Der Hexameter in Rom: Verstheorie und Statistik ISBN 3 406 05161 8

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German Pages xi, 168 [184] Year 1978

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Der Hexameter in Rom: Verstheorie und Statistik
 ISBN 3 406 05161 8

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ZETEMATA MONOGRAPHIEN ZUR KLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT Heft 71

Klaus Thraede

Der Hexameter in Rom

PA

2337 .H6T40 VERLAG C.H.BECK MÜNCHEN

NUNC COCNOSCO EX PARTE

THOMAS J. BATA LI BRARY TRENT UNIVERSITY

ZETEMATA MONOGRAPHIEN ZUR KLASSISCHEN ALTERTUMSWISSENSCHAFT IN GEMEINSCHAFT MIT KARL BÜCHNER, HELLFRIED DAHLMANN, ALFRED HEUSS HERAUSGEGEBEN VON ERICH BURCK UND HANS DILLER HEFT 71

Der Hexameter in Rom Verstheorie und Statistik

von KLAUS THRAEDE

C.H. BECK’SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG MÜNCHEN 1978

Mit 13 Abbildungen im Text

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Thraede, Klaus Der Hexameter in Rom : Verstheorie u. Statistik. - 1. Aufl. - München : Beck, 1978. (Zetemata; H. 71) ISBN 3 406 05161 8

ISBN 3 406 05161 8 © C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck) München 1978 Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bad Godesberg Druck: Druckerei Georg Appl, Wemding Printed in Germany

Vorwort

Nach mannigfachen technischen und systematischen Vorarbeiten konnte Anfang 1972

dank großzügiger Unterstützung durch die DEUTSCHE FORSCHUNGS¬

GEMEINSCHAFT das Projekt ,Römische Hexameterpoesie“ im Universitätsre¬ chenzentrum Regensburg anlaufen. Es ging zunächst um die sog. Präkodierung der Texte (Eintrag von Naturlängen, Kennzeichnung von Namen und Lücken, Mar¬ kierung von Hiat usw.), vorgenommen von studentischen Hilfskräften. Zug um Zug wurde abgelocht, danach korrigiert, zuletzt auf Band und Platte überlesen - alles in allem gegen

200000

Hexameter.

Erst die unermüdliche Mithilfe Herrn Akad. Oberrats Dr. Manfred Wacht, der für alle Programme verantwortlich zeichnet, hat den Schritt zur metrisch-sprachli¬ chen Analyse ermöglicht, deren erste Resultate dieses Buch vorlegt. Daß es nur Teilergebnisse sind, hat verschiedene Gründe: erstens scheint ein Mindestmaß an Einhelligkeit in verstheoretischen Fragen vonnöten, daher sollte das die systemati¬ schen Abreden stützende Material überschaubar bleiben. Zweitens: obwohl den Philologen an der Statistik nur die Nutzanwendung zu interessieren braucht, muß er doch über Zustandekommen und Sinn der Zahlen Bescheid wissen und sich im Umgang mit Meßverfahren üben, ehe er mit umfangreichen Tabellen und Dia¬ grammen etwas anfangen kann. Es hätte den Aufwand nicht gelohnt, wären wir an den Rechner gegangen, ohne zuvor die Arbeitsziele zu begründen. Auseinandersetzung mit der Fachliteratur, auch mit derjenigen, die auf elektronischer Datenverarbeitung fußt, beansprucht deshalb einigen Platz. Es gibt statistisch widerlegbare Auffassungen metrischer Merkmale, es gibt inzwischen aber auch verstheoretisch verfehlte Statistik. Die vom Computer gewährleistete Genauigkeit der Zahlen für Textmengen allergrößten Umfangs ist gewiß willkommen, aber bloße Präzision nützt natürlich gar nichts, wenn sach¬ gemäße Kriterien fehlen, umgekehrt schrecken bloße Prozenttabellen in bisweilen als Mysti¬ fikation anmutenden Merkmalslisten den Lernwilligen oft genug ab.

Da die Lehrbücher in entscheidenden verstheoretischen Fragen von einem Kon¬ sens weit entfernt sind, wäre die Anlehnung an eine der vorhandenen Verslehren Willkür gewesen. Gerade weil diese für gewöhnlich weder Regel und Ausnahme befriedigend unterscheiden noch Metrum mit Sprache statistisch ausreichend in Beziehung setzen, sollten die systematischen Absprachen von vornherein immer

313119

Vorwort

VI

auch auf Häufigkeitsnachweisen beruhen, ja man darf sich von der Statistik sogar Verbesserungen der metrischen Theorie erhoffen. „Aber die Texte selbst!“ Ob oder wie Auskünfte über Frequenzen rhythmischer und sprachlicher Erscheinungen zur Interpretation beitragen, ist eine sehr berech¬ tigte Frage, die wir, sooft es geht, berücksichtigen wollen. Allerdings sollte sich niemand erlauben dürfen, Interpretation gegen Statistik auszuspielen, ehe nicht feststeht, was diese tatsächlich leistet. Ihre Grenzen ausdrücklich zu kennzeichnen, erübrigt sich fast, sie ergeben sich von Fall zu Fall aus der Sache. Das Projekt war von Anfang an auf den Vergleich zwischen Epochen, Dichtern und Werken angelegt, wenn anders die Möglichkeiten des Computers genutzt wer¬ den sollten. Das lenkte den Blick alsbald auf Entwicklungen und Tendenzen, in denen sich ebenso die versspezifischen Regeln wie epochenbedingter Stilwandel und persönliche Vorliebe spiegeln. Einstmals mochte es ausreichend und plausibel erscheinen, das Urteil über die Verstechnik eines Dichters oder gar über den Zuschnitt des römischen Hexameters insgesamt auf beliebig gewählte Texte von etwa V = 500 oder V = 1000 zu stützen, ohne sich über die Bedingun¬ gen solcher Stichproben“ groß Rechenschaft zu geben. Vorausgesetzt wurde ja auch mei¬ stens, die Prinzipien der Versbehandlung hätten sich bis Vergil zwar entwickelt, aber doch nicht entscheidend, und nach ihm sei nur unwesentlich Neues geschehen. Daß er selbst über die rund fünfundzwanzig Jahre seiner Produktion hin gesucht, probiert und geändert hat und seinerseits, weit entfernt, Telos eines Prozesses zu sein, ungeachtet aller kanonischen Geltung denn doch auch nur Etappe in der Geschichte von Metrum und Sprache war statt Repräsentant einer mehr oder minder zeitlosen Form, kann und soll unsere entwicklungsbe¬ zogene Statistik dartun.

Nächst dem rechnerischen Nachweis stilistischer Wandlungen stand das Bestre¬ ben obenan, den Zusammenhang des Verses zu wahren und eine Isolierung metri¬ scher und sprachlicher Merkmale statistisch sinnvoll zu überwinden. Dazu gehörte einmal die gründliche Vorbereitung des kritischen Gesprächs mit älteren Theorien, zum andern ein bescheidenes Maß an Mathematik, das nun auch dem Leser zuge¬ mutet werden muß. Der zweite Teil dieser Arbeit rückt deshalb die Methoden in den Vordergrund, exemplifiziert an einer Auswahl der im ersten Teil erläuterten Variablen und an einem Ausschnitt der Versgeschichte. Das kann nur ein Anfang zum Zweck der Vorverständigung sein. Später sollen die in diesem Buch erörterten Fragen und Befunde ausgebaut und ergänzt werden, dann ohne Propädeutik, in geschlossenen Zusammenhängen und für größere Zeiträume. (Erste Anschlußvorhaben sind Claudian und Prudentius.) Die Behandlung der Zäsuren wird auf die Dauer, das ist ein Ergebnis des stati¬ stischen Teils, konsequent auf die Zäsurhombinutionen und ihre Abfolge im Satz umgestellt werden müssen. Neue Gebiete, so Lautstatistik, sollen hinzukommen,

Vorwort

VII

die Syntax dagegen entzieht sich der Programmierung weitgehend und muß wohl in traditioneller Weise abgehandelt werden. Da das weiterhin im Plan befindliche „Lexikon der epischen Kunstsprache“ zeitraubende Lemmatisierung voraussetzt, hat es Dr. Wacht übernommen, ein halbautomatisches Lemmatisierungsprogramm zu entwickeln. Unabhängig von diesem Vorhaben sind die von unserer Datenbank jederzeit abrufbaren Wortfor¬ menkonkordanzen oder -indizes, die in absehbarer Zeit in geeigneter Form veröf¬ fentlicht werden können, soweit der Bedarf das rechtfertigt. Die uneingeschränkte Zustimmung der Herren Herausgeber hat einen Zuschuß der DEUTSCHEN FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT zum Druck auch dieses ZETEMATA-Bandes ermöglicht. Die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ursula Pietsch vom Beck-Verlag verlief dankenswert zügig. Meine Sekretärin, Frau Rita Bräu, hat für ein druckreifes Manuskript gesorgt und mit kundiger Hand die graphischen Vorlagen hergestellt. An Bibliographie und Fahnenkorrektur haben Angelika Fuchs, Gabriele Neumüller und Ulrike Söll nach Kräften mitgeholfen.

Pentling/Regenshurg, Weihnachten

JJ

19

K. Th.

Korrekturnachtrag: Lemmatisierte Indizes sind inzwischen für Vergil, Lukan und Claudian fertiggeworden (zur Methode s. jetzt: M. Wacht, Ein teilautomatisches Verfahren zur Herstel¬ lung lexikalischer Indizes zur lateinischen Hexameterpoesie, Sprache u. Datenverarbeitung i [i977] 54—67). Sie enthalten außer Daten über Anzahl, Versplatz usw. eine Häufigkeitssortie¬ rung der Lexeme (mit Prozentwerten für seltene und häufigste Vokabeln), Frequenzangaben zu Wortklassen, Flexionen usw., ferner metrische Statistiken, deren Gerüst und Nomenklatur sich an dieses Buch anlehnen. Erscheinungsort wird sein: Regensburger Mikrofiche Materia¬ lien (RMM), MCS-Verlag Nürnberg 1978 ff. - In Zweifelsfällen sind grundsätzlich die statisti¬ schen Daten der Wachtschen Indizes maßgebend, nicht die meinigen.

Digitized by the Internet Archive in 2019 with funding from Kahle/Austin Foundation

https://archive.org/details/derhexameterinroOOOOthra

Inhalt

Vorwort.

y

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur.

i

1.1 Daktylen (d) und Spondeen (s)

i

1.1.1 Metron und Prosodie

.

i

1.1.2 Kodierungen.

2

1.1.3 Gefahren.

3

1.2 Wortfugen.

4

1.2.1 Graphische Wortgrenzen (WG)

.

4

1.2.2 Metrische Wortgrenzen {WGr).

6

1.2.2.1 Metrisches Wort.

6

1.2.2.2 Unmetrische Wörter.

7

1.2.2.3 Folgen unmetrischer Wörter.

9

1.2.2.4 Beispiele

9

. .

11

1.3.1 Worttypen (WT).

11

1.3.2 WT und Versplatz (VP)

.

13

1.4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K).

16

1.4.1 Eigenart von Z.

16

1.4.2 Metrisches Kolon

.

21

.

21

1.4.2.2 Kund Satz.

24

1.4.3 ^-Folgen.

26

1.4.3.1 Viergliederung.

26

1.4.3.2 Dreigliederung.

28

1.4.3.3 Zweigliederung.

29

1.4.3.4 Nullgliederung.

31

1.4.4 Wiederholte A-Struktur (Kr).

33

1.3 Wortform und Metrum

1.4.2.1 Abgrenzung

1.4.5 Der Versschluß

.

X

Inhalt

1.5 Synalöphe (E) 1.5.1 Allgemeines

39 .

39

1.5.2 A-Häufung.



1.6 Wortwahl

43

.

1.6.1 Textmengen (W) und Index (/)

.

1.6.2 Lexeme (L) und Wortschatzanalyse

43

.

43

.

43

1.6.4 Zusammenfassung.

^

1.7 Syntax.

4&

1.7.1 Vers- und Satzschluß (C, Cp, Q).

48

1.6.3 Wortschatz, Metrum und VP

1.7.2 Satzlänge (c) 1.7.3 Wortstellungstypen

49 .



.

31

.

34

2.x Mittelwert (m).

73

[1] Ll je Buch: Vergils Aneis im Vergleich.

36

[2] Zur Häufigkeit von Zio bei Lukrez, Vergil und Ovid

39

1.7.4 Quantitative Satzgliederung

2 Statistische Methoden

[3] Der durchschnittliche Versgliederungsgrad

Z

.

und das Binnenverhältnis

.

62

[4] Verteilung und Durchschnitt von Daktylen im Vers.

66

der Zäsuren

[5] Daktylen und Spondeen: Verschiebungen im annahmsweise konstruierten dls-Spiegel

.

72

[6] Häufigkeit und Plazierung ,langer Wörter'.

y8

[7] Anteil von C10 an schwerer Binneninterpunktion (C;).

84

[8] Nicht in Z stehende versinterne Satzschlüsse.

8y

[9] Versgliederungsformen (Z-Kombinationen) und A-Längen

.

89

2.i Veränderungskoeffizient (VK).

94

[10] Die Synalöphe: Frequenzen und Z-Beteiligung.

93

[ 11 ] Satzschluß an Z-Stellen (Cz)

.

97

2.3 Streuungsmaß (Va).

99

[12] Schwankung in Buchumfängen.

IOI

[13] Versinterner Satzschluß (Q)

/02

[14] Syntaktische Versrahmung (r).

/G#

[15] Z-Häufigkeiten bei Lukrez, Vergil und Ovid.

///

XI

Inhalt [ 16] Zur Regularität von Worttypen.

114

[17] Vh-Frequenzanordnung für WGr.

118

[18] Frequenzanordnung für E bei Lukrez, Vergil und Ovid

.

120

.

124

[1:9] Synalöphe und Zäsur

.

128

[21] Z, in Abschnitten bei Lukan und Silius.

132

[22] Zio! in Verg.georg.il und Lukan III

.

133

[23] Merkmalsdichte in Abschnitten.

136

2.4 Korrelation?.

143

[24] Fragen des ersten Versdrittels. .

143 148

Literatur.

G4

Register

166

[20] Charakteristika des Hexameterschlusses

[25] Das Gesetz vom sinkenden Vokabularwachstum

.

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

1.1 Daktylen und Spondeen 1.1.1 Metron und Prosodie

Abgelöst von sprachlicher Realisierung als Folge von Silbenquantitäten beschrie¬ ben beruht der Hexameter auf diesem Versmuster:

1

_2

_3

_4

_5

6

—uu—uu—uu—uu—uu— X In stichischer (= Zeile für Zeile wiederholter) Verwendung begegnet es in Epos, Hymnus und Lehrgedicht, nach der Übernahme des Versmaßes durch Ennius (239-169) bedient sich des versus heroicus in Rom auch die Satire. Seinen Namen hat der Hexameter von der konstitutiven Abfolge sechs zweistel¬ liger Metra, deren jedes aus einer festen Länge (Longum) plus einer zweimorigen Einheit besteht:-huü (eine More = eine Kürze). Der Strich über den Doppel¬ kürzen besagt: dem unveränderlich festen Longum (—) kann genausogut eine Länge statt zweier Doppelkürzen folgen, ein Spielraum, der normalerweise für die ersten vier Metra gilt. Anders ausgedrückt: diese können ein Daktylus (—uu) oder ein Spondeus sein (-), die zwei versschließenden Metra bilden regelmäßig ein Paar aus Daktylus und Spondeus (—uu—X = Adöneus oder besser Adönium). Wenn die letzte Silbe des Verses gemeinhin anceps heißt (X), so bedeutet dies: es ist metrisch einerlei, ob sie morphologisch kurz oder lang ist. Wer die (metrische) Kürze für ursprünglich hält, nennt das Metron ,katalektisch' (es fehlt die zweite Kürze des zweiten Halbfußes). Denkt man sich dagegen die (sprachliche) Kürze (metrisch) als Länge gerechnet (das Umgekehrte ist offenbar nicht der Fall), kann man auch sagen: die Schlußsilbe gilt grundsätzlich als Länge, das letzte Metron demnach als Spondeus (P. Maas’ Ausdruck brevis in longa trifft wohl besser als der angestammte Begriff anceps). Das letzte Drittel des Hexa¬ meters zeigt Daktylus und Spondeus in dieser Folge und in konstantem Gleichgewicht, wäh¬ rend in den ersten vier Metra beide Möglichkeiten zur Wahl stehen. - Die Kadenz —uu—X erscheint in der Lyrik als Schlußstück der sapphischen Strophe, in der Prosa als clausula heroica. Die schülerhafte ,Skandierung‘, die ja immer nur auf die Regelhaftigkeit sechs fester Län¬ gen stößt, nützt wenig. Der Anfänger muß sicher sein in der Lesung von Quantitäten (Län¬ gen und Kürzen); zu den linguistisch ,natürlichen' Längen treten im Vers noch solche, die,

2

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

obwohl an sich kurz, metrisch lang gemessen werden, das sind solche Silben, deren Gipfel (Vokal) morphologisch kurz ist, immer dann jedoch lang, wenn im Vers zwei Konsonanten folgen (doppelt geschlossene Silben; nach antiker Lehre ff^oet = positione, d. h. aus Verein¬ barung entstandene Regel). Nur wenn zwischen den Silbengipfeln muta cum liquida steht, kann die erste Silbe sowohl lang wie kurz sein. Es genügt aber, daß man ,Naturlängen erkennt und mit (metrischen) ,Positionslängen“ rechnet, um die jeweilige Folge von Daktylen und Spondeen herauszubringen. Wie sich der Vers ursprünglich anhörte, wissen wir nicht, wenn wir die feste Länge .betonen“, ist das Notbehelf (der Begriff ,Arsis“ [ = Hebung] führt hier ebenfalls irre).

1.1.2 Kodierungen Hat ein Metron daktylische Form, kodieren wir es mit d, wenn spondeische, mit s. Ist das erste Metron daktylisch, erscheint es bei vertikaler Statistik (je Metron) als di, ist es spondeisch, als si. Da vor (festem) s6 fast immer t/j steht, berücksichti¬ gen wir, abgesehen von der Einzelaufstellung zu ausnahmsweisem 55, bei der d/sAnalyse nur die ersten vier Metra. In der allgemeinen Statistik arbeiten wir also mit di, dz, d3, ^4 sowie mit si, sz, 53, 54 samt ihren (14) Mischungen. Die im Sinne eines .daktylischen“ Hexameters ,reine“ Folge ddddw'ixt holodaktylisch (der ganze Vers hätte 17 Silben), der Typ ssss ist ein holospondeischer Hexameter (S = 13), die Mischformen ergeben 14-16 Silben(S) für den ganzen Vers. Fragt man nach .Silbenzahl“, rechnet man alle Metra ein, um auf diese Weise auch Ausnah¬ men wie 55 nach ssss erfassen zu können. Für gewöhnlich schreiben wir - wegen der Unver¬ änderlichkeit des schließenden Adoneus - bei den cf/s-Schemata nur die ersten vier Metra, die beistehenden Silbenzahlen beziehen sich aber auf den ganzen Vers (die fünf Silben des 5. und

6. Metron werden stillschweigend hinzugerechnet). Abgesehen davon ist ,Silbenzahl“ (norma¬ le Extreme als S = 17 und S = 13) keine sinnvolle Variable, weil sie metrisch-statistisch Verschiedenes in sich schließt. So kann ein rein spondeischer Vers (ssss, 13 Silben) bei einem Autor normal (Vergil) oder selten sein (Ovid), ein 15-Silber der Form ddss ist in der Regel sehr häufig, als Folge ssdd liegt er im römischen Hexameter ziemlich konstant bei oder unter 2%. Kommt es aber nicht nur auf die Anzahl der Daktylen an (und insofern auf die Silben¬ zahl), sondern nicht minder auf ihre Plazierung, lassen sich versuchsweise Zweierkombina¬ tionen herausgreifen, z. B. di d] oder sis2, wozu dann die Typen dddd, dsds, dsdd und ddds bzw. ssdd, ssss, ssds und sssd gehören, also im ersten Fall 15-17, im zweiten 13-15 Silben pro Vers. Die Ergebnisse erscheinen in üVs-Tabellen (Häufigkeitslisten je Dichter); ausgesproche¬ ne Sonderfälle wie sssds (S = 13) oder sssss (S = 12) gehören in den autorspezifischen Teil der Analyse.

Beispiele: inde toro pater Aeneas sic orsus ab alto (Verg.Aen.2,2) hat S = 15 in der Form ddss. Dagegen infandum, regina, iubes renovare dolorem (Aen. 2,3) zeigt, bei ebenfalls S = 15, den seltenen r/A-Verlauf ssdd;

i.i Daktylen (d) und Spondeen (s)

3

schließlich post vento crescente magis magis increbrescunt (Cat.64,274) hat 5=14 und außer ssdd nun auch 55.

1.1.3 Gefahren

Die Einführung der Nomenklatur bedeutet keinesfalls ein Ja zu derzeit umlaufen¬ den Theorien; sie wird im Gegenteil dazu dienen (2.1 [5]), namentlich die Annah¬ me geschlossen auftretender und vorgeblich strukturierender' d/s-Typen zu wi¬ derlegen. Die Statistik kann zum Nachweis verhelfen, daß erstens die ^/s-Regelungen vertikal betrachtet werden müssen (Entwicklung der Kombination ^154) und zweitens der Wandel vermeintlicher t/A-Spiegel verschiedene Ursachen hat, die ganze Erscheinung also von übergeordneten Tendenzen abhängt. „Alle rein metrischen Feststellungen, die man gemacht hat und machen kann, sind letzten Endes ohne Belang“ (Drexler [1967] 108) - solche selbstzerstörerischen Bilanzen hat die römische Verskunst zum Glück nicht zu verantworten. Wenn ausgerechnet etwas so Regel¬ haftes wie der Hexameter, dessen ,invariante Strukturen' das je Besondere und damit auch ,Interpretation' erst ermöglichen, zur Auflösung der Metrik herhalten muß, so ist das ange¬ sichts des entmutigenden Wirrwarrs von Definitionen und Hypothesen vielleicht verständ¬ lich, braucht aber nicht ernstgenommen zu werden. Wer sich die Mißachtung der Statistik so bequem macht und unbekümmert um historische Unterschiede Entwicklung gar nicht erst erwägt, sondern ein zeitloses Schema supponiert, dessen Abarten er wahllos von Ennius bis Ovid belegt, mit dem ist kaum noch zu diskutieren. Beispiel: „Rein daktylische Verse sind selten, noch seltener rein spondeische“ (Drexler [1967] 85). Die Tatsachen: Siebzehnsilber (dddd) hat z. B. Ennius mit rund 4%, rein spondei¬ sche Hexameter (ssss) sind bei ihm die häufigsten (über 15% aller Verse). Jene fallen bei Vergil auf 2,3%, Dreizehnsilber liegen bei ihm mehr als doppelt so hoch, Ovid allerdings zeigt das umgekehrte Verhältnis. M. a. W.: Drexler redet erstens statistisch vage, zum andern behauptet er für das ganze römische Epos, was bloß für Ovid zutrifft. Derartige „metrische Feststellungen“ sind in der Tat „ohne Belang“, leider sind sie vor allem falsch. „Durch den Wechsel von Daktylen und Spondeen wird einer rhythmischen Eintönigkeit vorgebeugt. Wiederholung der gleichen Form in den aufeinanderfolgenden Füßen kann dich¬ terischer Absicht dienen“ (Crusius-Rubenbauer [1963] 49): das Optimum müßten also dsds und sdsd darstellen, Sequenzen wie dddd und ssss wären in der Regel expressiv zu verstehen. Die Statistik bestätigt aber weder das eine noch das andere: a) der rhythmische Ablauf von Metron 1 bis 4 hat keinerlei Strukturbedeutung (sie liegt bei den Zäsuren), weswegen sich denn auch dis4 und siÜ4 durchgehend konträr verhalten (2.2 [5]); dies gilt seit der späten Republik tatsächlich fürs ganze römische Epos. b) Expressiv ist Verstechnik, wenn überhaupt, nur bei Regelverstoß oder Ausnahmeer¬ scheinung. Wenn nun beispielsweise rein daktylische Verse bei Vergil rar, bei Ovid aber so häufig sind wie in der Äneis ssss, kann schwerlich der einzelne Verstyp Sinnträger sein, schon gar nicht gelöst vom zugehörigen Satz. Im Zuge des regensburger Programms haben wir alle voll daktylischen und alle rein spon-

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

4

deischen Hexameter von Ennius bis Ovid erstens auf ihre Satzposition hin und zweitens bezüglich ihrer Lexik überprüft. Das Resultat: die Annahme einer Gliederungsfunktion hat sich nicht bestätigt, die semantisch-lexikalischen Gemeinsamkeiten sind von einer Vielfalt, die eine expressive Deutung vereitelt. Daß z. B. dddd Schnelligkeit ,male‘, haben schon spät¬ antike Grammatiker gemutmaßt (Norden [1916] 419), die Ansicht gehört heute immer noch zum festen Bestand der Lehrbücher und Kommentare. In der Aneis ,malen' nun aber holodaktylische Verse ungefähr gleich häufig Tempo, Lärm und Leid, zu immerhin 11% ist ihr ,Inhalt' Ruhe und Schweigen, etwa 8% entfallen auf Dunkelheit, je nachdem was im Kontext erzählt wird. Was bestenfalls übrigbleibt, ist eine formal-rhythmisch unterstreichende Funktion, die - je nach Dichter - sowohl von rein daktylischen als auch von holospondeischen Versen ausgeübt werden kann. Wissenschaftlich vertretbar wäre vielleicht noch der Vergleich von Sätzen(!) mit sehr viel oder bemerkenswert wenig d, unter Umständen auch eine Untersuchung aller jener Lälle, in denen die zwei Typen ,Nester' bilden. Tonmalerische Absicht ist aber allemal zweifelhaft. Norden [1916] 424 erwog auch noch andere Ursachen, so den „Wechsel des Gedankens“ (ähnlich Williams zu Verg.Aen.5,139/41), aber obwohl die von ihm (419) geforderte Prüfung der griechischen Theorie am römischen Material noch aussteht - nicht einmal das griechische Epos bestätigt sie

arbeiten sie meisten relativ unbefangen mit descriptive use of dactyls;

Ausnahmen sind u. a. Williams a. O. und Börner zu Ov.met.i, 173, aber vgl. Börner zu 1,582.

Der Fehler ,rhythmensymbolischer' Erklärung: sie schneidet ein einziges Merk¬ mal aus dem Zusammenhang von Versgliederung, Wortwahl und Satzform heraus, um es, offenbar als frei wählbaren Stilzug, mit poetischer Absicht' zu verknüpfen, ohne beweisen zu können, daß eine Relation Ausdruck-Inhalt auf dieser Ebene gewollt oder überhaupt möglich war. Als Drobisch [1873], seines Zeichens Mathematiker, als erster Methoden der damals noch jungen Disziplin Statistik auf antike Hexameter anzuwenden versuchte (er verglich übrigens auch z. B. mit J.H. Voß’ Nachdichtungen), griff er das d/s-Verhalten heraus. Die Isolierung des Phänomens haben ihm Philologen nachgemacht, erst Duckworth [1964] brachte es aber fertig, der wissenschaftlichen Welt auf Jahre hinaus Spekulationen über vermeintliche d/sStrukturen anzudienen, die der Arbeitsweise des antiken Dichters hohnlachen - Rhythmus ohne Metrum und Sprache - und mit scheinbarer Statistik aufwarten, die jeder sachlichen Grundlage entbehrt. Uber seine Verkennung der tatsächlichen d/s-Tendenz in Rom s u 2 1 [?]•

1.2 Wortfugen 1.2.1 Graphische Wortgrenzen (WG)

Den sprachlichen Spielraum schränkt nicht nur die Prosodie des Verses ein, auch die Lange der Wörter muß passen. In jedem daktylischen Metron kann eine Wort¬ form - einerlei ob ein- oder mehrsilbig - an drei Stellen schließen: nach dem festen Longum, nach der ersten Kürze und am Metron-Schluß (—| u | u |). Das ergibt bei

i.2 Wortfugen

$

der Form dddd insgesamt siebzehn mögliche Wortschlüsse, im holospondeischen Vers vier weniger. Dabei sprechen wir zunächst von Wortformen als graphischen Einheiten mit Leerstellen oder Interpunktion als Trenner oder von .graphischer Wortgrenze' (WG). Die invariante Struktur des Verses erlaubt nun, diese WG zu beziffern, und dies geschieht am besten, mit Rücksicht auf den quantitierenden Charakter des Flexameters, nach Morenstellen: (°)

2

3

4

6

7

8

IO

II

12

I4

ij

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18

19

20

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24

| — |u|u|— |u|u| — | u|u| — |u|u| — |u|u| — | X| Zahlen für WG werden bei maschinenunterstützter Statistik fast unumgänglich, sie erleichtern aber auch allgemein die Verständigung: numerische Angaben sind rech¬ nerisch bequem, sie verkürzen die Beschreibung und gestatten überdies - anders als die früher üblichen schwerfälligen Wortschlußbezeichnungen - den Abstand von WG zu WG zeitabhängig festzulegen. Statt nun alle möglichen WG-Stellen fortlaufend zu numerieren (Ziffern 1 bis 17), empfiehlt es sich, die Zahlenreihe genau der Zeitmessung des Verses anzupas¬ sen, so daß die Morenziffern echte metrische Abstände ausdrücken: jede Zahl gibt an, wieviele Moren die WG vom Versbeginn entfernt ist, und bei einer Notierung von WCAPaaren erfahren wir immer auch das Zeitmaß der Wörter zwischen den WG. Die Morenziffer tritt als Indexzahl zu WG auf: WGy bedeutet ,Wortgrenze an Morenstelle 7', WG11-WG14 (oder WG11-14) ortet eine graphische Einheit von drei Moren Länge zwischen den Morenstellen 11 und 14. Auf diese Weise bekommt zwar die Zahlenreihe als solche Lücken (die Moren¬ stellen 1, 5, 9, 13, 17 sind ,blind', weil durch festes Longum als WG ausgeschlos¬ sen), die verschiedenen Arten von WG lassen sich jedoch bequem als Viererabstän¬ de klassifizieren: alle ungeraden Ziffern weisen auf sog. ,trochäische‘ Wortschlüsse (3, 7, 11, 15, 19), die durch 4 teilbaren WG-Zahlen sind Fuge zwischen viermorigen Teilstrecken und zeigen den Zusammenfall von Wort- und Metronende an (früher sog. dihäretische Einschnitte), die Gruppe 2-6-10-14-18 umfaßt alle WG nach festem Longum (,FIalbfuß‘- WG). - WG24 bzw. WG23 braucht, da unverän¬ derlich, meist nicht vermerkt zu werden. Beispiel: O

4

7

IO

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23/24

| tantae\ molis\ erat| Romanam\condere\gentem\

(Verg.Aen.1,34).

Die Bezifferung macht kenntlich, daß der Vers mit viermorigem Wort beginnt 2

Zetemata 71, Thraede

(,

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

und molis drei Moren hinzubringt, tantae hat seinen wohldefimerten Platz mit VPG0-4, molis mit WG4-7. So würde eine dreistellige Angabe WG4-7-10 besagen: die erste Hälfte des Verses besteht aus der Folge eines viermorigen Wortes und zweier dreimoriger.

1.2.2 Metrische Wortgrenzen (WGr)

1.2.2.1 Metrisches Wort Die graphische Bestimmung von Wort und WG würde zur metrischen Analyse genügen, wenn alle Hexameter nur aus Vielsilbern bestünden: (a) candet ebur soliis, collucent pocula mensae (Cat.64,45), (b) fraterno primi maduerunt sanguine muri (Luc. 1,95). Hier gälte (a) WG3-6-10-16-20 und (b) WG6-10-16-20; gemeinsprachlicher und metrischer Befund stimmen darin überein, daß die durchschnittliche Wortlän¬ ge des Latein (2,5 Silben) in (a) gehalten und in (b) geringfügig überschritten wird (2,8). Daneben gibt es aber nun Hexameter wie diesen: (c) an sit et hic, dubito; sed et hic tarnen auguror esse (Ov.met. 10,27). Der Vers erreicht ganze zehn WG (ohne WG23) und hat, bei S = 17, eine durchschnittliche Wortlänge von nur 1,5. Sollte er trotzdem einen statistisch eigen¬ ständigen Verstyp darstellen, so daß wir am Ende wegen der Vielzahl möglicher WG-Kombinationen eine Fülle verschiedener Versarten vor uns hätten? Das ist deswegen unwahrscheinlich, weil die Regelhaftigkeit des Hexameters dann schwer plausibel gemacht werden könnte. Metrisch scheint (c) mit (a) und (b) mehr ge¬ meinsam haben zu müssen als das bloße Schema und WG6-10-20 - es sei denn, eben diese WG-Gemeinsamkeit werde für maßgebender gehalten als die doch be¬ trächtliche Differenz in der WG-Anzahl insgesamt. Einen Computerexperten mag es reizen, die Maschine sämtliche graphischen Leerstellen des Verses buchen zu lassen; in der Annahme, dies seien metrisch belangvolle Einschnitte, läßt er dann wohl auch Kombinationen von zwei und drei ,Wortgrenzen“ abfragen, das ergibt immerhin 120 bzw. 560 mögliche Reihen (z.B. Ott [1970] 45-47). Mit Metrik kann das alles schon wegen der Riesenzahl von Möglichkeiten, d. h. von Zufallsergebnissen, nur am Rande zu tun haben.

Das führt uns zum Begriff ,metrisches Wort“ (Nilsson [1952] 50-57); er bezieht sich auf Wortformen von mindestens drei Moren Länge. Alle graphischen Einhei¬ ten geringeren Umfangs, also von nur höchstens zwei Moren Dauer - Monosylla-

i.2 Wortfugen

7

ba und pyrrhichische Wörter - gelten als metrisch unselbständig und zählen (me¬ trisch) zum Nachbarwort (meist zum folgenden). Da deshalb ein .metrisches Wort* andere Grenzen hat als nur WG, vielmehr WG mit umfassen kann, wählen wir das Zeichen WGr für die metrische Wortgrenze, also für die Fuge zwischen .metri¬ schen Wörtern*. WGr/ bedeutet dann: an Morenstelle 7 endet ein metrisches Wort, also ein min¬

destens dreimoriges, vorhergehen darf nicht WG(oder WGr)6. Die Erscheinung könnte ebensogut mit beispielsweise WG}-/ kodiert werden, aber da etwa auch WG3-4-7 wegen der metrischen Unselbständigkeit des Wortes in WG3-4 zu WGr/ gehört, scheint die einstellige Notierung des metrischen Wortschlusses als WGr sinnvoller.

Verstechnisch von Belang sind nur WGr; der epische Dichter gestaltet von WGr zu WGr, und der Hörer erwartet Abfolgen als Varianten weniger Regelformen nach Art der Beispiele (a) und (b). Wir müssen demnach, nicht zuletzt zur Ermittlung von Zäsuren (1.4), jene Versplätze herausfinden, an denen vorzugsweise metrische Wörter endigen. Auch für diese und ihre WGr lassen sich Reihen bilden; WGr/-io besagt dann: die erste Vershälfte besteht aus zwei metrischen Wörtern, und das dürfen verabredungsge¬ mäß ruhig vier oder fünf graphisch getrennte Einheiten (Wörter) sein. Solche .Reihen*, das impliziert der letzte Satz, sind versbezogen, sei es auch nur bis zu einem bestimmten Verspunkt: WGr/-10 besagt, WGr/ sei nun eben die erste WGr. Daneben sollen VFGr-Paare aber natürlich außerdem als solche gebucht werden; dann schlösse die Notation WGr/-io vorangehende WGr} oder WGrq keineswegs aus. Welche Schreibweise jedesmal gemeint ist, zeigt der Zusammenhang. Viel wichtiger: eine .Reihe* für den ganzen Vers enthält allerhöchstens sechs Ziffern, meistens nur vier, wenn der Versrand in WGn.}/4 nicht mitzählt (1.2.2.4 [g]).

1.2.2.2 Unmetrische Wörter Unter der Länge eines metrischen Wortes (mit WG zwischen zwei WGr) bleiben alle ein- und zweimorigen Ausdrücke. Sie gehören, wenn allein auftretend, grund¬ sätzlich zum Folgewort: Beispiel

metrisch gleich mit (z. B.)

lange Einsilber

a lege

mutabat

kurze Einsilber

ab urbe

labore

et omnibus

periculis

at amore

populorum

pyrrhichische Wörter male fida

potuere

l Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

8

Prosodisch lange Einsilber: (a) omine\ quo firmans\ammum\ sic incipit\ ipse

(Verg.georg.4,386)

(b) bis domitum\civile\nefas,\ bis rupimus\ Alpes (Claud.Ruf.3,389). Einige Unsicherheiten bleiben: die Junktur inter se und ähnliche syntaktische Einheiten scheinen die Proklisis des Einsilbers aufzuheben (Nougaret [1963] 29, den aber sonst Erwä¬ gungen über die Metrik kurzer Wörter nicht beschweren; schon daß er inter se mit sat est zusammenstellt, verrät Ignoranz).

Kurze Einsilber: (c) sensit\ et ipsa\sms\aderat\ Venus aurea\festis (Ov.met. 10,277) (d) vota| quid illa\ velint\ et amici\ numinis\ omen (Ov.met.10,278) (e) audet\ et adversum\fluctus\ impellit\m eurum (Luc.3,232); beides: (f) haereat\ illa\tuis\per bella\per aequora\signis (Luc.3,24) (g) dicit\ et admoto \ non distat\ comere\ tactu (Stat.Ach.1,343); pyrrhichische Wörter: (h) bas inter\ lacrimas\ legitur\piger uncus\ harenis (Val.Fl.2,428) (i) scilicet\ e cunctis\ ego neglectissima| natis (Stat.Th.7,164). Werden Einsilber mit dem vorangehenden Wort verschliffen (Aphärese), rech¬ nen sie metrisch zu diesem: (k) impia\non verita'est\ divos\scelerare\parentes (Cat.64,403) (l) vertitur\interea | caelurn'et\ ruit Oceano \ nox (Verg.Aen.2,250) (m) enituntur\ equi;\ medufest\altissima\ caelo (Ov.met.2,64). Damit reduzieren sich die wiederkehrenden WGr, so kommen hier als erste nur WGr 3, 5, 6 und 7 vor (davon WGr3 vier- und WGr^ fünfmal). Rechnete man

nach WG, begännen (b) und (h) mit WG2 (vor WG6), umgekehrt erhielte man dreimal WG6 hinzu, und die Statistik fiele erheblich anders aus. Der Begriff des ,metrischen Wortes“ scheint geeignet, sie ebenso zu vereinfachen wie zu vereinheit¬ lichen und damit vergleichbar zu machen. Die Frage nach Häufigkeit und Platz von Monosyllaba (Hellegouarc’h [1964]) ist sprachstatistisch von einer gewissen Bedeutung, nur faßt sie eben eine linguistische, keine metrische ,Menge“ ins Auge: verstechnisch stehen lange Einsilber und pyrrhichische Wörter gleich, aber dies sind eben Zweisilber. Daß Hellegouarc’h auf paarweise auftretende Monosyllaba (1.2.2.3) nicht geachtet hat (Korzeniewski [1966] 380) - es gibt insgesamt vier Kombinatio¬ nen -, verwundert nicht: ,Monosyllabon“ ist eine metrisch wenn nicht sinnlose, so doch mehrdeutige Kategorie, der Versuch, von hier aus gar stilistische Folgerungen zu ziehen, war

i.2 Wortfugen

9

von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie wenig wi (1.3.1) als metrische Einheit in Be¬ tracht kommt, läßt sich auch daraus ablesen, daß z. B. von Ciceros 21,2% wi (Aratea) nur 1,2% auf t£u(i) entfallen, die Relation zwischen kurzen und langen w\ also etwa 1:20 be¬ trägt (bei anderen Dichtern höchstens 1:6)! 1.2.2.3 Folgen unmetrischer Wörter Wenn nun aber zwei oder gar drei metrisch unselbständige Einheiten beieinander¬ stehen? Zunächst (a) die kurzen Einsilber: zwei einmorige Wörter schließen sich me¬ trisch zusammen und gelten als pyrrhichisches Wort (|u|u| = |uu|), also at in zählt wie procul. (b) Kurzes mit langem Monosyllabon (|u| — |) wird metrisch als Jambus be¬ handelt (|u—|), et haec deckt sich mit meo. (c) Lange mit kurzen Einsilbern (| — |u|) betrachten wir als trochäisches Wort; st qud ist metrisch gleich mit arte (wenig frequent).

(d) Für paarweise auftretende doppelmorige Wortformen vereinbaren wir: sie bilden metrisch eine viermorige Einheit, | uu| uu | entspricht also | uuuu |. Für \VGr4 läßt sich die Gleichbehandlung von et tua und insula so gut wie beweisen

(2.4 [24]). Aber auch satis est wollen wir metrisch validas gleichstellen, cum vos wie tantos behandeln (am Versschluß mit Einschränkung: 1.4.4). Wer meint, WGr^/si ins Auge fassen zu müssen, sollte dies demzufolge nicht nur für den Typ multos tun, sondern non hoc, nec iam, summe et usw. einbeziehen. Ott [1973c] 87 (und sonst) hat Norden [1957] 43 5 f. aufgegriffen (spondeische Wörter im 1. Versfuß). Aen.XII bringt es hier auf 3,3% der Verse (mit den durch Synalöphe entstande¬ nen Fällen: 5,6%); zählt man tum sic usw. mit, verdoppelt sich die Quote. Die Erscheinung verliert bis zur Zeit des Statius gewaltig an Boden - es läßt sich auch zeigen, warum (2.4 [24]). Nordens Erklärungen werden damit hinfällig, WGr^/s 1 tritt als Variable in den Hinter¬ grund.

1.2.2.4 Beispiele (a) sic ait et geminum pugnae proponit honorem (Verg.Aen.5,365) richtet sich nach der genannten Regel zu WGr^d.h. es herrscht $^74-10-14-19, da das (prosodisch) lange Monosyllabon vor WG6 ans Folgewort fällt. Die Übereinkunft ist wichtig, weil die erste Vershälfte in dieser Form überaus oft vorkommt:

(b) hanc simul et legem Rhodopeius accipit Orpheus (Ov.met.10,50) weicht nur in WGn6-20 ab, die Grundform wäre

(c) temporis angusti mansit concordia discors (Luc. 1,98), mit einer Verschiebung nur von WGn6 zu WGr\\. Genau zu (b) stimmt

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

IO

(d) en ades, Ommpotens, concordibus influe terris (Prud.Symm.2,634); (e) omne fore illius quod das, quod et ante dedisti (Ov.met.13,557) hat zunächst WGn,, fore (hier nicht pyrrhichisches Wort, sondern Einsilber plus Verschif¬ fung), fällt so oder so an illius nach WGr6 folgt WGno (vorher zwei lange Monosyllaba), quod et als nunmehr pyrrhichische Einheit gehört zu ante, nächste WGr liegt also bei Morenplatz 19-

(f) omnis in hac certam regio tacit arte salutem (Verg.georg.4,294) hat nach alledem \VGr3-6-10-14-19.

Jetzt eine längere Versgruppe als Beispiel: WGr

Text (g) primus\ in bis\Phineus, | belli\ temerarius\auctor,

10

15

3-6-10-14-20

fraxineam \ quatiens\ aeratae\ cuspidis\ hastam,

6-10—16-20

,en‘ ait\,en adsum\praereptae\coniugis\ultor,

4-10—16-20

nec mihi\ tepennae\ nec falsum\versus\ in aurum

4-10-16-19

Iuppiter\ eripiet. c| conanti\ mittere\ Cepheus

4-10-16-20

,qmd facis?‘\ exclamat, \ ,quae te, \ germane,\ für entern

4-10—14—19

mens agit\ in facinus?\ meritis\ ne baec gratia\ tantis

4-10-14-20

redditur?\ bac vitam\ servatae\ dote\ rependis?

4-10-16-19

(Ov.met.5,8/15) Die Regelhaftigkeit der WGr-Folgen läßt sich hier gut ablesen; v. 10 und 12 wie¬ derholen den Typ der Beispiele (b) und (d), v.14 entspricht fast (a) und genau (c), die Regel WG2-4-6-10 = WGr14-19(20). Solche Anapäste vor WGr 14 hat insbe¬ sondere Ovid sehr oft, z.B. sua ne, modo se (met.4,685.730), sua post, nisi sit (met. 1,399.400); daß bestimmte Kombinationen Vorrang genießen, zeigt ein Ver¬ gleich von amor est, loca sunt, caput est, pudor est (met.1,507.510.564.618). In (o) indicioque fidem negat et nisi viderit ipsa damnatura sui non est delicta manti (Ov.met.7,823f.) erlaubt v.824 (\VGr7-10-14-19) fernerhin die Annahme, daß nun auch vor WGno zwei doppelmorige Wörter metrisch zusammengehören, bei di also auch in (p) armenti modo dux vires in cornua sumo (Ov.met.8,882), mit der Variante (q) ara Iovis media est, mactatur vacca Minervae (Ov.met.4,755). Nicht daß restlos alle Fälle abschließend eindeutig festzulegen wären! Häufung doppelmo¬ riger Wörter war ja nicht die Regel; je spärlicher sie auftritt, desto deutlicher scheint sie als Störung des Versbaus empfunden worden zu sein. Klärung bringt oft ein Blick auf die Zäsu¬ ren (1.4).

1.3 Wortform und Metrum

i.j. 1 Worttypen (WT) Da eine Wortform als Worttyp (WT) erst dann vollständig beschrieben ist, wenn außer der Quantitätenfolge auch die Wortlänge verzeichnet wird, beziehen wir diese als w in die Statistik ein. Die einzelnen Wortlängen, gemessen in Silbenzahl, erscheinen als Beizahl zu w;

besagt dann: das betreffende Wort (die betreffen¬

den Wörter) hat (haben) fünf Silben, der bisher gebrauchte Ausdruck ,Monosyllabon‘ kann jetzt abgelöst werden durch das Sigel w 1. Bloßes w nennt die durch-

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

12

schnittliche Wortlänge (sie beträgt im Latein normal 2,5 [Silben]; der relativ hohe Anteil von 201 [22,3 gegen sonst rund 18%] ,drückt1 z. B. bei Lukrez 20 auf 2,3; vgl. 1.2.2.1 [c]). Zur vollständigen metrischen Qualität eines Wortes gehört aber auch seine Dauer; wir messen sie in Morenzahl, die der Wortlängenangabe hinzugefügt wird. Dann bedeutet das Sigel 201(1) zweifelsfrei ,kurzes Monosyllabon', und eine aus drei langen Silben bestehende Wortform ist als WT durch 203(6) definiert. Das reicht aber immer noch nicht zur endgültigen Beschreibung, denn z. B. mit 202(3) wird sowohl der Typ —u als auch u— erfaßt, und in 203(4) stecken —uu und uu—. Um den prosodischen Bau des Wortes, die genaue Folge der Quantitäten zu berücksichtigen, fügen wir der Silbenzahl in Klammern die Anordnung der Kürzen und Längen bei (jede Silbe erhält jetzt ihre Morenziffer). Damit erscheint ein Wort von der Form —uu als 203(211), uu— aber als 203(112). Da die Anzahl der Ziffern in der Klammer mit der Silbenzahl identisch ist, brauchte an sich nur 20 vor der Klammer zu stehen, wir belassen diesen Index jedoch, weil 201, 202 usw. oft auch allein als Variable benötigt werden. In speziellen WT-Untersuchungen würde also z. B. insula als —uu verstanden und zu 203(211) umgesetzt (die Vokabel verträgt sich mit dem Metrum nur im Nom. Sg.), 203(222) bezeichnete eine molossische Wortform (intendunt), die chor¬ jambische Wortform diffugiunt (—uu—) erschiene als 204(2112). Kombinationen wie 203(212) - das sind kretische WT - finden im Hexameter keinen Platz. WT ist wie WG ein linguistischer, kein metrischer Begriff; er soll Vergleiche zwischen Dichter- und Prosasprache gestatten, auch solche zwischen Epos und Lyrik. Ein Vergleich zwischen Ciceros Prosa und Poesie für einige WT orientiert ein wenig über die hier und dort waltenden Bedürfnisse (Aratea und Stichprobe von W = 5000 aus Reden, vgl. Nougaret [1963] 2-/{.):

Prosa

Poesie

202(21)

4>°

8,2

202(11)

9>°

4,2

202(I 2)

L3

2,9

o.5

6,9

203(122)

0,6

2,6

203(221)

0,8

2,8

203(2Il)

i»i

9,3

°>S

6,9

°.5

2,0

203(1 12)

203(112) 204(22Il)

i.j

Wortform und Metrum

/j

i.j.2 WT und Versplatz (VP) Wie in 1.2.1 schon gestreift, schließt metrisch-sprachliche Statistik die Frage nach dem Zusammenhang von WT und Versplatz (VP) ein. Oftmals würde die Abkür¬ zung durch WG mit zwei Morenziffern genügen: WG4-7 bucht eine Wortform des Typs —u vor WGy, aber z. B. die Notierung WG2-4 ließe nicht erkennen, ob vor WG4 wi(z) oder »tz(ii) steht. Es empfiehlt sich daher, die VT-Angabe in geeigneter Weise mit der WT-Ermittlung zu koppeln. Am bequemsten geschieht das, wenn man den WT mit der Morenziffer des Wortschlusses verknüpft: »>3(2ii)/i6 bezeichnet daktylisches Wort vor Moren¬ platz (oder WG) 16. Sooft aber WT als Variablen in Beziehung zu ihren möglichen VP gebracht werden, bilden sie eigene Rubriken; ^£23(211) würde VP16 zugewie¬ sen, derselbe WT wäre aber auch in der Spalte VT4 denkbar. VPx zeigt also an, daß der und der WT in Morenplatz x endet; welcher es ist, ergibt sich aus der WT-Notierung je Tabellenzeile (ein Beispiel sogleich). Aus prosodischen und rhythmischen Gründen sind manche WT bezüglich ihres VP mobiler als andere; so leuchtet ein, daß 1^1(2) an mehr Versstellen Platz findet als etwa »4.(1211), und wie wir schon wissen, duldete der klassische Hexameter¬ schluß nur »22(22) und »>2(21) oder ‘»'3(121) und »»3(122). Die Variabilität von WT im Verhältnis zu VT ist demnach verschieden groß; die auf VT zielenden WT-Ta¬ bellen erfassen deshalb den Grad dieser Variabilität innerhalb eines Werkes, bei einem Autor oder im Vergleich zwischen Werken (Autoren) verschiedener Epo¬ chen und Dichtungszweige. Für WT ohne Variabilität gebrauchen wir den Ausdruck ,Stand- WT“, das sind WT, die stets nur an einem einzigen VT Vorkommen. Lexikalisch betrachtet dekken sie sich oft mit ,Standwörtern“, das sind Vokabeln, die, zumeist in bestimmten Flexionsformen, überhaupt nur an ein und demselben VT auftreten (1.6.4). Statistiken zu diesem Aufmerksamkeitsbereich z. B. bei Norden [1916] 400-402 (über Wortklassen am Versende); die lexikologisch-metrischen Ausdrücke ,Stand-“ und ,Spielwort“ verwendet Ollfors [1967] in einer Arbeit zu Lukan. Auf die Dauer wird nicht nur WT auf L (1.6.2) eingeengt, sondern auch L semantisch betrachtet werden müssen: je fester sich eine Vokabel an einen VP heftet - im Extremfall: nur wenig L an nur diesem VP -, desto größeren Bedeutungsspielraum verlangt sie, und das ergibt einen metrisch bedingten rein dichtersprachlichen Bedeutungswandel für bestimmte Wörter (Kehrseite: übertragener Gebrauch metrisch besonders fügsamer Vokabeln; damit soll nicht gesagt sein, Dichtersprache habe ihre Wurzel ausschließlich in verstechnischen Er¬ fordernissen), vgl. z. B. L. Delatte, RevfitLangOrd 1967, 3, 40 (zur Polysemie von Standwörtem).

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

Analysebeispiel:

haec ubi dicta, cavum conversa cuspide montem impulit in latus, ac venti velut agmine facto qua data porta ruunt et terras turbine perflant. (Verg. Aen. i, 81/3) %

1

®i(i)

3

13

2

Wl(l)

2

9

4

W2(ll)

4 2

5

102(1

2)

2

6

w 2(22)

5

3

7 8

3

4

6

7

8

17

I

4

23

IOO

12

14 15

19 20 22 24 Zus.

3

I

I

2

3

I

I

2

I

2

9 22

4

II

2

9

■03(222)

IO

I

I

17

■03(211)

Zus.

2

00

W

so

Nr. WT

I I

I

I

3

I

I

I

2

I

I

I

2

I

I

3

Die aus Spalte 4 ablesbare prozentuale Verteilung von

3 2

3

I

I

u

WT innerhalb von

Wkann wegen des geringen Textumfangs allenfalls teilweise typisch sein. Die all¬ gemeine Relation WT: Wist 8 123 = 0,3 5. Eine Frequenzanordnung brächte 102(22),

wi(ii) und ^3(211) auf die obersten Rangplätze. Die 23 Wörter (Wje Vers hier 2.3 :3 = 7,7) verteilen sich auf brutto 15

VP, tatsächlich werden aber nur n VP

besetzt, der Anteil von VT3 an Wbeträgt daher 11 123 =0,48. Auffallend hoch ver¬ treten ist diesmal VP16, je zweimal erscheinen VP4 und VP10. Bringt man VP zu W pro Tabellenzeile ins Verhältnis, fin.det sich z. B. in Sp. 3 die Relation 3 (VP, die Ziffer in der Spalte ganz rechts) zu 4 (W), also der Quotient 0,75. Je höher dieser liegt, desto variabler ist offenkundig ein WTbezüglich seines

VP. So brächte es ze>i(i) hier auf 3 :y = 1,0. tu 1(2) findet außer bei VP24 überall Unterschlupf, dagegen 2^4(1211) kaum an¬ derswo als an VP20, da WG11-16 ebenso wie WG3-8 oder WG7-12 aus Gründen der Versgliederung ohne nennenswerte Häufigkeit sind. Zu WT 1124(1111) gehören Wortformen wie cadavera, silentia, Volumina, aber auch solche wie miserrima, simillima oder cadentia. Während nun miser, similis,

cado hinreichend andere metrisch fügsame Flexionsformen liefern und lediglich die hier genannten als Stand- WT, nicht aber als Standwort festliegen, findet man die Substantive cadaver, Silentium, Volumen, zumindest bei Vergil, einzig und allein bei VP20 und nur in der genannten Wortform (für volumen tritt allein volumme an demselben VT5 hinzu):

t.j

Wortform und Metrum

G

VP cadaverii) cat

20

(georg.3,5 57; Aen.8,264)

20

(georg.-; Aen. 1,730; 2,255.755; 3>II21 10,63; HUU)

20

(Aen.2,208)

20

(georg-3A92; Aen.5,85.408; 11,753)

silentium{6) si/t Volumen^)

Man versteht, daß der WT, zu dem diese (lexikalischen) ,Standwörter“ gehören, wegen seiner zu Null strebenden Variabilität an die Frequenz von WGrij (Wegfall von WGr\^) gekoppelt ist, so daß beispielsweise bei Ovid «4.(1211) Terrain ge¬ winnt, jedoch ohne die Eigenschaft ,Stand- WT von VP20 preiszugeben. Welche «'4(1211) tatsächlich VP20 zu besetzen pflegten, lassen W. Otts Vers- und Wortli¬ sten klar genug erkennen; er gibt für Verg.Aen.I 27 Fälle (Ott [1973b] 123), für Aen.XII 13 (Ott [1973c] 153), Ovid met.I bringt es hier schon auf 54 Wörter. Die bei ihm häufigsten sind nun auch z.T. in der Äneis mehrfach da (Zahlen für met.I): silentia (5), origine (4), cacumina (3), imagine (3), barundine (2). Solche Nachweise zeigen: es handelt sich um Fragen des epischen Vokabulars, nicht um bestimmte ,Versendtypen“ oder um ein Spezifikum von WGn 5 (z. B. ab ongine als WGn 5 zu buchen, wäre wegen der Proklisis von ab verkehrt, 1.2.2.2). Für die Spekulation, die in Unkenntnis sprachlich-metrischer Statistik in die Verslehre hat eindringen können, bietet die ,Auslegungsgeschichte“ von WGn 5 ein betrübliches Beispiel. Norden hatte, wie vor ihm schon Cavallin, in WGn 5 - von beiden als Nebenzäsur aufgefaßt - ein Symptom von a) celentas, b) mollities sehen wollen (Norden [1916] 427-429; Cavallin [1896] 54). So konnte sich die Meinung festigen, WGnj finde hauptsächlich in ,heiter-gelö¬ sten Zusammenhängen“ Platz, namentlich in Venus-Partien (Wlosok [1967] 95), für den, der das Material kennt, eine Kateridee (Dale [1968]). «>3(122) verhält sich, weil als fünfmoriger WT metrisch gleich, ähnlich invariant: hier scheidet aber obendrein

VP10 aus, da wegen des schließenden Longum 55

unvermeidlich wäre. Es bleibt nur VP24. Je nachdem wie viele andernorts fügsame

WT die Flexion einer Vokabel zuläßt, deckt sich auch dieser Stand- WT mit Stand¬ wörtern. So kommt Olympus im ganzen römischen Epos als Olympo(-i) aus¬ nahmslos an VP24 vor. Es scheint ratsam, den Begriff WT außerdem metrisch-syntaktisch zu erweitern, so daß er auch einen Teil metrischer Wörter umfaßt, sofern sie nämlich präpositionale Ausdrücke sind und insoweit noch zur Flexion gehören, also ,Wortbilder“ wie

in urbe (nicht jedoch metrisch gleichwertiges et urberri). In dem Maße, wie sich z. B. die Vokabel arvum, bei Vergil mit «>2(22) (arvo, arvis) und «>3(222) (arvo-

rum) vertreten, auf die Junktur in arva oder in arvis formelhaft reduziert, gehorcht sie einer WT-Beschränkung, und der Stand- WTimpliziert nunmehr ein Standwort.

j6

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

Es heißt arvum, erscheint aber, so bei Lukan, ausschließlich als in arvis am Versschluß - hier nur arvis zu notieren, brächte zu wenig metrisch-sprachliche Infor¬ mation, da der Form, als

genug andere VP zu Gebote stünden, der Stand¬

wortcharakter sich also nur aus syntaktischer Einengung auf präpositionalen Ka¬ susgebrauch erklärt, der wieder bloß die Zuordnung zu Stand- WTerlaubt. Wird in arva demgemäß als 1^3(121) verstanden, bevorzugt dieser WT zwar immer noch VP23, und bei manchen Dichtern ausnahmslos, aber unter bestimmten Bedingun¬ gen ist doch auch VP] oder VP19 gestattet (WGr^—y und WGrij—19 sind mehr oder weniger erstrebt, Ausgleich durch Synalöphe war möglich). Reiht sich trotz¬ dem auch in arva unter die Stand- WT - und wird arvum somit Standwort -, zeichnet dafür metrischer Zwang weniger verantwortlich als im Falle von m arvis, das ja u. U. sogar von arvis als poetischem Lokativ ersetzt werden konnte; dieser aber wäre, als wz{zz), recht variabel. Laut Verabredung ist amore derselbe WT wie in arva, während z. B. amori mit in arvis zu w$(izz) gehört. Hier wie dort erwarten wir einen analogen VP-Spielraum. In dem Augenblick aber, da in amore oder ab amore unumgänglich wird, wechselt der WT zu ££>4(1121), VPz3 ist gesperrt, weil WGn8 gemieden. Was bleibt, sind VP], VP11, VP15, mit allen metrischen Nachteilen, die aus diesen Plazierungen erwachsen (1.2). Lexikalische VP-Statistik fehlt unten in Teil 2; das im Vorwon angekündigte Lemmatisierungsprogramm enthält sie, die Lexika werden im Informationsteil - etwa so wie unsere Liste oben - zu den betreffenden Wortformen Frequenz und VP notieren (s. auch 1.6.5). VP-Indizes auf Wortformenbasis könnten jetzt schon ausgedruckt werden, jedoch scheint es ökono¬ mischer, sie dem lemmatisierten Lexikon beizugeben. W. Otts einschlägige Abschnitte ,Metrischer Wortindex“ ordnen „nach der Stellung der Wortenden im Vers“, der Benutzer muß sich aber erstens die Lemmata oft mühsam zusam¬ mensuchen, zweitens die Okkurrenzen selbst auszählen. Der Mangel an statistischen Hilfen erschwert begreiflicherweise den Vergleich zwischen Dichtern (Werken), an ihn hat aber Ott wohl auch nicht gedacht, da er, sieht man vom rückläufigen Wortindex zu Vergil ab (1.6.1), seine Analysen auf Einzelbücher beschränkt.

1.4 Zäsuren (2) und metrische Kola (K) 1.4.1 Eigenart von Z Zäsuren (2) sind jene WGr, deren Häufigkeit deswegen so hoch liegt, weil sie zur rhythmischen Gliederung des Verses dienen. Hier steht WGno obenan, es folgen WGri/\ und WGr6 (2.2.1 [3]). Als metrische Gliederungspunkte - in der Mitte des 2., 3. und 4. Metron - heißen diese WGr jetzt Z6 (= Trithemimeres, Semiternaria), Zio (Penthemimeres, Semiquinaria), Z14 (Hephthemimeres, Semiseptenaria).

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

17

Alle Verse, die bloß eine 2 haben, erhalten diese durch ,!* markiert, also 26! besagt: einzige 2 liegt bei WGr6, entsprechend 2io! und 214! Die im griechischen Hexameter mit Zio wechselnde Z-Stelle bei WGn 1 (eine Zäsur xaxct tqltov rpoxcüov) gibt es in Rom nicht. Das zeigt die Frequenz von WGn 1, auch tritt sie, und zwar aus sprachlichen Gründen, zumeist zwischen Z6 und Z14 auf, nie als Alternative zur Mittelzäsur Zio. Drexler [1950] 343 läßt den Begriff Z nur für WGn 1 gelten, Norden [1916] 425-434 anerkannte bloß Zio als Haupt-Z; Crusius-Rubenbauer [1963] 50: Zio ist gewöhnlichste Z, eine zweite Z kann hinzutreten (dagegen z.B. Witte [1913] 212).

Wenn auf 100 Hexameter im Schnitt 85 mit Zio entfallen (2.2.1 [2]), so stecken darin doch nur etwa 15 Fälle von Zio! - hätte die Mittelzäsur solch außerordentli¬ chen Vorrang, müßte man sich fragen, weshalb sie nicht viel öfter als alleiniger Gliederungspunkt Verwendung findet. Von Zio unterscheiden wir Z6 und Z14 als ,Seitenzäsuren'; nach Haupt- und Nebenzäsu¬ ren zu differenzieren hat sich als untunlich erwiesen; zwar ist bei Zweiteilung des Verses Zio! bedeutend häufiger als Z6! oder Z14!, auch scheint bei Mehrfachgliederung Zio weit weniger entbehrlich als die Seitenzäsuren jede für sich, dennoch dürfen alle drei Z als gleich¬ berechtigt gelten (neuere Definitionsvorschläge für Z: Wilkinson [1963] 221/4; Nilsson [1952] 40/56; Wlosok [1967] 92h).

Mindestens eine 2 je Vers ist notwendig; Hexameter ohne 2 haben Ausnahme¬ charakter und bedürfen bei zweifelsfreier Textgestalt einer Erklärung im Sinne von ,Lizenz' oder ,poetischer Absicht'. Für Ennius gilt das wahrscheinlich noch nicht; sich in einer Beschreibung des Regelwerks auf die ganz wenigen Z-losen Verse späterer Zeit zu versteifen, fördert um so weniger, als über Z6 und Z14 noch keine Einhelligkeit erzielt ist, so daß oftmals ein Vers als ,zäsurlos' gilt, der in Wirklichkeit eine der zwei Seitenzäsuren (oder beide) hat.

,Echtes' Beispiel ist (a) impius haec tarn culta novalia miles habebat (Verg. buc. r, 70), da WGn 1 nicht zählt, während sie mitunter als präzisierender' Z-Ersatz (z.B. Aen. 1,500; unten 1.4.3.4) und zumindest in Versen wie

(b) per conubia nostra, per inceptos hymenaeos (Verg. Aen. 4, 316) zugleich als Imitation (nicht ,archaische Technik', Norden [1916] 432) nachweisbar ist:

(c) per conubia nostra, per optatos hymenaeos (Cat. c. 64, 141); Ariadnes Klage wird schon Aen.4,305.3ii auf Dido übertragen (vgl. auch Aen.5,591 mit Cat. c.64,115); s. jedoch Pease z.d.St.

Hingegen (d) huc ades o Galatea, quis est nam ludus in undis? (Verg. buc.9,39) hat 214!

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

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Die gelehrte Diskussion pendelte zwischen einer mechanisch-statistischen Ein¬ engung von Z - hier dann meistens nur Zio als solche gewertet - und einer seman¬ tisch-syntaktischen (Deutung und) Auflösung des Z-Begriffs, in deren Folge satz¬ strukturell .bedeutsame' WGr Z-Eigenschaft zugesprochen erhielten (z.B. Wlosok a.O.). Es gab schon früher gelegentlich einen unterminologischen Z-Begriff, der einfach unserer Kategorie WGr entspricht (z. B. Cavallin [1896]). Auf ihn greifen heute alle jene zurück, die, jetzt aus syntaktischen Erwägungen, WGr^ oder WGn6, aber auch WGrn und WGri 5 (beides entgegen der Statistik) in den Rang einer Z erheben möchten. Nun kann Z Sinnpause oder syntaktischer Einschnitt sein, muß es aber nicht; die Defini¬ tion von Z ist metrisch-strukturell, nicht linguistisch (Porter [1951] 9; Jakobson [1972] 132). Z mit und ohne Sinneinschnitt zu unterscheiden (z.B. Frankel [i960] in; Drexler [1967] 89), bietet sich an, wenn das Verhältnis Vers-Satz in Rede steht, hat aber nichts mit der Eigenart von Z zu tun (s. 1.4.5). Mit einer Formulierung wie „Streben nach harmonischer Übereinstimmung von syntakti¬ schem Bau des Satzes und metrisch-rhythmischer Gliederung des Verses“ (Korzeniewski [1966] 377) ist wenig anzufangen. Wenn allerdings allein die Frequenz entschiede, wäre schwer einzusehen, weshalb nicht auch WGrq zu Z rechnet (2.1 [8], [ 11]). Umgekehrt decken sich WGr\ und WGn6 beträcht¬ lich oft mit Satz- oder Satzgliedschlüssen (2.1 [8]; Drexler [1967] 88). Frequenz und syntakti¬ sche Funktion zusammengenommen ergeben dennoch nicht Z.

Statistik erfaßt eben, solange sie nicht metrische und sprachliche Variablen un¬ terscheidet, alle möglichen Häufigkeiten, ohne Rücksicht auf die Ursachen, die im Versbau vorgegeben sind. Aus sprachmorphologischen Gründen (w) ist zunächst WGn sowie WGrt, oder WGr^ als erste Wortfuge hochwahrscheinlich, WGrq - als ,Z4‘ nur alternativ zu Z6 (WGr6) denkbar - braucht aber, und als syntaktischer Einschnitt grundsätzlich, di (2.4 [24]), ist also nur unter bestimmten Bedingungen gern gesehen. Solche Vorbehalte gelten für die oben vereinbarten drei Z nicht.

Speziell für Satzschluß in WGr\6 hat der Begriff .bukolische Interpunktion' (u. a. Soubiran [1966]) vieles für sich; anders als der ältere Ausdruck .bukolische Dihärese' bezieht er die Erscheinung auf eine syntaktische Sonderform der Kadenz des Verses; metrisch-strukturell betrachtet setzt sie ein Fehlen von Z14 voraus, auch ist sie an t/4 gekoppelt. Unsere Z-Definition entfernt sich kaum von der antiken (Drexler [1967] 87F), die aller¬ dings Z6 nicht zu kennen scheint, also nur die zwei häufigsten Z berücksichtigt hat. Zumin¬ dest was die ursprüngliche syntaktische Neutralität angeht, dürften L. Müller und Wilh. Meyer so ziemlich das Richtige getroffen haben (Meyer [1884] 1044). Da es sich bei Z um (.männliche') Halbfußeinschnitte handelt, lag es nahe, Konflikt zwi¬ schen Versiktus und Wortakzent als konstitutiv für Z anzunehmen. Wenn man einräumt, daß - so wenig wir wissen, wie antike Verse tatsächlich klangen - der Wortakzent beim Lesen

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

'9

Rücksicht fand, genügt das; eine Z-Definition auf Grund dieser Theorie (im Anschluß an G. Hermann und F. Ritschl vorgeschlagen u.a. von Wilkinson [1963] 224, vgl. ebd. 120 und 119-34), schafft unüberwindliche Schwierigkeiten. Sie wachsen noch, versucht man, von ,Endiktierung‘ (Büchner [1961] 300) - als Äquivalent für Z - zu ,Heterodynität‘ überzugehen ( = ,clash‘ zwischen Iktus und Akzent; Gegenteil: ,Homodynität‘); auch diese Theorie fußt auf einem Zweifel an der traditionellen Z-Auffassung: chorjambische Wörter wie Italiam wären ja doppelt heterodyn, Iktus auf der ersten Silbe hat aber mit Z nichts mehr zu tun. Gar die .expressive“ und .strukturelle“ Deutung heterodyner und homodyner Wörter (Knight [1939]) unterliegt schwersten Bedenken (gegen .strukturelle“ Auswertung: Wilkinson [1963] 127). Ob Z .Langsamkeit“ bewirkt (Knight [039] 25) bzw. der Hörer einen Vers mit wenig Z als .gelöst, locker, heiter“ empfand (Büch¬ ner [1961] 300L), scheint fraglich, zumindest müßte erst einmal glaubhaft gemacht und stati¬ stisch belegt werden, daß Hexameter mit Z6!, Zio! oder Z14! oder eine allgemeine Minde¬ rung von Z, wie bei Ovid im Vergleich zu Vergil, dergleichen hergeben. Sollten dann nicht sogar Z-lose Verse am gelöstesten klingen? Und was den Zusammenhang von Z und .Lang¬ samkeit“ betrifft: was ist davon zu halten, daß holodaktylische Hexameter, der Communis opinio zufolge Ausdruck von Tempo (1.1.2), in der Anzahl von Z über dem Durchschnitt liegen? Erst wenn über die Z-Definition Einverständnis erzielt ist, kann auch über Z als ,poetische Information“ annähernd Verbindliches behauptet werden. Daß in W. Otts Statistiken Zäsuren nicht Vorkommen, sondern nur WG - denn Otts ,Wortgrenzen“ dringen nicht bis WGr vor -, macht stutzig. In Ott [1970] 15 findet man die Erklärung: da über Z kein Konsens bestehe, sei er „auch der Frage nach der Hauptzäsur bzw. nach dem Verhältnis oder dem Aufbau von erster und zweiter Vershälfte nicht nachge¬ gangen.“ Z sei Sache philologischer Entscheidung, die eine Maschine nicht leisten könne. - Daran ist etwas, aber Resignation angesichts des Durcheinanders heutiger Z-Auffassungen darf uns nicht hindern - im Gegenteil! —, den statistischen Befund wenigstens anzubieten. WG-Zahlen sind philologisch jedenfalls unbrauchbar, d.h. ein Mindestmaß metrischer Vor¬ klärung, darunter eine Kenntnis der Regeln für WGr, muß der Statistiker mitbringen.

Um den wohl wichtigsten Grundgedanken noch einmal zu unterstreichen: Zals Gliederungsbegriff - und insofern fest komplementär zu ^(1.4.2) - fußt auf einer metrisch-sprachlichen Bauform des Verses, da in Z (oder an den versinternen KGrenzen) Wortfugen reguliert in das jeweilige Metron einschneiden. Daß sich die semantischen Einheiten prosodisch fügen müssen, ist Bedingung, gleichzeitig spannt sich aber der syntaktische Ablauf gegen den des Metrons und bildet da¬ durch Struktur. Das Metron selbst tut dies grundsätzlich nicht, Daktylus oder Spondeus ,bauen“ den Vers so wenig wie Außenwände die Bewohnbarkeit des Hauses gewährleisten. Tatsächlich hat E. G. O’Neill jr. zwischen .inner metric“ und ,outer metric“ unterschieden; näheres dazu bei Porter [1951] 3.20. Porter zieht mit gutem Grund die Begriffe ,structural metric“ und ,rhythmical metric“ vor, vor allem betont er mit dankenswerter Deutlichkeit, daß der ,Fuß“ ein rhythmisches, kein strukturelles Element ist (ebd. 18). Den Grundsatz kann man gar nicht energisch genug tieferhängen. So handelt Kollmann [1968] von der „Struktur des lateinischen Hexameters“ und meint damit, unter Berufung auf W. F. Jackson Knight, den Wechsel von clash und coincidence

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i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

zwischen Iktus und Akzent sowie damit zusammenhängende phonetische Regelmäßigkeiten (Vokal-Silbe, betonte-unbetonte Vokale). Dies zweite darf man auf sich beruhen lassen, da Kollmann eine allgemeine Lautstatistik schuldig bleibt. Sie brächte das Gebäude wohl bald zum Einsturz, denn natürlich ist die Lautverteilung bei Wortausgängen - und um die handelt es sich vor Z- nicht mit der in Stammsilben identisch. Obwohl in der Diskussion über Iktus und Akzent alte Erkenntnisse über Z noch durchschimmern, sagt sie über die .Struktur' des Hexameters herzlich wenig, oder besser: ihr Strukturbegriff bezieht sich auf die Folge von Silben. Da ist es denn einerlei, ob man nach betont-unbetont oder nach lang-kurz unterschei¬ det: das aus Silben zusammengesetzte Metron ist grundlegende Einheit, zu K führt von hier kein Weg. Die Theorie, der Kollmann anhängt, ist mittlerweile als Frage nach ,fourth foot texture' in die Computermetrik eingedrungen (Greenberg [1967]) - ob dabei Jackson Knight Recht be¬ kommt oder nicht, macht verstheoretisch wenig aus. Erstaunlich ist nur, daß da, wie es scheint, ernsthaft über sog. Homodynität gestritten wird, obwohl eine Statistik zu Z14 den Disput rasch zu Ende bringen kann. Denn ohne Zweifel kommt über ,Heterodynität des vierten Fußes' Z14 wieder als Versmerkmal herein, nur eben nicht als Strukturpunkt im Sinne von Z, da als Zäsur einzig Zio anerkannt scheint. Ich muß dazu noch einmal dokumentieren: ,,We have seen that in the fourth foot conflict and coincidence are more or less equally likely, but that Virgil took care to make conflict the normal. And although Catullus rather favoured coincidence in the fourth foot, of the first 100 lines of LXIV that have the penthemimerical caesura, 60 have coincidence, and only 7 have conflict, predominating in the first three feet. Taking the first four feet together, of the first 31 lines of the Aeneid conflict predominates in 23, coincidence in only 3, 5 being neu¬ tral.“ So Wilkinson [1940] 34. Da bedeutet Satz 1 recht einfach, Z14 komme ungefähr in 50% der Hexameter Vergils vor. Freilich: der .vierte Fuß' - wie weiter unten ,die ersten drei Füße' - wird hier zu einem eigenen Bezirk und ist mit dem, was Zäsur heißt, nicht mehr kommensurabel. Daß sich der Befund statistisch genau und umfassend beschreiben läßt (2.2 [15]), zu schweigen von der bequemen Formalisierbarkeit der zünftigen Z-Definition, die bewirkt, daß sich aus viel zu wenig Text gezogene und obendrein vage Frequenzurteile wie die zitierten schlechterdings erübrigen - die Statistik also (auch die zu Catull, 2.1 [3]) mag einmal auf sich beruhen. Ausschlaggebend ist die Unbefangenheit, mit der man, auf Z-Definition verzichtend, zu .Homodynität' seine Zuflucht nimmt, so daß gerade das Fehlen von Z- diese entspräche der .Heterodynität' - zum Stilmerkmal avanciert. (Kollmann a. O. 312 will sogar key words in Homodynität verankert wissen.) Die Kategorie ,the first three feet' (Wilkinson-Zitat) beweist, wie wenig Beachtung selbst Zio in dieser Schule findet; gemessen wird in ,Füßen', und das sind die ersten drei oder vier Metra - nichts mehr von Z, obwohl der zitierte Abschnitt die Überschrift „Caesuras“ trägt. Dazu ein Letztes: wenn Wilkinson fortfährt „the rule against monosyllables before the caesura is another factor in promoting conflict . . .“, erhärtet sich der Verdacht, jene Konzep¬ tion verstoße gegen elementare metrische Kenntnisse; eine Regel, wi vor Z zu vermeiden, gab es natürlich nie: Einsilber sind proklitisch und vereiteln Z, so wie sie auch die Versgrenze beeinträchtigen. (WGm fiele am ehesten unter ein .Verbot'.) Der Rest des Satzes besagt also nur, daß Z Heterodynität bedeutet. Das muß nicht falsch sein, je nachdem wie man die Iktus-Akzent-Theorie einschätzt. Aus welchen Gründen der römische Hexameter auf männ¬ liche' Z festgelegt wurde, ist in der Tat nicht leicht zu beantworten. In Wilkinson [1970] 96-99 scheint dagegen der hergebrachte Z-Begriff zunächst wiederauf¬ zuleben, Muster an Gliederung sind hier Zio! und Z6—14. Später findet man „Hexameter-

i.4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

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caesura“ aber nochmals behandelt, und zwar als Unterabschnitt zur Pulse-Accent-theory (ebd. I2if.; der Inhalt ist, geringfügig verändert, identisch mit der angeführten Passage aus Wilkinson [1940]). Die Hoffnung, er sei zur metrischen ,Strukturauffassung‘ zurückgekehrt, wird enttäuscht, da Wilkinson, nachdem er anfangs wohl mehr eine konventionelle Z-An¬ schauung referieren zu müssen glaubte, dann doch auf die Hypothese, ,rhythmical metnc“ (Porter) beinhalte Strukturen“, einschwenkt, ohne zu merken, so scheint es, daß hier zwei Theorien im Kampf liegen. - ,,Once the Pulse-Accent-theory is accepted, subtleties of every kind can be perceived or fancied, in Virgil especially“ (Wilkinson [1970] 127). Lieber nicht.

1.4.2 ,Metrisches Kolon‘ (K) r.4.2.1 Abgrenzung Wie in WGr (1.2.2) endet auch in Z,metrisches Wort“; diese WGr-Bestimmung ist jedoch für Z nur notwendig, keineswegs auch hinreichend: das in Z endende me¬ trische Wort hat mindestens vier Moren Länge. Das so definierte Versstück zwi¬ schen zwei Z heißt (metrisches) Kolon (K). Maximal kann es vier K geben (die invarianten

Versgrenzen

WGm

und

WGn^/i^

zählen

stillschweigend

als

/T-Fugen). Zunächst gilt ,metrisches Wort“ als Mindesterfordernis vor Z; nach zweimorigem Wort gibt es Z so wenig wie WGr. Unter diesen Umständen wird die Fragestellung ,Monosyllabon vor Zäsur“ (z. B. Nilsson [1952] 86/92; Drexler [1967] 106f.) hinfällig. Wenn bestimmte Zerstrebt waren und unmetrisches Wort vor den fraglichen WGr Z vereitelte, floß daraus die Neigung, w 1(2) und W2(n), also doppelmorige WT, von Z wegzurücken, es sei denn, sie bildeten als Zweierfolge ein metrisches Wort (1.2.2.2). Die Position nach Z (Korzeniewski [4966] 377) hat demnach wenig Überraschendes. Der Grundsatz erledigt auch die WErmittlung Nougarets weitgehend. Er behauptet einerseits, im Gegensatz zu Ennius vermeide Vergil w\ am Kolonschluß (Nougaret [1963] 28E) und schreibe incute vim ventis (Aen.1,69) statt incute ventis vim; andererseits rechnet er nach impius haec . . . (buc. 1,170) mit Z6 (ebd. 32) und findet sogar nach WGr6-8 einen Einschnitt (ebd. 35): (a) despiciens mare velivolum terrasque iacentes (Verg.Aen. 1,224) - das ergibt sein ,triple b“ mit mare als metrischem Kolon! Anders als Drexler [1967] 88 rechnet augenscheinlich auch Korzeniewski [1966] 378 mit Z8. Der Aneisvers (Einzelheiten bei R. G. Austin z. St.) hat zweifellos Z6-14 (so richtig Drexler [1967] 104; Wilkinson [1970] 221), Zio ist von singulärem Wort überdeckt (Wigodsky [1972] 20f.). Das Beispiel kann lehren, wie weit wir von einem Konsens über den Z-Begriff noch entfernt sind. Solide urteilt Raven [1965] 94-98, ebd. 96 auch über die Rolle von WG8. In Ott [1974a]

38

steht WG& als ,Wortgrenze“ mit einer Frequenz von 4,5 verzeichnet

- tatsächlich gibt es aber in Ov.met.I nur einen einzigen Vers mit WGr8! Wer nach WGr fragt, kommt mit einer Subtraktion von WG6 und WGj bei Ott (die Liste ebd. S. 45), wenn auch etwas umständlich, dann doch aufs Richtige. WGr ebenso wie Z sollte aber program¬ miert werden. Schließlich: Belege für angebliche und wirkliche WGr8 haben ihr Maximum in Verg.Aen.I (das Buch hat darin eine Ausnahmestellung, taugt also nicht recht zum Nachweis von Regeln). Drexler [1967] 88 zitiert daraus 3

Zetemata 71, Thraede

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

22

(b) in puppim ferit; excutitur pronusque magister volvitur in caput; ast illam ter fluctus ibidem torquet agens circum et rapidus vorat aequore vertex (v.115-7). Hier soll v. njf. zweimal WGr% Vorkommen, aber nur v.116 ist einschlägig, denn ferit gehört metrisch zum Folgewort, v.115 hat also Z6-14, v. 116 dagegen Z14!. Trotz der exzep¬ tionellen Interpunktion in WGS unterscheiden sich die Verse (v.117 hat dann Z6-10—14). Wenn man weiß, wie selten WGr% in klassischer Zeit war, wird man sich hüten, an diesem Punkt nach Regeln zu suchen. Wilkinson [1970] 70 zitiert (c) in scaenam missos cum magno pondere versus (Hor.a.p.260) als Beispiel für expressive Verstechnik, mit der Horaz habe zeigen wollen, wie Ennius arte rudis .Koinzidenz“ im 4. Metron noch nicht gemieden habe - die Erklärung muß aber lauten: der Vers ist zu wenig gegliedert, die Möglichkeit von Z14 wird nicht benutzt (magno cum pondere, Cic.Arat.132). So bleibt die Diagnose offen für statistisch begründete Erweiterung; .expressiv“ könnte jener Vers ja nur sein, wenn er eine Abweichung empfinden ließ. Tatsächlich aber zeigen z.B. v.253.297.306.358.450 dieselbe Praxis (anderes Material: Ott [1970] 85). Und die Aver¬ sion gegen Z14 ist Eigenheit Catulls! Das Gebot .möglichst viele K‘ - Höchstzahl war vier, aber die Versgliederung sollte auch variieren - macht Vermutungen wie die sog. Marxsche Stellungsregel überflüssig (gegen sie u. a. Skutsch [1965] 166). Wenn Z14 erstrebt ist, wird der Dichter nach Zio Troiae qui statt qm Troiae schreiben, ebenso wie incute vim ventis statt ventis vim. (Hier wirkt außerdem die Vermeidung eines Adoneus am Versbeginn mit; WGr8 ist generell am meisten verpönt, ver¬ hältnismäßig normal war deswegen bloß WG8, d. h. wi(i) oder W2(n) nach WGr6.) wi(n) - z. B. iubent, equos - ist .metrisches Wort“, für K jedoch nicht lang genug; nach Zahl und Art von WT unmittelbar vor Z zu fragen, verspricht Aufschlüsse auch über die vorzugsweise Plazierung von Satzgrenzen - nur ist dies ein linguistisches, kein metrisches Problem (J. B. Hall, Gn 41 [1969] 470P gegen Drexler [1967] 93, vgl. auch W. J. W. Koster, Mnem 9 [1956] 82f.). - Damit erledigt sich auch die Konstruktion Zu-14 (Norden [1916] 431-434; Beispiel ebd. 433: Aen. 10,304 anceps sustenta/diu/fluctusque fatigat).

Eine letzte, schon längst fällige Erläuterung: unsere Analyse rechnet sprachlich enklitische wi{i) wie -que und -ve u. U. metrisch als proklitisch, zum Folgewort gehörig. Allgemein bei WGr ist das selten entscheidungserheblich, bei Z jedoch kommt es auf genaue Absprache an: Z liegt auch vor -que und -ve (Norden [1916] 431 f-; Nilsson [1952] 49). Andernfalls wären Verse wie (d) explent, collectumque haec ipse ad munera gluten (Verg.georg.4,40), (e) exiit oppositasque evicit gurgite moles (Verg.Aen.2,497), aber auch (f) tempora, cunctantique natantia lumina solvit (Verg.Aen.5,856) zäsurlos. Anders gewendet; ein -que-Wortschluß taugt nicht als Grundlage für ,Zn . (Zu [f] s. auch georg.4,496; Aen.10,418; 2, 9~Cat.c.64,2o6, vgl. Aen.4,83).

1.4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

*3

Und (g) auxilioque vocare deos et tendere palmas (Verg.Aen.5,686), (h) insonuit, veniensque immenso belua ponto (Ov.met.4,689) sowie zahlreiche andere hätten die sonst gemiedene .schiefe* Teilung durch 26! oder Z14! Der Grundsatz schließlich, daß Synalöphe 2 vielleicht verdunkelt, aber nicht aufhebt, ist hinreichend anerkannt, so daß er hier nicht erläutert zu werden braucht. Soweit notwendig, kommen wir in 1.5 auf ihn zurück (2.3 [19]). In Ausnahmefällen scheint A'-Grenze (=Z) auch in atque angesetzt werden zu müssen:

(i)

hic ver adsiduum atque alienis mensibus aestas (Verg.georg,2,i49),

(k) pnmus vere rosam atque autumno carpere poma (Verg.georg.4,134) sonst wären die Verse Z-los. (In georg. gehört sonst nur noch 1,437 hierher, s. 1.4.5 tel-) $'e haben übrigens beide si/WGr4 und stehen am Satzrand, (i) als Monostichon.

A'-Grenze vor Enklitika ist Notbehelf. Daher werden -que und -ve immer dann als Wortschluß behandelt - also nicht proklitisch -, wenn der Vers auf andere Weise normal gegliedert ist, d. h. wenn Zio feststeht oder übliche Dreiteilung vor¬ liegt: (1)

ordior arma, quibus caelo se gloria tollit Aeneadum patiturque ferox Oenotria iura Carthago. da Musa decus memorare laborum antiquae Hespenae quantosque ad bella crearit . . . (Sil.It. 1,1/4): v.i hat 210-14, v-2 26-14, a^so nicht AC-Fuge patitur/que, sondern gleichen Bau

wie v.3. In

V.4

gilt Zio!, ohne Proklisis von (quantos)que. Umgeschrieben auf K:

ordior arma quibus

da Musa decus

caelo

memorare laborum

se gloria tollit

antiquae Hespenae

Aeneadum

quantosque ad bella crearit . . .

patiturque ferox Oenotria iura Carthago Oben (a) und (b) v.115 mit -que/19 können als Beweis dafür dienen, daß A'-Grenze vor solchen

Enklitika Ausnahme war; würde allgemein Wortschluß vor

-que anerkannt,

entstünde in den genannten Versen - und sie stehen für viele andere - WGn8 in einem

24

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

unvertretbar hohen Ausmaß, und zwar gerade auch bei Dichtern, die nun schon WGn8 absolut verbannen. (S.P. Q.R.: die Verselbständigung des -que sichert das Nebeneinander von Senat und Volk, ein Stück graphisch festgehaltener libertas.)

1.4.2.2 K und Satz Wenn wir, im Anschluß vorwiegend an Arbeiten zur griechischen Metrik, von

K als mindestens viermorigen Einheiten vor und nach Z sprechen, folgt das aus der Auffassung von Z als rhythmischem Gliederungsprinzip. Gewiß kann K syntak¬ tisch betrachtet werden, nicht immer ist aber das zugehörige ,Wortbild“ (Maas [1962] 4!.) Sinngruppe, so wenig wie Z grundsätzlich eine syntaktische Größe. Wo ein ganzes K sich mit einer einzigen Wortform als kleinstmöglichem Satz¬ glied deckt, gibt es keinen Streit: (m) cum saevum cupiens contra contendere monstrum (Cat.64,101) (n) Vulteius tacitas sensit suh gurgite fraudes (Luc.4,465). Solche Hexameter bieten am wenigsten Veranlassung, von ,Wortschlüssen' her die Versstruktur syntaktisch' zu bestimmen. Im Falle von weniger geschlossenen' K braucht es keine neue Theorie (vgl. 1.2.2.1 den Schritt zum ,metrischen Wort' bzw. von WG zu WGr). Z ist hier ebenso metrische wie syntaktische Fuge, diese als Wortbildgrenze verstanden. Ab¬ gesehen davon sind die einzelnen K mehr oder weniger untereinander grammatikalisch ver¬ klammert (Sperrungen), der Vers ist nicht in Wortgruppen organisiert. Eine Umstellprobe: (c') in scaenam missos magno cum pondere versus erhöht offenkundig auch die Anzahl der Sperrungen, hingegen (m') cum cupiens contra saevum contendere monstrum und (n') Vulteius sensit tacitas cum gurgite fraudes verändern an Z nichts, wohl aber reduzieren sich die Hyperbata: als Bestimmungsgruppe gekoppelt sind nur K3 und Ä4, im übrigen ist die Wortstellung .prosaisch'. Selbst jetzt hat kein K syntaktischen Vorrang. So ist denn auch nicht einzusehen, weshalb (o) quos umeros, quales vidi tetigique lacertos (Ov.am.1,5,19) Z6! haben soll (Korzeniewski [1966] 378). Suggestion des Kommas? Natürlich gilt Z6-10-14, kein K steht syntaktisch für sich. Art und Umfang der Satzgliedverschränkung zu beschreiben, zu vergleichen usw. obliegt der Interpretation, sie geschieht aber auf dem Hintergrund eines Nor¬ men- oder Erwartungssystems (Porter [1951] 9), das metrisch-statistisch erfaßt werden kann. Geschieht dies zugleich historisch (von den Lehrbüchern insistiert besonders Raven [1965] 92.—101 auf Entwicklung), zeigen sich außer genetisch wirksamen normativen Tendenzen auch die vorherrschenden Möglichkeiten der Variation: das Regelwerk schließt Elastizität und Originalität nicht aus. Sie vollzie-

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

*5

hen sich gerade auch im Verhältnis Vers-Satz, metrisches Kolon(/Q-Sinngruppe. In der Metrik zwischen Interpunktions- und Sperrungszäsur zu unterscheiden (Drexler [1967] 89 u. ö.), da nun eben Z gleichzeitig metrischer und syntaktischer Ein¬ schnitt sei (ebd. 86 f.), ist wenig mehr als ein auf Originalität bedachter Einfall. Derart Syntax mit Metrik im Namen der Interpretation vermengen kann nur Ver¬ wirrung stiften. Hyperbaton über Z hinweg buchen wir als Spielart geschlossener Wortstellung' (1.7.3). Die Statistik wird zeigen, daß sie vorzugsweise am Satzschluß oder -anfang vorkommt, also syntaktisch gliedert; damit stellt sich dann die vermeintliche .Sperrungszäsur' erwartungsge¬ mäß zum Satz statt zum Metrum. Inwieweit Z sekundär den Satz gliedern helfen und metrische K zugleich syntak¬ tische Bedeutung erlangen - aber eben als Teil des Satzes, nicht des Verses -, soll der Untersuchung, auch einer statistischen, durchaus nicht entzogen werden. Dann ist allerdings ein Stellungswechsel erforderlich: erstens müssen die Zäsuren, als Z-Folgen verstanden, als Element der tatsächlichen Sinnlichkeit, des Satzes näm¬ lich, behandelt werden, und dies ist normalerweise eine Versgruppe (1.4.4). Zwei¬ tens: wenn Interpunktion in Z mit wechselnden Mehrheiten auftritt, obschon ins¬ gesamt häufiger hier als in anderen WGr, so ist wiederum der Satz die einzig sinn¬ volle Bezugsgröße, Satzgrenze für sich sozusagen Projektion der umfassenden syn¬ taktischen Einheit in die metrische. Jene fächert sich dann noch einmal in kleinere Sinnabschnitte auf (syntaktische Kola), diese in kürzere rhythmische (K). Harmo¬ nie in der Spannung zwischen Vers und Satz, ein polyphones Verhältnis zwischen beiden - wie immer das Mit- und/oder Gegeneinander auf den Begriff zu bringen ist: der einzelne Hexameter kann nicht sowohl metrische wie syntaktische Größe sein (Monosticha bilden die Ausnahme). Der Vers baut sich aus kleinsten Satzglie¬ dern auf, den Wortformen, seine metrischen K sind mehr oder weniger grammati¬ kalisch verklammert, die Versgliederung selbst ist primär metrisch, als solche dann aber auch wieder Teilstück der aus Versen und Versstrecken geschichteten Sätze. Eine Anmerkung zum ersten Satz dieses Kapitels: ,Arbeiten zur griechischen Metrik' be¬ zieht sich auf die von H. Fränkel ausgelöste Diskussion. Sein Beitrag „Der homerische und kallimacheische Hexameter“, zuerst 1926 erschienen und in Fränkel [i960] 100-156 völlig umgearbeitet publiziert, hat bei Fachgenossen keine ungeteilte Zustimmung gefunden. Nimmt man Snell [1962] zum Maßstab, hat die Kritik bei Mette [1956] sogar einer Anerken¬ nung des A-Begriffs Abbruch getan, während Porter [1951] eben diesen beibehalten hat, um auf seine Weise und Fränkel stark modifizierend die griechische Z-Handhabung zu erklären. Die exzellente Zusammenfassung hexametrischer Grundregeln in Snell [1962] 7-10 ist freilich dazu angetan, den herkömmlichen Z-Begriff fortgelten zu lassen. Demgemäß sollte die Kate¬ gorie K nur unterstreichen, daß Z kein mechanischer Einzeleinschnitt, sondern, sozusagen als Plurale tantum, Strukturprinzip ist (Snell [1962] 8 A.2; Shipley [1938] 134). Etwa ein halbes Jahr lang dauerte unser Versuch, Fränkels und Porters Vorschläge stati-

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

26

stisch aufs römische Epos anzuwenden. Wir können jetzt sagen, daß die Methode zumindest auf den lateinischen Hexameter nicht paßt. Eine Ausnahme von zwei (Porter) oder mehr Z-Varianten an den Kernstellen A, B und C droht tatsächlich den Unterschied zwischen Z und WGr aufzulösen. Demgemäß mußte L.O. Scherer, The Structure of Lucan’s Hexameter, Stanford Univ. Ph. D. 1972, Ann Arbor 1972 (microfilm), das Ziel, mit Hilfe der Gliederungstheorien Fränkels ,Strukturen1 aufzuspüren, verfehlen. - Ähnliches gilt für J. P. Poe, Caesurae in the Hexa¬ meter Line of Latin Elegiac Verse, Wiesbaden 1974 (= Hermes Einzelschr. 29); Poe beruft sich ausdrücklich auf Porter [1951], ebd. 8, zu Beginn eines sehr verständigen Überblicks über die verschiedenen Z-Theorien (9-26), der auch im Nein zu Drexler Treffsicherheit bekundet (ebd. 23 A. 72).

1.4.J K-Folgen Im Anschluß an 1.4.2 sei noch einmal betont: die Festlegung auf drei Z als Gliede¬ rungsprinzip und als iV-Fugen verleiht allen K gleiches Recht. Begriffe wie Hauptund Neben-Z passen jetzt so wenig wie etwa Haupt-K und Neben-K. Was die Definition von Z anlangt, so hat Norden selbst eingeräumt, hier sei „vieles Gefühlssache“ (Norden [1916] 425), und Witte [1913] zugegeben, daß Z14 nicht unterschätzt werden dürfe - die Unsicherheiten der Z-Bestimmung haben wir jetzt schon mehrmals zur Sprache gebracht; sie könnte aufhören, „Gefühlssache“ zu sein, sobald Kals Bauform akzeptiert wird: ,Kolometrie' deckt Längenverhältnisse auf und unterscheidet zwischen ein- bis dreifachgeteilten Versen, sie kennt Hexa¬ meter mit zwei bis vier metrischen Kola.

1.4.3.1 Viergliederung Das Schema ist voll realisiert in viergegliederten Hexametern (in unseren Tabellen als Ki-4 oder als Z6-10-14 gebucht, wo K als Rubrik erscheint, auch einfach als

,4‘): Z6

uu Ki

Zio

Z14

| uu

| QU

| QU

Kz

K)

K4

uu — X

Beispiel: (a) ut videas initum motus a corde creari (Lucr.2,269). Dieser Typ hat wohl am stärksten um Zuspruch zu kämpfen - in der Forschung, nicht in der römischen Poesie, die ihn in rund einem Fünftel aller Verse vorsieht (Vergil-Ovid). Nun ist ja Zio hier wahrhaftig kein Sinneinschnitt, und würde man sich Zio wegdenken, käme es zu einer harmonischen Teilung in wachsende Glieder1: 6+8+10 Moren. Da aber ansonsten

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

27

die Vorherrschaft von Zio verfochten zu werden pflegt, wäre es wohl kaum folgerichtig, Zio, wenn von den angeblichen ,Nebenzäsuren‘ Z6 und Z14 begleitet, zu dispensieren. Crusius-Rubenbauer [1963] 50 haben so etwas wie Viergliederung ins Auge gefaßt, wenn sie m. a. W. sagen: zu Z14 kann statt oder neben Zio auch Z6 treten, ihr Beispiel Aen.1,582 nate dea\quae nunc\ animo\sententia surgitf befürwortet unsere Theorie; wie sie es ableiten, leuchtet nicht recht ein, weil die verteidigte Vorherrschaft von Zio ohne ersichtlichen Grund von Z14 verdrängt wird. Dabei könnte Norden [1916] 429-431 Pate gestanden haben (Hephthemimeres mit und ohne Nebenzäsuren), nur wäre es ihm wohl nicht eingefallen, seine einzige Hauptzäsur Zio hier als mögliche Stütze von Z14 hereinzuziehen. Da bekannt ist, in welchem Umfang Zio allein auftritt (1.4.3.3), müßte im Fahr¬ wasser älterer Z-Theorien eine statistisch fehlerfreie Beschreibung in folgendem Satz münden: „Zio hat die höchste Z-Frequenz, in ihren 80-90% sind aber stets Verbindungen mit Z14 und/oder Z6 zu drei Vierteln enthalten.“ Der Satz berück¬ sichtigt, daß Z zur ,Struktur' des Verses gehören und verschiedene A-Gliederungen zur Wahl standen. Was wäre auch gewonnen, wenn in (b) attonitum\ tanto\ subitae\ terrore ruinae humanum\genus est\ totus\ que perhorruit orbis (Ov.met. 1,212h) v. 212 als Z6-i4-gegliedert aufgefaßt würde? Zumindest syntaktisch gäbe tanto subitae keine bessere Einheit als z. B. quae nunc, in v. 213 dürfte genus est als Ki vor totus als A3 ebenso sinnvoll sein wie genus est totus = Ki. Gerade das letzte Beispiel sabotiert ja aufs schönste alle Versuche, den Einzelvers zuvörderst syntaktisch zu vermessen: Ki von v. 212 ist Prädi¬ katsteil zu K1/K2 in v. 213. Nicht wahr: humanum genus est (dann Zio! oder Zio-14, da A-Grenze vor -que üblich) wäre kaum selbständiger als humanum oder genus est allein. Dennoch zählen Hexameter wie (c) arcebat longe Latio, multosque per annos . . . (Verg.Aen. 1,31) bei Drexler [1967] 104 zu den ,Versen ohne Semiquinaria' (angeblich ,überwiegt' Z14), hinge¬ gen in (d)

vi

superum, saevae memorem Iunonis ob iram (Verg.Aen. 1,4)

soll - aus syntaktischen Gründen - Z6 stärker sein als Z14. Kein Wunder, Zio auch in (e) victrix causa deis placuit, sed victa Catoni (Luc. 1,128) geleugnet zu finden (ebd.): der Vers habe Z14 ,mit Wortschluß nach der 3. Hebung'! Dabei ist placuit genau das Stück ( = Ki), das gleichermaßen zu K\ und A3 gehört. Das Exempel erschiene bei uns in 1.4.3.2 (Dreigliederung). An der unmetrischen A-Bestimmung stört weniger die Fortdauer von A-Stufen (Relikt der Annahme von Haupt- und Neben-Z) als die Reduktion des Satzhorizonts auf den Einzelvers (vgl. oben zu [b]), die allein bei Monosticha wie (e) statthaft wäre. Die selbstverständlich notwendige Obacht auf syntaktische Gruppen führt ein den Einzelvers übergreifendes Prin¬ zip ein, denn der Satz umfaßt normalerweise eine Vers gruppe.

1

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

28

Eine scheinbar formale A-Ghederung mag insoweit ,Sinnfugen ignorieren, übrigens im Einklang mit Metriken anderer Disziplinen (1.4.1), sie hält aber den Einzelvers offen zu Versgruppe = Satz und erlaubt - auf dem Hintergrund des metrischen Regelwerks -, ein Ma¬ ximum syntaktischer Abwandlungen zu veranschlagen. Metrische Vierteilung als solche findet man auch von Nougaret [1963]

33-35

gutgeheißen;

es sind seine coupes triples a und b, deren Unhaltbarkeit hauptsächlich daher rührt, daß er Stücke wie iubent oder mare in den Rang von K erhebt. 1.4.3.2 Dreigliederung (Ah-3 bzw. A= 3) Hexameter mit zwei Z, also dreigegliederte, gibt es am meisten, bei Vergil und Lukan sind es im Schnitt 57%. Allein die Sequenz Zio-14 macht fast 30% aus. Wenn das stimmt, werden dann die Verfechter einer main central caesura nicht doch wie¬ der nach ,Hilfs-Z‘ Ausschau halten, während die Anhänger der Gleichung Z= Sinnpause die Mittel-Z abzuhalftern gezwungen sind? A= 3 war auch früher nicht befremdlich, wenngleich die Z-Hypothesen von Willkür schwer freikamen. Nougarets Abschnitt über coupes doubles ([1963] 31-33) verdient allerdings Tadel; er baut Sequenzen wie Z11-14, Z7-14, Z6-11, anhangsweise bequemt er sich auch zu Z6-14, favorisiert also in hohem Maße trochäische A-Fugen. Man bemerke, daß er samt und sonders Zio unterschlägt, ohne Rechenschaft über die Kriterien: eindeutiger Verstoß gegen den statistischen Befund zu Zio. Dabei will Nougaret gewiß nicht wie Drexler einzig die ,Interpretation“ entscheiden lassen, also das metrische Regelwerk als Ermöglichung poetischer Information außer Kraft setzen. Als Varianten für A= 3 werden die folgenden vereinbart: 1) Z6-10

uu

| uu

| uu

CJU

uu

X

Beispiel (f): nos patriae fines et dulcia linquimus arva (Verg.buc.1,4) 2) Zio-14

uu

uu

| uu

| uu

uu

X

Beispiel (g): aut tempestivam silvis evertere pinum (Verg.georg.1,256) 3) Z6-14

uu

| uu

uu

| uU

uu—X

Beispiel (h): horrendas canit ambages antroque remugit (Verg.Aen.6,99). Nougaret [1963] 40 führt den Typ 3 als coupe rare, weil er an Ä2 = ein Wort denkt {canit — K). Norden [1916] 429 band dagegen Z14 als die eine ,Neben‘-Z an Z6 als die andere, und zwar mit der Bedingung WG6-8 (daraus entstand Nougarets triple b, 1.4.2). Die Häufigkei¬ ten von WG6-8 und Z6-16 klaffen aber dermaßen auseinander, daß Z6-14 Priorität haben muß (einerlei ob mit WG8 oder mit WGru; damit entfällt denn auch triple a [Nougaret [9963] 34f-])Wie schon gesagt (1.4,1), führt die linguistische Wahrscheinlichkeit für Wort¬ schluß zwischen Z6 und Z14 auf WG8 und WGVi 1. Das hat primär mit Versglie-

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

2.9

derung nichts zu tun. Aber es mußte dem Hörer oder Leser ins Ohr fallen, wenn zwischen Z6 und Z14 der gewohnte Wortschluß ausblieb und ein einziges Wort

Ki bildete. Umgekehrt: eine achtmorige Wortform als Ki (uU—uU—) stach so sehr vom üblichen w ab - und ist eben deswegen rar

daß eine solche Äz-Varian-

te Augenmerk erfordert. Nougaret [1963] 33 nennt (i)

det motus incompositos et carmina dicat (Verg.georg. 1,350),

Drexler [1967] 104 (k) naturam clandestinam caecamque adhibere (Lucr. 1,779): das ist eine in der Tat seltene Spielart von Kl bei K= 3, aber eben kein besonderer Gliede¬ rungstyp. Es gab, wie ebenfalls in 1.4.1 schon bemerkt, unterhalb von Z auch morpholo¬ gisch-syntaktisch bedingte Wortschlußwahrscheinlichkeiten, die sich in der Statistik als hö¬ here Frequenzen niederschlagen, aber nicht ,Versbau“, sondern ,Sprache“ als Bezugsebene haben. Hergehörige Sonderfälle abzuklären obliegt der Interpretation. Es können ,schwere“, d. h. sinnexponierende Wörter sein, ferner dem Autor oder allgemeinen Sprachgebrauch sonst fremde Ausdrücke, oft also doppelt emphatische (2.1 [6]). Ihr Ausnahmecharakter wächst im Laufe der Zeit: Vergils 4,2% schrumpfen bei Ovid auf 0,4%, das Stilmittel markiert schärfer. Ovid brauchte Platz für mehr Zio (2.1 [2]) und für fügsamere WT, von Vergil wissen wir, daß er Z6 und Z14 zu fördern trachtete. Ob er das wiederum tat, weil es ihm Raum für einen Anschluß an die Sprachtradition Ennius-Lukrez verschaffte, läßt sich schwer entscheiden.

1.4.3.3 Zweigliederung (K1-1 bzw. K=i) Zweigegliederte Hexameter haben entweder Zio! oder Z6! oder Z14!. K=i mit Zio! führt in dieser Gruppe mit erheblichem Vorsprung: von den 15-25% der Gliederungsform entfallen bloß 2-5% auf die ,schiefe Teilung“ durch Z6! oder Z14!. Auch diese Zahlen bestätigen, daß bestimmte Proportionen maßgebend wa¬ ren, verwundern könnte höchstens die verhältnismäßig geringe Rate von Zio! - dies allerdings nur denjenigen, der auf Zio als den entscheidenden Teilungspunkt eingeschworen ist. Die Muster:

1) Z6!

QU

Beispiel (1): 2) Zio!

üü

|öu

uu

uu

uu

X

praeterea iam pastor et armentanus omms (Lucr.6,1252); uu

| uU

uu

uu

X

Beispiel (m): vultu quo caelum tempestatesque serenat (Verg.Aen.1,255); 3) Z14!

uu

uu

uu

| uu

uu

X

Beispiel (n): armentanus Afer agit, textumque laremque (Verg.georg.3,344);

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur



(1) würde bei Norden [1916] 431-434 unter „Weibliche Hauptcaesur ohne männliche Nebencaesuren“ Platz finden; er ordnet hier Verse ein, die der klassischen Norm, WGm obli¬ gatorisch durch Z6 und Z14 zu ergänzen, zuwiderlaufen, indem sie entweder Z6 oder Z14 oder gar keine Z beigeben. Die Annahme einer Z11 — als Alternative zu Zio — ist von der griechischen Praxis beeinflußt; in Nordens ,klassischem Ausgangsbeispiel (o) non comptae mansere comae sed pectus anhelum et rabie fera corda tument maiorque videri (Verg.Aen.6,48f.), - wie man sieht, eine doppelte Z6-i4-Dreigliederung - stellt sich aber die Frage nach einer Zu gar nicht (1.4.1). Selbst (p) labitur uncta carina, volat super impetus undas (Enn.ann.380) würde unter Nr. 3 fallen, der Fortschritt bestünde nicht in regulierter Abstützung durch Z6 oder Z14, sondern darin, daß zweigeteilte Pfexameter, namentlich solche mit Z6! und Z14! geächtet werden. Deshalb gehört die berühmte Zeile (q) non quivis videt immodulata poemata iudex (Flor.a.p.263) genau hierher: Z6! (nicht Z-los, wie man oft liest; sddd) als Zeichen von immodulatum, aber eben auch nicht

WGn 1,

sondern die Alternative WG8. Daß .schiefe' Teilungen oft mit d/s-

Besonderheiten einhergehen, ersieht man aus Nordens Material a. O., das auch insofern an¬ ders subsumiert werden will. Beispiel (n) findet sich auch bei Raven [1965] 97, zusammen mit (r) et cum frigida mors anima seduxerit artus (Verg.Aen.4,385), ganz zu Recht: es gilt ebenfalls Z14!, und ob WGm oder WG% vorhergeht, ist irrelevant. Daß Ki so unstrukturiert blieb - wie Ki bei Z6! -, machte eben diese Art der Zweigliede¬ rung besonders verpönt. Raven urteilt freilich zu sehr unter dem Gesichtspunkt von zugelas¬ senen und gemiedenen .Wortschlüssen', ohne Zusammenhang mit Z oder gar K. Unsere Ein¬ schätzung von (n) und (r) ist nicht die seine, die Zio als Hauptzäsur behandelt. (Einer Um¬ sortierung bedürften demgemäß auch die Zitate ebd.96). Was Norden an Ausnahmen klassifiziert ([1916] 432-434), sind also vom Typ K=i nur Z6\ und Z14!; statt Zio! sammelt er außerdem die vermeintlichen Zn!-Belege, d. h. für uns: zäsurlose Hexameter (K—i, 1.4.3.4).

K= 2-Typen mit Z61 und Zio!, das wollte Norden in seiner Weise untermauern, fallen aus dem Rahmen - so auf der Linie Cicero-Catull-Vergil, von da an generell - und müssen deshalb interpretiert werden. Wie das zu geschehen hat, ist eine andere Frage. Antworten, statistisch abgesichert und am Einzelfall orientiert, tun sich deswegen schwer, weil wir oft nicht sagen können, ob der ,Verstoß' als verstechnische Lizenz oder als poetische Information beabsichtigt war. Und gibt es dazwischen eine scharfe Grenze? (s) et Menelaos et ipse doli fabricator Epeos (Verg.Aen.2,264) scheint .Lizenz' wie etliche Vergleichsverse mit griechischen Namen oder Wörtern (Norden [1916] 432). Die Einstufung als .griechische Technik' (Technik?) .greift' aber vielleicht zu

i.4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

3‘

wenig: der Vers ist holodaktylischer Satzschluß mit fabricator als Hapaxlegomenon aus Lukrez (3, 472: leti fabricator, bezogen auf dolor ac morbus). So steckt Gräzisierung - beiläufig oder nicht - auch in dddd, damit kreuzt sich Imitation als Schlußpointe des Katalogs (der Hersteller des equus = dolus verläßt sein Werk als letzter). Z14! muß demnach gar nicht das ausschlaggebende Stilmerkmal sein, die Poesie des Verses widerstrebt einer bloßen Z-Rubrizierung (1.4.4). Andere Fälle liegen anders, bisweilen sind sie wirklich nur Konzession bei Namen, mitunter überschneidet sich aber Imitation auch mit ,malerischer Absicht“ (eine ge¬ fährliche Kategorie: 1.1.2). Am solidesten läßt sich urteilen, wenn die erwartete zweite Z von längeren Wörtern präg¬ nanten Sinnes absorbiert wird (Norden [1916] 433!.): (t) hactenus indulsisse vacat. sin altior istis . . . (Verg.Aen.10,625), wo indulsisse (wie indulgere bei Zio! in Aen. 6, 135) K= 3 vereitelt: Überlagerung von Zio (Zio—14 ist der frequenteste Typ!) akzentuiert den Ausdruck. Noch ein Beispiel (u) cuncta prius temptata, sed immedicabile cura (Ov.met.1,190) hat Z6\; da fordert die Gattung zumindest entweder Zio oder Z14, beide Gliederungspunkte drückt jedoch ein bedeutendes“ Wort beiseite, das Paar temptata-immedicabile konstituiert den Sinn des Verses (2.1 [6]). Von daher sollten wohl auch Zeilen wie (v) anceps sustentata diu fluctusque fatigat (Verg.Aen. 10,304) als Z-verdeckende Ausdrucksemphase verstanden werden statt als (in diesem Fall) ,malende' Wiedergabe des Stockens (Norden [1916] 433, wohl auch im Blick auf

5152);

daß sustentata

ZG und Zio verdrängt, und wieder war mindestens eine davon gefordert, konnte Norden, weil er auf Zu fixiert war und ZG leichtnahm, zu wenig würdigen (1.4.2.1).

1.4.3.4 Nullgliederung (K= 1) Gänzlich ungegliederte Hexameter, die zäsurlosen, treiben die zuvor diskutierten Verständnisschwierigkeiten auf die Spitze. Zunächst ist das Material neu zu sich¬ ten: es verliert an Umfang bei Anerkennung von Z6\ und Z14! (1.4.1), andere Abstriche erzwingt der Begriff ,metrisches Wort“, hinzu kommen jetzt aber alle Verse, die früher wegen WGn 1 der Bauform K=i zuzufallen pflegten. Was fak¬ tisch übrigbleibt, läßt sich schon bei Vergil an den Fingern einer Hand abzählen, Ovid und Spätere verwerfen die Möglichkeit total (der Gesamtbestand in Rom scheint sich auf ca. 30 Hexameter zu belaufen). Man zögert daher, die Erscheinung als poetische Finesse zu bemänteln. Das Lehrbuchbeispiel (w) sparsis hastis longis campus splendet et horret (Enn.var.14) expressiv zu deuten, obwohl der archaische Epiker K= 1 am wenigsten von allen scheut, wäre offenbar abwegig. Das Beispiel mag auch sogleich ins Bewußtsein heben: die ,Menge“ Z-loser Hexameter umfaßt mehr als nur solche mit WGn 1.

j2

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

Lukrez leistet sich die hernach mißliebige Formlosigkeit schon beträchtlich sel¬ tener: (x) nunc ea quo pacto inter sese mixta qmhusque (Lucr.3,258). ,Kompositionsfuge‘ in\ter anzusetzen, empfiehlt sich nicht (anders C. Bailey in seinem Kommentar [London

1949]

1,

112, der außerdem unter sieben Belegen einen mit Z6!

aufführt; vgl. K. Müller, Gn 46 [1974] 762). Mit Vergil pendeln sich die spärlichen Ausnahmen vom Z-Postulat auf Verse mit WGn 1 ein; das Paradestück (y) spargens umida mella soporiferumque papaver (Verg.Aen.4,486) versinnbildlicht laut Norden [1916] 434 die Weichheit des Schlummers, Crusius-Rubenbauer [1963] 50 scheinen für ,Nachahmung griechischer Verse“ zu plädieren (R. G. Austin z.St.: ,Homeric type“). Um die Beschreibung zu komplettieren: si/WGrq, danach rein daktylisch

(sddd), soporifer ist Neuwort (schließlich, gälte vor -que auch WGr, schlösse der Vers mit WGn8). Verwandt ist Aen.7,711 mit oliviferaeque Mutuscae, jedoch geht dort Z6! vorher. Gegen die symbolistische Deutung spricht doch wohl einfach der Umstand, daß die Rarität mit Vergil aus dem Epos verschwindet, und auch er verschmäht wieder¬ holten Gebrauch, bei einem Stilmittel nicht recht vorstellbar. Er und sein Publi¬ kum mögen die Ausnahme als griechisch lizenziert“ gerechtfertigt haben, was in Fällen wie (x) nicht anging, augenscheinlich kam da der Z-Zwang gegen besondere Wortwahl nicht auf. Horaz lehrt die Sache nüchterner betrachten: (z) tendunt extorquere poemata: quid faciam vis? (Hor.ep.2,2,57). Der Witz des Stückchens (ssdd, si/WGr^-n, bukolische Interpunktion, WGrzz, d. h. wi am Versschluß) scheint darin zu bestehen, daß ,griechische“ Mittelzäsur vor griechischem Wort feine Kunst in Gestalt einer Lizenz vorstellt, in der Kadenz dann jedoch die roh-ar¬ chaische WGn.2 dialogisch-prosaisch das Gegengewicht abgibt; ss dort, ddhier unterstreicht u.U. diese Antithese. Der Einwand, Metrik trage zur Interpretation nichts bei, wenn man auf spätantik-naturalistische ,Ausdrucks‘-Deutung verzichtet, schlägt also nicht durch. Die Isolierung eines einzigen Dichters, ohne Rücksicht auf zeitgenössische Erwartungen“ beim Leser, die aus Parallelen von anderer Hand sowie (diachronisch) aus Entwicklungstendenzen ablesbar sind, führt leicht irre.

Wenn WGn 1, weil Zio vereitelnd, nicht ins ,Erwartungssystem“ (Porter) ge¬ hört, und Statistik wie Art der Ausnahmen sprechen deutlich genug, dann muß in

WGr6~ 11-14 WGm metrisch außer Betracht bleiben. Daß bei Z6-14 WGn 1 rela¬ tiv häufig ist, heißt eben bloß: Zio fehlt, der Vers hat K= 3. Wilkinson [1970] 118 will dagegen in fast 20% aller Hexameter ,weibliche Zäsur“ gefunden haben, davon 80%, also in 16% der Verse, werde sie von Z6 und Z14 begleitet. Das stellt, wie jetzt vielleicht klar geworden ist, die Dinge auf den Kopf. Außerdem trifft 4% als Fre¬ quenz von WGm (ohne Z6! oder Z14!) nie und nimmer zu.

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

33

1.4.4 Wiederholte K-Struktur (Kr)

Faßt man Z - mitsamt den Versgrenzen - als Ä'-Fugen auf, wird die von vielen Philologen zu Recht als unbefriedigend empfundene Isolierung einzelner wunden. Obwohl nun eine syntaktische Definition von

2 der

2 über¬

Grundlage entbehrt,

ist damit die Frage nach Sinneinheiten oder nach dem Satzzusammenhang keines¬ wegs erledigt. Unsere Behandlung von

2 als

Bestandteil von

2 folgt

trotz allem insofern noch

der Lehrbuchpraxis, als nach wie vor der Einzelvers den Ausgangspunkt bildet. Darf man aber so tun, als führe der epische Vers als metrische Einheit ein Eigenle¬ ben mit zufällig bald dieser, bald jener TGStruktur? Eine Verstheorie, die überwiegend mit Einzelversen arbeitet, also mit a priori inhaltlich unvollständigen und insofern geradezu sinnlosen Größen, wird dem Umstand, daß der Dich¬ ter in syntaktischen Einheiten schreibt und der Leser Sätze auffaßt, zu wenig gerecht. Die Halbverse in Vergib unfertig publizierter Aneis sind mit Recht als Zeichen dafür gewertet worden, daß der Epiker natürlicherweise Sätze konzipiert und versuchen muß, sie als Gruppe von Einzelversen ins Metrum zu integrieren. Wird dieser Hergang verkannt, indem man Regel und Normabweichungen nur-metrisch aus semantisch blinden, weil syntaktisch isolierten Einzelversen herleitet, wird es außerordentlich schwer, im Nachhinein den verstechnischen Befund für die Interpretation des Textes zu nutzen.

Es empfiehlt sich daher, die metrisch-sprachliche Gliederung des epischen Ver¬ ses als AT-Folge zugleich als Zweig des in der Regel mehrzeiligen Satzes in Betracht zu ziehen. In einem Satz aus z. B. drei Flexametern können einige

2

häufiger als

andere Vorkommen, die //-Struktur wechselt dann von Vers zu Vers. Die Frage ist aber, ob dies tatsächlich geschieht und, wenn ja, in welchem Ausmaß. Sofern eine bestimmte K-Struktur im folgenden Vers wiederkehrt, notieren wir Kr. Beispiele: (a) Verg.georg.4,559/66

haec super aruorum cultu pecorumque canebam 560 et super arboribus, Caesar dum magnus ad altum

fulminat Euphraten bello victorque volentis per populos dat iura viamque adfectat Olympo. illo Vergilium me tempore dulcis alebat Parthenope studiis florentem ignobilis oti, 565 carmina qui lusi pastorum audaxque luventa,

Tityre, te patulae cecini sub tegmine fagi. (b) Lukan 3,1/7

propulit ut classem velis cedentibus auster incumbens mediumque rates movere profundum,

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

34

omnis in Ionios spectabat navita fluctus; solus ab Hesperia non flexit lumina terra 5 Magnus, dum patnos portus, dum litora numquam

ad visus reditura suos tectumque cacumen nubibus et dubios cernit vanescere montes. Es erscheinen folgende Z-Reihen: (a)

versweise

satzweise

10-14

10-14/10-14/10-14/6-14

10-14

io!/6-io/io!/io-i4

10-14

in K:

6-14

10-4-10/10-4-10/10-4-10/6-8-10

10!

10-14/6-4-14/10-14/10-4-10

(C= 2)

6-10 10! 10-14 (V=8) (b)

10-14

10-14/6-14/10!

6-14

101/10-14/6-14/10-14 (C= 2)

10! 10! 10-14 6-14

10-4-10/6-8-10/10-14

10-14 (V=y)

10-14/10-4-10/6-8-10/10-4-10

(b) ist nach Ausweis der Statistik Musterfall: ein einziges Mal auf 6 Verse Kr, repetierte Zio! - oder als A'-Form: 10-14

jedoch über die Satzgrenze hinweg.

Mit C als Bezugsgröße (1.7.1) fehlt also Kr, in anderen Worten: innerhalb der Sätze wechseln die A'-Strukturen unentwegt; sobald man Vers für Vers ohne Rück¬ sicht auf die übergeordnete syntaktische Einheit vorgeht, kommt in (b) Kr in sie¬ ben Versen ein Mal vor, d. h. zu 15%. Inwieweit hier Regeln befolgt werden oder bestimmte Absichten einwirken, so daß sich Handhaben für die Interpretation ergeben, muß später entschieden werden. Die automatische Bestandsaufnahme setzt eine Bezifferung der sieben Gliederungstypen voraus, als Resultat erscheinen Ubergangshäufigkeiten der Zahlen 1-7 innerhalb und außerhalb von Sätzen; 10, 20, 30 usw. bezeichnen dann die interpunktionsfreien //-Folgen, 11, 21, 31 usw. diejenigen nach Satzschluß.

Dagegen zeigt (a) satzintern Kr= 3 (38%). Die Passage beginnt mit dreimaliger A'-Folge 10-4-10. Emphase? Ob dann noch einmal nach Satzgliedern (syntaktischen Kola) unterteilt werden sollte? In

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

j$

(a) sähe die Z-Anordnung dann folgendermaßen aus: 10-14/10+14/10-14/6-14, für den zwei¬ ten Satz: 10/6-10/+ 10/10-14. Dementsprechend würde Kr verschwinden. Das Experiment lehrt immerhin erkennen, wie geschmeidig ein Dichter vorgegebene Z-Regeln in den Satzbau einzupassen vermochte.

1.4.5 Der Versschluß

Außer Z pflegt mit gutem Grund die Regelung des Hexameterausgangs erörtert zu werden (Nougaret [1963] 41-48; Raven [1965] 99-101; Wilkinson [1970] 224-227). Die Sache scheint sich wie folgt zu verhalten: letzte Z ( = Halbfußeinschnitt) ist Z14. Daß sie mehr oder weniger erstrebt wird, führt zur Seltenheit von WGny Alternativ zu Z14 steht auch WGn6 (nicht jedoch WG16). ,Verbot' von WGn8 und WGr-22 spiegelt lediglich das Erfordernis ,Zi4 = letzter Halbfußeinschnitt'. Dann bleiben \VGr19 und WGno als regulärer Beginn des letzten Wortes, wohl¬ verstanden: des letzten ,metrischen' Wortes. Daher verschwinden in klassischer Zeit - nach Catull und Lukrez - fünfsilbige Wörter hinter WGn6. (Mit Vergil kommt für uns die Versauffassung zur Herr¬ schaft, die sich zuerst in der Schule des jungen Cicero greifen läßt.) Beispiel: frugi-

ferentes = di genuerunt, 55-Spielart ist z. B. incrementum. (Laut Cic.Att.7,2,1 war sie den vecoteqoi eigentümlich.) Das Gebot „Wähle auf jeden Fall WGn9 oder \VGr20“ garantierte die Möglichkeit, in Z14 das letzte

beginnen zu lassen. Stan¬

dard-Schlußformen wurden infolgedessen . . . ]condere gentem und . . .] conde se-

pulcro. Selbstverständlich darf das vorletzte Wort auch vor VP16 anfangen; Nougaret [1963] 47 gibt eine Liste der Varianten. Die gängigen Muster hätte W. Ott nicht noch einmal versweise auszudrucken brauchen - interessant sind nur die Ausnahmen. Metrisch gleichbedeutend mit conde sepulcro: Typ iungit ab urbe, mit condere gentem: si bona normt (z. B. Verg.Aen.I = 1,6%) und corpore qui se (Rückgang seit Vergil). Merkwür¬ dig, daß Nougaret a. O. et tribus et gens den fins normales zuschlägt, aber von Ennius bis Lukan keinen einzigen Beleg zu nennen weiß. - Daß doppeltes Monosyllabon am Versschluß weniger gemieden wird als ein einziges (Raven [1965] 101) - corpore qui se relativ öfter bezeugt als Oceano nox -, beruht auf der metrischen Gleichheit von qui se und gentem (1.2.2.2), während nox auf WGrti folgt und damit die Norm ,Zi4 letzter Halbfußeinschnitt' verletzt (Proklisis von w\ vor Versende!). Aber zugegeben: qui se konkurriert nicht ernsthaft mit gentem. Man wird daher morphologisch-syntaktische Ursachen für die geringe Frequenz dieser metrisch unanstößigen Variante annehmen müssen. Das gleiche gilt für et tribus et gens (hier ist Nougaret sozusagen systematisch im Recht, nicht statistisch). Das Gebot „Z14 letzter Gliederungspunkt ( = Halbfußeinschnitt)“ plus „Wähle WGri9 oder WGr2o“ gilt für gut und gern 98% aller Verse seit Vergil. Wilkinson [1970] 224-227 (ähnlich Raven [1965] toif., zurückhaltend schon Norden [1916] 448) verficht einen Zusam¬ menhang mit ,Wahrung des Wortakzents'; das hat nur Sinn, wenn eine entsprechende Defi¬ nition von Z anerkannt ist, bedeutet also nur eine Übertragung von ,Nicht-Z auf den Vers-

j(,

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

Schluß (siehe oben), Neues oder Spezielles zu diesem bringt die Theorie nicht. Obendrein vermag sie nicht zu erklären, weshalb WGn 5-19 derart schwach repräsentiert ist: die Ver¬ doppelung des amphibrachischen Wortbildes käme dem Prinzip ,Wortakzent1 sogar sehr ent¬ gegen, die allgemeine Frequenz pendelt aber um bescheidene 1%. Auf Grund unserer Absprachen über metrische und unmetrische Wörter reduzieren sich die irregulären Fälle bei Norden [1916] 437-441 (die folgenden Beispiele sind als Muster zu verstehen!); dextra rigat amnem wird streng-klassisch gemieden (ebd.437) nun eben, weil WGn 8 ausscheidet (trotzdem merkwürdig, daß Cicero (Aratea) nur dreimal, und nur bei Eigennamen, Capricorno hat, aber achtmal dextra rigat amnem), und hier ist dann auch argento als letztes Wort Verstoß (ebd.: „nicht sicher geklärt“), denn ob d^ oder 55 folgt, spielt hier keine Rolle, wenn auch der Versschluß durch 55 noch mehr von der Norm absticht. Umgekehrt werden wir sub caput arcti nicht unter WGn 8 subsumieren, so wenig wie sed quis Olympo (ebd. 447). Was die dann verbleibenden wirklichen Irregularitäten bedeuten, ob ,malerische Absicht“, ,aus archaischer Poesie entlehnt“ oder ,nach griechischer Technik“ ge¬ formt, vor allem: ob dies gleichartige und einander nicht überschneidende Kategorien sind, bleibe dahingestellt. Norden hat jedenfalls selbst in den feinen Unterschieden der Versschlußpraxis Entwicklung beobachtet, außerdem hat er z. B. den Typ dextra rigat amnem in den späten Äneisbüchern als Zeichen der Unfertigkeit entdeckt (ebd. 447h).

Da die Grundformen condere gentem und conde sepulcro mit ihren metrisch einwandfreien, aber gleichwohl seltenen Varianten zusammen mehr als 98% aller Hexameter seit Vergil decken, erübrigt sich für die Restgruppe - Versschlüsse ohne WGny und WGrzo, unter der Voraussetzung ,metrischer Wörter“ - eine Regelsuche. Für die Interpretation sind Ausnahmeverse hier wie sonst allerdings Signal. Wird gleich¬ wohl auch statistisch aufgeschlüsselt, kann es ja wohl kaum 26 Versendtypen (Ott [1973 b] 124) oder auch nur wie bei Catull 19 geben (Ott [1973 c] 57). Metrisch ist damit sehr wenig anzufangen (Nougaret [1963] 47 registriert denn auch fünf normale und sechs abweichende Typen [Vergil: 5 + 3, Ovid 3 + 1, Lukan 4 + 0]). Eine Unterscheidung zwischen Regel und Ausnahme müßte der Statistik vorhergehen (zu schweigen von der WGr-Definition), dann reduzieren sich die Varianten und Anomalien, so daß mithilfe der Prozentlisten historisch verglichen werden kann.

Allgemein gilt: kennen muß man die rechnerisch untermauerte Regel, Irregulari¬ täten - als zufällige oder beabsichtigte (oft zitatartige) Lizenz - merkt man dann schon, Erklärung liefert der Einzelfall, und hier bleibt uns manches rätselhaft. Wenn Lehrbücher Ausnahmen aufzählen - vernünftigerweise als ,Bestätigung der Regel“ -, ist die Gefahr falscher Verallgemeinerung nicht auszuschließen. Hier wäre erstens eine bessere statistisch-chronologische Basis zu fordern, zum andern der Verzicht auf generalisierende .Sinngebung“ von Ausnahmen. Bereits wenn sie .Typen“ heißen, entsteht ein falscher Anschein von Regularität. Ist etwa in (a) tune ille Aeneas quem Dardanio Anchisae alma Venus Phrygn genuit Simoentis ad undam? (Verg.Aen. 1,617h)

i-4 Zäsuren (Z) und metrische Kola (K)

jy

der erste Vers ein bestimmter Schluß-,Typ'? In Aen.9,647 kommt er noch einmal vor: (b)

... formam tum vertitur oris antiquum in Buten, hic Dardanio Anchisae armiger ante fuit fidusque ad limina custos,

mit anderem Vokabular nur noch Aen.7,631; 11,31. Nun ist jede nach Einzelmerkmalen aufschlüsselnde Systematik und eine an sie anknüpfende Statistik gezwungen, solche Verse mit Anomalienhäufung unter ge¬ nau so viel Rubriken als ,Ausnahme“ zu wiederholen wie Anomalien Vorkommen. In (a) und (b) sind es folgende: WGn8, Hiat an VP18, ferner 55, und zwar nach sssd. Die zwei letzten Wörter des Verses sind stets Namen oder Lehnübersetzun¬

gen, aber das ergibt keine differentia specifica. Der Individualität solcher metri¬ schen Gebilde kommt eine Statistik, die einzelne Merkmale isoliert, nicht bei. Man kann sehr wohl, um derartige Ausnahmenester zu sammeln, die Frage einprogram¬ mieren: „Welche Hexameter enthalten eine wie große Häufung von Charakteristika, die für sich genommen als Minima ausgewiesen sind?“ Die Antwort fällt dann zwangsläufig textnah aus, Philologie schließt sich an. Ohne diese Zuspitzung fehlt der metrischen Statistik das wissenschaftliche Ziel. Nicht minder schädlich ist aber eine unstatistisch dilettierende Versdeutung (über Expres¬ sivität“ allgemein: Wilkinson [1970] 46-88). Der Gesichtspunkt ist uns bereits in 1.1.2 (d/sGehalt) begegnet, bezüglich WGnj in 1.3.2 und 1.4.1 (statistische Gründe gegen die Annah¬ me von Z15). Pöschl [1964] 133: der Vers (c) stant et tuniperi et castaneae hirsutae (Verg.buc.7,53) habe im ganzen Vergil keine Parallele. Die Sonderfälle (a) und (b) stehen aber recht nahe, jedoch werden sie in (c) noch überboten: Hiat liegt auch noch bei Zio. Selbst dafür gibt es entgegen Pöschls Behauptung Parallelen, wenn auch nur zwei: (d) Nereidum matri et Neptuno Aegaeo (Verg.Aen.3,74 = Ciris 474), (e) Glaucö et Pänöpeae et Inoo Melicerti (Verg.georg.1,437). Zu (e) kennen wir zufällig die genaue griechische Vorlage (vgl. Richter z. St.). Als „Über¬ setzung eines griechischen Verses“ registriert bei Crusius-Rubenbauer [1963] 19, aber bloß unter ,Hiat‘ gebucht, und zwar als ,singulär“. Nougaret [1963] 52 erkennt auf simple hellenisme, da Expressivität hier nicht sticht, er scheint auch an so etwas wie einen Typ zu denken. Den Partheniosvers (bei Gell.13,27,1) beachtet er so wenig wie Raven [1965] 28. (e) ist also wirklich ,singulär“ - der Satz klingt aber noch viel zu statistisch, in Wirklichkeit gehören solche Hexameter nicht ins Lehrbuch, sondern in einen Katalog, und zwar in einen vollstän¬ digen, von Ausnahmeversen. Deshalb darf (e) mit (d) zusammenstehen. Auf statistisch genügender Grundlage - und das bedeutet hier: ein winziges Repertoire von hochexzeptionellen Versen - hätte sich Pöschls abwegige Interpretation von (c) (Skutsch [1965] 168) vielleicht verhindern lassen. Daß castaneae Lehnwort und WGn 8 gräzisierender

4

Zetemata 71, Thraede

jg

j Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

Versschluß ist, hätte einer römisch-expressiven Deutung bereits ein wenig Abbruch tun kön¬ nen, eine annähernd zutreffende Einstufung gewähren (d) und (e). Was für (e) feststeht, nämlich kompletter Lehnvers zu sein, läßt sich für (d) nur vermuten. Aber auch so kommt man - und jetzt dürfen (a) und (b) mitzählen — zur Diagnose griechischer Manier . Legitima¬ tion der Ausnahme: griechische Ausdrücke (Namen, Bezeichnungen), wenn nicht sogar Zitat (1-4-3)-

So stellt sich (f) fonte Medusaeo et Hyantea Agamppe (Ov.met.5,312) in eine mit der Zeit sehr schmal gewordene Sondertradition. (s^/WGn?, in Ovids Metamorphosen nur noch 1,117.193; 2,247; 3,184; 4,535; 8,315; 11,93; I2>53^; 15,350.) Ein ,Nest“ griechischer Namen wie Verg.georg.4,333/47 mit Reihen wie (g) Drymoque Xanthoque Ligeaque Phyllodoceque (Verg.georg.4,336) - .mechanisch“ betrachtet K= 1, also Z-los, faktisch aber mit Z6-10 - kann noch einmal einschärfen: je ausgefallener ein Versschluß, desto spezieller die Erklärung, und: in solchen Sonderfällen stets den ganzen Vers untersuchen! Die oben behandelten Versschlußregeln, es sind wenige, lassen sich einfach erklären, erst recht, wenn man ,Entwicklung“ zu Hilfe nimmt. Das Kapitel wurde allein deswegen so um¬ fangreich, weil irrige Systematisierungen zu beanstanden waren, zugleich ein willkommener Anlaß, Statistik - oder Schein-Statistik - so zu berichtigen, daß Interpretation in Sicht kommt. Im Bann der Iktus-Akzent-Theorie hat eine Gewichtung des Hexameterausgangs um sich gegriffen, die mit Phonologie eine Menge zu tun hat, kaum jedoch mit den Grundregeln der hexametrischen Poesie (vgl. 1.4.1 am Schluß). Bezeichnend ist, daß Wilkinson [1940] 34-37 auf Z ganze zehn Zeilen verwendet (plus vier Beispielverse), auf ,Endings“ etwa drei Seiten, obwohl er ebd.36f. einräumen muß, besagte Hypothese erkläre die Versschlußpraxis nur teilweise. Auf eine Theorie, die „explains practically all the other phaenomena“ (ebd. 37), möchte er nicht verzichten. Abgesehen von allem andern (s. die kritischen Bemerkungen zu Beginn dieses Kapitels): es müßte erst einmal zu¬ verlässig vereinbart werden, wo ,Versschluß“ beginnt. Wir haben ausdrücklich versucht, Z14 bzw. K im Spiel zu lassen, ohne allerdings die Erklärungsmöglichkeiten auszuschöpfen. (Bei¬ spiel: WGn6-24 wie in frugiferentes geht, so bei Catull, mit Aversion gegen Z14 zusam¬ men.) Wenn es stimmt, daß nach (potentieller) Z14 im klassischen Vers nicht mehr und nicht weniger als noch ein Mal WGr vorgesehen war, in Einklang auch mit gemeinsprachlichem w, dann mutet es willkürlich an, den Begriff Versschluß auf die letzten zwei Metra einzuschrän¬ ken, zumal da diese Begrenzung keineswegs durchgehalten wird (Wilkinson [1940] 36 oben), ein Hinundher, das wider Willen die Orientierung an Z14 befürwortet.

i-S Synalöphe (E)

59

1.5 Synalöphe (£) 1.5.1 Allgemeines Vokalischer Wortauslaut (einschließlich Vokal + m) wird mit folgendem Anfangs¬ vokal

verschliffen

[im Wort heißt diese Erscheinung Synizese, also deinde

— tea(2i)]. Metrisch zählen beide Silben als eine, ihre Quantität ist die des zweiten Vokals. Gelesen wurde wohl so, daß keiner der Laute ganz verschwand (wie sich das anhörte, müssen wir raten), der Begriff Synalöphe trifft deswegen besser als der früher gebräuchliche Ausdruck ,Elision“ (Nilsson [1952] 5). Um Verwechslun¬ gen vorzubeugen, wählen wir für die Synalöphe gleichwohl das Sigel E. Auch E wird mit WGr-Ziffer indiziert: £10 bedeutet ,Synalöphe an VP10'. E gibt es in unserer Analyse an insgesamt 16 Stellen. Bei E an der Halbfußgren¬ ze bleibt unberücksichtigt, ob das Metron daktylisch ist oder nicht, wir unterschei¬ den also nicht (wie W. Ott) zwischen se signari oculis und diripuere aras (Verg. Aen.12,3.283). Ist das zweite Element ein einsilbiges Strukturwort (z.B. et, ab) oder das erste enklitisch {-que, -ve), sprechen wir von ,leichter“, in allen anderen Fällen von ,schwerer“ Synalöphe. Falls unbedingt gewünscht, kann eine nach w der ersten und zweiten Stelle von E sortierte Liste den Anteil ,leichter“ E nachweisen. Die ganze Erscheinung gehört aber allenfalls sekundär zum Regelwerk. Statistiker tun hier leicht des Guten zu viel; so vermittelt W. Otts einschlägiger Abschnitt schon auf Grund des stattlichen Umfangs (£-Plätze, in E stehende Wortformen [leider ohne Frequenzangaben]) den Eindruck, es handle sich hier um ein bevorzugtes Stilmittel (der an sich überflüssige Ausdruck von £-Versen, geordnet nach VP, nützt zumindest bei geringen Frequenzen). Dem steht die Tatsache entgegen, daß £ im Laufe der Zeit - insbesondere seit Ovid - beträchtlich Boden verlor, doch wohl weil sie als Beeinträchtigung empfunden wurde. Muß man annehmen, Vergil, dessen £-Häufigkeiten von buc. bis Aen. allerdings anwachsen, habe darin anders geurteilt? Eine Liste der in £ stehenden Wörter zeigt übrigens nichts für £ Spezifisches, so wenig wie z. B. bestimmte ,gemiedene £-Stellen“. Am wenigsten problematisch war die Reichte“ £, da sie die Verständlichkeit nur geringfü¬ gig gefährdete. Stand ein Monosyllabon voran, drohte die Redundanz verloren zu gehen, die Wahrnehmung des Wortes war verdunkelt. Kein Wunder, daß hier die meisten Sanktionen galten (Nilsson [1952] 21-23 mit Lit.). Zu den £-Plätzen: die normalen WGr bedingen natürlich auch die üblichen £-0rte, eine gemiedene WGr ist auch seltene £-Stelle, z.B. £18 (vgl. Norden [1916] 119 mit Aen.6,11) oder £15 (Norden a. O. 454!.). Andere Positionen von £ fielen deswegen aus, weil sie Verstöße gegen WGr-Regelungen zur Folge gehabt hätten. Ott [1972] hat sich viel Mühe gemacht nachzuweisen, daß £16 verpönt gewesen sei; im Fall ,leichter“ £, mit Einsilber an 2. Stelle, wäre aber WGriS entstanden, nur bestimmte WT kamen also in Betracht. Es scheint demnach, als gehe die Frage nach dem WT an 1. Stelle - bei Ott die anapästischen Wörter - an der Ursache vorbei (spondeische sind hier meist häufiger, aber das dürfte mit 54/^4 Zusammenhängen). Daß obendrein der Versschluß, das Stück nach WGn^, von £ gern freigehalten wurde (Spärlichkeit z.B. von £19 und £20),

4o

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

zeigt ebenfalls: E galt eher als Lizenz denn als Erfordernis oder regulärer Bestandteil der Verstechnik.

/•■-spezifische, von Normen der Versgliederung unabhängige Gesetzlichkeiten anzunehmen haben wir keinen Anlaß. Wie die historische Statistik zeigt, läßt sich in der Behandlung von E, abgesehen von klarer, seit langem bekannter Reduktion, die sich auch auf die Satire erstreckt, Punkt für Punkt Abhängigkeit von jeweils herrschenden primären Stilmerkmalen nachweisen. Die Statistik muß daher, um die tatsächlichen Bedingungen und historischen Tendenzen herauszufinden, auf jeden Fall VP als Bezugspunkt gleichzeitig für E und WGr ansetzen und E zu WGr für alle VP rechnerisch in Relation bringen (2.2 [10]; 2.3 [18], [19]). Ein anderer wichtiger Aspekt ist das Verhältnis zu S im Vers: holodaktylische Hexameter haben, soweit die bisherigen Untersuchungen einen Rückschluß erlauben, am wenigsten E, mit s klettert E (das muß wieder mit Wortwahl zu tun haben). Schließlich: überaus selten wird E über schwere Interpunktion hinweg. Aversion gegen Verdunkelung des Satzschlusses durch E - nach Vergil so gut wie ausgestorben - war also ungleich größer als die gegen E zwischen metrischen Kola. Was folgt daraus für das Ver¬ ständnis von E? Wie zwischen E und d-Gehalt gibt es jedenfalls auch zwischen E und Satz¬ schluß Dependenzen, die beachtet werden wollen.

Eine Reihe von Tests (2.3 [18], [19]) hat den Zusammenhang zwischen E und VP klargestellt, so daß - unbeschadet der Bedeutung von E (das ist die Summe aller ^-Frequenzen, geteilt durch die Anzahl der möglichen E-VP, nämlich 16, vgl. 2.1) - es notwendig wird, Untergruppen zu bilden. Zu den wichtigen gehört ,E in Z\ das ist die Summe E6 + E10+ £14. Wir kürzen sie mit Ez ab. Restmenge ist dann E-Ez; beide Teilgruppen in Beziehung zu setzen scheint konkrete Er¬ gebnisse zu versprechen (2.3 [19]). Leitender Gesichtspunkt ist dabei, wie man sieht, die WGr-Abhängigkeit von E, ein Grundsatz, der auch innerhalb der Rubrik E-Ez, sofern sie nicht in Distinktion zu Ez steht, zu unterteilen zwingt. (Beispiele oben.)

1.5.2 E-Häufung

Vorweg ein Anwendungsbeispiel: (a) promisi ultorem et verbis odia aspera movi (Verg.Aen.2,96). Der Vers hat £4, ES und E16; E8 ist,leichte E (es gilt Zio—14; sssd). Man erkennt, wie ES, da Monosyllabon an 2. Stelle, Zio nicht nur nicht bedroht, sondern sogar ermöglicht. £8 in dieser Form darf also häufig sein. £4, wenn mit wi an 2. Stelle, führt zu Z6; da diese Z6 aber zugleich die entbehrlichste war, schadeten auch längere Wörter nichts. £4 hat bei Lukrez, Vergil und Ovid daher die höchste Frequenz. £16 schließlich paßte nur in Fällen wie (a): z.B. odia et hätte WGn 8 hergestellt, damit die übliche Kadenz zerstört (Beispiel: Verg.

/./ Synalöphe (E)

4i

Aen.4,420). Zulässig an 2. Stelle war hier also nur «>3(211) oder «>2(21), d.h. aber: .schwere“ E (Norden [1916] 455; Williams zu Aen.5,655; Austin zu 4,420).

Nun ist (a) auch abgesehen von E16 alles andere als gewöhnlich. Drei E in einem Vers, davon zwei schwere, verändern den Eindruck schon recht erheblich. Wenn man weiß, daß die Aneis in rund jedem zweiten Hexameter E hat (Ovid nur in etwa jedem sechsten) und daran leichte E hoch beteiligt ist, kommt Versen wie (a) keine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit zu. Wir nennen das Phänomen E-Häufung, definiert als ,zwei und mehr schwere E je Vers“. Statistische Untersuchungen, auch wo sie sich auf die an £ beteiligten Wörter erstrecken, hängen in der Luft, wenn sie £-Häufung ausklammern (Nilsson [1952] 10f.); nötig ist die Frequenzermittlung, möglichst gestaffelt nach dem Grad der £-Häufung, und ein .Ausdruck“ der fraglichen Hexameter.

E kann noch massierter auftreten als in (a): (b) monstrum borrendum, informe, ingens, cuilumen ademptum (Verg. Aen. 3,658), (c) certatimque omnes uno ore ,arma, arma‘ loquuntur (Ov. met. 12,241). Parallelen zur £-Häufung in (b): Norden [1916] 189. K= 4, die ersten drei K mit durch £ verwischten Grenzen: £2 +£6+£10, nur Z14 ist £-frei; in (c) gilt ebenfalls K= 4 (Z6 vor -que, Zio-14), insgesamt: £7-12-14-16. Beide Zitate sind so recht dazu angetan, £ Sinn zu geben: in (b) würde das grenzenlos schreckliche Ungetüm symbolisiert (Polyphem), in (c) das sich überschlagende Rufen der Menge ( + ssss, bei Ovid 1-2%). Nun sind das gewiß versus enormes et aliquid supra mensuram trahentes (Seneca bei Gell.12,1 tadelt diese Antiquität an Vergil; s. Norden [1916] 189 zu Aen.6,186, wo nun freilich £=15 nicht überschritten wird).

Bei aller Skepsis gegen Vermutungen über ,Versmalerei“ darf man feststellen: Hexameter mit £-Häufung wie (b) und (c) müssen vom zeitgenössischen Leser als abweichend empfunden worden sein, als ,sinnträchtig“ vielleicht insofern, als sie einen beliebigen, aber je nach Kontext wichtigen Inhalt signalisierten. Sind sie also ein Kunstmittel? (d) o socii (neque enim ignari sumus ante malorum) (Verg.Aen. 1,198). Wenn man hier die zwei aufeinanderfolgenden £ als atemlos wirkend hat verstehen kön¬ nen (Wlosok [1967] 22; aber überrascht nicht gerade £7?), wenn andere gerade in der Abwe¬ senheit von £ das Besondere von Versen gesehen haben (Büchner [1961] 300 zu Verg. georg.4,51/66: Hexameter, in denen die Reinheit des Frühlingshimmels zum Ausdruck kommt, haben keine £), dann offenbart das einen ärgerlichen Ermessensspielraum. Er liegt einmal in der Relation Synalöphe-Inhalt: wenn £ auffiel, fiel auch der in Vers oder Satz ausgesprochene .Inhalt“ auf; wer diesen heute darstellt, projiziert ihn bloß in £, er bringt damit nichts Neues hinzu. Man kann sich leicht ausrechnen, daß es zu den £ eines Textes so viele Deutungen gibt wie der Text .Inhalte“ hat (vgl. 1,1,3), Zweitens: wo liegt genau die Grenze zwischen Nicht-£, £ und £-Häufung? Reichen zwei aufeinanderfolgende £ als Sig¬ nal, sind sie es weniger als in (b) und (c)? Welche Rolle spielt dabei der VFi

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

4-2

Drittens: ist nun E Ausnahme und symbolisiert deswegen Inhalte - oder ist E der Normal¬ fall, so daß der Leser aufmerkt, wenn sie ausbleibt - und nach der ,Bedeutung fragt (die natürlich wiederum nur die des betreffenden Textes sein kann) - oder gibt E Zusatzinforma¬ tion gleich der behaupteten ,Atemlosigkeit“ in Aen. 1,198? Das scheinen zwei grundsätzlich konträre Standpunkte. Nun taugt (d) zur Demonstration weniger als etwa (a) bis (c), und Büchner scheint bloß darin rechtzuhaben, daß er E als Vitandum auffaßt, denn die £-Frequenz in georg.4,51/66 liegt nur wenig unter dem Durchschnitt dieses Werks. Und wie wäre dann wohl z.B. Aen. 1,65/80 zu beurteilen, eine Partie mit überhaupt nur viermal E (alles leichte, einmal £18 ~ Ennius)? Das andere Extrem fände man in Aen.7,37/44 (Musenanruf) mit £ in 90% der Verse. ,Inhaltlich“ zu deuten führt zu willkürlichen bis unsinnigen Ergebnissen. Davor schüt¬ zen könnte die Frage nach den am Ende von

i.j.i

genannten Korrelationen.

Vielleicht mahnt ein wenig zur Nüchternheit auch (e) nullane habes vitia? immo alia et fortasse minora (Hor.s. 1,3,20). Zwei schwere und zwei leichte £, dazu eine der schweren über Satzschluß in Zio hinweg (es bleibt Z6-14). Man möchte meinen: ein versus vitiosus spiegelt das Stichwort vitia. Ähn¬ lich 20 Verse später: (f) illuc praevertamur, amatorem quod amicae turpia decipiunt caecum vitia aut etiam ipsa haec delectant . . . (Flor. s. 1, 3, 38/40). Schon v. 38 strotzt von ,Fehlern“: keine Z, Fugen sind nur WGr$ (bei si), WGn 1 und WGn8; dafür hat v. 39 wenigstens Zio-14, die drei £ konzentrieren sich auf das Versende und bringen seine Regelform ,häßlich“ zu Fall: £16 bewirkt WGn8, kein Wort bleibt mehr ganz. Stilkontrast innerhalb ein und desselben Satirenverses (1.4.3-4[z]). Anderwärts macht Horaz durch £-Häufung insanitas sinnfällig. Nilsson [1952] 11 gibt die Stellen, ebd. 201 die Frequenzliste. So frei charakterisierend mit metrischen Fehlern hantieren durfte nur die Musa pedestris, ohne die festen Regeln im Hintergrund hätte es allerdings nicht gewirkt (ein Ge¬ sichtspunkt, den Nilsson, indem er zwischen freier und strenger Metrik bei Horaz selbst unterschied, außerachtgelassen zu haben scheint).

Die Frage, ob das Epos in klassischer Zeit ähnlich verfahren sei, ob und wo seine Dichter Regelverstöße in Kauf genommen haben, um ,Inhalt‘ herzuzeigen, und dabei Expressivität primär durch E erstrebt war, muß einstweilen noch offen bleiben. Die Norm hieß zweifellos: „Möglichst wenig

Anomalien konnten auf

archaische Poesie zurückweisen, erstens als solche, zweitens als Folge ,alter“ Wör¬ ter oder Wortfolgen (nicht immer zu kontrollieren). Ausnahmsweise £-Häufung mochte auch durch besondere Inhalte gerechtfertigt sein, jedenfalls bis zur frühen Kaiserzeit. Daraus folgt aber gerade nicht, daß wir mit E als mit einem normalen Ausdrucksmittel arbeiten dürften.

i.6 Wortwahl

43

1.6 Wortwahl 1.6.1 Textmengen (W) und Index (I)

Messen wir einen Text nach Wörtern und nennen die Textmenge W, ist W die Anzahl aller seiner von graphischen Leerstellen begrenzten Buchstabenfolgen (Wortformen, Indeklinabilia; sog. ,materialer Wortschatz“). Denken wir uns die in einem Text vorkommenden Wörter in eine alphabetische Liste umgeschrieben, so ist die Anzahl der Indexeinheiten I bei hinreichend großer Textmenge kleiner als W, weil etliche Wörter oder Wortformen mehrmals auftauchen. Ein solcher Index ist in der Regel das Rohmaterial für ein Lexikon, erlaubt aber auch, wenn I rück¬ läufig sortiert wird, z.B. morphologische Untersuchungen. Im römischen Epos gibt das Grundmaß V= 6 W provisorisch grobe Zahlen für W. Etwa Verg.Aen.I hat ^=4.536 bei V= 756. Und da die Aneis im ganzen einen Buchlängendurch¬ schnitt von ^=825 aufweist (2.i[i]), beträgt die durchschnittliche Textmenge ihrer Bücher 825 ■6 = 4.950 W. Das ist eine recht vage Größe, man braucht sie aber, wenn epische Poesie sprachstatistisch mit anderen Textsorten kompatibel sein soll; z.B. lyrische Maße haben we¬ niger W je Vers, da wäre V als Bezugsebene irreführend. (Und Prosaliteratur hat V sowieso nicht.) Wenn Livius in der ersten Pentade 88.400 W verwendet, so ist das fast genau die Hälfte mehr als der Wortbestand der Äneis. Da sich bestimmte sprachliche Daten funktional zur Textlänge verhalten (Müller [1972] 188 f.) - zu ihnen gehört das Vokabular L (1.6.3) ~> *st es unerläßlich, die Texte in W ver¬ gleichbar zu halten. I bedeutet normalerweise eine Wortliste mit Angabe der Belegstelle; eine Konkordanz, wenn nach Wortformen disponiert, gibt außerdem den Kontext der einzelnen I. Beispiel eines maschinell gefertigten rückläufigen Wortindex: Ott [1974 b]. Morphologische Untersuchungen: beieinander stünden z. B. Adverbien auf -tim oder die meisten Imperfektformen. Enklitika faßt man durchweg überhaupt nur so, falls nicht in mü¬ hevoller Präedition -que, -ve, -cum usw. als eigene I ausgewiesen sind. Sie bleiben Sorgen¬ kinder: in uterque und quöque steckt ein anderes -que als in nosque. Bloße alphabetische Rückläufigkeit hat einen gewissen Wert, wenn wie bei Ott der VP dabeisteht. Schließlich: den Begriff .Index“ haben wir hier, wie angedeutet, ad hoc verwendet; ,Liste“ kann alles Mögliche sein (vgl. Index nominum et rer um), statt der Wortformen kann er ge¬ nausogut lexikalische Einheiten enthalten, mit Wortformen und Belegstellen im sog. Infor¬ mationsteil. Aber maschinell hervorgebrachte Indices kommen selten über die hier beschrie¬ bene Art hinaus (Dietrich-Klein [1974] 34f.); vgl. auch: J. Stindlovä, Quelques mots sur la lemmatisation, RevEtLangOrd 1970, 2, 69-89.

1.6.2 Lexeme (L) und Wortschatzanalyse Soll der bloße Wortformenindex I in ein Lexikon umgewandelt werden - der Vor¬ gang heißt ,Lemmatisierung“ -, kostet das einen ungeheueren Arbeitsaufwand. Wo man sich die Mühe macht, schon bei der Texteingabe jede einzelne Wortform

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

44

(— alle I) mit morphologischen, syntaktischen und semantischen Zusatzdaten zu versehen, hat man am Schluß leichtes Spiel, allerdings um den Preis zeitraubender Präkodierung. Einfachste Form ist die halbmaschinelle Herstellung: aus vorliegendem / werden alle Lexi¬ konwörter herausgezogen, abgelocht und hinterher den - manuell zusammengefaßten - IKarten, die zu einer Vokabel gehören, vorangestellt. Das ideale, wenn auch schwierigste Verfahren ist eine maschinelle Lemmatisierung. Zusammenfassend: V. Scheuermann in: Arnold-Sinemus (hg.) [1974] 469-475. Statt des einfachen Wortindex entsteht so eine Liste aller verwendeten Vokabeln L eines Textes (Lemmata, Lexikoneinheiten). L bezeichnet also den ,diktionären‘ Wortschatz, die Anzahl der vorkommenden Lexeme. Sie liegt mehr oder weniger unter dem Umfang von /und W: KKW. Müller [1972] 161.164: Wort=Texteinheit (Okkurrenz von Z), Vokabel = lexikalische Ein¬ heit (unser L), Lexem=Vokabel abgesehen von ihrer Okkurrenz (entsprechend unterscheidet man zwischen Vokabular und Lexik; dahinter steht die Distinktion parole-langue - für unse¬ re Zwecke nicht notwendig).

Die alphabetische Liste von L kann je nach Ausbau der Zusatzdaten verschie¬ dentlich segmentiert (übersortiert) werden. Metrische Angaben (WT, VP) liefert die Versanalyse sowieso. Wenn außerdem jedes L eine Wortartenziffer trägt, kann das Lexikon - und können lexikalische Untersuchungen - nach Wortklassen ange¬ legt werden. Sonderfall einer Sortierung nach Bedeutungsfeldern - hier z.B. die Summe aller Farbwörter - sind Synonymenlisten, etwa ein Verzeichnis aller Ausdrücke für ,Meer‘, ,Kampf* und .Kämpfen' oder ,Tod‘ und .Sterben“. Solche Teilwörterbücher können, statistisch oder geschichtlich ausgewertet, z.B. poetische Diktion erläu¬ tern helfen. Weber, C., The Diction of Death in Latin Epic, Agon 3 (1969) 45-68 (hauptsächlich Vergil); Twombly, N.J., Synonymie et versification, REL 13(1935) 77-85 (nur .glauben, mei¬ nen“). - Allgemein: Marouzeau [1921]; Kroll [1924] 263-266; Reuschel [1935] 7-33; Axelson [I945l- Sprachwissenschaftlich: u. a. Lyons [1971] 453-463; Gauger [1972].

Eine bedeutungsneutrale Aufschlüsselung des Wortschatzes - ähnlich der nach Wortklassen - liefern a) Haufigkeitshsten vonZ., auf denen alle Z in der Folge ihrer Frequenzen ange¬ ordnet werden, am einen Ende steht ZI5 das sind alle nur ein Mal vorkommenden Lexeme eines Werkes oder Autors, am andern Lmax, das Z mit den meisten Okkurrenzen. b) Daten zum Verhältnis L: W: wie viele Vokabeln hat ein Text? Die Relation zwischen der Anzahl von L und dem Umfang eines Textes (W) kann je nach Autor oder Gattung verschieden ausfallen, stets aber richtet sie sich nach der Menge von W (1.6.1).

1.6 Wortwahl

45

Gegeben sei ein Abschnitt von 30 Hexametern (V); wir rechnen auf M/um (1.6.1) und erhalten W=i8o. L betrage 127, I, 38. Dann ist (a) L,:L = 29,9% (oder 0,3), (b) L.W — 70,6% (oder 0,71). Nur um die Gesetzmäßigkeit zu zeigen, erhöhen wir auf V=6o, das entspricht 1^=360; jetzt darf man mit ungefähr 0,68 für L: Wrechnen (2.4(1], [2]). Diese Fragestellungen gehören zum Arbeitsgebiet Lexikostatistik und sind nur ein zweck¬ gebundener bescheidener Ausschnitt. Was in der gelehrten Diskussion unter dem Titel Stati¬ stische Struktur von Texten' verhandelt wird, liegt für uns am Rande. Zum ganzen Komplex bietet jetzt eine lehrreiche weiterführende Bestandsaufnahme J. Untermann, Zur semanti¬ schen Organisation des lateinischen Wortschatzes, Gymn 84 (1977) 313—339.

1.6.J Wortschatz, Metrum und VP

Sprachliche mit metrischer Statistik zu koppeln war und bleibt Hauptziel unseres regensburger Programms. Im Epos hat die Gattungstradition Regeln erzeugt, die, nicht zuletzt unter dem Einfluß des Metrums, kunstsprachliche Einschränkungen der parole zur Folge hatten. Das Ineinander metrischer und sprachlicher Struktur ist weitgehend determiniert (1.3), was die Reichweite des Begriffs ,Sprachstatistik‘ - sie ist empirisch und deskriptiv - ziemlich verkürzt. Als Materialsammlung immer noch nützlich: Köne [1840]; sodann u. a. Kroll [1924] 247-279; Leumann [1947]; Axelson [1945]. Regeln des Hexameters - allerdings nur hinsicht¬ lich des Wahlzwangs d/s - als Einschränkung von .Information': Lüdtke [1969], der treffend mit der beträchtlich geringeren ,Redundanz' des älteren Saturniers vergleicht. Zur histori¬ schen Frage: Waszink [1972].

Mindestens so sehr wie durch die in 1.1 geschilderten Bedingungen reduziert sich der sprachliche Spielraum im Hexameter durch Z- und WGr-Konventionen. Die verschiedene Verwendbarkeit von WT je VP (1.3.2) beeinflußt in geringerem Maße auch die Affinität von L zu einzelnen VP. Es bietet sich daher an, L: Wauch für VP zu berechnen (oder auch für längere wohldefinierte Abschnitte des Verses). Man denke sich alle W, die in einem gegebenen epischen Text an VP6 Vorkommen, als alphabetische Liste. Aus dieser greifen wir die Teilmenge der mit WGi begin¬ nenden Wheraus; das gibt wieder zwei Gruppen: die mit di und die mit si, das sind die WT 203(112) bzw. 202(22). Der VTMndex, möglichst in lemmatisierter Form mit Frequenzangaben, erlaubt jetzt die Berechnung von L: W. Für Catulls c. 64 gibt Ott [1973a] 63 ein Wörterverzeichnis zu den genannten VP bzw. WT, leider ohne lexikalische Sortierung und statistische Hilfen. Rechnen wir auf eigene Faust, dann ist WT 203(112) mit W=2.% vertreten, darin stecken aber nur 21 Vokabeln; L: Wbeträgt daher 0,75. Bei 202(22) dasselbe Ergebnis: 24:32 = 0,75. Dagegen 204(2112) und 203(222) - chorjambische und molossische Wortformen am Verskopf (VP6) - zeigen hier mit W= 34 und L= 31 bzw. ^=38 und L= 35 für L:W0,91 bzw. 0,92. Verg.Aen.I (Ott [1973b] io6f.) weicht hier merklich ab: an VP6 hat er für L:W bei 203(112) 0,83 (gegen Catull 0,75), bei 202(22) 0,87 (0,75), während 204(2112) und 202(222) die

46

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

Quoten Catulls unterschreiten: 0,78 (0,91) bzw. 0,84 (0,91). Abhängigkeit vom Textumfang liegt nicht vor, sonst müßte Vergil generell die Zahlen des Vorgängers unterschreiten. Welche Faktoren einwirken, wird später darzulegen sein. Der nächste Schritt wäre wohl, die tatsäch¬ lich verwendeten L zu untersuchen und zu vergleichen: ein VP-Lexikon für mehrere Epiker. Es bleibt der letzten Ausbaustufe des automatischen Analyseprogramms Vorbehalten.

1.6.4 Zusammenfassung Ein leicht überschaubarer Text soll abschließend als Demonstrationsbeispiel die¬ nen: die Einleitungsverse zum Argonautenepos des Valerius Flaccus (v.1/14): prima deum magnis canimus freta pervia natis fatidicamque ratem, Scythici quae Phasidis oras ausa sequi mediosque inter iuga concita cursus rumpere, flammifero tandem consedit Olympo. 5 Phoebe, mone, si Cymaeae mihi conscia vatis stat casta cortina domo, si laurea digna fronte viret. tuque o, pelagi cui maior aperti fama, Caledonius postquam tua carbasa vexit Oceanus Phrygios prius indignatus Iulos, 10 eripe me populis et habend nubila terrae, sancte pater, veterumque fave veneranda canenti facta virum. versam proles tua pandet Idumen (namque potest), Solymo ac nigrantem pulvere fratrem spargentemque faces et in omni turre furentem. Bei V= 14 ist hier ^=97 (ohne -que; wenn -que als eigenes Wort zählt, gälte W=ioz). Wir stellen jetzt einen Index her, aber bloß für die ersten vier Verse (V=4, W= 27, -que zählt selbständig; in Klammern die Vers-Nr.): 1. ausa (3)

14. natis (1)

2. canimus (1)

15. Olympo (4)

3. concita (3)

16. oras (2)

4. consedit (4)

17. pervia (1)

5. cursus (3)

18. Phasidis (2)

6. deum (1)

19. prima (1)

7. fatidicam (2)

20. quae (2)

8. flammifero (4)

21. -que (2.3)

9. freta (1)

22. ratem (2)

10. inter ff)

23. rumpere (4)

11. iuga (3)

24. Scythici (2)

1.6 Wortwahl

47

12. magnis (i)

25. sequi (3)

13. medios (3)

26. tandem (4)

/ = 26, das fällt nur geringfügig gegen W= 27 ab (bloß -que erscheint doppelt). Auf den ersten Blick erkennt man: eine Liste von L ergäbe genauso viel Nummern wie 7. Ein lemmatisierter Index begänne hier so: 1. audeo

1

ausa (3)

2. cano

1

canimus (1)

3. condtus

1

concita (3)

4. consido

1

consedit (4)

Da in v.1/4 \L=27 und Z.=26, beläuft sich L:W auf 0,96. Da von allen 26 Vokabeln nur -que mehr als einmal vorkommt, sind alle andern L offensichtlich Z.,, die Relation Lt: L muß also ebenfalls knapp unter 1,0 liegen (L:W = Ll\L =

°>96).

Nächster Schritt: wir erweitern die Statistik auf alle 14 Verse, schreiben jetzt aber einfachheitshalber weder 7- noch 7,-Listen aus, sondern greifen aus dem - ge¬ dachten - 7,-Bestand alle mehr als einmal auftretenden Vokabeln heraus (der Rest wäre ja wieder 7.,). Dann beginnt eine Frequenzanordnung von L mit Lmax (das ist hier Lf): -que

5

(2.3.7.11.14)

cano

2

canimus (1)

ego

2

mihi (5)

et

2

(10.14)

magnus

2

magnis (1)

qui

2

cui (7)

si

2

(5.6)

tuus

2

tua (8.12)

canenti (11)

me (16)

maior (7)

quae (2)

Den obersten Rangplatz nimmt -que ein (ZQ, zweimalige Okkurrenz haben schon sieben L (Z.a = 7), in den hier gesammelten ^(=19) stecken insgesamt acht Lexeme. Da alle andern Vokabeln des Textes unter 7,, fallen, sind von W= 102 (mit -que) W= 11 abzuziehen, damit die richtige 7,-Zahl herauskommt. Resultat: Z.=9i, L:W= 91:102 = 0,89. Da unter den 91 Vokabeln 8 mehrfach auftreten, bleiben für 7., 83 übrig; mithin gilt L,: L = 83 191 = 0,91. Die Quotienten bei V— 14 bewegen sich schon ein wenig abwärts, obwohl der Text gemessen an V=4 immer noch nicht sehr umfänglich ist. Er reicht aber, um den Grundsatz L< I< W einzuschärfen und das Gesetz vom .schwindenden Vo-

48

i Systematische Vereinbarungen und Nomenklatur

kabularwachstum bei zunehmendem Textumfang“ wenigstens andeutungswetse zu erläutern. Bleibt noch zu fragen, ob wohl selbst in einem so kurzen Abschnitt die mehr¬ mals auftauchenden L Vorliebe für bestimmte VP zeigen. Wenn ja, müßte L: W für solche VP - im Prinzip denken wir ja an ein Lexikon für einzelne Versstellen - im VP-Vergleich kleinere Werte zutagefördern. Die häufigsten L in Valer. Fl.1,1/14 zeigen folgende VP-Verteilung: / et

2

-que

5

qui

2

tuus

2

L:W

VP

VP

3(0

7(0

VP

VP

11(2) 11(2) 16(2) 16(2) 1,0

o.93

0,86

0,86

Bezugsmenge je VPist die Gesamtzahl der Verse, also W= 14. Die größte Varia¬ bilität hat -que, alle andern L liegen an einem festen VP. Von 14 möglichen L zeigt VP3 keine Doppelungen, ja von allen VP des Textes insgesamt muß man nur an VP7 eine, an VP11 drei überschüssige Okkurrenzen abziehen, um auf den dort geltenden P-Bestand zu kommen. Umgekehrt: in diesem Beispiel haben die VPi 1 und 16 den geringsten Wortschatz, d.h. hier könnte eine Tendenz zum ,Stand¬ wort* wirken (1.3.2), wären nicht die sonst möglichen Flexionsformen von solcher Art, daß sie - im Unterschied tuus-tua und qui-quae - als WT mehr als einen VP erforderten.

1.7 Syntax 7.7.7 Vers- und Satzschluß (C, Cp, CJ Texte (Werke, Autoren) unterscheiden sich auch darin, daß sie den Satz mehr oder weniger oft am Versende schließen lassen. Heißt die Anzahl der Sätze allgemein C (= clausula), dann bezeichnet Cp alle Sätze, deren Ende mit der Versgrenze zusammenfällt, C, dagegen alle C, die im Vers enden. Innerhalb von Ct wird man nun wissen wollen, wo genau der versinterne Satzschluß liegt. Wir indizieren wie¬ der mit der zugehörigen WGr-Ziffer, C8 besagt dann: der Satz endet bei Moren¬ platz 8; ein Befund C10 = 7 zeigt an: in sieben Versen des Textes schließt ein Satz an der Mittelzäsur, bei V=200 rechnen wir C10: V=7:200 = 3,5% oder 0,04. Nehmen wir ferner an, die Satzzahl des Textes betrüge C=9o und die Hälfte aller Sätze schlösse am Versende (Cp:V=o,i}, Cp:C= 0,5), hießen die Resultate

/•7 Syntax

49

für versinterne schwere Interpunktion Q: ^=0,77 und C, :C= 0,5. Das eine Mal habe ich die beiden Satzschlußarten auf die Verszahl, das andere Mal auf die Ge¬ samtzahl der Sätze bezogen. Diese zweite Relation empfiehlt sich bei kürzeren Textumfängen, bei größeren genügt Vals Bezugsmenge, da der Wert für C: Vhier ziemlich konstant bei 0,5 liegt. Die oben (1.6.4) ausgeschriebenen Verse (V=i4) haben, bei C= 4, je zweimal Cp und C„ in beiden Fällen gilt also 0,5, wenn man auf die Satz-, dagegen 0,25, wenn man auf die Verszahl bezieht. C, enthält zu 100% C6 (C6:Q= 1,0). Als Bezirk von C, verdienen die in Z lokalisierten Satzschlüsse besondere Ob¬ acht (1.4.1). Als Gruppe zusammengefaßt (C6+C10+C14) erhalten sie das Sigel C,

1.J.2 Satzlänge (c)

Nächst der Zahl der Sätze C eines Textes interessiert ihre Länge c, ausgedrückt in V. Reicht ein Satz über fünf Verse (V=j), schreiben wir c= 5 (das entspricht V:C= 5). Erstreckt sich der folgende Satz über drei volle Hexameter (7 10,8 9.i 10,2 10,3 11,2

2.i Mittelwert (m)

57

Die Tabelle läßt sich gleich zweifach nutzen, einmal für m von Vje Buch - dafür schreiben wir jetzt verabredungsgemäß V: V— 9896 (die Summe aller V):i2 (Anzahl n der Bücher)

- 825. Die Bücher der Äneis haben demnach einen Durchschnittsumfang von 825 He¬ xametern (vgl. [12]). Nun aber zu Lx: die Reihe der absoluten Häufigkeiten von L, führt auf ein m von 82,4, das macht im Verhältnis zu V genau 10%, für gewöhnlich ermitteln

wir aber den Durchschnitt aus der Prozentspalte, das ergibt hier >72=10,3% (entstanden aus 124%: 12). M. a. W.: auf jeden zehnten Vers der Äneis entfällt ein Autor-Hapaxlegomenon. Inwieweit dieser ,Erwartungswert“ real zutrifft - ein ebenso notorischer wie berechtigter Einwand gegen m überhaupt -, steht auf ei¬ nem andern Blatt (2.3). Vielleicht interessiert ein Blick auf Lukrez: er hat 17,5% Lx, genau wie Valerius Flaccus, während Lukans m hier 12,5 beträgt und Silius das Minimum von 8,1 erreicht. Die Quoten werden linguistisch übertragbar, wenn man auf Wumrechnet (das bedeutet Teilung durch 6): L,:W Lukrez

0,029 = 2,9%

Vergil

0,017 = i>7

Lukan

0,021 = 2,1

Silius

0,014 = 1,4

Valer.Fl.

0,029 = 2,9

m

0,024 = 2,4

Dieses ,römische“ m gibt nun beiläufig gleich über eine Gruppe von Epikern Auskunft und besagt, daß sie im Schnitt je tausend Wörter 21 Ll (oder 11 auf 500) erwarten lassen: rund jedes fünfzigste Wort ist ein Autor-Hapaxlegomenon. Das könnte überraschen, hält man römische Prosa daneben, so Sallusts Catilina mit Lt:W= 7,7 oder Tacitus mit 8,4%. Von einer generellen Kluft zwischen Epos und Prosa kann jedoch keine Rede sein: Sali.Jug. hat nur 3,7%, Caes.b.G. gar bloß 2,1%. In Wirklich¬ keit sollte die Wortschatzstruktur beachtet und Z, auf Z statt auf VT bezogen werden, ohne daß die Proportionen sich allerdings entscheidend ändern müssen: Vergil läge hier bei 15%, Sallust flacht von 42,4 {Cat.) auf 34,2 (Jug.) ab, Tacitus hat 41,9% Z,, bezogen auf die Ge¬ samtheit der Lexeme. Trotz allem stimmt die Rechnung immer noch nicht: die Relation Z,: Z hängt auch vom Textumfang ab, nur bei ungefährer Gleichheit von VToder Z ist Z, kompati¬ bel. Nach diesem Abstecher in die Lexikostatistik kehren wir zu Vergils Z, im Verhältnis zu V zurück.

Die allererste m-Liste könnte schließlich noch umgebaut werden, nämlich nach absteigender prozentualer Häufigkeit von Z,:

ss

2

VI VII III

Statistische Methoden 10,2

13,0

X

12.7 11,8

I

9.7

IV

9.1

XII

11,2

IX

9.i

VIII

10,8

V

8,4

XI

10,3

II

7.7

Im Moment fruchtete es wenig zu bilanzieren: bezüglich des Anteils von Lx sind Buch 6 und 7 einerseits, die Bücher 4,5 und 9 andererseits miteinander verwandt; denn wir wissen noch nicht, ob und wann sich Ll als poetisches Indiz eignet. Vor allem für rasche Vorwegschätzungen sind mitunter die Mittelwerte aus Ex¬ tremdaten dienlich: in einer gegebenen Häufigkeitsreihe bildet man die Summe aus Maximum und Minimum, deren Hälfte als Ableger des sog. ränge aufgefaßt wer¬ den kann (Haseloff-Hoffmann [1970] 59). In obiger/-Spalte ist 13,0 die höchste und 7,7 die geringste Frequenz. Ihre Summe beträgt 20,7, halbiert 10,35 - das kommt dem tatsächlichen m von 10,3% doch recht nahe. Eine andere gelegentlich vorteilhafte m-Berechnung beruht auf dem sog. Me¬ dian, das ist der Zentralwert in einer Häufigkeitsanordnung von Meßdaten; in der Zahlenreihe 9—8—5—3—1 steht 5 in der Mitte, und da m 5,2 beträgt, deckt sich der Zentralwert 5 ziemlich genau mit m. Bei geradzahliger /-Spalte wie oben müßten zwei mittlere Lagen herhalten, also hier 10,3 und 10,2, gedachtes Zentrum wäre 10,25, was aufgerundet unser m ergibt. So sieht die /^-Verteilung bei Silius Italicus - sein m ist oben bereits genannt bezogen auf Vund nach Frequenzen je Buch geordnet folgendermaßen aus: /., bei Silius Italicus 1. 2.

3456.

78. 9-

XIV VII XV VIII XIII III X XI V

7,4

!314.

II XII XVII VI XVI

15-

1

6,6

16.

IV IX

5,8 5,2

ii.9

IO.

10,5

II.

10,1

12.

9.5 8,9 8,7 8,7 8,2

!7*

7,3 7,2 7,1 7,0

7,5

Zur Ermittlung des Zentralwerts hätte man bloß bis Rangplatz 9 herunterzuge¬ hen brauchen, dort steht 7,5, m beläuft sich aber auf 8,1%. E)as Extremmittel aus 11,9 und 5,2 betrüge 8,6 - man sieht jetzt, wieviel ungenauer die Uberschlagwerte geraten können. Auch Valerius Flaccus verhält sich hier weniger gleichförmig als Vergib

2.i

Mittelwert (m)

59

£, in den Argonautica des Valerius Flaccus IV

21 >3

1

l7>7

III

20,3

VII

13,6

VI

20,1

VIII

12,6

II

18,8

Das Extremmittel erbringt 17,0, der Zentralwert 18,8%, m beträgt jedoch 17,5 liegt also ungefähr (bei Silius recht genau) dazwischen. Eine Regel zur approxima tiven Ermittlung von m läßt sich daraus leider nicht gewinnen, wie Lukrez zeigt: Lt bei Lukrez IV

20,4

II

16,9

V

20,1

VI

16,7

III

18,3

1

13>3

m für Lt ist hier 17,6%. Das Extremmittel weicht mit 16,9% nennenswert ab, nicht jedoch der (,gedachte“) Zentralwert, nämlich die Mitte zwischen 18,3 und 16,9, das ist genau unser m von 17,6%.

[2] Zur Häufigkeit von Zio bei Lukrez, Vergil und Ovid

Zu

Zio

liefert der Rechner folgende x-Werte (ohne £10) für die ersten vier

Bücher:

I

Lukrez

Vergil Aen.

Ovid met. 87,8(86,0)

82,6(76,5)

79M75A)

II

81,6(76,0)

77>2(73>8)

89.7(87.5)

III

81,8(74,8)

81,2(78,5)

87.4(85.5) 87.5(85.0) 88,1(86,0)

IV

82,2(76,4)

81,9(76,6)

m

8 t,9(76,0)

80,0(76,0)

Die Prozentzahlen in Klammern nennen die Zio-Frequenzen ohne Hinzurech¬ nung von WG6-8-10 (1.2.2.2). Die nicht eingeklammerten m rücken Vergil eng an den Vorgänger, erst Ovid klettert auf einen merklich höheren Wert, die Klammerm prägen die Tendenz noch schärfer aus. -que oder -ve\ mehrere Stichproben WGn 1 -que oder -ve am Wortschluß, so das Enklitikon als w 1(1) zählt. Obwohl

Die Zahlen für Zio enthalten nicht K-Grenze vor haben ergeben: in der

Aneis steht

in rund 60% aller

daß etwa 5,5% mehr Zio herauskommen, sobald

hierin Ovid etwas mehr zurückhält (ca. 4,5% wären hinzuzuaddieren), ändert sich das Ge¬ samtbild nicht.

Wohlgemerkt: m kann sich wandeln, sobald für mehr als nur vier Bücher ermit¬ telt. Angenommen, wir hätten willkürlich bloß je ein Buch herausgegriffen: von

2 Statistische Methoden

6o

Lukrez z.B. das zweite mit m=8i,6, von Vergil das vierte mit m= 81,9. Dann hieße die Folgerung: Vergil zeigt Zuwachs und liegt in einem Trend, der in Ovid gipfelt. Auch Lukrez II und III neben Vergil III und IV mit 81,1(75,4) bzw. 81,6(77,6) gäben die tatsächliche Entwicklung falsch wieder - bei hinreichend gro¬ ßen m-Abständen wie zwischen Vergil und Ovid kann das kaum passieren, um so nötiger ist die Verständigung über die Mindestauswahl für m, sobald Autoren zum Vergleich stehen oder nach Entwicklung gefragt wird. Uber das Ausmaß der Versgliederung durch Z sagt nun der Anteil von Zio noch wenig: entweder können sich Z6 und Z14 gleichläufig ändern oder aber ihren Part an Zio teilweise abtreten. Daß weder die Frequenz noch auch syntaktische Kriterien über die Abgrenzung von Z ge¬ gen

WGr

entscheiden (1.4.1) und die Annahme von Z6-10-14 alle Wahrscheinlichkeit für

sich hat, wird weiter unten statistisch erhärtet ([3]).

Unter der Voraussetzung nun, £ beseitige Z nicht (1.4.2), gehört £10 hinzuge¬ zählt. Vorweg die Häufigkeit von £10 allein (in Klammern die m des Gesamt¬ werks): Lukrez

Vergil

Aen.

Ovid met.

I

3>4

4.7

II

2,7

5.3

1,0

1,0

III

3.8

5.2

1,2

IV

2.7

3.6

i,3

m

3.2(3ö)

4,7(5.0

i.i(i.i)

Da Ovid £ überhaupt weniger zuläßt und namentlich in £10 kräftig reduziert, während noch Vergil in rund 5% aller Verse Zio durch £ verdunkelt, rücken die m für Zio jetzt zusammen:

os b

I

OO

Lukrez

III

85.6

IV

m

84,1

88,8

rT

84.3

Ovid

OO

II

Vergil

90.7

86,4

88,9

84.9

85,5

88,8

85,2(85,8)

84,6(84,5)

89,4(89,1)

Daß Vergil dann doch hinter Lukrez zurückbleibt, beruht namentlich auf Aen.I und II. Wie aus

[3]

zu entnehmen, hat Vergil in buc. immerhin

85,3%

erreicht und

in georg. den Vorgänger sogar überboten. Allgemein ist zu lernen: die römische Epik tendiert in Zio gegen 90%. Tatsächlich hat Vergil im Frühwerk sein Maximum, in georg. verfährt er wie Lukrez, die Entwicklung bis Aen. ist stetig abflachend, jedenfalls solange £10 nicht

2.i Mittelwert (m)

61

mitzählt. Vier Gedichte der Appendix Vergiliana und Lukan fügen wir zum Ver¬ gleich hinzu:

Lukrez Verg .buc. georg. Aen. Ovid met. Lukan Ciris Culex Moretum Aetna

Zio

£10

Summe

81,9 84,6 82,0 80,0 88,0

3.5 o.7 4.i 5.i 1,1 o,7 i.7 0,2 -

85.4 85.3 86,1 85,1 89,1 80,4 89,0

79.7 87.3 84.3 82,8 82,6

1,2

84.5 82,8 83,8

Die erste Zahlenspalte zeigt: auf Grund des regelmäßigen Gefälles bei Vergil könnte die Ciris vor buc. Unterkommen, ganz rechts gelingt das nicht: Vergil zeigt hier keine Tendenz. Gradlinig verläuft auch Zio von buc. bis Aen.: nach kräftiger Reduktion gegenüber Lukrez findet man den Vorgänger in georg. bereits überrun¬ det. Um so auffälliger, daß vor buc. allein der Culex ,paßt‘, aber eben nur in Zio, nicht auch mit Zio, und das gilt erst recht vom Moretum. Lukans Tiefpunkt in Zio trägt gewissermaßen Vergils Absichten Rechnung, sein Zio dagegen setzt die hier mit Ovid beginnende Reduktion fort, daher dann das Minimum in der Summenspalte: Begünstigung der Seitenzäsuren (=Vergil) und Abwahl von Zio ( = Ovid) - vgl. hierzu [3] und [19] - kommen einander ins Gehege. Man erkennt aber schon jetzt: der Neigung, Zio eine Häufigkeit von mehr als etwa 85% zu verschaffen, entspricht durchaus keine - womöglich chronologisch verwertbare - strenge Tendenz im Sinne einer linear steigenden Zuwachsrate. Der nächste Abschnitt wird zeigen, daß Zio im Zusammenhang der anderen beiden Zäsuren betrachtet werden muß. Sonst wäre schwer zu verstehen, weshalb Vergil jene ansonsten herrschende .Tendenz*, die er selbst im Sprung von buc. (85,3%) zu georg. (86,1%) verfolgt, nicht auch im Spätwerk durchgehalten hat. In den Georgika prägt sich dagegen ein kaum zufälliger Schwund von Zio aus. Die folgende Liste soll das dartun, aber auch noch einmal die Errechnung von Zio rekapi¬ tulieren. In der ersten Zeile ist WGn o insofern nicht ganz definitionsgemäß, als IVG6-8-10 hier fehlt und es nur noch der Addition von £10 bedürfte. Dafür informiert die Tabelle aber zugleich über die zu erwartende Beteiligung zweier doppelmoriger Wörter an Kz. (£8, stets mit folgendem wi, ist in WGno immer schon enthalten.)

2 Statistische Methoden

62

II

III

IV

m

Aen.

81,1

81,1

80,6

77 A

76,8

79.o

76,0

WG6-8-10

3.5

W

3.9

3.0

4,0

°>7

3.5

2,8

2.5 4,8

3.°

E10

5.3

4.1

5.i

84,9

85,1

86,1

85,1

Zio

85.3

Cj

WGno

OO VI

georg.I

OO VI

Verg .buc.

Gäbe WGno den Ausschlag, wäre uneingeschränkt regelhafter Rückgang dieses Verseinschnitts zu konstatieren. Der willkürliche Verlauf in den Zeilen 2 und 3 führt jetzt dazu, daß Zio in IV den mit III beginnenden Abstieg nicht fortsetzt. In I und II hat Vergil gegenüber buc. kräftig erhöht, in III ist er schon unter dem Stand von buc. angelangt, und die Aneis wird ihn noch unterbieten. Auf alle Fälle fügt sich Buch IV weniger gut in den Hergang, es sei denn, man koppelt mit WGrio entweder WG6-8-10 oder £10:

84,6

III

IV

84.5

80,1

79.8

82,4

82,1

Aen. O

81,8

II

OO O

84,6

OO

georg.I OO

WGno

Werg.buc.

(mit WG6-8-10) OO

WGno + E10

81,1

Oben springt jetzt georg.I heraus, georg.II nur dann, wenn man Lehrgedicht und Äneis für sich betrachtet. In Zeile 2 ist evident: von georg.I an baut die Frequenz mehr oder minder gleichmäßig ab.

Wichtiger als dieses Fazit ist jedoch die Erkenntnis, daß m, sobald von einem Autor mehrere zweifelsfrei echte und datierte Werke vorliegen, zu wenig sagt: erst zusammen mit ,Entwicklung“ instruieren die m zugrundeliegenden Zahlen richtig. Die Reihe 83,3 {buc.) - 86,1 {georg.) - 85,1 (Aen.) ließ Entwicklung noch nicht erkennen. (Zio ohne E\o tut das allerdings: 84,6-82,0-80,0!)

[3] Der durchschnittliche Versgliederungsgrad Z und das Binnenverhältnis der Zäsuren

Zunächst zur Frequenz aller drei Z in einer Reihe von ganzen Werken; der rechts beigefügte Mittelwert nennt das Ausmaß der Versghederung (ohne Rücksicht auf die Position von Z). Zugehörige E sind wieder mitgezählt, desgleichen bei Zio und Z14 voraufgehende doppel¬ morige Wortfolge. Einzelaufstellung unten [15].

26

Zio

Z14

Z

Cicero

48,9

85,8

58,4

Catull

59.i

92>9

48,8

64.3 66,9

Lukrez

48,4

85,8

61,7

65>3

2.i Mittelwert (m) Verg .buc.

85.3

70.9

67,6

50,0

86,1

72,9

0.7

Aen. Ovid met.

5i.5 41,6

89,1

75.5 65,2

65-3

Lukan

5i.3

80,4

7J>7

67,8

Ciris

47.3

89,0

64,1

66,8

Culex

40,6

84,6

68,2

64,4

More tum

44.3

82,8

69,7

65,6

Aetna

45.1

83,8

75.3

68,1

CO

4C5

georg.

70,5

In Z6 hält hier Catull die Spitze, Ovid setzt auf dem Minimum neu ein, nach¬ dem Vergil, auf etwa diesem Stand beginnend, Cicero und Lukrez in georg. schon überholt, insgesamt also Z6 zielstrebig ausweitet. Die Stücke der Appendix wür¬ den, abgesehen wohl von Ciris, vor buc. ,passen“, der Culex Wirt das früheste. Zio ist Favorit bei Catull, erst Ovid rückt wieder in seine Nähe, Vergil dagegen zeigt keine ausgesprochene Tendenz ([2]); anders in Z14: die bekannte ,hellenistische“ Abneigung Catulls gegen diesen Strukturpunkt teilt Vergil so wenig, daß er hier Cicero und Lukrez weit hinter sich läßt, und zwar wieder in geradem Anstieg. Ovid folgt abermals nicht und bleibt etwa in der Mitte zwischen Vergil und seinen Vorläufern. Das Aetnagedicht geht (anders als in Z6 und Zio) hier mit Aen. zu¬ sammen, die übrigen Pseudovergiliana ,passen“ ebenso vor buc. wie - außer Ciris hinter Ovid. Die Spalte

Z bringt,

klammert man Vergil einstweilen aus, keine hervorstechen¬

den Daten: bei 65 oder 66 pendelt das Mittel aller Werte, die Appendix einge¬ schlossen. Die Konstanz lehrt aber auch: ein bestimmter Grad von Versgliederung bildet die allgemeine Richtschnur. Auch für Catull: was er in Z14 abstrich, mußte er in Z6 und in Zio zulegen. Die Hypothese, Z sei nicht ,Wortfuge“, sondern Bestandteil der Versgliederung als solcher, wird damit recht gut bestätigt. Nun zu Vergil: offenkundig ist in

Z sein

Streben nach Zuwachs, die Entwick¬

lung verläuft stetig bis zu Aen. mit (bisher) römischem Maximum. Gespeist wird sie von Z6 ebenso wie von Z14, die ähnlich eklatant einem Höhepunkt zustreben. Da eine vergleichbare Tendenz in Zio nicht waltet, folgern wir: Vergil bemüht sich mehr und mehr um stärkere Gliederung des Hexameters, und dies geschieht relativ am stärksten mit Hilfe von Z6 (rund 10% Zunahme bis Aen. gegen etwa 7% in Z14, Anstieg von Z um 6,5%). Anders ausgedrückt: zur Mittelzäsur treten im Laufe der Zeit mehr Seitenzäsuren, ob je als Ergänzung oder beide als Ersatz von Zio, sagt die Tabelle nicht. Generell hat, nimmt man Catull beiseite, Z6 er¬ heblich geringere Frequenz als Z14, nämlich um ungefähr 20%. Um nun zu erfahren, in welchem genauen Verhältnis die einzelnen Z zueinander stehen, wird man weniger gern den Anteil von Z6 usw. an Z ermitteln wollen, weil

2 Statistische Methoden

da die betreffende Zäsur mitenthalten ist. Zwei Wege bieten sich an: erstens die Relation der einzelnen Z zueinander, zweitens jene einer Z zu den zwei übrigen. Vom ersten Durchgang wird man nicht allzuviel Aufschluß erwarten, weil in ihm immer nur zwei Z Vorkommen, also me der ganze Vers erfaßt wird. Im Vordergrund steht hier das Verhältnis je einer Seitenzäsur zu Zio und beider Seitenzäsuren zueinander:

Cicero

0,56

0,68

0,84

Catull

0,64

o,53

1,21

Lukrez

0,56

0,72

0,78 0,66

georg.

o,55 0,58

0,83 0,83

0,69

Aen.

0,61

0,85

0,68

Ovid met.

0.47 0,64

o,73 0,89

o,73

Lukan

Ciris

o,53

0,72

o,74

0,81

0,60

Verg .buc.

Culex

OO

Z6: Z14

O

Z14: Zio

4^

Z6: Zio

0,71

More tum

0,54

0,84

0,64

Aetna

0,54

0,90

0,60

Damit ist in Zahlen gebracht, was im wesentlichen schon die Tabelle vorher dargestellt hat: die Beziehung von Z6 zu Zio liegt, ausgenommen Catull, generell niedriger als die von Z14 zur Mittelzäsur, beide Quotienten wachsen bei Vergil, davon der erste stetig. Im ersten Fall stechen die Pseudovergiliana nicht ab, ob¬ wohl der Culex mit Ovid verwandt erscheint, im zweiten fügen sich am wenigsten Ciris und Aetna. Im Verhältnis der Seitenzäsuren zueinander legt Cicero starkes Gewicht auf Z6, Ovid hält einen Platz zwischen Vergil und Lukrez, Lukan folgt ihm, steht aber mit Zi4:Zio bei Vergil, desgleichen mit Z6:Zio, wie ebenfalls die vorige Tabelle be¬ reits ausgewiesen hat. In Z6: Z14 bevorzugt die Ciris Z6 weitaus mehr als Vergil und ähnelt abermals Ovid am meisten, Culex und Aetna bewegen sich an einem außerordentlich tiefen Punkt. Jetzt die Liste, die den ganzen Vers berücksichtigt: Z6

Zio

Zio + Z14

26 + Z14

Cicero

o,34

Catull

Z14

26

2io

0,42

o,73 0,86

0,32

Lukrez

o,33

0,78

0,46

Verg. buc.

0,30

o,73

o,54

georg.

0,31

0,70

o,54

Aen.

0,32

0,67

0,56

Ovid met.

0,27

0,83

0,50

o,34

0,65

o,54

Lukan

o,44

2.i Mittelwert (m)

65

0,27

Moretum

0,29

o.73

Aetna

0,28

0,70

OO

O

0,81

o.47 o,55 o,55 OO

0,31

Culex

O

Ciris

Zuerst die linke Spalte: von Cicero oder von Catull an beginnt Z6 zu fallen, der Weg führt von 0,34 bzw. 0,42 über 0,33 (Lukrez) und 0,32 (Vergil) zu 0,27 (Ovid), Lukan rückt diesmal enger an Vergil als in den Listen vorher. Außer Ciris geraten jetzt Culex-Moretum-Aetna eindeutig in die frühe Kaiserzeit, in der zweiten Ko¬ lumne gilt dies eher für Ciris allein. Bei Ovid erreicht die Vorherrschaft von Zio fast catullsche Stärke, Vergil setzt wie Cicero ein, Lukrez nur in Z14 überbietend, von buc. bis Aen. weicht Zio planvoll - nicht absolut, wie wir wissen, wohl aber hinsichtlich der Seitenzäsuren. Das alles bewegt sich im Rahmen eines Aufschwungs von

Z bei Vergil.

Obwohl nun die Ergebnisse noch sehr wenig über Z-Verbindungen sagen und vorerst nur das Gebot „so viel Z wie möglich“ untermauern, belegen sie immerhin den allemal herrschenden Einfluß von Zio. Gerade Vergil zeigt aber auch: die relativ gleichbleibende Höhe von Zio ist nicht das letzte Wort, Stilentwicklung spielt sich in Z6 und Z14 ab, diese können, wenn Zio der entscheidende Einschnitt sein soll, schwerlich ,Hilfs-‘ oder ,Nebenzäsuren‘ bedeuten. In 10-15% der behan¬ delten Textmengen kommt Zio gar nicht vor, das sind Verse mit Z6-14, solche mit Z6! und Z14! erreichen keinen nennenswerten Umfang (insgesamt 3-5%). Die Norm lautet also: „Möglichst viele Z, und dabei möglichst viele Kombinationen mit Zio“. Die Zahlen verschöben sich etwas, wenn Proklisis von -que usw. einbezogen würde. So kletterte Vergib Zio um rund 5%, darunter sind aber auch Verse, die außerdem Z6 und/oder Z14 haben, also nicht aus der Konvention fallen. Fixierung auf die Penthemimeres (Zio) als allein maßgebende Zäsur hat ja zur Annahme sogar von ,Kompositionsfugen' geführt - mit zweifelhaftem Erfolg. Unsere Statistik bringt demgegenüber die Vielfalt von Gliederungs¬ möglichkeiten zum Ausdruck, sie zeigt gerade, wie elastisch ein Dichter den Vers handhaben durfte. Allem Zahlenwerk zum Trotz kommen doch durchaus nicht nur Schemata heraus. Die Frage, wie unsere Resultate zu anderweitigen Stilmerkmalen passen, wird nach Abschluß der Statistik um so dringlicher.

Im Unterschied zur Häufigkeit von Zio allein ([2]) haben für Vergils Werk-ra die Z-Quotienten ,Entwicklung' erwiesen, in Zio kam sie, wenn auch erst mit georg.I beginnend, also gerade gegenläufig zu buc., nur mithilfe der Buch-m zuta¬ ge. Wider Erwarten spielt sich die Bevorzugung von Z6 und Z14 zu Lasten von Zio - so das grobe Ergebnis - innerhalb der Georgika keineswegs vergleichbar gerichtet ab:

2 Statistische Methoden

66 Z6 Zio + Z14

Zio

26

Z14

Z14

26 -{-Zio

Z

Verg. georg. 0,50

68,8

°.55

III

o.33 0,31

0,69 0,71

0,56

7M 68,1

IV

°>33

0,69

0.53

70,1

m

o»33

0,70

o,54

69,6

I

o,34

II

0.73

Der mittlere Quotient hat zwei Kurvengipfel (0,73 und 0,71), die andern beiden nur einen, in ihnen ändert sich die Richtung mit Buch IV. Wellenverlauf zeigt auch Z, abweichend vom vergilischen ,Trend“. Schon die Frequenzen zu Zio trennen georg.IV vom sonst herrschenden Regreß - jetzt besagen auch die Ziffern der ersten und dritten Spalte eine Differenz von IV zu den früheren Büchern: links erwarten wir 0,30, rechts 0,57 - das ergäbe dann ein durchaus auf die Aeneis hinführendes Quantum. Ob dieses Resultat mit der eventuellen Umarbeitung von georg.IV zu tun hat, muß spätere Analyse herausfinden. Es besagt allerdings ausgerechnet nicht, daß georg.IV der Aneis hier näher steht als die Bücher I—III des Lehrgedichts.

Als Pendant zu [2] war dieses Kapitel kaum entbehrlich, obwohl sich, wie schon angedeutet, die Fragestellung noch in traditionellen Bahnen bewegt, weil sie zwar die Zusammengehörigkeit der drei Z ins Bild rückt, über die verschiedenen ZKombinationen aber noch nichts sagt. Mehr als Symptome eines übergeordneten Stilzuges kann sie also nicht zutagefördern, die historische Betrachtung hat aber immerhin auf drei ,Entwicklungsschübe“ geführt, und zwar auf solche, deren Chronologie bei anderen Variablen wiederkehren wird. Primäre Stilmerkmale zeichnen sich oft dadurch aus, daß sie chronologisch über längere Strecken hinweg ohne Knick linear verlaufen. Anders als aus Entwicklung“ lassen sich Re¬ geln sowieso nicht gewinnen - die Normen sind solche der Gattung! -, und hier gibt es dann zentrale und zeit- oder autorbedingte Richtungsvarianten.

[4] Verteilung und Durchschnitt von Daktylen im Vers

Eine Operation wie am Anfang von [3] kann auf die Frage nach dem durchschnitt¬ lichen Daktylengehalt d übertragen werden. Dieser Mittelwert errechnet sich aus den %P von di, dz, d3 und t/4. Er gibt Rechenschaft über ein Verscharakteristikum, das auch als durchschnittliche Silbenzahl“ oder in ,s:d‘ ausgedrückt werden könnte, d hat aber den Vorteil, daß zugleich die 4

0.7

37.3

Catull c.64

64.3

25.8,

10,51

34.51

Lukrez

68,7

1 46,0

32,9

25.3

43.2

Verg. Aen.

60,2

46,8

39.9

27.4

43>6

182.3

151.3

40,5

154.4

61,9

44 >4

44.8

144.3 24,1

Ovid met. Lukan

37.4

43.8

2 Statistische Methoden

68

27,8

40,4

Silius

5°-3

44.6

38,8

Valerius

73,8

44.7

ö1.8

34.9

5 r>3

7L9

46,0

50.4

3M

49.9

Statius Theh.

Zweifellos ragt Ovid weiterhin heraus, einzig in d3 läßt er sich von Späteren übertreffen. Catull repräsentiert, außer in di, auf Dauer den Niedrigstand. Der Blick aufs Griechische lehrt: selbst die römischen Maxima von d (Ovid, Valerius Flaccus, auch Statius) verringern den offenbar grundlegenden Unterschied zu Homer-Arat nur auf höchstens 15 Punkte. Ob es sich um eine unmittelbar erstrebte Gräzisierung oder auch nur um verbessernde Daktylisierung handelt, bleibe dahin¬ gestellt; vom Hellenisten Catull, desgleichen von Cicero war sie entweder nicht gewollt oder noch nicht realisierbar, erst Vergil tut auf prosodisch strengerer Basis einen größeren Schritt. Innerhalb der Epiker seit Vergil formieren sich Gruppen: er selbst mit Lukan und Silius verharrt auf einem näher bei Catull als bei Ovid befindlichen Durch¬ schnitt, Valerius Flaccus und Statius streben in Richtung Ovid. ,Nationales' und mythologisches Epos scheinen verschiedene Wege zu gehen. Eine allgemeine län¬ gerfristige Entwicklung - über den Anstieg von Catull bis Ovid hinaus - läßt sich aus d nicht ablesen. In den Einzelspalten gibt es sie auch nur partiell: für di zwi¬ schen Ennius und Lukrez, rechts daneben zuerst von Catull bis Ovid, dann noch einmal mit Lukan neu einsetzend, dy breitet sich von Catull bis Lukan kontinuier¬ lich aus, d\ wieder zwischen Catull und Ovid. Das will nicht viel sagen. Die Hypothese, es habe in römischer Hexameterpoesie - zumindest in ihrem epischen Zweig - Entwicklung stattgefunden, in der sich bestimmte Tendenzen niederschlagen, fordert einheitlich gerichtete Prozesse über längere Zeiträume. Für metrische Statistik heißt das: man muß oft probierend hinundherrechnen, um auf Entwicklungen' zu stoßen (ähnlich bei Korrelationen). Entdeckt man welche, ist anzunehmen, daß sich in ihnen generelle Absicht spiegelt, einerlei ob direkt oder aus übergeordneter Norm ableitbar. Hier ein Versuchsergebnis: (dy + d^):(di + di) Cicero

0,52

Lukan

0,65

Catull

0,36

Silius

0,70

Lukrez

0,53

Valerius

Vergil

0,58

Statius

o,73 0,69

Ovid

0,59

Homer

1,28

Das Resultat: stetig abflachende Dominanz von d im ersten Versdrittel bzw. Verlagerung von immer mehr Daktylen ins dritte und vierte Metron. Auszuneh¬ men sind Catull oder Cicero, am Schluß auch Statius; würden andere Epiker ein¬ bezogen, könnte sich das Bild verschieben (eine Einschränkung, der vorerst alle

2.i Mittelwert (m)

69

unsere Listen unterliegen). Und nicht nur Epiker: z. B. Horaz würde herausfallen (sat0,69; a.p. 0,79). Die Möglichkeit späterer ,Gruppenbildung“ wieder einge¬ rechnet, darf die oben ermittelte Linie von Cicero (oder Catull) bis Valerius Flaccus als signifikant gelten, jedenfalls hat sie den Vorteil, daß Ovid - anders als bei d3 oder d - hineinpaßt. Daß trotzdem die Mengenbildung korrigiert werden muß, weil augenscheinlich (s. die Tabelle vorher) erstes und viertes Metron den Aus¬ schlag geben, kommt in [5] zutage. Einstweilen scheint d eine für den römischen Hexameter diachronisch verwend¬ bare Kenngröße. (Anders als in

2 sind hier griechisches und römisches Epos ver¬

gleichbar.) An dieser Stelle mag daher ein erstes Stück Abbildungsverfahren einge¬ führt werden: das Säulendiagramm, auch Histogramm genannt. Es kann, neben oder anstau einer Tabelle, Zahlenunterschiede anschaulicher darstellen (Abb. 1).

6

Zetemata 71, Thraede



2 Statistische Methoden

Die zugehörigen genauen Meßwerte sind in solchen Fällen einer nicht allzu ent fernt im Text stehenden Liste zu entnehmen. Es spart Platz, wenn man im Schau¬ bild auch die Zahlen unterbringt. Als Beispiel paßt hier gut eine Übersicht zu holodaktylischen Flexametern (dddd), und zwar sind die Balken dieses Diagramms diesmal nach Höhe = Frequenz angeordnet:

Der Vollständigkeit halber dazu das Balkendiagramm für ssss-Hexameter. Es kommt diesmal weniger auf die Genauigkeit der Frequenzdaten als auf die be¬ trächtlichen Unterschiede zwischen den römischen Epikern an, eingeschlossen wieder ein Vergleich mit Griechenland:

2.1 Mittelwert (m)

7’

V)

Abb.3: Holospondeische Hexameter (ssss)

In das Schaubild sind jetzt außerdem Linien eingezeichnet, deren Steigungswinkel die jeweilige Differenz zwischen den Prozentangaben darstellt. Dies ist der sog. Polygonzug, der die oberen Balkenenden verbindet. (Man wählt die linke oder die rechte obere Ecke.) Bartel [1971] 22-24; ebd. 23 die Unterscheidung zwischen den Polygonzügen je nach Art der Histogramme. Demzufolge geben Abb. 1 und 2 ein zünftiges Treppenpolygon (ohne Zwischenraum zwischen den Säulen). Worauf es ankommt: der Polygonzug ist keine Kurve, sondern ein Streckenzug (ohne Krümmungen), ebd. 23. Da die Verteilungen in Abb. 3 jedoch chronologisch angeordnet sind, dürften wir wohl den Streckenzug zur Kurve umwandeln - so oder so versteht es sich, daß hier nicht registrierte Werke nicht etwa auf der historisch für sie maßgebenden Linie liegen; z. B. ein epischer Text, der auf die Zeit zwischen Manilius und Lukan datiert ist, kann selbstverständlich ebensogut mehr wie weniger ssss aufweisen als der Autor vor und nach ihm. Anstoß müßte erregen, daß die t-Achse (Abszisse) keine genauen Zeitabstände enthält: die Nullfelder zwischen Ennius und Cicero oder Manilius und Lukan sind genau so groß wie die zwischen Ovid und Manilius oder Valerius und Silius. Für unsere Zwecke genügt indes die relative Chronologie: Stilentwicklung sperrt sich gegen den Zwang physikalischer Zeit. Das gilt auch dann, wenn Variablen zur Behandlung stehen, denen als Stilfaktor mehr Gewicht zukommt. (Daß weder dddd noch ssss unabhängige Variable ist, zeigt [5]).

2 Statistische Methoden

72

Der Polygonzug kann gewisse Teilentwicklungen verdeutlichen, er macht außer¬ dem, wie erwähnt, die Steigung zwischen Erhebungsgrößen meßbar (das graphi¬ sche Gegenstück zum unten eingeführten Veränderungskoeffizienten). In Abb. i wäre das genau umgekehrt wie in Abb. 3 die Strecke Catull-Ovid. So etwas sieht man schon mit bloßem Auge. Die entscheidende Information liefert allemal das Säulendiagramm, weil es die errechneten Frequenzsprünge bequem überschaubar macht und Fehlurteile über Umfang und Bedeutung solcher Verse vereitelt. In 1.1.3 ist zur Methode das Nötigste bemerkt; der dort zitierte Satz (Drexler [1967] 85) wird noch viel fragwürdiger, wenn man jetzt das (vervollständigende) Schaubild danebenhält, wie wohl auch die festgewurzelten Behauptungen über den Stilwert holodaktylischer und holospondeischer Verse daraufhin weiter an Kredit verlieren.

[5] Daktylen und Spondeen:

Verschiebungen im annahmsweise konstruierten

d/s-Spiegel Hier läßt sich vielleicht die Arbeit mit kumulierten Häufigkeiten erörtern und gleichzeitig einer Fehleinschätzung der d/s-Daten entgegentreten. Sie beginnt be¬ reits, sobald d/s-Varianten als in sich kohärente Formen ins Auge gefaßt werden. Gezeigt werden soll zunächst eine merkwürdige ,Regulierung* der t/A-Distribution im Hexameter, und zwar bei Vergil und Silius auf der einen, bei Ovid und Valerius Flaccus auf der anderen Seite. Die w-Werte (/-Spalte) sind nach absteigen¬ der Frequenz geordnet, rechts daneben die Aufwärtsaddition bis 100% (leichte Differenzen sind Folge von Abrundung); Grundmenge (= 100%) ist die Gesamt¬ heit der 16 üA-Typen (1.1.2), also zugleich alle Deines Dichters. Ennius

Lukrez

S

/

cum-f

S

/

cum-f

ssss

13

15>5

100,0

dsss

14

15,7

99,6

sdss

x4

9.4

84,5

ddss

15

12,9

dsss

83,9

14

9;4

75,1

sdss

14

71,0

ssds

x4

8.5

65,7

ddds

l6

ii,3 10,0

sssd

14

6,0

57,2

dsds

15

9,'

49,7

59,7

dssd

V

5,8

51,2

SSSS

13

7,o

40,6

dsds

15

5.8

45,4

sdds

15

6,6

33,6

ddss

iS

5,8

39,6

dssd

15

6,4

27,0

sdds

iS

5,6

33,8

ssds

>4

4,6

20,5

ddds

16

5,'

28,2

sssd

14

15,9

ddsd

3,8

l6

4,8

23,1

sdsd

3,o

12,1

dddd

17

4,8

18,3

ddsd

15 l6

3>o

9,1

sdsd

iS

4,6

13> 5

dsdd

l6

2,1

6,1

sddd

l6

3,6

8,9

sddd

l6

1,8

dsdd

l6

2,9

5-3

dddd

17

1,4

4>5 2,7

2,4

2,4

ssdd

15

1,3

1,3

ssdd

iS

2.i Mittelwert (m)

73

Die zugehörigen Silbenzahlen (5) stehen hier noch dabei, weil auch sie (und ihr Durchschnitt) über das Maß an ,Daktyhsierung‘ Auskunft geben und weil sie zweitens u. U. als Anordnungsprinzip in Betracht kommen (abgesehen von den letzten vier Typen zeigt sich bei Ennius, wie vom häufigsten holospondeischen Vers an parallel zum Frequenzschwund S Schritt für Schritt Boden gewinnt). Die Querstriche markieren Klassengrenzen bei 50, 25 und 10%; während z. B. der älteste römische Daktyliker in den oberen 50% noch sechs Typen hat (die Kopf¬ stellung von ssss mag überraschen), sind es bei Lukrez nur vier. Man könnte auch sagen: wenn bei sog. Gleichverteilung auf jede Sequenz (100:16 =) 6,3% entfiele, lägen bei Ennius einige mehr um diese Quote herum als bei Lukrez. Beiden ge¬ meinsam ist etwa auch der Tiefstpunkt in ssdd. Nachdem in [4] das Paar 3

70,4

SSSS

dsss

99,6

13

12,1

58,1

sdds

15

7.4

46,0

ssds

14

7.1

38,6 3i,5

ddds

'5 l6

6,0 5,6

sdsd

15

4,7

25>5 19,8

sssd

dsds

14

3,5

!5>2

dssd

15

3,4

n,7

ddsd

l6

3,o

8,3

sddd

l6

i,7

5,3

ssdd

15 l6

i,7

3,6

i>3 0,6

0,6

dsdd dddd

17

i,9

Hier entfallen nicht nur gut 80% aller Verse auf 54 (davon 40,8% mit di) - erst wenn man nach sicfy fragt, scheint wieder .Entwicklung“ mitzuspielen: von 16,6 (Ennius) über 11,6 (Cicero) zu 9,9 (Lukrez). Wir wissen aber noch nicht, was dahintersteckt. Jetzt rücken wir Vergil und Ovid nebeneinander; die m stammen

2 Statistische Methoden

74

aus Äneis I—II und VIII bzw. aus den Büchern I, II, IV und VI der . phosen: Ovid

Vergil /

dsss ddss

/

cum-f

99,9

ddss

13,1

100,7

85,7

dsss

12,8

87,6

cum-f

14,2

11.S

dsds

10,6

74,2

dssd

12,4

74,8

sdss

10,3

63,6

ddsd

10,9

62,4

10,7

5i,5

ddds

6,9

53,3

dsds

ssss

6,8

46,4

ddds

8,4

40,8

ssds

6,0

39,6

dsdd

7,o

32,4

sdds

5,8

33,6

dddd

5,5

25,4

dssd

5,5

27,8

sdss

4,4

0,9

ddsd

4,8

22,3

sdsd

3,9

U,5

dsdd

3,8

i7,5

sdds

2,8

11,6

i3,7

sddd

2,2

8,8

i,7 1,6

6,0

sssd

3,8

ssds

sdsd

3,7

ssdd

2,2

9,9 6,2

SSSS

sddd

2,0

4,0

sssd

dddd

2,0

2,0

ssdd

4,3

i,5 1,2

2,7 1,2

Im oberen Feld haben beide Epiker fünf Sequenzen, es sind aber nur in dsss und ddss (zusammen knapp 26%) sowie in dsds dieselben (10,6 bzw. 10,7%). Ist mit

solchen Feststellungen eigentlich etwas gewonnen? Es scheint nicht so, jedoch die Beobachtung, daß Vergil - genau wie Cicero - als erstes alle acht 54-Formen zu über 70% ,abwickelt“ und Ovid genau umgekehrt dies mit ah-Typen tut (80,1%), dürfte für ein Urteil über die Geschichte des römi¬ schen Hexameters von Belang sein. In der frühen Kaiserzeit verkörpern Silius Italicus und Valerius Flaccus ein ebensolches Gegenüber: Silius

sdss SSSS ddss dsds ssds

ddds dssd sdsd sssd

n,9 9,6 9,5 9,4 8,6 6,3 4,9 4,9 4,7 4,6

100,3

f

cum-f

dsds

23,0

100,3

ddss

ii>5 10,6

77,3 65,8

75,4 65,8

dsss ddds

9,6

56,3 46,9

dssd

9,5

ddsd

9,o

55,2 45,6 36,1

dsdd

7>o

27,1

dddd

3,6 3,6 3,2 2,9

20,1

OO

sdds

13,0

OO

f dsss

Valerius cum-f

32,1 27,2 22,3 17,6

sdss sdds ssds

16,5 12,9 9,7

2.1 Mittelwert (m)

ddsd dsdd ssdd sddd dddd

4,0

13,0

3>2

9.6

3-1

6,4

i.9 '.4

sdsd sddd ssdd ssss sssd

3.3 M

75 2>7

6,8

M 1,0

4.1 2,6

1,0

1,6

0,6

0,6

Dabei hat Valerius Flaccus dis4 noch energischer über 50% gehen lassen als Ovid, die Vorliebe für dsds vindiziert allein den häufigsten drei Formen einen Anteil von 44,8%. Entscheidend ist aber die genaue Zweiteilung des ^/s-Spiegels, einmal in Orientierung an 54, zum andern an di. So beträgt der S4-Bereich bei Vergil 72,2, bei Silius 72,8, alle di-Kombinationen haben bei Ovid 80,1, bei Vale¬ rius 83,5%. Hier muß eine Tendenz walten, die mit der von d einhergeht ([4]). Aber welche? Einiges spricht dafür, daß di und 54 erstrebt waren; daher einmal die Sortierung nach di, dann nach 54 (Valerius hat in der oberen Hälfte noch einmal die akkurate Hälftelung nach 54 und z/4!), daher ferner die m für ^154 von 43,2 (Vergil), 44,6 (Ovid), 36,8 (Silius) und 54,7 (Valerius). Andererseits kann schwerlich eine d/s-Form oder -Sequenz primär und ohne Rücksicht auf Wort- und Z-Gebrauch zur Wahl gestanden haben. (Das Streben nach durchgehend höherer Daktylisierung, also Anstieg von d, bleibt unberührt: es realisiert sich durch veränderte Wortwahl in den durch Versgliederung gezoge¬ nen Grenzen.) Für die hier beweglichsten Metra 1 und 4 lassen sich recht zuverläs¬ sige Anhaltspunkte beibringen, erstens die feste Relation WGr^-di (2.4 [24]), zweitens ein Zusammenhang 54-Z14: der Quotient aus diesen Größen verläuft - wohlgemerkt nur für einige wenige Epen! - 1erstaunlich gi Gefälle Zi^-.d^ ist längst nicht so gleichmäßig:

Cicero Lukrez Vergil Aen. Ovid met. Lukan Valerius

Z14 :54

Z14: d$

0,68 (0,7)

2,8

0,76 (0,8)

2,2

(o.9)

2,4

0,9

1,06

2,1

o.95 (1.0)

3,o

1,2

i,9

(1.2)

Wie immer der Zusammenhang links zu erklären ist - es gibt eine wachsende Option für dis4, je nach Schwergewicht bald mit di, bald mit 54 als Leitprinzip des t/A-Spiegels, sie hängt primär oder sekundär mit Z- und WGr-Normen zusam¬ men, weswegen sich eine isolierende Betrachtung von i

3.4

2.5

12,5

Aen.

4.1

3.7

4.3

3.9

16,0 9.2

Ciris

3.3

2,8

o.7

2,4

Culex

2,2

2,4

0,2

0,2

5.o

Moretum

0,8

0,8



0,8

2.4

Aetna

1.9

2,9

0,8

0,2

5.8

Ovid met.

'.9

o.9

o.5

3.4

6,7

Lukan

i.4

0,8

o.5

1.7

4.4

Bemerkenswert einhellig schert in allen Spalten Vergil in die seit Catull herr¬ sehende - von ihm selbst energisch bekämpfte - Aufwärtsentwicklung ein, bis er in

2.i Mittelwert (m)

83

Aen. das, soweit bisher zu sehen, allgemeine Maximum erreicht. Die Uneinheit¬ lichkeit der Appendix erkennt man hier auf den ersten Blick, ausgerechnet nur das Moretum könnte eine Anwartschaft auf ,Frühwerke Vergils“ beanspruchen. Als zweites fällt auf: Lukan folgt Vergil nicht, er schraubt die Erscheinung im Anschluß an Ovid noch weiter zurück, so daß Catulls Abstinenz - und dies trotz anderer 2-Vorstellungen ([3]) - wiederzukehren scheint. Man darf gespannt sein, ob spätere Epiker diese Konsequenz einhalten. Die Stücke der Appendix gehören schon in die nachovidische Entwicklung. Innerhalb ein¬ zelner (echter) Werke Stufen herauszubringen ist bisher nicht gelungen. In der Aneis erhielte Buch II als Summe 19,6, das wäre ein Maximum, das den Durchschnitt der ersten Bücher nach oben treibt. Auffallend unterschritten wird das Werk-w allerdings vom Durchschnitt der Bücher IX-XII, er beträgt hier bloß 14,5. - Ovid prescht in der Gegenrichtung am weitesten mit met.VI vor (5,2%), dagegen XV hat 9,1%. Bei Lukan schließlich könnte man I-IV (m = 5,0) sich vom Rest des Werkes abheben lassen (m = 4,0), Minima liegen in V und VIII (3,3), im ersten Teil haben II und besonders V den Höchstwert (5,2 bzw. 5,9).

Alsdann zum Beispielwort; wir wählen consanguineus. Im Umgangslatein längst obsolet, tritt das Adjektiv Cat.c.64,118 für oqaipos ein (ut consanguineae complexum, demque matris), bei Catulls Abneigung gegen solche Wortgebilde muß die Ausdrucksweise ,Bedeutung“ haben. Mit ,Expressivität“ kommt man kaum durch, zumal der Blick viel stärker auf der pietas gegen die Mutter ruht (Kroll z.St.). Die Ökonomie des Satzes könnte eine Rolle spielen: Ariadnes Vater erscheint am Anfang als genitons voltum (v.117), die Schwester beansprucht fast zwei Drittel des Folgeverses, die Mutter dessen Schlußteil und einen Hexameter dazu, mit omnibus bis . . . v. 120 endet die Periode. In v. 118 scheint Alliteration hinzuzukommen, möglicherweise entindividualisiert der Archaismus außerdem und meint im Singular alle vier Schwestern; auf eine bestimmte zu erkennen (z. B. mit C. J. Fordyce auf Phaedra), wäre dann nicht statthaft. (Kroll: Catull lag nicht an mythologischer Richtigkeit, er wußte auch wohl gar nicht genau Bescheid.)

Lukrez hat das Adjektiv dreimal (3,73; 6,475.1283) im Sinn von blutsverwandt“, davon zweimal in WG6-14, nur 3,73 am gleichen VP wie Catull: et consanguineum mensas ödere timentque. (Der Plural ist auch bei Cicero und Cäsar noch belegt, dieser setzt aber stets ein sicherndes Äquivalent wie fratres, necessarii usw. dane¬ ben.) Die Stellen aus Lukrez, denen Catulls semantisch-poetische Zuspitzung fehlt - hat doch Lukrez die ganze Erscheinung sowieso viel öfter -, sind folglich durch¬ aus anders zu beurteilen. Am bloßen Wortlaut oder auch nur an der Wortlänge als solcher hängt hier nichts. In Cat.c.64 kommt, das sei nachgetragen,

lEGo-io nur mit Androgeoneae v.77 vor,

WG2-10 noch ganze drei Male, nämlich in v.194 (exspirantis), v.283 (indistinctis) und v.114

(labyrintheis). Die Fälle gehören sicher nicht alle in einen Topf, aber mit Marouzeau [1970] 102 v.114 herauszugreifen und mit v.115 (oben [c]) zu kombinieren, weil die Inhalte überein¬ stimmen, sollte nicht statthaft sein.

2 Statistische Methoden

84

Vergil gehört mit Aen.5,771; 6,278; 7,366 und 12,40 hierher, davon der erste und dritte Beleg setzen zu consanguineus Personennamen (Acestes, Turnus), 12,40 heißt es consanguinei Rutuh, Substantiv im Singular und zugleich Bildelement wird das Wort in (q) tum consanguineus Leti Sopor et mala mentis gaudia . . . (Verg.Aen.6,278). Expressiv? Emphatisch? Das sagt zu wenig, denn zum poetisch tiefen Bild ge¬ sellt sich erlesene Diktion, beides miteinander schafft ,bedeutendes' Stilniveau, die Aussage schwingt im Leser weiter und prägt sich ein; die poetische Junktur käme zu kurz, engte man sie auf einen bestimmten Wortinhalt ein. Im römischen Epos hat sie mindestens bei Statius nachgewirkt: (r) cum consanguinei mixtus caligine Leti rore madens Stygio morituram amplectitur urbem Somnus . . . (Stat.Theb.5,196/8), eine Amplificatio der Nekyia-Stelle Vergils im Schatten Lukans und Senecas. (E. Burck, Vom römischen Manierismus. Von der Dichtung der frühen römischen Kaiserzeit, Darmstadt 1971.) Auch des Statius consanguineae acies, aufgegriffen z. B. in Claud.5,237, erinnern an Lukans Thema. Ob die Konnotation ,Begegnung mit Mächten der Unterwelt' seit Vergil am Adjektiv haftete? Ovid, der es ein einziges Mal benutzt, könnte die Vermutung stützen: (s) et consanguineus ut sanguine leniat umbras, impietate pia est. (Ov.met.8,476f.) vielleicht hat aber auch einfach die Paronomasie dem Wort Einlaß verschafft und WG2-10, in den Metamorphosen rar genug, motiviert. (t) et consanguineae quondam centensima summae (turbae codd.) infelix uno fratre manente cadam (Ov.her.i4,i2f.) entzieht

sich

einer

semantisch-literarischen

Einordnung

(ThLL

4,359,14-

360,22). Die Echtheit des Hypermestra-Briefs wird überdies von manchen in Zweifel gezogen (G. P. Goold, Gn 46 [1974] 484). Weder Lukan noch Valerius Flaccus haben sich das Ausdrucks consanguineus bedient. Silius, mit zwei Belegen, setzt die unprätentiöse Verwendung, wie sie Ver¬ gil überwiegend hat, fort: (u) hmc consanguineae subeunt iam moenia Romae (Sil.It. 1,608);

2.i Mittelwert (m)

(v)

85

... vestraene Sagunto spernendum consanguineam protendere dextram? (Sil.lt. 1,654f.)

Es geht hier beide Male um Saguntini — Rutuli (1,584; 2,541), die gelehrte Gleichsetzung ist silianische Besonderheit. Aen. 12,40 consanguinei Rutuli steht nahe. Man hat (v) zugleich eine Novität, nicht ohne Grund am Abschnittsende: das Adjektiv deckt hier, seit Lukrez erstmals wieder, WG6-14. Zudem wirkt der ganze Vers ,emphatisch“ dadurch, daß er den Leser mit w— 3,5 beeindruckt {K= 3, W=4). Der wortgeschichtliche Streifzug sollte darlegen, wie nützlich eine lückenlose WT-VT-Statistik sein kann, wie ziellos sie aber auch bleibt, solange man sich nicht von der Auskunft, die Frequenzlisten erteilen, der poetischen Information des tat¬ sächlichen Wortlauts zuwendet, die, im Kontext des Verses wurzelnd, syntaktisch¬ semantischer, aber auch semantisch-literarischer Art sein kann. Zugegeben: nicht immer wird es so mühelos wie hier gelingen, eine Brücke von der Statistik zur Interpretation zu schlagen.

[j] Anteil von C/o an schwerer Binneninterpunktion (Cj

Das Verhältnis Vers-Satz kann auf verschiedene Weise untersucht werden. An die¬ ser Stelle wird a) die versinterne Interpunktion C, herangezogen, b) eine ihrer ,Teilmengen“, nämlich C10. Das gibt Gelegenheit darzustellen, wie m auch für Quotienten benutzt wird, hier für die Relation C10: C(. Zunächst die zwei Varia¬ blen getrennt (Vergils Äneis und Ovids Metamorphosen: die ersten vier Bücher):

/(Verg.)

13.2

8,2

4,8

18,0

4.5 4.5

12.3

9.9 10,4

!7.9 21,0 16,4

S>

3.7

II

Cio

4-

3

G

12,3

m=

1,42

Vorgänger und Lukan eingeschlossen 7

Zetemata 71, Thraede

C,

C10

8,6

"2=9.3

OO

I II III IV

/(Ov.)

"2= 17,5

gibt sich folgende historische Tabelle:

2 Statistische Methoden

86

C10 Cicero Catull Lukrez Vergil Ovid Lukan

c,

0,6

6,1

o.5 1,1 4.2

C9 3.5 14,2

9.3 8,6

17.5 17.3

Wir kürzen jetzt auf zwei Spalten, die den Quotienten je Buch enthalten, näm¬ lich x= Cio:C„ und am Schluß die Mittelwerte: Vergil C10: C,

Ovid C10: C,

I II III IV

0,28 0,27 o,37 0,27

o,55 0,55 0,50 0,52

m—

0,30

0,53

Abermals ergänzt zu einer historischen Abfolge: m Cicero Catull Lukrez Vergil Ovid Lukan

0,1 0,25 o,3 o,3 o,5 o,5

Damit tritt, jedenfalls soweit die verbuchten Werke als repräsentativ gelten kön¬ nen, eine recht klare Entwicklung zutage: nicht nur verlagert sich in der Zeit von Lukrez bis Ovid das Satzende ins Versinnere, es kommt dieser Prozeß auch der Bedeutung von C10 zugute. Gipfel ist Ovid: 17,5% aller Verse haben hier C„ von diesen entfällt wieder die Hälfte auf Satzschluß in Zio. Hätten wir nur jeweils die ersten zwei Bücher einander gegenübergestellt, wäre das Ergeb¬ nis bei Ovid exakt doppelt so hoch wie bei Vergil; da bei diesem offenbar Aen.III aus dem Rahmen fällt, mindert sich, bezogen auf schwere Binneninterpunktion, die Zunahme von C10, aber sie ist immer noch hoch genug (75%), um die Annahme zu rechtfertigen, Ovid sei bestrebt, syntaktisch ebenso wie metrisch die Mittelzäsur beträchtlich stärker als Vergil zu berücksichtigen. Da C, bei Ovid nicht signifikant zunimmt und c sowieso gleichbleibt, scheint die gewählte Variable hinreichend selbständig, um stilistische Unterschiede im Ver¬ hältnis Vers-Satz zu erfassen, und zwar nicht nur möglicherweise autorspezifische, sondern auch solche zwischen Büchern ein und desselben Epos. Während C10 sich in Aen.III den andern Büchern recht ähnlich verhält und bei C, eher das zweite Buch auffällt, sticht III bei

2.i Mittelwert (m)

87

der Relation Cio:C, gegen alle hier benachbarten Werkteile so stark ab, daß man den Be¬ fund den Indizien zuzuschlagen geneigt sein könnte, die aus anderen Gründen für eine Son¬ derstellung des dritten Äneisbuches sprechen. Ovid zeigt hier, jedenfalls in den verglichenen Büchern, merkliche Konstanz. Wie man also schon mit bloßem Auge erkennt, kann ein Mittelwert mehr oder weniger abstrakt sein, und zwar auch abgesehen davon, daß, wie in diesem Fall, ein unfertig publiziertes Epos die Einzeldaten liefert.

Zum Abschluß wieder ein Blick auf die Appendix Vergiliana: C10 Ciris

2,4

Culex

2,2

G

Moretum

5.4

7.0 9.4 7.8

Aetna

3.6

10,7

Relation o.34 0.23

o.34

°>74

Bemerkenswert die geringe Häufigkeit von C, und die beträchtliche Schwankung in der Spalte ganz rechts. Wäre die zuvor dargestellte Entwicklung - zumindest von Catull an - ein strenges Gesetz, ein historisch determinierender Ablauf und damit zur Zeitbestimmung tauglich, gehörten diese Pseudovergiliana gemäß der Variablen in die Epoche eines Virgilio minore:

Verg .buc.

C10

G

Relation 0,25

6,9

r7>3

georg.

2,2

10,3

0,21

Aen.

4,3

14,0

o,3

Allerdings läßt der echte Vergil in diesem Punkt planvolles Vorgehen vermissen. Aber die Relationsziffern liegen doch verhältnismäßig eng beieinander, nämlich im Bereich 0,2-0,3, wohingegen zumindest Moretum ganz herausfällt. Jedoch soll der Vergleich, da die Unecht¬ heit der genannten Stücke feststeht, eben erläutern, daß versgeschichtliche Kriterien nur sel¬ ten und dann nur unter bestimmten Bedingungen über Authentizität entscheiden.

[8] Nicht in Z stehende versinterne Satzschlüsse Ehe wir in Erfahrung bringen, in welchem Umfang auch die andern Z-Satzschlüsse, nämlich C6 und C14, vom Zuwachs in C, profitieren ([11]), schauen wir uns die ,Kehrseite1 an: die folgende Tabelle gibt Auskunft über alle möglichen Q-Plät¬ ze außer denen in Z. VP

Cicero

Catull

Lukrez

Vergil

Ovid

Lukan

0,02

0,02 (3; 8)

0,1

-

0,06 (3; 5: 7; 10-12)

0,2

0,2 !,3 — —

2



-

3

0,4



0,1

i.5 0,2



0,4



0,2

i.5 0,1 (1-4; 9; 10)

•,5 0,1

-

-

0,1

0,2 (1; 4; 9; 10; 12)



4 7 8

S8

2

11 12

0,4

15



— — 0,24 — 0,24



l6 —

19 20 2

0,4 4,0

Statistische Methoden

0,1 0,02 o.3 0,1 0,02 1,1

0,1(1; 2; 4-6; 10-12) 0,01 (7; 10) — 0,6 0,1 (1-4; 6; 8; 9; 12) 0,1 (2; 5; 6; 8-10; 12)

0,1 0,1 0,01

— — —

o,9 0,4 0,2

2,8

3>6

0,9 0,1 0,1 2,6

Noch einmal Vergil insgesamt neben der Appendix: VP

huc.

georg.

Aen.

Ciris

Culex



0,1

0,1

— 1,1 0,2 —

— 0,2 — —

o,7 — 0,2

— -

Moretum

Aetna

-

o,3 o,9 0,2 0,2

2 3 4

M

7

0,2 0,1

8 11 12 D

16 19 20 2

i>7 3-° 0,1 0,2 6,8

1,2 0,2 o.3 0,4 — 1,0 0,6 0,1 3.9

M

0,1 0,2 0,1 — — 0,6 0,1 0,1 2,8

0,9 0,4

2>7

3.5

4.3

0,2 1,2

0,8 — — — — — 0,8 — — 1,6

o,3 — o,5 0,2 o,9 3.5

Wie die Summenzeile schön ausweist, reduziert Vergil beharrlich - er ist be¬ strebt, Binneninterpunktion mehr und mehr mit den

2-Stellen

zusammenfallen zu

lassen ([11]). An diesem Schwund haben C7, Cu, C16 und C20 besonderen An¬ teil, Cu und Ci6 einen hervorstechenden. Die Gesamtheit dieser Satzschlüsse müßte beim frühen Vergil über den anfänglichen 6,8% liegen, die Spuria setzen jedoch den Stand von georg. voraus, nur der Culex erreicht ihn nicht. Gut: auch Ovid hat mit 3,6% wieder mehr als die Äneis; damit erübrigt sich aber ein Einord¬ nungsversuch, eine vergilische Frühphase scheidet für diese Gedichte aus - außer¬ halb Vergils könnten sie sowohl vor wie nach ihm Platz finden. Einzelheiten bleiben auffällig, so der hohe Wert für C16 im Culex, und zwar entgegen dem schon vorvergilischen Trend. Die drei übrigen Texte kann man mit Ovids 0,9% zusammen¬ sehen. Erstaunlich auch, daß C20 generell so hoch beteiligt ist, namentlich im Culex, im Moretum nun wieder gar nicht, ferner daß C4 nicht nur so außerordentlich schwankt, son¬ dern allgemein und speziell von Cicero-Vergil-Ovid abweicht, am wenigsten die Ciris (an stärkerer C^-Frequenz kann das nicht liegen: [13]). Auch Cu ist von Interesse: Vergil hat sich mit georg. an Cicero, danach auf den bei Ovid übernommenen Tiefstand sozusagen herangearbeitet - die Appendix widersteht abermals einer Zeitbestimmung. Einzig ihr nichtvergilischer Charakter läßt sich mit Hilfe obiger Tabelle etwas besser beleuchten. In der Vergil-Spalte sind in Klammern die tatsächlich beteiligten Bücher notiert. Das könnte literarkritisch von Belang sein, soll aber vor allem noch einmal unterstreichen, daß Raritäten wie C8, die überhaupt nur in vier Äneisbüchern vertreten sind, keine Regel zu postulieren erlauben (anders Drexler [1967] 88).

2.i Mittelwert (m)

89

Die hier verzeichneten Q-Punkte sind bei Cicero noch nicht so zahlreich wie bei den Späteren, aber ihre Summe liegt insgesamt an der Spitze. Catull, mit seiner bekannten Neigung zu Cp, läßt C, außer an den Z-Stellen überhaupt nur in WGn6 ein. Von ihm an springt die Summe dieser Satzschluß-m aufs Sechsfache bei Lukrez, verdoppelt sich bei Vergil und steigt mit Ovid noch einmal um ein knappes Drittel, während Lukan zu Vergil zurückkehrt. Das Maximum verkörpert allemal C4, die ausgesprochenen Minima liegen an der erst- und an der letztmöglichen sowie an den ,trochäischen‘ WGr (2,20; 3,7,11,15). Der Versuch, eine römische ,Zii‘ zu installieren (1.4.1), hat die Syntax jedenfalls nicht auf seiner Seite. Daß Ci 6, das ist bei d4 die ,bukolische Interpunktion', trotz linearer Zunahme von Catull bis Ovid gegen C4 keineswegs aufholt, ließe sich an der Relation Ci6:C4 zeigen: Cicero 0,73, Lukrez 0,75, Vergil 0,4, Ovid 0,6. Die ,Norm‘, die Catull im Privileg von C16 bekun¬ det, findet in späterer Zeit eine relativ schwache Bestätigung. Einige Minima verstehen sich sozusagen von selbst, nämlich solche, die auf der Seltenheit bereits von WGr an dieser Stelle beruhen - das betrifft einen Teil der trochäischen Einschnit¬ te, so Ci 5 bzw. \VGr15, dann vor allem C8 und erst recht Interpunktion an WGri 8 und WGm - sie fehlen überhaupt und sind in der Liste gar nicht erst berücksichtigt.

[9] Versgliederungsformen (Z-Kombinationen) und K-Längen Aufgabe soll einfach sein, mithilfe zweier epischer Werke verschiedener Hand die Frage zu beantworten, mit welchen Häufigkeiten von /GLängen in Rom grob zu rechnen ist. Zur ersten Probe dienen Verg. georg. und Lukan. Die Tabellen: Verg. georg.

I

II

III

IV

m

Z6-10-14

0.3

HZ

15>2

17.2

'7.4

Z6-10

13,8

15 >9

9.9

'4.3

DT

12.7 25,6

11,1

14.5

'4.9

13.3

31,6

3I>3

27.3

29,0

2,9

3-1

4.2

Zio!

22,4

D.5

21,2

3.° 18,1

'9.3

Z14!

2,9

4.2

3.2

4.'

3>6

Z6-14 Zio-14 Z6!

3.3

Einiges erklärt sich von selbst: wenn Zio und Z14 allgemein die höchsten Frequenzen haben, gilt dies auch für alle Kombinationen aus Zio und Z14. Die Zahlen sind wieder nur Hilfsmittel: der Rechner hat WG6—8-10 und WG10—12—14 in diesem Fall nicht subtrahiert, wie es laut Definition für Z notwendig gewesen wäre. An der Einstufung ändert sich dadurch kaum etwas.

Wir ordnen jetzt nach iV-Frequenzen je Vers um:

2 Statistische Methoden

90

Vierteilung

Verg .georg.

Lukan

m

Verg.

Z6-10-14

UA

16,3

16,9

16,7

Dreiteilung

55-8

57.5

76,7

54.i

Z6-10

DA

13.4

Z6-14

19,8

Zio-14

D.3 29,0

13.5 16,6

a5>2

27.!

Zweiteilung

26,2

25.4

23,9

2,1

Z6! Zio!

19.3

o.9 23,6

21,5

Z14!

3.6

o.9

2,3

3>3

2 7.9

Auf der Basis beider Ausgangstexte stünde Dreiteilung des Hexameters obenan, in ihr, wie zu erwarten, Zio-14, gefolgt von Z6-14. Daß in Gliederungstyp III Zio! nur halb so hoch liegt wie Z6-10 und Zio-14 zusammen und ,im Schnitt“ diese drei Teilungsarten gleichberechtigt sind, braucht niemanden zu verwundern, der nicht auf dem Postulat ,eine Z“ beharrt. Gar die Fixierung auf die Penthemimeres: nicht daß Zio! so beliebt ist, sondern daß Kombinationen mit Zio vorherr¬ schen, fällt ins Gewicht. Innerhalb zweigeteilter Verse gewinnt Zio! sichtlich Boden, Z6\ und Z14! entwickeln sich zum Sonderverstyp. Mit gegen 80% ist Zio stets beteiligt, die 21,5% von Zio! dürften aber nicht rechtfertigen, daß Zio zum entscheidenden Gliederungspunkt avanciert und Z6 oder Z14 zu ,Neben-Z“ herabdrückt.

Hexameter mit K— 2 verlieren leicht, desgleichen Z6-10-14. Auch die - am be¬ grenzten Material beglaubigte - Zunahme von ,Dreiteilung“ befürwortet das Prae einer ,Hauptzäsur“ nicht gerade. Kurz, der Schwierigkeiten ist man enthoben, so¬ bald man nicht ,vertikal“ von der Häufigkeit einzelner Z ausgeht, sondern von mehr oder weniger bevorzugten Z-Gruppen. Am allerhäufigsten ist Zio-14, also die Morenfolge 10-4-10. In der VA-Analyse wird man infolgedessen VA10-14 ins Auge fassen müssen. Welche Wörter, Wortarten und Satzteile kommen hier vor? Gewiß eher Regelhaftes als Besonderheiten. Wenn Z-Gruppen oder Ä’-Reihen das Entscheidende sind - oder auch: Z als Gliederungs¬ punkt -, wäre es folgerichtig, Z grundsätzlich als Z6-10, Zio-14 usw. zu verwenden, Z mit nur einer WGr-Ziffer stets mit ,!“. Ich habe diese Konsequenz noch gescheut und nach wie vor mit ,einzelnen Z“ operiert.

Zur Vergewisserung des .römischen“ Mittels hier entsprechende Zahlen aus der Appendix Vergiliana:

2.i Mittelwert (m) Ciris

Culex

Moretum

Aetna

Z6-10-14

16,6

'4.3

18,0

17,6

16,6

Dreiteilung

53.6

56,0

18,1

11,8

55,9 11,6

Z6-14

8,7 26,8

12,8

53.3 9.0 '2,3

54,7

Z6-10

14,8

12,2

32,1

32,0

29,5

30,1

r\

29,0

27,9 2,2

Zio!

i>9 24,2

27,9 0,8

26,0

1,0 25>'

23,8

22,0

23,8

Z14!

2,6

2>9

3.3

2,9

2,9

m

Vierteilung

Zio-14

Z6!

00

Ztferteilung

12,6

Die einzelnen Teilungstypen halten ihre Anteile demnach ziemlich konstant. Das so gewonnene historische oder ,Gattungs‘-m, so einheitlich es anmutet, ist erstes Hilfsmittel, in Wirklichkeit verbergen sich hinter ihm oft wichtige Unter¬ schiede zwischen Dichtern (,Entwicklung“) oder in Werken (,Streuung“). Davon später. Die hier herausgegriffenen Werke erlauben nach Zahl und Art keine Folge¬ rungen, genetisches Verhalten der Epik von Vergil bis Lukan betreffend. Abnahme von Vierund Zweiteilung, in dieser jedoch Erweiterung von Zio!, d.h. krasser Rückschwung in Z6! und Z14!, Zuwachs bei dreigeteilten Versen, und zwar in Z6-14 - das alles steckt in der Zahlenliste, kann aber bestenfalls Arbeitshypothesen liefern.

Kleinste statistische Einheit war (oben) am Kapitelanfang das Buch, danach das Werk. Ein dritter Durchgang soll zeigen, wie sich m in Büchern aufbaut. Beispiel ist Verg.Aen.2,1-20. Auf diese Weise lassen sich einige Modifikationen der Meßwerte oben gewinnen; da es bisher nicht gelungen ist, Z-Stellen vor -que automatisch ,aufzulisten“, muß man sich mit Stichproben helfen. In Aen.2,1-20 käme dreimal Z6! vor, wenn Zio vor -que wegfiele. Läßt man wenigstens bei Zio ,Wortfuge“ vor -que gelten, verschwindet Z6\. (Es handelt sich um die Verse 9,16 und 20.) Übertragen auf ein ,Gattungs‘-w hätte diese Entscheidung ein Absin¬ ken der ,schiefen“ Verstellung zur Folge, die echte Quote wäre von Lukan repräsentiert. (Nach Vergil gibt es solche Zweifelsfälle beträchtlich seltener.)

Z-Kombinationen in Verg.Aen.2,1-20: 6-10

10

10-14

IO-I4.

6-10

6-14

6.—10—14

6-10 6-10 6-14. 6-10 10-14 6-10

/y

O

6-14

Os

10-14

10! 6-10

IO.1

6-IO-I4

20

6-10

2 Statistische Methoden

92

Satzgrenzen sind berücksichtigt: wenn am Versschluß befindlich, durch etwas größeren Zeilenabstand, wenn im Vers, als Punkt hinter der Z-Stelle.

Die winzige und zufällige Partie zeigt schon, in welcher Richtung die Korrektur zu suchen ist: unter Einrechnung von A-Grenze vor -que (oder -ve) wandern An¬ teile der Zweigliederung zur Bauform K3 ab. Wir verfolgen das nachher weiter, um obige ^-Tabelle zu verbessern. Zuvor schauen wir auf die Folge der Z-Kombinationen. Nach herkömmlicher Theorie wären 85,0% Zio zu buchen, dazu für Z6 70% und 50% für Z14. Verse ohne Zio sind denn hier auch stets solche mit Z6-14 (15%); Kombination von ,Hilfszäsuren“? Der Begriff bringt Schwierigkeiten, weil er nicht erklärt, weshalb, wenn Zio doch dasteht, noch Z6 oder Z14 hinzutritt (oder, wie bei Vierteilung, sogar beide Vorkom¬ men).

Was in erster Linie auffällt, ist ein fast ständiger Wechsel zwischen den mögli¬ chen Kombinationen (hier sind es fünf). Wiederholungen gibt es zwei: v.2f. und V.4E, nur eine von ihnen im Satz; Kr betrüge also 10 bzw. 5%. Darin mag mehr

oder minder gewollte Regel wirken oder nicht - einstweilen genügt die Beobach¬ tung: unablässiges Hinundher von Z, ein dauerndes Umspringen der Z-Folgen kennzeichnet den Ablauf der Verse. Nichts von Monotonie. Wo diese dann doch, in Kr nämlich, einzutreten drohte, gab es Stilmittel genug, die ihr abhalfen, so Rhythmus in dis oder Wortstellung. Auf alle Fälle haben wir nicht nur einen greifbaren Text anstelle eines in bloße Zahlen verflüchtigten Werkes gewählt, die Z-Statistik beruht jetzt statt auf Einzelversen gerade auf Versreihen, wahrscheinlich fordert sie Versgruppen = Sätze als kleinste Einheit der Analyse.

Zum Vergleich: Verg.georg.2,1-100 und Lukan 3,1-100 IVO

N

7.0

Z6-14

16,0

9>o 17,0

Zio-14

42,0

28,0

Z6!

T

Z6-10

7

21,0

0

19,0

2,0

-

Zio!

10,0

24,0

Z14!

4,0

1,0

In diesem Vergiltext klettert Kr auf 18, davon ist satzinterne Repetition ein und desselben Gliederungstyps mit 11% vertreten. Die Zahlen Lukans: 23 bzw. 17%. Texte und ganze Werke werden sich in diesem Punkt unterscheiden. Die Statistik muß hier wohl der Interpretation das Feld überlassen, schon auf Grund der Bündelung von sprachlich¬ stilistischen Merkmalen im Einzelfall. Das Erfordernis, bei der Textanalyse Metrik auf Ver¬ fölgen zu beziehen und die Elastizität der Gliederungsformen zu beachten, mit der sich das

2.1 Mittelwert (m)

93

Metrum dem Satz anschmiegt, ist aber, wie gezeigt, zwar nicht rein statistisch gewonnen, doch mit Zahlen hinreichend abgestützt.

Die Ausgangsfrage ist noch nicht ganz beantwortet. Gesucht wurden ^-Län¬ gen*; sie kommen aber in Z-Reihen nur mittelbar zum Vorschein. Die Kategorie A setzt voraus, daß der Versschluß als A-Grenze mitzählt. Wir versuchen jetzt, in Aen.2,1-20 dem Rechnung zu tragen; und zwar schreiben wir die Abstände zwi¬ schen A-Fugen - also einschließlich Versende - in Morenziffern um (das sind die A-Längen). Ohne damit etwas zu präjudizieren, lassen wir die Reihen jeweils am Satzschluß aufhören. Versgrenze wird durch Schrägstrich markiert. 6—4—i4 /

6-8-10/ 6—8—10/6—4— 14/6—8 10/6-4-14/10-4-10/6-4-14/ 10-4-10/6-4-14/10-4-10/6 4-4-10/6-4-4-10/10-14/6-4-14/

10-4-10/ 10-14/ 6-4-4-10/6-4-14/

Kraut und Rüben? Fünf A-Längen wechseln: 4 Moren Länge:

16

10 Moren Länge: 12

6

14

14

8

3

10

Nur in Satz 6 folgen zwei gleiche aufeinander (10/10), sonst dreimal (versintern) im Typ 6-4-4-10. Diese 5 Typen selbst: 8 x = 40%

6-4-4-10

3X = 15%

10-4-10

4X = 20%

10-14

2X = 10%

6-8-10

3 x = 15%

6-4-14

Zugegeben: Reduktion auf die Folge 10-14 wäre denkbar, übrig bliebe die Form 6-8-10, unter dem ,Gesetz der wachsenden Glieder' schlössen sich beide als gleichartig zusammen. Das löst aber wohl den Z-Begriff syntaktisch auf, die Kombination Z6-14 würde isoliert, es bliebe ja außer ihr nur noch Zio!, es sei denn, man läßt überhaupt syntaktische Kola den Ausschlag geben - das geht nicht.

Von den 5 A-Reihen, als Teil des Satzes aufgefaßt, steht nur die Form 6-4-14, die hier häufigste, einmal doppelt (Satz 3). Die darin enthaltene Verbindung Z6-10 verwendet Vergil sonst seltener. Exposition und Anfang der Äneaserzählung haben einen hohen Anteil von Z6-10 als Be¬ sonderheit. Es beginnt schon in v.i mit ihr, das Monostichon hat verbale Rahmenstellung,

2 Statistische Methoden

94

v.3 (infandum . . .): wieder r (attributiv), dazu ssdd\ in v.4 entsteht Z6-10 dadurch, daß lamentabile, ,schweres“ Wort und vor allem L„ Z14 vereitelt, v. 5 geschieht dies durch miserrima VPi^-io. Schließlich v.9 führt Z6-10, mit erneuter Kopfstellung des Prädikats und chiastischem Satzbau, auf Anlehnung an Cat.64,216, insgesamt metrisch-sprachlich-literari¬ sche Markierung eines Sinneinschnitts, ein Höchstmaß ,schlußbildender Pointen“. Näheres zu diesem von E. Norden aus antiker Rhetorik gezogenen Begriff bei H. Cancik, Untersuchungen zur lyrischen Kunst des P. Papinius Statius (Hildesheim 1965) 23 (A.12) und 23-29.

Eine entsprechende Umschrift von Verg.georg.2,1-100, beginnend 10-4-10/ 10-4-10/10-4-10/ 14-10/6-8-10/6-4-4-10/4-10/6-4-14

10-4-10/ 6-4-14/6-8-10/10-14 usw.,

1

0

0 1

fördert sieben Formen zutage: 45%

IO-I4

6-4-4-10

19%

6-4-14

6%

6-8-10

14%

14-10

2%

6-l8

2%

12%

Satzintern gedoppelt erscheinen die häufigsten: 10-4-10 (10X) und 6-4-4-10 (2X), zusammen 12 Fälle. Eine statistische Grundlage ergibt das jedoch kaum, eher den Ansatz zu einer syntaktischen Umorientierung des Z-Begriffs. Aber zu¬ rück zur zünftigen Statistik.

2.2 Veränderungskoeffizient (VK) Um die Differenz zwischen zwei Merkmalsdaten in Relation zu bringen, bedient man sich des Veränderungskoeffizienten, abgekürzt VK. Wenn x2 = i und x2 = 4, konstatieren wir Zuwachs, wir täten das aber auch bei jc, = 3,5 und x2 = 9,8. Um den Grad des Zuwachses zu quantifizieren, bilden wir aus den Vergleichswerten einen Quotienten, und zwar kommt nach allgemeinem Brauch x2 in den Zähler: Ausgangspunkt ist der jeweils spätere Stand. Es wäre weniger gut vorstellbar, wollte man, mit x2 im Nenner, sozusagen das Zurückbleiben von x, messen. Die beiden Zahlenbeispiele, umgeformt zu x2:x„ ergeben 4:2 bzw. 9,8 13,5, mit¬ hin VK— 2,0 bzw. VK= 2,8. Bei abflachender Tendenz entstehen natürlich Brüche, d. h. wenn x, = 6,2 und x2= 1,8, wäre zu rechnen 1,8 16,2 = 0,29 ~ die Variable wan¬ dert auf 29% der vorigen Häufigkeit zurück. Das ergibt zweifellos ein stärkeres Gefälle als bei x, —6,2, x2 = 4,9 und also VAT=o,79. Der VA'ist eine Art tabellari¬ sches Steigungsmaß.

2.2

Veränderungskoeffizient (VK)

95

fio] Die Synalöphe: Frequenzen und Z-Beteihgung

Als erstes die Daten für .durchschnittliche £-Anzahl je Vers' mit ihren VK:

Cicero Catull Lukrez Vergil

E:V

VK

o,34 0,32

0,94 (nämlich 0,32:0,34)

°>47

i,47 1,21

Ovid

o,57 0,26

0,46

Lukan

0,16

0,62

Cicero und Catull unterscheiden sich also kaum, das Gefälle ist recht sanft - um so kräftiger geht die Kurve mit Lukrez nach oben, und Vergil legt abermals um 20% zu. Dann der jähe Umschwung bei Ovid, Reduktion um mehr als die Hälfte gegenüber Vergil, doch wohl aus Abneigung gegen die als Störung empfundene Synalöphe. Lukan führt den Rückzug weiter. Metrisch gesehen ist das Meßverfahren noch zu grob, weil, wie wir wissen, ,schwere' von .leichter' E unterschieden werden muß (1.5.1), die Tabelle aber beide Arten erfaßt. Genauge¬ nommen verbirgt sich hinter Ovids 0,26 ein hohes Maß an ,leichter' E, oder umgekehrt: an den 0,26 Ovids sind nur ca. 0,05 ,schwere' E beteiligt, an Vergils 0,57 dagegen 0,29 (Lukan reduziert nochmals: 0,13 E, davon nur 0,03 .schwer'; Williams zu Aen.5,235/8). Die in der Tabelle sichtbare Tendenz würde sich bei Aussonderung ,schwerer' E schärfer ausprägen, VK sich entsprechend vergrößern.

Als nächstes die Frage nach bestimmten £-Plätzen im Vers. Die Häufigkeit von Versen mit Synalöphe je Dichter sei gegeben; wir greifen Catull c.64, Lukrez, Vergils Aneis und Ovids Metamorphosen heraus und verglei¬ chen paarweise die Frequenz von £ an Z-Plätzen: £14

E6

£10

o,5 4,8

ri7

5-7

8,9

Lukrez

3>5

6,0

14,3

VK

9,6

*>3

I>I

1,6

Vergil

3.3

5,°

10,0

18,3

i,9 0,58

0,22

Catull

Ovid VK

1,1

6,5 0,65

2(£J

9,5 0,52

Man sieht, wie £ an Z-Stellen bei Lukrez klettert, am meisten in £6, am wenigsten in £14, während Ovid gegen Vergil am stärksten in £10 mindert (£6 und £14 stehen im VK fast gleich). Die Entwicklung präsentiert sich deutlicher, wenn man Ciceros Aratea hinzunimmt und die Vergleichspaare vermehrt:

Statistische Methoden

96

£14

E6

Eio

Cicero

W

2,2

2,6

Catull

0.5

2,7

5,7

8,9

Lukrez

4,8

6,0

Vergil

3.3

3,5 5,o

10,0

i4,3 18,3

i,9

1,1

6,5

9,5

Cat.-Cic.

o,3

2,2

3>7

Lucr.-Cic.

2,8

1,2 1,6

2,2

6,6

Lucr.-Cat.

9,6

i,3

1,1

14,0

Vg.-Lucr.

o,7

i,4 2,3

Vg.-Cat.

i,9 6,6

i,7 3,9

3,8

Vg.-Cic.

i,9

1,8

10,3

Ov.-Vg.

0,6

0,2

o,7

L5

Ov.-Cic.

1,1

o,5

2,5

4>!

Ov.-Cat.

3,8

0,4

1,1

4,3

Ovid VK

Z(£z) 6,5

8,1

Die Summenspalte verzeichnet einen klaren ,Trend“ bis Vergil, der Zuwachs an £ wird getragen von Eio und £14 (£6 verläuft unregelmäßig). Der VK läßt nun aber numerisch greifen, daß der Schritt von Cicero zu Catull ebenso kurz ist wie der zwischen Lukrez und Vergil. Cicero und Catull einerseits, Lukrez und Vergil andererseits bilden eine Gruppe oder Stufe; der VK beträgt dort 3,7, hier 3,8. Die erhebliche Reduktion von £ bei Ovid markiert eine Rückwendung zu Cicero und Catull in diesem Punkt: von beiden ist er fast gleich weit entfernt [VK=^,i bzw. 4,3). Nun führt ein Vergleich mit der ersten £-Tabelle zu einem letzten Schritt: wir wollen wissen, ob in den bisher befragten Werken die Entwicklung von £ an den Z-Stellen, die genau wie £ allein nur bis Vergil einigermaßen gradlinig verlief, mit einer Verlagerung innerhalb von £ einhergeht. Bezugsgröße ist jetzt die Häufigkeit von Hexametern mit £ (m je Werk), Teilmenge die Summe der £ an Z6, Zio und Z14. In der dritten Spalte folgt die Relation der ersten zur zweiten, rechts daneben ihr VK. £z

E-Verse

Relation

Cicero

6,5 8,9

34,4 32,0

0,19

Catull

0,28

Lukrez

14,3

47>i

0,30

Vergil

18,3

54,5

9,5 7,9

25,4

o,34 o,37 o,47

Ovid Lukan

15,6

VK

i,47 1,07 I>13

1,09 1,27

Jetzt ergibt die Relation mit einem Male Kontinuität für alle sechs Dichter, auch Ovid fügt sich in eine Entwicklung; VK zeigt: nach dem Sprung von Cicero zu

2.2 Veränderungskoeffizient (VK)

97

Catull bleibt ein ruhiger, um 10% schwankender Zuwachs bis hin zu Ovid. Die Strecke Cicero-Ovid, unter dem Aspekt E betrachtet, ist von der Neigung be¬ herrscht, die Menge alle E mehr und mehr in Z-Stellen zu verlegen. Damit be¬ wahrheitet sich u. U. die Annahme, daß Z sich mit E durchaus verträgt.

[i i] Satz Schluß an Z-Stellen (CJ

Wir knüpfen an die in [7] behandelte Frage an, Teilmenge ist jetzt aber die Summe aller Satzenden an den Z-Punkten. Unter dem Gesichtspunkt , VK in Syntax' mag es erlaubt sein, anschließend die Häufigkeit von Monosticha zu vergleichen, das Maß der Unterschreitung der durchschnittlichen Satzlänge durch vermehrte Inter¬ punktion am Versschluß. Von der Rechenart in [8] wird jetzt nur insofern abgewichen, als den einfachen VTsT-Werten in Klammern VK beigefügt sind, die auch den Abstand des betreffen¬ den Dichters zum Durchschnitt aller früheren messen. Es kann, wenn man histori¬ sche Entwicklungen präzisieren will, von Nutzen sein, die Tatsache zu berücksich¬ tigen, daß ein Autor - geläufig ist Vergil als ,Mitte“ zwischen Strenge (Catull) und Archaik (Lukrez) - ja keineswegs nur am unmittelbar vorangehenden orientiert sein muß. Außerdem vermag solch ein VKu. U. Stilverwandtschaften kenntlich zu machen, die quer zur Chronologie verlaufen können (vgl. [10]). C10

c

VK

G Cicero

G

VK

0,1 2,6

0,25

Lukrez

0,68

0,8 (1,1)

Vergil

0,80

1.2 (1.3)

0.33 0,24

2,5 i,3 (i>8) 0,72 (1,1)

Ovid

0,82

1,04 (1.3)

0,6

2,5 (2,6)

1,13 (ü3)

0.5

Lukan

0.93

00 d

Catull

0,34 0,88

Die Tabelle lehrt: versinterne Satzschlüsse haben die Neigung, Z-Stellen zu besetzen - ein erster Gipfel liegt bei Catull, der in C, auf 1,9 zurückgeht (Cicero: 6,1, vgl. [7]), aber Cin Z (bezogen auf Q fast verdreifacht, und das gilt auch für C10 allein. (Satzschluß in WGno erreicht noch nicht einmal ein Drittel aller Z-Interpunktionen.) Erstes Maximum für C10 bietet Lukrez, und zwar auch im Verhältnis zu C in Z allgemein: mit 0,33 umfaßt C10 hier die Hälfte aller Satzschlüsse an Z-Punkten oder Ä'-Grenzen. Die Entwicklung läuft links stetig weiter (Linie Lukrez-Ovid), und Ovid nähert sich wieder dem Quotienten Catulls. Das bedeutet, wenn man auf den Mittelwert aller früheren Dichter bezieht, wie bei Vergil eine Steigerung um 30% - gar nicht zu vergleichen mit dem Sprung in C10 allein: dieser Satzschluß beansprucht drei von vier Z-Interpunktionen (0,6:0,82), der VKvon 2,5 bzw. 2,6 stellt sich insoweit neben den Catulls, die Diskrepanz zu Vergil ist kaum geringer als die zur Gattung insgesamt ([13]).

2 Statistische Methoden

98

In Verg.buc. lag Cio: Q noch beträchtlich höher als in der Aneis, nämlich bei 0,4, sein Lehrgedicht mindert auf 0,2, das Epos rückt also hier näher an Catull als an Lukrez. Zielstrebigkeit lassen also die drei Werke Vergils in diesem Punkt so wenig erkennen wie die Reihe Cicero—Ovid, die Variable in der Tabelle links scheint demnach die Stilgeschichte besser zu treffen. Ein Blick auf die Entwicklung von buc. bis Aen. kann das bestätigen: Verg.georg.

VK

Verg .Aen.

VK

1,8

2.5

6.9 1,8

i.39 0,32

3.3

2,2

4.3

1.32 2,0 2,0

G

o.94 0,61

3.4

10,5

1.7 6,4

I 1,0

G

17.3

10,3

0,6

14,0

Verg. buc. C6 Cio Ci 4

G

C

0,61

0,62

1,02

1.72 1,36

0,79

1.27

Kontinuierlich verläuft der Schub in C6, VK unterstreicht das Gleichmaß des Zuwachses. Es schlägt sich in Zeile vier nicht nieder: C in Z pendelt ähnlich wie Cio und C14 (diese beiden Satzschlüsse sind darin gleich, daß sie sich von georg. zu Aen. verdoppeln und miteinander in Aen. wieder fast so viel ausmachen wie in buc.\ 8,7% hier, 7,7% im Epos). Da Z6 von buc. bis Aen. nur wenig fortschreitet (46,5-50,0-52,3, d.h. mit VK 1,08 und 1,05), steigt auch die Relation C6:Z6 stetig (0.04-0,05-0,07). Nächst der intendierten Verlagerung von Satzschlüssen auf WGr€ zeigt die Li¬ ste, sobald man alle Z-Plätze auf Q bezieht, ebenfalls Kontinuität: geringer VK gilt noch in georg., mehr als 25% beträgt der Sprung in Aen. - innerhalb der drei Werke Vergils wächst folglich das Bestreben, versinterne Interpunktion der metri¬ schen Gliederung anzupassen. Das aber ist genau der Trend, den wir auf der Linie Cicero-Lukrez-Vergil-Ovid beobachtet haben. Da Vergil in C6 und in der Z-Position von Satzschlüssen, bezogen auf C„ offenbar ziel¬ strebig geändert hat, könnte ein Blick auf die Appendix diesmal echtheitskritisch von Nutzen sein: C6

Cio

C14

Ciris

1,1

2,4

0,2

Culex

-

2,2

2,5

More tum



Aetna

o,9

Verg .buc.

1,8

5.4 3.6 6,9

georg. Aen.

2,5 3.3

2,2

4,3

c,

G c,

7,o 9,4

0,53 0,64

0,8

7,8

0,78

2,2

10,7

0,63

1,8

:7>3

0,61

1,7

10,3

0,62

3,4

14,0

0,79

.j Streuungsmaß (Va)

99

2

Daß in C6 Culex und Moretum gar nicht mitmachen, würde, spräche nicht anderes gegen ihre Echtheit, wenig verschlagen; in dieser Hinsicht könnten alle vier Werke in Vergils Früh¬ phase gehören. Mit C14 steht es schon ungünstiger: die Echttexte verhalten sich zumindest erheblich gleichförmiger, Culex und Aetna sind genetisch nicht unterzubringen, Ciris und Aetna nur dann, wenn mit einem drastischen Anstieg vor buc. gerechnet wird. Wichtiger ist Vergils .Entwicklung1 in der Kolumne ganz rechts: hier „paßt“ nur die Ciris, die drei andern Gedichte rücken in die Nähe der Aneis. Freilich erreichen sie auch nicht Ovids 0,82 - das tun aber natürlich andere Dichter nach ihm auch nicht.

Angesichts neuerer Versuche, WGr$ aus syntaktischen Gründen in den Rang einer Zäsur zu heben (1,4.1), könnte eine Übersicht zu C4 (vgl. [8]) im Verhältnis zu C, von Interesse sein: Vergil

C4: Q

Cic.

Lukr.

buc.

georg-

Aen.

Ovid

Lukan

0,25

0,11

0,09

0,12

0,11

0,08

0,08

Wir folgern: mit Lukrez beginnt eine Dezimierung der Satzschlüsse bei WG74, setzt man sie in Beziehung zur Binneninterpunktion. Er selbst und Vergil liegen bei io-ii%, Ovid und Lukan mindern auf 8%. Man vergleiche die Entwicklung von C6, dann läßt sich der Unterschied fassen; tun wir es für Vergil und die Ap¬ pendix: C4:C,

C6:C,

Relation

0,09

0,10

o.9

georg.

0,12

0,24

Aen.

0,1 I

0,25

o,5 0,4

Ciris

0,l6

0,16

1,0

Culex

0,02

-



Moretum

0,29





Aetna

0,08

0,13

0,62

Verg .buc.

Beide Quotienten entfernen sich bei Vergil offenkundig weit voneinander, in der Aneis erreicht C4 nicht einmal mehr die Hälfte von C6. In der Appendix, die in allen Spalten aus dem Rahmen fällt, ist der besonders hohe Anteil von C4 bemer¬ kenswert. Während die Aetna dem allgemeinen Trend ungefähr entspricht, bevor¬ zugen die Paralleltexte tatsächlich C4 vor C6 - mit Z hat das aber nichts zu tun.

2.3 Streuungsmaß Das jetzt schon oft und für ganze Werke errechnete arithmetische Mittel macht diese miteinander vergleichbar, es muß jedoch versagen, wenn man nicht in Erfah¬ rung bringen kann, welche Schwankungen sich hinter ihm verbergen oder auch:

2

700

Statistische Methoden

unter welchen Bedingungen es zustandekommt. Da die Zahl 50 das Mittel sowohl aus 2 und 98 als auch aus 49 und 51 sein kann - und im zweiten Fall ist m gewiß aussagekräftiger als im ersten, weil die Meßwerte hier, wie der Statistiker sagt, viel mehr ,streuen“ -, möchte man diese Streuung um den Mittelwert exakt ausdrücken, um m zu erläutern. Streuungsmaße erlauben zu beurteilen, in welchem Umfang die in m ausge¬ drückte Eintrittswahrscheinlichkeit in einer Stichprobe erwartet werden kann. Stichprobe“: das ist für uns in der Regel ein zu interpretierender Text. Sie qualifi¬ zieren also den Mittelwert; der Einwand gegen metrische Statistik, ihre Durch¬ schnittswerte seien im Einzelfall unbrauchbar, verfängt nicht, sobald ein Streu¬ ungsmaß sie präzisiert. In metrisch-sprachlicher Analyse soll es uns auch Auskunft geben, ob ein Dichter dieses oder jenes Merkmal mehr oder weniger erstrebt hat: je geringer die Streuung, desto regelhafter oder deutlicher intendiert wird eine Er¬ scheinung sein. Was das Streuungsmaß selbst betrifft, dürfen wir uns bei einer relativ altmodi¬ schen Form bescheiden. Das ist zunächst die ,mittlere einfache Abweichung“, das arithmetische Mittel aus den Differenzen aller einzelnen Spaltenglieder vom m der betreffenden Spalte (Vorzeichen bleibt unberücksichtigt). Ein beliebiges Zahlenbei¬ spiel soll das veranschaulichen: f

x-m

Ix—772I

(*,)

7

+0,8

0,8

M

3

-3.2

3.2

(*3)

8

+1,8

1,8

(*4)

ii

+ 4.8

4,8

(*,)

3

~3.2

3.2

(x6)

5

-1,2

1,2

772 =

6,2

2,5

In der linken Kolumne finden wir die gemessenen x-Daten und ihren Mittelwert, rechts daneben die Differenz zwischen diesem und dem betreffenden Einzelergebnis (einerlei, ob der Abstand darunter oder darüber liegt). Die einzelnen Abstände von m sind nun abermals gemittelt, und eben das ist die durchschnittliche Abweichung (DA). Die Formel würde lauten:

2 (x — m) DA

n

Da nun aber DA = 3,5% bei m= 35% offenkundig andere Bedeutung hätte als bei 772=7% und 772 als Relationsziffer vorgegeben ist, müssen wir die Größenordnung der Variablen berücksichtigen und auf ihren Mittelwert beziehen. Dazu brauchen wir m nur in den Nenner zu setzen, um den sog. Streuungskoeffizienten (Schwankungs- oder Oszillationsziffer) zu erhalten. Wir nennen ihn Va (Varianz).

2.j Streuungsmaß (Va)

101

Die Formel heißt jetzt:

2

(.V

y _ DA __ m

- m) n

2 (x — m)

m

n■ m

Um nun die rechnerisch unbequemen Dezimalbrüche herauszuwerfen, stellen wir auch für

Va Prozentwerte her, indem wir mit ioo multiplizieren. Die Formel lautet dann endgültig:

2 (x — m) Va — - • ioo n ■ m Wendeten wir sie auf die oben aufs Geratewohl gewählte Zahlenreihe an, erhielten wir

Va=2,5:6,2 ■ 100 = 40,3, einen relativ hohen Wert, der zum Ausdruck bringt, wie zufällig nun eben die Daten gegriffen wurden. Ein vierzigprozentiger Spielraum für m besagt ja einfach: das arithmetische Mittel ist faktisch erst bei einer fast um die Ffälfte größeren Anzahl von Meßergebnissen zu erwarten. Bleibt diese bestehen, brauche ich erst zu stutzen, wenn m um mehr als 40% über- oder unterschritten wird. Damit läßt sich nicht viel anfangen, weil wir signifikanter Abweichungen erst mithilfe eines weit geringeren Va habhaft werden.

[12] Schwankungen in Buchumfängen Die folgenden Datenreihen bewegen sich in absoluten Zahlen (V); das Streuungs¬ maß Va soll dazu dienen, hinter der Quote für durchschnittliche Buchlänge im römischen Epos* die Streuung zwischen Büchern oder Buchgruppen sichtbar zu machen. Als erstes sollen die Äneis, Lukan und des Statius Thebais verglichen werden: Vergil

Lukan

Statius

I

756

695

720

II

804

III

718

736 762

IV

7° 5

824

721 844

V

871

815

753

VI

901

830

946

VII

817

872

823

VIII

731 818

872

766

IX

1108

907

X

908

546

XI

9U

761

XII

952

819

2

m Va

9896 824,7 8,9

8060 806 12,0

743

939

9042 ' 811,8 8,6

Lukan sticht hier in m keineswegs heraus (Ov.met. hat hier m = 800), wohl aber in Va, und man erkennt auch, woran das liegt: während I—VIII allein recht genau - in I mit einer Differenz von V= 105 - im Umkreis ihres m (800,1) bleiben, 8

Zetemata 71, Thraede

2 Statistische Methoden

102

mit bemerkenswert niedrigem Va von 6,6, bringen die letzten beiden Bücher be¬ trächtliche Abweichungen nach oben und unten. Eine Vh-Berechnung erübrigte sich sogar, weil mit bloßem Auge zu erkennen ist, daß in den Extremwerten von IX und X die Unfertigkeit des Epos zum Ausdruck kommt. Der Philologe bringt hier sein Vorwissen ein, anderwärts könnte Va aber Probleme allererst aufdecken. Mit Va unter 9% scheint man in diesem Punkt rechnen zu dürfen, und zwar bei z. T. recht verschiedenen m:

Lukrez Verg.georg.

m Buchumfang

n

Va

^35

6

8,7

547

824,7

Ovid met.

OO O O

Aen. Silius

7i7>8

Valerius

73 2,1 (699,0)

Stat. Theb.

811,8

Juvencus

79i

4

3>5

12

8,9

15

8,8

17

6,2

7(8)

7,2(n,3)

12

8,6

4

2,5

Erstaunlich, daß selbst Lukrez mit so überragender Buchlänge - man denke an Catulls Epyllion mit ^=408 aus gleicher Zeit und im Rahmen des Lehrgedichts an Verg.georg. - nicht mehr ,streut' als die späteren Epiker. (Das heißt auch: die Unfertigkeit des Werkes schlägt sich hier nicht in m nieder.) Je geringer Va, desto erstrebter oder usueller ist der mittlere Buchumfang - das gilt für Verg .georg., im Epos bei Silius, für die Bibeldichtung zeigt es Juvencus. Valerius Flaccus: Va= 11,3 heißt das Ergebnis, wenn man das unvollständige letzte Buch mitrechnet (V=467), mit I—VII als Maßstab (7*2=732,1) rutscht Va in Richtung Silius.

[13] Versinterner Satzschluß

Beispiel für die noch einmal explizierte Errechnung von Va sei jetzt die relative Häufigkeit von C10 (bezogen auf V) bei Lukrez; C10 steht in der /-Spalte, rechts daneben die jeweilige Differenz von m (ohne Vorzeichen): / 1,6

\x — >

I II

°,9

°,5

III

1,1

0,2 —

IV

°,9

0,2

V

t,3 1,0

0,1

2= 6,8

1\x—m\= 1,2

VI

0,2

2.j Streuungsmaß (Va) n = 6, m

6,8 x—m — = 1,1; Va =6 n ■ m

I03 1,2 TOO = l8,2

6 •

i,i

Wir erhalten i,i als prozentuale Eintrittswahrscheinlichkeit von Cio bei Lukrez, das heißt: schwere Interpunktion in der Mittelzäsur findet sich bei ihm auf neunzig Verse nur ein Mal. Der als Va errechnete Schwankungsgrad von 18,2% interpretiert m dahingehend, daß je Buch mit einer Unter- oder Überschreitung des Mittelwerts zu Cio um rund 20% gerechnet werden muß.,Genaugenommen' ist Cio =1,1 für Textumfänge zwischen rund 70 und 110 Ver¬ sen (exakt 72-108) noch regulär. Eine Stichprobe von V=500 darf für Cio x=o,8 oder 1,3 erbringen, ohne deswegen aufzufallen. Dann allerdings sticht in unserer Liste Buch I ab, in dem offensichtlich Cio auf 100 Verse häufiger zwei- als einmal auftritt. Es könnte aber auch ein spezieller Abschnitt sein, der die Frequenz hier in die Höhe treibt, es könnte zweitens an einer anderen Struktur der übrigen C-Daten und der Z-Häufigkeiten liegen, daß Buch I ab¬ weicht. Da die Meßergebnisse für C und Zio in Lukrez I sich aber alles andere als anomal verhal¬ ten, kommt man nicht umhin, eine Sonderstellung des Buches in diesem Punkt anzunehmen.

Dazu jetzt die - ebenso gewonnenen - Resultate für Spätere:

Lukrez

Cio

VK

Va

i»i



18,2 O-2 10,8

Vergil

4,3

3.9

Ovid

9.3

Lukan

9.6

2>2(3>4) 1,03(2,0)

Uri

Mit der bekannten Zunahme von Cio ([11]) gehen wenig signifikante Vk-Daten einher, auch der Tiefpunkt bei Ovid genügt nicht, die Variable für sich genommen als stark intendiert anzusehen. Das ändert sich zumindest für Ovid, sobald man die Relation Cio:Q zugrundelegt: Cio:C,

Va

Lukrez

0.33

23>2

Verg.Aen.I-VI

0,26

12,5

Ov.met.I-VI

o.53

3,8

Lukan

o,44

9,9

Jetzt fehlt die Geradlinigkeit des Anstiegs in m, aber Va zeigt ausgesprochen fallende Tendenz, Vk = 3,8 (Ovid) erlaubt bereits die Folgerung: Ovid schiebt Cio innerhalb versinterner Satzschlüsse bewußt in den Vordergrund. Eine Anmerkung zu Lukan: seine Bücher I—VI differieren in Cio nachweislich von VII—X; in jenen hat Cio ein m von 8,3 (Va— 5,5), in diesen von 11,3 (Va = y,$). Die Relation Cio:C, beträgt demgemäß dort 0,41, hier 0,48, C2 18,3 bzw. 23,0. Das bedeutet: Lukan bewegt sich, was die Nutzung von Zio als Satzschluß betrifft, zunächst zwischen Vergil und Ovid, erst mit Beginn seiner zweiten (unvollständigen) Werkhälfte gewahrt man, wie er auf Ovids Kurs einschwenkt, übrigens ohne daß C, entscheidend zunimmt.

Wir probieren weiter: die soeben dargestellte Entwicklung von Cio müßte im Verhältnis Cio:Zio wiederkehren:

2 Statistische Methoden

104

Vergil Aen.

Zio

Relation

Cio

Zio

Ovid met.

Relation

Cio

Zio

Relation 0,09

1,6

86,0

0,019

3 >7

V-M

Cio

OO

Lukrez

0,044

8,2

88,9

0,9 1,1

84>3

0,011

4,8

82,5

0,058

9.9

90.7

0,11

85,6

0,013

4.5

86,4

0,052

10,4

88,6

0,12

o.9

84.9

0,011

3.6

84.5

0,043

8,6

88,8

0,10

i>3 1,0

8 5 >9

0,015

3.4

82,5

0,041

10,6

89,6

0,12

85.4

0,012

5.4

84.4

0,064

9.9

88,4

0,11

1,1 r8,2

85,8

0,14

3.6

84,1

0,05

9.6

89,2

0,11

19.4

1,2

8.3

0,8

0,6

l7>9

15.3

7>6

Daß die Entwicklung der Relation als Aufwärtstrend abläuft (von 0,014 über 0,05 zu 0,11, wie Ovid auch Lukan), ist im allgemeinen Zuwachs von C10 bei ziemlich konstantem Zio begründet. Die Mittelzäsur notiert zwischen 84 und 90% ([2]) - hier zeigt Va, mit welcher ,Erstrebtheit‘ das geschieht: selten gibt es so knappe Schwankungsgrade wie bei Zio. Ovid scheint erstmals Va auch für die Relationsziffern, also für den Anteil von C10 und Zio herabgedrückt zu haben, demnach stärker bemüht gewesen zu sein, die Mittelzäsur auch syntaktisch zu nutzen. Efäufiger wird sie bei ihm sowieso - Va drückt die Konsequenz aus, die hinter dem Zuwachs steht. Es war schon davon die Rede, daß auch im Verhältnis zu C, Satzschluß an der Mittelzäsur von Cicero bis Ovid, mit Bruch bei Verg.Aen., kräftig anzieht - Kon¬ tinuität hat aber erst der Quotient aus allen drei Z-Satzschlüssen und C, erbracht ([ 11 ]). Va soll jetzt erläutern, in welchem Maße dies regelhaft vor sich geht.

Q

q Lukrez 0,68

Verg .buc. 0,61

Verg .georg. 0,63

Verg .Aen.

Ovid met.

0,72

0,82

0,88 0,90

0,66

o,77 0,86

0,81 0,83

o,54

0,81

o,99 0,91

0,71

0,70

o.75 0,63 o,75

0,82

o,54

0,90

o,74 0,80

0,88 0,90

0,81

o,77 0,84

0,92 i,26(!)

0,76

0,82

Va 8,3

0,80

0,88

d

m 0,63

Va

OO

m 0,68 8,8

Lukan

0,76

o,77

0,89

Ciris

o,53

0,84

Culex

o,54

0,85

o,75 0,84

m 0,94

Moretum

o,79

0,85

Va 8,1

0,67

m 0,81

O

Aetna

.j Streuungsmaß (Va

Va 4,7 m

OO G**

2

°>79

0,63

Va 15,5

m 0,82 Va 3,9

Der Quotient gewinnt also von buc. bis Aen., nachdem Vergil im Frühwerk zunächst tiefer angesetzt hat als Lukrez (und erst recht als Catull [n]). Va liegt indessen in georg. um einiges unter Lukrez, Aen. geht hier noch weiter, Ovid steigert m kaum, wohl aber Va

Den - jedenfalls in den hier befragten Texten

wahrnehmbaren - Prozeß mit Kurs auf stärkere Beteiligung von Z an C„ also zunehmende ,Syntaktisierung‘ der metrischen Gliederungspunkte, erweist Va als bewußt gesteuert. Leichte Unterschiede in m zur Liste oben [n] resultieren aus uneinheitlicher Berechnung: dort sind zuerst alle Spalten gemittelt und die Relationen auf w-Ebene hergestellt, hier wurde das Relations-m senkrecht gewonnen. Nun sind wieder Gedichte der Appendix Vergiliana hinzugenommen; versuchs¬ weise als Corpus eines Autors aufgefaßt ergäbe nicht m, wohl aber Va einige Trennschärfe: keiner der drei verglichenen Autoren steht in Va nahe. Nicht daß die Einheitlichkeit des Corpus noch bestritten werden müßte. Es dient hier nur als Muster für die echtheitskritische Nutzung von Va allgemein. Ein m ist in solchen Fällen nicht kompatibel. Man geht jetzt zu den einzelnen Daten; dann ordnen sich alle m unter 0,61 - Ciris und Culex - vor buc., Aetna und Moretum passen zwischen georg. und Aen.; in der

Tat waren es bloß Ciris und Culex, die gelegentlich auch in neuerer Zeit noch als von Vergil stammend erwogen wurden (s. jedoch u. a. D. Güntzschel, Beiträge zur Datierung des Culex, Münster 1972: tiberianische Zeit;. Catulls m von 0,88 ([11]) erlaubt freilich nicht, den Befund als ,neoterisch‘ zu erklären. Da am Vordringen von C( Satzschlüsse in Z(Cz), wie wir jetzt wissen, je länger desto mehr mitwirken, kommt Quotienten wie C,:Z kaum Eigengewicht zu. Der Vollständigkeit halber mag er dennoch Platz finden:

c, Cicero Lukrez Vergil Aen. Ovid met. Lu kan

6,1 3.5

14,1 18,2

21.9

VK

VA

Z

VK

C,,Z

-

65,6

-

0,09

-

65>3 70,6

o.99

0,06

0,67

1,08

0,20

3.33

65.3

0,92

0,28

1,40

1,04

0,32

1,14

0,57 4>°3 1.19 1,20

67,8

Man sieht noch einmal sehr schön, wie zielstrebig in dieser Autorengruppe Bin¬ neninterpunktion im Verhalt is zur metrischen Versgliederung nach oben wan¬ dert, sobald Cicero oder Lukrez den Anfang machen. Da indessen die Schwankun¬ gen von Zim Höchstfall 8% ausmachen, und das bei unvergleichlich höheren VK in C„ kehrt im Quotienten zwangsläufig das Erscheinungsbild von C, wieder.

2 Statistische Methoden

io6

Eine Probe aufs Exempel könnte auch der Vergleich zwischen den Werken Vergils sein: neben 0,20 {Aneis) erscheint buc. mit 0,26 und georg. mit 0,16 - im Gegensatz zur Tabelle vorher eine richtungslose Datenfolge. Gerade im Blick auf buc. erweist sich für Cz die Bezugsgröße C, statt Voder Z als sachge¬ mäßer: ein ausnehmend hoher Anteil von Cp, ja von refrainartig wiederholten Monosticha, drückt selbstverständlich auf die Frequenz von C„ so daß sich auch C2 nach unten schiebt, sofern nicht Binneninterpunktion als solche im Nenner steht.

Aus den gleichen Überlegungen heraus ist auch der Relation Ct:Cp kein selb¬ ständiger Wert beizumessen: Satzschluß am Versende sowie relative Satzzahl (Q+ Cp) verändern sich weitaus weniger stark als Q. Da in diesem Zusammenhang aber gleichzeitig Auskunft über durchschnittliche Satzlängen enthalten ist, hat die Zählerposition von C, vielleicht diesmal doch einen gewissen Nutzen, obwohl sich in der Variablen, wie gezeigt, eine zunehmende Übermacht von Cz verbirgt. c,

c •• '-'p C

cp

G+

cp

c

6,1

37.5

0,16

43.6

2,3

1.9 3.5

29,6

0,07

30,0

0,12

31.5 33,5

3.2 3,0

Vergil Aen.

14,1

35)7

0,40

49.8

2,0

Ovid met.

18,2

33>9

0.54

52,1

1.9

Lukan

22,9

23,6

o,97

4C5

2,2

Cicero Catull Lukrez

Gesamtmenge ist jetzt also die Summe der Sätze auf der Basis gleicher Textumfänge (V); C, und Cp treten als Teilmengenrelation und als Vereinigungsmengen auf. Zur Summenspalte liefert c bloß Kehrwerte: da C,+ Cp auf C:Vhinausläuft, während die durchschnittliche Satzlänge aus V:C berechnet ist, gilt c=ioo:(C,+ Cp). Es braucht also nur eine von beiden Variablen gegeben zu sein.

Die wieder ganz offenkundige Aufwärtsentwicklung, die in der Quotientenspal¬ te mit Catull einsetzt, bringt also den Aufstieg von C, noch einmal schön zum Ausdruck, und solange nicht nach Cz gefragt wird, tut die Kenngröße als syntak¬ tisches Merkmal ihren Dienst. Zwecks Einübung von Va, aber auch zur Bestätigung unseres Urteils über die Zweitrangigkeit des Quotienten jetzt noch eine Beispieltabelle zu Lukrez, Vergils Aneis und Ovids Metamorphosen:

Euer.

CP

I

3,8

K» OO

c,

11

3,5

28,0,

Relation i°>13 0,13

Summe 32,5 3!,5 1

2.j Streuungsmaß (Va) 2,8,

r'-'i

V

OO

IV

3-i

VI

1 3»9

m

3Ö 9-5

Va

III

31,8

0,12

i36,5 33,5

0,12

5>i

4,8

U>2

36,0

0.37

1

18,0

35.o

i°»51

49,2 153,o

I2>3 1 13 »3 112>5

36,2

°>341

48,5

35>2 36>7i

8211,9

49,2 50,0

35-7

0,40

49,8

,,8

'3,3

"'f

Va

0.34 0,44

r*~\

m

U>2i 14,1

OO

V VI

0,1 I

,32»6 30,0

33,2 35,2

OO

IV

0,12

OO

II

0,09,

O

I

30.4 31.4 28,6

00

III

2,4

I

A4,7

36,6,

0,40

51 >3

II

!7>9

32>9 35.9 3°>5 1

o.54

50,8

III

121,0

IV

i6,4

1

V

18,6

OO

VI

20,4

m

18,2

Va

10,1

35.6 33.9 6>3

i°>59

56,9

o.54

46,9,

i°>59

50,4

o,57

56,0

o.54

52,1 5,8

8,3

Wie man sieht, fällt Va erwartungsgemäß nur in Cp und in der Satzlängenspalte ( = ,Summe*) diskutabel mager aus, am schwächsten bei Vergil, der andererseits zu C, und zum Quotienten ( = ,Relation*) die höchste Schwankungszahl bietet. Für die gesamte Aneis erhöht sie sich noch, nämlich auf Va=\6,y bei einem m von 0,41. Ursache: die Extreme prägen sich in der zweiten Werkhälfte schärfer aus: VII hat den Quo¬ tienten 0,32, das Maximum verkörpert IX mit 0,55. Würden aus Ovids Metamorphosen die Bücher VII-XV hinzugenommen, veränderte sich nur die Obergrenze ein wenig: XI zieht auf 0,61 an, das Minimum von 0,40 bleibt (XV).

Großes Va in Verg.Aen. könnte allenfalls - bei andern Variablen gibt es das gelegentlich - Evolution als Kehrseite haben. Vergewissert man sich der entspre¬ chenden Zahlen, scheidet der Gesichtspunkt aber wohl aus: Verg.huc. 0,37

georg. I

0,34

II

0,30

III

0,29

IV

0,44

m

0,34

Aen. o,4i( Va= 16,7)

Va 14,0 Im Gegenteil: georg.I—III schrauben die Relation weiter und weiter zurück, um¬ gekehrt schnellt IV sogar noch über Aen. hinaus. (In dieser sind es die Bücher VI,

2 Statistische Methoden

io8

II, X und IX, die bei 0,44 und darüber liegen.) Trotzdem: ,Tendenzen' lassen sich hier ebenfalls namhaft machen, wenn auch anders als bei Cz: C, - dort war es eine Entwicklung nach oben zwischen buc.

und Aen., hier fehlt sie, dafür gibt es das

Gefälle von buc. bis georg.III, danach einen Wendepunkt hinauf zur

Aneis. Sie

müßte aber in ,Entwicklung' einbezogen werden können, soll der Gesichtspunkt überhaupt ergiebig sein; da jedoch der Richtung von georg.IV einzig Aen.II, VI, IX und X entsprächen, während alle andern Bücher, genetisch betrachtet, hinter georg.IV zurückfielen, scheint das Kriterium nur begrenzte Reichweite zu haben. Rundweg auf es verzichten sollte man nicht: Lukan zeigt in VIII ein merkwürdiges Maxi¬ mum von C2: C, (1,26) - dasselbe Buch fällt auch in C,: Cp auf: 1,41! Jetzt reihen sich aber auch die Bücher V und X an: 1,13 bzw. 1,23 - ein bis dahin im römischen Epos unerhörter Vorgang: versinternen Satzschluß überrundet die Interpunktion am Versende um 13 bis 41%! (Früh- und Spätstufen wird man auch hier nicht unterscheiden wollen, wohl aber müßte in einem späteren Arbeitsgang nach den Gründen gefahndet werden.)

[14] Syntaktische Versrahmung (r)

Wir wollen wissen, wie oft in Vergils Aneis und in Ovids Metamorphosen mit r zu rechnen ist (verbale und nominale Rahmenstellung). Wir beschranken uns auf die ersten sechs Bücher als Grundgesamtheit für ra; Va nennt dann den Prozentwert, um den ein x normalerweise von m differieren darf.

f

Vergil

\x - m\

4,8

I II III

f

i.i

3.5 2.5 3.0

1,4 (max.)

7.3 7.1

Ovid

Ix - m\ 0,7 (max.)

o.3 0,2 (min.)

6,i

0,2

2,4 2,2

0,6

VI

4.5

1,4 (min.)

3.2

0,4

m = 5.9

OO

6,1

V

2= JM

IV

1,2 0,2

m= 2,8

0,4

Va= 15,5

Hat Vergil die Figur sechsmal auf 100 Verse, schwindet sie bei Ovid auf drei zu erwartende Okkurrenzen (Cat. c. 64: 5%, Cic.Arat.: 3%). Die Schwankungsbrei¬ ten decken sich: real treten die betreffenden m im Spielraum zwischen 85 und 115 Hexametern auf. Ist beispielsweise ein Text von ^=300 zu interpretieren, weicht r=ij

bzw. r=y (theoretisch genau:

15,2

bzw.

7,2)

nicht signifikant ab; dies wäre

erst der Fall, wenn r z. B. 10 (Vergil) oder 12 (Ovid) Belege hätte, das entspräche x=3,3 bzw. 4,0%. In Aen.II müßten wir bei ^=300 nun aber mit r= 22 rechnen, das dortige Maximum bewegt sich um 24% von m fort (das Minimum in VI

2 .j Streuungsmaß (Va)

109

ebenso viel); Ovid stimmt auch hier überein. Fallen solche Bücher deswegen aus dem Rahmen? Wichtig ist offenbar auch die Größenordnung von Va; gewiß, je höher diese Ziffer, desto weniger Aussagekraft hat m. Es muß aber eine Schwelle geben, jenseits derer Va den Mittel¬ wert als irrelevant und die Variable als falsch gewählt erweist, weil sie zufällig auf tritt, also höchstens mittelbar, nämlich in Abhängigkeit von einer anderen Meßgröße, mit poetischer Intention zusammenhängt.

macht m doch wohl geradezu gegenstandslos. Für die

metrische Analyse brauchen wir eine schärfere Klassifikation von Va. Der Grenzwert könnte um io% liegen.

Bleiben wir noch bei der Variablen r, stellen jetzt aber eine Binnenrelation her: r wird Grundmenge, Teilmenge sind jene r, die vor oder nach Cp fallen (r an Satzrändern), hier behelfsmäßig durch rp symbolisiert.

rp:r

V r Verg.Aen.

0,88

I

0,85

VII

II

o,75 0,80

VIII

0,65

IX

0,80

III IV V

6

rO OO

VI

o,75 0,87

X

0,85

XI

0,89

XII

0,87

w = o,81 Vh=5,2

w—0,82 Va— 8,2

Die Sachlage hat sich überraschend geändert: im Schnitt auf 6,7 reduziertes Va zeigt an, daß vom Dichter erstrebt nun eben nicht r als solches war, sondern die Plazierung dieser Stellungsfigur am Satzrand. Damit scheidet r als unabhängige Variable aus, Va=\6 wäre, wie es scheint, bereits eine Größenordnung, die zuge¬ höriges 77i als für die Interpretation unmaßgeblich hinstellt. Wieder zurückgerech¬ net auf Vergibt sich für r 772=4,7%. Der nächste Schritt wäre, unter ,Stellungsfi¬ guren“ zu subsumieren, also r mit ht zusammenzufassen (nebenbei: h, liegt in der Äneis um 9%, davon zu 83% am Satzrand, Va^ß). Wenn sich herausstellt, daß rund 12% aller Verse syntaktisch gliedernde Wort¬ stellung enthalten, dann besagt dies ferner: rund ein Drittel aller Gp — denn nur solche Sätze kommen als Bezugsmenge in Betracht - haben am Satzrand r oder ht. Wenn wegen Va die Erscheinung gewollt war, drängt sich die Frage auf: welche anderen Gliederungsmittel hat Vergil verwandt? Zum Abschluß wieder die Frequenzanordnung:

iio

2 Statistische Methoden rp: r XI

0,89

VII

0,88 r\

6

00

XII

0,87

I

0,85

X

0,85

VI

d

OO

V

III

0,80

IX

0,80

IV

0.75

II

0.75

VIII

0,65

m

0,82

Va

6,6

Wenn demnach gut 80% aller r-Verse in der Aneis vor oder nach Satzschluß Vorkommen - die Gliederungsfunktion am Rand von Parenthesen, längeren Ne¬ bensätzen oder Gleichnissen steht ebenfalls fest, vollständige Daten fehlen hier aber noch -, dann sind das 4,8% aller Hexameter. Bei c=2 bedeutet das Resultat: fast 10% aller C haben r. Hinzurechnung von ht würde das Ergebnis ungefähr verdoppeln. Allgemein: geschlossene Wortstellung“ findet sich vorzugsweise am Satzrand. Daß sie zur metrischen Versgliederung in Spannung steht und eine grundsätzlich syntaktische Auffassung von K vereitelt, ist das eine. Es scheint aber auch vonnö¬ ten, a) über die einzelnen Stellungstypen genaue Abreden zu treffen sowie b) ihre Stilfunktion zu beschreiben. Zu a): Verg. Aen.1,228 tristior et lacrimis ochIos suffusa nitentis, laut Wlosok [1967] 12 mit ,hervorhebender Wortstellung“, würde nach unseren Vereinbarungen zu r nicht hierhergehö¬ ren, auch Worstbrock [1963] 162, der - nach vorher bloß h - einzig verbale Rahmenstellung zur Sprache bringt, deckt die These nicht. Zu b): Eine stilistische Auswertung von r und ht müßte zuvor die Frequenzen zur Kennt¬ nis nehmen. Wenn in der Aneis rund 12% aller Verse betroffen sind ( = 24% aller c, ein Teil davon allerdings zweimal), kann es sich nicht a limine um Besonderheiten handeln. Worst¬ brock a. O. plädiert für ,Ruhepunkt“; das wird dem Befund einigermaßen gerecht, sobald man zunächst einmal zwischen zwei Sätzen .Bewegung zum Stillstand kommen“ läßt. Zwi¬ schen zwei Sätzen“ oder .syntaktisch geschlossenen Versgruppen“: daß enclosing word Order in beiden Richtungen wirkt, nämlich wie am Beginn so am Ende größerer syntaktischer Einheiten gliedern hilft, hat Pearce [1966] zu wenig erwogen. Gewiß: es bleiben noch Satz- und Abschnittsränder ohne geschlossene Wortstellung“ ge¬ nug. Auf dem Hintergrund dieser ,Mehrheit“ verdienen r und b zweifellos Rücksicht, und zwar desto mehr, je energischer C, gegen

Cp vordringt ([13]). Es ist dann freilich wohl

einerlei, ob man h und r als ,Emphase“ oder als .Einschnitt“ interpretiert: entscheidend ist

2.j Streuungsmaß (Va)

nl

allemal der Gesichtspunkt ,Sinngrenze“, und ,Sinn“ ergibt sich aus dem Inhalt der beteiligten Sätze: er liegt keinesfalls fest. Überdies wird man Hemmungen haben, Wortgruppengestaltungen als Gliederungselemen¬ te zu isolieren (vgl. V. Buchheit, Gn 36 [1964] 51) : Z, Wortwahl usw. sind gleichfalls Mög¬ lichkeiten, Neueinsatz oder Abschluß zu markieren.

Die Ausgangsfrage lautet jetzt: mit welchen (rhythmischen, metrischen, lexikali¬ schen, syntaktischen) Mitteln strukturiert ein Epiker syntaktisch zusammengehöri¬ ge Versgruppen, speziell: wie grenzt er sie gegeneinander ab und ,hebt‘ damit Übergänge ,hervor“? Und wie oft tut er das? Die Verfahrensweise ist, das war schon in 1.7.3 zu spüren, noch nicht befriedi¬ gend abgeklärt. Der neugewonnene Bezugspunkt eröffnet aber einen Weg, versinterne Bestimmungsgruppen, rahmende und andere, sowie spiegelbildlich plazierte Erweiterungsgruppen oder Verbalphrasen satzfunktional darzustellen. In einem späteren Durchgang sollen in Regensburg alle Verse mit Cp und nach Cp zusam¬ mengefaßt und mit dem Gesamtvorkommen von geschlossener Wortstellung“ in Beziehung gesetzt werden. Dann bleibt ein Rest: Satzränder ohne besondere Satzteilbehandlung. Umge¬ kehrt: geschlossene Wortstellung“ hat einen Überhang, je weniger Cp benachbart ist. Das erfordert Einzeluntersuchungen, die automatisch kaum bewerkstelligt werden können. Obendrein sollte das Stichwort ,satzfunktional“ auf die Dauer ernstgenommen werden: Cp reicht nicht, da hier nur der Vmschluß Rücksicht findet. Vorerst muß man zufrieden sein, wenn die Statistik auch für andere Dichter analog über (^-Abhängigkeit besagter Wortstellungsformen Auskunft gibt; Silius Italicus I und VII: rp:r=o,8 und 0,65. Stat.Theb.I: 0,56. Hor.ep.I stößt gar zu 1,0 vor. (Von den insgesamt 19 Fällen von r stehen 2 nach, alle andern vor Cp\).

Fürs erste fehlen noch plausible Ordnungsbegriffe. ,Geschlossene Wortstellung“ wäre wohl einer, da er ,Wortsymmetrie“ einschließt, wenn auch nur als Teilerschei¬ nung. Die Subsumption bleibt einstweilen ein Vorschlag. Grundlegend: Norden [1916] 391-398; dort die maßgebliche ältere Literatur. May [1910] hat, angeregt von Nordens 1. Auflage, ,Wortsymmetrie‘ als Spezifikum des Kleinepos - oder: als ,neoterische“ Besonderheit - nachgewiesen. Daß hier jedoch auch andere versinterne Sper¬ rungen zu berücksichtigen sind, lehrt Patzer [1955] 80-84 (Literatur ebd. 84 A.23). Die Sache als „Markierung der Zäsur“ (ebd. 85) auszugeben, wird man lieber bleiben lassen; über Zio hinweg wird desto mehr gesperrt, je häufiger Zio ist, aber Catull kann nicht Maßstab sein. Gleichwohl werden wir uns die Frage vornehmen müssen, welche Z-Kombination jeweils mit .geschlossener Wortstellung“ einhergeht. Patzer erörtert den neoterischen Hexameter vortrefflich, scheint jedoch, was das römische Epos späterer Zeit betrifft, von Drexlers .Sper¬ rungszäsur“ zu stark beindruckt (vgl. 80 A.6).

[/j] Z-Häufigkeiten bei Lukrez, Vergil und Ovid Nachdem bisher schon mehrmals Z-Daten für Werkteile verarbeitet worden sind, sollen jetzt die /-Spalten ganze Werke erfassen.

2 Statistische Methoden

112

In

WGr

stecken auch ,vorherige zwei doppelmorige Wörter“, mit dem zugehörigen £,

allerdings wieder unter Ausschluß der Enklitika ([2]), kommen wir auf legitime Vergleichs¬ werte für Z. Da im Moment die Schwankungen interessieren, seien auch Minima (_|) und Maxima (|_) gekennzeichnet ([4]). Lukrez £6

Z6

43»1

4,8

47.9

2>3

19.4

165,6

4,4

163,9

65,4

1 6,2

60,9

65,0

85,6

55.4

84.9

59.5

47.51 48,1

82,2

2>7

82,5

3.4

47.51 48,4

83,1

ii3j

85.4

i59,6

82,3

3.5

85,8

5 6,7

o.5

11,4

6,4

3.3

i.7

85.9

54,7i

64,4

4.01

63,6

65,5

5,o

61,7

65,3

14,0

2,2

0,6

WGn4

£14

Z14

Z

00 O 4^

3.1 4.8

61,3

3.8

OO

N

OO

44>4

1

•'£

81,8

CO

149.9

2>7

OO

1 8,1

43.6

5,9

,86,0

41,8

m Va

64,9

55.o

3.4

III

VI

60,8

,82,6

49.i

4.7

4,7 4,8

WGn4

3.9

4.i 1

56,1

Zio

i45>2

44,0

z

£10

II

IV

Z14

WGno

81,6,

V

£14

cR

I

WGrG

71,6

Vergil (Äneis) £6

Z6

I

46,8

3,3

II

48,9

III IV

Zio

50,1

79,6

4,7

L_ii3

54,2

5,3

82,5

173>1 62,8

I2>3

75,1

70,6

48,4

3,4

51,8

77,2 81,2

5,2

186,4

66,1

ii,7

77,8

72,0

45,1

4,0

49,i

81,9

3,6,

63,3

I 1,0

74,3

69,3

154,5

2,6

157,i

76,1,

6,4

82,5

61,7

112,4

74,i

7i,2

3,4

47,4

81,3

3,i

84,4

69,2

8,2

77,4

69,7

V»*»

£10

OO

V

WGno

OO

WGr6

7,3

VI

44,o 1

VII

46,7

3,8

50,5

81,7

4,7

186,4

61,6

10,4

72>°

69,6

VIII

46,6

2,2

OO oo'

81,1

4,5

85,6

61,0,

10,5

7i,5,

68,6

56,0

79,o

6,3

85,3

67,9

8,3

76,2

|72>5

69,1

6,5,

75,6

69,9

53,4 47,2

XI

45,3 52,0

XII

m Va

OO

IX X

5,5

2,6 2£j

49,4

79,9

4,7

84,6

3,8

49,i

185,6

5,3

83,9

64,2

12,0

76,2

69,7

3,3

55,3

74,9

6,9

81,8,

65,9

n,1

77,o

7i,4

3,3 18,9

5I>5

79,4

84,5

65,5

10,2

75,6

70,5

A4

4,7

15,8

2>5

M

£14

Z14

2

5-3

2>3

1

5-1 16,5

Ovid (Metamorphosen) Z6

WGno

2>5

III

42>°

o,7.

42,7

IV

41,8

1,1

V

39,6

VI VII

£10

Zio

WGn4

1,0

5>5

63,6

63,7

i9°,7

58,1

6,5

64,6

64,7

87,4

1,2

88,6

59,9

7,i

67,0

66,1

42,9

87,5

1 >3

88,8

55,5

5,9

61,4,

64,4

1,1

40,7

88,4

1,2

89,6

58,5

6,5

65,0

65,1

i42,4

2,o

,44,4

88,0

0,41

88,4

61,0

5,2 1

66,2

66,3

2>3

43,6

87,8

i,4

89,2

59,i

6,2

65,3

66,0

VIII

4i,3 40,1

i,9

42>°

86,4

0,8

87,2

60,3

6,1

66,4

65,2

IX

4i,9

1,1

43,o

87,1

1,1

88,1

61,7

5,7

67,4

66,2

OO

58,1

1,0

\1

88,9

00 MD

1,8

36,2,

CTs

36,8

II

i\

I

00

OO

£6

C\

WGr6

2.j Streuungsmaß (Va)

1,2 M

43,3 39,2

37.0 37.0 38,7 41.1 39,7 5.2

,4,0 i,9 1.2

41,0

3,2

44,3

i,9

41,6

35,4

4,2

38>9 39,9

88,4 88,7 88,8 88,1 189,8 85,2, q

42,1 36,8

00 00

X XI XII XIII XIV XV m Va

1,0

1,1 0,6

89,3

"3

55 >7 59,8

6,4 6,2

!>3

90,1

57,6

6,5

62,1 66,0 64,1

11,8

89,9

165,2

6,5

172,7

o,9 i>3 |i,i 22,4

19°,7 86,5, 89,1 1,0

7,4 17,6

62,3 64,4

64,3 65,1

6,4

65,2

65,3

7,6

2,9

1,1

89,5

54,91

56,8 58,8 3,5

65,0 64,8 65,1 ,66,8

Hier kann Va beweisen: einer Z unter Einschluß von E kommt höhere Regelmä¬ ßigkeit zu als der betreffenden WGr ohne zugehörige E. Daß die Synalöphe selbst nachhaltig oszilliert, und das stuft sie als nachgeordnete Größe ein, ist uns schon geläufig. Am niedrigsten liegt ihr Va bei Lukrez und Vergil in Eio, bei Ovid in £14. Von den einzelnen Z gilt folgendes Fazit (hinzugefügt: Lukan I und II—VII): Va

Zio

Va

Z14

Va

Va

48,4

hL .5,3 4,2 3,6

85,8

16,4

2>2,

3,4 3-1 3,o 3,5

151,5 41,6, 5 :>3

84,5 189,1

1,4 T,°,

6i,7, 175,6 65,2

00 0 \D

Lukrez Verg .Aen. O \.met. Lukan

Z6

2,7

71>7

2,5

2,9 i4>3

Z 65,3 17°, 5 65,3 68,5

Va o,6. i,5 1,1 12,1

Man gewahrt jetzt leichter, wie regelhaft Z eintritt ([3]): die m dieser Variablen sind im ganzen zuverlässiger als die der einzelnen Z. Daß unter ihnen Zio Priorität genießt, schlägt sich nach Lukrez auch in der Reduktion von Va nieder; erst Lukans Minimum von Zio wirft wieder ein relativ hohes Va aus. Er teilt die Ein¬ schätzung der Seitenzäsuren mit Vergil und erreicht daher fast dessen Z Z6 unter¬ liegt den meisten Schwankungen, während Va zu Zio wenigstens auf der Strecke Lukrez-Ovid absinkt. Linear ansteigend verläuft nur der Schwankungsgrad von Z14, nämlich von 2,2 (Lukrez) bis zur rund doppelten Höhe (Lukan). Va zu Z zeigt ebenso wie Va, daß Lukans Hexameter dem des Vergil im Gliederungsgrad fast gleichkommt, nicht jedoch in der Dichte des Auftretens von Z Daß Vergil selbst im Laufe seiner Arbeit

Z zu

vermehren trachtet, also die An¬

zahl von Z und damit die Gliederung des Verses erhöht, ist in [3] nachgewiesen. Wir sehen zum Schluß, wie sich das zugehörige Va in den Georgika vorbereitet, ohne daß sich allerdings Z innerhalb der vier Bücher entwickelt: 2 Verg .buc. georg. Aen.

59,3

69,6 70,5

2

VK

1,14 1,04

68,8

georg. I II III IV

7*,4

68,1 70,1 m Va

69,6 i,7

2 Statistische Methoden

114

Da die Georgika für Z6 ein Va von 3,9, für Zio eines von 1,3 und für Z14 Va = 2,3 ausweisen, gilt auch hier: die Schwankung um das m von Z ist geringer als der Spielraum für die einzelnen Z insgesamt {Va = 2,5), nur Zio ist abermals besser plaziert als Z. Die Annahme, Z sei als K-Fuge Bestandteil der Versgliederung und dürfe des¬ halb nicht isoliert betrachtet werden, hat die Einführung der Größe

Z veranlaßt.

Va zeigt jetzt, daß der Versstruktur als solcher tatsächlich größere Bedeutung zu¬ kommt als der Frequenz einzelner Z. Der einzig mögliche Einwand: wenn einzelne m ein knappes Va bei sich haben, so muß auch das Mittel aus diesen m besonders zuverlässig sein. Er sticht aber nicht, denn die Rela¬ tion aus Va (zu

[16]

2)

und Va liegt alles andere als fest.

2ur Regularität von Worttypen

In diesem Abschnitt soll anhand ein- bis viersilbiger w dargestellt werden, wie wenig mit der Diagnose ,Va hat Tiefstwerte' über die Ursache der Konstanz gesagt ist. Bisherige Beispiele sprachen für (niederes) Va als Symptom gattungsbedingter Regelhaftigkeit oder persönlicher Verschärfung solcher Normen, dies teilweise in Form von Entwicklung, aber auch als Zeichen eines mehr oder minder deutlichen Bestrebens, dem Regelwerk Neues abzugewinnen oder hinzuzufügen. Ob damit die tatsächlichen Determinanten jedesmal erfaßt sind, läßt sich noch lange nicht beurteilen. Vermutungen genügen vorerst auch, da Va dazu dienen soll, für die Annahme von Regeln oder Absichten erst einmal Kriterien zu finden. Die m ein- bis viersilbiger w zeigen nun ihrem allenthalben sehr geringen Va zufolge bemerkenswert hohe statistische Wahrscheinlichkeit, der minimale Abwei¬ chungsgrad scheint besonderer Erklärung zu bedürfen. Zunächst eine Frequenzliste:

Cic .Arat.

w1

W2

,

WA

w 3 : wi

18,8

39.8

32,5

8,8

0,82

Lukrez

22.3

36,2

31,0

8,0

0,86

Verg .buc.

21,2

41,0

30,2

6,8

0,73

georg.

18,5

39.0

32,3

9,i

0,83

Aen.

18,i

34,4

33.3

9,5

o,97

Ovid met.

18,5

4°,4

29,6

9,8

°,73

Lukan

17,6

39-4

34.2

8,9

0,87

Ciris

18,7

37.i

34,i

9,3

0,92

Culex

18,1

39.i

3i.4

10,1

0,80

Moretum

14,1

41,6

35,7

7,4

0,86

Aetna

18,8

40,0

31 >3

9,2

0,78

2.j Streuungsmaß (Va)

Gewisse Verschiebungen erkennt man. Um mit Vergil zu beginnen: er reduziert gleichmäßig wi, ebenso wz, im Vormarsch gegen wz befindet sich wy. Hier wie¬ derholt sich der Schritt von Cicero zu Lukrez, mit Ovid setzt die Entwicklung ein drittes Mal ein. Die Relationsziffern ganz rechts erfassen augenscheinlich einen Vorgang, der sich um gemeinsprachliches w (2,5) herum abspielt. Gerade deswegen wird man, was die Tabelle an .Entwicklungen' bietet, für se¬ kundär und die Variable - aber nur in diesem Punkt! - für abhängig von metri¬ schen Intentionen oder Merkmalen halten. Das läßt sich jedoch unmittelbar nicht überprüfen, weil obige WT noch nicht definitions¬ gemäß aufgegliedert sind, so daß z. B. in wz sowohl wz{ 11) wie wz{zz) steckt, also metrisch durchaus Verschiedenes (1.3.1).

Um so mehr verwundert, daß sich selbst auf dieser Ebene Unterscheidungs¬ merkmale finden, in denen Epiker im Verlauf ihrer Produktion Absichten oder untereinander Verwandtschaft erkennen lassen. Je nachdem welches Gewicht man der Beobachtung beimißt, daß ,der Trend“ in drei An¬ läufen zu längeren Wörtern geht, wird man es für aufschlußreich halten, daß die Appendix in dieser Gruppe Außenseiter ist. Der jeweilige Zugewinn von w3 gegenüber wz zeigt übrigens weder von

2

noch von

d feste Abhängigkeit.

Das Kriterium Va kennzeichnet die einzelnen w dem Spielraum nach: w\

WZ

wy

W4

Va

Verg .Aen.

4»1

i.7

2,0

6,0

3,5

Ovid met.

3.7

i,4

1,8

4,5

2,9

Lukan

6,2

1,2

2,3

5>6

3,9

Größte Genauigkeit kommt jedesmal wz zu, und sie vermehrt sich sogar Schritt für Schritt, am zweiten Platz steht wy. Relativ am höchsten liegt W4. Die ganze Gruppe scheint am meisten reguliert bei Ovid, das ersieht man aus Va. Würde die Liste nach rechts hin aufgefüllt, schnellte

Va

sofort steil nach oben, d. h. von

wj an gelten sozusagen andere Gesetze. Damit rechtfertigt unser Streuungsmaß den Ein¬ schluß von wj in die Kategorie .lange Wörter“ ([6]).

Individuell-stilistische Momente, besondere Wortwahl wohl in erster Linie, kommen also in den geringfügigen Vü-Unterschieden je Spalte zum Ausdruck, insgesamt jedoch, und dafür bürgt die Art der Variablen, beruht diese Statistik auf gemeinsprachlichen Voraussetzungen. Wir greifen jetzt wi heraus und differenzieren nach WT, um mit Hilfe dieser nun auch prosodisch brauchbaren Größe nach Beziehungen zu anderen metrischen Charakteristika zu suchen.

2 Statistische Methoden

n6

Da sich w\ als WT in w\(i) und w\(2) spaltet, darf man sich auf w\{\) be¬ schränken, das ist die kleinste denkbare sprachliche Einheit des Verses. Als Be¬ zugsvariable ergibt sich dann wi, ferner, da Kürzen vom Ausmaß daktylischer Metra abhängen, d. An zwingende Ergebnisse ist nicht gedacht; sie ändern sich, sobald es gelingt, die in der automatischen Analyse metrisch vermessenen Längen und Kürzen linguistisch zu sortieren. Im Augenblick ist noch ein unbestimmbarer Satz von wi(i) in ^2(2) enthalten. Beseitigung der ,Positionslängen‘, etwa auf dem Wege über das Lexikon, könnte das Resultat verbessern, so daß womöglich doch eine feste Relation entsteht, sie könnte aber auch das ganze Exempel aus dem Verkehr zu ziehen zwingen.

d

wi( 1): wi

wi(i): d

18,8

37.3

0,35

0,17

22>3

43>2

o,57

0,29

48,5

0,48

0,21

Wl(l)

wi

Lukrez

6,5 12,6

Verg .buc.

10,2

21,2

georg.

n.5

18,5

43>6

0,62

0,26

Aen.

10,9

18,1

43.4

o,59

0,25

Ovid met.

17,8

18,5

54.0

0,96

o,35

I2>3

17,6

43.7

0,72

0,28

Cicero

Lukan

Die oberen zwei Zeilen zeigen generell Zuwachs, aber eben generell, d. h. auch in den Relationsspalten. Da Vergil einzig in der schon bekannten Rücknahme von wi sowie im Minustrend von d Intention verrät, ohne daß sich diese mit übergrei¬ fenden Tendenzen deckt, wäre nur dann ,Linie“ in die Spalten zu bringen, wenn allein Aneis oder Georgika verglichen würden: Zuwachs in wi(i):wi von Cicero bis Ovid, dann Bruch, genauso in d. So bleibt denn eine Vit-Liste zu wi(i) die einzige Zahlenreihe, aus der sich einst¬ weilen etwas machen läßt: Va zu den m aus w\{\)\ Verg .georg.

7,9

Aen.

9,1

Ovid met.

10,8

Lukan

15,7

Zug um Zug wachsender Spielraum für diesen WT, obendrein Va bereits in Verg .georg. von einer Größenordnung, die zur Vorsicht rät. Relatives Absinken - Lukrez erreicht immerhin 16,5 - mag von Bedeutung sein, im ganzen hat der Schritt zum (metrischen) WT hier kaum etwas ans Licht gebracht. Va disqualifi¬ ziert dieses m, im Gegensatz zu den m der Wortlängen. Errechnet wurde wi(i) als Summe der insgesamt zehn möglichen WOFolgen (WG2-3,

WG3-4 usw.). Unter ihnen gibt es VPmit konstant hohen und solche mit winzigen Anteilen: WG19-20 liegt überall in Führung (6-7% der Verse), dann folgt

WG3-4 (2-6%). Nur

WG19-20 liefert auch diskutable Va (ansteigend von Vergil bis Lukan: 6,2 auf 12,2).

2.j Streuungsmaß (Va)

U7

Das führt auf die vermutlich allein ergiebige Frage: an welchen VP bringt ein Epiker ze>i(i), das sind vor allem Strukturwörter (Konjunktionen, Präpositionen), vorzugsweise unter? Da sie jedoch syntaktisch meist gebunden und metrisch zu¬ dem unselbständig sind, können ihre m denn doch auch wieder nur eventuelle Hinwege zu größeren Einheiten abgeben. Möglichkeiten weiterzufragen: WG11-12, bei Lukrez noch in gut 1% der Verse, entwikkelt sich zum Sonderfall: höchstens eine Okkurrenz je Buch bei Vergil und Ovid, Lukan hat überhaupt nur insgesamt vier solche Hexameter (in Buch 5 und 8-10 je einen)! Dieselbe Beobachtung trifft für WG6-y zu, desgleichen ziemlich genau auch für ILG2-3. Das meiste davon, man erkennt es an den betreffenden VP-Ziffem, ist Kehrseite der Z-Regelung. Wahr¬ scheinlich führt daher die Z-Statistik auf dieselben Sonderverse wie eine zu wi(i). Im übri¬ gen versprechen WT--Indizes und VT3-Lexika weitergehende Aufschlüsse.

Dies eine Fazit bleibt aber: die Kategorie ,Monosyllabon‘ als Stilmerkmal fruch¬ tet nichts (1.2.2.1). Anhang:

43.1

31,0

Lukrez OO

Catull

Verg.Aen.

Ov.met. 30,1 16,6

c**

Cicero

30,3

2-4

14.7

16,2

13.5

12,1

4-6::'

D.2

17.2

17,0

D,3

17,0

5.2

5.4

9.7

7,7

4,5

4.5

2,0

9.2

4,3

2,4

0-2 *

O

OO

*

6-8

1.7

2.9

4,3

10,0

19.1

16,3

22,3

o,9

o,3

17.2

2,3

3.°

o.7

18-20

4.7

-

20-22*

0,6

-

22-24

C5

-

121,9

101,4

OO

24.2

16-18*

Summe

D.i

6,0

!9.2

cO

14-16

OO

9.5

12-14*

OO

10-12

21,0

1,0

o,3

1,5

o,3

o,5

2,9

o,5

o,3

114,1

125,3

129,5

Die mit Sternchen ausgestatteten Fälle sind stets wi(z), die andern entweder w 1(2) oder

wi(n). In allen »>1(2) kann, wie oben bemerkt, ein gewisser Anteil linguistisch einmoriger WT stecken. WG 2-3

Ov.t

0,3 1,8

o,3

2,3

o,3 -

o,9

o,5

o,5

1,0

0,1

0,1

0,4

-

0,8

o,5

2,5

o,7 -

1,2

1,1

0,1

0,4

-

0,6

0,4

o,9

-

-

0,6

1,1

i,4

6-7 7-8

o,9

15-16

Verg .Aen.

o,9

i,3

14-15

Lukrez

2,2

0,4

11-12

Catull o,5

-

3-4

10-11

9

Cicero

Zetern ata 71, Thraede

4,8

2 Statistische Methoden

118 18-19

-

19-20 Summe

-

3>2

M

6,9 (ivO

5>7 (i»o)

18,8

Wl

D>5

0,2

0,1

0,4

4,6

6,2

7»4

13,0 (2,2)

11,1 (1,8)

18,7 (3,1)

22,4

18,1

18,5

Da w\ relativ zu W berechnet ist, enthält die Summenzeile in Klammern auch den Prozentwert von

w 1(1)

W,

bezogen auf

W: V= 6

wegen

ändert sich jedoch bloß die Größenord

Lukrez

I

2-3

3-4

6-7

o.7

2.3

o,4|

\l 1 OO

nung. 10-11

I I-I2

14-15

0,8

0,31

0,41

15-16

18-19

1,1

0,2

o,3

0,2

19-20

—hh

I 9,8,

d 40,41

II

o,9

1 >41

o,9

1,1

0,5

1,1

1,1

III

o.7

2,2

0,6

1,0

0,8

X.I

0,6

o,7

IV

°.

5n 3.0

1,2

1,2

o,3

o,5

0,2

3,5

x 3,2 ,45,7

V

0,6

2,1

0,8

1 r’2 0,41 o,7

1,2

0,1,

0,2

0,1,

4,5

10,7

42,1

i_ii3

2,6

1,2

1,0

1,1

1,6

o,3

L_h_2

0,2

uZiI

117,5

43-8

o,9

1,0

0,8

1,1

0,6

0,6

0,2

4,6

13,0

43-3

16,0, 27,8

25,0

33,3

26,3

58,3

55,6

33,3

24,6

14,7

3,7

VI m Va

0,9 26,0

2,3

1

1,6

1

i

o,3

3,6

11,1

o,3

5,4

13,4 45>i

42,4

[iy] Va-Frequenzanordnung für WGr

In der Regel gehen mit größten Häufigkeiten (Eintrittswahrscheinlichkeiten) gerin¬ ge Va einher, im Dichtervergleich gibt es jedoch dann und wann Nuancen. Wir verselbständigen jetzt einmal die Schwankungsziffer für m von WGr, um daraus die Rangfolge der Wortfugen hinsichtlich ihrer - wie immer verursachten - Regularität abzulesen. Grundlage sind die Vereinbarungen von 1.2.2; nicht eingerechnet wurden zwei doppelmo¬ rige Wörter (i.2.2.2[d]), desgleichen bleibt £ sowie WGr vor -que oder -ve unberücksichtigt. Das darf sein, da es sich hier nicht um die Versgliederung (2) handelt, im übrigen betreffen jene Sonderfälle nur die Frequenzen, nicht aber Va. Die Daten beziehen sich auf Vergils Aneis und Ovids Metamorphosen: Vergil

Ovid

3

9,8

7,4

4

7,2

6,9

6

5,5

5,2

7

8,5

7,8 100,0

8

70,0

10

2,6

1,1

11

7,9

8,9 60,0

12

25,0

14

4,6

3,6

15

10,9

15,0

16

9,8

7,3

2.3 Streuungsmaß (Va) 18

45.8

73.3

19

4.3

3.o

20

00

22

75.7

3.0 100,0

Beide Dichter haben in Zdie Minima von Va; knapp darüber liegen WGr4, u und 16. Das erklärt sich auch einleuchtend: je stärker Z reguliert wird, desto enger folgen jene WGr, die den benachbarten Z im Wege stehen. Schließlich: die bisher außerachtgelassenen WGn9 und 20 haben ebenfalls Minima in Va - zweifellos doch deswegen, weil das vorletzte Wort des Hexameters grundsätzlich entweder in 19 oder in 20 endete. An dieser Regel war nicht zu rütteln, aus ihr resultierendes Va hat also nichts mit der Absicht des Autors zu tun.

Wir ordnen, um die Rangfolge von Va zu veranschaulichen, nach ansteigender Frequenz und fügen dabei die Vergleichswerte für Lukrez hinzu: Lukrez

Vergil

Nr.

WGr

Va 0,8

1

10

2

6

3

16

4

Ovid

WGr

Va

10

WGr

Va

2,6

10

1,1

20

3,8

20

3,o

2,8

19

4,3

19

3,o

19

3.4

J4

4,6

3,6

5

14

3.4

6

5,5

14 6

6

4

4,6

4

7,2

4

6,9

7

20

4,8

11

7,9

16

7,3

8

11

9,3

7

8,5

3

7,4

9

3

9.4

9,8

7

7,8

9,8

11

8,9

5,2

10

7

14,1

3 16

11

22

29,0

I5

10,9

H

15,0

12

18

38,1

12

25,0

12

60,0

r3

15

40,5

18

45,8

18

14

8

44,7

8

70,0

8

73,3 100,0

H

12

208,0

22

75,7

22

100,0

In den Rangplätzen 1-6 befinden sich Vergil und Ovid in bemerkenswerter Übereinstim¬ mung - Lukrez hat hier wie sonst eine recht eigenwillige Frequenzfolge von Va. Alle drei Dichter drücken zwar die gleichen WGr in die Irregularität (12,18,8,22), bei Lukrez gehört aber auch noch WGrtj dazu. Daß bei ihm WGr\10%. Hier sind es denn auch, abgesehen von WGr/, bei Lu¬ krez dieselben WGr, allerdings in anderer Häufigkeitsfolge, die den zugehörigen Mittelwert - er bewegt sich allemal um höchstens 1-2% - entkräften.

Viz-Frequenzen sind nun zwar Anzeichen für strengere, geringere oder fehlende Reglementierung des Verses, müssen aber auch, wie schon angedeutet, differenzie-

2 Statistische Methoden

120

rend beurteilt werden: die niedrigsten Werte, Symptom hoher Regelhaftigkeit, er¬ klären sich aus unterschiedlichen verstechnischen Grundsätzen, Abnahme von Va im diachronischen Vergleich besagt dann nur, daß der spätere Autor den Gat¬ tungsregeln noch unbeirrbarer folgt als sein Vorgänger; ungeachtet dessen gilt aber beispielsweise dies: da im Hexameter seit Vergil entweder bei WGny oder bei WGno das vorletzte Wort des Verses schließen muß, das letzte also nur ^3(122) oder ^2(22) sein kann, bleibt dem Dichter hier gar keine Wahl. (Geringfügige Reste des vorklassischen Spielraums gab es auch nach Vergil noch zu beseitigen.) Die Versschlußregulierung darf nun aber mit der Präzision, die bei anderen WGr erstrebt war, nicht verwechselt werden: einer der Z-Plätze war unabdingbar, in¬ nerhalb von WGno, WGr6> und WGn 4 herrschte bezüglich Anzahl und Versstelle jedoch eine nicht unbeträchtliche Wahlfreiheit. Einer dritten Kategorie gehören WGr-Va an, die auf Z-Regeln reagieren müssen. Wie die Tabelle oben lehrt, reduziert Ovid auf allen ersten sechs Rangplätzen, innerhalb von Nr. 7-10 nur bei WGn6, WGr} und WGr/ (bedingt durch ein kleineres m für WGr 14 und höheres d). Darin steckt nach dem soeben Ausgeführten eine noch peniblere Einhaltung von Z, aber auch besorgtere Formalisierung des Versschlusses. Es bleiben nächst WGr4 die Morenziffern 11, 7, 3 sowie WGr\6. Von ihnen fallen WGr*

62,9

0,23

0,02

7,i

10,6

2,6

63,6

0,25

0,04

Cirts

Aetna

2.3

1,2

Welche Gedichte könnten mit welchen Variablen vor Verg.buc. Platz finden? Culex und

Moretum in Ez und £, in Z alle, in E:E2 keines, in £:Z alle außer der Ciris. Mit E6 passen Ciris und Culex, mit £10 nur Moretum, £14 läßt Culex und Moretum zu.

Als nächstes noch ein Blick auf Vergils Georgika: von Buch zu Buch steigert

2 Statistische Methoden

Il6

sich der Anteil von E„ so daß sich von huc. bis Aen. ununterbrochener Anstieg ergibt; in allen E außerhalb von Z trifft das nicht zu, hier zeigt Va, wie eng die Frequenzen beieinanderliegen. Ez

E ohne Ez OO

06

13.5

34.7

III

15>°

3,3

IV

15,0

m

(i3.7)

37>2

(9.7)

4.5

Va

ND

11,2

II

fD

I

OO

Verg.georg.

Die Zahlen für E6, Eio und £14 allein ordnen sich ebenfalls nicht genetisch ein, auch Konstanz fehlt: für E6 beträgt Va in georg. 22,3, für £10 23,2 und für £14 gar 38,6, die Tabelle am Beginn des vorigen Kapitels liefert vergleichbare Ziffern für Lukrez, die Äneis und Ovids Metamorphosen. Das ändert sich zumindest für £14, sobald die Z-Synalöphen zur betreffenden

2 in Relation gebracht werden: E6: Z6 Verg .huc.

georg. I

m

£ 10: Zio

£14^14

0,06

0,0/

0,03

0,04

0,04

0,09

II

0,07

0,03

0,11

III

0,05

0,06

0,12

IV

0,05

0,07

0,12

0,06

0,04

(0,11)

Die mittlere Kolumne springt aber einzig mit georg. I aus der Bahn, während £6:Z6 keinerlei Intention erkennen läßt. Der allgemeine Zuwachs an Ez geht folglich vor allem aufs Konto von £14, wie frühere Listen schon erwiesen haben - £10 ist wenigstens in der Ten¬ denz beteiligt.

Erst wenn man erste und zweite Spalte zusammenfaßt, schält sich Kontinuität heraus: £6: Z6 + £10: Zio

Summe

0,07

0,03

0,10

0,08

0,09

0,17

II

0,10

0,11

0,21

III

0,11

0,12

0,23

Verg .buc.

georg. I

IV

Aen.

£14: Z14

0,12

0,12

0,24

0,13

0,16

0,29

In georg.IV treffen beide Reihen auf demselben Niveau (0, 12) zusammen Die Summenspalte sagt nichts weiter als aus den Daten zu Ez bekannt ist; hier schlägt

2.j Streuungsmaß (Va)

™7

daher Ovid met. mit 0,17, Lukan mit 0,07 zu Buche. Nach Häufigkeit angeordnet liefert die

Appendix folgende Ergebnisse: Culex 0,05, Moretum 0,11, Aetna 0,17 und Ciris 0,31.

Die zunehmende Verlagerung von £ auf die Z-Punkte sei zu guter Letzt noch dadurch

als

gerichteter Prozeß verdeutlicht, daß, wie oben schon beiläufig gesche¬

hen, Ez zu allen andern £ ins Verhältnis gesetzt werden; eine Musterberechnung soll genügen: Verg. Aen.

E-Ez I

H>3

33.7

II

1^2,9

39-7

III

20,3

|4°>4

Ovid met. Relation

Ez

E-Ez

o,45 0,56

8,3 10,0

18,7 15,6

0,64

0,50

9,0

i7,7

0,51

IV

18,6

37.7

o,49

V

21,4

29.71

10,72

VI

37.6

m

N.7 18,9

36,5

Va

15,0

> 8,2

Relation o,44

8,3

H,3,

0,62

9,3

17,8

0,52

0,391

7,6,

16,5

0,46

0,52

8,8

16,6

7,7

< 8,8

o,53 12,2

ii,8

15,0

,0,79 0,48

H,7

IX

17.2

35.8

0,48

XII

X

:3>41

34.i

o,391

XIII

9,2

XI

16,4

3M

o,53

XIV

9,5

119,3 15,0

XII

2I>3

37.2

o,57

XV

,12,1

16,0

0,76

m

17.1

34,6

o,49

10,7

16,3

0,66

Va

n>3

> 5,3

9,8

> 9,i

Bilanz:

16,8

0,63

16,7

Va zeigt nur in der jeweils zweiten Spalte ausnahmslos geringen Um-

fang. Daß er auf größere ,Erstrebtheit‘ deutet, wohingegen die £ in Z weniger selbstverständlich ihr m erwarten lassen, trifft für die Aneis (Werk-m: 18,3 und 35,8, Va = 13,4 und 7,4) und die Metamorphosen zu (9,4 und 10,6), in diesen jedoch nicht auf met.I-VI! Auch in den letzten vier Büchern rücken die Va beider Gruppen schon merkwürdig nahe aneinander. Darin spiegelt sich der Versuch, Ez gegenüber den übrigen £ zu bevorzugen (bei, wie wir wissen, durchgehender Min¬ derung von £ überhaupt). Der £-Gehalt ist in met.I-VI mit 25,4% geringfügig schwächer als in XII-XV (27,0), £z liegt aber bei weitem nicht so hoch wie in der unteren Buchgruppe (Relation 0,53 bzw. o,66). In dieser kommen eher Frequenz und Frequenzverhältnisse, in jener mehr die Ziele zum Ausdruck. Ziele? Die Relationsziffern helfen in der Tat, für Vergil, Ovid und Lukan einen eigentümlich folgerichtigen Vormarsch von Ez - jetzt im Verhältnis zu ,£ außer¬ halb von Z‘- darzustellen: 0,20

VK

georg.

o,37

1,85

Aen.

0,51

1,38

Verg .buc.

2 Statistische Methoden

128

Ovid

0,57

I>12

Lukan

0,91

1,60

Und gleich dazu die Appendix (Cicero: 0,23, Lukrez: 0,28): Ciris

0,23

Culex

0,26

Moretum

o.49

Aetna

o,34

Lukan hat denn auch für Ez (7,4) ein Va von 8,3, für die übrigen E (8,3) eines von 14,5, in Fortsetzung der bei Ovid sich andeutenden Linie. Das bedeutet doch: E wird allgemein als Manko empfunden, am wenigsten noch in Z, an den restlichen WGr, ,unerwartet“ wie sie waren, drohte E vermutlich das Verständnis des Satzes zu beeinträchtigen. Von der syntaktischen Komponente der Synalöphe war schon die Rede. E hinweg über Satzschluß, bei Vergil schon spärlich genug vertreten, findet sich bei Lukan nur noch insge¬ samt fünf Mal (in I, V, VII). So scheint E durchaus mit Sinngrenzen zu tun zu haben, Z als solche ist aber keine. Daraus folgt auch: E bleibt in Z immer dann weg, wenn Z zugleich Satzschluß ist. Je mehr sich also Cin Z verlagert, desto mehr muß auch E in Z schrumpfen! Daß schwere Interpunk¬ tion in Z, bezogen auf alle C im Vers (CJ, von 0,7 bei Vergil über 0,8 in den Metamorphosen auf 1,1 bei Lukan vorrückt, wirkt vermutlich am Schwund von Ez mit, so daß Ez in Relation zu C2 von 1,4 (Vergil insgesamt) auf 0,7 (Ovid) bis 0,4 (Lukan) absinkt; die einzige Erklä¬ rung kann das aber eben nicht sein.

[20] Charakteristika des Hexameterschlusses Den Anfang mache der notorische versus spondiacus (55), und zwar in Verbindung mit \VGn6-24: wenn 55, dann steht nahezu immer auch WGn6-24, nicht umge¬ kehrt. Die Raritäten mit 5 5/WGn8 (1.4.5) ändern am Befund nichts und gehören so¬ wieso nicht hierher. - Conditio sine qua non für 55 ist d\. Spondeisches 5. Metron, im Homer mit rund 5% vertreten, gewinnt im Hellenismus Fürsprecher. Kallimachos und Apollonios Rhodios zählen kaum dazu (6-8%), wohl aber Arat (15%) und Euphorion (15%). In Rom greift nur Catull diese Praxis auf (7%). Für andere römische Daktyliker hier eine ganz allgemeine Übersicht: s5

WGn6-24

Relation 0,1

Cicero

0,2

2,0

Lukrez

0,4

6,4

0,1

Verg .buc.

0,4

1,0

0,4

georg.

0,4

0,4

1,0

Aen.

o,3

0,6

o,5

2.J

Streuungsmaß (Va)

129

Ovid met.

0.3

0,4

Lukan

0,2

0,2

Ciris

3.o

2,6

1,2

Culex

-

o,5

-

Moretum

-

-

-

0,6

0,8

Aetna

o.5

o,7 1,0

Die Frage der Relation läßt sich jetzt rasch abtun: nur in Verg.georg. und bei Lukan werden beide Größen deckungsgleich, tritt WGn6 als letzter Wortschluß ausnahmslos zusammen mit 55 auf (Muster: incrementum), der Typ induperabant fehlt. Anderwärts ist s5 stets ,Teilmenge“, aber nirgends erkennbar fest abhängig, eher mit leichter - die genannten zwei Werke mit ausgesprochener - Neigung, 55 im Rahmen von \VGr16-24 zu begünstigen (= Abflauen des sog. polysyllabischen Verschlusses, d. h. der Adoneuswörter). Konvergenz in Richtung auf Null steht nun für 55 außer Zweifel: Lukrez sperrt sich nicht so streng wie vor ihm Ciceros Schule, Spätere mindern und mindern. Die Ciris gibt sich ,neoterisch“; im Laufe der Kaiserzeit verschwindet die Manier sonst ganz, wenn Avien noch einmal 0,3% zuläßt, hebt ihn das heraus. Silius hat nur noch 6 sol¬ cher Verse, Statius (Thebais) 5, Valerius bloß einen.

Historisch betrachtet gehört 55 zu den zunehmend seltener erlaubten Ausnah¬ men. An sich Regelverstoß, lag ihr Recht im einzelnen Vers und einer dort gewünschten Signalwirkung. Die Statistik leistet hier nicht mehr als den Hinweis auf Einzelfälle und ihre sprachlich-literarischen Gemeinsamkeiten. Ins Regelwerk gehört 55 nicht. Va rangiert z. B. in Vtrg.georg. noch erträglich tief (14,3), etwa Lukans Schwankungsziffer springt bereits auf 55,6. WGn6-i4 erweist sich von vornherein als exzeptionell; Va in georg. ist 81,3, bei Lukan 58,3.

Auch WGnj soll im Verein mit Vergleichsgrößen behandelt werden. Die Be¬ dingung“ für WGn 5, nämlich ^4, bietet sich an. Frage ist wieder, ob die Variable Entwicklung“ bekundet und, wenn ja, ob sie dies unabhängig von der zum Ver¬ gleich gestellten tut. Es mag andere Relationsmerkmale geben; da WGrij und Z14 einander ausschließen, wäre

K =

4 denkbar. Ein entsprechender Versuch blieb jedoch erfolglos, die Koeffizienten pen¬

deln zwischen 0,12 und 0,16.

WGn 5

da,

d

Cicero

0,4

i9.7

Catull

-

18,6

37.3 36,2

Lukrez

i.4

25>3

43.2

Verg .buc.

3.9

37.9

48,5

2 Statistische Methoden

130

georg.

3 >6

28,2

43-6

Aen.

3,8

27>3

43,4

Ovid met.

7,4

44,2

54,o

Lukan

3,6

23>4

43,3

Fortschreitende Eroberung des VPi 5 als Wortanfang also, wenn man mit Cicero oder Catull beginnt, erst Lukan fällt hinter den Vorgänger auf Vergils Frequenz zurück. Wir probieren zunächst mit Va weiter, um die drei Größen nach ihrer Bedeutung einzuschätzen. Ein Test soll genügen:

WGn 5 Verg .georg.

d

di

I

4,i

3°>7

II

2>4

24>7

42>4

III

4,6

29,°

4,

43,7

IV

3,3

28,5

42>o

m

3-6

28,2

43,6

20,8

5>4

2,2

Va

Demzufolge kommt dem Daktylengehalt des Verses die geringste mittlere Ab¬ weichung von m zu, die Eintrittswahrscheinlichkeit von dä, fordert ebenfalls gerin¬ ge, aber doch schon mehr als doppelt so große Toleranz, ganz und gar fällt nun WGrij heraus. Der Einschnitt ist weder erstrebt noch gemieden. ,Nicht erstrebt“ folgt aus der niedrigen Frequenz; käme kleines Va hinzu, bedeutete das: die Seltenheit der Erscheinung ist gewollt, d. h. sie selbst wenig beliebt.

Übertragen auf die Strecke Cicero/Catull-Ovid heißt dies: WGnj wächst be¬ ständig, jedoch nicht so, daß primäre Absicht dahintersteht. Offenbar begehrte wn, (1211) immer häufiger Unterkunft im Vers, da kam nur VP15 in Betracht. Die metrische Statistik geht hier also in die lexikalische über. Bei d\ und d tut sie das nicht. Diese Merkmale sind in einem viel entfernteren Sinn sprachlich bedingt. Daß sie aber auch keine festen Bezugspunkte für WGnj abgeben, erhärtet die folgende Übersicht: WGn y.

WGny.d

d/\: d

Cicero

0,02

0,01

Lukrez

0,06

0,03

Verg .huc.

0,10

0,08

0,78

georg.

0,13

0,08

0,65

Aen.

0,14

0,09

0,63

Ovid met.

0,17

0,14

0,82

Lukan

0,15

0,08

o,54

OO

O

o,53

2.j Streuungsmaß (Va)

13 t

Klarer als in der linken Spalte kann Entwicklung gar nicht heraustreten; sie be¬ sagt diesmal: der zuvor ermittelte Zugewinn von WGn 5 gilt auch gegenüber ^4, diese Größe scheidet als kausales Moment aus. Das Resultat gilt generell, mag auch WGn 5, auf breiterer Basis erhoben, weniger glatt verlaufen als auf der Linie Cicero-Ovid/Lukan. Lexikalische Bedingtheit muß jeder beliebi¬ gen WGn 5-Frequenz zugesprochen werden.

Das Verhältnis zu d, der laut Va am strengsten geregelten Größe, bringt ähnlich linearen Aufstieg zum Ausdruck. Unterschiede wurzeln im ebenfalls nicht korre¬ lierenden Zusammenhang zwischen ^4 und d. Die Spalte rechts gibt beiläufig über die Autonomie der beiden vorher benutzten ^/-Gruppen Auskunft: im Auf und Ab reagieren sie gleich, man sieht jetzt aber: da, bekommt auch noch unabhängig von d sein Plus und Minus. Umgekehrt: an Re¬ gression und Zunahme von dträgt d\ eine auffallend hohe, aber außerdem parallel zur Daktylisierung des Verses allgemein wachsende oder sinkende Verantwortung. Das gehört in einen anderen Zusammenhang, dient hier aber dem Nachweis, daß die Bezugsgrößen von Spalte 1 und 2 miteinander nicht korrelieren; andernfalls brauchte man ja nur den ersten oder den zweiten Quotienten. Der anhaltende Rückzug von C, aus dem Versschluß kann aus der Tabelle oben in 2.1 [8] abgelesen werden. Vor oder nach diesem Kapitel [20] muß der Leser den Abschnitt 1.4.5 zu Rate ziehen, um die Statistik würdigen zu können. Für d ist außerdem auf 2.1 [4] und [5] zu verweisen.

Die in den Tabellen fixierte Entwicklung läßt sich zweckmäßig in einer „Trend¬ kurve“

veranschaulichen.

WGn/ heraus:

Besonders

gut kommt die „Unabhängigkeit“ von

2 Statistische Methoden

132

[21] Lj in Abschnitten bei Lukan und Silius Eine Bestandsaufnahme von Z., in den wichtigen Epikern (2.1) [1] hat für Lukan folgende Distribution nachgewiesen (Bezugszahl ist V): I

11.9

VI

II

10,9

VII

10,3

III

D.9

VIII

IV

l4>9

IX

I4>4

V

10,3

X

16,3

8,6 9.5

m = 12,5 Va -- 18,0

Laut Va verdeckt m eine beträchtliche Oszillation zwischen den m der einzelnen

2.j Streuungsmaß (Va)

J33

Bücher. Wir teilen jetzt die drei ersten und die drei letzten in Abschnitte V = 100, buchen die zugehörigen Z., und errechnen aus ihnen Va (Differenzen m von der Liste oben erklären sich aus der abweichenden Rechenart):

V.

I

11

III

VIII

I-IOO

5

16

11

7

101-200

11

6

12

9

USW.

15

IX

X

5

16

8

7 IO IO

27

9

'3

21

11

9

9

22

9

12

x4

17

8

14

6

11

5

18

3

■4

11

16

8

14

27

8

6

4 38

17

12 26

7 Z = 83

83

m =

11,9

10,4

34,5

53>6

Va

=

106

x3>3 24>4

83

J59

9-5

*4>5

25>x

4°>5

89

14,8 7,o

Nun verlangen insbesondere herausragend hohe Zahlen (in II: 27, IX: 27, X: 38) genaueres Zusehen. Da die Aufgliederung in Textportionen zu V =

100 nicht eben ausgesprochen

inhaltsorientiert ist, uns aber zu Nestern führen kann, nehmen wir einmal einige Maxima unter die Lupe. 2,300-399 zeigt 27%, die markante Stelle findet sich zwischen v.360 und v.369 mit acht Okkurrenzen (80%). Legten wir gar den Schnitt bei v.356 und v.365, gäbe es hier n £, (v.356 und 361 haben je drei Hapaxlegomena). Es handelt sich um den Erzählkomplex Brutus-Cato-Marcia v.234-391

(hier

gilt

Z,= 19,1%),

im

engeren

Kontext um v.350-371

(V=22), in dem £, mit x=6},6 vertreten ist, speziell die Sätze v.354-366 mit 92,3% (12 auf V=i3) Autorhapaxlegomena. Dies feststellen heißt doch wohl ein wenig zur lexikalischen Beschreibung der Partie beitragen. Auf dieselbe Weise sticht z.B. 9,700/799 ab, das Vorkommen konzentriert sich bei v.708/33 mit 57,7% (v.609/832: Schlangen in Libyen), speziell die drei Sätze v.708/26 brin¬ gen es auf 68,4%. An dieser Stelle ist fraglos fachsprachlicher Wortschatz die Ursache. In 10,100-199 (38%) strebt der Inhaltsabschnitt v.104/171 nach 42,7% (Festbankett Cäsar-Kleopatra),

und hier entfällt das

v.i 11/126: die 87,5%

Gros auf die Ekphrasis des prunkvollen Palastes

Lt entstammen gleichfalls zum großen Teil technischem Sonder-

sprachgut.

Daß Z., nicht - wie etwa bestimmte metrische Charakteristika - zum Regelwerk des Hexameters gehört, versteht sich von selbst. Statistisch drückt sich die ,Unvor¬ hersehbarkeit“ dieser Erscheinung im hohen Va aus, und schon das Werk- Va ließ ahnen, daß innerhalb von Büchern die Streuung so außerordentlich hochschnellt. Übertragung von Werk auf Buch ist nicht statthaft. Sinnlos wird die Statistik des¬ wegen aber kaum; beispielsweise den genannten gemeinsprachlichen Vergleich 10

Zetemata 71, Thraede

2 Statistische Methoden

134

ermöglicht erst sie. Beachtenswert ist auch, daß die Va zu einzelnen Dichter-m nirgends 20% erreichen und relativ dicht beieinander liegen: Lukrez Verg .Aen.

”>3 12,6

Lukan

18,0

Silius

17,6

Valerius

I5>9

Abgesehen davon führt das Zahlenmaterial zwangsläufig in die Textuntersu¬ chung; Wortwahl ist primär inhaltsabhängig. Das Ausgangscorpus sind die Wortli¬ sten selbst, Aufgaben stellen die Morphologie, das Stilniveau der Ausdrücke, die Wortartenverteilung im Vergleich zum Wortschatz des Werkes sonst, schließlich der Dichtervergleich. Die Frage nach Nestern und ihren Bedingungen bleibt; Sonderfall: mehr als drei L, in einem Vers, z.B. Lucr.2,627.376; 3,661; 4,426.641.1x61.1162(1).1169; 5,27.47.1353. Hexame¬ ter mit drei Z,r: u. a. Verg.Aen.3,649; Val. Fl.1,123.688; 3,634; 4,288.418.497; 8,102. Lukan: 39,6% von Lt sind Verben, 37% Substantive, 23% Adjektive. Sodann jene L0 die von mehreren Dichtern benutzt werden. Die Höchstzahl 4 betrifft u. a.

calcar (nur als calcaribus) in Lucr.5,1075 (VP 10-16); Verg.Aen.6,881 (hier und fortan VP 14-20); Luc.4,760; Sil.10,279;

effringo: Lucr.1,70; Aen.5,480; Luc.6,574; Sil.1,647; extorris: Lucr.3,48; Aen.4,616; Sil.7,558; Val.4,427; ferax: Lucr.2,1098; Luc.2,430; Sil.8,597; Val.6,102; flagito: Lucr.6,9; Aen.2,124; Luc.7,342; Val.2,362; incuso: Lucr.2,169; Luc.8,566; Sil.5,16; Val.2,158. Für die in den /.,-Listen je Wort nicht vertretenen Dichter gilt: sie gebrauchen es gar nicht oder mehr als einmal.

Zum Abschluß und als Vergleich mit Lukan eine Binnenstatistik zu Silius Italicus. Die Wortliste enthält so gut wie keine Nester. Dementsprechend dürfte Va je Buch nicht das Ausmaß annehmen wie bei Lukan. Wieder die ersten und letzten drei Bücher: I

II

III

XV

1-100

4

8

IO

11

8

8

101-200

11

4

6

IO

IO

8

8

IO

'3

11

8

8

IO

6

IO

IO

8

4

8

8

H 8

3

8

IO

12

8

9

5

4

4

2

7

8

5

3

3 6

2

6,6

7,4

8,7

10,1

7,5

7,2

40,5

40,5

22>5

16,7

33,3

22,6

Sil.lt. v.

usw.

XVI

XVII

IO

3

2.j Streuungsmaß (Va)

*35

Hier unterschreitet Buch XV sogar die Schwankungsziffer des Gesamtwerks (17,1), alles in allem kommt Va auf niedrigere Stufe als in Lukans Epos, der ja darin bloß bis 24-25% heruntergeht. Der Vergleich wird bewerkstelligt von der Größe Va: Lukan hat 39,2, Silius nur 29,4. Das macht die Mittelwerte zwar eben¬ falls statistisch bedeutungslos, läßt aber leichte Verschiebung - hin zu ausgegliche¬ ner Verteilung - ablesen. Massierungen wie in I (10—1 x %), II (12) oder III (13), und nur diese stechen hervor, halten einen Abstand von m inne, der allein in II 50% nennenswert überschreitet: jene 12% differieren von m um 6,6 Punkte, in Relation zu m macht das 0,62. Hingegen Lukans Nester notieren hier mit bis zu 1,6 (II und X), Bücher mit geringerem Va haben entsprechend immer noch 0,86 (IX) und 0,65 (III). Im ganzen kein besonders aufregendes Ergebnis. Abschnittsbezogene Binnenstatistik zu Z., - der Weg in den Text kann dadurch ausgebaut werden, daß L„ mit anderen metrisch¬ sprachlichen Variablen kombiniert, als ein Aspekt unter anderen zur stilistischen Beschrei¬ bung einer Passage mithilft.

[22] Zio! in Verg.georg.il und Lukan III Ist Va, bisher auf Buch-m bezogen, auf Stichproben übertragbar? Gilt daher, wenn z. B. Zio! bei Lukan 23,6% beträgt, modifiziert durch Va=y,y, auch für Textum¬ fänge zwischen 100 und 400 Versen ein entsprechend geringer Schwankungsgrad? Dann müßten (aufgerundet) 24 Hexameter mit Zio! u. U. schon bei V=^2, ander¬ wärts erst mit V=io8 erwartet werden können: die durchschnittliche Abweichung beträgt ja (aufgerundet) 8%. Man darf annehmen, daß ein aus Buch-m ermitteltes Va geringen Ausmaßes einen Grad an Regulierung herzeigt, der sich ähnlich in kürzeren Stücken ausprägt. Zuvor Verg.georg.il, 1-400. Das Werk-m beläuft sich für Zio! auf 19,3, die Schwankungsziffer Va lautet 13,0. Zu berücksichtigen ist ein niedriges Buch-m von 15,5. Nun haben die ersten 100 Verse in georg.II 10 Fälle von Zio!, die zweiten 19, v.201—300 bringen es nur auf 9, dafür die vierte Gruppe auf 18. Das macht für ^=400 (56 Vorkommen) 14%, Va beträgt 32,1. Dies wäre auch bei V=20o einge¬ troffen, denn m (aus 10+19) läge hier mit 14,5 und Vü=3i,o bzw. zzz= 13,5 (9 + 18) und Va— 33,3 recht eng dabei. Tatsächlich kommt das Buch-m von (aufgerundet) 16 Fällen erst mit v.140 in Sicht, die nächsten 16 reichen bis v.212 (V=}), sodann bis v.345 (W= 134), das bedeutet Abweichungen von 40, 27 und 34, im Schnitt also von 33,7%.

Vom Buch-m (15,5) entfernt sich das ganze: Stück (^=400) nur um 1,5%, das sind relativ 9,7% Abweichung, in den Teilstücken (V=20o) 6,5 bzw. 13,3%.

2 Statistische Methoden

136

M.a. W.: das Buch-ra kann in einem Bereich von 70 bis 130 Versen erwartet werden,

Va

verringert sich auf 10% bei V=400 (Spielraum 390-410) und unterbie¬

tet damit schon das Werk-Vit, obwohl dessen

m

in unseren Versen um 27,5%

unterschritten wird (vom Buch-m um 19,7%). Der Rest von georg.II (^=143) müßte um einiges über 14% liegen, da ^=15,5 für das ganze Buch gilt. In v.401-500 kommen nun 18 Zio! hinzu, jetzt errechnet sich für v.1-500 eine Gesamtzahl von 74, das sind aber 14,8%, prozentuale Abwei¬ chung vom Werk-m: 4,5%. Eine dem Werk-Via vergleichbare Meßgenauigkeit wäre mithin bezüglich des Buch-m bei ca. 400, d. h. zwischen 387 und 413 Versen gewährleistet. Man kann das Resultat auch folgendermaßen ummünzen: finde ich in einem Text von V=200 29 Hexameter mit Zio!, kann ich da um 19,5, aber auch um 6,5% vom Buch-w entfernt sein.

Lukan nun hat ein allgemeines ausgewiesen, dieses

m

m

von 23,5, dazu

Va=y,y.

Buch III ist mit 25,5

müßte also bei V=200 einigermaßen zuverlässig angetroffen

werden. In v.1-100 gibt es 21 Fälle, das nächste Hundert bietet 18, es folgen 20 und 22 und (v.401-500) 26. Auf 500 Hexameter also insgesamt 107 Okkurrenzen, d. h. 21,4%. Da ist die Abweichung vom Buch-m immer noch 3,2%, relativ also 12,2%. Das Werk-ra dagegen (23,5) hat nur 2,1% Abstand, relativ 8,9%. Ich brauche diesmal also ca. 500 Verse (statt 400 bei Vergil), das Werk-Vk ist aufs Buch übertragbar unter der Bedingung, daß der Textumfang

V=

500 nicht

unterschreitet (zu wählen sind 491-509 Verse). Der Vorbehalt mag in anderen Büchern oder Werken anders aussehen, erst recht, wenn man statt mechanisch V= 100 sinnvolle Abschnitte wählt. Hier liegt denn wohl auch der entscheidende Schritt in die Binnenstatistik, die das Zahlenwerk an die Interpretation heran¬ zuführen geeignet ist. Im Dichtervergleich behält das Werk- Va seine Bedeutung, indem es nachweist: Zio! wächst bei Lukan, stellt man ihn neben Vergils Georgika, von 15,5 auf 23,5% (VK= 1,52), und das geschieht in fast halb so kleiner durchschnittlicher Abweichung.

[23] Merkmalsdichte in Abschnitten

Büchner [1961] 409!. bemerkt zur Szene Verg.Aen.6,679/702, in diesem Abschnitt seien keine Besonderheiten zu finden von der Art, wie sie Nordens grundlegende Anhänge zu Aen.VI darböten. Mit Bedacht gestaltet Büchner seine Darstellung von „Sprache, Metrik, Stil“ der Aneis als Interpretation eines ausgewählten Textes: er möchte demonstrieren, daß Statistik an entscheidenden Stellen ,leerläuft“, immer dann nämlich, wenn sich Diktion und Verstechnik in normalen Bahnen bewegen. Das Argument scheint zunächst zu überzeugen, bei näherem Zuschauen aber wohl von einem doppelten Mißverständnis belastet. Erstens erhebt, wer metrisch-sprachliche Statistik betreibt, wohl kaum den Anspruch, da¬ mit einzelne Texte zu .verstehen“. Es gibt statistische Texttheorien, gewiß, aber die Klassische

2.j

Streuungsmaß (Va)

i37

Philologie ist frei von ihnen, sie hat andererseits im Rahmen .philologischer Methode' Stati¬ stik selten verschmäht. Man wüßte gern, wer je behauptet hat, derlei Hilfsdisziplinen er¬ schlössen den Sinn eines Textes. Das Denkmuster .Interpretation contra Statistik“ hängt dem¬ nach wohl in der Luft. Büchner selbst urteilt im übrigen ebenfalls statistisch, immer dann nämlich, wenn er die Abwesenheit von Anomalien feststellt. Er scheint trotz allem von rech¬ nerisch gewonnenen Abweichungen, wenn sie denn Vorkommen, Nutzen für die Interpreta¬ tion zu erwarten, ob zu Recht, kann man bezweifeln. Damit hängt das andere Mißverständnis zusammen; es stammt wohl eher aus Unvertraut¬ heit mit Statistik. Diese versucht, für bestimmte gattungstypische Erscheinungen Häufigkei¬ ten zu ermitteln, das sind möglichst exakte relative Häufigkeiten für Werke, Dichter, Epo¬ chen. Sie zielt dabei auf Generalisierung und soll zunächst einmal falsche Verallgemeinerun¬ gen vereiteln. (Vor allem deshalb kommt der Einzeltext gar nicht erst in den Blick - aus ihm bauen sich ja unsere [abstrahierenden] m allererst auf.) Ausnahmen sind hier zumeist solche, die die Regel bestätigen, Anomalien herauszufinden - als Symptom von Textverderbnis, als Datierungshilfe oder poetisches Signal - steht nicht im Vordergrund oder ist doch nur Teil der Bestandsaufnahme. Und die Hauptsache: wenn Sonderverse fehlen, herrscht eben durch¬ gängig ,großes“ m - man wird nicht erwarten, daß Texte, in denen dies der Fall ist, die Ausnahme darstellen! Sie bilden vielmehr den statistischen Normalfall, den zu kennen für andere Fragen von größerer Wichtigkeit ist als für die Interpretation. Kurz: es gibt extreme Abweichungen vom m einer Variablen, und es gibt ausgesprochen niedrige m einer Sonderer¬ scheinung.

Solange metrisch-sprachliche Statistik gattungseigene Gesetzmäßigkeiten be¬ schreibt, Entwicklungen erkennt und einem Epiker in ihnen seinen Platz anweist, eingeschlossen die Obacht auf ,Erstrebtheit‘ eines m oder auf Beziehungen zwi¬ schen Variablen, zielt sie einzig und allein auf korrekte Verallgemeinerungen. Überall dort, wo der Interpret generalisiert, verfährt er statistisch, stillschweigend oder ausdrücklich. Die häufigsten Einzeltexte sind selbstverständlich solche mit Normalverteilung. Nachdem das Stichwort ,Binnenstatistik“ mehrmals gefallen und für einige Cha¬ rakteristika der Schritt vom Buch-t?z zum Abschnitt, von den Zahlen zum Kontext schon erörtert worden ist, nehmen wir uns vor, die Auffindung eines nicht-häufi¬ gen Textes zu beschreiben, eines Textes also, in dem die Normalverteilung mehre¬ rer Variablen signifikant unter- oder überschritten wird. Wohlgemerkt: das ist ein Zweig der Statistik (a), es wird keineswegs vorausgesetzt, aus Abweichungen, hier in Form der Merkmalsdichte, sei ohne weiteres Interpretation zu gewin¬ nen (b).

Das Neue liegt dann, daß wir von vornherein Inhaltsabschnitte ins Auge fassen. Wir tun das mit Verg.Aen.II, der üblichen Einteilung folgend: Aß

C

1)

1- 13

1)268-297

1) 559-566 u. 589-623

z)

13- 39

2) 298-317

2) 567-588 (Helena)

2 Statistische Methoden

138 4°- 56

3) 318—369

3) 624-633

4)

57- 75

4) 370^401

4) 634-670

5)

77-104

5) 402-452

5) 671-691

6) 105-144

6) 453-468

6) 692-706

7) 145-D8

7) 469-505

7) 707-744

8) 199-227

8) 506-558

3)

8) 745-775 9) 776-804

9) 228-249 10) 250-267

Erster Durchgang: Analyse der einzelnen Abschnitte nach Variablen getrennt, genau wie sonst bei Büchern. Dazu noch einmal dasselbe für die größeren Einhei¬ ten A, B und C. Zweiter Durchgang: Beobachtung jener Teilstücke, in denen ex¬ trem hohes Va mehrfach auftritt. Die Binnenstatistik der Kleinabschnitte belegen für einige Variablen die unten beigegebenen Abbildungen. Die letzte von ihnen enthält dann schon Merkmals¬ kombinationen, sie läßt die letzten Szenen von B als besonders abweichend her¬ austreten. Es handelt sich um v.453-505 (^=53). Das ist kaum die einzige abstechende Passage, in A gibt es deren drei. Außerdem spielte in dieser Analyse die' dl s-Frage ursprünglich eine vielleicht zu bedeutende Rolle. Wenn im Nachhinein dann doch Z und ,Relationen“ Rücksicht finden, müssen die Resultate nicht aus¬ schließlich für v.453-505 zutreffen. Es geht aber mehr um das Verfahren allgemein.

a) Z und WGr: Aen.2,453-505

Aen.II

Aeneis

georg.

Z6

47.2

54.2

5i.5

50,0

Zio

84.9

82,5

84,6

86,1

Z14

62,3

75.i

Z6: Zio

0,56

0,66

75.5 0,61

0,58

Z14: Zio

°>73

0,91

0,89

0,85

Z

64,8

70,6

70,5

69,6

Einen vergleichbaren Niedrigstand hat Z6

72.9

nur noch in Aen.VIII (48,8), auch

Z14

liegt auffallend weit zurück (selbst buc. hat hier ja 70,9). In Zio gibt es, wie zu erwarten, keine nennenswerte Abweichung. Nachbarschaft der Georgika zeichnet sich sowohl in Z6:Zio als auch in Zab: da die ,Seitenzäsuren“ weniger als in der Aneis sonst entwickelt sind, sinkt auch das Ausmaß der Versgliederung allgemein. ,Schief“ zweigeteilt ist nur v.483 (Z6!, sddd). Viergliederung erreicht 17,0, auch K= 3 be¬ wegt sich im Üblichen, der Unterschied beruht auf Zio!, wie das Defizit an Seitenzäsuren vermuten läßt.

WGnj ist mit 3 Fällen vertreten, das macht 5,7% gegen 3,8% in der Äneis; davon v.465 und 470 haben zusätzlich WGny (repente ruinam und coruscus aena). Kaum signifikant.

2.j

Streuungsmaß (Va)

'39

b) Syntax Die Passage enthält 22 Vollsätze, das ergibt c—2,4. Die Abweichung von 2,0 (Aneis) und 1,9 (Aen.II) fällt wohl nicht ins Gewicht, da schon auf Werkebene mit Va=8,q zu rechnen ist. Aen.2,453-505

Aen.II

An eis

georg.

buc. 17,3 47,2 10,5

C,

18,9

18,0

14,1

10,2

Cp

22,6

Q Q:C, C,:Cp

n>3 0,60

35.o 13,8

34,4 11,2

29,9 6,4

0,83

o,77 0,51

0,79 0,40

0,63

0,61

0,34

o,37

Ein überraschender Anteil schwerer Binneninterpunktion; entsprechend hoch fällt die unterste Zeile in Sp.i aus. Der Vergleich mit georg. und buc. fördert we¬ nig, da Entwicklung nicht stattfindet. Anders wohl in Zeile 4: Satzschluß an ZPunkten, bezogen auf versinterne Interpunktion, rückt den Abschnitt ganz heraus, Verwandtschaft mehr mit georg. als mit Aen. liegt auf der Hand. Das relativ hohe C, stützt sich demgemäß auf nicht in Z lokalisierte Satzenden. Es sind - je einmal - C4, C7, Cu, Ci6, je 1,9, zusammen 7,6% (bezogen auf V). Sogar in buc. stößt diese Gruppe nur bis 6,8% vor {georg.: 3,9; Aen.: 2,8). Hexameter mit C7 wie v.505 {barbarico postes auro spoliisque superbi/procubuere; tenent Danai qua deficit ignis) gibt es in der ganzen Aneis nur noch sechs, einer davon gehört ebenfalls nach II, sonst sind es die Bücher I, III, IV, IX, X. Cu steckt in dem langen Satz v.460/465, V.464F heißt es convellimus altis/sedibus impulimusque; ea lapsa repente ruinam ... - v.465 gehört zu den sonderbarsten Versen der Aneis überhaupt: £ über C hinweg, Z, und zwar Zio!, nur dann, wenn vor -que statthaft, oben¬ drein dddd mit WGnj. Der Satz schließt v.467 in C4.

c) Daktylen und Spondeen sit/4 wächst hier auf 15,1%, m in georg. und Aen.: 11,5%. Abschnitt B7 allein erreicht 18,9%, wenig darunter liegt z.B. A5 mit 17,9%. Holodaktylisch sind 6 Verse = 11,3%, gegen 2,3 in der Aneis (Aen.II: 2,7%). Der Löwenanteil entfällt wieder auf B7 (auf dessen V= 16 umgerechnet: 18,8%), dort auch die einzige Stelle in Aen.II mit zwei dddd-Wersen hintereinander (v.465 f.). Doppelung von ssss folgt

V.478L, in II sonst nur V.138L Die holospondeische Form ist in v.453-505 mit 9,4% beteiligt, die Aneis allgemein hat sie zu 7,1%, Aen.II: 6,4%. d) Wortschatz Zj-Dichte kennzeichnet in Aen.II die Abschnitte A6 (17,5) und B2 (15%), v.453-505 fällt nicht aus dem Standard; zu nennen ist pervius v.453, convolvit (474), trisulcis (475), agitator (476), sufferre (492).

2 Statistische Methoden

140

Die Beschreibung ist nicht erschöpfend, erst recht soll sie Interpretation nicht vorwegnehmen. Der Hauptpunkt: markiert Vergil mithilfe von Ausnahmehäufung eine besonders wichtige Szenenfolge oder deutet die Eigenart des Stücks auf das ,Fehlen letzter Hand“? Für die zweite Erklärung spricht der Halbvers v.468 (in Aen.II finden sich 10 von insgesamt 58, vgl. R. G. Austin zu Aen.2,66), stilistische Nähe zu georg. besteht in

2

und Q - in anderen Merkmalen dagegen durchaus

nicht. Chronologische Schlüsse wären verfrüht, Schichtenanalyse der Aneis insge¬ samt scheint sowieso schwer möglich. Daß sich ältere und jüngere Konzeptionen überlagern, ist ein inhaltlicher Gesichtspunkt, der allenfalls für die Datierung“ ganzer Bücher taugt. Eine dem Stoffe nach - oder komposi¬ tioneil - frühere Stufe muß aber, nach allem, was wir über Vergils Arbeitsweise wissen, keineswegs auch sprachlich-stilistisch den Stempel des Vorläufigen tragen, schon gar nicht Szene für Szene.

Man gibt aber ungern die Hoffnung auf, daß die Variablen, für die sich in unse¬ rer Statistik Entwicklung von buc. bis Aen. präzise hat namhaft machen lassen, im Laufe der Zeit um neue vermehrt werden können und die rechnerisch abgesicherte Analyse von Abschnitten zufriedenstellende Form findet. Zur Erinnerung: als chronologisch ergiebig haben sich, was Vergil angeht, die Z-Gliederung, die Behandlung der Synalöphe und versinterne Satzschlüsse erwiesen, einschließlich zugehöriger Relationen. Das Ergebnis ist nicht zu verachten, als Basis ,höherer Kritik“ aber kaum tragfähig.

Trotz aller Vorbehalte in Einzelfragen scheint die Statistik doch auch die metho¬ dischen Abreden unseres ersten Teils bestätigt zu haben. Wahrscheinlich wäre schon viel gewonnen, wenn dieser Zusammenhang anerkannt würde, so daß we¬ nigstens in der Z-Definition endlich eine Communis opinio zustandekäme.

2.j Streuungsmaß (Va)

O/

/O

I5-

Holospondeische Hexameter in Verg.Aen.II, bezogen auf Sinnabschnitte

142

2 Statistische Methoden

o/ /O Häufigkeit je Ab¬ schnitt für £, in Verg.Aen.II

m Aeneis

m Aen.II

O/

/O

r5‘

Häufigkeit je Ab¬ schnitt für WGn 5 in Verg.Aen.II

2.4 Korrelation? 2.4

‘43

Korrelation?

Als Kategorien haben sich im Laufe der statistischen Arbeit bisher .Entwicklung* und .Streuung herausgeschält als die beiden Möglichkeiten, Mittelwerte von Va¬ riablen einzuordnen oder zu interpretieren. Beide Kategorien erwiesen sich sehr bald auch als auf Relationen anwendbar. Das Ins-Verhältnis-setzen metrisch¬ sprachlicher Daten erbrachte - in Übereinstimmung mit oder im Unterschied zu den .dividierten“ Frequenz-m — entweder Entwicklung oder mehr oder minder große Streuung, im ersten Fall den Erweis von .Unabhängigkeit“ zweier Variablen voneinander, im zweiten Fehlanzeige. Ein Relations-w mit minimalem Va ist bis jetzt nicht aufgetaucht. Der Metriker wird auch zögern, mit so etwas zu rechnen. Man kann aber nicht wissen, und deswegen soll anhangsweise - und durchaus mit Fragezeichen - von .Korrelationen“ die Rede sein, das sind feste - zahlenmäßig unveränderliche - Relations-m. Dabei braucht nicht verlangt zu werden, daß sie all-überall im römischen Epos Gültigkeit besitzen; es würde genügen, wenn sie für bestimmte Epochen oder stilverwandte Dichter zuträfen, ja Korrelation könnte ein Mittel sein, Stilver¬ wandtschaft zu beschreiben. Das ist Zukunftsmusik, und vielleicht kommen wir über das Fragezeichen nicht hinaus. Zwei Beispiele sollen aber die Methode erläutern, das erste ein metrisches, das zweite eines aus der Lexikostatistik. Dem ersten fehlt überdies ein greifbares Ergebnis, auch beginnt es in der üblichen Weise, um am Schluß darzutun, wie Schein-Korrelationen entstehen. Das andere Beispiel, dessen Ausgangspunkt der neueren Linguistik verdankt wird, scheint zumindest ein diskutables Ergebnis zu zeitigen. Man braucht aber nicht zu jenen zu gehören, die Interpretation gegen Statistik auszuspielen lieben, um sich mit einiger Reserve gegen das zu wappnen, was die angewandte Sprachwissenschaft als .Wortschatzstruktur“ anbietet.

[24] Fragen des ersten Versdrittels Diesmal vorweg den Punkt .Satzschluß“. Wie wir schon wissen, wandert im Jahr¬ hundert zwischen Lukrez und Lukan C, von den Versrändern fort und konzen¬ triert sich auf die Z-Stellen ([13])- Wie im letzten Versdrittel C16 einen ziemlich gleichbleibenden Anteil behauptet, so tut dies am Hexameterkopf C4: hier zuerst darf der Hörer in rund 1,5% der Verse mit Satzschluß rechnen, und das mit zu¬ nehmender Sicherheit; Va für C4 fällt von Vergils 34,6 (georg.) und 39,2 (Aen.) über 21,2 bei Ovid auf 18,8 im Bellum civile Lukans. Daneben C6 gewinnt mehr und mehr Terrain:

2 Statistische Methoden G

Cicero

'.5

0,2

6,1

0,25

Lukrez

0,4

0,7

3,5

0,11

0,24

‘>5

1,8

v,3 10,3

0,09

0,10

0,12

0,24

3,5

14,0

0,11

0,25

2,3

18,1

O OO

C6-.C,

C6

O

C4:C,

C4

0,13

3,3

22,8

0,07

0,15

7,0

0,16

0,16

9,4

0,02

-

7>8 10,7

0,10

-

0,08

0,13

Verg .buc. georg.

i>3

Aen.

TS

Ovid met. Lukan Ciris

i.5 !>3

Culex

1.1 0,2

1,1 -

Moretum

0,8

-

Aetna

o.9

i,4

0,03

Stoßrichtung zeigen, wieder in den bekannten drei Schüben, C6 und C6: Q. Häufigkeiten und Relationen sprechen gegen eine syntaktische Gleichstellung von

WGr

WGrj) braucht ebenfalls nicht erörtert zu werden. Die generelle Häufigkeit von 15% aller Verse führt zur Folgerung: fast die Hälfte aller Hexameter hat ersten Wortschluß entweder in VPi oder VP3 bzw. beginnt mit ^1(2) oder 1^2(21). Die Gliederung des Verses wird aber erst mit WG4 berührt, da diese - nach WG4-6 - Z6 nicht mehr zuläßt. Ferner macht es rhythmisch einen Unterschied, ob in

2-4 Korrelation? 145

»G^ e.n daktylisches oder ein spondeisches Wort schließt, also „3(2Il) „der

-eA”Jtr B,elel,r,en Disk“Ssi°n « d« Satz geläufig, .spondeisches Wort am Vers, l e §ern §emieden- Begründung: rhythmische Wiederholung der vers. heßenden Wertform sei veipönt gewesen. Da mehr als 4o% aller Hexameter spondeisches Wort enden, trifft die Begründung wohl das Richtige. Nur: ,verpönt und ,gemieden1 sind Negativregeln, die in Gebote umgeformt werden schlidlenB‘?nnte ^ N°rm

’Jn W°4

daktylisches Wort

Besser: daktylisches .Wortbild“. Auch der Begriff .spondeisches Wort“ hat verstheoretisch Demg mn- Zweimal WI(2) bedeutet doch metrisch dasselbe wie 0-2(22). Wir lassen diese Prämisse aber zunächst aus dem Spiel (1.2.2.2). - .Metrisch“ haben natürlich alle Verse 56.

Wir wollen prüfen, was die Statistik in dieser Sache zuwegebringt, und tabellie¬ ren die beteiligten Variablen samt den Verhältnisziffern: WGro- 4

51

Cicero

22>5

50,6

Catull

3°,°

35.5

Lukrez

21,2

Vtrg.buc.

di 49.4

WGro-4:51 o,45 0,85

U7Grc>-4: d\ 0,46

31 »3

64,5 68,7

0,68

o,47 0,31

64,8

o,73

0,40

37.9

62,1

Aen.

18,4

39.9

60,1

o,54 0,46

o,33 0,31

Ovid met.

25,6

18,7

81,3

0,32

0,32

Lukan

27>7 22,2

46,9

63,1

34.7

65>3

o,75 0,64

°>34

0,85

0,41

Ciris Culex

OO

35.2

20,5

O

25,6

georg.

32,6

67.4

Moretum

27,8 26,2

36,1

63.9

o,73

0,41

Aetna

23,6

44.0

56,0

o,54

0,42

Ganz überschlägig könnte man zu WGr0-4 sagen: viermorige WTsind die dritte Versanfangsgruppe, deren Summe nunmehr rund 70% aller Hexameter .abdeckt“. Stutzig macht die Abwärtsentwicklung bei Vergil, Hand in Hand mit einem Zuwachs in si.

Es geht um die Relationsspalten. Ganz offenkundig läßt sich mit der rechten mehr anfangen als mit der linken. Diese macht uns zwar mit gewissen Intentionen vertraut, so mit von Vergil gewolltem Abflauen von WGro-4 auch im Verhältnis zu 5i (der Prozeß scheint sich bei Ovid fortzusetzen). Je höher der Koeffizient - Maxima: Catull und der Culex -, desto weniger scheinen \VGr4 und

51

zu kolli¬

dieren. Nichts jedenfalls von irgendeiner gegenseitigen Abhängigkeit. Dagegen mutet die Spalte rechts ausgeglichen an; Vergil drückt auch hier nach unten, aber es erstaunt doch, wie wenig sich die Zahlen insgesamt aus dem Bereich 0,3-0,4 entfernen, Cicero und Catull einmal wieder für sich gestellt.

2 Statistische Methoden

146

Nimmt man einmal, was wohl statthaft ist, Verg.buc. heraus, dann ergibt sich für Lukrez, Vergil und Ovid ein Koeffizient 0,32, als zweite Relationsgruppe for¬ mieren sich Lukan, Verg .buc. und die Appendix außer Ciris. Damit nähern wir uns erstmals dem Sachverhalt, der in der Fachsprache Korre¬ lation heißt. Läge sie hier tatsächlich vor, dann wäre es eine zwischen WG0-4 und di, und sie besagte: die Häufigkeiten beider Größen stehen in einem festen Ver¬ hältnis derart, daß 32 und 40% von di WG0-4 bei sich haben. Exakt 30-33 oder 40-42%, d. h. aber mit jenem Spielraum, den man Korrelationen in Texten zubilligen wird. Vor allem: die provisorisch behauptete Korrelation ist keine Gat¬ tungskonstante; es handelt sich ja um insgesamt drei Gruppen, Catull und Cicero bilden die dritte.

Wagen wir sie zu quantifizieren, dann lauteten die Funktionsgleichungen: Cicero-Catull

%PWGo~4 = 0,5 • °/oPdi

Lukrez-Vergil-Ovid u. a.

%PWGo-4 = 0,3 • °/oVdi

Verg.£«c.-Lukan-Culex u. a.

%PWGb~4 = 0,4 • %Pdi

Die Koeffizienten sind auf eine Dezimalstelle bereinigt, die Ungenauigkeit liegt bei 5-6%. Merkwürdig oder nicht: errechnet man in bestimmten Werken zum m der Rela¬ tionsziffern Va, kommt ein sehr niedriger Wert heraus: Verg .georg.

Verg./lew.I-IV

I

0,32

0,31

II

0,30

III

o,35

o,33 0,29

IV

o,34

m

o,33

o,33 0,32

Va

5-3

4,7

Woran liegt das? Ohne Frage daran, daß auch die Ausgangsgrößen kleines Va haben, so in Verg.georg. WG0-4 5,7 und di gar 2,1, in Verg.Aen. heißen die Zah¬ len 4,0 und 2,4. Liegt aber Va in zwei Variablen niedrig, so gilt dies auch für die Relation aus ihnen beiden! Und: notiert eine Größe xnach Ausweis von Va ziem¬ lich fest und ist dies auch bei einer Größe y der Fall, so gilt offensichtlich x—z. ■ y. Appliziert auf Metrik: leider trifft eben auch WG0-4 = o,5 • d} zu, eine Relation, die verstechnisch alles andere als sinnvoll ist.

Wir blasen den Versuch also ab, soweit er über das Verfahren hinausgeht, die überkommene Frage nach ,spondeischen Wörtern am Versanfang“ richtigzustellen. Was Korrelationen sind, haben wir in trial and error abgehandelt - daß es sie in der Metrik gibt, braucht man nicht auszuschließen. Sinn haben sie immer dann,

2.4 Korrelation?

‘47

wenn die korrelierenden Größen als solche - in ihrer Frequenzspalte - eine relativ ohe durchschnittliche Abwetchung (Kr) haben, weil erst dann kleines Va der Kelationsziffern aussagekräftig ist. Eine Fundsache bleibt aber noch nachzutragen. Das Postulat,

WGn-4 stehe

metrisch W'Gt0-4 gleich, wartet noch auf Anwendung. Ich tabelliere sogleich die einschlägigen Zahlen: A WGtv- 4 Cicero

22,5

C A+B

D C: di

r4>7 16,7

37>2

38,3 41,8

0,56

25,6

i7>! 16,2

20>5

10,9

3i.4

0,51 o,54 0,51

Catull

30,0

Lukrez

21,2

Verg. buc.

3 6,7

18,4

13.9

32>3

Ovid met.

25,6

16,0

41,6

Lukan

27>7

11,1

OO

Aen.

OO

georg.

B WGn-.

o.75 0,72 0,65

0,61

E B : dl 0,3 (0,298) 0,3 (o>25!) 0,3 (0,249)

0,3 (0,25) 0,2 (0,176) 0,2 (0,231) °>2 (0,197) 0,2 (0,176)

Spalte D zuerst: kein Zweifel, daß ähnliche Gruppen auftreten wie früher; die Frage ist nur, ob die in-group-Beziehungen jetzt enger sind. Tatsächlich sinkt die Abweichung in der Phase Cicero-Catull nicht, auch zwischen Lukrez-Vergil (ohne buc.yOvid wächst sie geringfügig (hier von 1,3 auf 3,7). Bedenkt man den Spiel¬ raum in WGn-4, überrascht, wie wenig sich Va verschiebt. Die Zuordnung der zwei WGr-Folgen dürfte also gerechtfertigt sein. Fast noch mehr erstaunt die Festigkeit, mit der \VGr2-4 an di hängt: wertet man nur eine Dezimalstelle, kommen bloß zwei Schichten zum Vorschein: CiceroVerg.buc. und alle Späteren. Genaugenommen rangiert aber Cicero (0,30) außer¬ halb, dagegen Catull, Lukrez und Verg.buc. sind nahezu voll identisch (0,25), Aen. steht wenigstens recht nahe, während, urteilt man nach den Zahlen, Verg.georg., Ovid und Lukan zusammengehören. Die Variable ist mithin kaum autorspezifisch. Ihr Va klettert ebenfalls, z. B. in Verg-georg. auf 11,1. Das disqualifiziert sie jedoch nicht unbedingt, denn WGn-4 - Spalte B zeigt es allgemein - schwankt schon in Werken gleicher Hand beträchtlich (Verg.georg.: 14,0). Daran gemessen ist die Korrelation in Spalte E zumindest echter, da sie nicht zwei Daten mit niedrigem Va ins Verhältnis bringt. Das Resultat ähnelt dem zu Spalte D, was Recht und Grenzen der Korrelation angeht. Der Nachtrag hat nochmals bestätigt: die Beziehung von IFGtq auf d\ ist legitim, eine Zahlenreihe aus C4:si würde mindestens so schroffe Abstände erbringen wie der Quotient WGro-4 : si. Ein gewisser Fortschritt liegt darin, daß die Korrelation diesmal etwas weniger handgreif¬ lich, dafür aber statistisch besser begründet ist. Nachsatz: .leichte“ £3 ist in den Listen enthalten, d. h. ein Versanfang wie tendere ut, aber

2 Statistische Methoden

148

auch immo age et (Verg.Aen.1,554.753) zählt metrisch zum Typ WGr^/di. In Betracht zu ziehen bleibt noch, ob WGr^/si mit £4 als ebenso regelwidrig galt wie ohne diese Synalöphe; da die fraglichen Werte, bezogen auf 51, diskontinuierlich verlaufen (0,03-0,07-0,01-0,1), scheint dies nicht der Fall zu sein. Entweder gehört der Aspekt £4 überhaupt in einen ande¬ ren Zusammenhang, oder £4 mildert die Regelwidrigkeit. Es macht auch einen Unterschied, ob £4 ,leicht“ oder ,schwer“ ist: wenn w\ folgt, entsteht zwangsläufig Z6 (so bei Vergil 63% von WGro-4/s\ [83% von £4], bei Catull nur 50% [12%], bei Statius 39% [20%], Ovid hat in met.I keinen Beleg). Auf einem anderen Blatt steht die Ermittlung des Vokabulars an VP4 und nach £4.

[25] Das Gesetz vom sinkenden Vokabularwachstum

In Kenntnis der Bedingungen für lineare Funktionen und einstweilen skeptisch gegen die Annahme von echten Korrelationen in der Verslehre wenden wir uns einen Augenblick lang der Lexikostatistik zu, dem Gebiet, das vielleicht jetzt schon lineare Funktionen hervorbringt. Der Umstand, daß ein Schriftsteller im Verlauf seines Textes den ihm verfügba¬ ren Wortschatz ,aufbraucht‘, die Anzahl der erstmals benutzten Lexeme also kon¬ tinuierlich schrumpft, ist - möglicherweise etwas anspruchsvoll - als ,Gesetz vom sinkenden Vokabularwachstum“ formuliert worden (1.6.2). Um zu prüfen, ob es sich am Quotienten L: W in römischer Epik bewahrheitet, legen wir einen lemmatisierten Index für wachsende Textmengen zugrunde. Die zu untersuchende Partie soll W= 500 Umfang haben und in Abschnitte zu ungefähr W= 100 unterteilt sein. Schauen wir uns sechs Beispiele an: IV

VIII OO

Aen. II

met. I

II

X

0,92

0,85

0,83

o,79 9,7i

0,67

0,86 o.77

0,79

o,79 0,71

0,71

o,74

0,68

0,69

0,67

o,73 0,71

0,67

0,64

o,77 0,70

0,66

0,61

0,65

0,64

O

o.94 0,81

0,70

0,94 in Aen.II besagt also: geprüft wurden die 100 ersten Wörter dieses Buches (ungefähi 17 Verse); in ihnen sind 94 Lexikonwörter enthalten; in W=20o (zweite Spalte) stecken nur noch 81% Vokabeln, also mit real 162 natürlich immer noch viel viel mehr als im ersten Abschnitt, aber eben doch nicht 188 (so viel müßten es sein, wenn die Quote von 0,94 ( = 94%) konstant bliebe. Bei 87 Wsind Dubletten; usw.

^=300 gibt es faktisch 213 Lexeme (= 71%), die andern

Auf der Basis dieser Vergleichstexte entfällt auf Vergil für W=ioo ein Mittel¬ wert von 0,88, auf Ovid einer von 0,85. Ob solche Unterschiede auf die Dauer ein Autormerkmal darstellen? Arbeiten läßt sich mit diesen m jedenfalls, denn bleibt auf 4,9 bzw. 5,1.

Va

2.4 Korrelation f

149

Das Gefalle erscheint graphisch als konvergierende Kurve, hier für die drei be¬ nutzten Äneisbücher:

Nächste Aufgabe: die Darstellung nicht des Gefälles, sondern seiner Konstanz oder Linearität. Hier hat vor allem G. Herdan die doppeltlogarithmische Umfor¬ mung eingebürgert. G. Herdan, Eine Gesetzmäßigkeit der Sprachenmischung, in: Kreuzer-Gunzenhäuser (hg.) [1969] 85-106, mit älterer Literatur. Herdan geht dort vom Lehnwörteranteil in verschiede¬ nen Literaturen aus (spezielles Vokabular) und findet in ihm die gleiche Gesetzmäßigkeit wirksam wie im Gesamtvokabular. Die Ableitung der Lormel lgj=a lgv findet sich in sei¬ nem Buch Type-Token Mathematics, Den Haag i960, Abschn.1.4.2. Gefordert ist eine Funktionsgleichung für eine Gerade nach der allgemeinen Formel x=a ■ y, hier lgZ. = a lgVF, nach dem Koeffizienten a wird gefragt. Wir versuchen es mit dem Anfang von Ovid met.I:

w

L

L: W

lgA:lg W

104

82

°>79

194

138

0,71

o,93

303

208

0,69

o,94

o.95

2 Statistische Methoden

150 399

256

0,64

°,93

539

329

0,61

0,92 m = 0,93 Va = 0,9

Da VI* so extrem gering ausfällt, darf die Relation lgZ-: lg Wals nahezu konstant gelten. Das Vokabular des Textes sinkt demnach in fester Dependenz vom Text¬ umfang, ihr Ausmaß wird vom Koeffizienten 0,93 angegeben. Da hier lgZ.:lgW = 0,93, heißt die zugehörige Funktionsgleichung: lgZ. = 0,93 ■ lg W Wenn generalisierbar, erlaubte diese Formel offensichtlich äußerst willkommene Hochrechnungen von W zu L; es braucht nur die Wortzahl des Textes gegeben zu sein, wenn man wissen will, wieviele Vokabeln er enthält. Dieselbe Operation jetzt an zwei anderen Ovidbüchern, dazu an zweien aus der Äneis, ergänzt um drei Beispiele aus Sallust: Aen.IV

Aen.VIII

met.II

met.X

Cat. 5 2

Jug-8 5

hist.1,55

o.97

0,96

0,98

o,97

o,97

0,96

0,91

o,95

0,96

o,97

o,94

o,94

0,92

o,95

o,93

o,95

o,94

0,91

o,94 0,92

o,95

o,94

0,94

o,94

o,93 0,92 0,90

o,9 0,89

0,92

o,93

0,92

0,92

i,9

2,2

o,7

o,95

o,93

o,93

o,94

m 0,95

o,94

o,95

Va 0,4

i>3

i,9

o,95 0,6

0,92

Das Bild ist recht einheitlich, zweiprozentige Verschiebungen in Werken oder zwischen Autoren darf man in Kauf nehmen. Poesie und Prosa scheinen sich gleich zu verhalten, Sallusts Koeffizient von 0,92 sticht nur geringfügig von dem der epischen Texte insgesamt ab (0,95). Allerdings stimmt bedenklich, daß die zweiten Dezimalstellen in allen Beispielen (außer Sali.hist.1,5 5) leicht, aber regelmäßig verlieren, was doch nur bedeuten kann: der Koeffizient ist vom Textumfang nicht völlig unbeeinflußt. Für W= 500 dürfen wir ihn einmal gelten lassen, es wäre aber falsch, ihn z.B. auf ganze Epos¬ bücher zu übertragen. Tatsächlich beträgt er für Aen.I und XII 0,86! So auch in Prosa: Sall.Gtf. mit W= 10.673 hat 0,8 Jug. (W= 21.222) 0,77, das macht auf eine Differenz von rund W— 10.000 freilich auch nur knapp 4% Minderung. Es würde sich also empfehlen, ganze Bücher zu testen; wenn sich für ^=825 (durchschnittliche Buchlänge, 2.3 [12]), und das heißt für W= 5.000 aus mehrmali-

2.4 Korrelation?

151

gen Versuchen ein Wert wie für Aen.I und XII ergibt - er entspricht übrigens L: 1^=0,3

ist einiges gewonnen.

Bis dahin arbeiten wir mit einem Koeffizienten von 0,9, ohne auf bestimmte Textlängen einzuschränken, wir wissen aber, daß darin eine Ungenauigkeit von 5-6% steckt. Es möchte scheinen, als sei das wenig - wir haben es aber mit doppeltlogarithmischer Umrechnung zu tun, in 5% verbergen sich 50 L. Dasselbe natürlich bei L: W; würde sich 0,3 für Eposbücher bestätigen oder die Genauigkeit allgemein etwa auf 0,32 verbessern lassen, bringt ein Punkt Abweichung an der zweiten Dezimalstelle 1% Differenz, das macht auf W= 5.000 ebenfalls L= 50! Ein letztes dazu: wir haben bisher so getan, als führe die textabhängige Größe L: W auf einen womöglich gemeinsprachlichen oder doch gattungseigenen Koeffi¬ zienten. Wir müssen aber damit rechnen, daß auch im Epos Unterschiede zwi¬ schen Autoren bestehen. Je nachdem wie die Resultate aussehen, rückt unser Ko¬ effizient zum Stilmerkmal auf. Lineare Funktionen bleiben, die Kurven verschie¬ ben sich aber je Dichter parallel. Als Abschluß noch einmal Diagramme, und zwar zur Veranschaulichung der linearen Funktion. Ausgewählt sind, wie auch im vorigen Schaubild, Verg.Aen.II, IV und VIII.

hL

lg\T 2

2 Statistische Methoden Man beobachtet nach wie vor im Bereich von lT=2jo und ^=400 eine Unruhe im Kur¬ venverlauf; Aen.VIII hat den Knick am frühesten, Aen.IV am ausgeprägtesten. Falls Zählfeh¬ ler nicht vorliegen, muß der Kontext um v.42 und v.66 untersucht werden. Sofern Epiker wirklich einen persönlichen Koeffizienten beanspruchen dürfen, würden die Funktionskurven wie folgt darstellbar sein:

Bei größeren Textmengen könnten, wie oben erörtert, die Geraden mehr oder weniger in gekrümmte Strecken übergehen. Im nächsten Bild ist 0,89 als konstan¬ tes Steigungsmaß wiedergegeben, gleichzeitig der textmengenabhängige Steige¬ rungsgrad (perforierte Kurve), der mit 0,94 für ^=500 beginnt, mit für die Äneis nachgewiesenen 0,86 endet und als konvergent fortgeführt werden kann.

2.4 Korrelationf

HJ

Im nächsten Diagramm liegt der Schnittbereich beider Kurven bei lg W=3,3/lg£ = 2,94, das ist bei W—i 00 und L= 871 (L:W= 0,44). Hieraus wäre zu folgern: bei gegebenen ^=330 vorsichtshalber: vom Beginn eines Eposbuches an gezählt - kann ich etwa mit L = 870 rechnen. Sofern für römische Epiker lemmatisierte Wortstatistiken vorliegen, erübrigen sich solche Ausflüge in induktive Statistik, für vergleichende Betrachtung braucht man dann nur noch die graphische Wiedergabe in Gestalt sich abflachender, nun aber Punkt für Punkt exakt ermittelter Kurven. Vielleicht erweisen sich die innerepischen Differenzen als unerheblich, wenn sie lateinischen Prosatexten gegenübergestellt werden - ebensogut könnte man auf ein Resultat stoßen, das, weil gemeinsprachlich bedingt, dem Latein hier eine Sonderstellung einräumt.

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berg 1967. F. J. Worstbrock, Elemente einer Poetik der Aeneis, Mün¬ ster 1963 (= Orbis antiquus 21). A. M. Young, Schematized Word-order in Virgil, C1J 27 (i93r) 515~522G. U. Yule, The Statistical study of literary vocabulary, Cambridge 1944. E. Zinn, Die Präposition apud in der hexametrischen Poe¬ sie, Philol 94 (1939/1940) 285-302.

Register

Adoneus (Adonium)

i. 129

atque

23

,Ausnahme*

36 f. 42; s. .Sondervers*, Statistik

Beschreibung, metrische

32 (Horaz). 37f. (Vergil). 41 (Vergil). 42 (Horaz). 52 (Vergil). 83 (Catull). 93!. (Vergil). 137-142 (Vergil)

Binnenstatistik

H6- 137

Bucheinheit

55

,bukolische Interpunktion*

18. 32. 67. 88f.

Catull

u. a. 22. 38. 128, u. Lukrez 35, u. Cicero 12. 30. 92. 130. 145, u. Vergil 30, u. Lukrez 35

Chiasmus (ch)

5of.

Cicero

u. a. 12. 35. 52. 73; u. Catull 12. 30. 92. 130.

clausula heroica

s. Adoneus

consanguineus

83-85

Crusius-Rubenbauer

3- 27

Daktylendurchschnitt (d)

129-132

145, u. Vergil 30

Dichtersprache

12 f., s. Synonymik

Drexler, H.

3. 21. 22. 25. 27. 29. 88

Duckworth, G. E.

4- 75-78

Echtheitskritik

54f. 84. 87. 105. s. Interpolation

Einzelvers

33, s. Monostichon, Vers-Satz

Emphase

29. 34. 79. 85. uof

Ennius

u. a. 72. 77

Entwicklung

24. 38. 39f. (E). 54. 6of. 66. 68. 71. 73. 75. 78. 82. 86. 91. 95-98. 108. 12of. 124E (E). 129. I3I- 137- Ho- 143 22. 31. 32. 37f. 41 f. 82. 83

fortunatus

80

Fränkel, H.

18. 25 f.

Gattung

55

.geschlossene Wortstellung*

O l-t-v

yi.

O

Expressivität

.griechisch* (Technik, Ausdruck)

38. 67!., s. .neoterisch*

Halbvers

33

Hapaxlegomenon (L,)

31; L,-Häufung 134

.heterodyn-homodyn*

i9f., s. Iktus-Akzent

Hiat

36 f.

Histogramm



holodaktylische Verse

2 f. 3L 19. 40. 70

Register holospondeische Verse Horaz Hyperbaton (h) Iktus-Akzent Imitation Interpretation Interpunktion Isokolon Kolometrie (syntaktisch) Kompositionsfuge .langes Wort* Lautstatistik

zf. 71 32. 42 24f. 50b 18f. 38 79- 81. 83 f. 24- 28. 29. 32. 33. 34. 77. 92f, I09

I36f^

s. Beschreibung, metrische; Statistik u. Synalöphe 40. 128 5tf. 5>~53

32. 65 31 • 35' 78 8 5. 115. 129; s. Wortlänge VI. 20

Lemmatisierung

VII. 16.43f.153

Lexikostatistik

45. 148-153

Lokativ, poetischer

16, s. Dichtersprache

Lukan

/6/

u. a. 103. 108. 113. 132f., u. Vergil 135f., u. Silius 135

Lukrez

u. a. 72. 102f. 199, u. Vergil 59b 96, u. Catull

Marouzeau, J.

82. 83

35

Median

5 8 f. 81

Mimesis

s. Imitation

Monostichon (M)

23. 25. 27. 49

Monosyllabon Morphologie

6f. 8f. 21. 35. 39 (E). 116-118 43

,neoterisch‘

51. 105. in. 129

Norden, E.

4. 9. 15. 17. 22. 30. 31. 32. 35b 51

Nougaret, L.

8. 21. 28b 35. 36. 37

Ott, W.

6. 9. 15. 16. 19. 21. 35. 36. 39. 45.

Ovid

u. a. 107. 120. 122. 127

Patronymikon

82, s. ,langes Wort“

Periodik

yif

Pöschl, V.

37f-

Poesie (Epos)-,Prosa“

57 (L,), s. Cicero, Dichtersprache

Polygonzug

7r

Polysemie

13 (Standwort)

Porter, H. N.

19. 24. 25 f. 32

,Positionslänge“

1 f. 116

Proklisis, metrische

7-n. 15 f. 23, s. Monosyllabon

-que, -ve

22-24. 27- 39- 46f. 59' 65. 91 f. 118

Rahmenstellung (r, R)

5° f*

ränge- Maß

58b 81

Raven, D. S.

21. 24. 30. 35. 37

Rhythmensymbolik

s. Expressivität

Satzgliederung

s. .Struktur“

Silbenzahl (S)

2 f•

73

i68

Register

Silius Italicus

u. a. 74h 84h 134h, u. Lukan 135

,Sondervers‘ ,spondeisches Wort im i. Metron1 (si/WGr4)

90. 137

Spondiazon (S5) Sprache-Metrum

2 f. 120, s. Vers-Satz, Zäsur-Syntax

,Standwort1

13. 15f. 48 18. 19. 36h 39h 52f. 54h 76h 92h r36f.,

Statistik

9. 67. 145

s. Ausnahme,

Interpretation,

Sondervers,

Stichprobe Stichprobe ,Struktur1

55* з. 26h 1 iof.

Synalöphe

112f. 128 (bei C). 148f.

Synonymik

44

Syntax

Synalöphe 123, s. Vers-Satz

Trikolon (tr)

51 *•

Valerius Flaccus

и. a. 74 f.

-ve

227, s. -que, -ve

Vergil

u. a. 35. 62. 63. 64. 65 f.; Entwicklung 88. 99; georg. 107h 120. 123L 125f.; Aen. 107L; Aen. I 21, III 86f., X-XII 36; u. Catull 30, u. Cicero 30, u. Lukan 135*., u. Lukrez 59!. 96, u. Ovid 39. 40. 59f. 63. 74. 81 f. 83. 85 f. 96. 108. 118. 125. 148 f.

Versgliederung

s. .Struktur1

Vers-Satz

33. 90. 92, s. Zäsur-Syntax

Wilkinson, L. P.

17. 19-21. 32. 35. 38

Wortakzent

35 f., s. Iktus-Akzent

Wortgrenze

an VP8 21; nach 3. Trochäus 17. 22. 30. 89; nach 4. Trochäus 129-132

Wortlänge (w)

3.6.11 f. 29. 38. 115, s. .langes Wort1, Mono-

Wortschatz

43-45, 2. Lexikostatistik

Wortstellung

24. 92. 108-m, s. .geschlossene Wortstel¬

syllabon

lung1, Hyperbaton .Wortsymmetrie1

51.m, s. .geschlossene Wortstellung1

Zäsur-Syntax

18. 24L 26L 28. 33

.zäsurlose1 Hexameter

17. 22 f. 29 f. 31 f.

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Versthe

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0 1163 0196427 n TRENT UNIVERSITY

PA2337 .H6T48 Thraede, Klaus Der Hexameter in Rom : Verstheorie und Statistik

ISBN 3 406051618