Demos Pyknites: Untersuchungen zur Darstellung des Demos in der Alten Komödie [1 ed.] 3476452697, 9783476452696

Nicht nur stadtbekannte Persönlichkeiten wie Kleon, Sokrates oder die beiden Tragödiendichter Aischylos und Euripides we

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German Pages 307 Year 2001

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Demos Pyknites: Untersuchungen zur Darstellung des Demos in der Alten Komödie [1 ed.]
 3476452697, 9783476452696

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Demos Pyknites

DRAMA Beitdige zum antiken Drama und seiner Rezeption Herausgegeben von F. De Martino - J. A. Lopez Ferez G. Mastromarco - B. SeidenstickerN. W. Slater - A. H. SommersteinR. Stillers - P. ThiercyB. Zimmermann

Beiheft 15 Peter Reinders

Demos Pyknites Untersuchungen zur Darstellung des Demos in der Alten Komodie

Verlag J. B. Metzler Stuttgart· Weimar

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Reinders, Peter: Demos Pyknites. Untersuchungen zur Darstellung des Demos in der Alten Komödie / Peter Reinders - Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001 (Drama: Beiheft; 15) (M-&-P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung) ISBN 978-3-476-45269-6 ISBN 978-3-476-02781-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-02781-8 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. M & P Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung

© 2001 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und earl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2001 www.metzlerverlag.de [email protected]

Meinen Eltern 1f:ai -rtj) larrfJ

Inhalt Einleitung 1. Tendenzen der Aristophanes-Forschung 1.1. Uberblick iiber die iiltere Forschung 1.2. Die Aristophanische Komodie und der Karneval 1.3. Die Komodie im Rahmen der Utopie- und Satirediskussion

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2. Die Verwendung von ()fjlloC; in der Literatur 2.1. Vorbemerkung 2.2. Etymoiogie 2.3. Friihgriechische Dichtung 2.4. Literatur des 5. Jahrhunderts 2.4.1. Ps.-Xenophon 2.4.2. Geschichtsschreibung 2.4.2.1. Thukydides 2.4.2.2. Herodot 2.4.5. TragOdie 2.4.6. Aristophanes 2.5. Ausblick auf die attischen Redner und die Literatur des 4. Jahrhunderts

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3. Die Komodie in der Gesellschaft 3.1. Die Komodie und ihr O'1to'U()honetischen Verwandtschaft zu altirisch dam = "Gefolgschaft, Sippe,,7 allgemein Konsens dariiber, daB der Begriff in seiner Grundbedeutung eine "engere verwandtschaftliche Gemeinschaft" und damit auch SiedlungsgemeinDonlan 1970. Donlan 1978. Vgl. hier insbes. S. 97f. Zu so1chen Bedenken vgl. Stein-Holkeskarnp 1989: 54. Trotz eigener Vorbehalte weniger zuriickhaltend Donlan 1978: 95. Eine Bewertung im einzelnen bleibt, soweit ich sehe, weiterhin ein Desiderat. VgI. Frisk H. 1960. Griechisches etymologisches Worterbuch. Bd. I. Heidelberg. 380, Chantraine P. 1968. Dictionnaire etymologique de la langue grecque. Histoire de mots. Paris. 274 sowie M. Schmidt in seinem Artikel zum Lemma lifjllos im LfgrE, Bd. 2, Sp. 275.

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in der Literatur

schaft bezeichnet haben durfte. 8 Die in Attika und zum Teil auch in ionischen Stadten in spaterer Zeit gebrauchliche, sonst aber zuriickgetretene staatsrechtliche Bedeutung als "Gemeinde, Polisbezirk" durfte aus diesem Grunde ein Residuum dieser urspriinglichen Bedeutung des Wortes . 9 gewesen sem. 2.3. Fruhgriechische Dichtung

In der neueren Forschung hat sich allgemein die bereits bei Calhoun entwickelte Auffassung durchgesetzt, daB die Vorstellung einer auf dem Geburtsstand basierenden, in sich geschlossenen Adelsschicht in den homerischen Epen wenn uberhaupt allenfalls in Ansatzen zu finden ist. 10 Textbeispiele, we1che die kausale Verkniipfung von adeliger Herkunft und daraus abzuleitender individueller Qualitat im Sinne des homerischen Heldenideals zeigen, sind denn auch auBerst selten und lassen eine so1che Verbindung allenfalls implizit erkennen. lI Termini wie YEVVCltOS und EUYEV"S, we1che die Vorstellung edler Geburt in sich trag en und als einen Wert sui generis beschreiben, tauchen in der homerischen Epik und den unter dem Namen Homers iiberlieferten Hymnen nur an zwei Stellen auf.12 Die "eigentliche Trennungslinie" innerhalb der homerischen Gesellschaft verlauft denn auch "nicht zwischen Adel und Demos oder zwischen besitzenden und sozial deklassierten Freien, sondem zwischen Freien und versklavten Fremden".13

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Vgl. von Schoeffer 1903: 154. In ganz iilmlicher Weise bezeichnete auch das vielfach verbiirgte mykenische damo eine (allerdings bauerliche) administrative Einheit. Vgl. dazu ausfiihrlich Lejeune M. 1965. Le ~AMOL dans la societe mycenienne. REG 78. 1-22. Hier insbes. 6. Vgl. wiederum von Schoeffer 1903: 154. Bedenken gegen diese "relative Chronologie" auBert allerdings Schmidt, Sp. 275. Vgl. Calhoun 1934: pass., bes. 208, sowie Donlan 1969: 268 u. 1980: 19, SteinHolkeskamp 1989: pass., u.a. 231, Bleicken 21994: 19f. (u. 438ff. zur Forschungsgeschichte) sowie eingegrenzt auf die Odyssee Halverson 1985: 129f. (dort auch weitere Lit.). Donlan (1980: 18) spricht in diesem Zusammenhang von "proto-nobility". Donlan (1980: 15) selbst nennt II.:=: 113. II. E 253 bzw. h. Yen. 94. Daneben verwendet Homer allerdings dreimal das Substantiv eumx:tEpWX (II. Z 292; Od. ~ 227 u. A235). Welwei K.-W. 1981. Ade1 und Demos in der When Polis. Gymnasium 88, 1-23. Hier 14. Donlan (1980: 18) weist allerdings daraufhin, daB man trotz dieser Tatsache nur wenige Beispiele von "upward mobility" rmden konne, was mit dem Ubergang zu einer Gesellschaft zu erklaren sei, in der Klassenzugehorigkeit - basierend auf der Geburt - auch individuelle Vortrefflichkeit garantiere. Eines dieser Bei-

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in der Literatur

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Dieser Tatbestand zeigt sich auch an der Art und Weise, wie die Bezeichnung SfiJloe; in den homerischen Epen verwendet wird. Der bereits der Grundbedeutung inharente Doppelaspekt von "bewohntem Land" und auf diesem Land siedelnden "Bewohnern" zeigt sich auch hier. So umfaBt Sfil-we;, bisweilen verstiirkt durch den Zusatz nue;14, in seiner personalen Bedeutung das ,,(Gesamt-)VolklBevOlkerung" auch groBerer politi scher Einheiten im Sinne der Gesamtheit aller freien Biirger,15 wobei im konkreten Fall auch der weibliche Teil der Bevolkerung mit eingeschlossen sein kann. 16 Vor aHem in der Ilias wird der Begriff dariiber hinaus bisweilen im Sinne des gebrauchlicheren Aa6e; = "Kriegsvolk" verwendet. 17 EbenfaHs bereits bei Homer angelegt ist die aus diesem personalen Gebrauch von SfiJloe; heraus entwickelte metonymische Verwendung des Begriffes im Sinne von "versammeltes Volk" = "Volksversammlung" in seiner politischen 18 wie in seiner jurisdiktionellen Funktion als ,,1nstanz der Rechtsprechung" 19 . Eine Besonderheit ist die Verwendung von MiJloe; als genus pro specie llias M 213, wo Polydamas vor Hektor sein Verhalten zu legitimieren sucht, im Rat seine Meinung vorzutragen, obwohl er nur ein Mann des Volkes sei (SfiJlov EOVta). Nicht selten aber bezeichnet SfiJloe; daneben im engeren Sinn innerhalb der Gesamtbevolkerung die Masse der "Untertanen,,20 in Kontrast zu den politischen und/oder milit1irischen Fiihrem oder Fiihrungs-

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spiele durfte der Fall des Polydamas n. M 213 sein, der als einer aus dem Demos (oijl10V EOV'tc() zum Berater Hektors aufsteigt. Vgl. auch II. K 238f. n. Y 166; Od. 9 157, t 6, 1t 114 u.