Der Tempel von Jerusalem: Gründung Salomos Oder Jebusitisches Erbe? [Aufl ed.] 311006619X, 9783110066197

In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge

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Der Tempel von Jerusalem: Gründung Salomos Oder Jebusitisches Erbe? [Aufl ed.]
 311006619X, 9783110066197

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung (Fragestellung Und Methode)
2. Die Tenne Des Arauna, David Und Der Tempelbauplatz (Ii Sam 24)
3. Die Tempelgründung Salomos In Baugeschichtlicher Sicht
4. Die Vorgeschichte Der Tempelgründung Salomos Nach Dem Deuteronomistischen Geschichtswerk (Dtrg) Als Ausgangspunkt Für Weitere Kritische Rückfragen
5. Davids Ladezelt: Der Vorläufer Des Tempels Salomos?
6. Schluß (Rückblick Und Ergebnisse)
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Konrad Rupprecht Der Tempel von Jerusalem

Konrad Rupprecht

Der Tempel von Jerusalem Gründung Salomos oder jebusitisches Erbe?

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York

1977

Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Georg Fohrer 144

CIP-Kur^titelaufnähme der Deutschen Bibliothek

Rupprecht, Konrad Der Tempel von Jerusalem : Gründung Salomos oder jebusit. Erbe? — 1. Aufl. — Berlin, New York : de Gruyter, 1976. (Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft : Beih. ; 144) ISBN 3-11-006619-X

© 1976 by Walter de Gruyter &Co.,vormalsG.J. Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp., Berlin 30 Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Übersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Printed in Germany Satz: IBM-Composer, Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Druck: Werner Hildebrand, Berlin 65 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Herrn Professor Dr. Rolf Rendtorff in Dankbarkeit

Vorwort Eine erste Fassung der vorliegenden Arbeit wurde im Sommersemester 1974 unter dem Titel »Untersuchungen zur Geschichte der Tempelbaufrage von David bis Salomo« von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg als Dissertation angenommen. Für den Druck habe ich die Anlage der Arbeit im ganzen geändert und an manchen Stellen die Argumentation im einzelnen ausgebaut; die These jedoch ist die gleiche geblieben. Die Notwendigkeit der vorgenommenen Präzisierungen hat mir besonders das Korreferat bewußt gemacht, welches Herr Professor D. Claus Westermann dankenswerter Weise übernommen hatte. Meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. R o l f Rendtorff, ist diese Arbeit gewidmet. Ermutigung, Anregungen und weiterführende Kritik verdanke ich außer ihm auch den Kollegen und Freunden aus der Fachgruppe Altes Testament in Heidelberg: Erhard Blum, Frank Crüsemann, Bernd Diebner, Karl Günther, Georg Christian Macholz, Hermann Schult und Jürgen Stolz. Erhard Blum hat darüber hinaus viel Zeit und Mühe auf intensive Hilfe bei der Gestaltung des Manuskripts und beim Korrekturlesen gewandt; Jürgen Stolz hat mich in ugaritistischen Fragen beraten. Herrn Professor D. Dr. Georg Fohrer, D. D. danke ich für die bereitwillige Aufnahme der Arbeit in die von ihm betreute Reihe der Beihefte zur ZAW. Die Drucklegung wäre nicht möglich geworden ohne großzügige finanzielle Unterstützung durch die Theologische Fakultät der Universität Heidelberg und durch den Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe. Kasseedorf/Ostholstein, September 1975

Konrad Rupprecht

Inhaltsverzeichnis 1.

Einleitung (Fragestellung und Methode)

2.

Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz (II Sam 24) Zur Analyse von II Sam 24 Überlieferungsgeschichtliche Rekonstruktion der älteren Heiligtumslegende anhand von II Sam 24,16 ff. Die Übernahme eines jebusitischen Heiligtums in Jerusalem durch David und die Frage nach der Vorgeschichte des Tempels

2.1 2.2 2.3

3. 3.1 3.2 3.21 3.22 3.23 3.3 3.31 3.32 3.33 4.

4.1 4.2 5. 5.1 5.11 5.12 5.13 5.14 5.2 5.21

1

5 5 9 13

Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht Der Bericht von Salomos Tempelbau in I Reg 5,15-9,9 Der Tempelbaubericht (I Reg 6) Zu M. Noths Herleitung des Tempelbauberichts (I Reg 6) von einem ursprünglichen »Planungsentwurf« Die Interpretation von I Reg 6,7 Folgerungen aus der Interpretation von I Reg 6,7 Die übrigen Nachrichten über Salomos Bautätigkeit am Tempel von Jerusalem in I Reg 3 - 1 0 Eine methodische Vorbemerkung: Konsequenz aus der Mehrdeutigkeit des Verbums »bnh« Katalog der Aussagen über Salomos Bautätigkeit am Tempel von Jerusalem aus I Reg 3 - 1 0 Auswertung des Katalogs

32 35

Die Vorgeschichte der Tempelgründung Salomos nach dem deuteronomistischen Geschichtswerk (DtrG) als Ausgangspunkt für weitere kritische Rückfragen Die Vorgeschichte des Tempelbaus nach DtrG im Umriß Aufgaben angesichts bisheriger Forschung

41 42 46

Davids Ladezelt: Der Vorläufer des Tempels Salomos? Davids Ladezelt nach II Sam 6,17 Der weitere Kontext von II Sam 6,17 Der engere Kontext von II Sam 6,17 Zur Form-und Überlieferungsgeschichte von II Sam 6 , 1 2 - 2 3 Agendarisches Material in II Sam 6,17 und die Frage nach der Historizität von Davids Ladezelt II Sam 7,1—7: Ein Beleg für die Historizität von Davids Ladezelt? . . Zur literarischen Stellung und Einheitlichkeit von II Sam 7

18 19 21 22 25 27 30 30

51 52 52 53 54 59 62 62

X 5.22 5.221 5.222 5.23 5.3 5.31 5.32 5.33 5.4 5.41 5.42 5.43 5.44 5.5

6.

Inhaltsverzeichnis

II Sam 7 , 1 - 7 : Reflex einer Überlieferung von einem Vorfall in der vita Davids? II Sam 7,5—7: Ein an den historischen Daivd ergangenes V e r b o t ? . . . II Sam 7,1—3: Eine Szene aus der vita Davids? Zur Entstehung von II Sam 7,1—7 Die übrigen Belege für Davids Ladezelt I Reg 1,39 I Reg 2 , 2 8 - 3 0 I Reg 8,4 Andere Nachrichten über die Unterbringung der Lade Die Lade in Silo Die Ladeunterkünfte in der Ladeerzählung Die Lade in der Thronfolgegeschichte I Reg 3,15 und I Reg 6,19 Davids Ladezelt: Ein überlieferungsgeschichtlich sekundäres Bindeglied! Schluß (Rückblick und Ergebnisse)

Autorenregister Bibelstellenregister

66 66 72 75 78 78 84 87 91 91 92 93 95 97 100 106 108

1. Einleitung (Fragestellung und Methode) Nach einhelliger biblischer Überlieferung ist Salomo Gründer des Tempels in Jerusalem. Von ihm wird gesagt, er habe in der von seinem Vater David eroberten und zur Residenz des Doppelreiches Juda und Israel erhobenen Stadt den Bau eines Tempels für Jahwe in Angriff nehmen und zum Abschluß führen können. Die biblische Überlieferung ist sich auch darin einig, daß Salomo diesen Tempel von Grund auf neu errichtet hat. Nur über das Baugelände liegen uns zwei voneinander abweichende Überlieferungen vor: Nach der Darstellung im deuteronomistischen Geschichtswerk hat dieses Gelände keinerlei Vorgeschichte gehabt. Nach der Darstellung im chronistischen Geschichtswerk hingegen wurde es bereits von David nach einer Angelophanie als Opferstätte benutzt und zum Tempelbauplatz bestimmt (I Chr 21,1—22,1), nachdem es viel früher schon Schauplatz der Isaaksopferung gewesen war (II Chr 3,1). Beide Auffassungen sind sich dennoch darin einig, daß der Tempel auf einem zuvor unbebauten, freien Gelände errichtet wurde; denn auch der Chronist sieht den Tempelbauplatz keineswegs als ein von alters her ständig für den Kultus genutztes Gelände an. In der vorliegenden Arbeit soll nun — wie die Alternativformulierung des Titels anzeigt — nach der Vorgeschichte des Tempels Salomos gefragt werden, nach einer Geschichte also, von der die biblische Überlieferung willentlich nichts verlauten läßt. Soll die historische Zuverlässigkeit der biblischen Überlieferung in einem Punkte in Zweifel gezogen werden, in dem sie auf den ersten Blick verhältnismäßig einhellig erscheint, so ist zunächst zu erläutern, auf welches methodische Recht dieser Zweifel sich gründen könnte. Die Konstanz oder Kontinuität von Kultorten ist ein überall in der Religionsgeschichte nachweisbares Faktum: Die kultische Funktion eines heiligen Ortes ist in aller Regel älter als der jeweils zuletzt an ihm geübte Kult und auch älter als die von der letzten Kultgemeinschaft überlieferte Kultgründungslegende es angibt. Dieser hier nicht näher zu belegende Tatbestand 1 stellt ja auch die methodische Basis dar für die seit H. Gunkel übliche religionsgeschichtliche Analyse der Heiligtumslegenden in den Sagen der Erzväter. Diese religionsgeschichtliche Analyse hat zu der spätestens seit A. Alts »Gott der Väter« 2 in das allgemeine Bewußtsein der Bibelwissenschaft eingedrungenen Einsicht geführt, daß die entsprechenden Kultsagen im Buche Genesis den Eintritt des jeweiligen Erzvaters und seiner Sippe in den schon vorher an dem betreffenden Ort geübten Kult spiegeln. Für Jerusalem selbst hät sich seit H. Greßmanns Behandlung von II Sam 24 3 der Gedanke immer stärker durchgesetzt, daß auch hinter der Ätiologie von 1

2 3

Vgl. dazu nur das reiche Material in B. Kötting, Peregrinatio religiosa, Forschungen zur Volkskunde, Heft 3 3 - 3 5 , 1950. A. Alt, Der Gott der Väter, BWANT 48, 1929 = Kl. Sehr., I 1953, 1 - 7 8 . H. Greßmann, SAT 2/1, 1921 2 , z. St.

2

Einleitung

Davids Altar auf der Tenne des Arauna eine alte jebusitische, also vorisraelitische Heiligtumslegende sichtbar wird. Da die Identität der Tenne des Arauna mit dem Gelände, auf dem der Tempel Salomos zu suchen ist, nirgends ernsthaft in Zweifel gezogen wird, ergibt sich der Schluß, daß Salomos Tempel an einem alten Kultort der Jebusiter stand. Auch diese Konsequenz wird nirgends ernsthaft in Zweifel gezogen; sie ist offenbar noch zu allgemein und somit zu richtig, um überhaupt einen Streit der Meinungen auslösen zu können. Es kann deshalb auch keineswegs das Ziel der Arbeit sein, diese fast schon banale Einsicht zu fördern, daß der Tempel Salomos auf altehrwürdigem, heiligem Grund und Boden erbaut wurde, sondern es geht um die Frage, ob dieser sogenannte Tempel Salomos - entgegen dem von der biblischen Überlieferung gezeichneten Bild — nicht doch, und zwar hinsichtlich seiner Bausubstanz, eine Vorgeschichte gehabt hat, so daß die Bautätigkeit Salomos am Tempel in Jerusalem (an der zu zweifeln kein Anlaß besteht) jedenfalls nicht in baugeschichtlichem Sinne als Tempelgründung anzusprechen ist. Mit anderen Worten: Hat Salomo wirklich in Jerusalem den Tempel in baugeschichtlichem Sinne gegründet, oder hat er vielmehr mit seiner Bautätigkeit an baugeschichtlich schon Vorhandenes angeknüpft? Wenn von der Tempelgründung in baugeschichtlichem Sinne gesprochen wird, so impliziert das eine Unterscheidung. Zur Erläuterung seien noch einmal die Kultsagen aus dem Buche Genesis angeführt. Sie spiegeln - wie gesagt - den Eintritt des betreffenden Erzvaters und seiner Sippe in den an dem jeweiligen Ort schon seit langem von anderen geübten Kult. Sie spiegeln also — von der Geschichte des Ortes her gesehen — nur einen Punkt im Verlaufe einer viel älteren Geschichte. Ihrer Intention nach sind diese Sagen aber Kultgründungssagen: Sie wollen den jeweiligen Anfang einer Kultusgeschichte eines Ortes berichten, und sie tun das für die Gemeinschaft, die sich von dem in der Sage handelnden Erzvater herleitet. Im Rahmen dieser Gemeinschaft, in der sie überliefert werden, erfüllen die Sagen die beschriebene Funktion sogar mit einem gewissen Recht; denn für diese Gemeinschaft war ihr Eintritt in den jeweiligen Kult identisch mit dem Beginn der Gottesverehrung an dem betreffenden Ort. Analog dazu muß nun auch eine Tempelgründungslegende unter zwei Gesichtspunkten beurteilt werden können. Man wird zum einen an sie die Frage richten dürfen: Was wirft die Tempelgründungslegende ab für die Geschichte des Tempels, von dem sie handelt? Oder: An welcher Stelle der Geschichte dieses Tempels hat sie ihren Ort? Zum anderen ist zu fragen: Was zeigt uns die Tempelgründungslegende über das Selbstverständnis dessen, der in ihr als Tempelgründer dargestellt wird? Oder, wenn darüber nichts zu erfahren ist: Was zeigt sie uns über das Selbstverständnis derjenigen, die einen der ihren als den Begründer des Tempels ansehen? Die erste Frage ist rein an der Baugeschichte orientiert, die zweite möchte zu der Kult- oder Religionspo/u/A: vorstoßen, in deren Dienst die Texte stehen. Sollte sich nun erweisen, daß Salomos Tempelgründung nicht zweifelsfrei als baugeschichtliche Gründung zu verstehen ist, so rückt der religionspolitische Aspekt der Überlieferung von dieser »Tempelgründung« umso stärker in den Blick, und das gerade angesichts der oben herausgestellten Einhelligkeit der biblischen Überlieferung in diesem Punkte.

Einleitung

3

Die Rückfrage nach der Vorgeschichte des dem Salomo zugeschriebenen Tempels ist jedoch nicht nur wegen des verbreiteten Phänomens der Konstanz von Kultorten berechtigt. Es tritt noch ein anderer Umstand hinzu: Seitdem S. Mowinckel in seinen »Psalmenstudien« 4 H. Gunkels formgeschichtlichen Ansatz in dei Erforschung der Psalmen 5 zu einem kultgeschichtlichen ausgebaut hat, ist der Kultus von Jerusalem mit seinen verschiedenen Traditionen immer stärker in das Blickfeld der alttestamentlichen Wissenschaft gerückt. Heute gilt der Tempel von Jerusalem mit dem an ihm gepflegten Kult weithin als der Ort, an dem sowohl speziell jebusitische als auch andere kanaanäische Traditionen Eingang in die israelitische Religion gefunden haben 6 . Außerdem rechnet man spätestens seit A. Bentzens und H. H. Rowleys Untersuchungen zur Geschichte der Priesterschaft in Jerusalem 7 mit der Übernahme jebusitischen Kultpersonals durch David und Salomo. Sollte sich nun eine positive Antwort auf die Frage nach einer eventuellen Vorgeschichte des Tempels als vertretbar erweisen, so würde nicht nur — in einem zwar kleinen, aber nicht unwesentlichen Punkt — unser bisheriges Bild von der Kultgeschichte Jerusalems eine Korrektur erfahren, sondern es würde auch gleichzeitig der »realgeschichtliche« Hintergrund der oben angedeuteten traditionsgeschichtlichen communis opinio sowie der fast sicher nachweisbaren kult-personalpolitischen Entscheidungen Davids und Salomos ein wenig beleuchtet. Es versteht sich, daß die Frage nach der Vorgeschichte des Tempels, gerade wenn sie so explizit als baugeschichtliches Problem aufgeworfen wird, auch nach einer Beantwortung mit den Mitteln der Archäologie verlangt. Gegen die Annahme, der Tempel Salomos habe eine bis in jebusitische Zeit hinaufreichende Vorgeschichte, könnte nämlich von archäologischer Seite der Einwand erhoben werden, daß dann mit einem Tempel extra muros gerechnet werden müsse. Das Gelände des Tempels hat ja nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand außerhalb des festumfriedeten Gebiets der alten Jebusiterstadt gelegen und ist wohl erst unter Salomo dem Stadtgebiet eingefügt worden 8 . Aber der Verlauf der Besiedlungs- oder Stadtgrenze im Norden Jerusalems — einmal vorausgesetzt, die derzeitige Auffassung darüber brauche in Zukunft nicht revidiert zu werden — kann nur so lange als Gegengrund ernsthaft ins Feld geführt werden, solange wir keine brauchbare Analogie zu einem Tempel extra muros haben; schon eine bebaute bamah würde als Analogie hinreichen, um den Einwand zu entkräften. 4

5 6

7

8

Vgl. S. Mowinckel, Psalmcnstudien II. Das Thronbesteigungsfest Jahwäs und der Ursprung der Eschatologie, 1922; ders., Psalmenstudien III. Kultprophetie und prophetische Psalmen, 1923; ders., Psalmenstudien V. Segen und Fluch in Israels Kult und Psalmendichtung, 1924. Vgl. bes. H. Gunkel - J. Begrich, Einleitung in die Psalmen, 1933. Als eine der ersten Arbeiten zu dieser Frage muß genannt werden: H. Schmid, Jahwe und die Kulttraditionen von Jerusalem, ZAW 67 (1955), 1 6 8 - 1 9 7 . Zum gegenwärtigen Stand vgl. F. Stolz, Strukturen und Figuren im Kult von Jerusalem, BZAW 118, 1970 und O. H. Steck, Friedensvorstellungen im alten Jerusalem, ThSt 111, 1972. A. Bentzen, Studier over det Zadokidiske Praesteskabs Historie, 1931; vgL auch das Selbstreferat: Zur Geschichte der Sadokiden, ZAW 51 (1933), 1 7 3 - 1 7 6 ; H. H. Rowley, Zadok and Nehushtan, JBL 58 (1939), 1 1 3 - 1 4 1 . Vgl. jetzt K. M. Kenyon, Jerusalem. Die heilige Stadt von David bis zu den Kreuzzügen, 1968, 49ff.

4

Einleitung

Was die weiteren Mittel der Archäologie betrifft, so dürfte es vorerst ein unrealisierbarer Traum bleiben, daß man Reste des Tempels Salomos oder gar noch seines vermuteten Vorläufers in situ findet. Doch selbst wenn man das Glück hätte, auf solche Reste an Ort und Stelle zu stoßen, bliebe für deren Interpretation immer noch der methodische Grundsatz maßgebend, daß monumentale Hinterlassenschaften vergangener Zeiten von uns nur im Zusammenhang mit literarischen Zeugnissen zum Reden gebracht werden können 9 . Nicht allein deshalb, aber auch im Blick auf die archäologischen Implikationen des Problems erscheint es als Konzentration auf den ersten Schritt geradezu geboten, sich zunächst auf Analysen der literarischen Zeugnisse zu beschränken. So soll denn die vorliegende Arbeit historisch-kritische Untersuchungen derjenigen Überlieferungsstoffe bieten, die hier einschlägig sind. Dabei sollen sich die Analysen von folgender Frage leiten lassen: Ist die biblische Überlieferung von der baugeschichtlich verstandenen Tempelgründung durch Salomo so eindeutig und so fest, so natürlich und unverfänglich, daß die Übernahme eines ehemals jebusitischen Tempels durch die Israeliten von vornherein auszuschließen ist? Oder ist im Gegenteil der Zustand der Überlieferung so, daß entgegen dem in ihr herrschend gewordenen Bild doch mit der Möglichkeit einer solchen Übernahme eines älteren Tempels durch Salomo oder vielleicht schon durch David gerechnet werden darf? 9

Vgl. dazu M. Noth, Der Beitrag der Archäologie zur Geschichte Israels, VTSuppl 7 (1960), 2 6 2 - 2 8 2 = AzbLA, I 1971, 3 4 - 5 1 .

2. Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz (II Sam 24) In der Einleitung wurde schon daraufhingewiesen, daß der Ätiologie von Davids Altar auf der Tenne des Arauna für die Frage nach der Vorgeschichte des Tempels in Jerusalem besondere Bedeutung zukommt 1 . Zwei Gesichtspunkte sind dafür maßgebend: zum einen die Lokalisierung der Tenne des Arauna, zum anderen die Vermutung, daß sich hinter II Sam 24 eine alte, jebusitische und das heißt: vorisraelitische Kultgründungslegende verbirgt. Schon diese Tatsache, daß der gegenwärtige Stand historisch-kritischer Einsicht in die Probleme von II Sam 24 auf die Vermutung einer Vorgeschichte des dem König Salomo zugeschriebenen Tempels führt, legt es nahe, die Untersuchungen mit einer Behandlung von II Sam 24 zu beginnen. Dafür spricht aber noch eine andere Erwägung: Der Text gehört zu den Kapiteln II Sam 21—24, die nach M. Noth alle »ein Konglomerat von Zusätzen« darstellen, »das erst, nachdem das Werk von Dtr in einzelne 'Bücher' zerlegt worden war, allmählich zugewachsen ist« 2 . Das heißt: Wir haben es bei II Sam 24 mit einem Text zu tun, der ursprünglich nicht Teil des deuteronomistischen Geschichtswerkes war, in das im übrigen alle anderen Texte aufgenommen worden sind, welche man für die hier zu untersuchende Frage heranziehen wird 3 . II Sam 24 kann also ganz unabhängig von den Problemen, die das deuteronomistische Geschichtswerk aufgibt, daraufhin befragt werden, was dieses Kapitel an alter Tradition bietet und was diese alte Tradition über die Gründung des Tempels in Jerusalem erkennen läßt.

2.1 ZUR ANALYSE VON II SAM 24

Einer eingehenden Analyse hat W. Fuß das Kapitel II Sam 24 unterzogen 1 . Er hat nützliche Beobachtungen gemacht, allerdings ist seiner Studie als ganzer gehörige Skepsis entgegenzubringen. Fuß möchte nämlich einen Erzählungsfaden durch das ganze Kapitel hindurch verfolgen, von dem er annimmt, daß er aus da1 2 3 1

Siehe oben S. 1 f. M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, SKG. G XVIII/2, 1943, 62 Anm. 3. Siehe dazu die folgenden Kapitel. W. Fuß, II Samuel 24, ZAW 74 (1962), 1 4 5 - 1 6 4 . Ältere Analysen finden sich v. a. in den Kommentaren; von ihnen ist besonders hervorzuheben: H. Greßmann, SAT 2/1, 1921 2 , 1 4 6 - 1 4 9 . Vgl. außerdem: O. Eißfeldt, Die Komposition der Samuelisbücher, 1931, 54; Hans Schmidt, Der heilige Fels in Jerusalem, 1933, 78ff. Nach W. Fuß hat m. W. nur Herbert Schmid ausführlicher zu II Sam 24 Stellung genommen: H. Schmid, Der Tempelbau Salomos in religionsgeschichtlicher Sicht, FS K. Galling, 1970, 2 4 1 - 2 5 0 , bes. 245 ff.

6

Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz

vidisch-salomonischer Zeit stamme und von Anfang an schriftlich konzipiert worden sei 2 . Diesem Erzählungsfaden, so nimmt Fuß weiter an, seien dann erst sekundär Elemente der älteren jebusitischen Kultlegende hinzugefügt worden 3 . Demgegenüber hat neuerdings Herbert Schmid, der früher selbst noch im Anschluß an Hans Schmidt eine Aufteilung von II Sam 24 in zwei parallele Erzählungsfäden befürwortet und durchgeführt hatte 4 , mit Recht bezweifelt, ob der Weg richtig sei, »durch Längsschnitte aus II Sam 24 Parallelversionen« herauszuarbeiten 5 . Er spricht sich jetzt dafür aus, »Querschnitte« zu legen 6 . Tatsächlich läßt sich das Kapitel auf diesem Wege überzeugender analysieren. Nur möchte ich die »Querschnitte« nicht mit Herbert Schmid »nach v. 11 a und nach v. 17« legen, sondern eine andere Unterteilung des Kapitels scheint mir näher zu liegen: 1. Die Geschichte von der Volkszählung (v. 2—9), 2. Die Gad-Erzählung oder: Wie David aus drei Strafen eine auswählen durfte (v. 1 1 - 1 5 ) und 3. Die Ätiologie von Davids Altar auf der Tenne des Arauna (v. 16—25). Die Geschichte von der Volkszählung ist offenbar mit v. 1 nach vorn redaktionell an Kapitel 21 angeschlossen worden 7 , so daß dieser Vers nicht als die ursprüngliche Einleitung von v. 2—9 angesehen werden darf. Nach hinten dürfte die Geschichte von der Volkszählung früher ebenfalls einmal selbständig gewesen sein. Das zeigt sich daran, daß sie im Grunde kein über den Abschluß des Zensus (v. 9: mit dem Ergebnis) hinausweisendes Element der Spannung enthält. Nur Joabs vorsichtiger Versuch, David von dem Gedanken an einen Zensus abzubringen (v. 3), und Davids Beharren auf seinem Vorsatz (v. 4 a) lassen eine Fortsetzung wünschenswert erscheinen; aber die sich in v. 3.4a aussprechende Auffassung von dem Zensus deckt sich so sehr mit derjenigen der sekundären redaktionellen Einleitung (v. 1), daß sie kaum mit Sicherheit als zum ursprünglichen Bestand gehörig gelten kann. Es ist durchaus denkbar, daß v. 2—9 auf eine (Annalen-) Notiz zurückgehen, die von einem bestimmten Zensus zur Zeit Davids wußte. Die Gad-Erzählung oder: Wie David aus drei Strafen eine auswählen durfte (v. 11—15) erfordert zwar eine die Strafe motivierende Vorgeschichte, diese muß aber nicht immer schon die Volkszählung (v. 2—9) gewesen sein. Diese Überlegung hilft zusammen mit den vorgetragenen Beobachtungen an v. 2—9, den v. 10 ebenfalls als ein redaktionelles Verbindungselement zu erkennen: Davids Reue und seine Bitte um Vergebung gehören wahrscheinlich sachlich und der Tendenz nach auf eine Ebene mit v. 1.3.4a und v. 17 8 ; v. 10 hat demnach - wie v. 17 im Gesamtzusammenhang des vorliegenden Kapitels die Funktion von Überleitung und erzählerischer Fermate. 2 3 4

5 6 7 8

W. Fußa. a. O. 160 f. A. a. 0 . 161 ff. Vgl. H. Schmid, Jahwe und die Kulttraditionen von Jerusalem, ZAW 67 (1955), 168 bis 197. 175. H. Schmid, Der Tempelbau Salomos (vgl. oben Anm. 1), 245f. Ebd. Vgl. dazu außer den Kommentaren: W. Fuß a. a. O. 149. Vgl. dazu weiter unten.

Zur Analyse von II Sam 24

7

In der Gad-Erzählung mag v. 11 a ein erratischer Block sein oder eine jetzt nicht mehr vorhandene Fortsetzung verlangen 9 , daraufbraucht hier aber nicht näher eingegangen zu werden, da dieser Versteil der Analyse keine unüberwindlichen Schwierigkeiten in den Weg legt, wenn nach dem Ende der Erzählung gefragt wird. Der Schluß der Gad-Erzählung ist nämlich sehr deutlich in v. 15 zu erkennen, sofern man den masoretischen Text in v. 14.15 unverändert läßt. Nach v. 13 stellt Gad drei, jeweils zeitlich begrenzte, Strafen zur Auswahl. Wir können die Frage offen lassen, ob David mit seiner Antwort in v. 14 nur die zweite der drei zur Auswahl gestellten Strafen ausschließt und die Auswahl aus der ersten und dritten wiederum an Jahwe zurückgibt 10 , oder ob seiner Antwort eine eindeutige Entscheidung für die Pest impliziert ist 1 1 . Wie auch immer man diese Frage entscheiden wird: die beiden angegebenen Möglichkeiten, Davids Antwort zu interpretieren, zeigen jedenfalls, daß das LXX-Plus am Ende von v. 14 für einen konsistenten Text durchaus entbehrlich ist. Entsprechend der Vereinbarung (v. 13) und dem Wunsche Davids gemäß (v. 14) schickt Jahwe laut v. 15 die Pest »vom Morgen bis zur festgesetzten Zeit« 1 2 . Zusammen mit der Angabe der Zahl der Opfer in 15b kann der ganze Vers gut als Schlußformel der Gad-Erzählung angesehen werden 1 3 . Ganz abwegig erscheint es mir, mit rationalistischen Erwägungen über das mögliche Ausmaß einer dreitägigen Pestepidemie gegen den Text von v. 15b argumentieren zu wollen, wie es W. Fuß (a. a. 0 . 157) tut. Die betonte Stellung des Ausdehnungsbereichs der Pest »von Dan bis Beer-Seba« am Schluß läßt mit der Möglichkeit rechnen, daß mit dem so formulierten v. 15 die bereits um die Geschichte von der Volkszählung nach vorne hin ergänzte Gad-Erzählung abgeschlossen wurde; aber auch das mag hier auf sich beruhen. Wichtig ist nur, daß die GadErzählung oder: Wie David aus drei Strafen eine auswählen durfte keinerlei Fortsetzung über v. 15 hinaus erfordert. Das bestätigt geradezu die LXX-Fassung von v. 15: Sie stellt eine glättende Bearbeitung dar, die im Dienste einer engeren Verknüpfung der Gad-Erzählung mit der in v. 16 einsetzenden Kultlegende steht 1 4 . 9 10 11

12

13 14

Vgl. dazu außer den Kommentaren: W. Fuß a. a. O. 150. So H. W. Hertzberg, ATD 10, i 9 6 0 2 , 340 und W. Fuß a. a. O. 153 mit Anm. 49. Weil nur sie als Wirkung Gottes habe aufgefaßt werden können; vgl. C. F. Keil, BC II/2, 1875 2 , 394; A. B. Ehrlich, Randglossen zur hebräischen Bibel, III 1910, 345. So ist w'd 7 mw'd zu übersetzen; vgl. W. Nowack, HK 1/4, 1902, 260; als Parallelbelege für mw'd in diesem Sinne führt er an: Ex 9,5; Ps 75,3; 102,14. W. Caspari, KAT VII, 1926, 672, verweist außerdem noch auf II Sam 20,5. H. Schmidt, Der heilige Fels (s. oben Anm. 1), 82, versteht 7 mw'd als »Versammlungszeit« und H. Schmid, Der Tempelbau Salomos (s. oben Anm. 1), 246, als »Zeit der kultischen Zusammenkunft«; diese Interpretationen sind jedoch genauso wenig überzeugend wie die von A. B. Ehrlich, Randglossen III (s. oben Anm. 11), 345, vorgeschlagene Emendation zu 'Iwthmnhh in Anlehnung an I Reg 18,36; II Reg 3,20. W. Fuß, der 7 mw'd so versteht wie wir, muß diesen Versteil (15 a) »eliminieren« (a. a. O. 157), weil er durch seine Orientierung an einem durchlaufenden Erzählungsfaden ein Bild von Werden und Wachstum des Kapitels entwirft, das sich als falsch erweist, sobald die ErzählungsemAei/e« beachtet werden. Vergleichbare Schlußformeln finden sich in Num 17,13f.; 25,8f.; Jdc 16,30f. Ähnlich auch W. Fuß a. a. O. 153f.

8

Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz

Die Ätiologie von Davids Altar auf der Tenne des Arauna beginnt in Vers 16 damit, daß Jahwe um Jerusalems willen einem die Bevölkerung bedrohenden Verderber-Engel Einhalt gebietet, und zwar in dem Augenblick, als dieser Engel gerade auf der Tenne des Jebusiters Arauna steht. Offenbar im gleichen Augenblick — David sieht den Engel — bittet David Jahwe, das Volk zu verschonen, da er selbst und nicht das Volk schuldig sei (v. 17). Auf Gads Geheiß (v. 18) begibt sich David an den Ort der Angelophanie, erwirbt das Grundstück von dessen Besitzer samt dem ihm angebotenen Opfermaterial (v. 19—24), baut an Ort und Stelle einen Altar und bringt Jahwe Opfer dar (v. 25 a), so daß Jahwe dem Lande gnädig gestimmt wird und die Plage aufhören läßt (v. 25b). V. 16 spricht von einem durch besonderes Erbarmen gewirkten und insofern wohl auch als vorzeitig gedachten Abbruch einer Plage, während v. 15 — wie zu sehen war— einen verabredungsgemäßen und termingerechten Abschluß der Pest konstatiert. Das bedeutet aber, daß v. 16 nicht ohne weiteres als Fortsetzung von v. 1 1 - 1 5 angesehen werden kann. Die Vermutung findet sich also bestätigt, daß die Gad-Erzählung oder: Wie David aus drei Strafen eine auswählen durfte mit v. 15 ihren ursprünglichen Abschluß hatte und daß diese Erzählung von sich aus keine Fortsetzung mehr verlangte. In die gleiche Richtung deutet auch die Tatsache, daß ab v. 16 das Wort »Pest« nicht mehr auftaucht: Mit der Vorstellung von einem unter dem Volk Verderben anrichtenden Engel meldet sich ein überlieferungsgeschichtlich vom Voraufgegangenen unabhängiger Stoff zu Wort 15 . Andererseits ist natürlich festzustellen, daß die Vorstellung von dem Verderber-Engel keineswegs in offener Spannung zu dem Pest-Gedanken von v. 11 bis 15 steht. Das mag es ermöglicht haben, die ursprünglich voneinander unabhängigen Stoffe zusammenzubinden. Davids Gebet in v. 17 dürfte auf gleicher (redaktioneller) Ebene mit seinem Gebet in v. 10 stehen, jedenfalls ist deutlich, daß mit der Anerkenntnis seiner eigenen Schuld und der Betonung der Unschuld des Volkes der Zusammenhang mit der Volkszählungsgeschichte und wohl auch mit der Gad-Erzählung, in der es ja auch nur um eine Bestrafung Davids geht, hergestellt wird 16 . Daß es Gad ist, der in v. 18 den Auftrag zum Altarbau erteilt, scheint ebenfalls im Dienste der Verknüpfung mit v. 1 1 - 1 5 zu stehen 1 7 ; die Struktur der Erzählungen, in denen Altarbauten (mit Opfern) die menschliche Reaktion auf eine Theo- oder Angelophanie sind, erfordert jedenfalls keine Vermittlung eines Pro-

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Auch der Terminus mgph = Plage (v. 21b. 25b) ist in diesem Abschnitt neu; er kommt ebensowenig wie die mit dem Verderber-Engel verbundene Vorstellung in v. 1 1 - 1 5 vor. Daß mit v. 16 eine gegenüber den voraufgegangenen Versen unabhängige Vorstellung von der Strafe einsetzt, sieht auch W. Fuß a. a. O. 157ff., er zieht daraus aber nicht die richtige Konsequenz. Fuß a. a. O. 158f. ist hier wieder sein Interesse an einem durchlaufenden Erzählungsfaden im Wege, so daß er das Näherliegende nicht sieht. W. Nowack, HK 1/4, 1902, 261 hält v. 17 für eine Interpolation, sieht aber nicht den sachlichen und intentionalen Zusammenhang mit v. 10. Vgl. auch H. P. Smith, ICC 8, 1912, 391 f. Offenbar hat das auch K. Budde, KHC VIII, 1902, 334 gesehen, wenn ei sagt: »Ganz flüchtig ist hier wieder Gad hineingestoppelt«.

Überlieferungsgeschichtliche Rekonstruktion der älteren Heiligtumslegende

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pheten 1 8 ; und in v. 17 wird ja betont, daß David der Angelophanie von v. 16 selbst ansichtig geworden sei 1 9 .

2.2 ÜBERLIEFERUNGSGESCHICHTLICHE REKONSTRUKTION DER ÄLTEREN HEILIGTUMSLEGENDE ANHAND VON II SAM 24, 16 ff.

Das Ergebnis unserer Analyse des ganzen Kapitels II Sam 24 rechtfertigt es, daß im folgenden die Verse 16—25* als eine ehemals selbständige Überlieferung für sich betrachtet werden. Spätestens seit H. Greßmann 1 hat sich die Auffassung Gehör verschafft und immer mehr durchgesetzt, daß hinter der Ätiologie von Davids Altar eine ältere Gründungslegende eines ehemals jebusitischen, also vorisraelitischen Heiligtums in unmittelbarer Nähe Jerusalems sichtbar wird 2 . Diese Auffassung kann Bestätigung in einigen analytischen Beobachtungen an den Versen 16ff. finden; die Konturen der alten jebusitischen Kultlegende lassen sich trotzdem nur sehr hypothetisch erschließen. Zuerst verdient m. E. der erzählerische Bruch Beachtung, der zwischen v. 19 und v. 20ff. festzustellen ist: In v. 17—19 sind die Vorgänge von David her gesehen und erzählt, während mit v. 20 der Erzähler auf die Seite Araunas überwechselt. Es wird jetzt berichtet, wie Arauna David mit seinem Gefolge kommen sieht und wie er sich verhält. Danach entwickelt sich der Dialog zwischen Arauna und David, und erst ab v. 24 b (Kauf der Tenne) ist David wieder eindeutig handelndes Subjekt. Noch eines ist auffallend: In v. 16 wird der Verderber-Engel um Jerusalems willen an einem bestimmten Ort, der Tenne Araunas, zum Abbruch seines Tuns gebracht. Von den übrigen Altarätiologien her 3 wäre ein daraufhin erfolgender 18

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Vgl.: Gen 12,7; 26,24f.; 35,1. 3. 7; Ex 17,14f.; 24,4; Jdc 6,24. Daneben sind auch die Belege für nicht durch Gotteserscheinungen motivierte Altarerrichtungen zu vergleichen: Gen 8,20; 12,8; 13,18; 3 3 , 1 9 f . ; I Sam 7,17; 14,35. Diese Bemerkung in v. 17 ist auch für H. Greßmann, SAT 2/1, 1921 2 , 148 Anlaß, die Vermittlung durch Gad in v. 18 als »Unstimmigkeit« anzusehen. SAT 2/1, 1921 2 , 148. Vgl. auch schon Joh. Jeremias, Der Gottesberg, 1919, 136f. Vgl. z. B.: Hans Schmidt, Der heilige Fels in Jerusalem, 1933, 83ff.; H.-J. Kraus, Gottesdienst in Israel, 1962 2 , 218 Anm. 19; R. E. Clements, God and Temple, 1965, 61 f.; A. Weiser, Einleitung in das AT, 1966 6 ', 62; W. Zimmerli, Grundriß der alttestamentlichen Theologie, 1972, 64. H. W. Hertzberg, Der heüige Fels und das Alte Testament, JPOS 12 (1932), 3 2 - 4 2 = Beiträge zur Traditionsgeschichte und Theologie des AT, 1962, 4 5 - 5 3 hält es »nicht (für) ausgeschlossen . . ., daß die Überlieferung die Tatsache der ursprünglichen Heiligkeit des Ortes, also bei den Jebusitern, absichtlich unterdrückt hat«. Aber er sieht »keinen Anhaltspunkt dafür« (zitiert nach Beiträge a. a. O. 46); dementsprechend geht Hertzberg in seinem Kommentar (ATD 10, i 9 6 0 2 , 3 3 8 - 3 4 2 ) nicht auf dieses Problem ein. J. Schreiner, Sion-Jerusalem, Jahwes Königssitz, StANT 7, 1963, 6 2 - 6 7 scheint diesen Gedanken sogar abwegig zu finden, vgl. bes.: S. 66 mit Anm. 34. Vgl. die oben Anm. 18 genannten Texte; nur in Gen 8,20 erfolgt nach dem Altarbau eine Zusage Jahwes - aber auch hier ist deutlich, daß der Altarbau als Dank für die Beendigung der Flut gedacht ist und diese nicht erst herbeiführen soll.

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Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz

Altarbau die zweckfreie menschliche Reaktion, mit der nur menschlicherseits dokumentiert wird, daß der entsprechende Ort sich als heiliger Ort in Erfahrung gebracht hat. Dem entspricht es noch, daß Gad seiner Aufforderung zum Altarbau (v. 18) keinerlei Zweckbestimmung beifügt; umso erstaunlicher ist es, daß David auf die Frage Araunas, warum er zu ihm komme, in v. 21 b antwortet: »Um von dir die Tenne zu kaufen und um einen Altar für Jahwe zu bauen, damit die Plage zum Stillstand gebracht werde vor dem Volke. « 4 Ganz in der Linie dieser Auffassung vom Altarbau steht auch der Abschlußvers 25, wenn es dort in der zweiten Hälfte nach der Notiz vom Altarbau und den Opfern heißt, Jahwe habe sich für das Land erbitten lassen 5 und die Plage sei vor Israel zum Stillstand gebracht worden. Diese Beobachtungen lassen sich folgendermaßen auswerten: Die jebusitische Kultlegende schimmert am deutlichsten in dem Vers durch, in dem der Verderber-Engel von Jahwe um Jerusalems willen auf der Tenne des Arauna zum Abbruch gezwungen wird, also in v. 16. Hier braucht nur Jahwe (und eventuell noch der Verderber-Engel) durch eine andere Gottheit ersetzt zu werden 6 , so haben wir den wohl entscheidenden Teil der alten Heiligtumslegende 7 , deren Anfang freilich nirgends wiederzufinden ist. Es besteht kein Anlaß, die Benennung des Ortes der Angelophanie als »Tenne des Jebusiters Arauna« der vorisraelitischen Fassung der Kultlegende streitig zu machen 8 ; im Gegenteil dürfte Arauna in der ursprünglichen Fassung derjenige gewesen sein, welcher der Angelophanie (oder Theophanie) ansichtig und anschließend auch zum Kultgründer geworden ist. Geht man von dieser Überlegung aus einmal an die Verse 20ff. heran, in denen das Geschehen ja eigenartigerweise nicht mehr von David, sondern von Arauna her geschildert wird, so läßt sich — natürlich rein hypothetisch — der Faden der vorisraelitischen Fassung der Kultlegende noch ein Stück weiter verfolgen 9 . Was dort von Arauna berichtet wird, läßt sich z. B. gut mit dem Verhalten Abrahams in Mamre beim Empfang der drei Männer (Gen 18,2ff.) vergleichen (bes. II Sam 4

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Auch W. Nowack, HK 1/4, 1902, 261 bemerkt, daß von v. 16 her diese Abzweckung des Altarbaus nicht zu erwarten sei, und er will deshalb »diese Geschichte von der Altarerrichtung nicht in ursprünglichem Zusammenhang mit der ersten Erzählung v o n v. 1 - 1 6 « sehen. Vgl. auch O. Eißfeldt, Die Komposition der Samuelisbücher, 1931, 54. Zu beachten ist bei dieser Formulierung in v. 25 b, daß sie ganz deutlich eine Beziehung zu II Sam 21,14 b herstellt, wie auch allgemein anerkannt wird. Dabei ist für unsere Überlegungen die Frage unerheblich, welche Gottheit hier durch Jahwe bzw. seinen Engel substituiert worden ist; vgl. dazu die Erwägungen bei H. Greßmann a. a. O. 148; F. Stolz, Strukturen und Figuren im Kult von Jerusalem, BZAW 118, 1970, 9f. (dort auch weitere Literatur) sowie zuletzt: O. Keel, Erwägungen zum Sitz im Leben des vormosaischen Pascha und zur Etymologie von psh, ZAW 8 4 ( 1 9 7 2 ) , 4 1 4 - 4 3 4 , dort: 4 2 5 mit Anm. 40. Vgl. Herbert Schmid, Der Tempelbau Salomos in religionsgeschichtlicher Sicht, FS K. Galling, 1970, 2 4 1 - 2 5 0 , 246; ähnlich W. Fuß a. a. O. 162. Was man ja wohl tun müßte, wenn man in Arauna einen Zeitgenossen Davids und womöglich sogar den letzten König von Jerusalem vor Davids Einnahme der Stadt sehen will, wie es G. W. Ahlström, Der Prophet Nathan und der Tempelbau, VT 11 ( 1 9 6 1 ) , 1 1 3 - 1 2 7 , 1 1 7 f . tut; vgl. dazu unten Anm. 14. Die folgenden Überlegungen decken sich teilweise mit den Erwägungen von W. Fuß a. a. O. 162.

Überlieferungsgeschichtliche Rekonstruktion der älteren Heiligtumslegende

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24,20 mit Gen 18,2!). Sicherlich wird höfisches Zeremoniell sich in der Gestaltung beider Szenen niedergeschlagen haben, dennoch ermuntert Gen 18 dazu, in II Sam 24,20 ff. einmal zur Probe David durch die erscheinende Gottheit zu ersetzen, um so die Elemente der älteren, jebusitischen Sage in den Blick zu bekommen. Ein solcher Rekonstruktionsversuch zeigt, daß nicht allein die erzählerische Vorbereitung der (Gottes-) Begegnung in v. 20, sondern auch Araunas Frage, warum sein »Herr« zu »seinem Kriecht« komme (v. 21 a), auf die vermutete ältere Fassung der Sage zurückgehen könnte. Nur Davids Antwort hierauf, in der er von Tennenkauf, Altarbau und Abwendung der Plage spricht (v. 21 b), kann nicht auf die erschlossene Vorlage zurückgeführt werden. Araunas Angebot der Opfermaterialien (v. 22 b) hingegen läßt sich wieder gut als Teil einer Erzählung von einer ihm zuteil gewordenen Gottesbegegnung denken; als Parallele dazu sei außer der Einladung Abrahams an seine Gäste (Gen 18,3 ff.) noch Gideons Wunsch genannt, den ihm erschienenen Gottesboten bewirten zu dürfen 1 0 . Zu einem solchen Opfer* (oder: Bewirtungs-) Angebot könnte ebenfalls v. 23 a gehört haben, und zwar gerade in seiner masoretischen Fassung 11 . hmlk hinter dem Namen Arauna muß nämlich nicht unbedingt als Vokativ innerhalb der Anrede an David aufgefaßt werden 1 2 ; man kann es ebenso gut als Selbstbezeichnung des in der dritten Person von sich redenden Arauna deuten 1 3 . Der Satz: »Das alles gibt König Arauna dem Könige« würde demnach in eben dieser Selbstbezeichnung Araunas als König ein Relikt der älteren Fassung der Sage in den Dialog zwischen Arauna und David und damit in die israelitisch übermalte Fassung hinübergerettet haben 1 4 . Schließlich wäre es sogar denkbar, daß auch die Anrechnungsdeklaration in v. 23 b auf die ältere Sage zurückgeht 15 . 10

Jdc 6,18: Die Speise Gideons wird schließlich als Opfer entgegengenommen (v. 20f.); vgl. auch den entsprechenden Vorgang bei Manoah in Jdc 1 3 , 1 5 f f .

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Weithin wird die masoretische Fassung von v. 23 a als verderbt angesehen und im Anschluß an J. Wellhausen, Der Text der Bücher Samuelis, 1871, z. St. emendiert: Man ändert 'rwnh hmlk zu 'bd 'dnj hmlk; vgl. K. Budde, KHC VIII, 1902, 335; W. Nowack, Hk 1/4, 1 9 0 2 , 262; H. P. Smith, ICC 8, 1912, 392; H. Greßmann, SAT 2 / 1 , 1 9 2 1 2 , 145. So: C. F. Keil, BC II/2, 1 8 7 5 2 , 397; A. B. Ehrlich, Randglossen zur hebräischen Bibel, III 1 9 1 0 , 346; S. R. Driver, N o t e s on the Hebrew T e x t and the Topography of the B o o k s of Samuel, 1 9 1 3 2 , 379. So hat offenbar schon M. Luther den Text verstanden, wenn er als Randglosse zu v. 23 schreibt: »Dieser Arafna wird der Jebusiter König gewest sein zu Jerusalem / vnd hernach zu Gott bekeret / from vnd selig worden / sich des Königreichs verziehen vmb Gottes willen.« Zitiert nach M. Luther, Die gantze Heilige Schrifft Deudsch ( 1 5 4 5 ) ed. H. Volz, 1972. Vgl. auch G. W. Ahlström, Der Prophet Nathan und der Tempelbau, V T 11 ( 1 9 6 1 ) , 1 1 3 - 1 2 7 , 1 1 7 . Für die appositionelle Stellung von hmlk hinter dem Namen verweist Ahlström auf II Sam 13,39 und Jer 3,6. Ahlström a. a. O. 117 f. möchte aus der Selbstbezeichnung Araunas den Schluß ziehen, daß Arauna der unmittelbare Vorgänger Davids im Amt des Stadtkönigs von Jerusalem gewesen sei. Gerade unsere überlieferungsgeschichtliche Sicht verbietet diesen Schluß. Arauna war sicherlich einst Stadtkönig von Jerusalem, aber doch wohl lange Zeit vor Davids Auftreten in dieser Stadt. Vgl. zur »priesterlichen Anrechnungstheologie«: R. Rendtorff, Studien zur Geschichte des Opfers im Alten Israel, WMANT 24, 1967, 2 5 3 f f .

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Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz

Auf der anderen Seite wird man den Altarbau nicht so leicht von der jebusitischen Kultlegende herleiten können, er scheint vielmehr in den Zusammenhang der israelitischen Übermalung der alten Sage zu gehören. Dafür spricht schon, daß David Subjekt dieser Maßnahme ist und daß der Text - anders als bei den Opfern — nirgends erkennen läßt, daß Arauna früher einmal das Subjekt des Altarbaus gewesen sein könnte. Ferner ist doch auffallend, daß vom Altarbau ausschließlich in Versen die Rede ist, die Elemente der Verknüpfung der jetzigen Ätiologie von Davids Altar mit der voraufgehenden Gad-Erzählung enthalten: In v. 18 dient diesem Zweck der Umstand, daß nicht David selbst auf den Gedanken des Altarbaus kommt, sondern von Gad dazu aufgefordert wird 1 6 , und in den Versen 21 b und 25 ist es der Gedanke, daß Altarbau und Opfer das Ende der Plage herbeiführen sollen bzw. herbeiführen 17 . Die Frage, ob der Altarbau zur älteren, jebusitischen Sage gehört hat oder nicht, läßt sich auch mit einer Überlegung angehen, die von der erschlossenen älteren Fassung aus ansetzt: Wenn die Lokalisierung der Tenne des Arauna in die unmittelbare Nähe des hl. Felsen 18 zutrifft, dann würde sich ein Altarbau vor dem Darbringen der spontanen Opfer wohl erübrigt haben: Wir können nämlich annehmen, daß der hl. Fels selbst der Ort der Angelo-/Theophanie war, und dieser Fels hätte ja wie in Jdc 6 beim Opfer Gideons 19 und in Jdc 13 beim Opfer Manoahs 20 als natürlicher Altar dienen können. Wir nehmen also an, daß der Altarbau erst im Zusammenhang der israelitischen Adaptation der ursprünglich jebusitischen Kultlegende hinzugefügt wurde 2 1 . Wenn nicht nur v. 16 (Angelo-/Theophanie mit Errettung Jerusalems um Jerusalems willen), sondern auch Elemente aus v. 20ff. der älteren, vorisraelitischen Kultgründungslegende entstammen, so ist anzunehmen, daß ursprünglich Arauna die Hauptfigur dieser Legende gewesen ist 22 . David wäre demnach wie die Erzväter in den entsprechenden Sagen des Buches Genesis erst sekundär in diese 16 17 18

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Vgl. oben S. 8 f . Vgl. oben S. 10. Zur Lokalisierung der »Tenne« in ihrem Verhältnis zum Felsen vgl.: Hans Schmidt, Der Heilige Fels in Jerusalem, 1933, 8 5 f . und neuerlich: M. Noth, BK IX/1, 1 9 6 4 f f . , 109; es geht dabei um die Interpretation des 'm in v. 16 - die Identität von Tenne des Arauna und Tempelgelände ist ohnehin vorausgesetzt; siehe dazu unten S. 13 ff. Vgl. bes. Jdc 6,20; der Altarbau (v. 24) erfolgt erst nach dem spontanen Bewirtungs-Opfer! Vgl. bes. Jdc 13,19; ab v. 2 0 ist allerdings von einem Altar die Rede. Vgl. auch das in Anm. 4 zitierte Urteil Nowacks. W. Fuß hat mit seiner These, eine schriftlich ausgearbeitete (davidische) »Altar-Ätiologie« (a. a. O. 161) sei sekundär durch Elemente der älteren, mündlich überlieferten, jebusitischen »Kulthöhen-Ätiologie« (a. a. O. 162) angereichert worden, die Dinge doch wohl auf den Kopf gestellt. Daß ich zum Nachweis dieser ursprünglichen Funktion Araunas nicht die Namenkunde bemühe, hat seinen Grund nicht darin, daß die Namenkunde bei der Erklärung dieses Namens bislang noch zu keinem Konsens g e k o m m e n ist (vgl.: H. B. Rosen, Arawna - N o m hittite? VT 5 ( 1 9 5 5 ) , 3 1 8 - 3 2 0 und H. Schult, Vergleichende Studien zur alttestamentlichen Namenkunde, Diss. Ev.-Theol. Bonn, 1967, 18], sondern beruht auf methodischer Skepsis gegenüber der Möglichkeit, aus Namen historische und religionsgeschichtliche Schlüsse ziehen zu können, die H. Schult häufig - bislang leider nur gesprächsweise anhand abschreckender Beispiele geweckt hat.

Die Übernahme eines jebusitischen Heiligtums in Jerusalem durch David

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Heiligtumslegende hineingekommen, allerdings auf eine von dem überlieferungsgeschichtlichen Vorgang in den Erzvätersagen charakteristisch unterschiedene Weise: David hat den ursprünglichen Kultgründer, Arauna, nicht völlig verdrängt, sondern ist ihm an die Seite gestellt worden, so daß die ehemalige Hauptfigur der Sage zur Nebenfigur zusammenschrumpfen mußte und ihrer Funktion als Entdekker des hl. Ortes beraubt werden konnte. Arauna durfte nur bleiben, was er vermutlich in der älteren Fassung der Sage auch gewesen war: der Grundherr; dadurch und durch die Übernahme der alten Flurbezeichnung »Tenne des Arauna« in die israelitische Fassung der Kultlegende ist das erreicht worden, worauf H. Greßmann nachdrücklich aufmerksam gemacht hat: Die kanaanäische, oder genauer gesagt: jebusitische Vorgeschichte des Kultortes wird wirksam verschwiegen 23 .

2.3 DIE ÜBERNAHME EINES JEBUSITISCHEN HEILIGTUMS IN JERUSALEM DURCH DAVID U N D DIE F R A G E NACH DER VORGESCHICHTE DES TEMPELS

Es ist jetzt der Versuch zu unternehmen, die Ergebnisse der überlieferungsgeschichtlichen Analyse von II Sam 24 historisch auszuwerten. Weil es dabei um die Frage geht, was die Ätiologie von Davids Altar auf der Tenne des Arauna sowie deren — zumindest in Umrissen — erkennbare jebusitische Vorlage für die Frage nach der Vorgeschichte des Tempels von Jerusalem erbringen, ist zuerst noch auf das Problem der Identität von Tenne des Arauna und Tempelgelände einzugehen. Nur in II Chr 3,1 wird (abgesehen von I Chr 22,1) die Identität von Tenne des Oman/Arauna mit dem Baugelände des Tempels Salomos behauptet. Weder II Sam 24 noch die in das deuteronomistische Geschichtswerk aufgenommenen Überlieferungen über Salomos Tempelbau geben einen Hinweis auf diese Identität. Wie steht es also mit der Glaubwürdigkeit der chronistischen Identifikation? Einerseits ist in der alttestamentlichen Wissenschaft gegenwärtig kaum eine Stimme zu vernehmen, welche diese chronistische Gleichsetzung von Tenne des Ornan/Arauna mit dem Tempelgelände rundweg bestreitet 1 . Allenfalls wäre H. Haag zu erwähnen, der in anderem Zusammenhang eine Argumentation vorgetragen hat, die im Effekt auf eine Bestreitung hinausläuft; aber H. Haag hat diese Bestreitung der Identität von Tenne des Arauna und Tempelgelände nirgends ausdrücklich ausgesprochen 2 . H. Haag setzt die jebusitische Haltung gegenüber zwei Maßnahmen Davids, nämlich gegenüber der Altargründung auf der Tenne des Arauna (II Sam 24) einerseits und gegenüber 23

Vgl. H. Greßmann, SAT 2/1, 1 9 2 1 2 , 148; vgl. auch: K. Budde, KHC VIII, 1902, 327 und J. Schreiner, Sion-Jerusalem, Jahwes Königssitz, StANT 7, 1963, 66; Budde und Schreiner nehmen jedoch diese Tendenz als Tatsache!

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Vgl. im Gegenteil außer den Kommentaren z. B.: G. v. Rad, Theologie des Alten Testaments, I 1 9 6 2 4 , 5 5 f . ; H. J. Stoebe, Art.: Arauna, BHHW, I 1962, 121; H.-J. Kraus, Gotdesdienst in Israel, 1 9 6 2 2 , 218; J. Schreiner, Sion-Jerusalem, Jahwes Königssitz, StANT 7, 1963, 6 6 f . ; R. E. Clements, God and Temple, 1965, 57; A. H. J. Gunneweg, Geschichte Israels bis Bar Kochba, 1972, 73; S. Herrmann, Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, 1973, 200. H. Haag, Gad und Nathan, FS K. Galling, 1970, 1 3 5 - 1 4 3 .

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Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz

seinem Tempelbauplan (nach II Sam 7) andererseits, folgendermaßen voneinander ab: »Ein ¡ahweheiligtum - vielleicht sogar außerhalb der Grenzen der alten Jebusiterstadt - : ja, ein Jahwetempel: nie.« Ganz abgesehen von der Schwierigkeit, Nathans Protest in II Sam 7 als einen jebusitischen Einspruch zu verstehen 4 , kann man so wohl nur argumentieren, wenn man von der Lokalidentität der Tenne des Arauna mit dem Ort des Tempels von Jerusalem nicht überzeugt ist; es sei denn man nimmt an, David habe den Tempel ganz woanders bauen wollen. Andererseits ist m a n sich w o h l der Schwierigkeit b e w u ß t , die v o m Chroni sten behauptete Identität gerade angesichts der d e m Chronisten w e i t h i n entgegengebrachten Skepsis zweifelsfrei nachweisen zu k ö n n e n , wofür M. N o t h s Erwägungen über d e n »Platz des T e m p e l s « 5 ein s c h ö n e s Beispiel darstellen: »Nun wird wohl kaum von irgend jemandem bezweifelt, daß der salomonische Tempel im Bereich des heutigen karam es-senf erbaut worden ist, der noch jetzt die Überreste der monumentalen Unterbauten des herodianischen Tempels aufweist. Die religionsgeschichtlich bekannte Kontinuität des heiligen Ortes sichert die Annahme, daß der salomonische Tempel an derselben Stelle gestanden hat wie später der herodianische Tempel. Dann muß auch die T e n n e des Aravna' dort gesucht werden, wenn vorausgesetzt wird, daß in diesem Punkte 2 Ch 3,1 eine sachlich richtige Angabe vorliegt. Das aber ist mindestens in hohem Maße wahrscheinlich. Denn die Erzählung 2 S 24 will auf die Altarerrichtung Davids auf der 'Tenne des Aravna' hinaus und hat vermutlich die geschichtlich wohl richtige Tatsache im Auge, daß diese Altargründung für den salomonischen Tempelbau wichtig wurde.« 6 Im übrigen gibt es natürlich eine w o h l n o c h o f f e n e Diskussion über die Frage der »genaue(n) Lokalisierung« des T e m p e l s 7 . D a z u gehört nicht das früher verhandelte Problem, o b der hl. Fels den Brandopferaltar oder den Debir des Tempels getragen h a b e 8 , sondern die neuerdings v o n B. Bagatti vertretene These, der hl. Fels habe überhaupt nicht unmittelbar z u m Areal des s o l o m o n i s c h e n T e m p e l s gehört und sei vielmehr e t w a 1 0 0 m nördlich v o m T e m p e l gelegen g e w e s e n 9 . Diese Diskussion m u ß hier j e d o c h nicht a u f g e n o m m e n werden, da sie ja unter der Voraussetzung geführt wird, daß die T e n n e des Arauna, der hl. Fels u n d der Tempel S a l o m o s in irgendeiner Weise geländemäßig zusammengehören. Bei d e n f o l g e n d e n Überlegungen wird also davon ausgegangen, d a ß der Chronist zu R e c h t v o n einer Identität der T e n n e des Ornan/Arauna mit d e m Tempelgelände spricht. Insofern stellt es nun auch einen Beitrag zur Klärung der Vorgeschichte des T e m p e l s v o n Jerusalem dar, w e n n die Rolle Davids bei der Über3 4 5 6 7 8

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A. a. O. 142. siehe dazu unten S. 68. M. Noth, BK IX/1, 1964ff., 108f. A. a. O. 108. M. Noth, ebd. Vgl. dazu außer M. Noth, a. a. O. 108f. vor allem: H. Schmidt, Der heilige Fels in Jerusalem, 1933. B. Bagatti, Il »tempio di Gerusalemme« dal II all'Vili secolo, Biblica 43 (1962), 1 - 2 1 ; ders., La posizione del tempio erodiano di Gerusalemme, Biblica 46 (1965), 4 2 8 - 4 4 4 ; vgl. auch: E. Vogt, Das Wachstum des alten Stadtgebietes von Jerusalem, Biblica 48 (1967), 3 3 7 - 3 5 8 , bes.: 337f., ders., Vom Tempel zum Felsendom, Biblica 55 (1974), 23-64.

Die Übernahme eines jebusitischen Heiligtums in Jerusalem durch David

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nähme des ehemals jebusitischen Heiligtums auf der Tenne des Arauna näher in den Blick gefaßt wird. Diese Rolle Davids kann nur aus der uns vorliegenden israelitisch übermalten Fassung der Kultlegende erhoben werden, und zwar so, daß die Ergebnisse der überlieferungsgeschichtlichen Analyse des Textes für die notwendige Sonderung der bloß tendenziösen von den historisch zuverlässigen Elementen dieser Übermalung dienstbar gemacht werden. Nicht alles, was der älteren Sage bei ihrer Adaptation durch die Israeliten zugefügt wurde, muß von vornherein als tendenziös abgetan werden. Man darf im Gegenteil vermuten, daß die israelitische Übermalung auch etwas von den tatsächlichen Vorgängen bei der Übernahme des Heiligtums spiegelt. Dem Erzähler der vorliegenden Fassung ist folgendes wichtig: David hat eine kultisch jungfräuliche, eben noch landwirtschaftlicher Arbeit dienende Örtlichkeit auf Jahwes eigenen Befehl - vermittelt durch den Propheten Gad - ihrem früheren Besitzer rechtmäßig abgekauft. Dann hat er dort einen Altar errichtet und mit den ersten Opfern auf diesem Altar eine für ganz Israel bedrohliche Situation gewendet. Es wurde bereits erwähnt, daß gerade die Bezeichnung der Örtlichkeit als Tenne des Arauna dem Zweck dient, die kultische Vorgeschichte des Heiligtums für die Israeliten auszublenden 10 ; das gleiche wird für die Behauptung gelten, David habe diese Tenne ihrem Vorbesitzer rechtmäßig abgekauft. Setzt man nämlich — gestützt auf die überlieferungsgeschichtliche Analyse — voraus, daß die Tenne des Arauna schon lange vor David, und zwar von Arauna selbst, als hl. Ort entdeckt und als Kultstätte inauguriert worden war 1 1 , so wird deutlich, daß ein derartiger Kauf höchstwahrscheinlich gar nicht stattgefunden hat. Außerdem ist ein Heiligtum in aller Regel kein Privatbesitz und sicherlich unveräußerlich. Der Tennenkauf ist also nichts anderes als ein erzählerisches Mittel, das als solches schon bereitstand 12 und sich für die Zwecke der israelitischen Übermalung der älteren Sage anbot, weil mit ihm die Heiligkeit des Ortes als ein novum dargestellt werden konnte. Daß der Gedanke des Tennen-Kaufs tatsächlich keinem anderen Zweck diente, läßt auch folgende Überlegung erkennen: Der Eroberer David wird den Jebusitern keine Rechenschaft über seine Verwendung der alten Heiligtümer schuldig gewesen sein; das gilt auch dann, wenn man einzelne Maßnahmen Davids - wie etwa die Übernahme von Kultpersonal 13 - als geschickte Diplomatie ihnen gegenüber betrachtet. A. Alt hatte den Tennen-Kauf als historisch genommen und daraus die Folgerung gezogen, »daß den Jebusitern ihr Grundbesitz außerhalb der Stadt im ganzen unverändert er-

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Vgl. o b e n S. 13. Vgl. oben S. 9 - 1 3 . Vgl. etwa den Kauf der Höhle Machpela durch Abraham in Gen 23 und den Kauf eines Grundstücks mit anschließendem Altarbau bei Sichern durch Jakob in Gen 3 3 , 1 9 f . Man denke etwa an Zadok. Vgl. dazu: A. Bentzen, Studier over det Zadokidiske Praesteskabs Historie, 1931; ders., Zur Geschichte der Sadokiden, ZAW 51 ( 1 9 3 3 ) , 1 7 3 - 1 7 6 ; H. H. Rowley, Zadok and Nehushtan, JBL 58 (1939)', 1 1 3 - 1 4 1 ; K. Koch, Art.: Zadok, BHHW, III 1966, 2200; dort auch weitere Literatur.

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Die Tenne des Arauna, David und der Tempelbauplatz 14

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halten blieb« . Auch S. Herrmann scheint ihn für historisch zu halten, wenn er ihn zum Vergleich zu dem Kauf des Berges Samaria durch Omri (I Reg 16,24) heranzieht . Herrmann verweist in dem Zusammenhang jedoch auf einen Umstand, der sogar unter der Voraussetzung, es habe sich tatsächlich zu Davids Zeit noch um eine Tenne gehandelt, gegen direkte historische Auswertung des Motivs skeptisch macht: »Die Stadt Jerusalem selbst allerdings nahm David mit dem Recht des Eroberers in Besitz.« Warum sollte er mit der Flur Jerusalems eigentlich anders verfahren sein?

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Was ist nun zu Altarbau und Opfern zu sagen? Der Gedanke, daß mit Altarbau und Opfern eine für ganz Israel bedrohliche Situation gewendet wurde, läßt erkennen, daß die gesamtisraelitische Bedeutung dieses Heiligtums, also des Tempels von Jerusalem, herausgestellt werden soll. Wohl deshalb hat H. Greßmann vermutet, »die älteste Fassung der Sage« (womit er nicht die jebusitische meint) sei »frühestens in Umlauf gesetzt worden, als man den Tempelbau begann; denn vorher war das Verlangen nach ihr schwerlich vorhanden« 18 . Was nun die gesamtisraelitische Bedeutung des Tempels von Jerusalem betrifft, so wird man wohl noch einen Schritt weiter gehen können. Wenn nämlich — wie zu vermuten ist — II Sam 7,1—7 keinen wirklichen, dem historischen David entgegengebrachten Widerstand gegen einen Tempel in Jerusalem erkennen läßt und wenn auch unter Salomo nicht mit erheblichen Gegenkräften gegen einen Tempel zu rechnen ist 1 9 , so standen offenbar beide, David und Salomo, in dieser Frage unter keinem innerisraelitischen Legitimationsdruck. Die Rolle eines Heiligtums in ihrer Hauptstadt, die ja auch die Lade barg, stand in der herrschaftsmäßig einigermaßen konsolidierten Zeit ihrer Regierung kaum in Frage. Dagegen mag die von Jerusalem aus gesehen schismatische Kultgründung Jerobeams in Bethel und Dan (I Reg 12,26—30) mit ihrer positiven Aufnahme der Exodustradition (v. 28) eine erste ernsthafte Legitimationskrise für den Tempel in Jerusalem heraufbeschworen haben, die es nötig erscheinen ließ, gerade seine gesamrisraelitische Bedeutung herauszustreichen. Wäre somit ein Punkt gefunden, von dem aus die gesamtisraelitische Ausrichtung der Ätiologie von Davids Altar verständlich wird, so ist damit nicht der Altarbau als solcher gleichermaßen betroffen. Vielmehr bleibt es sehr wohl möglich, daß zur Zeit Davids und auf seine Veranlassung hin im Zuge der Übernahme des ehemals jebusitischen Heiligtums der Stadt ein neuer Altar in diesem Heiligtum errichtet wurde, und auch die Inauguration dieses Altars durch David ist historisch durchaus denkbar 2 0 . 14

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A. Alt, Das Taltor von Jerusalem, PJ 24 ( 1 9 2 8 ) , 7 4 - 9 8 = Kl. Sehr., III 1959, 3 2 6 - 3 4 7 , dort: 3 3 3 , Anm. 4; vgl. auch ders., Der Anteil des Königtums an der sozialen Entwicklung in den Reichen Israel und Juda, Kl. Sehr., III 1959, 3 4 8 - 4 7 2 , dort: 3 6 2 mit Anm. 4. S. Herrmann, Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, 1973, 2 5 7 Anm. 2.; vgl. auch schon M. Noth, Das Krongut der israelitischen Könige und seine Verwaltung, ZDPV 5 0 ( 1 9 2 7 ) , 2 1 1 - 2 4 4 . 2 1 2 = AzbLA, I 1971, 1 5 9 - 1 8 2 . 160. Ebd. Vgl. auch die Kritik bei W. F u ß a. a. O. 164. H. Greßmann, SAT 2/1, 1 9 2 1 2 , 149. Siehe dazu unten S. 66 ff. Einen analogen Vorgang stellt in späterer Zeit wohl die Anweisung des Königs Ahas an den Priester Uria zum Bau eines neuen Altars dar: II Reg 1 6 , 1 0 f f .

Die Übernahme eines jebusitischen Heiligtums in Jerusalem durch David

17

Für die Frage nach dem baulichen Zustand des Heiligtums, an dem David einen neuen Altar errichten und das er durch die ersten Opfer auf diesem Altar dem Jahwekult dienstbar machen ließ, gibt die in II Sam 24 aufbewahrte Überlieferung keinen Anhalt. Dieses Ergebnis ist jedoch kein Hindernis für die weitere Arbeit; denn es bedeutet ja nur, daß sich positiv über den baulichen Zustand nichts aussagen läßt, während wir aufgrund der überlieferungsgeschichtlichen Analyse negativ feststellen dürfen, daß die Vorstellung von einer noch zu Davids Zeiten landwirtschaftlich genutzten Tenne historisch unzutreffend ist.

3. Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht Der Einblick in die Geschichte der Überlieferung, welche die vorliegende Gestalt von II Sam 24 hervorgebracht hat, sowie die Erkenntnis, daß diese Überlieferungsgeschichte u. a. auch bestimmte, umrißhaft erkennbare, religionspolitische Vorgänge aus der Zeit Davids spiegelt, begründen zusammen mit dem Vertrauen in die chronistische Notiz von der Lokalidentität der Tenne des Ornan/Arauna mit dem Tempelgelände die Vermutung, daß die biblische Darstellung der Tempelgründung Salomos in einem Punkte historisch unzuverlässig ist. In den in die beiden großen Geschichtswerke des Alten Israel aufgenommenen Berichten von Salomos Tempelgründung in Jerusalem wird ja der Eindruck erweckt, der Tempel sei von Salomo gewissermaßen auf kultischem Niemandsland errichtet worden. Darin ist das durch das deuteronomistische Geschichtswerk vermittelte Bild ganz konsequent, da in ihm über das Baugelände überhaupt kein Wort verloren wird. Die Darstellung im chronistischen Geschichtswerk weicht davon insofern ab, als nach dieser Version David die von ihm gekaufte und erstmals seit langem wieder kultisch genutzte Tenne des Oman zum Tempelbauplatz bestimmt (I Chr 22,1). Außerdem identifiziert der Chronist den Tempelbauplatz schließlich mit Moria, der Stätte des Isaaksopfers (II Chr 3,1). Aber damit proklamiert der Chronist im Grunde nur eine — gewiß uralte — religiöse oder kultische Dignität des Geländes, die allerdings ausschließlich im Zusammenhang der eigenen, israelitischen Kult- und Religionsgeschichte gedacht ist. Die Ergebnisse der Untersuchung von II Sam 24 stellen vor die Alternative, entweder die chronistische Behauptung von der Lokalidentität zu verwerfen oder der biblischen Überlieferung hinsichtlich des von ihr entworfenen Bildes von dem Baugelände des Tempels Salomos zu mißtrauen. Darüber hinaus lassen diese Ergebnisse es zumindest als denkmöglich erscheinen — sofern man an der Lokalidentität festhält daß Salomo bei der ihm zugeschriebenen Gründung des Tempels von Jerusalem entweder einen Vorläufer dieses Tempels ersetzt oder sogar direkt an schon vorhandene Bausubstanz angeknüpft hat. Für diese zuletzt geäußerte Annahme ergibt sich aus II Sam 24 freilich nicht mehr als nur die Denkmöglichkeit, da - wie sich gezeigt hatte - der Text ja auf keiner der Stufen seines Werdens irgendetwas Greifbares über einen entsprechend zu postulierenden Vorläufer des Tempels Salomos auf der »Tenne des Arauna« erkennen läßt. Außerdem steht einer derartigen Vermutung natürlich die Tatsache entgegen, daß sowohl im deuteronomistischen als auch im chronistischen Geschichtswerk der Tempelbau Salomos als ein von Grund auf von Salomo durchgeführter Bauakt dargestellt wird. Diese Umstände machen es notwendig, jetzt den baulichen und insbesondere den baugeschichtlichen Aspekt der Tempelgründung Salomos seinerseits kritisch in den Blick zu nehmen. Dabei ist danach zu fragen, ob die nach der Überlieferung im Namen Salomos durchgeführten Baumaßnahmen am Tempel von Jeru-

Der Bericht von Salomos Tempelbau in I Reg 5 , 1 5 - 9 , 9

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salem, sofern sie nur einigermaßen konkret faßbar sind, eindeutig - wie die Überlieferung es will — in die allererste Phase der Baugeschichte des Tempels, d. h. in die Phase seiner Fundamentierung und der Erstellung seines Rohbaues gehören, oder ob die wirklich greifbaren Baumaßnahmen Salomos nicht eher diese allererste Phase schon voraussetzen und selbst einer späteren Phase der Baugeschichte zuzuweisen sind.

3.1 DER BERICHT VON SALOMOS TEMPELBAU IN I REG 5 , 1 5 - 9 , 9

Im Blick auf Salomos Bautätigkeit am Tempel in Jerusalem weicht die chronistische Darstellung kaum von derjenigen des deuteronomistischen Geschichtswerkes ab. Der Chronist läßt zwar bereits den Vater David die Planung des Tempelbaus bis ins Detail durchführen, und er läßt ihn sogar die Vorbereitungen zum Bau — insbesondere durch Beschaffen und Richten des Baumaterials — in aller Gründlichkeit treffen; aber das alles geschieht seiner Meinung nach doch nur, damit der Sohn Salomo schließlich die Ausführung des Baus bloß noch zu vollziehen braucht (vgl. dazu bes.: I Chr 22 u. 28). Was jedoch den chronistischen Bericht von dieser Ausführung des Tempelbaus angeht, so lehnt er sich eng an den im deuteronomistischen Geschichtswerk (DtrG) vorliegenden an. Das zeigt schon ein flüchtiger Vergleich. Während in den letzten Kapiteln des ersten Chronikbuches (von Kap. 17 an) der Duktus der Darstellung stark von dem der entsprechenden Partien in DtrG abweicht, läuft er in II Chr 1,18—7,22, also über mehrere Kapitel hinweg, parallel zu I Reg 5,15—9,9. Dabei sind freilich im einzelnen Abweichungen festzustellen, u. z. stärker im ersten Teil (II Chr 1,18-4,10 gegenüber I Reg 5,15-7,39) als im folgenden 1 . Aber man wird dennoch dem Urteil M. Noths zustimmen dürfen, daß der Chronist »für die Darstellung Salomos.. . ausschließlich die Salomogeschichte von Dtr (1. Kön. 3—11) als Vorlage gehabt (habe), die er nur durch einige Auslassungen, verschiedene kleinere Umstellungen und ein paar Zusätze von eigener Hand variierte« 2 . Sicherlich hat der Chronist eine andere als die uns vorliegende Fassung von DtrG benutzt 3 ; eindrucksvoll ist in unserem Zusammenhang aber seine Abhängigkeit von einer entsprechenden Vorlage darin, daß er die Zusammenarbeit mit Hiram von Tyrus zur Materialbeschaffung für den Tempelbau (II Chr 2, 3. 7. 11) offenbar aus I Reg 5,15 ff.* übernimmt, obwohl doch nach I Chr 22 u. 28 von David alles schon gerichtet worden war, so daß Salomo eigentlich unverzüglich mit dem Bau hätte beginnen können. Für die Untersuchung des baulichen und baugeschichtlichen Aspektes der Tempelgründung Salomos braucht also lediglich die in DtrG enthaltene Darstellung herangezogen zu werden. In den Kapiteln I Reg 5,15-9,9 liegt nach verbreiteter Auffassung ein in seinem Grundbestände vordeuteronomistischer »Text des Berichtes von Salomos 1 2 3

Vgl. dazu K. Möhlenbrink, Der Tempel Salomos, BWANT 59, 1932, 23ff. M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, SKG. G XVIII/2, 1943, 134. M. Noth a. a. O. 133.

20

Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht

Bauten« 4 vor, der allerdings — so ist die Meinung — durch mancherlei Überarbeitung teils gekürzt, teils ergänzt, im Effekt also: entstellt auf uns gekommen ist. Analysen im Blick auf die Frage, was als Überarbeitung zu gelten habe und was ursprünglich sei, sowie im Blick auf die Frage nach dem Alter des ursprünglichen Berichtes hat der Abschnitt verschiedentlich erfahren 5 . Nach M. Noth hat Dtr diesen Bericht aus dem in I Reg 11,41 genannten »Buch der Salomogeschichte« entnommen 6 und seinem Werk eingefugt. Dabei hat er aus dem Bericht der gesamten Bautätigkeit Salomos, von dem Noth vermutet, er sei im »Buch der Salomogeschichte« noch vollständig erhalten gewesen, für sein Werk im wesentlichen nur den Bericht vom Bau des Tempels herausgezogen 7 , so daß dieser jetzt geradezu »das Hauptstück seiner (seil.: des Dtr) Salomogeschichte« darstellt 8 . Dtr hat — weiter nach Noth — vor allem am Anfang (I Reg 5,15-32) und am Ende (ab I Reg 8,14) durch umfangreiche selbständige Ausgestaltung ergänzt und den Bericht so in seinem Sinne strukturiert 9 . Eine Sicht, die von derjenigen M. Noths erheblich abweicht, hat A. S. Kapelrud 10 vorgetragen. Er will den Bericht von Salomos Tempelbau einem von ihm als »historisch« bezeichneten Typus von Tempel-Gründungs-Erzählungen zuordnen, den er aufgrund von Gudea, Zylinder A und B, sowie aufgrund von Ex 24,12 bis 40,38 meint nachweisen zu können. Diesem Typus sollen folgende Elemente eigen sein: » 1. 2. 3. 4. 5.

Some indication that a temple has to be built; The king visits a temple over night; A god tells him what to do, indicates plans; The king announces his intention to build a temple; Master builder is engaged, cedars from Lebanon, building-stones, gold, silver etc. procured for the task; 6. The temple finished according to plan; 7. Offerings and dedication, fixing of norms; 8. Assembly of the people; 9. The god comes to his new house; 10. The king is blessed and promised everlasting domination.«

Um auch in dem Bericht von Salomos Tempelbau diesen »historischen« Typus von Tempel-Gründungs-Erzählungen wiederfinden zu können, muß A. S. Kapelrud zum einen den Anfang der Erzählung bereits in dem Bericht von Salomos nächtlichem Aufenthalt auf der Kulthöhe von Gibeon (I Reg 3,4—15) su4 s

6 7 8 9

11

So der Titel einer Untersuchung von B. Stade, ZAW 3 (1883), 1 2 9 - 1 7 7 . Vgl. außer der genannten Analyse von B. Stade und außer den Kommentaren vor allem: J. Wellhausen, Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bücher des Alten Testaments, 1 8 9 9 3 , 264ff.; K. Möhlenbrink, Der Tempel Salomos, BWANT 59, 1932, 6 f f . ; M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, SKG. G. XVIII/2, 1943, 6 6 f f . M. Noth a. a. O. 66; vgl. auch ders., BK IX/1, 1964ff., 106. Überlieferungsgeschichtliche Studien, 6 8 f f . A . a . O . 68. A. a. O. 68. 70; vgl. zum ganzen auch die entsprechenden Abschnitte in BK IX/1. A. S. Kapelrud, Temple Building, a Task for Gods and Kings, Or. NS 32 (1963), 5 6 - 6 2 . A . a . O . 62.

Der Tempelbaubericht

21

chen 1 2 , und zum anderen muß er postulieren, daß sich diesem Bericht ursprünglich nicht das »salomonische Urteil« (v. 16-28), sondern eine jetzt nicht mehr vorhandene Kundgabe Jahwes über den zu bauenden Tempel angeschlossen habe (das dritte der zehn Elemente) 13 . Die Einbeziehung von I Reg 3,4—15 ließe sich diskutieren, auch noch die Annahme, daß I Reg 3,16ff. nicht die ursprüngliche Fortsetzung von v. 4—15 gewesen zu sein braucht 1 4 . Mißlich erscheint es dann aber, daß ein verloren gegangenes Element unentbehrlich ist. Aus einem anderen Grunde ist die These jedoch als vollends problematisch zu beurteilen: Die übrigen der zehn von A. S. Kapelrud aufgezählten, für den »historischen« Typus der Tempel-Gründungs-Erzählung konstitutiven Elemente stehen in entsprechender Form erst in der uns vorliegenden Fassung der Kapitel I Reg (3.) 5 ff. beieinander, frühestens jedoch in einer unmittelbaren Vorstufe dieser Fassung. Also haben allenfalls früh-deuteronomistische Kreise im Zuge ihrer Gestaltung der Überlieferungen diesen »historischen« Typus für die Darstellung der Tempelgründung Salomos angewendet. Das bedeutet aber, daß es für den von A. S. Kapelrud erschlossenen »historischen« Typus der Tempel-Gründungs-Erzählung keinen alten, sondern nur zwei verhältnismäßig junge biblische Belege gibt: Die priester(schriftliche Fassung von Ex 24,12—40,38 und die deuteronomistische Fassung von I Reg (3.) 5 ff. Angesichts dieser Sachlage wird man kaum damit zu rechnen haben, daß der »historische« Typus der Tempel-Gründungs-Erzählung als eine erkennbare Gattung im Alten Israel von Bedeutung gewesen sei. Für die hier zu untersuchenden historischen Probleme erweist sich diese »Gattung« mithin als unbrauchbar.

3.2 DER TEMPELBAUBERICHT (I REG 6)

Wer innerhalb von I Reg 5,15-9,9 nach konkreten Angaben über die im Namen Salomos durchgeführten Baumaßnahmen am Tempel von Jerusalem sucht, der wird vor allem den sogenannten Tempelbaubericht (I Reg 6) in das Auge fassen; denn weder die von M. Noth wohl zu Recht als dtr. angesehene Botschaft Salomos an Hiram von Tyrus (I Reg 5,15 ff.) 1 noch die Beschreibung von mobilen Ausstattungsstücken für den Tempel (Kap. 7) noch auch der Bericht von der Tempelweihe (Kap. 8) könnten zeigen, welche Baumaßnahmen im einzelnen Salomo hat durchführen lassen, um den Tempel zu erstellen. Allerdings war an I Reg 6 schon lange aufgefallen, daß dieser Baubericht viele Fragen nach der Gestalt des Tempels Salomos offen läßt 2 und daß er erstaun12 13 14 1

2

A. a. O. 5 9 f . Ebd. Vgl. dagegen jedoch M. Noth, BK IX/1, 1 9 6 4 f f . . 48. Vgl. M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, SKG. G XVIII/2, 1 9 4 3 , 68; ders., BK IX/1, 1 9 6 4 f f . , 8 7 f f . Zu dem aus diesem Grunde häufig praktizierten Verfahren, mithilfe der Vision Hesekiels vom neuen Tempel I Reg 6 verständlicher zu machen, vgl. die Kritik bei H. Schult, Der Debir im salomonischen Tempel, ZDPV 8 0 ( 1 9 6 4 ) , 4 6 - 5 4 . 52.

22

Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht

lieh wenig über diejenigen Arbeiten berichtet, die im Zusammenhang der Fundamentierung und Erstellung des Rohbaues eines solchen Gebäudes mit Sicherheit einmal durchgeführt worden sein müssen. So stellt M. Noth fest: »Das Kapitel 1 Kö 6 hat es lediglich mit dem Tempelgebäude als solchem zu tun. Allerlei sonst noch Wissenswertes wird nicht mitgeteilt. Nichts verlautet über den Ort des Tempels, nichts über seine Orientierung, nichts über die Fundamentierungsarbeiten, die ausgeführt sein mußten, ehe der Bau des Tempelgebäudes beginnen konnte.« 3 Trotzdem hat man in I Reg 6 immer ein zuverlässiges Dokument, u. z. gerade auch hinsichtlich der tempe\gründenden Bautätigkeit Salomos sehen wollen. Als eine Stimme von vielen sei R. de Vaux zitiert: »Diese Beschreibung ist sehr schwer zu deuten: es ist zwar richtig, daß sie auf ein nahezu zeitgenössisches Dokument des Baues zurückgeht und daß der Endredaktor noch den stehenden Tempel gesehen hat, aber dieser Redaktor hatte nicht die Sorgen eines Architekten oder eines Archäologen, und so hat er wesentliche Elemente für die Rekonstruktion weggelassen, z. B. die Dicke der Mauern, die Anordnung der Fassade, das Dachsystem. Dazu wurde der an Fachausdrücken reiche Text von den Abschreibern entstellt, die ihn nicht besser verstanden als wir, er wurde mit Bemerkungen überladen in der Absicht, den Glanz des Bauwerkes zu erhöhen.« 4 Es ist wohl kein ungerechtes Urteil, wenn man feststellt, daß hier mit unbewiesenen und wahrscheinlich überhaupt unbeweisbaren Annahmen die bona fide vorausgesetzte, generelle dokumentarische Qualität des Textes gegen die in Einzelheiten selbst beobachteten Mängel festgehalten wird: Woher wissen wir, daß der Endredaktor den stehenden Tempel noch gesehen hat? Was wissen wir über seine Sorgen? Und woher nehmen wir den Mut oder was sind die Kriterien dafür, den Abschreibern zu unterstellen, sie hätten den Text nicht besser verstanden als wir? 3.21 Zu M. Noths Herleitung des Tempelbauberichts (IReg 6) von einem ursprünglichen »Planungsen twurf« Die verbreitete Annahme, trotz der vermißten »wesentliche(n) Elemente« könne I Reg 6 »auf ein nahezu zeitgenössisches Dokument« 1 zurückgeführt werden, ist in jüngerer Zeit von M. Noth in seinem Kommentar zum ersten Buch der Könige neu belebt und zugespitzt worden 2 . M. Noth sieht in dem ganzen Kapitel einen ursprünglichen »Planungsentwurf« 3 , der erst sekundär aufgrund einer »auf einem amtlichen 'Aktenvermerk'« beruhenden »Ausführungsnotiz« (v. 37. 38) 4 zu einem Baubericht umstilisiert worden sei, und er glaubt, »der wesentliche Inhalt« des Kapitels stamme »von der königlichen 'Bauleitung' aus der Zeit vor Beginn der Bauarbeiten.« 5 3 4 1 2 3 4 s

M. Noth, BK IX/1, 1964 ff., 105. R. de Vaux. Das Alte Testament und seine Lebensordnungen, II 1966 , 1 3 7 . R. de Vaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen, II 1966 2 , 137. Vgl. M. Noth, BK IX/1, 1964ff., 103 ff. A. a. O. 104 ff. passim. A. a. O. 106. Ebd.

Der Tempelbaubericht

23

Für diese überlieferungsgeschichtliche Ableitung des vorliegenden Tempelbauberichts in seinem Grundbestand aus einem einstigen »Planungsentwurf« der »königlichen 'Bauleitung'« spricht zunächst, daß sie ohne die Unterstellungen auskommt, die an dem oben zitierten Votum von R. de Vaux (vgl. oben S. 22f.) auffielen. Sodann beeindruckt Noths These durch ihre Einfachheit und Geschlossenheit. Deshalb verwundert es nicht, daß diese Ableitung von I Reg 6 bereits als »besonders reiche Frucht« der Nothschen Arbeitsweise begrüßt wurde 6 . Tatsächlich kann M. Noth mit seinem Vorschlag einige bislang immer als problematisch empfundene Sachverhalte einleuchtend erklären: 1. Das unausgeglichene Nebeneinander informationsträchtiger nominaler und blasserer verbaler Formulierungen. Der erschlossene ursprüngliche » P l a n u n g s e n t w u r f « war n o m i n a l f o r m u l i e r t . Erst die spätere Umgestaltung zu einem Bericht m a c h t e das Einfügen verbaler Aussagen n o t w e n d i g . Die n o m i n a l e n Sätze sind also ganz selbstverständlich Träger der H a u p t i n f o r m a t i o n e n , die verbalen bleiben als s e k u n d ä r d e m T e x t aufgesetzte F o r m u l i e r u n g e n dagegen weithin sehr allgemein und o h n e ideale V e r b i n d u n g mit ihrem K o n t e x t .

2. Die mangelnde »Anschaulichkeit«. Da der T e x t in seinem G r u n d b e s t a n d »Anweisungen« für die A u s f ü h r u n g v o n Bauarbeiten e n t h ä l t , bietet er vorwiegend I n f o r m a t i o n e n über »Maße, Material u n d T e c h n i k « ( 1 0 4 ) ; diese Dinge interessieren nach N o t h j e d o c h nur »im S t a d i u m der Planung, der Materialbeschaffung u n d der Anweisung für die Bauausführung« (ebd.), hingegen »dann im allgemeinen nicht m e h r , w e n n ein Bau fertig d a s t e h t « s (ebd.).

3. Die Gliederung des Textes. Die Reihenfolge der b e r i c h t e t e n B a u m a ß n a h m e n e n t s p r i c h t einerseits in e t w a der tatsächlichen Abfolge der Arbeiten ( 1 0 4 ) , ist andererseits aber auch so angelegt, d a ß zuerst vom »Steinbau« ( 1 0 5 ) , d a n n von d e n »großen Schreinerarbeiten mit Zedern- u n d Zypressenholz« (ebd.) und zuletzt von d e n »feinen Holzplastik- und -reliefarbeiten in Ölweidenholz« (ebd.) gehandelt wird. Dies hat es zur Folge, daß v o m » H a u p t r a u m des Tempelgebäudes an drei verschiedenen Stellen die R e d e ist« (ebd.). Das ganze h a t seinen G r u n d darin, d a ß die Arbeiten von »verschiedenen F a c h a r b e i t e r g r u p p e n « ausgeführt w u r d e n , die »ihre je speziellen Anweisungen erhalten ( m u ß t e n ) « (ebd.).

4. Die Verwendung schwer verständlicher termini technici. Da die termini technici ursprünglich innerhalb der Bauanweisungen für die »Facharbeiterg r u p p e n « und deren Arbeit b e s t i m m t waren, w u ß t e n diese d a m i t z u r e c h t zu k o m m e n ; Laien hingegen - so v e r m u t e t N o t h - waren diese termini »vielleicht schon damals nicht o h n e weiteres geläufig« (105).

Aber es bleibt nicht zu verkennen, daß trotz allem Noths These ihrerseits neue Probleme schafft, die sie kaum lösen kann: 1. In welcher Zeit ist die Umformung des ehemaligen »Planungsentwurfs« in einen Bericht anzusetzen? M. N o t h n i m m t an, Dtr h a b e d e n T e x t schon als Bericht aus d e n »Salomo-Annalen« übern o m m e n . O f f e n bleibt, o b der » P l a n u n g s e n t w u r f « u n m i t t e l b a r für diese »Salomo-Annalen« u m g e f o r m t w o r d e n ist, o d e r o b dieser Vorgang unabhängig von der E n t s t e h u n g die6

W. Klatt, Martin N o t h s K o m m e n t a r zu 1. Könige 1 - 1 6 , V F 17 ( 1 9 7 2 ) , 2 5 - 3 9 . 32.

24

Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht ser Annalen zu denken ist, so daß er auch schon in diese als fertiger Bericht hätte aufgenommen worden sein können.

2. Welche literarische Notwendigkeit und welche Intention hat die Umstilisierung des »Planungsentwurfs« zu einem Bericht veranlaßt? So wie M. Noth die Dinge sieht, ist es ein automatischer, fast schon bürokratischer Vorgang: Der »Planungsentwurf« wurde aufbewahrt und nach Abschluß der Bauarbeiten mit einer »Ausführungsnotiz« versehen, die dann ihrerseits die Umformung zu einem Bericht anregte. Aber wie ist das vorzustellen? Etwa so, daß ein literarisch gewandter Archivar vielleicht in den Mußestunden seines Büroalltags - von der Ausführungsnotiz her aus dem »Planungsentwurf« einen leidlichen Bericht gestaltete? Die Karikatur zeigt, wie viel hier noch ungeklärt ist und wohl auch bleiben muß. Jedenfalls ist der vorliegende Bericht kaum das einzig denkbare Ergebnis, das die beiden vermuteten Ausgangsgrößen »Planungsentwurf« und »Ausführungsnotiz« aus sich heraussetzen konnten; denn mit wesentlich geringeren Eingriffen hätte man die Bauanweisungen des »Planungsentwurfs« zu göttlichen Bauanweisungen umstilisieren und diesen dann einen zwar parallel dazu verlaufenden, aber wesentlich selbständiger komponierten Ausführungsbericht an die Seite stellen kön7

nen .

3. Wie verhalten sich in dem von Noth angenommenen Dokument »Planungsentwurf« und »Anweisungen« zueinander? Man hat den Eindruck, daß in Noths Konzept eine wohl nicht nur terminologische Unscharfe vorliegt. Die Unanschaulichkeit des Textes, das Vorherrschen von Angaben über »Maße, Material und Technik«, die Gliederung des Textes und schließlich die breite Verwendung schwieriger termini technici, das alles wird von Noth gerechtfertigt mit der Vorstellung von »speziellen Anweisungen« für die »verschiedenen Facharbeitergruppen«. Trotzdem nimmt Noth für den jetzigen Bericht eine einheitliche und zusammenhängende Vorlage an; dafür entwickelt er die Vorstellung von einem »Planungsentwurf« oder einem »in Worte gefaßte(n) Entwurf des Tempelgebäudes« (106). Aber Bauanweisungen können doch sicher erst nach Abschluß der Planungsarbeiten vergeben werden. Darüberhinaus ist anzunehmen, daß Bauanweisungen - wenn man schon so hypothetisch Formgeschichte treiben will - anders aussehen als ein »Planungsentwurf«; selbst die Summe von mehreren verschiedenen Bauanweisungen müßte ein anderes Bild ergeben, als man es von einem »Planungsentwurf« zu erwarten hat.

4. Wie tragfähig ist schließlich die von Noth vorgeschlagene Erklärung für die Abfolge des Textes? Noth nimmt an, die vorliegende Abfolge des Textes gehe darauf zurück, daß die einzelnen Bauanweisungen für je »verschiedene Facharbeitergruppen« gedacht gewesen seien. Das ist für die Unterscheidung zwischen Stein- und Holzbau zunächst einleuchtend. Es nimmt jedoch wenig für diese Erklärung ein, wenn man sieht, daß Noth durch sie gezwungen wird, den Einschub v. 1 1 - 1 4 jemandem zuzuschreiben, der »ohne Rücksicht auf die Disposition des Ganzen« ( 1 0 5 ) seinen Zusatz an einer Stelle anbrachte, an der ihm »der Bericht über die Herstellung des Außenbaus abgeschlossen schien« (ebd.). Gegen die Unterscheidung zwischen den »Schreinerarbeiten mit Zedern- und Zypressenholz« einerseits und den »feinen Holzplastik- und -reliefarbeiten in Ölweidenholz« andererseits (105) als Gliederungsprinzip spricht sodann, daß sie nur möglich ist, wenn Noths Beurteilung einer ganzen Reihe von Versen und Versteilen als sekundär zutreffend ist (vgl. 105 f.). Mit weniger Eingriffen in den Textbestand kommt dagegen die Annahme aus, v. 2 - 1 0 hätten es

7

Vgl. etwa: Ex 2 4 , 1 2 - 4 0 , 3 8 und oben zu der These von A. S. Kapelrud: S. 2 0 f .

25

Der Tempelbaubericht

mit dem Rohbau, also den eigentlichen Bauarbeiten in Stein und Holz, und v. 1 5 - 3 5 insgesamt mit der Innenausstattung, der Dekoration des Tempels zu tun .

Über die vorgetragenen Erwägungen hinaus zeigt nun die Analyse des ersten Teils des Tempelbauberichtes (I Reg 6, 1 - 1 0 ) , daß die von Noth vorgenommene überlieferungsgeschichtliche Retrojektion einer erschlossenen Vorlage des Textes zurück in die Arbeit »der königlichen 'Bauleitung' aus der Zeit vor Beginn der Bauarbeiten« außerordentlich unwahrscheinlich ist 9 . 3.22 Die Interpretation

von IReg

6,7

Der Vers 7 stellt innerhalb des Tempelbauberichtes eine crux interpretum dar. In der oben schon erwähnten Analyse von I Reg 6,1 —101 habe ich versucht, die Probleme dieses Verses einer neuen Lösung zuzuführen. Hier ist nur eine geraffte Zusammenfassung zu geben. Für alle darüber hinausgehenden Einzelheiten sei auf den Aufsatz selbst verwiesen. V. 7 handelt davon, daß für bestimmte Arbeiten am Tempel Steine benutzt wurden, die schon im Steinbruch fertig oder passend behauen worden waren und davon, daß auf diese Weise an der Baustelle selbst, genauer: im Tempel selbst während der entsprechenden Arbeiten Ruhe herrschte. Da man die — am Ende des Verses noch einmal wieder aufgenommene — Anfangsformulierung des Satzes: whbjt bhbntw immer in dem Sinne interpretierte, als spräche sie — wie in einem Tempelbaubericht doch nicht anders zu erwarten — vom Bau des Tempels selbst, war man gezwungen, in dem Baumaterial, das da fertig aus dem Steinbruch geholt wurde, die Bausteine des Tempels selbst zu sehen. Ferner galt die Rede von der Ruhe im Tempel deshalb als eine Übertreibung; denn sie mußte so verstanden werden, als behaupte der Text, von der Grundsteinlegung an habe an der Tempelbaustelle absolute Ruhe geherrscht. Als weitere Konsequenz aus diesem Verständnis des Verses ergab sich, daß er als in seinem unmittelbaren Kontext störend angesehen werden mußte, da v. 5. 6. 8 gar nicht vom Bau des Tempelhauses, des bajit, handeln. V. 5 spricht ja von einem dreigeschossigen Baukörper, der sich rings um die beiden Längswände und die Rückwand des bajit legt; v. 6 handelt sodann von den Breiten der einzelnen Geschosse dieses Baukörpers sowie von der Art seiner bautechnischen Verbindung mit dem bajit; und v. 8 schließlich sagt etwas über den Zugang zu den einzelnen Etagen des Anbaus. Sah man so in dem Vers eine Übertreibung und empfand man seine Stellung im Kontext als störend, dann lag wohl nichts näher, als ihn für sekundär zu erklä8

9

1

Diese Annahme geht davon aus, daß H. Schult, Der Debir im salomonischen Tempel, ZDPV 80 (1964), 4 6 - 5 4 darin recht zu geben sei, daß der Debir ein »Inventarstück des Tempels« (a. a. O. 48) ist. Bei dieser Annahme braucht man schließlich demjenigen, der v. 1 1 - 1 4 einfügte, kein Unverständnis des Textes und seiner Organisation nachzusagen. Vgl. K. Rupprecht, Nachrichten von Erweiterung und Renovierung des Tempels in 1. Könige 6, ZDPV 88 (1972), 3 8 - 5 2 . In den folgenden Abschnitten (Ziffer 3. 22 und 3. 23) werden die für diese Arbeit wesentlichen Ergebnisse der genannten Analyse aufgegriffen und weitergeführt. Siehe oben Anm. 9.

26

Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht

ren 2 . Selbst M. Noth, der sich ausdrücklich die Aufgabe gestellt hatte, »den Abschnitt 5b—8 in seinem überlieferten Bestand zu verstehen« 3 , scheint offensichtlich nichts anderes übrig geblieben zu sein, als schließlich doch noch einen Teil des Verses für sekundär zu halten 4 . Entgegen diesem verbreiteten Verdikt gegen v. 7 wollte ich zeigen, daß der Vers sich als integraler und kontextkonformer Bestandteil seiner Umgebung verstehen läßt, und zwar dann wenn man die Wendung whbjt bhbntw anders versteht als bisher üblich. Ich übersetze den Anfang von v. 7 so: »Was den Tempel (den Bajit) betrifft, während an ihm gebaut wurde . . . « oder: » . . . , während er baulich erweitert wurde . . . « , nicht jedoch: » . . ., während er erbaut wurde . . .«. Eine derartige Übersetzung ist deshalb möglich, weil das Suffix an dem inf. ni. von bnh nicht nur das e/Jizierte, sondern ebensogut das affizierte logische Objekt 5 sein kann 6 . Bei diesem Verständnis ist der Tempel nicht das Gebäude, welches im Zuge der durch bnh umschriebenen Bautätigkeit erst entsteht, sondern er ist ein schon fertiges Gebäude, an welchem eine sekundäre Baumaßnahme zur Ausfuhrung gelangt. Dementsprechend handelt der Vers auch nicht von Steinen, die für den Bau des Tempels selbst verwendet wurden, und er spricht keineswegs von einer Ruhe, die beim Tempelbau von der Grundsteinlegung an geherrscht hätte. Es ist im Gegenteil von Steinen die Rede, die für eine Baumaßnahme an dem schon stehenden Tempel gebraucht wurden, und die Ruhe ist diejenige, welche während dieser sekundär am Tempel durchgeführten Bauarbeiten im Tempel (bbjtj herrschte. Über die Konformität des so verstandenen Verses mit seinem Kontext braucht nicht mehr lange diskutiert zu werden: Der ganze Abschnitt v. 5—8 handelt von dem dreigeschossigen Anbau an die Längswände und die Rückwand des Tempels. Dabei ist der Anschluß von v. 7 an v. 6 nicht so zu bestimmen, als sei v. 7 »der Abschlußsatz über den Kernbau aus Stein, nachdem in den vorangehenden Versen über diesen alles Notwendige mitgeteilt« 7 worden wäre, sondern beide (v. 6 b und v. 7) haben Maßnahmen zum Gegenstand, die um der Unversehrtheit der Heiligkeit des Tempels willen getroffen wurden, als man daran ging, den dreigeschossigen Anbau aufzuführen. Zum einen wurde der Anbau an den Tempel so angefügt, daß eine Verletzung der Tempelmauern von außen vermieden werden konnte: Die Deckenbalken der einzelnen Geschosse wurden einfach auf vorhandene Mauerrücksprünge der Tempelwand aufgelegt (v. 6b). Zum anderen wurden für den Bau des dreigeschossigen Seitengebäudes fertig behauene Steine aus dem Steinbruch herangeholt, um die Ruhe im Tempel nicht mit dem sonst üblichen Zurichten der Steine an der Baustelle 8 stören zu müssen (v. 7). 2

3 4 5 6 7 8

Nur K. Möhlenbrink, Der Tempel Salomos, BWANT 59, 1932, 15. 1 4 1 - 1 5 3 , hält v. 7 und erklärt stattdessen v. 5. 6. 8 für sekundär. M. Noth, BK IX/1, 1964 ff., 112. A. a. O. 116. Grammatisch handelt es sich um das Subjekt. Siehe dazu ausführlicher unten S. 3 0 f . M. N o t h a . a. O. 115. Dazu und zu der sich zu dieser Interpretation fügenden Annahme, daß v. 7 eine Ausnahme schildert, vgl. H. Schult, Zum Bauverfahren in 1. Könige 6,7, ZDPV 88 ( 1 9 7 2 ) , 5 3 f .

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Der Tempelbaubericht

3.23 Folgerungen aus der Interpretation

von I Reg 6,7

Die vorgeschlagene Interpretation von I Reg 6,7 führt darauf, daß der ganze Abschnitt I Reg 6,5—8 von einer baulichen Maßnahme berichtet, die erst ausgeführt werden konnte, als der Tempel selbst schon fertig dastand. Nimmt man dazu die Bemerkung über die Ruhe im Tempel während dieser Arbeiten ernst, so zeigt sich, daß der Tempel nicht bloß im Rohbau fertig zu sein brauchte, sondern man wird für die Zeit der in v. 5—8 beschriebenen Bauarbeiten sogar vorauszusetzen haben, daß der Tempel bereits geweiht und kultisch in Dienst genommen worden war. Anderenfalls müßte man die Betonung der an der Baustelle herrschenden Ruhe wieder unter das Verdikt fallen lassen, daß es sich dabei um eine übertreibende und somit historisch nicht ernst zu nehmende Aussage handle. Nun unterliegt es keinem Zweifel, daß I Reg 6 den Bau des Tempels selbst, also seine Gründung und Errichtung im baugeschichtlichen Sinne darstellen will, wie die Verse 1. 2. 3. 9a. (=14.) 37. 38 deutlich zeigen. Von daher wäre also zu erwarten, daß das Kapitel von Arbeiten berichtet, die der allerersten Phase der Baugeschichte des Tempels oder dem ersten Bauabschnitt zwischen Grundsteinlegung und Tempelweihe zugehören. Mit v. 5—8 wird diese Erwartung jedoch nicht erfüllt, und so legt sich die Frage nahe, welche der in I Reg 6 beschriebenen Bautätigkeiten denn ausschließlich innerhalb des ersten Bauabschnitts und welche ebensogut in einem späteren denkbar sind. Geht man mit dieser Frage an I Reg 6 heran, so zeigt sich, daß außer den Rahmenversen des Kapitels (v. 1. 37. 38) und außer der zweimal innerhalb des Kapitels auftretenden zusammenfassenden Formel »so baute er den Tempel und vollendete ihn« (v. 9a. 14) nur die in v. 2. 3 mitgeteilten Maße für das Tempelhaus (bajit) und die Vorhalle ('ülamj als eine Information anzusehen sind, die etwas mit dem ersten Bauabschnitt zu tun hat. Denn schon der in v. 4 berichtete Einbau einer bestimmten Art von Fenstern in den Tempel muß nicht im Zuge des ersten Bauabschnitts erfolgt sein, sondern er ist ebensogut zu einem späteren Zeitpunkt denkbar, etwa im Rahmen von Renovierungsarbeiten 1 . Über v. 5—8 wurde das Nötige oben gesagt. Die auf v. 9 a (»so baute er den Tempel und vollendete ihn«) folgenden Sätze v. 9 b . 10a. b sind drei voneinander unabhängige, selbständige Nachrichten. Untereinander sind sie nur dadurch sachlich verbunden, daß sie Einzelheiten am Tempelhaus betreffen. Ihre Stellung hinter dem formelhaften Satz v. 9a verdanken sie offenbar dem doppelten Umstand, daß sie sekundäre Zufügungen sind und daß sie keiner der vorher berichteten Baumaßnahmen sachlich zugeordnet werden konnten 2 . Die Sätze haben sich jedoch bislang leider einer überzeugenden Interpretation entzogen 3 . Trotzdem erscheint es nicht undenkbar, daß auch sie sekundäre Verbesserungen zum Gegenstand haben, die erst im Laufe der Zeit am Tempel notwendig wurden. Die Gottesrede an Salomo in v. 11 — 13 braucht hier nicht näher in das Auge gefaßt zu werden. Die Verse setzen zwar voraus, daß der sie umgebende Bericht als Bericht vom ersten Bauabschnitt gedacht ist, aber sie enthalten ihrerseits keinerlei konkrete Nachricht über Arbeiten aus diesem Bauabschnitt. 1 2 3

Vgl. dazu ZDPV 88 ( 1 9 7 2 ) , 5 0 f . ; zur Interpretation von v. 4: a. a. O. 4 0 f . Vgl. dazu a. a. O. 4 4 f. 46. Ebd.

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Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht

Auf v. 14 (vgl. 9 a) folgt bis einschließlich v. 35 ein Bericht von der Anfertigung der Innenausstattung des Tempels 4 . Natürlich muß der Tempel zwischen Grundsteinlegung und Tempelweihe auch eine erste Innenausstattung erhalten haben. Diese Überlegung zwingt allerdings nicht dazu, die in v. 15—35 beschriebene Innenausstattung als diejenige anzusehen, welche im Zuge des ersten Bauabschnitts entstand und gewissermaßen als die originale Innenausstattung zu bezeichnen wäre. Es ist im Gegenteil durchaus denkbar, daß es sich bei der in v. 15 ff. beschriebenen um eine sekundäre Innendekoration des Tempels handelt. Der Text von v. 15ff. jedenfalls hindert diese Vermutung nicht. Der Gedanke, daß es sich hier um die originale Ausstattung handeln müsse, wird doch durch nichts anderes nahegelegt, als durch den Umstand, daß v. 15 ff. in einem Kapitel stehen, das als Bericht vom ersten Bauabschnitt gelesen werden möchte. Vers 36 schließlich handelt von dem inneren Vorhof, also explizit nicht vom Tempel selbst. Zusammenfassend läßt sich sagen: Der sogenannte Tempelbaubericht I Reg 6 bringt in seinem ersten Teil (v. 1 — 10), von dem man Nachrichten über die Errichtung des Rohbaus erwartet, »nichts über die Fundamentierungsarbeiten, die ausgeführt sein mußten, ehe der Bau des Tempelgebäudes beginnen konnte« 5 , er nennt ohne Angabe der Mauerstärken Grundrißmaße von Tempelhaus und Vorhalle sowie die Höhe des Tempelhauses (v. 2. 3), um dann in der Hauptsache Bauarbeiten zu schildern, die erst nach der Tempelweihe ausgeführt wurden (v. 5—8). Die Angaben der Verse 4. 9b. 10a. b sind nicht mit Sicherheit auf Arbeiten innerhalb des ersten Bauabschnitts zu beziehen. In seinem zweiten Teil (v. 15—35) schildert der Bericht die zur Fertigung des inneren Dekors des Tempels durchgeführten Arbeiten. Abgesehen davon, daß diese Innenausstattung eo ipso den Abschluß des Rohbaus voraussetzt, ist von ihr nicht mit Sicherheit zu sagen, daß sie die originale oder erste Ausstattung gewesen sein müsse. Diese Beobachtungen 6 führen nun zu der Annahme, daß der sogenannte Tempelbaubericht I Reg 6 insgesamt aus Überlieferungen zusammengestellt wurde, die gar nicht auf die allererste Phase der Baugeschichte des Tempels zurückgehen, sondern die ausschließlich Baumaßnahmen zum Gegenstand haben, welche den Abschluß des ersten Bauabschnitts und die Weihe des Tempels bereits zu ihrer Voraussetzung haben 7 . Die Überlieferungen von sekundären Baumaßnahmen am Tempel treten uns jetzt im Gewände eines Bauberichtes entgegen, der ganz ausdrücklich den ersten Bauabschnitt selbst schildern will. Dieser Wille ist mit sehr einfachen Mitteln zum Ausdruck gebracht worden: durch die Rahmung des ganzen mit ihrer Datierung 4 5 6

7

Vgl. oben S. 24 f. mit Anm. 8. M. Noth, BK IX/1, 1 9 6 4 f f . , 105. Die Beobachtungen wurden auf der Grundlage des masoretischen Textes gemacht. LXX bietet zwar in I Reg 6 in manchen Einzelheiten einen davon abweichenden Text; aber darauf braucht hier nicht näher eingegangen zu werden. Die Arbeiten von D. W. Gooding haben nämlich gezeigt, daß LXX an keiner Stelle auf eine bessere hebr. Vorlage zurückgeführt werden kann, als sie M bietet. Vgl. D. W. Gooding, An Impossible Shrine, VT 15 ( 1 9 6 5 ) , 4 0 5 - 4 2 0 ; ders., Temple Specifications: A Dispute in Logical Arrangement between the MT and the LXX, VT 17 ( 1 9 6 7 ) , 1 4 3 - 1 7 2 . Vgl. dazu ZDPV 88 ( 1 9 7 2 ) , 51 f.

Der Tempelbaubericht

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von Baubeginn und Bauabschluß (v. 1. 37. 38), durch den an zwei Stellen eingestreuten formelhaften Satz: »so baute er den Tempel und vollendete ihn« (v. 9a. 14) und durch die dem Bericht in Nominalsätzen vorausgeschickten Maße des Tempelhauses und der Vorhalle (v. 2. 3). Schließlich tragen in der vorliegenden Fassung auch v. 11 — 13 das ihre zu dieser Gestaltung bei. Sucht man nun unter der Vorasusetzung, Salomo werde von der Überlieferung zutreffend als Bauherr des ersten Bauabschnittes des Tempels betrachtet, nach einer Erklärung, warum der Tempelbaubericht I Reg 6 keine mit Sicherheit in den ersten Bauabschnitt fallenden Arbeiten enthält, so könnte man folgendes annehmen: Zur Zeit der Entstehung des Tempelbauberichtes galt es als nicht zu bezweifelnde Tatsache, daß Salomo einst den Tempel von Grund auf erbaut hatte. Da man aber über keine konkreten Bauberichte mehr verfügte, welche die allererste Phase der Baugeschichte des Tempels hätten illustrieren können, half man sich eben mit den vorhandenen Nachrichten von sekundären Arbeiten am Tempel 8 . Es wäre für diese Erklärung kein Hindernis, wenn man den dreigeschossigen Anbau (v. 5—8) und auch die übrigen in I Reg 6 berichteten Arbeiten in »nachsalomonischer Zeit« anzusetzen hätte 9 . Allerdings ergibt sich die »nachsalomonische Zeit« als terminus ante quem non für die Errichtung des dreigeschossigen Anbaus 10 nur aus der undiskutierten Voraussetzung, Salomo sei Bauherr des ersten Bauabschnitts gewesen und eine Erweiterung des Tempels sei nicht bereits zu seiner Zeit notwendig geworden. Wie sieht es aber aus, wenn I Reg 6 ganz zu Recht Salomo als den Bauherrn der in diesem Kapitel beschriebenen sekundären Baumaßnahmen bezeichnet und damit etwas historisch Zutreffendes bewahrt hat? Mit anderen Worten: Kann man sich Salomo als Bauherrn sowohl des ersten Bauabschnitts als auch der sekundären Baumaßnahmen vorstellen? Von vornherein ist das sicher nicht auszuschliessen; aber es wäre doch höchst verwunderlich, daß in diesem Falle die Überlieferung zwar die in I Reg 6 enthaltenen, nicht jedoch die für einen Tempelbaubericht eigentlich benötigten Nachrichten über den ersten Bauabschnitt bereitzustellen vermochte. Von dieser Überlegung her stellen wir nun die Hypothese auf, daß Salomo ausschließlich für die in I Reg 6 beschriebenen sekundären Baumaßnahmen verantwortlich ist und nicht auch für den ersten Bauabschnitt, über den aus I Reg 6 nichts zu erfahren ist. Diese Hypothese nimmt nicht mehr — wie die erste Erklärung — Zuflucht bei dem mangelhaften Zustand ursprünglich besserer Überlieferung, sondern sie sucht den Grund für die Verfassung von I Reg 6 in der Geschichte selbst statt in dem Geschick vermißter Überlieferungen. Als Arbeitshypothese für die weiteren Untersuchungen läßt sich jetzt formulieren: Salomo hat einen schon bestehenden Tempel übernommen, renoviert und baulich erweitert. Dabei könnte es sich sogar um einen älteren, jebusitischen Tempel handeln, den schon David auf der » Tenne des Arauna« vorgefunden und für den Jahwe-Kult in Dienst genommen hatte (vgl. oben Kapitel 2). 8

9 10

Früher habe ich selbst die Erklärung in dieser Richtung gesucht, vgl. ZDPV 88 ( 1 9 7 2 ) , 52. Vgl. K. Galling, Art.: Tempel, R G G 3 VI, 1962, 6 8 1 - 6 8 6 . 685. Vgl. ZDPV 88 ( 1 9 7 2 ) , 5 0 Anm. 73.

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Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht

Ob diese Hypothese eine bessere Erklärung für die an I Reg 6 gewonnenen Beobachtungen darstellt als die Vermutung, allein aus Mangel an besseren Überlieferungen biete das Kapitel keine konkreten Berichte über den ersten Bauabschnitt, der aber trotzdem einzig als im Namen Salomos durchgeführt denkbar sei, müssen die Sichtung der übrigen Nachrichten über Salomos Bautätigkeit am Tempel aus I Reg 3—10 sowie die nähere Untersuchung des von DtrG gebotenen Bildes der Vorgeschichte des Tempelbaus Salomos erweisen.

3.3 DIE ÜBRIGEN NACHRICHTEN ÜBER SALOMOS BAUTÄTIGKEIT AM TEMPEL VON JERUSALEM IN I REG 3 - 1 0

3.31 Eine methodische Vorbemerkung: Konsequenz aus der Mehrdeutigkeit des Verbums »bnh« Soll die oben formulierte Arbeitshypothese gelten, so ist zuerst auf die Frage einzugehen, wie es denn überhaupt möglich war, Salomo als den Tempelbauherrn im Sinne eines Tempelgründers anzusehen, wenn er gar nicht im streng baugeschichtlichen Sinne sein Gründer war. Hierfür darf ganz unabhängig davon, ob sich noch andere, überlieferungsgeschichtliche und historische Erklärungen anbieten oder nicht, auf einen — wohl längst bekannten — semantischen Sachverhalt hingewiesen werden, der zumindest als eine Voraussetzung dafür gelten kann, daß die sekundäre Bautätigkeit Salomos am Tempel als der Tempelbau im Sinne einer Tempelgründung verstanden werden konnte: Die Bedeutungsbreite des hebräischen Verbums bnh. . Schon ein Blick in die Lexica zeigt, daß bnh eine Fülle verschiedener (wenn nicht gar sich ausschließender) Bautätigkeiten deckt, die im Deutschen meist durch Komposita von »bauen« ausdifferenziert werden 1 . Dabei ist es wichtig zu sehen, daß die verschiedenen Bedeutungen von bnh längst nicht immer an bestimmten, fest zugeordneten Konstruktionsmerkmalen erkennbar sind. Meistens entscheidet der Kontext über die Bedeutung; so etwa in Neh 3, wo der Zusammenhang und die in Neh 2, 11 ff. geschilderte nächtliche Begehung der Stadtmauer durch Nehemia erkennen lassen, daß die in ihrer Bausubstanz mehr oder weniger erhaltene Stadtmauer mit ihren Toranlagen baulich instandgesetzt (= wieder befestigt) wird; oder in Am 9,11, wo die Rede vom »Bauen der zerfallenen Hütte Davids« natürlich deren Wiederaufbau meint. Ein extremes Beispiel ist I Reg 16, 24, wo es im Zusammenhang mit Omris Kauf des Berges Samaria in v. 24b heißt: wjbn 't hhr. Den Text zu verändern besteht kein Anlaß, und es ist zu übersetzen: »dann feebaute er den Berg«, nämlich mit einer Stadt, von der dann im unmittel1

Vgl. sub voce: Gesenius-Buhl 1 7 : ». . . 1. bauen, erbauen . . . 2. umbauen, ausbauen, bauend in Stand erhalten . . . 3. wiederaufbauen . . .«; KBL: ». . . 1. bauen, e r b a u e n . . . 2. c. ac. des Stoffs . . . 3. ausbauen . . . > befestigen . . . 4. wieder aufbauen . . . 5. banah b an etw. bauen . . .«; KBL 3 : » . . . 1. (er)bauen . . . 2. c. acc. d. Stoffes . . . 3. c. l e ausbauen zu . . . 4. wieder aufbauen . . . 5. c. be an etw. bauen . . .«. Vgl. auch: A. R. Hülst, THAT I, 1971, 3 2 5 - 3 2 7 ; S. Wagner, ThWAT I, 1970ff., 6 8 9 - 7 0 6 .

Salomos Bautätigkeit am Tempel von Jerusalem in I Reg 3 - 1 0

31

bar folgenden Satzglied auch gesprochen wird. Hier würde auch ohne den Kontext allein schon die Sprachlogik erfordern, daß man den Berg als das durch die Bautätigkeit affizierte Objekt versteht. Dieser zuletzt behandelte Text gibt übrigens der oben vertretenen Interpretation von I Reg 6,7 eine willkommene Bestätigung. Dort wurde bhbntw durch »während an ihm gebaut wurde« wiedergegeben und das Suffix als affiziertes logisches Objekt aufgefaßt 2 . Von hier aus ergibt sich für die seinerzeit angestellte Erwägung, der ganze Abschnitt I Reg 6 , 2 - 8 könne ursprünglich einmal ein »Bericht von baulichen Veränderungen am Tempel« gewesen sein 3 , eine weitere Verstehensmöglichkeit. Unter der Voraussetzung, daß die Verse 2. 3 die »Exposition« zu einem solchen Bericht gebildet hätten, wurde vorgeschlagen, das Zeitverhältnis von v. 2. 3 zu v. 4 als Vorzeitigkeit aufzufassen 4 . Das dürfte jedoch nicht die einzige Möglichkeit sein; denn es läßt sich — bringt man die Mehrdeutigkeit von bnh in Anschlag — auch so übersetzen: »Der Tempel, den der König Salomo für Jahwe ausbaute, war . . . « . Die eine Deutung geht von der Voraussetzung aus, daß Salomo auch schon der Bauherr des Tempelhauses gewesen sei; die andere steht in Einklang mit unserer Arbeitshypothese. Eine eindeutige Entscheidung für die eine oder die andere Deutung läßt sich jedoch aus dem Text und seinem Kontext nicht begründen. Das führt zu einer weiteren Einsicht: Es ist mit Fällen zu rechnen, in denen die Mehrdeutigkeit des Verbums bnh weder durch ein bestimmtes Konstruktionsmerkmal, noch durch die Sprachlogik und schließlich noch nicht einmal durch den Kontext eine eindeutige Eingrenzung erfährt. In diesen Fällen wäre eine genaue Kenntnis der Umstände, von denen die Rede ist, erforderlich. Daraus wird jedoch deutlich, daß hier etwas historisch ausdifferenziert werden soll, was in den uns zur Verfügung stehenden Texten in aller Regel gar nicht ausdifferenziert ist. Das läßt vermuten, daß die angestrebte Differenzierung im Alten Israel möglicherweise nicht als notwendig empfunden wurde. Es ist also damit zu rechnen, daß eine ganze Reihe von Texten, die mit dem Verbum bnh von Salomos Bautätigkeit am Tempel reden, unbrauchbar ist für die Beantwortung der Frage, ob Salomo wirklich den Tempel selbst, den bajit gebaut habe, oder ob er lediglich für die sekundären Baumaßnahmen verantwortlich zeichne. Um das methodische Problem an einem Beispiel zu verdeutlichen: Unterstellt man einmal, der Tempelweihspruch I Reg 8,12f. sei eine authentische Äusserung Salomos 5 , so kann der feierliche Satz: »Ja, ich habe dir gebaut einen bjt zbl« (v. 13 a) dennoch nicht als Gegenargument gegen die aus der Analyse von I Reg 6 gewonnene Arbeitshypothese angeführt werden; denn man muß mit der Möglichkeit rechnen — soviel ist den vorgetragenen semantischen Beobachtungen zu entnehmen —, daß Salomo selbst seine Bautätigkeit am Tempel als Tempelbau bezeichnete und verstand, und daß seine Zeitgenossen darin auch keinerlei Anmaßung sahen, sondern dies als selbstverständlich gelten lassen konnten. 2 3 4 5

Siehe oben S. 26; vgl. auch ZDPV 88 (1972), 47. ZDPV 88 (1972), 51. A. a. O. 51 Anm. 77. So z. B. G. v. Rad, Zelt und Lade, NKZ 42 (1931), 4 7 6 - 4 9 8 . 480 = TB 8, 1958, 109 bis 129. 114; vgl. aber M. Noth, BK IX/1, 1964ff., 175. 181 f.

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Die Tempelgründung Salomos in baugeschichtlicher Sicht

Aus den vorgetragenen Überlegungen läßt sich folgern, daß die Arbeitshypothese nur durch einen Text widerlegt werden kann, der das bietet, was im »Tempelbaubericht« I Reg 6 vermißt wird: Ein Bericht vom ersten Bauabschnitt des Tempels mit Salomo als Subjekt der entsprechenden Tätigkeiten. Daß es einen solchen Bericht nicht gibt, kann schon jetzt gesagt werden. Es bleibt aber zu prüfen, ob sich nicht wenigstens Spuren eines derartigen Berichtes finden lassen. Dazu werden im folgenden die übrigen einschlägigen Texte aus dem ersten Buch der Könige zusammengestellt.

3.32 Katalog der Aussagen über Salomos Bautätigkeit am Tempel von Jerusalem aus I Reg 3-10 Der Katalog bietet in fortlaufender Folge Kapitel- und Versangaben der einschlägigen Texte, eine stichwortartige Inhaltsangabe und den hebräischen Wortlaut der speziellen Bauaussage. Nr. 1 I Reg 3,1: Salomos Heirat einer ägyptischen Prinzessin, deren Aufenthalt in der Davidstadt bis zum Abschluß der Bauarbeiten an Palast, Tempel und Stadtmauer rings um Jerusalem. m m rns-nxi i n ' S T X m n 1 ? inVo lbp o"?imm

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Nr. 2 IReg 3,2: Die Tempellosigkeit Jerusalems als Entschuldigung für den Höhendienst des Volkes zu Beginn der Regierungszeit Salomos. • nn m m n m m gb'? m s •> d 2b Nr. 3 I Reg 5,15-32: Gesuch um und Vertrag über Zusammenarbeit zwischen Salomo und Hiram von Tyrus beim Tempelbau, Salomos Fronarbeiter, Materialvorbereitung zum Tempelbau. Bauaussagen finden sich in Salomos Botschaft an Hiram in v. 17 und 19: maa1?

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Nr. 4 I Reg 6,1 und 37. 38: Der Rahmen des »Tempelbauberichts« mit Datierung des Baubeginns nach dem Auszug aus Ägypten und nach dem entsprechenden Regierungsjahr Salomos (v. 1) und Angabe der Bauzeit, errechnet aus Baubeginn und Bauabschluß (v. 37. 38). m m ' ?

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I Reg 6,11-13: baus.

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