Deutsche Könige Und Kaiser Des Mittelalters (German Edition) [Aufl ed.] 3412036889, 9783412036881

German

136 25 28MB

German Pages [424]

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Deutsche Könige Und Kaiser Des Mittelalters (German Edition) [Aufl ed.]
 3412036889, 9783412036881

Citation preview

Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters

DEUTSCHE

unti Harter DES MITTELALTERS HERAUSGEGEBEN EVAMARIA

VON

ENGEL

UND EBERHARD

HOLTZ

1989

BÖHLAU

VERLAG

KÖLN

WIEN

Herausgegeben von: Evamaria Engel und Eberhard Holtz, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik

CIP-Kurztitelaufnahme der D e u t s c h e n Bibliothek Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters / hrsg. von Evamaria Engel u. Eberhard Holtz. - i. Auflage. - Köln ; Wien : Böhlau, 1989 ISBN 3-412-03688-9 NE: Engel, Evamaria [Hrsg.]

Ausgabe für den Böhlau Verlag GmbH & Cie Köln mit den Alleinvertriebsrechten dieser Ausgabe für die Bundesrepublik Deutschland, Berlin (West), Österreich und die Schweiz.

Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung - auch von Teilen des Werkes - auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrage, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung.

i.Auflage 1989 Alle Rechte vorbehalten © Urania-Verlag Leipzig · Jena · Berlin, Verlag für populärwissenschaftliche Literatur, Leipzig 1989 Lektor: Lutz Heydick Buchgestaltung: Dietmar Kunz Karten: Gerhard Pippig Gesamtherstellung: Karl-Marx-Werk Pößneck Printed in the German Democratic Republic ISBN 3-412-03688-9

INHALT

Kaiser, König, Edelmann ... Evamaria Engel/Eberhard Holtz 7

Vom regnum Teutonicum ... 19 Heinrich I. Otto I. Otto II. Otto III. Heinrich II. Konrad II. Heinrich III. Heinrich IV. Heinrich V. Lothar III.

20 }} 66 73 84 94 106 'Π 12 β 139

Elfte-Marita Eibl Barbara Pätzold Gerald Beyreuther Gerald Beyreuther Gerald Beyreuther Wolfgang Huschner Wolfgang Huschner Siegfried Epperlein Peter Neumeister Peter Neumeister

... zum staufischen Imperium 149 Konrad II. Friedrich I. Barbarossa Heinrich VI. Philipp von Schwaben und Otto IV.

i/o ι jp 188

Peter Neumeister Bernhard Töpfer Walter Zöllner

ιρ7

Bernhard Töpfer

Inhalt

б Friedrich II. Konrad IV. Wilhelm von Holland

zog 224 231

Martin Erbstößer Elfie-Marita Eibl Evamaria Engel

... und zum Hausmachtkönigtum 239 Rudolf von Habsburg Adolf von Nassau Albrecht I. Heinrich VII. Ludwig der Bayer Karl IV. Wenzel Ruprecht Sigmund Albrecht II. Friedrich III. Maximilian I.

240 2JI 2j8 267 2

74 30} 323 334 З41 ЗИ }6o 374

Evamaria Engel Evamaria Engel Evamaria Engel Werner Mägdefrau Konrad Fritze Eckhard Müller-Mertens Eberhard Holtz Eberhard Holtz Siegfried Hoyer Elfie-Marita Eibl Eberhard Holtz Detlef Plöse

Anbang Die ostfränkischen und deutschen Könige bzw. Kaiser des Mittelalters 39' Genealogische Tafeln 393 Literaturhinweise 401 Autorenverzeichnis 402 Bildnachweis 403 Register der Personennamen 40/ Register der Ortsnamen 4'/

KAISER, K O N I G , E D E L M A N N ...

Der König am Vogelherd, der Gang nach Canossa, der im Berg schlafende Kaiser - das sind Bilder, in denen sich für viele Generationen deutsche Geschichte des Mittelalters widerspiegelte. Es sind Bilder von Ereignissen und Vorgängen, die mit den höchsten Repräsentanten des mittelalterlichen deutschen Reiches, den Königen und Kaisern, verbunden sind. Der König war von der Grundbedeutung des althochdeutschen Wortes »kuning« her - es kommt von »kunni« = Geschlecht - ein Mann von Geschlecht, von vornehmer Herkunft. Auf die Entwicklung, Stellung und Funktion des Königtums wirkten antike und germanische Traditionen sowie christliches Gedankengut ein, ohne daß man die Zusammenhänge schon im einzelnen erhellen konnte. Direkten Einfluß übte auf das mittelalterliche deutsche Königtum die Entwicklung im Merowinger- und Karolingerreich aus, die von grundlegender Bedeutung für die Ausgestaltung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in den mittelalterlichen Staaten großer Teile Europas wurde. Der mittelalterliche König war der Exponent der herrschenden Klasse, des Feudaladels. Die wirtschaftliche Grundlage seiner Macht bildete sein Eigentum an Grund und Boden, dem wichtigsten Produktionsmittel der Zeit. Er konnte es nur nutzen, wenn er es gegen Dienste und Leistungen verschiedener Art an Vasallen und Amtsträger austeilte oder das Königsgut von abhängigen Bauern bewirtschaften ließ, die ihm dafür Natural- und Geldabgaben sowie Fronarbeit schuldeten. Königliche Herrschaft stützte sich ferner auf Heeres- und Verwaltungsdienste weltlicher und geistlicher Feudalherren. Der Auftrag letzterer bestand insbesondere auch darin, mittels Christentum und Kirchenorganisation königliches Amt und königliche Würde ideologisch zu untermauern. Das Königtum nutzte, als Städte entstanden, auch die finanziellen, militärischen, wirtschaftlichen und verwaltungsorganisatorischen Dienste ihrer Bürger und

8

Kaiser, König, Edelmann.

Einwohner. Dem König oblagen Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit, er war oberster militärischer Führer und bis zum Investiturstreit auch Herr über die Kirche. Königliche Herrschaft galt der Zeit als von Gott übertragene Herrschaft, auf ihrem Träger ruhte die Gnade Gottes. Der König sollte ein gerechter König, ein rex iustus, sein, was die Auffassung vom Widerstandsrecht gegen einen ungerechten Herrscher möglich machte. Die Menschen erwarteten vom König, daß er Recht und Frieden schütze. Oft allerdings fehlte es ihm an Macht, diese auf seine Person und seine Würde gesetzten Hoffnungen zu erfüllen. Alle mittelalterlichen deutschen Könige kamen durch Wahl an die Regierung. Das Recht zur Königswahl lag beim Adel, der dabei aber das Geblütsrecht berücksichtigen mußte. Danach durfte der nachfolgende König nur aus dem vornehmen, königlichen Geschlecht, aus der königlichen Familie erwählt werden. Starke Könige hatten ihn bereits zu ihren Lebzeiten als ihren Nachfolger bestimmt, designiert. Über das Gewicht von Königswahl oder dynastischer Erbfolge entschieden das Kräfteverhältnis zwischen Adel und König, später auch der Einfluß des Papstes oder sogar ausländischer Mächte. Mit der Designation des Nachfolgers zu Lebzeiten des regierenden Königs wurde zugleich das Unteilbarkeitsprinzip des mittelalterlichen deutschen Reiches entwickelt. In der Frankenzeit war das Reich beim Tode eines Königs meist unter die vorhandenen erbberechtigten Söhne aufgeteilt worden. Das Prinzip der Designation erklärt neben der Wirksamkeit des Geblüts- bzw. Erbrechts, weshalb im frühen und hohen Mittelalter bis 1250 trotz Königswahl zumeist Mitglieder aus den Königsgeschlechtern der Ottonen, der Salier und Staufer gewählt wurden. Aber die Wahlen von 1125 und 1138 zeigten - nach Ansätzen schon in der Zeit des Investiturstreits - den Durchbruch zur reinen Königswahl durch die Fürsten, als nämlich 1125 statt des designierten schwäbischen Herzogs Friedrich, des Neffen des verstorbenen Kaisers Heinrich V., Herzog Lothar von Sachsen und nach dessen Tod statt des designierten Schwiegersohnes des Königs 1138 der Staufer Konrad gewählt wurden. Warum sich das Königswahlrecht auf einen immer kleiner werdenden Kreis von Wählern und schließlich auf die sieben Kurfürsten einengte, ist ein nicht voll geklärtes Problem mittelalterlicher deutscher Geschichte. Erstmals bei der Königswahl von 1257 wählten allein die sieben Fürsten, deren Recht, den deutschen König zu wählen, in der »Goldenen Bulle« 1356 verankert wurde: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Der meist in Frankfurt am Main, dem rechtmäßigen Ort, gewählte deutsche König bedurfte zur vollen Ausübung seiner Herrschaft der in einem festgelegten Zeremoniell ablaufenden Krönung und der Salbung mit dem Öl der Gnade des Heiligen Geistes, das nach der Legende eine Taube vom Himmel gebracht

Kaiser, König, Edelmann.

9

hatte. Diese kirchliche Weihe war mit dem Krönungsakt - meist in der Krönungsstadt Aachen - verbunden. Wichtigstes äußeres Attribut der Königsherrschaft stellte die Krone dar. Zum Ritual gehörte auch die Erhebung des neuen Herrschers auf den Thron Karls des Großen in Aachen. Auf dem Umritt durch sein Reich nahm der neue König die Huldigung von Adel und Volk entgegen eine feste Königsresidenz, eine Hauptstadt, gab es im ganzen deutschen Mittelalter nicht. Der König mit seinem Höf und einem Gefolge von mehreren hundert Personen zog im Reichsgebiet umher. An ständig wechselnden Orten beging man die hohen kirchlichen Feiertage, hielt Reichsversammlungen ab und nahm an Synoden teil. An diesen Orten übte der König zugleich Herrschaft aus und repräsentierte Staatsgewalt, hier trat er in Beziehung zu den großen Feudalherren, zu den Repräsentanten der Reichskirche, zu städtischen Räten und Bürgern der einzelnen Regionen, hier wurden Urkunden ausgestellt, hier sprach man Recht. Königliche Regierungstätigkeit vollzog sich also im ständigen Umritt. Das wirft Probleme und Fragen auf: Wie versorgte sich der Königshof materiell in den verschiedenen Burgen, Pfalzen, Königshöfen, Bischofssitzen, Reichsabteien, Reichsstädten und städtischen Klöstern? Wie konnte das Königtum mit diesen Organisationsformen der Herrschaftsausübung wirken? Nahm es gleichmäßig stark auf die einzelnen Regionen des Reiches Einfluß? Wie waren Zustand und Verlauf der Königsstraßen und der anderen vom Königshof benutzten Straßen und Wege? Entsprach die Fortbewegung des königlichen Gefolges der für das Mittelalter vermuteten durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 20 bis 30 km pro Tag? - Fragen und Probleme, auf die die Forschung erst allmählich Antwort zu geben weiß. Im Unterschied zum deutschen Feudalstaat gewann in England und Frankreich ein Zentralort - hier London, dort Paris - schon im Mittelalter die Bedeutung und Funktion einer Hauptstadt. Entscheidender aber war, daß in Frankreich und in anderen europäischen Staaten die Königswürde erblich und die Erbmonarchie zu einem wesentlichen Faktor für die Stärkung der königlichen Zentralgewalt wurde. Dagegen setzte sich im mittelalterlichen römischdeutschen Königreich das Wahlkönigtum durch. Von der Mitte des ^.Jahrhunderts bis 1438 wechselten die Kurfürsten fast bei jeder Königswahl die Dynastie und erpreßten von ihrem Kandidaten Wahlversprechen und Handsalben. So trug das Königswahlrecht der Fürsten dazu bei, die deutsche Zentralgewalt zu schwächen und die Fürstenmacht in Deutschland zu stärken. Aus dem Recht zur Wahl des Königs leiteten die Wahlfürsten sogar ihre Berechtigung zu seiner Absetzung her; so verfuhren sie mit Adolf von Nassau und Wenzel. Nur wenigen Königen gelang es im späten Mittelalter, die Kurfürsten zur Erhebung ihres Sohnes auf den Thron zu bewegen. Völlig zum Scheitern verurteilt waren Vorstellungen, das mittelalterliche deutsche Reich in ein erbliches

10

Kaiser, König, Edelmann.

Königtum zu verwandeln. Schon gegen Gerüchte über mögliche derartige Pläne erhoben die Fürsten Protest und waren sich darin mit dem Papst einig, der seit dem 12.Jahrhundert der fürstlichen Königswahi über das Erbprinzip mit zum Siege verhalf. Der Papst maßte sich schließlich die Bestätigung (Approbation) des gewählten deutschen Königs als des zukünftigen Kaisers an - eine Forderung, gegen die sich die deutschen Könige wiederholt gewehrt haben. Das Interesse des Papstes an der Person des deutschen Königs hing mit dessen Anspruch auf Italien und die Kaiserwürde zusammen. Seit der Krönung Ottos I. zum italienischen König in der alten langobardischen Hauptstadt Pavia 951, wodurch der spätere Kaiser Herrschaft über italienische Gebiete gewann, war das Königreich Italien einer der später drei Bestandteile des römisch-deutschen Kaiserreichs. Natürlich bildete der deutsche Feudalstaat, das regnum Teutonicum, seinen Kern. Seit 1033, als der salische König und Kaiser Konrad II. kraft Erbvertrag und mit militärischer Gewalt das Königreich Burgund dem Imperium angliederte, war die Trias vollständig. Die Könige des mittelalterlichen deutschen Feudalstaates waren zugleich Anwärter auf die Kaiserwürde. Das mittelalterliche Kaisertum - das Wort Kaiser kommt von dem lateinischen Caesar - stand in der Nachfolge des Weströmischen Reiches, das nach der Teilung des Römischen Weltreiches im Jahre 395 unserer Zeitrechnung entstanden war. Es existierte bis zum Jahre 476, bis zum Sturz des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus. Seitdem trug nur noch der Herrscher des Oströmischen (Byzantinischen) Reiches in Konstantinopel den Kaisertitel, bis nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 das türkische Großreich die Nachfolge des Byzantinischen Reiches antrat. Um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert beanspruchte der fränkisch-karolingische König Karl der Große in Fortsetzung des untergegangenen Weströmischen Reiches eine Gleichstellung mit dem byzantinischen Kaiser, besaß doch das karolingische Großreich die politische Vorherrschaft in West-, Mittel- und Südeuropa. Da kam es Karl gelegen, daß im Jahre 799 Papst Leo III., aus Rom vertrieben, bei ihm Schutz und Hilfe suchte. Karl zog im folgenden Jahr nach Italien, und am Weihnachtstag des Jahres 800 krönte Leo III. den fränkischen König in der Peterskirche zu Rom zum Kaiser. Das mittelalterliche Kaisertum war entstanden. Erst 12 Jahre später erkannte der byzantinische Kaiser, der sich allein als Erbe des Römischen Reiches und Kaisertums empfand, das Kaisertum Karls des Großen an, wollte es aber auf den Westen beschränkt sehen. Die nachfolgenden Karolinger Ludwig der Fromme und Lothar I. wurden 813 bzw. 8Г7 in Aachen auf Reichsversammlungen jeweils zu Mitkaisern eingesetzt; aber auch an ihnen folgten später noch die päpstlichen Krönungen nach, so daß seit dieser Zeit Kaiserkrönung, Papst und Rom in den Augen der Zeitgenossen zusammengehörten. Nach der Teilung des fränkischen Großreiches durch den

Kaiser, König, Edelmann.

II

Vertrag von Verdun im Jahre 843 wechselte der Träger des Kaisertitels zwischen dem westfränkisch-französischen und ostfränkisch-deutschen Herrscher sowie italienischen Königen. Das Kaisertum verfiel und verschwand dann ganz. Da ertönte im Jahre 960 der Hilferuf Papst Johannes' XII. an den ostfränkischdeutschen König Otto I., ihm gegen den im Norden der Halbinsel regierenden Herrscher des Königreichs Italien zu Hilfe zu kommen, der den Kirchenstaat des Papstes im mittleren Italien bedrohte. A m 2. Februar des Jahres 962 krönte der Papst Otto I. in der Peterskirche zu Rom zum Kaiser. Anwesender römischer Adel und Klerus stimmten durch Akklamation zu. Die Stadtrömer haben später daraus ihren Anspruch zur Krönung des Kaisers abgeleitet. Seit der Kaiserkrönung Ottos I. war das mittelalterliche Kaisertum zunächst mit dem ottonisch-salischen, dann stets und allein mit dem deutschen Königtum verbunden, wenn man von der Problematik des sizilisch-italienischen Königs und Kaisers Friedrich II. hier einmal absieht. Nur Könige des werdenden und seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts bestehenden deutschen Reiches trugen diese höchste weltliche Würde in der westlichen Christenheit, aber nicht alle deutschen Könige des Mittelalters konnten auf Heereszügen nach Italien und Rom die Kaiserkrönung erreichen. Der Herrscher Englands und Frankreichs war stets »nur« König in seinem Königreich, vom römisch-deutschen Kaiser in der Zeit seines höchsten Machtanspruchs, nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, herabsetzend und verächtlich als »Königlein« - regulus - oder »Provinzkönig« bezeichnet. Doch 150 Jahre später hatte sich die europäische Kräftekonstellation grundlegend gewendet. Die zentralisierte Feudalmonarchie französischer Prägung geriet unter ihrem König Philipp IV. in schärfsten Widerspruch zur universalen Kaisermacht und zur Universalmacht Papstkirche, die alle weltlichen Gewalten der Kurie unterordnen wollte. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erklärten die Ideologen Philipps des Schönen von Frankreich: »Der König ist Kaiser in seinem Königreich!« Das war zur gleichen Zeit, als der große Gegenspieler Philipps auf dem Papstthron, Bonifaz VIII., dem deutschen Habsburger Albrecht I. versprach, daß der von den Kurfürsten gewählte König »zum Kaiser und Monarchen über alle Könige und Fürsten der Erde« zu erheben sei. Zu dieser Zeit waren das nur noch Illusionen und Wunschträume, die an den gesellschaftlichen Realitäten in Europa zerbrachen. Die neue Wirklichkeit, das waren unter anderem die zentralisierten Erbmonarchien in Westeuropa, die deutschen Fürsten mit ihren partikularen Interessen und die wirtschaftlich erstarkten, nach Unabhängigkeit strebenden oberitalienischen Stadtstaaten. Ausdruck fand das neue europäische Kräfteverhältnis in zwei spektakulären Ereignissen: Die Franzosen inszenierten in Anagni einen Überfall auf den Papst, und dieser residierte seit 1309 in Avignon - unter der Kuratel des französischen Königs. Der deutsche König Albrecht I. wurde nicht Kaiser, und als sein Nachfolger Heinrich VII. mit diesem anachronistischen Ziel über die

12

Kaiser, König, Edelmann.

Alpen zog, erkämpfte er sich buchstäblich eine zwar mit Formfehlern behaftete Kaiserkrönung, seine Idee von einem der Welt den Frieden bringenden Kaiser scheiterte aber kläglich. Philipp von Frankreich erklärte ihm scharf, daß sein Land keinen anderen Herrn habe als den König von Frankreich, welcher Kaiser auch immer regiere. Gleichwohl existierte das römisch-deutsche Kaisertum fort. Ludwig der Bayer machte Mitte des 14. Jahrhunderts sogar den erneuten Versuch, dessen Bindung an das Papsttum zu lösen. Nachdem er sich 1328 von den Römern zum Kaiser hatte krönen lassen, verkündete er in einem Reichsgesetz von 1338: Das Kaisertum stammt direkt von Gott, nicht vom Papst. Der Kaiser hat alle Völker auf Erden unter sich, aber niemanden auf der Welt über sich. Der von der Kurfürstenmehrheit Gewählte ist sofort der wahre Kaiser und bedarf keines Papstes Approbation. Der in dieser Frage nüchternere und realer denkende Karl IV. holte sich zwar vom Papst in Rom die Kaiserkrone, verließ die Ewige Stadt aber noch am gleichen Tage und zog über die Alpen zurück, wie er gekommen war: verhandelnd, nicht kämpfend. In seiner »Goldenen Bulle« von 1356 überging der kluge Herrscher den päpstlichen Approbationsanspruch einfach. Nach diesem Grundgesetz war der von den Kurfürsten Gewählte sogleich regierungsfähiger König - ohne irgendwelches Zutun des Papstes. Als Papst Nikolaus V. 1452 dem Habsburger Friedrich III. die Kaiserkrone aufsetzte, war das die letzte von einem Papst in Rom vollzogene Kaiserkrönung. Maximilian I. nannte sich seit 1508 - zwar mit päpstlicher Billigung, aber ohne päpstliche Kaiserkrönung in Rom - »erwählter römischer Kaiser«. Seine Nachfolger führten den Kaisertitel gleich nach der Königskrönung in Aachen. Was trieb die Könige des mittelalterlichen römisch-deutschen Reiches immer wieder nach Italien und Rom, um vom Papst die Kaiserkrönung zu erlangen? Was ließ sie Jahre ihres Königtums unter ungewohnten klimatischen Bedingungen im Süden verbringen, ihre Aufgaben im deutschen Königreich vernachlässigend und objektiv die Macht der Fürsten hier mehrend? Was machte die Kaiserkrone für sie so erstrebenswert? Was war an diesem Kaisertum, daß es auch die Gedanken und Federn der geistigen Größen der Zeit in seinem »Pro« und »Contra« nicht zur Ruhe kommen ließ? Die Antwort ist nicht leicht zu geben, denn eigentlich fügte die Kaiserwürde den königlichen Rechten keine neuen Machtmittel hinzu. Die Kaiserkrone verlieh ihrem Träger aber eine höhere, eben die kaiserliche Würde, universale Vorrangstellung, Prestige und Autorität gegenüber anderen europäischen christlich-katholischen Königen und Fürsten. Der Kaiser galt als oberster weltlicher Herrscher der römisch-katholischen Christenheit, wie der Papst ihr geistlicher Oberherr war. Der Kaiser konnte Fürsten die Königswürde verleihen, ohne daß er ihnen dadurch mehr Macht gab. Mit dem Anspruch auf die Kaiserkrone verband sich ein fundierteres Anrecht auf Herrschaft in ober- und mittelitalienischen Gebieten, die mit ihren Städten zu den

Kaiser, König, Edelmann.

в

wirtschaftlich am höchsten entwickelten in Europa gehörten. Steuern, andere Geldeinnahmen und reiche Einkünfte aus Italien sollten dem im deutschen Reichsgebiet immer ärmer werdenden König-Kaiser aufhelfen. Die Hauptaufgabe und Pflicht des Kaisers sind dagegen klarer und eindeutiger zu fassen: Ihm oblag der Schutz der Kirche, des Papsttums und der Christenheit. Diese Aufgabe blieb auch, als die damit verbundenen Rechte des Kaisers in Rom und sein Einfluß bei der Papstwahl im Investiturstreit sanken. Hilferufe eines von inneren Gegnern in Rom oder in seinen territorialen Besitzungen von äußeren Feinden militärisch bedrohten Papstes lösten denn auch wiederholt Italienzüge der deutschen Könige aus. Päpste beschleunigten durch Druck auf die Fürsten deutsche Königswahlen, um einen zukünftigen Kaiser an der Spitze von Kreuzzügen gegen die Ungläubigen zu haben. Da das mittelalterliche Kaisertum nie in klare staatsrechtliche Formen gebracht wurde, verknüpften die an ihm beteiligten Mächte und Kräfte sehr unterschiedliche Vorstellungen damit. Die Stadtrömer waren der Meinung, sie hätten die Kaiserkrone zu vergeben, welches Recht sie aus der Akklamation des römischen Volkes schon bei Karls des Großen Kaiserkrönung 800 ableiteten. Vertreter Roms boten 1155 Friedrich I. das Kaisertum aus ihren Händen an. Der Kapitän der römischen Stadtrepublik, Sciarra Colonna, krönte 1328 Ludwig den Bayern. Nach Ansicht des sächsischen Geschichtsschreibers Widukind von Corvey machte das Heer den Kaiser, als nämlich die Sachsen nach dem Sieg Ottos I. über die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 den siegreichen König zum »imperator« ausriefen. Die Auffassung der deutschen Träger der Kaiserkrone artikulierte in der Blütezeit des Mittelalters Kaiser Friedrich I. Barbarossa: Karl der Große - ihn ließ der Staufer 1165 heiligsprechen - und Otto der Große hätten Rom und Italien durch ihre Tüchtigkeit - und das hieß in der Sprache der Zeit: durch militärische Eroberung - erhalten. Für Barbarossa war die deutsche Königswahl durch die Fürsten gleichbedeutend mit der Kaiserwahl; sie verlieh dem König bereits die kaiserliche Macht - nicht erst die zur Zeremonie herabgedrückte Kaiserkrönung durch den Papst. Nach dieser Version spielten die Fürsten bei der Königswahl eine Vermittlerrolle, indem sie von Gott direkt stammende Herrschergewalt auf einen König und Kaiser übertrugen. Das Reich war dadurch von sich aus ein heiliges und nicht vom Papst abhängig. Dieser dagegen sah sich selbst erstmals offiziell von Innocenz III. auf dem Höhepunkt päpstlicher Macht formuliert - in der Position desjenigen, der das Imperium von den Griechen auf die Franken übertragen hat und durch die Kaiserkrönung in Rom das Kaisertum, die kaiserliche Macht vergab. In dieser Interpretation schuf die Kaiserkrönung in Rom praktisch erst das Kaisertum. Das fürstliche Königswahlrecht negierte der Papst zwar nicht, er interpretierte es aber als päpstliches Zugeständnis und nahm für sich in Anspruch, den Königskandidaten der Fürsten - als

ч

Kaiser, König, Edelmann.

den zukünftigen Kaiser und damit seinen Beschützer - erst zu prüfen und für gut oder nicht tauglich zu befinden. Aus diesen unterschiedlichen Auffassungen resultierten im Mittelalter erbitterte Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum. Am Ende unterlagen der Kaiser und der Papst. Sieger waren die sich im nationalen Rahmen organisierenden ständischen Monarchien Westeuropas und im Innern des römisch-deutschen Kaiserreiches die Fürsten. Die Lebenswege und die Politik der mittelalterlichen deutschen Könige und Kaiser wollen die in diesem Band vereinigten biographischen Skizzen nachzeichnen. Sie beginnen mit König Heinrich I. aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger, ohne dadurch einer Auffassung von Heinrich I. als dem ersten deutschen König des Mittelalters Nahrung geben zu wollen. Die Reihe hätte auch mit Karl dem Großen beginnen oder zeitlich bei der Teilung des karolingischen Großreiches im Vertrag von Verdun einsetzen oder mit der Regierungszeit Arnulfs von Kärnten ihren Anfang nehmen können. Die Kette verschiedener Daten, die für die Entstehung eines deutschen Feudalstaates in Anspruch genommen werden - so 833, 843, 887, 911, 919, 955 - , bestätigt bei unterschiedlicher Interpretation im einzelnen die übereinstimmende Meinung der Forschung von seiner etappenweisen, gestreckten, prozeßhaften Herausbildung. Das römisch-deutsche Reich des Mittelalters war nicht plötzlich da, es wurde nicht gegründet; es entstand und reifte über Jahrhunderte. Trotzdem wird man sagen können, daß im 10. Jahrhundert, angefangen mit dem Sachsen Heinrich I., eine entscheidende Etappe in diesem Prozeß ablief. So sprechen für die Entscheidung, mit Heinrich I. die Reihe zu beginnen, neben pragmatischen Aspekten doch auch wichtige inhaltliche Überlegungen. Heinrich I. legte den Grund, auf dem sein Nachfolger Otto I. weiterbauen konnte am Werden eines Feudalstaates, dessen Charakter dann seit der Jahrtausendwende deutsche Nationalität und deutsches Volk bestimmten. Heinrich gelang es zu Beginn seiner Königsherrschaft, der 919 noch drohenden Gefahr eines Auseinanderbrechens des ostfränkisch-deutschen Reiches erfolgreich zu begegnen. Zu dessen Konsolidierung trug der von König Heinrich siegreich ge: führte Kampf der vereinigten ostfränkisch-deutschen Stämme gegen die ungarischen Reiterscharen im Jahre 933 bei. Mit der Designation seines Sohnes Otto als Nachfolger stellte Heinrich die Weichen für ein ungeteiltes ostfränkischdeutsches Reich der Ottonen. Dem Lebensweg Heinrichs I. folgen in der Darstellung die biographischen Skizzen von 29 Kaisern und Königen. Das sind im wesentlichen die Herrscher des mittelalterlichen römisch-deutschen Kaiserreichs. Einige unbedeutendere Mit- bzw. Gegenkönige finden lediglich in den Biographien der aufgenommenen Regenten Erwähnung. Mit Kaiser Maximilians Biographie den Band zu beschließen, gibt weniger Probleme auf, als ihn mit Heinrich I. zu beginnen.

Kaiser, König, Edelmann...

Ludwig der Fromme

Karl der Große

Ludwig der Deutsche

Arnulf v. Kärnten

Konrad I.

IJ

l6

Kaiser, König, Edelmann.

Maximilians Regierungszeit wird durch die beginnende Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, durch den revolutionären Umbruch zwischen der Epoche des vollentfalteten Feudalismus und der Übergangsepoche vom Feudalismus zum Kapitalismus im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation geprägt. In ihr erlebten die seit der ersten Hälfte des ^.Jahrhunderts das politische Leben Deutschlands bestimmenden Reichsreformbestrebungen einen neuen Aufschwung, wenngleich jetzt die Initiative von der Zentralgewalt auf die Fürsten überging. Da keine der beiden Seiten die andere zu besiegen vermochte, bildete sich seit 1495 mit dem die Fürsten und Reichsstädte repräsentierenden Reichstag einerseits und dem Kaiser aus der habsburgischen Großdynastie andererseits ein Dualismus in Form von zwei Herrschaftszentren heraus, der auf einem Minimalkonsens zwischen Fürsten und Kaiser basierte und für die Folgezeit das politische Leben im Reich bestimmte. So konnte sich nicht wie in anderen europäischen Ländern ein staatlicher Entwicklungsprozeß vollziehen, der zur Schaffung einer zentralisierten Monarchie mit einem starken Königtum an der Spitze tendierte, was der Durchsetzung des gesellschaftlichen Fortschritts am besten entsprochen hätte. Wie bereits Friedrich III. konnte auch Maximilian kaum noch Einfluß auf das politische Geschehen in Deutschland nehmen. Alle sich an den jungen König klammernden Hoffnungen auf eine grundlegende Reform des Reiches und auf eine starke Zentralgewalt wurden letztlich dadurch enttäuscht, daß - wie bei seinem Vater - für Maximilian in erster Linie die habsburgischen Hausmachtinteressen im Vordergrund standen, er nach der Bildung eines Großreiches strebte. Die in diesem Zusammenhang von ihm entwickelte Kaiseridee blieb - im Gegensatz zu den tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit - ganz dem Mittelalter verhaftet. Als Kaiser sah er sich in der Nachfolge der Römer, Karolinger, Ottonen und Staufer. Im Kaiser und Kreuzfahrer Friedrich Barbarossa erblickte er sein Vorbild. An seinem Hof pflegte man Ritterepik und Ritterideale des Mittelalters als »Maximilian der letzte Ritter« ging er in die Geschichte ein. Mit dem Genre der Biographie rückt die Persönlichkeit ins Blickfeld des Interesses, mit den Biographien von Königen und Kaisern die Persönlichkeit der höchsten Exponenten der herrschenden Klasse im Mittelalter, des Feudaladels. Die Regierenden trugen in ihrer Zeit Verantwortung für das Schicksal des von ihnen beherrschten Landes und Volkes, hatten auch »für künftige Geschehnisse vorausschauend« zu sorgen, wie in einem Gesetzeswerk Karls IV. um die Mitte des 14. Jahrhunderts gefordert. Ob und wie die Könige und Kaiser diese ihre Herrscherpflicht, die sich auf viele Seiten des politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und geistigen Lebens erstreckte, erfüllt haben, wollen die folgenden Biographien darlegen. In der Biographie eines mittelalterlichen Herrschers neigt sich im Wechselverhältnis von Persönlichkeit und Gesellschaft das Gewicht dem Gesellschaftli-

Kaiser, König, Edelmann. chen zu. Zum einen wissen wir über den einzelnen mittelalterlichen Menschen insgesamt wenig; und selbst der aus dem Dunkel der Geschichte schon stärker ins Licht der schriftlichen oder bildlichen Überlieferung tretende König und Kaiser bleibt oft ohne markante Persönlichkeitskonturen; ihn zeichnen bestenfalls Züge und Äußerlichkeiten aus, die auf jeden anderen Herrscher gleichermaßen zutreffen körinten. Zum anderen treten wegen seines Herrscheramtes Zeit und Umwelt, Politik und Regierungshandlungen weitaus stärker in das Gesichtsfeld. Seine Politik bestimmt im wesentlichen seinen Lebenslauf, die politischen Kämpfe der Zeit durchziehen seine Biographie, die Beziehungen zu Fürsten, Papst und europäischen Mächten, Stadtkommunen und Ministerialen, kirchlichen Institutionen und geistigen Bewegungen, Verbündeten und Widersachern beeinflussen den königlichen Alltag entscheidend. Die Herausgeber ließen sich bei der Idee zu diesem Band von ihrer Überzeugung leiten, daß das mittelalterliche Kaiser- und Königtum und jede einzelne Herrscherpersönlichkeit zum ganzen Erbe deutscher Geschichte des Mittelalters gehören. Sie hoffen zugleich - und sind sich darin mit den Autoren einig - , daß dieses Buch einen Beitrag zur weiteren Erschließung dieses Erbes für die Gegenwart leisten wird. Angestrebt werden eine differenzierte, ausgewogene, kritische Wertung und Würdigung der Persönlichkeiten, ihrer Leistungen und Fehlleistungen, ihrer reaktionären und progressiven Züge, der konkreten Vielfalt, der Widersprüchlichkeit und Differenziertheit ihres Tun und Handelns, letztlich eine Wertung ihres Beitrags zur Durchsetzung des historisch Progressiven auf deutschem Boden. In unser Geschichtsbild gehören nicht nur die revolutionären, demokratischen, progressiven und humanistischen Kämpfe und Bestrebungen der werktätigen Klassen und Schichten der feudalen Gesellschaft, der ... Bürger, Bauer, Bettelmann. Für dieses Bild vom Mittelalter sind unverzichtbar auch die herrschende Klasse und ihre Exponenten mit ihren Leistungen zur Verwirklichung des gesellschaftlichen Fortschritts, der Kaiser, König, Edelmann ... Den Herausgebern ist es ein Bedürfnis, allen Autoren dieses Bandes für ihr Entgegenkommen und ihr persönliches Engagement zu danken. Dank sei ferner gesagt Helmut Bock für seine Starthilfe, Waltraut Bleiber und Johannes Schildhauer für gutachterlichen Rat, Lutz Heydick und dem Verlag für die jederzeit hilfreiche, interessierte Begleitung auf dem Weg vom Manuskript zum Buch.

20

HEINRICH I 919-936

Der König aber wuchs und nahm zu an Macht von Tag zu Tag (Widukind von Corvey)

Im Mai des Jahres 919 kamen in Fritzlar - gelegen im damaligen fränkisch-sächsischen Grenzbereich, heute eine kleine Stadt südwestlich von Kassel - der sächsische und Teile des fränkischen Adels zusammen, um den sächsischen Herzog Heinrich zum König zu erheben. Die Sage hat später dieses Ereignis, von dem wir nur spärlich unterrichtet sind, entsprechend ausgeschmückt: Die Boten hätten Heinrich vor einer Scheune sitzend, mit Vogelfang beschäftigt angetroffen, und man habe ihn lange bitten müssen, ehe er bereit war, die Königswürde anzunehmen. Eine gewisse Volkstümlichkeit, Einfachheit und unhöfische Schlichtheit werden hier dem sächsischen Herzog und neuen König zugesprochen, denn der Vogelfang galt im Gegensatz zur Jagd als bäuerische, unad-

Heinrich I.

21

lige Beschäftigung. Das Bild vom König am Vogelherd hat seit der Mitte des 12. J h . schnelle Verbreitung gefunden, und als »Heinrich der Vogler« blieb der erste König aus sächsischem Hause durch die Jahrhunderte hindurch den Menschen in Erinnerung. Mit der Erhebung Heinrichs begann die Herrschaft der Liudolfinger-Ottonen im ostfränkisch-deutschen Feudalstaat. Sie war keineswegs etwas Selbstverständliches, sondern es wurde bereits von den Zeitgenossen als bedeutsames Ereignis empfunden, daß etwas mehr als hundert Jahre nach der Einbeziehung Sachsens in das Frankenreich Karls des Großen ein Sachse zum König gewählt wurde. Die Sachsen waren als letzter der später deutschen Stämme in einem jahrzehntelangen, grausamen Krieg, bei dem Eroberung und Christianisierung Hand in Hand gingen, in das Frankenreich integriert worden. Die Unterwerf u n g unter die fränkische Herrschaft hatte ökonomische, soziale und kulturelle Folgen. Insbesondere wurde die Überführung der Bauern in feudale Abhängigkeit beschleunigt, der sächsische Adel, der sehr schnell auf die Seite der Eroberer übergetreten war, konnte seine ökonomische und politische Machtstellung festigen. Als eines der mächtigsten Adelsgeschlechter finden wir in Sachsen die Liudolfinger. Bereits um die Mitte des 9.Jh. tritt uns Liudolf, der Großvater Heinrichs I., als Herzog in Ostfalen entgegen. Hier in Ostsachsen verfügte das Geschlecht über ausgedehnten Grundbesitz, doch auch Güter in Thüringen Heinrichs Vater Otto war Laienabt des dort reich begüterten Klosters Hersfeld - dürften auf ältesten Familienbesitz zurückgehen. Ihre Stellung in Sachsen festigten die Liudolfinger zudem durch die Usurpation von karolingischem Königsgut. Als Hauskloster des Geschlechtes wurde 856 das Nonnenkloster Gandersheim gegründet, nachdem Liudolf mit seiner Frau Oda selbst nach Rom gepilgert sein soll, um sich vom Papst Reliquien f ü r diesen Zweck zu erbitten. Liudolf starb 866, und sein ältester Sohn Brun - bereits ihm wurde die Herzogswürde in ganz Sachsen zugesprochen - übernahm das Familienerbe, bis er im Kampf gegen die Normannen 880 den Tod fand. Ihm folgte sein Bruder Otto im Herzogsamt, der mit der aus einem fränkischen Adelsgeschlecht stammenden Hathui die E h e eingegangen war. Heinrich I., um 875/76 geboren, war der jüngste Sohn dieser Ehe. Seine beiden Brüder verstarben noch vor dem Vater. Heiraten zwischen Adelsgeschlechtern aus verschiedenen Stämmen waren nichts Außergewöhnliches. Auf diese Weise wurde versucht, Einfluß, Macht und Besitz zu vergrößern. Als besonders angesehen und mächtig galt ein Adelsgeschlecht dann, wenn es ihm gelungen war, mit dem herrschenden Königshaus in enge Familienbeziehungen zu treten. Heinrichs Tante Liutgard war die Frau des ostfränkischen Königs Ludwig des Jüngeren. Seine Schwester Oda

22

Vom regnum Teutonicum.

wurde mit dem lothringischen König Zwentibold, dem unehelichen Sohn König Arnulfs von Kärnten, verheiratet. Diese Heiratsverbindungen belegen in besonderem Maße, zu welcher Macht und zu welchem Ansehen die Liudolfinger gelangt waren. Über Heinrichs Kindheit und Jugend wissen wir nichts. Die ersten Nachrichten über ihn stammen bereits aus einer Zeit, in der er im vollen Mannesalter stand. Wohl in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts heiratete er Hatheburg, die verwitwete Tochter des söhnelosen Grafen Erwin von Merseburg. Wenn man den Schilderungen des 80 Jahre nach dem Tode Heinrichs I. schreibenden Thietmar von Merseburg folgen will, dann werden bei diesen Vorgängen bestimmte Charakterzüge Heinrichs sichtbar. So soll es vor allem das reiche Erbe Hatheburgs gewesen sein, welches den jungen Herzogssohn in Liebe zu ihr entbrennen ließ. Er warb um sie, obwohl er wußte, daß die Verwitwete bereits den Nonnenschleier genommen und somit einer Wiederverheiratung entsagt hatte. Heinrich gelang es dennoch, sie für sich zu gewinnen. Ihnen wurde der Sohn Thankmar geboren. Doch als Heinrich von der aus einem westfälischen Grafengeschlecht stammenden Mathilde hörte, die eine Nachfahrin des berühmten Widersachers Karls des Großen in den Sachsenkriegen, Widukind, war, da griff er sehr schnell die gegen seine Ehe mit Hatheburg bestehenden kirchlichen Proteste auf und betrieb die Scheidung. Das reiche Erbgut seiner ersten Frau behielt er jedoch. Am Zustandekommen seiner zweiten Ehe scheint auch sein Vater, Herzog Otto, entscheidenden Anteil gehabt zu haben. Er schickte Gesandte in das Kloster Herford, wo Mathilde bei ihrer Großmutter erzogen wurde, um die Braut in Augenschein nehmen zu lassen. Erst danach erschien Heinrich selbst im Kloster und warb um sie. Bereits am folgenden Tag soll er mit ihr abgereist sein. In Wallhausen (bei Sangerhausen) wurde im Jahre 909 die Hochzeit gefeiert. Thietmar berichtet von diesen Ereignissen mit persönlicher Distanz, indem er auf eigene Vorteile bedachte Berechnungen Heinrichs in den Vordergrund stellt. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß die Ehen des Adels grundsätzlich vornehmlich aus machtpolitischen Erwägungen geschlossen wurden. Mit Mathilde jedenfalls scheint Heinrich eine insgesamt recht glückliche Ehe geführt zu haben. In die Zeit seiner kurzen Ehe mit Hatheburg fällt das erste eigenständige politische Unternehmen Heinrichs. Ein Kriegszug gegen den slawischen Stamm der Daleminzer wurde Heinrich von seinem Vater übertragen. Bei diesem Auftrag mag die Lage Merseburgs an der direkten Grenze zum Slawenlande eine Rolle gespielt haben. Von hier aus bot sich jedenfalls eine günstige Operationsmöglichkeit an. Die Daleminzer riefen indes die Ungarn zu Hilfe, die daraufhin 906 erstmals in Sachsen einfielen und - wie die Quellen berichten - mit aller Grausamkeit das Land verheerten, viele Einwohner töteten und andere als

Heinrich I. Gefangene mit sich fortführten. Damit waren die Ungarn, die seit 900 mehrfach bereits süddeutsche Gebiete verwüstet hatten, nun auch für den Norden zu einer echten Gefahr geworden. Heinrichs erste politische Aktivitäten lagen in einer Zeit, als das ostfränkisch-deutsche Reich mehr und mehr in eine Krise geriet. 843 war es im Vertrag von Verdun zur Dreiteilung des Frankenreiches gekommen. Dies war für die Herausbildung eines selbständigen deutschen Staates von Bedeutung, denn das ostrheinische Gebiet kam unter die Herrschaft Ludwigs des Deutschen und konnte fortan eine eigenständige Entwicklung nehmen. Daran vermochte auch die kurze Zeit nichts zu ändern, in der Ludwigs Sohn Karl III. (der Dicke) von 885 bis 887 noch einmal über das gesamte ehemalige Reich Karls des Großen regierte. Vielmehr zeigte sich, wie groß die Unterschiede zwischen den Teilreichen bereits geworden waren. Der Neffe Karls III., Arnulf von Kärnten, bewirkte 887 im Bunde mit großen Teilen des ostfränkischen Adels die Absetzung Karls. Arnulf beschränkte sich in seiner Herrschaft wiederum auf das ostfränkische Gebiet und lehnte Thronangebote aus dem westfränkischen Reich ab. Damit war nach 843 ein weiterer wichtiger Schritt im Prozeß der Herausbildung eines deutschen Feudalstaates getan. Nach Arnulfs Tod 899 übernahm sein unmündiger Sohn Ludwig das Kind die Regierung. Neben Sachsen, wo sich bereits in den letzten Jahrzehnten des 9.Jh. ein Stammesherzogtum herausgebildet hatte, entstanden auch in anderen Gebieten des ostfränkisch-deutschen Feudalstaates rasch solche territorialen Einheiten, so in Bayern. In Franken und Schwaben entbrannten um die Herzogswürde heftige Kämpfe unter den mächtigsten Adelsgeschlechtern, wobei in Franken die Konradiner den Sieg davontragen konnten. Als Ludwig das Kind 911 als letzter Vertreter der ostfränkischen Karolinger ^jährig starb, kam es in Forchheim zur Erhebung des fränkischen Herzogs Konrad zum König. Konrad hatte bereits unter Ludwig dem Kind eine entscheidende Rolle am Königshof gespielt. Dennoch war seine Wahl zum König eine wichtige Zäsur im Entstehungsprozeß des deutschen Feudalstaates, war man doch nun endgültig vom karolingischen Geschlecht abgegangen und hatte nicht analog zu den Ereignissen, die Karl III. 885 noch einmal die Regierung im gesamten Frankenreich gebracht hatten, dem westfälischen Herrscher aus karolingischem Geschlecht die Krone angeboten. Nur die Lothringer beteiligten sich nicht an der Wahl Konrads, sondern schlossen sich dem Westfrankenreich an. Konrad stand daher mit Beginn seiner Regierung vor einer komplizierten Aufgabe, die dadurch erschwert wurde, daß überall im ostrheinischen Gebiet mächtige Herzogsgeschlechter aufgestiegen waren, die in ihren Stammesgebieten nahezu selbständig schalteten und walteten. Dazu kamen die sich manchmal jährlich wiederholenden Einfälle der Ungarn, denen die königliche Zentralgewalt immer weniger entgegentreten konnte. Die Verteidigung ruhte viel-

Vom regnum Teutonicum. mehr in den Händen der Führungskräfte der einzelnen Stämme. Konrad, der nur in Franken eine gute Machtgrundlage besaß, versuchte nun, sich gegen die erstarkenden Herzogsgewalten in Bayern und Sachsen durchzusetzen und diese in ihrer Macht zu beschränken. Das mußte zur offenen Konfrontation führen. Heinrich war in Sachsen nach dem Tode seines Vaters Otto 911 diesem im Herzogsamt gefolgt. Recht bald kam es zu Spannungen zwischen dem neuen Sachsenherzog und dem König. Heinrich gelang es, dem vom König in seinen Interessen unterstützten Erzbischof Hatto von Mainz thüringische Besitzungen zu entreißen und damit seinen Einfluß in diesem Gebiet zu vergrößern. 915 fiel Konrads Bruder Eberhard mit Heeresmacht in Sachsen ein, wurde in der Nähe der Eresburg (bei Obermarsberg) aber vollständig geschlagen. Heinrich unternahm daraufhin sofort einen Einfall in Franken, wo er in Grona (bei Göttingen) den herannahenden König erwartete. Nach vergeblicher Belagerung mußte dieser unverrichteterdinge wieder abziehen. Danach hören wir nichts mehr von Auseinandersetzungen zwischen Heinrich und Konrad. Konrad versuchte, nun vor allem im süddeutschen Raum seine Macht auszudehnen. Doch sowohl sein Kampf gegen die entstehende Herzogsgewalt in Schwaben als auch gegen den bayerischen Herzog Arnulf blieben letzten Endes ohne Erfolg, obwohl Konrad im ostfränkischen Episkopat einen wertvollen Bundesgenossen hatte, wie die 916 tagende Synode in Hohenaltheim zeigte. Hier stellte sich die Kirche fest auf die Seite des Königs und drohte den aufstrebenden und widerborstigen Herzogsgewalten mit Kirchenstrafen. Bezeichnenderweise nahmen an dieser Synode die sächsischen Bischöfe nicht teil. Heinrichs Macht und Stellung in Sachsen muß demnach derart gefestigt gewesen sein, daß er auch mit den Bischöfen seines Landes in bestem Einvernehmen stand. Als Konrad am 23. Dezember 918 starb, erreichte die Krise des Reiches ihren Höhepunkt. Es war ihm nicht gelungen, die Königsmacht zu festigen und die Herzöge in ihrer Stellung zu beschränken. Konrad soll vor seinem Tode Heinrich als seinen Nachfolger vorgeschlagen und seinen Bruder Eberhard beauftragt haben, die Königsinsignien an den sächsischen Herzog zu senden. Ob der Bericht Widukinds von Corvey darüber stimmt, wissen wir nicht. Eines jedoch wissen wir: Problemlos scheint die Erhebung des neuen Königs nicht gewesen zu sein, denn nach dem Tode Konrads vergingen viele Monate, ehe es Mitte Mai 919 in Fritzlar zur Erhebung Heinrichs zum König kam. Und nur die Sachsen und Teile der Franken haben dies bewerkstelligt! Die Schwaben blieben der Wahl fern, und die Bayern erhoben ihren Herzog Arnulf selbst zum König. Es ist zwar unbekannt, ob dies vor oder nach den Fritzlarer Ereignissen geschah, aber die Existenz des ostfränkisch-deutschen Reiches war dadurch erheblich gefährdet, bestand doch die Gefahr des Auseinanderbrechens und selbständiger staatlicher Entwicklungen im Süden und Norden. Diese Krise war

Heinrich I.

-2/

nicht nur politischer Natur, sondern auch Ausdruck der bestehenden sozialökonomischen und ethnischen Entwicklungsunterschiede zwischen den schon früher in den fränkischen Staat integrierten Gebieten Franken, Schwaben und Bayern und dem erst in den Kriegen Karls des Großen einbezogenen sächsischen Stammesgebiet. So war trotz der von den Franken forcierten Beschleunigung der Feudalisierungsprozeß in Sachsen noch nicht so weit vorangeschritten wie in den mittleren und südlichen Teilen des Reiches. Zur vollen Durchsetzung feudaler Produktionsverhältnisse und damit des historischen Fortschritts bedurfte es einer starken Zentralgewalt. 919 jedoch war nicht abzusehen, ob es Heinrich oder Arnulf gelingen würde, ihren durch die Königserhebung jeweils auf das gesamte Reich gerichteten Herrschaftsanspruch durchzusetzen. Die Voraussetzungen dazu waren für Heinrich nicht schlecht, denn er verfügte in Sachsen über eine außerordentlich starke ökonomische, militärische und politische Stellung. Er gehörte zweifelsohne zu den mächtigsten Feudalherren des Reiches und besaß zudem die volle Unterstützung des sächsischen Adels. Daß er in seinem Vorgehen andere Wege einzuschlagen gedachte als sein Vorgänger, zeigte sich schon in Fritzlar, als er die ihm vom Mainzer Erzbischof Heriger angebotene Salbung und die damit verbundene kirchliche Weihe ablehnte. Die Motive dafür, die Widukind in der Demut und Bescheidenheit des neuen Königs sah, sind nicht völlig klar, doch wollte er wohl zumindest nicht offensichtlich das enge Bündnis mit der Kirche, das Konrad seinerzeit zum massiven Vorgehen gegen die Herzöge und die aufstrebenden Adelsgeschlechter genutzt hatte, eingehen. Ihm lag nichts daran, einen Affront mit den Herzögen heraufzubeschwören. Wie schon aus seiner Jugend und seiner Zeit als sächsischer Herzog sind auch aus seinen Regierungsjähren als König nur wenig Quellen erhalten. Kaum über einen anderen der mittelalterlichen Könige wissen wir so wenig wie über Heinrich I. Nur 41 Urkunden von ihm liegen uns vor. Die Geschichtsschreiber, die über ihn berichten - Widukind von Corvey, Liudprand von Cremona, Adalbert von Magdeburg, Thietmar von Merseburg - , schreiben alle in einer späteren Zeit. Widukind, Liudprand und Adalbert berichten unter dem Eindruck der Machtentfaltung des ottonischen Königtums unter Otto I. auch einiges über dessen Vater, doch ist hier vieles mit Vorsicht zu genießen. Thietmar steht zu Beginn des и. Jh. den Ereignissen noch ferner als die Vorgenannten, doch findet sich bei ihm auch eine gewisse kritische Distanz. Zum König erhoben, wandte sich der fast 45jährige Heinrich zunächst den schwäbischen und bayerischen Verhältnissen zu. In Schwaben schien die Situation besonders günstig. Herzog Burchard befand sich in kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem benachbarten hochburgundischen König. Ohne zum Schwert greifen zu müssen, erreichte Heinrich daher sein Ziel: die Anerken-



Vom regnum Teutonicum.

nung seines Königtums durch den schwäbischen Herzog noch 919. Dafür scheint Heinrich Burchard einige Zugeständnisse gemacht zu haben. Bis zu dessen Tod 926 existiert nicht eine einzige Urkunde Heinrichs für eine schwäbische Kirche. Die Kirchenherrschaft mag der Herzog daher wohl weiter selbst ausgeübt haben. Erst nach dem Tode des Herzogs konnte Heinrich tiefer in die schwäbischen Verhältnisse eingreifen. Er setzte einen Franken zum Herzog ein, Hermann, einen Vetter Herzog Eberhards von Franken. Ebenso tauchen nun auch schwäbische Kirchen als Empfänger von Königsurkunden auf. Gegen den Bayernherzog Arnulf mußte Heinrich zu den Waffen greifen. Der Sieg fiel ihm dabei nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Zunächst erlitt er 920 eine Niederlage, ehe er 921 wiederum nach Bayern zog und nun auch einen friedlichen Ausgleich mit Arnulf erreichte. Der Bayernherzog verzichtete auf sein Königtum, erkannte Heinrich als König an und behielt dafür im Gegenzug in Bayern wichtige Rechte. Er konnte Bischöfe einsetzen und eine weitgehend selbständige Außenpolitik betreiben. Anders als Konrad I., hatte der neue König nicht versucht, die Macht der Herzöge in ihren Stammesgebieten zu beseitigen. Dazu hätten ihm auch die machtpolitischen Voraussetzungen gefehlt. Heinrichs kluges und abwägendes Vorgehen zeigt vielmehr, daß es ihm zunächst vornehmlich um die Durchsetzung seiner königlichen Stellung ging und nicht um eine Unterwerfung der Herzöge. Neueste Forschungen haben für das gute Verhältnis Heinrichs zu den großen Adelsgeschlechtern seines Reiches so fehlen in seiner Regierungszeit anders als bei seinem Nachfolger Aufstände des Adels gegen die Zentralgewalt - interessante Einsichten und Erkenntnisse gebracht. Jüngst entschlüsselte Eintragungen in Gedenkbüchern solcher Klöster wie Fulda, St. Gallen und Reichenau belegen, daß Heinrich versucht hat, seine Herrschaft ganz wesentlich auf Freundschaftsbündnisse mit den Großen des Reiches zu gründen. Unter den aufgenommenen Personenkreisen in den Quellen des Gebetsgedenkens befinden sich mehrfach Heinrich I. mit seiner Familie sowie Angehörige bedeutender Adelsgeschlechter in einer zusammengehörenden Gruppe, die die Mönche in ihr Gebet einzuschließen hatten. Für den Ausbau und die Festigung seiner Macht war auch die Rückgewinnung Lothringens von maßgeblicher Bedeutung, lag hier doch für die ökonomische und politische Macht des Königs unentbehrliches umfangreiches karolingisches Reichsgut. Doch vorerst kam es mit dem westfränkisch-französischen König Karl III., dem Einfältigen, am 7. November 921 zum Abschluß des Vertrages von Bonn. Mitten im Rhein, der die Grenze zwischen den Reichen bildete, war das Schiff verankert, auf dem sich die beiden Herrscher mit ihren Gefolgschaften trafen, sich gegenseitig und die bestehenden Grenzen anerkannten. Dies war ein wichtiger außenpolitischer Erfolg Heinrichs, verzichtete mit dieser Anerkennung der Karolinger doch auf jeglichen Anspruch seines Geschlechtes auf den Ostteil des ehemaligen karolingischen Imperiums.

Heinrich I. Auseinandersetzungen zwischen dem lothringischen Adel und König Karl dem Einfältigen kamen Heinrich dann allerdings recht gelegen, um nun seinerseits einen Vorstoß zu wagen. Der Kriegszug des Jahres 923 brachte den Gewinn des östlichen Lothringens, und 925 konnte die Eroberung ganz Lothringens zum Abschluß gebracht werden. Doch mit der Wiedergewinnung Lothringens war die Ordnung in diesem Lande längst nicht hergestellt. Nach wie vor tobten heftige Kämpfe zwischen den einzelnen Adelsfraktionen. 928 setzte Heinrich den lothringischen Großen Giselbert als Herzog ein und vermählte ihn zudem mit seiner Tochter Gerberga, unternahm hier also erstmals den von seinem Nachfolger Otto I. in weit größerem Umfange betriebenen - Versuch, einen Herzog durch enge verwandtschaftliche Bindung ans Königshaus besonders gefügig zu machen. Der Gewinn Lothringens hatte nicht nur durch das dort gelegene Reichsgut die königlichen Machtgrundlagen erheblich verbessert, sondern bot Heinrich nun auch die Möglichkeit, bei seinen Reisen durch das Reich die lothringischen Pfalzen für seine Aufenthalte zu nutzen, was seinen Aktionsradius erheblich verbreiterte. Schon bei der Ablehnung der Salbung war deutlich geworden, daß Heinrich der Kirche gegenüber vorerst Zurückhaltung übte. Auch nach der Durchsetzung seiner Anerkennung in Schwaben und Bayern hatte er den dortigen Herzögen die Kirchenherrschaft weitgehend überlassen müssen. Welch schwache Rolle die Hofgeistlichkeit - die u. a. in der Kanzlei für die Ausstellung der Urkunden verantwortlich war - zunächst spielte, zeigt auch die überaus geringe Anzahl der ausgestellten Urkunden in seinen ersten Regierungsjahren. Die älteste uns überlieferte Urkunde wurde überhaupt erst zehn Monate nach Regierungsbeginn ausgestellt, und bis 925 liegen insgesamt nur neun Urkunden vor. Solange Heinrichs Position im Gesamtreich nicht gefestigt war, mochte er sich mit den Herzögen in Fragen der Kirchenherrschaft nicht anlegen. Erst als dieses Problem bewältigt war, wird um 925/26 eine engere Verbindung des Königs mit der Geistlichkeit deutlich. Wie es jedoch mit der Religiosität Heinrichs bestellt war, ist weit schwieriger einzuschätzen. Thietmar von Merseburg weiß diesbezüglich wenig Rühmliches zu berichten, doch wird man dies kaum zum Maßstab erheben dürfen. Für die politischen Wirren in der Regierungszeit Ottos I. macht er sozusagen einen »Fehltritt« des Vaters verantwortlich. Heinrich habe am Gründonnerstag - noch in der Fastenzeit - seiner widerstrebenden Mathilde beigewohnt und seinen Sohn Heinrich gezeugt. In den Augen des Merseburger Bischofs war dies ein ungeheuerlicher »Sündenfall« und Beweis genug für nicht genügende Frömmigkeit. Die seit 900 das Reich immer wieder heimsuchenden schnellen Reiterscharen der Ungarn, die als gute Bogenschützen galten, zogen in den Jahren 924 und 926 erneut plündernd durch die deutschen Stammesgebiete, 926 erschie-

28

Vom regnum Teutonicum.

nen sie sogar westlich des Rheins. Heinrich hatte sich in die Pfalz Werla (bei Wolfenbüttel) zurückgezogen. Eine Schlacht wagte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch durch glückliche Umstände fiel ihm ein Führer der Ungarn in die Hände. Gegen einen neunjährigen Waffenstillstand für das gesamte Reich und die Zusicherung einer jährlichen Tributzahlung an die Ungarn wurde er entlassen. Die ihm gewährte Atempause wußte Heinrich gut zu nutzen. Er begann mit dem Aufbau eines Verteidigungssystems, ließ Burgen und Siedlungen befestigen bzw. neue Burgen insbesondere an der Slawengrenze errichten. Zur Mitwirkung am Bau sowie zum Anlegen von Nahrungsmittelvorräten für den Ernstfall wurde die in der Nähe wohnende bäuerliche Bevölkerung verpflichtet. Auch Versammlungen, Gerichtstage und Gastmähler sollten in den schützenden Burgen stattfinden, an denen Tag und Nacht gebaut wurde. Im Frieden sollte die Bevölkerung lernen, was sie im Fall der Not gegen die Feinde zu tun hätte, kommentiert Widukind diese Maßnahmen. Dem Ausbau der Reiterei wurde ebenfalls verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet, denn Fußtruppen hatten gegen die schnellen Reiterscharen der Ungarn von vornherein wenig Chancen. Zur »Erprobung« der getroffenen Maßnahmen boten sich die slawischen Stämme östlich von Elbe und Saale an. Zunächst führte man 928/29 im Winter was selten vorkam - einen Kriegszug gegen die Heveller, deren Burgenmittelpunkt Brennaburg (Brandenburg) nach vielen Gefechten und einer Belagerung eingenommen wurde. Danach zog Heinrich mit einem sächsischen Heer gegen die Daleminzer und konnte nach zwanzigtägiger Belagerung den befestigten Ort Gana (in der Elbgegend bei Meißen) einnehmen. Mit aller Grausamkeit gingen die Sachsen gegen die Bevölkerung vor. Die Erwachsenen wurden getötet, Kinder als Gefangene davongeführt. Wahrscheinlich wurde um diese Zeit die Burg Meißen errichtet, die - auf einem Berg 40 m über der Elbe gelegen große strategische Bedeutung gewann, fortan den Elbübergang bewachte und absicherte. 929 kam ein Feldzug gegen die Böhmen zustande, der Heinrich bis nach Prag führte. Gemeinsam mit dem bayerischen Herzog Arnulf nutzte er die Gelegenheit, in die dortigen Thronstreitigkeiten einzugreifen. Ziel der Eroberungszüge gegen die slawischen Nachbarstämme war noch nicht ihre feste Einbeziehung in den frühfeudalen Staat Heinrichs I. Man beschränkte sich auf Tributzahlungen sowie den Ausbau und die Sicherung des sächsisch-slawischen Grenzbereiches. Damit begann in den Jahren 928/29 eine Entwicklung, die unter Heinrichs Sohn Otto I. weitergeführt wurde und die wir als erste Etappe der feudalen deutschen Ostexpansion bezeichnen. Als im Sommer 929 ein Slawenaufstand unter Führung des Stammes der Redarier ausbrach, zog Heinrich nicht selbst gegen die Aufständischen zu Felde, sondern beauftragte damit sächsische Große, denen bei Lenzen der entscheidende Sieg gelang. In der Folgezeit kam es noch zu einigen kleineren Unter-

Heinrich I.

29

nehmungen gegen Lausitzer, Milzener und Ukranen, die ebenfalls zu Tributzahlungen verpflichtet wurden. Nach den gegen die Slawen errungenen Erfolgen fühlte sich Heinrich nun auch den Ungarn gewachsen. 932 wurde der ungarische Gesandte ohne den erwarteten Tribut nach Hause geschickt. Dies scheint auf einem Hoftag in Abstimmung mit den Großen des Reiches erfolgt zu sein. Die Ungarn ließen dann auch nicht lange auf sich warten. 933 drangen sie wiederum plündernd in das Reich ein, teilten sich in zwei Abteilungen, von denen die eine nach Sachsen zog und eine befestigte Burg vergeblich belagerte, während die andere im Saale-Unstrut-Gebiet verweilte. Dort kam es am 15. März 933 an einem nicht genau zu identifizierenden Ort Riade (wahrscheinlich Kalbsrieth an der Mündung der Helme in die Unstrut) zum Aufeinandertreffen. Heinrich verfügte über ein Aufgebot aus allen Stämmen seines Reiches. Nach Widukinds Bericht sollen die Ungarn bereits beim Anblick des gegnerischen Heeres die Flucht ergriffen haben. Eine große Schlacht fand demnach nicht statt. Dennoch ist dieser Sieg gegen die Ungarn, die zu Heinrichs Lebzeiten das Reich nicht wieder zu betreten wagten, von außerordentlicher Bedeutung vor allem in bezug auf ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl der deutschen Stämme. Anders als in den Slawenkriegen, die vornehmlich eine sächsische Angelegenheit gewesen und von sächsischen Interessen diktiert waren, wurde gegen die Ungarn gemeinsam vorgegangen und der Sieg gemeinsam von allen ostfränkisch-deutschen Stämmen errungen. Dies hat Heinrichs Stellung ungemein gefestigt und erheblich zu seinem Nachruhm beigetragen. Bereits im September 929 hatte Heinrich auf einer Reichsversammlung in Quedlinburg auch wesentliche Fragen der Nachfolge geregelt. Seiner Gemahlin Mathilde wurde sein Eigenbesitz zu Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona und Duderstadt einschließlich der zu diesen Besitzungen gehörenden feudalabhängigen Bauern und Dienstleute als Wittum zugewiesen. Dies erfolgte mit ausdrücklicher Zustimmung seines Sohnes Otto, des Erstgeborenen aus seiner Ehe mit Mathilde. Allgemein wird heute angenommen, daß schon zu diesem Zeitpunkt sich der Vater für die Nachfolge eben dieses Sohnes als Träger der Krone entschied. Mathilde wird in dieser Urkunde als dulcissima coniux nostra, als »unsere süßeste Gemahlin« bezeichnet. Dies mag mehr als nur eine floskelhafte Formel gewesen sein. Fünfmal begegnet uns Mathilde in den doch insgesamt wenigen Urkunden des Königs als Intervenientin, d. h., sie bat jeweils um die Ausstellung der entsprechenden Privilegien. Nur in der Nachfolgefrage scheint es erhebliche Differenzen zwischen den Ehegatten gegeben zu haben. Mathilde hätte wohl lieber ihren zweiten Sohn Heinrich als Nachfolger gesehen. Dabei schien es eine Rolle zu spielen, daß Otto zu einem Zeitpunkt geboren worden war, zu dem sein Vater noch kein König, ja nicht einmal Herzog der Sachsen war. Heinrich dagegen erblickte erst nach 919 das Licht der Welt

30

Vom regnum Teutonicum.

und erschien darum Mathilde wohl als der würdigere Nachfolger. Aber wahrscheinlicher ist doch, daß die Mutter eben für diesen Sohn mehr Sympathie und Zuneigung empfand als für ihren Ältesten und nur deshalb das Argument der »königlichen Geburt« ins Feld führte. Vor allem auf der letzten Reichsversammlung, die der bereits schwerkranke König 936 in Erfurt einberufen hatte, haben diese Differenzen noch einmal eine Rolle gespielt. Heinrich hat sich aber von seinen Vorstellungen nicht abbringen lassen. Otto wurde erneut zum Nachfolger erklärt und die Unterordnung der jüngeren Kinder - Gerberga, Hadwig, Heinrich und Brun - unter den ältesten Sohn angewiesen. Der jüngste, erst 925 geborene Sohn Brun war bereits damals für den geistlichen Stand bestimmt gewesen. In diesem sollte er später während der Regierungszeit seines Bruders Otto als Erzbischof von Köln zu hohem Ansehen und entscheidender politischer Macht gelangen. Thankmar, Heinrichs Sohn aus der Ehe mit Hatheburg, hatte schon früher einen Teil des mütterlichen Erbes erhalten. Mit dieser von Heinrich getroffenen Nachfolgeregelung setzte sich endgültig das Prinzip der Unteilbarkeit des Reiches durch. Bei den Karolingern war es noch weitgehend üblich gewesen, nach dem Tode des Herrschers das Reich unter dessen legitime Söhne aufzuteilen. Nach Widukinds Bericht soll Heinrich in seinen letzten Regierungsjähren einen Romzug geplant haben. Auch wenn Näheres darüber nicht bekannt ist, so ist dies doch nicht unwahrscheinlich. Immerhin hatte Heinrich - wohl 926 von König Rudolf von Burgund die Heilige Lanze erworben, eine Reliquie, die als Symbol des Anspruchs auf Italien und das Kaisertum galt. Zum anderen hatte der Bayernherzog Arnulf begonnen, eine selbständige Italienpolitik zu betreiben, wobei er auf die traditionell engen Beziehungen zwischen Bayern und dem lombardischen Oberitalien zurückgreifen konnte. Auch wenn Arnulfs Heereszug nach Italien 934/35 scheiterte, so mußte das Land südlich der Alpen doch verstärkt in das Blickfeld des Königs geraten. Sollte er einen solchen Zug tatsächlich geplant haben, so kam er wegen seiner schweren Erkrankung nicht mehr zur Ausführung. Während einer Jagd im nahe Quedlinburg gelegenen Bodfeld erlitt der König einen Schlaganfall. Bereits schwer krank, ließ er sich nach Erfurt bringen, um dort die schon erwähnte letzte Reichsversammlung seiner Regierungszeit abzuhalten. Nach Abschluß derselben begab er sich in kleiner Begleitung in die Pfalz Memleben an der Unstrut. Hier wiederholte sich ein Schlaganfall, und am 2. Juli 936 ist Heinrich, ungefähr 6ojährig, an dessen Folgen verstorben. Der sterbende König soll - einer Lebensbeschreibung Mathildes zufolge - seiner Gemahlin dafür gedankt haben, daß sie ihn besänftigte, wenn er zornig war, und daß sie ihm oft nützlichen Rat spendete. Die Söhne überführten den Leichnam des Vaters an dessen Lieblingspfalz Quedlinburg, wo er bestattet wurde.

Heinrich I. Wie die anderen frühmittelalterlichen Könige hatte auch Heinrich über keine feste Residenz verfügt. Der königliche Hof zog vielmehr von Pfalz zu Pfalz und übte am jeweiligen Aufenthaltsort die Regierungstätigkeit aus. In der Zeit Heinrichs I. dominierten die vor allem im Harzumland gelegenen sächsischen Pfalzen wie Quedlinburg, Wallhausen, Werla, Pöhlde, Bodfeld, Erfurt, Allstedt und Memleben, denn hier lag umfangreiches Königsgut - die materielle Grundlage der Königsmacht und die ökonomische Basis für den Aufenthalt des oft bis zu iooo Personen umfassenden königlichen Hofes. Während Heinrich in Franken einige Male in den traditionellen Karolingerpfalzen Worms, Frankfurt, Mainz und Salz an der fränkischen Saale sowie nach der Eingliederung Lothringens auch in dortigen Pfalzen weilte, konnte er in Bayern und Schwaben das alte karolingische Königsgut nicht für die Aufenthalte des Hofes nutzen, denn darüber verfügten inzwischen die Herzöge. So suchte er diese Gebiete nur zu den wenigen Gelegenheiten auf, die sein direktes Eingreifen erforderlich machten. Insgesamt läßt sich sein genauer Reiseweg kaum rekonstruieren, zu groß sind die Lücken zwischen den einzelnen quellenmäßigen Überlieferungen. Mit vier belegten Aufenthalten - es werden weit mehr gewesen sein - steht Quedlinburg an der Spitze. Dreimal - 922, 923 und 931 finden wir Heinrich dort zur Feier des Osterfestes. Dieses Fest war für das Leben am Königshofe von großer Bedeutung. Es diente der Darstellung der königlichen Macht vor dem Volke, wenn der Herrscher im königlichen Ornat, begleitet von der Familie und engen Beratern, zur Ostermesse schritt. Nach Heinrichs Beisetzung beschloß Mathilde die Gründung eines Damenstiftes über dem Grab ihres Gemahls, was ihr Sohn Otto in einer der ersten von ihm als König ausgestellten Urkunden bestätigte. Kaum etwas wissen wir über das Aussehen König Heinrichs. Sein Bild ist uns nur auf einem Siegel überliefert. Doch waren solche Abbildungen stilisiert und verfolgten keine Porträtähnlichkeit. Widukind erwähnt seine mächtige Körpergestalt, die der königlichen Würde erst die rechte Zierde verliehen habe. Lesen und Schreiben konnte er nicht, womit er keine Ausnahme unter den frühmittelalterlichen Königen war. Auch für die Bildung seiner Söhne tat er diesbezüglich nicht viel. Otto, der ebenfalls nicht Lateinisch verstand, lernte das Lesen später. Auch die Königin Mathilde soll erst nach dem Tode ihres Gemahls sich noch der Mühe des Lesenlernens unterzogen haben. Heinrich war ein begeisterter Jäger. Aber sicher übertreibt Widukind, wenn er behauptet, daß er auf einem Jagdausflug oft 40 oder mehr Tiere erlegt haben soll. Mit dieser Angabe will er hervorheben, daß der König natürlich alle anderen auch in dieser Beziehung überragte. Der Merseburger Bischof Thietmar will wissen, daß der König ebenso im Trinken eine rechte Menge vertragen hat. In einer Zeit, in der das Sattwerden keine Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr ein Vorrecht der Privilegierten war, während das Volk des öfteren von Hungersnöten gepeinigt

Vom regnum Teutonicum. wurde, spielten Essen und Trinken eine große Rolle, und am königlichen Hofe wird man wohl kräftig zugelangt haben. In der Beurteilung der Geschichtsschreiber wird ein recht positives Bild von Heinrich gezeichnet. Nach Widukind war er, als er starb, der größte König Europas, »an jeglicher Tugend der Seele und des Körpers keinem nachstehend«. Adalbert von Magdeburg schildert ihn als einen »tatkräftigen Mann und eifrigen Förderer des Friedens«. Auch Ruotger, der eine Lebensbeschreibung des Erzbischofs Brun von Köln verfaßte, sieht in dessen Vater den ruhmreichen König, der sein Volk in Gerechtigkeit und im sichersten Frieden regierte, lobt dessen Tüchtigkeit und einzigartige Tatkraft, die er in der Abwehr äußerer Feinde sowie in der Beilegung innerer Zwistigkeiten bewies. So habe er den fremden Völkern große Furcht eingeflößt, »die Bewohner des Reiches aber einte eine solche Liebe, daß nie in irgendeinem noch so mächtigen Reiche eine größere Eintracht zu herrschen schien«. Thietmar von Merseburg sieht in Heinrich einen Herrscher mit nüchternem Verstand, zuverlässig, geradlinig und zugänglich. Er hebt ebenfalls seine Bedeutung als umsichtiger Heerführer hervor. Den in späterer Zeit schreibenden Chronisten, die alle der Klasse der Feudalherren angehörten, mußte der Unterschied zwischen der im Innern des Reiches im wesentlichen friedlich verlaufenden Regierungszeit Heinrichs und der durch zahlreiche Aufstände charakterisierten Anfangszeit unter seinem Sohn besonders auffallen. So loben sie ihn immer wieder als eifrigen Förderer des Friedens, doch wissen wir andererseits aus ihren eigenen Berichten, daß er z.B. gegen die Slawen mit aller Grausamkeit vorging, die den immer wieder erwähnten Greueltaten der Ungarn wohl in nichts nachstand. Für den Bestand und die Einheit des Reiches hat Heinrich Entscheidendes bewirkt. Er bannte die 919 heraufbeschworene Gefahr des Auseinanderbrechens des ostfränkisch-deutschen Staates, indem er einen gangbaren Kompromiß mit den Herzögen fand. Er gliederte Lothringen in sein Reich ein und konnte der Ungarngefahr schließlich Herr werden. Die Festigung der Königsherrschaft war zudem von großer Bedeutung für die weitere Ausgestaltung und volle Durchsetzung der feudalen Produktionsverhältnisse. Als Heinrich 936 starb und sein Sohn Otto die Regierung übernahm, fand dieser eine ganz andere Situation als sein Vater 919 vor. Die Herrscher aus sächsischem Hause hatten sich auf dem ostfränkisch-deutschen Königsthron etabliert, ihre Herrschaft war gesichert. Im Herausbildungsprozeß eines deutschen Feudalstaates bildet die Regierungszeit Heinrichs I. einen wichtigen Markstein, auch wenn es noch viele Probleme zu lösen galt, wie die Auseinandersetzungen und Kämpfe innerhalb der herrschenden Klasse während der Regierungszeit Ottos I. zeigen sollten.

55

O T T O I. 9

3

6

-

9

7

3

^jipSgscsrr г

I

pB|i

-E

Seit dem Hinscheiden Karls sah die Welt keinen größeren Herrscher. Kaum wird ein Hirte wie er je wieder des Königtums walten (Chronik Thietmars von Merseburg)

Am 7. August 936 hatte sich in der Pfalz Karls des Großen zu Aachen der Adel des Reiches versammelt, um Otto, den ältesten Sohn des kürzlich verstorbenen Königs Heinrich I. aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger, als neuen König zu erheben. Es war ein großartiges, sorgfältig geplantes Zeremoniell, das hier ablief. Der sächsische Mönch und Geschichtsschreiber Widukind von Corvey hat es uns in seiner Sachsengeschichte so überliefert: »Und als man dorthin gekommen war, versammelten sich die Herzöge und die Ersten der Grafen mit der Schar der vornehmsten Ritter in dem Säulenhof, der mit der Basilika Karls des Großen verbunden ist, und sie setzten den neuen Herrscher auf einen hier aufgestellten Thronsessel; hier huldigten sie ihm, gelobten ihm Treue und ver-

34

Vom regnum Teutonicum.

sprachen ihm Hilfe gegen alle seine Feinde und machten ihn so nach ihrem Brauche zum Könige.« Nach diesem rein weltlichen Akt schritt Otto in die Pfalzkapelle, wo er von Erzbischof Hildebert von Mainz empfangen und den Versammelten mit den Worten vorgestellt wurde: »Sehet, hier bringe ich euch den von Gott erkorenen und einst vom großmächtigen Herrn Heinrich bestimmten, nun aber von allen Fürsten zum Könige gemachten Otto; wenn euch diese Wahl gefällt, so bezeugt dies, indem ihr die rechte Hand zum Himmel emporhebt.« Und Widukind fährt fort: »Darauf hob alles Volk die Rechte in die Höhe und wünschte mit lautem Zuruf dem neuen Herrscher Heil. Sodann schritt der Erzbischof mit dem Könige, der nach fränkischer Art mit enganliegendem Gewände bekleidet war, hinter den Altar, auf dem die Abzeichen des Königs lagen, das Schwert mit dem Wehrgehänge, der Mantel mit den Spangen, der Stab mit dem Zepter und das Diadem.« Nun überreichte der Erzbischof, wie Widukind weiter berichtet, diese Insignien dem König mit den Worten: »Empfange dieses Schwert und treibe mit ihm aus alle Widersacher Christi, da durch Gottes Willen alle Macht im ganzen Frankenreich dir übertragen ist, zum bleibenden Frieden aller Christen.« Hierauf erfolgte dann die Salbung mit dem heiligen Öl und die Krönung durch die Erzbischöfe von Mainz und Köln. Nach dieser kirchlichen Weihe wurde Otto von beiden Erzbischöfen zu dem im Obergeschoß der Pfalzkapelle befindlichen Steinthron Karls des Großen geführt, von wo er »alle sehen und von allen wiederum gesehen werden konnte«. Den Abschluß der Feierlichkeiten bildete das Königsmahl in der Pfalz. Dabei bedienten die Herzöge den König symbolisch: Das Amt des Kämmerers, der die Oberleitung hatte, lag in den Händen Giselberts von Lothringen, zu dessen Herzogtum Aachen gehörte, Eberhard von Franken war als Truchseß für die Tafel verantwortlich, Hermann von Schwaben fungierte als Mundschenk, und Arnulf von Bayern sorgte als Marschall für das Hoflager. In diesen vier erstmals von Widukind erwähnten Erzämtern lag eine beträchtliche Symbolkraft: Neben der Anerkennung des gewählten Königs drückte sich auch eine Unterordnung der Herzöge unter seine Herrschaft aus - ein Novum gegenüber der von Heinrich I. praktizierten Herrschaftsweise. Überhaupt zeugte der gesamte Ablauf der Krönungsfeierlichkeiten von der sorgfältigen Inszenierung eines Zeremoniells von programmatischer Bedeutung. Indem er Aachen, die Lieblingspfalz Karls des Großen, als Krönungsort wählte und sich, bewußt in fränkische Tracht gekleidet, auf den Steinthron des fränkischen Kaisers setzte, demonstrierte Otto, daß er sich als Herrscher in dessen Tradition verstand. Anders als sein Vater, der auf die kirchliche Salbung verzichtet hatte, hat Otto in Anknüpfung an karolingische Traditionen diese wieder gewollt. Auf diese Weise war er »rex gratia dei« - König durch die Gnade Gottes - und damit erhoben über seine adligen Standesgenossen. Zugleich wurde auch deutlich, daß die Kirche eine Schlüsselstellung in Ottos Herrschaftskonzeption einnehmen sollte.

Otto I.

i/

Insgesamt machen die Aachener Krönungsfeierlichkeiten bereits deutlich, daß Otto eine andere Herrschaftskonzeption als sein Vater zu verfolgen beabsichtigte. Hatte Heinrich I. mit den Herzögen regieren müssen, wenn auch gezwungenermaßen, so wollte der Sohn von vornherein ihre Unterordnung. Daß hierin ein künftiger Konfliktstoff lag ist deutlich. Allerdings trat Otto dank der erfolgreichen Politik seines Vaters, die zur Stabilisierung im Innern und zur Abwendung der Bedrohung von außen, vor allem durch die Ungarn, geführt hatte, seine Herrschaft auf wesentlich gefestigteren Fundamenten an als dieser im Jahre 919. Ihr reibungsloser Übergang auf seinen Sohn 936 war von Heinrich I. weitschauend vorbereitet worden. Vom 16. September 929 ist uns eine Urkunde überliefert, in der er seiner Gattin Mathilde im Beisein führender Männer des Adels und mit Zustimmung seines Sohnes Otto für den Fall seines Todes ihr Wittum überträgt. Gleichzeitig beabsichtigte er, wie es im Text weiter heißt, »sein Haus in gebührender Weise zu ordnen«. Der Vorgang deutet darauf hin, daß König Heinrich den ältesten seiner drei Söhne mit Mathilde zu seinem Nachfolger auf dem Thron bestimmt hatte, und zwar mit der Zustimmung maßgeblicher Männer des Adels. Auch ein Eintrag im Gedenkbuch des Klosters Reichenau, den die königliche Familie für sich und in ihrem Gefolge befindliche Angehörige des sächsischen Adels anläßlich eines Besuches dort Anfang 930 vornehmen ließ und in der der Name des jungen Otto mit der Beifügung »rex« - König - versehen ist, kann als Beweis für die bereits erfolgte Designation gelten, die sich Heinrich wenige Wochen vor seinem Tode auf einer Reichsversammlung in Erfurt noch einmal bestätigen ließ. Dieser Vorgang der Designation eines Nachfolgers auf dem Thron noch zu Lebzeiten des herrschenden Königs war von großer Bedeutung. Denn so wurde ein Doppelkönigtum - wie es 919/20 durch die Wahl Heinrichs I. und Arnulfs von Bayern vorhanden war - unwahrscheinlich und die damit verbundene Gefahr eines Auseinanderbrechens des ostfränkischen Reiches verringert. Das schuf günstigere Bedingungen für seine weitere Entwicklung zum deutschen Feudalstaat. Auch die mit der Designation Ottos erfolgte Begründung der ottonischen Dynastie trug letztlich positiv zu dieser Entwicklung bei. Etwa um das Jahr 929 hatte König Heinrich auch die Verheiratung seines volljährigen Sohnes Otto ins Auge gefaßt, der zu dieser Zeit bereits Vater eines mit einer slawischen Fürstentochter gezeugten Sohnes Wilhelm, des späteren Erzbischofs von Mainz, war. Als geeignete Gemahlin des Siebzehnjährigen Otto war am 23. Oktober 912 geboren - erschien eine Prinzessin aus dem angelsächsischen Königsgeschlecht. König Aethelstan offerierte dem sächsischen Königshaus zwei seiner Schwestern. Für eine hatte sich Otto zu entscheiden. Die Hochzeit mit der erwählten Edgith wurde sehr bald vollzogen, wahrscheinlich im Frühjahr 930. Als Morgengabe erhielt die junge Frau von ihrem Gatten Mag-

Vom regnum Teutonicum. deburg, für das Otto zeitlebens eine besondere Vorliebe behielt und das er in vielfältiger Weise förderte. Obwohl sich die jungen Leute, wie das in dieser Zeit nicht ungewöhnlich war, bis zu ihrer Hochzeit kaum gesehen hatten, scheint die Ehe zwischen Otto und Edgith glücklich gewesen zu sein. Das junge Paar muß sich offenbar in den ersten Jahren häufig in Magdeburg aufgehalten haben, wo Otto eine repräsentative Pfalz errichten ließ. Als Edgith, die in den beiden ersten Ehejahren zwei Kindern, Liudolf und Liutgard, das Leben geschenkt hatte, bereits am 26. Januar 946 starb, ließ Otto sie in der Kirche des von ihm 937 gegründeten Moritzklosters - des seit 955 als Dom ausgebauten, Anfang des 13. Jh. durch Brand zerstörten Vorgängerbaus des heutigen Domes - bestatten. Wohl um sich von seinem Schmerze abzulenken, hat der nun schon 35jährige reife Mann, der zwar auch in romanischer und slawischer Sprache reden, aber nicht lesen und schreiben konnte, »die Schrift so gut gelernt, daß er Bücher durchaus lesen und verstehen konnte«, wie Widukind von Corvey berichtet. Was war das nun für ein Reich, dessen Herrschaft Otto 936 übernahm? War es noch das »regnum Francorum«, das Reich der Franken im Sinne Karls des Großen, in dessen Nachfolge er sich in Aachen verstanden hatte? Widukind spricht davon, daß Otto »alle Macht über das ganze Reich der Franken« übertragen worden sei, doch gleichzeitig nennt er das Volk dieses Reiches das »Volk der Franken und Sachsen«. Otto selbst hat sein Herrschaftsgebiet in einer seiner ersten Urkunden mit »Francia et Saxonia« - Franken und Sachsen - umschrieben. Tatsächlich erfaßte diese Bezeichnung am ehesten die Wirklichkeit, wie sie sich dem König am Beginn seiner Herrschaft präsentierte, wurden damit doch diejenigen Teile des Reiches benannt, auf denen die wesentlichen materiellen Grundlagen seiner Macht beruhten. Hier, d.h. im Harzumland, in Ostsachsen, Nordthüringen, dem Rhein-Main-Gebiet, den niederrheinisch-lothringischen Gebieten, lagen sowohl sein eigener umfangreicher Besitz als auch große Komplexe ehemaligen karolingischen Krongutes. Dieses Königsgut war, wie auch der Grundbesitz des übrigen Feudaladels, in Grundherrschaften organisiert, die sich seit dem 9.Jh. im Verlaufe des Feudalisierungsprozesses herausgebildet hatten. In ihnen vollzog sich die Ausbeutung der in die Abhängigkeit eines Feudalherrn geratenen Bauern; das durch sie erzeugte Mehrprodukt bildete die Grundlage für den Reichtum des Adels. Durch die während des Feudalisierungsprozesses entstandenen Besitzverhältnisse war nicht nur die Größe der einem Grundherrn gehörenden Grundherrschaft unterschiedlich, es hatten sich auch verschiedene Organisationsformen des Grundbesitzes herausgebildet, deren verbreitetste die Fronhofs- oder Villikationsverfassung war. Dabei bildete ein Fronhof, verwaltet von einem Meier (villicus), den Mittelpunkt eines größeren Komplexes grundherrlichen Besitzes. Von hier aus wurde von unfreien Knechten und Mägden sowie mit Hilfe

Otto I. der zu Frondiensten verpflichteten abhängigen Bauern das Eigenland des Grundherrn bewirtschaftet. Hier hatten diese die von ihrem Grundherrn geforderten Naturalabgaben abzuliefern, die sie auf ihren Höfen erzeugten. Diese Eigenart der Struktur des frühfeudalen Grundbesitzes und die herrschenden Bedingungen der Naturalwirtschaft geben eine Erklärung dafür, daß der König mit seinem zahlreichen Gefolge in Ausübung seiner Herrschaft von Pfalz zu Pfalz, von Königshof zu Königshof zog und sich dabei in den Gebieten, in denen Krongut und Eigenbesitz konzentriert waren, am häufigsten aufhielt. Auch unter diesem Aspekt ist die Bezeichnung von Ottos Herrschaftsbereich als »Francia et Saxonia« in den ersten Jahren seines Königtums zu betrachten. Ganz abgesehen davon lag darin zugleich eine symbolische Bedeutung: Die Beibehaltung des fränkischen Elements diente nämlich als Moment der Legitimierung der sächsischen Herrschaft. Das ist von den Zeitgenossen sehr genau reflektiert worden, und es ist mit der wachsenden Festigung und Machtfülle des ottonischen Reiches darüber auch zu Kontroversen gekommen, in deren Ergebnis das Reich nunmehr als ein sächsisches, als »regnum Saxonum«, aufgefaßt wurde. Wenngleich Otto sein Reich 936 als »Francia et Saxonia« bezeichnete, so hat er sich doch keinesfalls nur als König in Franken und Sachsen gesehen, obwohl diese Gebiete die Basislandschaften seines Königtums darstellten und die beiden Stämme die dieses Königtum tragenden symbolisierten. Otto hat seine Herrschaft ebenso in allen übrigen Teilen des Reiches durch seine, wenn auch weniger häufige, Anwesenheit zur Geltung gebracht. Solche Fernzonen der Königsherrschaft waren Schwaben und Bayern, das Elsaß und Oberlothringen. Die Basis seiner Herrschaft bildeten aber, wie bereits gesagt, die sächsisch-thüringischen Gebiete in Verbindung mit den fränkisch-karolingischen Krongutkomplexen. Schon aus dieser Sicht wäre es nicht angängig, um die oben gestellte Frage aufzugreifen, Ottos Reich noch als fränkisches anzusehen, wie sein Zeitgenosse Widukind das getan hat. Doch ebensowenig war es bereits ein deutsches. Dazu fehlten Mitte des 10.Jh. die realen politischen Gegebenheiten. Vor allem die Herzogtümer bildeten noch relativ eigenständige Struktureinheiten mit einem selbständigen Handlungsspielraum. Unmittelbare Königsherrschaft wurde nur in den Kernlandschaften ausgeübt, in den übrigen Gebieten wurde sie in abgestufter Form wirksam. Aus diesen Gründen ist das ottonische Reich als föderativer feudaler Staatsverband mit monarchischer Spitze charakterisiert worden. Die realpolitischen Gegebenheiten fanden ihre Widerspiegelung auch im politischen Bewußtsein und in begriffsgeschichtlicher Hinsicht: Für das ottonische Reich existierte keine einheitliche Bezeichnung, eine auf das werdende deutsche Volk bezogene tritt uns als »regnum Teutonicorum« Reich der Deutschen - vereinzelt um das Jahr 1000 entgegen, setzte sich jedoch erst Ende des и. Jh. durch.

Vom regnum Teutonicum. Die bei der Krönung in Aachen scheinbar vorhandene Harmonie zwischen König und Herzogsgewalten war nicht von langer Dauer. Bereits 937 opponierte ein Teil des Adels gegen Entscheidungen des Königs bei der Neubesetzung einiger vakant gewordener Ämter. Das betraf das des Befehlshabers in der nordöstlichen Grenzmark zu den slawischen Stämmen mit Hermann Billung und das des Markgrafen im Mittelelbe- und Saalegebiet mit Gero, einem kleinen Grafen aus der Gegend um Magdeburg, sowie die Besetzung des Herzogtums Bayern nach dem Tode Herzog Arnulfs im Jahre 937 mit dessen Bruder Berthold. Mit der Wahl dieser Männer hat Otto zwar eine glückliche Hand bewiesen, denn Zeit ihres Lebens gehörten sie zu seinen treuesten Stützen, doch traf er seine Entscheidungen offenbar ohne den Konsens führender Adelskreise. So hatten sich die Befehlsgewalt über die nordöstlichen Grenzgebiete Wichmann, der ältere Bruder Hermann Billungs, die über das Elbe-Saale-Gebiet Ottos Halbbruder Thankmar - aus der ersten Ehe seines Vaters - und das bayerische Herzogtum Eberhard, der älteste Sohn des verstorbenen Arnulf, erhofft. Die Einsetzung Eberhards hatte Otto jedoch von dessen Verzicht auf die bayerische Kirchenhoheit und das damit verbundene Recht der Bischofseinsetzung abhängig gemacht. Als Eberhard diese Forderung ablehnte, zog Otto Anfang 938 mit Kriegsmacht nach Bayern, wo er allerdings eine Niederlage hinnehmen mußte. Das gab das Signal zu einer Verschwörung gegen Otto, an der sich neben Thankmar und Wichmann auch Herzog Eberhard von Franken beteiligte. Für letzteren war der Anlaß eine Kränkung ganz unerhörter Art gewesen, die ihm der König angetan hatte. In einer Fehde mit einem seiner Vasallen, einem Sachsen namens Brüning, der sich nach geltendem Recht unberechtigterweise geweigert hatte, Eberhard die schuldigen Dienste zu leisten, hatte der König zugunsten des Sachsen entschieden. Eberhard mußte als Buße eine Anzahl Pferde liefern, seine Gefolgsleute aber wurden zu der Schmach verurteilt, anläßlich eines Hoftages Hunde bis zu der königlichen Stadt Magdeburg zu tragen. Der Aufruhr begann im Frühsommer 938 mit der Eroberung der Burg Belecke südöstlich von Soest/Westfalen durch Thankmar und der Gefangennahme von Ottos jüngerem Bruder Heinrich, der sich in ihr aufhielt. Daraufhin zog der König mit bewaffneten Kräften zur Eresburg (bei Obermarsberg), in der Thankmar sich mit seinen Anhängern verschanzt hatte. Diese öffneten jedoch dem König die Tore. Thankmar, der schutzsuchend in die Kirche geflohen war, wurde getötet. Damit war die Erhebung zunächst unterdrückt. Doch gab sich Eberhard von Franken noch nicht geschlagen. Es gelang ihm, den jungen Heinrich auf seine Seite zu ziehen, der sich, unterstützt von seiner Mutter, ebenfalls Hoffnungen auf die Krone gemacht hatte. Im thüringischen Saalfeld wurden Anfang 939 bei einem großen Gelage, das der Königsbruder gab, die Pläne für eine neue Empörung geschmiedet, für die Heinrich auch den zunächst abwartenden Herzog Giselbert von Lothringen gewann. Bei Birten,

Otto I.

39

nahe Xanten am Rhein, stießen im März 939 die Aufrührer auf die königlichen Truppen. Obwohl deren Sache zunächst nicht günstig stand, konnten sie schließlich mit Glück den Sieg erringen. Die Besatzungen der meisten Burgen Heinrichs, der mit Giselbert hatte fliehen können, ergaben sich. Er selbst unterwarf sich nach einer zweimonatigen Belagerung seines Zufluchtsortes Merseburg. Die Brüder vereinbarten nun zunächst eine Waffenruhe. Otto nutzte sie, um erneut gegen Bayern vorzugehen. Dabei gelang es ihm, Eberhard, den Sohn Herzog Arnulfs, zu vertreiben und dessen ihm ergebenen Bruder Berthold als Herzog einzusetzen. Heinrich dagegen knüpfte in der Zwischenzeit erneut konspirative Fäden, diesmal mit Giselbert von Lothringen, der sich, Ottos Angriff fürchtend, an den westfränkischen König Ludwig IV. wandte. Otto griff daraufhin in Auseinandersetzungen zwischen Ludwig und Herzog Hugo von Franzien zugunsten des letzteren ein, um einen möglichen Abfall Lothringens, dessen Herzog inzwischen König Ludwig gehuldigt hatte, zu verhindern. Im Sommer 939 verwüsteten Ottos Truppen auf einem Zug nach Westen Lothringen, konnten aber gegen Giselbert nichts ausrichten. Vor der auf einer Rheininsel gelegenen und deshalb schwer einnehmbaren, für die Verteidigung Lothringens und des Elsaß sehr wichtigen Feste Breisach, die von Herzog Eberhard von Franken - er hatte sich inzwischen den Aufständischen angeschlossen besetzt worden war, bezogen die königlichen Truppen Stellung. Zunächst versuchte der König Verhandlungen anzuknüpfen, um den Aufruhr beizulegen. Die von seinem Unterhändler, dem Mainzer Erzbischof Friedrich, dabei mit Eberhard getroffenen Vereinbarungen lehnte er allerdings ab. Der empfindliche und ihm ohnehin nicht allzu freundlich gesinnte Erzbischof fühlte sich deshalb brüskiert und ging daraufhin ins feindliche Lager über. Unterdessen hatte Eberhard heimlich die Festung Breisach verlassen, um mit Unterstützung Heinrichs und Giselberts einen Angriff auf Sachsen zu wagen und dem König den Rückzug abzuschneiden. So entstand eine für Otto und sein Königtum äußerst bedrohliche Situation, zumal viele seiner Anhänger kleinmütig das Lager verließen. Die Wende für die königliche Sache führten die Unterstützung Hermanns von Schwaben und eine Aktion der zu ihm gestoßenen konradinischen Grafen Udo und Konrad Kurzbold herbei, die die Truppen der Aufständischen am 2. Oktober 939 bei Andernach unerwartet angriffen. Dabei fiel Herzog Eberhard, während Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrank. Der Verschwörung gegen Otto war damit gewissermaßen der Kopf abgeschlagen. In der Folge ergab sich die Feste Breisach, Erzbischof Friedrich wurde in Haft genommen, Heinrich floh ins Westfränkische, ergab sich aber bald. Es galt nun, über die Besetzung der erledigten Herzogtümer zu entscheiden: Franken hat Otto nicht wieder vergeben, es verblieb bei der Krone. Mit Lothringen betraute er seinen Bruder Heinrich, vielleicht, um den in der Hausord-

40

Vom regnum Teutonicum.

nung des Vaters von 929 Vernachlässigten angemessen auszustatten. Heinrich hatte jedoch seine Hoffnung auf die Krone noch immer nicht aufgegeben und sammelte erneut Verschwörer - nunmehr in der Absicht, den Bruder zu ermorden. Als Zeitpunkt hatte man das Osterfest 941 ausersehen, das die königliche Familie in Quedlinburg feiern wollte. Aber der Plan wurde verraten. Diesmal griff Otto hart durch. Einige der Verschwörer, meist Angehörige des sächsischen Adels, wurden hingerichtet, Heinrich gefangen nach Ingelheim geführt. Hrotsvit von Gandersheim, die sich dem Herrscherhaus eng verbunden fühlte, Schilden uns in einem ihrer Epen diese Ereignisse in dramatischen Versen: Nach gelungener Flucht erschien Heinrich Weihnachten 941, bekleidet mit einem Büßergewand, in der Kirche, wo die Königsfamilie zur Messe weilte, und warf sich seinem Bruder zu Füßen, inständig um Verzeihung bittend. Otto, zutiefst aufgewühlt, gewähne sie auch dieses Mal. Heinrich hat sich an das hier gegebene Treueversprechen von da an zeitlebens gehalten und wurde einer der zuverlässigsten Helfer des Königs. Otto war es Ende 941 gelungen, die Aufstände der Herzöge, die rund zwei Jahre das Reich erschüttert und zeitweilig sogar seine Herrschaft ernsthaft gefährdet hatten, niederzuschlagen. Die Opposition in Kreisen des Hochadels gegen seine Herrschaftskonzeption einer Unterordnung der Herzogtümer unter die Interessen des Königtums und einer Beschneidung der Machtbefugnisse der Herzöge war vorerst ausgeschaltet. Otto konnte sich der Konsolidierung seiner Macht zuwenden. Er versuchte in den folgenden Jahren, wichtige Positionen im Reich mit ihm ergebenen und verwandten Persönlichkeiten zu besetzen, die er auf diese Weise stärker an sich zu binden hoffte. So übertrug er nach dem Tode Herzog Bertholds 947 Bayern seinem Bruder Heinrich, der seit etwa zehn Jahren mit Judith, der Tochter des ehemaligen Herzogs Arnulf, verheiratet war. Ein weiterer Versuch in dieser Richtung war die Vermählung des aus einem rheinfränkischen Geschlecht stammenden Konrad des Roten - seit 944 Herzog von Lothringen - mit Ottos junger Tochter Liutgard im Jahre 947. Auf das gleiche Ziel richtete sich auch die Vermählung seines gerade 15jährigen Sohnes Liudolf mit Ita, der Tochter Herzog Hermanns von Schwaben, des mächtigen Hauptes der fränkischen Familie der Konradiner. Diese Verbindung scheint auch deshalb nicht zufällig, da hier neben einer Geste an den ihm stets treu ergebenen Franken Hermann zugleich sinnfällig das fränkische Element in dem als »Francia et Saxonia« begriffenen Reich zur Geltung gebracht werden konnte. Unterstrichen wird das noch dadurch, daß Otto etwa zum gleichen Zeitpunkt Liudolfs Designation zu seinem Nachfolger vornahm und ihn nach dem Tode Hermanns 949 als Herzog von Schwaben einsetzte. Ähnlich wie Otto nach seiner eigenen Designation mit Edgith einen Zug durch das Reich angetreten hatte, tat das nun auch Liudolf mit seiner jungen Frau Ita, die dabei als Königin geehrt wurde. Die innere Konsolidierung, die Otto auf die eben skizzierte Weise dauerhaft

Otto I.

41

zu erreichen hoffte, eröffnete ihm die Möglichkeit, eine expansive Außenpolitik zu betreiben, die sich zunächst nach Westen richtete. Sie führte 942 in Vise an der Maas zu einer Übereinkunft mit Ludwig IV., der - im übrigen inzwischen mit Ottos Schwester Gerberga verheiratet - zur Aufgabe seiner Ansprüche auf Lothringen veranlaßt wurde. Ein weiterer Zug nach Westen, mit dem Otto in die Auseinandersetzungen zwischen Ludwig und dessen Widersacher Hugo von Franzien - ebenfalls ein Schwager Ottos durch seine Ehe mit dessen Schwester Hathui - zugunsten des ersteren eingriff, führte ihn 946 bis vor die Tore von Paris und in die Normandie. Eine faktische Anerkennung von Ottos hegemonialen Ansprüchen im Westen, die in diesen Aktionen sichtbar wurden, zeigte sich auf der Synode von Ingelheim 948, wo er in Anwesenheit eines päpstlichen Legaten als Schiedsrichter in den Streitigkeiten um die Besetzung des wichtigen Erzbistums Reims auftreten konnte. Ganz anders verlief Ottos Eingreifen in Italien, mit dem er karolingische Traditionen wieder aufnahm. Hier hatte sich nach dem plötzlichen Tod des jungen Königs Lothar der mächtige Markgraf Berengar von Ivrea im Dezember 950 in Pavia in den Besitz der langobardischen Krone gesetzt. Berengars Gegner indessen sahen in Lothars Gemahlin Adelheid die rechtmäßige Erbin des Thrones. Diese Fraktion erschien Berengar offenbar so bedrohlich, daß er sich im Frühjahr 951 der jungen Königin bemächtigte und sie unter schmählicher Behandlung in der festen Burg Garda einkerkerte. Nach viermonatiger Haft gelang Adelheid eine abenteuerliche Flucht, die uns Hrotsvit von Gandersheim plastisch geschildert hat. Sie beschreibt auch, wie Otto, von Adelheids Bedrängnis hörend, sich auf den Weg nach Italien gemacht habe. Allein ritterlicher Edelmut, wie Hrotsvit Ottos Italienzug motiviert, war nicht der Grund für den Realpolitiker Otto, den Zug über die Alpen zu unternehmen. Die Gunst der Stunde nutzend, erstrebte er die langobardische Königskrone. Die Werbung um die Hand Adelheids konnte dieser Absicht des seit 946 Verwitweten jedoch zusätzliche Legitimation verschaffen. Im September 951 zog Otto das erste Mal über die Alpen. Er eroberte Pavia, die Hauptstadt des alten langobardischen Reiches, wo bald die Hochzeit des 39jährigen Königs mit der 20jährigen Adelheid von Burgund stattfand. Adelheid, der die Zeitgenossen neben Schönheit vor allem auch Klugheit nachrühmen, hat anders als Edgith bald eine aktive politische Rolle an der Seite Ottos gespielt, wie der ihr eingeräumte Titel einer »consors regni« - einer Mitregentin - zeigt. Gleichzeitig mit dem Einzug Ottos in Pavia fand auch seine Wahl zum langobardischen König statt. Nunmehr begriff er sich als »König der Franken und Langobarden«, wie um diese Zeit ausgestellte Urkunden belegen, ein Titel übrigens, den auch Karl der Große nach seiner Eroberung Oberitaliens im Jahre 772 geführt hatte. Die hier praktizierte expansive Politik mit dem Anspruch einer Hegemonie

42

Vom regnum Teutonicum.

über die in Abhängigkeit gebrachten Gebiete war eine für das Frühmittelalter typische, nicht auf das fränkische oder ottonische Reich beschränkte Erscheinung. Ihre Ursachen liegen in der Ausweitung des Feudalisierungsprozesses und in der auf Lehnsbeziehungen basierenden Form der frühmittelalterlichen Herrschaftsausübung, deren Wesen es war, den Adel für seine Dienste mit angemessenen Lehen ausstatten zu müssen. Ottos Königtum, das durch sein Eingreifen in die westfränkisch-französischen Verhältnisse sowie seine Rolle gegenüber den slawischen Völkern - wir werden noch darauf zu sprechen kommen - bereits imperiale Züge angenommen hatte, gewann mit der Herrschaft über Oberitalien eine weitere Dimension. So konnte in der Mitte des io.Jh. eine Ansicht entstehen, die den König bereits vor seiner römischen Kaiserkrönung 962 im Besitze imperialer Macht und Würde sah. Der stammesstolze sächsische Geschichtsschreiber Widukind hat diese Auffassung prononciert zum Ausdruck gebracht. In seiner berühmten Schilderung der Schlacht auf dem Lechfeld nahe Augsburg, in der Otto am 10. August 955 die ungarischen Reiterscharen vernichtend schlug, läßt Widukind ihn durch das Heer zum »pater patriae« - Vater des Vaterlandes - und zum »imperator« ausrufen. Diese Bezeichnung hat Widukind für Otto von nun an hartnäckig beibehalten, während er auffälligerweise dessen römische Kaiserkrönung 962 mit keinem Wort erwähnt. Wenn Widukind, in klassischer Literatur bewandert, hier wahrscheinlich auch die Gepflogenheiten römischen Heerkaisertums imitiert, so hat er doch einer Ansicht Ausdruck verliehen, mit der er besonders in Sachsen nicht allein gestanden haben dürfte. Otto selbst aber hat dieser Idee nicht angehangen. Es ist sicher, daß er bereits 951 nach der Erlangung des italienischen Königtums die römische Kaiserkrone angestrebt hat. Doch scheiterten die Verhandlungen am Widerstand des stadtrömischen Adels unter Führung des römischen Stadtherrn Alberich. An eine weitere Intensivierung dieser Bemühungen war auch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken, mußte Otto doch schnellstens Italien verlassen, da sich nördlich der Alpen eine neue Opposition, angeführt von seinem Sohn Liudolf, gegen ihn zusammenfand. Eine der Ursachen für den Ausbruch dieser das Land bis 954 erschütternden Rebellion dürfte in Ottos Italienpolitik gelegen haben. Liudolf, der wie auch sein Onkel Heinrich, Herzog von Bayern, bereits kurz vor Ottos Italienzug auf eigene Rechnung erobernd in Italien eingefallen war, hatte sich gemeinsam mit Erzbischof Friedrich von Mainz eigenmächtig vom königlichen Heer entfernt und war nach Hause zurückgekehrt. Hier suchte er Verbündete für einen Aufstand gegen den Vater. Durch dessen Vermählung sah er wohl seine Anwartschaft auf den Thron gefährdet, zumal Adelheid Ende 952 einen Sohn gebar, der allerdings, wie noch ein weiterer Sohn, bereits im Säuglingsalter starb. Zum anderen hat Liudolf selbst Herrschaftsinteressen in Italien geltend machen wollen, die er nunmehr vereitelt sah. In seinem Schwager Konrad

Otto I. dem Roten, der gegen Otto wegen einer persönlichen Kränkung aufgebracht war, fand er einen Verbündeten. Ostern 953, das Otto in der Pfalz Ingelheim feiern wollte, hörte er von den konspirativen Umtrieben von Sohn und Schwiegersohn. Wohl um Näheres zu erfahren, begab er sich nach Mainz und sah sich hier mit den Häuptern der Aufständischen, Liudolf, Konrad und Friedrich von Mainz, konfrontiert. Sie preßten Otto einen Vertrag ab, der offenbar auch Garantien über Liudolfs Thronfolgerecht enthielt. Otto widerrief diesen Vertrag bald und enthob zunächst Erzbischof Friedrich seines einflußreichen Amtes als Erzkapellan, während Konrad sein Herzogtum entzogen wurde. Der Aufstand breitete sich nun rasch über das gesamte Reich aus, da sich ihm die meisten Herzöge und zahlreiche andere Große angeschlossen hatten, allen voran der bayerische Pfalzgraf Arnulf, der als Einheimischer gegen Herzog Heinrich als gebürtigen Sachsen großen Anhang fand. Außer Sachsen stand nur noch Lothringen zum König. Ein wesentlicher Grund für die Erhebung dürfte eine verbreitete Unzufriedenheit des Adels mit Ottos Herrschaftspraktiken gewesen sein, die bereits den Aufstand 938/39 verursacht hatten. So finden sich beispielsweise in den Urkunden Ottos Hinweise auf eine Neuvergabe von Gütern, die wegen Untreue des alten Besitzers vorgenommen wurde. Haft, Verbannung oder Hinrichtung waren ebenfalls häufigere Mittel Ottos, mit denen er gegen Unbotmäßige vorging. Nachdem Otto 953/54 vergeblich versucht hatte, den Widerstand zu brechen, brachte ein erneuter Einfall der Ungarn, die vor allem Bayern und Franken verheerten und plünderten, eine Wende zugunsten des Königs, zumal sich die Kunde verbreitete, daß die Aufständischen die Feinde ins Land gerufen hätten. Der König berief nun im Juni 954 einen Hoftag nach Langenzenn bei Nürnberg ein, wo sich Liudolf und Konrad der Rote zu dem erhobenen Vorwurf äußern sollten. Im Verlaufe der Verhandlungen unterwarfen sich der Erzbischof von Mainz und Konrad. Liudolf war dazu erst einige Monate später bereit. Damit hatte sich der König erneut gegen den rebellierenden Adel durchsetzen können. Es hatte sich aber gezeigt, daß auch eine Besetzung der Herzogtümer mit den nächsten Verwandten keine Garantie für eine Unterordnung ihrer eigenen feudalen Machtbestrebungen unter die Interessen des Königtums bot. Wesentliche Gründe dafür sind in der weiteren Ausprägung der Feudalgesellschaft im Verlaufe des 10. Jh. zu suchen. In ständiger Konkurrenz untereinander und auch gegen die Interessen und auf Kosten des Königtums war der Feudaladel bestrebt, seinen Anteil am Feudaleigentum zu vergrößern. Dabei konnte er die zunehmende Tendenz zur Erblichkeit der Lehen ebenso nutzen wie die abnehmende Wirksamkeit der aus der Karolingerzeit übernommenen Machtmittel des Königtums. Mit dem Ausbau der Lehnsbeziehungen kam es zur Anhäufung mehrerer Grafschaften in den Händen der großen Lehnsherren, wodurch das Königsgut verringert wurde. Diese Machtkonzentration bei Herzögen,

44

Vom regnum Teutonicum.

Markgrafen und Grafen förderte deren Selbständigkeitsbestrebungen, die sie nie aufgegeben hatten, und machte sie zu potentiellen Gegnern des Königs. Ihre wiederholten Aufstände zeugen davon. Sie zwangen Otto, nach neuen Wegen zu suchen, die materiellen Grundlagen seines Königtums gegen den Widerstand des Feudaladels zu stärken. Er fand sie - anknüpfend an karolingische Traditionen - in der Heranziehung der Kirche, vor allem der Bischöfe und Äbte der großen Reichsklöster, zur Erfüllung administrativer, militärischer, ökonomischer und kultureller Aufgaben. Voraussetzung für eine solche Verknüpfung kirchlicher und staatlicher Funktionen war eine Übereinstimmung der Interessen von Königtum und Kirche. Letztere benötigte eine starke königliche Zentralgewalt, um das in großen Grundherrschaften organisierte Kirchengut gegen die Übergriffe des weltlichen Adels zu schützen und um die Kirchendisziplin sowie eine einheitliche Anwendung von Liturgie und Dogma durchzusetzen. Dieses Schutzbedürfnis erkennend, zog der König Bischöfe und Reichsäbte zu Verwaltungsaufgaben und Kriegsdiensten sowie zu wirtschaftlichen Leistungen, vor allem zur Beherbergung und Versorgung des königlichen Hofes, heran. Um die kirchlichen Grundherrschaften zu diesen Leistungen zu befähigen, wurden sie mit zahlreichen Gütern und Rechten ausgestattet, die ursprünglich dem König vorbehalten waren, wie Zoll-, Markt- und Münzrechten. Darüber hinaus erhielten Bischofskirchen und Reichsabteien mit der Verleihung von Immunitätsprivilegien und dem damit verbundenen Recht zur Ausübung der Gerichtsbarkeit wichtige politische Herrschaftsrechte eingeräumt. Man hat diese Verknüpfung kirchlicher und staatlicher Funktionen und die Ausnutzung der wirtschaftlichen Möglichkeiten kirchlicher Einrichtungen für das Königtum treffend als Reichskirchensystem bezeichnet. Eine wichtige Rolle spielte in diesem System die königliche Hofkapelle, ein Organ, das ursprünglich für die kirchlichen Angelegenheiten bei Hofe, aber auch für wichtige Verwaltungsaufgaben, wie die Ausstellung von Urkunden, zuständig war. Unter Otto erhielt sie darüber hinaus noch eine Aufgabe anderer Qualität. Ihre Mitglieder, deren Zahl seit 952/53 wesentlich erhöht wurde und die, dem Hochadel entstammend, meist Angehörige von Domkapiteln waren und auch weiterhin blieben, wurden nunmehr in der Hofkapelle für den Reichsdienst ausgebildet. Als Kapellane stellten sie nicht nur enge Beziehungen zwischen dem Hof und ihren Domkapiteln her, mit ihnen wurden auch die vakant gewordenen Bistümer besetzt. Man hat die Hofkapelle daher zu Recht als Pflanzschule der Bischöfe bezeichnet. So kamen die Bischofssitze an Männer, die dem König treu ergeben waren und seine Politik in allen Reichsteilen durchsetzen halfen. Dieses ottonische Reichskirchensystem ist die Hauptstütze der politischen Herrschaft Ottos seit der Mitte der 50er Jahre des 10. Jh. geworden und hatte, weiter ausgebaut besonders von den salischen Kaisern, Bestand bis zum Investiturstreit Ende des 11. Jh.

Otto I.

4/

Prototyp eines solchen Kirchenfürsten war Erzbischof Brun von Köln, der jüngste Bruder Ottos. Er hat bei der Begründung dieses speziellen ottonischen Reichskirchensystems eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Nach der Absetzung Herzog Konrads des Roten im Zusammenhang mit dem liudolfingischen Aufstand hatte Otto die Herzogsgewalt über Lothringen im Spätsommer 953 faktisch an Brun übertragen. Dessen Biograph, Ruotger, hat ihn in dieser Doppelfunktion treffend als »archidux« bezeichnet. Als Erzbischof und Herzog hatte Brun mit politisch-kirchlichen, diplomatischen und militärischen Mitteln in Lothringen alle dem Königtum entgegenstehenden Widerstände des Adels beseitigt und eine den königlichen Interessen dienende politisch-kirchliche Ordnung durchgesetzt. Bruns Initiative ist es auch zu verdanken, daß der Klerus zur Vorbereitung auf die zu übernehmenden Ämter an den neu erblühenden Domschulen eine gediegene Bildung erlangte. Auch der in dieser Zeit einsetzende Aufschwung von Kunst und Kultur, den man häufig als »ottonische Renaissance« bezeichnet hat und dem wir bedeutende Werke der Baukunst (den 1208 zerstörten Dom Ottos in Magdeburg, Kirchen in Gernrode, Köln, Essen, Hildesheim u. a.), der Buchmalerei, der Goldschmiede- und Schnitzkunst, der Geschichtsschreibung u. a. m. verdanken, dürfte durch Bruns Wirken wesentliche Antriebe erhalten haben. Die durch die Niederschlagung des liudolfingischen Aufstandes gestärkte Position des Königs sollte bald eine weitere Steigerung erfahren. 955 waren, wie bereits erwähnt, die Ungarn erneut in Bayern eingefallen und belagerten Augsburg, das sich aber unter Leitung seines Bischofs Udalrich tapfer verteidigte. So waren die Kräfte der Ungarn gebunden. Durch einen Boten Herzog Heinrichs von Bayern benachrichtigt, führte Otto ein Heer heran, das aus einem Aufgebot fast aller Stämme seines Reiches, verstärkt durch gut ausgebildete böhmische Truppen, gebildet wurde. Nur die Lothringer fehlten sowie ein großer Teil der Sachsen wegen eines zu erwartenden Slaweneinfalls. Am 10. August 955 kam es vor Augsburg in den Niederungen des Lechs zu einer dramatischen Schlacht. Ihre Zeichen standen anfänglich für die königlichen Truppen äußerst ungünstig. So erschien der vollständige Sieg, zu dem der König unter der siegverheißenden Heiligen Lanze sein Heer durch taktisches und militärisches Geschick, aber auch mit persönlichem Mut führte, in den Augen der Zeitgenossen als ein Zeichen der auf diesem Herrscher ruhenden Gnade Gottes. Der Stolz auf einen solchen König, der aus den Worten Widukinds spricht, wenn er schreibt, keiner der Könige vor Otto in den letzten 200 Jahren habe sich eines solchen Sieges erfreut, hat sich fördernd auf das Gemeinschaftsgefühl aller Stämme ausgewirkt. So kommt der Lechfeldschlacht auch eine erhebliche integrierende Wirkung auf dem Wege der Entwicklung des ottonischen zum deutschen Reich zu. Die Ungarn aber, nunmehr für immer von kriegerischen Einfällen abgehalten, begannen seßhaft zu werden. Ottos Triumph als Vernichter der »Heiden« wurde kurze Zeit später auf eine

46

Vom regnum Teutonicum.

fatale Weise bestätigt. Im Oktober des gleichen Jahres war er mit einem sächsischen Heeresaufgebot zu einem Feldzug gegen den slawischen Stamm der Obodriten aufgebrochen. Am 16. Oktober standen sich die Gegner an dem Flüßchen Raxa, wahrscheinlich der Recknitz im heutigen Mecklenburg, gegenüber. Obwohl unwegsames Gelände, Krankheiten, Kälte und Hunger dem sächsischen Heer zu schaffen machten, schlug es unter der Führung des Königs die Obodriten vernichtend. Ihre militärischen Führer wurden hingerichtet und unter den Besiegten ein schreckliches Blutbad angerichtet, das 700 Gefangenen das Leben kostete. Dieser Kriegszug gegen die Obodriten ist nur einer von vielen, die während Ottos Regierung seitens des deutschen Feudaladels gegen die benachbarten slawischen Stämme unternommen wurden. Erklärtes Ziel des Königs war dabei nicht so sehr die Ausübung einer bloßen Tributherrschaft unter Beibehaltung der politischen Selbständigkeit der Slawen, wie sie unter Heinrich I. praktiziert wurde, sondern die Eroberung und Eingliederung slawischer Gebiete in das ottonische Reich. Diesem Zweck diente auch ein System von Burgwarden, das Otto im Grenzbereich zu den Sorben errichtet hatte. Ein wichtiges Mittel, die slawischen Völker dauerhaft zu integrieren, sah Otto in der planmäßig organisierten Christianisierung der unterworfenen Stämme. Bereits 937 gründete er zu diesem Zweck in Magdeburg, also in unmittelbarer Grenznähe, als Missionsstützpunkt das Moritzkloster, zu dessen Schutzpatron er bezeichnenderweise den hl. Mauritius, den Bekämpfer der Heiden, bestimmte. Im Norden ging Otto daran, das Erzbistum Hamburg-Bremen auszubauen, während er für die kirchliche Organisation der westslawischen Gebiete 948 die Bistümer Havelberg und Brandenburg gründete. In diesem Zusammenhang erhielt der Plan Ottos, in Magdeburg für die slawischen Gebiete ein Erzbistum zu errichten, besondere Bedeutung. Obwohl er offenbar die grundsätzliche Zustimmung des Papstes dazu erhalten hatte, scheiterte das Unternehmen zunächst am Widerstand seines Sohnes Wilhelm, der seit 954 Erzbischof von Mainz war. Dieser fürchtete nicht nur territoriale Einbußen seiner Erzdiözese, sondern machte in einem heftigen Protestbrief an den Papst vor allem auch prinzipielle Einwände gegen die Pläne seines Vaters geltend, wobei er zugleich die Praxis des sich entwickelnden Reichskirchensystems kritisierte. Auch Bischof Bernward von Halberstadt, auf dessen Kosten die Errichtung des neuen Erzbistums ebenfalls gehen sollte, war ein energischer Gegner. So konnte Otto erst 968 nach dem Tode Wilhelms seinen alten Plan verwirklichen und in Magdeburg ein Erzbistum einrichten, dem er neben Brandenburg und Havelberg die neugegründeten Bistümer Zeitz, Merseburg und Meißen, wahrscheinlich auch Oldenburg, zuordnete. Entgegen dem ursprünglichen Plan blieb Halberstadt aber in der Kirchenprovinz Mainz. Als ersten Erzbischof setzte Otto den in Missionsfragen erfahrenen Abt Adalbert von Weißenburg ein, dem wir auch als Geschichtsschreiber wertvolle Nachrichten verdanken.

Otto I.

47

Nach den inneren Wirren, die zu Beginn der fünfziger Jahre das Reich erschüttert hatten, und dem Sieg auf dem Lechfeld war im Reiche einigermaßen Ruhe eingekehrt. Otto nutzte sie, um seine Italienpolitik aufs neue aufzunehmen. Zunächst sandte er 956 seinen Sohn Liudolf mit einem Heer über die Alpen, um dort die schwankende ottonische Herrschaft zu sichern. Das gelang Liudolf, wenn auch nur kurzfristig, denn am 6. September 957 starb er plötzlich in Italien an einem Fieber. Er wurde nach Mainz überführt und in der St. Albanskirche begraben, wo seit fast vier Jahren auch seine Schwester Liutgard ruhte. Otto nahm nun erst einmal Abstand von italienischen Unternehmungen. Doch wenige Jahre später, Weihnachten 960, erreichte ihn ein Hilfegesuch von Papst Johannes XII. Dieser wurde von Berengar von Ivrea, der von Otto auf dessen erstem Italienzug mit dem italienischen Königreich belehnt worden war, sowie von den Fürsten von Benevent und Capua bedrängt. Für den Fall seiner Hilfe bot er Otto die Kaiserkrönung an. Otto sagte zwar die gewünschte Hilfe zu, traf aber für diesen Italienzug zunächst sehr sorgfältige Vorbereitungen. Dazu ließ er auch seinen einzigen noch lebenden, von Adelheid 95$ geborenen Sohn Otto im Mai 961 in Worms zum König wählen und kurz darauf in Aachen salben und krönen. Damit wollte Otto für den Fall, es stieße ihm in Italien etwas zu, die Nachfolge seiner Dynastie sichern. Seinen Bruder Brun bestellte der König zum Reichsverweser, Hermann Billung zu seinem Stellvertreter in Sachsen, während der junge Otto in die Obhut Wilhelms von Mainz gegeben wurde. Es wird vermutet, daß Otto bereits jetzt während dieser sorgfältigen Vorbereitungen seines Italienzuges die noch heute erhaltene, in der Wiener Schatzkammer verwahrte Reichskrone für seine bevorstehende Kaiserkrönung hat anfertigen lassen. Im August 961 brach Otto mit Heeresmacht von Augsburg über den Brenner nach Italien auf. Abt Hatto von Fulda war schon vorausgeschickt worden, um die Formalitäten der Kaiserkrönung zu klären. So konnte Otto ohne größere Schwierigkeiten am 31.Januar 962 Rom erreichen, zumal der Hauptwidersacher Berengar das Feld kampflos geräumt hatte. Am Fuße des Monte Mario vor der Stadt richtete das Heer sein Lager ein. Am 2. Februar kam von Rom aus der Papst dem König entgegen, um ihn und die Königin Adelheid auf der alten Via triumphalis der römischen Kaiser in die Peterskirche zu geleiten. Hier nahm der Papst vor dem Hauptaltar an dem Herrscherpaar die Salbung und Krönung unter der Akklamation des in der Kirche versammelten römischen Klerus und Adels vor. Gemeinsam mit dem Papst leisteten die Anwesenden dem nunmehrigen Kaiser Otto den Treueid. Dafür garantierte Otto dem Papst in einer eigens angefertigten purpurfarbenen Prunkurkunde, dem sogenannten Ottonianum, den Besitz des Kirchenstaates. Es zeigte sich jedoch bald, daß Ottos Herrschaft über Rom trotz des päpstlichen Treueversprechens an seine Präsenz gebunden war. Denn nachdem der

4S

Vom regnum Teutonicum.

Kaiser die Stadt gen Norden verlassen hatte, um den erneut Widerstand leistenden Berengar zu bekämpfen, suchte sich der Papst über Kontakte mit Berengar der kaiserlichen Herrschaft zu entledigen. Otto zog erneut nach Rom, vertrieb Papst Johannes XII. und setzte seinen Kandidaten Leo VII. ein, obwohl sich inzwischen die Römer mit Benedikt V. einen eigenen Papst gewählt hatten. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen faßte Otto die im »Ottonianum« enthaltenen Papstwahlbestimmungen dahingehend neu, daß künftig kein Papst ohne Zustimmung des Kaisers oder seines Sohnes gewählt oder eingesetzt werden dürfe, eine Bestimmung, die den Papst in das Reichskirchensystem einordnete und die einen Keim für die Kämpfe zwischen Papsttum und Kaisertum während des Hoch- und Spätmittelalters legte. Allerdings zwang den König eine schwere Seuche, die in der sommerlichen Hitze in seinem Heer ausbrach, Rom zu verlassen. Anfang 965 ist Otto mit den Resten seines Heeres über Reichenau und St. Gallen wieder nach Sachsen zurückgekehrt. Eine Sicherung seiner Herrschaft in Italien hat er zuvor noch durch die Einsetzung von Bischöfen und durch die Übergabe von großen Landkomplexen an ihm ergebene italienische Grafen zu erreichen versucht. Doch zeigte auch dieser Italienzug, wie unsicher die Herrschaft Ottos dort blieb; sie war im Grunde dauerhaft nur durch seine Anwesenheit zu festigen. Dieses Problem hat nach ihm alle deutschen Könige beschäftigt, die zur Erlangung der Kaiserkrone über die Alpen zogen. Durch die oft jahrelange Abwesenheit der Herrscher war den deutschen Feudalgewalten die Möglichkeit gegeben, ungestört eigene Interessen durchzusetzen, so daß die von Otto begründete Italienpolitik der deutschen Könige letztlich deren Zentralisierungspolitik im deutschen Feudalstaat behinderte. Noch einen dritten Italienzug hat Otto unternommen, der ihn fast sechs Jahre, von 966 bis 972, südlich der Alpen festhielt. Ziel war dieses Mal die Eroberung der Fürstentümer Benevent, Capua und Salerno im südlichen Italien. Das rief jedoch den byzantinischen Kaiser auf den Plan, gegen dessen Ansprüche sich die Unternehmungen Ottos richteten. Der Basileus begriff sich ebenfalls als Kaiser der Römer und betrachtete daher Ottos Kriegszug mit mehr als zwiespältigen Gefühlen. Die beiderseits eingeleiteten Verhandlungen scheiterten zunächst. Auch Ottos militärische Operationen führten zu keinem Ergebnis. Erst ein Thronwechsel in Byzanz leitete erneute Verhandlungen ein, die mit der Anerkennung von Ottos Kaisertum sowie der Zusage endeten, seinem Sohn Otto II., der Weihnachten 967 vom Papst zum Mitkaiser gekrönt worden war, eine byzantinische Prinzessin als Gemahlin zu schicken. Im April 972 wurden in der Peterskirche in Rom Otto II. und Theophanu, so der Name der Braut, vermählt. Otto, der nunmehr im 60. Lebensjahr stand - für die damaligen Verhältnisse ein alter Mann - , drängte nach der langen Abwesenheit nach Hause. Im August

Vom regnum Teutonicum

Siegelbild Heinrichs I. an der Urkunde vom 22. April 922

49

Krypta der Quedlinburger Stiftskirche, Begräbnisstätte Heinrichs I. und Mathildes

Figuren im Magdeburger Dom, vermutlich Otto I. und Edgith

Vom regnum Teutonicum

Otto I. mit dem Modell des Magdeburger Doms vor dem thronenden Christus. Elfenbeinrelief, um 970 Sarkophag Ottos II. in den Vatikanischen Grotten, Rom, um 983

Otto II. und Theophanu, von Christus gesegnet. Elfenbeinrelief, 982/83

Karolingiscbes Oktogon des Aachener Münsters

Pfalzkapelle des Aachener Münsters mit dem Marmorthron Karls des Großen

Otto III. auf dem Thron. Miniatur aus dem Reicbenauer Evangeliar des Kaisers, um 998

Vom regnum Teutonicum ...

Heinrich II. zwischen zwei Bischöfen. Miniatur aus dem Pontificale von Seeon, 1012/14

JJ

Vom regnum Teutonicum

! 1 S 6 &

Z^mmmaaL Bamberger Dom

Vom regnum Teutonicum

Stifterfiguren im Bamberger Dom: Heinrich II. und Kunigunde

J9

бо

Vom regnum Teutonicum

Stammbaum der Salier: Konrad II. thronend, Heinrich III., Heinrich IV. und Adelheid, Heinrich V. und Konrad. Miniatur aus der Weltchronik des Ekkehard von Aura, um 1130

Vom regnum Teutonicum



61

в

WBвЩ

Heinrich III. empfängt eine Handschrift. Miniatur aus dem Perikopenbuch, 1039/43 Kaiserpfalz Goslar

6z

Vom regnum Teutonicum

Dom zu Speyer und Krypta

Vom regnum Teutonicum ...

6)

Heinrich IV. mit seinen Söhnen Heinrich V. und Konrad. Miniatur aus dem Evangeliar Heinrichs V., 1106/11 Heinrich V. erhält von Papst Paschalis II. die Reichsinsignten. Miniatur aus der sog. Kaiserchronik des Ekkehard von Aura, 1. Hälfte 12. Jh.

64

Vom regnum Teutonicum

Stammbaum der deutschen Könige bis zu den Staufern aus der Kölner Königschronik des Klosters St. Panthaleon, 1. Hälfte 13. Jh.

Otto I. des gleichen Jahres kehrte die gesamte kaiserliche Familie nach Sachsen zurück. Noch einmal hielt Otto in seiner Pfalz Quedlinburg Ostern 973 einen glänzenden Hoftag ab, zu dem Gesandte aus zahlreichen Ländern Europas und aus Byzanz erschienen. Ein bedeutendes Ergebnis brachte diese Versammlung: die Errichtung des dem Erzbistum Mainz unterstellten Bistums Prag als eines wichtigen Stützpunktes für die ottonische Expansionspolitik gegen die Slawen. Wenige Wochen später, am Abend des 7. Mai 973, ist Kaiser Otto I. nach einer kurzen fiebrigen Erkrankung in seiner Pfalz Memleben gestorben. In Magdeburg, seinem Lieblingsaufenthaltsort, wurde er im Dom, wo bereits seine erste Frau Edgith ruhte, beigesetzt. Noch heute steht dort im Chor hinter dem Altar sein steinerner Sarkophag. Bereits zu seinen Lebzeiten hat man Otto I. den Beinamen »der Große« gegeben. Besitzt er tatsächlich in der Geschichte einen derart herausragenden Platz? Was ist die Bilanz seiner Herrschertätigkeit? Unter seiner Herrschaft wurde der Integrationsprozeß der in seinem Reiche vereinigten späteren deutschen Stämme, der Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben und Lothringer, wesentlich vorangetrieben, so daß sich der ottonische allmählich zum deutschen Feudalstaat wandelte, wie er uns am Anfang des n.Jh. entgegentritt. Wesentlichen Anteil an dem Prozeß der Festigung des ottonischen Staates hatte das Reichskirchensystem in seiner unter Otto I. weiterentwickelten spezifischen Form der fränkisch-karolingischen Grundlagen. Nach dem Scheitern anderer Versuche, besonders familienpolitischer, gelang es ihm - unter Ausnutzung der an einem zentralisierten Staat interessierten Kirche und ihrer Umwandlung in eine Reichskirche durch die Übertragung staatlicher Funktionen - , die Macht der Herzöge zu brechen und sie zu unterwerfen. Damit gingen auch die das Land erschütternden, für die Bevölkerung Angst und Verwüstung mit sich bringenden Kämpfe der großen Feudalherren und ihrer Fraktionen zu Ende, und das Land trat in eine Phase der relativen inneren Ruhe. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß Otto durch seine Ostexpansion, die auf Unterwerfung und Integration der slawischen Stämme in den werdenden deutschen Staat und damit gegen deren eigene staatliche Entwicklung gerichtet war, anderen Völkern diese Ruhe durchaus genommen hat. Die von Otto begonnene Italienpolitik, die zur Kaiserkrönung und zur Einbindung des regnum Italiae in den deutschen Feudalstaat führte, begründete die im ganzen verhängnisvolle Italienpolitik der deutschen Könige während des Mittelalters, welche sich letztlich negativ auf die Stellung der Zentralgewalt im deutschen Reichsgebiet auswirkte. So ist Ottos Werk durchaus von zwiespältigem Charakter. Ottos Leistung wird es aber bleiben, der Ausbildung des deutschen Feudalstaates und in ihm des deutschen Volkes entscheidend auf den Weg geholfen zu haben. Insofern trägt er auch nach den Maßstäben unserer Geschichtsschreibung den Namen »der Große« zu Recht.

66

O T T O II. 973-983

Glücklich war seine Jugend, jedoch am Ende seines Lebens suchte ihn Unglück heim (Thietmar von Merseburg)

»Gerade habe ich Elender die Besten meines Reiches verloren. Getrieben von diesem Schmerz werde ich weder diese Länder wieder betreten noch ihre Freunde Wiedersehen. So laßt uns Rossano anlaufen, wo meine Frau meine Ankunft erwartet. Wir wollen sie und das Geld, wovon ich eine gewaltige Menge habe, abholen und Euren Kaiser aufsuchen.« Kaiser Otto II. soll diese, ihm von dem Chronisten Thietmar von Merseburg in den Mund gelegten Worte an den Befehlshaber eines byzantinischen Schiffes gerichtet haben, das er, in letzter Sekunde dem Feind entkommen, schwimmend und nur mit Mühe erreichen konnte. Der junge Kaiser war in diese mißliche Lage geraten, nachdem sein Heer am ij.Juli 982 in Süditalien bei Kap Colonne, in der Nähe von Cotrone, eine emp-

Otto II. findliche Niederlage im Kampf gegen die Sarazenen erlitten hatte. Dabei verlief die Schlacht für Otto zunächst erfolgreich. Eine Abteilung des Gegners, die von dem Emir Abul Quasim geleitet wurde, konnte besiegt werden. Der Emir fiel. Doch sammelten sich die Sarazenen, durch Reservetruppen verstärkt, erneut und überfielen das sorglos weitermarschierende Heer, das fast vollständig vernichtet wurde. Otto II. konnte gerade noch fliehen, entrann einer drohenden byzantinischen Gefangenschaft aber nur durch List: Nachdem er die Griechen mit dem Hinweis auf die reiche Beute bewegen konnte, vor Rossano zu ankern, sprang der Kaiser von Bord und gelangte unversehrt ans Ufer, wo ihn seine Frau Theophanu mit dem zweijährigen Sohn Otto erwartete. Das Desaster von Cotrone war die erste große militärische Niederlage der Ottonen in Italien. Wenn auch die geschwächten Sarazenen den Sieg nicht ausnutzen konnten und sich vom süditalienischen Festland zurückzogen, gelang es dem Kaiser dennoch nicht, in Unteritalien eine dauerhafte Herrschaft zu errichten. Die frühfeudale Expansion des Ottonenreiches war damit an ihre Grenzen gestoßen. Der Feldzug Ottos II. nach Apulien und Kalabrien richtete sich nicht nur und vielleicht nicht einmal in erster Linie gegen die von Sizilien aus vordringenden Sarazenen. Bereits seit einiger Zeit hatten sich die Beziehungen des Kaisers zu Byzanz, wo 976 mit Basileios II. eine neue Dynastie an die Macht gekommen war, verschlechtert. Während des Feldzuges nach Unteritalien hat Otto im März 982 seinen Titel geändert und nannte sich nun nicht mehr einfach Kaiser, sondern »Romanorum imperator augustus« - Kaiser der Römer. Kaiser der Römer zu sein, hatten bisher allein die byzantinischen Herrscher beansprucht. Der neue Titel war daher eine politische Demonstration. Otto erhob Anspruch auf die in Süditalien noch verbliebenen byzantinischen Besitzungen. Er griff damit die Tradition des römischen Kaisertums auf, ging aber durch die Konfrontation mit Byzanz über die Italienpolitik seines Vaters hinaus. Otto II. wurde 955 als viertes Kind Ottos I. und seiner zweiten Frau Adelheid geboren. 961 gehörte es dann zu den Vorbereitungen Ottos des Großen auf seinen Italienzug, daß er den noch nicht sechs Jahre alten Sohn zum König wählen und krönen ließ. Otto war zu dieser Zeit der einzige noch lebende Sohn aus den beiden Ehen seines Vaters. Der vorehelich geborene älteste Sohn des Kaisers, Wilhelm, hatte seit 954 das Mainzer Erzbistum inne. In seine Obhut wurde der königliche Knabe 961 und auch 966, als der Vater erneut nach Italien zog, gegeben. Über die Tatsache hinaus, daß im Namen des jungen Königs bereits mehrere Urkunden ausgestellt wurden - die erste noch 961 für das Servatius-Stift in Quedlinburg ist aus dieser Zeit wenig über Ottos Ausbildung und Vorbereitung auf die Königsherrschaft überliefert. Als seine Lehrer werden der Kapellan und spätere Bischof von Meißen, Volcold, sowie der St. Galler Mönch Ekkehard II. genannt. 967 hielt Otto in Worms seinen ersten

68

Vom regnum Teutonicum.

Gerichtstag ab, wobei er »Klugheit« bewiesen und »Nachsicht« gezeigt haben soll. Noch im selben Jahr erreichte den Hof ein Schreiben aus Italien, in dem der Kaiser und Papst Johannes XIII. Otto einluden, mit ihnen das kommende Weihnachtsfest in Italien zu feiern. Diese Feier wurde mit der Kaiserkrönung verbunden. Wie Karl der Große im Jahre 800, wurde Otto II. 967 am 25. Dezember vom Papst in Rom gekrönt. Ebenfalls in Rom fand am 14. April 972 die Hochzeit Ottos II. mit der Byzantinerin Theophanu statt. Eine kunstvolle Ausfertigung der Heiratsurkunde für Theophanu - ein bedeutendes Zeugnis ottonischer Kunst - ist überliefert. Otto der Große hatte damit, nun auf dem Höhepunkt seiner Macht stehend, die Nachfolgefrage geregelt und die Kontinuität der Königsherrschaft im ottonischen Hause gesichert. Als er am 7. Mai 973 starb, vollzog sich Ottos Regierungsantritt nach zwölf Jahren Mitregentschaft scheinbar problemlos: Bereits am folgenden Tage huldigten ihm die am Hofe weilenden Fürsten in Memleben an der Unstrut. Doch im selben Jahr kam es zu einer ersten Auseinandersetzung zwischen dem achtzehnjährigen Kaiser und dem nur wenig älteren Herzog Heinrich von Bayern, den spätere Quellen nicht zu Unrecht »rixosus« - der Zänker - nennen. Mit dem Vetter Ottos II. war es zu Differenzen über die Neubesetzung des Augsburger Bischofsstuhles und über die Vergabe des Herzogtums Schwaben gekommen. In Verbindung mit den Herzögen Boleslav II. von Böhmen und Mieszko von Polen zettelte der ehrgeizige bayerische Herzog eine Verschwörung an, die der Kaiser bald ohne militärische Auseinandersetzung niederschlagen konnte. Dem inhaftierten Bayernherzog gelangen aber schon nach kurzer Zeit die Flucht und 976 eine erneute Erhebung. Dieser Aufstand erwies sich als weit gefährlicher als der erste. An ihm beteiligten sich auch Angehörige mächtiger sächsischer Adelsfamilien, wie der Wettiner und Billunger. Der Kaiser handelte entschlossen. Er zog mit einem Heer nach Bayern und belagerte Regensburg, was den Zänker zwang, nach Böhmen zu fliehen. Otto schritt nun zu einer tiefgreifenden Umgestaltung der politischen Verhältnisse im Südosten des Reiches: Das Herzogtum Bayern vergab er an Otto von Schwaben. Davon abgetrennt wurde Kärnten, das als eigenes Herzogtum an einen Luitpoldinger kam. Die bayerische Ostmark, das spätere Österreich, wurde einem Babenberger übergeben. Damit stärkte Otto II. aufstrebende bayerische Adelsgeschlechter, um die Macht des bayerischen Herzogs zu schwächen. Doch bereits ein Jahr später, 977, kehrte Heinrich der Zänker aus dem böhmischen Exil zurück und organisierte gemeinsam mit Heinrich von Kärnten und Bischof Heinrich von Augsburg den »Aufstand der drei Heinriche«. Auch er wurde niedergeschlagen, als das von den Aufständischen besetzte Passau einer Belagerung durch das kaiserliche Heer nicht standhalten konnte. Heinrich der Zänker mußte nun bis zum Tode Ottos II. in Gefangenschaft bleiben. Zu Be-

Otto II.

69

ginn der Herrschaft des unmündigen Ottos III. sollte er jedoch noch einmal ein gefährlicher Gegner des Königs werden. Konnte der Kaiser seine Herrschaft im Südosten des Reiches konsolidieren, so war er wenig später gezwungen, auch in Lothringen militärisch einzugreifen. Seit 973 versuchten hier die Söhne Reginars III., dessen Besitz 958 unter Otto I. konfisziert worden war, vom westfränkisch-französischen Reich aus operierend, ihr väterliches Erbe zurückzugewinnen. Der Kaiser wollte das Problem durch eine politische Entscheidung lösen: Er erstattete den Reginar-Söhnen ihren Besitz zurück und ernannte den Bruder des westfränkisch-französischen Königs Lothar, Karl, zum Herzog in Niederlothringen. Lothar, der mit seinem Bruder zerstritten war, sah darin einen Affront und fiel 978 in Lothringen ein. Der Angriff erfolgte überraschend und mit starken Kräften. Otto, der sich in der karolingischen Kaiserpfalz Aachen aufhielt, wäre beinahe in die Hände Lothars gefallen und konnte gerade noch entkommen. Der Chronist Richer von Saint Remy schildert diesen Überfall sehr plastisch: »Die königlichen Tische wurden umgeworfen, die Speisevorräte von den Troßknechten geplündert, die königlichen Insignien aus den inneren Räumen geraubt und fortgetragen. Den eisernen Adler, der auf dem Giebel der Pfalz von Karl dem Großen in fliegender Stellung aufgerichtet worden war, drehten sie nach Osten, denn die Germanen hatten ihn nach Westen gedreht, um so auf feine Art anzuzeigen, daß die Gallier durch seinen Flug einmal besiegt werden könnten.« Dieser überlieferte symbolische Akt sollte den Anspruch Lothars auf Lothringen manifestieren. Das weitere militärische Vorgehen des westfränkisch-französischen Königs in Lothringen verlief jedoch erfolglos. Lothar fand offenbar nicht genügend Unterstützung beim lothringischen Adel, so daß er nach einer vergeblichen Belagerung von Metz sein Heer entlassen mußte. Die Antwort des Kaisers auf den Überfall war eine förmliche Kriegserklärung, der sich ein Vergeltungsfeldzug im Herbst 978 anschloß. Ein großes Heer drang unter Ottos Führung bis Paris vor und zerstörte auf dem Wege dorthin die Pfalzen Attigny und Compiegne. Die Belagerung mußte indes ergebnislos abgebrochen werden, da König Lothar bei seinem Rivalen, dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien, in dieser Krisensituation Unterstützung fand. Doch war Lothar gezwungen, im Mai 980 im Grenzort Margut bei Ivois die Zugehörigkeit Lothringens zum ottonischen Reich anzuerkennen. Die Reichsgrenze vermochte der Kaiser auch im Norden zu sichern, wo es ihm gelang, die Expansion des dänischen frühfeudalen Staates unter seinem König Harald Blauzahn abzuwehren. Nachdem Otto II. in den ersten sieben Jahren seiner Herrschaft durch die feudalen Machtkämpfe im deutschen Reichsgebiet und die Auseinandersetzungen an dessen Grenzen in Anspruch genommen war, hielt er Ende 980 die Zeit für gekommen, eine aktive Kaiserpolitik zu betreiben. Den Anlaß für den Ita-



Vom regnum Teutonicum.

lienzug gab offenbar ein Hilfeersuchen Papst Benedikts VII., über das allerdings nur eine relativ späte Quelle informiert. Nach dem Tode Ottos I. war es in Rom zum Sturz Papst Benedikts VI. gekommen, den sein durch das römische Adelsgeschlecht der Crescentier eingesetzter Nachfolger Bonifaz VII. in der Engelsburg strangulieren ließ. Der kaiserlichen Partei gelang es zwar bald, Bonifaz aus Rom zu vertreiben und einen neuen Papst, Benedikt VII., einzusetzen, doch vermochte sich Bonifaz Mitte 980 erneut in Rom zu behaupten. Der Kaiser brach im Herbst mit der Kaiserin und seinem im Sommer des Jahres geborenen Sohn Otto nach Italien auf. Hier feierte er in Ravenna das Weihnachtsfest zusammen mit dem aus Rom vertriebenen Papst Benedikt VII. Im Gefolge Ottos war der wegen seiner Gelehrsamkeit namhafte Magdeburger Domscholaster Ohtrich, der etwa seit 978 in der kaiserlichen Hofkapelle tätig war, mit über die Alpen gezogen. Zwischen ihm und dem wohl berühmtesten Gelehrten seiner Zeit, Gerbert von Aurillac, fand in Ravenna ein Streitgespräch statt, das der an wissenschaftlichen Fragen interessierte Kaiser selbst leitete. Der Meinungsstreit, der Fragen der Einteilung der Philosophie bzw. der Wissenschaften allgemein, der Kausalität und andere wissenschaftliche Probleme zum Gegenstand hatte, fand vor einem größeren Gelehrtenkreis statt. Nach Richer von Saint Remy, der freilich nicht selbst anwesend war und für seine literarischen Ambitionen bekannt ist, soll Otto folgende Worte an die Versammelten gerichtet haben: »Das menschliche Wissen vervollkommnet sich meiner Meinung nach durch häufiges Nachdenken und durch Übung, wenn das Wesen der Dinge wohlgeordnet von gelehrten Männern in verständlichen Worten vorgebracht wird. Denn werden wir durch Muße allzuoft träge, so werden wir durch die Fragen anderer sogleich zu nützlichem Nachdenken angeregt. Auf diese Weise haben die gelehrtesten Männer die Wissenschaft entwickelt und in Büchern überliefert uns zur rühmlichen Nachfolge überlassen. Laßt uns daher mit solchen Problemen beschäftigen, durch welche auch ein vorzüglicher Geist zu größerer Einsicht geführt wird.« Der Meinungsstreit dauerte einen ganzen Tag und wurde letztlich von Otto beendet, ohne daß einer der beiden Konkurrenten zum Sieger erklärt wurde. Gerbert von Aurillac erhielt später vom Kaiser die italienische Abtei Bobbio zugesprochen, während sich Otto II. gegen Ohtrich entschied, als 981 ein Nachfolger für den verstorbenen Erzbischof Adalbert von Magdeburg gesucht wurde. Der Magdeburger Domklerus hatte seinen ehemaligen Scholaster bereits gewählt. Doch gebrauchte Otto entschieden sein Investiturrecht und ernannte den Merseburger Bischof Giselher bei gleichzeitiger Auflösung des kleinen ostsächsischen Bistums Merseburg zum Erzbischof von Magdeburg. Von Oberitalien aus begab sich Otto nach Rom, wo er Benedikt VII. wieder zum Papstthron verhalf. Hier in Rom faßte Otto im Sommer 981 den Entschluß, Unteritalien von den Sarazenen zu befreien und dabei auch die dortigen byzan-

Otto II. tinischen Besitzungen zu erobern, was ihm die empfindliche Niederlage in der Schlacht bei Cotrone einbrachte. Im Zusammenhang mit diesem Feldzug ist ein undatiertes Verzeichnis über die Anforderung von Panzerreitern überliefert. Bei der Liste handelt es sich offenbar um eine Nachforderung des Kaisers, die mehr als 2000 Panzerreiter betrifft, denen noch ein wesentlich zahlreicherer Troß zuzurechnen ist. Von der Bedeutung des ottonischen Reichskirchensystems auch auf militärischem Gebiet zeugt, daß Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte dem Kaiser über zwei Drittel der geforderten Panzerreiter stellen mußten. Die Niederlage von Cotrone hat die Herrschaft Ottos II. in Oberitalien und in Rom nicht erschüttert. Die deutschen Fürsten verlangten aber eine Beratung mit dem Kaiser, und auf ihren Wunsch fand Pfingsten 983 eine Reichsversammlung in Verona statt. Hier gelang es Otto, die deutschen und italienischen Fürsten zu bewegen, die kaiserliche Politik zu bestätigen und seinen noch keine drei Jahre alten gleichnamigen Sohn zum König zu wählen. Gleichzeitig vergab er die 982 durch den Tod Herzog Ottos frei gewordenen Herzogtümer Bayern und Schwaben neu. Bayern erhielt der aus der Verbannung zurückgerufene Luitpoldinger Heinrich, dem Otto wegen seiner Beteiligung am »Aufstand der drei Heinriche« 978 das Herzogtum Kärnten entzogen hatte. In dieser Entscheidung hat man ein Zeichen dafür gesehen, daß der Kaiser nach der Niederlage in Süditalien zu Zugeständnissen an die großen Feudalgewalten im deutschen Reichsgebiet gezwungen war. Weit größere Rückschläge als in Italien mußte Otto II. im Osten des Reiches hinnehmen. Einer Erhebung der Dänen, denen Herzog Bernhard von Sachsen entgegentreten konnte, folgte im Juni 983 der Aufstand der Lutizen östlich von Elbe und Saale, dem sich später auch die Obodriten anschlossen. Vor allem den im Lutizenbund vereinigten Stämmen gelang es, die sächsischen Eroberer wirksam zu bekämpfen. Die slawischen Verbände zerstörten Havelberg und Brandenburg, plünderten Hamburg und »setzten den Unsrigen wie flüchtigen Hirschen nach, denn aufgrund unserer Missetaten hatten wir Angst, sie aber starken Mut« - wie der Chronist und sächsische Bischof Thietmar dazu notiert. Der erfolgreiche Aufstand ermöglichte den Elbslawen eine etwa 150 Jahre andauernde unabhängige Entwicklung, da die unter den Nachfolgern Ottos II. unternommenen Versuche, die verlorengegangenen Gebiete östlich der Elbe zurückzugewinnen, fehlschlugen. Otto hat nichts mehr gegen die aufständischen Elbslawen unternommen. Er blieb in Italien und ist wahrscheinlich sogar noch einmal nach Apulien gezogen. Am 7. Dezember 983 verstarb der Kaiser im Alter von nur 28 Jahren in Rom. Über die Todesursache besteht keine völlige Klarheit. Nach einigen Quellen starb er am Fieber - also an der Malaria. Richer von Saint Remy berichtet über

7Z

Vom regnum Teutonicum.

unaufhaltsames Darmbluten infolge einer Arzneimittelüberdosis. Es ist daher gut möglich, daß Otto II. Opfer einer Gewaltkur gegen die Malaria geworden ist. Er wurde als einziger mittelalterlicher Kaiser in Rom, in der Vorhalle der Peterskirche, beigesetzt. Über die äußere Erscheinung Ottos informieren die Quellen unzureichend. Von eher kleiner Statur, verfügte er nach Aussage Thietmars von Merseburg über große Körperkraft und ein impulsives Wesen. Richer beschreibt ihn als einen tatkräftigen König, als einen »Mann von großem Geist, voll Rechtschaffenheit und dermaßen in der Wissenschaft bewandert, daß er in Diskussionen nicht nur sachgerecht Fragen aufwerfen, sondern sie auch glaubhaft zu beantworten verstand«. Ottos II. Politik war auf eine festere Verbindung der deutschen und italienischen Teile seines Reiches gerichtet. Das kommt nicht zuletzt in der Königserhebung seines gleichnamigen Sohnes zum Ausdruck, den er in Italien von deutschen und italienischen Feudalherren wählen und in Aachen von einem deutschen und einem italienischen Erzbischof krönen ließ. Otto II. hat die Italien- und Kaiserpolitik seines Vaters fortgesetzt und durch das starke Engagement in Unteritalien und die damit verbundene Konfrontation mit Byzanz noch gesteigert. Doch die Eroberung Süditaliens scheiterte, das Heer Ottos erlitt eine vernichtende Niederlage. Die Expansion des ottonischen frühfeudalen Großreichs war 982 an ihre Grenzen gestoßen und erhielt im folgenden Jahr östlich der Elbe einen noch empfindlicheren Rückschlag.

73

OTTO III. 983-1002

Erneuerung des Reiches der Römer (Umschrift des Bleisiegels Ottos III.)

Aachen, die bevorzugte Pfalz Karls des Großen und der Krönungsort Ottos I., war im Mai des Jahres 1000 Schauplatz eines ungewöhnlichen Ereignisses. Der jugendliche Kaiser Otto III. ließ in aller Stille in der Pfalzkapelle nach Karls verschollenem Grab suchen. Als es dann wahrscheinlich unter einem Thron vor dem Westportal der Marienkapelle gefunden wurde, befahl er, die Gruft zu öffnen, und nahm ein goldenes Halskreuz sowie Stücke von den noch nicht vermoderten Gewändern des bewunderten Imperators an sich. In den Hildesheimer Annalen wurde Otto deshalb des Sakrilegs bezichtigt. Mehr Verständnis zeigte dagegen der Bischof und Chronist Thietmar von Merseburg, der die Öffnung des Grabes als eine der Maßnahmen Ottos III. zur Erneuerung der alten

74

Vom regnum Teutonicum.

römischen Bräuche kennzeichnete. Die Verehrung Karls durch Otto III. war ebenso wie die Berufung auf antike und byzantinische Gewohnheiten tatsächlich Bestandteil seiner auf die Erneuerung des Römischen Reiches gerichteten politischen Konzeption. Doch gelang es dem jungen Kaiser wirklich, an die erfolgreiche Politik des von ihm hochgeschätzten Franken und die seines eigenen Großvaters Otto I. anzuknüpfen, die es beide verstanden hatten, die Stellung des Königtums zu festigen und partikularen Bestrebungen entgegenzutreten? Zum König wurde Otto bereits 983 von deutschen und italienischen Fürsten auf einer Reichsversammlung zu Verona gewählt. Der im Sommer 980 bei Kleve geborene einzige Sohn Ottos II. und der Byzantinerin Theophanu war zu diesem Zeitpunkt knapp drei Jahre alt. An eine selbständige Ausübung der Herrschaft, auch nur als Mitkönig an der Seite seines Vaters, war zu dieser Zeit natürlich noch nicht zu denken. Doch garantierte Otto II. auf diese Weise seinem Sohn die Nachfolge auf dem Königsthron. Der ungewöhnliche Ort der Königswahl und die Beteiligung italienischer Fürsten an ihr sollten die Position des Thronfolgers auch in Italien sichern und deuten das Streben des Kaisers an, die deutschen und italienischen Teile des Ottonenreiches fester miteinander zu verbinden. So ist auch die Beteiligung des ranghöchsten italienischen Kirchenfürsten, des Erzbischofs von Ravenna, an der Weihnachten desselben Jahres in Aachen erfolgten Krönung Ottos III. zu verstehen. Die mit weitgesteckten Zielen verbundene Nachfolgeregelung des Kaisers fand zu einer Zeit statt, in der die Expansion des Ottonenreiches stagnierte und sogar schwere Rückschläge hingenommen werden mußten: Im Juli 982 hatte das kaiserliche Heer in Süditalien - bei Cotrone - im Kampf gegen die Araber eine schwere Niederlage erlitten. Damit waren die auf die Eroberung Süditaliens zielenden Pläne gescheitert. Ein noch schwererer Rückschlag war im Osten des Reiches gefolgt. Begünstigt durch die Ferne des Kaisers und die Bindung der Streitkräfte in Italien, hatten sich hier im Sommer 983 die elbslawischen Lutizen und Obodriten gegen die vornehmlich von Sachsen ausgegangene Eroberung und feudale Ausbeutung erhoben. Weite Gebiete östlich der Elbe gingen dem Reich wieder verloren - die Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg wurden von den um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Elbslawen zerstört. In dieser für das Königtum schwierigen Lage starb noch vor der Krönung seines Sohnes in Aachen Kaiser Otto II. im Alter von nur 28 Jahren. Für den königlichen Knaben mußte nun ein Vormund bestellt werden. Mit der Vormundschaft verbanden sich weitreichende Einflußmöglichkeiten auf die Politik der Zentralgewalt. Daher kann es nicht verwundern* daß sofort ein Streit um diese wichtige Position ausbrach und von verschiedener Seite Ansprüche angemeldet wurden. Die Initiative ergriff der langjährige Gegner Ottos II., Heinrich, ge-

Otto III.

7/

nannt der Zänker. Der Verwandte des Kaisers war nach mehreren Aufständen seines bayerischen Herzogtums enthoben und 978 nach Utrecht verbannt worden. Nach Ottos II. Tod konnte er aus seiner Verbannung zurückkehren und die Herausgabe des kleinen Ottos erreichen, dessen Mutter und Großmutter sich noch in Italien aufhielten. Ansprüche auf die Vormundschaft stellte aber auch noch ein weiterer Verwandter Ottos II., der westfränkisch-französische König Lothar. Hinter beiden standen verschiedene Adelsfraktionen. Der Großteil der Bischöfe unterstützte zunächst Heinrich den Zänker, während sich der Erzbischof von Reims und Herzog Karl von Niederlothringen für Lothar einsetzten. Als sich Heinrich dann aber Ostern 984 in Quedlinburg von seinen Anhängern sogar selbst zum König wählen ließ, erstarkte eine dritte Gruppierung um den Erzbischof Willigis von Mainz. Willigis, dem sich besonders sächsische Feudalherren angeschlossen hatten, gelang schließlich auf dem Hoftag zu Rara (wohl Rohr bei Meiningen) die Übergabe Ottos III. an seine Mutter Theophanu, die nun zusammen mit ihrer Schwiegermutter, der Kaiserin Adelheid, die Reichsregierung ausübte. Die politische Krise im Innern des Reiches konnte damit beendet werden. Gestützt auf Erzbischof Willigis von Mainz und weitere Repräsentanten der Reichskirche, betrieb Theophanu, die die Kaiserin Adelheid bald vom Hof verdrängt hatte, eine umsichtige und erfolgreiche Politik, die eine Schwächung der ottonischen Zentralgewalt während der langen Zeit der Unmündigkeit Ottos III. verhinderte. Seit 988 hat sie auch in die Verhältnisse in Italien eingegriffen. Nachdem sie zunächst eine Kanzlei für Italien eingerichtet hatte, begab sich Theophanu 989 selbst nach Rom und nahm dort dem Kaiser zustehende Rechte souverän wahr. In Urkunden läßt sie sich als »von Gottes Gnaden Kaiserin«, ja sogar als »Theophanius von Gottes Gnaden Kaiser« bezeichnen. Die vormundschaftliche Regierung der begabten Byzantinerin währte jedoch nicht mehr lange, da sie bereits im Jahre 991 verstarb. Ihre Stelle nahm nun die inzwischen bereits 60jährige Großmutter Ottos III. - die Kaiserin Adelheid - ein, die ebenfalls von Willigis von Mainz und anderen geistlichen Fürsten unterstützt wurde. Im September 994 wurde Otto mit 14 Jahren mündig. Urkunden in seinem Namen und mit seinem eigenhändigen Vollziehungsstrich sind bereits seit Oktober 984 ausgestellt worden, doch konnte zu diesem Zeitpunkt von einer Einflußnahme des Knaben auf die Regierungstätigkeit freilich keine Rede sein. Die sorgfältige Ausbildung des begabten und »schönen Knaben« - wie seine äußere Erscheinung in einer Ergänzung zur Chronik Thietmars von Merseburg charakterisiert wird - durch Bernward, den späteren Bischof von Hildesheim, den Griechen Johannes Philagathos u. a. sowie die schrittweise Einbeziehung in die Arbeit der vormundschaftlichen Regierung belegen die systematischen Bemühungen, Otto zur selbständigen Herrschaftsausübung zu befähigen. Die-

Vom regnum Teutonicum. ser hat sich nach der Übernahme der Regierung auch bald von dem Einfluß der Kaiserin Adelheid befreit, die sich vom Hof zurückzog und 999 im Kloster Selz verstarb. In den ersten Jahren seiner selbständigen Herrschaft verfolgte Otto III. eine Reichspolitik, die sich am ottonischen Vorbild orientierte. Zahlreiche Königsurkunden wurden zugunsten des von Otto I. gegründeten Erzbistums Magdeburg ausgestellt. Ein 995 mit böhmischen und polnischen Hilfstruppen gegen die Obodriten und Lutizen unternommener Feldzug endete erfolglos, was der Quedlinburger Annalist resigniert so festhält: »König Otto III. fiel mit einem großen Heer in das Land der Obodriten und Wilzen (Lutizen) ein, verwüstete es durch Brand und Raub, konnte ihre Erhebung aber in keiner Weise unterdrücken.« Die seit 983 durch den Unabhängigkeitskampf der Elbslawen verlorengegangene feudale deutsche Herrschaft über große Teile des sich zwischen Elbe und Oder erstreckenden Gebietes konnte nicht wieder aufgerichtet werden. Einem Vergeltungszug gegen die Heveller, die 997 die an der Elbe gelegene Arneburg erstürmt und vernichtet hatten, Schloß sich ein Gegenzug der Slawen an. Otto war daraufhin gezwungen, die entstandene Lage de facto anzuerkennen. Die mit den Elbslawen geführten Kriege Ottos waren somit beendet, und für die slawischen Stämme trat eine etwa 150 Jahre währende Periode der politischen Unabhängigkeit ein. Bereits in der Zeit der vormundschaftlichen Regierung hatte sich gezeigt, daß Repräsentanten der Reichskirche, Erzbischöfe und Bischöfe, zu den verläßlichsten Stützen der Zentralgewalt zählten. Das im wesentlichen von Kaiser Otto I. und seinem Bruder Brun, dem Erzbischof von Köln, begründete ottonische Reichskirchensystem hatte sich so auch in einer Krisenzeit bewährt. Voraussetzung für sein Funktionieren als Stütze der Königsherrschaft war die Verfügungsgewalt des Königs über die Erzbistümer und Bistümer des Reiches, die letztliche Entscheidung über ihre personelle Besetzung. Otto III. war sich dessen wohl bewußt, denn schon kurze Zeit nach Übernahme der selbständigen Herrschaft hat er hier unmißverständliche Zeichen gesetzt. Als der inzwischen wieder in den Besitz seines bayerischen Herzogtums gelangte Heinrich der Zänker nach dem Tod Bischof Wolfgangs von Regensburg im Oktober 994 die Wahl eines von ihm begünstigten Nachfolgers durchsetzte, verweigerte Otto diesem die Anerkennung. Er ernannte mit dem aus seiner Hofkapelle stammenden Gebhard selbst einen Bischof, der sich schließlich in Regensburg auch durchsetzen konnte. Daß es sich hierbei um eine prinzipielle Entscheidung, um die bewußte Wahrnehmung herrschaftlicher Rechte durch den jungen König handelte, zeigt sein ganz ähnliches Verhalten bei der 995 notwendig gewordenen Neubesetzung des Bistums Cambrai. Auch hier konnte Otto die Anerkennung seines Kandidaten erzwingen. Doch schon bald sollte sich die Möglichkeit für einen Eingriff bedeutenderer

Otto III.

77

Art eröffnen. Bereits der Vater und der Großvater Ottos hatten den Papst in Rom als Glied der Reichskirche behandelt. Sie setzten selbst mehrere Päpste ein und beanspruchten prinzipiell das Recht der Entscheidung über die Nachfolge auf dem Stuhl Petri. Dabei mußten sie immer wieder den Widerstand stadtrömischer Adelsfamilien brechen, die ihre Angehörigen bzw. Parteigänger auf den Papstthron lancieren wollten. Auch der wegen Habsucht und Vetternwirtschaft bei Volk und Klerus in Rom wenig beliebte Johannes X V . mußte sich mit dem dortigen Adel auseinandersetzen und letztlich sogar vor dem Patricius Crescentius, dem Inhaber der weltlichen Macht in der Tiberstadt, aus Rom fliehen. Er wandte sich mit einem Hilferuf an Otto und forderte ihn auf, nach Italien zu ziehen. Seit November 995 bereitete Otto seine erste Romfahrt vor, die er im Frühjahr des folgenden Jahres von Regensburg aus antrat. Über den Brenner gelangte er in die oberitalienische Kapitale Pavia. Während er hier das Osterfest feierte und die Huldigung italienischer Fürsten entgegennahm, erreichte ihn die Nachricht vom Tod des Papstes. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nicht Kaiser war, wurde Otto daraufhin von Gesandten der Römer zur Einsetzung eines neuen Papstes aufgefordert. Der knapp Sechzehnjährige zögerte nicht und bestimmte seinen Verwandten Brun zum Papst. In Begleitung von Erzbischof Willigis von Mainz und Kanzler Hildibald nach Rom vorausgeschickt, wurde der aus der Hofkapelle Ottos hervorgegangene erste Papst deutscher Herkunft dort ohne Schwierigkeiten gewählt und geweiht. Wenig später, am 21. Mai 996, krönte Brun, der als Papst den Namen Gregor V. angenommen hatte, Otto III. in Rom zum Kaiser. Mehrtägigen Feiern Schloß sich eine Synode unter Leitung von Kaiser und Papst an, auf der erste Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden sichtbar wurden. Denn Gregor erwies sich durchaus nicht als Werkzeug des selbstbewußt auftretenden jungen Kaisers, und so kam es u. a. zu Auseinandersetzungen über päpstliche Herrschaftsrechte in einem Gebiet nordöstlich von Rom, der Pentapolis. Otto war nicht bereit, hier Zugeständnisse, die noch sein Großvater Otto I. gemacht hatte, zu wiederholen. Und so war wohl auch die Verstimmung zwischen weltlichem und geistlichem Oberhaupt Ursache für die nur kurze Dauer des ersten Romaufenthalts des Kaisers. Während dieser in das deutsche Reichsgebiet zurückzog, konnte sich der Papst in Rom ohne kaiserlichen Rückhalt nicht lange halten. Er wurde von dem wieder dominierenden Crescentius aus der Stadt vertrieben und konnte auch mit militärischer Unterstützung durch italienische Fürsten die Rückkehr nicht erzwingen. Crescentius ging sogar noch weiter und ließ in Rom einen Gegenpapst einsetzen. Dafür konnte er ausgerechnet Johannes Philagathos, den einstigen Griechisch-Lehrer Ottos, gewinnen, den der Kaiser nach Byzanz geschickt hatte, um dort für ihn - übrigens zunächst vergeblich - um die Hand einer Prinzessin anzuhalten. Das Ersuchen des aus Rom vertriebenen Papstes Gregor, erneut nach Italien zu kommen, stieß deshalb

Vom regnum Teutonicum. beim Kaiser nicht auf taube Ohren. Doch bewogen den Kaiser noch andere Gründe, nach relativ kurzer Zeit die »Ewige Stadt« wieder aufzusuchen. In den ersten beiden Jahren seiner selbständigen Regierung hat Otto die Bekanntschaft einer Reihe von Persönlichkeiten gemacht, die bedeutenden Einfluß auf die Neukonzipierung seiner Kaiserpolitik ausüben sollten. Auf der Synode in Rom 996 begegnete Otto dem gelehrten Franzosen Gerbert von Aurillac. Gerbert, der sich in Rom vergeblich um seine Anerkennung als Erzbischof von Reims bemühte, muß den jungen Kaiser dennoch beeindruckt haben. Als Otto die Tiberstadt verließ, finden wir ihn jedenfalls in seinem Gefolge. Er hat dann auch kurze Zeit in der kaiserlichen Kanzlei gewirkt und mehrere Briefe verfaßt, bevor er den Hof in der Lombardei verließ, um sich seinen Reimser Angelegenheiten weiter zu widmen. Der Erfolg blieb ihm dort jedoch versagt. Gerbert war daher froh, als ihn Otto Ende 996 bat, ihn in der griechischen und lateinischen Sprache sowie in den Wissenschaften, vor allem der Mathematik, zu unterrichten und ihn auch politisch zu beraten. Der bedeutendste Gelehrte seiner Zeit - Gerbert hatte über ein Jahrzehnt die berühmte Reimser Domschule geleitet und sich auf dem Gebiet der Arithmetik, Rhetorik, Astronomie und Musiktheorie einen Namen gemacht - trat spätestens am Jahresende 997 in die Hofkapelle ein. Vermutlich ebenfalls während seines ersten Italienzuges hat der Kaiser auch den Italiener Leo, den späteren Bischof von Vercelli, kennengelernt. Leo zeichnete sich durch herausragende rhetorische und juristische Fähigkeiten aus. Er hat als Kapellan Ottos und später noch als Bischof wichtige Urkunden des Kaisers abgefaßt und Gesetzestexte formuliert. Leo ist besonders für die Interessen der oberitalienischen Bischöfe eingetreten und hat die verstärkte Orientierung der kaiserlichen Politik auf Italien seit dem zweiten Romzug Ottos unterstützt. Schließlich lernte der junge Kaiser 996 den von ihm hoch verehrten Adalbert, den Bischof von Prag, kennen. Sowohl Adalbert als auch die italienischen Eremiten Nilus und Romuald machten ihn mit mystischen und asketisch strengen religiösen Vorstellungen vertraut, die in Westeuropa als Antwort auf eine weitgehend verweltlichte Kirche entstanden waren. Bei Otto III. verbanden sich diese Anschauungen mit klassischer Bildung und der Überzeugung von der Gottunmittelbarkeit seines Königtums und führten zu der Konzeption einer »Erneuerung des Reiches der Römer« auf christlicher Grundlage. Bereits einen Tag nach seiner Kaiserkrönung nannte Otto, der nun - wie bereits sein Vater, Otto II. - den Titel »Kaiser der Römer« (Romanorum imperator augustus) trug, die Römer vor den Franken, Bayern, Sachsen, Elsässern, Schwaben und Lothringern an erster Stelle einer Aufzählung der beherrschten Völkerschaften. Diese Rom zugedachte Vorrangstellung findet auch in einer um 1000 entstandenen Miniatur im berühmten Evangeliar Ottos III. aus der

Otto III.

79

Reichenauer Malschule ihren Ausdruck: Vier die beherrschten Reichsteile symbolisierende Frauengestalten huldigen Otto in der Reihenfolge Roma, Gallia, Germania und Sclavinia. Italien und das deutsche Reichsgebiet sollten die Hauptbestandteile des auf christlicher Grundlage erneuerten Römerreiches sein, Rom das Zentrum bilden. Die Devise »Renovatio imperii Romanorum«, die Otto als Umschrift auf seinen seit 998 von der kaiserlichen Kanzlei in Anlehnung an den byzantinischen Kaiser verwendeten Metallsiegeln anbringen ließ, trug durchaus programmatischen Charakter, wie die von Otto III. in den folgenden Jahren betriebene Politik bezeugt. Vor dem Aufbruch zu seinem zweiten Italienzug übertrug der Kaiser 997 seiner Tante Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, die Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte im deutschen Reichsteil für die Zeit seiner Abwesenheit. In Zusammenhang damit ist wohl ihre Ernennung zur »matricia« - eine Begriffsbildung in Analogie zum römischen patricius-Titel - zu sehen. Damit wäre hier erstmals die Praxis der Vergabe römischer bzw. griechischer Titel durch Otto bezeugt, bei der es sich ebenfalls um einen Ausdruck seiner neuen politischen Konzeption handelte. Ende 997 brach der Kaiser nach Italien auf, um seine Herrschaft in Rom erneut durchzusetzen und dem Papst Gregor militärische Hilfe zu leisten. Über Pavia und Ravenna ziehend, erreichte er mit einem großen militärischen Aufgebot und zahlreichem Gefolge um den 20. Februar 998 die Tiberstadt. Während sich Crescentius zunächst in der Engelsburg verschanzen konnte, suchte der Gegenpapst sein Heil in der Flucht. Doch konnte Johannes Philagathos in der Umgebung Roms von einer Abteilung des kaiserlichen Heeres gefangengenommen werden. Obwohl er vor dem Eintreffen Ottos seine Bereitschaft zum Rücktritt erklärt hatte, wurde er geblendet sowie an Ohren, Nase und Zunge verstümmelt. Nachdem ihm ein Prozeß gemacht und er der öffentlichen Verhöhnung preisgegeben worden war, fristete Philagathos noch ein paar Jahre ein trauriges Leben in einem römischen Kloster. Das harte Vorgehen des Kaisers gegenüber dem zum Verzicht bereiten Gegenpapst erklärt sich wohl aus dem Zorn über den politischen Verrat des ehemaligen Lehrers und Vertrauten. Dennoch soll der Kaiser diese Grausamkeiten später bereut haben. Crescentius konnte sich noch über zwei Monate in der schwer einzunehmenden Engelsburg halten. Als dann aber ein mit Hilfe von Belagerungsmaschinen unter Leitung des militärisch erfahrenen Markgrafen Ekkehard von Meißen geführter Angriff erfolgreich verlief, fiel auch Crescentius in die Hände des Kaisers. Ihn ereilte ebenfalls ein abschreckendes Strafgericht: Nach der Hinrichtung durch das Schwert wurde seine Leiche von den Mauern der Engelsburg gestürzt und dann an einem Balkenkreuz aufgehängt. Mit dem Tod des Crescentius und einer Reihe seiner Anhänger war die Opposition des stadtrömischen Adels zunächst gebrochen. Otto ließ sich nun in Rom eine Pfalz errich-

So

Vom regnum Teutonicum.

ten. Die Tiberstadt sollte damit neben Aachen, ja sogar vor der karolingischen Pfalz zum Zentrum des Reiches werden, von wo aus weltliches und geistliches Oberhaupt ihre Herrschaft ausübten. Der Kaiser führte weitere Hof- und Verwaltungsämter nach stadtrömischem und byzantinischem Vorbild ein. Altrömischem Brauch schreibt der Chronist Thietmar von Merseburg die wohl nur bei festlichem Anlaß gepflegte Sitte Ottos zu, getrennt von der übrigen Gesellschaft an einem halbkreisförmigen, erhöhten Tisch zu speisen. Nachdem Otto etwa vier Monate in Rom residiert hatte, zog er im Juni nach Oberitalien. Hier hatten sich mit Unterstützung des Markgrafen Arduin von Ivrea die »secundi milites«, italienische kleine Adlige, gegen die Bischöfe und Äbte gestellt. Zu deren Nachteil hatten sie Pachtgüter als ihr Eigentum betrachtet und die schuldigen Leistungen verweigert. Auf einer am 20. September 998 unter Vorsitz des Kaisers in Pavia abgehaltenen Synode wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Gültigkeit der Pachtverträge mit dem Tod des jeweiligen Bischofs oder Abtes aufhob. Dessen Nachfolger hatte dann das Recht, die verliehenen Güter wieder einzuziehen. Otto hatte sich damit für die Interessen der oberitalienischen hohen geistlichen Feudalherren eingesetzt, die sich schon mehrfach als Stützen der ottonischen Herrschaft in Italien erwiesen hatten. Auch ein weiteres von Otto erlassenes Gesetz über »die nach Freiheit verlangenden Unfreien« (Capitulare de servis libertatem anhelantibus) entsprach in erster Linie den Wünschen dieser Schicht, aber auch den Interessen der Gesamtheit der italienischen Feudalherren. Die Unfreien, meist feudalabhängige Bauern, sollten zum Zeichen ihrer persönlichen Abhängigkeit von einem Leibherrn festgelegte jährliche Abgaben entrichten. Die Freilassung von Unfreien der Kirche wurde generell verboten - bereits Freigelassene sollten erneut in die persönliche Abhängigkeit zurückgeführt werden. In Italien hielt sich Otto noch bis zum Jahreswechsel 999/1000 auf. Dann trat er eine lange vorbereitete Reise nach Polen an. Hier befand sich das Grab des vom Kaiser hoch geschätzten Adalbert. Dieser war nach seiner letzten Zusammenkunft mit dem Kaiser Ende 996 nicht in sein Bistum Prag zurückgekehrt, sondern hatte sich seit dieser Zeit der Missionierung zugewandt. Herzog Boleslaw von Polen hat ihn dann im März 997 mit der Verbreitung des christlichen Glaubens unter den heidnischen Pruzzen betraut, wobei Adalbert das Martyrium erlitt. Den Leichnam hatte Boleslaw später den Pruzzen abgekauft und in Gnesen beisetzen lassen. Doch nicht allein der Besuch am Grab Adalberts war der Grund für Ottos Reise. Bereits in Italien war die Errichtung eines Erzbistums in Gnesen beschlossen worden, die nun vollzogen werden sollte. Otto zog mit großem Gefolge nach Polen, wo ihn Boleslaw Chrobry, auf dem Wege entgegenkommend, empfing. Nachdem Otto das Grab Adalberts besucht hatte, fand auf einer Synode die Errichtung der Kirchenprovinz Gnesen statt, der die Bistümer Breslau, Kolberg und Krakau zugeordnet wurden. Mit diesem

Otto III.

81

Akt von eminent politischer Bedeutung erhielt der junge polnische Feudalstaat seine eigene kirchliche Organisation. Eine ebenfalls vorgesehene Erhebung Boleslaws zum König unterblieb jedoch, vielleicht weil sich dieser weigerte, Otto den Leichnam Adalberts auszuhändigen. Eine politische Rangerhöhung des Polenherzogs fand aber nachweislich statt. Nach Aussage der Quellen wurde Boleslaw zum »cooperator imperii« ernannt und als »Bundesgenosse des Römischen Volkes« (amicus populi Romani) bezeichnet. Wenigstens eine Armreliquie des verehrten Adalbert hat Otto dann aber doch noch erhalten und seinerseits dem Polenherzog eine Nachbildung der Heiligen Lanze, einer wichtigen Insignie königlicher bzw. kaiserlicher Herrschaft, übereignet. Die Errichtung einer eigenständigen polnischen Kirchenorganisation und die politische Rangerhöhung Boleslaws trugen Otto die massive Kritik der deutschen geistlichen und weltlichen Feudalherren ein. Der Chronist und sächsische Bischof Thietmar von Merseburg beklagte bitter, daß der Kaiser einen Tributpflichtigen zum Herren gemacht habe. Die Kritik des Bischofs richtete sich auch gegen die seit 997/98 von Otto III. eingeschlagene Politik der Erneuerung des Reiches der Römer insgesamt. Ihr stellte er die Politik Ottos I. gegenüber, dessen Regierungszeit er als goldenes Zeitalter pries. Otto III. hat auch die Beziehung zu Ungarn auf eine neue Grundlage gestellt. Obwohl die Quellen über die konkreten Vorgänge weniger gut informieren als im Falle Polens, wird doch ein paralleles Vorgehen sichtbar. Gemeinsam mit dem Papst hat Otto die Königserhebung Stephans und mit der Gründung eines Erzbistums in Gran die Errichtung einer eigenständigen Kirchenorganisation in Ungarn gefördert. Auch hier wurden Interessen deutscher Feudalherren, vor allem die des Bischofs von Passau und des Erzbischofs von Salzburg, verletzt. Nach seinem Aufenthalt in Gnesen hat sich Otto über Magdeburg nach Aachen begeben, wo es zu der bereits geschilderten Öffnung des Karlsgrabes kam, die Otto offenbar in einem von den Ereignissen in Gnesen herrührenden Hochgefühl vornahm. Wie sehr seine Herrschaft aber bereits zu diesem Zeitpunkt gefährdet war, zeigen die nun bald im deutschen Reichsgebiet und in Italien ausbrechenden Unruhen und Verschwörungen. In Oberitalien opponierte Arduin von Ivrea weiterhin gegen den Kaiser und setzte den Stützen der ottonischen Herrschaft, den Bischöfen, arg zu. Gleich zu Beginn seiner letzten Italienreise hielt Otto über ihn im Juni 1000 in Pavia Gericht, ohne seinen Widerstand jedoch brechen zu können. Nach seiner Ankunft in Rom hat der Kaiser dann dem Papst - seit Gregors V. Tod im Jahre 999 hatte Gerbert von Aurillac als Silvester II. dieses höchste Kirchenamt inne - acht Grafschaften der Pentapolis übereignet. Die Übergabe stellte er bewußt als Schenkung dar, da er die »Konstantinische Schenkung«, die er als Fälschung erkannt hatte, und spätere, die Interessen der römischen Kirche stützende Dokumente nicht als gültig betrachtete.

82

Vom regnum Teutonicum.

Otto hatte gerade einen Aufstand in dem östlich von Rom gelegenen Tivoli niedergeschlagen, als Ende Januar IOOI eine Revolte des stadtrömischen Adels gegen die Herrschaft des Kaisers ausbrach. Nachdem die Aufständischen die Stadttore gesperrt und damit Otto von seinen außerhalb der Stadt verbliebenen militärischen Kontingenten getrennt hatten, wurde die kaiserliche Pfalz drei Tage lang belagert. Erst dann gelang Otto ein Ausfall. Die Erhebung der Römer hat den Kaiser tief bewegt. Überliefert ist eine Ansprache Ottos, die er nach Beendigung des Aufstands an die Römer gerichtet haben soll: »Seid ihr nicht meine Römer? Euretwegen habe ich mein Vaterland und meine Nächsten verlassen. Aus Liebe zu Euch habe ich meine Sachsen und alle Deutschen, meine Blutsverwandten, zurückgesetzt. Euch habe ich in die entlegenen Gebiete unseres Imperiums geführt, wohin Eure Väter, als sie über den Erdkreis herrschten, nie den Fuß gesetzt haben. Und dies um Euren Namen bis an das Ende der Welt zu verbreiten ...« Wenig später soll Otto dem Eremiten Romuald geschworen haben, nach einer Frist von drei Jahren ganz der Herrschaft zu entsagen und Mönch zu werden. Durch den Aufstand der Römer erhielt Ottos Politik der Renovatio imperii Romanorum einen schweren Schlag. Noch größere Gefahren kündigten sich jedoch an, als in Oberitalien und auch im deutschen Reichsgebiet zunehmend Unzufriedenheit mit der kaiserlichen Politik um sich griff und sich Anzeichen für die Herausbildung einer Fürstenopposition mehrten. Otto hat es Mitte Februar IOOI vorgezogen, Rom zu verlassen, da mit erneuten Unruhen gerechnet werden mußte. Er hielt sich noch etwa ein Jahr in Italien auf, bevor er am 23. oder 24. Januar 1002 auf der Burg Paterno bei Viterbo nördlich von Rom, wahrscheinlich an Malaria, starb. Otto wurde auf seinen Wunsch in der Marienkapelle in Aachen, der Grablege Karls des Großen, beigesetzt. Ottos politische Konzeption, die Erneuerung des Reiches der Römer auf christlicher Grundlage, fand ihre Kritiker bereits unter den Zeitgenossen des jungen Kaisers. Und tatsächlich hat Ottos Herrschaft die Stellung der Zentralgewalt im deutschen Reichsteil stark geschwächt. Seine Kaiserpolitik löste sich weitgehend vom Ausgangspunkt und war in außerordentlicher Weise auf Rom und Italien orientiert. Damit unterschied sie sich von der Ottos I. und Karls des Großen. Karls Devise auf den kaiserlichen Bullen »Renovatio Romani imperii« - Erneuerung des Römischen Reiches - und die Ottos III. »Renovatio imperii Romanorum« - Erneuerung des Reiches der Römer - glichen sich zwar, doch trug die angestrebte Erneuerung jeweils verschiedenen Charakter. Die Kaiserpolitik Ottos III. entsprach nicht mehr den Interessen der Feudalherren seines Ausgangsgebietes nördlich der Alpen, ja, sie richtete sich sogar gegen diese und löste am Ende von Ottos Herrschaft eine oppositionelle Bewegung aus. Trotzdem muß die vergleichende Wertung differenziert ausfallen, wenn

Otto III. auch andere Aspekte der Herrschaft Ottos III. in das Blickfeld gerückt werden. Bereits die Karolinger konnten sich auf die fränkische Reichskirche stützen. Unter Otto I. wurde die Kirchenorganisation dann zum entscheidenden Herrschaftsinstrument der Zentralgewalt, trug das Reichskirchensystem wesentlich zur Festigung des frühfeudalen Staates bei. Otto III. hat hier angeknüpft. Und mehr als das. Otto hat den Bistümern sogar ganze Grafschaften mit allem Zubehör verliehen. Die Einsetzung der Bischöfe hat er von Beginn seiner Herrschaft an mit Konsequenz betrieben. Die enge Beziehung zwischen Zentralgewalt und Reichskirche während der Herrschaft Ottos III. kommt auch darin zum Ausdruck, daß er in die Gebetsverbrüderungen der an den Bischofskirchen tätigen hohen Geistlichen einbezogen und wohl auch selbst Mitglied von Domkapiteln wurde. In der Tradition seiner Vorgänger stehend, hat Otto das Reichskirchensystem, dem im Prozeß der Herausbildung des deutschen Feudalstaates eine positive, integrierende Rolle zukam, konsequent genutzt und weiterentwickelt. Nachdem bereits seit dem zweiten Drittel des 10. Jahrhunderts der zunehmende Marktverkehr im ottonischen Reichsgebiet einen wirtschaftlichen Aufschwung anzeigte, erhöhte sich die Anzahl der von Otto an Feudalherren verliehenen Markt-, Münz- und Zollurkunden beträchtlich und erreichte um die Jahrtausendwende einen Höhepunkt. Besonders begünstigt wurden von Otto Orte in Ostsachsen/Nordthüringen, wie zum Beispiel Quedlinburg und Halberstadt. Durch die Gewährung des Königsschutzes, die Zusicherung des freien Zugangs zu den Märkten und die Androhung von Strafen bei Verletzung des verliehenen Markt- und Münzrechts nutzte Otto III. einen spontanen ökonomischen Prozeß und förderte zugleich die weitere Ausbreitung der Ware-GeldBeziehungen und die Trennung der handwerklichen von der landwirtschaftlichen Produktion. Karl der Große hat mehr als 45 Jahre geherrscht und ist etwa 70 Jahre alt geworden. Otto I. starb mit 60 und hat knapp 37 Jahre regiert. Dagegen währte die selbständige Herrschaft Ottos III. nur gute sieben Jahre. Der Kaiser starb bereits im 22. Lebensjahr. Angesichts einer solchen Gegenüberstellung drängt sich die Frage auf, ob Ottos politische Konzeption der Erneuerung des Reiches der Römer auf christlicher Grundlage und mit Rom als Zentrum nicht nur deshalb nicht verwirklicht werden konnte, weil ihrem Schöpfer wegen seines frühen Todes schlechthin die Zeit dafür fehlte. Die Antwort muß negativ ausfallen. Der Widerstand gegen Ottos Politik hatte schon kurz vor seinem Tode gefährliche Formen angenommen. Mit einer offenen Fürstenerhebung im deutschen Reichsteil mußte gerechnet werden.

ч

H E I N R I C H II 1002-1024

Wenn wir die Kirche reich mit Gütern beschenken, so zweifeln wir nicht, daß das uns und unserem Reich zum Nutzen sein wird (Urkunde Heinrichs II. für das Kloster Fulda)

Nur von drei der insgesamt neun ottonischen und salischen Könige bzw. Kaiser ist der Geburtstag bekannt. Für Heinrich II. sind aber nicht nur Tag und Monat der Geburt zweifelsfrei überliefert. Wir wissen auch, daß er selbst - was im Mittelalter durchaus nicht üblich war - diesem Tag eine außerordentliche Bedeutung beigemessen hat. Der letzte ottonisch-liudolfingische Kaiser, der zugleich der einzige Vertreter der bayerischen Linie dieses Geschlechts auf dem Thron war, wurde am 6. Mai 973 an einem unbekannten, aber wahrscheinlich in Bayern gelegenen Ort als ältester Sohn Herzog Heinrichs II. von Bayern, genannt der Zänker, und der burgundischen Königstochter Gisela geboren. Es war kein Zufall, daß die feierliche Weihe des vollendeten Bamberger Doms

Heinrich II. im Jahre 1012 in Gegenwart des Königs sowie zahlreicher Erzbischöfe und Bischöfe am 6. Mai - dem Geburtstag Heinrichs - stattfand. Genau fünf Jahre zuvor hatte Heinrich der Bamberger Kirche seine ersten beiden großen Güterschenkungen gemacht. Weitere Aufenthalte in Bamberg an seinem Geburtstag sind aufgrund des überlieferten Reisewegs des königlichen Hofes wahrscheinlich. Ungewöhnlich ist auch der offenbar auf seine Initiative erfolgte Eintrag von Heinrichs Geburtstag in den Merseburger Nekrolog, da in solche für das Totengedenken bestimmte Listen sonst in der Regel nur das Todesdatum eingetragen wurde. Einen Tag nach der Geburt Heinrichs II., also am 7. Mai 937, war Kaiser Otto I. verstorben. Es ist gewiß zu Recht angenommen worden, daß die Nähe der beiden Daten als Vorzeichen gedeutet wurde und Heinrichs Überzeugung von der eigenen Auserwähltheit zur Königsherrschaft bekräftigt hat. Doch als der kinderlos gebliebene Enkel Ottos des Großen, Kaiser Otto III., 1002 in Italien verstarb, war die Nachfolge Heinrichs keinesfalls gesichert. Es gab weitere Bewerber um die Königskrone, mit denen er sich auseinandersetzen mußte. Vor allem Herzog Hermann von Schwaben und Markgraf Ekkehard von Meißen meldeten Ansprüche an. Dagegen verzichtete der Herzog von Kärnten, der als Sohn einer Tochter Ottos des Großen mit dem verstorbenen Otto III. am nächsten verwandt war, zugunsten Heinrichs auf eine Kandidatur. Heinrich versuchte zunächst, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Als der Trauerzug mit dem Leichnam Ottos III. die Alpen überquert hatte, hielt Heinrich ihn in Bayern auf und brachte die mitgeführten kaiserlichen Insignien in seinen Besitz. Die Heilige Lanze hatte Erzbischof Heribert von Köln jedoch bereits nach Köln vorausgeschickt. Zur Auslieferung dieses wichtigen Herrschaftszeichens mußte Heribert, der aus seiner Abneigung gegenüber den Ambitionen des bayerischen Herzogs kein Hehl machte, mit Gewalt gezwungen werden. Zu den anderen Teilnehmern des Trauerzuges verhielt sich Heinrich zuvorkommend. Obwohl er jeden einzelnen ansprach, Versprechen und wohl auch Geschenke machte, gelang es Heinrich nicht, rasch zum Erfolg zu kommen. Mit Ausnahme des Bischofs Siegfried von Augsburg, den er als seinen Anhänger gewinnen konnte, wichen alle anderen Fürsten einer Parteinahme aus. Bei der Beisetzung Ottos in Aachen Ostern 1002 sprach sich die Mehrzahl der Anwesenden sogar für Heinrichs Konkurrenten, den Konradiner Hermann von Schwaben, aus. Inzwischen hatte der Markgraf Ekkehard von Meißen versucht, die sächsischen Fürsten für seine Thronkandidatur zu gewinnen. Ein Anhänger Heinrichs, Graf Liuthar, konnte die in Frohse versammelten Sachsen jedoch dazu bewegen, ihre Entscheidung zu vertagen. Auf einer späteren Zusammenkunft in der Pfalz Werk fiel diese dann zugunsten Heinrichs aus. Der unterlegene Ekkehard blieb aber bis zu seinem offenbar im Rahmen einer Fehde erlittenen gewaltsamen Tod am 30. April 1002 ein gefährlicher Rivale. Inzwischen konnte

86

Vom regnum Teutonicum.

Heinrich weitere Anhänger gewinnen, darunter den Erzbischof Willigis von Mainz. Nachdem es Herzog Hermann von Schwaben nicht gelungen war, ihm den Rheinübergang zu verwehren, wurde Heinrich am 7. Juni 1002 von Erzbischof Willigis gesalbt und gekrönt. Vorausgegangen war am selben Tag die Königswahl durch Vertreter des bayerischen, fränkischen und oberlothringischen Feudaladels. Auf einem Umritt erhielt Heinrich während des Sommers die Anerkennung der Thüringer, Sachsen und Niederlothringer. Besondere Bedeutung kam während des Königsumrittes der »Nachwahl« durch die sächsischen Großen am 25. Juli in Merseburg zu. Die Sachsen hatten seit 919 die Könige gestellt. Neben den fränkischen Gebieten an Rhein und Main bildete Sachsen den Schwerpunkt der ottonischen Herrschaft im deutschen Reichsgebiet. Heinrich versicherte den Sachsen in Merseburg, das sächsische Recht, vorbehaltlich der Reichsinteressen, zu wahren, und erhielt daraufhin von Herzog Bernhard als Zeichen der Anerkennung die Heilige Lanze überreicht. Am 1. Oktober unterwarf sich ihm auch Herzog Hermann von Schwaben. Heinrichs Erfolg im Kampf um die Krone resultierte nicht zuletzt aus seiner Unterstützung durch einen großen Teil der Bischöfe, besonders der Parteinahme des mächtigen Mainzer Erzbischofs Willigis. Doch haben auch Charaktereigenschaften des Bayernherzogs, wie die Hartnäckigkeit bei der Verfolgung gesteckter Ziele und sein taktisches Geschick, dazu beigetragen, daß noch einmal ein Vertreter des ottonischen Hauses auf den Königsthron gelangte. Heinrich stand zum Zeitpunkt seiner Königskrönung im 30. Lebensjahr. Politische Erfahrungen hat er als Herzog von Bayern seit 995 sammeln können. Schon ein Jahr zuvor wird er neben seinem Vater Heinrich dem Zänker als »Mitherzog« in einer Urkunde genannt. Ursprünglich war für den jungen Heinrich nicht die weltliche Laufbahn, sondern ein kirchliches Amt vorgesehen. Auf diese Entscheidung hat anscheinend Kaiser Otto II. Einfluß genommen. Die Erziehung des Knaben lag zunächst in den Händen des Bischofs Abraham von Freising. Eine mehrjährige Ausbildung an der Hildesheimer Domschule Schloß sich an. Nachhaltigen Einfluß auf die geistige Entwicklung des jungen Herzogssohnes, besonders auf seine religiöse Bildung, übte später Bischof Wolfgang von Regensburg aus. Dieser war Anhänger der Klosterreform in ihrer Gorzer Ausprägung und hat in Bayern mehrere Klöster reformiert. Die geistigen Wurzeln des später bei Heinrich II. zu beobachtenden Reformeifers sind gewiß bei ihm zu suchen. Heinrich der Zänker soll aufgrund eigener Erfahrungen seinem Sohn auf dem Sterbebett geraten haben, sich niemals gegen den König aufzulehnen. Und tatsächlich wahrte Heinrich als bayerischer Herzog stets ein gutes Verhältnis zu dem einige Jahre jüngeren Otto III., den er sehr verehrt hat. Das kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, daß Heinrich viele seiner Schenkungen an die Kir-

Heinrich II. che mit der Fürbitte für das Seelenheil seines Vorgängers verbunden hat. Er nahm an den Italienzügen des Kaisers teil und kam Otto mit Truppen zu Hilfe, als dieser Anfang IOOI von den aufständischen Römern in der Stadt eingeschlossen war. Heinrich war dadurch unmittelbar Zeuge der Schwierigkeiten, vor denen Otto in Italien stand, als er seine Konzeption der Erneuerung des Reiches der Römer mit Rom als Zentrum verwirklichen wollte. Heinrich verzichtete auf derartige unrealistische Pläne und konzentrierte sich auf die Festigung der Position des Königtums im deutschen Reichsgebiet. Die Abkehr von der Politik Ottos III. kommt deutlich in seiner Bullenumschrift »Renovatio regni Francorum« - Erneuerung des Reichs der Franken - zum Ausdruck. Tatsächlich zwangen ihn die geschwächte Stellung des Königtums nach dem Tode Ottos III., die zunehmenden Machtkämpfe regionaler Feudalgewalten sowie die expansive Politik des polnischen Feudalstaates unter Boleslaw Chrobry dazu, die Aktivitäten der Zentralgewalt auf das deutsche Reichsgebiet zu konzentrieren. Die unklaren Machtverhältnisse im Reich und den Tod des Markgrafen Ekkehard von Meißen hatte der polnische Herzog ausgenutzt und bereits im Frühjahr 1002 erst die Mark Lausitz (Niederlausitz) und die Burgen Bautzen und Strehla besetzt und später dann auch noch die Mark Meißen an sich gebracht. Als Heinrich Ende Juli auf seinem Umritt in Merseburg weilte, mußte Boleslaw zwar auf die Mark Meißen verzichten, konnte aber seine Belehnung mit der Mark Lausitz und dem Milzener Land (Oberlausitz) erwirken. Ein Jahr später eroberte er Böhmen, für das er Heinrich den verlangten Lehnseid verweigerte. Als er dann auch noch den gegen den König opponierenden Markgrafen Heinrich von Schweinfurt unterstützte, sah sich Heinrich II. zum Handeln gezwungen. Zunächst tat er etwas, was viele seiner Zeitgenossen schockierte: Er verbündete sich mit den heidnischen Lutizen gegen den christlichen Polenherzog. Das brachte ihm zwar militärische Unterstützung ein, bedeutete gleichzeitig aber auch den Verzicht auf die Missionierung und Unterwerfung der Slawen. Obwohl die Hilfe der Lutizen zum Teil nur sehr nachlässig geleistet wurde, hatte dieses Bündnis während der gesamten Regierungszeit Heinrichs II. Bestand. Daran konnte auch der Widerstand deutscher, vor allem sächsischer geistlicher und weltlicher Feudalherren gegen die totale Abkehr von der Ostpolitik Ottos III. nichts ändern. Denn Heinrich zog es vor, die von Boleslaw begehrten Gebiete zu verteidigen, statt die unter seinem Vorgänger fehlgeschlagenen Versuche fortzusetzen, die Lutizen erneut der deutschen Herrschaft zu unterwerfen. Anders lagen jedoch die Interessen vieler sächsischer Feudalherren. Sie sahen sich in ihrer Hoffnung auf slawische Tributzahlungen und Erweiterung ihres Herrschaftsbereiches getrogen. Viele von ihnen hatten auch die Politik Ottos III. gegenüber Polen unterstützt und verwandtschaftliche Beziehungen

88

mit dem polnischen Adel geknüpft. Darüber hinaus widersprach das Bündnis mit den Lutizen den missionarischen Intentionen der sächsischen Bischöfe und zerstörte deren Hoffnungen auf vermehrte Zehnteinkünfte. So nimmt es nicht wunder, wenn auch von dieser Seite die langwierigen militärischen Auseinandersetzungen Heinrichs mit dem polnischen Herzog nur halbherzig unterstützt wurden. Der Missionsbischof Brun von Querfurt stellte Heinrich in einem Brief unverblümt die Frage: »Ist es gut, einen Christen zu verfolgen und mit einem Heidenvolk Freundschaft zu schließen?« Selbst der sächsische Bischof und Chronist Thietmar von Merseburg, der Heinrich viel verdankte und ihn sehr verehrte, entrüstete sich darüber, daß aus früheren Knechten nun Freie geworden seien. Die militärischen Auseinandersetzungen verliefen für den König zunächst erfolgreich. Durch einen Feldzug im Herbst 1004 konnte Heinrich den Polenherzog aus Böhmen vertreiben, dort den alten Herzog wieder einsetzen und Bautzen zurückgewinnen. Ein Jahr später kam es nach einem weiteren, von vielen Teilnehmern nur widerwillig geführten Feldzug zu einem ersten Frieden, dessen Bedingungen nicht überliefert sind. Offenbar hat Boleslaw auf die beiden Lausitzen verzichtet, doch klagt der Quedlinburger Annalist: »Der König kehrte betrübt, weil er keinen guten Frieden erlangte, mit einem jämmerlich zugerichteten Heer zurück.« Die Auseinandersetzungen gingen weiter und zogen sich bis zum Jahre 1018 hin. Der Friede von 1005 erwies sich dabei noch als der beste, den Heinrich Boleslaw abtrotzen konnte. Denn sowohl im Merseburger Frieden 1013 als auch im Frieden von Bautzen 1018 mußte er dem Polenherzog die Herrschaft über die Niederlausitz und das Milzener Land um Bautzen als Lehen überlassen. Langwierige und komplizierte Kämpfe hatte Heinrich in fast allen Teilen des deutschen Reichsgebietes zu führen. Im Frühjahr 1003 erhob sich der Markgraf des bayerischen Nordgaus, Heinrich von Schweinfurt aus dem Geschlecht der Babenberger, gegen ihn. Enttäuscht darüber, daß ihm Heinrich II. nach seiner Königswahl das versprochene Herzogtum Bayern verweigert hatte, verbündete sich der Markgraf mit Boleslaw Chrobry und entfachte, gestützt auf seine Burgen, wie Ammerthal, Kreussen und Kronach, einen gefährlichen Aufstand, an dem sich auch der Bruder des Königs, der spätere Augsburger Bischof Brun, beteiligte. Heinrich konnte die Erhebung noch im Sommer 1003 niederschlagen. Später nahm er dann die nach Böhmen und Ungarn geflohenen Hauptbeteiligten wieder in Gnaden auf. In Lothringen, wo sich stärker und früher als in anderen Teilen des deutschen Reichsgebietes lokale und regionale Feudalgewalten erbitterte Kämpfe bei der Errichtung weitgehend selbständiger Herrschaftsbereiche lieferten, konnte Heinrich nur in langwierigen Auseinandersetzungen die königliche Oberhoheit durchsetzen. Feldzügen gegen die Friesen im Jahre 1005 sowie 1006

Heinrich II.



und 1007 gegen Graf Balduin von Flandern folgte erst 1018 ein allgemeiner Frieden für Niederlothringen. In Oberlothringen mußte sich Heinrich mit den Brüdern seiner Frau Kunigunde, den Grafen von Luxemburg, auseinandersetzen. Nicht genug, daß der König 1004 seinen Schwager Heinrich als bayerischen Herzog eingesetzt und die Usurpation des Metzer Bistums durch dessen Bruder Dietrich hingenommen hatte, wollten die Luxemburger 1008 auch noch das Trierer Erzbistum in ihre Gewalt bringen und mit dem jüngsten Bruder Kunigundes, Adalbero, besetzen. Da Heinrich eine neuerliche Usurpation nicht hinnahm und auf seinem Investiturrecht beharrte, kam es zu der bis 1015 währenden Trierer Bistumsfehde, in deren Verlauf auch der luxemburgische Herzog von Bayern gegen den König Position bezog und daraufhin zeitweilig abgesetzt wurde. Heinrich konnte sich nach langwierigen, wechselvollen Kämpfen, in denen er auch lutizische Hilfstruppen einsetzte, und zähen Verhandlungen letztlich durchsetzen. Auch in Sachsen herrschte keine Ruhe. Hier hatten die Billunger ihre Stellung als sächsische Herzöge festigen und ihren unmittelbaren Herrschaftsbereich in Engern, dem mittleren Teil des damaligen Sachsens, ausbauen können. Nachdem Heinrich bereits 1019 einen Aufstand der Grafen von Werl niedergeschlagen hatte, erhob sich ein Jahr später der billungische Herzog Bernhard II., ein führender Vertreter der gegen die Ostpolitik des Kaisers opponierenden sächsischen Adelsgruppe, gegen ihn. Heinrich belagerte den Sachsenherzog in der Schalksburg bei Minden und erreichte durch Verhandlungen die Unterwerfung Bernhards. Heinrich II. wurde bei der Durchsetzung seiner Herrschaft immer wieder mit den erstarkenden regionalen und lokalen Feudalgewalten konfrontiert. Von den Herzögen, mit denen sich seine ottonischen Vorgänger vor allem auseinanderzusetzen hatten, gingen weniger Gefahren aus. Die im 10. und 11. Jahrhundert zu beobachtende Formierung zahlreicher frühmittelalterlicher Adelssippen zu dynastischen Geschlechtern mit eigenen Wohnburgen, Familienklöstern und Vogteirechten über Kirchengut ist als Umstrukturierung des Feudalstaates bezeichnet worden. Heinrich hat es verstanden, unter diesen sich verändernden Bedingungen die Königsherrschaft zu festigen und auszubauen. Nicht immer reichte seine Macht dazu aus, in Auseinandersetzungen mit den Feudalgewalten schnelle militärische Erfolge zu erringen. Doch verfügte Heinrich über zähe Beharrlichkeit und die Fähigkeit, vorteilhafte Kompromisse zu schließen. Den Zusammenhalt der selbständiger werdenden politischen Regionen im deutschen Reichsgebiet, ihre Verbindung mit der Zentralgewalt stärkte er durch häufigere und regelmäßigere Umritte, in die er auch Bayern und Schwaben viel intensiver einbezog, als das seine ottonischen Vorgänger getan hatten. Ein wichtiges Instrument der Königsherrschaft Heinrichs II. war das von den

90

Vom regnum Teutonicum.

Ottonen übernommene und von ihm zur höchsten Perfektion ausgebaute Reichskirchensystem. Die Investitur der Bischöfe und Erzbischöfe hat er als königliches Recht betrachtet und in erster Linie nach politischen Erwägungen gehandhabt. Das Instrumentarium konnte dabei von der Einflußnahme auf die Wahlen in den Domkapiteln bis zur Einsetzung eines Kandidaten gegen den Willen des Domkapitels und gegen einen bereits investierten Bischof reichen. Zweimal hat er auf diese Weise gegen den Willen der nach kirchlichem Recht Wahlberechtigten seinen Kandidaten auf den Magdeburger Erzbischofsstuhl gebracht. Heinrich bevorzugte solche Anwärter, die sich an seiner Hofkapelle im Reichsdienst bewährt hatten. Auch Kleriker unfreier Herkunft, wie Godehard von Hildesheim und Durand von Lüttich, betraute er mit dem Bischofsamt, was im Ii. Jh. durchaus noch ungewöhnlich war. Gelegentlich verlangte Heinrich von den neuernannten Bischöfen, ihren Kirchen beträchtliche Schenkungen aus ihrem Familiengut zu machen und so zur ökonomischen Stärkung der übertragenen Bistümer beizutragen. Solche Beispiele sind für Meinwerk von Paderborn und Thietmar von Merseburg überliefert. Von einer klugen und systematischen Besetzungspolitik zeugt, daß er - wenn möglich - Bischöfe aus anderen Regionen des Reiches einsetzte, wobei er bayerische Kandidaten besonders bevorzugt hat. Der Verbesserung der Ausstattung der Bistümer diente die von Heinrich betriebene Angliederung von Abteien und die Vergabe von Grafschaften an die Bischofskirchen. Das 981 von Otto II. aufgehobene Bistum Merseburg hat Heinrich 1004 wiederhergestellt. Im Jahre 1007 gründete er das Bistum Bamberg und bestimmte es zum politischen und kulturellen Mittelpunkt des Reiches. In Bamberg, ferner in Paderborn, Magdeburg und Straßburg wurde Heinrich selbst Kanoniker des jeweiligen Domstifts und war in der Gebetsgemeinschaft der Domgeistlichen Inbegriffen. Durch das Königskanonikat erhielt er Einkünfte, die er seinem Stellvertreter und Interessenwahrer in dem betreffenden Domkapitel überließ. Auch die Klöster hat Heinrich verstärkt für das Königtum nutzbar gemacht. Schon als bayerischer Herzog hat er sich für die Beseitigung von Mißständen in den Monasterien eingesetzt. Als König führte er dann teilweise gegen den Willen der Mönche die Reform nach dem Vorbild des lothringischen Klosters Gorze durch. Diese Richtung der Klosterreform wollte die Klöster nicht, wie die cluniazensische, von jeglicher weltlicher Herrschaft emanzipieren. Unter Heinrich wurden wichtige Reichsklöster, wie Fulda, Hersfeld, Corvey, Prüm und Reichenau, reformiert, was die Durchsetzung einer strengen Disziplin, die Vertiefung der Religiosität der Mönche und die Verbesserung der Verwaltung der Klostergüter bedeutete. Dabei konfiszierte Heinrich zum Teil auch Klostergut, das er nicht nur an Bistümer, sondern auch an weltliche Feudalherren vergab. Der Quedlinburger Annalist bezichtigte ihn deshalb des Kirchenraubs. Doch gab es auch andere Stimmen, und Heinrichs Art der Klo-

Heinrich II.

9'

sterreform hinderte später den ehemaligen Abt, Papst Eugen III., nicht, ihn 1146 als einzigen mittelalterlichen deutschen König heilig zu sprechen. Heinrich II. unternahm auch erste Schritte in Richtung auf eine Kanonikerreform, die sich jedoch erst im 12. Jh. voll durchsetzte. Handfeste Interessen waren im Spiel, wenn er u. a. den Domherren in Bamberg das Hildesheimer Domkapitel als Vorbild empfahl, das die vita communis - ein gemeinsames, halbmönchisches Leben - praktizierte. Familiengründungen und Verschwendung der Einkünfte aus den Pfründen waren so schlecht möglich, Kirchengut wurde geschützt und blieb der Nutzung durch den König erhalten. Daß Heinrich II. die Kirche besonders förderte, um sie nicht zuletzt als Instrument seiner Königsherrschaft zu stärken, kommt treffend in der eingangs zitierten Urkunde für das Kloster Fulda zum Ausdruck. Es entstünde jedoch ein falsches Bild, würde man aus der zur Perfektion gebrachten Nutzung der Reichskirche durch den König den Schluß ziehen, daß sein Verhältnis zur Kirche und zur christlichen Religion allein durch politische Notwendigkeit und taktisches Kalkül bestimmt war. Persönliche Religiosität, ja Frömmigkeit, und die Überzeugung von der Gottunmittelbarkeit der eigenen königlichen Herrschaft standen dazu keinesfalls im Widerspruch. In Oberitalien hatte sich bald nach dem Tode Ottos III., am 15. Februar 1002, der Führer der antiottonischen Partei, Markgraf Arduin von Ivrea, zum König krönen lassen. Einem dringenden Hilferuf italienischer Bischöfe kam Heinrich, der zunächst seine Herrschaft im deutschen Reichsgebiet festigen mußte, erst im Frühjahr 1004 nach. Heinrich gelang es ohne eigentliche Schlacht, Arduins Truppen zu zerstreuen und sich am 14. Mai 1004 in Pavia zum König wählen und krönen zu lassen. Ein noch am Krönungstage ausgebrochener Aufstand der Stadtbewohner konnte niedergeschlagen werden. Dann verließ Heinrich Italien auf dem schnellsten Wege, ohne Arduin bezwungen zu haben. Erst nahezu zehn Jahre später, Ende 1013, brach er erneut nach Italien auf, wo er sich am 14. Februar des folgenden Jahres in Rom von Papst Benedikt VIII. zum Kaiser krönen ließ. In der Tiberstadt hielt sich der Kaiser nur kurze Zeit auf. Auch hier mußte er eine Erhebung unterdrücken, bevor es ihm in Oberitalien gelang, mit Unterstützung seiner italienischen Anhänger Arduin von Ivrea endgültig zu unterwerfen. Auch der zweite Italienzug Heinrichs II. dauerte mit etwa sechs Monaten verhältnismäßig kurze Zeit. Bedrohliche Verhältnisse in Süditalien zwangen 1020 Papst Benedikt VIII., persönlich über die Alpen zu ziehen und den Kaiser zu einem dritten Heereszug nach Italien zu bewegen. Von Unteritalien her hatten die Byzantiner Capua und Salerno erobert und bedrohten nun sogar Rom. Heinrich versprach dem Papst Hilfe, und darüber hinaus bestätigte er Benedikt VIII. das von Otto dem Großen ausgestellte Privileg, welches auf der angeblichen »Konstantinischen Schenkung« beruhte und dem Papst den Besitz des Patrimonium Petri garan-

92

Vom regnum Teutonicum.

tierte. Sein Vorgänger Otto III. hatte eine solche Bestätigung nicht erteilt. Heinrich II. ließ damit offenbar bewußt den Anspruch auf eine unmittelbare und dauerhafte Herrschaft über die »Ewige Stadt« fallen. Er hat Rom dann auch auf seinem Rückmarsch aus Unteritalien nur kurz berührt, ohne daß Amtshandlungen, wie die Ausstellung von Urkunden, überliefert sind. In Süditalien konnte Heinrich die kaiserliche Oberhoheit wieder aufrichten, doch war dieser Erfolg nicht von Dauer. Eine zentrale oder auch nur gleichgewichtige Rolle spielte Italien während der Herrschaft Heinrichs II. nicht mehr, wenn es auch weiterhin mit dem deutschen Reichsgebiet als Bestandteil des ottonischen Reiches verbunden blieb. 1006 Schloß Heinrich II. mit dem kinderlosen König von Burgund, Rudolf III., einen Erbvertrag, der zu seinen Lebzeiten nicht mehr eingelöst wurde, da Heinrich vor Rudolf verstarb. Doch hat er damit die Erwerbung dieses Königreichs, das neben dem deutschen und italienischen Reichsteil zum festen Bestandteil des mittelalterlichen römisch-deutschen Reichs wurde, durch seinen salischen Nachfolger Konrad II. vorbereitet. Heinrich starb am 13.Juli 1024 nach längerer Krankheit in der sächsischen Kaiserpfalz Grona im Alter von 52 Jahren. Mit ihm starben die Liudolfinger im Mannesstamm aus. Seinem Wunsch gemäß wurde er in Bamberg bestattet. Er hatte das Bistum mit umfangreichen Gütern und außergewöhnlichen Privilegien ausgestattet. Bamberg, neben Merseburg der beliebteste Aufenthaltsort Heinrichs, wurde von ihm zu einem Zentrum der Königsherrschaft ausgebaut. Verkehrsstrategisch günstig gelegen, verband es die ottonischen Basislandschaften Sachsen/Nordthüringen und Rheinfranken mit Heinrichs bayerischem Ausgangsgebiet. Dem päpstlichen Schutz unterstellten Bistum waren Missions- und Besiedlungsaufgaben im Main-Regnitz-Gebiet, das einen starken slawischen Bevölkerungsanteil aufwies, zugedacht worden. In Bamberg hielt sich der Kaiser häufig zur Feier der hohen Kirchenfeste Ostern, Pfingsten und Weihnachten auf. Zu einem außerordentlichen Akt der sakralen Repräsentation seiner Herrschaft wurde die Osterfeier 1020 in Gegenwart zahlreicher geistlicher und weltlicher Feudalherren. Allein zwölf Bischöfe assistierten Papst Benedikt VIII. beim Zelebrieren der Messe. Mit der von Heinrich errichteten Domkirche war auch der äußere Rahmen für solche Demonstrationen in einer breiten Öffentlichkeit gegeben. Der Bamberger Heinrichsdom maß beachtliche 75 m Gesamtlänge und war in seiner ganzen Anlage an Alt-St. Peter in Rom orientiert. Die Bamberg zugedachte zentrale Rolle wird in dem Lobgedicht Bernhards von Seeon - der Abt gilt als enger Vertrauter Heinrichs II. auf den Bischofssitz an der Regnitz deutlich: Bamberg sollte ein »anderes Rom, ein neues Haupt der Welt« werden. Noch mehr Aufenthalte Heinrichs als in Bamberg sind für den 1004 von ihm wiedererrichteten ostsächsischen Bischofssitz Merseburg überliefert. Der an ei-

Heinrich II.

9)

nem wichtigen Saaleübergang gelegene Ort spielte im Rahmen der Ostpolitik Heinrichs eine bedeutende Rolle, war Stätte der Begegnung mit dem sächsischen Adel und bevorzugter Aufenthaltsort anläßlich hoher kirchlicher Feste, wobei die Anwesenheit Heinrichs zu Osterfeiern fünfmal bezeugt ist. Oft von diesen beiden Zentren ausgehend, übte Heinrich in fast permanentem Umritt die Königsherrschaft in den einzelnen Regionen des deutschen Reichsgebietes durch persönliche Präsenz aus. Daran hat ihn auch seine instabile Gesundheit, die den Kaiser mehrfach zwang, an einzelnen Orten länger als geplant zu verweilen, nicht gehindert. Die Berichte späterer Quellen von einem Hüftleiden sind schwer überprüfbar. Nachweislich machten ihm aber hartnäckige Steinbeschwerden zu schaffen. Deren zeitweilige Linderung schrieb er der wundertätigen Wirkung des von ihm besonders verehrten heiligen Benedikt von Nursia (f 547) zu. Die Ehe Heinrichs und Kunigundes ist kinderlos geblieben. Formulierungen in mehreren von Heinrich ausgestellten Urkunden, u. a. für das von Kunigunde gegründete Kloster Kaufungen, wie »die wir zwei sind in einem Fleisch«, sprechen wohl gegen die bereits im 11.Jh. aufgekommene Legende von den Ursachen seiner Kinderlosigkeit, die Frutolf von Michelsberg in die Worte kleidete: »Wie viele bezeugen, erkannte er die Königin Kunigunde niemals, sondern liebte sie wie seine Schwester.« Das Bild von der sexuellen Enthaltsamkeit des Kaiserpaars ist dann im Zusammenhang mit der Heiligsprechung Heinrichs II. 1146 aus naheliegenden Gründen breit ausgemalt worden. Für Heinrich II. wird erstmals in einer Königsurkunde der Titel »König der Deutschen« (rex Teutonicorum) gebraucht. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, Otto II. und Otto III., konzentrierte er seine Energie nachhaltig auf die Stärkung der Zentralgewalt im deutschen Reichsgebiet. Die Königsherrschaft war bei seinem Tode so gefestigt, daß sie ohne größere Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen verschiedener Adelsfraktionen auf eine neue Dynastie, die Salier, übergehen konnte.

94

KONRAD II. 1024-1039

Unermüdlich wirkte er zum möglichst großen Nutzen des Reiches; schnell hatte er solchen Erfolg, daß niemand bezweifelte, seit Karls des Großen Zeit sei keiner des Königsthrones würdiger gewesen (Wipo, Die Taten Kaiser Konrads)

Am 4. September 1024 versammelten sich zahlreiche weltliche und geistliche Fürsten des Reiches in Kamba, einem heute nicht mehr existierenden Ort am rechten Rheinufer gegenüber von Oppenheim, um für den am 13. Juli 1024 verstorbenen König Heinrich II. einen Nachfolger zu wählen. Mit Heinrich II. war das liudolfingische Haus im Mannesstamm erloschen; für Bischof Brun von Augsburg, den Bruder des verstorbenen Herrschers, bestand, da er Geistlicher war, keine Aussicht auf die Nachfolge. Der Kreis der ernsthaften Thronbewerber hatte sich bereits im Vorfeld der Versammlung von Kamba auf zwei gleichnamige Vettern, Konrad den Älteren und Konrad den Jüngeren, reduziert. Beide entstammten einer der vornehmsten Familien des Reiches, für die seit

Konrad II.

9f

der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den Quellen der Name Salier aufkam. Diese Familie, die besonders im rheinfränkischen Gebiet um Worms und Speyer reich begütert war, gehörte dem großen Verwandtschaftsverband der Widonen-Lambertiner an, dessen Mitglieder bereits in frühkarolingischer Zeit zur führenden Adelsschicht des fränkischen Reiches zählten. Als eindeutig sicherer Vertreter des salischen Hauses ist jedoch erst Konrad der Rote, Herzog von Lothringen, zu bestimmen, der mit Liutgard, einer Tochter Ottos des Großen, vermählt war. Die Verwandtschaft mit den Ottonen dürfte ausschlaggebend dafür gewesen sein, daß von den Thronbewerbern nur die zwei salischen Vettern in die engere Wahl kamen. Als Leiter der Wahl fungierte der mächtigste unter den geistlichen Fürsten des Reiches, Erzbischof Aribo von Mainz. Er trat zusammen mit Herzog Heinrich von Bayern und anderen Fürsten für den älteren Konrad ein. Der mit Erzbischof Aribo um das Recht der Königsweihe rivalisierende Erzbischof Pilgrim von Köln setzte sich dagegen gemeinsam mit den weltlichen und geistlichen Großen Lothringens für den jüngeren Konrad ein. Aus unbekannten Gründen verzichtete dieser jedoch auf seine Kandidatur und versprach seine Stimme dem älteren Konrad. Nachdem die Anhänger Konrads des Jüngeren den Wahlort verlassen hatten, wurde die Kur des älteren Konrad einhellig und in der gültigen Rechtsform vollzogen. Der Mainzer Erzbischof erwählte als erster den älteren Konrad »zu seinem Herrn und König, zum Lenker und Schützer des Reiches«. Danach wiederholten die anwesenden geistlichen und weltlichen Großen einzeln diesen Kürspruch. Der Stimmabgabe folgte unmittelbar die Zustimmung der am Wahlort anwesenden Menge. Anschließend übergab die Witwe Heinrichs II., Kunigunde, die während der fast zwei Monate dauernden Thronvakanz die Reichsinteressen wahrgenommen hatte, die Reichsinsignien an Konrad. Am 8. September 1024 wurde der neue König von Erzbischof Aribo im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Dom zu Mainz gesalbt und gekrönt. Daß dem bei seiner Thronbesteigung etwa Fünfunddreißigjährigen einmal eine solche Entwicklung beschieden sein würde, war während der Kinder- und Jugendzeit sowie in den frühen Mannesjahren Konrads kaum vorauszusehen. Er hatte in diesem Alter mehrfach Unrecht erdulden und Zurücksetzungen erfahren müssen. Der erste Salier auf dem Thron wurde als Sohn Heinrichs, des ältesten Sohnes Herzog Ottos von Kärnten, und der einer mächtigen lothringischen Grafenfamilie entstammenden Adelheid geboren. Nach des Vaters frühem Tod erbte dessen Bruder Konrad den Hauptteil des Familiengutes. Der spätere König scheint deshalb nur einen relativ kleinen Teil der Besitzungen seiner Familie übernommen zu haben. Konrads Mutter, Adelheid, heiratete in zweiter Ehe einen nicht näher bekannten fränkischen Adligen. Durch diese Heirat kam es wahrscheinlich zu einer dauernden Entfremdung zwischen Sohn und Mutter. Sie ist am Hofe des

96

Vom regnum Teutonicum.

späteren Herrschers niemals nachzuweisen. Die weitere Erziehung des jungen Konrad übernahm der gelehrte Bischof Burchard von Worms. Im Jahre 1016 heiratete Konrad die Witwe Herzog Emsts I. von Schwaben, Gisela, eine Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und Enkelin König Konrads von Burgund. Wegen des nahen Verwandtschaftsgrades der beiden Ehepartner erregte die Ehe den Unwillen König Heinrichs II., der Gisela die Vormundschaft über ihren Sohn Ernst II. und die Verwaltung des Herzogtums entzog. Darüber hinaus scheint sich Konrad bei verschiedenen Anlässen gegen den Kaiser gestellt zu haben. Schließlich kam es jedoch zu einer Aussöhnung zwischen ihnen. Eine Designation Konrads durch Heinrich II. ist dennoch nicht anzunehmen. Mit der Wahl zu Kamba sowie mit der Salbung und Krönung in Mainz war die Königserhebung Konrads II. noch nicht abgeschlossen, seine Königsherrschaft nicht überall im Reich durchgesetzt und anerkannt. Schon ansatzweise unter Otto III. zu beobachten, wurde der Umritt des gewählten Königs durch die einzelnen Regionen des deutschen Reichsgebietes seit der Regierungszeit Heinrichs II. zu einem Bestandteil der Königserhebung, welche mit der Huldigung durch die Fürsten in den jeweiligen Gebieten ihren Abschluß fand. Der Königsumritt stellte im frühen Mittelalter eine ständige und unabdingbare Notwendigkeit für eine wirksame politische Machtausübung durch den Herrscher dar. Die periodische Präsenz und Herrschaftsausübung des Königs in den einzelnen Reichsgebieten schufen eine relativ feste, direkte Verbindung zur Zentralgewalt und förderten die Integration dieser Regionen im Rahmen des Reichsverbandes. Nach Beendigung der Krönungsfeierlichkeiten in Mainz begab sich Konrad II. auf seinen ersten großen Umritt, in dessen Verlauf er nahezu alle Regionen des Reiches besuchte. Bereits in diesen ersten Tagen seiner Regierung erwies sich der Salier als ein gewandter, umsichtig und durchaus selbständig handelnder und entscheidender Politiker - Eigenschaften, die ihn auch später auszeichneten. Für seine Unterstützung bei der Königswahl erhielt Erzbischof Aribo von Mainz zusätzlich zum Amt des Erzkapellans und zum deutschen Erzkanzleramt die Erzkanzlerwürde für Italien. Gleichzeitig verständigte er sich mit Erzbischof Pilgrim, der die lothringische Opposition verließ und Konrads Gemahlin Gisela am 21. September 1024 im Kölner Dom zur Königin krönte. Wipo hebt in seinem Werk »Die Taten Kaiser Konrads II.« hervor, daß Gisela die hohe Würde ihres Amtes recht zu tragen wußte und die anderen Ratgeber des Königs, Bischof Brun von Augsburg, Bischof Werner von Straßburg und den Ritter Werner, an klugem Rat noch übertraf. Von Köln wandte sich Konrad nach Aachen, wo er vom Thron Karls des Großen Besitz ergriff und in einer allgemeinen Fürsten- und Kirchenversammlung weltliche und kirchliche Rechtsangelegenheiten auf das beste regelte. Von Niederlothringen zog er nach Sachsen. Hier huldigten ihm sehr viele sächsische

Konrad II.

97

Große, nachdem Konrad das sächsische Recht bestätigt hatte. Danach durchzog der König für längere Zeit das ostsächsisch-nordthüringische Gebiet, das mit dem hier zum Teil recht konzentriert gelegenen, umfangreichen Reichsgut auch für sein Königtum eine wesentliche Basis darstellte. Im März 1025 reiste er über Thüringen und Ostfranken nach Schwaben weiter. Nachdem er auch Regensburg, dem Hauptort Bayerns, einen Besuch abgestattet hatte, kehrte er über Bamberg und Würzburg in das rheinfränkische Gebiet zurück. Zu Pfingsten 1025 empfing der erste Salier in Konstanz die Huldigung einer Gruppe meist geistlicher Fürsten aus dem italienischen Reichsgebiet, an deren Spitze der mächtige und einflußreiche Erzbischof Aribert von Mailand stand. Dieser lud Konrad zur Heerfahrt nach Italien ein und versprach, ihn bei seinem Herrschaftsantritt südlich der Alpen zu unterstützen. In Konstanz erschien auch eine verhandlungsbereite Gesandtschaft der Bürger Pavias, die nach dem Tode Heinrichs II. die innerhalb der Mauern ihrer Stadt gelegene traditionsreiche Königspfalz zerstört hatten. Als die Gesandten diese Tat mit dem Hinweis zu rechtfertigen suchten, daß es zum Zeitpunkt der Zerstörung keinen Herrscher gegeben habe und sie daher auch nicht des Vergehens gegen den König bezichtigt werden könnten, antwortete ihnen der Salier mit den von Wipo überlieferten Worten: »Wenn der König gestorben ist, so besteht das Reich doch weiter, ebenso wie das Schiff bestehen bleibt, dessen Steuermann gefallen ist. Es handelte sich um staatliche, nicht um private Gebäude. Sie unterstanden fremder Hoheit, nicht der Euren.« Dieser Ausspruch, der auf eine zunehmende Ausprägung transpersonaler Staatsvorstellungen hinweist, offenbart einen wesentlichen Grundsatz der Herrschaftsauffassung Konrads II. Er drückt - hier in bezug auf Italien - die unmißverständliche Absicht des ersten Saliers aus, in alle Rechte bzw. Rechtsansprüche seines Vorgängers im Königtum einzutreten. Nachdem Konrad in Zürich die Huldigung einer weiteren Gruppe italienischer Großer entgegengenommen hatte, brachte er diesen Grundsatz wiederum zur Geltung, als er noch im Juni 1025 mit militärischer Macht in Basel, der Grenzstadt zu Burgund, einrückte, hier einen Hoftag abhielt und einen Bischof investierte. Heinrich II. hatte mit dem kinderlosen König Rudolf III. von Burgund einen Vertrag geschlossen, der für den Fall von Rudolfs Ableben die Übertragung der burgundischen Königsherrschaft auf den deutschen König vorsah. Im Zusammenhang mit dieser Vereinbarung hatte Heinrich II. 1006 die Grenzstadt Basel seiner Herrschaft unterstellt. Mit der Besetzung der Stadt und der Ausübung von Hoheitsrechten in Basel demonstrierte Konrad deutlich seinen Vorsatz, auch gegenüber dem Königreich Burgund jene Rechte wahrzunehmen, die durch seinen Vorgänger im Königtum erworben worden waren. Bevor sich der Herrscher jedoch weiter mit den italienischen und burgundischen Angelegenheiten befassen konnte, mußte er sich innerhalb des deut-

98

Vom regnum Teutonicum.

sehen Reichsgebietes mit einer nicht ungefährlichen Adelserhebung auseinandersetzen. Als führende Köpfe waren an dieser Verschwörung Konrad der Jüngere, Herzog von Worms genannt, Herzog Ernst II. von Schwaben, der Stiefsohn des Königs, und der schwäbische Graf Weif II. beteiligt. Die Aufständischen traten mit den seit der Wahl von Kamba in Opposition verharrenden Lothringern in Verbindung, deren Beziehungen nach Frankreich und Italien reichten. Mit welchen Mitteln Konrad II. in den Sommer- und Herbstmonaten des Jahres 1025 auf diese für seine Herrschaft ernsthaft bedrohliche Situation es sollte die einzige während seiner gesamten Regierungszeit bleiben - reagierte, wissen wir leider nicht. Da die lothringischen Herzöge und Bischof Gerhard von Cambrai dem Salier zu Weihnachten 1025 in Aachen huldigten, muß Konrad II. zu diesem Zeitpunkt Herr der Lage gewesen sein. Mit der Huldigung der Lothringer fand Konrads erster großer Umritt, der vornehmlich zur Anerkennung und Durchsetzung der Königsherrschaft unternommen worden war, seinen endgültigen Abschluß. Nachdem die Verhältnisse im deutschen Reichsgebiet nunmehr weitgehend geordnet waren, bereitete Konrad seinen Romzug vor, der zur Festigung der Reichsherrschaft in Italien dringend erforderlich war. Nach dem Tode Heinrichs II. hatten nämlich vor allem die weltlichen Fürsten Oberitaliens verschiedenen französischen Großen die italienische Krone angeboten. Im Februar 1026 war das königliche Heer für den Italienzug bei Augsburg versammelt. Hier unterwarf sich auch Herzog Ernst von Schwaben seinem Stiefvater, der ihn - wohl vor allem einem Wunsch der Königin entsprechend - in Gnaden wieder aufnahm. Im Einvernehmen mit den anwesenden Fürsten designierte Konrad II. seinen achtjährigen Sohn Heinrich zum König und vertraute ihn der Vormundschaft Bischof Bruns von Augsburg an. Nachdem er dem Bischof zugleich die Regentschaft für die Zeit seiner Abwesenheit übertragen hatte, überquerte das königliche Heer im Februar/März 1026 entlang der Brennerstraße die Alpen. Nach mehreren Zügen durch Oberitalien gelang es Konrad, den Widerstand der lombardischen Großen sowie der Hauptstadt Pavia zu brechen. Als sich Anfang 1027 auch Markgraf Rainer von Tuszien unterwarf, war der Weg nach Rom frei. Am zi. März 1027, dem Dienstag vor Ostern, hielt Konrad II. feierlichen Einzug in Rom, also gerade rechtzeitig, um die bevorstehende Kaiserkrönung mit der Feier des höchsten Festes im Kirchenjahr zu verbinden. Am Ostersonntag wurde Konrad II. mit seiner Gemahlin in der Peterskirche von Papst Johannes XIX. geweiht und gekrönt. Der Glanz dieser prachtvollen Zeremonie erhöhte sich noch durch die Anwesenheit König Knuts des Großen von England und Dänemark, König Rudolfs III. von Burgund sowie zahlreicher weltlicher und geistlicher Fürsten, darunter die Erzbischöfe von Mainz, Ravenna, Trier und Salzburg sowie der Patriarch von Aquileja. Zunächst war auch Erzbischof Aribert von Mailand bei dem feierlichen Akt

Konrad II.

99

anwesend. Unmittelbar vor der Krönung kam es in der Frage, wer von den hohen Kirchenfürsten den zukünftigen Kaiser in die Peterskirche geleiten sollte, zu einem Rangstreit zwischen Aribert und Erzbischof Heribert von Ravenna. Als Konrad nicht sofort zugunsten Ariberts entschied, zog sich der Metropolit der Mailänder Kirche verstimmt zurück. Während der Lateransynode vom 6. April 1027, auf der Papst Johannes XIX. gemeinsam mit dem Kaiser den Vorsitz führte, wurde dieser Rangstreit dann nachträglich zugunsten Mailands entschieden und damit das Einvernehmen mit dem mächtigen oberitalienischen Fürsten wiederhergestellt. Von Rom aus unternahm der Kaiser einen kurzen Zug nach Unteritalien, wo er die Huldigung der Fürsten von Salerno, Benevent und Capua entgegennahm. Ohne in die dortigen Verhältnisse weiter einzugreifen, eilte der Salier entlang der Adriaküste zurück nach Oberitalien. Unterwegs gefällte Gerichtsurteile und eine Vielzahl von in Ravenna und Verona ausgestellten Urkunden lassen deutlich erkennen, daß der Kaiser die Angelegenheiten Italiens vor seiner Rückkehr in das deutsche Reichsgebiet geordnet wissen wollte. Wie die neue von Konrad II. eingeführte und für Jahrhunderte gültige Legende der kaiserlichen Bullen »Roma caput mundi regit orbis frena rotundi« Rom, das Haupt der Welt, lenkt die Geschicke des Erdkreises - zum Ausdruck bringt, spielte die Verbindung mit Italien und Rom in der Herrschaftskonzeption des ersten Saliers keine untergeordnete Rolle. Aus wohlüberlegten Gründen tolerierte er die römisch-tuskulanische Kirchenherrschaft; in die unteritalienischen Verhältnisse griff er nur dann ordnend ein, wenn es aus der Perspektive der Reichsherrschaft unbedingt erforderlich schien. In Oberitalien aber, etwa bis zur Linie Apennin-Rimini, begnügte er sich nicht mit einer lockeren Oberhoheit, sondern brachte hier durch zeitlich ausgedehnte Aufenthalte sowie durch den Einsatz wirksamer politischer, gerichtlicher und militärischer Mittel seine Herrschaft viel intensiver als sein Vorgänger zur Geltung. Vor allem an strategisch wichtigen Punkten stützte sich Konrad II. dabei vorzugsweise auf die Bischöfe. Zudem suchte der erste Salier im Gegensatz zu Heinrich II. auch die weltlichen Fürsten für seine Herrschaft zu gewinnen. Darüber hinaus stellte er unmittelbare Beziehungen zu den kleineren Feudalherren her, indem der Herrscher für die Erblichkeit und Sicherheit ihres Lehnsbesitzes gegenüber den großen Lehnsherren eintrat. Die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Gruppierungen des Feudaladels sorgsam auslotend, bemühte sich der Salier im oberitalienischen Raum um die Herstellung bzw. Erhaltung eines Kräftegleichgewichtes. Im Sinne einer festeren Verbindung der Reichsgebiete nördlich und südlich der Alpen förderte er später Eheschließungen zwischen Angehörigen des italienischen und deutschen Hochadels. Der Sicherung der Brennerstraße, der für die Zentralgewalt wichtigsten Verbindung zwischen den Reichsgebieten nördlich und südlich der Alpen, dienten die Bestätigung der

ιοο

Vom regnum Teutonicum.

Grafschaft Trient und die Übertragung der Grafschaft Bozen an die Tridentiner Bischofskirche sowie die Verleihung der Grafschaft im Inntal an den Bischof von Brixen, die Konrad während der Alpenüberquerung 1027 vornahm. Aus Italien zurückgekehrt, verlieh Konrad am 24. Juni 1027 seinem Sohn Heinrich III. im Rahmen einer Versammlung mit den bayerischen Großen das durch den Tod des Herzogs frei gewordene Herzogtum Bayern. Dadurch wurde dieses starke Herzogtum unmittelbar mit der Zentralgewalt verbunden. Auf derselben Zusammenkunft ließ der Salier durch eidliche Aussagen der Grafen und Schöffen das Reichsgut in Bayern feststellen. In dieser Maßnahme kam ein völlig neuer Zug in der Königspolitik zum Vorschein. Konrad II. bemühte sich, das Königsgut zu erfassen, planmäßig zu mehren und in möglichst konzentrierter Form für das Reich zu organisieren. Für die Verwaltung und Befestigung solcher Königslandschaften wurden seit Konrad II. zunehmend Reichsministerialen, d. h. aus dem königlichen Fonds mit Amtsgütern ausgestattete Dienstleute, eingesetzt. Die Rechtsverhältnisse dieser Ministerialität, die es auch als Ministerialen von Reichskirchen und großen weltlichen Feudalherren gab, regelten Dienstmannenrechte, wie das Recht der Leute des salischen Hausklosters Limburg an der Haardt. Der in der Regierungszeit Konrads II. beginnende Einsatz einer Reichsministerialität und die ersten Ansätze zum Ausbau von Königsterritorien waren auf die Schaffung einer neuen Form von Herrschaftsund Gebietsstrukturen gerichtet, die eine zukunftsträchtige Alternative zum überkommenen Lehnswesen darstellte. Nachdem die bayerischen Angelegenheiten geregelt waren, zog der Kaiser nach Schwaben weiter. Hier mußte er sich erneut mit einer Adelserhebung auseinandersetzen, an deren Spitze wiederum sein Stiefsohn, Herzog Ernst von Schwaben, stand. Bereits in den ersten Monaten seines Italienaufenthaltes im Jahre 1026 hatte Konrad die Nachricht von einer bedrohlichen Fehde des Grafen Weif gegen das Bistum Augsburg erhalten. Da Bischof Brun von Augsburg als Vormund des jungen Heinrich III. während der Abwesenheit des Königs zudem die Regentschaft im deutschen Reichsgebiet führte, war ein sofortiges Eingreifen dringend erforderlich. Mit der Absicht, ihm einen Vertrauensbeweis entgegenzubringen und ihn zugleich einer Bewährungsprobe zu unterziehen, beauftragte Konrad Herzog Ernst, der ja bis vor kurzem selbst an der Seite Graf Welfs gegen ihn rebelliert hatte, den Frieden im Lande wiederherzustellen. Als zusätzlichen Gunstbeweis erhielt er die Abtei Kempten vom König. Doch statt den königlichen Auftrag auszuführen, Schloß sich der Herzog wieder den Aufständischen an und unternahm einen Kriegszug nach dem Elsaß. Danach fiel er mit starker Heeresmacht in Burgund ein. Als König Rudolf III. von Burgund dem Schwabenherzog entgegentrat, zog sich dieser wieder nach Schwaben zurück, wo er die reichen Besitzungen der Klöster Reichenau und St. Gallen verwüstete. In der zweiten Julihälfte des Jahres 1027 erschien der des Hochverrats

Konrad II. angeklagte Herzog Ernst - einer Ladung vor das Hofgericht Folge leistend - an der Spitze seiner Vasallen in Ulm vor dem Herrscher. Auf seine militärische Stärke vertrauend, gedachte er einen Ausgleich mit dem Kaiser anzustreben oder im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen seinen Abzug gewaltsam zu erzwingen. Der Herzog mußte im Laufe der Verhandlungen allerdings erfahren, daß er seine Position überschätzt hatte. Ein Grundsatz der Herrschaftskonzeption Konrads II., den er bereits im September 1024 in Aachen öffentlich verkündet hatte, zeitigte nun Erfolg. Indem er für die Erblichkeit und Sicherheit der Besitzungen kleinerer Lehnsträger und Untervasallen eintrat, gewann er einen Bündnispartner für die Kämpfe mit den hochadligen Lehnsfürsten. Mit dieser Politik wirkte der erste Salier darüber hinaus dem Prozeß der Territorienbildung bei den weltlichen und geistlichen Großen entgegen. Herzog Ernst sah sich so in Ulm zur bedingungslosen Unterwerfung gezwungen, weil ihm seine Lehnsmannen im Kampf gegen den Kaiser den Gehorsam verweigerten. Mit ihm unterwarfen sich Graf Weif und andere Teilnehmer des Aufstandes. Der Widerstand der übrigen Aufständischen wurde noch im Sommer gebrochen, und zu Beginn des Herbstes unterwarf sich auch Konrad der Jüngere. Konrad entzog Ernst sein Herzogtum und verbannte ihn auf die Festung Giebichenstein. Im Sommer 1028 entließ er Ernst aus der Haft und setzte ihn nochmals in sein Herzogtum ein. Nach einem neuerlichen Zerwürfnis mit dem Kaiser urteilte man ihn als Hochverräter ab. Er verlor erneut und diesmal endgültig sein Herzogtum, der Kirchenbann wurde über ihn verhängt. Sein Bemühen, nochmals eine umfangreiche Verschwörung gegen den Herrscher ins Leben zu rufen, scheiterte; er fand 1030 im Kampf den Tod. Die Gestalt des Herzogs Ernst von Schwaben lebt in der Dichtung fort. Das während der Regierungszeit Friedrich Barbarossas vor dem Hintergrund der welfisch-staufischen Rivalität entstandene Herzog-Ernst-Epos fand aufgrund der im Mittelalter immer wiederkehrenden politischen Aktualität der behandelten Thematik weite Verbreitung. Der Konflikt Lehnsherr - Vasall, den der Dichter als Abbild der zeitgenössischen Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt stellte, wird zum K^mpf zwischen Vater und herzoglichem Stiefsohn zugespitzt. Dabei werden neben den Gestalten und Ereignissen aus der salischen auch solche der liudolfingischen Zeit, insbesondere der Konflikt zwischen Otto I. und seinem Sohn Liudolf, auf sagenhafte Weise miteinander verwoben. Nach der Niederwerfung des Aufstandes traf Konrad II. im August 1027 in Basel mit König Rudolf III. von Burgund zusammen. Durch den Austausch von Gesandtschaften und persönliche Verhandlungen während der Ostertage des Jahres 1027 in Rom vorbereitet, schloß der Salier durch Vermittlung der Kaiserin, die eine Nichte des Rudolfingers war, mit dem kinderlosen König einen Vertrag. Rudolf III. sicherte darin Konrad II. - und im Falle eines vorzeitigen Todes des Kaisers dessen Sohn Heinrich III. - die Nachfolge in seinem Königreich zu.

юг

Vom regnum Teutonicum.

Die anschließenden Reisen durch Rheinfranken, Lothringen und Friesland standen schon ganz im Zeichen des Hauptereignisses des kommenden Jahres. Im Rahmen einer für die Karwoche des Jahres 1028 nach Aachen einberufenen Versammlung der Fürsten des Reiches wurde der zehnjährige Heinrich III. zum König gewählt und am Ostersonntag durch Erzbischof Pilgrim von Köln gesalbt und gekrönt. Die Königserhebung Heinrichs III. markiert eine wichtige Zäsur in der Regierungszeit Konrads II. In den ersten dreieinhalb Jahren seiner Regierung hatte der erste Salier bereits beachtliche Erfolge erzielt: Seine Herrschaft war sowohl im deutschen als auch im italienischen Reichsgebiet anerkannt und durchgesetzt, die Herrschaftsübernahme in Burgund vorbereitet. Die Konsolidierung der Zentralgewalt machte auf der Grundlage der traditionellen Herrschaft über die Reichskirche, die er wie sein Vorgänger handhabte, und der neu beschrittenen Wege in der Königspolitik rasche Fortschritte. Schließlich erschien der Fortbestand der Dynastie mit der Krönung Heinrichs III. gesichert. In den folgenden Jahren war der Kaiser bestrebt, neben der weiteren Umsetzung seiner Herrschaftskonzeption innerhalb des Reiches diese Machtstellung auch außenpolitisch abzusichern. Die Abtretung der Mark Schleswig zwischen Schlei und Eider an König Knut den Großen gewährleistete im Norden den Frieden mit Dänemark. Die nach dem Scheitern eines byzantinischen Heiratsprojektes 1036 geschlossene Ehe zwischen Heinrich III. und Gunhild (Kunigunde), Tochter des dänischen Königs, dürfte zur Stabilisierung der Verhältnisse im Norden wesentlich beigetragen haben. Eine instabile Lage hatte Heinrich II. im Osten hinterlassen. Er mußte die Mark Lausitz und das Milzener Land an den polnischen Herzog Boleslaw Chrobry abtreten. Erst im Verlauf seines zweiten Polenfeldzuges im September/Oktober 1031 gelang es Konrad II., diese beiden Gebiete für das Reich zurückzugewinnen. Danach führte der Salier 1035 und 1036 verheerende Kriege gegen die Lutizen, die er nach heftigen Kämpfen besiegte und zur Zahlung hoher Tribute verpflichtete. Aufgrund von Grenzstreitigkeiten zwischen Bayern und Ungarn entwickelte sich ein Konflikt, den Konrad im Sommer 1030 für sich zu entscheiden suchte. Das Unternehmen scheiterte jedoch, und Wien fiel den nachrückenden Ungarn in die Hände. König Heinrich III., der zugleich Herzog von Bayern war, schloß dann 1031 ohne Abstimmung mit dem Kaiser Frieden mit Ungarn und trat das Gebiet zwischen Fischa und Leitha ab. Als Konrad II. wohl noch im September 1032 die Nachricht vom Tode König Rudolfs III. von Burgund erhielt, reagierte er mit der ihm eigenen Entschlossenheit und Tatkraft. Er stellte die bereits angelaufenen Operationen für einen geplanten Polenfeldzug ein und begab sich in großer Eile in das Elsaß nach Straßburg, wo das Weihnachtsfest gefeiert und das Heer für den bevorstehenden Burgundzug gesammelt wurde. Gemäß dem Vertrag von 1027 hatte ein bur-

Konrad II.

103

gundischer Fürst die Kroninsignien des Burgunderreiches an Konrad übergeben. Im Herbst 1032 war jedoch Graf Odo von der Champagne, der seinen Anspruch auf die burgundische Krone aus seiner Verwandtschaft mit Rudolf III. herleitete, in dieses Königreich eingefallen und hatte große Teile desselben unter seine Herrschaft gebracht. Termin und Ort der Königserhebung und -krönung waren mit dem Erzbischof von Vienne bereits vereinbart, als Konrad II. im Januar 1033 mit einem Heer in Burgund einrückte. Zu Mariä Lichtmeß, am 2. Februar, ließ er sich in Peterlingen zum König wählen und anschließend krönen. Einen vollständigen Sieg über Graf Odo vermochte er mit diesem sehr kurzfristig vorbereiteten und durchgeführten Unternehmen, bei dem es vor allem auf schnelles Handeln nach Rudolfs Tod ankam, nicht zu erringen. Nach dem Abschluß eines Bündnisses mit König Heinrich I. von Frankreich unternahm Konrad II. im August/September 1033 eine Heerfahrt in die Champagne, die Graf Odo zur Kapitulation und zum Verzicht auf die burgundische Königswürde zwang. Da Odo jedoch sein Wort nach kurzer Zeit wieder brach, wurde ein weiterer Feldzug nach Burgund erforderlich. Das für den Sommer 1034 langfristig vorbereitete Unternehmen endete diesmal mit einem vollen Erfolg für den Kaiser. Konrad II. ließ sich im Genfer Petersdom von zahlreichen burgundischen Großen huldigen, die bisher Widerstand geleistet oder sich abwartend verhalten hatten. Mit der Angliederung des burgundischen Königreiches an das Imperium errang Konrad einen bedeutenden und dauerhaften Erfolg. Das mittelalterliche römisch-deutsche Reich erreichte damit seine endgültige Ausdehnung. Zudem befanden sich jetzt sämtliche Alpenpässe und -Straßen, die nach Italien führten, unter relativ fester Kontrolle der Zentralgewalt, was eine wesentliche Voraussetzung für die Ausübung einer wirksamen Reichsherrschaft in Italien bildete. Infolge eines großen Aufstandes der Valvassoren (Untervasallen) war im Laufe des Jahres 1035 in Oberitalien eine komplizierte und zugespitzte Situation entstanden, die Konrad II. zu einem zweiten Italienzug veranlaßte. Der Kampf der in den Städten ansässigen Valvassoren gegen die größeren Lehnsherren (capitanei), welche ihnen das Privileg einer Erblichkeit der Lehnsbesitzungen vorenthielten, das sie für sich selbst durchgesetzt hatten, verband sich in Oberitalien aufgrund der fortgeschritteneren Feudalentwicklung bereits vielfach mit dem Kampf der Städtebürger gegen die meist bischöflichen Stadtherren. Einen solchen Aufstand hatte Erzbischof Aribert in Mailand zunächst niederwerfen können, doch erwuchs aus dieser lokalen Auseinandersetzung bald ein umfassender regionaler Konflikt. Nachdem die Schlacht bei Campo Malo zwischen den Valvassoren und dem mit seinen Suffraganen und anderen großen Lehnsherren verbündeten Erzbischof Aribert zu keiner Entscheidung geführt hatte, forderten beide Parteien den Kaiser zum Eingreifen auf. Auf einer im Frühjahr 1037 in Pavia zusammengetretenen Fürstenversammlung erhoben

Vom regnum Teutonicum. sowohl die Valvassoren als auch Ariberts Gegner unter den weltlichen und geistlichen Großen Klage gegen die häufigen Rechtsverletzungen des Erzbischofs. Da entschloß sich Konrad II., gegen diesen fast übermächtig gewordenen Kirchenfürsten vorzugehen. Erzbischof Aribert, der nach dem Aufbau einer relativ geschlossenen Gebietsherrschaft seiner Mailänder Kirche trachtete, wurde des Hochverrats angeklagt und verhaftet. Es gelang ihm jedoch schon nach kurzer Zeit, aus der Haft zu entfliehen und nach Mailand zurückzukehren. Die Mailänder Bürgerschaft, die einschneidende Eingriffe in die Belange ihres städtischen Lebens durch den Kaiser befürchtete, nahm den Erzbischof in ihren Mauern auf und stellte sich auf seine Seite. Obwohl Konrad die Reichsacht gegen Aribert verkündete, ihn für abgesetzt erklärte und durch Papst Benedikt IX. sogar exkommunizieren ließ, gelang es ihm auch nach der Unterwerfung von Ariberts Parteigängern nicht mehr, die Feste Mailand zu nehmen. Während der Belagerung Mailands erließ Konrad II. am 28. Mai 1037 sein berühmtes Gesetz der Sicherung des Besitzes aller Lehnsträger und der Erblichkeit aller Lehen, mit dem die Auseinandersetzungen zwischen den Valvassoren und den großen Lehnsherren beendet werden sollten. Mit diesem Gesetz führte Konrad II. konsequent die schon im deutschen Reichsgebiet erfolgreich praktizierte neue Linie in der Königspolitik fort. Anfang 1038 war Konrad II. trotz des Widerstandes von Mailand soweit Herr der Lage, daß er nach Süden weiterziehen konnte. Während sich die Kaiserin nach Rom begab, drang Konrad nach Apulien vor, um Pandulf IV. von Capua, der die benachbarten Fürstentümer Benevent und Salerno sowie das Kloster Monte Cassino schwer bedrängte, in die Schranken zu weisen. Während seines Aufenthaltes in Alt-Capua im Mai 1038 setzte er Pandulf ab und belehnte Waimar von Salerno mit dem Fürstentum Capua. Gleichzeitig wurde der Normanne Rainulf von Aversa Lehnsmann Waimars, womit der Keim zur normannischen Staatsbildung in Süditalien gelegt war. Der Ausbruch einer Seuche im Heer, der neben der Gemahlin Heinrichs III. auch Konrads zweiter Stiefsohn, Hermann, zum Opfer fiel, nötigte den Kaiser zum eiligen Rückmarsch in das deutsche Reichsgebiet. Hier übertrug er Heinrich III. zusätzlich zum Herzogtum Bayern noch das durch den Tod Hermanns vakante Herzogtum Schwaben und im Herbst 1038 während einer Versammlung mit burgundischen Fürsten in Solothurn die Herrschaft über das Königreich Burgund. Als Konrad II. am 4. Juni 1039 um die Mittagszeit in Utrecht verstarb, hinterließ er seinem Erben, der durch ihn und die Kaiserin Gisela auf die Regierungsübernahme bestens vorbereitet worden war, eine gesicherte Herrschaft im Reich. Nachdem die Eingeweide des Kaisers in der Utrechter Martinskirche bestattet worden waren, geleiteten die Kaiserin und König Heinrich III. den in kostbare Gewänder gehüllten und in einen prächtigen Sarg gebetteten Leichnam

Konrad II. ehrenvoll nach Speyer. In Köln und anderen am Wege liegenden Orten führten sie den Verstorbenen durch Kirchen und Klöster. Am 3-Juli 1039 setzte man ihn in der Krypta des entstehenden Kaiserdoms zu Speyer bei. Für diesen mächtigen Dom hatte Konrad II. 1025 den Grundstein gelegt, seine Nachfolger ließen ihn ausbauen und vollenden. Als Bauwerk symbolisiert er den Höhepunkt kaiserlicher Machtdemonstration mit architektonischen Mitteln. Welch einen hohen Wert Konrad II. der Herrscherrepräsentation beimaß, zeigte sich auch darin, daß er der im 10. Jahrhundert angefertigten goldenen und etwa 3,5 Kilogramm schweren Kaiserkrone noch einen Bügel und das Aufsteckkreuz hinzufügen ließ. Zusammen mit den anderen bildlichen Darstellungen auf der Krone sollte eine Majestas domini mit der Überschrift »per me reges regnant« (durch mich - d. h. durch Gott - regieren die Könige) das Gottesgnadentum und die überragende Machtstellung des weltlichen Hauptes der westlichen Christenheit zum Ausdruck bringen. Zu den zahlreichen Schmuckstücken, die von der künstlerischen Meisterschaft jener Zeit zeugen, gehört auch der 1880 in Mainz gefundene Giselaschmuck. Es handelt sich um den Leibschmuck der ottonischsalischen Kaiserinnen, bestehend aus Brustbehang, Kette, Ringen, Ohrgehängen, Fürspanen, Tassein und zwei Adlerfibeln. Von der fälschlichen Annahme, daß Krone und Kronenbügel mit der sich auf Konrad II. beziehenden Inschrift gleichzeitig entstanden wären und der stilistisch ähnliche Schmuck somit nur seiner Gemahlin Gisela gehört haben könnte, ist die Forschung längst abgegangen. Der Name »Giselaschmuck« ist jedoch zu einem festen Begriff geworden.

ιού

HEINRICH III. IO39-IO56

Zu dieser Zeit wuchs unter den Großen wie den Geringeren des Reiches die Unzufriedenheit mit dem Kaiser. Sie klagten, er weiche schon längst von seiner ursprünglichen Haltung der Gerechtigkeit, Friedensliebe, Frömmigkeit, Gottesfurcht und vielfältigen Tugenden, worin er täglich hätte Fortschritte machen müssen, allmählich mehr und mehr ab ... (Hermann von Reichenau zum Jahre iotf)

Am Festtag der Apostel Simon und Judas Thaddäus, dem 28. Oktober, wurde Heinrich im Jahre 1017 als Sohn des späteren Königs Konrad II. aus dem Geschlecht der Salier geboren. Seine Mutter Gisela, eine schwäbische Herzogstochter, war die Witwe des 1015 auf der Jagd verunglückten Herzogs Ernst I. von Schwaben. Als sich Heinrichs Vater nach dem Tode Kaiser Heinrichs II. gegen andere Bewerber um die Krone durchgesetzt hatte und Anfang September 1024 von einer maßgeblichen Fürstengruppe in Kamba zum König erwählt und anschließend in Mainz geweiht worden war, veränderte sich zugleich auch die Perspektive des damals sechsjährigen Knaben Heinrich. Fortan galt er nach den Vorstellungen jener Zeit als erster Anwärter auf die Nachfolge im Königtum.

Heinrich III. Die Eltern ließen ihrem Sohn deshalb eine sorgfältige und gediegene Erziehung zukommen, deren Hauptziel in der möglichst umfassenden Vorbereitung auf das Herrscheramt bestand. Eine auf die Pflege geistiger und religiöser Werte gerichtete Ausbildung vermittelte ihm vor allem seine Mutter, die selbst literarisch gebildet und insbesondere eine große Verehrerin der Werke des Mönchs Notker Labeo von St. Gallen war. Gemeinsam mit ihr besuchte Heinrich 1027 das Kloster St. Gallen, ein hervorragendes geistig-literarisches Zentrum der Zeit. Neben Gisela wirkten zunächst Bischof Brun von Augsburg, der Bruder Kaiser Heinrichs II., und nach dessen Tod Bischof Egilbert von Freising als Erzieher des jungen Heinrichs. Beiden Bischöfen brachte der Knabe große Verehrung entgegen. Den Leichnam des am 24. April 1029 in Regensburg verstorbenen Bischofs Brun geleitete Heinrich zusammen mit seiner Mutter Gisela ehrenvoll nach Augsburg und wohnte der feierlichen Beisetzung in der Kirche des heiligen Mauritius bei. Dem Bischof Egilbert blieb Heinrich auch nach seiner Schwertleite (1033) und der damit verbundenen Entlassung aus der Vormundschaft weiter verbunden. In den freien Künsten unterrichtete ihn zeitweilig der Mönch Almerich Ursus aus dem St.-Peter-Kloster zu Pavia, der wegen seines theologischen Wissens gerühmt wurde. Darüber hinaus schöpfte Heinrich in seiner Jugendzeit Kenntnisse aus eigenständiger Lektüre. Wohl auf Veranlassung Giselas beteiligte sich auch Wipo, ein Kapellan Konrads II., an der Erziehung Heinrichs. Er widmete ihm eine Sittenlehre in Form von hundert Sinnsprüchen, an deren Spitze die hohe königliche Pflicht, das Recht zu kennen, zu handhaben und zu schützen, stand. Neben der Beachtung der christlichen Moral und Tugend betonte Wipo als weitere wichtige Pflicht eines Königs vor allem die Friedenswahrung und die Milde gegen verurteilte Verbrecher. Später verehrte er Heinrich die bekannte Lebensbeschreibung Konrads II. die »Gesta Chuonradi II. imperatoris« (Die Taten Kaiser Konrads II.) - , welche neben Einhards Biographie Karls des Großen die lebendigste und plastisch stärkste Darstellung einer Herrschergestalt des früheren Mittelalters verkörpert. Wipo entwarf darin das Idealbild des selbstsicheren und würdevollen christlichen Herrschers. Dieser wird aufgerufen, ungeachtet aller irdischen Bedingungen und individuellen moralischen Schwächen der Größe des Amtes Stellvertreter Christi auf Erden zu sein - gerecht zu werden. Die genannten Einflüsse und Impulse verfehlten ihre Wirkung auf Heinrich nicht; zeitlebens galt sein Interesse den Künsten und der Wissenschaft. So erlebte die Speyerer Domschule während seiner Regierungszeit ihre Blüte; aus allen Teilen des Reiches sollen die großzügig geförderten jungen Kleriker in Speyer zusammengeströmt sein. Auch seinen Hof und die Hofkapelle hat Heinrich zu einer bedeutenden Stätte gelehrter Begegnung gemacht. Die Unterweisung für die Ausübung der praktischen Regierungstätigkeit erhielt Heinrich in erster Linie durch das Herrscherpaar selbst, bot doch die häu-

io8

Vom regnum Teutonicum...

fige Anwesenheit am Hofe des Vaters für den heranwachsenden Heinrich den besten Anschauungsunterricht. Konrad II. sorgte zudem schon zeitig dafür, daß die Anwartschaft seines Sohnes auf die Nachfolge im Königtum auf sichere rechtliche Grundlagen gestellt wurde. Kurz vor dem Aufbruch zu seinem ersten Italienzug designierte er im Einvernehmen mit den anwesenden Fürsten im Februar 1026 zu Augsburg Heinrich zum Thronfolger. Ostern 1027 nahm Heinrich an der glanzvollen Zeremonie der Kaiserkrönung seiner Eltern in Rom teil. Auf der Rückseite der ersten Kaiserbulle seines Vaters erschien der junge Heinrich abgebildet mit der Umschrift »Heinricus spes imperii« (Heinrich - Hoffnung des Reiches). Die Kaiserkrönung der Eltern markierte den Beginn eines neuen Lebensabschnittes für den Knaben. Von nun an wurde er zunehmend direkt und offiziell in die Ausübung der Reichsregierung einbezogen. Bereits im Mai 1027 saß Heinrich neben Konrad II. dem Königsgericht in S. Zeno bei Verona vor. In den während des Alpenüberganges im Mai/Juni 1027 für die bischöflichen Kirchen von Trient und Brixen ausgestellten Urkunden Konrads II. erschien Heinrich erstmals als Intervenient, d. h. als Fürsprecher der jeweils bedachten Personen oder Institutionen. In den folgenden Jahren wurden die Interventionen des Herrschersohnes in den Urkunden des Vaters immer zahlreicher. Aus Italien zurückgekehrt, verlieh Konrad II. dem designierten Thronfolger am 24. Juni 1027 im Rahmen einer Versammlung mit bayerischen Großen das frei gewordene Herzogtum Bayern. Mit der Übertragung dieses Herzogtums war dem künftigen Herrscher ein relatiy eigenständiger Verantwortungsbereich anvertraut worden» den er nach seiner Schwertleite auch zunehmend selbständig wahrzunehmen suchte. Zunächst führte jedoch Bischof Egilbert von Freising als Vormund des Jünglings die Regentschaft in Bayern. Er war es auch, der Heinrich 1031 ohne vorherige Absprache mit dem Kaiser zu einem Friedensschluß mit Ungarn veranlaßte, der die Abtretung des Gebietes zwischen Fischa und Leitha an Ungarn beinhaltete. In den zwischen Konrad II. und dem kinderlosen König Rudolf III. von Burgund im August 1027 geschlossenen Vertrag über die Nachfolge im burgundischen Reich wurde Heinrich als designierter Thronfolger einbezogen. Im Falle eines vorzeitigen Todes des Vaters sollte er in dessen Recht als Anwärter auf die burgundische Königswürde eintreten. Im nächsten Jahr erfolgte schließlich der entscheidende Schritt für die rechtliche Sicherung der Nachfolge Heinrichs. Im Rahmen einer für die Karwoche des Jahres 1028 nach Aachen einberufenen Versammlung der Fürsten des Reiches wurde der inzwischen zehnjährige Heinrich zum König gewählt. Am Ostersonntag salbte und krönte Erzbischof Pilgrim von Köln während eines feierlichen Gottesdienstes den jungen König. Beide Ereignisse prägten sich nachhaltig in das Bewußtsein Heinrichs III. ein und vermittelten ihm eine beeindruckende Vorstellung von der Würde des Herrscheramtes. Nach vollzogener Königserhebung begab sich

Heinrich III. Heinrich III. auf den nun schon traditionellen Umritt, der jedoch im Unterschied zu den Umritten Heinrichs II. und Konrads II. 1002 und 1024 nicht der Durchsetzung seiner Königsherrschaft galt, sondern vornehmlich einen Repräsentationsakt darstellte. In Begleitung Bischof Bruns von Augsburg führte sein Umritt 1028/29 von Niederlothringen nach Sachsen und von hier über Thüringen und Franken nach Schwaben und Bayern. Einen Teil des Weges legte Heinrich III. gemeinsam mit seinen Eltern zurück. Wohl während des Aufenthaltes der kaiserlichen Familie in Sachsen im Sommer des Jahres 1028 wurde Heinrichs Stiefbruder, Herzog Ernst II. von Schwaben - ein Sohn Giselas aus ihrer Ehe mit Ernst I. von Schwaben, der nach seiner zweiten Empörung gegen Konrad II. 1027 auf die Festung Giebichenstein verbannt worden war - , aus der Haft entlassen. Die ständigen Auseinandersetzungen des Vaters mit dem Stiefsohn und die damit verbundene Konfliktsituation der Mutter dürften die Kindheit Heinrichs III. teilweise überschattet haben. Im Februar 1026, nach der ersten Erhebung des Herzogs, und wohl auch 1028 erwirkte er zusammen mit der Mutter die Begnadigung des Aufrührers beim Herrscher. Jedoch konnte auch er den endgültigen Bruch zwischen Konrad II. und Ernst nicht verhindern. Zu Ostern 1030 erlebte er in Ingelheim, wie der Stiefbruder nach einem neuerlichen Zerwürfnis mit Konrad II. durch den Urteilsspruch des königlichen Hofgerichtes geächtet und seines Herzogtums enthoben sowie von den Bischöfen exkommuniziert wurde. Sein baldiger Tod dürfte neben der Wiederherstellung des Friedens im Reich auch die Einkehr von Ruhe und Eintracht im Leben der kaiserlichen Familie selbst bewirkt haben. Nachdem ein byzantinisches Eheprojekt gescheitert war, entschied man sich am Hofe Konrads II. für eine Verbindung Heinrichs mit Gunhild (Kunigunde), einer Tochter König Knuts des Großen von Dänemark, Norwegen und England. Zu Pfingsten 1035 fand in Bamberg die Verlobung und ein Jahr später in Nijmegen die Hochzeit statt. Jedoch war der jungen Königin kein langes Leben beschieden. Während des zweiten Italienzuges Konrads II., an dem Gunhild an der Seite ihres Gatten teilnahm, ereilte sie am 18. Juli 1038 nach einem plötzlichen Fieber der Tod. Die aus dieser Ehe hervorgegangene Tochter, Beatrix, wurde später Äbtissin von Quedlinburg. Neben der Gemahlin verstarb 1038 in Italien auch der zweite Stiefbruder Heinrichs III., Hermann, der 1030 die Nachfolge Herzog Emsts II. in Schwaben angetreten hatte. Nach der Rückkehr in das deutsche Reichsgebiet übertrug Konrad II. Heinrich zusätzlich zum Herzogtum Bayern das Herzogtum Schwaben und im Herbst 1038 in Solothurn die Herrschaft über das burgundische Königreich. Als Konrad II. am 4. Juni 1039 i n Utrecht starb, war der 21jährige Heinrich III. sehr gut auf die Herrschaftsübernahme vorbereitet und verfügte über beachtliche Machtpositionen im Reich. Sowohl im deutschen Reichsgebiet als auch in Italien und Burgund wurde er als rechtmäßiger Nachfolger Konrads II. anerkannt.

по

Vom regnum Teutonicum.

Die erste Aufgabe des neuen Herrschers bestand in der Sorge für die Bestattung des Vaters. Nachdem die Eingeweide des Kaisers in der Utrechter Martinskirche beigesetzt waren, geleiteten die Kaiserin und ihr königlicher Sohn den Leichnam ehrenvoll rheinaufwärts über Köln, Mainz und Worms nach Speyer, wo er in der fertiggestellten Krypta des Doms bestattet wurde. Nach der Besteigung des Thrones Karls des Großen am 25.JUH 1039 in Aachen begann Heinrich III. den traditionell mit der Regierungsübernahme verbundenen Umritt durch das Reich, der ihn von Niederlothringen durch Sachsen über Thüringen und Franken zur Feier des Weihnachtsfestes nach Regensburg, dem Hauptort Bayerns, führte. Von hier aus zog er Anfang 1040 weiter durch Schwaben (Augsburg, Ulm, Reichenau, Konstanz, St. Gallen) und dann über Rottweil zurück in das rheinfränkische Gebiet nach Ingelheim, wo das Osterfest gefeiert wurde. Während des Aufenthaltes in Ingelheim löste Heinrich III. den Konflikt um das Erzbistum Mailand. Er verständigte sich - indem er die real bestehenden Verhältnisse sanktionierte - mit dem von seinem Vater abgesetzten Erzbischof Aribert, der seine Stellung gegenüber dem zum Nachfolger bestimmten Erzbischof Ambrosius eindeutig behauptet hatte. In Ingelheim empfing Heinrich III. auch die Huldigung burgundischer Fürsten. Indem er neben der deutschen und italienischen Kanzlei noch eine burgundische einrichtete, trug er der eigenständigen Tradition dieses Königreiches Rechnung. Erzkanzler und damit Leiter dieser Kanzlei wurde Erzbischof Hugo von Besan$on, ein ehemaliger Kapellan König Rudolfs III. von Burgund. Dieser wirkte fortan als maßgeblicher Berater Heinrichs III. in burgundischen Angelegenheiten und übte faktisch die Regentschaft in Burgund aus. Der Festigung seiner Herrschaft in Burgund, das Heinrich als »König der Burgunder« wiederholt aufgesucht hat, sollte die neue Eheverbindung mit Agnes von Poitou, einer Tochter Herzog Wilhelms V. von Aquitanien, dienen. Der Großvater der Braut mütterlicherseits war nämlich der mächtige Graf Otto Wilhelm von Burgund, der sogar das Erzbistum Besangon seiner Gewalt unterworfen und König Rudolf III. fast jegliche Einwirkung auf seine Großgrafschaft im Saöne- und Doubsraum verwehrt hatte. Die Verlobung mit Agnes fand in Besangon, ihre Krönung in Mainz und die Vermählungsfeier im November 1043 in Ingelheim statt. Aus der Ehe gingen insgesamt fünf Kinder hervor: 1045 wurde Mathilde geboren, die spätere Gattin Herzog Rudolfs von Schwaben, 1047 Judith/Sophie, die als Herzogin von Polen starb, und 1048 Adelheid, Äbtissin vom Kloster Gandersheim. Im Jahre 1050 erblickte der spätere Thronfolger Heinrich IV. das Licht der Welt und 1052 ein zweiter Sohn, Konrad. Bereits am 15. Februar 1043 war die Kaiserin Gisela in Goslar gestorben. Aus nicht bekannten Gründen war es in den letzten Lebensjahren der Kaiserin zu Unstimmigkeiten zwischen ihr und dem König gekommen; so hatte Gisela - wie ein zeitgenössischer Annalist berichtet - , den Prophezeiungen von Wahrsagern ver-

Heinrich III.

III

trauend, darauf gehofft, ihren Sohn zu überleben. Heinrich III. überführte, von Bischöfen und anderen Fürsten begleitet, Giselas Leiche ehrenvoll nach Speyer, wo sie im Dom an der Seite ihres Gemahls beigesetzt wurde. Für Heinrichs religiöse Auffassung von seinem Herrscheramt und seinen königlichen Pflichten kennzeichnend waren vorwiegend ethisch begründete Friedensbemühungen, besonders in der ersten Hälfte seiner Regierungszeit. In Burgund hatte er die Treuga Dei, ein religiös motiviertes zeitweiliges Fehdeverbot für bestimmte Tage, kennengelernt. Er griff diesen Gedanken auf und forderte im Jahre 1043 in einer Ansprache im Dom zu Konstanz kraft seiner königlichen Autorität zum Frieden auf. Der Mönch Hermann von Reichenau schildert diesen Vorgang in seiner Chronik so: »Er kam nach Alamannien und vergab auf der Synode von Konstanz allen, die gegen ihn gefehlt hatten, zuerst selbst alle Schuld. Dann söhnte er durch Bitten und Ermahnungen alle anwesenden Schwaben untereinander aus, nachdem sie einander Schuld und Feindschaften vergeben hatten. Er tat dies in dem Bestreben, daß dasselbe auch in den anderen Teilen seines Reiches geschehe, und schuf so einen seit vielen Jahrhunderten nicht gekannten Frieden und bekräftigte ihn durch ein Edikt.« Derartige sittlich motivierte Friedensverkündigungen wiederholten sich mehrmals und trugen zu einer Erhöhung des Ansehens und des Einflusses der königlichen Macht gegenüber den aufstrebenden regionalen Feudalgewalten bei. Kurz nach seiner Regierungsübernahme hatte Heinrich III. zu Bayern und Schwaben auch noch das vakant gewordene Herzogtum Kärnten seiner unmittelbaren Verwaltung unterstellt. Jedoch lag es offenbar nicht in seiner Absicht, diese in der Geschichte des mittelalterlichen Reiches einzigartige Konzentration staatlicher Macht in den Händen der Zentralgewalt beizubehalten. Mit Bayern 1042 beginnend, wurden die Herzogtümer neu vergeben, 1045 Schwaben und 1047 Kärnten. Als der König nach dem Tode Herzog Gozelos von Oberund Niederlothringen im Jahre 1044 - ungeachtet der vielfach andersgearteten Verhältnisse in diesem an der Grenze zu Frankreich gelegenen Gebiet - nach demselben Prinzip verfuhr, führte das zu langwierigen und heftigen Auseinandersetzungen. Heinrich ließ Gozelos ältesten Sohn, Gottfried den Bärtigen, nur in Oberlothringen nachfolgen, während er Niederlothringen zunächst an dessen Bruder verlieh. Dem König ist es während seiner ganzen Regierungszeit nicht gelungen, den durch diese Nachfolgeregelung hervorgerufenen Widerstand Gottfrieds des Bärtigen und seiner ebenfalls in Opposition zur Zentralgewalt stehenden hochadligen Bündnispartner zu brechen. Diese Politik Heinrichs III., welche zunehmend mit dem Bestreben besonders des weltlichen Hochadels kollidierte, geschlossene Herrschaftsbereiche zu errichten, rief auch in anderen Lande steilen oftmals Widerstand gegen den Herrscher hervor. In Sachsen schränkte Heinrich III. die Macht der Großen ein, indem er -

112

Vom regnum Teutonicum.

anknüpfend an die Politik Konrads II. - seine Position durch den weiteren planmäßigen Ausbau des Reichsgutes im Harzgebiet festigte. Zu seiner Hauptpfalz erkor er Goslar, das in dieser Zeit aufgrund reicher Silbervorkommen aufblühte. Hier gründete er das den Heiligen seines Geburtstages gewidmete Stift St. Simon und Judas, das als Ausbildungsstätte für seine Reichsbeamten und -bischöfe sowie zur Verwaltung des umliegenden Reichsgutes diente. Hier begünstigte Heinrich auch die Bischöfe von Halberstadt und Hildesheim durch großzügige Schenkungen. Vorrangig förderte er aber den ehrgeizigen und befähigten Erzbischof Adalbert von Bremen, den wirksamsten Gegenspieler der billungischen Herzöge in Sachsen. Ein konkreter Ausdruck der zugespitzten Situation in Sachsen war der 1047 von dem Billunger Thietmar initiierte Anschlag auf das Leben des Königs, der gerade noch vereitelt werden konnte. Eine andere bedrohliche Situation für die Zentralgewalt entwickelte sich, als Gottfried der Bärtige die Witwe des 1052 verstorbenen Markgrafen Bonifaz von Canossa-Tuszien, Beatrix, heiratete und so seine Stellung in Lothringen mit einer beachtlichen Machtposition in Mittelitalien verband. Um dieser Gefahr zu begegnen, unternahm Heinrich III. 1055 seinen zweiten Italienzug. Beatrix und ihrer Tochter Mathilde konnte Heinrich habhaft werden, Gottfried entzog sich jedoch dem Zugriff des Herrschers durch Flucht nach Lothringen. Bei seiner Rückkehr in das deutsche Reichsgebiet sah sich Heinrich erneut einer Fürstenverschwörung gegenüber, die ihm nach Thron und Leben trachtete. Neben Gottfried dem Bärtigen waren diesmal der 1053 abgesetzte Herzog Konrad von Bayern und Weif III. von Kärnten führend an der Erhebung beteiligt. Der Tod Konrads und Welfs machte der Verschwörung aber kampflos ein Ende. Diese ständigen Auseinandersetzungen dürfte der zeitgenössische Annalist Hermann von Reichenau vor Augen gehabt haben, wenn er zu 1053 über eine allgemeine und zunehmende Unzufriedenheit mit der Herrschaftsausübung Heinrichs III. berichtet. Ebenfalls ein Ausdruck des gespannten Verhältnisses, zwischen der Zentralgewalt und den Großen war es, wenn die Fürsten dem 1053 während einer Reichsversammlung zu Tribur zum König gewählten Heinrich IV. für die Zeit nach dem Tode Heinrichs III. nur unter der Bedingung ihre Unterwerfung gelobten, daß er sich als gerechter Herrscher erweisen würde. Infolge der langwierigen inneren Auseinandersetzungen im Reich war Heinrich III. zu einer aktiven Außenpolitik nur in den Anfangsjahren seiner Regierung in der Lage. 1041 zwang er den böhmischen Herzog Bretislav zur Anerkennung seiner Lehnshoheit. 1043 erreichte Heinrich III. die Rückgabe des 1031 abgetretenen Landes zwischen Fischa und Leitha von Ungarn. Der Versuch, auch dieses Königreich in eine vom Imperium abhängige Stellung zu bringen, führte jedoch nur vorübergehend zum Erfolg. Die Verbindung zwischen Reichskirche und königlicher Herrschaft gestal-

Heinrich III.

113

tete sich in der Regierungszeit Heinrichs III. noch enger als unter seinen Vorgängern. Das ottonisch-salische Reichskirchensystem erreichte unter ihm und durch ihn seine höchste Entfaltung. Uneingeschränkt übte er das Recht der Investitur mit Ring und Stab aus und setzte besonders viele Kapelläne als Bischöfe ein. Um den partikularen Tendenzen in der Reichsstruktur auch in dieser Hinsicht entgegenzuwirken, war Heinrich III. sorgsam darauf bedacht, daß die Bischöfe ihrer Herkunft oder ihrer Laufbahn nach möglichst nicht aus dem Reichsteil kamen, in dem sie die bischöfliche Würde erlangten. Mit simonistischen Handlungen verbundene Bischofserhebungen lehnte er im Gegensatz zu seinem Vater rigoros ab. Diese von kirchlichen Reformbestrebungen beeinflußte Haltung demonstrierte Heinrich III. auch in Italien. 1046/47 unternahm er seinen ersten Italienzug mit dem Ziel, die Kaiserkrönung zu erlangen. Darüber hinaus wird es in seiner Absicht gelegen haben, die Reichsherrschaft in Italien nach siebenjähriger Unterbrechung auch wieder durch persönliche Präsenz zur Geltung zu bringen. Nach der Musterung des Heeres in Verona zog Heinrich III. nach Pavia, der traditionsreichen ehemaligen Hauptstadt des alten Langobardenreiches. Dabei richtete er es so ein, daß er vor dem Fest der Apostel Simon und Judas in Pavia eintraf. Unter der Krone und ausgestattet mit den Kennzeichen seines Herrscheramtes, beging er hier feierlich das Fest der beiden Apostel. Zuvor hielt er eine von lombardischen, deutschen und burgundischen Bischöfen besuchte Synode ab, die ein allgemeines Verbot der Simonie erließ. Damit unterstützte er kraft seiner Autorität die zunehmend stärker hervortretenden Bestrebungen der Kirchenreformer, deren zentrales Anliegen in der Bekämpfung des kirchlichen Ämterkaufes bestand. Abweichend von der Italienpolitik seiner Vorgänger, entschloß sich Heinrich III. nach den Tagen von Pavia, in die römischen Verhältnisse selbst einzugreifen. Gegen den seit 1032 auf dem päpstlichen Stuhl sitzenden Benedikt IX. aus dem Geschlecht der Tuskulaner hatte die Gegenpartei im Januar 1045 Silvester III. zum Papst erhoben, der sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Die Situation wurde noch komplizierter, als Benedikt IX. am 1. Mai 1045 gegen Zahlung einer hohen Geldsumme auf die päpstliche Würde zugunsten eines neuen Papstes, Gregors VI., verzichtete. Nach der Einschätzung der entstandenen Lage beschloß Heinrich III., die Kaiserkrone von keinem dieser Päpste entgegenzunehmen. Am 20. Dezember 1046 ließ er auf der berühmten Synode von Sutri Gregor VI., der mit dem Vorwurf der Simonie belastet war, und Silvester III. für abgesetzt erklären. Drei Tage später sprach eine weitere Synode in Rom nach der bereits im Vorjahr erfolgten ungesetzlichen Abdankung Benedikts IX. förmlich dessen Absetzung aus. Als Clemens II. ließ Heinrich III. Bischof Suitger von Bamberg zum neuen Papst erheben. Dieser vollzog am Weihnachtstag des Jahres 1046 in der Peterskirche die Kaiserkrönung an Heinrich

ii4

Vom regnum Teutonicum.

und seiner Gemahlin Agnes. Zudem wurde Heinrich III. von den Römern die Würde eines Patricius übertragen, was dem Kaiser bei künftigen Papstwahlen offenbar ein entscheidendes Mitspracherecht sichern sollte. Diese Eingriffe in die römischen Verhältnisse, insbesondere die Absetzung der drei Päpste und die Inthronisation eines neuen, wurden schon von den Zeitgenossen, aber mehr noch von der Nachwelt immer wieder als herausragende Ereignisse der Regierungszeit Heinrichs III. hervorgehoben. Sie stellten für die Charakterisierung der Herrschaftszeit Heinrichs III. als Höhepunkt der frühmittelalterlichen Geschichte des Reiches wiederholt ein wesentliches Kriterium dar. Dem kann jedoch nicht uneingeschränkt zugestimmt werden. Als der Kaiser von einem kurzen Zug nach Süditalien wieder in das deutsche Reichsgebiet zurückgekehrt war, zeigte sich nämlich bald, daß ein dauerhafter Einfluß auf Rom nicht auszuüben war. Clemens II. starb nach nur neunmonatigem Pontifikat, und auch der von Heinrich III. designierte Bischof Poppo von Brixen - als Papst Damasus II. - starb schon im August 1048. Ein engeres Zusammenwirken zwischen kaiserlicher und päpstlicher Gewalt bei der Kirchenreform vollzog sich während des Pontifikats Leos IX., der vorher Bischof von Toul gewesen und mit Heinrich III. verwandt war. Jedoch verfolgte dieser Papst mehr und mehr eigene Interessen, vor allem in Süditalien. Besonders eng verbunden war Heinrich III. mit dem Nachfolger Leos IX., Bischof Gebhard von Eichstätt, der als Viktor II. 1055 den Apostolischen Stuhl bestieg. Als vom Kaiser eingesetzter Herzog von Spoleto und Markgraf von Fermo vertrat er die Interessen des Reiches gegen die mächtige Position Gottfrieds des Bärtigen in Italien. Er weilte auch am Hofe, als Heinrich III. am 5. Oktober 1056 in Bodfeld bei Quedlinburg verstarb. Kurz zuvor vertraute der Herrscher Viktor II. die Sorge für seinen sechsjährigen Sohn und Nachfolger an. Dem bei seinem Tode erst 38jährigen Kaiser Heinrich III. war es nicht vergönnt, seinen Thronfolger umfassend auf die Regierungsübernahme vorzubereiten und ihm das Reich in solch gefestigtem Zustand zu hinterlassen, wie er es einst von seinem Vater Konrad II. übernommen hatte. Das Herz des Kaisers wurde in Goslar beigesetzt, der Leichnam nach Speyer überführt. Entsprechend dem Wunsch des Verstorbenen wurde er am 28. Oktober, dem Tag der Apostel Simon und Judas, im Dom zu Speyer bestattet. Die während seiner Regierungszeit mehrfach zum Ausdruck gekommene besondere Beziehung Heinrichs III. zu diesem kirchlichen Feiertag, der zugleich sein Geburtstag war, erfuhr damit eine letzte Steigerung.

"J

H E I N R I C H IV 1056-1106

Gott möge sich erbarmen und Fürsten einsetzen, welche Arm und Reich zu leiten verstehen. Denn von diesem unserem kleinen König können wir, 0 Schmerz, lange Zeit hindurch nichts von Herrschaft haben (Buch der Visionen des Mönchs Othlo)

D i e in diesen W o r t e n eines Zeitgenossen kurz nach dem T o d e Kaiser Heinrichs III. A n f a n g Oktober 1056 ausgedrückte Besorgnis war berechtigt. D e n n der am и. N o v e m b e r 1050 geborene Sohn des Verstorbenen zählte gerade sechs Jahre. N a c h damaliger Rechtsauffassung hatte ein K ö n i g auch bei Minderjährigkeit zu regieren. D a er dazu aber oft viele Jahre noch nicht fähig war, übten diejenigen faktisch die königliche Herrschaft aus, die das Kind in ihrer O b h u t hatten. So war zunächst die Mutter Heinrichs, Kaiserin A g n e s , mit einem Kreis von Beratern als Regentin tätig. Sie bemühte sich, das Reich innenpolitisch weiter zu festigen, und versuchte deshalb einerseits, die schon unter Heinrich III. eingeleitete, gegen den Hochadel gerichtete Politik fortzusetzen, z u m anderen

u6

Vom regnum Teutonicum.

sollten einflußreiche Fürsten durch Belehnungen mit Herzogtümern an das Königtum gebunden werden. So erhielt Rudolf von Rheinfelden, der mächtigste Feudalherr im Südwesten des Reiches, 1057 das Herzogtum Schwaben als Lehen, 1061 wurde der Sachse Otto von Northeim mit dem Herzogtum Bayern und der schwäbische Graf Berthold von Zähringen mit Kärnten belehnt. Freilich wurde, wie sich zeigen sollte, das damit verfolgte Ziel, dem Königtum ergebene Anhänger zu sichern, nicht erreicht. Gerade diese Herzöge widersetzten sich entschieden allen Zentralisierungsbestrebungen und waren später, als Heinrich IV. in verstärktem Maße versuchte, die politische Macht der Feudalgewalten zu beschneiden, die erbittertsten Gegner des Königs. Die erste gewaltsame Reaktion des opponierenden Feudaladels auf die von der Kaiserin Agnes gegen die Fürsten ergriffenen Maßnahmen erfolgte bereits wenige Jahre nach ihrer Regentschaftsübernahme. Mit dem ehrgeizigen Erzbischof Anno von Köln an der Spitze führten im Frühjahr 1062 einige mächtige Fürsten des Reiches einen entscheidenden Schlag: Der 12jährige Heinrich wurde zusammen mit den Reichsinsignien aus der Pfalz Kaiserswerth entführt. Regent des Reiches war nun Anno von Köln, der Agnes aus den Regierungsgeschäften verdrängte. Lampert von Hersfeld berichtet darüber in seinen um 1078 verfaßten Annalen: »Schließlich fuhr der Erzbischof von Köln, nachdem er sich mit Graf Ekbert und Herzog Otto von Bayern beraten hatte, zu Schiff auf dem Rhein an einen On, der Insel des hl. Switbert heißt. Dort hielt sich damals der König auf. Als dieser eines Tages nach einem festlichen Mahl besonders heiter war, redete ihm der Bischof zu, ein Schiff, das er zu diesem Zweck überaus prächtig hatte herrichten lassen, zu besichtigen. Dazu ließ sich der arglose, an nichts weniger als an eine Hinterlist denkende Knabe leicht überreden. Kaum aber hatte er das Schiff betreten, da umringen ihn die vom Erzbischof angestellten Helfershelfer seines Anschlags, rasch stemmen sich die Ruderer hoch, werfen sich mit aller Kraft in die Riemen und treiben das Schiff blitzschnell in die Mitte des Stromes. Der König, fassungslos über diese unerwarteten Vorgänge und unentschlossen, dachte nichts anderes, als daß man ihm Gewalt antun und ihn ermorden wolle, und stürzte sich kopfüber in den Fluß, und er wäre in den reißenden Fluten ertrunken, wäre dem Gefährdeten nicht Graf Ekbert trotz der großen Gefahr, in die er sich begab, nachgesprungen und hätte er ihn nicht mit Mühe und Not vor dem Untergang gerettet und aufs Schiff zurückgebracht. Nun beruhigte man ihn durch allen nur möglichen freundlichen Zuspruch und brachte ihn nach Köln.« Ein Jahr später - welche Szene bei der Feier des Pfingstfestes im Dom zu Goslar, als sich die Ritter des Bischofs von Hildesheim mit denen des Fuldaer Abtes um die Rangfolge der Sitze ihrer Herren derartig prügelten, daß das Geschrei der Kämpfenden, das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden den

Heinrich IV. Psalmengesang übertönte und das Blut der Erschlagenen den Altar bespritzte! Ein Machtwort der nunmehr 13jährigen Majestät - aber niemand kümmerte sich darum. Mit knapper Not konnte sich Heinrich in Sicherheit bringen. Das waren Eindrücke und Erlebnisse, die natürlich tiefe Spuren im Charakter Heinrichs IV. hinterließen, der im dritten Lebensjahr auf einer Reichsversammlung in Tribur zum König gewählt, ein Jahr darauf geweiht, gekrönt und fünfjährig mit der ebenfalls im Kindesalter stehenden Berta von Turin in der Pfalz zu Zürich verlobt wurde. Eines jedenfalls muß ihm, der siebenjährig 1057 in Worms seinen ersten Bischof einführte, schon seit frühester Jugend vollkommen klar gewesen sein: Er lebte in einer hierarchisch streng gestuften Gesellschaft, in der jeder nach Privileg und Rang seinen festen Platz hatte, den er notfalls gewaltsam behauptete. Tonangebend waren geistliche und weltliche Fürsten, deren Willkür die nach dem Handstreich von Kaiserswerth eingetretene Situation Tür und Tor öffnete. Sie setzten nun durch, daß die von Agnes im Namen des Königs gegen die Feudalgewalten eingeleiteten Maßnahmen wieder rückgängig gemacht wurden. Noch hemmungsloser als früher suchten die Fürsten durch Übergriffe auf das Königsgut ihre Machtbasis zu erweitern. Eine förmliche Ausplünderung des Reiches setzte ein, Grundeigentum und Hoheitsrechte des jungen Königs wurden usurpiert, der das alles widerstrebend gutheißen mußte. Nach dem Handstreich von Kaiserswerth rangen die Feudalherren ebenso schamlos wie brutal auch gegeneinander um einen möglichst großen Anteil an der Macht im Reiche. Als der Erzbischof Anno von Köln seinen Rivalen zu mächtig geworden war, versuchten sie, ihn vom Hofe zu verdrängen. An seine Stelle trat schließlich der Erzbischof Adalbert von Bremen. Unter ihm erreichte die Verschleuderung von Reichsabteien ihren Höhepunkt. Mit »Geschenken« suchte er den Widerstand der anderen Fürsten gegen seine Herrschaft zu überwinden und bedachte sich dabei selbst nicht schlecht. Doch konnte auch er sich nicht lange halten. Seine rücksichtslose, gegen den Adel in Sachsen betriebene Politik sowie der Versuch, die Reichsklöster Corvey und Lorsch abhängig zu machen, alarmierten die Fürsten. Im Januar 1066 stellten sie auf einer ReichsVersammlung in Tribur Heinrich vor die Wahl, entweder die Krone niederzulegen oder den Erzbischof zu entlassen. Erneut wurde dem jungen König die Macht der Fürsten drastisch vor Augen geführt. Durch ihren rücksichtslosen Druck war der Herrscher zur Preisgabe und Entfernung Adalberts gezwungen. Und als kurz darauf Heinrich lebensgefährlich erkrankte, sahen sich die Fürsten der Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche nahe - ein Anhänger des Königs sprach damals von der »verbrecherischen Hoffnung lechzender Raben«. Schon wurde über eine mögliche Neubesetzung des Thrones verhandelt, da entzog die Genesung des Königs jeglichen Umsturzplänen, vorerst wenigstens, den Boden. Im Alter von 16 Jahren übernahm nun Heinrich, der ein Jahr zuvor, 1065, in

π8

Vom regnum Teutonicum.

feierlicher Zeremonie mit dem Schwert umgürtet und mündig geworden war, selbständig die Herrschaft im Reich. Worauf sie sich zu orientieren, gegen wen sie sich vor allem zu richten hatte, lag nach allem, was Heinrich bisher an Intrigen und offener Gewalt von fürstlicher Seite erlebt hatte, auf der Hand. Ebenso klar war ihm, daß er gegen solche Gewalthaber selbst nur als Mächtiger bestehen und obsiegen konnte. Nach den Einbußen an Besitz und Rechten, die das Königtum während Heinrichs Minderjährigkeit erlitten hatte, mußte es das erste Ziel sein, diese Verluste wieder einzubringen und eine neue, sichere Machtgrundlage zu schaffen. Zentren des Königsgutes befanden sich am unteren Main, am Mittelrhein, im östlichen Sachsen und in Thüringen. Vor allem das Gebiet zwischen Werra und Elbe mit dem Harz als Mittelpunkt erwies sich für die Pläne des Königs als besonders geeignet, seine Herrschaft zu festigen. In dem zum Königsgut gehörenden Kerngebieten des Herzogtums Sachsen und des angrenzenden Thüringens gab es große Waldungen, in denen durch Rodung und Besiedlung neue, dem König unmittelbar unterstehende Herrschaftskomplexe geschaffen werden konnten. Pfalzen, Reichsabteien und Burgen, wie etwa Quedlinburg, Nordhausen, Eckartsberga, Werla, Bodfeld, Sangerhausen und nicht zuletzt Heinrichs Geburtsstadt Goslar mit ihrem Silberbergbau und der stattlichen neuen Pfalz, in der schon der Vater mit Vorliebe geweilt hatte, wurden zu Stützpunkten der königlichen Macht. Sie wurde durch den Bau von Burgen weiter gestärkt. Ausgebaute und neu errichtete Befestigungen waren die Harzburg, die Heimburg und die Steinbergburg am Nordwestrand des Harzes, die Hasenburg und der Sachsenstein im südwestlichen Harzgebiet sowie die Burg Spatenberg bei Sondershausen. Heinrich besetzte sie mit Ministerialen, unfreien Dienstleuten, die seit dem Sturz des Erzbischofs Adalbert immer häufiger in der engsten Umgebung des Königs auftauchten, am Hofe des Herrschers mit wichtigen Aufgaben betraut wurden und sich als Verwalter des königlichen Grundbesitzes bewährten. Von Gegnern Heinrichs als »Habenichtse« und »Dahergelaufene« verleumdet, erwiesen sich die Ministerialen als verläßliche Verbündete des Königs im Kampf gegen die Fürsten. »Der König«, so schrieb ein Heinrich wohlgesinnter Mönch des bayerischen Klosters Niederaltaich, »hatte die Mächtigen alle in Verachtung genommen, aber niedere Leute hob er empor und besorgte, was zu tun war, nach ihrem Rat, während er von den Großen nur selten einen zu seinen geheimen Plänen heranzog; und weil da vieles gegen die Ordnung geschah, entzogen sich die Bischöfe, Herzöge und andere Reichsfürsten den königlichen Geschäften ...« Bei passender Gelegenheit würden die Fürsten ihrem König schon zeigen, wer Herr im Hause sei. Neben dem Burgenbau suchte Heinrich IV. durch Rückforderung von Königsgut, das der Adel in beträchtlichem Maße usurpiert hatte, im thüringischsächsischen Raum einen relativ geschlossenen königlichen Herrschaftsbereich

Heinrich IV.

щ

zu schaffen. Diese zielstrebig betriebene, auf die Stärkung der königlichen Macht gerichtete Politik stieß naturgemäß ebenso auf den erbitterten Widerstand der Fürsten wie die von Heinrich konsequent verfolgte Zurückdrängung des Hochadels zugunsten der Ministerialität. Als der König das Krongut in Sachsen weiter auszubauen versuchte, kam es zum Zusammenstoß mit Herzog Otto von Northeim, der seine politische Position am West- und Südrand des Harzes weiter zu festigen suchte. Mit ihm rechnete Heinrich, dem der Mittäter bei seiner Entführung 1062 aus Kaiserswerth längst verhaßt war, nun ab. 1070 wurde Otto beschuldigt, er habe zur Ermordung Heinrichs angestiftet und damit Hochverrat begangen. Der Herzog, der sich dem Beweis seiner Unschuld durch Zweikampf entzog, wurde zum Tode verurteilt, später aber begnadigt. Er verlor die bayerische Herzogswürde und mußte einen Teil seines sächsischen Besitzes an den König abtreten. Dieser hatte damit zwar einen ersten Erfolg errungen, doch blieb die Opposition der sächsischen Großen ungebrochen. Sie empfanden die Anlage von Burgen als Zwangsherrschaft und beobachteten argwöhnisch die auf Rückgewinnung und Ausdehnung des Krongutes in Sachsen gerichtete Politik des Herrschers. Was hatte Heinrich IV. vor? Wollte er womöglich ganz Sachsen dem königlichen Besitz eingliedern und seiner Herrschaft unmittelbar unterstellen? Es war nur eine Frage der Zeit, wann es zu offenen Feindseligkeiten kommen mußte. Im Sommer 1073 flammte die Erhebung auf, an deren Spitze der gedemütigte Otto von Northeim als erklärter Feind des Königs trat. Auch sächsische Bauern, die durch Forderung von Frondiensten für den Bau von Burgen schwer belastet wurden, beteiligten sich an den nun ausbrechenden Kämpfen. Im weiteren Verlauf der Empörung verstanden es die sächsischen Großen geschickt, den Haß der Bauern weiter zu schüren und ihren auch gegen Übergriffe der Ministerialen gerichteten Widerstand zu mißbrauchen. Von dem im August 1073 auflodernden Aufstand wurde der König, der sich in seiner Pfalz Goslar aufhielt, überrascht. Er zog sich auf die Harzburg zurück, mußte vor einem anrückenden Heer seiner Gegner fliehen und entkam verkleidet nach Franken. Hilfe fand er auch hier nicht. Die süddeutschen Fürsten dachten nicht daran, Heinrich beizustehen. Sie verweigerten die geforderte Heerfolge, da sie wie ihre Gesinnungsfreunde in Sachsen und Thüringen die konsequent betriebene Zentralisierungspolitik des Königs energisch bekämpften. In dieser kritischen Situation traten die Städte zum ersten Mal als Bundesgenossen des deutschen Königtums tatkräftig hervor. Vor allem in den wirtschaftlich erstarkten Rheinstädten erwarteten die Bürger von Heinrich IV. Unterstützung gegen ihre königsfeindlichen bischöflichen Stadtherren. Dafür fand der König Hilfe im Ringen gegen seine fürstlichen Gegner. Als Heinrich IV. Sachsen fluchtartig verlassen mußte und seinen Widersachern weitgehend machtlos gegenüberstand, leisteten ihm die Bürger von Worms die dringend benötigte

120

Vom regnum Teutonicum.

Hilfe. Sie verjagten ihren Stadtherrn, den Bischof Adalbert, der den Einzug Heinrichs IV. in die Stadt verhindern wollte, öffneten dem König die Tore und gewährten ihm finanzielle Mittel sowie militärische Unterstützung. Dafür erteilte Heinrich IV. den Bewohnern der Stadt ein Zollprivileg, »weil«, wie es heißt, »sie allein todesmutig und wider Willen ihrer Herren uns anhängen, während alle Reichsfürsten ihre heiligen Treueschwüre brechen und gegen uns wüten ...« Im April 1074 erhoben sich die Bürger von Köln gegen Erzbischof Anno, als er das Schiff eines Kölner Kaufmanns in seine Gewalt brachte. Anno mußte fliehen, und die Stadtbewohner baten den König, die Stadt unter seinen Schutz zu stellen. Der Beistand der Wormser Bürger und die Hilfe der Ministerialen ermöglichten es Heinrich IV. schließlich, seine Position gegenüber den Aufständischen zu festigen. Durch Konzessionen wollte der König den Adel kompromißbereit machen, der sich unter folgenden Bedingungen zu Verhandlungen bereit erklärte: Der König müsse seine Burgen schleifen und dürfe sie nie wieder herstellen. In Sachsen habe er alle Anordnungen im Einvernehmen mit dem Adel zu treffen und solle keine schwäbischen Ministerialen mehr heranziehen. In dem am 2. Februar 1074 in Gerstungen geschlossenen Frieden akzeptierte der König zunächst weitgehend diese Forderungen, erfüllte sie dann aber nur teilweise und schleppend. Als Heinrich IV. vor allem in der für ihn wichtigen Burgenfrage nicht nachgab, griffen sächsische Bauern, die von den Burgbesatzungen wiederholt ausgeplündert wurden, zur Selbsthilfe. Sie rissen die Harzburg, »das Joch Sachsens«, nieder, zerstörten die Feste »und ließen« - wie der aus Magdeburg stammende Verfasser einer Chronik über den Sachsenkrieg berichtet - »nicht einmal die Fundamente der gewaltigen Mauern in der Erde«. Die Aktion führte allen Feudalherren die Gefahren vor Augen, die die Aktivitäten der bewaffneten Bauern in sich bargen. Vor allem die süddeutschen Fürsten, die noch im Herbst 1073 dem König jede Hilfe verweigert hatten, hielten nun ein Zusammenwirken aller Feudalgewalten, zumindest vorübergehend, für geboten und unterstützten Heinrich IV. militärisch. Im Juni 1075 stieß das südlich des Thüringer Waldes aufgestellte Heer Heinrichs IV. auf die sächsische Streitmacht, die nach erbittertem Kampf in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut am 9. Juni geschlagen wurde. Damit hatte der König einen eindrucksvollen Sieg über die fürstliche Opposition in Sachsen errungen. Die Anführer der Erhebung wurden in Haft genommen, der Wiederaufbau der Burgen sofort begonnen und der Gütererwerb für die Krone forciert. Doch sollte sich bald zeigen, daß sich die Fürsten noch lange nicht geschlagen gaben. Zwar hatten sie eine schwere Schlappe erlitten, aber ihr Widerstand gegen den König blieb ungebrochen. Im Papsttum fanden die Fürsten einen mächtigen Verbündeten. Im Gefolge Papst Leos IX. war 1049 ein Mann nach Rom gekommen, der die

Heinrich IV.

121

Verhältnisse an der römischen Kurie in tiefgreifender Weise beeinflußte. Sein Name war Hildebrand. Der als Sohn eines Bauern in der Toskana geborene Geistliche wurde 1059 Kardinal und im April 1073 von radikalen Reformanhängern zum Papst gewählt. Gregor VII. hieß er fortan. Die von dem burgundischen Kloster Cluny im 10. Jh. ausgehende Reformbewegung war bestrebt, die Klöster aus der Abhängigkeit von weltlichen Feudalgewalten zu lösen und sie schließlich ganz davon zu befreien. Für die weitere geschichtliche Entwicklung wurde es höchst folgenreich, daß das Papsttum die cluniazensischen Reformvorstellungen aufgriff und weiterführte. Im März 1075 bezeichnete sich Gregor VII. im »Dictatus Papae« als unfehlbarer Herr der Universalkirche, dem der absolute Vorrang vor allen kirchlichen Würdenträgern zukomme. Er könne Metropoliten und Bischöfe ein- oder absetzen und sei der oberste Herr der Welt, der Herrscher absetzen und ihre Untertanen vom Treueid lösen könne. Damit war aus der alten Reformforderung nach Freiheit von weltlicher Gewalt nunmehr endgültig der Anspruch auf Vorrang der Kirche vor allen weltlichen Dingen geworden. Der Hauptstoß einer solchen Argumentation mußte sich letztlich gegen den deutschen König richten, der in der kaum beschränkten Verfügungsgewalt über die Reichskirche die wichtigste innenpolitische Stütze seiner Herrschaft erblickte. Im Rahmen dieses Reichskirchensystems kam dem Recht des Königs auf die Investitur (Einsetzung) von Bischöfen entscheidende Bedeutung zu. Aber genau das, Bischöfe einzusetzen und Bistümer zu vergeben, hatte Gregor VII. auf einer römischen Fastensynode im Februar 1075 Heinrich IV. untersagt. Als dieser in offener Mißachtung des päpstlichen Verbotes im Herbst 1075 in Mailand einen neuen Erzbischof und in den etwa 100 km von Rom entfernt gelegenen Orten Fermo und Spoleto neue Bischöfe einsetzte, sandte Gregor VII. am 8. Dezember 1075 an den König einen unverhüllt feindseligen Brief, der nichts anderes als ein Ultimatum war. Heinrich wurde aufgefordert, sich dem päpstlichen Gebot zu unterwerfen und Buße zu tun, andernfalls würde er aus der Kirche ausgeschlossen und abgesetzt. Heinrich IV. erfuhr von alledem am Neujahrstag 1076 in seiner Pfalz Goslar, wo auf einem glanzvollen Hoftag der schwer erkämpfte Sieg über die sächsischen Fürsten gefeiert wurde. Der König, der damit einen Höhepunkt seiner Macht erreicht hatte, nahm den Kampf auf. Er berief unverzüglich eine Reichsversammlung nach Worms ein, die am 24. Januar 1076 den Papst für abgesetzt erklärte. Heinrich IV. selbst forderte »Hildebrand«, nicht mehr den Papst, sondern den falschen Mönch, auf, der Papstwürde zu entsagen. »Du also, durch den Urteilsspruch aller unserer Bischöfe und den unsrigen verdammt, steige herab, verlasse den angemaßten apostolischen Sitz. Ein anderer besteige den Thron des seligen Petrus ... Wir, Heinrich, König von Gottes Gnaden, mit allen unseren Bischöfen sagen Dir: steige herab, steige herab, der du in Ewigkeit verdammt sein sollst.«

122

Vom regnum Teutonicum.

Den Schlag von Worms beantwortete Gregor sofort mit dem stärksten Gegenschlag. In der feierlichen Form eines Gebetes an den Apostel Petrus verkündete er am 15. Februar 1076 den Bann über Heinrich, untersagte ihm die Leitung des Reiches und entband seine Untertanen vom Treueid. »Und so fessle ich ihn«, schließt der Bannfluch, »im Vertäuen auf dich, damit die Völker es erfahren und erproben, daß du Petrus bist und auf deinem Felsen der Sohn des lebendigen Gottes seine Kirche erbaut hat und die Pforten der Hölle nichts gegen sie vermögen.« Diese Ausstoßung eines deutschen Königs aus Kirche und Herrschaft war ein unerhörter Akt. War das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, wie es seit dem 10. Jh. die deutsche Geschichte bestimmte, auf den Kopf gestellt? Vor allem aber: Welche der beiden Mächte würde sich behaupten und schließlich siegen? Mochte Heinrich IV. auf die Kunde aus Rom auch Bann mit Bann erwidern, seine Sache nahm doch keinen rechten Fortgang. Schlimmer noch: Es setzte eine nicht mehr aufzuhaltende Entwicklung ein, die schließlich zum allgemeinen Abfall vom König führte. Mit einem geschickt abgestuften System milderer und strengerer Strafen baute der Papst jenen Bischöfen goldene Brükken, die mit dem Vorgehen des Königs nicht einverstanden waren. Sie erhielten Absolution, wenn sie versicherten, unter Druck gehandelt zu haben, und bis Juni 1076 Buße taten. Ganz entscheidend griffen die Fürsten in das weitere Geschehen ein. Namentlich die sächsischen Großen, geführt von Otto von Northeim, sahen nun die Stunde der Vergeltung für die erlittene Niederlage gekommen. Die süddeutschen Herzöge, getrieben von der Sorge um ihre Macht, von Mißtrauen gegen Heinrich, schlossen sich an. Einer von ihnen, der Schwager Heinrichs, Herzog Rudolf von Schwaben, trat an die Spitze der antiköniglichen Opposition. Den Fürsten bot sich die verlockende Gelegenheit, als Vollstrecker des päpstlichen Spruches aufzutreten, wonach der König jedes Recht auf Herrschaft verloren habe. In Tribur sollte im Oktober 1076 eine Fürstenversammlung eine Entscheidung über alle anstehenden Fragen treffen, wohl gar zur Wahl eines neuen Königs schreiten. Heinrich IV., der sich in seiner am linken Rheinufer gelegenen Pfalz Oppenheim aufhielt, mußte rasch und geschickt vorgehen, um zu retten, was noch zu retten war. In seiner nahezu aussichtslosen Lage sicherte er zu, auf jegliche Herrschaftsausübung zu verzichten und leitete dem Papst ein Entschuldigungsschreiben zu. Auf diese Weise konnte der König zwar eine sofortige Neuwahl abwenden, aber nicht verhindern, daß die Fürsten schworen, Heinrich nicht länger zum König haben zu wollen, wenn dieser nicht binnen Jahresfrist die päpstliche Absolution erlange. Außerdem wurde Gregor VII. eingeladen, persönlich zu einem für den 2. Februar 1077 vorgesehenen Fürstentag nach Augsburg zu kommen, um dort im Streit der Fürsten mit Heinrich IV. sein Urteil zu sprechen. Damit zeichnete sich für den König eine

Heinrich IV. äußerst gefährliche Konstellation der politischen Kräfte ab. Denn eines war klar: Gegenüber einem Papst, der an die Spitze der deutschen Fürstenopposition trat, war Heinrich vollkommen machtlos. In dieser Situation ergriff der König die Flucht nach vorn. Durch den sofortigen Aufbruch nach Italien wollte er der Reise des Papstes über die Alpen zuvorkommen. Im Januar 1077 zog Heinrich IV. mit seiner Gemahlin Berta, dem zweijährigen Söhnchen Konrad und kleinem Gefolge bei klirrendem Frost über den Mont Cenis in die Lombardei. Ein erster Erfolg war, daß die über diese Wendung der Dinge bestürzten Fürsten dem Papst das versprochene Geleit nicht sandten. Gregor, von der Aktion des Königs völlig überrascht, unterbrach seine bereits angetretene Reise und zog sich auf die am Nordabhang des Apennins gelegene Burg Canossa zurück. Dorthin wandte sich auch der König, der sich als Büßer, ohne königliche Insignien, in wollenem Gewand, barfuß, einlaßheischend vor dem Burgtor zeigte. Hier soll Heinrich, wie seine Gegner es darstellten, drei Tage, fastend von morgens bis abends, frierend in Eis und Schnee gestanden haben. Der Papst mußte schließlich, wenn auch widerstrebend, Heinrich die Absolution erteilen. Die Kunde von den Ereignissen rief allgemein tiefste Erschütterung hervor. War schon die Exkommunikation eines Königs ganz außergewöhnlich, so erschienen die kurz darauffolgende Buße und Unterwerfung unter den Papst schier unglaublich zu sein. Tatsächlich signalisierten die Tage von Canossa den wachsenden politischen Einfluß des Papsttums gegenüber dem deutschen Königtum. Gleichzeitig brachte jedoch die Lösung vom Bann Heinrich einen wichtigen diplomatischen Erfolg. Der Herrscher verhinderte ein gemeinsames Vorgehen der Fürstenopposition mit dem Papst, dessen Plan, auf einer Augsburger Reichsversammlung persönlich über die weiteren Geschicke von Krone und Reich zu entscheiden, durchkreuzt wurde. Die Reise Gregors über die Alpen wurde aufgeschoben und unterblieb schließlich. So hatte, insgesamt gesehen, Heinrich IV. Handlungsspielraum gewonnen, ohne jedoch verhindern zu können, was die Fürsten in Tribur angedroht hatten - die Wahl eines anderen Königs. Verstimmt und enttäuscht über den Papst, dem sie zu große Nachgiebigkeit gegenüber dem gebannten König vorwarfen, und ergrimmt über Heinrich, der die Absichten seiner Gegner vereitelt hatte, wählten die Fürsten - nachdem sie Heinrich für abgesetzt erklärt hatten - am 15. März 1077 in Forchheim den schwäbischen Herzog Rudolf von Rheinfelden zum König. Er mußte den Fürsten, denen er seine Wahl verdankte, weitgehende Konzessionen machen. So verzichtete er auf die Erblichkeit der königlichen Würde und erklärte feierlich, die Bestimmung des Thronfolgers, den der König traditionsgemäß vorzuschlagen hatte, dem freien Ermessen der Fürsten zu überlassen. Dem Papst sicherte er kanonische Wahlen der Bischöfe zu, die der König erst nach erfolgter Weihe investieren durfte, kam damit also einer wesentlichen Forderung Gregors VII. entgegen.

124

Vom regnum Teutonicum.

Zu dieser Zeit kam es erneut zu Aktivitäten einiger rheinischer Städte, deren geistliche Stadtherren verschiedentlich zu Rudolf überwechselten. Da Heinrich IV. mehrfach die Städte begünstigt hatte, hielten die Bürger zu ihm. 1077 venrieben die Bewohner von Mainz den Gegenkönig und den Erzbischof dieser Stadt, Siegfried, der Rudolf von Rheinfelden am 26. Mai 1077 gekrönt hatte. Gegen ihn und die von ihm geführte fürstliche Opposition ging Heinrich IV. nach seiner Rückkehr aus Italien energisch vor. Im Frühjahr 1077 nahm er Rudolf sowie den Herzögen Weif von Bayern und Benhold von Kärnten ihre Herzogtümer. In den nun ausbrechenden Kämpfen gelang es dem König zunächst, mit dem Gefecht bei Mellrichstadt in der Nähe von Schweinfurt im August 1078 die Vereinigung seiner sächsischen und süddeutschen Gegner zu verhindern. Als dann im Januar 1080 ein Vorstoß nach Sachsen als Hauptherd des Widerstandes gegen Heinrich mißlang und der König bei Flarchheim südöstlich von Mühlhausen eine Schlappe hinnehmen mußte, trat erneut der Papst auf den Plan. Ihn, der wie gebannt auf das eine Ziel des Schiedsgerichts über König und Fürsten blickte, das tatsächlich dem Papsttum den höchsten Triumph eingebracht haben würde, hielt Heinrich nach seinem Gang nach Canossa mit großem diplomatischem Geschick, mit Verstellung und Bestechung hin, schob eine Entscheidung immer wieder hinaus. Die Kunde von Heinrichs Mißerfolg mochte Gregor den letzten Anstoß dazu geben, endlich klare Verhältnisse zu schaffen. Im März 1080 sprach er auf einer römischen Fastensynode in Form eines Gebetes an die Apostel Petrus und Paulus abermals Bann und Absetzung über Heinrich aus: »Vollstreckt an dem genannten Heinrich so rasch euer Urteil, daß alle erkennen, er sei nicht durch Zufall, sondern durch euer Eingreifen gestürzt.« Der Untergang Heinrichs, verkündete Gregor VII., stände unmittelbar bevor, und man solle künftig dem Papst nicht mehr glauben, wenn diese Voraussage nicht einträfe. Die Dinge nahmen indes zunächst einen anderen Verlauf, der zweite Bann hatte eine ganz andere Wirkung als der erste. Daß es so kam, hatte sich Gregor nicht zuletzt selbst zuzuschreiben, da er auf der genannten Synode alle weltlichen Großen, die Herren von Eigenkirchen waren, und jeden Laien, der einen Geistlichen mit einer Kirche ausstattete, mit der Exkommunikation bedrohte. Damit wurden wichtige Interessen der Fürsten verletzt, die in dieser Situation auf die Seite des Königs überwechselten. Und nun folgte Schlag auf Schlag: Im Juni 1080 beschließt eine Synode deutscher und italienischer Bischöfe in Brixen, Gregor VII. abzusetzen und Erzbischof Wibert von Ravenna zum Papst zu wählen, der dann 1084 als Clemens III. inthronisiert wurde. Der Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden findet im Oktober des gleichen Jahres im Kampf gegen Heinrich in der Schlacht bei Hohenmölsen an der Elster den Tod. Zwar wird 1081 noch der bedeutungslose Graf Hermann von Salm zum neuen Gegenkönig erhoben, aber die Fürstenopposition beginnt auseinanderzufallen. Einige

Heinrich IV. Jahre später, zu Ostern 1084, erlangt Heinrich IV. in Rom vom Gegenpapst Clemens III. die Kaiserkrone, ein Jahr darauf, am 25. Mai 1085, stirbt Gregor VII. im Exil. Am 30. Mai 1087 läßt der Kaiser seinen Sohn Konrad in Aachen zum König krönen. Mit 37 Jahren stand Heinrich IV. damit auf einem Höhepunkt seiner Erfolge. Die Abrechnung mit Gregor war vollzogen, das Gegenkönigtum ausgeschaltet. Aus widrigsten Verhältnissen hatte sich der Kaiser mit erstaunlichem Geschick und rastloser Tatkraft wieder emporgerungen. Durch eine auf einen Ausgleich mit den Fürsten bedachte Politik und Maßnahmen gegen das grassierende Fehdeunwesen und die verheerenden Auswirkungen der Kämpfe zwischen Anhängern und Gegnern des Herrschers wollte Heinrich IV. seine Position weiter festigen. Dazu nutzte er die in Frankreich gegen die zahlreichen Adelsfehden entstandene Gottesfriedensbewegung, die an den kirchlichen Hochfesten und für die Zeit von Mittwochabend bis Montag früh jede Fehde unter Androhung kirchlicher Strafen verbot. Wie in den Diözesen Lüttich (1082) und Köln (1083) wurde nunmehr unter Mitwirkung von Heinrich IV. im April/Mai 1085 auf einer Synode in Mainz ein Gottesfrieden verkündet. Er galt für das gesamte Königreich (regnum) und stellte Kaufleute und Bauern, Frauen und alle Angehörigen des geistlichen Standes unter seinen Schutz. Die friedensstiftende Wirkung wurde dadurch verstärkt, daß Verletzungen des Friedens nicht nur mit kirchlichen, sondern auch mit weltlichen Strafen an Vermögen, Leib und Leben geahndet wurden. Die Bemühungen Heinrichs um einigermaßen gesicherte Zustände in seinem Herrschaftsbereich gipfelten in dem auch von den Fürsten beschworenen, 1103 in Mainz erlassenen allgemeinen Reichsfrieden. Dieser galt nicht nur für bestimmte Tage, wie die bisher geschlossenen Gottesfrieden, sondern untersagte für vier Jahre sämtliche Fehden. Allen Friedensbrechern, gleich welchen Standes, drohten peinliche Strafen. Danach sollte mit Handverlust oder Blendung bestraft werden, wer in das Haus eines anderen gewaltsam eindringt oder es anzündet. Die gleiche Strafe traf denjenigen, der einen anderen wegen Geldschuld gefangennimmt, verletzt, schlägt oder tötet oder einen schweren Diebstahl begeht. Die Burg, in der ein Friedensbrecher Schutz sucht, sollte belagert und zerstört werden. Das Privileg des Adels, Strafen an Leib und Leben durch Geldbußen ablösen zu können, wurde aufgehoben und auch damit der Fehdelust der Großen ein Riegel vorgeschoben. Anschaulich schildert der unbekannte Verfasser eines »Lebens Kaiser Heinrichs IV.« die vom Volke begrüßte, vom Adel nur widerstrebend befolgte Friedenspolitik: »Diejenigen«, so heißt es, »die ihr Hab und Gut an Vasallen vergeudet hatten, um mit einem großen kriegerischen Gefolge auftreten und andere durch die Zahl ihrer Krieger übertreffen zu können, die litten nun Mangel, da sie nicht mehr rauben durften - sie mögen es mir nicht

120

Vom regnum Teutonicum.

übel nehmen! und in ihren Kellern herrschte Not und Armut. Wer noch vor kurzem auf schäumendem Rosse dahergaloppierte, begnügte sich nun mit einem Bauerngaul. Wer eben noch kein anderes Gewand tragen wollte als ein brennend scharlachrot gefärbtes, der mußte sich nun glücklich schätzen, konnte er ein ungefärbtes Gewand sein eigen nennen. Es freute sich das Gold, nicht mehr in Schmutz getreten zu werden, da die Not zwang, Sporen aus Eisen zu tragen. Was die Sittenverderbnis an Eitelkeit und Luxus mit sich gebracht hatte, das beschnitt die Lehrmeisterin Armut ganz und gar. Ungefährdet fuhr der Schiffer an den Städtchen, die am Ufer lagen und vom Raub der Schiffe gelebt hatten, vorbei, während der Gebieter des Fleckens hungerte ... Als aber die Herren mit ihren Helfershelfern einige Jahre lang durch dieses Gesetz in Schranken gehalten waren, begannen sie, mißvergnügt darüber, daß sie nicht frei ihre Verbrechen verüben durften, wiederum gegen den Kaiser zu murren, und wiederum streuten sie Verleumdungen über seine Handlungen aus. Was hat der Kaiser nun eigentlich verbrochen? Doch nur dies, daß er Verbrechen verhinderte, Frieden und Gerechtigkeit zurückrief, daß nicht der Räuber Herr der Straße war, daß der Wald nicht mehr seine Hinterhalte verbarg, daß Kaufmann und Schiffer frei ihres Weges ziehen konnten, daß der Räuber hungerte, da das Rauben untersagt war. Warum, ich beschwöre euch, könnt ihr nur vom Raub leben? Gebt dem Acker die Menschen wieder, die ihr ihm des Waffendienstes wegen entzogen habt; richtet die Zahl eurer Gefolgsleute nach dem Maß eurer Mittel, kauft eure Güter wieder zurück, die ihr töricht verschleudert habt, um viele Krieger zu haben, und eure Scheunen und Keller werden Überfluß haben an allem Guten; dann wird es nicht mehr nötig sein, fremdes Gut wegzunehmen, da jeder aus Eigenem Überfluß haben kann. Dann braucht ihr auch den Kaiser nicht mehr zu verleumden, und es wird keinen Krieg mehr geben im Reich.« So schien im großen und ganzen die Lage im Reich stabil und gesichert zu sein. Doch der Schein trog. Nachdem 1093 des Kaisers ältester Sohn Konrad vom Vater abgefallen war und sich mit Papst Urban II. gegen Heinrich IV. verbündet hatte, traf mit der Empörung des zweiten Sohnes Heinrich 1104/05 den Kaiser ein noch härterer, folgenschwerer Schlag. Der im Januar 1099 zu Aachen gekrönte Sohn beobachtete die Friedensbemühungen seines Vaters, die ihm den Adel zusehends entfremdeten, ohne die Aussöhnung mit dem Papst und die Lösung vom Bann zu bringen, mit wachsender Sorge. Bestand nicht die Gefahr eines erneuten Zusammenschlusses von Kirche und Fürsten, eine Gefahr, die dem ja weiterhin exkommunizierten Vater und ihm die Krone kosten konnte? Um einer solchen Konstellation der politischen Kräfte zuvorzukommen, stellte sich Heinrich, entgegen seinem dem Vater geleisteten Eid, er werde zu des Kaisers Lebzeiten niemals ohne dessen Zustimmung nach der Herrschaft im Reiche streben, an die Spitze der unzufriedenen Fürsten in Sach-

Heinrich IV. sen und Bayern. Sofort fand er die Unterstützung des Papstes. Paschalis II. dankte Gott, »der das Herz des jungen Königs erleuchtet habe, die Nichtswürdigkeit seines Vaters zu erkennen und zu verabscheuen«, und sprach Heinrich von der Sünde des Eidbruches frei. Bitterste Enttäuschung und schwerste Leiden überschatteten die letzten Lebensjahre des Kaisers. Einem gebannten Vater, so erklärte der junge Heinrich, könne er nicht gehorchen. Zwar versprach er, sich als Sohn zu unterwerfen, sofern der Vater sich mit dem Papst versöhne, war aber im Grunde entschlossen, den Kaiser zu stürzen. Eine Reichsversammlung nach Mainz wurde einberufen, die über die Thronfrage entscheiden sollte. Heinrich IV. war entschlossen, dort seine Rechte persönlich zu verteidigen. Der Sohn zog ihm entgegen. Bei Koblenz traf man zusammen. Scheinbar verständigungsbereit, wiegte Heinrich den Vater in Sicherheit, versprach ihm sicheres Geleit, nahm ihn aber dann in Bingen am Rhein gefangen und führte ihn nach der Burg Böckelheim. Als das Burgtor sich Schloß, war der Kaiser im Gewahrsam seines Sohnes. Dann schaffte man ihn nach Ingelheim und erzwang von dem Gefangenen, der sich dem Sohne vergebens zu Füßen warf, die Auslieferung der Reichsinsignien und erpreßte einen Thronverzicht. Im Januar 1106 schließlich erkannten die deutschen Fürsten in Mainz Heinrichs Sohn als rechtmäßigen Herrscher, künftig Heinrich V., an. Der Kaiser schien seinen Gegnern gebrochen und erledigt. Doch noch einmal raffte er sich auf, entwich aus Ingelheim und floh nach Köln, dessen Bürger ihn freudig aufnahmen. Er ritt weiter nach Aachen, wo er mitten im Winter barfuß als Pilger einzog, um seine kirchliche Bußfertigkeit zu demonstrieren. Weiter ging es nach Lüttich. In mehreren Briefen wandte sich Heinrich IV. an seinen greisen Taufpaten Hugo von Cluny, an die Fürsten, bat um ihre Vermittlung, schrieb an König Philipp I. von Frankreich und betonte, es sei die Pflicht »aller Könige der Erde, das Unrecht und die Verachtung uns gegenüber zu rächen und ein solches Beispiel ruchloser Verräterei und Gewalt vom Erdboden zu vertilgen ...«, appellierte also gewissermaßen an die Solidarität aller gekrönten Häupter - da ist er, 50jährig, am 7. August 1106 in Lüttich gestorben. Sterbend sandte er Schwert und Ring dem Sohn und erbat für seine Anhänger Verzeihung. Das Grab wünschte er sich in Speyer. Zunächst wurde der Kaiser in Lüttich feierlich bestattet. Bauern, so heißt es, legten Erde auf den Sarg, um damit ihre Äcker fruchtbar zu machen. Danach ließ ihn ein päpstlicher Legat wieder ausgraben und in ungeweihtem Boden verscharren - erst im durfte die Leiche des Gebannten im Dom zu Speyer beigesetzt werden. Von Beginn an, so kann rückblickend festgestellt werden, war das leidenschaftlich bewegte, so dramatisch verlaufene Leben dieses bedeutenden deutschen Herrschers eine einzige Bewährungsprobe in kritischen Situationen: Angefangen mit der ersten Fürstenverschwörung gegen den Sechsjährigen, über seine Entführung, die Aufstände der Fürsten, den Gang nach Canossa, das

128

Vom regnum Teutonicum.

Gegenkönigtum Rudolfs von Rheinfelden und Hermanns von Salm bis hin zur Rebellion der Söhne war Heinrich IV. nahezu ununterbrochen voll gefordert. Er unterlag schließlich, doch hat er bis zu seinem Ende nicht aufgegeben. In seinem Ringen mit Papsttum und Fürsten waren die Gegner eines starken Königtums klar hervorgetreten. Sie bekämpfte Heinrich IV. im Bunde mit neuen gesellschaftlichen Kräften, dem heranreifenden Städtebürgertum und den Ministerialen, und setzte damit der Politik künftiger Herrscher richtungweisende Marksteine.

щ

Η Ε I N RI С Η V. 1106-1125

... auf die Gerechtsame des Reiches wandte er wenig Sorgfalt; er war von scharfem Verstand, tapfer und kühn, jedoch wenig glücklich im Kampf, versessen auf fremdes Gut (Ekkehard von Aura)

Erst um I I O O sahen sich zeitgenössische Geschichtsschreiber veranlaßt, das Geburtsdatum Heinrichs V., des drittgeborenen Sohnes Kaiser Heinrichs IV., zu notieren. Sie setzten es in das Jahr 1081. Kaiser Heinrichs IV. zweitgeborener Sohn, Konrad - seit 1087 deutscher König - , hatte sich 1093 in Oberitalien gegen den Vater erhoben und bei der mächtigen Markgräfin Mathilde von Tuszien und Papst Urban II. Unterstützung gefunden. A u f einem Hoftag 1098 in Mainz erklärten ihn deutsche Fürsten für abgesetzt und beriefen an seiner Stelle den jüngeren Sohn Heinrichs IV. zum deutschen König. Heinrich - der erstgeborene Sohn Heinrichs IV., der aber bald verstarb, trug bereits diesen Namen - geriet damit mehr oder weniger unerwartet mitten in die komplizierten

i}0

Vom regnum Teutonicum.

politischen, ökonomischen wie ideologischen Konflikte seiner Zeit, welche man etwas unscharf als »Investiturstreit« bezeichnet. Bis zu diesem Mainzer Hoftag weiß man sehr wenig über Heinrichs Leben. Eben nicht einmal sein Geburtsjahr ist völlig sicher. Mehr beiläufig erwähnte Heinrich V. später in einer Urkunde, daß der 1099 ermordete Bischof Konrad von Utrecht sein Erzieher gewesen sei. Obwohl Heinrich in einigen Urkunden Kaiser Heinrichs IV. vor 1098 Erwähnung fand, dürfte er sich nur wenige Zeit am kaiserlichen Hof aufgehalten haben. Zwischen Vater und Sohn - seine Mutter Berta von Turin verstarb bereits 1087 - entwickelte sich so kaum ein inniges Verhältnis. 1098 trat nun eine Änderung ein. Nach der Krönung Heinrichs am 6. Januar 1099 in Aachen, die mit der Leistung eines Treueides gegenüber dem Vater verbunden war, erfolgte am 21. April 1101 in Lüttich die Schwertleite, ein symbolischer und feierlicher Akt, der Herrschaft und persönliche Machtfülle verleihen sollte. Nicht lange währte jedoch das gute Verhältnis zwischen Vater und Sohn, dem Kaiser und dem König. Dafür spricht folgendes Ereignis, das sich 1104 in Regensburg zutrug: Wohl begünstigt durch Heinrich IV., griffen Regensburger Bürger und verschiedene Ministerialen den mißliebigen Grafen Sigehart von Burghausen in dessen Herberge an, und als sie ihn nach sechsstündiger Belagerung ergreifen konnten, richteten sie ihn mit dem Schwert. Heinrich V. hatte versucht, zu vermitteln und die Hinrichtung zu verhindern. Damit stellte er sich jedoch demonstrativ auf die Seite der gegen den Kaiser gerichteten Fürstenopposition, der der Graf angehörte. 1105 schritt der nunmehr wohl 24jährige Heinrich selbstbewußt zum Aufstand gegen seinen Vater. Dem Abfall seines Bruders Konrad maßen die Geschichtsschreiber relativ wenig Bedeutung bei, fand dieser doch im fernen Italien statt; die Erhebung Heinrichs bewegte die Gemüter dagegen tief und nachhaltig. Heinrichs V. Regierung wurde später immer wieder im Lichte seiner Auflehnung gegen den Vater beurteilt. Nur schwer läßt sich deshalb aus den meist einseitig urteilenden Quellen ein wahrheitsgetreues Bild von Heinrich V. zeichnen. Die folgenden, Heinrich IV. in einem Brief an Papst Paschalis in den Mund gelegten Worte sind daher als subjektiv zu bewerten: »Und nun ist auch unser Sohn, den wir so zärtlich liebten, daß wir ihn auf den Thron unseres Reiches erhoben, von demselben Gift angesteckt und erhebt sich nach dem Rat wortbrüchiger und meineidiger Anhänger gegen uns, sich über alle Eide hinwegsetzend, mit denen er sich uns verpflichtet hatte, alle Treue und Gerechtigkeit beiseiteschiebend, damit sie nun Kirchen- und Reichsgut hemmungslos verschleudern, rauben und unter sich teilen können.« Sahen die Verfasser dieses Briefes in »wortbrüchigen und meineidigen Anhängern« die treibenden Kräfte, welche den Sohn zum Vorgehen gegen den Vater bewegten, so mochte sich der unbekannte Autor einer Kaiserchronik, die er Heinrich V. widmete, dieser Meinung nicht anschließen. In Heinrich selbst, dem mit genauen Vor-

Heinrich V. Stellungen handelnden Politiker und zukünftigen Herrscher, und in der durch die politischen Umstände nicht sicheren Nachfolge erblickte er die Ursachen für die dann folgenden tragischen Ereignisse. In der Tat hatte Heinrich V. allen Grund, die Initiative zu ergreifen, waren ihm die beiden Gegenkönige, Rudolf von Rheinfelden und Hermann von Salm, während der Regierungszeit seines Vaters doch Warnung genug. Die Ereignisse bis zum Tod Heinrichs IV. sind schnell erzählt: Von Bayern aus, wo er in Beziehungen zum Römischen Stuhl trat, wandte sich Heinrich V. mit bayerischen, alemannischen und ostfränkischen Adligen nach Sachsen. Die gegen Heinrich IV. eingestellten Sachsen gingen zu ihm über. Das Osterfest 1105 feierte er in Quedlinburg, und für Ende Mai berief er eine Synode nach Nordhausen ein, auf welcher er seine Anhänger von seinen Herrscherqualitäten zu überzeugen wußte, wie der Verfasser der Kaiserchronik anschaulich vermerkt: »Denn obgleich er der Versammlung der Diener Gottes nur auf deren ausdrücklichen Wunsch beiwohnen wollte ..., erneuerte er schließlich, während er in schlichtem Gewand auf erhöhtem Platz stand, allen gemäß den Verfügungen der Könige voller Einsicht ihre Gesetze und Rechte; wenn aber etwas Unvernünftiges gefordert wurde, so wies er das in bewundernswürdiger und über seine Jahre hinaus kluger Antwort und in ererbtem hohem Sinn zurück; in allem bewahrte er für sich selbst in wunderbarer Weise die Bescheidenheit des jungen Mannes und erwies den Priestern Christi die angemessene Ehrerbietung.« Schließlich zog er nach Mainz, wo er auch seinen Vater traf. In Verhandlungen zwischen beiden versprach Heinrich IV. die Teilung der Königsherrschaft und die Zusicherung der erblichen Nachfolge. Heinrich V. verlangte die Unterwerfung des gebannten, also außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft stehenden, Vaters gegenüber dem Papst. Da jedoch eine Einigung nicht erzielt wurde, wandte sich Heinrich V. nach Würzburg, belagerte dann Nürnberg und ging nach der Einnahme dieser Burg nach Regensburg, wohin auch sein Vater zog. Mit jeweils großer Heeresmacht standen sich Vater und Sohn dort an den Ufern des Regen gegenüber. Heinrich V. versprach in Verhandlungen seine Schwester Agnes, die Witwe des 1105 verstorbenen Herzogs Friedrich I. von Schwaben, dem auf der Seite Heinrichs IV. stehenden Markgrafen der Ottmark zur Ehefrau, wodurch er die Partei des Vaters spalten konnte. Nachdem es Heinrich V. außerdem gelang, seinen Vater auf der Burg Böckelheim gefangenzusetzen, entsagte dieser auf einem großen Hoftag in Mainz, nicht ohne Zwang, seiner Macht und ließ die königlichen und kaiserlichen Insignien Kreuz, Lanze, Zepter, Weltkugel und Krone seinem Sohn übergeben. Heinrich IV. wies man die königliche Pfalz Ingelheim als Sitz an. Bald aber verließ der Kaiser diesen Ort und begab sich nach Köln, wo er vor allem durch Bürger Unterstützung erhielt. Einen erneuten Kampf um die Macht verhinderte der Tod Heinrichs IV. am 7. August 1106 in Lüttich.

I}2

Vom regnum Teutonicum.

Heinrich V. war nun allgemein anerkannt. Aber große Aufgaben standen vor ihm. Im Reich herrschten chaotische Zustände. Die Reichsgewalt war durch die jahrelangen Auseinandersetzungen mit der römischen Kurie und der Fürstenopposition geschwächt. Man hatte Reichsgut geraubt oder entfremdet, teilweise war es durch finanzielle Belastungen ruiniert. Die Gerichtsbarkeit lag danieder, den Handel bedrohten Räuber, die Felder waren verwüstet, und es kam zu Hungersnöten. Der Streit um die Investitur der geistlichen Würdenträger mußte beendet werden. Wollte Heinrich V. sich als König durchsetzen, so war das nur durch eine Besserung der Zustände zu erreichen. Dabei stand Heinrichs Beginnen unter einem denkbar ungünstigen Stern. Heinrich galt bei vielen aufgrund seiner Auflehnung gegen den Vater als »trügerisch und arglistig«, als »hinterlistig und ränkevoll« und als »gottlos und habsüchtig«. Nur wenige sahen in ihm den »gerechten König«, »den gerechten Beschützer des Reiches« und »den Verteidiger der Kirche Gottes«. Aus dieser unterschiedlichen Charakterisierung spricht zwar Freund und Feind, gleichzeitig erhält man aber einen Hinweis auf die Kräftekonstellation im Reich. Auf der einen Seite stand das Königtum, das sich auf das Königs- und Reichsgut stützte, das im Bürgertum der Städte unter bestimmten Bedingungen einen Bündnispartner zur Verfügung hatte, das sich auf einen Teil der emporstrebenden Ministerialität verlassen konnte und das im Reichskirchensystem ein Mittel besaß, welches der König zur Durchsetzung politischer Forderungen gegenüber den weltlichen Fürsten nutzte. Diese Macht galt es zu behaupten. Auf der anderen Seite hatte sich bereits im io.Jh. innerhalb der Kirche eine Reformbewegung entwickelt, die mit der Forderung nach »libertas ecclesiae«, Freiheit der Kirche (von weltlicher Bevormundung), auftrat. Vor allem die Laieninvestitur, die Einsetzung von Laien in kirchliche Funktionen durch den König, wurde angegriffen und als nicht zulässig erklärt. Diese Forderung stellte einen direkten Angriff auf eine der wichtigsten Machtstützen des deutschen Königtums dar, das Reichskirchensystem. Schließlich existierte noch eine dritte Gruppierung innerhalb der Feudalgesellschaft jener Zeit, die »Fürstenopposition«, welche aus weltlichen und geistlichen Fürsten bestand. Freilich, für die geistlichen Fürsten boten die Ziele der Reformpartei die Chance zu mehr Selbständigkeit, zur Lösung von den oft lästigen Forderungen des Königtums. Aber auch die weltlichen Fürsten versprachen sich Gewinn. Sicherlich wollten die Reformer die Einmischung weltlicher Gewalten in kirchliche Angelegenheiten unterbinden. Aber wer besetzte schließlich die vakanten Kirchenämter, wer war Kandidat für die lukrativen Vogteien, die nunmehr auch durch freie Wahl besetzt werden sollten, und wer hatte entscheidenden Anteil am Wahlverfahren in den kirchlichen Institutionen? Es waren zumeist Angehörige aus den Familien des Feudaladels. Außerdem wurde damals eine Wahl noch nicht mit Stimmenmehrheit entschieden,

Heinrich V. sondern das Gewicht, die Bedeutung einer abgegebenen Stimme zählte. Ferner bot die Unsicherheit der Verhältnisse die beste Voraussetzung, Reichsgut zu entfremden, sich in den Besitz von Kirchengut, Gerichtsrechten, Zöllen und anderen Privilegien zu bringen. Heinrich V. waren 1106 diese Zustände nicht fremd, er ist mit ihnen aufgewachsen. Heinrich beschritt verschiedene Wege, die anstehenden Probleme zu lösen. Persönlichkeiten wie der Erzbischof Bruno von Trier, Adalbert, der Kanzler Heinrichs V. und spätere Erzbischof von Mainz, und der 1106 zum Herzog von Sachsen berufene Lothar von Supplinburg sollten ihm dabei helfen. Dem Papst versprach er, nach Rom zu kommen, um die offenen Fragen zu klären. Dieses Versprechen und rege Gesandtentätigkeit nach Rom und zu Synoden der Kurie neutralisierten vorerst die päpstliche Seite. Zeitgewinn war nötig. Zur Konsolidierung seiner Macht im Innern des Reiches lenkte er das Interesse der Fürsten auf außenpolitische Konflikte. Waren 1106/07 Niederlothringen und Flandern noch einige wenige rebellische Adlige zu unterwerfen, so griff Heinrich V. 1108 bis 1110 in ungarische, polnische und böhmische Verhältnisse ein. ino konnte man schließlich an den Zug nach Italien denken und die Verhandlungen mit dem Papst intensivieren. Die Ereignisse des Jahres im zeigten nunmehr deutlich, worum es im Investiturstreit ging. Es war kein formaler Streit um das Recht der Einsetzung von Bischöfen und anderen geistlichen Würdenträgern durch Laien, sondern es ging um Fragen, die die Existenzgrundlage eines Teils der herrschenden Feudalklasse betrafen. In den Verhandlungen zwischen Paschalis und Heinrich V. im Februar 1111 in Turri und Sutri kam man zu einer umstürzenden Vereinbarung. Heinrich verzichtete ganz und gar auf das Recht der Investitur, Paschalis hingegen verpflichtete sich, die geistlichen Würdenträger aufzufordern, alle königlichen Güter und Rechte an den König bzw. das Reich zurückzugeben. Die getroffene Vereinbarung versprach für die königlichen Anhänger Grund und Boden, verschiedene Rechte und Privilegien, für die kirchliche Reformpartei jedoch bedeutete sie eine Beschneidung ihrer ökonomischen und politischen Position. Noch während der Verlesung der Verträge am 12. Februar iin in der St.-Peters-Kirche zu Rom kam es zu Tumult und Empörung eines Teils der geistlichen Fürsten, die keineswegs eine Minderung ihres Einflusses und ihrer Rechte hinnehmen wollten. So wandte sich der Erzbischof von Salzburg mit schweren Vorwürfen an den Papst. Als aber die Anhänger des Königs den Papst bedrängten, weil dieser die Beschlüsse bei den geistlichen Fürsten offensichtlich nicht durchzusetzen vermochte, stellte sich der Erzbischof schützend vor den Papst. Unversehens sah er sich durch das Schwert eines Ministerialen bedroht, der ihm Hochverrat vorwarf und ihn deshalb töten wollte. Heinrich V. verhinderte diese Tat, indem er den Ministerialen Heinrich Haupt angeblich mit den vertraulichen Worten: »Nicht doch, nicht doch Heinrich! Es ist noch

Ή

Vom regnum Teutonicum.

nicht an der Zeit!« davon abhielt. Die Ministerialen hätten sicherlich aus der Verwirklichung der Beschlüsse Nutzen gezogen. Die Ausweglosigkeit der Situation in der Peterskirche in Rom löste Heinrich V. durch eine für ihn typische Reaktion. Er tat das, was die Gegner am wenigsten erwarteten. Er ließ den Papst in Haft nehmen. Den Papst in Gefangenschaft unter Druck setzend, erreichte Heinrich einen neuen, ganz und gar entgegengesetzten Vertrag. Zwischen Rom und Tivoli, im königlichen Lager am Ponte Mammolo, sicherte sich der König am ιz. April im das volle Investiturrecht mit Ring und Stab und verpflichtete Paschalis außerdem zu dem Versprechen, daß dieser ihn nie exkommunizieren werde. Einen Tag später mußte Paschalis Heinrich V. zum Kaiser krönen. Nach Deutschland zurückgekehrt, folgte eine weitere aufsehenerregende, symbolische Handlung. Am 7. August im wurde Heinrich IV., der Vater Heinrichs V., feierlich in der Familiengruft der salischen Könige im Dom zu Speyer beigesetzt. War Heinrich V. mit diesem Akt politisch in die Bahnen seines Vaters eingeschwenkt? Zumindest hinsichtlich der Königsgutpolitik mußte es für viele Zeitgenossen so scheinen. Besonders in Ostsachsen, Thüringen, in Westfalen und im traditionellen Kerngebiet der Salier, am Ober- und Mittelrhein, war der König um die Restituierung von Reichsgut intensiv bemüht. In dieser für das Königtum unabdingbaren Politik mag einer der Gründe liegen, warum der engste Vertraute des Herrschers, Erzbischof Adalbert von Mainz, der mächtigste Kirchenfürst auf deutschem Reichsgebiet, in das Lager der Fürstenopposition überwechselte. Galt Adalbert bei vielen sogar als der Regisseur der italienischen Ereignisse des Jahres im, so erhält diese Annahme Unterstützung dadurch, daß Heinrich Adalbert nach der Rückkehr aus Rom mit Ring und Stab in das Mainzer Erzbischofsamt investierte. Heinrich muß sich damals völlig sicher gewesen sein, verschaffte er sich doch durch seinen ehemaligen Kanzler auch Einfluß auf eine der größten Kirchenprovinzen Deutschlands. Dieses Bündnis schien für die Zukunft unüberwindbar. Es war für Heinrich gewiß eine schmerzliche Nachricht, als man ihm mitteilte, Adalbert sei an einer Verschwörung gegen ihn beteiligt. Was war geschehen? Die aus kirchlichen Kreisen stammenden zeitgenössischen Geschichtsschreiber schweigen interessanterweise. In einem Manifest an die deutschen Fürsten jedoch, welches um 1112/13 entstanden sein soll, erhob Heinrich in haßerfüllten Worten gegen Adalbert Klage. Als er, der Kaiser, im September 1111 in Worms durch eine lebensgefährliche Krankheit ans Bett gefesselt war, soll Adalbert die Wormser zum Aufruhr angestachelt und selbst mit Gewalt nach den Reichsinsignien gegriffen haben. Auch den Neffen des Kaisers, Herzog Friedrich II. von Schwaben, habe Adalbert zur Teilnahme an dem Angriff auf den Herrscher und dessen Leben verleitet. Nur unter Aufbietung aller Kräfte wäre es dem Kaiser gelungen, die Empörung niederzuschlagen. Weiterhin warf Heinrich V. dem

Heinrich V. ehemaligen Kanzler vor, er habe sich rücksichtslos und widerrechtlich verschiedene Reichsburgen angeeignet und sei schließlich verräterisch ins Lager der gregorianischen Reformpartei übergegangen. Adalbert geriet ein Jahr nach den Ereignissen von Worms, Ende 1112, aufgrund der Anschuldigungen in die Gefangenschaft des Kaisers, in welcher er drei Jahre ausharren mußte. Diese Entwicklung hat aber die Kräftekonstellation im Reich entscheidend zu ungunsten Heinrichs verändert. Im weiteren Verlauf der Regierungszeit erwies sich Adalbert als einer der Fürsten, der zum Nutzen des Mainzer Erzbistums, aber auch seiner Familie, der Grafen von Saarbrücken, die intensivste Territorialpolitik betrieb, nicht zuletzt auf Kosten des Reiches. Wenn auch auf einer Synode in Rom im März i m das Privileg, das Papst Paschalis II. im Heinrich V. gewährt hatte, als Pravileg - als Schandvertrag für null und nichtig erklärt und Heinrich V. im September 1112 mit dem Bann belegt wurde, so kam es weniger deswegen 1112 zu Unruhen im Reich als vielmehr wegen der erwähnten Reichsgutpolitik des Kaisers. Um die Gebiete des verstorbenen thüringischen Grafen Udalrich II. von Weimar-Orlamünde, die der Kaiser in den Besitz des Reiches bringen wollte und die sächsische Adlige aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen als Erbe beanspruchten, entbrannte der Kampf. Beteiligt an diesem Konflikt waren auch Lothar, der Herzog von Sachsen, und dessen Schwiegermutter, Gertrud von Braunschweig. Der Friede im Reich war nur mit militärischen Mitteln wieder herzustellen. Das Jahr 1114 sah den Herrscher auf dem Höhepunkt seiner Macht. Im Januar heiratete Heinrich V. in Mainz die elfjährige Mathilde, die Tochter des Königs Heinrich I. von England, mit der er bereits seit ino verlobt war. Die Kaiserchronik schildert Mathilde als eine »Jungfrau von adligen Sitten und von schöner und lieblicher Gestalt, die man für die Zierde und die Ehre des Römischen Reiches und Englands hielt«. Heinrich V. trat mit dieser Ehe in verwandtschaftliche Beziehungen zu einem der mächtigsten Herrscher Europas, mehr noch, mit dieser Heirat konnte der Kaiser in Zukunft sogar gewisse Ansprüche auf den englischen Thron geltend machen. Real wurden diese Pläne, als der englische Thronerbe Wilhelm, der Bruder Mathildes, 1120 bei einem Schiffsunglück im Kanal ertrank. Die Mainzer Hochzeitsfeierlichkeiten gestalteten sich zu einem glänzenden Fest kaiserlicher Machtentfaltung. Fast alle Reichsfürsten waren erschienen. Herzog Lothar, der Feind der vorhergehenden Jahre, wurde in Gnaden wieder in den Kreis der Anwesenden aufgenommen, nachdem er sich in ärmlichem Gewand und barfüßig dem Kaiser zu Füßen geworfen hatte. Doch auch die Zeichen des immer noch schwelenden Konfliktes waren überdeutlich. Ein weiterer Widersacher des Herrschers, Graf Ludwig von Thüringen, wurde - ohne Verzeihung zu erlangen - in Haft genommen. Adalbert von Mainz saß seit zwei Jahren wegen der Wormser Ereignisse bereits in Gefangenschaft.

Vom regnum Teutonicum. Nach dem Fest mußte Heinrich gegen die Friesen militärisch vorgehen, weil sich diese der königlichen Macht widersetzten. Nach einer kurzen Ruhepause brach der Aufstand gegen den Kaiser wieder los. Am n. Februar 1115 erlitt ein kaiserliches Heer durch Herzog Lothar von Sachsen am Weifesholz in der Nähe von Eisleben eine empfindliche Niederlage. Im Kampf fiel ein enger Vertrauter und einer der fähigsten Feldherren des Kaisers, Graf Hoyer von Mansfeld. Im November inj zwangen die Mainzer Bürger Heinrich, den Erzbischof Adalbert freizugeben. Adalbert reihte sich sogleich in die Oppositionsbewegung gegen den Kaiser ein und verstärkte diese als deren Hauptorganisator wesentlich. Trotz der angespannten Lage zog Heinrich, wiederum für viele unerwartet, 1116 nach Italien, um die Eigengüter der 1115 verstorbenen Markgräfin Mathilde von Tuszien in Besitz zu nehmen. Wohl auf seinem ersten Italienzug т о / и hatte Heinrich V. trotz päpstlicher Rechtsansprüche auf die Mathildischen Güter eine Art Erbvertrag mit der Markgräfin abgeschlossen. Die nunmehrige Inbesitznahme des Allods der Markgräfin und die Verteilung an Anhänger des Kaisers stärkten dessen Position in Italien erheblich. Im März 1116 widerrief eine Lateransynode das Privileg von im. Der Kpnflikt zwischen Kaiser und Papst spitzte sich erneut zu. Am 2i.Januar 1118 verstarb Paschalis. Ihm folgte Gelasius II. im Amt. Da Heinrich V. jedoch im Bunde mit einer römischen Adelspartei den kraftlosen Erzbischof Mauritius von Braga, genannt Burdinus - der Esel - , zum Gegenpapst ausrufen ließ, kam es zum offenen Bruch mit dem Papsttum. Heinrich und sein Papst wurden exkommuniziert. Gelasius starb bereits am 29. Januar 1119 in Cluny. Es folgte als Calixt II. der Erzbischof Guido von Vienne, ein Verwandter des Kaisers aus burgundischem Adel. Mit ihm wurden endlich konkrete Verhandlungen über die Beendigung des Investiturstreites begonnen. Hilfreich war in diesem Zusammenhang, daß man in England und Frankreich bereits 1107 zur Einigung kam. Zur theoretischen Lösung des Investiturstreites hatte der französische Geistliche Ivo von Chartres beigetragen, indem er zwischen den Temporalien, der weltlichen Ausstattung des Kirchenamtes mit Gütern und rechtlichen Mitteln, und den Spiritualien, den streng geistlichen Befugnissen des Amtes, unterschied. Für den Kaiser war von Wichtigkeit, daß er mit dem aus dieser Zweiteilung resultierenden Verzicht auf die Investitur mit Ring und Stab nicht auf die aus den königlichen Regalien herrührenden Leistungen der Bischöfe und Äbte im Reichsdienst verzichten mußte. Über die englischen Verhältnisse nach 1107 hatte Heinrich V. zudem bei Erzbischof Radulf von Canterbury Erkundigungen eingeholt. Ein letztes Hindernis wurde beseitigt, als man sich 1121 auf einem Hoftag in Würzburg mit den deutschen Fürsten einigte und Frieden schloß. Ekkehard von Aura faßte die Würzburger Festlegungen wie folgt zusammen: »Ein unbedingter und allgemeiner von allen bei Gefahr des Lebens einzuhaltender Frie-

Heinrich V. den wurde gesetzmäßig erlassen, Königsrechte und -besitz wurden dem Königtum, kirchliches Gut wurde den Kirchen, alles Eigentum den Enteigneten, alles durch Erbrecht Zustehende den Erben und jeder Person jeden Standes das ihr eigene Recht zugesprochen.« Die Aufhebung der Exkommunikation des Kaisers wurde jedoch »einmütig und gottesfürchtig dem Papst zur Verhandlung vorbehalten«. Damit war der Weg zum Wormser Konkordat geebnet. Am 23. September 1122 verlas man unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf freiem Feld am Rheinufer bei Worms die entsprechenden Urkunden Heinrichs V. und Calixts II. Heinrich verpflichtete sich, auf die Investitur mit Ring und Stab zu verzichten, gestattete die freie Wahl und Weihe und versprach, die entfremdeten Regalien der heiligen Kirche zurückführen zu helfen. Die päpstliche Seite gestand im deutschen Reich die Teilnahme des Königs an den Wahlen zu, der bei zwiespältigen Ergebnissen über ein Entscheidungsrecht verfügte. Danach wurden dem Erwählten das Zepter übergeben und damit die Regalien übertragen. In außerdeutschen Gebieten, Burgund und Italien, erhielt der Gewählte zuerst die kirchliche Weihe und dann das Zepter. Die aus der Übertragung der Regalien erwachsenden Leistungen gegenüber dem König wurden diesem ausdrücklich zugestanden. Nach Verlesung der Urkunden gewährte der Kardinalbischof von Ostia als Vertreter des Papstes den Friedenskuß und erteilte die heilige Kommunion, wodurch die Exkommunikation des Kaisers aufgehoben war. Die Verhältnisse haben sich aber nach 1122 im Reich nicht grundlegend geändert. Der Friede kehrte nicht durch das Verlesen von zwei Urkunden wieder ein, zumal der Passus über die Teilnahme des deutschen Königs am Wahlakt auf der Lateransynode 1123 keine ungeteilte Zustimmung fand. In Deutschland regte sich ebenfalls Widerspruch, vor allem durch Adalbert von Mainz. Herzog Lothar von Sachsen griff 1123 auch wieder zu den Waffen, um seine herzogliche Position zu stärken. Die Grafschaft Stade und die Heimburg, im Besitz des Bischofs von Halberstadt, erregten sein Interesse. Lothar fühlte sich aber auch von Heinrich V. in seinen Kreisen gestört. Als 1123 der Markgraf von Meißen und der Lausitz, Heinrich II. von Eilenburg, starb, verlieh Heinrich V. die Markgrafenwürde an Wiprecht von Groitzsch. Lothar bekämpfte diese Entscheidung mit Waffengewalt und setzte eigenmächtig Konrad von Wettin in Meißen und den Askanier Albrecht den Bären in der Lausitz als Markgrafen ein. Diese Ereignisse nach н22 zeigen deutlich, daß der jahrelange Streit um religiöse Probleme für viele Feudalherren nur ein Vorwand war, um ihre territorialen Machtinteressen zu bemänteln. Dieser Tendenz der territorialen Machterweiterung mußte sich das Königtum entgegenstellen, eben weil es der Leidtragende dieser Entwicklung war. 1124 unternahm Heinrich V., um von den innenpolitischen Konflikten abzulenken - wie bereits 1107 bis 1110 - , den Versuch, die Fürsten an außenpolitischen Zielen zu interessieren. Ein Feldzug im

Vom regnum Teutonicum. Bündnis mit seinem Schwiegervater Heinrich I. von England gegen den König von Frankreich, Ludwig VI., scheiterte aber kläglich. Die Fürsten beteiligten sich kaum an dieser Aktion. Ende des Jahres 1124 mußte Heinrich die Stadt Worms belagern. Die Bürger der Stadt hatten mit Hilfe Herzog Friedrichs von Schwaben dem von Heinrich unerwünschten Bischof Unterkunft gewährt. Heinrich V. stellte sich, wie oft während seiner Herrschaft, gegen die Bürger einer Stadt. Sicherlich hat sich im Laufe der Regierung Heinrichs die Haltung gegenüber den Städten gewandelt. Die Privilegien für Cremona, Mantua, Bologna, Speyer, Straßburg und auch Worms verdeutlichen dies. Eine durchdachte Städtepolitik betrieb Heinrich jedoch nie. Gegenüber den Städten bestimmte der politische Augenblick sein Handeln. So kam es ihm auch gar nicht in den Sinn, bei der beabsichtigten Einführung einer allgemeinen Reichssteuer nach englischem Vorbild die Bürger der Städte für diesen Plan zu gewinnen. Bei den Fürsten rief dieses Ansinnen den schärfsten Widerstand hervor, weil sie eine Schwächung ihrer Position gegenüber dem König befürchteten. Als Heinrich V. am 23. Mai 1125, wahrscheinlich an einem Krebsleiden, starb, hinterließ er keine Kinder. Er fand seine letzte Ruhestätte im Dom zu Speyer. In die Regierungszeit Heinrichs V. fiel als bedeutsames Ereignis der Abschluß des Wormser Konkordats. Durch den Verlust der unmittelbaren Verfügungsgewalt des Königs über Bistümer und Reichsabteien war eine wichtige Stütze königlicher Macht zunächst verlorengegangen. Als Gewinner gingen die Fürsten aus dem Investiturstreit hervor. Weltliche und immer mehr auch geistliche Fürsten konnten in Zukunft darangehen, eigene Landesherrschaften aufzubauen. Dagegen waren die Pläne der salischen Könige, ein geschlossenes Königsterritorium zu schaffen, gescheitert. Die Abgrenzung des deutschen Reiches von Italien und Burgund im Wormser Konkordat aber konnte deutsches Volksbewußtsein und Nationalgefühl stärken und positiv auf die Herausbildung eines zukünftigen deutschen Nationalstaates wirken.

L O T H A R III. 1125-1137

Lothar, von Gottes Gnaden Kaiser der Römer und Augustus. Er regierte 12 Jahre, } Monate und 12 Tage. Er starb aber am 4. Dezember, zurückgekehrt aus Apulien, nachdem er die Sarazenen getötet und vertrieben hatte, als ein dem christlichen Glauben treuer Mann, wahrheitsliebend, beständig, friedfertig und als ein unerschrockener Kriegsmann (Inschrift einer Tafel aus Blei, welche 1620 bei der Öffnung des Grabes Lothars III. gefunden wurde)

Nach dem T o d e des letzten salischen Kaisers Heinrich V . 1125 stellten verschiedene Fürstengruppierungen drei Kandidaten für die Wahl z u m deutschen König auf: Graf Karl (der Gute) von Flandern war der Mann Erzbischof Friedrichs von Köln, Herzog Lothar von Sachsen - der politisch mächtigste unter den weltlichen Fürsten - konnte auf die Fürsprache Erzbischof Adalberts von Mainz zählen, und Herzog Friedrich II. von Schwaben rechnete auf die Zustimmung der salischen Partei, insbesondere der Schwaben und Franken. Heinrich V . hatte kurz vor seinem T o d e dem staufischen H e r z o g Friedrich seine Frau Mathilde, seine persönliche Hinterlassenschaft an Grund und Boden sowie die Reichsinsignien zur O b h u t anvertraut. Einigen Zeitgenossen schien

140

Vom regnum Teutonicum.

diese Handlungsweise gleichbedeutend mit einer Designation Friedrichs, des Neffen des verstorbenen Kaisers, dem außerdem die Nachfolge durch Geblütsrecht zustand. Am 24. August 1125 kamen die deutschen Fürsten in Mainz zusammen, um den neuen König zu wählen. Über den Verlauf der Wahl sind wir durch eine schriftliche Aufzeichnung mit dem Titel »Bericht über die Wahl Lothars«, vermutlich im österreichischen Kloster Göttweig entstanden, recht ausführlich unterrichtet. Interessant ist nun, daß es Adalbert von Mainz, der als »Wahlleiter« fungierte, in einem langwierigen Verfahren gelang, Friedrich von Schwaben das Vertrauen seiner potentiellen Fürsprecher zu entziehen. Nachdem Karl von Flandern und auch der ins Gespräch gekommene Alternativkandidat Leopold III., Markgraf der Ostmark, auf ihre Kandidatur verzichtet hatten, ertönte der Ruf: »Lothar soll der König sein!« Allein, diese Art der Königserhebung galt als nicht rechtens. Unter dem Einfluß der anwesenden päpstlichen Legaten kam die Wahl wieder in geordnete Bahnen. Bayerische Kirchenfürsten verlangten nun, den bayerischen Herzog Heinrich den Schwarzen, den Schwiegervater des ausgebooteten Friedrichs von Schwaben, herbeizuholen und, wenn möglich, für die Erhebung Lothars zu gewinnen. Als man schließlich Gertrud, die einzige Tochter Lothars, dem Sohn Herzog Heinrichs von Bayern zur Gemahlin versprach, konnte endlich am 30. August 1125 die Wahl Lothars zum König erfolgen. Einen Tag später huldigten ihm die geistlichen und weltlichen Fürsten. Wiederum 24 Stunden später erschien auch der unterlegene Friedrich und erwies Lothar die ihm zukommende Ehre. Wer war dieser nunmehr bereits 5ojährige neue König? Lothar kannte seinen Vater, Graf Gebhard von Supplinburg, nicht. Kurz nach seiner Geburt im Jahre 1075 fiel dieser am 9. Juni 1075 in der Schlacht bei Homburg gegen König Heinrich IV. Gebhard war mit Hedwig von Formbach, einer Tochter des bayerischen Grafen Friedrich von Formbach und der Gertrud von Haldensleben, vermählt. Lothars Großmutter, Gertrud von Haldensleben, verehelichte sich nach dem frühen Tod ihres ersten Gatten ein zweites Mal, diesmal mit dem Billunger Ordulf, dem Herzog von Sachsen. Lothar selbst heiratete um 1100 Richenza, eine Tochter Heinrichs des Fetten von Northeim und Gertruds von Braunschweig. Gertrud war eine Urenkelin der Kaiserin Gisela, der Frau Kaiser Konrads II. Lothars Verwandtschaftsverhältnisse zeigen, daß er 1106 bei seiner Erhebung zum sächsischen Herzog kein unbedeutender Mann gewesen ist. Die Einsetzung Lothars als sächsischer Herzog durch Heinrich V. hatte mehrere Gründe. Nicht unwichtig dürfte die Absicht gewesen sein, die Herzogsgewalt in Sachsen einzuschränken. Daran waren nicht nur der König, sondern auch viele sächsische Adlige interessiert, gab dies doch Raum für die Verwirklichung eigener territorialer Ansprüche. Wie sich jedoch bald zeigte, hatten die

Lothar III.

141

Zeitgenossen die Fähigkeiten Lothars bei weitem unterschätzt. Er ging von Beginn an mit Vehemenz daran, seine herzogliche Stellung auszubauen. Dabei halfen ihm Erbfälle, durch die er in den Besitz von northeimischen, Haldenslebener und brunonischen Gütern kam. Daneben richtete sich Lothars Blick auf slawisches Gebiet östlich der Elbe. Das bei vier Kriegszügen eroberte Land benutzte er zum Ausbau seiner herzoglichen Stellung. Seine Eroberungen suchte Lothar durch Bündnisse mit slawischen Adligen zu sichern. Ein Beispiel hierfür sind die Beziehungen zu dem christlich gesinnten Obodritenfürsten Heinrich von Alt-Lübeck, der in einem persönlichen Vasallitätsverhältnis zu Lothar stand. Aber nicht nur Lothars Kriegsruhm - hier ist besonders auf den Sieg am Weifesholz 1115 gegen Kaiser Heinrich V. zu verweisen - trug zur Stärkung seiner Machtstellung bei. Auch seine Beziehungen zur sächsischen Kirche und zur Reichskirche wirkten in diese Richtung. Viele Bischöfe sahen bereits vor 1125 in dem Sachsenherzog den Beschützer und Verteidiger der Kirche. Nahrung erhielt diese Meinung durch die Flucht des Erzbischofs Konrad von Salzburg nach Sachsen. Konrad hatte seine Diözese verlassen müssen, weil er den durch Heinrich V. inthronisierten Gegenpapst Gregor VIII. nicht anerkennen wollte. Zwischen dem Herzog und dem bayerischen Metropoliten soll sich sogar eine persönliche Freundschaft entwickelt haben. Gegenüber der sächsischen Kirche betrieb Lothar als Herzog eine Politik, die der des Königs sehr ähnelte. 1116 mischte er sich als Vogt des Bistums Verden in die Absetzung des kaiserfreundlichen Bischofs Mazo und in die Neubesetzung durch den von der Reformpartei begünstigten Hildesheimer Domherrn Thietmar ein. Auf die Neubesetzung der Bistümer Osnabrück, Münster und Minden nahm Lothar zu seinen Gunsten Einfluß. Rivalitäten entstanden aufgrund des Erstarkens der herzoglichen Macht und der Ausdehnung des lotharischen Eigenbesitzes unausweichlich mit den territorialen Bestrebungen der Bischöfe von Hildesheim und Halberstadt. Als 1122/23 halberstädtische Ministerialen die 1115 zerstörte Heimburg nahe der herzoglichen Burg Blankenburg wieder aufbauten, konnte Lothar nur durch das Eingreifen Adalberts von Mainz in seinem Drang nach Zerstörung der Heimburg gestoppt werden. Er setzte sich aber schließlich doch durch. Die Burg mußte übergeben werden und wurde zerstört. Wie stark Lothars herzogliche Stellung kurz vor dem Tode Heinrichs V. war, zeigt ein Vorgang besonderer Art: Als der Markgraf von Meißen und der Lausitz, Heinrich II. von Eilenburg, 1123 unerwartet starb, verlieh Heinrich V. die Markgrafenwürde an Wiprecht von Groitzsch, wobei er allerdings die Erbansprüche Konrads von Wettin überging. Lothar ging mit Waffengewalt gegen diese königliche Entscheidung vor und setzte eigenmächtig Konrad von Wettin als Markgraf von Meißen und den Askanier Albrecht den Bären in der Mark Lausitz ein. Galt Lothar bereits als Herzog als der Wahrer kirchlichen Friedens,

142

Vom regnum Teutonicum.

so verdichtete sich dieser Eindruck durch seine Politik als König und Kaiser zu dem Bild eines Friedensfürsten, obwohl die Zeit von 1125 bis 1137 dem Reich keineswegs Frieden brachte. Es war für den Herrschaftsantritt eines deutschen Königs ungewöhnlich, daß der auf der Mainzer Versammlung anwesende päpstliche Legat Gerhard mit einem Brief Lothars an Honorius II. nach Rom gesandt wurde, um nicht nur wie üblich - die Wahl anzuzeigen, sondern gar um die Bestätigung des Aktes nachzusuchen. Lothar mußte jedoch den Papst in den absehbaren Auseinandersetzungen mit den Staufern um die Herausgabe des unrechtmäßig zurückgehaltenen Reichsgutes aus der Hinterlassenschaft Heinrichs V. ohne Wenn und Aber auf seiner Seite wissen. Mitte November 1125 unternahm Lothar, wohl mit tatkräftiger Unterstützung des Stauferfeindes Adalbert von Mainz, einen ersten Schritt, diese Reichsgüter von den Staufern für die Krone zurückzufordern. In Regensburg beriet Lothar mit geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches über diese Problematik. Da man aber bisher die beiden Kategorien von Gütern des Königs - Reichsgüter und Eigengüter - nur selten unterschieden hatte, gestalteten sich die Verhandlungen zur Formulierung einer Forderung an die Staufer schwierig. Endlich einigte man sich in einem Fürstenspruch - dem sogenannten Regensburger Weistum - darauf, daß man von den Staufern nur ganz bestimmte Güter, die konfiszierten Güter Geächteter, für die Krone zurückfordert. Lothar verlangte nun zu diesem Zweck von Friedrich von Schwaben, Ende des Jahres 1125 auf einer Versammlung der Fürsten in Straßburg zu erscheinen, um über die Rückgabe dieser betroffenen Reichsgüter zu verhandeln. Friedrich kam dieser Aufforderung nicht nach. Daraufhin verhängten die Fürsten des Reiches über Friedrich wegen Ungehorsams die Acht. Indessen, an einen Kampf um die Herausgabe des Reichsgutes, das Friedrich zurückhielt, war vorerst nicht zu denken. Im lehnsabhängigen Böhmen kam es zu Thronstreitigkeiten innerhalb der Herzogsfamilie der Pfemysliden, die ein Eingreifen Lothars erforderten. Zu allem Übel mußte er am 18. Februar 1126 in einer Winterschlacht gegen den die Herzogswürde beanspruchenden Sobeslav eine unerwartete Niederlage hinnehmen. Nur durch das Einlenken und Entgegenkommen Sobeslavs wurde es Lothar möglich, einem schmachvollen Ende zu entrinnen. Die Anerkennung Sobeslavs als Herzog von Böhmen durch Lothar und Sobeslavs Unterwerfung unter die Oberhoheit des deutschen Königs bereinigten diese prekäre Situation. Eine zweite Bewährungsprobe mußte Lothar bei der Neubesetzung des Erzbistums Magdeburg bestehen. Lothars Versuch, einen Verwandten, seinen Vetter Konrad von Querfurt, zum Erzbischof wählen zu lassen, mißlang. Nach langwierigen Verhandlungen und nicht ohne Einfluß von päpstlichen Legaten wurde schließlich Norbert von Xanten, der Gründer des Prämonstratenser-

Lothar III.

45

ordens und einer der einflußreichsten Geistlichen seiner Zeit, zum neuen Metropoliten Magdeburgs gewählt. Neue Bischöfe waren auch im Süden des Reiches, in Würzburg und Regensburg, zu finden. In Würzburg zeigte sich, daß Adalbert von Mainz und nicht "Lothar als die einflußnehmende politische Persönlichkeit agierte. Da Ende des Jahres auch noch Herzog Heinrich von Bayern seinem Amte entsagte und in ein Kloster ging, war an ein Vorgehen gegen die Staufer nicht zu denken. Am 29. Mai 1127 fand die feierliche Vermählung von Lothars njähriger Tochter Gertrud mit dem 20jährigen Heinrich den Stolzen, dem neuen Bayernherzog, statt. Lothar konnte mit diesem Ehebündnis eine der wichtigsten deutschen Adelsfamilien, die Weifen, an sich binden. Der tatkräftige Heinrich hatte sich in Bayern sehr schnell Anerkennung verschafft und reihte sich nunmehr in die Front gegen die Staufer ein. Anfang Juni 1127 wandte sich Lothar jetzt auch mit böhmischer Unterstützung der Eroberung des von den Staufern besetzten Nürnberg zu. Gegenangriffe Friedrichs und seines Bruders Konrad fügten dem König aber erhebliche Verluste zu und führten zur Aufhebung der Belagerung Nürnbergs. Der Sieg der staufischen Brüder und der damit verbundene Aufschwung der staufischen Sache mündeten schließlich am 18. Dezember 1127 in der Erhebung Konrads zum Gegenkönig durch einige fränkische und schwäbische Fürsten. In dieser für Lothar bedrohlichen Situation bewährte sich das Bündnis mit den geistlichen Fürsten. Die Erzbischöfe Adalbert von Mainz, Norbert von Magdeburg und Konrad von Salzburg verhängten den Kirchenbann über den staufischen Gegenkönig. Die herzoglichen Rechte, welche Konrad in Franken besaß, erhielt nun erstmals ein geistlicher Fürst, der Bischof von Würzburg. Neben den Herzögen von Böhmen und Bayern, die Lothar im Kampf gegen die Staufer unterstützten, bemühte sich Lothar um weitere Anhänger unter den weltlichen Fürsten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine Entscheidung Lothars: Als im März 1127 der Graf Wilhelm von Burgund einem Mordanschlag zum Opfer fiel, wahrte Lothar die Reichsrechte in Burgund und setzte Konrad von Zähringen in die erledigte Grafschaft ein. Zusätzlich verlieh er ihm das Rektorat über ganz Burgund. Die mit den Staufern verwandten Zähringer konnte Lothar mit dieser Maßnahme für sich gewinnen. Neben dem hohen Adel wandte sich Lothar auch intensiver einem aufstrebenden Teil der Klasse der Feudalherren zu, den Ministerialen. Auf den 27. Dezember 1128 ist eine Urkunde datiert, in welcher erstmals ein neuer Begriff für die herausragendsten Mitglieder dieser Gruppierung geprägt wurde: Die Schenkung von sieben Hufen am Königsbach im Reichsforst Dreieich in der Nähe von Frankfurt am Main an den Dienstmann Konrad von Hagen bezeugten 24 »ministeriales regni« - Dienstleute des Reiches. Diese Bezeichnung drückt ihre Verpflichtung aus, im Sinne des Reiches und des rechtmäßigen Königs Dienst zu

'44

Vom regnum Teutonicum.

tun. Der politischen Aufwertung folgte gleichzeitig eine ökonomische Stärkung der Ministerialen, die im Kampf gegen die Staufer nötig war. Auf der Suche nach Bündnispartnern bedachte Lothar auch einige Städte mit Privilegien. In Straßburg griff er zugunsten der Bürger in das Gerichtswesen ein, und den Bürgern von Duisburg erlaubte er die abgabenfreie Nutzung von Steinbrüchen. Inzwischen wogte der Kampf zwischen dem König und den Staufern hin und her. Konrad, der Gegenkönig, war nach Italien gezogen. Dort erlangte er zwar am 29. Juni 1128 in Monza die lombardische Krone, doch durchsetzen konnte er sich in Italien nicht. Die Zeit arbeitete gegen die Staufer. Das Jahr 1129 brachte eine gewisse Vorentscheidung. Nach mehr als fünfmonatiger Belagerung eroberte Lothar mit seinem Schwiegersohn Herzog Heinrich von Bayern das von den Staufern besetzte Speyer. Bei der Übergabe der Stadt bewies Lothar königlichen Großmut und politische Weitsicht. Er enthielt sich nicht nur gegenüber den Speyerer Bürgern jeglichen Racheaktes, er gewährte auch der Gemahlin Herzog Friedrichs von Schwaben - einer Weifin und damit Verwandten des Herzogs von Bayern - , die sich mit Truppen zur Unterstützung der Speyerer in der Stadt befunden hatte, freien Abzug und beschenkte sie zudem mit königlicher Großzügigkeit. Nicht lange konnte sich Lothar des Erfolges freuen. In Sachsen erforderten blutige Fehden und Mordanschläge die durchgreifende Hand des Königs. Lothar eilte nach Quedlinburg und beriet mit den Fürsten über geeignete Gegenmaßnahmen. Mit Unnachgiebigkeit stellte er die Ordnung bald wieder her. 1130 fiel eine weitere wichtige Bastion der Staufer, es war Nürnberg. Des Königs Ausdauer und Beharrlichkeit zahlten sich nun aus. Und noch ein einschneidendes Ereignis brachte dieses Jahr. Nach dem Tod von Papst Honorius II. am 14. Februar wählten rivalisierende römische Stadtadelsgeschlechter zwei Päpste und führten damit ein sogenanntes Schisma - eine Trennung der Kirche in zwei Parteien - herbei. Während der in einem hektischen Wahlverfahren gewählte Innocenz II. vor allem in Frankreich und England Anerkennung fand, erhielt der mit einer Mehrheit gewählte Anaklet II. in Rom, Mittelund Norditalien Zustimmung. Letzterer hatte außerdem zahlreiche Anhänger auf Sizilien und in Süditalien, wobei ihm in dem Normannen Roger II. eine der fähigsten Herrscherpersönlichkeiten dieser Zeit zur Seite stand. Roger II. ließ sich seine Unterstützung mit der Königskrone und Herrschaftsrechten über die Gebiete von Capua und Neapel vergelten. Innocenz II. besaß einen weiteren Verbündeten in der Person des wortgewaltigen Zisterziensers Bernhard von Clairvaux. Lothar selbst war nun aufgerufen, sich für einen der Päpste zu entscheiden. Er zögerte lange, vielleicht zu lange. Auf einer Synode im Oktober 1130 sprach sich ein Großteil des deutschen Episkopats für Innocenz II. aus. Lothar folgte gezwungenermaßen dieser Entscheidung, an der Erzbischof Norbert von Magdeburg maßgeblich beteiligt war.

Lothar III. Im März 1131 bei einer Zusammenkunft mit Innocenz II. in Lüttich erhob der König ohne Zustimmung der geistlichen Fürsten eine beachtliche Forderung. Lothar versprach zwar die Rückführung des Papstes nach Rom und leistete dem Papst demütig den symbolisch wichtigen Strator- und Marschalldienst, indem er dem Papst das Pferd am Zügel führte und ihm die Steigbügel hielt, mit Nachdruck verwies er aber darauf, daß der Königsmacht durch den Verlust des Investiturrechtes großer Schaden zugefügt worden sei. Zur Stärkung seiner Position verlange er deshalb die Rückgabe dieses Rechtes. Der Papst hatte es besonders der Argumentation Bernhards von Clairvaux zu verdanken, wenn der König dieses Ansinnen erst einmal zurücknahm. Lothars gute Kenntnis der bestehenden Kräftekonstellation ließ ein Beharren auf dieser Forderung wenig erfolgreich erscheinen. Im Spätsommer 1132 brach Lothar aufgrund seines Versprechens nach Italien auf. Sein Heer war relativ klein. Die Lage im Innern des deutschen Reichsgebietes beanspruchte erhebliche Kräfte. Die Rückführung Innocenz' II. nach Rom und die Kaiserkrönung Lothars waren trotzdem reale Ziele, weil die Normannen durch schwere innere Unruhen zur Hilfeleistung für Anaklet II. nicht in der Lage waren. Im Zusammenhang mit der Kaiserkrönung wiederholte Lothar die Lütticher Forderung. Lothar erreichte nunmehr das Zugeständnis, daß jeder gewählte Würdenträger vor der Einführung ins geistliche Amt die königliche Investitur mit den Regalien erhalten müsse. Damit waren wichtige Bestimmungen des Wormser Konkordates von 1122 auch für die Zeit Lothars bindend. Stimmen, die meinten, das Konkordat hätte nur für Heinrich V. Gültigkeit gehabt, konnten sich damit nicht durchsetzen. Am 4.Juni 1133 wurden Lothar und Richenza gekrönt. Bevor Lothar nach Deutschland zurückkehrte, ließ er sich, unter Anerkennung der Eigentumsrechte der römischen Kirche, die an Heinrich V. vererbten Güter der Markgräfin Mathilde von Tuszien übertragen. Diese umfangreiche Gütermasse konnte Lothar für eine jährliche Zinszahlung von 100 Pfund Silber in Zukunft für sich nutzen. Die deutschen Angelegenheiten bedurften nun einer endgültigen Klärung. Der Stauferherzog Friedrich von Schwaben erkannte die Aussichtslosigkeit seines Kampfes. Er unterwarf sich 1134. Sein Bruder Konrad, der Gegenkönig, tat es ihm 1135 in Mühlhausen nach. Mit der besonderen Fürsprache seiner Gemahlin, Kaiserin Richenza, die offensichtlich in politischen Fragen nicht ohne Einfluß auf Lothar war, erhielten die beiden Staufer volle Verzeihung vom Herrscher. Im August 1135 fand in Merseburg ein Hoftag statt, der Lothar auf dem Höhepunkt seiner Macht sah. Am 15. August traf Boleslaw von Polen in Merseburg ein. Der Kaiser und die Fürsten wurden von ihm mit kostbaren Gaben, so besonders Pelzen, beschenkt. Da Boleslaw seit seinem Herrschaftsantritt den Vasallenpflichten nicht nachgekommen war und versäumt hatte, den seit 1123 fälligen jährlichen Tribut zu zahlen, erhielt er nachdrücklich den Befehl, die

146

Vom regnum Teutonicum.

Außenstände - 6000 Pfund Silber - zu begleichen. Er tat es und unterwarf sich vollständig. Zum Zeichen der Unterwerfung fungierte er als Schwertträger des Kaisers. Besonderes Aufsehen erregte in Merseburg eine Gesandtschaft des griechischen Kaisers Johannes Komnenos, der sich noch Gesandte des Dogen von Venedig angeschlossen hatten. Beide baten Lothar, gegen König Roger II. von Sizilien vorzugehen, weil sie durch ihn großen Schaden erlitten hätten. Gleichzeitig versprachen sie, Lothar bei einem Feldzug gegen Roger mit Truppen, Schiffen und Geldmitteln zu unterstützen. Diese allgemeine Anerkennung war für Lothar gewiß ein großer Triumph. Er vergaß jedoch auch diesmal nicht, über den politischen Tageserfolg hinaus zu denken. Dem gedemütigten Boleslaw von Polen bereitete Lothar auf dessen Rückweg nach Polen in Magdeburg einen königlichen Empfang. Das ließ Boleslaw die Ereignisse in Merseburg vergessen. In diesem Verhalten Lothars offenbarte sich die Tendenz, Konflikte eher mit diplomatischen, friedlichen Mitteln zu lösen, wobei er wohl nach der Meinung einiger Zeitgenossen zu weitgehende Zugeständnisse an die Gegner machte. Hatte Lothar schon als Herzog von Sachsen Eroberungszüge gegen benachbarte slawische Stämme unternommen, so setzte er diese Expansionspolitik als deutscher König fort. Zwar übertrug er 1134 die Nordmark an den Askanier Albrecht den Bären und überließ 1136 die Lausitz dem Wettiner Konrad, schuf also sächsischen Fürstengeschlechtern günstige Bedingungen für weitere Eroberungen im slawischen Gebiet. Doch hatte unter Lothar III. auch die deutsche Zentralgewalt Anteil an den Ergebnissen der feudalen Ostexpansion, wie der Reichsbesitz um Altenburg, die Gründung des Benediktinerklosters Chemnitz, der Bau der Burg Segeberg in Holstein, die Zusammenarbeit mit dem Hevellerfürsten Pribislaw von Brandenburg und Lothars Unterstützung für die Missionstätigkeit Bischof Ottos von Bamberg in Pommern zeigen. Für 1136 war auf Betreiben des Papstes ein zweiter Romzug beschlossen worden. Die Verhältnisse im Reich nördlich der Alpen waren geordnet; es herrschten relativ friedliche Zustände. Von Goslar, seiner »Lieblingsresidenz« - er weilte mehr als mnal hier - , brach Lothar im Juni 1136 nach Königslutter, seinem Hauskloster in der Nähe von Braunschweig, auf, um dort eine Besserung der inneren Zustände dieses Klosters herbeizuführen. Der über 60jährige Herrscher ahnte wohl, daß ihm die Strapazen des bevorstehenden Kampfes in Italien hart zusetzen würden. Im Falle des Todes wollte er die Verhältnisse an seiner Begräbnisstätte in bester Ordnung sehen. Wie den ersten Italienfeldzug, so stellte er auch den zweiten unter den besonderen Schutz der heiligen Maria. Am 15. August traf Lothar in Würzburg, dem Sammelpunkt des Italienheeres, ein. Ende August brach der Kaiser mit einem mächtigen Heer auf. Über den Brennerpaß ging es nach Süden. Ziel des Feldzuges war es, die Normannen aus Süditalien zu verdrängen, die

Lothar III.

47

dortigen Reichsrechte zu erneuern und die Anhängerschaft Anaklets II. zu besiegen. Lothar bewegte sich mit seinem Heer kämpfend durch Italien, Stadttor für Stadttor brechend. Ergab sich eine Stadt nach opferreicher Belagerung, dann hielt, besonders in Süditalien, ein in der Stadt befindliches normannisches Kastell noch stand. Roger II. verstand es ausgezeichnet, Städte in seine politischen und ökonomischen Ziele einzubeziehen. Lothars charakteristische Eigenschaften wie Weitsicht, diplomatisches Geschick, Kompromißbereitschaft und die Neigung, sich eher friedlicher als kriegerischer Mittel zu bedienen, gingen in den Eigengesetzlichkeiten der kriegerischen Auseinandersetzungen weitgehend verloren. Es bleibt unverständlich, warum Lothar nach der Eroberung von Bari und Salerno die günstigen Friedensbedingungen Rogers II. ablehnte. Was nützte dem Kaiser das Beharren auf althergebrachten Rechten, die nur mit militärischen Mitteln zu behaupten waren? Kaum war das kaiserliche Heer weitergezogen, herrschten wieder die gewohnten Zustände. Niemand kennt die Gedanken Lothars, als er im Kloster La Cava bei Salerno den dort in Haft sitzenden spanischen Erzbischof Mauritius - durch Heinrich V. ш8 als Gregor VIII. zum Gegenpapst erhoben - besuchte. Waren er, Lothar, und dieser beklagenswerte Bischof nicht Spielbälle der Machtinteressen Papst Innocenz' II. und Heinrichs V.? Lothar, aber auch einen großen Teil des Heeres, zog es nach Hause. Auf dem Rückmarsch mied man sogar Rom. Lothar hatte es eilig, die Heimat zu sehen. Gesundheitlich stand es schlecht um ihn. Seine Gemahlin Richenza, die ihn nach Italien begleitet hatte, vertrat ihn immer öfter im Königsgericht. Lothar suchte die italienischen Verhältnisse so gut wie möglich zu ordnen. Vor allem seinem Schwiegersohn, Herzog Heinrich von Bayern, wollte er durch die Übertragung der Markgrafschaft Tuszien eine gute Ausgangsbasis als seinem Nachfolger schaffen. Heinrich jedoch hatte sich durch sein stolzes, wenig kompromißbereites und mehr auf seinen eigenen Vorteil bedachtes Auftreten gegenüber der Kirche und Papst Innocenz II. kaum als Prätendent für den deutschen Thron empfohlen. Lothar strebte trotz seiner Krankheit mit aller Eile der Heimat entgegen. Der beschwerliche Alpenübergang indes forderte seinen Tribut. Am 3. Dezember 1137 erreichte der Kaiser das kleine Dorf Breitenwang bei Reutte in Tirol. In der ärmlichen Hütte eines Bauern erhielt Lothar sein Sterbelager. Das nahe Ende fühlend, übergab er die Reichsinsignien in die Obhut seines Schwiegersohnes, außerdem wurde diesem der Besitz des Herzogtums Sachsen zugesichert, und weiterhin sollte er als Erbe den reichen Eigenbesitz Lothars erhalten. In den frühen Morgenstunden des 4. Dezember 1137 verstarb der Kaiser. Seine Ehefrau Richenza, mit der Lothar fast 40 Jahre verheiratet war - eine ungewöhnlich lange Zeit für einen mittelalterlichen Herrscher - , und die anwesenden Vertrauten überführten seinen Leichnam nach Königslutter, wo er am 31. Dezember 1137 beigesetzt wurde.

TFCTR

Ö

v

Ä ^ E '

m a r k ^ / H z m

Pommern

Mg-ft.

J

Bnandenbg £

·»

·

NjjmegerT'· Hzm. Inabont

· nbu ι y2u
ON ; O Ü

Ιέ

I

ся

Л

υ

и -а I

δ

Ν Л ON* £ и чО 'S ON Ui и ад Μ (Ν - t - j a с с И

! -

£I 3

адсо ON N о 3 O 3 +-

«у Ϊ Β

^ ^

5

Ν 1 is

Λ

£

·§

1-1


Д -t- >

гГ W 6 ω Nе п . —< S й 00 ' 3 £ v o 5 ·— ON

и ^ и •a

к

•ύ s rv У

.Ό ώ ' > ερ s А 3 С О jj χ, с ^ л с и +-••
—ι w Ε

Ü СЯ а а л

о5 "— Η * л

-D

С О ад са ад




£ £ 8

cu S

1

с a X5 :c4 >

>

CQ W 1Л СП

сч

-4·" а СЧ J 2 2 β ^ =4

3 J2 ab S и с и 6

а а а Л о υ υ t-l сч ао и сч S

С 'S

Χ I 00 о

с")

"" с

χЛ и а Рй CQ

§>

ω ν XЖ

:0

ра >

JS

ас с * J s со § Ή I О ГО 'i-l -- l) 3 pa сЧ > xs S :сЧз и υ υ w 'С υ Ui υW Ч сч 'S ' XS сас ас 1сн Χ е с>ч1 α S S α сч X5 о

υ X! G Μ и G ~ С U rt 2 1

5Й о О 5

1 8 pa

OS T-t К С u u .a is ö S О, 5 ^ ι -C2 Uиi C^Q соo^CQ I < 4 О > 00 r^ о л Ci ЙК jr υ нй'5 лυ юa ИО со

о £ ^ ^> Η ,3 • Зад N S о

ω

м ЮQ

«

t*

-ö μ ΟΝ S ι—ι С

SO . S a ^ ^ ^ G- О

л Η

к тч S

. N rt b S я сч л ω

S a -_]I ьс^ ^ Ή" ^ Ω S ч-ö

f5

1-i

о t«

CN vt-t 1) r\ ac ТG Э 0 G я 1 -4 J3 у 0 pa 3 'S и О > XI

^ > lо -Си w> . W 3

с з UG ас G « е о Й «Ν üj 3 KU J Η > К > иО Ui и „'У'о h * № хз К

81 . |8

Б 2 μ.Ϊ (Л XI

r -σ G OS T3 Λ Ο "äc r-( G a ас Q Ё hV ^ PQ

Л2а йoo η_ **. (1с1 •S ^ JJ 2 N• & rt ГН s· w dα rt ε e DC Я С «υ. N«ν-J^, л« >.1) с со4 ^ υ .мл δ)'- Ω Й Ν ν I .Й Й «Й ö ao . 2 ь: ^ s ^ ЭЖ 43 > О % ^ 6 8 ιη dυ tat) - d > ja i ö8 J: ja ja О U . К +- υ

с 1а 8 7>

> С С

св -С О С

υ Χ

sSP чО о U"! Q. α О.

4 0 0

T a f e l

V I I I :

W i t t e l s b a c h e r

о

о OS со

й U

оо"



>

Л

υ υ

j a

' Л и

сл и Ό υ . *ч ь: > α 3 VM ей «

г

о >

J3 о

и 'С й υ П

"5 5

^

ТЗ υ

JD « Я Ь

- о ü - u

Ь

w

©

N Ж

а

и

та аад

Ν

0 4

Л 5 о Ρ D



υ 2 л 4-1 сЧ

> О и

Й

09

ON rH «Ο *-ч

2

N X ON см

м-г

8

н

- ТЭ м Ö >—I rt >—I »-Η • 3 1 υ Ж С к! Ö > 1 ° ; н

•Ι й υ β

в

-Б « -С Ρ

•Ό 3 bj

С« ^ ад

3 со

« S

~ έ

н

S

я

§

и

ζ

^

3

O . S

d

«

-

>

i-i

Ε

£

С/5 Р ч

Ό С rt

в ад-а >

ад ад PQ

э

ъ

с υ

> c«

а а Cti Мн л .ад

о

л а

со

,Рч

^

(N

^ ."Ό

>

и •о

СО н

G ι ι Р те cq •

>

υ 1» ίΛ

> J3 +J лi и Л с« л д ω

ω

^ J3 + У - "к « тз

Ö δ

тз

и

ca

18?

^ ü

.; N



-С f

-м qj

X

§

s

^ о

Й

у ir!

. W ff

I

in

NO CO

3 . S

H -

S S c« t й

«

ё

> ό з >J



a

.

>

ад-Й Ui rt rt

υ a)

Й

S

й

§

6

J3

CSI

см

ВД u

4

и i >nCQ

та

< « >

ü > l> n Μ

>

o

-

S

u d "Β 5 α S 3 e q адиэ

> at 2f 3

о CO ч -

£

N Пч ^Γ ON 00 со ^

и Ό

w

·3 ' S CS

OS IT) CO 4 -

B а а

с«

PQ

м

e

• ' - » J i S Ο υυ Рч >ад 1 g

. • о ' ί>

^

я 2 η

•а 3

ад£Р «

-fi

U u ч Xi

α

i

ω

ад ^

.U Ν

1

8

N ^

Ν ι Ж

и

I ° а,

.

4 - ί

Ό

ä

JS

bs К

Ο

Рч

сч Ό СО

сл

>

CO-S

с ω

g - s

ffrH

Ö с С

•s Ρ

8

N

>ь Чч

« 0 3 ад τ ; у ω с ω Й

о •о

S

υ fr

on СО

S i 4 ад

Ρ

о ГН • и

« о Ü5 Q

С 1) ад с -з

о ь-1

• S Ö

TJ >

J3 V4H »4 . •ο . >

§

ω

-О-С

гя

-

•Л τ

."Л

j

ü

•j

* § 6

£

> ад

3

si.

a л

« и «

HH H-( X

b

Literaturauswahl Literaturauswahl (Monographien)

Deutsche Geschichte in zwölf Bänden, hg. vom Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Band i: Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des и. Jahrhunderts, Berlin 1982 Band 2: Die entfaltete Feudalgesellschaft von der Mitte des 11. bis zu den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts, Berlin 1983 Band 3: Die Epoche des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus von den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts bis 1789, Berlin 1983 Lehrbuch der deutschen Geschichte (Beiträge) Band 2/1: Stern, L.,/Bartmuß, H.-J., Deutschland in der Feudalepoche von der Wende des 5V6. Jahrhunderts bis zur Mitte des 11. Jahrhundens, 4., überarbeitete Auflage, Berlin 1986 Band 2/2: Stern, L.,/Gericke, H., Deutschland in der Feudalepoche von der Mitte des 11. Jh. bis zur Mitte des 13. Jh., 3. Auflage, Berlin 1983 Band 2/3: Stern, L.,/Voigt, E.,/Schildhauer, J., Deutschland in der Epoche des vollentfalteten Feudalismus von der Mitte des 13. bis zum ausgehenden 15. Jh., 3., überarbeitete Auflage, Berlin 1984 Band 3: Steinmetz, M., Deutschland von 1476 bis 1648. Von der frühbürgerlichen Revolution bis zum Westfälischen Frieden, 2., überarbeitete Auflage, Berlin 1978 Propyläen Geschichte Deutschlands, hg. von D. Groh u. a. Band 2: Keller, H., Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Handeln. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024-1250, Berlin (West) 1986 Band 3: Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490, Berlin (West) 1985 Band 4: Lutz, H., Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung. Von Maximilian I. bis zum Westfälischen Frieden 1490-1648, Berlin (West) 1983 Neue Deutsche Geschichte, hg. von P. Moraw u. a. Band i: Prinz, F., Grundlagen und Anfänge. Deutschland bis 1056, München 1985 Band 2: Haverkamp, Α., Aufbruch und Gestaltung. Deutschland 1056-1273. München 1984 Gebhardt, В., Handbuch der deutschen Geschichte, hg. von H. Grundmann, Band ι und 2, 9. Auflage, Stuttgart 1970

402

Autorenverzeichnis

Jahrbücher der deutschen Geschichte, Band 1-21, Berlin, später Leipzig, später München 1862-1954 Holtzmann, R„ Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. 900-1024, 3. Auflage, München 1955 Натре, K., Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer, hg. von F. Baethgein; 10. Auflage, Leipzig 1949 Töpfer, В.,/Engel, E., Vom staufischen Imperium zum Hausmachtkönigtum. Deutsche Geschichte vom Wormser Konkordat 1122 bis zur Doppelwahl von 1314, Weimar 1976 Angermeier, H., Die Reichsreform 1410-1555. Die Staatsproblematik in Deutschland zwischen Mittelalter und Gegenwart, München 1984 Lexikon des Mittelalters, Band iff., München und Zürich 1980ff. Deutsche Geschichte in Daten, Berlin 1969 Biographisches Lexikon zur Deutschen Geschichte, 2. Auflage, Berlin 1970 Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte, Band 1 bis 3, München 1974/1975 Натре, K., Herrschergestalten des deutschen Mittelalters, Darmstadt 1967 Kaisergestalten des Mittelalters, hg. von H. Beumann, München 1984 Allgemeine Geschichte des Mittelalters, Berlin 1985 Atlas zur Geschichte, Band 1, 2. Auflage, Gotha/Leipzig 1976 Isenburg, W. K. Prinz v., Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten, Band ι und 2, hg. von F. Baron Freytag von Lovinghoven, Marburg 1953 Grote, H., Stammtafeln, Leipzig 1984 (Reprint der Ausgabe von 1877) Die Slawen in Deutschland. Ein Handbuch, Berlin 1985 Mottek, H., Wirtschaftsgeschichte Deutschlands. Ein Grundriß, Band 1, 6. bearbeitete Auflage, Berlin 1983 Hauck, Α., Kirchengeschichte Deutschlands, Band 1 bis 5, 8. Auflage, Leipzig 1954 Autorenverzeichnis Dr. phil. Gerald Beyreuther, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Dr. phil. Elfie-Marita Eibl, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Prof. Dr. sc. phil. Evämaria Engel, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Dr. phil. habil. Siegfried Epperlein, Institut für Wirtschaftsgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Prof Dr. phil. habil. Nlartin Erbstößer, Sektion Geschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig

Bildnachweis

403

Prof. Dr. pbil. babil. Konrad Fritze, Sektion Geschichtswissenschaft der Emst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Dr. pbil. Eberhard Holtz, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Prof. Dr. pbil. babil. Siegfried Hoyer, Sektion Geschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig Dr. pbil. Wolfgang Huschner, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Prof. Dr. sc. pbil. Werner Mägdefrau, Sektion Geschichte der Friedrich-SchillerUniversität Jena Prof. Dr. pbil. babil. Eckhard Müller-Mertens, Sektion Geschichte der HumboldtUniversität Berlin Dr. pbtl. Peter Neumeister, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Dr. pbil. Barbara Pätzold, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Diplomlehrer ßr Geschichte Detlef Plöse, Museum für Deutsche Geschichte Berlin Prof. Dr. pbil. babil. Bernhard Töpfer, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Prof. Dr. phil. babil. Walter Zöllner, Sektion Geschichte/Staatsbürgerkunde der Martin-Luther-Universität Halle

Bildnachweis Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege München (Photo-Labor Maria Linseisen) S. 290 Bayerische Staatsbibliothek München (Clm 4453, f. 24т) S. 56 Beyer, Constantin (Weimar) S. 50, 51, 162,166, 291 Bildagentur Mauritius, Mittenwald S. 163 Bischöfliches Ordinariat Speyer S. 62, 285 Burgerbibliothek Bern (Cod. 120, f. 139) S. 164, 286 oben Chorherrenstift Klosterneuburg Stiftsmuseum, Aufnahme Prof. W. Narbutt-Lieven und Ingrid Schindler S. 300 Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin S. 63, 292, 299 Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden (Fol. 125 r aus Ms. b. 21 der UB Bremen) S. 61 oben Evangelisches Pfarramt Heiliggeist I und II, Heidelberg S. 295 Foto-Popp, Mainz S. 171, 172 Fürst Thum und Taxis, Zentralarchiv, Hofbibliothek, Regensburg S. Г70 unten Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Vorlage und Aufnahme; Η 51 Urk. 78) S. 170 oben

Bildnachweis

403

Prof. Dr. pbil. babil. Konrad Fritze, Sektion Geschichtswissenschaft der Emst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Dr. pbil. Eberhard Holtz, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Prof. Dr. pbil. babil. Siegfried Hoyer, Sektion Geschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig Dr. pbil. Wolfgang Huschner, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Prof. Dr. sc. pbil. Werner Mägdefrau, Sektion Geschichte der Friedrich-SchillerUniversität Jena Prof. Dr. pbil. babil. Eckhard Müller-Mertens, Sektion Geschichte der HumboldtUniversität Berlin Dr. pbtl. Peter Neumeister, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Dr. pbil. Barbara Pätzold, Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Diplomlehrer ßr Geschichte Detlef Plöse, Museum für Deutsche Geschichte Berlin Prof. Dr. pbil. babil. Bernhard Töpfer, Sektion Geschichte der Humboldt-Universität Berlin Prof. Dr. phil. babil. Walter Zöllner, Sektion Geschichte/Staatsbürgerkunde der Martin-Luther-Universität Halle

Bildnachweis Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege München (Photo-Labor Maria Linseisen) S. 290 Bayerische Staatsbibliothek München (Clm 4453, f. 24т) S. 56 Beyer, Constantin (Weimar) S. 50, 51, 162,166, 291 Bildagentur Mauritius, Mittenwald S. 163 Bischöfliches Ordinariat Speyer S. 62, 285 Burgerbibliothek Bern (Cod. 120, f. 139) S. 164, 286 oben Chorherrenstift Klosterneuburg Stiftsmuseum, Aufnahme Prof. W. Narbutt-Lieven und Ingrid Schindler S. 300 Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin S. 63, 292, 299 Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden (Fol. 125 r aus Ms. b. 21 der UB Bremen) S. 61 oben Evangelisches Pfarramt Heiliggeist I und II, Heidelberg S. 295 Foto-Popp, Mainz S. 171, 172 Fürst Thum und Taxis, Zentralarchiv, Hofbibliothek, Regensburg S. Г70 unten Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Vorlage und Aufnahme; Η 51 Urk. 78) S. 170 oben

44

Bildnachweis

Historisches Museum der Stadt Wien S. 288 Kölnisches Stadtmuseum, Im Zeughaus S. 167 unten Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg S. 294 oben Landeshauptarchiv Koblenz (x С Nr. 1, Tafel 7) S. 289 Limmer, Ingeborg (Bamberg) S. 58, 59 Metropolitan Museum of Art, New York S. j2 oben Münchow, Ann (Aachen) S. 54, 55 Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv Düsseldorf S. 64 Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Münster (KU Nr. 31, DH 1 Nr. 3) S. 49 Österreichische Nationalbibliothek, Bild-Archiv und Porträt-Sammlung, Wien (Cod. 338, fol. 53) S. 293 Reinhold, Werner (Leipzig) S. 287, 296, 297 Reverenda Fabbrica di S. Pietro Servizio Fotografico, Citta del Vaticano S. 52 unten Rheinisches Bildarchiv Köln S. 168 und Schutzumschlag-Vorderseite Sächsische Landesbibliothek, Abt. Deutsche Fotothek S. 60, 286 unten Service photographique de la Reunion des musees nationaux, Paris (CL 932) S. 53, 167 oben Staatsbibliothek Bamberg (Msc. Lit. 53, fol. 2) S. 57 Stadt Goslar, Oberstadtdirektor S. 61 unten Stadt Konstanz, Rosengartenmuseum S. 294 unten Stadt Regensburg, Museum S. 165 Vatikan, Biblioteca Vaticana, Rom (Vat. Lat. 2001, f. ΪΓ; Pal. Lat. 1071, f. ir) S. 161, 169 Verlagsarchiv S. 298

4°J Register der Personennamen (Äbt. = Äbtissin, Bf. = Bischof, Bggf. = Burggraf, Ebf. = Erzbischof, Ehz. = Erzherzog, F. = Fürst, Gem. = Gemahlin, Gf. = Graf, Gfn. = Gräfin, Hz. = Herzog, K. = Kaiser, Kf. = Kurfürst, Kg. = König, Ldgf. = Landgraf, Mkgf. = Markgraf, Mkgfn. = Markgräfin, M. = Mutter, P. = Papst, Pfgf. = Pfalzgraf, S. = Sohn, T. = Tochter, V. = Vater) Abraham, Bf. v. Freising 86 Abul Quasim, Emir 67 Adalbero, Ebf. v. Trier 89 Adalbert I., Ebf. v. Bremen 112, ii7f. Adalbert, Ebf. v. Magdeburg 25,32, 46, 70 Adalbert I., Ebf. v. Mainz 133-137,139-143 Adalbert II., Ebf. v. Mainz 152 Adalbert, Bf. v. Prag 78, 80 f. Adalbert II., Bf. v. W o r m s 120 Adelheid v. Burgund, 2. Gem. K. Ottos I. 4if., 47. 6 7. 75 fAdelheid, Μ. K. Konrads II. 95 Adelheid, M. Kg. Adolfs v. Nassau 253 Adelheid, Äbt. v. Clarenthal 253 Adelheid, Äbt. v. Gandersheim 110 Adolf v. Nassau, dt. Kg., 9, 250-257, 260, 269 Adolf I. v. Altena, Ebf. v. Köln 194,198, 201 Adolf I., Gf. v. Waldeck 235 Aethelstan, angelsächs. Kg. 35 Agnes v. Poitou, 2. G e m . K. Heinrichs III. по, П4-1Г7 Agnes, Т. K. Heinrichs IV. 131,153 Agnes, T. Kg. Rudolfs v. Habsburg 243 Agnes, T. Kg. Albrechts I. 265 Agnes, T. Kg. Ruprechts 340 Agnes, T. Kg. Wenzels II. v. Böhmen 253 Alberich 42 Albero, Ebf. v. Trier 151,155 Albert I. v. Brabant, Bf. v. Lüttich 191 Albrecht I., dt. Kg. 11, 243, 246, 250, 253, 256, 258-266, 269, 277 Albrecht II., dt. Kg. 351,353,355-359,36if. Albrecht I., Hz. v. Bayern 324 Albrecht IV., Hz. v. Bayern 377 Albrecht II., Hz. v. Österreich 276 Albrecht III., Hz. v. Österreich 328L

Albrecht IV., Hz. v. Österreich 356 Albrecht V., Hz. v. Österreich siehe Kg. Albrecht II. Albrecht VI., Hz. v. Österreich 360, 364, 367 Albrecht I., Hz. v. Sachsen 207 Albrecht II., Hz. v. Sachsen 243 Albrecht der Bär, Mkgf. v. Brandenburg 137,141, 146,153,158 Albrecht Achilles, Mkgf. v. Brandenburg 368 Albrecht der Entartete, Ldgf. v. T h ü r i n g e n 254, 265 Albrecht IV., Gf. v. Habsburg 242 Alexander III., P. 178-180,182 Alexander V., P. 342 Alexander der Große, Kg. v. Makedonien 196 Alexios III., K. v. Byzanz 195 Alfons X. v. Kastilien, dt. Kg. 236 al-Kamil, Sultan 218 Al-Mansur 195 Almerich Ursus 107 Altdorfer, Albrecht 388 Amalrich, Kg. v. Zypern u. Jerusalem 195 Ambrosius, Ebf. v. Mailand 110 Anaklet II., P. i44f., 147 Andreas III., Kg. v. Ungarn 265 Anna v. Hohenberg, 1. G e m . Kg. Rudolfs v. Habsburg 241, 243, 246, 259 Anna, 2. G e m . K. Karls IV. 310 A n n a v. Schweidnitz, 3. G e m . K. Karls IV. 315, 320, 323 Anna, T. Kg. Albrechts I. 265 Anna, Gem. Heinrichs v. Kärnten, Kg. v. Böhmen 265 Anna, G e m . Kg. Richards II. v. England 326 Anna, G e m . Kg. Karls VIII. v. Frankreich 378 A n n o II., Ebf. v. Köln n6f., 120 Anselm, Bf. v. Havelberg 157 Antonius 196 Arduin v. Ivrea, Kg. v. Italien 80 f., 91 Aribert, Ebf. v. Mailand 97-99,103f., но Aribo, Ebf. v. Mainz 95f. Aristoteles 214 Arnold v. Wied 157 Arnulf v. Kärnten, ostfränk. Kg. 14, 22f. Arnulf, Hz. v. Bayern 24-26, 28, 30, 34f„ 38-40

4θ6

Register der Personennamen

Arnulf, bayer. Pfgf. 45 Augustus, röm. K. 196 Balduin, Ebf. v. Trier 268, 277, 303, 306-309 Balduin IV., Gf. v. Flandern 89 Barbara v. Cilli, 2. Gem. K. Sigmunds 344, 352 Basileios II., K. v. Byzanz 67 Beatrix, 2. Gem. K. Friedrichs 1.175,185,189,197 Beatrix, 1. Gem. K. Ottos IV. 203f., 206 Beatrix, 1. Gem. K. Ludwigs des Bayern 279 Beatrix, Т. K. Heinrichs VII. 268 Beatrix, M. Heinrichs VII. 267 Beatrix, M. Kg. Ruprechts 335 Beatrix, Äbt. v. Quedlinburg 109 Beatrix, Gem. Hz. Gottfrieds des Bärtigen v. Oberlothringen 112 Benedikt V., P. 48 Benedikt VI., P. 70 Benedikt VII., P. 70 Benedikt VIII., P. gif. Benedikt IX., P. 104,113 Benedikt XII., P. 3oif. Benedikt XIII., P. 345 Benedikt v. Nursia 93 Benesch v. Weitmühl 312 Berengar v. Ivrea, Kg. v. Italien 41, 47 f. Bernhard, Abt v. Clairvaux 144f., 156 Bernhard, Abt v. Seeon 92 Bernhard I., Hz. v. Sachsen 71, 86 Bernhard II., Hz. v. Sachsen 89 Bernward, Bf. v. Halberstadt 46 Bernward, Bf. v. Hildesheim 75 Berta v. Turin, Gem. K. Heinrichs IV. 1Г7,123, 130 Bertha v. Sulzbach, Gem. K. Manuels I. v. Byzanz 156 Berthold v. Henneberg, Ebf. v. Mainz 380, 382 Berthold, Hz. v. Bayern 38-40 Berthold I. v. Zähringen, Hz. v. Kärnten 116,124 Berthold IV., Hz. v. Zähringen 173 Bianca Maria, 2. Gem. K. Maximilians I. 379, 381 Bismarck, Otto v. 186 Bianca, Gem. Kf. Ludwigs III. v. d. Pfalz 337 Blanche, Gem. Kg. Rudolfs v. Böhmen 260, 265 Blanka v. Valois, j. Gem. K. Karls IV. 307 Boemund, Ebf. v. Trier 256 Boleslav II., Hz. v. Böhmen 68

Boleslaw I. Chrobry, Hz. v. Polen 8of., 87L, 102 Boleslaw III., Hz. v. Polen 145 f. Bonifaz VII., P. 70 Bonifaz VIII., P. 11, 255, 261, 264 Bonifaz IX., P. 337 Bonifaz, Mkgf. v. Canossa-Tuszien 112 Bretislav, Hz. v. Böhmen 112 Bruckmann, Alexander 151 Brun, Ebf. v. Köln 30, 32, 45, 47, 76 Brun v. Querfurt, Ebf. 88 Brun, Bf. v. Augsburg 88, 94, 96, 98,100,107,109 Brun, Hz. v. Sachsen 21 Brun siehe P. Gregor V. Brüning 38 Bruno, Ebf. v. Trier 133 Burchard I-, Bf. v. Worms 96 Burchard, Hz. v. Schwaben 25 f. Burchard v. Ursberg 203 f. Burgkmair, Hans 388 Cajetan 387 Calixt II., P. 136 f. Celtis, Konrad 381 Chamisso, Adelben v. 151 Christian v. Buch, Ebf. v. Mainz 179,182 Christoph, S. K. Friedrichs III. 367 Cimburgis, Μ. K. Friedrichs III. 360 Clemens II., P. 113 f. Clemens III., P. 190 Clemens (III.), Gegenp. 124t. Clemens V., P. 268, 272f. Clemens VI., P. 302f., 307-309 Clemens (VII.), P. 325, 327 dementia, T. Kg. Rudolfs v. Habsburg 244, 250 Cola di Rienzo 313 Cölestin III., P. 190,194,198 Crescentius 77,79 Cuspinian, Johann 385 Damasus II., P. 114 Dante Alighieri 267, 270, 273 Diepold v. Schweinspeunt, Hz. v. Spoleto 205 Dietrich Kagelwit, Ebf. v. Magdeburg 318 Dietrich, Bf. v. Metz 89 Diezmann, Ldgf. v. Thüringen 254 Durand, Bf. v. Lüttich 90 Dürer, Albrecht 385, 388 f.

Register der Personennamen Ebendorfer, Thomas 366 Eberhard, Hz. v. Bayern 38f. Eberhard, Hz. v. Franken 24, 26, 34,38 £. Eberhard I., Gf. v. Württemberg 270 Eberhard II., Gf. v. Württemberg 321 Edgith, i. Gem. K. Ottos I. 35 f., 40 f., 65 Eduard I., Kg. v. England 255 Eduard III., Kg. v. England 301 f. Eduard, Kg. v. Portugal 367 Egilbert, Bf. v. Freising 107 f. Einhard 107 Ekbert I., Gf. v. Braunschweig 116 Ekkehard I., Mkgf. v. Meißen 79, 85, 87 Ekkehard v. Aura 129,136 Ekkehard II. v. St. Gallen 67 Eleonore, Gem. K. Friedrichs III. 367, 375 Elisabeth, Gem. Kg. Konrads IV. 228 Elisabeth, Gem. Kg. Wilhelms v. Holland 234 t. Elisabeth, 2. Gem. Kg. Rudolfs v. Habsburg 244 Elisabeth, Gem. Kg. Albrechts I. 243, 260, 265 Elisabeth v. Pommern, 4. Gem. K. Karls IV. 316, 341 Elisabeth, Gem. Kg. Ruprechts 340 Elisabeth, Gem. Kg. Albrechts II. 351, 356, 359 Elisabeth, T. Kg. Ruprechts 340 Elisabeth, Μ. K. Karls IV. 306 f. Ellenhard 240, 248 Engelbert I., Ebf. v. Köln 213 Enzio, Kg. v. Sardinien 221 f. Erich Menved, Kg. v. Dänemark 264 Ernst I., der Eiserne, Hz. v. Österreich 360 Ernst I., Hz. v. Schwaben 96,106,109 Ernst II., Hz. v. Schwaben 96, 98, ioof., 109 Erwin I., Gf. v. Merseburg 22 Eugen III., P. 91,155-157,159, r73f. Eugen IV., P. 350, 365^ Ferdinand II., Kg. v. Aragon 383 Ferdinand, Ehz. 383, 386, 390 Fibonacci, Leonardo zij Florenz IV., Gf. v. Holland 231 Florenz V., Gf. v. Holland 236 Florenz, Gf. v. Holland 235 Franz I., Kg. v. Frankreich 385,387 Friedrich I. Barbarossa, dt. Kg. u. K. 13,16,101, 153, 157-160, 173-190,197, 200, 204, 2o8f., 221, 223

4°7

Friedrich II., dt. Kg. u. K. 11,186,194,196-198, 200 f., 205-227, 229, 231 f., 234, 242, 247, 267 Friedrich III., dt. Kg. u. K. 12,16, 360-373, 375,378 Friedrich der Schöne, dt. Kg. 260, 276-278, 282f. Friedrich III., Kg. v. Sizilien 283 Friedrich I., Ebf. v. Köln 139 Friedrich III., Ebf. v. Köln 337 Friedrich, Ebf. v. Mainz 39, 42f. Friedrich der Streitbare, Hz. v. Osterreich 220, 225

Friedrich IV., Hz. v. Österreich 347, 360-362 Friedrich V., Hz. v. Österreich siehe K. Friedrich III. Friedrich I., Hz. v. Schwaben 131 Friedrich II., Hz. v. Schwaben 8,134,138-140, 142-145,152,160 Friedrich III., Hz. v. Schwaben siehe K. Friedrich I. Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich

IV., Hz. v. Schwaben 158, 180 V., Hz. v. Schwaben 180,184-186,189 Tuta, Mkgf. v. Meißen 254 IV. (I.), Mkgf, v. Meißen u. Kf.

v. Sachsen 349 Friedrich II., Kf. v. Sachsen 352 Friedrich III., der Weise, Kf. v. Sachsen 387 Friedrich der Freidige, Ldgf. v. Thüringen 240, 254, 265, 269 f. Friedrich III., Bggf. v. Nürnberg 240 Friedrich IV., Bggf. v. Nürnberg 278 Friedrich V., Bggf. v. Nürnberg 340 Friedrich VI. (I.), Bggf. v. Nürnberg u. Kf. v. Brandenburg 342, 345 f., 348 f. Friedrich, F. v. Antiochien 222 Friedrich, Gf. v. Formbach 140 Friedrich, S. Kg. Ruprechts 340 Friedrich v. Hausen 184 Frutolf v. Michelsberg 93 Fugger, Jacob 383, 385 Gebhard, Bf. v. Eichstätt siehe P. Viktor II. Gebhard I., Bf. v. Regensburg 76 Gebhard, Gf. v. Sulzbach 153 Gebhard, Gf. v. Supplinburg 140 Gebhard v. Querfurt 194 Gelasius II., P. 136 Georg v. Podiebrad, Kg. v. Böhmen 364, 366-368

408

Register der Personennamen

Gerberga, T. Kg. Heinrichs I. rji., 30, 41 Gerbert v. Aurillac siehe P. Silvester II. Gerhard I., Bf. v. Cambrai 98 Gerhard, Legat 142 Gerlach I., Gf. v. Nassau 253 Gero, Mkgf. 38 Gertrud v. Sulzbach, 2. Gem. Kg. Konrads III. '53.157 Gertrud, Т. K. Lothars III. 140,143,153 Gertrud v. Haldensleben, Gem. Gf. Friedrichs v. Formbach 140 Gertrud v. Braunschweig, Gem. Gf. Heinrichs des Fetten v. Northeim 135,140 Giangaleazzo Visconti, Hz. v. Mailand 329 Gisela, Gem. K. Konrads II. 9 6 , 1 0 4 - 1 0 7 , 1 0 9 - ш , 140 Gisela, Μ. K. Heinrichs II. 84 Giselbert, Hz. v. Lothringen 27, 34, 38f. Giselher, Bf. v. Merseburg 70 Godehard, Bf. v. Hildesheim 90 Gottfried II. v. Löwen, Hz. v. Niederlothringen 153 Gottfried II., der Bärtige, Hz. v. Oberlothringen inf., 114 Gottfried v. Viterbo 150,189 Gozelo, Hz. v. Ober- u. Niederlothringen 111 Gregor V., P. 77, 81 Gregor VI., P. 113 Gregor VII., P. 121-125 Gregor VIII., P. 136,141,147 Gregor IX., P. 217, 221 f., 226 Gregor X., P. 249 Gregor XI., P. 320 Gregor XII., P. 341 Grünpeck, Joseph 361, 372 Guibal, Nicolas 151 Guido, Ebf. v. Vienne siehe P. Calixt II. Guido, Gf. v. Flandern 256 Guiot v. Provins 184 Gunhild, Gem. K. Heinrichs III. siehe Kunigunde Günther v. Schwarzburg, dt. Gegenkg. 310 Guta, T. Kg. Rudolfs v. Habsburg 244 Guta. T. Kg. Albrechts I. 264 Hadrian IV., P. 174^, 178 Hadwig, T. Kg. Heinrichs I. 30

Harald Blauzahn, Kg. v. Dänemark 69 Hartmann, S. Kg. Rudolfs v. Habsburg 241 Hatheburg, 1. Gem. Kg. Heinrichs I. 22, 30 Hathui (Hadwig), T. Kg. Heinrichs I. 41 Hathui (Hadwig), M. Kg. Heinrichs I. 21 Hatto I., Ebf. v. Mainz 24 Hatto II., Abt v. Fulda 47 Haupt v. Pappenheim 357 Hedwig, T. Kg. Rudolfs v. Habsburg 243 Hedwig v. Formbach, Μ. K. Lothars III. 140 Heilwig (Hedwig) v. Kiburg, M. Kg. Rudolfs v. Habsburg 242 Heinrich I., ostfränk.-dt. Kg. 14, 20-35, 46 Heinrich II., dt. Kg. u. K. 84-99, Ю 2 · io6f., 109, i58 Heinrich III., dt. Kg. u. K. 98,100-102,104, 106-115 Heinrich IV., dt. Kg. u. K. 110,112,115—131,134, 140,153 Heinrich V., dt. Kg. u. K. 8, i26f., 129-142,145, 147.176 Heinrich VI., dt. Kg. u. K. 181,184f., 188-200, 205, 208 f. Heinrich (VII.), dt. Kg. 212-214, 219f., 223, 225, 227,267 Heinrich VII., dt. Kg. u. K. 11, 257, 267-273, 277, 306 f. Heinrich, dt. Kg. 156-158 Heinrich Raspe, dt. Gegenkg. 222, 226-228, 231 Heinrich v. Kärnten, Kg. v. Böhmen 265, 269!. Heinrich I., Kg. v. England 135,138 Heinrich IV., Kg. v. England 342 Heinrich VIII., Kg. v. England 384 Heinrich I., Kg. v. Frankreich 103 Heinrich I., Bf. v. Augsburg 68 Heinrich IV. v. Isny, Bf. v. Basel 246 Heinrich III., Bf. v. Lüttich 232 Heinrich I., Hz. v. Bayern 27, 29f., 38-40, 42f., 45 Heinrich II., der Zänker, Hz. v. Bayern 68, 74-76, 84, 86 Heinrich III., Hz. v. Bayern u. Kärnten 68,71 Heinrich V., Hz. v. Bayern 89, 95 Heinrich der Schwarze, Hz. v. Bayern 140,143, 160 Heinrich der Stolze, Hz. v. Bayern u. Sachsen i43f., 147,151-153

Register der Personennamen Heinrich Jasomirgott, Hz. v. ßayern u. Österreich 153,160, 173, 175 Heinrich der Löwe, Hz. v. Bayern u. Sachsen 153,158, 160, I73f., i82f., 185, 190-192, I98f., 208 Heinrich I., Hz. v. Brabant 201 Heinrich II., Hz. v. Brabant 232 Heinrich I., Hz. v. Niederbayern 243 Heinrich II., Hz. v. Niederbayern 278, 284 Heinrich, Hz. v. Österreich 276, 278!. Heinrich II. v. Eilenburg, Mkgf. v. Meißen 137, 141 Heinrich v. Schweinfurt, Mkgf. 87 f. Heinrich, Pfgf. bei Rhein i9of., 201, 207^ Heinrich III., Gf. v. Luxemburg 267 Heinrich, Gf. v. Nassau 252, 255 Heinrich der Fette, Gf. v. Northeim 140 Heinrich v. Alt-Lübeck, Obodritenfürst 141 Heinrich, V. K. Konrads II. 95 Heinrich Haupt 133 Heinrich v. Herford 312 Heinrich v. Kalden 189,195, 203L Heinrich v. Veldeke 184 Helene, Т. K. Friedrichs III. 367 Heribert, Ebf. v. Köln 85 Heribert, Ebf. v. Ravenna 99 Heriger, Ebf. v. Mainz 25 Hermann v. Salm, dt. Gegenkg. 124,128,131 Hermann Billung, Hz. v. Sachsen 38, 47 Hermann I., Hz. v. Schwaben 26, 34, 39f. Hermann II., Hz. v. Schwaben 85 f., 95 Hermann IV., Hz. v. Schwaben 104, 109 Hermann, Mkgf. v. Brandenburg 264 Hermann I., Ldgf. v. Thüringen 201, 206 Hermann v. Stahleck, Pfgf. bei Rhein 153 Hermann v. Salza, Hochmeister 217!. Hermann v. Altaich 224L Hermann v. Reichenau 106, in f. Hermann v. Rietberg 235 Hildebert, Ebf. v. Mainz 34 Hildebrand siehe P. Gregor VII. Hildibald, Bf. v. Worms 77 Honorius II., P. 142,144 Honorius IV., P. 2jo Hoyer, Gf. v. Mansfeld 136 Hrotsvith v. Gandersheim 4of. Hugo I., Ebf. ν. Βεββηςοη но , Hugo, Abt v. Cluny 127

409

Hugo der Große, Hz. v. Franzien 39, 41 Hugo Capet, Hz. v. Franzien 69 Hus, Jan 331 f., 344, 346, 348 Imagina, Gem. Kg. Adolfs v. Nassau 253, 277 Innocenz II., P. i44f., 147 Innocenz III., P. 13,189,199-205, 208, 210, 212 Innocenz IV., P. 209, 221 f., 226, 229, 231, 233 Innocenz V., P. 249 Irene, Gem. Kg. Philipps v. Schwaben 195,198 Isaak II., К. v. Byzanz 185,195,198 Isabella v. Brienne, 2. Gem. Friedrichs II. 217, 225 Isabella v. England, 3. Gem. K. Friedrichs II. 220 Ita, Gem. Hz. Liudolfs v. Schwaben 40 Ivo, Bf. v. Chartres 136 Jan Ocko, Ebt. ν. Prag 318 Jobst v. Mähren, dt. Kg. 329, 331, 333, 342f., 345 Johann I., Kg. v. Aragon 328 Johann, Kg. v. Böhmen z68(„ 277-279, 282, 301-303, 306-310, 313, 315 Johann ohne Land, Kg. v. England 192, 202, 206 f. Johann II. v. Nassau, Ebf. v. Mainz 330, 335, 338f. Johann, Abt v. Victring 303 Johann II., Hz. v. Bayern 328 Johann, Hz. v. Görlitz 322,329 Johann Heinrich, Mkgf. v. Mähren 302 Johann, Ldgf. v. Hessen 270 Johann Zäpolyä, F. v. Siebenbürgen 383 Johann, Pfgf. bei Rhein 340 Johann, S. K. Friedrichs III. 367 Johann Hunyadi 364, }66f. Johann Nepomuk 329 Johann v. Neumarkt 318 Johann Parricida 265, 269 Johanna, 1. Gem. Kg. Wenzels 324, 332 Johanna, M. Kg. Albrechts II. 356 Johanna die Wahnsinnige, Gem. Kg. Philipps I. v. Kastilien 380, 382L Johanna, Gem. Kg. Wilhelms II. v. Sizilien 190 Johannes XII., Ρ. 11, 47f. Johannes XIII., P. 68 Johannes XV., P. 77 Johannes XIX., P. 98f. Johannes XXII., P. 275, 279-284, 301 Johannes XXIII., P. 341, 344

4io

Register der Personennamen

Johannes II., K. v. Byzanz 146 Johannes Philagathos 75,77,79 Juan (Johann), P. v. Aragon 380, 382 Judith/Sophie, Т. K. Heinrichs III. но Judith, Μ. K. Friedrichs 1.160 Judith, Gem. Hz. Heinrichs I. v. Bayern 40 Julius II., P. 384 Karl der Große, K. 9 f., 2if., 25, 33f., 36, 41, 68f., 73t., 82f., 94, 96,107,110,174,179, 324 Karl III., der Dicke, K. 23 Karl IV., dt. Kg. u. K. 12,16, 303, 305-326, 332f., 338, 341 f., 346 Karl V., dt. Kg. u. K. 382f., 385-387, 389 Karl III., der Einfältige, westfränk. Kg. 26 f. Karl IV., Kg. v. Frankreich 282, 307 Karl VI., Kg. v. Frankreich 323, 330 Karl VII., Kg. v. Frankreich 365 Karl VIII., Kg. v. Frankreich 376, 378f. Karl I. v. Anjou, Kg. v. Neapel-Sizilien 230, 235 f., 250 Karl III., Kg. v. Neapel 343 Karl der Kühne, Hz. v. Burgund 370, 375 f. Karl Egmont, Hz. v. Geldern 380 Karl, Hz. v. Niederlothringen 69, 75 Karl der Gute, Gf. v. Flandern 139 f. Karl III. Martell, P. v. Neapel 244, 250 Kasimir III., Kg. v. Polen 316 Kasimir, Gegenkg. v. Böhmen 356 Katharina, T. Kg. Rudolfs v. Habsburg 243 Knut der Große, Kg. v. Dänemark, Norwegen u. England 98,102,109 Konrad I., ostfränk.-dt. Kg. 23-26 Konrad II., dt. Kg. u. K. 10, 92, 94-109,112,114, 140 Konrad III., dt. Kg. 8,143-145,150-160,173, Г76, 180 f. Konrad IV., dt. Kg. 220, 224-235, 242 Konrad, dt. Kg. 123,125!., 129 f. Konrad, Kg. v. Burgund 96 Konrad v. Hochstaden, Ebf. v. Köln 226, 232 Konrad I. v. Querfurt, Ebf. v. Magdeburg 142 Konrad I., Ebf. v. Mainz 179,195 Konrad I., Ebf. v. Salzburg 141,143 Konrad v. Querfurt, Bf. v. Hildesheim u. Würzburg 189 Konrad I., Bf. v. Passau 153

Konrad, Bf. v. Utrecht 130 Konrad I., Hz. v. Bayern 110,112 Konrad I., Hz. v. Kärnten 95 Konrad II., der Jüngere, Hz. v. Kärnten 94f., 98, 101 Konrad der Rote, Hz. v. Lothringen 40, 42f., 45, 95 Konrad, Hz. v. Schwaben 185 Konrad. v. Urslingen, Hz. v. Spoleto 193 Konrad, Hz. v. Zähringen 143 Konrad v. Wettin, Mkgf. v. Meißen 137,141,146 Konrad Kurzbold, Gf. 39 Konrad v. Weinsberg 352, 357^ Konrad v. Hagen 143 Konradin, S. Kg. Konrads IV. 229f., 235, 242f. Konstanze, Gem. K. Heinrichs VI. 185,189-191, 193, 209 f. Konstanze v. Aragon, 1. Gem. K. Friedrichs II. 211 Kottanner, Johann 358 Kottanerin, Helene 358 f. Kunigunde, Gem. K. Heinrichs II. 89, 93, 95 Kunigunde, Gem. K. Heinrichs III. 102,109 Kunigunde, Т. K. Friedrichs III. 367, 375 Ladislaus Postumus, Kg. v. Böhmen u. Ungarn 359, 362, 364, 367 Lampert v. Mersfeld 116 Leo III., P. 10 Leo VII., P. 48 Leo IX., P. 114,120 Leo X., P. 387 Leo, Bf. v. Vercelli 78 Leopold III., Mkgf. v. Österreich 140 Leopold IV., Mkgf. v. Österreich u. Hz. v. Bayern 153 Leopold V., Hz. v. Österreich 192 Leopold I., Hz. v. Österreich 260, 276, 278, 282 f. Leopold IV., Hz. v. Österreich 337 Liudulf, Hz. in Ostsachsen 21 Liudolf, Hz. v. Schwaben 36, 40, 42L, 47,101 Liudprand, Bf. v. Cremona 25 Liutgard, Gem. Kg. Ludwigs des Jüngeren 21 Liutgard, Т. K. Ottos I. 36, 40, 47, 95 Liuthar, Gf. 85 Lothar I., K. 10

Register der Personennamen Lothar III., dt. Kg. u. K. 8,133,135-137,139-147, 152/4, 200

Maria, Gem. Kg. Ludwigs II. v. Ungarn u. Böhmen 385

Lothar, Kg. v. Italien 41

Marignola, Giovanni 312

Lothar, westfränk.-franz. Kg. 69,7$

Markward v. Annweiler 189, 211

Lothar v. Hochstaden, Bf. v. Lüttich 191

Marsilius v. Padua 28if., 284, 303

Lothar, S. Hz. Heinrichs des Löwen v. Bayern u.

Martin IV., P. 250

Sachsen 190

411

Martin V., P. 347, 350

Ludolf v. Sagan 320

Mathias v. N e u e n b u r g 274f., 303

Ludovico Sforza, Hz. v. Mailand 379

Mathilde, 2. G e m . Kg. Heinrichs I. 22, 27, 29-31,

Ludwig der Fromme, K. 10

35

Ludwig der Deutsche, ostfränk. Kg. 23

Mathilde, Gem. K. Heinrichs V. 135,139

Ludwig der Jüngere, ostfränk. Kg. 21

Mathilde, Т . K. Heinrichs III. 110

Ludwig das Kind, ostfränk. Kg. 23

Mathilde, T. Kg. Rudolfs v. Habsburg 243, 262,

Ludwig der Bayer, dt. Kg. u. K. u f . , 274-284, 301-304, 308f., 338

275 Mathilde, M. Kg. Wilhelms v. Holland 232

Ludwig IV., westfränk.-franz. Kg. 39, 41

Mathilde, Abt. v. Quedlinburg 79

Ludwig VI., Kg. v. Frankreich 138

Mathilde, Mkgfn. v. Tuszien »2,129,136,145

Ludwig XI., Kg. v. Frankreich 376

Mathilde, Gem. Hz. Heinrichs des Löwen

Ludwig XII., Kg. v. Frankreich 380, 382, 384f. Ludwig I., der Große, Kg. v. Ungarn u. Polen 3 " . 327> 343 Ludwig II., Kg. v. Ungarn u. Böhmen 385, 389 Ludwig der Ältere, Mkgf. v. Brandenburg 279, 302 Ludwig II., Pfgf. bei Rhein u. Hz. v. Oberbayern 240, 243, 275 Ludwig III., Kf. v. d. Pfalz 337, 340 Ludwig, Gf. v. Thüringen 135 Luitgard v. Sulzbach, Gem. Gottfrieds II. v. Löwen, Hz. v. Niederlothringen 153 Luther, Martin 346,386 f. Manfred, Kg. v. Sizilien 222, 229^, 235 Manuel I., K. v. Byzanz 156 Margarete v. Brabant, Gem. K. Heinrichs VII. 268, 306 Margarete, 2. Gem. K. Ludwigs des Bayern 279, 3°3 Margarete, T. Kg. Ruprechts 340 Margarete, Т. K. Maximilians 1.376, 378, 380, 383 Margarete II., Gfn. v. Flandern 235f. Margarete Maultasch, Gfn. v. Tirol 302

v. Bayern u. Sachsen 198 Matthäus Lang, Bf. v. Gurk 383, 385 Matthäus Paris 229 Matthias Corvinus, Kg. v. Ungarn 367, 370-372, 377 fMauritius, Ebf. V . Braga siehe P. Gregor VIII. Maximilian I., dt. Kg. u. K. 12,14,16, 367, 37°-372, 374-39° Mazo, Bf. v. Verden 141 Mechthild, T. Kg. Adolfs v. Nassau 253 Meinhard II., Gf. v. Tirol u. Hz. v. Kärnten 243, 246, 260 Meinwerk, Bf. v. Paderborn 90 Michael Scotus 216 Mieszko I., Hz. v. Polen 68 Musciatto dei Francesi 255 Mussato, Albertino 271, 274^, 304 de Negker, Jost 388 Niketas Choniates 196 Nikolaus III., P. 249 f. Nikolaus V., P. 12, 265 Nikolaus (V.), G e g e n p . 284 Nilus 78

Maria, 2. Gem. K. Ottos IV. 208

Norbert v. Xanten, Ebf. v. Magdeburg 142-144

Maria v. Ungarn, 1. Gem. K. Sigmunds 343 f.,

Notker Labeo 107

348 Maria, i. Gem. K. Maximilians 1.370,375 f.

Oda, G e m . Kg. Zwentibolds v. Lothringen 21

Maria, Т. K. Heinrichs VII. 268, 307

Oda, Gem. Liudolfs, Hz. in Ostsachsen 21

412

Register der Personennamen

Odo II., Gf. d. Champagne 103 Ohtrich 70 Ordulf, Hz. v. Sachsen 140 Othlo iij Otto I., dt. Kg. u. K. 10f., 13f., 25, 27-48, 65, 67-69, 73f., 76f., 81-83, 85, 91,101,174 Otto II., dt. Kg. u. K. 47f., 66-72,74f., 78, 86, 90, 93 Otto III., dt. Kg. u. K. 67, 69f., 73-83, 85-87, 91-93, 96 Otto IV., dt. Kg. u. K. 197-208, 210, 212 Otto I., Bf. y. Bamberg 146 Otto, Bf. v. Freising 150,153,160,173,175 Otto v. Northeim, Hz. v. Bayern 116,119,122 Otto I. v. Wittelsbach, bayer. Pfgf. u. Hz. v. Bayern 178,183 Otto II., Hz. v. Bayern 228 Otto I., Hz. v. Braunschweig 234 Otto, Hz. v. Kärnten 95 Otto III., Hz. v. Niederbayern 276 Otto, Hz. v. Österreich 276 Otto, Hz. v. Sachsen 21 f., 24 Otto I., Hz. v. Schwaben u. Bayern 68,71 Otto VI., Mkgf. v. Brandenburg 243 Otto Wilhelm, Gf. v. Burgund 110 Otto, Pfgf. bei Rhein 340 Otto, Pfgf. v. Burgund 185,197 Otto, bayer. Pfgf. 203 f. Ottokar I. Premysl, Kg. v. Böhmen 201, 206, 212 Ottokar II. Premysl, Kg. v. Böhmen 240, 242, 244-246, 249, 259,306 Ottokar aus der Geul 250 Pandulf IV., F. v. Capua 104 Paschalis II., P. 127,130,133-136 Paschalis (III.), Gegenp. 180 Payne, Peter 350 Peter II., Kg. v. Sizilien 335 Peter Aspelt, Ebf. v. Mainz, 268f., 277 Peter Roger, Abt v. Fecamp siehe P. Clemens VI. Petrarca 305, 313 f. Petrus v. Corvaro siehe P. Nikolaus (V.) Petrus v. Vinea 217 Philipp v. Schwaben, dt. Kg. 185,195,197-208, 210 Philipp I., Kg. v. Frankreich 127 Philipp II., Kg. v. Frankreich 190, 192, 199, 202, 207, 212

Philipp III., Kg. v. Frankreich 240 Philipp IV., der Schöne, Kg. v. Frankreich π f., 255, 260, 268 f., 273 Philipp VI., Kg. v. Frankreich 3oif. Philipp I., der Schöne, Kg. v. Kastilien 376, 380, 382 f. Philipp I., Ebf. v. Köln 182,189 Philipp v. Hohenfels 234 Piccolomini, Enea Silvio siehe P. Pius II. Pilgrim, Ebf. v. Köln 95 f., 102,108 Pippin der Jüngere, fränk. Kg. 174 Pirkheimer, Willibald 388 Pius II., P. 366 f. Poppo, Bf. v. Brixen siehe P. Damasus II. Pribislaw, Hevellerfürst 146 Pulkawa 312 Radulf, Ebf. v. Canterbury 136 Radulf, Mönch 156 Rainald v. Dassel, Ebf. v. Köln 175^, 178-180,182 Rainer, Mkgf. v. Tuszien 98 Rainulf, Gf. v. Aversa 104 Reginar III., Hz. v. Lothringen 69 Richard v. Cornwall, dt. Kg. 236 Richard I. Löwenherz, Kg. v. England 190-192, 198-200 Richard II., Kg. v. England 326 Richard, Gf. v. Theate 222 Richenza, Gem. K. Lothars III. 140,145,147,152 Richer v. Saint Remy 69-72 Robert, Kg. v. Neapel 273, 279, 283 Robert II., Hz. v. Burgund 244 Roger II., Kg. v. Sizilien 144, 146^, 153,155,190, 196, 209 Roger, S. Kg. Tankreds v. Sizilien i92f., 195 Roland siehe P. Alexander III. Romuald 78, 82 Romulus Augustulus, weström. K. 10 Rücken, Friedrich 186 Rudolf v. Habsburg, dt. Kg. 236, 240-250, 253^, 259f., 275f., 306,359 Rudolf v. Rheinfelden, dt. Gegenkg. по, n6, 122-124, 1 2 8, '3' Rudolf, Kg. v. Böhmen 26of., 265 Rudolf II., Kg. v. Burgund 30 Rudolf III., Kg. v. Burgund 92, 97f., 100-103, 110

Register der Personennamen Rudolf I., Kf. v. d. Pfalz u. Hz. v. Oberbayern 253, 256, 275-277

44

Tankred v. Lecce, Kg. v. Sizilien 190-193,195 Thankmar, S. Kg. Heinrichs I. 22, 30, 38

Rudolf II., Hz. v. Österreich 244, 246, 25g, 265

Theophanu, Gem. K. Ottos II. 48, 67f., 74f.

Rudolf III., Hz. v. Österreich siehe Kg. Rudolf

Thietmar, Bf. v. Merseburg 22, 25, 27, 31-33, 66,

v. Böhmen

71-73, 75, 8of., 88, 90

Rudolf IV., Hz. v. Österreich 316

Thietmar, Bf. v. Verden 141

Rudolf I., Kf. v. Sachsen 309

Thietmar, Gf. 112

Ruotger 32, 45

Tile Kolup 248

Ruprecht, dt. Kg. 33of., 334-340, 342

Tilemann Elhen v. W o l f h a g e n 323

Ruprecht I., Kf. v. d. Pfalz 335

Timur 343

Ruprecht II., Kf. v. d. Pfalz 335 Ruprecht III., Kf. v. d. Pfalz siehe Ruprecht, dt. Kg.

Udalrich, Bf. v. Augsburg 45 Udalrich II., Gf. v. W e i m a r - O r l a m ü n d e 135

Ruprecht, Pfgf. bei Rhein 340

Udo, Gf. 39

Ruprecht, Gf. v. Nassau 253, 256

Ulrich I., Gf. v. Württemberg 227 Urban II., P. 126,129

Saladin, Sultan 185

Urban III., P. 185

Schilling, Diebold 241

Urban IV., P. 230

Schlick, Kaspar 353, 357f., 366

Urban V., 320

Schönsperger, Hans 388

Urban VI., P. 320, 325-327

Sciarra Colonna 13, 283 f. Sibylle, Gem. Kg. Tankreds v. Sizilien 192^

Viktor II., P. 114

Siegfried, Ebf. v. Köln 251 f.

Viktor (IV.), Gegenp. 178,180

Siegfried I., Ebf. v. Mainz 124

Vischer, Peter d. Ä . 388

Siegfried II., Ebf. v. Mainz 203

Volcold, Bf. v. Meißen 67

Siegfried III., Ebf. v. Mainz 225f. Siegfried I., Bf. v. Augsburg 85

Waimar IV., F. v. Salerno 104

Siegfried, Gf. v. Anhalt 240

Walram, Gf. v. Luxemburg 272

Siegfried Buttstädt 249

Walram II., Gf. v. Nassau 253

Sigehart, Gf. v. Burghausen 130

Walram III., Gf. v. Nassau 253

Sigismund I., Kg. v. Polen 385

Walter, Gf. v. Brienne 211

Sigmund, dt. Kg. u. K. 316, 322, 327-329, 331, 333, 338, 341-357. 363 Sigmund, Hz. v. Tirol 362, 364, 367, 370, 372, 377

Walter v. Palearia 211, 217 Waither von der Vogelweide 197, 201, 206 Weif II., Gf. v. Schwaben 98,100 f. Weif III., Hz. v. Kärnten 112

Silvester II., P. 70, 78, 81

Weif IV., Hz. v. Bayern 124

Silvester III., P. 113

Weif VI., Hz. v. Spoleto 151-153,157,160, Γ73,180

Sobeslav I., Hz. v. Böhmen 142

W e n z e l , dt. Kg. 9, 307, 319-342,344,348!.

Sophie, 2. G e m . Kg. W e n z e l s 328

W e n z e l II., Kg. v. Böhmen 243, 246, 253, 256, 260,

Spano, Philipp 344

264f., 306

Stabius, Johann 388

W e n z e l III., Kg. v. Böhmen 264^

Stephan I., Kg. v. Ungarn 81

W e n z e l IV., Kg. v. Böhmen siehe W e n z e l , dt. Kg.

Stephan I., Hz. v. Niederbayern 276

W e n z e l , Hz. v. Luxemburg 321

Stephan, Pfgf. bei Rhein 340

Werner I., Bf. v. Straßburg 96

Stoß, Veit 388

Werner, Ritter 96

Suitger, Bf. v. Bamberg siehe P. Clemens II.

Wibald v. Stablo, A b t v. Corvey 157^

Szekeles, Peter 358

Wibert, Ebf. v. Ravenna siehe P. Clemens (III.)

414

Register der Personennamen

Wichmann, Gf. 38 Wiclif, John 344 Widukind, Sachsenherzog 22 Widukind v. Corvey 13,20,24f., 28-34, з6£., 42,45 Wilhelm v. Holland, dt. Kg. 222, 228, 231-237 Wilhelm I., dt. K. 186 Wilhelm II., Kg. v. Sizilien 185,189 £. Wilhelm III., Kg. v. Sizilien 192 Wilhelm, Ebf. v. Mainz 35, 46f., 67 Wilhelm V., Hz. v. Aquitanien 110 Wilhelm III., Gf. v. Burgund 143 Wilhelm IV., Gf. v. Holland-Hennegau 303 Wilhelm, S. Kg. Heinrichs I. v. England 135 Wilhelm v. Ockham 281, 302, 309 Willigis, Ebf. v. Mainz 75, 77, 86

Wipo 94, 96f., 107 Wiprecht II. v. Groitzsch, Mkgf. v. Meißen 137, 141 Witold, Großfürst v. Litauen 352 Wladislaw II., Kg. v. Böhmen u. Ungarn 372, 378, 383. 385 Wladislaw II., Kg. v. Polen 352 Woldemar, Mkgf. v. Brandenburg 264 Woldemar (falscher) 310 Wolfgang I., Bf. v. Regensburg 76, 86 t Woudt, Jan Cornelisz van 151 Zink, Burkhard 334 Zizka, Jan 348 Zwentibold, Kg. v. Lothringen 22

Register der Ortsnamen Aachen 9 f., 12, 33 f., 38, 47, 69, 72-74, 80-82, 85,

Birten 38

96, 98, ioif., 108, по, 125-127,130, iji, 160, Г79,

Blankenburg 141

181,198 f., 202, 207, 213, 233, 243, 253, 269, 277, 311,

Bobbio 70

313, 324, 336, 344f., 355, 357. 377. 383

Böckelheim 127,131

Adrianopel 185

Bodfeld 30f., 114,118

A k k o n 218

Bologna 138,177, 221

Alcalä de Henares 383

Bonn 26, 261-263, 277, 309

Alessandria 181, 221

Boppard 228, 233f., 262

Alkmaar 233

Bouvines 207, 212

Allstedt 31

Brandenburg 28, 71,74

Alt-Capua 104

Braunschweig 146,158, 183, 202f., 2o6f.,

Altenburg 146,154,181, 253, 270, 315

Breisach 39, 206, 247

A m b e r g 335

Breitenwang 147

Ammerthal 88

Bremen 154, 207

Anagni π, 182, 264

Brennaburg siehe Brandenburg

Andernach 39, 251, 261-263

Brescia 221, 272, 337

Andria 225

Breslau (Wroclaw) 318 f., 348, 358

Ankara 343

Brindisi 217

Antiochia 186

B r i x e n 108,124

A n t w e r p e n 377

Brugg 265

Aquileja 219

Brügge 319, 376f.

Arles 313

Brünn (Brno) 316, 318 f., 356

Arneburg 76

Budapest 318, 343f., 352, 358

Arras 376 f.

Buonconvento 273

Ascoli-Piceno 154

Burgos 383

Attigny 69 Augsburg 42, 45, 47, 98, i07f., 110,122,195,198, 204f., 228, 261, 337, 386f. A v i g n o n α, 271, 273, 279f., 282f., 304,3o8f., 318, 320,339,345 Azincourt 345

Cahors 279 Calais 310, 384 Cambrai 154 C a m p o Malo 103 Canossa 7, I23f., 127 Capua 91

Baden 265

Caslav 348

Bamberg 85, 9 0 - 9 2 , 97,109,152,154,158f., 189, 201,

Ceprano 218

203

Chemnitz 146, 155, 181, 253, 270

Bari 147, 195

Chiavenna 182

Basel 97, ιοί, 24of., 240f., 26if., 281, 35of., 381

Chur 212

Bautzen 87^, 154

Cividale 219

Beirut 195

Clarenthal 253

Belecke 38

Cluny 121,136

Bensheim an der Bergstraße 262

Colmar 235, 246, 272

Berlin 281

Comburg 152

Bern 247, 259

C o m p i e g n e 69

B e s a n f o n 175, 255

Cortenuova 220

Bingen 127, 248, 262,349

Corvey 90,117

4i6

Register der Ortsnamen

C o t r o n e 66 f., 7 1 , 7 4

G a n a 28

C o t t b u s 154

Gandersheim 21,110

C r e c y 310

G a r d a 41

C r e m a 178

G e l n h a u s e n 1 8 1 , 1 8 3 , 1 8 5 , 1 9 5 , 227, 2 3 4 ^ , 241, 262

C r e m o n a 138, 2 1 9 - 2 2 1 , 227, 229, 272

G e n t 375-377- З 8 2

C r e s p i n 154

G e n u a 192, 212, 215 G e r n r o d e 45

D e l f t 233

G e r s t u n g e n 120

D i j o n 385

G i e b i c h e n s t e i n ior, 109

D ö f f i n g e n 328

G n e s e n ( G n i e z n o ) 80 f.

D o n a u w ö r t h 325

G ö l l h e i m 256, 260, 2 6 4

D o r d r e c h t 233

G o r z e 90

D o r t m u n d 155, 233, 251, 255

G o s l a r n o , 1 1 2 , 1 1 4 , 1 1 6 , n 8 f . , 1 2 1 , 1 4 6 , 1 8 5 , 201, 270

D u d e r s t a d t 29

G o t h a 270

D u i s b u r g 1 4 4 , 1 8 1 , 202, 233, 251

G ö t t i n g e n 24

D ü r n k r u t 245

G ö t t w e i g 140

D ü r n s t e i n 192

G r a n ( E s z t e r g o m ) 81 ' s - G r a v e n z a n d e 233

E c k a r d t s b e r g a 118

G r e v e n m a c h e r n 268

E d e s s a 156

G r o n a 24, 29, 92

E g e r ( C h e b ) 181, 244, 315, 319, 328, 351

G u i n e g a t e 376, 384

E i s e n a c h 265 E i s l e b e n 136

H a a r l e m 233

Eresburg 24,38

H a g e n a u 181, 213, 235, 253

E r f u r t 30 f., 35,183, 243, 248, 265, 269 f.

H a l b e r s t a d t 83,183

E s s e n 45

H a l l 379

E ß l i n g e n 270

H a m b u r g 71,319 H a r z b u r g 1 1 8 - 1 2 0 , 207

F a r f a 154

H a s e n b u r g 118

F e r m o 121

H a v e l b e r g 71, 74

F i o r e n t i n o 229

H e i d e l b e r g 262

F l a r c h h e i m 124

Heimburg 118,137,141

F l o c h b e r g 157

H e r f o r d 22

F l o r e n z 272f., 313, 336 f., 384

H e r s f e l d 21, 9 0

F o g g i a 216, 222

H i l d e s h e i m 45

F o r c h h e i m 23,123

H o h e n a l t h e i m 24

Frankfurt am Main 8,31,143,154,156,159,181,

H o h e n m ö l s e n 124

203f., 206, 212, 227, 2 3 4 ^ , 241, 252, 262, 268, 277,

H o m b u r g an d e r U n s t r u t 1 2 0 , 1 4 0

301 f., 310, 318f., 324, 335 f., 345, 351, 353, 362, 364 F r e i b u r g im Ü c h t l a n d 247

I n g e l h e i m 4 0 f . , 4 3 , 1 0 9 f., 127,131, 180

F r i e d b e r g 227, 234, 241, 262

I n n s b r u c k 360, 377, 387

F r i t z l a r 20, 25

I v o i s 69

F r o h s e 85 F u l d a 26, 84, 9 0 f., 1 7 5 , 1 9 0

J e r u s a l e m 1 5 2 , 1 5 6 , 1 8 5 f . , 189, 218, 361, 375

F ü r s t e n b e r g an d e r O d e r 315

J e s i 209

G a m m e l s d o r f 276

K a i s e r s l a u t e r n 180

Register der Ortsnamen Kaiserswerth n6f., ng, 181, 233, 251

Lübeck 184,190, 234, 255, 264,318 f.

Kalbsrieth 29

Lucca 283

Kamba 94, 96, 98,106

Lucera 216

Karlstein 313, 324

Lucka 265

Kassel 20

Lüneburg 183

Kaufungen 93

Lüttich 127, J3of., 145,191

Kempten 100

Luxemburg 268

Kiburg 253

Luzern 259

Kirchberg 154

Lyon 221, 226

4'7

Kleve 74 Klosterneuburg 154

Maastricht 202

Koblenz 127,151, 202, 234, 262, 301

Magdeburg 35 f., 38, 45 f., 65, 81, 90,120,146,183

Kochern 251

Mailand 104,121,173, Г75-180,182,185,189,192, 212,

Köln 45, 85, 96,105, но, 116, i20,127,131,198-200, 202, 204, 207f., 212, 232f., 247, 252, 254, 262f., 320, 324, 336, 384 Königsfelden 265

220f., 272, 283,313, 336f., 343, 381, 384-386 Mainz 31, 43, 47, 95f., 105f., 110,124f., 127, 129, 131, 135,140,152, i84f., 189, 199f., 220, 227, 235, 241, 243, 255 f., 262 f., 324, 337, 339

Königslutter i46f.

Mantua 138

Konstantinopel 10, 368, 375

Margut 69

Konstanz 97, iiof., Γ73,184, 206, 212, 262, 345-347,

Marignano 385

351. 383 Konya (Ikonien) 186

Meiningen 75

Krakau (Krakow) 316, 318

Melfi 214

Kreussen 88

Melnik 319

Kronach 88

Mellrichstadt 124

Kufstein 382

Memleben 30f., 65, 68

Kutnä Hora 264

Merseburg 22, 39, 86f., 92,14;f., 201

Kyffhausen 181,186

Meißen 28,154

Messina 195, 229 Metz 69, 314

La Cava 147 Landau 276 Landskron 251, 340 Langendorf (Neszmely) 359 Langenzenn 43 Lavello 229 Lechfeld 13, 42, 47 Legnano 182 Leisnig 154 Lenzen 28

Middelburg 233, 236 Minden 89 Mohacs 390 Monte Cassino 104 Monza 144,152 Moosburg 276 Morgarten 278 Mühldorf 278-280 Mühlhausen 124, 145,198, 200 f., 235, 254, 265, 270, 3"

Les-Baux de Provence 154 Limburg an der Haardt 100

München 283, 303

Lindau 247 Linz 372

Nancy 375

Lipany 351

Neapel 191, 215, 229f., 273

Lodi Г79

Nemecky-Brod 348

London 9, 318

N e u ß 200, 236, 247, 261, 263

Lorsch 1Γ7

Niederaltaich 118 Niederolm 262

4i8

Register der Ortsnamen

Nijmegen 109,180,189, 233 Nikopolis 343 Nordhausen 29,118,131, 2oof., 206, 235, 265, 270 Nürnberg 43,131,143 f., 154-156,180, 206, 260, 312, 3i4f., 318f., 32 3 f„ 349f., 357f., 365, 381 Oberburg 154 Oberlahnstein 301,330 f. Obermarsberg 24, 38 Oberwesel 262 Ofen siehe Budapest Olmütz (Olomouc) 154 Oppenheim 94,122, 228, 234f., 241, 262, 340 Orlamünde 154 Paderborn 90 Padua 337, 384 Palermo 193-195, 210-212, 222 Paris 9, 41, 69, 264, 307, 318, 322 Passau 68 Paterno 82 Pavia 10, 41,77, 79-81, 91, 97f., 103,107,113,178, 180, 212 Perugia 282 Peterlingen 103 Piacenza 177, 221 Pisa 154,192, 205,211, 2Г7, 273, 283, 339 f., 342 Pöhlde 29, 31 Ponte Mammolo 134 Prag 28, 256, 265, 269, 306, 308, 310, 3i2f., 318-320, 322, 331 f., 336, 351 f., 356, 367 Preßburg (Bratislava) 350, 378 Prüm 90 Quatrevaux 260 Quedlinburg 29-31, 40, 65, 67,75, 83,114,118,131, 144 Rara (Rohr) 75 Ravenna 70, 79, 99, 219 Regensburg 68,76f., 97,107,110,130f., i42f., 152, 154,158,174,185, 204, 224,349, 369 Reichenau 26, 35, 48, 90,100, по Reichenstein 248 Reims 154,157, 323,330 Rein 154 Reutlingen 325

Reutte 147 Rheinberg 252, 261, 263 Rheinfelden 247 Rhens 301-303, 309, 334 Riade 29 Riga 255 Rimini 99, 217 Rom 10-13,21, 47f. ( 67,70-72,75,77-83, 87, 9if., 98 f., 101,104,108,113 f., 120,122,125,133-135,142, I44f., 147,155, ifti., i8o, 199-201, 203, 205f., 212, 214, 2i7f., 221, 226, 264, 271-273, 283f., 318, 320, 537 -339. 344. З50 (-, 366 f., 369, 379, 383 f., 387 Roncaglia τηί., 184 Rosenthal 256 Rossano 66 f. Rothenburg 155, 325, 330 Rottweil 110 Saalfeld 38, 200 Sachsenhausen 277, 280 Sachsenstein 118 Salerno 91,147,193, 215 Salz 31 Sangerhausen 22,118 Sankt Gallen 26, 48,100,107, но Sankt Jakob an der Birs 365 San Zeno 108 Schalksburg 89 Schwäbisch Gmünd 155 Schwäbisch Hall 152,155 Schweinfurt 124 Segeberg 146,154 Seligenstadt 262 f. Selz 76 Senlis 378 Sidon 195 Siena 273,350 Sinzig 202, 251 Soest 38 Solothurn 104,109 Sondershausen 118 Sooneck 248 Spatenberg 118 Speyer 95,105,107, по f., 114,127,134,138,144,156, 182,199, 204, 229, 234^, 244, 250, 255, 261-263, 265, 270, 301 Spoleto 121

Register der Ortsnamen Stade 154 Stauf (Hohenstaufen) 160 Steinbergburg 118 Stralsund 255 Straßburg 90, юг, 138,142,144, 200, 242, 261 f. Strehla 87 Stuhlweißenburg (Szekesfehervär) 356, 378 Susa 180 Sutri 113,133,155 Tachov 350 Tagliacozzo 230 Tangermünde 317, 319 Tilleda 192 Tivoli 82,134 Trausnitz 279, 282 Tribur 112,1Г7,122 Trient 108, 383 Trier 262, 268, 370, 384 Trifels 181,192, 233, 235 Tripolis 195 Tulln 246 Tunis 195, 215 Turin 227 Turri 133 Ulm 101, но, 155,158, Γ73,228, 321, 325 Utrecht 75,104,109,154 Uznaberg 248 Valenciennes 267 Vaucelles 154 Veitshöchheim 227 Venedig 182, 319, 336, 342, 361, 380, 383-386 Vercelli 205 Verdun Ii, 14, 23,154 Verona 71,74, 99,108,113, 227, 283, 384, 386

419

Vise 41 Viterbo 82,155, 205 Viviers 154 Vohburg 228 Wallhausen 22, 31 Wartburg 228 Weinheim 262 Weinsberg 151 Weißenhorn 383 Weißensee 206 Weifesholz 136,141 Wels 387 f. Werk 28, 31, 85,118 Westkapelle 235 Wettingen 265 Wetzlar 181, 227, 241, 247, 262 Wien 102,192, 225, 241, 245f., 356, 359, 361, 369f., 378, 388 Wiener Neustadt 367, 369, 375,388 Wiesloch 262 Wimpfen 181, 219, 263, 270 Wittenberg 346 Wolfenbüttel 28 Worms 31, 47, 67, 95, uo, 117,119, m f . , i34f., 137f., 182,195,204, 2i9f., 227f., 234f., 241, 255, 261 f., 380 Worringen 228, 232, 2j2f., 267 Würzburg 97,131,136,143,146,154,158,179,183, 194, 204, 250 Xanten 39 Ziriksee 233 Znaim 352 Zürich 97,117, 243, 259, 365 Zwickau 155,181, 253, 270

„Mitten im Rhein, der die Grenze zwischen den Reichen bildete, war das Schiff verankert, auf dem sich die beiden Herrscher mit ihren Gefolgschaften trafen, sich gegenseitig und die bestehenden Grenzen anerkannten." Von König Heinrich I. ist hier die Rede, der am Beginn dieses Bandes historischer Porträts steht, und vom Bonner Vertragsabschluß Ende 921 mit dem westfränkischfranzösischen König, der „auf jeglichen Erbanspruch seines Geschlechtes auf den Ostteil des ehemaligen karolingischen Imperiums" verzichtete. Festgeschrieben wurde damit nur, was seit der karolingischen Reichsteilung in Verdun 8 4 3 Gestalt zu gewinnen begann: die Entwicklung zu einem frühfeudalen deutschen Staat, dem regnum Teutonicum der Quellen. Seine Könige und (seit 962 durch päpstliche Krönung) römisch-deutschen Kaiser verstanden sich als Häupter der westlichen Christenheit, sahen im Zenit imperialen Strebens in Frankreichs und Englands Herrschern allenfalls „Königlein". Wer waren diese Auserwählten? Zunächst Angehörige mächtiger Herrscher-Dynastien wie der Ottonen und Salier, später der Staufen, dann - Schatten nur dieses überlebten Anspruchs kleine Grafen-Könige in sprin-

gender Kurfürstenwahl, nach dem Interregnum schließlich Hausmachtkönige: die Habsburger, Wittelsbacher, Luxemburger, die zum Teil Universalmonarchien wie das Habsburgerreich begründeten, dem (1486 erstgenannten) Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation jedoch keine Reform an Haupt und Gliedern zu geben vermochten. Namhafte Mediävisten fassen ihr Lebensbild, ihre geschichtlichen Leistungen und Grenzen im Genre historischer Porträts, überspannen erstmals das ganze Mittelalter bis hin zu Maximilian I. an der Schwelle zur Neuzeit. Manch Bekanntes tritt dem Leser entgegen wie der Gang nach Canossa oder der im Berg schlafende Kaiser, doch um wieviel reicher sind gerade Heinrichs IV. Regentschaftsjahre bzw. Barbarossas Gestalt! Otto I., Konrad II., Rudolf von Habsburg, Karl IV., Sigmund wären ebenso herauszuheben. Der vorliegende Band läßt diese Höhepunkte mittelalterlichen deutschen Königtums lebendig werden und wird zugleich jenen gerecht, deren Leben durch Seuchen, Kriege, Mord jäh abbrach, deren Aktionsraum Papst und Kurfürsten bemaßen, denen Realitätssinn, Entschlußkraft, zuweilen auch ein Quentchen Glück fehlte.