIEMENS BAUUNION CÍA. PLATENSE DE CONSTRUCCIONES SA (SBU) war im klassischen Baugeschäft tätig. Sie baute sowohl Gebäude und Häuser als auch hydraulische Bauwerke (Hafenanlagen, Deiche, Bewässerungs- und Entwässerungskanäle), Straßen, Brücken, Bahngleise, Straßenbahn- und Untergrundbahnschienen sowie sanitäre Anlagen. Sie führte auch gemeinsame Projekte mit der GEOPE aus.269 Im Januar 1939 wurden die Aktiva und Passiva der Bauabteilung der SSch von der SBU übernommen. Diese Abteilung war von der Siemens Bauunion GmbH bereits 1925 gegründet und ins Elektrogeschäft der SSch eingegliedert worden. Die Gesellschaft wurde 1937 für den Bau von Wasserkraftwerken gegründet. Die deutschen Unternehmen hatten 50 % der Anteile, die andere Hälfte kam vom uruguayischen Staat. Die POLDER FRIESLAND SA wurde nicht enteignet, die CINCO CORPORACIÓN DE INGENIEROS CONSTRUCTORES SA wohl. Mehr zur Firma CINCO CORPORACIÓN DE INGENIEROS CONSTRUCTORES SA in AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, Liq. 010, CINCO CORPORACIÓN DE INGENIEROS CONSTRUCTORES SA, Cuerpo Principal. 267 268 269

Ibid, GEOPE, Cuerpo No. 1. AMRREEC, PE, Caja 48 Metal, GYB. Sehr lückenhafter Archivbestand. AMRREEC, PE, Caja 186 Metal, SBU, DINIE, Temario correspondiente a SBU.

84

Die S S c h w a r z u 5 0 % an d e m A k t i e n p a k e t d e r S B U beteiligt, d i e restlichen A k t i e n w a r e n im Besitz v o n z w ö l f A k t i o n ä r e n . 2 7 0 D a d i e M e h r h e i t des Kapitals d e r S B U „ F e i n d e i g e n t u m " war, w u r d e ihre K o n f i s k a t i o n beschlossen. 2 7 1 Die W A Y S S Y F R E Y T A G S A ( W Y F ) w a r ein klassisches B a u u n t e r n e h m e n , das v o r allem d e m Z i v i l b a u diente. Laut F o r m u l a r a n g a b e n w a r die d e u t s c h e W a y s s & F r e y t a g A G im Besitz v o n 5 1 % des S t a m m k a p i t a l s , w ä h r e n d sich d e r Rest i m Streubesitz b e f a n d , unter a n d e r e m in d e n H ä n d e n d e s B A N C O G E R M Á N I C O D E L A A M É R I C A D E L S U D u n d der S O C I E D A D I N M O B I L I A R I A S C H A F F H A U S E N . 2 7 2 O b w o h l d e r V o r s t a n d s v o r s i t z e n d e die T a t s a c h e , dass die H ä l f t e d e r Anteile i m privat e n a u s l ä n d i s c h e n Besitz w a r e n u n d einige V o r s t a n d s m i t g l i e d e r e i n g e b ü r g e r t e D e u t sche, f ü r k e i n e n a u s r e i c h e n d e n G r u n d hielt, v o n einer d e u t s c h e n G e s e l l s c h a f t zu sprechen, w u r d e ihre K o n f i s k a t i o n e b e n f a l l s beschlossen. 2 7 3 d) i)

Chemieunternehmen - Chemisch-pharmazeutische Erzeugnisse Allgemeine Informationen

Firma (Liquidationsnr.) BD (029)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1933

1947276

1926

Beiersdorf AG (100%) Schering AG (100%) QSch (100%)

1945™

QSch (048) LQB

Calle Rioja 1767, Buenos Aires274 Calle Monroe 1378, Buenos Aires Ibid.

1945"'

1947

194527*

1947™

1938

Diese waren auch gleichzeitig Mitglieder des Vorstandes. 1942 wurde das gesamte Aktienpaket an Privataktionäre verkauft. 1945 wurden über 75% der Anteile an drei Schweizer Firmen übertragen. Vgl. AMRREEC, PE, ibid, sowie Graphik Olano in Kapitel III.5. Laut Angaben der Englischen Botschaft in Buenos Aires handelte es sich um eine 100%ige Tochtergesellschaft der Siemens Bauunion GmbH, ibid, Caja 156 Metal, SEMA, 1er. Cuerpo. Ibid, Caja 160 Metal, SBU, Duplicado. Dort wurde bereits ihre mögliche Verstaatlichung vorgesehen. Am 20.11.1945 wurden durch Beschluss Nr. 499 die Geschäftsführer Martín A. Stoop, Alwin Goffin und Ricardo Preschet gekündigt. 272 273

274

AMRREEC, PE, Caja 40 Metal, WYF, Cuerpo principal, Interventionsformular. Ibid, Cuerpo Principal, Reklamationsbrief des Vorstandsvorsitzenden Guerra. Die Liquidationsabteilung schlug dem Jw«ta-Präsidenten vor, die Firma an argentinische Privatinvestoren zu verkaufen. Brief von Comisión Liquidadora {Junta) an Junta-Präsidenten vom 20.11.1946. Außerdem besaß sie ein kleines Labor in der Calle Bragado 5460.

275

Nach Jt/nto-Beschluss Nr. 113.

276

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, BD, Antecedentes.

277

Nach 7«nto-Beschluss Nr. 168.

278

Nach 7««ía-Beschluss Nr. 169. Durch Beschluss Nr. 191 vom 03.09.1945 wurde der LQB in die Comisión Liquidadora {Junta) der QSch übernommen.

85 Firma (Liquidationsnr.) (055) QB (035)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1928280

Calle Coronel Díaz 2110, Buenos Aires281

1945282

1947

IBTE (047)

1935

1945™

1947284

MERCK (060)

1929

Avenida Tomkinson/Posadas, San Isidro Calle Rosetti 1084, Buenos Aires

1945585

1945

PT (028)

1931

IG Farbenindustrie AG (80%) IG Farbenindustrie AG (85%) E. MERCK GmbH/Knoll AG(-) Eau de Cologne 4711 (100%)

1945286

1947

ii)

Calle Blanco Encalada 3145, Buenos Aires

Einzelne Firmen

Die B E I E R S D O R F S R L (BD) war in der Herstellung von Drogerieprodukten sowie dem Import von Pharmaprodukten der Beiersdorf A G aus H a m b u r g tätig. Sie hatte außerdem geschäftliche Verbindungen zu mehreren kleinen Firmen in Argentinien, Bolivien und Paraguay. Diese waren entweder Kunden oder Lieferanten. A u ß e r d e m besaß sie eine Bankverbindung bei d e m B A N C O A L E M Á N T R A S A T L Á N T I C O in Buenos Aires. 2 8 7 Laut Interventionsformular setzte sich ihr Stammkapital in Höhe von 30.000 Pesos aus der Einzahlung von 29.000 Pesos von der Beiersdorf A G und 1.000 Pesos von Georg Schaumkell z u s a m m e n (Stand 1939). 1944 wurde Schaumkell als Hauptgläubiger mit einer S u m m e von 32.300 Pesos angegeben. Die B D in Argentinien schuldete der Beiersdorf A G zu diesem Zeitpunkt nur 3.000 Pesos. 2 8 8 Die Beiersdorf A G

1949 ging der LQB in die SCHERING EN über Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, LQB, Antecedentes. Die Vorgängerin der QB war die QUÍMICA INDUSTRIAL BAYER, WESKOTT Y CÍA. Diese wurde am 1.1.1929 von der QB übernommen. Außerdem hatte sie zwei Fabriken und eine Lagerhalle in Mataderos, Provinz Buenos Aires. Sie betrieb auch eine Lagerhalle in Mar del Plata, Provinz Buenos Aires, sowie eine Vertretung in Asunción del Paraguay, die Firma STAUDT & CÍA. SA. Nach Jurtto-Beschluss Nr. 26. Nach J««to-Beschluss Nr. 23. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, IBTE. Nach Jwwta-Beschluss Nr. 167. Nach 7w«to-Beschluss Nr. 21. AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, BD, Interventionsformular. Außerdem hatte sie Schulden bei der Finanzbehörde Dirección General de Impuestos Internos, diese beliefen sich auf 15.700 Pesos.

86 verkaufte im Juni 1939 ihre Anteile an die BD zu einem nominalen Wert von 29.000 Pesos. Damit wurde sie zu einer „rein" argentinischen Firma. Die einzigen Gesellschafter blieben somit der deutsche Staatsbürger Schaumkell und der Argentinier J.A.L. Boggiano. Trotz dieser Angaben wurde die BD beschlagnahmt.289 Die QUÍMICA SCHERING SA (QSch) 290 diente dem Vertrieb von medizinischen, pharmazeutischen und photographischen Produkten der Berliner Firma ScheringKahlbaum AG.291 Sie stellte auch selber pharmazeutische Produkte her. Die QSch war eine Tochtergesellschaft der Schering-Kahlbaum AG, die auch die Mehrheit des Aktienpaketes innehatte. Die Geschäftsführer waren die Herren Anhalt und von der Becke.292 Die Sparte medizinische Produkte machte 1944 nach einem Bericht der Comisión Liquidadora {Junta) ca. 89% ihres gesamten Umsatzes aus. An zweiter Stelle kamen die Agrarprodukte (vor allem Schädlingsbekämpfungsmittel) mit ca. 8,3% und die chemischen Produkte mit ca. 2,7%. Die photographischen Artikel waren nicht von erheblicher Bedeutung. Die Produkte der Firma Schering im medizinischen Bereich waren sehr bekannt und hoch geschätzt. Sie zählte zu den 20 wichtigsten argentinischen Firmen, die medizinische Produkte herstellten.293 1938 gründete sie den LQB zur exklusiven Herstellung medizinischer Präparate. Nachdem bewiesen war, dass die QSch eine Tochtergesellschaft der Schering AG war, beschloss die Junta, sie zu konfiszieren.294 Die Tätigkeit der Firma LABORATORIO QUÍMICO BIOLÓGICO SA (LQB) lag in der wissenschaftlichen Forschung und in der Herstellung spezieller medizinischer Produkte, wie z.B. Seren oder Hormonpräparate. Sie führte auch Laboranalysen

AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, BD, Interventionsformular. Weiteres unter Kap. VI.2. 1927 hieß sie Chemische Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering). Ab 1937 wurde sie in Schering AG umbenannt. AMRREEC, PE, Caja 131 Metal, QSch, 1er. Cuerpo sowie 4to. Cuerpo. Beide Geschäftsführer, zusammen mit weiteren 15 Mitarbeitern der Firma, wurden von der Comisiön Liquidadora (Junta) entlassen. Ibid, Caja 69 Metal, QSch, Bericht der Comisiön Liquidadora (Junta) vom 21.09.1945. Die Liquidationsabteilung befürwortete den Verkauf dieser Firma an argentinisches Kapital. Das wirtschaftlich wertvollste, was die Schering SA besaß, war die Anzahl an Patenten und Markenzeichen, die sie in Argentinien angemeldet hatte und durch die sie ihre Produkte exklusiv vertreiben konnte. Eine Liste der angemeldeten Patente und Marken mit ihrem nach den Verkaufszahlen geschätzten Wert ist unter PE, Caja 66 Metal, QSch zu finden. Hier wurden die im Besitz der QSch befindlichen Marken und Patente am 12.09.1945 auf 2.277.500.- Pesos geschätzt. Es handelte sich hierum einen wichtigen Bereich innerhalb einer DI, der zwar immaterieller, aber, wie wir feststellen können, sehr profitabler Natur war. Die Tatsache, dass die Schering AG ihr gesamtes Aktienpaket mit einem nominellen Wert von 400.000 Pesos an die schweizerische Gesellschaft FORIVENT 1939 verkauft hatte, wurde als Täuschungsmanöver angesehen. Die QSch stand bereits seit 1942 unter Staatsaufsicht. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 97 Metal, QSch.

87 durch. 295 1944 lag ihre Stammeinlage bei 50.000 Pesos und die Beteiligungsverhältnisse sahen folgendermaßen aus: QSch besaß 42% (21.000 Pesos), der CADEFIMA SA gehörten 50% der Anteile und den Herren Alejandro von der Becke und Guillermo Anhalt jeweils 4% (jeweils 2.000 Pesos). Hauptgläubiger war die QSch mit einer Summe von 33.000 Pesos an Forderungen. Geschäftliche Verbindungen hatte sie mit der SCHERING CORPORATION (USA) und der QSch, beide wurden als Kunden angegeben. 296 Am Ende des Interventionsformulars wurde von der Junta die Beschlagnahme beschlossen, da nach Meinung der Comisión Interventora {Junta) der LQB eine Tochtergesellschaft der QSch war. Es wurde betont, dass der LQB von der QSch gegründet worden war. Diese war nicht nur Kapitalgeberin, sie stellte darüber hinaus dem LQB auch ihr eigenes Personal und die Räumlichkeiten zur Verfügung. Beide Geschäftsführer waren vorher die der QSch gewesen. Sie hatten den gleichen Syndikus, Ernesto Niebuhr. Die QSch übernahm die Finanzierung des LQB und war einziger Abnehmer seiner Produkte. 297 Die QUÍMICA BAYER SA (QB) diente in erster Linie dem Vertrieb von medizinischen und chemischen Produkten sowie Schädlingsbekämpfungsmitteln der IG Farbenindustrie AG mit Sitz in Leverkusen. 298 Die Anteile der IG Farbenindustrie AG beliefen sich auf 80% des Aktienpaketes. Die Stammeinlage betrug 500.000 Pesos, davon besaß die IG Farbenindustrie AG nominelle Aktien in Wert von 400.000 Pesos. Die restlichen 20% waren im Besitz von G. Wernicke. 299 Ende 1944 wurden als Hauptgläubiger die IG Farbenindustrie AG mit knapp über vier Mio. Pesos und die zwei deutschen Banken in Buenos Aires mit einer Forderung von zusammen ca. 1,2 Mio. Pesos angegeben. Die Junta beschloss ihre Beschlagnahme im Mai 1945, nach-

AMRREEC, PE, Caja 40 Metal, LQB, Cuerpo Principal, Interventionsformular. 296

Ibid, Balance General al 30.06.1944.

297

Ibid.

298

299

AMRREEC, PE, Caja 189 Metal, QB, Intervención No. 2, Interventionsformular. Sie importierte und verkaufte auch Produkte der Firma Chemiewerk Homburg AG aus Frankfurt, Chemosan Union AG aus Wien und der Curta GmbH aus Berlin. Später wurden diese Produkte z.T. vor Ort hergestellt. Außerdem wurde das IBTE als Investitionsobjekt angegeben und als exklusiver Verkäufer der Bayer-Produkte bezeichnet. Zur Geschichte der IG Farben AG siehe u.a. Plumpe (1986) und Kreikamp (1977). AMRREEC, PE, Caja 97 Metal, IG Farben AG/QB. Diese Angaben sind von 1959 und wurden von der IG Farben i.A. angegeben, um ihren Rückgabeanteil zu bekommen. Wernicke handelte in Auftrag von Privatanlegern, sogenannte comitentes en el extranjero. Die Angaben im Interventionsformular vom Mai 1945 verzeichneten einige Abweichungen. Dort wurde die IG Farben AG als Mehrheitsaktionär mit 97% angegeben. Die restlichen 3% waren in Privatbesitz. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 189 Metal, QB, Intervención No. 2, Interventionsformular.

88

dem die engen geschäftlichen Verbindungen mit Deutschland festgestellt worden wa„ , „ 300 ren. Das INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL (IBTE) wurde in Argentinien als eine Filiale der Behringwerke AG aus Deutschland gegründet.301 Die Firma sollte der wissenschaftlichen Forschung zur Herstellung von neuen Medikamenten für die Human- und Tiermedizin dienen. Seit 1940 war sie in der Lage, selber Serum zu produzieren. Laut Jwnia-Angaben hatte sie ein Stammkapital von 20.000 Pesos, das zu 85% von der IG Farbenindustrie AG (über die QB) und zu jeweils 7,5% von den Herren Hohmann und Doerfeld eingebracht worden war. 302 Das IBTE war eine Beteiligung der QB und wurde somit durch das Gesetzesdekret Nr. 7.032/45 erfasst.303 Die MERCK QUÍMICA ARGENTINA SA (MERCK) verkaufte medizinische und pharmazeutische Produkte ihres Mutterhauses, der E. MERCK GmbH aus Darmstadt,304 sowie der Knoll AG aus Ludwigshafen. Darüber hinaus stellte sie auch eigene pharmazeutische Produkte her.305 Da sie die Filiale einer deutschen Firma war, wurde ihre Beschlagnahme beschlossen. Nach der DINIE-Übertragung führte die MERCK seit 1949 mit Erlaubnis der MERCK AG erneut MERCK-Produkte aus Deutschland ein und weitete damit ihre Produktionspalette aus.306 Die MERCK wurde zu einem Präzedenzfall in Sachen Anklagen gegen den argentinischen Staat. Wie auch alle anderen konfiszierten deutschen Unternehmen verklagte sie den Staat bei ihrer Enteignung. Sie war der Meinung, dass sie durch Artikel 17 der argentinischen Verfassung geschützt sei, der das Privateigentum vor Übernahme sicherte. Die Staatsanwaltschaft wies diese Reklamation der MERCK mit dem Argument zurück, der Staat könne in Kriegssituationen über Kontrolle und Konfiskation von Privateigentum entscheiden, ohne dass dadurch ein Widerspruch zur eigenen Gesetzgebung entstehen würde. Das Verfahren wurde an die nächste Instanz weitergeleitet. 1948 entschied das Oberste Gericht erneut, dass die Maßnahmen des argentinischen Staates ihre Legitimation durch den Kriegszusammenhang fanden. Solange Krieg herrschte, könne kein Anspruch auf Rückgabe seitens der MERCK entstehen. Damit wurde allerdings festgehalten, dass im Moment der Beendigung des Krieges 300

AMRREEC, PE, Caja 272 Metal, QB, Expediente de Vista. Vgl. dazu die Reklamationsbriefe des Präsidenten Hohmann an den Jwn/a-Präsidenten vom Juli 1945 (ibid, Caja 2 Metal, QB, 10mo. Cuerpo) und November 1946 (ibid, Caja 272 Metal, QB, Expediente de Vista).

301

Die Behringwerke AG waren eine Beteiligung der IG Farben AG.

302

AMRREEC, PE, Caja 254 Metal, IBTE, Balance de Incautación.

303

Durch Beschluss Nr. 324 vom 03.10.1945 wurde der Geschäftsführer Georg Wenckebach entlassen.

304

Heute E. MERCK OHG, Darmstadt. Archivbestand unter Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 196-197).

305

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, MERCK. Lückenhafter Archivbestand.

306

Ibid.

89 die Anklage der MERCK zu Recht verhandelt werden müsste. Erst nach der formellen Beendigung des Krieges mit Deutschland im Jahre 1951 gab der Oberste Gerichtshof der Firma MERCK Jahre später Recht. Die PERFUMERÍAS TOSCA SA (PT) verkaufte Drogerieprodukte, vor allem das weltbekannte „Agua de Colonia No. 4711" des Mutterhauses, der Kölner Firma „Eau de Cologne- und Parfiimerie-Fabrik Glockengasse No. 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferdinand Mühlens". 307 Sie besaß auch eine eigene kleine Herstellung, Geschäftsführer war Pablo Harpe.308 Die gesamte Stammeinlage in Höhe von 150.000 Pesos wurde 1932 von dem Deutschen Paul P. Mühlens eingebracht, dem damaligen Eigentümer des Kölner Hauses und Sohn von Ferdinand. Aufgrund der direkten Verbindung zwischen der PT und Deutschland wurde sie vom Kontrolleur unter das Gesetzesdekret Nr. 7.032/45 gestellt und erfasst. e) i)

Chemieunternehmen - Chemikalische Erzeugnisse Allgemeine Informationen

Firma (Liquidationsnr.) ANA (076)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1926

Calle Salta 317/25, Buenos Aires

1945J1"

1947

MONOPOL (076)

1945 3 "

Calle Agustín García 1330, Buenos Aires

1946312

1948

PO (085)

1939

Calle Piedras 825, Buenos Aires314

IG Farbenindustrie AG (100%) IG Farbenindustrie AG (51%) Kalle & Co. AG (100%)

19473'5

1948 316

307

308

309

Seit 1990 „Muehlens KG Cologne-Paris-New York", Archivbestand in Köln, siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 201-202). AMRREEC, PE, Caja 36, PT, Cuerpo Principal, Interventionsformular. Lückenhafter Archivbestand. Sie hatte eine Filiale in Asunción del Paraguay und Montevideo. Außerdem hatte sie Vertretungen in Santiago del Estero, Catamarca, La Rioja, Tucumán und Salta.

310 311

312

Nach J«nto-Beschluss Nr. 590. Sie war bereits seit 1924 in Argentinien tätig und wurde 1945 von der A N A übernommen. Nach Ji/rtta-Beschluss Nr. 591.

313

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, MONOPOL.

314

Die Fabrik befand sich in der Calle Atuel 475.

315

Nach y«/ito-Beschluss Nr. 1855.

316

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, PO.

90 Firma (Liquidationsnr.) SYM (051)

ii)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1929317

Calle Zepita 3157-99, Buenos Aires318

Springer & Möller AG (100%)

1945-""

1947J2U

Einzelne Firmen

Die ANILINAS A L E M A N A S SA (ANA) diente dem direkten Vertrieb von Farbstoffen und chemischen Industrieprodukten ihres Mutterhauses, der IG Farbenindustrie A G aus Leverkusen, 3 2 1 in Argentinien und dessen Nachbarländern. Sie hatte zahlreiche Warenzeichen und Patente in Argentinien angemeldet, die der IG Farbenindustrie A G gehörten. 322 Geschäftliche Beziehungen hatte sie auch mit der Kalle & Co. A G aus Wiesbaden und dem Berliner Stickstoff-Syndikat GmbH. Beide verkauften ihre Produkte an die ANA. Die A N A beschäftigte 158 Mitarbeiter, davon waren 19% deutscher Herkunft. 1942 erzielte sie einen Nettogewinn von 2,5 Mio. Pesos bei einem Umsatz von 8,2 Mio. Pesos (30%). 3 2 3 Der Import von Farbstoffen machte 6 0 % des Handelsvolumens mit der IG Farbenindustrie A G aus. Außerdem bediente die A N A in Argentinien laut Bericht der Comisión Liquidadora {Junta) ca. 80% des Farbstoffbedarfs. Dieses Geschäft wurde spätestens 1942 komplett unterbrochen. Die eigene Produktion wurde nur auf die chemischen Produkte beschränkt. 1944 besaß die A N A eine Stammeinlage von zwei Mio. Pesos; als einziger Aktionär wurde bis 1940 die IG Farbenindustrie AG angegeben. A m 01.06.1940 wurde das Aktienpaket von vier Argentiniern übernommen. So war die A N A zu diesem Zeitpunkt eine „rein" argentinische Firma ohne Mutterhaus im Ausland. Als Hauptgläubiger wurden die M O N O P O L und die IG Farbenindustrie A G (mit 3,5 Mio. Pesos) angegeben. Trotz der Angaben im Interventionsformular, die die A N A als argentinische Firma darstellten, wurde die Beschlagnahme der Firma beschlossen.

318 319

320

321

322

323

Die Vorgängerin der SYM war die SYM SRL, die bereits seit 1924 in Buenos Aires existierte und am 31.03.1930 in eine AG umgewandelt worden war. Diese war eine Niederlassung der Springer & Möller AG aus Deutschland und im gleichen Bereich wie ihre Vorgängerin tätig. Eine Filiale befand sich in Rosario, Calle Laprida 647-655, Provinz Santa Fe. Nach Jwnto-Beschluss Nr. 13.899. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, Pasivos de incautación, empresas ex-DINIE, 1960, SM, Antecedentes. Sie änderte ihren Namen in FABRICA ARGENTINA DE PINTURAS EN. Nachfolger nach dem Krieg wurde 1952/53 die Badische Anilin- und Sodafabrik AG in Ludwigshafen am Rhein, seit 1973 BASF AG. Archivbestand siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 16-17). AMRREEC, PE, Caja 66 Metal, ANA, Interventionsformular. Die Unterzeichnenden des Interventionsformulars waren Carlos Linck, Curt Flinsch und Luis Sprung. Ibid.

91 Die ANA war Hauptaktionär (51%) bei der Firma MONOPOL SA QUÍMICA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL (MONOPOL), die vor allem komplementäre Produkte zu den Farbstoffen herstellte und die Produkte der ANA weiterverkaufte. 324 Wegen ihrer engen Verbindungen zu einer deutschen Firma in Argentinien wurde ihre Beschlagnahme ebenfalls beschlossen. Die LA PLATA OZALID SRL (PO) war eine Niederlassung der Firma Kalle & Co. AG aus Wiesbaden-Biebrich.325 Ihre Haupttätigkeit lag in der Herstellung von „Ozalid"-Lichtpauspapier und dessen Vertrieb in Argentinien. Die Chemikalien und das Know-how für die Produktion wurden vom Mutterhaus geliefert. 326 Die PO besaß ein Stammkapital in Höhe von 50.000 Pesos, das von der Kalle & Co. AG eingebracht worden war.327 Geschäftliche Verbindungen bestanden mit den Firmen AGFA ARGENTINA SA, GECO CÍA. INDUSTRIAL Y COMERCIAL SA, ANA und QB. Wegen ihrer direkten Verbindung zu einer deutschen Firma wurde die PO vom Gesetzesdekret 7.032/45 erfasst und enteignet. Nach einem Bericht des Kontrolleurs vom Februar 1947 wurde über eine staatliche Übernahme gesprochen, da das Lichtpauspapier der PO von einzigartiger Qualität und dementsprechend von höchstem Interesse für die argentinische Industrie war. Allerdings wies er auf das Problem der aufgebrauchten Chemikalienvorräte und das Fehlen der Formeln für die weitere Herstellung des Lichtpauspapiers hin.328 Die SPRINGER Y MÖLLER SA FÁBRICA DE COLORES, TINTAS Y BARNICES (SYM) war eine Tochtergesellschaft der Springer & Möller AG aus Leipzig-Leutzsch. Ihre Haupttätigkeit lag in der Herstellung von Lacken, Farben und Emaille. Sie besaß Geschäftsverbindungen in Argentinien mit der ANA und den

Siehe Olano-Graphik in Kapitel III.5 sowie Interventionsformular. Eine Kopie des Vertrages vom 28.03.1945 zwischen der A N A und MONOPOL befindet sich unter AMRREEC, PE, Caja 132 Metal, ANA, 6to. Cuerpo, Copia contrato. MONOPOL sollte die Produkte der A N A exklusiv verkaufen. Dafür zahlte sie 10% Kommission an die ANA. Der Vertrag wurde zunächst für zwei Jahre unterschrieben und verlängerte sich automatisch, wenn es keine Kündigungsabsichten seitens einer der beiden Firmen gab. Lückenhafter Archivbestand. Die Kalle & Co. AG war seit 1925 Teil der IG-Farbengruppe. Nachfolger nach dem Krieg wurden die Farbwerke Hoechst AG, seit 1974 Hoechst AG in Frankfurt/Main. Archivbestand siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 121-122). Zur Geschichte der Kalle & Co. AG siehe u.a. Voelcker (1938). AMRREEC, PE, Caja 40, PO, Cuerpo Principal, Interventionsformular. Das zweitwichtigste Produkt der Kalle & Co. war das Cellophan, welches auch nach Argentinien exportiert wurde. Die gesamten Anteile der PO wurden 1945 von der Kalle & Co. an Erwin Gebert (40.000 Pesos) und Juan Altgelt (10.000 Pesos) übertragen. Diese waren gleichzeitig im Vorstand der Firma. 328

AMRREEC, PE, Caja 50 Metal, PO, 1er. Cuerpo.

92 ESTABLECIMIENTOS KLÖCKNER SA sowie mit zwei anderen argentinischen Firmen. Außerdem hatte sie Kunden in Brasilien und Kolumbien. 329 Ihr Stammkapital lag Anfang 1945 bei 450.000 Pesos. Die Anteile waren folgendermaßen verteilt: Das Mutterhaus besaß 49% des Aktienpakets; Christian Möller und Paul Springer, beides Deutsche, besaßen zusammen 50% und schließlich hatte die SYM in Buenos Aires ein Prozent der Anteile. 330 Da also das gesamte Kapital in deutschen Händen lag, wurde die SYM als deutsche Firma eingestuft und als „Feindeigentum" katalogisiert. f) i)

Andere Allgemeine Informationen

Firma (Liquidationsnr.) SESGO (038) SEMA (021)

ii)

Gründung

Adresse

Stammhaus (Beteiligung)

Konfiskation

DINIEÜbertr.

1942

Avenida Gral. Paz 451, Buenos Aires Calle Moreno 717, Buenos Aires

Arnold Otto Mayer (95%) AEG, Siemens Schuckertwerke AG, Feiten & Guilleaume (je. 30%)

1945"'

1948

! 945333

1948

1928

Einzelne Firmen

Die SESGO SA DE INDUSTRIAS TEXTILES (SESGO) wurde durch die HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA in Argentinien gegründet und diente der Herstellung und dem Verkauf von Textilien. Laut Bilanz vom Juni 1946 besaß sie ein Stammkapital von einer Mio. Pesos, wovon 95% der HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA gehörten. 334 Da die Mehrheit des Firmenkapitals in deutschem Eigentum lag, wurde die SESGO vom Gesetzesdekret 7.032/45 erfasst.

329

AMRREEC, PE, Caja 84 Metal, SYM, Interventionsformular. Das Interventionsformular wurde von Gualterio Marggraf unterschrieben.

330

Angaben vom 22.02.1945. Anschließend wurden die Aktienanteile der Springer & Möller AG an Privataktionäre, die zum Vorstand der Firma gehörten, übertragen. Vgl. ibid.

331

Nach Junto-Beschluss Nr. 18.

332

AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, SESGO.

333

Nach Jwwfa-Beschluss Nr. 142.

334

Die HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA war wiederum eine Filiale des Handelshauses Arnold Otto Mayer aus Hamburg. Die Arnold Otto Mayer übernahm die argentinische Filiale der Hugo Stinnes AG im Jahre 1925. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 66, Expediente de Vista. Siehe auch ibid, Caja 63 Metal, SESGO, Balance Mensual Junio 1946. Sehr lückenhafter Archivbestand.

93 Das Tätigkeitsfeld der SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA (SEMA) lag in der Herstellung von Kupfer- und Bronzeprodukten sowie elektrischen Leitungen (über die CESIA). Sie besaß beim Abschluss des Geschäftsjahres 1944 ein Stammkapital von fünf Mio. Pesos. Die Hauptaktionäre der Firma waren die Berliner Firmen AEG und Siemens Schuckertwerke AG sowie die Feiten & Guilleaume mit jeweils 29,5 % des Aktienpaketes. Die restlichen 10,5% der Anteile lagen bei der argentinischen Firma ERNESTO TORNQUIST & CÍA. LIMIT ADA aus Buenos Aires und schließlich 1% bei dem Argentinier Tito Arata. Als Hauptgläubiger für das erste Quartal 1945 waren die AEG, die Feiten & Guilleaume und die Siemens Schuckertwerke AG sowie die Dirección Nacional de Fabricaciones Militares angegeben.335 Den Angaben des Geschäftsführers der SEMA zufolge hatte die Firma keine geschäftlichen Verbindungen mit dem Ausland. Sie wurde als völlig unabhängige Gesellschaft dargestellt, auch wenn sich der Hauptteil ihrer Aktionäre, Gläubiger oder Geschäftspartner im Ausland befand. Sie besaß lediglich Anteile an der Firma CESIA. CESIA wurde ebenfalls als selbständige Firma dargestellt, ohne Verbindungen mit der SEMA auf Vorstands- oder Personalebene. Trotz dieser Darstellung entschied sich die Junta für die komplette Beschlagnahme der SEMA sowie für die sofortige Intervention der CESIA.33 Die División de Contabilidad y Liquidación Final de Empresas (früher Comisión Liquidadora) machte dem Junta-Präsidenten Anfang August 1946 den Vorschlag, die endgültige Liquidation der SEMA vorzunehmen, da ihre weitere Existenz für die nationale Wirtschaft nicht von Bedeutung wäre. Trotzdem wurde sie 1948 der DINIE übergeben. Ihre industriellen Anlagen waren allerdings schon vor der Übertragung an die DINIE von der staatlichen Dirección Nacional de Fabricaciones Militares gekauft worden. Sie existierte somit nur als industriell inaktive Firma wei-

g)

Gemeinsame Charakteristika der DINIE-Unternehmen

Nach der knappen Rekonstruktion der Geschichte der unter der DINIE verwalteten deutschen Unternehmen bis zur Enteignung und Übertragung lassen sich einige Zusammenhänge erkennen. Darüber hinaus kann man über den DINIE-Komplex als Ganzes weitere Vermutungen anstellen. Die meisten deutschen Industrieunternehmen in Argentinien waren Kapitalgesellschaften, in der Regel Aktiengesellschaften. Die Mutterhäuser in Deutschland waren meistens zu 100% oder mindestens 51% an die-

AMRREEC, PE, Caja 156 Metal, SEMA, 1er. Cuerpo, Interventionsformular. Ibid. Nach der Beschlagnahme wurden auch Vorstand, Geschäftsführung sowie die leitenden Angestellten entlassen. Siehe AMRREEC, PE, Caja 160 Metal, SEMA. In der Fabrikanlage der SEMA konnten u.a. Munitionsteile hergestellt werden, weswegen sie im Juli 1944 aus „nationalen Sicherheitsgründen" von der Dirección Nacional de Fabricaciones Militares gekauft wurde. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 243 Metal, SEMA, 6to. Cuerpo. Die SEMA hatte trotz Verkaufs ihrer industriellen Anlagen immer noch Aktiva von 37 Mio. Pesos (Olano). Eine genaue Aufstellung ihres Vermögens (Bilanz, Inventar, usw.) findet sich in der DINIE-Übergabeakte an die CAA vom 29.09.1960 in: AMRREEC, PE, Caja 0 Metal, SEMA.

94 sen Firmen beteiligt und finanzierten ihre Gründung durch Einzahlung des Stammkapitals, durch die Ausrüstung mit Maschinen und die Vergabe von Darlehen. Die Geschäftsführer und der Vorstand dieser Tochterfirmen waren in der Regel Deutsche oder Deutschstämmige, die auch zum Teil am Unternehmen eine Kapitalbeteiligung besaßen. Damit waren bei diesen Unternehmen zwei wichtige Kriterien für eine DI zu finden, womit die DINIE-Firmen ein sehr präzises Beispiel für deutsche DI im Ausland sind. Darüber hinaus vertrieben diese Firmen mit einigen Ausnahmen, vor allem die Produkte der Mutterhäuser vor Ort. In Argentinien gab es in diesem Sinne keine wirkliche industrielle Produktion. In der Regel wurden nur einfache Erzeugnisse, deren Produktion vor Ort günstiger war, hergestellt. Weitere Aktivitäten bestanden in der Gewinnung von Rohstoffen, in der Reparatur und vor allem in der Montage. Die chemischen Unternehmen bildeten hier eine Ausnahme, da sie Ende der 30er Jahre immer stärker dazu übergingen, komplette Laboratorien für die Produktion von Chemikalien vor Ort zu errichten. Der Vertriebscharakter dieser Unternehmen änderte sich zum Teil mit dem Kriegsbeginn. Durch die Schwierigkeit, Industrieprodukte aus Deutschland zu beziehen, erwarben viele Tochtergesellschaften kleinere argentinische Industriebetriebe, um dadurch wenigstens eine minimale Produktion zu sichern. Parallel dazu wurden sie, so gut es ging, von den Mutterhäusern bis mindestens 1942 mit Rohstoffen und Produkten beliefert. Diese zwei Faktoren waren für das Weiterbestehen der späteren DINIE-Betriebe entscheidend. Ein dritter wichtiger Faktor dafür war die Übernahme der deutschen Facharbeiter und Techniker. Zum DINIE-Komplex lässt sich ebenfalls einiges aussagen. Wie erwähnt, handelte es sich bei der DINIE um eine staatliche Holding. Der Verwaltungsapparat nahm zwei Drittel ihrer Struktur ein, die Cía. Comercial, Inmobiliaria y Financiera, Empresa Nacionalizada als Kauf- und Verkaufsorganisation genoss Sonderkonditionen, die Beteiligung der Belegschaft am Gewinn war außergewöhnlich hoch. Die Verwaltung der DINIE-Firmen wurde in der Regel von argentinischen Funktionären ausgeübt, die oft keinerlei fachliche Qualifikationen besaßen. Weiterhin wurden bei Finanzengpässen günstige staatliche Kredite an sie vergeben. All diese Merkmale weisen darauf hin, dass der DINIE-Komplex an und für sich nicht wettbewerbsfähig war.338 Deshalb bemühte sich die DINIE-Leitung bereits Anfang der 50er Jahre um eine Zusammenarbeit mit den ehemaligen Mutterhäusern. Für diese bildete das allerdings meist kein attraktives Angebot, weswegen sie, mit einigen Ausnahmen wie z.B. der Siemens AG, auf diese Vorschläge nicht eingingen. Darüber hinaus lassen diese erwähnten Charakteristika des DINIE-Komplexes einige Fragen offen. Was hatte die peronistische Regierung mit diesen Unternehmen vor, waren überhaupt konkrete Pläne vorhanden? Hatte der argentinische Staat einen Überblick darüber, mit welchen Produktionsmöglichkeiten diese Firmen ausgestattet waren? Wie sollten die ehemaligen deutschen Unternehmen zur Industrialisierung

Dazu Cortés Conde (1998: 47-64), der im Peronismus-Kapitel auf den defizitären Charakter der staatlichen Unternehmen und auf die daraus resultierende Gewohnheit, diese mit staatlichen Krediten zu unterstützen, eingeht.

95 Argentiniens beitragen? War der DINIE-Versuch womöglich von Anfang an zum Scheitern verurteilt? Diese Fragen werden im Zwischenergebnis dieses Kapitels erneut aufgegriffen werden. B)

Der

Junta-Komplex

Wie oben angegeben, blieb die größte Zahl der konfiszierten Unternehmen zunächst unter der Kontrolle der Junta und wurde auf die Liquidation vorbereitet. 339 Im Jahresbericht des Außenministeriums 1948-1949 wurde über die Arbeit der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga und über 36 Firmen, die von der División de Contabilidad y Liquidación Final de Empresas verwaltet wurden, berichtet. Die Gruppe der Firmen, die von der Liquidation zunächst nicht betroffen waren, wurde von der Junta weiter verwaltet. Aus diesen beiden Gruppen werden im Folgenden vier Beispiele vorgestellt, unter anderem die einzige beschlagnahmte Telekommunikationsfirma, die Cía. Internacional de Teléfonos SA. Viele dieser Firmen gingen anschließend an Fachbehörden über. i)

Allgemeine Informationen

Firma (Liquidationsnr.) CIA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA (058) INDUNIDAS SA (066) RHE[NMETALL BORSIG SRL (046) RIBEREÑA DEL PLATA SA (-)

Gründung 1926

Adresse

1926 1934

1919 342

Calle Maipù 241, Buenos Aires

Stammhaus (Beteiligung) Siemens & Halske AG (73%)

Konfiskation 1945

Sparte Telekom

Calle Azopardo 858, Buenos Aires Calle 25 de Mayo 145, Buenos Aires

Conrad Heinrich Donner (88%) Rheinmetall Borsig AG

1945340

Chemie

1945541

Metall

Avenida de Mayo 869, Buenos Aires343

Deutsche Kohlendepot GmbH (100%)

19453«

Bergbau

Die Junta wurde durch Dekret Nr. 19.731 vom 02.07.1948 durch die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga ersetzt. Siehe AMRREEC, Caja 96 Metal, Régimen de la PE, Leyes, decretos y resoluciones referentes a la PE sowie Gesetzestext unter Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1949: 539-542). Durch 7w»to-Beschluss Nr. 215. Durch yw/iía-Beschluss Nr. 141. Die Firma RIBEREÑA DEL PLATA SA war eine Nachfolgerin der CÍA. ALEMANA DE DEPÓSITOS DE CARBON LIMITADA, einer Filiale der Firma Deutsche Kohlendepot GmbH, die bereits 1904 in Argentinien gegründet worden war. 1919 wurde sie von der Firma RIBEREÑA DEL PLATA SA für die Summe von 1,5 Mio. Pesos gekauft. Sie hatte auch eine Filiale in Montevideo, Uruguay. Durch JwHfa-Beschluss Nr. 70.

96 ii)

Einzelne Firmen

Die COMPAÑÍA INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA besaß als Haupttätigkeit die Installation sowie den Kauf und Verkauf von Telekommunikationsapparaten und -dienstleistungen jeglicher Art. 345 Nach Angaben der Junta waren im Jahr 1935 73% des Firmenkapitals in deutschen Händen, nämlich bei der Siemens & Halske AG. 346 Nach Kriegsausbruch wurde das Aktienpaket der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA im Besitz der Siemens & Halske AG an eine Schweizer Holdinggesellschaft übertragen. 347 Die Junta kam zu dem Ergebnis, dass diese Schweizer Firmengruppe nur eine Fassade darstellte und dass sie in Wirklichkeit die Interessen der Siemens & Halske AG aus Berlin vertrat. Es handele sich bei der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA um eine direkte Beteiligung der Siemens & Halske AG; diese besäße auch die volle Kontrolle über die Geschäfte der CÍA. INTERNACIONAL DE TELEFONOS SA. Hauptargument des Kontrolleurs war die starke Finanzierung der Firma durch die Siemens & Halske AG. 348 Außerdem hatte sie enge geschäftliche Verbindungen mit anderen Telekommunikationsfirmen wie der CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA DEL PLATA SA und der CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA COMERCIAL. Beide Firmen waren ebenfalls Beteiligungen der Siemens & Halske AG aus Berlin. 349 Sie wurde von der staatlichen Correos y Telecomunicaciones übernommen, die starkes Interesse an ihrer Verstaatlichung bekundete. 350

AMRREEC, PE, Caja 202, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, Duplicado. Der Geschäftsführer Schmidt sowie die CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA DEL PLATA SA besaßen einige Anteile an der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA. Siehe Graphik Olano in Kapitel III.5. Die Schweizer Gruppe übernahm einen Aktienanteil von 7,5 Mio. Pesos, AMRREEC, PE, Caja 202, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, Duplicado. 1937 hatte die CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA Verbindlichkeiten mit der Siemens & Halske AG von knapp 3,4 Mio. Pesos. Für die Argumentation des Kontrolleurs hinsichtlich der Notwendigkeit der Beschlagnahme siehe AMRREEC, PE, Caja 202, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, Duplicado. Die Unternehmen, die in einer nicht-industriellen oder handels-/finanzorientierten Branche tätig waren, wurden an die entsprechenden Fachbehörden übertragen. Der Verwalter bekundete im September 1948 die schwierige finanzielle Lage der Firma, die u.a. mit einer staatlichen Übernahme saniert werden könnte. Durch Dekret Nr. 3.571/48 wurde der Kauf der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA vom Staat beschlossen. Siehe AMRREEC, PE, Caja 273 Metal, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, Antecedentes. Die Immobilien der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA wurden dem Kommunikationsministerium unterstellt. Dieses übergab sie der Dirección General de Teléfonos del Estado. Siehe AMRREEC, PE, Caja 173 Metal, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, Übergabeprotokoll vom 22.12.1949. Das Vermögen der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA wurde

97 Die Haupttätigkeit der INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS lag in der Einfuhr und dem Verkauf von Produkten des Hauses Conrad Heinrich Donner und der IG Farbenindustrie AG. Der größte Teil des Aktienpaketes befand sich laut Interventionsformular im Besitz von argentinischen Privatleuten, die gleichzeitig zum Vorstand der Firma gehörten. Der Vorstand wiederum handelte im Auftrag des Hamburger Hauses Conrad Heinrich Donner, welches dadurch 88% des Aktienpaketes innehatte. Die restlichen 12% waren im Besitz von drei Deutschen und einem Argentinier. 1944 wurde die Firma Conrad Heinrich Donner als Hauptgläubiger angegeben mit 247.000 Pesos an Forderungen. Es folgte die argentinische Hypothekenbank BANCO HIPOTECARIO NACIONAL mit 73.000 Pesos und anschließend die MONOPOL mit 9.000 Pesos. Die INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS war selbst an der MONOPOL (49%) und an der OSORNO SA COMERCIAL, FINANCIERA E INDUSTRIAL beteiligt. 351 Die Aktionärsversammlung der INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS beschloss am 31.10.1944 die Auflösung der Firma, da sie durch die Kriegsereignisse nicht mehr in der Lage war, die Produkte aus Deutschland zu importieren. Deshalb entließ sie das gesamte Personal und bereitete die Liquidation vor. Erst ein Jahr später wurde die INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS von der Junta enteignet. 352 Die Immobilie in der Calle Azopardo wurde 1948 der Generaldirektion der Bodeneinrichtungen im Luftfahrtministerium übergeben. 353 Die RHEINMETALL BORSIG SRL wurde durch die Gesellschafter Juan J. Solbrig und Huberto Heinzmann, beides Deutsche, gegründet. Stammkapital waren 50.000 Pesos. Die Firma hatte die exklusive Vertretung der Berliner Firma Rheinmetall Borsig AG inne 354 und importierte hauptsächlich deren Produkte wie Landmaschinen, Lokomotiven, Kraftfahrzeugteile, Schreib- und Rechenmaschinen. Außerdem verfügte sie über eine kleine Produktion von Maschinen und eine eigene Reparatur-

dem Generaldirektor der staatlichen Telephonie übergeben. Dort befindet sich eine Bilanz der Firma vom 30.09.1949. Hier beliefen sich die Aktiva auf 19,5 Mio. Pesos und das Eigenkapital auf 14,6 Mio. Pesos. Siehe Angaben im Interventionsformular unter AMRREEC, PE, Caja 182 Metal, INDUNIDAS SA, Cuerpo Principal. Ibid. Außerdem wurde die Firma OSORNO SA COMERCIAL, FINANCIERA E INDUSTRIAL unter /««to-Kontrolle gestellt. Der Übergabepreis betrug 141.000 Pesos. Außerdem wurde die Hypothek gegenüber der argentinischen Hypothekenbank aufgelöst und mit Firmenmitteln ausgezahlt. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 266 Metal, INDUNIDAS SA, Informe Contable, Bericht der Wirtschaftsprüfer Eggelin und Wolff vom 27.02.1948 an die CAL. Bis 1938 hatte sie ihren Sitz in Düsseldorf, dann in Berlin. Seit 1951 Rheinmetall Berlin AG mit Sitz in Düsseldorf. Archivbestand siehe Deutsche Wirtschaftsarchive (1994: 226-227). Zur Geschichte der Rheinmetall Borsig AG siehe u.a. Rheinmetall Borsig AG (1939).

98 Werkstatt.355 1940 gründeten beide Gesellschafter erneut eine Firma, die CADEMA CÍA. ARGENTINA DE MÁQUINAS SRL mit einem Stammkapital von 25.000 Pesos. Die CADEMA CÍA ARGENTINA DE MÁQUINAS SRL wurde bereits im Januar 1945 aufgelöst. 356 1944 beliefen sich die Verbindlichkeiten der RHEINMETALL BORSIG SRL mit drei Berliner Unternehmen auf 108.000 Pesos. Die Hauptgläubiger waren die Rheinmetall Borsig AG, die Maschinen und Metallwaren GmbH und die Mitteldeutschen Montanwerke GmbH. Die RHEINMETALL BORSIG SRL hatte auch die Vertretung der beiden letzten Firmen in Argentinien inne. Außerdem hatte sie Schulden bei der TL von 21.000 und bei der SSch von 6.000 Pesos. 357 Die Junta beschloss 1945 die Enteignung der RHEINMETALL BORSIG SRL und die Untersuchung der Firma CADEMA CÍA ARGENTINA DE MÁQUINAS SRL. Ein Jahr später wurde die Liquidation der RHEINMETALL BORSIG SRL, die Beschlagnahme der CADEMA CÍA ARGENTINA DE MÁQUINAS SRL sowie die Untersuchung des Vermögens beider Geschäftsführer beschlossen. 358 Die RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA war im Import und Verkauf von Steinkohle tätig. Außerdem verkaufte sie Brennholz, Braunkohle und andere Brennstoffe. Bis 1939 war die Hamburger Firma Deutsches Kohlendepot GmbH einziger Aktionär. Ende 1939 übergab sie 95% des Aktienpakets an die Franz Haniel & Cié. GmbH aus Duisburg/Ruhrort und die restlichen 5% an den Vorstand der argentinischen Firma. Die Hauptgläubiger waren 1944 die zwei deutschen Banken mit Forderungen von 525.000 Pesos. Es folgten die argentinische Nationalbank und der BANCO DE LA PROVINCIA DE BUENOS AIRES mit insgesamt 400.000 Pesos an Forderungen. 359 Der Vorstand der RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA beschloss im Juli 1945, die Vermögenswerte der Firma an die PEX SA zu verkaufen. Dieser Entschluss konnte nicht durchgeführt werden, da die Junta im gleichen Monat die Enteignung entschied. 360 iii)

Gemeinsame Charakteristika der J««to-Unternehmen

Die genaue Anzahl der Twnta-Firmen schwankt zwischen 44 und 46 (siehe Tabelle 24). Die vier hier ausgeführten Beispiele geben ein gutes Bild der typischen Charakte-

356

357

358

Die Rheinmetall Borsig AG belieferte Argentinien seit 1933 auch mit Waffen und Munition. AMRREEC, PE, Caja 17 Metal, RHEINMETALL BORSIG SRL, Interventionsformular. Die Gesellschafter waren gleichzeitig die Geschäftsführer der Firma. Ibid. Wir haben hier trotzdem einen typischen Fall von DI. Erstens handelten die beiden Gesellschafter im Auftrag der Rheinmetall Borsig AG, da sie gleichzeitig Geschäftsführer der Firma waren, und zweitens hatte die deutsche Firma ihre DI über ihre Kredite an die argentinische Filiale getätigt. AMRREEC, PE, Caja 17 Metal, RHEINMETALL BORSIG SRL.

359

AMRREEC, PE, Caja 6 Metal, Ribereña del Plata SA, Expediente 376813, Interventionsformular.

360

Ibid.

99 ristika dieses Komplexes ab. Es handelt sich bei den Junta-¥'\vmtn ebenfalls um deutsche DI. Obwohl die Beteiligungsverhältnisse für die gesamte Junta-Gruppe nicht nachzuweisen sind, kann man unter anderem durch die Tatsache, dass diese Firmen später von der SPAI reklamiert werden sollten, darauf schließen, dass sie in ihrer Mehrheit deutsches Eigentum gewesen waren. Die ./w«ta-Unternehmen werden im Kapitel VII näher analysiert. Diejenigen der Junta-Firmen, die an Fachbehörden übergingen, könnte man mit der DINIE-Gruppe gleichstellen - auch sie wurden v o m Staat als komplette Wirtschaftseinheiten übernommen und weiterbetrieben. C) a)

Die Banken und Versicherungen Banken

Der B A N C O A L E M Á N T R A S A T L Á N T I C O wurde am 05.08.1887 in Argentinien gegründet. 3 6 1 Es handelte sich um eine Filiale der Deutschen Überseeischen Bank, die erst ein Jahr zuvor von der Deutschen Bank AG in Berlin gegründet worden war. Ihren Hauptsitz hatte der B A N C O A L E M Á N T R A S A T L Á N T I C O seit 1926 in der Calle Reconquista, Ecke Bartolomé Mitre in Buenos Aires. 3 6 2 Nach den Kriegsereignissen 1945 beschloss man auch die Konfiskation der deutschen Banken. Der B A N C O C E N T R A L DE LA R E P Ú B L I C A A R G E N T I N A beschlagnahmte den B A N C O A L E M Á N TRASATLÁNTICO, es wurde ihm anschließend die Rechtspersönlichkeit entzogen. Die Konten der Bank wurden an die argentinische Nationalbank übertragen und unter dem Namen des Ji/nto-Präsidenten und der betreffenden Inhaber weitergeführt. Der argentinische Staat erwarb die Immobilie des B A N C O A L E M Á N TRASATLÁNTICO für einen Kaufpreis von 3,8 Mio. Pesos am 27.08.1947. Der B A N C O A L E M Á N T R A S A T L Á N T I C O hatte eine Beteiligung, die CÍA. A R G E N T I N A DE M A N D A T O S SA. Diese wurde 1924 gegründet und besaß 1944 eine Grundkapitalsumme von 100.000 Pesos. 363 Ihr Sitz war mit der Adresse des B A N C O A L E M Á N TRASATLÁNTICO identisch, der ihr auch Mitarbeiter zur Verfugung stellte. Die Junta beschloss die Beschlagnahme der CÍA. A R G E N T I N A DE M A N D A T O S SA wegen dieser engen Verbindungen zum B A N C O A L E M Á N TRASATLÁNTICO. 3 6 4 Die Liquidation der CÍA. A R G E N T I N A DE M A N D A T O S SA wurde 1950 dem BANCO C E N T R A L DE LA R E P Ú B L I C A A R G E N T I N A anvertraut. 3 6 5

Zur Geschichte des BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO in Buenos Aires siehe Pohl (1987). Pohl (1987: 48). Außerdem hatte er Filialen in Bahía Blanca, Córdoba, Tucumán, BellVille, Mendoza und Rosario, sowie mehrere Zweigstellen in Buenos Aires. AMRREEC, PE, Caja 6 Metal, Liq. No. 007, CÍA. ARGENTINA DE MANDATOS SA, 4to. Cuerpo. Ibid, Caja 5 Metal, Liq. No. 007, CÍA. ARGENTINA DE MANDATOS SA, 1er. Cuerpo. Ibid, Caja 6 Metal, Liq. No. 007, 4to. Cuerpo. Die Liquidation der Firma wurde bereits 1946 von der Junta beschlossen. Bis zur Übertragung an den BANCO CENTRAL DE

100 Der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD wurde 1906 in Argentinien gegründet.366 Es handelte sich um eine Filiale der Deutsch-Südamerikanischen Bank, einer Tochtergesellschaft der Dresdner Bank AG. Ihren Sitz hatte er an der Straßenkreuzung Calle 25 de Mayo und Leandro N. Alem. Der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD wurde am 11.08.1945 vom BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA enteignet. Die Konten erfuhren das gleiche Schicksal wie die des BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO. Das Gebäude der Bank wurde ebenfalls vom Staat erworben und an eine staatliche Institution weitergegeben. Wie der BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO hatte der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD ebenfalls eine eigene Verwaltungs- und Vollmachtgesellschaft, die TREUHAND SA DE ADMINISTRACIÓN Y MANDATOS. Die Geschäftsführer der Firma waren bei der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD angestellt und bekamen für ihre Tätigkeit in der TREUHAND SA DE ADMINISTRACIÓN Y MANDATOS keine zusätzliche Entlohnung. Durch diese engen Verbindungen zur BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD wurde auch sie von der Junta enteignet. Ihr Stammkapital lag bei der Enteignung bei 100.000 Pesos. Die Liquidation der Firma wurde 1950 dem BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA anvertraut.367 In einem Bericht einer Sonderkommission vom Dezember 1951 wird Folgendes über den Stand der Bankenliquidation berichtet: Die noch vorhandenen Aktiva der beiden Banken beliefen sich auf 10,2 Mio. Pesos. Davon waren 96% Kredite, die diese Banken an konfiszierte Firmen oder deren Mutterhäuser gegeben hatten. Die noch vorhandenen Passiva beliefen sich auf neun Mio. Pesos. Davon waren 65% Obligationstitel der Bankenmutterhäuser oder ihrer Filialen oder von Privatleuten, die im Ausland residierten. Um die noch offenen Aktiva und Passiva abschließen und die Banken endgültig liquidieren zu können, verlangte diese Kommission von der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga die Auszahlung der Kredite.368

LA REPÚBLICA ARGENTINA wurden die Vermögenswerte der CÍA. ARGENTINA DE MANDATOS SA im BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA gelagert. Zur Geschichte der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD siehe Deutsch-Südamerikanische Bank (1981). Ein Buch von Johannes Bähr mit dem Titel: „Die Dresdner Bank in der Wirtschaft des Dritten Reichs" wird voraussichtlich im Frühjahr 2005 erscheinen. Dort ist ein Kapitel über die Deutsch-Südamerikanische Bank zu finden. AMRREEC, PE, Caja 6 Metal, Liq. No. 007, CÍA. ARGENTINA DE MANDATOS SA, 4to. Cuerpo, Informe sobre la TREUHAND SA DE ADMINISTRACIÓN Y MANDATOS. Ibid, Caja 238 Metal, Informe Comisión Interministerial, Anexo XI, Estado actual de las liquidaciones de los bancos alemanes BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO y BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD. Siehe auch PAAA, B86/40,

101

b)

Versicherungen

Am 30.11.1945 waren alle Vermögenswerte der beschlagnahmten Versicherungen im Besitz der argentinischen Versicherungsaufsichtsbehörde. 369 Weiterhin stand die FIRMA HOSSMANN Y CÍA. SOCIEDAD COLECTIVA unter ihrer Kontrolle, da sie als Versicherungsagent von LA PROTECTORA CÍA. DE SEGUROS, LA INTERNACIONAL CÍA. DE SEGUROS, LA MANNHEIM CÍA. DE SEGUROS und AACHEN Y MUNICH CÍA. DE SEGUROS tätig gewesen ist.370 In einem Bericht der argentinischen Versicherungsaufsichtsbehörde an den Delegado Liquidador der CAL, Manuel Campos Carlés, vom 08.08.1956 wurde über den Abwicklungsstand der Versicherungen informiert: Die Liquidationsarbeiten von der Firma EL FÉNIX SUDAMERICANO CÍA. DE REASEGUROS SA waren zu diesem Zeitpunkt so gut wie abgeschlossen. Die Abteilung „Lebensversicherungen" sollte an das nationale Rückversicherungsinstitut übergehen, während der Rest verkauft werden sollte. Man erwartete eine Liquidationssumme von etwa 5,5 Mio. Pesos. Davon sollte ein Teil an die rechtmäßigen Aktionäre ausgezahlt werden. Die Liquidation der Versicherungsagenturen AACHEN Y MUNICH CÍA. DE SEGUROS und LA MANNHEIM CÍA. DE SEGUROS war ebenfalls abgeschlossen. Der Auflösungsbetrag betrug l,7Mio. Pesos für die erste und eine Mio. Pesos für die zweite. Diese Summen waren im BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA gelagert und zur Auszahlung bereit. Die Liquidation der Versicherungsagenturen LA PROTECTORA CÍA. DE SEGUROS und LA INTERNACIONAL CÍA. DE SEGUROS war so gut wie abgeschlossen. Ein Teil der Abwicklungssumme sollte an die Aktionäre übergehen. Der Liquidationserlös der Firma LA PROTECTORA CÍA. DE SEGUROS wurde auf ca. 800.000 Pesos geschätzt, der von LA INTERNACIONAL CÍA. DE SEGUROS auf etwa eine halbe Mio. Pesos. Schließlich sollte die Firma LA GERMANO ARGENTINA CÍA. DE SEGUROS SA von einer unabhängigen Kommission aufgelöst werden, die von der argentinischen Versicherungsaufsichtsbehörde überwacht werden sollte.371 1.2. Die Vereins- und Schulvermögen sowie Privatvermögen Mit dem „nichtwirtschaftlichen Feindvermögen", d.h. dem von Vereinen jeglicher Art und von Schulen, wurde eine Abteilung innerhalb der Junta, die Oficina de Asociaciones Civiles, betraut; diese wurde der Gerencia General unterstellt.372 Die Junta

Aufzeichnung Roedel (AA/Bonn) über beschlagnahmtes deutsches Altvermögen in Argentinien vom 05.05.1954. Siehe Bericht der Comisión Interministerial vom Dez. 1951 in: AMMRRC, PE, Caja 238, Anexo XI (bis), Informe sobre la liquidación de la Cías, de Seguros. Die Kontrolle der HOSSMANN Y CÍA. wurde durch Beschluss vom 01.07.1948 aufgehoben. AMRREEC, PE, Caja 1 Metal, Ministerio de Hacienda, Superintendencia de Seguros de la Nación. Zum Aufbau der Junta siehe Kap. II.3.

102 übernahm die Konfiskation der Vereine, die der Schulen überließ sie dem Justiz- und Bildungsministerium. Im Juni 1948 entschied man über die Zukunft von insgesamt 161 Vereinen und Schulen.373 Meistens wurden ihre Immobilien an staatliche Einrichtungen übergeben. Der Jahresbericht des Außenministeriums für das Jahr 1947-1948 verzeichnete folgende Übertragungen: Der größte Teil der Immobilien ging an das Erziehungsministerium; dabei handelte es sich in der Mehrheit um Schulgebäude. Auch an das Luftfahrt-, Kriegs- und Finanzministerium wurden konfiszierte Immobilien übertragen. Schließlich bekam die Regierung der Provinz Buenos Aires sowie die Stiftung Eva Perón jeweils eine beziehungsweise fünf Immobilien.374 Nach welchem Bedarf beziehungsweise mit welchen Argumenten solche Übertragungen stattfanden, lässt sich nicht ermitteln. Erst in den Rückgabeverhandlungen (Kap. V) erfährt man, dass die argentinischen Behörden mit diesen konfiszierten Immobilien ihre eigenen Infrastrukturmängel ausglichen. Diese Behörden waren es auch, die sich bei den Rückgabeverhandlungen vehement wehrten und dadurch die endgültige Rückgabe des ehemaligen Feindvermögens hinauszögerten. Diese Übertragungen verdeutlichen erneut, dass sich die peronistische Regierung aus der Konfiskationsmasse nach Bedarf bediente. Im Jahresbericht des Außenministeriums 1948-1949 wurde ebenfalls das Privatvermögen abgehandelt. Dort wurde folgender Stand wiedergegeben: Die Junta führte blockierte Konten in einem Gesamtwert von 37 Mio. Pesos unter ihrer Kontrolle. Davon waren 21,6 Mio. Pesos Bargeld, 3,1 Mio. Pesos Rentenscheine und 13,3 Mio. Pesos Aktien.375

Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Aflo 1948: 1223). Durch Dekret Nr. 37.961 vom 14.09.1948 wurden die Schulen und Vereine zum „Staatseigentum" erklärt und damit unter Dekret 1.921/47 gestellt. Dem Jahresbericht des Außenministeriums von 1948-1949 zufolge hatte die Oficina de Asociaciones Civiles bereits 360 Vereine und Schulen unter Dekret Nr. 11.599/46 registriert. Sie hatte selber zu diesem Zeitpunkt 168 unter ihrer Kontrolle und 31 unter ihrer Verwaltung. Vgl. Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1949: 572-575). Eine komplette Liste aller beschlagnahmten Schulen und Vereine im Besitz des argentinischen Staates befindet sich im Anhang, Dokument 2. (Ibid: 1224-1225) sowie AMRREEC, PE, Caja 195 Metal, Nómina [...]. Komplette Liste im Anhang, Dokument 5. Die Bankguthaben der Vereine wurden ebenfalls beschlagnahmt, dazu siehe ibid, Caja 4 Metal, Bienes bloqueados y/o incautados, Efectivo y Valores Entidades Civiles (Stand 1970). Die Junta hatte immaterielle Vermögenswerte von Vereinen in Höhe von 2,4 Mio. Pesos enteignet. Für die genaue Auflistung der Übertragungsgegenstände an die jeweiligen Ministerien siehe FAAG, Caja 1, Legajo 1949-59, Bienes inmuebles, muebles y útiles de las entidades civiles alemanas incluidas en las prescripciones del Decreto No. 11.599/46 y adquiridas por el Estado Decreto No. 37.961/48 ampliativo del Decreto No. 1.921/476. Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1949: 595), Blockierte Konten laut Dekret Nr. 11.599/46.

103 2. Überprüfung der Beschlagnahmebestimmungen und Verhandlungsaufnahme 2.1.

Die 120-Tage-Kommission

Durch Dekret Nr. 23.669 vom 10.11.1950 wurde eine Kommission gegründet (die Comisión Interministerial), die es zur Aufgabe hatte, die bisherigen Bestimmungen über das Feindeigentum zu überprüfen und neu zu bewerten. Die Mitglieder der Kommission kamen aus den Außen-, Finanz-, Schatz- und Wirtschaftsministerien.376 Es dauerte bis zum 13.04.1951, bis diese Kommission tatsächlich ihre Arbeit auftiahm. Dieser Tag war der Anfang eines zweiten Abschnitts in der Behandlung des Themas „Feindeigentum" in Argentinien.377 In Bezug auf die Gründung der Comisión Interministerial und ihre Absichten äußerte sich Schütte (SPAI) zuversichtlich: „Wir glauben, annehmen zu dürfen, dass mit diesem Dekret die Frage des deutschen Vermögens in Argentinien in ein entscheidendes Stadium getreten ist".378 Ende des Jahres 1951 fasste die Comisión Interministerial einige Maßnahmen in einem Bericht zusammen. Die wichtigsten Entscheidungen betrafen vor allem die Möglichkeit der Reklamation von Vermögen durch Privatpersonen sowie die Befreiung der Neuanmeldung von Markenzeichen und Patenten, die nach dem 02.07.1948 in Argentinien angemeldet worden waren, von dem Dekret Nr. 11.599/46. Dadurch konnten deutsche Produkte, die nach diesem Datum angemeldet wurden, erneut in Argentinien eingeführt werden, ohne eine Beschlagnahme zu befürchten. 379 2.2. Zusatzprotokoll Nr. 2 zum deutsch-argentinischen Handels- und Zahlungsabkommen Am 15.08.1950 trat das erste Handels- und Zahlungsabkommen zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. 380 Am 26.10.1951 wurde zu diesem AMRREEC, Caja 238 Metal, Informe de la Comisión Interministerial del Régimen de la PE. Zusätzlich nahm ein Vertreter des Industrie- und Handelsministeriums teil. Durch die Auflösung der Junta durch die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga, Dekret Nr. 19.731/48, wurden schon seit Juli 1948 die ursprünglichen Kontroll- und Beschlagnahmeaufgaben der Junta durch reine Liquidationstätigkeiten ersetzt. Zur Gründung der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga siehe Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1949: 539-542). Brief von Schütte (SPAI) an das Bundesfinanzministerium vom 28.11.1950 in: PAAA, B86/39. Zur Arbeit der SPAI und ihre Verbindungen nach Argentinien siehe Unterkapitel 2.3. AMRREEC, PE, Caja 238 Metal, Informe Comisión Interministerial, Conclusiones, sowie ibid, Caja 273 Metal, Campos Carlés, Comisión Interministerial revisora del régimen de la PE. Siehe auch Bericht der Comisión de Letrados (ein Vorgänger der Comisión Interministerial) vom 04.12.1950 in: Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1952: 336-343) sowie AMRREEC, PE, Caja 19 Metal, Comisión Decreto No. 23.669/50. Zum Aufbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Argentinien nach den Zweiten Weltkrieg siehe Kap. VII. 1. Argenti-

104 Vertrag ein Zusatzprotokoll unterzeichnet, das als Protocolo Adicional No. 2 bekannt wurde. 381 In diesem Protokoll wurden zum ersten Mal zwischenstaatliche Vereinbarungen über das ehemalige deutsche „Feindeigentum" in Argentinien getroffen. Diese betrafen vor allem zwei wichtige Punkte: 382 -

Das Thema „Deutsches Eigentum in Argentinien" sollte nach der Eröffnung der Deutschen Botschaft in Buenos Aires im Oktober 1951 383 schnellstmöglich durch eine dafür zu gründende deutsch-argentinische Kommission in seiner Gesamtheit behandelt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt würde die argentinische Regierung an den bestehenden Verhältnissen nichts mehr ändern.

-

Güter, die vor dem 02.07.1948 in Argentinien eingetroffen waren und Markenzeichen trugen, die sich im Besitz des argentinischen Staates befanden, durften nicht aus dem Verkehr gezogen werden. 384 Deutsche Unternehmen sollten mit der argentinischen Regierung Vereinbarungen treffen können über die weitere Einfuhr von Produkten, die deutsche Warenzeichen führten und auf Patenten beruhten, die vor dem 02.07.1948 in Argentinien eingetragen worden waren. Marken und Patente, die nach dem 02.07.1948 in Argentinien von deutscher Seite angemeldet wurden, durften weiterhin ohne Beschränkung benutzt werden. Ausgeschlossen waren Erneuerungen oder Verlängerungen von solchen, die vor diesem Datum eingetragen worden waren. 385

nien hatte bereits 1949 mit den Siegermächten USA, England und Frankreich ein Handels* und Zahlungsabkommen abgeschlossen. Vgl. CGN, DSS (Año 1949, Tomo II, 2303-2308, Convenios comerciales y de pagos con los gobiernos militares norteamericano, británico y francés). Zum ersten Handelskontingent zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland siehe Freie Presse vom 06.05.1949, Erster Schritt zur argentinisch-westdeutschen Zusammenarbeit. Wiederaufnahme traditioneller Beziehungen. Die Unterzeichner von argentinischer Seite waren der Außen-, Schatz-, Wirtschaftsund Finanzminister, von deutscher Seite der Ministerialdirektor Freiherr von Maltzan und der Ministerialdirigent Seeliger. Zum Abschluss dieses Protokolls siehe Jerofke (1993: 47-59) und Schönwald (1998: 286). Siehe auch Argentinisches Tageblatt vom 30.10.1951 und 31.10.1951, Die argentinisch-deutschen Übereinkommen. Protokolltext auf Spanisch in: AMRREEC, PE, Caja 238 Metal, Informe Comisión Interministerial, Anexo especial. Deutsche Übersetzung unter PAAA, B86/39, Brief von Schütte (SPAI) an die Mitglieder der Gruppe Argentinien vom 06.11.1951 über den Abschluss des deutsch-argentinischen Handelsvertrages, Regelung der Vermögensund Warenzeichenfrage. Diese wurde durch Dekret Nr. 20.264 vom 10.10.1951 wiedereröffnet. Gesetzestext im Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Año 1952: 109-110). Dies war z.B. der Fall bei einer Lieferung von Deutz-Motoren Ende 1951. Dazu siehe eine Abschrift von Spitta, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Buenos Aires, vom 15.11.1951 in: PAAA, B86/39. Vgl. dazu Jerofke (1993: 53). Der 02.07.1948 wurde als Stichtag angegeben, da ab diesem Datum die Ermittlungen zur Erfassung von Feindvermögen eingestellt wurden.

105 Über die Unterzeichnung dieses Protokolls äußerten sich die Vertreter der deutschen Seite sehr unterschiedlich. Einerseits wurde diese Vereinbarung von der SPAI positiv und hoffnungsvoll aufgenommen. 3 8 6 Dagegen sah der Leiter der Wirtschaftsdelegation der deutschen Botschaft in Argentinien, Spitta, in diesem Dokument keinen wirklichen Fortschritt. 387 Im Januar 1952 war das Zusatzprotokoll immer noch nicht in Kraft getreten und die Marken- und Patentfrage noch nicht eindeutig geklärt. Problematisch wurde dadurch die Wiederbelebung des deutsch-argentinischen Handels, da es nach wie vor keine Garantien für importierte deutsche Produkte gab. Trotzdem war das Zusatzprotokoll Nr. 2 die erste wichtige formelle Grundlage, die nach dem Krieg geschaffen wurde, um das Thema „deutsches Vermögen" umfassend zu behandeln. 388 2.3.

Die Studiengesellschaft für privatrechtliche Auslandsinteressen e.V.

Die SPAI wurde im November 1948 in Bremen gegründet. 389 Nach ihrer Satzung war der Zweck der Gesellschaft „[...] das Studium der rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten, die für die privaten deutschen Verbindungen zum Ausland bestimmend sind und die Vermittlung der aus dem Studium gewonnenen Ergebnisse an ihre Mitglieder". 390 Konkret widmete sie sich den Problemen des beschlagnahmten In einem Brief an die Argentiniengruppe vom 03.11.1951 äußerte sich Schütte (SPAI) folgendermaßen: „[...] erfreulicherweise ist es jedoch dem deutschen Delegationsfuhrer gelungen, in den beiden Zusatzprotokollen über Warenzeichen und deutsche Vermögenswerte eine Regelung durchzusetzen, die einen unbezweifelbaren Fortschritt darstellt und eine Grundlage für die weiteren deutschen Bemühungen um Rückgabe der Vermögen und Marken schafft". [...] „Weitere Beschlagnahmen von Marken sollen ebenfalls nicht mehr stattfinden". Vgl. PAAA, B86/39. Brief von Spitta, Buenos Aires, an Schellert (AA/Bonn) vom 19.11.1951, wo er sich über die Protokolle beklagt: „Über die Regelung der Marken-Eigentumsfrage nach Protokoll Nr. 2 bin ich persönlich sehr unglücklich, denn es handelt sich wohl um kaum mehr als ein Dokument des guten Willens, mit dem praktisch zunächst noch keine nützliche Arbeit geleistet werden kann". Vgl. PAAA, ibid. Laut Jerofke (1993: 63) brachten die langen und schwierigen Wirtschaftsverhandlungen von Ende 1951 zwar Erleichterung, „stellten aber in einigen Punkten noch keine endgültigen Lösungen dar". Vgl. dazu PAAA, B11/1006, Brief von Maltzan, Deutsche Botschaft Buenos Aires, an das AA vom 27.10.1951 bezüglich der Reise der deutschen Handelsdelegation nach Buenos Aires. Darin schildert er die sehr schwierigen Verhandlungen zwischen der deutschen Handelsdelegation und den argentinischen Ministern einschließlich Perón. „Besonders schwierig war die Einigung in der Frage deutscher Vermögen und Warenzeichen, wo nach zähem Ringen von fünf Ministern ein unterzeichnetes Zusatzprotokoll erreicht wurde [...]". Der Nachlass der SPAI befindet sich im BA in Koblenz, Bestand 184. Das Bibliotheksgut wurde laut Information des BA Koblenz an das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln abgegeben. Der Verein wurde am 13.08.1973 aufgelöst. Satzung der SPAI e.V., § 2, in: Domay (1964: 248). Hier wird als Gründungsjahr 1949 angegeben. Sie veröffentlichte eine eigene Zeitschrift, die „Nachrichten der SPAI", die in Heftform zwischen 1949 und 1954 in Bremen erschien. Später, von 1954 bis 1957, ist sie in der Zeitschrift „Recht der Internationalen Wirtschaft" (RIW) und anschließend, ab 1958, in „Außenwirtschaftsdienst des Betriebsberaters (AWD). Recht der Internationalen Wirtschaft. Mit Nachrichten der SPAI" erschienen. Außerdem publizierte

106 deutschen Auslandsvermögens. Die SPAI, bis heute eher unbekannt und in der Geschichtsschreibung »inbeachtet, wurde ein sehr wichtiges Organ bei der Rückgewinnung von deutschem Auslandsvermögen nach dem Zweiten Weltkrieg. 391 Sie bediente sich dabei der Hilfe von Mittelsmännern vor Ort und der Zusammenarbeit sowohl mit der Bundesregierung als auch mit wichtigen Persönlichkeiten der deutschen privaten Wirtschaft. Sie bildete dafür länderspezifische Arbeitsgruppen, wie z.B. die Arbeitsgruppe Argentinien (ArAr, siehe SPAI). Die Teilnehmer der ArAr (SPAI) (für die DINIE-Firmen siehe Tabelle 13) waren Vertreter der wichtigsten deutschen Unternehmen, die sich mit den Mitgliedern der SPAI regelmäßig trafen, um die Rückgabeverhandlungen in Argentinien zu verfolgen, zu besprechen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Ihre wichtigsten Kontaktpersonen und Repräsentanten in Argentinien waren die deutsch-argentinischen Anwälte Heriberto Rastalsky, gleichzeitig der erste Präsident der neuen DAIHK, und Jürgen Koch. In Deutschland stand die ArAr (SPAI) in ständigem Kontakt mit dem Außenministerium und vor allem mit dem Bundesministerium für Wirtschaft (BMW). Tabelle 13: Stammhäuser der DINIE-Firmen in der SPAI (und ihrer Beteiligungen) Stammhaus IG Farbenindustrie AG i.A., Frankfurt a.M.342 E. MERCK AG, Darmstadt Schering AG, Berlin 4711 Eau de Cologne, ICöln-Ehrenfeld P. Beiersdorf & Co. AG, Hamburg Springer & Möller GmbH, Hamburg-Bergedorf Mannesmann AG, Düsseldorf Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Köln-Deutz Bergbau- und Industriewerte GmbH, Düsseldorf OSRAM GmbH KG, Berlin/München Robert Bosch GmbH, Stuttgart AEG, Frankfurt a.M. Siemens Bauunion GmbH, München

Beteiligung QB, IBTE, ANA, MONOPOL, PO MERCK QSch, LQB PT BD SYM TM CAMDOL TL, AC, CREFIN, UBA OSRAM RB AEG SA, SEMA, CESIA SBU

die SPAI Sonderdrucke, die sich meistens mit dem deutschen Auslands-Vermögen in einem bestimmten Land beschäftigten. Vgl. dazu Schönwald (1998: 272-273). Vor allem, weil sie eine wichtige Lücke in der deutschen Außenpolitik füllte. Zu diesem Zeitpunkt galt noch das Verbot der Alliierte Hohe Kommission, das verhinderte, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Interessen im Ausland bezüglich Auslandsvermögen selber vertreten durfte. Dazu wurde in den „Nachrichten der SPAI" (Mai 1949, Heft 2: 1) zur ersten Jahrestagung Folgendes geschrieben: „Der Verlauf der Tagung hat bewiesen, dass die deutsche Wirtschaft und Juristenwelt den mit der Gründung der SPAI zum Ausdruck gebrachten Gedanken der Selbsthilfe aufgegriffen hat. Angesichts der Lähmung Deutschlands als Subjekt des Völkerrechts, die, wie wir es kürzlich wieder erfahren haben, noch lange andauern wird, ist der Zusammenschluss aller Betroffenen zu einer Selbsthilfeaktion die Voraussetzung für die von uns angestrebte wirtschaftlich vernünftige Regelung des Problems des privaten deutschen Vermögens im Ausland und der deutschen Auslandsverschuldung". Mitinbegriffen sind auch die Bayer AG, die Hoechst AG und die BASF AG.

107 Stammhaus Siemens & Halske AG, München Siemens Schuckert Werke AG, Erlangen Siemens Reiniger Werke AG, Erlangen Arnold Otto Meyer, Hamburg Philipp Holzmann AG, Frankfurt a.M. Grün & Bilfinger AG, Mannheim Wayss & Freytag AG, Frankfurt a.M. Knoll AG, Ludwigshafen/Rh. Miag, Mühlenbau u. Industrie GmbH, Hannover Quelle:

Beteiligung SSch SEMA, CESIA INAG SESGO GEOPE GYB WYF MERCK AGK

BÄK, B102/57580, Liste der Stammhäuser der DINIE-Firmen. Die Beteiligungen sind von der Autorin zusammengestellt und beziehen sich auf die Zeit vor 1939.

Die Anfangsverhandlungen mit der argentinischen Regierung liefen sehr unterschiedlich. Zum einen gab es von der argentinischen Seite keinen einheitlichen Adressaten. Die Ansprechpartner wechselten vom Präsidenten über den Außen- und Wirtschaftsminister 93 bis zum Präsidenten der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga und dem Vorsitzenden der DINIE. 394 Zum anderen wurde auch die deutsche Seite von der SPAI einerseits und von der deutschen Botschaft in Buenos Aires andererseits vertreten.395 Diese Tatsache verursachte eine Vielzahl an Besprechungen mit vielfaltigen Standpunkten, und die konkreten Ergebnisse ließen auf sich warten. Die deutschen Bevollmächtigten Rastalsky und Koch hatten es ihrerseits nicht immer leicht mit der ArAr (SPAI), da die Unternehmensvertreter die Lage in Argentinien oft nicht abschätzen konnten. Im Laufe der Verhandlungen gab es häufig starke Meinungsverschiedenheiten über die beste Vorgehensweise. Da die deutschen Unternehmen hohe Honorare mit den Mittelsmännern arrangierten, stieg der Erfolgsdruck im Laufe der Zeit. Nach einer Sitzung der ArAr (SPAI) am 21.01.1951 in Frankfurt a.M. wurde beschlossen, dass die Aufnahme der Vermögensfrage in Argentinien vorbereitet wird und dass dafür ein Mitglied der SPAI, von Pochhammer, in das Land reisen sollte. 396 Das Industrie- und Handelsministerium sowie das Finanz-, Schatz- und Wirtschaftsministerium waren dem Nationalen Wirtschaftsrat, Consejo Económico Nacional, untergeordnet. Der Consejo Económico Nacional war oft eine Hürde in den deutsch-argentinischen Wirtschaftsverhandlungen, da er stark dirigistisch und bürokratisch strukturiert war. Sein ausführendes Organ war der BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA. Vgl. Jerofke (1993: 63). Dieser reiste beispielsweise im August 1953 nach Deutschland, um mit den einzelnen Mutterhäusern Verträge abzuschließen. Keine der deutschen Firmen ging allerdings auf seine Vorschläge ein. Siehe PAAA, B86/40, Abschrift eines Entwurfs von Schellert (SPAI) sowie Mitteilung der SPAI, ArAr, an das AA/Bonn vom 16.12.1953. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Organen funktionierte nicht immer reibungslos, wie der neue deutsche Botschafter in Buenos Aires, Terdenge, an das AA in Bonn schrieb. Siehe PAAA, B86/40, Brief Terdenge an das AA/Bonn vom 08.05.1952. PAAA, B86/39, Niederschrift über die dritte Sitzung der SPAI, ArAr, am 22.01.1951 in Frankfurt a.M. Schon Ende 1950 reiste Spiecker im Auftrag der Bundesregierung nach Südamerika, um dort die wirtschaftliche Lage der Deutschen zu überprüfen. Vgl. dazu Memorandum Reise Spiecker, Buenos Aires 07.09.1950, in ibid.

108 Vorab sollten Koch und Rastalsky bereits Gespräche mit verschiedenen argentinischen Funktionären fuhren. Das wichtigste Thema, das einer schnellen Klärung bedurfte, war das Problem der gewerblichen Schutzrechte.397 Um einen genaueren Einblick in die Problematik der Marken und Firmennamen zu vermitteln, wird hier eine Kategorisierung vorgenommen. Man kann die Marken und Firmennamen in fünf Gruppen unterteilen: 398 -

-

-

-

-

Die auf den Namen der Niederlassungen in Argentinien eingetragenen Marken und von diesen geführten Firmennamen, die durch Versteigerung an Dritte veräußert worden waren. Die auf den Namen der Niederlassungen eingetragenen Marken und von diesen geführten Firmennamen, die mit den Vermögenswerten der Niederlassungen auf den argentinischen Staat übergegangen waren. Die von den Niederlassungen in Argentinien benutzten Warenzeichen, die auf den Namen der deutschen Stammhäuser außerhalb Argentiniens angemeldet waren und von ihren Niederlassungen vor Ort benutzt wurden. Diese Gruppe wurde ebenfalls als Staatseigentum angesehen und an die DINIE weitergereicht. Die auf den Namen von Deutschen außerhalb Argentiniens registrierten Marken, die in Argentinien von diesen benutzt wurden. Diese fielen entweder unter DINIE- oder Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga-Verwaltung. Sie waren bis zu diesem Zeitpunkt nicht versteigert worden. Neue und erneuerte Warenzeichen. Seit der Wiederbelebung der Handelsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Argentinien hatten deutsche Kaufleute und Firmen versucht, ihre alten abgelaufenen Marken erneut anzumelden. Dies wurde vom argentinischen Patentamt erlaubt, doch wurden keine entsprechenden Eintragungsurkunden ausgehändigt. Die Eintragung wurde an die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga weitergeleitet, die wiederum die Anmeldung beschlagnahmte. D.h. dass die Ware aus Deutschland, die mit einer abgelaufenen und vom Mutterhaus neu angemeldeten konfiszierten Marke versehen war, de facto nicht in Argentinien eingeführt werden durfte.

3. Rückgabe ehemaliger deutscher Vermögen (1. Teil) Nachdem Argentinien 1951 den Kriegszustand mit Deutschland auch offiziell beendet399 und erneut diplomatische Beziehungen aufgenommen hatte400, war man von Die eigenständige Reklamation von Schutzrechten im Ausland war der Bundesrepublik Deutschland durch die Alliierte Hohe Kommission erlaubt worden, da die gewerblichen Schutzrechte nicht als Teil des Auslandsvermögens angesehen wurden. Vgl. Jerofke (1993: 24, 34) sowie Schönwald (1998: 282). Nach einem Bericht der SPAI vom 20.12.1950, Informationsschrift zur Lage der deutschen Warenzeichen und Firmennamen in Argentinien in: PAAA, B86/39. Siehe Gesetz Nr. 14.049 in: CGN, DSD (Aflo 1951, Tomo IV: 2701), Ley No. 14.049, Terminación del estado de guerra con Alemania.

109 beiden Seiten sehr stark an der Wiederbelebung der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen interessiert. Mit der Eröffnung der Deutschen Botschaft 401 und der DAIHK 40 in Buenos Aires im gleichen Jahr wurden die Grundlagen geschaffen, um dies zu erreichen.403 Perön hatte großes Interesse an einem regen Handel mit Deutschland, erstens, weil sich beide Volkswirtschaften schon immer gut ergänzt hatten, und zweitens, weil die Bundesrepublik Deutschland ein wichtiges Gegengewicht zu den USA darstellte. Außerdem war die Zusammenarbeit mit deutschen Fachleuten auf technischem und militärischem Gebiet eine wichtige Zielsetzung von Peröns Entwicklungspolitik (Meding 1992; Stanley 1999). Die Bundesrepublik Deutschland ihrerseits sah in Lateinamerika, speziell in Argentinien und Brasilien, weiterhin einen der wichtigsten Absatzmärkte für ihre Produkte. Außerdem wollte sie den USA den argentinischen Markt nicht kampflos überlassen 404 So wurde das Thema „deutsches Altvermögen" zu einem Politikum (Jerofke 1993: 52). Auf der einen Seite saß Argentinien in den Wirtschaftsverhandlungen am längeren Hebel, da es sich nach wie vor im Besitz dieses Vermögens befand und die alleinige Entscheidungsbefugnis darüber innehatte. Auf der anderen Seite entwickelte sich die wirtschaftlich immer stärkere Bundesrepublik Deutschland zu einem hartnäckigen Verhandlungspartner, der weitere Verhandlungsschritte auch in anderen Gebieten, z.B. bezüglich Neuinvestitionen in Argentinien, immer von der Klärung der Feindvermögensproblematik abhängig machte. Perön wollte im Zusammenhang mit den traditionell freundschaftlichen Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland ein Zeichen setzen und entschloss sich darum 1953 zu einer Teilrückgabe des ehemaligen „Feindeigentums".405

Ibid, DSS (Año 1951, Tomo II: 840-841), Establecimiento de relaciones diplomáticas con la República Federal de Alemania. Erster deutscher Botschafter in Argentinien nach dem Krieg wurde Hermann Terdenge. Durch Dekret Nr. 6.652/52 wurde das Botschaftsgebäude zurückgegeben. Siehe dazu PAAA, B86/40, Telegramm Terdenge an AA/Bonn über die Rückgabe des Botschaftsgebäudes am 04.04.1952 und die Bitte, die deutsche Presse auf die große Bedeutung dieses Schritts hinzuzuweisen. Vgl. auch DAIHK (Mitteilungsblatt Nr. 9, Jahr 1952: 5), Rückgabe des deutschen Botschaftsgebäudes in Buenos Aires. Sie bekam ihre Vermögenswerte.

Rechtspersönlichkeit

am

28.06.1951

zurück,

nicht

aber

ihre

Höhepunkt dieser Absichten wurde der Besuch des deutschen Bundeswirtschaftsministers Ludwig Erhard im Frühjahr 1954. Vgl. dazu Argentinisches Tageblatt vom 09.04.1954, Bundeswirtschaftsminister Prof. Dr. Ludwig Erhard an die deutsche Kolonie. Für die wirtschaftlichen Verluste Deutschlands gegenüber den U S A in Argentinien während des Krieges siehe Höttcke (2000). Diese Maßnahme löste energische Diskussionen im Parlament aus. Vor allem die Oppositionspartei, die Unión Cívica Radical, war strikt dagegen. Vgl. DAIHK (Mitteilungsblatt, Jahr 1953: 390).

110 3.1.

Die Freigabedekrete und die Bildung einer gemischten Kommission

Durch Dekret Nr. 512 vom 13.01.1953 wurde die Untersuchung und Beschlagnahme des Feindeigentums in Argentinien abgeschlossen. 406 Gleichzeitig damit traten die erwähnten Garantien des Zusatzprotokolls Nr. 2 bezüglich der Warenzeichen in Kraft. 407 Im Februar 1953 wurden zwei Dekrete erlassen, die eine Teilrückgabe der Markenzeichen und Patente vorsahen. 408 Durch Dekret Nr. 2.015 vom 04.02.1953 wurden alle Marken und Patente unter Junta- Verwaltung an die alten Eigentümer kostenlos zurückgegeben. 409 Es handelte sich um 1.023 Marken und 28 Patente. Durch Dekret Nr. 2.796 vom 11.02.1953 wurden 342 Markenzeichen von DINIE-Firmen an die alten Besitzer kostenlos zurückgegeben. 410 Schließlich wurde auch im Februar das Dekret Nr. 2.917 erlassen, welches Privatpersonen, juristischen oder natürlichen, ihre Konten oder Vermögenswerte wieder zur Verfugung stellte. 4 " Dabei ging es aber nicht um das Vermögen, welches durch die Dekrete Nr. 1.921/47 und Nr. 31.961/48 in den Besitz des argentinischen Staates gelangt war, sondern um kleinere, meist unwichtige Beträge in Form von Bankguthaben oder Wertpapieren. Die durch das Zusatzprotokoll Nr. 2 im Oktober 1951 angekündigte deutsch-argentinische Kommission konnte erst zwei Jahre später, am 24.09.1953, offiziell ihre Arbeit aufnehmen. 412 Die Hauptaufgabe der Kommission wurde die Bearbeitung der Freigabeanträge, die dank der Februardekrete an die CAL abgegeben werden konnten. 13 Der erste Konflikt zwischen den Kommissionsmitgliedern ergab sich dadurch,

AMRREEC, PE, Caja 96 Metal, Régimen de la PE. Leyes, decretos y resoluciones referentes a la PE. Gesetzestext in: CGN, DSD (Año 1953: 1378-1381), Decreto No. 512. Deutsche Fassung in der DAIHK (Mitteilungsblatt Nr. 19, Jahr 1953: 59-65). Dies wurde durch Art. 5 bestätigt. Vgl. Schönwald (1998: 289) wie auch Telegramm Terdenge an AA/Bonn vom 12.02.1953 in: PAAA, B86/40. Argentinisches Tageblatt vom 10.02.1953, Rückgabe deutscher Warenzeichen durch General Perón, sowie Freie Presse vom 10.02.1953, Erste Bresche in der Frage des Feindeigentums. AMRREEC, PE, Caja 96 Metal, Régimen de la PE. Deutsche Fassung in der DAIHK (Mitteilungsblatt Nr. 19, Jahr 1953: 63). Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 35 Metal, Decreto No. 2.796. Im Anhang, Dokument 4, befindet sich die Liste mit den freigegebenen DINIE-Marken. Deutsche Fassung in der DAIHK (Mitteilungsblatt Nr. 19, Jahr 1953: 63-64). Betroffen waren vor allem die deutschen Chemiefirmen. Die DINIE verwaltete weiterhin 1139 Warenzeichen. Gesetzestext im CGN, DSD (Año 1953, Tomo II: 1381), Decreto No. 2917. Deutsche Fassung in der DAIHK (Mitteilungsblatt Nr. 19, Jahr 1953: 65). Erst durch Dekret Nr. 16.886 vom 11.09.1953 wurden die argentinischen Mitglieder der Kommission ernannt. Dies geschah auf Grund der Anreise einer deutschen Handelsdelegation im Mai 1953, die die Bildung der Kommission auf sich nehmen wollte. Siehe PAAA, B86/40, Deutsche Handelsdelegation in Argentinien. Dazu Merkblatt des AA/Bonn vom 15.06.1953 in: PAAA, B86/3, Einzelfälle, Merkblatt betreffend Freigabeanträge der Eigentümer „vorsorglich verwalteter Vermögenswerte" und Inhaber „gesperrter Guthaben" in Argentinien.

111 dass die argentinische Seite die Vermögensrückgabe nur für Deutsche, die in Argentinien lebten oder sich während des Krieges im neutralen Ausland aufgehalten hatten, ermöglichen wollte. Die deutsche Seite dagegen wünschte, dass auch die in Deutschland lebenden Deutschen Anrechte auf die Rückgabe ihres Vermögens bekamen. 414 Durch diese Streitigkeiten verzögerte sich die zügige Bearbeitung der Anträge und Lösungen bedeutend.415 Der argentinische Finanzminister Blanco betonte gerade deswegen die Notwendigkeit, eine Globallösung sowie ein „Sofortprogramm für entscheidungsreife Fragen" auszuarbeiten. Unter wichtigen zu klärenden Fragen verstand er die Rückgabe des gesamten Vermögens (außer Industrie- und Handelsunternehmen) an Personen, die ihren alten Wohnsitz in Argentinien wieder oder zum ersten Mal einnahmen und die Rückgabe der blockierten Vermögenswerte mit einer maximalen Höhe von 15.000 Pesos an Privatpersonen.416 Diese Teillösung scheiterte, weil die deutsche Seite sie als ungenügend empfand. Ende Mai 1954 wurde in Bonn im Rahmen der deutsch-argentinischen Wirtschaftsverhandlungen erneut das Thema der Rückgabe diskutiert. Die wichtigsten argentinischen Stellungnahmen waren: Die DINIE-Marken und Patente sollten kostenlos zurückgegeben werden; die deutschen Firmen sollten von den Mutterhäusern für einen fairen Preis zurückgekauft werden, und Voraussetzung für die Freigabe der Marken und Patente sollten Neuinvestitionen seitens Deutschland und die gemeinsame Auswertung der Schutzrechte sein 417 Darüber äußerte sich die ArAr (SPAI) in einer Sitzung der SPAI am 25.06.1954 in Frankfurt a.M. sehr positiv und hoffnungsvoll. Es bestand der Eindruck, man würde sich bald endgültig einigen können. 418 Schließlich wurde im August 1955 eine Vereinbarung verfasst, die den Rückkauf der DINIE-Firmen für eine Summe von 580 Mio. Pesos sowie weitere Investitionen von 22 Mio. USS in den kommenden vier

Dazu Aufzeichnung Roedel (AA/Bonn) vom 05.05.1954 über den Stand des deutschen Altvermögens in Argentinien in: PAAA, B86/40. Zur Arbeit der Kommission und zum Konflikt zwischen beiden Seiten siehe PAAA, B11/938, Aufzeichnung über bisherige Tätigkeit der deutsch-argentinischen Kommission vom 15.10.1953. Ibid. Sowohl Spitta als auch Rastalsky waren gegen ein solches Sofortprogramm, da es eine Globallösung gefährden konnte. Rastalsky war der Meinung, man sollte die Rückgabeverhandlungen an Neuinvestitionen der Mutterhäuser in Argentinien verknüpfen. PAAA, B86/40, Brief von Schütte (SPAI) an die Eigentümer der von der DINIE beschlagnahmten Firmen vom 13.05.1954 mit der Bitte, sich zu den argentinischen Lösungsvorschlägen zu äußern. Vgl. auch Jerofke (1993: 84). PAAA, B86/40, Sitzung der ArAr (SPAI) am 25.06.1954 in Frankfurt a.M., Memorandum vom 29.05.1954. Vgl. auch Jerofke (1993: 85). „Es bestehe inzwischen bei den maßgebenden argentinischen Stellen Einigkeit über die Notwendigkeit einer Reprivatisierung der beschlagnahmten deutschen Vermögen".

112

Jahren vorsah.419 Die Rückgabe des Junta- Vermögens sollte nach dem Kauf der DINIE-Firmen geklärt werden. Durch die Absetzung der Regierung Perón im September 1955 kamen diese Verhandlungen, so weit sie bis dahin auch fortgeschritten gewesen sein mögen, zum Stillstand. Deshalb wurde dieser Rahmenvertrag nicht unterzeich420 net. Inwieweit waren die von Perón angekündigten Rückgabeabsichten ein wirkliches Entgegenkommen? Wenn man bedenkt, dass es sich sowohl bei den Privatvermögen als auch bei den ./w/ita-Schutzrechten eher um unbedeutende Größen handelte, kann man diese Rückgaben nur als ein politisches Manöver bezeichnen, das die deutschen Gemüter beruhigen sollte. Aus der Tatsache, dass die DINIE als größter und wirtschaftlich wichtigster Komplex verkauft werden sollte, spricht dagegen weniger der politische Wille zur Bereinigung dieses Problemfeldes als vielmehr Geschäftsdenken. Mit anderen Worten: Perón stand die kurzfristige Sanierung der Staatskasse erheblich näher als die langfristige, einvernehmliche Klärung der Rückgabeproblematik. Dass die deutsche Seite bereit war, auf dieses Angebot einzugehen, zeigt das starke Interesse der DINIE-Mutterhäuser an ihren ehemaligen Töchtern, das Ende 1955 noch bestand. Dieses sollte sich drei Jahre später drastisch geändert haben. 3.2. Die Comisión de Administración de la Ley 13.891 Im Jahre 1953 wurde die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga, die fünf Jahre zuvor die Junta ersetzt hatte, ihrerseits durch einige Folgeorganisationen abgelöst. Nach mehreren Umbenennungen trug die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga durch Dekret Nr. 2.795 vom 11.02.1953 den Namen Comisión de Administración de la Ley 13.891 (CAL).421 Die CAL, die am 11.05.1953 ihre Arbeit aufnahm, wurde von einem Delegado Liquidador geführt. Ihre Mitglieder vertraten jeweils das Industrie- und Handelsministerium, das Finanz-, das Schatz- und das Wirtschaftsministerium. Ihre Hauptaufgabe lag in der endgültigen Abwicklung des konfiszierten Vermögens und in der Überprüfung und Auszahlung der Entschädigungsfalle. Damit sollte die Hauptarbeit der CAL darin Zum sogenannten Rahmenvertrag vom 25.08.1955 siehe PAAA, B86/41, Rundbrief von Schütte (SPAI) an die Stammhäuser der DINIE-Firmen vom 27.08.1955 über die Endfassung des Rahmenvertrages zwischen DINIE-Vertretern und Rastalsky/Koch. Vgl. auch Schönwald (1998: 297-305). Für den Rückerwerb der 30 DINIE-Firmen sollten „Grundsatzbestimmungen" ausgearbeitet werden. Dazu Entwurf Kränzlin (SPAI) vom 20.06.1955 in: BÄK, B184/31. Die Wichtigkeit dieses Rahmenvertrages wird deutlich in einem Bericht der SPAI vom Oktober 1955: „Bei realistischer Würdigung der Schwierigkeiten, die sich einer freiwilligen Wiederherstellung früherer Eigentumsverhältnisse nach zehnjähriger Verfilzung mit Interessengruppen aller Art entgegenstellen, erscheint die in Argentinien gefundene Lösung einer Rückübertragung gegen Investitionszusage als Modellfall von grundsätzlicher Bedeutung". In RIW (1955, Heft 6: 205-206), Argentinien, Verhandlungen über den Rückkauf des deutschen Eigentums vor dem Regierungswechsel. AMRREEC, PE, Caja 273 Metal, „Nueva denominación del Organismo" sowie Gesetzestext im: CGN, DSD (Año 1953, Tomo II: 1382), Decreto No. 2795. Deutsche Fassung in der DAIHK (Mitteilungsblatt, Jahr 1953: 63).

113 bestehen, die Maßnahmen, die von der Comisión Interministerial bereits 1951 vorgeschlagen worden waren, nun endlich umzusetzen. 3.3. A)

Die Rückgaben Unternehmen

Wie oben erwähnt, sollten durch die Februardekrete alle Junta- und einige DINIEMarkenzeichen an die alten Eigentümer zurückgegeben werden. Viele Unternehmen versuchten dabei vergeblich, darüber hinaus ihre sämtlichen Vermögenswerte zurückzuerhalten; es werden dafür drei Beispiele vorgestellt. Anschließend soll erläutert werden, wie es einigen Unternehmen immerhin gelang, durch Investitionszusagen in Argentinien wenigstens ihre alten Firmennamen zurückzuerhalten. 422 Die Siemens Reiniger Werke AG aus Erlangen reichte im September 1953 einen Rückgabeantrag bei der CAL ein. Sie stützten ihre Ansprüche auf die Dekreten Nr. 512 und 2.917 und verlangten die Rückgabe folgender Vermögensgegenstände: Aktien der IN AG mit einem nominalen Wert von 1,5 Mio. Pesos, Forderungen der INAG für gelieferte Waren in Höhe von knapp 1,4 Mio. Pesos und 86.700.- US$ sowie alle in Argentinien vor 1945 von der INAG eingetragenen Warenzeichen und Patente. 423 Diese Reklamation wurde von der CAL durch Beschluss Nr. 233 vom 22.12.1953 zurückgewiesen mit dem Argument, die Siemens Reiniger Werke AG hätten die entsprechenden Dekreten falsch interpretiert. Die zitierten Dekrete bezogen sich nämlich explizit nicht auf diejenigen Vermögenswerte, die definitiv vom Dekret Nr. 11.599/46 erfasst wurden, sondern auf solche, die nur übergangsweise blockiert oder verwaltet worden waren. 424 Ähnliches geschah mit dem Reklamationsantrag der AEG aus Frankfurt a.M. Sie schickte im August 1953 einen Rückgabeantrag an die CAL, in dem sie Folgendes zurückforderte: Einen Kredit an den BANCO GERMÁNICO DE LA AMERICA DEL SUD in Höhe von 147.000 Pesos, einen Kredit an die SEMA in Höhe von 632.800 Pesos, einen Vermögensanteil von 29,54% der Firma SEMA (Wert noch Undefiniert) sowie das gesamte Vermögen der Firma AEG SA mit einem Eigenkapital von 9,3 Mio. Pesos. 42 Die AEG fügte hinzu, dass sie sich immer weltoffen und freundlich gegenüber dem Ausland verhalten hätte; vor allem hätte sie nie freundschaftliche Beziehungen zu der nationalsozialistischen Regierung aufgebaut. Sie hätte ihre Verbindungen zum Dritten Reich immer auf das rein Offizielle beschränkt. Als

Seit Anfang 1952 wurde es den deutschen Unternehmen erlaubt, Investitionen im Ausland in Form von Errichtung von Zweigniederlassungen und Erwerb von Beteiligungen (DI) zu tätigen. Diese waren aber einer genaueren Kontrolle unterworfen und in ihrem Umfang limitiert. Die Rahmenbedingungen für Auslandsinvestitionen wurden dann mit der Zeit gelockert bis hin zu einer völligen Liberalisierung im Jahre 1957. Vgl. Jerofke (1993: 20-25). 423

424 425

AMRREEC, PE, Caja 186 Metal, CAL, Siemens Reiniger Werke AG restitución de valores. Ibid, Resolución No. 233. AMRREEC, PE, Caja 215 Metal, CAL, AEG, Expediente 73892.

solicita

114 Beweis dafür führte die AEG an, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Unternehmen nach Kriegsende nicht von der Alliierte Hohe Kommission zerschlagen worden war. Sie sollte, so die Alliierte Hohe Kommission, als wichtiges deutsches Unternehmen ihre Arbeit im Sinne des weltweiten Wirtschaftswachstums fortsetzen. Durch Beschluss Nr. 212 vom 24.11.1953 wurde dieser Antrag von der CAL aus den gleichen Gründen wie bei den Siemens Reiniger Werke AG abgelehnt. 426 Auch die Firma Stahlwerke Röchling-Buderus AG aus Wetzlar versuchte, die Vermögenswerte der Firma ACEROS ROECHLING BUDERUS SA, die sie als 100%ige Tochtergesellschaft bezeichnete, zurückzubekommen. Das Aktienpaket der Firma belief sich auf einen Nominalwert von 100.000 Pesos. Die restlichen beweglichen Vermögenswerte waren versteigert worden, der Erlös in die Junta geflossen. Die Härterei in der Calle Moreno 1729-33 war besonders wertvoll und diente zu dieser Zeit als Dienstsitz der Junta. Die Mutterfirma war insbesondere an der Rückgabe dieses Gebäudes interessiert. Sie argumentierte, dass dort, im Gegensatz zu anderen ehemaligen deutschen Firmengebäuden, in denen die Altsubstanz mittlerweile wesentlich verändert und dadurch eine Rückgabe erschwert worden war, keine Veränderungen vorgenommen worden waren. Auch dieser Versuch blieb erfolglos. 427 Als Gegenmanöver zu den Rückgabedekreten verfasste die DINIE 1954 für jede einzelne ehemals deutsche Firma einen Bericht an das Außenministerium, um einen aktuellen Stand dieser Unternehmen zu liefern. Dort wurde die Situation der jeweiligen Firmen vor der DINIE-Übernahme und während der DINIE-Verwaltung präsentiert und besonders hervorgehoben, wie sehr sich Produktion und Gewinne der Firmen nach der Eingliederung gesteigert hätten. 428 Diese Berichte resultierten aus den Befürchtungen der DINIE-Führung und Mitarbeiter, die Februardekrete von 1953 würden zu einem Verkauf ihrer Unternehmen führen. Diese Befürchtungen sollten sich nicht bestätigen. 429

Ibid, Resolución No. 212. Reklamationsbrief der Stahlwerke Röchling-Buderus AG an die Deutsche Botschaft in Buenos Aires vom 24.02.1954 in: PAAA, B86/3, Einzelfalle. Hier befindet sich auch ein Reklamationsbrief der Norddeutschen Lloyd aus Bremen vom 29.09.1953. Sie reklamierte Schatzbriefe, die von der argentinischen Regierung 1942 beschlagnahmt worden waren und auf ihren Namen auf einem Konto des BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA lagerten. Die Umsatzsteigerung beruhte jedoch nicht auf eigener Leistung, siehe Zwischenergebnis Kap. IV. Vgl. die Berichte zu INAG, AMRREEC, PE, Caja 112 Metal, Informe No. 79541; zu Anildine, ibid, Caja 128, Informe No. 79442; zu MONOPOL, ibid, Caja 128 Metal, Informe (ohne Nummer); zu SBU, ibid, Caja 186 Metal, Informe No. 79497; zu AEG EN, ibid, Caja 169 Metal, Informe No. 79491; zu ELECTRODINIE, ibid, Caja 169 Metal, Informe No. 79482. BÄK, B184/29, Zusammenfassung der Bilanzen der DINIE-Betriebe vom 30.06.1954. Die 30 DINIE-Firmen umfassten Gesamtaktiva von knapp 982 Mio. Pesos. Zu dieser Aufstellung äußerte sich die SP AI am 10.11.1954 folgendermaßen: „Im allgemeinen kann man sagen, dass die Bilanzen, die seitens der DINIE-Verwaltung aufgestellt wurden, durchaus als annehmbar zu bezeichnen sind". Siehe ibid, B184/30.

115 Der Siemens-Konzern in Deutschland hatte großes Interesse daran, wieder in Argentinien Fuß zu fassen. 430 Deshalb teilte der Repräsentant der Firma in Argentinien, von Buck, dem argentinischen Präsidenten seine Absicht mit, betreffs der Freigabe des Firmennamens Siemens und der damit verbundenen Warenzeichen zu einer Lösung zu gelangen. In einem Brief vom 26.05.1953 informierte sich der Siemens & HalskeVorstand beim DINIE-Präsidenten über die Möglichkeiten einer Neugründung der Siemens in Argentinien. 431 Am 14. Januar 1954 schloss der Siemens-Konzern ein Abkommen mit der DINIE ab. Vorgesehen war die Gründung der SIEMENS ARGENTINA SA, mit einem Stammkapital von zehn Mio. Pesos, das zu 60% von Siemens Deutschland und zu 40% von einer argentinischen Aktionärsgruppe eingebracht werden würde. Ziel dieser Gesellschaft war die Herstellung von Produkten des Mutterhauses in Argentinien. 432 Außerdem würde Siemens Deutschland zusätzlich 1,5 Mio. Pesos in die neue Firma investieren. 433 Die DINIE sollte den Firmennamen „Siemens" an die neue Firma übergeben und, wenn alle anderen Vertragsvereinbarungen von Siemens Deutschland erfüllt worden wären, auch die Warenzeichen. Dieses Abkommen wurde als eines der wenigen auch tatsächlich umgesetzt und bildete die Grundlage für das allmähliche Wiederaufblühen der deutschen Investitionen in Argentinien 43 Durch Gesetz Nr. 14.222/53 wurde von der peronistischen Regierung die erste solide Regelung für ausländische Investitionen getroffen. Das Gesetz war bis 1955 gültig und richtete sich in erster Linie an Investoren im industriellen Sektor. 435 Parallel zum erfolgreichen Vertragswerk mit dem Siemens-Konzern ergaben sich daraus drei Großaufträge aus Argentinien, die von deutschen Unternehmen ausgeführt wurden und dadurch teilweise die weitere Rückgabe von Firmennamen und Warenzeichen

Siemens Schuckertwerke AG und die Siemens & Halske AG. AMRREEC, PE, Caja 169 Metal, ELECTRODINIE EN, Informe No. 79482, Negociaciones con las ex casas matrices alemanas. Ausgeschlossen waren die Produkte, die mit der ELECTRODINIE EN in Konkurrenz treten konnten. Weitere Investitionen sollten im Bereich Telekommunikation getätigt werden. PAAA, B86/40, Aufzeichnung Roedel (AA/Bonn) vom 05.05.1954 über Altvermögen, Rückgabe Siemens sowie ibid, B11/1444, Telegramm Terdenge an das AA vom 26.11.1953. Vertragskopie unter AMRREEC, PE, Caja 169 Metal, ELECTRODINIE EN. Im Anhang des Vertrages befindet sich eine Liste der Warenzeichen, die die DINIE an die SIEMENS ARGENTINA zurückgeben sollte. Bis dahin sollte die SIEMENS ARGENTINA jeweils 1% der Warenwerte für die Benutzungsrechte zahlen. Außerdem gab es eine Liste der Bereiche, in denen die SIEMENS ARGENTINA nicht mit der ELECTRODINIE EN in Konkurrenz treten durfte. Deligiannis/Martinez (1979: Kap. VII, Ley de inversiones extranjeras No. 14.222/55). Beide Autorinnen sind sich einig, dass dies die erste kohärente Lösung für Auslandsinvestitionen war, wenngleich nicht besonders erfolgreich. 1955 hatten die ausländischen Investitionen erst die Hälfte des Standes von 1930 erreicht. Siehe (ibid: 52). Dazu, Nachrichten der SPAI (Nr. 15/1954: 55-56, Förderung von Investitionen in Argentinien) sowie Kap. VII.

116 ermöglichten. Beim ersten handelte es sich um den Bau eines Kraftwerks, an dem sich die Siemens Schuckertwerke AG, die AEG und die Steinmüller AG beteiligten. Der zweite Großauftrag war die Lieferung von Trolleybussen, an der die Daimler-Benz AG, MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG und Henschel über die Ferrostaal AG beteiligt waren. Schließlich wurde eine Lieferung von Traktoren vereinbart, bei der Hanomag, Lanz und Fahr ins Geschäft kamen. Im Rahmen dieser neuen Gesetzgebung stimmten einige deutsche Unternehmen Investitionsprojekten zu wie z.B. denen der MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, der DEUTZ ARGENTINA, der INYECTO-MAGNET (Beteiligung RB GmbH) und der BORGWARD ARGENTINA. 436 Dies sind Beispiele für deutsche Firmen, die in der ersten Hälfte der 50er Jahre bereit waren, unter gewissen Voraussetzungen Investitionen in Argentinien zu tätigen. Bei ihnen handelte es sich vor allem um Unternehmen der Fahrzeugindustrie, die Traktoren, LKWs und Personenwagen herstellten. Diese Industriesparte verfugte in Argentinien über sehr gute Beziehungen zu Peróns Finanzberater Jorge Antonio. Diesem gelang es, in jenen Jahren mehrere ausländische Firmen, auch US-amerikanische, ins Land zu locken. Bis zum Sturz Peróns baute Jorge Antonio durch diese Aktivitäten ein großes Finanzimperium auf. An all diesen Firmen war er direkt oder indirekt beteiligt und übte zum großen Teil auch Einfluss auf ihre Geschäfte aus. Da die deutschen Mutterhäuser sich auf diese unüblichen und sehr persönlichen Geschäftspraktika mit peronistischen Funktionären einließen, mussten sie nach dem Sturz Peróns mit weitreichenden Konsequenzen rechnen (siehe Kap. V. 1.1 ,). 437 B)

Vereins- und Schulvermögen

Am 03.04.1951 erhielt das AA in Bonn eine Mitteilung aus Argentinien über die erfolgreichen Bemühungen um die Rückgabe des Colegio Alemán de Córdoba.438 Drei Monate später, am 09.07.1951, teilte Schellert (Deutsche Delegation) dem AA die Rückgabe der Rechtspersönlichkeiten der Institución Cultural Argentino-Germana und des Club Alemán en Buenos Aires mit. 439 Durch Gesetz Nr. 14.363 vom Schönwald (1998: 205-224). Siehe vor allem den besonderen Fall der MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL und der Firma Bosch. Deligiannis/Martinez (1979: 53-54, Cuadro No. 12) machen folgende Angaben für deutsch-argentinische Investitionsprojekte zwischen 1954-1955: Farbenfabriken Bayer AG zusammen mit der argentinischen CIA. QUIMICA SA für zwei Projekte; Gebrüder Eberhardt Pflugfabrik aus Ulm zusammen mit der EBERHARDT ARGENTINA für ein Projekt; Mahle KG aus Stuttgart zusammen mit der TALUR SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL für ein Projekt, und Rolf Rodenstock zusammen mit der ARGENTINA AOC SRL, SANICO SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL und Adolfo Lutz von LUTZ, FERRANDO Y CÍA. für ein Projekt. Eine komplette Liste für deutsch-argentinische Investitionsvorhaben in der ersten Hälfte der 50er Jahre folgt in Tabelle 27. Zu Antonios Tätigkeit bei der Ansiedlung ausländischer Firmen und die starke Opposition im Parlament siehe u.a. Gambini (2001: Kap. IV). PAAA, B86/39, Mitteilung vom 03.04.1951. Ibid, Abschrift Schellert an das AA vom 09.07.1951 sowie Freie Presse vom 04.07.1951 und Argentinisches Tageblatt vom 08.07.1951, beide Artikel in ibid.

117

29.09.1954 wurde das Gebäude der Club Alemán en Buenos Aires von den Folgen des Dekrets Nr. 11.599/46 ausgeschlossen.440 Da es aber mittlerweile dem Luftfahrtministerium gehörte, erhielt der Klub eine Entschädigung von zwei Mio. Pesos. Im Februar 1953 wurde durch Dekret Nr. 6.809/55 die Rückgabe des Grundstückes der Asociación Alemana de Cultura Física de Quilmes beschlossen.441 Schließlich wurden durch Dekret Nr. 6.127 vom 27.04.1955 die Dekreten außer Kraft gesetzt, die den Schulen und Vereinen ihre Rechtspersönlichkeit entzogen hatten.442 Aus einer Aufzeichnung von Roedel (AA, Bonn) vom 05.05.1954 über das deutsche Altvermögen in Argentinien erfahren wir, dass 13 Vereine bereits ihr Altvermögen zurückbekommen hatten, während dreien nur die Rechtspersönlichkeit zurückgegeben worden war. Die deutschen Schulen blieben weiterhin geschlossen und ihre Gebäude im Besitz des Erziehungsministeriums.443 Zusammenfassend waren bis Ende 1954 folgende Vereine und Schulen von den Konfiskationsmaßnahmen befreit worden beziehungsweise hatten ihr Altvermögen zurückerhalten: Club Alemán en Buenos Aires (Entschädigung), Club Alemán de Mendoza (Grundstück mit Gebäude von der Provinzregierung Mendoza zurückerhalten), Asociación Alemana de Cultura Física de Quilmes (Sportplatz 1953 zurückerhalten), Club Alemán de Vicente López (Teil seiner Sportplätze 1951 zurückerhalten, teilweise Entschädigung für enteignetes Gelände erhalten), Rudolf-Funke-Stiftung in Tornquist (Altersheim zurückerhalten), Colegio Alemán de Córdoba (im Prozesswege Beschlagnahme aufgehoben; Vermögen zum damaligen Zeitpunkt vermietet) und Asociación Escolar Alemana de Mendoza (im Prozesswege Beschlagnahme aufgehoben). Der Feindgesetzgebung entgangen waren die Pestalozzi-Schule, die Cangallo-Schule, der Deutsche Hospitalverein, der Deutsche Krankenverein, der Ruderverein Teutonia und die Kirche der deutsch-evangelischen La Plata-Synode in Buenos Aires.444 Für die Rückgabereklamationen von Schulen und Vereinen hatte sich in Argentinien am 22.03.1955 ein Organ gebildet, die Federación de Asociaciones ArgentinoGermanas (FAAG). 445 Die FAAG kann man als Pendant zur SPAI im zivilen Bereich sehen. Die Gründung der FAAG wurde von der deutschen Botschaft begrüßt, da sie die zivilen Vereinigungen nicht als Teil des deutschen Vermögens betrachtete. Durch

AMRREEC, PE, Caja 35 Metal, Ley No. 14.363/54. Gesetzestext in: CGN, DSD (Aflo 1954, TomoIV: 3341-3342). Argentinisches Tageblatt vom 15.02.1953 im PAAA, B86/40. Dieses Dekret wurde in einer Rede Peröns vor den wichtigsten Mitgliedern der deutschen Gemeinschaft in einem feierlichen Akt der FAAG (siehe Kap. V.5.2.) angekündigt. Dazu RIW (1955, Heft 5: 177), Argentinien, Perön verspricht weitgehende Rückgabe deutschen Altvermögens. PAAA, B86/40, Aufzeichnung Roedel vom 05.05.1954. Ibid, B86/21, Rückgabe deutsch-argentinische Vereinigungen, Brief Junker an das AA vom 08.01.1957. Näheres zur FAAG im Kap. V, Exkurs.

118

diese Gründung konnte sich die Deutsche Botschaft dieser ihr zugesprochenen Verantwortung entledigen.446 C)

Privatvermögen

Im April 1954 wurden die Artikel 11 und 12 des Dekrets Nr. 11.599/46 außer Krafit gesetzt. Diese schlössen den Rückkauf von ehemaligen deutschen Vermögen durch Personen oder Firmen deutscher Herkunft aus.447 Durch Gesetz Nr. 14.362 vom 29.10.1954 wurde die Rückgabe der Vermögenswerte von Deutschen bis zu einer maximalen Höhe von 10.000 Pesos, von Immobilien, die einen Wert von 50.000 Pesos nicht überschritten, und von Grundstücken, die nicht größer als 300 Hektar waren, beschlossen. 448 Wie bei der Rückgabe der Warenzeichen und Patente ein Jahr zuvor ging es hier um vergleichsweise geringfügige Beträge. Von den ca. 1000 Bankkonten, die mit einer Summe von insgesamt ca. 50 Mio. Pesos beschlagnahmt worden waren, wurden die 400 größten zurückbehalten. Ausgezahlt wurden lediglich ca. 600 kleine Konten, deren Gesamtguthaben sich auf nur 1,5 Mio. Pesos belief. Bei den Immobilien waren es lediglich 18 Objekte, die unter dem Wert von 50.000 Pesos lagen, bei den Grundstücken insgesamt nur 16 unter 300 Hektar.449 Dieses Gesetz wurde von der gemischten Kommission unterschiedlich interpretiert. In einem Bericht des AA vom Mai 1954 wurde festgestellt, dass die Kommission bis dahin über keinen der an sie gestellten Anträge entschieden hatte. Es war daher unklar, was sie unter einem begründeten Antrag verstand.450 Trotz der Schwierigkeiten kommentierte die SPAI: „Die Verabschiedung dieser Gesetze lässt erkennen, dass die Regierung im Interesse der Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen mit Deutschland gewillt ist, Hindernisse zu beseitigen [...]".'451

PAAA, B86/21, Rückgabe deutsch-argentinische Vereinigungen. CGN, DSD (Año 1954, Tomo IV: 3322), Ley No. 14.337 sowie (ibid, Tomo III: 17761777), Régimen de la PE und CGN, DSS (Año 1954, Tomo I: 466-468), Derogación de los artículos 10 y 11 del Decreto No. 11.599/46 ratificado por Ley 13.891. Daraufhin gab es lange Auseinandersetzungen in der Deputiertenkammer. AMRREEC, PE, Caja 35 Metal, Ley No. 14.362/54. Siehe auch CGN, DSD (Año 1954, Tomo III: 2141), Reintegro de bienes de PE. Die SPAI ermutigte in diesem Zusammenhang die deutschen Inhaber argentinischer Wertpapiere, die im Laufe des Krieges verloren gegangen waren, deren Rückgabe erneut zu beantragen, da sie nicht Ziel der Beschlagnahme gewesen waren. Dazu BÄK, B184/31, Brief Kränzlin an die ArAr vom 21.04.1955, Wertpapiere argentinischer Aussteller. Dürnhöfer (1957: 108-111). Er wies auf die inkonsequente Haltung Peróns hin, der einerseits von einem Entgegenkommen im Bezug auf das ehemalige Feindeigentum sprach und andererseits keine wirklichen Änderungen durchsetzte. Durch Dekret Nr. 7.911/55 wurden alle japanischen Marken und Patente kostenlos zurückgegeben. PAAA, B86/40, Aufzeichnung Roedel vom 05.05.1954 über Altvermögen. Dazu ibid, B86/3, Einzelfälle, Merkblatt betreffend Freigabeanträge. Hier: „der Ausdruck .begründeter Antrag' ist der Auslegung bedürftig und kann z.Z. nicht eindeutig geklärt werden". RIW (1954, Heft 2: 64), Argentinien, Freigabe der kleinen Vermögen.

119 Die Unregelmäßigkeit und Uneinheitlichkeit der Rückgabe von Schulen und Vereinen sowie von Privatvermögen wirft Licht auf das umstrittene Thema der Macht der Institutionen, hier des Erziehungsministeriums, innerhalb des peronistischen Regierungssystems. Weiterhin zeigt sich hier, wie auch schon bei den Firmenrückgaben, dass es sich immer um kleinere Rückgaben handelte, hinter denen kein wirklicher politischer Wille zur Bereinigung des Gesamtproblems stand. Wollte Perön wirklich dieses Vermögen zurückgeben? Hätte er es gegenüber starken Gruppierungen wie der Arbeiterschaft durchsetzen können? Inwieweit spielten bei diesen unsystematischen Rückgaben persönliche Rücksichtnahmen eine Rolle, wie z.B. politische Gefälligkeiten oder das große Interesse bestimmter Institutionen an gewissen Objekten?452 4. Zwischenergebnis Die im Mai 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland durfte laut Alliiertem Kontrollratsgesetz Nr. 5 keine eigenständigen Verhandlungen über das deutsche Auslandsvermögen führen. Trotzdem begann sie schon ab diesem Zeitpunkt mittels der SP AI über die Freigabe des deutschen Vermögens in Argentinien zu verhandeln. Sie tat das, obwohl die diplomatischen und damit auch die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern offiziell erst 1951 wieder aufgenommen wurden. Bis zum Sturz Peröns 1955 wurden die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen ausgebaut. Nachdem Perön 1953 die Teilrückgabe von deutschem Eigentum angekündigt hatte, waren die weiteren Altvermögensverhandlungen 1955 bereits weit vorangeschritten, als im September die Regierung gestürzt wurde. Der Sturz Peröns führte zum völligen Abbruch der Verhandlungen. Als Grund, warum Argentinien deutsches Vermögen konfisziert hatte, konnte im Kapitel III vor allem der US-amerikanische Druck ausgemacht werden. Nachdem im Kapitel IV die DINIE und dabei die nicht unwichtige Funktion der deutschen Unternehmen vorgestellt wurden, könnten wir zu dem Schluss kommen, der argentinische Staat hätte von Beginn an Interesse an der Vereinnahmung des deutschen Wirtschaftspotentials in Argentinien gehabt.453 Die Teilrückgaben der peronistischen Regierung könnten in diesem Licht als positive Geste bewertet werden, doch handelte es sich in Wirklichkeit viel mehr um „den Abwurf nicht verwertbaren Ballastes" als um echtes Entgegenkommen (Jerofke 1993: 73). Hinsichtlich der Freigabe größerer deutscher Firmen war 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, wenig geschehen. Die deutsche Privatwirtschaft machte die Klärung des Altvermögenskomplexes deshalb weiterhin zur Voraussetzung für größere Investitionen in Argentinien. Zwischen 1949 und 1955 gab es einige Großprojekte mit deutscher Beteiligung, die als Beispiele für In Bezug auf die Macht der Institutionen beziehungsweise Gruppierungen innerhalb der peronistischen Bewegung soll hier die Arbeit von Douglass North erwähnt werden, die genau auf das Zusammenspiel zwischen politischen Institutionen und der Wirtschaftsleistung eines Staates eingeht. Vgl. North (1992: Kap. 12). Dazu Schönwald (1998: 136-137): „Der Verdacht drängt sich daher auf, dass im Hintergrund der argentinischen Maßnahmen auch materielle Interessen standen. Für die hochtrabenden argentinischen Industrialisierungspläne kam die Überführung technologisch hochentwickelter deutscher Produktionseinrichtungen in argentinischen Staatsbesitz sehr gelegen".

120 eine neue Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern dienten. Diese Investitionen waren jedoch vor allem durch enge persönliche Beziehungen zu wichtigen argentinischen Politikern möglich geworden. Das hatte zur Folge, dass der Sturz Peróns 1955 fatale Auswirkungen auf diese Investitionsprojekte nahm. 454 Zum organisatorischen Verlauf ist festzuhalten, dass drei wichtige Organisationen mit der Abwicklung des „Feindeigentums" zu tun hatten: Die Junta, die von 1945 bis 1948 tätig war, wurde mit der Untersuchung, Kontrolle und Beschlagnahme des „Feindeigentums" betraut. Sie erledigte ihre Aufgabe, wie wir feststellen konnten, sehr ausfuhrlich und gewissenhaft. Sie erhielt umfangreiche Informationen von der US-amerikanischen und Englischen Botschaft in Buenos Aires.455 1948 wurde die Junta durch die Dirección de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga ersetzt, deren Hauptaufgabe die endgültige Liquidation beziehungsweise Schätzung dieses Vermögens sowie die Auszahlung der Kriegsentschädigungssummen war. Schließlich wurde 1953 die CAL gegründet, die bis zum Sturz Peróns die endgültige Abwicklung übernahm. Die Rückgabe-Beschlüsse von 1953 bis zum Sturz Peróns im September 1955 wurden jedoch nur zu einem kleinen Teil realisiert.456 In Bezug auf die deutschen Unternehmen und ihren Geschäftsausbau in Argentinien kann man allgemein feststellen, dass die meisten seit den 20er Jahren hauptsächlich als Vertriebsgesellschaften ihrer Mutterhäuser in Argentinien tätig waren. Viele davon waren bereits seit Anfang des Jahrhunderts, sei es durch Repräsentanz, sei es durch eine eigene Vertretung in Form einer Personengesellschaft, vor Ort ansässig und wurden nach dem Ersten Weltkrieg wieder geöffnet; - dann meist in Form einer Aktiengesellschaft. Erst seit Ende der 30er Jahre und spätestens mit dem Kriegsanfang gründeten beziehungsweise kauften viele der Tochtergesellschaften in Argentinien selbst Produktionsniederlassungen. Diese sollten die immer schwierigere Lieferung von Produkten der Mutterhäuser durch eine eigene Herstellung ausgleichen sowie die Herkunft des Kapitals tarnen. Es konnte festgestellt werden, dass einige Chemieunternehmen große Geldsummen in die Errichtung von lokalen Laboratorien investierten. Erstaunlicherweise wurden trotz der schwierigen internationalen Lage bis zum Jahre 1945 (siehe MONOPOL) solche Käufe und Gründungen weiter vollzogen. Der Rückzug aus dem Geschäft kam für die deutschen Firmen nicht in Frage, da der argentinische Markt sehr lukrativ war.

Mehr dazu im Kap. V. 1.1. Dabei hielt sich die Junta nicht strikt an die Angaben der „Schwarzen Listen", sondern konfiszierte nur eine kleine Menge der dort aufgeführten Firmen. Im Juli 1955 wurde die Rückgabe der 1953 freigegebenen DINIE-Marken angekündigt jedoch nicht vollzogen. Vgl. RIW (1955, Heft 5: 167). Ein weiteres Problem stellte die Überweisung von Lizenzgebühren für deutsche Patente und Fabrikationslizenzen aus Argentinien nach Deutschland dar. Die durch die Februardekrete zurückgegebenen Marken und Patente und die nach dem 02.07.1948 neu angemeldeten Schutzrechte erlaubten solche Art von Überweisungen, die aber in der Praxis nicht genehmigt wurden. Dazu PAAA, R414/16, Brief des Ibero-Amerika-Vereins Hamburg an BMW vom 09.06.1954 betr. Überweisung von Lizenzgebühren für deutsche Patente und Fabrikationslizenzen aus Argentinien nach Deutschland.

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Zur Frage des Beitrages dieser Unternehmen zur Industrialisierung Argentiniens bis 1945 wird hier auf die Untersuchung von Hastedt über deutsche Unternehmen in Lateinamerika verwiesen, die zu dem Schluss kommt, dass „ein nennenswerter Beitrag zur Industrialisierung in der Zwischenkriegszeit nicht zustande gekommen [sei]" (Hastedt 1970: 245-246). Allerdings stellt Argentinien Hastedts Studie zufolge aufgrund der ausgeprägten Investitionstätigkeit der deutschen Firmen in dieser Zeit eine Ausnahme dar. Einen Grund sieht Hastedt in dem Industrialisierungsvorsprung Argentiniens gegenüber den anderen lateinamerikanischen Ländern. Zumindest dadurch wird dem deutschen Kapital ein wenn auch kleiner Industrialisierungsbeitrag eingeräumt. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der bereits erwähnt wurde, wäre die Rolle der deutschen Unternehmen unter der DINIE. Die Verstaatlichung der 30 wichtigsten deutschen Industriebetriebe in Argentinien geschah nicht aus reiner Beliebigkeit. Sie waren sämtlich gut funktionierende Unternehmen; die meisten hatten sich bis 1945 über Wasser gehalten und hätten wahrscheinlich auch nach Kriegsende - mit Unterstützung der Mutterhäuser - weiter existieren können. Durch die Konfiskation und Verstaatlichung waren sie nun der Kontrolle und Führung einer argentinischen Staatsholding unterworfen. Die DINIE war ein rein öffentliches Unternehmen: Die überdimensionierte Größe des bürokratischen Apparats, die beträchtlichen Gewinne, die über 10% des Umsatzes hinausgingen, die Beteiligung der Geschäftsführung und der restlichen Mitarbeiter mit 30% im Jahr - eine unüblich hohe Beteiligung, die aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht nachzuvollziehen ist, sind nur einige Aspekte, die die DINIE charakterisieren. Die hohen Gewinne bis 1955 lagen wiederum nicht an der Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns, sondern zum größten Teil daran, dass die DINIE mit staatlichen Aufträgen und Krediten versorgt wurde. Diese nicht vom Wettbewerb gesteuerte und stark subventionierte Holding war Ende 1954 ein sehr kostspieliges und nicht mehr zu finanzierendes öffentliches Unternehmen. Kränzlin von der SPAI spricht vom Scheitern der „DINIE-Fiktion". Bereits 1955 beabsichtigte die peronistische Regierung, den gesamten DINIE-Komplex für eine bestimmte Summe an die deutschen Mutterhäuser zu veräußern. Diese Absicht wurde durch den Putsch gegen Perón fallen gelassen. Der desolate Zustand der DINIE am Ende der Regierungszeit Peróns konnte auch von den Nachfolgeregierungen nicht wieder verbessert werden. Dadurch wiederum ging auch allmählich das Interesse der deutschen Mutterhäuser an dem Rückkauf ihrer alten Betriebe zurück. Diese Weiterentwicklung wird im Kapitel V vorgestellt. An dieser Stelle soll auf die schon mehrmals erwähnte Problematik der Absichten Peróns bezüglich des „Feindvermögens" beziehungsweise seiner Politik bei der Rückgabe eingegangen werden. Diese Arbeit kommt zum Ergebnis, dass Perón weder eine Planung noch eine konkrete Vorstellung hatte, was mit der DINIE geschehen sollte. Die peronistische Verwaltung hatte zwar eine gewisse Vorstellung von der Größe und den Tätigkeitsfeldern der DINIE-Unternehmen, doch fehlte jeder konkrete Rahmen für die Eingliederung dieser nur zum Teil deutschen Industrieunternehmen in Peróns Industrialisierungsplan. Schon der „Erste Fünfjahresplan" scheiterte an einem falschen Wirtschafts- und Förderungskonzept. Im „Ersten Fünfjahresplan" sollte vor allem die Leicht- und Konsumgüterindustrie gefordert werden, wozu die DINIE-Un-

122 ternehmen nicht gehörten. Der fehlende Einfluss der Unternehmerschaft auf die Wirtschaftspolitik Peróns, insbesondere in der ersten Regierungszeit, war ein weiterer Grund für die verfehlte Industriepolitik. Dieser mangelnde Einfluss beruhte allerdings auch auf der korporativen Schwäche dieser Interessensgruppe (Jáuregui 1992: 108). Die schnelle Suche nach einer Zusammenarbeit mit den deutschen Mutterhäusern, die weitere Lieferung von wichtigen Industrieerzeugnissen und der benötigte Zufluss an Know-how sind die besten Beweise dafür, dass diese Finnen ohne deutsche Unterstützung nicht hätten weiter existieren können. Dass sie 1955 verkauft werden sollten, lässt zum einen die Unfähigkeit der argentinischen Regierung erkennen, die DINIE eigenständig konkurrenzfähig zu machen. Zum anderen wird auch das noch bestehende Interesse der Mutterhäuser an funktionierenden Firmen in Argentinien deutlich. Selbst der staatliche Charakter dieses Konstrukts mit allen vom Wettbewerb unabhängigen Vorteilen machte die DINIE letztlich nicht konkurrenzfähig. Dies fuhrt zum Schluss, dass das DINIE-Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.457 Der Peronismus war im Laufe der Jahre zu einer Bewegung geworden, die ihren Begründer und Führer in mancher Hinsicht überholte. Deswegen war die Rückgabe der deutschen Vermögen in Peróns zweiter Regierungszeit zu einem sehr heiklen Thema geworden. Die einzelnen politischen Akteure wie Jorge Antonio sowie Institutionen wie die Gewerkschaften besaßen teilweise mehr Durchsetzungskraft als Perón sebst.458 Perón konnte diese Rückgaben innerhalb seines eigenen Lagers nicht durchsetzen und auch die Opposition machte ihm zu schaffen. 459 In der Opposition spielte die Unión Cívica Radical unter ihrem Führer Frondizi eine wichtige Rolle. Bis 1957 war Frondizi ein starker Gegner der DINIE-Rückgaben. Diese Haltung, die nur aus der Rolle der politischen Opposition enstand und wirtschaftlich weittragende Konsequenzen bewirkte, kann man Frondizi und seiner Partei im Nachhinein zurecht vorwerfen (siehe Kap. V.2.I.). Insgesamt sind dies Erklärungen für die Scheinrückgaben von 1953 und für die fehlende Systematik der restlichen Rückgaben.460

Dazu Waldmann (1976: 170): „Perón unterschätzte die Schwierigkeiten des Aufbaus einer eigenen nationalen Industrie, vor allem einer Schwerindustrie". North (1992: 139). Nachdem er einen Vergleich der unterschiedlichen institutionellen Entwicklung zwischen England und Spanien und ihren Einflussgebieten in der Neuen Welt zieht, verweist er auf die Langzeitfolgen. „Im spanischen Einflussbereich sind für den politischen und ökonomischen Tausch zu einem guten Teil immer noch persönliche Beziehungen maßgeblich. Sie ergeben sich aus einer noch in Entwicklung begriffenen Institutionenordnung, die weder politische Stabilität herstellt noch die konsequente Nutzung des Potentials der modernen Technik erlaubt". Dazu Gaggero (1997). In seinem Aufsatz geht der Autor auf den Konflikt zwischen den Interessen der unterschiedlichen Gruppierungen, wie z.B. dem Militär oder den Gewerkschaften und der Regierung ein. Ein Überblick über die verschiedenen Gruppen von Vermögenswerten, die sich 1953 noch im Besitz des argentinischen Staates befanden beziehungsweise bereits zurückgegeben worden waren, befindet sich im Anhang, Dokument 6.

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V. Die deutschen Altvermögen und ihre endgültige Rückgabe (19551965) 1. Abbruch der Verhandlungen anlässlich der Revolución Libertadora Der Peronismus wurde schon kurz nach seinem Ende 1955 von Zeitgenossen als ein Wendepunkt in der argentinischen Geschichte angesehen. Nach dem September 1955 war das Land in peronistas und antiperonistas geteilt, eine Tatsache, die sich auf Argentinien noch viele Jahre verhängnisvoll auswirken sollte.461 Das Problem des deutschen Altvermögens, das sich im August 1955 einer annehmbaren Lösung genähert hatte, wurde durch die Ereignisse vom September in die Ferne verlagert. Argentinien hatte damit versäumt, diese Frage zehn Jahre nach Kriegsende zu einem Abschluss zu bringen. Mit der Bildung einer Übergangsregierung durch die politische Bewegung Revolución Libertadora rückten die vorangeschrittenen Verhandlungen zwischen SPAI und Deutscher Botschaft einerseits und der argentinischen Regierung andererseits vorerst in den politischen Prioritäten nach hinten. Es gab andere wichtige Aufgaben, denen sich die neue Regierung vorrangig stellen wollte.462 Über die Reaktion der Bundesrepublik Deutschland auf den Sturz Peróns, über den Putsch und die Auflösung des Kongresses schrieb der deutsche Botschafter Terdenge in einem Telegramm an das AA (Bonn) vom 23.09.1955 Folgendes: „Uruguay, Perú, Chile und Spanien haben bereits [die] neue Regierung anerkannt. Schon mit Rücksicht auf deutsches Eigentum empfehle [ich] dringend möglichst umgehende Anerkennung". 463 Die Bundesrepublik Deutschland hatte anscheinend keine politischen Bedenken hinsichtlich des undemokratischen Machtwechsels in Argentinien, der Empfehlung Terdenges zu folgen. Obwohl Deutschland sehr enge Beziehungen zwischen Beamten des AA und peronistischen Machthabern erlaubt und Perón sich ausgesprochen freundlich gegenüber der Bundesrepublik Deutschland verhalten hatte, reagierte Deutschland nicht einmal formell auf den unerwarteten Regierungssturz. Die ersten Reaktionen der neuen Regierung auf das Thema der deutschen Altvermögen

Zur Geschichte des Peronismus siehe u.a. Gambini (1999/2001), Halperin Donghi (1994) und Waldmann (1974). In einem Rundbrief an die Stammhäuser der DINIE-Firmen vom 24.09.1955 berichtete Schütte (SPAI), die Unterzeichnung des Rahmenvertrages würde durch den Aufstand erstmals zurückgestellt. Es könne auch nicht gesagt werden, ob durch den Regierungswechsel günstigere Bedingungen betreffs des Altvermögens entstehen würden. Vgl. PAAA, B86/41. Am 29.09.1955 schrieb er an die gleichen Adressaten: „Auch die neue Regierung [ist] am Abschluss des Rahmenvertrages interessiert". Vgl. ibid. Am gleichen Tag wurde der Ingenieur Antonio Vaquer als Kontrolleur der DINIE eingesetzt. Vgl. Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Boletín Oficial vom 30.09.55, Dekret Nr. 91. 463

PAAA, B86/41.

124 ließen eine prinzipielle Bereitschaft für eine endgültige Lösung erkennen. Der Tenor in den Äußerungen zu diesem Thema lag in der Bereitschaft zu einer Globallösung. 464 1.1.

„Interdiktion" von deutschen Nachkriegsgründungen

Trotz der ungelösten Altvermögensproblematik konnten die Bundesrepublik Deutschland und die Regierung Peröns, vor allem Peröns Finanzberater Jorge Antonio, in den 50er Jahren eine gute und enge wirtschaftliche Zusammenarbeit wiederherstellen. Die wenigen deutschen Neuinvestitionen nach dem Krieg beruhten meistens auf deutsch-argentinischer Kooperationsarbeit. Diese sehr begrenzte, doch erfolgreiche Anzahl von deutschen Neugründungen während der Regierung Peröns wurden von der neuen Übergangsregierung durch die Dekrete Nr. 296/55 und Nr. 297/55 unter Kontrolle gestellt. 46 Als Grund dafür wurde gerade die Verbindung zu Antonio und der peronisrischen Regierung angegeben. 466 Es handelte sich um die Firmen MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, DEUTZ ARGENTINA, FAHR ARGENTINA und INYECTO-MAGNET. Im Dezember 1955 wurde durch das Gesetzesdekret Nr. 5.148/55 die „Interdiktion"467 von 226 Personen und 75 Gesellschaften Brief von Kränzlin (SPAI) an die DINIE-Stammhäuser vom 11.10.1955, in dem er Folgendes schrieb: „Nach seinem Amtsantritt hat Staatspräsident General Eduardo Lonardi die Bereitschaft der neuen Regierung erklärt, sämtliche internationalen Verpflichtungen und sonstige Verträge, die von der gestürzten Regierung abgeschlossen worden sind, strikt einzuhalten. [...] Unsere Beauftragten sind der Meinung, dass die Notwendigkeit, die DINIE-Betriebe abzustoßen, für die neue Regierung noch größer sein dürfte als für die gestürzte. Es war schon in der peronistischen Wirtschaft schwierig genug, die DINIE-Fiktion aufrecht zu erhalten". Vgl. PAAA, B86/42. Siehe auch Telegramm Terdenge an das AA/Bonn vom 08.11.1955 über das Gespräch mit dem neuen argentinischen Außenminister Mario Amadeo. Amadeo hatte eine besondere Kommission ernannt, die sich dem Thema Altvermögen widmen sollte. „Seine persönliche Ansicht sei die, dass man den gesamten Fragekomplex (Junta, DINIE, kulturelle Einrichtungen) bereinigen müsse, und zwar im Rahmen einer Gesamtregelung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern". PAAA, B86/41, Telegramm Terdenge an das AA vom 10.10.1955: „Argentinische Regierung hat durch Dekrete Nr. 296/55 und Nr. 297/55 Intervention durch Beauftragte u.a. bei MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, DEUTZ ARGENTINA, FAHR ARGENTINA und INYECTO-MAGNET (Bosch) angeordnet wegen der engen Mitarbeit mit ehem. Finanzberater Peröns, Jorge Antonio". Daraufhin schrieb er am 14.10.55: „Argentinische Regierung hat eine Reihe argentinisch-deutscher Firmen interveniert aus Gründen, die sich der Beurteilung durch eine ausländische Botschaft entziehen [...] Problem Jorge Antonio sei eine Separatangelegenheit". Es wurde deswegen u.a. der deutsche Botschafter Terdenge als persona non grata bezeichnet. Dieser gewährte Antonio Zuflucht in der Deutschen Botschaft in Buenos Aires. Terdenge kehrte im November 1955 in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Nachfolger wurde übergangsweise der Wirtschaftsrat Werz. Zur Kritik an Terdenge siehe Schönwald (1998: 250-255). Die engen Verbindungen zur peronistischen Regierung wurden später auch für die SPAI-Rechtsanwälte Koch und Rastalsky ein Problem. Daraufhin wurde ein dritter Rechtsanwalt, Mayer, damit beauftragt, Verbindungen zur neuen Regierung herzustellen. Weiteres zu Mayer unter Kap. IV.2. Vorübergehende Beschlagnahme.

125 beschlossen, die unter Perón wieder zu Vermögen gekommen waren. Darunter befanden sich die oben genannten Firmen und zusätzlich die BORGWARD ARGENTINA, die HANOMAG ARGENTINA sowie die SIEMENS ARGENTINA SA. Zur Sicherstellung dieses Vermögens wurde die Junta de Recuperación Patrimonial gebildet, die alle erforderlichen Maßnahmen treffen sollte. Die Interdiktionen sollten einen Schlussstrich unter die Korruptionsgewohnheiten des Peronismus ziehen. Außerdem wurden die betreffenden Firmen unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung zu hohen Geldstrafen verurteilt.468 Die Interdiktionen von deutschen Nachkriegsgründungen in Argentinien 1955 bildeten einen Tiefpunkt im Wiederaufbau der deutsch-argentinischen Beziehungen: „Der Gedanke des Investitionsschutzes, der gerade im vergangenen Jahre in Argentinien besonders an Boden gewonnen hatte, hat erneut einen Rückschlag erlitten" 469 Die sieben deutschen Stammhäuser hatten in Argentinien nach dem Krieg Investitionen in Höhe von 58 Mio. DM getätigt, die folgendermaßen aufgeteilt waren: 470 Firma Siemens & Halske AG und Siemens Schuckertwerke AG RB GmbH Daimler-Benz AG Maschinenfabrik Fahr AG Carl F. Borgward GmbH Klöckner-Humboldt-Deutz AG Hanomag AG Gesamt

Investition (in Mio. DM) 3,1 5,1 10,0 2,0 7,0 15,0 16,0 58,2

1.2. Tiefpunkt der Vermögensverhandlungen Mit dem Regierungsantritt Aramburus im November 1955 verlängerte sich der Stillstand der deutsch-argentinischen Verhandlungen. Aramburu war, im Gegensatz zu Lonardi, extrem antiperonistisch und galt damit als „deutsch-feindlich" 471 Die PAAA, B86/42, Telegramm Werz an das AA/Bonn vom 10.12.1955. Schließlich wurde bekannt, dass die Firmen MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL und CAPEHART Geldstrafen von zwei Milliarden Pesos und deren Geschäftsführer Gefängnisstrafen von bis zu 20 Jahren zu leisten hatten. SP AI-Kommentar in: RIW (1956, Heft 1: 25), Beschlagnahmen von Privateigentum in Argentinien. PAAA, B86/601, Verhandlungen Dr. Gnodtke, Aufzeichnung über Ressortbesprechung im AA/Bonn am 14.12.1955. Aramburu hatte außerdem eine USA-freundliche Haltung eingenommen. Diese Meinung vertrat die SP AI zumindest bis zu einer Unterredung mit ihm im Januar 1956. Dort versicherte der Präsident, dass er eigentlich ein Deutschlandfreund aber verpflichtet sei, die Lasten der Vergangenheit zu reinigen, auch wenn es sich um deutsche Firmen handele. Er wolle aber alles tun, um die Altvermögensfrage schnellstmöglich zu

126 Interdiktionen der deutschen Finnen wurden von ihm nicht aufgehoben, auch deutschstämmige Persönlichkeiten wie Ludwig Freude wurden vom Interdiktionsdekret Nr. 5.148/55 erfasst. Durch Dekret Nr. 1.674 vom 31.1.1956 wurde ein Liquidationsbeauftragter ernannt, Manuel Campos Cariés, der allein für alle deutschen und japanischen Vermögensfragen zuständig war. 472 Die Interessenten sollten ab diesem Zeitpunkt nur mit ihm Kontakt aufnehmen beziehungsweise Fragen an ihn richten. Alle anderen bis dahin getroffenen offiziellen Entscheidungen in Bezug auf das Altvermögen wurden aufgehoben, so dass man für die bis dahin weit entwickelten deutsch-argentinischen Verhandlungen von einem tiefen Einschnitt reden kann. Daraufhin fand in Bonn Anfang Januar 1956 eine Ressortbesprechung über Argentinien statt. Dort wurden die wichtigsten deutsch-argentinischen Probleme angesprochen, auf die neue Lage reagiert und folgende Lösungsvorschläge erarbeitet:473 -

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Firmenbeschlagnahmen (Interdiktionen): Es sollte mit der Verwaltungskommission Verbindung aufgenommen und versucht werden, sich Sachverstand über die Lage zu verschaffen, um Einfluss auf die Kommission ausüben zu können. Die deutschen Firmen sollten außerdem Zurückhaltung bei weiteren Investitionen in Argentinien zeigen. Deutsches Vorkriegsvermögen: Es sollte vermieden werden, eine Verbindung zwischen der Frage der Rückgabe des Altvermögens und der derzeitigen Vermögenssperre einiger deutscher Unternehmen herzustellen. Es sollte eine Zusicherung der argentinischen Regierung erreicht werden, dass von argentinischer Seite in Bezug auf das Vorkriegsvermögen keine weiteren Maßnahmen unternommen werden würden. Handels- und Zahlungsangelegenheiten: Der Swing (d.h. die Kreditlinie) im deutsch-argentinischen Warenverkehr wurde bei maximal zwölf Mio. US$ festgelegt,474 wobei Deutschland nicht bereit war, einseitige Vertrags-

lösen. Vgl. BÄK, B184/21, Persönliche Erklärung des argentinischen Staatspräsidenten General Aramburu zu den deutsch-argentinischen Beziehungen. Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 35 Metal, CAA-Antecedentes, Decreto No. 1.674/56. Campos Cariés wurde Delegado Liquidador der CAL. Es wurden zwei Untersuchungsausschüsse für das Außen- und Industrieministerium vorgesehen. Die Untersuchungskommission des Industrieministeriums sollte sich um den Verkauf der DINIE-Firmen kümmern. Interessant ist der Briefwechsel zwischen Campos Cariés und dem Rechtsberater des argentinischen Außenministeriums vom Mai 1956. Dort betonte das Ministerium, dass bei den Verhandlungen mit der deutschen Seite auf keinen Fall von einer „Rückgabe" zu sprechen sei, da sonst der Eindruck entstehen könne, Argentinien habe bei den Enteignungen nicht rechtmäßig gehandelt. Vgl. ibid, Caja 69 Metal, Negociaciones con Alemania. PAAA, B86/42, Aufzeichnung Argentinien, Ressortbesprechung vom 11.01.1956 im AA. Argentinien hatte diese Grenze im November 1955 um 3,76 Mio. US$ überschritten. Vgl. Jerofke (1993: 104) sowie Kap. VII. 1. Laut Vermerk von Heinrichs (BMW) vom 30.11.1955 könnte sich die Ablehnung der Heraufsetzung des Swings auf die Rückga-

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Verletzungen hinzunehmen. Von deutscher Seite wurde eine entsprechende Anpassungsregelung mit Einzelgenehmigungsverfahren erarbeitet. Die Multilateralisierung des Handels- und Zahlungsverkehrs mit Argentinien wurde grundsätzlich begrüßt, doch stellte die Schuldenfrage ein erhebliches Problem dar. Zeitpunkt für neue Verhandlungen: Es sollte erst einmal die Entwicklung der politischen Verhältnisse in Argentinien abgewartet werden, bevor man neue Verhandlungen aufnahm. Es wäre deshalb sinnvoll, sich mit der Aufnahme der Gespräche Zeit zu lassen, um eine möglichst umfassende Regelung der Probleme zu erreichen.

Schon im Februar teilte Werz (Deutsche Botschaft, Buenos Aires) dem AA in Bonn seine Gedanken über die Haltung Deutschlands zur Alteigentumsfrage mit: „Meines Erachtens dürfte der Augenblick für eine energische deutsche Haltung in der Frage der Rückgabe des deutschen Eigentums nunmehr gekommen sein. Die argentinischen Sachverständigen, die im Rahmen der Prebisch-Reformen 475 die Umstellung des argentinischen Außenhandels vorbereiten (Multilateralismus), legen offensichtlich großen Wert darauf, Deutschland in das neue System einzubeziehen in der gewiss zutreffenden Erkenntnis, dass bei einem Fernbleiben Deutschlands ihr Plan möglicherweise scheitern könnte".476 In Deutschland begann die Politik die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, in der Frage des deutschen Vermögens wirtschaftlichen Druck auf Argentinien auszuüben. Anfang 1956 gab es zwei wichtige Themenkomplexe, die zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Argentinien gelöst werden sollten: die Regelung der Altvermögensfrage (und der Interdiktionen) und die Neugestaltung des Handels- und Zahlungsverkehrs. Die Gespräche über die Multilateralisierung des argentinischen Handels liefen parallel auch mit anderen europäischen Ländern. Die Verknüpfung dieser Angelegenheit mit der Frage der Altvermögensrückgabe erschien nach einer langen Geduldsphase als greifbare Alternative. Zur ersten Klärung der Altvermögens- und Interdiktionsfragen flog der Beauftragte des Bundesministeriums für Wirtschaft, Rohdewald, Ende April 1956 nach Argentinien.477 Doch auch mit der Rohdewald-Reise konnten keine konkreten Lösungsschritte eingeleitet werden. Rohdewald bezeichnete

bebereitschaft der neuen Regierung negativ auswirken. Siehe BÄK, B102/57580, Zusammenhang zwischen Swing und Vermögensfrage. Es ging in erster Linie um eine Liberalisierung des Handels und um die Privatisierung der argentinischen Wirtschaft. Einer seiner ersten Maßnahmen wurde die offizielle Festlegung des Wechselkurses von 18 Pesos für einen US-Dollar. Vgl. Jerofke (1993: 103) sowie Peso-Dollar-Tabelle im Anhang, Dokument 10. Bericht Werz an AA/Bonn vom 03.02.1956 über Gespräche mit dem Leiter der handelspolitischen Abteilung in Argentinien, Beckmann, in: PAAA, B86/42. PAAA, B86/593, Abschrift der Gespräche zwischen Rohdewald und dem argentinischen Außenministerium vom 24.05.1956. Vgl. auch Mitteilung Werz' an den Außenminister Argentiniens vom 02.05.1956 über Rohdewalds Ankunft in Argentinien, in: AMRREEC, PE, Caja 29 Metal.

128 die neue Regierung als „schwach", weswegen Deutschland den Argentiniern keinerlei Zugeständnisse in der Schuldenkonsolidierung machen sollte, bevor nicht die anstehenden Probleme gelöst worden wären (Jerofke 1993: 117). In einem Schreiben von Campos Cariés an Werz vom 04.05.1956 wurden die bisherigen Ergebnisse zusammengefasst. Dieses Schriftstück mit dem Titel „Grundsätze für die Lösung des Feindvermögensproblems" präsentierte folgende Ansichten der argentinischen Seite: Vorgesehen war die Restitution der durch die argentinische Regierung ursprünglich beschlagnahmten Vermögenswerte an die früheren Eigentümer abzüglich Verwaltungsspesen und Entschädigungskosten (ca. 180 Mio. Pesos) sowie der Rückkauf der DINIE-Betriebe inklusive eines Vermögenszuwachses als Folge der staatlichen Nutzung. Der Verkauf dieser Betriebe sollte einschließlich des Personals und aller Rechte als Einheit erfolgen. 478 Diese Ergebnisse waren zu diesem Zeitpunkt mehr als unzureichend für die deutsche Seite, da die Entschädigungssumme mit hoher Wahrscheinlichkeit die Rückgabesumme übersteigen würde. Mitte des Jahres 1956 waren Deutschland und Argentinien der Lösung des Problems der Altvermögen keinen Schritt näher gekommen. 479 2. Wiederaufnahme der Verhandlungen bis zu den Rttckgabebeschlüssen Wie bereits dargelegt, wurden die Gespräche zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland durch den Putsch gegen Perön, unterbrochen. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1956 kam Bewegung in die Angelegenheit; diese beruhte in erster Linie auf der neuen Richtung der Wirtschafts- und Außenpolitik Argentiniens 480 Die Wirtschaftspolitik Argentiniens erfuhr mit Aramburu und schließlich seit 1958 mit Frondizi einen erheblichen Wandel 4 8 1 Die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Öffnung gegenüber dem Ausland, vor allem gegenüber ausländischen Investitionen, wurden die Pfeiler dieser neuen Politik. Im Mittelpunkt stand die Frage der Gestaltung der wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Ausland, vor allem die Regelung der Auslandsschuld und die des Handels- und Zahlungsverkehrs. Eine MultilatePAAA, B86/593, Telegramm Werz an das AA vom 04.05.1956 über Schreiben Campos Carles. Zu den Befürchtungen der deutschen Seite vgl. BÄK, B184/21, Brief der SPAI an die ArAr vom 03.11.1955. Dort werden einige Zahlen vorgestellt, die klar zeigen, „dass die aus der Liquidation der deutschen Vermögenswerte zu erwartenden Beträge allein nicht einmal ausreichen, um die auf argentinischer Seite geltend gemachten Gegenforderungen auszugleichen". Brief von Kränzlin und Schütte, SPAI, an die ArAr vom 09.05.1956 betr. Wiederaufnahme der Vermögensverhandlungen mit Argentinien in: BÄK, B184/21. „Die Verhältnisse haben sich soweit konsolidiert, dass eine Wiederaufnahme der Vermögensverhandlungen gelungen ist". Obwohl Frondizi als Oppositionskandidat sich lange gegen die Privatisierung der DINIE ausgesprochen hatte, änderte er seine Meinung im Verlauf seiner Wahlkampagne im Jahr 1957. In einem Gespräch mit Junker, Deutsche Botschaft/Buenos Aires, im Dezember 1957 gab er die Zusicherung, dass er im Falle seiner Wahl den internationalen Verpflichtungen nachkommen würde. Vgl. PAAA, B86/599, Brief Junker an das AA vom 12.12.57 über Gespräch mit Frondizi.

129 ralisierung des Handels war schon seit Ende 1955 im Gespräch, und diese Tatsache brachte gleichzeitig neue Impulse für die Altvermögensfrage mit sich. 482 2.1.

Multilateralisierung des argentinischen Handels und die Altvermögensfrage

Vom 14.05. bis 16.05.1956 fanden in Paris Verhandlungen zwischen einigen europäischen Ländern, den späteren Mitgliedern des sogenannten Pariser Clubs, und Argentinien über ein multilaterales Handels- und Zahlungssystem statt. 483 Deutschland trat zu diesem Zeitpunkt noch nicht in den Pariser Club ein, obwohl es grundsätzlich bereit war, zu gegebener Zeit diesen Schritt zu tun und einen Beitrag zur Regelung der argentinischen Schulden zu leisten. 484 Auf deutscher Seite war man sich einig, dass der Beitritt zum Pariser Club von der endgültigen Regelung der Altvermögensfrage abhängig gemacht werden sollte. Im Rahmen der Verhandlungen wies die Bundesrepublik Deutschland auf die Dringlichkeit einer befriedigenden Regelung der Eigentumsfrage hin, wobei Méndez-Delfino, Leiter der argentinischen Delegation, sich gegen eine Verknüpfung von Schuldenkonsolidierung und Altvermögen aussprach. Die Bundesrepublik Deutschland betonte hingegen, dass es ohne eine endgültige Lösung der Altvermögensfrage schwierig sein werde, sich auf einen Eintritt zu einigen. Der Zusammenhang zwischen der unvorteilhaften wirtschaftlichen Lage Argentiniens und der Möglichkeit, darüber eine endgültige Lösung der deutschen Altvermögensfrage zu erreichen, wurde zum wichtigsten Druckmittel der Deutschen in allen zukünftigen Verhandlungen. Durch Gesetzesdekret Nr. 14.986 vom 16.08.1956 wurde eine argentinische Kommission zur Altvermögensfrage berufen, deren Vorsitzender Lanusse wurde. 485 Sie wurde dem Consejo Económico Social unterstellt und hatte 180 Tage Zeit, diese Aufgabe zu erledigen. Die Bildung der Lanusse-Kommission enttäuschte die deutschen Stammhäuser erneut, da sie darin nur eine Verschiebung des Problems und vor allem eine erneute Verzögerung in den Verhandlungen sahen. Der Sturz Peróns lag ein Jahr zu-

Zu Frondizis desarrollismo siehe Szusterman (1998). U.a. wurde im November 1955 ein neues Investitionsgesetz verabschiedet, das die Einfuhr von ausländischem Kapital wieder zuließ. Vgl. dazu RIW (1956, Heft 4: 125), Ausländische Investitionen in Argentinien, und RIW (ibid: 130), Argentinien und das Auslandskapital. Die Regierungen Belgiens, Dänemarks, Frankreichs, Italiens, der Niederlande, Norwegens, Österreichs, Schwedens, Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland waren anwesend. Zum Pariser Club-Vertrag siehe Ministerio de Hacienda, Sistema Multilateral Argentino de Comercio y Pagos (1957) sowie García Heras (1996b). Die Bundesrepublik Deutschland nahm nur als Beobachter teil. Dazu Kommentar Werz in einem Brief vom 07.06.1956 an das AA: „Das Fernbleiben der Bundesrepublik von den Pariser Club-Abmachungen hat hier [...] zweifellos Eindruck gemacht", in: PAAA, B86/593. Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 36 Metal, Decreto-Ley No. 14.986/56. Sie wurde als Comisión Lanusse bekannt. Durch Gesetz Nr. 19.963 vom Oktober 1956 wurde der Lanusse-Komission die alleinige Befugnis in Bezug auf die Vermögensfrage erteilt.

130 rück, und trotz wiederholter Versprechen von argentinischer Seite gab es keine wirkliche Entwicklung in dieser Angelegenheit. 486 Nach den Pariser Gesprächen fuhr die argentinische Delegation im September 1956 unter Leitung von Mendez-Delfino nach Bonn. Dort wollte man sich über den Eintritt der Deutschen in den Pariser Club einigen. Dieser Besuch sollte laut SPAI und Deutscher Botschaft/Buenos Aires von deutscher Seite als Druckmittel genutzt werden, um die Rückgabeverhandlungen in Argentinien zu beschleunigen. Auch die meisten Mitglieder der ArAr (SPAI) sprachen sich für mehr Druck seitens des AA (Bonn) aus. 487 Die Mendez-Delfino-Mission blieb erfolglos, weil die argentinische Delegation sich weigerte, den entsprechenden Forderungen der Deutschen nachzukommen. 488 In einem anschließenden Gespräch im Bundesministerium für Wirtschaft setzten sich die deutschen Stammhäuser energisch gegen weitere wirtschaftliche Verhandlungen ohne eine Altvermögensregelung ein. 489 Im November 1956 gab es erneut politische Unruhen in Argentinien, so dass die deutsch-argentinischen Verhandlungen ins Stocken gerieten. In den Interdiktionsfragen hatten sich die deutschen Firmen bemüht, mit der Lanusse-Kommission Verhandlungen aufzunehmen, jedoch ohne Erfolg. In argentinischen Regierungskreisen gab es zwei Lager: Eine Seite, vor allem innerhalb des Heeres und der Luftwaffe, wünschte sich die weitere Förderung des Industrialisierungsprozesses und die Minderung der Einfuhr von Fertigerzeugnissen; diese Gruppe war entschieden gegen eine Rückgabe. Die andere Seite, vor allem das Landwirtschaftsministerium und die Importabteilung im Handelsministerium, ging davon aus, dass sich Argentinien eine eigene Produktion in vielen Bereichen nicht leisten könne und deswegen die Einfuhr von Fertigprodukten notwendig sei. Diese Gruppe unterstützte die Rückgabeverhandlungen. 490 Parallel zu den Bonner Gesprächen wollte die Bundesrepublik Deutschland eine Sachverständigenkommission nach Buenos Aires schicken, die sich konkret um die

PAAA, B86/43, Femschreiben der SPAI an das AA vom 01.09.1956 sowie FAZArtikel vom 03.09.1956, Argentinien macht es der Bundesrepublik schwer. Wird der Besuch der argentinischen Mission in Bonn eine Besserung der Verhältnisse bringen? Vergleich Briefwechsel zwischen SPAI, Deutsche Botschaft und den Stammhäusern mit dem AA in: PAAA, B86/43. Im Oktober 1956 wurde Werner Junker neuer deutscher Botschafter in Buenos Aires. Mendez-Delfino fuhr nach Deutschland mit dem eindeutigen Auftrag, nicht über die Altvermögensregelung zu verhandeln. Dazu siehe Garcia Heras (1996b: 1292). Aufzeichnung der SPAI über Gespräch der ArAr im BMW am 22.10.1956 in: PAAA, B86/594, wo es zu folgenden Ergebnissen kam: „Von den anwesenden Vertretern der Stammhäuser wurde gefordert, die Bundesregierung möge fest bleiben und die handelspolitischen Verhandlungen nicht fortsetzen, ehe nicht eine befriedigende Lösung der Altvermögensfrage eingeleitet worden sei, wobei am Restitutionsgedanken festgehalten werden müsse. Nur eine echte Restitution werde die freiwillige Bereitschaft zu neuen Investitionen fördern". PAAA, B86/594, Brief Junker an das AA vom 28.11.1956 über Traktorenverträge.

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Rückgabebestimmungen mit der Lanusse-Kommission beschäftigen sollte. Leiter der deutschen Delegation sollte Daniel vom Bundesministerium für Wirtschaft werden. 491 Bevor die Daniel-Delegation in Argentinien eintraf, wurde von der argentinischen Regierung ein Memorandum verfasst, das die wichtigsten argentinischen Standpunkte innerhalb der letzten Verhandlungen festhalten sollte. Dieses sogenannte „Memorandum Nr. 1" stellte den ersten konkreten Lösungsvorschlag in der Altvermögensfrage der neuen argentinischen Regierung dar.492 Fazit dieses Dokumentes war, dass die Restitution der DINIE-Firmen nicht möglich sei, da die Kriegsschadensforderungen den Wert dieser Betriebe übersteigen würden. Dieses Memorandum wurde von der Bundesregierung als unzureichend abgelehnt 493 Daraufhin verschob Daniel seine Argentinienreise. In einer Aufzeichnung von Gnodtke (AA, Bonn) von Ende 1956 wurde erneut über die Lage in Argentinien berichtet. Er war der Meinung, dass zukünftige Regierungsverhandlungen nur Aussicht auf Erfolg haben würden, wenn „[...] sie über den Rahmen des argentinischen Memorandums hinaus auch die Frage einer wenigstens teilweisen Restitution zum Gegenstand haben [würden]".494 Die Schwierigkeit der Rückgabe betraf in erster Linie die DINIE-Firmen. Es gab zwei wichtige Themenkomplexe, die gelöst werden mussten: Die Rückgabe der Marken und Patente und die der Betriebe. Die Rückgabe der Schutzrechte an die alten Eigentümer sollte der ArAr (SPAI) zufolge kostenlos und in ihrer Gesamtheit erfolgen. Die Betriebe dagegen sollten in Form einer Teilrückgabe oder eines Rückkaufs zurückgegeben werden. Dabei sollte festgelegt werden, ob die Alteigentümer die Betriebe im Zustand der Beschlagnahme oder im aktuellen Zustand zurückhaben wollten. Da aber zur Zeit der DINIE-Verwaltung den einzelnen Unternehmen Investitionen zugeflossen waren, würde eine Zerschlagung der Betriebe in Alt- und Neuvermögen, abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden, kaum durchzuführen sein.495 Ein anderes Problem lag im starken Widerstand der politischen Opposition, vor allem der Unión Cívica Radical und der DINIE-Arbeiterschaft, gegen die Privatisierung der Staatsholding. Paradoxerweise war der Unión Cívica Radical-Fühier Frondizi, der später ein Verfechter einer liberalen Wirtschaftspolitik wurde, vor seiner Präsidentschaft vehement dage-

Telgramm von AA/Bonn an Botschaft Buenos Aires vom 31.08.1956 in: PAAA, B86/43. Kopie Memorandum unter BÄK, B86/594. Siehe Mitteilung AA an die SPAI vom 16.11.1956 in: BÄK, B184/22, „Die Vermögensfrage müsste gleichfalls auf der Grundlage der Restitution gelöst werden". Gnodtke war mit Heinrichs im September 1957 in Buenos Aires eingetroffen, um die Rückgabedekrete zu überprüfen. Vgl. PAAA, B86/599, Sachverständigenreise nach Buenos Aires, Dr. Gnodtke sowie Aufzeichnung Gnodtke über Stand der Dinge in Argentinien vom 21.12.1956. PAAA, B86/593, Brief der Deutschen Botschaft/Buenos Aires an das AA vom 10.04.1956 über Rückgabe der DINIE-Betriebe. Werz meinte, dass die argentinische Seite ohnehin nicht auf eine solche Trennung eingehen würde.

132 gen. 496 Auch der Finanzminister Blanco stellte sich als ein verkappter Gegner der Vermögensrückgabe dar.497 Mit dem Rücktritt Blancos und der voranschreitenden Wahlkampagne Frondizis kam Anfang 1957 neues Licht die Angelegenheit. 498 Im April dieses Jahres wurde die Interdiktion über die SIEMENS ARGENTINA SA durch ein neues Urteil der Junta de Recuperación Patrimonial aufgehoben. Dies wurde von der Siemens AG mit Befriedigung und Freude angenommen. 499 Außerdem fuhr im gleichen Monat die Lanusse-Kommission nach Bonn, um über das mittlerweile überarbeitete Memorandum

PAAA, B86/593, Zeitungsartikel Argentinisches Tageblatt vom 4.4.1956, Frondizi gegen DINIE-Verkauf, und FAZ-Artikel vom 14.4.1956, Verhandlungen mit Argentinien. Die Widerstände gegen die Vermögensrückgabe waren noch nicht beseitigt. Siehe auch Flugblatt der DINIE-Mitarbeiter, das am 08.06.1956 im Zentrum von Buenos Aires verteilt wurde, in: PAAA, B86/42. Siehe auch Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, Memorial 1956, Significación y consecuencia de la venta de las empresas DINIE. Es wird eine Liste von nachteiligen Konsequenzen bei einem Verkauf der DINIE aufgeführt. Telegramm Junker an AA/Bonn vom 12.12.1956: „Die letzten Erklärungen von Dr. Frondizi wie auch von Blanco lassen eine deutliche Verhärtung des argentinischen Standpunktes erkennen. Fragwürdig, ob es einen Sinn macht, dass die Daniel-Kommission nach Argentinien gesendet wird", in: PAAA, B86/594. Siehe auch Mitteilung der SPAI in: RIW (1957, Heft Nr. 1: 19), betr. Blancos „großzügigen" Vorschlag: „Schaut man sich also die argentinischen Vorschläge genau an, so laufen sie auf eine kalte Enteignung hinaus. Das ist sicherlich kein großzügiges Angebot". Ende Januar 1957 trat Blanco zurück. Neuer Finanzminister wurde Verrier, der drei Monate später durch Krieger Vasena abgelöst wurde. Krieger Vasena wurde ein wichtiger Befürworter der Altvermögensrückgabe. Siehe Verhandlungsakten im Archivo Privado Krieger Vasena (1957-58). Im Januar 1958 wurde beschlossen, dass die Firmen unter CAL-Verwaltung die „nichtfeindlichen Passiva" ausgleichen sollten. Vgl. RIW (1957, Heft 3: 57-58), Argentinien, Lage der deutschen Altvermögen. Im Februar sprach sich ein argentinisches Gericht in Córdoba für die Unrechtmäßigkeit der Beschlagnahme der Firma SA TERRITORIAL, RURAL Y MERCANTIL SUD AMERICANA aus. Vgl. ibid (1957, Heft 4: 77). PAAA, B86/594, Interdiktion der SIEMENS ARGENTINA SA, Mitteilung vom 03.04.1957. Nachdem die SIEMENS ARGENTINA SA Einspruch gegen das Urteil der Junta de Recuperación Patrimonial einlegte, kam das Gericht zu einem neuen Urteil. Darin wurde beschlossen, der Aufhebung der Interdiktion stattzugeben. Am 22.04.1957 trat das Urteil der Berufungskammer im Falle SIEMENS ARGENTINA SA in Kraft. Schon im Februar des gleichen Jahres wurde die Sperre über die Borgward Argentina aufgehoben. Vgl. RIW (1957, Heft 2: 32), Argentinien, Anbahnung günstiger Entwicklung? Die MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL wurde erst im November 1958 wieder freigegeben. Zu MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL siehe Jerofke (1993: 142) und Schönwald (1998: 224). Auch PAAA, B86/599, MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL. Im Dezember des gleichen Jahres wurde der Daimler-Benz AG ein Aktienpaket von 54% an der MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL zuerkannt. So konnte sie durch Bestellung eines Vorstandes ihre Interessen in Argentinien wieder wahrnehmen.

133 Nr. 1 weiter zu verhandeln. 500 Von Seiten Deutschlands wurden die Verhandlungen von Daniel geführt. Der argentinische Vorschlag ging nun so weit, dass die gesamten Warenzeichen und Patente kostenlos zurückgegeben werden sollten (etwa 1000 Marken der DINIE). Die restliche Substanz der DINIE sollte versteigert werden, wobei deutsche Angebote begrüßt wurden. 501 Die deutschen Stammhäuser sollten ein festes Kaufangebot abgeben, das als Mindestgebot gelten würde. Der erzielte Erlös sollte in Alt- und Neuvermögen aufgeteilt werden. Ersteres sollte nach Abzug der Kriegsforderungen an die alten Inhaber zurückfließen. Das restliche konfiszierte Privatvermögen sollte bis zu 100.000 Pesos freigegeben werden. 502 Die Verhandlungen in Bonn wurden durch Verbalnoten vom 18.06.1957 abgeschlossen. Die argentinische Note kündigte den Erlass von entsprechenden Gesetzesdekreten an. 503 Sie sollten zu dem Zeitpunkt erlassen werden, an dem die Bundesrepublik Deutschland ihren Beitritt zu dem multilateralen Zahlungssystem erklären würde. Eine deutsch-argentinische Kommission sollte die gesamte Vermögensregelung umsetzen. Die deutsche Seite verpflichtete sich durch ihre Note, dem Pariser Club beizutreten und zur Lösung der argentinischen Schuldenfrage beizutragen. Zur genauen Besprechung des Rückgabeverfahrens fuhren im September des gleichen Jahres zwei hohe Beamte des A A (Bonn) und des Bundesministeriums für Wirtschaft nach Argentinien, Gnodtke und Heinrichs. 504 Nachdem im November 1957 die Rückgabedekrete in Kraft getreten waren, unterzeichnete schließlich die Bundesrepublik Deutschland im selben Monat ihren Beitritt zum Pariser Club. 505 Man kann die Verabschiedung der Novemberdekrete als den

Im Gegensatz zu Méndez-Delfino hatte Lanusse den Auftrag, die noch offenen Probleme mit der Bundesrepublik Deutschland endgültig zu bereinigen. Siehe Garcia Heras (1996b: 1299). Durch Beschluss Nr. 64 vom 4.4.1957 wurde von der DINIE-Führung entschieden, dass die Warenbestände der Betriebe an die CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA EN übergehen sollten. Die CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA EN, die Finanzierungsfirma der DINIE, sollte diesen Bestand weiter verwalten; die Betriebe würden dann ohne Lagerbestände versteigert. Beschlusstext unter PAAA, B86/601, Verhandlungen Dr. Gnodtke. PAAA, B86/594, Brief Kränzlin (SPAI) an die Stammhäuser der DINIE-Firmen über den Stand der Verhandlungen vom 23.05.1957. Noten in: AMRREEC, PE, Caja 168 Metal, Estudio definitivo sobre los patrimonios incautado e icorporado, Anexo. Deutsche Fassung in: PAAA, B86/597, Argentinische Verpflichtungserklärung und deutsche Verbalnote vom 18.06.1957. Eine Regelung der unter Interdiktion gestellten Firmen wurde nicht vereinbart, doch eine positive Einstellung der argentinischen Regierung zur baldigen Lösung versprochen. Vgl. Telegramm Junker an das AA vom 28.11.1957 betr. Hanomag: „Handelsberufungsinstanz hat HANOMAG-ARGENTINA von allen Forderungen und Anklagepunkten des Interdiktionsverfahrens freigesprochen", in: PAAA, B86/597. In einem Telegramm an das AA vom 14.09.1957 teilte Junker mit: „Entsendung Gnodtkes und Heinrichs als Experten zur Unterstützung Botschaft zwecks Klärung bilateraler Fragen wird zugestimmt". Siehe PAAA, B86/601, Verhandlungen Dr. Gnodtke. Dies geschah am 26.11.1957. Vgl. Ministerio de Hacienda (Sistema Multilateral Argentino de Comercio y Pagos: 19) darin einleitende Worte des deutschen Botschafters Junker, der den verspäteten Beitritt der Bundesrepublik Deutschland ankündigt.

134 wichtigsten Schritt in der Rückgabeentwicklung seit Ende der 40er Jahre bezeichnen. Damit wurden, zumindest formell, die wichtigsten Richtlinien der Frage, was überhaupt zurückgegeben werden sollte, festgelegt. Die tatsächliche Rückgabe zog sich letztendlich bis zum Jahre 1965 hin, bis die letzten argentinischen Auszahlungen geleistet und fast alle offenen Punkte geklärt wurden. 506 Die Entscheidungen vom November 1957 veranlassten den SPAI-Rechtsanwalt Mayer, sein vereinbartes Honorar zu fordern, da seiner Meinung nach eine zufrieden stellende Globallösung gelungen sei. 507 Anderer Ansicht waren die DINIE- und JuntaStammhäuser, da die Novemberdekrete nach ihrer Darstellung nur Absichten äußerten und keineswegs Fakten darstellten. 508 In einem Brief des Botschafters Junker an das A A vom 12.04.1958 wurde der SPAI der Rat gegeben, die Zahlung eines Teils des Honorars an Mayer zu leisten, da sich sonst diese Angelegenheit negativ auf die Gesamtverhandlungen auswirken könnte. 509 In dem Streit wurden auch andere Stimmen laut, die sich an die Seite von Mayer stellten und die Haltung der ArAr (SPAI) nicht verstanden. Auch Teilnehmer der Comisión Argentino-Alemana (CAA), wie Máximo Alemann, forderten im Juni 1958 ihre noch offenen Zahlungen an die SPAI ein, bekamen darauf aber keine klare Antwort, sondern lediglich vage Zusagen. 510 Was die Haltung der SPAI gegenüber ihren Vermittlem in Argentinien anging, empörte sich Thilo Martens, Präsident der CAA und DAIHK und teilte dies in einem Brief an das A A vom 20.11.1959 mit: „Ich habe mich daher entschlossen, meine Mission als freundschaftlicher Vermittler als definitiv beendet zu betrachten, und bitte Sie hiervon

Siehe auch Artikel Freie Presse zum Eintritt Argentiniens in den Pariser Club vom 26.11.1957, Argentinien bildet mit elf Europa-Ländern den Pariser Club. Die Novemberdekrete kommentierte die SPAI im RIW (1957, Heft 6: 124-125) folgendermaßen: „Zu einer Rückgabe dieser Firmen (DINIE) [...] ebenso wie der [...] JuntaVermögenswerte, konnten sich die argentinischen Verhandlungspartner trotz der wiederholt in der argentinischen Rechtslehre und Rechtsprechung getroffenen Feststellung, dass die argentinischen Beschlagnahme- und Enteignungsdekrete gegen die argentinische Verfassung verstießen, nicht entschließen". Aufgrund der Novemberdekrete wurde die Lanusse-Komission durch Dekret Nr. 16.067 vom 05.12.1957 aufgelöst. BÄK, B184/23, Brief von Mayer an SPAI vom 04.12.1957 mit der Bitte um Zahlung eines Drittels des Honorars. Es war abgemacht, dass bei einer erfolgreichen Globallösung ein Honorarbetrag von 250.000 US$ zu zahlen wäre. Das erste Drittel sollte beim Abschluss eines Vertrages, der restliche Betrag bei der Übertragung erfolgen. Dazu BÄK, B184/21, Vermerk vom 03.05.1956 betr. Honorarzahlung an Rastalsky und Koch. Es wurde ein fester Honorarbetrag von 250.000 Pesos für beide Herren vereinbart. Bei Scheitern der Verhandlungen wäre ein Mindesthonorar von 15% dieses Betrages fällig. Die Zahlung eines monatlichen Betrages von 2.500 bis 3.000 DM wurde vereinbart, die am Schluss angerechnet werden sollte. PAAA, B86/598, Mandat Dr. Mayer, Brief Kränzlin an das AA vom 10.03.1958. Außerdem argumentierte die deutsche Seite, diese Dekrete wären von der argentinischen Seite mehr oder weniger diktiert worden. Die deutsche Seite hätte keinen wirklichen Verhandlungsspielraum gehabt. Ibid, Brief Junker an das AA vom 12.04.1958. Ibid, Brief Alemann an die SPAI vom 03.06.1958.

135 Kenntnis zu nehmen, da ich nicht gewillt bin, nach dem vielen Ärger, hierin noch weiter zu intervenieren".511 Schließlich gab sich der Rechtsnachfolger Mayers, der ehemalige Finanzminister Federico Pinedo, am 12.12.1962 mit einer Auszahlung von 150.000 DM zufrieden, wenn dieser Betrag bis Ende des Jahres bei ihm einträfe.512 Der Streit zwischen Mayer und der ArAr (SPAI) zog sich bis zum Jahre 1963 hin, als das AA an die SPAI schrieb: „Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Buenos Aires hat mitgeteilt, dass die Honorarangelegenheit Dr. E. Mayer nunmehr endgültig bereinigt ist".513 Der Streit mit Mayer zeigte, dass innerhalb der SPAI die Arbeit nicht immer reibungslos verlief und dass die deutschen Stammhäuser ihren Blick für ein „faires Miteinander" manchmal verloren.514 Nach den Problemen mit Rechtsanwalt Mayer wurde eine allgemeine Regelung für Honorarfragen gefunden. Danach sollte jeweils 4% der an die Stammhäuser zurückfließenden Teilbeträge als Pauschalquote für alle weiteren Kosten, die sich durch die Abwicklung ergeben könnten, sowie für Honorarverpflichtungen einbehalten werden.515 Sowohl bei den Rückgabebeschlüssen als auch beim Konflikt zwischen Mayer und der SPAI lassen sich die unterschiedlichen Interessen verschiedener Gruppierungen deutlich erkennen. Bei der Durchsetzung der Rückgabedekrete gab es seitens verschiedener Gruppen starken Widerstand. Nicht nur die Opposition und die DINIEBelegschaft war dagegen, sondern auch einzelne Akteure wie der Finanzminister Blanco. Welche Interessen die einzelnen Gruppen beziehungsweise Akteure verfolgten, ist nicht einfach festzumachen. Fest steht aber, dass solche „unpopulistischen" Maßnahmen schwer durchzusetzen waren und dass bis zum Schluss Kompromisse gefunden werden mussten. Genauso ging es bei der Affäre Mayer, in der sich die deutschen Mutterhäuser nicht ganz korrekt verhielten. 2.2.

Die Rückgabebeschlüsse

Die Rückgabebeschlüsse wurden von der neu gewählten Regierung Frondizis, der sein Amt am 01.05.1958 übernahm, anerkannt. Mitte Juni 1958 konnten die ersten Versteigerungen stattfinden. Es wird eine Auflistung der wichtigsten Rückgabedekrete vorgestellt, um anschließend über die einzelnen Rückgaben zu berichten.

Ibid, Brief Martens an das AA vom 20.11.1959 sowie Brief der DAIHK an das AA vom 03.08.1960, um eine baldige Lösung des Problems zu erreichen. Die weitere Verschleppung des Problems stellte „eine Belastung für die deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen" dar. Mayer trat seine Honoraransprüche an die Fundación Escuelas Morris ab, Pinedo leitete diese Stiftung. PAAA, B86/21, Brief AA an SPAI vom 29.05.1963. Ibid, Liste der Finnen, die sich am Honorar Mayers überhaupt beteiligen wollten. Diese waren: Siemens AG, OSRAM AG, Schering AG, BASF AG und Hoechst AG. Vermerk Kränzlin (SPAI) vom 25.08.1059 in: BÄK, B184/36. Mehr zu Mayer in: ibid, B184/35, Sonderakte II, Honorar Mayer sowie zu allgemeinen Honorarfragen, ibid, Sonderakte II, Honorarfragen.

136 1. Dekret Nr. 23.392/56 über die Befreiung von Schulen und Vereinen von den Folgen der Dekreten Nr. 11.599/56 und 37.961/48: 516 Die Ministerien und Provinzregierungen, die sich im Besitz von Schul- oder Vereinsvermögen befanden, sollten es innerhalb von 180 Tagen an die alten Eigentümer zurückgeben. Die Immobilien sollten im aktuellen Zustand übergeben werden, ohne zusätzliche Rückerstattungen für verlorene Mieten oder nicht mehr vorhandenes Mobiliar. Die Alteigentümer sollten die von der CAL ausgezahlten Passiva zurückerstatten. Alle zukünftigen Reklamationen gegenüber diesen Vermögen sollten vom Alteigentümer übernommen werden. Alle Reklamationen vom Alteigentümer gegenüber der CAL waren nach der Übergabe ausgeschlossen. 517 2. Gesetzesdekret Nr. 15.364/57 über gewerbliche Schutzrechte: 5 ' 8 Die Warenzeichen, Firmennamen und Patente sollten an die alten Eigentümer kostenlos zurückGesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 35 Metal, Decreto-Ley No. 23.392 vom 28.12.1956 sowie Boletín Oficial vom 11.01.1957. Liste der Betroffenen: Asociación Protectora de Inmigrantes Germanos, Cámara de Comercio Alemana, Campo Deportivo General Belgrano, Centro de Ingenieros Alemanes en la Argentina, Club Alemán de Belgrano, Club Alemán de Equitación, Federación de Sociedades Escolares Alemanas de Buenos Aires y Alrededores, Hogar Alemán para Marineros, Institución Cultural Argentino-Germana, Sociedad Alemana de Beneficiencia, Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule, Sociedad Educacionista Alemana de Villa Devoto y Villa del Parque, Tenis Club del Plata, Unión Alemana de Gremios, Unión Escolar Germánica de Barracas al Norte, Asociación Alemana de Cultura Física de Quilmes, Club Banco Germánico, Sociedad Escolar Alemana de Bahía Blanca, Unión Germánica en la Argentina, Sociedad Educacionista Alemana de Quilmes, Unión Escolar Alemana de Coronel Suárez, Sociedad Escolar Alemana de Dock Sud, Sociedad Escolar Alemana de Piñeyro, Sociedad Escuela Particular de Vicente López, Sociedad Escolar Alemana de Villa Iris, Sociedad Escolar Alemana de Rosario, Sociedad Colegio Alemán de Temperley, Sociedad de Socorros Mutuos de Mujeres de Auxilio de Rosario, Club Alemán de Rosario, Sociedad Escolar Hindenburg de Eldorado und Sociedad Alemana de Misiones. Damit wurde diesen Einrichtungen die Rechtspersönlichkeit zurückerstattet. Immobilien, die durch dieses Dekret zurückerstattet wurden: Asociación Educacionista Germania, Colegio Argentino Germano de Villa Ballester, Escuela Alemana de Médanos Blancos, Sociedad de Fomento Escolar de Munro und Sociedad Escolar Alemana de Lanús Escuela Bernardino Rivadavia Lanús Oeste. Ausgeschlossene Immobilien: Asociación Protectora de Inmigrantes Germanos, Unión Germánica en la Argentina, Sociedad Alemana de Beneficiencia, Campo Deportivo General Belgrano und Hogar Alemán para Marineros. 517

Dieses Dekret wurde zwar von der deutschen Gemeinschaft in Argentinien begrüßt, doch in Wirtschaftskreisen in der Bundesrepublik Deutschland bedauert, da es sich wieder nur um eine Teillösung handelte und die Gesamtbereinigung des Problems verzögerte. Dazu RIW (1957, Heft 1: 15), Argentinien, Rückgabe der deutschen Vereinsvermögen: „Es ist auch im Interesse Argentiniens zu wünschen, dass dessen Regierung sich nunmehr zu größeren Zugeständnissen in der Frage der Altvermögen bereit findet, wenn sie nicht das bisherige Ergebnis der Verhandlungen der Kommission MéndezDelfino in Europa gefährden will".

518

Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 96 Metal, Régimen de la PE, Decreto-Ley No. 15.364/57. Dieser trat am 25.11.1957 in Kraft. Deutsche Übersetzung in: AEG, Juristisches-Büro 0191, Gesetzesdekret Nr. 15.364/57.

137 gehen. Dies galt auch für die Schutzrechte, die von der DINIE und der CAL nach 1945 eingetragen wurden, sowohl in Argentinien als auch im Ausland. Die Alteigentümer sollten innerhalb der folgenden 150 Tage einen Rückgabeantrag an die CAL stellen. Wenn dies nicht geschah, würden die nicht reklamierten Schutzrechte unwirksam. Die DINIE und die CAL durften nach Veröffentlichung dieses Dekrets die Schutzrechte weiterhin 270 Tage nutzen. Anschließend hatten nur die Alteigentümer Anrecht auf ihre Nutzung. Die Alteigentümer übernahmen bei der Rückgabe alle Verpflichtungen, die sich aus noch gültigen Verträgen ergeben konnten. Außerdem übernahmen sie alle Pflichten, die sich aus offenen juristischen Verfahren oder Reklamationen von Dritten ergeben konnten. Die Rückgabe der Marken, die bereits durch die Februardekrete von 1953 beschlossen worden war, sollte ebenfalls durch die CAL abgewickelt werden. 3. Gesetzesdekret Nr. 15.365/57 über Firmenvermögen: 519 Die deutschen DINIEFirmen und die noch nicht liquidierten deutschen Firmen unter Verwaltung der CAL wurden durch dieses Dekret zur öffentlichen Versteigerung freigegeben. Die Firmen sollten als Ganzes, mit Ausnahme ihrer Patente und Marken, verkauft werden. Jede natürliche oder juristische Person konnte an der Versteigerung teilnehmen. 120 Tage nach Veröffentlichung dieses Dekrets konnten die ehemaligen Inhaber ein Kaufangebot präsentieren mit der Möglichkeit, die Betriebe vorher zu besichtigen und Einblick in die Bücher zu bekommen. Es sollten deutsche und argentinische Gutachter in den Unternehmen eingesetzt werden, um deren aktuellen Wert festzulegen und um die Vermögensmasse in Alt- und Neuvermögen einzuteilen. Das Kaufangebot der Altinhaber sollte dann als Mindestgebot gelten. Wenn es nach der ersten Versteigerungsrunde nicht zum Verkauf käme, sollte eine zweite Runde vorgenommen werden, wobei der Basispreis um 25% gemindert werden sollte. Bei einer dritten Runde sollte kein Mindestpreis mehr festgelegt werden. Die Versteigerungserlöse sollten folgendermaßen ausgeschüttet werden: Die Summe des sogenannten Neuvermögens würde an den argentinischen Staat ausgezahlt, das sogenannte Altvermögen und die Erlöse der Firmen der CAL-Gruppe würden an die gemischte Kommission übergehen. Außerdem sollte die CAA das restliche Vermögen unter Kontrolle der CAL oder der anderen Ministerien übertragen bekommen. Die CAA sollte dann diese Summen verteilen und folgendermaßen ausgeben: Als erstes sollte die CAL von der CAA mit 260 Mio. Pesos versehen werden, damit sie alle Kriegsforderungen sowie alle Kosten, die durch die Konfiskationsmaßnahmen entstanden waren, bezahlen konnte. Anschließend sollte sie alle noch offenen, nichtfeindlichen Passiva ausgleichen. Schließlich sollte Privatleuten 100% ihres Altvermögens erstattet werden, deutschen Firmen nur 80%, wobei diese Summe neu investiert werden musste. Die restlichen 20% sollten in den argentinischen Staatsschatz übergehen. Alle Rückgaben sollten nur mit einer Zufriedenheitserklärung der alten Inhaber vorgenommen werden einschließlich eines Verzichts auf spätere Reklamationen. Alle alten Rechtspersönlichkeiten sollten nach Bedarf wiederhergestellt werden. Die Kosten der Gutachter sollten von beiden Seiten je zur Hälfte bezahlt werden.

Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 96 Metal, Régimen de la PE, Decreto-Ley No. 15.365/57. Dieser trat am 25.11.1957 in Kraft. Deutsche Übersetzung in: AEG, Juristisches-Büro 0191, Gesetzesdekret Nr. 15.365/57.

138

2.3. Die Comisión Argentino-Alemana 4. Dekret Nr. 16.205/57 über die Ernennung der Deutsch-Argentinischen Kommission:520 Das Gesetzesdekret Nr. 15.365/57 setzte eine gemischte Kommission ein. Mitglieder der deutschen Seite waren die Herren T. Martens, H. Rastalsky, O. H. von Vietinghoff und als Finanzsachverständiger Herr M. Alemann. Für die argentinische Seite wurden die Herren M. Campos Carlés, A. del Campo Wilson und L. Locatelli vorgesehen. Die neu gebildete Kommission legte die Fristen für die Altvermögensregelung in Argentinien in einer Zeittafel fest. Danach sollten folgende Schritte zu folgenden Zeiten erledigt werden:521 Jahr 1957

Monat November

1958

März

Juni

1959

August November Mai

Vorhaben Veröffentlichung der Freigabedekrete Ernennung der Sachverständigen Bewertung der Objekte durch Sachverständige zum Verkehrswert Besichtigungsrecht der früheren Eigentümer Frist für Abgabe des Festkaufangebotes Festsetzung der Prozentsätze zwischen „Beschlagnahmtem" und „Eingebrachtem" durch Sachverständige Versteigerung aufgrund des Festkaufangebots Versteigerung nach Regierungs-Festsetzung Versteigerung mit 25% Nachlass Geschlossene oder Einzelversteigerung der Werte des Unternehmens ohne Mindestgebot

Die erste wichtige Aufgabe der CAA war die Übernahme der vorhandenen Liquidationserlöse sowie aller noch nicht liquidierter Wertpapierdepots und Guthaben, Grundstücke und sonstiger Vermögenswerte. Danach sollte sie mit der Entschädigung der Privatleute fortfahren und deren Konten mit Werten bis zu 100.000 Pesos zurückerstatten. Schon diese Angelegenheit bereitete Probleme zwischen der CAA und der CAL, die eine andere Interpretation von Art. 15 des Gesetzesdekretes Nr. 15.365/57 vorzog. Weitere Probleme, mit denen sich die gemischte Kommission konfrontiert sah, waren die Honoraransprüche des früheren Staatsanwalts Velar de Irigoyen sowie der Anwälte, die damals an der Seite der deutschen Niederlassungen Anfechtungsprozesse geführt hatten und jetzt eine angemessene Entlohnung verlangten.522

Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 96 Metal, Régimen de la PE, Decreto No. 16.205/57, CAA. BÄK, B102/57584, CAA, Fristen Altvermögensregelung. Siehe Honorarangelegenheit Mayer im Kap. V.2.1.

139 5. Dekret Nr. 15.389/57 über die Argentinische Versteigerungskommission:523 Diese Kommission, die aus einem Präsidenten, drei stimmberechtigten Mitgliedern und einem Generalsekretär bestand, sollte alle Maßnahmen koordinieren und abwickeln, die sich aus dem Versteigerungsdekret Nr. 15.365/57 ergaben. Das heißt, sie war zuständig für die Versteigerung der DINIE-Betriebe und die noch nicht liquidierten Firmen unter CAL-Verwaltung. Leiter der Versteigerungskommission wurde Berisso, daher der Name Berisso-Kommission. 524 Ihre Hauptaufgaben waren die Koordination aller mit der Altvermögensregelung zusammenhängenden Arbeiten, die Entgegennahme der Festkaufangebote, die Feststellung der Versteigerungsbedingungen, die Aufstellung einheitlicher Grundsätze für die Bewertung der Unternehmen und die Überwachung der frist- und formgerechten Durchführung der Versteigerung.525 3. Rückgabe ehemaliger deutscher Vermögen (2. Teil) Das Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesrepublik Deutschland Nr. 112 vom 25.06.1957 stellte in einer Mitteilung über die Regelung des Altvermögens in Argentinien Folgendes fest: Erreicht worden sei die „vollständige Rückgabe der deutschen gewerblichen Schutzrechte und Abwicklung des deutschen Altvermögens unter Restitution der Nettosalden". 526 Nach dieser Mitteilung hätte der Leser meinen können, es handele sich hier um eine großzügige Rückgabe der deutschen Vorkriegsvermögen in Argentinien. Diese Einschätzung wurde allerdings von der SPAI nicht im Geringsten geteilt. Nach ihrer siebenten Jahrestagung im April 1958 kam die Leitung vielmehr zu folgendem Ergebnis: „Nach vorsichtiger Schätzung werden nach der gegenwärtigen Regelung vielleicht 10% der deutschen Vorkriegswerte wieder in deutsche Hände gelangen". 5 7 3.1. Unentgeltliche Rückgabe von Warenzeichen und Patenten Die Übertragung von deutschen gewerblichen Schutzrechten sollte durch das Gesetzesdekret Nr. 15.364/57 bedingungslos und kostenlos geschehen. Die „bedingungslose" Rückgabe war laut SPAI das Kernstück des Dekretes. „Die klare Aufrechterhaltung der Rechte des Stammhauses an den Warenzeichen und dem Handelsnamen, mit denen dieses seine Niederlassung ausgestattet hatte [...] ist als Beweis der entschlossenen Rückkehr der argentinischen Regierung zu den Grundsätzen der Sauber-

Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 35 Metal, CAA-Antecedentes, Decreto No. 15.389/57. Deutsche Übersetzung in: AEG, Juristisches-Büro 0191, Versteigerungsdekret Nr. 15.389/57. BÄK, B184/24, Berisso-Kommission. AWD (Nr. 4, 1958, Heft 1: 19), Argentinien, Durchführung der Dekrete über das deutsche Altvermögen. Kopie in: BÄK, B184/23. AWD (Nr. 4, 1958, Heft 5: 102), Siebente Jahrestagung.

140 keit des Wettbewerbs hoch anzuerkennen und für mehr als eine Kulturnation ein mahnendes Beispiel".528 Die alten Inhaber sollten innerhalb von 150 Tagen nach Inkrafttreten dieses Dekretes einen Antrag an die CAL richten. Die Richtigkeit der Warenzeichen und Patente sollte durch das Münchener Patentamt nachgewiesen werden. Der Nachweis für den Firmennamen sollte durch einen Handelsregisterauszug eines Amtsgerichts der Bundesrepublik Deutschland erbracht werden. Wenn die CAL das Antragsmaterial nicht für ausreichend hielt, stellte sie zusätzliche 90 Tage zur Verfügung, um weitere Beweismittel vorzulegen. Sollte anschließend das Material immer noch nicht vollständig sein, würden die jeweiligen Schutzrechte gelöscht. Dies geschah auch, wenn gar kein Antrag gestellt wurde. Die Rückgabe von Schutzrechten, die von der DINIE im Ausland eingetragen worden waren, konnte ebenfalls beantragt werden. 529 In einem Brief an die DINIE-Stammhäuser vom 01.04.1958 berichtete Kränzlin (SPAI) über das Gesetzesdekret Nr. 15.364/57 Folgendes: „Die Rückgabe der gewerblichen Schutzrechte und Handelsnamen an die Stammhäuser der DINIE-Firmen ist im wesentlichen abgeschlossen. Im allgemein vollzieht sich das Rückgabeverfahren ohne besondere Reibungen".530 Von den etwa 1300 Marken der CAL waren zu diesem Zeitpunkt ca. 1000 zurückgegeben. Für die restlichen Schutzrechte wurden keine Anträge gestellt.531 Die letzte Frist endete nach einer Verlängerung am 22.07.1958. Danach wurden diese Schutzrechte von der CAL unter Ausschluss aller zukünftigen Reklamationen an den argentinischen Staat zurückgegeben. Die Wiederverleihung der entzogenen Rechtspersönlichkeiten erfolgte durch das argentinische BGB (Código Civil), Art. 45 und Art. 47 und durch das argentinische HGB (Código de Comercio), Art. 318.532 3.2. Versteigerung von DINIE-Unteraehmen A) Richtlinien Durch Gesetzesdekret Nr. 15.365/57 wurde die Rückgabe der gewerblichen Vermögen beschlossen, die sich in drei Gruppen einteilen ließen: Die 30 Betriebe innerhalb der DINIE, die 44 Unternehmen, die sich unter der CAL in Liquidation befanden, und RIW (1957, Heft 12: 233-237), Die Übertragung gewerblicher Schutzrechte deutschen Ursprungs auf die deutschen Berechtigten und die Regelung des deutschen Altvermögens in Argentinien. Die kostenlose Übertragung wurde in den westlichen Ländern als Ausnahme bezeichnet und begrüßt. BÄK, B102/57583, Abschrift Rastalsky, Formerfordernisse, Antragsberechtigung und Beweisunterlagen im Zusammenhang mit der Rückübertragung der gewerblichen Schutzrechte in Argentinien. PAAA, B86/595, Brief Kränzlins an die DINIE-Stammhäuser vom 01.04.1958. U.a. lag dies daran, dass viele alte Inhaber in der DDR beheimatet waren und keine staatliche Erlaubnis bekamen, Anspruch darauf zu erheben. PAAA, B86/599, Brief Junker an das AA vom 17.04.1958 über die Wiederverleihung der Rechtspersönlichkeit an in Argentinien früher tätig gewesene deutsche oder deutsch-argentinische Gesellschaften.

141

die Banken und Versicherungsgesellschaften sowie andere Betriebe, die sich in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen in Abwicklung befanden. Der Schwerpunkt wird hier auf die Rückübertragung der DINIE-Betriebe gelegt, die den Hauptteil des deutschen Altvermögens ausmachten. Anschließend wird die Rückgabe der restlichen Teile beschrieben. Die zur Rückgabe vorbereitete Vermögensmasse der DINIE-Betriebe bestand hauptsächlich aus dem Aktivvermögen dieser Firmen. Die Vermögensmasse sollte zusammen mit den neu erworbenen Anteilen, die durch staatliche Investitionen hinzugekommen waren, versteigert werden. Nur der Versteigerungserlös der Altvermögensanteile sollte - unter Vermittlung der CAA - an die alten Inhaber zurückfließen. Der verbleibende Saldo sollte in Staatseigentum übergehen. Wie die CAA die Altvermögensrestitutionen übergangsweise zu verwalten hatte, wurde in dem oben genannten Dekret genau festgehalten. Die Berechtigten sollten 80% der Altvermögensanteile zurückerhalten, die restlichen 20% sollten an das Generalschatzamt übergehen. Die Liquidationserlöse sollten in Argentinien neu investiert werden, die weitere Veräußerung der Betriebe durfte nur unter Auflagen erfolgen. 533 Die Versteigerungen sollten 270 Tage nach Inkrafttreten dieses Dekretes stattfinden. Bereits nach 120 Tagen sollte der Verkehrswert der Unternehmen feststehen. Für die Versteigerungen war eine entsprechende Kommission zuständig. Die Stammhäuser durften die DINIE-Betriebe besichtigen und deren Bücher einsehen, um ein passendes Kaufangebot zu machen. Der Besuch der Betriebe sowie die Kaufangebote wurden ebenso durch das Vermögensdekret geregelt.534 Für den Fall, dass mehrere Unternehmen an einer DINIE-Firma beteiligt waren, sollte ein gemeinsames Angebot erfolgen. Bei einem Kaufangebot mussten die Interessenten 10% des gebotenen Kaufpreises als Vorschuss hinterlegen. Diese Summe wurde zurückerstattet, wenn der Unterschied zwischen dem Kaufangebot und der argentinischen Unternehmensschätzung zu groß war oder das Mutterhaus nicht zum tatsächlichen Käufer wurde.535 Die von der argentinischen Regierung angenommenen Kaufangebote sollten als Basiskaufpreis bei der Versteigerung dienen.536 Das Versteigerungsverfahren wurde vom Dekret Nr. 6.265/58 geregelt. Dort wurde festgelegt, dass die Unternehmen deutschen Ursprungs, die unter DINIE-Verwaltung (oder CAL-Verwaltung) standen und noch nicht liquidiert worden waren, einzeln zu

D.h. nur im Falle eines Weiterverkaufs durfte dann das deutsche Kapital das Land verlassen. PAAA, B86/603, Gesetze und Dekrete zur Vermögensfrage, „Régimen de visita a las empresas ex-alemanas en venta" und „Reglamentación a la que deberán ajustarse las ofertas de compra que autoriza el artículo 4 ° del Decreto-Ley No. 15.365/57". Dazu BÄK, B184/24, Brief von Kränzlin an die DINIE- und Jt/nto-Stammhäuser betr. Bewertung der Rückkaufobjekte durch die Stammhäuser. Dieser durfte nicht niedriger als 70% des Vermögenswertes des Unternehmens gemäß der argentinischen Schätzung vom 31.10.1957 sein. Am 25.03.1958 endete die Frist für Festkaufangebote.

142 versteigern wären. Diese Firmen sollten als „laufende Betriebe" verkauft werden. Darunter verstand man die Übernahme folgender Vermögenswerte:537 -

Immobilien, Maschinen, Installationen, Möbel, Arbeitsmaterial und Werkzeuge, Kraftfahrzeuge, Rohstoffe, Produkte in Bearbeitung, Waren, Materialien und Verpackungen, 538 Kassenbestand und Bankkonten, Hypotheken-, Pfand- und kaufmännische Forderungen, Wertpapiere, Aktien, Beteiligungen an anderen Unternehmungen, Belastungen mit Zahlungsaufschub, Versicherungen, Betriebslokale und noch zu erfüllende Verträge.

Außerdem waren folgende Verpflichtungen zu übernehmen: -

Schulden sowie Rückstellungen und Reserven.

Schließlich wurde Form und Art des Erwerbs bestimmt sowie die Rechte und Pflichten des Käufers. Wichtig daran war die Pflicht des Käufers, das Unternehmen in seinem industriellen und kaufmännischen Charakter aufrechtzuerhalten. Außerdem durfte er es nicht veräußern, solange er den vollständigen Kaufpreis nicht bezahlt hatte sowie die Verpflichtungen, die sich aus dem Kaufvertrag ergaben, nicht erfüllt waren. Vom endgültigen Kaufpreis sollten 30% in bar und sofort bezahlt werden, die restlichen 70% in Raten innerhalb von drei bis sechs Jahren, maximal in zehn Jahren, folgen. Festsetzung der Prozentsätze des „beschlagnahmten" und „eingebrachten" Vermögens (nach Art. 5b des Gesetzes Nr. 15.365/57) Die Prozentsätze der Aufteilung zwischen Alt- und Neuvermögen konnten erst berechnet werden, nachdem festgestellt war, was man unter „zu übertragendem Vermögen" verstand. Bei diesem Wert waren drei Aspekte zu unterscheiden: 39

Gesetzestext in: PAAA, B86/603, Gesetze und Dekrete zur Vermögensfrage, Grundlagen und allgemeine Bedingungen für die Versteigerung der Unternehmungen deutschen Ursprungs, auf die sich das Gesetzesdekret Nr. 15.365/57 bezieht. Die Lagerbestände dürften nicht so groß gewesen sein, da die DINIE-Warenbestände vor der Versteigerung an die CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA EN übergingen. Dazu PAAA, B86/597, Übertragung der Warenbestände der DINIEBetriebe auf die CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA EN. Die an ihre Stelle tretenden Gegenwerte wurden dementsprechend Forderungen an die CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA EN.

143 1. Beschlaenahmepassiva: Hierin waren sämtliche Schulden eingeschlossen, die vor der Beschlagnahme in den jeweiligen Bilanzen gebucht gewesen waren, ausgenommen die Kredite der deutschen Stammhäuser. 540 2. Aufgewertetes beschlagnahmtes Vermögen: Hierin wurden - gemäß Beschlagnahmebilanz - der Buchwert des Kapitals, Reserven, Gewinne und Kredite der deutschen Stammhäuser erfasst inklusive der noch vorzunehmenden Berichtigungen und dem Mehrwert des Anlagevermögens, das noch vorhanden war. 3. Aufgewertetes eingebrachtes Vermögen: Nachdem die ersten zwei Werte festgelegt worden waren, entstand das „argentinische" Vermögen, indem man von dem „zu übertragenden Vermögen" 54 ' die ersten zwei Werte abzog. Die Summe von 2 und 3 bildete das „aufgewertete Gesamtvermögen", und aus dem Vergleich von 2 und 3 mit dem „aufgewerteten Gesamtvermögen" entstanden die entsprechenden Prozentsätze. Beispiel für die Verteilung des Verkaufspreises eines ehemaligen deutschen Unternehmens: Obige Angaben Nichtfeindliche Passiva (Beschlagnahmebilanz) Beschlagnahmtes Vermögen (=30% des Real Vermögens, RV) Eingebrachtes Vermögen (=70% des RV) Zu übertragendes Vermögen (=100% des RV inklusive der Passiva)

In Pesos 10.000 30.000 70.000 110.000

Verteilung des Verkaufspreises Erhaltener Verkaufspreis Abzug der nichtfeindlichen Passiva Zu übertragendes Vermögen 30% beschlagnahmtes Vermögen 70% eingebrachtes Vermögen

In Pesos 90.000 10.000 80.000 24.000 56.000

Das Problem der Aufteilung in Alt- und Neuvermögen wurde erst nach den Versteigerungen endgültig geklärt. Bis dahin war die deutsche Seite mit dem o.a. argentinischen Vorschlag nicht zufrieden. Man versuchte, unabhängig von den späteren staatlichen Investitionen einen Rückgabeanteil von wenigstens 50% zu erreichen. 542

PAAA, B86/595, Abschrift der Richtlinien zur Festsetzung der Prozentsätze des „beschlagnahmten" (deutschen) und des „eingebrachten" (argentinischen) Vermögens nach Gesetz Nr. 15365/57, Art. 5b. Hier waren also die „Feindpassiva" ausgeschlossen. Dieser entsprach dem Buchwert der DINIE-Firmen zum Versteigerungstermin. PAAA, B86/595, Brief von Kränzlin (SPAI) an die Stammhäuser der DINIE- und Junta--Firmen vom 30.09.1956 über das Problem der Aufteilung des

144 B)

Die Versteigerungen

Kurz vor den Versteigerungsterminen im Juni 1958 gab es heftige Debatten im argentinischen Kongress. 543 Die Opposition und die DINIE-Angestellten waren fest entschlossen, die Rückgabedekrete zu kippen, weswegen der neue Präsident keine leichte Aufgabe zu bewältigen hatte. Frondizi versicherte Junker im Mai, er wolle alles tun, um die Novemberdekrete umzusetzen. Die ersten Versteigerungen sollten pünktlich Ende Juni stattfinden. 544 Am 09.06. machte der wirtschaftspolitische Vertrauensmann Frondizis, Rogelio Frigerio, die Mitteilung, Frondizi sei es gelungen, den Widerstand in Senat und Kammer mit dem Zugeständnis zu beseitigen, dass man den DINIE-Betriebsangehörigen durch Gewährung von Krediten ermöglichen werde, sich an der Versteigerung zu beteiligen. 545 Somit wurde die erste Versteigerungsrunde öffentlich bekannt gegeben. Am 23.06.1958 wurden in einer öffentlichen Auktion die GÜNTHER WAGNER SRL 546 ,

Liquidationserlöses in Alt- und Neuvermögen. Man wollte hauptsächlich drei Änderungen bei der Berechnung durchsetzen: Die „nichtfeindlichen" Passiva sollten unberücksichtigt bleiben, die von der argentinischen Seite vorgenommene Aufwertung der am 31.10.1957 vorhandenen Umlaufgüter um rund 192 Mio. Pesos sollte unberücksichtigt bleiben und die Abschreibung der Gebrauchsgüter ab 1945 sollte zu Lasten der DINIE gebucht werden. Näheres dazu siehe ibid, Memorandum über die Festsetzimg der Prozentsätze vom 19.09.1958. Zum Streit zwischen Frondizi und der Deputiertenkammer siehe Argentinisches Tageblatt vom 26.06.1958, DINIE-Abkommen wird in allen Teilen erfüllt, in: PAAA, B86/595. Siehe auch AWD (Nr. 4, 1958, Heft 6: 135), Argentinien: Streit um die DINIE-Betriebe. Außerdem war auch die Mehrheit von Frondizis eigenen Abgeordneten für die vorläufige Suspendierung der Versteigerung. Siehe auch Zavala (1991: 77). PAAA, B86/595, Brief von Junker an das AA vom 29.05.1958 über den Versuch der Opposition, innerhalb der Deputiertenkammer das Gesetzesdekret Nr. 15.365/57 außer Kraft zu setzen. Dazu B86/595, Bericht des AA über die Lage des beschlagnahmten deutschen Vermögens in Argentinien. Ursprünglich nicht Teil der DINIE, doch von der CAL noch nicht liquidiert. Die GÜNTHER WAGNER SRL vertrieb die Produkte der Marke Pelikan in Argentinien.

145 die QSch 547 und die MERCK zum Verkauf gestellt.548 Alle drei Firmen gingen zum Basispreis an die deutschen Stammhäuser über.549 Es folgten im Juli jeweils im Dreierblock der IBTE, die OSRAM und die QB; die PO, die ANILDINIE (ex ANA) und die PT; die AEG EN, die CESIA und die RB; die BD, die MONOPOL und die AC; schließlich die FÁBRICA ARGENTINA DE INSTALACIONES INDUSTRIALES (ex AGK), die SESGO und die INAG. Der IBTE ging zum Basispreis an die Muttergesellschaft, die Farbenfabriken Bayer AG, über. Ebenso ging die OSRAM für einen Preis von 33 Mio. Pesos an ihr Stammhaus zurück. Die QB dagegen wurde nicht ersteigert und ging in die zweite Versteigerungsrunde mit 25% Erlass des Basispreises, d.h. für 42,3 Mio. Pesos. Das deutsche Stammhaus Kalle & Co. AG wurde beim Kauf der PO durch die argentinische Firma LOPEZ HNOS. um 265.000 Pesos überboten. Sie wurde somit für einen Preis von 1,5 Mio. Pesos verkauft. ANILDINIE und die PT blieben mangels Angebot unversteigert und gingen mit 25% Preiserlass in die zweite Versteigerungsrunde, d.h. für 11,7 Mio. Pesos und 1,2 Mio. Pesos. Die AEG EN wurde von der DINIE zum Basispreis erworben. Die CESIA und RB gingen in die zweite Versteigerungsrunde über für 2,4 Mio. Pesos und 900.000 Pesos. Die MONOPOL wurde vom deutschen Stammhaus, der BASF AG, zum Basispreis gekauft. Die BD und die AC gingen ohne Kaufangebot in die zweite Versteigerungsrunde über zum Preis von 675.000 Pesos und 5,6 Mio. Pesos. Die ehemalige AGK wurde vom Mutterhaus zum Basispreis erworben. Die SESGO wurde von zwei argentinischen Unternehmen, der HILMESA HILANDERIA MERCEDES SA und DANUBIO SA, zum Basispreis gekauft. Die INAG ging in die zweite Versteigerungsrunde für einen Preis von 24 Mio. über.550 Im August wurden folgende Firmen jeweils in Vierergruppen zur Versteigerung angeboten: die UBA, die FÁBRICA ARGENTINA DE PINTURAS (ex SYM), die SEMA und die MOTORDINIE (ex CAMDOL); die ELECTRODINIE (ex SSch), die Zusammen mit LQB. PAAA, B86/595, Terminplan der Versteigerung. Hier muss besonders betont werden, dass wirtschaftsliberale Zeitungen wie Argentina Financiera, El Economista oder El Cronista Comercial den Verkauf der DINIE, im Gegensatz zu vielen politischen Kreisen, als besonderen Erfolg der neuen Regierung feierten. Siehe Argentina Financiera vom 03.02.1957, La reducción de la DINIE, oder El Cronista Comercial vom 10.06.1958, Actividad industrial del Estado Argentino. Siehe auch Zavala (1991: 7680). PAAA, B86/595, Telegramm von Junker an das AA vom 23.06.1958 betr. Versteigerung: „Versteigerung der DINIE-Betriebe MERCK, SCHERING und GÜNTHER WAGNER hat heute frist- und formgerecht stattgefunden und mit dem Zuschlag an die deutschen Stammhäuser geendet". Die GÜNTHER WAGNER SRL wurde von der INVERSIÓN INDUSTRIAL ARGENTINA SA INDUSTRIAL, COMERCIAL Y FINANCIERA, einer Beteiligung der Günther Wagner AG aus Hannover und der Pelikan AG aus Zürich, erworben. Zu den Verkaufspreisen siehe Tab. 14. PAAA, B86/595, Übersicht über die Versteigerung der DINIE-Firmen (1. Runde) sowie Telegramm Junker an das A A vom 17.07.1958 über den zweiten DINIE-Versteigerungstermin.

146 METALDINIE (ex TM), die FERRODINIE (ex TL) und die CRISOLDINIE (ex CREFIN); schließlich die GEOPE, die GYB, die SBU und die WYF. Die UBA wurde von einem argentinischen Geschäftsmann, Mauricio Gold, für einen Preis von 5,8 Mio. gekauft. Die ehemalige SYM ging zum Preis von 9,3 Mio. Pesos in die zweite Versteigerungsrunde über. Die Firma SEMA wurde vom Versteigerungsverfahren abgesetzt.551 Schließlich erfuhr die MOTORDINIE das gleiche Schicksal wie die SYM. Sie ging für einen Preis von 7,3 Mio. Pesos in die zweite Runde.552 Die zweite Gruppe von Unternehmen wurde zum Basispreis von den DINIE-Betriebsräten erworben. Für sie hatte es keine weiteren Kaufangebote gegeben.553 Die letzten vier Firmen gingen in die zweite Versteigerungsrunde über mit Verkaufspreisen von 40,5 Mio. Pesos, 65,6 Mio. Pesos, 53,2 Mio. Pesos und 4,8 Mio. Pesos.554 In der ersten Versteigerungsrunde wurden insgesamt 29 Firmen für einen Basispreis von knapp über einer Milliarde Pesos angeboten. Davon wurden 15 direkt verkauft; ihr Versteigerungserlös belief sich auf 658 Mio. Pesos. Sieben Firmen wurden von ihren Mutterhäusern gekauft, fünf Firmen von der DINIE und drei Firmen von argentinischen Privatinvestoren. In der zweiten Runde wurden folgende Unternehmen ersteigert:555 Die QB, die ANILDINIE, die PT, die AC, die RB, die INAG, die ex SYM, die MOTORDINIE, die GEOPE, die GYB, die SBU und die WYF wurden von der DINIE gekauft. Die CESIA wurde von der argentinischen Firma INDUSTRIAS METALÚRGICAS SA, die BD von der RAILOP SRL erworben. In der zweiten Versteigerungsrunde wurden also insgesamt 14 Unternehmen versteigert, deren veranschlagte Kaufsumme sich auf knappe 270 Mio. Pesos belief. Der erzielte Versteigerungserlös überstieg diese Summe um 18 Mio. Pesos.556 C)

Ergebnis der Versteigerungen

Erstaunlicherweise beteiligten sich die deutschen Stammhäuser sehr wenig am Rückkauf ihrer Tochtergesellschaften. Lediglich sieben von 29 Firmen wurden von deutschem Kapital erworben. Über die Hälfte der Firmen blieben unter DINIE-Führung

552 553 554 555

556

Durch starke Mitwirkung der CAA wurde die Versteigerung der SEMA verhindert (Dekret Nr. 4.374 vom 20.08.1958) und dadurch die Möglichkeit offen gehalten, einen höheren Wert für diese Firma zu erzielen. Nach Dekret Nr. 6.825 vom 05.07.1960 wurde die Rückgabe der SEMA an die CAA in den Vermögensbestand vom 20.08.1958. beschlossen. PAAA, B86/595. Ibid, Telegramm Junker an das AA vom 13.08.1958: „Die Betriebsräte applaudierten". Ibid. A m 15.10., 22.10. und 29.10 sowie am 05.11. Zu den Ergebnissen der zweiten Versteigerungsrunde vgl. ibid, Telegramme Junker an das A A vom 15.10.1958, 22.10.1958, 30.10.1958 und 06.11.1958. BÄK, B184/24, Brief von Kränzlin an DINIE- und Ju«to-Stammhäuser 25.08.1958 betr. Durchführung erster Versteigerungen.

vom

147 (insgesamt 17 Firmen). 5 5 7 F ü n f Firmen gingen in den Besitz von argentinischem Privatkapital über. Insgesamt wurden mit beiden Versteigerungsrunden 9 4 6 Mio. Pesos erwirtschaftet, d.h. nur knapp weniger als die veranschlagte A u s g a n g s s u m m e von einer Milliarde P e s o s . 5 5 8 Die folgende Tabelle soll die Versteigerungsergebnisse veranschaulichen: Tabelle 14: Gesamtergebnis der Versteigerung von DINIE-Firmen (in Tausend Pesos) Firma GUNTHER WAGNER SRL MERCK QSch IBTE OSRAM MONOPOL PO Ex AGK SESGO AEG EN UBA ELECTROD. METALD. FERROD. CRISOLD. ZE ANILD. PT OB CESIA BD AC RB

AS S W 10.911

BP (l.V) 8.200

23.534 20.046 22.298 36.521 3.443 1.630 8.732 15.348 40.569 6.136 184.133 162.723 212.488 147.975

20.000 17.200 17.000 31.000 2.900 1.300 6.500 11.500 30.400 4.900 129.000 122.000 149.000 104.000 654.900 15.700 1.650 56.000 3.300 900 7.500 1.200

19.604 2.222 80.566 4.345 1.136 10.660 1.710

BP (2. V)

— -

-

— — — — —

11.755 1.237,5 42.300 2.475 675 5.625 900

EP 8.200 20.000 17.200 17.000 33.000 2.900 1.565 6.500 11.500 30.400 5.805 129.000 122.000 149.000 104.000 658.070 17.050 1.710 42.300 5.275 680 5.625 1.575

SH

GD

Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. AP SH AP DINIE AP DINIE Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. AP DINIE Ibid. Ibid.

In einem Bericht der Deutschen Botschaft (Buenos Aires) vom 22.01.1959 an das AA/Bonn erfahren wir, dass die Käufe der DINIE-Firmen im Rahmen eines größeren staatlichen Wirtschaftsprogramms schon seit längerer Zeit mit einer Summe von 840 Mio. Pesos eingeplant waren. Vgl. dazu Ministerio de Industria y Comercio, DINIE, (Memoria 1958: 9f), Proceso de remate. Die DINIE erwarb 17 Firmen zu einem Preis von 734,8 Mio. Pesos. Die restlichen 13 Firmen wurden an Dritte verkauft. 1961 wurde von der Regierung Frondizis die Gesamtprivatisierung des DINIE-Komplexes entschieden. Abzüglich der S E M A , die für 30,7 Mio. Pesos versteigert werden sollte. Vgl. Femschreiben von Deutsche Botschaft (Buenos Aires) an das AA vom 06.11.1958 in: PAAA, R306/89. B Ä K , B184/Bd.24, Unternehmensschätzung nach argentinisches Gutachten (nach den Bilanzen vom 31.10.1957). Die großen Unterschiede zwischen argentinischen und deutschen Gutachtern beruhen darauf, dass Argentinien auf den Gesamtrückkauf der Firmen seitens Deutschlands spekulierte. Je teurer die Unternehmen, desto mehr würde in die argentinischen Kassen fließen. Dass sich die deutsche Seite mit der Wertschätzung durchsetzte, kam letztendlich doch der DINIE als Hauptkäuferin zugute.

148 AS s w 42.615 16.738 13.899 73.953 116.795 100.711 8.963 1.390.404

Firma INAG Ex SYM MOTORD. GEOPE GYB SBU WYF Ergebnis Quelle:

BP (l.V) 32.000 12.500 9.800 54.000 87.900 71.000 6.500 1.014.850

BP (2. V) 24.000 9.375 7.350 40.500 65.625 53.250 4.875 269.962,5

EP 24.000 13.500 12.010 40.500 65.625 53.250 4.875 946.045

GD Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid.

Femschreiben der Deutschen Botschaft (Buenos Aires) an das AA vom 06.11.1958 in: PAAA, R306/89, Anhang.

Abkürzungen: AP: Argentinischer Privatinvestor AS: Argentinische Schätzung BP (l.V): Basispreis, erste Versteigerung BP (2.V): Basispreis, zweite Versteigerung D)

EP: Erzielter Preis GD: Gekauft durch SH: Stammhaus ZE: Zwischenergebnis

A u f t e i l u n g des erzielten V e r k a u f s p r e i s e s

E n d e N o v e m b e r 1958 erhielt der Präsident d e r C A A eine A u d i e n z bei Frondizi, u m ü b e r das T h e m a der Prozentsätze z u sprechen. Hier einigte m a n sich a u f einen V e r teilungsschlüssel v o n 49:51 f ü r d e n V e r s t e i g e r u n g s e r l ö s bei Alt- u n d N e u v e r m ö gen. 5 6 Diese Prozentsätze w u r d e n d u r c h einen B r i e f v o n K r ä n z l i n ( S P A I ) an d i e D I N I E - u n d J w n t o - S t a m m h ä u s e r v o m 17.12.1958 bestätigt. V o r a u s s e t z u n g w a r d i e V e r p f l i c h t u n g d e r D I N I E , d e n a u f d a s A l t v e r m ö g e n e n t f a l l e n d e n Anteil des K a u f p r e i s e s in b a r zu zahlen. 5 6 1 D i e m e i s t e n d e r d e u t s c h e n S t a m m h ä u s e r w a r e n m i t dieser L ö s u n g z u f r i e d e n . 5 6 2 Schließlich w u r d e ein argentinischer E n t w u r f v o m 0 8 . 0 1 . 1 9 5 9 ü b e r d i e A u f t e i l u n g der erzielten V e r s t e i g e r u n g s s u m m e n in einer Sitzung d e r S P A I a m 19.01. z u r A b s t i m m u n g gestellt. Dieser E n t w u r f sah vor, dass „ v o m G e s a m t b e t r a g der V e r s t e i g e r u n g e n aller U n t e r n e h m e n 5 1 % a u f d a s e i n g e b r a c h t e u n d 4 9 % a u f das b e s c h l a g n a h m t e V e r m ö g e n entfallen. D i e s e Prozentsätze h a b e n e n d g ü l t i g e n C h a r a k t e r u n d sind infolge d e s s e n a u f d e n G e s a m t p r e i s a n z u w e n d e n , der sich aus den Ü b e r g a b e b i l a n z e n ergibt, u n b e s c h a d e t d e r in Einzelfallen v o r z u n e h m e n d e n teilweisen B e -

PAAA, R306/89, Brief von Junker an das AA vom 27.11.1958. Bis dahin waren sich die deutschen und argentinischen Schätzer über die Bilanzaufstellungen nicht einig gewesen. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 168 Metal, Estudio definitivo sobre el problema de los patrimonios incautado e incorporados [...] realizado por la CAA, S. 11-12. PAAA, B86/595. Siehe auch Brief Junker an das AA vom 11.12.1958 in: PAAA, R306/89. Ausnahme blieb z.B. die Wayss & Freytag AG, die zurecht argumentierte, das Vermögen ihrer Tochtergesellschaft hätte sich seit 1945 vermindert und nicht vergrößert, infolge dessen das gesamte Vermögen als Altvermögen zu betrachten sei. Vgl. PAAA, B86/595, Brief an SPAI vom 19.12.1958. Auch die Münchener Rückversicherungsgeseilschaft protestierte in gleicher Weise, da die Junta-F'wmen seit 1945 liquidiert worden waren und kein Wertzuwachs seitdem entstanden sei. Vgl. ibid, Brief an die SPAI vom 20.12.1958.

149 richtigungen".563 Außerdem wurde vorgesehen, dass bei Baranzahlungen ein Nachlass von 10% gewährt werden sollte. Die Zustimmung zu diesem Dokument würde als Abkommen zwischen beiden Seiten gelten. Durch Notenwechsel vom 23.1. und 27.01.1959 wurde dieses Abkommen geschlossen. 564 Durch Dekret Nr. 5.801 vom 13.05.1959 wurde der Verteilungsschlüssel für die Versteigerungserlöse aus den DINIE-Firmen festgelegt. 565 In einer Anlage zum deutsch-argentinischen Notenwechsel vom 19.01.1959 wurden folgende Zahlen präsentiert (in Pesos): 566 Versteigerungserlös Brutto Skonto 10% Nettoerlös Prozentsätze in Pesos beschlagnahmt (49%) eingebracht (51%)

946.045.000 84.364.000 861.681.000 422.223.690 439.457.310

Nach dieser Berechnung sollte die CAA für die DINIE-Unternehmen die Summe von 422,2 Mio. Pesos bekommen abzüglich gewisser Kosten, die noch zu bestimmen waren (z.B. Kriegsschäden und Verwaltungskosten). Wie diese Summe letztendlich innerhalb der Stammhäuser zu verteilen war, wird in den Tabellen 15/16 vorgestellt: Tabelle 15: Ersteigerte Unternehmen gemäß Dekret Nr. 15.389/57. Feststellung der Prozentsätze des Altvermögens (in Tausend Pesos) Tabelle A Firma AEG SA AGK ANA AC

VM zum 31.10.57 (1) 40.569 8.731 20.163 10.659

BA567 (2) 8.816 375 12.894 11.495

% (1/2) 21,73 4,30 63,95 100,00

Ibid, Übersetzung Entwurf vom 08.01.1959. Siehe auch Aufstellung Alemann vom 23.02.1959 betr. konsolidierter Schlussbilanz von 1945 der in die DINIE eingebrachten deutschen Unternehmen. Das gesamte beschlagnahmte deutsche Vermögen der DINIEStammhäuser wird mit ca. 128 Mio. Pesos angegeben, in: BÄK, B184/25. Am 16.04.1959 wurden die Angaben korrigiert und eine Summe von 136,5 Mio. Pesos angegeben. BÄK, B184/25, Brief von Kränzlin an DINIE-Stammhäuser vom 27.02.1959 betr. Abwicklung des DINIE-Komplexes. Darin: Notenwechsel über die Aufteilung des Liquidationserlöses in Alt- und Neuvermögen (Anlage 1) und Verteilung des Netto-Liquidationserlöses innerhalb der deutschen Stammhäuser nach Alemann (Anlage 2). Gesetzestext in: Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Boletín Oficial Nr. 18.949 vom 01.06.1959 sowie Übersetzung in: BÄK, B184/204, Argentinien, Gesetze. Siehe Tabelle zur Feststellung „beschlagnahmtes Vermögen" in: PAAA, B86/596, „Determinación de los porcentajes correspondientes a patrimonio incautado". BÄK, B184/25, Versteigerungserlöse sowie Aufteilung zwischen beschlagnahmten und eingebrachten Werten der 29 DINIE-Firmen. Mit Berichtigung. Die ursprünglich beschlagnahmten Aktiva, ohne Berichtigung, betrafen 555,168 Mio. Pesos.

150 Firma BD RB CESIA CREFIN CAMDOL GEOPE GYB [NAG IBTE PO OB MONOPOL OSRAM PT QSch568 MERCK569 SESGO SBU SSch SYM TL TM WYF GUNTHER WAGNER SRL UBA Gesamt Quelle:

VM zum 31.10.57 (1) 1.136 1.700 4.344 147.974 13.899 73.952 116.794 42.614 22.297 1.070 80.565 3.443 36.520 2.222 20.046 23.533 15.348 100.718 184.132 16.738 212.487 163.010 8.963 10.911 10.919 1.395.471

BA567 (2) 901 942 2.999 101.481 5.175 30.300 16.931 7.228 13.338 377 43.329 2.824 8.164 2.031 14.915 13.943 7.854 26.845 34.217 9.322 72.433 61.667 11.686 8.691

% (1/2) 79,36 55,47 69,05 68,58 37,24 40,97 14,50 16,96 59,82 35,26 53,78 82,05 22,36 91,44 74,41 59,25 51,18 26,65 18,58 55,69 34,09 37,83 100,00 79,65

7.799 538.989

71,42 38,62

AMRREEC, PE, Caja 213 Metal, CAA, Tabelle.

Tabelle 16: Ersteigerte Unternehmen gemäß Dekret Nr. 15.389/57. Feststellung der Prozentsätze des Altvermögens (in Tausend Pesos) Tabelle B Firma AEG SA AGK. ANA AC BD RB CESIA CREFIN CAMDOL

VN (1) 27.360 6.500 15.345 5.062 612 1.417 4.747 93.600 10.809

BV 5.945 279 9.813 5.062 485 786 3.278 64.190 4.025

BV571 (2) 7.521 353 12.414 5.062 612 994 4.147 81.207 5.092

% (1/2)572 27,49 5,44 80,90 100,00 100,00 70,16 87,35 86,76 47,11

Einschließlich LQB. Einschließlich Knoll AG. Diese Spalte ist aus dem prozentualen Anteil am Versteigerungserlös nach den Prozentsätzen von Tabelle A zusammengestellt. Mit Berichtigung. Die Zahlen unter (2) entsprachen den zu zahlenden Beträgen an die jeweiligen Stammhäuser, ohne Abzug der individuellen und gemeinsamen Kosten. Die Prozentsätze der Tabelle B waren für die deutschen Stammhäuser von Vorteil.

151 Firma GEOPE GYB INAG IBTE PO OB MONOPOL OSRAM PT QSch MERCK SESGO SBU SSch SYM TL TM WYF GUNTHER WAGNER SRL UBA Gesamt Quelle:

VN (1) 36.450 59.062 21.600 17.000 1.408 38.070 2.900 33.000 1.539 17.200 20.000 10.350 47.925 116.100 12.150 134.100 109.800 4.387 7.380 5.805 861.681

BV5™ 14.933 8.564 3.663 10.169 496 20.474 2.379 7.378 1.407 12.798 11.850 5.297 12.772 21.571 6.766 45.714 41.537 4.387 5.878 4.145 336.052

BV571 (2) 18.892 10.834 4.634 12.865 628 25.901 2.900 9.334 1.539 16.191 14.991 6.701 16.157 27.289 8.560 57.833 52.548 4.387 7.380

% (1/2)572 51,83 18,34 21,47 75,68 44,61 68,04 100,00 28,29 100,00 94,14 74,96 64,75 33,71 23,51 70,45 43,13 47,86 100,00 100,00

5.245 422.223

90,35 49,00

Ibid.

Abkürzungen: BA: Beschlagnahmte Aktiva BV: Beschlagnahmte Vermögensmasse VM: Vermögensmasse VN: Versteigerungsnettoerlös

E)

Weiterer Verlauf der Rückgabe und der allgemeinen Verhandlungen

Im Oktober 1959 schickte die SPAI eine Entlastungserklärung an die DINIE- und die y««?a-Stammhäuser, die jeweils von den einzelnen Stammhäusern unterschrieben und an die CAA gesandt werden sollte. In einem Brief von Müller (SPAI) an die Stammhäuser der DINIE-Firmen vom 08.04.1960 über den Stand der Vermögensabwicklung wurde über eine mögliche erste Teilausschüttung berichtet. Diese könnte aber erst nach Eintreffen der entsprechenden Entlastungserklärungen vollzogen werden. 573 Außerdem wurde die aktuelle Lage der Vermögensausschüttung als „sehr langsam" bezeichnet. Die CAA hatte diesbezüglich zehn Tage zuvor in einer Audienz beim Präsidenten Frondizi um eine Beschleunigung des Verfahrens gebeten. In diesem Gespräch am 22.02.1960 wurden folgende Probleme diskutiert: Die Vereinbarungen, die durch Notenwechsel vom 10.09.1959 zwischen beiden Regierungen getroffen worden waren, blieben bis dahin ohne Rechtskraft, da kein Dekret dafür existierte. Des Weiteren standen die endgültigen Versteigerungserlöse der DINIE-Unternehmen noch nicht fest. Diese sollten dringend ermittelt werden. Femer bedürfe die Lösung von Ausnahmefällen wie AUGUSTO NOSS und ACEROS ROECHLING BUDERUS SA der speziellen Klärung, die rasch erfolgen sollte. Die Dekrete für die Liquidationsübertra-

PAAA, B86/596.

152 gung der Banken und Versicherungen sowie der Firma SEMA an die CAA waren noch nicht verabschiedet, und schließlich rief die langsame Abwicklung der Liquidationen und Rückgaben eine Missstimmung in den deutschen Wirtschafitskreisen her-

Die Unzufriedenheit deutscher Kreise über die Rückgabeabwicklung sollte auch Thema während Frondizis Besuch in der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit vom 27.06. bis 01.07.1960 werden.575 Obwohl sich das AA bemühte, diese Angelegenheit während der Gespräche zu thematisieren, wurde die Vermögensfrage jedoch nicht Gegenstand der Besprechungen in Bonn. Erst bei seiner Rückkehr brachte Frondizi eine Reihe von Dekreten heraus, die diese offenen Punkte endgültig klären sollten. Durch Dekret Nr. 14.658/60 wurden bei den von der DINIE erworbenen Unternehmen die den Deutschen zustehenden Prozentsätze auf die Versteigerungserlöse und nicht auf die Ergebnisse der Übergabebilanzen angewendet. Dadurch erhöhte sich der deutsche Anteil an den Nettoversteigerungserlösen um rund 110 Mio. Pesos.576 Durch Dekret Nr. 7.008/60 wurde die Schätzung einer Reihe von Unternehmen durch Sachverständige verfügt. 577 Dieses Dekret wurde durch ein weiteres Dekret Nr. 4.729/61 ergänzt.5 In einem Brief an das AA vom 07.05.1962 berichtete Junker über die zwei zuletzt genannten Dekrete: „Die Bewertungskommission, die die nicht von DINIE gekauften Firmen bewerten sollte, ist bisher nicht tätig geworden. Deswegen war es bis jetzt nicht möglich, mit den betreffenden deutschen Firmen eine Abrechnung der

Ibid, Brief von Brückmann (Deutsche Botschaft/Buenos Aires) an das AA vom 02.03.1960 über: Stand der Vermögensabwicklung sowie Abschrift des Gesprächsmemorandums. Wirtschaftsgespräch Frondizis in der Handelskammer Hamburg am 30.06.1960 in Ibero-Amerika-Verein/Handelskammer Hamburg (1960). Siehe Anlage 1 und 2 dieses Dekretes in: BÄK, B184/26. Da einige Firmen dadurch benachteiligt wurden, brachte dieses Dekret insgesamt einen Vorteil von ca. 40 Mio. Pesos. Die Firmen erklärten sich bereit, dieses Unverhältnis untereinander zu regeln. Dekret Nr. 7.008 in: Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Boletín Oficial vom 30.06.1960. Es handelte sich um fünf Unternehmen, die von argentinischen Behörden behalten wurden sowie einige Grundstücke. Vgl. auch Decreto No. 16.054/60 in: AMRREEC, PE, Caja 39 Metal. Da das erste Dekret vom Tribunal de Cuentas de la Nación beanstandet wurde, traten erneut Verzögerungen bei der Liquidierung ein. Dadurch wurde der Erwerb der Vermögenswerte folgender Unternehmen bewilligt: TUNGAR SA MINERA, FADA FÁBRICA ARGENTINA DE ARMAS SA, RIBEREÑA DEL PLATA SA, CARBONERA BUENOS AIRES SRL und CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA.

153 ihnen zustehenden Vermögenswerte vorzunehmen". 579 Zwei Jahre nach Verabschiedung der Schätzungsverordnung lagen also immer noch keine Ergebnisse vor. 580 Im Januar 1960 erfolgte die erste Teilausschüttung an die deutschen Stammhäuser in Höhe von 65 Mio. Pesos, 581 im September die zweite in gleicher Höhe. 582 Die Versteigerungskommission hatte der C A A bis September 1960 260 Mio. Pesos überwiesen. Der Rest sollte in Form von Schatzwechseln zur Verfugung gestellt werden. Es handelte sich um eine Summe von ca. 140 Mio. Pesos. 583 Die gesamten Kriegsentschädigungskosten (rd. 128 Mio. Pesos) und ein Teil der Verwaltungskosten (insgesamt betrugen diese ca. 43 Mio. Pesos) waren bereits von der CAA an die Junta gezahlt worden. Die Summe der nichtfeindlichen Passiva, die an die DINIE und CAL zu zahlen war, war noch nicht festgelegt - grob veranschlagt handelte es sich um 60 Mio. Pesos. 584 Die CAA wollte mit der DINIE den Betrag von ca. 30 Mio. Pesos für die SEMA darauf anrechnen lassen. Der argentinische Staat beanspruchte einen Beteiligungserlös von 20% an den Nettoerlösen der Stammhäuser (ca. 46 Mio. Pesos). Schließlich sollten die Kosten der CAA von insgesamt ca. 5 Mio. Pesos von beiden Seiten gemeinsam getragen werden. Eine genaue Abrechnung der Gesamtsumme der Verkaufserlöse konnte noch nicht festgelegt werden, da einige Firmen und Grundstücke noch nicht versteigert worden waren. Trotzdem schätzte die CAA in ihrem Bericht, dass die deutsche Seite mit einem Nettoerlös von insgesamt ca. 233 Mio. Pesos rechnen könnte. Diese Summe ergab sich folgendermaßen:

PAAA, B86/597, Brief Junker an das AA vom 07.05.62 über Dekrete Nr. 7.008/60 und Nr. 4.729/61. Die CAA wollte als Bewertungszeitraum wegen Entwertung des argentinischen Pesos Mitte 1960 vorschlagen. Ursprünglich war der 31.08.1958 als Stichtag vorgesehen. Dazu Beschluss Nr. 736/61. Memorandum des AA vom Ende 1962 in: PAAA, R415/319. Dort wurden drei Themen angesprochen: die Ernennung der Sachverständigen (gemäß Dekret Nr. 7.008/60), die Bestätigung von Mitte 1960 als Stichdatum und die Anzahlung von 53 Mio. Pesos an die CAA wegen Annahme der Versteigerungserlöse als Grundlage für die Prozentsätze. Diese wurde durch die CAA im Dezember 1959 beschlossen. Danach sollte eine erste Teilausschüttung des Liquidationserlöses von 20% für die DINIE-Stammhäuser und 40% für die 7«nto-Stammhäuser erfolgen. Außerdem sollte eine Vorauszahlung von 20% der Kreditsumme von Firmen, die von der CAA liquidiert werden sollten, an die deutschen Stammhäuser geleistet werden. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 213 Metal, CAA. BÄK, B184/26, Bericht der CAA an die SPAI vom 03.09.1960. Die dritte Teilausschüttung sollte Ende 1961 erfolgen. Die Summe für die DINIEStammhäuser belief sich auf rd. 46 Mio. Pesos. Vgl. Bericht der CAA an die SPAI vom 17.11.1961 in: BÄK, B184/34. Insgesamt hatten dann die DINIE-Stammhäuser rd. 141 Mio. Pesos erhalten. In einem Brief an die SPAI vom 12.06.1961 nannte der Buchhalter Schenzle die Forderungen der DINIE für von ihr bezahlte Altpassiva. Problematisch dabei war, dass nur die Hälfte der Summe in den Büchern registriert war. Von rd. 14,6 Mio. Pesos waren nur 7,8 Mio. Pesos registriert. Vgl. BÄK, B184/34, Anexo No. 1.

154 Tabelle 17: Von der CAA fur 1961 geschätzter Nettoerlös Position Erwarteter Bruttoerlös einschließlich Altguthaben Abzüglich individuelle Lasten 20% argentinische Beteiligung Altpassiva Alte argentinische Honorarforderungen Insgesamt Abzüglich gemeinsame Lasten Kriegsentschädigungen Verwaltungskosten Junta Kosten CAA Insgesamt Voraussichtlicher Nettoerlös Quelle:

In Mio. Pesos 530 46 60 15 121 128 43 5 176 233

BÄK, B184/34, Anexo No. 1.

Ende 1962 kam erneut Bewegung in den Rückgabeprozess. 1962 hatte es die CAA geschafft, die jeweils stockenden Abwicklungen wieder im Gang zu bringen. So wurde z.B. von der DINIE eine Auszahlungsanordnung von 53 Mio. Pesos an die CAA erteilt.585 Ebenso wurde ein Dekret zur endgültigen Rückgabe der Schulen und Vereine unterzeichnet sowie schließlich ein Dekret mit der von den Deutschen gewünschten Änderung des Bewertungsdatums von einigen Firmen und Firmengrundstücken vorbereitet.586 Durch Dekret Nr. 1.122 vom 08.02.1963 wurde eine amtliche Schätzerkommission bestellt und durch Dekret Nr. 2.000 vom 18.03.1963 der 30.04.1961 für die Bewertung der vom argentinischen Staat übernommenen Firmen festgelegt.587 In einem Memorandum des AA vom 06.05.1963 wurde der gegenwärtige Stand der Altvermögensabwicklung zusammengefasst: Die Schätzungen der fünf Firmen (CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA, CARBONERA BUENOS AIRES SRL, TUNGAR SA MINERA und FADA FÁBRICA ARGENTINA DE ARMAS SA) und einiger Grundstücke, für die der Stichtag 30.04.1961 festgelegt worden war, sollten innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen sein. Um eine endgültige Abrechnung vorzunehmen, sollten folgende zusätzlichen Probleme gelöst werden: Die nichtfeindlichen Diese Summe betraf die Differenz zwischen Versteigerungserlös und Übergabebilanz, die von der DINIE für die von ihr gekauften Unternehmen an die CAA nachzuzahlen waren. Diese Summe wurde z.T. (13 Mio. Pesos) erst am 06.05.1963 bezahlt. Vgl. PAAA, B86/597, Restschuld der argentinischen Regierung aus der Versteigerung der DINIE-Firmen. PAAA, B86/597, Brief von Junker an das AA vom 19.12.1962 über Freigabe des beschlagnahmten deutschen Vermögens. Durch beide Dekrete erwartete man zusätzliche Zahlungsverpflichtungen seitens Argentiniens von 14 bis 18 Mio. DM. Daraufhin stellte die CAA einen Antrag an das AA/Bonn mit der Bitte, einen Finanzierungskredit für Argentinien zur Verfugung zu stellen, da sie sonst nicht in der Lage wäre, diese Summen zu bezahlen. Abänderung des Art. 4 des Dekretes Nr. 7008/60. Gesetzestext im PAAA, B86/597, Dekret Nr. 2.000/63. Schul- und Vereinsdekret siehe Kapitel V.3.5.

155 Passiva, die von DINIE und Junta bezahlt worden waren, sollten festgelegt werden, 588 und die Zentralbank sollte mit den Kosten eines verlorenen Prozesses wegen eines alten Grundstücks des BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO in Höhe von ca. vier Mio. Pesos belastet werden. Diese Summe sollte den Alteigentümern des BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO nicht zugemutet werden, da der BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA in dem betreffenden Prozess schwere juristische Fehler begangen hatte. 589 Der neue Botschafter in Buenos Aires, Günther Mohr, berichtete am 19.07.1963 an das AA, dass die deutschen Stammhäuser mit weiteren Zahlungen in Höhe von rund zehn Mio. DM rechnen könnten. 590 Davon befanden sich zwei Mio. bereits in der CAA, acht Mio. musste die argentinische Regierung noch aufbringen. Er betonte aber, dass Argentinien „in Anbetracht der derzeitigen Finanzlage hierzu nicht in der Lage [sei]". 59 Im August des gleichen Jahres erteilte das Bundesministerium für Wirtschaft dem A A eine Absage bezüglich der Gewährung eines Kredites an Argentinien, der dem Land die Zahlung der Restschulden ermöglichen sollte. 592 Ende des Jahres 1963 gab Vázquez vom argentinischen Außenministerium bekannt, „dass die Regierung die feste Absicht habe, die noch ausstehenden Zahlungen zu überweisen. Haushaltsmittel ständen zur Verfügung; der ursprüngliche Plan, einen Zwischenkredit zu beantragen, sei fallengelassen worden". 593 Nach dem Besuch von Bundespräsident Lübke in Argentinien im April 1964 wurde eine endgültige Regelung zwischen ihm und dem neuen Präsidenten Illia für die Restzahlung vereinbart. 594 Schließlich wurde diese Vereinbarung durch die Note des argentinischen Außenministers Zavala Ortiz vom 27.04.1964 an Botschafter Mohr so-

Dekret Nr. 10.663/61 bezüglich der Abgrenzung von nichtfeindlichen Passiva. Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 39 Metal, Régimen de la PE, Decreto No. 10.663/61. Zum Problem der nichtfeindlichen Altpassiva siehe ibid, Caja 26 Metal, CAA, Pasivos de incautación de empresas ex-alemanas. Im September 1964 wurde von der CAA die Summe von 4.465.379 Pesos für die DINIE-Altpassiva akzeptiert, obwohl die DINIE bis dahin diese Zahl nicht bestätigt hatte beziehungsweise nachweisen konnte. Diese basierte lediglich auf einer Schätzung. PAAA, B86/597, Memorandum vom 06.05.1963. Im September 1963 beschloss die CAA die Auszahlung einer dritten (und letzten) Teilausschüttung. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 47 Metal, CAA PAAA, B86/597, Brief von Mohr an das AA vom 19.07.1963. Da für die Schulen und Vereine ein Schätzungsbetrag von 7 bis 8 Mio. DM erwartet wurde, bat Mohr um eine Entscheidung, ob der argentinischen Regierung ein Kredit von 16 Mio. DM für die Restzahlungen gewährt werden könnte. PAAA, B86/1638, Brief von BMW an das AA vom 13.08.1963 über Kreditgewährung. Ibid, Brief Mohr an das AA vom 12.12.1963. Seit Oktober 1963 war Illia argentinischer Präsident, weshalb es ein neues Wirtschaftskabinett gab. Die Frage des Zwischenkredites sollte bis dahin zurückgestellt werden. FAZ vom 30.04.1964, Erfolge bei Südamerikareise von Präsident Lübke. Siehe auch BÄK, B102/93600, Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 12.05.1964, Nr. 76, Der Abschluss des Argentinien-Besuches.

156 wie dessen Antwortnote vom 11.05.1964 offiziell abgeschlossen. 595 Danach wollte die argentinische Regierung die Entschädigungssumme von ca. 630,8 Mio. Pesos in Form von Wechseln mit einjähriger Laufzeit zurückzahlen. Die argentinische Regierung verpflichtete sich, innerhalb eines Jahres, angefangen am 15.05.1964, den Gesamtbetrag in mehreren Zahlungen zu erstatten. Die Schatzanweisungen würden dann Schritt flir Schritt durch die Rückzahlungen abgelöst. Zuerst sollten die Firmen, dann die Vereine ausgezahlt werden. 596 F)

Die Stammhäuser

Nach Rechnung der CAA vom Dezember 1959 entfiel auf die DINIE-Stammhäuser nach Abzug von gemeinsamen und individuellen Kosten ein zu zahlender Betrag von 264,7 Mio. Pesos. Die Liquidationserlöse der Junta-Firmen beliefen sich auf 18,7 Mio. Pesos, die der Versicherungen auf 4,1 Mio. Pesos, die der Banken auf 2 Mio. Pesos. Außerdem wurden Kredite der Mutterhäuser in Höhe von 34,4 Mio. Pesos zurückgezahlt. Dies ergab eine gesamte Rückgabesumme von 324,5 Mio. Pesos. Diese Summe war die Basis der ersten Teilausschüttung. Weitere Ausschüttungen der Liquidationserlöse an die DINIE- und JwM/a-Stammhäuser sowie an die Versicherungsunternehmen folgten im September 1963. Die Kreditsummen wurden einen Monat später ausgezahlt. Da es sich hier um die letzte Teilausschüttung handelte, wurden von der CAA Richtlinien für die Endabrechnung festgelegt. Folgende Abzüge sollten von der Endsumme vorgenommen werden: jeweils 20% Abzüge für Kriegsentschädigungs- und Verwaltungskosten der CAL sowie für das argentinische Schatzamt und jeweils 2% Abzüge für Klagen über Honorarforderungen und für Unvorhersehbares und Liquidationsausgaben. 597 Tabelle 18: Grundbeträge für die Teilausschüttung aus den Versteigerungserlösen der DINIE-Firmen (in Tausend Pesos) GV

DA (%)

DA (B)

Stammhaus AEG, Frankfurt a.M. AEG 27.360 27,49 7.521

AP

AH

NB

Abz.

AbZ. (B)

(%) 1.541

-

5.980

100

5.980""

Beide Noten unter PAAA, B86/1638. Die Firmen bekamen ca. 446,7 Mio. Pesos, die Vereine ca. 183,3 Mio. Pesos zurück. Es soll hier berücksichtigt werden, dass der Peso sich enorm entwertet hatte. Vgl. PesoDollar-Tabelle im Anhang, Dokument 10. AMRREEC, PE, Caja 47 Metal, CAA, 03.09.1963. Siehe darin Auszahlungsbeschluss der CAA vom 08.10.1963. Durch Auszahlungsbeschluss der CAA vom 09.02.1960 wurde die AEG AG als alleinige Inhaberin der AEG SA anerkannt und die Summe von 1,1 Mio. Pesos als erste Teilausschüttung freigegeben. Das deutsche Stammhaus sollte vorab eine Entlastungserklärung unterschreiben. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 85 Metal, CAA/AEG. Am 20.09.1960 bekam sie weitere 1,5 Mio. Pesos ausgezahlt. Insgesamt bekam die AEG die Summe von 3,9 Mio. Pesos zurück. Vgl. ibid, Caja 246 Metal, Legajo 13, No. 842, Abrechnung vom 08.10.1963. In Juli 1965 bekam sie eine zusätzliche

157 GV

DA ( % )

DA(B)

AP

CESIA 5.463 87,35 4.772 73 Stammhaus IG Farbenindustrie AG i.A., Frankfurt a.M. QB 38.070 68,04 25.903 8.004 IBTE 15.731 75,68 11.905 1.999 ANA 15.345 80,90 12.414 4.314 PO 443 44,61 198 62

AH

NB

Abz.

AbZ. (B)

23

4.676

100

4.676

15.817

100

15.817"00

275

9.631

47,50

4.575°°'

683

7.417

100

7.4176»2

-

136

100

136«'

| 2.082

(%)

Ausschüttung von 724.228 Pesos, so dass sich die Gesamtsumme auf 4,6 Mio. erhöhte. Siehe auch Kap. VI. 1. Die Anteile der AEG an CESIA (52%) wurden mit 2,1 Mio. Pesos bewertet. Nach Abzug der anfallenden Kosten wurde der AEG die Summe von 1,1 Mio. Pesos für ihre CESIA-Anteile ausgezahlt. Siehe Auszahlungsbeschluss vom 30.04.1963 in AMRREEC, PE, Caja 236 Metal, Legajo 11, No. 1710. In der Entlastungserklärung der AEG an die CAA vom 08.10.1963 werden insgesamt 1,3 Mio. Pesos als Anteil des Liquidationserlöses für die CESIA verzeichnet. Durch Auszahlungsbeschluss vom 11.02.1960 wurde der IG Farben i.A. die Summe von 2,7 Mio. Pesos als erste Teilausschüttung für die QB zugeteilt. Durch Abrechnung vom 08.10.1963 wurde der IG Farben i.A. für ihre Anteile an der QB ein Gesamtnettoerlös von vier Mio. Pesos ausgezahlt. Zusätzlich bekam sie 10,1 Mio. Pesos für ihre Kredite an die QB zurück. Vgl. Entlastungserklärung. Schließlich bekam sie weitere 100.000 Pesos als Restsumme vom Gesamterlös der QB, siehe Abrechnung vom 30.07.1965. Der Gesamterlös der QB an die IG Farben i.A. belief sich also auf 14,1 Mio. Pesos. Vgl. Abrechnung vom 19.11.1963. Alle Angaben unter AMRREEC, PE, Caja 97 Metal, IG Farben/QB. Durch Auszahlungsbeschluss vom 09.02.1960 wurde die IG Farben i.A. als alleinige Inhaberin des IBTE anerkannt und die Summe von 915.000 Pesos als erste Teilausschüttung freigegeben. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 85 Metal, CAA/IG Farben. Durch Abrechnung vom 08.10.1963 wurde der IG Farben i.A. für den IBTE insgesamt ein Nettoerlös von 7,4 Mio. Pesos ausgezahlt. Vgl. ibid, Caja 97 Metal, IG Farben/IBTE. Darin auch Entlastungserklärung. Hauptgläubiger der IBTE war die QB mit einer Kreditsumme von 1,9 Mio. Pesos. Vgl. ibid, Caja 69 Metal, CAA/IBTE. Hauptgläubiger der ANA war die IG Farben AG mit einem Kredit von 3,5 Mio. Pesos. Die restlichen Gelder schuldete sie der Kalle & Co. AG aus Wiesbaden und der Stickstoff-Syndikat GmbH. Durch Auszahlungsbeschluss vom 17.11.1960 wurde der IG Farben i.A. die Summe von 1,3 Mio. Pesos für ihren Kredit zugeteilt. Siehe AMRREEC, PE, Caja 246 Metal, Legajo 15, No. 887. Der IG Farben i.A. wurde für ihren Kredit an die ANA insgesamt 2,6 Mio. Pesos zurückgezahlt. Siehe Entlastungserklärung vom 08.10.1963. Außerdem wurde durch Auszahlungsbeschluss vom 28.03.1961 der Firma Farbwerke Hoechst AG (Nachfolger der Kalle & Co. AG) die Summe von 8.700 Pesos als erste Teilausschüttung für ihren Kredit an die ANA ausgezahlt. Insgesamt wurde der Farbwerke Hoechst AG eine Summe von 17.141 Pesos für diesen Kredit zurückbezahlt. Für die endgültige Gesamtausschüttung an die IG Farben i.A. bezüglich ihrer ANA-Anteile konnten keine Angaben ermittelt werden. Durch Auszahlungsbeschluss vom 26.12.1961 wurde der Farbwerke Hoechst AG die Summe von 164.320 Pesos zugeteilt, da sie als alleinige Inhaberin der Aktien der PO

158 GV

DA (%)

DA (B)

AP

MONOPOL 3.050 100 3.050 13 Stammhaus Schering AG, Berlin QSch/LQB 15.855 94,14 14.926 4.927 Stammhaus Siemens & Halske AG/Siemens-Schuckert-Werke GmbH/Siemens Reiniger-Werke AG, Erlangen SBU 47.925 16.156 4.273 33,71 CESIA 5.465 87,35 4.772 73 INAG 21.600 21,46 4.635 4.254 SSch

AH

NB

Abz. (%)

AbZ. (B)

166

2.871

53,35

1.532""

9.999 47,50 AG, München und Siemens Bauunion

4.750""

936

10.947

100

10.947™

23

4.676

100

4.676«"

-

381

100

381""

angegeben wurde. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 97 Metal, CAA/PO. Insgesamt wurde der Farbwerke Hoechst AG die Summe von 221.000 Pesos für ihre Anteile an die PO ausgezahlt, sowie 62.000 Pesos als Kreditsumme. Siehe Entlastungserklärung vom 08.10.1963 sowie Endabrechnung vom 30.07.1965 in ibid. Der größte Teil der MONOPOL-Altpassiva wurde durch die Junta zurückgezahlt. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/MONOPOL. Für die endgültige Gesamtausschüttung an die IG Farben i.A. bezüglich ihrer MONOPOL-Anteile konnten keine Angaben ermittelt werden. Der Schering AG wurde bei der ersten Teilausschüttung des Liquidationserlöses der Firmen QSch/LQB die Summe von 950.000 Pesos ausgezahlt. Siehe AMRREEC, PE, Caja 85 Metal, CAA/Schering, Auszahlungsbeschluss vom 21.06.1960. Dabei wurde das Mutterhaus als alleiniger Inhaber der o.g. Firmen anerkannt. Die Schering AG bekam auch eine Rückzahlung von 890.480 Pesos als erste Teilausschüttung für einen Kredit an ihre Tochtergesellschaft. Siehe Auszahlungsbeschluss vom 29.09.1960. Für ihre Kredite an die QSch bekam sie insgesamt 1,7 Mio. Pesos zurück, vgl. ibid, Abrechnung vom 08.10.63. Als Gesamtliquidationserlös für die QSch und der LQB bekam sie in etwa acht Mio. Pesos zurück. Siehe dazu Kap. VI.2. Durch Auszahlungsbeschluss vom 11.02.1960 wurde die Siemens Bauunion GmbH als alleinige Inhaberin der SBU anerkannt und die Summe von 2,1 Mio. Pesos als erste Teilausschüttung freigegeben. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/SBU. Am 22.09.1960 bekam sie zusätzlich ca. 1,9 Mio. Pesos, vgl. ibid, Caja 97 Metal, CAA/SBU. Insgesamt bekam die Siemens Bauunion GmbH für ihre Anteile an der SBU 6,7 Mio. Pesos zurück sowie 1,4 Mio. Pesos für Kredite. Vgl. Abrechnung vom 08.10.1963 sowie Entlastungserklärung in ibid. Schließlich wurde ihr die Summe von 100.000 Pesos als Restsumme für den Gesamterlös ausgezahlt, vgl. Abrechnung vom 30.07.1965. Der Gesamterlös an die Siemens Bauunion GmbH für ihre Anteile an ihre Tochtergesellschaft belief sich also auf 6,8 Mio. Pesos. Die CESIA-Anteile der Siemens Schuckertwerke AG wurden mit 2,1 Mio. Pesos beziffert. Die deutsche Firma bekam 1,1 Mio. Pesos für ihre Anteile an der CESIA ausgezahlt. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 236 Metal, Legajo 63, No. 1941. In der Entlastungserklärung der Siemens Schuckertwerke AG vom 08.10.1963 wurde der endgültige Anteil des CESIA-Liquidationserlöses auf 1,3 Mio. Pesos erhöht. Die INAG hatte ca. 2 Mio. Pesos Verbindlichkeiten gegenüber deutschen Beteiligten und den ehemaligen deutschen Banken. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/INAG. Für die endgültige Gesamtausschüttung an die Siemens Reiniger Werke bezüglich ihrer INAG-Anteile konnten keine Angaben ermittelt werden.

159 GV

DA (%)

DA (B)

AP

A b Z . (B)

AH

NB

584

-839

100

...

-

30.161

100

30.161"'

...

68.980

100

68.980" 2

AbZ.

(%) 116.200 23,51 27.295'°* 27.550 Bergbau- und Industriewerte GmbH, Schweiz TL"" 134.100 57.837 27.676 43,13 CREFIN 93.600 86,76 81.207 12.22

Durch eine Abrechnung vom 08.10.1963 wurden der Siemens Schuckertwerke AG insgesamt 5,1 Mio. Pesos für ihre Anteile an der SSch ausgezahlt. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 97 Metal, CAA/SSch. Der Siemens & Halske AG wurden insgesamt 1,7 Mio. Pesos für ihre Anteile an der SSch ausgezahlt. Siehe Abrechnung vom 08.10.1963. Zusätzlich bekam die Siemens Schuckertwerke AG durch Abrechnung vom 30.07.1965 eine Abschlusssumme von ca. 340.000 Pesos. Der Gesamterlös an die Siemens Schuckertwerke AG für ihre SSch-Anteile belief sich auf 5,4 Mio. Pesos. Gleiches erfuhr die Siemens & Halske AG als sie 1965 einen abschließenden Betrag von ca. 110.000 Pesos zurückerhielt, der den Gesamterlös ihrer SSch-Anteile auf 1,8 Mio. Pesos erhöhte. Die SSch zahlte als Vertretung der Telefunken AG in Argentinien an das Telefunken-Stammhaus in Deutschland die Summe von 46.843 Pesos (DM 1.350,-) aus alten Forderungen zurück. Vgl. dazu Vollmacht der Telefunken AG an Schellpfeffer (SIEMENS ARGENTINA SA) vom 09.12.1964 sowie Zufriedenheitserklärung vom 11.11.1964 in: AEG, GS 2407, Altes Geschäft, Vermögen im Ausland, Argentinien, 1950-1959, Aktenordner: Altes Geschäft, A-B, Telefunken Vermögen im Ausland. Durch Auszahlungsbeschluss vom 09.02.1960 wurde der Siemens Schuckertwerke AG die Summe von 2,2 Mio. Pesos als Teilausschüttung für einen Kredit an die SSch zuerkannt. Die gesamte Kreditsumme belief sich auf 15,3 Mio. Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 73 Metal, CAA/SSch. Insgesamt bekam die Siemens Schuckertwerke AG 8,4 Mio. Pesos als Kreditrückgabe. Vgl. ibid, Caja 97 Metal, CAA/SSch, Entlastungserklärung vom 08.10.1963. Gleichzeitig wurde der Firma Siemens & Halske AG für einen Kredit an die SSch die Summe von 749.631 Pesos als Teilausschüttung zuerkannt. Vgl. ibid, Caja 85 Metal, CAA/Siemens & Halske AG. Insgesamt wurden der Siemens & Halske AG 2,4 Mio. Pesos als Kreditsumme an die SSch zurückgezahlt. Vgl. ibid, Caja 97 Metal, CAA/SSch, Entlastungserklärung vom 08.10.1963. Vgl. auch Abrechnung über eine Kreditrückzahlung durch die CAA an die Telefunken in Höhe von 46.843 Pesos. Siehe ibid, Caja 176 Metal, Legajo 64, No. 2239, Entlastungserklärung vom 10.02.1965. Folgende Firmen sollten als TL-Gruppe zusammen liquidiert werden: BLANCO Y BREGNA SRL, CARBONERA BUENOS AIRES SRL, FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA, FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA, FOMINCO SA MINERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA, IGNACIO P. MARTÍNEZ Y CÍA. SRL, SPERATTI Y ROMANELLI SRL, STOVER ARGENTINA SA und CASA MONTAGNA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL. Für diese Gruppe bekam die Bergbau- und Industriewerte GmbH die Summe von 560.000 Pesos zurück. Vgl. Abrechnung vom 27.09.1965 in AMRREEC, PE, Caja 195, CAA/TL. Die TL hatte 2,5 Mio. Pesos Schulden bei den beiden ehemaligen deutschen Banken und 13,7 Mio. Pesos Kredite von deutschen Firmen. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/TL. Für die endgültige Gesamtausschüttung an die Bergbau- und Industriewerte GmbH bezüglich ihrer TL-Anteile konnten keine Angaben ermittelt werden. Ibid, CAA/CREFIN.

160 GV UBA 5.581 AC 5.062

Quelle:

DA (•/.)

DA (B)

AP

AH

NB

Abz. (%>

Abz. (B)

90,35

5.042

561

51

4.430

53,35

2.363"'

100

5.062

1.127

-

3.935

100

3.93S" 4

BÄK., B184/41, Stand i960.

Abkürzungen: GV: Gesamtvermögen DA: Deutscher Anteil (B): Betrag AP: Altpassiva

AH: Anwaltshonorare NB: Nettobetrag Abz.: Abzurechnen

Tabelle 19: Abzurechnender Betrag der restlichen DINIE-Firmen (in Tausend Pesos): Firma MERCK OSRAM AGK SESGO BD RB

Abz. Betrag 4.610,-615 2 779 -616 ¿17 3.554,-618 13,-*" 306, -620

Ibid, CAA/UBA, hier werden die Altpassiva mit 482.649 Pesos angegeben. Ibid, CAA/AC, Pasivo de incautación AC. Der Firma E. MERCK GmbH aus Darmstadt wurde ein von ihr gewährter Kredit an die argentinische Niederlassung in Höhe von 1,7 Mio. Pesos zugesprochen. Siehe AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/MERCK, wo die offenen Passiva von deutschen Firmen mit einem Betrag von 2,1 Mio. Pesos angegeben wurden. Hauptgläubiger waren die E. MERCK GmbH und die Knoll AG aus Ludwigshafen. Die Holding AG für MERCK-Untemehmungen bekam für ihre Anteile an der MERCK die Gesamtsumme von 5,2 Mio. Pesos zurück. Vgl. Endabrechnung vom 30.07.1965 in ibid, Caja 97, CAA/MERCK. Außerdem wurden ihr knappe 60.000 Pesos für ihren Kredit an die Tochtergesellschaft ausgezahlt. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/OSRAM. Darin Kredit in Höhe von 712.000 Pesos an die deutschen Beteiligten. Der Liquidationserlös der AGK wurde für die Auszahlung von gemeinsamen Kosten und Verbindlichkeiten der Firma benutzt. Die Kredite von deutschen Firmen und Banken beliefen sich auf 136.000 Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/AGK. Die Beschlagnahmepassiva der SESGO beliefen sich laut CAA auf 194.465 Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/SESGO. Ihr Mutterhaus, die HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMIT ADA, bekam die Summe von 276.000 Pesos für einen Kredit an ihre Tochtergesellschaft zurückerstattet. Die gesamten Altpassiva der BD wurden von der Junta ausgezahlt. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/BD. Der Beiersdorf AG wurde für ihre Anteile an der BD der Gesamterlös von knapp 230.000 Pesos zurückbezahlt, siehe Abrechnung vom 08.10.1963 in ibid, Caja 97, CAA/BD. Die offenen Passiva der RB an die deutschen Beteiligten wurden von der CAA mit 18.000 beziehungsweise 39.000 Pesos angegeben. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Me-

161 Firma CAMDOL GEOPE GYB PT SYM TM WYF Quelle: G)

Abz. Betrag 1.299,-621 14.994,-622 8.114,-62J 1.341,-624 8.342,-625 44.989,-626 2.034,-627 AMRREEC, PE, Caja 213 Metal, CAA.

Die SEMA

Durch Dekret Nr. 6.825/60 wurde die Liquidation der Firma SEMA an die C A A übertragen. Nach dem Übergabeprotokoll der DINIE geschah dies im September I960. 628 Der größte offene Posten der SEMA betraf die Schulden der Cía. Comercial, Inmobiliaria y Financiera, Empresa Nacionalizada bei der SEMA in Höhe von 29

tal, CAA/RB. Die RB GmbH bekam für ihre Anteile an der RB einen Gesamterlös von knapp 590.000 Pesos zurück, siehe Abrechnung vom 30.07.1965 in ibid, Caja 97, CAA/RB. Die offenen Passiva der CAMDOL bei deutschen Beteiligten beliefen sich laut CAA auf 218.180 Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/CAMDOL. Die Deutz Motoren Gesellschaft mbH bekam für ihre Anteile an der CAMDOL die Summe von 2,7 Mio. Pesos zurück. Vgl. Abrechnung vom 30.07.1965 in ibid, Caja 97, CAA/Deutz Motoren Gesellschaft mbH. Die offenen Passiva der GEOPE beliefen sich auf 67.727 Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/GEOPE, Pasivos de incautación. Die Philip Holzmann AG bekam für ihre Anteile an der GEOPE den Gesamterlös von 9,4 Mio. Pesos zurück, siehe Abrechnung vom 30.07.1965 in ibid, Caja 97, CAA/Philip Holzmann AG. Die offenen Altpassiva der GYB bei deutschen Beteiligten beliefen sich 1960 auf ca. 815.260 Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/GYB. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/PT. Die offenen Altpassiva der SYM beliefen sich laut CAA auf 10.756 Pesos. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, CAA/SM, Pasivos de incautación. Die Springer & Möller GmbH erhielt für ihre Anteile an der SYM die Gesamtsumme von 2,6 Mio. Pesos zurück. Vgl. Abrechnung vom 30.07.1965 in ibid, Caja 97 Metal, CAA/SYM. AMRREEC, PE, Caja 69 Metal, wo die offenen Passiva der TM an die deutschen Beteiligten in Höhe von 164.463 Pesos angegeben werden. Die Mannesmann AG bekam für ihre Anteile an der TM die Gesamtsumme von 29 Mio. Pesos zurück. Vgl. Abrechnung vom 30.07.1965 in ibid, Caja 97 Metal, CAA/TM. Außerdem wurden ihr ca. 125.000 Pesos für Kredite zurückgezahlt. Der Wayss & Freytag AG wurde ein Kredit in Höhe von 14.000 Pesos zurückgezahlt. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 213 Metal, CAA/WYF sowie ibid, Caja 69 Metal, CAA/WYF. Insgesamt bekam die Wayss & Freytag AG für ihre Anteile an der WYF 1,2 Mio. Pesos zurück. Siehe Endabrechnung in ibid, Caja 269, CAA/WYF. Gesetzestext in: AMRREEC, PE, Caja 4 Metal, SEMA. Vgl. ibid, Caja 272 Metal, SEMA.

162 Mio. Pesos. Auch die kostenlose Übertragung der Immobilie in der Calle Moreno 711/17 an die Stiftung Eva Perón war zu klären. Durch Dekret Nr. 10.663/61 wurde die Auszahlung der Schulden der CÍA. COMERCIAL, INMOBILIARIA Y FINANCIERA EN an die SEMA beschlossen. Dies geschah jedoch erst im Januar 1964.629 In einem Schreiben der Siemens & Halske AG an die CAA vom 22.03.1962 wurde im Namen ersterer und der AEG auf die Aufrechterhaltung der auf den Namen der SEMA eingetragenen Warenzeichen verzichtet.630 Schließlich konnte die CAA die Liquidationserlöse der SEMA an die deutschen Beteiligten ausschütten. In einer Abrechnung vom 30.07.1965 wurde der AEG vom Bruttoerlös der SEMA in Höhe von 54,4 Mio. Pesos ein Nettoerlös von 18,2 Mio. Pesos ausgezahlt.631 Der Siemens Schuckertwerke AG wurde ein Nettoerlös von 18 Mio. Pesos fiir ihre SEMA-Anteile ausgezahlt.632 3.3. Rückgabe des Jw«ta-Komplexes In einem Brief an die ArAr (SPAI) über den Stand des Rückgabeverfahrens vom 23.06.1958 berichtete Kränzlin (SPAI) Folgendes: „Die Junta hat von den von ihr verwalteten Liquidationserlösen in Höhe von 16 Mio. Pesos 8 Mio. Pesos (an die CAA) übergeben, aus denen die Freigabe der Klein-Vermögen bis zu 100.000 Pesos finanziert werden soll. Ein Teil solchen Vermögens ist bereits freigegeben. Die gemischte Kommission wird auch davon bezahlt. Die Erlöse aus den JUNTA-Firmen werden in einer gemeinsamen Kasse verwaltet. Unklar ist noch, was damit genau passiert".633 Am 18.11. des gleichen Jahres wurde in einer Sitzung der SPAI die Auswertung der 42 ./wrtfa-Firmen mit rd. 14 Mio. Pesos geschätzt, doch gab es bis dahin keine endgültigen Zahlen.634 In einem Bericht der CAA vom 20.04.1959 wurde die Übertragung von 28 der CAL-Firmen an die CAA mitgeteilt. Die restlichen 14 Firmen sollten in Kürze folgen. Schließlich wurde das gesamte Junta-Vermögen von ca. 260 Mio. Pesos nach Abzug der argentinischen Gegenforderungen von ca. 100 Mio. Pesos an die CAA übertragen.635 Ein weiteres Problem stellten die Firmen dar, die von anderen staatlichen Institutionen übernommen worden waren sowie die Immobilien der liquidierten Junta-Firmen. AMRREEC, PE, Caja 4 Metal, SEMA. Ibid, Caja 35 Metal, SEMA. Ibid, Caja 164 Metal, CAA/AEG/SEMA. Sie bekam im August 1968 zusätzlich 341.845 Pesos als Rückzahlung einer Kreditsumme an die SEMA. Ibid, Caja 224 Metal, No. 1941, CAA/Siemens Schuckertwerke AG/SEMA, Abrechnung. Außerdem wurden der Siemens Schuckertwerke AG 338.852 Pesos als Rückzahlung einer Kreditsumme an die SEMA ausgezahlt. PAAA, B86/595. Ibid, Gesprächsunterlagen. Ibid, Sitzung der SPAI vom 11.03.1959 mit Bericht der CAA.

163 Diese Immobilien gehörten den Firmen: ACEROS ROECHLING BUDERUS SA, AUGUSTO NOSS, INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS, CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA COMERCIAL SA, FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA und FERROSTAAL SA. Die Unternehmen, die weder an die DINIE noch an die Junta übergegangen waren, waren CARBONERA BUENOS AIRES SRL, RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, FADA FÁBRICA ARGENTINA DE ARMAS SA und TUNGAR SA MINERA 636 Das Problem bestand darin, dass ihr Wert nach dem 31.08.1958 geschätzt wurde, die deutsche Seite aber ihren Wert vor der Liquidation neu einschätzen lassen wollte. Diese und andere Probleme, wie beispielsweise die steuerliche Behandlung von Liquidationserlösen seitens der argentinischen Finanzbehörden, wurden durch Notenwechsel vom 05.08.1959 und 10.09.1959 zwischen dem argentinischen Außenminister und Junker geklärt. Die argentinische Seite kam der deutschen Seite in allen inhaltlichen Forderungen entgegen, so dass Junker diese Abmachung als „beträchtlichen Erfolg" bezeichnete.637 Im Juli 1960 wurde die Rückgabe des Gebäudes und des Grundstücks der Firma INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS durch die argentinische Luftwaffe vollzogen.638 Durch Dekret Nr. 1.206 vom 09.02.1961 verzichtete die argentinische Regierung auf den Kauf der Grundstücke der Firmen AUGUSTO NOSS, ACEROS ROECHLING BUDERUS SA und INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS. Dieses Eigentum wurde der gemeinsamen Kommission in Natura übertragen.639 Für die Schätzung der fünf Firmen, die weder unter Junta- noch unter DINIE-Verwaltung standen, wurde durch Dekret Nr. 2000/63 der 30.04.61 als Stichtag festgelegt.640 Schließlich übergab die CAA dem argentinischen Unterstaatssekretär für Äußeres, Nogueral Armengol, im September 1965 einen Abschlussbericht über ihre siebenjährige Arbeit. Danach sollte sie noch nicht aufgelöst werden, da sie weiterhin an der Klärung juristischer Zweifelsfragen mitwirken sollte.641

Ibid, „Lista de inmuebles de empresas en liquidación" und „Empresas transferidas a distintos organismos". Ibid, Telegramm Junker an das AA vom Verhandlungen.

12.09.1959 über die erfolgreichen

PAAA, B86/597, Brief Brückmann an das AA vom 06.07.1960. Ibid. Durch Dekret Nr. 16.054/60 wurde Celesia als neuer Sachverständiger für die Durchfuhrung des Dekretes Nr. 7.006/60 ernannt. Dieser, gleichzeitig Leiter der CAL, ersetzte die zurückgetretene Berisso-Komission. A WD (Nr. 9, 1963, Heft 11: 350). PAAA, B184/39, Freie Presse vom 22.09.1965, Kommission für Feindeigentum. Wegen Sparmaßnahmen wurde die CAL 1961 geschlossen und die restlichen Quotenabwicklungen vom Außenministerium übernommen.

164 Beispiele: Bezüglich der fünf Firmen, die im Kap. IV. 1.1. vorgestellt wurden, vollzog sich die Rückgabe folgendermaßen: 642 -

-

-

-

Die Siemens & Halske AG bekam für ihre Anteile an der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA die Summe von 182,5 Mio. Pesos zurück. Damit wurde dieser Betrag die wertvollste Rückgabe des ganzen Verfahrens.643 Das Handelshaus Conrad Heinrich Donner erhielt von der CAA die Summe von 3,7 Mio. Pesos für ihre Anteile an der INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS zurück. Außerdem wurden ihm 186.000 Pesos an gewährten Krediten zurückgezahlt.644 Die RHEINMETALL BORSIG SRL war im November 1958 an die CAA übertragen worden. Sie war zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig liquidiert.645 Die RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA wurde im Juni 1963 an die CAA übertragen. Sie war noch nicht endgültig liquidiert. Zum damaligen Zeitpunkt wurde die Immobilie der RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA in Avellaneda von der Secretaría de Industria y Minería benutzt. Die CAA schuldete der CAL die Summe von 900.000 Pesos für Passiva, die von der Kommission ausgeglichen worden waren.646

Die Rückgabe sowohl der DINIE und Jwwta-Firmen verlief alles andere als zufrieden stellend, nicht nur wegen der fortwährenden Verzögerungen, nachdem Ende 1957 die Rückgabebeschlüsse verabschiedet worden waren, sondern auch wegen der Unregelmäßigkeiten bei den Rückgaben selbst. Diese unsystematische und nie vollständige Rückgabephase war nicht nur ein Problem des Peronismus bis 1955, sondern auch der Nachfolgeregierungen. Keiner von den Nachfolgepräsidenten konnte sich wirklich und konsequent für die Rückgaben einsetzen. Sogar Frondizi, der demokratisch gewählt worden war, musste der DINIE-Belegschaft Konzessionen gewähren. Auch das Problem der an Behörden und Ministerien übertragenen Immobilien und Grundstücke war schwer zu lösen. Dass am Ende nicht einmal das Geld für die versprochene Entschädigung vorhanden war und dass die argentinische Regierung mit dem Gedanken spielte, sich dafür ein Darlehen von der Bundesrepublik Deutschland zu besorgen, zeigt die weitere Verstrickung zwischen der Rückgabe und der wirtschaftlichen Lage des Landes. Schließlich waren auch die Rückgabeerlöse extrem unbefriedigend - vor allem wegen der horrenden und teilweise willkürlichen

Einige Firmen, wie die CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA und die RIBEREÑA DEL PLATA SA, waren inzwischen nicht mehr unter Junta-Verwaltung. AMRREEC, PE, Caja 78 Metal, CAA/SA SA. Abrechnung vom 08.10.1963 in ibid, CAA/Conrad Heinrich Donner. Übernahmeprotokoll vom 20.11.1958 in ibid, CAA/RHEINMETALL BORSIG SRL. Übernahmeprotokoll vom 14.06.1963 in ibid, CAA/RIBEREÑA DEL PLATA SA.

165 Gebühren, die vom argentinischen Staat abgezogen wurden, sowie wegen der enormen Pesoentwertung. 3.4. Rückgabe der Banken und Versicherungen A) Banken Durch Dekret Nr. 7.956 vom 27.04.1956 wurden weitere Maßnahmen für die endgültige Liquidation der ehemaligen deutschen Banken beschlossen.647 Ihr Kapital belief sich zu diesem Zeitpunkt auf 10 Mio. Pesos. Der größte Teil des übriggebliebenen Vermögens wurde jedoch für den Ausgleich der sogenannten Feindpassiva benötigt. Durch das neue Dekret sollten die deutschen Banken ihre Kreditforderungen gegenüber anderen konfiszierten Unternehmen fallen lassen. Die ehemaligen Tochtergesellschaften von deutschen Unternehmen in Argentinien hatten Verbindlichkeiten gegenüber den zwei deutschen Banken in Höhe von ca. sechs Mio. Pesos, die sie beziehungsweise die DINIE bis zu diesem Zeitpunkt nicht ausgeglichen hatten. Diese Kredite wurden damals mit Bürgschaften der deutschen Stammhäuser vergeben, die jetzt von den in Liquidation stehenden Banken beansprucht werden sollten, da sie von der DINIE bis dahin nichts zurückerhalten hatten.648 Die Feindpassiva betrafen auch Kredite der Tochtergesellschaften untereinander und wurden ein wichtiges Thema innerhalb der Verhandlungen.649 In einem Bericht über den aktuellen Stand der Abwicklung der ehemaligen deutschen Banken vom 03.10.1957 berichtete das AA (Bonn) über das wahrscheinliche Liquidationsergebnis. Der Liquidationsüberschuss wurde dort auf ca. 15 Mio. Pesos geschätzt, doch war ein endgültiges Ergebnis erst mit einem Kontoabschluss der CAL feststellbar. Der Erlös aus dem Liquidationsverfahren wurde in Staatspapieren ange-

Siehe Gesetzestext in: Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Boletín Oficial, Nr. 18.148 vom 10.05.1956. PAAA, B86/42, Brief von Schütte an das A A vom 18.06.1956 über die Liquidation der ehemaligen deutschen Banken, laut Dekret Nr. 7.956/56. Anlagen mit Stellungnahmen der Banken. Der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD beanspruchte für sich Verbindlichkeiten in Höhe von rund 2,5 Mio. Pesos, wobei keine Zinsen berechnet wurden. Der BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO forderte einen Betrag von 3,5 Mio. Pesos. Außerdem sollten beiden Banken ca. eine Mio. Pesos abgezogen werden für die Auflösung alter Kursterminkontrakte in Reichsmark und für offene Schulden der Deutschen Verrechnungskasse in Berlin. Diese Summe betraf allerdings die Tochtergesellschaften und nicht die Banken, die in ihrem Auftrag gehandelt hatten. Vgl. dazu ibid, B86/600, Vermerk der Deutsche Überseeischen Bank an das AA v o m 15.11.1954 über wichtige Punkte bei der Besprechung über Freigabe des deutschen Vermögens. Siehe auch Brief CAA an die SPAI vom 28.02.1961 betr. Belastungen der argentinischen Zentralbank für die Annullierung von Kurskontrakten in: BÄK, B184/26. Die SPAI-Firmen wurden letztendlich mit der Summe aus der Auflösung der Kurskontrakte belastet. Siehe auch PAAA, B86/600, Brief von Deutsche Botschaft/Buenos Aires an das A A vom 18.07.1956 über Forderungen deutscher Stammhäuser an ihre enteigneten Tochtergesellschaften. Die Stammhäuser in Deutschland wurden aufgefordert, ihre Forderungen gegenüber Dritten der Deutschen Botschaft zu melden.

166 legt. 650 Durch hartnäckige Bemühungen seitens der CAA wurde schließlich die Liquidation der Banken und Versicherungen an sie übertragen. 651 a)

Der Banco Alemán Trasatlántico

1954 eröffnete die Deutsche Überseeische Bank, die seit 1953 wieder in Deutschland tätig war, 652 ein Vertretungsbüro in Argentinien. 653 Am 07.04.1958 wurde durch Dekret Nr. 4.268 die Rückgabe des ehemaligen BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO-Gebäudes gegen Zahlung von 3,8 Mio. Pesos an die Deutsche Überseeische Bank beschlossen. 654 Am 12.05.1960 wurde der BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO in Buenos Aires, das erste deutsche Bankinstitut seit dem Krieg, wieder eröffnet. 655 Am 27.04.1962 wurde durch Dekret Nr. 1207/61 das Vermögen der beiden ehemaligen deutschen Banken, die bis dahin unter Aufsicht des BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA gestanden hatten, an die CAA übergeben. Folgendes sollte übertragen werden: das Vermögen beider Banken, das Privatguthaben von in Deutschland lebenden Deutschen, das Privatguthaben von Girokonten, die in Argentinien eröffnet worden und noch nicht aufgelöst waren, die Kredite zugunsten der Banken, die noch fallig waren, und der Liquidationserlös der Banken, abzüglich der Summen, die vom BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA einbehalten werden mussten. 656 Nach Inventur vom 15.03.1961 lagen die Aktiva des PAAA, B86/594, Memorandum über den aktuellen Stand der Abwicklung der ehemaligen deutschen Banken vom 03.10.1957. PAAA, B86/596, Sitzung der SPAI vom 11.03.1959 mit Bericht der CAA vom 20.04.1959. Siehe Dekret Nr. 1207 vom 09.02.1961. Danach sollten die entsprechenden liquiden Salden (etwa 14 Mio. Pesos) sowie alle Unterlagen mit Ausnahme einiger Grundstücke der CAA übertragen werden. Pohl (1987: 82). Der Hauptsitz der Deutsche Überseeischen Bank wurde nach Hamburg verlagert. (Ibid: 84). Ihren Sitz hatte die Vertretung in der Calle Corrientes, da das ehemalige BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO-Gebáude vom Ministerium für Öffentliche Bauten besetzt war. (Ibid: 102). Deutsche Übersetzung des Gesetzestextes 4.268/58 in: PAAA, B86/599. Im gleichen Jahr erhielt die Bank ihre Rechtspersönlichkeit zurück. (Ibid: 106). Neuer Geschäftsführer wurde Hans Drewes. Siehe auch PAAA, B86/599, Meldung vom 16.11.1960 über die Wiedereröffnung einer Niederlassung der Deutsche Überseeischen Bank in Buenos Aires. Der BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA war noch mit der Abwicklung von Immobilien und Mobiliar der Banken beschäftigt. Außerdem standen noch Ausgaben für Umrechnungsgebühren von ausländischen Werten, die noch verkauft werden sollten, sowie aus offenen Gerichtsverfahren gegen die Banken bevor. Der BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA behielt dafür Gelder in Höhe von 4,5 Mio. Pesos ein. Da diese Mittel von den Banken nicht vollständig in Bargeld zur Verfugung gestellt werden konnten, sollte die Summe von 2,3 Mio. Pesos von der CAA an den BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA ausgezahlt werden.

167

BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO bei knapp 13 Mio. Pesos, wovon 10 Mio. in Wertpapieren angelegt waren. Die Aktiva des BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD betrugen knapp 6,7 Mio. Pesos, wovon ca. vier Mio. in Wertpapieren angelegt waren. Die Dokumente und Archive der Banken wurden vom BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA einbehalten.657 In einem Memorandum der CAA über die Liquidation des ehemaligen BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO vom 27.07.1964 wurde Folgendes festgehalten: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die CAA vom BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA nur die Liquidationserlöse des ehemaligen BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO übertragen bekommen. Es gab noch viele offene Punkte, die eine endgültige Liquidationsbilanz unmöglich machten. Trotzdem wurde der Deutschen Überseeischen Bank in Hamburg als Mutterhaus des ehemaligen BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO mitgeteilt, dass das Liquidationskonto zum Datum 31.05.1964 einen Saldo von 15,9 Mio. Pesos verzeichnen würde und dass diese Summe als provisorisches Liquidationsergebnis angenommen werden könnte.658 b)

Der Banco Germánico de la América del Sud

Nachdem im April 1958 die Rückgabe des ehemaligen BANCO ALEMÁN TRASATLÄNTICO-Gebäudes gegen eine Entschädigung beschlossen worden war, versuchte man auch eine vergleichbare Lösung für das BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD-Gebäude zu finden.659 Ende dieses Jahres einigten sich der Vorstand der Deutsch-Südamerikanischen Bank und die argentinische Regierung auf eine Abfindungssumme für das Bankgebäude von 20 Mio. Pesos.660 Diese Summe sollte innerhalb von drei Monaten gezahlt und in Argentinien investiert werden. Diese Mittel wurden benutzt, um eine mit Sitz in Buenos Aires gegründete Finanzierungsgesellschaft, den CRÉDITO ARGENTINO GERMÁNICO SA FINANCIERA COMERCIAL E INDUSTRIAL, zu gründen.661

AMRREEC, PE, Caja 114 Metal, Acta de entrega de parte de la liquidación de los ex bancos alemanes a la CAA, Decreto-Ley No. 15.365/57. Ibid, Caja 195 Metal, CAA/BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO (en liquidación). Diese Summe wurde im September 1964 mit 12,2 Mio. angegeben. Es hatte aber keinen endgültigen Charakter, da ein Gerichtsverfahren gegen die Bank noch lief. Im Gebäude der alten BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD saß der BANCO DE CRÉDITO INDUSTRIAL ARGENTINO. Diese Summe wird in einem Brief von Junker an das AA vom 16.05.1960 mit 22,5 Mio. Pesos angegeben. Vgl. PAAA, B86/596. PAAA, B86/599, Telegramm Junker an das AA vom 11.12.1958 über die Einigung auf eine Abfindungssumme für das Bankgebäude der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD. Darin bezeichnete er den Bankdirektor Huebbe als „zufrieden" mit dem Ergebnis. Eine Kopie der Vereinbarung ist vorhanden. Vgl. auch Argentinisches Tageblatt vom 30.02.1959, Endgültige Regelung mit dem BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD, und: Baldige Wiederaufnahme der Banktätigkeit zu erwarten.

168 B)

Versicherungen

Durch Dekret Nr. 4.256/60 wurde die Übertragung der Abschlussliquidation der Versicherungsgesellschaften auf die CAA angeordnet. Über die endgültige Liquidationssumme der Versicherungsunternehmen waren in den Junta-Akten keine Angaben zu ermitteln. 3.5. Rückgabe der Vereins-, Schul- und Privatvermögen A) Vereine und Schulen Durch Dekret Nr. 23.392 vom 31.12.1956 wurden die Schulen und Vereine von den Folgen des Dekretes Nr. 11.599/46 ausgeschlossen.662 In einem Telegramm an das AA (Bonn) vom 1.1.1957 teilte Junker Folgendes mit: „Am 28.12.1956 unterzeichnetes Dekret nimmt die Vermögenswerte einzeln aufgeführter zivilrechtlicher Vereinigungen ohne Erwerbscharakter, aber mit sozialer, erzieherischer, kultureller, sportlicher oder Wohlfahrtsbetätigung von der Feindvermögensgesetzgebung aus. Es handelt sich hierbei um nach argentinischem Vereinsrecht gegründete Vereine mit fast ausschließlich deutschen oder deutschstämmigen Mitgliedern".663 Die Mitglieder dieser Vereine waren zur Zeit der Beschlagnahme in der Mehrzahl Argentinier deutscher Abstammung, zum geringen Teil deutsche Staatsangehörige. Insofern war diese Maßnahme für die SPAI von geringer Bedeutung.664 Im April 1958 kündigte das Erziehungsministerium die Rückgabe folgender Schulgebäude an: Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule, Escuela Argentino-Germana Schiller, Escuela Mozart, Escuela Quilmes und Escuela Barracas.665 Im Juni 1960 folgte die Escuela Germania, und im Oktober erhielt die Unión Germánica en la Argentina ihre Rechtspersönlichkeit zurück, so dass sie ab dann selbst in der Lage waren, Verhandlungen über ihren Grundbesitz zu führen. Im Januar 1961 wurde das Schullandheim Verónica der Sociedad Alemana de Beneficencia zurückgegeben.666 Schließlich wurde am 15.03.1962 das Altersheim der Sociedad Alemana de Beneficiencia in Buenos Aires zurückgegeben. 667 In einem Memorandum des AA von 1962 wurde über die schwebenden Angelegenheiten bezüglich der zivilen Vereinigungen berichtet: Obwohl durch Dekret Nr. 23.392/56 die Rückgabe der Schulen und Vereine an ihre alten Eigentümer verfugt

Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 35 Metal. PAAA, B86/21, Rückgabe der deutsch-argentinischen Vereinigungen. Vgl. dazu Argentinisches Tageblatt vom 29.11.1956, Rückgabe des Eigentums der deutschen Vereine, und La Nación vom 09.12.1956, Edificios restituidos a entidades alemanas. Siehe dazu Brief von Junker an das AA vom 08.01.1957 in: PAAA, B86/21. Nach DPA-Mitteilung vom 25.04.1958, in ibid. Vgl. FAAG (Jahresbericht 1957/58: 711). FAAG (Jahresbericht 1961: 7). PAAA, B86/21, Brief Brückmann an das AA vom 15.03.1962, sowie FAAG (Jahresbericht 1962: 9).

169 worden war, konnte der größte Teil Anfang 1962 nur z.T. zurückgegeben werden, während die meisten Gebäude weiterhin von Dritten benutzt wurden. 668 Daraufhin schlugen die Vertreter der Vereine und Schulen vor, dass der Staat diese offiziell übernehmen und dafür an die entsprechenden Altinhaber eine Entschädigung zahlen sollte. Bis Januar 1963 wurde trotz mehrerer Zusagen der argentinischen Regierung nichts unterschrieben.669 Der Vorschlag der Vertreter ziviler Vereinigungen wurde durch Dekret Nr. 1.999 vom 18.03.1963 schließlich doch gesetzlich verwirklicht.670 Der argentinische Staat erwarb damit die beweglichen und unbeweglichen Vermögenswerte einiger ziviler Vereinigungen, die sich noch in ihrem Besitz befanden, und entschädigte dafür die alten Eigentümer. Durch Dekret Nr. 5.003 vom 24.06.1963 wurden amtliche Schätzer bestellt, die das Schul- und Vereinsvermögen zu bewerten hatten.671 Daraus erwartete man Erlöse in Höhe von sieben bis acht Mio. DM. Problematisch dabei blieb jedoch, dass der argentinischen Regierung bekanntlich keine Mittel dafür zur Verfugung standen. Die Entschädigungssumme in Höhe von 183,3 Mio. Pesos wurde durch Notenwechsel im April 1964 von argentinischer Seite zur Auszahlung freigegeben. Die Auszahlung erfolgte erst ein Jahr später. B)

Privatvermögen

Laut Artikel 15 des Gesetzesdekrets Nr. 15.365/57 sollten Privatleute ihre Guthaben über die CAA zurückerhalten. Das Vermögen sollte in seiner Gesamtheit zurückerstattet werden, solange die Summe nicht 100.000 Pesos überstieg. Im Mai 1958 beabsichtigte die Kommission, diese Guthaben freizugeben, wobei die Altinhaber verpflichtet wurden, eine Schlussquittung mit Verzicht auf Schadensersatz- und Entschädigungsansprüche vorzulegen. Die ersten Ausschüttungen erfolgten erst im November des gleichen Jahres. 672 In einer Sitzung der SPAI am 18.11.1958 wurde Folgendes berichtet: „Freigabe von Kleinvermögen bis zum Wert von 100.000 Pesos ist zum größten Teil von der Gemischten Kommission durchgeführt". 673 Damit war das Thema Privatvermögen, zumindest für Privatpersonen, bereinigt. 4. Zwischenergebnis Der Sturz Peröns und die kurzen Amtszeiten der anschließenden Nachfolgeregierungen ließen eine Lösung des Altvermögensproblems in weite Ferne rücken. Zusätzlich

Beispielsweise wurde die Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule erst am 01.01.1961 zurückgegeben. Siehe FAAG, Jahresbericht 1960, S. 3, sowie Brief der Deutsche Botschaft/Buenos Aires an das AA vom 31.05.1961 in: PAAA, B86/21. 669

PAAA, B86/21.

670

Gesetzestext in: PAAA, B86/597. Siehe auch AWD (Nr. 9, November 1963, Heft 11: 350), Regelung des deutschen Schul-, Vereins- und Privateigentums in Argentinien.

671

PAAA, B86/597.

672

Ibid, B86/599, Auszahlung der Guthaben bis 100.000 Pesos. Ibid, B86/595, Gesprächsunterlagen.

170 wurde durch die Beschlagnahme von sieben deutschen Nachkriegsgründungen, die unter Korruptionsverdacht standen, die Verhandlungslage erschwert. Das Ende des Jahres 1955 kann als ein Tiefpunkt in den deutsch-argentinischen Verhandlungen u m das Altvermögen bezeichnet werden. Erst Mitte des Jahres 1957 einigten sich beide Seiten auf eine Lösung. Die „großzügige" Rückgabe seitens Argentiniens kam allerdings sehr wahrscheinlich aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Situation des Landes zustande. Im Wissen, dass die Mitgliedschaft Deutschlands im Pariser Club für Argentinien von großer Bedeutung war, gelang der Bundesrepublik in den Rückgabeverhandlungen ein erfolgreicher Schachzug. Zwölf Jahre nach Kriegsende war Argentinien gezwungen, der schwierigen Altvermögensproblematik, die das Verhältnis zu Deutschland belastete, ein Ende zu setzen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Wiederaufbau der politischen und vor allem der wirtschaftlichen Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland beträchtlich eingeschränkt. 6 7 4 Die Rückgabe der deutschen Altvermögen kann einerseits als positive Geste Argentiniens gegenüber der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet werden. Das gesamte deutsche Vermögen wurde von der argentinischen Regierung zurückgegeben und somit seine Zersplitterung verhindert. Dazu wurden alle gewerblichen Schutzrechte kostenlos zurückgegeben, die ohne Zweifel den wertvollsten Teil dieses Vermögens ausmachten. 6 7 5 Die deutschen Marken und ihre Produkte waren für ihre gute Qualität und Tradition weltweit bekannt, und dieses Renommé war unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten extrem profitabel. Andererseits muss man feststellen, dass außer bei den kleinen Privatvermögen und den gewerblichen Schutzrechten de facto von Restitution keine Rede sein konnte. Die meisten deutschen Unternehmen mussten für die Rückgabe ihres Eigentums z.T. selbst zahlen beziehungsweise neu investieren. Die Rückgabesummen waren als Entschädigung nicht wirklich ernst zu nehmen. Nach Abzug des sogenannten Wertzuwachses und der fragwürdigen Kriegskosten sowie der umfangreichen Verwaltungskosten blieb eine Liquidationssumme übrig, die in keinem Verhältnis zu dem reellen Wert der deutschen Investitionen vor 1945 stand. 676 Der Umfang der deutschen DI vor 1945 ist, wie im Kapitel II dargelegt, schwer zu ermitteln. Wenn man nur von der Bilanzsumme der DINIE-Betriebe ausgeht, beliefen sich die Aktiva 1946 auf 243,4 Mio. Pesos (60 Mio. US$). 6 7 7 Der Verkaufspreis der DINIE lag bei einer Milliarde Pesos, der erzielte Kaufpreis bei 860,6 Mio. Pesos. Die

RIW (1957, Heft 6: 125), Argentinien, Einigung in der Vermögensfrage: „Immerhin aber ist das Bestreben zu begrüßen, zu einer abschließenden Regelung der Probleme beizutragen, die die deutsch-argentinischen Beziehungen in der Nachkriegszeit so sehr belastet haben". Schließlich wurden alle Interdiktionen über die deutschen Nachkriegsgründungen aufgehoben. Im Oktober 1958 wurde die MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL als letzte Firma freigesprochen. Vgl. dazu Mitteilungsblatt der DAIHK (Jahrgang 1958: 430-432), Der Fall der MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, sowie Freie Presse vom 25.10.1958, Erster Schritt zur Klärung des Mercedes-Falles. RIW (1957, Heft 12: 250), Gegenwärtige Lage des Kriegsbeschlagnahmten deutschen Eigentums im Ausland. DINIE-Tabelle 25. Umrechnungskurs 1 US$=4 Pesos.

171

deutschen Stammhäuser hatten aber nur Anspruch auf 422,2 Mio. Pesos, welche nach Abzug von gemeinsamen und individuellen Kosten auf 145 Mio. Pesos zurückgingen.67 Außerdem wurden Kredite der Mutterhäuser in Höhe von 31 Mio. Pesos ausgezahlt. Den DINIE-Stammhäusern standen also etwa 172 Mio. Pesos (3,5 Mio. US$) 679 als Rückgabesumme für ihre DINIE-Firmen zur Verfugung, mit anderen Worten 5% ihrer alten Substanz.680 Wenn wir davon ausgehen, dass die DINIE-Betriebe ca. zwei Drittel des gesamten konfiszierten Vermögens ausmachten, kann man zu Recht von einer Enteignung sprechen. In einem Tagesspiegel-Artikel vom 19.11.1958 über das Ergebnis der DINIE-Versteigerungen kam der Autor zum folgenden Schluss: „ [...] das Ergebnis der DINIE-Versteigerungen [muss] als ein ausgesprochen schlechtes Geschäft für die daran interessierten Mutterhäuser bezeichnet werden [...] Die Entschädigung, die sie noch zu erwarten haben, ist so minimal und steht in keinem Verhältnis zu den Werten, die sie, soweit es sich um Produktionsbetriebe handelt, preisgaben". 681 In dem Abschlußbericht der CAA vom Juli 1965 wurde Folgendes festgehalten: 57% der gesamten Rückgabesumme bekamen die alten Eigentümer, 32% gingen an den argentinischen Staat und 11% an restliche Gläubigerforderungen (Schönwald 1998: 310). Durch Notenwechsel vom 25.09.1969 zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland wurde die Auflösung der CAA vereinbart.682 Ende Juni 1970 wurde das restliche Vermögen der CAA in Höhe von ca. 30.700 Pesos (Bilanz vom 30.6.1970) an den argentinischen Liquidator übergeben. 683 In der Übertragungsakte wurden einige offene Punkte aufgelistet, die vor der endgültigen Schließung der Kommission zu klären waren.684 Durch Gesetz Nr. 18.440 vom November 1969 wurde auch die

Schering, B6, 0160, Brief der SP AI an die Schering AG vom 29.12.1961. Davon sollten 141 Mio. ausgezahlt werden. Nach einem freien Umrechnungskurs für das Jahr 1958 von 1 US$=48 Pesos. Siehe Peso-Dollar-Tabelle im Anhang, Dokument 10. Geht man vom offiziellen Kurs aus, beträgt die Rückgabesumme etwa 15% der alten Substanz. Nicht eingerechnet ist die Entwertung des US-Dollars durch Inflation für den Zeitraum 1945 bis 1958, welche die obige Angabe noch verschlechtern würde. Tagesspiegel vom 19.11.1959, Deutsches Eigentum in Argentinien. Ergebnis der DINIE-Versteigerung befriedigt nicht. AMRREEC, PE, Caja 201 Metal, Acuerdo por notas reversales entre la República Argentina y la República Federal de Alemania para proceder a la liquidación de la CAA. Ibid, Acta de toma de posesión. Ibid, Asuntos pendientes. Folgende Punkte wurden genannt: -Liquidation vom BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD: Der BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA war mit seinem Teil der Liquidation des BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD immer noch nicht fertig. Ein neuer Stand des Liquidationsverfahrens war von der CAA verlangt und bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorgelegt worden.

172

CAL aufgelöst. 685 Im April 1970 wurde in der CAL ein Liquidator eingesetzt. 686 1 971 wurden die restlichen Folgen der Konfiskationsmaßnahmen endgültig bereinigt und damit nach 26 Jahren ein langwieriges Kapitel der deutsch-argentinischen Beziehungen abgeschlossen. Es sollen hier noch einige wichtige Punkte analytisch gewichtet werden. Durch die Rückgabeverhandlungen wurden die verschiedenen Interessen von Akteuren aus Wirtschaft und Politik herausgehoben. Ebenfalls konnte beleuchtet werden, wie der „Peronismus" als System funktionierte und bis zu welchem Punkt sich die deutschen Unternehmen darauf einließen. Die Reaktion der Nachfolgeregierungen, vor allem unter Aramburu, ist verständlich, doch warf sie die Lösung des Altvermögensproblems weiter zurück. Nach der Interdiktion von deutschen Nachkriegsgründungen verzögerten die anschließenden langen Rückgabeverhandlungen ebenfalls diesen schwierigen Prozess. Dass die Übergangsregierung nach fast 10 Jahren Peronismus einen radikalen Bruch vollzog statt sich konstruktiv mit der Vergangenheit zu beschäftigen, war ein großer Fehler der argentinischen Wirtschafts- und Innenpolitik. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Problem der deutschen Altvermögen. Die Korruptionsfalle und die personellen Verflechtungen unter Perön mögen sich in vielerlei Hinsicht in einer legalen Grauzone abgespielt haben, doch hätte sich die Übergangs-

-Schulden des Finanzministeriums: Durch eine falsche Information dieses Ministeriums wurde von der CAA die Summe von ca. 2.400 Pesos für eine Klage kassiert. Die Rückbuchung dieser Einzahlung war bis dahin nicht erfolgt. -Rechtliche Übertragung der vom argentinischem Staat erworbenen Immobilien: Die offizielle Übertragung von folgenden Immobilien war noch nicht im Grundbuch erfolgt und dadurch ihre endgültige Liquidation nicht möglich: RIBEREÑA DEL PLATA SA, FADA FÁBRICA ARGENTINA DE ARMAS SA, FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA, CONTINENTAL CÍA. TRASATLÁNTICA DE CAOUTCHOUC SA, CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, TUNGAR SA MINERA und CARBONERA BUENOS AIRES SRL. Dies betraf auch die Immobilien der Vereinigungen Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule, Sociedad Escolar Alemana de Piñeyro und Sociedad Escolar Alemana de Villa Iris. -Grundstücke der Unión Germánica en la Argentina: Diese waren ihr noch nicht förmlich übertragen worden, z.T. weil die CAL diese noch nicht freigegeben hatte. -Rückgabe von Liquidationsakten der CAA: Die CAL hatte sich gewisse Liquidationsakten der CAA geliehen und noch nicht zurückgegeben. -Rückgabe von Mobiliar und Material des Finanzministeriums: Die CAA war im Besitz von Mobiliar und Material des Finanzministeriums, welches zurückgegeben werden sollte. -Zahlung von restlichen Kosten der CAA an das Finanzministerium: Anzahlung von offenen Posten wie Telefonrechnung und Miete des CAA-Büros an das Finanzministerium. Gesetzestext unter AMRREEC, PE, Caja 74 Metal. Durch Dekret Nr. 587 vom Februar 1970 wurde die Liquidation und Auflösung der CAL dem Außenministerium übertragen. Dazu Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Boletín Oficial vom 11.03.70, Decreto No. 587. 686

AMRREEC, PE, Caja 37 Metal, Resolución No. 232.

173 regierung des Altvermögensproblems erheblich gezielter widmen und dabei die Konsequenzen einer weiteren Verzögerung abwägen müssen. Das Hinauszögern der Lösung und die weitere Misswirtschaft in den DINIE-Betrieben führten zum wirtschaftlich unbefriedigenden Ergebnis ihrer Versteigerung. Dass lediglich sieben Mutterhäuser ihre alten Betriebe zurückkauften, zeigt eindeutig das verlorene Interesse der deutschen Unternehmen an ihren alten Niederlassungen. Auch die Tatsache, dass die Liquidationserlöse nur einem Bruchteil der alten Substanz entsprachen, zeigt, dass die Rückgabe des Altvermögens spätestens nach Perón zu einem reinen Politikum wurde. Wichtig fiir die deutschen Unternehmen war die Rückgabe der Firmennamen und Marken. Vom Rest wussten sie schon vorher, dass nicht viel zu erwarten war. Allerdings gibt es einige wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel die Chemieunternehmen. Von den sieben DINIE-Firmen, die von den alten Muttergesellschaften erworben wurden, gehörten vier zur Chemiebranche. Diese vier waren in erster Linie Produktionsbetriebe der wichtigsten Chemieunternehmen gewesen: LABORATORIO QUÍMICO BIOLÓGICO SA fiir die QUÍMICA SCHERING SA, INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL fiir die QUÍMICA BAYER SA und MONOPOL SA QUÍMICA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL fiir die ANILINAS ALEMANAS SA. Die Firma MERCK QUÍMICA ARGENTINA SA war sowohl Vertriebs- als auch Produktionsstätte. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass diese Produktionsstätten auf dem argentinischen Markt von erheblicher Bedeutung und sicher auch sehr kostenaufwendig gewesen waren. Es ist vor allem kein Zufall, dass gerade diese Firmen bereits 1946 von einer zu gründenden „Nationalen Direktion der Chemieindustrien" übernommen werden sollten. Das nicht vorhandene Interesse der restlichen Mutterhäuser an ihren alten Betrieben deutet darauf hin, dass es sich hierbei um veraltete Immobilien und Sachanlagen handelte. 5. Exkurs: Deutsche Interessenvertreter 5.1.

Die SPAI, das AA und das BMW

Wie bereits in Kap. IV.2.3. erwähnt, wurde die SPAI 1948 gegründet. Sie diente in erster Linie als Interessenvertreterin der deutschen Privatwirtschaft im Ausland und kämpfte für die Rückgabe des konfiszierten deutschen Privatvermögens, d.h. aller Beteiligungen von deutschen Unternehmen in Argentinien und weltweit. Die SPAI, die ursprünglich als einzige deutsche Interessenvertretung überhaupt in der Lage war, Verhandlungen in Argentinien aufzunehmen, arbeitete ab 1951 sehr eng mit dem AA in Bonn und dem Bundesministerium für Wirtschaft zusammen. Das AA war jedoch, was die Altvermögensproblematik anging, in seinem Handlungsspielraum stark eingeschränkt. Die Frage des deutschen Auslandsvermögens wurde erst seit dem Deutschlandvertrag 1952 offiziell von der Alliierte Hohe Kommission geregelt.687 Erst 1954 PAAA, B11/937, Regelung der Frage des deutschen Auslandsvermögens in Teil VI des Deutschlandvertrages im Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Nr. 138 vom 19.09.1952, „Reparationen und Auslandsvermögen". Durch den Deutschlandvertrag wurde gleichzeitig das Besatzungsstatut über die Bundesrepublik Deutschland z. T. aufgehoben.

174 wurde der Bundesrepublik Deutschland die Genehmigung erteilt, sich mit neutralen Ländern selbständig über die Altvermögensproblematik zu einigen.688 Bis dahin waren sowohl das Bundesministerium für Wirtschaft als auch das AA auf die Zusammenarbeit mit der SPAI angewiesen. Die Zuständigkeit für Altvermögensfragen, ursprünglich beim Bundesministerium für Wirtschaft angesiedelt, wurde ab 1954 dem AA übertragen.689 Die Zusammenarbeit von SPAI, AA beziehungsweise der Deutschen Botschaft in Buenos Aires und dem BMW kann man sehr gut anhand des Quellenbestandes aller drei Institutionen nachvollziehen. Der Briefwechsel zwischen der SPAI und den jeweiligen Bundesbehörden ist in den Archiven doppelt vorhanden, d.h. eine Kopie des Schriftverkehrs zwischen SPAI und AA wurde in der Regel beim Bundesministerium für Wirtschaft abgelegt und umgekehrt. Meistens war es gerade dieses Zusammenspiel zwischen Außenpolitik und Wirtschaftsinteressen, sei es nationaler oder privater Natur, welches die Verhandlungen überhaupt vorantrieb. Als es zum Beispiel darum ging, unter Perön Neuinvestitionen aus Deutschland zu initiieren, brauchten die interessierten Stammhäuser für den Kapitaltransfer die Erlaubnis des Bundesministeriums für Wirtschaft. Über die Vermittlung des AA wurde diese Erlaubnis in der Tat erteilt. Ähnliches geschah bei den Gesprächen, die viele Stammhäuser mit der DINIE-Leitung führten, um sich an den alten Firmen zu beteiligen. Über diese Gespräche wurde das Bundesministerium für Wirtschaft ständig informiert, das gleichzeitig konkrete Investitionsrahmen ausarbeitete. Die Zusammenarbeit zwischen DINIE und deutschen Stammhäusern scheiterte letztendlich an den zu stark eingeschränkten geschäftlichen Einflussmöglichkeiten der Deutschen. Ein anderes Beispiel für diese Kooperation war 1951 der Besuch von Eva Perön, der Gattin des argentinischen Präsidenten, in Deutschland. Für die deutschen Stammhäuser war dieser Besuch ein großes Ereignis, welches zugunsten der Verhandlungen mit Argentinien miteinbezogen werden sollte. Sie sprachen sich für eine „Geste" gegenüber dem Gast aus Argentinien aus und wollten damit politische Entscheidungen zur Lösung der Vermögens frage einleiten. Die SPAI wandte sich daher an das AA, um über ein passendes Geschenk zu beraten.690 Schließlich wurde der wirtschaftspolitische Druck der Bundesrepublik Deutschland auf Argentinien in den Verhandlungen des Pariser Clubs 1957 zum Auslöser für die endgültige politische Lösung des Alt-

Ibid, Brief der Alliierte Hohe Kommission an den Bundeskanzler vom 21.01.1954 betr. Verhandlungen über deutsches Auslandsvermögen. Aufgrund des sogenannten Überleitungsvertrages wurde der Bundesrepublik genehmigt, mit neutralen Ländern und Nichtmitglieder der IARA über konfisziertes Auslandsvermögen zu verhandeln. Erst durch das Inkrafttreten der Pariser Verträge im Mai 1955 wurde das Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland ganz aufgehoben. Gleichzeitig wurde die Bundesrepublik Deutschland in die NATO aufgenommen. Ibid, Vermerk vom 21.01.1954 betr. Übertragung der Zuständigkeit für Fragen des Auslandsvermögens an das AA. PAAA, B86/39, Brief Schüttes (SPAI) vom 10.08.1951 an die Mitglieder der ArAr betr. „Geste gegenüber der Gattin des Präsidenten". Die Quellen gaben keine Information über den konkreten Inhalt des Geschenkes.

175 Vermögensproblems. Damit hatte sich die Politik der interministeriellen Zusammenarbeit mit der SPAI bewährt.691 5.2. Die FAAG und die DAIHK A) Federación de Asociaciones Argentino-Germanas Die FAAG wurde 1955 in Argentinien gegründet.692 Damit wurde eine Institution geschaffen, die alle Vereine ziviler Art und Schulen, die die deutsche Sprache und Kultur pflegten, vertrat und somit ein Sprachrohr für die deutsche Gemeinschaft in Argentinien wurde. Die FAAG hatte ihren Ursprung in der Konfiskation ziviler Vereinigungen 1945 in Argentinien. Diese mussten nach den Ereignissen von 1945 ebenso wie die deutschen Unternehmen ihre Interessen selber vertreten, da weder von deutscher noch von argentinischer Seite offiziell ein Reklamationsorgan gebildet wurde. Hinzu kam die Tatsache, dass die deutschen zivilen Vereinigungen in Argentinien von der Bundesrepublik Deutschland nicht als deutsche Vermögen angesehen wurden und dadurch auch kein Rechtsanspruch auf eventuelle Reklamationen bestand. Alle Vereine besaßen die argentinische Rechtspersönlichkeit und waren meistens von deutschen Einwanderern Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und anschließend von Deutschstämmigen weitergeführt worden. Ihre Mitglieder waren 1945 meist argentinische Staatsbürger. Die 1948 gegründete SPAI vertrat ausschließlich die Interessen deutscher Stammhäuser, die ihre Filialen oder Tochtergesellschaften in Argentinien durch die Enteignung verloren hatten. Bereits fünf Jahre nach Kriegsende trafen sich ehemalige Schüler der Humboldt-, Temperley-, Quilmes-, Munro- und Villa-Ballester-Schule und gründeten zusammen die „Vereinigung der Ex-Schüler der deutsch-argentinischen Schulen". Vier Jahre später wurden die Vertreter der deutschen Vereinigungen von Staatspräsident Perón empfangen, der sich für die Gründung eines Verbandes der deutsch-argentinischen Vereinigungen und für eine rasche Lösung ihrer Probleme aussprach.693 Dieses Vorhaben wurde schließlich am 22.03.1955 in die Tat umgesetzt, als die FAAG Dazu Schönwald (1998: 377). „Das A A versuchte in Übereinstimmung mit dem BMW den Primat der Politik gegenüber den monetären Argumenten der Bank Deutscher Länder durchzusetzen, was allerdings angesichts der Entwicklung Argentiniens immer schwieriger wurde". Vereinssatzung in: FAAG, Caja 2, Devolución de bienes 1955-59, Proyecto de Estatutos de la FAAG. Anlass für diese Geste war der Besuch des deutschen Wirtschaftsministers Ludwig Erhard Anfang 1954. Vgl. Freie Presse vom 09.04.1954, Deutschland kann nicht in jedem Kopf anders aussehen, und: Prof. Erhard sah deutsch-argentinische Zusammenarbeit. Die Vertreter der deutsch-argentinischen Vereinigungen hatten bereits 1952 einen Arbeitsausschuss gebildet, der eine Gemeinschaftsarbeit vorantreiben sollte. Siehe dazu, FAAG, Caja 1, Devolución de propiedades de asociaciones 1949-59, Legajo 1955-58, Bericht vom 16.08.1952. Siehe auch Einladung zur Gründungsversammlung am 13.12.1954 in: FAAG, Caja 2, Devolución de bienes 1955-59. Vgl. auch Freie Presse vom 05.05.1954, Perón erneuerte die Freundschaftsbande zur deutschen Gemeinschaft. Staatsaudienz für die deutschargentinischen Vereinigungen.

176 offiziell gegründet wurde.694 Im April 1955 fand eine große Kundgebung der deutschargentinischen Vereinigungen im Teatro Colón statt unter Schirmherrschaft des damaligen deutschen Botschafters Terdenge und im Beisein von Perón. Hier kündigte der Präsident die Rückerstattung aller deutschen Schulen und Vereine an und gab seiner persönlichen Bewunderung für Deutschland erneut Ausdruck.695 Nach ihrer Gründung bildete die FAAG eine Rückgabekommission, die die Verhandlungen mit der CAL aufnehmen sollte.696 Im Dezember 1956 wurde durch Dekret Nr. 23.392 die Rückgabe einiger Vereinigungen beschlossen.697 Bis dahin waren einige wenige Vereine und Schulen, zumindest formell, zurückgegeben worden. Die Rückgaben wurden sehr langsam vollzogen, unter anderem, weil sich viele der ehemaligen Schul- und Vereinsgebäude in argentinischen Händen befanden. 698 Insbesondere das Erziehungsministerium verweigerte die Rückgabe der von ihm benutzten Gebäude. Es ging dabei um die Immobilien folgender Institutionen: Sociedad Escolar Alemana de Rosario, Club Alemán de Rosario, Sociedad Escolar Alemana de Villa Ballester, Sociedad Educacionista Alemana de Quilmes, Sociedad Educacionista Alemana de Villa Devoto y Villa del Parque, Unión Escolar Germánica de Barracas al Norte, Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule und Sociedad Colegio Alemán de Temperley, die alle die formellen Voraussetzungen für die Rückgabe bereits erfüllt hatten. Es ergab sich eine Auseinandersetzung zwischen dem argentinischen Außenministerium und dem Erziehungsministerium. Am Ende gab das Erziehungsministerium nach und verpflichtete sich, die besetzten Immobilien zu räumen.699 Aufgrund der bis dahin erfolglosen Bemühungen seitens der FAAG, die von ihr reklamierten Gebäude zurückzuerhalten, fand im März 1959 eine Sitzung zwischen der FAAG und einem Gesandten der Regierung statt. Dort wurden die Schwierigkeiten einer Räumung erneut diskutiert und seitens der Regierung der Kauf aller noch beErster Präsident wurde Ludwig Freude. Eine Liste der FAAG-Mitglieder (Stand 1957) befindet sich im Anhang, Dokument 7. FAAG (Hrsg., 1995: 7-10). Siehe auch La Prensa vom 28.04.1955, „Durante el acto realizado en su honor el General Perón anunció que serán devueltos los bienes a los alemanes residentes en el país". Siehe dazu die Bitte des FAAG-Präsidenten Freiesleben an den Präsidenten Aramburu vom September 1956 um die Aufhebung des Dekretes Nr. 37.961/48, das die Schulen und Vereine zum Staatseigentum erklärte, sowie den beiliegenden Anhang in: FAAG, Caja 2, Devolución de bienes 1955-59. Es handelte sich in erster Linie um rechtliche Restitutionen. Daraufhin teilte die FAAG ihren Mitgliedern die gesetzlichen Schritte mit, die sich im Wesentlichen auf die Ernennung eines Vertreters und die Anforderung der Rechtspersönlichkeit beschränkten. Vgl. FAAG, Caja 2, ibid, Mitteilung des Vorstandes vom Januar 1957. Siehe auch Kap. V.3.5. FAAG, Caja 2, Devolución de bienes 1955-59, Bienes de asociaciones civiles definitivamente incautadas adquiridas por el Estado y que fueron transferidos. Siehe auch Anhang, Dokument 2. Mitteilung des FAAG-Vorstandes vom Januar 1957 in: FAAG, Caja 2, Ibid., Aufruf der FAAG. Für die Namen der Vereine/Schulen siehe Abkürzungsverzeichnis.

177

setzten Gebäude vorgeschlagen. Die Vereinigungen lehnten diesen Vorschlag jedoch ab und antworteten mit Räumungsklagen gegen das Ministerium, die teilweise erfolgreich verliefen. 700 1962 warteten noch 17 Vereinigungen auf eine endgültige Klärung ihrer Besitzverhältnisse.701 Schließlich wurde durch Dekret Nr. 1.999 vom März 1963 die Entschädigung der Alteigentümer durch den Staat beschlossen. Am 28.04.1964 wurde durch die Dekrete Nr. 3.047 und Nr. 3.048 die Auszahlung von Entschädigungssummen an deutsche Alteigentümer, deren Immobilien sich noch im Besitz des argentinischen Staates befanden, festgelegt. Die Summe für die deutschen Vereinigungen belief sich auf 183,3 Mio. Pesos.70 Erst 1965 war die Rückgabe von deutschen Vereinigungen an ihre alten Besitzer beziehungsweise die Auszahlung von Entschädigungssummen nahezu komplett vollzogen. Damit konnte ein neuer Abschnitt innerhalb der deutsch-argentinischen Beziehungen beginnen. Die deutsche Gemeinschaft gewann ihre finanzielle, institutionelle und soziale Grundlage zurück.703 So leitete der Präsident der FAAG, Freiesleben, 1965 seine Rede zum zehnjährigen Jubiläum mit folgenden Worten ein: „20 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, dessen Ausgang mit der Beschlagnahme des deutschen Eigentums in Argentinien so schwere Zeiten für unsere Gemeinschaft einleitete, dürfen wir befriedigt feststellen, dass die schon bald nach der Normalisierung des deutsch-argentinischen Verhältnisses vor 15 Jahren eingeleitete Rückgabe des deutschen Eigentums praktisch abgeschlossen ist [...] Die materielle Grundlage unseres Gemeinschaftslebens ist damit wiederhergestellt".7 4 B)

Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer

Wie im ersten Kapitel über die deutsch-argentinischen Handelsbeziehungen bereits erwähnt, wurde die DAIHK 1916 in Argentinien gegründet. Damals hieß sie noch Deutsche Handelskammer und wurde insbesondere ins Leben gerufen, um die deutSo erreichten beispielsweise die Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule, Unión Escolar Germánica de Barracas al Norte, Sociedad Alemana de Beneficiencia und die Unión Germánica en la Argentina die Freigabe ihres Vermögens. Vgl. FAAG (Jahresbericht 1960: 3). Siehe auch FAAG, Caja 2, Devolución de bienes 1955-59, Memorial: Devolución de bienes de instituciones civiles de la colectividad alemana, Ley No. 23.392. Interessant ist der abschließende Kommentar dieses Berichtes, der die unzureichende Unterstützung der Deutschen Botschaft Buenos Aires in Bezug auf die Rückgabe der deutsch-argentinischen Vereinigungen aufgrund ihres „nicht-deutschen" Charakters betonte. Die FAAG war im Gegensatz zur SP AI auf sich allein gestellt. Es bestand zwar eine rege Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Botschaft und der FAAG, doch war ihr Handlungsspielraum begrenzt. Sie bat deswegen während der ganzen Verhandlungszeit um ständige Unterstützung ihrer Mitglieder. Liste der Vereinigungen in: FAAG (Jahresbericht 1962: 9). FAAG (Jahresbericht 1964: 5) sowie Rückgabe Schulvermögen in Kap. V.3.5. FAAG (ibid: 7). Dort wurden die neuen Aufgaben der FAAG nach erfolgreichem Abschluss des Altvermögensproblems angekündigt. FAAG (ibid: 12) sowie FAAG (Jahresbericht 1965: 13). „Im verflossenen Geschäftsjahr konnten die Verhandlungen für die Rückgabe beziehungsweise Entschädigung von beschlagnahmtem deutsch-argentinischen Vereinseigentum beendet werden".

178 sehen handelspolitischen Interessen vor den „Schwarzen Listen" zu schützen. Im gleichen Jahr wurden auch Kammern in Rio de Janeiro, Montevideo und Valparaiso gegründet. Bei ihrer Gründung hatte die Kammer 21 Mitglieder. 705 1927 trat die Deutsche Handelskammer in den Deutschen Industrie- und Handelstag ein. Nach der Kriegserklärung Argentiniens an Deutschland im März 1945 wurde die Deutsche Handelskammer enteignet und verlor ihre Rechtspersönlichkeit. 706 Damit wurden fast drei Jahrzehnte Kammerarbeit zum ersten Mal komplett unterbrochen. Die rasche Wiederbelebung des Handels zwischen Deutschland und Argentinien nach dem Krieg und die Unterzeichnung des ersten Handelsabkommens 1949 machte jedoch die Neugründung notwendig. Dies geschah im November 1950, nachdem die Vereinssatzung von den Gründungsmitgliedern angenommen worden war. Im Juni 1951 erlangte die neue DAIHK ihre Rechtspersönlichkeit und wurde damit zur Rechtsnachfolgerin der alten Deutschen Handelskammer (Schiefelbein 1991: 125). Ab diesem Zeitpunkt wurde die Kammer in der „Bereinigung der Kriegsfolgen" tätig. 707 Da durch den Krieg die wirtschaftlichen Beziehungen abgebrochen worden waren und die meisten deutschen Unternehmen ihre Filialen in Argentinien verloren hatten, wurde die Kammer mit einer Anzahl von Aufbau- und Wiederherstellungstätigkeiten betraut. So wurde beispielsweise der erste Kammer-Präsident der Nachkriegszeit, Rastalsky, zum engsten Vertrauten der SPAI und damit der deutschen Privatinteressen in Argentinien (Klingenfuß 1966: 99). Die DAIHK wurde zur Anlaufstelle für deutsche Unternehmen, die seit 1952 Neuinvestitionen in Argentinien tätigen wollten. Sie vermittelte oft zwischen der SPAI und ihren Mittelsmännern vor Ort, deren Zusammenarbeit nicht immer reibungslos verlief, und arbeitete sehr eng mit der deutschen Botschaft in Buenos Aires zusammen. 708 Schließlich setzte sich die Kammer 1955 für die Aufhebung der Interdiktionen über sieben deutsche Firmen ein (Klingenfuß 1966: 99). Damit trug auch die DAIHK ihren Anteil zu einer Lösung der Altvermögensproblematik bei. Mit der Bildung einer deutsch-argentinischen gemischten Kommission 1964 für

Diese waren: H. Arnold, BANCO ALEMÁN TRASATLÁNTICO, BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD, BECKER & CÍA., BRAUSS, MAHN & CÍA., BROMBERG & CÍA., FEDERICO CLARFELD & CÍA., CÍA. ALEMANA TRASATLÁNTICA DE ELECTRICIDAD, ENGELBERT, HARDT Y CÍA., HASENCLEVER & CÍA., HOSMANN & CÍA., KOERTING HNOS. LTDA., LAHUSEN & CÍA., HUGO MEY, J.F. PLATE, E. RETIENNE, VILMAR RIMPLER & CÍA., SSCH, TM, CARLOS STREMMLER und WYF. Zur Geschichte der DAIHK siehe u.a. Schiefelbein (1991) sowie das Mitteilungsblatt der DAIHK für die Jahre 1953-1965. Durch Dekret Nr. 13.900/45 verlor sie die Rechtspersönlichkeit. Schiefelbein (1991: 126). Hinzu kam das Problem Handlungsmöglichkeit der Deutschen Botschaft in Buenos Aires.

der

beschränkten

Siehe Fall Mayer (Kap. V.2.1.) sowie Schiefelbein (1991: 132). Vgl. auch die eigene Zeitschrift, die über die Entwicklung der Feindvermögensproblematik kontinuierlich und in deutscher Sprache berichtete. Sie übersetzte und publizierte alle von Argentinien erlassenen Gesetze und Dekrete.

179 die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Deutschen Handelskammer in Argentinien geöffnet. 709

Dies erfolgte nach einem Besuch des Bundespräsidenten Heinrich Lübke in Argentinien. Vgl. Schiefelbein (1991: 131, 133) sowie BÄK, B102/93600, Bd. 1964-66, Bildung einer deutsch-argentinischen gemischten Kommission.

181

VI. Konfiskation und Rückgabe am Beispiel der AEG und der Schering AG 1. Die AEG 1.1.

AEG COMPAÑÍA ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA

Im Zweiten Weltkrieg ging der AEG nicht nur ein großer Teil des Firmenvermögens verloren, sondern auch viele Unterlagen und Dokumente, sodass die Rekonstruktion ihrer Geschichte vor 1945 sehr schwierig ist. Auch das AEG-Archiv in Berlin verfugt über wenig verwertbares Material über die AEG-Beteiligungen im Ausland. 710 Erst für die Nachkriegszeit bessert sich die Informationslage. So ist in Bezug auf die Altvermögensfrage viel über die damalige Tochtergesellschaft in Argentinien, die AEG SA, zu erfahren. Den größten Teil der Unterlagen bildet der Schriftverkehr zwischen dem Stammhaus und der SPAI, der einen genaueren Einblick in die Rückgabeverhandlungen gibt. Ferner erfahrt der Historiker mehr über die Zukunftsperspektiven der AEG in Argentinien seit Ende der 50er Jahre und über ihre strategischen Ziele in der argentinischen Industrie. In diesem Kapitel soll anhand des AEG-Archivs das Rückgabeverfahren und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Geschäfte der AEG SA in Argentinien genauer beschrieben werden. Die Geschichte der AEG ist ohne Zweifel eines der spannendsten und dramatischsten Kapitel der deutschen Unternehmensgeschichte. 7 " Das sehr bald weltweit agierende Unternehmen, das Emil Rathenau 1883 in Berlin gegründet hatte, 712 war bis zum Ersten Weltkrieg zusammen mit Siemens das wichtigste Unternehmen der deutschen Elektroindustrie und einer der bedeutendsten Elektrokonzerne der Welt. 713 Bereits 1898 gründete die AEG die Deutsch-Überseeische Elektrizitätsgesellschaft mit einem Kapital von 10 Mio. Mark, die für den Geschäftsausbau in Amerika verantwortlich war. 714 Im gleichen Jahr wurde in Buenos Aires die Cía. Alemana Trasatlántica de Electricidad, eine Niederlassung der Deutsch-Überseeische Elektrizitätsgesellschaft, eröffnet. 715 Die erste Betätigungsmöglichkeit der Deutsch-Überseeischen Elektrizitätsgesellschaft bestand im Ausbau eines Kraftwerks in Buenos Aires, das Das AEG-Archiv befindet sich seit 1996 im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Vgl. dazu Schmalfuß (1998 und 1999). Die alten Signaturen haben vor den Nummern Buchstaben. Die neuen bestehen nur aus Zahlen. Zur AEG-Geschichte siehe u.a. AEG (Hrsg., 1956) und Strunk (1999). Damals Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität. Strunk (1999: 35). Siehe auch (ibid: 100-103), wo er über die starke Konkurrenz zwischen beiden Konzernen berichtet. Die Deutsch-Überseeische Elektrizitätsgesellschaft war eine gemeinsame Unternehmung der AEG und der Deutschen Bank, beide mit jeweils 16% der Anteile. Der Rest des Kapitals wurde von einem deutschen und einem schweizerischen Bankenkonsortium eingebracht. 1906 beteiligte sich Siemens auch an der Deutsch-Überseeischen Elektrizitätsgesellschaft. Zur Geschichte der AEG in Lateinamerika bis zum Ersten Weltkrieg siehe JacobWendler (1982).

182 1899 fertig gestellt wurde (AEG, Hrsg., 1956: 120). Ferner verkabelte sie zwischen 1911 und 1914 die Stadt in einem Umkreis von ca. 300 Km. 716 und beteiligte sich am Bau der Untergrundbahn, die 1913 in Betrieb genommen wurde. 717 1913 war die Deutsch-Überseeische Elektrizitätsgesellschaft die größte deutsche Auslandsunternehmung mit einem Kapital von 108 Mio. Mark. 718 Sie wurde nach dem Ersten Weltkrieg an ein spanisches Bankenkonsortium verkauft. 719 Am 18.03.1912 gründete die AEG die AEG Südamerikanische Elektricitäts-Gesellschaft mbH. Die Gesellschaft hatte ihren Sitz in Berlin, ihre Dauer war nicht beschränkt. Zweck der Gesellschaft war die „Vertretung der AEG zu Berlin und verwandter Gesellschaften in Südamerika". Ihr Stammkapital betrug zwei Mio. Mark. 720 1913 wurde die argentinische Niederlassung in Buenos Aires in Form einer GmbH errichtet. Diese Niederlassung kam im Ersten Weltkrieg zum Erliegen. 721 Am 28.04.1925 wurde die GmbH in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen AEG SA umgewandelt. 722 Die Aktiengesellschaft übernahm alle Aktiva und Passiva ihrer Vorgängerin. Für die Gesellschaft war eine Dauer von 50 Jahren vorgesehen, sie wurde mit einem Kapital von zwei Mio. Pesos ausgestattet in Form von 2.000 Aktien ä 1.000

AEG (Hrsg., 1956: 273). Auch Jacob-Wendler (1982: 74): 1903 war die Deutsch-Überseeische Elektrizitätsgesellschaft die „[...] einzige Gesellschaft, die in Buenos Aires elektrischen Strom erzeugte und vertrieb". Diese wurde von der CÍA. DE TRANVÍAS ANGLO-ARGENTINA gebaut. Die AEG agierte als Berater und lieferte die elektrisché Ausrüstung. Vgl. AEG (Hrsg., 1956: 398). Für die CÍA. DE TRANVÍAS ANGLO-ARGENTINA siehe García Heras (1994). Jacob-Wendler (1982: 66, 80). 1913 stand Argentinien an fünfter Stelle der Länder für den deutschen Elektroexport und an erster Stelle der Überseeländer. Vgl. (ibid: 11, Tab. 1).

1920 wurde die COMPAÑÍA HISPANO-AMERICANA DE ELECTRICIDAD mit Sitz in Madrid errichtet, die das Vermögen der Deutsch-Überseeischen Elektrizitätsgesellschaft übernahm. Dabei verkauften die Deutsche Bank und die restlichen Banken ihre Anteile an spanische Banken, dazu siehe Jacob-Wendler (1982: 86-88). Außerdem verschoben sich die Kräfteverhältnisse auf dem lateinamerikanischen Markt zu Gunsten der USA. „Die deutsche elektrotechnische Industrie hatte im Ersten Weltkrieg ihre weltweit führende Position verloren", Strunk (1999: 50). Vgl. auch Jacob-Wendler (1982:223). AEG, 02022, AEG CÍA. SUDAMERICANA DE ELECTRICIDAD SRL, Satzung. Die damals in Berlin gegründete AEG Südamerikanische Elektricitäts-Gesellschaft mbH wurde im Februar 1960 aufgelöst. Siehe Handelsregisterauszug Nr. 93 HRB 8790 Nz vom 23.02.1960 in: AEG, GS 7233, Mappe AEG Südamerikanische ElektricitätsGesellschaft mbH, Körperschafts- und Vermögenssteuer. Sie war seit 1950 in Liquidation gestellt, in der Hoffnung das Auslandsvermögen zurückzubekommen. AEG, 02024, AEG SA, Statut vom 18.06.1925. Die Gründung der AG war u.a. eine Reaktion auf eine solche Gründung durch den Hauptkonkurrenten Siemens im Jahr 1921. Vgl. dazu AEG, 02022, Mitteilung des AEG-Büros in Buenos Aires an das AEGJuristisches-Büro vom 05.12.1921 über die Konstituierung der Siemens Schuckertwerke AG als argentinische Gesellschaft. Seit 1923 wurde von der AEG die Gründung eigenständiger Gesellschaften in Südamerika geplant.

183 Pesos.723 Das Hauptgeschäft der AEG SA lag in der Einfuhr von Erzeugnissen des Mutterhauses und deren Absatz in Argentinien sowie in der Planung und Montage vollständiger Kraftwerks- und Industrieanlagen. Erster Geschäftsführer der Gesellschaft war Otto Schachert, der 1933 durch Max Kleiner ersetzt wurde. 1935 nahm die Gesellschaft eine Kapitalerhöhung auf drei Mio. Pesos vor. Die AEG SA war bis 1939 eine reine Vertriebsgesellschaft. Die nationale Herstellung blieb unbedeutend und beschränkte sich auf die Instandsetzung und den Zusammenbau der eingeführten Artikel.724 Im Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 1938/39 wurde bei einem Umsatz von 6 Mio. Pesos ein Gesamtgewinn von 168.000 Pesos erzielt (2,8%). Zwei Jahre später wurde ein Gesamtgewinn von 280.400 Pesos erzielt bei einem Umsatz von 5,2 Mio. Pesos (5,3%).725 Die Weiterfiihrung der Geschäfte der AEG beruhte darauf, dass die Lagerbestände der AEG SA immer weit im Voraus vom Mutterhaus beliefert worden waren. Außerdem wurde durch die Eingliederung der SEMA und der CESIA, zweier Beteiligungsgesellschaften, ein Teil des Einfuhrausfalls durch den Krieg und durch die Seeblockade aufgehoben. Laut einer Abschrift des Übersee-Büros von 1941 war die AEG SA „bis dahin in ihrer Tätigkeit nicht behindert worden". Die Lagerbestände sollten bis 1942 reichen. „Das Durchhalten der Gesellschaft für später kann nicht mehr als gesichert angesehen werden, wenn die Lieferungen der SEMA ausfallen". 726 Durch den Kriegseintritt der USA und die daraus folgende Sperrung von Kupferlieferungen nach Argentinien wurde die Produktion der SEMA schwer beeinträchtigt. Spätestens mit dem Verkauf ihrer industriellen Anlagen

Die Aktien der AEG SA in Wert von zwei Mio. Pesos waren 1945 folgendermaßen verteilt: 1.775.000 Pesos an Aktien lagen in einem Depot der Deutsch-Südamerikanischen Bank in Hamburg und 225.000 Pesos an Aktien in einem Depot des BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL S U D in Buenos Aires. Vgl. AEG, Juristisches-Büro 357, Auslandsvermögen Argentinien 1, Beteiligungen in Argentinien (17.06.1953). Die Aktien in Deutschland gingen nach der Kapitulation aufgrund des Befehls Nr. 3 von der Alliierte Hohe Kommission an das Berliner Stadtkontor, Berlin C, über. Diese konnten seit 1955 durch ein Aufgebotsverfahren wiedererlangt werden. Vgl. ibid, Brief der Deutsch-Südamerikanischen Bank, Hamburg, an die AEG, Berlin, vom 29.06.1953. Die Aktien in Argentinien wurden nach der Konfiskation des BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD von BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA übernommen. Vgl. ibid, Beteiligungen in Argentinien (17.06.1953). Sie belieferte damit große staatliche Konzerne und Ministerien wie z.B. YACIMIENTOS PETROLÍFEROS FISCALES, OBRAS SANITARIAS DE LA NACIÓN, das Bauministerium, das Kriegsministerium usw. Sie nahm außerdem viele Aufträge in Zusammenarbeit mit anderen deutschen Firmen an. Hauptkonkurrentin war meistens die SSch. Vgl. dazu AEG, 01911, 01910, 01909, Verkaufsleitung Ausland, Argentinien, Geschäftsberichte für die Jahre 1937/38 bis 1940/41. AEG, 01910 und 01909, Geschäftsberichte für die Jahre 1938/39 und 1940/41. Ibid, Abschrift Übersee-Büros (1941).

184 an die staatliche Dirección Nacional de Fabricaciones SA endgültig ihrer Geschäftsgrundlage beraubt.727

Militares

1944 wurde die AEG

Die SEMA, die 1929 gegründet wurde, war eine gemeinsame Unternehmung von AEG 728 , Siemens & Halske AG und Feiten & Guilleaume, die jeweils zu ca. 30% beteiligt waren. 729 Die restlichen 10% kamen vom argentinischen Bankier Ernesto Tornquist. 730 Die SEMA, in der Metallverarbeitung tätig, kaufte 1942 eine Firma, die elektrische Leitungen produzierte. Sie wurde in CESIA umbenannt und gehörte zu 100% der SEMA. Die CESIA übernahm die Produktion ihrer Vorgängerin und belieferte damit hauptsächlich ihr Mutterhaus. So besaß die Berliner AEG in Argentinien vor Kriegsausbruch eine 100%ige Tochtergesellschaft, die AEG SA, und zwei Direktbeteiligungen, die SEMA und die CESIA. 31 Ihre Kapitalanteile beliefen sich 1944 in Bezug auf die Einlage aller drei Firmen auf 3,5 Mio. Pesos 732 und in Bezug auf die Eigenkapitalsumme auf 15,6 Mio. Pesos. 733 Am 04.04.1945 wurde die AEG SA gemäß Gesetzesdekret Nr. 7.032/45 als Feindvermögen unter argentinische Verwaltung gestellt. Am 02.08.1947 übernahm die argentinische Zentralbank vorübergehend Ende 1941 machte die AEG SA mit einem Umsatz von 2,5 Mio. Pesos immerhin 70.000 Pesos Reingewinn. Vgl. AEG, 01109, Geschäftsbericht Jan.-Sep. 1941. Die Daten beziehen sich auf die Bilanz vom 30.09.1941. Strunk (1999: 249-253), Tabelle mit AEG-Beteiligungen 1939. Die AEG besaß SEMAAktien in Wert von knapp 1,5 Mio. Pesos. Davon befanden sich ca. 860.000 Pesos in Aktien in einem Depot der Deutsch-Südamerikanischen Bank in Berlin, ca. 600.000 Pesos in Aktien in einem Depot der BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD in Buenos Aires und 24.000 Pesos in Aktien bei der SEMA. Den Aktien in Deutschland widerfuhr das gleiche Schicksal wie den Aktien der AEG SA. Die Aktien, die im BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD lagen, gingen an den BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA über. Vgl. AEG, Juristisches-Büro 357, Auslandsvermögen Argentinien 1, Beteiligungen in Argentinien (17.06.1953). Die Siemens & Halske AG stieg erst 1930 ein. Über die E. TORNQUIST & CÍA. Eine Vertretung der Telefunken GmbH (diese wiederum 1903 von der Siemens & Halske und der AEG gegründet) war in Argentinien in den Händen der SSch (siehe Kap. IV.3.2., Rückgabe SSch). Die Telefunken GmbH beteiligte sich mit 255.500 Pesos zusätzlich an der TRANSRADIO INTERNACIONAL SA, die 1921 in Argentinien gegründet worden war. Vgl. dazu AEG, u.a. GS 3514, Südamerikanische Gesellschaften, Argentinien 1922-32, Aktenordner 7057 und 7019 oder GS 2407, Altes Geschäft, Vermögen im Ausland, Argentinien, 1950-1959, Aktenordner: Altes Geschäft, A-B, Telefunken Vermögen im Ausland. 1944 belief sich das Stammkapital der AEG SA auf zwei Mio. Pesos, das der CESIA auf 250.000 Pesos (davon gehörten der AEG knappe 30%, also 75.000 Pesos) und das der SEMA auf fünf Mio. Pesos (davon gehörten der AEG knappe 30%, also 1.500.000 Pesos). 1944 belief sich die Eigenkapitalsumme der AEG SA auf 6,4 Mio. Pesos, der CESIA auf 400.000 Pesos (davon gehörten der AEG knappe 30%, also 120.000 Pesos) und der SEMA auf 30,5 Mio. Pesos (davon gehörten der AEG knappe 30%, also 9,1 Mio. Pesos). Die AEG vergab außerdem einen Kredit an die SEMA in Höhe von 632.800 Pesos.

185 die Gesellschaft, bis schließlich im Oktober des gleichen Jahres ihre Eingliederung in die DINIE beschlossen wurde.734 Ab diesem Zeitpunkt lautete der Name der Gesellschaft AEG EN. Im Dezember 1948 wurden die ehemaligen Leiter der Firma, Kleiner, Schulenburg und Sobansky, entlassen. Später folgte auch Hellmann. Die SEMA und die CESIA wurden als Beteiligungen von AEG und Siemens ebenfalls konfisziert.735 Alle drei Firmen standen bis 1957 unter DINIE-Verwaltung. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich die Regierungen Argentiniens und Deutschlands in diesem Jahr auf die Versteigerung der DINIE-Gesellschaften. 1958 wurde die AEG EN von der DINIE für einen Preis von 30,4 Mio. Pesos erworben. Die CESIA wurde von der argentinischen Firma Industrias Metalúrgicas SA für 5,2 Mio. Pesos gekauft. Die SEMA, ursprünglich innerhalb der Versteigerungsmasse vorgesehen, wurde von den Versteigerungen ausgenommen. 736 Für die SEMA bezahlte schließlich die argentinische Regierung einen Bruttoerlös von 54,4 Mio. Pesos. So bekam die AEG zwischen 1960 und 1965, nach Abzug der festgesetzten Kosten, wie z.B. Kriegsschäden, für ihre drei Beteiligungen folgende Summen zurück: Für die AEG SA bekam sie insgesamt 4,6 Mio. Pesos, für die CESIA-Anteile erhielt sie 1,3 Mio. Pesos737 und für die SEMA-Anteile erzielte sie einen Nettoerlös von 18,2 Mio. Pesos.738 Der AEG wurden für ihre 1945 enteisneten Investitionen in Argentinien somit insgesamt 24,1 Mio. Pesos (US$ 500.000) zurückbezahlt. Nach dem Olano-Bericht vom Januar 1946 hatten die AEG und ihre Beteiligungen Gesamtaktiva in Höhe von knapp 20 Mio. Pesos (US$ 5 Mio.)740 besessen. Sie bekam etwa 10% der ursprünglichen Summe (und noch weniger, wenn man die Inflation des US-Dollars miteinbezieht). A)

Die DINIE-Verwaltung

In einem Brief der AEG-Export-Abteilung vom 28.11.1950 an Rechtsanwalt Hellenbroich wird über die Behandlung der deutschen Vermögenswerte in Argentinien, 734 735

Durch Dekret Nr. 18.991 vom 15.10.1947. Knapp 75% der Unternehmenssubstanz der Muttergesellschaft gingen der AEG nach 1945 durch Enteignungen und Demontagen verloren. Ferner wurde das gesamte Auslandsvermögen beschlagnahmt. Der Gesamtverlust wird für die AEG auf weit über eine Milliarde Reichsmark geschätzt. Vgl. Strunk (1999: 62-63).

736

Für die SEMA war ein Preis von 30,7 Mio. Pesos vorgesehen.

737

Der Anteil an der CESIA erhöhte sich auf 52%, nachdem die Feiten & Guilleaume ihren Teil im Voraus ausbezahlt bekommen hatte. Dazu vgl. AEG, Juristisches-Büro 0242, Brief von Wilhelm Schmitz, Anwalt der Feiten & Guilleaume, an die AEG (Herring) vom 25.10.1955 betr. Forderungen der Feiten & Guilleaume an die SEMA. Die Forderungen waren im Zuge der DM-Eröffnungsbilanz auf DM 1.- abgeschrieben worden. Weitere unmittelbare Forderungen der Feiten & Guilleaume gegen die SEMA bestanden nicht.

738

Sie bekam zusätzliche 300.000 Pesos für einen Kredit an die SEMA. Die SEMAAnteile erhöhten sich im gleichen Verhältnis wie bei der CESIA.

739

Umrechnung für das Jahr 1958, freier Kurs. Vgl. Peso-Dollar-Tabelle im Anhang, Dokument 10.

740

Umrechnung für das Jahr 1946. Vgl. ibid.

186 insbesondere der AEG EN, berichtet.741 Die Firma wurde am 15.10.1947 in die DINIE eingegliedert, die am 30.11.1947 eine Übernahmebilanz aufstellte. Danach beliefen sich die Gesamtaktiva der AEG EN auf 8,9 Mio. Pesos.742 Ein technischer Berater namens Cimaschi wurde von der DINIE eingesetzt. Dieser war gleichzeitig Kontrolleur der ELECTRODINIE. 743 Das AEG-Markenzeichen befand sich in der Obhut der AEG EN und konnte ausschließlich von ihr benutzt werden. Dadurch war die Produktlieferung nach Argentinien durch die AEG mit gewissen Schwierigkeiten verbunden - bei der Einfuhr von AEG-Erzeugnissen kam sie an der AEG EN nicht vorbei. Das DINIE-Anrecht an den AEG-Markenzeichen erstreckte sich auch auf Paraguay und Uruguay. Schließlich entschied sich die AEG für eine Zusammenarbeit mit der AEG EN und schloss ein einjähriges Abkommen ab,744 wobei die AEG bei Einfuhr ihrer Produkte 1 bis 2% Lizenzgebühren an die AEG EN abführte. 745 Diese Vereinbarung wurde allerdings nicht auf die Nachbarländer ausgedehnt. Die Freigabe der Markenzeichen und Firmennamen war Anfang der 50er Jahre das Hauptanliegen der AEG. Erst durch die rechtliche Öffnung des Handels sah sie die Möglichkeit, wieder Fuß im argentinischen Markt zu fassen. Die von Perön 1953 angekündigte Teilrückgabe des deutschen Altvermögens stellte für die Mutterhäuser keine zufriedenstellende Lösung dar. Die angekündigten Rückgaben betrafen zum größten Teil nicht die DINIE-Firmen und wurden außerdem sehr langsam vollzogen. Ab diesem Zeitpunkt setzte man sich mit der Frage eines Rückkaufs auseinander. In einer Aktennotiz der AEG-Exportabteilung in Frankfurt/Main vom 10.11.1954 wird festgehalten, dass eine Freigabe der AEG EN seitens Argentiniens höchstwahrscheinlich nicht in Frage käme und dass der Rückkauf der ehemaligen Tochtergesellschaft in Argentinien als eine unausweichliche Lösung erschien.746 Dieser Rückerwerb sollte nach argentinischem Wunsch außerdem gezielt einen Beitrag zur Industrialisierung des Landes leisten. Deshalb sei ein Vorschlag der deutschen Seite sinnvoll, damit man anhand einer konkreten Grundlage die Rückgabe-

AEG, Juristisches-Büro 0357, Brief der AEG-Export-Abteilung an Hellenbroich (Juristisches-Büro) vom 28.11.1950. Ibid, Brief Kleiner an die AEG-Export-Abteilung vom 02.05.1953 mit AEG-DINIE-Bilanz vom 30.11.1947 und 30.09.1948. Diese Maßnahme wurde vom Mutterhaus energisch kritisiert, da es sich um Konkurrenzunternehmen handelte. Abkommenstext in: AEG, Juristisches-Büro 0244, Plastikfolie, Vertragsentwurf der AEG EN an die AEG. U.a. erfahren wir, dass eine Bedingung der AEG für einen erfolgreichen Vertragsabschluss die separate Geschäftsverwaltung zwischen der AEG EN und der ELECTRODINIE EN war. Die AEG stellte die Herren Schulenburg und Kleiner bei dieser Zusammenarbeit als ihre Delegierten vor. Ähnliche Vereinbarungen wurden später zwischen der DINIE und Siemens, KlöcknerHumboldt-Deutz und Bosch getroffen. Dabei wurde von der AEG der Buchwert des Anlagevermögens der AEG EN auf 3,1 Mio. Pesos geschätzt. Vgl. AEG, Juristisches-Büro 0244, Aktenordner: Korrespondenz AEG-SPAI. Aktennotiz vom 10.01.1955 betr. Rückerwerbsverhandlungen in Argentinien.

187 Verhandlungen vorantreiben könne. 747 Daraufhin schrieb die AEG-Export-Abteilung am 29.11.1954 einen Brief an Schulenburg, den ehemaligen AEG-Leiter in Argentinien, mit der Bitte, „einen konkreten Vorschlag zu machen über eine mögliche Zusammenarbeit der AEG-Argentina mit der argentinischen Industrie". 748 Zusätzlich stand die A E G in Verbindung mit Rechtsanwalt Siebrecht, der die Firmeninteressen in Argentinien vertrat. Schulenburg und Siebrecht standen wiederum in Verbindung mit Koch und Rastalsky. Zwar gehörte die AEG zur Argentiniengruppe der SPAI, doch wandte sie sich immer parallel an Siebrecht und Schulenburg, ihre Vertrauens749 manner. Mit der Möglichkeit eines Rückerwerbs im Hintergrund beauftragte die AEG ihren Mitarbeiter Wulfestieg, einen umfassenden Bericht über den aktuellen Zustand der A E G EN (in Zukunft „Argentina") zu verfassen. Im April 1955 stellte Wulfestieg detaillierte Informationen über die Fabrikationsanlagen und über die Fertigungskapazitäten des nationalisierten Unternehmens vor. Die Frage einer zukünftigen Zusammenarbeit wurde im Bericht ebenfalls behandelt. 750 Bereits im Vorwort des Berichtes wird die motivierte Einstellung des Verfassers in Bezug auf die Rolle der A E G im zukünftigen argentinischen Markt sichtbar: „Der Augenblick dürfte gekommen sein, [...] wo die A E G an der Steigerung des argentinischen Industriepotentials eine aktive Mitwirkung bei einer neuen , A E G ' ausüben könnte". 751 Dieser Bericht ist in mehrere Kapitel gegliedert, deren Inhalt hier zum Teil präsentiert wird. Nach einer „Kurzen Geschichte der A E G E N " wird die Frage aufgeworfen, ob die argentinische Firma für die AEG von Interesse gewesen sein könnte, d.h. ob sie bei ihrem Rückkauf einen Vorteil gehabt hätte. Die Grundlage für das Fertigungsprogramm der „Argentina" stammte aus der Kriegszeit, als der Import von deutschen Erzeugnissen unterbrochen war. Daher wandelte AEG, Juristisches-Büro 0357, Auslandsvermögen Argentinien 1, Aktenordner: Korrespondenz SPAI (Bremen) und A E G (Frankfurt/Main). Ibid., Stichwort: Zukünftiges Fabrikationsprogramm. Bereits am 22.11.1954 schrieb die AEG-Export-Abteilung an Schulenburg mit der Bitte um Mitteilung über das Fabrikationsprogramm und mögliche Fabrikationserweiterungen der A E G EN. Vgl. ibid, Brief AEG-Export-Abteilung an Schulenburg vom 22.11.1954. Daraufhin schickte Schulenburg einige Informationen über die A E G E N an die A E G zurück. AEG, Juristisches-Büro 0357, Brief der A E G an die SPAI vom 13.04.1955 bezüglich der deutschen Verhandlungen in Argentinien. Die A E G teilte hier ihre Enttäuschung darüber mit, dass Rastalsky und Koch übereifrig und verfrüht Erfolge mitgeteilt hätten, die noch nicht gesichert gewesen wären. Der aktuelle Stand der Verhandlungen entspräche nicht dem, was mit den DINIE-Stammhäusern vereinbart worden war. Weiterhin zöge sich alles viel zu lange hin. Diese in Buchform von Wulfestieg verfasste Untersuchung wurde von der AEGDeutschland mit Blick auf einen eventuellen Rückkauf in Auftrag gegeben und vom 14.03 bis 19.04.1955 mit Unterstützung des A E G EN-Geschäftsführers in Argentinien, Caballero, durchgeführt. Der Bericht baute auf den Informationen von Schulenburg auf. Siehe A E G , HA 0132, Bericht Dr. Wulfestieg. Die Dokumente werden nach den jeweiligen Kapitelnamen des Buches zitiert. A E G (ibid: Vorwort).

188 die DINIE-Leitung die Produktion der „Argentina" um, indem sie durch die Eigenfertigung verschiedener elektrotechnischer Erzeugnisse das Weiterleben der Gesellschaft sicherte.752 Durch die rasche Industrialisierungsforderung in Argentinien seit 1946 wurde der Import von elektrotechnischen Konsumartikeln und einfachen technischen Investitionsgütern durch heimische Produkte ersetzt. Dieser Geschäftsbereich, so der Wulfestieg-Bericht, käme dementsprechend für die AEG nicht mehr in Frage.753 Die alte technische Organisation, die in erster Linie als Importgeschäft existierte, könnte nicht in dieser Form fortgesetzt werden. Trotzdem argumentierte Wulfestieg gegen einen Rückzug aus dem argentinischen Markt. Die AEG sei seit 1913 mit ihrem Namen in Argentinien vertreten und dadurch viel zu stark mit diesem Markt verflochten, als dass sie diese wertvollen Verbindungen aufgeben sollte. Außerdem benötige Argentinien mittelfristig in der Energieerzeugung, in der Industrie und bei den Bahnen Unterstützung, was für die AEG eine wertvolle Betätigung sein könnte.754 Auf die Frage, ob die AEG eine neue Gesellschaft gründen755 oder die „Argentina" übernehmen und ausbauen sollte, argumentierte Wulfestieg folgendermaßen: Die Organisation der „Argentina" sei im wesentlichen erhalten. Der „Geist" der AEG sei vor allem im technischen Bereich aktiv. Der größte Teil der Belegschaft würde eine Übernahme begrüßen und sich dafür einsetzen. Die finanzielle Situation sei im Wesentlichen „gesund" (siehe Bilanzangaben vom 30.09.1954).756 Name und Marke seien eine Einheit geblieben: Der Firmenname „AEG" sei beibehalten und die ehemaligen Räumlichkeiten würden weiterhin benutzt. Die unter „AEG" hergestellten Erzeugnisse entsprächen im Grunde den ehemaligen AEG-Typen. 757 Der Verfasser kam schließlich zu dem Ergebnis: „Diese Momente, die keine andere ehemals deutsche Firma in Argentinien in ähnlicher Geschlossenheit und in ähnlicher relativer Unversehrtheit aufweisen kann, bedingen die Empfehlungen zu einem Rückerwerb der „Argentina" und zu ihrer Rückführung in AEG-Hände". 758

Zum Fabrikationsprogramm der „Argentina" siehe ibid, „Bericht Schulenburg" vom November 1954. Geplant war die Herstellung von: Transformatoren, Messwandlern, Ölschaltem, Trennschaltern aller Arten, Niederspannungsschaltern, Messinstrumenten und kompletten Schaltanlagen für Hoch- und Niederspannung. Ausnahmsweise wurden Reparaturen von elektrischen Maschinen durchgeführt. Durch den Erwerb der Leitungsfabrik der CESIA am 01.10.1951 wurde die Entwicklung einer Eigenfabrikation wesentlich vorangetrieben. 753

AEG, HA 0132, „Allgemeine Bemerkungen zur , Argentina'".

754

Ibid.

755

Wie etwa die SIEMENS ARGENTINA SA, die seit 1951 in Argentinien tätig war und gegen eine Lizenzgebühr Namen und Marken der ELECTRODINIE nutzen konnte. Die Siemens AG hatte sich gegen einen Ausbau der ELECTRODINIE entschieden, da ihre alte Organisation nur noch in Bruchteilen existierte.

756

Die DINIE argumentierte sogar, die „Argentina" stünde besser da als ihre Vorgängerin. Dagegen siehe AEG, HA 0132, Meinung Wulfestieg im Kapitel „Bemerkungen zu den Erfolgsausweisen der nationalisierten Unternehmungen - vor allem der ,Argentina'".

757

Die fremdgekauften und vertriebenen Produkte trugen nicht den AEG-Namen.

758

AEG, HA 0132, ibid.

189 Daten über die Gesamtbilanz der AEG EN zum 30.09.1954: 759 -

Anlagevermögen: 3,4 Mio. Pesos Umlaufvermögen: 15,3 Mio. Pesos Barvermögen: 1,4 Mio. Pesos Forderungen: 18,9 Mio. Pesos Rechnungsabgrenzung: 1,3 Mio. Pesos Gesamt: 40,8 Mio. Pesos Gesamtumsatz: 44,5 Mio. Pesos 760 Gesamtselbstkosten: 33,6 Mio. Pesos Bruttoertrag: 10,9 Mio. Pesos Nettogewinn im Geschäftsjahr 1953/54: 5,4 Mio. Pesos

Ein zusätzliches Argument für den baldigen Rückkauf der Gesellschaft war die Belegschaft. Die sogenannten „treuen" Belegschaftsmitglieder, meistens Deutsche oder Deutschstämmige, standen zum größten Teil kurz vor der Pensionierung. Mit diesen wertvollen Arbeitskräften würde die „Argentina" einen großen Teil an „geistigen" und fachlichen Stützen verlieren. Im April 1955 betrug die Gesamtbelegschaft der „Argentina" 515 Mann 761 , davon waren 230 im technischen Bereich und 285 im Verwaltungsbereich tätig. 762 Die „Argentina"-Leitung war wie folgt gegliedert: 763 -

Geschäftsführer: Manuel J. Caballero (Argentinier) Administration, Personal und Buchhaltung: N.N. (Argentinier) Technische Abteilung: Dipl.-Ing. Roberto Schottenheim (Deutscher) Verkauf/Einkauf: N.N. (Argentinier) Werkstätte Calle Independencia: Dipl.-Ing. Theodor Müller (Deutscher) Hauptlager Calle Independencia: Sur (Deutscher) Fabrik (Drahtfabrik) Villa Ballester: Klaudan (Deutscher) Neue Werkstätten Calle Crespo : Dipl.-Ing. Theodor Müller (Deutscher) AEG-Rosario: Schweimer (Deutscher) Ibid, „Gesamtbilanz der ,Argentina' per 30.09.1954". Das Stammkapital der Firma belief sich auf sechs Mio. Pesos. In einem Bericht der SPAI über die AEG EN vom 21.09.1954 wurden die DINIE-Investitionen in die „Argentina" mit 6,2 Mio. Pesos angegeben. Vgl. AEG, Juristisches-Büro 0244, Bericht AEG. Zahlen werden gerundet. Für das Geschäftsjahr 1945 hatte die AEG SA eine Fakturierung von 4,8 Mio. Pesos. Vgl. AEG, Juristisches-Büro 0357, Memorandum der AEG zum Thema „Aktueller Stand der Verhandlungen vom 15.09.54", darin Anlage 3, Zahlenangaben über die AEG vom 30.06.1954. Davon waren 45 deutsche Staatsangehörige, ca. 20 Deutsche hatten bereits die Firma verlassen. AEG, Juristisches-Büro 0357, Belegschaftslisten und Belegschaftsfragen. 1945 betrug die Anzahl der Beschäftigten in der AEG SA 251. Siehe dazu ibid, Memorandum der AEG zum Thema „Aktueller Stand der Verhandlungen vom 15.09.54" darin Anlage 3, Zahlenangaben über die AEG vom 30.06.1954. AEG, HA 0132, „Kurze Vorgeschichte der AEG EN".

190 Wie wir der Auflistung entnehmen können, waren die leitenden Verwaltungsposten von Argentiniern, die technischen Posten von Deutschen besetzt.764 Die Pensionierung betraf beispielsweise Schottenheim, den Leiter des technischen Büros, sowie fünf weitere deutsche Ingenieure seiner Abteilung. In der technischen Abteilung waren somit keine erfahrenen AEG-Ingenieure mehr beschäftigt. Neue technische Fachkräfte in Argentinien zu finden, stellte ein großes Problem dar, da nach argentinischen Schätzungen der argentinische Markt nur etwa 70% des Bedarfs an ausgebildeten Kräften decken konnte.765 Die Sprache war ein zusätzliches Problem. Durch die Anstellung von argentinischen Ingenieuren wäre der Schriftverkehr mit Deutschland, vor allem in wichtigen technischen Fragen, nur durch Übersetzungen möglich gewe-

Nach Darstellung des damaligen Zustands und der Probleme der „Argentina" stellt Wulfestieg Überlegungen über ihren zukünftigen Beitrag zur Elektroindustrie Argentiniens an. Anschließend wird eine Liste der Konkurrenzfirmen sowie die gesamte Produktionspalette mit Mengenangaben und Erweiterungsmöglichkeiten vorgestellt.767 Danach sollte sich die neue „Argentina" an folgenden Gesichtspunkten orientieren:768 -

Produktionssteigerung im Rahmen der bestehenden Fertigung, mit Steigerung der Qualität, Typenerneuerung und -modernisierung auf den Standard der AEG-Fertigung, mit Steigerung der Qualität und Sinnvolle Ergänzung und Erweiterung des Programms durch Einfuhrung von fertigungsähnlichen „benachbarten" Produkten.

Diese Rollenverteilung fand man in allen von der DINIE geführten ehemaligen deutschen Betrieben, eine Tatsache, die einen erheblichen Aussagecharakter besitzt in Bezug auf den Qualifizierungsgrad und das Know-how der deutschen Techniker im Vergleich zu den argentinischen. Ohne Beibehaltung der deutschen Techniker hätte die DINIE in der Form nicht weiterfunktionieren können. Die AEG E N ist nur ein Beispiel dafür. AEG, HA 0132, „Kurze Vorgeschichte der AEG EN". Ibid, „Allgemeine Bemerkungen zur ,Argentina'". Ibid, Bericht Wulfestieg, „Übersichtsblätter über die augenblickliche Fertigung der ,Argentina'" (Stand März 1955) und „AEG-Vorschläge für eine zukünftige Produktionserweiterung in zwei Aufbaustufen" sowie „Blätter über zusätzliche Erzeugnisbereiche, die für Argentinien interessant [...] werden könnten". Als Produkte waren vorgesehen: Regeltransformatoren, Relo-Regler, Anlass-Transformatoren, Bi-Zeigerthermometer, ölarme Strömungsschalter bis Reihe 30, Niederspannungs-Hochleistungs-Sicherungen, Mess-, Steuer- und Signalwesen, Kondensatoren, Fernantriebe für Ölschalter und ölarme Strömungsschalter, elektrische Glühöfen, Öl-Schaltwalzenanlasser, Selbstanlasser, kleine Schnellregler, Feldschwächungsautomaten, Bremslüfter, Endschalter und Gs-Bahnmotoren. Ibid, „Allgemeine Ausführungen über die Elektroindustrie Argentiniens". Siehe auch „Beiblatt über Konkurrenzfirmen" Darin wurde u.a. die ELECTRODINIE EN aufgeführt.

191 Einen interessanten Aspekt bietet der Anhang zu diesem Bericht, in dem über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen der AEG und der HAMAC GmbH in Argentinien berichtet wird. Die HAMAC SRL wurde im September 1947 in Buenos Aires gegründet mit dem Ziel der Konstruktion und Fabrikation von elektrischen Maschinen und ähnlichem Elektromaterial für den Import und Export. Im Mai 1954 wurde sie in HAMAC SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL umgewandelt, welche die Geschäfte der Firma HAMAC GmbH fortsetzen sowie ihre Aktiva und Passiva, Rechte und Verpflichtungen übernehmen sollte. Ihr Gesellschaftskapital lag bei 1,5 Mio. Pesos. Vorsitzender der Gesellschaft war Hellmann, Direktoren waren Schulenburg769 und Bierkamp, Syndikus war Schenzle. Hellmann brachte die mögliche Eingliederung der HAMAC SA in die AEG ins Gespräch, da das Programm der HAMAC stark mit dem Programm der AEG übereingestimmt hätte. Außerdem wäre eine empfindliche Konkurrenzfrage dadurch gelöst gewesen.770 Hellmann schlug der AEG daher eine Zusammenarbeit von AEG EN und HAMAC SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL in Argentinien vor.771 Im August 1955 einigten sich die argentinische Regierung und die SPAI-Vertreter auf einen Rückerwerb der DINIE-Firmen für eine Summe von 580 Mio. Pesos plus zusätzlicher Investitionen seitens der Mutterhäuser in Höhe von 22 Mio. US$. Durch den Sturz Peróns im September dieses Jahres wurde der Rahmenvertrag nicht mehr beidseitig unterschrieben.772 Die DINIE wurde von der Lonardi-Regierung unter Kontrolle gestellt und der Ingenieur Vaquer zum Kontrolleur ernannt. Bei seiner Amtseinführung im Oktober 1955 hielt Industrieminister Morixe eine Ansprache, in der er Folgendes betonte: „Die Rückübertragung oder der Wiedererwerb der ausländischen Firmen, die einen Teil der DINIE bilden, durch ihre früheren Eigentümer wird [...] Gegenstand eines eingehenden Studiums sein. [...] Grundgedanke der Regierung ist, dass die staatliche Tätigkeit auf industriellem Gebiet nur die unerlässliche Ergänzung der Privatinitiative ist [...]".773 Nach der DINIE-Intervention und der anschließenden Interdiktion von sieben deutschen Nachkriegsgründungen empfahl Siebrecht (AEG-Vertrauter in Buenos Aires) der AEG dringend, Kontakt zur neuen Regierung aufzunehmen. Er war der Ansicht, die Hauptverhandlung sollte sich auf die deutsche Botschaft verlagern, da die SPAI-

Ehemaliger Mitarbeiter der, Argentina". Die HAMAC SRL wurde in der Liste der Konkurrenzfirmen aufgeführt. AEG, HA 0132, Anlage zum Hauptbericht, betr. Frage der Hamac GmbH beziehungsweise Hamac AG in Umbildung. Zu einer gemeinsamen Gründung der AEG und der HAMAC GmbH kam es jedoch nicht. Kap. IV.3 sowie Text der Grundsatzbestimmungen in: AEG, Juristisches-Büro 0244, 4. Entwurf der „Grundbestimmungen für die Überführung der zum DINIE-System gehörenden Unternehmen" vom 19.08.1955. Mitte September hatten bereits alle Stammhäuser den Vertrag unterschrieben, als die Regierung gestürzt wurde. AEG, Juristisches-Büro 0242, Übersetzung der Ansprache des Industrieministers vom 03.10.1955.

192 Rechtsanwälte Rastalsky und Koch möglicherweise politisch belastet seien.774 Seit Ende des Jahres 1955 wurde der Briefwechsel zwischen Siebrecht (seit 1956 Delegado Oficial de la AEG in Buenos Aires) und der AEG immer reger. Siebrecht setzte sich für Einzelverhandlungen der AEG über eine mögliche Rückgabe ein. Die SPAI wiederum wollte unbedingt an einer Globallösung festhalten, weswegen die AEG Siebrecht um Diskretion bat. Siebrecht mahnte bei der AEG an, sich trotzdem auf Einzelverhandlungen vorzubereiten und brachte immer wieder das Gespräch auf die SPAI-Rechtsanwälte. Diese waren seiner Meinung nach nicht die Geeignetsten, um die Verhandlungen fortzuführen, und man sollte sich überlegen, ob eine Beendigung der Zusammenarbeit nicht die bessere Lösung wäre.775 Trotz Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der neuen Regierung und der Entsendung des Vertreters des Bundesministeriums für Wirtschaft, Rohdewald, wurden Mitte 1956 keine Fortschritte bei den Verhandlungen erzielt.776 Mit den Gesprächsrunden um den Pariser Club in Bonn seit September 1956 rückte die SPAI immer näher an das AA und an das Bundesministerium für Wirtschaft heran. Es wurde schnell deutlich, dass zwischen dem Beitritt Deutschlands zum Pariser Club und der Rückgabe des Altvermögens ein Zusammenhang hergestellt werden sollte. Siebrecht schrieb im gleichen Monat erneut an die AEG-Export-Abteilung und riet ihr, endlich mehr Druck auf die Bundesbehörden auszuüben. Der DINIE-Komplex sollte außerdem seiner Meinung nach nicht mit den Interdiktionen gekoppelt werden. Sein Motto lautete: „Erst Rückgabe der Marken und Firmennamen, dann weitere Verhandlungen"!777 Die AEG-Export-Abteilung verfasste daraufhin einen Text, der unmissverständlich die „einmalige Chance" einer Kopplung von Schuldenregelung und Altvermögen betonte und die Bundesregierung dazu aufforderte, unter keinen Umständen diese Chance vergehen zu lassen.7 8 Nach einer Sitzung der SPAI mit Daniel vom Bundesministerium für Wirtschaft, der die Argentiniendelegation für Ibid, Brief Siebrecht an AEG-Export-Abteilung vom 23.11.1955. Die Vollmachten Rastalskys und Kochs wurden von der SPAI nicht verlängert. Ibid, Brief Siebrecht an die AEG-Export-Abteilung vom 23.01.1956. Vgl. auch Memorandum Siebrecht vom 23.02.1956 betr. Endgültige Verfugung über die AEG SA. Darin erfahrt man, dass die AEG mit der Unterzeichnung des Rahmenvertrages im September 1955 eigentlich nicht einverstanden war, da diese Vereinbarung ihrer Auffassung nach weder gerecht und moralisch sei noch den Interessen Deutschlands entspreche. Ibid, Brief Siebrecht an die AEG vom 08.06.1956 betr. Allgemeine Lage. Die Verzögerungen innerhalb der Verhandlungen ergaben sich u.a. aus einer Neuordnung der argentinischen Ministerien. Außerdem verteilten die DINIE-Mitarbeiter Handzettel gegen die Rückgabe der DINIE-Firmen. Im Text dieser Zettel wird behauptet, die deutschen Unternehmen seien damals reine Vertriebsgesellschaften gewesen, die den argentinischen Fortschritt gebremst hätten. Abschrift in ibid. AEG, Juristisches-Büro 0243, Brief von Siebrecht an die AEG-Export-Abteilung vom 18.09.1956. Im weiteren Briefwechsel mit der AEG kritisierte Siebrecht die „lahme" Haltung der SPAI und der Bundesbehörden. Die Bundesregierung wolle eine Delegation zu Rückgabeverhandlungen nach Argentinien schicken, statt dies mit der Schuldenregelung und dem Pariser Abkommen zusammen zu verhandeln. Ibid, Aktennotiz AEG-Export-Abteilung vom 25.09.1956.

193 weitere Altvermögensverhandlungen leiten sollte, kam zum Ausdruck, dass die Bundesregierung dieses Junktim nicht um jeden Preis halten würde.779 Die AEG-ExportAbteilung setzte sich deshalb energisch für ein „hartes" Durchgreifen der Bundesrepublik ein und fügte als Argument hinzu: „Das Erfordernis einer harten Verhandlung über die argentinischen Moratoriumswünsche kann auch dadurch nicht weggeräumt werden, dass die Bundesregierung glaubt, auch die Wünsche anderer InteressentenGruppen vertreten zu müssen; denn die deutschen Stammhäuser der DINIE-Firmen kommen in erster Linie als Träger der deutsch-argentinischen Handelsbeziehungen in Frage".780 Anfang 1957 kam Bewegung in die Angelegenheit.781 Eine argentinische Delegation führ im April nach Bonn, um die Verhandlungen fortzusetzen. Von deutscher Seite wurden sie von Daniel geführt. Bereits im Januar schickte ihm die AEG - Juristisches Büro einen Brief über den Umfang des AEG-Vorkriegsvermögens in Argentinien:782 1. Geschäftskapital der argentinischen Vorkriegsgesellschaft Das vom Mutterhaus voll eingezahlte Gesellschaftskapital der AEG SA betrug zwei Mio. Pesos. Diese Summe befand sich zu 100% in den Händen der AEG. 2. Verbindlichkeiten der argentinischen Vorkriegsgesellschaft Die Verbindlichkeiten bei der Enteignung waren der AEG nicht bekannt. Nach einer Junta-Bilanz vom 31.08.45 betrugen sie 427.870 Pesos. Nach der DINIE-Übergabebilanz vom 30.11.47 betrugen sie 1,9 Mio. Pesos. Die „feindlichen Gläubiger" waren zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

Daniel argumentierte, er könne nicht nur die Interessen der DINIE-Mutterhäuser vertreten. AEG, Juristisches-Büro 0243, Aktennotiz AEG-Export-Abteilung vom 25.09.1956. Der Realwert des DINIE-Vermögens wird mit 1,5 Milliarden Pesos (ca. 220 Mio. DM) angegeben. U.a. änderte der argentinische Finanzminister Blanco seine unnachgiebige Haltung gegenüber der Rückgabe von deutschen Unternehmen. Der Grund war die unbedingte Notwendigkeit, einen Kredit der Eximbank von 60 Mio. US$ für den Bau eines Stahlwerkes in der Provinz Buenos Aires, San Nicolás, zu erhalten. Dieser Kredit war unter der Auflage gewährt worden, dass der Kreditempfänger 40% der nötigen Materialien beschaffen müsse. Für die Erfüllung dieser Auflage kam nach argentinischer Sicht nur Deutschland in Frage. Vgl. ibid, Brief von Siebrecht an die AEG-Export-Abteilung vom 26.10.1956. Ibid, Brief der AEG, Juristisches-Büro, an Daniel vom 18.01.1957.

194 Überblick über die sogenannten Feindpassiva: In einem Brief der AEG-Export-Abteilung an den AEG-Juristisches-Büro vom 24.01.1957 wurden folgende Angaben gemacht (in Pesos): 783 Debitoren TL SSCh OSRAM QSch WYF GYB MERCK SESGO UBA Gesamt

Betrag 44,20 15.245,74 61.513,40 1.258,46 42,00 26,72 173,53 557,16 118,90 78.980,13

Kreditoren SSch OSRAM TL SYM CREFIN

Gesamt

Betrag 1.391,46 4.505,00 295,89 28,00 289,80

6.510,15

3. Warenzeichen Das Warenzeichen „AEG" war in alle Warenklassen eingetragen worden. 784 Die Eintragungen waren meistens 1940 beziehungsweise 1941 von der AEG SA vorgenommen und zehn Jahre später von der DINIE erneuert worden. 1950 wurde zwischen der AEG und der „Argentina" ein Abkommen abgeschlossen, wonach die „Argentina" für ein Jahr die offizielle Vertretung der AEG in Argentinien übernahm. Dieser Vertrag wurde nicht verlängert. Zusätzlich zum Warenzeichen „AEG" hatte die damalige AEG SA Anrecht auf folgende Marken in Argentinien gehabt: 785 Titel Anexa Becon Beconex Furniculus Gea Gealit

Klasse 20 4, 20 20 14, 20 5 20

Titel Santo Savas Telefiinken Vampyr Luna Mignon

Klasse 14, 20 20 6, 12 14 20 18

AEG, Juristisches-Büro 0243, Brief der AEG-Export-Abteilung an das AEG-Juristisches-Büro vom 12.03.1957 betr. Feindpassiva. Die Zahlen ergeben sich aus einer Bilanz vom 31.12.1945. Diese Tabelle ermöglicht einen Blick auf die geschäftliche Verflechtung der deutschen Unternehmen untereinander. Nach dem argentinischen Warenzeichengesetz gab es 25 Warenklassen. Die Marke „AEG" wurde 1929 erstmalig beantragt und 1930 bewilligt. Im November 1957 hatte die AEG Forderungen bezüglich des AEG-Warenzeichens in den Klassen 1-25 gestellt. AEG, Juristisches-Büro 0191, Abschrift AEG EN, Títulos de marca. Diese wurden von der DINIE alle zwischen 1948 und 1956 für zehn Jahre erneuert.

195 Titel Gremio Hobby Klangfilm Novotext

Klasse 4, 14 14, 20 6, 20 (2x) 3,5

Titel Geatex AEG (Paraguay) Telefunken (ibid.) Eifa (Perú)

Klasse 20 14, 20 20 20

4. Buchwert und Marktwert der argentinischen Vorkriegsgesellschaft Für den Enteignungszeitpunkt gab es keine Angaben. Nach der DINIE-Übernahmebilanz vom 30.11.1947 beliefen sich die Aktiva der Gesellschaft auf ca. neun Mio. Pesos. Nach Abzug der Passiva ergab sich ein Buchwert von sieben Mio. Pesos. Nach der damaligen Ertragslage der Gesellschaft wurde ihr Wert von der AEG mit neun bis zehn Mio. Pesos veranschlagt. Nach einer DINIE-Bilanz vom 30.06.1954 ergab sich schätzungsweise ein Zeitwert von 12,5 Mio. Pesos. 5. Neuinvestitionen der AEG EN nach der Beschlagnahme Nach der DINIE-Bilanz vom 30.6.1954 betrug der Zuwachs des Anlagevermögens (nach den Werten vom 31.08.1954) etwa 2,7 Mio. Pesos. Nach einer Neubewertung des Anlagevermögens 1953 wurde der Wert der Neuinvestitionen von der AEG auf eins bis zwei Mio. Pesos geschätzt. 6. Sonstige Vorkriegsvermögenswerte in Argentinien Die AEG besaß eine 29,54%ige Beteiligung an dem Grundkapital der Firma SEMA. Dieses betrug fünf Mio. Pesos. Nach diesem Beteiligungsverhältnis hatte sie Anspruch auf einen Teil des Verkaufserlöses des 1944 für 19 Mio. Pesos an die Dirección Nacional de Fabricaciones Militares verkauften Fertigungsbetriebs der SEMA. Dieser Anteil betrug also 5,7 Mio. Pesos. Außerdem hatte sie Forderungen an die SEMA von 632.803 Pesos und 2.189 RM sowie an den BANCO GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD von 146.993 Pesos. Für jede einzelne zu versteigernde Firma wurde ein kurzer Bericht verfasst. 786 Darin ist einiges über das Eigentum der AEG EN in Buenos Aires zu erfahren. Dieses bestand aus der Werkstatt und dem Lager in der Calle Independencia 3274, einer Fabrikniederlassung in der Calle Crespo 3040 und einem Fabrikgebäude für elektrische Leitungen in Villa Ballester (Colegio Militar 7). In der Stadt Rosario besaß die AEG EN eine Zweigstelle in der Calle Entre Rios 462. Die CESIA war bereits 1951 in die AEG EN eingegliedert worden. Die SEMA besaß noch ein Grundstück im Bezirk San Martin. In einer Aktennotiz der AEG-Export-Abteilung vom Februar 1957 findet man einen interessanten Hinweis zu den Absichten der AEG, sich wieder in Argentinien zu etablieren. Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt keine definitive Rückgabe zustande kam und die Verhandlungen sich immer weiter verzögerten, beabsichtigte die AEG-ExportIbid, República Argentina, Venta de empresas ex alemanas, Buenos Aires 1958.

196 Abteilung, eine neue Niederlassung in Argentinien zu eröffnen. Sobansky von der Export-Abteilung sollte deshalb bald nach Argentinien reisen und sich mit Siebrecht in Kontakt setzen. Man hoffte, dass mindestens die gewerblichen Schutzrechte zurückgegeben werden würden. 787 Im Mai 1957 schrieb Siebrecht an die AEG, eine Rückgabe der Markenzeichen und Patente wäre durchaus möglich, jedoch politisch gegenüber der DINIE schwer zu vertreten. Nachdem Präsident Frondizi den DINIE-Mitarbeitern ein Kaufrecht eingeräumt hatte, kam es schließlich im Juni zu einer Einigung: Marken und Patente wurden bedingungslos zurückgegeben, die Unternehmen versteigert. Die Mandate von Koch und Rastalsky wurden daraufhin nicht mehr verlängert. Ab diesem Zeitpunkt sollte die neue Deutsch-Argentinische Kommission die Interessen der Firmen vertreten. Die Elektro- und Chemieindustrie wählte den Siemens-Mitarbeiter von Vietinghoff als Mitglied der gemischten Kommission. Für die deutsche Seite wurden außerdem Rastalsky, der die Bau-, Stahl- und Eisenindustrie vertrat, und Eppens, der für die Jwnta-Interessen zuständig war, ernannt. B)

Die Rückgabe

Über die kostenlose Rückgabe der Markenzeichen und Patente teilte Siebrecht der AEG im November 1957 mit, sie solle eine Liste mit den Marken, die sie zurück haben wollte, nach Argentinien schicken. Der Patentanwalt Juan Muchall sollte vor Ort behilflich sein. Für den Firmennamen AEG würde eine Bescheinigung des deutschen Patentamts in München oder des Berliner Handelsregisters notwendig sein, aus der hervorging, dass der Firmenname identisch sei mit dem, der zurückgegeben werden sollte. 7 8 Im Februar 1958 konnte Muchall der AEG-Patentabteilung brieflich mitteilen, dass die in Argentinien beschlagnahmten AEG-Warenzeichen freigegeben worden seien. Es handelte sich um insgesamt 33 argentinische, ein peruanisches, ein uruguayisches und zwei paraguayische Zeichen. 78 Auch der Firmenname AEG wurde zurückgegeben. 790 Offen war noch die Rückgabe der Warenzeichen „Becon", „Beconex", „Gea" und „Gealit", unter anderem wegen der Verwechslungsmöglichkeit mit anderen Warenzeichen.

AEG, Juristisches-Büro 0243, Aktennotiz der Exportabteilung vom 20.02.1957 betr. AEG-Vermögen in Argentinien. AEG, Juristisches-Büro 0191, Brief von Siebrecht an die AEG vom 27.11.1957 betr. Rückgabe von Namen und Marken. Vgl. auch ibid, Rundschreiben des Markenverbandes e.V. an die deutschen Firmen vom 09.12.1957 betr. Deutsche Altwarenzeichen in Argentinien. Ibid, Brief von Muchall an das AEG-Patentabteilung vom 20.02.1958 betr. Freigabe der vom argentinischen Staat beschlagnahmten Warenzeichen ihrer Firma. Muchall teilte der AEG mit, die Gründung einer neuen Gesellschaft in Argentinien sei eine Voraussetzung für die Nutzung des Firmennamens. Die Art der Gesellschaft sei offen. Sie sollte im Handelsregister eingetragen werden und die Rechtspersönlichkeit beantragen.

197

Hinsichtlich der Versteigerung der AEG EN und der Möglichkeit, die Firma zu besichtigen und zu bewerten, bevollmächtigte das Mutterhaus folgende Personen:791 -

Augusto Siebrecht, Buenos Aires (Besuchsangelegenheiten), Carlos Schenzle, Buenos Aires (Studien zur Wertschätzung), Odo Walther, Frankfurt/Main (ibid.), Kurt Krause, Kassel (Studien zum technischen Stand), Manfred Sobansky, Buenos Aires (allgemeine Studien, unter anderem Feststellung des Umlaufvermögens und der Verbindlichkeiten) und Kurt Schubert, Frankfurt/Main (Studien zur allgemeinen Situation der DINIEFirmen)

Kurz nachdem die Besichtigungen von DINIE-Unternehmen durch die Mutterhäuser abgeschlossen waren, teilte die AEG der SPAI mit, sie hätte vorerst kein Interesse am Rückkauf der AEG EN, weswegen sie kein Kaufangebot abgeben würde. Sie hatte selbstverständlich Interesse an einer Quote des Versteigerungserlöses, doch wollte sie ihre alte Tochtergesellschaft nicht unbedingt zurückerwerben.792 Bei der Bewertung der Verkaufsobjekte gab es Schwierigkeiten. Das Bewertungsgutachten des deutschen Gutachters Schenzle divergierte sehr stark von dem der Berisso-Kommission. Für die AEG hatte Schenzle einen Basispreis von 19,4 Mio. Pesos veranschlagt, die Berisso-Kommission dagegen 39,7 Mio. Pesos, also mehr als das Doppelte. Bei der SEMA gab es auch erhebliche Differenzen. Schenzle kam auf einen Basispreis von 37,1 Mio. Pesos, die Berisso-Kommission dagegen auf 40,9 Mio. Pesos. Bei der CESIA hielten sich die Differenzen in Grenzen; während Schenzle vier Mio. Pesos veranschlagte, kam die Berisso-Kommission bei ihrer Bewertung auf 3,8 Mio. Pesos.793 Da der Versteigerungstermin fiir die AEG und die CESIA bereits für den 25.06. feststand, sollten sich beide Parteien, was den Basispreis beider Firmen betraf, rasch einigen. Ende Juni fanden die ersten Versteigerungen statt. Der gesamte Basispreis der DINIE-Firmen ergab eine Summe von einer Milliarde Pesos. Nach argentinischer Schätzung hatten die DINIE-Firmen einen Wert von knapp 1,4 Milliarden Pesos. Wie diese Unterschiede entstanden und wie es letztendlich zu einer Einigung kam, war nicht genau zu ermitteln. Es stand aber fest, dass ein höherer Preis für die DINIE-Betriebe mehr in die argentinischen Kassen bringen würde. Da die DINIE

AEG, Juristisches-Btiro 0191, Brief Versteigerungskommission vom 10.01.1958.

der

AEG

an

die

argentinische

Ibid, Brief der AEG an die SPAI vom 28.04.1958. Obwohl der Wulfestieg-Bericht vom Frühjahr 1955 zu einem Rückkauf des alten Unternehmens riet, zog sich für die AEG die Rückgabe ihrer alten Tochtergesellschaft zu sehr in die Länge. Bereits Anfang 1957 spielte die AEG mit dem Gedanken, eine neue Niederlassung zu eröffnen, sobald ihre Firmennamen und Markenzeichen zurückgegeben worden wären. Weshalb die AEG ihre Meinung in dieser Hinsicht verändert hat, ist nicht genau nachzuvollziehen. Wahrscheinlich befanden sich ihre alten Betriebe in einem desolaten Zustand, so dass es für sie sinnvoller war, eine neue Gesellschaft zu gründen. Zusätzlich war bis zu diesem Zeitpunkt der größte Teil ihres wertvollen Personals bereits ausgeschieden. Ibid, Brief der AEG an die SPAI vom 12.05.1958 betr. Bewertungs-Gutachten.

198 jedoch die meisten Firmen erwarb, war der von den Deutschen ermittelte Basispreis doch für sie von Vorteil. Abbildung 4:

Öffentliche Ausschreibung der AEG EN

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Quelle:

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Quelle:

Schering, B6, 0149.

Nach der Versteigerung von beiden Gesellschaften (QSch und LQB) zum Wert von 17,2 Mio. Pesos stand der Schering AG ein Vermögensanteil von 94% zu, also 16,2

215 Mio. Pesos. Nach einem Preisnachlass von 10% bei Baranzahlung sollte die Schering AG für den Kauf beider Firmen 15,8 Mio. Pesos bezahlen und davon 14,9 Mio. Pesos zurückbekommen. Nach Abzug der Altpassiva, auf knapp fünf Mio. Pesos geschätzt, 870 waren ca. 10 Mio. zu verteilen. Die gemeinsamen Kosten, die vom argentinischen Staat verlangt wurden, reduzierten diese Summe auf etwa die Hälfte. In einer Erklärung an die CAA vom 9.02.1960 gaben sich die beiden Vertreter der Transpharm AG, Walter Eberhard und Margrit Gürtler, mit der Rückgabesumme (leider nicht benannt) für die ihnen gehörenden Vermögensanteile der QSch zufrieden. Der Erklärung nach verpflichtete sich die Transpharm auf die Investition dieser Summe in Argentinien. 87 Aus einem Schreiben der Schering AG an die Transpharm vom August des gleichen Jahres erfahren wir, dass die 396 Aktien der QSch an die SCHERING ARGENTINA SA ausgehändigt worden waren. 872 Tabelle 21: Abrechnung der CAA über den Verkaufserlös der QSch und des LQBs vom 08.10.1963 Position Verkaufspreis Deutscher Anteil (94%) Abzüglich Interner Ausgleich Altpassiva Bruttoerlös Abzüglich Anteil gemeinsame Kosten Beteiligung des arg. Staates Honorarforderungen und Spesen/Unvorhergesehenes Nettoerlös Bisherige Ausschüttungen

In Mio. Pesos 15,8 14,9 1,0 3,9*" 10,9 2,1 1,8 o,8>"4 6,2 4,8

Die Altpassiva (Altverbindlichkeiten) der QSch EN wurden von der SPAI in Höhe von 4.927.000 Mio. Pesos berechnet, der QSch gehörten davon 4.872.529 Pesos, dem LQB 54.557 Pesos. Vgl. Brief der Schering AG an die SCHERING ARGENTINA vom 03.08.1960 in Schering, B6/0124, Teil 1. Von den Altverbindlichkeiten waren zwei Mio. Pesos ein Kredit der Schering AG an ihre damalige Tochtergesellschaft. Vgl. Brief von Anhalt und Rangnick an die CAA vom 02.09.1960 betr. Kreditforderung der Schering AG an die ehemalige QSch in Höhe von 2.098.600 Pesos wie auch unbezahlte Dividenden in Höhe von 127.600 Pesos. Schering, B6/0123, Declaración de finiquito. Ibid, Schreiben der Schering-Rechtsabteilung an die Transpharm vom 10.08.1960. Vgl. auch Schreiben von Anhalt und Rangnick an die CAA vom September 1961, damit die bis dahin getätigten Rückgaben offiziell bei der Schering AG als rechtliche Nachfolgerin der QSch und nicht bei der Transpharm AG eingehen würden, in: Schering, B6/0124, Teil 2. Daraufhin erkannte die CAA die Schering AG als offizielle Nachfolgerin der QSch an. Vgl. Erklärung vom 10.10.1961. 1,7 Mio. Pesos der Altpassiva standen anderen Firmen zu. Z.B. bekam die Voigtländer AG im Februar 1962 54.000 Pesos von der SCHERING ARGENTINA für eine nicht bezahlte Warenlieferung an die damalige QSch zurück. Vgl. Schering, B6/0135. Davon waren 225.000 Pesos Honoraransprüche des argentinischen Anwalts Velar de Irigoyen, der alle konfiszierten Finnen bei der Enteignung vertrat. Vgl. Schering, B6/0154.

216 Position Noch auszuschütten Quelle:

In Mio. Pesos 1,4

Schering, B6/0124, Teil 2. Die Zahlen wurden gerundet.

Die Schering AG bekam als erste Auszahlung für ihr Altvermögen einen Betrag von 950.000 Pesos im Juni 1960. Eine zweite Auszahlung bekam sie in Höhe von 1.163.880 Pesos im September des gleichen Jahres.875 Im Oktober 1960 erhielt die SCHERING ARGENTINA SRL eine erste Teilausschüttung in Höhe von 890.480 Pesos für die Kreditforderungen des Mutterhauses gegenüber der alten Tochtergesellschaft zurück. 876 Im Januar 1962 erfolgte die zweite Teilausschüttung in Höhe von 445.240 Pesos. 877 Im Juni des gleichen Jahres nahm die Schering AG die Summe von 813.393 Pesos in Empfang, die für Altforderungen von ehemaligen Gläubigern der QSch standen, die bis zu diesem Zeitpunkt ihre Kredite nicht reklamiert hatten. Dabei verpflichtete sich das Mutterhaus, für alle möglichen künftigen Reklamationen seitens dieser Gläubiger aufzukommen. 878 Tabelle 22: Abrechnung der CAA über die Kredite der QSch vom 08.10.1963 wie folgt Position Kredite Abzüglich Anteil an gemeinsamen Kosten, Spesen und Unvorhergesehenes Nettosaldo Bisherige Zahlungen Noch zu zahlen Quelle:

In Mio. Pesos 2,2 0,5 1,7 1,3 0,4»7*

Schering, B6/0124, Teil 2. Die Zahlen wurden gerundet.

Der Schering AG wurden somit für ihre Tochtergesellschaften in Argentinien knappe acht Mio. Pesos zurückgezahlt. 880 Von ihrem rechtmäßigen Anteil am Verkaufserlös

Schering, B6/0158, Teil II. Schering, B6/0124, Teil 2, Brief der SCHERING ARGENTINA SRL an die Schering AG vom 18.10.1960 betr. Teilausschüttung Altforderungen. Ibid, Brief der SCHERING ARGENTINA an die Schering AG vom 10.01.1962. Ibid, Erklärung vom 13.06.1962. Es handelte sich um folgende Kreditoren: ATLANTIS SA (Basel), MAISON RODOLPHE COLES SA (Brüssel) und OSLI SOCIÉTÉ COOPERATIVE (Brüssel). Zusätzlich bekam sie rund 3.000 Pesos für Kredite der QSch an Dritte zurück. In einer Aktennotiz der Rechtsabteilung vom 16.09.1965 nennt man den Betrag von 8,9 Mio. Pesos als gesamte Rückgabesumme für die Schering AG. Die Altforderungen belaufen sich dabei auf 3,7 Mio. Pesos. Allerdings wird dort betont, dass der Kaufpreis für den Erwerb der QSch von Schering zu einem besseren Wechselkurs gezahlt worden war als die Rückgabe des Erlöses. Dabei entstanden erhebliche Differenzen zu Ungunsten von Schering. Vgl. Schering, B6/0I60. In einem Schreiben der Schering AG an die SPAI erfahren wir, dass diese noch DM 627,35 vom SPAI-Sonderkonto zurückbekäme. Vgl. ibid.

217

in Höhe von knapp 15 Mio. Pesos bekam sie etwa die Hälfte zurück.881 Ob der Betrieb, den die Schering AG zurück erwarb, sieben bis acht Mio. Pesos wert war, sei dahingestellt. Die Aktiva der QSch und des LQB hatten bei der Konfiskation 5,4 Mio. Pesos (1,3 Mio. US$) betragen. Die Schering AG bekam acht Mio. Pesos zurück (166.666 US$),882 dies entsprach 12% der alten Substanz (und weniger, wenn man die Inflation des US-Dollars miteinbezieht). Trotzdem können wir für die Schering AG im Vergleich zu vielen anderen deutschen Unternehmen festhalten, dass sie in den Genuss einer vorteilhaften Rückgaberegelung gekommen war. 3. Zwischenergebnis Die zwei Fallbeispiele, die wir näher untersucht haben, zeigen interessante Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Zum einen erfahren wir durch das Einbeziehen der Firmenarchive, dass beide Unternehmen vor Ort Vertrauensmänner hatten, die beratend mit den Mutterhäusern ständig in Kontakt standen. Diese Vertrauensmänner waren in der Regel ehemalige Mitarbeiter, die durch die Konfiskationsmaßnahmen ihre Posten verloren hatten, sich aber weiterhin in Argentinien aufhielten und für die alten Arbeitgeber engagierten. Es handelte sich um wichtige Personen, die die spanische Sprache beherrschten und über ein Kontaktnetz verfugten. Außerdem kannten sie sich ausführlich mit den Gegebenheiten des argentinischen Marktes aus und konnten somit den Mutterhäusern bei ihren Planungen für die verstaatlichten Tochtergesellschaften behilflich sein. Dies bestätigt wiederum den Eindruck, dass, obwohl die SPAI als rechtliches Konstrukt sehr wichtig war, die Mitarbeit zwischen den deutschen Mutterhäusern und den SPAI-Rechtsanwälten nicht immer reibungslos verlief. Es war klar, dass sowohl Rastalsky als auch Koch niemals die Interessen jedes einzelnen der zahlreichen Mutterhäuser vertreten konnten und eher für die politischen Verhandlungen eingesetzt werden sollten. Für die Analyse des argentinischen Marktes und des technischen Standes der DINIE-Betriebe sowie für die Bewertung der Tochtergesellschaften verfügten die Unternehmen immer über eigene Informanten. Die Unterschiede zwischen Schering und der AEG zeigen sich gerade bei den Versteigerungen. Während Schering ihre alte Tochtergesellschaft zurückkaufte, verzichtete die AEG auf den Rückkauf. Der Schering-Anteil am Gesamterlös der Schering EN lag bei 94%, dies entsprach einem vorläufigen Bruttoerlös vom 16,2 Mio. Pesos. Der AEG-Anteil am Gesamterlös der AEG EN lag dagegen bei 27,5%, was einem vorläufigen Bruttoerlös von 7,5 Mio. Pesos entsprach. Unter DINIE-Verwaltung hielten beide Firmen den größten Teil ihrer Produktionspalette aufrecht, die Organisation der Betriebe schien auch erhalten geblieben zu sein. Der prozentuale Anteil am Gesamterlös war vermutlich ein wichtiger Grund für die unterschiedliche Entscheidung der Mutterhäuser.

Zufriedenheitserklärung in Schering, B6/0124, Declaración de conformidad. Im September 1965 erklärte sich die Schering AG mit der Auszahlung von argentinischen Dollar-Bonds für die restlichen Altvermögens-Forderungen einverstanden. Vgl. ibid, B6/0161. Umrechnung nach freiem Kurs von 1958.

218 Wie bereits festgestellt, eröffnete Schering 1938 eine eigene Produktionsstätte in Buenos Aires. Diese Fabrik für die Herstellung von chemischen Präparaten war damals die größte und modernste ihrer Art in Südamerika. Schering hatte die Wichtigkeit der eigenen Produktion vor Ort erkannt und ergänzte bereits vor dem Krieg das Vertriebsgeschäft durch eine eigene Herstellung. Diese Entscheidung war sehr kostenaufwendig, steigerte aber den prozentualen Anteil des Mutterhauses am Versteigerungserlös. Die neue SCHERING ARGENTINA SRL brauchte ebenfalls eine Fabrikationsstätte, um das Geschäft mit pharmazeutischen Präparaten erneut aufzunehmen. Die Auslandsabteilung des Mutterhauses betonte in einem Brief an von Igel und Werner Anfang 1958 bezüglich ihrer Kaufabsichten: „Argentinien war vor dem Krieg und wird in absehbarer Zeit wieder einer der wichtigsten Märkte für unsere Präparate sein". 883 Der Bau einer neuen Fabrik wäre sehr arbeitsintensiv und teuer gewesen. Die alte Tochtergesellschaft befand sich in einem guten Zustand und verfügte außerdem über einen relativ großen Stamm an alten erfahrenen Fachkräften. Auf dem Grundstück in der Calle Monroe gab es zusätzliche Ausdehnungsmöglichkeiten.884 Für die AEG, bei der das Vertriebsgeschäft im Vordergrund stand und die erst unter der DINIE-Verwaltung zum Teil auf die eigene Herstellung überging, lohnte sich der Rückkauf nicht. Sie hätte nur 27% der alten Substanz bekommen, die meisten „guten" Mitarbeiter waren bereits pensioniert, und obwohl die Struktur der Firma im Wesentlichen erhalten geblieben war, stellte sich für das Mutterhaus die Eröffnung einer neuen Tochtergesellschaft als interessanter heraus. So gründete die AEG im September 1958 eine neue Tochtergesellschaft in Argentinien und begann damit ihre Geschäfte in diesem Land nach dreizehnjähriger Unterbrechung noch einmal von neuem. Schering hatte sich schon zwei Jahre zuvor entschlossen, eine Gesellschaft vor Ort zu gründen. Obwohl sie als SCHERING ARGENTINA auch erst 1958 in Argentinien agieren konnte, übernahm sie ihren alten Betrieb und führte damit eine gewisse Kontinuität fort.

Schering, B6/0144, Brief vom 17.01.1958. Ibid, Brief von Werner an Schering vom 30.01.1958. Hier erfahren wir, dass die Firma MERCK sich in einer ähnlichen Ausgangslage befand und auch mit dem Gedanken eines Rückkaufes spielte. Dagegen wird die QB als ein Beispiel dargestellt, wo sich ein Rückkauf nicht lohnen würde. Die bauliche Konstruktion der alten QB wäre, so Werner, für den aktuellen Bedarf zu groß und ungeeignet, da das ganze Hoechst-Sortiment fehlen würde. Außerdem sei in der DINIE-Zeit viel unproduktives Personal „eingeschleust" worden. Zusätzlich war die QB viel stärker heruntergewirtschaftet als die QSch.

219

VII. Deutsche Direktinvestitionen in Argentinien (1945-1965) 1. Deutsch-argentinische Wirtschaftsbeziehungen nach dem Krieg Im Mai 1949 wurde der erste Handelsvertrag zwischen Argentinien und der Alliierten Militärregierung in Westdeutschland abgeschlossen.885 Diesem folgte im Juli 1950 ein Handels- und Zahlungsabkommen mit der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Der Handelsvertrag beruhte auf festgelegten Warenlisten im Wert von jeweils 123,8 Mio. US$.886 Die deutschen Einfuhren bestanden hauptsächlich aus Brotgetreide, Häuten und Fellen, Wolle, Fleisch, Futtergetreide, industriellen Ölen und Ölsaaten. Die deutschen Ausfuhren bestanden in erster Linie aus Maschinen und Motoren im Allgemeinen sowie aus Maschinen und Material für die Förderung und Raffinierung von Petroleum sowie aus Stahl- und Eisenhalbzeug (Jerofke 1993: 32). Der Abschluss des ersten Handelsvertrags sowie des darauf folgenden Handels- und Zahlungsabkommens brachte Schwierigkeiten mit sich. Deutsche Produkte, deren Markenzeichen 1945 konfisziert worden waren, konnten nicht mehr unter ihrem alten Namen in Argentinien eingeführt werden. Im September 1951 wurde der Kriegszustand zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland für beendet erklärt und damit eine erhebliche politische Barriere aufgehoben. Im Oktober des gleichen Jahres wurde eine zusätzliche Vereinbarung, die als „Zusatzprotokoll zum Handels- und Zahlungsabkommen vom 31.07.50" festgehalten wurde, abgeschlossen. Dabei wurde der Wert der Warenlisten auf jeweils 154,4 Mio. US$ erhöht.887 Der Inhalt der Listen wurde leicht verändert, die deutschen Einfuhren wurden dementsprechend erhöht, die Ausfuhren um Lieferungen von Traktoren und von Transportmaterial erweitert.888

Seit 1949 war die Alliierte Hohe Kommission u.a. für Außenhandelspolitik zuständig. Kurz darauf erhielt die Bundesrepublik Deutschland die Erlaubnis, Handels- und Zahlungsabkommen selbst auszuhandeln. Vgl. Buchheim (1990: Kap.4). Zu dem Wiederaufbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Argentinien nach dem Zweiten Weltkrieg siehe vor allem Jerofke (1993) und Schönwald (1998) sowie Martin (1966) und Waitz (1996). Diese letzten zwei Beiträge des DAIHK-Bandes, der zum 50. Jubiläum der Kammer 1966 erschien, räumen zwar sowohl politische als auch wirtschaftliche Fehler Argentiniens ein, haben jedoch alle einen kritischen Unterton bezüglich der niedrigen Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Handel mit Argentinien. Diese Kritik setzt sich in den anderen Beiträgen fort, beispielsweise bei den deutschen Investitionen (E. Alemann). Gesamtvolumen 250 Mio. US$, Swing 31 Mio. US$, siehe Schönwald (1998: 166169). Jerofke (1993: 43), sowie Schönwald (1998: 169-179). Die Einigung über die Warenlisten war nicht so problematisch wie die über die Finanzierungsangelegenheiten. Das Hauptproblem war die Ausgestaltung der Swingregelung. Schließlich wurde ein Swing von 50 Mio. US$ vereinbart. Mit der Einfuhrung des 2. Fünfjahresplanes im Jahr 1951 sollten vor allem die Landwirtschaft und die Schwerindustrie gefordert werden. Zur Industriepolitik Peröns vgl. u.a. Deligiannis/Martinez (1979).

220 Erst im November 1951 wurde durch die Unterzeichnung des „Zusatzprotokolls Nr. 2 zum Handels- und Zahlungsabkommen vom 31.07.1950" das Problem der alten Schutzrechte geregelt. Durch die Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949 und die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwei Jahre später konnte die deutsche Seite kleine Verhandlungsspielräume für die Altvermögensproblematik gewinnen. Danach sollten deutsche Waren frei von Beschlagnahmen in Argentinien eingeführt sowie deutsche Neuanmeldungen für Schutzrechte zugelassen werden. Allerdings sollten für alle Warenzeichen, die vor dem 02.07.1948 angemeldet worden waren und unter staatlicher Kontrolle standen, Einzelvereinbarungen ausgehandelt werden. Dies geschah in der Tat, und viele deutsche Firmen durften ihre Produkte in Argentinien erneut einführen, nachdem sie in der Regel eine Anzahlung von Lizenzgebühren mit der DINIE vereinbart hatten. Die Mutterhäuser belieferten in erster Linie ihre alten Tochtergesellschaften.889 Im Juli 1953 wurde das „Zusatzprotokoll Nr. 3 zum Handels- und Zahlungsabkommen vom 31.07.1950" unterzeichnet, das die Warenlisten auf einen Wert von jeweils 136,6 Mio. US$ herabsetzte. Dabei verpflichteten sich beide Länder, „alle erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, um in beiden Ländern die vorgesehenen Ein- und Ausfuhren der Waren durchzuführen". 890 Diese Absicht zeigt, dass die vorgesehenen Warenkontingente nicht einfach einzuhalten waren. Im November 1954 wurde ein neues Handels- und Zahlungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Argentinien unterzeichnet.891 Es ersetzte das Abkommen von 1950 sowie alle drei Zusatzprotokolle und sollte rückwirkend ab August 1954 in Kraft treten und für drei Jahre gültig sein. Der Warenaustausch sollte jährlich jeweils mindestens 90 Mio. US$ betragen, die Warenlisten wurden entsprechend angepasst. Im ersten Jahr wurden die deutschen Einfuhren auf 140 Mio. US$ festgelegt, wobei die Getreideeinfuhr 40% des Gesamtvolumens ausmachte. Bei der Festlegung der argentinischen Einfuhren sollten noch ausstehende argentinische Zahlungsverpflichtungen aus früheren Geschäften berücksichtigt werden. So wurde die Position „Rückstellungen für bereits erworbene Anlagegüter" auf 58 Mio. US$ festgesetzt. Die restlichen 82 Mio. US$ wurden für Industrieerzeugnisse vorgesehen, vor allem für Chemikalien, Eisen und Stahl. Für das erste Jahr wurde ein Swing von 35 Mio. US$ vereinbart.892 Bereits ein Jahr nach Unterzeichnung des dritten Handelsabkommens zwischen beiden Ländern gab es bei den Verhandlungen für die neuen Warenlisten und -mengen sowie für die Swinghöhe erhebliche Schwierigkeiten. Die argentinische Seite hatte im Vorjahr viele vertragliche Vereinbarungen nicht eingehalten. Das

Jerofke (1993: 47-59). Anhand der Schering- und AEG-Beispiele kann man diese Zusammenarbeit nachvollziehen. (Ibid: 75), er zitiert aus dem Bundesanzeiger Nr. 165 vom 28.08.1953. Bis 1954 schloss die Bundesrepublik Deutschland bilaterale Handelsabkommen mit Argentinien, Brasilien, Chile, Ekuador, Kolumbien, Paraguay und Uruguay. Jerofke (1993: 87-92), sowie Schönwald (1998: 196-198).

221 Hauptproblem lag in der eindeutig erkennbaren Zahlungsunfähigkeit.893 Die Verhandlungen wurden im September durch den Putsch gegen Präsident Perón unterbrochen. Dabei wurde auch die argentinische Absicht, den ganzen DINIE-Komplex für eine feste Summe an die deutschen Stammhäuser zu veräußern, fallen gelassen.894 Die neue Regierung brach endgültig mit dem peronisrischen Regime. Die neue Wirtschaftspolitik wandte sich von der dirigistischen Planwirtschaft Peróns ab und zielte auf eine liberale Marktwirtschaft hin. Im Oktober 1955 wurden die Verhandlungen des Voijahres über Warenlisten und andere Rahmenbedingungen mit der neuen Regierung wieder aufgenommen und abgeschlossen. Damit wurde der Handelsverkehr erst einmal fortgesetzt. Der Swing wurde auf 12 Mio. US$ festgelegt. Da die argentinische Seite diese Summe jedoch bereits im November 1955 überschritt, war die Deckung für weitere Zahlungsaufträge nicht mehr gewährleistet. Diese Situation klärte sich Ende des Jahres, als Argentinien mit Hilfe weiterer Kredite der USA ihren Saldo ausglich.895 Durch die Bildung des Pariser Clubs im Mai 1956 wurden die argentinischen Schulden bei den Mitgliedsländern konsolidiert und ein multilateraler Handels- und Zahlungsverkehr zwischen den Unterzeichnern vereinbart. Die Bundesrepublik Deutschland trat aber nicht in den Pariser Club ein, solange die Altvermögensfrage nicht geklärt und die Interdiktionen noch nicht aufgehoben worden waren. Außerdem sollten die unter Perón abgeschlossenen Traktorenlieferverträge gekürzt werden. Schließlich akzeptierte die argentinische Seite die deutschen Forderungen und beschloss die Rückgabe des Altvermögens. Mit dem Notenwechsel vom November 1957 trat die Bundesrepublik Deutschland dem Pariser Club bei. Im gleichen Monat wurden die Traktorenlieferverträge aufgelöst. Gleichzeitig wurde in Argentinien die Regelung der unter Interdiktion stehenden deutschen Firmen angekündigt. Der bilaterale Handelsvertrag vom August 1954, der drei Jahre später abgelaufen wäre, wurde bis zum Abschluss der Verhandlungen im November verlängert. Das neue Handels- und Zahlungsabkommen basierte auf den Vereinbarungen vom Mai 1956 in Paris. Der Beginn des neuen Zahlungsverkehrs wurde bis Januar 1958 festgelegt und dabei das Handelsvolumen vereinbart. Der konsolidierte Betrag der argentinischen Handelsschuld gegenüber der Bundesrepublik Deutschland wurde nach dem Stand vom 30.06.1957 auf knapp 100 Mio. US$ festgeschrieben. Diese Summe sollte in festgelegten Raten zum jeweiligen Quartalsende abbezahlt werden. Die letzte Ratenzahlung war für den 30.09.1965 vorgesehen (Jerofke 1993: 142-145). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen der Nachkriegszeit durch die Anpassung an die jeweiligen Verhältnisse Argentinien hatte zur Jahreswende 1953/54 einen Passivsaldo von 40 Mio. US$. Vgl. Schönwald (1998: 190-198): „Verantwortlich für diese Entwicklung war Argentinien". Die Bundesrepublik Deutschland war zu diesem Zeitpunkt der größte Gläubiger Argentiniens nach den USA. 894

Kap. IV.3.

895

Jerofke (1993: 102-109) sowie Schönwald (1998: 203-205).

222 durch zahlreiche Vereinbarungen gekennzeichnet waren. Aufgrund der Devisenknappheit der Nachkriegszeit wurde der Handelsaustausch, wie in den Jahren zuvor, komplementär und bilateral auf Verrechnungsbasis gestaltet. Die Enteignung von deutschen gewerblichen Schutzrechten erschwerte bis Anfang der 50er Jahre den Wiederaufbau der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern. 1954 wurde ein Handelsvertrag für die kommenden drei Jahre unterzeichnet, wobei die argentinische Seite, unter anderem durch ständige Verrechnung über ein Beko-DM-Konto (beschränkt-konvertierbare DM), die vertraglichen Bedingungen zu ihren Gunsten missbrauchte.896 Durch den Eintritt in den Pariser Club und die Konsolidierung der Schuldenfrage mit Westeuropa wurde dem Bilateralismus zwischen Argentinien und der Bundesrepublik Deutschland ein Ende gesetzt. Die Multilateralisierung des Handels und der Übergang zu freier Konvertibilität der DM im Jahr 1958 ermöglichten eine positive Entwicklung des deutsch-argentinischen Handelsverkehrs. Die Wirtschaftspolitik der peronisrischen Regierung baute auf dirigistische und protektionistische Maßnahmen, die unter anderem zur Zahlungsunfähigkeit Argentiniens führten und den Sturz der Regierung mit sich brachten.89 Die Übergangsregierung Aramburus verfolgte zwar in der Absicht, den Handels- und Zahlungsverkehr zu multilateralisieren, eine liberale Wirtschaftspolitik, verzögerte aber die Umsetzung und konnte dadurch die internationale Position Argentiniens nicht stabilisieren. Erst mit Frondizi kam im Mai 1958 eine stärkere Regierung an die Macht, die die Liberalisierung der Wirtschaft vorantrieb und mindestens für vier Jahre eine anhaltende und konsequente Wirtschaftspolitik betrieb. Die deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen sind in den 50er Jahren keineswegs „gradlinig und harmonisch" verlaufen, wie Jerofke behauptet (Jerofke 1993: 150). Zwar wurden relativ schnell erste Handelsabkommen unterschrieben, doch entwickelte sich die steigende argentinische Verschuldung zum Hindernis für den Ausbau dieses Handels. Die Interdiktion von deutschen Firmen 1955 durch die argentinische Regierung bildete einen Tiefpunkt der Beziehungen. Das inkonsequente Verhalten in der Altvermögensfrage belastete die Beziehungen zusätzlich. Von einer Normalisierung der Beziehungen kann erst ab Anfang der 60er Jahre gesprochen werden.898

Die Einfuhrung der Beko-DM 1954 ermöglichte es den Handelspartnern der Bundesrepublik Deutschland, untereinander Handelsaktiva und -passiva gegeneinander aufzurechnen. Zum Bank Deutscher Länder-Vorwurf, Argentinien hätte das Beko-DMKonto missbraucht, siehe Schönwald (1998: 202). Mehr zum Scheitern der Wirtschaftspolitik Peröns bei Schönwald (1998: 60-71). Vgl. auch Waldmann (1976: 173-174). Dazu siehe PAAA, R415/254 und R415/255, Bericht über die deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen, Stand 1960. „Die Beziehungen beider Länder entwickelten sich freundschaftlich und vertrauensvoll", so Bundestagspräsident Gerstenmaier, der Ende März das Land besuchte. Vgl. auch PAAA, B86/596, Wirtschaftlicher Jahresbericht 1959 über Argentinien (BMW), darunter Kap. IT. 1: Die deutsch-argentinischen Wirtschaftsbeziehungen. Fazit: Sie haben sich 1959 weiter verbessert.

223 In der Zeit Peröns bis zum Eintritt in den Pariser Club 1957 hatte Argentinien eine negative Handelsbilanz mit der Bundesrepublik Deutschland (siehe Tabelle 23). Im gesamten Handelsverkehr der Bundesrepublik Deutschland besaß Lateinamerika für den Zeitraum 1950-1961 lediglich einen Anteil von 7%, von denen 56% mit den ABC-Staaten abgewickelt wurden. 899 Der Handel entwickelte sich allerdings anders als die DI, die für Südamerika 1961 etwa 23% der gesamten deutschen Auslandsinvestitionen betrugen. 900 Auf beiden Wirtschaftsgebieten, dem Handel und den DI, gelang es der Bundesrepublik Deutschland, in Südamerika den 2. Platz hinter den U S A einzunehmen, wenn auch mit großem Abstand (Jerofke 1993: 353). 901 Tabelle 23: Deutsche Ein- und Ausfuhr nach Argentinien 1950-61 (Periodisch zusammengefasste Jahresdurchschnittswerte in Tausend DM) Periode 1950-1953 1954-1957 1958-1961 Quelle:

Einfuhr 294.340 553.089 522.877

Ausfuhr 297.361 391.141 670.931

Handelsbilanz + 3.021 - 161.948 + 148.054

Jerofke (1993: 363). Aus : Statistisches Bundesamt, Fachserie 7, Reihe 1, I.A.

Bevor über die Entwicklung der deutschen Investitionstätigkeit in Argentinien nach 1945 berichtet wird, soll zunächst auf die deutschen DI bis 1945 näher eingegangen werden. 2. Deutsche Direktinvestitionen 2.1.

1945: Ein Versuch der Differenzierung und Quantifizierung

Wie bereits im ersten Kapitel festgestellt, gibt es in Bezug auf die Höhe der deutschen Investitionen in Argentinien bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die unterschiedlichsten Angaben. Dies liegt vor allem an den Erfassungskriterien, die die Art und Herkunft des investierten Kapitals nicht detailliert analysieren. Für 1938 wird von Sommi und Rippy sowie zahlreichen anderen Autoren 902 das deutsche Kapital in

Jerofke (1993: 373). Siehe dazu Tabelle von Martin (1966: 130). Die Periode 19581965 wird hier nach der argentinischen und deutschen Statistik berechnet. Dabei wird die argentinische Handelsbilanz für diesen Zeitraum nach den argentinischen Angaben durchgehend negativ dargestellt, mit Ausnahme des Jahres 1964. Nach der deutschen Statistik wird die argentinische Handelsbilanz positiv dargestellt, mit Ausnahme der Jahre 1959-1961. Das Problem der unterschiedlichen Berechnungen wurde im Kapitel II angesprochen. Siehe auch Martin (1966: 32-33). für die argentinische Exporte/Importe nach Warengruppen (1960-1965). Der große Unterschied lag im Umfang der deutschen Investitionstätigkeit in Brasilien. Für den Zeitraum 1958-1965 siehe Martin (1966: 30). Kap. II.2.4. Vgl. u.a. Angaben aus BÄK, B184/29, dort werden die deutschen Investitionen in Argentinien zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialrats der UN auf 540 Mio. US$ geschätzt (2,1 Milliarden Pesos). Dabei waren die Investitionen der im Lande ansässigen Deutschen miteinbezogen.

224 Argentinien auf 1.800 Mio. Pesos beziehungsweise 540 Mio. US$ geschätzt.903 Obwohl diese Zahl mehrmals zitiert und von vielen Autoren angenommen wird, ist sie aus zweierlei Gründen problematisch: Zum einen werden in diesen Studien keine Quellenangaben gemacht, zum anderen wird nicht spezifiziert, um welche Art von Vermögen es sich handelt. Die „Schwarzen Listen", die in dieser Arbeit im Anhang vorgestellt werden, nennen etwa 400 Firmen, bei denen eine direkte oder indirekte Beteiligung durch deutsches Kapital vermutet wurde. Durch diese hohe Zahl an Firmen könnte auch die Summe von 540 Mio. US$ zustande gekommen sein. Da Sommi seine Zahlen vermutlich von nordamerikanischer Seite bekam, basiert dieser Betrag höchstwahrscheinlich auf den „Schwarzen Listen". Wenn man - wie Sommi - unter „deutschem Kapital" das gesamte deutsche Auslandsvermögen nach der Hastedt-Definition versteht, könnte diese Angabe möglicherweise stimmen. Danach würde diese Zahl die „Summe aller im Besitz von Staatsangehörigen einer bestimmten Nationalität in einem Lande befindlichen Vermögenswerte" beinhalten.904 Das heißt, dass nicht nur reine deutsche Auslandsinvestitionen (DI und Portfolio-Investitionen), sondern auch das Vermögen von in Argentinien lebenden Deutschen einbezogen worden wären.905 Die Quellen bieten jedoch keinen weiteren Anhaltspunkt, um diese Annahme zu bestätigen oder zu widerlegen. Konzentriert sich die Analyse auf die deutschen Auslandsinvestitionen, sind die Quellen ergiebiger. Für die Portfolio-Investitionen sind die Informationen zwar ebenfalls spärlich, doch dürfte diese Investitionsart eine eher geringere Rolle gespielt haben - spätestens seit der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde aufgrund der Devisenknappheit diese Art von Investition, die stark kapitalbedürftig und riskant war, nicht mehr gerne getätigt. Die deutschen Unternehmen waren in den 30er Jahren mit ihren Niederlassungen direkt vor Ort tätig und hatten in der Regel 100%ige Tochtergesellschaften, die mit Sachanlagen und Know-how ausgerüstet waren. Diese Art von Investition, die sogenannte Direkt-Investition, soll nun einer genaueren Analyse unterzogen werden. Dies bietet zum einen den Vorteil, dass die 30 wichtigsten deutschen Industrieunternehmen zusammen unter einer argentinischen Holding verstaatlicht worden sind. Für diese Firmen sind daher relativ exakte Aussagen über das bilanzierte Vermögen möglich - z.B. welche Mutterhäuser dahinter standen und in welchen Branchen diese Firmen tätig waren. Es gab außerdem etwa 50 weitere Firmen mit

Dabei wird der offizielle Grundkurs von 1 US$=3,3 Pesos benutzt. Wir setzen dagegen für den Zeitraum 1938 bis 1946 den Freimarktkurs von 1US$=4 Pesos an. Somit würde sich die Rippy-Angabe auf 450 Mio. US$ reduzieren. Hastedt (1970: 12). In Argentinien lebten 1939 ca. 200.000 „Volksdeutsche" und 65.000 „Reichsdeutsche", siehe Ebel (1971: 283). Newton macht folgende Angaben: Das deutsche Vermögen beinhaltete etwa 300 bis 400 Firmen. Diese machten 1945 eine Vermögensmasse von 400 Mio. Pesos aus. Newton (1995: 436). Das US-Außenministerium berechnete im Februar 1947 das deutsche Vermögen auf 280 bis 550 Mio. US$. Dabei wurde eine Fehlerquote von 50% eingeräumt, so dass die Schätzungen zwischen 125 und 250 Mio. US$ pendelten. Vgl. Schönwald (1998: 120). Der Gesamtwert der deutschen Vermögensanlagen 1939 wird vom AWD 1960 auf eine Höhe von 2,5 Milliarden Pesos geschätzt. AWD (Dez. 1960, Heft 12: 309-323).

225 deutscher Kapitalbeteiligung, die hier als „/««ta-Komplex" behandelt worden sind. Schließlich kamen die deutschen Banken und Versicherungen hinzu. Für diese zwei letzten Gruppen ist eine Rekonstruktion ihrer Übernahmebilanzen nicht so einfach zu leisten. Der i/wHta-Nachlass ist insofern hilfreich, als wir daraus erfahren, welche Firmen tatsächlich konfisziert worden sind. Da die Junta vermutlich nur Firmen enteignete, in denen eine deutsche DI nachgewiesen worden war, können wir diese Firmen auch benennen. Basis für die Benennung sind die vom argentinischen Staat 1947 erworbenen Unternehmen. Bezüglich ihrer Übernahmebilanzen ergeben sich Schwierigkeiten. Der im ersten Kapitel vorgestellte Olano-Bericht ist zwar die einzige zusammenhängende Quelle mit Firmenbilanzen, doch wird dort der Zustand der Firmen im Januar 1946 präsentiert. Wie in der Tabelle 24 festzustellen war, reduzierte sich die Zahl der Unternehmen, die im Olano-Bericht noch vorkamen, jedoch um fast die Hälfte. 1946 verwaltete die Junta 132 vermutlich deutsche Firmen mit Gesamtaktiva von 554 Mio. Pesos (138,5 Mio. US$). Davon waren knapp die Hälfte (243,4 Mio. Pesos, entspricht 60,8 Mio. US$) die Gesamtaktiva von den später unter DINIE-Verwaltung stehenden Firmen. Diese 30 Firmen machten also 43% der zu dieser Zeit von der Junta beschlagnahmten oder kontrollierten Aktiva aus. Die Nachfolgeorganisation der Junta, die Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga, verwaltete 1951 nur noch 46 Firmen deutscher Herkunft. Hinzu kamen 18 Firmen, die von anderen Fachbehörden übernommen worden waren, wie beispielsweise die Banken und Versicherungen, insgesamt also 64 Firmen (siehe Tabelle 24). Im Olano-Bericht haben wir Daten zu 40 dieser Firmen, 13 befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht unter Junta-Verwaltung. Von den Fachbehörden besitzen wir ebenfalls keine Übernahmebilanzen. Mit dem DINIE-Komplex erhöht sich die Zahl auf 94 Firmen. Wir können also festhalten, dass sich 1945 etwa 100 Firmen mit einer direkten deutschen Kapitalbeteiligung in Argentinien aufhielten und nicht etwa 200, wie Sommi behauptet.906 Was die Vermögensgröße angeht, kann hier lediglich eine Annäherung versucht werden. Die Zahlen aus den Konfiskationsbilanzen des Olano-Berichtes, die hier verwendet werden, spiegeln zwar nicht den reellen Wert des Unternehmens wieder. Sie vermitteln uns aber eine gewisse Größe, da sie Auskunft über den Umfang des Kapitalbedarfs geben. 906

907 908 909

DINIE-Aktiva (30)907: 243,4 Mio. Pesos, Eigenkapital 124 Mio. Pesos908 Junta-Aktiva. (40): 79,8 Mio. Pesos, Eigenkapital 52 Mio. Pesos909 Zwischensumme (70): 323,2 Mio. Pesos, Eigenkapital 176 Mio. Pesos Sommi (1945: 44). Dabei bezieht er sich nur auf die gegründeten AGs. Er behauptet, es gebe noch viel mehr deutschen Firmen. Anzahl der Firmen. Siehe Tabelle 25: DINIE-Komplex. Siehe Tabelle 26: ./z/wta-Komplex. Hier sind auch Firmen enthalten, die später an andere Fachbehörden übertragen wurden.

226

-

andere Junto-Firmen (13): keine Angaben bei Olano Fachbehörden (11): keine Angaben bei Olano

Bei Sommi ist über die bei Olano fehlenden Firmen einiges mehr zu erfahren. 910 Seine Bilanzen beziehen sich auf die Jahre 1939 bis 1941 und werden hier mit den Werten von 1945 zusammengelegt. -

-

-

Banken: Die Aktiva beider Banken werden von Sommi für das Jahr 1941 in Höhe von 154,1 Mio. Pesos angegeben. Davon waren knapp 19,2 Mio. Pesos Eigenkapital Versicherungen: Sommi macht Angaben für alle Versicherungsunternehmen mit Ausnahme der Firma LA INTERNACIONAL CÍA. DE SEGUROS. Danach beliefen sich die Aktiva auf 30,8 Mio. Pesos und die Eigenkapitalsumme auf 26,3 Mio. Pesos. Andere: Sommi macht Angaben für die Firmen CASA BIRK SA, CONTINENTAL CÍA. TRASATLÁNTICA DE CAOUTCHOUC SA und LACO SA. Dabei belaufen sich die Aktiva auf 5,7 Mio. Pesos und die Eigenkapitalsumme auf 1,3 Mio. Pesos.

Durch die Ergänzungen von Sommi ergeben sich folgende Zahlen: -

Gesamtsumme Aktiva: 190,6 + 323,2 = 513,8 Mio. Pesos Gesamtsumme Eigenkapital: 46,8 + 176 = 222 Mio. Pesos (43% der Gesamtaktiva)

Es fehlen die Bilanzen von 14 Firmen, doch gibt es Angaben über 80 der 94 beschlagnahmten Firmen. Die fehlenden Bilanzen stammen von kleineren Betrieben, die hier mit 10% der bekannten Gesamtaktiva veranschlagt werden sollen, d.h. 51,3 Mio. Pesos. 9 " Als beschlagnahmte Gesamtaktiva für die deutschen DI in Argentinien ergeben sich daraus ca. 560-600 Mio. Pesos (140-150 Mio. US$). Die Eigenkapitalsumme kann dementsprechend mit 43% veranschlagt werden. Die bilanzielle Vermögensmasse (Eigenkapitalsumme) beläuft sich somit laut Bilanzen von 1939-1945 auf ca. 240-258 Mio. Pesos (60-64 Mio. US$). Über die Vermögensgröße kann anhand der Bilanzen nicht viel ausgesagt werden. Die Eigenkapitalsumme ist eine berechtigte Größenangabe, spiegelt jedoch nicht den reellen Wert der Firmen wieder. Ein Problem bereiten beispielsweise die Verbindlichkeiten. Diese bestehen zum Teil aus Krediten der Mutterhäuser und sollten der Vermögensmasse zugeschrieben werden. Es ist daher sinnvoll, die hier geschätzten Zahlen mit anderen Angaben zu vergleichen und in Beziehung zu setzen. Das konfis-

910

911

Sommi (1945: Tabellenanhang). Die Information bezieht er aus der argentinischen Zentralbank. Die Firma GÜNTHER WAGNER SRL stellt hier eine Ausnahme dar. Ihre beschlagnahmten Aktiva wurden 1957 mit einer Höhe von 8,6 Mio. Pesos angegeben. Siehe Kapitel V.3.2.

227 zierte Vermögen wird in den Quellen mehrmals und zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschätzt. Hier werden vier Beispiele vorgestellt: 1. 1951 wird der Umfang der Konfiskationsmasse von einer argentinischen Sonderkommission auf 250 Mio. Pesos geschätzt. Die Masse der DINIE-Firmen machte hiervon 200 Mio. Pesos aus. Der Rest verteilte sich zu relativ ähnlichen Verhältnissen auf die Junta und die anderen Fachbehörden.912 Diese Angabe wird gestützt durch die hier veranschlagte bilanzielle Eigenkapitalsumme. Die Eigenkapitalsumme der DINIE-Firmen übersteigt zwar unsere Angabe, doch wurde seit 1947 in die DINIE-Firmen kontinuierlich investiert und insofern ist auch dieser Wertzuwachs erklärlich. Nach der Beschlagnahme wurden die „nichtfeindlichen" Passiva in der Regel ausgezahlt, weswegen von einer Übereinstimmung der beiden Summen ausgegangen werden kann. 2. Der Eizenstadt-Report schätzt die deutsche Vermögenswerte (im Englischen „Assests": Aktivposten) 1946 auf 680 Mio. Pesos (Eizenstadt-Report 1988: lviii). Diese Zahl bezieht sich auf die Bilanzsumme der deutschen Vermögenswerte 1946 und unterstützt ebenfalls die hier veranschlagte Summe der Gesamtaktiva. Diese Angabe könnte sogar unsere ergänzen, da der Bericht 1998 von offizieller US-Seite veröffentlicht worden ist und sich auf amerikanische Quellen stützt, die wahrscheinlich auch gründlich ausgearbeitet worden sind. Leider sind hier die Quellenangaben erneut sehr unpräzise. 3. Der Wert des beschlagnahmten deutschen Vermögens wurde von deutscher Seite 1951 auf 800 Mio. bis 1 Mrd. Pesos geschätzt (Schönwald 1998: 280). Es ist davon auszugehen, dass die deutsche Seite die Wertsteigerung insbesondere der DINIE-Firmen seit 1945 berücksichtigt hat. Das Problem bei dieser Angabe ist, dass die enorme Wertsteigerung des DINIE-Komplexes zwischen 1947 und 1954 durch staatliche Intervention verursacht wurde. Man kann also in diesem Zusammenhang nicht von einer marktüblichen Wertentwicklung sprechen. Diese Zahl wurde sicherlich mit dem Ziel geschätzt, eine hohe Verhandlungsgrundlage für die Rückgabe zu schaffen. 4. Die beschlagnahmten Aktiva der DINIE-Firmen werden bei den Versteigerungen von 1958 nach einer Schätzung aus dem Jahr 1957 mit 555 Mio. Pesos angegeben.913 Wenn man die Aktiva der Günther Wagner SRL in Höhe von 8,6 Mio. Pesos abzieht und die SEMA-Aktiva in Höhe von 30,7 Mio. Pesos addiert, erhält man beschlagnahmte DINIE-Aktiva im Wert von 577 Mio. Pesos. Hier ist erneut eine Wertsteigerung der DINIE-Firmen enthalten. Die Versteigerungszahlen waren ebenfalls politisch motiviert. Während die DINIE-Leitung den Gesamtkomplex für 1,4 Milliarden Pesos versteigern wollte, schätzte die deutsche Seite diesen nur auf eine Milliarde Pesos. Da

913

Siehe Kap. IV. 1. Kap. V.3.2.

228 die deutsche Seite einen Rückkauf der eigenen Betriebe erreichen wollte, war ein niedriger Preis von Vorteil. Sommi schätzt das gesamte deutsche Auslandsvermögen in Argentinien 1938 auf 540 Mio. US$. Im Gegensatz dazu betrugen die deutschen DI 1945 lediglich 140 bis 150 Mio. US$. Dies fuhrt zum Schluss, dass das Vermögen von in Argentinien lebenden Deutschen zumindest in finanzieller Hinsicht von größerer Bedeutung als die DI war. Auch im Vergleich zu den britischen oder US-amerikanischen Investitionen in Höhe von zwei Milliarden beziehungsweise 750 Mio. US$ blieb das deutsche Kapital relativ gering.914 Wie im Folgenden analysiert wird, hatten diese DI jedoch trotzdem ein Gewicht auf dem argentinischen Markt, das ihren numerischen Umfang weit überstieg. A) a)

Wichtigste Merkmale der deutschen DI Branchen

Die deutschen Industrieunternehmen waren hauptsächlich in vier Branchen tätig, der Metall-, Elektro-, Bau- und Chemieindustrie (siehe Tabelle 25: DINIE-Graphik). Dabei war die Hälfte aller Firmen in der Metallindustrie tätig. Die Firmen TL und SEMA nahmen in dieser Branche mit Abstand die größten Umsatzanteile ein. Die Elektround Baubranche deckten jeweils etwa 20% der restlichen Industrieaktivitäten. Dabei nahm die Firma SSch den ersten Platz im Elektrogeschäft ein, gefolgt von der AEG SA. Im Baugeschäft war eine Siemens-Tochter, die SBU, an erster Stelle. Es folgte die GEOPE, eine Beteiligung der Philip Holzmann AG. Schließlich waren etwa 10% der Unternehmen in der Chemieindustrie tätig, wobei sowohl chemisch-pharmazeutische als auch chemikalische Erzeugnisse produziert wurden. Zwei Tochtergesellschaften der IG Farbenindustrie AG nahmen in dieser Branche den ersten Platz ein, die QB und die ANA, dicht gefolgt von der QSch. Beim ,/wwta-Komplex, der hauptsächlich aus Handelsfirmen bestand, verschieben sich die Tätigkeitsfelder (siehe Tabelle 26: ./wwta-Graphik). Es gab einige Industrieunternehmen, die nicht in die DINIE eingegliedert worden sind, doch diese werden hier nicht berücksichtigt.915 Die zweitgrößte Gruppe des Jwwta-Komplexes nach den Handelsfirmen waren die Finanzunternehmen. Es gab eine große Telekommunikationsgesellschaft, die CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA, und schließlich einige Bergbau- und Schifffahrtsgesellschaften. 1945 wurden auch viele landwirtschaftliche Betriebe unter die Kontrolle der Junta gestellt, doch diese wurden, nachdem keine direkte deutsche Kapitalbeteiligung festzustellen war, wieder freigestellt.

Schönwald (1998: 120). Dabei sind die Investitionen und Vermögenswerte, (Auslandsvermögen) miteingeschlossen. Dabei nimmt die Metallindustrie, wie bei der DINIE, den Vorrang ein.

229 b)

Konzentration 916

In Kapitel IV.2.3. ist eine Liste mit den DINIE-Stammhäusern vorgestellt worden. Wenn wir die Siemens-Firmen als eine Gruppe betrachten, sind es lediglich 12 Stammhäuser, die ihr Kapital in 30 Industrieunternehmen investiert hatten. Dies spricht für eine starke Konzentration in den genannten Industriebranchen. Als weiteres Ergebnis dieser Arbeit lässt sich feststellen, dass die personellen und wirtschaftlichen Verbindungen der Firmen untereinander sehr eng waren. Es war nicht selten, dass ein Teil des Vorstands einer Firma in anderen Firmen wieder zu finden war. Die Weiterleitung von Aufträgen untereinander war ebenfalls gängige Geschäftspraxis. Diese branchenspezifische Verflechtung ermöglichte es den deutschen Industrieunternehmen, eine starke, nahezu monopolartige Position einzunehmen. Für die Junta-Firmen konnte festgestellt werden, dass die Konzentration des Kapitals zwar weniger stark ausgeprägt war, dass jedoch in Tätigkeitsfeldern wie dem Handel und den Finanzen ähnliche Merkmale auftauchten wie bei den Industrieunternehmen. c)

Kapitaldiversifikation

Ein drittes wichtiges Merkmal der deutschen Industrieunternehmen war, wie bereits festgestellt, die Streuung des investierten Kapitals. Diese Streuung zielte nicht darauf hin, in verschiedenen Branchen tätig zu sein, sondern innerhalb der Branche so weit wie möglich zu expandieren. Die Vereinigte Stahlwerke AG aus Düsseldorf besaß in Argentinien beispielsweise zum einen ihre offizielle Tochtergesellschaft, die TL und zusätzlich dazu 16 Beteiligungen, alle mit spanischen Namen, die direkt oder indirekt in der Metallbranche tätig waren. Ähnliches gilt für die IG Farbenindustrie AG, die zwei offizielle Tochtergesellschaften in Argentinien besaß, die QB A N A sowie sechs zusätzliche Beteiligungen, die auch in der Chemiebranche tätig waren. Bei den JuntaFirmen gab es ebenfalls eine solche Kapitaldiversifizierung. Fast alle großen deutschen Firmen hatten mehr als eine direkte, mit dem Namen des Mutterhauses versehene, offizielle Tochtergesellschaft vor Ort. Sie gründeten andere Firmen, die zum einen die Tätigkeit der Tochtergesellschaften ergänzten und seit Kriegsausbruch die Herkunft des Kapitals verschleiern sollten. d)

Management

Die Geschäftsführer beziehungsweise Vorstandsmitglieder der deutschen Unternehmen waren in der Regel Deutsche. Zum Teil kamen sie, vom Mutterhaus eingesetzt, direkt aus Deutschland, zum Teil waren sie Deutsch-Argentinier. 917 Die Vorstände der

Der Begriff Konzentration wird hier mit Vermögenskonzentration gleichgestellt. Dadurch entstehen Machtstrukturen, die eine Ausschaltung der Marktkonkurrenz erleichtern. Dazu Pierenkemper (2000: Kap. 11.4.1). Hier werden u.a. zwei Beispiele genannt: die Gründung der IG Farbenindustrie AG 1925 und die der Vereinigten Stahlwerke AG 1926. Diese besaßen die deutsche Staatsangehörigkeit und waren in erster Generation in Argentinien geboren. Bei den ,/w«to-Untersuchungen gaben sie natürlich immer die argentinische Staats-angehörigkeit an.

230 meisten großen Firmen waren untereinander außerdem eng verflochten. Wenn ein Unternehmen wie z.B. die IG Farbenindustrie AG mehrere Beteiligungen in Argentinien hatte, war es nicht erstaunlich, dass der größte Teil eines Vorstandes der jeweiligen Beteiligung auch einen Sitz in den anderen IG Farben-Unternehmen hatte. Dies galt aber auch branchenübergreifend. Bei der Analyse der DINIE-Firmen finden sich immer die gleichen Namen. Tabelle 24: Liste der beschlagnahmten deutschen Unternehmen (und beteiligten Mutterhäuser) Nr. Firma Unter Junta- Verwaltung9 ' 9 1 ACEROS ROECHLING BUDERUS SA 2 AFA-TUDOR-VARTA SA 3 AGFA ARGENTINA SA 4 A. HARDTRODT & CIA. SRL 5 ARBOLITO SRL 6 AUGUSTO NOSS 7 BALNEARIO PARQUE LUJAN SRL 8 BLANCO Y BREGNA SRL BECK, WALTER 9 10 BIESTER, JUAN 11 (G). BRANDT Y CIA. 12 CADEMA CIA. ARGENTINA DE MAQUINAS SRL CARL ZEISS ARGENTINA SA 13 14 CASA BIRK SA 15 CIA. HAMBURGO SUDAMERICANA DE VAPORES SA 16 CINCO CORPORACION DE INGENIEROS CONSTRUCTORES SA 17 COMPAREX CIA. ARGENTINA EXPORTADORA DE CEREALES SA CONTINENTAL CIA. TRASATLANTICA DE 18 CAOUTCHOUCSA DYCK.ERHOFF Y WIDMANN SA 19 20 EDIFICIO GERMANICO CIA. INMOBILIARIA SA 21 ENGELBERT HARDT Y CIA. 22 EISENWERK. Y WUELFEL SA 23 ESTABLECIMIENTOS METALURGICOS MORSELETTO SA 24 LA FARMA PLATENSE SRL FERROSTAAL SA 25 26 FICOPA CONSORCIO FINANCIERO Y COMERCIAL SUDAMERICANO SA

918

Stammhaus Stahlwerke Roechling Buderus AG Accumulatoren-Fabrik AG IG Farbenindustrie AG A. Hardtrodt GMBH & Co. Heinrich Böker GmbH & Co. SBU TL Walter Beck GmbH

RHEINMETALL BORSIG SRL Zeiss Ikon AG Hamburg-Südamerika-Linie GEOPE

Continental Gummi-Werke AG Dyckerhoff & Widmann AG

Hardt & Co. Eisenwerk & Wuelfel

IG Farbenindustrie AG Ferrostaal AG TL

Die beteiligten Mutterhäuser haben teilweise ihre Namen durch Fusion oder Zerschlagung nach 1945 geändert. Diese Angaben wurden von der Autorin zusammengestellt und beziehen sich sowohl auf den Zeitraum vor 1939 wie auch auf den ab 1951. Die Rnoll AG und die MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG werden nicht aufgeführt, da diese keine argentinischen Firmen waren. Die DINIE-Firmen werden ebenfalls nicht angeführt, da sie im Kap. IV. 1.1. ausführlich dargestellt worden sind.

231 Nr. 27

Firma FINCOSA SA FINANCIERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA 28 FOMINCO SA MINERA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL ARGENTINA 29 GECO CIA. INDUSTRIAL Y COMERCIAL SA 30 INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS LACO SA DE LAMPARAS ELECTRICAS 31 32 LIESENFELD & CIA. SRL, I. 33 LOS GEMELOS SRL 34 LLOYD NORTE ALEMAN 35 MAQUINARIAS Y FERROVIAS SA 36 MARTINEZ & CIA., IGNACIO P. 37 ORENSTEIN Y KOPPEL SA 38 OSORNO SA COMERCIAL, FIANCIERA E INDUSTRIAL 39 LA PRIMAVERA 40 PATOW & CIA. SOCIEDAD COMANDITARIA 41 RHEINMETALL BORSIG SRL 42 SANCHEZ & CIA., RAFAEL 43 SPERATTI Y ROMANELLI SRL 44 STOVER ARGENTINA SA 45 STINNES MARITIMA SA, HUGO 46 (HUGO) STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LTDA. Von Fachbehörden übernommen 47 ESTABLECIMIENTOS KLOCKNER SA 48 SA TERRITORIAL, RURAL Y MERCANTIL SUD AMERICANA 49 GÜNTHER WAGNER SRL920 50 CARBONERA BUENOS AIRES SRL 51 CIA. INTERNACIONAL DE TELEFONOS SA 52 FADA FABRICA ARGENTINA DE ARMAS SA 53 RIBEREÑA DEL PLATA CIA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA 54 TUNGAR SA MINERA Banken (und ihre Beteiligungen) 55 BANCO ALEMAN TRASATLANTICO CIA. ARGENTINA DE MANDATOS SA 56 57

BANCO GERMANICO DE LA AMERICA DEL SUD 58 TREUHAND SA DE ADMINISTRACION Y MANDATOS Versicherungen 59 EL FENIX SUDAMERICANO CIA. DE REASEGUROS SA 60 LA GERMANO ARGENTINA CIA. DE SEGUROS SA 61 AACHEN Y MUNICH CIA. DE SEGUROS

1958 unter der DINIE versteigert.

Stammhaus TL TL

IG Farbenindustrie AG

Norddeutsche Lloyd TL Orenstein & Koppel INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS

Rheinmetall Borsig AG TL TL Arnold Otto Mayer Arnold Otto Mayer

Klöckner & Co.

Günther Wagner/Pelikan AG TL Siemens & Halske AG Deutsche Kohlendepot GmbH TL Deutsche Uberseeische Bank BANCO ALEMAN TRASATLÁNTICO Deutsche Südamerikanische Bank BANCO GERMANICO DE LA AMERICA DEL SUD Münchener Rückversicherungsgesellschaft AG

Aachen und Münchner Versicherungsgesellschaft AG

232 Nr. 62

Firma LA MANNHEIM CIA. DE SEGUROS

63 64

LA INTERNACIONAL CIA. DE SEGUROS LA PROTECTORA CIA. DE SEGUROS

Quelle:

Stammhaus Mannheimer Versicherungsgesellschaft AG

AMRREEC, PE, Caja 238 Metal, Informe Comisión Interministerial revisora del régimen de la PE, Buenos Aires 1951, Anexo V, Nómina de empresas (y asociaciones civiles) adquiridas por el Estado en virtud del decreto no. 1.921/47 (y 37.961/48). Die Liste wird um später eingegliederte Firmen ergänzt.

Zwischen den Angaben im Olano-Bericht und der Liste von 1951 gibt es einige Unstimmigkeiten, die hier kurz erläutert werden sollen: -

-

Beschlagnahmt (nach Olano): ACEROS STYRIA SRL, ORBIS SA, TAEM SRL (TL). Diese Finnen erscheinen nicht mehr in der Liste von 1951. Die Beschlagnahme wurde vermutlich aufgehoben. Kontrolliert (nach Olano): CASA MONTAGNA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (TL), SOFIMAR SA (TL). Diese Firmen, die in den OlanoGraphiken als Beteiligungen der TL dargestellt werden, erscheinen ebenfalls nicht mehr in der Liste von 1951. Die Firma CADEBRIC SRL (TL), ebenfalls angeblich eine TL-Beteiligung, erscheint weder bei Olano noch in der Liste von 1951. Die Firma CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA DEL PLATA SA (IG Farbenindustrie AG) ist laut Olano von der Kontrolle befreit worden, obwohl diese anschließend doch mit der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA beschlagnahmt wurde. 921

Es ist davon auszugehen, dass es sich bei diesen Unternehmen nicht um direkte deutsche Kapitalbeteiligungen handelte. Bei den Firmen, an denen TL beteiligt war, handelte es sich wahrscheinlich um Minderheitsbeteiligungen. Bei den im Olano-Bericht als „beschlagnahmt" kategorisierten Firmen kann fiir die Firma ORBIS mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass sie von einem in Argentinien lebenden Deutschen, Roberto Mertig, gegründet worden war und deshalb anschließend befreit worden ist. 922 Wie sich die deutsche Investitionstätigkeit nach diesem radikalen Bruch weiter entwickelte, soll in dem folgenden Kapitel erörtert werden.

Filiale der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA. Die Siemens & Halske AG hatte knapp 33% der Anteile. Die CÍA. TELEGRÁFICA TELEFÓNICA DEL PLATA SA hatte eine Niederlassung in Montevideo, die CÍA. TELEFÓNICA DE MONTEVIDEO. Vgl. AMRREEC, PE, Caja 156 Metal, SEMA, 1er. Cuerpo, Angaben der Englischen Botschaft an das argentinische Außenministerium. Zago (1992: 237). Die ORBIS-Geschäftsleitung teilte auf Anfrage mit, dass die Firma ursprünglich beschlagnahmt worden ist, weil sie Verbindlichkeiten gegenüber der Stinnes AG hatte, die sie aber später beglich und deshalb auch anschließend befreit wurde. Fax von ORBIS an die Autorin vom 02.08.2001.

233 Tabelle 25:

DINIE-Komplex, 1946 (in Tausend Pesos) Aktiva EK

Passiva RS

VB

315

117

5

193

2 Arbizu y Cervino SA Comercial e Industrial

1.748

517

0

1.231

3 Cía. Argentina de Motores Deutz Otto Legítimo SA 4 Crefin SA Créditos y Financiaciones

4.315

3.516

163

636

19.284

7.751

0

11.533

5 Inag Fábricas Reunidas de Útiles Sanitarios SA

5.637

1.824

90

3.723

6 La Unión Bulonera Argentina, Santiago Vitale y Cía. S/C

1.200

396

87

717

7 Sema Sociedad Electro Metalúrgica Argentina SA

37.422

33.298

550

3.574

8 Sociedad Tubos Mannesmann Ltda. SA

14.392

11.713

431

2.248

9 Thyssen-Lametal SA Industrial y Mercantil

39.025

13.386

0

25.639

123.338

72.518

1.326

49.494

10 Geope Cía. General de Obras Publicas SA 11 Gruen y Bilfinger SRL 12 Siemens-Bauunion Cía. Platense de Construcciones SA

11.801

5.884

216

5.701

6.614 19.536

1.755 10.651

90 55

4.769 8.830

13 Wayss y Freytag SA Gesamt Bauunternehmen

5.614 43.565

3.109 21.399

419 780

2.086 21.386

6.714 719 1.897

2.833 539 31

113 0 0

3.768 180 1.866

72

34

0

38

198 3.339 708

95 1.603 700

6 135 0

97 1.601 8

970 7.613 5.328 921 28.479

806 1.149 681 722 9.193

0 55 127 77 513

164 6.409 4.520 122 18.773

Firma Metallindustrie 1 Amme, Giesecke y Konnegen SRL

Gesamt Metallindustrie Bauunternehmen

Chemieunternehmen 14 Anilinas Alemanas SA 15 Beiersdorf SRL 16 Instituto Behring de Terapéutica Experimental SRL 17 Laboratorio Químico Biológico SA 18 La Plata Ozalid SRL 19 Merck Química Argentina S A 20 Monopol SA Química Industrial y Comercial 21 Perfumerías Tosca SA 22 La Química Bayer SA 23 Química Schering SA 24 Springer y Möller SA Gesamt Chemieunternehmen

234

Elektrounternehmen 25 AEG Cía. Argentina de Electricidad SA

8.440

6.694

385

1.361

463

436

24

3

1.614

1.001

62

551

953

617

0

336

29 Cía. Platense de Electricidad Siemens Schuckert SA

35.212

11.145

540

23.527

Gesamt

46.682

19.893

1.011

25.778

1.388 1.388

1.081 1.081

16 16

291 291

243.452

124.084

3.646

115.722

26 Cesia Conductores Eléctricos Sociedad Industrial Argentina SA 27 Osram Cía. Argentina de Lámparas Eléctricas SA 28 Robert Bosch SA Cía. Sudamericana de Magnetos y Equipos Eléctricos

Textilindustrie 30 Sesgo SA de Industrias Textiles Gesamt Textilindustrie Gesamt über alle Branchen Quelle:

AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946), zusammengestellt von der Autorin.

D1NIE Unternehmen nach Branchen Metallindustrie Bauunternehmen Chemieunternehmen Elektrounternehmen Textilindustrie Tabelle 26:

Passiva Aktiva Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten 123.338 43.565 28.479 46.682 1.388

72.518 21.399 9.193 19.893 1.081

49.494 21.386 18.773 25.778 291

1.326 780 513 1.011 16

Aktiva / Gesamt 51% 18% 12% 19% 1%

Junta-Komplex, 1946 (in Tausend Pesos) Aktiva EK

Passiva RS

VB

2.005 342

827 329

25 2

1.153 11

222 856 423 633 290

33 691 167 586 121

0 61 0 4 15

189 104 256 43 154

8 Stover Argentina SA Comercial e Industrial

2.315

1.761

7

547

9 Establecimientos Klôckner SA Industrial Argentina

9.099

4.931

798

3.370

Firma Metallindustrie 1 Aceros Roechling Buderus SA 2 Establecimientos Metalúrgicos Morseletto SA 3 4 5 6 7

Fada Fábrica Argentina de Armas SA Ferrostaal SA Ignacio P. Martínez y Cía. SRL Orenstein y Koppel SA Rheinmetall-Borsig Cía. Argentina de Máquinas SRL

235 Gesamt Metallindustrie

16.185

9.446

912

5.827

10 Cinco Corporación de Ingenieros Constructores SA

368

366

0

2

11 Dyckerhoff y Widmann SA

203

180

0

23

571

546

0

25

374

306

0

68

374

306

0

68

Bauunternehmen

Gesamt Bauunternehmen Elektrounternehmen 12 Afa-Tudor-Varta SA Fábricas Reunidas de Acumuladores Gesamt Elektrounternehmen Kohlenversorgungsgesellschaften 13 Carbonera Buenos Aires S R L

2.327

138

0

2.189

14 Ribereña del Plata Cía. Sudamericana de Comercio SA

3.309

1.713

20

1.576

15 Tungar SA Minera

3.016

2.006

0

1.010

8.652

3.857

20

4.775

Gesamt Kohlenversorgungsgesellschaften Telekommunikationsfirmen 16 Cía. Internacional de Teléfonos SA Gesamt Telekommunikation

15.780

9.777

4.270

1.733

15.780

9.777

4.270

1.733

3.088

3.088

0

0 294

SchiiTahrtsgesellschaften 17 Cía. Hamburgo Sudamericana de Vapores SA 18 Hugo Stinnes SA Marítima 19 Lloyd Norte Alemán Gesamt SchifTahrtsgeselIschaften

647

353

0

4.623

4.623

0

0

8.358

8.064

0

294

Finanzunternehmen 20 Cía. Argentina de Mandatos SA

200

111

0

89

21

Engelbert Hard y Cía.

2.066

252

34

1.780

22

Ficopa Consorcio Financiero y Comercial Sudamericano SA

3.202

1.254

0

1.948

23

Fincosa SA Comercial, Industrial y Financiera Argentina

2.620

2.384

0

236

24

Fominco SA Comercial, Industrial y Minera Americana

207

205

0

2

25 Osorno SA Comercial y Financiera e Industrial

1.575

1.319

0

256

787

121

0

666

10.657

5.646

34

4.977

244

80

0

164

26 Treuhand SA de Administración y Mandatos Gesamt Finanzunternehmen Andere 27 Agfa Argentina, Doctor Kurt Oppenheim y Cía. SA

236 647 487 712 516 899

471 405 99 48 491

50 21 0 0 0

126 61 613 468 408

33 Edificio Germánico Cía. Inmobiliaria SA 34 Geco Cía. Industrial y Comercial SA 35 Casa Hartrodt y Cía. SRL 36 Hugo Stinnes SA Comercial e Industrial Ltda.

4.529

103

0

4.426

701 39 1.825

131 27 1.603

0 0 10

570 12 212

37 I. Liesenfeld y Cía. SRL 38 Indunidas SA Mercantil de Industrias Unidas

0 1.122

0 476

0 49

0 597

39 ICnoll AG 40 Patow y Cía. Sociedad en Comandita 41 SA Territorial, Rural y Mercantil Sudamericana 42 Sperarti & Romanelli SRL Gesamt Andere

1.094 454 5.366

1.094 407 4.394

0 15 67

0 32 905

612 19.247

419 10.248

0 212

193 8.787

Gesamt über alle Branchen

79.824

11.501

212

26.486

28 29 30 31 32

Cari Zeiss Argentina SA Augusto Noss Balneario Parque Luján SRL Blanco y Bregna SRL Comparex Cía. Argentina Exportadora de Cereales SA

Quelle:

AMRREEC, PE, INFORME OLANO (1946), zusammengestellt von der Autorin.

Junta Unternehmen nach Branchen

Aktiva

Eigenkapital

Rückstellungen

Verbindlichkeiten

Aktiva / Gesamt

Metallindustrie Bauunternehmen Elektrounternehmen Kohlenversorgungsgesellschaften Telekommunikationsfirmen SchifTahrtsgesellschaften Finanzunternehmen Andere

16.185 571 374 8.652 15.780 8.358 10.657 19.247

9.446 546 306 3.857 9.777 8.064 5.646 10.248

912 0 0 20 4.270 0 34 212

5.827 25 68 4.775 1.733 294 4.977 8.787

20% 1% 0% 11% 20% 10% 13% 24%

237

2.2.

Investitionsverlauf nach 1945

Bis zum Anfang der 30er Jahre war Argentinien in Lateinamerika eines der bevorzugten Länder für die Investition von ausländischem Kapital. Für das Jahr 1931 werden die ausländischen Investitionen in Argentinien auf 3,6 Milliarden US$ geschätzt. Dabei tätigte Großbritannien mit 2,6 Milliarden US$ die größten Investitionen vor Ort. Diese Summe machte 4 8 % der gesamten britischen Auslandsinvestitionen aus, wovon wiederum 30% in den Bau von Eisenbahnen investiert worden waren. 9 2 3 Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 und dem Militärputsch gegen Yrigoyen 1930 brach dieser Trend ab. Die weltweite Rezession und die neue konservative Militärregierung, die mit starken Interventionen in der Wirtschaftspolitik agierte, stellten alles andere als einen günstigen Rahmen für den Zufluss von Auslandskapital dar. Einen starken Imageschaden als sicheres und stabiles Investitionsland erlitt Argentinien mit der Konfiskation von deutschen Unternehmen 1945. Anschließend wurde die argentinische Wirtschaftspolitik durch neun Jahre Peronismus stark dirigistisch und mindestens in der ersten Hälfte protektionistisch gestaltet, so dass bis Anfang der 50er Jahre die Förderung der ausländischen Investitionen sehr vernachlässigt wurde. So sanken die ausländischen Investitionen in Argentinien zwischen 1946 und 1948 auf ein historisches Tief. Dies lag unter anderem daran, dass die peronistische Regierung die öffentlichen Dienstleistungen verstaatlichte, wie z.B. die britischen Eisenbahnen im Februar 1947. 1949 wurden nur noch 1,2 Milliarden US$ in Argentinien investiert. Gleichzeitig verlagerten sich auch die Investitionsziele. Spätestens seit der Verstaatlichung der britischen Eisenbahnen verloren die öffentlichen Dienstleistungen an Attraktivität. Die wachsende Industrieförderung seit 1948 machte diesen Sektor für ausländische Investitionen interessanter. 924 Bis 1948 gab es in Argentinien keine legale Handhabe, um den Zufluss von ausländischen Investitionen ins Land zu regeln. Das ausländische Kapital war an die Vorgaben des B A N C O C E N T R A L DE LA REPÚBLICA A R G E N T I N A und die jeweiligen Handelsabkommen gekoppelt. Mit dem Erlass des Dekretes Nr. 3.347/48, die die Förderung der Industrie vorsah, wurden die Auslandsinvestitionen erstmalig zum Teil geregelt. 925 Wenn ein ausländisches Industrieunternehmen sich in Argentinien niederlassen wollte, sollte dieses Vorhaben möglichst leicht gemacht werden. Dadurch konnte die peronistische Regierung die Ansiedlung ausländischer Industrien z.T. steigern, doch fehlten immer noch umfassende vernünftige Kriterien, wie der Investitionszufluss konkret umzusetzen war (Deligiannis/Martinez 1979: 41-42). Erst mit dem Gesetz Nr. 14.222/49 wurde eine Gesamtregelung für die Behandlung von ausländischen Investitionen in Argentinien beschlossen. Grundlage dieser Maßnahme war der nicht zu verkennende Zusammenhang zwischen der IndustriefördeDeligiannis/Martinez (1979: 48). Zu den Investitionen Großbrittaniens Argentinien siehe vor allem Miller (1993) und, für die Eisenbahn-Investitionen, Lewis (1983). Zu den deutschen Investitionen zwischen 1949 und 1955 siehe Schönwald (1998: 205224). Vgl. auch Deligiannis/Martinez (1979: 48) sowie Rock (1999: 348-352). Dafür wurde die Comisión Nacional de Radicación de Industrias gegründet.

238 rang, dem Wirtschaftsaufschwung und dem Zufluss von ausländischen Investitionen. Drei Jahre später wurde als Ergänzung zu dieser Regelung das Gesetz Nr. 14.222/53 verabschiedet, das darauf abzielte, die Einfuhr von ausländischen Investitionen genau zu reglementieren und vage Formulierungen und Spielräume einzuschränken - mit dem Ziel, Industrie und Bergbau zu fördern.926 1954 wurden beispielsweise drei deutsche Unternehmen, die Klöckner-Humboldt-Deutz AG, die Maschinenfabrik Fahr AG und die Hannoversche Maschinenbau AG vertraglich verpflichtet, mit einem vierten Unternehmen, der FIAT AG, die Produktion von 13.200 Traktoren jährlich in Argentinien aufzunehmen. Dadurch wurden die DEUTZ ARGENTINA SA, DIE FAHR ARGENTINA SA und die HANOMAG ARGENTINA SA ins Leben gerufen und weitere deutschen Niederlassungen in Argentinien eröffnet. 927 1 955 investierten deutsche Firmen 175 Mio. Pesos in Argentinien (siehe Tabelle 27). Dabei machte der Industriesektor 42% des investierten Kapitals aus, die öffentlichen Dienstleistungen und das Handelsgeschäft dagegen nur noch 17%. Der Umfang der ausländischen Investitionen in Argentinien betrug damit zehn Jahre nach Kriegsende etwa die Hälfte des Umfangs zu Beginn vom Anfang der 30er Jahre (Deligiannis/Martinez 1979: 52). Tabelle 27: Von BMW genehmigte Investitionsvorhaben in Argentinien in der Zeit von 15.09.195222.06.1955 Jahr/Nr. 1952 1

2 1953 3 4

Antragsteller

Niederlassung (N), Beteiligung (B)

Dr. C. Otto & Co. GmbH, Bochum

B an OTTO TECHNICA Y CONSTRUCCIONES SA, Buenos Aires FAHR ARGENTINA SA, Buenos Aires928

Maschinenfabrik Fahr AG, Gottmadingen

5 6

Elektro-Thermit GmbH, Essen Mannesmann-Export, Düsseldorf Ibid. Chem. Fabrik Wesseling AG

7

Daimler-Benz AG, Stuttgart

8

Maschinenfabrik Fahr AG, Gottmadingen Daimler-Benz AG, Stuttgart

9

10

Mannesmann-Export, Düsseldorf

N in Argentinien MANNEX-ARGENTINA SRL, Buenos Aires Ibid. INDUSTRIAS DELTA SA, Buenos Aires B an MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, Buenos Aires FAHR ARGENTINA SA, Buenos Aires MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, Buenos Aires MANNEX-ARGENTINA, Buenos Aires

Wert in Pesos

30.000,-

2.000.000,-

402.000,90.000,100.000,120.000,20.000.000,-

1.333.000,6.483.850,-

Deligiannis/Martinez (1979: 43-46). U.a. wurde der Registro Nacional de Extranjeras ins Leben gerufen. Dazu auch Rock (1999: 384-388).

95.000,-

Inversiones

927

Kap. IV.3.3.

928

Die FAHR ARGENTINA SA wurde bereits im Dezember 1951 gegründet. Vgl. Freie Presse vom 25.04.1954, Erste deutsche Traktorenfabrik in Argentinien.

239 Jahr/Nr. 1954 11 12 13 14 15 16 17

Antragsteller

Niederlassung (N), Beteiligung (B)

Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Köln Hugo Stinnes OH, Mülheim/Ruhr Siemens-Gesellschaft, München/Erlangen Mahle KG, Stuttgart Optische Werke G. Rodenstock, München Elektro-Thermit GmbH, Essen

DEUTZ ARGENTINA SA, Buenos Aires929 FABRICA COMERCIAL SA, Buenos Aires SIEMENS ARGENTINA SA, Buenos Aires TALUR SA, Buenos Aires Kapitalgesellschaft arg. Rechts

3.300.000,-

ELEKTROTHERMIT-INSUA SRL, Buenos Aires FARBENFABRIKEN BAYER SA, Buenos Aires BORGWARD ARGENTINA SA, Buenos Aires INYECTO MAGNET SA, Buenos Aires930

600.000,-

18

Farbenfabriken Bayer AG, Leverkusen CFW Borgward GmbH, Bremen

19

Robert Bosch GmbH, Stuttgart

1955 20

Friedrich Krupp, Essen

21

MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Nürnberg

22

Daimler-Benz AG, Stuttgart

23 24

BASF, Ludwigshafen STAMAG, Düsseldorf 3 '

25

BASF, Ludwigshafen

26

AW Faber-Castell, Stein

27

Dipl. Ing. Karl Diehl Nürnberg

28

Farbenfabrik Bayer AG, Leverkusen

29

Accumulatoren Fabrik AG, Frankfurt a.M. Mahle KG, Stuttgart

30

929 930

931

FABRICA DE CEMENTO DE SAN JUAN SA, San Juan MAN-ARGENTINA INDUSTRIAL Y COMERCIAL SA, Buenos Aires MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL, Buenos Aires Noch zu gründende AG MANNESMANN NICOLUSS1 SA, Buenos Aires UNION QUIMICA SA, Buenos Aires JOHANN FABER ARGENTINA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL, Buenos Aires INDUSTRIA DE RELOJES, Córdoba FABRICA ARGENTINA DE FENOL Y DERIVADOS SA, Buenos Aires VARTA CONEN SA, Buenos Aires TALUR SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL EN

Wert in Pesos

100.000,5.025.000,820.000,860.000,-

8.058.960,1.050.000,23.533.750,3.760.000,13.250.000,9.000.000,360.000,-

7.500.000,-

6.532.500,1.000.000,450.000,3.437.000,-

200.000,1.750.000,-

9.655.000,1.153.333,-

Freie Presse vom 15.04.1954, Deutz wieder in Argentinien. Diese wurde im Juli 1952 feierlich von den Geschäftsführern der Bosch GmbH in Buenos Aires eröffnet. Vgl. Freie Presse vom 06.07.1952, Eine deutsche Weltmarke wieder in Argentinien. Bosch-Vertretung als Verbindungsstelle technischer Zusammenarbeit. Stahlindustrie und Maschinenbau AG.

240 Jahr/Nr.

Antragsteller

Gesamt Quelle:

Niederlassung (N), Beteiligung (B) FORMACION, Buenos Aires

Wert in Pesos

132.049.393,BÄK, B102/57580.

Zwischen 1955 und 1958 war Argentinien aufgrund der unsicheren politischen Lage nicht interessant für ausländische Investoren. Nach dem Putsch gegen Perón versuchte die Übergangsregierung, eine neue Wirtschaftspolitik einzuleiten, diese scheiterte jedoch an den großen politischen Herausforderungen nach neun Jahren Peronismus (Rock 1999: 417). Erst mit Frondizi wurde eine kohärente und langfristige liberale Wirtschaftspolitik in Argentinien eingeführt, die den Zufluss ausländischen Kapitals fördern wollte. Insbesondere das Gesetz Nr. 2.483 vom Juli 1958 sollte einen neuen sicheren und attraktiven Rahmen für ausländische Investitionen schaffen. 932 Bis Anfang der 60er Jahre gelang es der Regierung Frondizi tatsächlich, den Zufluss von Auslandsinvestitionen zu steigern, vor allem im Industriesektor. In der Folge ließen sich zwischen 1958 und 1962 254 ausländische Firmen in Argentinien nieder. 90% davon waren in den Branchen Petrochemie, Transportwesen, Metallurgie und Maschinenbau tätig. 60% der ausländischen Unternehmen waren US-amerikanisch, gefolgt von schweizerischen, englischen, deutschen und französischen Firmen (Szusterman 1998: 186). Der Regierungsantritt Illias und die Rückkehr zu einer restriktiven Wirtschaftspolitik hemmten erneut die ausländische Investitionstätigkeit bis 1965, als ein neuer Tiefpunkt erreicht wurde. Erst 1966 sollte sich diese Tendenz ändern (Hastedt 1970: 156-157). Zur Investitionsentwicklung von deutschem Kapital in Argentinien nach dem Zweiten Weltkrieg lässt sich zusammenfassend festhalten: Während der 50er Jahre hielt sich die Bundesrepublik Deutschland mit Investitionen sehr zurück. Unter Perón erschwerte das Altvermögensproblem neue Kapitalinvestitionen. Die Klärung dieses Themas war die Grundvoraussetzung, um das deutsche Vertrauen in Argentinien als sicheres Investitionsland wiederzuerlangen. Zwar gab es zwischen 1949 und 1955 einige Großprojekte mit deutscher Beteiligung, die als Beispiele für eine neue Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern dienten, doch waren diese Investitionen vor allem durch enge persönliche Beziehungen zu wichtigen argentinischen Politikern möglich geworden. Aufgrund dieser persönlichen Verflechtung hatte der Sturz Peróns 1955 fatale Auswirkungen auf diese Investitionsprojekte. Die ständigen Regierungswechsel nach dem Sturz Peróns und die wirtschaftliche Instabilität durch das Fehlen einer dauerhaften und einheitlichen Wirtschaftspolitik verlängerten diesen Zustand.933 AWD (Nr. 5, 1959, Heft 4), Neues Gesetz über die Investition ausländischen Kapitals, sowie Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Boletín Oficial Nr. 18.697 vom 21.07.1958 über Investierung von ausländischem Kapital in Argentinien, Dekret Nr. 2.483 vom 17.07.1958. Dieses Gesetz stellte das ausländische Kapital mit den nationalen Investitionen gleich. Siehe auch Brief Junker an das AA vom 19.07.1961 in: PAAA, R415/319, Schutz von Kapitalanlagen im Ausland. Hastedt (1970: 154). Er bezeichnet die Periode 1955-1959 als eine klare Unterbrechung in der deutschen Investitionstätigkeit in Argentinien.

241

Dies zeigte sich vor allem im geringen Anteil an Rückkäufen alter Tochtergesellschaften bei den Versteigerungen der DrNIE-Unternehmen 1958. Die meisten Unternehmen hatten an ihren alten Betrieben kein Interesse mehr. Erst Anfang der 60er Jahre ließen sich viele der alten deutschen Firmen wieder in Argentinien nieder. Das Problem des Altvermögens wurde durch Argentinien nicht optimal gelöst. Einen interessanten Vergleich hierzu stellte Brasilien dar. 934 Brasilien gab 1950 die Vermögenswerte von in Brasilien ansässigen Deutschen und 1953 alle gewerblichen Schutzrechte wieder frei. 1956 schloss die Feindvermögensverwaltung mit einem Konsortium von deutschen Großfirmen einen Vertrag ab, wonach der ganze Vermögenskomplex für eine feste Kaufsumme (etwa die Hälfte des Wertes) zurückgegeben werden sollte. Durch den Eintritt Brasiliens in den Haager Club 1955 und den multilateralen Zahlungsverkehr war der Weg für umfangreiche Investitionen in Brasilien frei. 935 „Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Brasilien sich seit 1953 um eine Bereinigung der Kriegsfolgen bemüht und dadurch eine Vertrauensbasis hergestellt hat, die sich positiv auf die Entscheidungen der deutschen Wirtschaft für Investitionen in Brasilien ausgewirkt hat" (Jerofke 1993: 189). Der Anteil Brasiliens an den in Südamerika durchgeführten deutschen Investitionen betrug 1961 mit 640 Mio. DM 70%, der Argentiniens mit 160 Mio. DM nur 17% (siehe Tabelle 28).936 Hingegen wird das deutsche Kapital in Brasilien bis 1940 von Rippy nur auf 200 Mio. US$, für Argentinien jedoch auf 540 Mio. US$ geschätzt (Rippy 1948b: 64). Deutschland hatte somit vor dem Krieg in Argentinien fast dreimal so viel investiert wie in Brasilien. Dieses Verhältnis kehrte sich innerhalb von 15 Jahren nach Kriegsende um. 1961 waren die deutschen Investitionen in Brasilien etwa viermal so groß wie in Argentinien.

Jerofke (1993: 187-189). Für die deutsch-brasilianischen Beziehungen der Nachkriegszeit siehe Moniz Bandeira (1995). A W D (Dez. 1960, Heft 12: 311-312). Für die deutsche Investitionstätigkeit in Brasilien nach 1945 vgl. Jerofke (1993: 189197). Zur Vorreiterrolle Brasiliens nach dem Zweiten Weltkrieg siehe auch Hastedt (1970: 246) und Moniz Bandeira (1995: 142): „Ausländisches Kapital - und insbesondere Kapital aus Deutschland - hatte den rapiden industriellen Aufschwung Brasiliens in den fünfziger Jahren möglich gemacht". Den Schwerpunkt der deutschen DI in den Entwicklungsländer änderte sich Ende der 60er Jahre. Danach floss die Mehrheit der deutschen DI nach Europa. Vgl. Schröter (1993: 44).

242 937

Tabelle 28: Deutsche DI im Ausland nach Ländern (in Mio. DM): Land/Jahr Schweiz

1961 465,9

1962

1963

633,5

798,5

1964 965,4

1965 1051,6

Brasilien

639,7

772,6

798,8

823,9

846,5

Kanada

482,3

637,3

677,0

762,0

798,0

Frankreich

177,6

276,3

505,3

667,5

722,2

Belg.-Lux.

106,1

141,4

333,4

580,7

699,3

USA

336,1

367,8

406,2

428,0

468,5

Italien

136,4

172,2

237,4

317,6

332,6

Österreich

137,1

187,9

238,4

306,1

392,3

Argentinien

159,7

231,1

273,3

289,9

281,6

Spanien

99,0

124,8

181,1

230,6

262,0

Quelle:

Deutsche Bundesbank (1965: 26). Die ersten 10 Länder werden aufgeführt.

Die Statistiken für den Zeitraum von 1951-1961 sind für die Bundesrepublik Deutschland nicht ganz zuverlässig. Wie in Kapitel II herausgearbeitet werden konnte, wurden die deutschen Auslandsinvestitionen Schritt für Schritt zugelassen beziehungsweise registriert (Seifert 1967; Hastedt 1970: Kap. II.2; Schröter 1993: 28). Aus einem Brief des argentinischen Botschafters in Bonn, Labougle, an den argentinischen Außenminister vom Januar 1957 sind auch einige Daten zu den deutschen Investitionen in Argentinien in der ersten Hälfte der 50er Jahre zu erfahren - sie werden für den Zeitraum 1952 bis 1956 mit 77 Mio. DM angegeben. Dabei stand Argentinien an sechster Stelle nach Brasilien (299 Mio. DM), Kanada, USA, Frankreich und der Schweiz.938 In den Jahren zwischen 1958 und 1964 investierten deutsche Firmen einem Bericht der DAIHK zufolge 31,40 Mio. US$ (130,3 Mio. DM) in Argentinien, was 6,46% der gesamten deutschen Auslandsinvestition entsprach.939 Das stärkste Investitionsjahr war 1959 mit 14,6 Mio. US$ (61,6 Mio. DM). Der Grund dafür lag unter anderem an einem neuen argentinischen Investitionsgesetz, das im Juli 1958 Brüninghaus (1965) und Hastedt (1970: 261), der nur die Netto-DI auffuhrt. 1961 machen die deutschen Netto-DI in Argentinien 63,2 Mio. DM und in Brasilien 84,6 Mio. D M aus. 1965 sind es für Argentinien 9,1 Mio. DM und für Brasilien 15,4 Mio. DM. Mexiko hatte in diesem Jahr den gleichen Umfang an deutschen Netto-DI wie Argentinien und nahm zwei Jahre später den zweiten Platz nach Brasilien ein. Die deutschen Netto-DI werden für Argentinien im Jahr 1965 mit 300 Mio. DM angegeben. Vgl. dazu PAAA, R415/319, Direktinvestitionen in Mittel- und Südamerika u.a. Argentinien, Stand September 1960, vom B M W an die Deutsche Botschaft in Buenos Aires geschickt. AMRREEC, Departamento de Asuntos Económicos, Alemania 1957, Brief von Labougle an Podestá Costa vom 29.01.1957. Die Angaben stammen von der Bank Deutscher Länder. E. Alemann (1966: 62), auch Hastedt (1970: 264). FIEL (1973: 251) macht ähnliche Angaben wie Alemann und schätzt die deutschen Investitionen in Argentinien für den Zeitraum 1958-1965 auf eine Höhe von 33,7 Mio. US$. Dabei bemessen sich die USInvestitionen auf 276,2 Mio. US$, die schweizerischen Investitionen auf 49,3 Mio. US$ und die britischen Investitionen auf 40,8 Mio. US$.

243 verabschiedet worden war und ausländisches Kapital besonders fordern sollte (siehe oben). 3. Deutsche Unternehmen: Wiederaufbau und Bedeutung Die deutschen Industrieunternehmen hatten seit Mitte der 50er und vor allem in den 60er Jahren ihren Schwerpunkt auf die Investitionsgüterindustrie verlagert (siehe Tabelle 29). Insbesondere die Produktion von Omnibussen und Lkws durch die MERCEDES BENZ ARGENTINA SA nahm an Bedeutung zu. 940 In den anderen traditionell spezifisch deutschen Branchen wie der Metall-, der Elektro-, der Bau- und der Chemieindustrie hatten die deutschen Unternehmen ihre Vorreiterrolle verloren (Hastedt 1970: 247). Länder wie die USA und Italien hatten viele dieser Branchen durch starke Investitionstätigkeit in der zweiten Hälfte der 50er Jahre für sich gewinnen können. 941 Ihre frühere Tätigkeit als Handels- und Vertriebsfirmen wandelten die deutschen Niederlassungen in kleinere Fertigungsunternehmen um, was in der Regel nicht mit hohem Kapitalaufwand verbunden war. 942 Die starke Konzentration des investierten Kapitals auf wenige Großunternehmen war weiterhin ein wichtiges Merkmal der deutschen DI im Ausland (Deutsche Bundesbank 1965: 24). 1964 verteilten sich die deutschen DI in Argentinien auf etwa 50 Unternehmen (Klingenfuß 1966: 118). In diesem Jahr waren 52% (152,7 Mio. DM) der deutschen DI in Argentinien in Mehrheitsbeteiligungen investiert, 90,2 Mio. DM in Form eines Darlehens. Meistens handelte es sich um Darlehen der Mutterhäuser an die eigenen Tochtergesellschaften. 943 Tabelle 29:

Deutsche Investitionen in Argentinien nach Branchen (1958-1964)

Branche Automobilindustrie Traktoren Eisenbahnmaterial Metallurgie Industriemaschinen/-motoren Holz, Papier, Karton Autoersatzteile

In Mio. US$ 10,55 7,14 2,84 2,48 1,85 1,39 1,24

E. Alemann (1966: 66). Etwa 60% aller Lkws und Kleinomnibusse in Argentinien wurden von der MERCEDES BENZ ARGENTINA SRL gebaut. Siehe auch Schröter (1993:39). E. Alemann (1966: 62): „In der Tat haben andere Länder sich im Zuge der FrondiziIndustrialisierung stark engagiert, vor allem Italien". Zu den italienischen Investitionen in Argentinien siehe u.a. Barbero (1990). Hastedt (1970: 246). Die deutschen Fertigungsunternehmen überstiegen in der Regel eine kumulierte Netto-DI von 3 Mio. DM nicht. Vgl. E. Alemann (1966: 63): „Auf der Liste argentinischer Großuntemehmungen stehen nur vereinzelte deutsche Firmen, die sich doch größtenteils kaum mit den Giganten messen können, die von den Nordamerikanern oder den Italienern errichtet worden sind". Deutsche Bundesbank (1965: 23). Siehe auch Schröter (1993: 42-43) betreffend, weshalb die DI als Investitionsform der deutschen Unternehmenskultur am besten entsprechen würde.

244

Branche Radioelektrische Apparaturen Lebensmittel und Getränke Werkzeugmaschinen und Ersatzteile Textilien Pharmazeutische- und Sanitärprodukte Chemie und Petrochemie Film und Optik Quelle:

In Mio. US$ 1,20 1,20 0,64 0,27 0,21 0,12 0,09

E. Alemann (1966: 62).

Die wichtigsten deutschen Unternehmen in Argentinien werden von E . Alemann für das Jahr 1 9 6 6 aufgelistet. Dabei werden reine Vertretungen und Handelsniederlassungen, wie etwa die R O B E R T B O S C H S A , nicht berücksichtigt. Tabelle 30:

Argentinische Industriebetriebe mit deutschem Kapitalanteil (z.T. mit Neugründungsjahr 944 und deutschem Anteil, Stand 1966)

Firma Adler Käsewerk Wangen im Allgäu AEG-Berlin/Frankfurt* Agfa-Gevaert AG, Leverkusen /Bayernwerk Alfred Engelkraut, Aschaffenburg Arnold & Stolzenberg GmbH, J. Mühle b/Einbeck Artos Maschinenbau GmbH August Thyssen-Hütte, Duisburg* Auto Union GmbH AW Faber, Nürnberg

BASF AG, Ludwigshafen/Rhein* Byk-Gulden Lomberg, Chem. Fabriken GmbH CF Boehringer & Söhne GmbH, Mannheim Chemische Fabrik Wesseling AG Daimler Benz AG, Stuttgart Deutsche Edelstahlwerke AG, Krefeld Diehl KG, Nürnberg Elektro Thermit GmbH, Essen E. MERCK AG, Darmstadt* Farbenfabriken Bayer AG, Leverkusen*

Argentinische Beteiligung QUELAC SA AEG ARGENTINA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (1958, 100%) GEVAERT ARGENTINA SA/FIFA SA INDUPEL SRL FACSA, FABRICA DE CADENAS SA RICHTER & CIA. SRL LAMETAL UNION SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (1949, 85%) INDUSTRIA AUTOMOTRIZ SANTA FE SA BIC SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL, AW FABER ARGENTINA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL SULFISUD SA INDUSTRIAL, COMERCIAL Y FINANCIERA (1955, 50%), INDROGAL BYK ARGENTINA SRL BOEHRINGER ARGENTINA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL INDUSTRIAS DELTA SA MERCEDES BENZ ARGENTINA SA, INVAL SRL MARATHON ARGENTINA, ACEROS FINOS ESPECIALES SA JG GIROD SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL ELECTRO THERMIT ARGENTINA SRL MERCK QUIMICA ARGENTINA SA (1958, 100%) BAYER ARGENTINA SA (1950, 100%), COLOIDAL SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL,

Die ehemaligen DINIE-Mutterhäuser sind mit einem * gekennzeichnet. Eine komplette Liste vom November 1992 befindet sich im Anhang von Zago (1992: 242-246). Dort wird unterschieden zwischen Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung und Firmen, die von in Argentinien lebenden Deutschen gegründet worden waren.

245 Firma Farbwerke Hoechst AG, Frankfurt* Ferrostaal AG, Essen Fichtel & Sachs AG, Schweinfurt Filterwerk Mann & Hummel GmbH, Ludwigsburg Gebr. Isringhausen, Lemgo Gebr. Schneider GmbH, Tennenbronn GM Pfaff AG, Kaiserslautern Goetzewerke, Friedrich Goetze AG, Düsseldorf Greifzug Gesell, für Hebezugbau mbH, Berg./Glad. Günther Wagner Pelikan Werke, Köln Henninger Bräu KG, Frankfurt Hochtief AG, Essen Hoesch AG, Dortmund Hugo Stinnes AG, Mühlheim Karl Steinhoff, Berlin Klein, Schanzlin & Becker AG, Frankenthal Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Köln* Kohlensäure AG, Düsseldorf L. Schuler AG, Göppingen Mahle KG, Stuttgart MAN Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG Maschinenfabrik Fahr AG, Gottmadingen Mannesmann AG, Düsseldorf* Miag Muehlenbau & Industrie GmbH* Münk & Schmitz KG, Köln Optische Werke Rodenstock AG, München OSRAM GmbH, Berlin/München* Otto Fuchs, Metallwerke, Meinerzhagen Paul Ferdinand Peddinghaus Rheinische Stahlwerke, Essen Schering AG, München/Berlin* Semikron GmbH, Nürnberg Siemens Schuckertwerke AG, Erlangen* Teroson-Werke Erich Ross, Heidelberg Trumpf Schokoladenfabrik, Monheim & Co., Aachen Varta AG, Frankfurt/Main

Argentinische Beteiligung FENSUD SA, ANILSUD SA, INTERVAC SA QUIMICA HOECHST SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (1958, 50%) COMETARSA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL TELEVEL SA, WOBRON SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL TIDEM SA INDUSTRIAL, COMERCIAL Y FINANCIERA RESORTES SACHS SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL PACKARD RALPH MENGEL SA PFAFF-BROMBERG & CIA. SA INDUSTRIAL, COMERCIAL Y FINANCIERA AROSA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL SOLETRA SA PELIKAN ARGENTINA SA CERVECERIA BIECKERT SA, CERVECERIA SCHNEIDER SA, SEVEN UP HOCHTIEF ARGENTINA SA HOESCH ARGENTINA SA KOERTING SRL KNITTAX ARGENTINA SA CIA. SUDAMERICANA DE BOMBAS SA DECA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL (1959, 50%) ODOL SA EXTRUSION SA BUXTON SA INDUSTRIAS ARGENTINAS MAN SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL, LA OXÍGENA SA FAHR ARGENTINA SA NICOLUSSI SRL-MANNESMANN (1950, 90%) MIAG ARGENTINA SRL EMAILLIT ARGENTINA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL RODENSTOCK ARGENTINA SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL OSRAM ARGENTINA SA INDUSTRIAL, COMERCIAL Y FINANCIERA (1958, 100%) MARVEL SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL TALLERES MECANICOS TREBOL SRL RHEINSTAHL-HANOMAG-CURA SA SCHERING ARGENTINA SRL (1958, 100%) SEMIKRON ARGENTINA SRL SIEMENS ARGENTINA SA INDUSTRIAL, COMERCIAL Y FINANCIERA (1954, 100%) TEROSON ARGENTINA SRL NOEL & CIA. LIMITADA SA BATECO SA

246 Firma Walther &Cie. AG, Köln Wella AG, Darmstadt Quelle:

Argentinische Beteiligung INDUSTRIAS CAREN SA WELLA-ONDABEL SA

E. Alemann (1966: 67-68).

Von den zwölf deutschen Mutterhäusern, deren Tochtergesellschaften 1947 unter DINIE-Verwaltung standen, waren Anfang der 60er Jahre elf wieder mit einer DI in Argentinien ansässig. Obwohl sich die endgültige Bereinigung des Altvermögensproblems bis Ende der 60er Jahre hinzog, zögerten die meisten der deutschen Mutterhäuser nicht, sich erneut in Argentinien zu etablieren. Die Komplementarität beider Volkswirtschaften war vor dem Zweiten Weltkrieg der wichtigste Grund für die Aufrechterhaltung der Wirtschaftsbeziehungen bis 1944 gewesen - und sie blieb auch in der Nachkriegszeit die treibende Kraft beim Wiederaufbau der Beziehungen. Die seit Generationen aufgebauten kulturellen Beziehungen und die große Anzahl an Deutschen in Argentinien spielten dabei ebenfalls eine große Rolle (Jerofke 1993: 354). Erst in den 60er Jahren kann man von einem verstärkten Einfluss der deutschen Unternehmen im Industrialisierungsprozess Argentiniens sprechen. Aufgrund der steigenden Produktion vor Ort und der Einführung eines dualen Ausbildungssystems haben sich viele deutsche Unternehmen stark für die Ausbildung und Rekrutierung von einheimischen Mitarbeitern engagiert. Dadurch wurden neue Technologien im Land eingeführt sowie Know-how übertragen. Viele deutsche Unternehmen, die vor 1945 in der Regel reine Vertriebsgesellschaften waren, leisteten auf diese Art und Weise einen wichtigen Beitrag zur industriellen Entwicklung Argentiniens (E. Alemann 1966:71).

247

VIII. Ergebnis Durch den analytischen Charakter der Zwischenergebnisse sind bereits viele Schlussfolgerungen vorgestellt worden. Hier sollen nun die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit erneut zusammengefasst werden. Anschließend wird auf die Langzeitwirkungen des Altvermögensproblems hingewiesen, und es werden die daraus resultierenden Konsequenzen für Argentinien erörtert. Ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit ist die Verknüpfung zwischen Altvermögensproblematik und deutscher Investitionstätigkeit. Dabei wurde gezeigt, dass sowohl politisch als auch wirtschaftlich kein Weg an der Lösung dieses Problems vorbeiführte. Dass genau dieser Zusammenhang von der argentinischen Seite nicht rechtzeitig erkannt und darauf reagiert wurde, spiegelte sich deutlich in der schwachen Investitionstätigkeit Deutschlands nach 1945 wider. Obwohl die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen nach dem Krieg Schritt für Schritt wiederaufgebaut wurden, behinderte das Altvermögensproblem die Verhandlungen über die Beziehungen bis in die 60er Jahre erheblich. Das angeführte Beispiel Brasiliens gibt einen guten Einblick in die positive Reaktion der Bundesrepublik auf eine schnelle und industriefördernde Lösung des gleichen Problems. Dass Brasilien nach 1945 Argentinien den ersten Platz in Lateinamerika für deutsche Investitionen streitig machen konnte, steht unter anderem im engen Zusammenhang mit der Art, wie Brasilien mit den deutschen Vorkriegsvermögen umging. Durch die Gründung einer „Deutsch-Brasilianischen Gemischten Kommission für wirtschaftliche Entwicklung" 1953 wurde der Zufluss von deutschem Kapital nach Brasilien zusätzlich gefördert. Weiterhin wurden beispielsweise in Brasilien wichtige ausländische, darunter auch deutsche Investitionen dadurch ins Land gelockt, dass sie zum einen günstiger besteuert wurden und zum anderen ein großzügigerer Transfer der Gewinne erlaubt wurde als in Argentinien. Zusammenfassend kann man festhalten, dass die schnelle Lösung des Altvermögensproblems in Brasilien ein wichtiger Grund für die Verlagerung des deutschen Investitionsflusses von Argentinien nach Brasilien war. 945 Außer der quantitativen Veränderung der deutschen Investitionstätigkeit in Argentinien nach 1945 zeigte sich auch eine qualitative Veränderung des Kapitalzuflusses. Die alten „typischen" deutschen Branchen wie die Metall-, Elektro-, Bau- und Chemieindustrie wurden durch die Investitionsgüterindustrie ersetzt, in erster Linie durch die Automobilindustrie. Gleichzeitig lässt sich ein starker Investitionszufluss US-amerikanischer und europäischer Unternehmen nach Argentinien feststellen, der auf diese alten deutschen Branchen zielte. Der Absatzmarkt Argentinien, der bis 1945 für Deutschland der wichtigste in Lateinamerika gewesen war, wurde nach dem Krieg von anderen Staaten „erobert". Von dieser „Absatzlücke" Deutschlands profitierten vor allem die U S A aber auch beispielsweise Italien und Frankreich. 945

Jerofke (1993: 189-196, sowie 196-197): „ [...] in der Wiederaufbauphase [hat] Brasilien aufgrund seiner relativ freieren Politik besonders bei Direktinvestitionen mehr profitiert [...] als Argentinien".

248 Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Arbeit ergibt sich aus der Analyse der deutschen Direktinvestitionen in Argentinien vor 1945, vor allem auf der Grundlage des DINIE-Komplexes. Diese Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass es sich zum einen bei den deutschen Unternehmen in der Regel um Vertriebsgesellschaften handelte, d.h. dass sie nur zu einem geringen Teil vor Ort produzierend tätig waren, zum anderen war genau deswegen ihr Industrialisierungsbeitrag in Argentinien vor 1945 eher gering. Dort waren sie hauptsächlich im Verkauf, in der Montage und im Reparaturwesen tätig - die Chemieunternehmen bildeten aber eine Ausnahme, da sie durch Gründung von kompletten Laboratorien, bei der Rohstoffgewinnung und in der Produktion von chemischen Präparaten aktiv waren. Sie verfugten über gefüllte Lagerbestände und wurden über Kredite der Mutterhäuser finanziell unterstützt. Sie hatten in der Regel ein deutsches Management sowie deutsches oder deutschstämmiges Fachpersonal, was nicht immer für einen direkten Transfer von Know-how spricht. Deshalb sollte der Historiker die Bezeichnung „deutsche Industrieunternehmen" vor 1945 mit Vorsicht verwenden, da sie nur ein Bruchteil der Unternehmensabsichten beschreibt. Erst während des Krieges fingen die deutschen Tochtergesellschaften an, das Problem der leeren Lagerbestände anzugehen, indem sie einheimische Firmen mit einer kleinen Produktion aufkauften. Zwischen 1939 und 1945 kann ein einsetzender Industrialisierungsaufschwung innerhalb der deutschen Firmen in Argentinien festgestellt werden. Dieser Prozess wurde durch die Enteignung und Verstaatlichung der deutschen Unternehmen unterbrochen. Vor allem am DINIE-Beispiel zeigt sich, dass diese Vertriebsunternehmen für die weniger entwickelte argentinische Industrie enorm wichtig waren. Argentinien blieb von der Einfuhr deutscher (und anderer ausländischer) Industrieerzeugnisse abhängig und das auch nach 1945. Daraus lassen sich zweierlei Schlussfolgerungen ziehen: Zum einen waren die deutschen (Industrie)-Unternehmen bis 1945 wichtige Kettenglieder in Argentiniens entstehender Industrie, die sehr von der Einfuhr wichtiger Industrieprodukte wie beispielsweise von Maschinen und Stahlerzeugnissen abhängig war. Zum anderen blieben auch die unter der DINIE verstaatlichten deutschen Unternehmen von der Zusammenarbeit mit den ehemaligen Mutterhäusern abhängig. Die Stammhäuser lieferten weiterhin Produkte, die nicht in Argentinien hergestellt wurden oder deren Know-how dafür nicht vorhanden war, und so setzten sie ihre alte Vertriebsform fort. Genau hier lag allerdings der Fehler Peróns: Seine Absicht, mit Hilfe der DINIE einen entscheidenden Aufschwung in der Industrialisierung zu schaffen, ging nicht auf. Durch die Zusammenarbeit mit den ehemaligen Mutterhäusern und der DINIE wurde kein endgültiger Bruch geschaffen. Dieser wäre aber nötig gewesen, um die einheimische Industrie gezwungenermaßen weiterzuentwickeln. Wiederum hätte die DINIE vermutlich ohne die deutsche logistische und fachliche Unterstützung nicht so lange existieren können. Die einzige denkbare Lösung, durch die Argentinien und seine Industrie von der Konfiskation deutscher Unternehmen hätte profitieren können, wäre die gesetzliche Kontrolle dieser Firmen ohne Unterbrechung der Produktion und ohne den Austausch des Managements gewesen. 946 Damit hätte die nationale Politik den im Es sollen hier drei Beispiele genannt werden, wo durch eine reine Kontrolle der „Feindunternehmen" die Betriebswirtschaftlichkeit derselben nicht in Gefahr gebracht wurde.

249 Krieg einsetzenden industriellen Aufschwung fortgesetzt. Die sinnvolle Integration des DINIE-Komplexes innerhalb eines langfristigen Industrialisierungsprogramms war aber von Anfang an nicht vorgesehen, und deshalb kam es auch zum völligen Scheitern dieses Konstrukts. Erst 1955 wurde ein Versuch gestartet, durch den Verkauf der DINIE diesem Trend entgegenzusteuern. Dabei hatten auch die Mutterhäuser zu diesem Zeitpunkt durchaus noch Interesse an ihren alten Betrieben. Das Vorhaben wurde allerdings zu spät gestartet und konnte wegen des Putsches nicht realisiert werden. Ein weiterer Aspekt der deutschen DI vor 1945 konnte durch ihre Größeneinschätzung festgestellt werden. 1945 wurden deutsche Unternehmensaktiva in Höhe von 140-150 Mio. US$ vom argentinischen Staat konfisziert. Diese Summe deutet auf zweierlei Ergebnisse hin. Erstens waren die deutschen DI im Vergleich zu den britischen oder US-amerikanischen Investitionen in Höhe von zwei Milliarden beziehungsweise 750 Mio. US$ relativ gering. Zweitens waren die Investitionen von in Argentinien lebenden Deutschen (sogenannte Auslandsvermögen) viel höher als die reinen DI. Der viel zitierte Autor Sommi schätzt das gesamte deutsche Auslandsvermögen 1938 auf 540 Mio. US$. Wenn man davon die reinen DI abzieht, kommt man auf eine Auslandskapitalsumme von 400 Mio. US$. Leider beruht diese Zahl auf zahlreichen Einschätzungen, die nicht durch Quellenangaben bestätigt werden konnten. Die qualitative Analyse der deutschen DI in Argentinien führte trotzdem zum Schluss, dass durch ihre monopolartige Stellung in gewissen Branchen die deutschen Tochtergesellschaften im argentinischen Markt einen entscheidenden Einfluss ausüben konnten. Weiterhin konnte herausgearbeitet werden, dass die Figur Peröns wie auch die der Nachfolgepräsidenten für die Bereinigung des Problems nicht ausschlaggebend waren. Vor allem für die Zeit Peröns lässt sich anhand der unregelmäßigen und unsystematischen Rückgaben die Macht von Institutionen und von einzelnen politischen Akteuren erkennen. Das System des Peronismus überholte seinen Gründer schnell, und die Rückgabe der deutschen Vermögen war alles andere als leicht umzusetzen. Dass auch die Opposition dagegen war, macht ebenfalls die Problematik innerhalb der argentinischen politischen Landschaft deutlich. Eine für Argentinien vorteilhafte langfristige Lösung wurde andauernd von machtpolitischen Kämpfen verhindert. Auch die Nachfolgeregierungen, vor allem unter Frondizi, hatten keine leichte Aufgabe mit der Bereinigung des Alt Vermögensproblems. Zwar erkannte Frondizi, dass dieses Eigentum unbedingt zurückgegeben werden musste, doch kam er um Konzessionen an die DINIE-Arbeiterschaft nicht herum. Dies ist wiederum ein Zeichen für die starke Prä-

Uruguay stellte die deutschen Unternehmen im Krieg unter Staatsaufsicht und hob diese relativ schnell wieder auf. So waren die Produktionsverhältnisse nicht unterbrochen gewesen. Ähnliches geschah mit Aramburu, der sieben deutsche Nachkriegsgründungen unter „Interdiktion" stellte, doch ihr Weiterleben nicht verhinderte. Ein drittes Beispiel ist der Falkland-Krieg zwischen England und Argentinien 1982. Zwar war die Konfiskation englischer Unternehmen in Argentinien zunächst vorgesehen, doch hat man sich wegen der UnWirtschaftlichkeit dieser Maßnahme dagegen entschieden und die Unternehmen nur unter Staatskontrolle gestellt.

250 senz und die politische Macht der Arbeiterschaft sowohl unter Perón als auch in der Nachfolgezeit. Schließlich stellte die Analyse die wichtige Rolle der deutschen Unternehmen und der SP AI in den Rückgabeverhandlungen heraus. Auch hier konnte diese Arbeit einige neue Erkenntnisse aufzeigen. Obwohl die Bundesrepublik Deutschland als außenpolitischer Akteur sehr lange an strenge Vorschriften der Alliierte Hohe Kommission gebunden war, konnte sie mit Hilfe der SPAI und ihrer Unterhändler vor Ort ihre Interessen bereits ab Ende der 40er Jahre intensiv wahrnehmen. Die Rolle der SPAI als wichtigster Vermittler in den Rückgabeverhandlungen war bis heute unbekannt und unerforscht. Am Beispiel Argentiniens konnte gezeigt werden, dass die private Initiative der deutschen Wirtschaft langfristig sehr erfolgreich war. Auch die DAIHK und die FAAG spielten eine bedeutende Rolle. Diese Konzentration der Zuständigkeiten auf deutscher Seite war genau das, was auf Seiten Argentiniens fehlte. Dass die zuständigen Vermögensbehörden Argentiniens ständig ihre Namen, Vorgesetzten und Zuordnungen zu Ministerien wechselten, war ein Charakteristikum dieser Zeit. Die Tatsache, dass bei all dem der Präsident nicht als alleiniger Entscheidungsträger auftrat, erschwerte das Problem zusätzlich. Wenn man eine Bilanz der gesamten Konfiskationsproblematik ziehen möchte, sollte vor allem auf zwei Aspekte verwiesen werden. Zum einem gab Argentinien alle gewerblichen Schutzrechte an die ehemaligen Eigentümer kostenlos zurück; dies war in der Tat eine positive Entscheidung. Nicht viele Länder der internationalen Gemeinschaft handelten derart, weshalb diese Maßnahme der deutschen Wirtschaft viel Geld ersparte und dementsprechend sehr begrüßt wurde. Allerdings sollte die Rolle des Pariser Clubs bei dieser Entscheidung nicht außer Acht gelassen werden. Der zweite Aspekt spiegelt dagegen die andere Seite der Medaille: Sowohl die Rückgaben von Unternehmen als auch die von Schulen und Vereinen waren nicht zufriedenstellend. Erstens durch das Verzögern dieser Maßnahmen, zweitens durch die unsystematische und zum Teil beliebige Rückgabe der Objekte und drittens durch die letztlich aus der Luft gegriffenen Entschädigungssummen, die dem früheren Wert dieser Vermögen nicht entsprachen. Für Argentinien und Deutschland waren die gesamten Konfiskationsereignisse ebenfalls von Nachteil. Für Deutschland und die deutsche Gemeinschaft in Argentinien bedeutete sie ganz klar den Verlust ihres unternehmerischen und kulturellen Eigentums. Für Argentinien war der negative Aspekt dieser Enteignungen vielleicht noch entscheidender: Es verlor mittelfristig einen wichtigen Investor und raubte einer freundlichen und friedlichen ausländischen Gemeinschaft ihre materielle und ideelle Grundlage. Vor allem aber unterbrach Argentinien damit einen einsetzenden Industrialisierungsaufschwung, der sich zu seinem Vorteil hätte weiter entwickeln können. Wenn man diese beiden Aspekte bilanziert, überwiegen eindeutig die Nachteile. Basierend auf diesen Ergebnissen soll nun ein Bogen bis zur heutigen Lage gespannt werden. Die außenpolitische Haltung Argentiniens kann sowohl vor als auch nach 1945 nicht als „vernünftig" bezeichnet werden. Spätestens seit der Rio-Konferenz Anfang 1942 war klar, dass die USA sich vehement für ein gemeinsames Auftreten der amerikanischen Länder gegen die Achsenmächte einsetzen würden. Großbritan-

251 nien war der wichtigste Handelspartner Argentiniens in Europa, gefolgt vom Deutschen Reich. Dass Argentinien durch seine neutrale Haltung beide Partner nicht verlieren wollte, ist verständlich. In Anbetracht des sich immer weiter verschärfenden Konflikts hätte die Regierung sich allerdings für einen von beiden entscheiden müssen - und zwar für Großbritannien. Die hartnäckige Weigerung Argentiniens, den Forderungen der USA Genüge zu tun, wurde von den USA als Provokation angesehen und unterstützte den Verdacht, die argentinische Regierung kollaboriere insgeheim mit dem nationalsozialistischen Deutschland. Die nachdrückliche Kampagne der USA gegen die Regierung Argentiniens erzwang schließlich doch eine verspätete Kriegserklärung. Diese brachte jedoch nicht ein Ende der Auseinandersetzung zwischen den beiden amerikanischen Ländern. Argentinien musste noch Jahre danach die - vor allem wirtschaftlichen - Folgen seiner neutralen Haltung ertragen. Die strikte Sperrung des US-amerikanischen Marktes für argentinische Agrarprodukte, vor allem Fleisch, ist nur ein Beispiel von vielen. Gleichzeitig unterbrach Argentinien durch die Kriegserklärung fast 90 Jahre freundschaftlicher Beziehungen zu Deutschland. Die anschließende Konfiskation deutscher Vermögen wurde zu einer tiefen Wunde und führte zu einem grundlegenden Vertrauensbruch zwischen der deutschen Privatwirtschaft und Argentinien. Diese Wunde hätte Argentinien schnell heilen und damit mindestens einen alten und wichtigen Geschäftspartner zurückgewinnen können. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die USA nachhaltig verstimmt waren, hätte Argentinien einen vertrauten Partner in Europa gebraucht. Mit den Verzögerungen bei den Rückgabeverhandlungen und der viel zu langen Ausdehnung dieses Problems legte sich Argentinien aber selbst immer mehr Steine in den Weg. Der fast zehn Jahre dauernde Peronismus mit seiner zentralistischen Wirtschaftspolitik sowie die starke Diskontinuität der darauf folgenden Regierungen trugen zur Verhärtung des Problems bei. Diese Diskontinuität und die fortwährenden Versuche des politischen Neuanfangs sind ein Charakteristikum, das Argentinien bis heute plagt. Die Tatsache, dass das Land Anfang des 21. Jahrhunderts bankrott ist, ist unter anderem den ständigen Regierungswechseln seit 1930 und der meist inkohärenten Haltung gegenüber ausländischen Partnern, vor allem in wirtschaftspolitischen Fragen, zuzuschreiben. Ob Argentinien wieder eine neue Chance bekommt und ob es sie wahrzunehmen weiß, kann auf Basis dieser Arbeit nicht beantwortet werden.

253

Anhang 1. The Proclaimed List of Certain Blocked Nationals947 Tabelle 31 : Teil I, Argentinien 948 Unternehmen AEG CIA. ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA949 (D) (JV) Aachen y Munich Cía. de Seguros (D) (FB) Acacia SA Comercial e Industrial Accumulatoren-Fabrik AG (D)951 Aceros Poldi SRL Aceros Roechling Buderus SA (D) (JV) Aceros Schoeller-Bleckmann SRL Aceros Styria SRL (D) (JV) Afa-Tudor-Varta SA, Fábricas Reunidas de Acumuladores (D) (JV) Agfa Argentina SA, Dr. Kurt Oppenheim y Cía. (D) (JV) Aguerrondo y Cía. Aimé y Cía. Air France (F) Alámbrica Sociedad Industrial Argentina SA Alcorta y Gallo Calderón SRL Aldao y Cía. Algodonera Platense SA Industrial y

Adresse Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires95" Corrientes 330, Buenos Aires Trelles 640-50, Buenos Aires und Rivadavia 21522, Ituzaingó, Provincia de Buenos Aires Cangallo 2629, Buenos Aires Jujuy 1926-42, Buenos Aires Bulnes 2593, Buenos Aires Defensa 324, Buenos Aires Esparza 43, Buenos Aires Cangallo 2629, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 653, Buenos Aires Sarmiento 385, Buenos Aires Bartolomé Mitre 2584, Buenos Aires Buenos Aires952 Victoria 658, Buenos Aires und Colegio Militar 7, Villa Vallester, Provincia de Buenos Aires San Martín 66, Buenos Aires Bartolomé Mitre 4349, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 852 (Diagonal

Die Quelle beinhaltet auch eine Liste der Mitglieder der NSDAP in Argentinien. Die „Schwarze Liste" (ohne Datum) besteht aus Unternehmen, Privatpersonen, PresseAgenturen, Anwaltskanzleien, Körperschaften, Druckereien, Hotels, Schiffen, Kinos, Zeitungen, Verlagen, Apotheken usw., wobei hier nur das sogenannte Wirtschaftsvermögen, in erster Linie Handels- und Kapitalgesellschaften, vorgestellt wird. Es werden nur die Firmen aufgeführt, die durch einen rechtlichen Zusatz als Handels- oder Kapitalgesellschaften zu erkennen sind, z. B. „Cía.", „SA", „SRL", usw. Problematisch ist dabei, dass nicht nur deutsche (D) oder „vermutlich" deutsche Unternehmen aufgelistet wurden, sondern auch die der restlichen Achsenmächte oder diejenigen, die in engen Beziehungen zu den ersteren standen. Es handelt sich meistens um Firmen aus Deutschland, Japan (J) und Italien (I), manchmal sogar Frankreich (F) und den USA. Eine Kennzeichnung des möglichen Kapitalursprungs wird vorgenommen, wenn die Firmen entweder von der Junta (JV) oder anderen Fachbehörden (FB) beschlagnahmt worden sind oder es eindeutig aus den Namen der Firma hervorgeht. Die Fußnoten werden ohne Übersetzung wortwörtlich übernommen. Die ursprüngliche Liste von 1941 wurde in den folgenden Jahren, bis 1945, ergänzt. Not to be confüsed with CADE, CÍA. ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA, Balcarce 184, Buenos Aires. And all branches in Argentina. Siehe AFA-TUDOR-VARTA SA. And all branches in Argentina.

254 Unternehmen Comercial (Arturo) Alianak y Cía. Aliviol SA de Productos Farmacéuticos Alonso, Caballero y Cía. Alonso, Turrisi y Cía. (F.) Ambrosini y Cía. Amme, Giesecke y Konnegen SRL (D) (JV) (Cía.) Anan, Crédito y Finanzas SA (Sadao) Ando y Cía. (J) ANILINAS ALEMANAS SA (D) (JV) (Federico) Anselmino y Cía. Arbizu y Cervino SA Indutrial y Comercial (D) (JV) Arbolito SRL (D) (JV) Arcofina, Cía. Argentina de Comercio y Finanzas SA (Cía.) Argentina Comercial e Industrial de Pesquería SA (CADECA, Cía.) Argentina de Cereales y Algodón SA (CADECIN, Cía.) Argentina de Comercio SA (CADEFIMA, Cía.) Argentina de Fiscalizaciones y Mandatos (Cía.) Argentina de Mandatos SA (D) (JV) (CARDIMEX, Cía.) Argentina de Importación y Exportación SA (CADEMA Cía.) Argentina de Máquinas SRL (D) (JV) (Cía.) Argentina de Motores "Deutz Otto" Legítimo SA (D) (JV) (Cía.) Argentina de Navegación de Ultramar (Cía.) Argentina de Navegación "Lloyd Argentina" SA (COMPAREX Cía.) Argentina Exportadora de Cereales SA (D) (JV) (Cía.) Argentina Monte Cario SA Argentina, Nueva Cía. General de Navegación SA (ARSACO), Argentine Sanitary Corporation955 (USA) Argin Metal SRL Arrocera Mazaruca Agrícola y Ganadera Industrial SA Cía. Aseguradora Argentina

953 954 955

And all branches in Argentina. Ibid. US-Business Company.

Adresse Norte), Buenos Aires Reconquista 538, Buenos Aires Medrano 784, Buenos Aires Trelles 640-50, Buenos Aires und Rivadavia 21522, Ituzaingó, Provincia de Buenos Aires Méjico 335-37, Buenos Aires F. Cangallo 315, Buenos Aires 25 de Mayo 252, Buenos Aires Defensa 510, Buenos Aires Defensa 540, Buenos Aires Salta 323-25, Buenos Aires 951 Plaza 2041, Buenos Aires Belgrano 1400, Buenos Aires; Alsina 342, Trenque Lauquen, und Comandante Besares 370, Ciudadela, Provincia de Buenos Aires Chacabuco 430, Buenos Aires Reconquista 480, Buenos Aires Defensa 1597, Buenos Aires Moreno 970, Buenos Aires Ibid. Reconquista 336, Buenos Aires Reconquista 134, Buenos Aires 25 de Mayo 11, Buenos Aires Reconquista 336 und Moreno 986, Buenos Aires Pueyrredón 602, Buenos Aires954 Avenida Presidente Roque S. Peña 616 (Diagonal Norte), Buenos Aires Florida 440, Buenos Aires Corrientes 424, Buenos Aires Corrientes 569, Buenos Aires c/o A.M. Delfino y Cía., Florida 439, Buenos Aires Brasil 39, Buenos Aires Aizpurúa 3262, Buenos Aires Corrientes 569, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 555 (Diagonal Norte), Buenos Aires

255 Unternehmen Ata SRL Atlantis SA de Préstamos y Edificación (Carlos) Averza y Cía. Bacigalupo y Cía. Banco Alemán Trasatlántico (D) (FB) Banco di Nàpoli (I) Banco Francés e Italiano para la América del Sud SA (F/I) Banco Germánico de la América del Sud (D) (FB) Banco Nazionale del Lavoro (l) (A.) Basterreix y Cía. SRL Bauckhage y Cía. Beiersdorf SRL (D) (JV) (Antenor Beltrame) Ltda. SA Bergdolt y Hnos. Mercantil e Inmobiliaria SA (Curt) Berger y Cía. SRL (A.) Bernasconi y Cía. Binoghi y Cía. Birle y Cía. Bisleri Argentina SRL (Talleres Guillermo) Bleif SRL Boker y Cía. SRL Borchardt y Cía. SRL (Robert) Bosch SA (D) (JV) (R.) Bòttger y Cía. Brandosa SA Inmobiliaria, Financiera, Comercial e Industrial (G.) Brandt y Cía. (D) (JV) Bromberg y Cía. SA Comercial 95 * CESIA Conductores Eléctricos Sociedad Industrial Argentina SA (D) (JV) CITA, Cía. Industrial Técnica Argentina SA, Comercial de Importación y Exportación (R.) Cafici y Cía. Calera Avellaneda SA Calicanto-Construcciones "Behrendt y Cía." Caliho SA Comercial, Financiera, Industrial e Inmobiliaria Cameron Argentina SA Caraffa, González Molina, Krommel y Cía. Carbonera Buenos Aires SRL (D) (JV)

Adresse Carlos Tejedor, 1642 esquina Santa Fe, Lanús, Provincia de Buenos Aires San Martín 195, Buenos Aires Beazley 3651, Buenos Aires Zapata 31, Buenos Aires Buenos Aires 956 Cangallo 332, Buenos Aires Buenos Aires 957 Buenos Aires San Martín 66, Buenos Aires Lafayette 285, Buenos Aires Rioja 557, Buenos Aires und Almirante Brown 38, Villa Ballester, Provincia de Buenos Aires Rioja 1767, Buenos Aires Cañada de Gómez, Provincia de Santa Fe Avenida De Mayo 1370, Buenos Aires 25 de Mayo 386, Buenos Aires Gral. Venancio Flores 69, Buenos Aires Villa Angela, Territorio del Chaco San Martín 1414, Mendoza Avenida De Mayo 1402, Buenos Aires Rodney 242-50, Buenos Aires Moreno 437, Buenos Aires Moreno 369, Buenos Aires Río Bamba 340-50, Buenos Aires Garay 838, Buenos Aires Juan F. Seguí 4634, Buenos Aires Victoria 3101, Buenos Aires Moreno 970, Buenos Aires 959 Victoria 658, Buenos Aires und Colegio Militar 7, Villa Ballester, Provincia de Buenos Aires Montes de Oca 2040-48, Buenos Aires Reconquista 542 y Rivadavia 3440, Buenos Aires Bartolomé Mitre 226, Buenos Aires Cangallo 360, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 825 (Diagonal Norte), Buenos Aires San Juan 3344, Buenos Aires Corrientes 378, Buenos Aires

And all branches in Argentina. 957

Ibid.

958

Not to be confused with A L B E R T O BROMBERG Venezuela 1319, Buenos Aires.

959

And all branches in Argentina.

Y CÍA.

SRL

LIMITADA,

256 Unternehmen Casa Birk SA (D) (JV) Casa Denk, Aceros "Boehler" SA Comercial e Industrial Casa Mika SRL Casa Montagna SA Industrial y Comercial Casa Pareja SRL (Eugenio) Casano y Cía. SRL CASMI, Cía. Sudamericana Mercantil e Industrial Ltda. Casprayco, California Spray Company Argentine Ltd. (USA) CIDAC, Cía. Industrial de Aparatos Científicos (Federico) Clarfeld y Cía. Ltda. SA Claude y Cía. Cochico SA Agrícola Ganadera COFERA, Cía. Ferretera Argentina Cía. Comercial de Ascensores Italianos Stigler Ltda. (Sociedad) Comercial "Fénix" (Sociedad) Comercial "Jenarex" (Pablo) Comino y Cía. CONTINENTAL Cía. Trasatlántica de Caoutchouc SA (D) (JV) Copeca SRL Coutinho, Caro y Cía. (Fröhlich y Cía.),Covema Sociedad Comercial CREFIN CREDITOS Y FINANCIACIONES SA (D) (JV) Curtiembre Gamucería Argentina SRL Daido Balki Kaisya Ltda. (J) (Francisco) de Alarcón y Cía. (Cía.) Decoradora Argentina de Loza y Porcelana SRL (A.M.) Delfino y Cía. Delta Cía. Forestal Argentina SA Depósitos SA Deutsche Lufthansa AG (D) Deutsche Waren Treuhand AG (D) Dillenius y Cía. (Roberto) Dlapa y Cía. Ducati Argentina SRL Duranona y Cía. Dyckerhoff y Widmann SA (D) (JV)

And all branches in Argentina.

Adresse Añasco 955, Buenos Aires Belgrano 550, Buenos Aires Directorio 192-194, Buenos Aires Bolivar 535, Buenos Aires Chiclana 3360, Buenos Aires Sarmiento 4006, Buenos Aires Corrientes 1515, Buenos Aires Balcarce 355, Buenos Aires Perú 151, Buenos Aires Paseo Colón 746, Buenos Aires Sarmiento 299, Buenos Aires Guamini, Provincia de Buenos Aires und Cangallo 456, Buenos Aires 25 de Mayo 67, Casilla de Correo 644 und Paseo Colón 445, Buenos Aires San Martín 195, Buenos Aires Rivadavia 946, Buenos Aires Cangallo 315, Buenos Aires Callao 35, Buenos Aires 25 de Mayo 145 und Lavalle 1681, Buenos Aires Centenario Uruguayo 56/70, Villa Dominico, Provincia de Buenos Aires San Martín 232, Buenos Aires Perú 375, Buenos Aires Corrientes 545, Buenos Aires und Avenida La Plata y 12 de Octubre, Quilmes, Provincia de Buenos Aires Fonrouge 2132, Buenos Aires Buenos Aires Salcedo 490 y Mitre 5958, Wilde, Provincia de Buenos Aires Warnes 1750-54, Buenos Aires Florida 439, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires Belgrano 673, Buenos Aires Buenos Aires96" San Martín 232, Buenos Aires Libertad 40, Buenos Aires Carlos F. Melo 2656 Florida, Provincia de Buenos Aires Lavalle 1675, Buenos Aires Alsina 1367, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 700 (Diagonal Norte), Buenos Aires

257 (Jnternehmen Ecke y Cía. Edén La Falda SA Edificio Germánico Cía. Inmobiliaria SA (D) (JV) Eisenwerk y Wuelfel SA (D) (JV) El Fénix Sudamericano Cía. de Reaseguros SA (D) (FB) Electra, Cía. de Representaciones de Responsabilidad Ltda. Ellinger y Cía. SRL Engels y Cía. SRL Engla SRL Ervico, Cía. Industrial y Comercial SRL Esper y Cía. Establecimientos Iguazú SRL Establecimientos Klóckner SA Industrial Argentina (D) (JV) Establecimientos Mecánicos "Jone" SRL Establecimientos Sicar SRL Establecimientos Textiles Aconcagua SRL Estancias del Litoral "Camba" SA Agrícola Ganadera EXANOR, Exportadora Argentina Norteña SRL (SAEMA), Explotación Maderera y Anexos SA Exportadora Americana SRL FACYPA SRL FADA Fábrica Argentina de Armas SA (D) (JV) FINCA SA Argentina de Ahorro FIRCA Fábrica e Instaladora para Refrigeración y Calefacción Argentina SRL Fábrica Argentina de Botones Yamada SRL (JHJV) Fábrica Argentina de Pólvora y Explosivos Dieterle SRL Fanal SRL FAPRO SRL (La) Farma Platense SRL (D) (JV) Ferretería Metalúrgica SRL Ferrocal SRL

Ferrostaal SA (D) (JV) Fiat Argentina SA (I) Fibralana SRL F1COPA Consorcio Financiero y Comercial Sudamericano SA (D) (JV)

Adresse 14 de Julio 636-48, Buenos Aires La Falda, Córdoba Leandro N. Alem 150, Buenos Aires Alsina 971, Buenos Aires Bartolomé Mitre 226, Buenos Aires 5 de Julio 494, Buenos Aires Viamonte 680, Buenos Aires Chacabuco 430, Buenos Aires Castex 3451, Buenos Aires Perú 375, Bahía Blanca 3760, Chivilcoy 3647, Buenos Aires Marcos Sastre 5114 und Moreno 1308, Buenos Aires Herrera 2097-2111, Buenos Aires Belgrano 931, Buenos Aires Lafayette 1735, Buenos Aires Defensa 502 und Palpa 3543, Buenos Aires Laprida 4155, Villa Martelli, Florida, Provincia de Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 636, Buenos Aires Levalle 754, Avellaneda, Provincia de Buenos Aires und Carlos Pellegrini 1100, Salta, Provincia de Salta Avenida Presidente Roque S. Peña 933 (Diagonal Norte), Buenos Aires Florida 171, Buenos Aires Sarandí 647, Buenos Aires Belgrano 766, Buenos Aires und San Justo, Provincia de Buenos Aires San Martín 601, Buenos Aires Rivadavia 719-23, Buenos Aires Moreno 2037, Buenos Aires und Mitre 112-16, San Martín, Provincia de Buenos Aires Avenida del Carril 4435, Buenos Aires und Sierras Bayas, Provincia de Buenos Aires Perú 139, Buenos Aires Bartolomé Mitre 2428, Buenos Aires Cavia 3333, Buenos Aires Necochea 44, Mendoza, Provincia de Mendoza, San Lorenzo 1338 und Boulevard 27 de Febrero 799, Rosario, Provincia de Santa Fe; Perú 79, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Buenos Aires E. Echeverría 1170, Florida, Provincia de Buenos Aires José E. Uriburu 1312, Buenos Aires

258 Unternehmen (SA) Fianciera y Comercial Fuhrmann FINCOSA SA Financiera, Industrial y Comercial Argentina (D) (JV) Fiocchi y Cía. First Pan American Mercantile Corporation, Argentina, SRL (USA) Fischer y Cía. Flaiban y Camilloni Ltda. SA Comercial e Industrial Flexo Export Corporation (USA) Fratelli Branca SRL (I) Frers y Cía. García, Sánchez y Cía. (M.) García y Cía. García y Cía. SRL Garling y Cía. GECO Cía. Industrial y Comercial SA (D) (JV) (Otto) Gehrls y Cía. (Cía.) General de Construcciones SA (Cía.) General de Financiaciones SA (Sociedad) General Mármoles y Piedras de Italia SA (I) GEOPE CIA. GENERAL DE OBRAS PUBLICAS SA (D) (JV) Goitia, López y Cía. González y Cía.1*" (B.) González y Cía. (José) González y Cía. (José) Grandi y Cía. Grasyma SRL Gruen & Bilfinger SRL (D) (JV) Günther Ludwig & Co. SRL (Alfredo) Günther y Cía. Hamburg SA "La Plata" Line (N.) Hara y Cía. (Engelbert) Hardt y Cía. (D) (JV) (A.) Hartrodt y Cía. SRL (D) (JV) Hasenclever y Cía. Havero, Exportación de Productos Sud Americanos SA962 Hayd y Cía. Heimbach y Cía. (Emilio) Heine SRL Hellen y Cía. Henschel e Hijos SA

Adresse Herrera 2272, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 501 (Diagonal Norte), Buenos Aires San Martín 195, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 917 (Diagonal Norte), Buenos Aires La Paz 947, Rosario, Provincia de Santa Fe Victoria 3238-50, Buenos Aires Uruguay 323, Buenos Aires Independencia 2838, Buenos Aires Seguróla 1101, Buenos Aires Belgrano 1441, Buenos Aires Perú 1746, Buenos Aires Venezuela 2027, Buenos Aires Perú 375, Buenos Aires Balcarce 615-21, Buenos Aires Carlos Pellegrini 61, Buenos Aires Avenida Presidente Roque S. Peña 933 (Diagonal Norte), Buenos Aires San Martín 66, Buenos Aires Brasil 71-73, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires 25 de Mayo 182, Buenos Aires Florida 501, Buenos Aires La Quiaca Calle 49, No. 426, La Plata, Provincia de Buenos Aires Rivadavia 2400, Buenos Aires Defensa 320, Buenos Aires San Martín 235, Buenos Aires Babedero 4092, Buenos Aires und Rivadavia 2823, Mar del Plata, Provincia de Buenos Aires Balcarce 627 (Casilla 936), Buenos Aires Florida 439, Buenos Aires Belgrano 1470, Buenos Aires Corrientes 378, Buenos Aires Lavalle 341, Buenos Aires Belgrano 673, Buenos Aires San Martín 296, Buenos Aires Carlos Calvo 708, Buenos Aires Cucha Cucha 837, Buenos Aires San Martín 386, Buenos Aires Moreno 1259, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires

Not to be confused with R.H. GONZÁLEZ Y CÍA., Cangallo 315, Buenos Aires. Auch HA VERO TRADING CO. LIMITADA (USA).

259 (Jnternehmen Herrero y Cía.' 63 Herrero y Cía 964 Hilandería Florida SRL Hilandería Platense SA (M.) Hohner SA Comercial e Importadora965 (Juan J.) Holste y Cía. (Jiro) Honda y Cía. (J) Hosmann y Cía. (Francisco) Huber y Cía. Hueco-Copist, Heber Hnos. y Cía. ILSA, Importazione Lane SA (I) [PASA, Industrial Papelera Argentina SA (Takashimaya) Iida y Cía. Ltda. (J) IMAPSRL IMPA, Industria Metalúrgica y Plástica Argentina SA Importadores Unidos Sociedad Comanditaria966 Importazione Delle Lane D'Oltremare Biella, Italia Accomandita967 (I) Importazione Lane (Biella) SA (I) INAG Fábricas Reunidas de Utiles Sanitarios SA (D)(JV) INDELA, Industria Electrotécnica Argentina SRL Indela, SA Fabril Electrotécnica INDUNIDAS SA Mercantil de Industrias Unidas (D) (JV) (Cía.) Industrial de Aparatos Científicos Industrias Rurales en el Río Negro SA (Cía.) Inmobiliaria Platense SA INSTITUTO BEHRING DE TERAPEUTICA EXPERIMENTAL SRL (D) (JV) (Cía.) Isolit SRL Italcable, Compañía Italiana dei Cavi Telegrafici Sottomarini SA (I) Italmar, SA de Empresas Marítimas (I) Cía. Italiana Lanera SA (I) Iwai Argentina SRL (J)

Adresse Avenida Presidente R. S. Peña 1119 (Diagonal Norte), Buenos Aires Belgrano 279, Buenos Aires Gerardo V. Romano 560, Villa Martelli, Florida, Provincia de Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 680 (Diagonal Norte), Buenos Aires Alsina 1156, Buenos Aires Sarmiento 212, Buenos Aires Moreno 1320, Buenos Aires Corrientes 330, Buenos Aires Sarmiento 3412, Buenos Aires und San Jerónimo Norte, Provincia de Santa Fe Venezuela 149-53, Buenos Aires San Martin 195, Buenos Aires Avenida de Mayo 749, Buenos Aires und Ituzaingó, Provincia de Buenos Aires Balcarce 260, Buenos Aires Sarmiento 212, Buenos Aires Querandies 4288 esq. Pringles, Buenos Aires Belgrano 272, Buenos Aires Corrientes 378, Buenos Aires Universidad 1025, Buenos Aires Callao 1063, Buenos Aires Chacabuco 390, Buenos Aires Ibid. Azopardo 858, Buenos Aires Perù 151, Buenos Aires Paseo Colón 317, Buenos Aires San Martin 318, Buenos Aires Intendente Tomkinson, San Isidro, Provincia de Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 720, Buenos Aires San Martin 318, Buenos Aires Avenida Presidente R.S. Peña 680 (Diagonal Norte), Buenos Aires San Martin 478, Buenos Aires Bartolomé Mitre 559, Buenos Aires

963

Not to be confused with HERRERO Y CÍA., Avenida El Cano 3760/68, Buenos Aires.

964

Ibid.

965

Formerly M. HOHNER LIMITADA SRL.

966

Kommanditgesellschaft.

967

Known as GUIDO AJMONE MARSAN Y CÍA.

260 Unternehmen Kanematsu Rioplatense SRL (J) Käst y Ehinger SRL Kato Bussan Kaisha Ltda. (J) Katsuda y Cía. (J) (Hugo) Kern y Cía. Kirschbaum y Cía. Sociedad Comanditaria Kleymont SRL Koerting Empresa Industrial y Comercial SRL Kores SRL (Juan) Korth y Cía. Kosca, Schäfer y Cía. Krapf y Cía. Kreuz y Cía. (R. & H.) Kropp, Sociedad Colectiva^ 9 Krupp, Soc. Metalúrgica Argentina SA (D) (W.) Kuttroff SRL LATI Linhas Aéreas Transcontinentaes Italiana SA (I) La Activa, SA Financiera, Comercial e Inmobiliaria La Germano Argentina Cía. de Seguros SA (D)(FB) La Imperial, Tintorería Industrial Co. La Internacional Cía. de Seguros (D) (FB) La Lipsia Cía. Comercial y Fianciera SA La Mannheim Cía. de Seguros (D) (FB) La Margarita, Sociedad Agrícola y Ganadera SA LA PLATA OZALID SRL (D) (JV) La Protectora Cía. de Seguros (D) (FB) La Querencia SA, Cía. Inmobiliaria y Financiera La QUIMICA BAYER SA (D) (JV) La Química Gráfica SRL UNION BULONERA ARGENTINA SOCIEDAD COMANDITARIA (D) (JV) LABORATORIO QUIMICO BIOLOGICO SA (D) (JV) Lagerhaus AG (D) Lahussen y Cía. Ltda. Lampe y Cía. Lanera Rioplatense SA LAR SA Leineweber y Cía.

968 969 970

971

And all branches in Argentina. Offene Handelsgesellschaft. And all branches in Argentina. Ibid.

Adresse Piedras 113, Buenos Aires Metan 4146, Buenos Aires Sarmiento 643, Buenos Aires Méjico 1474, Buenos Aires Leandro N. Alem 643, Buenos Aires Independencia 401, Buenos Aires968 San Martín 1201, Mendoza Paseo Colón 1337-43, Buenos Aires Bolívar 825, Buenos Aires Piedras 181, Buenos Aires Maipú 730, Buenos Aires Libertad 565, Buenos Aires 25 de Mayo 158, Buenos Aires Venezuela 1782, Buenos Aires Sarmiento 329, Buenos Aires Sarmiento 643, Buenos Aires Buenos Aires Corrientes 447, Buenos Aires Maipú 262, Buenos Aires Seguí 629, Buenos Aires Corrientes 330, Buenos Aires Corrientes 330, Buenos Aires Correintes 330, Buenos Aires Avenida Corrientes 378, Buenos Aires Piedras 825 y Atuel 475, Buenos Aires Corrientes 330, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires Coronel Díaz 2110, Buenos Aires9™ Primera Junta 328, Quilmes, Provincia de Buenos Aires und Corrientes 424, Buenos Aires Almafuerte 475, Avellaneda, Provincia de Buenos Aires Monroe 1378, Buenos Aires Belgrano 673, Buenos Aires Paseo Colón 317, Buenos Aires San Martín 501, Buenos Aires Monasterio 359 y Presidente Urquiza 4935, Lanús, Provincia de Buenos Aires Victoria 454, Buenos Aires971 Sarmiento 740, Buenos Aires

261 Unternehmen Leisse y Cía. Libregule SA de Mandatos y Fianzas Lindner y Cía. Sociedad Comanditaria por Acciones972 Linificio o Canapificio Nazionale SA Lipka y Cía.

Lloyd, Norte Alemán (D) (JV) López, Zarzuela y Cía. Lozano y Cía. Mackenzie Ltda.. SRL Maderas Argentinas SA Comercial, Financiera e Industrial Manuel lo y Cía. Maquinarias y Ferrovías SA Comercial e Industrial (D) (JV) Marelli Motores SA Mariani Hnos. SA Metalúrgica Argentina (Mario) Marra y Cía. Martens y Cía. SRL Mayer & Magnus SRL (Ludovico) Mayrhofer y Cía. SRL Meldon Export Corporation (USA) Menzel, Fischer y Cía. (Cía.) Mercantil Argentina SA Comercial "Mercedes-Benz" Automóviles (D) MERCK. QUIMICA ARGENTINA SA (D) (JV) (Cía.) Metalúrgica Comercial SRL Metzer y Cía. (L.D.) Meyer y Cía. Ltda. (Diego) Meyer y Cía. SA Comercial

Midos, Cía. Argentina Financiera y Fideicomisaria SRL (Germán) Mieth SRL Minerva SA de Artes Gráficas Mitsubishi Argentina SRL (J) Molinos Fénix SA MONOPOL SA QUIMICA, INDUSTRIAL Y

Adresse Chacabuco 390, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Santiago del Estero 466, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 825 (Diagonal Norte), Buenos Aires Avenida Presidente R.S. Peña 832 (Diagonal Norte), Buenos Aires und Caxaraville 4700, Florida, Provincia de Buenos Aires 25 de Mayo 267, Buenos Aires Corrientes 3433, Buenos Aires General Mitre 230, Pehuajó, Provincia de Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 547 (Diagonal Norte), Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Callao 1553, Rosario Cangallo 499, Buenos Aires Callao 353, Buenos Aires973 Osvaldo Cruz 3101, Buenos Aires Santa Fé 3170, Buenos Aires San Martín 154, Buenos Aires Leandro N. Alem 168, Buenos Aires Pueyrredón 930, Buenos Aires San Martín 50, Buenos Aires Florencio Varela 69, Avellaneda, Provincia de Buenos Aires Moreno 970, Buenos Aires Avenida Gral. Alvear 2620, Buenos Aires Rosetti 1084, Buenos Aires Avenida de Mayo 1370, Buenos Aires Juramento 2465, Buenos Aires Paseo Colón 301, Buenos Aires Corrientes 330, Buenos Aires; Avenida San Martín 222, Bahía Blanca, Provincia de Buenos Aires974 25 de Mayo 145, Buenos Aires Bartolomé Mitre 2224, Buenos Aires Bolívar 427, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 832 (Diagonal Norte), Buenos Aires Córdoba 1411, Rosario und 25 de Mayo 347, Buenos Aires Médanos 1328-30 und Maturín 2666, Buenos

Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). 973 974

And all branches in Argentina. TU Ibid.

262

Unternehmen COMERCIAL (D) (JV) Moro SA Comercial, Industrial y Financiera (Establecimientos) Metalúrgicos Morseletto SA (D) (FB) Motores Diesel Modaag Sendling SRL (Otto) Motte y Cía. Ltda., SA Comercial e Importadora Naaki SRL (J) (Emilio) Nagrassus y Cía. Nambei, Cía. de Importación y Exportación SA (J) Nebiolo SA Nellen y Cía. Nord Sud Argentina SA Comercial Importadora y Exportadora Novalba SA Inmobiliaria Nueva Lubecka SA Comercial Rural y Mercantil Ogura y Cía. (J) Olivetti Argentina SA Comercial e Industrial (SA de) Operaciones Inmobiliarias y Mutuos "La Sureña" Orbis, SA Industrial Metalúrgica Orenstein y Koppel SA (D) (JV) Osaka Syosen Kabusiki Kaisya, Cía. Japonesa de Navegación (J) OSORNO SA Comercial, Financiera e Industrial (D) (JV) OS RAM CIA. ARGENTINA DE LÁMPARAS ELÉCTRICAS (D) (JV) Oubiña y Cía. Paganini Hnos. y Cía. Paglione y Cía. (E.) Pallavicini y Cía. SA Comercial Parthun y Cía. Patow y Cía. Sociedad Comanditaria (D) (JV) Peretti SA Comercial e Industrial (Emilio L.) Pereyra y Cía. SRL PERFUMERÍAS TOSCA SA977 (D) (JV) Perimar SRL (Oficina Técnica Frank R.) Pesserl SA Industrial y Comercial Phoenix Shipping Co. Argentina SRL (USA) (Cía.) Platense de Electricidad Siemens Schuckert SA (D) (JV)

975 976

977

Adresse Aires Avenida Alvear 4476, Buenos Aires Helguera 1481, Buenos Aires Perú 707, Buenos Aires Córdoba 1467, Buenos Aires Sarmiento 212, Buenos Aires Reconquista 358, Buenos Aires San Martín 379, Buenos Aires Paseo Colón 542, Buenos Aires Azopardo 1271, Buenos Aires 25 de Mayo 294, Buenos Aires Entre Ríos 2158, Buenos Aires Reconquista 336, Buenos Aires Tejedor y Segundo Triunvirato, Temperley, Provincia de Buenos Aires Florida 677, Buenos Aires Bahía Blanca, Provincia de Buenos Aires Cangallo 53-61 und Serrano 1818, Buenos Aires975 San Martín 66, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 616 (Diagonal Norte), Buenos Aires San Martín 195, Buenos Aires Luca 2251, Buenos Aires976 Corrientes 424, Buenos Aires Sarmiento 559, Buenos Aires Pedro Goyena 1719, Buenos Aires Moreno 970, Buenos Aires Garay 739, Buenos Aires Venezuela 131, Buenos Aires Avenida de Mayo 1402, Buenos Aires Santa Fe 788, Buenos Aires Blanco Encalada 3145, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 1119 (Diagonal Norte), Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 88 und Esmeralda 491, Buenos Aires 25 de Mayo 158, Buenos Aires Avenida de Mayo 869, Buenos Aires978

Ibid. Ibid. Distributors of Eau de Cologne No. 4711.

263 llnternehmen (Cía.) Platense de Construcciones SiemensBauunion SA (D) (JV) Priess, Ferrea y Cía. Prodinar, Producción Industrial Argentina SRL (Cía. de) Productos "Viking" Sociedad Comanditaria'79 Propatent SRL Quelac SRL Quidro SRL Química Importadora y Exportadora SRL Comercial e Industrial QUIMICA SCHERING SA (D) (JV) (W.) Rademacher y Cía. Rathgeber, Engels y Cía. SRL Refinería de Metales Vasco Argentino SA (E.) Reiser y Cía. SRL (Eduardo) Retienne Sociedad Comanditaria Rheinmetall Borsig, Cía. Argentina de Máquinas SRL (D) (JV) Rhenania SA Comercial y Fianciera Rhodius SA Comercial y Financiera Rhodius y Cía. Ribereña del Plata Cía. Sudamericana de Comercio SA (D) (JV) Richini, Aragonés y Cía. Ricordi Americana SA Editorial y Comercial (I) Riedel y Lavalle SRL (Osvaldo) Rigamonti SA Comercial e Industrial Rihaco SRL Rodríguez y Cía. (Alberto J.) Roemmers y Cía. Rola y Cía. Rossi, Menceyra y Cía. Rossi y Cía. Ruehle y Cía. Sociedad Comanditaria (Cía.) Rural "Los Cerros de San Juan" y Cochicó SA SAERA SA de Explotaciones Rurales y

Adresse Ibid. Sucre 2359 (Casilla 1353), Buenos Aires Honduras 3750 und Avenida Presidente R. S. Peña 1119 (Diagonal Norte), Buenos Aires Chiclana 3436-44, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Sarmiento 3412, Buenos Aires Estados Unidos 2875, Buenos Aires Gazcón 352, Buenos Aires Monroe 1368, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Río Cuarto 2758, Buenos Aires 25 de Mayo 158, Buenos Aires Beazley 3551, Buenos Aires Sarmiento 1127, Buenos Aires980 25 de Mayo 145, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 933 (Diagonal Norte), Buenos Aires Reconquista 336, Buenos Aires Herrera 2250, Buenos Aires Avenida de Mayo 869, Buenos Aires981 Chiclana 3436-44, Buenos Aires Cangallo 1570, Buenos Aires Cangallo 2372, Buenos Aires Entre Ríos 2158, Buenos Aires Belgrano 1470, Buenos Aires Nicasio Oroño 691-93, Buenos Aires Antequera 1165, Buenos Aires Villa Mercedes, San Luis und Cañada Verde, Córdoba Castelli 385-93, Buenos Aires und Rivadavia 12340, Ciudadela, Provincia de Buenos Aires Garay 2833, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 760 (Diagonal Norte), Buenos Aires Cangallo 546, Buenos Aires und Calle no. 7, La Plata, Provincia de Buenos Aires Perú 84, Buenos Aires

And all branches in Argentina. 979

Not to be confused with LABORATORIOS VIKING SRL, Sanchez de Bustamante 774, Buenos Aires.

980

And all branches in Argentina.

981

Ibid.

264 Unternehmen Anexos SALEM SA Ltda. Establecimientos Metalúrgicos SATI SA Tabacchi Italiani (I) SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA(D)(JV) SIPAG Sociedad Industrial para Artículos Generales SA Industrial y Financiera SACRA SA Comercial de Reconstrucción Agraria Safina, SA Financiera e Industrial Argentina983 Safrana y Cía. (J.A.) Saglio SA de Industria Metalúrgica

San Jacinto SA Industrial Sava SRL (J) Scharf y Velten SRL Schauer, Bruckmann y Cía.

Schencker y Cía. Schmidt y Cía. (W.) Schumann y Cía. SRL Schwabe, Gras y Cía. Schweitzer y C í a " 4 Sedas Gutermann SA Seifert & Co. Servicio Aéreo Cóndor Ltda. Servicios Envíos Buenos Aires, Cía. Argentina de Representaciones SESGO SA DE INDUSTRIAS TEXTILES (D)(JV) SICO SRL Industrial y Comercial (Cía.) Siderúrgica Panamericana Inc. Siemens y Halske AG (D) (Félix) Simon y Cía. Sociedad Comanditaria Socopa, Sociedad Comercial Papelera Sommaruga y Cía. Sotego, Textil SRL

982 983

984

Adresse 9 de Julio 1019-41, Tucumân, Provincia de Tucumân Alberti 40, Buenos Aires Camino a La Piata y Carlos Fiorito, Avellaneda, Provincia de Buenos Aires und Belgrano 857, Buenos Aires'82 Corrientes 330, Buenos Aires und San Lorenzo, Provincia de Santa Fe San Martin 195, Buenos Aires Corrientes 569, Buenos Aires Ecuador 742, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 1460-70, Buenos Aires und Diagonal 73 No. 1436-80 y Boulevard 32, La Piata, Provincia de Buenos Aires Reconquista 336, Buenos Aires Avenida Alcorta 1673-79 und Cordoba 1118, Buenos Aires Alsina 1871, Buenos Aires Corrientes 222, Buenos Aires und Boulevard Lacroze 555, Villa Ballester, Provincia de Buenos Aires Garay 249, Buenos Aires Adrogué, Provincia de Buenos Aires Avenida Leandro N. Alem 1474 y 1510, Buenos Aires Reconquista 674, Buenos Aires und Boulevard Pitt 1171, Hurlingham, Provincia de Buenos Aires Aguaray y Tobantirenda, Provincia de Salta Gutiérrez 3972, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Corrientes 330-336, Buenos Aires Cangallo 541, Buenos Aires Avenida Gral. Paz 451, Florida, Provincia de Buenos Aires Cangallo 315, Buenos Aires Paseo Colon 285, Buenos Aires Buenos Aires Garay 737, Buenos Aires Boyacà 229 y Francisco Bilbao 1757, Buenos Aires Alsina 2681, Buenos Aires San Martin 424 y Potosi 4178, Buenos Aires

Ibid. Not to be confused with SA DE FINANCIACIÓN Y CRÉDITOS (SAFINA), Herrera 527, Buenos Aires. Not to be confused with LA ATRACCIÓN, SCHWEITZER Y CÍA. SRL of Buenos Aires, Cordoba, Mendoza, and Bahía Blanca.

265 Unternehmen (Camilo) Soteras y Cía. SRL (V. de Juan) Spreáfico SA Industrial y Comercial Springer y Móller SA (D) (JV) Staudt y Cía. SA Comercial (C.) Steenhus y Cía. Steiger y Cía. (Hugo) Stinnes Ltda., SA Comercial e Industrial (D) (JV) (C.W.) Storz y Cía. SRL Stover Argentina SA Comercial e Industrial (D)(JV) Strohschnitter y Cía. Suárez Asin Hnos. Y Cía. Sucesores Muchall y Cía. (Cía.) Sudamericana de Bombas SRL Sueta y Cía. SUMA, Sociedad Sudamericana de Materias Primas SRL Takashimaya, Iida y Cía. Ltda. (J) Talleres Fotograbado "El Lucero" SRL Talleres Gráficos Bodonia SA Talleres Hempel SRL985 (Cía.) Técnica Argentina de Calefacción "Tacal", Erythropel y Cía. Tejil SRL SA Territorial, Rural y Mercantil Sudamericana (D) (JV) Torhauer y Cía. Thyssen-Lametal, Cía. Industrial y Mercantil Thyssen Ltda. (D) (JV) Tin-Tor SRL (Hermann) Tjarks & Co. Torrealta, SA Comercial, Financiera, Industrial e Inmobiliaria Trasatlántica, SA Argentina Comercial y Marítima Transcontinental SRL, Industria y Comercio Treuhand, Sociedad de Administración y Mandatos (D) (JV) Tubos Mannesmann SA Limitada (D) (JV) Tungar SA Minera (D) (JV) Uhlitzsch y Cía. Unitas, Cía. Financiera Argentina SA Valpo, Fábrica Argentina de Máquinas SRL 985 986 987

Adresse Avenida Castañares 1435, Buenos Aires Monasterio 359, Buenos Aires Zepita 3177, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires Reconquista 336, Buenos Aires Reconquista 491, Buenos Aires 25 de Mayo 145, Buenos Aires Tucumán 839, Buenos Aires Perú 155, Buenos Aires Cangallo 315, Buenos Aires José Bonifacio 750, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 530 (Diagonal Norte), Buenos Aires Moreno 867, Buenos Aires Bartolomé Mitre 519, Buenos Aires Cangallo 315, Buenos Aires Balcarce 260, Buenos Aires Piedras 346, Buenos Aires Tucumán 439, Buenos Aires Venezuela 1287, Buenos Aires Río Cuarto 2758, Buenos Aires Corrientes 378, Buenos Aires Rocamora 4333, Buenos Aires Belgrano 752, Buenos Aires986 Gral. Lafayette 285, Avellaneda, Provincia de Buenos Aires Corrientes 672, Buenos Aires 25 de Mayol45, Buenos Aires Corrientes 222, Buenos Aires Victoria 850, Buenos Aires Leandro N. Alem 150, Buenos Aires Belgrano 327, Buenos Aires9*7 Avenida Presidente R. S. Peña 852 (Diagonal Norte), Buenos Aires Cramer 1376, Buenos Aires Bernardo de Irigoyen 330, Buenos Aires Guevara 1250, Buenos Aires

Not to be confused with I. H E M P E L E HIJO, Medrano 321-35, Buenos Aires. And all branches in Argentina. Ibid.

266 Unternehmen (Otto) van der Velde y Cía. Van der Velde y Wraage SRL (Ernesto) Van Rossum y Cía. Velden Ltda. SRL (Carlos) Vicum y Cía. SRL

Villa, Aufricht y Cía. Viscosa Platense SA (Juan) Wachtel SRL (Gunther) Wagner SRL (D) (JV) Waii y Cía. Walser, Wald y Cía. Walz y Cía. WAYSS Y FREYTAG SA (D) (JV) Weco y Cía. Welbers Ltda. SA Industrial Wella-Sudamericana SA Wilco SRL Winkler y Cía. Witt & Co. (Bruno) Wolf SRL (SA) Wolff y Schorr Ltda. (Pedro) Woms y Cía. Wust y Cía. (S.) Yamada y Cía. SRL (J) Yamashita Kisen Kaisha Ltda. (J) Yakohama Specie Bank Limited (J) Zbrojovka Ceskolovenska SA (CZ)

Adresse San Martín 235, Buenos Aires Sarmiento 459, Buenos Aires Honduras 4109, Buenos Aires Florida 229, Buenos Aires Cangallo 362, Buenos Aires und Gral. Martín Rodríguez 324-36, Adrogué, Provincia de Buenos Aires Victoria 2563, Colpayo 608-16 und Avenida del Trabajo 5251, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 825 (Diagonal Norte), Buenos Aires Cramer 1130-40, Buenos Aires Humberto I 2031, Buenos Aires Bartolomé Mitre 531, Buenos Aires Florida 486, Buenos Aires Cevallos 1664-70, Buenos Aires Leandro N. Alem 168, Buenos Aires Avenida Mitre 4827, Villa Dominico, und Rawson 163-67, Bernal, Provincia de Buenos Aires San Martín 683, Buenos Aires988 Gral. Paz 1891-99 und Sucre 2500, Buenos Aires Leandro N. Alem 168, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 636 (Diagonal Norte), Buenos Aires Cangallo 456, Buenos Aires Tabaré 1040, Buenos Aires Moreno 431, Buenos Aires und Sarmiento 778, Rosario, Provincia de Santa Fe Sarmiento 377, Buenos Aires San Nicolás 1369 und Chacabuco 390, Buenos Aires Moreno 2033-39, Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 616 (Diagonal Norte), Buenos Aires Avenida Presidente R. S. Peña 825 (Diagonal Norte), Buenos Aires 25 de Mayo 11, Buenos Aires

Quelle: AMRREEC, PE, Caja 8 Metal.

And branch in General Pinedo, Gobernación del Chaco.

267 2.

Liste der beschlagnahmten Vereine und Schulen

Vom argentinischen Staat erworben, laut Dekret 37.961/48 unter Verwaltung der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga?*9 -

Sociedad Alemana de Beneficencia Asociación Protectora de Inmigrantes Germanos Club Alemán en Buenos Aires Centro de Ingenieros Alemanes en la Argentina Unión Alemana de Gremios Cámara de Comercio Alemana Club Banco Germánico Institución Cultural Argentino-Germana Unión Germánica en la Argentina Asociación Alemana de Cultura Física de Quilmes Club Alemán de Rosario Hogar Alemán para Marineros Campo Deportivo Gral. Belgrano SA Tennis Club del Plata Club Alemán de Equitación Federación de Sociedades Escolares Alemanas en Buenos Aires y Alrededores Club Alemán de Belgrano Club Atlético Banco Alemán Trasatlántico Sociedad de Socorros Mutuos de Mujeres de Auxilio de Rosario Unión Escolar Alemana de Coronel Suárez Asociación Escolar Alemana de Rosario Sociedad Escolar Alemana de Bahía Blanca Sociedad Escolar Alemana de Villa Iris Unión Escolar Germánica de Barracas al Norte Sociedad Educacionista Alemana de Quilmes Sociedad Colegio Alemán de Temperley Sociedad Alemana de Misiones Sociedad Escolar A lemana de Piñeyro Sociedad Escolar Hindenburg de El Dorado Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule Sociedad Escolar A lemana de Dock Sud Sociedad Escolar Alemana de Villa Devoto Federación de Importadores y Exportadores Japoneses Sociedad Escuela Particular de Vicente López

Quelle: AMRREEC, PE, Caja 238 Metal, Informe Comisión Interministerial revisora del régimen de la PE, Buenos Aires 1951, Anexo V, Nómina de [...] asociaciones civiles adquiridas por el Estado en virtud del Decreto No. [...] 37.961/48.

268 3. Konfisziertes Privatvermögen Tabelle 32: Blockiertes und/oder beschlagnahmtes Bargeld von Privatpersonen und nur Werte über 100.000 Pesos) Name Tojiki Goshi Kaisha Kyoto (J) Diedrich Wieda Siemens & Halske AG Alfredo Rathberger J.D. Riedel E. de Haen AG Martin Arndt Kurt Heinlein Leonie von M. de von Scheffel Vera von Scheffel Juan Denker Waldtraut J. Berger Erica Berger de Hempel Hugo Nobel Enrique Nellen MUENCHMEYER Y CO. Ilse Langrock de Wendelstadt P.D. Raaspe Söhne Pablo W. Schmidt KLOCKNER Y CO. Norddeutscher-Lloyd AG Mannesmann Röhrenwerke AG Vormals Seidel AG Inés von R. de Beissel von Gymnich Edith Schroeder Diedrich Lahusen y otros GUNTHER WAGNER SRL Pelikan AG Aktiengesellschaft für Vermögen Münchener Rückversicherung Reichsbank Direktorium Rohstoff Handelgesellschaft AEG SA Kentaro Kato y Kyotaro Kalo (J) Jorge Kuppert Andreas Haller Robert Hardt Walter Gross Emmy Peipers HARDT Y CIA. Sue. Christael Lahusen Juicio "The Mannesmann Trading y Cía. c/BANCO ALEMAN TRASATLANTICO" ENGELBERT, HARDT Y CIA. Telefunken GmbH

990

(in Tausend Pesos

Betrag 122,7 233,3 2.166,8 155,6 243,1 222,7 124,3 383,4 195,7 225,6 371,8 371,8 439,1 599,6 300,9 288,8 475,6 776,9 957,0 5.081,5 2.262,3 241,4 380,0 127,8 592,9 193,1 275,6 126,3 162,0 225,2 138,4 646,8 317,4 165,1 145,0 159,6 314,1 140,9 228,4 1.467,5 335,9 567,7 1.326,8

Unter Privatpersonen sind auch Unternehmenswerte miteinbezogen. Die Quelle wird original übernommen. Gleiches gilt für Tabelle 33.

269 Name Carlos R. Cortazar Brizuela y otros Pedro Pumarada SA PRENSA ESPAÑOLA DE MADRID Carlos P. Waldor Ex Embajada del Japón Juan Lau, o Luisa E. de Lau IMPA INDUSTRIA METALURGICA PLASTICA ARGENTINA SA GESAMT

Betrag 236,3 389,5 644,5 225,0 3.952,8 148,3 4.352,0 34.228,8

Quelle:

AMRREEC, PE, Caja 4 Metal, Bienes bloqueados y/o incautados, efectivos particulares 991 14.05.1970. Die Angaben beziehen sich auf die Salden der jeweiligen Konten.

Tabelle 33:

Blockierte und/oder beschlagnahmte Wertpapiere von Privatpersonen (in Tausend Pesos und nur Werte über 100.000 Pesos)

Name Juan Denker Hans Gercke Waldtraudt J. Berger Erica Berger de Hempel Sofitec S.F. Philip Holzmann AG Ilse Langrock de Wendelstadt Carlos Jess o Adelheid Neumann KLOCKNER Y CO. MERCK Holding AG Mannesmann Röhrenwerke AG Albina Boock de Hanssen Diedrich Lahusen y otros Aktiengesellschaft für Vermögen AEG SA RICHARD Y WALTER LEINAU Y CO. Deutsche Überseeische Bank Emil Knoop Auslands-Inkasso Bank Berlin Mase o Elsa Wiedenbrug Gustavo Wiedenburg Deutsch-Südamerikanische Bank N.V. Handels Montan de La Haya Telefunken GmbH Carlos R. Cortazar Brizuela y otros Agrarimport GmbH Aktiengesellschaft fiir Holding

Betrag 308,3 114,6 270,0 270,0 259,0 3.134,0 2.050,0 168,3 984,0 500,0 4.488,0 134,3 1.507,7 897,9 816,0 273,0 528,9 369,6 172,9 427,5 203,5 100,0 5.000,0 8.447,8 1.077,7 491,0 748,0

Im Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memoria (Años 1947-1948: 11611163), erschien eine aktuelle Zusammenfassung der blockierten beziehungsweise beschlagnahmten Privatvermögen. Die Junta kontrollierte zu diesem Zeitpunkt Bargeld und Wertpapiere in Höhe von ca. 30 Mio. Pesos sowie ausländische Werte in Höhe von ca. 105.500 Francs und 8.500 US$, siehe S. 1176. Eine detaillierte Liste über die Inhaber des blockierten Wertvermögens ist auch vorhanden, vgl. S. 1178-1180. Zu den Vermögenswerten in ausländischer Währung siehe auch AMRREEC, PE, Caja 4 Metal, Bienes bloqueados y/o incautados 14.05.1970, Monedas extranjeras.

270 Name Christian o Gertrud Moller Paul Peter Mulhens o Hans Verres Paul o Lotte Springer Siemens Reiniger Werke AG BANCO GERMANICO DE LA AMERICA DEL SUD Eugenio Colibasianer o Sra. Ella Wiedenburg Hermán o Elfriede Brehm Ernesto o Anita F. de Haensgen Arthur o Susana W.de Vochwerck Carlos Vochwerk Carlos R. Staiger Enriqueta R. Monteagudo y otros G.W. Pfleger Máximo Wiedder Ricardo W. Staudt Thilo Martens GESAMT

Betrag 112,5 149,0 112,5 1.492,0 375,0 140,0 213,8 134,5 356,6 355,8 324,0 275,9 277,3 132,6 157,7 1.425,0 3.207,0 42.983,2

Quelle:

Ibid., Bienes bloqueados y/o incautados, valores particulares 14.05.1970.

Tabelle 34:

Blockiertes und/oder beschlagnahmtes Bargeld von Unternehmen (in Tausend Pesos und nur Werte über 100.000 Pesos)

Ñame

Betrag

CAMDOL ORENSTEIN Y KOPPEL SA SEMA S. YAMADA Y CIA. SRL (J) TM OSORNO SA COMERCIAL, FINANCIERA E INDUSTRIAL EDIFICIO GERMANICO CIA. INMOBILIARIA SA MERCK. ANA SYM SESGO CIA. HAMBURGO SUDAMERICANA DE VAPORES SA PATOW Y CIA. SOCIEDAD COMANDITARIA HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA SA TERRITORIAL, RURAL Y MERCANTIL SUD AMERICANA CREFIN GESAMT

1.611,3 117,5 18.449,0 1.194,2 1.242,1 539,9 219,5 970,6 1.942,7 220,0 200,0 474,7 191,8 386,2 8.069,1 114,9 35.943,5

Quelle:

Ibid., Bienes bloqueados y/o incautados, efectivo empresas 14.05.1970.

271 Tabelle 35: Blockierte und/oder beschlagnahmte Wertpapiere von Unternehmen (in Tausend Pesos und Werte über 100.000 Pesos) Ñame INDUNIDAS SA MERCANTIL DE INDUSTRIAS UNIDAS ORENSTEIN Y K.OPPEL SA SEMA OSORNO SA COMERCIAL, FINANCIERA E INDUSTRIAL EDIFICIO GERMANICO CIA. INMOBILIARIA SA COMPAREX CIA. ARGENTINA EXPORTADORA DE CEREALES SA AUGUSTO NOSS AGFA ARGENTINA SA CARL ZEISS ARGENTINA SA ACEROS ROECHLING BUDERUS SA FERROSTAAL SA HUGO STINNES SA COMERCIAL E INDUSTRIAL LIMITADA CIA. HAMBURGO SUDAMERICANA DE VAPORES SA ENGELBERT, HARDT Y CIA. HUGO STINNES MARITIMA SA SA TERRITORIAL, RURAL Y MERCANTIL SUD AMERICANA GESAMT Quelle:

Betrag 194,1 363,6 3.642,9 910,8 1.318,6 328,8 215,5 130,9 149,0 324,1 335,3 430,3 3.079,4 143,5 235,3 1.725,7 13.527,8

Ibid., Bienes bloqueados y/o incautados, Valores empresas 14.05.1970.

272 4. DINIE-Warenzeichen Durch Dekret Nr. 2.796/53 zurückgegeben:992 Unternehmen AEGEN ANILDINIE EN (ex ANA)

Marke Luna Mignön Persistol Alkyphen Luresin Luresin Luresin Alkyphen Luresin Diammonphos Batrix IG Leunaphos Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Elektron Metall Urecal IG Roskydal Roskydal Roskydal Roskydal Roskydal Arcogen Triva Triva Plastomoll Membranit Ronilla Membranit Solvalin Alkydon Lutonal Leuna-Salpeter Alkypen IG IG

Typ 20 18 1 3 18 3 10 1 1 1 10 3 1 4 5 9 6 10 4 5 9 6 10 1 2 1 3 10 14 18 20 10 1 1 10 1 1 10 10 10 1 10 1 3

Titelnr. 306.591 246.076 184.998 186.127 186.148 186.374 186.375 186.873 186.900 170.548 170.551 178.534 179.159 179.604 179.605 179.606 179.607 179.608 179.609 179.610 179.611 179.612 179.613 179.811 181.976 183.004 183.005 183.006 183.007 183.008 209.365 211.921 211.920 248.758 248.766 249.328 249.330 249.331 249.338 249.397 256.078 278.976 304.817 304.818

Quelle: Anales de Legislación Argentina, Tomo XIII (Año 1953: 437-439).

273 Unternehmen

BEIERSDORF EN

FERRODINIE EN (ex TL)

QB EN

Marke IG Mebodit IG Ambosahammer Pyrophormetall IG Arcogen Arcogen Griesheim Elektron Griesheim Elektron Elektron Elektron Elektron IG Lutonal Desudal Giofier Labello (ren.) Pandigal Saylurs Truquet Tucán Tucán El Valiente Polte Anexa Anexa Anexa Anexa Anexa Anexa Anexa Ideal Abasina Antagosan Arcolan Areginal Argoflavina Avertina Bioferrina Bulgakur Candiolina Carrecal Curtasal (ren.) Curta (marca de fáb.) Desencin Diftosan Ebesal Entozon Ephosin Ereton Erwesal Esurdina

Typ 14 10 10 11 11 18 1 3 10 1 10 1 18 17 1 16 16 16 2 16 16 4 14 4 4 6 4 5 12 14 20 10 10 2 2 2 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Titelnr. 304.819 304.976 306.589 307.134 307.135 310.936 311.877 311.878 312.835 312.836 312.837 312.838 249.252 279.127 248.831 175.367 226.347 174.854 181.271 223.401 227.549 180.451 277.222 209.070 210.114 210.222 210.326 210.327 210.328 210.329 210.330 212.519 213.609 313.980 231.265 169.702 224.477 223.866 175.892 215.990 232.675 304.856 212.716 208.558 242.248 239.933 175.890 307.532 215.080 299.389 183.893 211.976 177.813

274 Unternehmen

MERCK EN

Marke Filtragol Fisantrina Flavadina Gonargina Gonovaccion Gripcalina Guayacose (envase com.) Heiisen Hexeton Hexophan Homedal (ren.) Hordestan Agestagol Hormoklimasan Igitol Iiiren IG Pharma IG Farbenindustrie Intestifagol Invenol Lactaflor Lonacol Lopion Narcovet Neo-Estibosan Neolesal Nicoprena Nirosan Novarsol (ren.) Orexina (ren.) Pertax Pharmasan Pituchinol Rafagin Scarlaserina Scarla-Streptoserina Selvoral Sionon Solarsonal Solvarsina Somatose Staphar Stormin Taparsen Tempestan Tenebrol Tibatina Tonefina Triphai Valyl Vidalon Antipaludin

Typ 3 2 2 2 2 2 2

Titelnr. 223.135 250.411 231.302 177.814 213.095 298.869 307.145

2 2 2 2 2 25 2 2 2 2 1 2 2 2 2 2 2 2 2 1 1 2 2 25 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

186.295 220.155 216.039 207.350 237.855 236.587 297.648 178.571 231.270 186.289 231.914 177.816 241.332 238.628 249.537 232.217 231.512 178.572 221.050 175.092 280.825 206.669 206.138 311.198 169.794 215.991 172.842 186.291 186.293 236.301 183.026 223.478 211.673 295.737 298.856 300.578 233.874 221.151 215.070 300.577 307.528 182.305 184.728 308.295 215.396

275 Unteraehmen

OSRAM EN

PTEN

Marke Atecen Cesol Detal Dermabión Detavit Drawinol Epokan Ergotren Eumenol Helminal Jodipín Magnocid Muerte al parásito Muerte al parásito Necatorina Novarial Odrogen Odrogcn Odrogen Ovetten Paludisan Pasuma Psicaín Sexoeretín Trivitán Agotán Jodival Perpurato Styptol Nitra Vitalux Osa Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Aída Estehta Fresko Geisha Aída Aída

Typ 2 2 1 2 2 23 2 2 2 2 2 2 1 2 2 2 1 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 20 20 20 25 24 23 19 17 13 12 11 9 8 7 5 4 3 2 1 16 16 16 20 16

Titelnr. 249.320 211.525 185.480 211.101 248.939 248.694 249.455 215.397 182.133 248.715 279.968 206.065 304.862 313.973 248.754 181.989 248.781 248.782 217.574 212.063 214.634 248.736 248.698 248.817 212.184 250.477 205.747 172.377 175.120 248.656 182.969 206.697 304.815 304.814 304.813 304.816 305.449 305.448 302.926 305.447 305.446 304.812 304.811 302.925 302.924 302.923 307.522 301.879 306.331 306.990 309.894 300.260 288.615

276 Unternehmen

Marke Aída Friscolon Jaspis Rondó Caprichoso Visir Reamin Sinfonie Yolai Accent Aída Ariel Athos Ballade Baroc Captofix Captonic Carat Colognette Condesa Flamenca Jou-Jou La Baronese Lavenor Murillo Musical Mazurca Motiv Mascota Nuvedor Preludio Sa "I" Topaz Ada Aída Rasir Alegro Tizian Anexa Anexa Anexa Anexa Anexa Anexa Captol Envase Cieldorado Lido Lido Envase Envase Anexa Anexa Amorena

Typ 6 16 16 16 16 2 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 15 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16

Titelnr. 300.261 288.612 288.616 298.767 293.779 279.196 279.195 245.111 245.090 179.643 245.091 244.981 244.982 245.117 185.201 245.937 245.550 173.797 245.458 247.923 244.977 245.129 245.063 245.074 245.546 245.121 245.540 245.126 247.786 245.127 245.092 244.983 211.810 216.985 214.457 315.289 213.195 304.978 310.205 305.362 310.479 311.127 310.871 308.523 311.173 298.768 285.771 279.194 172.513 172.633 245.110 245.694 245.554

277 Unternehmen

QSch EN

SEMA EN

Marke Anexa Asentina Brocat Crepé Georgette Chahi Fé Flor de durazno Frozoclone Lisonjera Matt-Creme Nenita Rhingold Reamin Sir Sparta Troika Troika Cuerolor Sparta Envase Abavit Hypoloban Actosin Lipanina Anticoman Meritol Arthigon Nizo Ascurit Ooforina Brillat Peralga Compligon Perfex Effusan Potablan EflUssan 3436 Renoform Effussan 3436 Sinaphit Degrasina Sublamina Donatonin Trisalito Espermina Tubavit Eupulsin Urean Hegonon Langosta (fig.) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha)

Typ 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 9 16 16 16 1 2 1 2 2 1 2 6 2 2 25 2 2 6 1 2 1 2 2 1 2 2 2 1 2 1 2 2 2 1 1 2 3

Titelnr. 245.822 207.613 245.119 210.426 245.948 245.823 246.053 183.181 245.570 180.749 245.071 184.547 245.098 245.093 245.562 245.073 245.122 213.195 217.166 311.173 249.567 279.205 232.210 250.263 310.134 179.410 219.823 217.246 250.261 180.818 310.425 250.130 210.416 280.322 183.337 210.418 183.685 180.817 184.683 214.304 250.265 180.816 286.747 291.881 250.264 181.894 276.393 250.266 311.879 306.739 301.749 301.750 301.751

278 Unternehmen

RB EN

Marke Sema (con flecha) Semafix Sema 85 Sema (sin flecha) Sema (sin flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Semafix Sema (sin flecha) Sema (sin flecha) Semafix Sema (sin flecha) Sema (sin flecha) Sema 85 Sema (sin flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Sema (sin flecha) Sema (sin flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Semacid Sema (sin flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Sema (con flecha) Sema (sin flecha) Stribit Robert Bosch Anexa Anexa Anexa Anexa

Typ 4 4 4 5 6 7 8 9 9 10 10 11 13 14 14 15 16 17 18 19 20 20 20 21 22 23 24 25 20 5 10 4 12 14

Titelnr. 214.918 209.658 315.213 307.511 307.507 301.752 301.753 210.318 307.510 307.509 210.319 307.508 307.513 315.214 189.383 301.754 301.935 307.512 307.514 301.936 305.165 235.378 315.199 303.093 301.937 301.938 301.939 307.515 249.287 248.691 290.977 290.976 290.978 290.976

279

5. Immobilienübertragungen von konfiszierten Vereinen und Schulen An das Erziehungsministerium:993 -

Unión Germánica en la Argentina

-

Club Alemán de Belgrano Club Banco Germánico Sociedad Escolar Alemana de Rosario Club Alemán de Rosario Federación de Sociedades Escolares Alemanas de Buenos Aires y Alrededores Sociedad Escolar Alemana de Bahía Blanca Sociedad Escolar Alemana de Villa Iris Unión Escolar Germánica de Barracas al Norte Sociedad Educacionista Alemana de Quilmes Sociedad Colegio Alemán de Temperley Sociedad Alemana de Misiones Sociedad Escolar Hindenburg de Eldorado Sociedad Esolar Alemana de Piñeyro Sociedad Escolar Alemana Goethe-Schule Sociedad Escolar Alemana de Dock Sud Sociedad Educacionista Alemana de Villa Devoto y Villa del Parque Sociedad Escuela Particular de Vicente López

An das Luftfahrtministerium: -

Institución Cultural Argentino-Germana Sociedad Alemana de Beneficencia Club Alemán en Buenos Aires Asociación Alemana de Cultura Física de Quilmes Campo Deportivo General Belgrano

An das Kriegsministerium: -

Club Alemán de Canto Germania

An das Finanzministerium: -

Hogar Alemán para Marineros

An die Regierung der Provinz Buenos Aires: -

Sociedad Alemana de Beneficencia

Quelle: AMRREEC, PE, Caja 195 Metal, Nòmina [...].

280 An die Stiftung Eva Perón: -

Unión Germánica en la Argentina Sociedad Alemana de Beneficencia Asociación Protectora de Inmigrantes Germanos Tennis Club del Plata Club Alemán de Equitación

Aufgelöst: -

Centro de Ingenieros Alemanes en la Argentina

281 6. Überblick über die verschiedenen Gruppen von Vermögenswerten 1953 noch im Besitz des argentinischen Staates beziehungsweise bereits zurückgegeben:994 -

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Das Vermögen des Deutschen Reiches (Botschaft und Konsulate): Durch Dekret Nr. 5.652 vom 03.04.1952 wurde die Botschaft mit Inventar und Archiv zurückgegeben.995 Die Banken: Die Liquidation war bis auf einen Aktivposten von ca. 10 Mio. Pesos und Passiva von ca. 9 Mio. Pesos, die noch nicht abgedeckt werden konnten, abgeschlossen.996 Die Versicherungsgesellschaften: Die Liquidation der Versicherungsgesellschaften war im Wesentlichen abgeschlossen. Die von der Junta erfassten und liquidierten beziehungsweise in Liquidation befindlichen Vermögenswerte deutscher Handelsunternehmen: Die bereits liquidierten beziehungsweise in Liquidation stehenden deutschen Handelsunternehmen wurden durch Dekret 1.921/47 an den argentinischen Staat übertragen. Die vom Staat auf die DINIE übertragenden Aktivwerte von 30 Industrieunternehmen, einschließlich der auf sie eingetragenen Schutzmarken: Diese sind durch Dekret 18.991/47 an die DINIE übergegangen.997 Die Bergbaufirmen: Die CARBONERA BUENOS AIRES SRL und die RIBEREÑA DEL PLATA CÍA. SUDAMERICANA DE COMERCIO SA wurden durch Dekret 1.921/47 an den Staat übertragen. Sie wurden dem Marineministerium übergeben. Das Marineministerium übertrug schließlich durch Dekret Nr. 4.321/51 die Vermögenswerte an die Direktion für feste Brennstoffe des Industrie- und Handelsministeriums. Die Telefongesellschaften: Die CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA und die CÍA TELEGRÁFICA TELEFÓNICA DEL PLATA SA wurden durch Dekret 1.921/47 durch den argentinischen Staat erworben. Das Vermögen der CÍA. INTERNACIONAL DE TELÉFONOS SA wurde durch Dekret Nr. 30.349/49 der staatlichen Telefondirektion des Post- und Fernmeldeministeriums übertragen. Im Januar 1951 wurden die Aktiva der CÍA. TE-

PAAA, B86/602, Verhandlungsakten Dr. Gnodtke, 1953-57, Bericht von Terdenge ans AA vom 09.07.1953 über Gesamtentwicklung in der Behandlung des deutschen Vermögens in Argentinien. Das Eigentum der Angehörigen der ehemaligen deutschen Konsulate wurde versteigert und der Erlös an den BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA übertragen. Zur Reklamation des beschlagnahmten Diplomatenvermögens vgl. PAAA, B86/140, Diplomatenvermögen. PAAA, B86/599, Memorandum sobre el estado actual de las liquidaciones de los BANCOS ALEMANES TRASATLÁNTICO y GERMÁNICO DE LA AMÉRICA DEL SUD (Stand Aug. 1953). Der DINIE konnten gemäß Dekret Nr. 3.561/48 laufend die Vermögenswerte weiterer deutscher Niederlassungen übertragen werden.

LEGRÄFICA TELEFÖNICA DEL PLATA SA ebenfalls dem Postministerium unterstellt. Die auf DINIE-Firmen übertragenen Warenzeichen: Die Zahl der durch die DINIE benutzten Warenzeichen betrug 1.481. Davon wurden 340 durch Dekret 2.796/53 zur Rückgabe vorgesehen. Die von der CAL erfassten und von ihr verwalteten Warenzeichen: Die ca. 1000 Warenzeichen wurden durch Dekret 2.014/53 auf den Staat übertragen und durch Dekret 2.015/53 ihren alten Inhabern zur Verfügung gestellt. Dies betraf auch 28 deutsche Patente. Die Urheberrechte deutscher Autoren: Durch Beschluss Nr. 2.021/51 wurden die Urheberrechte deutscher Autoren von den Folgen des Dekrets Nr. 11.599/46 ausgeschlossen. Dies wurde durch das Zusatzprotokoll Nr. 2 vom Oktober 1951 bestätigt. Das Privatvermögen: Dieses Vermögen setzte sich aus Grundstücken, Immobilien, Guthaben und Wertpapieren zusammen, die sich unter Junta- Verwaltung befanden beziehungsweise von dieser gesperrt wurden. Durch Gesetz 14.362 vom 29.10.1954 wurde die Rückgabe von Vermögenswerten von Deutschen in maximaler Höhe von 10.000 Pesos, Immobilien, die einen Wert von 50.000 Pesos nicht überschritten, und Grundstücken, die nicht größer als 300 Hektar waren, beschlossen. Die deutsch-argentinischen Vereinigungen: Durch Dekret Nr. 37.961/48 wurde das Vermögen der Vereinigungen an den argentinischen Staat übertragen. Die Immobilien wurden verschiedenen staatlichen Behörden/Institutionen zur Verfügung gestellt. Einige davon hatten mittlerweile die Rechtspersönlichkeit beziehungsweise ihr Vermögen zurückerhalten. Die deutsch-argentinischen Schulen: Durch Dekret 21.203/49 wurden die deutschen Schulen vom Justiz- und Bildungsministerium in Besitz genommen. Die Schulgebäude wurden dem Erziehungsministerium zur Verfügung gestellt. Nur bei der Humboldt-Schule wurde die Vermögensbeschlagnahme rückgängig gemacht. Das Gebäude der Schule war aber immer noch nicht freigegeben.

283

7. Liste der FAAG-Mitglieder Stand 1957:998 -

Federación Sociedades Escolares de Buenos Aires y Alrededores Asociación Educacionista Germania Asociación Escolar Alemana Goethe-Schule Asociación Escolar Alemana Villa Devoto y Villa del Parque Asociación Escolar y Cultural del Norte (Escuela del Norte) Asociación Escuela Popular Germano-Argentina Belgrano Escuela Argentina Piñeyro Hogar Escolar Verónica Sociedad Colegio Alemán de Temperley Sociedad de Fomento Escolar Munro Sociedad Educacionista Alemana de Quilmes Sociedad Escolar Alemana de Lanús Oeste Sociedad Escolar Alemana de Villa Ballester Sociedad Escolar Alemana de Dock Sud Sociedad Escolar Particular de Vicente López Unión Escolar Germánica de Barracas al Norte Agrupación Centros Ex-Alumnos de las Escuelas Germano-Argentinas Asociación de Ex-Alumnos de la Escuela Particular de Vicente López Asociación de Ex-Alumnos del Colegio Alemán de Quilmes Centro de Ex-Alumnos de la Escuela de Munro Centro de Ex-Alumnos de la Escuela Schiller Centro de Ex-Alumnos del Colegio Humboldt Asociación Alemana de Cultura Física de Quilmes Asociación Cultural y Deportiva Adelante Asociación Deportiva y Cultural Valentín Alsina Asociación Deportiva y Social Suabos del Banato Asociación Pro Perros Ovejeros Alemanes en la Argentina SVA Club Alemán de Equitación Club de Ajedrez Belgrano Club de Remo Teutonia Club Náutico Gaviota Club Recreativo y Deporte Punta Chica Club Social y Deportivo Belgrano Club Social y Deportivo Berna! Club Social y Deportivo Suavia del Este Villa Klein Liga Alemana Rioplatense de Jugadores de Bolos Sociedad Alemana de Gimnasia Sociedad Alemana de Gimnasia Lanús FAAG, Jahresbericht 1957/58 (1958: 19-20), Lista de instituciones federadas de acuerdo al acta de la Asamblea Constituyente y posterior afiliación.

Sociedad Alemana de Gimnasia Villa Ballester Sociedad Deportiva y Cultural Juventud del Sur Sociedad Suaba de Deporte y Gimnasia Piñeyro Tenis Club del Plata Unión de las Asociaciones Corales Alemanas del Río de la Plata Asociación Coral Alemana de Buenos Aires Asociación Coral Alemana de Quilmes Asociación Coral y Social Belgrano Club de Canto Germania Sociedad Coral Alemana Villa Ballester Sociedad Coral y Cultural Liederkranz Sociedad Cultural Suabia Sociedad de Canto Armonía Centro Cultural Argentino Suabos del Danubio Asociación Alemana Cultural Moreno Asociación Cultural Alemana del Oeste Círculo de Camaradas Graf Spee Club Alemán Belgrano Club Alemán en Buenos Aires Club Alemán Palomar Club Banco Germánico Sociedad Cultural Germania Teatro Alemán y Centro Recreativo Unión Germánica en la Argentina Asociación Argentina de Estudios Germánicos Asociación Científica Argentino-Alemana Asociación del Profesorado Alemán en la Argentina Centro de Ingenieros Alemanes en la Argentina Asociación Cristiana de Beneficencia Hogar de Niños María Luisa Sociedad Alemana de Beneficencia Sociedad Alemana de Socorros a Enfermos Agrupación Alemanes de Prusia del Este Asociación Alemanes del Norte Asociación de las Sajones Transilvanienses en la Argentina Asociación de Súdete-Alemanes en la Argentina Asociación Suabos de Batschka Club Social y Cultural Sajonia Compatriotas Berlineses-Brandenburguenses en la República Argentina Sociedad Recreativa de los Alemanes Ex-Residentes del Este en la República Argentina

285 Inland: Provinz Buenos Aires -

Sociedad Escolar Alemana de Bahía Blanca Club Alemán La Plata Sociedad Escolar Alemana de Coronel Suárez Sociedad Escolar Alemana de Villa Iris

Córdoba -

Club Alemán de Córdoba Sociedad Escolar Alemana de Córdoba Asociación de Simpatizantes de la Cultura Alemana (La Falda)

Chaco -

Unión Germánica en la Argentina (Charata)

Entre Ríos -

Asociación Cultural y Deportiva Germano-Argentina Islas de Ibicuy

Mendoza - Sociedad Ingeniero Carlos Fader - Sociedad Escolar Alemana de Mendoza Misiones -

Sociedad Cultural Argentino-Germana de Eldorado Sociedad Cultural Alemana de Misiones

Río Negro -

Asociación Cultural Germano-Argentina de San Carlos de Bariloche

Santa Fe -

Círculo Cultural Argentino-Alemán de Rosario Club Alemán de Rosario Club Alemán-Argentino de Cultura Física de Rosario Sociedad Escolar Alemana de Rosario Progreso, Sociedad de Socorros Mutuos de Rosario Sociedad Alemana de Santa Fe

Tucumán -

Sociedad de Socorro Mutuo de Habla Alemana

286

8. Situation des deutschen Altvermögens im Rest Lateinamerikas Stand 1955:" 9 Brasilien: Freigabe nur für in Brasilien ansässige Deutsche. Voraussetzung für die Rückgabe der noch nicht liquidierten Vermögen ist die Befriedigung der brasilianischen Entschädigungsansprüche. Bolivien: Keine Angaben. Chile: Keine Angaben. Dom. Republik: Beschlagnahme aufgehoben. Ekuador: Beschlagnahme und Liquidation, z.T. Entschädigungszahlungen. El Salvador: Teilfreigaben, Rest noch nicht liquidiert. Guatemala: Keine Angaben. Kolumbien: Nur geringe Werte vorhanden. Freigabe nach Abzug der gestaffelten Entschädigungsabgaben. Kuba: Freigabe, bei erfolgter Liquidation wird Liquidationserlös ausgezahlt. Mexiko: Durch Dekrete vom 19.12.1951 verstaatlicht. Panama: Beschlagnahme; über die flüssigen Mittel wurde schon teilweise verfügt. Die neue panamesische Regierung wünscht eine befriedigende Regelung. Paraguay: Keine Angaben. Peru: Keine Angaben. Uruguay: Keine Beschlagnahme. 1000 Venezuela: Keine Angaben. Stand I960: 1001

Quelle: RIW (1955, Heft 3: 97-98), Die Behandlung deutschen, italienischen und [...] Auslandsvermögen als Feindeigentum. Uruguay hatte als erstes lateinamerikanisches Land die Beschlagnahme der deutschen Vorkriegsvermögen im April 1950 bedingungslos und restlos auf eigene Initiative aufgehoben

287 -

-

-

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1001

Länder, in denen die deutschen Vermögenswerte nur blockiert waren und nach Kriegsende wieder freigegeben wurden: Uruguay. Länder, die von sich aus der Beschlagnahmegesetzgebung nach Kriegsende aufgehoben und noch vorhandene Vermögen oder deren Liquidationserlöse zurückgegeben oder eine Entschädigung gezahlt haben: Bolivien, Chile, Costa Rica, Kuba, Dom. Republik, Ekuador, Haiti, Nicaragua, Peru und El Salvador. Länder, die nach offiziellen Besprechungen von sich aus wenigstens teilweise noch vorhandenes Vermögen oder deren Liquidationserlöse zurückgegeben oder sich zur Freigabe bereit erklärt haben: Argentinien und Brasilien. Länder, in denen die deutschen Vermögenswerte total durchliquidiert, die Liquidationserlöse konfisziert und zur Staatskasse gezogen oder anderweitig verbraucht wurden: Mexiko, Panama und Paraguay. Länder, in denen eine Regelung der Frage des deutschen Vermögens noch offen steht: Kolumbien, Honduras und Venezuela.

Quelle: AWD (Nr. 6, 1960, Heft 12: 309-323), Stand der beschlagnahmten deutschen Vorkriegsvermögen im Ausland am 15.12.1960.

288 9. Chronologische Darstellung der wichtigsten Dekrete Dekret Nr. 110.790/42: Überwachung der Überweisungen von Geldbeträgen in das Ausland beziehungsweise Inland Dekret Nr. 122.712/42: Überwachung der außeramerikanischen kriegführenden Unternehmen, Einsetzung von Kontrolleuren Dekret Nr. 122.713/42: Auskunftspflicht auf alle Anfragen des BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA Dekret Nr. 122.714/42: Pflicht zur Anmeldung von Bargeld und Wertpapieren für außeramerikanische Ausländer Dekret Nr. 148.263/43: Kontrolle des Zahlungsverkehrs Dekret Nr. 1.830/44: Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland Dekret Nr. 1.875/44: Unterbindung jeglichen Wirtschaftsverkehrs mit Deutschland Dekret Nr. 30.301/44: Schaffung eines Verwaltungsrats, die Comisión de Administración Dekret Nr. 6.945/45: Erklärung des Kriegszustands mit Japan und Deutschland, Übernahme der Empfehlung XIX der Chapultepec-Akte, die die Kontrolle der in der Hand des Feindes befindlichen Vermögenswerte vorsieht Gesetzesdekret Nr. 7.032/45: Der Consejo de Administración wird ermächtigt das Vermögen der wirtschaftlichen Unternehmungen unter ihre Kontrolle zu stellen, die Vertreter, Tochtergesellschaften oder Zweigniederlassungen von in Deutschland beheimateten Firmen sind oder die die direkt oder indirekt mit solchen in Verbindung stehen Dekret Nr. 7.035/45: Deutsches und japanisches Vermögen wird beschlagnahmt Dekret Nr. 7.760/45 ermächtigt den BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA, die Sperrung von Guthaben und Wertpapiere zu vollziehen, die sich im Besitz von Unternehmen befanden, die ihren Sitz in Deutschland haben Dekret Nr. 10.935/45: Errichtung der Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga Dekret Nr. 14.388/45: Einstellung der Tätigkeit deutscher Banken in Argentinien; Übertragung der Konten auf den BANCO DE LA NACIÓN ARGENTINA, die Banken werden anschließend von BANCO CENTRAL DE LA REPÚBLICA ARGENTINA liquidiert

289 Dekret Nr. 21.203/45: Inbesitznahme der deutschen und japanischen Schulen Dekret Nr. 10.724/45: Besitzergreifung der deutschen Botschaft und der Konsulate Dekret Nr. 11.599/46: Zusammenfassung und Ergänzung der Rechtsvorschriften über das Feindvermögen (betr. Kreis der Betroffenen und Liquidationsverfahren) Dekret Nr. 1.921/47: Die Vermögenswerte der Industrie- oder Handelsfirmen, die sich in Liquidation befinden, werden en bloc vom argentinischen Staat erworben Dekret Nr. 18.991/47: Errichtung der DINIE. Die 30 wichtigsten deutschen Industrieunternehmen werden in die DINIE eingegliedert und verstaatlicht Dekret Nr. 19.731/48: Die Junta wird in Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga umbenannt Dekret Nr. 37.691/48: Die Vereine und Schulen werden ebenfalls unter Dekret Nr. 1.921/47 gestellt und sind damit Eigentum des argentinischen Staates Dekret Nr. 23.699/50: Bildung der 120-Tage Kommission -Comisión Interministerialzur Überprüfung der gesamten Beschlagnahme- und Enteignungsbestimmungen Gesetz Nr. 14.049/51: Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland Zusatzprotokoll Nr. 2 zum deutsch-argentinischen Handels- und Zahlungsabkommen vom 26.10.51: Deutsche Produkte können wieder in Argentinien eingeführt werden. Ausnahme bleiben Marken und Firmennamen, die vor dem 02.07.1948 angemeldet worden waren Dekret Nr. 6.652/52: Rückgabe des Gebäudes der ehemalige Deutschen Botschaft Dekret Nr. 2.795/53: Schaffung der CAL, Nachfolgerin der Dirección de Vigilancia y Dispocición Final de la Propiedad Enemiga Dekret Nr. 2.014/53: Alle gewerblichen Schutzrechte, die sich nicht im Besitz der DINIE befinden, werden ebenfalls unter Dekret Nr. 1.921/47 gestellt und sind damit Eigentum des argentinischen Staates Dekret Nr. 2.015/53: Rückgabe der Warenzeichen und Patente unter CAL-Verwaltung Dekret Nr. 2.796/53: Teilrückgabe von Warenzeichen unter DINIE-Verwaltung Dekret Nr. 2.917/53: Freilassung der Konten und Vermögenswerte von Privatpersonen

290 Gesetz Nr. 14.362/54: Teilrückgabe von Privatvermögen. Bargeld bis zu 10.000 Pesos, Immobilien mit einem Wert bis zu 50.000 Pesos und Grundstücke mit einer Größe bis zu 300 ha (Vereine und Schulen waren ausgeschlossen) Dekret Nr. 6.127/55: Rückgabe der Rechtspersönlichkeit an deutsche Vereine Gesetz Nr. 5.148/55: Interdiktion von sieben deutschen Nachkriegsgründungen Dekret Nr. 1.674/56: Ernennung eines Liquidationsbeauftragten, Manuel Campos Cariés, der allein für alle deutschen und japanischen Vermögens fragen zuständig wurde Gesetzesdekret Nr. 14.986/56: Errichtung einer argentinische 180-Tage-Kommission, Comisión Lanusse, zur Altvermögensfrage Dekret Nr. 23.392/56: Rückgabe von Schulen und Vereinen Gesetzesdekret Nr. 15.364/57: Kostenlose Rückgabe von Warenzeichen und Patenten Gesetzesdekret Nr. 15.365/57: Die deutschen DINIE-Firmen und die noch nicht liquidierten deutschen Firmen im Besitz des argentinischen Staates wurden durch dieses Dekret zur öffentlichen Versteigerung freigegeben. Die Bildung einer DeutschArgentinischen Kommission wird beschlossen Dekret Nr. 15.389/57: Bildung einer argentinischen Versteigerungskommission Dekret Nr. 6.265/58: Regelung des Versteigerungsverfahrens Dekret Nr. 5.801/59: Verteilungsschlüssel für die Versteigerungserlöse aus den DINIE-Firmen wird festgelegt (49:51 für Alt-/Neuvermögen) Dekret Nr. 1.999/63: Entschädigung ehemaliger Vereinsalteigentümer 1960-1965: Ausschüttung des anteiligen Liquidationserlöses an die CAA und somit an die deutschen Stammhäuser und an die deutschen Vereinigungen Notenwechsel vom 25.09.1969: Auflösung der CAA wird von beiden Regierungen beschlossen Gesetz Nr. 18.440/69: Auflösung der CAL 1971: Endgültige Bereinigung aller aus den Konfiskationsmaßnahmen entstandenen Probleme

291

10. Peso-Dollar-Tabelle Tabelle 36: Kurse des Dollars in Papierpesos 1930-1965 (jährliche Durchschnittskurse in pesos moneda nat ional) Jahr 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 Quelle:

Offizieller Devisenmarkt Grundkurs Vorzugskurs

3,35 3,46 3,41 3,23 3,31 3,83 1,23 4,23 4,23 4,23 4,23 4,23 4,23 4,23 4,23 4,69 6,58 7,50 7,50 7,50 7,50 9,25 18,00 18,00 18,00

R. Alemann (1966: 93).

3,73 3,73 3,73 3,93 4,70 5,00 5,00 5,00 5,00 7,17

Freimarkt 2,73 3,45 3,88 3,23 3,86 3,80 3,59 3,33 3,92 4,33 4,37 4,24 4,23 4,06 4,02 4,04 4,09 4,08 4,45 5,87 10,72 14,20 14,03 13,97 13,97 17,36 35,18 40,20 48,04 79,19 82,94 82,83 113,73 138,29 139,88 168,49

Parallelmarkt

4,15 4,35 6,35 10,96 16,09 23,00 22,99 22,77 25,26 29,72

157,14 243,80

293

Abkürzungsverzeichnis 1. Unternehmen AC: AEG: AEG SA: AGK: ANA: BD: CAMDOL: CESIA: CREFIN: GEOPE: GYB: IBTE: INAG: LQB: MONOPOL: MERCK: OSRAM: PO: PT: QB: QSch: RB: SBU: SEMA: SESGO: SSch: SYM: TL: TM: UBA: WYF: 2.

ARBIZU Y CERVINO SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL AEG Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft AG AEG CÍA. ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA AMME, GIESECKE Y KONNEGEN SRL ANILINAS ALEMANAS SA BEIERSDORF SRL CÍA. ARGENTINA DE MOTORES DEUTZ OTTO LEGÍTIMO SA CESIA CONDUCTORES ELÉCTRICOS SOCIEDAD INDUSTRIAL ARGENTINA SA CREFIN CRÉDITOS Y FINANCIACIONES SA GEOPE CÍA. GENERAL DE OBRAS PÚBLICAS SA GRUEN Y BILFINGER SRL INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL INAG FÁBRICAS REUNIDAS DE ÚTILES SANITARIOS SA LABORATORIO QUÍMICO BIOLÓGICO SA MONOPOL SA QUÍMICA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL MERCK QUÍMICA ARGENTINA SA OSRAM CÍA. ARGENTINA DE LÁMPARAS ELÉCTRICAS LA PLATA OZALID SRL PERFUMERÍAS TOSCA SA QUÍMICA BAYER SA QUÍMICA SCHERING SA ROBERT BOSCH SA SIEMENS BAUUNION CÍA. PLATENSE DE CONSTRUCCIONES SA SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA SESGO SA DE INDUSTRIAS TEXTILES SIEMENS SCHUCKERT CÍA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA SPRINGER Y MÖLLER SA FÁBRICA DE COLORES, TINTAS Y BARNICES THYSSEN LAMETAL SA TUBOS MANNESMANN SA LIMIT ADA UNIÓN BULONERA ARGENTINA SOCIEDAD COMANDITARIA WAYSS Y FREYTAG SA

Kommissionen/Behörden/Vereine

AA: BMW: CAA: CAL: CEANA: DAIHK : DINIE: FAAG: Junta: SPAI:

Auswärtiges Amt (BRD) Bundesministerium für Wirtschaft Comisión Argentino-Alemana Comisión de Administración de la Ley 13.891 Comisión para el Esclarecimiento de las Actividades del Nazismo en la Argentina Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer Dirección Nacional de Industrias del Estado Federación de Asociaciones Argentino-Germanas Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga Studiengesellschaft für Privatrechtliche Auslandsinteressen e.V. (Arbeitsgruppe Argentinien, ArAr)

294 3. Sonstige Abkürzungen Cía.: DI: EN: PE: SA: SRL:

Compañía Direktinvestition Empresa Nacionalizada Propiedad Enemiga Sociedad Anónima Sociedad con Responsabilidad Limitada

4. Periodika AWD: DSD: DSS: RIW:

Außenwirtschaftsdienst des Betriebsberaters mit Nachrichten der SPAI, Heidelberg Diario de Sesiones, Cámara de Diputados, Buenos Aires Diario de Sesiones, Cámara de Senadores, Buenos Aires Recht der Internationalen Wirtschaft mit Nachrichten der SPAI, Heidelberg

5. Archive und Nachschlagewerke AMRREEC: BÄK: CGN: PAAA:

Archivo del Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Buenos Aires Bundesarchiv, Koblenz Congreso General de la Nación, Buenos Aires Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Bonn

295

Quellenverzeichnis 1. Unveröffentlichte Quellen Archivo del Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto. Buenos Aires - Propiedad Enemiga - Propiedad Enemiga, Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga, Síntesis de la labor realizada desde su creación hasta el 15 de enero de 1946. Conferencia pronunciada por su Presidente, Coronel D. José Manuel de Olano en el Salón Dorado de la Chancillería, el 22 de enero de 1946, Buenos Aires (INFORME OLANO) - Propiedad Enemiga, The Proclaimed List of Certain Blocked Nationals ("Black List") - Departamento de Asuntos Políticos, Alemania - Departamento de Asuntos Económicos, Alemania Archivo Privado Krieger Vasena. Buenos Aires - Carpeta No. 41, Negociaciones con Alemania, Años 1957-58 Banco Central de la República Argentina. Buenos Aires - Inventarios Generales, Cuentas Varias, Años 1945-47 Bundesarchiv. Koblenz - Bestand B 102 (Bundesministerium für Wirtschaft) - Bestand B 184 (Studiengesellschaft für Privatrechtliche Auslandsinteressen e.V.) Federación de Asociaciones Argentino-Germanas. Buenos Aires - Libro de Actas, 1955-1962, 1963-1969 - Devolución de propiedades de asociaciones, 1949, 1954-59 (Caja 1 y 2) Firmenarchive - AEG-Archiv im Technik Museum, Berlin - Historisches Archiv der Schering AG „Scheringianum", Berlin Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes. Bonn - Bestand B 86 (Auslandsvermögen), folgend mit Bandnummer (z.B. B86/1) - Bestand B 11 (Bilaterale politische Beziehungen), ibid. - Referate der Handelspolitischen Abteilung

2. Veröffentlichte Quellen Banco Central de la República Argentina. Buenos Aires - Memorias, Años 1945-65 Cámara de Industria v Comercio Argentino-Alemana. Buenos Aires - Boletines y Memorias, Años 1944, 1945, 1951-65 (Mitteilungsblatt beziehungsweise Jahresbericht) Congreso General de la Nación. Buenos Aires - Anales de Legislación Argentina, Años 1945-65 - Diario de Sesiones de la Cámara de Diputados, Años 1942-65

296 -

Diario de Sesiones de la Cámara de Senadores, Años 1942-65 DSD, Comisión Investigadora de Actividades Antiargentinas, Informes 1-5, Buenos Aires 1941

FAAG. Buenos Aires Memorias, Años 1957-1965 Ministerio de Hacienda . Buenos Aires Sistema Multilateral Argentino de Comercio y Pagos, Buenos Aires 1957 Ministerio de Industria v Comercio. Buenos Aires Dirección Nacional de Industrias del Estado, Memorias y Balances, Años 1950-1961 - Memorial: origen, evolución y perspectivas de las empresas de la Dirección Nacional de Industrias del Estado, Buenos Aires 1956 Ministerio de Relaciones Exteriores v Culto. Buenos Aires BLUE BOOK, US Department of State, Consultation Among the American Republics with Respect to the Argentine Situation. Memorandum of the United States Government, Washington DC 1946 República Argentina, Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, La República Argentina frente al LIBRO AZUL, Buenos Aires 1946 Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto, Memorias, Años 1943-53 Boletín Oficial Privatsammlune Argentinisches Tageblatt Argentinisches Tageblatt Freie Presse La Nación La Prensa Studiengesellschaft für Privatrechtliche Auslandsinteressen e.V.. Bremen (1949-19731 Sonderdrucke der SPAI, Nr. 1-12, Düsseldorf - Nachrichten der SP AI, Nr. 1-16, Bremen 1949-1954 Recht der Internationalen Wirtschaft mit Nachrichten der SP AI, Heidelberg 19541958 Außenwirtschaftsdienst des Betriebsberaters mit Nachrichten der SPAI, Heidelberg 1958-1965

297

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298 BLOUSSON, Silvestre H. (1946): El „Caso Staudt". Escrito presentado por el Dr. Silvestre H. Blousson ante la Junta de Vigilancia y Disposición Final de la Propiedad Enemiga en defensa del Sr. Ricardo Staudt y las compañías del llamado „Grupo Staudt", Buenos Aires. BOSCH, Robert, GmbH (Hrsg. 1961): 75 Jahre Bosch 1886-1961. Ein geschichtlicher Rückblick, Stuttgart. BRÜNINGHAUS, G. (1965): „Die Direktinvestitionen der Bundesrepublik im Ausland 1952 bis 1964", in: Mitteilungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, XVI. Jahrgang, Heft 10, Essen, S. 249-267. BUCHHEIM, Christoph (1990): Die Weltwirtschaft 1945-1958, München.

Wiedereingliederung

Westdeutschlands

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Abbildungsverzeichnis ARGENTINISCHE TOCHTERUNTERNEHMEN DER VEREINIGTEN STAHLWERKE AG, 1946 (DÜSSELDORF) 62 ARGENTINISCHE TOCHTERUNTERNEHMEN DES SIEMENS-KONZERNS, 1946 63 TOCHTERUNTERNEHMEN DER IG FARBENINDUSTRIE AG IN ARGENTINIEN, 1946 64 ÖFFENTLICHE AUSSCHREIBUNG DER AEG EN 198 SCHERING MARKENTITEL, JAHR 1939 209 ÖFFENTLICHE VERSTEIGERUNG DER QSCH EN 214

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Firmenregister A AEG CÍA. ARGENTINA DE ELECTRICIDAD SA: AEG 68, 77, 78, 79, 80, 106, 113, 149, 150, 156, 181, 182, 183, 184, 185, 189, 192, 193, 194, 200, 201, 228

INAG FÁBRICAS REUNIDAS DE ÚTILES SANITARIOS SA: INAG 41, 60, 68, 73, 74, 76, 77, 107, 113, 114, 145, 146, 148, 150, 151, 158

AMME, GIESECKE Y KONNEGEN SRL: AGK 68, 73, 76, 107, 145, 147, 149, 150, 160

INSTITUTO BEHRING DE TERAPÉUTICA EXPERIMENTAL SRL: IBTE 41, 61, 68, 70, 85, 87, 88, 106, 145, 147, 150, 151, 157, 173

ANILINAS ALEMANAS SA: ANA 61, 68, 72, 89, 90, 91, 106, 145, 149, 150, 157, 173, 228, 229 ARB1ZU Y CERVINO SA INDUSTRIAL Y COMERCIAL: AC 59, 68, 72, 73, 74, 75, 106, 145, 146, 147, 149, 150, 160 B BEIERSDORF SRL: BD 68, 84, 85, 86, 106, 145, 146, 147, 150, 160 C CESIA CONDUCTORES ELÉCTRICOS SOCIEDAD INDUSTRIAL ARGENTINA SA: CESIA 68, 77, 78, 79, 80, 93, 106, 107, 145, 146, 147, 150, 157, 158, 183, 184, 185, 188, 195, 197, 198, 199, 201, 202,203 CÍA. ARGENTINA DE MOTORES DEUTZ OTTO LEGÍTIMO SA: CAMDOL 68, 72, 73,76, 106, 145, 150, 161 CREFIN CRÉDITOS Y FINANCIACIONES SA: CREFIN 59, 68, 71, 72, 74, 75, 106, 146, 150, 159, 194

LA PLATA OZALID SRL: PO 61, 69, 89, 91, 106, 145, 147, 150, 151, 157, 158 LABORATORIO QUÍMICO BIOLÓGICO SA: LQB 68, 70, 84, 85, 86, 87, 106, 145, 150, 158, 173, 204, 207, 210, 214, 215, 217 M MERCK QUÍMICA ARGENTINA SA: MERCK 69, 70, 85, 88, 89, 106, 107, 145, 147, 150, 151, 160, 173, 194, 204, 218 MONOPOL SA QUÍMICA, INDUSTRIAL Y COMERCIAL: MONOPOL 61, 69, 89, 90, 91,97, 106, 114, 120, 145, 147, 150, 151, 158, 173

OSRAM CÍA. ARGENTINA DE LÁMPARAS ELÉCTRICAS: OSRAM 69, 78, 79, 80, 106, 145, 147, 150, 151, 160, 194

G GEOPE CÍA. GENERAL DE OBRAS PÚBLICAS: GEOPE 41, 68, 82, 83, 107, 146, 148, 150, 151, 161,228,230 GRUEN Y BILFINGER SRL: GYB 68, 82, 83, 107, 146, 148, 150, 151, 161, 194

PERFUMERÍAS TOSCA SA: PT 69, 85, 89, 106, 145, 146, 147, 150, 151, 161

Q QUÍMICA BAYER SA: QB 41,42, 60, 69, 70, 85, 87, 88, 91, 106, 145, 146, 147, 150, 151, 157, 173,218,228, 229 QUÍMICA SCHERING SA: QSch 41, 69, 70, 84, 86, 87, 106, 145, 147, 150, 151, 158,

314 173, 194, 204,205, 206,207,210, 211,213, 214,215,216,217,218,228

ROBERT BOSCH SA: RB 78, 80, 81, 106, 116, 125, 145,146, 147, 150, 160, 161

SEMA SOCIEDAD ELECTROMETALÚRGICA ARGENTINA SA: SEMA 33, 60, 69, 73, 77, 78, 79, 80, 84,92, 93, 106, 107, 113, 145, 146, 147, 152, 153,161, 162, 183, 184, 185, 195, 197, 199, 201, 202, 203, 227, 228, 232 SESGO SA DE INDUSTRIAS TEXTILES: SESGO 69, 92, 107, 145, 147,150, 151, 160, 194 SIEMENS BAUUNION CÍA. PLATENSE DE CONSTRUCCIONES SA: SBU 41, 60, 69, 82, 83, 84, 106, 114, 146, 148, 150, 151, 158, 228, 230 SIEMENS SCHUCKERT CÍA. PLATENSE DE ELECTRICIDAD SA: SSch 60, 69, 71,

78, 80, 81, 83, 84,98, 107, 145, 150, 151, 158, 159, 178,183, 184, 194, 228 SPRINGER Y MÓLLER SA FÁBRICA DE COLORES, TINTAS Y BARNICES: SYM 69, 90, 91,92,106, 145, 146, 148, 150, 151, 161, 194

THYSSEN LAMETAL SA: TL 40, 41, 59, 69, 71, 72,74, 75, 98, 106, 146, 150, 151, 159, 194, 228, 229, 230,231, 232 TUBOS MANNESMANN SA LIMITADA: TM 40, 41, 69, 72, 73, 75, 106, 146, 150, 151, 161, 178

UNIÓN BULONERA ARGENTINA SOCIEDAD COMANDITARIA: UBA 59, 69, 73, 74, 75, 106, 145, 146, 147, 150, 151, 160, 194

WAYSS Y FREYTAG SA: WYF 69, 82, 84, 107, 146, 148, 150, 151, 161, 178, 194