Der junge Cusanus: Ein Aufbruch in das 15. Jahrhundert 3402130297, 9783402130292

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Der junge Cusanus: Ein Aufbruch in das 15. Jahrhundert
 3402130297, 9783402130292

Table of contents :
Title
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Zu diesem Buch
1. Einleitung
2. Kindheit und Jugend
3. An den Universitäten
4. In den Diensten des Trierer Erzbischofs
5. Das Jahr 1430
Anmerkungen
Abbildungen
Biographisch-historische Daten zu Nikolaus von Kues und seiner Zeit
Quellen- und Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Register

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Biographie des jungen Nikolaus von Kues erschlossen. Anschaulich, facettenreich und unter Einbezug aller vorhandenenen Quellen zur ersten Lebenshälfte wird die familiäre, geistige und berufliche Entwicklung des Cusanus geschildert. Eingebettet in eine Darstellung der Zeit, ihrer Lebensumstände und ihrer politischen wie sozialen Verhältnisse entsteht vor dem Auge des Lesers das Bild eines Lebensweges von Kues über Heidelberg, Padua, Rom, Köln und Paris bis vor die Tore von Basel, wo Nikolaus ab 1432 am Konzil teilnehmen wird. Der Band bietet, auch für den Laien verständlich, dem

Der junge Cusanus

Erstmals wird mit dem vorliegenden Buch die

wissenschaftlich an Cusanus Interessierten neue Einblicke in den bislang vernachlässigten Zeitraum der

ISBN 978-3-402-13029-2

TO M M Ü L L E R

Jahre 1401 bis 1430.

TO M M Ü L L E R

Der junge Cusanus

Tom Müller

Der junge Cusanus

Tom Müller

DER JUNGE CUSANUS Ein Aufbruch in das 15. Jahrhundert

Umschlag-Abbildung: Nikolaus von Kues als Student, Johannes Leutzgen, um 1756, Öl auf Leinwand, Konventsaal, Nordwand (Foto: Erich Gutberlet/ © St. Nikolaus-Hospital, Bernkastel-Kues)

© 2013 Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk­sendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speiche­rung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54 Abs. 2 UrhG werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. Printed in Germany ISBN 978-3-402-13029-2

„Obwohl die Jugend begierig und feurig ist, läßt sie sich doch bald zufriedenstellen. Ich will es also tun und in eure edlen Gemüter einige Samenkörner der Wissenschaft säen. Wenn ihr diese in euch aufnehmt und sie bewahrt, werden sie Licht-Frucht tiefen Verständnisses in der so ersehnten Selbsterkenntnis hervorbringen.“ Nikolaus von Kues: Das Kugel-Spiel (um 1463)1

Inhaltsverzeichnis Danksagung

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Zu diesem Buch ZIEL UND AUFBAU DES BUCHES DIE HISTORISCHEN QUELLEN

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1. Einleitung DATIERUNGSSTILE BÜCHER REISEN DER EUROPÄISCHE KONTEXT DEMOGRAPHIE UNSER TÄGLICHES BROT... DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH PFRÜNDEN

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2. Kindheit und Jugend AUF DEN SPUREN DES CUSANUS FAMILIE UND FRÜHES UMFELD

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3. An den Universitäten HEIDELBERG (1416-1417/18) PADUA (1417/18-1423) ZWISCHEN PADUA UND KÖLN KÖLN (AB 1425)

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4. In den Diensten des Trierer Erzbischofs DER JURIST „JAGD“ NACH PFRÜNDEN UND BÜCHERN AN MOSEL UND RHEIN „INTERDISZIPLINÄRE“ STUDIEN

91 91

5. Das Jahr 1430 DER ANFANG DES TRIERER SCHISMAS CUSANUS ALS PREDIGER

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Anmerkungen

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96 110

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungen

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Biographisch-historische Daten zu Nikolaus von Kues und seiner Zeit

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Bildnachweis

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Register PERSONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER HANDSCHRIFTENREGISTER ERWÄHNTE WERKE DES CUSANUS

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Danksagung Die vorliegende Monographie ist entstanden im Rahmen eines Drittmittelprojekts an der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte (Bernkastel-Kues). Dem Vorsitzenden der Akademie, Herrn Alexander Licht MdL, wie auch dem Geschäftsführer, Herrn Dr. Matthias Vollet, möchte ich danken für ihr Vertrauen, mit dem sie mir dieses Projekt überantwortet und bei dessen Gestaltung und Ausarbeitung alle Freiheiten gelassen haben. Der Sparkasse Mittelmosel – Eifel Mosel Hunsrück, der Sparkasse Koblenz und der Sparkasse Trier sei für die Finanzierung dieses Biographie-Projektes herzlich gedankt. Es ist in Zeiten der Krise sicherlich nicht selbstverständlich, dass wissenschaftlich-kulturelle Unternehmungen so ohne weiteres mit großzügigen Geldzuschüssen bedacht werden. Dank gebührt aber auch denen, ohne deren Hilfe die Realisierung dieses Vorhabens wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen gewesen wäre. Frau Anna Reuter aus dem Cusanus-Geburtshaus in Kues sei gedankt für ihre zahlreichen interessierten und kritischen Interventionen, die mich immer wieder zum Nachdenken über meine eigenen Positionen anregen. Gedankt sei auch für die stets offene Tür des Geburtshauses und den unkomplizierten Zugang zu dessen „Schätzen“. Danken möchte ich ebenfalls Frau Gabriele Neusius, Bibliothekarin des St. Nikolaus-Hospitals in Kues, die mir Zugang in die Bibliothek und in das Archiv des „Cusanus-Stifts“ gewährt hat und dabei mehrere meiner Fragen ausräumen konnte. Der eine oder andere Beitrag aus der Fachliteratur ist leider nicht immer und überall leicht zugänglich, weshalb ich öfters auf die Hilfe lieber Kollegen angewiesen war, die mir die Einsichtnahme in diese „abgelegenen Winkel der Wissenschaft“ ermöglichten. Zu danken habe ich in diesem Kontext besonders den Herren Dr. Marco Brösch (Trier) und Dr. Matthias Vollet. Der Text der Biographie wurde dankenswerterweise von mehreren Kollegen kritisch gegengelesen und in einem zweitägigen Abschlussworkshop an der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte gemeinsam besprochen. Mein Dank geht an Dr. Niels Bohnert (Trier), Dr. Marco Brösch, August Herbst (Bernkastel-Kues), Dr. Witalij Morosow (St. Petersburg), Prof. Dr. Harald Schwaetzer (Alfter/Bernkastel-Kues), Dr. Matthias Vollet und Dr. Kirstin Zeyer (Bernkastel-Kues). T.M. Trier, im Januar 2013

Zu diesem Buch ZIEL UND AUFBAU DES BUCHES Die vorliegende Biographie des jungen Cusanus versucht erstmals, eine einführende Gesamtdarstellung der ersten dreißig Lebensjahre des Nikolaus von Kues zu erreichen. Die Frage, warum ausgerechnet diese Zeit ausgewählt wurde, findet ihre Antwort in mehreren Aspekten. Zum einen gab es bislang – zumindest in der deutschsprachigen Cusanus-Literatur – keine umfassende Gesamtdarstellung dieses Lebensabschnitts. Die zahlreichen, von vielen Forschern in detektivischer Kleinarbeit ans Licht gebrachten Einzelheiten waren bisher verstreut über eine Vielzahl von Fachpublikationen in diversen Zeitschriften, Sammelbänden und Editionen, die zudem in einem Zeitraum von mehr als 50 Jahren erschienen sind. Zum andern ist die Zeitspanne von der Geburt des Cusanus bis zur „Veröffentlichung“ seiner ersten Predigt sowohl beim Fachpublikum als auch in einer breiteren Öffentlichkeit weniger bekannt als die zweite Lebenshälfte, in der sich die philosophische Schaffenskraft und die politische Wirksamkeit des Nikolaus von Kues in ihrem ganzen Ausmaß entfalteten. Dass die Weichen, die dorthin führten, allerdings bereits in der Jugend des Cusanus gestellt wurden, muss wohl nicht eigens betont werden. Bei der Darstellung wurde angestrebt, alle bekannten historischen Schriftstücke zu berücksichtigen, die auf die erste Lebenshälfte des Kuesers verweisen. Ein Ziel dieses Projektes war es, einen möglichst verständlichen und trotzdem vollständig dokumentierten Text zu erstellen, der nicht nur für Fachleute, sondern gerade auch für interessierte Laien zugänglich sein soll. Dazu wurden u.a. zahlreiche spätmittelalterliche Originaldokumente erstmals in die deutsche Sprache übertragen und nachfolgend abgedruckt, bzw. inhaltlich wiedergegeben. Ebenfalls wurde versucht, den weiteren historischen Kontext, in dem sich der junge Cusanus bewegte, durch mehr oder weniger ausführliche Exkurse in die Lebenswelt des frühen 15. Jahrhunderts für den Leser greifbarer zu machen. Darüber hinaus soll das vorliegende Buch aber auch Cusanus-Forschern als einleitendes Nachschlagewerk für die erste Lebenshälfte des Nikolaus von Kues dienen. Dahingehend wurde dem Haupttext ein umfangreicher Anmerkungsapparat in Form von Endnoten angehängt. Der Haupttext wurde zudem mit Hilfe zweier „Schriftbilder“ untergliedert. Der in „normaler“ Schrift gesetzte Text stellt die grundlegenden Informationen bereit, welche uns die historischen Dokumente und ihre

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Zu diesem Buch

Kontexte anbieten, um sich ein Bild des Lebens des jungen Cusanus zu machen. Weiterführende Details, Kurzbiographien von im Text angeführten Personen, Exkurse in die Forschungsdiskussionen, usw. sind durch ein enger und kleiner gesetztes Schriftbild vom vorgenannten „Grundlagentext“ abgesetzt. Diese „Detail-Abschnitte“ können je nach Interesse gelesen oder auch übersprungen werden, ohne dass der Leser einen Verlust des „roten Fadens“ in der Darstellung befürchten muss.

Das einleitende Kapitel versucht einen Eindruck der cusanischen Lebenswelt im frühen 15. Jahrhundert zu vermitteln, einer Lebenswelt, die unserer heutigen in einigen Punkten bereits recht nahe kommt und in vielen anderen Punkten gleichzeitig doch so verschieden und fremd erscheint. Das Kapitel behandelt dabei in acht kurzen Abschnitten einige wesentliche kulturelle und politische Faktoren, die für das Leben des jungen Cusanus prägend waren. Nichtsdestoweniger kann jeder, der sich nur für die biographischen Fakten interessiert, dieses Kapitel getrost überspringen. Es schließen sich vier weitere Kapitel an, welche in chronologischer Reihenfolge die Kindheit des Nikolaus Cryfftz, die Universitätsjahre des jungen Studenten in Deutschland und Italien, die Tätigkeiten des Juristen, Diplomaten und Buchhändlers in den Diensten des Trierer Erzbischofs und schließlich die Ereignisse des Jahres 1430 rekonstruieren, die den eigentlichen Grundstein für die „internationale“ Karriere des Cusanus legen sollten. Die vorliegende Teilbiographie schließt mit dem – wahrscheinlich – frühesten „veröffentlichten“ cusanischen Werk (Sermo I) und bietet somit eine umfassende Zusammenstellung dessen, was die Forschung heute über den Nikolaus von Kues der Jahre 1401 bis 1430 weiß. Es sei noch auf einen – bewusst verwendeten – Anachronismus in der vorliegenden Darstellung hingewiesen. Die Bezeichnung Nicolaus Cusanus ist erstmals für das Jahr 1440 belegt und geht zurück auf Enea Silvio Piccolomini, der zunächst ein Bewunderer, dann zeitweise ein Gegner und schließlich als Papst Pius II. ein persönlicher Freund des Nikolaus von Kues war.2 Selbst wenn also kein Zeitgenosse des jungen Nikolaus Cryfftz diesen unter der Benennung Cusanus gekannt hat, so bot sich deren Verwendung ihrer Knappheit und besonders ihres Wiedererkennungswertes für den heutigen Leser wegen an. Im Folgenden werden aber stets auch die in den jeweils behandelten historischen Dokumenten angeführten Namen und Bezeichnungen wiedergegeben.

Die historischen Quellen

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DIE HISTORISCHEN QUELLEN Als Frucht einer langjährigen Archiv- und Bibliotheksarbeit sowie einer sorgfältigen Aufbereitung der Sekundärliteratur ist unter der Herausgeberschaft von Prof. Dr. Erich Meuthen und Dr. Hermann Hallauer in den Jahren 1976 bis 2000 der erste Teil der so genannten Acta Cusana erschienen. Diese Sammlung bietet eine teilweise kommentierte Edition (fast) aller bis zum Erscheinen des letzten Teilbandes im Jahre 2000 bekannten historischen Dokumente über das Leben und Wirken des Nikolaus von Kues für die Zeitspanne zwischen seiner Geburt im Jahre 1401 bis zur Besitznahme des Bistums Brixen am Karfreitag des Jahres 1452. Die weiteren zwölf Jahre seines Lebens – das Wirken des Cusanus als Oberhirte in Tirol sowie seine letzten Jahre in Rom – sollen in zwei weiteren Bänden der Acta Cusana dokumentiert werden. Diese Bände befinden sich zurzeit in Bearbeitung und sind leider noch nicht erschienen.3 Eine umfangreiche Monographie mit reichem Quellenanhang über Nikolaus’ letzte Lebensjahre liegt aus der Feder von Erich Meuthen allerdings schon vor.4 Die Acta Cusana verstehen sich aus editorischer Sicht als Ergänzung zur 20-bändigen Gesamtausgabe der cusanischen Werke (opera omnia), die zwischen 1932 und 2005 von der Cusanus-Kommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben wurde. Ebenso wie für jede wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem schriftstellerischen Werk des Juristen, Theologen, Philosophen, Naturforschers und Mathematikers Cusanus der Bezug auf die Heidelberger opera omnia erforderlich ist, so ist auch zur Darstellung der wichtigsten Stationen der cusanischen Vita der Rückgriff auf die Acta Cusana unabdingbar. Die dort vorzufindenden Dokumente sind dann auch die wesentliche historische Grundlage für die im Nachfolgenden gemachten biographischen Ausführungen. Allerdings beschränken sich die in die Acta Cusana aufgenommenen Dokumente ausschließlich auf das direkte Umfeld des Lebens und Wirkens des Nikolaus von Kues, ohne den weiteren Kontext des „Lebensraumes 15. Jahrhundert“ näher zu beleuchten. Da eine Vorstellung von letzterem jedoch grundlegend sein dürfte, um sich die damaligen Lebensumstände des Nikolaus von Kues besser ausmalen zu können, wurden ebenfalls allgemeine historische Darstellungen zum ausgehenden Mittelalter als Quellen für die vorliegende Teilbiographie herangezogen. Eine weitere wichtige Quellensammlung ist die ebenfalls von der Heidelberger Akademie herausgegebene Reihe Cusanus-Texte, welche kom-

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Zu diesem Buch

mentierte Editionen cusanischer Marginalien, Glossen, Briefe, usw. bereitstellt. Zahlreiche Aufsätze in diversen Fachzeitschriften und Sammelbänden haben in den vergangenen 150 Jahren weitere Schlaglichter auf die erste Lebenshälfte des Cusanus geworfen. Schließlich bieten die Ausgaben der Urkunden des St. Nikolaus-Hospitals, die in Auswahl zunächst von Jakob Marx in seiner Geschichte des Armen-Hospitals zum h. Nikolaus zu Cues (1907; ND 1976) und vollständig von Gottfried Kortenkamp in seiner Edition Die Urkunden des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues an der Mosel (2004) herausgegeben wurden, weitere wichtige Angaben über den jungen Cusanus, seine Lebensumstände und Familienverhältnisse.

1. Einleitung Das Leben des Nikolaus von Kues (1401-1464) ist eines der am besten dokumentierten des 15. Jahrhunderts. Cusanus ist bekannt als Kirchenjurist und -politiker auf dem Basler Konzil (1432-1437), als Diplomat während der Verhandlungen mit den Griechen in Konstantinopel (1437) im Vorfeld des Unionskonzils von Ferrara/Florenz (1439), als Vertreter der Papstinteressen in den deutschen Landen (1438-1448), als Kardinal (ab 1448) von St. Peter in Ketten und Bischof von Brixen (ab 1450), als Generalvikar von Rom (ab 1459) und nicht zuletzt als bedeutender Philosoph und Theologe, dessen reichhaltiges schriftliches Gesamtwerk aus Predigten (ab 1430/31) und Traktaten (ab 1435/36) auch heute sehr viele Forscher wie auch zahlreiche interessierte Laien zur Beschäftigung mit diesen opera omnia anregt. Betrachtet man die oben angegebenen Daten näher, so erkennt man, dass sich diese wohlbekannten Stationen im Leben des Cusanus alle auf Zeitpunkte und Geschehnisse aus der zweiten Hälfte seiner Lebensspanne beziehen. Seinen ersten großen Auftritt auf „internationaler“ Bühne hatte der Mann von der Mittelmosel auf dem Konzil von Basel im Alter von Anfang 30. Sein erstes philosophisches Hauptwerk, die Schrift De docta ignorantia, vollendete er mit knapp 39 Jahren. In der breiten Öffentlichkeit weit weniger bekannt ist die erste Lebenshälfte des späteren Gelehrten und Kardinals. Obgleich die Quellen für diesen Zeitraum (1401-1430) wesentlich kärglicher sprudeln, als dies für die Zeit ab dem vierten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts der Fall ist, so gibt es doch rund hundert Dokumente mit direktem Bezug auf den jungen Cusanus und seine Familie, die es erlauben, den ersten 30 Lebensjahren des Schiffersohnes Nikolaus aus Kues anhand einiger zentraler biographischer Stationen Kontur zu verleihen. In diesem Sinne ist die vorliegende Monographie ein Versuch, die Lebensstationen des jungen Cusanus auf der Grundlage der uns bis heute erhalten gebliebenen historischen Quellen zu rekonstruieren und diese biographischen Momente gleichzeitig in einen allgemeineren Kontext einer einführenden Geschichtsdarstellung der Lebensumstände im frühen 15. Jahrhundert einzubinden. Ziel dieses Unterfangens ist es, dem interessierten Laien eine Möglichkeit an die Hand zu geben, sich das Leben des jungen Cusanus fast 600 Jahre später vorstellen zu können.

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Einleitung

DATIERUNGSSTILE Die Datierung von Schriften ist für das gesamte Mittelalter und die frühe Neuzeit im Allgemeinen und besonders für viele cusanische Werke im Speziellen ein recht schwieriges und zumeist nicht eindeutig lösbares Unterfangen. Dieser Befund hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen gab es lange Zeit keine „Norm“ für die Datierung von Dokumenten. Neben der heute üblichen Datumsangabe, die aus der Nennung von Wochentag, Monatstag, Monat und Jahreszahl besteht, waren zahlreiche andere Datierungsformen wie etwa anhand von Namensangaben der Tagesheiligen oder auch durch Angabe der Anzahl der Sonntage vor oder nach einem bestimmten Feiertag – zumeist Ostern – in Gebrauch. Oft fehlt das Datum vollständig. Zum andern war ebenfalls der Beginn eines neuen Jahres nicht einheitlich festgelegt und regional sehr verschieden. Neben der heutigen Praxis, das Jahr mit dem 1. Januar beginnen zu lassen – ein Stil, dessen Ursprung auf das römische Konsuljahr zurückgeht und sich im Mittelalter als annus civilis oder annus vulgaris für das bürgerliche Leben erhalten hatte –5 wurden besonders im kirchlichen Bereich und in den fürstlichen Kanzleien mehrere andere, zumeist an christlichen Feiertagen orientierte Datierungsstile verwendet. 'LHEHGHXWHQGVWHQ9DULDQWHQVLQGVLFKHUOLFKGHU:HLKQDFKWVVWLO -DKUHVEHJLQQ DP'H]HPEHUYRUGHUKHXWLJHQ=lKOXQJ XQGGHU$QQXQWLDWLRQVVWLO -DK UHVEHJLQQDP0lU] 'HUOHW]WJHQDQQWH6WLOXQWHUJOLHGHUWVLFKGDEHLQRFK PDOVLQ]ZHLYHUVFKLHGHQH7UDGLWLRQHQMHQDFKGHPREVLHJHJHQEHUGHUKHXWL JHQ -DKUHV]lKOXQJ YRUDXV FDOFXOXV 3LVDQXV  RGHU QDFKODXIHQ VWLOXV 7UHYHUHQVLV RGHUFDOFXOXV)ORUHQWLQXV 'LHVNDQQ]XPHKUGHXWLJHQ'DWLHUXQJHQIKUHQ $OV%HLVSLHOP|JHHLQH4XLWWXQJGHV/DQGJUDIHQ:LOKHOP,,,YRQ+HVVHQ DQ-RKDQQYRQ7ULHUYRP(QGHGHV-DKUKXQGHUWVGLHQHQ'LH4XLWWXQJLVW GDWLHUW DXI ÅVDQW 6WHIIDQV GHV KHLOJHQ XQG HUVWHQ PHUWOHUV WDJH ´ 2KQH .HQQWQLV GHV 'DWLHUXQJVVWLOV NRPPW EHL GLHVHQ $QJDEHQ LP 9HUJOHLFK ]XU KHXWLJHQ -DKUHV]lKOXQJ VRZRKO GDV MXOLDQLVFKH 'DWXP GHV  'H]HPEHUV  :HLKQDFKWVVWLO 3LVDQHU 6WLO  DOV DXFK MHQHV GHV  'H]HPEHUV  DQQXV FLYLOLV 7ULHUHU 6WLO  LQ )UDJH (LQH JHQDXHUH 'DWLHUXQJ LVW LQ VROFKHQ )lOOHQ QXU GXUFK =XVDW]LQIRUPDWLRQHQ ]X HUUHLFKHQ ZLH ]% $QJDEHQ ]XP :RFKHQWDJRGHU]XDVWURQRPLVFKHQRGHUJHVHW]OLFKHQ=\NOHQE]Z]X5HJLH UXQJVMDKUHQYRQ)UVWHQRGHU3lSVWHQ,PYRULJHQ%HLVSLHOJLEWGLH:RFKHQ WDJVDQJDEHÅXIPLWZRFKHQ´YRUGHU$QJDEHGHV+HLOLJHQ6WHSKDQDOV7DJHV SDWURQGHQHQWVFKHLGHQGHQ+LQZHLVDXIGLH7DWVDFKHGDVVGLH4XLWWXQJQDFK KHXWLJHU =lKOXQJ WDWVlFKOLFK DP  'H]HPEHU  DXVJHVWHOOW ZXUGH 6LH ZXUGHDOVRVHKU ZDKUVFKHLQOLFKQDFKGHP LP (U]ELVWXP 0DLQ]YHUZHQGHWHQ :HLKQDFKWVVWLOGDWLHUW 'LHDOOHLQLJH.HQQWQLVGHV2UWHVGHU1LHGHUVFKULIWOlVVWVLFK]ZDURIWDOV

Bücher

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In einigen Fällen scheint die Datierung der die cusanische Vita betreffenden Dokumente noch nicht ausreichend und zufrieden stellend geklärt zu sein. Die nachfolgende Darstellung des Lebens des jungen Cusanus folgt dabei in den Datierungen der gängigen historischen Forschung, wobei in einigen Fällen ebenfalls abweichende Deutungen zur Sprache gebracht und diskutiert werden.

BÜCHER Bücher hatten im ausgehenden Mittelalter einen viel höheren materiellen Wert als heutzutage. Da der Buchdruck mit beweglichen Lettern, und damit die Buchherstellung als halbautomatischer Fertigungsprozess, erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts hauptsächlich von Johannes Gutenberg (ca. 1400-1468) in Straßburg und Mainz entwickelt wurde, sind in den ersten Jahrzehnten dieses Säkulums (fast) alle Bücher handgeschrieben. Die Seiten eines mittelalterlichen Codex bestehen in der Regel aus Pergament, d.h. aus der Haut von Schafen, Ziegen, Rindern, usw. Da aus einer Tierhaut je nach Buchformat nur wenige Buchblätter hergestellt werden konnten – für eine großformatige Bibel etwa entspricht eine Doppelseite einer Lammhaut –, enthält eine mittelalterliche Handschrift die Haut einer Unzahl von Tieren. Dementsprechend waren die reinen Materialkosten für einen solchen Codex bereits sehr hoch. Hinzu kam die Tatsache, dass jeder Text anschließend sorgfältig per Hand abgeschrieben werden musste. Die einzigen, welche lange die dafür nötige Ausbildung hatten, waren Mönche, weshalb die Buchherstellung bis ins Hochmittelalter hinein eine Art Monopolgeschäft der Klöster war. Es entstanden regelrechte Schreibwerkstätten, so genannte Skriptorien, in denen Mönche für den Bedarf ihres eigenen Klosters, aber auch für Auftraggeber Bücher abschrieben. Diese Situation veränderte sich in Deutschland allmählich ab dem 14. Jahrhundert. Seit dieser Zeit sind berufsmäßige bürgerliche Lohnschreiber (so genannte Stuhlschreiber) nachweisbar, die Handschriften im Auftrag von Klöstern, „die seit dem Niedergang der eigenen Schreibstuben ihren Bedarf an Handschriften nur in den seltensten Fällen noch selbst beschaffen konnten“,9 Fürsten und wohlhabenden Bürgern abschrieben.10 Maßgeblich für diese Entwicklung war „der gesteigerte Bedarf an Büchern für einen zunehmend lesefähigen

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Einleitung

Kreis von Laien wie für Kreise der Gelehrten“.11 Dies hing u.a. mit der zunehmenden Verschriftlichung der Verwaltung und der Entstehung der Universitäten zusammen. Der sich damit einhergehend ebenfalls langsam entwickelnde gewerbliche Buchhandel fand zumeist auf Messen und Märkten oder im Schatten von Konzilien oder Reichs- und Fürstentagen statt.12 Im Jahre 1444 kaufte Cusanus beispielsweise mehrere Handschriften und astronomische Geräte in Nürnberg, als er sich dort anlässlich eines Reichstages aufhielt. Er notierte diesbezüglich auf das „Titelblatt“ des Codex Cusanus 211: „Im Jahre 1444 habe ich, Nikolaus von Kues, Propst von Münstermaifeld aus der Diözese Trier und Redner des Papstes Eugen, auf dem Reichstag zu Nürnberg, der dort von September an stattfand wegen der Einsetzung des Gegenpapstes Felix, des Herzogs von Savoyen, der zu Basel von wenigen im Namen des Konzils ernannt worden war – auf jenem Reichstag war der König der Römer Friedrich mit den Kurfürsten –, einen großen, vollständigen Himmelsglobus, ein Astrolabium und ein Turketum sowie Jahir ibn Aflahs Kommentar über den Almagest zusammen mit 15 anderen Büchern für 38 Rheinische Gulden gekauft.“13

Die von Cusanus erwähnten astronomischen Geräte, d.h. der Himmelsglobus, das Astrolabium und das Turketum – es sind dies Formen mittelalterlicher Himmelskarten, mit denen man Sternpositionen bestimmen und messen konnte –, sind bis heute erhalten und können in einer Vitrine in der Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals in Kues besichtig werden. Von den 16 gekauften Handschriften konnten bisher jedoch nur sehr wenige von der Wissenschaft eindeutig identifiziert werden.14 Die erwähnte Weise der Buchherstellung war, wie man sich leicht denken kann, eine sehr langwierige und deshalb auch kostspielige Angelegenheit, weshalb nur wohlhabende Menschen sich damals Bücher leisten konnten. Vor diesem Hintergrund ist die Büchersammlung des Nikolaus von Kues, die mit ihren rund 300 Handschriften-Codices zu den bedeutendsten Privatbibliotheken des Mittelalters zählt, ein Schatz von nicht zu überschätzendem Wert sowohl als kulturelles Erbe der Mittelmoselregion als auch für die Mittelalterforschung. Im Laufe des 15. Jahrhundert verdrängte jedoch das Papier zusehends das Pergament als Rohstoff bei der Buchherstellung. Die Anzahl an Papierhandschriften nahm im Laufe der ersten Jahrzehnte der Lebenszeit des Nikolaus von Kues kontinuierlich zu, und auch der Kardinal war Eigentümer zahlreicher Papierhandschriften.15

Bücher

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Durch die Kombination von Papier und des ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sich ausbreitenden Buchdrucks verringerten sich die Herstellungskosten für Bücher schließlich in einem erheblichen Maße, so dass Druckerzeugnisse bald auch für „mittelständische“ Bürger erschwinglich wurden. Viele mittelalterliche Codices haben eine bewegte Geschichte und sind – da sie als Gebrauchs- und Sammlerobjekte über die Jahrhunderte hinweg für viele unterschiedliche Personen von Interesse waren – im Laufe der Zeit viel in der Welt herumgekommen. Dies trifft auch auf einige Bücher aus dem Besitz des Nikolaus von Kues zu. Obwohl die große Mehrheit seiner Bücher heute noch im Kueser St. Nikolaus-Hospital aufbewahrt wird, haben sich gut 50 Codices im Laufe der Jahrhunderte über die Welt verstreut. Es gibt heute „cusanische“ Handschriften u.a. in Brüssel, London, Oxford und im italienischen Volterra. Die breite Masse dieser „Exilbücher“ befindet sich heute in der Bibliothek des British Museum in der englischen Hauptstadt und ist Teil einer umfangreichen Sammlung, die unter der Bezeichnung „Codices Harleiani“ (Cod. Harl.) geführt wird. Diese Bezeichnung verweist auf den Vorbesitzer der Handschriften, den englischen Büchersammler Robert Harley, der Anfang der 1720er Jahre dem St. Nikolaus Hospital rund 40 Codices abkaufte.16 Den angesprochenen Codex aus Volterra hat Cusanus jedoch noch selber aus der Hand gegeben, und das Schicksal wollte es, dass das Buch für die Kueser Bibliothek verlustig ging. Nikolaus hatte um 1458 bei Georg von Trapezunt eine lateinische Übersetzung des platonischen Dialogs Parmenides in Auftrag gegeben. Die Übertragung war wahrscheinlich nach anderthalb Jahren abgeschlossen. Nach Erhalt der Handschrift unternahm Nikolaus eigenhändig einige Korrekturen und Überarbeitungen des Textes – allein 86 von seiner Hand stammende Zusätze im Manuskript untermauern dies eindrucksvoll – und übersandte die Übersetzung anschließend an seinen Kardinalskollegen Bessarion zur weiteren Korrektur. Bessarion war ein gebürtiger Grieche, der nach dem Unionskonzil von Ferrara und Florenz (1439) in Italien geblieben war, dort einen regen griechisch-lateinischen Gelehrtenkreis um sich versammelte und durch eine eigene „Übersetzerschule“ den kulturellen Austausch förderte. Allerdings starb Cusanus, bevor Bessarion ihm das verbesserte Manuskript zurücksenden konnte, und so gelangte der Codex aus dem Besitz des griechischen Kardinals über einige Umwege in die Bibliothek der toskanischen Kleinstadt.17 Autoren- und Urheberrechte spielten im Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit hinein übrigens noch keine Rolle! Und selbst vor verbote-

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Einleitung

nen oder verpönten Büchern schreckten einige mutige oder interessierte Abschreiber und Auftraggeber nicht zurück. So hat Cusanus im Jahre 1444 in Mainz eine Abschrift der lateinischen Schriften Meister Eckharts (1260-1328) erstanden – sehr wahrscheinlich war er selbst auch der Auftraggeber. Einige Aussagen des deutschen Mystikers waren 1329 postum von der Kirche als häretisch verurteilt worden, so dass in der Folge seine Schriften rasch aus den Bibliotheken verschwanden und auch nicht mehr kopiert werden sollten. Der Abschrift im Codex Cusanus 21 verdanken wir heute die beste Kenntnis des lateinischsprachigen Werks Eckharts; die Kommentare, die Cusanus als eifriger Leser an den Rand seines Exemplars notierte, wurden von den modernen Herausgebern der Werksammlung Meister Eckharts als wichtige Rezeptionszeugen mit abgedruckt.18

REISEN Reisen wurden im Mittelalter zumeist nur aus Notwendigkeiten heraus unternommen. Diese konnten politischer oder militärischer, religiöser oder ökonomischer Natur sein. „R[eisen] machten Angehörige aller Schichten, nicht selten mehrmals jährl[ich] und über weite Entfernungen. K[önige] bereisten ihr Reich, Bi[schöfe] ihren Sprengel; Päpste und Prälaten waren unterwegs zu Synoden, Äbte zum Generalkapitel ihres Ordens; Mönche und Nonnen reisten trotz Verboten. Es reisten Krieger, Kreuzfahrer, Kaufleute, Boten, Hirten, [...] ferner Bergleute, Handwerker und Künstler auf Arbeitssuche, Studierende, Arme, Unfreie im Auftrag ihrer Grundherren, Räuber und Gauner, Kriegsgefangene und Sklaven, nicht zuletzt Verfolgte oder Anhänger werbende Häretiker.“19

Eine besondere Form des Reisens waren Pilgerfahrten zu heiligen Stätten. Im 15. Jahrhundert wie im Mittelalter ganz allgemein gestalteten sich Reisen in der Regel recht mühsam. Selbst auf einem Boot oder einem Schiff, auf welchem man zwischen zwei Orten, die an einem Fluss oder am Meeresufer lagen, hin- und herreisen konnte, war eine Reise oft mit großem Aufwand und etlichen Gefahren verbunden. Man stelle sich beispielsweise eine Schiffsreise von Trier nach Mainz vor. Das ist heute eine schöne und touristisch ansprechende Fahrt. Da sowohl die Mosel als auch der Rhein mittlerweile kanalisiert und durch Staustufen „gebändigt“ worden sind, müssen Sie lediglich viel Zeit mit auf den Weg nehmen: zwei Tage dauert die Unternehmung auch heute noch. Im Mittelal-

Reisen

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ter und bis ins 19. Jahrhundert hinein sah die Situation noch vollkommen anders aus. An vielen Stellen gab es Untiefen, Sandbänke, Stromschnellen, Strudel, die ein Schiff auflaufen lassen, ins Trudeln oder gar zum Sinken bringen konnten. Dabei war der Abschnitt zwischen Trier und Koblenz der bei Weitem unkompliziertere Teil der Reise, da man ständig flussabwärts mit der Strömung fuhr. Zwischen Koblenz und Mainz wurde die Angelegenheit dann schwierig: Man musste gegen die Strömung des Rheins, die im engen, heute von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützten Tal zudem sehr wild und unberechenbar war, den Fluss hoch rudern oder treideln. Beim Treideln zogen Nutztiere oder auch Menschen ein Boot an Seilen am Ufer entlang flussaufwärts. Dabei kam man am berüchtigten Loreley-Felsen bei St. Goar vorbei. Flussaufwärts treidelnd schaffte ein Boot höchstens 25 Kilometer am Tag. Für die gut 100 Kilometer lange Strecke zwischen Koblenz und Mainz – mit Umladen am Binger Loch – benötigte man schätzungsweise eine Woche.20 Hinzu kam noch die Tatsache, dass man an einigen Stellen anhalten musste, um Weg- und Warenzölle zu entrichten. Auch über das Meer waren Reisen im 15. Jahrhundert sehr zeitaufwendig. Selbst auf häufig befahrenen Routen im Mittelmeer war dies der Fall: So dauerte die Überfahrt von Venedig nach Kreta auf einer Galeere gut zwei Wochen.21 Im Landesinneren wich man – wenn man nicht größere Warenmengen zu transportieren hatte – deshalb zumeist auf andere „Fortbewegungsmittel“ aus. Die meisten Reisenden gingen sicherlich zu Fuß und schlossen sich dabei „zum Schutz und zur Unterhaltung“ mit anderen Weggefährten zusammen. Ein schönes Stimmungsbild einer solchen Reisegesellschaft vermittelt der Prolog der ab 1387 entstandenen Canterbury Tales Geoffrey Chaucers: „Wenn milder Regen, den April uns schenkt, Des Märzes Dürre bis zur Wurzel tränkt, In alle Poren süßen Saft ergießt, Durch dessen Wunderkraft die Blume sprießt; Wenn, durch des Zephyrs süßen Hauch geweckt, Sich Wald und Feld mit zartem Grün bedeckt; Wenn in dem Widder halb den Lauf vollzogen, Die junge Sonne hat am Himmelsbogen; Wenn Melodien kleine Vögel singen, Die offnen Augs die ganze Nacht verbringen, Weil sie Natur so übermüthig macht: – Dann ist auf Wallfahrt Jedermann bedacht,

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Einleitung

Und Pilger ziehn nach manchem fremden Strande Zu fernen Heil’gen, die berühmt im Lande; In England aber scheint von allen Enden Nach Canterbury sich ihr Zug zu wenden, Dem heil’gen Hülfespender aller Kranken, Dem segensvollen Märtyrer zu danken. Zu dieser Zeit geschah’s, als einen Tag Zu Southwark ich im Tabard rastend lag – Bereit mit andachtsvollem, frommem Sinn Zur Pilgerfahrt nach Canterbury hin – Daß Abends langte dort im Gasthof an Wohl eine Schaar von neunundzwanzig Mann Verschiednen Volkes, das durch Zufalls Spiel Zusammenwarf das gleiche Wallfahrtsziel; Nach Canterbury reiten wollten Alle.“22

Ein Wanderer legt auf flacher Strecke etwa fünf Kilometer in der Stunde zurück und kann pro Tag rund acht Stunden laufen. Ein Tagesmarsch entsprach je nach Gelände einer Wegstrecke von 20 bis 40 Kilometern. Diese Distanzen spiegeln sich heute noch wider in den Längen der Tagesetappen auf den alten Pilgerwegen, wie dem Jakobsweg in Spanien oder der Via Francigena über die Alpen nach Rom. Wer es sich leisten konnte, nutzte ein Pferd zur Fortbewegung. Ein Reiter konnte mit einem einzelnen Pferd schätzungsweise bis zu 60 Kilometer am Tag hinter sich bringen; bei regelmäßigem Wechsel der Pferde sicherlich auch bis zu 100 Kilometer. Ab dem 14. Jahrhundert war zudem das Pferdegespann in Mitteleuropa bekannt. Ein beladener und von mehreren Pferden gezogener Wagen konnte bei guten „Straßenverhältnissen“ ebenfalls eine Strecke von 30 bis 40 Kilometern am Tag bewältigen. Die Möglichkeit zu reisen und das Weiterkommen waren stets abhängig von den Witterungsbedingungen und dem Gelände, in dem man sich gerade bewegte. So konnte beispielsweise Frost in der Ebene das Fortkommen erleichtern, da die Wege fest und deshalb gut begehbar waren, in den Mittel- und Hochgebirgen hingegen konnten die gleichen Wetterbedingungen das Reisen unmöglich machen. „In Mitteleuropa reiste man vorzugsweise in der Zeit vom Frühjahr bis zum Herbst; dem entsprachen die Termine von Messen und großen Wallfahrtsfesten.“23

Die Zustände der Verkehrswege dürften sehr unterschiedlich gewesen

Der europäische Kontext

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sein. Die allermeisten waren unbefestigt und nicht gepflastert, so dass heftige Regenfälle solche Wege für mehrere Tage unpassierbar machen konnten. Mit Pflastersteinen oder -platten ausgelegte Straßen waren in der Regel nur in ausgewählten Bereichen der größeren Städte und bei den wichtigsten Einfallsrouten in die Städte hinein anzutreffen.24 Brücken aus Stein oder Holz über Flüsse waren selten; häufiger dürfte die Benutzung von Furten bei Niedrigwasser oder von Fähren gewesen sein, um über ein Fließgewässer zu setzen. Der Wegverlauf der heutigen Hunsrück-Höhenstraße geht auf einen bereits in der Antike von den Kelten genutzten Fernweg zurück, der von den Römern zu einer befestigten Militärstraße ausgebaut wurde. Zuletzt hatte der Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg im 14. Jahrhundert die teilweise Wiederinstandsetzung und den Ausbau der Hunsrückstraße als Verbindungsweg zwischen Trier und Mainz durchführen lassen. Die zahlreichen befestigten Burganlagen entlang des Weges sollten seine politischen wie ökonomischen Ambitionen in diesem Teil seines Herrschaftsbereiches fördern.25

DER EUROPÄISCHE KONTEXT Wie kann man sich das Leben im Europa des frühen 15. Jahrhunderts vorstellen? Es war ein Jahrhundert der Umbrüche und tief greifenden politischen wie kulturellen Veränderungen. Ab dem Jahre 1402 besetzten kastilische Truppen unter der Führung des normannischen Adligen Jean de Béthencourt (1360-1422) Teile der Kanarischen Inseln und legten so den Grundstein für den Aufbau der späteren spanischen Kolonialmacht.26 Zur gleichen Zeit, 1402, war das ehemals riesige und glorreiche byzantinische Reich zu einem gefährdeten „Zwergstaat“ geschrumpft. Das osmanische Reich hatte Kleinasien und den Großteil des südlichen Balkans erobert. Byzanz bestand zu diesem Zeitpunkt nur noch aus einem erweiterten Stadtgebiet von Konstantinopel, einigen ägäischen Inseln sowie aus einem Teil der Peloponnes. Das restliche Griechenland stand hauptsächlich unter der Herrschaft der Osmanen, einzelne kleinere Teile daneben unter der Regierung der Venezier – so z.B. Kreta oder Euböa –, der Genuesen – so die Inseln Lesbos, Chios oder Samos –, und einiger anderer christlicher Fürsten – wie etwa Rhodos, das dem Johanniterorden gehörte.27 Eine kurzfristige Bewahrung vor der drohenden Eroberung erwuchs Konstantinopel durch drei Ereignisse: Zunächst hatte sich das byzantinische Reich bereit erklärt, Vasall des osmanischen Sultans zu

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werden – wobei es zeitgleich jedoch wiederholt militärischen Beistand vom Westen ersuchte. Dann, von 1401 bis 1403, hatten die Osmanen mit verheerenden Mongoleneinfällen zu kämpfen, bei denen sogar ihr Sultan Bayezit I. in mongolische Gefangenschaft geriet und dort 1403 verstarb. Schließlich wütete in den Jahren 1403 bis 1413 ein erbitterter Bürgerkrieg im osmanischen Reich um die Nachfolge auf dem Sultansthron. Nach der Klärung der Sukzessionsfrage setzte eine Wiedereroberung der in den vergangenen 15 Jahren verloren gegangenen Gebiete und damit einhergehend auch eine Reihe von Belagerungswellen auf Konstantinopel ein, die schließlich 1453 damit endete, dass die Stadt in die Hände der Osmanen fiel.28 Mit der Schlacht bei Tannenberg im Juli 1410 veränderten sich die Machtverhältnisse in Nordosteuropa zu Ungunsten der Deutschherren, die bis dahin gut 100 Jahre lang das Gebiet von der Weichsel bis zum Peipussee beherrscht hatten, und zum Vorteil des Königreichs Polen und des Großherzogtums Litauen.29 In der Schlacht von Azincourt (1415) errangen die Engländer im Rahmen des Hundertjährigen Krieges ihren größten Sieg über die Franzosen; dieser Erfolg unterstrich eindrucksvoll die Ansprüche des englischen Königs Heinrich V. auf den französischen Thron. Erst anderthalb Jahrzehnte später gelang es den Franzosen – nicht zuletzt unter der Wirkung, die das Auftreten der Jeanne d’Arc (1429) auf die Truppenmoral hatte – das Ruder wieder herumzureißen und die Engländer zumindest aus dem französischen Hinterland zurück an die Küste zu drängen. Der Hundertjährige Krieg endete 1453 – nach gut 117 Jahren militärischer Konfrontationen –, nachdem die Franzosen die Engländer fast vollständig vom europäischen Festland vertrieben hatten.30 Die Spannungen zwischen den großen „Nachbarn“ nutzte das Herzogtum Burgund, um zu einer der einflussreichsten politischen und wirtschaftlichen Mächte in Mitteleuropa zu werden. Seit dem Jahre 1378 befand sich das Abendland in einem das politische wie religiöse Leben der Menschen in vielen Bereichen lähmenden Papstschisma. Nach fast 70-jährigem Exil der Bischöfe von Rom im südfranzösischen Avignon war Papst Gregor XI. im Herbst 1376 wieder in die Ewige Stadt zurückgekehrt. Als der gebürtige Franzose knapp anderthalb Jahre später verstarb, wählten die mehrheitlich französischen Kardinäle unter dem Druck der römischen Bevölkerung den aus Neapel stammenden Erzbischof von Bari, Bartolomeo Prignano, zum Papst Urban VI. Dieser entpuppte sich allerdings sehr bald als „Tyrann“, der dadurch den französischen Kardinälen einen guten Grund gab, sich vom – unter

Der europäische Kontext

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Zwang inthronisierten – Pontifex abzuwenden, nach Avignon zurückzukehren und noch im September 1378 in der Person des Robert von Genf einen Gegenpapst mit dem Amtnamen Clemens VII. zu wählen. Für die kommenden 40 Jahre sollte eine tief greifende Spaltung Europas eintreten, die, je nachdem ob der Landesfürst dem römischen oder dem avignonesischen Papst anhing, direkte politische und religiöse Auswirkungen auf die Bevölkerung haben konnte. Diese Situation führte insgesamt zu einer Schwächung des Papsttums und damit einhergehend zum Aufkommen der so genannten konziliaristischen Bewegung. Der Konziliarismus verstand das Konzil, d.h. die Versammlung aller wichtigen Kirchenvertreter, als die oberste Entscheidungsinstanz der Kirche, die letztlich über alle für die Kirche wichtigen Fragen zu entscheiden habe. Mehrheitlich verstanden sich die Konziliaristen also – modern gesprochen – als eine Art Kirchenparlament, welches die „Kirchenregierung“, d.h. die Kurie unter der Leitung des Papstes, legitimierte und kontrollierte. Eine hauptsächliche Bestrebung der Bewegung war die Wiederherstellung der Kircheneinheit durch eine Beendigung des Papstschismas. Ein erster dahingehender Versuch stellt das Konzil von Pisa (1409) dar, auf dem die versammelten Patriarchen, Kardinäle und Bischöfe bestrebt waren, sich auf einen gemeinsamen Papst zu verständigen. Da keiner der beiden amtierenden Oberhirten freiwillig zu Gunsten des anderen verzichten wollte, enthob das Konzil beide schismatischen Päpste ihrer Ämter und wählte mit Alexander V. einen neuen – vermeintlich allgemein anerkannten – Papst. Jedoch verzichteten weder der offiziell abgesetzte Papst in Rom noch sein Gegner in Avignon auf ihr Amt, so dass es zeitwillig sogar drei Päpste gleichzeitig gab. Erst das Nachfolgekonzil in Konstanz konnte unter anderem durch den massiven politischen Druck des römisch-deutschen Königs Sigismund von Luxemburg das Schisma im Jahre 1417 durch die Wahl des Papstes Martin V. beenden.31 Das nun wieder erstarkende Papsttum trat bald in Konflikt mit der – von vielen unterschiedlichen Ab- und Ansichten im Inneren destabilisierten – konziliaristischen Bewegung, durch die es seine althergebrachten Rechte beschnitten sah. Der Streit zwischen Konziliaristen und Papisten sollte während des Konzils von Basel (eröffnet am 29. Juli 1431, im Jahre 1437 von Papst Eugen IV. aufgelöst, von der Mehrheit der Teilnehmer aber an mehreren Tagungsorten bis 1449 fortgeführt), auf dem die „internationale“ Laufbahn des Nikolaus von Kues seinen Anfang nahm, zu einer offenen Konfrontation und einem erneuten Papstschisma führen. Aus dieser Angelegenheit ging das römische Papsttum, nicht ohne die Mitwirkung des Cusanus, letztendlich als „Sieger“ hervor. Seit dem Rücktritt des Basler Gegenpap-

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stes Felix V. im Jahre 1449 hat es in der Geschichte der katholischen Kirche bisher (zumindest offiziell) kein Papstschisma mehr gegeben. Ein weiteres kirchenpolitisches Spannungsfeld brach sich in dieser Zeit Bahn. Das ausgehende 14. und das beginnende 15. Jahrhundert brachten zahlreiche Reformansätze und -versuche mit sich. Zu nennen sind hier vor allem die „Vorstöße“ von John Wyclif (um 1330-1384) in England und Jan Hus (um 1369-1415) in Böhmen. Besonders das Wirken des letzteren, der trotz der Zusicherung freien Geleits seitens des Königs Sigismund durch das Konstanzer Konzil als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, sollte eine wichtige Rolle im frühen Wirken des Nikolaus von Kues spielen.32 In der Folge der Hinrichtung Jan Hus’ kam es in Böhmen zunächst zu heftigen Unruhen und schließlich zu den so genannten Hussitenkriegen zwischen den Anhängern der hussitischen Reformbewegung und den königlichen und bürgerlichen Truppen in Böhmen. Über einige theologische Streitfragen zwischen Hussiten und der katholischen Kirche, so z.B. die Frage nach dem Laienkelch, wurde noch 20 Jahre später auf dem Basler Konzil diskutiert. Einen Diskussionsbeitrag lieferte auch Cusanus in Form seines ersten Böhmenbriefes, in dem er sich u.a. sehr tolerant gegenüber dem Brauch zeigte, während der Eucharistiefeier den Laien nicht nur vom gewandelten Brot zu essen, sondern auch vom gewandelten Wein zu trinken zu geben.33 Diese Kommunion unter beiderlei Gestalt (communio sub utraque specie), gegen die es keine stichhaltigen theologischen Argumente gibt und die heute von der Römisch-Katholischen Kirche wieder erlaubt wird, war als Anklagepunkt gegen Hus vorgebracht und im Rahmen seiner Verurteilung vom Konstanzer Konzil offiziell verboten worden.34

DEMOGRAPHIE Neben diesen „weltpolitischen“ Themen dürfte aber auch ein kurzer Blick auf das alltägliche Leben der Menschen im frühen 15. Jahrhundert von Interesse sein. In Europa lebten damals rund 50 Millionen Menschen, knapp ein Fünftel davon im Heiligen Römischen Reich, d.h. in den Gebieten der heutigen Länder Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Schweiz, (Nord-)Italien, (Ost-)Frankreich und der Beneluxstaaten.35 Die letzten beiden Drittel des 14. Jahrhunderts hatten mehrere Pestwellen über die Lande rollen gesehen, Epidemien, welche die Bevölkerungszahlen rasch hatten sinken lassen. Es wird geschätzt, dass allein die

Demographie

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große Pest der Jahre 1347 bis 1353 etwa einem Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung das Leben raubte. Es gab auch im ausgehenden Mittelalter zwei unterschiedliche Lebensformen: die ländliche und die städtische. Und ähnlich wie heute verließen viele das Land, um in der Stadt zu leben, weil dort die Lebensumstände vermeintlich besser waren. „Die Stadt übte eine starke Anziehungskraft auf die Landbevölkerung aus, die städtischen Lebensverhältnisse wurden den ländlichen vorgezogen. In der Stadtwirtschaft ließ sich mehr verdienen, und in der Stadt selbst ließ sich angenehmer und ungefährdeter leben als auf dem Lande. Die Entwicklung wurde noch dadurch verstärkt, daß im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts die Getreidepreise hinter den Handwerkerlöhnen immer weiter zurückblieben.“36

Nichtsdestoweniger waren die Städte für heutige Verhältnisse sehr überschaubar und oft noch von einem recht „ruralen“ Charakter gesprägt. Im 15. Jahrhundert lebten zwar die meisten Menschen immer noch auf dem Lande doch war der Übergang vom Dorf zur Stadt in vielen Fällen fließend und unterschied sich oft nur durch den Rechtsstatus eines Ortes. Als „Großstadt“ galten Siedlungen mit mehr als 10.000 Einwohnern. Selbst Rom, die einst glorreiche Hauptstadt des Römischen Reiches, die in ihrer antiken Blütezeit schätzungsweise eine Million Menschen beherbergte, hatte um 1400 eine Bevölkerungszahl von nur noch etwa 20.000 Einwohnern zu verzeichnen.37 Die Hauptgründe für diesen Zustand Roms an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert dürften sicherlich das Exil der Päpste in Avignon (1309-1376) wie auch das sich anschließende Große Abendländische Papstschisma (1378-1417) mitsamt ihren politischen, kulturellen und ökonomischen Folgen gewesen sein. „Superstädte“ mit mehr als 50.000 Einwohnern sind in jenen Tagen sehr selten. In Frankreich wird Paris auf eine Bevölkerung von über 70.000, in Flandern Gent auf rund 60.000 Bewohner geschätzt.38 In der Kategorie „30.000 bis 50.000 Einwohner“ sind Städte wie London, Brügge, Brüssel, Antwerpen oder Köln zu nennen, mit 20.000 bis 30.000 Einwohnern warteten Metz, Straßburg, Nürnberg, Augsburg, Wien, Prag, Lübeck, Magdeburg oder Danzig auf.39 Eine Stadt wie Trier, die im 4. Jahrhundert als kaiserliche Residenzstadt schätzungsweise rund 40.000 Einwohner hatte,40 wurde im ausgehenden Mittelalter wahrscheinlich nur noch von knapp zehntausend Menschen bewohnt. Diese Schätzung ergibt sich aus einer Vermögenssteuerliste aus den Jahren 1363/64, „die 2470 Personen aufführt und eine hervorragende Momentaufnahme der Berufs- und Sozialstrukturen Triers bietet.“41

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UNSER TÄGLICHES BROT... Die mittelalterliche Gesellschaft fußte wesentlich auf der Landwirtschaft und ihren Erzeugnissen. Dabei war das Wechselspiel zwischen Stadt und Land ein Faktor, der die Strukturierung der Landwirtschaft ständig beeinflusste. So führten die Bevölkerungsverluste in den Städten – u.a. durch die periodisch aufkommenden Seuchen verursacht – nicht selten zu „unrentablen Agrarüberschüssen“.42 In der Folge blieben „im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts die Getreidepreise hinter den Handwerkerlöhnen immer weiter“43 zurück. Zahlreiche Bauern, die nicht in die Städte „auswanderten“, lösten diese Situation einerseits durch eine Umorientierung hin zu anderen Kulturpflanzen und andererseits durch die Umwandlung weniger ertragreicher Ackerflächen in Weideland. So entstanden im Spätmittelalter in der Umgebung von Köln bedeutende Gemüseregionen, während am Oberrhein ausgedehnte Obstlandschaften angelegt wurden.44 „Der neue Weidehof war viehwirtschaftlich spezialisiert und deshalb ganz auf ein vom Handel geprägtes Gesamtwirtschaftssystem ausgerichtet. Der spätmittelalterliche Fleischverbrauch wird allenthalben als hoch bezeichnet; man hat für Deutschland mit jährlich 100 kg pro Person gerechnet, doch dürfte nach jüngsten Erkenntnissen eher die Hälfte zutreffen.“45

Besonders die Schäferei hielt im Südwestdeutschland des ausgehenden Mittelalters Einzug, da Schafe nicht nur als Fleischlieferanten dienten, sondern auch der gesteigerten Wollnachfrage des sich im schnellen Wachstum befindlichen Textilgewerbes gerecht wurden.46 Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kannte der Weinbau und -handel im Rheinland eine vorläufig letzte Hochzeit, bevor ihm ab der zweiten Hälfte des Säkulums durch das Bier, das nunmehr vermittels des Zusatzes von Hopfen lagerfähig gemacht werden konnte, eine stetig erstarkende Konkurrenz erwuchs. „Mittelpunkt des nordwesteuropäischen Weinhandels wurde Köln mit einem jährlichen Umsatz von 100 000 hl zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Welche Bedeutung das Weingeschäft für den gesamten Rheinverkehr hatte, zeigt sich z.B. darin, daß die Rheinzölle alle Waren nach Fudern taxierten.“47

Diese sich wandelnde Situation ist auch für Trier zu beobachten: Die

Unser tägliches Brot...

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Stadt hatte im Laufe des 15. Jahrhunderts nur noch regionale Bedeutung als Weinumschlagsplatz. Ab 1455 wurde Hopfenbier in der Moselmetropole gebraut und man baute einen Teil des dafür benötigten Hopfens sogar im Trierer Stadtgraben an.48 Es gab im Spätmittelalter zwei Hauptmahlzeiten: Eine Morgenmahlzeit, die damals gegen 11 Uhr eingenommen wurde und eine Abendmahlzeit, die gegen 19 Uhr angesetzt war. Auf dem Lande wurde letztere im Sommer üblicherweise in die Zeit nach Sonnenuntergang verschoben.49 Die „Unsitte“, drei Mahlzeiten täglich einzunehmen, entspringt der höfischen Gewohnheit, die sich ab der frühen Neuzeit durchsetzte. Erst um 1500 lässt sich dieses Vorgehen nachweisen, welches in der Folgezeit erst allmählich auch von wohlhabenden Bürgern übernommen wurde. Zu essen gab es neben Suppen und Brei verschiedene gekochte Gemüse. Fleischspeisen unterschieden sich in Qualität und Häufigkeit, je nachdem ob der „Endverbraucher“ wohlhabend war oder nicht. Besonders kranken und alten Menschen wurde Fleisch als besondere Nahrung zur Stärkung gereicht. Aus diversen Spitalunterlagen geht hervor, dass reichen Insassen drei- bis viermal in der Woche gebackenes oder gesottenes Fleisch aufgetischt wurde, wohingegen arme Bewohner zwei- bis dreimal wöchentlich „das wesentlich billigere Kesselfleisch oder Innereien“ zu essen bekamen. Rind- und Kalbsfleisch waren Alltagsspeisen, während es das „teure Schweinefleisch [...] nur an Feiertagen“ gab.50 Gegessen wurde in der Regel in der Gemeinschaft der familia: Alle Mitglieder des Haushaltes saßen zusammen und aßen aus denselben Schüsseln. Das zentrale Essgerät für Brei und Suppe waren Holzlöffel, die zu Cusanus’ Zeiten bereits als Massenware produziert wurden. Zur Aufnahme aller anderen Speisen benutzte man die Hände.51 Dieses Vorgehen war bis auf einige Feinheiten in allen Gesellschaftsschichten gang und gäbe: „Die Verselbständigung höfischer Normen gegenüber dem Normalen liegt im hohen Mittelalter zunächst darin, nur mit den ersten drei Fingern zu essen und den Ring- und kleinen Finger geziert abzuspreizen. Allzugroß sind die Unterschiede zwischen dem Benehmen des Herrn und dem des gemeinen Mannes nicht.“52

Die Gabel war im Mittelalter zwar bekannt, doch hauptsächlich nur in den gehobenen Kreisen des byzantinischen Machtbereiches in Verwendung. Ab dem 11. Jahrhundert war sie auch einigen Adligen und Gelehrten im lateinischen Abendland bekannt, ihr Gebrauch jedoch zumeist recht verpönt und als unnötiger „Schnickschnack“ angesehen. Lediglich in Italien kristallisierte sich eine spezielle Verwendung dieses Utensils heraus:

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„Der Gebrauch der Gabel bürgerte sich parallel zur Verbreitung einer typisch mittelalterlichen Speise ein, die bis heute der Grundpfeiler der italienischen Küche geblieben ist: die Pasta. Zum Aufspießen warmer und glitschiger Nudeln erwies sie sich als ein besonders geeignetes Instrument.“53

Auf den spärlichen mittelalterlichen Abbildungen, die Gabeln und ihre Verwendung zeigen, sowie anhand der fast ebenso seltenen archäologischen Funde lässt sich erkennen, dass die mittelalterlichen abendländischen Gabeln meistens zwei lange Zacken aufweisen und den heutigen Betrachter eher an eine Bratengabel als an ein Essgerät denken lassen.54

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH Das römisch-deutsche Reich bestand aus zahlreichen, mit einer gewissen ökonomischen, juristischen und politischen Autonomie ausgestatteten Fürstentümern, an deren Spitze Herrscher mit unterschiedlichem Einfluss auf die Reichspolitik standen. Diese Fürsten konnten weltliche Könige, Herzöge, Grafen oder auch Freiherren sein; daneben standen ebenfalls vielfach Bischöfe, Äbte, Prälaten oder Ordensgroßmeister eigenständigen Territorien vor. Des Weiteren gab es Städte, die vom König garantierte politische (Reichstädte) oder militärische (Freie Städte) Freiheitsrechte besaßen, die sie von Verpflichtungen gegenüber Dritten enthoben. Über alle diese Instanzen – die so genannten Reichsstände – regierte ein unter der offiziellen Bezeichnung eines rex Romanorum, d.h. König der Römer, gewählter Monarch, der formell über die meisten zum Reich gehörigen Territorien und Rechte verfügen konnte und diese den Fürsten in Form eines Lehens zur Verwaltung und Nutznießung übertrug. In der Praxis jedoch hatte sich in den meisten dieser Fürstentümer eine Eigenverwaltung durchgesetzt, etwa auf der Grundlage eines Erbrechtes oder einer Investiturautonomie – wie diese in einigen Fürstbistümern durch das jeweilige Domkapitel ausgeübt wurde. Reichsrelevante Themen wurden zwischen König und Reichsständen auf regelmäßig einberufenen Reichstagen diskutiert. Der für das Heilige Römische Reich grundlegende Text in den Tagen des Nikolaus von Kues war die 1356 von Kaiser Karl IV. erlassene Goldene Bulle. Diese „Verfassung“ regelte die wichtigsten Punkte in der Organisation des Reiches. Insbesondere gab sie vor, wie, wann, wo und von wem der römisch-deutsche König zu wählen sei.

Pfründen

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Als Wahlmänner waren sieben Kurfürsten – drei geistliche und vier weltliche – zugelassen: Die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen sowie der Markgraf von Brandenburg waren bei Vakanz des Königsthrons aufgerufen, sich in Frankfurt am Main in der St. Bartholomäus-Kirche (dem heutigen Dom) zur Wahl einzufinden. Dazu hatten sie drei Monate Zeit, nachdem der Mainzer Bischof als Reichserzkanzler für Deutschland – und damit als Vorsitzender des Kurfürstengremiums – die Wahlberechtigten eingeladen hatte. Während des Interregnums, d.h. der Zeit zwischen der Erledigung des Throns und der Wahl eines neuen Königs führte der Pfalzgraf bei Rhein in seiner Funktion als Reichsvikar die laufenden Reichsgeschäfte für die Gebiete unter fränkischem Recht; in den sächsischen Rechtsgebieten amtierte in dieser Zeit der Herzog von Sachsen als Verweser. Um eine gültige Königswahl abhalten zu können, mussten mindestens vier Kurfürsten anwesend sein; die Wahl erfolgte durch eine einfache Mehrheit der Stimmen für einen Kandidaten. Der gewählte König musste sich zu seiner Krönung – die anfänglich von der Hand des Kölner Erzbischofs vorgesehen war, bald jedoch vom Mainzer Oberhirten vollzogen wurde – in den Kaiserdom nach Aachen begeben. Der neue König war gehalten, recht bald einen ersten Reichstag in Nürnberg einzuberufen. Im Hinblick auf das Verhältnis mit dem Papst wurden folgende Regelungen getroffen: Der Bischof von Rom, der sich zum Zeitpunkt der Verabschiedung der Goldenen Bulle in Avignon und damit im Einflussbereich des französischen Königs aufhielt, war von der Einflussnahme auf die Wahl ausgeschlossen. Auch die Abschaffung seines Bestätigungsrechtes des Neugewählten – wie es bereits der Kurverein von Rhens im Jahre 1338 beschlossen hatte – wurde bestätigt. Der prinzipielle Anspruch des gewählten Königs auf die Kaiserkrönung durch den Papst wurde hingegen garantiert. Um dieses Wahlsystem längerfristig zu sichern, sah die Bulle zudem die territoriale Unteilbarkeit der Herrschaftsgebiete der Kurfürsten und die Einführung des Erbrechts in den weltlichen Kurfürstentümern vor.55 Der römisch-deutsche König wurde grundsätzlich auf Lebenszeit gewählt, konnte jedoch in bestimmten Fällen von einer Kurfürsten-Mehrheit – einem so genannten Kurverein – abgesetzt und durch einen neuen König ersetzt werden. Ein Beispiel ist König Wenzel, der im Jahre 1400 der Reichsschädigung beschuldigt wurde, woraufhin ihn die vier rheinischen Kurfürsten für abgesetzt erklärten und an seine Stelle den Grafen Ruprecht von der Pfalz wählten.56

PFRÜNDEN Ein Bereich der mittelalterlichen Kirchenorganisation, die bereits im Leben des jungen Nikolaus von Kues eine grundlegende Rolle spielte, ist das Pfründenwesen. Eine Pfründe – in älteren Texten öfters auch „Präbende“ genannt – bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch sowohl ein kirchliches

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Amt, aus dem sich für den Inhaber bestimmte finanzielle und rechtliche Vorteile ergeben, als auch diese letztgenannten Benefizien selbst. Das Pfründenwesen war in gewisser Weise das mittelalterliche und neuzeitliche Lohn- und Rentensystem der Römischen Kirche, in dessen Rahmen die geistlichen Würdenträger materiell versorgt wurden. Typische Pfründen waren Propsteien, Dekanate, Kanonikate, d.h. „Mitgliedschaften“ in Dom- oder Stiftskapiteln, oder auch Pfarreien oder Vikariate. Die sich für den Inhaber einer Pfründe ergebenden Vorteile konnten von Nutzungsrechten an den Kirchengütern – z.B. Wohnrechten – bis hin zu Beteiligungen an den jährlichen Einkünften einer Pfarrei oder eines Stifts reichen. Nicht selten bestanden diese Einnahmen sowohl aus Sachgütern wie Lebensmitteln oder Rohstoffen als auch aus Geldabgaben. Zugewiesen wurden Pfründen in der Regel vom zuständigen Bischof (man spricht hier vom bischöflichen Kollationsrecht). Durch eine Bestätigung von Seiten des Papstes – und somit zumeist über den Kopf des eigentlichen Kollators hinweg – wurde dem Anspruch auf eine bestimmte Pfründe zusätzliches Gewicht verliehen. Eine solche Bestätigung wurde in Form einer Supplik beantragt. Eine Supplik ist eine „schriftliche, unter Beachtung bestimmter Formeln und rechtlicher Klauseln abgefaßte, dem Papst vorgelegte Bitte um Erteilung einer Vergünstigung“.57 Der Papst genehmigte solche Unterbreitungen im Regelfall durch ein lapidares „Fiat“, was dann im Idealfall zur Aushändigung eines offiziellen, die Papstentscheidung dokumentierenden Schriftstücks (Bulle) an den Antragsteller führte.

Unter Papst Martin V. entstand ein regelrechter „kurialer Pfründenmarkt“, dem eine komplizierte Prozedur zugrunde lag. Manfred Groten fasst diese zusammen: „Der Eintrag einer Supplik mit dem päpstlichen Bewilligungsvermerk in das Supplikenregister war nämlich nur der erste Schritt im kurialen Geschäftsgang und damit noch ohne Wirkung. Bis zur Ausstellung einer Bulle, mit der Ansprüche – oft gegen konkurrierende Privilegien – durchgesetzt werden konnten, war es noch ein weiter Weg. Irgendwo auf diesem Wege blieben die meisten Suppliken stecken. [...] Erst wenn die Verpflichtung zur Zahlung der Hälfte der aus der begehrten Pfründe zu erwartenden Einkünfte des ersten Jahres in das Annatenregister eingetragen worden war, darf man von der Ausfertigung einer Bulle in Pfründenangelegenheiten ausgehen. Man schätzt, dass nur etwa 10 bis höchstens 20% der Suppliken zur Aushändigung von Bullen geführt haben.“58

Pfründen

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Die letztgenannten Schätzzahlen relativieren dann auch den rein numerischen Befund zu den historischen Dokumenten: Allein für die gut 13 Regierungsjahre Papst Martins V. verzeichnet das Repertorium Germanicum59 rund 43.000 bewilligte Bittstellungen von etwa 15.000 Personen oder Institutionen.60 Gesteigerte Erfolgsaussichten hatte man in einer derartigen Angelegenheit also lediglich dann, wenn man die Zusammenhänge im Geschäftsgang am päpstlichen Hof durchschaute. Nikolaus von Kues gehörte in dieser Hinsicht sicherlich nicht zu den ungeschicktesten Zeitgenossen. Das 15. Jahrhundert war in vielerlei Hinsicht eine sowohl geistige als auch politische „Epochenschwelle“ zwischen Mittelalter und Neuzeit. In ihm vollzogen sich zahlreiche Entwicklungen, die in den Jahrhunderten zuvor langsam gereift und vorbereitet worden waren, hin zu den großen Umwälzungen, die heute noch als historische Wendepunkte in den Geschichtslehrbüchern auftauchen: die Europäer landeten in Amerika und umschifften Afrika, die Reformation, hauptsächlich durch Martin Luther angestoßen, spaltete Deutschland und Europa, die Schriften des Kopernikus und vor allem seiner „Schüler“ Galilei und Kepler ließen die Menschen an althergebrachten Überzeugungen zweifeln und das damals gängige Weltbild umstürzen...

Kindheit und Jugend AUF DEN SPUREN DES CUSANUS Würde Nikolaus von Kues den 2007 zu seinen Ehren angelegten und mit roten Flusskrebssymbolen markierten Rundwanderweg an der St. Briktiuskirche, dem Cusanus-Krankenhaus und dem St. Nikolaus-Hospital vorbei heute abgehen, dann käme er sich sicherlich selber wie ein Tourist vor. Bereits sein Geburtshaus dürfte er als fremd empfinden. Der heutige Zustand zeigt nämlich eine in den 1970er Jahren unternommene Rekonstruktion des Hauses, wie es im Jahre 1570 aussah: Es trägt eine prächtige Renaissancefassade – ein Baustil, der in Deutschland erst einige Jahrzehnte nach dem Tode des Cusanus Einzug hielt – mit dem sprechenden Kardinalswappen, dem roten Flusskrebs auf goldenem Grund, rechts oben unterhalb des bezinnten „Wehrganges“. Das Nebenhaus, das u.a. unter der Bezeichnung „Pulverturm“ in historischen Dokumenten Erwähnung findet und auf alten Photographien noch mit seinem Durchgangsbogen zu sehen ist, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen. Im Inneren des Geburtshauses erinnert noch heute eine mit einer lateinischen Inschrift versehene Steintafel an den Wiederaufbau der kardinalischen Behausung im späten 16. Jahrhundert (vgl. Abb. 8): „Im Jahre des Herrn 1570 ist dieses Gebäude (wieder) errichtet worden durch den Rektor Johannes von Neuerburg zum Andenken an den Hochwürdigsten Vater in Christus und Herrn Nikolaus von Kues, Kardinal und Bischof von Brixen, einem Mann von großer Berühmtheit und unvergleichlicher Gelehrsamkeit.“61

Auch die dem Hl. Briktius, dem Nachfolger des Hl. Martin auf dem Bischofsstuhl von Tours, geweihte Pfarrkirche von Kues, in der die Kueser Kinder bereits vor 600 Jahren das Sakrament der Taufe empfangen haben, würde Cusanus wohl nur noch schwerlich wieder erkennen. Der Kirchenbau trägt innen wie außen die augenfälligen Spuren zahlreicher Um- und Neubaumaßnahmen aus dem 17., 18. und 20. Jahrhundert, so dass sich die heutige Kirche sicherlich deutlich von ihrem Aussehen im 15. Jahrhundert unterscheidet.62 Es muss wohl nicht eigens unterstrichen werden, dass das Cusanus-Krankenhaus in halber Höhe unter den Wingerten erst im 20. Jahrhundert errichtet wurde. Die heutige Brücke, die Fußgänger wie Autofahrer trockenen Fußes über den Fluss bringt, geht auf einen Bau zurück, der nicht eher als 1874 von den Preußen an jener Stelle errichtet wurde,63 an der

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Kindheit und Jugend

im 15. Jahrhundert eine Furt durch die Mosel von Kues nach Bernkastel führte. Gleich neben der Brücke befindet sich das St. Nikolaus-Hospital. Cusanus hat zwar an den Plänen des von ihm und seinen Geschwistern gestifteten Hospitals entscheidend mitgewirkt, gesehen hat er den fertigen Bau jedoch nie. Es lässt sich vom heutigen Besucher demnach nur noch schwerlich nachvollziehen, wie die Orte Kues und Bernkastel zu Lebzeiten des Cusanus wohl ausgesehen haben. Der Lokalhistoriker Franz Schmitt gibt für die Ortschaft Kues des Jahres 1425 die Schätzzahl von rund 300 Einwohnern oder etwa 60 Familien an.64 Das Dorf war wesentlich kleiner als heute und umfasste in etwa die „rechteckige“ Fläche, die sich zwischen dem Bereich des Geburtshauses und der Pfarrkirche St. Briktius aufspannt. Damit lag der Dorfkern vor 600 Jahren gut anderthalb Kilometer flussaufwärts im Vergleich zu heute, wo sich das öffentliche Leben hauptsächlich in der Umgebung von Busbahnhof, Hospital und Brücke abspielt.65 Die Bausubstanz einiger Häuser in „Alt-Cues“ reicht bis in das Spätmittelalter zurück; die meisten der heute noch vorhandenen Gebäude stammen jedoch aus der Zeit nach 1650.66 Franz Schmitt gibt ein wunderbares Stimmungsbild: „Somit spielte sich das Cueser Dorfleben zur Zeit des Cusanus in folgenden Gassen ab: Unter der Torwölbung des Pulvertours hindurch führte der Porte Weg ins Dorf. Die Lieschbergsrauh, jetzige Raustraße, bog vom Porteweg ab und mündete in die Heertraaf, auf welcher das Vieh zur Weide getrieben wurde und die sich bis zur Pützgasse erstreckte. Ihre Verlängerung bis zur Lehn hieß als oberste Gasse des Dorfes Obergasse, während die Parallele von der Kejert zur Lehn Mittelgasse genannt wurde. Zwischen beiden verliefen die Pützgasse, die Bistumsgasse, die Spielesgasse und die Kirchgasse. Von der Lehn aus in Richtung Wehlen lief als hinterste Dorfgasse die Hintergasse. Das Geburtshaus des Cusanus stand am Cueser Gestade oder Moselufer.“67

Einen Eindruck, wie es Ende des 15. Jahrhunderts in Bernkastel ausgesehen haben könnte, vermitteln zwei graphische Darstellungen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die erste Abbildung wurde 1612 in Köln als Teil des berühmten Städteatlas Theatrum orbis terrarum civitatum von Franz Hogenberg und Georg Braun gedruckt.68 Dort wird eine Ansicht des St. Nikolaus-Hospitals und von Bernkastel aus der Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert gezeigt. Die zweite Abbildung, welche durch erstere inspiriert scheint, ist ein 1646 erschienener Kupferstich von Matthäus Merian (vgl. Abb. 1).

Auf den Spuren des Cusanus

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Die Anlagen des St. Nikolaus-Hospitals im Bildvordergrund liegen, bloß umringt von Bäumen und Gärten, am Moselufer direkt gegenüber von Bernkastel. Die von Stadtmauern umfasste und in die Weinberge, welche sich steil nach Süden hin zu den Ausläufern des Hunsrücks erheben, hineingedrängte Stadt ist in der Bildmitte zu sehen. Dass Bernkastel über Mauern verfügte, ist der Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1291 durch den römisch-deutschen König Rudolf I. von Habsburg zu verdanken.69 Dadurch erhielt der Ort u.a. die Erlaubnis, einen Markt abzuhalten und die Siedlung mit einer Verteidigungsmauer zu umgeben. Gut zu erkennen sind auf den Bildern von Hogenberg und Braun sowie von Merian die Stadttore Bernkastels. Ein erstes befand sich rechts neben der St. Michaelskirche, etwas links von der Stelle, an der heute die Hauptstraße von der Moselbrücke kommend nach rechts abknickt und die Fußgängerzone hin zum Hauptmarkt beginnt. Heute befindet sich an dieser Stelle eine kleine Treppe, über die man – unter einem angedeuteten Torbogen hindurch – in das Gässchen hinter der St. Michaelskirche absteigt. Hier erkennt man auch eindrücklich die städtebaulichen Veränderungen, die u.a. der Brückenbau mit sich gebracht hat. Der Brückenkopf und die daran quer angrenzende und parallel zur Mosel verlaufende Straße „Gestade“ sind um einiges höher gelegen als der heutige Parkplatz zur Mosel hin und die alten stadtseitigen Zugänge etwa im Bereich des besagten Gässchens. Früher fiel das Geländeprofil von der Stadt her leicht zur Mosel hin ab. Einen Eindruck, wie der Bernkastler Moselblick damals auf den Beobachter gewirkt haben könnte, vermittelt noch ein berühmtes Aquarellbild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (vgl. Abb. 2). Im Bereich des heutigen Karlsbader Platzes befand sich ein zweites Stadttor von Bernkastel. Der Vorgängerbau des heutigen „Astor“-Hauses war dabei Teil der Stadtmauer. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, so sind die Grundmauern dieses Hauses wesentlich älter als etwa die Fachwerkhäuser auf dem Bernkastler Hauptmarkt, die (fast) alle erst ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet wurden. Die Häuser, welche heute den Karlsbader Platz zur Mosel hin abschließen – darunter auch das Gebäude, das aktuell das Moselgästezentrum und die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte beherbergt (Gestade 6) –, sind erst viel später gebaut worden: sie befinden sich bereits auf den ehemaligen Auenwiesen vor den Mauern der mittelalterlichen Stadt. Ein drittes Tor lag ungefähr an der Stelle, wo die Hebestraße auf das Gestade trifft. Ein viertes Tor ist in restauriertem Zustand erhalten geblieben; im so genannten Graacher Tor befindet sich heute das Bernkastler Heimatmuseum. Die östliche Stadtmauer folgte damals ziemlich ge-

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nau dem Verlauf der heutigen Grabenstraße. Alle Häuser, die flussabwärts der Grabenstraße liegen, stehen auf im Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit hinein landwirtschaftlich – in erster Linie wohl für den Weinbau – genutzten Flächen. Auch im heutigen Bereich Römerstraße/ Burgstraße/Kallenfelsstraße, in der Nähe zum 1750 errichteten und 1953 wieder in Stand gesetzten Doppelkreuz, stand ein mittelalterliches Stadttor. Zwei weitere Tore befanden sich an der Westseite der Stadtmauer.

FAMILIE UND FRÜHES UMFELD Im Herbst 1449 ließ Nikolaus von Kues anlässlich seiner Erhebung zum Kardinal einen kurzen Abriss seines bisherigen Lebensweges verbreiten. Dieser autobiographische Text ist besonders für einige zentrale Stationen in der Vita des jungen Cusanus von Bedeutung und soll deshalb den nachfolgenden Darstellungen voranstehen, gewissermaßen als ein Rückblick aus erster Hand eines fast 50-jährigen Gelehrten und Kirchenmannes auf sein bisheriges Leben: „Ein Mann namens Cryftz Johan, der ein Schiffer war, erzeugte zu Kues in der Diözese Trier aus Katharina, der Tochter Hermann Roemers, welche im Jahre des Herrn 1427 starb, den Herrn Nikolaus von Kues, der, kurz nach vollendetem 22. Lebensjahr zum Doktor des Studiums von Padua promoviert, in seinem 37. Lebensjahr durch Papst Eugen IV. nach Konstantinopel gesandt wurde und den Kaiser der Griechen sowie den Patriarchen mit 28 Erzbischöfen der morgenländischen Kirche herüberbrachte, welche auf dem Konzil von Florenz den Glauben der heiligen römischen Kirche annahmen. Und dieser Nikolaus verteidigte Eugen, der durch die Konzilsversammlung zu Basel zu Unrecht abgesetzt wurde, da der Gegenpapst Amadeus, Herzog von Savoyen, der sich Felix V. nannte, in das Papsttum eingedrängt worden war. Dieser Herr Nikolaus wurde von Papst Eugen im geheimen zum Kardinal erwählt und – da Eugen alsbald vor der Veröffentlichung der Ernennung starb – erneut durch Papst Nikolaus V. zum Kardinalpresbyter mit dem Titel St. Petri ad vincula erhoben. Die Verkündigung erfolgte im Jahre des Herrn 1449 am 5. März, in dem gleichen Jahr, in dem der Gegenpapst Amadeus den Titel Papst aufgab. Und damit alle erkennen, daß die heilige römische Kirche nicht auf den Geburtsort noch die Abkunft eines Mannes sieht, sondern Verdienste auf das großzügigste vergilt, veranlaßte der Kardinal selbst, daß dieser

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Bericht zum Lobe Gottes niedergeschrieben wurde, als er sich am 21. Oktober 1449 in Kues aufhielt, um von seinem altersschwachen Vater, von seinem Bruder Johann, dem Priester, und von Klara, seiner Schwester, der Ehefrau des Trierer Gerichtsschöffen und Schultheißen Paul von Bristge, Abschied zu nehmen, um dann binnen kurzem zum Apostolischen Stuhl aufzubrechen, bei welchem er seine Einsetzung für den Anfang des folgenden Jahres, das heißt des Jubiläumsjahres, vorschlug; und hierzu wurde er durch apostolische Anweisung genötigt, wenngleich er sich lange gesträubt hatte, die Kardinalswürde anzunehmen.“70

Dieser Text ist grundlegend, um dem Geburtsdatum des Cusanus auf die Spur zu kommen und mehr über seine näheren Familienumstände zu erfahren: Im Jahre 1401 wurde Nikolaus Cryfftz als Sohn des Schiffers (nauta) Hennes Cryfftz und seiner Ehefrau Katharina Roemer geboren. Der lateinische Begriff nauta bedeutet neben „Schiffer“ oder „Fischer“ auch noch „Reeder“ oder „Kaufmann“. Letztere Bedeutung dürfte wohl am besten auf den Vater zutreffen. Als Geburtsort des Nikolaus Cryfftz gilt seit jeher das heute zahlreiche Besucher aus aller Welt empfangende „Cusanus-Geburtshaus“ in Kues an der Mosel. Das genaue Geburtsdatum jedoch ist unbekannt. Es lässt sich lediglich ein wahrscheinlicher Zeitrahmen zwischen April und Juli 1401 eingrenzen. Diese Eingrenzung wird von Erich Meuthen folgendermaßen begründet: Der autobiographische Text berichtet davon, dass Cusanus in seinem 37. Lebensjahr vom Papst nach Konstantinopel entsandt wurde. Der früheste Beleg für diese Reise ist auf den 6. Juli 1437 datiert, so dass Nikolaus zu diesem Zeitpunkt bereits 36 Jahre alt gewesen sein müsste. Das Geburtsdatum wird durch diese Angabe auf einen Zeitraum zwischen dem 7. Juli 1400 und den 6. Juli 1401 eingerahmt. Andererseits berichtet die Vita, dass er kurz nach seinem 22. Geburtstag in Padua zum Doktor des Kirchenrechts promoviert worden sei. Aus Vorlesungsmitschriften, die Nikolaus auf Mitte April 1423 datiert hat, ist zu schließen, dass er sein Studium sehr wahrscheinlich in dieser Zeit zum Abschluss gebracht haben dürfte. Im Rückschluss bedeutet dies, dass das Geburtsdatum im bereits genannten Zeitraum zwischen April und Juli 1401 zu suchen sein dürfte.71

Wir erfahren außerdem aus der Kurzbiographie von 1449, dass Cusanus einen Bruder namens Johann hatte, der ebenfalls zum Priester geweiht worden war, dass seine Schwester Clara mit dem Trierer Schultheiß und späteren Bürgermeister Paul von Bristge verheiratet war, dass seine Mutter im Jahre 1427 verstorben und sein Vater im Herbst 1449 noch am

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Leben war. Die Mutter war sehr wahrscheinlich mit den Mitgliedern der Bernkastler Schöffenfamilie Roemer verwandt.72 Es existieren ebenfalls einige weitere Zeugnisse über den Bruder des Cusanus.73 Anhand der Heidelberger Universitätsmatrikel vom Frühjahr 1428, die einen „Johannes Krebs aus Kues, Kleriker der Diözese Trier“ verzeichnet,74 ließe sich – unter der Voraussetzung, dass sich Johann ähnlich wie sein Bruder im Alter von etwa 14 Jahren an der Universität eingeschrieben hat – ein Geburtsdatum um 1414 annehmen. Gegen eine solche Vermutung spricht allerdings eine bereits 1426 eingereichte Supplik auf die Pfarrkirche in Altrich als Nachfolger seines Bruders Nikolaus (vgl. weiter unten). Als geweihter Priester müsste er zu diesem Zeitpunkt mindestens Anfang 20 gewesen sein, so dass sich wahrscheinlicher ein Geburtsjahr um 1405 annehmen lässt. Johann Cryfftz wird 1447 als Priester wie auch als Altarist von Bernkastel bezeichnet.75 Am 2. Mai 1450 übertrug ihm Papst Nikolaus V. die Pfarrkirche in Bernkastel.76 Nach dem Tode ihres Vaters (~1450) hatten sich Nikolaus und Johann zusammen mit ihrer Schwester Clara darauf geeinigt, das gesamte väterliche Vermögen in die Stiftung des St. Nikolaus-Hospitals fließen zu lassen.77 Es ist deshalb möglich, dass die hinter dem Kardinal kniende Figur auf dem Kreuzigungspanel des Hochaltarbildes in der Kueser Nikolauskapelle den Geistlichen Johann als Mitstifter des Armenhospitals darstellt.78 Durch eine auf den 26. Mai 1453 datierte Urkunde wies Johann – auch im Namen seines Bruders Nikolaus – schließlich das väterliche Erbe offiziell dem zu gründenden Hospital in Kues zu.79 Die Schwester Clara und ihr Mann Paul von Bristge wurden mit einer Leibrente von 100 Gulden entschädigt, die Cusanus ein Jahr zuvor dem Trierer Erzbischof aus dem Zoll von Boppard abgekauft hatte.80 Der Kardinalsbruder starb im Jahre 1456 und wurde in seiner Pfarrkirche zu Bernkastel beigesetzt. Für den Todestag existieren zwei Datierungen: Martini berichtet, dass die Inschrift der (heute nicht mehr vorhandenen) Grabplatte besagte, Johann sei am 7. Mai 1456 verstorben;81 das Repertorium Germanicum verzeichnet hingegen den 3. Juni 1456 als Sterbedatum.82 Fest steht allerdings, dass er nicht vor dem 7. Mai 145683 verschieden sein kann, aber einige Zeit vor dem 26. Oktober 1456 gestorben sein muss.84 Eine Halbschwester mit Namen Katharina, die aus einer unehelichen Beziehung des bereits verwitweten Vaters mit einer unbekannten Mutter hervorgegangen sein dürfte, wird im genannten Lebensabriss verschwiegen. Von ihr wissen wir aus dem letzten Testament des Kardinals vom 6. August 1464, in dem berichtet wird, dass Katharina „schon im heiratsfähigen

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Alter“ sei und sie im Falle des Ablebens ihres berühmten Halbbruders 200 rheinische Gulden aus dessen Vermögen erben sollte.85 Ein weiteres Mal findet die „naturliche Suster“ „Trynen“ im letzten Testament der Clara Cryfftz (1473) Erwähnung. Letztere vermachte ihrer Halbschwester bei ihrem Ableben 20 Gulden sowie ein Bett „mit allem syme zubehore“.86 Ebenfalls unerwähnt bleibt im obigen Zitat eine ältere – eheliche – Schwester mit Namen Margarete. Sie wird von Cusanus lediglich in der Stiftungsurkunde des Kueser St. Nikolaus-Hospitals vom 3. Dezember 1458 namentlich angeführt. Dort erfährt man: „Und diesem so von uns errichteten und gegründeten Hospitale wenden und eignen wir für den Unterhalt der Armen, der Dienstboten und der Priester mit gegenwärtiger Urkunde zu die liegenden Güter, welche der selige Johannes Crifftz, unser Vater, bei seinem Tode hinterlassen hat, im Gebiet der Pfarreien Cues, Bernkastel und Bischofsdhron und anderswo gelegen, weiter das Haus des seligen Matthias, (des?) Schöffen, des Gatten unserer Schwester Margareta, mit seinem Zubehör, gelegen in der Stadt Trier, und endlich alle liegende und fahrende Habe, welche wir durch Kauf und anderswie gerechterweise erworben haben oder noch erwerben werden, unbeschadet unserer letztwilligen Bestimmung.“87 Eine kurze Bemerkung zum Ehegatten der Margareta sei hier noch eingefügt. Jakob Marx gibt in seiner Ausgabe den lateinischen Text groß geschrieben mit Mathie Scabini wieder, so dass sich die Bezeichnung „Schöffe“ auch als Familienname interpretieren lässt, weshalb Marx, von dem die gerade angeführte deutsche Übersetzung der Textstelle aus der Stiftungsurkunde stammt, dem Leser überlassen hat, diese nähere Bestimmung eventuell auch als Amtsbezeichnung aufzufassen. Gottfried Kortenkamp seinerseits gibt die besagte Stelle mit Mathie scabini wieder und entscheidet sich so gewissermaßen für die Amtsbezeichnung. Es gibt von den Hospitalsstatuten zwei Originale. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass das St. Nikolaus-Hospital von Cusanus zwar unter die Führung eines geistlichen Rektors gestellt wurde, der Kardinal gleichzeitig aber auch den Schöffen der Stadt Bernkastel die Aufgabe zufallen ließ, ein wachsames Auge auf die Verwaltung und den Erhalt der Stiftung zu werfen.88 Somit erhielt nicht nur das Hospital ein Exemplar der Urkunde, sondern auch die Stadt Bernkastel. Ersteres wird noch immer im Archiv des Kueser Hospitals aufbewahrt; letzteres ist heute ein Teil der Ausstellung, die im Cusanus-Geburtshaus gezeigt wird. Beide handschriftlichen Urkunden zeigen an besagter Textstelle in der Tat ein großgeschriebenes Scabini (vgl. Abb. 7), so dass die Vorsichtsmaßnahme von Marx durchaus berechtigt ist.

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Wir erfahren aus dem zitierten Urkundentext, dass zum Stiftungszeitpunkt, d.h. im Dezember 1458, der Schöffe Matthias – beziehungsweise Matthias Schöffe –, der Ehegatte der Cusanus-Schwester Margareta, bereits verstorben war. Da Nikolaus von Kues über Matthias’ in Trier gelegenes Haus verfügen konnte, musste zum besagten Zeitpunkt auch seine Schwester bereits tot gewesen sein und keine erbberechtigten Kinder oder Stiefkinder hinterlassen haben. Für diese Annahme spricht folgende Tatsache: Die Schwester Clara, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war, wird nicht erwähnt, da sie selber noch frei über ihr Hab und Gut verfügen konnte; sie wird ihr Eigentum erst durch ihr eigenes Testament im Jahre 1473 dem Hospital einverleiben. Da Margareta ihrerseits nicht in der Kurzvita von 1449 erwähnt wird, geht die Cusanus-Forschung davon aus, dass sie damals bereits seit einiger Zeit tot gewesen sein dürfte. Doch zurück zu unserem Protagonisten. Es ist anzunehmen, dass der kleine Nikolaus kurz nach seiner Geburt in der Kueser Pfarrkirche vom Priester Simon von Bernkastel, dem damaligen Kirchherrn zu Kues, getauft wurde.89 Franz Schmitt vermutet in der Person des Simon von Bernkastel auch den ersten Lehrer des kleinen Nikolaus,90 doch lässt sich für diese Behauptung kein Beleg anführen. Als Taufpate wird ein Verwandter mütterlicherseits, der Bernkastler Schöffe Clais Roemer, angenommen.91 Dies würde zumindest den von einer vermeintlichen „Familientradition“ abweichenden Vornamen „Nikolaus“ erklären; sowohl sein Vater als auch sein Großvater hörten nämlich auf den Namen „Johann“, moselfränkisch mit „Henne“ wiedergegeben,92 eine Tradition, die bei Nikolaus‘ Bruder weitergeführt worden war. Ob die Kueser Kirche damals bereits dem Heiligen Briktius von Tours geweiht war, ist unklar; die älteste diesbezügliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1447.93 Der Taufort wird allerdings von der Schwester des Cusanus, Clara, in ihrem Testament vom 12. April 1473 bestätigt: „Item so setzen und geben Ich der kirchen zu Cuse, derwyle ich und alle myn gebroder und Sustern da gedaufft synt, mynen gegossen messyngs Kessel, das sy eynen Dauff darus machen.“94

Tatsächlich findet sich heute ein Taufbecken aus Messing in St. Briktius aufgestellt, das der örtlichen Überlieferung zufolge auf das besagte Vermächtnis zurückgehen soll. Der wunderschön gearbeitete Relief-Grabstein der Clara Cryfftz, die am 8. September 1473 kinderlos verstarb,95 befindet sich heute in der

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Südwand der Kapelle im St. Nikolaus-Hospital in Kues. Die Inschrift der Grabplatte besagt: „Unter dieser Grabplatte liegt begraben Clara Kriftz, die Schwester des Nikolaus, Kardinal von St. Peter in Ketten, welche im Jahre 1473 verstarb.“96

Zahlreiche Kauf- und Zinsurkunden, besonders aus den Jahren 1401 bis 1419, zeigen die Eltern als geschickte Geschäftsleute.97 Neben dem Schifferberuf betätigten sich Henne und Katharina Cryfftz u.a. auch als Geldverleiher. Sehr aussagekräftig in diesem Kontext ist die Tatsache, dass sich Nikolaus, Vogt und Herr zu Hunolstein im Hunsrück, mehrmals Geld von Henne Cryfftz „lieh“. Belegt sind im Jahre 1412 eine Summe von 250 und im Jahre 1419 nochmals ein Betrag von 400 rheinischen Gulden.98 Im ersten Fall trat der Hunolsteiner seinen Teil des Zehnten im Dorf Gonzerath an seinen Geschäftspartner ab, im letztgenannten Fall verpfändete er gar die Vogtei in Kues als Sicherheit an den CusanusVater.99 Auf diese Weise erwarb sich Henne Cryfftz demnach sogar herrschaftliche Rechte in seinem Heimatdorf und der näheren Umgebung.100 Eine gänzlich zufrieden stellende Umrechnung der spätmittelalterlichen Geldwerte in heute gültige ist aufgrund der vollkommen unterschiedlichen wirtschaftlichen Strukturen unmöglich. Trotzdem kann man eine grobe Ahnung der angesprochenen Werte erhalten. Nach dem Rheinischen Münzverein,101 einem „Währungsabkommen“ zwischen den Fürsten des Rheinlandes, enthielt ein rheinischer Gulden ab dem Jahre 1419 umgerechnet 2,777 Gramm Gold,102 so dass eine Summe von 400 Gulden rund 1,1 Kilogramm reinen Goldes entsprach. Diese Goldmenge besitzt heute (unter Verwendung eines Wechselkurses von ca. 1000 Euro pro Feinunze) einen Wert von rund 35.700 Euro. Das väterliche Erbe aus Weinbergen, Häusern, Wiesen, Feldern und Kapital war fürderhin der ökonomische Grundstock, der eine dauerhafte Stiftung des St. Nikolaus-Hospitals erst ermöglichte. Es wird von Marx auf einen Wert von über 3000 Gulden (d.i. mehr als 267.000 Euro) an Immobilien und Grundstücken und nochmals gut 800 Gulden (ca. 71.000 Euro) „Bargeld“ geschätzt.103 Die ursprünglich von Cusanus intendierte Stiftungssumme aus elterlichem und geschwisterlichem Erbe zusammen mit dem einzubringenden Privatvermögen des Kardinals betrug im Jahre 1458 rund 20.000 rheinische Gulden,104 was umgerechnet einem Metallwert von ungefähr 1,78 Millionen Euro entspricht. Zu bedenken ist an dieser Stelle jedoch, dass die Kaufkraft von Gold im 15. Jahrhundert wesentlich von dem seiner Metallmenge heute entsprechenden Preis abwich. Folgende Beispiele illustrieren diesen Sachverhalt recht eindrucksvoll. Zur Mitte des 15. Jahrhunderts konnte man für 85 Gulden in Luxemburg-Stadt ein „anständiges

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Haus“ erwerben.105 Diese Goldmenge hat heute einen Materialwert von weniger als 8.000 Euro. Ein Blick auf die Preise der Grundnahrungsmittel relativiert diesen Befund allerdings wieder deutlich. Naturprodukte unterlagen in Abhängigkeit der jeweiligen Nachfrage und Ernteerträge ständigen, teilweise sogar sehr massiven Preisschwankungen. Während beispielsweise die Roggenpreise in Frankfurt am Main in den 1420er Jahren durchschnittlich bei 1,3 Gulden pro Nürnberger Sümmer lagen, wurde im Jahre 1430 – vielleicht als Konsequenz eines Pestausbruches in Süddeutschland – mit einem Preis von knapp über zwei Gulden ein vorläufiges Maximum erreicht. Dann war der Roggenpreis einige Jahre verhältnismäßig „stabil“, ehe er ab 1436 schlagartig anstieg. Im besonders ernteschwachen Jahre 1437 wie auch noch im Folgejahr wurde Roggen mit Preisen um die vier Gulden gehandelt. Danach „normalisierte“ sich der Preis wieder bei unter zwei Gulden pro Sümmer.106 Ein Nürnberger Sümmer entspricht dabei etwa 318 Litern oder rund 220 Kilogramm Roggen.107 Die genannten Höchstpreise entsprechen demnach – in vorsichtiger Schätzung – gut 1,7 Euro pro Kilogramm Roggen. Zum Vergleich: Im Mai 2012 wurde der Brotroggen an den Getreidebörsen in Deutschland mit rund 260 Euro pro Tonne, d.h. ca. 26 Eurocent pro Kilogramm, gehandelt.108 Die beiden angeführten Beispiele zeigen, dass es keine pauschalen, einfachen Umrechnungsformeln zur Ermittlung der Kaufkraft von Gold (und Silber) im 15. Jahrhundert gibt. Die im Vergleich zu heute unterschiedlichen Strukturen im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und agrarischen Bereich führten zu einer vollkommen anderen Dynamik der Preise einzelner Waren und Produkte. Während damals Immobilien – etwa für einen wohlhabenden Kaufmann – wesentlich erschwinglicher waren, war die LebensmittelGrundversorgung – etwa für einen Tagelöhner mit Familie – erheblich schwieriger zu bewerkstelligen als heute.

Auch nach dem Tode seiner Gattin blieb Henne Cryfftz ein bedeutendes Mitglied der Dorfgemeinschaft. So trat der Vater des Nikolaus von Kues noch im Januar 1447 – also knapp zwei Jahre, bevor er von seinem Sohn als „altersschwach“ bezeichnet wird – als Sendschöffe der Kirche von Kues auf.109 Sendschöffen waren zumeist Laien, die als gewählte Vertreter des so genannten Sendgerichts, eines Rügegerichts der Pfarrei, fungierten. Letzteres kümmerte sich um die Belange der lokalen Kirche und ahndete kleinere Vergehen wie etwa Sittenwidrigkeiten.

Aus den angesprochenen frühen Dokumenten, welche u.a. die Geschäftstüchtigkeit der Eltern illustrieren, lässt sich darüber hinaus ein Teil der Verwandtschaftsverhältnisse des Nikolaus Cryfftz aus Kues rekonstruieren. Zusammen mit Angaben aus späteren Dokumenten ergibt sich hier-

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aus ein recht weitläufiger Stammbaum der Familien Cryfftz und Roemer in Kues und Umgebung in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (vgl. Abb. 3a). Neben den zahlreichen Blutsverwandten, die in den Urkunden namentlich erwähnt werden, entstanden durch die Heiraten der Schwestern auch schwägerliche Beziehungen zu einigen der einflussreichsten Familien im Trierer Raum (vgl. Abb. 3b).110 „Die jüngere Schwester Klara war in erster Ehe mit dem Trierer Bürger Johann Plynisch verheiratet. Am 20. Juni 1441 verlobte sie sich mit dem Witwer Paul von Bristge […]. Er entstammte einer reichen Weber- und Schöffenfamilie. Im Jahre 1432 wird sein Vater Clais genannt, der bereits 1401 als Schöffe bezeugt ist. Aus der ersten Ehe des Paul von Bristge mit Katharina geb. Rode, Tochter von Göbel und Else Rode, stammten die Kinder Elsgin, die den Schöffen Heinrich Sauerborn heiratete und Clesgin […]. Clara Criffts sollte den Kindern Elsgin und Clesgin nach ihrem Tod das hinterlassene Gut „nach Recht und Gewohnheit der Stadt Trier teilen.“ […] […] Da Katharina Rode eine Nichte des dem Nikolaus Cusanus gut bekannten Abtes Johann Rode von St. Matthias in Trier war, der 1423 im Pachtvertrag zwischen der Abtei und der Gemeinde Cues erscheint und am 1.12.1439 starb, war Clara Criffts die Stiefmutter der Großnichte und des Großneffen dieses Abtes, Elsgin und Clesgin, geworden.“111 Dank einer „Baugenehmigung“ vom 27. Oktober 1448, durch welche der Weber Peter von Morsberg und seine Frau Katharina dem Ehepaar Paul und Clara Bristge das Anlegen einer Wasserleitung über Morsbergs Hof erlaubten, haben wir genauere Kenntnis über den Wohnort von Nikolaus’ Schwester und ihres zweiten Ehemanns in Trier. Ihr Haus stieß nach hinten an den so genannten Pilishof in der Jakobsstraße und nach vorne hin an den Hof der Morsbergs, der in der Dietrichsgasse lag.112 Somit ist es in unmittelbarer Nähe zum Hauptmarkt in dem Areal zu suchen, das heute zwischen dem Haus „Zur Steipe“, dem Frankenturm und der Sektkellerei Bernard-Massard liegt.

Insgesamt ergibt sich das Bild, dass Nikolaus zusammen mit zwei Schwestern und einem Bruder als Sohn wohlhabender und in der Gemeinde von Kues angesehener Eltern aufgewachsen ist. Darüber hinaus ist die Kindheit und frühe Jugend des Nikolaus Cryfftz historisch nicht greifbar. Allerdings kursieren in Bernkastel-Kues und Umgebung bis heute noch zahlreiche Anekdoten und Geschichten über die ersten Jahre des späteren Kirchenfürsten und Gelehrten. Besonders das vermeintlich schlechte Verhältnis des jungen Büchernarren Nikolaus zu seinem ge-

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schäftstüchtigen und mit seiner Hände Arbeit erfolgreichen Vater Henne wird in diesen Schwänken des Öfteren thematisiert. Viele dieser Geschichten haben im Laufe der Zeit Eingang gefunden in das mittlerweile doch sehr umfangreiche belletristische Schrifttum, das die historischen Lücken in der Überlieferung der Kindheitsjahre des Nikolaus in buntesten Farben ausgemalt hat. Die wohl berühmteste dieser „Legenden“ erzählt davon, dass der erboste Vater eines Tages seinen im Fischerboot lesenden Sohn mit einem Ruder in die Mosel geprügelt habe und sich dieser nur mit Mühe und Not aus seiner misslichen Lage ans Ufer retten konnte. Nach dieser Episode, so will es der Volksmund, sei Nikolaus von zu Hause ausgerissen und habe zunächst in den Diensten der Herren von Manderscheid in der Eifel Zuflucht gefunden. Eine Behauptung, die ebenfalls immer wieder durch die – selbst wissenschaftliche – Literatur geistert, besagt, dass Cusanus einen Teil seiner Schulbildung bei den Brüdern vom Gemeinsamen Leben im niederländischen Deventer erhalten habe. Die frühen Biographen – Hartzheim (1730), Scharpff (1843), Schmitt (verfasst 1831, gedruckt 1999), Düx (1847) – behaupten alle unnachgewiesen erste Studien des jungen Nikolaus an der IJssel.113 Historisch lässt sich ein solcher früher Aufenthalt in den Niederlanden jedoch nicht belegen, und er scheint rückblickend auch recht unwahrscheinlich. Ein „Hauptargument“ für vermeintliche Studien in Deventer, das immer wieder angeführt wurde, ist die im Jahre 1469 in der niederländischen Stadt eingerichtete bursa cusana. Es handelte sich hierbei um ein Stipendium, das es bedürftigen jungen Männern erlaubte, in Deventer zu studieren. Die einzige plausible Erklärung für das Zustandekommen dieser Studienförderung durch Cusanus schien die Annahme zu sein, dass Nikolaus in jugendlichem Alter selber in den Genuss einer solchen Ausbildung gekommen sei, und deshalb auch anderen „bürgerlichen“ Söhnen eine solche ermöglichen wollte. In der Tat sieht das bereits weiter oben angesprochene letzte Testament des Kardinals vom August 1464 eine finanzielle Studienförderung für Bedürftige vor, doch heißt es dort ohne Nennung einer örtlichen Anbindung dieser Stipendienstiftung, dass Studenten zu unterstützen seien, die in Niederdeutschland zu studieren beabsichtigten.114 Die Anbindung an Deventer kam erst fünf Jahre nach dem Tode des Stifters zustande. Die Initiative ging dabei vom dritten Hospital-Rektor, Diederich von Xanten, aus und geschah mit dem Einverständnis der beiden von Cusanus eingesetzten Visitatoren, des Kartäuserpriors von Koblenz und des Chorherrenpriors von der Insel Niederwerth im Rhein bei Koblenz. „Man kann sich nur schwer dem Gedanken entziehen, daß hier Beziehungen beider Klöster in die Niederlande im Spiel waren.“115 Besonders die Niederwerther Mönche, die dem Generalkapitel von Windesheim unterstanden, ei-

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nem der bedeutendsten Zentren der devotio moderna, könnte hier die treibende Kraft gewesen sein. Die devotio moderna war eine christliche Bewegung, die besonders im niederdeutschen Bereich eine große Anhängerschaft hatte.116 Sie geht wesentlich zurück auf den Deventer Theologen Geert Groote (1340-1384). Als Prediger, der besonders die Keuschheit und die Armut der Geistlichen – auch der weltlichen – forderte, fand er eine zahlreiche Anhängerschaft in seiner Heimatstadt. Aus dieser ging die bereits erwähnte Bruderschaft vom Gemeinsamen Leben in Deventer und schließlich auch die besagte Augustiner-Chorherren-Kongregation von Windesheim in der Nähe der niederländischen Stadt Zwolle hervor. Besondere Merkmale sind eine strenge Observanz der augustinischen Regel sowie das Bestreben, im Alltag das Leben Christi nachzuvollziehen. Dies erklärt den Titel der einflussreichsten Schrift aus dem Umfeld der devotio moderna: 1418 „erschien“ das Buch Über die Nachfolge Christi des Theologen und Mystikers Thomas von Kempen (1380-1471).117 Diese Elemente kamen dem Kirchenreformvorhaben des Nikolaus von Kues sehr nahe, weshalb Cusanus auch ein Freund und Unterstützer dieser Bewegung war und es sicherlich kein Zufall ist, dass er sowohl Kartäuser als auch ein Windesheimer Tochterkloster mit der Kontrolle seines Hospitals beauftragt hat. Die Kontakte des Cusanus zu den Niederwerthern reichen bis in die 1430er Jahre zurück und waren zunächst kirchenpolitischer Natur. Es war Ende der 1420er Jahre im Bistum Utrecht zu einem Schisma gekommen, in dessen Folge u.a. die zur Windesheimer Kongregation gehörenden Kleriker aus Zwolle die Diözese verlassen mussten. Diese fanden Zuflucht im Trierischen, wo ihnen Erzbischof Otto von Ziegenhain das Frauenkloster auf Niederwerth überließ; die Installation der neuen Insassen fand im Spätsommer 1429 statt.118 „Bei der Einrichtung des Konvents kam es zu Schwierigkeiten. Am 30. November 1433 beauftragte das Basler Konzil den Abt von Sayn und die Dekane von St. Florin und St. Kastor in Koblenz (Nikolaus von Kues und Wilhelm von Weghe) mit der endgültigen Aufrichtung des Klosters und seiner Unterstellung unter das Generalkapitel von Windesheim. Als in der Auseinandersetzung zwischen Raban von Helmstadt und Ulrich von Manderscheid das Interdikt über die Trierer Kirche gelegt wurde, zogen die Insassen vorübergehend wieder fort. Der päpstliche Legat, Kardinal Cesarini, ernannte Nikolaus von Kues am 1. Februar 1435 zum Verwalter des Klosters, bis das Kapitel von Windesheim es nach Besserung der Verhältnisse wieder zum Wohnort für Kanoniker ihres Ordens bestimme.“119 Demnach lassen sich auch etwaige mittelbare Beziehungen des Nikolaus von Kues nach Deventer via Angehörige der Windesheimer Kongregation historisch erst knapp 20 Jahre nach dem behaupteten Schulaufenthalt in den Niederlanden feststellen. Rein rechtlich erfolgte die Einrichtung der bursa cusana in Deventer dadurch, dass Rektor Diederich von Xanten der Stadt Deventer eine Erbrente

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abkaufte.120 Im Detail sah die Vereinbarung folgende Prozedur vor: das Hospital leistete eine einmalige Zahlung von 4800 Gulden an die Stadt Deventer, die sich im Gegenzug dazu verpflichtete, alljährlich 240 Gulden in jeweils drei Raten – die erste mit der Fälligkeit am 1. Februar, die zweite am 1. Juli, die dritte am 1. Oktober – an 20 „jugendliche Scholaren“ auszuzahlen.121 Der Rektor erwies sich bei dieser Vereinbarung als hervorragender Geschäftsmann, hatte Cusanus doch testamentarisch 5000 Gulden für den Ankauf der Rente ausgesetzt und nur mit einer jährlichen Rendite von 200 Gulden gerechnet.122 Die restlichen 200 Gulden wendete Diederich für den Ankauf und die Ausstattung eines geeigneten Hauses in Deventer auf, in dem die 20 Schüler zusammen mit dem zuständigen Magister und den nötigen Familiaren wohnen konnten.123 Die cusanischen Stipendien wurden dann auch bereits kurze Zeit nach diesem Vertragsabschluss an Studenten – u.a. „bedürftige Knaben“ von der Mittelmosel – ausbezahlt. Das bislang früheste bekannte Zeugnis geht auf einen gewissen Wilhelm von Bernkastel zurück. Dieser wurde wahrscheinlich in den 1460er Jahren in Bernkastel geboren und kam drei Jahre lang – von 1478/79 bis 1481 – in den Genuss der besagten finanziellen Unterstützung, die ihm ein Studium in Deventer ermöglichte. Dort wurde er 1481 von Johann von Eindhoven (um 1440-1509),124 dem damaligen Prior des rund 15 Kilometer von Kues entfernt in der Eifel gelegenen Augustiner-Chorherrenstifts Eberhardsklausen, angeworben. Wilhelm verdanken wir die älteste Chronik über die Entstehung des bedeutenden Marienwallfahrtsortes in Klausen, der auch heute noch alljährlich mehrere zehntausende Pilger anlockt. Einen umfangreichen Abschnitt dieser Klostergeschichte widmete der Chronist Nikolaus von Kues. Dies geschah aus zweierlei Gründen: Zum einen empfand Wilhelm dem Kueser Kardinal gegenüber eine tiefe persönliche Dankbarkeit für dessen Studienstiftung, zum andern stellte er den päpstlichen Legaten Cusanus als einen der wichtigsten geistigen Väter des Klausener Klosters – das seinerseits der Windesheimer Kongregation angehörte – heraus. Dem Münsteraner Professor Nikolaus Staubach zufolge ist die Chronik des Wilhelm von Bernkastel auch die älteste bekannte Quelle für die immer wieder auftauchende Behauptung, der Vater des Nikolaus von Kues sei ein armer Fischer gewesen. Ebenfalls überliefert der Klausener Chorherr die Anekdote, dass der Kardinal Cusanus seine Schwester (Clara), die ihm mit kostbaren Kleidern herausgeputzt bei seinem Einzug in Trier entgegengeeilt sei, nicht erkennen wollte und sie stattdessen mit den Worten „Wohl habe ich eine Schwester, aber die ist arm“ an ihre Herkunft aus bescheidenen Verhältnissen erinnert habe. Diese beiden Einflechtungen sind sicherlich als Versuch Wilhelms zu verstehen, den berühmten Gönner und vermeintlichen Schirmherrn des Klausener Klosters in die geistige und lebenswandlerische Tradition der devotio moderna und der strengen Observanz der Augustinus-Regel durch die Klöster der Windesheimer Kongregation hineinzustellen.125 Doch zurück zu den angeblichen Motiven des Nikolaus von Kues bei der Einrichtung der bursa. Erich Meuthen hat die historische Quellenlage mit

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Blick auf das Zustandekommen der Legende der cusanischen Studien in den Niederlanden eingehend untersucht und seine Ergebnisse in einem überaus lesenswerten Aufsatz mit dem Titel Cusanus in Deventer aus dem Jahre 1993 dargestellt. Der Kölner Historiker gelangt zu den folgenden Erkenntnissen: Die älteste schriftliche Quelle, welche die Stipendienstiftung mit einer Schülerschaft des Cusanus in Verbindung bringt, wurde erst rund 200 Jahre nach der Einrichtung der bursa verfasst. Sie stammt aus der Feder des Jacobus Revius, der im Jahre 1650 seine Geschichte der Stadt Deventer vollendete. Revius berichtet darin, dass im Jahre 1469, am Vorabend des Festtages der Apostel Petrus und Paulus (28. Juni), Nicolaus Cusanus, der Kardinal von St. Peter in Ketten und Bischof von Brixen, eine Studienstiftung in Deventer, „wo seine eigenen Studien ihre Grundlagen erfahren haben“, eingerichtet hätte, und die deshalb bursa cusana genannt werde.126 Zu Recht merkt Meuthen nach diesen Ausführungen an, dass Revius wohl nicht wusste, „daß der Kardinal 1469 schon fünf Jahre tot war und daß die Gründung der Burse nicht durch ihn selbst, sondern durch seine Nachlaßverwalter erfolgte.“127 Über einige Zwischenstationen in den Niederlanden und Frankreich fand die Behauptung vom Studienaufenthalt des jungen Nikolaus von Kues in Deventer schließlich ihren Weg in die erste umfangreichere Cusanus-Biographie, die 1730 vom Trierer Jesuiten Caspar Hartzheim publiziert wurde. Diese Lebensbeschreibung sollte für die kommenden 150 Jahre die grundlegende biographische Quelle zu Nikolaus von Kues darstellen und vor allem die deutschsprachige Cusanus-Literatur bis weit ins 20. Jahrhundert hinein beeinflussen.128

Der früheste historisch dokumentierte Besuch des Nikolaus von Kues in der ostniederländischen Stadt datiert auf den 13. August 1451 und fand statt im Rahmen seiner anderthalbjährigen Legationsreise durch die deutschen Lande. Das Rechnungsbuch der Stadt Deventer verzeichnet für dieses Datum eine „Entlohnung von Fischern, die zur Verköstigung“ des Legaten und Kardinals Cusanus „im Stadtgraben gefischt hatten“.129 Bisher haben wir in Ermangelung zeitgenössischer Quellen stets jüngere oder von Cusanus unabhängige Zeugnisse herangezogen, um davon ausgehend frühere und Cusanus-bezogene Situationen zu rekonstruieren. Jetzt endlich erreichen wir den eigentlichen Ausgangspunkt, an dem Nikolaus Cryfftz aus Kues als historische Person erstmals greifbar wird. Das älteste historische Dokument, welches Nikolaus namentlich erwähnt, ist die Matrikel der Universität Heidelberg.

3. An den Universitäten Der mitteleuropäische Raum des ausgehenden 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts war geprägt von einer gleichmäßigen Verteilung neu entstehender Universitäten. Standorte waren neben Prag, Krakau, Wien oder Heidelberg auch Städte wie Köln (1388), Erfurt (1389/92), Würzburg (1402), Leipzig (1409), Rostock (1419) und Löwen (1425). Einige Gründungen dieser Bildungseinrichtungen – wie etwa Würzburg – mussten zwar ihre Tore nach wenigen Jahren wieder schließen, doch hatten sich die Universitäten als höhere Institutionen der Ausbildung von Theologen, Medizinern und Juristen etabliert.130 „Die spätmittelalterliche Gründungswelle ging – neben städtischer Initiative (Köln, Basel) oder Mitwirkung (Rostock, Löwen) – im besonderen auf fürstlichen Willen zurück. Hier spielte, vom allgemeinen zeitgemäßen Bildungsprestige abgesehen, die Absicht mit, sich dadurch gebildeter Führungskräfte zu versichern.“131

Die Arbeit von Sekretären, „Kanzleibeamten“, Notaren usw. an den Fürstenhöfen des deutsch-römischen Reiches wurde nicht länger nur von adligen Beratern erledigt, die aufgrund ihres Standes zu ihren Stellungen kamen, sondern immer mehr von professionellen, gut ausgebildeten „Bürgerlichen“, die ihrer Fähigkeiten wegen von ihren Dienstherren verpflichtet wurden. Diese Entwicklung war ein zentraler Faktor dafür, dass das Universitätsstudium zu Beginn des 15. Jahrhunderts für viele junge Männer äußerst attraktiv war. Konnte man sich von Hause aus dann auch noch ein Studium leisten, dann stand einer einflussreichen Laufbahn, die für die Väter und Großväter noch unerreichbar gewesen war, höchstens der eigene Mangel an Strebsamkeit im Wege. Es ist schwierig zu sagen, wie viele junge Männer in jenen Jahren an den einzelnen Universitäten studierten. Für Paris und Bologna – damals sicherlich zwei der bedeutendsten Hochschulen – schätzt man die Studentenzahlen „mitunter bis zu 6/7000“132. Dabei absolvierten die meisten jedoch nur ein Grundstudium an der so genannten Artistenfakultät. „Von den Fachfakultäten erfreuten sich die juristischen des stärksten Zulaufs, vor allem die kanonistischen. Die Jura-Studenten standen sich in der Regel von zu Hause aus materiell am besten.“133

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An den Universitäten

HEIDELBERG (1416-1417/18) Heidelberg lockt seit Hunderten von Jahren viele Forschende und Schaulustige an. Läuft man jedoch heute durch die Straßen und Gassen der Universitätsstadt, so sieht man fast nichts mehr, worauf die Augen der Studenten vor 600 Jahren ihr Licht fallen ließen. Nur noch einige wenige – wieder aufwendig in Stand gesetzte – Gebäudeteile stammen noch aus dem Mittelalter. Dazu gehören z.B. der so genannte Hexenturm im Innenhof der neuen Universität, der ursprünglich Bestandteil des südwestlichen Teils der mittelalterlichen Stadtmauer war, oder auch der untere Teil des Ruprechtsbaus (frühes 15. Jahrhundert) des Heidelberger Schlosses. Die meisten Fassaden, Brücken, Tore und Anlagen der „Altstadt“, auf die sich heutzutage die unzählbaren Kameraobjektive der Touristen aus aller Herren Länder richten, wurden erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts im Barockstil neu errichtet. Damals hatte die Stadt schlimme Zeiten hinter sich. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges war die Stadt gleich zweimal innerhalb kürzester Zeit – 1688/89 und 1693 – von den Truppen des französischen Königs Ludwigs XIV. über den Neckar hinweg erobert und durch Brandstiftung und Sprengungen dem Erdboden gleichgemacht worden. Die damals angerichteten Schäden sind heute am Heidelberger Schloss noch deutlich zu erkennen. Nach dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges (Frieden von Rijswijk, 1697) wurden einige Teile des Schlosses wieder in Stand gesetzt, um weiter als Herrschaftssitz zu dienen. Der Kurfürst von der Pfalz verlegte 1720 schließlich seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim, so dass ab dieser Zeit nur noch wenige Mittel in die Instandhaltung des Heidelberger Schlosses investiert wurden.

Wie Heidelberg ausgesehen haben mag, als der junge Nikolaus Cryfftz hier durchgelaufen ist, um zu den in verschiedenen über die mittelalterliche Stadt verteilten Gebäuden stattfindenden Veranstaltungen der Artistenfakultät zu eilen, lässt sich nur noch in Ansätzen erahnen. Eine Ahnung davon vermitteln Abbildungen des mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Heidelberg, wie sie in den kosmo- oder kartographischen Werken eines Sebastian Münster oder eines Matthäus Merian vor der ersten Zerstörung der Stadt 1688 angefertigt wurden. In dem 1550 erstmals in deutscher Übersetzung erschienenen Werk Cosmographia Sebastian Münsters findet sich eine doppelseitige Stadtansicht, welche Heidelberg von jenseits des Neckars, etwa aus der Perspektive des heutigen Philosophenwegs zeigt. (vgl. Abb. 4 und 5) Wir erblicken die Darstellung einer überschaubaren Kleinstadt. Das von den mittelalterlichen Mauern umge-

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bene Heidelberg erstreckte sich 1385 über eine Fläche von 20 Hektar und beherbergte etwa 4.000 Einwohner. Zum Vergleich: Köln war damals 16mal größer und hatte gut zehnmal mehr Einwohner.134 Auf dem „Stadtplan“ der Cosmographia erkennt man zahlreiche Details. Über den Neckar läuft eine überdachte Holzbrücke hinüber zum Stadttor, hinter dem eine Gasse den Weg auf die Heilig-Geist-Kirche im Zentrum freigibt. Links, hoch oben auf einem Hügel, thront das Heidelberger „Schlos“, direkt darunter in der Stadt erspäht man die mit dem Etikett „Barfuss“ versehenen Franziskanergebäude auf dem heutigen Karlsplatz, an dem die Heidelberger Akademie der Wissenschaften angesiedelt ist. In den ersten Jahren seit der Gründung fanden die universitären Veranstaltungen vor allem in Klöstern, darunter die Räumlichkeiten der Franziskaner und der Augustiner, statt. Die Gebäude der Augustiner lagen nahe der südlichen Stadtmauer im Areal der heutigen „Alten Universität“. Hinzu gesellten sich ab 1390 zahlreiche Gebäude, die von den aus Heidelberg vertriebenen Juden beschlagnahmt und der Universität übertragen worden waren. Im Jahre 1401 erwarb die Universität schließlich in der Augustinergasse/Heugasse ein Haus, das als Vorlesungsgebäude für die artistische Fakultät genutzt wurde.135 Etwa auf halber Strecke zwischen dem Franziskanerkloster und der Heilig-Geist-Kirche hat sich zu Cusanus’ Zeiten das St. Johannes-Hospital befunden. Es ist reizvoll, darüber zu spekulieren, wie eine solche Pflegeeinrichtung für Arme und Kranke den jungen Nikolaus auf seinem täglichen Weg zu seinen Vorlesungen beeindruckt haben mag. Etwas Ähnliches kannte er vielleicht schon von dem erst kurz vor seinem Weggang um 1415 gegründeten Heilig-Geist-Hospital in Bernkastel. Die Stadtansichten von Münster und Merian werden durch zahlreiche archäologische Befunde aus jüngster Zeit bestätigt und vervollständigt.136 Wie aber kam es dazu, dass in Heidelberg eine Universität gegründet wurde? Als eine der Konsequenzen des Großen Abendländischen Schismas hatte der Pfalzgraf bei Rhein, Ruprecht I., im Jahre 1386 mit dem Privileg des römischen Papstes in Heidelberg eine Universität gegründet. Der Kurfürst verfolgte dabei neben kulturellen und wissenschaftlichen Anliegen sicherlich auch seine praktisch-politischen Interessen. Er benötigte in seinem Herrschaftsgebiet gut geschulte Juristen, Theologen und Mediziner. Die dafür nötige Ausbildung konnte nur eine Universität gewährleisten; und genau an der Stelle lag das Problem. Der Weg über die Alpen an die italienischen Hochschulen war recht umständlich und nicht das ganze Jahr über begehbar. Die beiden englischen Universitäten Oxford und Cambridge waren für ausländische Studenten nur schwer zugänglich. Die Universität von Paris war „tabu“, da sie sich im Einflussbereich des Papstes von Avignon befand und somit aus römischer Sicht als

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schismatisch und damit häretisch anzusehen war. Blieben noch die Universitäten in Prag (gegründet 1348 von Kaiser Karl IV.) und in Wien (gegründet 1365 von Herzog Rudolf IV. von Österreich); diese lagen jedoch im Machtbereich der sehr einflussreichen und miteinander verschwägerten Familien der Luxemburger und der Habsburger und entzogen sich somit der Kontrolle durch den pfälzischen Kurfürsten. Mit der Universitätsgründung in Heidelberg erreichte der Südwesten des Heiligen Römischen Reiches in gewisser Weise eine akademische Autonomie.

Die Heidelberger Universität war von Anfang an als „Volluniversität“ konzipiert worden, d.h. eine Universität mit allen vier mittelalterlichen Fakultäten. Eine Art „Grundstudium“, bestehend aus mehr oder weniger intensiver Beschäftigung mit den so genannten Sieben Freien Künsten (septem artes liberales), mussten alle Studenten an der Artistenfakultät absolvieren, ehe sie zu einem Fachstudium zugelassen wurden. Die Freien Künste bestanden aus den drei „geisteswissenschaftlichen“ Fächern (trivium), d.h. der Sprachlehre (Grammatik), der Redekunst (Rhetorik) und der Logik (Dialektik), sowie den vier „mathematisch-naturwissenschaftlichen“ Fächern (quadrivium), d.h. der Geometrie, der Arithmetik, der Astronomie und der Musik. Ein „Fachstudium“ schließlich konnte sich weiter an der Artistenfakultät fortsetzen oder einen Wechsel an die juristische, die medizinische oder die theologische Fakultät erforderlich machen. Es gab drei verschiedene Grade, mit denen man sein Studium abschließen konnte: der niederste war das Bakkalaureat, der mittlere das Magistrat und der höchste das Doktorat. Ein Bakkalaureat an der Artistenfakultät war die Zugangsvoraussetzung für ein weiterführendes Studium der Rechte oder der Medizin, während zum theologischen Studium in der Regel nur Magister der Künste zugelassen wurden.137 Die geistige Ausrichtung der Heidelberger Universität wurde in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens durch einige bedeutende Professoren definiert. Als wichtigste Person in diesem Kontext ist Marsilius von Inghen (um 1340-1396) zu nennen. Marsilius konnte bei seinem Ruf auf den Posten des Gründungsrektors und „Organisators“ der Heidelberger Universität bereits auf eine lange und erfolgreiche universitäre Karriere zurückblicken. Nach seinem Studium in Paris, wo er Schüler des Johannes Buridanus (um 1300-um 1358) geworden war, hatte er dort mehrere Jahre lang erfolgreich gelehrt und zweimal das Amt des Rektors der Sorbonne bekleidet. Dass er auch während des Abendländischen Schismas ein kompromissloser Anhänger des römischen Papstes blieb, machte ihn wohl zum Wunschkandidaten des Pfalzgrafen bei Rhein.138 Marsilius vertrat die Philosophie – vor allem die Logik – des Wilhelm von Ockham

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(um 1280-um 1349) und gilt als einer der einflussreichsten AristotelesKommentatoren des 14. Jahrhunderts, dessen Nachwirkung auf diesem Gebiet bis ins 16. Jahrhundert hinein nachverfolgbar ist. Seine Bedeutung als Lehrer „lag in der Fähigkeit zu durchdachter und didaktisch geschickter Vermittlung des Stoffes“139. In Heidelberg widmete er sich zudem dem Studium der Theologie, das er kurz vor seinem Tode mit dem Doktorgrad abschloss.140 In der Heidelberger Universitätsbibliothek hat sich das älteste uns bekannte Lebenszeichen des Nikolaus von Kues erhalten. Im Codex Heidelbergensis 358,49 befindet sich die handschriftliche Universitätsmatrikel, d.h. die Liste der eingeschriebenen Studenten, für das frühe 15. Jahrhundert. Dort, auf dem Blatt 85r, steht zu lesen: „Nikolaus Krebs aus Kues, Kleriker der Diözese Trier. Er hat gegeben“141

Die Floskel „Er hat gegeben“ – auf Latein dedit – bezieht sich auf die Tatsache, dass Nikolaus seine „Einzeichnungsgebühr“, die sich auf zwei Schilling (d.h. 24) Pfennige belief,142 und wohl auch die Abgabe an den Universitätspedell in Höhe von vier Pfennigen143 ordnungsgemäß entrichtet hatte. Für Studenten der Artistenfakultät kamen dann noch Veranstaltungsgebühren hinzu, die an den jeweiligen Professor bezahlt werden mussten. „Für eine artistische Vorlesung zahlte der Student je nach Länge und Schwierigkeit 1-8 Schilling, für eine Übung jährlich drei Gulden.“144 Die jährlichen Kosten, mit denen damals ein Student in Heidelberg rechnen musste, werden auf 20 bis 25 Gulden geschätzt.145 Somit war das Studium eine durchaus kostspielige Angelegenheit! Da Nikolaus bei der Einschreibung als „Kleriker der Diözese Trier“ bezeichnet wurde, dürfte er zu diesem Zeitpunkt bereits die niederen Weihen erhalten haben. Ein genaues Einschreibedatum ist indes nicht angegeben. Zu beachten ist allerdings, dass es an mittelalterlichen Universitäten, anders als an heutigen, keine festgesetzten Immatrikulationsfristen gab.146 Man kann deshalb das Folgende rekonstruieren. Die Eintragung des Nikolaus von Kues in die Matrikel wurde während des Rektorats von Nikolaus von Bettenberg vorgenommen. Dieser stand der Universität vom 20. Dezember 1415 bis zum 22. Juni 1416 vor. Während dieser Zeit wurden in die Studentenliste 62 Namen eingetragen, wobei derjenige des Cusanus an 59. Stelle zu finden ist. Daraus ergibt sich die begründete Vermutung, dass die Immatrikulation des Kuesers ziemlich am Ende der Amtszeit des

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Bettenbergers vorgenommen wurde, und demnach im späten Frühjahr des Jahres 1416 anzusiedeln ist.147 Über die Motive des Cusanus, sich an einer Universität einzuschreiben, kann man in Ermangelung einschlägiger historischer Dokumente nur Vermutungen anstellen. Zunächst ist zu beobachten, dass das Studieren aufgrund der zahlreichen Universitätsgründungen im Reich während der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts für begabte oder wohlhabende Jungen im frühen 15. Jahrhundert keine allzu große Besonderheit mehr darstellte. Im Jahre 1416 ließen sich neben Nikolaus noch rund 1200 weitere Studenten an einer im Reichsgebiet nördlich der Alpen liegenden Universität immatrikulieren.148 Das Universitätsstudium mit seinen neuen Karrieremöglichkeiten im Dienste der Kirche oder eines Fürsten bot für junge Männer aus der wohlhabenden „bürgerlichen“ Schicht in einer immer noch ständisch geprägten und vom Adel dominierten Gesellschaft eine der wenigen Möglichkeiten, aus den rigiden Strukturen auszubrechen,149 in die ihre Vorväter noch unumstößlich eingebunden waren. Der ehrgeizige und begabte Sohn eines Kaufmanns musste nicht mehr länger ebenfalls Kaufmann werden, er konnte jetzt ohne weiteres auch eine juristische Laufbahn einschlagen.150 Warum Nikolaus von Kues ausgerechnet nach Heidelberg ging, wird von der Cusanus-Forschung meist pragmatisch zu erklären versucht: die Universitäten Köln und Heidelberg waren die nächsten für jemanden, der von der Mittelmosel stammte. Manfred Groten hat diesem Argument eine interessante Beobachtung hinzugefügt, indem er darauf hingewiesen hat, dass die realistisch ausgerichtete Kölner Universität im Gegensatz zu der nominalistisch geprägten Heidelberger in jenen Tagen „nur selten von Studenten aus dem Trierer Bistum als Studienort gewählt“ wurde.151 Warum dem so war, wurde bisher noch nicht zufrieden stellend thematisiert. Bei der Entscheidungsfindung der angehenden Studenten dürfte den unterschiedlichen philosophischen Ausrichtungen der beiden Hochschulen jedoch nur eine randläufige Bedeutung zugekommen sein. Doch dazu mehr am Ende dieses Abschnitts. Kommen wir erst einmal zu der Frage nach dem Lehrstoff, mit dem sich der damals knapp 15-jährige Nikolaus in Heidelberg beschäftigt haben dürfte. Gerhard Ritter weist in seiner umfassenden Darstellung zur Geschichte der Heidelberger Universität darauf hin, dass das so genannte Trivium, d.h. die Fächer Grammatik, Dialektik und Rhetorik, im Wesentlichen an niederen Latein-Schulen in den Städten unterrichtet wurde; „dort sollte sich der Scholar die nötigen Kenntnisse holen, ehe er die Universität bezog“.152 Mit Hermann Schnarr können wir deshalb vermuten,

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dass Nikolaus „vor 1415 irgendwo, in Trier oder Koblenz, vielleicht sogar in Bernkastel, je nachdem wo es eine solche „Trivial-Schule“ gab, diese besucht“ haben muss.153 Die Lehrpläne dieser Schulen hatten ab dem 13. Jahrhundert einen Wandel vom Studium der römischen Klassiker hin zu mittelalterlichen Texten erlebt.154 „Der Unterricht vermittelte jetzt lediglich die elementaren Schreibkenntnisse und diente unter anderem auch der Vorbereitung auf die Universität.“155 Die Lehrinhalte an der Artistenfakultät der Universität fasst Schnarr zusammen: „Nach Gerhard Ritter bezog sich der Lehrstoff der Artisten vorwiegend auf die logische Disputierkunst. Er nennt als Autoren Marsilius von Inghen und Petrus Hispanus; obwohl dies erst für die Zeit nach 1450 festgestellt wird, gilt es auch schon für die vorhergehende Zeit, da „im Lehrstoff der Artisten keine wesentliche Änderung“ eintrat. Auch Erich Meuthen gilt Petrus Hispanus als derjenige Autor, „den man von Generation zu Generation als Student der Artes in sich hineingepaukt hatte“. Eine Erweiterung „des artistischen Studienganges“ über die sprachlich-logischen Fächer hinaus bestand in der Ausweitung auf das Sachwissen in Philosophie, vor allen in Physik, Metaphysik und Ethik. Für Gerhard Ritter besteht „kein Zweifel, daß der Umkreis der artistischen Studien noch im 14. Jahrhundert alles das umschrieb, was den philosophisch-naturwissenschaftlichen Wissensbesitz der Zeit darstellte“. Zur naturphilosophischen Schulung gehörte auch die Psychologie.“156

Eines der Studienziele vor dem Ablegen des Bakkalaureatsexamens bestand im Erlernen des aristotelischen Systems der Naturphilosophie, zu dem eben auch, in Gestalt von Aristoteles Schrift Über die Seele (De anima), psychologische Inhalte zählten.157 Petrus Hispanus (1226-1277), der kurz vor seinem Tode als Johannes XXI. den römischen Bischofsthron bestieg, „hat das meistgelesene Logikhandbuch des Mittelalters verfaßt“158. Allerdings ist die Identität des Petrus Hispanus in der Forschung umstritten. Hispanus bedeutet lediglich „von der iberischen Halbinsel stammend“, so dass es zahlreiche andere mittelalterliche Autoren mit Namen Petrus gab, die aufgrund ihrer spanischen oder portugiesischen Herkunft ebenfalls den Beinamen Hispanus erhalten haben; darunter etwa ein Grammatiker des späten 12. Jahrhunderts.159 Neben dem späteren Papst steht ebenfalls ein Dominikaner als möglicher Autor des Summulae logicales betitelten Lehrbuchs in der Diskussion.160

Zu Recht merkt Schnarr an, dass ein erster Kontakt des jungen Kuesers mit humanistischem Gedankengut, das sich vorrangig aus der Beschäfti-

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gung mit den „wichtigen Autoren der klassischen Latinität“ ergab, „für die Heidelberger Studienzeit des Cusanus mehr als unwahrscheinlich“ ist.161 Wann genau Nikolaus die Universität in Heidelberg wieder verließ und ob er dort erfolgreich einen Abschluss machte, ist historisch ebenfalls nicht fassbar. Die gängige Lehrmeinung, wenngleich sie nicht belegbar ist, besagt, dass Nikolaus Heidelberg bereits im Sommer oder Frühherbst 1417 in Richtung Padua verließ, um in Norditalien das Studium des kanonischen Rechts aufzunehmen. Hinsichtlich seines möglichen Heidelberger Abschlusses kommt angesichts der kurzen Zeitspanne dann nur der Grad eines Bakkalars der Künste (baccalaureus artium) in Frage. Dieser Grad war zudem für eine Zulassung zum Fachstudium der Juristerei oder der Medizin eine Grundvoraussetzung. Rudolf Haubst, der spätere Gründer und langjährige Direktor des Instituts für Cusanus-Forschung (Mainz/Trier), hat bereits 1955 auf eine besondere Begebenheit aufmerksam gemacht, welche die Annahme eines Bakkalaureats des Nikolaus Cryfftz in Heidelberg nahe legt. Im Jahre 1441 nannte der Heidelberger Theologieprofessor Johannes Wenck von Herrenberg – ein Nikolaus recht feindlich gesonnener Zeitgenosse – auf dem Mainzer Reichstag den Kueser abfällig nur einen baccalaureus in artibus. Auch wenn dies damals eine Spitze gegen die Autorität des in diesen Tagen bereits angesehenen und bekannten Doktors der Dekrete war,162 so bietet diese Aussage Haubst zufolge doch einen Grund zu vermuten, „daß Cusanus tatsächlich im Jahre 1417 als Bakkalar der Philosophie von Heidelberg wegging, um in Padua sein kanonistisches Studium zu beginnen. In den Heidelberger Matrikeln ist davon nichts gesagt. Aber Wenck hat seinen „Gegner“ schwerlich „überschätzt“.“163 Soweit die in der Cusanus-Literatur übliche Darstellung. Ob und, wenn ja, inwiefern die Wirren und politischen Umstände am Ende des Großen Abendländischen Schismas die Universitätswahl des jugendlichen Nikolaus Cryfftz beeinflusst haben könnten, wurde bisher scheinbar noch nie gefragt. Eine Klärung dieser Frage wäre sicherlich nicht nur für die Cusanus-Forschung von Interesse. An dieser Stelle sei dahingehend ein spekulatives An-Denken erlaubt und zur Diskussion gestellt. Nach dem „katastrophalen“ Ausgang des Konzils von Pisa (1409) hatte sich das Große Abendländische Schisma kurzzeitig noch einmal verschärft. Statt es zu beenden, hatten die Konzilsväter durch die Wahl des Papstes Alexander V. einen dritten Prätendenten auf den Stuhl Petri erschaffen, der – wie sein Nachfolger Johannes XXIII., der nach dem unerwartet raschen Tode Alexanders im Mai 1410 gewählt worden war – zwar bald von den meisten Fürsten im rö-

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misch-deutschen Reich anerkannt wurde, sich aber nicht vollständig gegen den „römischen Papst“ Gregor XII. durchsetzen konnte. Zu denjenigen, die weiterhin römischer Obödienz blieben, gehörten u.a. der Erzbischof von Trier, Werner von Falkenstein (um 1355-1418), und der Pfalzgraf bei Rhein, König Ruprecht (1352-1410), bzw. dessen Sohn und Nachfolger Ludwig III. von der Pfalz (1378-1436). Die Erzdiözesen Mainz und Köln, der süddeutsche Raum sowie Frankreich, Norditalien, die Toskana und Latium hatten sich der Autorität des neuen „Pisaner Papstes“ unterstellt. Spanien und Teile Schottlands waren dem „Avignon-Papst“ treu geblieben. Zwar hatte das ab November 1414 tagende Konzil von Konstanz den römischen Papst Gregor XII. im Juli 1415 zur Abdankung gezwungen, doch war damit die Frage nach dem legitimen apostolischen Nachfolger noch lange nicht geklärt. Den Pisaner Papst Johannes XXIII. hatte das Konzil bereits am 29. Mai 1415 „nach einem sicher nicht fairen Prozeß“164 abgesetzt. Johannes war vorher aus Konstanz geflüchtet, jedoch kurze Zeit später von königlichen Truppen gefangen genommen und dem Pfalzgrafen bei Rhein, Ludwig III., in seiner Funktion als Reichsrichter überantwortet worden. Die Absetzung des avignonesischen Papstes Benedikt XIII. durch das Konzil datiert auf den Sommer 1417.165 Dass sich die Gemüter auch während dieser kanonistischen Liquidierung des Schismas immer noch nicht gänzlich beruhigten, zeigt sich beispielsweise am (vereitelten) Versuch des Mainzer Erzbischofs, den abgesetzten Papst Johannes im Frühjahr 1416 durch Bestechung aus seiner Heidelberger Haft zu befreien.166 Erst mit der Wahl von Papst Martin V. am 11. November 1417 durch die Kardinäle und Konzilsdelegierte in Konstanz und dessen (fast) allgemeiner Anerkennung wurde das Problem aus der Welt geschafft.167 Wir wissen nicht, wann Nikolaus seine niederen Weihen empfangen hat, doch könnte es durchaus sein, dass sie ihm als 14-jährigem Jüngling gespendet worden waren und er dabei zusammen mit dem kanonischen Gehorsam gegenüber seinem Bischof auch noch denjenigen gegenüber dem römischen Papst versprach. Die psychologische Wirkung eines solchen, sicherlich prägenden Ereignisses zusammen mit den auch für einen aufgeweckten Jungen nicht immer übersichtlichen und verständlichen Geschehnissen dieser Tage sowie ihren ungewissen Konsequenzen könnten Nikolaus in einer Weise beeinflusst haben, dass er sich – wie bis dahin die meisten anderen Studenten aus dem Trierischen auch – den einzigen zugänglichen Studienort „römischer Obödienz“ aussuchte: Heidelberg, die Residenzstadt der rheinischen Pfalzgrafen. So ziemlich alle anderen Universitäten Europas hatten

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bis dahin einen anderen Papst anerkannt und vertraten während des Konstanzer Konzils eine recht zurückhaltende und abwartende Politik.168 Erst nach der Wiedervereinigung der Kirche unter Martin V. konnte der Weg an die bedeutendsten europäischen Universitäten für einen jungen Mann aus dem Trierischen wieder frei erscheinen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, mag man die Wahl der Universität Heidelberg eher als pragmatische, denn als eine freie Entscheidung des Nikolaus Cryfftz verstehen. Dies würde dann auch erhellen, warum er Heidelberg (wahrscheinlich im Herbst/Winter 1417 oder gar erst im Frühjahr 1418) verließ, sobald ein Wechsel nach Padua kein „Problem“ mehr darstellte. Sollte die hier angeführte Vermutung zutreffen, dann wäre auch ohne weiteres denkbar, dass er sein Bakkalaureat gar nicht nach anderthalb bis zwei Jahren in Heidelberg, sondern erst in Padua erworben haben könnte. Man beachte hierbei auch, dass der Verleihung des untersten akademischen Grades in der Regel ein mehr als zweijähriges Studium vorausging.169 Vor dem hier angedeuteten Hintergrund würde sich auch die weiter oben bereits angesprochene Beobachtung Grotens erhellen, dass im frühen 15. Jahrhundert nur selten Studenten aus dem Kurtrierischen den Weg an die Kölner Universität fanden. Berücksichtigt man dabei auch noch die von der neueren Forschung betonte soziale Netzwerkstruktur, in der sich die meisten Studenten bewegten, wirkt dieser Effekt noch verständlicher.170

PADUA (1417/18-1423) Die Stadt Padua (Patavium) führte bereits in der Antike ihre Gründung auf den Trojaner Antenor zurück, von dem die Ilias berichtet, er habe sich für eine friedliche Lösung der Streitsache um Helena eingesetzt.171 Der römische Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) griff den von Homer in der Sache Antenors offen gelassenen Stoff auf und führte in seiner Aeneis aus, dass der Trojaner bei der Eroberung seiner Stadt fliehen konnte und anschließend nach Italien übergesetzt habe, wo er bei den neun Mündungen, d.h. im neunarmigen Mündungsdelta des Po, die Stadt Patavium gegründet habe.172 Damit erhob Padua sogar den Anspruch, älter zu sein als Rom. Während der römischen Kaiserzeit erlebte Padua eine Blüte – zeitweise zählte die Geburtsstadt des antiken Historikers Livius (gest. 17 n. Chr.) gut 50.000 Einwohner. Die Völkerwanderung bereitete diesem Zustand dann ein Ende. Gleich mehrmals eroberten und plünderten die Westgoten, die Ostgoten und zuletzt die Langobarden die Stadt. Im ausgehenden Frühmittelalter von den fränkischen Kaisern als wichtiger

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Stützpunkt ihrer Italienpolitik genutzt, geriet Padua im Hochmittelalter, als die norditalienischen Städte zusehends politische Selbständigkeit erlangten und ihre Einflüsse auszubreiten suchten, immer wieder in Interessenskonflikte mit seinen Nachbarn, besonders Verona und Venedig. Diese Rangeleien fanden erst durch die Eroberung Paduas durch venezianische Truppen und die anschließende Eingliederung der Stadt in die Republik Venedig im Jahre 1405 ein Ende.173 Im 13. Jahrhundert kam es in Padua zu der Gründung einer Universität. Dieser Einrichtung lagen mehrere Voraussetzungen zugrunde. So gab es in Padua spätestens seit dem 12. Jahrhundert eine Domschule, daneben auch noch einige städtische wie private Latein- und Rechtsschulen. Als offizielles Gründungsjahr wird 1222 angegeben. In diesem Jahr hatten einige Professoren – hauptsächlich Juristen – aus unbekannten Gründen die Universität Bologna verlassen und waren nach Padua gekommen. Es sollte aber noch gut 40 Jahre dauern, bis sich die Universität in Padua wirklich etablieren konnte: Ab 1260 übernahm die Stadt die Bezahlung der Professoren. Die ältesten erhaltenen Statuten datieren auf das Jahr 1331. Damals bestanden eine Rechts- und eine Artes/Medizin-Universität; letztere wurde 1399 unabhängig. Die theologische Fakultät verdankt ihre Gründung Papst Urban V. im Jahre 1363. Ähnlich wie an vielen anderen europäischen Universitäten organisierten sich die Paduaner Studenten in so genannten „Nationen“; dabei gab es zehn „Nationen von diesseits der Alpen“ (citramontane), d.h. italienische, und neun „Nationen von jenseits der Alpen“ (ultramontane). Der Bischof von Padua war Kanzler der Universität. Er musste sich allerdings mit Vertretern der Stadt arrangieren, welche die Finanzen und die Berufungspolitik der Universität kontrollierten. Nach der Eingliederung Paduas in die Dogen-Republik übernahm letztere die Besoldung und damit auch die Überwachung des Lehrbetriebes an der nunmehr bedeutendsten Ausbildungsstätte des venezianischen Staates. Das 15. Jahrhundert wird als die eigentliche Blütezeit des „Bildungsstandortes“ Padua angesehen. Um die Mitte des Säkulums besuchten schätzungsweise 1.000 Studenten die Paduaner Universitäten, allen voran die juristische. Es war demnach – etwa im Vergleich zu Paris oder Bologna – eine eher kleine, dafür aber elitäre universitäre Gemeinschaft, an der viele der berühmtesten Gelehrten des 15. Jahrhunderts unterrichteten oder ausgebildet worden sind.174 Neben der juristischen Universität genoss auch der artistische Zweig in Padua ein großes Ansehen. Dies lag daran, dass viele bedeutsame „Naturwissenschaftler“ und Mathematiker des 14. und frühen 15. Jahrhunderts in Padua gewirkt haben.

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Zu nennen ist in den Tagen des Cusanus vor allem der Professor für Musik und Astrologie Prosdocimus de’ Beldomandis (gest. 1428), ein Schüler des großen Mathematikers und Optikers Blasius von Parma (um 1347-1416). Man geht davon aus, dass Cusanus seine mathematischen Studien, die sich in späteren Jahren immer wieder in seinen philosophischen Hauptwerken, aber auch in mehreren „fachmathematischen“ Abhandlungen widerspiegeln werden, in den Vorlesungen des genannten Prosdocimus vertiefte. Aus der Feder des letzteren floss u.a. ein wichtiger Kommentar zur Sphaera des Johannes de Sacrobosco (um 1200-um 1250), einem der einflussreichsten mathematischen Lehrbücher der frühen europäischen Universitätsgeschichte. Ein Kernthema der Sphaera ist die Astronomie, darunter besondere Aspekte der Kalenderberechnung. Erwähnung in Prosdocimus’ Kommentar finden weitere bedeutende Autoren wie Albert von Sachsen (um 1316-1390), Nicole Oresme (1322-1382) oder auch Thomas Bradwardine (um 1290-1349), deren Einfluss ebenfalls in späteren cusanischen Schriften spürbar ist.175 Andere bedeutende Lehrer, welche die Denkrichtung der Paduaner Hochschule – und zumindest indirekt auch das spätere cusanische Denken – entscheidend geprägt hatten, waren der Staatsphilosoph und Aristoteliker Marsilius von Padua (um 1275-1342/43) wie auch der Arzt und Astronom Peter von Abano (um 1250-1315).176

Unter den Juristen ist vor allem Francesco Zabarella (1360-1417) hervorzuheben, der selber von 1394 bis 1411 in Padua gelehrt hatte und dessen Theorien – insbesondere solche konziliaristischer Art – durch seine Anhänger, darunter sein Neffe Bartholomäus (gest. 1445), der seinerseits während der Studienjahre des Nikolaus von Kues als Professor in Padua lehrte, auch im zweiten und dritten Jahrzehnt des Quattrocento weiter wirkten.177 Besonders in seinen frühen staatstheoretischen und komputistischen Werken, die er zwischen 1433 und 1436 für das Basler Konzil verfasste,178 verweist Cusanus öfters namentlich oder zumindest inhaltlich auf die Lehren der vorgenannten Autoren.179 Das Kirchenrecht, dem sich der Kueser in der Hauptsache gewidmet hat, war eine sehr komplizierte Angelegenheit. Die Komplexität ergab sich alleine schon aufgrund der Quellenlage der juristischen Texte. Die grundlegenden Gesetzestexte für das spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Kirchenrecht waren im so genannten Corpus Iuris Canonici (Corpus des kanonischen Rechts) zusammengefasst. Das Corpus enthielt im Einzelnen • das Decretum Gratiani,180 eine um 1140 von dem Bologneser Juristen Gratianus de Clusio zusammengetragene Sammlung der wichtigsten juristischen Entscheidungen der Kirche bis in die Zeit des dritten Laterankonzils (1139),

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die so genannten Dekretalen, eine Sammlung unterschiedlicher päpstlicher Rechtsakte, den Liber Extra (auch noch Dekretalen Gregors IX. genannt) von 1234, den auf Papst Bonifatius VIII. zurückgehenden Liber Sextus von 1298, und die Klementinen, welche in der Hauptsache die päpstlichen Dekrete Papst Clemens V., besonders jene auf dem Konzil von Vienne (1311/ 12) erlassene, umfassen.

Weiter gab es u.a. noch die Extravagantes Johannis XXII (1317), welche eine Ergänzung zu den Klementinen darstellten, und schließlich die Extravagantes Communes (um 1335), in denen zumeist bisher in der Rechtssprechung unberücksichtigte Dekretalen zusammengeführt wurden. Diese beiden Rechtssammlungen wurden jedoch erst um 1500 in das amtliche Corpus aufgenommen. Ihre zeitgenössische Rezeption und Umsetzung war ein Opfer der politischen Wirren und der Schwäche des Papstamtes im 14. Jahrhundert geworden.181

Die offiziellen Gesetzestexte bestanden aus einer recht heterogenen Sammlung diverser Beschlüsse, Jurisprudenzen und Rechtsentscheidungen von verschiedenen Konzilien und Päpsten aus der fast tausendvierhundertjährigen Geschichte der katholischen Kirche. Vor diesem Hintergrund wird es verständlich, weshalb ein Rechtsstudium damals eine langwierige und anstrengende Unternehmung war. So berichtet etwa der berühmte Renaissance-Architekt und Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti (1404-1472) in seiner um 1435 verfassten Autobiographie davon, dass er während seines Jurastudiums in Bologna häufig an „körperlicher Krankheit“ gelitten habe, die sich in Form von Abmagerung, Magenleiden, Schwindelanfällen, Koliken oder auch nachlassender Sehkraft äußerte. Daraufhin hätten ihm seine Ärzte mehrmals zum Abbruch des Studiums geraten, was ihn zeitweise der Beschäftigung mit Mathematik und Physik zugeführt habe, zwei Fächern, die mehr den Verstand und weniger das Gedächtnis beanspruchten.182 Dem Absolventen einer juristischen Fakultät war jedoch eine gute Anstellung in den Diensten eines Fürsten oder der Kirche in Aussicht gestellt, weshalb sich der Aufwand aus finanzieller wie karrieretechnischer Sicht sicherlich rechnete. Die Promotion des Nikolaus von Kues zum doctor decretorum (Doktor der Dekrete, d.h. des Kirchenrechts) an der Universität Padua fällt in den Zeitraum zwischen dem 12. April und dem Frühsommer 1423.183 Jakob Marx hat auf der Grundlage der erhalten gebliebenen Statuten, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts an der Universität Padua „in Geltung

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waren“ den möglichen Ablauf des Promotionsverfahrens in lebendigen Worten beschrieben: „Über den Gang der Prüfungen, welcher sich unser Doktorand zu unterziehen hatte, geben die erwähnten Statuten eingehend Aufschluss. Derselbe hatte sich zunächst eine Art Ehrenwache von 24 Mann aus den besten Schülern auszuwählen. In Gegenwart dieser, ohne Beisein des Doktorandes, wählten zwei Professoren des kanonischen Rechtes, welche dieser nicht gehört hatte, die Gegenstände des geheimen Examens aus, indem sie auf gut Glück die Lehrbücher aufschlugen. Die bezeichneten Texte las dann bei der Prüfung selbst der Prüfling vor und erklärte sie. Alsdann konnte jeder der Professoren des Kirchenrechtes (im ganzen jedoch nicht mehr als fünfzehn) dem Prüfling drei Fragen bezüglich des Gegenstandes oder drei Einwendungen vorbringen. Hatten nun die Professoren den Prüfling der Ehre des Katheders für würdig erklärt, so begleitete ihn die Ehrenwache in feierlichem Zuge nach Hause. Dann zahlte der Prüfling die Prüfungsgelder, je einen Goldgulden den beteiligten Professoren und den beiden Rektoren der Universität und den übrigen Beamten geringere Summen. Dann ritt der Doktorand in Begleitung von sechs Studenten in der Stadt herum, um Professoren und Studenten einzuladen zur öffentlichen Prüfung, welche in der Kathedrale stattzufinden hatte. Zu dieser begleiteten alle nicht italienischen Studenten den Doktorand. Derselbe wählte einen der vorher bezeichneten Gegenstände aus und musste die Fragen und Einwürfe beantworten, welche gemacht wurden. Nun legte er den vorgeschriebenen Eid der Treue gegen die Universität ab, und der Bischof erteilte ihm die Vollmacht, überall Vorlesungen über das Kirchenrecht zu halten. Alsdann wurde der neue Doktor von Rektoren, Professoren und Studenten feierlich nach Hause geleitet, und ein Festmahl wurde gehalten.“184

Anschließend durften der frisch promovierte Doktor, die Rektoren und die Studenten zu Pferde mit Posaunen und anderen Instrumenten durch die Stadt ziehen; ein Privileg, das nur für den Tag der öffentlichen Prüfung galt.185 Insgesamt liegen die Paduaner Jahre des Nicolaus Cancer de Cusa jedoch weitestgehend im Dunkeln der Geschichte. Nur einige wenige, verstreute Details treten aus dieser Zeit ans Licht; dies zumeist dann, wenn Cusanus – oftmals erst Jahre später – sich in seinen Werken besonderer Ereignisse erinnerte oder die Seiten seiner Bücher mit zeithistorischen Anmerkungen versah.

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Die frühesten uns bekannten und erhalten gebliebenen eigenhändigen Aufzeichnungen des Nikolaus von Kues fallen in diese ersten italienischen Jahre. An mindestens fünf Stellen seiner Bücher hat der Student Cusanus wohl einen Besitzvermerk in Form eines Monogramms, einer Ligatur der Buchstaben „NK“, hinterlassen. Drei dieser Zeichen finden sich im Codex Cusanus 212 (fol. 281r, 309r und 322v), jeweils ein weiteres im Londoner Codex Harleianus 3710 (fol. 52v) und auf dem Titelblatt des Codex Cusanus 273.186 Das erst- und die beiden letztgenannten Monogramme wurden von Nikolaus zusätzlich in einen Wappenschild eingelassen (vgl. Abb. 6), während er die beiden anderen „Initialen“ datiert hat: Neben dem Monogramm im Codex Cusanus 212, fol. 309, wurde „im Jahre des Herrn 1418“187 hinzugefügt, 13 Blätter später noch genauer „im Jahre des Herrn 1418 im Mai“.188 Der Codex Cusanus 212, eine Papierhandschrift, stellt einen Sammelband diverser astronomischer Werke dar. Die besagten Monogramme befinden sich am unteren Ende der ersten Seite einer Sammlung astronomischer Planetentafeln (fol. 281v),189 am Ende einer Abhandlung über Proportionen aus der Feder Alberts von Sachsen (gest. um 1390) (fol. 309r)190 sowie am Ende eines Traktats mit dem Titel Aussagen alter Autoren über Astronomie (Dicta antiquorum auctorum in astronomia) (fol. 322v).191 Im Gegensatz dazu enthält der auf „feines“ Pergament geschriebene Codex Cusanus 273 mehrere juristische Texte. Auf die Summa de casibus (fol. 1v-79v) des Dominikanergenerals und Bearbeiters des Liber Extra, Raimund von Penyafort (gest. 1275), folgt ein Traktat über die gerichtliche Ordnung (fol. 80-119) des Bologneser Professors Tancredus von Corneto (gest. 1240) sowie drei weitere Texte, welche u.a. das kirchliche Prozessverfahren oder Anklageschriften behandeln.192 Die Londoner Pergamenthandschrift schließlich enthält einen Kommentar zu den Dekretalen Gregors IX. (Liber Extra), den Nikolaus reichlich durch Marginalglossen annotiert hat.193 U.a. weist der Kueser dabei darauf hin: „Beachte, ein Arzt muss sich in der Astronomie auskennen.“194 Die Tatsache, dass sich die Monogramme in gleicher Form in unterschiedlichen Handschriften fänden, lege, so Meuthen, eine Zuweisung an Nikolaus von Kues nahe – trotz der theoretischen Möglichkeit, dass die Zeichen auch von einem anderen Schreiber oder Eigentümer herrühren könnten.195 In letzterem Falle müssten aber alle drei Codices entweder die gleiche Entstehungsgeschichte – was aufgrund der unterschiedlichen Themen, die sie behandeln, eher unwahrscheinlich ist – oder aber die gleiche Bibliotheksgeschichte aufweisen, was lediglich für die Lebensjahre des Cusanus und die anschließende Verwahrung in der Kueser Hospitalsbibliothek plausibel erscheint.

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Wir können es demnach für sehr wahrscheinlich erachten, dass sich Nikolaus in den Monaten nach seinem Wechsel an die Paduaner Universität diese Schriften angeeignet und als die seinigen gekennzeichnet hat. Rudolf Haubst hat eine weitere Handschrift dem frühen cusanischen Bücherschrank zugeordnet. Sie befindet sich heute in der National- und Universitätsbibliothek in Straßburg unter der Signatur Cod. Strasbourg 84. Der Band in Gebetsbuchformat war aufwendig in rotes Schafsleder eingeschlagen sowie mit Schließen und Schmucksteinen versehen. Er musste seinem ursprünglichen Besitzer viel bedeutet haben.196 Der Codex umfasst 51 Blätter, die zwei Texten Platz bieten. Auf fol. 1-39 findet sich die Abhandlung über mystische Theologie von Jean Gerson (13631429) gefolgt vom Pilgerbuch der Seele zu Gott (Itinerarium mentis ad deum) des Bonaventura (1217-1274) auf den Folien 40 bis 51. Beide Schriften sind allerdings nur (noch?) fragmentarisch überliefert: Gersons Text, ab 1408 in mehreren Versionen entstanden, wurde durch das Ausschneiden einiger Blätter verstümmelt, bei Bonaventura fehlen die letzten anderthalb Kapitel.

An zwei Stellen gibt es den Besitzvermerk eines Nicolaus Treverensis. Der erste, auf dem Kopf stehend und von dem Gebet „Sei gegrüßt, heiliges Kreuz; durch dieses rette uns, Allmächtiger!“197 begleitet, befindet sich auf dem vorderen Deckblatt. Der zweite steht – richtig herum – dem Anfang des Gerson-Werkes unmittelbar vor.198 Nikolaus von Trier wurde bereits von Edmond Vansteenberghe, der 1928 den Straßburger Codex für die Cusanus-Forschung entdeckte, mit Nikolaus von Kues identifiziert.199 Die Bezeichnung Nicolaus Treverensis war diejenige, unter welcher Cusanus in den 1420er Jahren bei den italienischen Humanisten bekannt war.200 Nikolaus hat sich ab 1426 in Suppliken an den Papst selber als „de Cusa“ bezeichnet, weshalb die vorgenannten Namenseintragungen früher vorgenommen worden sein dürften. Haubst vermutet, dass die beiden Texte von Gerson und Bonaventura nicht später als 1424 in den Besitz des Nikolaus von Kues gelangt sind.201 Erhärtet wird diese Annahme durch handschriftliche Notizen auf den Deckblättern, die paläographisch dem Kueser zugeordnet wurden und ebenfalls eine Datierung nahe legen. Es handelt sich bei den Notizen um Auszüge aus der Summe der Theologie des Thomas von Aquin (1224-1274) und aus den Kommentaren des Proklos (gest. 485) zu Platons Parmenides und der Platonischen Theologie. Haubst hat auf auffallende, seinen Vorgängern Vansteenberghe und Klibansky entgangene Unterschiede in den cusanischen Schriftzügen aufmerksam gemacht, die zu einer Unterscheidung von drei Stadien der

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Aufzeichnungen führten. Neben den beiden Namenseinträgen, die in die frühen 1420er Jahre zu datieren seien, stammen auch die Thomas- und die Proklos-Exzerpte aus zwei unterschiedlichen Lebensphasen des Cusanus. Während die neuplatonischen Auszüge aufgrund von Schriftenvergleich und philologischen Argumenten auf keinen „Termin vor dem Jahre 1438“ datiert werden könnten,202 habe Nikolaus die Thomas-Auszüge sehr wahrscheinlich bereits um 1428 angefertigt.203 Wo diese Abschrift jedoch entstanden ist, bleibt unbekannt. Der junge Nikolaus hat oft leere Seiten – meistens die Deck- oder Vorsatzblätter – seiner Bücher als „Notizzettel“ verwendet. Dies dürfte sowohl ökonomische als auch praktische Gründe gehabt haben, waren Pergament und selbst Papier doch ziemlich teuer und nicht immer und überall zur Hand. Gebundene Bücher haben zudem den Vorteil, dass einzelne Blätter nicht so schnell verloren gehen. In späteren Jahren ließ diese Angewohnheit bei Cusanus nach, verschwand jedoch nicht vollständig. Allerdings ist dabei ein Wandel zu beobachten. Während kommentierende Marginalien und Glossen von der Hand des Cusanus während seines gesamten weiteren Lebens an den Rändern verschiedenster Texte beobachtbar bleiben, werden Exzerptsammlungen und eingeschobene Textfragmente in der zweiten Lebenshälfte allein schon vor dem Hintergrund der Fülle an Büchern, mit denen der Kueser seine Sammlung vervollständigte, eher selten. Dies mag daran liegen, dass es für den mittlerweile etablierten Kirchenpolitiker und Inhaber lukrativer Pfründen aus logistischer wie finanzieller Sicht kein Problem mehr war, sich ganze Werke von professionellen Schreibern kopieren zu lassen. Einige wenige Ausnahmen, die Cusanus wahrscheinlich deshalb selber und nur auszugsweise anfertigte, weil er jeweils nur kurz die Gelegenheit gehabt haben mag, einen ihn interessierenden Text einzusehen, bestätigen natürlich diese Regel. Ein Beispiel für eine solche Ausnahme bilden sicherlich die erwähnten Proklos-Exzerpte. Auch bei der Aufzeichnung seiner eigenen Gedanken – wie etwa im berühmten astronomischen Fragment über die Erdbewegungen aus der Zeit nach 1444 –204 finden wir den späteren Cusanus noch als Schreiber vor. Überliefert ist mit Bezug auf seine Studienzeit ferner eine rätselhafte eigenhändige Notiz des Nikolaus von Kues im Londoner Codex Harleianus 5402 (fol. 104v), die sich auf den 25. September 1421 bezieht. Der lateinische Wortlaut liest sich:

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„VI si promissio tibi facta 1421 mense 7bris hora 12a diei circa occasum tenuit veritatem, et erat 25. dies mensis et erat dies Iovis hora mercurii.“205

Meuthen schlägt für die Auflösung der beiden ersten Buchstaben Vtriusque Iuris („beider Rechte“) vor und stellt gleichzeitig die Frage, ob sich dieser handschriftliche Vermerk auf eine Promotionsversprechung beziehe, die Cusanus von einem unbekannten Lehrer – vielleicht war es Prosdocimus de Comitibus – gemacht wurde?206 In der Lesart Meuthens bedeutet die Notiz: „Beider Rechte, falls das Dir im Monat September 1421 zur 12. Stunde des Tages um die Zeit des Sonnenunterganges gemachte Versprechen zur Wahrheit führte, und es war der 25. Tag des Monats, der Tag des Jupiters und die Stunde des Merkur.“

Mit Sicherheit lässt sich heute leider nicht mehr feststellen, auf welches von wem an wen gerichtete Versprechen sich diese Notiz letztlich bezieht. Roth hat jedoch auf die aus astrologischer Sicht besondere Konstellation hingewiesen, unter der das angesprochene Versprechen erfolgte: „Falls es sich bei dieser promissio um eine Promotionsversprechung handelte, könnte dies gut dazu passen, dass Cusanus am Ende seiner Notiz die herrschenden Planeten eigens erwähnt. Denn nach seiner astrologischen Bedeutung verweist der Tagesregent Jupiter auf die Rechtswissenschaften, der bewegliche Stundenbeherrscher Merkur kann für Sternforscher und Lehrer stehen.“207 Obwohl heidnischen Wurzeln entspringend, haben sich die altrömischen Tagesbezeichnungen auch in der christlichen Chronologie erhalten. In der Antike kannte man sieben Planeten am Himmelsgewölbe; es waren dies Gestirne, die, im Gegensatz zu den so genannten Fixsternen, ihre relative Position zueinander ständig veränderten. Sie wanderten am Himmel hin und her: der griechische Begriff für „herumirrend“ lautet „planos“(ΔΏΣΑΓΖ)Diese Planeten galten als Götter und man ordnete sie nach der Dauer, die sie – scheinbar – benötigten, um die in der Mitte der Welt stillstehende Erde zu umkreisen. Am nächsten zur Erde lief der Mond (Luna), gefolgt von Merkur, Venus, Sonne (Sol), Mars, Jupiter und Saturn. Jeder Tag wurde dem Schutz eines dieser Planeten unterstellt, beginnend mit Saturn. Die Römer unterteilten sowohl den Lichttag als auch die Nacht in jeweils 12 Stunden. Dies führte dazu, dass eine Stunde der Nacht und eine Stunde des Tages – bis auf die Zeit um die Äquinoktien – jeweils unterschiedliche Länge besaßen. Insbesondere fiel der Sonnenaufgang immer in

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die 12. Nachtstunde, der Sonnenuntergang stets in die 12. Tagesstunde. Jede Stunde der Nacht und des Tages unterstand ihrerseits wieder dem Schutz eines Planeten, wobei sich die Patrone von Saturn absteigend in ihrer natürlichen Abfolge abwechselten; der Nachfolger des Mondes war wieder der Saturn. So kam es, dass – unter der Setzung Saturns als Patron der ersten Stunde des ersten Tages (d.i. Samstag, engl. Saturday) – die erste Stunde des zweiten Tages der Sonne unterstellt ist. Der dritte Tag beginnt unter dem Schutz des Mondes, der vierte unter jenem des Mars. Der fünfte Tag steht unter Merkur als Patron, der sechste unter Jupiter, der siebte schließlich unter Venus. Mit dem achten Tag schließt sich der Kreis: Es ist wieder Saturntag. Wir verdanken also die Wocheneinteilung zu jeweils sieben Tagen der antiken Planetendefinition. Die zwölfte Stunde eines „Jupitertages“, d.h. eines Donnerstages unterstand dem Stundenpatron Merkur. Ab dem 14. Jahrhundert veränderte sich die Stundendefinition in Europa allmählich. Dies lag entscheidend an der Konstruktion der ersten mechanischen Turmuhren. Der Einfachheit halber zeigten diese – so wie wir dies heute kennen – immer gleichlange Stunden an. Beide Stundenfestlegungen existierten aber weiterhin nebeneinander her, und dies bis in die frühe Neuzeit hinein. Ob Cusanus hier die alte oder die moderne Festsetzung verwendete, ist unklar, da sich die Angabe auf ein Datum knapp zwei Wochen nach der Herbst-Tagundnachtgleiche bezieht,208 und somit die Tag- und Nachtstunden „von Natur aus“ fast gleich lang sind. Dass Schlaguhren in der Welt des Cusanus jedoch eine nicht unbedeutende Rolle spielten und er ihre Funktionsweise – zumindest ab der Mitte des 15. Jahrhunderts – bei seinen Lesern als bekannt voraussetzte, zeigt das Uhrengleichnis in seiner 1453 verfassten Schrift Über das Sehen Gottes.209

Ein weiteres zentrales Dokument aus der Paduaner Zeit des Nikolaus von Kues ist im Codex Cusanus 220 (fol. 152r-276v) überliefert. Lange Zeit war sich die Cusanus-Forschung lediglich darüber einig, dass es sich bei dem größtenteils von Nikolaus selber niedergeschriebenen Text um einen solchen von juristischer Natur handele. Über Inhalt und Verfasser des schwer lesbaren Werkes wurde viel spekuliert; die Hypothesen reichten von „Jugendarbeit des Kardinals“ über Nikolaus’ „Doktorarbeit“ hin zu einer Vorlesung des Giuliano Cesarini.210 Erst Alois Krchňák hat sich 1962 eingehender mit dieser Frage beschäftigt und den Haupttext im Verein mit den zahlreichen cusanischen Randbemerkungen gründlich untersucht. Krchňák merkt an, dass die Schriftzüge schwer zu lesen und nicht einheitlich seien, würden sie auf einigen Seiten doch eine große Eile des Nikolaus verraten, während an anderen Stellen „eine ruhige und ausgeglichene [...] spätgotische Minuskel mit den spezifischen deutschen Charakteristika“ zu Tage trete, „die man besonders bei den ersten eigenhändig geschriebenen Predigten des Nikolaus von Kues gewohnt“ sei.211

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Zusätzliche Schwierigkeiten stellen die zahlreichen juristischen Abkürzungen dem Leser in den Weg.212 Krchňák ist es gelungen, den Text weitestgehend zu entziffern und seine Strukturierung zu rekonstruieren,213 und er kommt daraufhin zu dem Schluss, dass es sich bei dem Text um die Lectura in librum II Decretalium, d.h. um die Vorlesung zum zweiten Buch der Dekretalien, des Paduaner Professors und Kanonisten Prosdocimus de Comitibus (um 1370-1438) handelt.214 Prosdocimus entstammte – wie es sein „Nachname“ bereits verrät – der Paduaner Adelsfamilie dei Conti. Er hatte die beiden Rechte an der Universität seiner Vaterstadt studiert, wo er spätestens ab 1397 auch lehrte. Davor hatte er bereits eine Pfründe als Domkapitular innegehabt. Er war zweimal verheiratet, zuletzt mit Beatrice Visconti von Mailand. 1403 wurde er Professor in Padua, wo er bis Ende der 1420er Jahre mit einigen kurzen Unterbrechungen tätig war. Als Delegierter des Bischofs besaß er einige Zeit lang diverse Sonderrechte in Prüfungs- und Promotionsangelegenheiten. Eine Lehrtätigkeit ist für das Jahr 1423 belegt.215 Cusanus hat damals wohl der Vorlesung Prosdocimus’ über das zweite Buch der Dekretalien Gregors IX. beigewohnt und eine ausführliche Mit-, bzw. Nachschrift davon angefertigt.

Dem Italiener Paolo Sambin ist Ende der 1970er Jahre ein Fund geglückt, der unsere Kenntnisse über den Aufenthalt des Nikolaus von Kues in Padua wesentlich vergrößert hat und gleichzeitig auch die Beziehung des Kuesers zu seinem Paduaner Lehrer heller beleuchtet. Im Staatsarchiv von Padua hat Sambin drei Urkunden entdeckt, welche die Präsenz des Cusanus in der „venezianischen“ Universitätsstadt belegen und uns sogar verraten, wo und mit wem zusammen er gewohnt hat. Ein erstes Dokument ist eine Kundgabe, in welcher ein gewisser Baldassare del fu Martino, Medizinstudent aus Brescia, erklärt, 20 Dukaten als kostenlosen Kredit erhalten zu haben von Johannes Caldus, Sohn des Gerhard „de Barbancia“ und „famulus“ des Prosdocimo dei Conti,216 wohnhaft in der Gasse St. Cecilia. Baldassare erklärt, das Geld für die Fortführung seines Studiums zu benötigen. Als Zeuge, dieses am 2. Dezember 1420 beim Paduaner Justizpalast niedergeschriebenen Schuldscheins, wird genannt: „Nikolaus von Trier aus Deutschland, Student des kanonischen Rechts, Sohn des Johannes Krebs, Einwohner von Padua in der Gasse St. Cecilia.“217

Am 8. Dezember 1422 verkaufte Alberto Conti, ein Neffe des Prosdocimus, einem Pächter für 100 Dukaten ein landwirtschaftliches Gut. Die Verkaufsurkunde nennt als anwesende Zeugen:

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„der Wissenschaftler Magister Franciscus von Perugia, vormals Student des Raynald in Rhetorik, der Herr Nikolaus, Student des kanonischen Rechts, Sohn des Johannes von Trier, und Zampetro von Verona [...], allesamt Einwohner von Padua in der vorgenannten Gasse St. Cecilia im besagten Hause des Prosdocimus.“218

Das dritte Dokument schließlich wurde auf den 12. April 1423 datiert und behandelt eine Vereinbarung zwischen Prosdocimus höchstpersönlich und dem Titularbischof von Daulis (in Griechenland) und Eremitenbruder Johannes von St. Anna in Padua. Ersterer verpachtet letzterem für 200 Lire jährlich eine Weide im heutigen Paduaner Ortsteil Brusegana, damals in der „campanea“ von Padua gelegen. Bezeugt wird der Akt von „Herrn Franciscus, der vormals Student des Doktors der Medizin und der Künste, Magister Raynald von Perugia, im Fach Rhetorik war, von Herrn Nikolaus, Student des kanonischen Rechts, Sohn des Johannes von Deutschland, beide Einwohner von Padua in besagter Gasse St. Cecilia im Haus des vorgenannten Herrn Prosdocimus“.219 Aus diesen drei Dokumenten erfahren wir, dass Cusanus mindestens von Dezember 1420 bis April 1423 den Status eines Einwohners der Stadt Padua besaß und dass er zusammen mit anderen Studenten – namentlich lernen wir den Brabanter Johannes und den aus Perugia stammenden Gelehrten Franciscus kennen – im Hause seines Lehrers Prosdocimus de Comitibus in der Gasse St. Cecilia wohnte. Außerdem wird er am 12. April 1423 noch als Student des Kirchenrechts angeführt, so dass er damals also noch nicht promoviert worden war. Dieser Befund gibt der Vermutung, dass sich das oben vorgestellte „Promotionsversprechen“ vom September 1421 auf eine von seinem Hausherrn Prosdocimus getätigte Aussage beziehen könnte, weiteres Gewicht. Interessant ist darüber hinaus die Tatsache, dass Nikolaus als „Familiare“ des Prosdocimus sehr wahrscheinlich auch Zugang zur Privatbibliothek seines Lehrers hatte, die aus rund hundert Codices zu den Themenfeldern kanonisches und ziviles Recht, Literatur und Theologie bestand.220 Nikolaus von Kues hat den Vorlesungstext des Prosdocimus – teilweise noch Jahre später – mit zahlreichen Randnotizen versehen, wovon einige ebenfalls die Autorschaft des Prosdocimus unterstreichen. Etwas jünger als die Niederschrift wird die Eintragung auf fol. 189v geschätzt, in dem Cusanus von „Prosdocimus Comes, mein Herr und außerordentlicher Vater“ spricht.221 Auf fol. 225r ist die wahrscheinlich während der Niederschrift eingefügte Randbemerkung „Der vorzügliche Doktor Prosdocimus“ zu lesen,222 neben einer Textstelle, die Cusanus offenbar besonders beeindruckt hatte. Des Weiteren lassen sich die vielen, zu unter-

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schiedlichen Zeitpunkten angebrachten Glossen auch dahingehend interpretieren, dass Cusanus seine Nachschrift in den nachfolgenden Jahren immer wieder als Praxis-Handbuch verwendet haben könnte. Besonders charmant ist die besagte Handschrift (Cod. Cus. 220) auch aufgrund der Tatsache, dass Nikolaus entlang des Textes mehrere „zum Teil sehr schöne Männerköpfe in Miniatur“ an den Rand gemalt hat.223 In den Miniaturen offenbaren sich ein frühes Interesse und ein gewisses Talent des Cusanus für Buchmalerei. „Einmal (auf fol. 233v) taucht auch ein zehn Zeilen hoher, stolzer Mädchenkopf mit hochgekämmtem Haar und Zopf auf. Über diesem Kopfe die Anmerkung: »Distinctio: quomodo contra contumacem proceditur« (»Wie gegen Widerspenstigkeit vorzugehen ist«).“224

Inwiefern Zeichnung (vgl. Abb. 9), Anmerkung und Text jedoch zusammenhängen ist unklar, wenngleich sich Krchňák zu der Vermutung hinreißen lässt, anzunehmen, der junge Student hätte beim Durchlesen der trockenen Materie an ein Mädchen gedacht, „das sich ihm gegenüber überheblich oder spröde verhalten“ hatte.225 Die Datierung der Vorlesungsnachschrift geht ebenfalls auf den eigenhändigen Eintrag des Nikolaus zurück, der auf fol. 241r des Codex wohl den Tag der Fertigstellung der Niederschrift mit „Am ersten Tag nach Quasimodo geniti 1423“226 angibt. Mit Quasimodo geniti ist der erste Sonntag nach Ostern, das 1423 auf den 4. April fiel, gemeint. Daraus ergibt sich für das von Cusanus angegebene Datum der 12. April 1423, ein Montag. An jenem Tage haben wir Cusanus ja bereits als Zeugen bei einer Rentenvereinbarung in Padua angetroffen.

Viele Begegnungen und Freundschaften, die für sein weiteres geistiges wie berufliches Leben prägend und richtunggebend sein sollten, reichen zurück in die Studienzeit des Nikolaus in Padua. Wir wissen von einigen aufgrund der späteren Erinnerungen des Kuesers. Allen voran zu nennen ist hier die lebenslange Freundschaft mit Paolo dal Pozzo Toscanelli (1397-1482), dem berühmten Florentiner Gelehrten, der sich in Mathematik, Astronomie, Geographie und vielen anderen Fächern auszeichnete. Paolo war aber in erster Linie Arzt; er studierte wohl in den Jahren 1417 bis 1422 Medizin in Padua.227 Interessant an seiner Person ist darüber hinaus die Tatsache, dass er bekannt und befreundet war mit vielen Großen des damaligen toskanischen Kulturlebens, wie z.B. Filippo Brunelleschi (1377-1446), der als Erfinder der

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Zentralperspektive gilt, oder auch dem berühmten homo universale der italienischen Renaissance, Leon Battista Alberti.228 Als es im Sommer 1461 mit dem Kardinal Cusanus scheinbar dem Ende zuging, eilte Toscanelli zu seinem todkranken Freund nach Rom – ausgestattet mit „einem Empfehlungsbrief“ der Signori von Florenz „an Everso von Anguillara“, „damit dieser ihn ungeschoren [...] passieren ließe“.229 Im August 1464 schließlich hielt der Florentiner dem Moselaner dann als Leibarzt und Testamentszeuge bis zum letzten Atemzug die Treue. Auf das Knüpfen ihrer Freundschaft in ihrer gemeinsamen Zeit als Studenten spielt Nikolaus in einem seiner Werke an. Im Anschreiben zu seiner mathematischen Schrift De geometricis transmutationibus (1445) erinnert Cusanus den Widmungsempfänger Toscanelli an die zusammen verlebten Jugendjahre: „Je stärker Du Dich mir aus unserer Knaben- und Jugendzeit durch das Band der Freundschaft und eine herzliche Zuneigung verbunden fühlst, um so genauer bitte ich Dich, auf die Berichtigung zu achten, und eine Verbreitung (es sei denn verbessert) nicht zuzulassen.“230

Viele weitere Kontakte haben sich mit größter Wahrscheinlichkeit in Cusanus’ Studienjahren in Italien ergeben. Einige seien hier hervorgehoben. Zunächst anzuführen ist die Bekanntschaft mit Giuliano Cesarini (13981444). Der Spross einer römischen Patrizierfamilie hatte an den juristischen Hochschulen von Perugia, Bologna und zuletzt Padua studiert. Am letztgenannten Ort wirkte Cesarini um das Jahr 1420 ebenfalls kurze Zeit als Professor. Es folgte eine „Blitzkarriere“: Zunächst – Anfang der 20er Jahre – zum Richter an den päpstlichen Gerichten berufen, wurde er zunächst 1426 in petto, dann 1430 öffentlich zum Kardinal erhoben. Auf die Ernennung zum Kardinaldiakon von St. Angelo folgten die Beförderungen 1435 zum Kardinalpriester von St. Sabina und schließlich 1444 zum Kardinalbischof von Tusculum. Vor allem durch seine Tätigkeit als Präsident des Basler Konzils (1431-1438) erlangte er Berühmtheit und weite politische Anerkennung. „Obwohl dieser [d.i. Papst Eugen IV.] das Konzil Ende 1431 wieder auflöste, blieb C[esarini] in Basel, da er die Zukunft der Kirche nur durch die vom Konzil erwartete und von ihm selbst engagiert angepackte Reform gesichert sah, v.a. aber auch um den Ausgleich mit den Hussiten herbeizuführen.“231

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Trotz dieses vorläufigen Bruches mit dem Papst bemühte sich Cesarini in der Folge doch um die Wiederherstellung eines Friedens mit dem römischen Pontifex. Als sich das Konzil in zentralen Fragen „totgelaufen“ hatte, verließ er schließlich Anfang 1438 Basel und bemühte sich ab da in den Reihen der Papstpartei um einen erfolgreichen Verlauf und Ausgang des bevorstehenden Unionskonzils mit den Griechen in Ferrara und Florenz (1439). Die für die Kirchenunion von den Griechen ausgehandelte militärische Hilfe des Westens gegen die Konstantinopel immer weiter einkesselnden Osmanen wurde u.a. von Cesarini als Legat in Ungarn mitorganisiert. Dabei war der Römer auch aktiv als Heerführer in die Militäroperationen involviert. Er kam im November 1444 bei der Schlacht von Varna ums Leben.232 Nikolaus von Kues hat Cesarini sehr wahrscheinlich in seiner Studienzeit in Padua kennen gelernt. Vielleicht war der nur knapp zwei Jahre ältere Cesarini sogar einer der juristischen Lehrer des jungen Cusanus. Sein erstes philosophisch-theologisches Hauptwerk, De docta ignorantia (Von der belehrten Unwissenheit), das er im Alter von fast 40 Jahren vollendete, widmete Nikolaus dem vormaligen Konzilspräsidenten.233 Ebenso eignete er dem Italiener einige Jahre später auch sein zweites großes philosophisches Opus zu, das den Titel De coniecturis (Über die Mutmaßungen) trägt.234 Ein weiterer bedeutender Kirchenpolitiker und späterer Kardinalskollege, den der Kueser mit einiger Sicherheit als Student in Italien kennen lernte, ist Domenico Capranica (1400-1458). Letzterer hatte in Bologna und in Padua – u.a. als Schüler Cesarinis – studiert, bevor er, wie sein Lehrer, zunächst rasch Karriere im Kirchenstaat machte. Im Jahre 1425 wurde er erst als Administrator und anschließend als Bischof von Fermo eingesetzt. Ebenfalls zunächst in petto von Martin V. kreiert, wurde seine Erhebung zum Kardinal im November 1430 öffentlich kundgegeben. Allerdings versäumte es Capranica, sich seinen Kardinalshut beim Papst abzuholen, weshalb er wenige Monate später – nach dem Tode Martins V. – nicht zum Konklave zugelassen wurde und auch vom neuen Papst Eugen IV. zunächst nicht als Kardinal anerkannt wurde. Capranica wandte sich daraufhin 1432 an das Basler Konzil, wo kein geringerer als Enea Silvio Piccolomini (1405-1464), der spätere Papst Pius II., sein Sekretär wurde. 1435 erreichte Domenico schließlich seine Anerkennung durch Eugen IV. und kehrte in die Dienste der Kurie zurück, wo er für sein diplomatisches Handeln hohes Ansehen erlangte. Daneben gilt Capranica als ein bedeutender Förderer der Wissenschaften und der Literatur.235 An eine andere prägende Begegnung erinnerte sich Nikolaus noch 34 Jahre später. In der am 23. Januar 1457 in Brixen gehaltenen Predigt

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CCLXIV (Volo mundare) berichtet Cusanus darüber, dass er in Padua bei Predigten Bernhardins von Siena (1380-1444) anwesend gewesen war.236 Ebenfalls aus der Brixener Zeit dürfte eine eigenhändige Notiz des Kardinals aus Kues auf dem Vorblatt des Codex Cusanus 25 stammen, in welcher Nikolaus angibt, er habe Bernhardin über Birgitta von Schweden (1303-1373) predigen gehört. Die Forschung geht hier von einer Paduaner Predigt Bernhardins im April 1423 aus.237 Der Kueser Codex 25 enthält einen Apokalypse-Kommentar des Matthias von Schweden, des Beichtvaters der Birgitta.238 Diese Ausführungen zur Offenbarung zog Cusanus später des Öfteren beim Entwurf seiner Predigten heran.239 Bernhardin, der einer angesehenen sienesischen Familie entstammte, hatte sich während der Pest des Jahres 1400 einen Namen als Krankenpfleger gemacht. 1402 trat er in Siena in den Franziskanerorden ein. Ab 1417 wirkte er als einflussreicher Bußprediger und „Förderer der kirchlichen Andachtsformen“. Als eine Folge seiner Predigttätigkeit setzte sich das von Sonnenstrahlen umrahmte Jesus-Monogramm IHS im Abendland durch. In seinen Bemühungen um eine Reform des Franziskanerordens setzte er sich intensiv für „die Einführung der strikten Observanz in mehr als 500 Klöstern“ ein. Daneben war er auch kirchenpolitisch tätig und nahm beispielsweise 1439 an den Unionsverhandlungen mit der griechischen Kirche auf dem Konzil von Florenz teil. Er starb während einer Predigtreise am 20. Mai 1444 in L’Aquila (Abruzzen). Bereits sechs Jahre nach seinem Tod wurde er am 24. Mai 1450 von Papst Nikolaus V. heilig gesprochen.240 Bernhardin predigte in Padua von Septuagesima bis zum zweiten Sonntag nach Ostern des Jahres 1423, d.h. vom 31. Januar bis zum 18. April. Seine Abreise aus der Universitätsstadt ist für den 19. April belegt.241 Cusanus berichtet 34 Jahre später von seinen Eindrücken: „Jener Bruder [d.h. Bernhardin] pflegte zu sagen – und ich habe es in Padua gehört –, ein Prediger könne, wenn er Feuer im Geiste habe, aus toten Kohlestücken Feuer herauslocken.“242

Eine weitere Episode aus dem Leben des Heiligen Bernhardins findet sich ebenfalls in der genannten cusanischen Predigt: „Ich sah, dass Papst Martin in Rom das Volk nicht davon überzeugen konnte, gewisse Anordnungen von ihm zu akzeptieren. Er rief Bernhardin, den Minderbruder von der Observanz, der jetzt heilig gesprochen ist, damit er das Volk dazu bewegen solle. Er tat dann das, was der Papst nicht konnte.“243

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Aufgrund der Behauptung „ich sah“ (vidi) wird die gerade zitierte Passage von der historischen Forschung als Augenzeugenbericht gewertet. Daraus ergeben sich eine Erkenntnis und eine Frage. Zum einen ist der kurze Text der erste Hinweis für einen Aufenthalt des Nikolaus von Kues in der Ewigen Stadt. Zum anderen jedoch bleibt das Problem einer Datierung dieser Romreise. Zur Klärung dieser Frage hat man lange Zeit ein vermeintlich feststehendes Datum aus der Bernhardin-Forschung herangezogen. Als zuverlässig gelten dahingehend bis heute die Angaben des römischen Chronisten und Juristen Stefano Infessura (um 1440-um 1500), der die Geschichte – und die Geschichten – Roms vom Anfang des 14. Jahrhunderts bis in seine eigene Lebenszeit am Ende des 15. Jahrhunderts zusammengetragen und niedergeschrieben hatte. Bis vor kurzem haben die Historiker, den gängigen Druckfassungen von Infessuras Werk Diario della città di Roma (Römisches Tagebuch) folgend, die genannten Vorkommnisse um Bernhardin auf die Tage vom 25. bis zum 28. Juni des Jahres 1424 datiert.244 So schreibt beispielsweise Ferdinand Gregorovius (1821-1891), der große Historiograph des mittelalterlichen Rom, über die von Cusanus angedeuteten Vorfälle: „Die Verwilderung der Stadt war übrigens so groß, daß es dem Papst nur mit Mühe gelang, die Ordnung zurückzuführen. Das Rom Martins V. war noch die Stadt des XIV. Jahrhunderts, ein von Türmen überragtes Labyrinth schmutziger Gassen, worin das Volk in Armut und Trägheit freudelose Tage hinbrachte. Blutrache hielt die Geschlechter entzweit: Bürger lagen mit Baronen und diese miteinander in Kampf. Im Jahre 1424 erschien ein damals berühmter Heiliger in Rom, Buße zu predigen, der Minorit Bernardino von Siena. Der Scheiterhaufen, welchen er am 25. Juni mit Symbolen des Luxus und der Zauberei auf dem Kapitol anzündete, und die Hexe Finicella, die drei Tage später verbrannt wurde, waren Schauspiele, welche Martin an die Tage von Konstanz erinnern mußten, wenn dies nicht ohnehin der wilde Hussitenkrieg getan hätte.“245 Die jüngere Forschung konnte jedoch Belege dafür ausfindig machen, dass sich Bernhardin zu dieser Zeit in Siena aufhielt,246 weshalb die genannte Datierung für den Romaufenthalt des Cusanus ebenfalls hinfällig wurde. Es kam in der Folge dieser Entdeckung zu zahlreichen anderen Datierungsansätzen, die über die Zeitspanne zwischen Sommer 1424 und Sommer 1427 verteilt wurden.247 Auffällig jedoch ist der Befund, dass der Verbleib Bernhardins nach seinem Aufenthalt in Siena Ende Juni 1424 und bis zum 11. September des gleichen Jahres, einem Montag, an dem er im toskanischen Lucca predigte, unsicher ist.248 Diese Überlieferungslücke nutzt Meuthen, um den plausibelsten Datie-

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rungsvorschlag für Cusanus’ Romfahrt anzusetzen. Meuthen weist darauf hin, dass die verschiedenen Handschriften von Infessuras Römischem Tagebuch die genannten Geschehnisse allesamt anführen und „nur in der Überlieferung des Tagesdatums“249 voneinander abweichen. Im Zusammenhang mit anderen von Infessura berichteten Vorfällen sei es sinnvoll anzunehmen, dass die Kopisten der Handschriften öfters die Monatsnamen Juni und Juli – auf italienisch ist der Unterschied von giugnio zu giuglio ebenfalls nur ein Buchstabe – verwechselt haben und der Aufenthalt von Bernhardin und Nikolaus in Rom deshalb für den Juli anstatt für den Juni 1424 anzunehmen sei. „Von allen Daten am sichersten ist jedenfalls der 21. Juli 1424. Es behebt alle Datierungsschwierigkeiten und läßt annehmen, daß Bernhardin Ende Juni/Anfang Juli von Siena nach Rom gereist ist, wohin ihn Martin V. laut N[ikolaus] v[on] K[ues] gerufen hatte.“250

Falls Cusanus also tatsächlich im Sommer 1424 in Rom weilte und Zeuge der dortigen Unruhen und Vorgänge wurde, so bleibt ungeklärt, aus welchem Grund er an den Tiber gereist war. Ebenso im Dunkeln liegen die kommenden sechs Monate im Leben des damals 23-jährigen Nikolaus. Wir wissen nicht, wie lange er in Rom blieb, ob er noch andere Städte in Italien besuchte, wann er wieder nach Deutschland zurückkehrte. Das erste Lebenszeichen, das wir wieder von Cusanus haben, datiert auf den 1. Februar 1425. Jenen Tag verbrachte er in seinem Heimatort Kues.

ZWISCHEN PADUA UND KÖLN Neben den aus dem Jahre 1418 erhaltenen Initialen und der Vorlesungsnachschrift aus dem Jahre 1423 sind die ältesten „eigenständigen“ Schriftfragmente aus der Feder des Nikolaus von Kues auf die Zeit um 1425 zu datieren. Zusätzlich zu autobiographischen und chronistischen Angaben finden sich in dieser Zeit auch astronomisch-astrologische Aufzeichnungen. Nikolaus notierte wohl Anfang Februar 1425,251 dass der Erzbischof von Trier, Otto von Ziegenhain, ihm am Mittwoch, den 31. Januar 1425 die Kirche in Altrich übertragen habe zusammen mit dem Anrecht auf eine Rente von 40 Gulden, einem Fuder Wein und vier Malter Weizen jährlich. Seine doch sehr sachliche Aufzählung der ihm zugegangenen Benefizien aus der Provision in Altrich schließt Nikolaus mit dem Hinweis: „Und am unmittelbar folgenden Tage sah ich ein Kamel in Kues.“252 Diese letztgenannte, recht kuriose Anmerkung bietet den ersten Hinweis

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über eine Anwesenheit des Cusanus in seinem Geburtsort nach seinem Studium in Italien. Gleichzeitig dokumentiert diese Eintragung seinen Eintritt in die Dienste des Trierer Erzbischofs.253 Die Höhe der Nikolaus zugesprochenen Rente legt jedoch nahe, dass er Anfang des Jahres 1425 bereits seit einiger Zeit für den Trierer Oberhirten arbeitete.254 Vielleicht hatte er seine Romreise im Vorjahr sogar in dessen Auftrag unternommen.255 Was es jedoch mit dem Kamel in Kues auf sich hatte, bleibt unbekannt... Spätestens mit dieser Übertragung war auch Nikolaus zur von vielen neuzeitlichen Historikern verschrieenen „Jagd nach Pfründen“ aufgebrochen. In Ermangelung festgeschriebener Besoldung musste im ausgehenden Mittelalter jeder Kleriker selbst für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen, was sich zumeist nur über Kirchenämter bewerkstelligen ließ. Die jüngere Forschung hat deshalb die moralische Bewertung des Pfründenwesens deutlich relativiert: „Ihrem Streben nach einer möglichst guten materiellen Ausstattung haftete in den Augen der Mehrheit der Zeitgenossen keinerlei moralischer Makel an.“256

Im Gegenteil galt der Pfründenbesitz als „Maßstab des persönlichen Status eines Geistlichen“257. Groten hat darauf hingewiesen, dass aus diesem Blickwinkel betrachtet die Provision mit der Pfarre in Altrich deutlich zeige, dass Nikolaus von Kues 1425 noch sehr tief auf der Karriereleiter stand, da Pfarrstellen bei „arrivierten Klerikern“ aufgrund der Seelsorgeverpflichtung unbeliebt waren.258 Eine solche Entwicklung hin zu „besseren“ Pfründen lässt sich dann auch bei Cusanus im Laufe der nachfolgenden Jahre beobachten. Aus dem Kontext der Übertragung der Kirche St. Andreas in Altrich wissen wir allerdings, dass Cusanus zu diesem Zeitpunkt die Priesterweihe noch nicht empfangen hatte. Mit dem Datum des 23. Mai 1425 billigte nämlich Papst Martin V. die cusanische Bitte um Weihedispens für das vorgenannte Rektorat in Altrich. Aus der Supplik geht hervor, dass Nikolaus damals noch Akolyth war, weshalb er zum Besitz „dieser Kirche oder irgendwelcher anderer kirchlicher Benefizien“ einer „Dispens vom Empfang höherer Weihen“ bedurfte.259 Ein Akolyth war ein Kleriker, der die vierte Stufe der so genannten niederen Weihen empfangen hatte. Mit dem Weihegrad, der als Vorbereitung auf das Priesteramt galt, war kein kirchliches Amt verknüpft.

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Auch ein Jahr später hatte sich Cusanus immer noch nicht zum Priester weihen lassen, weshalb er abermals um Weihedispens beim Papst bat, eine Dispens, die Martin V. dem Kueser am 29. Mai 1426 gewährte, nicht ohne jedoch anzuordnen, Cusanus möge sich in nächster Zeit weihen lassen.260 Da er dies wohl so bald nicht machen wollte, verzichtete Nikolaus kurze Zeit später zugunsten seines Bruders Johann, Klerikers der Diözese Trier, auf das Rektorat der Altricher Kirche. „Johannes Cancer de Cusa“ erhielt die Provision durch päpstliches „Fiat“ vom 9. Juni 1426.261 Diese Übertragung wurde scheinbar von einigen angefochten, die seit dem freien Verzicht des Nikolaus von Kues ein Fortbestehen der Vakanz dieser Pfründe behaupteten, weshalb Johann Cryfftz seine Bitte um Provision mit der Pfarre Altrich 1429 erneuerte. Der Papst billigte die Supplik am 21. Mai und 3. Juni.262 Johann hatte die Pfründe mindestens bis zum Jahre 1450 inne, da Papst Nikolaus V., der dem Kardinalsbruder am 2. Mai 1450 die Pfarrkirche von Bernkastel übertrug, bei dieser Gelegenheit die Aufgabe der Pfarrkirche von Altrich verlangte.263 Der Supplik vom Mai 1426 zufolge betrugen die Einkünfte der Altricher Kirche jährlich 10 Mark Silber.264 Warum jedoch hat Nikolaus seine Priesterweihe so lange hinausgezögert, wo doch sein jüngerer Bruder schon Mitte der 1420er Jahre die höheren Weihen empfangen haben dürfte? Diese Frage wird sich wahrscheinlich niemals abschließend klären lassen, aber vielleicht wollte sich der gut ausgebildete ältere Sohn eines wohlhabenden und einflussreichen Kaufmanns bis auf weiteres die Optionen auf eine mögliche „weltliche“ Laufbahn offen halten. Es verwundert nämlich ein wenig, dass die CryfftzFamilie nicht zur Gründung, bzw. Fortsetzung einer Kaufmannsdynastie geschritten ist. Wie gesehen hat der Vater Henne eine große Sorgfalt auf die Festigung seiner finanziellen Situation und den Ausbau seines Einflusses in der Region sowie auf eine „standesgemäße“ Verheiratung seiner Töchter in die gehobenen Kreise des Trierer Bürgertums verwendet. Es ist durchaus denkbar, dass Nikolaus zunächst als Erbe des väterlichen Handelsgeschäftes vorgesehen war und er deshalb seine Diakon- und Priesterweihe so lange wie möglich aufgeschoben hat. Erst als sich unverkennbar abzeichnete, dass Cusanus im Dienste der Kirche die bedeutendere Laufbahn erwarten würde, könnte die Familie zur Änderung ihrer Pläne übergegangen sein. Nikolaus ließ sich weihen. Durch diese Maßnahme war jedoch klar, dass das „Familienunternehmen“ mit dem Tode des Vaters zur Auflösung kommen würde. Vor diesem Hintergrund erhellte sich auch, warum die gesamte Familie Cryfftz schließlich zur Stiftung des St. Nikolaus-Hospitals geschritten ist: In einer am 30. März 1457 in Brixen ausge-

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stellten Urkunde erklärt der Kardinal, dass bereits zu Lebzeiten seines Vaters der Plan bestanden habe, ein Hospital aus dem Vermögen der Familie zu stiften. Nach dem Tode des Vaters hätte sich Nikolaus dann mit seinem Bruder Johann und seiner Schwester Clara darauf geeinigt, das gesamte väterliche und mütterliche Erbe dieser Stiftung zuzuweisen.265 Wenn es in künftigen Generationen schon keinen Namensträger mehr geben würde, dann sollte in Zukunft doch zumindest eine wohltätige Stiftung das Andenken an die Familie bewahren.266 Wann genau Nikolaus schließlich doch zum Priester geweiht wurde, ist unbekannt. Aus den überlieferten historischen Dokumenten lässt sich lediglich auf einen Zeitpunkt zwischen Juli 1436 und November 1440 als Ordinationstermin schließen.267 Kurze Zeit nach der ersten Eintragung im Februar, am 10. März 1425, notierte Cusanus auf der gleichen Blättersammlung eine Handvoll Anmerkungen zur Zeitgeschichte, die er mit einigen astronomisch-astrologischen Kommentaren spickte.268 „Nota. im unvollendeten 1424, am 10. Tag des März, zur 20. Stunde und 10. Minute, der Tage Gleichung und Aszendent in Trier 3 Grad und 22 Minuten in den Zwillingen und 34 äquinoktiale Grad; und es war Saturn im Skorpion im sechsten Haus, Jupiter in der Waage im fünften, Mars in der Mitte des Himmels im Wassermann und Venus ebenda, Merkur in den Fischen im elften und dort die Sonne, der Mond im Löwen im vierten. Und es war das Jahr trocken und heiß im Sommer und die Weine gut und das Getreide gut, jedoch wenig Hafer, Pest in Trier, Rom und in ganz Italien, starke Winde im Herbst und im Winter mit Regenschauern, und am Tag der Hl. Agnes im Januar269 waren Donnerschläge zu hören und Blitze zu sehen mit unerwartet auftretenden schrecklichen Windböen. Und es ist gestorben der Herzog von Brabant,270 und es war Krieg in Frankreich, und der Herzog von Mailand hatte sehr viel Glück bei Waffentaten, und um Trier fraßen die Wölfe mehrere Menschen, und die Hussiten wurden ebenfalls in gewisser Weise vom Glück begünstigt, weil sie große Beute machten, und die Juden wurden aus Köln vertrieben, und es gab große Hitze im Januar und im Februar, und nach dem sechsten Tag des Februars bis zum 18. gab es starke Winde und Niederschläge, und die Gewässer traten über die Ufer. Und es wird Seltsames berichtet von einem Wolf, der nicht das Aussehen eines Wolfes, sondern das eines Leoparden besaß, der große Männer und Mädchen verschlang und, um sie zu fangen, in Siedlungen eindrang und niemanden fürchtete.

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Im Jahre 1418 wurden viele Räuber um den Rhein herum ergriffen und mit dem Rad zu Tode gebracht, und besonders um Oppenheim herum beim Landgut Nierstein wurden sehr viele ergriffen, welche alle gefangen genommen und gerädert wurden. Im Jahre 1424 wurden in Trier und an anderen Orten zahlreiche Würfelspieler wegen Täuschung und Betruges ertränkt.“271

Diese Eintragung erweckt den Eindruck, dass sich der vor kurzem aus Italien in die Trierer Lande zurückgekehrte Nikolaus Cryfftz die Nachrichten aus Reich und Region habe berichten lassen, und eine Auswahl dieser Mitteilungen in Form einer „Tagebuchnotiz“ niedergeschrieben hat. Zumindest die welthistorischen Ereignisse, die Cusanus in seinen Aufzeichnungen schildert, lassen sich zuordnen. Mit dem verstorbenen „Herzog von Brabant“ meinte Nikolaus wahrscheinlich den Herzog Johann von Niederbayern, der gleichzeitig den Grafentitel von Hennegau, Holland und Seeland führte, und am 6. Januar 1425 aus dem Leben geschieden war. Der damals regierende Herzog von Brabant, Johann IV. starb erst im Jahre 1427.272 Die Anspielung auf das Waffenglück des Mailänder Herzogs zielt aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Sieg der „Mailänder bei Zagonara über die Malatesta“, die Herren von Rimini, am 28. Juli 1424.273 Während der so genannten Hussitenkriege, die im Anschluss an die Verbrennung des Prager Reformators Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil (6. Juli 1415) ab dem Jahre 1419 im heutigen Tschechien entbrannten, war es den Hussiten im Laufe des Jahres 1424 in Böhmen und Mähren gelungen, ihre militärische Position zu stabilisieren und teilweise sogar auszubauen. Das Ereignis, auf das Cusanus hier hindeutet, ist vermutlich die von den radikalen Hussiten gewonnene Schlacht bei Malessow vom 8. Juni 1424.274 In Köln schließlich hatte der Stadtrat 1423 beschlossen, die Aufenthaltsgenehmigung der Juden am 1. Oktober des Folgejahres ohne Verlängerung auslaufen zu lassen, woraufhin die jüdischen Einwohner im Weinmonat 1424 der Stadt verwiesen wurden.275 Für die sich auf Trier und die Umgebung beziehenden lokalen und regionalen „Nachrichten“ über Menschen verschlingende Wölfe und zu Tode gefolterte Verbrecher ist Cusanus einer der wenigen Berichterstatter überhaupt in dieser Zeit. Das von Nikolaus angeführte „Rädern“ war im Spätmittelalter die Standardstrafe für Räuber und Mörder. Es handelte sich dabei um eine der grausamsten Möglichkeiten, einen Menschen zu Tode zu foltern, die sich die damalige Rechtssprechung hatte einfallen lassen. Deutschspra-

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chige Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts sprechen hinsichtlich dieser Bestrafungsform exakter von „Radebrechen“. Und genau dies wurde mit einem Verurteilten angestellt: Ihm, der zumeist nackt auf dem Rücken liegend mit ausgestreckten Gliedmaßen am Boden befestigt war, wurden zunächst durch stumpfe Gewalteinwirkung die Knochen gebrochen. In der Regel wurden die Schläge so ausgeführt, dass der Delinquent schwer verletzt überlebte. Anschließend wurde er auf ein Rad gelegt und mit den gebrochenen Armen und Beinen in die Speichen eingeflochten. Das Rad wurde schließlich auf einem Pfahl befestigt aufgerichtet und als Abschreckung wie Warnung dienend Wind, Wetter und Tieren überlassen. Bis der Verurteilte endlich durch den Tod von seinen Qualen erlöst wurde, konnten einige Tage vergehen.276 Nach diesem Exkurs in die für das heutige westliche Rechtsempfinden sehr makabren mittelalterlichen Gepflogenheiten in Sachen Strafvollzug wollen wir uns nun wieder den cusanischen Notizen zuwenden. Der lange Einleitungssatz der oben behandelten zeithistorischen Aufzeichnungen deutet, wie auch bereits einige zuvor wiedergegebene Notizen, das hohe Interesse an, das Cusanus in dieser Zeit an astrologisch-astronomischen Überlegungen und Zusammenhängen hegte. Dieses Interesse äußert sich noch stärker in einem weiteren, eigenhändig verfassten Text, der zwei Blätter weiter als der zuvor besprochene niedergeschrieben wurde.277 Er wird ebenfalls auf das Jahr 1425 datiert und behandelt eine so genannte astronomisch-astrologische Weltgeschichte,278 welche die Spanne von der Erschaffung der Welt bis zur Regierungszeit des römischen Kaisers Gallienus (gest. 268) abdeckt. Der Text wurde 2001 von Ulli Roth herausgegeben279 und harrt noch einer eingehenden wissenschaftlichen Erforschung. In der kurzen Abhandlung treten neben historische Ereignisse solche aus der Bibel und den antiken Mythen. Als hauptsächliche Quelle, welche die besagten Daten anführt, ist das Chronicon des Eusebius von Caesarea (gest. 339) anzusehen.280 Dieses Werk lag in einer spätantiken lateinischen Übersetzung des heiligen Hieronymus vor. Obwohl Cusanus diese Quelle nicht explizit erwähnt, lassen sich ihr doch zahlreiche Daten, Zitate und Halbzitate aus der Weltgeschichte zuordnen. Spätestens 1433/34, während der Abfassung seines Werkes De concordantia catholica, kannte Nikolaus das HieronymusChronicon, auf welches er im Kontext einiger Ausführungen zum Problem des Arianismus und dem damit zusammenhängenden Disput zwischen Kaiser Constantius II. (gest. 361) und dem römischen Bischof Liberius (gest. 366) verwies.281 Ein weiteres Hilfsmittel zur Gestaltung seines Textes erwuchs dem Kueser aus einem ganz anderen Bereich. Die Datierung der Geschehnisse

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beruht in der Regel auf der astrologischen Ausdeutung astronomisch berechneter Himmelserscheinungen. Die zentralen Phänomene, auf denen Nikolaus seine Unternehmung gründet, sind die Planetenkonjunktionen. Eine solche besteht in der scheinbaren Zusammenkunft zweier (oder mehrerer) Planeten vor dem Hintergrund eines Sternbildes. Als mögliche Orte für eine solche Konjunktion kommen lediglich die zwölf klassischen Tierkreisbilder in Frage: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Die mittelalterliche Astrologie hatte den Tierkreis in vier Gruppen, die so genannten Trigone, unterteilt, wovon jede einem der vier Elemente zugeordnet wurde. Dem Element Feuer waren die Sternzeichen Widder, Löwe und Schütze zugeordnet, dem Element Luft Zwillinge, Waage und Wassermann, dem Element Wasser Krebs, Skorpion und Fische, und schließlich dem Element Erde die Zeichen Stier, Jungfrau und Steinbock. Wie den Elementen wurden auch den entsprechenden Sternbildern bestimmte Wirkungen auf irdische Geschehnisse zugesprochen. Auch den Planeten wurden diverse Eigenschaften nachgesagt: Mars zum Beispiel wurde als „böse, von heißer trockner Natur“282 seiend angesehen. Die Eigenschaften „heiß“ und „trocken“ sind nach der aristotelischen Elementenlehre aber gerade diejenigen des Feuers.283 Im Menschen konnte sich eine vom Mars bedingte „Feuerlastigkeit“ nach damaliger Auffassung im Temperament eines Cholerikers äußern.284 Doch nicht nur auf einzelne Menschen konnten bestimmte Konstellationen wirken, ihnen wurde sogar die Macht zugestanden, das Schicksal ganzer Völker und Reiche zu lenken. Aus den unterschiedlichen Kombinationen von Planeten und Trigonen ergaben sich dann im Laufe der Geschichte auch etliche günstige oder ungünstige Konstellationen, die auf glückliche Umstände oder aber auf Katastrophen hinwiesen. Die Planeten Venus und Jupiter galten als Glücksbringer, während Saturn und Mars Unheil ankündigten. Während eine Zusammenkunft von Saturn und Mars stets Tod und Zerstörung nach sich zog, war eine Konjunktion von Jupiter und Saturn aufgrund der starken positiven Wirkung des ersteren oft ein Hinweis auf ein bevorstehendes freudiges Ereignis. Allerdings konnte das „falsche“ Tierkreiszeichen diese Tendenz auch rasch wieder zum Negativen kippen lassen. Aus astronomischer Sicht waren einige periodische Abläufe der Planetenbegegnungen und der Trigonwechsel bekannt. Cusanus selber verweist beispielsweise auf die Tatsache, dass es alle 238 Jahre, 214 Tage und 12 Stunden zu einer großen Konjunktion von Jupiter und Saturn mit einem Trigonwechsel kommt.285 Das letzte Mal, dass dies vor der Geburt des Nikolaus stattgefunden hatte, war am 29. oder 30. Oktober 1365 gewesen; auch dieses Datum war Cusanus bekannt.286 Als mögliche Quelle bezüglich der Planetenkonjunktionen hat Cusanus im Codex Cusanus 212 (fol. 170r-204r) ein Alcabitius-Kommentar des Johannes von Stendhal vorgelegen.287

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Nach Roth weiß man, dass sich Cusanus während der Niederschrift seiner Weltgeschichte zunächst systematisch bei der Zuordnung von Konjunktionen zu bestimmten Tierkreiszeichen geirrt hat. Weil Nikolaus diesen Irrtum erkannt und behoben hat, kann sein Vorgehen beim Abfassen seiner Weltgeschichte rekonstruiert werden. Während er die Planetenbegegnungen im Skorpion, Wassermann, Stier und Löwen von Anfang an richtig angegeben hat, vertauschte er zunächst die anderen acht Zeichen. Dieser Irrtum fiel ihm aber auf, nachdem er etwas mehr als die Hälfte des Textes „zu Papier gebracht“ hatte. Daraufhin begann er, alle diese Fehler über den Zeilen zu verbessern, und führte anschließend seine Niederschrift mit den korrekten Zuordnungen fort. Im letzten Abschnitt hat sich dann doch wieder ein astronomischer Fehler eingeschlichen, indem Nikolaus dort wieder die Waage und die Zwillinge verwechselte.288 Diese Vorgehensweise lässt darauf schließen, dass der Niederschrift mühevolle Vorarbeiten vorausgingen. „Um die historischen Daten und ihre Chronologie mit den richtigen Sternkonjunktionen zu verbinden, mußte er einen Plan oder eine Tabelle von eigener oder fremder Hand vorliegen haben.“289

Doch nun zum Inhalt. Cusanus beginnt mit dem Datierungsproblem hinsichtlich der Erschaffung des Menschen. Leider waren diesbezüglich die Cusanus zugänglichen Quellen nicht einer Meinung. „Den alfonsinischen Tafeln zufolge war Adam 5508 Jahre vor Christus. Den Hebräern zufolge jedoch 3860 Jahre. Und nach einer anderen lateinischen Berechnung 5199 Jahre.“290

Die Erschaffung der Welt ihrerseits musste mit einem Zusammentreffen aller Planeten – einer so genannten maximalen Konjunktion (maxima coniunctio) – im Widder einhergehen, was den cusanischen Berechnungen zufolge im Jahre 6122 v. Chr. der Fall gewesen sei.291 Eine detaillierte Aufführung aller weiteren von Cusanus behandelten Ereignisse zusammen mit den sie bewirkenden astronomisch-astrologischen Phänomenen würde hier zu weit führen. Deshalb seien aus den zahlreichen angeführten Katastrophen, die mit einer Saturn-Mars-Konjunktion einhergingen, einige Höhepunkte herausgestellt. Die dabei angegebenen Daten stehen nur in einigen Fällen explizit im cusanischen Text; die meisten sind grob aus den astronomischen Angaben des Nikolaus extrapoliert. Die Planetenzusammenkunft von Saturn und Mars im Jahre 2940 v. Chr. habe die Sintflut begleitet.292 Mars und Saturn, die irgendwann zwi-

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schen 1931 und 1813 v. Chr. zusammen im Krebs standen, verwiesen auf die Zerstörung von Sodom und Gomorra.293 Die gleiche Konstellation wird um 1135 v. Chr. für den Untergang Trojas,294 und um 323 v. Chr. für den Tod Alexanders des Großen verantwortlich gemacht.295 Auch die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 sei mit dieser Sternenkonstellation zusammengefallen.296 Die Gründung der Stadt Trier setzt Cusanus auf das Jahr 1971 v. Chr. an,297 welche nach dieser Datierung zu einer der ältesten Städte überhaupt in Europa wurde. Noch Jahre später auf dem Basler Konzil sollte Cusanus diese – durch den assyrischen Königssohn Trebeta vorgenommene – frühe Gründung der Stadt als Argument für den Primat der Trierer Kirche unter den europäischen anführen.298

Zwei Eigenschaften machen das cusanische Fragment der Weltgeschichte zu etwas Besonderem. Zunächst ist da der Versuch – bei dem Nikolaus allerdings zahlreiche Vorgänger hatte –, die Schöpfung durch eine mathematische Annahme berechenbar und somit für den Verstand greifbar zu machen. Wichtiger ist allerdings das bei Cusanus beobachtbare Geschichtsverständnis. Damit ist nicht gemeint, dass der Kueser – wie so ziemlich alle seine Zeitgenossen – überlieferte „Ereignisse“, ob nun biblische oder auch mythologische, als historische Ereignisse anerkannte und verwertete. Nein, es ist die Auseinandersetzung des denkenden Menschen, der nicht mehr am vermeintlichen Ende der Zeit steht, sondern in deren Mitte. Im Text werden nicht bloß juristisch oder theologisch relevante Zeiträume der Vergangenheit erfasst, die auf die Gegenwart hin gedeutet werden, sondern es gibt dort eine über die intuitive Vorstellung des Menschen hinausgehende Auseinandersetzung mit Zeiten, die für den Zeitgenossen nicht unmittelbar von Bedeutung sein mochten. Cusanus gehörte zu den ersten, die mathematisch gestützte Vorhersagen über weit in der Zukunft liegende Naturerscheinungen anstellten. Sicherlich gab es immer wieder „Propheten“, welche das vermeintlich kurz bevorstehende Ende aller Zeiten voraussagten oder auch eine sich in den kommenden paar Jahren ereignende Sonnenfinsternis vorausberechneten; die cusanische Prognose ist, wenngleich recht simpel, doch ein verblüffender Schritt. Nikolaus berechnete, dass die nächste maximale Konjunktion aller sieben Planeten sich im Jahre 2458 im Sternbild Widder abspielen werde. Er kommentiert seine Feststellung mit den Worten: „[...] und ich wundere mich, dass hierüber unsere Magister nichts geschrieben haben.“299

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Mit dem Erreichen dieses Zeitpunktes und Zustandes mehr als 1000 Jahre in der Zukunft hätte die Schöpfung zum wiederholten Male einen vollständigen Himmelsumlauf vollzogen und würde in ihren kosmischen Urzustand zurückkehren. Ein neuzeitlicher Mensch fragt sich, warum dies bisher keiner für denkbar oder denkwürdig gehalten haben mag. Bei den besagten Berechnungen sind allerdings zwei Dinge seltsam. Zum einen verwendet Cusanus einen nicht nachvollziehbaren Zahlenwert für seine Berechnungen der maximalen Konjunktionen: Explizit führt er die Jahre 3164 v. Chr. und 303 v. Chr. an, so dass dadurch die Zeitdauer von 2861 Jahren angenommen scheint. Wenn er aber das bevorstehende Ereignis auf das Jahr des Herrn 2458 datiert, so arbeitet er mit einem Wert von nur 2761 Jahren. Beide Werte – sowohl 2861 als auch 2761 Jahre – erklären dann allerdings nicht den Weltanfang im Jahre 6122 v. Chr.300 Zum andern hat Nikolaus beim Übergang vom Jahre 303 v. Chr. zum Jahre 2458 n. Chr. rein mathematisch gesehen ein Jahr „Null“ berücksichtigt, was es im römischen Kalender gar nicht gibt; eigentlich hätte er hier das Jahr 2459 (oder sogar eher 2559) angeben müssen. Diese „Ungereimtheiten“ schmälern die Bedeutung des cusanischen Gedankens jedoch keineswegs.

KÖLN (AB 1425) Irgendwann zwischen dem 26. März und dem 29. Juni 1425 wurde Nikolaus von Kues an der Universität zu Köln immatrikuliert.301 Die unter dem Rektorat des Peter von Weiler (Petrus de Wiilre) erfolgte Eintragung berichtet u.a. davon, dass Cusanus aufgrund des hohen Ansehens seiner Person ein Gebührenerlass gewährt worden war, was von zahlreichen Historikern als Hinweis gedeutet wird, dass der junge Rechtsgelehrte in Köln selber als Dozent tätig war.302 „Sein Erfolg als Universitätslehrer macht erst das ehrenvolle Angebot des Lehrstuhls für kanonisches Recht in Löwen verständlich, das ihm 1428 die Stadt Löwen überbrachte.“303

In Köln wurde Cusanus zu einem „Schüler“ und lebenslangen Freund des aus Brabant stammenden Heymericus de Campo (um 13951460).304 Letzterer hatte Theologie, zunächst an der Pariser Universität, studiert und setzte seine Studien dann in Köln fort. Am Rhein hielt der Magister Artium parallel dazu Philosophie-Vorlesungen und wurde bald zum bedeutendsten Vertreter des „Albertismus“ in Köln.305 Diese auf Albertus Magnus (um 1200-1280) zurückgehende und nach ihm benannte

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philosophische Richtung stellt einen Weg der Auslegung und Einschätzung der aristotelischen Schriften dar. Ihr steht die Interpretationstradition gegenüber, die auf Alberts Schüler Thomas von Aquin zurückgeht. Heymericus wird üblicherweise auch als diejenige Person angesehen, durch die Nikolaus die Schriften des Raimundus Lullus und des Dionysius Areopagita kennen gelernt habe.306 Aber hier ist zu beachten, dass Cusanus aufgrund der Bekanntheit der beiden Autoren bereits viel früher mit diesen in Kontakt gekommen sein könnte. Die These der Heymericus-Schülerschaft des Cusanus wurde kürzlich von Florian Hamann in ein neues Licht gerückt. Hamann weist darauf hin, dass sowohl der Doktor der Dekrete als auch der Magister der Künste eine „ebenbürtige“ Stellung im akademischen Leben Kölns bekleidet haben dürften. Er geht von einem intensiven Kontakt aus, in dem beide Denker gestanden haben, nimmt allerdings an, dass Cusanus eher philosophische und theologische Privatstudien und Gespräche mit Heymerich verbanden, als ein reguläres Professor-Student-Verhältnis.307 Dahingehend hat Hamann auf drei Themen aufmerksam gemacht, welche sowohl die Konzilsschriften des Heymericus als auch die frühen Schriften des Nikolaus von Kues von denen ihrer Zeitgenossen abheben: die geometrische Theologie, die Lullrezeption und die Koranauslegung.308 Im Kontext der gemeinsamen Auseinandersetzung mit Raimundus Lullus verweist Hamann allerdings auf den historischen Befund, dass Nikolaus bereits drei Jahre vor Heymericus Texte des katalanischen Gelehrten verwendete: Während bei dem Brabanter die frühesten Lull-Zitate erst in seiner Disputatio aus dem Jahre 1433 auftauchen, ist eine Auseinandersetzung mit Lull bei Nikolaus bereits in den frühen Predigten um 1430 feststellbar. Die These der früheren Cusanus-Forschung, „dass Heymerich das Denken Lulls an Cusanus vermittelte“ könne deshalb „nicht als bewiesen gelten“.309 Mit Charles Lohr verweist Hamann schließlich auf die – ebenfalls unbewiesene – Möglichkeit, dass Cusanus bereits während seines Studiums in Italien auf Lull aufmerksam geworden sein könnte.310 Auf die historisch nachweisbaren cusanischen Lullus-Studien werden wir weiter unten im vierten Kapitel ausführlicher zurückkommen. Dionysius Areopagita war für die christlichen Gelehrten des Mittelalters neben der Heiligen Schrift eine der wichtigsten Autoritäten im philosophisch-theologischen Bereich. Diese Bedeutung rührte von einem Missverständnis her. Die Apostelgeschichte berichtet von einer Predigt, die der Apostel Paulus auf dem Hügel Areopag in Athen gehalten hat. Im Zusammenhang mit diesem öffentlichen Auftritt berichtet die Bibel von einigen Bekehrungen, die sich auf eben diesem Areopag ereignet hätten. Die Namen zweier der Bekehrten werden dabei explizit genannt: eine Frau namens Damaris und ein Mann namens „Dionysius, der Areopagit“.311 Mehr berichtet die Bibel über diese beiden frühen Christen nicht.

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Ab dem sechsten Jahrhundert jedoch tauchten Schriften auf, dessen Autor „sich den Namen des Areopagiten Dionysius [...] beilegte“.312 Von den damaligen Lesern wurde nicht bezweifelt, dass es sich bei diesen Werken tatsächlich um solche desjenigen Dionysius, von dem die Bibel berichtete, handeln könnte. Einer der Gründe, dass dem so war, dürfte der folgende sein. Der biblische Dionysius musste in einer der christlichen Urgemeinden eine bedeutende Stellung innegehabt haben; weshalb hätte ihn die Apostelgeschichte sonst namentlich erwähnt? Und tatsächlich gab es in der frühchristlichen Tradition einige „Geschichten“ über den Areopagiten. Noch im vierten Jahrhundert berichtete Eusebius von Caesarea in seiner Kirchengeschichte, dass Dionysius Areopagita nach seiner Bekehrung der erste Bischof von Athen geworden sei.313 Deshalb hatte man auch zwei Jahrhunderte später keinen Grund, an der Autorschaft des Dionysius in der Nachfolge des Heidenapostels zu zweifeln. Man verehrte den – bis heute unbekannten – Autor das ganze Mittelalter hindurch als Schüler des Paulus und somit als einen christlichen Gelehrten und Denker, dessen philosophisch-theologisches Zeugnis ähnlich alt und göttlich inspiriert sei wie die neutestamentarische Überlieferung selbst. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts haben jedoch zahlreiche philologische Studien nahe gelegt, dass es sich bei dem Verfasser der Werke um einen griechisch sprechenden Menschen des ausgehenden fünften oder frühen sechsten Jahrhunderts handeln dürfte, der gedanklich und sprachlich – obwohl durch einen tiefen christlichen Glauben geprägt – in der neuplatonischen Tradition des Proklos (gest. 485) steht.314 Die heutige Wissenschaft bezeichnet ihn aufgrund dieser Erkenntnis zumeist als „Pseudo-Dionysius Areopagita“, oder richtiger als „Dionysius Pseudo-Areopagita“. Cusanus für seinen Teil identifizierte den Verfasser Dionysius allerdings – obwohl ihm immer wieder dessen philosophische Verwandtschaft mit Proklos aufgefallen war –315 zeitlebens mit dem Paulus-Schüler. Um die Zeitverhältnisse aufeinander abzustimmen, ging er davon aus, dass Proklos in der zeitlichen Nachfolge des Dionysius gestanden habe. Explizit behauptete er dies beispielsweise in seinem um 1463 vollendeten Alterswerk Über die Jagd nach Weisheit: „Dionysius folgt Platon und macht auf diesem Feld der Einheit ähnliche Jagdzüge. Er sagt, daß die Negationen, welche als Einschränkungen, die die Erhabenheit anzeigen, bedeutungsvolle Affirmationen sind, wahrer als einfache Affirmationen seien. Proklos aber, der Origines zitiert, folgt zeitlich auf Dionysius. Im Anschluß an Dionysius leugnet er, daß man vom Ersten aussagen könne, es sei das Eine und das Gute, wenn auch Platon dieses so nannte, denn es sei gänzlich unaussagbar.“316

Neben der prägenden Vermittlung der geistigen Welten des Albertus Magnus und vielleicht auch des Dionysius und des Raimundus Lullus ist

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davon auszugehen, dass Heymericus für Nikolaus von Kues noch in einem anderen Bereich vermittelnd tätig geworden ist. Über Heymericus dürften einige frühe Kontakte des Kuesers nach Brabant und später nach Burgund zustande gekommen sein.317 Über diese intellektuelle Verbindung hinaus lassen sich – spätestens für die Zeit im Vorfeld des Trierer Schismas318 ab 1425/26 – auch mittelbare diplomatische Beziehungen über den kurtrierischen Adel nachzeichnen, die bis ins direkte Umfeld des burgundischen Herzogs Philipp (1396-1467), genannt der Gute, führen. Graf Ruprecht319 IV. von Virneburg (1383-1445), der faktische Anführer des Trierer Adels und Förderer Ulrichs von Manderscheid, hatte seine Tochter Genoveva (gest. 1437) mit dem Sohn des Grafen Engelbert I. von Nassau-Dillenburg, Heinrich (1414-1451), verheiratet. Bräutigam und Braut waren sich bereits 1415 als Kleinkinder versprochen worden und hatten 1435 schließlich Hochzeit gefeiert.320 Dies deutet auf langjährige diplomatische Beziehungen zwischen beiden Familien hin. Eine Schlüsselfigur dabei war die Gräfin Elisabeth von Sponheim (1365-1417),321 eine gemeinsame „Tante“ von Ruprecht von Virneburg und Engelbert von Nassau.322 Sie hatte den Heiratsvertrag von 1415 vermittelt.323 Engelbert (1370-1442) war als der jüngere Sohn des Grafen Johann I. von Nassau-Dillenburg (gest. 1416) und seiner Gattin Margareta von MarkKleve eigentlich für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen. So hatte er in Köln studiert, bald auch einige Pfründen innegehabt und wäre vielleicht ein aussichtsreicher Kandidat auf einen einträglichen und einflussreichen Bischofsoder gar Erzbischofsstuhl gewesen. Doch es kam anders. Da seine älteren Brüder bisher allesamt ohne legitimen männlichen Nachfolger geblieben waren und somit die Linie auszusterben drohte, resignierte der bisher nur mit den niederen Weihen versehene Engelbert im Jahre 1403 und heiratete Johanna von Polanen (1392-1445), die Erbin mehrerer Herrschaften in den Niederlanden, unter ihnen diejenige von Breda. Dadurch wurde Engelbert zum Lehnsmann des Herzogs von Brabant, Anton von Burgund (13841416). Da er zudem studiert hatte, stieg er schnell zum einflussreichen Berater und Diplomaten des Grafen und seiner Nachfolger – zuletzt des Herzogs Philipp von Burgund – auf.324 Einige Autoren stellen Engelbert sogar als den eigentlichen Initiatoren der Universitätsgründung in Löwen (1425) heraus.325 Bezüglich der Friedensverhandlungen von Arras zwischen Burgund und Frankreich (1435) nennen die Chroniken den Grafen von Nassau im Gefolge Philipps des Guten.326 Diese Beziehungen des Virneburger Grafen über Engelbert von Nassau zum burgundischen Hof erklären bisher am besten die frühe Intervention Philipps des Guten zugunsten Ulrichs von Manderscheid auf dem Basler Konzil im Rahmen des Trierer Streits.327

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An den Universitäten

Seinen Studienaufenthalt in Köln nutzte Nikolaus schließlich auch für eigene, ausgiebige Bibliotheks- und Archivstudien. Meuthen charakterisiert die Bedeutung dieser Unternehmungen folgendermaßen: „Der Aufenthalt des Cusanus in Köln brachte der Wissenschaftsgeschichte seine berühmten Handschriftenentdeckungen in der Kölner Dombibliothek.“328

Der damalige Dekan des Kölner Domkapitels war kein geringerer als Ulrich von Manderscheid, so dass es sehr wahrscheinlich dieser persönliche Kontakt gewesen sein dürfte, der Nikolaus den „Zugang zu den Bibliotheksschätzen“ eröffnete.329 Wie Cusanus ein Jahrzehnt später in seinem ersten Hauptwerk, der dreibändigen, für das Basler Konzil verfassten Abhandlung Über die allumfassende Eintracht (De concordantia catholica), schreibt, studierte er in der Kölner Dombibliothek u.a. den Codex Carolinus, eine Sammlung von Briefen Papst Hadrians I. (gest. 795) an Karl den Großen und den dazugehörigen Antwortschreiben des Frankenherrschers.330 In der genannten Konzilsschrift zitiert Nikolaus weiter eine Konstantin dem Großen zugeschriebene331 Kaiserkonstitution mit den einleitenden Worten Saluberrima magnificentiae tuae suggestione ... („Durch den sehr heilsamen Vorschlag Deiner Magnifizenz ...“),332 die sich heute noch in der Dombibliothek nachweisen lässt.333 Auch nach dem offiziellen Abschluss seines juristischen Studiums war Nikolaus von Kues also ständig auf der Suche nach vergessenen oder vernachlässigten Rechtstexten, um seine persönliche Sammlung zu vervollständigen.

4. In den Diensten des Trierer Erzbischofs Außerhalb des Erzstifts Trier wussten vor dem Jahre 1430 wohl nur wenige Menschen von der Existenz des kleinen Moseldorfes Kues. Deshalb wurde auch Nikolaus Cryfftz, den wir heute ohne viel Federlesen sofort als Cusanus bezeichnen, von seinen Zeitgenossen keineswegs von Anfang an so genannt. Aus Nicolaus Cancer de Coesze – wie der Rektor der Universität in Heidelberg seinen Namen im Jahre 1416 noch vermerkt hatte – wurde in Italien zunächst Nikolaus von Trier (Nicolaus Treverensis). Die älteste Stadt Deutschlands kannte man bis weit über die Grenzen der heutigen Großregion hinaus, sie hatte einen internationalen Namen, mit dem auch die italienischen Humanisten etwas anfangen konnten. Und schließlich stammte Nikolaus ja auch aus der Erzdiözese Trier und stand bereits als junger Mann im Dienste des zuständigen Kurfürsten und Erzbischofs. In einer am 6. September 1427 von Papst Martin V. gebilligten Supplik nennt sich Nikolaus von Kues sogar „Sekretär des Trierer Erzbischofs Otto [von Ziegenhain] und dessen Prokurator an der Römischen Kurie“.334 Doch bereits die frühere Zuweisung der Kirche St. Andreas in Altrich durch Otto an den ins Trierische zurückgekehrten doctor decretorum Anfang 1425 wird als Indiz gedeutet, dass Cusanus sich vor diesem Zeitpunkt bereits im erzbischöflichen Dienst befunden hat.335

DER JURIST Zwischen 1426 und 1430 finden sich zahlreiche Spuren des Juristen Nikolaus, der in den Trierer Landen als Gutachter, Schiedsrichter und Zeuge auftrat. „Mannigfach begegnet er uns in diesen Jahren als Rechtspraktiker.“336 Bei einer Kundgabe der Notare Wynandus Boell und Everardus Piill, die in Oberwesel am 2. Juli 1426 datiert wurde, fungierte Cusanus als einer von fünf Zeugen. Neben Nikolaus wird Peter van der Meer (Petrus de Mera, gest. 1444), Propst an St. Martin zu Emmerich, als Zeuge genannt, eine Person, die Nikolaus wohl spätestens seit seiner Kölner Zeit kannte und zu dem er später eine gute Freundschaft pflegte.337 Das Dokument behandelt eine Appellation, welche Wessel Swartkop, Propst von Wissel und Rat des Herzogs Adolf von Kleve, im Namen seines Herrn gegen einen Schiedsspruch des Erzbischofs Dietrich von Köln und des Pfalzgrafen Ludwig einbrachte. Dies ist eine Episode des so genannten Märkischen Brüderstreits, der ab dem Jahre 1409 ausgetragen wurde. Be-

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denkt man, dass sowohl der Erzbischof von Köln und der Pfalzgraf bei Rhein als auch der Herzog von Kleve zu den höchststehenden Reichsfürsten gehörten, dann dürfte es auszuschließen sein, dass die Zeugen des Einspruchs wahllos ausgesucht wurden; eher ist die Tatsache, Cusanus hier als Zeugen vorzufinden, als ein Indiz für seinen bestehenden Ruf als Rechtsgelehrten zu werten. Spätestens hier tritt Nikolaus von Kues dann auch persönlich in eine Sphäre ein, in welcher mittelbare politische Kontakte nach Brabant und Burgund greifbar werden. Die beiden streitenden Parteien waren Herzog Adolf II. von Kleve, Graf von der Mark und dessen Bruder Gerhard von der Mark.338 Letzterer, ursprünglich für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen, hatte sich 1409 gegen eine solche entschieden und einen Teil des väterlichen Erbes für sich beansprucht. Da der ältere Bruder den Forderungen Gerhards nicht gänzlich nachkommen wollte, führte dies schließlich zu einem jahrelangen, rechtlich wie militärisch ausgetragenen Streitfall. Immer wieder gab es Vermittlungsversuche zur Beilegung dieser Angelegenheit. Die drei prominentesten Vermittler waren der Kölner Erzbischof, der burgundische Herzog Philipp und der Kaiser Sigismund. Der hier angeführte Widerspruch Adolfs erklärt sich durch die Tatsache, dass der Kölner Erzbischof ein Parteigänger seines Bruders Gerhard war. Erst 1437 kam es zu einem Friedensschluss zwischen den beiden Brüdern: Man teilte sich Herrschaftsgebiete und -titel.339 Adolf und Gerhard waren Vettern des bereits im vorigen Kapitel vorgestellten Engelbert von Nassau-Dillenburg. Der Vater der beiden Brüder, ebenfalls auf den Namen Adolf hörend, war der gemeinsame Bruder von Engelbert III. von der Mark und Margarete, der Gattin Johanns von Nassau. Zudem war der in der oben angeführten Kundgabe Einspruch erhebende Adolf von Kleve seit 1406 in zweiter Ehe mit Maria von Burgund (gest. 1463),340 einer Schwester Philipps des Guten, verheiratet.341 Dieser Sachverhalt erklärt sowohl das Engagement des Burgunders als auch dessen Fehlschlag bei der Vermittlung.

Etwa zur gleichen Zeit – auf jeden Fall vor dem 5. August 1426 – verfasste Nikolaus ein Rechtsgutachten über die Wein-Zollfreiheit der Pfarrkirche von Bacharach am Rhein.342 „Thema des Gutachtens ist die von Winand von Steeg als Pfarrer von Bacharach beanspruchte Zollfreiheit von Weinen der dem St. Andreasstift in Köln inkorporierten Pfarrkirche in Bacharach.“343

Meuthen vermutet den Anlass dieses Begehrens in einem Beschluss der rheinischen Kurfürsten vom 13. Mai 1423 bezüglich der Rheinzölle. Diese Entscheidung sah vor, „daß nämlich keinerlei Güter zollfrei an ih-

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ren Zollstätten vorüberfahren sollten, wenn sie darüber nicht sämtlich übereingekommen seien“. Als Ausnahmen von dieser Regelung werden lediglich genannt „die das von rechte oder friheide wegen haben sollen oder den das von alder gewonheit geburt“.344 Winand (1371-1453) stammte aus dem in der Nähe von Bacharach gelegenen Ort Steeg und hatte eine beeindruckende Laufbahn hinter sich, ehe er 1421 mit der Verwaltung seiner Bacharacher „Heimatpfarrei“ betraut wurde. Er hatte in Heidelberg die Grade eines baccalaureus artium (1396) wie eines baccalaureus in iure canonico (1401) erworben und war anschließend an die 1402 neugegründete Universität in Würzburg gegangen, wo er nach seiner baldigen Promotion zum Doktor der Dekrete bis zum Jahre 1411 als Professor lehrte. Auf dem Konstanzer Konzil vertrat er als Jurist die Stadt Nürnberg und wurde anschließend zeitweise an den Hof des römisch-deutschen Königs Sigismund berufen. 1420 erhielt er ein Kanonikat am St. AndreasStift zu Köln, dem die Pfarrei St. Peter in Bacharach im ausgehenden 11. Jahrhundert inkorporiert worden war.345 Der Wohnsitz Winands in seiner Funktion als Pfarrer von St. Peter befand sich auf dem Gelände des heutigen Bacharacher Posthofs direkt neben der Pfarrkirche. Zudem wird Winand in der regionalhistorischen Literatur das Verdienst zugeschrieben, während seiner Amtszeit (1421-1438) die zuvor mehrmals aufgegebenen Baumaßnahmen an der Bacharacher Wernerkapelle wieder aufgenommen und zu einem Abschluss gebracht zu haben.346

Der Bitte Winands waren insgesamt 69 Gutachter nachgekommen, die ihre Gedanken zu diesem juristischen Problem „zu Papier“ brachten. Das cusanische Gutachten findet sich – undatiert – an 18. Stelle innerhalb der Sammlung.347 Cusanus schreibt: „Nachdem ich, Nikolaus von Kues, Doktor der Dekrete, gefragt wurde, welches Recht im vorliegenden Fall gültig sei, antworte ich, dass von einem Kleriker durch keine Person Gildengebühren, Mautgebühren, usw. verlangt werden dürfen unter den im Gesetz genannten und oben oft angeführten Strafen, es sei denn um des Handeltreibens willen, wie in der Einleitung [dieser Sammlung] gesagt. Deshalb, unter diesem Vorbehalt, habe ich unterschrieben und mein Zeichen hinzugefügt.“348

Die Angelegenheit wurde schließlich von höchster kirchlicher Stelle geregelt. In der ersten Hälfte des Monats August 1426 besuchte der päpstliche Legat in Deutschland, Kardinal Giordano Orsini (um 1360-1438), Bacharach und wohnte in dieser Zeit wohl bei seinem Familiaren Winand von Steeg. Eigentlicher Anlass des hohen Besuches waren die Vor-

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bereitungen zur geplanten Heiligsprechung Werners von Oberwesel (1271-1287), der als vermeintliches Opfer eines jüdischen Ritualmordes im Alter von nur 16 Jahren in Oberwesel den Märtyrertod erlitten haben soll und dessen nach Bacharach überführten Gebeine seitdem von zahlreichen Pilgern verehrt wurden.349 Wohl gleich zu Beginn der Visite präsentierte Winand dem päpstlichen Gesandten die Sammlung der Rechtsgutachten, woraufhin Kardinal Orsini am 5. August eine Entscheidung zugunsten der Pfarrei St. Peter zu Bacharach fällte. Das Rechtsdokument Orsinis wurde der Sammlung angehängt. Letztere hat sich bis heute als Handschrift 12 im Geheimen Hausarchiv des Bayrischen Hauptstaatsarchivs in München erhalten.350 Für die Cusanus-Forschung besonders interessant ist die Tatsache, dass der Codex eine – mittlerweile recht berühmte – Zeichnung enthält, die den jungen Cusanus beim Verfassen seines Rechtsgutachtens zeigt. In den Rand hat der Schreiber den Zusatz „großer Jüngling“ (iuvenis magnus) notiert.351 Ob sich dieser Hinweis auf die Statur oder auf den Bekanntheitsgrad von Nikolaus bezieht, lässt sich leider nicht mehr klären.352 Zu Beginn des Jahres 1428 war Cusanus als Schiedsrichter an einem Verfahren beteiligt, bei dem ein Streitfall über Zehntrechte verhandelt wurde. Sowohl das Trierer Domkapitel und die Abtei von Mettlach als auch das Kartäuserkloster St. Alban vor Trier und der Pfarrer von Niederemmel beanspruchten die Zehntrechte „an Feldern und Weinbergen in den Pfarreien Niederemmel und St. Michael auf dem Berge zu Piesport“353. Die erste Partei wurde vertreten durch den Propst Friedrich von Kröv (Fridericus de Crouia), den Dekan Tilmann von Hagen (Tilmannus de Indagine), den Kanoniker Egidius Wabe de Lemen, den Archidiakon und Kanoniker der Trierer Kirche Wernherus de Petra und den Abt Petrus354 des Klosters Mettlach. Die Gegenseite wurde repräsentiert von Johannes, dem Prior des besagten Kartäuserkonvents und Iohannes de Cosa, dem Pfarrer von Niederemmel. Über die Identität des letztgenannten lässt sich leider nichts Näheres sagen. Das Schiedsrichtergremium bestand aus je zwei Vertretern der beiden Parteien und einem Unparteiischen. Für Trier und Mettlach saßen Propst Friedrich und Dekan Tilmann auf dem Schiedsrichterstuhl. Die Gegenseite hatte Nikolaus von Kues – in der Trierer Abschrift als Nicolaus de Cosa bezeichnet –355 in seiner Funktion als Dekan von St. Florin in Koblenz und einen Magister Conradus de Friburgo als arbitri eingesetzt. Als Unparteiischer war Friedrich von Dudeldorf, Offizial der Trierer Kurie, zugegen. Die Kundmachung des Schiedsspruchs, der eine ausgeglichene Aufteilung der fraglichen Besitzansprüche vorsah,356 fand am

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8. Januar 1428 im Abtshof des Klosters Mettlach in Müstert nahe Niederemmel statt.357 Sowohl Niederemmel als auch Müstert gehören heute zu Piesport. Der direkt neben der Müsterter Allerheiligen-Kapelle gelegene „Mettlacher Hof“ ist bis heute erhalten.358 Im September desselben Jahres erfuhr dieser Schiedsspruch „eine zusätzliche Vereinbarung beider Parteien über die Zehntverteilung“, in welcher Cusanus jedoch nicht mehr namentlich erwähnt wird. Unter den Siegeln befindet sich allerdings dasjenige der Koblenzer Kurie.359 Nachweisbar ist Nikolaus schließlich wieder im Juli 1429 in Koblenz, wo ihn der Propst von St. Florin als einen von zwei Vertretern in einer Rechtsangelegenheit bestellte.360 Am 5. August 1429 fungierte er als Zeuge bei einer Kundgabe des Propstes von St. Paulin vor Trier, die „im Kreuzgang der Kirche des Heiligen Florin“361 in Koblenz vorgetragen wurde. Der Propst, Heinrich mit Namen, nahm als Kommissar des Erzbischofs einen Pfründentausch zwischen Bartholomäus von Holtzbach, Magister Wilhelm von Weghe und Euerhardus de Tyts vor. Neben Cusanus, der als Magister, Dekan von St. Florin und doctor decretorum betitelt wird, befanden sich ein weiterer Doktor des Kirchenrechts, Francko Kedeken de Wesalia Inferiori, sowie die Trierer und Kölner Kleriker Iohannes de Speya, Iohannes Vrouwenberch und Iohannes Beke de Attenborn unter den Zeugen.362 Kurze Zeit später, am 28. November 1429, handelt Nicolaus de Coßa, Dekan von St. Florin, als Subexekutor – d.h. als „stellvertretender Urteilsvollstrecker“ – des zuvor erwähnten Propstes von St Paulin vor Trier, Heinricus Raiscop. Ein gewisser Theodericus de Ackerbach war von Papst Martin V. mit Kanonikat und Präbende an St. Georg in Limburg providiert worden, woraufhin der Limburger Dekan und das Kapitel ihn – Theoderich – auch als Kanoniker zugelassen und ihm einen Sitz im Chor zugewiesen hatten. Den Sitz im Kapitel und die versprochenen Pfründeneinkünfte hatten sie ihm allerdings verweigert. Deshalb wandte sich Theodericus nun mit seiner Klage an Cusanus, der daraufhin mit dem wohl effizientesten Publikationsorgan seiner Zeit die Beklagten aufforderte, die päpstliche Entscheidung umzusetzen und mit dem Schriftstück, das diesen Schritt belege, vor ihm in seiner Wohnung bei St. Florin363 in Koblenz zu erscheinen. Dazu schrieb Nikolaus an alle Plebane, Priester und Notare in Stadt und Diözese Trier und befahl ihnen, „Dekan und Kapitel persönlich oder durch Anschlagung einer Kopie [seines Briefes] am Tor von St. Georg oder der Domkirche zu Trier“ zum Erscheinen in Koblenz aufzufordern.364 Kurze Zeit später ist Cusanus abermals nach Rom aufgebrochen.365

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Wie ein Gerichtsprozess damals in der Praxis ausgesehen haben mag, geht aus einem imaginierten Verfahren hervor, das Cusanus am Ende seines Sermo I entwickelt.366 Hierbei wird der Sündenfall des Menschen verhandelt. Involviert in die Angelegenheit sind neben dem Richter (die heilige Dreifaltigkeit), dem Kläger (Gott) und dem Angeklagten (der Mensch), Beistände der beiden Parteien (die Wahrheit und Gerechtigkeit bzw. der Friede und die Barmherzigkeit), welche die Rechtssache (Anklage wegen Majestätsbeleidigung) sowie Schuldbeweis- und Entschuldigungspunkte vorbringen, die schließlich zu einem zweifachen Richterspruch führen.

„JAGD“ NACH PFRÜNDEN UND BÜCHERN AN MOSEL UND RHEIN Zur Entlohnung für ihre Dienste wurden Klerikern im Spätmittelalter von ihrem Dienstherrn Kirchenämter und damit verbundene Sachgüter, so genannte Pfründen, übertragen. „Soweit mit den zugehörenden Ämtern keine Residenzpflichten verbunden waren, die etwa von der Seelsorge gefordert wurden, ließen sich mit Pfründen auch Ämter „kumulieren“. Bei Seel„sorge“- („Kurat“-)Benefizien mußte man indessen Vikare anstellen.“367

Für eigentlich miteinander unvereinbare Pfründen konnte man beim Papst eine Ausnahmegenehmigung erwirken und sich bereits erworbene Ämter als so genannte Nonobstantien anerkennen lassen, die in der Folge der weiteren Aneignung anderer Benefizien nicht mehr im Wege standen. Genau in dieser Hinsicht war der junge Kueser Jurist Nikolaus ein sehr begabter Sammler, was seine Herkunft aus einer Kaufmannsfamilie nur schwerlich leugnen lässt. Neben der Pfründe in Altrich – der ersten, von der wir wissen –, die Nikolaus nach einem guten Jahre an seinen Bruder abgetreten hat, scheint er ebenfalls recht früh ein Kanonikat mit Präbende an der Kirche St. Simeon in Trier erhalten zu haben. St. Simeon war die zur Kirche umgebaute Porta Nigra, an der man heute noch die ehemalige Apsis erkennen kann. Cusanus erwähnt dieses mit Jahreseinkünften von sechs Mark Silber versehene Amt als Nonobstans in seinem bereits mehrfach erwähnten Bittschreiben vom 29. Mai 1426 um eine erneute Weihedispens für Altrich.368 Meuthen hat in diesem Zusammenhang auf eine merkwürdige Begebenheit aufmerksam gemacht.

„Jagd“ nach Pfründen und Büchern

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„In späteren Urkunden taucht über dieses Kanonikat nichts mehr auf. Am 13. März 1428 wird bei der Provision des Mathias Cancer de Cusa, »Klerikers der Trierer Diözese«, mit Kanonikat und Präbende in Pfalzel als Nonobstans ein Kanonikat mit Präbende an St. Simeon aufgeführt. Soweit ich sehe, ist dieser Blutsverwandte des Cusanus noch unbekannt. Er starb schon in den nächsten Jahren; denn Iohannes Cancer de Cusa, der Bruder des Cusanus, erhielt am 31. August 1430 das durch Tod des Mathias Cancer vakante Kanonikat an St. Simeon.“369

Die Eigenbezeichnung des Cusanus als Prokurator des Trierer Erzbischofs an der Römischen Kurie im September 1427 weist auf einen weiteren Romaufenthalt im Frühjahr und Sommer jenes Jahres hin. Obwohl historisch nicht gesichert, so steht doch zu vermuten, dass der Auftrag des Kueser Juristen u.a. in der Klärung einer Streitsache im Rahmen der von Erzbischof Otto unternommenen Reformbestrebungen im Erzstift Trier bestand. Otto hatte als Vertreter der Trierer Kirche am Konstanzer Konzil teilgenommen und kurz nach der Inbesitznahme der Trierer Kathedra die von der Kirchenversammlung vorgeschlagene Reform der geistlichen Institutionen in seiner Diözese in Angriff genommen.370 Im Jahre 1421 hatte er den Kartäuser Johannes Rode, einen Vorkämpfer der Klosterreform, zum Abt des Trierer Benediktinerklosters St. Matthias erhoben. Diese Maßnahme führte bald zu Konflikten. Vor allem die Trierer Benediktinerabtei St. Maximin widersetzte sich vehement einer Einflussnahme von außen. Mit Verweis auf ihre (bereits im 12. Jahrhundert aufgehobene) Reichsunmittelbarkeit sowie ihre (historisch nicht nachweisbare) Exemption verweigerten die Mönche von St. Maximin den erzbischöflichen Visitatoren Johannes de Monte, Friedrich von Dudeldorf und Johannes Rode die Kooperation. Stattdessen meldeten sie in Rom einen Protest an, der am 6. Juni 1426 zu einem vorläufigen apostolischen Verbot jedes weiteren Vorgehens gegen die Abtei St. Maximin führte.371 Gegen diese Entscheidung wiederum appellierte der Erzbischof, woraufhin ihm Papst Martin V. am 29. Mai 1427 schließlich den Auftrag erteilte, alle Trierer Klöster und Stifte – ob nun exempt oder nicht – einer Visitation zu unterziehen.372 Zum Zeitpunkt der Ausstellung dieser Vollmacht weilte Cusanus bereits mehrere Wochen am päpstlichen Hof. Deshalb liegt es nahe, anzunehmen, dass er zugunsten Ottos in dieser Angelegenheit beim Heiligen Stuhl interveniert hatte. Dies würde bedeuten, dass Nikolaus, der sich später sehr intensiv für eine Kirchenreform einsetzen sollte, bereits während seiner frühen Tätigkeit in Trier mit diesem Thema in Berührung gekommen war. Ein früher Kontakt zum Reformabt Rode ist vor diesem Hintergrund ebenfalls plausibel.

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„Zwar ist nirgends die Rede von einer persönlichen Begegnung oder Beziehung des damals 26 Jahre zählenden Nikolaus zu dem um etwa 17 Jahre älteren Abt von St. Matthias, aber die gemeinsame Arbeit im Auftrag des Erzbischofs läßt geradezu mit Gewißheit schließen, daß der Sekretär und Prokurator vor seiner Abreise nach Rom mit den Visitatoren über das fehlgeschlagene Unternehmen in St. Maximin gesprochen hat und auch weiterhin mit ihnen in Verbindung blieb.“373 Der Historiograph der Rodeschen Klosterreform, Petrus Becker,374 weist in diesem Kontext zudem darauf hin, dass auch bereits recht früh einige St. Mattheiser Handschriften in den Besitz oder zumindest den Gebrauch des Cusanus gelangt sein könnten. Zur Diskussion wurden dahingehend die heutigen Codices Cusani 29, 31, 52 und 159, die Handschriften 3819-20, 10615-729 und 11196-97 der Königlichen Bibliothek von Brüssel, sowie der Londonder Codex Harleianus 2773 gebracht.375 Die Manukripte, welche vorrangig kanonistische und historische Werke enthalten, werden als eine „Handschriftengruppe“ beschrieben, die „um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Skriptorium des Klosters St. Eucharius-St. Matthias in Trier entstanden“376 sein soll. Becker geht davon aus, dass diese Handschriften dem Cusanus en bloc zugänglich wurden. Diese Annahme würde eine zeitliche Einordnung als Antwort auf die Frage erlauben, wann Nikolaus von Kues die besagten Handschriften erwarb. „Einen guten Anhalt zur Beantwortung gibt ein Brief des Ambrogio Traversari aus Florenz vom 19. Januar 1433 an den späteren Kardinal. Aus ihm ergibt sich, daß damals schon der heutige Bruxell. 10615-729 im Besitz des Cusanus war. Man wird dann aber schließen dürfen, daß auch die gesamte Gruppe damals erworben war. Bedenkt man die Aufgaben in Ottos von Ziegenhain Reform und des Manderscheiders Angelegenheit, die seit 1427 bzw. 1430 den St. Mattheiser Abt und Nikolaus von Kues miteinander verbanden, dann ist anzunehmen, daß es nicht bei rein dienstlichen Beziehungen zwischen den beiden Männern blieb, sondern auch die geistigen und geistlichen Interessen ins Gespräch kamen, und dabei spielten Bücher eine Hauptrolle.“377 Am 3. Januar 1432 wurden der Klosterreformer Johannes Rode und der Jurist Nikolaus von Kues als offizielle Vertreter des Trierer Klerus auf das Konzil nach Basel entsandt, dem beide am 29. Februar inkorporiert wurden.378 Vor dem Hintergrund eines solchen Beziehungsgeflechtes erscheint die Nominierung eines an der päpstlichen Kurie in der Reformsache erfolgreichen Vermittlers Cusanus als Schiedsrichter der Trierer Kartäuser im oben angesprochenen Streit um Zehntrechte in Niederemmel und Piesport (Anfang 1428) sogleich in einem anderen Licht.

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Neben den Angelegenheiten seines Trierer Dienstherrn erledigte Nikolaus 1427 in der Papststadt auch eigene „Geschäfte“. Zum einen traf er sich mit den Humanisten des päpstlichen Hofes, denen er von Handschriftenfunden in Deutschland berichtete.379 Zum anderen intervenierte er beim Papst hinsichtlich verschiedener Pfründenangelegenheiten. Beide „Geschäfte“ scheinen dabei eng miteinander verknüpft gewesen zu sein. Den ältesten bekannten Hinweis auf Cusanus bei den italienischen Humanisten liefert ein Brief des bedeutenden italienischen Renaissancehumanisten Gianfrancesco Poggio Bracciolini (1380-1459) an seinen Freund Niccolò Niccoli (1364-1437) vom 17. Mai 1427. Poggio wirkte seit 1404 an der päpstlichen Kurie und begab sich regelmäßig in Klosterbibliotheken auf die Suche nach Klassikertexten der lateinischen Antike.380 Ab 1423 bekleidete er den einflussreichen Posten des Sekretärs der päpstlichen Kanzlei. Wahrscheinlich 1424 trat er in Verhandlungen mit Heinrich von Grebenstein, einem Mönch aus Hersfeld, damit dieser ihm Klassiker-Handschriften aus Deutschland besorge. Etwa zur gleichen Zeit könnte auch Nikolaus von Kues sowohl mit Poggio als auch mit dem Grebensteiner, der sich von Mai bis Juli 1424 ebenfalls in Rom aufhielt, in Beziehung getreten sein.381 In dem eingangs genannten Schreiben von Mitte Mai 1427 berichtet der toskanische Gelehrte seinem Landsmann neben anderen Geschehnissen auch von den Bücherfunden, die einem gewissen Nicolaus Treverensis in Deutschland gelungen waren. Dass es sich auch bei diesem Nikolaus von Trier um Cusanus handelt, hat Alois Meister bereits 1896 nahe gelegt.382 Poggio schreibt:

„Als ich bezüglich der Geschichte des Plinius jenen Nikolaus von Trier vieles fragte, fügte er zu dem, was er mir gesagt hatte, hinzu, er habe einen hinreichend großen Band der Geschichten des Plinius. Als ich daraufhin sagte, er möge doch zusehen, ob es nicht die Naturgeschichte sei, antwortete er, er habe auch dieses Buch gesehen und gelesen, aber es sei nicht jenes, worüber er spreche: in ihm seien nämlich die Kriege Germaniens enthalten. Wie weit man ihm glauben darf, werde ich beurteilen, sobald ans Licht gekommen ist, was er berichtet über Ciceros „Über den Staat“ und die übrigen; bis dahin bezweifle ich weder noch vertraue ich auf seine Worte; er ist nämlich gelehrt und, wie es scheint, in keiner Weise ein Schwätzer oder trügerisch. Wie ich höre, wird er rasch in seine Heimat zurückkehren, (aber bald) wieder an die Kurie zurückkehren; dann werden wir alles offener wissen. Es ist ein Brief vorhanden von einem gewissen Ge-

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fährten, dem er die Sorge für Bücher übertragen hat, er habe die Bücher nach Frankfurt geschickt, damit sie von da nach Venedig gebracht werden.“383

Derselbe Brief enthält auch Angaben über ein Handschriften-Inventar, das Poggio von Heinrich von Grebenstein erhalten hatte. Allerdings beschwert sich der Briefeschreiber darüber, dass der Deutsche ignorant gegenüber den humanistischen Studien sei und alles in seinem Inventar verzeichnet habe, was ihm nicht bekannt gewesen sei, in der Annahme, dass auch seine italienischen Auftraggeber diese Schriften nicht kennen würden. Der Hersfelder Mönch sei auf das durch den Buchhandel in Aussicht gestellte Geld angewiesen, habe aber neben einigen kurzen und daher eher unwichtigen Tacitus-Texten nichts Besonderes anzubieten. Man müsse eben Schritt für Schritt vorgehen, da man es mit Barbaren zu tun habe, die zudem noch voller Argwohn seien.384 Das in dem vorstehend zitierten Textauszug Mitgeteilte lässt darauf schließen, dass sich Nikolaus von Kues im Mai 1427 bereits seit einiger Zeit in Rom aufhielt und ein persönliches Gespräch mit Poggio geführt hatte, in dem er ihm von seinen Bücherfunden in den deutschen Bibliotheken berichtete. Offenbar hatte Cusanus die Bücher jedoch nicht mit nach Italien genommen, sondern bei einem „Geschäftspartner“ deponiert. Dass Poggio dem Adressaten über „jenen Nikolaus von Trier“ (Nicolaum hunc Treuerensem) berichtet, lässt darauf schließen, dass Cusanus dem Niccolò Niccoli damals schon zumindest namentlich bekannt gewesen sein muss.385 Beachtenswert ist die Erwähnung des plinischen Werkes über die Germanenkriege, einer heute nicht mehr erhaltenen Schrift des großen römischen Naturforschers. Was mit der von Cusanus feilgebotenen Handschrift der genannten Historiae des Plinius (gest. 79) geworden ist, bleibt rätselhaft. Das zweite große Werk, das in Poggios Brief angesprochen wird, ist Ciceros Respublica. Wir wissen aus einem anderen Kontext, dass die besagte Handschrift um 1426 von einem Sekretär des Kardinals Orsini aufgefunden worden war. Diesen Sekretär – den man lange Zeit als Cusanus erkannt zu haben glaubte –386 hat die Forschung mittlerweile in der Person des bereits weiter oben im Rahmen des Bacharacher Zollrechtsstreits erwähnten Winands von Steeg identifiziert.387 Demnach spricht einiges dafür, dass beide Doktoren in diesem Buchhandel zusammengearbeitet haben. Das Rechtsgutachten, das Cusanus dem Pfarrer von Bacharach Mitte 1426 zuteil werden ließ, kann vor diesem Hintergrund wohl als Freundschaftsdienst betrachtet werden. Von hier ist es dann auch nicht weit anzunehmen, dass der in Poggios Brief angedeutete „gewisse Gefährte“ des Ni-

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kolaus eben jener Winand von Steeg gewesen sein könnte.388 Den sicherlich lukrativen Buchhandel mit den Italieniern hat der Kueser auch noch während des Basler Konzils fortgeführt.389 Dass Cusanus tatsächlich auch in Pfründenangelegenheiten in Rom weilte, erfahren wir ebenfalls indirekt von Poggio. Aus einem zweiten Brief, den er knapp zwei Wochen später, am 31. Mai 1427, an Niccoli schrieb, vernehmen wir einiges darüber, wie man zunächst am päpstlichen Hof mit Nikolaus umgegangen ist. „Nikolaus von Trier wird so behandelt, dass er sich schämt und es bereut, an die Kurie gekommen zu sein. Nichts hat er nämlich vom Papst bekommen, so dass er sich zornig von uns und den Bücher zurückzieht. So bringen es die Zeitverhältnisse mit sich. Dennoch wird er gebeten, er möge Italien wenigstens den ‚Staat‘ zurückerstatten. Ich allein wollte (schon) irgendeinen nach Deutschland schicken, der sich darum kümmerte, dass die Bücher hierher gebracht werden; aber es wollen diejenigen nicht, die nicht wollen dürfen, aber wollen müssten.“390

Der Bericht schildert einen von Misserfolgen und schmählicher Behandlung frustrierten Cusanus, der kurz davor stand, sämtliche Geschäftskontakte und seine Zelte in Rom abzubrechen und nach Hause zurückzukehren. Bald schon sollte sich das Blatt allerdings wenden und knapp sechs Wochen später sah die Sache dann ganz anders aus. In den Monaten Juli bis September wurde der immer noch – oder wieder – in Rom weilende Nikolaus von Kues „mit einem wahren Pfründensegen [...] überschüttet“391. Dass Poggio bei diesem Wandel die Finger mit im Spiel gehabt hatte, ist eine keinesfalls abwegige Vermutung. Über mögliche Motive des Kanzleisekretärs mutmaßend, kommt Schnarr zu der Ansicht, dass Poggio entweder der Grund für die anfänglichen Fehlschläge des Cusanus oder aber der Förderer der späteren Provisionen gewesen sein könnte. Ersteres wäre aufgrund des Poggio zuzutrauenden Charakterzuges zu erklären, „daß er die Bittsteller an der Kurie für seine Zwecke unter Druck gesetzt, wenn nicht gar erpreßt hat.“392; letzteres könnte mit dem möglicherweise von Cusanus hinterlassenen Eindruck einhergehen, „daß es sich lohnte, diesen gebildeten Deutschen zu fördern und ihn auf seiner Laufbahn voranzubringen“393. So oder so ereigneten sich in jenem Sommer die nachfolgenden Pfründenzusicherungen seitens des Papstes an Nikolaus von Kues.

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Am 12. Juli 1427 übertrug ihm Papst Martin V. die Pfarrkirche St. Gangolf in Trier. Diese war kürzlich durch den Tod des Papstfamiliaren Johannes von Remagen, der zuletzt die Funktion eines Subkollektors der apostolischen Kammer inne hatte, frei geworden.394 Nicolaus Cancer erhielt laut einem Eintrag im Annatenregister der apostolischen Kammer vom 11. August die entsprechende Provisionsbulle.395 „Die jährlichen Einkünfte der Kirche wurden dabei auf 4 Mark Silber taxiert. Derartige Angaben in den kurialen Registern sind aber mit Vorsicht aufzunehmen; denn bei der Aufführung als Nonobstans in Suppliken und Bullen der folgenden Monate wurden die Einkünfte am 16. August mit 8 Mark Silber, am 6. September, am 16. Dezember und am 28. Dezember mit 12 Mark Silber angegeben.“396

Zu dieser Provision gesellte sich am 16. August 1427 eine Reservierung der Dekanei der Liebfrauen-Kirche in Oberwesel am Mittelrhein. Der bisherige Dekan Peter Elner sei in das Augustinerkloster St. Marien in Neuss eingetreten. Deswegen sei zu erwarten, dass „die Dekanei vakant werde, sobald er Profeß geleistet, sein Probejahr beendet oder das Ordenskleid empfangen und drei Tage getragen habe.“ Der Papst erklärte, Cusanus den Dekansposten reservieren zu wollen, falls eine Vakanz auf die genannte Weise „oder sonstwie außer durch Tod“ Peters eintrete. Die Einkünfte von Dekanat, Kanonikat und Präbende würden sich zu 20 Mark Silber jährlich summieren. Der Papst befahl „dem Erzbischof von Trier, dem Kapitel von Liebfrauen und wem immer Übertragung, Provision, Präsentation oder anderweitige Verfügung über den Dekanat zustehen, nichts gegen diese Reservation zu unternehmen.“ Die kurz zuvor erteilte Provision mit St. Gangolf stünde der jetzt ausgegebenen Reservation nicht entgegen. Schließlich erklärte der Papst, er habe Nikolaus von Kues eine lebenslange Dispens „zum gleichzeitigen Besitz der Dekanei und der Pfarrkirche St. Gangolf oder zweier anderer Kurat- oder sonstwie inkompatibler Benefizien einschließlich Pfarrkirchen und postpontifikaler Dignitäten an Metropolitan-, Kathedral- und Kollegiatskirchen“397 erteilt.398 Mitteilung von dieser päpstlichen Entscheidung erging mit demselben Datum an den Bischof von Alet und die Dekane von St. Kastor in Koblenz und St. Georg in Köln.399 Vereinfacht ausgedrückt erhielt Nikolaus vom Papst das Recht, zeit seines Lebens gleichzeitig zwei kirchliche „Vollzeitjobs“ anzunehmen ohne die Verpflichtung, die damit eigentlich verbundene Arbeit auch tatsächlich erbringen zu müssen.

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Wie es scheint, hat Cusanus, obwohl er sich sein Anrecht auf die Pfründe in der Folge noch mehrmals bestätigen ließ, das Dekanat an Liebfrauen in Oberwesel nie in Besitz genommen. Am 13. September 1427 billigte der Papst eine von Cusanus eingebrachte juristische Ergänzung der Provision, durch die eine Anfechtung der Reservierung durch Dritte verhindert werden sollte.400 Im Oktober 1427 machte Nikolaus den Papst darauf aufmerksam, dass die Statuten von Liebfrauen in Oberwesel vorsehen würden, dass ein angehender Dekan vorher bereits Kanoniker mit Präbende an der Kirche gewesen sein müsse und dass er bei Inbesitznahme des Dekanats das Kanonikat verlieren würde. In dieser neuerlichen Supplik bat Nikolaus den Papst deshalb um eine Ausnahmegenehmigung, so dass die genannten statuarischen Bestimmungen der aufgrund „apostolischer Gunst“ erlangten Provision nicht entgegenstünden. Martin V. billigte die Bitte am 21. Oktober.401 Dieses Vorgehen wurde von einigen angefochten, weshalb Nikolaus den Papst in dieser Angelegenheit innerhalb kürzester Zeit – am 8., am 19. und am 28. Dezember 1427 – gleich dreimal um eine Erklärung bat.402 „Als der Papst für Nikolaus die Oberweseler Dekanei reservierte, war allerdings schon der erzbischöfliche Siegler von Koblenz, Peter von Hayne, in ihren Besitz eingetreten.“403 Peter von Hayne wird spätestens ab dem 1. September 1427 als Dekan genannt.404 Ihm folgte offenbar der Doktor des Kirchenrechts Helwig von Boppard, der am 10. September 1430 als Oberweseler Dekan erwähnt wird.405 Der Trierer Erzbischof Otto von Ziegenhain scheint in dieser heiklen Angelegenheit wohl recht schnell eine diplomatische Lösung herbeigeführt zu haben. Für seine Dienste für den Kurfürsten und das Stift, „insbesondere aber da er auf Wunsch Ottos die Dekanei an Liebfrauen zu Oberwesel aufgegeben“ habe, hatte der Erzbischof dem „Meister Niclais von Cose“ zu einem heute unbekannten Zeitpunkt „eine jährliche Rente von 50 rheinischen Gulden aus dem Siegelamt zu Koblenz zugesprochen“. Wir wissen von dieser Vereinbarung durch eine Kundgabe des Trierer Bischofselekten und „Nachfolgers“ Ottos, Ulrich von Manderscheid, vom 7. September 1431, in der dieser die getroffene Vereinbarung nochmals bestätigte.406 Nichtsdestoweniger hat sich Cusanus seinen Anspruch auf das Dekanat der Oberweseler Liebfrauenkirche auch zwei Monate nach dem Tode von Erzbischof Otto – also einige Zeit nach der gerade angesprochenen „Tauschvereinbarung“ – nochmals indirekt vom Papst bestätigen lassen, indem er es in einer Supplik im April 1430 als Nonobstans anführte.407 „Nachdem er die Dekanei aufgegeben hatte, ließ er sich die Rechtsverbindlichkeit der päpstlichen Provision also auch jetzt noch weiter bestätigen. Das konnte durchaus im Einvernehmen mit dem neuen

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Inhaber und dem Erzbischof geschehen sein, um einem Dritten bei etwaiger Vakanz den Eintritt zu sperren.“408 In der Folge scheint die versprochene Rente vom Koblenzer Siegelamt jedoch nicht immer ordnungsgemäß ausbezahlt worden zu sein. Zumindest beschwerte sich der Kardinal Cusanus 23 Jahre später in einem Brief vom 9. Oktober 1453 an den Trierer Erzbischof Jakob von Sierck (um 1398-1456) darüber, dass er seit dessen Regierungsantritt (1439) nichts von dem ihm zustehenden Geld bekommen hätte.409

Im Spätsommer 1427 wurde Cusanus auch die wohl wichtigste Pfründe seiner jungen Jahre übertragen. Am 6. September 1427 billigte Papst Martin V. die Bitte des Cusanus um Provision mit Dekanat, Kanonikat und Präbende an St. Florin in Koblenz.410 Diese seien durch den Tod des bisherigen Inhabers, Dietrich von der Hohenminne (Theodericus de Altoamore), vakant geworden. Dietrich wird dabei als Familiare des Papstes bezeichnet, und wir erfahren, dass er an der Kurie verstorben ist. Aus der Supplik, in der sich Cusanus, wie bereits erwähnt, als Sekretär des Trierer Erzbischofs und dessen Prokurator an der römischen Kurie bezeichnete, ergeben sich noch weitere aufschlussreiche Informationen. Das mit Seelsorge verbundene Dekanat „bringe mit Kanonikat und Präbende jährlich 30 Mark Silber ein.“ Diesem Vorhaben sollen weder die Provision mit St. Gangolf in Trier noch die Reservierung in Oberwesel entgegen stehen. Darüber hinaus erbat Cusanus vom Papst eine Dispens, „zeitlebens beide Dekanate behalten“ zu dürfen oder beide „aufgeben und gegen zwei andere inkompatible Benefizien vertauschen zu können“. Für dieses Privileg sei er bereit, auf St. Gangolf zu verzichten.411 Der Papst genehmigte alle Punkte, um die Nikolaus ihn gebeten hatte. „Den Eid auf die Statuten und Gewohnheiten der genannten Kirche“ St. Florin in Koblenz dürfe Cusanus „in Abwesenheit durch einen Prokurator leisten lassen und später persönlich nachholen“. Mit der Inbesitznahme der Ämter in Koblenz werde zudem die Trierer Pfarrkirche St. Gangolf wieder als vakant angesehen. 412 Gleichzeitig mit dieser Genehmigung an Nikolaus ließ Martin V. abermals „an den Bischof von Alet und die Dekane von St. Georg in Köln und St. Kastor in Koblenz“ schreiben. Der Papst teilte ihnen mit, er habe Nicolaus de Cusa das Dekansamt an St. Florin übertragen und befahl, ihn oder seinen Prokurator „in den Besitz einzuführen.“413 Die Expedition dieser Bulle erfolgte am 7. November 1427.414 Man mag sich hier allerdings fragen, was der Bischof von Alet, einer südwestfranzösischen Ortschaft am Fuße der Pyrenäen, mit der Provision eines

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Dekanats in Koblenz oder der Reservierung eines solchen in Oberwesel zu tun hatte. Der damalige Bischof von Alet, Peter Assalbit, wirkte nicht in seinem Bistum, sondern an der Römischen Kurie. Er war päpstlicher Sakristan und Magister des Supplikenregisters.415 Somit erhielt er die päpstlichen Mitteilungen zur Archivierung und Aktualisierung des Registers, ohne dabei aktiv in die Ausführung des in den Schreiben Befohlenen involviert zu sein.

Das Stift St. Florin in Koblenz blickte in den Lebensjahren des Cusanus auf eine schon mehrere Jahrhunderte alte Geschichte zurück. Bereits in merowingischer Zeit (6. Jahrhundert) existierte in Koblenz eine Königspfalz innerhalb der Stadtmauern. Diese wurde in der Folge von den Karolingern (ab dem späten 8. Jahrhundert) übernommen. Spätestens seit dieser Zeit verfügte die Pfalz über eine eigene Kapelle, an der sehr wahrscheinlich „mehrere Geistliche [...] angestellt“ waren. Spätestens im 10. Jahrhundert war diese Kirche zu einem eigenständigen Stift unter dem „Patrozinium“ der Muttergottes geworden. Um das Jahr 940 schließlich hatte der Herzog Hermann I. von Schwaben (gest. 949), in dessen Besitz sich u.a. die Burg Montabaur befand, dem Koblenzer Muttergottes-Stift die Kirche von Montabaur samt Zehnteinkünften geschenkt. Einiges deutet darauf hin, dass er, der ebenfalls Gaugraf von Rätien war, zur gleichen Zeit einen Teil der Reliquien des Heiligen Florinus von Remüs im Engadin nach Koblenz überführen ließ und somit ein zusätzliches Patrozinium begründete.416 Der heilige Florinus wird erstmals im Jahre 949 als einer der beiden Patrone des Stifts genannt – an zweiter Stelle nach der Muttergottes.417 Allmählich setzte sich jedoch die alleinige Benennung „St. Florin“ durch. „Diese Bezeichnung war einfacher als die Angabe beider Patrone, verlor aber dadurch nicht an Eindeutigkeit, da es kein anderes Stift gab, mit dem man es hätte verwechseln können.“418 Lenken wir unsere Aufmerksamkeit wieder ins Rom des Spätsommers 1427. Es dauerte nicht lange, bis man auf die St. Gangolf betreffende Verzichtserklärung des Cusanus zurückkam. Bereits drei Tage später, am 9. September 1427, billigte der Papst eine Bitte des Kardinals Giordano Orsini, der um Verfügung über die von Nicolaus Crebiß de Kußa gehaltene Pfarrkirche St. Gangolf in Trier fragte. Da die genannte Trierer Pfarrkirche durch die päpstlichen Bestimmungen mit der cusanischen Besitznahme des Dekanats von St. Florin wieder frei würde, wolle er, Kardinal Orsini, sie für seinen Familiaren Peter Schilling, Kleriker der Diözese Mainz, reservieren lassen.419 Durch einen Eintrag im Annatenregister der apostolischen Kammer vom Heiligabend 1427 verpflichtete sich der besagte Peter Schilling zur Zahlung der Annaten für die ihm am vorangegangenen 9. September übertragene Pfarrkirche St. Gangolf in Trier, die durch die Erlangung des Dekanats von

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St. Florin zu Koblenz durch den jetzigen Inhaber, Nicolaus de Cusa, decr[etorum] doct[or], frei werde.420 Zusammen mit der Berichtigungsanfrage für die Reservierung des Dekanats von Liebfrauen in Oberwesel brachte Nikolaus ebenfalls die Bitte nach einer juristischen Ergänzung der Provision mit der Dekanei von St. Florin ein. Diese Änderungsanfrage zielte auf einen Formfehler, wodurch die Provision möglicherweise hätte anfechtbar werden können. In der Supplik hatte Cusanus behauptet, bei beiden Dekanaten – sowohl demjenigen an Liebfrauen als auch dem an St. Florin – handele es sich um ähnliche Dignitäten. In Oberwesel jedoch sei das Dekanat oberste Dignität, während dies in Koblenz nicht der Fall sei; dort stand der Propst dem Stift vor und nicht der Dekan. Damit aufgrund dieser fehlerhaften Behauptung die Supplik nicht unwirksam werde, bat Nikolaus um eine entsprechend abgeänderte Formulierung in der Provisionsbulle.421 Papst Martin V. kam der Bitte wie im Falle von Oberwesel ebenfalls am 13. September 1427 nach.422

Cusanus hatte sich auch fünf Jahre nach seinem Studienabschluss immer noch nicht zum Priester weihen lassen. Deshalb ersuchte er am 22. Juni 1428 den Papst abermals um eine Weihedispens, damit er seine Benefizien, für die eigentlich eine höhere Weihe erforderlich war, noch weiterhin behalten durfte. Martin V. billigte ihm die beantragte Dispens für sieben Jahre.423 Nikolaus hielt sich nach der Übernahme des Dekanats von St. Florin regelmäßig in Koblenz auf. Neben den frühen Predigten, die er ab 1430/31 in Koblenz hielt,424 sind auch einige seiner Amtshandlungen vor Ort dokumentiert. Aus der Erledigungsmitteilung der Streitsache um Theoderich von Ackerbach wissen wir bereits, dass Cusanus spätestens ab Ende 1429 in der Nähe des Florinsstiftes in Koblenz eine Wohnung besaß. Auf ein längeres Verweilen in der Stadt am Zusammenfluss von Mosel und Rhein deutet auch eine Kundgabe vom 4. Juli 1429 hin. Durch diese bestellte der Propst von St. Florin, Tilmann Johel de Lynss, seinen Dekan Nicolaus de Cosa zusammen mit Helwig von Boppard, den Dekan von St. Marien in Oberwesel (also den Inhaber der Stelle, die sich Cusanus mehrmals hatte reservieren lassen), zu Subdelegaten in einer juristischen Angelegenheit. Da Tilmann als päpstlicher Konservator der Rechte von Dekan und Kapitel von St. Kastor in Koblenz aufgrund wichtiger Geschäfte für den Trierer Erzbischof verhindert sei, sollten die beiden genannten Magister eine Streitsache des Stiftes St. Kastor gegen den Abt, den Dekan und das Kapitel des Klosters Malmedy vertreten.425 Persönlich brachte Nikolaus dem Papst am 4. April 1430 in St. Apostel zu Rom seine Bitte um eine neue Provision mit Kanonikat und Präbende an St. Florin in Koblenz vor. Er habe diese durch den Ordinarius erlangt, da sie

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nach dem Tod des außerhalb der Kurie verstorbenen Heinrich von Hagen (Henricus de Indagine) frei gewesen sei. Der Hinweis auf das Eintreten des Todes außerhalb der Kurie zielte auf das Vorrecht des Papstes, die Ämter von an seinem Hofe verstorbenen Personen eigenmächtig neu verteilen zu dürfen,426 ein Privileg, von dem Cusanus, wie gesehen, vorher bereits einige Male profitiert hatte. Bei außerhalb der Kurie entstehenden Vakanzen oblag die Provision in der Regel zunächst dem lokalen Kapitel, seinen Vertretern oder etwa „regionalen“ Würdenträgern (wie z.B. dem zuständigen Abt oder Bischof). Aus Zweifel an der Rechtskraft der Übertragung bat Cusanus den Papst nun vorsichtshalber nochmals um Provision mit der besagten Pfründe. Als weitere Benefizien, die er innehabe, welche aber der beantragten Pfründe nicht entgegen stehen sollten, gab er neben dem Dekanat von St. Florin ein Kanonikat mit Präbende an St. Kastor in Karden, die ständige Vikarie am St. Mauritius-Altar im Propsteihaus von St. Paulin vor Trier sowie die „kraft apostolischer Autorität“ verliehene Provision mit dem Dekanat von Liebfrauen in Oberwesel an. Martin V. billigte die Provision der mit 10 Mark Silber dotierten Zusatzpfründe in Koblenz per concessum.427 Das von Cusanus in seiner Supplik vom April 1430 unter den Nonobstantien vorgetragene Kanonikat mit Präbende an St. Kastor in Karden führte kurze Zeit später zu einem Rechtsstreit mit Peter Schilling de Heymbach, Kleriker der Diözese Mainz. Der Familiare Kardinal Orsinis, der bereits als Nachfolger des Cusanus in St. Gangolf zu Trier eingesetzt worden war, beanspruchte nun ebenfalls das durch den Tod des Nikolaus von Winningen frei gewordene Kanonikat in Karden gegen den Kleriker Nicolaus Crebß de Cusa. In zwei Suppliken bat Schilling den Papst – gesetzt den Fall, das angerufene päpstliche Gericht spreche das Amt keinem der beiden zu – um Provision mit der genannten Pfründe an St. Kastor in Karden. Am 23. Juli und 19. August 1430 billigte Martin V. die Anfragen Schillings.428 Damit war der Streitfall jedoch noch keineswegs beigelegt. Meuthen berichtet über den weiteren Fortgang der Affäre. „In dem vor einem Rota-Auditor anhängigen Verfahren wurde ohne Endbescheid festgestellt, daß weder der Kleriker Nycolaus Cancer de Cußa noch Petrus Schilling, ›Kleriker der Mainzer Diözese‹, eindeutiges Recht auf Kanonikat und Präbende habe. Dieser bat darauf am 19. November 1433 [den neuen Papst] Eugen IV. um Befehl an den Rota-Auditor, ihm Kanonikat und Präbende zu übertragen, die jährliche Einkünfte von 8 Mark Silber hatten.“429 Als „Römische Rota“ bezeichnet man den ab dem 14. Jahrhundert etablierten päpstlichen Gerichtshof, an den berühmte Lehrer der Rechte als Richter (Auditoren) berufen wurden, um unterschiedlichste Streitsachen im kirchlichen Bereich zu verhandeln.430 Ab dem zweiten Drittel der 1420er Jahre fungierte u.a. Giuliano Cesarini als Rota-Auditor.431 Letzterer hätte als apostolischer Legat, wie Peter Schilling in seiner 1433 vorgebrachten Supplik ebenfalls anmahnte, ihn, Peter, auch mit Kanonikat und Präbende an St. Martin in Ober-

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wesel providiert. Doch habe Cusanus ihm diese Pfründe durch unrechtmäßige Inbesitznahme geraubt. Peter „habe aber erreicht, daß gegen den Eindringling das Verfahren eröffnet und dieser zitiert werde.“432 In dieser Angelegenheit spielten neben möglichen persönlichen Feindseligkeiten sicherlich auch bereits politische Gründe im Kontext des Basler Konzils eine Rolle. Wir sehen jedoch, dass Cusanus bei der Aneignung von Pfründen nicht immer zimperlich vorging. Dabei verhielt er sich aber „durchaus rollenkonform“; das Streiten und sogar Prozessieren um Erwerb und Behauptung von Pfründen war damals nichts Ungewöhnliches.433

Innerhalb des Florinsstiftes beschäftigte sich Nikolaus auch mit verfassungsrechtlichen Angelegenheiten. Insbesondere war ihm an der Stärkung seines eigenen Amtes gegenüber dem Kapitel gelegen. Bisher war der Dekan nicht sofort Mitglied des Kapitels. Erst nach einer gewissen Karenzzeit als Kanoniker wurde er in dieses Gremium aufgenommen. Da der Dekan somit – außer in Disziplinarangelegenheiten – keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung des Kapitels ausüben konnte, intervenierte Nikolaus von Kues beim Papst. Mit dem Hinweis, dass diese Situation der Würde des Dekanamtes nicht gerecht werde, bat Cusanus den Pontifex eine Statutenänderung zu genehmigen.434 Als Gegenleistung erklärte sich Cusanus bereit, wieder auf sein kurz zuvor erworbenes Kanonikat mit Präbende zu verzichten. Der Papst billigte die gewünschten Statutenänderungen am 12. September 1430.435 Er nahm „den Verzicht des Cusanus auf Kanonikat und Präbende entgegen und inkorporierte sie dann in einer Weise der Dechanei, daß die Dechanten nach Erlangung der Dechanei automatisch in die Stellung eines Kapitularkanonikers aufrückten“436. Weitere Pfründen des Nikolaus von Kues sind bis 1430 nicht bekannt. Doch auch in späteren Jahren sollten sich – immer lukrativere – Benefizien zu den genannten hinzugesellen oder jene ersetzen. Das Dekanat von St. Florin behielt Cusanus bis zum Jahre 1439, das Kanonikat gar bis zum 18. Februar 1448, ehe er dieses mit Heinrich Gebuer von Boppard gegen dessen Vikarie am Drei-Königs-Altar in St. Florin tauschte.437 Machten die Pfründen, auf deren Erlangung er so viele Mühen verwandte, Cusanus zu einem wohlhabenden Mann? Wie gesehen, wurden die „jährlichen Früchte“ der Pfründen in den Suppliken des Cusanus stets in Mark Silber angegeben. Was hat man sich darunter vorzustellen? Die „Mark“ war im Mittelalter ein Gewichtsmaß und bezeichnete in der Regel ein halbes Pfund. Genau wie das Pfund war demnach auch die Mark bedeutenden regionalen Schwankungen unterworfen. Für das

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Rheinland konnte sich die Kölner Mark mit umgerechnet etwa 234 Gramm als bedeutsamste Festsetzung der Maßeinheit behaupten.438 Vier Mark Silber – die Cusanus zugesprochenen Jahreseinkünfte aus der Pfarrkirche St. Gangolf in Trier – entsprachen demnach einer Menge von knapp 940 Gramm des Edelmetalls, welches heute einen Materialwert von rund 740 Euro besitzt.439 Allerdings war Silber im Mittelalter wesentlich wertvoller als heute. Ab dem späten 19. Jahrhundert kam es zu einem starken Wertverfall von Silber, der bis in unsere Tage hinein nachwirkt. War das Werteverhältnis von Gold und Silber im Rahmen der Lateinischen Münzunion (1865) beispielsweise noch bei 1:15,5 festgesetzt,440 so bewegt es sich heute nicht selten unterhalb der Quote von 1:50.441 Wir können dennoch eine Größenordnung in heutigen Wert-Kategorien ermitteln. Dem bereits weiter oben im zweiten Kapitel erwähnten Rheinischen Münzverein lag ein Verhältnis von 1:12 zugrunde.442 Damit entspricht eine 4-Mark-Silber-Pfründe des 15. Jahrhunderts einem heutigen Metallwert von umgerechnet gut 2500 Euro.443 Nehmen wir für den Cusanus der Jahre 1427 bis 1430 jährliche Pfründen im Wert von rund 30 Mark Silber an, so ergeben sich hieraus umgerechnet Jahreseinkünfte von schätzungsweise 18.810 Euro. Hier sei allerdings nochmals daran erinnert, dass sich die Kaufkraft von Gold und Silber im 15. Jahrhundert deutlich von der heutigen unterscheidet. Die angeführten Pfründeneinkünfte bedeuteten ein durchaus beachtliches Auskommen für den jungen Doktor der Dekrete. Abziehen muss man von der genannten Summe jedoch die so genannten Annaten-Zahlungen. Der Inhaber einer Pfründe musste „pflichtgemäße, nach dem Jahresertrag des Benefiziums berechnete Abgaben an den Papst“ zahlen.444 Für Cusanus sind im Annatenregister der apostolischen Kammer Einträge vom 7. und 8. November 1427 belegt. Am 7. November bestätigte der päpstliche Schatzmeister Oddo den Erhalt von 38 Kammergulden durch Magister Nicolaus Kreuecz als Annate für das Dekanat von St. Florin in Koblenz.445 Kurioserweise enthält das Register eine auf den folgenden Tag datierte Verpflichtungserklärung des Cusanus, die Annaten für das Koblenzer Dekanat zu zahlen.446 Auf denselben 8. November 1427 datiert eine Eintragung, der zufolge sich Nikolaus zur Zahlung der Annaten für das reservierte Dekansamt an der Liebfrauenkirche in Oberwesel verpflichtete.447 Drei Wochen nach der Provision mit der Dekanei von St. Florin in Koblenz, am 27. September 1427, taucht Nikolaus abermals in einem Brief Poggios an Niccoli auf. Hier erfahren wir:

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„Nikolaus von Trier ist noch nicht abgereist. Betreffs der Bücher habe ich danach nichts (mehr) in Erfahrung gebracht. Als ich ihn selbst gestern über die Angelegenheit befragt hatte, sagte er, daß er nichts Gewisses habe. Ich lasse die Sorge um die abwesenden Bücher und wende meinen Geist denen zu, die bei uns sind; denn ich höre nichts außer Gerüchten.“448

Dann verstummen die Erwähnungen des Cusanus in Poggios Briefen für fast ein Jahr.

„INTERDISZIPLINÄRE“ STUDIEN Dass Cusanus sehr früh schon einen guten Ruf in akademischen Kreisen genoss, beweist das bereits weiter oben angesprochene Lehrstuhlangebot, das ihm von der Universität in Löwen unterbreitet wurde. Eine Eintragung in der Stadtrechnung von Löwen vom 23. Dezember 1428 berichtet davon. Als Bote der „Berufungsmitteilung“ fungierte ein gewisser Mychiel van Wangen, der mit einem Brief an „meester Clase von Coesen“ nach Köln gesandt worden war, „als dat hi te Louen quame bi der stat omme der universiteit wille“.449 Wie aus dem weiteren Lebensweg des Cusanus ersichtlich wird, hat er dieses Angebot, genau wie die Erneuerung des Rufes am 5. Februar 1435, abgelehnt.450 Nikolaus hatte neben seinen Tätigkeiten als Jurist, Kleriker und „Bookhunter“ in diesen Jahren vielleicht schon die Absicht – wie viele seiner Zeitgenossen – sich im außeruniversitären Bereich mit wissenschaftlichen Fragen zu beschäftigen. So trieb er mit Bestimmtheit seine eigenen, durchaus als „interdisziplinär“ zu bezeichnenden Studien voran. Über seine philosophischen und theologischen Interessen und die damit einhergehende Lektüre informiert uns Nikolaus anhand mehrerer eigenhändiger Notizen, die er über seine frühe Büchersammlung verstreut hat. Eine deutliche Vorliebe für den katalanischen Denker Raimundus Lullus (1232-1315/16), mit dem Cusanus sich ab 1428 nachweislich sehr intensiv beschäftigt hat, ist dabei erkennbar. Auf fol. 51r des Codex Cusanus 83 gibt Nikolaus einige Hinweise auf den Ursprungsort des Textes der Handschrift: „Auszug aus den Büchern der Meditationen des Raymundus, der diese von eigener Hand schrieb und den Kartäuserbrüdern von Paris gab, von mir Nikolaus von Kues 1428 begonnen am Tag nach Iudica in Quadragesima.“451

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Zunächst ein paar Worte zur Datumsangabe in diesem kurzen Text. Mit Iudica in Quadragesima ist der zweite Sonntag vor dem Osterfest gemeint. Dabei verweist die Tagesbezeichnung Iudica auf das Anfangswort der lateinischen Übersetzung von Psalm 42,452 welchem in der Liturgie jenes Sonntags eine besondere Rolle zufällt. Der Zusatz in Quadragesima deutet auf die vierzig Tage der vorösterlichen Fastenzeit hin. Im Jahre 1428 fiel Ostern auf den 4. April, weshalb die hier behandelte Notiz auf Montag, den 22. März 1428 datiert ist. Mit der Benennung Bücher der Meditationen bezieht sich Nikolaus sehr wahrscheinlich auf die lateinische, Liber de contemplatione betitelte Übersetzung von Lulls ursprünglich in katalanischer Sprache verfasstem Libre de contemplació. Lullus hatte die von ihm eigenhändig geschriebene Kopie des Textes im Jahre 1298 der Kartause Vauvert (damals nahe Paris) geschenkt.453 Der Codex Cusanus 83 enthält neben Auszügen aus Lulls Liber de contemplatione noch Exzerpte aus zahlreichen anderen Schriften des Mallorquiners.454 „Die Schriften sind meistens theologischen, anti-averroistischen und philosophischen Charakters. Literarisch-ethische Schriften sind nur einzeln vertreten. Rein mystische und naturwissenschaftliche Werke sind völlig ausgeschlossen. [...] Nikolaus Cusanus zeigt in unseren Exzerpten jene für ihn charakteristische Wißbegier. Die verschiedensten Themen der lullschen Philosophie und Theologie kommen darin zum Vorschein.“455

Diese Beschreibung des thematischen Inhalts der Kueser Handschrift durch Eusebio Colomer ergänzt Ulli Roth in der Einleitung seiner 1999 publizierten Edition der cusanischen Exzerptensammlung. „Interessanterweise fehlen apologetische Schriften der Auseinandersetzung mit anderen Religionen. Dennoch zeugen die Exzerpte von der ungemein breiten Kenntnis des lullschen Denkens, die sich Cusanus schon in seiner Frühzeit erwarb.“456

Ein bestimmter Aspekt der cusanischen Notiz hat lange Zeit in der Forschung für Diskussionen gesorgt. In der lateinischen Fassung lautet der Einschub, der in der obigen deutschen Übersetzung mit den Worten „von mir Nikolaus von Kues [...] begonnen“ wiedergegeben wurde, „per me Nicolaum Cueße [...] inceptum“. Die Form Cueße ist dabei nicht eindeutig. Sie könnte als Lokativ – wie etwa Martin Honecker oder Eusebio Colomer sie gelesen haben –457 eine Ortsangabe darstellen und der

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Einschub würde dann „von mir Nikolaus begonnen in Kues [...]“ bedeuten. Nach dieser Lesart hätte Nikolaus die im Codex Cusanus 83 enthaltenen Teile des ursprünglich den Pariser Kartäusern übergebenen Buches in seinem Heimatort Kues abgeschrieben. Dann stellt sich allerdings die Frage, wie das besagte Manuskript, das heute in der Französischen Nationalbibliothek in Paris zu finden ist,458 nach Kues gelangt wäre, um dort von Nikolaus exzerpiert zu werden. Und wie – und warum – soll die Handschrift anschließend wieder nach Paris zurückgelangt sein? Deshalb interpretiert man die besagte Angabe heute, Erich Meuthen und vor allem Rudolf Haubst folgend, in der Regel als Beinamenssetzung, d.h. in der Bedeutung „begonnen vom aus Kues stammenden Nikolaus [...]“. Liest man die Stelle allerdings in dieser Weise, so ergibt sich daraus der Hinweis auf eine Reise des jungen Cusanus nach Frankreich – und insbesondere nach Paris – im März 1428. Die Umstände dieser Reise des knapp 27-jährigen Cusanus konnte Haubst durch einen glücklichen Handschriftenfund im Jahre 1980 näher beleuchten.459 Neben dem bereits zitierten Indiz für eine Parisreise des Cusanus existieren noch zwei weitere eigenhändige Zeugnisse, die diesen Sachverhalt bestätigen. Ein erstes hat der Gründungsdirektor des Instituts für Cusanus-Forschung in der tschechischen Hauptstadt ausfindig gemacht. Die heute in der Universitätsbibliothek in Prag unter der Signatur Codex Lobkowitz 249 aufbewahrte Handschrift befand sich bis zum Jahre 1532 im Besitz des Kueser St. Nikolaus-Hospitals. Dann wurde sie ein Opfer einer in der Kueser Bibliotheksgeschichte leider recht oft beobachtbaren „Ausleihe ohne Wiederkehr“460. Der Codex enthält u.a. Exzerpte von „alchimistischem Schrifttum“, welche in der zugrunde liegenden Quellhandschrift der Autorschaft Raimundus Lullus zugeschrieben worden waren. Im Mai 1435 notierte Cusanus an den Rand von fol. 129v, dass diese Zuschreibung irrtümlich sei und als Urheber der Alchemieschrift wohl eher Arnaldus de Villanova in Frage käme. Als Argument bringt Nikolaus in der genannten Glosse neben einem Verweis auf den „rationaleren“ Stil der Lullschen Werke an, dass er die besagten „Schriften in Paris Arnaldus zugeschrieben fand“.461 Cusanus präzisiert rückblickend sogar, wo er die Handschriften in Augenschein genommen hatte. „Auch habe ich in Paris am königlichen Hofe alle diese Bücher in okzitanischer Sprache gesehen und sie wurden Arnaldus zugeschrieben [...]“462

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Das zweite Zeugnis findet sich im Codex Cusanus 52 (fol. 283vb). Dort berichtet Nikolaus in einer eigenhändig geschriebenen Randbemerkung über eine Handschrift der Libri Carolini, die er 1428 in der Kathedralsbibliothek von Laon gesehen habe.463 Vielleicht handelt es sich bei der von Cusanus eingesehenen Handschrift um jene für den Bischof Hinkmar von Reims (um 810-882) angefertigte, die während des 15. und 16. Jahrhunderts in der Kathedralsbibliothek von Laon stand und heute in der Pariser Bibliothèque de l’Arsénal als Manuskript 663 befindlich ist.464 Die Libri Carolini sind im Kontext des so genannten Karolingischen Bilderstreits entstanden. Sie stellen „das erste bedeutende westliche Dokument bilderfeindlicher Theologie“465 dar und entstanden als Reaktion auf das zweite Konzil von Nizäa (787). Obwohl in der Tradition als aus der Feder Kaiser Karls des Großen stammend angesehen, gilt in der heutigen Forschung der Konsens, dass es sich bei den Libri um ein Werk eines nicht mehr namentlich bekannten fränkischen Hoftheologen handelt. „Im Mittelalter hatten die Libri Carolini keine große Wirkung, gerieten vielmehr alsbald in Vergessenheit.“466 Nikolaus von Kues scheint einer der wenigen seiner Zeit gewesen zu sein, der auf dieses Rechtsdokument der frühen Reichsgeschichte aufmerksam geworden ist und es zur Kenntnis genommen hat. Die nordfranzösische Stadt Laon mit ihrer berühmten gotischen Kathedrale liegt rund 140 km nordöstlich von Paris. Ein Abstecher nach Laon würde für einen Reisenden, der vom Mosel-Maas-Raum aus über Reims in Richtung französische Hauptstadt reist, lediglich einen kleinen, dafür aber überaus lohnenden Umweg bedeuten. An den Ufern der Seine angekommen, vergrößerte Nikolaus dann eigenhändig seine philosophisch-theologische Textsammlung. „In Paris, nicht in Kues, hat Nikolaus im Frühjahr 1428 sich die im heutigen Cod. Cus. 83 erhaltene Exzerpten-Sammlung aus dem Liber contemplationis (magnus) Lulls (Fol. 51r-60v) und aus weiteren 26 Schriften Raimunds (Fol. 93r-102r) angelegt.“467

Die Reise führte Nikolaus neben Laon zu mehreren Orten in Paris. Die Kartause von Vauvert (heute gehört der Ort zum 6. Arrondissement), die mindestens zwölf von Lullus hinterlassene Handschriften seiner Werke besaß, wird von Cusanus explizit erwähnt. Haubst folgt Colomer bei der Identifizierung einer weiteren Lullus-Sammlung in der Bibliothek der Pariser Sorbonne (heute im benachbarten 5. Arrondissement gelegen), die sicherlich eine weitere Station von Cusanus’ Parisaufenthalt darstell-

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te. In der „Prager“ Glosse „bezeugt Nikolaus überdies ausdrücklich, daß er zu Paris am Königshof, also wohl in der Bibliothèque Royale, die unter dem Namen des Arnaldus de Villanova geführten alchemistischen Schriften vorfand und eingesehen hat.“468 Abermals Colomer zustimmend, vermutet Haubst schließlich, dass der Kölner Lehrer des Cusanus, Heymericus de Campo, bei der Vorbereitung und vielleicht auch der Durchführung dieser Nordfrankreichreise im Frühjahr 1428 seine Finger im Spiel gehabt haben könnte. „Daß Heymeric van den Velde (de Campo) schon zu Köln (in den Jahren 1425-28) das besondere Interesse des jungen Cusanus nicht nur auf Albertus Magnus, sondern auf Lull hingelenkt habe, ist schwer zu beweisen. Das vertraute Verhältnis, das zwischen beiden schon etwas früher begann, legt jedoch nicht nur diese Vermutung nahe, es reizt auch zu der Vorstellung, daß Heymeric, der selbst von 1410 bis mindestens 1415 zu Paris studiert hatte, im Frühjahr 1428 seinen Schüler mit nach Paris nahm und ihm dort den Zugang zu den Bibliotheken verschaffte, die ihm ein genuines Lull-Studium ermöglichten.“469

Belegbar ist diese reizvolle Vorstellung nach heutigem Wissensstand leider nicht. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass sich die Beziehungen zwischen Nikolaus und Heimerich in der Folge noch weit bis in die Zeit des Basler Konzils nachvollziehen lassen, und dass sich dabei im Umfeld der beiden zahlreiche, sicherlich schon länger gereifte Kontakte zu Gelehrten- und Diplomatenkreisen des burgundisch-französischen Raumes auftun werden,470 so erscheint Haubsts Spekulation über die „Paris-Studienreise“ keineswegs völlig haltlos. Eine weitere autobiographisch-bibliographische Notiz hat Cusanus wohl im Sommer 1428 auf das hintere Deckblatt des heutigen Codex Cusanus 94 geschrieben: „Am achten Tag des Julis 1428 hatte ich den Traum eines freundschaftlichen Gastmahls. Daher fürchtete ich wegen meines Vaters. Und an diesem Tage erhielt ich dieses Buch, Predigten des Raymundus und einen Text der Sentenzen.“471

Die ersten beiden Sätze dieses Eintrages wirken ziemlich kryptisch. Die Interpretation seines Traumes vom Gastmahl als Warnung vor einem bevorstehenden Unheil beruht sicherlich auf einer der zahlreichen, oft astrologisch-psychologisch begründeten Traumlehren des Mittelalters.

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Eine dieser Traditionen ist die Deutung der Träume des Propheten Daniel, von der es im 15. Jahrhundert bereits deutschsprachige Übersetzungen und Ausarbeitungen gab. Eine Version dieses Somniale Danielis in der Petroneller ‚Circa instans‘-Handschrift weist auf folgende „Sachverhalte“ hin:472 „Wenn einer träumt, er sitze zu Tisch oder esse mit einer Königin, das bedeutet Angst.“473 „Wer fröhliche Leute im Schlaf sieht und mit ihnen Kurzweil treibt, das bedeutet Angst.“474 „Wenn nun einer träumt von Nahrung oder von Essen, das bedeutet Krieg.“475 „Wenn einer träumt, er sehe jemanden trinken, das ist Krankheit.“476

Möglicherweise ist die Sorge um den Vater dabei im Zusammenhang mit dem Tode der Mutter im Vorjahr 1427 zu lesen.477 Wir können nur vermuten, welche Auswirkungen dieses traurige Ereignis auf die emotionale Verfassung des jungen Cusanus gehabt haben mag. Doch vielleicht ist auch eine andere Interpretation der cusanischen Notiz zulässig. In der ersten Anmerkung zu dem entsprechenden Eintrag in den Acta Cusana weist Meuthen darauf hin, dass die Wörter de patre meo („wegen meines Vaters“) in der Original-Handschrift unleserlich seien. Sie hätten sich allerdings „auf der gegenüberliegenden Seite abgeklatscht“ (vgl. Abb. 10) und seien „dort mittels Spiegel lesbar.“478 Die „Schreibschrift“ des Cusanus ist aber auch bereits „richtig herum“ nicht ganz einfach zu lesen: Sie enthält einige Buchstaben, die sich recht ähnlich sind, und öfters auch mehrdeutige Abkürzungen. Deshalb bietet sich hier ein Raum für Spekulationen. Neben der Lesart de patre meo wäre ebenfalls die mittellateinisch korrekte Form de parte mea („meinetwegen“) denkbar.479 Es könnte also durchaus sein, dass Nikolaus aufgrund des geschilderten Traumes eine Erkrankung seiner selbst befürchtete. Inwieweit der junge Cusanus an die Wirksamkeit von Traumdeutungen glaubte, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Gut drei Jahre später jedoch, im wahrscheinlich am Dreikönigsfest 1431 gehaltenen Sermo II, wandte er sich entschieden gegen den Aberglauben der prophetischen Traumauslegung.480 Der letzte Satz des Zitats hingegen ist völlig klar und vervollständigt unser Wissen über die Lektüre und den Bücherbesitz des jungen Cusanus

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wieder ein kleines Stück weit. Der Codex Cusanus 94 enthält Werke des Wilhelm von Auvergne (um 1180-1249). Der französische Theologe Wilhelm von Auvergne war seit 1228 Bischof von Paris. Seine zahlreichen Werke zeugen bereits vom Einfluss aristotelischer und arabischer Philosophie.481 Jakob Marx verzeichnet für die cusanische Biblitohek im Detail folgende Titel aus der Feder Wilhelms:482 Abhandlung über den Glauben und die Gesetze (Tractatus De fide et legibus, fol. 1r72r), Göttliche Redekunst (Retorica divina, fol. 73r-130r), Abhandlung über die Kollation von Benefizien (Tractatus de collacione beneficiorum, fol. 130r-140r) und Über die Buße (De poenitencia, fol. 140).

Mit „Raymundus“ ist abermals der mallorquinische Dichter und Philosoph Raimundus Lullus gemeint. Die Frage, welche „Predigten“ im Juli 1428 in den Besitz des Kuesers gelangten, ist nicht eindeutig geklärt. Zum einen ist im Codex Cusanus 118 eine Kopie von Lulls Ars magna praedicationis mit einer Sammlung von über 100 Predigten erhalten, aus denen Nikolaus in einer seiner frühen Predigten wörtlich zitierte.483 Zum andern wird vermutet, es könnte sich bei der von Nikolaus verzeichneten Predigtsammlung um eine Vorlage handeln, welche für die Abschrift der Blätter 139r bis 146v des Codex Cusanus 83 herangezogen worden sei.484

Als von Cusanus erwähnter „Text der Sentenzen“ kommt eine Abschrift des Liber sententiarum des Petrus Lombardus (um 1095-1160) im Codex Cusanus 66 in Betracht. Das von Petrus um die Mitte des 12. Jahrhunderts „zusammengestellte Sentenzenwerk, ein aus Väterzitaten bestehendes Kompendium, wurde zum theologischen Schulbuch, das bis zur Reformation von jedem Doktoranden der Theologie gelesen und kommentiert werden mußte.“485 Der Kueser Codex 66 wurde Marx zufolge von einem Schreiber in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kopiert.486 Aber auch astrologisch-astronomische und komputistische Werke befanden sich im Besitz des jungen Cusanus. So zum Beispiel der heute in der Bibliothek des British Museum in London aufbewahrte Codex Harleianus 5402.487 Die Handschrift „enthält verschiedene astrologische Traktate“488 in lateinischer Übersetzung. Neben einer Schrift des Alkandrinus489 über die Sternzeichen beinhaltet der Codex zahlreiche Werke des jüdischen Gelehrten Sahl ibn Bishr, genannt Chelbebrith (um 785-um 845), darunter Introductorium ad astrologiam (Einführung in die Astrologie, fol. 17r-23v), De iudiciis (Über Sterndeutung, fol. 26v) oder den Liber temporum (Buch der Zeiten, fol. 64r). Des Weiteren sind zwei Texte des irakisch-jüdischen Astronomen und Astro-

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logen Masallah490 (gest. um 815) über Planetenkonstellationen und die zugehörige Häusertheorie in der Handschrift enthalten (fol. 81r-103v). Insbesondere findet sich auf fol. 70 auch eine „Abhandlung über die unterschiedliche Ansetzung des Ostertermins der römischen und griechischen Kirche, ausgehend von dem Mondstand beim Tode Christi.“491 Über eine mögliche Herkunft dieses Textes schreibt Krchňák: „Die ziemlich unordentlichen italienisch-gotischen Schriftzüge erinnern an die Schule von Bologna.“492

Auf der letzten Seite der Londoner Textsammlung493 hat Nikolaus zwei interessante Glossen hinterlassen. Eine erste haben wir bereits weiter oben (vgl. Abschnitt 3.2) kennen gelernt; sie verweist auf seine Paduaner Studienzeit und das Jahr 1421. Die zweite Randnotiz ist nicht weniger mysteriös: „Denk von neuem an das, was dir gesagt wurde mit Bezug auf die Frage vom Mittwoch, dem 7. November zur 24. Stunde.“ 494

Cusanus notierte sich diese Worte wohl als Erinnerungsstütze, ohne dem späteren Leser weitere Hinweise zum Inhalt zu hinterlassen. Unbekannt ist ebenfalls, auf welches Jahr sich die Datumsangabe bezieht. Rudolf Haubst hat die Darlegungen von Alois Krchňák, dem wir eingehende Untersuchungen der astronomischen Handschriften des Cusanus verdanken, bezüglich des Londoner Codex Harleianus 5402 mit den Worten ergänzt: „Die letzte Seite (fol. 104v) enthält zwei Marginalien von der Hand des Nikolaus von Kues, von denen die erste nach Ausweis der Schriftzüge schon aus den dreißiger Jahren, näherhin aus den Jahren 143036 stammt. Diese Handschrift hat Cusanus mithin nicht erst im Jahre 1444 zu Nürnberg erworben. Aus dieser Datierung ergibt sich unter anderem, daß die Notizen über den Ostertermin (fol. 70rv) Nikolaus schon bei der Abfassung seines Vorschlags für die Kalenderverbesserung (Reparatio Kalendarii)495 im Jahre 1436 vorlagen.“496 Chronologisch kann sich die ohne Jahreszahl angegebene Datierung auf die Jahre 1414, 1425, 1431 oder 1436 beziehen. Meuthen beschließt die kurze Anmerkung in den Acta Cusana mit dem Hinweis: „Das frühe Datum 1414 scheidet wohl aus. Von den übrigen liegt 1425 dem der eigenhändigen Notiz des N[ikolaus] v[on] K[ues] auf derselben Seite von 1421 [...] am nächsten und gehört auch der Schrift nach am ehesten zu 1425. Doch käme unter diesem Gesichtspunkt auch noch 1431 in Betracht.“497

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Unabhängig von der Frage einer genauen Datierung legen die Zusammenhänge nahe, dass sich der junge Cusanus neben den von der Leitfigur eines Raimundus Lullus vorgegebenen philosophisch-theologischen Fragekreisen gleichzeitig auch verstärkt mit astronomisch-astrologischen Themen auseinandersetzte. Dies spiegelt sich in beiden Fällen in ersten thematischen Notizen und Fragmenten sowie der Hinzufügung erster einschlägiger Traktate und Exzerpte in die eigene Büchersammlung wider. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Büchersammler und -händler taucht Nikolaus ab Spätsommer 1428 abermals in der Korrespondenz zwischen Poggio und Nicolaus Niccoli auf. In einem Brief vom 11. September steht zu lesen: „Nikolaus von Trier hat geschrieben, dass er anderswo ausführlicher über jene Bücher geschrieben habe, aber der Brief ist nicht angekommen. Deshalb sind wir noch unsicherer als bislang. Ich weiß nicht, ob er dies sagt, um die Sache zu erklären oder um sich selber herauszuwinden. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass er diesen Winter bei uns sein wird und – wie ich meine – mit den Büchern. Denn es ist ihm geschrieben worden, dass er rechtzeitig zurückkehren und die Bücher bringen solle, so dass wir, wenn er es tun wird, von dieser Sorge befreit sein werden.“498

Cusanus hatte also angekündigt, im Winter 1428 nochmals nach Rom zu reisen. Hoffnungsvoll schrieb Poggio am Ende eines Briefes vom 2. Oktober jenes Jahres an Niccoli, dass Nikolaus von Trier in Kürze „bei uns“ sein werde.499 Doch scheint Nikolaus dieses Versprechen nicht eingehalten zu haben. Am 26. Februar 1429 berichtete Poggio seinem Freund, dass Nikolaus von Trier einen Brief mit einem Bücherinventar geschickt habe. „Darin angegeben sind zahlreiche Bände, die zu lange bräuchten, erwähnt zu werden. Er sagt, dass er vieler Werke von Cicero habe, darunter sind die Reden über das Agrargesetz und gegen Piso sowie die Schriften Über die Gesetze und Über das Schicksal, und viele andere aus den fragmentarisch erhaltenen Werken, die, wenn sie vollständig wären, einen großen Gewinn darstellten; darüber hinaus hat er einen weiteren Band angegeben, in dem zwanzig Werke des Cyprian von Karthago enthalten sind. Und weiter – was ich besonders schätze – einen, wie er meint, vollständigen Aulus Gellius, und, was dich umsomehr freuen wird, Quintus Curtius, in dem das erste Buch erhalten sei. Über das Ende schreibt er nichts, doch glaube ich, nachdem der Anfang vorhanden ist, wird der Rest auch

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nicht fehlen; doch ist dies alles unwichtig. Er hat noch einen anderen Band, in dem zwanzig Komödien von Plautus enthalten sind. Dies ist ein gewaltiger Zugewinn und darf keineswegs gering geschätzt werden. Die Namen der Komödien zusammen mit ihren Anfängen sind folgende – sofern er sich nicht selbst geirrt hat, denn so habe ich sie aus seinem Brief abgeschrieben –: Plautus’ Amphitrio, eine weitere ohne Namen, die Aulularia, der Euclio, die Captivi, die Bacchides, die Mostellaria, die Menaechmi, der Miles, der Mercator, der Pseudolus, der Poenulus, der Perser, der Rudens, der Stichus, der Truculentus und der Trinummus. Es beginnt mit Dum bellum gereret. Amanti argento filio, usw. Er gibt die Anfänge dieser Komödien an, die ich auslasse weil ich nicht mehr lange genug schreiben kann wegen einer Augenentzündung, die mich am Schreiben hindert.“500

Doch die Freude über die teilweise unbekannten Komödien des römischen Dichters Plautus (gest. um 184 v. Chr.) wurde leicht getrübt durch eine Mitteilung, die Cusanus dem Humanisten noch hatte zukommen lassen: „Er [d.h. Nikolaus von Trier] sagt, er sei mit Bezug auf die Republica irregeführt worden, und das besagte Buch sei der Kommentar des Makrobius über den Traum des Scipio;501 doch habe er die Hoffnung, sie doch noch zu finden, nicht aufgegeben. Er sagt nämlich, irgendein Gelehrter habe ihm berichtet, wo sich eine Abschrift befände, und dass er sich so bald wie möglich dorthin begeben werde.“502

Nach dem Versprechen, seinem Korrespondenten dieses Inventar bald zukommen zu lassen, erfahren wir etwas über das Nichterscheinen des Kuesers. „Was mich jedoch wirklich umtreibt, ist die Tatsache, dass er in der nächsten Zeit nicht nach Italien kommen wird, und in der Zwischenzeit eine Menge Unfälle passieren könnten. Ich habe dem Kardinal [Orsini] gesagt, er möge jemanden entsenden, der uns diese Bücher bringen kann, weil nicht zu erwarten ist, dass jener [d.h. Nikolaus von Trier] bald herkommen wird; wenn das nicht geschieht, dann ist es um die Sache geschehen. Deshalb erwärme den Kardinal Orsini durch dein Schreiben dafür, und auch ich werde ihm dahingehend zusetzen. Das einzige Problem wird finanzieller Natur sein; denn hier sind die Menschen vielerorts kühl auf ihren Vorteil bedacht. Deshalb bespreche dies mit jedem, der dir geeignet erscheint. Wenn das Geld vorhanden wäre, dann sollte man es dafür einsetzen, einen möglichst

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kultivierten Mann zu senden, der weiß, wie dem Menschen zu begegnen ist und uns die Bücher bringen kann.“503

Am Ende seines Briefes erzählt Poggio, dass der Hersfelder Mönch zwar nach Rom gekommen sei, jedoch kein Buch mitgebracht habe, weshalb Poggio ihn gründlich gescholten habe.504 Die Einstreuung des Namens von Kardinal Orsini deutet darauf hin, dass Nikolaus von Kues den erwähnten Brief nicht direkt an Poggio, sondern zunächst an den Kardinal gesendet hatte, der ihn dann dem Humanisten weitergereicht hat. Dieser Verdacht erhärtet sich durch einen weiteren Bericht Poggios, der gut einen Monat später, am 2. April 1429, entstand. Er schreibt Niccoli: „Wahrscheinlich glaubtest du, ich hätte es vernachlässigt, dir die Liste der Bücher zu schicken, über die Nikolaus von Trier geschrieben hatte. Nichts weniger als das, aber ich ärgere mich manchmal dass jene, denen ich mich in schwierigen Angelegenheiten bereitwillig zur Verfügung stelle, sich mir gegenüber in Trivialitäten als unzugänglich erweisen. Und deshalb bin ich oft verdrießlich und gebe vor, Dinge zu vernachlässigen, an denen ich eigentlich leidenschaftlich interessiert bin. Als man mir den Brief des Nikolaus zeigte, rief ich, als ich zu den Titeln von Plautus’ Komödien kam, gleich aus, dass wir einen großen Gewinn gemacht haben; und alsbald nahm ich meine Feder zur Hand und schrieb sie mit eiliger Hand auf das Blättchen, das ich dir in diesen Brief eingelegt mitschicke. [...] Ich bat ihn [d.i. wahrscheinlich Kardinal Orsini] um den Brief, um dir von alledem detaillierter berichten zu können. Er weigerte sich, ihn mir zu geben. [...] Nikolaus nennt allerdings nur wenige Bücher, sagt aber, er würde ein Inventar schicken. Wenn es kommt, wirst du es erfahren.“505

Fast vier Monate war es daraufhin wieder still um Cusanus im Briefwechsel Poggios. Im Sommer muss Nikolaus von Kues dem Kardinal Orsini sein Kommen für Anfang November angekündigt haben. Der davon in Kenntnis gesetzte Poggio berichtete Ende Juli seinem Freund Niccoli, er hoffe, dass Nikolaus von Trier, wie er dies in seinem Brief angekündigt habe, mit den Büchern an den Kalenden des Novembers in die Stadt (ad urbem), d.h. nach Rom, kommen werde.506 Auch diesmal sollte sich Cusanus noch einmal verspäten, da er – wie gesehen – u.a. in Koblenz noch in einer Rechtsangelegenheit vermitteln musste. Doch irgendwann Anfang Dezember 1429 muss er seine dritte (historisch fassbare) Reise nach Rom in Angriff genommen haben und dürfte kurz vor Weihnachten dort angekommen sein.507 Am 27. Dezember schrieb Poggio freudig an Niccoli:

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„Nikolaus von Trier ist hierher gekommen und hat 16 Plautus-Komödien in einem Band mitgebracht,508 unter denen sich vier befinden, die wir schon haben, nämlich Amphitrio, Asinaria, Aulularia, Captivi; zwölf jedoch sind ein Zugewinn [...] Keiner hat sie bisher abgeschrieben, da der Kardinal uns keine Kopie von ihnen anfertigt. Allerdings hat auch bisher außer mir noch keiner darum gebeten. Das Buch ist in verdorbenen, alten Buchstaben wie es die Quintilianischen sind, geschrieben und viele sind sehr lückenhaft. Ich werde es nicht abschreiben lassen, ehe ich jene nicht gelesen und korrigiert habe, denn wenn sie nicht von einem gelehrten Mann abgeschrieben werden, dann wird die ganze Arbeit umsonst sein.“509

Der Jagd Poggios nach Plautus-Komödien hat Conrad Ferdinand Meyer ein literarisches Denkmal gesetzt. Die Leidenschaft des italienischen „Bookhunters“ diente dem Schweizer Schriftsteller als fiktive Rahmenhandlung der 1882 erschienenen Novelle Plautus im Nonnenkloster. Nikolaus von Kues dürfte mindestens bis zum Frühjahr 1430 in der Ewigen Stadt verweilt haben. Am 4. April billigte ihm Papst Martin V. seine Bitte um neue Provision mit einem Kanonikat mit Präbende an St. Florin in Koblenz.510 Über die bisher für uns datierbaren Schriften hinaus lassen sich weitere Autoren und Werke, die Nikolaus vor 1430/31 bekannt gewesen sein dürften, aus seinen frühen Predigten herausdestillieren. Allein Sermo I legt nahe, dass er damals eine Fülle an klassischen wie auch „modernen“ Autoren kannte und sich mit ihren Werken auseinandergesetzt hat.511 Neben – einschlägigen Auszügen aus – Platons Staat oder Gesetzen hat Cusanus wesentliche Aussagen des Aristoteles, vor allem aus dessen psychologischer Schrift De anima, der Physik sowie der Metaphysik zur Kenntnis genommen. Die in Sermo I aufblitzende Aristoteles-Rezeption kann über die eigene Lektüre früher lateinischer Übersetzungen hinaus auch vermittels des Physikkommentars des Averroes (1126-1198), der Werke des Albertus Magnus (um 1200-1280) oder Bonaventuras (1217-1274) Sentenzenkommentar erfolgt sein. Weitere Aristoteles-Vermittler könnten die Schrift De arte seu articulis catholicae fidei des Alanus ab Insulis (um 1125-1203) oder die Summen des Thomas von Aquin (1225-1274) gewesen sein. Klar erkennbar sind die Einflüsse der Hauptwerke des Augustinus von Hippo (354-430). Zahlreiche Schriften der Kirchenväter und -lehrer erscheinen im Quellenapparat der Heidelberger Cusanus-Ausgabe, darunter De fide des Ambrosius von Mailand (339-397), die Homilien über das Sechstagewerk des Basilius von Caesarea (um 330-379) und der Psalmenkommentar des heiligen Hieronymus (347-420). Grundsätzlich könnte die Kenntnis dieser Autoren auf Senten-

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zensammlungen zurückgehen; im Falle des Basilius verweist Nikolaus gar selbst darauf, dass er das angebrachte Zitat den Sentenzen entnommen habe. Ebenfalls dürfte Cusanus die Pugio fidei contra iudaeos des Raimundus Martini (um 1220nach 1284), die Schrift De unica forma omnium des Robert Grosseteste (um 1168-1253), das Opus maius von Roger Bacon (um 1214-um 1292)512 und Teile des Johanneskommentars des Origines (185-um 253) gekannt haben. Dass Nikolaus den Exoduskommentar Meister Eckharts (um 1260-vor 1328) beim Verfassen des Sermo I verwendete, lässt sich nur vermuten. Explizit erwähnt werden allerdings Nikolaus von Lyra (um 1270-1349), aus dessen Schrift Contra Judaeos sowie dessen Johanneskommentar sich Teilzitate nachweisen lassen, wie auch Papst Gregor der Große (um 540604), aus dessen Abhandlung De Moralia Cusanus zitiert. Des Weiteren wird das Buch Von der falschen Weisheit (De falsa sapientia) aus dem Werk Divinae institutiones des Beraters Kaiser Konstantins des Großen, Firmianus Lactantius (um 250-um 320), namentlich erwähnt und daraus Teile der Weisheitslehre des – nach heutigem Kenntnisstand legendenhaften Autors – Hermes Trismegistos hergeleitet. Eingehende Untersuchungen zur Quellenliteratur, welche der junge Cusanus besessen und studiert hat, stehen jedoch noch weitestgehend aus. Ausgewählte Einzelaspekte wurden allerdings bereits von einigen Forschern studiert. So hat beispielsweise Martin Bodewig im cusanischen Predigtzyklus von 1430/1431 das Vorhandensein dreier verschiedener Tugendlehren nachgewiesen, die auf spätantike und scholastische Quellen zurückgehen dürften.513 Wendelin Knoch hat darüber hinaus ekklesiologische Aspekte in den frühen Predigten herausgearbeitet,514 während Klaus Reinhardt sein Augenmerk auf den Wandel der Lehre von der geistigen Geburt Gottes von den frühen Predigten hin zu den Sermones nach 1444 gerichtet hat.515

Uns zeigt sich ein beeindruckendes Bild der vielfältigen Literaturkenntnis und der Büchersammlung des Cusanus um 1430. Obwohl die heute mit Sicherheit rekonstruierbare Situation die wahre nur ansatzweise abbilden dürfte, zeigt sich doch, dass Cusanus bereits in jungen Jahren als Student in Deutschland und Italien und später als Jurist und Kleriker im Dienste der Erzdiözese Trier bereits den Grundstock seiner berühmten Bibliothek legte, auf die er beim Verfassen seiner späteren Werke zurückgreifen konnte. Es zeigt den vielseitig interessierten Gelehrten, der überliefertes Wissen sammelte, vielleicht schon damals mit dem Ziel es zu späteren Zeitpunkten in Form neuartiger und richtungweisender Gedanken umzuformulieren. Die für den weiteren Lebensweg des Cusanus richtungweisenden Ereignisse sollten der Tod seines Dienstherren, des Erzbischofs Otto von Ziegenhain, und der sich daraus ergebende Konflikt sein.

5. Das Jahr 1430 DER ANFANG DES TRIERER SCHISMAS Am 13. Februar 1430 verstarb der Erzbischof und Kurfürst von Trier, Otto von Ziegenhain. Seit seiner Wahl zum Nachfolger seines Onkels, Werner von Falkenstein, im Oktober 1418 hatte er die Geschicke der Erzdiözese geleitet. Unter seiner Egide konnte Nikolaus von Kues im Trierischen als Kleriker und Jurist Fuß fassen. Beim Tode seines Dienstherrn hatte der noch nicht einmal 30-jährige Kueser eine Stellung inne, durch die er mitten in die nun folgenden Ereignisse hineingezogen werden sollte. Doch zunächst bekam er von den aufziehenden Wirren – die unter der Bezeichnung „Trierer Schisma“ in die Geschichte eingegangen sind – nichts mit. Er weilte Anfang 1430 in Rom. Was in den Tagen und Wochen unmittelbar nach dem Ableben des Erzbischofs geschah, sei nachfolgend kurz skizziert. Mit „Trier“ wurde damals Unterschiedliches bezeichnet: erstens die Stadt, zweitens das Erzbistum und drittens das Erz- oder Kurstift Trier. Während das Erzbistum eine kirchenorganisatorische und -juristische Gliederungsstruktur war, bildete das Kurstift den – wesentlich kleineren – weltlichen Machtbereich des Landesherrn, der in Personalunion ebenfalls der Erzbischof war. Im Kurstift wiederum wirkten in diesen Tagen drei politische „Kräfte“: die Stände. Zunächst waren da die Städte, die über eigene Gerichtsbarkeiten und weitere Rechte und Privilegien verfügten. Dann gab es den Klerus, und, diesem voran stehend, das Trierer Domkapitel. Schließlich hatte unter Ottos Vorgänger Werner besonders der Adel und die ihm unterstellte Ritterschaft großen Einfluss auf die weltliche Verwaltung Triers gewonnen.516 Faktisch hatte Graf Ruprecht IV. von Virneburg als Anführer des Adels und der Ritterschaft die weltliche Macht im Kurstift inne.517 Aus den unterschiedlichen Interessen, welche diese Situation mit sich brachte, entstanden zahlreiche Spannungen, die sich in der Wahl von Ottos Nachfolger am 27. Februar 1430 Bahn brechen sollten. Zunächst gab es Spannungen zwischen dem Domkapitel und dem Adel, da ersteres den steigenden Einfluss des letzteren im Kurstift beargwöhnte. Im Zusammenhang damit hatte es bereits seit Jahren Streitigkeiten zwischen dem Erzbischof Otto von Ziegenhain und dem Kapitel gegeben, da der Kurfürst u.a. mit Hilfe des Adels immer wieder versucht hatte, „das bischöfliche Ansehen zu heben“.518 Doch auch innerhalb des Domkapitels gab es zahlreiche Spannungen, da es unter den Domherren unterschiedliche Ansichten zu den vorgenannten Problemen gab.519

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Noch kurz vor seinem Tode hatte sich Otto für den Kandidaten des Adels, Ulrich von Manderscheid, als seinen Nachfolger ausgesprochen.520 Ulrich, wohl kurz vor dem Jahre 1400 geboren, war ein Bruder des Herrn Dietrich II. zu Manderscheid, Daun und Schleiden und des Herrn Wilhelm IX. zu Manderscheid, Kail und Wartenstein. Ulrich hatte 1415 sein Studium in Köln begonnen und wurde dort 1422 mit der Domdechanei providiert.521 Die Mehrheit der Trierer Kapitel-Mitglieder nominierte jedoch in der Person Jakobs von Sierck, Kanoniker in Metz, einen eigenen Gegenkandidaten. Jakob wählten elf der anwesenden Kanoniker; doch hatte Ulrich, obwohl nur von einer Minderheit gewählt, mit dem „Vorsitzenden“ des Kapitels, dem Dompropst Friedrich von Kröv, den prominentesten Wähler auf seiner Seite.522 Und so kam es, dass beide Kandidaten – Jakob und Ulrich – sich als gewählt betrachteten und Anspruch auf den Erzbischofsstuhl erhoben. In Ermangelung einer endgültigen rechtlichen Klärung dieses Streitfalles verweigerten die Anhänger des Grafen Ruprecht von Virneburg, die einen Großteil des Kirchengutes – und somit der wirtschaftlichen Grundlage des Erzstiftes – besetzt hielten, die Übergabe desselben an einen der beiden „Elekten“. „Da keiner der beiden Gewählten zurücktrat, blieb nichts anderes als die Anrufung des Heiligen Stuhls [...].“523

Ulrich reiste in Begleitung einiger Amtleute und Bürger sowie des Grafen von Virneburg nach Rom. Im Gefolge Jakobs, der sich ebenfalls auf den Weg in die Ewige Stadt machte, befand sich – neben zwei Trierer Domherren – auch sein Onkel Konrad, der Bischof von Metz.524 Ob Cusanus bereits in Rom für die Sache Ulrichs eintrat, ist unbekannt. Erstmals historisch an den Trierer Streit anbinden lässt sich der Kueser erst im September 1430 anlässlich der erneuten Bischofswahl in Trier. Papst Martin V. legte die ihm angetragene Angelegenheit in die Hände der Kardinäle Gabriel Condulmer (1383-1447) und Branda Castiglione (1350-1443), die allerdings zu keiner Entscheidung zugunsten eines der beiden Elekten kamen. Stattdessen erklärte der Papst am 22. Mai 1430 die Wahl für ungültig und ernannte einen anderen zum Erzbischof. Nach apostolischem Willen sollte der bisherige Bischof von Speyer, Raban von Helmstadt (um 1362-1439),525 die Trierer Kurfürstenwürde erhalten. Dahingehend befahl der Papst dem Domkapitel am gleichen Tag, ab sofort dem neuen Oberhirten zu gehorchen.526

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Offiziell wurde diese Ernennung damit begründet, dass keiner der beiden Gewählten im Erzstift gänzlich unumstritten sei, weshalb man das Amt lieber einem neutralen Auswärtigen anvertrauen wollte.527 Tatsächlich sieht es danach aus, dass das Verfahren zugunsten Rabans manipuliert worden war – dies besonders von Seiten des Kardinals Condulmer, der knapp neun Monate nach der Erhebung Rabans dem am 20. Februar 1431 verstorbenen Martin V. unter dem Namen Eugen IV. auf dem Petrusthron nachfolgte. Ein Familiare des Kardinals, der Speyrer Kleriker Johann Hebenstrit, fungierte als Notar Rabans. Einige überlieferte Bittstellungen um Unterstützung aus dem Umfeld des Speyrer Bischofs an Condulmer erhärten den Verdacht.528 In Anbetracht der Fakten steht es für Meuthen „außer Zweifel, daß der Kardinal von Siena speyrischer Vertrauensmann im Heiligen Kolleg war.“529 Neben den scheinbar vorhandenen kurialen Interessen wurde die Kandidatur Rabans auch vom rheinischen Pfalzgrafen Ludwig vorangetrieben. Der greise Raban hatte seine gesamte Laufbahn dem Wohlwollen der Pfalzgrafen zu verdanken. Bereits unter Ruprecht von der Pfalz wurde Raban, der ein Spross des badischen Rittergeschlechts der Herren von Helmstadt war, zum Hofkanzler ernannt. Der spätere deutsche König beschaffte ihm 1396 das Bistum Speyer, was einigen Widerstand nach sich zog.530 „Nach Ruprechts Tod wurde Raban in langwierige Auseinandersetzungen mit der Stadt Speyer verwickelt, als er erfolglos ihre Unterwerfung unter seine Herrschaft anstrebte.“531 Für den Pfalzgrafen Ludwig brachte eine Versetzung Rabans nach Trier zwei Vorteile mit sich. Zum einen hätten sich so die Gemüter in Speyer beruhigen können. Zum andern hätte der Pfalzgraf durch diese „Unterordnung“ der Trierer Stimme seinen Einfluss im Kurfürstengremium – besonders gegenüber Mainz und Köln – erheblich stärken können. Ein solches Ansinnen erkannte man entlang des Rheins natürlich auf Anhieb. „So kam es fast automatisch zu einer großen rheinischen Fürstenkoalition gegen Raban, die seine Aussichten sehr verschlechterten und die erhoffte pfalzgräfliche Hilfe neutralisierte.“532

Diese – nunmehr reichspolitisch zu nennenden – Implikationen führten die Partei Ulrichs von Manderscheid dazu, ihre Strategie in der Folge grundlegend zu ändern. Es galt in erster Linie zu verhindern, dass Raban sein neues Bistum in Besitz nehmen konnte. Als er in Trier – noch vor der Rückkehr Ulrichs aus Rom – seine Ansprüche geltend machte, versagten ihm die Amtleute

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den Gehorsam und die Herausgabe des Kirchenguts, da er weder eine Provisionsbulle noch das Pallium, das Amtsabzeichen eines Erzbischofs, vorweisen konnte. Diese ließen auf sich warten, weil Raban zunächst nicht in der Lage war, die anfallenden „Gebühren“ von 12.000 Gulden zu entrichten, die bei Erlangung des Trierer Erzbistums an die kuriale Kammer zu zahlen waren. Am 4. August 1430 verpflichteten sich zwei Prokuratoren Rabans in Rom im Namen ihres Herrn zunächst zur Zahlung der Hälfte innerhalb des kommenden Halbjahres. „Die Überweisung der ersten Rate an die apostolische Kammer erfolgte am 5. August durch das Bankhaus Cosimo und Lorenzo Medici. Die Kreditverhandlungen mit den Bankiers dürften sich solange hingezogen haben, ehe sie die für Rabans Verhältnisse große Summe vorstreckten. Nur mit gewaltigen Verpfändungen bischöflich-speyrischen Gutes seit Dezember 1430 konnte er sich seiner Verpflichtungen entledigen.“533

Diese formalen Probleme Rabans wurden von den Anhängern Ulrichs propagandistisch verwertet, indem man allerhand Gerüchte über den Providierten in Umlauf brachte: Raban habe sich die Erzbischofswürde erkauft, der Papst habe die Provision zurückgezogen, ja sogar, Raban sei zwischenzeitlich gestorben.534 Gleichzeitig verfolgte man auch eine neue juristische Richtung. Hierbei dürfen wir Nikolaus von Kues als einen der führenden Köpfe ansehen. Man legte besonderes Gewicht auf den alten Rechtsgrundsatz, dass ein neuer Bischof zunächst vom zuständigen Domkapitel gewählt und anschließend vom Klerus und den Laien – letztere in Trier vertreten durch den Adel und die Städte – gutgeheißen werden müsste, ehe er in Amt und Würden eingeführt werden könnte. Dazu musste zunächst eine rechtmäßige Wahl durch das Kapitel erfolgen. Dahingehend wurde Jakob von Sierck, der bereits vom Papst wohlwollend für seinen erlittenen Verlust entschädigt worden war,535 Anfang Juli 1430 auf Vermittlung seines – wahrscheinlich zunächst nicht bevollmächtigten – Vaters Arnold durch „Bestechung“ dazu bewogen, auf alle ihm durch seine Wahl vom Februar 1430 zustehenden Rechte zu verzichten. Unter anderem wurden Jakob jährliche Zahlungen von 2000 Gulden für seine Resignation versprochen.536 Somit war Ulrich fortan „offiziell“ der einzige Kandidat. Nach Beratung des Adels mit den Erzbischöfen und den Kapiteln von Köln und Mainz wurde beschlossen, dass die Stiftsburgen demjenigen zu übergeben seien, der vom Kapitel dem Klerus und den Laien präsentiert werde.

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Mitte Juli 1430 kam eine Mehrheit von acht Kapitularen im Wohnhaus des Domdekans Tilmann von Hagen in Trier zusammen, um Ulrich zunächst zum Trierer Landesherrn (dominus Treverensis) zu bestimmen. Diejenigen Domherren, deren Stimmen man sich nicht sicher sein konnte, hatte man kurzerhand nicht zur Beratung eingeladen.537 Der im Anschluss präsentierte Kandidat Ulrich wurde – teilweise mit Bedingungen – von Adel und Ritterschaft, Klerus sowie den Städten als neuer weltlicher Landesherr anerkannt. Es fehlte noch die kanonische Wahl zum Erzbischof, sprich zum Oberhaupt der Trierer Kirche. Diese erfolgte am 10. September in Trier. Den Ablauf fasst Meuthen zusammen: „Anwesend waren der Dekan und die Kapitulare Werner von der Leyen – mit Vollmacht des Ägidius Wabe –, Heinrich von Daun, Konrad von Braunsberg, Nikolaus Brucken, Johannes Greifenclau und Philipp von Sierck. Sie kompromittierten in die Hand des Dekans und des Domherrn Braunsberg. Nach kurzer Beratung verkündete der Dekan die auf Ulrich gefallene Wahl, die die übrigen bestätigten. In einer Wahlanzeige an den Papst baten sie dann allesamt um Bestätigung Ulrichs. Sie rechtfertigten darin ihren Schritt mit der durch Jakobs Verzicht eingetretenen Vakanz. Sie erwähnten ihre seinerzeit nach Rom geleitete Bitte um Bestätigung der früheren Wahl, nicht jedoch, daß sie für ungültig erklärt worden war. Auch von der Zwiespältigkeit der ersten Wahl wurde nicht gesprochen. Vielleicht in kluger Taktik beteiligten sich am 10. September nur solche Kapitulare, die ehedem Jakob, nicht Ulrich gewählt hatten. So war die Konsequenz der Rechtsakte gesichert: Mehrheitswahl Jakobs, Verzicht Jakobs, neue Vakanz, neue Mehrheitswahl.“538

Als Zeugen bei der Wahl fungierten der Trierer Kurien-Offizial Friedrich von Dudeldorf, der Dekan von Liebfrauen in Oberwesel, Helwig von Boppard, sowie Nikolaus von Kues, der als Dekan von St. Florin in Koblenz angeführt wird.539 Doch damit war die Angelegenheit noch längst nicht ausgestanden. Im Vorfeld der Neuwahl hatte sie sich noch zusätzlich verkompliziert. Nach der ersten Ratenzahlung der ausstehenden Servitien durch Rabans Bankiers hatte der Papst dem Bischof von Speyer die Provisionsbulle und das Pallium für Trier schließlich doch zukommen lassen. Zudem berechtigte Martin V. ihn, „den widerspenstigen Klerikern ihre Ämter und Benefizien abzunehmen, den aufsässigen Laien alle von der Trierer Kirche oder von den anderen Kirchen der Erzdiözese getragenen Lehen.“540 Parallel dazu ergingen zwischen dem 1. August und dem 15. September

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mehrere päpstliche Bullen – mit immer „schärfer“ werdendem Tonfall – an die Kurfürsten. Die Schreiben enthielten zunächst die Mitteilung über die Versetzung Rabans nach Trier und die Aufforderung, ihn in die Reihe der Kurfürsten aufzunehmen; später dann – an die beiden Erzbischöfe von Köln und Mainz – Beschuldigungen der offenen Hilfestellung für Ulrich gegen den päpstlichen Willen.541 Raban selber richtete Mahnschreiben an den Trierer Klerus, in denen er ihn aufforderte, sich der Entscheidung des Papstes zu fügen und ihn, Raban, als seinen neuen Erzbischof anzuerkennen.542 Ebenfalls ermahnte er seine vermeintlichen Untertanen, dass jeglicher Widerstand gegen ihn einer „Leugnung der päpstlichen Gewalt“ gleichkomme.543 Doch Rabans Erfolgsaussichten waren zunächst recht gering. Die Städte und der Adel des Erzstiftes standen hinter dem Elekten Ulrich, die Erzbischöfe von Köln und Mainz opponierten aus territorial-, reichs- und kirchenpolitischen Gründen gegen die Investitur eines Kurfürsten durch den Papst. Schließlich mischte sich auch der römisch-deutsche König Sigismund in die Diskussion mit ein. Er erklärte prinzipiell, für die Erhaltung der Freiheiten im Reich Sorge tragen zu wollen. Dazu gehörte u.a. die Wahlfreiheit gegenüber Rom, welche die drei rheinischen Erzbistümer besitzen würden.544 „Der König machte sich in Trier öffentlich zum Schutzherrn der deutschen Kirchenfreiheit gegenüber Rom. Somit hat auch er den Fall ins Grundsätzliche vorgetrieben.“545

Nachdem man die Laien und den Klerus des Trierischen, die geistlichen Nachbarn Mainz und Köln und selbst den König hinter der VirneburgManderscheid Partei vereinigt hatte, versuchte man abschließend den Papst – gewissermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt – von der Rechtmäßigkeit der Wahl Ulrichs und der Unerwünschtheit Rabans in Trier zu überzeugen. Dies geschah in Form eines juristischen Erklärungsschreibens, das auf den 15. September 1430 datiert ist. Die Instrumentierung, d.h. die Erstellung einer notariellen Urkunde, dieser nach ihrem Entstehungsort so genannten „Wittlicher Appellation“ erfolgte durch den Notar Gudemannus de Sobyrnheim und in der Gegenwart von drei Zeugen. Als erster Zeuge der Appellation tritt uns Nikolaus von Kues entgegen, vor Friedrich von Dudeldorf, Lizenziat546 der beiden Rechte und Offizial der Trierer Kurie, sowie Hartmann von Koblenz, Kanoniker an St. Kastor. Bereits früh hat die Cusanus-Forschung die inhaltliche Federführung des Nikolaus von Kues bei dieser Appellation vermutet.547

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„Diese Vermutung wird durch die inzwischen bekanntgewordenen Quellen bekräftigt, die Zeugnis von der führenden geistigen Rolle des N[ikolaus] v[on] K[ues] als Sekretär und Kanzler Ulrichs in der Auseinandersetzung mit Raban geben. [...] Wieweit allerdings die wörtliche Formulierung der Wittlicher Appellation auf N[ikolaus] v[on] K[ues] zurückgeht, kann nicht entschieden werden.“548

Der angesprochene Wortlaut der Wittlicher Appellation erstreckt sich über mehrere heutige Druckseiten. Ulrich beginnt mit einer Anrufung und Schilderung der Ereignisse im Namen der Trierer Kirche, seinem eigenen sowie aller derer, die ihn „unterstützen und unterstützen wollen gegen und im Widerspruch zu dem ehrwürdigen Herrn Raban, Bischof von Speyer, und denjenigen anderen, die an seine Interessen glauben und ihren Anhängern“.549 Nach dem Tod des Erzbischofs Otto sei das Trierer Domkapitel zur Wahl eines Nachfolgers geschritten und habe den „ehrenvollen Herrn Jakob von Sierck, Scholast der vorgenannten Kirche“ dazu auserkoren. Letzterer sei allerdings „aus freiem Antrieb und Willen“ von einer Umsetzung der Wahl zurückgetreten, „und zwar nach dem für einen Rücktritt vorgesehenen Verfahren“. Daraufhin hätten sich der Trierer Dekan und die Kapitulare „innerhalb der gesetzlichen Fristen und gemäß der ihnen vom Gesetz übertragenen Gewalt“ von neuem zu einer Kongregation versammelt und ihn, Ulrich von Manderscheid, zum neuen Trierer Oberhirten bestimmt.550 Wir sehen, dass Ulrich hier – wohl aus taktisch-juristischen Gründen – die Episode verschweigt, in welcher er selber die erste Wahl Jakobs angefochten und die Angelegenheit anschließend sogar dem Papst zur Entscheidung vorgebracht hatte. Auch die Annullierung der Wahl durch den römischen Pontifex wird mit keinem Wort erwähnt. Ulrich fährt fort mit der Behauptung, er habe erst nach seiner ordnungsgemäßen Wahl zum Bischof erfahren, dass ein anderer mit dem Amt providiert worden sei. Obwohl der Papst bisher noch nie eine rechtmäßige durch den Klerus und das Volk anerkannte Wahl zurückgewiesen habe, hätte er nun, ohne Ulrichs Wahl aufgehoben zu haben, Gerüchten zufolge den Bischof von Speyer nach Trier versetzt.551 Hierbei handelt es sich um eine propagandistisch genutzte Unwahrheit, hatte Ulrich doch bereits im Juli 1430 im Rahmen der an Jakob für dessen Verzicht gemachten Versprechungen zugegeben, „daß wir beyde zu Rome gezogen siin umb unser confirmacien, und doch unser heyliger vatter der babist das bischdum von Triere eyme andern bit namen deme bischoffe von Spire gegeben hait.“552 Seinen Verhandlungspartnern hatte

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er also eine Tatsache eingestanden, die er der Öffentlichkeit knapp zwei Monate später vorenthalten sollte. Die Appellation ergeht sich im Folgenden an den Unzulänglichkeiten des päpstlichen Kandidaten, die diesen für den Trierer Erzbischofsthron disqualifizierten. Die Situation im Trierischen wäre augenblicklich die, dass die Burgen, Städte und die bischöfliche Tafel sich seit dem Tode des Ziegenhainers in den Händen des Adels befänden. Nur ein aus dem Erzbistum oder der Kirchenprovinz stammender und einer mächtigen Familie angehörender Adliger vermöge es, die Besitztümer wieder an sich zu ziehen. Raban wäre als Landfremder dazu denkbar schlecht geeignet. Lieber würde man das Erzstift säkularisieren, als den Bischof von Speyer als Herrn zu empfangen. Sollte Raban demnach seine Forderungen durchzusetzen versuchen, müsse er mit Raub, Verwüstung, Mord und Totschlag als Reaktionen rechnen.553 Ein solches Zurückdrängen des Rechts durch Gewalt könne nur durch einen aus der Diözese stammenden Erzbischof vermieden werden. Auch entspreche die Forderung, dass niemand ohne die Zustimmung der Trierer Kirche Erzbischof werden könne, den Bestimmungen des (vierten) Laterankonzils sowie einiger Sonderprivilegien von Päpsten und Kaisern.554 Immer wieder wird im Text betont, dass der Papst nicht oder nur unzureichend informiert sei. Die Appellation endet mit erneuter Polemik gegen Rabans Person und dessen Provision seitens der Kurie. U.a. wird angeführt, Raban sei bereits sehr alt, weshalb mit seinem baldigen Ableben zu rechnen sei und das Erzbischofsamt so bereits in absehbarer Zeit neu zu besetzen sei. Dadurch entstünden der Trierer Kirche hohe Verluste, da die fälligen Servitiengebühren innerhalb kürzester Zeit gleich zweimal zu entrichten seien.555 Meuthen kommentiert dieses Argument: „Das ist weniger an die Kurie als an die öffentliche Meinung in Trier und in Deutschland gerichtet. In der Aussicht auf Annahme abgefaßt war die Appellation wohl sowieso nicht.“556

Die Reaktion Rabans auf die Kundgabe Ulrichs ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Wahrscheinlich in der zweiten Novemberhälfte 1430 wurde eine Stellungnahme Rabans gegen die Wittlicher Appellation niedergeschrieben.557 Diese Replik geht im Detail auf die einzelnen in der Appellation vorgebrachten Punkte ein und widerlegt sie aus der Sicht des Speyrers. Im Einzelnen finden sich die folgenden zentralen Aspekte behandelt:

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1) Grundsätzlich gelte: Päpstliche Entscheidungen seien nur bei Häresie des Papstes in Frage zu stellen; somit sei auch die Provision Rabans einwandfrei. 2) Ulrich habe die Wahl Jakobs von Sierck selber missachtet, weshalb er eine Wahl jetzt nicht als Voraussetzung für seine eigene Legitimität anführen könne. 3) Der Verzicht Jakobs sei zunächst in Anerkennung der päpstlichen Aufhebung der Kapitelwahl und der anschließenden Neuprovision erfolgt. Später erst habe Jakobs Vater – ohne Vollmacht – den Verzicht seines Sohnes gegen eine jährliche Rente von 2000 Gulden erklärt. Für Raban ein klarer Fall von Simonie. 4) Es habe weitere Bestechungsversuche gegeben, um gegnerische Kanoniker auf Ulrichs Seite zu ziehen. 5) Bei der Erklärung über die erneute Wahl des Kapitels werde verschwiegen, dass die auf päpstliche Bestimmung hin erfolgte Übertragung des Erzbistums Trier Ulrich und seinen Anhängern bereits bei deren Aufenthalt in Rom zur Kenntnis gelangt wäre, und dass die Provision Rabans zum Zeitpunkt der Neuwahl dem Kapitel, ja sogar der ganzen Diözese Trier und fast ganz Deutschland bekannt gewesen sei. Deshalb habe das Kapitel keine Wahlgewalt mehr gehabt. 6) Aufgrund der bereits im Vorfeld der Wahl widerrechtlich erfolgten Besetzung der Städte und Burgen der Trierer Kirche, der Einforderung des Treueides von den Untertanen und die Selbstbetitelung als dominus Treverensis habe Ulrich sein „passives Wahlrecht“ verwirkt und hätte somit bei einer Neuwahl gar nicht mehr als Kandidat in Betracht gezogen werden dürfen – ganz unabhängig von der Provision Rabans. 7) Nach der – widerrechtlich – erfolgten Wahl habe Ulrich sofort in Besitz und Verwaltung der Kirche eingegriffen aus Angst, beim Eintreffen der Provisionsbulle könnten sich viele seiner Anhänger dem päpstlichen Urteil unterwerfen. 8) Es entspreche nicht der Wahrheit, dass Ulrich in den Besitz der gesamten Herrschaft gelangt sei. 9) Prinzipiell könne der Papst über alle Kirchen und alle kirchlichen Ämter frei verfügen, selbst dann, wenn er vorher – aus welchen Gründen auch immer – einzelnen Kapiteln das Wahlrecht zugestanden habe. Dieses Vorrecht und diese Gewalt seien auf ihn gekommen durch Christus auf Vermittlung des heiligen Petrus. So habe er das Recht, etwa bei Unstimmigkeiten im Kapitel, zum Wohle der Kirche einem auswärtigen Dritten das Amt zu überantworten. Ein solches Vorgehen habe sich oft schon als besser erwiesen; in Trier etwa durch die päpstliche Ernennung des Metzer Dekans Heinrich von Vinstingen (gest. 1286) zum Erzbischof 170 Jahre zuvor. 10) Durch sein bisheriges Verhalten in der Angelegenheit habe sich Ulrich als unwürdig und ungeeignet erwiesen, das Amt eines Erzbischofs auszuüben. Daher sei er von jedem Christusverehrer zu verfolgen und zu entfernen. 11) Im Gegensatz zu der Behauptung der Appellation seien von Anfang an alle Trierer Erzbischöfe vom Papst eingesetzt worden, und diese hätten fast alle nicht aus der Trierer Kirche, sondern aus Rom, Italien oder gar Grie-

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chenland gestammt, wie dies der Katalog der Trierer Erzbischöfe überzeugend zeige. 12) Die vorgetragene angebliche Täuschung des schlecht unterrichteten Papstes widerspreche den Tatsachen. 13) An dem gegen ihn – Raban – vorgebrachten Simonievorwurf sei nichts dran. Er habe vor der Übertragung keinen Prokurator an der Kurie gehabt und auch keinen Auftrag dahin geschickt. Auch die angemahnte Erhöhung der Abgaben an den Papst sei bereits nach dem Tode des Erzbischofs Werner von Falkenstein entsprechend den Richtlinien des Konstanzer Konzils von der apostolischen Kammer beschlossen worden – und habe somit nichts mit einem korrupten „Erkaufen“ des Amtes zu tun. 14) Auch die gegen seine Person vorgebrachten Zweifel seien nicht haltbar. Trotz seiner fremden Herkunft habe er im Trierischen einen guten Ruf und sogar Verwandte und Gönner. Der kurz zuvor verstorbene Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden habe viel weiter von Köln hergestammt als Raban von Trier. Auch habe Friedrich im Kölnischen keine Verwandtschaft besessen und trotzdem doch zum großen Wohle jener Kirche gewirkt. Ebenfalls sei er – Raban – nicht, wie behauptet, ein gebrechlicher Greis, sondern trotz seiner 60 Jahre noch sehr rüstig. Als Warnung gibt Raban zu bedenken, dass auch Jugend nicht vor dem Tode schütze. Ulrich solle sich das Sprichwort zu Herzen nehmen, dass jedem Herrscher nur ein kurzes Leben beschert sei, falls er als Tyrann seinen Platz einfordere. 15) Warum wurden die Privilegien, welche die Trierer Wahlfreiheit bezeugten, nicht bei der Anrufung des Papstes vorgelegt? Neben zwei Präzedenzfällen – der bereits erwähnten Einsetzung Heinrichs von Vinstingen sowie dessen Nachfolgers Diether von Nassau (um 1250-1307)558 –, in denen in jüngerer Zeit das Kapitel nicht davon Gebrauch gemacht habe, würde die Beobachtung der genannten Privilegien ohnehin göttlichem und menschlichem Recht widersprechen. 16) Die Appellation nenne keinen Richter, von dem oder an den appelliert werde, keinen Notar und auch keine Zeugen. Ulrich versuche lediglich durch diese Appellation Zeit zu schinden. Die hier von Raban angeführten formalen Mängel der Appellation treffen, wie zuvor gesehen, nicht zu und dürften der Tatsache geschuldet sein, dass Raban lediglich eine nicht notariell instrumentierte Abschrift der Wittlicher Appellation vorlag, welche die einleitende Anrufung des Papstes als Richter sowie auch die abschließende Formel von Notar und Zeugen nicht übernommen hatte. 17) Die Appellation erwähne nicht die an Ulrich und den Grafen von Virneburg geschickten päpstlichen Schreiben. Die beiden Boten seien vielmehr bisher noch nicht zurückgekehrt. Auch hätten die Anhänger Ulrichs die Straßen schließen lassen, um zu verhindern, dass Briefe ins Trierische gelangen konnten. Durch diese Taten hätten Ulrich und der Virneburger das Verbrechen der Majestätsbeleidigung begangen. Deshalb wäre es an der Zeit, dass sich die Majestäten des Römischen Reiches, die Fürsten und Adligen, endlich gegen Ulrich erheben würden.559

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Auch der Papst reagierte prompt und barsch auf die Wittlicher Appellation. Im Oktober ergingen Mahnschreiben an den deutschen König und seine Fürsten, Raban anzuerkennen. Daneben wurden Ulrich von Manderscheid, Ruprecht von Virneburg sowie dem Trierer Domkapitel seitens des Papstes schwere Kirchenstrafen angedroht für den Fall einer weiteren Verweigerung den getroffenen päpstlichen Entscheidungen gegenüber. Beim Betreten von Ulrichs Machtbereich waren die Boten gefangen genommen und – zeitgenössischen Dokumenten zufolge – grausam behandelt worden.560 Am 7. November kam der Stein dann definitiv ins Rollen. Papst Martin befahl den deutschen Kurfürsten nochmals, Raban zu unterstützen und Ulrich zu keiner Fürstenversammlung mehr zuzulassen. Er erklärte die Wittlicher Appellation sowie alle zukünftigen von Ulrich angebrachten Einsprüche für belanglos. Mit der Umsetzung des päpstlichen Willens waren der Erzbischof von Mainz zusammen mit den Bischöfen von Würzburg und Worms beauftragt worden. Ihnen war die Anwendung aller kirchlichen Strafen erlaubt worden.561 „Gegen Ende des Jahres muß sich Raban dann wohl, ohnmächtig, Einfluß im Trierer Stift zu gewinnen, an den Bischof von Würzburg gewandt haben. Dieser befahl unter Androhung von Exkommunikation, Interdikt, Privation und Inhabilitation [...], Raban zu gehorchen.“562

Auch eine Intervention des Trierer Kapitels an der Römischen Kurie half nichts. Sich ungerecht behandelt gefühlt von den gegen ihn verhängten Kirchenstrafen, appellierte Ulrich am 20. Januar 1431 in Ehrenbreitstein erneut „von einem schlecht unterrichteten an den besser zu unterrichtenden Papst“. Ohne die päpstliche Haltung zur Wittlicher Appellation zur Kenntnis zu nehmen, kündigte Ulrich an, dass er, falls der Papst auch diese seine neuerliche Appellation zurückweisen würde, mit der Trierer Frage an das sich bald in Basel zusammenfindende Konzil heranzutreten gedenke.563 Erst im Anschluss an diese Januar-Appellation, an deren Ausfertigung er wohl nicht beteiligt war, tritt Nikolaus von Kues wieder im Trierer Streit in Erscheinung. Auf ihn dürfte ein auf die neue Appellation Bezug nehmendes Memorial zurückgehen, das auf dem Nürnberger Reichstag im Februar 1431 vor König Sigismund zugunsten von Ulrich zum Vortrag gebracht wurde.564 Doch auch dieser Schritt brachte nicht die gewünschte Erledigung des Schismas mit sich. Im Gegenteil: Durch die Wahl eines der beiden Verhandlungsführer im Vorjahr, des Kardinals Condulmer, zum Papst (Eugen IV.) verschärfte sich die Situation zusätzlich. So zog sich der

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Trierer Streit noch ein weiteres Jahr hin, ehe man die Sache mit der Bitte um Entscheidung dem seit kurzem tagenden Konzil von Basel vortrug. Das Verfahren wurde auch jetzt noch mehrere Jahre hindurch „verschleppt“, endete dann aber schließlich mit dem Prozessverlust Ulrichs und der Anerkennung Rabans durch das Konzil (1434/36).565 Der inzwischen im Trierischen ausgebrochene „Bürgerkrieg“ sollte auch nach dem Konzilsurteil, das Ulrich zunächst nicht anerkannte, noch einige Zeit lang weiter wüten. Schließlich erledigte sich die Affäre auf „natürliche“ Weise: Ulrich starb nach kurzer, heftiger Krankheit am 18. Oktober 1438, nur wenige Wochen nachdem er sich mit Papst Eugen IV. „versöhnt“ hatte.566 Ein halbes Jahr später, am 17. April 1439, verzichtete Raban auf das inzwischen stark verschuldete Trier, ehe auch ihn am 4. November jenes Jahres in Speyer der Tod ereilte. Am 19. Mai 1439 wurde schließlich Jakob von Sierck, dem 1430 mehrheitlich Gewählten, das ruinierte Erzbistum Trier vom Papst übertragen. Die auf seinem Stift lastenden Schulden beliefen sich auf 200.000 rheinische Gulden.567 Trotz dieser juristischen Niederlage war Cusanus in Basel als angesehener Jurist und Gelehrter auf der Bühne der internationalen Politik angekommen, die als der Ausgangspunkt seiner weiteren Laufbahn und damit einhergehend auch seines reichhaltigen literarischen Schaffens angesehen werden muss. Ein langer und vielschichtiger Weg hatte ihn im Laufe von 30 Jahren aus dem engen Moseltal von Kues über Stationen wie Trier, Koblenz, Heidelberg, Padua, Rom, Köln und Paris bis hierher geführt.

CUSANUS ALS PREDIGER Das beeindruckende cusanische Gesamtwerk, das ab dem Jahre 1430 in seiner Fülle entstehen wird, umfasst neben juristisch-staatstheoretischen, philosophisch-theologischen und mathematischen Schriften auch fast 300 Predigtentwürfe und -nachschriften zu allen Themen des liturgischen Jahres. Diese umfangreiche überlieferte Sammlung spiegelt die eifrige Tätigkeit als Prediger wider, die Nikolaus besonders als Bischof von Brixen (1452-1460)568 betrieben hat. Die Anfänge seines Predigens fallen aber bereits in die Zeit des ausgehenden dritten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts. Die Datierung der frühen Predigten ist allerdings in vielen Fällen unsicher. Als früheste bekannte Predigt des Cusanus wird heutzutage mehrheitlich der so genannte Sermo I angesehen. Das Textcorpus der rund 300 erhalten gebliebenen cusanischen Predigten verteilt sich auf zahlreiche Handschriften. Neben dem Codex Cusanus

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220 in der Kueser Hospitalsbibliothek existieren mit den Codices Vaticani latini 1244 und 1245 zwei weitere wichtige Predigtsammlungen in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.569 Die meisten seiner Predigtniederschriften hat Nikolaus selber mit Datum und Ortsangaben versehen, so dass in der Mehrheit der Fälle eine chronologisch-räumliche Rekonstruktion der cusanischen Predigttätigkeit ohne Probleme erfolgen kann. Leider sind aber „ungefähr 34“ Predigten überliefert worden, welche nicht datiert sind.570 Dieser Umstand betrifft einige der frühen Predigten, die Nikolaus vor seinem Eintritt in das Basler Konzil gehalten haben dürfte. Einen ersten Versuch einer chronologischen Anordnung aller Cusanus-Predigten hat 1941/42 Josef Koch unternommen.571 Für Koch galt die von Cusanus selber auf den Dreifaltigkeitssonntag (= 27. Mai) 1431 datierte Koblenzer Predigt als die älteste erhaltene, weshalb er sie als Predigt Nr. 1 nummerierte. Kochs Nachfolger bei der Heidelberger Predigtedition, Rudolf Haubst, revidierte allerdings diese ursprüngliche Zählung ab dem Jahre 1956. Haubst sah in Kochs Predigt Nr. 19 die älteste. Dass es sich um eine Weihnachtspredigt handelte, war aufgrund des Themas klar; wegen der Einleitung, in der Nikolaus den anwesenden Trierer Erzbischof begrüßt, hatte Koch die Jahre 1440 bis 1445 und als angesprochenen Jakob von Sierck vermutet. Dem widersprach Haubst aus drei Gründen. Erstens gäbe es in den Predigten 1 und 6 nach der Koch-Zählung Rückverweise auf eine vorher gehaltene Predigt. Beide Themen fänden sich auch in Predigt 19. Zweitens gäbe es in Predigt 19 eine „theologisch noch unkritische LullVerwertung“, die auf „ein noch sehr unausgereiftes Frühstadium seiner geistigen Entwicklung“ zurückzuführen sei. Drittens lege ein Schriftenvergleich zwischen den Pariser Lullus-Exzerpten von 1428 und der autographen Niederschrift von Predigt 19 nahe, dass beide Texte wohl zeitnah entstanden sein dürften. Aus diesen Gründen datierte Haubst die genannte Predigt zunächst auf Weihnachten 1428 vor und nummerierte sie neu als Sermo I.572 Diese frühe Datierung verschob Haubst jedoch bald wieder um zwei Jahre nach hinten, auf Weihnachten 1430, da eine Untersuchung der Wasserzeichen des Codex Cusanus 220 nahe legte, dass das Papier, auf dem Sermo I abgefasst wurde, sehr wahrscheinlich erst ab 1430 geschöpft worden ist.573 Doch selbst nach dieser Verschiebung blieb Sermo I in Haubsts Augen die älteste bekannte Cusanus-Predigt, wenngleich sich der Herausgeber nunmehr zu der Vermutung hingerissen füllte, dass „der Grundbestand der Predigt schon auf Aufzeichnungen von Weihnachten 1428“ beruhe.574 Gänzlich zu klären wird dieser Diskussionspunkt der Cusanus-Forschung wohl niemals sein. Bleibt noch die Frage nach dem Ort, an dem die Predigt gehalten wurde. Bei seiner Datierung auf 1428 sprach sich Haubst für eine Trierer Kirche aus, wohingegen für das Jahr 1430 wohl eher Koblenz im Beisein des Elekten Ulrich von Manderscheid in Frage komme.575 Gegen Koblenz und für Trier als Predigtort hat jüngst wiederum Hermann Schnarr Position bezogen.576

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Aus einem viel später entstandenen Text erfahren wir ein weiteres interessantes Detail. Rückblickend auf eine inzwischen gut 30-jährige Predigttätigkeit schrieb der Kardinal aus Kues im Jahre 1459 in der als Einleitung zu seiner Predigtsammlung lesbaren Abhandlung De aequalitate:577 „Das ist der Gesamtgehalt des Evangeliums, das ich in verschiedenen hier niedergelegten Predigten, mannigfach erklärt habe, wie mir jeweils die Gnade gewährt wurde; zuerst sehr undeutlich, als ich in der Jugend damit begann und Diakon war, dann deutlicher als ich zum Priestertum emporstieg, und schließlich schien es noch vollkommener zu werden, als ich in meiner Brixener Gemeinde priesterlichen Dienst versah und während meiner apostolischen Legationsreise in Deutschland und anderswo tätig war.“578

Diese Zeilen deuten darauf hin, dass die Aufnahme von Nikolaus’ Predigttätigkeit wahrscheinlich mit seiner Weihe zum Diakon einherging.579 Letztere könnte demnach durchaus im Laufe des Jahres 1430 erfolgt sein. Zwei weitere Predigten werden von der heutigen Forschung üblicherweise auf den Dreikönigstag 1431 (Sermo II)580 und den 29. März 1431 (Sermo III)581 angenommen. Sicher in seiner Datierung ist erst Sermo IV, der am 27. Mai 1431 in Koblenz gehalten wurde.582 Nichtsdestoweniger bietet Sermo I einen wunderbaren Ausklang für eine biographische Darstellung des Lebens des jungen Cusanus, einen Ausklang in seinen eigenen Worten. Nikolaus, ans Ende seines dritten Lebensjahrzehnts gelangend, sich am Vorabend einer für ihn damals unsicheren und für uns rückblickend beispiellosen Laufbahn befindend, trat am ersten Weihnachtstag vor das Kirchenvolk und predigte zum Thema „Und das Wort ward Fleisch“ (Joh 1,14), das vom Tagesevangelium vorgegeben worden war. Hier dringt erstmals das philosophisch-theologische Ringen an das Licht der Öffentlichkeit, das Nikolaus von Kues für den Rest seines Lebens beschäftigen sollte. Es ist ein Ringen um die Namen Gottes und die Beschränktheit des menschlichen Geistes beim Erforschen und Erkennen dieser Namen. Es ist die Frage nach der Stellung des Menschen in der göttlichen Schöpfung. „1. Hochwürdigster Bischof von Trier und ihr anderen in Christus Geliebten! Mir Ungeeignetstem von allen war es niemals gegeben, auch nur in ganz einfachen Dingen in der Entwicklung von Begriffen beredt zu sein. Doch vor diesem unaussprechlichen Festgeheimnis beben mir nicht nur alle Glieder des Leibes, sondern auch mein Geist

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ist gehemmt, und alle Seelenkräfte sind betäubt, da ein so wunderbares Geheimnis vor uns steht; voll Schrecken scheuen sie zurück. Denn welcher Mensch wollte es wagen, den Namen des unendlichen, unermeßlichen und unbegreiflichen und höchsten Gottes, der auch den Engeln nicht bekannt ist, zu entfalten, und wer wollte die Geburt des eingeborenen Wortes künden? Wenn auch nur ein Tier einen so hohen und unfaßlichen Berg berührt, soll es gesteinigt werden. Unsere geistigen Augen verhalten sich schon zu dem, was seiner Natur nach ganz offenkundig ist, wie die der Fledermaus zum Lichte. Was soll dann dort herauskommen, wo wir uns um die Natur selbst und ihre Geheimnisse forschend bemühen wollten! Es wäre klar, daß wir da nur wenig oder gar nicht vorankämen. Was aber gar, wenn wir uns um die Natur der geistigen Substanz und um die Ordnung der Kräfte des Himmels und der Sterne bemühen wollten? Wir kämen noch weniger voran. Nun aber übertrifft bekanntermaßen jener, der alles dieses anlegt, ordnet, lenkt, bewahrt und erschafft, in seiner Einfachheit, Geistigkeit, Klarheit und Vollkommenheit alles Geschaffene unendlich weit. Daraus erhellt, daß die menschliche Einsicht nicht nur in der ihr eigenen Sehkraft zu schwach und gebrechlich ist, solch ein allen Glanz überragendes Licht wahrzunehmen, sondern daß sie auch ihrer Grundbeschaffenheit nach ihm gegenüber gänzlich blind bleiben muß. Und da es so ist, so sollte sich keiner wundern, daß der heilige und hochgebildete Aurelius Augustinus und die übrigen rechtgläubigen katholischen Männer, die zugleich auch Leuchten der Gottesgelehrtheit sind, wenn sie an dies Evangelium kommen, vor der Auslegung unseres Themas so zurückscheuen, daß sie, soweit es möglich ist, eine Entschuldigung vorausschicken und dann nur wenig zu den Worten des Evangeliums hinzufügen. Denn je erhabener der Sinn dieses Evangeliums ist, um so gefährlicher ist es, ihn darlegen zu wollen; der schwache Verstand weiß sich ja nicht zu helfen, wenn er sich bei seinem Hin und Her verirrt. Der jungfräuliche Teilnehmer am Geheimnis, der durch ein besonderes Vorrecht beim Abendmahl solches Verborgene aus dem hochheiligen Gottesherzen schöpfte und der wie ein Adler ganz hoch fliegt, ist es, der dies schreibt, was ihr bei der Verlesung des Evangeliums alle gehört habt. Und weil diese Geheimnisse der so erhabenen Wahrheit mit den Worten schließen, daß weder der Himmel noch die Erde noch das Weltall, wenn ihrer auch tausend und abertausend wären, es fassen könnten, wie sehr müssen dann erst wir armseligen Sünder den Allmächtigen, von dem alles und ohne den nichts ist, demütig bitten, er möge uns soviel Licht aus diesem Evangelium zufließen lassen, daß es uns mit seinem hilfreichen Erbarmen zum Heile gereiche. Grüßen wir also die Gebärerin

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des Wortes in Verrichtung des freudenreichen Grußes anläßlich der Geburt des Eingeborenen, auf daß, derweil die huldvollste Mutter für uns eintritt, ihr süßester Sohn, dies kleine Kind, uns erleuchte; so sprechen wir mit frommem Sinn: Gegrüßet seist du, Maria usw. 2. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Weil Gott der Ursprung alles Guten und aller Vollkommenheit, Tugend und Wahrheit ist, der von niemandem abhängt und von dem her alles ist, ist er notwendigerweise auch das höchste Gut. Das Höchste aber, das in einem äußersten Maße alles überragt, duldet nichts neben sich, sonst verlöre es gänzlich die Wesens-Eigenart des Höchsten. Daher gibt es nur einen einzigen Gott, und der ist deswegen auch ganz einfach. Dem Höchsten geht nichts voraus. Teile aber gibt es erst nach dem Ganzen, und ihr Geeintsein hängt von dem Vermögen einer höheren Kraft ab. Fest steht also, daß das höchste Gut allein ganz vollkommen ist, einzig dastehend und ganz einfach, dessen Sein von niemandem abhängt, weil es ja das höchste ist. Daher ist Gott im eigentlichen Sinne der alleinige. Aus diesem Grunde hat er im Hebräischen unter anderem den Namen Vaheje, d.h. ‚der da ist‘, wie anderswo: ‚ich bin, der ich bin‘. Dieses göttliche Sein aber ist, weil es das höchste ist, notwendig durch sich und um seiner selbst willen. Und da nichts seine eigene Entstehungsursache ist – sonst wäre es, bevor es ist, und das ist Unsinn –, darum ist es ewig und unveränderlich und war es zu allem Anfang. Es ist damit schon deutlich, daß dem vollkommensten, einzigartigen, einfachsten göttlichen Sein nichts mangelt, weil es in vollkommenster Weise ist, und daß ihm nichts zukommt, als was mit dem höchsten Gut zusammenpaßt. Denn was von der höchsten Höhe des Guten abfällt, kommt dem vollkommensten Sein nicht zu. Es ist nun offensichtlich, daß das höchste Sein, die höchste Dauer oder die Ewigkeit, die höchste Kraft, die höchste Herrscherwürde, die höchste Herrlichkeit, die höchste Gerechtigkeit, die höchste Wahrheit: der eine einfache Gott sind, außer dem es nichts Höchstes und Unendliches gibt. Daher ist die Welt nicht ewig, noch gibt es irgend etwas von unendlicher Mächtigkeit oder Kraft. 3. Somit bleibt dieser so unermeßliche Gott für alle Geschöpfe unnennbar, unausdrückbar und vollständig unerkennbar. Man nennt ihn mit verschiedenen menschlichen Lauten in den verschiedenen Sprachen der verschiedenen Völker, mag auch sein Name ein einziger sein, der höchste, unendlich, unaussprechbar und unbekannt. Als die geschaffene Einsicht dazu emporstieg, eine so große Kraftfülle, die

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des höchsten Gutes, zu fassen, fand sie diese als den einen gerechtesten Fürsorger, daher hat sie ihr bei den Juden den Namen ‚El‘ gegeben. Sie fand den Herrn des Weltalls, der alles vorhersieht; sie sagte ‚Adonai‘. Sie fand den Mächtigsten und sagte ‚Jah‘. Sie fand den Mildesten und sagte ‚Sabaoth‘, ‚Schadday‘ usw. Und gemäß der hebräischen Überlieferung gibt es acht solche Namen; doch einer von ihnen ist der heiligste. Seine Deutung kann die menschliche Vernunft nicht erfassen. Er ist von Gott gegeben. Das ist das Tetragrammaton, d.h. der Name aus vier Buchstaben. Der ist unaussprechlich, d.h. unbegreifbar für die Vernunft und wird bei den Juden nur einmal im Jahre, und zwar nach vorausgegangenem Fasten mit dem Munde ausgesprochen. Er wird Jehova genannt, und wo in der hebräischen Bibel dieser Name steht, dort haben wir: Herr. 4. Das ist fürwahr der heiligste und höchste Gottes-Name; denn er kennzeichnet nicht Gott nach irgendeiner hinauswirkenden Teilkraft wie die übrigen Namen, sondern seine Allmacht und die inneren Eigenschaften ohne Rücksicht auf das, was außer Gott ist. Darum sagt Rabbi Moses im Führer der Unschlüssigen: Alle Gottes-Namen sind von den göttlichen Werken abgeleitet, nur nicht das Tetragrammaton, das dem höchsten Schöpfer zugeeignet ist. Es bezeichnet die göttliche Wesenheit mit ihren inneren Eigentümlichkeiten. Und es enthält ein großes Geheimnis, und wie einige sagen, haben durch dieses die Alten all jenes Wirken zustande gebracht, das wir heute als magisch bezeichnen und das keinen offenkundigen Grund hat. In diesen Büchern, die Adam und sein Sohn, der gerechte Abel, geschrieben haben sollen, und in dem Buche, das dem Salomon zugeschrieben wird und das Sepher Raziel heißt, findet man behauptet, wie die Alten in diesem Namen und in den anderen unendlichen Gottesnamen alle Weisheit, sowohl die der Oberen wie die der Unteren, enthalten wähnten. Heute aber sind diese Bücher vernichtet, weil sie in unverständlichen Sprachen geschrieben waren, und so sind sie mit Recht beiseite getan und verurteilt. Von ihnen wäre an anderer Stelle mehr zu sagen. 5. Auch die Griechen haben mehrere Namen für den einen Gott, etwa Ischyros nach seiner Macht, Kyrios nach seiner Herrschaft, und zu eigentlichst wird er Theos genannt. Und so wird im Lateinischen von theos Deus abgeleitet, und im Tatarischen wird er Birtenger genannt, d.h. der eine gute Gott, und im Deutschen entsprechend Gott, d.h. ein Gut; ebenso wird er im Slawischen bog benannt und so im Türkischen und Sarazenischen olla uhacber, d.h. der gerechte große Gott und im Chaldäischen und Indischen esgi abhir, d.h. der Schöpfer des Weltalls. So erhält der eine Gott entsprechend den ver-

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schiedenen Zueignungen bei den verschiedenen Völkern einen jeweils anderen Namen zugesprochen, mag er auch in allem und bei allem der eine sein usw. 6. Dieser Gott der höchsten Lebenskraft, der nichts Unvollkommenes, Kleines und Minderwertiges in seiner Wesenheit hat, muß das Müßigsein verabscheuen. Anders wäre Gott in höchster Weise müßig, und dann bestände die Glückseligkeit in Trägheit und Müßiggang; das aber ist unmöglich. Und da es so ist, daß man in der göttlichen Wesenheit unmöglich Müßiggang finden kann, so besteht sie folglich in höchster Tätigkeit. In aller vollkommenen Tätigkeit finden sich aber notwendig drei aufeinander bezogene Dinge; denn nichts ist auf sein Selbst hin tätig, alles vielmehr auf ein von ihm gesondertes Tubares hin; und das Dritte ersteht aus dem Tätigen und dem Tubaren, und das ist das Tun. Dies aufeinander Bezogene sind in der göttlichen Wesenheit die drei Personen. Darum nennen wir Gott den Dreieinigen. Er ist nämlich der gottende, zeugende, rechtfertigende und liebende Gott mit den übrigen unendlichen Vollkommenheiten, den wir Vater nennen. Er ist der Gott, der gegottet, gezeugt, für gerecht erklärt, geliebt usw. werden kann, und diesen nennen wir den vom Vater ausgehenden Sohn. Und ferner ist er das Gotten des Gottenden und des Gegottet-werdenden, d.h. des Vaters und des Sohnes, und ebenso das Rechtfertigen, das Zeugen und das Lieben zwischen Liebendem und Liebenswertem; und diesen nennen wir den Heiligen Geist, der von beiden ausgeht. 7. Von dieser unermeßlichen, unaussprechlichen und unbegreiflichen göttlichen Dreieinigkeit gewinnt die menschliche Einsicht an Hand der angegebenen Vernunftgründe einen sicheren und unbezweifelten Glauben, und sie hilft sich dabei mit den Aussprüchen derer, die im Heiligen Geiste gesprochen haben. Im Alten Testament wird nämlich gemäß der hebräischen Wahrheitsverkündigung das Geheimnis dieser ganz einfachen Dreieinigkeit oft geoffenbart. Denn zu Eingang der Heiligen Schrift heißt es: Im Anfang schuf Elohim. Im Buche Josue: Du kannst dem Herrn nicht dienen; denn die heiligen Elohim, er selbst... Bei Jeremias: Ihr habt das Wort der lebendigen Elohim, des Herrn der Heerscharen, eueres Gottes, verkehrt. Und im Psalm ‚Der Gott der Götter, der Herr, hat gesprochen‘, heißt es im Hebräischen: El Elohim Jehova. Solches also besagt – weil ja die Werke der Dreieinigkeit ungeteilt sind –: der dreipersönliche eine Gott hat die Erde geschaffen usw. Aber die Juden wollen der Dreieinigkeit aus dem Wege gehen und sagen: Unter der Dreieinigkeit, die in ihren Büchern ausgedrückt wird, müsse man drei Eigenschaften verstehen, nämlich die göttliche Weisheit, Güte und Macht. Durch diese Eigen-

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schaften sei alles geschaffen. Diese Auffassung widerlegt Nikolaus von Lyra in einem Büchlein gegen die Juden, indem er auf Grund von mehreren Belegstellen des Alten Testaments die Dreieinigkeit ersichtlich macht. Auch ich habe einst in einem Streitgespräch weise Juden in die Enge getrieben, die sich in den Glauben an die Dreifaltigkeit einführen lassen wollten;583 aber daß der Sohn in der Gottheit Fleisch geworden ist, in diesem Punkte sind sie verhärtet und wollen weder Vernunftgründe noch die Prophezeiungen hören. Es gibt noch andere heilige Zeugnisse für diese heiligste Dreifaltigkeit, an der man nicht zweifeln darf. Die übergehe ich nun aber der Kürze halber. Jetzt wollen wir zum Verständnis des heiligen Evangeliums aufsteigen. 8. Im Anfang war das Wort. Dieses Wort nennen wir den Sohn in der Gottheit. Im griechischen Wortlaut heißt es: „̳Αȱ ΦΕΛϛȱ ώΑȱ ϳȱ Ώϱ·ΓΖ“. ‚Wort‘ wird hier nicht für das sinnliche, sondern für das einsichtige Wort verwendet. Denn da in der Wesenheit Gottes notwendig der sich einsehende oder sich begreifende Gott ist, der Vater genannt wird, daher ist sein Wort oder der Begriff seiner selbst sein von ihm als dem Vater in der Ewigkeit gezeugter Sohn. Es war daher im Anfang vor aller Zeit in der Ewigkeit selbst oder im höchsten Ursprung selbst, d.h. in Gott Vater, dieses heiligste Wort, das vom Vater ausgeht, von dessen Wesenheit und Natur; denn: Jehova, Gott Vater, sagte zum Herrn Jehova, d.h. zu Gott Sohn: ‚Setze dich zu meiner Rechten... Denn mit dir geschieht der Anfang am Tage der Kraft. Aus dem Schoße, d.h. aus dem eigenen Wesensselbst, vor dem Morgenstern, dem am Anfang der Welt geschaffenen, habe ich dich gezeugt.‘ Noch deutlicher spricht das die Wahrheit der Chaldäer aus, die da sagt: Es sprach der Herr in seinem Wort; denn das Sprechen Gottes bedeutet das Wort zeugen, wie Gregor in der Sittenlehre sagt. Einmal aber hat Gott gesprochen, weil er kein anderes Wort hat als das eingeborene; denn: Gott spricht und wiederholt es nicht. Es ‚spricht‘ aber Gott das Wort, weil auf ihn keine Zeit anwendbar ist, weder die Vergangenheit noch die Zukunft. 9. Firmianus Lactantius sagt: Gott erfaßt den aus seinem Munde hervorgehenden Wort-Geist, den er nicht im Schoße, sondern im Geiste empfangen hatte, mit einer gewissen unausdenkbaren Kraft und Mächtigkeit seines Geistes in einem Bilde, das lebendig in eigenem Sinn und eigener Weisheit steht. Darum heißt es: Mein Herz gibt hinaus ein gutes Wort. Ich weihe meine Werke dem König. Gott bezeugt so, daß die Werke Gottes niemandem bekannt sind als seinem Sohne, der das Wort Gottes und notwendig auch immer König ist. Wo wir ‚Wort‘ und ‚Rede‘ sagen, sagen die Griechen, und zwar bes-

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ser, ‚Logos‘. Logos bezeichnet nämlich die Rede und deren inneren Sinn; denn er ist sowohl die Stimme wie die Weisheit Gottes. 10. Wer könnte in würdiger Weise von jener unaussprechlichen Geburt sprechen, daß der Sohn von ewig her geboren ist und gleichewig geboren wird und daß der Gezeugte vor aller Zeit gezeugt ist und zwar so, daß er nicht später ist als der Erzeuger? Denn dieses Wort war nach Basilius im Ursprung und ist weder menschlich noch engelisch, sondern ist Gottes inneres Sprechen. Dieser Gottessohn ist, wie es im 1. Buche der Sentenzen heißt, zugleich mit dem Vater die eine Weisheit und das eine Wesensselbst: wie der Vater, so der Sohn. O wunderbare Geburt, bei der der Zeugende seine Wesenheit und Natur, seine Vollkommenheit, Kraft, Herrlichkeit, Unendlichkeit und Allmacht dem Gezeugten gibt! Der Sohn ist ja dem Vater wesensgleich; denn die drei Personen sind der eine Gott. Was immer Gott zukommt, kommt allen Personen in gleicher Weise zu, obwohl: ein anderer der Vater, ein anderer der Sohn und ein anderer der Geist ist. Doch ist der Vater nicht von anderer Wesenheit; und nicht ist etwas anderes der Vater, anderes der Sohn, anderes der Heilige Geist, weil Vater, Sohn und Geist von der ein und selben Wesenheit sind, von gleicher Herrlichkeit und ewiger Herrscherwürde. Nach Origines heißt es deshalb: und das Wort war bei Gott, weil der Sohn der Wesenheit nach immerdar im Vater ist. Und im Ursprung, in dem das Wort war, gab es keinerlei Trennung zwischen dem Wort und dem das Wort hervorbringenden Gott; denn Gott war das Wort. Daher ist im Sohne nicht weniger als im Vater; denn er ist: Gott von Gott, Licht vom Licht. 11. Diese unaussprechliche Zeugung hat die höchste Wahrheit, wenn auch nicht in vollem Lichte, so doch in einem zarten Strahl, denen ein wenig geoffenbart, die sich im Dunkel des Heidentums befanden, wie es Firmianus Lactantius in seinem Buche Von der falschen Weisheit in vielen Beispielen beschreibt. Er berichtet da, daß Hermes Trismegistos in dem Buche, das [...] Vollkommene Rede heißt, sich folgender Worte bediene: [...] Der Herr und Schöpfer von allem, den wir Gott zu nennen belieben, hat einen zweiten Gott geschaffen, einen sichtbaren und wahrnehmbaren. Es folgt: Weil er diesen als Ersten, Alleinigen und Einen bildete, schien er ihm gut und ganz voll von allem Guten. Er freute sich und liebte ihn sehr wie seinen Sohn. Ähnlich sagt die Erythräische Sibylle am Anfang ihres Liedes den Sohn Gottes als Herzig und Kaiser von allem voraus mit den Worten: [...] Den Ernährer und Schöpfer von allem, der allen den süßen Geist zubestimmte, und den Führer-Gott von allen schuf ... Und eine andere Sibylle sagt: Diesen muß man

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kennen. Wisse, daß er, Gottes Sohn, dein Gott ist! Von diesem unaussprechlichen Sohn sagt Hermes: Die Ursache aber dieser Ursache ist der Wille zum Guten, der Gott hervorgebracht hat, dessen Name man mit Menschenmund nicht aussprechen kann ... Und nachher spricht Hermes zu seinem Sohn: Denn, mein Sohn, es gibt ein geheimes Weisheitswort von dem alleinigen Herrn von allem, dem alles vorherwissenden Gott, das der Mensch nicht aussprechen kann. Zenon nennt den Logos oder das Wort den Ordner der Natur und den Werkmeister (opificem) des Weltalls. Er nennt ihn geschaffen und die Notwendigkeit der Dinge und den Geist des Jupiter, gemäß der Gewohnheit, mit der sie Jupiter für Gott zu nehmen pflegen; aber diese Worte bilden kein Hindernis, da die Wortbedeutung der Wahrheit entspricht. Was jener den Geist Jupiters nennt, ist nämlich der Geist Gottes. Denn Trismegistos, der, ich weiß nicht wie, fast die gesamte Wahrheit erspürt hat, hat die Kraft und Herrscherwürde des Wortes oft beschrieben. Eine andere Sibylle sagt: Alles durch das Wort vollbringend usw. Augustinus berichtet im Buche seiner Bekenntnisse, daß er bei den Platonikern den Anfang unseres Evangeliums gefunden habe: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort usw. 12. Es folgt: Und alles ist durch dieses geworden. Alles hängt nämlich von dem einen Ursprung ab. Der ungeschaffene, allmächtige, alleinige und gleiche Wille voll unendlicher Macht hat alles ausgeführt, wie er es wollte. Da aber des wollenden und sprechenden Vaters Wille, Rede oder Wort als der Sohn besteht, darum ist durch eben dieses Wort alles geworden. Denn: Er sprach, und es ward; er gebot, und es wurde erschaffen. Er sagte: Es werde Licht! und es ward Licht. Durch das Wort Gottes wurden die Himmel gebildet. Darum heißt es im Psalm: Der Gott der Götter, der Herr, sprach und rief die Erde. Der Psalmist sagt: El Elohim Jehova sprach und zeigt damit an, daß die Werke der Dreifaltigkeit ungeteilt sind, indem er Elohim mit Jehova verbindet; zugleich zeigt er an, daß die Erde durch Gottes Sohn erschaffen ist. Die höchste unermeßliche Güte wollte nicht nur innerhalb ihrer selbst von Ewigkeit her hervorbringen, sondern vervielfältigte ihre Güte auch, indem sie in der Zeit und außerhalb ihrer selbst erschuf. Aber der beste Gott konnte das All nicht nach dem Bilde von irgend etwas außen Befindlichem erschaffen, da er selbst alles ist, und zu keinem anderen als zum höchsten Ziele, nämlich auf sich selbst zu. Darum wurde durch ihn selbst alles zum Abbilde der Gottheit und auf Gott hin gemacht. 13. Wie aber alles von Gott her in sein Sein fließt, das zu erzählen, würde lange dauern und wäre mir unmöglich. Aber um es doch ein

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wenig zu verstehen, wollen wir ein Wort des Lincolniensis in seinem Büchlein Über die erste Form heranziehen, nämlich: Wie das Kunstwerk vom Geist des Künstlers ausfließt, so stellen wir uns vor, daß Gott, der höchste Künstler, alles, was war, ist und sein wird, von Ewigkeit her in seinem Geist gehabt und nach seinem Willen durch sein Allmacht ins zeitliche Sein geführt habe, und zwar ohne ein Mittel oder eine äußere Hilfe. Denn die Allmacht bedarf keines Beistandes. Zu recht kann man es dem vergleichen, wie der Künstler die Form des Hauses oder der Truhe im Geiste begreift und sie durch den Willen ins Sein hervorbringen will. Aber weil in ihm nicht wie bei dem allmächtigen Gott das Vermögen mit dem Willen zusammenfällt, muß er viele Mittel haben, etwa Stämme, ein Beil und dergleichen, um die vorher begriffene Form in das Material zu bringen. Solche Mittel braucht Gott nicht. Von eben der Form Gottes fließt alle Form, vom göttlichen Sein alles Sein, von der göttlichen Güte alle Güte und von der göttlichen Wahrheit alle Wahrheit. 14. Und den so gearteten Ausfluß bezeichnen wir als Schöpfung. Und weil der eine Gott dreifaltig ist, fließen drei Arten von Geschöpfen aus Gott: rein geistige, rein leibliche und gemischte. Die geistigen sind die Engel und die reinen Geistwesen; die leiblichen sind das Pflanzliche, das Sinnliche und das Grundstoffliche; die gemischte Natur, die gleichsam aus beiden hervorgeht, ist der Mensch. Und weil die Dreifaltigkeit in der Einheit besteht, so folgt, daß in der geistigen Natur Dreifaltigkeit waltet, nämlich drei Ordnungen; und jede Ordnung umschließt Dreifaltigkeit; es gibt neun Chöre. So besteht auch in der Natur der Himmelskörper und in der grundstofflichen, sinnlichen und pflanzlichen Natur das Abbild der Dreifaltigkeit. Und so ist es auch in der gemischten Natur. Sehr schön wäre es, wenn wir diese Ordnungen der Dinge und diese Reiche betrachten könnten, betrachten, wie der Weiseste alles, was er gemacht, sehr gut gemacht hat. Durch solche Betrachtungen steigt der heilige Hieronymus zu den Hierarchien, den heiligen Ordnungen, auf. Weil aber die Dreifaltigkeit in Einheit ist, trägt alles Geschaffene in sich, in seinem Sein, ein Abbild der Dreifaltigkeit, darin, daß ihm Sein, Kraft und Wirken eigen ist, darin, daß es aus Möglichkeit, Gegenstand und Wirklichkeit besteht, darin, daß es aus seinen ihm eingeborenen wechselseitigen Entsprechungen besteht. Wie nämlich die göttliche Güte aus dem wohltuenden Vater, dem wohlgetanen Sohn und dem Wohltun, d.h. dem Heiligen Geiste, besteht, so trägt die ausgeflossene Güte diese Spur der Dreifaltigkeit in sich, daß keine geschaffene Güte ohne das Wohltuende, das Wohlgetane und das Wohltun sein kann. Dasselbe gilt dann auch von der Liebe, dem Sein, der Wahrheit und allen

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übrigen Ausflüssen aus Gott. O, wenn doch hier ein Betrachter emporstiege, welch süße Erkenntnisse würde er da finden! Wahrlich, kein Ungläubiger, kein Hochmütiger, Geiziger, Unkeuscher oder wer in anderen schmutzigen Sünden verwickelt ist, wird diese Süßigkeit erfassen können. Und keiner ist so verhärtet, daß er, wenn er diesen Weg der Betrachtung beträte, nicht erweicht würde. 15. Hier achtet ein jeder darauf, daß Gott alles um seinetwillen erschaffen hat, auf daß jedes Geschöpf für sich selbst das beste Ziel habe. Den Menschen aber schuf Gott zuletzt, auf daß in ihm gleichsam die Erfülltheit und Vollkommenheit der Geschöpfe bestehe. Des Menschen Vollkommenheit aber liegt in Gott. So ist also durch den Menschen jedes Geschöpf auf Gott hingeordnet. Darum erschuf der Gott voll unaussprechlicher Milde des Menschen am Ende und stattete ihn mit Gaben aus, mit freiem Willen und Vernunft, auf daß er durch die Vernunft seinen Ursprung und seinen Schöpfer erkenne und in freiem Willen ihn liebe und die ihm von Gott gegebenen, von Natur aus guten und auf Gott hingeordneten Wesensgrundlagen emporrichte und durch Tugendübung Gehorsam und Liebe sittlich wachsen mache. Gott setzte den Menschen in den Wonnegarten der Lust, senkte die reinste Seele in den von Erde gebildeten, höchst geeigneten, sich anpassenden und gehorsamen Leib, gab ihm die Macht über das ganze Paradies und alles Körperliche, daß er sich aller leiblichen und geistigen Sinne bedienen könne. Er verbot ihm, von dem Baume zu essen, der in der Mitte des Wonnegartens stand, auf daß er nämlich nicht durch den freien Willen die Vernunft mißbrauche und seine Grundlagen, die im Gehorsam nach oben zu gepflanzt waren, durch Hochmut der Erde, dem Niederen, zugewandt, in Unordnung bringe. 16. Hernach fiel jener erste Vater Adam, vom Neid des Teufels durch eitle Hoffnung verführt. Und so ist ohne das Wort nichts geworden, d.h. Sünde. Hat doch die Sünde gar keine Seinsheit; sonst trüge sie das Bild der Dreifaltigkeit und der Güte an sich. Alsbald nach der Sünde, nachdem die Wesensgrundlage in Unordnung gebracht, wurde Adam gleich wie ein Verbannter und Fremdling aus dem Paradiese getrieben, weil sich im Leibe der Aufstand gegen die Seele erhob. Diese Wurzel der Sünde haben um der Befleckung der menschlichen Natur willen, die die ersten Eltern sich zugezogen haben, alle sich zugezogen, die durch ihre Herkunft von Adam abstammen, und sie ziehen sie sich noch zu. O furchtbar verderblicher Neid des Teufels, durch den der Tod in die Welt gekommen ist! O wie groß ist die Sünde, die alle Nachkommen um ihr Ziel gebracht hätte, wenn der Heiland nicht voller Erbarmen zu Hilfe geeilt wäre!

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17. So also, hochwürdige Herren, hat der wahre Gottvertraute mit diesem einen Wort ‚ohne es ist nichts geworden‘ den Grund dafür offen gelegt, warum Gott Mensch geworden ist. Hier möchte ich nun ganz kurz den Rechtsstreit einer frommen Zwietracht dartun, wie er dem heilbringenden Richterspruch von der Menschwerdung des Gotteswortes vorausging. Der Mensch ist geschaffen und hingeordnet zum Heile und zum besten Ziel. Die Sünde hat diese Ordnung verkehrt. Die Gerechtigkeit verurteilte ihn zur Strafe. Die Barmherzigkeit des Herrn und die Wahrheit traten gegeneinander auf. Es entstand ein frommer Krieg vor der heiligsten Dreifaltigkeit, die Elohim heißt, d.h. Götter oder Richter zwischen Gott und dem Menschen. Die Gottheit war der Kläger, der Mensch der Angeklagte. Klagepunkt war das Vergehen der Majestätsbeleidigung; die Rechtsbeistände Gottes waren die Wahrheit und die Gerechtigkeit, die des Menschen der Friede und die Barmherzigkeit. 18. Die Wahrheit machte gegen den Menschen die Größe des Vergehens geltend und brachte vor, der verbrecherische Mensch habe die Ehre und Göttlichkeit der Majestät gelästert; denn er habe Gott für verlogen und den Teufel für wahrhaft gehalten. Gott, die Wahrheit, hat gesagt: An dem Tage, da ihr von dem Baume des Wissens um Gut und Böse esset, werdet ihr sterben. Der verlogene Teufel flüsterte ein: Keineswegs werdet ihr sterben. Der Mensch mißtraute der versichernden Wahrheit und glaubte der leugnenden Falschheit. Er glaubte mehr dem Teufel, der ihm lügnerisch versprach: Gott weiß, daß an dem Tage, da ihr davon esset, ihr ihm gleich sein werdet. „O Gott, hassest du nicht diejenigen, die Unrecht tun? Vernichte daher alle, die Lügen sprechen! Aus deinem Reiche seien ausgeschlossen die Hunde, die Giftmischer, die Schamlosen, die Mörder, die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun. Und weil der Mensch das Vergehen der Majestätsbeleidigung begangen hat, so gehe dieser Urteilsspruch auch auf die Nachkommen über; denn: du bist ein eifernder Gott, der die Sünde der Väter an den Söhnen heimsucht.“ Weiterhin brachte die Wahrheit als Zweites Gottes Urteilsspruch vor: „Herr, du hast gesagt; Gott ist nicht wie ich ein Mensch, daß er löge, noch wie ein Menschensohn, daß er sich ändere. Herr, du hast gesagt: An dem Tage, da ihr usw. Der Pflichtverletzer Mensch hat es doch getan; so möge er für ewig sterben!“ 19. Die Barmherzigkeit suchte dagegen, in Verteidigung des Menschen, unter Berufung auf die Großmut der Güte die Gewichtigkeit der Sünde abzuschwächen. Sie sagte: „Der höchsten Güte steht es nicht an, den Menschen zu verderben. Gott, du hast ja den Menschen auf dich hin erschaffen; und anders wäre dieses dein Werk, o

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Gott, eitel und leer und unvollkommen und würde nicht das Ziel erreichen, das du ihm in deiner Güte, o Gott, zubestimmt hast. Die Vorhaltung der Wahrheit gibt den Schluß an die Hand: die Engel, die ohne von jemandem gedrängt worden zu sein sündigten, die wurden auch gestürzt; der Mensch aber, der betrogen und durch Einflüsterung und Schlauheit Satans bedrängt und verlockt wurde, dem möge ein Heilmittel geboten werden. Zürnst du denn bis ans Ende, o Herr? Sei eingedenk dessen, ich beschwöre dich, was das menschliche Wesen ist! Denn nicht vergeblich hast du alle Menschenkinder ins Sein gegründet.“ Die Wahrheit sprach: „Herr, du kannst nicht lügen, nichts ist wahrer als du. Denke also daran, daß der Eid erfüllt werde, den du Abraham geschworen hast, nämlich: in deinem Samen sollen alle Völker gesegnet werden. Gepriesen sei also der Herr, der Gott Israels, der seinem Volke Erlösung bereitet hat. Du wirst deine Versprechen halten, und David wird nicht enttäuscht werden. Denn du wirst deinen Bund nicht schmähen und wirst nicht ungültig machen, was von deinen Lippen hervorgeht. Herr, du hast gesagt: Wenn aber seine Söhne meinen Bund verlassen, dann will ich mit der Rute ihre Untaten ahnden; doch mein Erbarmen will ich ihnen nicht ganz entziehen, noch jemals meine Treue brechen. Daher auch will ich ihm auf ewig mein Erbarmen wahren. Dies deine Verfügung der Milde, o Herr, wird unerschütterlich bestehen bleiben. Stehen bleiben wird dein Entschluß, o Gott, mit dem du vorbestimmt hast, daß sie dem Bilde deines Sohnes gleichgestaltet werden sollen. Stehen bleiben wird dein Bund, den du mit deinen Auserwählten geschlossen hast: Ich habe David, meinem Knecht geschworen: Auf ewig will ich ihm den Thron bereiten, und ich werde aufbauen... Durch Jeremias hast du gesagt, o Herr: Plötzlich will ich sprechen gegen Volk und Reich, es auszurotten, zu zerstreuen und zu stürzen. Wenn aber jenes Volk Buße tut, will ich es seines Übels entheben und ich will mir das Unheil leid tun lassen, das ich ihm zuzufügen gesonnen. Das Menschengeschlecht empfindet Reue. Wie lange willst du sein’ vergessen ganz und gar?“ 20. Die Gerechtigkeit trat gegen den Menschen auf; die Gewichtigkeit seiner Schuld betonend, legt sie dar, wie die Sünde des Menschen die Wahrheit verletzt, sich wider die Barmherzigkeit erhoben, dem Frieden Schmach angetan und die Gerechtigkeit verachtet habe. „Denn die Wahrheit gedachte, den Menschen ins Heil zu führen; die Barmherzigkeit ihn auszuerwählen, daß er dem Bilde des Gottessohnes gleichgestaltet werde. Die Gerechtigkeit bot ihm durch die Gnade in dieser Zeit verdienstliches Tun; der Friede die Auszeichnung durch die Herrlichkeit in der Zukunft. Du aber hast der Lüge ge-

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glaubt, Adam. Nun siehe, der Mensch stirbt nicht nur, sondern er zerrinnt geradezu wie Wasser. Wenn er nicht Buße tut, erbarmt sich auch die Barmherzigkeit seiner nicht, Herr. Aber anstatt Buße übte Adam Lästerung, anstatt des Bekenntnisses Schmähung. Denn als Gott im leisen Winde des Nachmittags wandelte, rief er Adam zur Buße, indem er sprach: Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Wenn du nicht vergessen hättest usw. Adam erwiderte: Das Weib, das du mir zur Gefährtin gegeben hast, gab mir, und ich aß. Das heißt gleichsam: Dir muß die Schuld angerechnet werden; denn du hast mir das Weib gegeben. Deswegen ist der Herr gerecht und liebt die Gerechtigkeit. Du hast geboten usw. So richte ihn auch, Herr, nach dem Unmaß seiner Gottlosigkeit und verstoße ihn; denn er hat dich erzürnt, o Herr.“ 21. Die Milde sah, daß sie gegen die Wahrheit und Gerechtigkeit für den Menschen nicht mit Beweisen auftrumpfen konnte, und verlegte sich darauf, die Entsühnung des Menschen zu erbitten. Dazu führte sie die Ehre der Gottheit an, die doppelte Herrscherehre der fürstlichen Mildtätigkeit und des Herrscher-Ansehens. Die Fürsten-Ehre der Milde beschwor sie, indem die mit Daniel bat: „Um deiner selbst willen, o Gott, neige dein Ohr und höre! Öffne deine Augen und sieh die Bedrängnis des Volkes! Handle, Herr, auf daß du nicht vergissest, dich zu erbarmen, und man nicht sage: Grausam und erbarmungslos ist Gott. Man wird die Ehre deiner Milde um deinetwillen herabsetzen, o Gott, dem es doch eigen ist, sich zu erbarmen und allzeit zu schonen.“ Auch berief sie sich auf die Machtgewalt der Ehre und sagte: „Du hast geschworen, unseren Vätern das Land der Verheißung, d.h. die Herrlichkeit, zu geben. Gib sie also! Sonst würde die Ehre deiner Macht durch die Dämonen und Ägypter herabgesetzt werden, und sie würden sprechen: Ich frage nicht danach, für wen Moses betete. Die Ägypter mögen es hören und sagen: Er konnte sie nicht in das Land der Verheißung führen. Deswegen tötete er sie in der Wüste usw. Laß also Frieden sein in deiner Kraft, o Herr, zur Ehre deiner Machtgewalt!“ 22. Als man die vorgebrachten Einwendungen beider Teile eingesehen hatte, trat im Himmel ein Schweigen ein, gleichsam für eine halbe Stunde. Denn eine einzige Stunde ist der Ablauf der ganzen Zeit. Die eine Hälfte der Stunde ist die Zeit vor der Menschwerdung, die andere die Zeit danach: Während das tiefste Schweigen alles umfangen hielt und die Nacht in ihrem Laufe die Mitte des Weges erreicht hatte usw. Das heißt für die Mitte der Zeit, von der Sünde des Menschen an gerechnet bis auf Christus, in dem dies Schweigen sich vollzog, erwartete man den Bund zwischen Wahrheit und Barmherzig-

Cusanus als Prediger

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keit, Frieden und Gerechtigkeit, Mensch und Gott. – Dann wurde in der Verborgenheit des göttlichen Ratschlusses überlegt, wie der Streit zwischen Gott und dem Menschen beigelegt werden könne. Verhandelt wurde zwischen denen, die im Himmel Zeugnis geben: Vater, Wort und Geist. Und man erwog, wen von ihnen man mit der Rechtssprechung zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden, Gott und Mensch beauftragen solle. Der Vater war wegen seiner Vertrautheit mit der Wahrheit befangen; denn: mächtig bist du, o Herr, und Wahrheit umgibt dich ringsum. Auch die Gerechtigkeit steht ihm nahe; denn: er ist gerecht und liebt die Gerechtigkeit. Auch der Heilige Geist ist befangen, weil er auf die Seite der Barmherzigkeit und des Friedens neigen möchte. Weiß man doch, daß der Geist der Weisheit süß und gütig ist. Die Parteien stimmten zusammen in dem Ruf: Gott, gib dein Richteramt dem König und deine Gerechtigkeit dem Königssohn! Und es geschah: der Vater der Erbarmung gab alles Richteramt dem Sohne, da dieser nicht befangen sein kann; denn ist er auch Gott, so blicken seine Augen doch auf den Armen. Er urteilt in Billigkeit für die Sanften der Erde. Und das ist der Gottessohn, den Johannes in der Offenbarung auf dem Richterstuhl sitzen sah, um sich den Regenbogen der Versöhnung; denn: ich will meinen Bogen auf die Wolken des Himmels setzen, und er wird das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch. 23. Nachdem die Bedeutung dieser Rechtssache erörtert war, fällte er die Entscheidung dahin, daß entsprechend dem Antrag der Milde der Mensch gerettet werden solle. Damit aber der Urteilsspruch des Schöpfers unangetastet bleibe, soll einer für das Volk sterben, daß nicht das ganze Volk zugrunde gehe. Ein Mensch freilich und kein anderer solle sterben; wurde doch gesagt: In der Stunde, da ihr esset... Aber welches Menschen Tod wird diesem Urteil Genüge tun können? Unter den vom Weibe Geborenen findet man keinen Geeigneten. Weil nun nicht ein Engel den Loskauf zu vollziehen hat, sondern ein Mensch: wie also soll der Mensch, in Elend versunken, durch Schuld verdorben, die verlorene Unschuld zurückkaufen und die Herrlichkeit gegen einen gerechten und würdigen Preis zurückerlangen? Wenn solches nun weder ein Engel noch ein Mensch noch irgend ein niedriges Geschöpf vermag, vermag es nur Gott. Und damit ist es notwendig, daß Gott Mensch sei, Gott um dessentwillen, was die Milde geltend machte, Mensch wegen des Urteils des Schöpfers. So begegneten sich Barmherzigkeit und Wahrheit, indem sie sich zu der im Wesen einen Gnade des Bundes zusammenfanden: der Mensch solle durch die Barmherzigkeit befreit werden und um der Gerechtigkeit willen dem Urteilsspruch des Schöpfers Genüge leisten.

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Die Gerechtigkeit verlangt aber, daß Genugtuung leiste, wer gesündigt hat, und daß er dies demgemäß tue, wie er sündigte. Der Mensch hat gesündigt; der Mensch leiste Sühne. Der Mensch wollte Gott sein; seine Sünde ist also so groß wie Gott; daher sühne der Mensch, der zugleich Gott ist. Und weil der Mensch weise sein wollte wie Gott und der Sohn die Weisheit des Vaters ist, darum war es passend, daß nicht der Vater, nicht der Heilige Geist, sondern der Sohn des Vaters, Mensch geworden, Sühne leiste: Es werde also dazu bestimmt der Sohn Gottes um der Gerechtigkeit willen, der Menschensohn um des Friedens willen. 24. Hier steige auf zur Betrachtung der Güte dieses göttlichen Richters, der, um dir den Frieden zu geben, einen solchen Urteilsspruch fällte, dem zufolge er selbst sich entäußern und die Knechtsgestalt annehmen mußte. O unendliche Milde des Vater, die des eigenen Sohnes nicht schonte! – Wann nun gefiel es diesem Sohne des höchsten Königs, wann gefiel es seiner Weisheit, seinen Urteilsspruch auszuführen? In der Mitte der Welt, in der Mitte der Zeit-Stunde, nachdem die Nacht vorüber war. Er ließ aber seine Ankunft vorherkünden und ließ jedem Volke vorhersagen: der Heiland der Welt wird kommen, der Spender des Lebens, der Wiederhersteller und der Erleuchter. Aber die Finsternis hat ihn nicht erfaßt. Die im Dunkel und im Todesschatten saßen, erwarteten ihn mit dem Rufe: Herr, brich die Himmel auf! Komm, Herr, und zögere nicht! Vergib die Untaten des Volkes! Komm, uns zu befreien, Herr, Gott der Kräfte! Gedenke deines Wohlwollens, such uns heim mit deinem Heile! 25. Viele heilige Männer und Propheten fanden sich, die von seinem Kommen Zeugnis gaben; die einen von dem Orte, Bethlehem, usw.; andere von der wunderbaren Empfängnis: Siehe, die Jungfrau wird empfangen usw.; andere von seiner glorreichen Geburt: Ein Kind ist uns geboren, ein Kind ist uns geschenkt usw.; andere vom genauen Zeitpunkt: Noch siebzig Wochen wird der Herr über sein Volk usw. Die Wahrheit ist der Erde entsprossen, d.h. Gott, der die Wahrheit ist, hat einen irdischen Leib angenommen, den Erstgeborenen den Weg des Heiles zu erschließen. Frohlocket ihr Himmel! Ihr Wolken, umkleidet euch mit Gerechtigkeit! Die Erde öffne sich und sprosse den Heiland hervor! Und Daniel: Siehe, in den Wolken des Himmels wird der Menschensohn kommen usw.“584

Anmerkungen 1

De ludo globi I, n.3,1-5: „Iuventus quamvis avida et fervens cito tamen saturatur. Faciam igitur et seminabo in nobilibus mentibus vestris aliqua scientiarum semina, quae, si intra vos receperitis et custodieritis, magnae discretionis circa suiipsius desideratissimam notitiam lucis fructum generabunt.“ (Deutsch: Dupré III, S. 224). 2 Vgl. zu den Beziehungen zwischen Nikolaus und Enea Silvio einführend den Aufsatz von Kisch: Nicolaus Cusanus und Aenea Silvius Piccolomini. 3 Die erste Lieferung des zweiten Bandes der Acta Cusana, bearbeitet von Prof. Dr. Johannes Helmrath und Dr. Thomas Woelki in Berlin, ist 2012 nach der Fertigstellung des Manuskripts der vorliegenden Biographie erschienen. Diese Lieferung umfasst die „cusanischen“ Dokumente aus der Zeit zwischen April 1452 und Mai 1453. 4 Vgl. Meuthen: Die letzten Jahre. 5 Vgl. Grotefend: Taschenbuch, S. 11. Christlich umgedeutet hat man den Jahresanfang zum 1. Januar mancherorts auch als Circumcisionsstil bezeichnet, da dieser Tag vermeintlich an die Beschneidung Jesu erinnere, die den jüdischen Gesetzen zufolge am achten Tage nach der Geburt eines Jungen durchgeführt wurde; vgl. Gen 17,12 und Lk 2,12. 6 Abschrift: Staatsarchiv Marburg Kopiar 15, Nr. 158, Bl. 96. Regest: Demandt, Regesten 2, S. 728 Nr. 1942; online: http://cgi-host.uni-marburg.de/~volko/lgr/nr.cgi? class=lgr&lang=de&id=6390&lines=10¤t=0&wl=&ba=&ei= (Stand 11.2.2010) 7 Eine Verwendung des Pisaner Stils ist sehr unwahrscheinlich, da diese Form der Datierung in Deutschland ungebräuchlich war! 8 Wie Anm. 5. Vgl. zum Wochentag auch Grotefend: Taschenbuch, S. 193. 9 Neumüllers-Klauser (Hg.): Res Medii Aevi, S. 250. 10 Vgl. Neumüllers-Klauser (Hg.): Res Medii Aevi, S. 250. 11 Neumüllers-Klauser (Hg.): Res Medii Aevi, S. 43. 12 Vgl. Neumüllers-Klauser (Hg.): Res Medii Aevi, S. 43. 13 AC 596: „1444 ego Nicolaus de Cußa prepositus Monasterii Treuerensis dyocesis orator pape Eugenii in dieta Nure(m)bergensi, que erat ibidem de mense septembris ob ereccionem antipape Felicis ducis Sabaudie factam Basilee per paucos sub titulo concilii, in qua dieta erat Fridericus Romanorum rex cum electoribus, emi speram solidam magnam, astrolabium et turketum, Iebrum super Almagesti cum aliis libris 15 pro xxxviii florenis Renensibus.“ 14 Eine Zusammenstellung der Identifizierungsversuche gibt AC 596, Anm. 4. 15 Vgl. zur „Verdrängung“ der Pergamenthandschriften durch Papiermanuskripte z.B. Schneider: Paläographie, S. 110. Siehe zu den Kueser Papierhandschriften Marx: Verzeichnis, passim. 16 Vgl. zu den in England aufbewahrten Büchern des Cusanus die von mehreren Autoren zusammengestellten Handschriftenverzeichnisse in MFCG 3-17. 17 Vgl. hierzu den Aufsatz von Monfasani: Nicholas of Cusa, the Byzantines and the Greek Language. 18 Vgl. Meister Eckhart: Lateinische Werke I und IV. Siehe allgemein hierzu auch die Untersuchung Frost: Nikolaus von Kues und Meister Eckhart. 19 Ohler: Reisen, Sp. 672.

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Anmerkungen

20 Noch im 18. Jahrhundert dauerte die 200 km lange Fahrt von Köln nach Mainz ungefähr 14 Tage; vgl. Ellmers: Frühmittelalterliche Handelsschiffahrt, S. 253. 21 Vgl. AC 317. 22 Chaucer: Canterbury-Erzählungen, S. 1f. 23 Ohler: Reisen, Sp. 674. 24 Siehe hierzu z.B. die rekonstruierenden Abbildungen von Lambert Dahm im Bildband Henerich (Hg.): Trier, insb. S. 65 und 83ff. 25 Zu Balduins Burgen siehe Scholz: Erzbischof Balduin von Luxemburg. Zu den Burgen im Kontext der Verkehrswege im Hunsrück vgl. den Beitrag von Wagener: Burgen und Verkehrswege. 26 Béthencourt und sein Gefährte Gadifer de la Salle haben ihre Expedition literarisch festgehalten. Der Bericht, der in zwei handschriftlichen Versionen (Codex Egerton 2709 im British Museum, London; Codex Montruffet in der Bibliothèque municipale de Rouen) überliefert wurde, ist unter dem Titel Le canarien bekannt. Auf der Grundlage der Handschrift aus Rouen hat Gabriel Gravier 1874 den Text herausgegeben. Eine spanische Bearbeitung der beiden Manuskripte wurde ab 1959 in drei Bänden vom Institudo d’Estudios Canarios herausgegeben. Vgl. hierzu auch den Aufsatz von Sadourny: Les expéditions, insb. S. 201, Anm. 2. 27 Vgl. hierzu beispielsweise die Karte bei Leisering (Hg.): Putzger, S. 59 (Europa im Spätmittelalter um 1400). 28 Vgl. hierzu beispielsweise die gedrängte Darstellung zu Beginn von Crowley: Konstantinopel. Vgl. auch Schneidmüller: Grenzerfahrung, S. 196ff. Ein Standardwerk zum „Fall“ von Konstantinopel ist immer noch Runciman: Die Eroberung. 29 Vgl. Boockmann: Der Deutsche Orden, passim, insb. S. 178f., oder auch Sarnowsky: Der Deutsche Orden, S. 116ff. 30 Siehe zum Hundertjährigen Krieg die Darstellungen bei Allmand: The Hundred Years War. 31 Siehe zum Abendländischen Schisma und dem aufkommenden Konziliarismus etwa Schatz: Allgemeine Konzilien, S. 123ff. 32 Siehe hierzu rezent den Beitrag von Euler: Die Bedeutung des Nikolaus von Kues für die Ökumene. 33 Vgl. zu dieser Frage um die Hussiten beispielsweise die Aufsätze von Hallauer: Das Glaubensgespräch mit den Hussiten, und Weier: Christliche Existenz. 34 Vgl. hierzu zusammenfassend den Artikel von Ganzer: Laienkelch. 35 Vgl. die Zahlen bei Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 3. 36 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 4 37 Vgl. Krautheimer: Rom, S. 257f. 38 Vgl. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 5 39 Vgl. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 5 40 Vgl. Clemens und Clemens: Geschichte der Stadt Trier, S. 53. 41 Clemens und Clemens: Geschichte der Stadt Trier, S. 103. 42 Vgl. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 6. 43 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 4. 44 Vgl. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 6. 45 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 7. 46 Vgl. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 7f.

Anmerkungen 47

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Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 8. Vgl. Clemens und Clemens: Geschichte der Stadt Trier, S. 101f. 49 Vgl. Schubert: Essen und Trinken, S. 245ff. 50 Vgl. zu diesem ganzen Abschnitt Schubert: Essen und Trinken, S. 250f. 51 Vgl. Schubert: Essen und Trinken, S. 255ff. 52 Schubert: Essen und Trinken, S. 257. 53 Frugoni: Das Mittelalter auf der Nase, S. 132. 54 Zur Geschichte der Gabel und den Abbildungen dieser in mittelalterlichen Handschriften siehe Frugoni: Das Mittelalter auf der Nase, passim. 55 Vgl. zum Inhalt der Goldenen Bulle z.B. Hartmann: Die Kaiser, S. 114f. 56 Vgl. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 44f. 57 Neumüllers-Klauser (Hg.): Res Medii Aevi, S. 251. 58 Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 115. 59 Das Repertorium Germanicum trägt den Titelzusatz „Verzeichnis der in den päpstlichen Registern und Kameralakten vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien vom Beginn des Schismas bis zur Reformation“ und wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vom Deutschen Historischen Institut in Rom herausgegeben. 60 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 115. 61 Übersetzung nach Schmitt: Chronik von Cues, S. 141. Der lateinische Text liest sich transkribiert: „Anno Domini 1570 hoc aedificium erectum in memoriam reverendissimi in Christo patris ac Domini Nicolai Cusani cardinalis et episcopi Brixiensis viri clarissimi et incomparabilis doctrinae per ioannem a Novo Castro rectorem.“ 62 Die unterschiedlichen baulichen Veränderungen der Kueser Pfarrkirche beschreibt Schmitt: Chronik von Cues, S. 61ff. 63 Vgl. Schmitt: Chronik von Cues, S. 265ff. 64 Vgl. Schmitt: Chronik von Cues, S. 180. 65 Siehe etwa die Abbildung 4 bei Schmitt: Chronik von Cues, S. 18. 66 Vgl. diesbezüglich die Darstellungen bei Schmitt: Chronik von Cues, passim. 67 Schmitt: Chronik von Cues, S. 179. 68 Köln 1612, Bd. V, T. 25. 69 Zur Verleihung des Stadtrechts an Bernkastel siehe Schmitt: Bernkastel, S. 34ff. 70 Der Text ist abgedruckt bei Marx: Armenhospital, S. 243f., sowie in AC 849: Kopien u.a. im Hospitalsarchiv Kues 168 p. 38, 169 Nr. 3, 169 Nr. 4. Die deutsche Übersetzung stammt von Heinz-Mohr und Eckert: Das Werk des Nicolaus Cusanus, S. 20f. 71 Vgl. AC 1: „Das Datum läßt sich aus folgenden späteren Angaben erschließen: In der kurzen Biographie von 1449 X 21 [...] heißt es, daß NvK anno 37 aetatis suae missus fuit per papam Eugenium quartam ad Constantinopolim. Der erste Beleg für diese Sendung datiert 1437 VII 6 [...]. Demnach liegt der Geburtstag vor dem 6. Juli 1401. Die Grabinschrift in San Pietro in Vincoli mit dem Todesdatum 1464 VIII 11 gibt an: vixit annis LXIII. Das ergibt zwar keine neue Datierungsmöglichkeit, bestätigt aber die Angabe zu 1437. Die Kurzbiographie gibt weiterhin an: parum post 22. annum aetatis doctor studii Paduani, also kurz nach seinem 22. Geburtstag. 1423 IV 12 ist er aber noch mit einer Vorlesungsnachschrift beschäftigt [...], wird also noch nicht promoviert haben. Trifft diese Angabe zu, so darf der Geburtstag, wenn nicht noch nach IV 12, so doch keineswegs weit vor diesem Tag angesetzt werden.“ 48

154 72

Anmerkungen

Vgl. Meuthen: Nikolaus von Kues, S. 6: „Der Bernkastler Schöffe Clais Roemer besiegelte 1408 und 1414 Zinskäufe der Eheleute Cryfftz. [...] 1431 werden nebeneinander genannt die Schöffen Claes und Peter Roemer. Ausdrücklich als Blutsverwandter des Cusanus bezeichnet wird der ebenfalls aus Bernkastel stammende Caspar Romer, der 1451 als Stiftsherr von Münstermaifeld und St. Marien in Aachen starb. ‚Nepot’ des Cusanus nannte sich der um 1425 geborene Johannes Romer aus Briedel, moselabwärts bei Zell, nach dem Tode des Kardinals kurze Zeit Rektor des St. Nikolaus-Hospitals in Kues. Ein naher Verwandter muß auch jener Matthias Römer aus Graach gewesen sein, der 1493 auf Erbansprüche an das Krebshaus zu Kues verzichtete. [...] Wie die Mutter des Cusanus mit den einzelnen Mitgliedern der Familie Römer verwandt war, ist noch ungewiß.“ 73 Der vorliegende Abschnitt ist eine leicht überarbeitete Fassung meines Artikels im Online-Lexikon des Cusanus-Portals (www.cusanus-portal.de; Stand 1.5.2012). 74 Vgl. Toepke: Matrikel, S. 177: „Johannes Cancri de Kuse cler. Treuerensis“. 75 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 232. 76 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 93 77 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 99; Martini: Hospital. 78 Ein anderer Forschungsansatz geht davon aus, dass es sich bei der zweiten „Stifterfigur“ um den römischen Privatsekretär des Kardinals, Peter von Erkelenz, handelt, der von 1488 bis 1494 als vierter Rektor des Hospitals wirkte. Vgl. hierzu HenselGrobe: Das St.-Nikolaus-Hospital, S. 281f. 79 Original im Hospitalsarchiv Kues 30. Editionen des Urkundentextes finden sich bei Marx: Armenhospital, S. 245f. und bei Kortenkamp: Urkunden, S. 86f. 80 Vgl. die von Erzbischof Jakob von Sierck ausgestellte Urkunde vom 20. April 1452 (Original im Hospitalsarchiv Kues 24). Eine Inhaltsangabe des Urkundentextes findet sich bei Kortenkamp: Urkunden, S. 75f. 81 Vgl. Martini: Hospital, S. 39. 82 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 56. Die angesprochene Stelle findet sich im Repertorium Germanicum VII 2214. 83 In einer am 17. November 1457 erstellten notariellen Abschrift des Testaments des Johann Cryfftz erklärt Johannes Stam, Pfarrer von Kues, als Stellvertreter der Nachlassverwaltung des Kardinalsbruders, Dietrich von Xanten und Johannes Durchdenwalt, dass der verstorbene Pastor von Bernkastel am 7. Mai 1456 auf dem Sterbebett seine testamentarischen Verfügungen getroffen habe, damals allerdings nicht in Gegenwart eines Notars (vgl. hierzu Hospitalsarchiv Kues 36; Inhaltsangabe bei Kortenkamp: Urkunden, S. 101). 84 Am 26. Oktober 1456 reichten die Schöffen von Kues in Form eines Transfix die Siegel nach, die bisher auf der Zuweisungsurkunde des Johann Cryfftz vom 26. Mai 1453 gefehlt hatten. Das Transfix berichtet von „Johan Criffts selige“ (vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 96, Z. 3; Original im Hospitalsarchiv Kues 34 als Transfix an der Urkunde Nr. 30), und davon, dass diese Siegelung auf Bestreben der Nachlassverwalter und Momper des Hospitals, Dietrich von Xanten und Simon Kolbe, erwirkt wurde. 85 Neusius: Das Testament, S. 19. Originale im Hospitalsarchiv Kues 48A und 48B sowie im Archiv der Santa Maria dell’Anima (Rom), fasc. 8, Nr. 50.

Anmerkungen 86

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Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 187, Z. 86ff. Original im Hospitalsarchiv Kues 68. 87 Deutsche Übersetzung nach Marx: Armenhospital, S. 54f. Der Text der Stiftungsurkunde findet sich ediert ebd., S. 53ff. Eine neuere Ausgabe hat Kortenkamp: Urkunden, S. 108ff., vorgelegt. 88 Vgl. § 15 der Stiftungsurkunde; Marx: Armenhospital, S. 62f. 89 Simon von Bernkastel siegelt am 22. Oktober 1401 eine Kundgabe (vgl. AC 2: Original im Hospitalsarchiv Kues 7). 90 Vgl. Schmitt: Chronik von Cues, S. 180: „Es kann auch angenommen werden, daß dieser Pastor dem jungen Cusanus die erste schulische Unterweisung gab, [...]“ 91 Vgl. Meuthen: Nikolaus von Kues, S. 6: „Der Bernkastler Schöffe Clais Roemer besiegelte 1408 und 1414 Zinskäufe der Eheleute Cryfftz. Vielleicht hatte Nikolaus von ihm seinen Vornamen.“ 92 Vgl. AC 2. In der zugehörigen Kundgabe wird der Vater des Cusanus als des „Hennen Cryfftz seligen soene“ bezeichnet. 93 Vgl. Schmitt: Chronik von Cues, S. 61. Ebd., S. 496, Anm. 195, sind die Hinweise auf die historischen Quellen für diese Behauptung aufgeführt. 94 Marx: Armenhospital, S. 254. Eine neue Edition des Textes findet sich bei Kortenkamp: Urkunden, S. 184ff. (die hier angegebene Textstelle ebd., S. 187) 95 Vgl. zum Todesdatum der Clara Cryfftz etwa Kortenkamp: Urkunden, S. 184, Anm. 1. Ebd., S. 185, ist zudem eine Abbildung der Grabplatte zu sehen. 96 Der lateinische Text lautet nach Marx: Armenhospital, S. 9: „Hac sub tumba Clara Kriftz est sepulta, germana nicolai cardinalis vincula sancti petri que obiit anno millesimo CCCC septuagesimo quoque tercio. Cuius cum domino Spiritus quiescat in evum.“ Schmitt: Chronik von Cues, S. 176, löst die Abkürzungen des letzten Satzes auf der Grabplatte folgendermaßen auf: „Cuius anima Domino sperans quiescat in eternum.“ Kortenkamp: Urkunden, S. 184, liest die Inschrift wiederum mit Marx. 97 Vgl. AC 2 bis AC 10. 98 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 37ff. sowie S. 42f. Vgl. hierzu auch AC 13. 99 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 37 und S. 42. 100 Vgl. hierzu auch Hensel-Grobe: Das St.-Nikolaus-Hospital, S. 17. 101 Zum Rheinischen Münzverein siehe Pick: Münzen, S. 60: „Der Rheinische Münzverein, der zunächst auf der Grundlage der Verträge vom 16. November 1385 bzw. 8. Juni 1386 ins Leben gerufen wurde, ordnete über zwei Jahrhunderte den wichtigsten Wirtschaftsraum des Reiches und hatte somit eine europäische Dimension. [...] Die Vereinigung der rheinischen Kurfürsten, von drei geistlichen und einem weltlichen, war nur auf Grund einer einigermaßen gleichgerichteten Interessenlage möglich.“ 102 Vgl. Pick: Münzen, S. 62, oder auch Bauernfeind: Materielle Grundstrukturen, S. 60. 103 Vgl. Marx: Armenhospital, S. 6. 104 Vgl. den Text der Stiftungsurkunde (Marx: Armenhospital, S. 55). 105 Vgl. Pauly: Luxemburg, S. 311. 106 Vgl. hierzu Bauernfeind: Materielle Grundstrukturen, S. 432, Tabelle A 11. Zu der Analyse der Ursachen dieser Preisschwankungen siehe ebd., S. 180ff. 107 Vgl. Bauernfeind: Materielle Grundstrukturen, S. 511.

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Anmerkungen

108 Vgl. die Notierung vom 21. Mai 2012 der Mannheimer Produktenbörse (http://www.warenboersen-suedwest.de/notierungen/getreide_mannheim.pdf). 109 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 51. Original im Hospitalsarchiv Kues 13. 110 Vgl. hierzu auch die detaillierteren Aufzählungen bekannter Verwandter bei Hensel-Grobe: Das St.-Nikolaus-Hospital, S. 15ff. (zu den Beziehungen in die „höhere“ Bürgerschaft von Trier insb. S. 20-24), sowie bei Tritz: „... uns Schätze im Himmel zu sammeln“, S. 40ff. 111 Schmitt: Chronik von Cues, S. 175f. 112 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 63f. Original im Hospitalsarchiv Kues 17. 113 Vgl. Hartzheim: Vita, S. 16; Schmitt: Beschreibung, S. 15; Scharpff: Der Cardinal, S. 12; Düx: Der deutsche Cardinal (Bd. 1), S. 97ff. Die drei letztgenannten verweisen bei ihren Ausführungen explizit auf Hartzheim! 114 Vgl. Neusius: Das Testament, S. 18 115 Meuthen: Cusanus in Deventer, S. 41f. 116 Vgl. hierzu allgemein Post: The Modern Devotion. 117 Siehe hierzu insbesondere Krauß: Die Devotio moderna in Deventer. 118 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 21. Zum Kloster Niederwerth allgemein siehe Mertens und Mertens: Das ehemalige Kloster. 119 Meuthen: Die Pfründen, S. 21. 120 Vgl. Meuthen: Cusanus in Deventer, S. 41. 121 Die Statuten der bursa cusana in Deventer hat Marx: Armenhospital, S. 260-265, ediert. Die hier angesprochene Handelsvereinbarung ist ebd., S. 261, festgeschrieben. Vgl. hierzu auch Kortenkamp: Urkunden, S. 175ff. Original im Hospitalsarchiv Kues 64a. 122 Vgl. Neusius: Das Testament, S. 18. 123 Vgl. Marx: Armenhospital, S. 83 und S. 261f. 124 Vgl. zu Johann von Eindhoven, der ab 1483 einer der bedeutendsten Weihbischöfe in der Geschichte der Erzdiözese Trier war, den entsprechenden Abschnitt bei Seibrich: Die Weihbischöfe, S. 54ff. 125 Vgl. zu dem gesamten Abschnitt den Aufsatz samt Textedition von Staubach: Cusani laudes, passim, sowie Brösch: Die Klosterbibliothek von Eberhardsklausen, insb. Abschnitt 4.2.3. Siehe zum Kloster Eberhardsklausen einführend auch das Buch von Dohms: Eberhardsklausen. Über die – unhistorische – Legende des Cusanus als geistigen Vaters des Wallfahrtsortes Klausen berichtet Staubach: Cusani laudes, 262f.: „Den ersten Teil seiner Chronik widmet Wilhelm von Bernkastel der Entstehung des Wallfahrtsortes, den Bemühungen Eberhards um Etablierung und Förderung des von ihm initiierten Marienkults. In dieser Geschichte von Erfolgen und Rückschlägen wird Nikolaus von Kues zum Akteur einer Episode gemacht, die sich als Krise und Wendepunkt der Ereignisse erweist. Das ehrgeizige Projekt eines die Marienkapelle in den Ausmaßen weit übertreffenden Kirchenbaus war fast vollendet – so berichtet der Chronist – als der Kardinal auf seiner Legationsreise im Jahr 1451 das Moselland besuchte und sich neben seinen zahllosen anderen Geschäften auch mit dem Wirken Eberhards zu befassen entschloß, der ihm bereits früher durch den Piesporter Pfarrer verdächtig gemacht worden sein soll. Zunächst wies Nikolaus in Trier den Erzbischof Jakob von Sierck scharf zurecht, daß er seine Aufsichtspflicht versäumt und die schismatischen

Anmerkungen

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Umtriebe jenes religiösen Schwindlers geduldet habe. Dann begab er sich persönlich an den Ort des Geschehens, um sich von der Richtigkeit seines Vorurteils zu überzeugen. Unglücklicherweise war Eberhard bei der Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des Kardinals auf den Gedanken verfallen, dem hohen Gast einen recht ehrenvollen Empfang dadurch zu bereiten, daß er ihm inmitten der neuerrichteten, noch unkonsekrierten Kirche einen einfachen Imbiß bereitstellte. Nikolaus, der dies offenbar als Pervertierung der Eucharistie mißverstand, sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt, nannte den armen Eberhard einen Häretiker und Teufelsdiener, der durch magische Praktiken und vorgetäuschte Wunder das Volk verblende, und verbot kraft seiner Autorität als apostolischer Legat die Fertigstellung des Kirchenbaus. Jedoch blieb es nicht bei diesem für Eberhard niederschmetternden Verdikt. Schon bald nach seiner Abreise wurde der Kardinal während eines Aufenthaltes in Aachen so schwer krank, daß er um sein Leben fürchten mußte. Da kam er durch die Ermahnung seiner Schwester und eigene Einsicht zu der Überzeugung, daß sein Vorgehen gegen Eberhard die Gottesmutter beleidigt habe und seine Erkrankung als Straf- und Beugemittel zu verstehen sei. Er widerrief sein Verbot, wurde sogleich wieder gesund und blieb dem Gnadenort fortan so gewogen, daß er ihn reich auszustatten und sogar mit der Aufsicht über seine Hospitalstiftung in Kues zu betrauen gedachte – ein Plan, der dann durch seinen vorzeitigen Tod zunichte gemacht worden sein soll.“ 126 Vgl. Meuthen: Cusanus in Deventer, S. 40f.; das Revius-Zitat in lateinischem Original ebd., S. 41. 127 Meuthen: Cusanus in Deventer, S. 41. 128 Siehe hierzu ausführlicher Meuthen: Cusanus in Deventer, passim. 129 AC 1609: Original im Gemeentearchief Deventer, Stad Deventer, m.a. 150, 1451/52 I, fol. 4v. 130 Vgl. zur mittelalterlichen Universität allgemein den Sammelband Rüegg (Hg.): Geschichte der Universität in Europa. Speziell zu den deutschen Universitäten siehe zudem Boockmann: Wissen und Widerstand. 131 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 91. 132 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 91. 133 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 92. 134 Vgl. Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 3. 135 Vgl. zu den Gebäuden der frühen Universität Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 6. 136 Vgl. hierzu beispielsweise den im Untergeschoss gezeigten Teil der Dauerausstellung des Heidelberger kurpfälzischen Museums, der den Ausgrabungen am Karlsplatz und im Bereich des Augustinerklosters gewidmet ist und u.a. einen auf archäologische Befunde fußenden Modellbau des mittelalterlichen Heidelberg zeigt. 137 Vgl. hierzu etwa Ritter: Die Heidelberger Universität, S. 160f. 138 Vgl. Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 2. 139 Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 9. 140 Vgl. Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 9. 141 AC 11: „Nycolaus Cancer de Coeße clericus Treverensis dyocesis. Dedit.“

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Anmerkungen

142 Vgl. hierzu Toepke: Matrikel, S. LI; zum Wert siehe ebd., Anm. 4: „11 Schilling Pfennige [...] machten einen Gulden“. Die Einschreibegebühr betrug demnach etwas weniger als ein Fünftel Gulden. 143 Vgl. Toepke: Matrikel, S. LI. Der Pedell war eine Art Hausmeister und Dienstbote der Universität. 144 Ritter: Die Heidelberger Universität, S. 144. 145 Vgl. Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 13. 146 Siehe Toepke: Matrikel, S. XXIX: „Die Aufnahme fand das ganze Jahr hindurch – ohne Beschränkung auf eine bestimmte Zeit – statt, selbst an Sonn- und Festtagen. Wer sie begehrte, hatte sich persönlich bei dem Rector zu melden, der die Vereidigung unverweilt vornahm, falls keine Bedenken obwalteten.“ 147 Vgl. hierzu die Anmerkungen zu AC 11. 148 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 113. 149 Vgl. hierzu allgemein den Aufsatz von Landau: Die Bedeutung der Kanonistik. 150 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 112f. 151 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 113. 152 Ritter: Die Heidelberger Universität, S. 163. 153 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 193. 154 Vgl. hierzu zusammenfassend Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 194. 155 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 194. 156 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 196. Die Verweise im Zitat zielen auf Ritter: Die Heidelberger Universität, S. 417f., sowie auch Meuthen: Köln und die humanistischrhetorische Dialektik, S. 106. 157 Vgl. Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 196. 158 Schulthess und Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter, S. 549. 159 Vgl. Schulthess und Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter, S. 549. 160 Diese Ansicht wird vor allem von spanischen Historikern vertreten; besonders Angel d’Ors hat in einem in drei Teilen erschienenen Aufsatz mit dem Titel „Petrus Hispanus O.P., Auctor Summularum“ in der Zeitschrift „Vivarium“ diesen Standpunkt vertreten. 161 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 196f. 162 Ein Baccalaureus artium bekleidete in der Heidelberger „Universitätshierarchie“ den zweitniedrigsten Rang. Er stand lediglich über den Studenten, die noch keinen Abschluss erworben hatten. Siehe hierzu Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 5: „Die Feingliederung der Rangordnung in der Universität wurde bereits 1387 in zehn Stufen festgelegt: Rektor; Doktoren und Lizentiaten der Theologie; Doktoren und Lizentiaten der Rechte; Doktoren und Lizentiaten der Medizin; Artistenmagister, die schon länger als sechs Jahre amtierten; Baccalaurei formati der Theologie; Artistenmagister ohne feste Anstellung (non regentes) und alle übrigen Baccalaurei der Theologie, der Rechte und der Medizin, die zugleich Magister artium waren; Baccalaurei artium; die Studenten.“ 163 Haubst: Studien, S. 98f., Anm. 17. 164 Schatz: Allgemeine Konzilien, S. 140. 165 Vgl. zur Absetzung der drei Päpste durch das Konstanzer Konzil den detaillierten Aufsatz von Zimmermann: Die Absetzung.

Anmerkungen

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166 Dieses Ereignis erwähnen z.B. Gerlich: Zur Kirchenpolitik, S. 342f., und darauf aufbauend Oberweis: Der gefangene Papst, S. 70: „Im Frühjahr 1416 hatte der Mainzer Erzbischof Johann II., ein erklärter Feind des Pfalzgrafen, ein Komplott geschmiedet, um Cossa aus der Gefangenschaft zu befreien. Durch Bestechung hatte er sogar den Heidelberger Schlosshauptmann für das Vorhaben gewonnen. Doch die Verschwörung wurde gerade noch rechtzeitig aufgedeckt, der bedauernswerte Schlosshauptmann im Rhein ertränkt.“ 167 Vgl. hierzu Schatz: Allgemeine Konzilien, S. 123ff. sowie speziell zu Trier Jank: Das Erzbistum Trier. 168 Vgl. einführend Swanson: Universities, insb. Kapitel 9. Allerdings bleiben detaillierte Studien zu einzelnen Universitäten in dieser Frage wissenschaftliche Desiderate. 169 Vgl. Wolgast: Die Universität Heidelberg, S. 13. 170 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 113: „Neuerdings wird in der Forschung betont, dass der Universitätsbesuch im Mittelalter in der Regel in ein soziales Netz eingebettet war. Die jungen Studenten wurden häufig von älteren Verwandten oder Förderern betreut, die für sie Vorbildfunktion hatten.“ Siehe hierzu auch das siebte Kapitel in Rüegg (Hgg.): Geschichte der Universität in Europa, S. 181ff. 171 Vgl. Ilias III 203-224 sowie VII 347-353. 172 Vgl. Aeneis I 242-249. 173 Vgl. Gaffuri: Padua. 174 Vgl. Verger: Universität. 175 Vgl. hierzu Böhlandt: Wege ins Unendliche, S. 11ff. 176 Vgl. Vescovini: Cusanus und das wissenschaftliche Studium. 177 Vgl. hierzu Grass: Cusanus als Rechtshistoriker, S. 105, sowie Meuthen: Trierer Schisma, S. 90. Der älteste bekannte „Rolle“ der Universität Padua (1422/23) verzeichnet für das kanonische Recht die folgenden Professoren (mit den ihnen gewährten Zuwendungen): Rainaldo da Camerino (100 Florin), Prosdocimo Conti (30 Florin), Giovanni Francesco Capodilista (200 Florin), Paolo Dotti (60 Florin) und Bartolomeo Zabarella (40 Florin); vgl. hierzu Grendler: The Universities, S. 24; Kopien der Rotula haben sich erhalten im Archivio Antico dell’Università di Padova 648, fol. 35r-36v und in der Universitätsbibliothek Padua, Ms. 1673, fol. 179r. 178 Es sind dies die Schriften De concordantia catholica und De reparatione kalendarii. 179 Die Bedeutung von Zabarella hinsichtlich einiger Kernideen von De concordantia catholica hat Meuthen: Trierer Schisma, S. 90f., herausgestellt. Eine inhaltliche Gegenüberstellung von Zabarella und Cusanus hat ebenfalls Morrissey: Cardinal Zabarella, vorgelegt. Biographische Details zu Zabarellas Zeit in Padua hat ebenfalls Morrissey: Ein unruhiges Leben, zusammengestellt. 180 Das Gesetzeswerk des Gratian ist auch unter seinem Autorentitel Concordia Discordantium Canonum (Eintracht widerstreitender Gesetze) bekannt. 181 Vgl. zum Kirchenrecht den Artikel von Weigand: Kanonisches Recht. 182 Vgl. Alberti: Vita, S. 38ff. 183 Vgl. AC 18: „Das Datum ergibt sich aus der Biographie von 1449 X 21 in Verbindung mit den bei Nr. 1 zusammengestellten Quellenzeugnissen.“ 184 Marx: Armenhospital, S. 14f. 185 Marx: Armenhospital, S. 15. 186 Vgl. AC 12, sowie MFCG 12, S. 44.

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Anmerkungen

AC 12: „anno domini 1418“. AC 12: „anno domini 1418 in Maio“. 189 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 206, Nr. 25. 190 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 206, Nr. 26. 191 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 206, Nr. 27. 192 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 264f. 193 Vgl. MFCG 12, S. 44ff. 194 MFCG 12, S. 50. Die Notiz steht am Rande von fol. 8r und bezieht sich auf I,14,7 des Liber Extra. 195 Vgl. AC 12. 196 Vgl. Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 20. 197 Zitiert nach Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 19. Das lateinische Original lautet: „salue, crux sancta, per quam salua nos, omnipo!“ 198 Vgl. Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 19. Wie einer der Besitzvermerke auf den Kopf gestellt wurde, erklärt Haubst (ebd., S. 19f.): „Das Deckblatt gehörte ursprünglich zu einem Doppelblatt, ebenfalls aus Pergament, von dessen zweiter Hälfte zwischen den Folien 10 und 11 noch die Reste zu sehen sind. Dieses Doppelblatt bildete also zunächst einen Umschlag und trug die Namensaufschrift auf der ersten Seite oben. Es umfaßte entweder die ersten fünf Doppelblätter von Gersons Mystischer Theologie oder Bonaventuras Itinerarium. (Das letzte ist darum nicht von der Hand zu weisen, weil der Anfang der Mystischen Theologie ohnehin schon den Namenszug trägt.) Spätestens beim Buchbinden wurde dann aber die Außenseite des früheren Umschlages aus irgendwelchen Gründen nach innen gewendet und der obere Rand nach unten gekehrt. So kam die Schrift des miteingebundenen Doppelblattes auf den Kopf zu stehen. Dessen zwischen den Folien 10 und 11 eingebundene Hälfte störte dann aber den dort nach wie vor unterbrochenen Gerson-Text und wurde dann herausgeschnitten.“ 199 Vgl. Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 19. 200 Vgl. die Abschnitte „JAGD“ NACH PFRÜNDEN [...] und „INTERDISZIPLINÄRE“ STUDIEN (Kapitel 4). 201 Vgl. Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 19. 202 Vgl. Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 22 (Zitat) sowie 26ff. 203 Vgl. Haubst: Die Thomas- und Proklos-Exzerpte, S. 21f. 204 Cod. Cus. 211, fol. 55v. Beschreibung und deutsche Übersetzung bei Müller: „ut reiecto“, S. 33ff. 205 AC 14. 206 Vgl. AC 14, Anm. 1. 207 Roth: Das astrologische Wissen, S. 69. 208 Im 15.Jahrhundert war der Julianische Kalender im Gebrauch, in welchem damals der Herbstanfang auf die Zeit um den 14. September herum fiel. 209 Vgl. De visione Dei, h VI, n. 43f. (cap. 11): „Experior bonitatem tuam, deus meus, quae me miserum peccatorem non solum non spernit, sed quodam desiderio dulciter pascit. Inspirasti similitudinem mihi gratam circa unitatem verbi mentalis seu conceptus tui et varietatem eiusdem in successive apparentibus. Nam simplex conceptus horologii perfectissimi me ducit, ut sapidius rapiar ad visionem conceptus et verbi tui. Conceptus enim simplex horologii complicat omnem successionem tem188

Anmerkungen

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poralem. Et esto, quod horologium sit conceptus. Tunc licet prius audiamus sonum sextae horae quam septimae, non tamen auditur septima, nisi quando iubet conceptus, neque sexta est prius in conceptu quam septima aut octava, sed in unico conceptu horologii nulla hora est prior aut posterior | alia, quamvis horologium numquam horam sonet, nisi quando conceptus iubet, et verum est dicere, quando audimus sextam sonare, quod tunc sex sonat, quia conceptus magistri sic vult. Et quia horologium in conceptu dei est conceptus, tunc aliquantulum videtur, quomodo successio in horologio est: sine successione in verbo seu conceptu et quod in simplicissimo illo conceptu complicantur omnes motus et soni et quidquid in successione experimur, et quod omne illud, quod successive eveniet, non exit quo vis modo conceptum, sed est explicatio conceptus, ita quod conceptus dat esse cuilibet et quod propterea nihil prius fuit quam eveniat, quia prius non fuit conceptum ut esset. Sit igitur conceptus horologii quasi ipsa aeternitas; tunc motus in horologio est successio. Complicat igitur aeternitas successionem et explicat. Nam conceptus horologii, qui est aeternitas, complicat pariter et explicat omnia.“ („Ich erfahre Deine Güte, mein Gott, die mich armen Sünder nicht nur nicht verachtet, sondern in meinem Sehnen aufs köstlichste ernährt. Du gibst mir ein willkommenes Gleichnis für die Einheit des geistigen Wortes oder Deines Begriffes ein und dafür, wie derselbe unterschiedlich ist im nacheinander Erscheinenden. Denn der einfache Begriff der vollkommensten Uhr führt mich dazu, daß ich weiser zur Schau Deines Begriffes und Wortes fortgerissen werde. Der einfache Begriff der Uhr umfaßt alle zeitliche Aufeinanderfolge in sich. Wenn sich nun die Uhr genau mit ihrer Begriffsvorstellung deckt, so hören wir zwar den Stundenschlag der sechsten Stunde früher als den der siebenten, aber den der siebenten nur dann, wenn es der Begriff der Uhr gebietet. Und in diesem Begriff ist die sechste nicht früher als die siebente oder die achte. In dem einzigen Begriff der Uhr ist vielmehr keine Stunde früher oder später als eine andere, obwohl die Uhr niemals die Stunde schlägt, wenn es nicht ihr Begriff gebietet. Und wenn wir hören, daß es die sechste Stunde schlägt, dann ist es auch wahr zu sagen, daß es darum sechs schlägt, weil es der Gedanke des Meisters so will. Und weil die Uhr im Denken Gottes dieses Denken ist, erhalten wir eine Ahnung davon, daß und wie die Aufeinanderfolge in der Uhr ohne Aufeinanderfolge im Wort oder Begriff ist und daß in jenem allereinfachsten Begriff alle Bewegungen und Töne, und was immer sonst wir in Aufeinanderfolge erfahren, eingefaltet sind; daß alles, was in Aufeinanderfolge geschieht, nicht irgendwie aus jenem Denken heraustritt, sondern die Entfaltung jenes Gedankens in einer Weise ist, daß dieser einem jeden das Sein gibt. Und wir sehen, daß deshalb nichts gewesen ist, bevor es noch zum Vorschein kam, weil früher nicht gedacht worden war, daß es sei. Der Begriff der Uhr möge für die Ewigkeit selbst stehen, die Bewegung in der Uhr ist dann die Aufeinanderfolge. Die Ewigkeit faltet die Aufeinanderfolge also ein und aus. Denn der Begriff der Uhr, welcher die Ewigkeit ist, faltet gleichermaßen alles ein und aus.“ Deutsch Dupré III, S. 140f.) 210 Vgl. hierzu Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 67. 211 Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 68. Die angesprochenen frühen Predigtentwürfe befinden sich ebenfalls im Cod. Cus. 220; vor dem hier behandelten Text.

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Anmerkungen

Vgl. Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 68. Vgl. im Detail Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 68ff. 214 Vgl. Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 77ff. 215 Zu Prosdocimus siehe Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 80ff. 216 Vgl. Sambin: Nicolò da Cusa, S. 141. 217 Sambin: Nicolò da Cusa, S. 142: „Nicolaus de Treveriis de Alamania studens in iure canonico filius Johannis Cancri, habitator Padue in contracta Sancte Cecilie.“ 218 Sambin: Nicolò da Cusa, S. 142: „scientifico viro magistro Francisco de Perusio quondam Raynaldi studente in retorica, domino Nicolao studente in iure canonico filio Johannis de Treveri et Zampetro de Verona quondam ..., omnibus habitatoribus Padue in contracta predicta Sancte Cecilie in domo prefati Prosdocimi.“ 219 Sambin: Nicolò da Cusa, S. 143: „domino Francisco studente in rhetorica quondam artium et medicine doctoris magistri Raynaldi de Perusio, domino Nicolao studente in iure canonico filio ser Iohannis de Alamania, ambobus habitantibus Padue in dicta contracta Sancte Cecilie in domo prefati domini Prosdocimi“. 220 Vgl. Sambin: Nicolò da Cusa, S. 144f. Sambin verweist dabei auf den Aufsatz Cessi, R.: La biblioteca di Prosdocimo de’ Conti. In: Bollettino del Museo Civico di Padova 12 (1910), S. 140-148 (dieser Aufsatz war mir leider nicht zugänglich, weshalb ich dazu inhaltlich nicht mehr sagen kann). 221 Vgl. den erklärenden Text zu AC 15: „Prosdocimus Comes dominus meus et pater singularis“. 222 AC 15: „Prosdocimus doctor egregius“. 223 Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 76. 224 Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 76. 225 Vgl. Krchňák: Die kanonistischen Aufzeichnungen, S. 76. 226 AC 15: „Prima die post Quasi modo geniti 1423“. 227 Vgl. Flasch: Geschichte einer Entwicklung, S. 178. 228 Vgl. hierzu Müller: Der „Florentiner Stammtisch“, sowie Bohnert und Müller: Die albertischen „Elementa picturae“. Den zusätzlichen Vornamen „Leon“ hat Battista Alberti erst 1435/1436 angenommen (vgl. hierzu Alberti: Standbild, S. 10). 229 Meuthen: Die letzten Jahre, S. 99. 230 MathS, S. 4f.; AC 19: „Quanto me ab annis iuventutis atque adolescentiae nostrae strictiori amicitiae nodo atque cordiali quodam amplexu indesinenter constrinxisti [...]“ 231 Meuthen: Cesarini, Sp. 1639. 232 Vgl. hierzu die Angaben bei Meuthen: Cesarini. 233 De docta ignorantia, h I, Epistola auctoris ad dominum Iulianum cardinalem (p. 163): „Accipe nunc, pater metuende, quae iam dudum attingere variis doctrinarum viis concupivi [...]“ („Empfange nun, ehrwürdiger Vater, was ich schon längst auf den verschiedenen Wegen der Lehrmeinungen intensiv zu finden versucht habe [...]“ Deutsch nach H 15c). 234 De coniecturis, h III, n. 1: „Deo amabili reverendissimo patri domino Iuliano, sanctae Apostolicae Sedis dignissimo cardinali, praeceptori suo metuendo Nicolaus Cusanus Data nunc qualicumque opportunitate de coniecturis conceptum pandam, quem, quamvis communi humanarum adinventionum vitio atque specialioribus faeculentiis obtusioris ingenii adumbratum sciam, tibi tamen, patri optimo atque omnium litte213

Anmerkungen

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rarum eruditissimo, confidenter explicavi, ut paene divino lumine admirabilis resplendentiae probatissimi tui intellectus possibilem purgationem accipere queat. Scio enim hanc novam indagandarum artium formulam in ruditate sua occumbere non posse, si vir omnium clarissimus eam acceptatione dignam correctionis lima facere dignabitur. Praebe igitur tua ornatissima auctoritate intrantibus animum ad brevem plenissimamque viam altissima quaeque petendi.“ (Dem gottgeliebten verehrungswürdigsten Vater, Herrn Julianus, des Apostolischen Stuhles würdigem Kardinal, seinem hochgeschätzten Meister, N.C. Da ich zur Zeit einige Muße habe, möchte ich die Grundgedanken meiner Lehre von den Mut-Maßungen darlegen. Obwohl ich weiß, daß diese infolge der Unzulänglichkeit menschlicher Erfindungen im allgemeinen und durch die Umständlichkeit eines langsamen Geistes im besonderen umschattet sind, habe ich sie dir, bester und in allen Wissenschaften wohlbewanderter Vater, dennoch vertrauensvoll dargelegt, damit sie durch das schier göttliche Licht, das dein bewährter Geist wunderbar widerstrahlt, ihre mögliche Reinigung erlangen können. Ich weiß nämlich, daß die Formulierung dieser neuen, noch zu erforschenden Kunst und Wissenschaft nicht weiterhin unausgebildet darniederliegen kann, wenn ein Mann, welcher allen andern gegenüber hervorragt, sie durch ihre Annahme der ausbessernden Feile würdig macht. Mache also denen mit deiner angesehenen Autorität Mut, die sich dazu anschicken, auf diesem kurzen und geraden Weg das Höchste zu erstreben.“ Deutsch Dupré II, S. 3) 235 Vgl. hierzu die Angaben bei Meuthen: Capranica. 236 Vgl. AC 16. 237 Vgl. AC 17: „Audivi de sanctitate Brigitte sanctum Bernhardinum hesitasse, quousque vidit hoc opus. Tunc enim cessavit omnis dubitacio, quando scivit hunc virum fuisse ductorem eius.“ Zur Datierung und Verortung der Bernhardin-Predigt siehe AC 17, Anm. 1. Meuthen schreibt in AC 17, Anm. 2: „Die Notiz erfolgte wohl, als NvK die Kueser Hs. auf Bitte der Mönche von Tegernsee 1454 II 12 dorthin zur Anfertigung einer Abschrift auslieh […]“ 238 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 19. 239 So z.B. in Sermo CLXXXII A, h XVIII/4, n. 5 und n. 7, oder auch in Sermo CCXI, h XIX/1, n. 12. 240 Vgl. zu diesem Abschnitt Bautz: Bernhardin von Siena. 241 AC 16, Anm. 1. 242 AC 16: „Consuevit ipse frater dicere, et audivi Padue, quod predicator, habens ignem in spiritu, potest ex mortuis carbonibus ignem suscitare.“ Der zitierte Text stammt aus Sermo CCLXIV, h XIX/5, n. 3,8-10. 243 AC 20: „Vidi, quod Martinus papa Rome vulgo non potuit persuadere, ut quedam sua monita acceptarentur. Vocavit Bernardinum fratrem minorem de observantia, nunc canonizatum, ut populum induceret. Qui illud fecit, quod papa non potuit.“ Der zitierte Text stammt aus Sermo CCLXIV, h XIX/5, n. 3,2-7. 244 Vgl. AC 20, Anm. 1. 245 Gregorovius: Geschichte, S. 4. 246 Vgl. AC 20, Anm. 1. 247 In AC 20, Anm. 1, sind die zahlreichen Datierungsvorschläge der jüngeren Bernhardin-Forschung angegeben. 248 Vgl. AC 20, Anm. 1.

164 249

Anmerkungen

AC 20, Anm. 1. AC 20, Anm. 1. 251 Vgl. zum kodikologischen Befund den Kommentar zu AC 22. Die Notiz befindet sich auf dem erst später dem Codex Cusanus 212 eingebundenen Vorblatt bv. Übrigens kann man hier aufgrund der Wochentagsangabe feststellen, dass Cusanus in dieser Notiz nicht im Trierer Stil datiert hat, sondern sehr wahrscheinlich im Weihnachtsstil; vgl. hierzu Grotefend: Taschenbuch, S. 178. 252 Vgl. AC 21; AC 22: „Nota 1425 die mercurii, que fuit ultima dies ianuarii, habui graciam domini episcopi Treuerensis, scilicet quod ipse deberet mihi dare annuatim 40 florenos, unum plaustrum vini, 4or maldra siliginis et ecclesiam in Altreya. Et in proxima die sequenti vidi camelum in Cueße.“ 253 Vgl. hierzu Meuthen: Nikolaus von Kues, S. 19: „Am 1. Februar 1425 weilte Nikolaus zum erstenmal wieder nachweisbar in Kues. [...] Er war in den Dienst des Trierer Oberhirten getreten.“ 254 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 22. 255 Die Frage nach dieser Möglichkeit denkt bereits Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 203, an. 256 Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 114. 257 Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 114. 258 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 114. 259 AC 28: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 185, fol. 212rv; Repertorium Germanicum IV 2842. 260 AC 30: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 199, fol. 28rv; Repertorium Germanicum IV 2842. 261 AC 31: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 199, fol. 181v; Repertorium Germanicum IV 1701. 262 Vgl. AC 68: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 246, fol. 236v237r; Repertorium Germanicum IV 1701f., und AC 69: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 244, fol. 83v-84r; Repertorium Germanicum IV 1702. 263 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 17. 264 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 16, sowie AC 30. 265 Vgl. Kortenkamp: Urkunden, S. 99ff. Original im Hospitalarchiv Kues 35. 266 Die Zuweisungsurkunde des Johann Cryfftz vom 26. Mai 1453 (Hospitalsarchiv Kues 30) spricht vom zentralen Motiv, das der Stiftung zugrunde lag: „[...] umb heyl unßer, unßers vader, mueder, suster und brueder, unser enchen und alle unser alderen [...]“ (Zitat nach Kortenkamp: Urkunden, S. 86, Z. 5f.). Zu den Stiftungen des Cusanus und seiner Familie siehe die Monographien von Hensel-Grobe: Das St.-Nikolaus-Hospital, und von Tritz: „... uns Schätze im Himmel zu sammeln“. Die in diesem Abschnitt vorgebrachte Hypothese entspringt einer Diskussion mit dem Kollegen Dr. Marco Brösch vom Trierer Institut für Cusanus-Forschung. 267 Im Juli 1436 wird er noch als „magister Nicolaus de Cusa dyaconus“ bezeichnet (vgl. AC 267). Im November 1440 erteilte Papst Eugen IV. Cusanus eine mit seinem Amt als Propst in Münstermaifeld verknüpfte Absolutionsvollmacht für einige Fälle, die eigentlich eine Lossprechung von Seiten der päpstlichen Kurie erforderlich machten (vgl. AC 438). Eine solche Vollmacht ist nur dann sinnvoll – und unbedenklich – gewesen, wenn Nikolaus von Kues diese auch aus kirchenjuristischer Sicht hätte 250

Anmerkungen

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ausüben dürfen. Die Absolution, ein wesentlicher Bestandteil des Bußsakraments, darf jedoch nur ein Priester erteilen. Vgl. hierzu auch die Darstellung bei Meuthen: Die Pfründen, S. 33f. 268 Vgl. Cod. Cus. 212, fol. av. Die dort gemachten Angaben sind interessanterweise im Trierer Stil datiert. 269 D.h. am 21. Januar 1425 nach heutiger Zählung. 270 Meuthen vermutet (AC 23, Anm. 2), dass mit dieser Bezeichnung vielleicht Herzog Johann von Niederbayern, Graf von Hennegau, Holland und Seeland, gemeint sein könnte, der am 6. Januar 1425 starb. Herzog Johann IV. von Brabant verstarb erst im Jahre 1427. 271 AC 23: „Nota. 1424 incompleto, 10. diei marcii hora 20. minuto 10., diebus equationis et ascensionis, Treueri 3. gradus Geminorum et 22. minutum cum 34. gradu equinocciali; et fuit Saturnus in Scorpio in 6a domo, Iupiter in Libra in 5a, Mars in medio celi in Aquario et Venus ibidem, Mercurius in Piscibus in 11a et ibi sol, luna in Leone in 4a. Et fuit annus siccus per estatem et calidus et vina bona et frumentum bonum, sed pauca avena, pestis Treueri, Rome et per totam Italiam, venti maximi in autumpno et yeme cum pluviis, et in die Agnetis in ianuario audita sunt tonitrua et visa fulgura cum repentino impetu venti terribilis. Et mortuus est dux Brabancie, et bellum fuit in Francia, et dux Mediolanensis valde fortunabatur in factis armorum, et lupi circa Treuerim commederunt plures homines, et Husi etiam fortunabantur aliqualiter, quia acciperunt (!) mangnam predam, et Iudei expellebantur de Colonia, et fuit mangnus calor in ianuario et februario, et post 6m diem februarii usque in 18. fuerunt mangni venti et pluvie, et inundaverunt aque. Et nota mira de lupo quodam, qui non habuit aspectum lupi sed leopardi, qui devoravit viros mangnos et puellas et intravit villas causa accipiendi, et nullum timuit. 1418. anno fuerunt multi latrones inventi circa Renum et trucidati cum rotis, et presertim circa Opidum in villa Nersteyn inveniebantur multi valde, qui omnes capti et rotati fuerunt. 1424 multi lusores ad taxillos propter fraudem et decepcionem commissam Treueri et aliis locis submergebantur.“ 272 Vgl. AC 23, Anm. 2. 273 Vgl. AC 23, Anm. 3. 274 Vgl. hierzu etwa Aschbach: Geschichte Kaiser Sigmunds, S. 202f. 275 Vgl. Brincken: Das Rechtfertigungsschreiben, sowie AC 23, Anm. 4. 276 Vgl. Schild: Rechtsprechung im Mittelalter, S. 170 und auf S. 172 auch die Abbildung eines solchen Radebrechens aus dem spätmittelalterlichen Nequambuch. 277 Vgl. Cod. Cus. 212, fol. c. 278 AC 24. 279 Vgl. Roth: Weltgeschichte. 280 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 8ff. 281 Vgl. De concordantia catholica, h XIV, n. 82,32. 282 So etwa wird Mars beschrieben in einer von Cusanus’ Zeitgenossen Vitus von Augsburg niedergeschriebenen astrologischen Handschrift (Cod. ULB Innsbruck 750, fol. 13rb). 283 Vgl. Aristoteles: Vom Werden und Vergehen 331a-332a.

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Anmerkungen

284 Auch hierauf verweist Vitus von Augsburg, der einen solchen Menschen u.a. als zornig beschreibt (Vgl. Cod. ULB Innsbruck 750, fol. 13rb). Die stark mit der VierSäfte-Lehre des Hippokrates (5. Jhd. v. Chr.) verknüpfte Temperamentenlehre geht im Wesentlichen auf Galenos (gest. 199) zurück; vgl. hierzu Mayer-Steineg und Sudhoff: Illustrierte Geschichte der Medizin, S. 86ff., insb. 90f. 285 Roth: Weltgeschichte, S. 23,10f. 286 Roth: Weltgeschichte, S. 22,15f. 287 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 6. 288 Vgl. zu diesem gesamten Abschnitt Roth: Weltgeschichte, S. 11. 289 Roth: Weltgeschichte, 10f. 290 Roth: Weltgeschichte, S. 22: „Secundum tabulas alfoncij adam fuit ante christum 5508. annis. Sed secundum hebreos 3860. annis. Et secundum aliam computacionem latinam 5199. annis.“ 291 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 23,17ff. 292 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 23,23ff. 293 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 24,6ff. 294 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 25,30f. Die heutige Forschung datiert die Zerstörung des spätbronzezeitlichen Troja VIIa auf etwa 1200 v. Chr. Zur Diskussion steht aber auch Troja VIIb und somit das 12. vorchristliche Jahrhundert, was den Angaben des Cusanus sehr nahe käme (vgl. beispielsweise Latacz: Troia und Homer, insb. S. 147). 295 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 27,31f. 296 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 28,31f. 297 Vgl. Roth: Weltgeschichte, S. 24,6f. 298 Vgl. De concordantia catholica, h XIV, n. 280. Zur Trebeta-Legende siehe HaariOberg: Die Wirkungsgeschichte. 299 Roth: Weltgeschichte, S. 23,15f: „[...] et miror quod de hac magistri nostri nichil scribunt“. 300 Dies hat bereits Roth: Weltgeschichte, insb. S. 16, thematisiert. 301 Vgl. AC 25. Das Original der Kölner Universitätsmatrikel wurde aufbewahrt im Historischen Archiv der Stadt Köln, Universitätsarchiv, Akten 70 (der Cusanus-Eintrag dort fol. 104v). Druck Keussen: Matrikel, S. 213. Weitere Literatur bei Grass: Cusanus als Rechtshistoriker, S. 106ff. Der Matrikeltext lautet: „Nycolaus de Cusa doctor in iure canonica Treuerensis dyocesis. Nihil dedit ob reverenciam persone, sed iuravit complete.“ („Nikolaus von Kues, Doktor des kanonischen Rechts, aus der Diözese Trier. Er gab nichts aufgrund der Ehrerbietung vor seiner Person, doch hat er vollständig den Eid abgelegt.“). 302 Vgl. z.B. Keussen: Universität, S. 452 oder auch Meuthen: Trierer Schisma, S. 79. Grass: Cusanus als Rechtshistoriker, S. 106f., schreibt: „Bald stieg der junge Doctor decretorum aus dem Kreise der Lernenden in den der Lehrenden auf. Mit guten Gründen hat ihn der Geschichtsschreiber der Universität Köln [d.h., Hermann Keussen, TM] unter die Professoren der dortigen Juristenfakultät aufgenommen; seit 1425 dozierte der Kueser in Köln Kirchenrecht.“ 303 Meuthen: Trierer Schisma, S. 79. 304 AC 26. 305 Vgl. hierzu zusammenfassend Hamann: Der Koran als Autorität, S. 120f.

Anmerkungen

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306 Vgl. etwa Meuthen: Nikolaus von Kues, S. 26: „Über Heymeric lernte Cusanus zum erstenmal die Schriften des Pseudo-Dionysius kennen [...]“. 307 Vgl. Hamann: Das Siegel, S. 231. 308 Vgl. Hamann: Das Siegel, S. 232ff. 309 Hamann: Das Siegel, S. 244. 310 Vgl. Hamann: Das Siegel, S. 244f.; Literaturverweise ebd., S. 245, Anm. 55. 311 Zur Predigt des Paulus auf dem Areopag siehe Apg 17,16ff.; speziell zur Bekehrung von Damaris und Dionysius siehe Apg 17,34. 312 Röd: Der Weg zur Philosophie, S. 292. 313 Vgl. Eusebius: Kirchengeschichte III,4. 314 Vgl. hierzu Röd: Der Weg der Philosophie, S. 292f. 315 An vielen Stellen seines Werkes führt Cusanus sowohl Dionysius als auch Proklos als Gewährsmänner für die gleichen Argumente an; so z.B. in De beryllo, h 2XI/1, n. 12,11ff., oder auch in De venatione sapientiae, h XII, n. 59,16. Am deutlichsten ist die Feststellung über die inhaltliche Verwandtschaft der Werke beider Autoren jedoch in der Schrift De li non aliud, h XIII, n. 90, p. 47,16-25 formuliert worden. Dort legt Cusanus seinem Gesprächspartner, dem Pisaner Humanisten Petrus Balbus (1399-1479) folgende Worte in den Mund: „Audivi te, pater, cum Ferdinando multa et mihi quidem gratissima contulisse, sed maxime ex Dionysii maximi theologi libellis recitata sum admiratus. Cum enim Proculum illum Platonicum in libro de Platonis divini theologia de Graeco verterem hiis diebus in Latinum, ea ipsa quasi eodem quoque expressionis tenore ac modo repperi, quam ob rem de Platonica etiam te audire theologia aliquid cupio.“ („Ich habe zugehört, wie du, Vater, mit Ferdinand zusammen viele mir sehr willkommene Dinge ins Gespräch gebracht hast. Am meisten aber habe ich über die Zitate aus den Büchern des großen Theologen Dionysios gestaunt. Als ich nämlich während der letzten Tage den Platoniker Proklos in seinem Buch über die Theologie des göttlichen Platons aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzte, fand ich dort dasselbe in fast denselben Worten und derselben Ausdrucksweise. Aus diesem Grund möchte ich gerne von dir auch etwas über die Platonische Theologie hören.“ Dupré I, S. 533). Nikolaus antwortet: „Proculum tuum, Petre, Dionysio Areopagita tempore posteriorem fuisse certum est. An autem Dionysii scripta viderit, est incertum.“ („Es ist sicher, daß dein Proklos, Petrus, zeitlich später kommt als Dionysios Areopagita. Ob er aber dessen Schriften eingesehen hat, ist ungewiß.“ Dupré I, S. 535). 316 De venatione sapientiae, h XII, n. 64,13-18: „Dionysius, qui Platonem imitatur, in campo unitatis similem venationem fecit et negationes, quae sunt privationes, sed excellentiae et praegnantes affirmationes, veriores dicit affirmationibus. Proclus vero, qui Origenem allegat, post Dionysium venit. Dionysium sequendo, unum et bonum – licet ita Plato primum nominaverit – de primo negat, quod penitus est ineffabile.“ Deutsch: Dupré I, S. 103. 317 Vgl. hierzu etwa die Ausführungen von Schneider: Betrachtung, Aufstieg und Ordnung im Genter Altar, insb. S. 230ff. 318 Vgl. hierzu Abschnitt DER ANFANG DES TRIERER SCHISMAS (Kapitel 5). 319 In der Literatur findet sich alternativ auch der Name Robert. In zeitgenössischen Schriftstücken ist von Ruprecht oder Roprecht die Rede, so etwa einem Dokument

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Anmerkungen

vom 8. Januar 1438: „Ruprecht greffe von Vvrnburg“; vgl. die Abbildung der besagten Urkunde bei Hesse und Schmitt-Kölzer: Manderscheid, S. 170. 320 Vgl. Milmeister: Grafen von Vianden, S. 131 und 135. 321 Zu Elisabeth von Sponheim siehe Milmeister: Grafen von Vianden, S. 116ff. 322 Elisabeth von Sponheim und Engelbert I. von Nassau-Dillenburg hatten in der Person des Grafen Philipp II. von Vianden (gest. 1315) einen gemeinsamen Urgroßvater (vgl. den Stammbaum bei Milmeister: Grafen von Vianden, S. 104). Zudem war Elisabeth in erster Ehe mit dem Bruder von Engelberts Mutter, Engelbert III. von der Mark (gest. 1392), verheiratet, und somit seine Tante (vgl. ebd., S. 116). Engelbert III. von der Mark ist dann auch ein mögliches Bindeglied zu den Virneburgern: Ruprechts IV. Onkel, Heinrich von Virneburg (gest. 1335), war mit Maria von Jülich (gest. 1353) verheiratet (vgl. hierzu die Stammtafel bei Iwanski: Grafen von Virneburg, S. 91), der Schwester des Grafen – später Herzogs – Wilhelm V. von Jülich. Eine Tochter des letzteren, Richardis von Jülich (gest. 1360), war die erste Gattin Engelberts III. von der Mark, der in zweiter Ehe, wie bereits erwähnt, Elisabeth von Sponheim ehelichte (vgl. hierzu Allgemeine deutsche Biographie, Band 43 (Leipzig 1898), S. 97, und auch Milmeister: Grafen von Vianden, S. 116). 323 Vgl. Milmeister: Grafen von Vianden, S. 118. 324 Vgl. zu diesem Abschnitt Milmeister: Grafen von Vianden, S. 121ff., hinsichtlich der Beziehungen zum burgundischen Hof insb. S. 131: „Am 4. Oktober 1430 hielt Philipp der Gute seinen „Fröhlichen Einzug“ in Löwen und belehnte Engelbert I. von Nassau und Vianden mit den brabantischen Gütern in Grimbergen, Londerseele, Corroit und Frasen.“ 325 Vgl. etwa van Eijl: The Foundation, S. 29, Anm. 1. Mögliche diplomatische Beziehungen via das Oberhaupt des Hauses Virneburg (vielleicht auf Vermittlung des Kölner Domdekans Ulrich von Manderscheid) hin zu einem der geistigen Väter der Löwener Universität könnten den 1428 an Cusanus erteilten (und 1435 erneuerten) Ruf ebenfalls (zumindest ergänzend) erklären. 326 Vgl. Toussaint: Les relations diplomatiques, S. 94. 327 Vgl. hierzu Müller: „ut reiecto“, S. 165, Anm. 54. Zum Trierer Streit vgl. auch Abschnitt DER ANFANG DES TRIERER SCHISMAS (Kapitel 5). 328 Meuthen: Trierer Schisma, S. 78. 329 Meuthen: Trierer Schisma, S. 78. 330 Vgl. AC 27 und auch Meuthen: Nikolaus von Kues, S. 25. Der Cusanus-Verweis findet sich in De concordantia catholica, h XIV, n. 316,11-15: „Ego enim Coloniae in maiori ecclesia volumen ingens omnium missivarum Hadriani I. ad Carolum et ipsius Caroli responsiones et insuper copias omnium bullarum vidi et fateor me numquam translationem illam legisse.“ 331 Vgl. De concordantia catholica, h XIV, n. 520,4f.: „ut creditur Constantini“. Eine andere Zuschreibung nennt die Kaiser Honorius und Theodosius II. im Jahre 418 als Verfasser; vgl. die Textausgabe von Charles Giraud: Novum enchiridion juris romani... Paris 1873, S. 646-648. 332 De concordantia catholica, h XIV, n. 521-526. 333 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 78. Meuthen seinerseits verweist dabei auf Löffler: Kölnische Bibliotheksgeschichte, S. 16, als Quelle. Siehe zum Thema auch

Anmerkungen

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den jüngst erschienenen Beitrag von Stork: Nikolaus von Kues studiert den Codex 212 der Kölner Dombibliothek. 334 AC 40: „[...] Ottonis archiepiscopo Treuerensis secretarius ac illius in Romana curia procurator [...].“; Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 215, fol. 61v-62r; Repertorium Germanicum IV 2843. 335 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 22. 336 Meuthen: Trierer Schisma, S. 80. 337 Vgl. AC 32 sowie Meuthen: Die Pfründen, S. 50; Kopien im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Kurköln II 4373, fol. 75r-82r und 4376, fol. 300r-305r. 338 Vgl. AC 32. 339 Vgl. hierzu die gedrängte Darstellung bei Ribhegge: Grafen von der Mark, S. 124ff. 340 Vgl. Neue Deutsche Biographie, Band I (1953), S. 81a. 341 Demnach könnte auch über Adolf von Kleve ein möglicher diplomatischer Weg an den burgundischen Hof geführt haben. 342 Vgl. AC 33: Kopien im Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Hs. 12, fol. 6v, und im Historischen Archiv der Stadt Köln, Geistliche Abteilung 10d. 343 AC 33. 344 AC 33. 345 Angaben nach Frenken: Ort von Steeg, Winand, sowie Watanabe: A Companion, S. 258. Siehe zu den biographischen Eckdaten Winands auch Schmidt: Nikolaus von Kues Sekretär des Kardinals Giordano Orsini?, S. 140-142. 346 Vgl. hierzu beispielsweise Wagner. Das frühe Kirchenwesen, S. 201f. 347 Vgl. AC 33. 348 AC 33: „Postquam ego Nicolaus de Cusa decretorum doctor requisitus fui, quid iuris sit in presenti casu, respondeo a clerico non debere exigi a quacumque persona gwidagia, pedagia etc. sub penis in iure expressis superius sepe allegatis, nisi negociacionis causa, ut in themate; quare pro tanto me subscripsi et signum apposui.“ 349 Vgl. hierzu den Forschungsstand zusammenfassend den Aufsatz von Wetzstein: Vom „Volksheiligen“ zum „Fürstenheiligen“. Zu den verschiedenen Wernerlegenden siehe ebd., S. 18-25, zum anschließenden Wernerkult ebd., S. 26-34. Der Aufsatz geht ebenfalls ausführlich auf die Rolle Winands im Rahmen des Kanonisationsprozesses der Jahre 1426-1429 ein (vgl. ebd., S. 36-38 und S. 41-58). Die Akten des damals angestrengten Heiligsprechungsverfahrens sind erhalten im Ms. Pal. lat. 858 der Vatikanischen Bibliothek (Rom) sowie in der aus Eberhardsklausen stammenden Hs. 1139/65 4° der Stadtbibliothek Trier (vgl. hierzu Brösch: Makulierte hebräische Handschriften, S. 112ff.). Bedenklich ist in diesem Kontext die Tatsache, dass Werner noch bis in die 1960er Jahre hinein in der Litanei von den Heiligen des Bistums Trier angerufen wurde (vgl. z.B. Gesang- und Gebetsbuch für das Bistum Trier, Trier 1955, S. 969 (Nr. 797): „Heiliger Werner, der du vom Hunsrück an den Rhein gekommen bist, um dort als jugendlicher Märtyrer für Christus zu sterben.“). 350 Vgl. AC 33. Vgl. allgemein zum Themenkomplex der letzten Abschnitte Schmidt und Heimpel: Winand von Steeg. 351 Vgl. Schmidt: Nikolaus von Kues Sekretär des Kardinals Giordano Orsini?, S. 139. Leider ist auf den gedruckten Abbildungen der Handschriftenseite diese Randnotiz nicht erkennbar. Meuthen zufolge (AC 33) sei die erwähnte zeitgenössische

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Anmerkungen

Randbemerkung „unter der Quarzlampe heute nur noch teilweise identifizierbar“. Er fügt hinzu, dass Keussen auf der Kölner Fotokopie die Worte iuvenis magnus secularis vermerkt habe, und dass auf dem besagten Dokument das „Anfangs-s von secularis wiedererkennbar“ sei. 352 Falls die Anmerkung vor der Ausmalung des Codex angebracht wurde, könnte sie auch bloß als Hinweis für den Illuminator gedient haben. 353 AC 58: Kopien in zwei Originalen im Landeshauptarchiv Koblenz 143, 81 und 186, 319, und im Bistumsarchiv Trier 95, 314, S. 218-225 (Abschrift des 18. Jahrhunderts). 354 Nach Lager: Urkundliche Geschichte, S. 202, regierte in den Jahren 1426 bis 1439 Petrus von Bondorff als Abt in Mettlach. 355 Vgl. Bistumsarchiv Trier 95, 314, S. 220. 356 Die Details sind ausführlich in der Urkunde aufgeführt; vgl. Bistumsarchiv Trier 95, 314, S. 220ff. 357 AC 58. 358 Vgl. hierzu und zur Geschichte des „Mettlacher Hofes“ den Aufsatz von Brösch: Krames, S. 57f. 359 AC 58, Anm. 1. 360 Vgl. hierzu etwas ausführlicher weiter unten. 361 AC 71: „in ambitu ecclesie sancti Florini“. 362 Vgl. AC 71: Original im Historischen Archiv der Stadt Köln, HUANA 54. 363 Zur Lage dieser Wohnung siehe Offerhaus: Nikolaus von Kues, S. 85ff. 364 AC 72: Kopie im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden 40, 733. 365 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 27, Anm. 66. Siehe hierzu ebenfalls den Abschnitt DER ANFANG DES TRIERER SCHISMAS (Kapitel 5). 366 Siehe zum entsprechenden Text des Sermo I, die Übersetzung weiter unten im Abschnitt CUSANUS ALS PREDIGER (Kapitel 5) ab N. 17. 367 Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 86. 368 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 17, sowie AC 30. 369 Meuthen: Die Pfründen, S. 17. Vgl. hierzu auch AC 77: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 259, fol. 209v; Repertorium Germanicum IV 1702. 370 Vgl. Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 31. 371 Vgl. zu diesem Abschnitt Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 32. Speziell zum Trierer Weihbischof Johannes de Monte siehe auch Schmidt: Bettelorden, S. 181ff., sowie Seibrich: Die Weihbischöfe, S. 37ff. 372 Vgl. Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 32. Vgl. ebenfalls AC 40, Anm. 2. Dort finden sich weiterführende Quellenangaben. 373 Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 33. 374 Vgl. Becker: Das monastische Reformprogramm des Johannes Rode. 375 Vgl. Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 38f. Literaturhinweise zu Beschreibungen der Handschriften sind ebd., S. 39, Anm. 34, genannt. 376 Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 38. 377 Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 40. 378 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 104 und 106. 379 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 18.

Anmerkungen

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380 Vgl. Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 202f. Diese literarischen „Klosterdurchsuchungen“ beschränkten sich dabei nicht nur auf italienische Bibliotheken; im Umfeld des Konstanzer Konzils besuchte Poggio ebenfalls Klöster in der Schweiz und in Süddeutschland. 381 Vgl. Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 203f. Vgl. zu „Poggios Verhandlungen mit Grebenstein“ ebenfalls (die sehr spekulative Darstellung von) Pralle: Die Wiederentdeckung, S. 29ff. 382 Zur Namensdiskussion vgl. Alois Meister: Die humanistischen Anfänge; siehe hierzu auch Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 190. 383 AC 34,9-17: „De Historia Plinii cum multa interrogarem Nicolaum hunc Treuerensem, addidit ad ea, que mihi dixerat se habere, volumen Historiarum Plinii satis magnum. Tum cum dicerem, videret ne esse[t] Historia Naturalis, respondit se hunc quoque librum vidisse legisseque, sed non esse illum, de quo loqueretur; in hoc enim Bella Germanie contineri. Quantum ei credendum sit, iudicabo, cum in lucem venerint, que retulit de Republica Ciceronis et reliquis. Adhuc neque despero, neque confido verbis suis; doctus es enim et, ut videtur, minime verbosus aut fallax. Ut audio, cito in patriam redibit reversurus ad curiam; tunc omnia cognoscemus apertius. Littere sunt a quodam socio suo, cui librorum mittendorum curam delegavit, se misisse libros Francofordiam, ut exinde Uenetias deferrentur.“ (Deutsch nach Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 205). 384 Vgl. Gordan: Bookhunters, S. 113f. Vgl. zu den Tacitus-Funden des Heinrich von Grebenstein auch die Ausführungen von Pralle: Die Wiederentdeckung, S. 15ff. 385 Vgl. Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 204f. 386 Eine Auswahlbibliographie der frühen Literatur, welche die Sekretariatstätigkeit von Cusanus in den Diensten des Kardinals Orsini behauptet, findet sich in AC 34, Anm. 4. Auch die Ausführungen bei Pralle: Die Wiederentdeckung, S. 65ff., die den jungen Cusanus fast schon krampfhaft mit der Klosterbibliothek in Fulda in Beziehung zu setzen versuchen, beruhen auf dieser Annahme. Man beachte hier die Kritik zu Pralles Behauptungen von Schmidt: Nikolaus von Kues Sekretär des Kardinals Giordano Orsini?, insb. S. 142f. 387 Vgl. hierzu vor allem den Aufsatz von Schmidt: Nikolaus von Kues Sekretär des Kardinals Giordano Orsini?, insb. S. 139f., und dort bes. Anm. 9. Schmidt weist in der besagten Fußnote auf die Ernennungsurkunde hin, mit welcher Orsini seinen Bacharacher Gastgeber mit Datum vom 6. August 1426 zu seinem Sekretär ernennt: Hinc est, quod ob preclara virtutum tuarum insignia litterarum diversarum facultatum scientiam perspicuam ac multiplicibus meritis tue probitatis et obsequiorum grata servicia, quibus nobis et nostris multimode placuisti, places cottidie et in antea et quibus placere poteris et debebis, personam tuam volentes honoribus atque favoribus specialiter prevenire te Wynandum prefatum proprio motu animo deliberato et ex certa scientia in secretarium et dilectum familiarem nostrum domesticum et commensalem gratanter assumpsimus et assumimus [...]. Kopie im Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Hs. 12, fol. 17. 388 Vgl. Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 206f. 389 Vgl. AC 154: In einem auf den 7. Januar 1433 datierten Brief des damaligen Bischof von Pavia, Francesco Piccolpassi, der ab 1435 die Würde des Erzbischofs von Mailand innehatte, wird Nikolaus von Kues gebeten, eine Auswahl von Handschrif-

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Anmerkungen

ten an den Italiener zu übersenden. Eine kurze inhaltliche Beschreibung der vom Bischof erbetenen Texte bietet Pralle: Die Wiederentdeckung, S. 68ff. 390 AC 35: „Nicolaus Treuerensis ita tractatur, ut et pudeat et peniteat ad curiam venisse. Nil enim optinuit a pontifice, ut iratus et nobis et libris recedat. Ita ferunt tempora. Tamen rogabitur, ut saltem Rempublicam restituat Italie. Ego solus volui aliquem mittere in Germaniam, qui curaret libros huc afferri; sed nolunt, qui nolle possunt et deberent velle.“ (Deutsche Übersetzung angelehnt an Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 207; Schnarr weist ebd. darauf hin, dass der letzte Teilsatz eine Spitze Poggios gegen den Kardinal Orsini darstellt). Man beachte, dass in der Forschung ebenfalls andere Interpretationen dieser Zeilen diskutiert werden. So z.B. von Becker: Die Abtei St. Eucharius, S. 33, Anm. 8: „Berücksichtigt man die Äußerung Poggius’ [...] über die Schwierigkeiten (Nil ... optinuit a pontifice) und bezieht man sie nicht auf etwaige Angelegenheiten über Handschriften, sondern auf die kirchenpolitischen Aufgaben des Prokurators, so liegt die Vermutung nahe, es habe bis zuletzt noch Hindernisse für die Ausstellung der Ermächtigung [zur Visitation der Trierer Klöster] vom 29. V. [1427] gegeben, von deren glücklicher Überwindung Poggius zwei Tage später, als er seinen Brief schrieb, noch keine Kenntnis hatte.“ 391 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 208. 392 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 207. 393 Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 208. 394 Vgl. AC 36: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 214, fol. 94rv; Repertorium Germanicum IV 2842. 395 Vgl. AC 37: Original im Vatikanischen Archiv (Rom), Annatae 3, fol. 261r; Repertorium Germanicum IV 2842. 396 Meuthen: Die Pfründen, S. 19. 397 Meuthen: Die Pfründen, S. 20. 398 Zu diesem gesamten Abschnitt siehe AC 38: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Lat. 275, fol. 261v-262v; Repertorium Germanicum IV 2843. 399 Vgl. AC 39; Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Lat. 275, fol. 263r. 400 Vgl. AC 45: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 210, fol. 197v198r; Repertorium Germanicum IV 2843. 401 Vgl. AC 49: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 216, fol. 118rv; Repertorium Germanicum IV 2843. 402 Vgl. AC 53: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 219, fol. 227rv; Repertorium Germanicum IV 2843, AC 54: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Rep. Suppl. 220, fol. 292v-293r; Repertorium Germanicum IV 2843 und AC 56: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 222, fol. 81r; Repertorium Germanicum IV 2843f. 403 Meuthen: Die Pfründen, S. 22. 404 Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 22, Anm. 41. 405 Vgl. AC 78. 406 Siehe zu diesem Abschnitt AC 95: Kopie im Landeshauptarchiv Koblenz, 1C 16205, fol. 2. 407 Vgl. AC 74: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 252, fol. 29rv; Repertorium Germanicum IV 2844. 408 Meuthen: Die Pfründen, S. 23.

Anmerkungen 409

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Vgl. Meuthen: Die Pfründen, S. 22. Als Quelle auch AC 95, die auf den eigenhändigen Ausführungen des Cusanus beruht, die von Koch: Briefwechsel I, S. 100, ediert wurden. 410 Siehe zu der Geschichte und der Organisation von St. Florin sowie zum Wirken des Cusanus in Koblenz einführend Offerhaus: Nikolaus von Kues. 411 Zu allen Angaben dieses Abschnitts vgl. AC 40: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 215, fol. 61v-62r; Repertorium Germanicum IV 2843. 412 Zu allen Angaben dieses Abschnitts vgl. AC 41: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Lat. 275, fol. 233v-235r; Repertorium Germanicum IV 2843. 413 AC 42: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Lat. 275, fol. 235r. 414 Vgl. AC 42, Anm. 1. 415 Vgl. zu Peter Assalbit den Aufsatz Walsh: An Augustinian Gift, S. 168, insb. Anm. 14 (dort einige Angaben zu weiterführender Literatur über den Bischof von Alet) sowie einschlägig Alonso: Pierre Assalhit. 416 Vgl. zu diesem gesamten Abschnitt Diederich: St. Florin, insb. S. 25 und S. 30f. 417 Vgl. Diederich: St. Florin, S. 33. 418 Diederich: St. Florin, S. 33f. 419 Vgl. AC 43: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 215, fol. 34rv; Repertorium Germanicum IV 3213, und AC 44: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Lat. 274, fol. 218v-219v; Repertorium Germanicum IV 3213. 420 Vgl. AC 55: Original im Vatikanischen Archiv (Rom), Annatae 3, fol. 99r; Repertorium Germanicum IV 3213. 421 Zu diesem Abschnitt vgl. AC 46: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 210, fol. 198rv; Repertorium Germanicum IV 2843. 422 Vgl. AC 47: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Lat. 273, fol. 130v; Repertorium Germanicum IV 2843. 423 Vgl. AC 60: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 226, fol. 97v-98r; Repertorium Germanicum IV 2844. 424 Vgl. AC 83, AC 84, AC 88, AC 89, usw. 425 Vgl. AC 69a: Original im Landeshauptarchiv Koblenz 109,722. 426 Das kanonische Recht kannte dieses Privileg des Papstes unter der Bezeichnung „apud sedem apostolicam vacans“ („vakant beim apostolischen Stuhl“). Es bedeutete, dass dem Papst für alle Pfründen, die dadurch vakant wurden, dass der scheidende Inhaber an der Römischen Kurie verstarb, in die Hände des Papstes auf sein Amt verzichtete oder aber ein Kurienmitglied war, innerhalb einer vorgegebenen Frist das Exklusivrecht zur Neubesetzung zufiel. Die rechtliche Grundlage bildeten die einschlägigen Kapitel des Liber sextus (Liber III, titulus IV, insb. Cap. II) aus dem Jahre 1298. 427 Vgl. AC 74: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 252, fol. 29rv; Repertorium Germanicum IV 2844. 428 Vgl. zu diesem Anschnitt AC 75: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 259, fol. 109v–110r; Repertorium Germanicum IV 3214, und AC 76: Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 256, fol. 53rv; Repertorium Germanicum IV 3214f. 429 Meuthen: Die Pfründen, S. 26. 430 Vgl. zur Geschichte dieses päpstlichen Gerichtshofes Killermann: Die Rota Romana.

174 431

Anmerkungen

Vgl. Meuthen: Cesarini, Sp. 1639. Meuthen: Die Pfründen, S. 26. 433 Vgl. Groten: Vom Studenten zum Kardinal, S. 114. 434 Vgl. Diederich: St. Florin, S. 89. 435 Vgl. AC 79. 436 Diederich: St. Florin, S. 90. Der Wortlaut der Supplik ist wiedergegeben in AC 79: „Licet decanatus ecclesie sancti Florini de Confluencia Treuerensis diocesis dignitas inibi non tamen principalis existat eiusque occasione decanus ipsius ecclesie pro tempore existens regimen et curam divini cultus in eadem gerere aliaque diversa habeat onera supportare, ipse tamen decanus, nisi in dicta ecclesia canonicus prebendatus et capitularis existat ac certos annos post adeptam suorum canonicatus et prebende possessionem quoad illorum fructuum percepcionem iuxta statuta et consuetudines prefate ecclesie expectaverit, ad capitulares actus et tractatus, preterquam cum de disciplina et correctione personarum ipsius ecclesie agitur, statutis et consuetudinibus eisdem obsistentibus non admittitur nec illius potest interesse. Unde ipsius decanus, qui caput capituli esse consuevit, honori, dignitati et statui non modicum detrahitur dictaque ecclesia verisimiliter plurima patitur detrimenta. Verum, p.s., si canonicatus et prebenda dicte ecclesie, quos devotus vester Nicolaus de Cusa illius decanus et decretorum doctor annis expectancie sibi eorum occasione, ut premittitur, incumbentibus nondum elapsis obtinet quosque ad finem et effectum huiusmodi resignare proponit, dicto decanatui cum condicione et ordinacione, quod Nicolaus predictus exnunc suique successores dicte ecclesie decani post adeptam possessionem pacificam decanatus eiusdem eo ipso canonici capitulares reputentur et sint ac prout alius canonicus capitularis integre eorundem canonicatus et prebende, absque eo quod per aliquod tempus expectent, fructus percipere debeant, uniretur et incorporaretur, ex hoc decani pro tempore existentis huiusmodi statui et dignitati decenter crederetur esse provisum ipseque divinus officiis commodius intendere dictaque onera facilius supportare valeret. Supplicat igitur s.v. dictus Nicolaus, quatenus premissis attentis, resignacionem huiusmodi admittentes sive admitti mandantes, canonicatum et prebendam predictos, quorum decem, cum per resignacionem huiusmodi vacaverint, cum omnibus iuribus et pertinenciis suis decanatui prefato, cuius tredecim marcharum argenti fructus etc. communi extimacione salarium annuum non excedunt, sub condicione et ordinacione premissis perpetui incorporare, annectere et unire dignemini, decernentes et statuentes, quod Nicolaus et successores prefati eorum canonicatus et prebende possessione per eos apprehensa dicte ecclesie canonici capitulares eo ipso sint et censeantur nec aliquid, ut premittitur, expectare habeant, sed prout alii ipsius ecclesie canonici capitulares singulis actibus et tractatibus interesse suorumque canonicatuum et prebendarum fructus etc. cum integritate percipere possint et debeant de gracia speciali...“; Kopie im Vatikanischen Archiv (Rom), Reg. Suppl. 262, fol. 43r44r; Repertorium Germanicum IV 2844. 437 Vgl. Diederich: St. Florin, S. 230, 257 und 321. 438 Zur Kölner Mark vgl. Pick: Münzen, S. 60. 439 Dieser Rechnung zugrunde gelegt ist der Wechselkurs vom 2. Dezember 2011 mit 24,54 Euro pro Unze Silber. 440 Vgl. Willis: A History, insb. S. 47. 432

Anmerkungen

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441 Hinsichtlich der heutigen Quote vergleiche man die Handelskurse, die in (fast) jeder Tageszeitung wiedergegeben sind. 442 Vgl. Pick: Münzen, S. 60. 443 Dieser Umrechnung liegt abermals der bereits im zweiten Kapitel angenommene Goldpreis von 1000 Euro pro Feinunze zugrunde. 444 Vgl. Lexikon des Mittelalters, Band I. München/Zürich 1980, Sp. 662 (s.v. „Annaten“). 445 Vgl. AC 50: Original im Vatikanischen Archiv (Rom), Intr. et Ex. 385, fol. 69v; Repertorium Germanicum IV 2843. 446 Vgl. AC 51: Original im Vatikanischen Archiv (Rom), Annatae 3, fol. 87r; Repertorium Germanicum IV 2843. 447 Vgl. AC 52: Original im Vatikanischen Archiv (Rom), Annatae 3, fol. 87r; Repertorium Germanicum IV 2843. 448 AC 48: „Nicolaus Treuerensis nondum recessit. De libris nil postea audivi. Heri cum ipsum hac de re interrogassem, dixit se nil certi habere. Omisi hanc curam librorum absentium et ad eos, qui adsunt nobis, animum converti; nam nil audio preter fabulas.“ (Deutsch Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 208). 449 AC 64: Original in den Archives Communaux (Löwen), Comptes de la ville 1428-29, fol. 65v. Die Stadt Löwen hatte Mychiel für die zehntägige Reise 100 „Placken“ ausgezahlt. Zur brabantischen Groschenmünze „Plack“ siehe Schrötter (Hg.): Wörterbuch der Münzkunde, S. 521a. 450 Vgl. AC 64 und AC 232. 451 AC 59: „Extractum ex libris meditacionum Raymundi, quos propria manu scripsit et dedit fratribus Cartusiensibus Parisius, per me Nicolaum Cueße 1428 inceptum feria II post Iudica in XLa.“ 452 Ps 42,1: „Iudica me Deus et discerne causam meam de gente non sancta [...]“. Deutsch: „Verschaff mir Recht, o Gott und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk!“ (Einheitsübersetzung, Ps 43,1). 453 Vgl. Colomer: Zu dem Aufsatz, S. 64. 454 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 83ff. 455 Colomer: Nikolaus von Kues und Raimund Lull, S. 54. 456 Roth: Einleitung, S. 18. 457 Vgl. Honecker: Lullus-Handschriften, S. 293: „In den Cueser Texten findet sich eine einzige Ortsangabe; sie […] besagt, daß Nicolaus im Jahre 1428 in Cues diesen Auszug begonnen habe. Da aber eine Pariser Kartäuser-Hs. die Vorlage gebildet, so muß Cusanus sich diese Hs. ausgeliehen haben.“, oder Colomer: Nikolaus von Kues und Raimund Lull, S. 47: „Die im Cod. Cus. 83 enthaltenen Exzerpte des Cusanus aus dem Liber Contemplationis des Raimund Llull bilden das erste datierbare Zeugnis der Begegnung der beiden Denker. Nikolaus hat die Zeit und den Ort dieser ersten Begegnung genau bestimmt. Es war in seinem Heimatdorf Kues am Montag nach dem Passionssonntag, dem 22. März 1428.“ 458 Der Lullsche Liber contemplationis aus Vauvert wird heute unter der Signatur BNF Cod. lat. 3348 A geführt; vgl. Colomer: Zu dem Aufsatz, S. 64, sowie Pindl-Büchel: Einleitung, S. 13ff. 459 Vgl. Haubst: Der junge Cusanus. 460 Haubst: Der junge Cusanus, S. 198, Anm. 1.

176 461

Anmerkungen

Haubst: Der junge Cusanus, S. 201. Haubst: Der junge Cusanus, S. 200: „etiam vidi parisius ria regis libros omnes istos wa hoctitana, et ascribe Arnoldo etc.“ 463 Vgl. AC 65: „Hoc volumen vidi 1428 in Lauduno in biblioteca maioris ecclesie.“ 464 Vgl. AC 65, Anm. 1. 465 Feld: Der Ikonoklasmus des Westens, S. 14. 466 Feld: Der Ikonoklasmus des Westens, S. 16. 467 Haubst: Der junge Cusanus, S. 201. 468 Haubst: Der junge Cusanus, S. 203. 469 Haubst: Der junge Cusanus, S. 203. 470 Vgl. hierzu etwa die Schlaglichter im Aufsatz von Schneider: Betrachtung, Aufstieg und Ordnung, S. 228ff. 471 AC 61: „1428 8. die iulii habui sompnium convivii. Hinc timui de patre meo. Et illa die habui istum librum et sermones Raymundi et textum Sentenciarum.“ 472 Siehe hierzu einführend Palmer und Speckenbach: Träume und Kräuter. Neben den „Danielsträumen“ gab es im Mittelalter noch zahlreiche andere Ansätze zur Traumdeutung; vgl. ebd. sowie zusammenfassend Schmitt: Heidenspaß und Höllenangst, S. 88ff. 473 Palmer und Speckenbach: Träume und Kräuter, S. 242: „Wem enträumbt, er sicze czu tisch oder esse mit einer künigin, das bedeüt angst.“ 474 Palmer und Speckenbach: Träume und Kräuter, S. 245: „Wer frohlich leüt jn dem schlaff sicht vnd mit jn churczweil treibt, das bedeüt angst.“ 475 Palmer und Speckenbach: Träume und Kräuter, S. 249: „Wem nu enträumbt von narung oder von essen, das bedeüt chrieg.“ 476 Palmer und Speckenbach: Träume und Kräuter, S. 250: „Wem enträumbt, er sech einen trinchen, daz ist kranckait.“ 477 Vgl. AC 57. 478 AC 61, Anm. 1. Diesen letzten Befund kann ich nach einer persönlichen Inaugenscheinnahme der Handschrift im Mai 2012 leider nicht bestätigen. Lediglich die Buchstaben de ... ... sind im Spiegelbild des Abklatsches einigermaßen lesbar. Vielleicht hat sich der Erhaltungszustand des Abklatsches seit der Autopsie durch Meuthen deutlich verschlechtert. Eine durch technische Hilfsmittel (z.B. eine Quarzlampe) unterstützte Untersuchung der Notiz könnte mehr Klarheit in dieser Angelegenheit schaffen. Für den hier unternommenen neuen Interpretationsversuch der Fehlstelle wollen wir allerdings annehmen, dass Meuthen die „richtigen“ Wortteile lesen konnte. Darüber hinaus scheint bisher noch niemand auf die Tatsache aufmerksam gemacht zu haben, dass einige Zentimeter links von der hier behandelten cusanischen Notiz – gleichsam als Gebet – die Formel „Ihs“, d.h. Jesus, niedergeschrieben wurde. 479 Für diesen Hinweis danke ich meinem Kollegen Dr. Niels Bohnert. 480 Siehe Sermo II, h XVI/1, n. 13,8-24: „Sunt multa et infinita superstitiosa, quae omnem animam lumine deceptivo diabolico seducunt extra verum fundamentum fidei christianae. Qui autem a fundamento cadit fidei, «perditionis filius» est. Unde tales superstitiosi expellendi sunt et non patiendi. ‹Deut. 13: “Si surrexerit in medio tui propheta, aut qui somnium se vidisse dicat, et praedixerit signum atque portentum, et evenerit, non audias verba prophetae huius aut somniatoris, quia temptat vos Do462

Anmerkungen

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minus Deus vester, ut palam fiat, utrum diligatis eum an non. In toto corde vestro Dominum Deum vestrum sequimini et ipsum timete et mandata eius servate” etc. “Propheta autem ille fictor somniorum interficietur, quia locutus est, ut averteret vos a Domino Deo vestro”. [...]“ („Es gibt unendlich viel Aberglauben, der die Seelen mit trügerischem Teufelslicht von der wahren Grundlage des christlichen Glaubens wegführt. Wer aber vom Grunde des Glaubens abfällt, ist ein Sohn des Verderbens. Daher soll man solche Abergläubischen vertreiben und sie nicht dulden: Wenn in deiner Mitte ein Prophet aufsteht oder einer, der behauptet, ein Traumbild gesehen zu haben, und ein Wunderzeichen predigt, und es tritt ein, so sollst du auf die Worte dieses Propheten oder Träumers doch nicht hören; denn der Herr, euer Gott, stellt euch auf die Probe, damit kund werde, ob ihr ihn liebt oder nicht. [...]“, Deutsch von Sikora und Bohnenstädt (Hg.): Predigten, S. 190). 481 Vgl. Schulthess und Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter, S. 443. 482 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 95. 483 Vgl. Sermo IV, h XVI/1. Nach Rudolf Haubst wurde die Predigt am 27. Mai 1431 in Koblenz gehaltenen. Vgl. auch AC 89. 484 Vgl. zu den widerstreitenden Meinungen AC 61, Anm. 3. 485 Schulthess und Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter, S. 551. 486 Vgl. Marx: Verzeichnis, S. 75. 487 Vgl. Krchňák: Die Herkunft, S. 176ff. 488 Krchňák: Die Herkunft, S. 176. 489 Alkandrinus oder auch Alchandrus, bzw. Alhandreus ist eine der mysteriösesten Figuren der mittelalterlichen Astronomiegeschichte. Diesen „Fall“ hat Thorndike: A history, S. 710ff. aufgearbeitet. Dort erfahren wir z.B. dass ihn Peter von Abano im frühen 14. Jahrhundert als den astronomischen Nachfolger des Hermes Trismegistos beschreibt, der vor der Regierungszeit Nebukadnezars gewirkt habe. 490 Siehe zu Masallah den Artikel im Lexikon des Mittelalters, Band VI. München/Zürich 1993, Sp. 361f. 491 Eine vollständige Handschriftenbeschreibung findet sich in MFCG 3 (1963), S. 81ff., hier 82f. 492 Krchňák: Die Herkunft, S. 177. 493 Vgl. Cod. Harl. 5402, fol. 104v. 494 AC 29: „Recordare de questione die mercurii 7. novembris hora 24. de novo quid tibi dictum fuit.“ 495 Siehe zur cusanischen Schrift De reparatione kalendarii die Edition mit Einführung von Stegemann (Hg.): Die Kalenderverbesserung, sowie Müller: „ut reiecto“. 496 Krchňák: Die Herkunft, S. 177. 497 AC 29, Anm. 1. 498 AC 62: „Nicolaus Treuerensis scribit se alias scripsisse latius de libris illis, sed littere non venerunt. Itaque incertiores sumus quamdudum. Hoc an dicat explicande rei causa, an se extricandi, nescio. Hoc compertum habeo illum adfuturum nobis hac hieme, et – ut opinor – cum libris. Scriptum est enim sibi, ut mature redeat et libros afferat. Quod si faciet, liberabimur hac cura.“ (Deutsch des ersten und des letzten Satzes nach Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 208, unter Anpassung der Rechtschreibung sowie der Ergänzung des Wortes „Denn“ zu Beginn des zweiten Satzes). 499 AC 63: „Nicolaus Treuerensis cito aderit nobis.“

178 500

Anmerkungen

AC 66,1-14: „In his sunt multa volumina, que longum esset referre. Dicit se habere multorum operum Ciceronis, in quibus sunt Orationes de Lege Agraria, in Pisonem, de Legibus, de Fato et plura alia ex fragmentatis, que si essent integra, magnum esset lucrum; item aliud volumen, in quo sunt XX opera Cypriani Carthaginensis; item, quod magni facio, A. Gellium, ut putat, integrum, et, quo magis gaudeas, Q. Curtium, in quo sit primus liber: de fine nil scribit; sed existimo, postquam principium est, non deesse reliqua; sed hoc parum est. Habet volumen aliud, in quo sunt XX comedie Plauti. Hoc ingens est lucrum neque parvo extimandum. Nomina autem comediarum sunt hec cum principiis, si tamen ipse non erravit; ita enim transcripsi ex sua epistola: Plauti in Amphitrione; alia cui deest nomen; in Aulularia; in Euclione; in Captivis; in Bacchidibus; in Mustellaria; in Menechmis; in Milite; in Mercatore; in Pseudolo; in Penulo; in Persa; in Rudente; in Sticho; in Truculento; in Trinummio. Incipit: Dum bellum gereret. Amanti argento filio, etc. Ponit harum comediarum principia, que omitto, quia non satis diu possum scribere propter lippitudinem oculorum, qui ab scribendo me impediunt.“ 501 Bei der besagten Handschrift handelt es sich recht wahrscheinlich um den heutigen Cod. Harl. 2652 (vgl. AC 34, Anm. 4, und AC 66, Anm. 8). 502 AC 66,15-17: „De Republica dicit se deceptum et illum librum fuisse Macrobium Super somnio Scipionis; sed tamen se non desperare, quin reperiatur. Ait enim quemdam doctum virum dixisse sibi, ubinam esset, et se quamprimum eo profecturum.“ 503 AC 66,18-24: „Vero quod me torquet, hic non est nunc venturus ad Italiam, et interim multa possent accidere impedimenta. Dixi cardinali, ut aliquem mitteret aptum ad portandum hos libros, cum non esset expectandus adventus illius, et nisi ita fiat, actum est. Ideo concalefacias tuis litteris cardinalem de Ursinis, et ego quoque eum stimulabo. Difficultas sola erit pecunaria; nam hic homines multifariam frigent. Propterea loquaris, quibuscum tibi videtur. Si pecunie adessent, modus esset ad mittendum aliquem non insulsum, qui sciret convenire hominem et libros deferre.“ 504 Vgl. Gordan: Bookhunters, S. 136. 505 AC 67: „Tu forsitan existimabas me negligentem in scribendo tibi notam librorum, de quibus scripsit Nicolaus Treuerensis. Nihil minus, sed indignor aliquando eos, quibus me in rebus gravioribus facilimum presto, reddere se mihi in leviusculis difficiliores. Ita stomachor persepe et simulo me negligere ea, quorum sum cupidissimus. Cum ostenderentur mihi littere Nicolai, statim, cum veni ad nomina comediarum Plauti, exclamavi lucrum ingens factum statimque sumpto calamo celeri manu cedulam conscripsi, quam ad te mittio his litteris insertam. [...] Rogavi litteras, ut significarem tibi omnia diligentius. Negavit se daturum. [...] Nicolaus tamen paucos libros nominat, sed dicit se missurum inventarium. Id, cum venerit, scies.“ 506 Vgl. AC 70. Der Brief trägt das Datum vom 23. Juli 1429. 507 Vgl. AC 73, Anm. 2. 508 Es handelt sich um den Cod. Vat. lat. 3870; vgl. hierzu Schnarr: Frühe Beziehungen, S. 210. 509 AC 73,4-11: „Nicolaus Treuerensis huc venit afferens secum sexdecim Plauti comedias in uno volumine, in quibus quatuor sunt ex iis, quas habemus, scilicet Amphitrio, Asinaria, Aulularia, Captivi; duodecim autem ex lucro. [...] Has nondum aliquis transcripsit, neque enim earum copiam nobis facit cardinalem. Tamen adhuc

Anmerkungen

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nullus preter me petiit. Liber est illis litteris antiquis corruptis, quales sunt Quintiliani, et multa in multis desunt. Non faciam transcribi, nisi prius illas legero atque emendavero; nam nisi viri eruditi manu scribantur, inanis erit labor.“ 510 Vgl. AC 74. 511 Zur Datierung von Sermo I siehe das Unterkapitel 5.2 weiter unten. 512 Bacon-Kenntnisse sind für Sermo II, in dem Roger explizit erwähnt und zitiert wird, nachweisbar. 513 Vgl. Bodewig: Zur Tugendlehre des jungen Cusanus, insb. S. 224: „Dreier Modelle einer Tugendlehre, alle aus dem Jahre 1431, hat der junge Cusanus sich bedient: das platonisch-plotinische in christlicher Interpretation, das aristotelisch-thomistische und das augustinisch-franziskanische. Allen dreien ist das christliche Ethos gemeinsam, verschieden aber das Bild vom Menschen. Alle drei sind so sinnvoll in die betreffenden Predigten eingefügt, daß sie nicht austauschbar sind.“ 514 Vgl. Knoch: Ekklesiologische Aspekte, insb. S. 31ff. 515 Vgl. Reinhardt: Das Thema der Gottesgeburt, S. 63ff. 516 Die „Ausformulierung“ der Stände befand sich im Trierischen damals im Umbruch. Meuthen: Trierer Schisma, S. 56f., weist darauf hin, dass in den historischen Dokumenten zum Trierer Streit unterschiedliche Ansichten über die Stände geäußert werden: „Als Trierer Stände gelten gemeinhin Klerus, Ritterschaft und Städte; das Kapitel wird dagegen als Teilhaber der Herrschaft angesehen. Doch dem war nicht so von Anfang an. Ursprünglich bildete das Kapitel den ersten Landstand. Und dementsprechend erscheinen auch in den Prozeßakten noch Domkapitel, Klerus und Laien – Adel, Ritterschaft und Städte – ausdrücklich als d i e drei Trierer Stände. Anderseits bezeichnet eine aus der Umgebung des Nikolaus von Kues stammende Prozeßschrift eindeutig Klerus, Ritterschaft und Städte als die seit altersher legitimen Landstände [...]. Unschwer wird man in der widersprüchlichen Aussage der Quellen die Auseinandersetzung wiedererkennen, die gerade zu dieser Zeit zwischen den Ständen im Gange gewesen ist.“ 517 Vgl. hierzu Meuthen: Trierer Schisma, S. 55ff. Man beachte, dass die dort vorgebrachte Schilderung der Vorgeschichte des Trierer Streits auf einer anonymen Anklageschrift aus dem Jahre 1435 gegen Ulrich von Manderscheid fußt. 518 Meuthen: Trierer Schisma, S. 58. 519 Detaillierter führt dies aus Meuthen: Trierer Schisma, S. 58f. 520 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 59. 521 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 59f. 522 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 58. 523 Meuthen: Trierer Schisma, S. 60. 524 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 60. 525 Siehe zum Leben von Raban den Artikel in: Neue deutsche Biographie, Band 21. Berlin 2003, S. 60f. 526 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 60f. 527 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 61f. 528 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 63. 529 Meuthen: Trierer Schisma, S. 63. 530 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 63f. 531 Meuthen: Trierer Schisma, S. 64.

180 532

Anmerkungen

Meuthen: Trierer Schisma, S. 65. Meuthen: Trierer Schisma, S. 66f. 534 Meuthen: Trierer Schisma, S. 63 und 66. 535 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 61. 536 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 67. 537 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 69. 538 Meuthen: Trierer Schisma, S. 71. 539 Vgl. AC 78: Kopie im Landeshauptarchiv Koblenz I A 7246, fol. 11v-12r, sowie Meuthen: Trierer Schisma, S. 71. 540 Meuthen: Trierer Schisma, S. 73. 541 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 73f. 542 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 71. 543 Meuthen: Trierer Schisma, S. 73f, das Zitat S. 74. 544 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 75f. 545 Meuthen: Trierer Schisma, S. 76. 546 Das Lizenziat war an mittelalterlichen Hochschulen eine im Zusammenhang mit einem akademischen Grad verliehene Lehrbefugnis; der Begriff ist abgeleitet von der dabei erteilten licentia docendi, der „Lizenz zu lehren“. 547 So z.B. bei Vansteenberghe: Le Cardinal, S. 53: „[...] Nicolas de Cues, qui avait signé, peut-être même inspiré la protestation d’Ulric contre l’acte de Martin V, l’avait suivi comme avocat du comte de Manderscheid.“ 548 AC 80: Kopien der Appellation im Institut für Stadtgeschichte (Stadtarchiv) Frankfurt/Main, Reichssachen, Nachträge 1265, in der Vatikanischen Bibliothek (Rom), Cod. Ottobon. lat. 2745, fol. 218r-219v, in der Pariser Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 1555, fol. 220r-221v sowie fol. 223r-224v, und im Landeshauptarchiv Koblenz I A 7089. 549 AC 80,2-4: „[…] appellandi ecclesie Treuerensis et meo ac omnium aliorum michi adherencium et adherere volencium nominibus contra et adversus reverendum dominum Rabanum episcopum Spirensem ac quoscumque alios sua interesse credentes ac sibi adherentes […].“ 550 Vgl. hierzu AC 80,6-27. 551 Vgl. hierzu AC 80,28-33. 552 Zitiert nach Meuthen: Trierer Schisma, S. 81, Anm. 145. 553 Vgl. AC 80,55-74. 554 Vgl. AC 80,75-105. 555 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 82f. 556 Meuthen: Trierer Schisma, S. 83. 557 Meuthen ist in AC 81 mit der Datierung sehr vorsichtig und gibt als Abfassungsdatum lediglich „nach 1430 November 17“ an. 558 Siehe zum Leben von Diether von Nassau den Artikel in: Neue deutsche Biographie, Band 3. Berlin 1957, S. 668f. 559 Vgl. zu den Argumenten Rabans gegen die Wittlicher Appellation AC 81: Kopie in der Pariser Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 1515, fol. 225r-230v. 560 Vgl. hierzu Meuthen: Trierer Schisma, S. 92. 561 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 92. 562 Meuthen: Trierer Schisma, S. 92f. 533

Anmerkungen 563

181

Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 93f. Vgl. AC 85: Kopie in der Universitätsbibliothek Lüttich, Hs. 107 C, fol. 176v177r. 565 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 104ff. 566 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 256. 567 Vgl. Meuthen: Trierer Schisma, S. 255. 568 Rein formell blieb Nikolaus bis zu seinem Tode am 11. August 1464 Bischof von Brixen. Allerdings hat er sein Bistum nach seiner Flucht im Anschluss an seine Entlassung aus der Brunecker Haft (1460) nicht mehr betreten. Der Papst hatte in der Folge den Erzbischof von Salzburg mit der Verwaltung von Brixen beauftragt. Vgl. zu Cusanus in Brixen zusammenfassend etwa Gelmi: Geschichte, S. 70-78. 569 Vgl. Haubst: Zur Datierung, S. 44f. 570 Vgl. Haubst: Zur Datierung, S. 15. 571 Vgl. Koch: Kritisches Verzeichnis. 572 Vgl. Haubst: Die besonderen Editionsprobleme, S. 66f. 573 Vgl. Haubst: Zur Datierung, S. 42, bzw. S. 16, Anm. 5. 574 Haubst: Zur Datierung, S. 43. 575 Vgl. Haubst: Die besonderen Editionsprobleme, S. 67, Anm. 9, sowie Haubst: Zur Datierung; S. 42, insb. Anm. 87. 576 Vgl. Schnarr: Nikolaus von Kues als Prediger in Koblenz, S. 45f. 577 Vgl. zu De aequalitate die Studien von Schwaetzer: Aequalitas, sowie von dems.: Homine mediante. Den Einführungscharakter von De aequalitate (und von De principio) zum Verständnis der cusanischen Predigten hat kürzlich Euler: Entwicklungsgeschichtliche Etappen, S. 76ff., abermals hervorgehoben. 578 De aequalitate, h X/1, n. 37,1-6: „Haec est summa evangelii in variis sermonibus meis infra positis varie explanati secundum datam gratiam, magis obscure dum inciperem in adolescentia et essem diaconus, clarius dum ad sacerdotium ascendissem, adhuc ut videtur perfectius, quando pontificis officio in mea Brixinensi ecclesia praefui et legatione apostolica in Germania et alibi usus fui.“ (Deutsch Dupré III, S. 417). Siehe zur Deutung dieses Zitates die Ausführungen bei Lentzen-Deis: Den Glauben Christi teilen, S. 50 und insb. S. 144ff. oder auch Schwaetzer: Aequalitas, S. 29ff. 579 Dies vermutete bereits Meuthen: Die Pfründen, S. 33. 580 Vgl. AC 84. 581 Vgl. AC 88. 582 Vgl. AC 89. 583 Von dieser Passage gibt es in einer Handschrift eine Variante, die sich folgendermaßen liest: „Auch ich habe einst in einer Disputation weise Juden dahin eingeführt, an die Dreieinigkeit zu glauben, und es ist nicht schwer, sie davon zu überzeugen.“ Vgl. hierzu den Eintrag im Variantenapparat zu der besagten Stelle von Sermo I in h XVI/1. 584 Sermo I, h XVI/1. Deutsch nach der Ausgabe von Sikora und Bohnenstädt (Hgg.): Predigten, S. 442-463. 564

Abbildungen ABB. 1: STADTANSICHT VON BERNKASTEL (MERIAN 1646)

ABB. 2: BLICK ZUM GESTADE VON BERNKASTEL

„Tryne“ natürliche Schwester des Cusanus (erwähnt 1464 und 1473)

Caspar Roemer (‚ 1451) Kanoniker in Aachen und Münstermaifeld „Blutsverwandter“ des Cusanus

Johannes Roemer (‚ 1466) 1. Rektor des St. NikolausHospitals in Kues „Neffe“ des Cusanus

Henne Cryfftz (‚ vor 1401) Hermann Roemer ɇ ɇ Henne Cryfftz ’ Katharina Roemer (‚NXU]nach 1449)  (‚1427) ɈɆɆɆɆɆɆɆɏɆɎɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɎɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɉ Nikolaus Margaretha Johann Clara (1401-1464) (‚ vor 1447) (‚1456) (‚ 1473) ’ Matthias Scabinus ’Johannes Plynisch (‚vor 1458) (‚ vor 1441) ’Paul von Bristge (‚ vor 1473)

ABB. 3A: STAMMBAUM DER FAMILIEN CRYFFTZ & ROEMER

Simon von Wehlen (‚ 1468) „Neffe“/Familiare des Cusanus Neffe des Rektors Simon Kolb

???

’ Katharina (‚ vor 1441)

’

Clara Cryfftz (‚ 1473)

Clesgin Bristge

Paul Bristge ’ Schöffe und Bürgermeister in Trier (‚ vor 1473)

Clais Bristge Schöffe in Trier (‚ vor Juni 1432)

Elsgin Bristge ’ Heinrich Sauerborn Schöffe in Trier

Margaretha Howas

Mattheus Howas Schöffe in Trier (‚ vor April 1437)

* Wilhelm Plinisch war der Vater von Johannes, dem ersten Ehemann von Clara Cryfftz.

Peter Schöffe in Trier ’ Margaretha

Johannes Rode (‚ vor Mai 1424) ’ Katharina (‚ vor 1435) ɈɆɏɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɎɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɆɎɆɆɆɆɆɆɆɉ Johannes Rode Katharina Göbel Matthias Abt von St. Matthias ’ Wilhelm Plinisch* ’ Else (1385-1439)

ABB. 3B: STAMMBAUM DER FAMILIEN RODE & BRISTGE

ABB. 4: TEILANSICHT VON HEIDELBERG NACH MÜNSTER (1550)

ABB. 5: TEILANSICHT VON HEIDELBERG NACH MÜNSTER (1550)

ABB. 6: MONOGRAMME MIT DEN LIGIERTEN BUCHSTABEN NK

ABB. 7: DETAILAUFNAHME DER STIFTUNGSURKUNDE AUS DEM CUSANUS-GEBURTSHAUS: „MATHIE SCABINI“

ABB. 8: INSCHRIFT IM CUSANUS-GEBURTSHAUS

ABB. 9: DER MÄDCHENKOPF AUS DEM COD. CUS. 220 (FOL. 233V)

ABB. 10: ABKLATSCH AUF DEM HINTEREN VORSATZ DES COD. CUS. 94

Biographisch-historische Daten zu Nikolaus von Kues und seiner Zeit 1401 1402 1410 1411 1415 1416 1417 1419

1420 1423 1424 1425

1426 1427

1428 1429 1429/1430 1430

1431

1432 1433 1434 1433/34

Nikolaus Cryfftz in Kues geboren Die Spanier beginnen mit der Eroberung der Kanarischen Inseln Schlacht von Tannenberg Sigismund von Luxemburg wird deutscher König Jan Hus in Konstanz verbrannt. Schlacht von Azincourt Cusanus beginnt sein Studium in Heidelberg Mit der Wahl Martins V. endet das Große Abendländische Schisma Otto von Ziegenhain wird zum Erzbischof von Trier geweiht. Philipp der Gute wird Herzog von Burgund. Ausbruch der Hussitenkriege (erster Prager Fenstersturz) Cusanus als Einwohner Paduas nachweisbar Cusanus schließt sein Studium des Kirchenrechts in Padua als doctor decretorum ab Cusanus in Rom Cusanus wieder im Trierischen. Erste Pfründen. Immatrikulation an der Universität Köln. Astronomisch-astrologische Weltgeschichte Cusanus als Rechtsgelehrter an Mosel und Rhein Cusanus als Sekretär und Prokurator des Trierer Erzbischofs in Rom. Kontakte zu dem italienischen Humanisten Poggio Cusanus auf „Studienreise“ in Frankreich (Laon, Paris) Auftreten der Jeanne d’Arc Cusanus wieder in Rom; im Gepäck hat er zwölf den Humanisten bisher unbekannte Plautus-Komödien Tod des Erzbischofs Otto von Ziegenhain. Cusanus ist Parteigänger des Ulrich von Manderscheid während des Trierer Schismas. Erste Predigttätigkeit Tod von Papst Martin V. Sein Nachfolger wird Eugen IV. Eröffnung des Basler Konzils. Jeanne d’Arc wird hingerichtet Cusanus tritt ins Konzil ein Marsilio Ficino wird geboren. Kaiserkrönung Sigismunds Florenz fällt unter die Herrschaft der Familie Medici De concordantia catholica

190

1435 1436 1437

1437/1438

1438/1439 1439 1440 1442-1444 1444

1445/1446 1447 1448 1449 1450 1451/1452 1451 1452 1453

1454

Biographisch-historische Daten

Frieden von Arras zwischen Frankreich und Burgund De reparatione kalendarii Cusanus wechselt von den Konziliaristen zur Papstpartei. Tod Kaiser Sigismunds von Luxemburg. Albrecht II. (von Habsburg) wird zum römisch-deutschen König gewählt Im Auftrag des Papstes reist Cusanus nach Konstantinopel zu Wiedervereinigungsverhandlungen mit der Ostkirche. Erlebnis auf dem Meer Unionskonzil von Ferrara und Florenz. Kurzzeitige Einigung mit der Ostkirche Das Basler Konzil wählt den Gegenpapst Felix V. Tod König Albrechts Friedrich III. (von Habsburg) wird zum römisch-deutschen König gewählt. De docta ignorantia De coniecturis. Wenck von Herrenberg veröffentlicht seine Streitschrift De ignota litteratura gegen Cusanus Cusanus lässt die lateinischen Werke Meister Eckharts abschreiben. Kardinal Cesarini stirbt in der Schlacht von Varna De deo abscondito, De filiatione Dei, De quaerendo Deum, De dato patris luminum De genesi. Tod von Papst Eugen IV. Sein Nachfolger wird Nikolaus V. Der neugewählte Papst Nikolaus V. erhebt Cusanus öffentlich zum Kardinal. Abschluss des Wiener Konkordats Der Gegenpapst Felix V. dankt ab Jubeljahr. Weihe des Cusanus zum Bischof und Übertragung der Diözese Brixen. Idiota-Schriften Cusanus als päpstlicher Gesandter auf Legationsreise durch die Deutschen Lande Geburt des Leonardo da Vinci Cusanus nimmt das Bistum Brixen in Besitz. Gutenberg druckt die Bibel Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen. Ende des hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England. De pace fidei, De visione Dei, De theologicis complementis Beginn des Streits mit dem Tiroler Grafen Sigismund. Umfangreiche Predigttätigkeit in den kommenden Jahren

Biographisch-historische Daten

1455

1458 1458/1459 1459 1460

1461 1462/1463 1464

191

Tod von Papst Nikolaus V. Sein Nachfolger wird Kalixt III. Ausbruch des Rosenkrieges um die Nachfolge auf dem englischen Königsthron De beryllo. Tod von Papst Kalixt III. Enea Silvio Piccolomi wird Papst Pius II. Cusanus verlässt Brixen Richtung Rom. Generalvikar in Rom De aequalitate, De principio De possest. Cusanus kehrt Anfang des Jahres nach Brixen zurück, wird aber an Ostern von Sigismund in Bruneck gefangengenommen; nach seiner Entlassung verlässt der Kardinal definitv sein Bistum Richtung Rom Cribratio alkorani De non aliud, De ludo globi, De venatione sapientiae, Compendium De apice theoriae. Tod des Cusanus am 11. August in Todi (Umbrien)

Quellen- und Literaturverzeichnis Neben den durch die Siglen AC Dupré

h

H

MathS

MFCG

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Bildnachweis Abb.1:

Matthäus Merian: Topographia Archiepiscopatuum Moguntinensis, Trevirensis et Coloniensis, Frankfurt/Main 1646, Abb. zum Text auf S. 44b. Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/ Bernkastel-Merian.jpg (Stand 20.5.2012) Abb. 2: Aquatinta von F. Hegi nach einer Vorlage von Karl Bodmer (1831). Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/10/ Hospital_Cues_Hand-colored_aquatint_engraving_by_F._Hegi_after_ Karl_Bodmer.jpg (Stand 20.5.2012) Abb. 3a/b: Eigene Darstellungen. Quellen: Kortenkamp: Urkunden, S. 384; von E. Meuthen erstellter Stammbaum im Cusanus-Geburtshaus Abb. 4: Sebastian Münster: Cosmographia, Basel 51550 Quelle: http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/math/ heidelberg/Muenster/hd-ost.jpg (Stand 20.05.2012) Abb. 5: Sebastian Münster: Cosmographia, Basel 51550 Quelle: http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/math/ heidelberg/Muenster/hd-west.jpg (Stand 20.05.2012) Abb. 6: Quelle: MFCG 12, S. 44 Abb. 7/8: Eigene Photographien Abb. 9: © St. Nikolaus-Hospital; Foto: Erich Gutberlet Abb. 10: © St. Nikolaus-Hospital; Foto: Gabriele Neusius

Register PERSONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER Abel, 139 Abendländisches Schisma, siehe Großes Abendländisches Schisma Adam, 84, 139, 145, 148 Adolf II. von Kleve, 91, 92, 169 Ägidius Wabe, siehe Egidius Akolyth, 78 Alanus ab Insulis, 121 Alberti, Leon Battista, 63, 73, 159, 162 Alberto de’ Conti, 70 Albertus Magnus, 86-88, 114, 121 Albert von Sachsen, 62, 65 Alet, 102, 104, 105, 173 Alexander V. (Papst), 25, 58 Alexander der Große, 85 Alfonsinische Tafeln, 84 Alkandrinus, 116, 177 Allmand, Christopher T., 152 Alonso, Carlos, 173 Altrich, 40, 77-79, 91, 96 Amadeus von Savoyen, siehe Felix V. (Gegenpapst) Ambrogio Traversari, 98 Ambrosius von Mailand, 121 Annaten, 32, 102, 105, 109, 175 Antenor, 60 Anton von Burgund, 89 Antwerpen, 27 L’Aquila, 75 Areopag, 87, 167 Arnaldus de Villanova, 112, 114, 176 Arnold von Sierck, 126 Aristoteles, 55, 57, 83, 87, 116, 121, 165 Artistenfakultät, 51, 52, 54, 55, 57 Arras, 89 Aschbach, Joseph, 165 Athen, 87, 88 Attenborn, 95 Augsburg, 27 Augustinus von Hippo, 121, 137, 143 Aulus Gellius, 118 Averroes, 121 Avignon, 24, 25, 27, 31, 53, 59

Bacharach, 92-94, 100, 171 Baldassare del fu Martino, 70 Balduin von Luxemburg, 23, 152 Bari, 24 Bartholomäus von Holtzbach, 95 Bartolomeo Prignano, siehe Urban VI. (Papst) Bartholomäus Zabarella, 62, 159 Basel, 15, 18, 25, 38, 51, 73, 74, 98, 133, 134, 151 Basilius von Caesarea, 121, 122, 142 Bauernfeind, Walter, 155 Bautz, Friedrich Wilhelm, 163 Bayezit I. (Sultan), 24 Beatrice Visconti, 70 Becker, Petrus, 98, 170, 172 Benedikt XIII. (Papst), 59 Bernhardin von Siena, 75-77, 163 Bernkastel, 36, 37, 40-42, 45, 48, 53, 57, 79, 153-155 Bessarion, 19 Bier, 28, 29 Binger Loch, 21 Birgitta von Schweden, 75, 163 Blasius von Parma, 62 Bodewig, Martin, 122, 179 Böhlandt, Marco, 159 Böhmen, 26, 31, 81 Bohnenstädt, Elisabeth, 177, 181 Bohnert, Niels, 9, 162, 176 Bologna, 51, 61, 63, 73, 74, 117 Bonaventura, 66, 121, 160 Bonifatius VIII. (Papst), 63 Boockmann, Hartmut, 152, 157 Boppard, 40, 108 Brabant, 70, 80, 81, 86, 89, 92, 165, 168, 175 Branda Castiglione (Kardinal), 124 Braun, Georg, 36, 37 Breda, 89 Briktius von Tours, 35, 42 Brincken, Anna-Dorothea von den, 165 Brixen, 13, 15, 35, 49, 74, 75, 79, 134, 136, 181

208 Brösch, Marco, 9, 156, 164, 169, 170 Brügge, 27 Brusegana, 71 Brüssel, 19, 27, 98 Bursa cusana, 46-49, 156 Byzanz, 23 Cambridge, 53 Canterbury, 22 Caspar Roemer, 184 Cessi, R., 162 Chaucer, Geoffrey, 21, 152 Chios, 23 Choleriker, 83 Christus, 47, 117, 131, 148, 169 Cicero, 99, 100, 118, 171, 178 Clais von Bristge, 45, 185 Clais Roemer, 42, 154, 155 Clara Cryfftz (Schwester des Cusanus), 39-43, 45, 48, 80, 155, 184, 185 Clemens V. (Papst), 63 Clemens VII. (Gegenpapst), 25 Clemens, Gabriele, 152, 153 Clemens, Lukas, 152, 153 Clesgin von Bristge, 45, 185 Colomer, Eusebio, 111, 113, 114, 175 Condulmer, Gabriel, siehe Eugen IV. Konrad von Braunsberg, 127 Conradus de Friburgo, 94 Konrad von Metz, 124 Constantius II. (röm. Kaiser), 82 Corroit, 168 Cosimo Medici, 126 Crowley, Roger, 152 Cyprian von Karthago, 118, 178 Damaris, 87 Danzig, 27 Daun, 124 David, 147 Deutschherren, 24 Deventer, 46-49, 156, 157 Devotio moderna, 47, 48 Diederich, Anton, 173, 174 Diederich von Xanten, 46-48, 154 Diether von Nassau, 132, 180 Dietrich von der Hohenminne, 104 Dietrich von Köln, 91 Dietrich II. von Manderscheid, 124 Dionysius Areopagita, 87, 88, 167 Dohms, Peter, 156

Register Domenico Capranica, 74 Düx, Johann Martin, 46, 156 Eberhard, 156, 157 Eberhard Piill, 91 Eberhard de Tyts, 95 Eberhardsklausen, 48, 156, 169 Eckert, Willehad Paul, 153 Eckhart, siehe Meister Eckhart Egidius Wabe de Lemen, 94, 127 Ehrenbreitstein, 133 Eijl, Edmond J.M. van, 168 Elementenlehre, 83 Ellmers, Detlev, 152 Elisabeth von Sponheim, 89, 168 Else Rode, 45 Else (Frau von Göbel Rode), 45, 185 Elsgin von Bristge, 45, 185 Enea Silvio Piccolomini, 12, 74, 151 Engelbert III. von der Mark, 92, 168 Engelbert I. von Nassau-Dillenburg, 89, 92, 168 Erfurt, 51 Euböa, 23 Eugen IV. (Papst), 18, 25, 38, 73, 74, 107, 124, 125, 133, 134, 151, 153, 164 Euler, Walter Andreas, 152, 181 Eusebius von Caesarea, 82, 88, 167 Everso von Anguillara, 73 Feld, Helmut, 176 Felix V. (Gegenpapst), 18, 26, 38 Fermo, 74 Ferrara, 15, 19, 74 Filippo Brunelleschi, 72 Finicella, 76 Fische (Sternbild), 80, 83 Flasch, Kurt, 162 Fleisch, 28, 29 Florenz, 15, 19, 38, 73-75, 98 Florinus, 105 Franciscus von Perugia, 71, 162 Francesco Piccolpassi, 171 Francesco Zabarella, 62 Francko Kedeken, 95 Frankfurt am Main, 31, 44, 100, 171, 180 Frasen, 168 Freie Städte, 30 Frenken, Ansgar, 169

Personen-, Orts- und Sachregister Friedrich III. (Kaiser), 18, 151 Friedrich von Dudeldorf, 94, 97, 127, 128 Friedrich von Kröv, 94, 124 Friedrich von Saarwerden, 132 Frost, Stefanie, 151 Frugoni, Chiara, 153 Fulda, 171 Gabel, 29, 30, 153 Gabriel Condulmer, siehe Eugen IV. Gadifer de la Salle, 152 Gaffuri, L., 159 Galenos, 166 Galilei, Galileo, 33 Gallienus (röm. Kaiser), 82 Ganzer, Klaus, 152 Geert Groote, 47 Gelmi, Josef, 181 Genoveva von Virneburg, 89 Gent, 27 Geoffrey Chaucer, siehe Chaucer, Geoffrey Georg von Trapezunt, 19 Gerhard Caldus „de Barbancia“, 70 Gerhard von der Mark, 92 Gerlich, Alois, 159 Gianfrancesco Poggio Bracciolini, siehe Poggio Giovanni Francesco Capodilista, 159 Giordano Orsini (Kardinal), 93, 94, 100, 105, 107, 119, 120, 171, 172 Giraud, Charles, 168 Giuliano Cesarini (Kardinal), 47, 69, 73, 74, 107 Göbel Rode, 45, 185 Goldene Bulle (1356), 30, 31, 153 Gomorra, 85 Gonzerath, 43 Gordan, Phyllis Walter Goodhart, 171, 178 Grass, Nikolaus, 159, 166 Gratianus de Clusio, 62, 159 Gravier, Gabriel, 152 Gregor I. der Große (Papst), 122, 141 Gregor IX. (Papst), 63, 65, 70 Gregor XI. (Papst), 24 Gregor XII. (Papst), 59 Gregorovius, Ferdinand, 76, 163 Grendler, Paul F., 159 Grimbergen, 168

209

Großes Abendländisches Schisma, 25, 53, 54, 58, 59, 152 Grotefend, Hermann, 151, 164 Groten, Manfred, 32, 56, 60, 78, 153, 158, 159, 164, 174 Haari-Oberg, Ilse, 166 Hadrian I. (Papst), 90, 168 Hallauer, Hermann, 13, 152 Hamann, Florian, 87, 166, 167 Harley, Robert, 19 Hartmann von Koblenz, 128 Hartmann, Gerhard, 153 Hartzheim, Caspar, 46, 49, 156 Haubst, Rudolf, 58, 66, 112-114, 117, 135, 158, 160, 175-177, 181 Heidelberg, 40, 49, 51-60, 91, 93, 134, 157-159 Heilig-Geist-Hospital (Bernkastel), 53 Heilig-Geist-Kirche (Heidelberg), 53 Heimpel, Hermann, 169 Heinrich V. (König v. England), 24 Heinrich von Daun, 127 Heinrich Gebuer, 108 Heinrich von Grebenstein, 99, 100 Heinrich von Hagen, 107 Heinrich von Nassau-Dillenburg, 89 Heinricus Raiscop, 95 Heinrich Sauerborn, 45, 185 Heinrich von Vinstingen, 131, 132 Heinrich von Virneburg, 168 Heinz-Mohr, Gerd, 153 Helena, 60 Helmrath, Johannes, 151 Helwig von Boppard, 103, 106, 127 Henerich, Jörg, 152 Hensel-Grobe, Meike, 154-156, 164 Herbst, August, 9 Hermann Roemer (Großvater des Cusanus), 38, 184 Hermann I. von Schwaben, 105 Hermes Trismesgistos, 122, 142, 143, 177 Hersfeld, 99, 100, 120 Hesse, Günter, 168 Heymericus de Campo, 86, 87, 89, 114, 167 Hieronymus, 82, 121, 144 Hinkmar von Reims, 113 Hippokrates, 166 Hogenberg, Franz, 36, 37

210 Holzlöffel, 29 Homer, 60 Honecker, Martin, 111, 175 Honorius (röm. Kaiser), 168 Hopfen, 28, 29 Hundertjähriger Krieg, 24, 152 Hunolstein, 43 Hussiten, 26, 73, 76, 80, 81, 152 Imbach, Ruedi, 158, 177 Iwanski, Wilhelm, 168 Jahir ibn Aflah, 18 Jakob von Sierck, 104, 124, 126, 127, 129, 131, 134, 135, 154, 156 Jan, Jean(ne), Johann(a)(es), John: Johannes XXI. (Papst), siehe Petrus Hispanus Johannes XXII. (Papst), 63 Johannes XXIII. (Papst), 58, 59 Jeanne d’Arc, 24 Iohannes Beke, 95 Jean de Béthencourt, 23 Johann IV. von Brabant, 81, 165 Johannes Buridanus, 54 Johannes Caldus, 70, 71 Iohannes de Cosa, 94 Johann (Henne) Cryfftz (Großvater des Cusanus), 42, 155, 184 Johann (Henne) Cryfftz (Vater des Cusanus), 38, 39, 41-44, 46, 70, 71, 79, 155, 162, 184 Johann Cryfftz (Bruder des Cusanus), 39, 40, 79, 80, 97, 154, 164, 184 Johannes Durchdenwalt, 154 Johann von Eindhoven, 48, 156 Johannes (Evangelist), 149 Jean Gerson, 66 Johannes Greifenclau, 127 Johannes Gutenberg, 17 Johann Hebenstrit, 125 Jan Hus, 26, 81 Johann II. von Mainz, 159 Johannes de Monte, 97, 170 Johann I. von Nassau-Dillenburg, 89, 92 Johannes von Neuerburg, 35 Johann von Niederbayern, 81, 165 Johann Plynisch (Schwager des Cusanus), 45, 184 Johanna von Polanen, 89

Register Johannes von Remagen, 102 Johannes Rode (Abt), 45, 97, 98, 185 Johannes Rode (Vater des Abtes), 185 Johannes Roemer, 154, 184 Johannes de Sacrobosco, 62 Iohannes de Speya, 95 Johannes von St. Alban, 94 Johannes von St. Anna, 71 Johannes Stam, 154 Johannes von Stendhal, 83 Johann von Trier, 16 Iohannes Vrouwenberch, 95 Johannes Wenck von Herrenberg, 58 John Wyclif, 26 Jank, Dagmar, 159 Jeremias, 140, 147 Jerusalem, 85 Johanniterorden, 23 Josua, 140 Jungfrau (Sternbild), 83 Jupiter (Gott), 143 Jupiter (Planet), 68, 69, 80, 83 Kail, 124 Kanarische Inseln, 23 Karl der Große (Kaiser), 90, 113, 168 Karl IV. (Kaiser), 30, 54 Katharina (Halbschwester des Cusanus), 40, 41, 184 Katharina (Mutter des Abtes Joh. Rode), 185 Katharina von Morsberg, 45 Katharina Rode (Frau von Wilh. Plynisch), 185 Katharina Rode (Frau von Mattheus Howas und Paul Bristge), 45, 185 Katharina Roemer (Mutter des Cusanus), 38-40, 43, 44, 115, 154, 184 Kepler, Johannes, 33 Keussen, Hermann, 166, 170 Killermann, Stefan, 173 Kirchenreform, 26, 47, 73, 97 Kisch, Guido, 151 Klibansky, Raymond, 66 Klosterreform, 97, 98 Knoch, Wendelin, 122, 179 Koblenz, 5, 21, 46, 47, 57, 94, 95, 102107, 109, 120, 121, 127, 134136, 170, 172-174, 177, 180 Koch, Josef, 135, 173, 181

Personen-, Orts- und Sachregister Köln, 27, 28, 31, 36, 49, 51, 53, 56, 59, 60, 80, 81, 86-93, 95, 102, 104, 109, 110, 114, 124-126, 128, 132, 134, 152, 153, 166, 168170, 174 Königswahl, 30, 31 Konjunktion (Astronomie), 83-86 Konrad von Braunsberg, 127 Conradus de Friburgo, 94 Konrad von Metz, 124 Konstantin der Große (röm. Kaiser), 90, 122, 168 Konstantinopel, 15, 23, 24, 38, 39, 74, 152, 153 Konstanz, 25, 26, 59, 60, 76, 81, 93, 97, 158 Konzil, ~ von Basel, 15, 18, 25, 26, 38, 47, 62, 73, 74, 85, 87, 89, 90, 98, 101, 108, 114, 133-135 ~ von Ferrara/Florenz, 15, 19, 38, 74, 75 ~ von Konstanz, 25, 26, 59, 60, 81, 93, 97, 132, 158, 171 Lateran-~ III, 62 Lateran-~ IV, 130 ~ von Nizäa II, 113 ~ von Pisa, 25, 58 ~ von Vienne, 63 Konziliarismus, 25, 152 Kopernikus, Nikolaus, 33 Koran, 87 Kortenkamp, Gottfried, 14, 41, 154-156, 164 Krakau, 51 Krauß, Susanne, 156 Krautheimer, Richard, 152 Krchňák, Alois, 69, 70, 72, 117, 161, 162, 177 Krebs (Sternbild), 83, 85 Kreta, 21, 23 Kues, 9, 18, 36, 39-41, 43, 45, 77, 78, 112, 113, 154, 157, 164, 175 Kurfürsten, 18, 31, 125, 128, 155 Kurverein von Rhens, 31 Lactantius, 122, 141, 142 Lager, Johann Christian, 170 Laienkelch, 26 Landau, Peter, 158 Laon, 113

211

Latacz, Joachim, 166 Lateinische Münzunion, 109 Leipzig, 51 Leisering, Walter, 152 Lentzen-Deis, Wolfgang, 181 Leon Battista Alberti, siehe Alberti, L.B. Lesbos, 23 Liberius (Papst), 82 Libri Carolini, 113 Licht, Alexander, 9 Litauen, 24 Livius, 60 Löffler, Klemens, 168 Lohr, Charles, 87 Londerseele, 168 London, 19, 27, 65, 67, 98, 116, 117, 152 Loreley-Fels, 21 Lorenzo Medici, 126 Löwe (Sternbild), 80, 83, 84, 165 Löwen, 51, 86, 89, 110, 168, 175 Lübeck, 27 Ludwig XIV. (König v. Frankreich), 52 Ludwig III. von der Pfalz, 59, 91, 125 Luther, Martin, 33 Luxemburg-Stadt, 43 Magdeburg, 27 Mailand, 70, 80, 81, 171 Mainz, 16, 17, 20, 21, 23, 31, 58, 59, 105, 107, 125, 126, 128, 133, 152, 159 Makrobius, 119, 178 Malmedy, 106 Mannheim, 52, 156 Mannheimer Produktenbörse, 156 Margaretha Cryfftz (Schwester des Cusanus), 41, 42, 184 Margaretha Howas, 185 Margaretha von Mark-Kleve, 89, 92 Maria von Burgund, 92 Maria von Jülich, 168 Mars, 68, 69, 80, 83, 84, 165 Marsilius von Inghen, 54, 57 Marsilius von Padua, 62 Martin V. (Papst), 25, 32, 33, 59, 60, 7479, 91, 95, 97, 102-104, 106, 107, 121, 124, 125, 127, 133, 163, 180 Martin von Tours, 35 Martini, Matthias, 40, 154

212 Marx, Jakob, 14, 41, 43, 63, 116, 151, 153-156, 159, 160, 163, 175, 177 Mattheus Howas, 185 Matthias Cryfftz (Vetter? des Cusanus), 97 Matthias Rode, 185 Matthias Roemer, 154 Matthias Scabinus (Schwager des Cusanus), 41, 42, 184 Matthias von Schweden, 75 Mayer-Steineg, Theodor, 166 Medici (Bankhaus), 126 Meister, Alois, 99, 171 Meister Eckhart, 20, 122, 151 Merian, Matthäus, 36, 37, 52, 53 Merkur, 68, 69, 80 Mertens, Gunnar, 156 Mertens, Rüdiger, 156 Mettlach, 94, 95, 170 Metz, 27, 124, 131 Meuthen, Erich, 13, 39, 48, 49, 57, 65, 68, 76, 77, 90, 92, 96, 107, 112, 115, 117, 125, 127, 130, 151159, 162-170, 172-174, 176, 179-181 Meyer, Conrad Ferdinand, 121 Milmeister, Jean, 168 Monfasani, John, 151 Mond, 68, 69, 80, 117, 165 Mongolen, 24 Montabaur, 105 Morosow, Witalij, 9 Morrissey, Thomas E., 159 Mosel, 20, 36, 37, 39, 46, 91, 106, 134, 156 Münster, Sebastian, 52, 53 Münstermaifeld, 18, 154, 164 Müstert, 95 Mychiel van Wangen, 110, 175 Neapel, 24 Neckar, 52, 53 Neumüllers-Klauser, Renate, 151, 153 Neusius, Gabriele, 9, 154, 156 Niccolò Niccoli, 99-101, 109, 118, 120 Nicole Oresme, 62 Niederemmel, 94, 95, 98 Niederwerth, 46, 47, 156 Nierstein, 81 Nikolaus V. (Papst), 38, 40, 75, 79

Register Nikolaus von Bettenberg, 55, 56 Nikolaus (Clais) von Bristge, siehe Clais von Bristge Nikolaus Brucken, 127 Nikolaus zu Hunolstein, 43 Nikolaus von Lyra, 122, 141 Nikolaus (Clais) Roemer, siehe Clais Roemer Nikolaus von Winningen, 107 Nudeln, 30 Nürnberg, 18, 27, 31, 44, 93, 117, 133 Oberweis, Michael, 159 Obst, 28 Offerhaus, Ulrich, 170, 173 Ohler, Norbert, 151, 152 Oppenheim (Rhein), 81 Origines, 88, 122, 142 Ors, Angel d’, 158 Otto von Ziegenhain, 47, 77, 91, 97, 98, 103, 122-124, 129, 169 Oxford, 19, 53 Padua, 38, 39, 58, 60-77, 117, 134, 153, 159 Palmer, Nigel F., 176 Paolo Dotti, 159 Paolo dal Pozzo Toscanelli, 72, 73 Papstschisma, siehe Großes Abendländisches Schisma Paris, 27, 51, 53, 54, 61, 86, 110-114, 116, 134, 135, 175, 180 Paul von Bristge (Schwager des Cusanus), 39, 40, 45, 184, 185 Paulus (Apostel), 49, 87, 88, 167 Pauly, Michel, 155 Pavia, 171 Peipussee, 24 Perugia, 71, 73 Pest, 26, 27, 44, 75, 80 Peter, Petrus: Petrus (Apostel), 49, 131 Peter von Abano, 62, 177 Peter Assalbit, 105, 173 Petrus Balbus, 167 Petrus von Bondorff, 94, 170 Peter Elner, 102 Peter von Erkelenz, 154 Peter von Hayne, 103 Petrus Hispanus, 57 Petrus Lombardus, 116

Personen-, Orts- und Sachregister Peter van der Meer, 91 Peter von Morsberg, 45 Peter Rode, 185 Peter Roemer, 154 Peter Schilling, 105, 107, 108 Peter von Weiler, 86 Pfalzel, 97 Pfälzischer Erbfolgekrieg, 52 Philipp der Gute von Burgund, 89, 92, 168 Philipp von Sierck, 127 Philipp II. von Vianden, 168 Piccolomini, Enea Silvio, siehe Enea Silvio Piccolomini Pick, Eckhart, 155, 174, 175 Piesport, 94, 95, 98, 156 Pilishof (Trier), 45 Pindl-Büchel, Theodor, 175 Pisa, 25, 58, 167 Pisaner Stil, 16, 151 Pius II (Papst), siehe Enea Silvio Piccolomini Placken, 175 Platon, 66, 88, 121, 167 Plautus, 119-121 Plinius, 99, 100, 171 Poggio, 99-101, 109, 110, 118, 120, 121, 171, 172 Polen, 24 Porta Nigra, 96 Post, Regnerus R., 156 Prag, 27, 51, 54, 81, 112, 114 Pralle, Ludwig, 171, 172 Proklos, 66, 67, 88, 167 Prosdocimus de’ Beldomandis, 62 Prosdocimus de Comitibus, 68, 70, 71, 159, 162 Quintus Curtius, 118 Raban von Helmstadt, 47, 124-134, 179, 180 Radebrechen (Rädern), 81, 82, 165 Raimundus Lullus, 87, 88, 110-114, 116, 118, 135, 175 Raimundus Martini, 122 Raimundus von Penyafort, 65 Rainaldo da Camerino, 159 Raynald von Perugia, 71 Reims, 113 Reinhardt, Klaus, 122, 179

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Remüs, 105 Reuter, Anna, 9 Revius, Jacobus, 49, 157 Rhein, 20, 21, 28, 46, 81, 86, 92, 106, 125, 159, 169 Rheinischer Gulden, 18, 40, 41, 43, 44, 48, 55, 77, 103, 126, 131, 134, 158 Rheinischer Münzverein, 43, 109, 155 Rheinzölle, 28, 92 Rhodos, 23 Ribhegge, Wilhelm, 169 Richardis von Jülich, 168 Rijswijk, 52 Ritter, Gerhard, 56, 57, 157, 158 Robert von Genf, siehe Clemens VII. (Gegenpapst) Robert Grosseteste, 122 Robert IV. von Virneburg, siehe Ruprecht IV. von Virneburg Röd, Wolfgang, 167 Roger Bacon, 122, 179 Roggenpreis, 44 Rom, 13, 15, 22, 25, 27, 31, 60, 73, 7577, 80, 95, 97-101, 105, 106, 118, 120, 123-128, 131, 134, 135, 153, 154, 164, 169, 170, 172-175, 180 Römische Rota, 107 Rostock, 51 Roth, Ulli, 68, 82, 84, 111, 160, 165, 166, 175 Rouen, 152 Rudolf I. von Habsburg (König), 37 Rudolf IV. von Österreich, 54 Rüegg, Walter, 157, 159 Runciman, Steven, 152 Ruprecht I. von der Pfalz, 53 Ruprecht von der Pfalz (König), 31, 59, 125 Ruprecht IV. von Virneburg, 89, 123, 124, 133, 167, 168 Sadourny, Alain, 152 Salomon, 139 Sambin, Paolo, 70, 162 Samos, 23 Sarnowsky, Jürgen, 152 Satan, 147 Saturn, 68, 69, 80, 83, 84, 165 Scharpff, Franz Anton, 46, 156

214 Schatz, Klaus, 152, 158, 159 Schild, Wolfgang, 165 Schlacht, ~ von Azincourt, 24 ~ bei Malessow, 81 ~ bei Tannenberg, 24 ~ von Varna, 74 Schleiden, 124 Schmidt, Aloys, 169, 171 Schmidt, Hans-Joachim, 170 Schmitt, Franz, 36, 42, 153-156 Schmitt, Jean-Claude, 176 Schmitt, Johann Ludwig, 46, 156 Schmitt-Kölzer, Wolfgang, 168 Schnarr, Hermann, 56, 57, 101, 135, 158, 164, 171, 172, 175, 177, 178, 181 Schneider, Karin, 151 Schneider, Wolfgang Christian, 167, 176 Schneidmüller, Bernd, 152 Scholz, Ingeborg, 152 Schrötter, Friedrich von, 175 Schubert, Ernst, 153 Schulthess, Peter, 158, 177 Schütze (Sternbild), 83 Schwaetzer, Harald, 9, 181 Seibrich, Wolfgang, 156, 170 Siena, 75-77, 125 Sigismund von Luxemburg (Kaiser), 25, 26, 92, 93, 128, 133 Sikora, Josef, 177, 181 Simon von Bernkastel, 42, 155 Simon Kolbe, 154, 184 Simon von Wehlen, 184 Sintflut, 84 Skorpion (Sternbild), 80, 83, 84, 165 Sodom, 85 Sonne, 21, 68, 69, 80, 85, 165 Southwark, 22 Speckenbach, Klaus, 176 Speyer, 124, 125, 127, 129, 130, 134 St. Alban (Trier), 94, 98 St. Andreas (Altrich), 78, 91 St. Andreas (Köln), 92, 93 St. Briktius (Kues), 35, 36, 42 St. Florin (Koblenz), 47, 94, 95, 104-109, 121, 127, 173 St. Gangolf (Trier), 102, 104, 105, 107, 109 St. Georg (Köln), 102, 104 St. Georg (Limburg), 95

Register St. Johannes-Hospital (Heidelberg), 53 St. Kastor (Karden), 107 St. Kastor (Koblenz), 47, 102, 104, 106, 128 St. Marien (Aachen), 154 St. Marien (Oberwesel), 102, 103, 106, 107, 109, 127 St. Marien (Neuss), 102 St. Martin (Emmerich), 91 St. Martin (Oberwesel), 107 St. Matthias (Trier), 45, 97, 98 St. Maximin (Trier), 97, 98 St. Michael (Bernkastel), 37 St. Michael (Piesport), 94 St. Nikolaus-Hospital (Kues), 9, 14, 18, 19, 35-37, 40, 41, 43, 79, 112, 154 St. Paulin (Trier), 95, 107 St. Peter (Bacharach), 93, 94 St. Peter in Ketten (Rom), 15, 43, 49, 153 St. Simeon (Trier), 96, 97 Staubach, Nikolaus, 48, 156 Steeg, 93 Stefano Infessura, 76, 77 Stegemann, Viktor, 177 Steinbock (Sternbild), 83 Stier (Sternbild), 83, 84 Stork, Hans-Walter, 169 Straßburg, 17, 27, 66 Stuhlschreiber, 17 Sudhoff, Karl, 166 Supplik, 32 Swanson, Robert N., 159 Tacitus, 100, 171 Tancredus von Corneto, 65 Tegernsee, 163 Theodericus de Ackerbach, 95, 106 Theodericus de Altoamore, siehe Dietrich von der Hohenminne Theodosius II. (röm. Kaiser), 168 Thomas von Aquin, 66, 67, 87, 121 Thomas Bradwardine, 62 Thomas von Kempen, 47 Thorndike, Lynn, 177 Tilmann von Hagen, 94, 127 Tilmann Johel, 106 Toepke, Gustav, 154, 158 Toussaint, Joseph, 168 Trebeta, 85, 166

Handschriftenregister

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Vansteenberghe, Edmond, 66, 180 Vauvert, 111, 113, 175 Venedig, 21, 61, 100 Venus, 68, 69, 80, 83, 165 Verger, J., 159 Vergil, 60 Verona, 61, 71, 162 Vescovini, Graziella Federici, 159 Vianden, 168 Virneburg, 89, 123, 124, 128, 132, 133, 168 Vitus von Augsburg, 165, 166 Vollet, Matthias, 9 Volterra, 19

Wassermann (Sternbild), 80, 83, 84, 165 Watanabe, Morimichi, 169 Weichsel, 24 Weier, Reinhold, 152 Weigand, R., 159 Weinbau, 28, 29 Wernerkapelle (Bacharach), 93 Werner von Falkenstein, 59, 123, 132 Werner von der Leyen, 127 Werner von Oberwesel, 94, 169 Wernherus de Petra, 94 Wessel Swartkop, 91 Wetzstein, Thomas, 169 Widder (Sternbild), 21, 83-85 Wien, 27, 51, 54 Wilhelm von Auvergne, 116 Wilhelm von Bernkastel, 48, 156 Wilhelm III. von Hessen, 16 Wilhelm V. von Jülich, 168 Wilhelm IX. von Manderscheid, 124 Wilhelm von Ockham, 54 Wilhelm Plynisch, 185 Wilhelm von Weghe, 47, 95 Willis, Henry Parker, 174 Winand von Steeg, 92-94, 100, 101, 169, 171 Windesheimer Kongregation, 46-48 Wittlicher Appellation, 128-133, 180 Woelki, Thomas, 151 Wolgast, Eike, 157-159 Worms, 133 Würzburg, 51, 93, 133 Wynandus Boell, 91

Waage (Sternbild), 80, 83, 84, 165 Wagener, Olaf, 152 Wagner, Friedrich Ludwig, 169 Walsh, Katherine J., 173 Wartenstein, 124

Zampetro von Verona, 71, 162 Zeyer, Kirstin, 9 Zimmermann, Harald, 158 Zwillinge (Sternbild), 80, 83, 84, 165 Zwolle, 47

Trier, 9, 12, 16, 18, 20, 21, 23, 27-29, 31, 38-42, 45, 48, 55-59, 77-81, 85, 91, 94-99, 102-107, 109, 122, 123-134, 135, 136, 156, 159, 164-166, 169, 170, 172 Trierer Stil, 16, 164, 165 Trigone, 83 Tritz, Sylvie, 156, 164 Troja, 60, 85, 166 Tryne (Halbschwester des Cusanus), siehe Katharina Ulrich von Manderscheid, 47, 89, 90, 103, 124-135, 168, 179, 180 Urban V. (Papst), 61 Urban VI. (Papst), 24 Utrecht, 47 Utrechter Schisma, 47

HANDSCHRIFTENREGISTER Bibliothèque de l’Arsénal (Paris) Manuskript 663, S. 113 Bibliothèque Nationale de France (Paris) Codex latinus 1555, S. 180 Bibliothèque Nationale de France (Paris) Codex latinus 3348 A, S. 175

Codex Bruxellensis 3819-20, S. 98 Codex Bruxellensis 10615-729, S. 98 Codex Bruxellensis 11196-97, S. 98 Codex Carolinus, S. 90 Codex Cusanus 21, S. 20 Codex Cusanus 25, S. 75

216

Register

Codex Cusanus 29, S. 98 Codex Cusanus 31, S. 98 Codex Cusanus 52, S. 98, 113 Codex Cusanus 66, S. 116 Codex Cusanus 83, S. 110-113, 116, 175 Codex Cusanus 94, S. 114, 116 Codex Cusanus 118, S. 116 Codex Cusanus 159, S. 98 Codex Cusanus 211, S. 18, 160 Codex Cusanus 212, S. 65, 83, 164, 165 Codex Cusanus 220, S. 69, 72, 134, 135, 161 Codex Cusanus 273, S. 65 Codex Egerton 2709, S. 152 Codex Harleianus 2652, S. 178 Codex Harleianus 2773, S. 98

Codex Harleianus 3710, S. 65 Codex Harleianus 5402, S. 67, 116, 117, 177 Codex Heidelbergensis 358,49, S. 55 Codex Lobkowitz 249, S. 112 Codex Montruffet, S. 152 Codex Palatinus latinus 858, S. 169 Codex Strasbourg 84, S. 66 Codex Vaticanus latinus 1244, S. 135 Codex Vaticanus latinus 1245, S. 135 Codex Vaticanus latinus 3870, S. 178 Geheimes Hausarchiv des Bayrischen Hauptstaatsarchivs (München) Handschrift 12, S. 94, 169, 171 Stadtbibliothek Trier, Hs. 1139/65 4°, S. 169

ERWÄHNTE WERKE DES CUSANUS De aequalitate, 136, 181 De beryllo, 167 De concordantia catholica, 82, 90, 159, 165, 166, 168 De coniecturis, 74, 162 De docta ignorantia, 15, 74, 162 De geometricis transmutationibus, 73 De li non aliud, 167 De ludo globi, 151 De principio, 181 De reparatione kalendarii, 117, 159, 177



De venatione sapientiae, 167 Sermo I, 12, 96, 121, 122, 134-150, 170, 179, 181 Sermo II, 115, 136, 176, 179 Sermo III, 136 Sermo IV, 136, 177 Sermo CLXXXII A, 163 Sermo CCXI, 163 Sermo CCLXIV, 163 Weltgeschichte (astronomisch-astrologische), 82, 84, 85