Datenverarbeitungsanlagen als Instrument der Unternehmensführung in Geldinstituten [1. Aufl.] 978-3-663-12712-3;978-3-663-13619-4

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German Pages 23 [26] Year 1973

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Datenverarbeitungsanlagen als Instrument der Unternehmensführung in Geldinstituten [1. Aufl.]
 978-3-663-12712-3;978-3-663-13619-4

Table of contents :
Front Matter ....Pages N1-N2
Die technologische Kurve (Erich Schabacker)....Pages 1-3
Das deutsche Kreditgewerbe und seine Kunden (Erich Schabacker)....Pages 4-4
Geschichte der EDV-Technik im deutschen Kreditgewerbe (Erich Schabacker)....Pages 5-6
Das deutsche Kreditwesen an der Schwelle der 70er Jahre (Erich Schabacker)....Pages 6-7
Die Optimalisierung der Erfolgsfaktoren (Erich Schabacker)....Pages 8-9
Die Transparenz des Bankbetriebes als Forderung an das innerbetriebliche Informationssystem (Erich Schabacker)....Pages 10-18
Der Aufbau des innerbetrieblichen Informationssystems (Erich Schabacker)....Pages 19-20
Moderne Unternehmensführung auch im Kreditgewerbe (Erich Schabacker)....Pages 21-22
Back Matter ....Pages 23-23

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Datenverarbeitungsanlagen als Instrument der Unternehmensführung in Geldinstituten

Vortrag, gehalten von

Dipl.-Volkswirt Erich Schabacker am 26. September 1970 im Rahmen der Abschlußveranstaltung der BANKAKADEMIE Mannheim

TSBN 978-3-663-12712-3 ISBN 978-3-663-13619-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-13619-4 Verlags-Nr. 851

Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1973 Ursprilnglich erschienen bei

Betriebswirtschafilich er Verlag Dr. Th. Gabler KG, Wiesbaden 1973.

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Meine Damen und Herren! Ich habe die Aufgabe, Ihnen einige Gedanken zum Thema "Datenverarbeitungsanlagen als Instrument der Unternehmensführung in Geldinstituten" vorzutragen. Es handelt sich um einige grundlegende Gedanken, die jedoch geeignet sind, für Sie erkennbar werden zu lassen, welche Bedeutung die elektronische Datenverarbeitung für die heutige Unternehmensführung besitzt. 1. Die technologische Kurve

In der ersten "Automationssonderausgabe" der "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen" erschien ein Beitrag mit dem Titel "Bankbetrieb- Gestern und Morgen -". Darin ist einleitend zu lesen: "Der Bankbeamte mit Lüsterjacke und Ärmelschonern, der am Stehpult mit schwungvoller Handschrift die Geschäfte des Prinzipals in dicken Folianten eintrug, gehört der Vergangenheit an. Mit ihm sind Gänsekiel, Streusand und Kopierpresse verschwunden". Ist dieses genannte Kriterium nur dem Bankbetrieb eigen? Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich Ihnen einige Tatsachen ins Gedächtnis zurückrufen. 1.1. Fortbewegungsgeschwindigkeit Die in der Abbildung 1 dick gezeichnete Kurve zeigt einen sehr bemerkenswerten Verlauf. Sie paßt sich der oberen Grenze der einzelnen dünn gezeichneten Linien an. Untersuchen wir einmal näher, um welche Linien es sich dabei handelt.

Rakete Flugzeug Kfz Dampfmasch. Pferd

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1700

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1900

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Als erstes Bild sehen Sie die Darstellung der unterschiedlichen Fortbewegungselemente und -geschwindigkeiten. Jahrhundertelang war das Pferd neben dem Segelschiff das einzige FortbewegungsmitteL Anfang des 19. Jahrhunderts ver-

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half die Dampfmaschine zu einem riesigen technologischen Fortschritt. Dieser Fortschritt war wiederum die Grundlage für weitere Entwicklungen, die Ende des vorigen Jahrhunderts zur Entwicklung des Kraftfahrzeuges und später zum Bau von Flugzeugen und Raketen führte. Typisch an dieser Kurve ist das langsame Ansteigen oder Gleichbleiben während der ersten Zeit und das Hochschnellen in den letzten Jahren bzw. Monaten. Man kann sich nun fragen, ob es sich hierbei lediglich um eine Kurve handelt, die der Geschwindigkeitssteigerung eigen ist, dann wäre sie für uns ohne Interesse. Untersuchen wir jedoch analoge Entwicklungen. 1.2. Geschwindigkeit der Nachrichtenverbreitung Die Abbildung 2 zeigt die Geschwindigkeit der Nachrichtenverbreitung, die ebenfalls - soweit es die dick gezeichnete Linie betrifft - die gleichbleibende Struktur aufweist. Jahrhundertelang gab es nur als einzige Möglichkeit einer

Fernsehen Radio Rotationsdruck Druckmasch. Handgeschr. Buch 1600

2000

Verbreitung der geschriebenen Information das handgeschriebene Buch; heute werden durch Radio und Fernsehen neue Dimensionen erschlossen. 1.3. Rechengeschwindigkeit Aber betrachten wir noch ein drittes Bild: Die dick gezeichnete Kurve der Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Rechengeschwindigkeit auf. Jahrhundertelang rechnete man im Kopf. Als einziges Hilfsmittel gab es nur primitive Rechenbrettchen. Mitte des 17. Jahrhunderts (1653) wurden die ersten mechanischen Rechenmaschinen gebaut. Als Erfinder der Rechenmaschine wird Pasquale genannt; ein Tübinger Professor Schickard - Theologe, Philosoph und Naturwissenschaftler- soll jedoch schon vor Pasquale im Jahre 1623 die

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erste Additionsmaschine konstruiert haben. Daß dieser Tübinger Professor nicht als Erfinder der Rechenmaschine genannt wird, hat seinen besonderen Grund: Herr Schickard hatte die Pläne dieser Maschine ausgearbeitet, aber einen Bau nicht durchgeführt. Erst in den fünfzigerJahrenwurde an Hand der Pläne die Rechenmaschine nachgebaut und ausprobiert.

SLT Röhre Elektrizität Rechenmasch. Kopfrechnen

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1700

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1900

2000

Erst gegen Ende des vorigen Jahrunderts- einige Jahre nachdem Dr. Hollerith das Lochkartenzählverfahren bei der amerikanischen Volkszählung erstmals anwandte - benutzt man die Elektrizität als Antriebselement für Rechenmaschinen. In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts fanden die ersten elektronischen Bauteile - Elektronenröhren - Eingang in Rechenmaschinen. Heute arbeitet man an Schaltelementen, die Schaltzeiten im Bereich von Nanosekunden ermöglichen. 1.4. Die technologische Kurve Diese drei Kurven werden in der Literatur "technologische" Kurven genannt. Die dick gezeichnete Kurve gibt ein Bild über die Geschwindigkeit des Fortschrittes. Sie repräsentiert unser Leben und ist nicht in ihren Einzelheiten oder Formen, jedoch in ihrer Struktur vorausberechenbar und damit von den Menschen in jede Vorausrechnung einbeziehbar. Damit stellt sich für den Unternehmensleiter nicht die Frage, ob man dieser Entwicklung hilflos ausgeliefert ist oder nicht, vielmehr sind gerade die Leiter von Geldinstituten, die ja in der modernen arbeitsteiligen Wirtschaft die Motore für den gesamten wirtschaftlichen Wertekreislauf sind, aufgefordert, der technologischen Entwicklung zu folgen. Wir alle haben dieser Entwicklung viel zu verdanken. Dieser überwältigende "Sprung nach vorne" der Technik war auch die Ursache für den Geschäftszuwachs der letzten Jahre und wird auch Grundlage sein für die Probleme von morgen.

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2. Das deutsche Kreditgewerbe und seine Kunden Ich hatte im Jahre 1970 anläßlich einer Studienreise rund um die Welt Gelegenheit, den Service von ca. 50 Geldinstituten zu studieren. Wenn ich hier und heute ein Kurz-Resume ziehe, dann kann man folgendes behaupten und beweisen: Der deutsche Bankkunde wird im Moment noch von allen Bankkunden der Welt am meisten verwöhnt: II Er erhält z. B. jeden Morgenper Post seinen Kontokorrent-Tagesauszug mit spezifizierter Aufstellung der Zu- und Abgänge, Buchungstext, Valuten, alten und neuen Salden, statistischen Hinweisen u. a. m. Damit wird ihm die Disposition erleichtert. Im Gegensatz dazu erhält z. B. der Kunde einer amerikanischen Bank einen Halbjahresauszug, der vier Werte enthält- alter Saldo, Summe der Zugänge, Summe der Abgänge, neuer Saldo. II Er gibt seiner Bank die Wünsche betreffend Dauerauftragsausführungen auf; das Geldinstitut erledigt prompt die Ausführungen und teilt mit entsprechendem Buchungstext die Erledigung dem Kunden mit. In Amerika, England und anderen Ländern sitzt der Bankkunde am Ultimo im abendlichen Fleiß am Schreibtisch, überlegt, welche Zahlungen anstehen und schreibt pro Geschäftsvorfall einen Scheck aus.

II Er verlagert mittels Lastschriftverfahren seine gesamte Debitorenbuchhaltung in die Räume des Geldinstitutes. Hier wird in Zukunft die Palette von Dienstleistungen noch vergrößert, wenn die in diesem Zusammenhang zu erwähnenden Zahlscheine - mit OCR-A-Zeichen vorcodiert - vom empfangenden Geldinstitut erfaßt und den Kunden in maschinenlesbaren Datenträgern zur Verfügung gestellt werden. Ein Service, der in diesem Umfang einzigartig in der Welt ist. • Seine Wertpapierkauf- und -verkaufsaufträge werden noch am Tage der Ausführung dem Kunden mitgeteilt und unter dem gleichen Datum im Tagesauszug gut- bzw. lastgebucht. • Der deutsche Wertpapierkunde erhält zum Jahresende ein komplettes Jahresdepotbuch, das nicht nur eine Übersicht gibt über die Anfangs- und Schlußbestände, sondern über alle Bewegungen, Kursgewinne, Kursverluste, steuerfreien Erträge, steuerpflichtigen Erträge, Kurswertberechnungen, Statistiken u.a.m. Diese Liste könnte beliebig fortgesetzt werden und alleine Gegenstand eines mehrstündigen Referates sein. Warum wird von den deutschen Geldinstituten ihren Bankkunden eine solch umfassende Palette von Dienstleistungen geboten? Im Kampf um den Kunden, um den Markt, um die Konten, um die Einlagen, um die Kredite war und ist die Vielfalt der Dienstleistungen ein wichtiges Instrument der Werbung, ein Instrument im Wettbewerbskampf.

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3. Geschichte der EDV -Technik im deutschen Kreditgewerbe Zur Steuerung dieser erwähnten Dienstleistungen werden überall Datenverarbeitungsanlagen herangezogen. Diese Technik gibt es nun seit über 40 Jahren im Bankbetdeb. Die Geräte, die Mitte der zwanziger Jahre zum ersten Mal eingesetzt wurden, waren im wesentlichen elektro-mechanisch gesteuerte Statistikmaschinen. Da zu dieser Zeit die automatische Gruppenkontrolle - d. h. eine automatische Trennung von Kartengruppen - noch nicht bekannt war, mußten die Lochkartenpakete gruppenweise getrennt eingelegt werden. Dieses Verfahren wurde insbesondere im Spargeschäft eingesetzt, um Größenklassenstatistiken usw. zu erstellen. Ende der zwanziger Jahre kündigte die Deutsche Hollerith-Maschinen Gesellschaft eine Tabelliermaschine an, die speziell auf die Bedürfnisse von Geldinstituten ausgelegt war. Zum ersten Mal begegneten wir hier direkt saldierenden Zählern. Weil gerade das Interesse der Banken auf diese Tatsache gerichtet war, erhielt diese Tabelliermaschine die Typenbezeichnung "BK" (Bank)-Maschine. Diese BK-Maschine fand ein breites Einsatzgebiet vor: • Zinsberechnung im Spargeschäft 0 Auswertungen der Sparkonten 0 Zinsstaffelrechnungen e Erstellung von Tilgungsplänen waren die am häufigsten anzutreffenden Anwendungen. Im Jahre 1936 kam mit der Tabelliermaschine D 11 die erste programmgesteuerte Lochkartenmaschine auf den Markt, bei der mehrere Maschinengänge voneinander unabhängige Funktionen parallel erledigen konnten. Diese Tabelliermaschine wird heute noch in einigen Geldinstituten zu Abstimmarbeiten eingesetzt. Nach 1945 fand dann die Alphabettechnik Eingang in die Datenverarbeitungsanlagen der Bankbetriebe. Nun war es möglich, 0 Adressen 0 Buchungstexte • Hinweise • Wertpapiergattungen usw. nicht mehr numerisch verschlüsselt, sondern in Buchstaben niederzuschreiben. Ab 1958 folgten neue Techniken, die die Datenverarbeitungsanlagen auf breiter Basis in den Geldinstituten einführten. In den Jahren nach 1959 fand dann die Elektronik Eingang in den Bankbetrieb, d. h. elektromagnetisch gesteuerte Zähl- und Speicherwerke wurden durch Röhren, Transistoren und andere Techniken ersetzt. Im Zuge dieser Entwicklung benutzen heute weit über 3000 Geldinstitute Datenverarbeitungsanlagen.

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Eine große Anzahl benutzt im eigenen Haus installierte Geräte, andere Institute lassen das tägliche Arbeitsvolumen im Rahmen einer Buchungsgemeinschaft erledigen, andere Banken benutzen für tägliche oder periodische Auswertungen ein Rechenzentrum. Das war ein Blick in die Vergangenheit, nun wollen wir uns der Zukunft zuwenden: 4. Das deutsche Kreditwesen an der Schwelle der 70er Jahre Wir stehen heute am Beginn des 8. Jahrzehntes des 20. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Was wird diese Epoche uns gemeinsam bringen? Lassen Sie mich einige Daten nennen: • Zur Zeit verdoppelt sich alle 20 Jahre die Zahl der wichtigen Entdeckungen, der bedeutenden Physiker und Studenten je 1000 Einwohner. • Es verdoppelt sich alle 15 Jahre die Zahl der Akademiker mit Abschlußprüfung. • Alle 10 Jahre verdoppelt sich die Zahl der Telefone, der Ingenieure und der verbrauchten Kilowattstunden. • Alle 5 Jahre geben wir für Wissenschaft und Entwicklung doppelt so viel aus wie zuvor. • Die Kapazität von EDV-Anlagen verzehnfacht sich alle 2 Jahre. Im Jahre 1840 lag die höchste Geschwindigkeit, mit der sich der Mensch fortbewegen konnte, bei 40 km/h. Heute fliegen wir mit 40 000 km/h zum Mond und planen für die bevorstehende Marsreise Maximalgeschwindigkeiten von 120 000 km/h. Den entscheidenden naturwissenschaftlichen Durchbrüchen des 19. Jahrhunderts, der "Erfindung" der Elektrizität als Medium der Kraftübertragung, des Verbrennungsmotors und der ersten Kommunikationssysteme (Morse und Telefon), folgte und folgt der Zugewinn weiterführender Einsichten auf dem Gebiet der Atomphysik, der modernen Kommunikationstechnik und der Kybernetik. Unser Wissen begann sich alle 10 Jahre zu verdoppeln ten das nicht!

und wir alle bemerk-

Jedesmal wenn unser Herz schlägt, werden auf der Welt drei Kinder geboren; 125 Millionen im Jahr. Die Weltbevölkerung von heute, ca. 3,5 Mrd. Menschen, wird sich bis zum Jahre 2000 verdoppeln. Während bei uns der Arbeitskräftemangel immer kritischer wird, rütteln in anderen Teilen der Welt Hungersnöte an den Fundamenten unserer Erde. An der Bruchstelle zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden akzentuiert sich das soziale Gefälle. Mit der Menschheit werden die Städte wachsen: heute sind rd. 500 Millionen Menschen Stadtbewohner. In 40 Jahren werden es 4,5 Mrd. sein. Stadtlandschaften mit bis zu 300 km Durchmesser werden entstehen und in diesen Gebilden werden die großen Industrien- fusioniert - arbeiten.

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Die Produkte, die uns umgeben, wechseln schneller als je zuvor, und mit ihnen verändert sich unsere Umwelt. 90 °/o der Gegenstände und Materialien, mit denen wir heute umgehen, hat es 1900 noch nicht gegeben. So bestehen in den USA z. Z. 15 °/o der industriellen Produktion aus Waren, die erst nach 1965 entwickelt wurden. In den letzten 10 Jahren wurden mehr Erfindungen in der Welt gemacht als in der ganzen Menschheitsgeschichte zuvor. Für die Industrie bedeutet das, immer größere Summen für die Forschung bereitzustellen, um in der internationalen Innovationskonkurrenz Schritt zu halten. Der wichtigste wissenschaftliche Durchbruch unseres Jahrhunderts war die Erfindung des Computers. Mit Hilfe dieser Technik war es möglich, die Produktivität des Menschen- auf eine Arbeitsstunde bezogen- in den letzten Jahren (gegenüber der Spanne von 1940 bis 1955) zu verdoppeln. Rationalisierung, Automation und Innovation- d. h. technischer Fmtschritt- lenken uns heute auf eine Bahn, an deren Ende Zukunftsforscher wie Daniel Bell oder J. Fourestie die Entwicklung der nachindustriellen Gesellschaft sehen: Das Einkommen pro Kopf der Bevölkerung verdoppelt sich, während die Arbeitszeit zurückgeht. Während vor ca. 20 Jahren ein Mensch in seinem Berufsleben noch SO 000 Stunden arbeitete, werden es im Jahre 2000 nur noch 40 000 Stunden sein. Man spricht heute schon von der 4 1/2 Tage Woche und dem 7-Stunden-'l'ag bei 13 Wochen Urlaub. Was bedeutet das für unsere Volkswirtschaft? Lassen Sie mich einige Daten anführen: 1969

1980

600 10,40 611 103 12,6 100 372

1260 16,40 1149 215 19 130 1025

Bruttosozialprodukt in Mrd. DM Produktionswert je Arbeitsstunde/DM Altersrente in DM Sozialleistungen in Mrd. DM Pkw-Bestand in Mill. Verbraucherpreise Studenten Was bedeutet das alles für die deutsche Kreditwirtschaft:

G Ein Geldinstitut steht als Motor des volkswirtschaftlichen Wertekreislaufes inmitten dieses Prozesses. Jeder Partner dieses Kreislaufes wird in der Zukunft die Dienste eines Finanzinstitutes noch mehr in Anspruch nehmen.

e Jede DM, die gespart oder investiert wird, schlägt sich mehrfach in den Informationssystemen der Kreditinstitute um und bedeutet für sie einen immensen Aufwand betreffend Datenerfassung und Datenverarbeitung. e Die Anzahl der Konten, der Bestände, der zu verarbeitenden Belege werden sich in den nächsten Jahren vervielfachen.

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5. Die Optimalisierung der Erfolgsfaktoren

Gerade die deutsche Kreditwirtschaft wird unter dem Zuwachs an Belegen und unter dem Arbeitsmangel leiden, denn in diesem Bereich konzentriert sich die Flut an Informationen, in der man ersticken kann und wird- wenn man nicht Herr dieser Zuwachsraten wird. Aufgabe der Unternehmensleitung eines Geldinstitutes ist es, durch Optimalisierung der Produktionsfaktoren zu einer Lösung dieses Problems zu gelangen. Betrachten wir uns einmal die erwähnten Faktoren. Nach Adam Smith- dem Klassiker der Nationalökonomie- gibt es drei Faktoren: Arbeit, Boden, Kapital

Diese Faktoren - ich möchte sie für einen Dienstleistungsbetrieb nicht mehr Produktivfaktoren, sondern Gewinnfaktoren nennen - haben sich im Laufe der Zeit geändert. Erfolgsfaktoren der Geldinstitute (Abb. 4)

An Stelle des Kapitals tritt die Maschine, die maschinelle Einrichtung usw. Die menschliche Arbeitskraft- quantitativ und qualitativ gesehen- kann unver-

ändert von Adam Smith übernommen werden. Der Boden ist gerade bei einem Dienstleistungsbetrieb zum Standort geworden. Zu diesen drei genannten Faktoren kommt noch - ein spezieller Faktor gerade für Kreditinstitute - die Arbeitszeit.

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Können diese Faktoren entsprechend den Anforderungen des Marktes optimal vermehrt werden? Diese Frage kann nur bei den Faktoren Maschinen und Einrichtungen und Standort bejaht werden. Dagegen ist die Vermehrung des Faktors Personal nicht mehr möglich. Personalzuwachsraten (Abb. 5)

Vor allem findet sich am Arbeitsmarkt ein sehr geringes Angebot an qualifizierten Fachkräften. Betrachten wir uns folgende Zahlen: 1950 gab es in der Bundesrepublik Deutschland 20,4 Mill. Beschäftigte, 1960 waren es 26,2 Millionen, 1965 26,9 Millionen und 1970 sind es 27,5 Millionen. Der Zuwachs pro Jahr war zwischen 1950 und 1960 noch 580 000 Arbeitskräfte pro Jahr, zwischen 1960 und 1965 nur noch 140 000 pro Jahr, danach nur noch 120 000 Arbeitskräfte. Die Nachfrage der Kreditinstitute am Arbeitsmarkt wird unter dem Druck der größeren Nachfrage nach Bankdienstleistungen größer werden. Arbeitszeit (Abb. 6)

Noch knapper als der Faktor "Personal" ist der Faktor "Arbeitszeit". Die Arbeitszeit wurde in den letzten Jahren zum Beispiel durch den freien Samstag, durch Arbeitszeitverkürzungen, Urlaubsverlängerungen, Grippewellen usw. immer geringer. Die Arbeitszeit - bzw. die zur Durchführung der Dienstleistungen benötigte Zeit - wird von Tag zu Tag knapper. Ich möchte hier an die oben erwähnten Zukunftstrends erinnern. Fassen wir also zusammen: Die vier Erfolgsfaktoren sind teilweise gar nicht mehr oder nur noch bedingt zu vermehren. Die elektronische Datenverarbeitung stellt für die Unternehmensleitung das Instrument dar, mit dessen Hilfe die vorhandenen aber nicht vermehrbaren Faktoren optimal kombiniert werden können. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage entlastet vor allem die Faktoren "Zeit" und "Personal" und löst auch über die Geräte der Dateniernübertragung die Probleme des Standorts.

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6. Die Transparenz des Bankbetriebes als Forderung an das innerbetriebliche Informationssystem Schon seit Jahren diskutieren Sie und Ihre Kollegen mit uns über die Produktivitätssteigerung Ihrer Betriebe. Nun, es ist viel leichter, einen Wunsch nach Produktivitätsverbesserung zu äußern, als wirklich einen Erfolg in dieser Richtung zu erzielen. Sie dürfen versichert sein, daß keine Gelegenheit verpaßt wird, um zu diskutieren, zu prüfen, zu untersuchen, was man tun müßte, um das gerade zur Diskussion stehende Bankinstitut leistungsfähiger zu machen. Wir sind dabei zu der Auffassung gelangt, daß es darauf ankommt, die dem Unternehmen zur Verfügung stehenden Mittel gezielter einzusetzen und ihren Fluß durch den Betrieb zu verfolgen und entsprechend zu steuern. Bei einer Diskussion mit einem Vorstandsmitglied eines Geldinstitutes verglich mein Gesprächspartner sein Institut mit einem Auto im Nebel. Er und seine Mitarbeiter seien durchaus gewillt zu steuern, können aber - infolge der schwierigen Übersicht und weil das statistische Material nicht rechtzeitig vorliegt, nicht so steuern, wie es wünschenswert wäre. Wir glauben deshalb, daß es eine der entscheidendsten Unternehmerischen Aufgaben ist, die Voraussetzung zu schaffen, daß wieder ein Zustand herbeigeführt werden kann, wie er etwa dem königlichen Kaufmann des Mittelalters selbstverständlich war: Dort war die Welt noch überschaubar, der Unternehmensleiter hatte noch im Rahmen der gesamten erfaßbaren Welt einen vollständigen Überblick über alle Vorgänge, die für seinen Erfahrungsbereich wesentlich waren. Seine Korrespondenz war mit einem Blick sichtbar, seine Kassenbücher zeigten mit einem Blick Soll und Haben, seine Liquidität war sofort meßbar, seine Bestände lagen vor seinen Augen ausgebreitet, seine Produktionsmittel wurden von ihm beherrscht und ihr Einsatz war vorausberechenbar, der Fluß des Geldes war transparent, der Markt für ihn übersehbar, und was vielleicht das Wichtigste ist, die Erfahrung zur Steuerung und Planung in einer Lehre erlernbar. Nun, wir wissen alle, daß ein Handelsbetrieb des Mittelalters nicht vergleichbar ist mit einem Dienstleistungsbetrieb von heute. Der Dienstleistungsbetrieb von heute hat Funktionen, die nicht nur das gesamte Bild schwieriger gestalten, sondern auch den Betrieb von Jahrzehnt zu Jahrzehnt komplizierter machen, und zwar hauptsächlich wohl wegen des technischen Fortschrittes und der damit für den Dienstleistungsbetrieb zusammenhängenden Aufgaben. Diese Entwicklung hat in zunehmendem Maße zu einer Spezialisierung und der damit notwendigen Delegation geführt. Je hektischer diese Entwicklung vor sich ging, desto mehr wuchsen einzelne Stellen, von denen immer mehr spezielles Wissen verlangt wurde. Dies führte zwangsläufig zu einer Verselbständigung der einzelnen Abteilungen des Kreditinstitutes.

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6.1. Informationsfluß vor Einführung der elektronischen Datenverarbeitungsanlage Ich möchte das eben Ausgeführte noch etwas näher erläutern. Unter der Unternehmensleitung gibt es viele Spezialabteilungen; zum Beispiel für die Abwicklung der

Informationsfluß im Bankbetrieb vor dem Einsatz eines DVS Vorstand Effektenabt

Sparabt.

Techn. Abteilung

Revisionsabt

Kostenrechnung Marktforschung Werbung • • • • • • •

Überweisungen und Schecks (technische Abteilung) Revision Kreditabteilung Gelddisposition Marktforschung und Werbung Kostenrechnung Sparabteilung

Zwischen diesen spezialisierten Stellen laufen viele Querverbindungen, über die wiederum Nachrichten, Daten und Entscheidungen laufen, deren Auswirkungen auf andere Bereiche übergreifen, so daß derjenige, der eine Entscheidung trifft, diese nicht mehr überprüfen kann (Abb. 10). Die Spezialisten sind aufrichtig bemüht, die Dinge in ihrem jeweiligen Bereich optimal zu gestalten. Dennoch kann niemand überblicken, ob dieses "optimal" auch "optimal" im Hinblick auf den Gesamtbetrieb ist. Bei diesen Querverbindungen liegen meines Erachtens die Schwierigkeiten, die bei dem Versuch entstehen, die Produktivitätsfaktoren optimal zu kombinieren.

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Das Detailwissen ist für die Unternehmensleitung nicht mehr wesentlich. Die Unternehmensleitung hat sich nur noch mit der Kontrolle, Leitung und Planung zu beschäftigen und muß hierzu die Konzeption der wesentlichen Gebiete, die in ihren Verantwortungsbereich hineinreichen, kennen. Die betriebswirtschaftliehe Literatur spricht hier von dem sogenannten "dispositiven Faktor".

6.2. Informationsfluß beim Einsatz eines Informationssystems

Informationsfluß im Bankbetrieb nach dem Einsatz eines DVS Vorstand

Sparabt

Revisionsabt

Kostenrechnung Marktforschung Werbung Die elektronische Datenverarbeitungsanlage gibt der Unternehmensleitung die Möglichkeit, über alle wichtige Daten, die für die Planung, Kontrolle und Lei·· tung wichtig sind, unmittelbar unterrichtet zu werden (Abb. 8). Dazu ist es nicht erforderlich, daß Hunderttausende von Einzeldaten, Informationen und Nachrichten der Unternehmensleitung mitgeteilt werden. Das folgende Beispiel soll das verdeutlichen: Die Organisation eines Geldinstitutes kann mit dem Organismus des menschlichen Körpers verglichen werden. Dabei entspricht das Gehirn der Unternehmensleitung. Im menschlichen Körper läuft fortwährend eine Vielzahl von Funktionen ab: z. B. die Arbeit des Herzens, des Blutkreislaufes, des Magens usw. Jede Tätigkeit wird auf Grund eines "Befehles" aus dem Gehirn ausgelöst: die Ausführung dieses Befehles wird zum Gehirn zurückgemeldet, verarbeitet und in Form von neuen Befehlen

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an andere Organe mitgeteilt. So bringt z. B. eine außergewöhnliche Aufregung einen beschleunigten Blutkreislauf mit sich, der auch noch Auswirkungen auf das Nervensystem haben kann. Wenn wir die Tausende von Befehlen pro Minute, die Antworten, Entscheidungen bewußt vornehmen würden, wären wir vollauf beschäftigt. Der Mensch hätte gar keine Zeit, sich mit schöpferischen Gedanken zu befassen. Die Natur hat es deshalb so eingerichtet, daß die Masse der Befehle, Anfragen, Entscheidungen vom menschlichen Gehirn automatisch - unbewußt- geregelt werden. Dem Menschen wird nur die Ausnahmez. B. in Form von Zahnschmerzen - bewußt. Ähnlich sollte die Datenverarbeitungsanlage eingesetzt sein. Sie übernimmt im Bankbetrieb einmal alle Aufgaben, die nach einem System genereller Regelung lösbar sind, d. h. die Masse, und sondert zum anderen alle jene Vorgänge aus, die einer "fallweisen Regelung" durch die Unternehmensleitung oder der betroffenen Abteilung bedürfen. So eingesetzt wird sie zu einem entscheidenden Instrument der Unternehmensführung; die Mitarbeiter aber ewrden in die Lage versetzt, auf Störungen reagieren zu können, und zwar so reagieren zu können, daß die Folgen dieser Störungen minimiert werden.

6.3. Zentrales Informations-, Daten-, Adreß-System als Instrument des Bankbetriebes Die elektronische Datenverarbeitungsanlage ist damit zur zentralen Daten-, Informations- und Adreß-Kartei geworden. Die verschiedenen Ein- und Ausgabe-Geräte und peripheren Einheiten ermöglichen es jeder betroffenen Abteilung und jedem Berechtigten, sich über jede Information praktisch mit dem Computer zu unterhalten (Abb. 9, 10, 11).

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6.3.1. Instrument des Vorstandes Lassen Sie mich hierfür einige Beispiele nennen: Der Vorstand erhält termingemäß alle Unterlagen, die er für die Planung, Lenkung und Überwachung des

Vorstand

e

e

Termingemäß Unterlagen für Planung, Lenkung und Überwachung Simulation möglicher Entscheidungen

e

Direkter Zugang zu allen Informationen

e e

Transparenz Sofortige, automatische Meldung aller Planabweichungen

Betriebes benötigt (Abb. 12). Das System simuliert die Auswirkungen verschiedener möglicher Entscheidungen. Diese möglichen Entscheidungen werden noch genau analysiert durch den sofortigen Zugriff zu allen Konten, Informationen und Beständen. Dadurch ist, wie erwähnt, die Transparenz des Gesamtbetriebes erreicht. 6.3.2. Die Datenverarbeitungsanlage als Instrument der technischen Abteilungen Die technische Abteilung primanotisiert, codiert, verbucht das eingehende Datenmaterial sofort ohne Datenzwischenträger (Abb. 13). Es wird damit eine schnelle Disposition aller Kunden und aller Sachdaten ermöglicht. Die technische Abteilung gibt dadurch allen anderen Stellen des Bankbetriebes die Möglichkeit, sich jeweils über den neuesten Stand, z. B. eines Kontos oder eines Kunden-(Gesamt)-Engagements informieren zu können.

Technische Abteilung

e e

primanotisiert und disponiert sofort das eingehende Datenmaterial damit Sofortdisposition aller Kunden- und Sachdaten

6.3.3. Die elektronische Datenverarbeitung als Instrument der Revisionsabteilung Die Revisionsabteilung hat jederzeitigen direkten Zugriff zu allen Informationen, Beständen, Umsätzen (Abb. 14). Dadurch kann die Revisionsabteilung die

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Datenverarbeitungsanlage überwachen und, was besonders von Vorteil ist, die Revisionsabteilung kann die Datenverarbeitungsanlage als Instrument der Revision benutzen. Die Revisionsabteilung ist dadurch in der Lage, jederzeit im Sofortzugriff jeden Vorgang des Betriebes überwachen zu können.

Revisionsabteilung

e

Direkter Zugriff zu allen Informationen, Beständen, Umsätzen

e e

Das DVS ist Instrument der Revision

e

Permanente Überwachung aller Vorgänge möglich Sofortige Abrechnung mit Einzeldaten nach Auftragsausführung möglich

6.3.4. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage als Instrument der Kreditabteilung Die Kreditabteilung erhält- das zeigt Abb. 15 -zu jeder Zeit Hinweise über

Kreditabteilung

e e e e e e e • • • • • • •

Oberziehung Ablauftermine Umschlaghäufigkeit Limitausnutzung laufendes Engagement Gesamtengagement Bilanz- und Finanzanalysen

Überziehungen Ablauftermine Umschlagshäufigkeit des Kredits Ausnutzung des eingeräumten Limits Vergleichsdaten Rentabilität des Kundenkontos das laufende (Gesamt)-Engagement

Die Kreditabteilung ist durch den Einsatz der Datenverarbeitungsanlage in der Lage, Bilanz- und Finanzanalysen in beliebigem Umfang und zu beliebigen Zeiten zu erstellen.

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6.3.5. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage als Instrument des Gelddisponenten Die Gelddisposition erhält zu jeder Zeit genaue Auskünfte über den Fluß der Gelder, • die Kassenhai tung • sonstige Bestände • Mindestreserven Der Gelddisponent ist - vgl. Abb. 16 - in der Lage, genaue Unterlagen zur Geld- und Devisen-Disposition heranzuziehen.

Gelddisposition

e

Kassenhaltung



sonstige Bestände

e

Mindestreserven dadurch exakte Unterlagen für Geld- und Devisendisposition

6.3.6. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage als Instrument der Marktforschung und Werbung Die Marktforschungs- und Werbeabteilung erhält Unterlagen zur genauen Lage der jeweiligen Marktsituation (Abb. 17); darüber hinaus werden weitere Berichte zur genauen Kenntnis der Marktdurchdringung (Penetration) gestellt. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage gibt exakte Unterlagen für geplante Werbemaßnahmen und verfolgt die Kontrolle der Werbeaktionen. Darüber hinaus ist die elektronische Datenverarbeitungsanlage nun in der Lage, alle betroffenen Abteilungen ein perfektes Material zur besten Kundenpflege zu geben. Marktforschung und Werbung

e

Unterlagen über jeweilige Marktsituation

e

Unterlagen für geplante Werbeaktionen

e e

Werbeerfolgskontrolle kann allen Abteilungen perfektes Material zur Kundenpflege geben

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6.3.7. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage als Instrument des Kostenrechners

Die wenigsten Kreditinstitute verfügen über eine gründliche Kalkulation. Nur wenn man weiß, in welchem Verhältnis die Erträge einzelner Geschäftssparten zu ihren Aufwendungen stehen, wird man angehalten, auf Verbesserung der Rentabilität zu sehen. Es wird immer wieder behauptet, im Bankgewerbe ließen sich keine Kostenüberwachungen aufstellen. Bei der Vielfalt der in einer Bank zu bewältigenden Arbeitsvorgänge will es auf den ersten Blick auch so scheinen, als ob die einzelnen Kostenelemente niemals zu erfassen seien. Das liegt aber daran, daß auf der Einnahme-Seite alle Werte säuberlich zu erfassen und verschiedenen Abteilungen zuzuordnen sind, daß aber auf der Aufwandseite die Kosten für die Dienstleistungen nicht exakt auf Kostenstellen und Kostenarten umzulegen sind.

Kostenrechnung

e

kann den Betriebsaufwand den einzelnen Kostenarten bzw. Kostenträgern besser zuordnen, da alle Informationen und Daten vom DVS erfaßt

e

Rentabilitätskontrolle

Die elektronische Datenverarbeitungsanlage kann, da alle Daten und Informationen von der Datenverarbeitungsanlage gesteuert werden, den Betriebsaufwand nun den einzelnen Kostenarten bzw. Kostenträgern - besser als in der Vergangenheit - zuordnen (Abb. 18). Die elektronische Datenverarbeitungsanlage gibt der Unternehmensleitung die Möglichkeit, auf schnellstem Wege zu einer Kostenstellenrechnung und Kostenartenrechnung zu gelangen und z. B. Kostenkalkulationen aufzustellen. Diese Kalkulationen stellen die Arbeistkosten pro Buchungsposten dem durchschnittlichen Zinsertrag gebenüber. Heute wird

Sparabteilung

• • • • • • •

umfassende Kundenberatung über Universalschaltermaschinen alle Vorgänge auf Sparbuch Verfügungskontrolle Sperrenüberwachung VorschuBzinsenberechnung Nachtragsbuchungen keine Spitzenbelastungen mehr

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bei einer Würdigung eines gesamten Kundenengagements nur von der Umsatzseite, nicht aber von der Ertragseite aus geurteilt - wegen mangelnder Kenntnis der Erträge. 6.3.8. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage als Instrument der Sparabteilung Die Mitarbeiter der Sparabteilung erledigen über Universal-Schalter-Maschinen alle Vorgänge auf den Sparkonten (vgl. Abb. 19): es werden • Verfügungen kontrolliert, • Sperren beachtet, • Vorschußzinsen automatisch berechnet, • von den Schaltermaschinen und der angeschlossenen Datenverarbeitungsanlage Nachträge verbucht und Anfragen jeder Art erledigt. Darüber hinaus werden sämtliche "Stoßarbeiten" termingerecht, sicher und wirtschaftlich durchgeführt. 6.3.9. Die elektronische Datenverarbeitungsanlage als Instrument der Effektenabteilung Die Effektenabteilung erhält von der elektronischen Datenverarbeitungsanlage alle Unterlagen für die Abrechnung, unmittelbar nach der Auftragsausführung {Abb. 20). Dadurch ist es möglich, die Kauf- und Verkaufsaufträge schon während der Börsenzeit zu berechnen und dem Kunden am gleichen Tage auf deren Kontokorrentkonto gutzuschreiben bzw. zu belasten. Besonders wichtig ist es hierbei, für kurzfristige Dispositionen einen ständigen Zugriff zu allen Beständen zu haben. Über "Optische-Anzeige-Geräte" kann der Effektenberater zusammen mit seinem Kunden und Interessenten Renditenanalysen und Optimalisierungsberechnungen des Wertpapierbestandes durchführen. Dadurch ist eine umfassendere Beratung gewährleistet. Effektenabteilung

e e

Sofortzugriff zu allen Beständen Renditenberechnung der Wertpapierbestände

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7. Der Aufbau des innerbetrieblichen Informationssystems Der Weg, zu einem innerbetrieblichen Informationssystem ist lang und nicht einfach. Meines Erachtens sind zwei Probleme zu lösen, die ich mit vertikaler und horizontaler Organisation (bzw. Integration) bezeichnen möchte. 7.1. Vertikale Organisation Wenden wir uns zunächst dem Begriff "vertikale" Organisation zu: Beim Einsatz der konventionellen Lochkartentechnik und auch bei Datenverarbeitungsanlagen der ersten und zweiten Computer-Generation war es auffallend, daß der maschinelle Ablauf sehr oft auch von manuellen Arbeitsgängen, wie z. B. Abstimmung, Fortschreibung, Zusammenstellung der maschinell erstellten Kontrollergebnisse usw. unterbrochen wurde. Der Beseitigung dieser manuellen Aufgaben muß größere Aufmerksamkeit geschenkt werden, weil sich wahrscheinlich bei diesen manuellen Zwischenarbeiten Fehlerquellen einschleichen und die Durchlaufgeschwindigkeiten beeinträchtigt werden. Um diese Probleme auszuschalten, wäre der Idealfall einer "vertikalen" Integration zu begrüßen. Ein Beispiel dafür ist die Sofortverarbeitung mittels Datenfernverarbeitungsgeräten, bei der zusammen mit der Datenerfassung gleichzeitig die gesamte Verarbeitung des Vorfalles in einem geschlossenen Arbeitsprozeß vorgenommen wird. Um alle Abrechnungs-, Buchungs- und sonstigen Auswertungsvorgänge, die ein Geschäftsvorfall verursacht, simultan abzuwickeln, ist allerdings Voraussetzung, daß alle hierfür benötigten Daten, Kundenangaben, Sachkonten, Erfolgskonten, statistischen Angaben in entsprechenden Großraumspeichern mit direktem Zugrüf zur Verfügung stehen. Eine Heranziehung dieser Daten bei rein sequentieller Speicherung und sequentieller Verarbeitung wäre nicht möglich. 7.2. Horizontale Organisation Nun zum Begrüf "horizontale" Organisation: Bei einer sehr weit durchgeführten vertikalen Integration eines einzigen Arbeitsgebietes ist noch keine gesamtbetriebliche Integration gewährleistet. Eine höhere - gewinnträchtigere Stufe der Integration wird erst dann erreicht, wenn nicht nur einzelne Arbeitsgänge und Sachgebiete, die für die Abwicklung einer bestimmten Geschäftssparte erforderlich sind, sondern möglichst alle Geschäftssparten in die elektronische Datenverarbeitung einbezogen sind (horizontale Integration). Nur durch die Erfassung aller Konten und Geschäfte wird es überhaupt erst möglich, maschinelle Auswertungen, die den Gesamtbetrieb betreffen, automatisch zu gewinnen. Hierzu gehören die Erstellung eines detaillierten Geschäftsstatus und vor allem die Probleme der Kalkulation, Statistik, Planung usw. Nur durch diese Integration ergibt sich eine größere Einheitlichkeit der Organisation und eine bessere Transparenz des gesamten Betriebsgeschehens, das einerseits die innerbetriebliche und überbetriebliche Kontrolle und Revision erleichtert und andererseits für die Unternehmensführung die Voraussetzung schafft, objektive Unterlagen für ihre Entscheidung in kürzester Zeit erhalten zu können.

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Die Informationen - und das sind alle Informationen über alle Konten, Kredite, Bewegungen usw.- müssen systematisch gesammelt werden. Aber nicht nur das Sammeln dieser Daten muß sorgfältig geplant werden, sondern auch das organisationsgerechte Speichern dieser Daten im Großraumspeicher. Nur so werden Zugriffszeiten klein gehalten. Dieses Speichergebilde nennt man Datenbank und die meisten Diskussionen in der Zukunft werden sich mit der

e Erstellung, • Pflege,

e Abfrage und Beschickung der Datenbank beschäftigen.

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8. Moderne Unternehmensführung auch im Kreditgewerbe 8.1. Die Stellung der EDV-Abteilung in der Organisation des Geldinstitutes Sie werden mir sicher beipflichten, daß eine Datenverarbeitungsanlage, so wie beschrieben eingesetzt, die Stellung des Kreditinstitutes im Wettbewerb wesentlich beeinflussen kann. Damit erhebt sich die Frage, wie die Datenverarbeitungs-Abteilung im Organisatiqnsplan des Geldinstitutes eingegliedert werden soll. In der Vergangenheit überließ man die Planung, Lenkung und Überwachung der Datenverarbeitungsanlage und alle damit zusammenhängenden Fragen dem Management in der dritten oder vierten Rangstuffe der Unternehmenshierarchie. Das war auch richtig, solange die Datenverarbeitungsanlage nur ein Instrument des Rechnungswesens war. Die Entscheidung, die Datenverarbeitungsanlage als geschäftspolitisches Instrument einzusetzen, wird zu einer Maßnahme von außergewöhnlicher Bedeutung. Diese Entscheidung trägt die drei von Gutenberg genannten Merkmale einer echten Führungsentscheidung: • Sie ist nur schwer kordgierbar und daher von erheblicher Bedeutung für den Bestand und die Fortführung des Geldinstitutes, •

sie muß aus einer Verantwortung für das Ganze getroffen werden,



sie kann wegen der Tragweite nicht oder nur bedingt delegiert werden.

Eine Entscheidung für den Einsatz der Datenverarbeitungsanlage bedeutet gleichzeitig die Entscheidung, die Datenverarbeitungsabteilung als Stab der Unternehmensleitung fungieren zu lassen. Nur so können die Unternehmensziele auf lange Sicht fest geplant und mit allen Konsequenzen durchgeführt werden. Dieser Stab muß mit qualifizierten Mitarbeitern genügend ausgestattet sein, die in der Lage sind, die großen EDV-Investitionen optimal zu planen und auszunutzen. 8.2. Der Einsatz mathematischer Methoden Auf dem Weg der Datenverarbeitungsanlage vom Instrument des Rechnungswesens zum Instrument im Kampf um den Markt müssen neben den vorhin genannten Technologien auch neue Ideen, Anwendungen, Programmiersprachen verfolgt werden. Dabei kann man folgende interessante Feststellungen treffen: immer mehr werden bei Planungen, Anwendungsentwicklungen und bei anderen Arbeiten bestimmte mathematische Methoden benutzt. Nun: der Streit über den Nutzen der Mathematik im kaufmännischen Bereich wird schon lange ausgetragen. Die Mathematik als Planungshilfsmittel wird in Zukunft auch im Bankbetrieb immer mehr benutzt werden. Die Notwendigkeit, sich mit der Mathematik und ihren wirtschaftswissenschaftlichen Anwendungen auseinanderzusetzen, ist unumstritten.

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Alle Operations Research-Modelle benutzen mathematische Modelle. Hier sollen nur einige genannt werden, die in einigen Geldinstituten bereits im Einsatz sind: • Optimale Wertpapiermischungen (Zeitschrift Capital), • Spezielle Kurs-, Laufzeit-Rentabilitätsberech nung für und von Anleihen und Kredite aller Art, • Planungsmodelle u. a. m. Die meisten amerikanischen und englischen Geldinstitute haben eigene Operations Research-Abteilungen, die zum großen Teil mit Mathematikern besetzt sind. Einige Geldinstitute in Deutschland sind dabei, solche Zentren aufzubauen. Jedes Geldinstitut wird die EDV-Technik in breitester Form in alle künftigen Planungen einbeziehen müssen, um die Leistungsfähigkeit der Bank wesentlich zu verbessern; das Endziel dieser Diskussion wird die volle Anerkennung der Datenverarbeitungsanlage als Instrument der Geschäftspolitik sein.

Inhaltsübersicht 1. Die technologische Kurve

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2. Das deutsche Kreditgewerbe und seine Kunden

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3. Geschichte der EDV-Technik im deutschen Kreditgewerbe

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4. Das deutsche Kreditwesen an der Schwelle der 70er Jahre

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5. Die Optimalisierung der Erfolgsfaktoren . . . . . . . . .

8

6. Die Transparenz des Bankbetriebes als Forderung an das innerbetriebliche Informationssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7. Der Aufbau des innerbetrieblichen Informationssystems

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8. Moderne Unternehmensführung auch im Kreditgewerbe

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