Das Werder-Gewehr Modell 1869: Die Patrone. Anhang zur dritten Auflage des Leitfadens für den bayerischen Infanteristen [Reprint 2019 ed.] 9783486722376, 9783486722352

150 93 15MB

German Pages 40 [41] Year 1871

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Das Werder-Gewehr Modell 1869: Die Patrone. Anhang zur dritten Auflage des Leitfadens für den bayerischen Infanteristen [Reprint 2019 ed.]
 9783486722376, 9783486722352

Citation preview

Das

Werder-Gewehr Modell 1869.

Are Ualrone.

Anhang zur dritten Auflage des

Leitfadens für den

öayerifchen Infanteristen.

München 1871.

R. Oldenbourg.

Inhalt. Jas Hewehr.

Seite 1. Allgemeines.............................................................................................5 2. Die Theile des Gewehrs

................................................................ 6

A. Anfänglicher Unterricht............................................................... 6 B. Eingehende Beschreibung des Gewehrs und seiner Theile

3. Das Gewehrzubehör............................

9

22

4. Behandlung des Gewehres.............................................................. 23 A. Zerlegen und Zusammensetzen des Gewehrs.......................... 23

B. Reinigen und Jnstandsetzen des Gewehrs............................29 C. Behandlung des zum Dienstgebrauch abgegebenen Gewehrs 34

Me Patrone....................................................................... 38

'

Figur

1, der Aufsatz.................................................................................. 7



2, das Gehäuse................................................................................. 11



3, das Verschlußstück



4, der Zündstift und die Spiralfeder.........................................13

...................................................................... 12



5, die Stütze......................................................................................14



6, der Hahn...................................................................................... 14



7, die Stange............................................................................... 15



8, der Auswerfer...........................................................................15



9, das rechte Schloßblech....................................................



17

10, das linke Schloßblech................................................................ 18



11, das geladene Gewehr, zum Feuern bereit (Durchschnitt)



12, zusanmengesetzteö Schloß (Durchschnitt)............................ 20



13, der rückwärtige Theil des Laufes......................................... 9

19

Das Hewehr. 1. Allgemeines. Das in Bayern eingeführte Gewehrmuster 69 (nach dem Erfinder des Mechanismus desselben auch WerderGewehr genannt) ist ein Rücklader, bei welchem die Entzündung der Ladung mittelst eines in die Mitte des Patronenbodens treffenden Zündstiftes, der Verschluß durch ein, um eine wagrechte Achse auf- und abwärts bewegliches Verschlußstück und der Gasabschluß durch eine metallene Patronenhülse bewerkstelligt wird. Anfänger können mit diesem Gewehr in 1 Minute 10 mal schießen. Von geübten Schützen sind mit demselben schon 22 Schuß mit 20 Treffern in 1 Minute gemacht worden. Der Feldzug 1870 hat aber die Erfahrung gegeben, daß mehr Werth auf richtiges als auf schnelles Schießen zu legen ist. Das Gewicht des Gewehres beträgt 7 Pfd. 20 Lth. bayer. (4270 Gr.), das des Yatagans 1 Pfd. 10 Lth. (730 Gr.) daher das des Gewehres mit aufgepflanztem Patagan 8 Pfd. 30 Lth. (5000 Gr.). Die Länge des Gewehres beträgt 50 Zoll rhein. (1308“m), mit Jatagan 683/,Zoll rhein. (1786°"" ), daher die der Klinge des Patagans 183/,0 Zoll rhein. (479°"°). Um schädliche Verwechselungen zu vermeiden, sind an jedem Gewehre am Lauf, am Gehäuse der linken Falte des Kopfes, am linken Schloßblech, am Schaft, am Schloßbügel, am Aatagan übereinstimmende Nummern angebracht. Ebenso tragen nachstehende Schloßtheile, außer dem Fabrik­ zeichen, unter sich übereinstimmende Nummern: die beiden Schloßbleche, das Verschlußstück,

6

Die Theile deS Gewehrs.

der Hahn, die Stange, die Stütze und der Auswerfer. Ueberdieß ist das Regiment oder Jägerbataillon und die Compagnie, denen das Gewehr zugetheilt ist, durch eingeschla­ gene Anfangsbuchstaben und Ziffern ersichtlich und zwar: am oberen umgebogenen Theil der Kolbenkappe und beim Aatagan: an der Parirstange. Bei nachstehender Beschreibung rc. des Gewehrs ist das­ selbe als im Anschlag liegend angenommen und ist hienach das Rechts, Links, Oben, Unten rc. auszulegen.

2. Die Theile des Gewehrs. Ein bloßes Auswendiglernen und Hersagen der ein­ zelnen Theile des Gewehrs hat als völlig zwecklos zu unter­ bleiben, vielmehr sind die Theile, die genannt werden, stets am Gewehr zu zeigen, sowie der Zweck derselben zu erklären.

A. Anfänglicher Unterricht. Die Hauptbestandtheile des Gewehres sind: der Lauf mit Visir-Einrichtung, der Mechanismus, der Schaft, die Garnitur, der Wischstock und der Aatagan. 1) Der Lauf dient zur Aufnahme der Patrone und gibt dem Geschoß vermittelst der Züge und ihres Dralles die erforderliche Flugrichtung. Am Laufe befindet sich: der Kornsattel, der Bataganhaft und zunächst bei der Mündung der Gegenhaft, der Aufsatz fuß af (Fig. 1), sämmtlich an denselben festgelöthet. Die Visireinrichtung ermöglicht das richtige Zielen und Treffen, indem fie dem Laufe sowohl die

Die Theile des Gewehrs.

7

Seitenrichtung als auch die der Entfernung — auf welche man schießen will — entsprechende Höhenrichtung zu geben gestattet. Die Visireinrichtung besteht aus dem Aufsatze (Fig. 1) und dem Korn. Die Theile des Aufsatzes sind: der Fuß af, wel­ cher am Laufe angelöthet ist, Fig-1-

die Klappe kl, der Schieber sch, die Schieberfeder, die Klappenfeder kf (Fig. 11, S. 19), die Federschranbe s (Fig. 11), der Scharnierstift, das Schieberstiftchen st (Fig. 11). Das Korn ist in dem Kornsattel (welcher auf dem Laufe angelöthet ist) eingeschleift und mittelst eines kupfernen Schräubchens gefestigt. 2) Der Mechanismus besteht aus: dem Gehäuse (Fig. 2, S. 11) und dem Schlosse (Fig. 11 und 12, S. 19 u. 20). a) Das Gehäuse nimmt das Schloß auf und stellt dessen Verbindung mit dem Lauf her. b) Das Schloß hat dreierlei Thätigkeiten: den Lauf zu schließen, die Entzündung der Ladung zu bewirken und die Patronenhülse auszuwerfen. Seine Theile sind: das Verschlußstück (Fig. 3, S. 12), der Zündstift (Fig. 4, S. 13), die Spiralfeder sp (Fig. 4), der Führungsstift, die Auswerffeder (Fig. 12 awf, S. 20), die Stütze (Fig. 5 d, S. 14), der Hahn (Fig. 6), die Schlagfeder (Fig. 12 schf),

8

Die Theile des Gewehrs.

die Stange (Fig. 7, S. 15), der Auswerser (Fig. 8), die Doppelfeder (Fig. 12, df) und die beiden Schloßbleche (Fig. 9 u. 10, S. 17 u. 18). 3) Der Schaft hat den Zweck, die Gewehrtheile in der Art aufzunehmen, daß die ganze Waffe zur Hand­ habung geeignet wird. Derselbe wird eingetheilt in: den Vorderschaft, den Mittelschaft, den Hinterschaft. 4) Die Garnitur verbindet Lauf und Mechanismus und dient zum theilweisen Schutze des Schaftes, des Abzuges und des Drückers, sowie zur Befestigung des Gewehrriemens. Ihre Haupttheile sind: der Vorderring, der Mittelring, der Hinterring, das Schaftblcch (Fig. 11, schb), der Schloßbügel (Fig. 11, bü), die Schloßschraube (Fig. 11 s1), die beiden Gehäusschrauben (Fig. 11, s8u. s3), die Schaftblechschraube (Fig. 11, s4), die beiden Seitenschrauben, die beiden Seitenbleche, der Hintere Riemenbügel, die beiden Bügelschrauben, die Kolbenkappe, die beiden Kappenschrauben. 5) Der Wisch stock dient zum Reinigen des Laufes, in besonderen Fällen auch zum Ausstößen einer fest­ geklemmten Hülse. Seine Theile sind: der Stock, an dessen einem Ende der Kopf, am anderen Ende das Schraubengewinde sich befinden. 6) Der Uatagan dient als blanke Waffe und zum Wirthschaftsgebrauche. Es besteht aus: dem Griffe, der Klinge mit Angel, dem Sperrkeile und der Parirstange, der Stellschraube, der Sperrfeder.

Die Theile deö Gewehrs.

9

B. Eingehende Beschreibung des Gewehres und seiner Theile. Hat der Soldat die oben angeführten Gewehrtheile durch stete Anschauung am Gewehr sich fest eingeprägt, so soll er sich auch mit der hier folgenden, ausführlichen Beschreibung der einzelnen Theile und ihres Zweckes vertraut machen. 1. Der Lauf, 34 Zoll (889mm-) lang, 3 Pfd. 19 Lth. (2010 Gr ) schwer, ist von Gußstahl und äußerlich schwarz gebeizt. Er zeigt im Innern die Bohrung. Ihr vorderes Ende heißt Mündung, ihr hinteres Ende Ladeöffnung. Die Bohrung besteht aus einem langen Theil: die Seele, einem kurzen Theil: das Patronenlager. Der lange Theil ist cylindrisch bis zum Anschluß an das Patronenlager, woselbst er sich etwas erweitert. Diese Er­ weiterung heißt Fall. Der Durchmesser dieses langen Theils der Bohrung heißt Kaliber und beträgt 11""- (etwas über 2/- Zoll rhein.) Die vier gleich breiten und gleich tiefen, schraubenartig nach rechts gewundenen Furchen heißen Züge. Die Windung selbst heißt Drall. Zwischen den Zügen befinden sich, bei­ nahe gleich breit wie diese, die Felder. Die durch die Mitte der Seele gedachte Linie heißt Seelenachse. Der kurze, glatte Theil der Bohrung — das Patronen­ lager — ist weiter als der gezogene, lange Theil; der Uebergang vom Patronenlager in die Seele ist kurz und kegelförmig. Beim Schusse wird das Geschoß in die Züge gepreßt und drücken sich die Felder in dasselbe ein. Dadurch erhält das Geschoß die Führung und, in Folge des Dralles, eine drehende Bewegung um seine Längenachse, wodurch der Flug desselben geregelt und die Sicherheit des Schusses erhöht wird. Die Außen­ seite des Laufes ist kegelförmig und zeigt am Hin­ teren Ende (Fig. 13) einen cyFig. 13. lindrischen An­ satz, an welchem ein Gewinde s zur Verbindung des Laufes mit dem Gehäuse angeschnitten ist.

Die Theile des Gewehrs.

10

Das äußerste Ende dieses Ansatzes ist glatt und mit Ab­ schrägungen, den Lagern 1 der Auswerfkrallen, versehen. Die vor dem Ansätze befindlichen fünf Flächen fl dienen zum Festhalten des Laufes beim Ein- oder Ausschrauben des Gehäuses. An den Lauf festgelöthet und wie dieser schwarz gebeizt, befinden sich in der Nähe der Mündung: der Kornsattel von Eisen, der Nataganhaft mit der Führungsleiste ebenfalls von Eisen und der Gegenhaft von Stahl; weiter rückwärts der Aufsatz fuß von Eisen. Die Vi^ireinrichtung, welche aus dem Aufsatz und dem Korne besteht, dient, wie schon oben gesagt: um beim Zielen dem Laufe sowohl die Seitenrichtung, als auch die der Entfernung entsprechende Höhenrichtung geben zu können. Der Aufsatz (Fig. 1) ist ein Treppenvisir. Aufsatz fuß af und Klappe*) kl sind mittelst eines Charniers (fpr. Scharnir) verbunden nnd so eingerichtet, daß die Klappe sowohl aufgestellt, als auch vor- und rückwärts umgelegt, und in jeder dieser Lagen durch die Klappen­ feder**) (Fig. 11, kf) festgehalten werden kann. Letztere

ist im Aufsatzfuße eingeschoben und mittelst der Fed er schraube s befestigt (Fig. 11). Die Klappe ist der Länge nach durchbrochen und zeigt am oberen Ende einen Visireinschnitt: die Treppenkerbek; ferner ist sie mit einem beweglichen Schieber***) sch ver­ sehen, der einen zweiten Visireinschnitt: die Schieberkerbe hat, und in seiner Lage durch die Schieberfeder***) ge­ halten wird. Das in der Klappe eingeschraubte Schieberstiftchenl-) st (Fig. 11) verhindert die Trennung des Schie­ bers von der Klappe. Um den Visirkerben die für das Schießen auf verschiedene Entfernungen nöthige Stellung geben zu können, dienen die treppenförmigen Stufen des Aufsatzfußes mit den Ziffern 3, 4 und 5, sowie die Theilstriche auf der oberen Seite der Klappe mit den Ziffern 6, 7, 8, 9, 10, 1*1, 12. •) **) ***) t)

Von Von Von Von

federhartem Stahl und schwarz. federhartem Stahl und gelb. federhartem Stahl und blau. weichem Stahl und weiß.

Die Theile des Gewehrs.

11

Will man auf 300 Schritte schießen, so schiebt man an der nach vorwärts um gelegten Klappe den Schieber bis an das Charnier zurück, so daß er über der Ziffer 3 liegt. Will man auf 400 Schritte schie­ ßen, schiebt man den Schieber auf die erste Stufe bei 4; auf 500 Schritte: auf die zweite Stufe bei 5. Für die Entfernungen von 600 Schritten an wird die Klappe aufgeschlagen, der Schieber mit seiner oberen Kante genau an den Theilstrich geschoben, welchen man benützen will und zwar für 600 Schritt an den Theilstrich bei 6; für 700 Schritt an den Theilstrich bei 7 u. s. f. Das Korn*) ist in dem Korn­ satt e l eingeschleift und mittelst eines kupfernen Schräubchens befestigt.

2. Der Mechanismus besteht aus dem Gehäuse und dem Schlosse. a),Das Gehäuse (Fig. 2) nimmt das Schloß auf und stellt dessen Verbindung mit dem Laufe her. An demselben unterscheidet man: den Kopf mit den Mutterge­ winden für den Lauf m1, für die vordere Gehäusschraube m3 und für die Wischstockschraube m2, welch' letzteres einen trichterförmigen Ein­ gang hat; die beiden Seitenwände mit den Verstärkungsrippen vr, den darauf sitzenden Schloß blech Hal­ tern h und den Muttergewinden für die Seitenschrauben m4; die Rückwand mit der Nase v *) Bon federhartem Stahl und schwarz.

Fig. 2.

12

Die Theile des Gewehrs.

und in dieser den Durchgang für die Hintere Gehäusschraube d. Die Schloßblechhalter h haben den Zweck, bei festange­ zogener Schloßschraube die vorderen Enden der Schloßbleche auseinander zu halten. b) Das Schloß hat, wie schon gesagt, dreierlei Thätigkeiten: den Lauf zu verschließen, die Entzündung der Ladung zu bewirken, die Patronenhülse auszuwerfen. 1) Das Verschlußstück (Fig. 3) verschließt den Lauf, dient der Patrone als Stoßboden, vermittelt das Auswerfen der Patronenhülse und enthält den Zündstift nebst der Spiralfeder. (Siehe Fig. 11, S. 19.)

Es bildet einen um eine starke Achse beweglichen Hebel, der durch diese in einen kurzen und einen langen Arm getheilt wird. Der kurze Arm ist für die Bewegung des Hahnes gabel­ förmig gespalten, der lange Arm ist im Innern zur Aufnahme des Zündstiftes und der Spiralfeder entsprechend durchbohrt. Am Verschlußstück unterscheidet man: die Achsen zapfen z, welche die Verticalbewegung des Verschlußstückes vermitteln und den Stoß der Pulvergase auf die Schloßbleche übertragen; die Ladenmulde lm zum Einführen der Patrone; die Stoßfläche fl mit der Zündstiftmündung; den Schlagstollen st, welcher beim Oeffnen auf den kurzen Arm (Fig. 8, a1) des Auswerfers schlägt; den Fuß fs, der bei gespanntem Schlosse auf dem Stützen­ arm (Fig. 5, a) ruht und dadurch das Verschlußstück in der für den Schuß erforderlichen Lage erhält;

Die Theile des GewehtS.

13

die wellenförmige Hebfläche hfl, an welcher die Hahn­ rolle (Fig. 6, rl) beim Heben des Verschlußstückes gleitet; das Lager für den Zünd stift und dessen Spiralfeder; den Durchgangä für den Führungsstift des Zündstiftes. 2) Der Zündstift (Fig. 4) überträgt den Schlag des Hahnes stoßartig auf die im Mittelpunkte des Patronenbodens befindliche Zündkapsel, wodurch diese zum Losgehen und das Pulver zur Entzündung gebracht wird. An demselben bemerkt man: den Führungscylinder c mit abgerundeter Spitze; den Stengel st, sechskantig; den Kopf mit dem Führungsschlitze fs und der Zugnase n. Der Führungscylinder und der Schlitz vermitteln die sichere Führung des Zündstiftes; durch die sechskantige Form des Stengels wird bei Ansammlung von Brand oder Schmutz in dem cylinderförmigen Zündstiftlager schädliche' Reibung ver­ mieden ; die Zugnase bietet die Möglichkeit, einen beim Schuß steckengebliebenen Zündstift mittelst der Hahnrolle zurückziehen

zu können. 3) Die Spiralfeder (Fig. 4, sp) drückt den vorge­ schlagenen Zündstift nach dem Schusse wieder zurück. Sie steckt am Stengel des Zündstiftes.

r

Fig. 4. 4) Der Führungsstift geht durch das Verschlußstück (bei d Fig. 3) und den Schlitz des Zündstiftkopfes (Fig. 4, fs), gibt dem hinteren Theile des Zündstiftes hiedurch die Führung und begrenzt dessen Bewegungen nach vor- und rückwärts. 5) Die Auswerffeder (Fig. 12, awf) besorgt das Oeffnen des Verschlusses und bewirkt das Auswerfen der Patronenhülse, indem sie nach Entfernung der Stütze den kurzen Arm des Verschlußstückes aufwärts und den langen Arm mit dem Schlagstollen abwärts schleudert. Letzterer trifft auf den kurzen Arrn des Auswerfers und setzt dadurch diesen in Thätigkeit.

Die Theile des Gewehrs.

14

6) Die Stütze (Fig. 5) dient dem Verschlußstück zur Unterlage und verhindert dadurch eine vorzeitige Wirkung der Auswerffeder; ferner hat sie, um den Hahn für das Vor­ schlägen freizumachen, im letzten Augenblick des Spannens das Heben des Verschlußstückes der Hahnrolle abzunehmen und das Schließen zu vollenden. An ihr sind zu bemerken: der Stützenarm a mit der Hemm­ leiste hl; der Hebarm h. Dieser wird beim Spannen durch die Hebwarze des Hahnes (Fig. 6, w) aufwärts gedrückt und ver­ mittelt dadurch das Einschieben der Stütze unter den Fuß des Verschlußstückes. So lange der Hahn gespannt ist, verhindert er das Wegdrücken des Stühenarmes von Fig- 5. diesem Fuß (s. bei Fig. 11). DerDrücker d dient dazu, den Stützenarm a von dem Ver­ schlußstückfuß (Fig. 3, fs und vergl. Fig. 11 u. 12) zu entfernen (was durch Vorwärtsdrücken desselben erzielt wird) und hiedurch das Oesfnen des Mechanismus zu ermöglichen. 7) Der Hahn (Fig. 6) vermittelt beim Spannen die Herstellung des Verschlusses und beim Abdrücken durch dessen Vorschlägen auf den Kopf des Zündstiftes die Entzündung der Ladung. An ihm sind zu bemerken: die Nabe n, mittelst welcher er sich um seine am rechten Schloß­ blech (Fig. 9, z2) befindliche Achse

drehen kann; der gerippte Griff g,

welcher

beim Vor- und Zurückbewegen des Hahnes den Stützpunkt für den rechten Daumen bildet; der Heb arm a mit Rolle rl zum Heben des Verschlußstückes und —

Fig- 6.

Die Theile des Gewehrs.

15

im Bedarfsfälle — zum Zurückziehen eines vorgeschobenen und geklemmten Zündstiftes; die Hebwarze w, mittelst welcher der Stühenarm unter den Verschlußstückfuß eingeschoben und in dieser Lage erhalten wird; das Schlag stück s, welches beim Abdrücken auf den Kopf des Zündstiftes trifft und diesen vorwärtsstößt; das Lager 1 für das vordere Ende der Schlagfeder (Fig. 12, schf); die Spannrast r1 und die Sicherheitsrast r2. 8) Die Schlagfeder (Fig. 12, schf) schleudert den Hahn auf den Kopf des Zündstiftes, sobald der Schnabel 8- der Stange (Fig. 7) aus der Spannrast (Fig. 6, r‘) gehoben wird (vergl. auch Fig. 11). Die Schlagfeder ist bogenförmig und hält sich in ihren Lagern (s. Fig. 12) mittelst ihrer nach auswärts gebogenen Enden.

9) DieStange (Fig. 7) hat die Aufgabe: durch Einstellen ihres Schna­ bels 8 in die Spannrast (Fig. 6,r!), oder in die Ruhrast (Fig. 6, r2) das Losschlagen des Hahnes zu ver­ hindern, oder durch ihren Abzug a das Ausheben des Schnabels aus den Rasten zu vermitteln; die N a s e n empfängt den Druck der Doppelfeder (Fig. 12, df) und überträgt diesen auf den Schnabel s. An der Stange ist noch der Durchgang für ihre am rechten Schloßblech befindliche Achse (Fig. 9, z1) sichtbar. 10) Der Auswerfer (Fig. 8) ist ein zweiarmiger Winkelhebel. Sein gabelförmig gespaltener langer Arm a2 besteht aus zwei Krallen k, welche das Geschäft des Aus­ werfens besorgen. Dieselben liegen nämlich beim geladenen Gewehr (Fig. 11) vor der Krempe der Patrone

und schleudern die Hülse dieser letzteren nach dem Schuß rückwärts: sobald das Verschluß-

Fig.

8.

16

Die Theile des Gewehrs.

stück (Fig. 3) mittelst seines Schlagstollens (Fig. 3, st) auf den kurzen Arm a1 schlägt. Zu bemerken sind noch die beiden Achsenzapfen 2, welche in den an beiden Schloßblechen befindlichen Lagern (Fig. 9 u. 10, zF) stecken und das Lager I, für den langen Arm der Doppelfeder. 11) Die Doppelfeder (Fig. 12, df) ist ein gerades Stahlblättchen mit einer Querrippe r. Durch diese wird sie in einen kurzen Arm und einen langen Arm getheilt. Der kurze Arm drückt den Stangenschnabel (Fig. 7, s) unausgesetzt gegen den Hahn, beziehungsweise in eine der beiden Rasten desselben. Der lange Arm drückt die Auswerferkrallen (Fig. 8, k) nach vollzogenem Auswerfen wieder in ihre Lager am hinteren Ende des Laufes (Fig. 13, 1), hebt — bei geöffneten Mecha­ nismus — vermittelst des langen Auswerferarmes (Fig. 8, a2), das Verschlußstück so hoch, daß das Geschoß der einzuführenden Patrone ungehindert über den unteren Rand der Ladeöffnung hinweggleiten kann und erhält hiedurch auch die eingeführte Patrone in ihrem Lager. Das Widerlager (Fig. 9, w) der Doppelfeder befindet sich auf der rückwärtigen Kante des vorderen Schloßblechstollens, die Querrippe dient zur Anlehnung. 12) Die beiden Schloßbleche (Fig. 9u. 10) haben den Zweck, sämmtliche Schloßtheile zu einem Ganzen zu verbinden,

dieselben zu schützen und ihre Thätigkeit zu sichern. An jedem der beiden Bleche befinden sich: an dem über das Gehäuse (Fig. 2) hervorragenden oberen

und äußeren Theile: eine rippenförmige Verstärkung und in dieser ein Zapfenlager zll für die Verschlußstückachse, eine Vertiefung h für die Schloßblechhalter (h) des Gehäuses, eine Abschrägung ab, welche zum Ansetzen des. Schraubenziehers dient, wenn das Schloß sonst nicht heraus­ zuheben ist; am vorderen Theile: ein Zapfenlager zF für die Auswerferachsenzapfen, ein Ausschnitt a1 für den langen Auswerferarm;

Die Theile des Gewehrs.

17

am Hinteren Theile: die Stoßfläche fl, welche den Rückstoß auf die Rück­ wand des Gehäuses überträgt; gleichmäßig auf jedes Schloßblech vertheilt sind, zur Ge­ wichtsverminderung, je fünf kreisrunde Durchbrechungen an­ gebracht.

Fig. 9. Am rechten Schloßbleche (Fig: 9) befinden sich überdieß die Achsen und Stollen nebst Zapfen und zwar: die Achse z* für die Stühe und die Stange; die Achse z2 für den Hahn; der Vorderstollen nebst Zapfen st1 mit dem Wider­ lager w für die Doppelfeder und dem Muttergewinde m für die Schloßschraube; der Mittelstollen nebst Zapfen st2 mit dem Lager für den Bügelhacken; der Hinterstollen nebst Z a p f e n st3 mit dem unteren Lager der Auswerffeder und dem Hinteren Lager der Schlagfeder; ferner der Ausschnitt a2, welcher die Bewegung des Qurrarms des Hahnengriffes gestattet. Am linken Schloßblech (Fig. 10) befinden sich noch: die Lager zl3 und zl4 (für die Achsen z1 und z2 Fig. 9) und zls, zl6 und zl7 (für die drei Stollenzapfen st1, st2, st3 Fig- 9); das Schutzgewölbe g zur Deckung der innern Schloß2

18

Die Theile des Gewehrs.

theile, dessen vordere abwärtsgehende Wand an der rechten Seite einen Absatz bildet. Dieser Letztere, die drei Stollen und die Schloßblechhalter des Gehäuses haben die Aufgabe, beide Schloßbleche gegen­ seitig in richtiger Lage zu erhalten.

3. Der Schaft ist von Nußbaumholz mit Leinöl abge­ schliffen und mit verdünntem Lacke eingerieben; er hat den Zweck, die Gewehrtheile in der Art zu vereinigen, daß die ganze Waffe mit Hülfe der Garnitur zur Handhabung geeignet wird. Am Vorderschafte gewahrt man die Laufrinne, die Wischstocknuthe und die Lager für die drei Ringe und deren Federn. Der Mittelschaft enthält die Lager für den Mecha­ nismus und das Schaftblech, sowie die Durchgänge für die vordere und Hintere Gehäusschraube und die beiden Seiten­ schrauben. Der Hinterschaft, aus dem Kolben und Kolben­ hals bestehend, zeigt die Kolbennase, die Kolbenspitze, die Kolbenrundung; ferner die Lager: für den Hinteren Theil des Schaftbleches, für den Hinteren Riemenbügel und für die Kolbenkappe; endlich die Muttergewinde für die Schaft­ blechschraube, die beiden Riemenbügelschrauben und die Kappen­ schrauben.

Die Theile des Gewehrs.

19

4. Die Garnitur

Fig- 11.

verbindet Lauf und Mechanismus mit dem Schafte, dient zum theilweisen Schutze desSchaftes, des Abzuges und des Drückers, sowie auch zum Befestigen des Gewehrriemens. 1) Der Vorder­ ring zeigtdieDurchgänge für den Wisch stock und den Kopf der Ringfeder. 2) Der Mittel­ ring enthält auch den vorderenRiemenbügel. 3) Der Hinter­ ring. 4) Die drei Ringfedern halten bte drei Ringe in ihren Lagern. 5) Das Schaftblech (Fig. 11. schb) dient dem Schloßbügel und der Schloßschraube als Unterlage und Stütze. An demselben bemerkt man: den Durchgangsschlitz für den Schloßbügelhacken, den Abzug und den Drücker; die Durchgänge für: die vordere Gehäusschraube bei s2, die Schloßschraube bei s', die Schaftblechschraube bei s4; dann das Muttergewinde m für die Hintere Gehäusschraube; ferner diebeiden Stützlappen

20

Die Theile des Gewehrs.

und dazwischen ein Stollen, diese letzteren beiden Theile bei der Schloßschraube (Fig. 11, 8*). Die Stützlappen halten das Schaftblech auf die entsprechende Entfernung vom Gehäuse ab; der Stollen dient dem Vorder­

stollen des Schlosses als Unterlage. 6) Der Schloßbügel (Fig. 11, bü) dient zum Schutze des Drückers und des Abzuges, vermittelt auch die Ver­ bindung zwischen Mechanismus und Schaft.

An seinem vorderen Ende befindet fich der Durchgang für die Schloßschraube, an seinem Hinteren Ende der Hacken, welcher in den Mittelstoüen des Schlosses eingreift.

7) Die Schloßschraube (Fig. 11, s1) stellt im Verein mit chem Schloßbügelhacken die feste Verbindung von Schloß

Die Theile des Gewehrs. und Gehäuse her.

21

Sie geht durch den Schloßbügel und das

Schaftblech in den Vorderstollen des Schlosses.

8) Die beiden Gehäusschrauben verbinden das Ge­ häuse mit dem Schaft (Fig. 11, s2 u. s3). Die vordere Schraube s2 geht durch das Schaftblech in den Gehäuskopf, die Hintere s3 durch die Gehäusnase in das Muttergewinde des Schastbleches. Um Schaftblech und Gehäusnase in gleichem Abstand zu erhalten, ist der Durchgang der Hinteren Schloßschraube s3 im Schaft mit einer röhrenförmigen Büchse ausgefüttert.

9) Die Schaftblechschraube (Fig. 11, s4) eine Holz­ schraube. 10) Die beiden Seitenschrauben befestigen die Schaft­ wände an das Gehäuse. 11) Die beiden Seitenbleche dienen den beiden Seitenschrauben als Unterlage. Um Verwechselungen vorzubeugen, sind das rechte Seiten­ blech, sowie dessen Schraube mit einem Punkte bezeichnet. 12) Der Hintere Riemenbügel. 13) Die beiden Bügelschrauben (Holzschrauben). 14) Die Kolbenkappe. 15) Die b eiben Kappen schrauben, (Holzschrauben).

5. Der Wischstock, aus federhartem, blanken Stahl, dient zum Reinigen des Laufes, im Bedarfsfälle auch zum Ausstößen einer festgeklemmten Hülse. Der Kopf ist zum Festhalten der Wischflecke eingekerbt, auch hat derselbe einen Schlitz zur Aufnahme des Schrauben­ ziehers bei nöthigwerdendem Aus^ oder Einschrauben. Das Schraubengewinde dient sowohl zum Befestigen des Wischstockes am Gewehr, als auch zum Anschrauben des beim Wischen als Handhabe dienenden Schraubenziehers.

6. Der Uatagan dient als blanke Waffe und zum Wirthschastsgebrauch. Die Klinge, von gehärtetem Stahl, ist zu beiden Seiten mit einer Hohlkehle versehen. Die angeschweißte Angel enthält zwei Durchgänge für die Nieten. Die eiserne Parirstange hat in der Mitte den Durch­ gang für die Angel der Klinge, an dem einen^Ende den

22

Das Gawehr-Zubehör.

Durchgang für den Lauf. Das andere Ende bildet einen gebogenen Arm, der, in einen Knopf auslaufend, zur Her­ stellung der Pyramiden dient.

Die Stellschraube, von Eisen, dient zum Erweitern oder Verengen des Durchganges für den Lauf. Der messingene Griff ist hohlgegosien und gerippt. Er enthält die Ruthe zur Aufnahme des Nataganhastes, die Durchbrechung für den Sperrkeil und das Lager für die Sperrfeder. Der Sperrkeil und die Sperrfeder, beide von gehärtetem Stahl, dienen zum Festhalten des Natagans am Gewehr. Die Theile des Natagans, mit Ausnahme der Stellschraube, sind durch zwei Nietstifte und durch die umgenietete Angel unter sich verbunden. Wird das Schleifen des Natagans befohlen, so darf nur die lange Schneide der Klinge und zwar 6*/.z" bayer. (160”™) vor der Parirstange anfangend und 10'" (20™™-) hinter der Spitze endigend, geschliffen werden. Spitze und Schneide am Rücken bleiben stumpf.

3) Da» Gewehr-Zubehör. Zu jedem Gewehr gehören:

1) Ein Gewehrrremen von Rinhsleder mit Doppel knöpfen von Messing.

zwei

2) Ein Gewehrpfrvpf von in Wachs gesottenem Buchenholz, dient zum Schutze der Mündung vor Beschä­ digung, der Bohrung vor Nässe und Staub.

3) Ein Schraubenzieher von blauangelaufenemStahl. Derselbe hat eine breite Schneide für die größeren Schrauben, eine schmale für die kleineren; ein Durch­ schlagstift zum Herausnehmen des Führungsstiftes und in der Mitte ein Muttergewinde für die Schraube des Wischstockes, dem er als Handhabe dient.

4) Ein Oelbüchschen von Weißblech, deren eines Fach zur Aufnahme von Putzlappen, deren anderes für das gläserne Oelfläschchen bestimmt ist.

Behandlung des Gewehre«.

23

4) Behandlung de» Gewehre». A.

Zerlegen und Zusammensehen.

Das Gewehr darf nur zum Zwecke der Reinigung, Visitation oder Belehrung zerlegt und darf hiebei nie auf die Mündung gestellt werden. Erscheint es nöthig, nur einzelne Theile abzu­ nehmen, so kann von der vorgeschriebenen Reihenfolge abgegangen werden. Nach erreichtem Zweck ist das Gewehr sofort wieder zusammmzusetzen. Das Herausnehmen des Zündstifteö hat möglichst selten zu geschehen.

Zum Zerlegen und Zusammensetzen können außer dem Schraubenzieher als Zerlegwerkzeug noch derSchlaghammer und das Schlagstück, beide von Stahl, ange­ wendet werden.

Beim Zerlegen des Gewehre» ist nachfolgende Reihen­ folge einzuhalten:

1. 2. 3. 4. 5.

die Schloßschraube, der Schloßbügel, das Schloß, der Wischstock, die beiden Seitenschrauben (ohne Seitenblech),

6. die beiden Gehäusschrauben, 7. der Riemen, 8. die drei Ringe, 9. der Lauf mit dem Gehäuse, 10. die Schaftblechschraube, 11. das Schaftblech.

Durch den Soldaten dürfen nicht abgenommen werden, sondern, wenn nöthig, durch den Büchsenmacher: Das Gehäuse, die Aufsatzklappe, der Schieber, die Klappen­ feder, das Korn, die Futterbüchse der Hinteren Gehäusschraube, die Kolbenkappe, der Hintere Riemenbügel und die Ringfedern.

1) Zur Herausnahme der Schloßschraube wird das Gewchr mit der einen Hand vor dem Gehäuse erfaßt und der Kolben auf den Körper oder eine sonstige Unterlage gestützt. Die andere Hand setzt den Schraubenzieher gerade und fest in den Einstrich des Schraubenkopfes um das Ab­ gleiten desselben und dadurch Verletzung von Einstrich und

24

Behandlung des Gewehre«.

Schaft zu vermeiden und dreht die Schraube heraus, welche, sobald es thunlich ist, mit den Fingern vollends heraus­ geschraubt wird.

2) Hierauf wird der Schloßbügel durch einen Druck oder kurzen Stoß der Hand auf den vorderen Theil deö Bügels ausgelöst.

3) Nun wird das Schloß an den Schloßblechverstärk­ ungen nächst den Zapfenlagern mit Daumen und Mittel­ finger erfaßt und aus dem Gehäuse genommen, indem der Zeigefinger zugleich auf die Lademuldc drückt.

Sollte das Schloß zu fest sitzen, so ist dasselbe dadurch zu lüften, daß der Schraubenzieher abwechselnd in die beiden Abschrägungen der beiden Schloßbleche eingesetzt wird.

4) Zum Hcrausnehmen des Wischstockes wird das Gewehr auf den Boden gestellt, die schmale Klinge des Schraubenziehers in den Schlitz des Wischstockkopfcs gesteckt, der Wischstock in seinem Muttergewinde gelüftet, mit der Hand auögcschraubt und aus der Ruthe gezogen. 5) Beim Ausdrehen der Seitenschrauben wird'das Gewehr ähnlich gehalten wie bei Herausnahme der Schloß­ schraube. Die schmale Schneide des Schraubenziehers wird dabei verwendet. Die Seitenbleche bleiben stecken.

6) Die beiden Gehäusschrauben sind in ähnlicher Weise herauözunehmen wie die Schloßschraube. 7) Um den Riemen von dem Hinteren Bügel zu lösen, wird das Gewehr mit der Mündung nach aufwärts gerichtet; die eine Hand hält den Doppelknopf fest, während die andere das Riemcnende etwas vorzieht und dieses von der Seite über den Doppelknopf hinweghebt. Aehnlich wird auch beim Lösen des Riemens von dem vorderen Bügel verfahren. 8) Zunk Abnehmen der drei Ringe wird das Gewehr ebenfalls mit der Mündung nach aufwärts gerichtet. Die eine Hand drückt die Feder, die andere Hand schiebt den Ring. Der vordere Ring wird, um ihn über Aataganhast und Kornsattel wegzubringen, entsprechend gedreht-

Behandlung des Gewehres.

25

Sitzen die Ringe sehr fest, so werden Schlaghammer und Schlagstück angewendet. Beim Vorder- und Mittelringe wird hiebei das Schlag­ stück mit seiner breiten Fläche hinter dieselben an die Wischstocknuthe gelegt und mit seiner Stirnfläche gegen dic^ Ringe gesetzt; bei dem Hinterringe wird das Schlagstück abwechs­ lungsweise zu beiden Seiten des Gewehrs mit der schmalen Fläche an den Schaft, mit der breiten an den Auffatzfuß gelegt und mit der Stirnfläche gegen die vorspringenden Ecken des Ringes gesetzt. Wenn nöthig, wird dieses Verfahren auch bei dem Mittelringe angewendet. Die Hand, welche auf die Ringfeder drückt, hält das Schlagstück, während die andere mit dem Schlaghammer mäßig auf dieses schlägt. Besser helfen aber zwei Mann zusammen, wobei der eine das Gewehr hält und auf die Ringfeder drückt, der andere Schlagstück und Schlaghammer handhabt. 9) Beim Herausnehmcn des Laufes nebst Gehäuse hält die linke Hand das Gewehr — Lauf aufwärts — etwas vor dem Aufsätze, während die rechte das Gehäuse an den Verstärkungsrippen ergreift und lüftet. Hierauf wird das Gewehr so gewendet, daß der Lauf in die linke Hand fällt. Kann das Gehäuse mit der Hand nicht gelüftet werden, so wird die vordere Gehäusschraube mit einigen Gewindgängen eingeschraubt, auf den Kopf derselben ein gelinder Druck ausgeübt und hiedurch das Lüften bewerkstelligt. 10) Das Herausnehmcn der Schaftblechschraube geschieht in ähnlicher Weise wie das der übrigen Schrauben. 11) Nach Entfernung der Schraube ist das Schaftblech mit einem Finger oder Holze von innen herauszudrücken. Wäre das Schaftblech ohne den Lauf herauszunehmen, so müßten das Schloß, die beiden Gehäusschrauben und die Schaftblechschraube vorher herausgenommen werden. Das Jusammmsetze« des Sewrhres findet in umge­ kehrter Reihenfolge statt. Werden mehrere Gewehre zugleich zusammengesetzt, ist, zur Vermeidung von Verwechselungen, auf die Nummern der einzelnen Theile zu achten.

26

Behandlung des Gewehres.

1) Das Schaftblech ist vorsichtig in sein Lager zu drücken, wobei mit den beiden Stützlappen begonnen wird. 2) Die Schaftblechschraube wird mit den Fingern eingeschraubt und dann mittelst des Schraubenziehers voll­ kommen angezogen, was jedoch zur Schonung des hölzernen Muttergewindes nicht zu fest geschehen darf. 3) Der Lauf mit dem Gehäuse wird zunächst beim Aufsatze ersaßt und, mit dem hintersten Theil des Gehäuses beginnend, vorsichtig in den Schaft gelegt. 4) Die drei Ringe werden mit der Hand an chre Lager geschoben. Zum Anstecken des Vorderringes ist dessen Feder entsprechend einzudrücken. Gehen die Ringe streng, so sind Schlagstück und Schlaghammer anzuwenden, wobei ersteres stets flach an die Wischstvcknuthe gelegt werden muß. 5) Um den Riemen zu befestigen, wird, wenn derselbe ganz abgenommen war, dessen vorderes Ende von vorn nach hinten in den vorderen Riemenbügel und dessen hinteres Ende von hinten nach vorn in den Hinteren Riemenbügel so eingezogen, daß die schwarze Seite des Riemens nach außen kommt. Das Einknöpfen der Doppelknöpfe geschieht in ähnlicher Weise wie deren Ausknöpfen. Um dem Riemen die richtige Traglänge zu geben, ist zu beachten, daß bei vorschriftsmäßig übergehängtem Ge­ wehre die rechte Hand an den Kolbenhals zu liegen kommt. Hienach sind die entsprechenden Knopflöcher zu benützen. 6) Die Gehäus- und Seitenschrauben werden mit der Hand vorsichtig eingedreht, dairn mittelst des Schrauben­ ziehers mäßig und aufmerksam angezogen, damit einestheils ein frühzeitiges Abnützen des Muttergewindes, anderntheilö daö Auögleiteu des Schraubenziehers und hiedurch eine Be­ schädigung des Schraubenkopfes vermieden werde. Bei der vorderen Gehäusschraube und den beiden Seiten­ schrauben ist, der Form ihrer Köpfe wegen, darauf zu achten, daß die Einstriche so weit thunlich in der Richtung der Längenachse des Gewehrs stehen. Die mit dem Punkte versehene Seitenschraube gehört auf die rechte Seite. 7) Der Wischstock wird, zur Schonung seines Gewindes, langsam in die Ruthe geschoben. Das Einschrauben des-

Behandlung des Gewehres.

27

selben geschieht ähnlich wie das Ausschrauben, wobei auf den Wischstockkopf so lange mäßig gedrückt werden muß, bis das Gewinde einige Gänge der Mutter gefaßt hat. 8) Das Schloß wird zum Einsetzen ebenso angefaßt, wie beim Herausnehmen. 9) Der Schloßbügel wird mit seinem Hacken ein­ gesetzt und durch einen Druck oder kurzen Stoß so weit vorgeschoben, daß der Durchgang der Schloßschraube auf das Muttergewinde derselben trifft. Hiebei muß das Schloß gleichzeitig fest in sein Lager gedrückt werden. 10) Die Schloßschraube wird mit derselben Sorgfalt wie die übrigen Schrauben eingedreht. Das Zerlegen des Schlaffes findet in folgender Reihen­ folge statt:

1. 2. 3. 4. 5. 6.

das linke Schloßblech, 7. der Hahn und das Ver­ die Auswerffeder, schlußstück, die Schlagfeder, 8. der Führungsstift, 9. der Zündstift u. die Spiral­ der Auswerfer, feder. die Doppelfeder, die Stütze u. die Stange, i

Durch den Soldaten dürfen nicht abgenommen werden:

Die Hahnrolle und das BüchSchen an der Stirnfläche des Verschlußstückes. Zum Zerlegen des Schlosses wird dasselbe auf seine rechte Seite gelegt. 1) Zum Abheben des linken Schloßbleches ist selbes so anzufassen, daß ein gleichzeitiges Herausheben aller Zapfen- und Achsenlager stattfindet. 2) Durch Vorwärtsdrücken des Hahnes wird das Heraus­ nehmen der Schlagfeder erleichtert. 3) Zum Abnehmen des AuöwerferS wird derselbe zuvor nach vorwärts gedreht. 4) Der Hahn und das Verschluß stück werden gleich­ zeitig abgehoben. 5) Zum Ausschlagen des Führungsstiftes ist das Verschlußstück mit der linken Seite auf eine hölzerne, keinenfalls härtere, Unterlage zu legen. Der Ausschlagstift des

28

Behandlung des Gewehres.

Schraubenziehers wird auf den Führungsstift gesetzt, wobei das Verschlußstück und der Schraubenzieher mit der einen Hand gehalten werden. Die andere Hand schlägt mit einem Holz mäßig zwischen die zwei Arme des Schraubenziehers, bis der Führungsstift so weit herausgetrieben ist, daß er mit den Fingern herausgenommen werden kann. Hiebei ist der Zündstift etwas vorzudrücken. Das Zusammrnsetzen des Schlaffes findet in umge­ kehrter Reihenfolge statt: 1) Der Führungsstift wird, mit dem dünnen, ab­ gerundeten Theile voraus, an der linken Seite des Ver­ schlußstückes so weit eingeführt, daß er noch in die Oeffnung der rechten Seite des Verschlußstückes cingreift, wozu der Zündstift etwas vorgedrückt werden muß. Hierauf wird der Führungsstift mit der breiten Fläche des Schraubenziehers oder einem Holz soweit eingedrückt, daß sein Kopfende mit der Fläche des Verschlußstückes gleichliegt. 2) Um das Verschlußstück und den Hahn einzu­ setzen, wird letzterer in die Gabel des ersteren gebracht, der Hahn an seine Achse geschoben und das Verschlußstück in sein Zapfenlager gesteckt. 3) Die Stange wird derart in die Durchbrechung der Stütze gesteckt, daß an beiden die Ziffern sichtbar sind und der Stangenschnabel rückwärts des Stützenarmes steht. Hier­ auf werden beide Theile auf ihre gemeinschaftliche Achse ge­ schoben, wobei der Stützenarm hinter dem Verschlußstückfuß, der Hebarm oberhalb der Hebwarze des Hahnes liegen müssen. 4) Die Doppelfeder wird so eingelegt, daß ihr kurzer Arm unter die Stangennase, ihre Querrippe an die Kante des Vorderstollens zu liegen kommt. 5) Zum Einsetzen des Auswerfers ist das Verschluß­ stück aufwärts zu drehen, jedoch so, daß der Stützeuarm nicht über den Verschlußstückfuß vortreten kann. Hierauf wird der Auswerfer so in sein Lager eingesetzt, daß dessen kurzer Arm unter den Schlagstollen des Verschlußstückes zu liegen kommt. Hierauf wird das Verschlußstück wieder ab­ wärts gedrückt. 6) Zum Einsetzen der Schlagfeder ist der Hahn vorzudrücken.

Behandlung des Gewehres.

29

7) Zum Einsetzen der Auswerffeder ist daö Ver­ schlußstück abwärts zu drücken. 8) Das linke Schlvßblech wird derart aufgesetzt, daß alle Achsen und Zapfen in ihre Läger kommen. Hiebei ist der Auswerferachse, welche durch die Doppelfeder aus ihrer Stellung gebracht wird, durch einen leichten Druck die eirtsprechcnde Richtung zu geben.

B. Krinigen und Znstandsehen.

Der Zweck des Reinigens ist erfüllt, wenn von allen Theilen des Gewehrs Schmutz, Rost und sonstige fremdartige Körper entfernt sind; das Blankputzen der ein­ gesetzten, gebeizten ober angelaufenen Theile ist verboten. Die Instandsetzung der Waffe für den Ge­ brauch verlangt zur Verhütung schädlicher Reibungen oder Bildung von Rost, daß gewisse Theile gefettet oder geölt werden. Zum Reinigen und Jnstandsetzen des Gewehrs dienen in der Regel folgende Materialien: 1) Wasser um Pulvcrrückstände aus dem Laufe zu entfernen. Dasselbe inuß rein und ohne Sandgehalt sein. Warmes ist besser als kaltes. 2) Reines Baumöl, auch Olivenöl (oderProvenceröl) zum Reinigen, Jnstandsetzen und Erhalten der Eisen- und Stahltheile. Statt Baumöl kann geläutertes Klauenfett und im Nothfalle ungesalzenes Schwcinfett benützt werden. Petroleum ist ebenfalls sehr wirksam gegen Rost. 3) ReinesLeinöl zum zeitweisen Einreiben des Schaftes. 4) Waffenschmiere*) dient zum Einschmieren der *) Die Wagenschmiere wird auf folgende Weise bereitet: 2 Ge­ wichtstheile weißes Wachs werden in einem eisernen Geschirr durch mäßiges Kohlenfeuer flüssig gemacht, dann werden 3 Gewichtstheile Oliven- (Proveucer-) Oel nach und nach hinzugegofsen. Während des Zugießens muß die Flüssigkeit fortwährend mit einer hölzernen Spachtel umgerührt werden, bis sich beide Oele vereinigt haben. Die Hitze darf nicht so groß sein, daß die Masse raucht. Ist daö Oel nicht frei von säuerlichen und wässerigen Theilen, so muß selbes vor der Mischung durch gelinde Erwärmung auf Kohlen-

30

Behandlung des Gewehres.

Gewehre, welche in Verschlage oder Magazine kommen, außerdem zum Ueberziehcn jener Eisen- und Stahltheile der im Dienstgebrauch stehenden Gewehre, welche mit dem Schaft in unmittelbare Berührung kommen. 5) Putzstein feiner Qualität dient zum Reinigen der Eisen-, Stahl- und Messingtheile des AataganS, aus­ nahmsweise: zur Entfxrnung des Rostes von den blanken Schloßtheilen und dem Wischstocke. Beim Reinigen und Jnstandsetzen finden nachbenannte Grräthe Anwendung: 1) Der messingene Wischstock zum Wischen des Laufes. Derselbe hat an einem Ende einen mit Kerben versehen Kopf für den Wischlappen, am anderen Ende einen Griff; die daran befestigte ovale Lederscheibe ist zur Schonung der Mündung beim Wischen angebracht. ' Ist der messingene Wischstock nicht zur Hand, dient statt seiner der stählerne. 2) Der blecherne Trichter mit messingenem Aus­ gußrohr. Durch denselben wird das Wasser in den ange­ brandeten Lauf gegossen. 3) Lappen von weicher Leinwand, Tuch, oder Flanell dienen zum Reinigen und Fetten der Gewehrtheile. Sie müssen frei von Staub und Sand sein, insbesondere die in Fett getränkten, weshalb diese im Oelbüchschen oder eingewickelt aufzubewahren sind. 4) Die Spachtel aus weichem Holz, am besten Linden­ holz, zum Abrciben des Rostes an den blanken und polirten Theilen des Gewehrs. Ein Korkstöpsel ist ebenfalls ver­ wendbar. 5) Eine kleine Bürste mit weichen Borsten zum Auf­ trägen der Waffenschmiere.

Zum Reinigen des Laufes im Innern bleibt derselbe im Schafte. Wurde aus dem Gewehr gefeuert, so ist die feuer und Eingießen von ungefähr 2 Gewichtstheilen flüssigen Bleieö gereinigt werden. Nach Erkaltung kann das Blei wiederholt geschmolzen und eingegossen werden. Schließlich wird es wieder herausgenommen. Das Oel darf nicht rauchen und das Blei eben nur flüssig sein.

Behandlung des Gewehre«.

31

Bohrung mit Wasser auszuspülen, dann rein und trocken, endlich fett zu wischen. Zum Ausspülen mit Wasser wird das Gewehr, die Mündung nach abwärts, frei in der Hand und mög­ lichst lothrecht gehalten, der Trichter in die Ladeöffnung ge­ steckt und durch rasches Eingießen von Wasser so lange ein starker Strom im Laufe unterhalten, bis das Wasserrein durch die Mündung abläuft. Im Nothfalle dient ein beliebiges Gefäß. Nach dem Eingießen ist das Gewehr, damit das Wasser abtropfen kann, abwärts zu halten. Um den Lauf dann rein und trocken zu wischen, wird das Gewehr, den Lauf gegen den Körper gerichtet, zwischen die Füße auf den Kolben gestellt und mit den Beinen festgehalten. Hierauf legt man mehrere trockene, nicht geölte viereckige Lappen von 4—5°"- (l1/,"—2" bayer.) Seitenlänge mit ihrer Mitte so auf die Mündung, daß die Ecken zweier aufeinanderliegendcr Lappen nicht aufeinander­ treffen. Bei verschieden großen Lappen kommt der größte zunächst auf die Mündung. Man setzt nun den Wischstock auf die Mitte der Lappen und schiebt diese in die Bohrung. Die Zahl der Lappen muß so groß sein, daß nach Heraus­ ziehen des Wischstockes die Eindrücke der Felder an den­ selben gut sichtbar sind. Zum Eindrücken der Lappen in die Mündung ist der Wischstock mit beiden Händen nicht weit von seinem Kopfe zu fassen. Das Hinunterschieben geschieht streckenweise, wozu die beiden Hände am Wischstock nachgreifen und der durch den Drall der Züge hcrvorgcbrachten Drehung des Wischstockes nachgeben. Nun wird der Wischstock in kurzen Zügen auf- und abwärts geschoben, bis der äußerste Lappen, welcher nach Bedarf gewendet oder ausgewechselt wird, rein und trocken erscheint. Es wird dann auch der stärkere Theil des Laufes sich warm anfühlen. Um die reine, trockene Bohrung fett zu wischen, wird der äußerste Lappen, welcher trocken fein muß, auf seiner ganzen Oberfläche stark mit Oel bestrichen, worauf ähnlich verfahren wird wie beim Trockcnwischen. Zeigen sich am Fettlappen Blcispuren, so ist das Wischen fortzusetzen. Zeigt sich Rost in der Bohrung, wird sie eingeölt und nach einiger Zeit wieder stark gewischt.

32

Behandlung des Gewehres.

Das Patronenlager wird nunmehr ähnlich behandelt, hiezu wird das Gewehr entweder flach hingelegt, oder mit dem Kolben gegen den Körper, Mündung etwas aufwärts, gestützt. Der Wischstock wird von der Ladeöffnung aus eingesührt, im Patronenlager hin- und hcrgedreht und kurz auf- und abgezogen. Hiezu wird der Wischstock am Griffe angefaßt. Um im Felde oder bei Zeitmangel die Treffähigkeit des Gewehres nach starkem Gebrauch zu erhalten, genügt es, einen oder mehrere genetzte Pfröpfe von Papier oder Leinen in die Mündung zu drücken und mittelst des Wischstockes durch den Lauf zu schieben. Ein nichtgebrauchtes Gewehr wird nach Bedarf nur rein-, trocken- oder settgewischt. Die Außenseite des Laufes und das Gehäuse werden an den nicht eingeschmierten Flächen mit einem gefetteten Lappen abgerieben. Die Muttergewinde am Gehäuse mit einem um Holz gewickelten Lappen von rauhen Gegenständen rc. gereinigt. Rost ist mehnnals mit Oel zu bestreichen und derart mit Lappen abzureiben, daß die Beizfarbe erhalten bleibt, wenn auch dann dunkle Flecken zurückbleiben. Ist bei einem vom Schaft getrennten Laufe an den Berührungsflächen der Waffenschmierüberzug mangelhaft ge­ worden, so ist er wieder zu erneuern. Hiezu ist es zweck­ mäßig, wenn der Lauf nicht kalt, die Schmiere flüssig ist. Nachdem das Schloß zerlegt ist, wird das Reinigen der einzelnen Theile folgenderweise vorgenommen: Staub u. dgl. wird mit reinen Lappen, Pulverrück­ stände, kingetrocknetes Oel mittelst gefetteter Lappen entfernt. Rost ist mit gefetteten Lappen zu beseitigen, tiefeinge­ fressener, bei den polirten Schloßtheilen, durch Putz-, steinmehl, Oel mittelst einer hölzernen Spachtel oder eines Korkstöpsels. Das Putzsteinmehl soll sehr fein sein, es wird am besten durch Abreiben des Steins mit dem Finger hergestellt. An den Schloßblechen muß die graue Farbe erhalten bleiben, deßhalb allenfalls zurückbleibende dunkle Flecken belassen werden.

Behandlung des Gewehres.

33

Zündstift und Spiralfeder sind aus freier Hand zu reinigen und Verbiegungen an denselben zu verhüten. Die beim Feuern durch Ausströmen der Zündkapselgase an derStoßsläche des Verschlußstückes um die Zünd­ stiftmündung sich nach und nach bildenden Vertiefungen dürfen nicht zu entfernen gesucht werden, es ist diese Fläche deßhalb nur mit einem gefetteten Lappen abzureiben. Die gereinigten Theile des Schlosses werden mit einem gefetteten Lappen abgerieben. Diejenigen Theile, welche sich reiben, sind an dieser Stelle mit etwas Oel zu versehen, ausgenommen sind: der Zündstift und das Zündstiftlager im Verschlußstück. Das Oel darf jedoch nicht in Tropfen, sondern nur ganz leicht aufgetragen werden. Um den Schaft zu reinigen, wird derselbe mit einem reinen, trockenen Lappen abgericben. Schmutz, welcher auf diese Weise nicht abginge, wird mit einem feuchten Lappen beseitigt. Ist der Lauf aus dem Schaft genommen, darf die in der Rinne und den Lagern befindliche Waffenschmiere nicht entfernt werden. Zur besseren Erhaltung des Schaftes wird er zeitweise, jedoch nur in ganz trockenem Zustande, mit Leinöl abgcrieben. Die Garniturtheile dürfen nur mit gefetteten Lappen und Oel gereinigt werden, weil die blaue oder schwarze Farbe erhalten bleiben soll. Ist das Gewehr zerlegt, werden die Garniturtheile an ihren, Lauf oder Schaft berührenden, Flächen wenn nöthig wieder mit Waffenschmiere versehen. Beim Reinigen der Schrauben ist vornemlich auf Be­ seitigung von Sand u. dgl. auö den Gewindgängen zu achten. Die Metallschrauben werden nach dem Reinigen am Anfang des Gewindes mit etwas Oel, die Holzschrauben mit etwas Waffenschmiere versehen. Der Wischstock wird aus freier Hand gereinigt und wie die polirten Schloßtheile behandelt (S. 32). Der gereinigte Wischstock wird mit Waffenschmiere über­ zogen, sein Gewinde mit etwas Oel versehen. Die Eisen- und Stahltheile des UatagauS werden wie der Wischstock behandelt.

34

Behandlung des Gewehres.

Der messingeneGtiff wird mit feingeschabtem Putz­ stein und einem mit Wasser befclichtcten Lappen gereinigt. Fremde, insbesondere rauhe Körper, sind sowohl aus der Ruthe für den Uataganhaft als auch aus der Durch­ brechung für den Sperrkeil zu entfernen. Der Sperrkeil wird in seiner Führung und an seiner Feder schwach mit Ocl bestrichen. Die Stellschraube an derParirstange wird äußerlich mit einem gefetteten Lappen abgcrieben und darf weder heransgenommcn noch gedreht werden. Für das Reinigen und Jnstandsetzen des zu­ sammengesetzten Gewehrs ist folgendes zu beachten: 1) Wurde aus einem Gewehr gefeuert, ist in der Regel nur das Schloß herauszunehmen und das Reinigen der Gewchrtheile nach Vorschrift zu bethätigen. 2) Ist ein Gewehr staubig geworden, werden das Aeußere desselben, ebenso die Schloßtheile, mit einem trockenen Lappen vom Staub befreit und nach Bedarf gefettet. Die Bohrung des Laufes wird mit einem geölten Rappen gewischt. 3) Ist ein Gewehr naß geworden, so daß es — mit Erlaubniß des Corporalschaftscommandantcn — ganz zerlegt werden muß, dürfen Lauf und Schaft erst dann getrennt werden, wenn die Abnahme der Ringe ohne Gewaltairwcndung geschehen kann und muß nach der Reinigung und Instandsetzung des Gewehrs, um das Verziehen des Schaftes zu verhindern, die Wiedervereinigung sofort wieder vorgenommen werden. 5) Kommt ein Gewehr von der Kälte in die Wärme, so läßt man eö im wärmeren Raum so lange stehen, bis es abgeschwitzt hat und behandelt es dann wie ein naßgcwordencs. Insbesondere ist das Trocken- und Fett­ wischen der Bohrung nicht zu übersehen. Das Gewehrzubrhör ist schmutz- und rostfrei zu halten. C. Behandlung des zum Dienstgebrauch abgegebenen Gewehrs.

Ein aus einem Magazine oder Verschlag ab­ gegebenes Gewehr ist an den Schloßtheilen, an allen äußerlich sichtbaren Eisen- und Stahltheilen, sowie in der

Behandlung des Gewehres.

35

Bohrung des Laufes von der Waffenschmiere zu befreien und nach obgengegebenen Vorschriften in Stand zu setzen. Allgemeine Regeln für die Behandlung des Gewehres sind: Der Schieber an der Aufsatzklappc soll, wenn nicht ge­ feuert wird, sich stets über dem Absätze für 300 Schritte befinden Alle unnöthigcn Schläge und Stöße, namentlich gewalt­ sames Ausstößen des Kolbens auf den Boden, sind zu ver­ meiden. Ganz besonders aber sind Schläge und Stöße mit aufgcpflanztem Aatagan gegen harte Körper zu unterlassen, weil hiedurch der Lauf verbogen werden könnte. Der Mechanismus soll nicht unnöthig und zur Ein­ übung der Ladungsgriffe nur bei Anweitdung von Ucbungspatronen in Bewegung gesetzt werden. Der Gewehrpfropf kaun bei Ausrückungen, bei denen nicht gefeuert wird, aufgesteckt werden; in der Kaserne bleibt derselbe an der Patrontasche versorgt. In den Kasernen muß das Gewehr ungeladen und in Ladebereitschaft sein. Das Aufhängen oder Anfstcllen des Gewehrs hat so zu geschehen, daß die Mündung nach aufwärts gerichtet, das Gewehr vor Herab- oder Umfallen, Korn und Aufsatz vor Beschädigung gesichert ist. An den Gewchrrahmcn wird je ein Gewehr an einem Nagel mit der linken, nummcrirten Seite nach Außen am Riemen angehängt. Beim Transport von Gewehren duvch Mann­ schaft darf ein Mann nur zwei Gewehre, je eines meiner Hand oder auf einer Schulter, tragen, wobei dieselben jedoch nicht gekreuzt werden dürfen. Innerhalb von Gebäuden sind die Gewehre in der Hand, Mündung aufwärts, zu tragen Sollten Störungen während des Feuers vor­ kommen, sind folgende Regeln zu beachten: 1) Läßt sich beim Laden der Verschluß nicht Herstellen, so ist die Patrone nicht calibermäßig, oder eö haben sich fremdartige Körper an diese angehängt, oder sind in daS Patronenlager oder in den Mechanismus gekommen.

3*

36

Behandlung des Gewehres.

Im ersten Fall ist eine andere Patrone zu nehmen, im anderen sind die fremdartigen Körper zu entfernen. 2) Hat sich eine Patrone so fest in das Patronenlager geklemmt, daß sie mit den Fingern nicht mehr heraus­ genommen werden kann, so wird in den meisten Fällen ge­ nügen, das Verschlußstück mit einem Finger oder Holze kräftig niederzudrücken, oder die Patrone mittels der Krämpe einer anderen oder dem Rande einer Patronenhülse herauSzuschieben. Genügen diese Mittel nicht, so wird die Patrone mit dem Wischstocke herauögestoßen. 3) Versagt eine Patrone, so ist das Gewehr nach Vor­ schrift zu entladen. 4) Läßt sich nach abgegebenem Schusse der Stützen­ drücker nicht aus die vorgeschriebene Weise vorwärts bewegen, und deshalb der Verschluß nicht öffnen, so kann die Ursache eine ringförmige Ausbauchung zunächst der Krämpe der Patronenhülse, oder eine Aufblähung am Boden derselben sein. In Folge hievon drückt der Patronenboden sehr stark auf die Stoßfläche des Verschlußstückes und verursacht da­ durch eine bedeutende Reibung zwischen Verschlußstückfuß und Stützenarm. In den meisten Fällen genügt ein kräftiger Stoß des Daumens auf den Drücker, um den Stützenarm unter dem Verschlußstückfuß wegzubringen. Würde sich das Verschluß­ stück hiedurch nicht versenken, so ist auf dem vorderen Theil desselben durch den Daumen oder ein Holz ein kräftiger Druck oder Stoß auszuüben. Genügt auch dies nicht, so ist der Hahn ein- oder mehrmal zu spannen und wieder Vorschlägen zu lassen, und hierauf das vorbeschriebene Ver­ fahren zu wiederholen. 5) Versenkt sich nach abgegebenem Schusse das Verschluß­ stück nicht, obwohl sich der Stützendrücker in normaler Weise vorwärts schieben ließ, so können die unter Ziffer 4 an­ geführten Ausbauchungen Ursache sein. Daö dort anem­ pfohlene Drücken oder Stoßen auf das Verschlußsiück wird dann genügen dieses zu versenken. 6) Wird eine Patronenhülse durch das Oeffnen des Derschlußstückes nicht ausgeworfen, so ist wie bei Ziffer 2 zu verfahren.

Behandlung des Gewehres.

37

Ein Gewehr, welches zur Aufbewahrung in den Compagnieverfchlag kommen soll, muß trocken, sorgfältig gereinigt und in einem vollkommen kriegsdienst­ tauglichen Zustande sein. Alle Eisen- und Stahltheile deS Gewehres und Uatagans, insbesondere das Innere des Laufes, sowie die Schloßtheile sind mit einer dünnen Schichte von Waffenschmiere zu überziehen; der Schaft ist, wenn nöthig, mit einem in Leinöl getränkten Lappen abzurciben. Gewehre, welche in das Regiments- oder Bataillonö-Magazin abzuliefern sind, sollen nicht mit Waffenschmiere überzogen, sondern nur nach Vorschrift ge­ reinigt sein. Eigenmächtige Reparaturen oder Abänder­ ungen sind verboten. Reparationsbedürftige Gewehre sind sofort auf dem Dienstweg anzuzeigen.

Me Hatrone.') Die Patrone des Werder-Gewehrs ist eine Einheits­ patrone mit Centralzündung, d. h. Geschoß, Pulver und Zündung sind vereinigt und letztere ist in der Mitte des Bodens der Patronenhülse angebracht. Die Bestandtheile der scharfen Patrone sind: 1. Daö Geschoß von Blei (gepreßt), 2. das Fett, 3. die Pnlverlaoung, 4. daö Deckblättchen, 5. die Patronenhülse, 6. die Zündkapsel. 1) Das Geschoß ist cylindrisch und am vorderen Theilt abgerundet: cylindro-ogival. Am cylindrischeu Theile befinden sich drei Cannelirungen und an der Grund­ fläche ein kleiner Hohlraum. Erstere dienen zur Auf­ nahme des FetteS und zur Verminderung der Reibung deS Geschosses im Laufe; durch letzteren kommt der Schwerpunkt des Geschosses ctwaö mehr nach vorwärts und wird die Fabrikation des Geschosses beim Pressen erleichtert. 2) Das Fett soll die Pulverrückstände des vorhergehenden Schusses erweichen und die Reibung des Geschosses an den Laufwänden beim Schusse selbst vermindern. 3) Die Pnlverladung beträgt 4a/,0 Gramm (nicht ganz */4 Loth bayer.). Sie besteht aus 76 Theilen Salpeter, 10 Theilen Schwefel und 14 Theilen Kohle. 4) Das Deckblättchen, ein Scheibchen von Pappendeckel, dient zur Trennung von Geschoß und Pulver und soll daö Eindringen von Pulvergasen zwischen Geschoß und Patronen­ hülse erschweren. 5) Die Patronenhülse, von Messing, besteht aus der Hülse und dem Verstärkungsringe. An der Hülse unterscheidet man: a) den engen, cylindrischeu Theil; ') Sieh« den Durchschnitt der Patrone in Fig. 11.

Die Patrone.

39

b) den weiten, etwas kegelförmigen Theil; c) die Kröpfung, der Ucbergang ersterer beiden Theile unter sich; d) die Krampe, der wulstige Rand der Hülse, welcher den Krallen des AuSwerferS als Haltpunkt dient; e) die Bodenfläche, eine ringförmige Erhöhung, welche dem Boden eine größere Widerstandsfähigkeit gibt und die Reibung mit der Stoßfläche des Verschlußstückes vermindert; f) die Zündglocke, eine zur Aufnahme der Zünd­ kapsel dienende Vertiefung; g) der Ambos, eine kegelförmige Erhöhung, welche dem Zündstift den zur Entzündung des Zündsatzes nöthigen Wider­ stand leistet; h) die Zündlöcher, vier kleine Oeffnungen am Grunde der Zündglocke. Der VcrstärkungSring ist im Innern der Patronen­ hülse eingepreßt, er verhindert daS Eindringen der Pulver­ gase in die hohle Krämpe und macht den außerhalb des Patronenlagers liegenden Theil der Hülse widerstandsfähig. 6) Die Zündkapsel, von Messing, enthält die Zünd­ pille und ein diese deckendes Zinnblättchen.

In derselben Verlagshandlung erschien ferner: Aas Krerzier-Kegternent der Kgl. Sayer. Infanterie.

Mit 82 Holzschnitten, geb. Preis sl. 1. 12 kr., bei Ab­ nahme von 12 Ex. fl. 1. Unterricht des Soldaten der Infanterie im Aekddienst.

Don einem bayer. Stabsoffiziere, kartonn.

28 kr.

Leitfaden für de» Unterricht des Infanteristen der Kgl. öayer. Armee.

von Parseval.

Mit 37 Holzschnitten.

Von Otto

Preis 18 kr.

Kandvnch für de« Kinjäyrig-AreimiMgen der Kgl.vayer. Infanterie. Mit vielen Holzschnitten und 1 Steintafel.

Von Engen Petri.

Preis fl. 2. 24 kr.