Der Zollverein und seine hannoverschen Gegner [Reprint 2019 ed.] 9783111513744, 9783111146010

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Der Zollverein und seine hannoverschen Gegner [Reprint 2019 ed.]
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Der Zollverein und seine hannoverschen Gegner

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Der

Zollverein und seine

hannoverschen Gegner.

Von

einem Hannoveraner im Auslande.

Berlin. Verlag von Veit und Comp.

1852.

Unter dem Vorgänge des Handelsvereins der Hauptstadt haben in den jüngsten Wochen verschiedene kaufmännische und gewerb­ liche Cvrporationen Hannovers an das dortige Finanzministerium oder die Ständeversammlung Eingaben gerichtet, welche in der Durchführung des Septembervertrags eine große Verletzung der Interessen des Landes erblicken und deshalb entweder auf nach­ trägliche Verwerfung der genannten Stipulation oder, wenn solche aus äußeren Gründen unmöglich sein sollte, doch auf we­ sentliche Modifikation derselben antragen. Wir sind im Allge­ meinen über solche Erscheinung wenig verwundert. Der Wechsel eines handelspolitischen Systems, die Oeffnung der hergebrachten Zollgrenzen und die Verschmelzung mit einem bisher als Aus­ land behandelten Zollgebiet bringen in allen Fällen Verluste Einzelner mit sich, deren Träger gleichsam ein natürliches Recht haben, sich derselben nach Kräften zu erwehren. Auch verkennen wir nicht, daß manche Verhältnisse Hannovers so besonderer Natur sind, daß eine Jsolirung des Landes in Bezug auf die­ selben eher gerechtfertigterscheinen könnte als vielleicht in irgend einem zweiten deutschen Staate. Die Petenten gegen den Sep­ tembervertrag bleiben aber nicht auf dem Boden dieser einzelnen Interessen und Verhältnisse stehen, sondern erheben sich auf den objectiven Standpunkt der hannoverschen Landes­ wohlfahrt und sprechen auf diesem mit seltener Sicherheit und scheinbarer Umsicht über den wichtigsten Act neuerer deut­ scher Handelspolitik ab. Es erwächst daraus die Gefahr, daß die öffentliche Meinung Hannovers, welche pessimistischen Dar­ stellungen in der bezeichneten Richtung ohnehin nur zu leicht zugänglich ist, in Bezug auf den Zollanschluß und dessen Folgen 1*

4 nachhaltig irre geführt werden könnte, zumal da diejenigen Han­ noveraner, welche kraft ihres Patriotismus und ihrer größeren ökonomischen Intelligenz richtiger sehen, wenigstens in der Presse nicht dieselbe Regsamkeit zeigen als die Gegner des Zollvereins

und des Septembervertrags.

Nur um die Argumentation der

letzteren in ihrer Mangelhaftigkeit aufzudecken, wurden die nach­ folgenden Zeilen geschrieben.

Die Vorstellung einer „von zahlreichen Handelscorporationen

Hannovers gewählten Commission" an die Ständeversammlung

d. d. Celle den 5. December 1851 verwahrt sich in ihrem Ein­ gänge dagegen, daß nationale Gesichtspunkte zu Gunsten

des Septembervertrags geltend gemacht werden dürsten.

„Han­

nover, heißt es darin, werde freudig jedes Opfer für eine all­ gemeine deutsche Handelseinigung bringen, aber der September­

vertrag stelle eine solche nicht in Aussicht.

Er sei nichts weiter

als eine Einverleibung Hannovers in den jetzigen Zollverein". Der Zollverein erscheint der Celler Commission mithin ent­ weder außerhalb des Bereichs der Nation zu liegen,

oder als

Sonderbund wenigstens kein Recht zu haben, in die nationale

Linie

zu

rücken.

haben sich

Selbst die

größten Gegner des Zollvereins

solche Verhöhnung

Schulden kommen lassen.

des Sachverhältnisses

England, Frankreich

vindiciren dem Zollverein bereitwillig seine

nicht zu

und Rußland

nationale Geltung

und enthalten ihm nur die Anerkennung als politischer Körper

vor, denn die Macht der Thatsache, daß zwei Drittheile Deutsch­ lands seit 18 Jahren eine Gemeinsamkeit in Zoll und Handel

bilden, die alle Attribute nationaler Einheit in sich schließt, er­ schien dort selbst unläugbar.

Von Oesterreich ist in jüngster Zeit

hundertmal gesagt, vielleicht mit Unrecht, es beneide den Zoll­ verein gerade um seinen nationalen Charakter.

Jedenfalls ist

Oesterreich gewillt, das nationale Element im Zollverein durch seinen Zutritt zu verstärken und hat erklärt, daß im September­

verträge ein großer Schritt vorwärts zum Ziele der gesammt-

deutschen Handelseinigung gemacht sei.

Und in solchem Augen­

blick bezweifeln einige hannoversche Kaufleute,

dass es sich im

5 Anschluß an den Zollverein um die Einigung mit der Nation handele?

Bilden die Nation etwa jene Paar hundert mecklen­

burgischen Junker, die, um ihr Privilegium der Zollfreiheit zu erhalten, auf Jsolirung speculiren, oder jene brittischen Zwischen­ händler in Hamburg,

denen vor

lauter Kaufmannsgeist der

Nationalgeist vollständig abhanden gekommen?

Schon ehe die

heutige Aussicht auf Ausbreitung des Zollvereins über das ganze nationale Gebiet vorhanden war,

knüpfte sich gerade an diese

Institution der Gedanke der Wiedergeburt deutscher Macht und Größe,

wie an keine zweite.

Der Zollverein allein war es,

welcher den deutschen Namen im In- und Auslande wieder zu Ehre und Ansehen brachte und, trotz mancher Schwächen seiner

eigenen Constitution, die Sünden, die sich der politische Bund in Verwahrlosung der Interessen der Gesammtnation zu Schulden

kommen ließ, wieder gut zu machen wußte.

selbe Zollverein,

dessen Lebenszähigkeit

hat, zu neuer Thatkraft auf.

Jetzt rafft sich der­

alle Krisen überdauert

Auch jene hannoverschen Krämer­

seelen werden dieselbe nicht abschwächen, indem sie an seinem

nationalen Beruf zweifeln, der neuerdings seine siegende Macht gerade im Lande Hannover am lebhaftesten bethätigt hat.

Denn

mehr als durch die berechenbaren Einzelvvrtheile, mehr als durch das

Präcipuum

sich

ließ

die

hannoversche

Regierung

beim

Septembervertrage durch die Unmöglichkeit leiten, eine Abtren­

nung fortzusetzen, die dem neuerwachsenen nationalen Bewußtsein Hohn sprach und jedem Deutschen das größte Aergerniß gab. Der Zollverein hatte zu lange schon an die Thore Hannovers geklopft, als daß das nationale Gewissen der Wächter ihm noch

ferner den Eingang hätte verweigern können.

Glücklicherweise

findet dies nationale Gewissen auch in den hannoverschen Kam­ mern seine Anwälte,

und wird Deutschland vor der Schmach

bewahren, daß die Vertreter eines deutschen Landes sich von der lockenden Sirene des auf unsere Zerrissenheit speculirenden Aus­ landes

verleiten lassen,

der Nation zu begehen.

einen Hochverrath gegen den Genius

6

Aber die Opfer Hannovers müssen ihr Maß und Ziel fin­ den und der Zollverein darf nicht auf den Trümmern des han­ noverschen Volkswohlstandes bis an das deutsche Meer vordrin­ gen. Wir fühlen uns in dieser Ueberzeugung vollkommen einig mit jenen Petenten und würden, wenn die Alternative stände, soll der Zollverein seine bisherige handelspolitische Verfassung beibehalten oder Hannover die Kosten des Anschlusses mit seinem materiellen Ruin zahlen, keinen Augenblick anstehen, jede Reform zu Hannovers Besten zu bevorworten und selbst zur Bedingung deS Anschlusses zu machen. Ein Vertrag zur Ergänzung des nationalen Zoll- und Handelsgebiets darf am wenigsten ein Löwenvertrag sein, schon deshalb nicht, weil bei den künftigen gemeinsamen Operationen der geeinten Theile die größtmögliche Entwickelung der ökonomischen Kräfte der Paciscenten voraus­ gesetzt wird. Nun enthält aber zuerst historisch angesehen der Septembervertrag auch nicht im Entferntesten eine Uebervortheilung Hannovers. Bekanntlich stellte die hannoversche Regierung bereits im Jahre 1842 acht Punkte auf, von deren Annahme Seitens des Zollvereins dieselbe ihren Anschluß um so mehr abhängig machen zu müssen glaubte, als mehrere derselben Lebensfragen Hanno­ vers berührten. Diese acht Punkte bildeten: 1) Milderung der Zollcontrole im Grenzbezirk. 2) Ermäßigung mehrerer Zollsätze aus ausländische Consumtibilien, namentlich auf Wein, Kaffee, Thee, Zucker, Syrup und Tabacksblätter. 3) Beibehaltung des bisherigen Salzdebits in Hannover. 4) Gewährung eines Präcipuums an Zolleinkommen dem höheren Verbrauch zollpflichtiger Artikel gemäß. 5) Sicherung des jetzigen Ertrags der Durch­ gangsabgaben. 6) Umgehung der Nachsteuer. 7) Erhal­ tung des Ertrags der Wasserzölle und 8) des der Chaussee­ gelder. Der Septembervertrag gewährt Hannover alle diese Bedin­ gungen, obgleich dieselben von einer Regierung aufgestellt waren, die, wie die Erfahrung gelehrt hat, gewiß nicht im Verdachte großer Vorliebe für den Zollverein stand. Ja die preußischen Paciscenten haben selbst die Gefahr einer totalen Abweichung von der Form der bisherigen Vereinsverträge nicht gescheut, um dm hannoverschen Forderungen gerecht zu werden und aus Rück-

7 sicht auf den alleinigen Zweck der Zufriedenstellung Hannovers höchst wesentliche Anomalien der Zollvereinsverfaffung gut ge­

heißen. Die Milderung der Controle im Grenzbezirk ist nach Ar­ tikel 10. des Septembervertrags

überall vorbehalten,

der

wo dieselbe

hannoverschen Regierung

ohne Gefährdung der Zoll­

sicherheit geschehen kann und durch ein örtliches Bedürfniß ge­ boten ist.

Die

beantragte Ermäßigung

mehrerer Verbrauchszölle

ist

zwar nur bei Syrup in dem 1842 vorgeschlagenen Maße er­

folgt, bei Kaffee, Thee, Wein und Tabacksblättern aber gleich­ wohl so bedeutend gewesen,

staaten irgend möglich

als die Finanzen der Zollvereins­ Kaffee zahlt darnach

erscheinen ließen.

statt 1,95 Sgr. p. Zollpfund nur 1,5 Sgr. und ist gegen den bisherigen Zollsatz Hannovers noch nicht um 6 Silberpfennige

p. Zollpfund erhöht.

Thee, ein Artikel, der nach allen Erfah­

rungen des Auslandes selbst eine höhere Steuer als die des bisherigen Zollvereinstarifs ohne Gefahr ertragen kann, wurde

mit Rücksicht auf den großen Verbrauch ordinärer Sorten in mehreren Bezirken Hannovers auf 2,4 Sgr. p. Pfund ermäßigt, ein Satz,

macht.

der im Mittel kaum 10 Prvcent des Werthes aus­

Bei Tabacksblättern

bleibt die

Erhöhung

gegen den

bisherigen hannoverschen Tarif trotz der Ermäßigung des Zoll­

vereinssatzes um 1 Thaler p. Centner allerdings noch ansehnlich; es tritt aber hier hinzu, daß die Concurren; inländischen Tabacks in Hannover die höhere Verzollung für die gewöhnlichen Sor­ ten fast unmerklich machen wird, während die theureren Gattun­

gen

überseeischen Gewächses

steuerung vortrefflich eignen.

sich

zu einer

entsprechenden Be­

Nur bei Zucker behält der Sep­

tembervertrag die alten Sätze des Vereinstarifs bei, obgleich die neue

Regulirung

der

Eingangssteuer

auf Syrup

eine Eben­

mäßigkeit dringend gefordert hätte, auch die Höhe des Zuckerzolls

bei Reducirung der Auflagen auf andere verwandte Artikel unverhälmißmäßig geworden ist.

Wein ist

zwar

auch mit dem

ermäßigten Zollvereinssatze noch ungleich höher besteuert als der Vorschlag der hannoverschen Regierung von 1842 wollte, daß aber selbst» für die Küstendistricte eine entsprechende Weinsteuer nicht unstatthaft erscheint, hat die Verdoppelung des bisherigen

8

Weinzolls in Schleswig-Holstein unter der Statthalterschaft erst

neuerdings wieder gezeigt.

Jedenfalls kommt den hannoverschen

Konsumenten der künftige freie Eingang deutschen Weine

besonders der kleinen

als Surrogat für die höhere Besteuerung der

französischen zu Statten.

den Vorschlägen

Sonst wurde

von

1842 im Septembervertrage die Ermäßigung des Eingangszolls auf Franzbranntwein und

des Ausgangszolls

auf Wolle noch

hinzugefügt. In Bezug auf den Salzdebit und die. Salzpreise läßt Ar­

tikel 5 des Septembervertrags Hannover volle Freiheit, wäh­

rend Separatartikel 3 nur die durch die äußerste Nothwendigkeit gebotenen Vorsichtsmaßregeln gegen einen etwaigen Schmuggel

von Hannover aus anordnet. Als Präcipuum an Zolleinkommen wird Hannover im Sep­ tembervertrage eine Summe zugestanden, deren Höhe die eignen Berechnungen von 1842 nicht erreichten,

obgleich dieselben be­

reits das Maß der wirklich gerechtfertigten Ansprüche überstie­

Wahrscheinlich

gen.

hat die

frühere

hannoversche Negierung

bei ihren ersten Unterhandlungen mit Preußen nur ein Aversum

von | bis | Million Thalern als Marimum des zu bewilligen­ den Präcipuums im Auge gehabt; statt dessen wird sich dasselbe, wenn die Finanzquellen des Zollvereins erst wieder in alter Er­

giebigkeit fließen, bis auf 1| Million Thaler erstrecken. In der obigen Summe findet Hannover auch den genü­ gendsten Ersatz für die Reduction des Ertrags seiner bisherigen

Durchgangsabgaben, eines Einnahmepostens, der auf den Tran­ sitverkehr

des

Landes

ohnehin

nur

zum

eigenen

Nachtheile

lastete.

Die Umgehung der Nachsteuer erfolgte im Septemberver­ trage ganz in der Weise, welche Hannover 1842 vorgeschlagen

hatte, durch Einführung des Zollvereinstarifs, geraume Zeit vor

dem wirklichen Anschluß an den hannoverschen Grenzen. Rücksichtlich der hannoverschen Wasserzölle nimmt zwar Arti­ kel 7 deS Septembervertrags die in Artikel 15 der Zollvereinsver­

träge ausgesprochene Gleichstellung der Angehörigen aller Vereins­ staaten in Bezug auf die Flußschifffahrt in Anspruch, der Ertrag

der Einnahmen, welche Hannover bisher aus dem prätendirten Wafferzollregal bezog, wird aber dadurch wenig geschmälert, weil

9 die einträglichste Zollstätte außerhalb deS Bereichs dieser Verab­ redung liegen bleibt. Der bisherige Chausseegeldtarif Hannovers wird in Artikel 6 des Zolleinigungsvertrags nur als die Grenze bezeichnet, über welche hinaus der betreffende Verkehr nicht belastet werden soll, während Hannover von der Verbindlichkeit des Artikel 13 der Zollvereinsverträge frei bleibt.

Sind somit alle Ansprüche, welche Hannover in früherer Zeit gegen den Zollverein erheben zu müssen glaubte, durch den Septembervertrag erfüllt, einige sogar in reichlicherem Maße, als man 1842 nur hoffen konnte, so sollte man glauben, müsse auch die vollkommenste Zufriedenheit über den endlich glücklich bewirk­ ten Anschlußact herrschen. Statt dessen taucht aber eine lange Reihe von neuen Klagen und Beschwerden auf, deren Stoff theils von den Verbrauchs-, theils von den Prvductionsverhältnissen Hannovers hergenommen ist. Cs würde unschwer sein, den Ursprung mancher dieser Beschwerden bis über die hannoverschen Grenzen hinaus zu verfolgen, wenn es nur loh­ nend erschiene, die Fäden des Jntriguenspiels, die das Ausland in der Hand hält, auszudecken. Besonders hat die Hamburger Presse seit der ersten Kunde von dem Septembervertrage keine Gelegenheit versäumt, ängstlichen hannoverschen Gemüthern eine wahre Gespensterfurcht vor dem Zollvereine einzuflößen. Die Vertheuerung des Lebens durch die Schutz- u. Verbrauchszölle wird bis zu einem Grade übertrieben, wo es zweifelhaft erschei­ nen kann, ob innerhalb der Zollvereinsgrenzen auch noch Leute wohnen, die satt essen. Der hannoverschen Industrie wird in Folge der freien vereinsländischen Concurrenz der vollkommenste Verfall in sicherste Aussicht gestellt. Das zünftige Handwerk in Hannover soll vor der preußischen Gewerbefreiheit zusammen­ brechen und der ohnehin sinkende Erwerb der Städte des Lan­ des damit den Todesstoß erleiden. Den Aufschwung der Land­ wirthschaft erklärt man durch die Eisenzölle des Zollvereins allein schon für gänzlich gehemmt, und bringt ungeheuer falsche Zah­ len bei, um die leerste Besorgniß zu rechtfertigen. Selbst dem

10 Handel und der Schifffahrt Hannovers prophezrihet man sowohl

in Folge der abnehmenden Konsumtion als der Unterbrechung des bisherigen Verkehrs die größten Einbußen,

ohne auch nur

daran denken zu wollen, daß die Oeffnung der Grenzen gegen das Binnenland und die günstige Lage Hannovers zur See eine

große Vermehrung aller Handelsbeziehungen als natürliche Wir­ Sogar das Präcipuum, obgleich

kung nach sich ziehen muß.

mit so großer Freigiebigkeit gewährt, wird Angesichts des erhöh­ ten Aufwands, den Land und Staat bei vertheuertem Verbrauch

machen müßten, für gänzlich unzureichend erklärt und höchstens

als eine Abschlagszahlung auf die Forderungen, die Hannover in Folge der zu bringenden Opfer erheben sollte, angesehen.

Um einen Zahlenausdruck für die Verth euerung zu ge­ die in Hannover

winnen,

mit Uebernahme der Schutz-

und

Verbrauchszölle des Zollvereins stattfinden soll, stellt die schon

erwähnte

Celler

Commission

zahlreicher

Handelscorporationen

des Königreichs eine Berechnung auf, die man in allen ihren Theilen adoptiren kann, ohne deshalb zu gleichem Resultat zu gelangen.

Zwar

ist das

letztere

gegenüber den

Uebertreibungen keineswegs sehr schreckhaft.

ungeheuren

Die Bevölkerung

des Steuervereins würde darnach in Zukunft an Eingangszöllen und Schutzzollvertheuerung zusammen die Summe von 2,772,880 Thalern jährlich aufzubringen haben, während die

betreffenden

Staatskassen gleichzeitig 2,346,900 Thlr. aus der Zollvereins­

kasse empfingen.

Der ganze Verlust des Steuervereins

würde sich mithin nur auf 425,980 Thlr. belaufen.

Selbst

bei dieser verhältnißmäßigen Geringfügigkeit sind

aber

— in Bezug auf die Schutzzölle — noch falsche Factoren zu

Grunde gelegt, nach deren Berichtigung weder der steuervereins­

ländische Verbrauch noch die dortigen Staatskassen große Ursasachen zur Beschwerde haben dürften.

So rechnet die genannte Commission für 125,000 Gentner Stangeneisen, welche der Steuerverein bisher über die durch­ schnittliche Quote des im Zollverein auf denselben fallenden Im­

ports einführte,

eine Vertheuerung von 1| Thlr. pro Centner.

11 Der größere Theil dieses Quantums wird aber,

nachdem der

Zollanschluß vollzogen, voraussichtlich aus den rheinischen und westsälischen Hüttendistricten nach Hannover kommen.

Da nun

aber die Preisdifferenz zwischen dem genannten Eisen und dem

wohlfeilsten ausländischen nur bei wenigen Gattungen und unter ganz besonderen Conjuncturen über 1 Thaler pro Centner steigt,

während

die

betreffenden Qualitäten deutschen Eisens mit den

besten Sorten englischen und schwedischen Stabeisens auf dritten

Märkten concurriren,

denselben mithin im Preise

vollkommen

gleichstehen, so würde höchstens die Annahme einer durchschnitt­ lichen Vertheuerung von 25 Sgr. pro Centner Stabeisen statt

1| Thlr. gerechtfertigt erscheinen.

Und erwägt man dabei noch,

daß bei dem gegenwärtigen Aufschwung der rheinischen und west­ sälischen Hochofenproduction, der die dortige Stabeisenfabrikation

unmittelbar folgen muß, eine Minderung auch dieser Preisdiffe­

renz

in naher Aussicht steht und der Termin wenigstens nicht

mehr in unabsehbarer Ferne liegt, wo auf Grundlage der neu

entdeckten unmittelbaren Kohle westfälisches Eisen

Verbindung des nicht

Eisensteins

mit der

höher zu stehen kommen wird,

als schottisches, so verliert auch diese Vertheuerung ihren perennirenden Character und kann wenigstens für die Zukunft nicht mehr maßgebend sein.

In gleicher Weise ist die Vertheuerung

von fatzonnirtem

Eisen und Eisenblech mit 2| Thlr. pro Centner, von Eisen- und Stahldraht und ordinairen Eisenwaaren mit 3 Thalern und von feinen Eisenwaaren mit 6 Thlrn. pro Centner als Durchschnitt

zu hoch angenommen, wenn auch in einzelnen Fällen derartige Differenzen vorgekommen sein sollten.

Die vereinsländische Ei­

senindustrie behauptet in vielen Gattungen der genannten Artikel noch heute trotz der abnormen Ausbildung der englischen Concurrenz

den Weltmarkt,

und

legt damit das

unzweideutigste

Zeugniß dafür ab, daß die Schutzzölle des Zollvereins nur in

geringem Grade auf den inneren Verbrauch vertheuernd wirken können.

Der

Steuerverein selbst führte

im Durchschnitt der

Jahre 1846 bis 1848 19,270 Centner vereinsländische Eisenund Stahlwaaren ein, somit ein volles Drittel seines Imports an derartigen Fabrikaten, ein Fall, der gewiß unerklärlich erschei-

12

nen muß,

wenn

jene

Vertheuerung

auf strenger Wahrheit

beruhte. Für Baumwollen-, Wollen- und Seidenwaaren statuirt die erwähnte Commission nur eine Vertheuerung von 18 Thalern pro Gentner durch die Schutzzölle des Zollvereins und legt da­ mit wenigstens an den Tag, daß sie viel zu viel Sachkenntniß besitzt, als um in den Chorus jener phantasiereichen Freetraders

von der Feder miteinzustimmen, die jeden Gentner Drucknefseln oder Wollentuch im Zollverein schon deshalb für 50 und resp. 30 Thaler theurer halten, als im zollfreien Auslande, weil der Tarif diese Sätze enthält. Für alle Manusacturartikel des großen Verbrauchs, die mehr als der Gesammtheit ausmachen, scheint aber selbst die genannte Quote noch zu hoch gegriffen und die Schmuggelprämie möchte sich für dieselben noch ungleich niederer

stellen, da fast alle Theile der Fabrikation in Deutschland nicht theurer zu beschaffen sind, als im wohlfeilsten Auslande und die Differenz saft ausschließlich durch die aus dem Halbfabrikat ru­ henden Abgaben und höheren Transportspesen bewirkt wird. Vollkommen ungerechtfertigt erscheint die Annahme, daß das Papier durch den Zollvereinstarif um 4 Thlr- pro Gentner vertheuert werde. Die vereinsländischen Papierpreise stehen mit denen des wohlfeilsten Auslandes durchschnittlich stets aus glei­ cher Linie. Ebenso ist bei Glas und Glaswaaren, Leder und Lederwaaren die substituirte Vertheuerung um zwei Drittel des Tarifsatzes im Zollverein erfahrungsmäßig zu hoch gegriffen.

Reducirt sich aber somit die Vertheuerung des Verbrauchs von Jndustrieartikeln, insoweit sie nicht durch wirkliche Zollerhe­

bung bewirkt wird, aus jenes Minimum von Aufwand, das die ZollvereinSstaaten noch machen müssen, um ihre Gewerbthätigkeit

nicht in der Periode ihrer Entwickelung von der Uebermacht der ausländischen Concurrenz erdrückt zu sehen, so müssen auch die Schutzzölle das Odium verlieren, was ihnen eine blindlings aus

Wohlfeilheit speculirende Consumtion noch anhängt.

Der Han­

noveraner möchte Recht haben, sich aus Verbrauchsrücksichten ge­ gen jede Schutzzollpolitik des Zollvereins zu erklären, wenn ihm z. B. sein Bedarf an Baumwollenwaaren, der sich durchschnitt­ lich aus 8 Pfund pro Familie beläuft, um 4 Thlr., d. h. um

die ganze Höhe des Vereinszollsatzes vertheuert würde.

Faktisch

13

zahlt derselbe aber nur wenige Groschen als Erziehungskosten für die inländische Baumwollindustrie und wenn weiter kein na­ tionaler Gesichtspunkt, so sollte schon der, daß nahezu eine Mil­ lion Deutscher in diesen wenigen Groschen die Garantie ihrer auskömmlichen Existenz findet, dahin leiten, sich solcher Pflicht nicht entziehen zu wollen. Allerdings will eine die Gesellschaft in ihre Atome versetzende Theorie auch diese Pflicht nicht als solche anerkennen; sie stachelt den consumirenden Beamten, den Landwirth, den Rentier u. s. w. vielmehr gegen den fabricirenden Producenten auf und spiegelt den ersteren vor, der letztere lebe nur auf seine Kosten. Trägt denn aber die bürgerliche Gesellschaft nicht das Bedürfniß der Solidarität der Interessen in sich, und bedarf es in heutiger Zeit noch einer Erinnerung daran, daß Erwerbsmangel und Verarmung eines Gliedes eine Krankheit sind, deren Leiden und Kurkosten die Gesammtheit mit­ zutragen hat? Will der Landwirth den Absatz und guten Preis seiner Erzeugnisse zu aller Zeit garantirt haben, der Beamte die Steuern reichlich in den Staatssäckel fließen sehen, so müssen beide das Ihrige dazu beitragen, die Erwerbsquellen der Anderen, von denen sie in ihrer eigenen ökonomischen Existenz wiederum abhängen, im frischen Flusse zu erhalten. Die Opfer, die sie in dieser Beziehung bringen, find nur die Assecuranzprämie der ei­ genen Subsistenz selbst und des kleinen oder großen Glücks, das in derselben enthalten ist. Wir erwarten von hannoverscher Seite den Einwurf, daß bei alle dem noch keine Verpflichtung des Hannoveraners beste­ hen könne, an dem Aufwande für eine Industrie zu participiren, die außerhalb seiner Landesgrenzen besteht und einem Gesetze ihr Dasein und ihre Entwickelung verdankt, das unter ihm fremden Verhältnissen gegeben wurde. Will man aber in Han­ nover aus der Unnatur seiner bisherigen Abtrennung vom na­ tionalen Gebiet jetzt noch ein Privilegium machen, das vor den Lasten schützen soll, die aus der Solidarität der nationalen Gesammtinteressen erwachsen? Man konnte in Hannover isolirt bleiben, und hätte dann jene 584,390 Thaler erspart, welche die Getier Commission als Opfer für den Schutz berechnet, den der Zollverein seiner Metall- und Webindustrie, seiner Leder-, Glas-, Papier- u. s. w. Fabrikation angedeihen läßt — ein Opfer, das

14

sich aber in Wahrheit auf weniger als die Hälfte reducirt — man mußte dann aber auch verhärtet genug sein, um den ge­

rechten Vorwurf der Abtrünnigkeit von der Sache der deutschen Nation ertragen zu können, mußte die Jnconvenienzen,

welche

die Jsolirung des hannoverschen Gebiets gegenüber dem Han­ delssystem des übrigen Deutschlands mit sich bringt, übernehmen und für alle Zeiten darauf verzichten, denjenigen Wohlstand im

eigenen Lande zu erzeugen, welchen eine auf die Landwirthschast gestützte und mit dieser im lebhaftesten Wechselverkehr lebende

Industrie mit sich bringt.

Die hannoversche Regierung hat im

Septembervertrage den nationalen

Gesichtspunkt trotz

einzelner

Opfer, die damit verknüpft waren, adoptirt, allerdings erst dann,

als den hannoverschen Staatskassen die reichlichste Entschädigung

zugesichert war.

Wir werden im Folgenden auch in

anderen

Beziehungen zu sehen haben, daß beim Anschlußact mit weisem

Vorbedacht

auch

für

die

hannoverschen Interessen

gehandelt

wurde.

In ihrer unmittelbaren Wirkung ziemlich adäquat mit der

oben beleuchteten der Schutzzölle ist die Vertheuerung des Verbrauchs

durch

die

eigentlichen Finanzzölle

des

Zollvereinstarifs. Auch die letzteren hält man in Hannover trotz

der Ermäßigung

mehrerer Hauptpositionen durch den Septem­

bervertrag für viel zu hoch und leitet davon eine Beeinträchti­ gung der bisherigen Lebensweise her, die um so fühlbarer sein

müsse, als sich die Gewohnheit derselben stark ausgebildet habe. Es wird den übertriebenen Vorstellungen gegenüber, die in die­

ser Beziehung genährt werden, zweckmäßig erscheinen, die Ver­ theuerung des Lebens durch den Zvllanschluß in Zahlen zu be­ rechnen. Nach dem Durchschnitt der Jahre 1847 bis 1850 betrug

der Verbrauch des Steuervereins pro Kopf: Kaffee

4,05 Zollpsund.

Reis

1,66

Tabacksblätter

3,20

Thee

0,21

-

15 3,41 Zollpfund.

Wein

-

Zucker und Syrup 8,29 Der Zollvereinstarif besteuert die

genannten Quantitäten

in Zukunft:

mit 6,01 Sgr.

4,05 Pfund Kaffee

1,66

-

Reis

-

0,54

-

3,96

-

3,30

-

Tabacksblätter

-

0,21

-

Thee

-

0,50

-

3,41

-

Wein

-

6,13

-

8,29

-

Zucker und Syrup

-

8,29

-

25,43 Sgr. Dagegen wurde unter dem Steuervereinstarif von denselben

Quantitäten an Eingangsabgabe gezahlt 13,9 Sgr. und die re­ lative Vertheuerung beträgt daher

11,53 Sgr pro Kopf., oder

57,6 Sgr.

p. Familie,

während

die

Staatskassen

des

Steuervereins zusammen in Zukunft an Cingangszolleinkommen

und Präcipuum,

die ungünstigen Jahre 1847 bis 1849 des

Zollvereins zu Grunde gelegt, eine Einnahme von 2,800,000 Tha­

lern haben werden,

d. h-

nahezu einer vollen

Million

oder

15 Sgr- pro Kopf mehr als unter dem bisherigen Verhältniß. Ja es würde nicht schwer sein,

nachzuweisen,

daß die relative

Vertheuerung des Verbrauchs in Hannover durch die Schutz-

und Finanzzölle des Zollvereins zusammen die Höhe des Präcipuums

noch bei weitem nicht erreicht.

Nachweis nur deshalb,

Wir unterlassen den

um den Streit über die Größe jener

Entschädigung nicht aufs Neue anzufachen. Steigt das Zolleinkommen des Zollvereins,

was bei der

Fortdauer einer friedlichen Weltlage und der Wiederkehr schwung­

hafter Geschäftszustände mit Sicherheit zu erwarten ist, nur auf die Höhe des Jahres 1845, so- werden die Kassen des jetzigen

Steuervereins schon in den ersten Jahren nach dem Zollanschlusse

ein Brutto-Zolleinkommen von 3,313,000 Thlrn. haben, und da

sich das Nettoeinkommen gleichzeitig im Verhältniß der vermin­ derten Verwaltungskosten erhöht (die Gewinnungskosten absorbiren im Zollverein nur 10,97 Procent, an denen Hannover nach

der einfachen Bevölkerung participirt, vergl. Artikel 11 des Ver­ trags vom 7. September,

während

die Verwalumgskosten im

16 im Steuerverein 18|f 25,78 pCt. in Anspruch nahmen), so

würde der hannoverschen Staatskasse allein ein reiner Ertrag von circa 2,780,000 Thalern aus dem Zollvereine zufließen.

solcher Summe läßt sich aber ein bedeutender Nachlaß Steuern effectuiren und dadurch

Mit

anderer

die einseitige Mehrleistung der

Steuerpflichtigen direct wieder ausgleichen, oder es kann ver­

mittelst derselben die Staatsschuld abgetragen und dadurch der

bisherige

Steuerfuß

nachhaltig

reducirt

werden.

Bei

beiden

Operationen werden noch hinreichende Mittel übrig bleiben, um einzelne Zweige des Staatsdienstes, die bei dem Wechsel des

Zollsystems

etwa

besonders benachtheiligt sein sollten, zu ent­

schädigen.

Aber der Zollanschluß, so fahren die Gegner des Septem-

berverttages in Hannover fort, vertheuert auch nicht bloß un­

sere (Konsumtion, sondern benachtheiligt gleichzeitig alle Zweige unserer produktiven Volksthätigkeit.

„Unsere

Befürchtungen," so sagt der Handelsverein der Stadt Hannover in einer Vorstellung an das Finanzministerium vom

21. No­

vember 1851, „gründen sich zunächst daraus, daß unser vorherr­ schend ackerbautreibendes Land zu einem wesentlich industriellen Staatenverbande hinzutreten soll.

Wegen der damit angedeute­

ten Verschiedenheit der Verhältnisse müssen wir eine Concurrenz

der inländischen Gewerbtreibenden mit denen des Zollvereins bei

eintretender

Vereinigung

geradezu für unmöglich

halten.

Im

Zollvereine ist den Fabriken und sonstigen industriellen Etablisse­ ments seit Jahren von Seiten der Regierung jede Erleichterung

und jede nur mögliche, oft selbst unnatürlich

künstliche Unter­

stützung zu Theil geworden, und das gewerbliche Leben hat sich in seiner gleichzeitigen Befreiung von allen Banden und Fesseln

zu einer schwindelnden Höhe emporgeschwungen. sten Fabriken und

Etablissements

Die großartig­

sind aller Orten entstanden,

und wir werden überrascht von der Geschicklichkeit und Eleganz, in der der eine Gewerbtreibende den andern zu überbieten sucht.

Eine gleiche Stufe hat das industrielle Leben in unserem Lande nicht erreicht und unter den gegebenen Umständen auch nicht er-

17 reichen können.

Man hat hier keine künstlichen Mittel angewandt,

um die Bevölkerung dem Ackerbau und der Viehzucht zu entfrem­ den, worauf die Verhältnisse des Landes selbst seine Bewohner vorzugsweise Hinweisen, und man hat auch, die Zünfte und In­ nungen noch fortbestehen lassen, welche neben unläugbaren Vor­ zügen doch unverkennbar hemmend aus die freie Entwickelung des

industriellen Lebens einwirken.

Die Industriellen unseres Landes

können daher unter den einmal gegebenen Verhältnissen, falls ein Anschluß erfolgte, ganz unmöglich mit den Industriellen des Zoll­

vereins concurriren und unsere Fabriken und gewerblichen Unter­

nehmungen, wenn sie auch jetzt noch so freundlich prosperiren, würden mit wenigen Ausnahmen ihrem gänzlichen Untergange

entgegengehen oder doch nur kümmerlich ihr Fortbestehen fristen.

Die darin angelegten Kapitalien und die Subsistenz vieler In­

dustriellen und Arbeiter stehen somit auf dem Spiele." Wir hätten vor Allem gewünscht, daß die Petenten, um die Frage

von der künftigen Concurrenzfähigkeit der hannoverschen Industrie zu

entscheiden, statt auf einen Bestimmgrund in der primitiven Ent­

wickelung derselben, sich aus das wirkliche Sachverhältniß und die bestimmenden Faktoren desselben gestützt hätten.

Denn so wichtig

es auch für die Erstarkung der Industrie ist, ob sie vom Staate

begünstigt wird oder nicht, oder ob die alte Zunstverfassung ihren

Aufschwung lähmt oder nicht;

wo es sich um vorhandene Eta­

blissements handelt, wie im vorliegenden Fall, bleibt es doch ziemlich gleichgültig, ob dieselben in ihrer Entstehung mit mehr oder weniger Hindernissen zu kämpfen hatten.

Der hannoversche

Handelsverein hätte nur dann Reckt, wenn die

Staatsunter­

stützung der Industrie des Zollvereins so weit ginge, daß darin auch nach dem Anschluß des Steuervereins noch eine Bedingung

wohlfeilerer Production läge. Bekanntlich arbeitet aber die vereins­

ländische Industrie weder mit zinsfreien Staatskapitalien, noch ist sie bei der Besteuerung erimirt, noch fließen ihr sonstige posi­

tive Beneficien Seitens des Staats zu.

die direkte Besteuerung

In Preußen ist sogar

der Gewerbsunternehmer doppelt und

dreifach so hoch als in Hannover.

Die ganze directe Staats­

unterstützung der Industrie des Zollvereins bezog und bezieht sich

deshalb auf daS

handelspolitische System, diejenige Begünsti­

gung, an welcher Hannover nach dem Zollanschluß in gleichem

2

Iß Maße participirt. Nun war zwar das handelspolitische System des Zollvereins der Entwickelung der Industrie in manchen Fällen günstiger als das Hannovers, einestheils sind aber dafür solche Gewerbe, die von der Gunst des Zolltarifs nicht bedacht waren, in Hannover auch uncultivirt geblieben, und können schon des­ halb von der vereinsländischen Concurrenz nicht erdrückt werden, weil sie gar nicht vorhanden sind, anderentheilö sollten wir mei­ nen, daß wenn sich trotz des Mangels einer Staatsunterstützung, wie sie in den s. g. Schutzzöllen des Vereins liegt, in Hannover eine Industrie entwickelt hat, so sei damit schon an und für sich ein glänzendes Zeugniß ihrer Concurrenzsähigkeit ausgestellt, ein Zeugniß, das auch dadurch nicht im geringsten geschwächt wer­ den kann, daß man die Phrase von der schwindelnden Höhe, aus welcher der Concurrent steht, einflicht. Auch wird die Concurrenzsähigkeit durch die in den meisten Landestheilen Hannovers von Alters her bestandene Zunftverfas­ sung nicht beeinträchtigt. Es beweist dies das Beispiel Bayerns, wo der alte Zunftzwang durch daö Concessionswesen noch verhältnißmäßig weniger durchlöchert ist als in Hannover. Dennoch ist die Industrie in Bayern während des Zollvereins mächtig auf­ gebläht und findet wenig Grund, die Zustände preußischer Gewerbfreiheit herbeizuwünschen. Ja diese preußische Gewerbfreiheit selbst, wie sie heute ist, unterscheidet sich bekanntlich von der hannoverschen Zunstverfassung oft nur noch dem Namen nach. Der Handelsverein der Stadt Hannover hätte demnach nach besseren Gründen suchen müssen, um seine Furcht vor Erdrükkung der hannoverschen Industrie durch die freie vereinsländische Concurrenz zu rechtfertigen. Er würde zu dem Ende aber auf den Boden der faktischen Verhältnisse, unter welchen die Indu­ strie beider Zollgebiete besteht, herabsteigen müssen. Daß er das nicht gethan, beweist nur, daß er sehr oberflächlich geurtheilt hat. In Wahrheit liegt aber auch weder in einer größeren Ka­ pitalkraft, noch in billigeren Arbeitslöhnen, noch in leichterem Bezug der Rohstoffe, noch endlich in größerer technischer Fertig­ keit ein Vorzug der Industrie des Zollvereins vor jener Hanno­ vers begründet. Ein Blick in die Sachlage wird das näher beleuchten.

19 Daß Hannover für die Industrie die nöthigen Kapitale flüssig machen kann, beweist schon der Aufwand, den das Land für Grundablösungen und Eisenbahnbauten machte. Wo in verhältnißmäßig kurzer Zeit so viele Millionen auf dem Markte er­ scheinen konnten, da kann es auch an den Fonds zu industriellen Unternehmungen nicht sehlen. In der That ist denn auch die vorhandene Industrie Hannovers der Beweis dafür, daß die Kapitalisten des Landes selbst neben den unproductiven Staats­ effecten- und Eisenbahnactienhandel und neben den Landgüterspeculativnen eine Anlegungsweise wünschen, bei der das Inter­ esse des Einzelnen mit dem Nutzen der Gesammtheit in der Regel zusammentrifft. Zwar kennt Hannover noch nicht jene großarti­ gen Actienetablissements nach englischem Muster, die zum Theil den Stolz und die Zierde der vereinsländischen Industrie bilden, aber es wird nur günstigerer Umstände, als sie der bisherige beschränkte Markt und der mangelhafte Schutz vor der brittischen Kapitalsuprematie boten, bedürfen, um auch den hannoverschen Unternehmungsgeist auf dies Gebiet hinüberzuleiten. Sonst be­ stehen überall auch im Zollverein neben den großen Etablisse­ ments kleine, die mit geringem Kapital arbeiten, und es ist die falscheste Voraussetzung, jene würden diese in Hannover ver­ schlingen. Glücklicherweise sind es noch die wenigsten Betriebe, die nur bei einer Ausdehnung ins Große zu gedeihen vermögen, und gerade diese sind in Hannover entweder nicht vorhanden, oder stehen auf einer Höhe der Entwickelung, die sie vollkommen concurrenzfähig macht. Der kleinere Unternehmer arbeitet dage­ gen in Hannover durchweg mit mehr Kapital als in vielen Thei­ len des Zollvereins, wo ein gewisser Leichtsinn der Anlage nur zu oft Verlegenheit erzeugt und jede Krise zahlreiche Opfer for­ dert. Ueberhaupt ist keine Vorstellung unwahrer, als die in Hannover manchmal gehörte, man habe es bei der vereinslän­ dischen Industrie nur mit Krösussen zu thun. Wenn es irgend eine wunde Stelle der deutschen Gewerbthätigkeit giebt, so ist es vielmehr die des Geldmangels, welche sich bei jeder Geschäfts­ wendung sichtbar macht und mehr als irgend ein anderer Um­ stand die Schutzbedürftigkeit von der ausländischen Concurrenz bedingt. Uebrigenö hat Hannover ein vortreffliches Mittel in der Hand, etwa entstehendem Kapitalmangel seiner Industriellen 2*

20 abzuh elfen und die vorhandene Gewerbthätigkeit in Betreff des GeldpunktS auf solide Basis

zu stellen, die

Errichtung

einer

Landesbank. Der Arbeitslohn steht in fast allen Theilen des Steuerver­ eins unter der durchschnittlichen Höhe des westlichen, mittleren

und südlichen Deutschlands.

Auch erklärt sich diese Erscheinung

ganz einfach dadurch, daß bei der verhältnißmäßig immer noch geringen Verbreitung

industriellen

Erwerbs

Arbeitskräften in der Landwirthschaft die

das Angebot von

Nachfrage übersteigt,

dadurch aber in den Städten wie auf dem Lande ein Proleta­ riat entsteht, das bis auf den Namen alle Schattenseiten deS berüchtigsten Fabrikproletariats an sich trägt, ohne die Ressourcen

deö letzteren zu besitzen. Für technische Intelligenz hat die vortreffliche polytechnische Schule Hannovers fast über den bisherigen Bedarf gesorgt, wäh­ rend die im Allgemeinen hohe Ausbildung des Handwerks und

die in den meisten Landestheilen überall seit Alters her verbrei­

tete Leinenweberei

im Arbeiterstande die

für die Industrie disponibel

stellen.

tüchtigsten

Nücksichtlich

Elemente

deS

leichten

Bezugs der Rohstoffe liegen für Hannover sowohl in seiner Lage zur See und dem inneren Transportsystem, als in dem Reich­ thum an wohlfeilen Brennmaterial, der großen Landwirthschaft

und Viehzucht des Landes Vorzüge, die ihren Werth in der Zu­ kunft nach größtem Maaßstabe entfalten werden.

Die

angedeuteten

allgemeinen

Verhältnisse bewähren sich

auch in Bezug auf die gegenwärtige Lage der einzelnen In­ dustriezweige Hannovers. Die Leinenindustrie, neben Ackerbau und Viehzucht trotz

ihres gesunkenen Werths noch immer eine der ausgedehntesten Erwerbsquellen vieler Landestheile, ist zwar wie im Zollverein nur in wenigen Fällen bereits zu fabrikmäßigem Betrieb über­

gegangen, aber hat sich doch manche Vortheile in Bezug auf das Material und dessen Verspinnung, auf Bleiche und Appre­ tur angeeignet.

Auch ist Hannover vollkommen in der Lage, diese

Vortheile noch allgemeiner zu machen.

Die Concentrirung des

21 Flachsbaues in mehreren Bezirken begünstigt die Einführung der

Warmwasserröste und damit die Herstellung eines viel werthvol­ leren Products als bisher.

Die Linnenleggen

bieten die gehö­

rige Garantie für Länge und Breite der Stücke und stellen damit einen Punkt vieler Beschwerden überseeischer Käufer ab, die kei­ neswegs schon alle Zollvereinsstaaten

haben.

Gebühr

nach

gewürdigt

Für Verbesserung des Bleichverfahrens hat sich die han­

noversche Regierung seit längerer Zeit lebhaft interessirt.

Leinengarn-Maschinenspinnerei

auch

ist

in Hannover

In der erst ein

kleiner Anfang gemacht, hoffentlich wird aber die Regierung die günstige Gelegenheit nach dem Zollanschluß nicht versäumen, die

Ausbreitung derartiger Etablissements,

von denen die Zukunft

des deutschen

Leinengewebes

bevorworten.

Sonst hat der Export hannoverscher Leinen noch

hauptsächlich abhängt, kräftig zu

nicht im Verhältniß des zollvereinsländischen

abgenommen und

dem Lande fließt daraus ein Ertrag von durchschnittlich 1| Mil­ lionen Thaler zu.

Auf den Leggen der hannoverschen Leinen­

bezirke wurden 1849 233,609 Stück im Werthe von 1,585,1l2Thlr.

gestempelt. Die

Baumwollenmanufactur

in Hannover verdankt

ihre Entstehung großentheils dem Umstande, daß dem früheren

Leinenweber der Uebergang zur Dieselbe

verfertigt

mit

Baumwolle

geringen

profitabler schien.

Ausnahmen

nur

Beklei­

dungsstoffe und andere Zeuge gewöhnlicher

Qualität, die sich

theils an landesübliche Trachten anschließen.

Für mehrere dieser

Artikel wirkte bei ihrem geringen Werth der Tarifsatz des Steuer­ vereins auf Baumwollenwaaren von 12| Thaler pro Centner schon als Schutzzoll, und deshalb tauchen auch in dieser Bezie­

hung besonders Klagen auf, die aus der freien vereinsländischen Concurrenz nach dem Zollanschluß den Verfall der betreffenden

Industrie herleiten.

Gleichwohl sind

keine

Gründe

erkennbar,

die dem Weber von Gladbach oder des sächsischen Voigtlandes

unter gleichen Umständen des Bezugs und Preises der Garne einen Vorzug vor dem hannoverschen in der Anfertigung von Hosenzeugen, Parchent, Drell, oder gewöhnlichen Buntgeweben

gewähren

könnten.

Uebrigens

beschränkte

steuervereinsländische Baumwollenweberei

sich

die

gesammte

auf die Verarbeitung

22

von nur ungefähr 20,000 Centner Garn, d. h. hatte kaum 3 pCt. deS NmfangS der Baumwollenindustrie des Zollvereins. Die vorhandenen Zweige der Wollmanufactur, Tuch-, Coatings-, FrieS-, Flanell- und dergleichen Fabrikation stehen im Allgemeinen, nachdem sich die früheren handwerksmäßigen Einzelbetriebe zu gemeinsamen Spinn-, Walk-, Appreturanstalten vereinigt oder größeren Unternehmern angeschloffen haben, auf der Höhe der Zeit, und wenn sich Einzelne der Betheiligten gleichwohl gegen den Zollanschluß ausgesprochen haben, so kann der Grund nur darin liegen, daß dieselben ein Monopol, wel­ ches ihnen bei der bisherigen Jsolirung des Steuervereins, wenn auch in beschränkter Weise zu gute kam, aufrecht erhalten mochten. Die Papierfabrikation Hannovers läßt, seit ihre neue technische Organisation vollzogen, nicht viel zu wünschen übrig, und hat an dem großen Leinenverbrauch des Landes begünsti­ gende Umstände, die auch im Zollverein ihren Werth nicht ganz verlieren. Uebrigens standen die Preise der Lumpen bei der Concurrenz, welche die Erporteure den Papierfabrikanten trotz des Ausfuhrzolles machten, in Hannover periodisch hoher als im Zollverein, und wirkten demgemäß auch auf die Papierpreise zurück. Die Lederfabriken konnten den Bedarf des Steuerver­ eins nicht befriedigen. Auch wurden die Vortheile, welche eine große Viehzucht und der leichte Bezug transatlantischer Häute denselben gewährten, dadurch zum Theil paralysirt, daß ein noth­ wendiges Material, die Eichenborke in Quantitäten bis zu 60,000 Centner seewärts zum Export kam. Auf dem großen Markte des Zollvereins werden die günstigen Bedingungen, welche ein Viehzucht treibendes Küstenland der Lederfabrikation bietet, nicht verfehlen, diese Industrie auszubreiten. Die Tabaksfabrikation ist bei einer Einfuhr von durch­ schnittlich 70,000 Centnern rohe Tabaksblätter ziemlich umfassend und wird sich bei der Nähe des ersten europäischen Tabaksmarkts, Bremens, im Zollverein noch beträchtlich erweitern. Selbst in solchen Industriezweigen wie der Maschinenund Jnstrumentenfabrikation leistet Hannover bereits Er­ hebliches, nur hat der Mangel eines ausgedehnten Markts auch

23 hier niederhaltend gewirkt und die vorhandenen Elemente nicht zur rechten Entwickelung kommen lassen. Der Eisenhüttenbetrieb in Hannover zeichnet sich durch die Güte seines Products aus und eS liegt die salscheste Vor­ stellung zu Grunde, wenn die schon erwähnte Eingabe deS Handelsvereinö der Stadt Hannover meint, das Harzeisen würde beim Zollanschluß durch das preußische Eisen vollständig ver­ drängt werden. Was bei der bisherigen zollsreien Einfuhr deS spottwohlfeilen schottischen Eisens nicht gelungen, ist von der preußischen Concurrenz nicht zu besorgen. Vielmehr wird daS Harzeisen nach Oeffnung der Zollschranken auch im Innern Deutschlands wegen seiner Qualität gesucht werden und der Be­ trieb der ärarischen Hütten, welcher jetzt so gut wie gar keine Rente gewährt, erst dann wieder einen Ertrag bringen.

Ueberhaupt muß man aber die hannoversche Industrie bei der Frage des Zollanschlusses weit mehr aus dem Gesichts­ punkte der Zukunft, als aus dem der Gegenwart ansehen. Die bisherigen kleinen Anfänge gewerblicher Entwickelung dürf­ ten, selbst wenn dieselben der freien vereinsländischen Concurrenz verfielen, nicht als Bestimmgrund gegen den Zollanschluß gelten, weil ganz ungleich größere Interessen der Zukunft dabei in Frage kommen. Steht es nämlich fest, daß Hannover zur Pflege einer großen Industrie glücklich begabt ist und mit Hinblick auf die Lage des Landes zur See und zum Binnenlande, mit Hinblick aus das wohlfeile Feuerungsmaterial, die zahlreichen Wassergefälle, den leichten Grunderwerb, den niederen Arbeitslohn, das große Angebot von Arbeitskräften und das ausgebildete innere Trans­ portsystem des Landes wird wohl kein Verständiger ernstlich daran zweifeln, so kann man auch nicht in Ungewißheit darüber sein, daß der Zollverein, sein großer Markt und seine handelspolitische Verfassung auf diese Keime belebend wirken werden und sie zur Entfaltung treiben müssen. Wer wird z. B. in Zukunft nicht vorziehen, statt in Süd- oder Mitteldeutschland in Hannover Baumwollspinnereien zu bauen, da er hier in der unmittelbaren Nähe der deutschen Baumwollmärkte auf jeden Centner Rohstoff

24

1 bis 2 Thaler an Transportkosten und Spesen

erspart und

selbst beim Transport der Garne ins Binnenland noch von der Differenz des Gewichts zwischen der rohen Baumwolle und den

gesponnenen Garnen profitirt.

daraus

Aehnlich

wie

mit der

Baumwolle verhält eö sich aber auch mit Artikeln wie Taback, Häuten, Zucker, fremden Hölzern und Metallen, manchen Che­ Aller Unternehmungsgeist müßte in Deutsch­

mikalien u. s. w.

land schlummern, wenn er die Gunst solcher Verhältnisse ver­

kennen und in denselben nicht den Reiz zur Anlage gewerblicher Etablissements entdecken wollte.

Dazu kommt der Reichthum deS

Landes an zur Tuchfabrikation vortrefflich geeigneter Wolle, von welcher bisher durchschnittlich 25,000 Gentner erportirt wurden,

an Flachs und Werg, aus welchem letzteren bisher die Englän­

der jene schlechten Maschinengarne spannen, die, nach Deutschland zurückgeführt, nicht wenig dazu beigetragen haben, unsere Leinen noch mehr in Mißcredit zu bringen.

Ueberhanpt kann Hanno­

ver in Bezug aus eine Naturanlage zur Industrie

mit jedem

deutschen Lande in die Schranken treten und in hundert Fällen wird der Vorzug auf seiner Seite bleiben. Aber im Lande selbst will man die Industrie nicht und hält

sie eher für ein Unglück als für einen Segen.

Bei den tägli­

chen Anfeindungen der Industrie in vielen Organen der Presse,

bei den förmlichen Feldzügen, die eine nur auf den Import von Fremdwaaren speculirende Partei besonders von Hamburg aus gegen unsere vaterländische Gewerbthätigkeit unternimmt, ist eö gelungen, die öffentliche Meinung auch in Hannover zu captivi-

ren.

Die moderne Industrie, so hört man täglich, erzeugt nur

die extremsten Unterschiede von arm und reich und bringt für die große Masse der Gesellschaft eine neue Auflage von Skla­

verei mit sich. Beweise

solch

Wir suchen vergebens in Deutschland nach dem

schnöder

Behauptung,

dennoch

kehrt die Lüge

täglich wieder, während längst bewiesen ist, daß der industrielle Arbeiter mit wenigen Ausnahmen besser gelohnt, genährt und

gekleidet ist als der landwirthschaftliche, daß er in minderer Ab­ hängigkeit von dem Arbeitgeber steht, der letztere aber wohl mehr Sorgen, Mühe und Arbeit, in den wenigsten Fällen aber mehr Gewinn

hat als

ein

anderer Unternehmer.

Das Vomrtheil

gegen die Industrie wird auch in Hannover an der Wirklichkeit

25 Daß diese eintritt, dafür sind aber die wich­

bald zerschellen.

tigsten Gründe in den

hannoverschen Verhältnissen selbst vor­

handen. Hannover war bisher

bei dem Mangel an Umständen,

welche die gewerbliche Entwickelung begünstigten, rin vorzugs­

Land-

ackerbautreibendes

weise

Landwirthschast

Auch

verhältnißmäßig

die

hat

rasche

hannoversche

Fortschritte

gemacht.

Dennoch ist dieselbe außer Stande, der fortschreitenden Bevöl­ kerung

Erwerb

genügenden

zu

sichern.

Wo

sich

geschlossene

Bauernhöfe und Gutscomplere finden, wie in den meisten Lan­ destheilen,

ist die Zahl der Häusler und Taglöhner trotz der

erschwerenden

und

Ansässigmachungs-

Verehelichungsgesetze

Besorgmß erregendem Zunehmen begriffen.

in

Der besitzlose Stand

wächst unter der Landbevölkerung in rascher Proportion.

Da­

bei ist der Arbeitslohn so weit herabgedrückt und die Arbeits­

gelegenheit so

knapp geworden,

daß eine Arbeiterfamilie trotz

aller Genügsamkeit oft außer Stande ist,

Leben zu stiften.

mehr als das nackte

Bei kaum einem Thaler Baarverdienst wö­

chentlich kann von genügendem Auskommen nicht die Rede sein,

selbst wenn kleiner Feld-

und Gartenbau hinzukommt.

Dazu

gewährt die Leinensabrikation, derjenige Erwerbszweig, von dem besonders der kleine Mann in vielen Landestheilen früher die

größere Hälfte seiner Geldeinnahmen hatte,

heute nur noch so

kargen Gewinn, daß es im Interesse der Humanität ost gerathen erscheinen muß, eine Arbeit ganz auszugeben, bei welcher nicht

viel mehr als daö Salz zum Brode herauskommt.

Noch un­

günstiger fast ist die Lage da, wo die Theilbarkeit des Grund­

besitzes die Bauerngüter zersplittert und nun aus der Gesammt­

heit eine Masse kleiner Grundbesitzer gemacht hat, die trotz dieses

Grundbesitzes dem Proletariat sehr nahe stehen. Nicht besser steht es mit den Erwerbszuständen in den mei­

sten hannoverschen Städten. Absatzgebiet

Ohne selbständige, auf ein großes

Gewerbthätigkeit fristen Handwerk und

berechnete

Kleinverkehr in denselben ein oft

kümmerliches Dasein.

überall nimmt die Armenpflege jährlich

Fast

größere Summen in

Anspruch und von der Blüthe mittelalterlicken Wohlstandes sind

keine Spuren mehr

zu

erkennen.

Die Städte bestürmen die

Regierung deshalb um Verlegung von Garnisonen oder Behör-

26

bett in ihre Mitte und erwarten nur zu oft von Pallkativmitteln Wirkungen, die allein bei einer totalen Reform des ErwerbStvefens möglich stirb. Schon haben sich Angesichts bieser Lage auch hannoversche Stimmen auf's nachbrücklichste für eine organisirte Auswanberung als Denjenigen Weg ausgesprochen, auf bcnt allein eine bauernbe Abhülse zu erzielen sei. Bei ber bisherigen Jsolirung bes Lanbeö mochten bieselben Recht haben, währenb nach betn Zoll­ anschluß aus ber Industrie bas Element erwachsen muß, in bem selbst eine noch ungleich größere Bevölkerung zureichenben Er­ werb finden kann. Würdigte man in Hannover seine ökonomische Lage recht, hätte man zumal durchschaut, baß es schlechterdings zwischen Auswanderung und Industrie gar keinen Mittelweg giebt, den man zur Erhöhung des Volkserwerbs einschlagen kann, so müßte man bald erkennen, daß die Einsührung einer großen Gewerbthätigkeit auf einem Gesetz der Nothwendigkeit beruht und daß die Vorurtheile, welche man gegen dieselbe hegt, unendlich viel leichter wiegen, als das Bedürfniß der arbeitenden Classen. Selbst die Interessen der Sittlichkeit treten hinzu, um die Er­ höhung des Erwerbs hier dringend anzuempfehlen.

Aber, so hören wir selbst Manche von denen klagen, die von der Bedeutsamkeit der Industrie für den Volkserwerb im Allgemeinen durchdrungen sind, Landwirthschaft und Hand­ werk würden die Kosten der gewerblichen Entwickelung zu tra­ gen haben. Der Landwirthschaft würde die Industrie Capitale tind Arbeitskräfte entziehen, dem Handwerk durch Ueberflügelung den Todesstoß geben. Die Behauptungen sind theils wahr, theils unwahr. Wahr ist, daß die Industrie, indem dieselbe eine Anzahl jener Arbeitskräfte ausnimmt, welche die Landwirthschast bisher allein in Anspruch nahm, den Arbeitslohn steigern und die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhen wird. Der landwirthschaftliche Unternehmer wird sich demnach zu höheren Lohnausgaben entschließen müssen, wenn die Industrie bei seinen Arbeitern mit ihm in Concurrenz getreten ist. Auch dürfte ihm

27 dieselbe in manchen Fällen den Zinsfuß steigern und den Ertrag des Capitals mehr zu dem Ertrage der Anlegungsweise dessel­ ben in daS rechte Verhältniß fetzen, als da in der Regel ge­ schieht, wo man nur Grundhypotheken kennt. Die Industrie ist aber auch zugleich bereit, für solche vermeintliche Benachtheiligungen den genügendsten Ersah zu gewähren. Indem dieselbe eine zahlreiche Classe von Abnehmern der landwirthschaftlichen Produkte in nächster Umgebung der Landgüter bildet, steigert ste den Preis der ländlichen Erzeugnisse und gewährt dem Absätze derselben eine Stetigkeit und Sicherheit, wie sie ein ausländischer Markt niemals gewähren kann. Die Lage der Landwirthschast in industriellen Ländern wie der preußischen Nheinprovinz im Ver­ gleich mit der in Pommern und selbst in Hannover bisher, giebt den Beweis für das Vorstehende. Beim Fruchthandel zum Ex­ port absorbiren der Zwischenhändler und die Transportkosten stets den besten Theil des Gewinns und wenn solcher einmal in Aussicht steht, tritt auf dem überseeischen Markt eine ungün­ stige Conjunctur ein; derselbe wird plötzlich von Ländern her überführt, die bei ungleich günstigeren Productionsbedingungen viel wohlfeiler produciren können und dem diesseitigen Produ­ centen erwachsen Einbußen und Verluste statt des gehofften Gewinnes. Dagegen erhöht die Industrie in der Nähe der Landwirthschaft mit dem Preise der Erzeugnisse den Grundwerth, bietet die Gelegenheit, den Betrieb des Ackerbaues und der Viehzucht aus die rationellste Weise auszubilden und aus hun­ dert Artikeln Einnahmequellen zu machen, die, weil sie den Transport nicht ertragen, sonst unproductiv geblieben sein würden. Die ganze Landwirthschaft eines industriellen Landes steht in demselben Verhältniß wie ein Landgut in der unmittelbaren Nähe einer größeren Stadt. Eö bedarf aber für den Landwirth keines besonderen Hinweises, um demselben die Vortheilhastigkeit solcher Lage plausibel zu machen. In ähnlichem Verhältniß als zur Landwirthschast steht die Industrie zum Handwerk. Allerdings werden diejenigen Hand­ werke, welche mit der Maschinenarbeit der Industrie direkt con­ curriren erdrückt. Der Handspinner in Hannover, der Hand­ weber auf schlichte Stoffe, der kleine Metallarbeiter haben keine Zukunft, ste werden und sind schon unter allen Umständen matt-

28 gelegt, denn die Concurrenz der Maschine ist nicht an der han­

noverschen Grenze stehen geblieben und es ist vollkommen der Wahrheit entgegen, ihre zerstörende Wirkung erst von dem Zoll­ anschluß zu erwarten.

Dagegen greift die Industrie aber auch

von zwei Seiten her neubelebend in das Handwerk ein. Erstens

bringt dieselbe den meisten Handwerken direct und indirect neue lohnende Arbeit,

direct,

indem der Maschinenbetrieb stets viel

Handwerksarbeit in Anspruch nimmt,

und indirect,

indem sich

bei vermehrtem Erwerb besonders der arbeitenden Klassen auch der

Verbrauch von

Handwerkserzeugnissen

Zweitens

steigert.

nährt die Industrie den Geist der Association und regt zum Fort­ schritt auf technischem Gebiet an, bezeichnet aber damit den Weg, auf welchem allein die Zukunft des Handwerks erwachsen kann.

Denn auch das moderne Handwerk erfordert mehr Arbeitsthei­

lung und

größere Capitalanlage

hunderte.

Seine neue Organisation ist ein Gebot der Zeit und

wird nur

zum

verstanden.

als

das

früheren Jahr­

der

großen Schaden der Betheiligten nicht immer

Erst wenn sich das Handwerk an die Industrie an­

lehnt, kommt

dieser

Geist

der

Association,

welcher

zugleich

der größerer Untemehmungslust ist und bei sichererer Aussicht auf

Gewinn den Credit erhöht,

zur vollen Erscheinung.

Das Bei­

spiel wirkt auch in dieser Beziehung Wunder. Glücklicherweise

sind

manche Zweige

des

Handwerks

in

Hannover diesem neuen Geiste schon nicht mehr fremd, haben denselben vielmehr bereits in sich ausgenommen.

Wir erinnern

nur an manche Bauhandwerke, an die größeren Werkstätten zur

Mvbelfabrikation, an die zum Theil vortrefflichen Arbeiten in Blech, Pappe, Leder und an die Wollentuchweberei.

Ueberhaupt

kommt dem hannoverschen Handwerk eine durch die festgesetzte Lehr- und Wanderzeit begünstigte, verhältnißmäßig hohe Ausbil­

dung der Arbeiter sehr zu Statten und es ist Angesichts dieses Umstandes die leerste Besorgniß, wenn man von dem Zollan­

schluß eine Beeinträchtigung oder gar Ueberflügelung des Hand­

werks im Allgemeinen in Hannover befürchtet.

Die mehrerwähnte

Vorstellung der Celler Commission der hannoverschen Handels­

vereine nährt auch in dieser Beziehung die unbegründetsten Be­

sorgnisse, wenn sie sagt: „durch den Anschluß an den Zollverein wird das hannoversche Handwerk mit einem Schlage mitten in

rs eine ihm bisher ungewohnte Concurrenz versetzt und nachdem eS bisher durch seine Gewerbgesehgebung die freie Mitbewerbung von sich fern gehalten, plötzlich genöthigt, eine solche im weite­ sten Umfange zu bestehen. Es ist dies ein Sprung, wie er kaum jäher gemacht werden kann und die Folgen werden nicht auSbleiben." Weit entfernt, in seiner bisherigen Lage vor der Weltconcurrenz geschützt gewesen zu sein, waren alle diejenigen Zweige deS hannoverschen Handwerks, welche nicht bloß für den localen Bedarf arbeiten, derselben vielmehr fast maßlos bloß gestellt. Ein Eingangszoll von 6 Thlrn. 6 Ggr. oder 4 Thlrn. 4 Ggr. pro Centner konnte nicht verhindern, daß die feinsten Holz- und Möbelarbeiten, Instrumente, Kupfer-, Messing-, Blei-, Zinn-, Leder-, Papier-, Pelz- rc. Waaren in den größten Quantitäten in Hannover eindrangen. Eine oft unbegründete Vorliebe der höheren Stände für das ausländische, besonders englische Fabri­ kat kam noch hinzu, um das Handwerk des eigenen Landes zu benachtheiligen. Im Zollverein hat dasselbe allerdings die freie Concurrenz der Vereinsländer zu bestehen, während diejenige des Auslandes durch einigermaßen höhere Zölle gedämpft wird, dafür ist das hannoversche Handwerk aber in vielen Fällen auch bes­ ser, in keinem schlechter situirt, als das der meisten Zollvereins­ staaten und die auf ein größeres Absatzgebiet speculirenden Handwerköunternehmer in Hannover werden bald erkennen, daß Ge­ schicklichkeit der Arbeiter und Solidität der Erzeugnisse such aus dem großen Markte ihren Werth haben.

Wir haben bisher des hannoverschen Handels und der Schifffahrt nicht gedacht, weil in Bezug auf dieselben weniger Differenzpunkte der Meinung bei der Frage deS ZollanschlusseS stattfinden. Denn zum Theil hat fich bei den Be­ theiligten die Ueberzeugung bereits ausgebildet, daß die Oeffnung der Grenzen gegen daS Binnenland auf den Verkehr Hannovers nur im höchsten Maßstabe belebend zurückwirken kann, zum Theil bringt der Zollanschluß gerade das, was die Küstendistricte, be­ sonders OstfrieSland, als den nächsten Weg zur Hebung ihrer

30 Interessen

seit Jahren

bezeichnet haben.

aber von Wichtigkeit sein,

Jedenfalls

muß

eS

einen Maßstab für die Zukunft des

hannoverschen Handels und der Schifffahrt, insoweit sich derselbe auS den

vorhandenen

Verhältnissen

entnehmen

zu

läßt,

ge­

winnen. Hannovers Activverkehr mit dem Auslande beschränkte sich

bisher, jene wenigen Manufacturartikel wie Leinwand und einige Produkte des Harzer Bergbaues ausgenommen, auf landwirth-

schaftliche

Erzeugnisse und

Rohstoffe.

Getreide,

Schlachtvieh,

Wolle, Pferde, Butter, Flachs, Rappsamen bildeten die Haupt­

artikel.

Auch ist das Geschäft mit einigen derselben sowohl nach

dem Binnenlande als über See im Steigen begriffen, und auf

mehrere Zweige

hat die Reform der brittischen Zollverfassung

besonders belebend gewirkt.

So erportirte Ostfriesland bereits

im Jahr 1847 nach England 3547 Last Getreide und Hülsen­ früchte, 1,884,000 Pfund Butter, 1122 Stück Schlachtvieh und

275 Last Rappsamen, und der Gesammterport jener Provinz seewärts

stellte

sich

in dem

genannten Jahr

auf 7022 Last Getreide,

2,913,000 Pfund Butter, 256,000 Stück Käse, 2900 Last Rapp­

samen und 1237 Stück Schlachtvieh.

Ohne Zweifel wird die­

ser Verkehr in Landesproducten, so weit er über See geht, durch den Zollanschluß nicht beeinträchtigt, denn auch die Rückfrachten, welche fast ausschließlich aus Colonialwaaren, Seeproducten und

Steinkohlen bestehen, sind von der Zollverfassung des Vereins unabhängig, und wo dieselbe wie bei Eisen und Twist ins Mit­ tel tritt, hebt sie doch den überseeischen Bezug nicht auf, wie die

ungeheueren Quantitäten von Twist und Eisen, welche in den Zollverein strömen, beweisen. Dagegen kann der hannoversche Activhandel in Landwirth­ schaftserzeugnissen nach dem Binnenlande von der Oeffnung der

Zollgrenzen nur eine große Erweiterung

erwarten.

Hannover

lieferte dem Zollverein bisher schon durchschnittlich 20,000 Stück Rindvieh aller Art, 17,000 Stück Pferde, 10,000 Scheffel Wei­

zen, 40,000 Scheffel Roggen, 37,000 Scheffel Gerste, und Buchweizen und 4,500 Scheffel Hülsenfrüchte.

Hafer

Trotz der

ermäßigten Sätze wirkte aber der Eingangszoll des Zollvereins auf diesen Verkehr nachtheilig zurück, während die Befreiung

für denselben im entgegengesetzten Grade vortheilhaft sein wird.

31 Don noch wichtigerem Einfluß als für die Landesproducte wird aber der Anschluß an den Zollverein für die Vermittelung deS vereinsländischen Import- u. Erportverkehrs über Hannover

sein.

Namentlich haben die Hafenplätze an der Elbe und EmS

eine bisher unbekannte Frequenz zu erwartell, da sie nach Her­ stellung und Verbesserung aller Wasser- und Landtransportlinien die wohlfeilsten und unmittelbarsten Bezugs- und Absatzstätten

für einen großen Theil Deutschlands bilden.

zwei Beziehungen hervorheben,

Wir wollen nur

in denen die Gunst der Lage

durch die künftige Zollverfassung für den hannoverschen Seehan­

del noch erhöht wird. Bekanntlich zahlen alle Handelsartikel in Hamburg einen

Ein- und Ausgangszoll von | pCt. des Werths,

von 1 pCt. Leer rc.

in Bremen

Beim Bezüge oder Absätze über Harburg, Emden,

würde der diesseitige Importeur und Exporteur diese

Auslage sparen, in Folge der Ersparung sich aber ein gewiß

nicht unbeträchtlicher Theil des Hamburger und Bremer Verkehrs, so lange beide Städte isolirt bleiben, nach hannoverschen Plätzen

ziehen,

zumal da in Bezug auf

den Hamburger Handel der

Elbübergang und die doppelte Verladung für alle nach der west­

lichen Hälfte Deutschlands bestimmten Sendungen hinzukommt. Ebenso wichtig erscheint ein zweiter Umstand.

Das Export­

geschäft in deutschen Fabrikaten, dessen Umfang in Hamburg allein, was Manufacturwaaren anbetrifft, 35 Mill. Mark Banco jähr­

lich beträgt, mußte in seiner

bisherigen

Verfassung besonders

darunter leiden, daß der deutsche Exporteur außer Stande war, die einmal nach Hamburg geführten Waaren zollfrei ins Binnen­

land zurückzuführen.

Der diesseitige Fabrikant war unter solchen

Verhältnissen stets mehr oder weniger in die Hände des hansea­ tischen Kaufmanns oder eines überseeischen Abnehmers gegeben,

da er die freie Disposition über sein Eigenthum zum Theil ver­ loren hatte.

Kein Umstand hat mehr von Erportunternehmungen

zurückgeschreckt, als der genannte; mit der Eröffnung der hanno­

verschen Häfen für daö Zollvereinsgebiet wird dieselbe aber auf­

hören.

Der vereinsländische Fabrikant und Kaufmann wird die

Hamburger Lagerung in Zukunft wahrscheinlich nur noch für solche

Artikel vorziehen, bei welchen ein Nückimport gar nicht in Frage kommen kann, die große Masse seiner Erzeugnisse dagegen über

32 die nahen Häfen des Zollvereins versenden und dort sein Ge­

schäft etabliren.

Besonders in Anbetracht des letzteren Umstan­

des, der kaufmännischem Scharfblick

unmöglich

entgangen sein

kann, kann es aber rein unbegreiflich erscheinen, daß Kaufleute

eines Platzes, wie Harburg, der nächst den ostfriesischen Häfen

von dem Zollanschluß die größte Belebung seines Verkehrs zu erwarten hat, um Erhaltung des Freihafenprivilegiums Petitio­

niren können.

Mit der Fortdauer der Freihafenqualität würde

Harburg unverzüglich aushören, dem benachbarten Hamburg im

deutschen Erportgeschäft Concurrenz machen zu können, die Be­ dingungen würden hier gleich ungünstig sein als dort, denn eine

Rückimportation diesseitiger Fabrikate aus dem Freihafen verträgt

sich unmöglich mit dem Zweck einer sorgfältigen Zollcontrolle. Wie wir hören, hat sich denn auch die Majorität des Harburger

Handelsstandes der Betheiligung an der gedachten Petition ent­ halten und damit an den Tag gelegt, daß sie die Zukunft ihre-

Platzes aus einem richtigeren Gesichtspunkte ansieht.

Die hannoversche Schifffahrt, bisher nur zum kleineren Theil

im Eigenhandel des Landes beschäftigt, zum größeren im hansea­ tischen Verkehr oder zum Frachtfahren für fremde Rechnung ver­ wandt, muß sich zugleich mit dem Aufblühen des Verkehrs der

Seeplätze,

mächtig

heben.

Namentlich

steht der

ostfriesischen

Rhederei, die 1847 550 Seeschiffe, unter denen 38 von über 50 Commerzlast zählte, ein großer Aufschwung bevor, wenn gleich­

zeitig mit Herstellung der Schienenverbindung die Zollschranken

gegen das Binnenland fallen und die gewerbreichsten und wohl­ habendsten Bezirke des Zollvereins in das Handelögebiet Emdens und LeerS unmittelbar einrücken.

Wahrscheinlich wird eS dann

nicht lange dauern, daß sich die hannoversche

Flagge

auch

in

ttansatlantischen Gemässem entfaltet und eine direkte Handels­ verbindung cultivirt, die mit der hanseatischen in glückliche Concurrenz tritt.

Es erübrigt noch einige einzelne Punkte hervorzuheben, die bei der Frage des Zollanschlusses einen Stein des Anstoßes bil­

den.

In erster Linie stehen hier die Eisenzölle des Zoll-

33 Vereins.

Um die nachtheilige

ProductionSvermögen und

die

Rückwirkung derselben

Arbeiterbeschäftigung

auf das darzuthun,

führt die Eingabe der Celler Commission der hannoverschen Han­

delsvereine das Beispiel der Provinz Preußen an, in welcher

bei einem Areal von 9,360,000 Morgen Acker- und Gartenland

und 9,000,000 Morgen Wiesen und Forsten, sowie bei einem jährlichen Schiffbau von 7,380 Last nur 240,000 Gentner Roh­ eisen oder etwa 10 Pfund pro Kopf verbraucht würden, wäh­ rend in Hannover in Folge seiner bisherigen niederen Eisenzölle

bei 5,900,000 Morgen Gärten und Aecker, und 2,940,000 Mor­

gen Forsten und Weiden, sowie bei 4,500 Last jährlichem Schiff­ bau mit Ausschluß des Bedarfs für die Eisenbahnen 14} Pfund Roheisen pro Kopf zur Verwendung gekommen seien.

lich

Nament­

habe die Landwirthschaft der Provinz Preußen unter der

Vertheuerung des Eisens besonders gelitten und im Ganzen etwa nur um die Hälfte des Eisens verbraucht, welches die hannover­ sche Agrikultur verwende.

Die Vorstellung des Handelsvereins der Stadt Hannover leitet gleichzeitig aus den Eisenzöllen des Zollvereins und den

enormen Preisveränderungen, welche dieselben bewirken würden,

große Gefahren für alle Produktionszweige Hannovers her und

bringt einige vergleichende Preise, welche diese Veränderung constatiren sollen.

Englisches Stabeisen besserer Qualität koste ge­

genwärtig franco Hannover mit 1 Thlr. 1 Ggr. Steuer pro 100 Pfund 3 Thlr. 16 Ggr., englisches Nageleisen mit der er­

mäßigten Steuer von 12| Ggr. 2f| Thlr. und englische Eisen­ bleche mit 10 Ggr. Steuer 3} Thlr.

Rheinisches und westphä-

lisches Stabeisen würde dagegen in der

Stadt Hannover auf

4 Thlr. pro Centner, Nageleisen 4} Thlr. und Eisenblech auf 5|- Thlr. zu stehen kommen.

Zuerst einige Berichtigungen der vorstehenden Rechnungen.

Um den Eisenverbrauch der Provinz Preußen zu ermitteln, bringt die erwähnte Eingabe jene Quantitäten nicht mit in Anschlag, die besonders in Werkzeugen

und

Ptoductionsstätten bezogen wurden.

Gerüchen

aus

inländischen

Die glaubwürdigsten Berech­

nungen geben dieö Quantum auf 60,000 Zollcentner in Roh­

eisen an und der Verbrauch der Provinz Preußen an Eisen er­ höht sich danach um 12,5 Zollpfund pro Kopf.

Auch nahm In

3

34 Preußen bei dem fast gänzlichen Mangel an Industrie und bei der verhältnißmäßig geringen Verwendung des Eisenö in der größere Quantitäten in

Hauswirthschast der Landbau ungleich

Anspruch, als für denselben berechnet werden, während auf der andern Seite die geringere Entwickelung der Agricultur in jener

Provinz als in Hannover eine

Differenz des

Eisenverbrauchs

auch in der Landwirthschaft vollkommen erklärlich macht, ohne

daß man dazu die Eisenzölle zu Hülfe nehmen müßte. Zür Würdigung von Preisvergleichen, wie die vom hanno­

verschen Handelsverein

beigebrachten, ist eine genaue

der Qualität vor Allem nothwendig.

Angabe

Bei 3 Thlrn. Fracht loco

Hannover würde schottisches Stabeisen in gewöhnlichen' Dimen­

sionen, welches loco Werk L. 5. 10 pro Ton kostet, nach han­ noverschem Fuße verzollt, auf 30 Thlr. 12| Sgr. pro 1000 Pfd. zu stehen kommen, während das concurrirende Fabrikat der rhei­ nischen und westphälischen Puddlingwerke, aus ausländischem oder

inländischem Coakseisen bei Steinkohlen gefrischte Stäbe loco Werk

von 25

bis

30 Thalern differiren.

Staffordschire

Stabeisen,

gute Marke, würde nach dem Preise von L 8. 15. loco Werk in Hannover unter den erwähnten Verhältnissen auf 41 Thlr.

pro 1000 Pfund stehen, während das schon mit dem schwedi­

schen Eisen concurrirende, rein aus deutschen Holzkohleneisen bei

Steinkohlen gefrischte Puddeleisen auf den rheinischen und west­

phälischen Werken 33 bis 36 Thllr. pro 1000 Pfund, die feinste

Sorte aus nassauischem Eisen 36 bis 38 Thaler kostet.

Schwe­

disches Stabeisen selbst, in Hannover bisher in Concurrenz mit den Harz- und anderen besten deutschen Eisensorten namentlich

für landwirthschastliche Zwecke vielfach verwandt, ist franco Haupt­

stadt und bei den angegebenen Zollsätzen nicht unter 47 Thlrn. pro 1000 Pfund zu haben, während das concurrirende, bei Holz­

kohlen erblasene und gefrischte westphälische und nassauische Eisen loco Werk zu 43 Thalern verkauft wird.

Bei Nageleisen und

Kesselblechen steigen die Preisdifferenzen allerdings beinahe im

Verhältniß deS Zollbetrages, eine allmälige Reduktion der Zoll­ sätze dürfte aber hier auch nicht ungerechtfertigt erscheinen.

Gehen wir nach diesen Bemerkungen auf den landwirthschaftlichen Eisenverbrauch

zurück,

so

zeigt sich

zunächst, daß

ein großer Theil der landwirthschaftlichen Eisengeräthe Export-

35

arttlel der vereinsländischen Eisenindustrie bildet. Hacken und Karste, Schaufeln und Spaten, Mist- und Heugabeln, Sägen fast aller Art, Beile und Aerte, Zug- und Viehketten, Sensen, Sicheln und Strohmesser verführen die Grafschaft Mark, das Bergische und einige Gegenden Süddeutschlands in alle Theile der Welt und bestehen die englische Concurren; vollkommen. Selbst Hannover bezog schon bisher im isolirten Zustande von diesen Artikeln beträchtliche Quantitäten aus dem Zollverein und legt damit selbst Zeugniß dafür ab, daß die vermeintliche Gefahr welche seiner Landwirthschaft durch Vertheuerung ihrer Geräthe erwachsen soll, nicht hoch anzuschlagen ist. Indem die hanno­ versche Landwirthschaft vielmehr alle diese Werkzeuge in Zukunft um den bisherigen Zollbetrag wohlfeiler bezieht, wirh ihr daraus sogar eine Erleichterung erwachsen, die eben so hoch anzuschla­ gen ist, cilö die Vertheuerung anderer Eisensorten. Im Allgemeinen giebt es aber auch nichts Falscheres, als wenn man, wo von dem Eisenverbrauch die Rede ist, die ordi­ närsten Sorten englischen Eisens mit den wirklich verbrauchten Qualitäten deutschen Eisens vergleichen und aus der Preisdiffe­ renz den Schluß auf die Vertheuerung ziehen will. Jeder Dorfschmied weiß, daß ein Radbeschlag aus Waleseisen nicht die Hälfte der Zeit ausdauern kann, als ein solcher auö west­ fälischem, nassauischem oder Harzer Schmiedeeisen. Der Land­ wirth, der jenen Beschlag bei gleichem Arbeitsaufwand mit des Prei­ ses von diesem bezahlt, wird mithin um ein volles Viertel im Nachtheil sein. Gerade die Preise der besseren Roh- und Schmiedeisensorten sind aber im Zollverein von dem Eisenzoll saft gänzlich unabhängig und stehen nicht höher als in England, wo zum landwirthschastlichen Verbrauch, zu Instrumenten und Handwerksgeräthschaften neben dem schwedischen nur das beste Staffordshire- und Aorkshireeisen verwandt werden, Sorten, die gegenwärtig im Preise von 15, 17 bis 20 Lstrl. pro Ton stehen. Zugestanden aber selbst, eS fände eine Vertheuerung des Eisens zum landwirthschastlichen Verbrauch durch den Eisenzoll im Zollverein statt, so würde dieselbe immer so unerheblich sein, daß sie der gesummten landwirthschastlichen Production gegen­ über wie ein Tropfen im Meere erscheint. Nach mehrfachen 3*

36 stellt sich

Erhebungen

der Eisenverbrauch der

Landwirthschaft

durchschnittlich auf 2 Pfund Roheisen pro Morgen Ackerland, wovon

circa 50 pCt. als Stabeisen, 50 pCt. als Kleineisen, Guß- und Eisenwaaren, Blech und Draht verwandt werden.

Wollte man

nun statuiren, daß die bestehenden Eisenzölle alle diese verschie­

denen Artikel um ihren ganzen Betrag vertheuerten,

so würde

sich das Opfer der Landwirthschaft doch nicht höher als auf

1 Sgr. 11 Pfennige pro Morgen belaufen, d. h. auf noch nicht 1 pCt. des Reinertrags oder | pCt. des Bruttoertrags von mitt­

lerem Boden-

Diese 1 Sgr. 11 Pfennige reduciren sich aber

in Wahrheit auf die wenigen Pfennige, um welche das Pfund Kleineisen, Eisenbleche und weniger landwirthschastlichen Gerüche

im Zollverein

theurer

ist als im wohlfeilsten Auslande.

In

Summa kann diese gesammte Bertheuerung für die hannoversche Landwirthschaft noch nicht 100,000 Thaler betragen, wovon aber mehr als zwei Drittheile wieder in die Zollkasse fließen, mithin

nur relativ ein Opfer der Producenten sind. sultaten hat,

Zu ähnlichen Re­

wie wir zu großer Befriedigung hören, auch die

EnquSte einer von der hannoverschen Regierung zur Untersuchung

der Eisenzölle deS Zollvereins niedergesetzten Commission geführt.

In gleiche Linie mit dem Eisen stellen die mehrerwähnten

Eingaben auch solche Artikel wie Baumwollen- und Leinen­ garne, Soda, Talg u. s. w. und leiten von der Zollbelegung

derselben eine große Beeinträchtigung der Gewerbthätigkeit und gesammten

Gütererzeugung

her.

Natürlich

bleibt

dabei

der

Zweck der Verselbständigung unserer nationalen Industrie, wel­ chen die Garnzölle namentlich verfolgen, unberücksichtigt und statt

der positiven wird nur die negative Wirkung derselben hervor­

gehoben.

Auch für das Land Hannover muß es aber in Zu­

kunft von großer Wichtigkeit sein,

ob solche Halbfabrikate wie

Garne und Soda der deutschen Industrie nur vom Auslande geliefert, oder durch eigene Erzeugung hergestellt werden sollen.

Der Reichthum deS Landes an Flachs und Salz,

das offen­

kundige Bedürfniß, an die Stelle der Handspinnerei Leinenma­

schinengarn-Spinnereien zu setzen, die glückliche Lage zum Baum-

37

wollenmarkt sprechen unbedingt für Cultivirung der betreffenden Industriezweige und stellen denselben, wie schon erwähnt, die günstigste Zukunst in Aussicht. Denn es ist kein Grund vor­ handen, anzunehmen, daß Twist, Leinengarn und selbst Soda unter Verhältnissen, wie sie Hannover bietet, nachhaltig theurer sollten producirt werden als in England. Die von den Conjuncturen des Weltmarkts abhängigen Preisschwankungen, unter denen heute die deutsche Industrie beim Bezüge aus England so schwer zu leiden hat, werden bei inländischer Production nicht mehr stattfinden, während, sobald die letztere günstig situirt ist, der mittlere Durchschnitt der englischen Preisnotirungen voll­ kommen ausreicht, der betreffenden deutschen Fabrikation einen zureichenden Gewinn zu sichern, sobald dieselbe die Gefahren des ersten Anfangs überwunden hat. Anders verhält es sich allerdings mit Artikeln wie Talg, Thran und anderen Fabrikmaterialien, für deren Zollbelegung höchstens fiscalische Zwecke vorgeschüht werden können. Der Fiscus kommt dabei aber mit den Interessen der nationalen Production wirklich in Conflict. Auch die Herabsetzung des Ausfuhrzolls auf Wolle von 2 Thalern aus 10 Sgr. pro Zollcentner hat sich mit Recht des Beifalls jener Petenten nicht zu erfreuen. Ist die Noth­ wendigkeit einmal anerkannt, Angesichts der heutigen Zustände der Wollproduction und des Wollhandels den Ausfuhrzoll auf­ zuheben, so sollte man keine halbe Maßregel treffen, um dersel­ ben Folge zu leisten.

In finanzieller Beziehung wird gegen den Zollanschluß noch vorgebracht, daß die Thatsache der jährlichen Abnahme der Zollvereinsrevenüen seit 4 Jahren den Gewinn, welcher Han­ nover aus dem Präcipuum erwächst, sehr precär erscheinen lasse und die Besorgniß ausgesprochen, daß die Mehreinnahme der hannoverschen Staatskasse selbst innerhalb der zwölfjährigen Periode auf Nichts herabstnken könne. Wir können den hanno­ verschen Petenten derartige Befürchtungen um so weniger ver­ argen, als dieselben sogar von einem preußischen ministeriellen Blatte

38

vor einiger Zeit genährt wurden. Auch dieses wollte die Ab­ nahme der Zollvereinseinnahmen seit 1848 nicht aus den so nahe liegenden Zeitumständen, sondern aus dem handelspolitischen System erklären, obwohl dieses seit Gründung des Zollvereins im Wesentlichen dasselbe geblieben ist und bis zur Evidenz fest­ steht, daß die wenigen Veränderungen desselben auf die Finan­ zen nichts weniger als einen ungünstigen Einfluß gehabt haben. Jedenfalls ist der Beweis noch auf keiner Seite geliefert, daß die Verbrauchsfähigkeit und damit der von denselben abhängige Zollertrag seit 1845, dem Jahre der größten Einnahmen, auS inneren Gründen abgenommen habe. Auch dürste es wohl un­ möglich feilt, denselben zu führen, da, abgesehen von periodischen Zeitverhältnissen, die eclatantesten Beispiele vom Gegentheil vor­ liegen. Nur die auf hannoverschen Antrag erfolgte Herabsetzung der Zölle auf Franzbranntwein, Kaffee, Taback, Wein, Thee und Syrup kann einige Besorgnisse in Betreff der Zollrevenüen ein­ flößen. Auch werden dieselben keineswegs durch die Gründe vollständig gehoben, aus denen die Denkschrift, mit welcher die k. preußische Regierung die Veröffentlichung deS Septemberver­ trags begleitete, ein gleichmäßiges Steigen des Verbrauchs her­ zuleiten sucht. Bei Kaffee z. B. beträgt dke Preisermäßigung durch die Zollherabsetzung ungefähr 8 pCt., während erst bei einem Steigen des Consumes um 30 pCt. der Zollausfall wieder ausgeglichen würde. In Betreff der Zvllherabsetzung von Syrup kommt noch hinzu, daß dieselbe möglicher Weise den Ertrag des Rohzuckerzolls selbst beträchtlicher schmälern könnte als die Rü­ benzuckerindustrie in Zukunft. Hoffentlich wird aber dieser Punkt eine entsprechende Erledigung auf der bevorstehenden Zollconferenz finden, überhaupt das finanzielle Interesse, an dem alle Vereins­ regierungen gleich sehr betheiligt sind, eine Vertretung haben, welche auch die hannoverschen Besorgnisse beseitigen muß.

Wir glauben im Vorstehenden wichtige Argumente dafür beigebracht zu haben, daß die Gespensterfurcht, welche ein Theil der Bevölkerung Hannovers noch immer an den Septemberver­ trag knüpft vollkommen unbegründet ist. Namentlich kann über

39

das handelspolitische System des Zollvereins auf dem Stand­ punkte gerechter Beurtheilung unmöglich dasjenige Verdammungs­ urtheil ausgesprochen werden, mit dem eine Anzahl auf Befrie­ digung ihrer rein egoistischen Interessen speculirender Kaufleute in den Hansestädten wie in Hannover so freigebig ist. Die Schutzzölle des Zollvereins sind notorisch ganz ungleich niederer als die aller Großstaaten der Welt mit alleiniger Ausnahme Englands, dessen Freihandelspolitik, insoweit sie wirklich besteht, sich aus der industriellen Suprematie doch wahrlich genügend erklärt. Wo England selbst aber noch Schutzzölle hat, wie z. B. bei Seidenwaaren und vielen Handelsartikeln ist der wirkliche Betrag derselben in wohlberechneter Vorsorge für die eigne Pro­ duction ungleich höher als im Zollverein. Und gegen solche mäßigen und gerechten Ansprüche unserer nationalen Industrie auf Garantie für Entwickelung ihrer Kräfte sollte man sich in einem Lande auflehnen, dessen Lage und socialen Verhältnisse' auf die Culsur der Gewerbthätigkeit direct Hinweisen? Die hannoverschen Kammern werden die Nothwendigkeiten der Zu­ kunft Hannovers wohl prüfen, ehe dieselben der Regierung Di­ rektiven für eine Handelspolitik geben, die fünf Jahre später in ihr Gegentheil umgeschlagen sein könnte. Denn mögen die Kurzsichtigen auch spöttelnd lächeln, wir erwarten, Hannover niemals lange auf der Seite stehen zu sehen, die auf die Ent­ faltung des besten Theils unserer nationalen Kräfte mit scheelem Auge herabblickt.