Der Elohist als Erzähler. Ein Irrweg der Pentateuchkritik? An der Genesis erläutert

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Der Elohist als Erzähler. Ein Irrweg der Pentateuchkritik? An der Genesis erläutert

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Abkürzungen
Allgemeiner Teil
Besonderer Teil
Anhang
Verzeichnis der meistzitierten Werke

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Beihefte zur Z e i t s c h r i f t für d i e a l t t e s t a m e n t l i c h e W i s s e n s c h a f t : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32.

W. Frankenberg: Die Datierung der Psalmen Salomos. 1896 . . . Mark 2.85 Ch. Torrey: Composition and Historical Yalue of Ezra-Nehemia. '96 . 2.15 A. v. Gall: Altisraelitische Kultstätten. '98 4.50 M. L o h r : Untersuchungen zum Buch Arnos. 1901 2.25 G. Diettrich: Eine jakobitische Einleitung in den Psalter in Verbindung mit 2 Homilien aus dem großen Psalmenkommentar des Daniel von Salah. 'Ol 5.85 G. Diettrich: Isö'dädh's Stellung i. d. Auslegungsgesch. d. A. T., an s. Kommentaren zu Hosea, Joel, Jona, Sacharja usw. veranschaulicht. '02 . 6.75 E. Baumann: Der Aufbau der Amosreden. '03 2.15 G. Diettrich: Ein Apparatus criticus zur Pesitto z. Proph. Jesaja. '05 . 9.— E. Brederek: Konkordanz zum Targum Onkelos. '06 5.85 M. L o h r : Sozialismus und Individualismus im Alten Testament. '06 . . 1.10 J . Schliebitz: Isö'dädh's Kommentar z. Buche Hiob. Text u. Uebersetzg. '07 3.60 M. Peisker: Die Beziehungen der Nichtisraeliten zu Jahve nach der An2.25 schauung der israelitischen Quellenschriften. '07 J. Müller: Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit. R. Smend: Alter und'Herkunft des Achikar-Romans u. sein Verhältnis zu Aesop. '08 . 3.95 F. Lundgreen: Benutzung d. Pflanzenwelt in d. alttestamentl. Religion. '08 4.50 G. W e s t p h a l : Jahwes Wohnstätten nach den Anschauungen d. Hebräer. '08 9 90 A. Kropat: Die Syntax des Autors der Chronik, verglichen mit der s'einer Quellen. Ein Beitrag zur historischen Syntax des Hebräischen. '09 . . 3.60 A. Merx: Der Messias oder Ta'eb der Samaritaner. '09 4.50 W. Brandt: Die jüdischen Baptismen oder das religiöse Waschen u. Baden im Judentum mit Einschluß des Judenchristentums. '10 6.75 W. Brandt: jüdische Reinheitslehre u. ihre Beschreibg. i. d. Evangelien. '10 2.40 J. Uänel: Die außermasoretischen Uebereinstimmungen zwischen der Septuaginta und der Peschittha in der Genesis. .'11 ' . 3.20 W. F r a n k e n b e r g : Das Verständnis der Oden Salomos. '11 4.50 J. Meinhold: 1. Mose 14. Eine historisch-kritische Untersuchung. '11 . 1.35 0 . Holtzmann: Der Tosephtatraktat Berakot. Text, Uebers. u. Erklg. '12 6.30 0 . Eißfeldt: Der Maschal im Alten Testament, '13 2.70 W. Naumann: Untersuchungen über den apokryphen Jeremiasbrief. '13 1.95 W. Frankenberg: Der Organismus der semitischen Wortbildung. '13 . 5.85 Studien zur semitischen Philologie und Religionsgeschichte. J u l i u s W e l l h a u s e n zum 70. Geburtstag gewidmet. Hrsgg. v. K. M a r t i . '14 19.80 0 . Klein: Syrisch-griechisches Wörterbuch zu den vier kanon. E w . '16 5.90 W. Coflmaun: Die Entwicklung des Gerichtsgedankens bei den alttestamentlichen Propheten. '15 . 6.30 K. Messel : Die Einheitlichkeit der jüdischen Eschatologie. '15 . . . . 5.80 W. Eichrodt: Die Quellen der Genesis, von neuem untersucht. '16 . . 5.— W. Baumgartner: Die Klagegedichte des Jeremias. '17 4.50 (Forts, s. 3. Umschlagseite)

Verlag

von

Alfred

Töpelmann

in

Gießen

DER ELOHIST ALS ERZÄHLER EIN IRRWEG DER PENTATEUCHKRITIK ? AN DER GENESIS ERLÄUTERT VON

PAUL VOLZ PROF. D. IN TÜBINGEN UND

WILHELM RUDOLPH PROF. D. DR. IN GIESSEN

ü

1933 V E R L A G VON A L F R E D T Ö P E L M A N N

IN

GIESSEN

BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT 63

ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS RECHT DER ÜBERSETZUNG VORBEHALTEN PRINTED IN QERMANT

Vorwort. Die Verfasser wollten ursprünglich die in der vorliegenden Schrift niedergelegten Anschauungen durch Referate auf Tagungen dem Urteil der Fachgenossen unterbreiten, zuerst auf dem Internationalen Orientalistenkongreß in Leiden 1931, dann auf dem in Aussicht genommenen Deutschen Alttestamentlertag in Königsberg 1932. Als beides durch die Ungunst der Zeit vereitelt wurde, entschlossen sie sich zu einer gemeinsamen Veröffentlichung. Die Verfasser wissen seit Jahren voneinander, daß sie in dem Grundgedanken, der im Titel dieser Schrift zum Ausdruck kommt, einig sind, sie betonen aber, daß jeder seine Ausführungen ganz selbständig und, ohne die des andern zu kennen, gemacht hat. Dadurch können sich Unterschiede in Einzelheiten ergeben, die aber, wie sie hoffen, die Durchschlagskraft des Hauptgedankens nicht gefährden. T ü b i n g e n und G i e ß e n , im Mai 1933.

Paul Volz. Wilhelm Rudolph.

PAUL

VOLZ

GRUNDSÄTZLICHES ZUR ELOHISTISCHEN FRAGE UNTERSUCHUNG VON GENESIS 15-36 KURZER ANHANG ÜBER DEN PRIESTERKODEX

Inhalt. Seite 1—25

Seite 8 8 - 92

Allgemeiner Teil

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Besonderer Teil

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25—134

31,

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25—

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3 1 11—4»

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3 1 ) von öu/ar^o 24 bis avim 25; daßMK 1 « in v. 24 zweimal bringt, und daß in v. 25 xai tmtv avito in drei griechischen Handschriften und in der äthiop. Ubersetzung fehlt; doch soll auch dieB alles gebucht sein. 8 In MKi»« steht ttPXn bx -pb v. 29 sup. ras.; MK™' >« om. v. 30 TTJIXRT bx ; in der Handschrift Gr des samarit. Pentat. (Ausgabe v. GALL) heißt es v. 29 bei pb y m s. r. s. m. (was wohl bedeutet Rasur von der zweiten Hand). Zu den griechischen Handschriften vgl. BROOKB-MCLEAN. EHRLICH sucht auch hier wieder den hebräischen Text zu retten, aber wohl ohne Erfolg.

Kapitel 24

55

gelingen lassen werde. D a n n e r s t g e h t e r a u f d i e z w e i f e l n d e F r a g e d e s K n e c h t e s e i n . Die Wiederholung 41 aa. 4 1 b ß sodann wird nur für SM. (EISSF.) Anlaß für Doppelquelle; Gu. empfindet sie nicht als Schwierigkeit, er teilt beides der gleichen Quelle zu; PRO. räumt die Schwierigkeit dadurch aus dem Weg, daß er v. 41 aa mit SIEVERS als Zusatz erklärt. Ich gehe mit GUNKEL und nehme (nach dem vorhin Bemerkten) an, daß der Erzähler mitfühlend zum Ausdruck bringen will, wie wichtig dem Knecht diese Sorge ist, wie der Knecht von der Verantwortung beschwert ist. Das kommt durch den d o p p e l t e n A u s d r u c k d e r E n t l a s t u n g sehr fein heraus. Zu übersetzen ist: Sonst1 bist du meines Eides quitt: wenn du . . kommst und sie dir sie nicht geben, so sollst du meines Eides quitt sein (vgl. Gu.). Der Wechsel von n^x und endlich ist wie so oft bei solchem Wechsel der Ausdrücke auch hier kein Beweis für zwei Erzähler; in v. 8 war nyat? gegeben wegen des im Vorhergehenden wiederholt erwähnten Schwöraktes (j?2E>); in v. 41 konnte der Erzähler das Synonym wählen. Übrigens wenn die einen den Unterschied betonen, so ist es ebenso richtig, die G l e i c h h e i t zu betonen; denn sowohl v. 8 wie v. 41 ist das Verb npj (bzw. Adjektiv 'p}, beidemal mit *(tp) gebraucht, und diese Gleichheit wiegt m. E. schwerer als der Wechsel, denn npj ist kein alltäglicher Ausdruck. v. 41. 5 0 f . Hier sei der E r f o l g d e r W e r b u n g von der Zustimmung der Familie, v. 5 a. 8 a. 39 von der der Rebekka abhängig gemacht, und das weise auf zwei Quellen. Diese Folgerung ziehen nur SM. (EISSF.) K A U . 4 , PRO. dagegen gibt richtig 5 a. 8 a. 39. 4 1 a,ß. 50 b dem gleichen Erzähler (E), ebenso GU. dem gleichen J b 5 a . 8 a. 39. 41. 50 b; auch EICHR. erwähnt diese Sache nicht. In der Tat haben hier PRO. GU. ganz recht, denn 1. ist das Nebeneinander von jenen anderen nicht ganz richtig gesehen, 2, beweist es nicht für eine Doppelquelle. 1. Es handelt sich bei der beidesmaligen Zustimmung nicht um die gleiche Sache, sondern -um zwei verschiedene Dinge. Die Zustimmung der Rebekka ist n i c h t Z u s t i m m u n g z u r E h e , sondern Z u s t i m m u n g z u m M i t g e h e n i n s f e r n e f r e m d e Land, das ist besonders v. 5 a ganz deutlich. Bei der Zustimmung der Familie dagegen handelt es sich um die Werbung an sich. 2. Die Zustimmung der Familie und die der Rebekka, auch wenn es sich beidemal um die Ehe selbst handeln würde, schließen sich nicht aus, sondern schließen sich ein und sind durchaus im gleichen einheitlichen Bericht denkbar. Daß das Mädchen innerlich einwilligen muß, wenn die Ehe zustande kommen soll, ist für 1 Zu diesem TX = sonst vgl. Ps 4 0 , . , (bei v. 7 steckt es allemnach in dem verderbten D^STX).

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Besonderer Teil

unseren hochstehenden Erzähler nach seiner Anschauung über die Ehe (2 24 ) selbstverständlich; ausgesprochen konnte die Zustimmung des Mädchens natürlich nur werden, wenn sie nach dem damaligen Eherecht überhaupt notwendig und möglich war. Aber ganz selbstverständlich ist auf jeden Fall, daß Verlobung und Ehe ohne Zustimmung der Familie bzw. der Familienautorität nicht rechtskräftig werden können. Außerdem redet ja der Knecht v. 41. 50 f. vor der versammelten Familie, und es ist daher das Gegebene, daß er sich an sie und an ihre Zustimmung wendet. Daß v. 4 7b stört, ist kein Zweifel. Und zwar stört der Halbvers nicht bloß die logische Reihenfolge der erzählenden Sätze, sondern er verstößt auch gegen den edlen Sinn, den der Jahwist dem Knecht beilegt, besonders dagegen, daß eine solche Selbstaussage über die Beschenkung der über das Dankgebet unmittelbar vorausgeht. Aus dem angegebenen inneren Grund würde auch die Umstellung von 47 b hinter 46 nicht viel helfen. Aber eine Quellenscheidung braucht man nicht; was soll auch ein so versprengter Halbvers aus E , wie ihn SM. EISSF. hier setzen, besagen? Vielmehr wird man am besten annehmen, daß der Halbvers n a c h t r ä g l i c h h i n z u g e s c h r i e b e n wurde von einem Leser, der in dem ausführlichen, das Erlebnis von v. 10 ff. wiederholenden Bericht des Knechtes v. 34 ff. den Zug v. 22 vermißte, ihn der Vollständigkeit halber nachtrug und nicht empfand, daß der Knecht diesen Zug mit feinem Takt verschwiegen hatte l. In v. 5Off. findet PBO. einen Unterschied zwischen E und J darin, daß E die Sache hinauszögere (wobei er freilich im weiteren Verlauf bemerkt, es sei nicht zu leugnen, daß auch in J nach v. 56 a eine kleine Verzögerung einzutreten scheine). Diese Meinung von PBO. hängt damit zusammen, daß er in v. 50—59 ein viel namhafteres Teil von E findet als die übrigen Ausleger, nämlich 50 aa. 50 b. 54. 55. 56 b. 57. 58. 5 9 ;

SM. EISSF. n u r 5 7 f., G U . f ü r J B n u r 5 0 a a . 5 0 b. 5 7 f.

KAU.4

geht allemnach mit SM.; EICHE, erwähnt hier keine Schwierigkeit. Tatsächlich ist auch in v. 50—59 alles in bester Ordnung und vollkommenster Einheitlichkeit, und auch die Verse 57 f. stören in keiner "Weise. 1. Akt v. 50 f.: Zustimmung der Familie; 2. Akt v. 52 f.: Dank des Knechtes; seine Geschenke (während v. 50—53 ist Rebekka anwesend); 3. Akt v. 54: Mahl, Übernachten, Aufstehen, Bitte um alsbaldige Entlassung; 4. Akt v. 55—58: jetzt beginnt die Verhandlung über den Zeitpunkt der Abreise; sie wird entschieden durch den freu1 Nebenbei sei bemerkt, daß nur v. 47 DT3 ausdrücklich als N a s e n r i n g bezeichnet, während v. 22. 30 nichts von der Nase gesagt ist, ja man aus v. 30 eher auf einen Armschmuck schließen möchte.

Kapitel 24

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digen Entschluß der Rebekka, mit dem Knecht zu gehen. 5. Akt v. 59 f.: Verabschiedung der Rebekka und Segenswort. Alles ganz lückenlos und völlig einheitlich. Eine Einzelfrage ist noch die Auslegung von v. 5 7 f. Nach SM. PRO. GÜ. KAU.1 beziehen sich die Verse nicht auf den Entschluß der s o f o r t i g e n Abreise, sondern auf die grundsätzliche Zustimmung der Rebekka zur Ehe überhaupt. Diese Exegese hat einen Sinn bei der Quellenscheidung von SM. EISSF. (auch Gu.), die für E von v. 47 b sofort auf 57 übergehen (bzw. bei Gu. von 50 b sofort auf 57), dagegen nicht recht bei der Quellenscheidung von PRO., der auch v. 54. 55. 56 b dem E gibt. Nach dem natürlichen Zusammenhang, und zwar sowohl nach dem Gesamtzusammenhang von 50—58 wie nach dem unmittelbaren Zusammenhang von 55F., können sich die Verse nur auf die Z e i t d e r A b r e i s e beziehen. 1. Nach dem Gesamtzusammenhang v. 50—58: in 50 f. ist bei Anwesenheit der Rebekka die Zustimmung der Familie zur Ehe ausgesprochen, dabei ist die Zustimmung deB Mädchens als selbstverständliche Voraussetzung eingeschlossen, wenn nach der Meinung des Erzählers und nach dem damaligen Eherecht die Zustimmung des Mädchens überhaupt notwendig und möglich war. Daher kann es sich in v. 57 f. nicht mehr um diese Frage handeln. 2. Auch nach dem unmittelbaren Zusammenhang v. 55 f. kann es sich in 57 f. für die natürliche, vom Bann der Quellenscheidung freie Auslegung nur um Zustimmung zur alsbaldigen Abreise handeln. 3. N i r g e n d s im g a n z e n K a p i t e l i s t eine Z u s t i m m u n g d e r R e b e k k a zur E h e s e l b s t erwähnt; der Vers stünde also bei dieser Annahme ganz vereinzelt da; überall handelt es sich nur um die Frage, ob Rebekka in das f e r n e f r e m d e L a n d z i e h e n will. Folglich ist das auch hier (auch abgesehen vom Zusammenhang) der gegebene Sinn. 4. Der Wortlaut in v. 58 a/?. b könnte allerdings gegen das Vorgebrachte sprechen, denn die Frage lautet allgemein, nicht so konkret, wie man nach v. 55 a erwarten möchte. Aber dieser Wortlaut von 58 a/J. b ist psychologisch durchaus verständlich und künstlerisch wohl bedacht. Die Angehörigen sind von der Sorge bewegt, dem Mädchen könnte der Abschied von der Heimat für die ganze Lebenszeit und in so weite Ferne schwer fallen, daher wollen sie wenigstens einige Tage einschieben, damit die Seele des Mädchens sich loslösen könne. Der Erzähler will aber den f r e u d i g e n E n t s c h l u ß des Mädchens zum Ausdruck bringen, sie braucht keine Loslösung (sie sieht in allem Gottes Willen); vom künstlerischen Gefühl aus kann er auch nicht gut die Frage so formulieren: „willst du nicht noch einige Tage zuwarten?" Daher formuliert er hier am Abschluß der ganzen Szene Frage und Antwort, Teilentschluß des Jetzt und Gesamtentschluß zusammenfassend, so grundsätzlich, daß das Ja des Mitgehens so freudig und uneingeschränkt herauskommt. So deuten z. B. auch DILLMANN und KNOBBL, welch letzterer übrigens, vielleicht richtig, die Frage genauer so versteht, ob Rebekka jetzt sofort mit dem Knecht ziehen oder erst später (also mit einer besonderen Begleitung) nach Kanaan gebracht sein wolle. In v. 6 1 liegt tatsächlich eine gewisse Wiederholung vor, oder besser gesagt, v. 61 b scheint nachzuhinken. Aber der Schein wird nur durch die masoretische Zeichensetzung erweckt bzw. verstärkt, v. 6 1 b g e h ö r t n i c h t m i t 6 1 a z u s a m m e n , s o n d e r n m i t 62. Die Erzählung geht nun zu einem neuen, letzten Abschnitt über, und nachdem in den vorausgehenden Versen der Blick auf Rebekka und ihre

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Besonderer Teil

Familie gerichtet gewesen war, übergibt der Erzähler die Führung wieder dem Knecht, und der Blick soll auf ihn gerichtet sein. Daher heißt es v. 61 b, zugleich das Bisherige abschließend und das Folgende einleitend: So nahm der Knecht die R. und zog dahin;

62

Isaak

aber..

.

Eine andere Vermutung wird von K A U . - S O C . vorgetragen; es steckte ursprünglich in v. 61b. 62 a eine Notiz darüber, daß der Knecht mit Rebekka zunächst nach Hebron gekommen sei, von dort sei er weitergezogen ins Negeb, bis er zu Isaak gelangt sei (ähnlich G-u.: „hinter Tj^'.i fehlt die Angabe des Ziels"; GrU. verteilt freilich trotzdem v. 61 b und 62 a auf zwei Quellen). Noch eine andere Deutung bringt E H E L I C H : „Der zweite Halbvers besagt, daß der Knecht die Leitung des Kamels, auf dem Rebekka ritt, selber übernahm, während die Tiere der anderen Damen von seinen Leuten geführt wurden." Man sieht, Erklärungsmöglichkeiten genug, und es ist ganz überflüssig, zu dem Mittel der Quellenscheidung zu greifen. 64b. 65b Die beiden Handlungen der Rebekka ( H e r a b g l e i t e n vom K a m e l und V e r s c h l e i e r u n g ) sieht man als Dublette an, auch komme das Herabgleiten vor v. 65 verfrüht. So S M . P B O . K A U . 4 E I S S F . Dagegen teilt Gu. ohne Bedenken beides dem gleichen Erzähler zu und gibt treffliche Erklärung: 64 „Sie springt vom Kameel: höfliche Begrüßung des Vornehmen 1 Sam 25 2 3 2 K 5 2 1 Jos 15 18 und noch heute." 65 „Nur verschleiert will sie ihrem Bräutigam begegnen" 1. "Wir haben also auch hier einen f e i n e n A u f b a u u n d F o r t s c h r i t t der Erzählung, der durch die Quellenscheidung nur zerstört wird; auch hier geht es vom Allgemeinen zum Besonderen. Zuerst sieht Rebekka v. 64 einen Mann kommen, man erkennt ihn schon von weitem — will der Erzähler sagen — als vornehmen Mann; Rebekka erweist dem Mann die Ehre, daß sie zu Fuß an ihm vorübergehen will; es geziemt sich für eine Frau und dazu für eine Fremde nicht, vor einem Mann und dazu vor einem Einheimischen vorüberzureiten. Das ist nach des Erzählers Meinung auch nicht bloß freiwilliger Akt, sondern Brauch. Im Weitergehen und beim Näherkommen fragt Rebekka den Knecht, wer der Herr sei, und erfährt, daß es der sei, zu dessen Braut sie bestimmt ist. Da verschleiert sie sich, wiederum nach Brauch und Ordnung. Und auch im Text ist alles in vollkommenster Ordnung. Bei PBO. ist übrigens 1 GÜ. erwähnt dann im folgenden noch den Vorschlag von WINCKLER, 64 b hinter 65 zu stellen, und hält ihn trotz seiner eigenen vorausgehenden treffenden Bemerkungen für „erwägenswert". Der Vorschlag ist gänzlich überflüssig, und wäre er es nicht, so würde er doch beweisen, daß man auch hier ohne Quellenscheidung durchkommen und eich mit den sonst üblichen Methoden der Textkritik behelfen kann.

Kapitel 24

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hier die Scheidung besonders unbefriedigend (J 63. 65. 66 E 62. 64); weder für J noch für E kommt so ein rechter Zusammenhang heraus. Am mißlichsten ist bei PRO. das Auseinanderreißen von v. 63 b und 64 a. Damit zerstört er die wunderbar feine Absicht des Erzählers, von den beiden für einander bestimmten Menschen den gleichen (man möchte fast auch sagen: gleichzeitigen) Vorgang auszusagen: jedes hebt die Augen auf. Auf alle weiteren Feinheiten und Steigerungen im einzelnen dürfen wir liier nicht eingehen, denn wir haben keine Auslegung von Kp. 24 zu geben; es ist nur das zu sagen, daß diese Köstlichkeiten bloß dann voll erkannt werden, wenn eine einheitliche Erzählung angenommen wird. Auf den S p r a c h s c h a t z einzugehen, erübrigt sich; was hier von den Vertretern der Quellentheorie vorgebracht wurde, steht und fällt mit der Quellentheorie selbst und beruht vielfach auf der petitio principii. "Warum soll z. B. der Jahwist nicht den Ausdruck Gott des Himmels und Gott der Erde gebraucht haben können, da er sich doch in Gen 2—11 als völlig überzeugten Monotheisten und universalkosmischen Denker ausweist? E r g e b n i s : Die eingehende Prüfung von Kp. 24 hat ergeben, daß z u r A n n a h m e e i n e r D o p p e l q u e l l e (sei es J und E, sei es J a und J b ) i n k e i n e r W e i s e A n l a ß g e g e b e n i s t u n d d a ß s i c h i n K p . 2 4 k e i n e S p u r v o n e i n e m E r z ä h l e r E f i n d e t . Das Kapitel ist ein einheitliches, vom Jahwisten stammendes Kunstwerk. Vorgebrachte S c h w i e r i g k e i t e n sind entweder nur künstlich erdacht, oder soweit sie wirklich vorhanden sind, lassen sie sich teils leicht beheben, teils mit mehr oder weniger Mühe beseitigen. Sie l a s s e n s i c h s ä m t l i c h mit den M i t t e l n w e g s c h a f f e n , die man a u c h s o n s t in d e r a l t t e s t a m e n t l i c h e n L i t e r a r - u n d T e x t k r i t i k a n w e n d e t . Die Quellenscheidung selbst gibt, wo wirkliche Schwierigkeiten vorliegen, keine befriedigende Lösung. Nicht selten weichen die Anhänger der Quellentheorie in entscheidenden Punkten voneinander ab und läßt sich einer gegen den andern ausspielen. V i e l f a c h i s t es a u c h h i e r w i e o f t b e i a n d e r e n K a p i t e l n s o , d a ß d u r c h die Q u e l l e n s c h e i d u n g der s a c h l i c h e Z u s a m m e n h a n g zerrissen, der feine psychologische F o r t s c h r i t t vernichtet, der k ü n s t l e r i s c h e B a u z e r s t ö r t wird.

Kapitel 25 wird nach Kapitel 27 besprochen werden.

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Besonderer Teil

Kapitel 26. Kp. 26 wird allgemein als ein dem J a n g e h ö r i g e s , vom Redaktor überarbeitetes Stück angesehen (v. 34 f. von P). BALL setzt in v. l a ß . 2 a/?. b. 3 b—5 a. 15. 18 die Farbe R J E , ohne im einzelnen zu scheiden; Gu. sagt, v. 2 aß. b sei wohl ein Bruchstück aus E ; SMEND (S. 41 Anm. 1) und EISSFELDT weisen v. 3 b von 'nbpni ab bis 5 a dem E zu und EISSF. begründet es ausführlich S. 261*. Darnach haben J und E von der Ubersiedlung Isaaks nach Beerseba erzählt und damit die Übertragung des Abrahamssegens auf Isaak verbunden (vgl. SMEND). Hauptgrund für die Annahme der Quellendoppelheit ist für EISSF. die Dublette v. 3 f. und 24. „Daß Gott zweimal dasselbe gesagt habe, einmal beim Befehl zum Aufbruch nach Beerseba, sodann bei der Ankunft dort, ist kaum anzunehmen. Näher liegt die Vermutung, daß die genannten Doppelheiten auf zwei Quellen, d. h. auf J und E, verteilt werden müssen." Zur Zuweisung von v. '¿bß—5a an E wird EISSF. dadurch bestimmt, daß in diesen Versen Anklänge an Kp. 15 E und an 2 2 1 6 _ 1 8 E nicht zu verkennen seien. Bei 15 5 , woran 26 8f. anklingen, haben wir keinen Anlaß gesehen, von J auf E überzugehen. 2 2 1 8 _ 1 8 wird allgemein einem Redaktor zugewiesen, so liegt es auch in den entsprechenden Worten von Kp. 26 näher, redaktionelle Erweiterung anzunehmen. An sich ist übrigens die W i e d e r h o l u n g d e r V e r h e i ß u n g d u r c h a u s d e n k b a r , denn der Anlaß ist beidemal verschieden: in v. 3 handelt es sich um den Aufenthalt Isaaks als Fremdling in Gerar, in v. 24 um die endgültige Ansiedlung in Beerseba. EISSF. verschleiert die Verschiedenheit, indem er sagt: „einmal beim Befehl zum Aufbruch nach Beerseba, sodann bei der Ankunft dort"; in v. 3 handelt es sich noch nicht um den Aufbruch nach Beerseba, sondern um das Wohnen in Gerar, und auch von dort geht es nach v. 16 ff. erst stationenweise nach Beerseba. Zwischen beidem, dem Wohnen in Gerar und dem Eintreffen in Beerseba, kann vom Erzähler, der das Leben Isaaks nur ganz summarisch überschaut, ein langer Zeitzwischenraum gedacht sein, und infolgedessen ist eine Wiederholung der Verheißung in der Lebenswirklichkeit sehr wohl denkbar. Auf jeden Fall steht nirgends etwas von einem „ B e f e h l J a h w e s zum A u f b r u c h n a c h B e e r s e b a " im Text, weder im Hebräischen noch in der EissFELDTschen Übersetzung. Es erweist sich immer wieder, daß die Anhänger der Quellenscheidung ungemein findig im Aufspüren von Wiederholungen, Widersprüchen usw. sind, daß sie aber über all dem versäumen, den Textwortlaut genau anzusehen. I r g e n d e i n G r u n d zur A n n a h m e einer b e s o n d e r e n E E r z ä h l u n g l i e g t in K p . 2 6 n i c h t vor. Auch EISSFELDT weiß

Kapitel 26.

Kapitel 27

61

für E keinen eigentlichen Stoff zu geben, sondern nur einen ganz kümmerlichen Brocken. Schwieriger als die Quellenscheidungsfrage ist das bereits bei 21 2 2 f f . (S. 39f.) gestreifte Problem, das in dem Verhältnis des Isaak-Stoffes Kp. 26 zum Abram-Stoff enthalten liegt. Dieses Problem wird von den Vertretern der Quellentheorie nicht unmittelbar in Beziehung zur Frage J E gebracht, berührt also unsere Aufgabe an sich nicht, aber wir wollen es doch erwähnen. Es handelt sich um die Tatsache, daß Kp. 26 im großen ganzen aus Wiederholungen der Abramgeschichten 12 l o f f 2122ff. besteht. Die Lösung kann man sich verschieden denken. Entweder hat der Jahwist selbst, da ihm über Isaak kein wesentlicher Stoff vorlag, unter Zusammenziehung seines Abram-Stoffes ein kurzes Bild von Isaak entworfen. Oder hat diese Arbeit ein Redaktor ausgeführt. Eine dritte Möglichkeit ist die, daß diese Uberlieferungen sowohl von Abram wie von Isaak im Volk umliefen (bei Isaak mit einigen Sonderzügen z.B. in 26 1 8 _ 2 5 ), und daß der Jahwist, Sammler und Gestalter zugleich, kein Bedenken trug, die Varianten in sein Werk aufzunehmen, ähnlich wie dies in den Elia-Elisa-Erzählungen geschehen ist. Diese dritte Annahme ist mir die wahrscheinlichste. Ob die Uberlieferungen dabei teilweise bei Isaak ursprünglich waren und von ihm auf den Größeren übergingen, kann hier unentschieden bleiben. Kapitel 27 s t a m m t von e i n e m e i n z i g e n E r z ä h l e r (J). An diesem prachtvollen Kapitel ist mir vor langen Jahren zum erstenmal die Unnot und das Mißliche der Quellenscheidung aufgegangen. Hier wirkt sich die Quellenscheidung künstlerisch und sachlich besonders störend aus. Die Zerschneidung des Segens- und des Fluchspruches ist sehr hart, die sich steigernde Spannung in v. 18—27, der Gefühlsausbruch des Esau in v. 30—38 werden durch die Scheidung auf das empfindlichste um ihre Wirkung gebracht. Die G r ü n d e , die man f ü r S c h e i d u n g anführt, und die Merkmale, die man dazu verwendet, geben wir im folgenden wieder hauptsächlich nach Gu., der sie am eingehendsten und anschaulichsten darstellt. Daß das Kapitel aus J und E zusammengesetzt ist, sagt Gu., ist deshalb von vornherein wahrscheinlich, weil beide Quellen im folgenden (32 4 _ 2 2 33j—jg 3 5 s . 7 ) diese Geschichte voraussetzen. Außerdem zeigt sich eine Kette von Varianten, die Gu. im Anschluß an Wellhaüsen S. 32 ff. aufzählt. Auszugehen ist von dem Hauptunterscheidungsmerkmal, daß Jakob nach v. 16 Z i e g e n f e l l e nimmt, um Isaak zu betrügen, während er nach 15 zum gleichen Zweck Esaus

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Besonderer Teil

K l e i d e r anzieht. Der einen Variante entspricht, daß Isaak die Probe durch B e t a s t e n macht, wobei er zwar Jakobs S t i m m e erkennt, aber Esaus A r m e zu fühlen glaubt. Erfunden ist diese List von Rebekka v. 11—13. Der anderen Variante entspricht, daß Isaak Jakob beim Küssen b e r i e c h t und Esaus Kleider riecht 26. 27. Ebenso ist die Art der E n t d e c k u n g des Betrugs verschieden: das einemal weiß Isaak sofort, daß Jakob der Betrüger gewesen ist, da er ja seine Stimme gehört hat 35, dasselbe ist Voraussetzung von 36. 37; das andremal weiß er nicht, wer ihn betrogen haben mag 33. Dies gehört wegen Hin' 27 zu J, jenes also zu E. Die Stichworte in J sind DHJa 15. 27, ptr'j 26. 27, „Geruch" und „riechen" 27 (viermal). Charakteristisch für E sind 11. 23, p^n 11, np^n 16, tftfö 12. 21. 22 (wie 31 8 4 . 8 7 Ex 10 21 E), n ^ p 12. 13, o'T 16. 22. 22. 23. 23, nma npb 35. 36, zu riDlD 35 vgl. 34 1 3 E, zu 'an 36 vgl. 29 1 5 E, zu ^sn vgl. Nu 11 1 7 . 2 5 E. Dies ist der nach Gu. zuverlässige Unterbau der Quellenscheidung. Als weitere kleinere Unterscheidungsmerkmale, die zum Teil PRO. zuerst entdeckt hat, führt Gu. an: J T:i

Wildpret, Jagd (besonders „vom W. essen", „W. jagen"

damit die Seele Begne rrox D-.ca (45 2a J) ihr großer (kleiner) Sohn [sonst auch bei E] Isaaks Tod noch in der Ferne Weiteres: sich aufrichten und essen mit Inf. yin (28 1 0 29 4 J)

E Casars spez. in der Verbindung mit nlas und der Hinzufügung wobei nicht ausdrücklich gesagt ist, woraus die Leckerbissen hergestellt werden damit er (ich) dich segne •ma rsi> (50 „ Dt 33, E) Erstgeborner Isaaks Tod steht unmittelbar bevor W e i t e r e s : D-TS IVFL

Vipa soiü (21,a 3 0 , E x l 8 i e . . E ) „Flucht" m n von Jakobs ( 3 5 , . , E)

Segen und Fluch waren in beiden Varianten gegeben, werden also nach Gu. auseinandergelegt und mitsamt ihrer Umgebung folgendermaßen verteilt: 21—23 erzählt E und schließt so segnete er ihn denn, worauf wir die Segensworte erwarten. Somit sind 21—23 parallel den ebenso schließenden 24— 27 a, und 24 f. sind von J. Ebenso ist Isaaks Verhandlung mit Esau 33 f. mit den Schlußworten segne auch mich, mein Vater und den lauten Klagen Esaus parallel 35—38 mit dem gleichen Schluß; da 33 zu J gehört, stammen 35—37 von E, also ist auch 34 J, 38 E ; zu 'o 's? n ^ j npsri 34 vgl. npyx Ex 11 „ 12 80 Gen 19 x 3 J und besonders 'D 'V MIN 33. Auf Grund dieser Scheidungen läßt sich nun auch der Segens- und Fluchspruch selbst

Kapitel 27

63

aufteilen. Innerhalb der Segensworte gehören zu E : 28 a wegen 2 8 b wegen 37 (ttnvn p i ) , 2 9 a y ó wegen 37 (TSJ, Brüder); zu J : 27b wegen des Kleidergeruchs, 29aa/S (parallel 29ay 'J3 vermehrt. Man empfindet als künstlerischer Leser dieses Kapitels geradezu Schmerz, wenn man zusieht, wie solche seelische und dichterische Schönheit durch die Quellenscheidung vernichtet wird. Der zweite Höhepunkt ist v. 30—38. In diesen neun Versen ist nicht ein einziges Wort, das überflüssig wäre und nicht vom gleichen einheitlichen Erzähler stammen könnte, v. 30 aa. 30 aß. 30 b stoßen sich nicht, sondern sind drei unmittelbar aufeinander folgende Akte, Aussagen über drei verschiedene Menschen (Isaak, Jakob, Esau), absichtlich aneinander gereiht, um auszudrücken: wenig fehlte ! Durch Zerreißung in zwei Quellen wird diese künstlerische und sachliche Einheit nur zerstört, der Eindruck vermindert. Und so geht es durch alle Verse hindurch. Zweifellos gibt es in diesen Versen 30—38 Wiederholungen, aber es sind Wiederholungen, die der Künstler in voller Absicht gebraucht hat. Auf die psychologische Feinheit der Steigerung von der unbestimmten Frage 33 a zu der bestimmten Klage 35 a haben wir schon aufmerksam gemacht. Großartig ist die dreimalige Wiederholung der B i t t e E s a u s um e i n e n S e g e n 31b/S.

Kapitel 27

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36 b. 38 a; diese Bitte ist dem Erzähler hier die Hauptsache, und die Inständigkeit der Bitte, das Gefühlvolle des weichen Esau (gegenüber dem kalt berechnenden, listigen Jakob) wird dadurch zu unübertrefflichem Ausdruck gebracht 1 . Auch 34 a und 38 b schließen sich keineswegs aus oder deuten auf zwei Erzähler, v. 34 und 38 rahmen das Ganze ein (beidemal bittere Klage und beidemal Bitte um Segen, fein in chiastischer Stellung); psychologisch hervorragend und wahr ist, wie der Betrogene zuerst jämmerlich hinausschreit, dann sich in Worten Luft macht und zuletzt, nachdem dies geschehen ist, weiterweint und fortwimmert. Diese psychologische Einheit und Feinheit wird wiederum durch die Quellenzerreißung aufs schmerzlichste vernichtet. H O L Z , in KAU.'4 sagt, durch einfaches Nacheinander der Varianten 34 und 38 habe der R e d a k t o r eine hinreißende Steigerung erreicht. H O L Z I N G E R , dessen Kunstsinn berühmt ist, hat also das Künstlerische der ganzen Szene, vor allem ihrer Steigerung wohl bemerkt. Aber wieviel echter und größer ist die künstlerische Kraft der Erzählung, wenn sie von einem einheitlichen Urheber stammt! Und wo wird sonst von den Anhängern der Quellentheorie die künstlerische Wirkung gerade auf den Redaktor zurückgeführt ? Übrigens stimmen auch in v. 30—38 die Gelehrten unter sich in der Quellenscheidung besonders wenig überein (KAU.3 30—32 J 33 f. E 35—38 J ; KAU.-SOC. 30 a a J 30 a £ E 30 b—32 J 33 f. E 35—38 J ; B A L L 30—32 J 33f. E 35—38 J ; Gu. 3 0 a a J 30a/SE 30b J 31 a E 31b J 32 E 33f. J 35—38 E; PBO. 30aa J 30a,S E 30b J 31 aa E 31a/3 J E 31b J 32—34 J 35f. E 37 J (37ac5 E nach 35) 38a J 38b J E ; E I S S P . 30 A « J 30 A £ E 30 b J 31—36 a J 36 b—38 E (vgl. SM.). Die übrigen von den Gelehrten vorgebrachten und von uns noch nicht besprochenen „Unterschiede" („Wildpret" — „Leckerbissen" usw.) sind so klein und so erzwungen, daß sie kaum eine weitere Besprechung erfordern. Sie sind nur ausgeklügelt, nachdem einmal die Zerreißung des Kapitels in Quellen feststand. Was es mit diesen Unterschieden auf sich hat, soll nur an zwei Beispielen gezeigt werden. Gu. betont den Unterschied von erstgeborener

Sohn 19. 32 u n d größerer

(kleinerer)

Sohn 1. 15. 15. 42. 42. E r sagt aber dem Leser nicht, daß der erstere Ausdruck 19. 32 an emphatischer Stelle steht, wo der Sohn m i t B e r u f u n g a u f d a s E r s t g e b u r t s r e c h t den Segen erbittet, und daher beidemal in Selbstbezeichnung, während an den anderen Stellen 1. 15. 42 ohne jede Betonung und in dritter Person gesprochen wird! Ebenso oberflächlich ist der Unterschied zwischen daß ich dich segne (oder HEINISCH betont auch noch sehr gut als Motiv für die vom Erzähler hier beabsichtigte Umständlichkeit Isaaks Ratlosigkeit. 1

70

Besonderer Teil

ähnlich) 7. 10 und daß meine Seele dich segnet (oder ähnlich) 4. 19. 25. 3 1 1 von GU. im Anschluß an PBO. verwertet. "Während man es sonst in aller Welt, wie schon mehrfach gesagt, bei einem Erzähler rühmenswert findet, wenn er in den Ausdrücken abwechselt, muß bei der Quellentheorie der Erzähler immer brav bei seiner Sprechweise bleiben, und wenn Wechsel vorkommt, so deutet das auf zwei Erzähler. Sehen wir nun aber außerdem den Tatbestand genauer an, so finden wir, daß die zwei Stellen mit dem kürzeren Ausdruck 7. 10 in dem Wort der Rebekka v. 6—10 enthalten sind, das nur eine s u m m a r i s c h e Wiederholung des Isaak-Wortes ist; es ist durchaus selbstverständlich, daß hier der kürzere Ausdruck steht. Vor allem aber würde das oder im Mund der Rebekka (auf Isaak angewendet) absolut nicht passen. Man stelle einmal in v. 7 und in v. 10 ein, um zu sehen, wie merkwürdig das von Rebekka gesagt lauten würde. Die vier anderen Stellen mit TP'GJ aber sind e m p h a t i s c h (Selbstrede 4. 25 oder Anrede 19. 31), und hier steht mit gutem Recht und in künstlerischer Absicht der vollere Ausdruck. So sieht es in Wirklichkeit bei näherer Prüfung mit diesen konstruierten „Unterschieden" und Beweisen für die Quellendoppelheit aus. E r g e b n i s : W e n n i r g e n d w o in d e r G e n e s i s , so i s t b e i K a p . 27 die Q u e l l e n s c h e i d u n g u n n ö t i g und k ü n s t l i c h . D i e Z e r r e i ß u n g des S e g e n s s p r u c h s und des F l u c h s p r u c h s i s t w i d e r a l l e s k ü n s t l e r i s c h e E m p f i n d e n und s a c h l i c h e D e n k e n . D i e e i n z i g e S c h w i e r i g k e i t d e s K a p i t e l s (v. 23b) l ä ß t s i c h m i t den ü b l i c h e n t e x t k r i t i s c h e n M i t t e l n auf d a s l e i c h t e s t e b e s e i t i g e n . S o n s t i g e W i e d e r h o l u n g e n sind v o l l e A b s i c h t des k u n s t r e i c h e n E r z ä h l e r s . D i e Q u e l l e n t h e o r i e z e r s t ö r t die p r ä c h t i g s t e n T e i l e des g r o ß e n Kunstwerks. B e i A n n a h m e der E i n h e i t des E r z ä h l e r s k o m m t d i e K u n s t des K a p i t e l s im g r o ß e n u n d i n d e n u n s ä g l i c h s c h ö n e n E i n z e l z ü g e n zu v o l l e r G e l t u n g . Kapitel 25. In Kp. 25 finden viele Gelehrte keine Spur von E , auch in v. 19 bis 34 nicht, weder KAU.1 noch KAU.3 noch KAU.-SOC. noch STEU. noch BALL. EICHE, sagt, die Quellenscheidung in v. 19—34 sei unsicher. SM. sagt, die Yerse 19—34 seien im wesentlichen jahwistisch, nur wenige 1 KAU.-SOC. bringen übrigens in der deutschen Übersetzung diesen Unterschied gar nicht zum Ausdruck, ein deutliches Zeichen dafür, daß hier von den Anhängern der Quellentheorie Mücken geseigt werden.

K a p i t e l 27.

Kapitel 25

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kleine Zusätze scheinen aus E zu stammen. Als solche kleine Zutaten und AN KAU.4 werden von S M . E I S S F . angegeben: v. 2 7 RNIS> urteilt, einige Uberfüllungen lassen fragen, ob nicht Quellenvarianten zu spüren seien; in v. 25 werde neben dem Namen Esau auch der Name Edom vorbereitet und dieser dann v. 30 ganz anders begründet, da meine man das Nebeneinander von J 1 J 2 E durchzuspüren; auch in v. 27 könne man an Varianten denken. Eine ausführliche Quellenscheidung und Verteilung auf J und E in v. 21—34 haben von den Neueren nur Gu. und PRO. vorgenommen, von beiden in Einzelheiten verschieden, wie es bei der Quellentheorie üblich ist. Gu. gibt innerhalb v. 21—28 dem J 21—26 a. 27 f. (außer 25a/J und in 27 rntf und D^rm SB"); dem E 25a,tf und die vorhin genannten Worte in v/27. PBO. gibt J 21—23, in v. 25 das Wort ^DIK, 27f. (außer rotf und an in v. 27); E 24. 25. 26 a, in 27 rqif und 27 b«. Uber v. 29—34 befinden sich Gu. PRO. in Ubereinstimmung; sie weisen beide die Verse dem E zu. Ebenso wird v. 26 b allgemein P zugeteilt. Gu. begründet die Notwendigkeit der Quellenscheidung und die Verteilung der Verse auf J und E im einzelnen folgendermaßen: Die Geburt (der Zwillinge) muß von beiden Quellen erzählt worden sein. Da das Stück v. 24—26 in 3 8 - o J eine sehr genaue Parallele hat, so wird es im wesentlichen J gehören; doch ist das Wort über Esaus Behaartheit wegen 2 7 t l ("PYTT> zu E zu rechnen; 'JLCNX gehört also J ; für diese Verteilung spricht auch, daß E in 27 3 6 eine andere Etymologie von Jakob gibt. Auch die Notizen über den Beruf müssen in J wie E erzählt worden sein. TS $>T ist Dublette zu rnif tf 'N, DH zu D'^nx 2U>'\ Man darf rqti> wohl wegen des unmittelbar folgenden niifn"]D 29 (E) zu E ziehen; anderseits braucht J im folgenden mehrfach das Wort "PS 2 7 8 . 5 . . . ; demnach wird man auch 25 2 8 wegen TS zu J rechnen und nach Analogie des Vorhergehenden annehmen, daß R J E sich im ganzen mehr an J gehalten habe. Und über v. 29—34 sagt Gu. ganz summarisch, die Quelle sei E, da das Stück in 27 86 von E zitiert werde. Beginnen wir mit v. 29 — 34. Hat es sich uns ergeben, daß in Kp. 27 kein E erzählt, dann fällt auch der eben angeführte Schluß GUNKELS dahin. Außerdem wird 27 36 von einer ganzen Reihe von Gelehrten, die in Kp. 27 die Quellenscheidung vertreten, auf J zurückgeführt (z. B . K A U . 3 B A L L ) , so daß also auch von der Voraussetzung der Doppelquelle aus ebenso gut für J-Herkunft von v. 29—34 plädiert werden kann. E I S S F . schreibt v. 29—34 (im Anschluß an SM.) seiner Sonderquelle L zu und leitet 27 36 von J ab; er findet aber darin keine 2 7

8

Besonderer Teil

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Schwierigkeit, denn er beweist (S. 14), daß der „Betrug" 27 36 gar nichts mit dem Kaufgeschäft 25 29—34 zu tun hat, daß also nicht von der einen Stelle auf die andere zurückgeschlossen werden kann. So steht es innerhalb des Anhängerkreises der Quellentheorie selbst: dreierlei verschiedene Ansichten: Gu. sagt, weil 27 8 6 E ist, muß 25 2 8 _ 8 4 auch E sein; KAU. 8 : beides von J ; E I S S F . das eine von L, das andre von J , sie berühren sich gar nicht! Bei eingehenderer Untersuchung könnte man vielleicht noch mehr als drei verschiedene Ansichten finden. Für uns, die wir die Quelleneinheit vertreten und E als Erzähler streichen, liegt lediglich k e i n G r u n d v o r , v. 29 — 3 4 d e m e i n e n H a u p t e r z ä h l e r d e r G e n e s i s (dem Jahwisten) abzusprechen 1 . Ist Kp. 27, wie wir sahen, eine einheitliche J-Erzählung, dann fallen weiter auch für v. 2 1 — 28 die von Gu. PBO. angegebenen Gründe für Quellenscheidung dahin. Die grundsätzliche Behauptung, daß die Geburt der Zwillinge und der Beruf der beiden Brüder von beiden Quellen erzählt worden sein müssen(!), erledigt sich von selbst; sie steht und fällt mit der Quellentheorie. ¡Tjfe' ttf'X v. 27 wird nur wegen v. 29 (E) dem E zugewiesen, ebenso die Behaartheit v. 25, weil das Behaarungsmotiv inKp. 27 der E-Quelle zugehöre; beides fällt mit dem Urteil über Kp. 27 und über 25 29£i. dahin. Wäre man nicht im Bann der Quellenscheidung, so wäre niemals jemand auf den Gedanken gekommen zu sagen, der tüchtige Waidmann und der sich auf dem Feld umhertreibt seien Dubletten, die auf zwei Quellen weisen, ebenso der Zahme und der im Zelt wohnt; beides ergänzt sich in bester Weise künstlerisch und sachlich und ergibt eine v o l l s t ä n d i g e Beschreibung der beiden Brüder und eine deutliche Heraushebung des Gegensatzes nach Charakter und Lebensart (Charakter: Waidmann [„wilder Jäger"], zahmer Mann; Lebensart: Feldmann, Zeltmann) 2 . Mit Recht sehen daher auch zahlreiche Gelehrte gar keinen Anlaß, hier Dubletten zu erblicken und deswegen Doppelquelle anzunehmen. Am ehesten läßt sich noch hören, daß der Name Jakob hier in 1

Die Annahme einer besonderen J-Quelle innerhalb des J-Komplexes (SM. J 1 , L) halten wir aber für ebensowenig glücklich und notwendig. Es liegt hier ein besonders deutliches Beispiel dafür vor, daß der eine große Erzähler verschiedene Varianten derselben Sage hörte und sammelte und nacherzählte. Die verschiedenen Varianten weisen nicht auf verschiedene Erzähler oder Sammler, sondern es sind verschiedene im w i r k l i c h e n L e b e n z i r k u l i e r e n d e Varianten der gleichen Tatsache oder Idee, und es erschien dem e i n e n Erzähler wichtig und reizvoll genug, sie alle aufzunehmen. 2 Merkwürdig ist übrigens, daß SM. PEO. EISSF. nicht wie Gu. und wie es doch allein natürlich ist, Waidmann und Zahmer, Feldmann und Zeltmann einander gegenüberstellen, sondern Waidmann und Zeltmann, Feldmann und Zahmer.

EISSF.

2&21—S4- 2810—2J

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v. 26 a volksetymologisch anders gedeutet wird als in 27 36 (und da 27 36 nach Gu. von E stammt, würde dann von der Quellenscheidungstheorie aus 25 2q A J zugehören). Aber dies ist nicht einmal für PEO. durchschlagend, denn er gibt 27 36 und 25 2 6 a der gleichen Quelle E ! Tatsächlich ist es auch, wie wir bei 21 6 gesehen haben, durchaus denkbar, daß der gleiche Erzähler, zugleich Sammler und Gestalter, verschiedene Varianten der volkstümlichen Namenerklärungen gesammelt und wiedergegeben hat. Wir stellen uns also auf die Seite derjenigen Anhänger der Doppelquellentheorie, die in 25 2 1 _ 3 4 eine e i n h e i t l i c h e J - E r z ä h l u n g finden; von unserer Gesamtstellung aus ergibt sich vollends kein Grund, in diesen Versen eine Scheidung vorzunehmen. V o n e i n e m E r z ä h l e r E f i n d e t sich auch h i e r n i c h t die g e r i n g s t e S p u r . 28 10 -22 n i c h t von J und E, s o n d e r n von J allein. 2810—22 wird nach feststehendem literarkritischem Dogma auf J und E verteilt; beide Quellen enthielten ungefähr die gleiche Erzählung, wonach Jakob unterwegs bei Betel bei Nacht im Traum eine göttliche Erscheinung hat und zu der Erkenntnis kommt, daß Betel ein altheiliger Ort war; Jakobs Erlebnis ist Ursache, daß der heilige Kultort in die israelitische Verehrung übergeht. Die Scheidung im einzelnen wird hier von den verschiedenen Forschern ziemlich übereinstimmend vorgenommen, ebenso sind die Gründe für die Notwendigkeit der Doppelquelle überall im wesentlichen gleich angegeben. Gu. sagt: auf doppelten Faden führt der doppelte Gottesname mm 13. 13. 16, 12. 17. 20. 22 [v. 21b ist bei Gu. Glosse]; nach der einen B.ezension erscheinen die „Engel Gottes" auf der Himmelsleiter 12, nach der andern ist es Jahwe allein 13 a. Zweimal erkennt Jakob die Heiligkeit der Stätte, weil J a h w e dort weilt 16, und weil dort das H i m m e l s t o r ist 17. Die Verheißung Jahwes 13—15 ist im weiteren Sinn parallel dem Gelübde Jakobs 20—22; beides zusammenzustellen, wäre dem Frommen unerträglich: was Gott z u g e s a g t hat, würde der Mensch durch ein Gelübde („wenn" v. 20) nur in Z w e i f e l ziehen. Es gelingt nach Gu., zwei ziemlich gut erhaltene Berichte herauszuschälen. E's Kennzeichen sind 3 ms 11, der Traum 12, die Massebe 18. 22, der Zehnte 22; es fehlt hier nur das Erwachen Jakobs (vor 17) und die Namengebung Betels, die wie 31 1 3 35 3 zeigen, auch E hier enthalten und die hinter v. 22 gestanden haben muß. Die Quellenscheidung wird durch 31 18 (Salbung der Massebe, Gelübde) und Böj.g (vgl. 28 2 0 ), gestützt, wo E nochmals auf die Betelgeschichte zurückkommt.

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Besonderer Teil

In J fehlt die Exposition, dann folgt 13. 15. 16. 19. Kennzeichen J ' s sind: mir, by 13; zu 13—16 hat J viele Parallelen: 13a/J// 2 6 2 4 ; 13b // 1 3 1 5 1 2 7 ; 1 4 a a / / 1 3 1 8 ; die Aufzählung der Himmelsgegenden; 14 b / / 1 2 3 1 8 1 8 . Ahnlich urteilt SMEND. Bei E sieht Jakob eine Himmelsleiter mit Engeln, um Bitten hinauf-, Hilfe herabzubringen; darauf gelobt Jakob, daß im Fall seiner glücklichen Heimkehr der wahre Gott sein Gott sein soll, und daß er den Stein zu einem Heiligtum machen will. Bei J steht Jahwe neben Jakob auf der Erde, gibt sich ihm als Gott seiner Väter zu erkennen, verheißt ihm den Besitz des Landes, auf dem er schläft, und glückliche Rückkehr. Erwachend wundert sich Jakob, daß Jahwe auch an diesem Ort wohnt, und nennt den Ort Betel. Als Gründe für die Quellendoppelheit führt SM. folgende Wiederholungen und Widersprüche an: 1. das Gelübde kommt nach der Verheißung zu spät; 2. die Himmelsleiter ist widersinnig, wenn neben ihr Jahwe selbst sichtbar ist und auf der Erde bei Jakob steht, was vby allein bedeuten kann; 3. Betel ist bei J von Natur ein Gotteshaus, nach E wird der Ort es erst dadurch, daß Jakob da eine Wohnung der Gottheit errichtet, wo er eine Pforte des Himmels gefunden hat; 4. bei J ist Jahwe ohne weiteres der väterliche Gott Jakobs, bei E erwählt Jakob den wahren Gott zu seinem Gott. Über das Verhältnis zwischen Himmelsleiter und Jahwe sprechen sich auch noch andre Exegeten aus. EICHE, Z. B. meint (S. 78), die Himmelsleiter mit den Engeln, die nichts anderes als Vermittler des Verkehrs zwischen Gott und Menschen bedeuten können (vgl. die sonstigen Vorstellungen in E), schließe die Erscheinung Jahwes, der vor Jakob hintritt, tatsächlich aus. EICHR. fügt zu den bisher genannten Gründen noch einen hinzu: auf Zusammenarbeitung weise auch die Namengebung 2 8 1 9 ; E bringe die Benennung des Ortes erst 3 5 , , hier dagegen spiele er in v. 17 nur auf den Namen Betel an; 2 8 1 9 sei also wohl von J wie 2 8 1 3 _ 1 8 , er brächte ja sonst keine Erklärung des Namens Betel. Bei näherem Zusehen wird man lediglich keinen Grund erkennen, hier eine doppelte Erzählung zu finden. E s ist eine ganz klare e i n h e i t l i c h e Erzählung, die wir ohne Bedenken dem e i n e n Haupterzähler der Genesis zuschreiben können. J a h w e u n d d i e E n g e l s l e i t e r schließen sich keineswegs aus und ihr Nebeneinander ist keineswegs „widersinnig", sondern sie ergänzen sich aufs beste. Jahwe erscheint mit seinen Begleitern wie in 18 1 ff. J e s 6 Hi 1 usw., oder wie er in Gen 11 6 f. von einer Dienerschar umgeben gedacht ist. E s ist mit Recht darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Engel im wei-

2 8 IQ—82

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teren Verlauf der Erzählung ganz zurücktreten, auch bei der Annahme eines E ist im folgenden durchaus nur Elohirn in Tätigkeit, von der Engelschar ist keine Rede mehr. Das beweist, daß sie nicht von einer selbständigen Quelle stammt, sondern Begleitung der einen Gottheit der einen Quelle ist. Ganz willkürlich ist es, das Suffix von v. 13 auf Jakob zu deuten, während es natürlicherweise auf die im unmittelbar Vorhergehenden erwähnte Leiter geht. Man muß sich recht anschaulich vorstellen, daß es eine T r a u m s z e n e ist und wie es bei einer solchen zugeht: zuerst sieht der Träumende etwas, das ihn, den Erdensohn, der übersinnlichen Welt näher bringt, das ist die Leiter, er sieht etwas Schwebendes, das auf ihn herkommt und immer wieder von ihm weg aufwärts steigt (beachte die sehr feine Voranstellung des D'^y). Dann wird die Schau konkreter, und er sieht eine bestimmte Gestalt auf der Spitze der Leiter und hört den redenden Gott. Dieser wunderbare, künstlerisch und sachlich gleich prachtvolle Zusammenhang wird durch die Quellenscheidung auseinandergerissen und vollständig zerstört. Das N e b e n e i n a n d e r v o n Jahwe u n d Elohim kann in dieser Erzählung in gar keiner Weise befremden. Daß die Engel JElohim1 D e r schwierige Satz 21 b berührt die Frage der Quellenscheidung nicht. E r wird von den meisten als Zusatz angesehen, wobei H O L Z . (ZAW 1 9 1 1 , S. 4 9 ) auf die bei den Propheten oft -wiederkehrende Formel so will ich euer Gott sein hinweist. Nach SM. ist der Halbvers ursprünglich und von E, die Ursprünglichkeit sei durch 35 8 . 4 gesichert, wo J a k o b bei Erfüllung seines Gelübdes die Götzen aus seinem H a u s entfernt; auch J a k o b muß sich vom Heidentum losreißen, er wandert j a noch einmal aus heidnischem Land in Kanaan ein. Die Schwierigkeit des Gottesnamens M M innerhalb E löst SM. dadurch, daß er ein ursprüngliches SXN statt MM annimmt, wie der wahre Gott auch 3 5 I . 3 in Zurückweisung auf dieses Gelübde heiße. E I S S F . schließt sich S M . an, E I C H R . (S. 7 7 ) neigt ihm zu. Auch nach P R O . ist der Halbvers ursprünglich, aber von J . E E R D M A N S hält Zuweisung an J f ü r unmöglich, da bei J J a h w e von A n f a n g an der Gott der Patriarchen sei, J a k o b ihn also nicht erst wählen könne; einen Redaktor will E E R D M A N S auch nicht annehmen. Gegen Ursprünglichkeit des Verses in der herkömmlichen Ubersetzung so soll Jahwe (oder der Gott) mir Gott sein ist zu sagen, daß dies allerdings eine merkwürdige "Wendung wäre, vollends bei der Zuteilung an E , wo 20 b« (allgemein E zugeteilt) vorausgeht. A b e r man braucht den Halbvers gar nicht als redaktionellen Zusatz zu betrachten, sondern es besteht die Möglichkeit, v. 21B noch zu den Vordersätzen zu ziehen und zu übersetzen und wenn Jahwe (wenn also Jahwe) mir Gott ( = göttliche Macht) sein wird; dieser Satz ist dann Abschluß und Zusammenfassung der verschiedenen Bedingungssätze. H i e r f ü r spricht die Interpunktion der Masora, die den Satz noch zum Vorhergehenden nimmt. Bei dieser Auffassung stimmt der Satz vorzüglich zu J ; m m ist der konkrete Gottesname, Difibx das Appellativum = Gottheit, Gottesmacht, Gotteshilfe. — Nachträglich bemerke ich, daß auch H U P F E L D (S. 1 5 8 ) v. 2 1 b so deutet, wie ich eben vorgetragen h a b e ; auch er n i m m t an, daß v. 21 b noch zu den Vordersätzen gehört und der Nachsatz erst mit v. 22 beginnt, und auch er deutet nvAitb m n sich als Gott (Schutzgott) erweisen.

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B e s o n d e r e r Teil

Engel (nicht Ja/we-Engel) genannt werden, geschieht, wie im allgemeinen Teil schon angedeutet wurde, um (ähnlich wie in 6 2 ) den numinosen Charakter dieser Wesen im allgemeinen zu bezeichnen, Elohim ist hier deutlich Appellativum. Im übrigen erklärt sich der Gebrauch von Elohim vor allem in v. 17. 22 einfach dadurch, daß hier der Name Betel erklärt werden soll. Der gleiche Fall liegt in 32 81 vor, und dort wird der Vers trotz Elohim auch von GrU. unbedenklich dem J zugeteilt. In v. 13, der ganz allgemein J zugewiesen wird, nimmt auch niemand Anstoß an dem Gebrauch des Elohim 1. Ein künstlerisch und sachlich wertvoller Zusammenhang wird auch in dieser Sache wieder durch die Quellenscheidung zerrissen. Nachdem in v. 16 gesagt ist: hier ist Jahwe, wird in 17 auf Betel angespielt und gesagt, hier ist Bet Elohim, und so wird Jahwe mit dem Kultort Betel zusammengebracht, Betel auf Jahwe übertragen. Weiter: V e r h e i ß u n g u n d G e l ü b d e schließen sich keineswegs aus, sondern stehen, wie Jahwe und die Himmelsleiter, in naturgemäßer, sinnvoller Ergänzung. Gtr. fällt über das Nebeneinander in e i n e r Quelle ein schweres Verdikt: es wäre für den Frommen unerträglich, wenn durch das Gelübde die göttliche Verheißung sozusagen in Zweifel gezogen würde. Aber das müßte dann doch auch für den Redaktor, der die beiden Quellen zusammenschweißte, unerträglich, ja erst recht unerträglich gewesen sein, denn die späteren Bibelbearbeiter waren ja noch viel „frömmer" und „ängstlicher" als der kühne, kindliche ursprüngliche Erzähler. Es ist aber in Wirklichkeit gar nicht unerträglich. Einmal war Jakob ein schwacher Mensch, das geht ja aus allen Erzählungen deutlich hervor, es paßt ganz zu seinem Charakter, daß er trotz göttlicher Zusage noch seine Bedingungen macht. Sodann ist es ganz natürlich, daß auf die göttliche Zusage das menschliche Ergreifen folgt und ausdrücklich davon berichtet wird; das Gelübde (die verstärkte Bitte) ist die menschliche Antwort auf die nächtlicherweile erfolgte Theophanie. So bemerkt auch HEIMISCH sehr treffend: „Ein Gelübde ist nicht die Folge eines religiösen Zweifels, sondern eine vertrauensvolle Bitte um Gottes Hilfe". Weiter aber und vor allem: es ist ja ein T r a u m . Am Morgen, da Jakob erwacht, sagt er: wenn das alles, was ich da im Traum gehört habe, w i r k l i c h eintrifft, dann will ich . . . Endlich liegt der Nachdruck der Erzählung nicht auf dem wenn, wenn, sondern auf dem V e r s p r e c h e n (so will ich). Die Geschichte will ja die Entstehung des Kultortes Betel berichten, da war das menschliche Versprechen nach der göttlichen Zusage völlig am 1

I n v. 20 h a t Gr xvgtos 6 &soi.

28 10—22

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Platz, ja besonders notwendig. Während diese feinen inneren Zusammenhänge bei der E i n h e i t der Quelle heraustreten, werden sie bei der Quellenscheidung auch hier wieder zu künstlerischem und sachlichem Schaden zerrissen, und keine der beiden von den Quellentheoretikern angenommenen Ur-Erzählungen gibt dabei einen sinnvollen Bericht. Daß v. 16 u n d 17 W i e d e r h o l u n g o d e r W i d e r s p r u c h wären, ist durchaus unrichtig. Beide stehen vollberechtigt, vollsinnig, wiederum in wertvoller Ergänzung nebeneinander. Der bedeutende Erzähler schildert das a l l m ä h l i c h e Erwachen aus dem Traum, v. 16 steht noch ganz im Zwischenzustand zwischen Träumen und Wachen. Hier wird zunächst der a l l g e m e i n e Eindruck von der Heiligkeit der Stätte zum Ausdruck gebracht: d a hab ich geschlafen! und hab's nicht gewußt! v. 17a: Es schaudert ihn noch ganz. Und nun (17b) kommt der konkrete Zweck der Erzählung: aus diesem Erlebnis, aus dieser Theophanie heraus ist der große israelitische Kultort Betel entstanden, das ist ein Ort, wo Himmel und Erde sich berühren! Dieser wundervolle, künstlerisch und sachlich feine Zusammenhang wird wiederum durch die Verteilung auf zwei Quellen in der bedauerlichsten Weise zerrissen. Warum die Massebe und der Zehnte auf E weisen und warum V4S ein Kennzeichen E's sein soll, sieht man nicht ein. W i r sagten schon im allgemeinen Teil (S. 19), daß die altertümliche Massebe gerade gar nicht zu „E" passe, da doch die Vertreter der JE-Theorie selbst „E" als den geistlicheren der „beiden" Erzähler betrachten. Der Hinweis auf 31 1 8 und hat gleichfalls keine Beweiskraft. Denn 31 1 8 ist wie wir sehen werden durchaus nicht von E, sondern von J ; 35 j. 3 . 7 mögen von einem redigierenden E oder von einem anderen Redaktor sein (s. dort); daraus geht höchstens hervor, daß der Verfasser von 35 lf f. die Erzählung 28 1 0 i i . gekannt hat, aber es geht nicht daraus hervor, daß der Verfasser von 28! „ff. der gleiche sein müßte wie der von 3 5 ^ . Wenn ferner Smend sagt, Betel sei bei J (v. 16) von Natur ein Gotteshaus, nach E (v. 17) werde es erst dadurch dazu gemacht, daß Jakob da eine Wohnung der Gottheit errichte, wo er eine Pforte des Himmels gefunden habe, so ist das nicht richtig, denn auch „E" sagt v. 17, e h e e r e t w a s e r r i c h t e t : das ist nichts anderes alsein Gotteshaus. Und wenn Sm. sagt: bei J (v. 13) sei Jahwe ohne weiteres der väterliche Gott Jakobs, bei E erwähle Jakob den wahren Gott zu seinem Gott (v. 21b), so stützt sich diese (an sich schon etwas merkwürdige) Behauptung auf die Textänderung und künstliche Auslegung von v. 21b.

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Die einzige Schwierigkeit, von der man reden könnte, ist das Verhältnis von v. 19 a und 22 a, besonders 22 a/f: er nannte jenen Ort Betel und: dieser Stein, den ich als Massebe aufgerichtet habe, soll ein Gotteshaus rva) sein. Hier liegt eine gewisse Doppelheit vor. Aber Vers 19 a könnte als eine Art Überschrift, sei's vom Erzähler sei's von einem Späteren stammend, herausgenommen werden; sie hätte den Zweck, die Anspielung auf den Kultort Betel noch deutlicher zu machen, v. 19 b wird meist als Zusatz angesehen, 19 a und 19 b hängen aber eng zusammen, so könnte leicht der ganze Vers herausgestellt werden, v. 20 schlösse sich dann noch unmittelbarer an das Vorhergehende an, was vorteilhaft wäre. Doch macht auch die Ursprünglichkeit von v. 19 keine allzugroße Schwierigkeit. Jedenfalls liegt n i c h t eine d o p p e l t e B e n e n n u n g des Orts vor, sondern eine B e n e n n u n g 19a und eine f e i e r l i c h e I n s t a l l i e r u n g (Ausstattung) 22a. Manche vermuten, daß der Jahwist auch hier eine alte Vorlage bearbeitete, diese habe noch nicht von Jahwe, sondern von einem El-Numen Betels gehandelt; der Jahwist habe dann die El-Geschichte auf Jahwe übertragen. So könnte sich die Doppelheit von v. 19 a und 22 a auch von da her erklären. Jedenfalls führt sie nicht auf eine Zertrennung der Geschichte in eine J- und eine E-Erzählung x. E r g e b n i s : I r g e n d ein G r u n d für das V o r h a n d e n s e i n zweier P a r a l l e l e r z ä h l u n g e n hat sich nicht gefunden. E i n e Q u e l l e n s c h e i d u n g ist h i e r n i c h t nur n i c h t n ö t i g , s o n d e r n s o g a r in h o h e m G r a d u n g e s c h i c k t . Die einh e i t l i c h e E r z ä h l u n g ist v ö l l i g s i n n v o l l , ja nur sie ist sinnvoll. D i e Q u e l l e n s c h e i d u n g z e r r e i ß t die s c h ö n e E r z ä h l u n g k ü n s t l e r i s c h u n d s a c h l i c h , s i e z e r s t ö r t d e n sinngemäßen, k u n s t v o l l e n A u f b a u , sie z e r r e i ß t gerade die f e i n s t e n und t i e f s t e n i n n e r l i c h e n Z u s a m m e n h ä n g e . Sie ist durch und durch u n p s y c h o l o g i s c h .

Kapitel 29—31. Die Quellenscheidung innerhalb Kp. 29—31 wird von den Anhängern der Quellenscheidung selbst als besonders verwickelt angesehen. Vor allem aber ist es bis jetzt nicht gelungen, die tatsächlich vor1 Die von KAU.® (ebenso KAU.4) genannte Zwiespältigkeit hat mit der Quellenscheidung nichts zu tun, sondern führt nur auf alte Vorlage und Verarbeitung. Ursprünglich ist der heilige Stein wohl Wohnsitz des numen loci, in unserer Geschichte wird mit der lokalen Gottheit Jahwe (bzw. Elohim) gleichgesetzt, Jahwe aber ist nicht mehr im Stein wohnend, sondern als Himmelsgott gedacht. Diese Zwiespältigkeit wird auch von KAUTZSCH nicht mit der Quellenscheidung in Verbindung gebracht, sie liegt nach ihm in beiden Quellen vor.

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handenen mehr oder weniger erheblichen Schwierigkeiten in Kp. 29—31 mit den Mitteln der Quellenscheidung auch nur im geringsten zu erleichtern. Es handelt sich im besonderen um die Fragen: die Heimat Labans (Mesopotamien oder damascenische Gegend), die kurze Zeitspanne für Jakobs Kinderreichtum, Jakobs Verfahren mit den Tieren und die überaus verwickelte Perikope 31 54. 29j— 3 0 . v. 1 — 1 4 a wird meist J

zugewiesen, nur v. 1 dem E (KAU. 1- S K A U . - S O C . STEU. B A L L G U . P B O . ) . Indem man v. 1 b als Reise z i e l versteht, findet man einen Widerspruch zwischen der Angabe von 1 b und der von 4 b ; es zeige sich schon hier der Widerspruch der beiden Quellen, von denen die eine ( J ) Labans Heimat in Mesopotamien (Haran), die andre (E) in der Nähe von Damaskus („Land der Ostleute") ansetze. Darüber haben wir später zu sprechen. Hier nur soviel, daß SM. EISSF. die Sache gerade umkehren und die Heimat Haran dem E zuschreiben, die andre dem J (bzw. L). So weisen sie v. 4 E zu, v. 1 J (L). Außerdem gibt SM. dem E v. 11 und die Worte er umarmte ihn und küßte ihn v. 13, E I S S F . dazu noch 5. 6 b/5. SM. begründet die Zuweisung von v. 11 und des Teils von 13 an E damit, die Gefühlswärme der Erzählung sei aus E eingetragen, was eine reine Behauptung ist. EISSF. glaubt, v. 5. 6b/? (mit der Erwähnung der Rahel) stoße sich nicht bloß mit v. 16 (L), sondern auch mit v. 9 ( J ) (daher seien notwendig d r e i Fäden anzunehmen); er stützt dies mit einer ganz künstlichen Exegese, die man auf S. 22 seiner Synopse nachlesen kann und die niemand einleuchten wird; es ist ganz deutlich, daß nicht der Text selbst auf diese Auslegung (und damit auf die drei Fäden) führen würde, sondern diese Auslegung ist nur zu dem Zweck zurechtgemacht, um die schon vorher angenommenen drei Fäden herauszubekommen. Und sogar wenn man in v. 9 übersetzt, wie EISSF. übersetzt: während er noch mit ihnen redete, kam gerade Hahel (und nicht: inzwischen war Rahel herangekommen), wird niemand seine Behauptung billigen, bei diesem Verständnis sei v. 9 mit v. 6 „unvereinbar" (!). Für EISSF. ist hier seine Dreiquellen-Theorie im Unterschied von der einfachen JE-Theorie nicht eine Erleichterung, sondern eine Erschwerung, und man spürt förmlich auf S. 22 die Mühe, die es ihm macht, seine drei Fäden in der Hand zu behalten. Während 291-iili von den Anhängern der JE-Theorie fast ganz von J abgeleitet wird, soll v. 1 4 b — 3 0 überwiegend von E stammen; außer P, dem man gewöhnlich v. 24. 28 b. 29 gibt, bekommt J von den 16 Versen meist nur einen (v. 26). Etwas besser kommt J bei PRO.

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weg (außer v. 26: 19 b. 23 b. 2b baß [19 b. 23 b. 25 baß sind freilich nur ganz wenige Worte] 27 a. ba. 28 a. 30 a). B A L L teilt dem E nur v. 15 b bis 18 zu. SM. EISSF., die drei Quellen haben, geben E neben den beiden J-Quellen noch weniger: EISSF. nur v. 1 7 b ; SM. glaubt, E sei „beigemischt" und findet sprachliche E-Spuren in v. 15b und 17. K A U . 4 schreibt J E ohne nähere Scheidung. Als Grund dafür, daß hier eine andre Quelle erzähle als in v. 2 bis 14 a, wird eigentlich nur angegeben, daß Eahel ganz neu eingeführt werde; Gu. z. B. sagt: „Daß hier eine neue Quelle einsetzt, ist aus 16 deutlich, wo Eahel ganz neu eingeführt wird". Und er fährt fort: „Da das Vorhergehende wohl zu J gehört, so mag dieser Abschnitt aus E stammen" (!). Dieser Scheidungsgrund schlägt in keiner Weise durch. Ganz abgesehen davon, daß der Erzähler die beiden Szenen voneinander abheben will, wird Eahel in v. 16 nicht „neu eingeführt", sondern sie wird nur in neuem Zusammenhang eingeführt. Neu eingeführt wird nur Lea oder genauer die Tatsache, daß Laban z w e i Töchter hatte und daß Rahel die J ü n g e r e war. Als Vorbereitung für das Folgende m u ß t e der Erzähler die b e i d e n Namen nennen und das Altersverhältnis angeben, und darum muß er auch hier Eahel nocheinmal mit Namen und als Labans Tochter vorstellen. Jetzt wird sie auch v. 17 b näher beschrieben, während das vorher nicht geschehen war. E s folgt also aus dieser erneuten Erwähnung der Eahel nicht das Geringste für eine Doppelquelle. EICHRODT vermißt aber in v. 15 ff. überhaupt eine Eückbeziehung auf die vorausgehende Erzählung. Dazu ist folgendes zu sagen: Der Jahwist hat zwar nicht bloß, wie man früher annahm, die Sagen gesammelt und lose aneinandergereiht, sondern er betont die Zusammenhänge, aber er betont im wesentlichen die g r o ß e n Zusammenhänge. I m einzelnen ist es ihm nirgends um Vollständigkeit und enge Verbindung zu tun, das kann man in der Genesis auf Schritt und Tritt verfolgen, darin unterscheiden sich z. B. die Abramsgeschichten und die Jakobsgeschichten von der Josephsgeschichte. Und in Wirklichkeit fehlt es hier gar nicht einmal an Beziehungen zwischen v. 15 ff. und 2 ff., das erkennt EISSF. genau, der 14 b ff. dem L gibt und diesen auch in v. 1—3. 7 f. 10 b findet. Die Erzählung konnte doch unmöglich mit 14 b oder 15 beginnen, ohne daß schon vorher von Laban oder von der Verwandtschaft zwischen J a k o b und Laban usw. berichtet war. Auch mit v. 18 a will der Erzähler wohl in seiner feinen Weise an die erste Begegnung Jakobs mit Eahel erinnern. Andre Gründe außer einigen unbeweisbaren Sprachindizien werden von Gu. nicht angeführt; auch EICHE., der sich S. 79 f. ausgiebig über

29,-.

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29 äußert, geht auf v. 15 ff. nicht näher ein. Was PBO. im Lauf der Auslegung von v. 15 ff. außer den sprachlichen Merkmalen für E beibringt, sind nur Folgerungen aus unbewiesenen Voraussetzungen, oder die Beweise tragen nicht Beweiskraft in sich selbst, sondern beruhen auf vermeintlichen anderen E-Stellen. Wenn er zu v. 16 sagt: „In J ist Rachel längst eingeführt, und mit welcher Kunst (v. 2—14 a J ) ; in E wird nur ihr Vorhandensein und eine kurze Schilderung gegeben", so beweist das gerade gar nichts für eine Doppelquelle, sondern spricht umgekehrt für Einheitlichkeit: weil der Erzähler die Beschreibung in v. 2 — 1 4 a gegeben hatte, konnte er sich jetzt kurz fassen. Am besten wird die Künstlichkeit der Quellenscheidung durch den häufig wiederholten Satz bei PBO. bewiesen, das und das Stück der Erzählung fehle, sei ursprünglich vorhanden gewesen, aber jetzt durch den anderen Bericht „verdrängt". Am Schluß konstruiert PBO. einen ganz gesuchten Unterschied zwischen J und E hinsichtlich der von Laban mit Bezug auf Rahel gestellten Forderung; das hat schon Gu. mit Recht abgewiesen, und in Wirklichkeit gibt auch PBO. ZU, daß in der Hauptsache gar kein Unterschied zwischen J und E bestehe, nämlich darin, daß J a k o b die Rahel bekommt, ohne erst die sieben weiteren Jahre abgedient zu haben. W i e es mit den „ s p r a c h l i c h e n Beweisen" aussieht, möge man hier wieder einmal an einem Beispiel bei PBO. prüfen. PBO. sagt zu v. 1 7 : „rp, das in J „zart" bedeutet ( 1 8 , 3 3 1 8 J ) und ein Vorzug ist, ist in E ein Fehler und Tadel". W i e lebensfremd und wie flüchtig in der Exegese! Wenn K i n d e r von dem diplomatischen Jakob als zart d. h. als schwächlich dargestellt werden 3 3 1 8 , so ist das 1. kein Vorzug, und 2. was bei kleinen Kindern begreiflich und entschuldbar ist, ist doch bei einer mannbaren Jungfrau nicht ebenso begreiflich und entschuldbar. Das setzt doch keinen andern Sprachgebrauch und keinen andern Erzähler, sondern nur einen Unterschied zwischen Kindlein und Jungfrau voraus. Und wenn ein junges Rind 1 8 , zartes, weiches Fleisch hat, so ist das zwar in der Tat ein Vorzug, aber wiederum setzt das keinen Unterschied im Sprachgebrauch und im Erzähler, sondern nur einen Unterschied zwischen einem jungen Rind und einer Jungfrau voraus. Im übrigen sagt selbst EISSF. S. 262* zu 2 9 1 7 _ 8 0 , die sprachlichen Argumente für Quellenmischung seien nicht zwingend, auch vielleicht in v. 17 b nicht, und sehr gut ist seine Bemerkung zu v. 26, die der ganzen Verwendung der Sprachargumente einen Stoß geben kann: „Auch v. 26, der wegen der hier gebrauchten Worte „die jüngere" und „die ältere" allgemein einer anderen Quelle zugewiesen wird als seine Umgebung, die „die kleinere" und „die größere" sagt (v. 16, v. 18), braucht nicht Beihefte z. ZAW 63

6

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aus dem Zusammenhang herausgenommen zu werden, da in den W o r t e n L a b a n s offenbar eine s p r i c h w ö r t l i c h e R e d e n s a r t v o r l i e g t , d e r e n S p r a c h g e b r a u c h s e h r w o h l von dem des E r z ä h l e r s abweichen kann"1. 29S1—3024. Die Gründe für Quellenscheidung sind: der doppelte Gottesname (fünfmal Jahwe, neunmal Elohim), der Wechsel von nox und nnpir, die doppelte Erklärung einiger Namen, der Widerspruch zwischen der Szene der Liebesäpfel und der nachfolgenden Erklärung der Geburt, der Unterschied zwischen der Numerierung der Söhne (z. B. 30 1 7 ) und der summarischen Zusammenfassung der Zahl (29 34 30 2 0 ) und sonstige Kleinigkeiten. Beim Wechsel der Gottesnamen wollen wir kein Gewicht darauf legen, daß die griechische Ubersetzung hierin bisweilen von M abweicht (z. B. 30 2 4 , hier auch in Aq Z Syr. 2 ), denn der hebräische Text bleibt der erstklassige Zeuge. Wichtiger ist, daß die Anhänger der Quellenscheidung selbst teilweise zugeben, der Gottesname sei hier kein durchlaufend sicheres Kriterium; Sm. z. B. sagt: „In 3 0 1 _ 8 erscheint v. 2. 6. 8 D'H^x, das freilich nur in v. 6 beweisend ist". Sm. erkennt ganz richtig, daß in v. 2 und 8 appellativisch ist, also leicht auch in jahwistischem Zusammenhang stehen kann. Darüber hinaus ist zu sagen, daß auch in v. 6 und 23 der Gottesname nichts gegen den Jahwisten beweist. Denn die beiden Namen und sind wohl Abkürzungen für Dani'el und Joseph'el; die theophoren Bestandteile der Eigennamen fallen ja oft weg (vgl. Natan usw.), aber in Gedanken schwingen sie doch mit, und um an diesen theophoren Bestandteil zu erinnern, gebraucht der Erzähler bei der Namenerklärung die Gottesbezeichnung Elohim. Uber v. 18 werden wir nachher sprechen. Auf jeden Fall kann der Wechsel des Gottesnamens unter diesen Umständen kein Kriterium für Quellenscheidung sein, hier so wenig wie anderwärts. Peocksch äußert noch eine sehr beachtenswerte Beobachtung zu den Gottesnamen; er sagt, die Vermeidung des Jahwenamens bei Gad und Asser 3 und die "Verwendung des Elohimnamens bei Dan und Naftali könnte eine Absicht des Redaktors andeuten, der diese Stämme nicht als ursprüngliche Jahwestämme ansah, und er fügt bei, daß diese Meinung geschichtlich würde gerechtfertigt werden können. Durch solche, gewiß sehr wichtige, Bemerkungen wird der Wert der Gottes1 2 5

Von mir gesperrt. In 30 ¡i hat Vetus Latina Dominus, die sahidische Übersetzung Dominus Deus. Bei diesen beiden Stämmen ist übrigens von Gott überhaupt nicht die Rede.

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namen als K r i t e r i u m d e r Q u e l l e n s c h e i d u n g vollends erschüttert, um so mehr, wenn solche Bemerkungen von überzeugten Anhängern der JE-Theorie gemacht werden. Ahnlich steht es mit den beiden "Wörtern für M a g d nristP' und npx, von denen jenes für J, dieses für E charakteristisch sein soll. Die Vertreter der Scheidungstheorie kommen hier in Not, denn die Sache stimmt nicht, weil in v. 7 und 18, die allgemein als E-Yerse angesehen werden, ni^sti'' steht. Daher sagt Sm., in v. 7 weise das nachhinkende ' l nnstr auf Mischung der Quellen hin, und zu v. 18 sagt er, 'nnst?' brauche nicht Korrektur für zu sein, es könne auch aus J 2 stammen, der im übrigen hier mit E übereinstimme. Gu. hilft sich in beiden Fällen in noch radikalerer Weise, indem er einfach die Worte in v. 7 und 18 als Glosse erklärt, denn das ist für Gu. klar, daß im E-Zusammenhang nnstt> nicht stehen kann. Man sieht hier besonders deutlich, was es mit dem sprachlichen Kriterium nnsB-*' — nox, das nach dem Dogma der JE-Theorie eins von den wichtigsten ist, auf sich hat. Zunächst ist zu sagen, daß nax nur einmal, nnSE> dagegen (v. 18 ungerechnet) fünfmal vorkommt, und daß nDN dieses einemal in der direkten R e d e steht, während überall in den e r z ä h l e n d e n Versen dieses Abschnittes nnst? gebraucht wird (über v. 18 siehe nachher); da scheint also eine A b s i c h t , eine wohlbedachte, wohl durch das wirkliche Leben begründete Unterscheidung vorzuliegen. In v. 7 hinkt übrigens Bilha, Raheis Magd keineswegs nach, wie SM. meint, sondern im Gegenteil; die vorausgehenden Worte l^ni ~)V "inni müssen sozusagen in e i n e n Begriff zusammengezogen werden; der Erzähler will in dem kurzen, summarischen Bericht über die Geburt der Söhne (besonders summarisch im Bericht über die Magdsöhne) keine Zeit- und Erzählungsspanne zwischen inn} und l^ni eintreten lassen. Auch ist l.Vri] Hi; "lECO im Vorhergehenden deutlich wie ein Begriff und fast formelhaft gebraucht 2 9 g . . . Auf jeden Fall kann unter solchen Umständen der Wechsel von npx und nnBB' (wenn man überhaupt von einem Wechsel sprechen will) nicht als Kriterium für Doppelquelle verwendet werden. Eine d o p p e l t e E r k l ä r u n g d e r N a m e n liegt genau genommen n u r z w e i m a l (bei Isaschar und Joseph) vor; sie wird von manchen Erklärern auch bei Sebulon gefunden; aber hier handelt es sich bei nicht eigentlich um eine Namenerklärung, sondern um ein Spiel mit dem Wort, wie wir das in Kp. 32 auch bei Mahanaim und namentlich bei Pnuel wieder finden werden. Die Erklärung für "itp'x 30 13 kann nicht als doppelte angesehen werden, und ^nti'X ist zu sehr identisch. Vollends künstlich ist es, bei Rüben 29 82 b zwei Erklärungen 6* 3

3 4

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zu konstruieren; die Künstlichkeit offenbart sich auch darin, daß der Wortlaut von v. 32b/9 geändert werden muß, um die künstliche Annahme einer doppelten Erklärung herauszubringen. Also sind von den zwölf Namen (Dina inbegriffen) ganz sicher sieben nur einmal erklärt, höchstwahrscheinlich aber sind zehn nur einmal erklärt und nur zwei sind doppelt erklärt. Angesichts dieser Tatsache kann man im Ernst nicht von einer doppelten Erklärung der Namen sprechen. Aber selbst wenn alle Namen doppelt erklärt wären, würde das noch nicht auf zwei Erzähler schließen lassen, sondern nur auf doppelte volkstümliche Erklärungen, die der Erzähler vorfand, oder die er selbst erdachte, wir würden hier wie manchmal sonst finden, daß der Erzähler Freude hatte an solchen Worterklärungen und Wortspielen und er sich hierin keinen Zwang auferlegte. Ganz unverständlich ist mir der Sinn von EICHEODTS Satz (S. 83): „Daß gerade fünf von den elf Namenserklärungen doppelt gegeben werden, macht eine Erklärung aus der Willkür des Erzählers zum mindesten unwahrscheinlich, auch ohne die anderen Quellenindizien, die damit keine Erledigung finden". Das muß doch noch nicht Willkür sein, sondern der Erzähler mochte von solchen Worterklärungen wiedergeben, soviel ihm eben überliefert waren. Eher könnte man den umgekehrten Schluß aufstellen: weil nur bei so wenigen und nicht bei allen Namen eine doppelte Erklärung gegeben ist, können hier unmöglich z w e i Berichte vorliegen, denn in diesem Fall müßte doch der Redaktor bei allen Namen eine doppelte Erklärung wiedergeben. Endlich könnte man statt der nur ganz spärlich vorliegenden Doppelheit der Namenerklärung auf einen ganz anderen Unterschied aufmerksam machen, nämlich auf den U n t e r s c h i e d d e r r e l i g i ö s e n u n d d e r p r o f a n e n E r k l ä r u n g , letztere bei Levi und bei Dina, auch bei Gad und Asser, wenn man bei diesen beiden nicht Anspielungen auf alte Gottheiten sehen will (vgl. das merkwürdige US, ncPN3 v. 11. 13). Auf diesen doch sehr wichtigen Unterschied hat man meines Wissens bisher nicht hingewiesen und ihn zum Anlaß der Quellenscheidung gemacht. Und ich werde der Letzte sein, der dies tut. Was nun aber die doppelte Namenerklärung in den zwei einzigen wirklichen Fällen betrifft, bei Isaschar und bei Joseph, so ist nicht einmal hier die Doppelheit sicher. Uber Isaschar werden wir nachher reden. Bei J o s e p h v. 24 hat man den lebhaften Eindruck, daß v. b nicht ursprünglich ist Die in v. 23 b gegebene Erklärung hat vollen Sinn, und zwar aus der unmittelbaren Gegenwart des Lebens der Rahel 1

In MK "0 steht« p ib ¡im

sup. ras.; MK101om. t,Di "raiti>; M i " om. loitb.

85 heraus; sie entspricht ganz und gar der orientalischen Anschauung, wonach eine Frau erst Ehre im Hause hat, wenn ihr ein Sohn geschenkt ist; die in v. 24 b gegebene Erklärung dagegen hat keinen guten Sinn, denn man freut sich doch (namentlich nach langer Kinderlosigkeit) nicht über einen Sohn, weil man noch einen zweiten bekommt; dies ist keine Erklärung aus dem Leben, aus dem gegenwärtigen Empfinden heraus, sondern eine künstliche Reflexion. "Vermutlich wurde diese Erklärung beigefügt, um eine Brücke zu dem letzten, noch fehlenden Sohn Benjamin zu schlagen; in dieser summarischen Ubersicht über die zwölf Söhne sollte der noch fehlende Zwölfte in diesem Zusatz wenigstens angedeutet werden. Wir werden sehen, daß auch bei Isaschar die „doppelte" Erklärung wegfällt, so daß der ursprüngliche Textbestand in 29 g l —30 21 überall nur e i n f a c h e E r k l ä r u n g enthielt. Die Behauptung, daß die Söhne das einemal numeriert, das andremal summarisch gezählt werden und daß dies auf zwei Quellen weise, wird niemand Ernst nehmen, der vom Bann der JE-Theorie frei ist. Das „Zusammenzählen" und das „Numerieren" ergänzt sich innerhalb des gleichen Berichts und hat beidemal seinen feinen Sinn. Am klarsten ist dies in 30 ¡¡Q, wo die Zahl der L e a s ö h n e a b s c h l i e ß e n d z u s a m m e n g e f a ß t ist. Sehr fein ist es in 29 8 4 : hier soll Jakobs Bindung an Lea zusammenfassend durch die rasch aufeinander erfolgte Geburt der drei Söhne zum Ausdruck gebracht werden. Möglicherweise stehen sechs und drei (30 20 2 9 8 J auch in einem gewissen Zusammenhang untereinander; jedenfalls ist beidemal bei diesen Summierungen gerade auch das betont, daß Jakob Lea durch die drei bzw. sechs Söhne, die sie ihm geboren hat, verpflichtet ist, vgl. den ganz buchstäblichen Gleichklang der Worte in 29 Sia ß y und 30 a o a / i r Ebenso ist die „Numerierung" 30 17 sachlich durchaus begründet. Nach der Pause in Leas Gebären zwischen Juda und Isaschar will nun der Erzähler beim Wiederbeginn der Lea-Reihe sagen: dieses war der f ü n f t e Sohn. Zu welchen Absonderlichkeiten diese künstliche Unterscheidung bei der Quellentheorie führt, zeigt das Verfahren einiger Anhänger der Quellenscheidung (PHO. G U . EISSF.) bei v. 12: allgemein werden v. 9 bis 16 dem J zugeteilt (auch von PBO. GU. EISSF.), aber v. 12 b muß von E sein wegen „Zählung der Einzelnen". Und so erreicht man in v. 12 folgende widersinnige Satzzersplitterung: dann gebar Silpa, Leas Magd, (J) dem Jakob einen zweiten Sohn (E) [Gu.J oder: und Silpa, Leas Magd, gebar Jakob (J) einen zweiten Sohn ( E ) [EISSF.] ! Die einzige namhafte Schwierigkeit ist die E p i s o d e m i t d e n L i e b e s ä p f e l n , für die aber auch die Quellenscheidung, nicht einmal die Dreiquellenteilung eine befriedigende Lösung bringt. Es ist klar,

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daß diese Episode aus dem Rahmen des Ganzen herausfällt, sowohl dadurch daß der Erzähler hier ausführlicher wird, während er sonst Geburt auf Geburt in raschem Uberblick folgen läßt, als dadurch daß im folgenden bei Rahel v. 22 nichts von einer Wirkung der Liebesäpfel, sondern von göttlicher Hilfe erzählt ist, und endlich vor allem dadurch daß die Episode einen merkwürdig fremdartigen Geist trägt Aber das ist gerade für den Haupterzähler der Genesis, den großen Jahwisten, charakteristisch, daß er solche erratische Blöcke in seinem "Werk hat, sie sind ihm aus der Volksüberlieferung zugekommen, er läßt sie, ja man hat bisweilen den Eindruck, er liebt sie, und er benützt sie, um seiner Erzählung den Charakter des grauen Altertums zu geben. Es ist der gleiche Fall wie bei 15, ff. Der Zuhörer in der salomonischen Zeit soll immer wieder den Eindruck bekommen: was für merkwürdige Zeiten und altertümliche Bräuche sind das gewesen! Aber zugleich will der Erzähler ü b e r d e n a l t e n B r a u c h h i n a u s f ü h r e n und die Zuhörer an ihren eigenen geistigen Besitz erinnern. Daher fügt er im folgenden v. 22 (wie schon 17 a) die eigene religiöse Betrachtung hinzu, ähnlich wie in der Erzählung über das Orakel-Efod beigefügt ist, daß der befragende David sich dabei im Gebet an Jahwe gewendet hat 1 Sam 23 9ff. Magisches und Geistliches verbinden sich. Die herkömmliche Ansicht scheidet hier zwischen den beiden Quellen J und E und glaubt, die Art des E hier sehr deutlich erkennen zu können: E ersetze Profanes durch Religiöses; während die Geburt bei J durch sehr menschliche Ursachen zustande gekommen sei, werde bei E Geburt und Name durch Gottes Eingreifen motiviert. Nach meiner Ansicht haben wir hier n i c h t z w e i (oder drei) Q u e l l e n , sondern es sind sozusagen z w e i Z e i t e n , die hier nebeneinander stehen, die graue Vergangenheit mit ihren Anschauungen und Bräuchen und die Gegenwart des Jahwisten selbst mit seinen Gedanken und erzieherischen Absichten. Übrigens ist ja auch nach der JE-Theorie ein solcher Hergang innerhalb dieser J-Erzählung vereinzelt, mehrfach führt J auch bei der JE-Theorie die Geburt ausdrücklich auf Jahwes Eingreifen zurück, vgl. 2931ff. Endlich ist der Hiatus, der zwischen v. 16 und 17 gefunden wird, tatsächlich nicht vorhanden; 17a kann ohne weiteres als Fortsetzung von 16 verstanden werden; daß es zur Schwangerschaft und Geburt kommt, wird nach der religiösen Betrachtung des Erzählers als Gottes Hilfe angesehen wie 30 2 2 ; v. 17 wäre zudem ohne etwas Vorausgehendes gar nicht verständlich. 1

Es ist eigenartig, daß solche seltsame Episoden 6ich gerade mit Rüben verbinden, vgl. noch 35 i 2 .

29 3 1 -30

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An die Tiefe der Schwierigkeit eines Stückes wie Gen 30 1 4 _ 1 6 reicht die Quellenscheidung nicht. Es gibt in der Genesis einige solche seltsame Stücke 1930h. 30 14 _ 18 35 22 38, auch 6 t j., sie sind teilweise ganz abrupt, wie in die Erzählung mitten hineingeworfen vgl. 35 22 , sie sind teilweise gänzlich unmotiviert, aus dem Vorhergehenden oder aus dem Folgenden in keiner Weise begründet vgl. 30 14 _ 16 , sie stehen gänzlich isoliert in ihrer Umgebung wie Kp. 38, und man weiß oft gar nicht recht, was der Erzähler eigentlich damit will. Die Quellenscheidung genügt nicht, auch nicht die Scheidung innerhalb der J-Schicht in einen J 1 und J 2 , auch nicht die Annahme eines „L", zumal da diesem „L" nicht alle diese seltsamen Stücke zugeschrieben werden, und vor allem weil diese seltsamen Stücke auch innerhalb „L", der noch vieles gänzlich Andere hat, ebenso unbegreiflich drin stehen. Allemnach müssen andere Methoden zur Aufhellung solcher Schwierigkeiten gefunden werden, wenn sie sich überhaupt aufhellen lassen. Ich habe vorhin versucht, eine Absicht des Erzählers anzudeuten; aber ich bin mir bewußt, daß damit nur ein kleiner Teil dieser ganzen Frage beleuchtet ist. Nun steht inmitten der Episode mit den Liebesäpfeln die N a m e n e r k l ä r u n g f ü r I s a s c h a r v. 16. Eine zweite folgt in v. 18a. "Während die erste Erklärung sinnvoll ist, ist die zweite (ähnlich wie bei Joseph) sehr verwunderlich und gibt keinen rechten Sinn, denn die Frau kann wohl dafür einen Lohn erwarten, daß sie zugunsten der anderen auf die Liebesäpfel verzichtet, aber doch nicht eigentlich dafür, daß sie dem Mann ihre Magd beigegeben hat. Es ist mir daher wahrscheinlich, daß diese Erklärung des Namens v. 18 eine geistliche Zutat ist, um den Namen Isaschar von der Sache mit den Liebesäpfeln zu entlasten, und ich schlage vor, v. 18 a oder 18 a,ß als Glosse herauszusetzen. Der Glossator entnimmt seine Glosse aus dem Bestand der Erzählung (v. 9—13) und greift dabei auf das zurück, was der Episode mit den Liebesäpfeln unmittelbar vorausging. Und schließlich ist zu sagen, daß die „zweite" Namenerklärung (hier ganz im Unterschied von den beiden Erklärungen für Joseph) im Grund keine andere ist als die erste. An K l e i n i g k e i t e n sei zuerst erwähnt, daß 30! wegen des doppelten Subjekts Rahel auf zwei Quellen verteilt wird. Aber einmal wird eine solche Doppelerwähnung des Subjekt-Namens vom Erzähler manchmal gebraucht und hat jedesmal irgend einen besonderen Sinn, vgl. z. B. 31 36 . Sodann führt die Quellenscheidung hier zu einer unerträglichen Zerreißung der zusammengehörigen Sätze l a « und laß. Endlich aber würde man, wenn etwa eine Schwierigkeit vorhanden wäre

88

Besonderer Teil

durchaus nicht zur Quellenscheidung zu greifen brauchen, sondern man könnte die übliche Methode der alttestamentlichen Textkritik benutzen Weiter meint man, 3 ba sei parallel 3 bß und die Varianten weisen auf zwei Quellen. Das ist ganz und gar unbegründet; 3bß ist die notwendige Fortsetzung und E r g ä n z u n g zu 3ba, und es ist ganz unberechtigt, daß Gu. das d-i nicht übersetzt und dadurch die Verschiedenheit und den Ton der beiden Sätze verwischt. Bei v. 3 bemerkt P h o c k s c h : „Während bei J die nnpts' als Leibmagd der Frau ohne weiteren Rechtsakt legitime Kinder gebiert, sobald sie dem Manne zu diesem Zweck überlassen wird [wobei P r o . auf v. 10 vorausblickt], wird in E die rechtliche Adoption erst durch diese Sitte [auf den Knien gebären] perfekt". Wie l a n g w e i l i g wäre es, wenn der Erzähler in v. 10 den gleichen Vorgang nocheinmal wiederholen würde! Wohin sich die JE-Theorie mit ihren Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten verirrt, dafür noch zwei Sätze aus P r o c k s c h : „Im folgenden [nämlich nach v. 6] ist die Stellung von apy^ vor p ein Zeichen für J, hinter p ein Zeichen für E, da nur E die Söhne numeriert" und: „v. 19a könnte wegen "ny (298S.84.85 307aa J) auch J sein, aber v. 19b ist E, wie die Zahlangabe vor apir"? zeigt". E r g e b n i s : Es l i e g t kein G r u n d v o r , in 2 9 8 1 — 3 0 2 * Q u e l l e n s c h e i d u n g v o r z u n e h m e n , und es ist kein A n l a ß g e g e b e n , i r g e n d einen B r u c h t e i l i n n e r h a l b d i e s e r V e r s e einem E zuzuweisen. ^SS-41*

Zunächst 3 0 a 6 _ 8 0 . Trotzdem bei diesen Versen alle Anhänger der Quellentheorie in der Verteilung übereinstimmen, ist doch zu sagen, daß h i e r n i e m a n d auf den G e d a n k e n e i n e r Q u e l l e n s c h e i dung k ä m e , wenn diese Theorie nicht schon von vorher da wäre. Folgendes führt man als Gründe der Scheidung an: 1. Zweimal bitte Jakob, ihn zu entlassen 25. 26 a. Das ist nicht richtig, denn nur v. 25 bittet er um Entlassung, v. 26 a bittet er, daß man ihm seine Angehörigen überlasse; v. 26a bringt also die notwendige E r g ä n z u n g zu v. 25. 2. Zweimal setze Labans Rede ein v. 27 und v. 28. Das ist nicht richtig, denn v. 28 setzt Laban nicht neu ein, sondern er fährt in seiner Rede fort; er bringt auch bei diesem Fortfahren deutlich Griechische Handschriften (s. B b o o k e - M c L e a n ) lassen vermuten, daß hier oder daß statt Bahel oder mit Bahel zusammen Lea im Text Btand. Ich erwähne das nur der Vollständigkeit wegen, um zu zeigen, daß auf die eine oder andere Weise geholfen werden könnte, falls man Textverderbnis annehmen will. Ich selbst halte wie oben gesagt den Text des M durchaus für richtig. 1

Rahel fehlte

29 3,-30

30 2S—4j

89

etwas Neues zu dem vorher Gesagten hinzu. Zwischen v. 27 und 28 ist keineswegs eine „Fuge", wie KAU.4 behauptet, sondern v. 27 ist die gegebene, echt orientalische, echt Labansche höfliche, gewinnende, schmeichlerische Einleitung zu v. 28, die captatio benevolentiae, damit er von Jakob einen möglichst vorteilhaften Handel herausschlagen kann. 3. Zweimal frage Laban, was er „geben" soll v. 28 und v. 31. Das ist richtig, aber die daraus gezogene Folgerung ist unrichtig und die entgegengesetzte Folgerung ist richtig. Laban sagt: nenne den Lohn, darauf antwortet Jakob nicht sofort: das und das sollst du mir geben, das würde durchaus gegen die orientalische Höflichkeit verstoßen, er weist nur hin auf das, was Laban durch ihn profitiert hat. Und darauf fragt Laban mit vollem Grund noch einmal: also was soll ich dir geben? Der Erzähler schildert die beiden Männer als ausgesuchte Diplomaten, von denen einer den andern an Verhandlungsgeist tiberbietet. "Wie wird diese sachliche und künstlerische Feinheit, dieses Hin und Her der Rede durch die Quellenzerschneidung zerstört! Weiter findet man v. 28 unmotiviert, da doch die Frauen der verabredete Lohn seien (vgl. v. 26 b), und wenn Laban diese Jakob mitgebe, so habe er keinen Grund mehr, von sich aus einen Lohn anzubieten, wie es v. 28 geschieht. Aber der Lohn v. 28 bezieht sich auf das Kommende und die scheinbar im V o r a u s g e h e n d e n unmotivierte Erwähnung des Lohns wird durch das F o l g e n d e motiviert, v. 28 muß die folgende Geschichte mit dem Leitwort IfW einleiten. Außerdem ist das Anerbieten Labans auch im unmittelbar Vorhergehenden durch v. 27 b psychologisch vorbereitet. Endlich heißt es, v. 26 b sei parallel v. 29 a; die beiden Verse seien zwar der Form nach ähnlich, aber dem Sinn nach verschieden; v. 26b betone die Bedingungen, 2 9 a den Wert des geleisteten Dienstes. Aber das ist wiederum nicht richtig. Denn v. 26 b begründet die Bitte der V e r a b s c h i e d u n g : Jakob hat seine vierzehn Jahre abgedient und sich mit diesem Dienst Weiber und Kinder erworben, er hat ein B,echt darauf, jetzt verabschiedet zu werden, v. 29 a dagegen begründet die Höhe des jetzt in der sich anbahnenden Verhandlung zur Abmachung kommenden k ü n f t i g e n Lohns, vgl. v. 31 Schluß. Es sind also zwei verschiedene Dinge, und beide Antworten Jakobs sind ohne jede Schwierigkeit in einer einheitlichen Erzählung denkbar. Nun 3 0 3 ! _ 4 s . Die Verse werden überwiegend J bzw. der J-Schicht zugeteilt, KAU.1-8 KAÜ.-SOC. (mit einigen redaktionellen Zutaten) fanden hier einheitlichen J-Bericht, SM. EISSF. J 1 und J 2 bzw. L und J ; STEU. schreibt nur v. 32—34 dem E zu, Gu. gibt dem E 32—34 (außer 32 ipn bis xi^tpi J und den beiden Angaben über schwarze Lämmer in

Besonderer Teil

90

32. 33 R) und einige Worte in 37. 38, dann 39 a. 40 a/? (außer Dirr^l R). Nur PKO. macht den Anteil des E größer: 31b TO) xvoita t (134), 44,„ v.voios i (56)*, 4 5 » *iipws D , 48, 5 xvoios B statt ö-eös 2°, 50 2 1 b/i + ^

m (72), 50 8 4 by ( > 3Ji) xtioiae 31.

Textkritische Bedeutung kommt diesen Differenzen so wenig zu w i e dem Umstände, daß in 45 6 und 45, j e zwei hebräische M S S ffirr statt n^nis lesen. » V g l . LÖHE

17.

149

I I . N a m e des dritten Patriarchen

Selbst bei D A H S E wirkt dieses Axiom nach, wenn er meint, daß hier aus Überarbeitung stamme, die damit zusammenhänge, daß mit 43 1 4 ein neuer Seder beginne x. Von der eben festgestellten Regel gibt es nur e i n e Ausnahme 2 : in 46 2 sagt der Erzähler selbst D'r&x. Aber 46 ^ — 5 a fällt inhaltlich völlig aus dem Rahmen der Josefsgeschichte heraus: während Gott sonst als der u n s i c h t b a r e Lenker der Menschengeschicke erscheint, greift er hier persönlich ein („Gott sprach zu Israel.."), und während sonst sich alles um Jakob und seine Söhne dreht, wird hier die Verbindung zurück zu Isaak gezogen 3 . Der letztere Fall liegt, um das gleich anzufügen, auch in 48 1 5 ( . vor, wo Jakob bei seinem Segen über Josef und dessen Söhne feierlich auf Abraham und Isaak Bezug nimmt. Beide Stellen erweisen sich auch dadurch als dem ursprünglichen Zusammenhang fremd, daß sie mit dem Kontext in Widerspruch treten, 46 3 mit 45 28 , 48 1 6 f. mit 48 20 (s. u.). Diese beiden Stücke sind die einzigen, die die Einheit der Josefsgeschichte stören, sie werden uns noch beschäftigen müssen. Da die Gottesnamen zur Quellenscheidung nicht ausreichen, ersetzt man ihre Funktion in der Josefsgeschichte gern durch den Hinweis auf den N a m e n d e s d r i t t e n P a t r i a r c h e n : J sage Israel, E sage Jakob. Aber die Rechnung geht nicht auf, man muß, besonders in Kp. 48, auf beiden Seiten so viele Ausnahmen in Kauf nehmen, daß sich damit auch d i e s e s kritische Instrument als zu stumpf erweist 4 , 1

DAHSF. S. 4 f. 157. — DAHSES radikale These, daß überhaupt nirgends in der Genesis außer in 49 2 6 ursprünglich 6ei, erklärt sich aus seiner Überschätzung der Septuaginta. EICHRODT S. 36 f. hat den schwachen Punkt in DAHSES Beweisführung richtig herausgefunden. — D e r oben im T e x t festgestellte Grundsatz im Gebrauch der Gottesnamen beweist übrigens, daß in der Josefsgeschichte, die Paraschen- und Sedarim-Einteilung ohne Einfluß auf die W a h l der Gottesnamen gewesen ¡6t (gegen DAHSE S. 94 f.). D a s mahnt auch an anderen Genesis-Stellen zur Vorsicht g e g e n diesen Erklärungsversuch. 2 4 9 1 9 bleibt natürlich außer Betracht. 3 V . 1 b gehört deshalb mit v. 2 ff. aufs engste zusammen und kann nicht einer anderen Quelle zugewiesen werden als die Fortsetzung, g e g e n ZIMMERLI, Geschichte und Tradition von Beerseba im Alten Testament, 1932, S. 13. 18. — Zu v. \a,ß s. u. S. 165. 4 Vgl. z. B. EICHRODT 104: „Dies Beispiel zeigt, daß die N a m e n Israel und Jakob . . . da und dort vertauscht wurden und nicht als ausschlaggebendes Quellenindiz verwendet werden dürfen" oder PROCKSCH 421: „E hat in diesem Kapitel [48] wirklich gesagt." — EERDHANS (S. 65 ff.), der schön zeigt, daß die Aufteilung der Josefsgeschichte auf J und E am T e x t scheitert, 6ucht sie statt dessen in eine Israel- und eine Jakob-Rezension zu zerlegen. N a c h der W i d e r l e g u n g durch HOLZINGER ( Z A W

1911,

55ff.)

und

EICHRODT ( S .

97ff.;

braucht darauf nicht mehr eingegangen zu werden.

vgl.

auch

SKINNER S .

439)

150

I I . N a m e des dritten P a t r i a r c h e n

ganz abgesehen von der Unsicherheit der textlichen Überlieferung1. Völlig einheitlich ist die Josefsgeschichte darin, daß sie die Söhne des dritten Erzvaters nie „Söhne Jakobs", sondern stets „Söhne Israels" nennt2, offenbar um sie damit als die Vertreter der späteren 'jn zu kennzeichnen. Was den sonstigen Wechsel zwischen Jakob und Israel angeht, so hat es nicht an Versuchen gefehlt, ihn aus i n n e r e n Gründen zu erklären; aber immer wieder stellte sich heraus, daß eine Anzahl von Stellen sich dem angenommenen Prinzip nicht fügte 8 . Deshalb scheinen 1

D a z u 8. D A H S E S. 131 f. 137 ff. ® D e r J a k o b s e g e n (49 s ) scheidet natürlich aus; in 35 22 - 46 2 8 liegt sekundärer T e x t vor. D a ß @ in 49 2 a u n d ©MSS in 42 6 . 46 5 o« vioi Iav.mß lesen, fällt textkritisch nicht ins Gewicht. A u c h d e r Auedruck „ J a k o b u n d seine Söhne" erscheint n u r an d e r späten Stelle 46 9 und in d e m nicht ursprünglichen griechischen T e x t von 47 5 . * So stellte z. B. H U M M E L A Ü E B in seinem Commentarius in Genesim 1895, S. 515 die R e g e l auf, d e r N a m e J a k o b w e r d e gebraucht, w e n n es sich um die Söhne d e r L e a u n d d e r N e b e n f r a u e n handle, dagegen d e r N a m e Israel, wenn von d e n Söhnen d e r R a h e l die R e d e sei. D A H S E (S. 136 ff.) erweiterte diese Anschauu n g dahin, daß Israel auch dann gesagt werde, wenn eine Beziehung zu Sichern vorliege; auch r e c h n e t e er mit d e r Möglichkeit, daß die beiden N a m e n abgekürzt n u r als ' i geschrieben gewesen sein könnten, was sowohl zu a p s i als auch zu ix-ffii ergänzt w e r d e n konnte (S. 142). W ä h r e n d die letztere A n n a h m e überhaupt auf eine E r k l ä r u n g aus inneren G r ü n d e n verzichtet, w e r d e n auch die beiden anderen d e m T a t b e s t a n d nicht g e r e c h t : in 37 8 4 . 42 4 . 4 7 , . 4 8 2 f . steht „ J a k o b " trotz des Zusammenhangs mit Josef oder B e n j a m i n (die E i n w ä n d e D A H S E S verfangen nicht), und wenn in 46 1 „Israel" deshalb gesagt sein soll, weil hier nicht bloß die nächste Verwandtschaft Jakobs, sondern auch „alles das, was nach 34 a 9 aus Sichern sich bei ihm b e f a n d " (S. 136), gemeint sei, so ist nicht zu begreifen, w a r u m in 46 6 plötzlich „ J a k o b " steht, während sich der Kreis d e r Begleiter J a k o b s nicht verändert hat. E i n e n anderen W e g schlug H E I N I S C H ein (der W e c h s e l d e r N a m e n J a k o b und Israel in d e r Genesis, i n : B o n n e r Zeitschrift f ü r Theologie und Seelsorge 6 [1929], S. 115ff.): „wir dürfen annehmen, daß der Schriftsteller, wenn er Israel gebrauchte, an den P a t r i a r c h e n dachte, sofern er d e r S t a m m v a t e r des Volkes war. D a s wäre der Fall, wenn er an dieser Stelle etwas berichtete, was f ü r die Geschichte nicht n u r der Familie, sondern auch des Volkes, das aus ihr hervorgehen sollte, von Bed e u t u n g ist. D e m e n t s p r e c h e n d wird d e r Schriftsteller den N a m e n J a k o b dann gebrauchen, wenn es sich u m m e h r persönliche Erlebnisse des P a t r i a r c h e n und seiner Familie handelt, die auf die späteren Schicksale des Volks weiter keinen Einfluß ausgeübt h a b e n " (S. 123 f., vgl. 129). A b e r auch dieser — übrigens keineswegs n e u e (vgl. G B E E N 598 684) — Vorschlag hilft nicht weiter. D e n n von diesem Prinzip aus ist 49 1 ebenso unverständlich wie das Verhältnis von 461 zu 46 6 a (gegen S. 127 f.), u n d was h a t es mit d e m Schicksal des Volkes zu tun, daß J a k o b zur Reise nach Ä g y p t e n ägyptische W a g e n benützt (45 21 , gegen S. 126); auch die Bed e u t u n g von 3 7 3 . 1 s f ü r das künftige Israel ist sehr weit hergeholt (S. 125). Umg e k e h r t : ist das erste B e t r e t e n palästinischen Bodens durch J a k o b 33 1 8 nicht von höchster B e d e u t u n g f ü r I s r a e l ? Trotzdem steht „ J a k o b " (gegen S. 124). Dazu

II. Sprachbeweis

151

hier nur zwei Möglichkeiten in Betracht zu kommen: entweder ist in bözug auf diese synonymen Namen der ursprüngliche Textbestand so sehr gestört, daß wir den ursprünglichen Grund für den Wechsel nicht mehr d u r c h s c h a u e n o d e r aber hat der Erzähler die beiden Namen einfach promiscue gebraucht 8 , so daß es falsch ist, hier nach einem Prinzip zu fahnden. Aber wie dem auch sei, sicher ist, daß der Wechsel dieser Namen im jetzigen Text nicht zur Grundlage einer Quellenscheidung gemacht werden kann. Was den sonstigen S p r a c h b e w e i s betrifft, so geht es da merkwürdig zu. Wie oft lesen wir: „Der und der Ausdruck ist sonst charakteristisch für E, d i e s mal gehört er zu J " oder umgekehrt 8 , d. h. wenn die Quellenzugehörigkeit nach irgendwelchen anderen Gesichtspunkten entschieden ist, läßt man sich durch Sprachdifferenzen nicht stören. Da also dieses Argument auf Seiten der Quellenscheidung selbst nicht völlig ernst genommen wird, brauchen wir uns nicht länger dabei aufzuhalten. Nur im Vorbeigehen sei bemerkt, daß die Richtigkeit der bekannten Behauptung, J nenne den Sack nnnON, E mit einer Textänderung in 42 2 , erkauft werden muß, die sich nicht auf ® stützen kann, weil dort selbst schon sekundäre Harmonisierung vorliegt. Aber haben wir nicht so und so. viele D u b l e t t e n u n d W i e d e r h o l u n g e n , die gebieterisch nach einer Quellenscheidung verlangen? und enthält die Josefsgeschichte nicht auch sachliche W i d e r s p r ü c h e , die es ausschließen, sie als eine einheitliche Erzählung aufzufassen? Um hier zu klaren und standfesten Ergebnissen zu kommen, bleibt nichts anderes übrig als die Josefserzählung Kapitel für Kapitel durchzugehen und zu prüfen, ob hier wirklich zum "Verständnis des Textes eine Zerlegung und Aufteilung auf verschiedene Quellenschriften nötig ist. kommt, daß H E I N I S C H seinem eigenen Prinzip dadurch in den Rücken fällt, daß er an mehreren Stellen, wo eben das Prinzip schlechterdings nicht stimmt, die Möglichkeit einer bloßen Abwechslung freigibt (426. 46 a . 6 . 2 9 f. 48 2 f.). 1 Sehr einleuchtend ist die Ansicht von KLOSTERMANN, der Pentateuch, 1 8 9 3 , S. 40 f., daß einer der beiden Namen des öfteren der Verdeutlichung halber zu einem ursprünglichen „sein Vater, ihr Vater" oder zu einem bloßen pronominalen Subjekt hinzugesetzt worden sei. Die Septuaginta scheint auf diesem Wege der Verdeutlichung noch weiter gegangen zu sein: allein nach der Konkordanz von H A T C H - R E D P A T H , also ohne Einrechnung der Minuskeln, hat © an 3 1 Stellen ein Iaxcoß, das in 2 R fehlt ( D A H S E 1 3 9 ) . 3 Dies ist auch die Meinung von "W. M Ö L L E B S. 170 f. 205 f., aber seine Begründung ist sehr künstlich. — Daß der „Elohist", der 4 6 I A / I — 6 a eingeschaltet hat, die beiden Patriarchennamen promiscue gebraucht, folgt unwiderleglich aus 46,, wo Textänderungen unberechtigt sind. » S. z. B. u. S. 158

I I I . Prüfung der einzelnen Kapitel

152

III. 37

Der ganze Yers 1 gehört zu „P" \ ebenso aus v. 2 die drei ersten Worte, ferner „17 J a h r e alt" und i u n ns^i 'jrrnxi n r t a Das ganze übrige Kapitel ist jahwistisch und enthält keine Widersprüche. Noch WELLHAUSEN 2 hatte das wenigstens für den ersten Teil des Kapitels zugegeben („der sachliche Zusammenhang des 37. Kapitels würde allerdings kaum Veranlassung zur Scheidung zweier Fäden geben, wäre nicht der Schluß v. 25—36"), aber die spätere Quellenkritik hatte die völlige Aufteilung auf J und E durchgeführt. Mit welchem Recht, ist nun zu untersuchen. 1. v. 2 und v. 12ff. schließen sich nicht aus: v. 2 schildert das gewöhnliche Tun Josefs (rvn mit Partizipium), v. 12 ff. berichtet einen besonderen Fall 3 . — v. 2 ist zu übersetzen: „Josef war Hirte mit seinen Brüdern beim Kleinvieh, und er war jung, und Josef brachte üble Nachrede über sie zu ihrem Vater"; die Ubersetzungen bei JACOB, KÖNIG und RUBÍN, von denen jeder den Vers anders wiedergibt, sind nicht richtig, auch besteht zu Konjekturen (GUNKEL, PROCKSCH) kein Anlaß. 2. v. 3—10 ist ein einheitlicher Abschnitt (EISSFELDT) : Rock und Träume z u s a m m e n bewirken den H a ß der Brüder, v. 5 b kommt zu früh und ist mit © zu streichen, aber auch v. 8 b ist verfrüht, wie der Plural „Träume" zeigt, und ist hinter v. 9 zu stellen. In v. 10 heißt RNN'^NL „w i e seinen Brüdern" (KÖNIG), deshalb ist v. 9 f. nicht nach © zu ändern. 3. Zu dem H a ß (v. 3—10) bildet Eifersucht (Neid) v. 11 keinen Gegensatz, sondern eine Ergänzung *. Hinter dieser Eifersucht steht der Glaube an die Wahrheit der Träume (vgl. v. 19 f.). 4. Zu der Nennung von Sichern und Dothan in v. 12 ff. bildet die Erwähnung des midbär in v. 22 keinen Widerspruch: warum soll es nur bei Beerseba eine „Trift" geben? (gegen SMEND S . 100). PEOCKSCH S. 227 nimmt mit Recht an, daß die Brüder im sohl el 'arräbe weiden. Daß sie von Hebron aus so weit nach Norden ziehen (SMEND S. 100), hat nichts Auffallendes: angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit — die Zisterne v. 24 b ist wasserlos, der Frühregen also noch nicht eingetreten — müssen sie weit gehen, um für ihre Tiere etwas Weidbares zu finden. Ich darf darauf verweisen, daß wir im Spätsommer 1928 1 8 s 4

Die Gänsefüßchen erklären sich aus dem auf S. 145 über P Gesagten. a. a. O. S. 52. Ziemlich anders H O R O V I T Z S. 39 ff. 50, doch s. R Ü B I N S. 11. Vgl.

HOROVITZ 4 7 .

RUBIN

10.

Kapitel 37

153

Leute von den Ta'ämere (nordöstlich von Hebron) mit ihren Herden in der Küstenebene nicht weit von er-Ramle vorfanden. 5. In v. 13f. liegt keine Dublette vor; die Verteilung auf zwei Quellen liefert nur zwei Torsi (vgl. RUBIN). 6. Ebensowenig ist v. 18 eine Dublette zu v. 19 ff.; v. 19 ff. ist vielmehr nur die nähere Ausführung von v. 18 b: „sie faßten den arglistigen Plan wider ihn, ihn zu töten" K 7. Daß sich v. 21 mit v. 22 ff. stoße, ist nicht richtig. Die Einsetzung von „ Juda" statt „Rüben" in v. 21 ist ganz willkürlich; in Wirklichkeit setzt Rüben in v. 22 ff. auseinander, wie er den Vorschlag v. 21 b meint (so jetzt auch PROCKSCH, der mit DAHSE 8 . 1 3 3 die drei ersten "Worte von v. 22 streicht, die in einer griechischen Handschrift und in der äthiopischen Ubersetzung fehlen; doch bedarf es dieser Streichung nicht vgl. 1 9 9 . 4 7 8 B / 4 . 2 Sam 1 6 1 0 L . 17,F. 2 Reg 6 27i., vielleicht auch Esther 7 5 ) . v. 2 1 ist mit PROCKSCH ZU übersetzen: „er wollte ihn retten". 8. Der Rat Rubens (v. 21 f.) ist nicht parallel dem Rate Judas (v. 26 f.), sondern beide sind nur nacheinander verständlich. Zunächst wollen die Brüder Josef töten und dann in die Grube werfen (v. 20); da legt sich Rüben ins Mittel, ohne die Brüder merken zu lassen, daß er Josef retten will: „werft ihn in die Grube, aber tötet ihn nicht" (v. 21 f.). Die Brüder folgen dem Rat (v. 24); daß sie aber ihre ursprüngliche Absicht noch nicht aufgegeben haben, zeigen die Worte Judas v. 26f.: erst der Gedanke an Gewinn 2 bringt sie von der Tötungsabsicht ab, der Anblick der Ismaeliter läßt den Verkaufsplan entstehen. Verteilt man hier auf zwei Quellen, so bleibt J wenigstens bei GUNKEL (v. 21. 23. 25) und bei EISSFELDT (V. 21. 2 5 a ß) unverständlich, denn hier fehlt zu dem negativen Vorschlag, Josef nicht zu töten, ein positiver Gegenvorschlag, ohne den die Brüder bei ihrem großen Haß niemals bereit gewesen wären, auf die Tötung zu verzichten. Auch beim J-Bericht von PROCKSCH (V. 1 8 b. 23. 25) wird nicht genügend deutlich, warum sie plötzlich von der Tötungsabsicht abstehen und sich mit dem Abreißen des Rocks begnügen. Zudem haben wir kein Recht, einen Text zu zerreißen, der einheitlich einen guten Sinn gibt. — Nach v. 27 b stimmten die Brüder dem Rate Judas zu 8 ; daß Rüben trotzdem nicht einverstanden war und nur scheinbar zustimmte, brauchte wegen v. 29 nicht besonders gesagt zu werden: warum ginge er a l l e i n zur Grube, 1

Das ist die richtige Übersetzung von LBSINIL ( K Ö N I G ) ; falsch bei G U N K E L : „sie beredeten sich". 2 Das Wort hat materiellen, nicht moralischen Sinn, gegen ROBIN 15 f. * Daß v. 27b den entgegengesetzten Sinn habe (HOKOVITZ S. lOf. nach JACOB), ist u n z u t r e f f e n d (RUBIN 17).

I I I . Prüfung der einzelnen Kapitel

154

wenn nicht, um seine ursprüngliche Rettungsabsicht auszuführen und dem Plan seiner Brüder zuvorzukommen? Daß der Text nicht alle Einzelheiten berichtet, zeigt doch auch die Nachholung 42 2 1 zur Genüge. 9. Der Angelpunkt für die Ismaeliter-Midianiter-Frage ist v. 28, wonach Midianiter den Josef heraufzogen und ihn an die Ismaeliter verkauften, die ihn dann naeh Ägypten brachten (in v. 28 b muß natürlich Subjektswechsel eintreten) x . Der Plan der Brüder kam also nicht zur Ausführung, weil ihnen die Midianiter zuvorgekommen waren: sie hatten inzwischen den Josef heraufgeholt, um ihn nachher an die nach Ägypten ziehenden Ismaeliter zu verkaufen 2 . Damit das geschehen konnte, mußte der Essensplatz der Brüder abseits von der Grube liegen. Das geht aus v. 29 deutlich hervor, war vielleicht aber auch in v. 25 ursprünglich ausdrücklich gesagt, wo vor nt^'l ein npT'] „und sie gingen abseits" ausgefallen sein könnte. (Übrigens wäre bei Quellenscheidung dieselbe Annahme für E allein notwendig, vgl. G U N K E L 4 0 3 . P R O C K S C H 3 8 9 ) . Mit dieser Auffassung von 37 2 8 stimmt nicht nur 3 9 1 (Potifar kauft den Josef von den Ismaelitern), sondern auch 37 3 6 8 , wo es j a nicht heißt, daß die Midianiter ihn nach Ägypten g e b r a c h t , sondern v e r k a u f t 4 haben, natürlich durch die Ismaeliter; in 45 4 , wo die gleiche Ausdrucksweise vorliegt, bestreitet niemand, daß es sich um ein Verkaufen durch Vermittlung handelt 8 . v. 3 6 a ist übrigens (gegen K Ö N I G ) Zustandssatz zu dem abschließenden v. 35 b : „so beweinte ihn sein Vater, während in Wirklichkeit die Midianiter ihn nach Ägypten verkauft hatten" 8 ; die Fortsetzung v. 36 b : „an Potifar . . ." ist Glosse aus 3 9 1 ( um über Kp. 38 hinweg den Zusammenhang mit Kp. 39 kenntlich zu machen 7. Mit dieser Erklärung von Kp. 37 deckt sich die spätere Aussage Josefs: 1 Daraus folgt, daß Midianiter und Ismaeliter hier trotz J d c 8 nicht 8 4 . S9 identisch sein können (gegen W. MÖLLER S. 189 u. a.), vgl. auch die Artikellosigkeit von „midianitische Männer" v. 28 (so richtig HOROVITZ 12. RÜBIN 18 u. a.). * Wären die Brüder Subjekt von „6ie verkauften", eo wäre die Erwähnung der Midianiter völlig zwecklos. ® Daß hier einige griechische Minuskeln Io/iarikmu lesen, ist zu deutlich erleichternde Korrektur, als daß es textkritisch verwertet werden dürfte, gegen

DAHSE 4

gegen

131.

"IM heißt „verkaufen" und nichts anderes, vgl. KÖNIG 664. 693 und RÜBIN 22 JACOB.

Die Wahl der Form FWIÄA in 45 4 zeigt, daß der Sinn des v e r m i t t e l t e n Verkaufs nicht an dem präpositionalen Ausdruck 3 7 , 6 hängt (RÜBIN 26f. 5

KÖNIG 6 4 3 f. g e g e n HOROVITZ 1 3 ff. u n d

JACOB).

Vgl. analog etwa den abschließenden Charakter von Ruth 1 ! 2 gegenüber 1 1 8 . ' Nachträglich finde ich bei KLOSTERMANN, der Pentateuch, 1893, S. 43 dieselbe Auffassung: „37 3 6 b ist eine die Perikope abschließende Vermehrung aus der künftigen Lesung 39!-" 6

Kapitel 37. 39

155

„gestohlen wurde ich aus dem Lande der Hebräer" (40 15 ); wie aber steht es mit dem Worte Josefs an seine Brüder: „ich bin Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt" (45 4F.)? Ist hier nicht ein "Widerspruch? Nein, es liegt nur abgekürzte Redeweise vor statt: „durch eure Schuld wurde ich verkauft", eine Redeweise, die um so erklärlicher ist, als die Brüder ja tatsächlich selbst die Absicht des Verkaufs gehabt hatten \ 10. In v. 32 weist und lN'a'i nicht auf zwei verschiedene Quellen (vollends ist kein Grund zur Änderung in IXTO'L, gegen Gr UNKEL und PEOCKSCH), sondern „sie sandten und brachten" heißt: „sie ließen bringen" (HOBOVITZ 58). Man lese Esther 5 1 0 ! 11. Den Klageruf Jakobs v. 33 auf zwei Quellen zu verteilen verrät wenig poetisches Gefühl. SMEND und EISSFELDT haben hier mit Recht nicht mitgemacht. 12. Die Verse 3 4 f . sind nicht zu trennen (so auch K A U T Z S C H 4 ) : 34 a der momentane Schmerzausbruch, 34 b. 35 a die fortdauernde Trauer (HOBOVITZ S. 6 1 f.); 3 5 b bildet zusammen mit 3 6 a den zusammenfassenden Abschluß (s. vorhin Nr. 9). Der eigentliche Grund für den Versuch einer Quellenscheidung in diesen Versen ist ja auch nur der Name „Jakob" in v. 34 a. Unsere Untersuchung ergibt, daß Kp. 37 nach Ausscheidung von v. 5 b und 36 b und nach Umstellung von v. 8 b und v. 9 ein sinnvolles Ganzes ist, zu dessen Verständnis eine Quellenscheidung nichts beiträgt. 39

Man pflegt in Kp. 39 (und 40) eine Reihe von Anstößen zusammenzustellen, die eine einheitliche Auffassung unmöglich machen sollen, während eine Aufteilung auf zwei Quellen alle Schwierigkeiten löse: bei J werde Josef an einen namenlosen Ägypter verkauft und steige bei ihm zum Hausverwalter auf, komme dann aber durch die Heimtücke der Hausfrau ins Gefängnis; bei E kaufe den Josef der Oberschlächter und Gefängnisinspektor Potifar, ein Eunuch, der ihm so gewogen werde, daß er ihn zum Gefängnisdiener mache (so GUNKEL U. a., während PEOCKSCH und SMEND die Verführungsszene für beide Quellen in Anspruch nehmen). Aber es läßt sich zeigen, daß jene Anstöße nur eingebildet sind. 1 HOBOVITZ 19 nach JACOB. Der Einspruch R U B I N S ( S . 2 1 f.) verfangt nicht; Beine eigene Meinung nach LOLLI (vgl. auch HOBOVITZ 2 0 ) , Josef habe m e i n e n können, die Brüder hätten ihn an die Midianiter verkauft, ist nicht plausibel: dieser Irrtum Josefs wäre schnell aufgeklärt worden.

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

156

1. Wenn man die Bezeichnung Potifars als eines Ägypters pleonastisch findet und deshalb zur Quellenscheidung greift, so ist diese Hervorhebung, daß er ein Ägypter war, keineswegs ein Pleonasmus, weil in Ägypten auch Ausländer in hohe Staatsämter rückten (vgl. PBOCKSCH 406); zugleich will der Verfasser durch diese geflissentliche Hervorhebung, die in v. 2 b und 5 wiederkehrt, darauf hinweisen, wie wunderbar und nur durch Jahwes Hilfe erklärlich die Laufbahn Josefs war, weil sie im Hause eines Ägypters geschah, des Angehörigen eines Volkes, dessen „Antisemitismus" in der Josefsgeschichte zweimal (43 32 . 46 84 ) betont wird 2. särts heißt freilich „Eunuch", aber es hat auch die allgemeinere Bedeutung „Höfling", und selbst wenn man das nicht gelten lassen wollte 2 , liegen doch jetzt soviele Belege dafür, daß es verheiratete Eunuchen gab 3 , vor, daß das W o r t särts die Einheit der Erzählung nicht sprengen kann. 3. Auch daß Josef Gefangener und zugleich „Gefängnisdiener" ist, hat nebeneinander Platz: nach v. 20 ist er Gefangener, der aber (v. 21 ff.) das Vertrauen des Gefängnisaufsehers so gewinnt, daß er ihn frei schalten läßt. Das schließt aber doch nicht aus, daß sein H e r r Potifar, dem die Oberaufsicht über das ganze Gefängnis zusteht, ihn daneben noch zu besonderer Dienstleistung für zwei hohe Staatsgefangene kommandiert (40 4), zumal da der mismär, in dem diese untergebracht sind, offenbar etwas anderes ist als der gewöhnliche bet hassohar, nämlich die Abteilung für Untersuchungsgefangene 4 (vgl. 42 1 7 . 1 9 ). Deshalb kann das Wechseln zwischen diesen beiden Ausdrücken nicht für Quellenscheidung verwertet werden, Josef ist vielmehr zuerst im bet hassohar (39 20 _23)J der nach 40 3 5 mit der Wohnung des Potifar verbunden ist und in dem sich auch der mumär befindet, dann kommt er zur Bedienung in den mismär (40 4), wo wir ihn auch 40, finden (zu 40 5B s. u.). D a ß er dabei nach wie vor Gefangener ist, ergibt sich aus 403b.7.14b-i5i>4. Die Frage, warum Potifar den Josef so glimpflich behandelte, hat mit Quellenscheidung direkt nichts zu tun, da sie sich bei ihr ebenso erhebt. Aber die Antwort wird erleichtert, wenn 40 4 derselben Quelle angehört wie 3 9 2 0 ; denn eben 40 4 zeigt, wie hoch Josef bei seinem Herrn in Gunst stand, so daß er ihn nicht verlieren wollte (KÖNIG 661 1

Vgl.

HOROVITZ 6 6 .

PROCKSCH

S.

RDBIN 3 1 f.

bezweifelt diese Bedeutungsmöglichkeit. s Vgl. PROCKSCH, K Ö N I G und besonders H O R O V I T Z 87 ff. 4 Vgl. R U B I N 39ff., ähnlich H E I N I S C H 3 6 9 . 5 Eine solche „Nachholung" ist in der Josefsgeschichte nicht selten, vgl. 41 21 . 422I-23b.34b. 43,. 2 7 . 44 20 . 22 . 48 12 . 2

391

Kapitel 39. 40

157

gegen GUNKEL) ; vielleicht traute er auch seiner F r a u nicht (PROCKSCH 233 gegen GUNKEL) 1. Sind damit die Hauptstützen für die Zerlegung von Kp. 39 zerbrochen, so steht der Zuweisung des ganzen Kapitels an e i n e n Erzähler ( J ) nichts mehr im Wege. Bei v. 6 B — 2 3 erkennen auch GUNKEL und EISSFELDT die Einheitlichkeit an, und gegen den Scheidungsversuch von PEOCKSCH hat schon GUNKEL das Richtige bemerkt; auf alle Fälle mutet PEOCKSCH durch die mehr als kühne "Verknüpfung von v. 10 mit v. 20 dem Leser allerhand zu. Aber auch bei v. 1—6 a war es eine Verkennung des Zusammenhangs, wenn man einzelne Sätze dieses Stücks für E reklamierte: diese Verse schildern die Entwicklung des Aufstiegs Josefs, das „er bediente ihn" (v. 4) ist aber die erste Stufe dieses Aufstiegs und kann deshalb nicht ausgeschieden werden 2 ; auch v. 6 a kann nicht E sein 3 , weil hier dieselben Ausdrücke gebraucht werden wie in den Versen 8 und 23, die doch allgemein J zugeschrieben werden, und weil bei E das Tun des Potifar ohne alle Begründung wäre.

40 1 . EISSFELDT weist mit Recht das ganze Kapitel außer v. l a / J . B und v. 5 B einer einzigen Quelle zu; was GUNKEL und PEOCKSCH sonst noch ausscheiden, sind einzelne unzusammenhängende Brocken; v. 15b z. B. kann schon wegen DJ] nicht von v. 15 a getrennt werden 5 . 2. I n den beiden ausgeschiedenen Versteilen findet EISSFELDT die Spur von J , ebenso andere Exegeten. Da aber nichts aus J folgt, stünden diese J-Stücke völlig in der Luft, und was hätte der Redaktor für ein Interesse daran, diese nur stilistischen Abweichungen in seine Darstellung aufzunehmen? An sich könnte man die Stücke im fortlaufenden Text lassen, der hier oft sehr breit ist, aber dagegen spricht allerdings in v. 5 b die unrichtige Erwähnung des bet hassohar (s. Kp. 3 9 , Nr. 3) und in beiden Stellen die singuläre Titulatur der Beamten und des Königs: während sonst stets 6 vom „Obersten der Mundschenken" 4

1

V g l . auch noch HOROVITZ 78 ff. D a g e g e n ist die Erklärung v o n RUBIN (S. 33 ff.) unmöglich. 2 G e g e n GUNKEL, KAUTZSCH1, PROCKSCH, SMEND, EISSFELDT. V g l . n o c h HOROVITZ 6 8 . 3

So KAUTZSCH4, PROCKSCH, SMEND, EISSFELDT ; GUNKEL hat diesmal das Richtige. v. 3 B ist kein „redaktioneller Zusatz", g e g e n EISSFELDT. 6 W a r u m der Gebrauch des W o r t e s bor in 4 0 1 6 . 4 1 1 4 nicht quellenkritisch verwendet werden kann, hat EICHRODT 98 f. g e g e n EERDMANS 66 und SMEND 102 ausgeführt. 6 D a s mit Suffix versehene liipttj» in v. 13 und 21 rechnet dabei nicht mit (gegen GREEN 617). 4

158

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

und vom „Obersten der Bäcker" die Rede ist, heißt es hier nur „der Mundschenk" und „der Bäcker", und statt des sonstigen „Pharao" wird hier der Titel „der König von Ägypten" g e b r a u c h t D e s h a l b ist v. la|ff.b wohl eine Glosse, die aus 419B, verglichen mit 4110A, herausgesponnen ist, und v. 5 b dürfte ein verdeutlichender Zusatz von derselben Hand sein. 41 v. 46 a ist „P"; das übrige lange Kapitel wird auf J und E verteilt, nicht ohne lebhafte Klagen über die Schwierigkeit der Unternehmung 2. Tatsächlich muß gar nirgends geschieden werden: 1. v. 1—28 druckt EISSFELDT ganz als E, bemerkt aber in den Anmerkungen, daß geringe Spuren von J darin enthalten seien; ähnlich die anderen Forscher. Aber diese Spuren sind sehr flüchtig, weder in v. 14 noch in v. 21 ist ein Grund zur Ausscheidung zu erkennen; in v. 21 liegt „Nachholung" vor (GUNKEL 432). 2. v. 30 und v. 31 sind keine „Dubletten" (gegen KAUTZSCH4 und EICHRODT 100), sondern nachdrückliche Schilderungen der / kommenden Not (auch PROCKSCH läßt sie bei derselben Quelle); zugleich weisen die in v. 30 b. 31 gebrauchten Ausdrücke mit Bedacht auf den Wortlaut der Träume (v. 20. 24 a. 21) zurück (GUNKEL 436)8. 3. v. 33 und v. 34 a haben nebeneinander Platz, dagegen stößt sich v. 34 b mit v. 35. Wenn aber Josef in v. 34 b vorschlägt, in den sieben guten Jahren den F ü n f t e n vom Getreide zu erheben, während in v. 35 die Beschlagnahmung des g a n z e n Getreides angeraten wird, so hilft die Verteilung dieser beiden Sätze auf J und E nichts, weil nachher bei der Durchführung (v. 48 f.) beide Quellen nichts vom Fünften wissen. Dieser Vorschlag ist vielmehr ein sekundärer Einsatz zum Ausgleich mit 47 24 . 26 , wo Josef für alles Ackerland die Abgabe des Fünften verfügt. — Sammeln und Aufspeichern (v. 35 a—35 b; v. 48—49) schließen sich nicht aus und sind keine bloße Wiederholung, sondern das Zweite setzt das Erste voraus. 1

Kennzeichnend für die Wertung des Sprachbeweises ist die Bemerkung von 235: „ J sagt hier NNSA E RWE, während im Exodus gerade J gern n r t , E ni-ixa ^ia sagt." 2 „Eine reinliche Scheidung ist sehr schwierig und im vorliegenden Fall nicht von Belang" (KAUTZSCH4); „die Quellenfäden (37ff.) laufen sehr dicht ineinander" (PBOCKSCH 237, vgl. 403); „ . . . wie unsicher hier . . . jede Quellenscheidung bleibt" PROCKSCH

(GUNKEL 433). 3 v. 30 b. 31 auf die Erde statt auf das Land Ägypten zu beziehen (GUNKEL 432), ist unmöglich.

Kapitel 41

159

4. In v. 37—43 haben wir zwar eine sehr wortreiche Schilderung, aber eines schließt lückenlos ans andere an: die Zustimmung des Pharao (37), die Beratung über die Durchführung von Josefs Vorschlag (38), der Antrag an Josef (39 f.); dann folgt die Ausführung des Beschlusses, zuerst durch das "Wort (41), darnach durch die Tat (42 f.), wobei die Häufung der Ehrungen in v. 42. 43 a natürlich vom Erzähler beabsichtigt ist. v. 43 b ist der zusammenfassende Abschluß. Es ist somit nirgends in diesem Abschnitt etwas auszuscheiden 5. v. 44 ist eine begreifliche Wiederholung der Vollmacht Josefs, ehe er seine Inspektionsreise antritt. Deshalb ist v. 44 besser hinter v. 45 a zu stellen, so daß er, da v. 45 b, der in © fehlt, als Dittografie zu v. 46 b zu streichen ist, und da v. 46 a zu „P" gehört, unmittelbar vor v. 46 b Platz findet. — Die Nachricht von der Heirat Josefs (45 aß) steht nur locker im Textgefüge und dient lediglich der Vorbereitung der Verse 50—52 2, die ihrerseits Kp. 48 vorbereiten und nicht in die eigentliche Josefsgeschichte gehören; auch daß hier die Stadt On genannt wird, während bisher alle ägyptischen Ortsnamen fehlten, führt darauf, daß der Erzähler hier eine andere Tradition einflicht (Potifera ist natürlich im jetzigen Text eine andere Person als Potifar, aber beide mögen ursprünglich einmal identisch gewesen sein). 6. Was den Schlußabschnitt v. 53—57 betrifft, so gehören zunächst v. 5 3 und v. 5 4 zusammen (PHOCKSCH). Aber auch v. 5 5 (der Hunger in Ägypten) enthält keinen Widerspruch zum Schluß von v. 54 (Brot in Ägypten), da die letztere Aussage sich auf das Brot in den Speichern Josefs bezieht, v. 56 a ist adversativer Vordersatz zu v. 56 b, und während v. 57 die Uberleitung zu Kp. 42 schafft, ist das Schlußsätzchen von v. 56 Leitmarke für 47 1 8 _ 2 6 , ohne daß deshalb angenommen werden müßte, daß dieser Abschnitt ursprünglich seine Stelle hinter Kp. 41 hatte 8 . Nimmt man in v. 53 ff. Quellenscheidung vor, so ist nicht zu erklären, warum die sieben guten Jahre (53) nur in der einen Quelle genannt wären. Umgekehrt ist es des Guten zu viel, wenn der Elohist E I S S F E L D T S dreimal hintereinander (54 b. 5 6 a. 57) bloß vom Hunger auf der ganzen Erde zu reden weiß. Mit dem unzerlegten Text kommt man am besten durch. 1

Ähnlich EERDMANS 6 7 . zum Teil auch G U N K E L 4 3 8 . v. 5 0 b ist Verweisungszusatz. Eine Zerlegung von v. 5 1 ( G U N K E L , E I S S FELDT) ist zwecklos. ' G U N K E L U. a. wollen 47, s ¡f. an Kp. 41 anschließen, dagegen mit Recht PBOCKSCH 241. 260. EISSFELDT 267* u. a. 8

160

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

42 1. Nach PROCKSCH S. 555 soll v. 5. 6 a zu P gehören, aber daß ^Kni^ \ n nur in P vorkomme, ist eine petitio principii \ außerdem bezieht sich „inmitten der Kommenden" auf 41 57 zurück. Sowenig die Verse 1 und 2 einer zusammenhängenden Lesung widerstreben (in © fehlt sogar iDN'l v. 2), so wenig sind die Verse 3 und 5 Dubletten: v. 3 berichtet den Aufbruch der Brüder, v. 5 ihre Ankunft in Ägypten, wobei v. 6 a die Fügung betont, daß sie ausgerechnet (beachte das hervorhebende sin!) auf Josef stoßen müssen 2 , v. 6 b a ist Vordersatz zu v. 6 b/?, wie v. 8 a zu v. 8 b; also liegt im ersteren Fall keine Dublette zu v. 5 a, im letzteren keine zu v. 7 a vor, sondern wir haben nur eine recht umständliche Erzählungsweise. 2. In v. 9—13 dient die Wiederholung von Vorwurf und Verteidigung, die beim zweiten Mal mehr ins Einzelne geht, der Dramatik der Darstellung. Quellenscheidung wäre hier nur Nebeneinanderstellung ganz ähnlicher Sätze: „beide Rezensionen sind einander sehr ähnlich gewesen" (GUNKEL 443). In dem von PROCKSCH hergestellten E-Text wird nicht klar, wieso Josef nachher etwas von Benjamin weiß (vgl. PROCKSCH 410). 3. In v. 14—37 scheiden GUNKEL, EISSFELDT und KAUTZSCH 4 nur v. 27 und 28 aus 3 : hier wird das Geld in der Herberge gefunden, nach v. 35 erst zu Hause. Nun wären an sich die beiden Stellen nicht unverträglich, weil es sich im ersten Fall um das Erlebnis des einen Bruders, im zweiten um das aller handelt, und aus 43 21 könnte erst recht kein Widerspruch konstruiert werden, weil die Brüder den Hausmeister Josefs nicht mit den Einzelheiten langweilen dürfen 4 . Aber in der Tat wäre es seltsam, wenn die anderen Brüder nicht auch unterwegs etwas gemerkt hätten (KÖNIG 680), da in v. 25 nichts davon steht, daß man dem einen das Geld oben, den anderen unten in den Sack gesteckt habe. Außerdem unterbricht v. 35 den Zusammenhang von v. 36 mit v. 34. Deshalb ist v. 35 — unter Streichung von „sie und ihr Vater" —• hinter v. 28 a zu versetzen. Der jetzige Text erklärt sich so: nach v. 29 erzählten die Brüder dem Vater a l l e Erlebnisse; in Wirklichkeit kommen sie aber damit zunächst nicht zu Ende, weil der Vater — und darin liegt ohne Zweifel eine Absicht des Schriftstellers — 1

Dasselbe ist zu sagen gegen PEOCKSCHS Zuweisung von 4 5 2 i a o und 46 6 b an P und gegen die von ihm daraus für 4 5 n — 1 0 gezogenen Folgerungen. 2 Möglicherweise ist das Sätzchen „er war der Machthaber über das Land" ein Zusatz ( G Ü N K E L , K Ö N I G u. a.). Aber ist sallit wirklich ein spätes Wort? ® EERDMANS S . 68 weist die Verse einem Redaktor zu. — Daß G Ü N K E L und K A U T Z S C H 4 V. 20 b streichen, ist berechtigt. 4

Vgl.

GREEN 6 3 8 .

FINN

59.

161

Kapitel 42—44

bei der Nennung Benjamins (34) sofort losfährt (36) 1 . "Wegen v. 29 vermißte aber ein penibler Leser die Geldgeschichte und schob als Ersatz v. 35 an seinen jetzigen Platz. Quellenscheidung ist also unnötig, auch der Unterschied von ptp und nnnDN, der in v. 27 ja doch nicht stimmt (s. o. S. 151), zwingt nicht dazu. 4. PROCKSCH findet in v. 14—37 zwei durchgehende Parallelberichte. Ihre Schaffung wird durch den weitläufigen Stil begünstigt, aber bei dem Resultat PBOCKSCHS begreift man e i n e s nicht: der Redaktor hätte beide Quellen trotz ihres ähnlichen Inhalts wörtlich beibehalten und ineinandergeschoben, nur ausgerechnet die Mitteilung an Jakob, daß Benjamin mitmüsse, an der die Fortsetzung der Geschichte hängt, hätte er nur e i n m a l gegeben! Vgl. auch die Kritik GUNKELS S. 442. 5. G U N K E L (S. 447), PBOCKSCH, der deshalb v. 35 hinter v. 37 stellt, und andere vertreten die Ansicht, in der Darstellung von E seien die Brüder nach der Benachrichtigung ihres Vaters sofort wieder nach Ägypten umgekehrt, teils wegen des gefundenen Geldes, teils wegen Simeons. Aber das ist in den Text hineingelesen. Durch die Weigerung Jakobs (v. 38) wird die Rückkehr zunächst vereitelt; erst der neue Hunger erzwingt die neue Reise (43 2). Da nichts in v. 38 auf eine unmittelbar bevorstehende Reise führt (gegen GUNKEL) — die Tempora in v. 38b/S sind potential —, ist es unberechtigt, den Vers hinter 43 a zu stellen. 43/44 1. In diesen beiden Kapiteln wird im allgemeinen nur 4 3 1 4 . 2 S b ausgeschieden 2 wegen der Erwähnung des Simeon, dessen Zurückbehaltung J nicht kenne. Aber eben diese Verse zeigen ja, daß er sie kennt. Daß Jakob in 4 2 8 8 nicht an Simeon zu denken scheint, ist Absicht: dadurch soll angedeutet werden, daß ihm Benjamin wichtiger ist als Simeon (vgl. G U N K E L 446); daß aber die Brüder nicht weiter drängen, um ihn zurückzubekommen, erklärt sich aus ihrer Angst wegen des Geldes (vgl. FINN 57 f.). 2. Auch sonst gibt es keine stichhaltigen Gründe, weshalb die Kapitel 43 und 44 einer anderen Quelle angehören sollen als der Hauptteil von Kapitel 42: a) Rubens Eintreten (42 8 7 ) ist nicht parallel mit dem Judas (43 8 ff. 8 ff.), sondern wir haben — wie so manchmal in der Josefsgeschichte — die Verdopplung des Motivs mit gleichzeitiger Steigerung: Natürlich haben sie dem V a t e r später vollends zu E n d e erzählt (43 l s ) . scheidet auch noch Teile von 4 3 i a . I S . 1 6 . i e auB, um dadurch einen annehmbaren Zusammenhang herzustellen. Aber auch so bleiben Lücken. 1

2

PBOCKSCH

Beihefte z. ZAW 63

H

162

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

nachdem Rubens Angebot, seine Söhne als Pfand zu geben, abgelehnt ist, bietet Juda sich selbst an, der ja auch schon in Kapitel 37 besondere Aktivität entfaltet hat. Da er diesmal auf diese Weise die Hauptverantwortung zu tragen hat, ist es nicht verwunderlich, wenn er nachher als der Sprecher erscheint ( 4 4 1 4 . 1 6 . L G ; vgl. 4 6 2 8 ) . b) Daß Juda 4 3 , . 4 4 1 9 sagt, Josef habe nach der Familie Jakobs g e f r a g t , während nach 42 1 8 . 3 2 f , die Brüder v o n s e l b s t Auskunft gaben, gehört zu den häufigen kleinen Variierungen bei der Wiederholung (vgl. auch 4 4 2 0 . 2 2 gegenüber 4 2 L S F F . ) und gibt kein Recht zur Quellenscheidung. Auch PHOCKSCH (S. 2 4 5 ) denkt hier nur an e i n e Quelle. 3 . Nach KÖNIG 6 8 4 soll sich in der zweimaligen Aussage, daß der Hausmeister Josefs die Brüder in dessen Haus brachte ( 4 3 1 7 b . 2 4 a ) , eine Spur davon verraten, daß hier „die Erzählungen von E und J zusammengeleitet worden sind". Aber die beiden Aussagen sind nicht gleichartig; v. 19 b zeigt ja, daß v. 17 b ff. auf dem W e g zum Hause Josefs spielt. heißt also das erstemal: „er brachte", das zweitemal: „er ließ eintreten". Auch schon der griechische Ubersetzer, der v. 24 a wegläßt, hat diesen Unterschied übersehen. 4. 4 4 l b zusammen mit den Worten „und sein Getreidegeld" aus 44 2 dürfte Zusatz sein, da dieser Zug im weiteren Verlauf der Erzählung nicht berücksichtigt wird (vgl. HOLZINGER, GUNKEL, PKOCKSCH U. a.). 45

und PHOCKSCH (jeder wieder anders) zerfasern hier den Text sehr viel stärker als etwa SMEND, KAUTZSCH 4 und EISSFELDT, beide unter Anerkennung der besonderen Schwierigkeit der Quellenscheidung in diesem Kapitel. PHOCKSCH findet hier sogar P neben J und E. Aus der besonderen Breite der Erzählung, namentlich der Reden, läßt sich ein solcher Versuch begreifen. Aber die Breite kann erklärt werden, und ein Grund zur Aufteilung auf verschiedene Quellen besteht in Wirklichkeit nicht: 1. In v. l b legt der Verfasser Wert darauf, zu betonen, daß die folgende Erkennungsszene ohne Zeugen vor sich ging. Eine solche Feststellung muß dem Erzähler gestattet sein, deshalb ist kein Anlaß, v. l b an E (GUNKEL) oder gar an P (PKOCKSCH) ZU weisen. Auch EISSFELDT und EICHRODT (S. 102) lassen v. 1 a und 1 b beisammen. 2. v. 2 widerspricht nicht v. 1, wie auch SKINNEB ( S . 4 8 6 f.) richtig gesehen hat: zwar sind die Ägypter hinausgeschickt, aber das Weinen Josefs dringt zu. ihnen heraus, so daß sie erfahren, was los ist, und die Neuigkeit in den Palast weitertragen. Deshalb kann auch die Szene GUNKEL

Kapitel 45

163

v. 16 ff., die durch v. 2 vorbereitet wird (gegen PBOCKSCH 416), nicht einem anderen Verfasser zugehören. Daß der Pharao in 46„LFF. 47LFF. nichts von den Familienbeziehungen Josefs wisse und daß darum 45LFLFF. nicht beim gleichen Autor vorangegangen sein könne, ist eine recht ungenaue Exegese: 45 16f f. enthält die Einladung des Pharao an Jakob und seine Söhne, in 46 8 1 y. hören wir von Josefs Absicht, ihre A n k u n f t , die die Folge jener Einladung war, dem Pharao zu melden, in 47 wird diese Absicht ausgeführt, worauf die offizielle Audienz erfolgt. W o hier Widersprüche sein sollen, vermag ich nicht zu entdecken (vgl. noch PBOCKSCH 260).

3. Das zweimalige „ich bin Josef" (v. 3 a. 4 b) ist keine bloße Dublette : die maßlose Bestürzung, in die die überraschende Eröffnung die Brüder versetzt (3 b), veranlaßt Josef, sie zu ermutigen (4 a) und sein Wort zu wiederholen. Man darf diesen Zwischentext nicht einfach ignorieren. Stünden diese Sätze statt im Pentateuch in irgendeiner neueren Erzählung, würde kein Mensch an Quellenscheidung denken. — Über die Beziehung von 45 4b . ea zu Kp. 37 s. o. bei diesem Kapitel, Nr. 9. 4. Die Frage Josefs: „lebt mein Vater noch?" (v. 3a) soll sich stoßen mit 43 28 . 44 20 , wonach Josef ja schon darüber Bescheid wisse. Deshalb könne 45 8 a nicht J sein. Eine solche Logik verrät wenig psychologisches Verständnis, vgl. die treffenden Ausführungen bei KÖNIG S. 692. 5. Wenn der Verfasser den Josef im ersten Teil seiner Eede (v. 5 bis 8) mehrfach betonen läßt, daß alles nach Gottes allweisem vorausschauendem Plan so geworden sei (v. 5 b. 7. 8 a), so ist das volle Absicht: hier tritt ja der Grundgedanke der ganzen Josefsgeschichte zutage (vgl. 50 so ), der darum stark unterstrichen wird, und hier auf dem Höhepunkt der Erzählung erhebt sich der Verfasser zu einer Art von dichterischem parallelismus membrorum, der durch Quellenscheidung kläglich zerstört wird. — v. 5 satzweise auf verschiedene Quellen zu verteilen haben auch SMEND und EISSFELDT abgelehnt. 6. Wenn Josef den Befehl an die Brüder (v. 9), Jakob von seiner hohen Stellung zu erzählen (vgl. schon v. 8 b ) 1 und ihn möglichst bald nach Ägypten zu bringen, am Schluß seiner Rede (v. 13) wiederholt, so zeigt das nur, wie wichtig ihm beides ist. Das ist psychologisch so verständlich, daß hier nur eine vorgefaßte Meinung Quellenscheidung fordern kann. Und wenn in v. 18 ff. der Pharao auch seinerseits die Familie Josefs nach Ägypten einlädt, so ist das, eben weil jetzt der Pharao spricht, keine Wiederholung von v. 9ff., sondern eine Steigerung: der Zug Jakobs nach Ägypten war keine „jüdische Schiebung", sondern 1

Daß in v. 8b „Land Ägypten", in v. 9. 13 nur „Ägypten" gesagt wird, ist unwesentlich (gegen KAUTZSCH4). 11*

164

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

geschah mit ausdrücklicher Zustimmung des heidnischen Großherrn, was wiederum ein Licht auf das Ausehen wirft, das Josef bei ihm genoß. "Wenn freilich Josef bereits in v. 10 Gosen zum Aufenthaltsort der Seinen bestimmt, während der Pharao in v. 18. 20 diesen noch in der Schwebe läßt und auch in 46 8 4 Josef selbst die Niederlassung in Gosen von der Erlaubnis des Pharao abhängig macht, so ist das nicht in der Ordnung: v. 1 0 a a ist offenbar Glosse auf Grund von 4 7 6 . 7. "Warum die Verse 14 und 15 verschiedenen Quellen zugehören sollen, ist nicht einzusehen: daß Josef zuerst den Benjamin umarmt, dann die übrigen Brüder, ist die natürlichste Sache von der Welt. Man kann nicht aus einem Nacheinander einen Gegensatz konstruieren. 8. Die in v. 17 ff. genannten Verkehrsmittel haben den Exegeten merkwürdige Schwierigkeiten gemacht. So schreibt z. B. GUNKEL 457: „Der eine Bericht redet von "Wagen, die Josef den Brüdern für den Umzug mitgibt 19. 27. 46 5 ; dies scheint derselbe Bericht zu sein, der es mehrfach betont, daß Jakob a l l e seine Habe mitgebracht habe 10b. I I b . 46 iao.83- 4 7 t ; der andere dagegen scheint nur von Eseln, eigenen 17 und geschenkten 23, gesprochen zu haben, wobei vorausgesetzt wird, daß beim Umzug mancherlei nicht hat mitgeführt werden können 20." Aber ist das, was dasteht, wirklich so schwer zu verstehen? Ihre eigenen Esel brauchen die Brüder für den H e i m w e g zum Transport des Getreides (17), die von Josef mitgeschickten tragen die Geschenke für J a k o b (23); die Wagen dagegen sind für den H e r w e g Jakobs bestimmt: der Pharao weist sie an (19), Josef gibt sie dieser Anweisung entsprechend an die Brüder (21), deshalb kann nachher mit gleichem Recht gesagt werden, Josef (27) oder: der Pharao (46 5 ) habe die Wagen geschickt. Die Meinung von v. 20, daß beim Umzug manches in Kanaan zurückbleiben mußte, ist ganz natürlich und naheliegend; eben deshalb darf man das verallgemeinernde kolser lö (lähem) nicht pressen und daraus einen Gegensatz machen. Ich kann mir nicht denken, daß ein unvoreingenommener Leser Schwierigkeiten haben sollte, diesen Text als eine Einheit zu verstehen. Die Annahme von Zusätzen (SMEND, EISSFELDT, KAUTZSCH* n a c h DILLMANN) ist deshalb

ebenso

unnötig wie die U m -

stellung von S ä t z e n (PBOCKSCH 4 1 5 ) und die E i n f ü h r u n g von E (GUNKEL, PBOCKSCH) o d e r P (PBOCKSCH).

H ö c h s t e n s v. 2 1 a a :

„und die S ö h n e

Israels taten so" könnte Zusatz sein, doch kann sich auch v. 21 a a auf v. 17 zurückbeziehen, während v. 21 a,ß auf v. 19 f. geht (so KÖNIG). 9. v. 26—28 ist ein glatter einheitlicher Text: wie die Brüder zuerst mit der alarmierenden Nachricht hereinplatzen: „Josef lebt", j a 1 „er 1 "Ol ist weiterführend oder steigernd („und sogar"), nicht Einführung der indirekten Bede (gegen KÖNIG U. a.).

165

Kapitel 4 5 — 4 7

ist Herrscher über ganz Ägypten", da kann es Jakob nicht glauben (26); erst die ausführliche Erzählung (27 a) und der Anblick der Wagen (27 b) überzeugen ihn, und nun drängt er nach Ägypten (28). In v. 28 hat nur „Israel" gegenüber „Jakob" in v. 27 zur Quellenscheidung Anlaß gegeben. 46 Die Verse 6 f. sind „P", die Namenliste v. 8—27 ist ein sekundärer Einsatz. Die Einheitlichkeit von v. 28—34 ist allgemein zugestanden (nur v. 32 a ß ist Glosse aus v. 34 a, gegen PBOCKSCH) ; Quellenscheidung wird nur in v. 1—5 vorgenommen, und zwar diesmal mit Recht, denn v. 1 a ß bis 5 a fällt formal und sachlich aus dem Rahmen der Josefsgeschichte heraus (s. o. S. 149). Der Halt in Beerseba ist für den Ergänzer notwendig, um Jakob mit dem „Gott seines Vaters" zusammenzubringen, der in Beerseba zu Hause ist. Diese Stelle gibt also keinen Anlaß, eine Zwiespältigkeit der Quellen in bezug auf den A u f e n t h a l t s o r t Jakobs ( J Hebron 37 j 4 , E Beerseba) zu konstatieren. Auch innerhalb des Zusatzes v. l a ß — 5 a ist alles einheitlich 1 . Nach Ausscheidung des Zusatzes bleiben als Bestandteile der ursprünglichen Erzählung v. l a a und v. 5 b übrig; eine Umstellung dieser Versteile (GUNKEL) erübrigt sich, da v. 5 b die nähere Ausführung von v. l a a ist: der Aufbruch vollzieht sich eben dadurch, daß die Wagen bestiegen werden. (Man könnte sich zunächst überlegen, auch v. la/3 der ursprünglichen Darstellung zuzurechnen. Dann wäre die Station Beerseba deshalb genannt, weil erst hier die Wagen bestiegen wurden, während die Wegverhältnisse das vorher nicht erlaubten (so SMEND, HEINISCH, L Ö H E 27). Aber das wird durch 45 a 7 widerraten, wo sich die Wagen am Wohnort Jakobs befinden: können sie den ganzen Hinweg machen, so können sie auch den ganzen Herweg leisten, gegen HEINISCH). 47 1. Es besteht Übereinstimmung darüber, daß 4 7 l f l . unmittelbar an den Schlußabschnitt von Kp. 46 anschließt. Der Dissensus beginnt erst hinter v. 5 a. Hier zieht man gewöhnlich den griechischen Text vor, der auf v. 5 a v. 6 b folgen läßt, dann einen Satz anfügt, dem in 9K nichts entspricht 2 , und dann erst v. 5b. 6 a nachbringt. Man sieht da in v. 5 a. 6 b den Schluß des J-Berichts, während mit dem Plus von 1 1

0a(jaca

PROOKSCH gegen GUUKEL, SMBND, EisaraxDT, KAUTZSCH4. 7]l&ov Sa tu Atytmrov noos Icooqy Iaxoiß xat ot vtoi avrov, ßaoilevi Aiyvmov. xat etnev "Paüaut rtoot lüior^p Xeywv.

xat

Tjxovoev

166

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

®, auf das v. 5 b. 6 a folgt, die P-Darstellung beginne: @ habe hier J und P noch getrennt gelesen, während 3Jt beide Quellen verschmolzen habe. „Ist es aber denkbar, daß zur Zeit, da © entstand, die . . Quellenschriften noch gesondert existierten, und daß ausgerechnet bei unserer Stelle © den Versuch macht, sie zu kombinieren ?" (HEINISCH, ähnlich KÖNIG). Außerdem ließe sich nicht recht erklären, wie aus © SD? w u r d e w o h l aber sehr gut, warum © nicht bei 2Ji blieb: v. 5 b erschien dem griechischen Ubersetzer als Antwort des Pharao genau so sonderbar wie uns auf den ersten Blick auch, daher die Einschaltung und Umstellung. Aber die Sonderbarkeit von v. 5 b verschwindet, sobald man sich klar macht, daß v. 5 b logisch dem Folgenden untergeordnet ist (Parataxe statt Hypotaxe). Das träte auch äußerlich zutage, wenn man — graphisch sehr einfach — hinter "pnxi in v. 5 b ein einsetzen dürfte, wodurch zugleich die Hervorhebung der Subjekte deutlich würde 8 : „weil es sich bei den Ankömmlingen um deine nächsten Verwandten handelt, so gilt: v. 6". Die Verse 5 und 6 lassen sich also im jetzigen Text durchaus verstehen, und 47 x a ist ebenso J wie 46 28ff. Auch zu 46 34 , wo Gosen, das in 47 6 der beste Teil des Landes heißt 8 , als Weideland bezeichnet wird 4 , besteht kein Widerspruch. Denn erst nachdem er erfahren hat, daß die Bittsteller Viehhirten sind, weist ihnen der Pharao Gosen als den besten Teil des Landes an, es ist also der i n d i e s e m F a l l d. h. für Viehhirten beste Teil des Landes 6 , und das Angebot: „Ägyptenland steht dir zur Verfügung" ist eine gut orientalische Höflichkeitsphrase (vgl. 23 5 f f ). 2. Mit v. 5 f. gehört v. 11 zusammen, der die Ausführung des Befehls des Pharao bringt. Daß hier für Gosen „das Land Ramses" steht, wäre selbst dann kein Grund zur Annahme einer anderen Quellenschrift, wenn der Text ursprünglich wäre, da das „Land Ramses" entweder mit Gosen identisch ist oder es mindestens mit umfaßt und somit nur ein Wechsel im Ausdruck vorläge, der einem Erzähler nicht verwehrt werden könnte (so EEBDMANS S . 6 9 ) . Aber nun ist zu beachten, daß griechische Minuskeln auch hier „Gosen" lesen. Der Einwand KÖNIGS, das könne Angleichung des ungewöhnlichen Ausdrucks an den gewöhnlichen sein, träfe zu, wenn diese Handschriften das Land 1 WELLHAUSEN S. 61 (ähnlich SKINNER 498) meint, TO habe dae Plus ausgelassen, weil es mit dem voraufgehenden Bericht in zu starken Konflikt bringe. Aber das wäre das einzige Mal, daß 9R kritische Anwandlungen hätte. 8 E. KÖNIG, Lehrgebäude der hebräischen Sprache, Band III, 1897, § 341 m. * Diese Beziehung von v. 6 a zu v. 6 b zu leugnen (KÖNIG), ist sehr künstlich. 4

6

GUNKEL 495.

PBOCKSCH 561.

Das hindert nicht, daß man später ad maiorem gloriam Josephi den Ausdruck absolut verstanden haben kann. •

Kapitel 47

Ramses

durch Gosen

ersetzten.

167

Aber

ist eig yrjv yeoe/x gleich hinter

vielmehr

so liegt

die

Sache

nicht 1 ,

r n N eingefügt, so daß

Handschriften jetzt beide Ortsbezeichnungen nebeneinander

diese

enthalten.

D a dies des Guten zuviel ist, gewinnt die Tatsache Bedeutung, daß in ©D

«v yjj Qa/xtarnj fehlt.

wegen

E X L 2

8 7

DDDin

scheint in der T a t Randglosse

zu sein 2 , und hinter l'nx ist

einzusetzen.



Das V o r k o m m e n des „ P - W o r t e s " mnx hat nichts zu sagen; man läßt sich auf Seiten der Quellenkritiker auch sonst durch dieses W o r t nicht abhalten, Stücke, in denen es vorkommt, zuzuteilen, siehe

z. B . bei K A U T Z S C H 4

darf festgestellt werden: 4 7 u

einer anderen Quelle

Num

32

5

.

A A

.

Jos

2 2 4.

als P Somit

ist J.

3. Schwieriger ist die Zuteilung von v. 7—10.

Auch

hier

findet

man durchweg P s , muß aber zugeben, daß die bösen Lebenserfahrungen, auf die Jakob

in v. 9 anspielt, in P nicht geschildert sind.

D a ß die

Annahme einer anderen Quelle als J schon deshalb nötig sei, weil die Audienz des Vaters hinter der der Söhne (v. l f f . ) in einer und selben Erzählung zu spät käme, ist kein überlegter Einwand.

der-

Die Zer-

dehnung einer Erzählung in zwei sich ähnliche Szenen ist ein beliebtes Stilmittel (GUNKEL S. L I V ) , Spannung willen wendig.

und

daß dabei die Hauptperson um der

erst an zweiter Stelle kommt, ist psychologisch not-

Z u d e m soll hier offenbar die W ü r d e des greisen Patriarchen

gewahrt werden, der feierlich „ w i e ein Gottesmann" (GUNKEL) vor dem Pharao

erscheint: alles „Geschäftliche" wird mit

den Brüdern

abge-

macht, damit er nicht als Bittsteller vor dem K ö n i g stehen muß.

Da-

gegen steht nun die Altersangabe in v. 9 in deutlichem Zusammenhang mit v. 28 ( „ P " ) , P-Texten vor4.

und

das W o r t oniJD kommt

im Pentateuch

nur

in

M a n könnte deshalb annehmen, daß v. 9 und — damit

zusammenhängend — v. 8 und v. 10 a ein sekundärer Einsatz auf G r u n d von v. 28 wären (so HEINISCH).

D a aber dadurch die Szene allzusehr

entleert würde und auch ein Grund für diesen Einsatz nicht recht erkennbar wäre, halte ich es für richtiger, in v. 9 nur die Altersangabe (a/8) und die beiden letzten W o r t e als Einschub auf Grund von v. 28 anzusehen.

D a n n lautet

die A n t w o r t Jakobs ausweichend und

über-

raschend zugleich, was zu seinem „Gottesmann"-artigen A u f t r e t e n durchaus paßt.

(Das P e r f e c t u m U'tfn gebraucht er, weil er sich dem T o d e

nahe fühlt.) D a ß " n 'Jtr 'D1 wegen 25, für P charakteristisch sei, kann 1

Nur bei fi ist es so.

4

Auch SMEND 107. 1401 hält die W o r t e für einen Einsatz.

* Nur

PBOCKSCH: s t e l l t v . 7 z u

E.

* Daß QiTDa hier einen anderen Sinn habe als sonst im Pentateuch (SMKITD 13. EICHRODT 4 0 . L O H R

9), trifft n i c h t zu

(s. K Ö N I G u n d b e s o n d e r s

PBOCKSCH).

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

168

wegen 2 3 r 4 7 2 8 , wo der Ausdruck variiert wird, nicht behauptet werden. 4. v. 12 ist Fortsetzung von v. 11; ihn wegen des Verbums killcel an E zu weisen ( G U N K E L , K A U T Z S C H 4 ) , ist grundlos, vgl. 4 5 1 X . 5 0 2 1 . Auch SMEND, E I S S F E L D T und PROCKSCH denken an J . 5. "Während die meisten Forscher in v. 13—26 ein geschlossenes Stück aus J sehen, haben HOLZINGER (im Genesiskommentar) und PBOCKSCH auch hier eine Quellenscheidung versucht H O L Z I N G E R hat den Versuch im großen ganzen wieder aufgegeben (s. KAUTZSCH 4), aber PROCKSCH bleibt dabei, die Verse 13 b. 14 a. 15 aa. 20—22 zu E zu stellen. Jedoch ist v. 13 b keine Parallele zu v. 13 a, sondern schildert die Folge von v. 13 a; ebensowenig sind v. 14 a und 14 b einander parallel , sondern v. 14 a gibt die Voraussetzung zu v. 14 b; v. 15 a a ist Vordersatz zu v. 15 a/?. Auch nimmt v. 20—22 keineswegs den Inhalt von v. 23—26 vorweg, vielmehr greift Josef in seiner Anordnung v. 23 auf den Staatskauf von v. 19 f. nur deshalb zurück, um auf Grund dieses Aktes die Zinsfrage zu regeln (s. GUNKEL). Nur v. 26 b wiederholt v. 22; aber v. 26 faßt alles zusammen, dabei hat der Erzähler das Bedürfnis, die Ausnahmestellung der Priester noch einmal hervorzuheben. (Die Einbeziehung von Kanaan in v. 13—15 ist offenbar sekundär; auch die kurzen identischen Sätzchen v. 15 b. 16 b können mit PROCKSCH als Glosse betrachtet werden.) 6. v. 27—31 ist ohne Schwierigkeit; v. 27 a. 29—31 wird allgemein J, v. 27 b. 28 „P" zuerkannt. In v. 30 besteht kein Grund, wegen 50 6 das Suffix von o m a p s zu ändern (s. S. 174 8 ). 48

v. 3—6 ist „ P " ; auch der isolierte v. 7 sei gleich vorweg besprochen. In bezug auf seine Quellenzugehörigkeit sind schon alle überhaupt möglichen Anschauungen vertreten worden: J (BRUSTON), E ( G U N K E L , PROCKSCH, K Ö N I G ) , P

(DILLMANN, STRACK), K (BUDDE, Z A W 3 , S . 5 6 f f . ;

Verzicht auf eine Einreihung (KAUTZSCH 4). Für eine redaktionelle Einfügung ist kein Anknüpfungspunkt im Text zu erkennen; auch ein Zusammenhang mit v. 3—6 besteht nicht (gegen H E I N I S C H 8 , SMEND, EISSFELDT),

1

Auch SKINNEB 499 hält eine solche für möglich, stellt aber daneben die Ansicht zur Wahl, daß der ganze Abschnitt Zusatz sei und weder zu J noch zu E gehöre. ' HEINISCH meint, v. 7 sei Begründung von v. 5 f.: Jakob gebe zu erkennen, warum er die Söhne Josefs adoptiere, weil sie nämlich Enkel der geliebten Rahel seien; „indes bricht bei dem Gedanken an Rahel die Wunde von neuem auf, die ihr Tod ihm geschlagen . . . , und so spricht er von ihren letzten Augenblicken und

Kapitel 48

169

a.), so daß P ausscheidet. Da sich der Vers vielmehr auf 3518H., wo J , nicht E vorliegt 1 , zurückbezieht, kommt nur J in Betracht. "Wo ist dann der Vers unterzubringen? Um das festzustellen, ist zuerst zu fragen: was ist sein Sinn ? Seit BRUSTON (ZAW 7, S. 207 ff.) ist die Annahme beliebt, der Vers sei unvollständig: an die Erwähnung von Raheis Grab habe sich ursprünglich der Wunsch Jakobs angeschlossen, in ihrem Grab oder doch (PROCKSCH) in dessen Nähe begraben zu werden; aber wegen des "Widerspruchs mit 4 7 8 0 und 49 2 9 £ f . sei dieser "Wunsch vom Redaktor gestrichen worden (GUNKEL, KÖNIG u. a.). Aber wäre in diesem Fall „R nicht klüger verfahren, wenn er einfach den Hinweis auf Raheis Tod nicht übernommen hätte?" (HEINISCH). Auch findet sich sonst von einer solchen Tradition über Jakobs Grab keine Spur, auch nicht 50 5 (gegen KÖNIG 754). Da also v. 7 mit der Frage nach dem Begräbnis Jakobs nichts zu tun hat, war es verfehlt, ihn mit 47 2 B f f . (BRUSTON) oder 49 2 9 f f . (BUDDE) oder 4 8 2 l ( . (PROCKSCH2) in Beziehung zu setzen. Soll v. 7 eine Verbindung mit Kapitel 48 haben, so muß vielmehr die Erinnerung an den Tod der Rahel mit dem Anblick der beiden Enkel, die ja auch ihre Enkel sind, zusammenhängen. "Wie Jakob der wunderbaren Fügung gedenkt, daß er jetzt die Söhne des Lieblingssohns umarmen darf, den er jahrelang hatte für verloren halten müssen (v. 11), so steigt dabei natürlich genug die Erinnerung an den Verlust der Lieblingsfrau auf: das Vermissen der geliebten Frau, das lange Vermissen des geliebten Sohnes wird aufgewogen durch die Freude, nun die Söhne des Lieblingssohns, die Enkel der Lieblingsfrau im Arm zu halten. Damit dürfte entschieden sein, daß der Vers mit v. 11 zusammengehört: hinter „und Israel sprach zu Joseph" (11) ist v. 7 einzusetzen, wobei 'jxi zu streichen oder in zu verwandeln ist; dahinter ist noch Dil oder auch i nnns nnx DJl GREEN U.

von dem letzten Liebesdienst, den er ihr erweisen mußte." Damit gibt HEIMISCH selber zu, daß v. 7 den behaupteten Gedanken gar nicht enthält. Auch ist die Behauptung, der Vers enthalte ein Selbstgespräch Jakobs, unannehmbar. 1 Daß 35, 6 — 40 nicht E sein kann, folgt schon aus der Erwähnung der Massebe in v. 20, die E nicht haben will. Denn wenn in den Anfangsversen desselben Kapitels, wo wirklich „E" vorliegt (v. 1—4. 7), geflissentlich hervorgehoben wird, daß Jakob in Bethel einen A l t a r gebaut habe, so ist das eine deutliche Polemik gegen die Darstellung von J in 28 l e . s s , der ihn eine M a s s e b e errichten läßt. (Die landläufige Meinung, 28 „f. s , sei E, läßt sich durch den Gebrauch von ÖV&K irreführen. Aber wer den Namen ix-rrn erklären wollte, mußte notwendig Dtliit-rVO sagen; das hat mit Quellenscheidung gar nichts zu tun. 28, 0 — t t ist ein einheitlicher jahwistischer Abschnitt, und wer sich über das Interesse des J an Bethel wnndert, der muß sich mit gleichem Utecht oder Unrecht über 12,—g wundern.) * So auch GBESSMANN (Eucharisterion S. 7), aber mit anderer Begründung als PsOCKSCH.

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

170

(„und auch du warst verloren, und ich hätte nicht geglaubt.. .") einzufügen \ Die Losreißung von v. 7 aus dem ursprünglichen Zusammenhang und seine Versetzung hinter v. 3—6 erklärt sich dann am besten aus der Rücksicht auf Kapitel 35: weil dort der Gottesoffenbarung in Luz (35 5H.), auf die 4 8 3 _ 6 anspielt, unmittelbar die Erzählung von Raheis Tod folgt, schien es notwendig, dieselbe Reihenfolge auch in Kapitel 48 herzustellen. Daß dabei in beiden Kapiteln schon das jetzige Nebeneinander der verschiedenen Quellenstücke vorausgesetzt ist, ist ein Zeichen dafür, daß diese Umstellung von v. 7 verhältnismäßig spät erfolgt ist. Während " W E L L H A U S E N selbst (S. 5 9 f.) die Einheitlichkeit des Kapitels — abgesehen von den bis jetzt behandelten Versen — nicht beanstandet hatte, werden heute die Verse l f . 8 ff. von den Kritikern ziemlich übereinstimmend auf J und E aufgeteilt. Wie steht es damit? 1. 48 !f. setzt gegenüber 47 2ga. neu ein. „47 2 9 _ 3 1 verhandeln Israel und Josef bereits über Israels Grab, und 4 8 1 erfährt Josef erst, daß Jakob krank ist und sterben könnte. Nach 47 2 9 wird Josef zu seinem Vater gerufen; nach 48 1 kommt er freiwillig, auf die Kunde von seiner Krankheit" ( G U N K E L 469). Die Beobachtung ist richtig 2 , aber die Folgerung, daß deshalb Quellenscheidung eintreten müsse, ist falsch, sie führt bloß, wenn v. 1. 2 a E , v. 2 b J sein soll, zu einer unerträglichen Lücke zwischen dem Schluß von Kapitel 47 und 48 a b. Vielmehr nimmt der Erzähler in Kapitel 48 eine andere Tradition auf als die, die er bisher in der Josefsgeschichte gestaltete8. Das ergibt sich daraus, daß in Kapitel 48 nicht Josef, sondern Jakob der geistige Mittelpunkt ist, und daß das Hauptinteresse nicht Josef selbst, sondern seinen Söhnen gilt. Solche Unstimmigkeiten beim Übergang auf eine andere Tradition sind gerade bei J eine nicht seltene Erscheinung; es handelt sich um alle die Stellen, die fälschlicherweise (vgl. PROCKSCH 289) zur Unterscheidung eines J 1 (L) und J 2 Anlaß gegeben haben. 2. In v. 8—11 findet man einen Widerspruch darin, daß Jakob nach v. 8. 11 seine Enkel sieht, während es in v. 10 a heißt, er habe In v. 7 sind mindestens die drei letzten Worte (wie in 35 i e ) Glosse, wenn nicht gar der ganze Vers 7 b sekundäre Auffüllung aus 35 i e ist. Da also v. 7 auf alle Fälle ursprünglich mit (iijnlBN schloß, wäre der Verlust eines Sätzchens wie rnax fWiK DS1 durch Homoioteleuton bei der Ähnlichkeit von niBM und rVOX leicht erklärlich. s In 48, von der z u n e h m e n d e n Krankheit Jakobs zu reden (GREEN 677), ist unzulässige Harmonistik. Ganz abwegig ist die Meinung DAHSES (S. 159), der in 48,. i a einen „Kompüator" am Werk sieht. * Ich verweise noch auf GEESSMANN (Eucharisterion S. 6. 8), ohne mit allem dort Gesagten einverstanden zu sein. 1

Kapitel 48

171

nicht mehr sehen können. J (v. 10 a) setze also die Blindheit des Patriarchen voraus, während nach E die Frage Jakobs: „wer sind diese?" (v. 8) sich daraus erkläre, daß er seine Enkel zum ersten Mal zu sehen bekomme. Aber letzteres ist so unwahrscheinlich wie möglich; wenn man dagegen den Text in seinem jetzigen Zusammenhang beläßt, ist alles klar: die Parenthese v. 10a will eben erklären, wie Jakob zu seiner zunächst verwunderlichen Frage kommt. Daß man deshalb das „nicht mehr sehen" im Sinn von „nicht mehr recht sehen" verstehen würde, konnte der Erzähler der Vernunft seiner Leser zutrauen. (Man kann höchstens fragen, ob die erklärende Parenthese v. 10 a nicht besser gleich hinter v. 8 stünde.) 3. Das zweimalige Herzubringen der Enkel (v. 10 b. 13 b) hält man für eine Wiederholung, die sich nur durch Zusammenarbeitung zweier Quellen erkläre. Sieht man aber genau zu, so handelt es sich gar nicht um Dubletten. Wie Jakob seine Enkel vor sich hat, übermannt ihn sein Gefühl, und er nimmt sie auf den Schoß 1 und liebkost sie. Um ihnen die der feierlichen Segnung würdige Stellung zu geben, muß sie deshalb Josef ihm vom Schoß nehmen und erneut aufstellen, v. 13 ist also keine Parallele zu v. 10 b, sondern eine wegen v. 12 notwendig gewordene neue Handlung 4 . 4. Dagegen ist der Widerspruch gegen die Zugehörigkeit von v. 15 f. zur ursprünglichen Erzählung berechtigt: einmal trennen die Verse v. 14 von seiner unmittelbaren Fortsetzung in v. 17—19; dann käme der Versuch Josefs, eine andere Verteilung des Segens herbeizuführen, hinter dem Segen selbst zu spät, denn dieser ist wirkendes Wort und nicht mehr rückgängig zu machen (vgl. 27 S 3 a.); ferner nehmen diese Verse den Segen v. 20 vorweg3, und endlich sind sie — abgesehen von den „P"-Stücken — neben 46 i a ( s_ 6 a die einzigen in der Josefsgeschichte, 1 Das folgt aus v. 12 a, ohne daß es notwendig wäre, deshalb den Ausfall eines entsprechenden Sätzchens im Vorhergehenden anzunehmen (gegen G U N K E L ) . Solche selbstverständlichen Kleinigkeiten werden oft genug ausgelassen. Darum braucht man auch nicht 7^3 in v. 9 b mit „aufs Knie setzen" wiederzugeben (PBOCKSCH), was das Pi'el sonst nie bedeutet. * So auch G E B E N 6 8 6 , E E R D M A N S 6 9 , H E I N I S C H . * Daß in v. 15 a Josef, in v. 20 seine Söhne als Empfänger des Segens genannt sind, ist nur ein formaler Unterschied; auch der erste Segen gilt tatsächlich den Söhnen JoBefs (v. 16 a a ! ) . Trotzdem ist es nicht erlaubt, in v. 15 a mit J o s e f durch die Söhne zu ersetzen ( P B O C K S C H U . a.), da die Versionen damit nur den schwierigeren Text erleichtern (KÖNIG) : Josef wird in seinen Söhnen gesegnet. Dagegen in v. 20 bezieht sich ""p nicht auf Josef (gegen HEINISCH), sondern es liegt „individualisierender Singular" (KÖNIG) vor, auf jeden der beiden Söhne bezüglich; der Plural der Versionen ist auch hier erleichternd. . .

172

I I I . Prüfung der einzelnen Kapitel

die die Verbindung nach rückwärts zu den früheren Patriarchen ziehen Diese Verwandtschaft mit 4 6 ^ . beweist, daß 48 1 5 I. von derselben Hand eingefügt ist wie jene Stelle. 5. In v. 20 lassen sich G U N K E L und PROCKSCH durch den Gebrauch des Gottesnamens D V 6 N SO sehr imponieren, daß sie den Segen selbst lostrennen und E zuweisen. Auf diese Weise enthält J überhaupt kein Segenswort für die Josefsöhne. „Die Segensworte selbst werden bei J nicht mitgeteilt, da ihr Inhalt aus dem Vorhergehenden bereits deutlich ist" erklärt G U N K E L S. 473. Das sagt derselbe GUNKEL, der in den übrigen Segnungserzählungen stets darauf hinweist, daß das Segensw o r t die Hauptsache sei, weil es als wirkendes Wort die Zukunft vorbilde. SMEND, E I S S F E L D T und K A U T Z S C H 4 haben recht daran getan, hier nicht mitzumachen. 6. Der Grund, weshalb der von J aus anderer Tradition aufgenommene (vgl. G U N K E L ) Anschub v. 21 f. durchweg E zugewiesen wird, liegt in der Nennung von D'H^N in v. 21 und in der Erwähnung der Amoriter v. 22. Daß D'H^N kein Kriterium ist, braucht nicht mehr besprochen zu werden, aber auch der Gebrauch von nDN ist keines. PBOCKSCH selbst hat schon vor 27 Jahren geschrieben: „Kananiter sind für E so wenig ausgeschlossen wie Amoriter für J " (das nordhebräische Sagenbuch, 1906, S. 106), freilich scheint er jetzt nicht mehr zu diesem Satze zu stehen (Genesiskommentar2 S. 298. 423). PROCKSCH versetzt v. 21 f. hinter v. 2 a, weil man vor einem Wort über die Söhne Josefs ein Wort an diesen selbst erwarte; aber das ist eine unrichtige Erwägung, weil es j a gerade für Kapitel 48 bezeichnend ist, daß Josef nicht im Vordergründe steht, s. o. bei Nr. 1. 49 Der Jakobsegen ist ein ursprünglich selbständiges Gedicht, das mit keiner der Quellenschriften (auch nicht mit J , gegen PEOCKSCH) etwas zu tun hat, sondern erst nachträglich in die Genesis eingefügt wurde. Wer diese Einfügung vollzogen hat, wissen wir nicht; deshalb ist der Streit, ob v. 1 a J oder P sei, müßig; ein solcher einführender Satz mußte j a auf alle Fälle dem Gedicht vorangestellt werden. Auch die Unterschrift v. 2 8 a . b a gehört dem Interpolator des Jakobsegens zu. Dagegen beginnt mit v. 28 bß P, wenn auch wohl wegen der Holperigkeit des Textes von Kapitel 23 her glossiert (vgl SMEND 11, EICHRODT 42, L Ö H S 20). Nur v. 33 a/? dürfte, wie allgemein angenommen wird, zu J 1

Zu 50, 4 e. u.

Kapitel 48—60

173

gehören: der Satz „und er legte seine Füße auf dem Lager zusammen (und starb)" ist offenbar der ursprüngliche Schluß von Kapitel 48. 50 1. v. 12 f. gehört zu „P" und schließt unmittelbar an 49 3 8 P an, •während für das Suffix von VJ2 (v. 12) im jetzt vorhergehenden Text kein Anknüpfungspunkt besteht. (In v. 13 b liegt wieder Auffüllung aus Kapitel 23 vor.) Die Beisetzung Jakobs in Kanaan muß natürlich auch in J erzählt gewesen sein, ist aber jetzt wie bei Abraham (25 9H.) und Isaak (35 28 b) durch die Darstellung von P verdrängt. Doch ist für v. 12 f. auch noch eine andere Quellenscheidung zu erwägen. © fügt am Schluß von v. 12 hinzu: x«t ed-axpav avrov exet. "Wenn exet nicht wäre, könnte man an irrtümliche Voraufnahme aus v. 13 denken; so aber scheint mir hier ® als der schwierigere Text ursprünglicher als 2Ji zu sein. Ist das der Fall, dann beschränkt sich der Anteil von P auf v. 12, der in Kürze die Ausführung des Befehls 49 28 ff. konstatiert, dagegen gehört v. 13 zu J , nur daß hier VJ3 zu streichen oder mit @ durch imxu 1 ] zu ersetzen ist; auch hätte dann ein ursprüngliches rnux (vgl. 47 8 0 ) dem jetzigen, aus Kapitel 23 ergänzten Text weichen müssen, der ausdrücklich die Höhle von Machpela als Begräbnisstätte nennt. 2. Den Anstoß zu einer Quellenscheidung in v. 1 f . 1 hat nur der Name „Israel" in v. 2 b gegeben. Zu einer Zerreißung von v. 2 (Befehl und Ausführung des Befehls) liegt aber nicht der mindeste Grund vor. Auch GrU N K E L und S K I N N E K haben hier kein Bedürfnis nach Zerlegung des Textes empfunden. 3. In v. 3 a und v. 3 b. 4 a sollen sich die vierzig Tage des Einbalsamierens mit den siebzig Tagen der Beweinung stoßen. Aber das sind doch zwei ganz verschiedene Dinge, deren Nebeneinander kein Unvoreingenommener anstößig finden kann. Auch die siebentägige Beweinung jenseits der ägyptischen Grenze (v. 10 b) hat neben der siebzigtägigen auf ägyptischem Boden durchaus Platz (hier sieht auch P B O C K S C H 288 keinen Widerspruch, wohl aber G U N K E L 488). 4. In v. 7—9 findet man insofern einen "Widerspruch, als nach v. 7 f. die Brüder Josefs bei der Uberführung der Leiche Jakobs nach Kanaan dabei seien, nach v. 9 dagegen nicht. "Wer v. 7—9 unbefangen liest, wird diese Behauptung nicht begreifen, denn v. 9 redet von der militärischen Eskorte, die dem Zug zu seinem Schutze mitgegeben wird 2 . SMEND und EissiELDT: v. 1. 2 a E, v. 2b J ; PKOCKSCH: v. 1. 2b J , v. 2 a E . So schon EERDMANS 70. Auch SKINNER 536 findet den Versuch, hier to establish a m a t e r i a l difference of representation, zu weitgehend. 1

8

III. Prüfung der einzelnen Kapitel

174

S. 488 findet freilich einen weiteren Beweis gegen das Mitkommen der Brüder in v. 15 ff., „wonach Josefs Brüder erst 15 erfahren, daß ihr Vater gestorben ist, und erst 18 ff. zum ersten Male nach Jakobs Tode wieder mit Josef zusammentreffen; hätten sie aber schon die ganze weite Reise mit ihm zusammen gemacht und den Vater mit ihm begraben, so würden sie schon dabei gesehen haben, wie Josef gegen sie gesinnt war." In der Tat wird das in v. 15—21 Erzählte zeitlich vor der Überführung liegen x, aber der Verfasser wollte erst alles berichten, was mit der Uberführung und Beisetzung zusammenhängt. Deshalb kann daraus kein Grund gewonnen werden, die Beteiligung der Brüder an dem Grabgeleite zu leugnen. 5 . Während S M E N D und E I S S F E L D T V. 10 f. mit ßecht als einheitlich betrachten, werden die Verse von G U N K E L , PBOCKSCH U. a. auf J und E verteilt: v. 10a sei parallel v. 10b, und die Totenklage finde das eine Mal in goren haätäd, das andere Mal in 'äbel misrajim statt. Aber v. 10 b wiederholt nicht einfach v. 10 a, sondern bringt die Dauer der ganzen Trauerfeier nach, und der Gegensatz zwischen den beiden Orten wird erst künstlich geschaffen durch die Streichung von "itDNn paa in v. 11; der Text spricht nur von e i n e m Ort, der wegen der dortigen Totenklage einen neuen Namen bekam. Was soll an einer solchen Volksüberlieferung, daß ein bestimmter Ort auf Grund bestimmter Ereignisse umbenannt worden sei, befremdlich sein? Da wir die Lage des Ortes nicht kennen, haben wir kein Recht, die Näherbestimmung „im Ostjordanland" zu streichen, auch nicht wegen der „Kananiter" (v. 11), da der Ort auf Grund seiner Lage zu Kanaan „im weiteren Sinn" ( G Ü N S E L ) gerechnet werden konnte. Die Erwähnung dieser ostjordanischen Zwischenstation als Klageort beruht wohl überhaupt nur auf der ätiologischen Sage, die sich an den Namen Abel Misrajim knüpfte, und die der Erzähler nicht übergehen wollte (vgl. S M E N D 110). Deshalb geht es nicht an, mit PBOCKSCH (S. 2 8 8 . 4 2 8 , ähnlich G O T K E L ) in einem der beiden Ortsnamen den B e g r ä b n i s o r t Jakobs zu sehen 2 , denn dieser lag im eigentlichen Kanaan (v. 13 a. 5) 8 , und der Versuch, goren häGUNKEL

1

Gegen PROCKSCH 428; daß sich die Brüder des Todes des Vaters erst nach der Rückkehr vom Begräbnis „klar bewußt" geworden seien (KÖNIG), ist eine unmögliche Annahme. s Auch das Plus von © in v. 12 (s. o. Nr. 1) gibt dazu keinen Anlaß, denn dieses gehört, wenn es ursprünglich ist, zu P, nicht zu J oder E (gegen PBOCKSCH 563). * Auch wer v. 13 zu P rechnet, muß wegen v. 5 zugeben, daß der von P verdrängte J-Bericht von Jakobs Begräbnis im Lande Kanaan redete. Übrigens ist es keineswegs sicher, daß das Eigengrab von 50 5 eine ältere Tradition darstellt als das Familiengrab von 47 s o (gegen PBOCKSCH 287), da beide Stellen demselben Erzähler zugehören, der einen solchen Widerspruch kaum hätte stehen lassen, zumal

Kapitel 50

175

'ätäd in der Nähe von Efrat zu lokalisieren, geht von dem falschen Verständnis von 4 8 , aus, als ob dort vom Begräbnis Jakobs die Rede sei (s. o.). 6. v. 15—26 erkennt GUNKEL (ebenso SKINNEB) als eine geschlossene Komposition an, nur weist er sie unrichtig E zu. Seine Gründe sind nicht stichhaltig; abgesehen vom Gebrauch von DVl^N weiß er nur stilistische und zum Teil auch inhaltliche Beziehungen zu früheren Stücken nachzuweisen, die aber nicht, wie er meint, E, sondern J zugehören. Dazu schließt v. 22 a an v. 14 J an, was GUNKEL dadurch, daß er v. 22 für J herausnimmt, selber zugibt. 4 PBOCKSCH, SMEND, EISSFELDT und KAUTZSCH finden auch in v. 15 bis 26 J und E nebeneinander:

a) v. 18 sei parallel v. 16. 17. In Wirklichkeit ist v. 16—18 eine fortlaufende Erzählung: die Brüder getrauen sich zuerst nicht, persönlich zu kommen, sondern schicken Boten; erst nachdem sie erfahren, wie Josef darauf reagiert, kommen sie selbst. Die Ersetzung von 1U!,1 v. 16 durch LTT^'L nach © © ist „ Verschlimmbesserung" (GUNKEL) ; woher weiß PBOCKSCH, daß Josef vor Abgesandten nicht geweint hätte? b) v. 21 ist nicht einfach Parallele zu v. 19, sondern das „fürchtet euch nicht" wird am Schluß der Rede noch einmal absichtlich wiederholt, um den Brüdern alle Angst zu nehmen. c) Die Angabe von Josefs Alter v. 22 b ist voreilige Voraufnahme aus v. 26 und nicht zur Quellenscheidung zu verwenden. d) Auch v. 24 und 25 sind nicht parallel, denn v. 24 wäre für sich allein unvollständig. Vielmehr sind in v. 25 die Worte „Gott wird sich euer annehmen" entweder Wiederaufnahme aus v. 24 (so auch PBOCKSCH) oder ein Bedingungssatz ohne Bedingungspartikel (KÖNIG, Lehrgebäude der hebräischen Sprache, Band I I I 1897, § 390 qr). — In v. 24 sind die Schlußworte „in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat" formelhafter Redaktionszusatz (DILLMANN, GUNKEL, PBOCKSCH), da der Erzähler der Josefsgeschichte keine Verknüpfung mit den früheren Patriarchen herzustellen pflegt, vgl. bei 4815F. da ein Ausgleich sehr einfach gewesen wäre. Nun nimmt man zwar seit W E L L HAUSEN an, daß 47 s o ursprünglich mit 50 6 übereingestimmt habe (Tiiapa) und mit Rücksicht auf Kapitel 23 nachträglich korrigiert worden sei, aber „textgeschichtlich ist die Konjektur nicht begründet" (PROCKSCH 268). Die einfachste Erklärung scheint vielmehr die zu sein, daß Josef sich in 50 6 den ägyptischen Anschauungen anpaßt, um den Wunsch seines Yaters hinsichtlich seiner Bestattung verständlich zu machen: wie sich der vornehme Ägypter schon bei Lebzeiten sein Grab schuf, so redet hier Josef von dem Grab, das sich sein Vater gegraben (HEINISCH).

176

I V . Ergebnis von I I I

IV. Was ist das Ergebnis dieses kritischen Gangs durch die Josefsgeschichte und ihre neuere Exegese ? Zwar ist der Text mehrfach durch Glossen entstellt (37 5 b . 8 9 b . 40 i a ^. b . 5 b . 41 S i b . 4 5 b . BOb. 42 8 ü b . 4 4 l b . 2 a y . 45 1 0 a a .[ 2 iaa?] 46 3 2 a ( j. 47 9 a ( s. b y . 1 5 b . 1 6 b . 50 2 2 b. 2 4 by), in einzelnen Fällen sind auch Verse oder Versteile von ihrem ursprünglichen Platz verschlagen (37 8 b . 41 4 4 . 42 8 5 . 48,.[ 10a ?]), aber im übrigen wird der Fluß der Erzählung, wenn man von den „P"-Stücken absieht, nur an zwei Stellen ernsthaft unterbrochen: durch 4 6 i a ( » _ 5 a und 48 1 5 f ., wo also Einschübe von anderer Hand vorliegen. Diese kleinen Stücke abgerechnet, erweist sich die Josefsgeschichte als eine literarische Einheit. Die Widersprüche, die man gefunden hat, lassen sich so gut wie alle befriedigend auflösen und sind zum mindesten nirgends derart, daß die Einheit der Erzählung gesprengt würde. Gewiß enthält sie noch manche sachliche Schwierigkeiten und Unebenheiten wie am Anfang von Kapitel 48, aber diese werden durch mechanische Zerlegung nicht behoben, sondern erklären sich daraus, daß der Verfasser verschiedenartige Traditionen verwertet hat, wie das namentlich GEESSMANN in dem mehrfach erwähnten Aufsatz gezeigt hat. Damit wird also nichts von der Wahrheit abgebrochen, daß die Josefsgeschichte, wie sie uns heute vorliegt, die Konzeption e i n e s Geistes ist. Was die anstößigen Dubletten und Wiederholungen betrifft, so handelt es sich in einigen wenigen Fällen um nachträgliche Wucherungen (vgl. die vorhin aufgestellte Glossenliste), in der Hauptsache aber um eine bewußte schriftstellerische Eigenart unseres Verfassers, die man über den Einzelheiten nicht aus den Augen lassen darf. Er liebt nun einmal einen sehr breiten, fast behaglichen Stil, der auch durch Zerlegung des Textes in parallele Quellen nicht alle seine Wiederholungen verliert, die dann von den Quellenscheidern ohne Murren getragen werden \ Es ist keine Frage, daß wir uns manchmal eine straffere Darstellung wünschen möchten, aber wir haben kein Recht, hier unsere literarischen Wünsche einzumengen. Uberhaupt gilt von der Josefsgeschichte im besonderen, was JOHS. PEDEESEN von der Undurchführbarkeit der Auffassung, daß J und E zwei parallele Erzähler seien, im allgemeinen sagt: „viel zu oft beruht hier die Quellensonderung auf Verkennung der Psychologie der alten Israeliten" 2. Mit dieser andersartigen Psychologie hängt es z. B. zusammen, daß der Hebräer die 1 Vgl. etwa EISSFELDTS Elohisten in 4 1 5 i u. (B. O. zur Stelle) oder HOLZINGERS (KAUTZSCH4 S. 76) Bemerkung zu 39 2 0 ff.: „v. 20—23 macht den Eindruck einer gewissen Überfüllung; Anhaltspunkte für die Heranziehung der anderen Quelle sind 2 Z A W 1931, S. 178. aber nicht zu erkennen."

177

Y . Der „Elohist"

Nebeneinanderordnung der Sätze der Unterordnung vorzieht; dieser syntaktischen Eigentümlichkeit wird sonst von der Exegese durchaus die gebührende Beachtung g e s c h e n k t n u r hier trägt man ihr im Banne der Quellenscheidung keine Rechnung (vgl. 3 7 S 8 a . 4 1 5 8 . 42 9 b . 8 . 47 B b.i 5 a 5025b). Man kann es verstehen, daß ein solcher in die Breite gehender Stil zur Aufteilung der Josefserzählung auf verschiedene Quellen verlocken kann und verlockt hat, und man kann sogar zugeben, daß dabei manchmal ganz hübsche Resultate herauskommen. W e r aber einmal bei W I L L I A M H E N R Y GREEN 2 nachgelesen hat, wie dieser mit den Mitteln der Quellenscheidung, um sie ad absurdum zu führen, das Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Samariter anstandslos auf zwei Quellen zu verteilen vermag, der wird hier vorsichtig und lernt, daß die M ö g l i c h k e i t einer Quellenscheidung ihre Richtigkeit nicht verbürgt, und der sieht in solchem Tun ein amüsantes Spiel des Scharfsinns, aber nicht immer eine zwingende Wissenschaft.

y. Um den Zweck der Einschübe 4 6 i a | i - 6 a und 48 1 6 f . zu erklären, ist es notwendig, einen Blick auf die vorausgehenden Patriarchengeschichten zu werfen. Auch dort sind nämlich bestimmte Abschnitte auszuscheiden, weil sie mit der Darstellung des J in Konkurrenz treten oder sonstwie den Gang der jahwistischen Erzählung stören. Und wie in 46 2 ohne erkennbaren Grund D'H^N als Gottesbezeichnung gebraucht wird, so ist das auch für diese Abschnitte charakteristisch: während bei J die (nicht seltene) Verwendung von DVl^N stets sachlich motiviert ist 8 , ist das hier nicht der Fall, so daß nur die Annahme übrig bleibt, daß der Interpolator, der hier zu Worte kommt, absichtlich den Namen mrp vermeidet und g r u n d s ä t z l i c h sagt. Es handelt sich im ganzen um fünf Stücke: 1. 2. 3. 4.

Kapitel 20 (Abrahams und Saras Abenteuer bei Abimelech). 2 1 8 _ a i (Austreibung der Hagar). 2122—32 (Abrahams Vertrag mit Abimelech) 4 . 3 1 2 . 4 _ 1 6 (Jakobs Verteidigung vor seinen Frauen), damit zu-

1 Vgl. beispielshalber J e s 3 7 6 und DUHMS Bemerkung dazu in seinem Jesajakommentar. 8 W . H. GREEN, Die höhere Kritik des Pentateuchs, 1897, S. 170—178. * S. VOLZ im ersten Teil dieser Schrift. 4 Für die Ausscheidung dieses Abschnitts ist allerdings nicht der Gebrauch von DVibx maßgebend, der sich im Munde des Ausländers Abimelech ohne weiteres erklärt, sondern der Zusammenhang mit Kapitel 20 (Abimelech) und der Parallelismus zu 26 2 9 f f .

Beihefte z. ZAW 63

12

V. Der .Elohist"

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sammenhängend v. 24 und 29 (Gott verbietet dem Laban, Jakob etwas anzntun). 5. 35 j—.,., 1 (Jakob schafft die ausländischen Götter ab und baut in Bethel einen Altar). Vergleicht man diese Stücke untereinander und mit den beiden Interpolationen in der Josefsgeschichte, so sieht man schnell, daß sie nicht bloß äußerlich durch den eigentümlichen Gebrauch des Gottesnamens zusammengehalten sind, sondern auch inhaltlich zusammengehören: alle haben eine a p o l o g e t i s c h e T e n d e n z . Kapitel 20 will die Schilderung von 1210ff. korrigieren: Abraham hat nicht gelogen, als er Sara für seine Schwester ausgab; 21 8H. blickt auf Kapitel 16 zurück und nimmt Abraham in Schutz: er hat nicht, wie es dort heißt, die Hagar, nur um seine Ruhe zu haben, aus dem Hause gewiesen, sondern hat dem Drängen seines Weibes erst auf Gottes direktes Zureden hin nachgegeben ; 2122ff. biegt die Schilderung von 26 26£f. ab: der Patriarch hat sich nicht mit einem Philister zu gemeinsamem Mahle zusammengesetzt2. 312ff. stellt die jahwistische Darstellung in Kapitel 30 und 31 richtig: nicht durch allerlei zweifelhafte Experimente hat Jakob seinen Reichtum erworben, und nicht um diesen zu sichern ist er geflohen, sondern durch Gottes Hilfe hat er ihn gewonnen, und er zieht heim, weil Gott es ihm befiehlt8, der darum auch dem Laban verbietet, ihm etwas in den Weg zu legen. 35^. wehrt sich dagegen, daß man Jakob zutrauen könnte, er sei mit Raheis religiösem Verhalten einverstanden gewesen, weil er gegen ihren Terafim nichts sagt (3118ff.); nein, er hat gleich nach dem Betreten des heiligen Landes mit all dem abgöttischen Zeug aufgeräumt, und in Bethel geht nicht die Massebe auf ihn zurück4, wie J es darstellt6 (28 18 . 29 ), sondern einen Altar hat er dort gebaut 46 lf f. endlich wendet sich gegen den Schluß von Kapitel 45 9 : Jakob hat sich nicht durch die Sehnsucht nach seinem Sohne verleiten lassen, einfach dem gelobten Land den Rücken zu kehren und so die Verheißung zu gefährden, sondern er hat erst mit dem Gott seines Vaters in Beerseba Zwiesprache gehalten und ist erst gegangen, als dieser seine Bedenken zerstreute und ihm die Verheißung erneuerte, die dann Jakob (4815f.) vor seinem Tode durch seinen Segen unter Anrufung des Gottes 1

Zwischen v. 4 und 7 stand ursprünglich hs?l. Zugleich steht der Abschnitt im Dienste der auch anderwärts zu beobachtenden Tendenz, den Isaak zugunsten Abrahams zurückzudrängen. ' In 31 u ist der erste "iBX-Satz Zusatz, wie die Asyndese des zweiten zeigt; daB „und" der Versionen ist sekundär. 6 * Zu 31,, vgl. die vorhergehende Anmerkung. Vgl. S. 169 • Eine gegensätzliche Orientierung an 26, liegt nicht vor, weil dort die Worte von "nsxi ab redaktionell sind. 1

V. Der „Elohist"

179

Abrahams und Isaaks auf Sohn und Enkel übertrug, damit die Erinnerung an ihn und sein "Wort im fremden Lande nicht erlösche. Während dieser Verteidiger der Patriarchen die beiden Stücke in der Josefsgeschichte frei gestaltet zu haben scheint, hat er bei den fünf anderen Abschnitten offenbar ältere, von J nicht verwertete Traditionen als Träger seines Protestes benutzt. Man darf das daraus schließen, daß sich in seinen Berichtigungen mehrfach auch solche Abweichungen von J finden, die mit dem apologetischen Hauptzweck nichts zu tun haben. Wenn man diesen Interpolator, der an einzelnen Punkten die J-Tradition verbessert, wegen seines eigentümlichen Sprachgebrauchs auch weiterhin den Elohisten heißen will, kann man das tun; aber angesichts der paar Stellen, die ihm zugehören, dürfte deutlich geworden sein, daß von einer Q u e l l e im Sinn des seitherigen E, von einem dem J analogen E r z ä h l e r nicht die Rede sein kann 1 . Ich hoffe, mit meinen Ausführungen einen richtigeren Weg zum Verständnis der Josefsgeschichte zu bieten, als ihn die herkömmliche Quellenscheidung zeigen kann. Vor allem ist damit jene abenteuerliche Vorstellung beseitigt, als ob ein Redaktor in so und so vielen Abschnitten den vor ihm liegenden J und E versweise in Stücke geschnitten und aus diesen Fragmenten ein neues Ganzes zusammengeleimt hätte, bei dem es doch vorn und hinten nicht stimmt. Natürlich kann ich nicht beanspruchen, überall das Richtige gesehen zu haben. Aber ich denke, daß diese Methode, die für E in gewissem Sinn die Urkundenhypothese durch die Ergänzungshypothese ersetzt, zum mindesten eine brauchbare Arbeitshypothese ist, mit der man an die Untersuchung der übrigen Bücher des Pentateuchs herangehen kann 2 . 1 PBOCKSCH hat die Existenz eines selbständigen Elohisten dadurch zu erhärten versucht, daß er sich bemühte, seine Nachwirkungen in der profetischen Literatur aufzuzeigen (Geschichtsbetrachtung und geschichtliche Überlieferung bei den vorexilischen Propheten, 1902, S. 104ff.; das nordhebräische Sagenbuch, 1906, S. 247ff.; Genesis*, S. 293). Dieser Versuch hat — zum mindesten hinsichtlich der Genesis — zu keinen einleuchtenden Ergebnissen geführt. Bei Amos, Je3aja und Jeremía gibt PBOCKSCH selbst zu, daß keine völlige Sicherheit zu erreichen sei (Geschichtsbetrachtung S. 161); eine Abhängigkeit des Hosea (und Amos) von E ist durch die Untersuchung von J . BIEGEB (die Bedeutung der Geschichte für die Verkündigung des Amos und Hosea, 1929) völlig in Frage gestellt (a. a. O. S. 112ff.), Micha enthält überhaupt keine Anspielung auf die Genesistradition, und was sich im Deuteronomium an solcher findet, spricht nach PBOCKSCHS eigenem Urteil (Geschichtsbetrachtung S. 153) nicht klar genug für E. Zudem setzt natürlich PBOCKSCH bei seiner Untersuchung die herkömmliche Quellenscheidung voraus; wird dieser der Boden entzogen, so fällt auch seine Beweisführung zusammen. ' Über die Berechtigung, zunächst die Genesis für sich allein zu behandeln,

s . EICHBODT S . 4 f .

12*

Anhang. Oben (S. 148) wurde dargelegt, in welch eigentümlicher Weise der Verfasser der Josefsgeschichte die Gottesnamen verwendet: er gebraucht den Namen mrp nur referendo und legt ihn nie den redenden Personen in den Mund, die vielmehr in Palästina Vn, in Ägypten DTi^N sagen. Das erinnert sofort an Ex 6 8, und dieser Sprachgebrauch ist offenbar so zu erklären, wie es dort geschieht. Der Verfasser der Josefsgeschichte ist allem nach der Meinung, daß der Name Jahwe erst dem Mose geoffenbart wurde; deshalb kann zwar er selbst mrp sagen, nicht aber die zu Jakobs und Josefs Zeit lebenden Menschen Den Namen ntf "?f< aber empfindet er anscheinend als einen Würdenamen, der für das Heidenland zu gut ist, weshalb er ihn durch das gewöhnlichere D'H^X ersetzt, und da die Josefsgeschichte überwiegend auf ägyptischem Boden spielt, ist es nicht befremdlich, daß D'ni?N so viel häufiger vorkommt als Htf bx. Für Ex 6 , ergibt sich aus diesem Tatbestand die Folgerung, daß dort nicht eine erst von P geschaffene Theorie vorliegt, sondern daß P damit an eine ältere Tradition anknüpft. Nun ist zu beachten, daß der Jahwist in der Genesis außerhalb der Josefsgescbichte diesen Gebrauch der Gottesnamen nicht kennt. HtP' fehlt dort überhaupt, und auf ausländischem Boden kommt zwar gelegentlich D'H^N im Munde Labans (31 5 0 ) oder auch im Munde Jakobs gegenüber Laban (31 4 2 ) oder Esau (33 6 > 1 1 ) vor 2 , aber für gewöhnlich 1 D a a l l e auftretenden Personen, nicht bloß Josef, DVriit sagen, geht es nicht an, mit PROCKSCH S. 260 diesen Sprachgebrauch historisch so auszudeuten, „daß der Jahwename im Josefstamm ursprünglich fremd war und erst durch Mose dorthin gebracht wurde".

* Der Abschnitt über die Geburt der Söhne Jakobs und ihre Benamung (29 sl —30 s l ), der auch in der Fremde spielt, bleibt dabei außer Betracht, weil hier besondere Gründe für die "Wahl von DViix vorliegen. In 30 9 ist DVibit Qualitätsbegriff (vgl. 2 8 , 3 2 , j . 35 6 ), in 30, Appellativum im Sinn von „Gottheit" (vgl. 3 2 , e . t l . 33 10 ); in 30„.„ ist dem Erzähler bewußt, daß die Namen Dan und Josef Abkürzungen von Daniel und Josefei sind, deshalb gebraucht er D f i i x (vgl. 16,,, wo mit ©MSSß nv&N zu lesen ist, und 1 Sam l i 0 ; auch in 29 s , wäre dieser Fall gegeben, falls dort S mit „Rubel" und BFV&M im Kecht sein sollte. 30 s l b ist Kor-

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Anhang

sagen die „Israeliten" auch im fremden Lande nirv (24 1 2 . 2 7 . 8 5 . 4 2 « .

2 6

22"

30 ao- 32 10 ), ja der Jahwist scheut sich nicht, selbst den Ausländern den Jahwenamen in den Mund zu legen (24 8 1 . 6 0 f . 26 2 g f . 3 0 „ . 3 1 4 B ) W i e erklärt sich diese Differenz ? Wollte man annehmen, die Josefsgeschichte habe eine spätere Überarbeitung im Sinn von Ex 6 s über sich ergehen lassen müssen, so würde man nicht verstehen, warum sich diese Überarbeitung nur auf die Josefsgeschichte erstreckt hätte. Somit bleibt nur d e r Schluß übrig, daß die Erzählung von Josef von Haus aus selbständig war und von J nicht geschaffen, sondern fertig in sein Werk eingestellt wurde. Für die Tatsache, daß die Josefsgeschichte einmal „ein Sonderleben geführt" 2 hat, haben wir auch sonst Zeugnisse. Schon ihr weitläufiger Stil hebt sie deutlich von der knapperen Ausdrucksweise des J (selbst in Kapitel 24) ab. Dazu ist man längst auf sachliche Unterschiede aufmerksam geworden. Während die Söhne Jakobs in der Josefsgeschichte allem nach noch zum Hausstande des Vaters gehören und sich dem väterlichen Willen unterordnen, erscheinen sie bei J mehrfach völlig selbständig und zum Teil zum Vater im Gegensatz stehend (Simeon und Levi Kp. 34, Buben 35 21 f., Juda Kp. 38) s . Ferner heißt Josef rektur eines Glossators, der an der Ableitung des Namens Josef von C|DM statt von qO"1 Anstoß nahm, und der seinerseits fTif sagt; das DTiitt von ist sekundär, gegen D a h s e S . 4 2 . 4 4 , E i c h r o d t S . 8 2 ) . Wenn bei den beiden Kindern, die Lea gebiert, nachdem ihr Schoß durch den Genuß der Liebesäpfel wieder geöffnet ist (30,,—20)1 OVÄit steht, so ist hier der Jahwename offenbar deshalb vermieden, weil man Jahwe, der allem Zauberwesen abhold ist, mit diesen Liebeszauberpraktiken nicht in Berührung bringen wollte. (Da freilich J sonst in solchen Dingen nicht allzu skrupulÖB ist, könnte n^iibx aus dem genannten Grunde hier erst nachträglich eingesetzt sein.) Daß auch in 30 S2 DTibit steht, ist Angleichung an die Umgebung, weil davor und dahinter immer nur ovftK kommt; diese Angleichung hat sich in der Mehrzahl der Übersetzungen auch auf 30 24 erstreckt (s. vorhin). Den Gebrauch von DVtbit in diesem Abschnitt durch Quellenscheidung erklären zu wollen, ist aussichtslos, was z. B. W e l l h a u s e n (S. 3 7 ) und G u n k b l (S. 3 3 0 ) verschleiert zugeben. 1 31 19 ist allerdings ein fremder Zusatz (vgl. Heinibch). — Wenn in 30,, und in 26 29 einige griechische Minuskeln DTibs lesen, so ist das Korrektur, damit der „Heide" nicht ¡Tii-P sage (gegen D a h s e 4 2 . 1 0 6 . E i c h r o d t 8 2 ) . * P r o c k s c h S . 4 2 2 (und 4 3 1 ) ; vgl. auch G d n k b l in Z D M G 1 9 2 2 , S . 7 0 : „(es) ist anzunehmen, daß beide [J und E] nicht die eigentlichen Former der Uberlieferung [der Josefsgeschichte] gewesen sind, sondern daß sie die große künstlerische Komposition bereits vorgefunden haben" u. H e m p e l , Althebr. Lit. S. 1 7 f. 1 1 5 . ' E i s s f e l d t (Eucharisterion für G d n k e l S. 6 8 ff., vgl. Hexateuch-Synopse S. 22 ff.) bestreitet die Zugehörigkeit dieser Abschnitte zu J und möchte in allen diesen Stücken zusammen mit dem Jakobsegen eine fortlaufende Darstellung aus „L" sehen, die auf ganz anderem Wege als die Josefsgeschichte zu zeigen versuche, wie die vier ältesten Söhne Jakobs die ihnen zunächst zustehende Vor-

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Anhang

in 3 7 , der „Sohn des Alters" Jakobs, was mit 30 28(f . nicht zusammengeht \ Auch ist in 37 g6 von „allen Töchtern" Jakobs die Rede, während die vorausgehende Darstellung nur von der e i n e n Dina weiß (30 a i . 34 l f f .). Endlich ist der Name Paddan 4 8 , eine Sonderüberlief erring gegenüber 28 1 0 oder 29 1 2. Oft schließt man auch aus 37 10 , daß hier im Unterschied von 35 1 9 Rahel noch lebe. Aber dagegen spricht 48, 8 ; dazu könnte, wenn Rahel noch lebte, Benjamin noch nicht geboren sein (35 l g f.), so daß dieser keiner der in 37 9 vorausgesetzten zwölf Söhne wäre, was wiederum zu 42 4 u. a. nicht stimmt. Und der Ausweg, daß der Verfasser der Josefsgeschichte die Tradition von 35 l e if. nicht kenne, ist durch 4 8 , verbaut. Tatsächlich fordert 37 8 auch nicht die Annahme, daß Rahel noch am Leben sei: Josef konnte so träumen, auch wenn seine Mutter schon tot war, und der "Wortlaut der Rüge Jakobs erklärt sich eben aus dem Traum von Sonne, M o n d und Sternen Aber auch ohne 37 1 0 genügen die Belege zum Beweis dafür, daß die Josefsgeschichte ohne Berücksichtigung der vorausgehenden J-Erzählungen entstanden ist W a s sie aus der Patriarchengeschichte voraussetzt, ist lediglich die Zwölfzahl der Söhne Jakobs (37 9 ), dessen Wohnsitz in Hebron (37 1 4 ), der T o d (und das Grab) der Rahel (48,), das Patriarchengrab (47 80 , vgl. 50 5 ) und eine Nachricht darüber, daß Jakob nicht das Alter seiner Vorfahren erreicht hat (47 9 ). Um das zu wissen, brauchte der Erzähler die Darstellung von J nicht zu kennen, zumal da diese über den letzteren Punkt und über den Wohnsitz Jakobs keine Angabe enthält Somit dürfen wir mit guten Gründen feststellen, daß die Josefsmachtstellung verloren, und wie Josef an ihre Stelle trat. Aber während ßubeü, Simeon und Levi in der Tat für ihre Schandtaten verflucht werden (49,—,), enthält weder Kapitel 38 eine Verurteilung des Tuns Judas noch Kapitel 49 einen Fluch oder auch nur ein böses "Wort über ihn. (Auch die Versetzung von Dt 33 7 in den Jakobsegen hilft nicht weiter, weil auch dieses Gebet mit Juda sympathisiert und von keinem U n r e c h t Judas weiß.) Dazu kommt, daß die notwendige positive Ergänzung (der Aufstieg Josefs) bei „L" völlig fehlt und auch nicht aus Kapitel 48 gewonnen werden kann, wo ja nicht die Segnung Josefs, sondern die seiner Söhne das "Wesentliche ist (s. o. S. 170). Somit läßt sich nicht nachweisen, daß es eine der Josefsgeschichte parallele „L"-Darstellung gegeben hat. 1 Hier liegt auch eine Schwierigkeit innerhalb der Josefsgeschichte vor, insofern in 44 so vielmehr Benjamin „das Kind seines Alters" ist. Vgl. dazu Gbessmann8 traditionsgeschichtliche Erklärung im Eucharisterion für Gunkbl S. 11. * Der Samaritanus sowie © und @ gleichen den Namen durch Hinzufiigung von Aram an 28 * u. a. (P) an. * Vielleicht auch 4490b, vgl. Peocksch S. 268. * Gressmann (a. a. 0. S. 18 f.) erklärt den Sternentraum für einen Fremdkörper, der aber schon in der vorliterarischen Tradition hereingekommen sei.

Anhang

183

geschichte zunächst für sich allein existiert hat, und zwar mit Einschluß des eine besondere Tradition verratenden Kapitels 48, weil dieses den eigentümlichen Gebrauch der Gottesnamen mit den anderen Kapiteln teilt Der Jahwist ordnete dann die ganze Erzählung so wie sie war in sein großes Werk ein und änderte nichts daran, weil ihre religiöse Haltung völlig der seinen entsprach. Die Dazwischenschaltung des jahwistischen Kapitels 38 und des Jakobsegens erfolgte erst durch die spätere Genesisredaktion. Wenn oben in der Darstellung die Josefsgeschichte der Kürze halber stets als jahwistisch bezeichnet wurde, so ist das also nicht dahin zu verstehen, daß sie die Schöpfung des J sei, sondern daß sie einen Teil seines Gesamtwerkes bildet.

Verzeichnis der meistzitierten Werke. DAHSE EEBDMANS EICHBODT EISSFELDT FINN GREEN GUNKEL HEINISCH HOBOVITZ JACOB KÖNIG LÖHB MÖLLER PROCKSCH RUBIN SEINNEB SMEND WELLHAUSEN

Textkritische Materialien zurHexateuchfrage 1 , 1 9 1 2 . Alttestamentliche Studien I, 1908. = W A L T H E R EICHRODT, Die Quellen der Genesis von neuem untersucht, 1916. = O T T O E I S S F E L D T , Hexateuch-Synopse, 1 9 2 2 . = A . H . F I N N , The Unity of the Pentateuch, ohne Jahreszahl, Marshall Brs, London Edinburgh New York. = W I L L I A M H E N R Y G R E E N , Die Einheit der Genesis, 1 9 0 3 . = HERMANN G U N K E L , Genesis, » 1 9 1 0 . = P A U L H E I N I S C H , Das Buch Genesis übersetzt und erklärt, 1930. = J A K O B HOBOVITZ, Die Josephserzählung, 1921. = B. J A C O B , Quellenscheidung und Exegese im Pentateuch, 1916. = EDUARD K Ö N I G , Die Genesis, 1919. = M A X L O H R , Untersuchungen zum Hexateuchproblem I , 1 9 2 4 . = W. M Ö L L E R , Die Einheit und Echtheit der 5 Bücher Mosis, 1 9 3 1 . = O T T O PBOOKSCH, Die Genesis, 2 " 1 9 2 4 . = SIMON R U B I N , Biblische Probleme I , 1 9 3 1 . = J O H N S K I N N E B , A critical and exegetical Commentary on Genesis, a 1930. = R U D O L F SMEND, Die Erzählung des Hexateuch, 1 9 1 2 . = J . W E L L H A U S E N , Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bücher des Alten Testaments, »1899. =

JOHANNES D A H S E ,

= B. D.

EERDMANS,

L i p p e r t & C o . G.m.b.H., Naumburg (Saale)

Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 33. Abhandlungen zur semitischen Religionsgeschichte und Sprachwissenschaft. Festschrift f. B a u d i s s i n zum 70. Geburtstage. '18 . . 33.— 34. Beiträge zur alttestamentlichen Wissenschaft. K a r l B u d d e zum 70. Geburtstag gewidmet. Hrsgg. v. K. M a r t i . '20 (Siehe auch Nr. 54) 9.— 35. N. Messel: Der Menschensohn in den Bilderreden des Henoch. '22 . . 2.50 36. H. Jahnow: Das hebr. Leichenlied im Rahmen der Yölkerdichtung. '23 8.— 37. L. Köhler: Deuterojesaja (Jesaja 40—55) stilkritisch untersucht. '23. . 3.20 38. M. Lohr: Hexateuchproblem: I. Der Priesterkodex in der Genesis. '24 . —.70 39. G. Hölscher: Hesekiel. Der Dichter und das Buch. '24 9.— 40. E. L. Dietrich: Schub sch'but. Die endzeitliche Wiederherstellung bei den Propheten. '25 3.60 41. Vom Alten Testament. Festschrift K a r l M a r t i zum 70. Geburtstage gewidmet. Hrsgg. von K. Budde. '25 14.40 42. J. Fischer: Zur Septuaginta-Vorlage im Pentateuch. '26 2.— 43. G. Kuhn: Erklärung des Buches Koheleth. '26 2.30 44. A. Allwohn: Die Ehe des Hosea in psychoanalytischer Beleuchtung. '2G 3.60 45. M. L u r j e : Studien zur Geschichte der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im israelitisch-jüdischen Reiche. '27 3.— 46. N. Mcolsky: Spuren magischer Formeln in den Psalmen. '27 . . . . 4.90 47. N. Glueck: Das Wort hesed im alttestamentlichen Sprachgebrauch als menschliche und göttliche gemeinschaftsgemäße Verhaltungsweise. '27 . 3.60 48. K. Galling : Die Erwählungstraditionen Israels. '28 5.40 49. H. Schmidt: Das Gebet der Angeklagten im Alten Testament. '28 . . 2.40 50. A. Menes: Die vorexilischen Gesetze Israels im Zusammenhang seiner kulturgeschichtlichen Entwicklung. Vorarbeiten z. Geschichte Israels. Heft 1. '28

7.20

51. E. Stein: Die allegorische Exegese des Philo aus Alexandreia.

2.80

52. J. Gabor: Der hebräische Urrhythmus. 53. A. Weiser: Die Profetie des Arnos.

'29

. .

'29

1.60

'29

16.—

54. Karl Budde's Schrifttum bis zu seinem 80. Geburtstage. Eine Festgabe. Ergänzung zur Budde-Festschrift (Beiheft 34).

'30

1.80

55. C. Kühl: Die drei Männer im Feuer. (Daniel Kap. 3 und seine Zusätze.) '30

9.—

56. J. Fischer: In welcher Schrift lag das Buch Isaias den LXX vor? '30 57. E. Stein: Philo und der Midrasch. Philos Schilderung der Gestalten des Pentateuch, verglichen mit der des Midrasch. '31

5.40

58. F. Haeussermann: Wortempfang und Symbol in der alttestamentlichen Prophetie. '32

3.20 6.50

59. Joach. Jeremias: Die Passahfeier der Samaritaner und ihre Bedeutung für das Verständnis der alttestamentl. Passahüberlieferung. Mit 48 Tafeln. '32 60. K. B u d d e : Die biblische Paradiesesgeschichte.

'32

4.80

61. V. Herntrich: Ezechielprobleme. '33 62. J. Fichtner: Die altorientalische Weisheit in ihrer israelitisch-jüdischen Ausprägung. Eine Studie zur Nationalisierung der Weisheit in Israel. '33

Verlag

von

Alfred

Töpelmann

9.—

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7.20 6.80

Gießen

Die Mischria Text, U e b e r s e t z u n g

und a u s f ü h r l i c h e

Erklärung

Mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen und textkritischen Anhängen unter Mitwirkung von Prof. D. Dr. Albrecht-Oldenburg (f) / Prof. 1). Bauer-Göttingen / Pfarrer Dr. BornhäuserEttlingen / Prof. I). Fiebig-Leipzig / Pfarrer D. Dr. Frankenberg-Marburg / Prof. D. Dr. Frhr. v. (iall-Gießen / Priv.-Doz. Dr. theol. Haag-Heidelberg (f) / Dr. KapustinBerlin / Prof. D. Dr. G. Kittel-Tübingen / Kohn-Heidelberg / Pfarrer Lie. Dr. Kramer-Gerichshain / Dr. Kuhn-Tübingen / Rabbiner Dr. Lauer-Mannheim / Prof. Dr. Marmorstein-London / Prof. D. Dr. Marti-Bern (f) / Prof. D. Dr. MeinboldBonn / Prof. D. Dr. Nowack-Leipzig (f) / Pfarrer Dr. theol. llapp-Kumase (Afrika) / Priv.-Doz. Lie. Rengstorf-Tübingen / Priv.-Doz. Lie. Rost-Berlin /' Dr. SanderTübingen / Prof. D. Volz-Tübingen / Prof. D. Weiser-Tübingen / Pfarrer Dr. theol. Wendel-Ober-Breidenbach / Pastor Prof. D. Windfuhr-Hamburg herausgegeben von

Prof. D. Dr. G. Beer-Heidelberg, Prof. D. 0 . Holtzmann-Grießen Prof. Dr. S. K r a u ß - W i e n Bis Sommer 1933 sind folgende Traktate erschienen: Baba qamma („Erste Pforte" des Civilrechts) v. W. Windfuhr M. 2.50 Baba meßia („Mittlere Pforte" des Civilrechts) v. W. Windfuhr „ 3.60 Baba batra („Letzte Pforte" des Civilrechts) v. W. Windfuhr „ 8— Sanhédrin (Hoher Rat) \ v. S. prn u Makkot (Prügelstrafe) f Krauß " Abot (Väter) v. Beer und Marti „ 16.— Horajot (Entscheid.) v. Windfuhr „ 1.15 Tamid (Vom täglichen Gemeindeopfer) v. 0. Holtzmann „ 6.30 Middot (Tempelmaße) v. 0. Holtzmann „ 3.30 Qinnim (Von den Vogelopfern) v. 0. Holtzmann „ 3.— In der Subskription ist der Bezugspreis 12—15 °/0 niedriger.

Berakot (Gebete) v. 0. Holtzmann M. 3.15 Pea (Vom Ackerwinkel) v. W. Bauer „ 2.25 Dammai (Vom Zweifelhaften) v. W. Bauer „ 5.20 Kil'ajim(Verbotene Mischgattung.) v. K. Albrecht „ 2.50 Challa (Teighebe) v. K. Albrecht „ 1.40 Orla (Vorhaut) v. K. Albrecht „ 1.40 Bikknrim (Erstlinge) v. K. Albrecht „ 2.— Schabbat (Sabbat) v. W. Nowack „ 8.— Erubin (Vermischgn.) v. W. Nowack „ 8.— Pesachim (Passahfest) v. G. Beer „ 6.40 Joma (Versöhnungstag) v. Meinhold „ 2.40 Rosch ha-schana (Neujahr) v. P. Fiebig „ 3.60 Moed qatan (Halbfeiertage) v. Rapp „ 4.90 Jebamot (Von der Schwagerehe) v. K. H. Rengstorf „ 24.50

Dieses Mischnawerk ist für Neu- und Alttestamentler, Juristen (Rechtsgeschichte), Folkloristen, klassische Philologen (das Griechisch und Lateinisch der Mischna) unentbehrlich. Es sollte auch von allen denen studiert werden, die das Judentum besser als bisher kennen und würdigen lernen wollen. Literarisches Zentralblatt 1933 wird noch weiter erscheinen: Sukka (Vom Laubhüttenfest). Bearbeitet von H. B o r n h ä u s e r .

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Töpelmann

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