Das kaiserzeitliche Gymnasion 9783050088914, 9783050046419

This volume offers an extensive description of the Hellenistic gymnasion during the Roman Imperial Age. Literary evidenc

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Das kaiserzeitliche Gymnasion
 9783050088914, 9783050046419

Table of contents :
Inhalt
Zur Einführung
Das griechische Gymnasion im römischen Urteil
Gymnasien und Gymnastikdiskurs im kaiserzeitlichen Rom
Die Sophisten und das Gymnasion – Überlegungen zu einer Nicht-Begegnung
Das kaiserzeitliche Gymnasion, Bildung und Wirtschaft im Römischen Reich
Culto delle Muse e agoni musicali in età imperiale
Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias
Eine Landstadt am Puls der Zeit – Neue Inschriften zum Gymnasion und zum Bad aus Metropolis in Ionien
Gymnasien und Gymnasiarchen in den syrischen Provinzen und in Arabien
Modernization and change of function of Hellenistic gymnasia in the Imperial period: Case-studies Pergamon, Miletus, and Priene
Römische Thermen und griechische Gymnasien: Ephesos und Milet im Spiegel ihrer Bad-Gymnasien
Personenregister
Ortsregister

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Das kaiserzeitliche Gymnasion

Das kaiserzeitliche Gymnasion Herausgegeben von Peter Scholz und Dirk Wiegandt

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, herausgegeben vom Forschungskolleg 435 ‚Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel‘.

ISBN 978-3-05-004641-9 e-ISBN (PDF) 978-3-05-008891-4 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-037986-0 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandgestaltung: Ehrendekret für Aurelius Dositheos; Nationalmuseum Athen, Inv. Nr. 1465 (Foto: Frank Daubner) Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen Satz: Frank Hermenau, Kassel ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt Peter Scholz/Dirk Wiegandt Zur Einführung    1 Wolfgang Orth Das griechische Gymnasion im römischen Urteil 

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Christian Mann Gymnasien und Gymnastikdiskurs im kaiserzeitlichen Rom 

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Martin Hose Die Sophisten und das Gymnasion – Überlegungen zu einer NichtBegegnung    47 Dennis P. Kehoe Das kaiserzeitliche Gymnasion, Bildung und Wirtschaft im Römischen Reich  Peter Scholz Städtische Honoratiorenherrschaft und Gymnasiarchie in der Kaiserzeit  Lucia DʼAmore Culto delle Muse e agoni musicali in età imperiale  Angelos Chaniotis Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 

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  79

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  111

Boris Dreyer Eine Landstadt am Puls der Zeit – Neue Inschriften zum Gymnasion und zum Bad aus Metropolis in Ionien    133 Frank Daubner Gymnasien und Gymnasiarchen in den syrischen Provinzen und in Arabien 

  149

Monika Trümper Modernization and change of function of Hellenistic gymnasia in the Imperial period: Case-studies Pergamon, Miletus, and Priene    167 Martin Steskal Römische Thermen und griechische Gymnasien: Ephesos und Milet im Spiegel ihrer Bad-Gymnasien    223

Inhalt 

Personenregister  Ortsregister 

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  245

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Peter Scholz/Dirk Wiegandt

Zur Einführung1

Im vorliegenden Band ist die Mehrzahl der Beiträge publiziert, die am 23. und 24. November 2007 als Vorträge im Rahmen der internationalen Tagung „Das kaiserzeitliche Gymnasion“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main gehalten wurden.2 Der Tagungsband schließt thematisch wie zeitlich an die Publikation des von Daniel Kah und Peter Scholz 2004 herausgegebenen Tagungsbandes ‚Das hellenistische Gymnasion‘ an. Beide Sammelbände sind aus der Arbeit des althistorischen Teilprojekts des Frankfurter Forschungskollegs/SFB 435 ‚Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel‘ hervorgegangen, das von 1999 bis 2008 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Daß der Band erst 2015 erscheint, rührt vor allem daher, daß die beiden Herausgeber aufgrund verschiedener nicht vorhersehbarer beruflicher und familiärer Entwicklungen und Verpflichtungen nicht früher die Zeit fanden, sich der Publikation der Beiträge zu widmen. Daher sei auch nochmals an dieser Stelle ausdrücklich allen Beitragenden, dem Verlag sowie den Verantwortlichen des FK/SFB 435 für ihre große Geduld mit uns gedankt, die wir allzu lang in Anspruch genommen haben. Das erwähnte althistorische Teilprojekt des FK/SFB 435 hatte in der ersten Projektphase (1999–2004) zunächst die athenische Wissenskultur um 400 v. Chr. sowie die Institutionen intellektueller Bildung und die gesellschaftliche Rolle ihrer Vermittler in hellenistischer Zeit zum Gegenstand. In der zweiten Phase des Vorhabens (2005–2007) wurde dann vor allem der Einfluß hellenistischer Wissenskultur(en) auf Rom untersucht. Als Ausgangspunkt zur Bearbeitung dieser Fragestellung diente die Kritik an der geläufigen Vorstellung von einem griechisch-römischen Kulturtransfer: So unstrittig das Phänomen der Akkulturation ist, so strittig – und erforschenswert – bleibt die Frage, in welchem Maße und in welchen Formen sich die römische Kultur mit der griechischen verband. Dementsprechend standen zunächst die Auswirkungen der Übernahme verschiedener Formen griechischen kulturellen, literarischen und wissenschaftlichen Wissens auf den senatorischen Lebensstil in Rom im Mittelpunkt unseres Interesses – eine Fallstudie, die von Dirk Wiegandt demnächst erscheinen wird, erörtert beispielsweise die Entwicklung des römischen otium-Konzepts im Vergleich zum griechischen scholé-Begriff. Gleichwohl sollte diese Perspek-

1 Alle Beiträge werden in der Originalversion wiedergegeben, so daß die Rechtschreibung nicht einheitlich ist. 2 Aus unterschiedlichen Gründen konnten die Tagungsbeiträge von Hans Beck („Neue Kör­perbilder, neue Stadtbilder? Einige Randbemerkungen zum kaiserzeitlichen Gymnasion“), Wolfgang Haber­ mann („Aspekte des römerzeitlichen Gymnasions in Ägypten“) und Hans-Ulrich Wiemer („Außer Spesen nichts gewesen? Die soziale Funktion von Gymnasion und Ephebie“) leider nicht aufgenommen werden. Der Beitrag von Hans-Ulrich Wiemer ist bereits gesondert erschienen: Wiemer 2011.

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 Peter Scholz/Dirk Wiegandt

tivierung nicht einseitig ausfallen. Daher wurde in einem zweiten Untersuchungsstrang nach den formenden Impulsen und Rückwirkungen der römischen Kultur auf die griechische Kultur gefragt. Auf der Suche nach einem geeigneten Fokussierungspunkt für derartige Fragestellungen bot es sich an, erneut das griechische Gymnasion als Beispiel zu wählen und diese zentrale Institution der griechischen Wissenskultur abermals zum Gegenstand einer Tagung zu erheben. Nachdem im Rahmen der Tagung ‚Das hellenistische Gymnasion‘, die im September 2001 stattgefunden hatte, die verschiedenen zum Teil erst in hellenistischer Zeit ausgebildeten zentralen Aufgaben und Funktionen des Gymnasions untersucht wurden, werden im vorliegenden Band grundlegende, wenn auch nicht sämtliche Aspekte der weiteren historischen Entwicklung der Institution in der römischen Kaiserzeit und bis zu deren Ende in der Spätantike in den Beiträgen erörtert. Ziel der Tagung war es, vor allem das, was Clarence Forbes einmal als die „expanded uses of the gymnasium“3 bezeichnet hat, also vor allem die Veränderungen und Erweiterungen, was die praktische Nutzung der Institution betrifft, zu erfassen und nach Möglichkeit deren zeitlichen Verlauf näher zu bestimmen. Zudem wurde mehrfach diskutiert, wie die Überlegungen und Ergebnisse der Einzeluntersuchungen und Befunde mit dem Wandel der sozialen und politischen Rahmenbedingungen zu verknüpfen sind. So ist es, und dies war ein wichtiges Ergebnis der Tagung, keinesfalls gerechtfertigt, die veränderte Nutzung der griechischen Gymnasien in der Kaiserzeit und Spätantike vor allem unter dem Gesichtspunkt des Niedergangs zu beschreiben und die gesamte Entwicklung entsprechend abzuwerten.4 Vielerorts nämlich wurden diese ehemals exklusiven Orte der sportlichen, militärischen und intellektuellen Ausbildung der Jugend von den Bürgern nicht mehr ausschließlich zur täglichen körperlichen Ertüchtigung, sondern nun auch verstärkt zu anderen Zwecken genutzt, so daß sie häufig zu Badeanlangen umgebaut wurden. Mögliche Gründe für derartige Umbaumaßnahmen, aber auch für die sonstigen Funktionsänderungen und vor allem für das Ende, oder besser gesagt, für das allmähliche Verschwinden der Institution selbst werden in den Beiträgen zu den archäologisch gut faßbaren Gymnasionsanlagen angegeben.5 Die Tagung sollte den 2007 in Frankfurt versammelten Althistorikern, Archäologen, Epigraphikern und Altphilologen ein erstes Forum bieten, auf dem sie Befunde und Deutungen, die aus ihren Forschungen hervorgegangen sind, präsentieren und zur Diskussion stellen sollten. Angesichts der zeitlich begrenzten Möglichkeiten der Herausgeber des Bandes, sich mit der Thematik des Gymnasions zu befassen, erhebt die vorliegende Publikation in keiner Weise den Anspruch, systematisch alle Aspekte kaiserzeitlicher Gymnasien abzudecken. Er

3 Forbes 1945. 4 So etwa Hadot 1998, 26f. 5 S. die Beiträge zu den Gymnasien von Priene, Pergamon, Ephesos und Milet von Martin Steskal und Monika Trümper.



Zur Einführung 

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kann und möchte nicht mehr – dies sei hier ausdrücklich vermerkt –, als dem wissenschaftlichen Publikum einige vorläufige Befunde, Überlegungen und Einsichten zum kaiserzeitlichen Gymnasion aus dem Blickwinkel verschiedener Altertumswissenschaften zu präsentieren, Forschungsperspektiven aufzuzeigen und auf die Notwendigkeit hinzuweisen, sich auch künftig dieser vielschichtigen Thematik zu widmen.6

Das Gymnasion in der Forschung In dem Vorgängerband zum ‚Hellenistischen Gymnasion‘ war die Geschichte der Erforschung des griechischen Gymnasions kurz skizziert und in der umfangreichen Bibliographie die maßgebliche Forschungsliteratur, die bis etwa zum Jahr 2000 erschienen war, dokumentiert worden.7 Seitdem hat die Forschung zu antiken Gymnasien selbstverständlich nicht geruht. Die von uns hier erstellte Bibliographie erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit; sie begnügt sich im Folgenden mit einigen generellen Hinweisen zur jüngeren Forschung (seit etwa 2000) und kann – zusammen mit den Literaturhinweisen am Ende der einzelnen Beiträge dieses Bandes – demjenigen, der sich in die verschiedenen Aspekte der Institution des griechischen Gymnasions einarbeiten möchte, nur eine erste Orientierung bieten. Unter den Werken, die einen thematisch breiten und zeitlich übergreifenden Anspruch haben, ist besonders hinzuweisen auf den verdienstvollen, von Pierre Fröhlich und Christel Müller herausgegebenen Sammelband zu „Citoyenneté et participation à la basse époque hellénistique“, sodann auf denjenigen von Olivier Curty zur „Gymnasiarchie et éuergétisme dans la Grèce hellénistique“ (2009)8 sowie auf die wichtige Dissertation von Catia Trombetti (2013), die jüngst die Entstehung des Gymnasions und die topographische Lage der athenischen Gymnasien untersucht hat. Von großer Bedeutung sind vor allem einige in der Zwischenzeit vorgelegte umfassende Untersuchungen und Monographien zu einzelnen archäologisch gut erschlossenen und dokumentierten Gymnasien, die sicherlich in den kommenden Jahrzehnten eine wichtige Grundlage für jede weitere Beschäftigung mit diesen und anderen Gymnasien sein werden (vor allem Elena Mango 2003 zum Gymnasion in Eretria, Petros Themelis 2001a, 2001b, 2009 sowie Silke Müth 2007 zum Gymnasion von Messene, Catia Trombetti 2012 und 2013 zu den athenischen Gymnasien, sodann die Untersuchungen von Ralf von den Hoff [2007, 2008, 2009] und Verena Stappmanns [2011, 2012, 2014] zum Gymnasion in Pergamon, von Martin Steskal

6 S. die von Ulrich Mania initiierte, im März 2015 in Oxford stattfindende internationale Tagung, die das Thema erneut aufgreift. 7 Kah/Scholz 2004, 11–24. 421–447. 8 Vgl. hierzu auch die Beiträge von Lucia d’Amore (2006, 2007) zur Funktion der Gymnasien für die euergetische Praxis der Könige und für den Herrscherkult.

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2001, 2003a und b, Martin Steskal/Martino La Torre zum ephesischen VediusGymnasion oder Alberto Giudice 2006, Stella Spyrou 2012 und Arianna Trifogli 2014 zum Gymnasion in Kyrene). Zudem ist auf einige jüngst erschienene Überblickswerke, Aufsätze und Lexikonartikel zur Rolle des Sports und der athletischen Wettkämpfe in der griechischen und römischen Kultur aufmerksam zu machen, die auch die Institution des griechischen Gymnasions und dessen römische Adaptionen thematisieren (so Decker/Thuillier 2004; Schmitt 2005; Decker 2012; Christesen/ Kyle 2013; Heine-Nielsen 2014). Ansonsten lassen sich folgende weitere Schwerpunkte in der altertumswissenschaftlichen Forschung zum Gymnasion erkennen: 1. Zusammenfassende Überblicke zu Gymnasien in verschiedenen geographischen Regionen der Mittelmeerwelt wurden zu Athen (Trombetti 2012, Trombetti 2013), zu Sizilien (Mango 2009; vgl. Prag 2007) und zur Nordküste des Schwarzmeergebiets (Skrzhinskaya 2001) sowie zu griechischen Agonen und Festen in Syrien (Bru 2007) vorgelegt. 2. Die Hauptmasse der erschienenen Literatur stellt naturgemäß die Publikation von Grabungsbefunden, topographischen und bauhistorischen Untersuchungen zu archäologisch gut faßbaren Gymnasien in verschiedenen griechischen Städten wie etwa in Eretria, Ephesos, Pergamon, Messene oder Kyrene dar, um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen (Agrigent: Fiorentini 2009, De Miro/Fiorentini 2011; Athen: Privitera 2002 [Kynosarges], Lygouri-Tolia 2002 [Palaistra]; Cassinomagus/Chassenon: Hourcade 2008; Ephesos: Steskal 2001, Steskal 2003 a und b, Steskal/Ladstätter 2004, La Torre 2006, Thür 2007, Steskal/La Torre 2008, Steskal/La Torre 2012 [Vediusgymnasium]; Eretria: Mango 2003; Hierapolis: Ismael­li 2009; Iasos: Sayar 2007; Kalydon: Charatzopoulou 2006; Kyrene: Luni 1998–2008; Spyrou 2012, Trifogli 2014; Messene: Themelis 2001a, Themelis 200b, Themelis 2009; Nysa: Beckmann 2008; Odessos: Minchev 2002–2003; Paros: Müller 2003; Pergamon: Von den Hoff 2007, Pirson/Bachman/von den Hoff 2007, von den Hoff 2008, von den Hoff 2009, Stappmanns 2011, Stappmanns 2012, Hermann 2013, Stappmanns 2014; Salamis/Zypern: Kiessel 2013; Solunt: Mistretta 2013; Styberra: Mikulčić 2002–2003; Syrakus: Trojani 2005). In ������������������� diesem Zusammenhang seien gesondert die Untersuchungen zur architektonischen Gestaltung und zur Ausstattung der Gymnasien mit Skulpturen und anderen Gegenständen, wie mit Wasseruhren, erwähnt (s. etwa Radt 2005; Burrell 2006; von den Hoff 2009; Matthys 2009, Matthys/Von den Hoff 2011; Petersen/von den Hoff 2011; Matthys 2012). 3. Ein Großteil der Forschungen zum Gymnasion bezieht sich ferner auf verschiedene inschriftliche und archäologische Zeugnisse zu gymnasialen Magistraten (wie etwa den Kosmeten oder Gymnasiarchen) und Gymnasionsnutzern (wie Knaben, Epheben, Neoi und sonstigen Gymnasiasten): Chankowski 2004 (Gymnasiarchenund Ephebarchengesetz von Beroia); Chiricat 2005 (Bestattungen in Gymnasien); Feissel (kaiserzeitliche Inschrift aus Salamis) 2001; Ferruti 1998–2000 (Inventar des Kallistratos und das Gymnasion auf Delos); Fröhlich 2013 (verschiedene gym-



Zur Einführung 

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nasiale Gruppen und das Gremium der ‚Älteren‘); Kennell 2009 (Ephebie); Kennell 2013 (Neoi); Kolb 2003 (Gymnasiarchen auf Paphos); Krumeich 2004 (KosmetenStatuen); Lehmann 2001 (‚Jüngling von Eretria‘ als Gymnasiast); Matthys 2009, Matthys/Von den Hoff 2011, Matthys 2012 (Repräsentation von Bürgern im Gymnasion von Pergamon); Montevecchi 2000 (Ephebie); Nigdelis/Souris 2005 (Inschrift aus Beroia); Paganini 2012 (Gymnasiarchen im ptolemäischen Ägypten); Privitera 2002 (Athen: Kynosarges); Ruffini 2006 (Genealogie und Gymnasion); Sartre 2004 (Herrscherkult und Gymnasion in Syrien); Themelis 2001 c (Epheben in Messene); Wörrle 2007 (Gymnasiarchie in Pergamon); van Nijf 2013 (Athleten in hellenistischen Städten); Verdeji Manchadi/Antela-Bernández 2013 (Medeios im Gymnasion); Vitale 2013, Vitale 2014 (Syrische Gymnasiarchen und Gymnasien). 4. Darüber hinaus wurden die Gymnasien aus verschiedenen kulturwissenschaftlichen Blickwinkeln betrachtet: de la Genière 2003 (Herakles als Vorbild für die Darstellung griechischer Athleten); Albanidis/García Romero/Pavlogiannis 2006 (Griechen und Barbaren); Baltrusch 2005 (Außenbeziehungen der Poleis); Fischer 2007 (Homosexualität und deren Darstellung in der griechischen Vasenmalerei). 5. Schließlich läßt sich ein weiterer Teil der Forschungen der römischen Rezeption, der Aneignung und Umwandlung des hellenistischen Erbes im westlichen Mittelmeerraum zuordnen wie etwa Untersuchungen zur Nutzung der Bauform der Palaistra oder zum Bau sogenannter Bad-Gymnasien in Rom und andernorts (s. beispielsweise Cordier 2005 a, Cordier 2005 b [Nacktheit in der römischen Kultur]; Prag 2007 [römische Kontrolle Siziliens durch in Gymnasien ausgebildete einheimische Truppen]; Steskal 2007, Thuillier 2008 [Gymnasien und Thermen]; Borlenghi 2011 [Marsfeld und gymnasiale Sporttradition]; Filippi 2014 [Gymnasion des Nero auf dem Marsfeld]; Pesando 2000 [Samnitische Palaistra in Pompeii]; Mari/Sgalambro 2004 [Palaistra-Bereich der Villa Adriana]). Am Ende dieser Hinweise möchten wir nicht versäumen, den längst fälligen Dank an alle abzustatten, die an der Erstellung und technischen Aufbereitung des Manuskripts und der Erstellung der Indices beteiligt waren: den Hilfskräften in Stuttgart (Elisabeth Blickle, Eva Bosch, Christiane Braun, Alina Lutz, Alisa Mattesz) und in Frankfurt (Timo Christian, Janine Aures, Katja Maasch, Frederik Siegfarth). Stuttgart/Frankfurt am Main, Januar 2015

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Forschungsliteratur zum griechischen Gymnasion, (ca. 2000–2014) in Ergänzung der Bibliographie des Bandes ‚Das hellenistische Gymnasion‘ Albanidis/Garcia Romero/Paulogiannis 2006: E. Albanidis/F. Garcia Romero/O. Paulogiannis, The joint participation of Greeks and „barbarians“ in athletic activities during the Hellenistic and Roman times, in: Nikephoros 19, 187–226. Baltrusch 2005: E. Baltrusch, Wege zur Polis. Außenbeziehungen und Gymnasium, in: H. Falk (Hg.), Wege zur Stadt. Entwicklung und Formen urbanen Lebens in der alten Welt, (Vergleichende Studien zu Antike und Orient 2), Bremen, 158–185. Beckmann 2008: M. Beckmann, Excavations at Nysa on the Meander, 2008: the west portico of the gymnasium, in: Mouseion (Canada) 8/2, 265–279. Borlenghi 2011: A. Borlenghi, Il campus in area centro-italica. Tipologia e strutture di uno spazio pubblico. Bollettino di archeologia on line (http://151.12.58.75/archeologia/) edizione speciale, F.11.2., 4–16. Bru 2007: H. Bru, Les concours grecs dans les provinces syriennes, Stadion 33, 1–28. Burrell 2006: B. Burrell, False fronts. Separating the aedicular facade from the imperial cult in Roman Asia Minor, AJA 110, 437–469. Chankowski 2004: A. S. Chankowski, L’entraînement militaire des éphèbes dans les cités grecques d’Asie Mineure à l’époque hellénistique: nécessité pratique ou tradition atrophiée?, in: J.-C. Couvenhes/H.-L. Fernoux (Hgg.), Les cités grecques et la guerre en Asie Mineure à l’époque hellénistique. Actes de la journée d’études de Lyon, 10 octobre 2003, Tours, 55–76. Charatzopoulou 2006: C. Charatzopoulou, L’héroon de Kalydon revisité, in: A.-M. GuimierSorbets/M. B. Hatzopoulos/Y. Morizot (Hgg.), Rois, cités, nécropoles. Institutions, rites et monuments en Macédoine. Actes des Colloques de Nanterre (decembre 2002) et d’Athènes (janvier 2004), Athen, 63–87. Christesen/Kyle 2013: P. Christesen/D. G. Kyle (Hgg.), A companion to sport and spectacle in Greek and Roman antiquity, Chichester. Chiricat 2005: E. Chiricat, Funérailles publiques et enterrement au gymnase à l’époque hellénistique, in: P. Fröhlich/C. Müller (Hgg.), Citoyenneté et participation à la basse époque hellénistique. Actes de la table ronde des 22 et 23 mai 2004, (École Pratique des Hautes Études, Sciences Historiques et Philologiques 3/35), Genf, 207–223. Cordier 2005A: P. Cordier, Gymnase et nudité à Rome, Métis, 253–269. Cordier 2005B: P. Cordier, Nudités romaines: un problème d’histoire et d’anthropologie, Paris. Curty 2009: O. Curty (Hg.), L’huile et l’argent. Gymnasiarchie et évergétisme dans la Grèce hellénistique. Actes du colloque tenu à Fribourg du 13 au 15 octobre 2005, publiés en l’honneur du Prof. Marcel Piérart à l’occasion de son 60ème anniversaire, Paris. D’Amore 2006: L. D’Amore, Il ginnasio ellenistico e l’evergetismo dei sovrani, IncidAntico 4, 169–192. D’Amore 2007: L. D’Amore, Il culto civico dei sovrani e degli evergeti nelle città ellenistiche d’Asia Minore. Il ruolo del ginnasio, in: M. Mayer i Olivé/G. Baratta/A. Guzmán Almagro (Hgg.), XII Congressus Internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae, Barcelona, 339–346. Decker 2012: W. Decker, Sport in der griechischen Antike. Vom minoischen Wettkampf bis zu den Olympischen Spielen, Hildesheim². Decker/Thuillier 2004: W. Decker/J.-P. Thuillier, Le sport dans l’antiquité. Égypte, Grèce et Rome, Paris. DE Miro/Fiorentini 2011: E. DE Miro/G. Fiorentini, Agrigento romana. Gli edifici pubblici civili, Pisa, 71–95 (mit Taf. XXIV – XLI). Feissel 2001: D. Feissel, Un rescrit impérial et une consécration d’après une inscription du gymnase de Salamine, CCEC 31, 189–207.



Zur Einführung 

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Wolfgang Orth

Das griechische Gymnasion im römischen Urteil Anfang August 48 v. Chr. stand die entscheidende Schlacht im Bürgerkrieg unmittel­ bar bevor. Caesar war mit seiner Armee von Epirus nach Thessalien vorgerückt, Pom­ peius wurde von seiner Umgebung gedrängt, in der Ebene von Pharsalos den Kampf aufzunehmen. Am Sieg der Pompeianer konnte kaum gezweifelt werden. Das Heer des Pompeius war dem caesarischen um mehr als die Hälfte überlegen, seine Reiterei war sogar sechsmal so stark. Es war für Caesar keine leichte Aufgabe, seine Veteranen und seine in der Gallia Cisalpina ausgehobenen Rekruten moralisch zu stärken. Den eigenen Leuten musste die Furcht vor der Übermacht genommen werden. Beim Dichter Lucan liest sich das folgendermaßen (Pharsalia VII 270 ff.): „Macht euch doch klar“, dazu habe Caesar seine Soldaten aufgefordert, „wie es um den Gegner steht. Das sind junge Leute, die man in den Gymnasien Griechenlands zusammenge­ sucht hat. Dass von denen nichts zu erwarten ist, liegt auf der Hand: das Training in der Palaistra hat sie geschwächt; schon das Tragen der Waffen macht ihnen Mühe.“1 Für den Historiker ist diese Äußerung in zweifacher Hinsicht von Interesse, auch wenn er hier keine Antwort auf seine Frage finden wird, was Caesar vor der Schlacht tatsächlich gesagt haben mag. Zum einen spiegelt sich in den Versen Lucans eine kulturelle Differenz, die für das Verhältnis zwischen Römern und Griechen durchaus Brisanz und Bedeutung gehabt hat. Das griechische Gymnasion wird abgewertet: Wer sich in der Palaistra übt, wird nicht stärker, sondern schwächer, schlaffer und träger; auf jeden Fall wird er kriegsuntüchtig. Der Dichter gebraucht das Adjektiv ignavus, womit eine Bezeichnung gewählt ist, die laut literarischer Tradition in unüberbrück­ barem Gegensatz zu den römischen Wertbegriffen fortitudo oder virtus steht.2 Gleichwohl war es für den Verfasser der „Pharsalia“ auf der anderen Seite riskant, sich in den 60er Jahren des 1. Jhdts. in dieser Weise zu äußern. Kaiser Nero, von dessen Gönnerschaft die Karriere und der Ruhm des jungen Autors abhingen, hatte das Üben in der Palaistra mit Nachdruck propagiert, wie nie ein Herrscher zuvor. Senatoren und Rittern war von ihm im Jahre 61 n. Chr. Öl geschenkt worden, um sie zum Training zu animieren (Tac. ann. XIV 47, 2; Suet. Nero 12, 3; Cass. Dio LXI 21, 1). Lucans Verse sind von daher auch ein Beleg für zunehmenden Dissens zwischen Herrscher und Dichter; das katastrophale Ende ist bekannt.

1 Lucan. VII 270–272: „Grais delecta iuventus Gymnasiis aderit studioque ignava palaestrae Et vix arma ferens…“. 2 Vgl. den Sprachgebrauch bei Cicero (z.  B. Laelius 47) oder bei Sallust (dazu Thes. ling. Lat. s.  v. ignavia).

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Wenn das griechische Gymnasion von römischer Seite aus kritisiert wird,3 dann wird immer wieder das hervorgehoben, was der lucanische Caesar ausspricht: Athle­ tische Übungen seien nutzlos, sie machten junge Männer träge und lebensuntüchtig. Faulenzen und Zeitvergeudung prägten das Dasein derer, die sich im Gymnasion auf­ hielten. Man solle doch lieber einen Weinberg umgraben als mit Hanteln trainieren, spottet Martial wenige Jahrzehnte später (XIV 49: „quid pereunt stulto fortes haltere lacerti? exercet melius vinea fossa viros“). Moralisierende Betrachtung konnte freilich auch noch andere Argumente bei­ bringen, wenn es darum ging, die Praxis in den Gymnasien zu kritisieren. Gerade in neronischer Zeit scheint eine Diskussion über den Zusammenhang von Nacktheit beim Training und „turpes amores“ neu aufgeflammt zu sein: Durch die für die Gym­ nasien typische lascivia würden Sitte und Anstand untergraben.4 Solche Ansichten hatten in der lateinischen Literatur bereits eine lange Tradition: Schon im beginnen­ den 2. Jhdt. v. Chr. hatte es der Dichter Ennius als Anfang der Schändlichkeit gebrand­ markt, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen: „Flagiti principium est nudare inter civis corpora“.5 Cicero stimmte dieser Auffassung des Ennius ausdrücklich zu (Tusc. disp. IV 33, 70): Für ihn stand es außer Zweifel, dass der Übungsbetrieb moralisch unerwünschte Folgen zeitigen könne.6 Die mores sind auch für den älteren Plinius der Ausgangspunkt, von dem aus gewertet wird. Die Art und Weise, wie er in seiner „Naturalis historia“ immer wieder Gelegenheiten wahrnimmt, durch kritische Nebenbemerkungen seiner entschiede­ nen Ablehnung von Athletik, Gymnastik und Agonistik Ausdruck zu verleihen, ist bemerkenswert. Ob er über Olivenöl, über Getreide, über Sande und Erden oder über medizinische Essenzen spricht – immer wieder kann er darauf hinweisen, dass natür­ liche Ressourcen vergeudet werden, dass von diesem Missbrauch darüber hinaus aber auch noch schlimme Wirkungen auf die Gesellschaft ausgehen: Wenn das Öl in den Gymnasien „ad luxuriam“ verschwendet wird (Plin. nat. XV 19), wenn der Weizen der Ernährung gefräßiger Athleten dient (Plin. nat. XVIII 63), wenn absurde medizini­

3 Einen Überblick über die einschlägigen Quellenzeugnisse bietet L. Friedländer in seiner Sit­ tengeschichte (Friedländer 1921, II 147–162), nützlich ist auch die Testimoniensammlung in der Tübinger Staatsexamensarbeit von Eberhard Mähl, die dann 1974 unter dem Titel „Gymnastik und Athletik im Denken der Römer“ als Band II der Reihe „Heuremata“ gedruckt wurde. 4 Tac. ann. XIV 20 (zum Jahre 60 n. Chr.): „Nerone quartum Cornelio Cosso coss. quinquennale ludicrum Romae institutum est ad morem Graeci certaminis, varia fama, ut cuncta ferme nova. …. Ceterum abolitos paulatim patrios mores funditus everti per accitam lasciviam, ut, quod usquam corrumpi et corrumpere queat, in urbe visatur, degeneretque studiis externis iuventus, gymnasia et otia et turpes amores exercendo, principe et senatu auctoribus etc.“ Vgl. dazu Mann 2002, 142–146. 5 Ennius fragm. 395 (Vahlen; vgl. Remains of Old Latin, ed. Warmington, fragm. 407). Zur Nacktheit in den Gymnasien als einem Problem für römisches Empfinden siehe Crowther 1980 und Cordier 2005, 313–345 („Gymnase et nudité à Rome“). 6 Siehe auch Cic. rep. IV 4. Vgl. dazu Crowther 2001, vor allem 65–68.



Das griechische Gymnasion im römischen Urteil 

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sche Kuren für Ringer durchgeführt werden (Plin. nat. XXIX 26) und wenn hochwer­ tige Sandqualitäten oder erdhaltige Salben für Trainierende beschafft werden müssen (Plin. nat. XXXV 167 f.),7 dann trägt all dies dazu bei, dass die geistig-sittlichen Kräfte gemindert, die mores verdorben werden (Plin. nat. XXIX 26 und XXXV 168). Als „viti­ orum omnium genitores“, als „Urheber aller Laster“, werden die Griechen im Zusam­ menhang mit ihrem Gymnasialwesen bezeichnet (Plin. nat. XV 19), die Warnung des Plinius vor schädlichen Einflüssen richtet sich aber auch gleichermaßen schon an die römischen Mitbürger. Kritik dieser Art ließ sich ausweiten zu einem Modell von Geschichtsdeutung. Wenn die Entwicklung in der Mittelmeerwelt so verlaufen war, dass die Römer die Oberhand gewonnen und die Griechen ihre Freiheit verloren hatten, dann ließ sich das auf die korrumpierende Wirkung der Ausbildung im Gymnasion zurückführen. In den Αἴτια Ῥωμαϊκά schildert Plutarch, was seiner Erfahrung nach nicht wenige Römer dachten: dass der Hauptgrund für die Unterwerfung und Knechtung der Grie­ chen in der Verbindung von Müßiggang (ἄλυς), Nichtstun (����������������������� σχολή������������������ ), schlimmer Zeit­ verschwendung (κακοσχολία) und Päderastie (παιδεραστεῖν) zu sehen sei (Plut. mor. 274 D). Hier spitzt sich der Gegensatz der Kulturen zu: Immer wieder hat man in grie­ chischen Poleis sowohl die Orientierung am Ideal von ἐλευθερία������������������� ���������������������������� und αὐτονομία����� �������������� her­ vorgehoben als auch die zentrale Bedeutung des Gymnasion für die städtische Kultur betont;8 in der Beurteilung, die von Plutarch römischen Kritikern in den Mund gelegt wird, wird aber gerade die Institution Gymnasion für den Verlust an ἐλευθερία und αὐτονομία verantwortlich gemacht. Nicht selten hat auch die moderne Forschung die in den römischen Quellen skiz­ zierten Muster übernommen: Man hat ihnen einen hohen Grad an Realitätsnähe zuge­ billigt; wenn so viele maßgebliche Autoren übereinstimmten, dann könne die Sache selbst nicht mehr bezweifelt werden, jedenfalls nicht für die römische Kaiserzeit, heißt es etwa bei Gwynn.9 Theodor Mommsen hat in seiner „Römischen Geschichte“ den Gegensatz zwischen griechischer Dekadenz und römischer virtus-Orientierung herausgearbeitet: Er nennt die heruntergekommene inhaltlose Ambition, die ihre

7 Suet. Nero 45, 1 berichtet davon, dass sich in Rom der Volkszorn erregt habe, als während einer Hungersnot Schiffe aus Ägypten nicht das erwartete Getreide gebracht hätten, sondern Qualitätssand für den Gymnasialbereich. 8 Stellvertretend für zahlreiche andere Belege seien hier nur zwei (zeitlich weit auseinander liegende) Äußerungen, die jeweils aus der Mitte städtischer Bürgerschaft kommen und deshalb als besonders repräsentativ gelten dürfen, angeführt: dem Freiheitsideal einer griechischen Polis wird Ausdruck verliehen etwa in Inschr. Priene Nr. 19, Z. 18–20 (ἐλευθερία als der höchste Wert für eine griechische Stadt); die zentrale Bedeutung der Institution Gymnasion für eine Polis-Gesellschaft wird auch noch in einer Zeit betont, in der nach verbreiteter moderner Einschätzung nur noch von Dekadenz und Niedergang gesprochen werden kann: P. Erl. Nr. 23 R, Z. 5f. aus dem Jahre 248 n. Chr. (kaum etwas sei wichtiger für die Polis als das Gymnasion). 9 Gwynn 1926, 250.

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Heimstätte im Gymnasion hatte, einen der verderblichsten Schäden der sinkenden antiken Civilisation; die Hellenen hätten sich hier an einem seltsamen Zauberbecher berauscht.10 Bei näherem Hinsehen erweist sich der Sachverhalt freilich als vielschichtiger und komplizierter. Pauschalisierende Beurteilungen der genannten Art lassen sich von mehreren Seiten her in Frage stellen. Im folgenden soll auf drei Aspekte aufmerksam gemacht werden, die zur Relativierung der angeführten Äußerungen dienen können: Zum einen ist festzustellen, dass kontroverse Diskussion über das griechische Gym­ nasion nicht erst von den Römern in die Welt gebracht worden ist. Zum anderen lässt sich zeigen, dass die Praxis der griechischen Gymnasien auch im Westen viel mehr Anklang und Akzeptanz gefunden hat, als man auf Grund der genannten Zeugnisse vermuten möchte. Und zum dritten waren sich auch die Römer der Tatsache bewusst, dass mit dem Gymnasion mehr verbunden war als Sporttraining. So waren sie auch durchaus bereit, in ihrem Urteil über „das Gymnasion“ zu differenzieren. Gegen eine verkürzende Sicht, die hier nur eine Kontroverse zwischen Römern und Griechen in den Blick nimmt, ist darauf hinzuweisen, dass römische Autoren mit ihren Einschätzungen nicht allein standen. Griechische Agonistik und griechische Gymnastik haben Kritik und Ablehnung auch bei anderen Nachbarvölkern gefunden. Für die Ägypter wird das ausdrücklich bestätigt durch Diodor I 81, 1–7.11 Wichtiger aber scheint, dass über den Wert gerade der körperlichen Ausbildung auch schon seit Jahrhunderten in Griechenland selbst gestritten wurde.12 Die von Römern über­ lieferten Äußerungen sind von daher in einen breiteren Zusammenhang zu stellen; besondere Originalität ist ihnen nicht eigen.13 Die angeführten Negativurteile können den Blick dafür verstellen, wie sehr auch im Westen Formen des sportlichen Trainings nach griechischem Vorbild mehr und mehr Zustimmung und Verbreitung gefunden haben. In den Städten Siziliens und Unteritaliens, aber auch in Massilia gab es traditionsreiche Gymnasien.14 Das war alles weniger weit entfernt, als man in bestimmten stadtrömischen Kreisen wahr­ haben wollte. In Pompeji entstanden vom Beginn des zweiten vorchristlichen Jahr­

10 Th. Mommsen, Römische Geschichte, Bd. V, Berlin 1885, 263–266. 11 Vgl. auch schon Herodot II 91, wo die Zurückhaltung der Ägypter allerdings damit begründet wird, dass sie grundsätzlich keine fremden Einrichtungen und Gebräuche übernähmen. 12 Die von Philopoimen demonstrativ geäußerte Ablehnung der Ausbildung im Gymnasion ist nur ein Beispiel (vgl. Plut. Phil. 3, 2–5). 13 Chr. Mann (2002, 147) stellt mit Recht heraus, wie sehr die römische Athletismuskritik auf griechischen Vorbildern aufbaute; gerade auch dies sei eine Facette des Prozesses der Hellenisierung Roms (ebenso wie schon die Übernahme der griechischen Übungs-Praxis). 14 Siehe dazu die Übersicht bei Cordiano 1997, 37–117. Es blieb nicht aus, dass auch Römer schon früh persönliche Beziehungen zu diesen Institutionen aufnahmen, so etwa Marcellus in Katane (Plut. Marc. 30, 4; vgl. dazu Ameling 2004, 160, Anm. 203, mit weiteren Belegen).



Das griechische Gymnasion im römischen Urteil 

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hunderts an vier Palaistra-Bereiche.15 Varro stellte schon vor Beginn der Kaiserzeit fest, dass Fitnessabteilungen nach griechischem Muster in fast jeder italischen Villa zum Standard gehörten (Varro, De re rustica II praef.: „quae [sc. Graecorum ���������������� gymna­ sia] nunc vix satis singula sunt, nec putant se habere villam, si non multis vocabulis retineant Graecis, quom vocent particulatim loca procoetona, palaestram, apodyte­ rion, peristylon, ornithona, peripteron, oporothecen“). Im übrigen hatte das Gymnasion in der hellenistischen Epoche aber längst Funk­ tionen angenommen, die über die ursprüngliche Aufgabe hinausgingen. Lucius Lici­ nius Crassus erläutert in Ciceros „De oratore“ II 5,21, wie es am Anfang ausschließlich um exercitatio und delectatio ging, wie aber dann doch in späthellenistischer Zeit die Philosophen alle Gymnasien in Beschlag genommen hätten: „hoc ipso tempore, cum omnia gymnasia philosophi teneant.“ Wenn Vitruv die Bauanlage eines Gym­ nasion beschreibt (V 11), dann wird neben den sportlichen Zwecken ganz besonders auch davon gesprochen, dass hier Lehre und Unterricht in geistigen und musischen Fächern stattfinden. Im Zentrum der von ihm erläuterten Architektur befindet sich eine quadratische oder länglich viereckige Hofanlage mit Säulenhallen. In drei der vier Säulenhallen sind geräumige Exhedren zu errichten (exhedrae spatiosae), sie sollen mit Sitzplätzen ausgestattet sein, damit sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen sein, dass Philosophen, Rhetoren und die übrigen, die an Studien Freude haben, disputieren können (Vitruv V 11, 2: „exhedrae spatiosae, habentes sedes, in quibus philosophi, rhetores reliquique, qui studiis delectantur, sedentes disputare possint“). Für Vitruv sind Gymnasien auch und nicht zum wenigsten besondere Orte höherer Bildung und Gesittung: Das wird in der schönen Geschichte im Vorwort zu seinem sechsten Buch (praef. 1) zum Ausdruck gebracht, wo geschildert wird, wie Aristippos als Schiffbrüchiger nach Rhodos verschlagen wird, aber dann aufatmen kann: in Rhodos gibt es ein Gymnasion, dort lassen sich philosophische Disputatio­ nen durchführen! Für alle diejenigen, die auch in der römischen Welt intellektuell interessiert waren, ergab sich dadurch eine positive Konnotation des Begriffs „Gymnasion“. Cicero erin­ nert sich dankbar an die geistigen Anregungen, die er im Gymnasion empfing (Cic. de finibus V 1,1); gemeint war das „gymnasium Ptolomaeum“ in Athen, wo er im Jahre 79 v. Chr. den Akademiker Antiochos von Askalon hören konnte. In seinem Werk „De oratore“ hat Cicero die Situation des gymnasialen Lehrbetriebs mit feinem Humor charakterisiert (II 5, 21). Im Park seiner Villa in Tusculum hat er später zwei gymnasia für philosophisches Gespräch eingerichtet: ein höher gelegenes als Lyceum, und ein tiefer gelegenes als Academia (Cic. div. I 5, 8 in Verbindung mit Tusc. disp. II 3, 9).16

15 Vgl. Delorme 1960, 165. 16 Insgesamt wird deutlich, dass für Cicero der Wert eines Gymnasion immer nur darin besteht, dass hier geistige Tätigkeiten ungestört durchgeführt werden können. Wenn Crowther 2002 dem­

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Für Quintilian steht es außer Zweifel, dass die Gymnasien als Stätten anzusehen sind, in denen studia sapientiae ungestört stattfinden können, ganz anders als die Rhetorik, die den Betrieb des Forums braucht (Quintil. inst. orat. XII 2, 8: „sed quia … studia sapientiae non iam in actu suo atque in hac fori luce versantur, sed in porticus et in gymnasia primum, mox in conventus scholarum recesserunt etc.“). Wenn wir nach dem römischen Urteil über das griechische Gymnasion fragen, dürfen wir uns somit nicht auf einen Hinweis auf die eingangs zitierten Negativ-Ste­ reotypen beschränken. Die gesellschaftliche und politische Realität sieht schon in der ausgehenden Republik und der beginnenden Kaiserzeit anders aus. Wir besitzen nicht wenige Zeugnisse dafür, dass Römer gerne Mußestunden in griechischen Gymnasien verbracht haben. Mit den Verben „inambulare“ oder „obam­ bulare“ wird dieses Freizeitverhalten umschrieben (Liv. XXIX 19, 12); als sich der ältere Scipio im Jahre 204 v. Chr. in Syrakus aufhielt, da war ihm daran gelegen, griechische Schuhe und einen griechischen Mantel anzuziehen, um im Gymnasion gute Figur zu machen (vgl. Liv. a. a. O.). Ein besonderer Freund des griechischen Gymnasion war später M. Antonius: Im Winter 39/38 v. Chr. hat er in Athen als amtierender Gymnasiarch viele Stunden im Gymnasion verbracht; er nahm dabei aktiv ebenso am Sportprogramm teil wie an phi­ losophischen Vorlesungen (Plut. Ant. 33,4); ebenso hat er sich dann in Alexandreia oft in Gymnasien aufgehalten (App. BC V 11). In Tarsos hatte Antonius die Absicht, wie zuvor schon in Athen die Gymnasiarchie zu übernehmen; er übertrug die Aufgabe dann aber einem Stellvertreter, dem Dichter Boethos; dieser ließ sich allerdings miss­ bräuchliche Verwaltung zuschulden kommen, so dass Antonius gezwungen war, ordnend einzugreifen (Strab. XIV 5, 14, p. 674 C). Tiberius besuchte während seines Aufenthaltes in Rhodos von 6 v. Chr. an regel­ mäßig auch das dortige Gymnasion; er gab sich hier ungezwungen und leutselig wie sonst kaum irgendwo (Suet. Tib. 11). Von Augustus selbst wird gesagt, dass er als Zuschauer ephebischen Trainings große Ausdauer beweisen konnte (Suet. Aug. 98,3). Auch als es ihm im Jahr 14 in seinen letzten Lebenstagen gar nicht mehr gut ging, hat er es sich nicht nehmen lassen, mit dem Schiff von Capri nach Neapel zu fahren, um dort das certamen gym­ nicum, das man ihm zu Ehren eingerichtet hatte und das alle vier Jahre stattfand, zu besuchen (Suet. Aug. 98, 5). Für die griechische Tradition der Agonistik hatte aber auch sonst eine ganze Reihe von Kaisern ausgesprochene Sympathie. Zu nennen sind17 außer Augustus vor allem Caligula (Cass. Dio LIX 9, 6), Nero (Cass. Dio LXI 17, 2; 21, 1 u. a.), Domitian (mit seinem kapitolinischen certamen musicum/equestre/gymnicum, vgl. Suet. Dom. 4,4), Trajan

gegenüber zu beweisen versucht, dass auch hier physische Aktivitäten mitgedacht seien, dann ist das kaum überzeugend. 17 Vgl. dazu Friedländer II 149–152.



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(Cass. Dio LXIX 4, 1), Hadrian (Aur. Vict. Caes. 14, 2), Antoninus Pius (SHA Hadr. 27,3), L. Verus, Commodus, Septimius Severus, Caracalla, Gordian III. und Philippus Arabs. Wir dürfen daraus schließen, dass es in der römischen Kaiserzeit keineswegs generell anstößig war, wenn man Sympathie für das Gymnasion zu erkennen gab. Natürlich mussten Herrscher damit rechnen, dass sie deswegen von einzelnen Ver­ tretern gerade der senatorischen Oberschicht kritisiert werden konnten: wie etwa von Iunius Mauricus, der im Thronrat des Kaisers Trajan vehement für ein Verbot der grie­ chischen Spiele eintrat (Plin. epist. IV 22). Repräsentativ für die breite Bevölkerung dürfte das kaum gewesen sein. Wer als Machthaber Wert darauf legte, auch im Volk akzeptiert zu werden, der musste der Tatsache Rechnung tragen, dass die traditionellen griechischen Leibes­ übungen und Wettkämpfe Popularität genossen. Aussagen über öffentliche Meinung in bestimmten historischen Phasen sind immer gewagt. Die These lässt sich aber plausibel machen durch Hinweise auf Texte, die erkennen lassen, dass gerade auch Autoren, die persönlich zweifellos ein distanziertes Verhältnis zur Sache hatten, ganz selbstverständlich davon ausgingen, dass sie bei ihrer Leserschaft an Resonanz und Zustimmung nur gewinnen konnten, wenn sie Realitäten des Alltags im Gymnasion in Erinnerung riefen. Die hier herangezogenen Texte haben zunächst nicht unmittel­ bar etwas mit römischem Denken zu tun, sie können uns aber doch die Augen dafür öffnen, dass für Menschen der Kaiserzeit die bei Tacitus oder Plinius mit Widerwillen umschriebenen Phänomene zur Alltagserfahrung gehörten, wobei sich keineswegs unangenehme Assoziationen einstellten. Im Textcorpus der griechischen Septuaginta-Überlieferung gibt es ein wohl im 2. Jhdt. n. Chr. entstandenes viertes Makkabäerbuch, das inhaltlich nur ganz entfernt mit den Makkabäern zu tun hat, das vielmehr eine grauenvolle Schilderung des Mar­ tyriums von sieben Brüdern, die die jüdischen Speisegebote nicht übertreten wollten, bietet. An mehreren besonders bedeutsamen Stellen werden hier Ausdauer und Leis­ tungswille der Athleten im Gymnasion als Vergleich herangezogen (z. B. 17, 11–16) – was in einem Text, der jüdischen Glaubensgenossen die Wichtigkeit der Abgrenzung der eigenen Lebensweise von der der nichtjüdischen Umwelt verdeutlichen sollte, doch als überraschend angesehen werden mag. Aber das Beispiel steht nicht allein. Auch christliche Literatur kann hier angeführt werden; den Übungen und Veranstal­ tungen im Gymnasion kann man zwar in der Regel nichts abgewinnen,18 aber man weiß, dass Leser und Hörer mit Anspielungen auf Training und Wettkampf besonders gut zu erreichen sind;19 in unserem Zusammenhang sind dabei Texte relevant, die sich an lateinisch-sprachige Leserschaft wenden: Ambrosius, Bischof von Mailand im ausgehenden 4. Jhdt., zeichnet wiederholt das Bild eines „athleta Christi“, der sich

18 Vgl. dazu die bei Winter 1998 besprochenen Texte. Ganz abfällig äußern sich über sportliche Betätigung etwa Tertullian (De spect. 18) oder Lactantius (Div. inst. I 21, 45). 19 Die Reihe der einschlägigen Äußerungen beginnt mit Paulus im 1. Korintherbrief (9,24f.).

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einölt, um am Kampf teilzunehmen; ihm winkt die „corona“ als Siegespreis (Ambr. sacr. I 2, 4; off. I 36, 181–182).20 Autoren, die so etwas schreiben, gehen offensichtlich davon aus, dass Bezugsthe­ men wie Gymnastik, Athletik und Agonistik bei ihren Lesern nicht Ablehnung oder Verweigerung provozieren, dass sie im Gegenteil damit auf zustimmendes Verständ­ nis stoßen. Wenn das in der Kaiserzeit für Juden und Christen gilt, muss es auch für die Gesamtbevölkerung im Imperium Romanum angenommen werden. Die eingangs zitierten literarischen Attacken gegen das griechische Gymnasion gerade aus dem 1. Jhdt. n. Chr. entlarven sich von daher als eher abgehobene Einzelurteile, die nicht mehr als repräsentativ für die Mehrheit angesehen werden können. Dabei soll kei­ neswegs bestritten werden, dass das Jahrhunderte vorher, als in der römischen Welt bäuerlicher Alltag oder militärische Pflichterfüllung bestimmende Maßstäbe für bür­ gerliche Existenz lieferten, noch grundsätzlich anders gewesen sein mag. In einem abschließenden Teil soll noch einen Schritt weiter gegangen werden: Es soll noch etwas konkreter die Frage erörtert werden, wie sich römische Herrschaft und römische Reichsverwaltung gegenüber der Institution Gymnasion verhalten haben. Es ist zu erwarten, dass sich auch von daher Rückschlüsse auf Einstellungen und Bewertungen ergeben. In der Forschung ist immer wieder die Ansicht vertreten worden, römische Obrig­ keit habe sich für die städtischen Gymnasien nicht interessiert.21 Richtig ist, dass Kaiser und Statthalter die Organisation und den Betrieb dieser Einrichtungen im all­ gemeinen den Polis-Bewohnern überlassen haben; und das entsprach gewiss auch einem griechischen Wunsch nach Nicht-Einmischung. Gleichgültig sein konnten die Gymnasien der römischen Herrschaft aber nicht. Freilich wird man hier im Hinblick auf einzelne Regionen im griechischen Osten differenzieren müssen. Römische Herrschaft wird zu einem guten Teil durch die Stadtkultur des Mit­ telmeerraums getragen. Jedem Kenner der östlichen Hälfte des römischen Reiches war es klar, dass die Gymnasien in den griechischen Poleis nach wie vor von zent­ raler Wichtigkeit waren. Pausanias nennt unter den Bauten, die eine Polis zur Polis machen, vorrangig das Gymnasion: vor Theater und Agora (Pausan. X 4, 1). Noch in der Mitte des 3. Jhdts. n. Chr. ist man in der Stadt Oxyrhynchos davon überzeugt, dass die Funktionsfähigkeit des Gymnasion das Wichtigste von allem sei (P. Erl. Nr. 23 R, Z. 5 f.: an der ersten Stelle steht die Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln, aber an zweiter Stelle kommen schon die ἀλίμματα, die Versorgung mit Salböl, also die Funktionsfähigkeit des Sportbetriebes). Städtische Ordnung, städtische Verwaltung, städtische Religion, städtische Kultur und städtische Wirtschaft standen in vielfälti­

20 In der griechischen patristischen Literatur ist Johannes Chrysostomos ein besonders gutes Bei­ spiel, vgl. A. Koch, Johannes Chrysostomus und seine Kenntnisse der antiken Agonistik, Nikephoros Beihefte Bd. 14, Hildesheim 2007. 21 So etwa van Groningen 1924, 116–121; Bowman 1971, 89.



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gen Beziehungen zur Institution Gymnasion. Aus all dem konnten sich auch Impulse ergeben, die für die römische Herrschaft relevant waren, die eventuell sogar für römi­ sche Herrschaft nutzbar gemacht werden konnten. Wenn etwa in Kleinasien Ehrungen von römischen Autoritäten gerade auch im festlichen Rahmen von gymnischen Agonen angesiedelt sein konnten,22 dann war damit indirekt auch die Institution Gymnasion tangiert; sie bildete ja die Grundlage für die Durchführung derartiger Festveranstaltungen, die im Ablauf des städtischen Jahres so herausragende Bedeutung besaßen. Das starke Engagement griechischer Stadtbewohner im gymnasialen Bereich (vgl. Trajans Wort: „Gymnasiis indulgent Graeculi“, Plin. epist. X 40,2) hatte für römische Herrschaft Vorteile im Hinblick auf Ruhe und Ordnung. Denn das war die Kehrseite der Situation, die Th. Mommsen in seiner Römischen Geschichte in so markanter Weise schildert. Dadurch, dass so viele Bürger-Aktivitäten auf die Insti­ tution Gymnasion gelenkt waren und von ihr absorbiert wurden, und dadurch, dass die Jugend durch Training und Schulung zu εὐταξία geführt werden konnte, war ein Effekt gegeben, der Herrschaftsausübung erleichterte. Zum anderen waren die Gymnasien der Städte Zentren des öffentlichen Lebens, von gar nicht zu überschätzender gesellschaftlicher Bedeutung. Am besten wissen wir in dieser Beziehung über Ägypten Bescheid, vor allem auf Grund der papyrolo­ gischen Überlieferung. Dabei soll nicht bestritten werden, dass die Quellenbefunde auch mit der Sonderstellung des Nillandes zusammenhängen, mit seiner singulären gesellschaftlichen und verwaltungsmäßigen Struktur: Zu erinnern wäre hier etwa an die Städtearmut im allgemeinen, aber auch an das weitgehende Fehlen von öffent­ lichen Bauten, wie sie im übrigen Reich für größere Versammlungen in Betracht kamen, beispielsweise von Theatern. Gleichwohl bleibt es überraschend, ein wie viel­ fältiges Bild sich hier ergibt.23 Die gesellschaftliche Bedeutung des Gymnasion hat in Ägypten speziell damit zu tun, dass sich durch die Epikrisis derer, die zum Gymnasion zu zählen waren, die maßgebliche städtische Schicht konstituierte.24 Die römische Verwaltung hat infol­ gedessen die Mittelpunktfunktion städtischer Gymnasien erkannt und gelegentlich auch für eigene Zwecke genutzt. So konnten in der Halle des Gymnasion in Alexan­

22 Als Beispiel sei genannt der Ehrenbeschluss für Paulus Fabius Maximus, den römischen Statt­ halter von Asia, in augusteischer Zeit (Sherk, Documents from the Greek East, Nr. 65 D), in dem die regelmäßige Nennung des Geehrten beim γυμνικὸς ἀγών in Pergamon eine wichtige Rolle spielt. 23 Da die Thematik im Rahmen der Tagung eingehend im Beitrag von W. Habermann be­handelt wurde, war hier Beschränkung auf wenige kurze Hinweise geboten. 24 Vgl. dazu die Untersuchungen und Darstellungen von Mertens 1958, 113–128, Montevecchi 1974 und Sijpesteijn 1976.

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dreia wichtige kaiserliche Erlasse öffentlich bekannt gemacht werden: die Publika­ tion von Apokrimata z. Zt. des Septimius Severus ist dafür ein Beispiel.25 Gymnasien waren immer auch Stätten, in denen größere Veranstaltungen statt­ finden konnten. Dies haben nicht wenige Römer auch als Vorteil für sich erkannt. Im Jahr 34 v. Chr. wurde Kleopatra als „Königin von Ägypten, Zypern, Libyen und KoileSyrien“ proklamiert. Antonius wählte als Ort für diesen feierlichen Akt das Gymna­ sion in Alexandreia (Plut. Ant. 54, 3–6). Auf einem Podium aus Silber waren zwei goldene Throne aufgestellt, einer für Kleopatra und einer für ihn selbst. Die Söhne nahmen auf niedrigeren Sesseln Platz: Alexander und Ptolemaios wurden zu Königen der Könige erhoben. Es kam darauf an, dass die Veranstaltung vor zahlreichem Pub­ likum stattfand: den alexandrinischen Pöbel habe man ins Gymnasion geschafft, so äußert sich hier die antonius-feindliche Tradition, wie sie bei Plutarch vorliegt. Vier Jahre später haben wir eine ganz andere Situation: Als Octavian im Jahre 30 v. Chr. in Alexandreia einzog, da wählte er das Gymnasion als Schauplatz einer besonderen Proklamation. In einer großen Rede an die Bürger der Stadt, die in grie­ chischer Sprache gehalten wurde, erwies Octavian den besonderen Traditionen Ale­ xandreias seine Reverenz (Plut. Ant. 80, 1; Cass. Dio LI 16, 3 f.). Wer in dieser Weise im Gymnasion von Alexandreia auftreten konnte, dokumentierte, dass das Schicksal des Nillandes in seiner Hand lag. Auf der anderen Seite bedeutete die Zeremonie auch römische Huldigung an eine Institution, die als ein Herzstück griechischer Kultur angesehen werden konnte. Die Gymnasien mögen sich auch bei späteren ähnlichen Gelegenheiten als geeig­ nete Stätten für Kundgebungen angeboten haben. Belegt ist es für Caracalla: „In gymnasium populum convocavit“, heißt es SHA Ant. Car. 6, 2. Was die zusammen­ gerufenen Alexandriner damals erfuhren, mag sie freilich weniger erfreut haben: sie wurden beschimpft und es wurde ihnen eine Aushebung angekündigt. Aber nicht nur in Alexandreia, auch in anderen Gymnasien Ägyptens haben immer wieder Veranstaltungen stattgefunden, die ganz im Sinne der römischen Herrschaft lagen: Ein Papyrus aus dem Hauptort des Gaues Apollonopolites parvus illustriert das eindrucksvoll; es geht hier um Feierlichkeiten zur Zeit der Thronbestei­ gung Hadrians 117 n. Chr. (P. Giss. Nr. 3, Z. 7–11).26 Aus Hermopolis ist die Tatsache eines Festvortrags zu Ehren eines vornehmen Römers (Aurelius …) überliefert; die Veranstaltung fand am 9. Oktober 110 n. Chr. im dortigen Gymnasion statt, das Vor­ tragshonorar für einen gewissen Licinius wurde vom Gymnasiarchen zur Auszahlung angewiesen (P. Brem. 46).

25 P. Col. Nr. 123 (W. L. Westermann – A. A. Schiller, Apokrimata. Decisions of Septimius Severus on Legal Matters, New York 1954), Z. 1 f. Vgl. auch die Veröffentlichung eines Reskripts von Septimius Severus und Caracalla in der gleichen Stoa: P. Oxyrh. Nr. 3018, Z. 5. 26 Zu Festveranstaltungen in Gymnasien siehe darüber hinaus die Texte bei Vandoni 1964, 93–124.



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Dadurch ergibt sich auch aus römischer Perspektive, dass man sich als Amts­ träger gegenüber den Gymnasien nicht einfach uninteressiert-distanziert verhalten konnte. Die Papyrusüberlieferung aus Ägypten lässt uns erkennen, dass man, falls es nötig schien, auch in Interna der Gymnasialverwaltung eingriff, wenn es um Streit­ fragen der Dauer der Gymnasiarchie ging, um notwendige Baumaßnahmen, um die Versorgung des Gymnasion mit Öl. Der Gnomon des Idios Logos gestand den Gymna­ siarchen – wahrscheinlich in Alexandreia – das Privileg der Öleinfuhr zu, falls Salböl geliefert werden musste (BGU Nr. 1210, § 102).27 Es mag angesichts dieser Aufmerksamkeit, die den Gymnasien auch von Seiten der römischen Herrschaft geschenkt wurde, dann doch verwundern, dass Gymnasi­ onsbauten unter den kaiserlichen Baustiftungen im Osten des Imperium Romanum keine große Rolle spielen.28 Immerhin kann schon für Augustus diesbezügliches Engagement angenommen werden: Die von ihm gegründete Stadt Nikopolis hat durch die Siegesbeute von Actium durchgreifende Erneuerung und Verschönerung erfahren. Da sich Augustus um die dortigen penteterischen Spiele besonders küm­ merte (vgl. Suet. Aug. 18,2; Cass. Dio LI 1,2), liegt die Annahme nahe, dass auch das von Strabon genannte Gymnasion im Zuge der augusteischen Bauplanungen errich­ tet worden ist oder zumindest vom damaligen Neugestaltungsprojekt profitiert hat (Strab. VII 7, 6, p. 325 C). Hervorgetan hat sich jedenfalls Kaiser Hadrian; er scheint sich der Tatsache bewusst gewesen zu sein, dass er durch diesbezügliches Wohltä­ tertum Sympathien der Bevölkerung im griechischen Osten gewinnen konnte. Philo­ stratos rühmt die Freigebigkeit dieses Herrschers; Smyrna verdanke ihm, dass es nun das schönste Gymnasion von ganz Asia besitze (Philostr. VS 531). Dazu passt, dass Pausanias für Athen ein aufwendig mit Säulen aus afrikanischem Stein ausgestatte­ tes Gymnasion beschreiben kann (Paus. I 18, 9); da es den Namen Hadrians trägt, ist von kaiserlicher Stiftungsaktivität auszugehen. Auch sonst liegt es nahe, Namensge­ bungen im Bereich gymnasialer Anlagen als Hinweise auf kaiserliche εὐεργεσίαι zu deuten: das gilt etwa für die Hadriansthermen in Hermopolis,29 oder in Oxyrhynchos für die Trajans-, Hadrians- und Antoniniansthermen.30

27 Weitere Belege bei Orth 1983. Statthalterliches Eingreifen in die Finanzstruktur eines Gymnasion ist jetzt auch für Makedonien dokumentiert: siehe Nigdelis/Souris 2005 (Edikt des L. Memmius Rufus; frühes 2. Jhdt. n. Chr.; Beroia). 28 Hinweise auf von Römern der republikanischen Zeit veranlasste Baumaßnahmen in grie­chischen Gymnasien bei Ameling 2004, 160 f. Für die frühe Kaiserzeit bildet das Engagement des L. Vaccius Labeo in Kyme in Kleinasien ein schönes Beispiel. Als römischer Bürger hat er sich in augusteischer Zeit nicht nur die Gymnasiarchie übertragen lassen, er hat auch das Gymnasion in prachtvoller Weise restaurieren lassen (Inschr. Kyme Nr. 19, Z. 37–44). Gymnasion-Bauten in Rom und Italien werden u. a. für die Kaiser Nero (Tac. ann. XIV 47,2; Suet. Nero 12, 3; Cass. Dio LXI 17, 2 und 21, 1), Trajan (Cass. Dio LXVIII 15, 3 und LXIX 4, 1) und Commodus (Herodian I 12, 4) erwähnt. 29 Corp. Pap. Hermopol. Nr. 66 und Nr. 82. 30 P. Oxyrh. I 54, Z. 14 (Hadriansthermen); P. Giss. Nr. 50, 7–9 (Trajans- und Antoniniansthermen).

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Wohlwollen gegenüber dem lokalen Festbetrieb, gelegentlich auch fürsorgliche Unterstützung der Institution Gymnasion, das ist ein Faktum, das sich über Jahrhun­ derte hin nachweisen lässt und das doch ein Gegengewicht bilden dürfte gegenüber den eingangs zitierten Äußerungen, die ein so einhelliges Bild zu vermitteln schienen. In einem Abschnitt des Codex Theodosianus (XV 7, 3) wird auch für das 4. Jhdt. noch einmal freundliche Aufmerksamkeit dokumentiert: Die Kaiser Valens, Gratianus und Valentinianus wenden sich in einem Schreiben mit Datum vom 10. März 376 an Hes­ perius, den Proconsul von Africa: „non invidemus, sed potius cohortamur amplec­ tenda felicis populi studia, gymnici ut agonis spectacula reformentur (ut integra sit voluptas)“. Freilich war die große Zeit des Gymnasion damals längst vorbei. Dass das Gymnasion aber nicht ganz vergessen worden ist, dafür sind einige Abschnitte im Werk des Isidor von Sevilla aufschlussreich. Es fällt auf, dass hier ziemlich detailliert geschildert wird, vor allem aber scheint bemerkenswert, wie hier die Akzente gesetzt werden. In seinem „De bello et ludis“ betitelten 18. Buch seiner Etymologien zählt der Autor fünf Arten der „gymnica“ auf (XVIII 18–24): Das Springen (saltus), das Laufen (cursus), das Werfen und Bogenschießen (iactus), die Kraftübung (virtus) und das in der Palaestra ausgeübte Ringen (luctatio). Auf Schnelligkeit und Stärke kommt es bei diesen Übungen an (XVIII 17: „gymnicus ludus est velocitatis ac virium gloria“); Ort des „gymnicus ludus“ ist das Gymnasion;31 hier werden die Ath­ leten trainiert, hier findet die Schnelligkeit der Läufer ihre Anerkennung (Isid. orig. XVIII 17, 1). Isidor legt allerdings dann besonderen Wert auf die Feststellung, dass der Begriff „gymnasium“ bald schon eine Ausweitung erfahren habe: Es habe sich ergeben, dass Übungen in fast allen „artes“ als „gymnasia“ bezeichnet wurden (Isid. orig. XVIII 17, 1: „Hinc accidit ut omnium prope artium exercitia gymnasia dicantur“). γυμνάσιον wird somit zum Synonym für exercitium (Isid. XV 2, 40: „γυμνάσιον Graece, Latine exercitium dicitur“). Zum exercitium gehört vor allem auch die meditatio; gerade für den philosophisch-geistigen Bereich wird das Gymnasion der geeignete Ort,32 wie für alle anderen exercitia auch (vgl. Isid. orig. XV 2, 30:„Gymnasium genera­ lis est exercitiorum locus. Tamen apud Athenas locus erat ubi discebatur philosophia et sapientiae exercebatur studium; nam γυμνάσιον Graece vocatur, quod Latine exer­ citium dicitur, hoc est meditatio.“). In diesem Text vom Ende der Antike hat das Gymnasion noch einmal eine Würdi­ gung in lateinischer Sprache gefunden, die sich durch Aufmerksamkeit für die Sache und wohlwollende Beurteilung auszeichnet. Das mag mit dazu beigetragen haben,

31 Die Bezeichnung Gymnasion wird von Isidor auf einen athenischen Archon namens Hip­pomenes zurückgeführt, der in Übereinstimmung mit einem Ratsbeschluss die Anweisung gegeben haben soll, die Übungen nackt durchzuführen, weil sich dadurch Unfälle vermeiden ließen (Isid. orig. XVIII 17, 1). 32 Entsprechend findet sich auch schon bei Johannes Chrysostomos die Wendung γυμνάσιον φιλοσοφίας, was im Textzusammenhang unmittelbar auf klösterliche Gemeinschaft bezogen wird (Joh. Chrysost. In Matth. hom. 40,3).



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dass der Begriff Gymnasion von da an über das Mittelalter hin33 in der abendländi­ schen Geistesgeschichte überwiegend positiv konnotiert geblieben ist.

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33 Hrabanus Maurus deutet in karolingischer Zeit die antiken Trainingskonzepte ganz eindeutig in Richtung auf das Geistig-Moralische. In „De universo“ XX 17 legt er die Ausführungen Isidors zu­ grunde; er ergänzt sie in seinem Sinne. Wenn es bei Isidor im Kapitel „De generibus gymnicorum“ hieß: „Virtus est immensitas virium, in labore et pondere corporis“ (Isid. orig. XVIII 22), dann setzt Hrabanus Maurus hinzu: „Virtus pertinet ad exercitium spiritale, ut virtutibus vincamus, vitia su­ peremus“ (Hrabanus Maurus, MPL CXI, 549 A).

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Christian Mann

Gymnasien und Gymnastikdiskurs im kaiserzeitlichen Rom „Gymnasiis indulgent Graeculi“ – „Die Griechlein hängen ja an ihren Gymnasien!“ Mit diesen Worten kommentierte Kaiser Trajan den Eifer, den die Bewohner von Nikaia in Bithynien an den Tag legten, um ihr durch einen Brand zerstörtes Gymnasion schöner und größer wieder aufzubauen.1 Durch die Verbindung der abschätzigen Bezeichnung Graeculi mit dem Gymnasion gilt das Bonmot Trajans als typischer Ausdruck der römischen Verachtung für diese Institution; typisch deshalb, weil sich zahlreiche gleichlautende Aussagen lateinischer Autoren anführen lassen. Die Römer, oder zumindest die Gebildeten unter ihnen, so ist in der Forschungsliteratur häufig zu lesen, hätten das Gymnasion abgelehnt, denn es sei ihrem Verständnis nach eine im Osten des Reiches noch hinnehmbare, in Rom aber untragbare Institution griechischverweichlichter Lebensweise gewesen.2 Vor diesem Hintergrund macht allerdings die Angabe des Cassius Dio stutzig, der unter den trajanischen Bauten in Rom auch ein „Gymnasion“ aufführt, das vom berühmten Architekten Apollodoros von Damaskus errichtet worden sei: „den Architekten Apollodoros, der die Bauwerke Trajans in Rom errichtet hatte – das Forum, das Odeion und das Gymnasion –, verbannte er (Hadrian) zuerst, später ließ er ihn töten.“3 Mit diesem „Gymnasion“ sind zweifellos die Trajansthermen auf dem Oppius Mons gemeint – ein mit Ausmaßen von ungefähr 340 x 330 Metern riesiger und multifunktionaler Bau, der neben dem Badetrakt Räume und Freiflächen für vielfältige sportliche, gesellige und intellektuelle Aktivitäten umfaßte. Wenn man nach Cassius Dio geht, hatte Trajan, der angebliche Verächter der Gymnasien, in der Hauptstadt selbst ein Gymnasion errichten lassen, und zwar das seinerzeit größte im Reich. Damit ist das Spannungsfeld skizziert, aus dem sich der Aufbau dieses Aufsatzes ergibt. Zunächst soll an einigen Beispielen die Entwicklung, die Typologie und die Funktion der römischen „Gymnasien“ dargestellt werden, wobei auch die Frage eine Rolle spielen wird, ob diese Bezeichnung gerechtfertigt ist. Im Anschluß daran soll der römische Gymnastikdiskurs besprochen und die zentralen Aspekte der römischen Kritik am Gymnasion diskutiert werden; dies dient als Vorbereitung für die abschließende Erörterung der Frage, wie es sich erklären läßt, daß die Aussagen der Römer über Gymnasien fast einhellig negativ sind, auf der anderen Seite aber in Rom selbst

1 Plin. epist. 10,40,2; vgl. 10,39,4. 2 Z. B. Mähl 1974, 40-46; Hallett 2005, 71–76; Garcia Romero 2007. 3 Cass. Dio 69,4,1: τὸν δ´ Ἀπολλόδωρον τὸν ἀρχιτέκτονα τὸν τὴν ἀγορὰν καὶ τὸ ᾠδεῖον τό τε γυμνάσιον, τὰ τοῦ Τραϊανοῦ ποιήματα, ἐν τῇ Ῥώμῃ κατασκευάσαντα τὸ μὲν πρῶτον ἐφυγάδευσεν, ἔπειτα δὲ καὶ ἀπέκτεινε, …

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Bauten entstanden, die von griechischen wie lateinischen Autoren als Gymnasien bezeichnet wurden und viele wichtige Merkmale mit den griechischen Bauten gemein haben.

Gymnasien in Rom Wenn römische Aristokraten in republikanischer Zeit von „Gymnasien“ sprachen, meinten sie häufig einen Bereich ihrer Villen, der mit Säulenhallen und griechischen Skulpturen ausgestattet war und als geeigneter Ort für gelehrte Gespräche galt. Das bekannteste Beispiel ist Ciceros Villa in Tusculum, welche zwei „Gymnasien“ umfaßte. Cicero nannte diese „Akademie“ und „Lykeion“, was sein Bestreben verdeutlicht, eine Atmosphäre griechischer Philosophie zu kreieren; diesem Zweck dienten auch die hier aufgestellten Skulpturen, die Cicero durch Atticus in Griechenland hatte erwerben lassen.4 Mit der Öffentlichkeit und der Multifunktionalität der griechischen Institution haben diese „Gymnasien“ wenig gemein, insbesondere fehlt ihnen völlig die sportliche Komponente.5 Der erste römische Bau, für den die Bezeichnung als Gymnasion besser gerechtfertigt ist, wurde in augusteischer Zeit errichtet. Agrippa habe, so berichtet Cassius Dio unter den Ereignissen des Jahres 25 v. Chr., im Rahmen seines umfassenden Bauprogramms auf dem Marsfeld auch ein „lakonisches Schwitzbad“ errichten lassen: „Er nannte das Gymnasion Lakonikon, weil die Lakedaimonier in dieser Zeit am meisten im Ruf standen, Gymnastik zu betreiben und eingeölt zu trainieren.“6 Zunächst besaß der Bau noch keinen Wasseranschluß; erst als 19 v. Chr. die Aqua Virgo fertiggestellt wurde,7 konnte der volle Badebetrieb aufgenommen werden – in der Folge wird der Bau zumeist als „Thermen des Agrippa“ bezeichnet. Dieser vermachte später seine Gärten und seine Bäder testamentarisch dem römischen Volk und wies außerdem eine Geldsumme an, damit der Eintritt kostenlos sei.8 Durch schriftliche Quellen sind zahlreiche Renovierungen bezeugt, die Thermen waren noch im 5. Jahrhundert in Gebrauch.9

4 Cic. ad Att. 1,4,3; 1,6,2; 1,9,2; 1,10,3; vgl. auch die Darstellung des Schauplatzes der Konversation in De oratore, 2,20. 5 Yegül 1992, 181-183; Thuillier 1996, 87; König 2005, 217f.; Newby 2005, 88. 136. 6 Cass. Dio 53,27,1: Λακωνικὸν γὰρ τὸ γυμνάσιον, ἐπειδήπερ οἱ Λακεδαιμόνιοι γυμνοῦσθαί τε ἐν τῷ τότε χρόνῳ καὶ λίπα ἀσκεῖν μάλιστα ἐδόκουν, ἐπεκάλεσε. 7 Cass. Dio 54,11,7; Frontin. aqu. 1,10. 8 Cass. Dio 54,29,4. 9 Eine Renovierung erwähnt Plinius der Ältere (Plin. nat. 35,26); beim Brand Roms 80 wurde der Bau in Mitleidenschaft gezogen (Cass. Dio 66,24,2), muß jedoch von Titus oder Domitian wieder instand gesetzt worden sein, da Martial funktionierende Agrippathermen bezeugt (Mart. 3,20,15; 3,36,6); weitere Renovierungen sind belegt für Hadrian (SHA Hadr. 19,10) und für Constantius/Constans (CIL



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Von dem Bau haben sich nur wenige Reste erhalten, die zudem überwiegend späteren Renovierungen zuzuordnen sind. Das wertvollste Zeugnis für eine Rekon­ struktion der ursprünglichen Anlage ist ein Fragment der Forma Urbis, das neben der Legende [TH]ẸRMAE / [AGRIP]P̣AE den Grundriß der Thermen zeigt. Dieses Zeugnis stammt nach der üblichen Datierung aus severischer Zeit,10 doch der Grundriß dürfte der Anlage Agrippas weitgehend entsprechen. Die Unterschiede zu den späteren Kaiserthermen, vor allem die fehlende Axialität und Symmetrie, sind markant; wenn der Bau in flavischer Zeit oder im 2. Jahrhundert völlig umgestaltet worden wäre, würde man hingegen erwarten, daß eine Angleichung an die neuen Gepflogenheiten erfolgt wäre.11

Abb. 1: Thermen des Agrippa (nach I. Nielsen, Thermae et Balnea, Aarhus 1990, Bd. 2, S. 83, Fig. 49)

VI 1165); die Benutzung im 5. Jahrhundert ist bezeugt bei Sidon. carm. 23, 495f. Literatur zu Gymnasion und Thermen des Agrippa: Huelsen 1910; Krencker 1929, 263; Brödner 1983, 42f.; Nielsen 1990, Bd. 1, 43-45 (Katalog C.1); Yegül 1992, 133-137; Fortuin 1996, 66-71; Ghini 1999; Coarelli 2000, 279f.; von Hesberg 2005, 175f.; Yegül 2010, 105–107. 10 Zur Diskussion über eine Datierung des Fragments in vespasianische Zeit s. Nielsen 1990, Bd. 1, 43 mit Anm. 47. 11 Yegül 1992, 135.

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Das Zentrum der Anlage (Abb. 1) bildet eine große Rotunde (F), die in der Via Arco della Ciambella teilweise erhalten ist (der sichtbare Baubestand ist severisch). Wegen der runden Form wurde dieser Raum bisweilen für das von Cassius Dio erwähnte Laconicum gehalten, doch dies ist auszuschließen – mit einem Durchmesser von ca. 25 Metern ist er für ein Schwitzbad zu groß.12 Um diese zentrale Rotunde gruppieren sich unregelmäßig weitere Räume; markant ist ein westlich anschließender großer Raum, der von zwei kleineren rechteckigen Räumen mit Apsiden (T) flankiert wird. In diesem Bereich wurden Hypokausten und tubuli gefunden, hier dürfte also der Warmbadetrakt gelegen haben. Sportlichen Zwecken diente das Areal im Südwesten: Ein unbeheizter Raum südwestlich der Rotunde (A, öffnet sich zu einem Atrium) bildete das Verbindungsglied zwischen Badetrakt und Außenanlagen; südlich und westlich davon schloß eine Gruppe von Terrassen und Höfen an. Nielsen vermutet hier die Palästra (P/F) und im genannten Raum A den Ort, wo sich die Besucher vor dem Training einölten;13 eine solche Funktionsbestimmung der Räume muß allerdings aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes hypothetisch bleiben. Führt man den architektonischen Befund und die Aussage Cassius Dios über das ursprüngliche Gymnasion zusammen, ist die plausibelste Möglichkeit, die Anlagen im Südwesten als den Bau von 25 v. Chr. zu interpretieren, den man sechs Jahre später, als der Wasseranschluß hergestellt und der volle Badebetrieb aufgenommen wurde, in die Thermenanlage integrierte.14 Die Verbindung zu anderen Bauten Agrippas auf dem Marsfeld, etwa zu den Gartenanlagen und dem stagnum Agrippae, ist unklar. Huelsens Vermutung, daß der künstliche See als Ersatz für die fehlende Natatio der Thermen gedient habe,15 ist plausibel, kann aber nicht bewiesen werden. Die Thermen des Agrippa waren die ersten in der Reihe der großen öffentlichen Bäder Roms. Sie weisen die charakteristische Verbindung von Badeanlagen und Gymnasion auf, die im Osten des Reiches und in Süditalien seit hellenistischer Zeit üblich waren und auch für künftige römische Thermen zu typischen Merkmalen wurden.16 Ein knappes Jahrhundert später wurde, diesmal auf Veranlassung Neros, auf dem Marsfeld ein weiteres Gebäude errichtet, das Badebetrieb und sportliches Training miteinander verband. Die literarischen Quellen liefern widersprüchliche Angaben

12 So bereits Huelsen 1910, 23f.; Nielsen 1990, Bd. 1, 45, identifiziert die Rotunde als Frigidarium. 13 Nielsen 1990, Bd. 1, 40f. 14 Yegül 1992, 135f.; Ghini 1999. 15 Huelsen 1910, 32; so auch Ghini 1999, 41. 16 Zu den Gymnasien und Thermen Kampaniens und ihrer möglichen Rolle als Vorbild für die stadtrömischen Thermen s. Yegül 1992, 55-66; von Hesberg 2005, 169-175. Durch die neu ergrabene Badeanlage von Fregellae mit ihrem innovativen Heizsystem wird inzwischen die Bedeutung Mit­ telitaliens für die Entwicklung der römischen Thermen stärker akzentuiert (Tsiolis 2013; Yegül 2013, 79f.). Zu den Badeanlagen in hellenistischen und kaiserzeitlichen Gymnasien s. u. S. 34f.



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zur Chronologie:17 Während Cassius Dio eine Verbindung zwischen der Einrichtung der Neronia und der Einweihung des Gymnasions zieht – beides erwähnt er unter den Ereignissen des Jahres 60 –, datiert Tacitus die Einweihung des Gymnasions auf das Jahr 61. Die Chronik des Hieronymos schließlich gibt das Jahr 63 an.18 Auch die von den antiken Autoren verwendeten Bezeichnungen sind unterschiedlich: Während Tacitus und Cassius Dio nur das Gymnasion erwähnen, spricht Sueton von Thermen und Gymnasion.19 Die Suetonstelle hat im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Angaben über das Jahr der Einweihung zur Hypothese geführt, daß es sich um zwei verschiedene Gebäude gehandelt habe; das Gymnasion sei im Jahr 62 durch einen Blitzschlag und anschließenden Brand zerstört20 und nicht wieder aufgebaut worden, die Thermen hingegen hätten fortbestanden.21 Doch für eine solch voraussetzungsreiche Hypothese besteht keine Notwendigkeit. Die Begriffe βαλανεῖον/thermae auf der einen Seite und γυμνάσιον/Gymnasion auf der anderen können in kaiserzeitlichen Quellen dasselbe Gebäude bezeichnen.22 Die Nähe der Begriffe erkennt man auch daran, daß Philostratos für den neronischen Bau den Begriff Gymnasion verwendet, jedoch vor allem den Badebetrieb schildert.23 Suetons Begriffswahl sollte deshalb besser als Hendiadyoin aufgefaßt werden. Aus der Historia Augusta geht hervor, daß der neronische Bau unter Severus Alexander umgestaltet wurde;24 danach wurde die Benennung als „alexandri­ nische Thermen“ üblich, ohne daß die Erinnerung an den ursprünglichen Bauherrn verblaßt wäre.25 Ausgrabungen haben Mauern und Granitsäulen des Baus, der auf dem Marsfeld zwischen Piazza Navona und Pantheon gelegen ist, zutage gefördert, allerdings datieren diese Überreste nur zum Teil in neronische Zeit. Wichtig für die Re­ kon­ struktion des Grundrisses sind Zeichnungen Palladios und da Sangallos, deren Glaubwürdigkeit kontrovers diskutiert wird: Während Krencker in diesen eine

17 Ausführliche Diskussion der literarischen Quellen bei Tamm 1970, 7-15; weitere Literatur zum neronischen Bau: Krencker 1929, 263-265; Brödner 1983, 48-51; Ghini 1988; Nielsen 1990, Bd. 1, 45f. (Katalog C.2); Richardson 1992, 183; Yegül 1992, 137-139; Ghini 1995. 18 Cass. Dio 61,21: ὑπὲρ δὲ δὴ τῆς σωτηρίας τῆς τε διαμονῆς τοῦ κράτους αὐτοῦ (οὕτω γάρ που προέγραψεν) ἀγῶνα πενταετηρικὸν κατεστήσατο, Νερώνεια αὐτὸν ὀνομάσας, καὶ ἐπ´ αὐτῷ καὶ τὸ γυμνάσιον ᾠκοδόμησεν, ἔλαιόν τε ἐν τῇ καθιερώσει αὐτοῦ καὶ τοῖς βουλευταῖς καὶ τοῖς ἱππεῦσι προῖκα ἔνειμε. Tac. ann. 14,47: gymnasium eo anno dedicatum a Nerone praebitumque oleum equiti ac senatui Graeca facilitate. Hier. chron. 265 F Helm. 19 Suet. Nero 12,3: instituit et quinquennale certamen primus omnium Romae more Graeco triplex, musicum gymnicum equestre, quod appellauit Neronia; dedicatisque thermis atque gymnasio senatui quoque et equiti oleum praebuit. 20 Tac. ann. 15,22. 21 Ghini 1988, 124f. 22 Tamm 1970, 10f. 23 Philostr. Ap. 4,42. 24 SHA Alex. 25,3. 25 Sidon. carm. 23,495f.

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exakte Wiedergabe der neronischen Anlage sieht, vermuteten andere, daß manche Details nicht auf den damals sichtbaren Überresten beruhten, sondern in Analogie zu anderen Thermen rekonstruiert worden seien.26

Abb. 2: Nerothermen (nach I. Nielsen, Thermae et Balnea, Aarhus 1990, Bd. 2, S. 84 Fig. 51)

Nicht betroffen von dieser Diskussion sind die strikte Axialität und Symmetrie, durch die sich die Thermen Neros von denen Agrippas unterscheiden. Der Grundriß des neronischen Baus (Abb. 2) zeigt das Schema der sogenannten „Großen Kaiserthermen“ (nach der gängigen, von Krencker entwickelten Typologie): Caldarium, Tepidarium, Frigidarium und Natatio liegen auf einer Achse, sie werden von symmetrisch verdoppelten Räumen flankiert. Unter diesen befinden sich auch zwei große Palästren (ca. 32 x 36 Meter), die beim neronischen Bau – anders als bei späteren Thermen – außerhalb des inneren Badeganges liegen und damit vom Badetrakt abgesetzt sind. Bisweilen ist in der Literatur zu lesen, daß Nero als erster Bad und Gymnasion verbunden habe.27 Dies ist, wie ein Blick auf die Thermen des Agrippa zeigt, nicht korrekt, jedoch wurde mit dem neronischen Bau eine neue Lösung für die Integra-

26 Krencker 1929, 263f.; Brödner 1983, 48f.; Yegül 1992, 138f. 27 Richardson 1992, 183.



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tion von Bad und sportlicher Trainingsstätte entwickelt, die für die Folgezeit prägend bleiben sollte. Über sportliche Aktivitäten in dem Bau ist wenig bekannt. Sueton und Cassius Dio nennen ihn, wie gesehen, im Zusammenhang mit der Einrichtung der Neronia. Dieses von Nero installierte penteterische Fest umfaßte neben hippischen und musischen auch gymnische Disziplinen, die in den nahe gelegenen Saepta ausgetragen wurden. Es ist eine plausible Annahme, daß die Athleten in den Palästren des neronischen Baus trainierten.

Abb. 3: Trajansthermen (nach I. Nielsen, Thermae et Balnea, Aarhus 1990, Bd. 2, S. 85 Fig. 53)

Von den nachneronischen Kaiserthermen in Rom sollen noch die eingangs erwähnten Trajansthermen28 besprochen werden, bei denen die Verbindung zwischen Badebetrieb und Sport besonders ausgeprägt ist. Der Bau wurde nach dem Brand der Domus Aurea im Jahr 104 begonnen und am 22. Juni 109 eingeweiht;29 er nimmt einen großen

28 Literatur: de Fine Licht 1974; Nielsen 1990, Bd. 1, 49-51 (Kat. C.4); Richardson 1992, 397f.; Yegül 1992, 142-146; Caruso/Volpe 1999; Yegül 2010, 107–111. 29 Das Datum der Einweihung überliefern die Fasti Ostienses (J, Z. 9f. Vidman). Nach einer älteren, in jüngerer Zeit von Anderson wieder aufgegriffenen Hypothese ist der Bau bereits von Domitian begonnen worden (Anderson 1985, 502-509) – neben einigen mittelalterlichen Schriftzeugnissen ist

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Teil des Oppius ein und setzt teilweise auf der Domus Aurea auf. Hinsichtlich von Axialität und Symmetrie ähnelt die Anlage den Thermen Neros auf dem Marsfeld; der wichtigste Unterschied besteht in der Trennung zwischen dem zentralen Baukörper des Badetraktes und einer an drei Seiten umlaufenden Freifläche, die wiederum von einer Umfassungsmauer eingeschlossen war (Abb. 3). Unterschiedlich interpretiert werden die beiden länglichen Räume zu Seiten des Frigidariums (B): Yegül und Coarelli bezeichnen sie als offene Palästren, Nielsen hingegen plädiert für eine Überdachung; sie interpretiert die Räume als „Thermenbasiliken“, d.h. als Hallen, die unter anderem für sportliches Training genutzt werden konnten. Unabhängig von dieser Debatte herrscht aber Einigkeit darüber, daß sportliche Aktivität überwiegend in der Freifläche außerhalb des Badetraktes stattgefunden haben dürfte.30 Im Zusammenhang mit dem Sportbetrieb ist es aufschlußreich, daß die hiera xystike synodos, der Verband der griechischen Athleten, entweder in oder in unmittelbarer Nähe der Trajansthermen ihr Hauptquartier hatte. Dies ist durch Inschriften belegt, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert im Garten von S. Pietro in Vincoli gefunden wurden.31 Aus diesen – zumeist griechischen – Inschriften geht hervor, daß Hadrian 134 der Synodos einen Sitz in Rom bewilligte und Antoninus Pius dieses Recht neun Jahre später bestätigte und erweiterte, indem er einen Raum für die Aufbewahrung von ta hiera kai ta grammata, d. h. den Objekten für den Herakleskult und das Archiv, bewilligte; in dem Brief des Antoninus wird dieser Raum explizit bei den Trajansthermen lokalisiert.32 Diese Privilegien wurden durch die Initiative des Marcus Ulpius Domesticus erzielt, eines erfolgreichen Pankratiasten aus Ephesos, der in Rom offenbar einigen Einfluß besaß. Weitere Inschriften belegen die Aufstellung von athletischen Siegerstatuen, die bis in das letzte Drittel des 4. Jahrhunderts hinabreichen.33

für die Zuschreibung zu Domitian vorgebracht worden, daß die Zeit zwischen 104 und 109 zu knapp für einen Bau dieses Ausmaßes gewesen sei. Jedoch haben die archäologischen Befunde, vor allem die Ziegelstempel, die übliche Ansetzung bestätigt (Yegül 1992, 442f. Anm. 41, mit weiterer Literatur). 30 Yegül 1992, 142; Coarelli 2000, 226f.; de Fine Licht 1974, 43; Nielsen 1990, Bd. 1, 50. 31 IG XIV 1054 (= IGUR I 235); IG XIV 1055 (= IGUR I 236); IG XIV 1058 (= IGUR I 242); IG XIV 1102 (= IGUR I 240); IG XIV 1103 (= IGUR I 241); IG XIV 1105 (= IGUR I 243); CIL VI 10153; IG XIV 1107 (= IGUR I 244); IG XIV 1109 (= IGUR I 237); CIL 10153 (= IG XIV 1106 = IGUR I 245); CIL VI 10154; vielleicht gehört zu dieser Gruppe auch IG XIV 1104 (= IGUR I 239) – hier sind die Lokalisierungen der Ausgräber widersprüchlich. 32 Bewilligung des Sitzes durch Hadrian: IGUR I 235, 7f.; Bestätigung durch Antoninus Pius: IGUR I 236, 9-11 (die Lage wird wie folgt angegeben: πρὸς αὐταῖς ταῖς Θερμαῖς ταῖς ὑπὸ τοῦ θεοῦ πάππου μου γεγενημέναις). 33 Eine ähnliche Vitalität des Athletenverbandes wurde nach dem Fund einer Bronzeinschrift mit Namensinschriften zahlreicher Athleten auch für Olympia postuliert (Ebert 1998; Sinn 1998; contra Pleket 1999, 282f.). Pleket plädierte dafür, daß es erst seit Hadrian ein festes Hauptquartier der Athletenvereinigung in Rom gegeben habe; dagegen haben Caldelli und Sinn eingewandt, daß die gymnischen Diszplinen der Neronia und Capitolia ein solches Hauptquartier notwendig gemacht hätten, um die Einschreibung,



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Wo lag nun die curia athletarum, das in den Inschriften genannte Hauptquartier des Athletenverbandes, genau? Ricci identifizierte sie mit einem der seitlich des Eingangs gelegenen Räume. Yegül lehnte diesen Vorschlag ab, plädierte aber ebenfalls für eine – nicht näher bestimmbare – Lage in den Thermen.34 Andere favorisieren eine Lokalisierung außerhalb der Thermen; nach dem jüngst von Rausa gemachten Vorschlag ist die curia athletarum mit einer in den 50er Jahren entdeckten Domus unter S. Pietro in Vincoli zu identifizieren. Diese, ursprünglich als Privathaus erbaut, sei 143 in das Hauptquartier der Synodos der Athleten umgewandelt worden.35 Unabhängig von der genauen Lokalisierung verdeutlichen die Inschriften, daß die Organisation des Sportbetriebes und die Organisation der Thermen miteinander verknüpft waren. Der erwähnte Marcus Ulpius Domesticus wird in den Inschriften sowohl als xystarches als auch als epi balaneion bezeichnet,36 d. h er war nicht nur für die in Rom anwesenden Athleten zuständig, sondern auch mit Aufgaben der Thermenverwaltung betraut. Die plausibelste Möglichkeit ist, daß ihm die Organisation des athletischen Trainings oblag.37 Damit soll die exemplarische Betrachtung der stadtrömischen Thermen abgeschlossen und zur Frage übergeleitet werden, ob es gerechtfertigt ist, diese in eine Untersuchung über das Gymnasion einzubeziehen. Dafür spricht, wie schon angeführt, die Terminologie der antiken Autoren, die für die besprochenen und für andere Thermen den Begriff Gymnasion verwenden.38 In der Tat lassen sich viele mit den Gymnasien des Ostens gemeinsame Merkmale anführen: Zunächst waren die Thermen wie die Gymnasien ein Ort für sportliche Übungen.39 Eine beliebte Tätigkeit beim Thermenbesuch war das Ballspiel, was durch literarische und epigraphische Zeugnisse belegt ist.40 Auch in Griechenland war das Ballspiel

die Unterbringung und das Training der Athleten in Rom zu organisieren (Pleket 1973; Caldelli 1992; dies. 1993, 100-105; Sinn 1998). 34 Ricci 1891; Yegül 1992, 176; vgl. ders. 2010, 122f.; Lee 2014, 538f. 35 Rausa 2004. 36 IGUR I 236, 13: Οὔλπιος Δομεστικὸς ὁ ἐπὶ βαλανείων μου. IGUR I 237, 4f.: Μ(άρκον) Οὔλπιον Δομεστικὸν διὰ βίου ξυστάρχην; die Verbindung von xystarches und epi balaneion findet sich auch in weiteren Inschriften und Papyri (z. B. IG XIV 1104; Pap.Agon. 6 = P.Lond. III 1178, Z. 50f.). 37 Caldelli 1992, 85: „Si può dunque immaginare che la porzione delle terme in cui era praticata l’attività sportiva cadesse sotto la sovrintendenza di persone che in qualità di xystarchai si occupavano dei frequentatori, cioè degli atleti, ed in qualità di epi balaneion sovrintendevano invece ai luoghi in cui la pratica dello sport avveniva.“ 38 S. auch Herodian. 1,12,4 zu den Thermen des Commodus und Cass. Dio 68,15,3 zu den Thermen des Licinius Sura. 39 Die Häufigkeit von Athletendarstellungen in Thermenkomplexen wird anhand einer umfang­rei­ chen Materialsammlung betont von Bohne 2011, 215–224; zu Athletendarstellungen in der römischen Kunst s. jetzt auch Strasser 2014. 40 Mart. 14, 45-48; Plin. epist. 3,1,8; CIL VI 9797 = ILS 5173; zum Ballspiel in Rom s. Thuillier 1996, 87-91.

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beliebt, das Galen als gesunde körperliche Ertüchtigung lobt, die allen Bevölkerungsschichten offen stehe und – im Gegensatz zur Jagd – nicht der Aristokratie vorbehalten bleibe.41 Daneben boten die Thermen die Möglichkeit zu athletischem Training im engeren Sinne, d. h. für Ringkampf, Wettlauf und andere leicht- und schwerathletische Disziplinen. Dies betraf sowohl die hauptstädtische Bevölkerung (zur Beliebtheit des Athletismus in Rom s. u. S. 38f.) als auch die griechischen Athleten, die für die Wettkämpfe nach Rom reisten – bereits Augustus hatte die ersten dauerhaften gymnischen Wettkämpfe eingerichtet, von Nero wurden mit den Neronia (sie überlebten den Tod ihres Schöpfers nicht) und von Domitian mit den Capitolia penteterische Agone nach griechischem Vorbild in Rom installiert.42 Es kamen also griechische Athleten zu Wettkämpfen nach Rom, und diese benötigten eine Trainingsstätte; wie ihr Training konkret in den täglichen Thermenbetrieb integriert wurde – etwa durch Abtrennung bestimmter Areale –, ist nicht dokumentiert. Die Thermen wurden schließlich auch von Frauen frequentiert, und von römischer Seite wurde es als problematisch erachtet, Frauen dem Training und den Wettkämpfen der nackt antretenden Athleten zuschauen zu lassen.43 Daneben haben die griechischen Gymnasien dieser Zeit mit den römischen Thermen ihre Multifunktionalität gemein. Thermen waren als Treffpunkt und als Ort für vielfältige Zerstreuung beliebt – die Trajansthermen etwa umfaßten neben Vortrags- und Konzertsälen auch Bibliotheken. Auch im griechischen Gymnasion, ursprünglich als sportliche Trainingsstätte entstanden, hatten sich im Laufe der Zeit dem Sportbetrieb weitere Funktionen angelagert, berühmt sind die klassischen und hellenistischen Gymnasien vor allem als Ort des Philosophierens. Gemein ist den Thermen und Gymnasien außerdem die hohe Bedeutung des Badebetriebs: Seit hellenistischer Zeit läßt sich der Trend erkennen, daß Bäder in die bestehenden Gymnasien integriert wurden bzw. beim Neubau von Gymnasien Badetrakte einen großen Raum einnahmen, und in der Kaiserzeit setzte sich dieser Trend fort44. Es ist deshalb keine terminologische Unschärfe, sondern ein Indiz für die Nähe von Gymnasion und Thermen, wenn diese beiden Begriffe in den antiken Texten synonym benutzt werden. Dies gilt nicht nur für die Gebäude in Rom, sondern ebenso für den griechischen Osten. Besonders markant tritt die Austauschbarkeit der beiden Begriffe in zwei Inschriften zu einem Gebäude in Lagina vor Augen, welches mal als balaneion, mal als gymnasion bezeichnet wird.45

41 Gal. De parvae pilae exercitio; s. dazu Schlange-Schöningen 2003, 209f. 42 Langenfeld 1975; Polverini 1978; Caldelli 1993; Rieger 1999. 43 Nach Suet. Aug. 44,3 legte Augustus einen vom Volk geforderten Boxkampf auf die frühen Morgenstunden und verbot für diesen Zeitraum, Frauen einzulassen; zum Training der Athleten in den Thermen Newby 2005, 35. 44 Vgl. dazu die Beiträge von Martin Steskal und Monika Trümper in diesem Band; zu den BadGymnasion-Komplexen in Kleinasien s. auch Yegül 2010, 154-180. 45 IStratonikeia 15, Z. 7; IStratonikeia 664, Z. 4.



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Die organisatorische Verbindung zwischen Thermen und Athletenvereinigung, die sich anhand der Trajansthermen aufzeigen läßt, findet ebenfalls Parallelen in den Gymnasien des griechischen Ostens. Im Hafengymnasion von Ephesos befand sich nach Ausweis der Inschriften wohl ein Sitz der Athletenvereinigung; bezeichnenderweise wird dort derselbe Marcus Ulpius Domesticus erwähnt, der die treibende Kraft bei der Einrichtung der curia athletarum in Rom war.46 Es gibt natürlich auch deutliche Differenzen zwischen römischen Thermen und griechischen Gymnasien. Neben den Unterschieden in der Architektur ist vor allem der unterschiedliche Besucherkreis zu nennen: Während die Gymnasien eine fast ausschließlich Männern vorbehaltene Einrichtung waren, nahmen am Thermenbetrieb Frauen selbstverständlich teil.47 Außerdem wurden die Thermen in Rom nie zu einer Institution zur Erziehung der Bürger, wie dies die griechischen Gymnasien waren.48 Der Aufenthalt in den Thermen war für den römischen Bürger unverbindlich, die Gymnasien hingegen hatten einen direkten Bezug zur politischen Ordnung; dies gilt für Klassik und Hellenismus ebenso wie für die römische Kaiserzeit.49 Trotz dieser Unterschiede scheint es gerechtfertigt, der Terminologie der antiken Autoren zu folgen und Bauten wie die Agrippa-, Nero- und Trajansthermen als römische Variante des Gymnasions zu betrachten. Schließlich unterscheiden sich – dies war eines der zentralen Ergebnisse der ersten Frankfurter Tagung zum Gymnasion – die griechischen Gymnasien von Ort zu Ort und von Region zu Region sehr stark voneinander.50 Dieser Eindruck einer großen Variationsbreite der Institution scheint für die Kaiserzeit ebenso wie für den Hellenismus zu gelten; es scheint also voraussetzungsreicher, den römischen Bauten die Bezeichnung als Gymnasion abzusprechen, als sie als römische Spielart zu akzeptieren. Im übrigen ließe sich so auch nicht die eingangs aufgezeigte Spannung auflösen. Denn in der römischen Kritik am Gymnasion werden gerade diejenigen Elemente der Institution attackiert, die in Rom übernommen wurden, d.h. die Möglichkeiten für sportliches Training und die Benut-

46 Rausa 2004, 550 (mit Bezug auf IEphesos 1089b. 1155). 47 Es scheint dabei keine zu jeder Zeit und an jedem Ort identischen Regeln zur Geschlechtertrennung in den Thermen gegeben zu haben. Verschiedene Autoren erwähnen das gemeinschaftliche Baden von Männern und Frauen (Plin. nat. 33,153; Mart. 3,51); Hadrian habe dies verboten (Cass. Dio 69,8,2; SHA Hadr. 18,10). Marcus Aurelius habe dieses Verbot bestätigt, Elagabal es aufgehoben und Severus Alexander es wieder eingeführt (SHA Aur. 23,8; SHA Heliog. 31,7; SHA Alex. 24,2). In einer Therme in Lusitania ist eine Trennung nach Tageszeiten inschriftlich belegt (CIL II 5181, Z. 20f.: a prima luce in horam septim[am diei mulieribus et ab hora octava] in horam secundam noctis viris), und ähnliche Regelungen sind auch an anderen Orten denkbar (Steskal 2003, 165f., zu Ephesos). Außerdem kommt eine Trennung von Männer- und Frauentrakten vor, wie sie Vitr. 5,10,1 erwähnt. Zur Frage der Geschlechtertrennung in römischen Thermen s. Merten 1983, 88-100; Nielsen 1990, Bd. 1, 146-148; Hallett 2005, 84–87. 48 S. dazu die Beiträge in Kah/Scholz 2004. 49 Vgl. von Hesberg 2005, 180f. 50 Gehrke 2004, 413.

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zung von Öl zur Körperpflege. Damit soll zum zweiten Teil übergeleitet werden, einer Analyse des römischen Gymnastikdiskurses.

Der römische Gymnastikdiskurs Aussagen römischer Autoren über Gymnastik und Gymnasion sind fast unisono negativ. Die Polemik beschränkt sich weder auf einzelne literarische Gattungen noch auf eine bestimmte Epoche: Dieselben Kritikpunkte werden in verschiedenen Gattungen vorgebracht, z. B. Rhetorik, Epos, Fachschriftstellerei, Lyrik, und markante Veränderungen im Verlauf der späten Republik und Kaiserzeit lassen sich nicht er­kennen. Unter Verweis auf die ausführliche Behandlung der Thematik durch Wolfgang Orth (s. o. S. 11–17) soll hier nur eine kleine Auswahl an Textstellen angeführt werden, um die wichtigsten Merkmale des römischen Gymnastikdiskurses zu verdeutlichen.51 Beispielhaft sind die Worte des älteren Plinius, der in seinen Betrachtungen über Öle auf das Gymnasion zu sprechen kommt: „Das Öl hat die Eigenschaft, den Körper zu wärmen und gegen Kälte zu wappnen, aber auch die Hitze des Kopfes abzukühlen. Die Griechen, die Urheber allen Übels, wendeten seinen Gebrauch zum Luxus, indem sie es im Gymnasion der Öffentlichkeit zur Verfügung stellten.“52 Zwei Punkte sind an diesem Passus signifikant: Erstens wird die Kritik am Ölgebrauch im Gymnasion mit einer generellen Kritik an den Griechen verknüpft. Zweitens wird ein Zusammenhang mit luxuria hergestellt, das Gymnasion erscheint als Ort des Überflusses und der Verschwendung. In anderen Passagen wird ausgeführt, welch schädlichen Einfluß das Gymnasion auf die Entwicklung der Jugend habe, vor allem mache es diese untauglich für den Kriegsdienst. Plinius der Jüngere beklagt im Panegyricus, daß die Ausbildung der jungen Männer von altgedienten römischen Soldaten auf griechische Lehrer übergegangen sei: „Seit aber das Interesse an Soldatischem sich gewandelt hat vom Mitmachen zum Zuschauen, von der Mühsal zum Vergnügen, seit nicht mehr ein Veteran, ein Träger der Mauer- oder Bürgerkrone, unsere militärische Ausbildung leitet, sondern irgend so ein griechischer Lehrmeister ...“53. Lucan läßt Caesar in einer Ansprache an seine Soldaten eine Verbindung zwischen Gymnasien und mangelnder

51 Weitere Literatur: Mähl 1974, 23f.; Wistrand 1992, 48-54; Müller 1995, 216-223; Mann 2002, 141151; Crowther 2004, 375-422; Newby 2005, 21-44; García Romero 2007. 52 Plin. nat. 15,19: „Oleo natura tepefacere corpus et contra algores munire, eidem fervores capitis refrigerare. usum eius ad luxuriam vertere Graeci, vitiorum omnium genitores, in gymnasiis publi­ cando.“ 53 Plin. paneg. 13,5: „Postquam vero studium armorum a manibus ad oculos, ad voluptatem a labore translatum est, postquam exercitationibus nostris non veteranorum aliquis cui decus muralis aut civica, sed Graeculus magister adsistit, ...“



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Kampfkraft ziehen: Die Feinde seien nicht zu fürchten, denn sie seien vom Training im Gymnasion so erschlafft, daß sie einer blutigen Schlacht weder körperlich und geistig gewachsen seien.54 Insbesondere an der Nacktheit in griechischen Gymnasien nehmen die römischen Autoren Anstoß. Während andere Aspekte der römischen Polemik gegen das Gymnasion bereits auf griechische Vorbilder zurückgeführt werden können,55 sind die Angriffe auf die Nacktheit spezifisch römisch. In Griechenland konnte das unbekleidete Trainieren als besonders männlich und damit als gute Vorbereitung für den Kampf gedeutet werden,56 von den Römern hingegen wurde Nacktheit als problematisch wahrgenommen: Diese fördere Homosexualität und sei deshalb eine große Gefahr für die römische Jugend. Cicero zitiert dazu Ennius: „Dies scheint mir eine in den Gymnasien der Griechen entstandene Gewohnheit zu sein, in denen es diese freien und erlaubten Liebesverhältnisse gab. Recht hat daher Ennius: ‚Der Anfang der Zügellosigkeit ist es, unter Bürgern den Körper zu entblößen‘ “.57 Dies führt zur Frage der Nacktheit in römischen Thermen. Gerade in den Palästren der Thermen scheint Nacktheit nicht praktiziert worden zu sein, manche Quellen berichten von einem leichten Gewand, das beim Ballspiel getragen wurde.58 Gebadet dagegen wurde gewöhnlicherweise nackt. Zwar sind die Text- und Bildzeugnisse zu dieser Frage nicht eindeutig, denn sowohl Nacktheit als auch leichte Badekleidung sind belegt, und man wird dies, ähnlich wie beim gemischten Besuch von Männern und Frauen, nicht in allen Bädern und zu allen Zeiten gleich gehandhabt haben. Die Zeugnisse für Nacktheit sind jedoch weit zahlreicher, und dies scheint die übliche Praxis gewesen zu sein. 59 Ganz ähnliche Kritik wie an den Gymnasien wird auch an den gymnischen Wettkämpfen der Griechen geübt. Tacitus etwa reflektiert anhand der Einführung der Neronia den Widerstand der römischen Senatoren gegen die griechische Agonistik.

54 Lucan. 7,270–274: „Grais delecta iuuentus / gymnasiis aderit studioque ignaua palaestrae / et uix arma ferens, aut mixtae dissona turbae / barbaries, non illa tubas, non agmine moto / clamorem latura suum.“ Vgl. Sil. 14, 134-139. 55 Bereits bei Euripides und Platon, insbesondere aber in den hellenistischen Philosophenschulen wurde die Schädlichkeit übermäßigen sportlichen Trainings für Körper und Geist angeprangert (Eur. fr. 282 Nauck = Athen. 10,413c-f; Plat. rep. 3, 403e-404a; s. dazu Müller 1995, 145-156; Weiler 1999; Papakonstantinou 2014). 56 Agesilaos habe nach Plutarch die athletischen gebräunten Körper seiner Soldaten mit den weißlich-weibischen Körpern gefangener Perser verglichen (Plut. Agesilaos 9,5). 57 Cic. Tusc. 4,33,70: „mihi quidem haec in Graecorum gymnasiis nata consuetudo videtur, in quibus isti liberi et concessi sunt amores. bene ergo Ennius: ‚flagiti principium est nudare inter civis corpora‘“; laut Plut. Cato maior 20,5f., habe es Cato Censorius vermieden, sich seinem Sohn nackt zu zeigen. 58 Petron. 27,2; Mart. 7,67. 59 Literatur: Merten 1983, 87f.; Nielsen 1990, Bd. 1, 140-144; Yegül 1992, 34f.; Fagan 1999, 24-27; Crowther 2004, 421f. Nach Hallett 2005, 78-83 waren die Thermenbesucher im Becken und auf der Massagebank nackt, in anderen Räumen aber zumindest leicht bekleidet.

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Auch hier richten sich die Angriffe vor allem gegen die Nacktheit der Athleten, ebenso aber gegen die Pläne des Kaisers, angesehene Römer zum sportlichen Wettkampf antreten zu lassen.60 Plinius der Jüngere berichtet ebenfalls vom Widerstand senatorischer Kreise gegen die griechische Agonistik: Als im consilium Trajans über einen Agon in Vienna verhandelt worden sei, habe der ehrwürdige Iunius Mauricus seine Stimme für dessen Abschaffung erhoben. Darüber hinaus habe er, und Plinius stimmt Mauricus mit Nachdruck zu, dafür plädiert, die Capitolia abzuschaffen; denn in Rom, dem Zentrum des Reiches, von wo Einflüsse in alle Himmelsrichtungen ausgingen, richteten lasterhafte griechische Wettkämpfe noch viel größeren Schaden an als in der gallischen Provinz.61 Eine klare Unterscheidung der römischen Polemik gegen die Wettkämpfe und gegen das Gymnasion kann nicht getroffen werden, die Kritikpunkte sind dieselben. Immer geht es um eine normative Kontrastierung von Griechischem und Römischem: Das Gymnasion wird als aus Griechenland importierte Institution beschrieben, die luxuria, Verschwendung, Sittenlosigkeit und eine verdorbene Jugend nach sich ziehe; ihr entgegen stehe die altrömische Sittenstrenge, die auf ein einfaches Leben und eine harte Erziehung abziele und kriegstüchtige Männer hervorbringe. Von einer allgemeinen Ablehnung des griechischen Sports durch die Römer kann allerdings keine Rede sein; in jüngeren Forschungen wurde dessen Beliebtheit in Rom mehrfach unterstrichen.62 Die ersten sportlichen Wettkämpfe griechischen Typs fanden in Rom 186 v. Chr., bei den Votivspielen des Marcus Fulvius Nobilior, statt. Während diese Form öffentlicher Unterhaltung im 2. Jahrhundert v. Chr. noch eine Ausnahme blieb, wurden in der Spätzeit der Republik mehrfach griechische Athleten in öffentliche Feste integriert, z. B. von Sulla, Pompeius und Caesar.63 Einen weiteren Aufschwung erlebte der Athletismus in der Kaiserzeit; Augustus förderte ihn nicht nur durch die Gründung der Aktia in Nikopolis und der Sebasta in Neapel, die beide in die periodos der prestigereichsten Agone eingegliedert wurden, sondern auch durch die mehrfache Ausrichtung von Wettkämpfen in Rom selbst. Mit den ludi pro valetudine Caesaris installierte er auch die ersten Spiele, in denen regelmäßig Athleten zu sehen

60 Tac. ann. 14,20. 61 Plin. epist. 4,22. 62 König 2005; Newby 2005; hingegen hält García Romero 2007 an der Vorstellung fest, der griechische Sport sei bei den Römern auf breite Ablehnung gestoßen. 63 Spiele des Fulvius Nobilior: Liv. 39,22,1f.; s. dazu Bernstein 1998, 274f. Die athletischen Wett­ kämpfe der späten Republik sind: Ludi Victoriae Sullanae von 80 v. Chr. (App. civ. 1,463f.; s. dazu Bernstein 1998, 318f.); Spiele des Ädils Marcus Aemilius Scaurus 58 v. Chr. (Val. Max. 2,4,7); Spiele anläßlich der Einweihung des Pompeius-Theaters 55 v. Chr. (Plut. Pompeius 52; Cass. Dio 39,38; Cic. fam. 7,1,3); Leichenspiele des Gaius Scribonius Curio für seinen Vater 53 oder 52 v. Chr. (Plin. nat. 36,120); Triumphalspiele Caesars (Suet. Iul. 39); s. dazu auch Ringwood Arnold 1960; Caldelli 1993, 15-21; Lee 2000; Mann 2002, 136-138; Newby 2005, 24-27; Crowther 2007, 83-85.



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waren.64 Später wurde mit der Gründung der Neronia und der Capitolia, von denen schon die Rede war, eine neue Ebene erreicht. Dieses römische Interesse am griechischen Sport beschränkte sich nicht auf die Zuschauerrolle. Plinius beschreibt das Einölen und Sporttreiben als gewöhnlichen Bestandteil eines Tages in seiner Villa, Seneca empfiehlt Lauf, Sprung und Training mit griechischen Sprunggewichten zur körperlichen Ertüchtigung.65 Hält man sich dies vor Augen, erscheint die Integration von Sport in den Thermenbetrieb und die Bezeichnung der Thermen als Gymnasien weniger überraschend. Ebenso wie die Polemik gegen das Gymnasion Teil der Kritik am griechischen Sport allgemein bildete, stellen die römischen Gymnasien eine Komponente der Übernahme griechischen Sports dar. Vor diesem Hintergrund stellt sich mit besonderer Schärfe die Frage nach dem Verhältnis zwischen Diskurs und Praxis.

Gymnastik und Gymnasien als Projektionsflächen für die Vermessung römischer Identität Es ist bereits seit langem bemerkt worden, daß zwischen der Übernahme von Gymnastik und Gymnasion auf der einen Seite und den normativen Äußerungen lateinischer Autoren auf der anderen Seite eine Spannung besteht. In Ludwig Friedländers „Sittengeschichte“ lauten die Marginalien zweier aufeinander folgender Abschnitte „Abneigung der Römer gegen Gymnastik und Athletik“ und „Trotzdem Einführung der Gymnastik in Rom“, ohne daß jedoch diese Spannung näher thematisiert würde.66 Neuere Untersuchungen haben, sofern sie nicht entweder nur die architektonische Übernahme oder nur die Polemik analysieren und damit das Verhältnis beider Phänomene nicht in den Blick nehmen,67 zwei Erklärungsmodelle entwickelt: Zahra Newby hat im Rahmen ihres Buches „Greek Athletics in the Roman World“ eine Erklärung vorgelegt, die auf einer Einteilung der politischen Klasse Roms in zwei Lager basiert: Während ein Teil der Römer gegenüber der griechischen Kultur im allgemeinen und dem sportlichen Training griechischen Typs im speziellen aufgeschlossen gewesen sei, habe eine andere, konservative Gruppe gegen deren Übernahme Widerstand geleistet – Newby bezeichnet diese Gruppe, zu der auch Tacitus zu zählen

64 R. Gest. div. Aug. 22; Suet. Aug. 43; Cass. Dio 51,19,2; 53,1,3-6. S. dazu Polverini 1978; Caldelli 1993, 21-24; Fortuin 1996, 86-96. 65 Plin. epist. 9,36,3; Sen. epist. 15,4. Zum sportlichen Training der römischen Oberschicht s. Thuillier 1996, 81-94; Crowther 2007, 87-101. 66 Friedländer 1889, Bd. 2, 485f. 67 Vgl. etwa Müller 2005, 216, der von einem allgemeinen Widerstand der Römer gegen den grie­ chischen Sport spricht, ohne die Übernahme von Agonen und Gymnasion durch die Römer zu the­ ma­tisieren.

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sei, als „old-fashioned moralists“. Im Laufe der Zeit hätten sich die Gewichte verschoben; während noch im ersten nachchristlichen Jahrhundert die „Konservativen“ die Oberhand behalten und den Einzug des Gymnasions aufgehalten hätten, seien die Philhellenen immer stärker geworden und hätten sich im Verlauf des 2. Jahrhunderts endgültig durchgesetzt; ausschlaggebend dafür sei auch das Eindringen von Provinzialen in die römische Führungsschicht gewesen.68 Eine solche Gegenüberstellung von Freunden und Gegnern griechischer Kultur ist einst zur Beschreibung von Auseinandersetzungen in der Mittleren Republik gängig gewesen, hat dort allerdings inzwischen seine Unbrauchbarkeit bewiesen: Die Vorstellung, bei den Auseinandersetzungen zwischen Cato und den Scipionen habe es sich um einen prinzipiellen Kampf zwischen konservativem Römer und Philhellenen gehandelt, ist in der Forschung überholt.69 Für die Frage des Gymnasions in der Kaiserzeit funktioniert das Deutungsmuster ebensowenig: Erstens lassen die Äußerungen der meisten Personen keine solch eindeutige Trennung von Gymnasienfreunden und Gymnasiengegnern zu – man sehe etwa das eingangs erwähnte Beispiel Trajans –, zweitens bleibt der römische Gymnastikdiskurs stabil in dem Sinne, daß sich weder die Menge der Aussagen noch die Regeln, nach denen diese Aussagen getroffen werden, signifikant ändern. Ein zweites Erklärungsmodell rückt die lateinischen Autoren und ihre Polemik gegen Gymnasion und Athletismus an den Rand der römischen Gesellschaft. Nach Crowther übernahmen die Römer seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert mit Begeisterung den griechischen Athletismus; lediglich „some intellectuals“ hätten ihren Widerwillen darüber ausgedrückt, doch keinen Einfluß auf die Entwicklung nehmen können.70 Diese Erklärung übersieht zwei Sachverhalte: Erstens waren Cicero, Tacitus oder Plinius keine ‚Intellektuellen‘ in dem Sinne, daß sie politische und gesellschaftliche Entwicklungen lediglich beobachteten, reflektierten und kommentierten, sondern vielmehr mächtige Politiker, die direkten Einfluß auf die Geschehnisse ausübten; von Trajan ganz zu schweigen. Zweitens war die Polemik gegen griechischen Sport nicht nur Gegenstand gebildeter Gespräche, sondern konnte auch im politischen Raum wirksam werden. Das eindrücklichste Beispiel dafür ist die Polemik von Kaiser Claudius gegen Valerius Asiaticus aus Vienna: odi illud palaestricum prodigium.71 Dieses Zitat ist auf einer Bronzetafel aus Lyon überliefert, welche die Rede des Claudius im Wortlaut wiedergibt. Die Rede wurde während einer Senatssitzung des Jahres 48 gehalten, in der es um die Verleihung des ius honorum an führende Gallier

68 Newby 2005, 33-44. 139; ähnlich Hallett 2005, 71-76. 69 S. dazu Gruen 1992, 52-83; Jehne 1999. 70 Crowther 2004, 421f. und passim. 71 CIL XIII 1668 (= ILS 212), II, Z. 15.



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ging; außer durch die Inschrift ist die Sitzung auch durch den Bericht des Tacitus dokumentiert.72 Valerius Asiaticus war ein ranghoher Senator aus Gallien, der zweimal das Konsulat bekleidet hatte. 47 wurde er, laut Tacitus aufgrund einer Intrige Messalinas, die Asiaticus’ Gärten am Pincio in ihren Besitz bringen wollte, angeklagt und zum Tode verurteilt; daraufhin machte er seinem Leben durch Öffnen der Adern ein Ende.73 Tacitus berichtet, daß Asiaticus regelmäßig trainiert habe,74 doch dies war unter römischen Senatoren keine Ausnahme (s.  o. S. 39). Wenn Claudius in seiner Invektive gegen den im Vorjahr verurteilten Asiaticus diesen als palaestricum prodigium bezeichnet, sollte man dies nicht als Indiz dafür nehmen, daß Asiaticus ein fanatischer Sportler gewesen sei; vielmehr ist signifikant, daß Claudius eine solche Beschimpfung im politischen Raum für wirksam hielt. Claudius appellierte – in einer Debatte, in der es um die Integration von gallischen Führungsschichten ging – an den bestehenden Konsens darüber, daß Gymnastik den römischen Sitten widerspräche. Die Relation zwischen dem römischen Gymnastikdiskurs und den Gymnasien in Rom ist mit den besprochenen beiden Erklärungsmustern nicht befriedigend zu bestimmen. Deren Grundproblem besteht darin, daß die Polemik der lateinischen Autoren gegen das Gymnasion als Widerstand aufgefaßt wird, als Versuch, die Ausbreitung der Institution zu verhindern. Bei dieser Betrachtung ergibt sich ein Widerspruch zwischen Diskurs und Praxis. Das Gymnasion scheint aber eher als Projektionsfläche zur diskursiven Verständigung über griechisch-römische Gegensätze gedient zu haben. Der Athletismus im allgemeinen und das Gymnasion im besonderen wurden als Symbole für den Sittenverfall benutzt, der mit dem Einzug griechischer Kultur über Rom gekommen sei.75 Denn bei den Römern herrschte Konsens, daß Roms Macht und Größe von der Bewahrung der alten Sitten abhänge, und ebenso bestand ein Konsens, daß diese Sitten durch fremde, insbesondere griechische Einflüsse gefährdet seien. Durch die Polemik gegen Gymnastik und Gymnasion verständigten sich die Römer immer wieder auf die Vorbildhaftigkeit der mannhaften, einfachen, kriegerischen Lebensweise ihrer Vorfahren, und zwar unabhängig davon, ob der Einzelne, der an diesen Konsens appellierte, sportliches Training à la grecque betrieb, bei den certamina graeca zuschaute oder selbst ein Gymnasion erbaute. Bei der Polemik ging es also weniger darum, die griechische Kultur im allgemeinen und das Gymnasion im speziellen aus Rom zurückzudrängen, sondern um eine Verständigung über römische Identität. Gymnastik und Gymnasion waren spezifische

72 Tac. ann. 11,23-25; zum taciteischen Bericht und der Inschrift s. die ausführliche Besprechung bei Riess 2003. 73 PIR V 25; zum Prozeß s. Tac. ann. 11,1-3; Cass. Dio 60,29,4-6; zu den Verdächtigungen, Asiaticus habe die Allobroger aufwiegeln wollen, s. Urban 1999, 47f. 74 Tac. ann. 11,3: usurpatis quibus insueverat exercitationibus. 75 Ausführlich dazu: Mann 2002.

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Produkte der griechischen Kultur, und als solche wurden sie gleichermaßen von Griechen wie von Nichtgriechen wahrgenommen. Deshalb war das Gymnasion als Projektionsfläche besonders geeignet, um die römische Identität in Abgrenzung zur griechischen Alterität zu vermessen und die einfache bäuerliche altrömische Lebensweise mit der raffinierten, aber dekadenten Körperkultur der Griechen zu kontrastieren. Daß aus diesem Diskurs kein wirklicher Widerstand gegen die Einführung von Agonen und Gymnasion in Rom erwuchs, hängt auch damit zusammen, daß das Gymnasion gar nichts von dem unterminierte, was in Rom wirklich wichtig war. Römer trieben nach griechischem Vorbild Sport, aber sportliches Können wurde kein Gegengewicht zu politisch-militärischer Leistung; Gymnasien wurden in Rom heimisch, aber nie wurden sie zu einer Institution zur Erziehung der Jugend. Bei den gymnischen Disziplinen der Agone in Rom sahen Römer zu, wie griechische Athleten miteinander ihre Kräfte maßen; Zuschauer und Akteure bildeten klar separierte Gruppen. Man sieht also nicht, inwieweit Gymnastik und die Gymnasien eine Gefahr für die römische Ordnung hätten darstellen sollen. Insbesondere gewann sportliches Können in Rom keine Relevanz für den gesellschaftlichen Status, wie dies in Griechenland der Fall war. Nach der Darstellung des Tacitus gipfeln die Klagen über die Neronia in der Befürchtung, daß Senatoren und Ritter „den Körper entblößten, die Faustriemen anlegten und sich in solchen Kampfsportarten übten“.76 Hier ist der – aus römischer Sicht – sensibelste Punkt des griechischen Sports berührt. Denn die soziale Beschränkung der Teilnahme an öffentlichen Spielen war in Griechenland und Rom genau umgekehrt definiert: In Griechenland bestand die Gruppe der Akteure bei musischen wie bei gymnischen Wettkämpfen aus sozial Privilegierten – in aller Regel mußten die Teilnehmer erstens Griechen und zweitens freigeboren, manchmal sogar Bürger der ausrichtenden Polis sein. Sportlicher Erfolg brachte soziales Prestige; dies galt für die homerischen Helden ebenso wie für die Griechen der Kaiserzeit. Der schon mehrfach erwähnte Pankratiast Marcus Ulpius Domesticus aus Ephesos ist ein Beispiel dafür, wie Siege bei großen Wettkämpfen die Akzeptanz einer Person für ehrenhafte Positionen steigerten.77 In Rom hingegen traten bei den Spielen in erster Linie Personen ohne volles Bürgerrecht auf, also Sklaven, Freigelassene, Fremde; und wenn schon römische Freigeborene, dann keinesfalls Angehörige der Eliten. Auftritte als Schauspieler, Wagenlenker oder Gladiator brachten die infamia mit sich, d.h. eine Verminderung der Erb- und Testierfähigkeit und einen Ausschluß aus ehrenhaften Positionen.78 Seit der späten

76 Tac. ann. 14,20,4. 77 Zur sozialen Stellung griechischer Athleten s. Pleket 2001 (1974); Golden 1998. 78 Zur sozialen Stellung der Akteure s. Leppin 1992 zu den Schauspielern und Horsmann 1998 zu den Wagenlenkern; zusammenfassend für alle Akteure der spectacula jetzt Leppin 2011. Zu den gesetzlichen Maßnahmen gegen die Auftritte von Angehörigen der ritterlichen und senatorischen Familien s. Levick 1983; Lebek 1990; Ricci 2006.



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Republik wurden die Standesgrenzen für öffentliche Auftritte bisweilen durchbrochen, indem auch Ritter und Senatoren bei den spectacula auftraten. Gerade der so heftig kritisierte griechische Sport bildete hier aber die Ausnahme: Beispielsweise sind römische Sieger für die musischen Disziplinen der Capitolia inschriftlich überliefert, für die gymnischen jedoch nicht.79 Aus der Angabe, daß bei der Eröffnung von Neros Gymnasion den Rittern und Senatoren Öl zur Verfügung gestellt wurde (s. o. S. 29 Anm. 19), hat man geschlossen, daß Nero gerade die höchsten Stände Roms zur Teilnahme an den gymnischen Disziplinen drängen und damit den gesellschaftlichen Stellenwert des Sports steigern wollte.80 Wenn dies sein Ziel war, so hat er es gründlich verfehlt: Denn die Römer mögen in ihren Villen oder in den Palästren der Thermen Sport betrieben haben, aber ihre sportliche Leistungsfähigkeit entschied nicht über ihre Position in der römischen Gesellschaft. Dieser Unterschied zwischen der griechischen und römischen Einstellung gegenüber sportlichem Können wurde auch von antiken Autoren reflektiert. Nepos schreibt in der Einleitung zu seinen Biographien: „Als sehr ruhmvoll galt es fast in ganz Griechenland, in Olympia als Sieger ausgerufen zu werden, doch galt es bei den gleichen Menschen keinesfalls als Schande, auf der Bühne aufzutreten und als Schauspieler das Volk zu unterhalten. Alle diese Betätigungen werden von uns teils für unehrenhaft gehalten, teils stehen sie zu niedrig für einen Menschen, der etwas auf sein Ansehen gibt.“81 Nur einige wenige lateinische Texte stellen sportliches Können als ehrenvoll dar: In einer Inschrift aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert rühmt sich ein gewisser Ursus, in den Thermen als Ballspieler brilliert und die Bewunderung der Menge auf sich gezogen zu haben.82 Ursus war allerdings mit Sicherheit kein Mitglied der römischen Oberschicht, und die Inschrift gibt auch keinen Hinweis darauf, daß ihm durch seine Fertigkeiten ein sozialer Aufstieg geglückt sei. Auf einen Aristokra-

79 In Caldellis Prosopographie (Caldelli 1993, 123-163) werden 23 Sieger der gymnischen Wettkämpfe aufgeführt (Nr. 01-03, 12, 13, 16, 18, 20, 21, 25, 28, 31, 34, 35, 39, 40, 42-46, 53, 58); dabei handelt es sich ausnahmslos um griechische Athleten. Beispiele für römische Sieger in den musischen Disziplinen sind ebd. Nr. 07 und 54. Von dem Senator Palfurius Sura wird berichtet, er habe mit einer jungen Spartanerin gerungen und sei daraufhin von Vespasian aus dem Senat gestoßen worden (schol. Iuv. 4,53); doch der unklare Kontext dieses Ringkampfes macht – falls die Geschichte überhaupt auf Fakten beruht – eine Einordnung schwierig. Römische Händler, die sich in griechischen Poleis niedergelassen hatten, nahmen hingegen an den dortigen lokalen Agonen teil. Wie Zoumbaki schlüssig dargelegt hat, ist dies als Zeichen des Integrationswillens in die Polisgemeinschaft zu deuten (Zoumbaki 2014). 80 Harris 1972, 61; Holland 2000, 129. 81 Nep. praef. 5: „magnis in laudibus tota fere fuit Graecia Olympiae citari, in scaenam vero prodire ac populo esse spectaculo nemini in eisdem gentibus fuit turpitudini. quae omnia apud nos partim infamia, partim humilia atque ab honestate remota ponuntur.“ 82 CIL VI 9797 = ILS 5173.

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ten bezieht sich der Lobpreis sportlichen Könnens in der laus Pisonis,83 doch dieses Zeugnis steht zu isoliert, als daß man daraus schließen könnte, sportliche Exzellenz habe bei der Selbstdarstellung römischer Senatoren eine wichtige Rolle gespielt. Griechischer Sport wurde in Rom vielmehr als Freizeitbeschäftigung und damit in einer für die römische Gesellschaft unproblematischen Weise rezipiert. Anhand der Übernahme des Gymnasions in Rom lassen sich sowohl der massive griechische Einfluß auf Rom als auch die Grenzen der Hellenisierung aufzeigen. 84

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83 Laus Pisonis, 178-189; den Hinweis verdanke ich Dirk Wiegandt. 84 Der Autor dankt Sofie Remijsen und Sebastian Scharff für Hinweise und Korrekturen, Inge Nielsen für die Erlaubnis zum Wiederabdruck der Abbildungen.



Gymnasien und Gymnastikdiskurs im kaiserzeitlichen Rom 

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 Christian Mann

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Martin Hose

Die Sophisten und das Gymnasion – Überlegungen zu einer Nicht-Begegnung Die „Zweite Sophistik“ ist eine intellektuelle und kulturelle Bewegung der Kaiserzeit, in der die öffentliche Zurschaustellung sprachlich-rhetorischer Fähigkeiten ein zentrales Moment bildet. Die Forschung hat in den letzten Dezennien herausgearbeitet, daß die Präsentation dieser Kompetenz kein funktionsloser Selbstzweck war, sondern vielmehr die epideiktische Zurschaustellung der παιδεία Eliten erlaubte, sich eine symbolische Macht zu erwerben und zu sichern.1 Geradezu notwendigerweise gehört zu einer solchen Epideixis ein öffentlicher kommunikativer Raum – oder, wie man mit Bezug auf die bekannte Formel Radermachers von den Sophisten als „Konzertrednern“2 sagen könnte: der Konzertredner (d.  h. der große, bedeutende Sophist, auf den sich dieser Beitrag im Folgenden konzentriert und daher auf Philostratos, Dion von Prusa und Aelius Aristides fokussiert3) und sein Publikum4 benötigten eine Form des Konzertsaals. Hierfür, so ließe zunächst sich vermuten, bot in einer Polis auch das Gymnasion Abhilfe. Denn der „Idealtyp“ eines Gymnasions5 enthielt einen Vortragsraum, wie Vitruv bei seiner Beschreibung der Anlage von Palaistren bezeugt, für die er eine Einfriedung durch vier Säulenhallen an den vier Seiten des Innenplatzes vorsieht (5,11,1,2): Constituantur autem in tribus porticibus exhedrae spatiosae, habentes sedes, in quibus philosophi, rhetores reliquique, qui studiis delectantur, sedentes disputare possint. An den drei Säulenhallen aber sollen weitläufige Exhedren mit Sitzen errichtet werden, damit in ihnen Philosophen, Rhetoren und andere, die an wissenschaftlichen Erörterungen Freude haben, ihre Gespräche sitzend führen können.

Zu dieser Anweisung fügen sich archäologische und epigraphische Befunde aus dem griechischen Osten: Hörsäle in Gymnasien lassen sich etwa nachweisen im aiolischen Aigai, in Pergamon, Sestos, Perge, in Delos und Delphi wie in Ephesos.6 Eine Besonderheit lag augenscheinlich im Fall von Elis vor:

1 Siehe Schmitz 1997. 2 Radermacher 1947, 15. 3 Da die Dialoge Lukians zwar zur 2. Sophistik gehören, diese jedoch aus der (Außen-)Perspektive des ironisch-selbstreflexiven Kommentators erörtern, wird auf sie nur begleitend eingegangen. 4 Siehe Korenjak 2000. 5 Daß das Gymnasion seit dem Hellenismus auch der intellektuellen Ausbildung der Knaben und jungen Männer diente, darf ohnehin vorausgesetzt werden, siehe dazu Scholz 2004. 6 Siehe dazu Robert 1937, 74–81.

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ἐν τούτῳ τῷ γυμνασίῳ καὶ βουλευτήριόν ἐστιν Ἠλείοις, καὶ ἐπιδείξεις ἐνταῦθα λόγων τε αὐτοσχεδίων καὶ συγγραμμάτων ποιοῦνται παντοίων· καλεῖται δὲ Λαλίχμιον τοῦ ἀναθέντος ἐπώνυμον. περὶ δὲ αὐτὸ ἀσπίδες ἀνάκεινται, θέας ἕνεκα καὶ οὐκ ἐς ἔργον πολέμου πεποιημέναι. Im Gymnasion [von Elis] ist auch das Rathaus der Eleer, und hier veranstalten sie Wettbewerbe in Reden aus dem Stegreif und verschiedenen Schriftwerken; es heißt Lalichmion nach dem Stifter. Ringsum sind Schilde aufgehängt, nur zum Anschauen und nicht zu kriegerischem Gebrauch gemacht.

Diese Notiz in Pausaniasʼ Beschreibung von Elis (6,23,7) bezeugt eine seltene Ver­ schränkung sogar dreier Bereiche des öffentlichen Lebens der Kaiserzeit: des Gymnasions, des Rathauses und der Sophistik.7 So jedenfalls läßt sich die Funktionsbestimmung verstehen, improvisierte Redewettbewerbe zuzulassen. Gelegentlich zeigen Inschriften auch die Hörsäle der Gymnasien in Funktion, so etwa im Falle von Haliartos, wo im Gymnasion ein – durch die Verstümmelung der Inschrift nicht mehr namentlich faßbarer – „Philosoph“ Vorträge hielt (und als Belohnung mit der Proxenie bedacht wurde): ἐπιδίξι]ς ποιεισάμενος … ἐν τῦ γυμνασίυ σχολάδδων, τώς / [τε ἐφείβως παιδεύων. der im Gymnasion Vorträge haltend unterrichtete und die Epheben bildete. (IG VII 2849).8

Das Gymnasion war also strukturell geeignet, sophistischen Vorträgen Raum zu geben. Das Gymnasion bzw. die Palaistra hinterließen Spuren in der Sprache der Sophis­ tik. Zieht man etwa Philostratos’ Sophistenviten heran, findet sich verschiedentlich das Verbum γυμνάζειν als geradezu uneigentlicher Terminus technicus für sophistische Übungen.9 So kann etwa Markos von Byzanz von sich behaupten, er deklamiere schweigend, indem er sich, ohne zu sprechen, Übungsreden vergegenwärtige (VS 1, Kap. 24, 529 [p. 104 Wright]10): ἐγώ, ἔφη ὁ Μάρκος, καὶ τῇ σιωπῇ ἐνεργῷ χρῶμαι καὶ γυμνάζουσί με δύο ὑποθέσεις καὶ τρεῖς ὑπὸ τὴν μίαν, ἣν ἐς τὸ κοινὸν ἀγωνίζομαι. Ich, sagte Markos, verwende auch das Schweigen zur Tätigkeit, und es üben mich zwei oder drei Themenstellungen neben der einen, mit der ich mich öffentlich präsentiere.

7 Vgl. den Kommentar von Meyer/Eckstein 1986, 316 (Anm. 81): „Die Verbindung von Gymnasion und Bouleuterion, anderswo nicht belegt [...].“ Vgl. ferner Gneicz 1990, 35/36. 8 Siehe dazu Ziebarth 1914, 123. 9 Der parodische Gebrauch in Lukians Parasitendialog (or. 33,60) bestätigt dies. 10 Die Sophisten-Viten des Philostratos’ werden hier und im Folgenden zitiert nach Kayser 1871, bzw. Wright 1921.



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Und so kann Philostratos einen vorbereiteten sophistischen Redner als ἀνὴρ γεγυμνασμένος bezeichnen (VS 2, Kap. 1, 561 [p. 170 Wright] über Herodes Attikos), und von Pollux aus Naukratis, einem weniger bedeutenden Sophisten, schreibt er, dieser sei wenigstens „in Bezug auf die Zunge im attischen Dialekt hinreichend trainiert“, ἱκανῶς ἐγεγύμναστο τὴν γλῶτταν τῆς ἀττικιζούσης λέξεως (VS 2, Kap. 12, 592 [p. 238 Wright]). Auffällig ist an diesen Wendungen auf den ersten Blick, daß das Verbum γυμνάζειν offensichtlich nur im Passiv auf den Sophisten angewendet werden kann: dieser wird also gleichsam (etwa durch Übungen wie durch einen Trainer) trainiert. Auf der Linie dieser Gymnasions-Metaphorik liegt auch ein Wort des Dionysios von Milet über Polemon, den er als „Athleten, der seine Stärke nicht in der Ringschule gewonnen habe,“ apostrophieren kann, nachdem er ihn in einem Prozeß sprechen hörte (ἰσχὺν ὁ ἀθλητὴς ἔχει, ἀλλ’ οὐκ ἐκ παλαίστρας, VS 1, 22, 525 [p. 96 Wright]). Der übertragene Gebrauch von γυμνάζειν etc. ist bei Philostratos11 ebenso häufig wie buchstäbliche Beispiele für Übungsstunden der Sophisten in der Palaistra selten sind. Nur einen Fall notieren die VS, den vergleichsweise unbedeutenden Rufus von Perinth, der im Ruf stand, seinen Körper durch gymnastische Übungen zu kräftigen, Diät zu halten und ähnlich den Athleten zu trainieren: ἐλέγετο δὲ καὶ γυμναστικῇ κρατύνειν τὸ σῶμα ἀναγκοφαγῶν ἀεὶ καὶ διαπονῶν αὐτὸ παραπλησίως τοῖς ἀγωνιζομένοις (VS 2, 17, 598 [p. 250 Wright]). Ungeachtet dieser sprachlichen und sachlichen Bezogenheit des Gymnasions auf die Zweite Sophistik ist jedoch in den VS kaum vom Gymnasion als Ort die Rede. Lediglich als unverzichtbarer Bestandteil einer griechischen Stadt erscheint es in Katalogen, so in der Reihe der Stiftungen, die Hadrian auf Veranlassung des Polemon Smyrna angedeihen läßt (VS 1, 25, 531 [p. 108 Wright]), bzw. in einer Aufzählung der Einrichtungen Smyrnas (VS 2, 26, 613 [p. 280 Wright]).12 Auch in den übrigen Schriften Philostratos’, den Bildern, den Briefen und der Apollonios-Vita, erscheint das Gymnasion kaum. Bemerkenswert ist allein eine Partie in der VA (4,42), die den Kyniker Demetrios als Verächter der Einrichtung zeigt: ἐπεὶ δὲ ὁ Δημήτριος διατεθεὶς πρὸς αὐτόν, ὡς ἐν τοῖς Κορινθιακοῖς λόγοις εἴρηκα, παραγενόμενος ἐς τὴν Ῥώμην ὕστερον ἐθεράπευε μὲν τὸν Ἀπολλώνιον, ἐπηφίει δ’ αὑτὸν τῷ Νέρωνι, τέχνη ταῦτα ὑπωπτεύθη τοῦ ἀνδρὸς καὶ τὸν Δημήτριον αὐτὸς ἐδόκει καθεικέναι ἐς αὐτά, καὶ πολὺ μᾶλλον, ὁπότε γυμνάσιον μὲν ἐξεποιήθη τῷ Νέρωνι θαυμασιώτατον τῶν ἐκεῖ, λευκὴν δ’ ἔθυον ἐν αὐτῷ ἡμέραν Νέρων τε αὐτὸς καὶ ἡ βουλὴ ἡ μεγάλη καὶ τὸ ἱππεῦον τῆς Ῥώμης, παρελθὼν δὲ ὁ Δημή­ τριος ἐς αὐτὸ τὸ γυμνάσιον διεξῆλθε λόγον κατὰ τῶν λουμένων, ὡς ἐκλελυμένων τε καὶ αὑτοὺς χραινόντων, καὶ ἐδείκνυεν, ὅτι περιττὸν ἀνάλωμα εἴη τὰ τοιαῦτα, ἐφ’ οἷς ξυνήρατο μὲν αὐτῷ τοῦ μὴ ἀποθανεῖν αὐτίκα τὸ τὸν Νέρωνα εὐφωνότατα ἑαυτοῦ κατὰ τὴν ἡμέραν ἐκείνην ᾄδειν —

11 Vgl. für die Analogisierung zwischen Gymnastik und Epideixis auch Aelius Aristides, Heil. Be­ richte 4, 26. 12 Einen ähnlichen Befund bietet Dion, vgl. etwa or. 33,36; 47,17; 70,1. Umgekehrt kann der Verfall des Gymnasions als äußeres Zeichen für ein heruntergewirtschaftetes Gemeinwesen gelesen werden, so Dion or. 7,38/39.

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 Martin Hose ᾖδε δὲ ἐν καπηλείῳ πεποιημένῳ ἐς τὸ γυμνάσιον διάζωμα ἔχων γυμνός, ὥσπερ τῶν καπήλων οἱ ἀσελγέστατοι. Nachdem aber Demetrios, wie ich schon früher erzählt habe [sc. in 4,25], in Korinth sein Anhänger geworden war und sich nun auch in Rom dem Weisen voll Achtung genähert, sich zugleich aber tadelnd gegenüber Nero geäußert hatte, da entstand der Verdacht, daß dies Apollonios veranlaßt habe. Dieser Verdacht verstärkte sich dann noch, als das schönste Gymnasion, das Nero je erbaut hatte, eingeweiht wurde. Am vorbestimmten Tage versammelte sich nämlich Nero mit dem Senat und der gesamten Ritterschaft Roms zur Einweihung des Bauwerks, als Demetrios plötzlich im Gymnasion erschien, eine Rede gegen das Baden hielt und darin erklärte, daß es schwäche, verunreinige und überhaupt eine überflüssige Verschwendung darstelle. Daß Demetrios nicht sogleich mit seinem Leben büßen mußte, hatte er einzig und allein der Tatsache zu verdanken, daß Nero an jenem Tage bei guter Stimme war, als er sang. Er trug nämlich im Gesellschaftsraum des Gymnasions Gesänge vor und ging, nackt bis auf den Gürtel, wie der ausgelassenste Schankwirt umher.13

So bleibt nur ein Text aus der Feder des Philostratos übrig, der prima facie aussagekräftig für das Gymnasion ist: der Gymnastikos. Doch stellt sich auch hier rasch eine gewisse Enttäuschung ein, da vom Ort nicht wirklich die Rede ist. Verfolgt doch Philostratos ein bestimmtes Darstellungsziel (Kap. 1/2, 261/2K.): ἡ μὲν γὰρ πάλαι γυμναστικὴ Μίλωνας ἐποίει καὶ Ἱπποσθένας […]. ἡ δ’ ἐπὶ τῶν πατέρων ἥττους μὲν οἶδε, θαυμασίους δὲ καὶ μεμνῆσθαι ἀξίους· ἡ δὲ νῦν καθεστηκυῖα μεταβέβληκεν οὕτω τὰ τῶν ἀθλητῶν, ὡς καὶ τοῖς φιλογυμναστοῦσι τοὺς πολλοὺς ἄχθεσθαι. δοκεῖ δέ μοι διδάξαι μὲν τὰς αἰτίας, δι’ ἃς ὑποδέδωκε ταῦτα, ξυμβαλέσθαι δὲ γυμνάζουσί τε καὶ γυμναζομένοις, ὁπόσα οἶδα, ἀπολογήσασθαί τε ὑπὲρ τῆς φύσεως ἀκουούσης κακῶς, ἐπειδὴ παρὰ πολὺ τῶν πάλαι οἱ νῦν ἀθληταί· Die alte Gymnastik nämlich brachte Männer wie Milon und Hipposthenes [...] hervor [...]. Zur Zeit unserer Väter freilich kannte sie nur mehr zweitklassige, aber immerhin staunenerregende und bemerkenswerte Sportler. So wie sie aber jetzt betrieben wird, hat sie in das Athletenwesen eine solche Wandlung gebracht, daß die große Menge sogar gegen die Liebhaber der Gymnastik Abneigung empfindet. Ich beabsichtige die Gründe mitzuteilen, weshalb dieser Verfall eingetreten ist, für Trainer und Trainierende alles beizubringen, was ich weiß, und eine Lanze zu brechen für die Natur, die verlästert wird, weil die jetzigen Athleten den früheren um vieles nachstehen.14

Philostratos diagnostiziert hier also einen Niedergang der Gymnastik, also der „Techne“, die im Gymnasion – freilich nicht nur als eine Art von Leistungssport15 –

13 Text und Übersetzung nach Mumprecht 1983. 14 Hier und im Folgenden Text und Übersetzung nach Jüthner 1909, hier S. 135. 15 Dies geht aus Lukian, Hist. conscr. 35 hervor: „Aber worin soll denn dann der Nutzen der Kunstregeln und Ratschläge bestehen? Nicht in der Hervorbringung von Eigenschaften, sondern in ihrer rechten Auswertung; würde doch auch ein Ikkos oder Herodikos, ein Theon oder ein anderer Meister niemals versprechen, sich z. B. des Perdikkas anzunehmen [...] und ihn zum Olympischen Sieger zu machen, zu einem ebenbürtigen Gegner des Theagenes aus Thasos oder des Polydamas aus



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praktiziert wird, der sie und ihre Anhänger, die φιλογυμναστοῦντες, in Verruf gebracht hat. So erscheint das Gymnasion bei Philostratos marginal und zudem noch negativ konnotiert. Kaum günstiger stellt sich der Befund in den erhaltenen Schriften des Dion von Prusa16 und des Aelius Aristides dar. Das Corpus der 80 Reden, als deren Verfasser Dion von Prusa gilt,17 ist eine wichtige bildungsgeschichtliche Quelle für das späte 1. und frühe 2. Jahrhundert. Dion inszeniert sich in ihnen als Sophist und Philosoph, als Lehrer der Beredsamkeit und Moralphilosophie, er beschreibt seine Biographie und insbesondere sein Exil (e. g. or. 13), und er tritt als politische Instanz auf, sei es in diplomatischer Mission in Kleinasien (or. 31–41), sei es in eigener Sache in seiner Heimat Prusa (or. 42–51). Diejenigen Reden, die – im weiteren Sinn – politischen Charakter haben, beanspruchen einen öffentlichen politischen Raum als Vortragsort. Im Fall der sog. Städtereden ist dies etwa die Ratsversammlung. Es wäre aber durchaus denkbar, daß ein Teil der Reden Lehrvorträge des Sophisten-Philosophen abbilden: Mit den relativ kurzen orr. 62–80, die über moralphilosophische Grundbegriffe wie Tugend, Ruhm, Ruf, Reichtum, Neid etc. handeln, wie auch mit den orr. 52–61, die moralische Belehrung aus literaturkritischen Betrachtungen ziehen, ließe sich durchaus ein Unterricht im Gymnasion verbinden.18 Indes weist der Wortlaut dieser Reden keinerlei Hinweis auf einen Ort, an dem die Rede als gehalten gedacht wird auf. Ja, schlimmer noch: in or. 13 [12 vA], in der Dion über seine Verbannung handelt, gibt er sogar dezidiert an, nicht im Gymnasion unterrichtet zu haben (§ 31).19 οὕτω δὴ καὶ ἐγὼ ἐπειρώμην διαλέγεσθαι Ῥωμαίοις, ἐπειδή με ἐκάλεσαν καὶ λέγειν ἠξίουν, οὐ κατὰ δύο καὶ τρεῖς ἀπολαμβάνων ἐν παλαίστραις καὶ περιπάτοις. οὐ γὰρ ἦν δυνατὸν οὕτως ἐν ἐκείνῃ τῇ πόλει συγγίγνεσθαι· So nun versuchte auch ich, mit den Römern zu sprechen, da sie mich gerufen und für würdig zu sprechen erachtet hatten, wobei ich sie aber nicht zu zweien oder dreien in Ringschulen und Wandelgängen getrennt unterrichtete. Denn es war nicht möglich, so in jener Stadt zusammenzukommen.

Wenn Dion angibt, in Rom nicht in Kleingruppen im Gymnasion unterrichtet zu haben, müßte dies nicht e contrario bedeuten, daß er es sonst tat? Dann wären – ent-

Skotussa – nein, er würde nur eine natürliche, zur Weiterbildung in den Leibesübungen geeignete Veranlagung mit Hilfe seiner Kunst in hohem Grade vervollkommnen.“ 16 Siehe die neue Zusammenfassung zu Person und Werk von Klauck 2000, 9–25. 17 Nur am Rande sei angemerkt, daß man or. 37 und 64 Favorin zuschreibt, die Echtheit von or. 29, 30 und 63 bestritten wird. 18 Die größeren moralphilosophischen bzw. literaturkritischen Reden 1–30 könnten dagegen öffent­ liche Deklamationen darstellen. 19 Dion wird im Folgenden zitiert nach Von Arnim 1893/96; die Übersetzungen sind entnommen Elliger 1967.

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sprechend der gerade entwickelten Vermutung – die orr. 52–80 im Gymnasion vorgetragen worden.20 Doch dies ist nur eine Hypothese. Freilich bietet Dion, wie auch Philostratos, auch Texte, die sich inhaltlich mit der Gymnastik auseinandersetzen: die beiden Reden über den Boxer Melankomas, or. 28 und 29. Or. 28 [or. 79 vA] (sie trägt in der handschriftlichen Überlieferung den Titel „2. Melankomas, der Reihe nach aber 1.“) referiert, wie das Sprecher-Ich („Dion“) mit Begleitern vom Hafen einer nichtgenannten Stadt zum Gymnasion geht, um die Athleten zu sehen. Dort findet man eine große Menschenmenge vor, die offensichtlich einen Sportler beim Training beobachtet, einen schlanken und sehr großen jungen Mann, der die Hände ausstreckt (τὰς χεῖρας ἀνατετακότος, § 2) und mithin sich für das Boxen übt. Nach einiger Zeit geht er und mit ihm die Menge. „Dion“ erfährt von einem Zuschauer, daß es sich um Iatrokles, den bislang erfolglosen Kontrahenten des berühmten Boxers Melankomas handelte, der sich nach dem überraschenden Tod des Favoriten berechtigte Hoffnungen auf den Sieg in einem nicht näher bezeichneten Wettbewerb machen dürfe (§ 4). Der Zuschauer fährt mit einem Elogium auf Melankomas fort, der nicht nur schön und von großer Selbstbeherrschung war, sondern auch einen speziellen Boxstil praktizierte, der ihn erfolgreich machte, ohne selbst getroffen zu werden: πυγμὴν γοῦν ἀγωνιζόμενος οὕτως ὑγιὴς ἦν ὥσπερ τῶν δρομέων τις, οὕτω δὲ σφόδρα γεγύμναστο καὶ τοσοῦτο περιῆν τοῖς πόνοις ὥστε δυνατὸς ἦν καὶ δύο ἡμέρας ἑξῆς μένειν ἀνατετακὼς τὰς χεῖρας, καὶ οὐκ ἂν εἶδεν οὐδεὶς ὑφέντα αὐτὸν ἢ ἀναπαυσάμενον, ὥσπερ εἰώθασιν. πρότερον δὲ ἠνάγκαζε τοὺς ἀνταγωνιστὰς ἀπειπεῖν, οὐ μόνον πρὶν αὐτὸς πληγῆναι, ἀλλὰ καὶ πρὶν πλῆξαι ἐκείνους· οὐ γὰρ τὸ παίειν καὶ τιτρώσκεσθαι ἀνδρείαν ἐνόμιζεν, ἀλλὰ τοῦτο μὲν εἶναι μὴ δυναμένων πονεῖν καὶ ἀπηλλάχθαι βουλομένων· τὸ δὲ ἀνέχεσθαι τοῦ χρόνου καὶ μήτε τοῦ βάρους τῶν χειρῶν ἡττᾶσθαι μήτε τοῦ πνεύματος ἐνδεᾶ γίγνεσθαι μήτε τῷ καύματι ἄχθεσθαι, τοῦτο δὲ εἶναι γενναῖον. Als Faustkämpfer hatte er die Gesundheit eines Läufers, und er war so durchtrainiert und durch seine Abhärtung so widerstandsfähig, daß er zwei Tage hintereinander durchhalten konnte, ohne die Hände sinken zu lassen, und niemals hat man ihn die Fäuste herabnehmen oder sich eine Erholungspause gönnen sehen, wie das sonst üblich ist. Vorher zwang er seine Gegner zur Aufgabe, nicht nur, bevor er selbst hatte einen Treffer einstecken müssen, sondern bevor der andere überhaupt einen Schlag anbringen konnte. Denn er war der Meinung, daß Schlagen und Sich-Verletzen-Lassen nicht Mut, sondern die Unfähigkeit durchzuhalten und den Willen zur Beendigung des Kampfes verrate. Die Runden zu überstehen, vom Gewicht der Hände sich nicht niederdrücken zu lassen, immer genügend Luft zu haben, ohne daß die Hitze einem etwas anhabe könne, das beweise den echten Kämpfer. (28 [79 vA], 7/8).

Hier wird also eine ungewöhnliche Art des Körpereinsatzes geschildert, die weniger im Gebrauch des Körpers im Kampf als im Gebrauch eines Beharrungsvermögens

20 Allerdings ist anzumerken, daß in or. 70,1/8 zwar vom Gymnasion die Rede ist, doch keinerlei Hinweis darauf vorliegt, daß dies der Ort sein könnte, an dem die Rede gehalten wird.



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liegt. Melankomas besiegte nicht seine Gegner, er zwang sie zur Aufgabe durch seine Fähigkeit, seinen eigenen Körper länger zu einer bestimmten Anstrengung zwingen zu können. Or. 29, eine Lobrede auf den toten Melankomas, schließt hier an. Denn in dieser Rede wird zwar zunächst sein außerordentlicher sportlicher Erfolg gepriesen, doch das damit verbundene Lob seines – schönen – Körpers durch das Lob der Selbstbeherrschung ergänzt: ὅτῳ ἄρα ὑπῆρξε μὲν κάλλος σώματος, ὑπῆρξε δὲ ἀνδρεία καὶ εὐψυχία, ἔτι δὲ σωφροσύνη καὶ τὸ ἀήττητον γενέσθαι, τίνα ἂν τοῦδε τοῦ ἀνδρὸς εὐδαιμονέστερόν τις φήσειεν; καίτοι αὐτῷ τούτῳ παραγενέσθαι χαλεπωτάτω ἐστὸν ἀνδρεία καὶ σωφροσύνη. Da er nun einen schönen Körper hatte, mutig, beherzt und selbstbeherrscht und dazu unbesiegt war, wen könnte man da wohl glücklicher preisen als ihn? Und doch paaren sich Mut und Selbstzucht außerordentlich schwer mit Schönheit [...] (29, 16/17).

In den beiden Reden über den Athleten sind also eher ungewöhnliche Aspekte der Gymnastik herausgehoben. Den Eindruck, daß Dion am Betrieb des Gymnasions an sich wenig interessiert ist, verstärkt eine Analyse der Partien seiner Reden, in denen vom Gymnasion gehandelt wird. In der 3. Rede De regno (or. 3, 125/6) heißt es: ὅσοι δὲ κέκτηνται γῆν, διαπονοῦντας πρότερον τὰ περὶ γεωργίαν, ὅσοι δὲ ἐν ἄστει διάγουσι, τῶν κατὰ πόλιν τι πράττοντας· τῶν τε σχολὴν ἀγόντων τὰ γυμνάσια μεστὰ καὶ τὰς παλαίστρας, καὶ τοὺς μὲν τρέχοντας ἐν τοῖς δρόμοις, τοὺς δὲ αὖ παλαίοντας, τοὺς δὲ ἄλλο τι περὶ τὴν ἀγωνίαν ἀσκοῦντας οὐκ ὄντας ἀθλητάς. ἁπλῶς δὲ εἰπεῖν, ἑκάστων τῶν μὴ σφόδρα ἀνοήτων ἐπιμελουμένων [supplevi] καὶ σίτων καὶ λουτρῶν καὶ ὑγιεινῶν καὶ πάντων, ὁ ἄρχων ἁπάντων τούτων διαφέρει τῷ μὴ μάτην πονεῖν [...]. Wer Land besitzt, verrichtet, bevor er alt wird, die anstrengende Arbeit des Bauern, der Städter geht seiner Beschäftigung in der Stadt nach. Gymnasien und Ringplätze sieht er bevölkert von Leuten, die nichts zu tun haben: Die einen machen Wettlauf auf der Rennbahn, andere ringen miteinander, wieder andere beschäftigen sich mit einer anderen Übung, und sie alle sind doch keine Wettkämpfer. Kurz, während jedermann, wenn er nicht ganz dumm ist, sich mit Essen, Baden und allen möglichen anderen der Gesundheit zuträglichen Dingen beschäftigt, unterscheidet sich der Herrscher von all diesen Leuten dadurch, dass er sich nicht nur zum Spaß anstrengt [...]

Dion nimmt hier eine Außenperspektive auf das Gymnasion ein, die Sichtweise des – mit der Sorge um seinen Lebensunterhalt beschäftigten – Bauern oder Städters, aus der heraus der Gymnasions-Betrieb als Müßiggang und „Anstrengung zum Spaß“ erscheint. Weiter zugespitzt erscheint die scheinbare Zwecklosigkeit des Gymnasions geradezu als „Wahnsinn“, wenn man einen nichtgriechischen Betrachter konstruiert, wie es Dion mit dem Skythen Anacharsis21 vornimmt (or. 32 [15 vA], § 44):

21 Lukian greift in seinem Dialog Anacharsis (or. 37) diese Form der Außenperspektive auf und nutzt sie zu einer kontrastiven Analyse der Funktion griechischer Agonistik.

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 Martin Hose ἔλεγεν οὖν ὡς ἔστιν ἐν ἑκάστῃ πόλει τῶν Ἑλλήνων ἀποδεδειγμένον χωρίον, ἐν ᾧ μαίνονται καθ’ ἡμέραν, τὸ γυμνάσιον λέγων· ἐπειδὰν γὰρ ἐλθόντες ἀποδύσωνται, χρίονται φαρμάκῳ. τοῦτο δὲ ἔφη κινεῖν αὐτοῖς τὴν μανίαν. εὐθὺς γὰρ οἱ μὲν τρέχουσιν, οἱ δὲ καταβάλλουσιν ἀλλήλους, οἱ δὲ τὼ χεῖρε ἀνατείναντες μάχονται πρὸς οὐδένα ἀνθρώπων, οἱ δὲ παίονται. ταῦτα δὲ ποιήσαντες, ἀποξυσάμενοι τὸ φάρμακον αὐτίκα σωφρονοῦσι, καὶ φιλικῶς αὑτοῖς ἤδη ἔχοντες βαδίζουσι κάτω ὁρῶντες, αἰσχυνόμενοι τοῖς πεπραγμένοις. [Anacharsis] erzählte nun, in jeder griechischen Stadt gebe es einen bestimmten Ort – er meinte das Gymnasion –, an dem sich die Menschen Tag für Tag wie verrückt gebärdeten. Wenn sie gekommen seien, zögen sie sich aus22 und salbten sich ein mit einer Salbe, und sie sei es, die den Wahnsinn in ihnen errege. Denn sofort begännen sie zu laufen, würfen sich gegenseitig auf den Boden, kämpften mit erhobenen Händen gegen Luftgespinste und ließen sich verprügeln. Dann schabten sie die Salbe ab und seien auf der Stelle wieder normal, seien freundlich miteinander und gingen mit gesenktem Kopf weg, weil sie sich über das Getane schämten.

Damit zeichnet Dion in seinen Reden das Gymnasion als Ort bürgerlicher sinnloser Beschäftigung, als Ort, von dem sich der Philosoph bzw. der Sophist abgrenzt. Bezeichnenderweise fehlt in Dions Reden jeglicher Hinweis darauf, dass ein Sophist im Gymnasion lehren könnte. Ähnlich unergiebig ist das Corpus der Schriften des Aelius Aristides. Das Gymnasion wird nirgends eigens erwähnt; und selbst in Texten wie etwa dem HeraklesHymnos, die thematisch für einen entsprechenden Verweis prädestiniert erscheinen könnten, sucht man vergeblich nach Hinweisen auf die Einrichtung. Bezeichnend ist die Bedeutung des Gymnasions in Heiligen Reden,23 jenen Aufzeichnungen, in denen Aelius Aristides seine Krankheiten und die verschiedenen Therapien, die ihm Ärzte und Träume anraten, schildert, wobei er stellenweise sehr ausführlich auf seine epideiktischen Erfolge (etwa 4,65), Gerichtsverfahren, Aktivitäten als Mäzen etc. während der Jahre 145 bis ca. 170 eingeht. Nur an zwei Stellen ist vom Gymnasion in diesem Corpus die Rede. Im ersten Logos (47, § 17) schildert er eine Vision, in der er den Asklepios-Tempel im Gymnasion von Smyrna besuchte – ohne auf das Gymnasion näher einzugehen. Und im zweiten Logos (48, § 81/2) referiert er eine Anweisung des Asklepios, der ihn nach Ephesos schickte, um dort Vorträge zu halten. Auf dem Weg dorthin gerät er in einen Regenschauer: ὑσθέντος δέ μου καὶ ἀγωνιῶντος οὐ πολλαῖς ὕστερον ἡμέραις, ἐπειδὴ ἐν τῇ Ἐφέσῳ ἐγενόμην, ἐπιτάττει ψυχρὸν λουτρόν, καὶ ἐλουσάμην ἐν τῷ γυμνασίῳ τῷ πρὸς τῷ Κορησσῷ. οἱ δ’ ὁρῶντες οὐχ ἧττον τὸ λουτρὸν ἢ τοὺς λόγους ἐθαύμαζον. τὰ δ’ ἀμφότερ’ ἦν παρὰ τοῦ θεοῦ. Da ich aber durchnäßt und übel daran war, verordnete er mir wenige Tage darauf, nachdem ich in Ephesos angekommen war, ein kaltes Bad. Ich badete im Gymnasion am Koressos. Die Leute,

22 Zur Nacktheit im Gymnasion als griechischer Eigenheit vgl. auch Dion or. 21,5, wo explizit fest­ gehalten wird, dass sich die Perser nicht entkleiden. 23 Siehe hierzu Schröder 1986 (nach dieser Übersetzung [unter Vergleich mit dem griechischen Text von Keil 1898] wird im Folgenden zitiert), 13–15; vgl. ferner Horstmanshoff 2004.



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die es sahen, staunten nicht weniger über das Bad als über meine Reden. Beides aber war mir von dem Gott eingegeben.

Hier erscheint das kalte Bad, das ein Sophist im Gymnasion nimmt, genauso staunenswert wie seine epideiktischen Darbietungen (die, dies legt der Zusammenhang nahe, eben nicht im Gymnasion, das in Koressos, der Vorstadt, liegt, gehalten wurden). Der gesamte Bereich der Gymnastik scheint bei Aelius unterrepräsentiert, da seine körperlichen Ertüchtigungen – etwa das Lauftraining, zu dessen Lob er eine eigene Schrift verfaßte (Heilige Berichte 4,25) – nie mit dem Gymnasion, sondern stets mit Anweisungen des Gottes in Verbindung stehen. Ähnliches trifft für den Beruf des Gymnastik-Trainers zu. Er wird etwa in den Heiligen Reden genannt, wenn die Entourage des Sophisten, seine Ärzte, Köche etc. auf eine Krankheitsattacke zu reagieren haben.24 Nimmt man nun die Texte des Philostratos, des Dion oder des Aelius Aristides für einen repräsentativen Ausschnitt aus der Zweiten Sophistik, so kommt man nicht umhin feststellen zu müssen, daß augenscheinlich dem Gymnasion in dieser Zweiten Sophistik keine prominente Rolle zukommt.25 Und insofern ist ein Schluß, wie ihn etwa Maud Gleason in ihrem Buch „Making men“ gezogen hat, aufgrund der Texte des 2. und 3. Jahrhunderts durchaus plausibel: Perhaps physical strength once had been the definite criterion of masculine excellence on the semi-legendary playing fields of Ilion and Latium, but by Hellenistic times the sedentary elite of the ancient city had turned away from warfare and gymnastics as definite agonistic activities, firmly redrawing the defining lines of competitive space so as to exclude those without wealth, education or leisure.26

Doch ist dies eben nur der Befund der Texte – Inschriften und archäologische Zeugnisse sprechen eine andere Sprache, und so ist die Kritik, die Onno van Nijf gegen Gleason vorgetragen hat,27 mehr als berechtigt. Es gibt also, um das Problem schärfer zu fassen, eine Diskrepanz zwischen der „lebensweltlichen“ Bedeutung des Gymnasions für die städtischen Eliten und der sophistischen Bedeutung der Einrichtung in den Texten der Protagonisten der Zweiten Sophistik. Will man sich nicht mit der Konstatierung dieser Diskrepanz begnügen und sie sich damit erklären, dass es ja keineswegs notwendig sei, dass „die“ Zweite Sophistik alle Bereiche öffentlichen Lebens adäquat abbilden müsse, sondern nach

24 So etwa Heil. Berichte (or. 48) 2,69. 25 Der Befund ändert sich nicht, bezieht man die Schriften Lukians ein, da lediglich in dessen Anacharsis (s.  o.) das Gymnasion zum Thema gemacht wird. Die Gymnastik wird zudem nur als Analogie herangezogen, so etwa in Hist. conscr. (or. 59), 35 und 40. 26 Gleason 1995, 159. 27 van Nijf 2001, 321; vgl. auch van Nijf 2004.

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tieferliegenden Gründen für die Schweigsamkeit der im übrigen so beredten Sophisten über das Gymnasion fahnden, so lassen sich verschiedene Ansätze denken: Zum einen könnte es sein, daß das Gymnasion – wie ja Scholz und Bringmann gezeigt haben28 – ein geistiger Fokalisationspunkt für lokale Eliten war, nicht jedoch ein überregionales intellektuelles Zentrum. Mieden also die Sophisten die Einrichtung, weil sie dort nichts zu suchen hatten, weil ihr Einwirken auf eine Polis von Außen, nicht von Innen erfolgte? Oder war das Gymnasion der Ort des Grammatikos, mit dem gleichgesetzt zu werden für einen Sophisten unangemessen war? Es darf selbstverständlich nicht ausgeschlossen werden, daß diese oder ähnlich gelagerte Erklärungen das Richtige treffen. Dennoch soll im Folgenden mit Blick auf die wenigen spezifischen Thematisierungen des Gymnasions, die sich in einem zweiten Durchgang als aufschlußreich erweisen, noch einmal auf den ebenso berühmten wie umstrittenen Erklärungsansatz für die Kultur der Hohen Kaiserzeit zurückzugegriffen werden, den E. Dodds entwickelt hat. Dodds stellt bekanntlich die These auf, dass vom späten 1. Jhdt. n. Chr. an infolge einer starken Tendenz zur Verinnerlichung bzw. zur Vergeistigung, die mit dem Platonismus verbunden ist, die Welt und der Körper eine drastische Abwertung erfahren habe, die zur einer Verleugnung der Körperlichkeit des Menschen geriet und den Menschen schließlich zu einer psychosomatischen Überkompensation trieb – und ihn krank werden ließ.29 Zwar ist der von Dodds hergestellte Kausalzusammenhang zwischen einer spezifischen Form von philosophisch-spiritueller Weltsicht und dem evidenten Diskurs zum Thema Krankheit bestreitbar, doch einige Beobachtungen der These behalten ihren Wert. Denn in der Tat ist auffällig, wie sehr die Auseinandersetzung mit dem Feld der Krankheit die gesamte Literatur der ersten drei Jahrhunderte prägt.30 Öffentliches Interesse an der Medizin, wie es sich in den anatomischen epideiktischen Präsentationen eines Galen manifestiert, die Auseinandersetzung mit dem Körper als Instanz von Defizienz, wie sie etwa in Plotins Haltung zur Körperlichkeit erkennbar ist, der Platonismus mit seinem impliziten Ziel des Aufstiegs aus der Körper- in die Ideenwelt und schließlich die verschiedenen asketischen Bewegungen,31 deren zunächst prominenteste der Kynismus sein dürfte, für die aber auch die Stoa stehen könnte: all dies verschränkte sich zu einem Diskurs, in dem die tatsächliche Sorge um den gesunden, schönen Körper kaum Bedeutung hatte. Man kann vielmehr zugespitzt behaupten, daß für die prominenten Sophisten das Moment der Krankheit zur Methode des „self-fashioning“ wurde – evidentermaßen bei Aelius Aristides, dessen Selbstinszenierung in den Heiligen Reden einen chronischen Hypochonder zu entwerfen scheint. Etwas dezenter

28 Scholz 2004; Bringmann 2004. 29 Dodds 1965/1992. 30 Siehe dazu insgesamt Luchner 2004. 31 Siehe hierzu Francis 1995.



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fällt dies bei Dion aus.32 Dennoch zeigt er sich immer wieder als Kranker in seinen Reden:33 ἀλλ’ εἰ μὲν ὑγιαίνων ἐτύγχανον, οὐκ ἂν ἀπέστην τοῦ λόγου, πρὶν ἱκανῶς αὐτὸν διελθεῖν κατὰ τὴν ἐμαυτοῦ δύναμιν. Wenn ich nun gesund wäre, würde ich nicht schließen, bevor ich nicht mein Thema, so gut ich es vermöchte, zufriedenstellend zu Ende geführt hätte. (or. 39 [22 vA],7). ἔπειτα οἶμαι καὶ τοῦ σώματος δέον ποιήσασθαί τινα πρόνοιαν, ἐκ πολλῆς καὶ συνεχοῦς ταλαιπω­ ρίας ἀπειρηκότος Zum andern, denke ich, sollte ich auch auf meinen durch die zahllosen Entbehrungen stark angegriffenen Körper [...] Rücksicht nehmen. (or. 40 [23 vA],2). πολλὰ δ’ ἂν οἶμαι περὶ τούτων ἔλεγον καὶ πρὸς τὸ μέγεθος τῆς ὑποθέσεως, εἰ μὴ τό τε σῶμα κομιδῇ φαύλως εἶχον. Noch vielerlei, denke ich, und der Bedeutung des Themas Angemessenes könnte ich dazu sagen, wenn es mir körperlich nicht derart schlecht ginge [...]. (or. 48 [31 vA],8).

Ferner nimmt sein Essay über die Philoktet-Stücke des Aischylos, Sophokles und Euripides, die ja einen fußkranken Helden ins Zentrum stellen, auch von einer eigenen Krankheit seinen Ausgang: Ἀναστὰς σχεδόν τι περὶ πρώτην ὥραν τῆς ἡμέρας καὶ διὰ τὴν ἀρρωστίαν τοῦ σώματος καὶ διὰ τὸν ἀέρα ψυχρότερον ὄντα διὰ τὴν ἕω […] ἐπεμελήθην ἐμαυτοῦ καὶ προσηυξάμην. Nachdem ich mich wegen meines schlechten Gesundheitszustandes und der Luft, die infolge der Morgenfrühe noch recht kühl war [...] erhoben hatte, machte ich mich fertig und verrichtete mein Gebet. (or. 52 [35 vA],1).

Zu diesem Insistieren auf Krankheit steht das Gymnasion in einer gewissen Opposition. Denn wie bereits zitiert, figuriert das Training im Gymnasion bei Dion (De regno III [or. 3], 125/6) als gesundheitszuträglich; in der Diogenes-Rede „Über die Gewaltherrschaft“ (or. 6,14), führt Dion die Auffassung des Kyniker aus: οἰκίας δὲ τὰς καλλίστας καὶ ὑγιεινοτάτας ἐν ἁπάσαις ταῖς πόλεσιν ἔχειν ἀναπεπταμένας τά τε ἱερὰ καὶ τὰ γυμνάσια. Die schönsten und gesündesten Gebäude stünden ihm in allen Städten offen: Tempel und Gymnasien.

32 Siehe hierzu Krause 2003. 33 Siehe hierzu Billault 2002.

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Allerdings liegt hier kein Beweis zwischen einer Interessenkonvergenz von Gymnasion und kynischer Askese. Denn Diogenes apostrophiert zwar das Gymnasion als Ort der Gesundheit, d.  h. als Ort, wo der Körper geübt und dadurch der Gesundheit gedient wird – doch er will an diesem Ort Wohnung nehmen, d. h. unter freiem Himmel oder in der Säulenhalle schlafen, mithin Askese praktizieren. Nachdem nunmehr provisorisch der Gegensatz zwischen Gymnasion und Sophistik skizziert ist, gilt es, noch einmal auf die wenigen expliziten Auseinandersetzungen der Sophistik mit dem Gymnasion zurückzukommen, auf Dions Lobreden auf Melankomas34 und Philostratos’ Gymnastikos. Diese Texte erweisen sich nämlich nun nicht mehr als allein Ausnahmen, die eine Regel bestätigen, sondern zeigen pointiert auch die Distanz zwischen Sophistik und Gymnasion auf. Denn in Dions Melankomas ist nicht nur ein Boxer mit einer zwar erfolgreichen, doch eher absonderlichen Kampfesweise konstruiert.35 Vielmehr ist Melankomas’ Technik eine der Askese angenäherte Form des – passiven – Boxens. Daß sie der Gesundheit zuträglich sei, negiert der immer wieder betonte frühe Tod des Sportlers. Doch das ist in beiden Reden nicht bedeutsam, die stattdessen immer wieder von der Selbstbeherrschung des Melankomas sprechen: πολλάκις γὰρ δι’ ὅλης τῆς ἡμέρας ἠγωνίσατο ἐν τῇ σφοδροτάτῃ ὥρᾳ τοῦ ἔτους, καὶ δυνάμενος θᾶττον ἂν περιγενέσθαι παίων οὐκ ἐβούλετο, νομίζων τὸ μὲν πληγῇ νικῆσαι καὶ τοῦ φαυλοτάτου ἔσθ’ ὅτε εἶναι τὸν βέλτιστον, εἰ τύχοι· τὴν δὲ ἀληθεστάτην νίκην, ὅταν ἄτρωτον ἀναγκάσῃ τὸν ἀντίπαλον ἀπειπεῖν. οὐ γὰρ τοῦ τραύματος, ἀλλ’ ἑαυτοῦ ἡττῆσθαι.

[...] Oft kämpfte er in der heißesten Jahreszeit den ganzen Tag über, und obwohl er den Kampf durch einen Schlag hätte schneller beenden können, lehnte er es doch ab, weil er der Meinung war, daß, wenn es sich so träfe, auch der Schlechteste einmal durch einen Schlag den Besten besiegen könne, es aber den wahrhaften Sieg bedeute, wenn man den Gegner, auch ohne ihn verletzt zu haben, zur Aufgabe zwinge; denn dann sei er nicht seiner Verletzung, sondern sich selbst erlegen. (or. 29 [78 vA],12).

Die Selbstbeherrschung, nicht der Körper, der ihr vielmehr unterworfen ist, steht im Zentrum des Lobes. Und auch Philostratos’ Gymnastikos ist ein Text, der, pointiert gesprochen, die Gymnastik „sophistisiert“,36 da sich in ihm eine Historie der Gymnastik und Anwei-

34 Zu dieser Rede s. auch König 2005, 97–157, der jedoch auf die Bedeutung des „Sehens“ fokussiert und in der Rede die „Ikonizität des idealisierten männlichen Körpers“ thematisiert findet. 35 Ich gehe damit – gegen von Arnim 1898, 142–147 – mit Lemarchand 1926, 30, davon aus, daß Me­lankomas eine Fiktion Dions ist. 36 König 2005, 301–344, widmet auch dem Gymnastikos eine ausführliche Behandlung, sieht dabei aber das „Sophistische“ im Text anders, da seiner Auffassung nach Philostratos zeigen wolle, daß das Eindringen in die Geheimnisse des Körpers analog aufzufassen sei zum Eindringen in die eigene Geschichte (304).



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sungen für eine „ideale Gymnastik“ verschränken, die ihre Modelle aus dem sophistischen Diskurs schöpfen. Denn Philostratos beschreibt den Niedergang wie folgt: ἐπεὶ δὲ μετέβαλε ταῦτα καὶ ἀστράτευτοι μὲν ἐκ μαχομένων, ἀργοὶ δὲ ἐξ ἐνεργῶν, ἀνειμένοι δὲ ἐκ κατεσκληκότων ἐγένοντο Σικελική τε ὀψοφαγία ἴσχυσεν, ἐξενευρίσθη τὰ στάδια, καὶ πολλῷ μᾶλλον, ἐπειδὴ κολακευτική γε ἐγκατελέχθη τῇ γυμναστικῇ. Als hier aber ein Umschwung eintrat und aus den Kämpfern militärisch Untaugliche, aus Tatkräftigen Träge, aus Abgehärteten Weichlinge geworden waren, und die sizilische Schlemmerei überhand nahm, da trat Entnervung auf den Sportplätzen ein, und zwar um so mehr, als die Schmeichelkunst in die Gymnastik eingeführt wurde. (Kap. 44, 285K).

Angesichts des von ihm diagnostizierten Verfalls der Gymnastik in Hellas infolge der Üppigkeit ruft der Verfasser schließlich indigniert aus: τί μὲν οὐκ ἂν ἐν Ἰωνίᾳ, τί δ’ οὐκ ἂν ἐν Ἀσίᾳ γένοιτο ἐπ’ αἰσχύνῃ ἀγῶνος. Was mag da nicht erst in Ionien, was in Asien vorkommen, den Spielen zur Schmach! (Kap. 45, 286K).

Gewiß bedient sich Philostratos, wenn er den Verfall der Gymnastik mit dem Einzug der „Schmeichelkunst“, der κολακευτική, verbindet, einer Theorie, die Platon im Gorgias (464b) entwickelt. Nach Platon gibt es neben der angemessenen Sorge um den Körper, die er in Gymnastik und Iatrik teilt, eine „Schmeichelkunst“, die, ohne dem Körper wirklich zu nützen, ihn auf bequeme Weise unterhält, die „Putzkunst“ oder die „Kochkunst“. Diese Termini fehlen bei Philostratos, und dies ist wahrscheinlich nicht Folge einer Textstörung, sondern Absicht, da es ihm nicht um die Zurückführung des Verfalls auf diese beiden „Künste“ ankommt, sondern auf die Diagnose einer allgemein nachlassenden Disziplin in der Gymnastik.37 Doch das ist nur ein Bezugspunkt des Textes. Ein weiterer liegt in der Aufnahme eines Verfallsmodells aus der Rhetorik, nach dem der Niedergang der (strengen) Kunst durch eine aus Asien einziehende schwelgende Üppigkeit, den Asianismus, erklärt wird: Diese Form der Rhetorik, die Quintilian als corrupta eloquentia bezeichnet, läßt sich mit den Begriffen Schwulst, weichliche Rhythmen und zerhackter Satzbau charakterisieren.38 Dionys von Halikarnass konstatiert in der Vorrede seiner Schrift Über die alten Redner, daß diese Form der Rhetorik nach dem Tode Alexanders die „alte philosophische Redekunst“ verdrängt habe, sie, die „aus irgendwelchen Löchern Asiens eben gerade hergelaufene – eine Myserin, Phrygerin oder ein karisches Übel.“ (Kap. 1,7).39 Dieses für eine Beschreibung der Entwicklung der Rhetorik konzipierte Modell scheint in Phi-

37 Siehe hierzu Jüthner 1909, 273/4. 38 Siehe dazu Wilamowitz 1900/1969, 245; siehe ferner Adamietz 1992. 39 Vgl. hierzu insgesamt Hidber 1996.

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lostratos’ Formulierungen zur Entwicklung der Gymnastik durch, und sein Verweis auf Ionien und Asien ruft auch die geographischen Schlüsselbegriffe in Erinnerung. Hiermit stellt also Philostratos den Niedergang der Gymnastik in den Kontext eines aus der Rhetorikgeschichte (und damit indirekt der Sophistik) stammenden Erklärungsmusters. Freilich leitet er hieraus nicht ein Remedium her, das in der Rückkehr zur „klassischen Gymnastik“ bestünde (wie es Dionys durch die Proklamation einer Rückkehr zur „attischen Muse“ proklamiert). Denn er charakterisiert die Verfahren der „Alten Gymnastik“ wie folgt: γυμναστικὴν δὲ οἱ παλαιοὶ καὶ αὐτὸ τὸ ὁτιοῦν γυμνάζεσθαι· ἐγυμνάζοντο δὲ οἱ μὲν ἄχθη φέρο­ ντες οὐκ εὔφορα, οἱ δ’ ὑπὲρ τάχους ἁμιλλώμενοι πρὸς ἵππους καὶ πτῶκας, οἱ δ’ ὀρθοῦντές τε καὶ κάμπτοντες σίδηρον ἐληλαμένον εἰς παχύ, οἱ δὲ βουσὶ συνεζευγμένοι καρτεροῖς τε καὶ ἁμαξεύουσιν, οἱ δὲ ταύρους ἀπαυχενίζοντες, οἱ δὲ λέοντας. Unter Gymnastik verstanden die Alten eben eine wie immer geartete körperliche Übung. Es übten sich aber die einen durch Tragen schwerer Lasten, die anderen, indem sie in der Schnelligkeit mit Pferden und Hasen wetteiferten, oder indem sie dicke Eisenplatten gerade und krumm bogen oder sich mit kräftigen Zugochsen zusammenspannen ließen, schließlich Stiere bändigten oder gar Löwen. (Kap. 43, 284K).

Dagegen stellt Philostratos eine „moderne“ Gymnastik, die die angehenden Athleten mit den Methoden der Medizin analysiert, ihnen körpergerechte Disziplinen zuweist und der Konstitution gemäß trainiert. Dies setzt beim Trainer entsprechende Kenntnisse voraus, die Philostratos explizit einfordert: φυσιογνωμονικήν τε ἐπεσκέφθω πᾶσαν. [...] er soll die gesamte Physiognomonik innehaben. (Kap. 25, 273K) κελεύω δὴ καὶ ἀναλογίαν μὲν ἐπεσκέφθαι τὸν γυμναστήν, ἣν εἶπον, πρὸ δὲ τῆς ἀναλογίας καὶ τὰ τῶν χυμῶν ἤθη. Ich verlange also, daß der Gymnast auch das richtige Verhältnis, von dem ich sprach, [sc. der Körpereigenschaften zu den Sportarten] kenne und vorher noch die Eigenschaften der Säfte. (Kap. 26, 274K).

„Moderne“ Gymnastik gründet sich also für Philostratos auf „moderne“ Medizin, auf Diagnostik und insbesondere Physiognomonik40 sowie Temperamentenlehre.41 Und hier grenzt sie Philostratos auch explizit von der „alten Gymnastik“ ab:

40 Vgl. z. B. Kap. 29–41. 41 Vgl. Kap. 42.



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ταῦτα εἰρήσθω μοι περὶ κράσεως ἐκ τῆς νῦν γυμναστικῆς, ὡς ἡ ἀρχαία γε οὐδὲ ἐγίνωσκε κρᾶσιν, ἀλλὰ μόνην τὴν ἰσχὺν ἐγύμναζεν. Soviel mag über die Mischungsverhältnisse der Körpersäfte nach der modernen Gymnastik gesagt sein, da die alte von den Mischungsverhältnissen nicht einmal Kenntnis hatte, sondern bloß die Körperkräfte übte. (Kap. 43, 284K).

Akzeptable Gymnastik, so lautet die Botschaft des Gymnastikos, ist entweder alt und in der Vergangenheit angesiedelt, oder aber sie hat subtil-modern, sophistisch zu sein. „Breiten-Gymnastik“ ist dagegen nicht Ziel dieser Schrift, ja sie verachtet ausdrücklich die Praxis als Schmeichelkunst, als Entnervung. Damit zeigt auch dieser Text eine Distanz zum Gymnasion in praxi. Der Befund, den dieser Beitrag liefert, fällt also mager und negativ aus. Zwischen dem Gymnasion der vielen griechischen Poleis und der „Spitzen-Sophistik“ gibt es keine Verbindung. Der Spitzen-Sophist konstruierte seine Identität nicht mit einem gesunden, sondern mit einem kranken Körper. Er weist voraus auf eine entkörperlichte, vergeistigte Welt der Askese. Gesundheit, so scheint es, wäre da nur hinderlich.

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Dennis P. Kehoe

Das kaiserzeitliche Gymnasion, Bildung und Wirtschaft im Römischen Reich Das Thema „Gymnasion im Römischen Reich“ ist mir neu, und ich bin daher weder ein Kenner von Verwaltung und Architektur noch von der religiösen oder kulturellen Bedeutung des kaiserzeitlichen Gymnasion. Daher möchte aber das Phänomen des Gymnasion aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten, nämlich aus dem eines Wirtschaftshistorikers, um den möglichen Einfluss dieser Institution auf die Wirtschaft des römischen Reiches zu beurteilen. Das kaiserzeitliche Gymnasion spielte eine bedeutende Rolle in der römischen Wirtschaftsgeschichte, denn als eine der wichtigsten Institutionen des kulturellen Lebens in griechischen Städten im Römischen Reich besaß es die Möglichkeit, die Bildung zu fördern. Wie Wirtschaftswissenschaftler in zunehmendem Maße erkannt haben, stellt die Investition in menschliches Kapital durch die Ausbildung einen entscheidenden Faktor im wirtschaftlichen Wachstum dar. Im Gegensatz zu modernen Gegebenheiten muss die Rolle der Bildung in einer antiken Wirtschaft ziemlich beschränkt gewesen sein. In der modernen Welt ist, nach der Analyse von Becker, Murphy und Tamura, diese Art von Investition der wichtigste Faktor, der eine unterentwickelte Wirtschaft von einer dynamischen und wachsenden Wirtschaft unterscheidet.1 Entscheidend sei der Gewinn, den man durch Investition in Bildung erzielt. In einer vorindustriellen Gesellschaft dürfte dieser Gewinn niedrig gewesen sein: Die meisten Berufe in einer unterentwickelten Wirtschaft erfordern wenig Ausbildung, und deswegen ist der Gewinn, den man durch Ausbildung erreicht, nur in Ausnahmefällen proportional zu den Kosten. In einer vorindustriellen Gesellschaft neigen Familien dazu, viele Kinder zu haben und verhältnismäßig wenig in die Einzelnen zu investieren. Der geringe Gewinn durch Investition in Bildung war aller Wahrscheinlichkeit nach ein besonderes Problem in der antiken Welt, wo die durchschnittliche Lebenserwartung zwischen 20 und 30 Jahren lag. Dieser Umstand verursacht, dass die Kosten der Ausbildung höher waren als in einer modernen Gesellschaft, weil Kinder im Durchschnitt weniger Zeit hatten, um die Kosten ihrer Ausbildung wettzumachen.2 Es war daher eine Frage, ob sich eine kostspielige Ausbildung, auch wenn die Familie (oder der Sklavenhalter) sie sich leisten konnte, überhaupt lohnen würde. Unter diesen Umständen war es für Familien eher sinnvoll, möglichst viele Kinder zu haben, denn Kinder schufen eine Art Sicherheit für die Eltern. Die Vorteile einer großen Familie mussten aber gegen die Kosten und Schwierigkeiten abgewogen werden, eine große Anzahl von Kindern

1 Becker/Murphy/Tamura 1990. 2 Zur Lebenserwartung in der römischen Welt: Frier 2000; Scheidel 2007, 38-41. Die Verbindung zwischen demographischen Faktoren und der Wirtschaft: Scheidel 2007.

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ernähren zu müssen. Man muss auch das anscheinend verbreitete Problem des Aussetzens von Kindern und der Kindermorde berücksichtigen.3 In der antiken Welt blieb die Möglichkeit gering, dass ein Kind einen höheren Lebensstandard als die Eltern erreichte. Die Umstände in einer modernen und entwickelten Wirtschaft stehen ganz im Gegensatz zu den schrecklichen Bedingungen in der Antike. Laut Becker et al. bringt die Ausbildung der Kinder einen immer höheren Gewinn, da in einer industriellen oder nachindustriellen Gesellschaft die Aufspeicherung des Wissens ständig wachse; die Wirtschaft belohne diejenigen, die wertvolle berufliche Fähigkeiten durch ihre Ausbildung erwerben. Die „teure Pflicht“ moderner Familien gegenüber ihren Kindern ist ein Ergebnis des sogenannten „demographischen Überganges“. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts und dem frühen 19. Jahrhundert in Europa begannen Familien die Anzahl von Kindern zu begrenzen. Vor diesem Übergang und somit in den meisten vorindustriellen Gesellschaften wurden Kinder gemäß der natürlichen Fruchtbarkeit gezeugt. Der wichtigste, die Anzahl der Kinder beeinflussende Faktor bestand darin, in welchem Alter eine Frau zum ersten Mal heiratete und ob eine Frau nach Scheidung oder Tod ihres Mannes wieder heiratete.4 In der antiken Welt hat ein solcher Übergang nicht stattgefunden. Ebenso wichtig für die potentielle Rolle der Bildung in der Wirtschaft ist das gesamte Niveau des Wissens in einer Gesellschaft. Einigen Modellen zur wirtschaftlichen Entwicklung folgend, beginnen Industrialisierung und schnelles Wachstum erst dann, wenn ein kritisches Niveau der Wissensspeicherung erreicht wird.5 Darüber hinaus sind die politischen und rechtlichen Institutionen einer Gesellschaft bedeutsam. Wie schon oft bemerkt worden ist, war zur Zeit der industriellen Revolution die Technologie Chinas mindestens auf dem gleichen Niveau wie in Europa. Aber es dauerte lange, bevor China den Wirtschaftswandel erlebte, der in Europa zu Wachstum und Transformation der Gesellschaft führte. Eine Erklärung für die unterschiedlichen Entwicklungen in Europa und China liegt in Institutionen, die in China nicht die richtigen Anreize boten, in Bildung zu investieren. Diese Erklärung – das muss man kaum hinzufügen – wird kontrovers diskutiert.6 Es ist auch eine Frage, ob eine Generation oder die Gesellschaft im Allgemeinen die für ein Bildungssystem notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung hat. Dies ist offensichtlich noch in der entwickelten Welt heute ein großes Problem, wo trotz der unverkennbaren Vorteile der Bildung für wirtschaftliches Wachstum die Investition in Bildung unzulänglich bleibt.7

3 Harris 1994. 4 Bagnall/Frier 1994, 140-41, 148–51; Scheidel 2007, 66-72. 5 Lucas 2000, 162. 6 Becker/Murphy/Tamura 1990, S33-34. 7 Ibid.



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Um die römische Welt näher zu betrachten, scheint es klar, dass die römische Gesellschaft dem Muster der nachfolgenden Generationen, das Becker et al. auf die entwickelte Welt anwenden, folgte. Die Grundlage der römischen Wirtschaft war, wie in allen antiken Gesellschaften, die Landwirtschaft. Die römische Welt erlebte technologischen Fortschritt, der die Produktivität der Landwirtschaft erhöhte; zu den wichtigsten Entwicklungen darf man sowohl die Hebelpresse für Oliven und Trauben wie auch neue Bewässerungstechnologie, und, vielleicht noch wichtiger, Investitionen in diese Technologie zählen.8 Dieser technologische Fortschritt trug wesentlich zum Wachstum der städtischen Kultur bei, die die römische Kultur kennzeichnete. Dennoch ist ebenso klar, dass die antike Technologie keine Revolution in der Produktivität landwirtschaftlicher Arbeit erzeugte, wenigstens keine Revolution, die mit derjenigen vergleichbar ist, die die industrielle Revolution ermöglichte. Nach der Analyse des Wirtschaftswissenschaftlers D. Gale Johnson ist die Produktivität der Landwirtschaft grundlegend für wirtschaftliches Wachstum.9 Ein beträchtlicher Teil des wirtschaftlichen Wachstums, das das Städtewesen im Römischen Reich unterstützte, darf der Zunahme der Bevölkerung, die von der Regierungszeit des Augustus bis 165 n. Chr. ständig wuchs, zugeschrieben werden. Ein solcher Zuwachs in der Bevölkerung führte dazu, dass das (Acker-)Land in vielen Gegenden des Reiches intensiver bebaut wurde, und auch, dass das allgemeine Einkommen aus der Landwirtschaft stieg. Aber dieser Umstand war nicht so günstig für die meisten Bauern, denen eine zunehmende Konkurrenz zu Land und zu Wasser bevorstand.10 Der Wohlstand der agrarischen Bevölkerung war zum Teil Ergebnis der rechtlichen und gesellschaftlichen Institutionen, die die Pachtbedingungen der kleinen Bauern und dadurch das Verhältnis zwischen der Landwirtschaft und dem Wirtschaftsleben in den Städten beeinflussten.11 Die Entwicklung der Städte im Römischen Reich hing von dem Austausch mit dem Hinterland ab, wobei Reichtum, der in der Landwirtschaft produziert wurde, die städtische Kultur mit allen ihren kulturellen Einrichtungen förderte.12 Wenn wir also die wirtschaftliche Rolle der Bildung in der römischen Welt betrachten, so ist klar, dass wir der Bildung das enorme Potential, das es in einer modernen Wirtschaft besitzt, nicht zurechnen dürfen. Zur gleichen Zeit wäre es aber nicht angemessen, die antike Bildung als Randphänomen der wirtschaftlichen Entwicklung zu betrachten. Eine solche Methode würde alle vorindustriellen Wirtschaften auf ein einziges Entwicklungsniveau reduzieren. Die wichtige Frage aber besteht darin, ob das römische Reich, wenn man die begrenzten Möglichkeiten für Investition in Bildung in einer vorindustriellen Wirtschaft erwägt, seine beträchtlichen Ressourcen zum Wohl

8 Schneider 2007; Wilson 1999, 2002. 9 D. Johnson 2000. 10 Scheidel 2007, 50–60. 11 Kehoe 2007. 12  Erdkamp 2001.

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der Gesellschaft verwendete. Die andere Möglichkeit wäre, dass diese Ressourcen von der Elite und der familia (Sklaven, Freigelassene etc.), die deren Finanzen verwaltete und sie unterrichtete, monopolisiert wurden. Deswegen ist die unter Althistorikern viel diskutierte Frage wichtig, inwieweit die römische Gesellschaft ein breites Ausbildungssystem entwickelte, das zur Produktivität der Arbeitskräfte und dadurch der Wirtschaft im Allgemeinen beitrug.13 Diese sehr grundlegende Frage ist wichtig dafür, wie wir das Gymnasion als eine Institution des Sozial- und Wirtschaftsleben des römischen Reiches verstehen sollen. Ohne eine unmittelbare Verbindung zwischen Gymnasion und Bildung könnte man behaupten, dass die enormen Summen, die die führenden Schichten für diese kulturellen Einrichtungen ausgaben, die römische Gesellschaft als ein teurer Luxus belastet hätten. Diese Ausgaben hätten die Ressourcen reduziert, die in anderen Wirtschaftssektoren hätten effizienter investiert werden können. Der Bau und die Reparatur von Gymnasien hätten viele Menschen in den Städten des Reiches beschäftigt, und die Feste, die in Gymnasien stattfanden, hätten in gewissem Maße zum lokalen Wirtschaftsleben beigetragen. Das Gymnasion habe aber nur in bescheidenem Maße zur Ausbreitung des Wissens beigetragen – somit einen Beitrag geleistet, bei dem die Unkosten, die die kulturellen Einrichtungen der Gesellschaft auferlegten, überwogen hätten. War das kaiserzeitliche Gymnasion also bloß eine Institution, die nur einer reichen Oberschicht nutzte, auf Kosten einer großen Bauernklasse, von deren Produktion die gymnasiale Klasse für ihr Einkommen abhing? Oder hat das Gymnasion einen konkreten Beitrag zur Wirtschaft geleistet? Mit anderen Worten: Sollen wir die kulturellen Einrichtungen der griechischen Städte des Römischen Reiches nur als ein Nebenprodukt einer Wirtschaft ansehen, die in hinreichendem Maße wuchs, um sie zu unterstützen, oder haben sie auch zum Wirtschaftsleben der Städte wesentlich beigetragen? Im Folgenden möchte ich einige vorläufige Beobachtungen darüber anbieten, wie man diese schwierigen Fragen angehen sollte. Meines Erachtens spielten das Gymnasion und andere vergleichbare Einrichtungen eine bedeutende, aber auch subtile Rolle in der römischen Wirtschaft. Auf der einen Seite haben sie zur Wirtschaft nur mittelbar beigetragen. Das Gymnasion war nicht der Ort, wo Menschen Ausbildung in einer unmittelbaren Verbindung zum Wirtschaftsleben erhielten. Stattdessen förderte es eine Kultur, die durch geistige Leistung gekennzeichnet war und deswegen sicher den Bildungsgrad auf einem breiten Niveau beeinflusste. Auf der anderen Seite bürdete das Gymnasion der Gesellschaft große Unkosten auf, welche durch die Konkurrenz der Elite im städtischen Euergetismus vergrößert wurden. Aber die römische Regierung scheint diese für das Finanzwesen der Städte unproduktiven Tendenzen erkannt zu haben und versuchte, der Gefahr solcher verschwenderischen Ausgaben durch eine Reihe von gesetzlichen Maßnahmen entgegenzuwirken.

13  Harris 1989.



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Das kaiserzeitliche Gymnasion war eine der charakteristischen kulturellen In­stitutionen des östlichen Römischen Reiches, wie wir durch viele Beiträge in diesem Band erfahren. Wie Zahra Newby in ihrem kürzlich erschienenen Buch vorschlägt, waren Gymnasien aller Wahrscheinlichkeit nach in jeder bedeutenden Stadt im Osten des Reiches zu finden.14 Die Stadt Ephesos hatte zum Beispiel vier Gymnasien, die alle zwischen dem späten ersten Jahrhundert und dem späten zweiten Jahrhundert n. Chr. erbaut wurden. Die Wichtigkeit der Gymnasien für das Kulturleben im römischen Osten ist ein Thema, das sich kaum überbetonen lässt. In Gymnasien fanden sowohl athletische Wettkämpfe wie auch intellektuelle und künstlerische Veranstaltungen statt. Regelmäßig erschienen Gymnasien im Römischen Reich im Zusammenhang mit Thermenanlagen.15 Diese wurden zu einem teuren und anspruchsvollen Ausdruck der griechischen Kultur und zu einem unentbehrlichen Merkmal einer zivilisierten Stadt. Auch funktionierten die Gymnasien als soziale und kulturelle Institutionen, die der Ausbildung der Epheben dienten und daher für den Fortbestand der aristokratischen Oberschicht wichtig waren. Die griechischen Eliten in den Städten wachten – den Unruhen in Alexandrien zur Zeit des Claudius nach zu urteilen – eifersüchtig über die Mitgliedschaft in dieser Elite. Nach dem Brief, den Claudius an die Alexandriner schrieb, war Mitgliedschaft in der Ephebeia das wichtigste Kennzeichen von Status in der Stadt.16 Es überrascht kaum, dass reiche Euergeten wie P. Vedius Antoninus in Ephesos oder Herodes Atticus in Athen großzügig Gymnasien stifteten.17 Die Wichtigkeit des Amtes des Gymnasiarchen wird in vielen Beiträgen dieses Bandes betont. In Ägypten ist eine Gymnasiarchenklasse unter der lokalen Elite erkennbar. Um die Frage zu beantworten, welche Rolle die oft prachtvollen Gymnasien in der Bildung der römischen Welt gespielt haben, muss man genau untersuchen, welche Ausbildung der antiken Wirtschaft gedient haben könnte. Mit dieser Frage setzt sich Richard Saller in einem Vortrag über die Bedeutung der Investition in menschliches Kapital für die Möglichkeit wirtschaftlichen Wachstums in der römischen Welt auseinander.18 Nach Sallers Analyse sei die Investition in die Ausbildung günstiger gewesen als im Mittelalter, aber geringer als im frühmodernen Europa. Das heißt, dass die Ausbildung für die Wirtschaft eine beträchtliche Rolle spielte – allerdings eine Rolle, die nicht mit derjenigen für eine moderne Wirtschaft verwechselt werden sollte. Es ist sicher, dass Lesen, Schreiben und Rechnen in der Wirtschaft von grundlegender Bedeutung waren, insbesondere im Handel und in der Buchführung. Man kann sich kaum vorstellen, wie ein so umfangreiches Unternehmen wie der Großgrundbesitz des alexandrinischen Aristokraten Aurelius Appianus in Ägypten im dritten Jahr-

14 Newby 2005. 15 Newby 2005, chap. 8. 16 Alexandria Brief: Sel.Pap. II 212 [= P.Lond. VI 1912]. Ephebeia: Gehrke 1997. 17 Newby 2005, 244-245. 18 Saller 2007.

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hundert ohne eine Klasse von Gutsverwaltern hätte funktionieren können, die die Fähigkeit besaßen, komplizierte Konten über Ausgaben und Einnahmen und andere Verhandlungen sorgfältig zu führen.19 Die Sorgfalt, die die Verwaltung auf diesem Gut kennzeichnet, ist nur ein Beispiel unter vielleicht Hunderten, aber sie lässt vermuten, wie wichtig das Lesen und Schreiben für die Möglichkeit wirtschaftlichen Wachstums in der römischen Welt waren. Wenden wir uns einem anderen Faktor der Wirtschaftskraft des Römischen Reiches zu: Der Fortbestand eines Rechtssystems, das Eigentumsrechte sicherte und dadurch die Kosten des Wirtschaftslebens verminderte, wäre ohne eine große Anzahl von Spezialisten unmöglich gewesen, die über Fachkenntnisse im Handelsrecht verfügten. Zu diesen Spezialisten kann man Advokaten und Nomikoi zählen, die im römischen Recht gültige Verträge schrieben. Wie Elizabeth Meyer in ihrem Buch über Tabulae im römischen Reich zeigt, spielten schriftliche Urkunden eine immer größere Rolle im Rechtsleben der römischen Provinzen; in beträchtlichem Maße ersetzten sie Vertragstypen – wie z. B. die Stipulatio –, die ursprünglich mündlich gefasst waren. Der Beitrag, den die Verwendung solcher Urkunden für die Wirtschaft leistete, lässt sich kaum messen, aber es ist klar, dass sie der Verbreitung römischer Rechtsnormen in den Provinzen dienten. So wurden zum Beispiel Sklavenverkäufe in Dakien im 2. Jahrhundert nach römischen Normen formuliert.20 Man darf auch an das Babathaarchiv aus der Provinz Arabien denken, wo eine jüdische Frau Rechtsurkunden in griechischer Sprache schrieb (oder schreiben ließ), um ihre Rechte in römischen Gerichtshöfen durchzusetzen. Landwirtschaftliche Gemeinden benötigten ebenfalls Kenntnisse der Rechte, um ihre Interessen zu verteidigen.21 In einem gut bekannten Beispiel beklagten sich die coloni des saltus Burunitanus in Afrika, einer kaiserlichen Domäne, beim Kaiser Commodus, dass die römischen Lokalbehörden die Pachtbedingungen regelmäßig missachteten. Die Grundlage der Bittschrift der coloni bildete eine perpetua forma, eine Urkunde, die auf einer Bronzetafel aufgeschrieben war, und die coloni ließen ebenfalls ihre Bittschrift und das Reskript des Kaisers auf einer Stele veröffentlichen (CIL VIII 10570, 14464).22 Es ist gar nicht bedeutsam, dass viele der Leute, die sich auf schriftliche Urkunden verließen, selbst weder lesen noch schreiben konnten. Einen wichtigen Teil des Rechtssystems bildete der Bittschriftprozess. Es wurde zu einer ständigen Aufgabe sowohl des Kaisers als auch untergeordneter Instanzen wie Statthaltern in Provinzen und Strategen in den Nomoi oder Verwaltungsgauen in Ägypten, schriftliche Petitionen zu lesen und zu beantworten. Die Bittschriften an den Kaiser sind immer noch ein wichtiges Thema in der Forschung zur Alten

19 Rathbone 1991. 20 Meyer 2004, 56–57, 177–79; Wessel 2003, 67-68. 21 Cotton 1993; Nörr 1998; Meyer 2004, 191-193. 22 Hauken 1998, 3–28; Kehoe 2007, chap. 2.



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Geschichte,23 und Clifford Ando sieht in der schriftlichen Kommunikation an das Reich einen wichtigen Teil des Anspruchs des Kaisers auf politische Legitimität.24 Ein Präfekt in Ägypten erhielt angeblich 1804 Bittschriften in anderthalb Tagen während seiner jährlichen Reise durch die Gaumetropolen der Provinz (P. Yale I 61, ca. 208–210 n. Chr.). Der Hauptpunkt ist, dass das Rechtssystem und das hoch entwickelte Wirtschaftsleben des Römischen Reiches davon abhingen, dass eine gewisse Ausbildung einer großen Zahl von Menschen unterschiedlicher Schichten zur Verfügung stand. Diese Leute gehörten nicht zur städtischen Elite, sondern sie bildeten eine darüber hinausgehende Schicht, die mehr Bildung erhielt als drei Jahre, was Saller als eine Grundausbildungszeit im Römischen Reich voraussetzt. Die grundlegende Frage besteht darin, inwieweit das kaiserzeitliche Gymnasion und ähnliche kulturelle Einrichtungen die für komplizierte wirtschaftliche Abläufe notwendige Ausbildung unterstützte. Man könnte ganz plausibel behaupten, dass die Hochkultur nur ein Nebenprodukt einer Gesellschaft sei, die reich genug war, sich Einrichtungen wie das Gymnasion zu leisten. Das wird tatsächlich der Fall sein, aber das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Ausbildung war aller Wahrscheinlichkeit nach ziemlich kompliziert und auch indirekt. Dies lässt sich im Falle der Gymnasien im römischen Ägypten, die Raffaella Cribiore neulich erforscht hat, erkennen. Dort war das Gymnasion oft ein imponierendes Gebäude und auch eine der wichtigsten kulturellen Einrichtungen einer Stadt. Aber seine Rolle in der Ausbildung war ziemlich beschränkt. Die alltägliche Ausbildung der Jugend fand anderswo statt, und normalerweise ohne beträchtliche Infrastruktur. Private Lehrer führten ihre Unterrichtsstunden im Freien durch, oder manchmal in privaten Zimmern, die sie zu diesem Zweck mieteten.25 Die Ausbildung für Schüler wurde vom Staat wie auch von privaten Stiftern unterstützt. Um ein Beispiel aus der privaten Welt zu zitieren: Der römische Senator Plinius der Jüngere bot die Übernahme eines Drittels des Gehaltes eines Lehrers für die jungen Schüler seiner Heimatstadt Comum an (Plin. epist. 4.13). In einer früheren Epoche spendeten drei reiche Bürger von Milet, Eudemos und seine Brüder Menandros und Dion, zehn Talente, dessen Erträge die Gehälter der Lehrer für freie Kinder der Stadt decken sollten.26 In der Prinzipatszeit seit Vespasian erlaubte die römische Regierung Stadträten, die Gehälter für Lehrer in den artes liberales, Philosophen und auch Ärzte zu bezahlen (Ulp. Dig. 50.9.4.2; cf. [Ulp.] Dig. 50.9.1). Philosophen und Ärzte genossen auch Immunität von persönlichen Liturgien (Arcad. Charisius Dig. 50.4.18.30).27 Diese

23 Peachin 1996; Corcoran 1996; Nörr 1981; Turpin 1991. 24 Ando 2000. 25 Cribiore 2001, besonders 34-36; Harris 1989, 134-135. 26 Ziebarth 1914, 200/199 v. u. Z. 27 Philosophen hatten keine Immunität von Liturgien, die die Verausgabung eigenen Geldes be­ trafen. Sie konnten ihre Immunität von persönlichen Liturgien verlieren, wenn sie diese Art Immunität beanspruchten, weil wahre Philosophen Geld verachten sollten (Pap. Dig. 50.5.8.4).

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Privilegien wurden einem Reskript des Kaisers Caracalla (Mod. D. 50.4.11.4) zufolge den Lehrern von Schülern ,,qui primis litteris pueros inducunt“ nicht gewährt. Solche Lehrer bildeten jedoch vom Standpunkt des Staates einen sehr wichtigen Beruf. Daher war es die Aufgabe des Statthalters, Lehrer mit Liturgien und anderen Aufgaben nicht zu überfordern, wie ein dem Ulpianus zugeschriebener nachklassischer Text berichtet ([Ulp.] Dig. 50.5.2.8).28 Die Immunität von Liturgien muss als ein sehr geschätztes Privileg angesehen werden, wie man an der fünfjährigen Immunität, die negotiatores im Dienst der annona gewährt wurde (Scaev. Dig. 50.4.5) oder der Befreiung von persönlichen Liturgien, die Septimius Severus Veteranen bewilligte, erkennen kann (Papin. Dig. 50.5.7). Um wieder die Lehrer zu betrachten: In einem berühmten Beispiel schrieb ein gewisser Lollianus, der vom Stadtrat von Oxyrhynchos als öffentlicher Lehrer ernannt worden war, eine Bittschrift an die Kaiser Valerianus und Gallienus sowie an einen einflussreichen Freund, um sich über sein mageres Gehalt zu beschweren (P.Oxy. XLVII 3366, 253-60).29 Diese wenigen Beispiele informieren uns nicht über das Ausmaß der privaten und öffentlichen Unterstützung der Ausbildung; es ist wahrscheinlich, dass diese Maßnahmen relativ wenige Menschen betrafen. Trotzdem muss man mit der Sorge des Staates rechnen, Ausbildung über eine Grundstufe hinaus auch einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Ein großer Teil der Investitionen in die für das Wirtschaftsleben wichtige Ausbildung kam aus Quellen, die sich deutlich von öffentlichen oder karitativen Initiativen unterschieden. Im Handel verließen sich römische Eigentümer auf Handelsvertreter, die ihnen sozial unterworfen waren, wie Sklaven oder Freigelassene. Die Familiastruktur war für die römische Gesellschaft so fundamental, dass sie die organisatorische Grundlage für die kaiserliche Bürokratie, die familia Caesaris, bildete. Die Nutzung von Sklaven oder Freigelassenen als Vertreter/Agenten brachte römischen Eigentümern eine Reihe von Vorteilen. Dieses Verfahren erlaubte den Eigentümern, die Leistungen ihrer Verwalter besser zu überwachen und auch ein effizienteres Lohnsystem anzuwenden als mit freien Angestellten möglich gewesen wäre.30 Die Verwalter ihrerseits hatten die Gelegenheit, Geschäfte selbständig zu leiten und einen Gewinn aus ihren eigenen Anstrengungen zu erzielen. Der Eigentümer aber, der pater familias, war, weil er seinen Sklaven mit Freiheit belohnen konnte, in der Lage, das Verhalten seiner Verwalter eher zu beeinflussen als mit freien Angestellten. Aus diesen Gründen scheint es logisch, dass die Ausbildung, die den Geschäftsinteressen der Elite diente, normalerweise innerhalb der familia stattfand. Dies ist der Fall unabhängig davon, ob die Ausbildung dazu dienen sollte, Personal für niedrigere

28 [Ulp.] D. 50.5.2.8: „Qui pueros primas litteras docent, immunitatem a ciuilibus muneribus non habent: sed ne cui eorum id quod supra uires sit iudicatur, ad praesidis religionem pertinet, siue in ciuitatibus siue in uicis primas litteras magistri doceant.“ 29 Parsons 1976. 30 Frier/Kehoe 2007, 26-34.



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Stellen in der Verwaltung einer domus vorzubereiten, oder ob sie besondere Fachkenntnisse für spezialisierte Berufe wie Medizin oder Architektur vermitteln sollte. Diese Methode Menschen auszubilden, ist zum Teil das Ergebnis eines Mangels an Alternativen, aber sie hatte auch zur Folge, dass Eigentümer ihre Investitionen in menschliches Kapital unter unmittelbarer Aufsicht halten konnten. Die wirtschaftliche Planung aristokratischer Eigentümer wurde allerdings insofern eingeschränkt, aber aufgrund der in der antiken Welt allgemein niedrigen Lebenserwartung gab es keine Garantie, dass ein ausgebildeter Sklave lange genug lebte, um die Kosten seiner Ausbildung zu decken.31 In manchen Gegenden des Reiches, vor allem in Ägypten, fand diese Art der Ausbildung unter anderen Umständen statt. Dort war es in der Regel die Aufgabe von Meisterhandwerkern, jungen Menschen berufliche Ausbildung zu geben. Der Meister hatte die Pflicht, den Jüngling zu unterrichten und manchmal musste er auch nach mehreren Jahren einen Lohn zahlen (cf. den Vertrag mit einem Meisterweber P.Oxy IV 725 = Sel. Pap. I 14, 183 n.  Chr.). Der Auszubildende konnte sowohl von freiem Status als auch Sklave sein. Für den Meister waren solche Verträge vorteilhaft, weil er relativ billige Arbeitskräfte erhielt. Diese Art der Ausbildung scheint von der Welt der Gymnasien weit entfernt zu sein, aber ein engeres Verhältnis zwischen Kultur und Wirtschaft lässt sich in William Johnsons Forschung über die Soziologie des Lesens in der klassischen Antike verfolgen.32 Johnsons Meinung nach sei das Lesen zum großen Teil eine öffentliche Vorführung gewesen. Der literarische Text, der sehr elegant auf eine Papyrusrolle geschrieben wurde, sei an sich ein Ausdruck der hohen Kultur gewesen. Bücher seien teuer gewesen, da sie einen Berufsschreiber und kostbaren Papyrus erforderten. Sie seien typischerweise so geschrieben worden, um einen ästhetisch gefälligen Eindruck zu machen. Die Anordnung der Zeilen ohne Wortbrüche, habe zur Folge gehabt, dass das literarische Buch eher ästhetischen Empfindungen des Besitzers als der Vermittlung von Informationen für den Leser diente. Als Literatur beim Abendessen vorgelesen wurde, zählte der Text selbst mit der darauf festgehaltenen Literatur als Zeugnis der hohen Kultur. Die Gelehrten hätten das Lesen oft mit Fragen und Besprechungen unterbrochen, doch sei eine literarische Papyrusrolle, obwohl sie Informationen beinhaltete, auch als ein Mittel für eine Vorführung angesehen worden. Sogar eine technische Abhandlung könnte als Unterhaltung verstanden worden sein, wenn der Autor sie in einem eleganten Prosastil abgefasst hatte. In diesem Zusammenhang ist Johnsons Analyse der Satire des Lukian über den unwissenden Buchsammler wichtig (Adv. Indoct., ca. 170 n. Chr.). In dieser Schrift macht sich Lukian über einen reichen Syrer lustig, der versucht, mit seiner Gelehrsamkeit durch seine Buchsammlung zu prahlen. Die äußerliche Schönheit seiner Bücher ist der Grund für seine Einbildung, wegen seines Mangels an Bildung versteht er vom Inhalt aber sehr wenig. Nach der

31 Saller 2007; Scheidel 2007, 71-73. 32 W. Johnson 2000.

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Analyse Johnsons sind Erwerben und Zeigen eines schönen Buches ausreichend, um einen hohen kulturellen Status zu beanspruchen; Lukian allerdings verachtet diejenigen, die sich nur um das Aussehen eines Buches kümmern und nicht ausreichende Bildung haben, Literatur zu schätzen. Von diesem Standpunkt aus diente das Gymnasion eher als eine kulturelle Einrichtung, die den Wert der Vorlesung als eine prestigevolle Form der Unterhaltung förderte, als ein Zentrum der Wissenschaft und Forschung. Dennoch spielte es eine wesentliche Rolle in der Wirtschaft. Das Prestige, das ein gelehrter Schriftsteller von seiner Behandlung eines technischen Themas bekam, diente in bescheidenem Maße zur Ausbreitung technischen Wissens, aber nicht wie an einer modernen Universität. Johnson wie Lukian im zweiten Jahrhundert scheinen die Einbildung des reichen, aber unwissenden Syrers zu schnell zu missachten. Wenn das Sammeln und Vorlesen von Büchern vor Gästen als ein Zeichen hohen Status galt (und man sollte sich daran erinnern, dass sogar, oder besonders, Trimalchio im Satyrikon des Petronius Kenntnis der Literatur und Philosophie beansprucht), dann scheint es wahrscheinlich, dass das Interesse an Literatur auch ein breiteres Publikum als nur die verhältnismäßig wenigen gebildeten Literati erreichte. Wenn man auf der Grundlage einer literarischen Ausbildung in eine zum großen Teil durch Kultur gekennzeichnete Oberschicht eintrat, gab es keinen absoluten Bruch zwischen der Elite, die eine tiefe Kenntnis der Literatur besaß, und der breiteren Gesellschaft, aber ein Kontinuum. In der Cena Trimalchionis kümmert sich Echion, ein Freigelassener und Feuerwehrmann (centonarius), darum, dass sein junger Sklave (oder Sohn) Primigenius eine Ausbildung in griechischer und lateinischer Literatur und auch im Recht bekomme (Petron. 45.5-8). Der Freigelassene Hermeros, der darum besorgt ist, seine Würde gegen die Spötteleien von Leuten, die er für Aristokraten hält, zu verteidigen, ist stolz auf seine Ausbildung, wie bescheiden sie auch sein mag. Er hat weder Literatur noch Geometrie gelernt, aber er erhielt genügend Ausbildung, um Inschriften zu lesen und Geld zu verleihen und zu borgen (Petron. 58.7). Die Welt des stolzen Freigelassenen Hermeros ist offensichtlich sehr weit von der hohen Kultur des Gymnasions entfernt, aber diese Kultur trug dazu bei, dass die Ausbildung als ein bedeutendes Kennzeichen der Zivilisation anerkannt wurde. Hermeros und der reiche Syrer waren ebenso wichtig für diese Zivilisation wie die gebildete Oberschicht und auch die städtischen Sklaven, die nach den Forschungen von Brent Shaw die Ehesitten der Oberschicht nachahmten.33 Diese Bevölkerungsschicht ahmte die Sitten der Oberschicht auch dadurch nach, dass sie den sogenannten ,,epigraphic habit“ adoptierte; durch ihre Ausbildung konnte sie ihren Unterhalt bestreiten und auch ihre Sozialidentität definieren. Das Gymnasion und ähnliche kulturelle Einrichtungen legten der Gesellschaft riesige Kosten auf; diese aber haben zumindest einen Rahmen geschaffen, um tief in der Bevölkerung

33 Shaw 1987.



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verwurzelte kulturelle Werte zu vermitteln. Die Ausbildung eines Echions war mit der Gelehrsamkeit der literarischen Elite verbunden. Wie sollen wir nun die Rolle des römischen Staates in der Ausbildung beurteilen? Auch wenn der Staat nie eine weit verbreitete Grundbildung für die Bevölkerung des Reiches schaffte, verfolgte er eine Rechtspolitik, die wenigstens indirekt die Ausbildung förderte, indem diese Politik die Stärke der kulturellen Einrichtungen unterstützte. Der Staat stärkte die Ansprüche von Städten auf die Vermächtnisse reicher Bürger, die sich dafür interessierten, Kulturzentren zu stiften, wie David Johnston in einem wichtigen Artikel gezeigt hat.34 Seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. durften Städte im Römischen Reich Vermächtnisse von Einzelpersonen entgegennehmen. Solche Vermächtnisse kamen in zwei Formen vor: als Legat, das die Erben verpflichtete, Geld oder Vermögen dem Legatar zu liefern, oder als Fideikommiss, wobei der Erblasser einen Erben oder Legatar verpflichtete, einen Dienst für einen Dritten zu leisten. Das Recht, Vermächtnisse zu erhalten, wurde unter dem Kaiser Hadrian durch das senatus consultum Apronianum gestärkt (Paul. Dig. 36.1.27).35 Nach der Beschreibung des Rechtsgelehrten Marcianus konnten solche Vermächtnisse an Städte für allgemeine Geldverteilungen für Gebäude, für alimentarische Programme sowie für die Bildung von Kindern verwendet werden (Dig. 30.117). Selbstverständlich konnten Vermächtnisse aber auch anderen, von der Oberschicht nicht erwünschten Zwecken dienen, wie z. B. Spielen. Dass Städte die Großzügigkeit reicher Bürger genießen durften, garantierte allerdings nicht, dass sie die Gelder auch produktiven Zwecken zuführen würden. Deswegen wurden Legata häufig von Bedingungen abhängig gemacht (sub modo); die Städte konnten das Legat nur beanspruchen, wenn sie die vom Erblasser bestimmten Bedingungen erfüllten. Diese Situation brachte eine Reihe von Rechtsproblemen mit sich und die römischen Behörden sahen sich mit der Situation konfrontiert, die Interessen des Erblassers, der Stadt und der Erben, die die Geschenke des Erblassers als Unkosten rechneten, gegeneinander abzuwägen. Die Schwierigkeiten, die manche Städte erlebten, ihre Finanzen zu verwalten, sind gut bekannt. Bei der Darstellung seiner Pläne, ein Alimentarprogramm in Comum zu unterstützen, äußert sich Plinius der Jüngere sehr skeptisch darüber, ob man einer Stadt ein Landgeschenk oder eine große Summe Geldes anvertrauen könne (Plin. epist. 7.30). Diese Schwierigkeiten mit dem Finanzwesen provozierten eine Anzahl von Maßnahmen seitens der römischen Regierung, unter denen die Ernennung der curatores rei publicae die Wichtigste war. Für Legata und Fideicommissa aber waren die privatrechtlichen Maßnahmen wich­ tiger.36

34 Johnston 1985. 35 Kaser 1971, 761 Anm. 3. 36 Johnston 1985, 117-121.

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Das römische Zivilprozessrecht und die Rechtswissenschaft neigten dazu, die Interessen der Städte zu bevorzugen. In einem Reskript verlangten die Kaiser Marcus Aurelius und Lucius Verus, dass die Magistrate einer Stadt die Zahlung der Legata erzwangen, und, wenn sie diese Aufgabe nicht erfüllten, dafür haften sollten (Pap. Iust. Dig. 50.1.38.2). Es war aber eine ganz andere Sache, die Einhaltung der Wünsche des Erblassers zu erzwingen. Um diesen Zweck zu erreichen, durfte der Praetor vom Legatar, d.h. der Stadt, eine Kaution verlangen. Aber sobald die Stadt das vermachte Geld oder das Vermögen erhielt, durften nur die Erblasser eine Klage gegen die Stadt erheben. Das Interesse der Erblasser bestand unter diesen Umständen nur darin, das Geld von der Stadt zurückzufordern, und nicht darin, die Stadt zu zwingen, die Wünsche des Erblassers zu erfüllen. So diskutiert Scaevola einen Fall, wo ein Erblasser Geld an eine Stadt vermachte, unter der Bedingung, dass die Stadt alle zwei Jahre Spiele durchführen würde. (Dig. 33.1.21.3).37 Der Statthalter hatte keine Berechtigung, die Stadt zur Durchführung der Spiele zu zwingen; allein den Erben standen diesbezüglich Rechtsmittel zur Verfügung (cf. Pomp. Dig. 33.1.7). Scaevola führt auch noch den folgenden Fall an: Ein Mann hinterließ einer Stadt ein Legat von Land, aus dessen Einkünften jährliche Spiele veranstaltet werden sollten (Dig. 33.2.17).38 Der Erblasser hatte auch von den Dekurionen erbeten, dass die Stadt das Geld keinem anderen Zweck zuführen sollte. Vier Jahre hintereinander versäumte es die Stadt, die Spiele zu organisieren. Diese Situation führt zu der Frage, ob die Einkünfte aus dem Land (fructus) den Erben zurückzuerstatten waren. Nach der Antwort des Scaevola sollten die Erben die Einkünfte zurückerhalten. Das Geld, das die Stadt nicht ausgegeben hatte, durfte für andere Legata im Testament des Erblassers verwendet werden. Der wichtige Punkt besteht hier darin, dass es den Erben zufiel, Klage zu erheben. Es gab kein Rechtsmittel, mit dessen Hilfe ein interessierter Bürger den Stadtrat hätte zwingen können, die Wünsche des Erblassers zu erfüllen. Dennoch ließ die römische Regierung den Städten Spielraum, wie sie Gelder verwendeten, während die Finanzen der Städte immer mehr unter die Überwachung des Kaisers gerieten. In diesem Zusammenhang benötigte eine Stadt die Genehmigung des Kaisers, um vermachtes Geld anderen Zwecken zu widmen, als denjenigen, die der Erblasser wünschte (Valens Dig. 50.8.6; cf. Ulp. Dig. 50.8.1).39 Eine Stadt durfte nach einem Reskript des Antoninus Pius Geld, das für Neubauten vermacht wurde, für die Reparatur vorhandener Gebäude verwenden, wenn sie eine genügende Anzahl von Gebäuden besaß und Geld für Reparaturen brauchte (Call. Dig. 50.10.7 pr.).40 Bedin-

37 Johnston 1985, 118-119. 38 Johnston 1985, 119-120. 39 Johnston 1985, 120-121. Eine Ausnahme kam vor, wenn Legat oder Fideicommiss dem Erben weniger als ein Viertel der Erbschaft ließ. In diesem Zustand durfte, der lex Falcidia zufolge, das Geld anders genutzt werden. 40 Johnston 1985, 123. Cf. Paul. Dig. 50.8.7.1: „Nisi ad opus novum pecunia specialiter legata sit vetera ex hac reficienda sunt.“



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gungen jedoch, die den Interessen der Stadt schädlich waren, brauchten nicht beachtet zu werden (Marcus Aurelius und Lucius Verus apud Pap. Iust. Dig. 50.12.13.1).41 Es bleibt noch die Frage, ob die Großzügigkeit aristokratischer Spender zum Wirtschaftsleben der Städte positiv beitrug. Es versteht sich von selbst, dass kulturelle Veranstaltungen wie Feste, die in Gymnasien oder in Verbindung mit ihnen stattfanden, Handel und Reichtum in die Städte zogen. Selbstverständlich konkurrierten Städte miteinander um das Recht, prestigeträchtige Spiele zu veranstalten. Sogar ein kleiner Ort wie Skaptopara in Thrakien profitierte als Touristenzentrum zumindest so lange, bis vorbeimarschierende Soldaten die Gastfreundschaft des Dorfes missbrauchten.42 Beispiele wie das von Skaptopara lassen sie problemlos vermehren. Das Bauen von Gymnasien und ähnlichen Strukturen könnte allerdings auch als eine Investition wesentlicher Ressourcen in nicht-produktive Formen der Selbstvergrößerung angesehen werden. Wegen der teueren und prachtvollen Verzierung mancher Gymnasien und Badekomplexe scheint die Werbewirkung wichtiger als die kulturelle oder wirtschaftliche Funktion des Gebäudes gewesen zu sein. Somit konnte die Konkurrenz unter Mitgliedern der Oberschicht, die am prächtigsten ausgestatteten Gebäude und die extravagantesten Feste zu haben, für die Gesellschaft im Allgemeinen auch verschwenderisch sein. Die römische Regierung erkannte diese Gefahr und versuchte, soweit es möglich war, diese verschwenderische Konkurrenz einzudämmen, indem sie beispielsweise die Kosten für öffentliche Bauprogramme überwachte. Wie bei Vermächtnissen an Städte wurde die Überwachung der städtischen Finanzen immer mehr eine Aufgabe des Kaisers. Nach dem Rechtsgelehrten Macer durften Neubauprogramme ohne die Genehmigung des Kaisers nur mit privatem Geld, und nicht mit öffentlichem Geld, finanziert werden (Dig. 50.10.3 pr. 2).43 Diese Einschränkung galt anscheinend auch für privat finanzierte Neubauten, die an öffentliche Strukturen, wie Mauern oder Tore, anschlossen, oder aus Mauern bestanden. Unter diesen Umständen müsste, wie in einer Konstitution des Marcus Aurelius formuliert war, der Statthalter, nachdem die Stadt sich an ihn gewandt hatte, an den Kaiser schreiben (Mod. Dig. 50.10.6).44 Aber sogar private Unternehmungen waren von kaiserlicher Regelung abhängig. Nach dem Text des Macer brauchte eine Stadt die Genehmigung des Kaisers für große Projekte, die eine

41 Johnston 1985, 124. 42 Hallof 1994. 43 Macer Dig. 50.10.3 pr. 2: „Opus nouum priuato etiam sine principis auctoritate facere licet, praeterquam si ad aemulationem alterius ciuitatis pertineat vel materiam seditionis praebeat uel circum theatrum uel amphitheatrum sit. Publico uero sumptu opus nouum sine principis auctoritate fieri non licere constitutionibus declaratur. Inscribi autem nomen operi publico alterius quam prin­ cipis aut eius, cuius pecunia id opus factum sit, non licet.“ 44 Mod. Dig. 50.10.6.: „De operibus, quae in muris uel portis uel rebus (‚portubus‘ wird vorgeschlagen) publicis fiunt, aut si muri exstruantur, diuus Marcus rescripsit praesidem aditum consulere principem debere.“

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breite Auswirkung hatten, wie Zirkusse, Theater und Amphitheater. Auch verlangte man die Genehmigung des Kaisers für private Bauprogramme, die zu Konkurrenz mit anderen Städten führten oder Anlass zu einem Aufstand gaben. Man kann sich vorstellen, dass Zirkusse, Theater und Amphitheater eine derartige Gefahr darstellten. Dieses Interesse am Konkurrenzverhalten zwischen Städten deutet möglicherweise auf das Bewusstsein der Regierung hin, dass die reichsten Bürger einer Stadt einen großen Teil ihres Reichtums für unproduktive Zwecke ausgaben. Um diese Gefahr zumindest in gewissem Maße abzuwehren, durften nur die Namen des Kaisers und des Stifters auf öffentlich finanzierten Bauten genannt werden. Der Name des Statthalters musste ausgelassen werden, um den Anreiz für Statthalter zu vermindern, dem Druck einflussreicher Bürger nachzugeben und schlecht geplante Projekte zu genehmigen (Mod. Dig. 50.10.4 11). In diesem kurzen Überblick habe ich versucht zu skizzieren, wie man die Kosten und Beiträge des kaiserzeitlichen Gymnasions und anderer kultureller Einrichtungen von einem wirtschaftlichen Standpunkt her verstehen kann. Diese Frage hat wichtige Implikationen im Hinblick auf die Gesamtbeurteilung des Römischen Reiches, ob es in großem Maße dazu diente, die Privilegien einer kleinen und reichen Oberschicht zu fördern oder ob die komplexe und hierarchische Struktur des Reiches etwas Positiveres anbot. Die Wahrheit ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Mischung von beiden, weil die aristokratischen kulturellen Einrichtungen ein teurer Luxus waren. Aber sie waren nicht nur ein Luxus, denn sie sorgten ein wenig für mehr Bildung im Reich. Diese Bildung nützte der Oberschicht hauptsächlich, aber nicht ausschließlich. Die Existenz einer großen Anzahl von Menschen mit zumindest etwas Ausbildung hat wesentlich zum ökonomischen Wohlstand des Römischen Reiches beigetragen.45

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45 Ich möchte Elizabeth Poe und Boris Dreyer und vor allem Wolfgang Habermann für die sprachli­ chen Hilfestellungen und Ratschläge danken und Thomas Frazel für seine Literaturhinweise.



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 Dennis P. Kehoe

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Peter Scholz

Städtische Honoratiorenherrschaft und Gymnasiarchie in der Kaiserzeit Dem Beitrag, der in diesem Rahmen naturgemäß nicht mehr als eine Skizze sein kann, seien zunächst einige erklärende Worte zur inhaltlichen Ausrichtung und Gliederung vorangestellt: Mit Blick auf das Generalthema, welches das Gymnasion als zentrale Institution der Sozialisation und Erziehung griechischer Bürger in den Blick nimmt, bleiben hier die Sonderformen der Gymnasiarchie außerhalb der Betrachtung. Dies bedeutet für die Auswahl der Quellenzeugnisse, die der kursorischen Betrachtung zugrunde liegen, daß weder die sogenannten Festgymnasiarchen1 berücksichtigt werden, noch diejenigen Gymnasiarchen, die ihr Amt im Rahmen lokaler Kultvereine ausübten, wie etwa die Gymnasiarchen der Mysten des Dionysos in Byzantion, die einem Thiasos angehörten, der besonderen Wert auf körperliche Ertüchtigung legte.2 Der Beitrag beschränkt sich also darauf, einen knappen Überblick über die wesentli­ chen Aufgaben und die Entwicklung des mit der Leitung der städtischen Institution betrauten Amtes, also des idealtypischen Regelfalls, zu geben.3 Im Anschluß daran wird der Stellenwert der Gymnasiarchie im politischen Wirken der lokalen Honorati­ oren erörtert und schließlich das gewandelte Selbstverständnis der Gymnasiarchen näher bestimmt.

Das hohe Prestige der Gymnasiarchie – Ein literarisches Zeugnis Zu Beginn sei ein kurzer Blick auf die wenigen Erwähnungen von Gymnasiarchen in der literarischen Überlieferung gestattet. Das erste diesbezügliche Zeugnis findet sich in den sogenannten alexandrinischen Märtyrerakten, die legendenhaft von der Verfolgung und von den Prozessen alexandrinischer Griechen vor den römischen

1 S. etwa I. v. Stratonikeia 205 (mit ausführlicher Beschreibung der Tätigkeiten eines Festgymnasiarchen aus der Zeit Marc Aurels: Tib. Flavius Iason Aeneas bekleidete nicht nur das Priesteramt, sondern dieses Amt zugleich gemeinsam mit seiner Ehefrau Aelia Statilia Pythiane). 2 Vgl. etwa die Ehrungen für verschiedene Gymnasiarchen des Thiasos des Dionysos Kallon in Byzan­ tion (aus der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr.): I. v. Byzantion 30–35 (= SEG 18, 279–284). 3 Zur kaiserzeitlichen Gymnasiarchie generell: Oehler 1912, 1991–1993; Nilsson 1955, 56f.; Quass 1993, 317–323 (mit einer Vielzahl von Belegen); Schuler 2004, 189–191. Zur hellenistischen Gymnasiarchie grundlegend: Schuler 2004; Curty 2009 (mit den Beiträgen von: Cordiano 2009; Curty/Pierart 2009, Fröhlich 2009). Desweiteren sind vor allem folgende Studien heranzuziehen: Chiricat 2002; Chiricat 2005; Gauthier 2005; Wörrle 2007; Knoepfler 2008.

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Kaisern berichten. Darin wird unter anderem vom mannhaften Tod eines Gymnasi­ archen aus Alexandria erzählt. Demzufolge soll ein gewisser Appianos im Jahr 190 n. Chr. – so das dramatische Datum des Berichts – für Verhandlungen nach Rom ent­ sandt worden sein. Der alexandrinische Gesandte trat dabei angeblich so provozie­ rend vor Commodus auf – neben der Anspielung auf die unehrenhafte Abkunft des Herrschers begegnen die geläufigen Elemente der Tyrannentopik: Geldgier, Mangel an Bildung und Haß aller guten Bestrebungen –, daß er vom Kaisergericht zum Tode verurteilt wurde.4 Die näheren Umstände werden nicht mitgeteilt. Der letzte Wunsch des Appianos, den Weg zur Hinrichtung mit den Insignien eines Gymnasiarchen – mit Stirnbinde (στρόφιον), Sandalen (φαικάσια), Kranz (στέφανος) und Gymnasiar­ chenstab (ῥάβδος) – zurücklegen zu dürfen, wurde ihm gewährt. Das Kalkül des stolzen Griechen ging auf: Angesichts seiner auffallenden, herausgehobenen Erschei­ nung und seiner lauten Klage über die kaiserliche Mißachtung eines so hochgestell­ ten Gesandten wie ihm machte sich im Volk Empörung und Unmut über diese der Menge unverständliche Entscheidung breit. Die Rufe auf der Straße veranlaßten den Kaiser, den Appianos noch einmal durch einen Leibgardisten zurückzuholen und erneut zur Rede zu stellen. Auf die Frage, warum er seinen Zorn öffentlich mache, verwies der Grieche gegenüber dem Herrscher abermals auf seine vornehme Her­ kunft: „Bei deinem Genius, weder bin ich verrückt, noch habe ich mein Taktgefühl verloren, sondern vielmehr aufgrund meiner würdigen Herkunft und der mir zuste­ henden ehrenvollen Behandlung klage ich öffentlich. [...], eben weil ich von bester Herkunft (εὐγενής) und Gymnasiarch bin“.5 Der weitere Verlauf dieser historischen Begegnung ist hier nicht von Bedeutung und soll deshalb auch nicht weiter erörtert werden. Der Ausspruch des unnachgiebi­ gen Griechen soll nur dazu dienen, anschaulich zu machen, welch hohes Prestige der Gymnasiarchie anhaftete und mit welchem Selbstbewußtsein und welcher Autorität ein solcher Magistrat ausgestattet war – auch wenn die alexandrinische Gymnasiar­ chie sicherlich einen besonders prestigeträchtigen Extremfall darstellte. Mit der Gym­ nasiarchie verband die Öffentlichkeit sowohl Vornehmheit und Prominenz als auch Reichtum und Pracht: Das Amt innezuhaben zeigte jedermann die Zugehörigkeit des Amtsträgers zum exklusiven Kreis der wenigen führenden Familien in der jeweiligen griechischen Stadt an. Dieser Befund wird durch die wenigen sonstigen Belege in der kaiserzeitlichen Literatur für den Terminus ‚Gymnasiarch‘ bestätigt: So sind es, um nur beispielhaft einige Autoren zu nennen, bei Plutarch erstaunlicherweise nur vier Stellen, bei Dion von Prusa zwei, und Libanios verwendet den Begriff nicht ein ein­ ziges Mal. Unter den wenigen aussagekräftigen Belegen seien nur zwei herausgegrif­ fen: In einer Passage aus der ‚Vita des Apollonios von Tyana‘ schildert Philostratos

4 Musurillo 1954, Nr. XI (Acta Appiani: Pap. Ox. I 33, col. I–V), 65–70; mit dem Kommentar 205–220; S. zu diesem Fall: Merkelbach 1994. 5 Pap. Ox. I 33, col. IV 13–17; vgl. hierzu die Bemerkung von: Musurillo 1954, 219.



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eine Begegnung des Philosophen mit einem jungen Spartaner von vornehmer Her­ kunft. Dieser weigert sich vehement, den allgemeinen Erwartungen zu entsprechen und in Fortführung der ruhmreichen Familientradition führende städtische Ämter und Funktionen zu bekleiden. Der junge Mann strebt nicht danach, Flottenkomman­ dant zu werden, wie es sein berühmter Vorfahr Kallikratidas gewesen war, der als spartanischer Nauarch in der Seeschlacht bei den Arginusen 406 v. Chr. fiel. Dieser Nachkomme beabsichtigt vielmehr, ein öffentlich unbeachtetes Leben als Kaufmann zur See zu führen. Selbstverständlich gelingt es Apollonios, den politikverdrossenen jungen Mann zur Räson zu bringen, indem er seinem ‚Bekehrungsopfer‘ die heraus­ gehobene Rolle seiner Väter und Vorväter in Erinnerung ruft; seien sie doch „allesamt Gymnasiarchen, Ephoren und Hüter der Gesetze der Väter gewesen“ (γυμνασίαρχοι τε καὶ ἔφοροι καὶ πατρονόμοι πάντες).6 Solche traditionell eine Stadt führende Familien hat auch Dion von Prusa im Blick, wenn er sich in der zweiten Tarsischen Rede (or. 34, 28–31) – in der übrigens einzigen für die vorliegende Fragestellung relevanten Passage aus seinem Werk – darüber beklagt, daß in der kilikischen Stadt die ‚falschen‘ Männer an der Spitze der Gemeinde stünden. Verächtlich spricht er von Leuten, die „handeln und reden, nicht um des allgemeinen Wohls und der Vaterstadt willen, sondern ausschließlich um Ansehen und Ehre zu erlangen, um mehr zu gelten als andere (Bürger), weil sie Kränzen, Ehrenplätzen und Purpur nachjagen.“7 Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf alle Leiturgen wie eben auch die angesehenen Gymnasiarchen, die „der Zufall, das Geld oder ihre Herkunft zur politischen Tätigkeit“ gebracht hätten (ἄλλως δὲ ὑπὸ χρημάτων ἢ γένους συνιστάμενοι προσέρχονται τῷ πολιτεύεσθαι). Da solche Leute, wie er im folgenden verallgemeinernd behauptet, im allgemeinen ohne jegli­ che tiefere Bildung und daher als bloße Geldgeber zu betrachten seien, taugten sie nicht als Ratgeber der Bürgerschaft. Unverhohlen setzt sich Dion für die Herrschaft der wahrhaft Gebildeten, der πεπαιδευμένοι, ein, die eine ähnliche umfassende rhe­ torisch-philosophische Bildung erfahren hätten wie er. Im folgenden wird somit zu prüfen sein, ob die zwei in dieser Passage von Dion genannten elementaren Voraus­

6 Philostr. Vit. Apoll. 4, 32, 1: Καλλικρατίδα μὲν γὰρ τοῦ περὶ Ἀργινούσας ναυαρχήσαντος ἦν ἔκγονος, ναυκληρίας δὲ ἤρα καὶ οὐ προσεῖχε τοῖς κοινοῖς, ἀλλ’ ἐς Καρχηδόνα ἐξέπλει καὶ Σικελίαν ναῦς πεποιημένος. ἀκούσας οὖν κρίνεσθαι αὐτὸν ἐπὶ τούτῳ δεινὸν ᾠήθη περιιδεῖν τὸν νεανίαν ὑπαχθέντα ἐς δίκην καὶ „ὦλῷστε“, ἔφη „τί πεφροντικὼς περίει καὶ μεστὸς ἐννοίας;“ „ἀγὼν“ εἶπεν „ἐπήγγελταί μοι δημόσιος, ἐπειδὴ πρὸς ναυκληρίαις εἰμὶ καὶ τὰ κοινὰ οὐ πράττω.“ πατὴρ δέ σοι ναύκληρος ἐγένετο ἢ πάππος;“ „ἄπαγε“, εἶπε „γυμνασίαρχοι τε καὶ ἔφοροι καὶ πατρονόμοι πάντες, Καλλικρατίδας δὲ ὁ πρόγονος καὶ τῶν ναυαρχησάντων ἐγένετο.“ 7 Dion von Prusa 34, 29: [...] διὰ μὲν τὸ βέλτιστον καὶ τῆς πατρίδος αὐτῆς ἕνεκεν οὔ, λοιπὸν δὲ διὰ δόξας καὶ τιμὰς καὶ τὸ δύνασθαι πλέον ἑτέρου καὶ στεφάνους καὶ προεδρίας καὶ πορφύρας διώκοντες, πρὸς ταῦτα ἀποβλέποντες καὶ τούτων ἑξηρτημένοι τοιαῦτα πράττουσι καὶ λέγουσιν, [...]. Zur Stelle: Jones 1978, 81f.

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setzungen für ein öffentliches Wirken, Reichtum und familiäre Herkunft, tatsächlich die entscheidenden Merkmale der kaiserzeitlichen Gymnasiarchen waren. Doch bevor Kennzeichen der städtischen Führungsschicht im kaiserzeitlichen Kleinasien erörtert werden, ist es angebracht, zunächst die Aufgaben und die histori­ sche Entwicklung der Gymnasiarchie kurz zu umreißen.

Die Gymnasiarchie in hellenistischer Zeit und in der Kaiserzeit – Eine kurze Skizze der Entwicklung des leiturgischen Amtes In hellenistischer Zeit war der Gymnasiarch (1) ein von der Bürgerschaft bestimm­ ter Magistrat,8 der den Betrieb des Gymnasions leitete und beaufsichtigte, damit sich dort die Epheben und Bürger in den Waffen übten, ihre körperlichen und intellek­ tuellen Kräfte fortentwickelten und sich darin miteinander maßen. Mit dieser politi­ schen Ordnungs- und Aufsichtsfunktion verbanden sich für den Gymnasiarchen drei weitere Aufgaben: (2) zum einen eine religiöse – den für das Gymnasion zuständigen Gottheiten Opfer darzubringen, (3) sodann eine erzieherische Aufgabe: den Kindern und Jugendlichen Wertvorstellungen und Verhaltensweisen eines ‚guten Bürgers‘ zu vermitteln und diese nach Abschluß der Ephebie in den Bürgerverband einzuglie­ dern, (4) und zum dritten eine leiturgische Aufgabe – einerseits für die Bereitstellung des für die gymnastischen Übungen erforderlichen kostspieligen Salböls zu sorgen, andererseits Agone und Feste zu organisieren und diese gegebenenfalls aus eigener Tasche zu bezuschussen oder sogar vollständig zu übernehmen. Aus diesen vier Aufgaben ergab es sich notwendigerweise, daß der jeweilige Gym­ nasiarch nicht nur ein wohlhabender Mann, sondern auch eine gereifte und allseits geachtete Persönlichkeit sein mußte – dies wird der Zweck eines bisweilen festgeleg­ ten Mindestalters von 30 Jahren9 gewesen sein: Taugte doch nur eine wenigstens in Ansätzen das herkömmliche Bürgerideal verkörpernde Persönlichkeit der Jugend als sittliches Vorbild und konnte ihnen gegenüber berechtigter- und glaubwürdigerweise

8 S. beispielhaft das Dekret zu Ehren des Elpinikos, der in Eretria vom Volk zum Gymnasiarchen gewählt wird (Syll.3 714 = IG XII 9,234, Z. 1f.: αἱρεθεὶς ὑπὸ τοῦ δήμου γυμνασίαρχος); vgl. IG II2 1299 = Syll.3 485, das den eleusinischen Gymnasiarchen Aristophanes ehrt (236/235 v. Chr.), Z. 53–55: γυμνασίαρχός τε χειροτονηθεὶς ὅτε τὸ πρῶτον ὁ δῆμος συνετέλ[εσε — — — —]/α πρόεστη τε τοῦ γυμνασίου καλῶς καὶ εὐσχημόνως πάντα πράττω[ν ἀκόλουθα το]/[ῖ]ς τε νόμοις καὶ τοῖς τοῦ δήμου ψηφίσμασιν). 9 In manchen Städten durften die Gymnasiarchen nicht jünger als 30 Jahre sein, wie es etwa das Gesetz der Koressier in Iulis auf Keos vorschrieb (IG XII 5, 647 = Syll.3 958, 20f.: αἱρεῖσθαι δὲ καὶ γυμνασίαρχον ἅμα ταῖς ἀρχαῖς μὴ νεώτερον τριάκοντα ἐτῶν).



Städtische Honoratiorenherrschaft und Gymnasiarchie 

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auf die strikte Einhaltung der verschiedenen Regularien pochen. Entsprechend heißt es in einem späthellenistischem Dekret zu Ehren des Stasias von Perge, der für seine Strategie und Gymnasiarchie jeweils einmal geehrt wurde: „Zum Gymnasiarchen bestimmt, führte er das Gymnasion so, wie es sich ziemt, und stand im allgemeinen sittlichen und moralischen Verhalten den Epheben und Neoi voran.“10 In den fol­ genden Zeilen wird dann kurz seine Tätigkeit als Gymnasiarch geschildert: „und zur Verschönerung des Gymnasions verhielt er sich gegenüber denjenigen, die von ihren Kenntnissen etwas darboten und in die Stadt kamen, sehr freundlich und angemes­ sen, durch die der Stadt (in dieser Hinsicht) ein guter Ruf erwuchs, und den Epheben und Neoi ein beträchtlicher Nutzen.“11 Ausdrücklich und in sehr direkter Weise wird Stasias für seinen großen persönlichen Einsatz und Eifer gedankt und zu diesem Zweck die herausragende Leistung seines magistratischen Wirkens angeführt. Die konkrete Angabe solcher amtlicher Taten und Maßnahmen ist charakteristisch für die hellenistischen Ehrendekrete und markiert einen gewichtigen Unterschied zu den kaiserzeitlichen Dokumenten, in denen die Gymnasiarchie bezeugt ist. Die letztge­ nannten nämlich geben nur höchst selten Einblick in die näheren Umstände einer Gymnasiarchie. Schon allein an diesem Umstand wird kenntlich, daß sich die Gym­ nasiarchie in der Kaiserzeit langfristig zu einem rein leiturgischen Amt entwickelte. Trotz dieser allmählichen Verschiebung der Funktionen zählte die Gymnasiarchie nach wie vor zu den ersten städtischen Ämtern. Die Aufgaben der Gymnasiarchen hatte sich in jedem Fall vervielfältigt; stieg doch nicht nur die Zahl der Gymnasien an, sondern auch ihre architektonische und sonstige Ausgestaltung mußte verän­ derten Ansprüchen und Bedürfnissen genügen: Neben den Erhalt der bestehenden Baulichkeiten12 traten vor allem kostspielige Bäder und Thermen zu den traditionel­ len Formen hinzu. Die großen Summen, die Opramoas von Rhodiapolis zum Bau von

10 EA 11, 106, 7 = SEG 6, 724f. + 38, 1396, Z. 24–27: κατασταθεὶς δὲ καὶ γ[υμνα]/σίαρχος ἡγήσατο τοῦ γυμνασίο[υ πρε]/[π]όντως καὶ τῆς τῶν ἐφήβων καὶ [νέων]/ σωφροσύνης προέστη … 11 EA 11, 106, 7 = SEG 6, 724f. + 38, 1396, Z. 65–73: [καὶ εἰς] τὴν εὐσχημοσύνην το[ῦ γυμνα]/[σίου] τοῖς τε ἀπὸ τῶν μαθημάτ[ων ἀπαρχο]/μ[έν]οις καὶ καταντῶσιν εἰς τ[ὴν πόλιν]/ φιλαγάθως καὶ πρεπόντως [προσεφέ]/ρετο, ἐξ ὧν συνέβαινεν τῆι [μὲν πό]/λει τὴν εὐφημίαν, τοῖς δὲ ἐφήβ[οις καὶ]/ τοῖς νέοις [ο]ὐ τὴν τυχοῦσαν ὠ[φέλειαν]/περιγίνεσθαι. 12 Der Gymnasiarch L. Vaccius Labeo (2 v.–14 n. Chr.) ließ in Kyme das gesamte Gymnasion in­ standsetzen (I.  v.  Kyme 19 = IGR IV 1302; Magie RR 255f. 1129 A. 55), Z. 38–43: γυμνασιαρχήσαντα καλῶς καὶ μεγαλοδόξως, ὀνθέντα δὲ καὶ τὸ βαλανῆον τοῖς νέοισι καὶ πρὸς τὰν εἰη αὐτὸ χοραγίαν ταῖς ὑπαρχοίσαις αὐτῷ κτήσιας ἐν Ζμαραγήῳ, καὶ ἐπισκεάσαντα τὸ γυμνάσιον καὶ ἕκαστα ἐπιτελέσαντα λαμπρῶς καὶ μεγαλοψύχως. Der Gymnasiarch M. Salarius Sabinus im makedonischen Lete gab für die Wiederherstellung des Gymnasions im 2. Jh. n. Chr. 370 Denare (SEG 1,276, Z. 12f.). M. Aurelius Midianus Platonianus Platon, der zusammen mit seiner Gattin in Termessos das Amt des Gymnasiarchen auf Lebenszeit innehatte, stiftete mit Sohn und Frau das Gymnasion: TAM III 21; 57f.; 121–123. Sopatros, Sohn des Epikrates, stiftete als Gymnasiarch der Neoi und Älteren eine Stoa in Iasos (Reinach, REG 6, 1893, 187, no. 32; BE 1894, 393; I. v. Iasos 250): Σώπατρο[ς Ἐπικ]ράτου γ[υμνασια̣[ρχήσας] τῶν τε νέ[ων καὶ τῶν π]ρεσβυτέρων τὴν στοὰν τῶι δήμωι καὶ τοῖ[ς νέοις καὶ τοῖς πρεσβυτέροις ἀνέθηκεν].

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Bädern (βαλανεῖα) in mehreren lykischen Städten zur Verfügung stellte, vermitteln einen Eindruck davon, in welchem Maße diese Anlagen als notwendige Ergänzun­ gen der bisherigen gymnasialen Infrastruktur angesehen wurden. Und zweitens trieb die Öffnung der Gymnasien für Gruppen, die außerhalb des Bürgerrechts standen, die laufenden Betriebskosten in die Höhe. Dabei blieb das Gymnasion nach wie vor eine städtische Institution, deren reguläre Kosten aus öffentlichen Kassen bestritten wurden – sofern diese denn gefüllt waren. Es blieb der persönlichen Entscheidung des jeweiligen Gymnasiarchen überlassen bzw. war von seinen finanziellen Möglich­ keiten abhängig, ob er als Leiter der Institution das von städtischer Seite bereitge­ stellte Budget in Anspruch nahm oder die laufenden Kosten aus eigenen Mitteln (ἐκ τῶν ἰδίων) stiftete und so die städtischen Kassen entlastete. Schon eine kurze Musterung von Dekreten zu Ehren von Männern, die sich unter anderem durch die Gymnasiarchie um ihre Heimatstadt verdient gemacht hatten, läßt rasch erkennen, welche Aufgaben ein kaiserzeitlicher Gymnasiarch in der Erwartung der Öffentlichkeit zu übernehmen hatte: (1) zunächst einmal – und das ist auch die am häufigsten gerühmte Funktion –, daß er, wie es der Tradition entsprach, vor allem die Versorgung der Gymnasions­ besucher mit dem zu manchen Zeiten oft knappen und kostspieligen Salböl sicher­ stellte. So sorgte etwa in Bargylia Exekestos, Sohn des Diodoros Philopatris, Stepha­ nephor und Gymnasiarch, dafür, daß im Gymnasion allen bei Tag und Nacht Öl zur Verfügung stand.13 (2) In zweiter Linie ging die Bürgerschaft davon aus, daß der Gymnasiarch sich der Pflege und Instandhaltung der bestehenden Badeeinrichtungen annahm.14 Dies wird zusammen mit der Bereitstellung des Öls prägnant in einem Dekret formuliert: γυμνασιαρχήσαντα καὶ ἀλείψαντα τὸν δῆμον ἐκ λουτήρω[ν] καὶ λούσαντα ἐκ τῶν ἰδίων.15

13 I.  v.  Iasos 616, Z. 1–9: ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος ἐτίμησεν Ἐξήκεστον/ Διοδώρου Φιλοπάτριδος υἱόν, φιλοκαίσαρα, φιλοσέβασ/τον, [φιλόπα]τριν, υἱὸν δήμου, στεφανηφορήσαν/τα [καλῶς καὶ ἀσυνκ]ρίτως καὶ/ γυμνασιαρχήσαντα καὶ ἀλε[ί]/(5)[ψαντα πάντας ἐν γυ]μνασίωι νυκτός τε καὶ ἡμέρας καὶ θέ/[ας ἐν τῶι θεάτρωι δόντα δ]ιαφόρους ἐπὶ ἡμέρας ἓξ διὰ τὸν αι/[— ἱερατεύσ]αντα καὶ ἀρχιερατεύσαντα/ [— ἐν τῇ ἑαυ]τοῦ πατρίδι καὶ κατασκευάσα[ν]/[τα – λαμ]πρὸν καὶ ἐπιτελέσαντα. Vgl. I. v. Iasos 84 (Ehrendekret für den Stephanephoren und Gymnasiarchen Alexandros, der belobigt wird, nicht nur weil er die Aufsicht über die vier städtischen Gymnasien führte, sondern auch das Öl für die sportlichen Aktivitäten bereitstellte, Z. 7–12: γυμνα/σιαρχήσαντα τῶν/ τεσσάρων γυμνασ[ί]/ων καὶ θέντα ἐκ τῶν ἰ/δίων δι᾿ ἡμέρας ἔλαι/ον δρακτόν). Der ehemalige Gymnasiarch Diodotos, Sohn des Diodotos, hinterließ seiner Heimatstadt Iasos sogar sein gesamtes Vermögen, damit den Gymnasionsbesuchern immer in ausreichender Menge Öl zur Verfügung stand (I. v. Iasos 114, Z. 3–6: γυμνα/σιαρχήσαντα καὶ καταλιπόντα/ τῇ πόλει τὴν ἑαυτοῦ [οὐσ]ίαν/ πᾶσαν εἰς ἄλ[ιμ]μα ...). 14 Der Gymnasiarch L. Vaccius Labeo erbaute beispielsweise in Kyme für die Neoi ein Bad und sorgte durch eine großzügige Stiftung dafür, daß dessen Betrieb dauerhaft gewährleistet war: I. v. Kyme 19 = IGR IV 1302; vgl. Magie RR 255f. 1129 A. 55), Z. 38–43 (griechischer Text: Anm. 10). 15 MAMA 10 App. I 186, 23 = CIG 3847b aus Tiberiopolis in Phrygien.



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(3) Eine dritte in den epigraphischen Zeugnissen oft genannte Aufgabe bestand in der Ausrichtung gymnastischer und musischer Agone und die Bereitstellung ent­ sprechender Kampfpreise für die Epheben und andere Gymnasionsbesucher. In den wenigen bildlichen Zeugnissen, die sich auf Gymnasiarchen beziehen, erinnern die dargestellten Gefäße und Palmzweige an die Organisation der Wettkämpfe und die Bereitstellung des hierzu erforderlichen Salböls.16 (4) Eine vierte Erwartung schließlich ging dahin, daß der Gymnasiarch die „Groß­ herzigkeit eines Leiturgen“ (wie es im Dekret für Agreophon heißt) gegebenenfalls durch weitere Formen von Gaben an den Tag legte: etwa durch großzügige Opfer, durch die Ausrichtung eines üppigen Banketts, das Fremde wie Bürger gleicherma­ ßen einschloß,17 oder durch Fleischverteilungen oder ‚Geldregen‘ bei städtischen Festen – wie dies, bezogen auf die kaiserzeitlichen Verhältnisse, in nahezu einzigartig expliziter und ausführlicher Weise in der Ehrung des Epameinondas von Akraiphia näher geschildert wird.18 Für gewöhnlich, also beim überwiegenden Teil der Ehrendekrete, werden all die genannten Aufgaben und Möglichkeiten des magistratischen und euergetischen Wirkens eines Gymnasiarchen nicht eigens in den Ehrungen aufgeführt. Sie verber­ gen sich hinter knappen Formulierungen wie in der einer Inschrift aus Magnesia, der Geehrte habe „die Gymnasiarchie das ganze Jahr über glänzend ausgeübt, ohne Unter­ brechung habe er das Öl Tag und Nacht bereitgestellt ... ansonsten habe er die ganze Leiturgie und das Amt der Stadt von frühester Zeit an aus freien Stücken ausgeübt.“19 Aus diesen erweiterten Pflichten ergab sich freilich ein Problem, denn nur wenige Bürger kamen im Hinblick auf die Größe ihres Vermögens überhaupt noch in Frage, dieses herausgehobene Ehrenamt mit seinen oft ruinös hohen finanziellen Verpflich­ tungen für ein ganzes Jahr zu übernehmen.20 Die wenigen, die sich dennoch dazu

16 S. etwa die marmorne Naiskosstele mit Mittelakroter für den Gymnasiarchen Markos aus Ana­ phlystos vom Beginn des 2. Jh. n. Chr. (IG II2 3009; Museo Maffeiano, Verona Inv.-Nr. 28624; Abbildung: S. Maffei, Museum Veronense [1749], Taf. 49,7; 56,7). Der Krater und der Palmzweig weisen auf die von diesem Gymnasiarchen organisierten, beaufsichtigten und wohl auch finanzierten Wettkämpfe hin. 17 I. v. Stratonikeia 684, Z. 7–10: ... , γυμνασιαρχήσαντες πλίστας ἡμέρας καὶ ν[ύκτας,]/ [καὶ] ἐν τῇ πόλι θέντες τὸ ἔλαιον ἀνέδην πάσῃ τύχῃ [καὶ ἡλικίᾳ·]/ [κα]ὶ τοὺς δεηθέντας καὶ θεατρικοὺς ἐτίμησαν· ἐχαρ[ίσαντο δὲ]/ [καὶ] τὰ ἱερὰ̣ τ̣ο̣ῖ̣ς θύουσιν· ἐσκούτλωσαν δὲ καὶ λίθῳ ποικίλῳ στο[ὰν —]. 18 IG VII 2712 (nach 37 n. Chr.), hier nur die Passage, die sich auf die Bewirtung der Bürger und Fremden bezieht (Z. 25–29): ἠρίστισε [ὲ τὴ]ν πόλιν τῇ αὐτῇ ἡμέρᾳ/ ἀπ’ ἐ[κθέμ]ατος ἐν τῷ γυμνασίῳ, μηδ[ένα π]αραλιπὼν οὐ μόνον τῶν/ ἐνοί[κων] αὐτῶν, [ἀλ]λ’ οὐδὲ τῶν παρεπι[δη]μού[ν]των ξένων σὺν παι/σὶν ἐ[λευ]θέροι καὶ τοῖς τῶν πολειτῶν δού[λοι]ς ι[ὰ] τὸ φιλόδοξον/ ἦθος. 19 Ehrendekret für einen Unbekannten (I. v. Magnesia 163, Z. 15–17): γυμνασιαρχήσαντα ἐ/νιαυτὸν λαμπρῶς, ἀδιαλείπτως θέντα τὸ ἔ/λαιον ἡμέρας τε καὶ νυκτός. 20 Daß die Gymnasiarchie eine große finanzielle Last darstellte, wird schon allein daran deutlich, daß nach einer Verfügung Hadrians (Dig. XXVII 1,6,8) Philosophen, Rhetoren, Grammatiker und Ärzte von Lasten wie der Gymnasiarchie, Agoranomie, Sitonie und Elaionie befreit sein sollten. Vgl. auch Dig. L 4,18,5.

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bereit fanden, wurden seitens der Bürgerschaften dazu angehalten, ihre Amtszeit noch einmal zu verlängern, zu wiederholen oder das Amt mehr oder weniger dau­ erhaft zu übernehmen.21 Sahen auch diese wenigen reichen Mitbürger sich außer­ stande, den Bitten der Bürgerschaft nachzukommen, so verfielen gerade die großen Städte auf die Idee, die jährliche Amtszeit auf sechs oder sogar nur vier Monate zu reduzieren, um die Fortführung des Gymnasionsbetriebs sicherzustellen und die hohe finanzielle Bürde des Amtes in einem erträglichen Rahmen zu halten.22 Der in vielen Städten um sich greifende, alsbald notorische Mangel an Kandida­ ten, die auf ein hinreichendes Vermögen zurückgreifen konnten, machte erfinderisch. Er führte zu neuen Formen und letztlich zu einer grundlegenden Umgestaltung des Gymnasiarchenamts: Aus einem gewählten, kontinuierlich wechselnden Jahresamt, um das sich zumindest mehrere herausgehobene Persönlichkeiten einer Stadt bewar­ ben und darum miteinander in Konkurrenz traten, wurde in zahlreichen Städten ein weitgehend leiturgisches Amt, das den wenigen reichen Bürgern mehr oder weniger angetragen, ja gelegentlich geradezu aufgezwungen wurde. Dies wurde noch dadurch gesteigert, daß im Fall der Gymnasiarchie die Bürgerschaften in ihrer Not dazu über­ gingen, die traditionell bewährten Regeln der Ämtervergabe aufzugeben: –– Die Iteration des Amts war bereits erwähnt worden. Sie bezeichnet den Beginn dieser Entwicklung;23 danach folgten weitere Schritte in diese Richtung, ohne daß sich diese in eine feste zeitliche Abfolge bringen lassen: –– die Wahrnehmung mehrerer Gymnasiarchien zur gleichen Zeit, wie es etwa Opramoas tat, der, obwohl er bereits die Gymnasiarchie in seiner Heimatstadt Rhodiapolis ausgeübt hatte, danach in Korydalla, der Heimatstadt seiner Mutter, „dreimal im selben Jahr unentgeltlich“ die Gymnasiarchie für die Neoi und für die Gerusie übernommen hatte,24 –– das Auftreten vermögender Frauen in diesem Amt25 und ein Zusammenwirken mit ihren Ehegatten, –– die familiär geteilte Wahrnehmung des Amtes,26

21 In die gleiche Richtung weist der Umstand, daß von manchen Gymnasiarchen zusätzlich zu ihrem Amtsaufgaben auch noch agoranomische Leistungen übernommen wurden: SEG 1, 276 (M. Salarius Sabinus aus dem makedonischen Lete); Robert 1954 II, 172. 22 I. v. Priene 174 bietet ein Beispiel dafür, daß der in diesem Dekret geehrte Bürger das Priesteramt des Dionysos übernimmt und deshalb von einigen anderen ‚Verpflichtungen‘ freigestellt wird, u. a. vom Gymnasiarchenamt. 23 Oehler 1912, 1993f.; Forbes 1933, 32f. (mit Belegen) 24 Kokkinia 2000, col. IX C 2f. In den Städten, in denen es zwei voneinander getrennte Gymnasien gab, wurde üblicherweise jeweils ein Gymnasiarch für die neoi und einer für die gerontes bestimmt: Schuler 2004, 190 Anm. 162 (mit Belegen). 25 Mantas 1995, 125–144, bes. 130f. 136–140; s. generell zu dieser Thematik: van Bremen 1996, 43. 66–73. 26 Für eine mit dem Sohn geteilte Gymnasiarchie s. beispielhaft I.  v.  Keramos 26, Z. 3–15: [ἱερο]π̣ολ̣[ήσαντ]α καὶ ἀγορανο/[μήσαντα κ]αὶ γραμματεύσαντα καὶ/ [καλῶς καὶ σ]εμνῶς καὶ κηδεμονικῶς,/



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–– die Übernahme der Gymnasiarchie in Abwesenheit durch Mitglieder des Kaiser­ hauses.27 –– Diese Tendenz zur Diversifizierung der Spielarten kulminierte schließlich, was kaum verwundert, in der zumindest titularen Ausübung des Amtes durch unmün­ dige Kinder oder sogar durch lokale Gottheiten.28 Die hier skizzierte Entwicklung fand ihren logischen Abschluß darin, daß mangels hinreichend begüterter Kandidaten eine ganze Reihe von Gymnasiarchen sich aus­ bedungen, ihr Amt für alle Ewigkeit fortzuführen, indem sie Stiftungen zum eigenen Ruhm und/oder dem ihrer Familienmitglieder machten, die den Bedarf des örtlichen Gymnasions an Öl für alle Zeiten sicherstellen sollten.29 Ein besonders eindrückliches Beispiel für eine solche ‚ewige Gymnasiarchie‘ ist das aus dem Dekret für Q. Veranius Philagros, einen Honoratioren mit römischem Bürgerrecht aus Kibyra im 1. Jh. n. Chr. (= IGR IV 915; Laum, Stiftungen Nr. 162, b 4 ff.):30 Nicht genug, daß dieser reiche Herr insgesamt zwölf Jahre lang die Gym­ nasiarchie ausübte – noch zu seinen Lebzeiten stellte er sicher, daß er gewisserma­ ßen unbegrenzt im Amt blieb: Er überließ der Stadt ein Stiftungskapital von 400.000 rhodischen Drachmen, das es ermöglichte, das Amt vom Jahr 72/73 n. Chr. an aus

[ὑποσχόμε]νον δὲ κατασκευασθῆναι/ (5) [τὸ ἀνδρ]έ̣ον βαλανεῖον καὶ δόντα εἰς/ [τὴν κατ]ασκευὴν αὐτοῦ ἀργύρια καὶ πά/[λιν εἰς τὴ]ν συντελείωσιν χαρισάμενον/ [μεγαλοψύ]χως ἀργύρια, τιμηθέντα/ [πολλάκι]ς ὑπὸ τῆς βουλῆς καὶ τοῦ δή/(10)[μου ταῖς] μεγίσταις τειμαῖς καὶ τὸ δεύτε/[ρον συν]γυμνασιαρχήσαντα μετὰ τοῦ [υἱοῦ αὐτοῦ] Θεοδώρου καὶ τῶν κόμβων δυ/[οῖν —σ]τράτου καὶ Ἱέρωνος, ἡ βουλὴ καὶ/ [ὁ δῆμος εὐ]νοίας καὶ τιμῆς ἕνεκεν τῆς εἰς αὐ/(15) [τὸν κατασ]κευάσαντες καὶ ἀναστσαντες/ [τὸν ἀ]νδριάντα καὶ τὴν εἰκόνα παρ’ ἑαυτοῦ. Für eine mit zwei Brüdern geteilte Gymnasiarchie (I. v. Stratonikeia 674, Z. 14–17): „Mit Vergnügen richteten sie mehrmals die Gymnasiarchien und Bankette aus“ (… καὶ τοῖς πολείταις/μετὰ εὐφροσύνης γυμνα/σιαρχίας καὶ ἑστιάσεις/ πλεονάκις ἐπιτελέσαντε[ς], …). 27 Schuler 2004, 190 Anm. 159 (mit einigen exemplarischen Belegen). 28 Engelmann 1998, 308f. (die laufenden Kosten des Hafengymnasions in Ephesos wurden der Artemis übertragen, die dadurch zur Gymnasiarchin wurde). 29 Oehler, 1912, 1993; Robert 1960, 294–300 (= Opera Minora II, 810–816); Robert 1966, 83–85. Siehe besonders I. v. Kibyra 42; IG V 1208, Z. 14–20; SEG 47, 1997, 1771 (für den verstorbenen Perikles aus pisidischen Termessos, spätes 2. Jh. n. Chr.). 30 IGR IV 915 (= Laum, Stiftungen Nr. 162, b 4ff.; ZPE 48 (1982), 267–273): [ὁ δῆμος ἐτείμησεν Κ]οΐντον Οὐηράνιον Τ̣ρωίλ̣ου υἱὸν Κλου[σ]τουμ̣[είνα]/ [Φίλαγρον ἱερέα] ἀρετῆς διὰ βίου, πρεσβεύσαντα δῳρεὰν τ̣ε[τράκις ὑπὲρ τῆς πα]/[τρίδος πρ]ὸς τοὺς Σεβαστοὺς [εἰς τὴν Ῥώ]μην καὶ περὶ μεγάλων πραγμάτων/ ἐπιτυχόντα, καὶ ἐγδικήσαντα δημοσίας ὑποθέσεις πολλὰς καὶ μεγάλας/(5) ἐξ ὧν ἱκανὸν ἀργύριον ἐχώρησεν εἰς τὸν [κ]τισμὸν τῆς πόλεως, καὶ δημοσίους δούλους/ ἐγνεικήσαντα ἑκατὸν ἑπτὰ καὶ κτῆσιν Κομ[․․]ρα, καὶ ἱερέα γενόμενον Καί/σαρος Σεβαστοῦ καὶ ἐπιδόντα τῇ πόλει ἐπὶ ἱκανὰ [ἔ]τη διαδόματος εἰς εὐωχίαν/ Καισαρε̣ίων δραχμὰς Ῥοδίας πεντάκις μυρίας τετράκις χειλίας καὶ δανείου δέκα/ μυριάδας Ῥοδίας χαρισάμενον οἷς ὁ δῆμος ἠθέλησεν, καὶ καταλύσαν/(10) τα συνῳμοσίαν μεγάλην τὰ μέγιστα λυποῦσαν τὴν πόλιν· ἃ δὲ ἦν ἀνανκαι/ότατα τῶν ἐν ταῖς πρεσβείαις ἐπιτευχθέντων, ᾐτημένον ἀπὸ Τιβερίου Κλαυ/δίου Καίσαρος ἀπεσκευάσθαι Τιβέριον Νεικηφόρον πράσο̣ντα τὴν πόλιν/ καθ’ ἕκαστον ἔτος δηνάρια τρ̣ι̣σχείλια καὶ λ̣ανβάνοντα καὶ τὴν τοῦ σείτου/ πρᾶξιν γείνεσθαι ἐν τῇ ἀγορᾶ̣ κατ̣ὰ̣ ζεῦ[γ]ος μοδίων ἑβδομήκοντα πέντε/(15) ἐκ πάσης τῆς χώρας· ἐφ’ οἷς ἡ πόλις ἔδωκεν αὐτῷ τὰς ἀ̣ριστέως τειμάς.

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den Zinsen zu finanzieren.31 Als Gegenleistung erhielten solche Honoratioren wie Phila­gros von den dankbaren Gemeinden den Titel eines „ewigen Gymnasiarchen“ (αἰώνιος γυμνασίαρχος).32 Die Stiftung war dadurch abgesichert, daß die Epheben im Gymnasion und das übrige Volk, vertreten durch Beamte und Schreiber, im Rahmen der alljährlichen vota gehalten waren, einen Eid auf die Bewahrung dieser „ewigen Gymnasiarchie“ zu lei­ sten.33 Auch Frauen wurde dieser Ehrentitel verliehen, wie der Ehrung der Claudia aus Patara zu entnehmen ist, und ebenso Kindern. Diese Art der dauerhaften Finanzierung des Salböls schien zumindest auf den ersten Blick für alle Beteiligten ausschließlich Vorteile zu haben: Der Gemeindehaus­ halt war durch entsprechende Stiftungen dauerhaft entlastet, das Amt selbst nun auch wieder für weitaus weniger wohlhabende Bürger erreichbar geworden, der Stif­ terfamilie wuchs dauerhafter Ruhm zu, und die Institution des Gymnasions selbst schien für alle Zeiten gesichert. Freilich sanken die im Rahmen einer solchen „ewigen Gymnasiarchie“ wirkenden Gymnasiarchen von ihrer Funktion und ihrem Prestige her zu Hypo-Gymnasiarchen ab. Das bedeutete: Sie waren nicht mehr und nicht weniger als reine Vollzugsbeamte, die in der Ausübung ihrer Amtsgeschäfte sich ganz den vorgegebenen Bestimmungen des verstorbenen Stifters und nominellen Gymna­ siarchen zu fügen hatten.34 Die Etablierung solcher von manchen Familien dauerhaft geführten Gymnasi­ archien ist bezeichnend für den Charakter der kaiserzeitlichen Gymnasiarchie: Das Amt verlor zunehmend seinen magistratischen Charakter zugunsten der euergetischleiturgischen Funktion, wie dies etwa in den Studien von Friedemann Quass und Chri­stoph Schuler herausgearbeitet ist. Das Amt wurde allmählich gewohnheits­ mäßig zur Angelegenheit, geradezu zu einem Privileg einiger weniger, reicher Fami­ lien35 – dieser Wandel läßt sich gerade in kleinen Städten beobachten, wo der Kreis möglicher Konkurrenten ohnehin begrenzt war.

31 IGR 4,915a = LBW 1213A, Z. 1–7: [Κιβυρ]ατῶν δῆμος, ἡ ΣΠΛΟΥ {Σ[ίμου]?} Πανκράτου φυλὴ ἐτείμησεν/ Κοίντον Οὐηρ[άνιον Τρωίλ]ου υἱὸν Κλουστουμείνα/ Φίλαγρον [ἱερέα Ἀρ]ετῆς, γυμνασίαρχον ἐπὶ ἔτη/ δεκάδυο, [...c. 56...] ἃ ἐ[γυμνασ]ιάρχησεν αὐτὸς ζῶν,/ (5) ἐχαρίσατο δὲ τῇ πόλει καὶ εἰς τὴν μετὰ ταῦτα γυμνασι/αρχίαν τὴν αἰώνιον μυριάδας δραχμῶν Ῥοδίων τεσ/σαράκοντα, ὡς γυμνασιαρχεῖσθαι ἐκ τῶν τόκων, [---]. 32 Vgl. auch SEG 44,1212 (Ehrung der Claudia in Patara aus hadrianischer Zeit). 33 S. ein Beispiel aus dem pisidischen Termessos (IGR 9,915c = TAM III 121): ἱερέα Ἀπόλλωνος/διὰ βίου Μᾶρ(κον) Αὐρ(ήλιον)/ Μειδιανὸν Πλατωνιανὸν/ Πλάτωνα,/(5) κτίστην/ καὶ γυμνασίαρχον/ εἰς τὸν/ αἰῶνα,/ ἡ Μαραμοτου/(10) φυλὴ/ τὸν ἀρχιφυλέτην/ καὶ φιλόπατριν. 34 Robert 1960, 294–296 (= Opera Minora II 810–812). 35 S. die aufschlußreiche Titulierung des P. Plancius Magnianus Aelianus Arrius Perikles in Selge, der nicht nur Prohedros, Freund der Vaterstadt, Erzopfervorsteher und Agonothet genannt wird, sondern auch Gymnasiarch und Demiurg auf Lebenszeit und aufgrund der Abstammung (διὰ βίου καὶ διὰ γένους): I. v. Selge 57 (zweites Viertel des 3. Jh. n. Chr.).



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Zugleich sank der Stellenwert der Gymnasiarchie im öffentlichen Wirken der Honoratioren, denn sie stellte in der Kaiserzeit nur eines unter verschiedenen städ­ tischen Ämtern und Leiturgien dar, die teils nicht weniger bedeutsam und damit zumindest gleichrangig waren – hier meine ich etwa die Agonothesie, die Agorano­ mie, die Strategie oder das Amt des Grammateus –, oder teils sogar weitaus bedeut­ samer waren: also überlokale Ämter wie das Amt des Asiarchen, Lykiarchen, eines Provinzialpriesters (Archiereus) oder auch städtische Ämter wie das des eponymen Beamten (Archon/Prytanis/Stephanor, Demiurgos, Grammateus) oder eines Prie­ sters des lokalen Kaiserkults oder einheimischer Götter. Die Gymnasiarchie spielte demnach, soviel wird man in jedem Fall sagen können, nur noch eine Nebenrolle.36 In den Dekreten zu Ehren verdienter Bürger wird die Gymnasiarchie nicht mehr mit der Selbstverständlichkeit und an erster Stelle aufgeführt, wie dies noch in hellenis­ tischer Zeit geschah. Daß die Gymnasiarchie nicht länger eine prominente Rolle in den Ehrungen spielte, mögen einige Beispiele verdeutlichen, die mir als repräsentativ für das öffent­ liche Wirken städtischer Honoratioren der Kaiserzeit erscheinen: (1) Zunächst läßt sich eine Inschrift aus dem lydischen Thyateira aus severischer Zeit anführen, die eindrucksvoll die Ämter auflistet, die der Geehrte im Laufe seines politischen Wirkens bekleidet hatte und derentwillen er geehrt wird: Er war einer der zehn Ratsherren der Stadt, Festspielleiter der großen Spiele zu Ehren des Kaiserhau­ ses, Gymnasiarch, Verwalter des städtischen Archivs, Aufseher über die öffentlichen Arbeiten an der Hiera Plateia, städtischer Getreideeinkäufer, Reiterführer der Stadt, Stratege der Stadt, Sekretär von Rat und Volk, Marktaufseher und Verwalter der Stadt­ kasse.37 (2) Noch eindrucksvoller ist die Auflistung der Funktionen, die eine Ehreninschrift aus Prusias ad Hypium bietet:38 Der Geehrte M. Aurelius Asklepiodotianus Asklepia­

36 Zur Verbindung von Priester- und Gymnasiarchenamt s. ausführlich: Nigdelis 1995. In diesem Beispiel vertraut die Stadt Beroia einem gewissen T. Flavius Paramonos, dem Oberpriester der Provinz, zweimaligem Gymnasiarchen und Agonotheten, Gelder aus einem städtischen Fond zugunsten des örtlichen Gymnasions an (τὸ εἰς τὴν γυμνασιαρχίαν ἀργύριον). Dieser Fond sollte die Kosten für den Fall decken, daß sich kein Bürger bereitfand, die Gymnasiarchie zu übernehmen. Allgemein hierzu: Quass 1993, 286ff. (mit weiterführender Literatur). 37 IGR IV 1248 = TAM V, 2, 970: ἀγαθῆι τύχηι/ ἡ φιλοσέβαστος βουλὴ Λ. Ἰούλ. Νικόμαχον δεκα/ πρωτεύσαντα, πανηγυριαρ/(5)χήσαντα τῶν μεγάλων Αὐγου/στείων, γυμνασιαρχήσαντα,/ ἀποδοχέα δημοσίων γραμ/μάτων, ἐργεπιστατήσαντα/ ἱερᾶς πλατείας, σιτωνήσαν/(10)τα, ἱππαρχήσαντα, στρατηγή/σαντα, γραμματεύσαντα βου/λῆς δήμου, ἀγορανομήσαν/τα, ἀποδέκτην τῶν πολειτι/κῶν χρημάτων καὶ ἄλλας ἀρ/(15) χὰς καὶ λειτουργίας ἐκτελέ/σαντα τῆι γλυκυτάτηι πατρί/δι. 38 IGR III 1422 = I.  v.  Prusias ad Hypium 11 (zwischen 219–221 n. Chr.): τὸν σεβαστόγνωστον καὶ πρῶτον τειμηθέντα/ ἄρχοντα ἐν τῇ πατρίδι τῷ τῆς πορφύρας σχήματι καὶ διὰ/ [β]ίου, τῆς πατρίδος τειμηθείσης ὑπὸ τοῦ γῆς καὶ θαλάσσης/ δεσπότου Αὐτοκράτορος Καίσαρος Μ. Αὐρηλίου/ (5) [[Ἀντωνείνου]] Εὐσεβοῦς Εὐτυχοῦς Σεβαστοῦ/ Μ. Αὐρήλιον Ἀσκληπιοδοτιανὸν/ Ἀσκληπιάδην/ αἰτήσαντα αὐτὸν τὴν πορφύραν καὶ λάβοντα,/ δὶς ἄρχοντα καὶ πρῶτον ἄρχοντα καὶ ἱερέα/(10) καὶ

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des „betrieb die übrigen Leiturgien und alle Spendenanfragen mit frommer Gesin­ nung und tadellos“ (καὶ τὰς λοιπὰς λειτουργίας καὶ φιλοτειμίας πάσας ἀγνῶς καὶ ἀμέμπτως πολιτευσάμενον) und wies eine ähnlich stattliche Ämtersammlung wie der zuvor genannte Mann aus Thyateira auf: Er war mehrmaliger Gymnasiarch, zweimaliger Archon und einmal davon erster Archon, Priester und Agonothet des Zeus Olympios, Zensor, Ratsmitglied, Ratgeber der Stadt auf Lebenszeit, Agonothet der großen fünftägigen Augusteen, Agoranom, Sekretär, Verwalter und Schatzmeister der Getreidekasse. (3) Mit den größten Ehren wurde schließlich auch der Rhetor Diotrephes in Attouda bedacht, der wie seine Vorfahren Priester des Gottes Men und der Roma,39 vielfacher Gesandter für seine Heimatstadt und Gymnasiarch gewesen war: Ent­ sprechend wurde er als „guter und anständiger Mann“ (ἀνὴρ ἀγαθός), „Wohltäter“ (εὐεργέτης) und Retter (σωτήρ) der Stadt tituliert.40 Die generelle amtliche Aufsichtsfunktion des Gymnasiarchen fiel gewiß nicht gänzlich fort – hier gibt es eine Reihe von Zeugnissen, die dies auch für die Kaiser­ zeit noch deutlich bezeugen –, jedoch blieben persönlicher Einsatz, die Sorge um die εὐταξία der Jugend und insbesondere pädagogische, auf die Vermittlung von Bildungswissen abzielende Ambitionen der Gymnasiarchen wohl insgesamt eher die Ausnahme. Für die Menge der Bürger rückten offenkundig andere Gesichtspunkte in den Vordergrund ihres Interesses: nämlich die Erfüllung der leiturgischen Aufga­ ben, die entsprechend auch weitaus größere öffentliche Anerkennung erhielten und durch inschriftliche Aufzeichnung bereitwillig verewigt wurden: Ämter und Leitur­ gien waren untrennbar miteinander verzahnt – darauf weisen die Inschriften selbst

ἀγωνοθέτην Διὸς Ὀλυμπίου καὶ τιμητὴν/ καὶ δεκάπρωτον καὶ κοινόβουλον διὰ βίου/ καὶ ἀγωνοθέτην τῶν μεγάλων πενταετηρικῶν/ Αὐγουστείων Ἀντωνινείων ἀγώνων, ἀγορανομή/σαντα μεγαλοπρεπῶς, γραμματεύσαντα νομίμως,/(15) ταμίαν καὶ λογιστὴν τῶν σειτωνικῶν χρημάτων/ καὶ ἀληθῶς φιλόπολιν καὶ πολλάκις γυμνασίαρχον/ καὶ τὰς λοιπὰς λειτουργίας καὶ φιλοτειμίας/ πάσας ἀγνῶς καὶ ἀμέμπτως πολειτευσάμενον/ οἱ τοῦ ἔτους αὐτοῦ τῆς ἀρχῆς ᾑρημένοι φύλαρχοι/(20) φυλῆς Σεβαστηνῆς/ Πεισωνιανὸς Καλλίστρατος. Ähnlich viele Ämter hatte in der Zeit des Caracalla oder Elagabal bereits Claudius Tineius Asklepiodotus in Prusias übernommen und sich auf diese Weise um die Stadt besonders verdient gemacht (IGR III 68 = I. v. Prusias ad Hypium 1). 39 Jones 1983, Z. 1–11 (= BE 1984, 412): [ὁ δῆμος ἐτείμησεν ταῖ]ς μεγίσταις τει[μαῖς κ]αὶ ἔθα/[ψεν Διοτρέφη Διοτρέφου]ς, ῥήτορα, ἱερέα θεο̣[ῦ Μ]η̣νὸς/ [καὶ θεᾶς Ῥώμης ἀπὸ πρ]ογόνων, καὶ πολλὰς καὶ ε/[․․c.8․․․ ὑπὲρ τῆς πατρ]ίδος τελέσαντα [πρε]σ̣β̣[ε]ί̣α̣[ς]/ (5) [πρὸς τοὺς ἡγουμένους] καὶ κατορθώσα[ντ]α π̣[․c.4․]/ [․․․․․․․․c.20․․․․․․․․] τῶι δήμωι, καὶ ἐν τοῖς πολέ/[μοις ὑπακούσαντα με]γαλοψύχως τῇ πόλει πᾶν τὸ/[ἀξιούμενον, καὶ πίστει?] καὶ δικαιοσύνῃ διεν[ενκ]ό[ν]/[τα, καλῶς? καὶ μεγαλοπρ]επῶς καὶ ἐνδόξως καὶ εὐσε/[βῶς (10) γυμνασιαρχήσαντα,] ἐν πολέμοις καὶ ἐν εἰρήνηι/ [γεγονότα ἀγαθὸν ἄνδρ]α καὶ σωτῆρα καὶ εὐεργέτην. 40 Eine zweite Ehrung erhielt der Redner seitens der Gerusie; darin wird er (Jones 1983, Z. 12–15 [ῥήτορα, ἱερατεύσαντ]α τῆς Ῥώμης καὶ γυμνασιαρ/[χήσαντα καὶ εὐεργέτη]ν γεγονότα τοῦ δήμου genannt. Ein weiteres Beispiel für die Ehrung eines ähnlich vorbildlichen Musterbürgers (ἄνδρα καλὸν καὶ ἀγαθὸν καὶ διὰ προγόνων διαφέροντα) durch Rat und Volk von Kadyanda ist diejenige des Hyperenor, des Sohnes des Kleobulos, aus Kadyanda: TAM 2, 661, Ζ. 7–10.



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hin, wenn in ihnen regelmäßig die Rede ist von πᾶσαι ἄλλαι ἀρχαὶ καὶ λειτουργίαι. Spätestens im 3. und 4. Jh. n. Chr. „konnten alle städtischen Ämter und Funktionen mit öffentlicher Zweckbestimmung wahlweise als ἀρχή oder λειτουργία bezeich­ net werden“.41 Im übrigen wird die ‚Leiturgisierung‘ der Gymnasiarchie zugleich der Grund dafür gewesen sein, daß sich – zumindest meines Wissens – keine ‚Ikonogra­ phie des Gymnasiarchen‘ ausbildete bzw. uns nur wenige Darstellungen von Gymna­ siarchen bekannt sind, beschränkte sich ihre Leistung doch vielerorts und gerade im 2. und 3. Jh. n. Chr. auf die Übernahme der Kosten des Gymnasionbetriebs. Wenn man schließlich Gründe dafür anzugeben versucht, warum sich die Gym­ nasiarchie zu einem rein leiturgischen Amt entwickelte und dadurch an Bedeutung verlor, so wird man behaupten dürfen, daß dies sicherlich wesentlich damit zusam­ menhing, daß, wenn man eine allgemeine Entwicklung skizzieren möchte, zunächst die militärischen Übungen weitgehend aus den Gymnasien verschwanden. Durch diese Tendenz zur ‚Entmilitarisierung‘ der im Gymnasion betriebenen Betätigungen beschränkte sich die körperliche Ausbildung auf das Feld der sportlichen Übungen, die durch musische und literarische ergänzt wurden.42 Im nächsten Schritt ist dann ein Rückgang auch der sportlichen Übungen festzustellen, an deren Stelle verschie­ dene Formen der Unterhaltung traten. Ein kurzer vergleichender Blick auf die Funktionen dieses städtischen Amtes in hellenistischer Zeit und in der Kaiserzeit läßt wenigstens einen markanten Unter­ schied zur hellenistischen Zeit deutlich hervortreten, ohne daß damit zugleich gesagt wäre, daß nicht auch schon in dieser vorangehenden Epoche derartige Tendenzen zu beobachten gewesen wären. In dieser Frage generalisierende Aussagen zu treffen fällt schwer, scheint mir aber letztlich unumgänglich zu sein, um zumindest die grund­ sätzlichen Proportionen angemessen zu erfassen und Kontinuitäten und Wandlun­ gen überhaupt sichtbar zu machen: Unternimmt man also einmal diesen Versuch, so wird sich mit einiger Vorsicht sagen lassen, daß es für die jährlich wechselnden Gymnasiarchen der hellenistischen Zeit in der Regel weder Zeit noch Gelegenheit gab, während ihrer Amtszeit eine übermäßige Selbstdarstellung zu betreiben, wurden sie doch erst am Ende ihres politischen Wirkens oder sogar erst postum für ihre herausra­ genden Verdienste geehrt. In der Kaiserzeit hingegen scheinen sich durch die Verlän­ gerung oder in manchen Städten sogar durch die Verewigung der Amtszeit die Ehrun­ gen ausgeweitet zu haben und vor allem bereits zu Lebenszeiten verliehen worden zu sein. Es hat den Anschein, als ob den Gymnasionsvorstehern durch die höhere Verweildauer im Amt eine größere Palette an Möglichkeiten und Mitteln zu Gebote

41 Drecoll 1997, 221. 42 Auf die im Laufe der Kaiserzeit wachsende Bedeutung der paideia weisen Wolfgang Habermann und Angelos Chaniotis nachdrücklich in ihren Beiträgen in diesem Band hin.

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standen, um schon während der Ausübung des Amtes die eigenen Verdienste heraus­ zustellen und so die Prominenz der eigenen Familie zu sichern.43 Nachdem damit die verschiedenen Funktionen, die Entwicklung und der Stel­ lenwert der Gymnasiarchie im Rahmen des sonstigen politischen und euergetischen Wirkens eines Honoratioren grob umrissen sind, soll kurz dargelegt werden, inwie­ fern sich das Selbstverständnis der städtischen Honoratioren bzw. ihr Verhältnis zum Demos gewandelt hatte und wie sich dies in der Wahl der Formulierung und in der Form des Lobs niederschlug. Seit dem 2. Jh. v. Chr. läßt sich eine wachsende Exklusivierung der städtischen Führungsschicht feststellen, die sich bereits in der Sprache und Form der späthel­ lenistischen Ehrendekrete mitteilt. Die Reichen und Vornehmen einer Polis werden vom Volk zunächst mehr oder weniger stillschweigend als Führer der Stadt anerkannt und ihr politisches Wirken wird geschätzt. Mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung ist dann aber auch in offiziellen Dokumenten erstmals die Rede von den „Ersten der Stadt“ – so ist etwa im Ehrendekret für Epameinondas von Akraiphia von den „Ein­ druckmachenden und ersten aus den Städten“ (εὐσχήμονες καὶ πρῶτοι ἐκ τῶν πόλεων) die Rede.44 Damit wird erstmals eine soziale Gliederung der Bürgerschaften in den Dekreten erkennbar. Die kleine Führungsschicht hatte sich damit auch begriff­ lich erstmals von der Masse der gewöhnlichen Bürger emanzipiert. Diese Tendenz zur Exklusivierung setzte sich in der Kaiserzeit fort – eine Schicht besonders vornehmer, weil alteingesessener und mächtiger Familien bildete sich heraus, deren Mitglieder, sofern sie geehrt wurden, nachdrücklich und regelmäßig auf ihre „gute Abkunft“ bzw. auf die Vorfahren und deren hohe Ämter hinwiesen.45 Wer solche vorzuweisen hatte, konnte einen Anspruch auf ein städtisches Amt und entsprechende Würden begründen. Die faktische, häufig wohl gleichsam monarchische Herausgehobenheit der ‚wenigen‘ Honoratioren war jedoch kaum vereinbar mit Vorstellungen von der Gleichheit aller Bürger. Um die herausragende soziale und politische Führungs­ stellung dieses exklusiven Kreises öffentlich zu rechtfertigen, blieb letztlich – so meine Vermutung – nur das Mittel, auf die jederzeit tadellose Haltung dieser ἄνδρες καλοικαγαθοί, auf deren äußere wie innere Exzellenz zu verweisen. Entsprechend bemühten sich die Bürgerschaften in den ehrenden Texten, die zusammen mit den dazugehörigen Statuen die Dankesgaben der Stadt an ihre ‚Wohltäter‘ darstellten,

43 Ein Hinweis auf diese schleichende ‚Nobilitierung‘ mancher Familien sind die Ehrungen für Kinder von Gymnasiarchen, s. etwa Athenagoras, Sohn des Chairemon, Tamias und Paidonomos (I. v. Milet 361) oder der Tochter eines solchen Amtsträgers (I. v. Smyrna 644). 44 IG VII 2712, Z. 40f. 45 Deutlich beispielsweise in der Inschrift zu Ehren des Propheten Eudemos, Sohn des L[eon ?], aus Milet, etwa 40 v. Chr.: Rehm 1958, 259; vgl. Chiricat 2005, 207f.; Gauthier 1985, 56. S. ein weiteres Beispiel für die Verbindung von Gymnasiarchie und vornehmer Herkunft aus Magnesia: I. v. Magnesia 163 (= L. Robert 1940, Nr. 152), Z. 1–4.



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die rechtschaffene und anständige Gesinnung dieser Männer (die ἠθῶν φιλαγαθία) besonders hervorzuheben. In der Inschrift zu Ehren des Agreophon, Sohn des Agreophon aus Perdikia/ Kaunos, der sich neben vielen anderen Leistungen auch als Gymnasiarch um die Heimat verdient gemacht hatte, findet sich eine Passage, die uns einen einzigartigen, weil selten ausführlichen Einblick in den Wertekodex bietet, auf den die Honoratio­ ren seitens der Bürgerschaften verpflichtet wurden. Es heißt dort in Zeile 15–18: „Alles in allem hat er eine Vortrefflichkeit des Charakters bewiesen, die an Glanz die ihm auf Grund seiner persönlichen Situation mögliche Großzügigkeit noch überstrahlte: Er hat sein Leben geziemend und ohne Überheblichkeit geführt, den Älteren wie Vätern Ehrfurcht erweisend, jeder Altersstufe liebevoll und freundlich begegnend; er war gerecht in seiner politischen Wirksamkeit, er war integer auch in der Führung der ihm anvertrauten öffentlichen Ämter, er war voll Eifer um Besonnenheit bemüht, er war gegenüber seinen Angehörigen pietät- und liebevoll, den Freunden gegenüber von unnachahmlicher Haltung, den Sklaven gegenüber milde und menschlich“ (Ü: nach Christian Marek).46 Wenn man einmal dieses Ehrendekret als repräsentativ für die städtische Füh­ rungsschicht im kaiserzeitlichen Osten gelten läßt, was ergibt sich daraus an all­ gemeinen Schlußfolgerungen? Die Leiturgen bzw. Euergeten sollte demnach nicht politische Entscheidungsfreude und Tatkraft und erst recht nicht kriegerische Ent­ schlossenheit und Kampferfahrung auszeichnen, sondern vielmehr vornehme Zurückhaltung und Freundlichkeit, ein stets rücksichtsvoller und zuvorkommender Umgang mit den Mitbürgern wie überhaupt mit allen Menschen, was dem vergleichs­ weise ‚stillen‘ leiturgischen Wirken entsprach. Gute und anständige Menschen sollten und mußten sie sein, nicht durchsetzungsfähige und konflikterfahrene Politiker. Es genügte nicht, daß die führenden Männer als bloß gute Bürger (als πολῖται ἀγαθοί) geehrt wurden, die konkrete politische Verdienste als Grund für eine Ehrung vorzu­ weisen hatten. So herausragend war ihre Stellung, daß es nunmehr erforderlich war, sie als ethisch vortreffliche Männer zu preisen, die sich schicklich, respektvoll, nicht hochmütig, gerecht, besonnen und fromm verhielten. Und eben weil sie alle an sozi­ alen Tugenden überragten, kamen sie bereitwillig den an sie gestellten Erwartungen nach und übernahmen diesem Ethos folgend Leiturgien und städtische Ämter. In diesem Sinne faßt, um ein weiteres Beispiel anzuführen, auch das Dekret des Lykischen Bundes zu Ehren des Opramoas die Gymnasiarchie auf. Sie ist eine der

46 Marek 2006, Nr. 30 (= BE 1972, 430), Z. 15–18: ἐν τοῖς ἰδιωτικοῖς καιροῖς ἐπιδεικνύμενος λειτουργοῦ μεγαλοψυχίαν· τὸ δὲ ὅλον λαμπροτέραν τῶν ἀπὸ τῆς τύχης φιλοτειμιῶν ἐπιδεικνύμενος/ τὴν τῆς ψυχῆς καὶ τῶν ἠθῶν φιλαγαθίαν ἐπιεικῆ καὶ ἰσότειμον̣ τὸν ἑαυτοῦ παρεῖχεν βίον αἰδούμενος μὲν τοὺς πρεσβυτέρους ὡς πατέρας, φιλοστόργως/ δὲ καὶ φιλοκαλῶς προσφερόμενος πάσῃ ἡλικίᾳ, δίκαιος ἐμ πολιτείᾳ, ἁγνὸς καὶ περὶ τὰς δημοσίας πίστεις, ζηλωτὸς τῆς σωφροσύνης, εὐσεβὴς καὶ/ φιλόστοργος πρὸς τοὺς οἰκείους, ἀμείμητος πρὸς τοὺς φίλους, ἐπιεικὴς καὶ φιλάνθρωπος πρὸς τοὺς οἰκέτας. Vgl. den Kommentar zu dieser eindrucksvollen Inschrift: Herrmann 1971, 38f.; Marek 2006, 162–164 .

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Stationen der Euergeten, die, indem sie „Gutes tun“ zugleich „jene zur Tüchtigkeit anregen, die ihre Bürgerpflichten (wie sie) in außerordentlicher Weise erfüllen, indem sie Kosten, Schenkungen und Spenden großzügig auf sich nehmen“.47 Vor diesem Hintergrund ist es nur allzu verständlich, daß die Bürgerschaften diese Leiturgen mit weiteren Ehrentiteln zu schmücken versuchten: als „Sohn der Stadt/des Volkes“ (υἱὸς πόλεως/τοῦ δήμου), sofern sie ganz außerordentliche Leis­ tungen lebenslang vollbracht hatten,48 als „Gründer“ (κτίστης), sofern sie Bauten gestiftet oder erstmals bestimmte Privilegien erwirkt hatten, als „Nährer“ (τροφεύς), sofern sie für Fleisch- und Getreideverteilungen gesorgt hatten, oder als „Wohltäter“ (εὐεργέτης), sofern sie Spenden aller Art gemacht hatten, wurden sie tituliert, um nur einige Ehrenbezeichnungen zu nennen. Die diesbezüglichen kreativen Bemühun­ gen um begriffliche Neuschöpfungen hatten sich im Vergleich zu den hellenistischen Verhältnissen noch einmal deutlich erhöht. Ebenso ist leicht nachzuvollziehen, daß, was die ideelle Bindung betraf, die Bür­ gerschaft sich eng mit dem Schicksal eines Euergeten verbunden fühlte. Starb ein solcher ‚Sohn der Stadt‘, so war die Bürgerschaft kollektiv davon betroffen: „Bestür­ zung und Niedergeschlagenheit“ (Z.  1: σύγχυσις/κατήφεια) macht sich in ganz Kaunos breit, als der Tod des Agreophon bekannt wird. Das Dahinscheiden des pro­ minenten Mitbürgers wird als historisches Ereignis erzählt: Dessen Tod stellt einen Schicksalsschlag für die gesamte Polis-Familie dar, weil ihnen allen gewissermaßen eine ruhige Zukunftsperspektive weggebrochen ist. Der Demos versteht sich in dieser Formulierung als der Hauptleidtragende, der um den unersetzbaren Verlust weiß und entsprechend bereit ist, den Mann zu betrauern und angemessen zu ehren. Der ver­ storbene Wohltäter wird dabei weder als ‚Vater der Stadt‘ bezeichnet, was zu hoch angesetzt wäre, noch als ‚Freund der Stadt‘, was die innere Bindung zu gering betonen würde, sondern, sofern man das Kollektiv der Bürger als Polis-Familie auffaßt, folge­ richtig in zahlreichen Ehrungen als ‚Sohn der Stadt‘ (υἱὸς τῆς πόλεως). Dieser Über­ höhung der Mitglieder der Führungsschicht in städtischen Dokumenten entspricht

47 KOKKINIA 2000, col. XIII A Nr. 54, Z. 13–17. Nicht nur in Rhodiapolis, sondern auch in mehreren anderen lykischen Städten wird Opramoas als πολιτευόμενος tituliert. Der Begriff bezeichnet in der Inschrift einen euergetisch wirkenden und deshalb herausragenden Bürger, also eine Mann, der auf­ grund seiner Stiftungen in mehreren lykischen Städten das Bürgerrecht erhalten hatte. KOKKINIA, a.a.O. 238 hat daher zu Recht beide Bedeutungsmöglichkeiten miteinander verbunden: nämlich ei­ nerseits das Bürgerrecht einer oder auch mehrerer Städte zu besitzen und andererseits im allgemei­ nen Sinne zum Wohle einer oder mehrerer Gemeinden aktiv sein. 48 Zu diesem Ehrentitel: Robert 1969, 317–321; Canali de Rossi 2007. S. hier beispielhaft auch eine Inschrift auf einem Architravblock aus Keramos, der die Stiftungen des dreimaligen Gymnasiarchen und ‚Sohnes der Stadt‘ Hierokles, Sohn des Hermophantos, und seiner Frau Aristoneike, ein Bad und weitere Baumaßnahmen, aufführt: I. v. Keramos 19 (= JHS 11, 1890, 126, Nr. 9): Ἱεροκλῆς Ἑρμοφάντου ἀρχιερεὺς καὶ στεφανηφόρος καὶ τρὶς γυμνασίαρχος, υἱὸς πόλεως, καὶ ἡ/ γυνὴ αὐτοῦ Ἀριστονείκη Ἀριστοκράτους ἡ ἀρχιέρεια καὶ στεφανηφόρος ἀρχιερατεύοντες καὶ τὸ/ βαλανεῖον ἐκ θεμελίων καὶ τὰ ἐν αὐτῷ ἔργα πάντα σὺν παντὶ τῷ κόσμῷ ἐκ τῶν/ ἰδίων κατασκευάσαντες ἀνέθηκαν.



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auf der Gegenseite die selbstbewußte Haltung, mit der Mitglieder vornehmer Fami­ lien dem Demos gegenüber auftraten. Deren Selbstverständnis läßt sich vor allem anhand von Grabreliefs und Grabinschriften ermitteln – eindrücklich etwa anhand der Grabinschrift des Phaidros von Athen, des Sohnes des Theophilos und der Kekro­ pia: Dieser junge Mann aus dem hochangesehenen Priestergeschlecht der Eupatriden starb im 2. Jh. n. Chr. bereits im Alter von zwanzig Jahren. In Anspielung auf seine „Herkunft“ (εὐγένεια) läßt ihn das Grabgedicht damit prahlen, daß „das ganze Volk der Athena um mich weinte, wegen meiner Jugend und meiner Verständigkeit und wegen der männlichen Schönheit meiner Glieder, und weil ich so eifrig um kluge Bildung und Weisheit (σοφία) mich bemühte.“49 Damit gibt er einen Hinweis auf eine soziale Gruppe, die das Gegenbild zum reichen Gymnasiarchen und Euergeten in der Kaiserzeit und Spätantike darstellte und gerade in der Kaiserzeit und Spätantike seine Stelle als soziale und moralische Autorität übernahm: die Philosophen.50

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49 Grabstele für Phaidros von Athen, Sohn des Eupatriden Theophilos und der Kekropia (Athen, 2. Jh. n. Chr.), IG II2 7447 = Peek, GG 315 (= Peek, GVI 1068), Z. 9–12: ἀμφὶ δ’ ἐμεῦ καὶ δῆμος ἅπας ἐδάκρυσεν Ἀθήνης/ εἵνεκεν ἡλικίας τ’ ἠδὲ σαοφροσύνης/ καὶ κάλλευς μελέων ἀνδρηίου. ὥς τε μάλιστα/ παιδείᾳ πινυτῇ καὶ σοφίῃ μελόμην. 50 Als anschauliches Beispiel dafür, welch große Bedeutung zumindest die zeitgenössische Ober­ schicht der philosophischen Reflexion beimaß, kann das Epigramm und Relief eines kaiserzeitlichen Grabmals aus Smyrna gelten, das Respekt und Bewunderung vor der Konsequenz bekundet, mit dem ein kynischer Philosoph rigoros den Anforderungen eines einfachen Lebens nachkam. Allem Anschein nach war es in einer Bildhauerwerkstatt angefertigt, jedoch nie aufgestellt worden. Die in der Stele vorbildlich praktizierte philosophische Lebensform wird als dauernde Mahnung und Herausforderung an die Öffentlichkeit begriffen: Bis über den Tod hinaus wirbt dieser Bettelphilosoph für ein bedürfnisloses, tugendhaftes und zugleich wahrhaft glückliches Leben (I. v. Smyrna 276 = GG 327 = PM 847: ἄνθρωπος τοῦτ’ ἔσ/τι· τίς εἶ, βλέπε, καὶ τὸ/ μένον σε, εἰκόνα τήν δε/ ἐσορῶν σὸν τὸ τέ/λος λόγισαι καὶ/ βιότῳ χρῆσαι μή/θ’ ὡς ἰς αἰῶνας ἔχων/ ζῆν, μήθ’ ὡς ὠκύμο/ρος, ἵνα γηράσαντά/ σε πολλοὶ μαστί/ξωσι λόγοις θλειβόμενον πενίῃ. („Ein Mensch ist dies:/ sieh, wer du bist und was dich erwartet;/ blick auf dies Bild/ und denk nach/ über dein Ende./ Lebe dein Leben weder wie ein Mensch, der noch eine Ewigkeit vor sich hat, noch wie einer, der bald sterben wird, damit dich im Alter nicht die Peitsche des Spottes trifft, wenn Armut dich bedrückt.“ (Ü: Werner Peek)

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Curty 2009: O. Curty (Hg.), L’huile et l’argent. Gymnasarchie et évergétisme dans la Grèce hellénistique, Paris. Curty/Piérart 2009: O. Curty/M. Piérart, Un gymnasiarque argien de la basse époque hellénistique; in: Curty 2009, 183-202. Drecoll 1997: C. Drecoll, Die Liturgien im Römischen Kaiserreich des 3. und 4. Jh. n. Chr. Untersuchung über Zugang, Inhalt und wirschaftliche Bedeutung der öffentlichen Zwangsdienste in Ägypten und anderen Provinzen, Köln. Engelmann 1998: H. Engelmann, Ephesiaca, in: ZPE 121, 308–309. Forbes 1933: C. A. Forbes: Neoi. A Contribution to the Study of Greek Associations, Middletown/ Connecticut. Fröhlich 2009: P. Fröhlich, Les activités évergétiques des gymnasiarques à l’époque hellénistique tardive: la fourniture de l’huile, in: Curty 2009, 57–94. Gauthier 1985: P. Gauthier, Les cites grecques et leurs bienfaiteurs (IVe – Ie siècle avant J.-C.), Athen/Paris. Gauthier 2005: P. Gauthier, Un gymnasiarque honoré à Colophon, in: Chiron 35, 101-112. Herrmann 1971: P. Herrmann, Zwei Inschriften von Kaunos und Baha Dag, in: Opuscula Atheniensia 10, 38–39. Jones 1978: C. Jones, The Roman World of Dio Chrysostom, Cambridge (Mass.)/London. Jones 1983: C. Jones, Diotrephes of Antioch, in: Chiron 13, 369–380. Kokkinia 2000: C. Kokkinia, Die Opramoas-Inschrift von Rhodiapolis. Euergetismus und soziale Elite in Lykien, Bonn. Knoepfler 2008: D. Knoepfler, Débris d’éuergésie au gymnase d’Erétrie, in: Curty 2009, 203-257. Mantas 1995: K. Mantas, Women and Athletics in the Roman East, in: Nikephoros 8, 125-144. Marek 2006: C. Marek, Die Inschriften von Kaunos, München. Merkelbach 1994: R. Merkelbach, Commodus war kein Eugenes. Zu den Acta Alexandrinorum XI Musurillo (= Pap. Oxy. I 33: Acta Appiani), in: ZPE 100, 471f. Musurillo 1954: H. A. Musurillo, Acta Alexandrinorum, Oxford, Nr. XI (Acta Appiani: Pap. Ox. I 33, col. I-V). Nigdelis 1995: P. M. Nigdelis, Oberpriester und Gymnasiarchen im Provinziallandtag Makedoniens: eine neue Ehreninschrift aus Beroia, in: Klio 77, 170-183. Nilsson 1955 M. P. Nilsson, Die hellenistische Schule, München. Oehler 1912: J. Oehler, „Gymnasiarchos“, RE (14), 1969–2004. Quass 1993: F. Quass, Die Honoratiorenschicht in den Städten des griechischen Ostens, Stuttgart. Rehm 1958: A. Rehm, Didyma II. Die Inschriften, Berlin. Robert 1954: L. Robert: La Carie: Histoire et géographie historique avec le recueil des inscriptions antiques II. La plateau de Tabai et ses environs, Paris. Robert 1960: L. Robert, Recherches Épigraphiques, in: REA 62, 294-300. Robert 1966: L. Robert, Documents de l’Asie Mineure méridionale. Inscriptions, monnaies et géographie, Genf. Robert 1940: L. Robert, Les gladiateurs dans lʼOrient grec, Paris. Robert 1969: L. Robert, in: J. des Gagniers/P. Devambez u. a. (Hgg.), Laodicée du Lycos. Le Nymphée, Campagnes 1961–1963, Quebec/Paris, 317-321. Schuler 2004: C. Schuler, Die Gymnasiarchie in hellenistischer Zeit, in: D. Kah/P. Scholz (Hgg.), Das hellenistische Gymnasion, Berlin, 163–192. Van Bremen 1996: R. van Bremen: The Limits of Participation. Women and Civic Life in the Greek East in the Hellenistic and Roman Periods, Amsterdam. Wörrle 2007: M. Wörrle, Zu Rang und Bedeutung von Gymnasion und Gymnasiarchie im helleni­ stischen Pergamon, in: Chiron 37, 501-516.

Lucia DʼAmore

Culto delle Muse e agoni musicali in età imperiale1 Lʼimportanza degli insegnamenti di carattere artistico-letterario, posti sotto il patrocinio delle Muse, i μαθήματα, impartiti ai παῖδες ἐλεύθεροι e agli ἔφηβοι nel ginnasio ellenistico è cosa ben nota. Una rassegna delle fonti ellenistiche, indispensabili alla conoscenza della παιδεία, costituisce una solida base per stabilire la continuità di questa tradizione anche nellʼetà imperiale.

1 La paideia nellʼetà ellenistica Lʼetà ellenistica fornisce numerose testimonianze di insegnamenti artistico-letterari nei ginnasi, soprattutto in quelle località dʼAsia Minore, dove è attestata la presenza di κοινά e σύνοδοι di τεχνῖται di Dioniso e delle Muse. Questi insegnamenti erano rivolti soprattutto ai παῖδες, ma non mancano esempi relativi alla classe di età suc­ cessiva, quella degli efebi. Lʼeducazione musicale pubblica non mirava soltanto ad arricchire il bagaglio culturale degli allievi, ma in alcune località microasiatiche essa conduceva i giovani alla soglia di una carriera artistica professionale. Ai παῖδες le città dovevano impartire a spese pubbliche gli insegnamenti letterari di livello elementare e consentire lo svolgimento di esercitazioni ginnico-atletiche. Allʼeducazione pubblica sembra fossero ammessi tutti i παῖδες ἐλεύθεροι sotto la guida del παιδονόμος2. Le fonti letterarie illustrano debitamente questo aspetto. Ad esempio, volendo descrivere lʼaffannoso corso della vita umana e il vano tentativo di raggiungere la felicità, Telete cinico, autore della seconda metà del III sec. a. C., menziona espressamente gli insegnamenti destinati ai παῖδες: appena svezzato, immediatamente si impossessano del fanciullo i maestri, il pedagogo, il maestro di ginnastica, lʼinsegnante di lettere, il maestro di musica ed il maestro di disegno. Crescendo, il fanciullo è affidato agli insegnamenti del maestro di aritmetica, di geometria e di equitazione e da tutti costoro è oggetto di fustigazioni. Il fanciullo cresce in fretta, ma non ha tempo libero. Divenuto ἔφηβος teme il cosmeta, il maestro di ginnastica e quello di combattimento oplitico, il γυμνασίαρχος3.

1 Le abbreviazioni dei principali corpora epigrafici si adeguano a quelle del Supplementun Epi­ graphicum Graecum. 2 Scholz 2004, 103–128. 3 Hense 1909, p. 50 Περὶ τοῦ μὴ εἶναι τέλος ἡδονή, 3 ss.: εἰ δʼ ἐκπέφευγε τὴν τιτθήν, παρέλαβε πάλιν ὁ παιδαγωγός, παιδοτρίβης, γραμματοδιδάσκαλος, ἁρμονικός, ζωγράφος. προάγει ἡλικία· προσγίνεται

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 Lucia DʼAmore

Aristotele suggeriva che il programma dei παῖδες liberi rispettasse la suddivisione degli insegnamenti in γράμματα, γυμναστική, μουσική e γραφική4. Lʼepigrafia conferma sostanzialmente questo quadro: gli insegnamenti erano impartiti da γραμματοδιδάσκαλοι, παιδοτρῖβαι, μουσικοί e ζωγράφοι5. Talvolta lezioni supplementari rivolte agli utenti del ginnasio, definite ἀκροάματα oppure ἀπαρχαί, erano tenute da professionisti della materia, quali grammatici, filo­ sofi, poeti e musicisti. Lʼaccoglienza e la retribuzione dei conferenzieri erranti spesso rientrava tra le liturgie a carico dei ginnasiarchi6. I παῖδες dovevano confrontarsi alla fine dellʼanno scolastico nellʼambito delle ἀποδείξεις, esibizioni pubbliche atte a verificare lʼacquisizione degli insegnamenti impartiti7. I cataloghi dei vincitori menzionano diverse specialità poste sotto la tutela delle Muse, quali ad esempio la καλλιγραφία e lʼἀνάγνωσις (scrittura e lettura), lʼἅμιλλα ἐν γράμμασι, una prova di composizione, lo studio mnemonico dei compo­ nimenti poetici e lʼapprendimento di dati nozionistici inerenti alla storia, geografia, storia della letteratura, ecc.; lʼinsieme di questi insegnamenti doveva costituire argomento della prova di πολυμαθία o φιλομαθία (erudizione, cultura generale)8.

ἀριθμητικός, γεωμέτρης, πωλοδάμνης, [ὑπὸ τούτων πάντων μαστιγοῦται]· ὄρθρου ἐγείρεται· σχολάσαι οὐκ ἔστιν. ἔφηβος γέγονεν· ἔμπαλιν τὸν κοσμητὴν φοβεῖται, τὸν παιδοτρίβην, τὸν ὁπλομάχον, τὸν γυμνασίαρχον. 4 Arist. Pol. 1337 b 23–29: ἔστι δὲ τέτταρα σχεδὸν ἃ παιδεύειν εἰώθασι, γράμματα καὶ γυμναστικὴν καὶ μουσικὴν καὶ τέταρτον ἔνιοι γραφικήν, ktl. Cfr. Hadot 1984, 11–24. 5 A Mileto nel II sec. a.C. insegnavano ai παῖδες erano quattro παιδοτρῖβαι e quattro γραμματοδιδάσκαλοι, IMilet I 145, l. 50. Un catalogo dei vincitori di Efeso del II sec. a.C. attesta la presenza del παιδοτρίβης, del γραμματικός, dello ζωγράφος, e del μουσικοί, IEphesos 1101. A Teos due παιδοτρῖβαι e tre γραμματοδιδάσκαλοι, un κιθαριστής, uno ψάλτης, un suonatore di cetra senza lʼuso del plettro, Syll3 578. Una prova di ζωγραφία era prevista a Magnesia sul Meandro, IMagnesia am Maeander 107. 6 Un esempio a Pergamo Jacobsthal 1908, 380, n. 2, ll. 14 ss. Numerose altre testimonianze dellʼattività dei conferenzieri nel ginnasio sono rintracciabili in diverse località del mondo ellenico. Le lezioni vertevano su ogni genere di argomento. Il γραμματικὸς Μένανδρος, giunto a Delfi allʼinizio del I sec. a.C., tenne una serie di conferenze gratuitamente nel ginnasio, come offerte al dio ed alla città (Syll.3 739). Ad Anfipoli un decreto fu promulgato nel III sec. a.C. in onore di uno storico, che aveva tenuto lezioni e conferenze nel ginnasio (SEG 28, 1978, 534). Infine a Samo un περιπατικός aveva insegnato ai νέοι per molto tempo sia in pubblico sia privatamente. Per il giovamento ottenuto dai φιλομαθοῦντες dei νέοι, la città lʼonorò con la concessione della πολιτεία (IG XII 6, 128). Per lʼattività dei conferenzieri cfr. Guarducci 1929, 627–665. Forbes 1945, 32–42. Delorme 1960, 316–324. Per gli insegnamenti di natura filosofica impartiti agli ἔφηβοι, Tod 1957, 132–141. 7 Per il valore di ἀπόδειξις, che letteralmente indicava una „dimostrazione“, ma di fatto consisteva in un vero e proprio „esame“, Gauthier/Hatzopoulos 1993, 75–76. 8 A Hydai in Caria nel II sec. sono attestate le seguenti prove: ἅμιλλα ἐν γράμμασι, ἀνάγνωσις, καλλιγραφία, φιλομαθία, IMylasa 909. A Pergamo una dedica ricorda il vincitore nella καλλιγραφία, AM 35, 1910, 436, n. 20. Blümel 1995, 62–63, n. 33 (ἀνάγνωσις, καλλιγραφία a Cnido), CIG 3088 (ἀνάγνωσις, ζωγραφία, καλλιγραφία, πολυμαθία a Teos), IErythrai 81 (πολυμαθία a Eritre).



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Unʼiscrizione frammentaria rinvenuta a Teos (II–I sec. a. C.), interpretata come il testo di una fondazione destinata allʼeducazione dei παῖδες, menziona una biblio­ teca e βιβλία. Ciò suggerisce che anche per il livello di istruzione primaria, i fanciulli delle città microasiatiche disponessero di strutture appropriate allʼapprendimento dei μαθήματα9. Il παιδοτρίβης curava le esercitazioni ginnico-atletiche (ἀθλήματα) dei παῖδες, preparandoli a confrontarsi nel δόλιχος, στάδιον, δίαυλος, πάλη, πυγμή, παγκράτιον e λαμπάς10. Infine il programma di formazione dei παῖδες πρεσβύτεροι (di età com­ presa tra i sedici e i diciassette anni) doveva prevedere anche lʼinsegnamento dei primi rudimenti dellʼaddestramento militare, preparatorio allʼammissione al corpo efebico e oggetto di verifica nel corso delle ἀποδείξεις. I documenti epigrafici atte­ stano lʼesistenza di prove di φιλοπονία, εὐεξία, εὐταξία, τόξον, ἀκόντιον e ὁπλομαχία, che si inseriscono inequivocabilmente nellʼambito dellʼἀγωγή11. Un ruolo di primo piano nel programma educativo dei παῖδες era assegnato agli insegnamenti musicali12: i fanciulli imparavano a suonare la cetra con e senza il plettro (κιθαρισμός e ψαλμός, erano esclusi dallʼinsegnamento gli strumenti a fiato come lʼαὐλός), il canto accompagnato dal suono della cetra (κιθαρῳδία), la com­ posizione e la lettura di brani musicali (ῥυθμογραφία e μελογραφία),13 ed infine, la recitazione dei poemi epici (la ὑποβολῆς ὰνταπόδοσις è stata intesa come la decla­ mazione a due oppure a più voci dei poemi).14 A Cos le dediche votive dei vincitori delle ἀποδείξεις ricordano i vincitori dei παῖδες νεώτεροι e di quelli πρεσβύτεροι nel διακιθαρισμός e nel διαψαλμός, termini che a mio avviso indicano un esame finale

9 Demangel/Laumonnier 1922, 327, n. 6. 10 IEphesos 1101, IMylasa 909, Milet VI I 203 (λαμπάς), CIG 3088 (λαμπάς a Teos), Blümel 1995, 62– 63, n. 33 (Cnido). 11 IErythrai 81, CIG 3088 (Teos), Blümel 1995, 62–63, n. 33 (Cnido). 12 Per lʼinsegnamento della musica ai παῖδες cfr. Clarke 1971, 45–54. Barker 1995, 257–270. Queryrel 1995, 109–124 analizza le rappresentazioni vascolari di scene di scuola alla presenza delle Muse oppure di Apollo, part. pp. 119–122. Bélis 1999, 23–26. Legras 2002, 91–92, 117–118. 13 Lʼinterpretazione dei due termini ha dato adito a controversie: per alcuni si tratterebbe di notazione musicale, melodica e ritmica sotto dettatura, mentre per altri di recitazione modulata oppure ritmica; sullʼargomento cfr. Bélis 1988a, 61–62. 14 A Magnesia sul Meandro una lista di vincitori delle competizioni dei παῖδες del II sec. a.C. conserva alcune delle prove periodiche, che erano state sostenute: μελογραφία, κιθαρισμός, κιθαρῳδία, IMag­ nesia am Maeander 153. Ad Efeso era previsto lʼinsegnamento di un μουσικός, IEphesos 1101. Un κιθαριστής, uno ψάλτης erano previsti dalla fondazione di Πολύθρους di Teos per lʼinsegnamento dei μουσικά, Syll3 578. Un catalogo di vincitori del II sec. a.C. dal ginnasio di Teos conserva i seguenti ambiti didattici ὑποβολῆς ὰνταπόδοσις, ψαλμός, κιθαρισμός, κιθαρῳδία, ῥυθμογραφία, κωμῳδία, τραγῳδία, μελογραφία, CIG 3088. Per lʼinterpretazione della ὑποβολῆς ὰνταπόδοσις cfr. Delorme 1960, 323. Anche a Cnido era insegnato lo ψαλμός, Blümel 1995, 62–63, n. 33. Insegnamenti musicali imparititi ai παῖδες sono attestati anche nel ginnasio di Chio, CIG 2214, ll. 1–11 (ἀνάγνωσις, ῥαψῳδία, ψαλμός, κιθαρισμός). Per lo studio dei termini contenuti nelle iscrizioni cfr. Bélis 1988b, 227–250. Eadem 1995, 1025–1065.

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che prevedeva una serie di esecuzioni musicali atte a dimostrare il virtuosismo dei giovani scolari15. A Delo un decreto ricorda che Amphikles, μουσικὸς καὶ μελῶν ποητής, musico e compositore di canti, aveva insegnato ai παῖδες residenti a Delo il canto accompa­ gnato dal suono della lira (ll. 12–14 ἐδίδαξεν δὲ καὶ τοὺς τῶν πολιτῶν παῖδας πρὸς λύραν τὸ μέλος ἄιδειν)16. A Tanagra tra il 171 e il 146 Agesimaco e lʼomonimo figlio, musicisti ateniesi, avevano tenuto delle ἀκροάσεις teoriche e pratiche (λογικαὶ καὶ ὀργανικαί), probabilmente nel ginnasio cittadino; essi, come si conveniva a tutti coloro che sono sospinti dalla paideia (ἀπὸ παιδείας ὁρμώμενοι), si erano particolar­ mente distinti per bravura e per buona condotta, e avevano meritato altissime τιμαί: la prossenia, lʼevergesia, lʼἀσυλία e lʼἀσφάλεια ed lʼἑστίασις nel Pritaneo17. Altissimo, dunque, doveva essere il grado di stima e di apprezzamento che le πόλεις greche riser­ vavano ai virtuosi della musica. Infine, a Delfi nel 132 a. C. un ποιητής di Scepsi aveva soggiornato in città e tenuto lezioni ai παῖδες (l. 4 ἐν τᾶι τοῦ παιδὸς ἁλι[κίᾳ]) nel gin­ nasio, aperte anche ai cittadini che desideravano ascoltarle18. Anche agli efebi, oltre allʼaddestramento militare (ἀγωγή) e alle esercitazioni ginnico-atletiche (γυμνασίαι), erano impartiti insegnamenti di carattere artistico-let­ terario (μαθήματα), espressione della παιδεία, cosicché essi erano talvolta qualificati come οἱ φιλομαθοῦντες, „gli amanti dello studio“. Il decreto di Iasos per lʼefebarco Μελανίων (I sec. a. C.) ricorda che il giovane, mentre frequentava il ginnasio, si era dedicato con φιλοπονία e con φιλομαθία agli studi migliori e si era impegnato nei παιδεύματα adatti alla sua età19. A Pergamo il ginnasiarco Ἀγίας, allʼepoca di Attalo III, aveva diretto i παιδευταί preposti allʼistruzione degli ἔφηβοι sempre con la dovuta φιλανθρωπία (da intendersi come „generosità“), affinché gli ἔφηβοι, si accostassero con la maggiore φιλοτιμία possibile alla παιδεία, ricavandone essi stessi il maggiore giovamento, e salva­guar­ dassero la buona reputazione della patria.20 A Priene conserviamo notizia della presenza di un φιλολογίας γραμματικός, un insegnante di filologia nel ginnasio. Il γυμνασίαρχος Ζώσιμος aveva provveduto a procurare lʼinsegnante a sue spese e aveva organizzato in occasione degli Ἑρμαῖα gli ἀγῶνες efebici, nei quali i giovani dove­

15 Paton/Hicks 1891, n. 59: [․3]υ Βωλίχου Χαιρύλ[ος] |[Χ]αρμύλου, νικάσα[ς] | διακιθαρισμῶι παῖδα̣[ς] | τὸς νεωτέρος, τὸ τεθὲν ἆθ[λον] | Ἀπόλλωνι καὶ Μούσαι[ς]. Maiuri 1925, n. 445: [π]αιδονομοῦντος | [Ἰ] άσονος τοῦ Βωλίχ[ου], | [Μν]ασίμαχος Πειθά|[ν]ορος νικάσας δια|ψαλμῶι παῖδας τὸς | πρεσβυτέρος, τὸ τε|θὲν ἆθλον Μούσαις. 16 IDelos 1497. Un altro decreto del 147/6 (IDelos 1502) ricorda altresì lʼoperato di un μουσικός sullʼisola. 17 SEG 2, 1954, 184. 18 FD III 1, 273. 19 IIasos 98. 20 Jacobsthal 1908, 380, n. 2.



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vano dare dimostrazione sia della loro erudizione sia delle capacità ginnico-atletiche (ἀγῶνες τῶν τε ἐκ φιλολογίας μαθημάτων καὶ γυμνικῆς ἐνεργείας).21 Il ruolo premimente assunto dai μαθήματα nellʼeducazione degli ἔφηβοι com­ portò, come conseguenza, anche lo sviluppo nel ginnasio di strutture edilizie adatte agli insegnamenti di natura letteraria. Esse devono essere riconosciute negli ἀκροατήρια, sale dʼaudizione destinate allo svolgimento di conferenze, e nelle ἐφηβικαὶ ἐξέδραι oppure negli ἐφηβεῖα, ambienti del ginnasio forniti di banchi e sedili di marmo, ove gli ἔφηβοι potevano frequentare le lezioni dei παιδευταί.22 Lʼassidua frequentazione di queste sale del ginnasio da parte dei giovani sembrerebbe suggerita anche da centinaia delle cd. Topos-Inschriften rinvenute nei ginnasi di Priene e di Pergamo.23 Anche per questa classe di età la perfezione della παιδεία richiedeva insegna­ menti musicali. A Teos la fondazione di Πολύθρους (II sec. a. C.) prevedeva che agli efebi fossero impartiti τὰ μουσικά, da un κιθαριστής e da uno ψάλτης.24 Lʼinsegnamento della musica nel ginnasio di Teos è attestato anche dalle dediche di ἔφηβοι a Κράτων figlio di Ζώτικος di Calcedone, αὐλητής di fama panellenica vissuto nel II sec. a. C., onorato anche in un decreto delio dal κοινόν dei τεχνῖται della Ionia e Ellesponto25. Un catalogo dei vincitori delle prove musicali nel ginnasio di Chio attesta l’esistenza di tre categorie di concorrenti: παῖδες, ἔφηβοι e νέοι26. Questo tipo di preparazione consentiva la partecipazione di παῖδες ed efebi alle cerimonie religiose cittadine con la funzione ὑμνῳδοί, cantori di inni sacri, e la com­ petizione in agoni musicali cittadini e panellenici nella classe di età a loro riservata. Alcune iscrizioni microasiatiche ricordano che la presenza dei παῖδες alle cerimonie sacre era stabilita dalle leggi cittadine e che in quelle occasioni i fanciulli erano esentati dal frequentare le lezioni27.

21 IPriene 112. 22 Delorme 1960, 323, 325–332. 23 IPriene 117, AM 32, 1907, 373, n. 135. Per le Topos-Inschriften Ziebarth 1914, 99–106. 24 Syll3 578, ll. 18–19. 25 Per le dediche efebiche Le Bas/ Waddington 1972, 1558. Per il decreto delio IG XI 1061. 26 CIG 2214. 27 IMagnesia 98 = Sokolowski 1955, n. 32, ll. 18 ss. IMagnesia 100, ll. 29–30. Sokolowski 1955, n. 8, ll. 17–18.

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2 Il culto delle Muse nei ginnasi Per accennare rapidamente al culto delle Muse, esso trovava spazio nei principali ginnasi ellenistici28. Secondo la tradizione, sarebbe stato Platone ad istituire un temenos per le Muse nellʼAccademia di Atene29 e Pausania riferisce che vi si trovavano gli altari di Prometeo, delle Muse, di Ermes, di Atena e di Eracle30. Anche nel ginnasio di Mileto è attestato il culto di Ermes Enagonios, di Apollo Musagete e delle Muse, destinatari di un temenos, di sacerdozi e di sacrifici periodici. I γραμματοδιδάσκαλοι, prima di prendere servizio nel ginnasio, dovevano prestare giuramento invocando le Muse e Apollo Musagete31. La devozione alle Muse da parte dei frequentatori del ginnasio trova conferma nei sacrifici offerti dai vincitori delle ἀποδείξεις32, nelle dediche di ἀναθήματα, con­ sacrati dai vincitori delle ἀποδείξεις33, dalla dedica di statue dei διδάσκαλοι da parte dei μελλέφηβοι ateniesi34. Infine, lʼimportanza del ruolo delle arti patrocinate dalle Muse nella παιδεία ellenistica trova un riflesso anche negli epigrammi funerari com­ posti per giovani morti prematuri, dove lʼ„essere cari alle Muse“ non è un semplice topos letterario, ma riflette una reale condizione dei fanciulli e dei giovani educati nel ginnasio: Amorgo (I sec. a.C.) IG XII 7, 449b.

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ὁ μουσοτέχνας μʼ ἐκτρέφει Καλλικράτης πᾶσαν μάθησιν ὑμνοποιὸν ἐνδιδούς. εἰς μέτρα θʼ ἥβης ὡς ἀνηγόμην, τότε ἄωρος εἰς ἄκαμπτον ᾠχόμην τρίβον· ἔχεις ἅπαντα μῦθον· εὐόδει, φίλε.

Kallikrates, quello esperto nellʼarte delle Muse, mi alimenta fornendomi ogni insegnamento poetico; quando raggiunsi lʼetà della pubertà, allora prematuro pervenni al sentiero inesorabile. Tu ora possiedi lʼintera storia, fai buon viaggio, o amico!.

28 Per il culto delle Muse rimando al lavoro di Aneziri/Damaskos 2004, 252–253. 29 Olympiod. V Plat. 4, 14. 30 Paus. I, 30, 2. 31 IMilet I 145, ll. 24–25, 35 ss. 32 CIG 2214 (ll. οἵδε] |ἐνίκων τῶν τε παίδων καὶ τῶν ἐφήβω[ν καὶ τῶν] | νέων τοὺς τιθεμένους ἀγῶνας καὶ [ἔθυσαν] |ταῖς τε Μούσαις καὶ τῶι Ἡρακλεῖ ἀπὸ τῆς πρ[οσό]|δου τῆς δεδομένης κατὰ τὸ ψήφισμα). 33 Cfr. nt. 13. 34 IG II2 2986, 2991. Cfr. Pélékidis 1962, 209.



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Chio (II a.C.). W. Peek: „Griechische Versinschriften“, Berlin 1955, n. 945.

5

ἕβδομον εἰς δέκατόν τε βίου λυκάβαντα περῶντα Μοῖρά με πρὸς θαλάμους ἅρπασε Φερσεφόνας. λαμπάδα γὰρ ζωᾶς με δραμεῖν μόνον ἤθελε δαίμων, τὸν δὲ μακρὸν γήρως οὐκέτι θεῖν δόλιχον ἄρτι δʼ ἐφηβείαις θάλλων Διονύσιος ἀκμαῖς καὶ σελίσιν Μουσῶν ἤλυθον εἰς Ἀΐδαν. ἀλλὰ πάτερ μᾶτέρ τε προλείπετε πικρὸν ὀδυρμόν· τέρμα γὰρ εἴς με βίου Μοῖρʼ ἐπέκρανε τόδε.

La Moira rapì me che valicavo il diciassettesimo anno di vita. Infatti il δαίμων volle che io corressi esclusivamente la λαμπάς della vita, e non che compissi il μακρὸς δόλιχος della vecchiaia. Troppo presto Dionysios nel fiore dellʼefebia, nellʼacme e nello splendore delle Muse, si recò presso lʼAdes. Ma, o padre, o madre, rassegnatevi allʼamaro lamento. Infatti la Moira questo limite della vita ha stabilito per me.

3 La paideia nellʼetà imperiale Per quanto riguarda lʼetà imperiale la continuità della tradizione della παιδεία elleni­ stica trova conferma in un numero limitato di testimonianze che consentono, comun­ que, di affermare che discipline artistico-letterarie continuavano ad essere insegnate nei ginnasi. Plutarco ambientava il settimo libro dei Συμποσιακά ad Atene durante lo svolgi­ mento dei Μουσεῖα. In quellʼoccasione lo stratego Ammonios riferisce di avere assistito alla dimostrazione (ἀπόδειξιν ἔλαβεν) offerta dagli efebi nel Diogeneion delle materie studiate durante lʼanno e cioè di materie letterarie, geometria, retorica e musica, (ἐν τῷ Διογενείῳ τῶν γράμματα καὶ γεωμετρίαν καὶ τὰ ῥητορικὰ καὶ μουσικὴν μανθανό­ ντων ἐφήβων)35. Nella stessa Atene in età Adrianea lʼepigrafia attesta lʼesistenza di un διδάσκαλος ἐφήβων τῶν ᾀσμάτων θεοῦ Ἁδριανοῦ, un maestro degli efebi destinati al canto nelle cerimonie in onore di Adriano divinizzato. Come già per lʼepoca ellenistica, è soprattutto in Asia Minore che si concentra il maggior numero di testimonianze. A Iasos il decreto per il παιδονόμος C. Iulius Capito del I sec. d.C. ricorda che il magistrato era stato onorato non solo perché aveva curato lʼἀγωγή e la παιδεία dei παῖδες nel miglior modo possibile, ma anche perché egli aveva organizzato gli agoni nel ginnasio e aveva fornito i premi ai vincitori36:

35 Plut., Moralia IX 1,1. 36 IIasos 99, ll. 1–7.

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[περὶ τιμῶν — Γαΐ]ου [Ἰουλίου Καπίτωνος π]αιδονόμου ἔδοξ[εν τῷ δήμ]ῳ ἐν ἀρχαιρεσίαις ἐπεὶ Γάϊος Ἰούλιος Καπίτων παιδονομήσας καὶ προνοήσας τῆς τῶν παίδων ἀγωγῆς καὶ παιδείας κατὰ τὸ κάλλιστον ἐπετέλεσεν, καὶ ἀγῶνας διδοὺς αὐτοῖς καὶ ἆθλα, κτλ.

... essendo paidonomos G. Iulius Capito. Sembrò bene al δῆμος nelle archeresie, poiché G. Iulius Capito essendo stato paidonomos ed essendosi preso cura dellʼaddestramento e dellʼeducazione dei fanciulli, compì il suo dovere nel modo migliore possibile, organizzando per costoro agoni e fornendone i premi, ecc.

Sia il formulario che il contenuto dimostrano una perfetta continuità con lʼetà elleni­ stica. Lʼaccenno alla παιδεία suggerisce non solo che esistevano insegnamenti arti­ stico-letterari, ma che essi costituivano oggetto di agoni alla fine dellʼanno scolastico. Una conferma indiretta del ruolo che lʼinsegnamento della musica svolgeva nellʼambito del ginnasio deriva dalla partecipazione di παῖδες ed efebi ad agoni musi­ cali cittadini o panellenici. Al I d.C. appartiene la dedica onoraria su base di statua concessa dal δῆμος di Iasos a Phanias figlio di Damas che era stato efebarco e aveva riportato una vittoria nella categoria dei παῖδες κιθαρῳδοί negli agoni sacri del κοινόν dʼAsia tenutisi ad Efeso, oltre che in altri importanti agoni37. Altri esempi di specialità musicali riservate ai παῖδες (παῖδες κιθαρῳδοί) nel corso di agoni sacri e civici sono attestati ad Afrodisia e in Lidia38. Nella stessa Afrodisia il decreto onorario di età adrianea per il poeta C. Iulius Lon­ gianus39, che durante il suo soggiorno in città aveva tenuto lezioni straordinarie nel ginnasio (l. 4 ποιημάτων παντοδαπῶν ἐπιδείξεις ποικίλας ἐποιήσατο διʼ ὧν καὶ τοὺς πρεσβυτέρους εὔφρανεν καὶ τοὺς νεωτέρους ὠφέλησεν), stabilisce che statue del poeta sarebbero state erette nei luoghi più importanti della città; due di esse erano destinate rispettivamente al temenos delle Muse e al ginnasio degli efebi presso la vecchia statua di Erodoto (ll. 12–14). Il decreto ricorda, inoltre, che il poeta aveva donato libri alle biblioteche pubbliche della città, affinché i giovani potessero erudirsi studiando le sue opere e quelle degli antichi autori (ll. 14–18). La continuità nella tra­ dizione della παιδεία ad Afrodisia si spiega senza dubbio in rapporto allʼimportanza rivestita nella città in età imperiale dalla ἱερὰ σύνοδος τῶν ἀπὸ τῆς οἰκουμένης περὶ τὸν Διόνυσον, unʼassociazione professionale di artisti. La tradizione di utilizzare παῖδες ed efebi come ὑμνῳδοί, dunque di giovani istruiti alla musica pubblicamente nei ginnasi, trova una sua continuità anche in età imperiale: a Stratonicea nel II–III per decreto si decide che gli inni sacri legati al culto di Zeus Panamaros e Hekate saranno cantati da trenta παῖδες scelti dal παιδονόμος,

37 IIasos 110. 38 Daldis (Lidia): TAM V 1, 635. Afrodisia, Roueché 1989, 52 A I l. 8. 39 MAMA VIII 418b, ll. 1–19.



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dunque educati pubblicamente, i quali vestiti di bianco e recanti corone dʼolivo avrebbero eseguito inni sacri accompagnati da musicisti40. Anche lʼeditto del proconsole Paullus Fabius Persicus per Efeso e la provincia dʼAsia, relativo al culto dʼArtemide, stabiliva la sostituzione degli ὑμνῳδοί, troppo costosi per le finanze cittadine, con gli efebi41, così come a Teos una legge sacra di età tiberiana relativa al culto di Dioniso affidava lʼesecuzione degli inni allʼapertura e alla chiusura del tempio ad efebi e al sacerdote dei παῖδες, che spesso era egli stesso un fanciullo42. Louis Robert segnalava la testimonianza di Elio Aristide (I 452 Dind.) a proposito dei riti di apertura e di chiusura del santuario di Asclepio di Pergamo: ἐδόκουν δὲ καὶ τοὺς παῖδας ᾄδειν τὸ ἀρχαῖον ᾆσμα, οὗ ἡ ἀρχή ἐστιν43. Nel corso del II sec. d.C. i cittadini di Pergamo per allontanare la peste dalla città, seguendo le indicazioni dellʼoracolo di Apollo a Claros, istruirono quattro gruppi di efebi, prescelti come ὑμνῳδοί e definiti poeticamente nei versi dellʼepigramma χλαμυδηφόροι (ll. 25 e 35), ad intonare inni in onore delle principali divinità pergamene, Zeus, Atena, Dioniso e Asclepio44. La continuità con lʼetà ellenistica è rispecchiata anche dalle testimonianze offerte dagli epigrammi funerari dei giovani morti prematuri nei quali sono contenuti accenni e richiami allʼeducazione ricevuta nel ginnasio sotto la protezione delle Muse: Atene (158/159 d. C.) IG II2 3743. τόνδε ἀρετῇ προὔχοντα νέον, | φίλον ἀθανάτοισιν, μουσοπόλον Φιλότειμον, ὁμώ|νυμον υἱέα πατρί, Ò Σύμφορος ἐσθλὸν ἑταῖρον ἀνέ|στησεν συνέφηβον, πίστιν καὶ ζώοντι φέρων μνή|μην τε θανόντι. Ò

Quel giovane che primeggiò per virtù, caro agli immortali, Filotimo, servitore delle Muse, omonimo del padre, costui, nobile amico compagno di efebia, pose Sinforo, dimostrandogli fedeltà in vita e serbandone il ricordo dopo la morte.

Kaisareia Mazaka, Cappadocia. Età imperiale. R, Merkelbach/J. Stauber: „Steinepigramme aus dem griechischen Osten“. III. „Der ‚Ferne Osten‘ und das Landesinnere bis zum Tauros“, München – Leipzig 2001, p. 39, 13/06/03 Kaisareia Mazaka.

40 IStratonikeia 1101, ll. 7–13. 41 IEphesos 18d, ll. 1–10. 42 Sokolowski 1955, n. 28, ll. 7–10. 43 Robert 1937, 32, nt. 5. 44 CIG 3838. Kaibel1878, 1035, ll. 13–26 (cfr. IvPergamon 324). Merkelbach/Stauber 1996, 6–10.

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Ἑρμεῖ καὶ Μούσαις | μεμελημένος ἐνθάδε | κεῖμε Μαρκιανός, κλεινοῦ | θρέμμα τὸ Νεικιανοῦ· ξείνῃ δʼ ἐν γαίῃ | λυγρὸν δέμας | ἔνθα καλύπτει ἑξδεκάτην ἐτέων | Μοῖρα λαβοῦσα | χάριν.

Qui giace Marciano, caro a Ermes e alle Muse, prole dellʼillustre Niciano. Qui, in terra straniera, è sepolto il compassionevole corpo, avendo la Moira sottratto la grazia dei suoi sedici anni.

Corinto (V d.C.). D.I Pallas, PAAH 1977A [1980], pp. 174–175, n. 3. A.K. Orlandos, Ergon 1977, pp. 95–96. SEG 26, 1976, 405. SEG 29, 1979, 318.

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† Σεργίου αἰνοπαθοῦς πολυήρατον υἱέα Πέτρον, εἰκοστὸν λυκάβαντα κ(αὶ) εἰς ἐῆα μοῦνον ἐόντα λοιμὸς ἀμείλικτος κ(αὶ) ἀνάρσιος ρπασε Πλουτεύς, ὃν γενέτης ἔθρεψε κ(αὶ) ἤγαγεν ἐς μέτρον ἥβης, Καλλιόπης μύθοισι κ(αὶ) Ἑρμείαο κομίσας. †

Pietro, amabile figlio dellʼaddolorato Sergio, mentre attraversava il ventesimo anno di vita, essendo proteso soltanto verso il bene, quello rapì lo spietato morbo e Pluteus malvagio, quello che il genitore crebbe e condusse fino allʼetà della ἥβη, allevandolo nei precetti di Calliope e di Ermes.

Questʼultimo epigramma, databile al V sec. d.C., attesta la continuità della tradizione della παιδεία addirittura fino ad epoca tardo-antica. Dallʼinsieme delle testimonianze esaminate mi sembra si possa affermare che tra la tarda età ellenistica e quella imperiale non dovettero intervenire cambiamenti radicali nel programma di educazione pubblica di παῖδες ed efebi, ma che la παιδεία ellenistica incarnata dalle Muse continuò a rimanere il fulcro della vita del ginnasio, soprattutto in Asia Minore, area nella quale si concentra il maggior numero di testimonianze.

4 Agoni musicali a Sparta in età imperiale Per concludere vorrei accennare ad un ultimo esempio esterno allʼAsia Minore, che giunge da Sparta. Caratteristico di Sparta era il culto di Ortia, una divinità della fertilità del mondo umano e animale, a partire dallʼetà flavia identificata con Artemide, a cui erano associati riti di iniziazione allʼetà adulta45. Il rituale principale consisteva nella καρτέρησις, una competizione in squadre di efebi a cui accennano Senofonte (Lak. Pol. II 9) e Platone (Leg. 633b 5–9): una squadra doveva sottrarre forme di formaggio dallʼaltare della dea, mentre lʼaltra, posta a difesa

45 Per i riti del santuario di Artemis Ortia, cfr. Vernant 1984, 13–27. Bonnechere 1993, 11–22. Kennel 1995, 28–48. Per le iscrizioni provenienti dal santuario di Artemis Ortia: IG V 1, 262–356. Woodward 1929 (= JHS Suppl. 5). SEG 2, 1954, nn. 699–758.



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della “preda”, era pronta a fustigare i responsabili del furto. Si trattava di un esercizio di destrezza e sopportazione del dolore istituito da Licurgo per preparare i giovani alla sopravvivenza in condizioni estreme e alla resistenza nel combattimento. Successivamente Pausania (III 16, 9–10), descrive la διαμαστίγωσις, la flagellazione degli efebi sullʼaltare della dea, facendoci intendere che in età imperiale il rituale aveva esasperato lʼaspetto dei combattimenti iniziatici tra giovinetti spartani, assumendo la forma di uno spettacolo particolarmente cruento. Questa prova costituiva parte del παιδικὸς ἀγών in onore di Ortia, che includeva agoni ginnici e musicali, questʼultimi noti come κελοῖαν (oppure κελέαν, καιλῆαν, ecc.) e i μῶα (= μοῦσα), esibizioni canore di carmina o inni sacri secondo la più pura tradizione spartana di età classica. Riporto a titolo di esempio due iscrizioni edite nelle Inscriptiones Graecae: IG V 1, 275. Γάϊος Ἰούλιος Χαρίξενος Γαΐου Ἰουλίου Λυσικράτους υἱός, ἐπὶ Σικλείδα, πατρονομοῦντος ὑπὲρ αὐτὸν Τιβερίου Κλαυδίου Ἁρμονείκου, νεικήσας τὸ παιδικ̣ὸν μῶαν Ὀρθείᾳ Ἀρτέμιδι ἀνέθηκεν.

G. Iulius Charixenos figlio di G. Iulius Lysikrates, sotto lʼeforato di Sikles, sotto il patronomos Tiberius Claudius Harmoneikos, avendo vinto il παιδικὸς nella μῶα����������������� , dedicò ad Artemide Ortheia.

IG V 1, 277. ἐπὶ πατρονόμου Σιωσινίκου Σωσινίκου Πρῖμος Νηρέος Μενεκλεῖ κάσεν νικάσας μῶαν Ἀρτέμιτι Ὀρθείᾳ ἀνέθηκεν. ἐπὶ πατρονόυ Εὐδάμου Πρῖμος Νηρέος Μενεκλεῖ κάσεν νικάσας κελέαν ἀνέθηκε[ν] Ἀρτέμιτι Ὀρθείᾳ.

Essendo patronomos Siosinikos figlio di Sosinikos, Primos figlio di Nereus, appartenente allʼἀγέλα guidata da Menekles, avendo vinto la μῶα, dedicò ad Artemide Ortheia. Essendo patronomo Eudamos, Primo figlio di Nereus, appartenente allʼἀγέλα guidata da Menekles, avendo vinto la κελέα, dedicò ad Artemide Ortheia.

I vincitori del παιδικὸς ἀγών erano premiati con un falcetto (δρέπανον o δρεπάνη), poi consacrato dai giovani alla divinità sulle stele votive, un residuo dei sacrifici compiuti per la dea in epoche più antiche e comunque legato a riti della fertilità del mondo animale e vegetale. Il santuario della dea, situato tra lʼacropoli ed il fiume Eurota, in posizione marginale rispetto al centro cittadino, ha restituito circa 130 stele votive consacrate a seguito di vittorie databili a partire dal IV sec. a.C. fino al III d.C., iscri­ zioni che attestano per lʼepoca imperiale la continuità oppure il recupero, secondo una tendenza arcaicizzante, di forme rituali primigenie di passaggi di status. Il ritro­ vamento tra gli ἀναθήματα del santuario di numerosi frammenti di strumenti musi­ cali suggerisce quale importante ruolo doveva rivestire lʼeducazione musicale nella formazione giovanile ancora in questʼepoca.

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Conclusioni Dal quadro generale offerto dalle fonti, mi sembra che la tradizione di insegnamenti musicali impartiti pubblicamente nei ginnasi ad adolescenti e giovinetti non conosca soluzione di continuità tra lʼetà ellenistica e quella imperiale, epoca in cui le ristrettezze economiche inducevano le città ad avvalersi dei giovanetti come esecutori di inni sacri durante le cerimonie pubbliche per evitare il ricorso ai costosi artisti professionisti. La παιδεία trovava in questo ambito risvolti estremamente pratici. Diverso il caso di Sparta, dove una tendenza arcaicizzante determinava il recupero di rituali e di agoni ancestrali.

Zusammenfassung (Gian Franco Chiai) Der Musenkult und die musikalischen agones in der Kaiserzeit Aus der hellenistischen Zeit stammt eine reiche und vielfältige epigraphische Do­kumentation, welche uns ermöglicht, die große Rolle, welche den Kunst- und Literaturfächern für die Erziehung der paides anerkannt wurde, zu erschließen. Der Philosoph Teletes schildert beispielsweise mit einer gewissen Ironie die Art und Weise, wie die paides mit den Lehrern der Gymnasialdisziplinen (paidotribes, grammatodiskalos, armonikos, zogografos usw.) aufwuchsen, indem sie fast keine freie Zeit hatten. Die Inschriften zeigen uns, wie komplex aber auch von Belang diese pädagogische Welt war, und auch wie sich die staatlichen Einrichtungen oder private Stifter bemüht hatten, die Gymnasien finanziell zu fördern und zu unterstützen. Am Ende des Schuljahres wurden auch öffentliche Wettbewerbe unter paides veranstaltet, in denen sie der Stadt zeigen mussten, was sie erlernt hatten. Die Siegerkataloge wurden in Inschriften veröffentlicht, die wahrscheinlich an öffentlichen Orten ausgestellt wurden; darüber hinaus dokumentieren zahlreiche Inschriften die hohe Mobilität berühmter Lehrer und „Spezialisten“ in den Kunst-­­, Musik- und Literaturfächern in der hellenistischen Welt. Ein weiterer in Betracht zu ziehenden Aspekt betrifft den Musenkult, der fast in allen Gymnasien belegt ist. In einer Inschrift aus Milet (IMil. 145, 24–25, 35) liest man, dass die gramm­ atodiskaloi vor ihrem Dienstantritt einen Eid bei den Musen ablegen mussten; weitere Zeugnisse für die Bedeutung der Göttinnen sind in den zahlreichen Weihungen anzutreffen, welche von den Siegern der apodeixeis (Wettbewerben) vorgenommen wurden. Die Bedeutung der unter dem Schutz der Musen erhaltene Erziehung kommt unter anderem auch durch den Ausdruck „den Musen lieb sein“ zum Ausdruck, der in den Grabepigrammen seit der hellenistischen Zeit anzutreffen ist.



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In der Kaiserzeit auch ermöglichen sowohl die Epigraphik als auch die literarischen Quellen, eine Kontinuität der hellenistischen Tradition der paideia festzustellen. Die mouseia in Athen stellen beispielsweise die Kulisse des siebten Buches der Symposiaka des Plutarchs dar und eine Inschrift aus der Zeit des Kaisers Adrians bezeugt für Athen das Amt des didaskalos ephebon ton asmaton theou Adrianou, der den Chor leitet, der Hymnen zu Ehre des vergötterten Kaisers sang. Aus Iasos dokumentiert ein Dekret Ehrungen für einen gewissen C. Iulius Capito, der sich als paido­ nomos um die paideia und agoge der paides gekümmert hatte. Aus Aphrodisias stammt ein Ehrendekret für den Dichter I. Iulius Longianus, der während seines Aufenthalts in der Stadt betrachtenswerte Lehrveranstaltungen im Gymnasion gehalten hatte. Die Inschriften aus Stratonikeia belegen, dass paides und epheboi als hymnodoi im Rahmen des Kultes des Zeus Panamaros eingesetzt wurden. In den Grabepigrammen ist immer noch der Topos des gut erzogenen guten Jungen anzutreffen, der unter dem Schutz der Musen erzogen wurde. All diese Zeugnisse ermöglichen uns, eine interessante Kontinuität mit der hellenistischen Zeit zu rekonstruieren. Auch in einer konservativen Stadt wie Sparta besaß die musikalische Erziehung eine hohe Bedeutung in der Kaiserzeit. Denn die Inschriften belegen auch einen musikalischen Wettbewerb als Bestandteil des paidikos agon zu Ehre der Stadtgöttin Orthia.

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 Lucia DʼAmore

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Angelos Chaniotis

Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 1 Aphrodisias als Bildungszentrum1 In der Geschichte der kaiserzeitlichen griechischen Literatur verbindet man Aphro­ disias mit zwei Namen: Alexander von Aphrodisias, dem größten Peripatetiker der Kaiserzeit und Leiter der Akademie in Athen im späten 2. Jh. n. Chr., und Chariton von Aphrodisias, Autor des Romans Chaireas und Kallirhoe. Für eine Stadt, die viel­ leicht erst um 188 v. Chr. den Status der Polis erhielt, ist es sicher keine schlechte Leistung, zwei der bekanntesten Autoren des römischen Ostens hervorgebracht zu haben. Während aber die Verbindungen von Chariton zur Stadt der Aphrodite noch im Dunklen bleiben, hat ein neuer Fund das sehr enge Verhältnis Alexanders von Aphrodisias zu seiner Heimat demonstriert. Die Basis der Statue seines gleichnami­ gen Vaters hat uns gezeigt, daß auch Alexanders Vater Philosoph war. Die Aufstellung der Statue in der Heimat berechtigt zu der Vermutung, daß der ältere Alexander eben in Aphrodisias als Philosoph tätig war und auch der jüngere und berühmtere Alexan­ der in seiner Heimat seine erste philosophische Erziehung genossen hat.2 Auch andere epigraphische Quellen und literarische Zeugnisse zeigen, daß in der Kaiserzeit Aphrodisias zu einem bedeutenden Kulturzentrum aufgestiegen war. Vertreter des intellektuellen Lebens waren der bedeutende peripatetische Philosoph Adrastos,3 der ,,wahre Philosoph“ M. Aurelius Diodoros Kallimedes,4 sechs Sophisten (Agelaos, Chaireas, Charidemos, Dometeinos, Zelos, Lysimachos),5 der Redner Tib. Claudius Aurelius Ktesias,6 der tragische Dichter C. Iulius Longianus, der 127 n. Chr. in Halikarnassos für seine öffentlichen Vorträge geehrt wurde,7 und der Lokalhistoriker Apollonios, wohl im 2. Jh. n. Chr., dessen Karika die Hauptquelle des Stephanos von

1 Für epigraphische Publikationen werden die Abkürzungen des Supplementum Epigraphicum Grae­cum verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, werden die Inschriften von Aphrodisias nach der letzten Edition in IAph wiedergegeben (http://insaph.kcl.ac.uk/iaph2007). Für Kenntnis der vor 1995 gefundenen Inschriften danke ich Joyce Reynolds und Charlote Roueché. 2 Chaniotis 2004a (SEG LIV 1031); Sharples 2005. 3 Moraux 1984, 294–334. 4 MAMA VIII 499 b; IAph 13.105 ii: τὸν ὄντως φιλόσοφον; vgl. Sverkos 2000, 10. 5 Die meisten einschlägigen Zeugnisse wurden von Robert 1966, 395–398 und Puech 2002, 165f. ge­ sammelt. Marcus Antonius Popillius Agelaos: IAph 12.807; Chaireas: IAph 12.529; Puech 2002, 165f. Nr. 59; Iulius Aurelius Charidemos Ioulianos: IAph 11.58, 12.35, 12.909, 13.205; Puech 2002, 166–169 Nr. 61–63; Pereitianos Dometeinos: unveröffentlichte Inschrift; Claudius Aurelius Zelos: IAph 14.18; Puech 2002, 471f. Nr. 260; Marcus Flavius Antonius Lysimachos: IAph 11.513, 12.325; Puech 2002, 338–341 Nr. 167–168. 6 IAph 12.28, 12.324; Puech 2002, 187–189 Nr. 76–77. 7 MAMA VIII 418; Roueché 1993, Nr. 88 mit Kommentar; IAph 12.27.

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 Angelos Chaniotis

Byzanz über Karien war.8 Die Ehrendekrete der Stadt weisen Merkmale eines geho­ benen rhetorischen Stils auf, und auch die Tatsache, daß etliche Wohltäter in ihren Ehreninschriften für ihre paideia gepriesen werden, zeigt, daß Rhetorik und Philoso­ phie eine gewichtige Rolle im öffentlichen Leben der Stadt spielten.9 Dies dauerte bis in die Spätantike: Im späten 5. Jh. n. Chr. wurde die dortige philosophische Schule unter Asklepiodotos von Aphrodisias und seinem gleichnamigen Schwiegersohn aus Alexandrien ein Zentrum der letzten Anhänger der hellenischen Religion.10 Es wäre nicht überraschend, wenn eine Stadt mit solch einem intellektuellen Leben auch Bib­ liotheken besaß, aber entsprechende Zeugnisse fehlen bislang.11

Abb. 1: Aphrodisias. Die Inschrift Σοφιστοῦ (‚Platz des Lehrers‘) auf einer Säule der Nordhalle des Südmarktes (ca. 4.–5. Jh. n. Chr.) Foto: Angelos Chaniotis.

Wer waren die Träger dieses intensiven intellektuellen Lebens? Für die Spätantike können wir diese Frage zum Teil beantworten: Es war die Philosophenschule der beiden Asklepiodotoi, von der auch literarische Quellen, insbesondere Damaskios in der Vita des Isidoros, berichten (s. Anm. 10). Ein spätantikes Haus, wo Philoso­ phenporträts ans Tageslicht kamen, kann mit dieser Schule identifiziert werden.12 Im Südmarkt der Stadt, wo in der Spätantike Händler und Freiberufler ihre Stände

8 FGrHist 740 F 1–16; Chaniotis 2003b, 80. 9 CIG 2771 I (IAph 11.508 i): ἀπὸ παιδὸς ἡλικίας ζήσαντα καλῶς καὶ ἐναρέτως καὶ ἀναλογούντως τῇ τοῦ γένος ἀξίᾳ, ἀσκήσαντα παιδε[ίαν]; CIG 2795 (IAph 15.332): [μ]άλιστα θαυμασ[θ]έντα ἐπὶ παιδείᾳ [κα]ὶ χρηστότητι [κα]ὶ ἐπεικείᾳ βίου; Leake 1843, 234 = Deering 1843, 288 Nr. 3 (IAph 15.322): [παι]δείαι καὶ ἤθει χρηστ[ῷ] κεκοσμημένον; MAMA VIII 482 (IAph 13.5): ζήσαντα ἐν παιδείᾳ καὶ σωφροσύνῃ; Reinach 1906, 117f. Nr. 39 (IAph 12.905): ζήσαντα καλῶς καὶ σωφρόνως καὶ ἐπ᾿ ἀρετῆι καὶ καλοκαγαθίαι καὶ διενένκαντα φιλομαθίαι καὶ παιδείᾳι καὶ τῆι κατὰ πάντα ἀρετῆι; Reinach 1906, 132–134 Nr. 62 (IAph 7.8): ζήσαντα ἐν παιδείᾳ κοσμίως καὶ ἐναρέτως; Roueché 1993, 194f. Nr. 68 (IAph 12.623): γένει καὶ παιδείᾳ διαφέροντα, κιθαρῳδόν. 10 Für das Wirken der beiden Asklepiodotoi s. Athanassiadi 1999, 202–233, 248f., 284f., 348f. Vgl. Robert 1948, 115–126; Roueché 1989, 5–93; Trombley 1993, 12, 42–44, 79, 81, 84, 88, 94; Trombley 1994, 5–7, 15, 20f., 24., 26, 47, 58, 60–62, 67, 72; Chaniotis 2002b, 102f. 11 Die βιβλιοθῆκαι, die in der Beschreibung des Archivs erwähnt werden (MAMA VIII 498; IAph 12.1006) waren Regale für die Aufbewahrung von Papyrusrollen und keine Bibliotheken; Chaniotis 2008, 66–70. 12 Smith 1990 und 1991.



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zwischen den Säulen eingerichtet hatten, lesen wir auf einer Säule Sophistou (,,Platz des Lehrers“); dort bot ein Grammatik- und Rhetoriklehrer seine Dienste an (Abb. 1). Private philosophische Schulen hat es vermutlich auch früher gegeben, aber auch das Gymnasion – oder besser: die Gymnasien – hatten ihren Anteil an der Erziehung der Aphrodisieis.

2 Die Gymnasien von Aphrodisias Ein Gymnasion existierte bereits in der hellenistischen Zeit, vermutlich primär als Ort der militärischen Ausbildung – ganz in hellenistischer Tradition.13 Unsere einzige Quelle für das hellenistische Gymnasion war bis vor kurzem das in zwei Kopien erhal­ tene Ehrendekret für Kallikrates, einen verdienten Bürger und militärischen Führer in den Kriegen der späten Republik.14 Als Ehre für seine militärischen Leistungen und Wohltaten sollte er im Gymnasion bestattet werden, das er als Gymnasiarchos geleitet hatte. Ein Grab in der unmittelbaren Nähe des Bouleuterion ist möglicherweise die Ruhestätte dieses Kallikrates.15 Wahrscheinlich befand sich das hellenistische Gym­ nasion am Ort, wo in der Spätantike der Sitz des Bischofs und vermutlich davor der des Statthalters war, in symbolträchtiger Lage, in der Nähe des Tempels der Aphro­ dite, des Bouleuterion, und der Agora. Schon aufgrund dieser Lage erkennt man die große Bedeutung des Gymnasions für die Identität der Aphrodisieis als griechische Bürgergemeinde. Mit dem hellenistischen Gymnasion ist auch eine neue Inschrift in Verbindung zu bringen, die weiter unten (§ 3) vorgestellt wird. In der Kaiserzeit verfügte Aphrodisias über zumindest zwei Gymnasien: das Gym­ nasion der Neoi und das Gymnasion des Diogenes. Das Gymnasion der Neoi kennen wir aus einer fragmentarischen Bauinschift hadrianischer Zeit.16 Ob der Text von der Errichtung, Restaurierung oder Erweiterung dieses Gymnasions berichtet, läßt sich nicht sagen.17 Das nach Diogenes genannte Gymnasion wird in einer Inschrift erwähnt, die die von M. Ulpius Carminius Claudianus und seiner Frau Apphia gestifteten Bauwerke auflistet:18

13 Zur militärischen Ausbildung im hellenistischen Gymnasion s. Burckhardt 2004; Hatzopoulos 2004; Kah 2004; D’Amore 2007. 14 Reynolds 1982, 150–153 Nr. 28–29 (IAph 12.103, 12.402); Chiricat 2005, 213f.; Schörner 2007, 278f.; Chaniotis 2008, 70f. 15 Chaniotis 2008, 70f. 16 SEG XL 946; IAph 1.174. 17 Zur möglichen Lage des hellenistischen Gymnasions in der Nähe des Bouleuterion s. Chaniotis 2008, 70f. 18 CIG 2782 + S. 1112; IAph 12.1111: καὶ τὸ ἔργον δὲ τοῦτο τὸ τῆς πλατείας ἐξ ἀμφοτέρων τῶν μερῶν ἐξ ἀρχῆς μέχρι τέλους ἐκ θεμελίων μέχρι γείσους εὐτυχῶς γέγονε καὶ γενήσεται· καὶ ἐν τῷ Διογενιανῷ

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Auch dieser Bau der breiten Straße, von beiden Seiten, von Anfang bis zu Ende, von den Fun­ damenten bis zum Gesims, ist auf gutes Glück errichtet worden und wird noch errichtet. Im Gymnasion des Diogenes hat er aus anderen eigenen Mitteln zusammen mit seiner Frau Apphia die Wände des Alipterion mit Marmorplatten gedeckt, auch (die Wände) der sich dort befindli­ chen Basilika und der Eingänge und der Ausgänge; und er hat mit eigenen Mitteln alle Marmorund Bronzestatuen in diesen Bauwerken hergestellt, auch die Anten aus weißem Marmor, das Gewölbe mit seiner Verzierung und die Säulen samt ihren Basen und Kapitellen.

Das Gymnasion des Diogenes verfügte also über eine Ringhalle, auf die das Alipterion hinweist, und war reichlich mit Statuen dekoriert. Wo befand es sich und wer war sein Stifter? Unmittelbar vor dem Bau der Straße und den Bauarbeiten im Gymnasion spricht der Text von der Stiftung der Sitzplätze des Theaters. Wenn sich die von Car­ minius Claudianus und Apphia gestifteten Bauwerke in räumlicher Nähe zu einander befanden, dann muß die πλατεία die Straße vor dem Theater sein, die zum sogenann­ ten im frühen 2. Jh. n. Chr. errichteten „Theater-Bad“ („theatre baths“) führt (Abb. 2 und 3); hier ist später (Mitte des 4. Jh. n. Chr.) das heute gut erhaltene Tetrastoon errichtet worden. Das Bad wäre nach dieser Lokalisierung mit dem Gymnasion des Diogenes verbunden;19 sicher ist dies aber keinesfalls. Mehrere vornehme Aphrodisieis trugen den Namen Diogenes und kommen als Namensgeber des Gymnasions in Frage: Diogenes, Sohn des Menandros, war Stifter der monumentalen Halle in der Süd-Agora („Portico of Tiberius“) während der Regie­ rungszeit des Tiberius und diente als Gymnasiarchos.20 Die Monumentalisierung der Agora vollendete sein Enkel Diogenes der Jüngere (νεώτερος), Sohn des Menandros, mit der Errichtung des Agora-Tors (um 100 n. Chr.?).21 Ein anderer Verwandter, Dioge­ nes, Sohn des Diogenes und Enkel des Menandros, war eine führende Persönlichkeit im späten 1. Jh. n. Chr.22 Der Wohltäter Tib. Claudius Diogenes diente zweimal als Gymnasiarchos in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr.23 Schließlich stiftete Lucius Antonius Dometeinos Diogenes, Hoher Priester des Kaiserkultes in Asien um 175 n.

δὲ γυμνασίῳ [ἀπ]ὸ ἑτέρων ἰδίων χρημάτων τὸ ἀλιπτριον, καὶ τὸν ἐν[τὸς β]ασιλικὸν αὐτοῦ καὶ τὰς εἰσόδους καὶ ἐξόδους μετὰ [τ]ῆς γυναικὸς Ἀπφίας κουλσαντα, καὶ τὰ ἀγάλματα πάντα τὰ ἐν τοῖς ἔργοις καὶ τοὺς ἀνδριάντας οἴκο[θ]εν κατεσκευακότα, καὶ τὰς λευκολίθους παραστά[δ]ας καὶ τὸ κατ᾿ αὐτῶν εἴλημα μετὰ τῆς γλυφῆς αὐτῶν καὶ τοὺς κείονας μετὰ τῶν βωμοπειρῶν καὶ κεφαλῶν [...]. 19 Chaniotis 2008, 72f. Vgl. Reynolds 1991, 20. Zur Datierung der Badanlage s. Ratté 2001, 121. Für eine andere Lokalisierung s. Pont 2008b, 221–226. 20 Stiftung der Halle: Reynolds 1980, 77f. Nr. 6; SEG XXX 1244; IAph 4.4. Gymnasiarchos: CIG 2778; IAph 15.261. Ihn vermutete als Stifter des Gymnasions Ferri 1938. 21 Unveröffentlichte, aus vielen Fragmenten bestehende Inschrift (Inv.-Nr. 77.47, 77.48, 80.15, 27, 30, 31, 32, 83 ?, 84 ?). 22 SEG LV 1502; IAph 12.205. 23 SEG XXXI 901; IAph 8.23.



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Abb. 2: Aphrodisias. Von Säulenhallen umgebene Abb. 3: Aphrodisias. Badanlage südlich des Straße östlich des Theaters. Theaters (‚theater baths‘). Fotos: Angelos Chaniotis.

Chr., eine „ewige Gymnasiarchie“.24 Da bis vor kurzem die Stiftung des Carminius Claudianus, in der das Gymnasion des Diogenes erwähnt wird, auf das Ende des 2. Jh. n. Chr. datiert wurde,25 war Dometeinos Diogenes ein starker Kandidat.26 Ein früher gebautes Gymnasion hätte erst einige Jahrzehnte nach seiner Errichtung den Namen des Diogenes erhalten, um ihn für die großzügige Stiftung einer „ewigen Gymnasiar­ chie“ zu ehren. Neue Untersuchungen führen aber zu einer früheren Chronologie des Carminius Claudianus und schließen diese Vermutung aus.27 Ein anderer Diogenes war der Stifter des Diogenianon.

3 Aktivitäten im Gymnasion Bis vor kurzem war nicht viel über die Aktivitäten im Gymnasion von Aphrodisias bekannt. Im August 2007 erweiterte aber ein neuer Inschriftenfund unsere Kennt­ nisse beträchtlich. Es handelt sich um das Grabepigramm für Epikrates (spätes 2./ frühes 1. Jh. v. Chr.), in dem die typischen Aktivitäten des Gymnasions aufgelistet werden (Abb. 4):28

24 PIR2 C 853; Campanille 1994, 60; Chaniotis 2004b, 413. 25 PIR2 C 433; Campanille 1994, 69f. (zweite Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.). 26 Vagts 1920, 32; Chaniotis 2008, 73. 27 Thonemann/Ertoğrul 2005, 78f., 84 Nr. 3, 86 (ca. 150–180 n. Chr.); Pont 2008a (hadrianische Zeit). 28 Chaniotis 2009; SEG LIX 1197.

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 Angelos Chaniotis Ὁ πέτρος αὐδᾶι πατρὸς ἐξ Ἐπικράτευς Ἐπικράτην ὑπόντα τῶιδ᾿ ὑπ᾿ εἰρίωι, ἔτ᾿ ὄντα κοῦρον· ἁ κόνις δὲ [λ]είπεται καὶ βάρβιτ᾿ ἀκλόνητα ταί θ᾿ Ὁμηρικαὶ καὶ ξυστά κεὐπόρπακος ἰτέας κύκλος τοὶ πωλικοί τ᾿ ἀγκτῆρες ἠραχνωμένοι τὰ τόξα θ᾿ οἵ τ᾿ ἄκοντες· οἷσιν ἐμπρέπων ἐς Ἅϊδαν ὁ κοῦρος εὐκλεὴς ἔβα

Abb. 4: Aphrodisias. Grabepigramm für Epikrates (ca. 100 v. Chr.). Foto: Angelos Chaniotis.

Der Stein spricht von Epikrates, Sohn des Epikrates, der unter diesem Grab liegt, noch ein junger Mann. Zurückgelassen wird der Staub, und die Barbita, die nicht mehr geschlagen werden, die homerischen Blätter (oder Gesänge), die Lanzen und der aus Weide gemachte Schild mit dem schönen Griff, das Pferdegeschirr von Spinnennetz gedeckt, die Bogen und die Speere. In allen diesen Dingen ausgezeichnet ist der junge Mann in den Hades gegangen.

Auch ohne dieses Gedicht hätte man annehmen dürfen, daß die Aktivitäten im Gym­ nasion aus Sport (Ringen) und militärischem Training bestanden, aber es ist wichtig, zu erfahren, daß die Musik – das Spielen der Barbitos – und die homerischen Dich­ tungen, mit deren Erwähnung das Epigramm einsetzt, fest dazu gehörten. Aus der hellenistischen Zeit (spätes 2./frühes 1. Jh. v. Chr.) stammt auch eine unveröffentlichte Ehreninschrift für einer Priester der Hestia Boulaia, der für philomatheia und paideia gepriesen wird,29 Tugenden, die man zumindest indirekt mit der Erziehung im Gymnasion in Verbindung bringen darf.

29 Der Text der 2004 gefundenen Inschrift lautet: [Ὁ δῆμος ἔ]θαψεν Θεόδοτον Ἑρμίου, ἱερέα Ἑ]στίας Βουλαίας, ἄνδρα [καλὸν καὶ] ἀγαθὸν καὶ φιλόπατριν [διὰ προγό]νων, ζήσαντα καλῶς [καὶ σωφρό]νως καὶ ἐν φιλομαθίᾳ [καὶ παιδεί]αι καὶ ἀρετῆι πάσηι.



Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 

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Das Epigramm für Epikrates ist leider unsere einzige direkte Quelle für kulturelle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Gymnasion. Die kaiserzeitlichen Inschriften erwähnen nur Spenden von Olivenöl30 und das Alipterion.31 Auch die Stiftung des Attalos Adrastos zugunsten des Gymnasions hatte nur ein einziges Ziel: die dauer­ hafte Beschaffung von Olivenöl für die Einsalbung der Bürger (s. u.). In der Kaiserzeit war Sport eine zentrale Beschäftigung im Gymnasion.32 In der Tat hat Aphrodisias einige erfolgreiche Athleten hervorgebracht.33 Wenn zwei unter ihnen, die Pankrati­ asten Kallikrates (frühes 2. Jh. n. Chr.) und Aurelius Achilleus, dafür gelobt werden, daß sie alle Tugenden der Seele und des Körpers verbanden,34 so ist dies möglicher­ weise auf eine Erziehung im Gymnasion zurückzuführen, die nicht auf Leibesübun­ gen beschränkt war. Mit dem Gymnasion sind vielleicht auch die Begriffe der paideia und der philomatheia zu verbinden, die in einigen Ehreninschriften erscheinen (s. Anm. 9). In einigen Fällen läßt sich zumindest indirekt eine Verbindung zwischen paideia und Gymna­ sion herstellen. Bassos, der als Gymnasiarchos gedient hatte, ist aus der Inschrift in einem Umkleideraum im Theater bekannt; aufgrund künstlerischer oder intellektu­ eller Leistung (als Dichter?, Musiker?) war er Sieger am Agon Koina Asias.35 Der jung verstorbene Sohn eines Mannes, der testamentarisch sein gesamtes Vermögen für die Finanzierung der Gymnasiarchie vermachte, wird für seine paideia gelobt.36 Wichtig für die Verbindung zwischen Gymnasion und intellektuellen Aktivitäten ist auch die Ehreninschrift für Eunostos, dessen fragmentarischen Text ich in einer neuen Edition aufgrund von Autopsie präsentiere:37

30 MAMA VIII 484; IAph 12.308: γυμνασιαρχήσαντα δὶς δρακτοῖς ἐλαίους ἐπιρύτοις ἀνελλιπῶς. 31 CIG 2782 + S. 1112; IAph 12.1111 Z. 24. 32 Van Nijf 2004 (mit weiterer Bibliographie). 33 Roueché 1993, 198–221, 228–236. Ein weiterer Sportler, Adrastos, ist durch ein 2006 gefundenes Epigramm (noch unveröffentlicht) bekannt geworden: [-- ca. 7 --] κ̣ληθεὶς ἐν σταδίοις καὶ ἐν μερόπεσιν. Möglicherweise ist er mit dem ἱερονείκης ἀπὸ συνόδου Adrastos, Sohn des Adrastos, identisch, den Roueché 1993, 192f. Nr. 66 (IAph 12.202), für einen Künstler hielt; σύνοδοι sind aber sowohl für Künstler als auch für Athleten belegt. Für athletische Wettkämpfe in Aphrodisias s. Roueché 1993, 168–173. 34 Kallikrates: Roueché 1993, 228f. Nr. 89 Z. 10–15 (IAph 12.719): ε[ἰς τὰς ὁ]δοὺς τῆς ἀρετῆς τραπεὶς ἱδρῶσι [καὶ πό]νοις ἐκτήσατο τὴν εὐκλεῆ δόξαν [-- ca. 6 --]τητός τε παρὰ πᾶσιν ἀνθρώποις καθ᾿ [ὅλης τῆς] οἰκουμένης γείνεται διά τε τὴν ὁλόκλ[ηρον] αὐτῷ πεφιλοπονημένην σοφίαν. Achilleus: Roueché 1993, 202–207 Nr. 72 i Z. 16–21 (Merkelbach/Stauber 1998, 248–250 Nr. 02/09/27; IAph 5.214): σώματος μὲν ἄσκησιν ἐπανελόμενον, ἀθλήσεως δὲ τὸν γενναιότατον, βίου δὲ καὶ προαιρέσεως τὸν σεμνότατον, ὡς ἐν αὐτῷ πᾶσαν κεκρᾶσθαι τὴν ἀρετὴν ὅσην ψυχῆς ἐστιν καὶ σώματος. 35 Roueché 1993, 18 Nr. 1.5.iv; IAph 8.20: Βάσσου διασκευή, Ἀσιονείκου καὶ γυμνασιάρχου. 36 Reinach 1906, 142 Nr. 74; IAph 13.6. Meine Edition weicht leicht von IAph 13.6 ab (Z. 12–23): [ζήσαν|τ]α ἐν πα[ιδεία καί | σω]φροσύν[η, τελευ|τ]ήσαντα [δὲ προμοίρως], | οὗ καὶ ἡ οὐ[σία πᾶσα] | ἐλήλυθε[ν εἰς τὸν] | δῆμον εἰς [τὰς αἰω|νί]ους γυμ[νασιαρχί|ας] καὶ στεφ[ανηφορί|ας] κατὰ τὴ[ν γενομένην | τ]οῦ πατρὸ[ς αὐτοῦ δι|α]θήκην. 37 Cormack 1964, 17 Nr. 8; Robert 1966, 398f.; IAph 12.20.

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 Angelos Chaniotis

[ vacat ἡ βουλὴ καὶ ὁ δ]ῆμος [ἐτείμησαν στεφάνῳ?] καὶ τῷ ἀνδρι [άντι τῆς παιδείας Ε]ὔνοστον Ἀπολ4 [λωνίου τοῦ ------------] τοῦ Εὐνόστου [ἄνδρα γενόμενον κα]λὸν καὶ ἀγαθὸν [γένους λαμπροῦ καὶ] ἐνδόξου, ζή [σαντα καλῶς καὶ κοσ]μίως καὶ σω8 [φρόνως καὶ εὐτάκτως? καὶ ἐν]αρέτως, [γυμνασιαρχήσαντα? μετὰ π]άσης μ[ε] [γαλοψυχίας? καὶ ---------- κα]ὶ παιδεύ [ vacat? σαντα τοὺς] νέους 12 [-------------------------------]Σ folium

Ca. 25–28 pro Zeile. || 1. [δη]μος, Cormack. || 3. Ergänzt von Robert. || 6–11. in fine, nach Cormack, dessen Ergänzungen aber am Ende der Zeilen stehen und so zu falscher Zeilentrennung führen. || 6. [γένους πρώτου καὶ] ἐνδόξου καὶ ζή[σαντα], Cormack. || 7. [αἰδημόνως καὶ κοσ]μίως καὶ σω[φρόνως], Cormack. || 8. [--- καὶ ἐν]αρέτως ---, Cormack; oder σεμνῶς. || 9–10. [π]άσης Μ[---], Cormack || 10. [---] παιδευ[θέντα], Cormack; παιδεύ[σεως ἕνεκα] oder [εὐ]παιδευ[σίας], Robert. || 11. [---] ΟΥΣ[--], Cormack. || 12. Übersehen von Cormack. Es ist sicher, daß sich Eunostos in der Erziehung der neoi verdient gemacht hatte, einer Gruppe, die mit dem Gymnasion in Verbindung stand. Aus diesem Grund vermute ich, daß er als Gymnasiarch gedient hatte (Z. 9). Nach der plausiblen Ergänzung von Louis Robert wurde er mit einer „Statue der Bildung“ (ἀνδριὰς τῆς παιδείας) geehrt. Auf die Verwendung solcher Statuenattribute in griechischen Inschriften der Kaiser­ zeit hat bereits Adolf Wilhelm aufmerksam gemacht.38 Zu den von ihm gesammel­ ten Beispielen für Statuen „der Bildung“, „der Tugend“ und „der Eintracht“ kann man zwei weitere hinzufügen. Eine messenische Inschrift erwähnt eine „Statue des vorzüglichen Verhaltens als Bürger“ (ἀνδριάς τῆς ἀριστοπολιτείας), und aus Diony­ sias (Suweida) kennt man eine „goldmundige Statue“ (χρυσόστομος ἀνδριάς), mit der ein Redner geehrt wurde.39 Die Funktion solcher Attribute bestand nicht allein darin, auf den Anlaß der Ehrung mit einer Statue hinzuweisen; die Statue stellte den Geehr­ ten im entsprechenden Habitus eines Soldaten, eines Gelehrten oder eines Magistra­ ten dar. Die Ehrung von Eunostos mit der „Statue der Bildung“ kann als Indiz gelten, daß neben der großen Bedeutung der sportlichen Aktivitäten im Gymnasion auch die allgemeine Erziehung eine Rolle spielte – zumindest dann, wenn ein Mann mit ent­ sprechenden Interessen und Voraussetzungen die Initiative ergriff, während seiner Amtszeit die erzieherischen Inhalte zu erweitern. Parallelen aus anderen Städten

38 Wilhelm 1928, 136: ἀνδριὰς τῆς παιδείας in Rhodiapolis (TAM II 910); ἀνδριὰς τῆς ἀρετῆς im pisidischen Apollonia (IGR III 318); ἄγαλμα τῆς ὁμονοίας in Antiocheia in Galatien (IGR III 302). 39 Messene: SEG LI 458; Dionysias: SEG XLI 1583.



Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 

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bestätigen dies. Die Halikarnassier etwa ehrten den tragischen Dichter Longianus von Aphrodisias mit der Aufstellung seiner Statue im Gymnasion der Epheben, neben der Statue Herodots; seine Werke wurden mit öffentlichem Geld für die Bibliotheken gekauft und für die Erziehung der Jugend verwendet.40 Im großen und ganzen läßt sich eine Kontinuität von den Traditionen des hellenistischen Gymnasions feststel­ len. Die militärische Ausbildung ist aber nicht direkt belegt.

4 Organisation und Verwaltung Die Organisation und Verwaltung des Gymnasions läßt sich nur in sehr groben Zügen rekonstruieren. Unsere wichtigste Quelle sind Ehreninschriften für Gymnasiarchen, aus denen sich ein sehr einseitiges Bild ergibt. Nur zwischen den Zeilen kann man Spannungen und Probleme erkennen und somit ein realitätsnahes Bild gewinnen. Jedes Jahr wurde ein Gymnasiarchos eingesetzt. Obwohl nach den meisten Zeug­ nissen die Gymnasiarchie ein Amt (arche) war, und demnach der Gymnasiarchos gewählt wurde, wird in einer Inschrift die Gymnasiarchie zu den Liturgien gezählt.41 Ein ähnliches Phänomen beobachten wir auch bezüglich der arche der Stephane­ phorie, die manchmal als Liturgie verstanden wird. Eine Ehreninschrift des 1. Jh. v. Chr. demonstriert am deutlichsten diese Diskrepanz: ,,als er zum Stephanephoros gewählt wurde (αἱρεθείς), führte er auch diese Liturgie in einer für eine sakrale Funk­ tion angemessenen und ordentlichen Weise durch“.42 Wegen der hohen Ausgaben, die mit Wahlämtern verbunden waren, verlor seit der späthellenistischen Zeit die scharfe Trennung zwischen ἀρχή und λειτουργία ihre Bedeutung.43 Der Gymnasiar­ chos wurde immer gewählt, aber da diese Funktion nur von reichen Männern über­ nommen wurde, ist sie mit einer Liturgie assimiliert worden. Was die Bürger von Aphrodisias bei einem Gymnasiarchos am meisten schätz­ ten, war in der Tat seine Bereitschaft, sein eigenes Geld reichlich auszugeben. Die erfolgreiche Amtsführung wird in den Ehreninschriften mit Attributen wie ,,prunk­ voll“ (πολυτελέστατα), ,,glänzend“ (λαμπρότατα), ,,großherzig“ (μεγαλοψύχως), ,,mit Ehr­geiz“ (φιλοδόξως), ,,großartig“ (μεγαλομερῶς) und ,,verschwenderisch“

40 MAMA VIII 418; Roueché 1993, 223–227 Nr. 88; IAph 12.27. 41 MAMA VIII 471; IAph 12.306: γυμνασίαρχον κα[ὶ] στεφανηφόρον, τελέσαντα τὰς λειτουργίας πολυτελέστατ[α] καὶ λαμπρότατα. 42 Chaniotis 2004b, 378–386 Nr. 1; SEG LIV 1020 Z. 19f. 471: αἱρεθεὶς δὲ καὶ στεφανηφόρος ἐτέλεσεν καὶ αὐτὴν τὴν λειτουργίαν [ἱ]εροπρεπῶς καὶ κοσμίως. 43 Gauthier 1985, 118f.; Quass 1993, 270; vgl. Dmitriev 2005, 17f., 114–119.

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 Angelos Chaniotis

(πολυδαπάνως) gekennzeichnet.44 Geschätzt wurde vor allem, wenn zu Zeiten von finanziellen Engpässen die Gymnasiarchie anständig bekleidet wurde.45 Viel seltener werden Gymnasiarchoi für ihre eher erzieherischen Eigenschaften gepriesen. Timokles wird als ,,weiser“ (σοφός) bezeichnet;46 ein anderer wird für seinen Beitrag zur traditionellen Tugend des Gymnasions, dem ordentlichen Verhal­ ten (εὐταξία) gepriesen,47 ein dritter für seine zurückhaltende, weise und vorbildlich tugendhafte Lebensführung.48 Wenn es bei einigen Gymnasiarchoi ausdrücklich heißt, daß sie das Amt mit eigenen Mitteln (ἐκ τῶν ἰδίων) bestritten,49 so mußten einige auf städtische Mittel, sicher vor allem auf Stiftungskapital (αἰώνιος γυμνασιαρχία) zurückgreifen. Einige übernahmen das Amt zweimal,50 und die meisten uns namentlich bekannten Gymna­ siarchoi übernahmen auch weitere Ämter, sind als Wohltäter bekannt oder entstamm­ ten den führenden Familien.51

44 MAMA VIII 471 (IAph 12.306): γυμνασίαρχον ... τελέσαντα τὰς λειτουργίας πολυτελέστατ[α] καὶ λαμπρότατα; MAMA VIII 488 (IAph 11.6): γυμνασιαρχ[ή]σαντα ἐκ τῶν ἰδίων δ[ιετ]ίαν λανπρότατα; Reynolds 1982, 53f. Nr. 30 (IAph 12.701): γυμνασιαρχήσαντα μεγαλομερῶς καὶ πολυδαπάνως; LBW 1601a (IAph 15.262): γυμνασιαρχήσαντα πολυτελῶ[ς]; CIG 2766 (I.Aph 12.512): γυμνασιαρχήσαντα καὶ στεφανηφορήσαντα μεγαλοψύχως καὶ φιλοδόξως, ... πάντα ποιήσαντα μεγαλομερῶς λαμπρότατα καὶ πολυτελέστατα ἐκ τῶν ἰδίων; CIG 2771 II (IAph 11.508): τελομ[έ]|νης τε γυμνασιαρχίας καὶ στεφανηφορίας ἐν|δεκάτης, καὶ αὐτῆς καπε Μύων ὁ πρόπαπ|πος αὐτοῦ λαμπρῶς καὶ ἐκτενῶς; unveröffentlichte Ehreninschrift für Phanias (Inv.-Nr. I 02.002): πολλὰ καὶ μεγάλα παρασχόμενο[ν] τῇ πατρίδι ἔν τε γυμνασιαρχίαις καὶ στεφανηφορίαις ... πάντα ἀξιοπρεπῶς καὶ μεγαλοψύχως παρασχόμενον.. 45 S. unten Anm. 72: πρὸς τὸν γενόμενον καιρὸν ἀψε[γ|έως?]. Unveröffentlichte Ehreninschrift (Inv.Nr. Temple 101): ἐν τοῖς δυσχρηστοτάτοις καιροῖς. 46 CIG 2766; IAph 12.512: ... ἄνδρα σοφόν, καλὸν καὶ ἀγαθόν ... γυμνασιαρχήσαντα καὶ στεφανηφορήσαντα μεγαλοψύχως καὶ φιλοδόξως. 47 Unveröffentlichte Ehreninschrift (Inv.-Nr. Temple 101). 48 Unveröffentlichte Ehreninschrift für Phanias (Inv.-Nr. I 02.002): ζήσαντα κοσμίως καὶ σωφρόνως καὶ πρὸς ὑπόδειγμα ἀρετῆς. 49 MAMA VIII 488 (IAph 11.6); CIG 2766 (I.Aph 12.512); CIG 2771 II (IAph 11.508 ii). 50 CIG 2789 (IAph 12.413): γυμνασ[ι]αρχήσαντα δίς; MAMA VIII 488 (IAph 11.6): δ[ιετ]ίαν; MAMA VIII 484 (IAph 12.308); γυμνασιαρχήσαντα δίς; SEG XXXI 901 (I.Aph 823): δίς γυ[μνασιαρχήσαντα]. 51 Weitere Ämter: CIG 2771 II (IAph 11.508 ii), 2766 (I.Aph 12.512), 2777 (IAph 12.416), 2778 (IAph 15.261), 2789 (IAph 12.413); MAMA VIII 471 (IAph 12.306), 474–475 (IAph 13.302 i–ii); 484 (IAph 12.308), 492 C (IAph 12.29 iii), 498 (IAph 12.1006), 500 (IAph 11.22), 501 (IAph 12.325); Reinach 1906, 100–102 Nr. 14 (IAph 12.206); Reynolds 1982, 151f. Nr. 28 (IAph 12.103); SEG XXXI 901 (IAph 823); XXXII 1097 (IAph 12.701); IAph 12.715. Wohltaten/Stiftungen: CIG 2766 (I.Aph 12.512), 2778 (IAph 15.261), 2789 (IAph 12.413); MAMA VIII 484 (IAph 12.308), 492 C (IAph 12.29 iii), 498 (IAph 12.1006); SEG XXXII 1097 (IAph 12.701); IAph 2.507. Mitglieder führender Familien: CIG 2771 II (IAph 11.508 ii), 2766 (I.Aph 12.512); LBW 1601a (IAph 15.262); MAMA VIII 484 (IAph 12.308), 485 (IAph 12.4), 492 C (IAph 12.29 iii), 498 (IAph 12.1006).



Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 

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5 Altersgruppen Mit dem Gymnasion waren Altersgruppen (ἔφηβοι, νέοι) verbunden, die Aphrodisias sicher nach dem Modell anderer hellenistischer Städte eingeführt hatte und welche noch bis zum 3. Jh. n. Chr., möglicherweise sogar später, bestanden. Die Informationen über die Institution der Ephebie sind äußerst mangelhaft. Das Amt des Ephebarchos ist belegt,52 und Epheben werden in einigen Inschriften erwähnt.53 Für diese waren im Stadion Plätze reserviert.54 Im August 2006 fand ich in der Nähe des Tempels einen Block, wahrscheinlich der Teil einer Tür, auf dem Epheben kommemorative Texte in drei tabulae ansatae aufgezeichnet hatten (Abb. 5 und 6). Die Texte erwähnen den ἐφήβαρχος, die συνέφηβοι, und die φιλοσυνέφηβοι (wohl eine Gruppe von Freunden, die zur gleichen Zeit als Epheben dienten). Die Buchstabenform weisen auf eine Datierung ins späte 2. oder frühe 3. Jh. n. Chr., und die Inschrift zeigt das Bestehen (oder vielleicht die Wiedereinführung) der Ephebie. Ich präsentiere den provisorischen Text in der etwas besser erhaltenen dritten tabula ansata: Ἐφηβάρχου κ̣α̣[λοῦ?] ἐμνήσθησα[ν] οἱ φιλοσυνέφηβ[οι] 4 Ζήνων, Ἄδρασ τος, Ἐπίκτητος, Παπίας, Ἀγαθό πους, κατὰ τειμ[ὴν?] 8 δὲ Νεικοστράτου Ἡρακλέους Zenon, Adrastos, Epiktetos, Papias und Agathopous, die durch Freundschaft verbundenen zur gleichen Zeit dienenden Epheben, gedachten des guten (?) Ephebarchos, Nikostratos Herakles, als Zeichen der Ehrung (?).

52 MAMA VIII 410 (IAph 12.612); IAph 12.715. 53 Für die Institution der Ephebie s. Anm. 54 und eine unveröffentlichte Inschrift (Inv.-Nr. 70.242– 243). Das Wort ἔφηβος kommt auch im Ehrenepigramm für Aurelius Achilleus vor: Roueché 1993, 202–207 Nr. 72 ii (Merkelbach / Stauber 1998, 248–250 Nr. 02/09/27; IAph 5.214 ii). 54 Roueché 1993, 95 Nr. 45.30 U: ἱερῶν ἐ[φή]βων; 45.30 V: ἱερῶν ἐφήβων, ἐφήβων (IAph 10.26). Roueché (ebd. 95) vermutet, daß die Bezeichnung ἱεροί auf eine Verbindung mit dem Kult Aphrodites zurückgeht; denkbar ist auch eine Verbindung mit dem Kaiserkult oder vielleicht mit einem Gymnasion, das die Bezeichnung ἱερόν trug (vgl. ἱερὰ γερουσία). Aber es ist auch durchaus denkbar, daß diese Texte als ἱερῶν, ἐφήβων (,,Platz der hieroi, Platz der Epheben“) zu lesen sind. Zu dieser Frage s. auch unten Anm. 65.

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 Angelos Chaniotis

Abb. 5. Aphrodisias. Türpfosten mit Namen von Epheben in tabulae ansatae (2./3. Jh. n. Chr.).

Abb. 6. Aphrodisias. Türpfosten mit Namen von Epheben in tabula ansata, Detail (2./3. Jh. n. Chr.). Fotos: Angelos Chaniotis.

Diese Inschrift, die ich an anderer Stelle ausführlicher behandeln werde, bedarf einiger Erklärungen. Der Ausdruck φιλοσυνέφηβοι ist nicht als ,,Freunde der Syne­ pheboi“ zu verstehen (in Analogie zu Komposita wie φιλορωμαῖος/Freund der Römer, φιλοσέβαστος/ Freund des Kaisers usw.), sondern als ,,durch Freundschaft verbun­ dene Synepheboi“, wie etwa in den Komposita φιλοσύνγαμος (,,der liebe Ehemann“, nicht der ,,Freund des Ehemannes“) und φιλοσυγγενής (,,der liebe Verwandte“, nicht der ,,Freund der Verwandten“).55 Der einzige im Genitiv stehende Name, Nikostratos, muß der Name des Ephebarchos sein. Herakles ist wohl nicht der Name des Vaters; wie sehr viele vornehme Bürger von Aphrodisias, hatte Nikostratos ein Signum: (stark wie) ,,Herakles“.56 Größere Schwierigkeiten bereitet der Ausdruck κατὰ τειμ[--] (Z. 7), der sich kaum anders als κατὰ τειμ[ήν] ergänzen läßt. Er ist in den Inschriften von Aphrodisias sonst nicht belegt (und in epigrahischen Dokumenten sehr selten), aber aus lexikographischen Quellen und Scholia geht die Bedeutung ,,als Ausdruck/ Zeichen der Ehre“ hervor.57

55 IG V.1.734: οὐδὲ σύνευνον ὁρῶ φιλοσύνγαμον οὐδὲ τὰ τέκνα. TAM V.1.12: φιλοσυνγεν[ῆ]. 56 Chaniotis 2013. 57 Z. B. Hesychios, s.v. τεμένη· [...] τὰ ἀφωρισμένα κατὰ τιμὴν χωρία; Etymologicum Gaudianum, s.v. ἠθεῖε, προσφώνησις φιλοφρονητικὴ νεωτέρου ἀδελφοῦ πρὸς πρεσβύτερον κατὰ τιμήν; Etymologicum



Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 

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Eine Beziehung zwischen Ephebie und Gymnasion kann nicht direkt hergestellt werden, jedoch ist die enge Verbindung der neoi zum Gymnasion sehr gut belegt.58 Wir kennen mehrere Ehreninschriften, welche die neoi, meist zusammen mit der Boule und der Gerousia, aufstellten. In der Regel werden die Verdienste des Geehr­ ten sehr allgemein erwähnt,59 aber in einigen Fällen ist eine Verbindung mit dem Gymnasion aufgrund der sportlichen Leistungen der Geehrten wahrscheinlich.60 In zwei Fällen sind die Geehrten Gymnasiarchen, die sich durch hohe Ausgaben ausge­ zeichnet hatten.61 Ein gewesener Gymnasiarchos schenkte eine Säule an die Neoi;62 wahrscheinlich war sie in einer Halle im Gymnasion der Neoi aufgestellt, das man aus einer anderen Inschrift kennt (s.o. § 2). Die Neoi hatten ihre eigene Organisationsstrukturen: Ihre Versammlung verab­ schiedete Dekrete und verlieh den Ehrentitel ,,Sohn der Neoi“ an Adrastos Hierax;63 sie verfügten über eigene Mittel – z. B. für die Finanzierung von Ehrenstatuen – und über einen Schreiber.64 Was das Verhältnis zwischen den neoi und den neoteroi anbelangt, so läßt sich aufgrund der spärlichen Zeugnisse über die neoteroi nichts sagen. Wir kennen sie nur aus Reservierungen von Sitzplätzen im Stadion und im Bouleuterion.65 Sie traten jedenfalls in der Öffentlichkeit, bei den Veranstaltungen im Stadion und im Bouleu­ terion, als eine erkennbare Gruppe auf, und dies spricht eher für die Annahme, daß in Aphrodisias, wie auch sonst, die Begriffe neoteroi und neoi die gleiche Gruppe bezeichneten.66 Wie das späthellenistische Ephebarchengesetz von Amphipolis zeigt, wurde das ordentliche Verhalten der Epheben bei Schaustellungen strenger Kontrolle

Magnum, s.v. ἐξαίρετοι· εὐειδεῖς, ἐπίλεκτοι, αἱ κατὰ τιμὴν διδόμεναι ἀπὸ τῶν αἰχμαλώτων γυναῖκες. IG XII.3.1116· τὸν ἱερέα διὰ βίου γεγονότα κατὰ τειμὴν τοῦ Αὐτοκράτορος Καίσαρος, θεοῦ Σεβαστοῦ. Vgl. SB 2100: κατὰ τειμὴν ἀρχιγέροντα καὶ διοικητήν. 58 Zu den Neoi und dem hellenistischen Gymnasion s. zuletzt Dreyer 2004. 59 CIG 2786 (IAph 12.105); MAMA VIII 479 (IAph 12.312); SEG XXVI 1219 (IAph 8.84); IAph 11.4, 12.1008. Für eine Frau mit paideia: Reinach 1906, Nr. 62 (IAph 7.8). 60 Roueché 1993, 192f. Nr. 66 (IAph 12.202), 198–200 Nr. 70 (IAph 12.215). 61 MAMA VIII 484 (IAph 12.308); LBW 1601a (IAph 15.262). 62 IAph 2.507. 63 MAMA VIII 484 (IAph 12.308). Für solche Ehrentitel s. jetzt Canali de Rossi 2007; van Nijf 2013, 361–365. 64 MAMA VIII 484 (IAph 12.308) Z. 24–28: τὴν δὲ ἀνάθεσιν τοῦ ἀγάλματος πεποιῆσθαι τοὺς νέους ἐκ τῶν ἰδίων [...] ἐπιμεληθέντος [...] τοῦ γραμματέως τῶν νέων. 65 Stadion: Roueché 1993, 95 Nr. 45.30 S (IAph 10.26; Kaiserzeit): τόπος οἰκονόμων νεωτέρων. Roueché übersetzt ,,place of the oeconomi of the neoteroi“, aber auch die Lesung τόπος οἰκονόμων· (τόπος) νεωτέρων ist denkbar; das Wort τόπος wird sehr oft weggelassen. Bouleuterion: Roueché 1993, 117 Nr. 47 B 5 (IAph 2.6; Spätantike): τόπος νεοτέρω[ν]. 66 Vgl. Roueché 1993, 123. Zur gelegentlichen Verwendung dieser Begriffe als Synonyme s. auch Dreyer 2004, 214. Zu Organisationen von neoteroi in den jüdischen Gemeinden s. Trebilco 1991, 177.

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unterzogen;67 dies erklärt wohl auch die Reservierung von Plätzen für die Altersgrup­ pen der Epheben und der Neoteroi in Aphrodisias.

6 Sozialer Status und Ideologie Der hohe soziale Status des Gymnasions geht aus der Bedeutung des Amtes des Gym­ nasiarchos sowie aus den Bemühungen der städtischen Eliten hervor, die Mittel für den Betrieb des Gymnasions zur Verfügung zu stellen. Die Funktion des Gymnasiar­ chos brachte enormes soziales Ansehen und wird in den Ehreninschriften zusammen mit dem höchsten Amt, jenes des Stephanephoros, gleich an erster Stelle unter den wichtigsten öffentlichen Aufgaben genannt.68 Es wird auch oft hervorgehoben, daß die Vorfahren eines Geehrten die Gymnasiarchie bekleidet hatten.69 Eine Familient­ radition im Engagement für das Gymnasion wird im Falle des Pereitas besonders her­ vorgehoben, dessen Ehreninschrift ausdrücklich auf das Vorbild seines Urgroßvaters Bezug nimmt, der bei seiner Amtsführung die gleiche Großzügigkeit gezeigt hatte. Dies wurde offenbar weder von Pereitas noch von seinen Mitbürgern vergessen – noblesse oblige:70 Als er das Amt des Gymnasiarchos und zugleich jenes des Stephanephoros zum elften Mal inne­ hatte, erfüllte er die mit dem Amt der Gymnasiarchie und der Stephanephorie verbundenen Pflichten, genau wie sein Urgroßvater Myon, aus eigenen Mitteln in glänzender und großzügiger und seiner Vorfahren würdiger Weise.

67 Ich danke Pantelis Nigdelis, der dieses wichtige Dokument demnächst veröffentlichen wird, für Informationen über seinen Inhalt. 68 Einige Beispiele für das Ansehen der Gymnasiarchie: MAMA VIII 468 (IAph 12.706): γένους τοῦ πρώτου καὶ συνεκτικότας τὴν πατρίδα καὶ ἐν γυμνασ[ι]αρχίαις καὶ στεφανηφορ[ίαι]ς γεγονότος; MAMA VIII 483 (IAph 12.3): [γέ]νους πρώ[του καὶ συνεκ]τικότος [τὴν πατρίδα γυ]μνασιαρ[χήσαντα καὶ] ἑστιάσαν[τα τὸν δῆμον]; MAMA VIII 514 (I.Aph 1.187): ἀξιώματι καὶ γένει διενενκοῦσαν, προγόνων ἀρχιερέων πολλῶν, γυμνασιάρχων στεφ[α][ν]ηφόρων καὶ τῶ[ν σ]υνκτισάντω[ν τὴν] πόλιν καὶ πρ[ώτων] πιστευσαμένων ἐκ γένους τὴν ἱερωσ[ύ][νην τῆς] θεοῦ Ἀφροδε[ί]της; Reinach, 1906 93–96 Nr. 9 (IAph 12.205): π[ατρὸς καὶ προγό]νων ὑπάρχουσα τῶν πρώτων καὶ συνεκτικ[ότων τὴν πατρίδα] καὶ ἐν γυμνασιαρχίαις καὶ στεφανηφορίαις [καὶ ἀγωνοθεσίαις?] καὶ ἀρχιερωσύναις καὶ ἔργων ἀναθέσεσιν κ[αὶ --- ἐκ τῶν] ἰδίων γεγονότων. 69 Außer den in Anm. 67 zitierten Texten s. auch CIG 2771 (IAph 11.508); LBW 1601a (IAph 15.262); MAMA VIII 491 (IAph 12.534), 528 (IAph 12.5); SEG LV 1502 (IAph 12.205). 70 CIG 2771 II (IAph 11.508 ii): τελομ[έ]νης τε γυμνασιαρχίας καὶ στεφανηφορίας ἐν|δεκάτης καὶ αὐτῆς καπε Μύων ὁ πρόπαππος αὐτοῦ λαμπρῶς καὶ ἐκτενῶς καὶ ἀξίως τῶν προγόνων ὰ καθήκοντα αὐτῷ τῆς γυμνασιαρχίας καὶ στεφανηφορίας ἐκ τῶν ἰδίων τετελεκότα.



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7 Finanzen und Konfliktstoff Finanzielle Engpässe waren in Aphrodisias nicht seltener als in anderen Städten,71 und in solchen Situationen pflegt, man Prioritäten zu setzen – ob die richtigen oder nicht, ist eine andere Frage. Daß die Mitglieder der städtischen Eliten es als ihre Aufgabe verstanden, in solchen schweren Zeiten das Gymnasion zu unterstützen (vgl. unten), zeigt deutlich genug, wie wichtig dies für ihre Ideologie war. Das Ehrendekret für Attinas Meliton (um 100 n. Chr.) betont ausdrücklich sein Engagement für eine tadellose Amtsführung in schweren Zeiten (πρὸς τὸν γενόμενον καιρόν).72 Eine posthume Ehreninschrift für einen jungen Mann, ,,Mitglied eines der ersten und illustren Geschlechtern, von jenen, welche die Stadt gemeinsam gebaut haben“, aufgestellt von seiner Mutter, berichtet (s. Anm. 36): ,,er führte sein Leben in Bildung und Vernunft und verstarb frühzeitig; sein ganzes Vermögen ist dem Demos über­ lassen worden für ewige Gymnasiarchie und Stephanephorie, gemäß dem Testament seines Vaters“. Als ,,ewige“ Gymnasarchie und Stephanophorie bezeichnet man Stif­ tungen, mit deren Mitteln die Aufgaben des Gymnasiarchos und des Stephanephoros, in Jahren bestritten wurden, in denen keine Bürger bereit oder in der Lage waren, diese Aufgabe auf eigene Kosten zu übernehmen. In dem entsprechenden Jahr über­ nahm das Amt ein Bürger, aber unter dem Namen des Stifters. Im Falle der Stepha­ nephorie werden mehrere Männer und Frauen in Aphrodisias, die Jahrzehnte nach ihrem Tod noch als Amtsträger aufgeführt wurden, manchmal ausdrücklich mit der Bezeichnung ἥρως/ἡρωίς (,,verstorben“) gekennzeichnet. Tiberius Claudius Attalos Ioulianos z. B. bekleidete das Amt des Stephanephoros mindestens 16 Mal, und auch das sechzehnte post mortem Stephanephorat der Attalis ist belegt.73 Abgesehen von einem anonymen Jungen kennen wir zwei weitere Stifter von ewigen Gymnasiarchien: Attalos Adrastos im frühen 2. Jh. n. Chr. und Lucius Anto­ nius Dometeinos Diogenes, Hoher Priester der Kaiserkultes in Asien um 175 n. Chr.74 Während über die Stiftung des Diogenes keine Details bekannt sind, sind Fragmente des Testaments des Attalos Adrastos erhalten.75 Bereits sein Vater Adrastos hatte

71 Reynolds 1982, 121 und 184–197 (über die Tätigkeit von curatores rei publicae). Einige Beispiele: Reinach 1906, 100–102 Nr. 14 (IAph 12.206); Reynolds 1982, 151f. Nr. 28 (IAph 12.103); Roueché 1993, 62f. Nr. 49 (IAph 12.2); IAph 12.605. S. auch Anm. 45. 72  Reinach 1906, 100–102 Nr. 14 (IAph 12.206). Ich präsentiere einen revidierten Text von Z. 1–5 aufgrund von Autopsie: [--- στεφαν]ηφορίαν ἐπαύξ[ω]ν τὴν | [-----] ἀεὶ εὐσεβῆ διάθεσιν τετέλεκεν καὶ ταῦτα | [διὰ φιλ]οδοξίας λαμπρῶς καὶ φιλοτείμως· μάλιστα δ[ὲ | τὴν γ]υμνασιαρχίαν πρὸς τὸν γενόμενον καιρὸν ἀψε[γ|έως?]. 73 Chaniotis 2004b, 407f. Ioulianos: unveröffentlichte Inschrift (Inv.-Nr. 06.12); Attalis: MAMA VIII 555 (IAph 13.154). 74 Ewige Gymnasiarchie: CIG 2777 + p. 1111 (IAph 12.416). Zur Chronologie s. Anm. 24. 75 Reinach 1906, 231–248 Nr. 138–142; Laum 1914, II 103–107 Nr. 102; IAph 12.26 + 12.1007; vgl. Robert/Robert 1954, 232–234 Nr. 148; MAMA VIII 413; Robert 1965, 119–125, 176f.

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zweimal als Stephanephoros und Gymnasiarchos gedient und war von den Neoi für seine großzügige Spende von Olivenöl geehrt worden.76 Die Inschrift, die seine Stif­ tung zugunsten des Gymnasions überliefert,77 ist verschollen; so kann man den von Théodore Reinach aufgrund eines Abklatsches edierten Text nicht mehr überprü­ fen. Das Ziel war klar definiert:78 ... damit die Bürger ununterbrochen Öl erhalten und die dazu dienenden Ölhändler leichter gefunden werden.

Das Originaldokument war von Attalos eigenhändig geschrieben; wie er schreibt, kor­ rigierte er den Text, während er schrieb. Aus diesem Grund ist der Text syntaktisch nicht ganz einfach, aber klar zu verstehen:79 Da mir gut schien, während ich mein Testament schrieb, einen noch größeren Betrag für die Ausführung ewiger und unbefristeter Gymnasiarchien zu hinterlassen und (aus diesem Grund) Überschreibungen/Korrekturen bezüglich der Beträge im oberen Teil des Testamentes stattge­ funden haben, mache ich auch am Ende des Testamentes deutlich, daß ich auch testamentarisch 143.914 Denare für ewige Gymnasiarchien und Stephanephorien hinterlassen habe, so daß die Gesamtsumme der Gymnasiarchie-Gelder, die ich sowohl zu Lebzeiten in zwei Raten stiftete – und zwar am Anfang, als das Gesetz (über Spenden) rechtskräftig gemacht wurde und Verspre­ chungen (von Spenden) gemacht wurden, versprach auch ich 20.000 Denare, und dann stiftete ich noch einmal 100.260 Denare –, als auch die Beträge, die ich testamentarisch vermachte, den Gesamtbetrag von 264.179 Denare erreichten.

Insgesamt bedachte Adrastos das Gymnasion mit mehr als einer Viertelmillionen Denarii. Die erste Spende war nicht ganz freiwillig. Die schlechte Finanzlage hatte offenbar ein sonst noch überliefertes Gesetz über Spenden (ἐπιδόσεις) erforderlich gemacht. Ob dieses Gesetz allein das Gymnasion betraf, läßt sich nicht sagen, aber

76 MAMA VIII 484; IAph 12.308. 77 Reinach 1906, 243–248 Nr. 142; Laum 1914, II 106f. Nr. 102; IAph 12.1007. 78 ἀνελλιπῶς ἀλείφεσθαι τοὺς πο[λ]είτας καὶ εὐχερέστερον εὑρίσκεσθαι τοὺς ὑπηρετοῦντς ἐλαιώνας. 79 Ἐπεὶ δὲ καὶ γράφοντί μοι τὴν διαθήκην ἔδοξέ μοι πλεῖον καταλιπεῖν εἰ[ς τὰ]ς αἰωνίους καὶ διηνεκεῖς ἐπιτελουμένας γυμνασιαρχίας καὶ εἰς τὰ ἄ[ν]ω μέρη τῆς διαθήκης περὶ τὴν ποσότητα ὑπεργραφαὶ γεγόνασιν, φανερὸ[ν π]οιῶ καὶ ἐπὶ τέλει τῆς διαθήκης ὅτι καταλέλοιπα καὶ διὰ τῆς διαθήκης εἰς τὰς αἰωνίους γυμνασιαρχίας καὶ στεφανηφορίας μυριάδας δέκα τέσσαρας κα[ὶ] δηνάρια τρισχίλια ἐνακόσια δέκα τέσσαρα, ὥστε εἶναι ὁμοῦ ἅς τε ζῶν ἀνέθη[κ]α διμερῶς ἐν ἀρχῇ μὲν τοῦ νόμου κυρουμένου ὑποσχέσεων γινομένων [κ]αὶ ἐγὼ ὑπεσχόμην μυριάδας ύο, καὶ πάλιν ἀνέθηκα μυριάδας δέκα καὶ δηνά[ρ]ια διακόσια ἑξήκοντα, καὶ ἃς διὰ τῆς διαθήκης καταλέλοιπα, τὰς πάσας γυμνα|σιαρχικὰς μυριάδας εἴκοσι ἕξ, δηνάρια τετρακισχίλια ἑκατὸν ἑβδομήκο[ν]τα ἐννέα. Ich folge im wesentlichen der Übersetzung von Laum 1914, II 106., mit kleinen Modifizierungen. Die korrekte Summe ist 264.174 Denare (nicht 264.179), aber bei diesem komplizierten Verfahren, kann man Adrastos den kleinen Fehler von fünf Denare nachsehen.



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mir scheint es wahrscheinlich. Zu Beginn dieses Fragmentes ist noch einmal von den Spenden des Attalos die Rede: Ich habe (der Stadt) Gymnasiarchie-Geld hinterlassen [...], damit dieses Geld zusätzlich zu den durch freiwillige Leistungen finanzierten Gymnasiarchien und zu den restlichen 120.260 Denaren, die ich zu Lebzeiten versprochen und gestiftet habe, zur Verfügung steht.80

Ich vermute, daß die ,,durch freiwillige Leistungen (ἐξ ἐπιδόσεως) finanzierten Gym­ nasiarchien“ Gegenstand des Gesetzes waren. Bevor wir die Großzügigkeit des Stifters, der sehr hohe Summen auch für den Rat, die Gerusia und das Heiligtum der Aphrodite spendete, bewundern, sollten wir uns eine aufschlußreiche Bestimmung seines Testaments (bezüglich der Spende zuguns­ ten des Heiligtums) anschauen:81 Keiner, weder ein Beamter noch ein Schreiber noch eine Privatperson, darf weder einen Teil noch den Gesamtbetrag weder des Kapitals noch des Zinsertrags übertragen, auf ein anderes Konto überweisen oder für einen anderen Zweck ausgeben, weder durch Beantragung einer separaten Abstimmung (μήτε ψηφοφορίᾳ [ἰ]δίᾳ συντάσσοντι) noch durch Volksbeschluß (μήτε ψηφίσμα[τι]) noch durch Brief ([μή]τε δι᾿ ἐπιστολῆς) noch durch einen Beschluß (μήτε διὰ δόγμ[α]τος) noch durch schriftliche Erklärung (μήτε διὰ ἀπογραφῆς) noch durch den lästigen Druck der Menge (ἢ ὀχλ[ι]κῆς καταβαρήσεως) noch in irgendeiner anderen Weise.

Das Testament des Attalos gehört zu einer kleinen Gruppe ähnlicher Texte aus Aphro­ disias, die versuchen, den Willen des Erblassers gegen jede Änderung zu schützen.82 Stiftungen und Spenden sind im Rahmen einer Konkurrenz zu sehen. Eine Stiftung zu Gunsten des Gymnasions bedeutet zugleich, daß dieses Geld keinem anderen Zweck dienen kann – etwa der Getreideversorgung, dem Bau einer Wasserleitung, der Veranstaltung von Gladiatorenspielen usw. Adrastosʼ Stiftungen unterscheiden sich etwa von jener eines Demetrios, ,,dessen gesamtes Vermögen, dem Demos übergeben wurde, für Geldverteilungen auf ewige Zeit“ oder einer Tata, ,,die mehrmals Banketts für das Volk veranstaltet hat, in denen das gesamte Volk auf Klinen speiste“, oder eines anonymen Wohltäters, ,,der viermal für das Volk Banketts veranstaltet hat und stets das, was für das Volk nützlich ist, gesagt, getan und in der Volksversammlung beantragt hat“.83

80 [--- κα]ταλέλοιπα αὐτῇ γυμνασιαρχιακὰ χρήματα [--- ca. 25 --- συ]νυπηρετεῖν εἰς τὰς ἐξ ἐπιδόσεως γυμνασιαρχίας [καὶ ἃ]ς λοιπὰς ζῶν μυριάδας ὑπεσχόμην καὶ ἀνέθηκα δέκα δύο δη[νάρια] διακόσια ἑξήκοντα. Mein Text weicht an zwei Punkten vom Text Reinachs ab: Reinach ergänzt [πρὸς τὸ ? ἔλαιο] ν ὑπηρετεῖν und [καὶ τὰ]ς λοιπάς; ich ergänze συ]νυπηρετεῖν und [καὶ ἅ]ς. 81 Reinach 1906, 233f. Nr. 139; Laum 1914, II 103f. Nr. 102. 82 Chaniotis 2003a, 256–259; 2004b, 400–402; 2005, 56f. 83 Demetrios: MAMA VIII 482 (IAph 13.5). Tata: MAMA VIII 492 b (IAph 12.29). Anonymos: CIG 2789 (IAph 12.413).

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Solche bewußten Entscheidungen über Spenden sind im Kontext einer Konkur­ renz zu sehen. Wie groß diese Konkurrenz war, hat vor wenigen Jahren das Edikt des Statthalters von Makedonien über das Gymnasion von Beroia gezeigt (spätes 1./frühes 2. Jh. n. Chr.).84 Um Kapital in Höhe von 100.000 Denarii zusammenzustellen, aus dessen Zinsen (6.000 Denarii jährlich) der Betrieb des Gymnasions aufrecht erhalten werden konnte, widmete L. Memmius Rufus für andere Zwecke gewidmetes Geld um. Darunter befand sich die Stiftung eines gewissen Plautianus Alexandros, der 1000 Denarii für eine Phallusprozession geschenkt hatte und die Stiftung eines Eulaios für die Getreideversorgung. In Beroia geschah die Umwidmung von Stiftungskapital zugunsten einer elitären Einrichtung, und zwar mit der Unterstützung der Elite und wahrscheinlich gegen den Widerstand des Volkes. Der Statthalter betont in seinem Edikt: ,,die führenden Männer sowohl der Provinz als auch des Rates haben diesen Kampf mit mir zusammen getragen“ und weiter unten: ,,die ersten Bürger des Vater­ landes und der Rat stimmten mit mir überein“.85 Andere waren offensichtlich anderer Meinung. Beroia war über diese Sache gespalten. Die Sorge des Attalos vor dem lästigen Druck der Menge ging sicher auf konkrete Erfahrungen zurück. Ob dieser Druck je die elitäre Institution des Gymnasions als Zielscheibe hatte, können wir nicht sagen. Sicher ist nur, daß das harmonische Bild auf der Oberfläche nur das Ergebnis der Überrepräsentation von Ehrendekreten im epigraphischen Material ist. So wie das Gymnasion nicht nur der Ort der Bildung (paideia), der Disziplin (eutaxia) und der arete war, den uns die öffentlichen Inschrif­ ten beschreiben, so waren auch seine Förderer sicher nicht beim ganzen Volk so beliebt, wie ihre Ehrendekrete uns glauben lassen wollen.

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84 I.Beroia 7; SEG XLVIII 742; Nigdelis/Souris 2005. 85 A 9: συναγωνισαμένων οὖν μοι καὶ τῶν κ[ρατίστων ἀνδρῶν τοῦ τε ἔθνους καὶ] τῆς βουλῆς; A 11: συνέπνευσαν οἵ τε πρῶτοι πατρίδος καὶ ἡ βουλ[ή].



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 Angelos Chaniotis

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Das kaiserzeitliche Gymnasion in Aphrodisias 

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Boris Dreyer

Eine Landstadt am Puls der Zeit – Neue Inschriften zum Gymnasion und zum Bad aus Metropolis in Ionien Angesichts des Rangstreits der griechischen Städte Kleinasiens um den Titel einer „Metropolis“ bot natürlich die Kleinstadt Metropolis in Ionien, die ihren Namen der Muttergottheit Meter verdankte1, eine offene Flanke für Spott. Ἔστω μητρόπολις πρῶτον πόλις, εἶτα λεγέσθω μητρόπολις· μὴ νῦν, ἡνίκα μηδὲ πόλις. Eine Metropolis muß zunächst einmal eine Stadt sein, dann erst soll sie zu einer Metropolis erklärt werden; so aber nicht, ist sie ja noch nicht einmal eine Stadt.2

Sicherlich war Metropolis eine kleine Landstadt, hatte auch – und in Abgrenzung zu den mächtigen Nachbarstädten Smyrna, Kolophon (mit dem Apollonheiligtum Klaros) und Ephesos (mit der expansiven Artemis Ephesia3) – eine eigenes Selbstverständnis entwickelt4, und war damit eine Gemeinde besonderer Kategorie, zwar nahe an der Ägäis gelegen, aber doch von Binnenland geprägt, weil durch den Gallesion vom Meer abgeschnitten. Metropolis lag auf einem östlichen Ausläufer des Gallesion an einer strategisch günstigen Stelle, die nach Osten das Kaystrostal beherrschte5. Weiter lag die Stadt an zwei wichtigen Verkehrsstraßen, zwischen Ephesos und Smyrna und entlang des Kaystros von Osten nach Westen. Von hier zweigte auch eine wichtige Verbindung

1 Die Muttergottheit, Meter Gallesia, wurde am Ort schon vor der Gründung der Stadt Metropolis geehrt. Eine berühmte Inschrift mit einer Lex Sacra datiert in das 4. Jahrh. (nach Schriftkriterien): I. K. 17,1, 1981, Nr. 3401; dazu: Thür 2003, 31, A. 37. Auf dem Gallesion – außerhalb der Stadt – ist eine Kulthöhle der Meter gefunden worden. 2 Anth. Pal. XI 98 (s.a. L. Robert, Entret. sur l‘ant. class. XIV 1968, 283 = ders., OMS VI 419; J. u. L. Robert, Claros I, 89); dazu IK 63 (Metropolis I), Kommentar, 13–14; vgl. Übers. Schulte 2004. 3 Die Verteidigungsstellungen und Festungen der Stadt Ephesos reichten bis in den Süden des Kaystros-Tales entlang der flankierenden Gebirgszüge des Gallesion im Westen und des Tmolus im Osten hinein. Die Artemis aus Ephesos hatte Besitzungen bis weit in das Kaystrostal und gar bis zu den Stadtgrenzen von Metropolis: Engelmann 1999, nr. 4, 143-146; vgl. Verteidigungsanstrengungen der Stadt Metropolis bei Aybek/Dreyer 2011. 4 Dreyer/Engelmann 2008 mit 47 Neufunden zum Aresstaatskult, die in dem zweiten Corpus erscheinen werden; Dreyer 2008. – S.a. Engelmann 1993, 171-176. 5 Meriç 2004, 24.

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 Boris Dreyer

nach Sardeis ab6. Außerdem verfügte die Stadt über einen eigenen Hafen am Kays­ tros, der allerdings nicht über das ganze Jahr hinweg Wasser führte7.

Abb. 1: Lage der Stadt Metropolis in Ionien (Dreieck). Archiv Grabungshaus Metropolis (Ionien)

Damit war die Stadt urbanes Zentrum und Anziehungspunkt für das dicht besiedelte, fruchtbare Kaystrostal8. Alles spricht also dafür, dass die Stadt keineswegs von den

6 Meriç 2009. 7 IK 63 B l. 18-23: ὑπὲρ τῶν ἐφευρισκομένων ἡμεῖν τελῶν ὑπὸ τῶν ὠνησαμένων τὰ διαγώγια τοῦ Καϊυστριανοῦ λιμένος, εἰς ἀγωνίαν καὶ ταραχὴν παραγενομένων ἡμῶν τὴν μεγίστην, ὑπολαβὼν ἴδιον εἶναι τὸ συμβεβηκὸς ἐλάσσωμα τῆι πόλει, πάντα παριδὼν τὰ καθ’ἑαυτόν, ὑπέστη παρακληθεὶς καὶ τὴν πρὸς τούτους διάκρισιν, δι’ἧς ἐτήρησεν τὴν ὑποκειμένην ἐν τοῖς τέλεσιν φιλανθρωπίαν. 8 Für den Wein war Metropolis in der Antike berühmt: Strabon 14,1,15, p. 637: καὶ μὴν καὶ ὁ Ἐφέσιος (οἶνος) καὶ Μητροπολίτης ἀγαθοί. Für die Fruchtbarkeit des Tales sprachen schon die Dorfnamen, die



Eine Landstadt am Puls der Zeit 

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modernen Entwicklungen abgeschnitten war. Das gilt auch für das Gymnasion der Stadt und seine bauliche Entwicklung. Dafür möchte ich zunächst die Belege über die Nutzung des Gymnasion der Stadt diskutieren. Dabei verdienen die Magistrate der Stadt, die mit der Verwaltung und Instandhaltung des Gymnasion zu tun hatten, eine besondere Aufmerksamkeit. Weiter sollen die unterschiedlichen Altersgruppen, die im Gymnasion trainierten, erörtert werden. Dazu gehört insbesondere die Gruppe der „älteren“, gestandenen Herren, der ebenso einflussreichen wie finanzkräftigen Presbyteroi, die ihr Vereinshaus am Gymnasion und damit zugleich im Zentrum der Stadt aufgebaut hatten. Zuletzt sollen die wichtigen baulichen Veränderungen der Stadt am Gymnasion in der frühen Kaiserzeit anlässlich neuer Funde beschrieben und historisch eingeordnet werden. Die Fundsituation in Metropolis ist für die Erörterung der Funktion des Gymnasion in hellenistischer und römischer Zeit günstig: Es sind zwar von dem in hellenistischer Zeit erbauten Gymnasion in römischer Zeit nur wenige Reste erhalten9. Eine große Anzahl epigraphischer Zeugnisse belegt aber ein reges Leben um das Gymnasion der Stadt seit dem 2. Jahrhundert vor Christus. Dieser Befund ist keineswegs einzigartig. Auch im lydischen Sardeis liegt nur eine epigraphische Dokumentation des Gymnasion vor10, die aber im Vergleich zum dokumentarischen, z. T. noch unveröffentlichten Material von Metropolis geradezu als spärlich zu bezeichnen ist. Durch das dokumentarische Material ist das Gymnasion von Metropolis in all den denkbaren Funktionen belegt, durch die uns diese Institution seit der späthellenistischen Epoche als „zweiter Öffentlichkeitsraum“ neben der Agora bekannt ist: Gymnasion und Poliskultur bilden spätestens seit klassischer Zeit eine untrennbare Einheit. Eine Stadt ist von nun an ohne eine derartige Einrichtung kaum denkbar, und umgekehrt formt das Gymnasion einen wichtigen Teil im Leben der Bürger ... Der Vorgang geht einher mit einer neuen Art, Erziehung als kollektive Aufgabe zu begreifen und für die Sozialisation der nachwachsenden Generation bestimmte Einrichtungen stärker zu instrumentalisieren ...11

zum Stadtgebiet gehörten, wie das Dorf der Chondrianoi: IK 17,1, 1981, nr. 3448a; 3477; 3406; dazu: Meriç 2009. 9 Meriç 2004, 13-137. 10 Das Gymnasion in Sardeis ist etliche Male inschriftlich erwähnt (am frühesten 213: Gauthier 1989, nr. 1, 13, Z. 6 (Kommentar 36ff. mit Belegen) u. nr. 2, 81, Z. 3ff. (indirekt), Kommentar 85ff.) – als Indiz für den Grad der Hellenisierung des Ortes –, während das Gebäude nicht gefunden ist, Gauthier 1989, 37: „Malheureusement, la localisation du bâtiment reste du domaine des voeux.“ 11 Diese gestiegene und spezifische Rolle des Gymnasions macht sich auch in der Entwicklung der Architektur und in der Position zum Weichbild der Stadt bemerkbar – auch und insbesondere durch den Gegensatz zur gewandelten Rolle in der Kaiserzeit (durch die Kombination von Gymnasion und Thermen), von Hesberg 1995, 23 und oben Zitat.

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Die Folge ist die „Vorstellung, daß in der Erziehung eine wesentliche Komponente kultureller Eigenständigkeit liegt“ (H. von Hesberg, 1995, S. 13). Um so verständlicher ist die Kritik des Polybios an dem Verhalten von Rhodos, das sich den Unterhalt der Lehrer von Eumenes finanzieren ließ und sich daher der ureigenen Pflicht einer Gemeinde und damit eines Teils der Eigenständigkeit freiwillig begebe12. Auch für Metropolis ist die beschriebene Bedeutung des Gymnasion etwa durch dokumentarische Aussagen über die Altersgruppen gesichert, die im Gymnasion übten und dort – wie für Gymnasien im späten Hellenismus überliefert – auch lernten, bes. wenn kein besonderes Schulgebäude (wie häufig nur in größeren Städten) existierte. Die Paides, die bis zu 18 Jahre alten, bürgerlichen und freigeborenen Jünglinge, sind etwa durch eine königliche Schenkung in der Höhe von 500 Drachmen für den Unterricht bedacht worden, genau wie die Neoi, die etwa 20 bis 30 Jährigen, die ihr Öl für die Übungen im Gymnasion erhielten13. ἐξε24 πορίσατο δὲ καὶ παρὰ τοῦ βασιλέως διὰ τὴν ἰδίαν ἐκτένειαν καὶ τοῖς νέοις εἰς ἐλαιοχρείστιον καθ’ἕκαστον ἐνιαυτὸν δραχμὰς φ’ vac. ὁμοίως δὲ [κ]αὶ τοῖς ἐλευθέ ροις παισὶν εἰς τὰ μαθήματα < φ’, ἅπερ οὐ τὴν τυχοῦσαν τῆι πόλει παρέσχηκεν ἐν τιμίαν· Ferner erlangte er vom König dank der ihm eigenen Beharrlichkeit den jungen Männern jedes Jahr 500 Drachmen für das Salböl, und ebenso den freigeborenen Knaben 500 Drachmen für ihren Unterricht, was der Stadt einen nicht geringen Wert verschafft hat.

Es handelte sich um eine für die Stadt offenbar herausragende Schenkungsaktion des Attalos II., die dank des Engagements des verdienten Bürgers Apollonios um 144 v.Chr. dem König – wie die Formulierung suggeriert – außerordentlicher Weise „entlockt“ werden konnte. Der geehrte Apollonios versah dabei – ohne das Amt selbst zu bekleiden – die ureigenen Aufgaben eines Gymnasiarchen, die entweder aus städtischen Mitteln oder sehr häufig vom Gymnasiarchen selbst bestritten wurden. Der Einsatz des Apollonios für den aktiven Kampf etwa 15 Jahre später (etwa 130) zeigt, wie nahe nach der Meinung der Zeitgenossen die Aufgaben eines Gymnasiarchen oder Agonotheten denjenigen eines Strategen kommen konnten: Apollonios hatte in beiden Fällen die Verantwortung für die städtische Jugend der verschiedenen Alterstufen: die Paides des Jahres 144 sind nachgewiesenermaßen z. T.

12 Polyb. 31,31,1-3. 13 IK 63 B Z. 18ff.



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im Neaniskoi-Stadtaufgebot, das Apollonios im Jahre 130 befehligte14, gewesen und mit Apollonios dann auch gefallen15. Das führt uns zum nächsten Schritt: Zunehmend wurde die Funktion des Gymnasiarchen in griechischen Städten von mehreren Amtsträgern versehen, indem die Amtsinhaber für bestimmte Altersgruppen oder für bestimmte Gymnasien (bes. in größeren Städten) zuständig waren. Auch für Metropolis ist dies wahrscheinlich, zumal andere verantwortungsvolle und finanziell aufwendige Funktionen der Kaiserzeit auf mehrere Personen verteilt waren16. In Metropolis nun ist diese Verteilung der Aufgaben eines Gymnasiarchen seit der frühen Kaiserzeit mit der Wahrnehmung anderer der Gymnasiarchie oder Agonothesie zuträglicher (bzw. mit ihnen kombinierbarer) Ämter verbunden, bes. der Strategie – wie die Fälle der „ersten Strategen“ Eukles17 und Philiskos18 zeigen: 1 4

[ἡ βουλὴ καὶ ὁ] δῆμος ἐτείμησεν [τοὺς στρατη]γοὺς τοὺς περὶ Εὐκλέα [τὸν Ἀ]ριστογένους, τὸν καὶ γυμνα[σίαρχ]ν, στρατηγήσαντας ἐπιμε[λῶς] [(καὶ) κατὰ τοὺς] νόμους· ποιησαμένου τὸ [ναδαπάνημα παρ’ἑαυτοῦ [Εὐκλέους τοῦ π]ρώτου ἄρχοντος

(Der Rat und der) Demos ehrten die Strategen, die um Eukles, den Sohn des Aristogenes, der auch die Funktion eines Gymnasiarchen innehatte, ihr Strategenamt sorgfältig (und) nach den Gesetzen ausübten. Den Aufwand bestritt aus eigenen Mitteln der ranghöchste Amtsinhaber (Eukles). ὁ δῆμος Τιβερίωι Καίσαρι Ἑρμεῖ τὰς δύο στοὰς ἐκ τῶν περρισῶν χρημάτων τῶν τοῦ Σεβαστοῦ Καίσαρος ἀγώνων τῆς ἀγωνοθεσίας τῆς Φιλίσκου τοῦ Φιλοξένο[υ], προνοηθέντων τῶν στρατηγῶν τῶν περὶ Φίλισκον Φιλοξένου

14 IK 63 A Z. 19-24: ... γενομένης τε χρείας ὥστε ἀποσταλῆναι νεανίσκους εἰς τὴν περὶ Θυάτειρα στρατοπεδείαν ὁ Δῆμος ... ἐχειροτόνησεν ἡγεμόνα ἐπὶ τῆς τῶν νεανίσκων ἐξαποστολῆς Ἀπολλώνιον Ἀττάλου τοῦ Ἄνδρωνος. Übers.: „Und nachdem es notwendig geworden war, junge Männer in das Heerlager bei Thyateira zu schicken, wählte das Volk, … , den Apollonios, Sohn des Attalos, Enkel des Andron, als Leiter für die Entsendung der jungen Männer“. 15 IK 63 A, s. Gefallenenliste im Anschluss der jüngeren Ehrung (A) mit Kommentar. 16 Vergleichbare Positionen in Metropolis waren ebenfalls i. d. R auf mehrere Funktionsträger verteilt, wie das Amt des Agoranomen zeigt, s. Aybek/Dreyer 2012 mit Literatur; vgl. Dreyer/Engelmann 2012. Die mehrfache Bekleidung dieser Position war so selbstverständlich, dass die Übernahme der Funktion als einziger erwähnenswert war: IK 17,1, nr. 3493: μόνου ἀγορανόμου. 17 Ausführlicher Kommentar über Implikationen der Ämter und die Zeit der Ehrung s. Dreyer 2010, 118f. 18 Meriç 1982, 52 Nr. IN 3 (IK 17,1, 1981, Nr. 3420).

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 Boris Dreyer

Das Volk (hat) dem Tiberius Caesar Hermes die zwei Hallen aus den Geldern (errichtet), welche bei den Festspielen für Augustus Caesar übrigblieben, die unter der Leitung von Philiskos dem Sohne des Philoxenos (stattfanden); (um die Bauausführung hatten) sich gekümmert die Strategen um Philiskos Sohn des Philoxenos.

Beide, Eukles als erster Stratege und Gymnasiarch und Philiskos als erster Stratege und Agonothet, gehörten der sozio-politischen „Elite“ der Gemeinde an, häuften Ämter auf ihre Person (entweder in einem Jahr oder direkt hintereinander), um auch Aufgaben, die direkt oder indirekt mit dem Gymnasion zu tun hatten, aus- bzw. zuende zu führen. Diese Herren haben sich mit spezifischen Projekten identifiziert und mit den den Magistratsstellen eigenen Kompetenzen zur Ausführung gebracht, während gleichzeitig andere Mitbürger in diesen Funktionen gleich mehrere Jahre als „Spezialisten“ tätig waren, wie die Z. 7 der Ehrung für Flavius Menander zeigt19.

ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος ἐτείμησαν Τ. Φλ. Ζεύξιδος υἱὸν 4 Κυρείνα Μένανδρον τὸν ἑαυτῶν εὐεργέτην, πολιτευσάμενον εὐ νόως καὶ δὶς ἀγωνοθε8 τήσαντα καὶ ἐκ τῶν ἰδί ων καθιερώσαντα ἀγῶ νας καὶ θεωρίας

Die Epheben sind mehrfach eigenständig und im Verbund mit dem Demos – ganz so wie andere Vereine und Gruppen, also in typischer Weise – belegt, entweder indem sie einen (verstorbenen) Altersgenossen oder einen Gymnasiarchen bzw. Agonotheten ehrten20. οἱ συνέφηβοι Μουσαῖον Ἡγελόχου οἱ συνέφηβοι Νεωνᾶν Ἀνάξιδος (im Kranz) ὁ δῆμος

19 Ehrenbasis, die während der Basis auf den anderen Seiten noch zweimal verwendet wurde. Die Maße sind: Höhe ca. 74 cm, Breite des Schaftes ca. 50 cm, Tiefe ca. 58 cm. Zur Praxis der Wiederverwendung s. Jones 1978, 28 (mit zahlreichen Belegen) und ausführlich im Kommentar der Inschriften zu Metropolis II, demnächst. Übers.: „Der Rat und der Demos ehrten Titus Flavius Menandros, den Sohn des Zeuxis, aus der Tribus Quirina, den Wohltäter an ihnen selbst, der sich als Politiker loyal und als Agonothet zweimal engagierte und aus eigenen Mitteln Wettkämpfe und Festgesandte weihte.“ 20 Musaios, Sohn des Hegelochos, IK 17,1, nr. 3467a; Neonas, Sohn des Anaxis, IK 17,1, nr. 3468.



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Die Neoi-Altersgruppe, die als militärisch ausgebildete Bürgertruppe (dann häufig Neaniskoi genannt21) immer stärker in das Blickfeld der Forschung gerät22, ist in Metro­polis im Zusammenhang mit dem Gymnasion belegt, und zwar seit der späthellenistischen Zeit: Die Anwesenheit der Neoi auf dem Übungsgelände wird durch die ältere Ehrung für Apollonios (s. o.) ebenso erwiesen wie durch ein Grabepigramm23, das die dramatische Szene eines tragischen Todesfalles in der Palästra (!) des Gymnasion während eines Pankration-Wettbewerbes schildert: 0 Vers 1 1–2 Vers 2 3–4 Vers 3 5–6 Vers 4 6–8 Vers 5 8–9 Vers 6 9–10 Vers 7

-----------------------------------ν․ηιδ[․․․․․ ․․․․․ ․․․․․ ․πο]|λύκλα[υ]τον νέον ἡλικί[ην]·| τίς γὰρ ἐγώ; Πολέμαρχος ὁ δ[ύ]|σμορος, ὧι τὰ παλαίστρης| ἥμερα μούνῳ ἐμοὶ βάρβαρ’ ἔ|τευξε Τύχη· οὐ γὰρ ἐμὲ στυ|γερὴ νόσος [ἔκ]τανε, ἀλλ’ ἐν | [ἀ]έθλοις δῆρις ὑπὲρ νίκης ὤ|[λεσε] πανκρατ[ί]ου. εἰκοστὸν | [․․․․․ ․․․․․ ․․․․․ ․․]ονωσει |

… den vielbeklagten, der an Alter noch ein „Neos“ war. Denn wer bin ich? Der unglückliche Polemarchos, dem als einzigem Tyche den zivilisierten Sport in der Palästra zu einem barbarischen gemacht hat; denn nicht eine abscheuliche Krankheit, sondern der Kampf um den Sieg im Pankration hat mich beim Wettkampf getötet. Zwanzig (Jahre war ich alt)…

Wichtiger noch und zahlreicher belegt ist die Altersgruppe der „älteren Herrschaften“, der Presbyteroi und der Geraioi (d. h. der „Mitglieder“ der Altersklassen ab etwa 30 Jahren), der sozio-politischen Elite also, die die o. g. Positionen bekleidete. Ihre Vereine hatten die finanzkräftigsten Mitglieder. Sie hatten meist ihre Karriere schon gemacht. Die Überlieferungsschwerpunkte werden also nicht zufällig sein. Der Verein der Presbyteroi ist in Metropolis in vielen Bereichen des täglichen Lebens daher sehr präsent, auch in Verbindung mit dem Gymnasion: Die Presbyteroi sind mit einer Ehrung – ebenso wie die Geraioi – für ihren Gymnasiarchen, der wahrscheinlich von den Gymnasiarchen der Neoi zu unterscheiden ist, belegt. Die Ehrung der Presbyteroi hat jetzt Helmut Engelmann aus zwei Fragmenten zusammengesetzt

21 IK 63 A Z. 19-20: γενομένης τε χρείας ὥστε ἀποσταλῆναι νεανίσκους εἰς τὴν περὶ Θυάτειρα στρατοπεδείαν; vgl. IK 63 B Z. 24: „Neoi“ im zivilen Kontext. S.a. Dreyer 2004, 211-236. 22 So erfolgte die Kontrolle Roms über die sizilischen Städte des ausgehenden 3. und am Anfang des 2. Jahrhunderts vor allem über die Aushebung der Neoi-Jahrgänge: Prag 2007, 68–100. Noch in der Phase der römischen Okkupationsphase im rechtsrheinischen Raum wurde die dauerhafte Kontrolle über die unterworfenen Stämme durch den Einzug der Jungmannschaften gewährleistet, schon allein aufgrund der mangelnden Infrastruktur im westelbischen Gebiet, so dass die herkömmlichen Mittel der Herrschaftsausübung kaum greifen konnten, Dreyer 2007, 363–397, bes. 363-364. 23 Merkelbach/Stauber 1998, 359, hellenistische Zeit. Im Areal der Thermen der Stadt am Fuße des Stadtberges, die Antoninus Pius geweiht wurden (Aybek/Dreyer 2014, 113–114), ist nun ein Bereich ausgemacht worden, den man als Palästra deutet. Diese hat noch nicht in hellenistischer Zeit existiert.

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und nach dem Vorbild der noch unedierten Ehrung der Alten für den Gymnasiarchen Demetrios aus dem 1. Jahrh. n. Chr. ergänzt. Letztere folgt danach24: [οἱ πρ]εσβύτεροι ἐτίμησαν [ ]γένην Ἡγησίου [ἄ]νδρα καλὸν καὶ ἀγαθὸν 4 [γυμ]νασιαρχήσαντα [καλῶς καὶ φιλοδόξως,] [ἀρετῆς ἕνεκεν καὶ εὐερ-] [γεσίας τῆς εἰς ἑαυτούς] 4

οἱ γεραιοὶ Δημήτριον Μενελάου ἄνδρα καλὸν καὶ ἀγαθόν, γυμνασιαρχήσαντα καλῶς καὶ φιλοδόξως, ἀρετῆς ἕνεκεν καὶ εὐεργεσίας τῆς εἰς ἑαυτούς25

Der Gymnasiarch der „älteren Herrschaften“ hatte immerhin Aufgaben mit ganz spezifischer Schwerpunktsetzung zu erfüllen. Die (mit dieser allgemeinen Begrifflichkeit) geehrten Mitbürger werden insbesondere dafür gesorgt haben, dass das Öl, das für die Massage der Vereinsmitglieder benötigt wurde, in genügender Menge und kostenlos zur Verfügung stand, denn „sein Gebrauch ist für den menschlichen Körper insbesondere der älteren Herren in besonderem Maße geeignet und notwendig“26. Der Verein der Presbyteroi als Club der erfolgreichen Mitbürger pflegte aber nicht nur die jeweiligen erfolgreichen Karrieren der Mitglieder: Am Anfang der augusteischen Epoche waren gerade den älteren Mitbürgern noch die Wirren der römischen Bürgerkriegszeit präsent27. Daher waren es gerade diese älteren Mitbürger, die ganz besonders von der Friedenszeit seit 27 v.  Chr. profitierten. Sie wurde mit der Herrschaft des Augustus in Verbindung gebracht, wie die private Kopie der einleitenden Partien des berühmten und in anderen Kopien belegten Kalenderdekrets aus dem Jahre 9 v.Chr. der Presbyteroi zeigt28. Da die Vorsehung, die unsere Welt geordnet hat, unter Anwendung von vollem Einsatz und Ehrgeiz das für unser Leben vollendete Gut geschaffen hat, indem sie den Augustus schuf, den sie zur Wohltat für die Menschen (Z. 40) mit umfassender Tüchtigkeit angefüllt hat, als wenn sie für

24 Engelmann 2008, 197-198 mit Tafel 34. Ein Teil der Inschrift war in IK 17,1, nr. 3488 bereits ediert. 25 Der Text steht auf dem Oberteil einer unkannelierten Säule aus weißem Marmor mit Standspur einer Statue oder mit Aufsatz einer Rundbasis. Es ist unsicher, ob die Säule vom Staatsmarkt oder vom Banketthaus der Presbyteroi stammt. Die Schrift könnte aus dem 1. Jahrh. n.Chr. stammen. Maße: Durchmesser oben 77 cm; Höhe noch 28 cm, beschriebene Fläche 10 cm, Buchstabenhöhe 1,5 cm. 26 I. Magnesia 116, Z. 9f. 27 Dass Metropolis von den Bürgerkriegswirren stark betroffen war, zeigt eine Ehrung für einen römischen Bürger aus dem Geschlecht der Licinier, der sich für die Stadt in schwierigen Zeiten eingesetzt hat, vgl. Dreyer 2010, 117. 28 Dreyer/Engelmann 2006, 173-182.



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uns und unsere Nachkommen an ihrer Stelle einen Gott gegeben hat, der den Krieg beendet und den Friedenszustand schön geordnet geschaffen hat, an dem Tag, an dem der Caesar geboren worden ist, er, der die Hoffnungen derjenigen, die (Wohltaten) erwartet hatten, mit seinen Wohltaten (Z. 45) überholt hat, nicht nur indem er die (Wohltäter) vor ihm mit seinen guten Taten übertraf, sondern indem er auch nicht für die (Wohltäter), die noch kommen werden, die Hoffnung auf einen Vergleich gelassen hat, und da der Geburtstag des Gottes für die Welt der Beginn seiner frohen Botschaften (Euangeliai) ist … (Z. 37–48)

Es verwundert also nicht weiter, dass aus den Reihen der Presbyteroi die teure Abschrift des berühmten Kalenderdekrets finanziert und im Hof des Vereinshauses aufgestellt wurde, und zwar eine Abschrift genau der Partien des Dekretes, in denen das Wirken des Augustus hymnisch geehrt wurde. Es liegen heute nicht viele zeitgenössische Belege mehr vor, die so unverdächtig – wie dieser – die zeitgenössische Rezeption der Friedensordnung des Augustus widergeben. Im frühen Prinzipat ist als Gymnasiarch auch eine steinreiche Frau in einer kürzlich veröffentlichten Spendenliste bezeugt29: Zum guten Glück und zum Wohlergehen der Augusti und ihres gesamten Hauses. Als Alexander Sohn des Alexander, Enkel des Reximachos, das Priesteramt inne hatte, am zweiten Tag des Monats Dystros. Dem Beschluß entsprechend, den die älteren Herren gefasst haben, als Alexandra Myrton, Tochter des Asklepiades, Leiterin des Gymnasions war, (sind die Personen hier verzeichnet, welche) für die Augusti und den Verein der Presbyteroi gestiftet haben.30

Die Presbyteroi datierten ihre Dokumente nach dem Staats- und Fruchtbarkeitsgott, Ares (!), – wie es für alle offiziellen Dokumente lange Zeit verpflichtend war31 – und nach dem amtierenden Gymnasiarchen. Die Liste dokumentiert, wie viel Vermögen hier versammelt war. Die meisten Spender gehörten vermutlich zu diesem Verein. Zu den Stiftern und Mitgliedern zählten daher neben bedeutenden Bürgern der Stadt (ein Neos Ktistes in Zeile 9), neben Mitbürgern mit römischem Bürgerrecht (Zeile 8) und anderen Freigeborenen auch Damen der „besseren Gesellschaft“ – jedoch darüber hinaus ebenfalls ein Staatssklave (Zeile 20), der sich die Spende einer Kline im Wert

29 Engelmann 1999, nr. 2, 139-142, Z. 1-7. – Mit einer Verbesserung zu Z. 28 (Reximachos) s. Rigsby 2007, 133-136. τύχηι ἀγαθῆι καὶ σωτηρίᾳ τῶν Σεβαστῶν καὶ τοῦ παντὸς οἴκου αὐτῶν ἐπὶ ἱερέως Ἀλεξάνδρου τοῦ Ἀλεξάνδρου τοῦ 4 Ῥηξιμάχου, μηνὸς Δύστρου β’· κατὰ τὸ γεγονὸς ψήφισμα ὑπὸ τῶν πρεσβυτέρων γυμνασιαρχούσης Ἀλεξάνδρας τῆς Ἀσκληπιάδου Μύρτου οἱ καθιερω κότες v. τοῖς Σεβαστοῖς v. καὶ τοῖς πρεσβυτέροις· 30 Es folgt die Namensliste und der Betrag der Spende oder die konkrete Anzahl der gespendeten Triklinen. Zum Begriff „Triklinon“ s. LS s.v. 1819: „Tischlager mit drei Speisesofas“. Von diesen Sofas haben sich dann einige erhalten, s. u. Abb. 31 Dreyer/Engelmann 2008; Dreyer 2008.

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von 100 Drachmen (!) leisten konnte. Dieser Befund ist bemerkenswert, denn man fragt sich, welcher Sklave sich eine derartige Spende leisten konnte (die der Verein auch noch annahm) und dann immer noch unfrei war. Die Spende war für u. a. ein ansehnliches Gebäude geplant, das früher als das Gymnasion der Presbyteroi interpretiert wurde32.

Abb. 2: Überblick über Metropolis mit den wichtigsten Gebäuden (Theater, Akropolis, Stadtmauer, Rathaus, Gymnasion und Stoa aus hellenistischer Zeit, Skenegebäude, sog. Empfangshaus südlich des Theaters, Neronisches Bad direkt unter der Stoa, Latrinen und andere Gebäude in diesem Bereich aus römischer Zeit, die byzantinische Mauer). Archiv Grabungshaus Metropolis (Ionien).

Dieses Gebäude ist teilweise erhalten und wurde um 150 v. Chr. erbaut, als auch die öffentlichen Gebäude der Stadt, das Bouleuterion und das Theater, zum ersten Mal

32 Meriç 2004, 12.



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entstanden – nach einem konsequenten Plan, welcher dem Vereinshaus der Presbyteroi einen zentralen Platz zwischen den politischen Entscheidungsgremien, insbes. dem Bouleuterion, und dem rekreativen und zweiten ,öffentlichen’ Bereich der Stadt, dem Gymnasion, zumaß33.

Abb. 3: Vereinshaus auf der Terrasse des Gymnasion-Bad-Bereiches. Archiv Grabungshaus Metropolis (Ionien).

Metropolis prosperierte unter den Attaliden und unter den ersten Principes. Die Stadt, die sich an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt befand, erlebte eine wirtschaftliche Blütephase, die sie mit vielen anderen Städten der Region teilte. Das machte sich in einem permanenten Bauboom in den genannten Phasen bemerkbar, und viele Finanziers saßen im Vereinshaus der Presbyteroi (s.  o. Neos Ktistes)34. Auch zwei Stoai entstanden in dieser Zeit, die dem Kaiser Tiberius „Hermes“ gewidmet waren (s. o.), und zwar auf den Terrassen über dem Vereinshaus der Presbyteroi. Tiberius wurde bei dieser Gelegenheit dem im Rahmen von Gymnasien oft geehrten Hermes geglichen35.

33 Meriç 2004, 108–109; 135. Das „Vereinshaus“ lag auf der Terrasse des Gymnasion, direkt unter der Terrasse des Bouleuterion. 34 Ein Charisios, der Sohn des Demetrios, stiftete nach einer unpublizierten Inschrift dem Demos eine Säule in der Stoa im zweiten Jahrhundert v. Chr. (St 90-94); vgl. Engelmann 1999, nr. 1, 137–139, Z. 34. – Eine Ehrung des Demos für Flavius Diogenes in hadrianischer Zeit stand auf einer Säule in der Stoa, der sich vermutlich für den Bau der jüngeren Thermen am Fuße des Stadtberges engagiert hat (Dreyer 2010, 120–121). 35 Auch andere zentrale Gebäude der Stadt wurden in dieser Zeit neu- bzw. umgestaltet, wie z. B. das Theater, das zum Ende der augusteischen Zeit umgestaltet wurde und an dessen Zugängen u. a. der Germanicus-Altar aus dem Jahr 18 n. Chr. aufgestellt wurde: Dreyer/Engelmann 2006, 173-182.

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 Boris Dreyer

Abb. 4: Querschnitt durch die Terrassen mit dem Rathaus oben, der doppelstöckigen Stoa in der Mitte und den Ebenen mit den römischen Privatgebäuden darunter. Archiv Grabungshaus Metropolis (Ionien).

Aber ein Gymnasion, das sich beim Vereinshaus der älteren Herrschaften befand, ist bislang nicht, schon gar nicht in einzelnen Bauphasen, auszumachen – warum? Das Fehlen von archäologischen Spuren für ein Gymnasion36, das nachgewiesenermaßen eine zentrale Rolle an einem wichtigen Ort der Stadt gespielt hat, steht in einem eklatanten Missverhältnis zu den reichhaltigen archäologischen Belegen zu Bädern der Stadt. Thermen wurden in den letzten Jahren der Grabungen unter der Leitung von Serdar Aybek in der Stadt neu entdeckt. Einer inschriftlichen Weihung nach wurden sie unter Antoninus Pius erbaut (s. Anm. 23). Ein weiteres kleines römisches Bad ist schon länger bekannt und befindet sich auf der Terrasse des Vereinshauses der Presbyteroi und unterhalb der Terrasse der Stoa (s. o. Abb.). Recep Meriç hat den naheliegenden Schluß gezogen, dass das Bad zum Teil an die Stelle des hellenistischen Gymnasion, für das auf den Terrassen nicht viel Platz existiert hat, gerückt ist. Die Terrassen waren eng bebaut. Eine weitläufigere Palästra des Gymnasion ist allerdings inschriftlich für die hellenistische Zeit durch das eben angeführte Epigramm über den Sportunfall des jugendlichen Neos und Pankratisten bezeugt (s. o.). Die Palästra hätte in bescheidenem Umfang jenseits der nördlichen byzantinischen Mauer, die das gesamte Stadtareal durchzieht, ihren

36 Die Übungsgelände im Freien hinterlassen allerdings auch kaum Spuren. Weiter ist die besondere Situation einer auf Terrassen erbauten Stadt zu bedenken, bei der die jüngeren Schichten nicht – wie normalerweise – auf den älteren Schichten aufbauen, sondern bei der für Neubauten ältere Schichten abgetragen wurden; diese besondere Situation wird für Priene beschrieben von Raeck 2003, 319-320.



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Platz finden können, wo bislang keine Grabungen vorgenommen werden konnten (s. o. Abb.). Aufgrund einer neuen unpublizierten, prachtvollen Stiftungsinschrift kann nunmehr die Zeit des Umbaus im Areal des hellenistischen Gymnasion mit der Anlage des römischen Bades ermittelt werden37.

Abb. 5: Weihinschrift für Nero (erradiert) im Bad. Foto: Boris Dreyer.

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[[Νέρωνι Κλαυδίωι θεοῦ Κλαυδίου]] [[υἱῶι Καίσαρι Σεβαστῶι Γερμα-]] [[νικῶι αὐτοκράτορι]] ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος καὶ οἱ ὑποσχό- μενοι καὶ δόντες ἀργύριον πο- λεῖταί τε καὶ πολειτῖδες τὸ βαλανεῖον σὺν τῶι προβαλανείῳ καὶ ἀλειπτηρίῳ καθιέρωσαν

[[Dem Nero Claudius, dem Sohn des vergöttlichten Claudius, Caesar Augustus Germanicus Imperator]] weihten der Rat und der Demos und die Bürger und Bürgerinnen, die das Geld versprochen und gegeben haben, das Bad zusammen mit dem Vorbad und Salbungsraum.

Die Stiftung war Nero gewidmet, dessen offizielle Titulatur infolge der damnatio memoriae kurz nach dessen Tod getilgt wurde, aber sich teilweise noch lesen und daher erschließen lässt. Die Weihung war von Rat und Volk autorisiert; das Geld für den Bau stellte eine Gruppe von (reichen) Bürgern und Bürgerinnen. Das Bad war eine Stiftung, die allen Bevölkerungsgruppen (ggf. zu festen Zeiten, wie sie auch für das hellenistische Gymnasion belegt sind38) zugute kommen sollte.

37 Vgl. Abb. Meriç 2004, 137. Detaillierter Kommentar in Dreyer 2010, 119f. 38 Gauthier/Hatzopoulos 1993, B Z. 13ff. Gauthier 1995, 4-6; Dreyer 2004, 220.

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 Boris Dreyer

Das gilt auch für die finanzkräftige Bürgerinnen, die an der Stiftung beteiligt waren und nach dem Bau natürlich – vermutlich als Mitglieder des nahegelegenen Vereins der Presbyteroi – auch das Bad benutzen wollten, in dem Areal des Gymnasion, das nun um eine moderne Attraktion reicher war. Die Anlage von Bädern ist durchaus nicht ungewöhnlich für diese Zeit auch andernorts39. Die Belege zeigen, dass in Lykien etwa die römische Verwaltung die treibende Kraft hinter der Anlage von Bädern in den Städten war, im Sinne einer gezielten Romanisierungsmaßnahme nach der verspäteten Provinzialisierung. Als Lykien römische Provinz wurde, errichtete man nämlich sofort eine Fernwasserleitung und noch unter Nero eine erste Therme40 – ein Indiz dafür, wie wichtig diese römische Institution auch im Osten des Reiches geworden war, die oft mit den griechischen Gymnasien „zusammenwuchs“. Im Falle von Lykien wurde diese Institution deshalb systematisch von der Administration gefördert. Im ionischen Metropolis dagegen kam der Wunsch, ein modernes Bad zu errichten, aus der Mitte der Bevölkerung. Es wurden Pläne gemacht und Geld gesammelt. Man fand ein passendes Grundstück im Zentrum der Stadt, in der Nähe des Ratsgebäudes auf dem halben Weg zur Akropolis, nachdem die Versorgung durch eine leistungsfähigen Wasserleitung sichergestellt war. Es war also die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits an eine Fernwasserleitung angeschlossen. Das zeigt, dass Metropolis zu dieser Zeit alles andere als eine verschlafene Kleinstadt war. Nach dem Bau des Bades war das Gymnasion zwar aufgewertet. Dieser Umbau geschah allerdings auf Kosten eines der Gebäude des ursprünglichen Gebäudes oder der Übungsgelände, für die (auf dieser Terrasse) ohnehin nicht viel Platz existierte. Man kann daher aufgrund des relativ genau datierbaren Neubaus auf eine veränderte Priorität der Bürger bei der Nutzung des Gymnasion-Bad-Komplexes schließen.

Fazit In der kleinen ionischen Stadt Metropolis zeigen sich aufgrund der besonderen Lage und Situation als Zentrum im Kaystrosgebiet zwischen den griechischen Metropolen Ephesos, Smyrna und Kolophon zeittypische Moden in einer fokussierten Form. Die besondere, enge Bausituation im Bereich der öffentlichen Gebäude am Berghang führte dazu, dass vor 68 n. Chr. Teile des hellenistischen Gymnasion durch ein Bad überbaut wurden. Aber auch diese baulichen Umgestaltungen wurden bald nicht mehr allen Bedürfnissen der Mitbürger gerecht. Der Bau der größeren Thermen aus der Zeit des Antoninus Pius am Bergfuß in weniger beengter Situation zeugt davon.

39 S. etwa die von Delormes 1960 angeführten Belege: 244, A. 4. 40 TAM II 2, 396, das sogenannte Vespasiansbad; es ist allerdings sicher unter Nero erbaut worden. S.a. in Lykien: TAM II 1, 168 (Hippokome); II 2, 651.



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Im Kontext der reichen dokumentarischen Überlieferung über die Aktivitäten der unterschiedlichen Altersgruppen im Bereich des Gymnasion ist besonders die Rolle der Presbyteroi zu betonen, deren Vereinshaus in unmittelbarer Nähe zum Gymnasion auf der einen und zu den politischen Gebäuden auf der anderen Seite erbaut worden war. Die eigenständige Rolle dieses Vereins und ihrer Mitglieder (die über Reichtum verfügten und auf eine beachtenswerte Karriere im lokalen Rahmen blicken konnten) ist auch dadurch gekennzeichnet, dass in diesem Verein nicht nur zahlungskräftige Freigeborene aufgenommen wurden, sondern auch Staatsklaven sich zumindest an gemeinsamen Umlagen beteiligen konnten.

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Frank Daubner

Gymnasien und Gymnasiarchen in den syrischen Provinzen und in Arabien1 Der syrische Raum2 wurde durch die makedonische Eroberung ein integraler Bestandteil der hellenistischen Welt. Natürlich gab es auch schon in den Jahrhunderten zuvor Kontakte und Einflüsse, aber erst die militärische Eroberung, die vor allem von den seleukidischen Herrschern unternommenen Städtegründungen, zum Teil mit griechischen und makedonischen Siedlern, und die dadurch vorangetriebene Durchdringung der sehr verschiedenen Kulturen des Nahen Ostens mit griechischem Gedankengut, nicht zuletzt auch die neuen griechisch-makedonischen Oberschichten, machten für die alten Eliten eine Teilhabe an der langsam entstehenden ostmediterranen koine-Kultur attraktiv. Dieser Prozeß ist erst ansatzweise erforscht;3 die Rolle der Gymnasien bestenfalls pauschal behauptet. In der Literatur, die sich mit Gymnasien im hellenistischen und römerzeitlichen Nahen Osten befaßt, finden sich Belege für zehn Städte, die ein Gymnasion unterhielten.4 Das scheint nicht viel zu sein, und so wurden die Gymnasien als Inseln der griechischen Bildung und Lebensart, als exklusive Orte für Griechen und für ganz und gar hellenisierte Indigene gedeutet.5 Die Belege dafür sind rar; es wird abstrakt und mit Analogieschlüssen argumentiert. Zudem werden die Verhältnisse im Osten zumeist zusammen mit denen in Kleinasien behandelt, wo fundamental andere Verhältnisse herrschten und zudem eine viel längere und tiefergehende Beeinflussung durch die griechische Kultur stattgefunden hat. Alle dahingehenden Versuche resultieren zum einen aus der geringen Zahl der epigraphischen Quellen aus dem Osten, zum anderen aus der unbefriedigenden Grabungssituation und den mangelhaften archäologischen Kenntnissen selbst über die größten und bedeutendsten Orte des Nahen Ostens. Auch wird in allen Beiträgen

1 Die diesem Beitrag zugrundeliegende Sammlung der Zeugnisse für Gymnasien im Orient entstand in Vorbereitung des Referats „Gymnasia. Aspects of a Greek Institution in the Hellenistic and Roman Near East“ für die von Rubina Raja und Achim Lichtenberger organisierte Konferenz „Continuity and change: Religious identities in the Levant from Alexander to Muhammad“, Damaskus, 25.–27. März 2010 (im Druck). Ich danke Peter Scholz für den Vorschlag, das römerzeitliche Material für den vorliegenden Band zum Gymnasion der Kaiserzeit unter einem anderen Focus aufzuarbeiten und vorzustellen. Nadin Burkhardt (Frankfurt a. M.) und Alexander G. Thein (Dublin) danke ich für Anregungen und Hinweise zum Manuskript. 2 Zur geographischen und kulturellen Definition des antiken Syrien Sartre 2005, 1–4. 3 Hier sei lediglich auf den grundlegenden Ausgangspunkt für jede Beschäftigung mit dem Thema verwiesen, das monumentale Werk von Sartre 2001. Essentiell für Phönikien ist Grainger 1991. 4 Delorme 1960; Gross-Albenhausen 2004, 313–322; Bringmann 2004, 323–333; Mehl 1992, 43–73. 5 Mehl 1992, 64 und Gross-Albenhausen 20043, 315 zur griechischen Exklusivität des Gymnasions; Grainger 1991, 109f.: völlige Hellenisierung bedeute, die Söhne im Gymnasion erziehen zu lassen; Sartre 2001, 267–269 zur bedeutenden Rolle des Gymnasions bei der Hellenisierung.

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 Frank Daubner

lediglich die hellenistische Zeit betrachtet; die Gymnasien der römischen Zeit bleiben vernachlässigt. Hier wirken Dekadenztheorien fort, die letztendlich auf Poseidonios’ Klage über die zu Bädern verkommenen Gymnasien in Syrien zurückgehen.6 Mommsens Bezeichnung der späteren Gymnasien als „Bürgercasinos“7 hat ihr übriges getan, die Forschung von den Gymnasien der römischen Zeit abzubringen. Daher schien es angebracht, zunächst ganz positivistisch das Material zu sammeln und zu sichten. Diese gewiß nicht vollständige Sammlung hat für den hellenistischen und römischen Orient einen Bestand von 25 oder 26 Städten ergeben, die ein Gymnasion unterhielten. In dieser Zahl sind die Belege aus Kilikien, das zeitweise zur Provinz Syria gehörte und auch bis in die hadrianische Zeit in den Kaiserkult der Provinz integriert war,8 nicht enthalten, da die hohe Gymnasiendichte, die von der hellenistischen Zeit an ununterbrochen zu belegen ist, zeigt, daß die Landschaft Kilikien, jedenfalls die Pedias, unabhängig von der jeweiligen administrativen Provinzeneinteilung kulturell eher zu Kleinasien gehört und die Städte, allen voran Tarsos, den dortigen Gepflogenheiten folgen. Nichtsdestoweniger scheint es doch einige kilikische Besonderheiten zu geben, etwa die enge Verbindung der Gymnasien mit dem Kaiserkult, die vielleicht der ptolemäischen Tradition entstammen, auch auf Zypern nachweisbar sind und womöglich auch in Syrien wirksam waren. Auf diesen Aspekt wird im letzten Teil des Beitrages kurz zurückzukommen sein.

Gymnasien im hellenistischen Syrien Einige kursorische Bemerkungen zu den Gymnasien im hellenistischen Nahen Osten seien der Betrachtung der römerzeitlichen vorangestellt, zumal sich der im Westen zu beobachtende Bedeutungswandel der Institution gerade im hier betrachteten geographischen Raum nicht unmittelbar aus den Quellen und Befunden erschließt. In einigen der von Alexander oder den frühen Seleukiden gegründeten Städte läßt sich ein Gymnasion nachweisen. Das spektakulärste Beispiel ist sicher das Gymnasion von Aï Khanoum am Oxos, das sich sowohl archäologisch, als auch epigraphisch belegen läßt.9 Wie bei den übrigen dieser Gruppe zugehörigen Gymnasien ist auch bei diesem der Zweck unstreitig der, die neuen Siedler in ihrem neuen Ort heimisch zu machen. Bei fünf der Orte im fernen Osten stammen die Belege für Gymnasien und Gymnasiarchen aus der Partherzeit, jedoch muß die Anlage der Gymnasien als Institution auf frühere Zeiten zurückgehen. Nicht nur Neugründungen finden sich unter diesen Orten; auch Babylon muß einen signifikanten Anteil griechischer

6 Poseidonios fr. 62a = Athen. 12, 527 E–F. 7 Römische Geschichte Bd 5, Berlin 91921, 326 Anm. 1. 8 Ziegler 1995, 183–186; Bickerman 1947, 353–362; Deininger 1965, 83f. 9 Veuve 1987; Robert 1968, 510–551.



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Bewohner gehabt haben, die ein Gymnasion benötigten, ist es doch recht unwahrscheinlich, daß eine indigene Stadt unter der Herrschaft der Parther es für notwendig befunden habe, ein Gymnasion neu zu errichten. Die partischen Herrscher haben solcherlei Sitten und Gebräuche jedoch nicht angetastet: Wir finden Hinweise in Babylon, in Qal’a-i Sam in der Drangiana, in Seleukeia am Tigris, in Dura Europos und in Seleukeia am Eulaios (Susa).10 Auf dem Jebel Khalid am Euphrat haben die australischen Ausgrabungen hellenistische Palästrastrukturen zu Tage gebracht, die zu einem Gymnasion gehört haben müssen.11 Auch die hellenistischen Städte der syrischen Tetrapolis dürften Gymnasien besessen haben, wenngleich sie auch nur in Antiocheia am Orontes und Daphne sowie in Laodikeia am Meer nachzuweisen sind: Daß Antiocheias Jugend mindestens seit 246 v. Chr. eine gymnasiale Ausbildung genossen hat, geht aus den Hypomnemata Ptolemaios’ III. hervor. Als dieser während des Laodikekrieges seinen triumphalen Einzug in Antiocheia hielt, wurde er von der Bevölkerung willkommen geheißen. Eine der Sektionen des ordnungsgemäß arrangierten jubelnden Volkes waren die neaniskoi vom Gymnasion.12 Im Jahre 167 v. Chr. begleiteten 800 Epheben die pompe des Antiochos IV. in Daphne.13 Wahrscheinlich handelte es sich bei diesen Jünglingen um Antiochener, da die Zahl doch etwas zu groß für eine Stadt wie Daphne erscheint. Jedenfalls hatte aber auch Daphne ein Gymnasion, das groß genug war, um die 1500 Klinen aufstellen zu können, auf denen Antiochos nach der Parade seine Gäste speiste. Das Gymnasion in Antiocheia ist noch in der Kaiserzeit nachzuweisen.14 Über die Existenz des Gymnasions in Laodikeia wüßten wir nichts, wäre dort nicht ungefähr im Jahre 164 v. Chr. eine Mordtat geschehen: Der Gesandte C. Octavius, der sich im Auftrag des Senats ein Bild von der Lage in Syrien machen und insbesondere Antiochos IV. die Unterhaltung von Schiffen und Elephanten verbieten sollte, wurde von einem Mann namens Leptines im Gymnasion von Laodikeia ermordet.15 Das Gymnasion von Seleukeia Pieria ist erst in der Kaiserzeit belegt.16

10 Babylon: SEG 7,39 = IK 65 (Estremo Oriente) 107; Qal’a-i Sam: IK 65 (Estremo Oriente) 285; Seleukeia am Tigris: IK 65 (Estremo Oriente) 81; Dura Europos: SEG 17,772; Seleukeia am Eulaios: IK 65 (Estremo Oriente) 207. 11 Die Palästra ist noch unpubliziert; ich danke Graeme Clarke (Canberra) für die Informationen über diesen Befund. Zur hellenistischen Siedlung auf dem Jebel Khalid Cohen 2006, 178–180. 12 Mitteis/Wilcken 1912, Nr. 1 = FGrHist 160. 13 Pol. 31,3f. 14 SEG 35,1483; Welles 1938, 355–494; Nr. 170. 15 App. Syr. 46; Cic. Phil. 9,4. Die Frage, warum sich der römische Gesandte überhaupt im Gymnasion aufhielt, böte einen Anknüpfungspunkt für weitergehende Erwägungen. 16 IGLS 3,1186.

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Das gescheiterte Experiment des Hohenpriesters Jason, Jerusalem in eine griechische Polis zu verwandeln, ist von der Forschung sehr intensiv behandelt worden.17 Jedoch sollte nochmals betont werden, daß das, was den Autor des zweiten Makkabäerbuchs und die Jerusalemer am meisten empörte, die Einrichtung eines Gymnasions und eines ephebeions war. Seit der Abschaffung des Stadtkönigtums haben sich die phönikischen Städte der Levanteküste nach Griechenland orientiert und übernahmen eine Vorreiterrolle bei der Einführung griechischer Sitten und Bräuche. Besonders die Sidonier nahmen früh an den griechischen Agonen teil und brachten Olympiasieger hervor.18 Im EschmunTempel von Sidon wurden seit dem 2. Jh. v.  Chr. Athletenstatuen aufgestellt.19 Seit dem späteren 3. Jh. brachte der phönikische Raum und wieder insbesondere Sidon griechische Philosophen hervor.20 Die phönikischen Städte orientierten sich in hellenistischer Zeit an den griechischen Poleis. Dies geschah ganz gewiß nicht durch Verordnungen von oben, also durch königlichen Befehl, sondern verdankte sich den inneren kulturellen und politischen Entwicklungen der alten Städte. Sehr schnell griffen sie griechische Institutionen auf und wurden zu „Kulturgriechen“, die auf so selbstverständliche und zwanglose Weise an der koine-Kultur der hellenistischen Welt teilhatten, daß es unangemessen scheint, hier von Hellenisierung zu sprechen.21 So verwundert es auch wenig, in Sidon ein Gymnasion zu finden.22 Die Datierung der Inschrift ist unsicher; sie besagt, daß der Demos Apollophanes ehre, den Sohn des Apollophanes und Enkel des Nikon, der Gymnasiarch und Agoranomos sei. Die Namen sind bis zum Großvater hin gänzlich griechisch, was nicht viel über die ethnische Abkunft der betreffenden Person zu besagen hat. Es war für den Träger eines syrischen, aramäischen oder phönikischen Namens nicht unüblich, einen griechischen Namen anzunehmen, der in bestimmten Kontexten und natürlich auch in griechischen Inschriften verwendet wurde.23 Auch aus Byblos kennen wir das Fragment eines undatierten Ehrendekrets, das wenigstens zwei Gymnasiarchen erwähnt.24 Die früheste inschriftliche Erwähnung eines Gymnasions im syrischen Raum ist die Weihinschrift eines Epheben aus Tyros, die er im Jahre 188/7 v. Chr. für Antiochos

17 2Makk 4,7–29. Aus der Fülle der Literatur seien lediglich zwei neuere Untersuchungen genannt Bringmann 2007, 242–259; Sartre 2009, 241–247. Grundlegend bleibt Hengel 1988, 130–143. 18 Sartre 2009, 215–222; Sartre 2001, 280f.; Bikerman 1939, 91–99. 19 Dunand 1973, 7–25; 20. 20 Grainger 1991, 77–82; 108–111. 21 Zur Teilhabe der Phöniker an der hellenistischen Kultur Sartre 2001, 147; 268; Sommer 2005, 240–248; Millar 2006, 32–50; Stucky 1991, 467–476. 22 SEG 2,842: ὁ δῆμο[ς ὁ Σιδωνίων (?)] / Ἀπολλοφάνην [Ἀπ]ολ[λοφάνους] / τοῦ Νίκωνος γ̣υ̣μνα [σιαρχήσαντα] / καὶ ἄρξαντα τὴν βε(?) — — — / καὶ ἀγορανομήσαντα — — —. 23 Sartre 2007, 199–232; Kajanto 1966, 14–35. 24 Dunand 1954, p. 60 No 7041 = BE 1958,507: [— — —]α̣ Διονυσόδωρ[ον] / [— — —] καὶ γυμνασίαρχο̣[ν] / [— — —] κ̣αὶ Ἀσπάσιον υἱ[ὸν] / [— — —]ν̣τας γυμνασίαρ[χον(?)] / [— — πᾶσ]α̣ν ἀρχὴν ἐκτετελέ[κοτα —].



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III., dessen Sohn Seleukos und die Gymnasiengötter Hermes und Herakles errichtet hat.25 Die in der Inschrift genannten Spiele könnten durchaus die aus dem zweiten Makkabäerbuch bekannten penteterischen Spiele von Tyros sein.26 An dieser tyrischen Dedikation wird ein Aspekt der religiösen Funktion des Gymnasions deutlich: Hier werden, meist gemeinsam mit den Göttern Hermes und Herakles, die Herrscher verehrt. Dieses Phänomen läßt sich vor allem im ptolemäischen Zypern nachweisen; für den Westen sind die Belege spärlicher.27 Das sagt nun nicht viel über das Verhältnis des Herrschers zum Gymnasion aus, viel mehr aber über sein Verhältnis zur Stadt: Im Gymnasion wurden die Jünglinge auf ihre zukünftigen Rollen als Polisbürger und als Teilhaber an der globalisierten hellenistischen Welt vorbereitet. Die Polis mußte, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, die Regeln des Gymnasions respektieren, Hermes und Herakles bzw. deren lokale Inkarnationen verehren sowie dem jeweiligen Herrscher ihre Loyalität versichern. Für die griechischen Städte, auch für die neugegründeten, war es natürlich und selbstverständlich, das zu tun; die phönikischen Poleis hatten ganz offensichtlich keine Probleme mit dieser kulturellen und politischen Ausdrucksform. Anders sieht es hingegen bei den indigenen Städten des Ostens aus, deren Eingliederungsprozeß in die mediterrane Welt erst unter der römischen Herrschaft so recht in Gang kam.28

Gymnasien im römerzeitlichen Syrien: Ein Überblick Die erwähnte Ansicht, daß die gymnasiale Kultur in der Zeit der römischen Herrschaft einem Verfallsprozeß ausgesetzt war, geht letztendlich auf die Annahme zurück, daß die Römerherrschaft überhaupt zu einem Niedergang einer essentialistisch angenommenen genuin „griechischen Kultur“ geführt habe. Gerade auch in bezug auf die Rolle der Gymnasien muß diese Annahme überprüft und letztendlich wohl revidiert werden.29 Eine andere Ausprägung der Verfallstheorie zeigt sich in der Meinung, daß sich die Gymnasien zu Bad-Gymnasien entwickelt haben, in denen der Freizeit- und

25 Rey-Coquais 2006, Nr. 1: ΟΥΤΙ / ος Δημητρίο[υ] / ἐφήβους πάλι[ν νι-] / κήσας Βασιλεῖ Μεγάλωι / Ἀντίοχωι καὶ τῶι υἱῶι / Βασιλεῖ Σελεύκωι Ἑρμεῖ / Ἡρακλεῖ. 26 2Makk 4,18–20. 27 Ephesos: I.Eph. 1101; Pharbaitos in Ägypten: Seymour de Ricci 1908, 799–804; 799; vgl. Launey 1949, 839; Salamis: Pouilloux 1971, 567–572; 569–572; vgl. SEG 25,1057; Chytroi: IG XIV 240; Lapethos: OGIS 583; Tyana: SEG 1,466. Siehe Ameling 2004, 129–161; 134f. Belege aus dem Westen: Thyateira (TAM V 2,855); Ilion (IK 3 [Ilion] 31). Siehe Robert 1970, 172–182. Zur Rolle der Gymnasien im Herr­ scherkult s. auch Launey 1949, 854–856. 28 Sartre 2001, 710f. 29 S. auch die Studie zu den römerzeitlichen Gymnasien Siziliens von Prag 2007, 68–100; besonders 87f.

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Luxus­aspekt im Vordergrund stand. Für den Osten hat hier das oberwähnte Poseidonios-Fragment30 einiges beigetragen, aber auch die Behauptung des Philostratos, daß sich die Bürger Antiocheias nicht im geringsten für die griechische Bildung interessierten.31 Der Bautyp des Bad-Gymnasions findet sich am häufigsten im Kleinasien des 2. Jh. n. Chr. und verbindet Einflüsse aus der Architektur der griechischen Gymnasien und der römischen Bäder.32 Jedoch verhindert diese neue Mischform nicht, daß genuine Aufgaben des Gymnasions weiterhin konstitutiv für den Betrieb bleiben. Sowohl der intellektuelle Aspekt, als auch die Verehrung der jeweiligen Herrscher lassen sich, ganz abgesehen von den zahlreichen Inschriften, die eine Verbindung zwischen den Gymnasien und der Kaiserverehrung belegen, allein schon in der konkreten Ausgestaltung der Bauten nachweisen, vor allem durch die Einrichtung der sogenannten „Kaisersäle“.33 In Syrien treffen wir weder diesen Bautyp an, noch haben wir einen Fall, in dem ein Bad als Gymnasion bezeichnet wird. Der offizielle Begriff für Bäder ist θερμαί, wie allein schon aus dem apameischen Ehrendekret für den Wohltäter L. Iulius Agrippa zu entnehmen ist.34 Zu schließen bleibt, daß in Syrien nicht von vornherein davon ausgegangen werden darf, daß kaiserzeitlich auftauchende Gymnasien lediglich Synonyme für Bäder sind. Aus den griechischen Städten der Tetrapolis haben wir einige kaiserzeitliche Hinweise auf Gymnasien. So ist die Fortexistenz der Institution in Antiocheia belegt: Eine Inschrift des Jahres 73/4 n. Chr., die über Kanalarbeiten berichtet, erwähnt das Haus des Gymnasiarchen Pharnakes.35 Der Name ist iranisch, was zeigt, daß es keineswegs notwendig Griechen gewesen sein müssen, die diesen wichtigen städtischen Posten innehatten. Aus Gerasa stammt eine Inschrift des frühen 3. Jh. n. Chr., die eine Weihung des Antiocheners M. Aurelius Alketas für den Legaten L. Alfenius Avitianus enthält.36 Dieser war Ratsherr und xystarches auf Lebenszeit und ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit Spielen in die Provinz Arabia gereist. Da wir selbst für das Gymnasion von Antiocheia so wenige Hinweise haben, verwundert es wenig, daß der einzige Beleg für Seleukeia erst aus der Kaiserzeit stammt. Es handelt sich um ein Ehrendekret von Rat und Volk, datiert nach einem Tiberius Nikanor, der Agonothet

30 S. Anm. 6. 31 Philostr. Ap. 3,58: μηδὲν τῶν Ἑλληνικῶν ἐσπουδακυίας. 32 Nielsen 1993, 9–13; 104–111; Ginouvès 1962, 147–150; vgl. Weber 2002, 141f. 33 Yegül 1982, 7–31. 34 Rey-Coquais 1973, 39–84, Nr. 1 Z. 10; Nr. 2 Z. 16. 35 SEG 35,1483 l. 33f.; Feissel 1985, 77–103: Φαρνάκου γυμνασιαρχήσαντος μῆ(κος) πο(δῶν) ξθʹ. 36 SEG 35,1483 = IGRR 3,1371 = Welles 1938, Nr. 170: Ἀγαθῇ τύχῃ. Ἀλφῆνον Ἀουειτιανὸν̣ πρεσβ(ευτὴν) Σεβ(αστοῦ) ἀντιστράτηγον Μ(άρκος) Αὐρ(ήλιος) Ἀλκέτας Ἀντιοχεὺς Δάφνης μητροπολείτης, βουλευτής, παράδοξος ξυστάρχης διὰ βίου, ὑπὲρ τοῦ σύνπαντος ξυστοῦ τὸν εὐεργέτην. Malalas 12,283 erwähnt einen xystos in Antiocheia, den Caracalla zusammen mit einem öffentlichen Bad gestiftet habe.



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und Gymnasiarch war.37 Die Institution wird jedoch älter sein, zumal es in hellenistischer Zeit bereits Spiele in Seleukeia gegeben hat: Eine Inschrift des Jahres 198/97 aus Antiocheia ehrt einen Agonotheten aus Seleukeia.38 Flavius Josephus berichtet bei seiner Zusammenfassung der auswärtigen Bautätigkeit des Herodes, daß dieser den Städten Tripolis, Akko-Ptolemais und Damaskus Gymnasien gestiftet habe.39 Das muß nicht zwangsläufig bedeuten, daß diese Städte vor dem späten 1. Jh. v. Chr. kein Gymnasion besessen hatten.40 So könnte Herodes genausogut ältere Gebäude verschönert oder ganz neue errichtet haben, obwohl in der betreffenden Stadt das Gymnasion als Institution bereits existierte: Ein Gymnasion zu haben muß nicht bedeuten, ein Gebäude vom Typus des griechischen Gymnasions zu haben. Die alten Phönikerstädte Akko und Tripolis könnten gut an der allgemeinen Hinwendung der phönikischen Zentren zu Aspekten der griechischen Kultur Anteil genommen haben, aber das können wir nicht genau wissen. Daß Herodes meinte, Städten außerhalb seines Herrschaftsbereichs ein Gymnasion aufnötigen zu müssen, die keine Verwendung dafür hatten, ist wohl auszuschließen, ebenso daß er dafür Sorge trug, dort die kulturellen und gesellschaftlichen Grundlagen für einen Gymnasionbetrieb allererst zu schaffen. So muß es doch für wahrscheinlicher gehalten werden, daß er bestehende Gymnasien ausbaute, wie er sich auch in anderen Städten, etwa in Kos, um die Finanzierung der Gymnasiarchien kümmerte.41 Für das Gymnasion in Tyros ist gesichert, daß es in der Kaiserzeit weiter­existierte, da in der Stadt drei Ehreninschriften für Gymnasiarchen gefunden wurden.42 Im Abschnitt über das syrische Koinon wird näher auf diese Dokumente eingegangen. Eine weitere phönikische Stadt, in der es ein Gymnasion gab, ist Arados. Eine griechisch-phönikische Bilingue aus dem Jahre 25/24 v. Chr. überliefert im griechischen Text die Weihung eines Gymnasiarchen an Hermes und Herakles, die Götter des Gymnasions.43 Im phönikischen Text behält Hermes seinen Namen; Herakles wird jedoch durch Melqart ersetzt. Das zeigt, daß die Angleichung der Götter nichts Ungewöhnliches für die Phöniker war, wie auch die Institution, die sie vertreten, in den phönikischen Städten nicht als Fremdkörper erscheint. Auch aus Balanaia-Leukas an

37 IGLS 3,1186: … ἐπὶ Τιβερίου Κ[λαυδίου(?) Κυρεί(?)-] / να Νεικάνορος περιοδο[νείκου — — —] / τοῦ(?) ἀγωνοθέτου καὶ γ[υμνασιάρχου — — —]. 38 Kraeling 1964, 178–179; BE 1965,436. Zu den Spielen in Syrien s. die Zusammenstellung bei Bru 2007, 1–28. 39 Ios. B. I. 1,21,11: Τριπόλει μὲν γὰρ καὶ Δαμασκῷ καὶ Πτολεμαίδι γυμνάσια … κατασκευάσας. Zur Bauund Stiftungspolitik des Herodes s. Lichtenberger 1999; Roller 2007, 313–320. 40 Delorme 1960, 218 geht allerdings davon aus. 41 Ios. B. I. 1,21,11. 42 Rey-Coquais 2006, 54–56. 43 IGLS 7,4001: ΑΝ̣ΕΡΩ— — — / ἱεροποίου, γυμνασιαρχῶν τὸ ελσʹ / ἔτος, Ἑρμεῖ Ἡρακλεῖ. / ‘STRTḤWT․T․M․W․․․‘LY․․․‘PS(?)BN / ‘BD․․T(?)M(?)․․FṢH(?)BN‘STYR․․TQD(?)S / L‘RM․․WLMLQRTBST σλεʹ MBNT․3?․.

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der syrischen Küste ist ein Ehrendekret von Rat und Volk überliefert, das Philippos, Sohn des Antipatros, und dessen Vater Antipatros, Sohn des Philippos, die beide das Gymnasiarchenamt ausgeübt hatten, für dieses und andere Verdienste ehrt.44 Über die Stadt wissen wir wenig – weder, ob sie phönikisch oder syrisch war, noch, wann und warum sie in hellenistischer oder römischer Zeit in Leukas umbenannt wurde.45 Aufgrund der beiden Namen Philippos und Antipatros könnte man vermuten, daß es gewisse Einflüsse durch makedonische oder griechische Siedler gegeben hat, zumal in einer anderen Inschrift der Stadt die Namen Antiochos und Demetrios auftauchen. Womöglich handelt es sich aber auch um die griechischen Namen, die sich die indigenen Honoratioren zugelegt haben.46 Das von Herodes in Damaskus gestiftete Gymnasion muß recht groß gewesen sein. Flavius Josephus berichtet, daß im Jahre 66, während des Jüdischen Krieges, die jüdische Bevölkerung der Stadt, insgesamt 10.500 Menschen, im Gymnasion interniert und anschließend dort massakriert wurde.47 Vermutlich war das Gymnasion in Damaskos auch der Sitz der Rechtssprechung, wie es auch in den Provinzhauptstädten Alexandria und Kyrene der Fall war. So wäre zu erklären, wie es gelingen konnte, diese riesige Menschenmenge hineinzubringen, ohne daß jemand Verdacht schöpfte.48 Das Damaszener Gymnasion reiht sich in die Gruppe der Gymnasien ein, die seit der augusteischen Zeit in einigen „hellenisierten“ Städten Syriens auftauchen: in den Dekapolisstädten Gadara, Gerasa und Philadelphia, in Palmyra, Petra und im kyrrhestischen Nikopolis. Ein gemeinsamer Zug dieser Institute ist, daß sie, soweit inschriftliche Belege vorhanden sind, von Einheimischen geleitet und daher wohl auch von solchen frequentiert wurden. Hier zeigt sich also deutlich, was für die hellenistische Zeit nur vermutet werden konnte: Die Gymnasien sind keineswegs der Ort, an dem sich Griechen bzw. Kulturgriechen oder Hellenisten einem exklusiven Lebensstil hingeben und sich nach außen abgrenzen, sondern eine bedeutende Institution der „Mediterranisierung“ der nahöstlichen Eliten. Womöglich – aber das kann vorerst nur Vermutung bleiben – darf man den griechischen Bevölkerungsanteil außerhalb

44 IGLS 4,1302: Τοὺς ὑπὸ τῆς βουλῆς καὶ τοῦ δήμου ψηφισθέντας / ἀνδριάντας Φιλίππου τοῦ Ἀντιπάτρου καὶ Ἀντι- / πάτρου τοῦ Φιλίππου τοῦ πατρὸς αὐτοῦ ἱερασα- / μένου καὶ ἐπιδόσεις ποιησαμένου καὶ / γυμναρχήσαντι (so!) ἐπισήμως, τειμῆς / ἕνεκα, οὓς αὐτοὶ ἐκ τῶν ἰδίων ἀνέσ- / τησαν. In den IGLS ist diese Inschrift ins 2. Jh. v. Chr. datiert, jedoch versicherte mir Julien Aliquot (Damaskus), der an der Neupublikation der IGLS 4 arbeitet, daß sie aus dem 2. Jh. n. Chr. stamme. 45 Die Quellen zur Stadt: Cohen 2006, 209f. 46 Antiochos und Demetrios: IGLS 4,1303. Es gibt in Balanaia weiterhin einen Antiochos, auch Deiphilos genannt, Sohn des Menodoros (IGLS 4,1298), sowie einen Mazzabanas (IGLS 4,1301) – beide scheinen eher keine Griechen zu sein. Bei Mazzabanas ist das klar, aber auch bei Antiochos zu vermuten, da er ein Supernomen hat, was bei Griechen nicht sehr üblich war; vgl. Kajanto 1966. 47 Ios. B. I. 2,20,2. 48 Zum Damaszener Gymnasion Weber 1993, 135–176; 162–164. Zum kaiserzeitlichen Gymnasion von Alexandria Burkhalter 1992, 345–373.



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der syrischen Tetrapolis gar nicht so hoch ansetzen, daß sich ein exklusiv griechisches Gymnasion hätte tragen können. Eine kaiserzeitliche Inschrift aus Nikopolis in der nordsyrischen Kyrrhestis ehrt Barnebos, auch Apollinarios genannt, Sohn des Sammanas, der Demiurg und Gymnasiarch war.49 Leider wissen wir über den Ort nicht genug, um mehr als die Existenz des Gymnasions konstatieren zu können.50 In Palmyra gab es im 2. Jh. n. Chr. ein Gymnasion, wie wir aus zwei Inschriften erfahren: Eine griechisch-palmyrenische Bilingue aus dem Jahre 130/31 enthält ein Ehrendekret für Male, auch Agrippa genannt, Sohn des Yarhai, Enkel des Rahai, der grammateus war und für die Bürger, die Soldaten und die Fremden Öl gespendet hat.51 Die Ölspende läßt den Schluß zu, daß dieses Öl auch gebraucht wurde und es also ein Gymnasion gab. Es gibt allerdings auch einen positiven Hinweis auf einen Gymnasiarchen (GMNSYRKS) in einer palmyrenischen Ehreninschrift der antoninischen Zeit.52 Leider fehlt der Name des Geehrten, aber es handelt sich mit Sicherheit um einen Palmyrener. Zwei Architekturreliefs, die in die mittelalterliche Festung im Bel-Tempel eingebaut waren, zeigen je Hermes und Herakles mit Palmzweigen. Die Darstellungsweise ist rein griechisch und völlig anders als die der typisch palmyrenischen Reliefs. Es kann gut sein, daß sie zur Ausstattung des Gymnasions gehört haben, das dann wohl auch optisch einen „griechischen“ Eindruck machen sollte.53 Ein Inschriftenfragment aus Gadara, das von der Mitte des 2. bis zum Beginn des 3. Jh. n. Chr. datieren kann, bezeugt lediglich die Existenz eines Gymnasions.54 Aber wenn Gadara, wie Josephus schreibt, eine „griechische Stadt“ war, verwundert es kaum, wenn es die Institution des Gymnasions gepflegt hat.55 Auch das nahegelegene Philadelpheia-Amman besaß ein Gymnasion: Eine Ehreninschrift von Rat und Volk für Martas, Sohn des Diogenes zeigt, daß er Gymnasiarch war und das Herakleion gebaut hat. Martas ist ein semitischer Name; Herakles kann als die Hauptgottheit von Philadelpheia angesehen werden. So belegt diese Inschrift abermals die enge Verbindung des Gymnasiarchen mit Herakles, die nicht nur im Westen zu erkennen ist.56 Gerasa

49 IGLS 1,166: Βαρνεβουν τ̣ὸν καὶ Ἀπολλινάριον Σαμμανα αὐθαίρετον δημιουργὸν καὶ γυμνασίαρχον φίλ(οι). 50 Quellen zur Stadt: Cohen 2006, 120f. 51 IGLS 17,145 = Cantineau 1930, Nr. 2. 52 IGLS 17,221 = Starcky 1949, Nr. 102: [--- QR]TSTS WGMNSYRKS[---- / --’WT]QRTWR ’TNYNYS Q[SR --- / ---- Y]QRH B’RGWN’ ---- / -----RHYM MD[YTH… Starcky übersetzt: „--- excellent et gymnasiarque --- / ---- l’empereur Antonin C[ésar --- / ---] l’a honoré de la pourpre ---- / ---- qui aime sa ci[té ----].“ 53 Seyrig 1944, 62–80; 75 mit Tafel IV. Vgl. Kaizer 2000, 219–232; 227. 54 Weber 2002, 141f.; 288: ---ἐκ τῶν ἰδ]ίων Μ[--- / --- (oder Δίων?) γυμ[νάσιον --- (oder γυμνασιάρχης bzw. γυμνασιαρχοῦντος). 55 Ios. A. I. 17,11,4; B. I. 2,6,3. S. Bowsher 1992, 265–281. 56 IGLS 21: I.Jordanie 2,29 mit S. 51–54. S. Weber 1993, 163. Zu Herakles-Melqart als Hauptgott von Philadelpheia s. Lichtenberger 2003, 248–253; 260f.

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ist diejenige Stadt der Dekapolis, die die zahlreichsten Zeugnisse für das Gymnasienwesen hervorgebracht hat. Der früheste Beleg stammt aus dem Jahre 42 n. Chr.: In zwei Inschriften aus dem Zeusheiligtum tauchen die beiden Gymnasiarchen Ariston, Sohn des Andromachos, und Athenion, Sohn des Athenion, Enkel des Loupos, als Stifter für den Tempel auf.57 Aus einer anderen Inschrift wissen wir, daß der Bruder des Gymnasiarchen Ariston den arabischen Namen Zabdion trug.58 Daher ist es sehr wahrscheinlich, daß es sich um eine einheimische Honoratiorenfamilie handelt. Die Tatsache, daß das Gymnasiarchenamt in Gerasa von Nichtgriechen ausgeübt wurde, wird weiterhin durch zwei bislang unpublizierte Inschriften bestätigt, in denen die Gymnasiarchen Theodoros, Sohn des Barnanaios, und Marion, Sohn des Phallion, genannt werden.59 Die in Gerasa zahlreich überlieferten Personennamen erlauben die Annahme, daß die städtische Elite des 1. Jh. n. Chr. in der Regel semitische Namen trug. Das ändert sich im 2. Jh., in dem vor allem griechische Namen auftauchen. Das heißt nun mit Sicherheit nicht, daß ein Austausch der Führungsschicht stattgefunden hat, sondern eher, daß sich nach und nach die Sitte entwickelte, den Kindern griechische Namen zu geben. Der einzige Gerasener Gymnasiarch, den wir im 2. Jh. kennen, ist Titus Flavius Gerrenos, ein großer Wohltäter aus einer angesehenen lokalen Familie, der von der Technitengilde für die Übernahme der Agonothesie und Gymnasiarchie eines neu eingerichteten Festes geehrt wird.60 Sein Name ist womöglich semitisch und verwandt mit dem syrischen und südarabischen Ortsnamen Gerrha, den Polybios, Plinius und Strabon überliefern.61 Einige Baustrukturen in Petra, der ehemaligen Hauptstadt des Nabatäerreiches, sind von Theodor Wiegand als Überreste eines Gymnasions gedeutet worden. Mit derartigen Deutungen gilt es natürlich immer vorsichtig zu sein, aber ein in dieser Anlage gefundenes Relief, das Eros zwischen zwei geflügelten Löwen zeigt, unterstützt Wiegands Deutung.62 Der Kult des Eros in Gymnasien ist reichlich belegt; bisweilen wird er im gymnasialen Kontext ikonographisch gar mit Herakles verschmolzen.63 Solche mythologischen Charaden benötigen freilich einen entsprechenden intellektuellen Nährboden, um zu funktionieren, aber diesen Hintergrund scheint es im kaiserzeitlichen Petra in einem solchen Maße gegeben zu haben, daß Glen Bowersock Petra

57 Welles 1938, Nr. 3f. Zur Datierung s. Seigne 1985, 287–295; 292 Anm. 17. 58 Welles 1938, Nr. 2. 59 Gatier 1995, 109–118. Vgl. Sartre 2001, 731. 60 Welles 1938, Nr. 192 (die längste der Inschriften Gerasas). 61 Pol. 5,46,1f.; 61,7; Plin. nat. 146; Strab, 16,3,3, der berichtet, daß die Häuser in Gerrha aus Salz seien. 62 Bachmann/Watzinger/Wiegand 1921, 65–68. S. Sartre 2001, 710 mit Anm. 372; Delorme 1960, 218–220. Mittlerweile wird die Anlage meist als paradeisos des benachbarten Palastkomplexes gedeutet: Kropp 2009, 43–59; 47f. 63 Aneziri/Damaskos 2004, 247–271; 253f., mit Beispielen.



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als „breeding ground for Greek sophists“ bezeichnen konnte.64 Aber wenn es auch durchaus möglich ist, daß Petra in der Kaiserzeit ein Gymnasion besessen hat, so bleibt dies dennoch nachzuweisen. Die Baustrukturen und das Relief können nicht mehr als Hinweise sein.

Ein Gymnasiarch der vier Eparchien und die Organisation des syrischen Koinon Andernorts, besonders in Kleinasien, Zypern und Ägypten, haben die Gymnasien eine wichtige Rolle im Herrscherkult gespielt.65 Daß es eine solche Verbindung auch im Osten gab, zeigt die erwähnte Weihung eines tyrischen Epheben an Antiochos, Seleukos, Hermes und Herakles.66 Daß weitere Hinweise fehlen, verwundert wenig vor dem Hintergrund der Tatsache, daß syrische Zeugnisse des hellenistischen Herrscherkults überhaupt außerordentlich rar sind.67 Dennoch zeigt dieses Beispiel, daß das Konzept der Verehrung der Herrscher in Verbindung mit den Gymnasiengöttern auch in Syrien geläufig ist und daß die Rolle der Gymnasien nicht auf den vagen Begriff der „griechischen Bildung“ zu reduzieren ist. Eine Hauptaufgabe war auch in Syrien, die Jugendlichen auf ihre zukünftige Rolle als Bürger und als Teilhaber an der globalisierten hellenistischen Welt vorzubereiten. Dazu gehörte, daß man die Götter des Gymnasions verehrte sowie den jeweiligen Herrschern die Loyalität versicherte. In diesem Zusammenhang hatten die Gymnasien und die Gymnasiarchen bisweilen offenbar auch eine Funktion im Kaiserkult auf der provinzialen Ebene.68 Eine Inschrift aus Tyros, datiert in das Jahr 43/44, ehrt Diodoros, Sohn des Idas, der Gymnasiarch der vier Eparchien war.69 Der Begriff eparchia, der für gewöhnlich für das lateinische provincia steht, bedeutet hier koinon.70 Eine Münze des Jahres 217/18 aus Laodikeia am Meer, welche die Legende COL. LAVDICIAE METR. III PROV trägt, bestä-

64 Bowersock 1991, 15–22; 17. 65 d’Amore 2007, 339–346. 66 S. Anm. 25. Zu den Beispielen aus Kleinasien, Ägypten und Zypern s. Daubner (Anm. 1). 67 Sartre 2001, 185. Zu den insgesamt nicht sehr reichlich vorhandenen Belegen für die seleukidische Herrscherverehrung Virgilio 2003, 39–50. 68 S. dazu Price 1984, 110; 143f.; Habicht 1972, 39–99; 55–64. Zum Kaiserkult in Syria and Arabia Sartre 2004, 167–186. Die syrischen Provinzen scheinen allerdings, ebenso wie bereits in hellenistischer Zeit, insofern eine Sonderrolle zu spielen, als daß sie wenig bereit waren, religiöse Oktroys zu akzeptieren: Rüpke 2011, 297–322; 305. 69 Rey-Coquais 2006, Nr. 54: Διόδωρος Ἴδου γυμνασιαρχήσας τῶν Δ ἐπαρχιῶν τὸ θξρ’ ἔτος. Die Inschrift wird bereits erwähnt bei Rey-Coquais 1981, 25–31; 30f., und Sartre 2004, 181. 70 Sartre 1991, 339f. Zu den Begriffen vgl. Vitale 2012, 31–40.

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tigt diese Vermutung.71 Die Bezeichnung III PROV scheint eine Rückübersetzung ins Lateinische zu sein und für das übliche ΔΕ der Münzen Antiocheias und Laodikeias des 3. Jh. zu stehen.72 Bezüglich der administrativen Gliederung der syrischen Provinzen ist noch sehr vieles unklar. Es gab ein syrisches koinon wie auch gemeinsame Spiele, aber vor allem die Einteilung in die vier Eparchien bereitet große Probleme.73 Wir wissen, daß der syrische Landtag die Jahresstelle eines Augustuspriesters vergab und Spiele veranstaltete, die im gesamten griechischen Raum anerkannt waren.74 Die Verknüpfung der Ämter des Oberpriesters des Kaisers und des Gymnasiarchen des Provinziallandtages ist aus dem römischen Zypern gut bekannt,75 aber insgesamt haben wir sehr wenige Nachrichten darüber, wie die Spiele der Landtage organisiert wurden. Am besten sind wir über diejenigen des koinon Asias unterrichtet, das etwa zweimal im Jahr an wechselnden Orten zusammentraf, um die mit dem Kaiserkult verbundenen Spiele abzuhalten.76 In einigen pergamenischen Inschriften treffen wir auf die Institution eines πανεγυρικὸν γυμνάσιον, das mit diesen Spielen verbunden sein könnte.77 Ebenfalls aus Pergamon kennen wir den Gymnasiarchen M. Tullius Cratippus, der „Gymnasiarch der sechs Gymnasien des koinon Asias“ war. Wahrscheinlich hatte er mit den panegyreis des koinon zu tun.78 Möglicherweise war dieser Gymnasiarch, wie der tyrische Gymnasiarch der vier Eparchien, für die athletischen und musischen Spiele der Provinzialversammlung zuständig, also auch für die Unterbringung der Teilnehmer und für die Ölversorgung.79 Verwirrend an der tyrischen Inschrift ist, daß die Phrase �������������������� τῶν Δ ἐπαρχιῶν ����� nachträglich von einer anderen Hand hinzugefügt wurde. Bisher meinten wir zu wissen,

71 Lindgren/Kovacs 1985, Nr. 2098; ein besser erhaltenes Stück aus der Sammlung Burstein: Dr. Busso Peus Nachf. Münzhandlung, Auktion 366: Griechische, Römische und Byzantinische Münzen. Sammlung Marcel Burstein, Nevada: Provinzialprägungen des Imperium Romanum. 25. Oktober 2000, Frankfurt, Nr. 1123. Ich danke Lars Rutten (Bern) dafür, mich auf dieses zweite Exemplar hingewiesen zu haben. S. auch Meyer 1987/88, 57–92; 68–73. Zum historischen Hintergrund dieser außergewöhnlichen Prägung Ziegler 1978, 493–514. 72 Zur Bedeutung dieser Abkürzung s. die Diskussion bei McAlee 2007, 5f. 73 Dazu Sartre 2004; Gebhardt 2002, 305–310; Deininger 1965, 87f.; Sartre 2001, 476–479; Rey-Coquais 1981; Rey-Coquais 1978, 44–73, 53f.; Haensch 1997, 227–261; Butcher 2003, 370f.; Liebeschuetz 1959, 113–126. 74 AE 1976,678; I. Magnesia 149; Remijsen 2010, 411–436; 425. Siehe Beard/North/Price 1998, 352. 75 IGR 3,980 (Kition); 994 = OGIS 582 (Salamis); Deininger 1965, 86f. 76 Deininger 1965, 53–55. S. aber Friesen 1999, 275–290; 286–288, und Moretti 1954, 276–289; 279f. 77 Z. B. IvPergamon 273 and 463. 78 Habicht 1969, 164f.: γυ[μνασίαρχ]ον ἐν τῶ κοινῶ τῆς [Ἀσίας] τῶν ἓξ γυμνασίων; Robert 1966, 46. C. Iulius Sacerdos aus Pergamon war Hohepriester des Kaiserkults und Gymnasiarch der fünf Gymnasien der 12. Sebasta Rhomaia (γυμνασίαρχον τῶν δωδεκάτων Σεβαστῶν Ῥωμαίων τῶν πέντε γυμνασίων): MDAI(A) 32 (1907) Nr. 50; jetzt http://www.dainst.org/download/aek/ehrenins/32n050. pdf (24.2.2011). Das Amt kann gut etwas mit dem Kaiserkult auf provinzialer Ebene zu tun gehabt haben. 79 Zum Ablauf der Spiele zu Ehren des Kaiserhauses Chaniotis 2003, 3–28.



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daß die vier koina der Provinz Syria eine Schöpfung der hadrianischen Zeit waren, als die Eparchie Koile Syria mit der Hauptstadt Damaskus von der Eparchie Phoenicia abgespalten wurde. Bis dahin war die Provinz in die drei Eparchien Syria, Phoenicia und Cilicia eingeteilt.80 Im Jahre 72 wurde Kommagene der Provinz Syria zugeschlagen; Kilikien wurde jedoch in den 80er Jahren zu einer eigenständigen Provinz. Also könnte es auch im Jahrzehnt nach 72 vier syrische Eparchien gegeben haben, womöglich auch bis 132/135, denn bis zu diesem Zeitpunkt gibt es Hinweise darauf, daß Kilikien ein Teil des syrischen koinon war.81 Daß diese Eparchien-Einteilung etwas mit dem Kaiserkult zu tun hatte, erfahren wir aus einer Inschrift des Jahres 119/20 aus Gerasa, die einen „Hohepriester der vier Eparchien“ in Antiocheia erwähnt.82 Wie kam es nun zu dieser Ergänzung der Inschrift? Ist es denkbar, daß jemand 30 oder gar 60 Jahre später dem Geehrten ein Amt andichtet, das er nicht innegehabt hat? Das scheint eine recht unübliche Vorgehensweise zu sein, wenn wir natürlich auch Inschriften mit späteren Hinzufügungen von anderer Hand kennen.83 Eine andere, bisher noch nicht diskutierte Möglichkeit ist, daß Kommagene, das seit 18 n.  Chr. unter römischer Herrschaft war, nicht unmittelbar nach der Thronbesteigung des Claudius an Antiochos IV. zurückgegeben wurde, sondern erst einige Jahre später, so daß es im Jahre der Aufstellung der Inschrift, also 43/44, noch Teil der Provinz Syria war und diese somit zu dieser Zeit in vier Eparchien eingeteilt war.84 Die territori-

80 In Kilikien, besonders in Tarsos, haben wir viele Hinweise auf Gymnasien und Gymnasiarchen. In dieser Beziehung scheint Kilikien Kleinasien wesentlich näher zu stehen als Syrien, so daß die kilikischen Gymnasien hier nicht in die Betrachtung einbezogen wurden. Einige der kilikischen Gymnasiarchen und Gymnasiarchinnen, welch letztere dort nicht selten sind, fungierten auch als Kaiserpriester oder als Kilikarchen: IGRR 3,833; 834; MonAnt 23 (1914) 178,122; SEG 26,1457; ZPE 20 (1976) 249. Zum hohen Rang des tarsischen Gymnasiarchen vgl. auch Dion Chrys. 34,31. Zur Provinzzugehörigkeit Kilikiens im frühen Prinzipat vgl. Vitale 2012, 292–302. 81 Ziegler 1995. 82 Welles 1938, Nr. 53: ἀγαθῇ τύχῃ. ἔτους βπρʹ. ὑ[πὲρ] / τῆς τῶν Σεβαστῶν σωτηρίας / Διογένης Ἐμμεγάνου ἱερασάμενος / τῶν τεσσάρων ἐπαρχειῶν ἐν Ἀντιοχείᾳ / τῇ μητροπόλι ἄγαλμα Δικαιοσύνης / ὑπὲρ Εὐμένους τοῦ υἱοῦ τῇ πατρίδι / ἀνέθηκεν, ὃ ἐπηνγείλατο ὑπὲρ τοῦ / Εὐμένους ἀγορανομοῦντος. Die Ehrung soll sich laut Gatier auf einen Zeitpunkt vor der Einrichtung der Provinz Arabia beziehen, als Gerasa zur Provinz Syria gehörte: Gatier 1990, 159–170; 169 Anm. 53, aber vor allem auch angesichts der Inschrift Welles 1938, Nr. 170 (ein Xystarch aus Antiocheia wird in Gerasa geehrt; vgl. Anm. 36) sollte wohl davon ausgegangen werden, daß Arabia und Syria gemeinsame Spiele veranstalteten oder einen gemeinsamen Kaiserkult pflegten. Im 3. Jh. n.  Chr. ist uns ein Syriarch aus Gerasa bekannt: Sartre 2004, 169; vgl. ebd. 179. Zum Kaiserkult in Phönikien s. Sawaya 2011, 593–618. 83 In IvPergamon 274 haben wir eine ähnliche Ergänzung durch roh eingekratzte Buchstaben, die aber sicher zeitnah zur Inschrift entstanden ist. Es handelt sich um einen Brief Hadrians, bei dem das Datum nachgetragen wurde. In einem Dekret aus Xanthos wurde ein Jahr nach der Aufstellung etwas nachgetragen: Gauthier 1996, 1–34, Nr. 1 Z. 38f.; vgl. S. 17. 84 Die Quellen zur römischen Herrschaft in Kommagene: Speidel 2005, 85–100. S. auch Facella 2010, 181–197; 195–197.

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ale Organisation des syrischen Provinziallandtages bereitet also weiterhin mit jedem Quellenfund neue Probleme, die es zu lösen gilt.85

Résumé In seiner Bilanz des Kolloquiums zum hellenistischen Gymnasion hat H.-J. Gehrke gefordert, bei der weiteren Untersuchung der Institution des Gymnasions keinen Regelfall anzunehmen, von dem aus dann argumentiert werde, sondern stärker auf die Unterschiede zu achten, welche in den Gymnasiensystemen verschiedener Gegenden und verschiedener Zeiten festzustellen seien.86 Die Gymnasien im syrisch-arabischen Raum sind noch nie zusammengestellt, geschweige denn als solche untersucht worden. So hat die diesem Beitrag zugrundeliegende Sammlung durchaus einige, wenn auch nicht überraschende, so doch neue Ergebnisse geliefert. Natürlich kann die früheste Erwähnung eines Gymnasions nur ein terminus ante quem sein, insofern dürfen Deutungen, die auf eine zeitliche Abfolge hinzielen, stets nur als Versuche angesehen werden. Nichtsdestoweniger ergibt sich ein einigermaßen konsistentes Bild: Die frühesten Städte, die ein Gymnasion unterhielten, waren die am stärksten makedonisch-griechisch geprägten, also diejenigen der syrischen Tetrapolis sowie die Koloniegründungen im ferneren Osten, wo meines Erachtens viel mehr ehemalige Soldaten angesiedelt wurden als im Hinterland der Levante. Wenig später richten zahlreiche der alten phönikischen Poleis Gymnasien ein – ein Vorgang, den man nicht zwangsläufig als „Hellenisierung“ bezeichnen muß und bei dem in keinem Fall die Notwendigkeit einer Erlaubnis oder gar Druck des zuständigen makedonischen Machthabers zu erkennen ist. Unter der Parther- und der Römerherrschaft existierten wohl die meisten dieser Gymnasien weiter. Wir können das zwar nur in wenigen Fällen direkt feststellen, aber hier spricht nichts gegen Analogieschlüsse. Neugründungen scheinen zumeist in der frühen Prinzipatszeit vorgekommen zu sein. Dies ist auch die Zeit, in der die Städte des syrischen und arabischen Hinterlandes an ihrer Eingliederung in die hellenistische Welt des östlichen Mittelmeeres arbeiteten, in der sie ihre Zentren monumental ausgestalteten, politische Institutionen nach griechischem Vorbild einführten und Handelsbeziehungen bis nach Italien hin aufnahmen. In dieser Zeit und im Zuge ihrer aktiven Eingliederung in die mediterrane koine gründeten diese Städte auch Gymnasien, und zwar nicht als Badeorte, sondern vor allem auch als Institutionen der Ausbildung zum Bürger – zum Bürger der Stadt, zum Bürger der Provinz und zum Bürger des Reiches. Die Träger dieser Entwicklung waren die einheimischen Eliten. Nirgendwo ist zu erkennen, daß die römischen Herrscher, seien es die Provinzstatt-

85 Siehe zusammenfassend zur bisherigen Diskussion Sartre 2001, 470–480. 86 Gehrke 2004, 413–419.



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halter oder die Kaiser, diese Prozesse initiierten oder forderten. Insofern ist es für die betrachtete Region schlicht falsch, von einer Degeneration des Gymnasions zu einer dekadenten Badeanstalt zu reden. Im Gegenteil zeigt sich hier abermals die integrative Kraft der Institution des Gymnasions, das nicht dazu diente, den Griechen im Ausland ein Clubhaus zu sein oder Nichtgriechen zu Griechen zu machen, sondern das die Menschen zu Bürgern formte. Daß dieser Prozeß erfolgreich verlief, macht die blühende Entwicklung der nichtgriechischen Städte Syriens und Arabiens in der Zeit der römischen Herrschaft deutlich.

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Monika Trümper

Modernization and change of function of Hellenistic gymnasia in the Imperial period: Case-studies Pergamon, Miletus, and Priene From an archaeological point of view, the aim of this conference – to examine the change and extension of the functions of gymnasia in the Imperial period and their interrelation with changes in the socio-political context – can be assessed in two different methodological ways: First, the development of gymnasia can be analyzed by looking at gymnasia that were built in the Late Classical or Hellenistic period and continued to be used in the Imperial period. Second, Late Classical or Hellenistic gymnasia whose design and decoration can be safely reconstructed can be compared with gymnasia that were built in the Imperial period, namely the so-called bath-gymnasia in the eastern Mediterranean. It might be additionally revealing to compare the newly built gymnasia of the Imperial period with the older Late Classical and Hellenistic gymnasia still used in the Imperial period and to assess the similarities and differences between these two groups. This should show whether the remodeling processes and new building projects were characterized by the same aims and trends; whether the new gymnasia served as models and references for the remodeling processes of the old gymnasia; and which aims and preferences distinguished the remodeling projects that necessarily required compromise and could only be carried out on a limited scale. Here, the first methodology is followed and the alterations and possible functional changes of Late Classical and Hellenistic gymnasia in the Imperial period are analyzed in three case studies: the gymnasia of Pergamon, Miletus, and Priene.1 Due

1 I would like to thank the conference organizers, Hartmut Leppin and Peter Scholz, for inviting me to this very stimulating and interesting conference and for their hospitality. I am also very grateful to the other participants at the conference for comments and discussions, and to Elizabeth Robinson for improving my English text. I owe a special debt to Ralf von den Hoff, Verena Stappmanns, and Wulf Raeck, who critically read the original manuscript, offered astute suggestions and comments, and generously discussed their recent research in Pergamon and Priene with me; Ralf von den Hoff also kindly allowed me to read and cite his article on Hellenistic gymnasia (now von den Hoff 2009b; forthcoming, however, when I wrote this paper), and Verena Stappmanns kindly provided me with a high quality plan of the Pergamenian gymnasion. All remaining errors are my own. This paper was written and submitted in July of 2008. While it was attempted to integrate the most important research and literature published between July of 2008 and September of 2014 for the gymnasia of Pergamon, Miletus, and Priene, this could not be done systematically for all aspects and topics that may be relevant for this paper (e. g., for these three cities beyond their gymnasia; for gymnasia in general; or for the much discussed importance and development of Greek culture, athletics, institutions, and urban landscapes in the Roman Imperial period). Of two new comprehensive studies on the Greek gymnasion, Skaltsa 2008 was not available to me, and Trombetti 2013 focuses on

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to the limited space, comparisons with new buildings of the Imperial period must be restricted to a few select features and examples. So far, the history of Greek gymnasia in the Imperial period has hardly been studied, neither for individual buildings nor on a more comprehensive, comparative level for several or even all examples.2 This paper is a first attempt to fill this gap, but due to the incomplete state of research, in many respects it can only offer preliminary results and suggestions for further research. It will show that, from an archaeological point of view, neither the idea of a general decline of the gymnasion building type, particularly in terms of its athletic function,3 nor the notion of an omnipresent continuity and vitality of athletic activity, can be sustained.4 Instead, different cities adopted diverse strategies in dealing with the heritage of their athletic buildings, and each city has to be studied individually before possible larger trends can be reconstructed. In the following, after a brief summary of the main characteristics and innovative features of Hellenistic, and particularly Late Hellenistic gymnasia, the gymnasion of Pergamon is discussed in detail because it is the best example to examine the abovementioned question. This is succeeded by a much shorter analysis of two buildings that are less well preserved and published, namely the so-called Hellenistic gymnasion of Miletus and the upper gymnasion of Priene, and by comparative conclusions. My considerations are mainly based on relevant literature and on short visits to the three sites in 2007; I have examined only the Hellenistic gymnasia, and particularly their bathing facilities, in more detail, but not the gymnasia of the Imperial period.5

cultic aspects of gymnasia of the 6th to 1st century B.C. that are located in central Greece and on the Cycladic islands. For an assessment of the bath-gymnasia that were newly built in the Imperial period see M. Steskal’s contribution in this volume, and also Steskal 2003a; Steskal 2003b; Steskal 2007; Steskal 2008; Yegül 1986; Yegül 1992, 250-313. 414-423; Nielsen 1990, I 105-108. 2  Delorme’s study, Delorme 1960, ends at the beginning of the Augustan period; only a few pages, 243-250 („La disparition d’un type de monument“), are dedicated to a brief summary of the development of the gymnasion in the Imperial period. See also Yegül 1992, 21-24. Glass 1967 discusses the history of a few selected buildings, but attempts no comprehensive assessment of changes in the Imperial period. - For individual examples see below. 3 This was particularly popular in older publications, see Newby 2005, 10 note 33. 229-271. 278 citing older literature; Steskal 2003a and 2003b argues that at least the palaistrai of bath-gymnasia saw a shift from a mixed athletic-intellectual towards an exclusively educational-intellectual-cultural function, which, however, would not necessarily entail a general decline or abandonment of athletic activities, just their relocation into other facilities. 4 Most recently fervently supported by Newby 2005 passim, also citing other advocates of this more recently adopted view. 5 For comprehensive studies on Greek bathing culture; see Trümper 2006; Trümper 2008, 258-275; Trümper 2009; Lucore/Trümper 2013; Trümper 2014.



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Characteristics of (Late) Hellenistic gymnasia Although both the design and equipment of Late Hellenistic gymnasia were clearly influenced by their regional socio-cultural context, many buildings were also shaped by three general innovative trends: 1. A new importance and quality of multifunctional rooms for assemblies and sojourns. These rooms were located in the palaistra-complexes of gymnasia and were often designed as exedrae.6 They were often combined with lavish monumental entrances, propyla, which were preferably placed opposite the largest and most luxurious rooms. 2. A new quality of decoration, recently discussed especially by Henner von Hesberg and Ralf von den Hoff.7 3. A new quality of bathing facilities that has been largely underestimated or even ignored so far, although this is a feature that is not only archaeologically well documented, but also by far the most important factor for the development of gymnasia in the Imperial period.8 While the Late Classical and early Hellenistic gymnasia (4th/3rd centuries B.C.) had only been provided with ascetic facilities for cleansing with cold water, mostly basins for ablutions and rarely pools for immersion, several gymnasia of the 2nd and 1st centuries B.C. were equipped with relaxing warm bathing forms. These include large round sweat baths found in five or six sports facilities9, and rectangular sweat rooms in two or three cases.10 Sweat

6 Von Hesberg 1995; Wacker 1996, passim; von den Hoff 2009b. - For the problematic terminological differentiation of palaistra and gymnasion see most recently Mango 2003, 18-19, which is followed here: A palaistra included a central courtyard with surrounding rooms, had no facilities for running, and could exist as an independent building, but also form part of a gymnasion. In contrast to this, a gymnasion comprised, next to a palaistra, also facilities for running as well as javelin and discus throwing (dromos, paradromis, xystos, stadion). - If, however, the denomination gymnasion is commonly applied in literature to buildings that are, according to this definition, palaistrai, it will also be used here to avoid confusion (see below for the examples in Miletus and Priene). 7 Von Hesberg 1995; von den Hoff 2004; see also Martini 2004. 8 The development and significance of bathing facilities in Late Hellenistic gymnasia is partly recognized in Delorme 1960, 301-315 and especially in Yegül 1992, 17-24, but not to its full extent. Glass 1967, esp. 247-269 failed to notice any development of bathing facilities in gymnasia. Von Hesberg 1995 in his overall excellent assessment of Late Hellenistic gymnasia pays no attention to the bathing facilities. 9 Gymnasia of Aï Khanoum (third phase, identification of the gymnasion and the sweat bath not secure), Akrai, Assos, Eretria, Solunto, and Thera; for a more detailed discussion and literature see Trümper 2008, 258-275 table 3. 10 Delos, so-called Gymnasium and Lake Palaestra (whose identification as a palaistra is debated, at least for its last phase of use); possibly Pergamon, gymnasion. - The precise function of the two Delian bathrooms currently cannot be safely reconstructed, but both were vaulted and served most likely for some warm bathing form (certainly without water in the Gymnasium, possibly with water in the Lake Palaestra); see Trümper 2008, 251-255; Trümper in preparation. For the gymnasion of Pergamon see below.

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bathing and the other relaxing warm bathing forms that were all introduced in the 3rd and 2nd centuries B.C. and were also installed in public bath buildings and domestic architecture all over the Mediterranean, required heat and time; this, in turn, entailed an advanced technology and a certain monetary expense in order to provide the necessary heat, and a socially accepted endorsement of leisure, pleasure, and indulgence. Furthermore, because of the expense to heat them, sweat baths were most likely used exclusively for collective bathing at specific times; in contrast, cold water bathing facilities could easily have been used individually at any time. This development of bathing culture must have revolutionized the bathing experience particularly in gymnasia, which before had not even been provided with warm cleansing bathing forms. By far the largest sweat baths of the Hellenistic Mediterranean world were installed in gymnasia, and they most likely could accommodate more athletes at a time than the often simple and small loutra with basins for cold water ablutions. This means that bathing gained enormous significance in gymnasia as a collective experience and social activity. The wide distribution of rectangular and especially round sweat baths all over the Mediterranean speaks against identifying this new bathing form as a Roman invention, as has occasionally been proposed; instead, it is an achievement of the Hellenistic koine.11 The new bathing standard of (some) Late Hellenistic gymnasia12 is probably reflected in Vitruvius’ description of an ideal Greek gymnasion, which included in the corners of its northern suite of rooms two areas that were physically clearly separated: on one side a traditional loutron for cold water ablutions, and on the other an extended suite with various warm bathing forms, among them especially sweat baths. The bath suite in Vitruvius’ gymnasion is much larger and more sophisticated than the single sweat rooms in the preserved Late Hellenistic gymnasia and resembles a fusion of a Greek gymnasion and a Late Republican or early Augustan Roman-style bath; but it might still mirror the change of attitude towards communal hot bathing in Late Hellenistic gymnasia.13

11 For the development of bathing culture in the Hellenistic period see in more detail Trümper 2006; Trümper 2008, 258-275; Trümper 2009; Lucore/Trümper 2013; Trümper 2014, 211–212. 12 It has to be emphasized that innovative relaxing bathing did not (yet) become standard for gymnasia in the Late Hellenistic period: many prominent examples such as the gymnasia of Am­ phipolis, Delphi, Miletus, Olympia, Priene (lower gymnasion), Samos, and Sikyon did not include a sweat bath in the Hellenistic period; see also below note 126. 13 Vitruvius V 11. - The exact reconstruction of Vitruivus’ gymnasion and its possible model(s) is debated and cannot be discussed here; for some reconstructions see Delorme 1960, 489-497 figs. 67-68; Yegül 1992, 14-17 fig. 13; Rowland/Noble Howe 1999, fig. 88. See also Wacker 2004, who wrongly - considers the sweat bath, laconicum, as atypical for Greek gymnasia and (unconvincingly) proposes that Agrippa’s laconicum in Rome served as model for Vitruvius’ description of a Greek gymnasion.



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All three innovative traits of Late Hellenistic gymnasia were highly significant for the development of this building-type in the Imperial period. They paved the way, both physically as well as conceptually, for a new perception and design of gymnasia in the Imperial period, particularly in the eastern Mediterranean. This is especially true with regard to the bathing facilities that, under the influence of Roman culture and Roman technological achievements, were continuously extended and improved upon to the point that they dominated the whole complex. New features in the bathing facilities of Imperial gymnasia were, above all, the systematic use of sophisticated heating systems (hypocausts and tubuli) and the integration of the hot water bath; for reasons of clarity and simplicity, such installations are referred to in the following as Roman-style bathing facilities. In opposition to this, the cold water installations and the large sweat baths of Late Hellenistic gymnasia, which were still heated with simple heat sources such as hot stones and braziers, are identified as Greek-style bathing facilities.14 The transition from the Hellenistic to the Imperial gymnasion and the development of the gymnasion in the Imperial period can best be analyzed currently for the gymnasion of Pergamon. For many other buildings, even those recently discussed in monographs, their use in the Imperial period and particularly the date and form of their final abandonment are unknown, as some examples may illustrate. –– The history of the gymnasion in Olympia was recently studied by Christian Wacker, who dates the latest remodeling process, namely the addition of a propylon to room XV, to the second half of the 1st century A.D. The gymnasion was gradually overbuilt by residential and industrial structures in late antiquity, from the 4th century A.D. onwards at the latest. How long this building was used as a gymnasion, however, remains uncertain.15 –– The gymnasion of Amphipolis is not yet fully published, but its history can be roughly reconstructed from preliminary reports. It saw extensive remodeling in the Imperial period, including the addition of a lavish propylon, the construction of a building and water basin between palaistra and xystos, the installation, probably, of a second loutron in the palaistra, and other repairs.16 Its period of use and the date of its final abandonment are not (yet) known.

14 For the differentiation of Greek- versus Roman-style bathing see in more detail Trümper 2009. Hypocaust systems were developed in the 3rd century B.C. in the western Mediterranean, but were only used in the 2nd century B.C. for a few round sweat baths that were all included in public bath buildings and which were remarkably small, with diameters of about 2.20 to 3.50 m as opposed to the 5.90-10.20 m diameters in round sweat baths of safely identified gymnasia. 15 Wacker 1996, 23-56. esp. 52-56; the gymnasion was built in the first half of the 3rd century B.C. and extended and remodeled in the 2nd and 1st centuries B.C. 16 Summary in Wacker 1996, 141-144; Koukouli-Chrysanthaki 2002, 57 note 5; the palaistra was built in the 4th century B.C. and the xystos added about a century later; the building phases of the

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–– Stratigraphic excavations date the final destruction of the north gymnasion (or rather palaistra) in Eretria to the first half of the 2nd century A.D.17 The majority of sculptural fragments found in the building and the renewal of the roofing of the round sweat bath are dated to the Imperial period; this shows that the building was still actively used and maintained until its destruction.18 –– Repairs to the exedra and colonnades in the Hellenistic gymnasion of Stratonikeia are dated to the Julio-Claudian through Antonine periods, based on an inscription and, above all, a stylistic analysis of the architectural elements.19 How long the gymnasion was used as such is unknown, but several building projects in the city such as the construction of a monumental gateway with a nymphaion and repairs to the stage building of the theater can be dated to the Severan period.20 This list could easily be continued and would yield mainly fragmentary or negative results. This also holds true, with significant nuances, for the three case studies that will now be examined in more detail.

The gymnasion of Pergamon The gymnasion of Pergamon was published by Paul Schazmann in 1923.21 Although excellent for its period, this publication is insufficient by modern standards. This is especially true in terms of the question examined here, namely the exploration and reconstruction of the original Hellenistic building that was massively altered by remodeling processes in the Imperial period. Marianne Mathys, Verena Stappmanns, and Ralf von den Hoff have recently carried out a research project that aims to fill this serious lacuna by focusing on the design and decoration of the Hellenistic building. The research campaigns included a new examination of the architecture, sondages in various rooms of the upper terrace, and an investigation of the epigraphic evidence and the sculptural decoration.22 These campaigns have shown that the Hellenistic

Imperial period are not dated more precisely, but an important inscription (gymnasion law) was set up in 23/22 B.C. 17 Mango 2003, 49-69. esp. 66-67; the gymnasion was built in the years around 300 B.C. and remodeled in the period of about 150-100 B.C. 18 Mango 2003, 91-97. 102-116. 19 Mert 1999, 40-42. 215-227; the gymnasion was constructed in the second quarter of the 2nd century B.C. 20 Mert 1999, 43-48. 21 Schazmann 1923. 22 von den Hoff 2004; Pirson 2006, 68-72. 75; von den Hoff 2007; von den Hoff 2008; von den Hoff 2009a; Mathys 2009; Mathys 2011; Mathys 2012; Mathys/von den Hoff 2011; Mathys/ Stappmanns/von den Hoff 2012; Stappmanns 2011; Stappmanns 2012. The final monographic publication of this large research project has not yet appeared.



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gymnasion is far less securely known than previously thought and that alterations in the Imperial period were far more dramatic than hitherto assumed and reconstructed. This severely affects all attempts to analyze the possible changes of function and use of this building from its origins through the Imperial period. Since the recent research project focused on the Hellenistic period and its final results have not yet been published, the following discussion is, particularly for the Imperial period, still based mainly on the earlier, partially outdated literature, and all considerations and results are necessarily preliminary.23 The gymnasion of Pergamon was one of the largest gymnasia of the Hellenistic world.24 Its construction is commonly dated to the reign of Eumenes II, who initiated a major remodeling and extension of the city. The location of the gymnasion on the steep ‚Burgberg‘ of Pergamon required the construction of three terraces that are connected to the urban street system by several staircase-systems (fig. 1). The visible remains result from a long, multi-phased building process that extended over at least five centuries, from the 2nd century B.C. through the 3rd century A.D. (or later). A brief description shall show whether or not the functions of the various terraces and structures in their currently visible state, that is their last state of use, can be determined. This is followed by a discussion of what can be stated about the original design and function of the gymnasion as well as major later changes.25 All three terraces are centered on or even dominated by unpaved open areas (figs. 1. 2). While both the peristyle courtyard (palaistra) and the terrain over rooms 20–60 (paradromis) on the upper terrace were most likely used for athletic purposes because of their shape and proximity to significant features such as bathing facilities and a

23 The best brief description of the building and summary of research up to 1999 is given by Radt 1999, 113-134. 344. For research up to 2004 see von den Hoff 2004, 382-391. For research on the Hellenistic gymnasion, see previous note. 24 There is no consensus regarding the size of this gymnasion which is difficult to measure because of the irregularity and different extension of its three terraces. Schazmann 1923, 3-6: upper terrace 150 x 70 m, middle terrace 250 x 70 m; Delorme 1960, 378-379 note 7: 6630 m² (only upper terrace); Martini/Steckner 1984, 91: 25000 m²; Mert 1999, 125-126 tab. 3-4: 28600 m²; Radt 1999, 115-116: upper terrace 210 x 80 m, middle terrace 150 x 40 m, lower terrace 75 x 10-25 m = 24112.50 m²; von den Hoff 2009b for the Hellenistic gymnasion: upper terrace (including area over the ‚Kellerstadion‘ and rooms 20-60) c. 10200 m²; middle terrace c. 5500 m²; lower terrace c. 1000 m² = c. 16700 m². - For a comparison of sizes of gymnasia see Delorme 1960, 378-379 note 7, which, however, does not yet include large examples such as the gymnasia of Samos, Rhodos (Ptolemaion), and Stratonikeia; for these see Mert 1999, 126 tab. 4; see also von den Hoff 2009b, passim. 25 This description is entirely focused on the reconstruction of possible functions and is largely based on Radt 1999, 113-134; only in cases of doubt and debate will other literature be cited in addition. For much more comprehensive descriptions of the remains see Schazmann 1923; Delorme 1960, 171-191; Glass 1967, 154-174; Radt 1999, 113-134; for the Hellenistic gymnasion see also von den Hoff 2009b; Stappmanns 2011; Stappmanns 2012; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012.

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Fig. 1: Pergamon, gymnasion: plan; Schazmann 1923, pl. IV–V.



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Fig. 2: Pergamon, gymnasion: hypothetical functional plan of the building in its last stage of use; M. Trümper after Radt 1999, fig. 29.

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possible stoa over the ‚Kellerstadion‘ (xystos), the function of the open terrain on the middle and lower terraces cannot safely be determined. Both also could have served for athletic training, but other activities such as assemblies, festivities, cultic processions, or agreeable strolls in a possibly planted, park-like setting are also conceivable. Ultimately, all uncovered areas were most likely used flexibly according to need, albeit possibly with a more pronounced athletic function on the upper and a more distinct cultic function on the middle terrace.26 According to epigraphic and archaeological evidence, all of the terraces were also decorated with various monuments such as honorific statues, votives, and inscribed stelai. It is equally difficult to determine a precise function of the covered space that is, the rooms and buildings, most of which also seem to have been multifunctional. The easiest to identify are the bathing facilities, which are all located on the upper terrace and include the Greek-style loutron L and two Roman-style baths to the west and east of the peristyle-complex, respectively.27 A temple with an altar on the middle terrace and at least one room (57) or even several rooms (52–57) related to it served cultic purposes. Another larger temple (R) is located on a separate terrace high above the upper terrace and is commonly identified as the main temple of the gymnasion because lists of ephebes were engraved on its walls; however, it was accessed not from the

26 The use of the lower terrace, which includes only a square building of unknown function, is most difficult to imagine. Cf. now Stappmanns 2011, 32; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 271; Stappmanns 2012, 237. 27 For the west and east baths see below. Room L has a doorway 1.88 m in width, was paved with stone slabs, decorated with a red, probably waterproof stucco, and provided with a niche in its west wall from which water was distributed into basins on the west, north, and south walls; of these, seven marble basins on high supports and two foot basins of trachyte are still visible on the north and south walls. Schazmann 1923, pl. IV-V shows the two foot basins in the northeast corner, at a certain distance from the walls; today, they are located on the eastern end of the north wall as also described in the text Schazmann 1923, 65. The other structures in the center of this room, foundations for statues or the like and five large pithoi, shown on Schazmann 1923, pl. IV-V and described in Schazmann 1923, 65, are no longer visible. - Several fixtures for the adduction of water were found under the floor of the room and to its west, and an opening for the drainage of waste water was discovered in the southwest corner; recent research, von den Hoff 2009a, 163-164, figs. 35-37, showed that the original loutron most likely was not yet provided with running water; the fountain niche in the west wall, which was supplied by a terracotta pipe system running under the floor, belongs to a second phase and saw a remodeling in a third phase. - While Schazmann 1923, 63-64, does not describe the doorway at all, later authors assume that the door was lockable: Delorme 1960, 177: „(…) L, n’ouvre que par un une porte à vantail de bois (…).“ Glass 1967, 166: „The entrance was closed with locking double doors (…).“ Radt 1999, 129: „Der Raum (…) war mit einer Tür geschlossen, also gut gegen Zugluft und Einblick geschützt (…).“ Today, no clearly identifiable threshold is visible in the opening of room L. There is only an assemblage of some uncut stones and five roughly cut stones; two of the latter, which are located in the center of the opening rather than towards its western border, as was usual, each have a pair of dowel holes. The plan Schazmann 1923, pl. IV-V shows no threshold and no dowel holes.



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gymnasion itself, but through an independent entrance from the terrain to the north. Although clearly related to the gymnasion, this temple was therefore physically and probably also conceptually separate from the gymnasion and the daily activities performed there. Whether the square building on the lower terrace had a cultic function, as cautiously proposed in literature, must remain hypothetical.28 In addition to the open areas, covered space might also have been used for athletic training: this especially includes the two-aisled stoa (xystos?, 194 m long) that was located on the upper floor of a double-storied complex to the north of the middle terrace, and the possible stoa (xystos, 212 m long) over the ‚Kellerstadion‘.29 Whether any rooms on the middle and especially on the upper terrace served the same function is unknown, but this is rather unlikely because most of them seem to have been paved in their last stage of use.30 Some, such as exedra D (konisterion31) and room F/10 (konisterion or aleipterion32), have still been identified, albeit on a tenuous basis and in an overall

28 Radt 1999, 119. 29 For the possible stoa over the ‚Kellerstadion‘ see below note 36. The stoa of the middle terrace is commonly, but not unanimously identified as a running track; see Mango 2004, 288-289: „Es fragt sich aber, ob diese lange Halle wirklich als Laufanlage gedient hat - im rückwärtigen Bereich, hinter einer inneren Säulenstellung, die wegen der Breite der Halle (9 m) für die Konstruktion des Daches notwendig war, könnte eine Reihe von Räumen gelegen haben, die unter anderem als Banketträume hätten Verwendung finden können.“ This theory, however, is not substantiated by an analysis of the archaeological evidence; it is crucial to discuss, for example, the problematic relationship of the inner colonnade of the stoa and the south façades of the proposed rooms. Recent publications emphasize the cultic function of the middle terrace without discussing the function of this stoa in more detail; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 271; Stappmanns 2012, 237; Stappmanns 2011, 33 states briefly for the stoa of the middle terrace: „Während das Untergeschoss vorwiegend aus geschlossenen Räumen bestand, wird für das Obergeschoss eine zweischiffige, dorische Halle rekonstruiert. Aufgrund ihrer beachtlichen Länge von 197 m sah man in ihr ein Hallenstadion.“ 30 Rooms B (mosaic), D (marble slabs), F/10 (stone slabs), G (stone slabs), M (south part: mosaic). 31 The konisterion dedicated by Diodoros Pasapros, see below notes 54-55, „das zum Bestäuben des Körpers nach der Salbung diente“, Schazmann 1923, 54 (citation), followed by Radt 1999, 126 and, at least in denomination, also by Pirson 2006, 71. - In contrast to this, Delorme 1960, 187-188. 276279 identifies the konisterion as „pas comme le magasin à sable (…) mais comme la pièce sablée où lutteurs et pancratiates s’entraînaient aux épreuves des concours lorsque le temps ne leur permettait pas de le faire au dehors. (…) Le seul trait que nous puissions affirmer avec certitude est que le sol en était très meuble et constitué de sable fin.“ Consequently, he locates Diodoros’ konisterion and a separate exedra in front of it in the northeast corner of the peristyle courtyard, somewhere under the current rooms E-G. He is largely followed by Glass 1967, 172, who, however, does not discuss the problems of identification and the different proposed locations at all; although p. 277 he states that there is currently no way to recognize a konisterion or other rooms apart from a bath and a latrine in the archaeological remains. 32 While Schazmann 1923 55-56, assumes that the konisterion must have been displaced from room D to room F/10 in the Imperial period, Radt 1999, 126 sees room F as a new, Roman konisterion or as the aleipterion that is mentioned in I. Pergamon II 466, as a dedication by Titus Claudius Vetus in the Hadrianic period. For the aleipterion and its problematic identification in the archaeological

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unconvincing way, as rooms related to sports activities. For most rooms only criteria such as size, location, accessibility, visibility, and decoration can be utilized to assess their importance and possible range of uses. On the upper terrace rooms with wide openings and an overall lavish decoration – exedrae B, D, G, H, K, M33 – predominate; they were all well-lit, freely accessible and fully visible, a feature that made them inappropriate for activities, such as washing, that required a more intimate setting. Among these exedrae two stand out: exedra H because of its central location, size, and decoration with a niche, and the ‚Kaisersaal‘ G with its two apses, marble incrustation, and dedication to the emperors and the fatherland (after A.D. 161). All of these exedrae could have served multiple, mainly non-athletic purposes, housing educational-intellectual, cultural, cultic, festive, social (banquets, assemblies, agreeable informal sojourns), and honorific activities. Only the odeion J has an architecturally more formally defined function as an auditorium or lecture and assembly hall. Furthermore, rooms A, C, E and in part also F/10 served as access and circulation spaces. It has to be emphasized that most rooms surrounding the peristyle had an upper floor about which little is known: Some were obviously also designed as exedrae (e. g. rooms over K and M), others must have been abandoned in the latest phase of use when the ground floor equivalents received new, much higher and vaulted ceilings (e. g. rooms D, E, G, H, and J). Any attempt to determine the function of these upper rooms necessarily remains hypothetical.34 Finally, some basement and sparsely lit structures certainly had a secondary function and might have been used as service, storage, or circulation spaces.35 These include a long subterranean gallery on the

record see Delorme 1960, 301-304: This room certainly served to anoint the body with oil and was probably heated; this would definitely exclude the identification of room F/10 in Pergamon as an aleipterion. Delorme 1960, 189 only cautiously locates it somewhere in the east baths. For the use and significance of the term aleipterion in the Imperial period, see Foss 1975, and especially Pont 2008. The latter argues that aleipterion in the Imperial period designated a lavishly decorated, well-lit room that connected, both spatially and symbolically, athletic and bathing facilities. In newly built bathgymnasia, these would have been the central marble halls (‚Kaisersäle‘), whereas in the gymnasion of Pergamon, room F providing a connection between the palaistra and the bath building would qualify as aleipterion. Room F, a courtyard in reality, is neither particularly lavishly decorated, however, nor did it constitute the only or even main connection between the palaistra and the bath building. 33  The ‚exedra‘ K, whose opening was relatively narrow in the last phase of use, probably served mainly as an access to the odeion J. The exedra M was subdivided in its last stage into a larger northern part that served as access to the west baths, and a smaller southern room that is decorated with a simple mosaic and was probably designed as an exedra opening off to the south; the remains of the so-called ‚Hermes‘-exedra that were found in the subterranean gallery S are ascribed to this room; the Hellenistic exedra architecture would originally have been set up in another part of the gymnasion and transferred to this place in the Imperial period; Schazmann 1923, 58. 66-69. 34 Mango 2004, 288-289 proposes that the ground floor exedrae and their equivalents in the upper story could temporarily have been used as banquet rooms. 35 For example, rooms 23-33, 38-51 on the lower terrace; the long two-aisled, sparsely lit hall on the lower floor of the complex to the north of the middle terrace.



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upper terrace (212 m long, ‚Kellerstadion‘), whose reconstruction (esp. illumination; superstructure) and function (running track/xystos; technical function as substructure; communication/circulation) were for a long time debated. Recent research has shown, however, that the dimly lit Kellerstadion never served as a xystos, but as circulation space for easy access to the upper terrace rooms and particularly as substructure and foundation of a stoa that was much more appropriate for use as the covered running track or xystos. The large open terrace to the south of this stoa, which is supported by a row of rooms („Kammernreihe“) to the south of the Kellerstadion, is now identified as an uncovered running track or paradromis. The existence of both a xystos and a paradromis in the gymnasion of Pergamon is known from inscriptions.36 This brief overview has shown that the function of many structures, with the noteworthy exceptions of bathing facilities and temples, cannot be determined with certainty. A cautious assessment of the distribution of functions is only possible for the best-known upper terrace, whereas the other two terraces only allow for a clear differentiation of open versus covered space (fig. 2). On the upper terrace, open areas for multifunctional or predominantly athletic use prevail, followed by bathing facilities, rooms for multifunctional non-athletic purposes, secondary service and storage rooms, and – if temple R is included in the calculation – cultic space.37 If space for athletic training, multifunctional rooms, and bathing facilities is considered standard for a gymnasion at least from the Hellenistic period onwards, it is clear that the lower and middle terrace could not have functioned as entirely independent gymnasia, because they lacked essential features such as multifunctional rooms and bathing facilities.38 Ultimately, the purpose of the costly and extravagant design with three ter-

36 For a brief summary of recent research on the Kellerstadion and Kammernreihe, with reference to earlier literature, see Stappmanns 2011, 35; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 272; Stappmanns 2012, 238-243. For the inscriptions, see von den Hoff 2004, 386 note 93, 389 note 109; IGRR IV 294-295. 37  Calculation basis: 210 by 80 m (maximum extension in both directions) = 16800 m2 - at least 900 m2 of which were realistically not built; ‚Kellerstadion‘: 1500 m2; total: 17400 m2. All measurements are approximate and include walls; they are taken from Schazmann 1923, pl. IV-V and Radt 1999, fig. 29. The publication Schazmann 1923 does not systematically give measurements for all structures in the text; furthermore, measurements differ in the various publications; see e. g. peristyle-courtyard of upper terrace: Schazmann 1923, 46: 36 m x about double the length; Delorme 1960, 175: 36 x 72 m; Glass 1967, 163: 36 x 74 m; Radt 1999, 116: 30 x 65 m. Structures such as rooms 20-60 that were never visible and accessible are not included. Access and circulation space is not counted separately; the eastern access ramp to the upper terrace is not included at all. Since statues and votives seem to have been set up in many different areas they are not counted as a separate functional unit here. - Athletic purpose (courtyard; possible stoa over gallery S; terrace over rooms 20-60): c. 6850 m2/ 39%; bathing facilities: c. 4900 m2/ 28%; multifunctional/non-athletic purpose (rooms and porticoes of peristylecourtyard, only ground floor): c. 3350 m2/ 19%; secondary rooms for storage, circulation, technical purposes etc. (‚Kellerstadion‘): 1500 m2/ 9%; cultic (temple R): c. 800 m2/ 5%. 38 This was already emphasized in Schazmann 1923, 10; see also Delorme 1960, 181-182; Radt 1999, 113.

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races, and the possible differentiation in the use of these terraces split, for example, according to user groups or functions, currently cannot be determined.39 Attempts to reconstruct the original design of the gymnasion and its later development are based on archaeological and epigraphic evidence, but correlating remains and inscriptions is not an easy, straightforward task and is, indeed, controversial.40 While the lower terrace was hardly changed41, the extent of alterations on the middle terrace is debated: the temple was rebuilt and modernized in the Late Hellenistic period. Whether the upper story of the north complex belonged to the original design, or to a remodeling in the Hellenistic period, currently cannot be determined with certainty.42 Since the function of this upper story stoa cannot be clearly determined, its construction date – original or later addition – cannot be duly evaluated in a reconstruction of the functional program. Major structural and possibly functional alterations can be identified more clearly for the upper terrace. The peristyle-complex originally was surrounded by double walls on its east, north, and west sides, which continued in the west to include at least

39 In literature, a differentiated use according to age groups is most popular, but also much debated; see most recently Radt 1999, 113. Alternatively, one could hypothesize that, for example, the middle terrace was primarily used for cultic and festive purposes or for ‚leisure‘ purposes such as agreeable strolls, and the lower terrace for honorific and publicity purposes. This is suggested by the most recent research; Stappmanns 2011, 31-32; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 271-273; Stappmanns 2012, 237. 40 Astonishingly, although the building history is more or less briefly discussed in all major publications and scholars were particularly interested in the Hellenistic phase of the building (see above note 25), no phase plans or graphic reconstructions of the original building were published before the recent attempt by von den Hoff 2009b, fig. 6, reproduced here with kind permission of the author as fig. 3. This reconstruction reflects the state of research in 2009. Fieldwork carried out after this date has shown that the row of rooms to the south of the ‘Kellerstadion’, the so-called Kammernreihe, also belongs to the original building even if it is not yet included in the reconstruction of von den Hoff 2009b, fig. 6; cf. esp. Stappmanns 2012, 238-243 41 A stoa with broad, shallow rooms was inserted between the buttresses of the northern terrace wall in the late Roman period; this would hardly have caused major functional changes; see Radt 1999, 120. 42 Radt 1999, 120-124 assigns all structures to the first building phase; Dörpfeld 1907, 206-213, followed by Delorme 1960, 172-175, and Glass 1967, 158-162, reconstructed two major building phases: the first would have included only the subterranean gallery and a (fourth) open terrace on an intermediate level between the upper and middle terrace. This question will finally be decided by V. Stappmanns’ research, see above note 42; she was so kind as to inform me in pers. comm. that she rather agrees with Radt. The building phases of the middle terrace are not yet discussed in detail in recent publications, however; see Stappmanns 2011; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 271; Stappmanns 2012, 236-237. - In addition to the renovation of the temple, several installations, dedications, and votives were set up in the Late Hellenistic and Imperial periods; among these is a sophisticated water clock that was installed subsequently on the north wall to the east of room 58 in the Late Hellenistic or early Imperial period; see Radt 2005.



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Fig. 3: Pergamon, gymnasion: hypothetical reconstruction of the original plan; drawing E. Raming after instructions by V. Stappmanns and R. von den Hoff; von den Hoff 2009b, fig. 6.

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Fig. 4: Pergamon, gymnasion, upper terrace: hypothetical functional plan of the original building; M. Trümper after von den Hoff 2009b, fig. 6.



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rooms N and O, and probably also rooms T and W/f (figs. 3. 4).43 The peristyle-complex is reconstructed with double-storied Doric colonnades flanked by about 12 rooms on the ground floor (and most likely another 12 on the upper floor), six of which probably kept their original size through all phases: four in the east (A?, B, C/D, E); five in the north (H, F, G, and two at the location of room J); and three in the west (K, L, M).44 At least two and possibly three (H, K, possibly M) were designed as exedrae45 and L was most likely a loutron from the beginning. The decoration was simple and included only earth floors and local stone for architectural elements.46 The rooms thus, in theory, could have been used for athletic activities as well as multifunctional purposes. Whether the terrain to the east and west of the peristyle-complex was occupied by any structures other than temple R is unknown, and nothing can be concluded about its possible original use. According to the building techniques and orientation of the walls, rooms N, O, T, and W/f could have belonged to the original design of the gymnasion, but their function cannot be determined, with the exception of room N, which served as a staircase to the subterranean gallery.47 The first identifiable changes were the benefactions by the gymnasiarch Metrodoros; these cannot safely be dated, but are commonly assigned to the last third of the 2nd century B.C.48 He provided for the adduction of water to the bath of the presbyteroi, and he set up public basins (lenoi) in this bath; he also donated two public free-

43 For the reconstruction of a double wall in the east see Pirson 2006, 68-71; von den Hoff 2007, 38-40; Pirson 2006, 70 concludes that the terrain of the later east baths was „ursprünglich nicht in das Nutzungskonzept des Gymnasions einbezogen.“ It remains to be clarified: 1) whether this terrain was built at all when the gymnasion was constructed and how it was possibly used (no remains were found in the eastern sondage in courtyard 4 of the east baths, Pirson 2006, 71) and 2) when the east façade of the east baths, which appears as partially Hellenistic on older plans such as Dörpfeld 1910, 348 fig. 1 and Schazmann 1923, pl. IV-V (here fig. 1), was built. Von den Hoff 2009b, fig. 6 (here fig. 3) does not include this wall as a feature of the original gymnasion; also, his plan does not include the partition walls between rooms N and O, O and T, and T and W that are identified as features of the original building on earlier plans. 44 Schazmann 1923, 46-69; Radt 1999, 124-130; von den Hoff 2009b. A sondage in room G did no confirm the previous assumption that this room had been subdivided into two rooms in the Hellenistic period; von den Hoff 2008, 108. 45 The exedrae reconstructed on the upper floor above rooms K and M are also assigned to the original building; see Schazmann 1923, pl. XVII; von den Hoff 2009b, catalog no. 7 reconstructs only two exedrae (H and K) for the first phase, but Stappmanns 2011, 34-36, fig. 7, three (H, K, M). 46 No marble was used yet; this was confirmed by the recent research; Pirson 2006, 71-72; von den Hoff 2007, 36. 40; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 273. 47 See above note 43. 48 I. Pergamon 252; Hepding 1907, 273-278 no. 10; Radt 1999, 128. - Schuler 2004, 192 dates this inscription shortly after 133 B.C., which corresponds with Ameling’s second period in the history of the gymnasion; Ameling 2004, 145-146. Von den Hoff 2004, 386 note 93 dates the inscription to 140/130 B.C., Wörrle 2007, 509 note 48 to 133-130 B.C.; von den Hoff 2009a, 164 note 64 assigns this inscription more broadly to the late 2nd century B.C. („späteres 2. Jh.v.Chr.“)

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standing round basins (louteres) and sponges for the sphairisterion and established a regulation for the surveillance of clothes. His efforts were rewarded with two statues, one dedicated by the people and located in the paradromis, and one dedicated by the neoi and placed in an unknown location. While the bath of the presbyteroi was unanimously identified as room L, where Metrodoros would have installed the niche in the west wall and the marble basins that are still visible, the sphairisterion was located, with more reserve, in the adjacent exedra K, because it has evidence of water installations on its west wall.49 Both identifications, however, are far from certain: the marble basins in L and the various water management installations of this room currently cannot be dated precisely, and Metrodoros donated public, but not expressly marble basins. Since marble seems not to have been used in the original gymnasion and the donation of marble elements was explicitly mentioned in other, later inscriptions50, it would have been astonishing if Metrodoros had not emphatically emphasized such an unusual expense. Furthermore, the reference to the bath of the presbyteroi suggests that there existed at least one other bathroom, used by another (age) group, at the time when Metrodoros made his contribution. Jean Delorme had already pointed out that the freestanding louteres set up in the sphairisterion are incompatible with the fixtures in room K, because the latter would have required a placement of the basins along the west wall.51 In addition, recent excavations in Room K have shown that the room, and particularly its floor, was heavily remodeled in the 1st century B.C., so that the stone slabs currently visible on the west wall could not have supported the

49 Schazmann 1923, 65-66; Delorme 1960, 186. 189; Glass 1967, 174; Radt 1999, 128-129; von den Hoff 2009a, 164 note 64. The evidence in room K consists of a series of dowel holes on at least three different levels on the west wall and is far less conclusive than a similar feature in the adjacent loutron L (one series of dowel holes on the north, east, and south walls, immediately over the basins). No attempt has been made so far to reconstruct the possible installation connected with the dowel holes in room K. - Wörrle 2007, 511-512 note 64 states that Metrodoros was the first to open the gymnasion to the presbyteroi and within this context had „die Waschräume mit zusätzlichen Becken versehen“; he does not attempt to identify these bathrooms (in the plural) in the archaeological record. 50 See e. g. donations by Diodoros Pasaparos, below notes 54-55. While a sondage in room L allowed for the identification of three different building phases, von den Hoff 2009a, 163-164 and above note 27, no diagnostic stratified material was found that would provide a secure date for the second and third phase. In von den Hoff 2009a, 164 note 64, both phases are linked, without further discussion, however, with improvements of bathing facilities by Metrodoros and Diodoros Pasparos that are known from inscriptions. 51 Delorme 1960, 189; see also Glass 1967, 174. - Wörrle’s intriguing assumption, Wörrle 2007, 512-513 note 48, that Metrodoros merely supplied existing bathrooms with additional washbasins for the presbyteroi cannot be substantiated from the archaeological record; in general, an increase in the capacity of bathing facilities in Hellenistic gymnasia seems rather to have been achieved by adding separate rooms; see e. g. the gymnasion of Eretria (rooms B-D), Mango 2003 passim, or the gymnasion of Amphipolis, Wacker 1996, 141-144.



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basins donated by Metrodoros.52 The sphairisterion therefore cannot be safely located.53 Whether room K was nevertheless transformed into an additional (makeshift?) bathroom with the typical basins along its wall at a yet unknown date must remain open; its wide opening and the possible lack of a waterproof pavement are, in any case, highly atypical for such a function, and the doubtful evidence of water installations does not help to substantiate this theory. What remains to be emphasized is that Metrodoros was exclusively concerned with improving the hygienic facilities of the gymnasion. The same trend was pursued after 69 B.C. by the gymnasiarch Diodoros Pasparos, whose rebuilding works were of such a vast scale that he was celebrated as second founder of the gymnasion.54 He did something unknown to the peripatos, constructed a new konisterion with a marble exedra in front of it and next to the konisterion built (or renovated?) a marble loutron, whose ceiling was (re)painted and whose walls were revetted.55 In recognition of his benefactions he was honored with a lavishly decorated exedra and at least four statues (three of marble, one of bronze) in the gymnasion.56 While the identification of the exedra with room B is commonly accepted, the location of all the other rooms is debated.57 Scholars agree that the konisterion

52 Von den Hoff 2008, 109: „Reste des zur ersten Nutzungsphase gehörigen Fußbodens konnten nicht beobachtet werden. Die über der Füllschicht der Erbauungsphase eingebrachte Auffüllung ent­ hielt vielmehr späthellenistisches Keramikmaterial und einen Fundkomplex weiblicher Terrakotten, die eine grundlegende Neugestaltung des Raumes mit Entfernung der älteren Schichten frühestens im 1. Jh. v. Chr. nahelegen.“ 53 Furthermore, the function of the sphairisterion is debated: While Delorme 1960, 281-286 interprets it as a boxing room that was provided with a special floor, Radt 1999, 128 sticks to the older identification of a room for ball games. Neither comments that the combination of an unpaved floor, which was necessary for boxing as well as ball games, and water installations is astonishing and requires an explanation. 54 For Diodoros Pasparos see most recently Chankowski 1998 and Ameling 2004, 142-145 with older literature; Musti 2009. 55 The precise extent and nature of the renovation program is debated: Hepding, 1907, 266 suggests that Diodoros renovated the peripatos; Delorme 1960, 184 and Glass 1967, 167-168 admit that it is not known what Diodoros did with the peripatos; Ameling 2004, 143 note 82 assumes that he built the peripatos; Pirson 2006, 68. 71 with reference to Radt 1999, 126 argues that Diodoros dedicated and built a „Garten mit Peripatos“ which, according to recent research, could well have been located at the spot that is currently occupied by the east baths. - Hepding 1907, 267, Schazmann 1923, 52, Glass 1967, 168, and Ameling 2004, 143 think that Diodoros built the marble loutron, but Delorme 1960, 184 and Chankowski 1998, 176 translate Hepding, 1907, 259-260 l. 22 „ἀπογράψαντα“ (for the loutron) and l. 38 „ἀπογραφείσης“ (for the exedra of Diodoros) with „repainting“ (the ceiling) which suggests just a renovation or redecoration. Radt 1999, 125 also states that Diodoros had „das Bad (Lutron) in Marmor neu erbaut“, which suggests that there was only one single bath that was renovated. This also seems to be assumed by von den Hoff 2009a, 164 note 64. 56 Von den Hoff 2004, 388-390 with older literature. 57 According to von den Hoff 2009b, 256 note 41, however, recent excavations have revealed a Π-shaped bema in room B that could have served as a couch for dining and was probably installed

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with its exedra and the loutron were placed somewhere in the northeast corner of the peristyle-complex so that all the structures linked to Diodoros formed a coherent unit, but they differ in assigning the number of rooms (two or three) and their relationship to the eastern wing (within the confines of this wing or to the east of it).58 This question cannot be decided until extensive excavations under rooms C-F and the east baths reveal conclusive evidence, but recent excavations did not discover any clues that would safely corroborate the existence of a konisterion under rooms C and D and of a loutron under room F, nor did they confirm the so far unanimous identification of room B as Diodoros’ exedra.59 What can safely be concluded, however, is: first, that Diodoros was again concerned with an improvement and embellishment of some sports facilities and the bathing facilities, which were obviously still in the old-fashioned simple Greek style60; and second, that he clearly strove for a more prestigious

in the 1st century B.C. This would clearly be incompatible with Diodoros’ exedra which included an agalma of Diodoros, see von den Hoff 2004, 389 notes 113-114. It would therefore require a complete reassessment of the possible location of Diodoros’ donations in the gymnasion. 58 For the konisterion see above note 31. - Delorme 1960, 188 reconstructs the loutron in the center of the east wing, at the place of rooms C and D with an entirely hypothetical north-south extension of 9 m, and the exedra of the konisterion to its north (D/E, with architecture of room D), followed by the konisterion in the northeast corner (F, and G?). Apart from the fact that the distance between the north wall of exedra B and the foundation of an abraded wall in exedra D is c. 15 m instead of 9 m, this reconstruction does not take into account the Doric architecture of room E, which is commonly assigned to the period of Diodoros. Glass 1967, 173-174 suggests that the loutron „is probably to be sought somewhere in the badly destroyed northeast corner of the court“. Radt 1999, 126, following Schazmann 1923, 55, assumes that the loutron was placed on the terrain of the later east baths, accessible through room E. Nobody discusses what, realistically, could have been of marble in this loutron: probably only the frame of the - preferably narrow - door and the basins, while a marble pavement and revetment of the walls would still have been unusual at this time. - Hepding 1907, 266 and Glass 1967, 170 identify the peripatos with the porticoes of the peristyle-courtyard; in contrast to this, Delorme 1960, 189-190 (followed by Pirson 2006, 71) interpreted it as „un lieu de promenade, et spécialement des allées ombragées. On pensera donc (…) à des jardins (…).“ This garden-promenade could have been located at the spot currently occupied by the east baths or on the middle terrace. He does not discuss the possible function of this complex: athletic, recreational, ‚intellectual‘ (for discussions while walking) etc. Delorme’s idea is more intriguing, the more so because evidence for a Late Hellenistic remodeling or repair of the porticoes of the peristyle-courtyard is still missing. 59 For recent sondages in rooms B, C, D, F, and 4 see Pirson 2006, 68-72; von den Hoff 2007, and in more detail below note 74. Nothing which would indicate the presence of a loutron in the northeast corner of the peristyle-courtyard (e. g. paved floor, water installations, traces of basins on the walls) was found in room F. Room C/D might have been provided with a water installation (basin, drainage?), which was added subsequently (in the Late Hellenistic or early Imperial period?), but was related to an earth floor and probably to other features such as a statue base and a bench. None of these features seems to be very well compatible with a konisterion of either definition, see above note 31. For room B see above note 57. 60 As those sponsored by Metrodoros some 50-60 years earlier; Diodoros could at least have donated a more fashionable sweat bath.



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and lavish decoration of the gymnasion which hitherto most likely had been rather modest, if not dingy. The archaeological remains provide evidence of further building activities in the Late Hellenistic period: first, the construction of two further marble exedrae, one dedicated to Hermes by an unknown person and another donated by Pyrrhos.61 These correspond well with Diodoros’ endeavors to enhance the appearance of the gymnasion, albeit on a much smaller scale. Another building activity may have been the installation of a large (10 x 12.50 m) rectangular sweat bath in room W. This room is barely published, and its date and reconstruction are debated (figs. 5. 6 ).62 It is paved with terracotta slabs and was provided with quarter-circular structures in three corners, while the fourth, southeast corner was occupied by the entrance door; these structures as well as the pavement and walls showed strong traces of fire when they were excavated.63 Several factors suggest that room W was built before the west baths, but at the expense of an earlier Hellenistic room: its terracotta pavement covers an earlier wall.64 Its east and north walls seem to have been overbuilt by walls of the

61 Schazmann 1923, 58. 66-69 pl. XIX, followed by Delorme 1960, 178-179. 186-188 and Radt 1999, 129-130, assumes that both exedrae originally occupied the spot currently taken by room G and were transferred in the Imperial period to the south end of room M and to the area of rooms W and f. - Glass, 1967, 166 note 458; 170 is more skeptical and states that their locations (both the original and the possible later one) are totally uncertain and that it is not even clear whether the architectural remains belong to exedrae. Both exedrae were dated based only on the style of their architectural elements and were commonly compared to the donations of Diodoros (notably the entrance architecture of rooms B, D, E). Glass’ skepticism is confirmed by recent research, which did not yield evidence of an original subdivision of room G into two rooms; see von den Hoff 2008, 108, and above note 44. 62 Dörpfeld 1908, 345-346. 349 dates this room to the end of the royal period or the beginning of Roman rule, because its foundations would have been made of soft tufa stone without lime mortar; he cannot explain the function of this room. - Schazmann 1923, 81, followed by Radt 1999, 131-132, identifies this room as a later addition to the west baths; its foundations would have been made of soft, fireproof „Arastein“; the room would have been provided with hypocausts and tubuli (of which nothing is preserved although remains of both are well preserved in rooms 2, 3, 6, and 7 of the east baths) which were connected with the quarter-circular structures in the corners; the room would have been heated from praefurnium V, but there is, in reality, no evidence of a connection between the two rooms. - Neither Delorme 1960 nor Glass 1967 discusses room W because it presumably belonged to the Imperial period not treated by them. This room is not included in the reconstruction of the original gymnasion by von den Hoff 2009b, fig. 6 (here fig. 3), and it is not discussed in any of the publications that present recent fieldwork and research; see above note 22. 63 Schazmann 1923, 83: Exactly which walls were covered with traces of fire and soot, and up to what height, is not indicated: was it the north wall and the northern half of the east wall, which were preserved to a considerable height, or could it also include the southern half of the east wall, the south and the west walls, of which only the foundations survive? This information is crucial for the reconstruction of the history of this room; see below note 65. 64 This is at least suggested by the plans Dörpfeld 1908, pl. XVII and Schazmann 1923, pl. IV-V. V. Stappmanns also has kindly informed me that this is still visible at one spot on the site.

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Fig. 5: Pergamon, gymnasion, west baths: hypothetical phase plan; M. Trümper after Schazmann 1923, pl. IV–V.



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Fig. 6: Pergamon, gymnasion, west baths, room W (sweat bath?): overview from northeast; M. Trümper.

Fig. 7: Pergamon, gymnasion, west baths, passageway between rooms M and N: pavement with terracotta slabs from east; M. Trümper.

Fig. 8: Pergamon, gymnasion, west baths, room Z: south wall with blocked arched opening from north; M. Trümper.

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Imperial period.65 Finally, rooms T and M/N were also paved with terracotta slabs, roughly on the same level as room W66, probably at the same time that room W was installed and the whole room suite N/O/T/W was transformed into a bathing complex (fig. 7).67 As a large sweat bath that was not yet heated by hypocausts but probably by some devices placed in the corner-structures and by braziers or other heat sources set up in the middle of the room, this room would fit well into the above-mentioned development of bathing facilities in Late Hellenistic gymnasia; also, it would finally have provided this large gymnasion with a modern luxurious bathing standard that had so far been lacking. While the precise date of the construction of this room and its possible initiator and donor are unknown, it is intriguing to date it after Diodoros’ renovation program, which had included only a simple cold-water bathroom. The predominant focus of building activities on an improvement of bathing facilities in the Hellenistic period was continued in the Imperial period, albeit on a different scale and with much more sophisticated Roman-style facilities: first, with the construction of the west baths in the mid-1st century A.D. and its expansion at an unknown date, and second, with the installation in the Trajanic or Hadrianic period of the much larger east baths, a structure which was also subsequently remodeled. Since both complexes, and particularly the west baths, require a reexamination to safely reconstruct their history and precise functioning, some preliminary remarks must suffice here. The west baths seem to have been squeezed into an unfavorably cut building lot, probably in order to continue a pre-established use of this area and also because the much larger terrain to the east of the peristyle-complex was not yet available for such a purpose (fig. 5).68 The priorities of its original design, which most likely included only

65 The plans, Dörpfeld 1908, pl. XVIII and Schazmann 1923, pl. IV-V, are not very clear in this area, but the Roman west wall of room U, which, according to Schazmann’s reconstruction, should be contemporary with the east wall of W, 1) is not aligned with the southern preserved half of the east wall of W; 2) is also made of different material; and 3) is preserved to a considerable height, while only the foundation of the southern half of the east wall of W remains. - The plan Yegül 1992, 288 fig. 366 simply omits these problematic walls or shows them as dashed lines without further explanation. 66 This could only roughly be evaluated by visual judgment; Schazmann 1923, pl. V-VII probably shows a few terracotta slabs at the western border of room T that are still visible today, but not the terracotta slabs that are preserved today in the passageway between rooms M and N. - The sparse indications of levels on the plans, Dörpfeld 1908, pl. XVIII and Schazmann 1923, pl. IV-V, are not really conclusive and would have to be checked, the more so because the terracotta slabs in rooms T and N are not mentioned anywhere in the text, nor are they indicated in the plans (all indications in m above sea level): N: 86.83; O: 87.30; T: none given; W: 86.85; P: 87.50 (in the northern niche); U: 87.50; X: 86.89; V: 86.80; Z: none given. 67 In theory, rooms O, T, and W/f could have been used for bathing earlier, maybe even from the first building phase onwards; this would imply an intriguing continuity of use for this part of the upper terrace; see also below. 68 Only further research can show, however, for how long, if at all, the potential sweat bath W next to the new Roman-style west baths was used. For the west baths see Schazmann 1923, 80-84; Radt 1999, 131-132; Nielsen 1990, II 38 C.308; Yegül 1992, 288.



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the construction of rooms P, U, X and a praefurnium at the spot of room Z, are easily recognizable: the focus was on the caldarium X, which was heated by hypocausts and provided the gymnasion with its first hot water bath69; by contrast, the frigidarium P is very small and only had a relatively small cold water tub in its northern niche. Room U (‚tepidarium‘) was not heated by hypocausts and contained no water installations. This bathing program can be compared to those of baths from the early Imperial period in the western Mediterranean, particularly Italy, and thus it betrays the first clearly identifiable Roman influence in the Pergamenian gymnasion. This also can be seen in the employment of the contemporary innovative hypocaust technique and possibly the decoration of the caldarium and frigidarium with symmetrically arranged semi-circular and rectangular niches.70 The original decoration of this bath was simple, and it remained so, even though it was remodeled at least once when the caldarium was expanded to the west (room Z). Whether room Z contained an alveus, and how this was heated, and whether room X still served as a caldarium after this extension, however, is highly questionable (figs. 8. 9 ).71 An understanding of the date and purpose of this remodeling is important for an assessment of the relationship between the west baths and the much larger and more lavish east baths: were the first still used when the latter were built, and if so, how? The construction of the east baths was part of the most extensive remodeling process of the gymnasion in the Imperial period.72 This seems to have been funded by a group of various donors and included: the renewal of the double-storied Doric

69 An alveus, which was most likely placed in the niche of the west wall and heated from an installation (praefurnium) on the spot that is currently occupied by room Z. 70 All traces of the hypocausts were removed when the west baths were transformed into a cistern in the Byzantine period. - The origin of the design with niches and recesses is, however, debated. According to Nielsen 1990, I 103 this was first used in baths of the eastern Mediterranean. 71 The wall between room Z and the ‚praefurnium‘ V originally included a wide, high arched opening which was only subsequently partially blocked (although indicated on the plan, Schazmann 1923, pl. IV-V, it is not described in the text, Schazmann 1923, 83-84; here fig. 8); the resulting small rectangular opening comprises, in its interior, bricks, traces of fire, and a round cavity for a boiler (fig. 9). All this is hardly compatible with a typical Roman praefurnium and hypocaust heating. The very brief description of room V in Schazmann 1923, 83-84 is insufficient and unclear: for example, a staircase on the south wall is identified as access to a hot water boiler, although it is built against a wall which is marked as Byzantine on the plan and room W, as a potential sweat bath, would not have required hot water. 72  The various measures are dated from the Trajanic through the Antonine periods; Radt 1999, 124134: the dates are not consistent however; for example, the renewal of the peristyle-colonnades is dated p. 125 to the Trajanic, and p. 127 to the Hadrianic period. A Trajanic date is again confirmed by Mathys/Stappmannsvon den Hoff 2012, 273. According to von den Hoff 2007, 38-40, recent excavations confirm that the east baths were built in the Hadrianic period at the earliest; but in Mathys/von den Hoff 2011, 44 the east baths are dated to the Trajanic period. It cannot be determined whether either of the two remodeling phases identified in louton L belonged to the Imperial period, and particularly to the large remodeling program in the 2nd century A.D.; see above notes 27, 50.

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andesite colonnades of the peristyle in marble and in the Corinthian order; the construction of the east baths on terrain of unknown function, as well as the construction of room F, the ‚Kaisersaal‘ G73, and the odeion J at the expense of several earlier rooms; the remodeling of the façade architecture of room H and probably also of room K; and alterations in the eastern wing (rooms C-E) with reuse of older façade

Fig. 9: Pergamon, gymnasion, west baths, wall between rooms Y and Z: bricks, traces of fire, rounded cavity, from south; M. Trümper.

architecture.74 Despite the relatively restricted building lot, the design and bathing program of the east baths was oriented on contemporary standards, particularly

73  This room could have been modeled after the so-called imperial halls (‚Kaisersäle‘) or marble halls that are characteristic of many bath-gymnasia; these rooms commonly „opened into the palaistra through a screen of colonnades and displayed strikingly rich marble facades of superimposed aediculae“. See Yegül 1992, 422-423 (citation 422); see also Steskal 2003b, 234 where he still votes for a cultic function of these rooms, and Steskal 2003a, 161-163 where he is more critical regarding the cultic function and advocates a more multifunctional purpose: „Orte der Selbstdarstellung der Stifter, der Repräsentation, sowie (…) Versammlungs- oder ‚Clubsäle‘“. For a critical assessment of the cultic function of these rooms see also Newby 2005, 238-239. 74 Recent excavations have shown that the rooms in the east wing were remodeled many times during the Late Hellenistic and Imperial periods; Pirson 2006, 71-72; von den Hoff 2007, 36-40: Exedra B: several decoration phases. - Room C: 1) Hellenistic earth floor and polychrome stucco; 2) earth floor from the early Imperial period with two molded supports for a bench and probably a drain to the east; 3) floor of stone slabs from the 2nd century A.D; 1) and 2) when room C was still united with room D, 3) when it was transformed into an access to the east baths. - Exedra D: 1a + b) Hellenistic earth floor to which were later added two foundations that probably supported a water basin and a statue base; 2) and 3) two Roman floor levels and decoration phases. The relationship between the different phases in rooms C and D has not yet been safely determined. - Rooms E and F were used



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those established in the eastern bath-gymnasia; furthermore, these baths were now lavishly decorated with marble and mosaic floors.75 Compared to the west baths with its one single entrance from the peristyle-complex via exedra M, access to the east baths was far superior, in the form of three entrances from the eastern portico: via corridor C, room F, and finally room E, which was the most lavish and ‚monumental‘ example of all three and most likely served as the main access.76 As in the west baths, the focus was on the warm bathing rooms, which originally included rooms 3 and 7. The frigidarium 9 is small and located outside the main flight of bathing rooms, and half of it is taken up by a cold water immersion basin. The L-shaped suite that consisted of the lavish multipurpose halls 5 and 8, and to which the most richly decorated room of the bath, room 11, also belonged, originally occupied more terrain than any other rooms. Such long halls or galleries are characteristic of eastern bath-gymnasia and have been interpreted as multipurpose rooms „serving a variety of uses – changing rooms, entrance halls, lounges for resting or promenading, or even as spaces for light indoor sports during unfavorable weather“.77 Obviously the builders of the Pergamenian bath did not want to dispense with these highly prestigious luxury halls.78 These rooms were reduced in favor of two new sweat rooms (2 and 6), however, when the bath was remodeled in the 3rd century A.D.79

without drastic changes and with the same floor levels from the 2nd century B.C. through the Trajanic period and both had earth floors; both were altered when the east baths were built and were again remodeled later in the Imperial period. 75 For the east baths see Dörpfeld 1910, 347-350; Schazmann 1923, 85-92; Nielsen 1990, II 38 C.310; Yegül 1992, 288; Radt 1999, 132-134. 76 Radt 1999, 132 emphasizes the lack of a monumental, accentuated entrance to the east baths: „Offenbar war immer noch die Palästra der Mittelpunkt des Gymnasions, die Thermen waren ein Zusatz, der unter funktionalen Gesichtspunkten errichtet wurde.“ Apart from the fact that room E was the clearly highlighted main entrance to the east baths, in most newly built bath-gymnasia the entrances to the bath-complexes proper, that is the doorways between palaistrai and baths, were relatively small and inconspicuous, and monumental propyla were rather a prerogative of the palaistrai. See Yegül 1992, 307-313 and the many plans in his chapter on baths and gymnasia in Asia Minor, 250-313. 77 Yegül 1992, 414-416 (citation p. 414; synopsis of plans of such halls fig. 501). - Since room 8 is paved with a mosaic floor and room 5 with stone slabs, however, their use for light indoor sports seems questionable. - See already Schazmann 1923, 88 for an assessment of room 8/5: „eigentliche(r) Repräsentationsraum der Anlage“; „große Wandelhalle mit einer anschließenden großen Exedra“; „Auskleideraum“; „Warte- und Ruhehallen“. 78 Other characteristics of many newly built bath-gymnasia such as an axial-symmetrical layout could not be implemented here, however, due to the lack of space. 79 This modernization of the bath included changes in the praefurnium 1 and in the heating systems of rooms 3 and 7, as well as the construction of an alveus in room 7; cf. Schazmann 1923, 86. 88. 90-91; Radt 1999, 132-133. Recent excavations have discovered further alterations in rooms E and F; von den Hoff 2007, 38-40. It is unknown, however, whether all of these building measures belonged to one single remodeling program.

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Several other alterations that are commonly dated to the later Imperial period, namely the 3rd century A.D., show that the gymnasion was still in use during this period, but it is unknown when and how it was finally abandoned.80 In summarizing the brief overview of the development of the Pergamenian gymnasion, the following picture emerges: All three of the trends that are recognized as typical for Late Hellenistic gymnasia in general are exemplarily represented in this building, continuously from the Hellenistic through the Imperial periods, and best in the category of bathing facilities. The latter given evidence of a constant concern for extension, renovation, embellishment, and modernization from the end of the 2nd century B.C. through the 3rd century A.D.; Roman influence is first noticeable in the 1st century A.D., after at least three successive renovations of the bathing facilities.81 Some outdated Greek-style bathing installations, such as as the potential sweat bath W as well as the bath of Diodoros and also possibly the one of Metrodoros, both of which cannot be safely identified with room L, W, may have been abandoned and overbuilt during these five centuries. In contrast, others such as the traditional simple Greek-style loutron L and the relatively small, basic Roman-style west baths were possibly used until the abandonment of the gymnasion. Therefore, from the Trajanic or Hadrianic period onwards the gymnasion might have been provided with three different, coexisting bathing facilities – loutron L, the west baths, and the largest and most modern east baths – which raises the intriguing question of a possible differentiation, for example according to age, social status, or other factors.82

80 3rd century A.D.: vaulting of room H and probably also of room D; see Schazmann 1923, 53. 60-61; Radt 1999, 127; without precise date: stoa on the north wall of the lower terrace, see above note 41. Stappmanns 2011, 36 confirms that the precise date of abandonment is not known, but mentions late antique houses as a terminus ante quem. The many alterations that are commonly ascribed to the Byzantine period are not discussed in detail here, because the building certainly no longer functioned as a gymnasion at this time. 81 Despite the continuous remodeling of bathing facilities, the most important measures still seem to coincide with the three main building phases of the gymnasion: 1) the construction under Eumenes II.; 2) the first major remodeling after the end of the regal period, the end of the 2nd and the beginning of the 1st century B.C.; and 3) the second major remodeling in the Trajanic and Hadrianic periods. From a historical point of view, Ameling 2004, 145-146 subdivides the years after 133 B.C. into two phases: 133 B.C. to c. 69 B.C., and after 69 B.C. (after the Mithridatic wars). 82 It would be particularly interesting to know whether the bathing facilities, esp. the east baths, were also temporarily open to a clientele that did not use the gymnasion on a regular basis or was even denied regular access to it. The east baths were by far the largest and most modern establishment of the few bath buildings that have been discovered on the ‚Burgberg‘ so far; see Radt 1999, 135-145. - Steskal 2003a, 165-166, however, argues without providing evidence that the four Ephesian bath-gymnasia were used by men and women alike, albeit at different times of the day. - Yegül 1992, 312 states: „Although there should have been no intrinsic problem with athletes and the bathers simultaneously sharing these spacious courtyards (the palaistrai of bath-gymnasia, note of author) and their indoor annexes, the intensive use of the baths during the afternoon hours could have encouraged the morning use of the palaestrae by the current ephebic class, the neoi, or by serious and professional athletes in training“. Whether the bathers also included women is left open.



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The fashion increasingly to provide gymnasia with lavishly decorated multifunctional rooms for non-athletic activities is also seen in the Pergamenian gymnasion, in the Late Hellenistic period at the latest, in the construction of at least four exedrae.83 This trend was continued and obviously even enforced in the Imperial period when the decoration of many rooms was renewed and embellished, and several large, prestigious rooms were built at the expense of smaller predecessors.84 While rooms for or connected with athletic activities, such as a konisterion and a sphairisterion, were still mentioned and obviously taken care of in the Late Hellenistic period (although their original location, within or outside the peristyle-complex, cannot be determined), no equivalents are known from the Imperial period and most, if not all rooms of the Imperial peristyle-complex seem to have been inappropriate for athletic training because of their design and decoration.85 The changes in the decorative program that also included decoration with statues and other objects are the focus of recent research and therefore need not be discussed here.86 Finally, in considering the question of whether the many remodeling processes, and particularly the extensive renovation program in the 2nd century A.D., significantly changed the functions of the Pergamenian gymnasion, only an incomplete and preliminary answer can be given because the functions of many currently visible structures cannot be determined with certainty and the spectrum and distribution of functions in the original building cannot be fully reconstructed. It is certain, however, that bathing facilities were dramatically increased in size, extension, and standard.87 Areas for cultic activities seem not to have been changed signifi­cantly.88 Spaces for athletic activities might also have been largely unaffected89 with the pos-

83 Two exedrae in connection with Diodoros Pasparos’ donations; the Hermes-exedra, and the Pyrrhos-exedra; see above notes 54. 55. 61. If rooms B, D and E, whose façade architecture is commonly dated to the Late Hellenistic period, are not congruent with Diodoros’ donations, see above notes 5759, the number of newly installed exedrae would have been much higher. 84 This includes particularly the odeion J, which covered the space of at least two earlier rooms on the ground floor and probably two more on the upper floor. Although room D seems not to have been larger than its predecessor C/D, it probably also extended over two stories at a later stage. 85 The only exception might have been the aleipterion donated by Titus Claudius Vetus in the Hadrianic period, but its precise function - generally, and more particularly here - is debated; see above note 32. 86 von den Hoff 2004, 382-393; Mathys 2009; Mathys 2011; Mathys 2012; Petersen/von den Hoff 2011; Mathys/Stappmanns/von den Hoff 2012, 273–277; recent research also includes a reexamination of all the inscriptions pertaining to the gymnasion, a project which could not be accomplished here; for a general assessment of statuary programs of gymnasia see also Martini 2004. 87 Most likely from one single room (L: 75 m2) in the first building to three separate complexes (4900 m2) in the last period of use. 88 The terrace of the main temple R was (slightly or considerably?) reduced to make room for the west baths, but this probably did not noticeably alter its use and importance; see Schazmann 1923, 81. 89 In extension; the possible remodeling of the north complex of the middle terrace might, for example, have added covered space for gymnastic training; see above note 29. 42.

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sible exception of rooms in the peristyle-complex and of installations on the terrain that is currently occupied by the east baths; it is noteworthy that the courtyard of the peristyle-complex was not paved in the Imperial period, in contrast to the surrounding porticoes, and therefore could still have been used as a sports field. Multifunctional covered space for non-athletic purposes was, if anything, expanded in the peristyle-complex as well as possibly (temporarily) by installations in the area of the east baths. Finally, spaces for storage and service, which were most likely always secondary, seem not to have seen major changes. All the functions that were considered typical of Hellenistic gymnasia – physical as well as educational-intellectual-cultural activities and all kinds of festivities and rituals – could have been performed in the Pergamenian gymnasion in all periods of its use. The archaeological record also provides no evidence of an obvious change of the possibly differentiated use of the three terraces; if anything, the upper terrace, which predominated from the beginning, became an even more important focus of life in the gymnasion in the Imperial period. To what extent the gymnasion was remodeled in the Imperial period, whether simply to expand or instead to truly substitute for previous functions, currently cannot safely be determined.90 Indeed, despite the noticeable endeavor to modernize the Pergamenian gymnasion after the models of the newly built bath-gymnasia, no obvious decline of its function as a center of athletic activities can be detected.91 Whether this was a general trend in Asia minor in the Imperial period, or rather a local phenomenon can only be determined after analyzing the development of further examples.

The so-called Hellenistic gymnasion of Miletus According to epigraphic evidence, Miletus had at least three gymnasia in the Hellenistic period, but their identification in the archaeological record is debated. Identification of a building that is located in the center of the city, between the Delphinion and the South market, as a gymnasion (so-called Hellenistic gymnasion) has been accepted almost unanimously.92 Recently, this reading has been challenged,

90 More detailed information about this is to be expected from the final publication of the recent research program, see above note 22. 91 Thus also Yegül 1992, 307 and Newby 2005, passim. In contrast to this, Steskal 2003a and 2003b assumes that the palaistrai in the bath-gymnasia of Ephesos were primarily (and in the theater gymnasion and the east gymnasion most likely exclusively) used for cultural and educationalintellectual purposes. 92 The epigraphic and archaeological evidence of gymnasia in Miletus is critically discussed by Delorme 1960, 126-133. Different is Kleiner 1968, 89-109 who follows the German tradition. See also von Hesberg 1995, 17 fig. 12 who also accepts the German identification of a complex next to the stadion as the gymnasion of Eumenes II. Glass 1967 does not discuss the remains of Miletus. Von den



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however, in favor of a new identification: the building would have served as a combined Pompeion, prytaneion, and Molpon (notably the seat of the collegium of the Molpoi, the Milesian board of religious singers). While the contra-gymnasion arguments are important, and are indeed partially also cited below, the new identification is also problematic, which, however, cannot be discussed in due detail here.93 The key problem is that the building yielded no conclusive finds and furniture, which would allow for a closer assessment of its functions; thus, functional assessments can only be based on features such as location, size, plan, and architecture, and on typological comparisons. In the following, the identification as a gymnasion (or rather palaistra) is maintained with due reservations, and focus is on the development and contextualization of this building in the Imperial period. Of this building, only the foundation walls and some architectural elements that were later reused in a nearby Byzantine fortification wall are preserved, but these remains allow for the reconstruction of a building with an axial-symmetrical design and a surface area of 1655 m2 (56.57 x 29.26 m) (figs. 10-12). It included a lavish, axially placed propylon that did not open to the western Sacred street, but to a street or square in the south; a peristyle-courtyard with a Rhodian peristyle; and one single, symmetrically arranged row of rooms in the north with a central exedra, flanked by four (or rather five) narrow rooms of unknown function; one of these rooms, preferably a corner room, could have served as a loutron.94 Based on the style of its archi-

Hoff 2009b, 269 includes only the so-called Hellenistic gymnasion in his catalog. Emme 2013b, 5963, now identifies the so-called West Market of Miletus as the running track or xystos of the Eumenes gymnasion. For the so-called Hellenistic gymnasion, see von Gerkan/Krischen 1928, 1-21; Delorme 1960, 131-133; Kleiner 1968, 91-92; Yegül 1992, 256. 93 Emme 2013a, 113-118. 345-346 cat.-no. 56. The interpretation as Pompeion and Molpon is essentially based on Herda 2006, who, however, has been sharply criticized by Chaniotis 2010; Chaniotis, among others, challenges the very existence of a specific building of the Molpoi. In theory, the Milesian building could still have served as a prytaneion, but it lacks conclusive evidence to support this reading: there are no altar (of Hestia) or other safely identifiable cultic structures, and no clearly identifiable banquet rooms, let alone inscriptions. Even if there is no securely identified standard building type of prytaneia, which could serve as a reference, the large peristyle courtyard and the lavish propylon of the Milesian example are still without any comparison among the few safely identified prytaneia; but both features have conspicuous parallels in the nearby bouleuterion of Miletus. For Prytaneia see Miller 1978; Hansen/Fischer-Hansen 1994; Steskal 2010. 94 Mango 2004, 285 fig. 9 tentatively identifies the westernmost room suite with anteroom and main room as a loutron and the two rectangular rooms that flank the central exedra as possible banquet rooms. In this case, the loutron room would have been very small, even smaller than its anteroom. Single loutron rooms in corners (see e. g. Amphipolis; Eretria, north gymnasion, 1st phase; Priene, lower gymnasion) seem to have been much more common, and in the only safely identified doubleroom suite (Delos, so-called Gymnasium) the anteroom is smaller than the back room. Thus, the easternmost corner room would be more appropriate as a loutron, but it also lacks conclusive water installations and waterproof decoration because the terracotta pipes running through this room are a later addition; see below note 97.

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Fig. 10: Miletus, so-called Hellenistic gymnasion and bath-palaistra-complex of Capito: plan; von Gerkan/Krischen 1928, pl. I.

tecture, the building is commonly dated to the 2nd century B.C. It is unclear whether this building was ever complemented by further installations such as a running track, to form a complete, fully functioning gymnasion, and where these would have been located.95 Given its comparatively small size, however, this building, if it ever served as a palaistra, could hardly have been the largest or main building for such purposes

95 Astonishingly, this question is not discussed anywhere in the pro-gymnasion literature. Additional installations of an appropriate length for running could only have been located on the unexcavated terrain to the east, because the distance to the Delphinion and the South market is only about 45 and 55 m, respectively. No possible connecting door was reconstructed in the eastern façade of the building, but since for the most part only the foundation is preserved, the existence of such a door cannot be excluded. The only preserved threshold, that of the westernmost room, is on exactly the same level as the lowest marble ashlar course of the rising walls which is what has mainly survived, particularly of the north and west façades.



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Fig. 11: Miletus, so-called Hellenistic gymnasion and bath-palaistra-complex of Capito: hypothetical functional plan; M. Trümper after von Gerkan/Krischen 1928, pl. I.

in Hellenistic Miletus.96 The scanty remains give no evidence of a remodeling97, and the amount of time that the building potentially served as a palaistra or gymnasion is unknown.

96 See the scale-to-scale plans of 14 Hellenistic gymnasia in von Hesberg 1995, figs. 2. 4-7. 9-10. 12-16. 17-19: the gymnasion in the center of Miletus is among the three smallest of this group, but it is comparable in size to the upper gymnasion in Priene, which is not included in von Hesberg’s sample. 97 With the exception of some water pipes of terracotta pipes which were installed at an unknown date in the Roman Imperial period in the easternmost room and the northern and western porticoes. Except for four inscriptions, no elements of the decoration, particularly the statuary decoration, were found in this building; this impedes its full assessment within the context of Hellenistic and later gymnasia. The inscriptions include a fragment of a marble statue basis that was dedicated by the demos of Miletus for Publius Cornelius Scipio, and whose precise find spot within the building is not mentioned; a round marble altar with a dedication to Augustus, found behind the northern

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Nevertheless, it must still have been in use in the Claudian period, when it was integrated into a large-scale building program initiated by the procurator of Asia, Cn. Vergilius Capito. Capito’s donations included the construction, immediately to the north of the so-called Hellenistic gymnasion, of a symmetrically designed bath building with palaistra, and the construction of a lavish façade architecture on the western Sacred street, an Ionic stoa which decorated the bath-palaistra-complex as well as the northern part of the older so-called Hellenistic gymnasion (figs. 10. 11). This stoa was extended twice until it finally covered the whole length of the gymnasion building, and was in part financed by Tiberius Claudius Sophanes.98 Despite the integrating façade architecture, which suggested the merger of old and new buildings into one coherent unit, the bath-palaistra-complex and the so-called Hellenistic gymnasion remained two completely separate entities, although they could easily have been connected by a door or several doors.99 While the Ionic stoa would have changed the perception of the old Hellenistic building in the urban landscape, it did not have any visible impact on its accessibility and function. In Capito’s bath-palaistra-complex the palaistra100 occupied less terrain than the bath section and also contained a cold water immersion pool which served as a kind of frigidarium (fig. 12). The symmetrically designed bath building, which was not fully excavated, possibly originally included only warm bathing facilities: three central rooms 1-3 with hypocausts as well as tubs and basins in the niches of rooms 2 and 3; the round sweat bath 5 with hypocausts; and room 4 with hypocausts and a large central hot water basin. The function of rooms 6, 7, 8, and 9, rooms that were not excavated, cannot safely be determined, but these rooms are usually identified as apodyteria, tepidaria,

stylobate, thus presumably in the north porticus of the peristyle courtyard; a marble fragment of a Latin inscription, which possibly recorded the letter of some Roman administrative institution, and whose precise find spot within the building again is not specified; and a graffito mentioning a certain Rufus that was carved into a marble block of unknown provenance within the building; see von Gerkan/Krischen 1928, 161-163, nos. 333, 335, 337, 338. Even if these inscriptions were originally displayed in this building, they just confirm its obvious public character but do not clearly support any of the proposed functions. 98 von Gerkan/Krischen 1928, 22-47; Tuchelt 1974; Nielsen 1990, I 47. 98. 102-103. 107; II, 37 C. 304 fig. 229; Köster 1993; Yegül 1992, 254-256. 99 If the east façade of the gymnasion was provided with a door, the closest connection between the two buildings might have been in the east where the unadorned façade of the gymnasion might have been flanked by a side road; see the reconstruction of the street grid for the late 2nd century B.C. in Emme 2013a, 453 pl. 65. Capito’s palaistra was provided with two doors in the eastern part of its south portico. The smaller eastern one was most likely linked with the service section of the bath building, while the western led to the side street or terrain east of the gymnasion. 100 Reconstructed with two-storied porticoes on all four sides in von Gerkan/Krischen 1928, 22-47, but more convincingly with single-storied porticoes in the south, west, and north, and a two-storied decorative façade in the east by Köster 1993.



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Fig. 12: Miletus, so-called Hellenistic gymnasion: overview from northeast, in foreground joint wall of gymnasion and bath-palaistra-complex of Capito, in background restored part of the Ionic stoa; M. Trümper after von Gerkan/Krischen 1928, pl. I.

or unguentaria101. While it cannot be excluded that some of these served as frigidaria (especially rooms 6 and 9), the subsequent transformation of the sweat bath 5 into a frigidarium suggests that such a room was originally missing (fig. 13).102

101 von Gerkan/Krischen 1928, 32; Tuchelt 1974, 149; Nielsen 1990, II fig. 229; Yegül 1992, 254 fig 301. - Both Nielsen and Yegül in their assessment ignore that room 1 is also provided with hypocausts; Yegül also wrongly identifies room 4 as a frigidarium. 102 This has not been recognized in literature so far; in its latest stage of use, however, room 5 (diameter of 8.90 m) had a central pool (1.10 m deep; diameter of 6 m), whose bottom is far below the walking level of the room and probably at the level of the original hypocaust floor. The opening for the heating from the adjacent praefurnium, still visible in the northeast corner of the room, is well above the floor of the pool and shows that the pool could never have been heated by a hypocaust. The transformation of round sweat rooms into frigidaria is known from several Late Republican bath buildings in the Vesuvian area (e. g. Pompeii: Stabian baths and Forum baths) that were modernized in the Augustan period when frigidaria became standard in Roman-style bath buildings. The same process would have taken place here, only at a considerably later date, probably in the 2nd century A.D. when frigidaria became more popular, particularly in the large bath-gymnasia.

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Fig. 13: Miletus, bath-palaistra-complex of Capito, room 5: overview from southwest: central immersion pool, niche, entrance, opening to praefurnium; M. Trümper.

The sophisticated heating technique of this bath building is certainly due to Roman influence, but the origins of the conspicuous axial-symmetrical design are probably eastern, even local.103 Although roughly contemporary with the west baths in the gymnasion of Pergamon, this bath building was not only much more ambitious in scale and design, but also already much more lavishly decorated with marble. While space for athletic activities and multifunctional rooms predominated in the so-called Hellenistic gymnasion, and the bathing installations would have been marginal, at best, in Capito’s building the bathing function clearly outweighed all the activities that were possibly performed in the palaistra. Since Miletus was provided with several other baths and bath-gymnasia in the late 1st and 2nd centuries A.D., some

103 Tuchelt 1974, Nielsen 1990, I 102-103, and Yegül 1992, 254 agree that this is one of the earliest, if not the earliest, examples of an axial, bilateral symmetry in bath architecture that, in any case, precedes the development of comparable designs (notably the so-called Imperial bath type in Rome, Nero’s thermae on the Campus Martius commonly being identified as the earliest representative of this type) in the western Mediterranean. Nielsen also attributes the niches and recesses in the walls of many bathing rooms to eastern innovations.



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of which offered ample space for athletic training104, it seems astonishing that the small so-called Hellenistic gymnasion in the center of the city was still used at this time, or was at least never overbuilt by a more fashionable structure. A comparison with the gymnasion of Pergamon and the upper gymnasion in Priene, which remains to be discussed, shows very well why Capito did not just extend or overbuild parts of the so-called Hellenistic gymnasion in order to modernize the bathing facilities. The small building offered far too little space for a monumental, prestigious design and for the appropriate equipment of fashionable sophisticated baths. While the strangely lacking remodeling of the so-called Hellenistic gymnasion may be cited as a strong argument against its identification as a palaistra or gymnasion in the first place, this fact does not support any alternative interpretation; furthermore, it remains to be explained why Capito built his bath-palaistra-complex right next to this building if it did not serve as a palaistra or gymnasion.

The upper gymnasion of Priene Two gymnasia were discovered in the archaeological remains of Priene. The so-called lower gymnasion is situated at the southernmost point of the city, near the city wall; because of its remote location and epigraphic evidence it is usually identified as the new gymnasion and dated to the second half of the 2nd century B.C.105 In contrast to this, the so-called upper gymnasion is considered the older, but commonly not precisely dated building, solely because of its location in the center of the city between the agora and the theater; recent research confirmed, however, that it really belonged to the early phase of the Hellenistic city.106 The lower gymnasion seems to have been

104 Particularly the Faustina baths with their gigantic palaistra and connection to the stadion and the Roman bath building (over the Hellenistic gymnasion of Eumenes?) to the west of the stadion, as well as the West Market according to Emme’s interpretation, 2013b, 59-63, see above note 92; see also the baths of Hume-i Tepe. 105 Wiegand/Schrader 1904, 265-275; Delorme 1960, 191-195; Schede 1964, 81-89; Glass 1967, 188-200; Rumscheid 1998, 202-210; Dontas 2000, 160-167. 106 This building was not fully excavated and is barely published. Wiegand/Schrader 1904, 275-284 (of which 6.5 pages are dedicated to a nearby tomb/heroon); Delorme 1960, 192; Schede 1964, 80-81. 89; Müller-Wiener 1983, 115-118; Hoepfner/Schwandner 1986, 155-156: „Vermutlich wurde der erste Bau im 3. Jh. errichtet, vielleicht nach älteren Plänen.“; Nielsen 1990, II 38 C.311; Rumscheid 1998, 181-185; Dontas 2000, 156-159. New research has been carried by U. Mania since 2009; for preliminary results of the campaigns in 2009 and 2010, see Raeck/Rumscheid 2009, 62 with new stone plan, 77, fig. 10; Raeck/Rumscheid 2010, 81-82, with plan showing location of sondages, 110, fig. 8; Mania 2014, 192. Sondages carried out in 2010 suggested that the gymnasion was already constructed in the early phase of the newly founded city, notably at the end of the 4th or in the beginning of the 3rd century B.C.: the preserved original southeastern terrace wall dates to this period, and no remains of predecessor buildings, namely houses, could be found in the gymnasion lot; see Raeck/Rumscheid 2010, 81-82.

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preserved in its original Hellenistic design, but it is unknown how long it was used.107 The upper gymnasion, however, was remodeled several times well into the Byzantine period, but the amount of time that it functioned as a gymnasion remains to be determined. The remarkable discrepancy in the development of the two gymnasia is certainly due to the location (central vs. remote), but is probably also due to differences in the equipment of both buildings. While the lower gymnasion was connected with the adjacent stadion that served as running track, the upper gymnasion included only a palaistra-building without additional installations; therefore, it was probably easier to modernize this building at the expense of its athletic function, as will be demonstrated.108 The upper gymnasion originally occupied one insula (160 x 120 feet: ca. 47 x 34 m = 1598 m2) in the city’s grid plan and included a peristyle-courtyard with an entrance in the east as well as rooms in the north and possibly also in the west (figs. 14. 15).109 This building very well could have provided facilities for athletic as well as intellectual-educational-cultural activities.110 The current confusing plan of the upper gymnasion is the result of several remodeling processes, two of which Theodor Wiegand and Hans Schrader date to the Roman Imperial period (fig. 16).

107  None of the authors mentioned in note 105 addresses this question. Wiegand/Schrader 1904, 274 state that the Roman names in topos-inscriptions of the main room of the gymnasion belong to the Republican period. 108  The equipment and functions of this ‚gymnasion‘ are discussed nowhere in the literature. All neighboring insulae were probably built in the 3rd century B.C. Since the upper gymnasion fits exactly into the city’s insula-system and was originally surrounded by streets on all four sides, in any case, a possible running track could not have been directly connected with the palaistra-building. 109  Preserved above all are the southern façade, stretches of the eastern façade, and probably also of the northern façade although there is a joint and a significant change of technique in the eastern façade roughly in the middle of the Roman bath building (fig. 17); the rest of the eastern façade and the northern façade are also made with Hellenistic ashlars in their lower courses, but these are larger than, and differently cut from the ashlars of the southern and eastern façades (fig. 18). Neither inscriptions pertaining to a gymnasion nor elements of the decoration, particularly the sculptural decoration, were found in this building. - The only hypothetical reconstruction of the original building was published by Dontas 2000, 159 (here fig. 15 left); it is clearly modeled after the plan of the lower gymnasion; while this is generally convincing, it would also be possible and probably more plausible to reconstruct a series of long, narrow rooms behind the western portico (like in the lower gymnasion) instead of a two-aisled portico; the preserved row of rooms, built over a former street, belongs to a remodeling, however, that may still have taken place in the Hellenistic period and predated the construction of the Roman-style bath; Raeck/Rumscheid 2009, 5. 110 A semicircular exedra in the southeastern part of the courtyard is also dated to the Hellenistic period. If this was a single monument, it would not noticeably have impeded the use of the courtyard for athletic purposes; if, however, the courtyard was gradually filled with several such monuments in the Hellenistic period (of which nothing survives though), this could suggest a possible change in the use of the courtyard (and the whole building).



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Fig. 14: Priene, upper gymnasion: plan; Wiegand/Schrader 1904, fig. 93.

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Fig. 15: Priene, upper gymnasion: conjectural restored plans of the Hellenistic and Roman periods; Dontas 2000, p. 159.



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Fig. 16: Priene, upper gymnasion: hypothetical phase plan; M. Trümper after Wiegand/Schrader 1904, fig. 93, and Raeck/Rumscheid 2009; Raeck/Rumscheid 2010.

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Fig. 17: Priene, upper gymnasion, east façade: Hellenistic ashlar masonry wall with joint in the middle of the Roman bath building, from northeast; M. Trümper.

Fig. 18: Priene, upper gymnasion, northeast corner: Hellenistic ashlar masonry in east and north façade walls, from northeast; M. Trümper.



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In the Augustan period, a small shrine for the Imperial cult would have been erected in the courtyard and a Roman-style bath building with contemporary heating system (tubuli and most likely hypocausts) would have been built over the northern series of rooms, projecting in the west beyond the original boundary of the building. Conclusive evidence for a chronological classification of these measures is missing, however, and both are only dated in relation to a nearby heroon in which a coin of Augustus was found. In contrast, preliminary results of recent research suggest that the entire complex, including a palaistra in the south, the bath building in the north, and a series of rooms in the west, was constructed in the 1st century A.D., destroying earlier use levels and using spoils.111 Since the bath building was never fully excavated, its bathing program and access cannot be reconstructed with certainty. According to the published plan, the baths had no connection with the palaistra and had only one single entrance from the northern theater street112, but traces in the south wall of the baths suggest the existence of at least one door to the palaistra (figs. 19. 20).

111 Wiegand/Schrader 1904, 283, followed by Schede 1964, 81: The precise relationship that could have existed between the shrine, the bath building, and the heroon remains open: similarities in design and technique; hero-cult related to the gymnasion; or euerget who financed the modernization of the gymnasion buried and venerated in the heroon etc. Raeder 1984, 29-30, cat.-nos. 107-125 cautiously proposes that the deceased hero could have been the gymnasiarchos and generous euerget Aulos Aemilius Zosimus (see below note 117), because „Badeschalen, Strigiles, Spiegel und Salbgefäße“ were found in this tomb. - All the other authors mentioned above in note 106 are more cautious and only date the bath building to the Roman Imperial period, with the exception of Nielsen 1990, I 102 note 48; II 38 C.311: second half of 1st century A.D. in comparison with the Capito baths in Miletus. In the shrine for the Imperial cult a coin with a portrait of Hadrian was found, and an honorific inscription for Domitian was discovered nearby. For the most recent research, see Raeck/ Rumscheid 2010, 81-82. 112 This entrance is far above the current street level and the level of the Hellenistic ashlar courses of the north façade; it is astonishingly narrow and inconspicuous, and shows clear traces of a remodeling; immediately to its west, a construction of fired brick (praefurnium?) seems to have been added subsequently; the narrow wall in the second room from the west that corresponds with this entrance and defines a kind of small vestibule or windscreen also appears to have been inserted subsequently; therefore, this was possibly not the primary or only entrance to the bath building. Today the south wall of the bath complex shows at least one clear joint and several gaps that could possibly have been doors between the baths and the palaistra (fig. 20); one of these „gaps“ seems to be provided with a marble threshold and marble door jambs at the level of the palaistra. Thus, a well-endowed door originally may have connected the palaistra and the baths and possibly was later blocked. Consequently, the northern street entrance may have been inserted later, as an additional entrance or a substitute for the blocked palaistra entrance.

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Fig. 19: Priene, upper gymnasion, Roman bath building: entrance to apodyterion (?) in northern façade wall, from north; M. Trümper.



Fig. 20: Priene, upper gymnasion, Roman bath building: south wall to courtyard of palaistra-complex, with marble-framed door (arrow)?, from southeast; M. Trümper.



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Without a usable door between baths and palaistra, the two structures would have figured as entirely independent units with different possible access regulations and user groups; although constructed at the expense of the palaistra-building, the baths would not truly have been a part of it, but might easily have served as public baths for the whole population.113 The westernmost room of the baths could have served as a caldarium with an alveus in the western niche that was heated from the west; the easternmost equivalent, which would have been difficult to heat from one single praefurnium in the west, could have been a frigidarium with a basin in the eastern niche.114 The two small rooms inbetween the caldarium and frigidarium may have functioned as apodyterion-vestibule and tepidarium, but it must remain open whether either of them was provided with hypocausts. With an entrance to one of these small central rooms, either from northern street or from the palaistra in the south, the bath building would not have employed a simple row-type plan with retrograde circulation pattern, where bathers could proceed through the common suite of rooms (frigidarium, tepidarium, caldarium); instead, the entrance room would have served as distributive space, giving access to two separate bathing rooms or suites. Despite uncertainties in the reconstruction of the bathing program, it is clear that this was a comparatively modest bath building with a basic standard comparable to that of the original west baths in the gymnasion of Pergamon. It is questionable as to how the palaistra-complex could have been used without any rooms in the north and with a possible increase in the filling up of its courtyard with large monuments: there would not have been enough rooms for non-athletic activities, nor would there have been appropriate space for athletic training. According to Wiegand and Schrader, however, the palaistra-complex was only transformed in a second, late-Roman period (fig. 16): this would have included the installation of rooms in the south and east porticoes; the extension of the western boundary to construct a series of large rooms preceded by a colonnade; the relocation of the northern colonnade to the south in order to gain another series of rooms in the north; and the erection of a basin in the center of the – now severely reduced – courtyard.115 The function of this building with

113 Astonishingly, the problem of accessibility is discussed nowhere in the literature. 114 While the period of use of the bath building is unknown, the building either was abandoned or faced serious impediments to its functioning when the main church of Priene was built in the 5th/6th century A.D., since the apse of the church obstructed the (main?) praefurnium; see Müller-Wiener 1983, 115-118 fig. 5; Rumscheid 1998, 184-188 fig. 161. 115 Although Dontas 2000, 156-159 adopts Wiegand/Schrader’s two-phase remodeling for the Roman period, the conjectural restored plan of the Roman period, p. 159 (here fig. 15 right), shows both phases in one plan; the possible use of the building in the intermediate phase is not addressed. Other authors mentioned above in note 106 do not discuss more precise dates of the various Roman remodeling measures and the consequences for the possible use of the whole complex. As stated above, notes 109 and 111, recent research challenges Wiegand and Schrader’s reconstruction, at least with view to the series of western rooms, and most likely regarding many other features not

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its possible many small rooms on a truncated, two-sided peristyle is unknown, but it would hardly have been used for athletic purposes.116 The development of the upper gymnasion could be reconstructed on a safer basis if it was clear precisely which buildings benefited from the many donations by A. Aemilius Sextus Zosimus after 84 B.C. The decrees honoring him for his generosity and multiple merits for the city mention a gymnasion, a balaneion, a loutron, a kapnisterion, and an ephebike exedra.117 While the correlation of Zosimus’ donations with one of the two gymnasia in Priene was debated for a long time, and a relation with the upper gymnasion was even preferred by most scholars, recent research suggests that the upper gymnasion was abandoned after the earthquake of 140–130 B.C. and was only restored and reused in the 1st century A.D.118 Thus, Zosimus must have targeted the lower gymnasion or yet unknown facilities in the city. His donations are very important for the development of bathing culture in gymnasia because they may have pertained to innovative heated bathing facilities. Balaneion is commonly interpreted as a hot water bath, and the less common term kapnisterion may have designated a vapor-bath/sweat bath or simply some portable heating device. Hot water bathing facilities in a gymnasion of the 1st century B.C. would be unique, however, as demonstrated above. Furthermore, the two terms balaneion and gymnasion are always used separately in the inscriptions of Priene and they only seem to have become synonymous or interchangeable in the Imperial period. Finally, the currently known parts of the lower gymnasion provide no evidence of heated bathing facilities with or without water.119

mentioned in the brief preliminary reports. - The different state of preservation of the walls (those of the bath complex stand much higher than the scarce remains of walls in the palaistra-complex) could suggest a different date, but could also go back to further remodeling of the palaistra-complex in the Byzantine period or to different periods of use. 116 The reconstruction in Dontas 2000, 159 resembles, for example, the plan of the Episcopal palace in the adjoining western insula (see Müller-Wiener 1983, 117 fig. 6) or the plan of the ‚Prytaneion‘ to the south of the upper gymnasion (see Rumscheid 1998, 48 fig. 35; Dontas 2000, 79) or simply the plan of any roughly square courtyard building; the building therefore could have had many different, probably public functions. 117 I. Priene 68, l. 45. 63. 77. 87. 89. 97-98. 114-115; I. Priene 69, l. 76-77. 118 Raeck/Rumscheid 2012, 82; cf. Blümel/Merkelbach 2014, 192. 119 For the debated relation between the inscriptions and the archaeological remains: Delorme 1960, 194-195, 244-245; Schede 1964, 89; Ginouvès 1962, 148; Glass 1967, 187-188 note 514 without any references; Yegül 1992, 21-24. 312. – For the term kapnisterion: Liddell/Scott 1996, 876 with reference to I. Priene 68, l. 98 and translation „perhaps vapour-bath“; thus also translated by Quass 1993, 288-289 note 1202 (Dampfbad). Delorme 1960, 192. 195 notes 2. 4 argues, however, that the kapnisterion was just a heating device, maybe even a portable one, which Zosimus supported during the whole winter. He also states, against Wiegand/Schrader 1904, 277, that this heating device cannot be related to the balaneion since it is clearly mentioned as part of the gymnasion. According to Blümel/Merkelbach 2014, 192, note 1, the term kapnisterion is also known from several inscriptions of the early Imperial period that were found in the gymnasion of Stratonikeia.



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A loutron is mentioned twice in the decrees for Zosimus, but not explicitly in the context of the gymnasion, where it would have been expected as a public cold water washing facility. Zosimus gave it as a present for regular use throughout the year by the ephebes, the paideutes, and the neoi who wash themselves together with the ephebes. While these user groups suggest a connection with the gymnasion, two questions remain unknown: first, how could Zosimus have disposed, on his own, of a room in a public building; and second, did he simply build a new loutron or did he renovate an existing loutron in a gymnasion. Even if loutron referred to the process of washing here rather than to a bathing room, these two questions have to be answered.120 The lower gymnasion has a room which would qualify as an ephebike exedra, but the herms set up by Zosimus in front of the ephebike exedra were not found in this building.121 Since no safe answer can be given to any of these questions until both the upper gymnasion and lower gymnasion with its surrounding terraces are fully excavated and reexamined, the question of whether one of these buildings was already modernized before the Imperial period, for example with an improvement of its bathing facilities like the gymnasion of Pergamon, must remain open. This would not necessarily have entailed a general decline of or disinterest in athletic training, because Zosimus in his capacity as gymnasiarch seems to have been particularly concerned with an upkeep of the athletic curriculum in the gymnasion.122 To summarize the scanty evidence and information for the upper gymnasion of Priene: when a possibly independent Roman-style bath complex was constructed at the expense of the main northern rooms in the Imperial period, the use of this building as a palaistra was certainly severely restricted and possibly even given up entirely. The transformation of gymnasion culture in Priene might have been initiated in the Late Hellenistic period with a change of athletic bathing facilities. It must remain open for now, however, how long the better equipped and larger lower gymnasion

W. Raeck pointed out to me, however, that the lower gymnasion might have had further rooms on an (unexplored) higher terrace to the north which could have included additional bathing facilities. For a sweat bath, one would expect a large round room; see Trümper, in preparation. 120 I. Priene 68, l. 76-80: other groups such as all citizens, strangers, Romans and others were allowed to use the loutron during festive days; only these groups are mentioned again as recipients of the present of a loutron in I. Priene 69, l. 75-78; while loutron (l. 76) is clearly separated from balaneion (l. 78), Blümel/Merkelbach 2014, 197 translate that Zosimus granted all of these groups the opportunity on festive days „gratis ein Bad (loutron, note of author) zu nehmen (…), wobei er in dem Badehaus (balaneion, note of author) Öl und Pflegeöl zur Verfügung stellte.“ - For the predominant meaning of loutron (cold water bath of gymnasia) see Ginouvès 1962, 129-130 note 7 where he also briefly mentions only for I. Priene 68, l. 76-77: „Il faudrait probablement traduire λουτρόν par „dépenses pour le bain“ dans un texte de Priène (…) indiquant que Zosimos a fait cadeau d’un λουτρόν pendant toute l’année aux éphèbes: on dirait en français qu’„il leur a offert le bain“.“ For a more detailed discussion, see Trümper 2014, 221-222. 121 Delorme 1960, 192. 195, against Wiegand/Schrader 1904, 274. 122 See Rufilanchas 2000, 91 with reference to I. Priene 68, l. 72-76.

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was still in use and could have compensated for the loss of a traditional palaistracomplex in the center of the city.

Conclusions The use and modernization of Hellenistic gymnasia in the Imperial period was certainly influenced by many factors, including the urban development and the sociohistoric context of a city, which must have played an important role. This could not be discussed here in due length and detail. While both Miletus and especially Pergamon were large thriving cities in the Hellenistic through Imperial periods123, the small city of Priene was always far less prominent and saw its first period of urban decline after a devastating earthquake with a subsequent catastrophic fire in the third quarter of the 2nd century B.C.; despite an immediate revival which lasted well into the Augustan period, it seems to have been largely insignificant in the Imperial period.124 These circumstances will have determined whether cities were still interested in cultivating gymnasia and could afford to maintain them as buildings and as an institution. All of the cities examined here had more than one gymnasion or comparable structures, namely bath-gymnasia, in the Hellenistic and Imperial periods, with the possible exception of Priene in the Imperial period. This could have allowed for local differentiation according to diverse criteria such as function or users (age, social status, ethnic identity etc.). This intriguing possibility could not be considered here, because the locations, designs, and histories of all of the gymnasia in each of the three cities are not sufficiently known to allow for the reconstruction of a possible pattern of differentiation.125 Even if therefore the assessment of the three gymnasia analyzed here is necessarily incomplete, a comparison of the three case-studies reveals interesting differences. All three cities employed different strategies in the use of their gymnasia in the Impe-

123 At least well into the 3rd century A.D., with the exception of the politically difficult 1st century B.C.; see Kleiner 1968, 17-21; Radt 1999, 27-48. 124 See Rumscheid 1998, 12-25. - To the building activities in the Imperial period, enumerated by Rumscheid 1998, 21-22, can be added more that were discovered by the ongoing excavations in Priene under the direction of Wulf Raeck; see http://web.uni-frankfurt.de/fb09/klassarch/Projekte.html. 125 For the changing number of gymnasia and palaistrai in Pergamon (at least 4-6 in the 1st century B.C. to 2nd century A.D.), of which the one analyzed here is the only one safely identified, see Radt 1999, 113-114. Two further buildings at the bottom of the steep west slope have been identified as possible gymnasia in recent surveys, Pirson 2013, 79, 86, 88 fig. 4: upper west gymnasion and lower west gymnasion, both of which cannot yet be precisely dated. - For the gymnasia in Priene and the unknown period of use of the lower gymnasion see above notes 105-106. - For the gymnasia and bath-gymnasia in Miletus see von Gerkan/Krischen 1928; Kleiner 1968, 89-109; for example, it is unknown whether the so-called Hellenistic gymnasion was still in use when other complexes such as the Faustina baths with its palaistra were built.



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rial period, and the only common factor is an improvement and modernization of the respective bathing facilities that most noticeably betrays Roman influence; this emphasis has long been recognized in literature as a phenomenon of the Imperial period, but it had already developed– and this shall be stressed again – in the Hellenistic period.126 If one considers the other traditional functions of gymnasia, athletic and multifunctional non-athletic (intellectual, cultural, educational, festive, cultic127 etc.), a highly diverse picture emerges. In Pergamon, an integrative concept was carried out by enhancing and probably slightly shifting the original functional spectrum largely within the boundaries of the original surface area.128 Most noticeable is the successive expansion and improvement of bathing facilities that will have increased the social and recreational aspects of the complex. The significance and purpose of the numerous alterations to the peri-

126 No bathing facilities were safely identified in the following gymnasia: Athens (Academy, Lykeion); Cyrene; Messene; Miletus (so-called Hellenistic gymnasion); Rhodos (Ptolemaion?); Sikyon; Stratonikeia. An overview of changes to bathing facilities in safely identified, sufficiently known Late Classical/ Hellenistic gymnasia with a traditional loutron reveals the following picture (buildings that are not safely identified, such as the Granite Palaestra in Delos, the ‚gymnasion‘ of Epidauros, the South palaistra in Eretria, the various buildings in the Vesuvian cities, and gymnasia of the Imperial period such as the bath-gymnasia in Asia minor and the gymnasion in Agrigento, are excluded): No significant change of bathing program: Priene (lower gymnasion). Improvement/ extension of traditional loutron in Hellenistic period: Pergamon. Abandonment of traditional loutron in Imperial period: Olympia. Modernization with warm bathing forms in Hellenistic period: Assos (no traditional loutron could so far be identified); Delos, Lake Palaestra (no traditional loutron could so far be identified); Eretria (north gymnasion); possibly Pergamon (room W); Thera (gymnasion of ephebes: no traditional loutron could so far be identified). Improvement/extension/installation of traditional loutron in Imperial period: Amphipolis (?); Thera (gymnasion of ephebes?). Modernization with Roman-style bath in Imperial period: Delphi; Pergamon; Priene (upper gymnasion); Samos. Hellenistic gymnasia with genuinely built, modern bathing facilities: possibly Aï Khanoum (identification as gymnasion and of bathing facility to its south are debated); Akrai; Delos, so-called Gymnasium; Solunto. Hellenistic gymnasia with Roman-style bath buildings in the vicinity: Miletus (so-called Hellenistic gymnasion); Olympia. 127 While the cultic function is clearly represented in the gymnasion of Pergamon (two temples), it is difficult to trace in other gymnasia such as the ones of Miletus and Priene, because it did not necessarily require fixed installations; a portable altar, a niche, or a cult image could have sufficed. W. Raeck kindly informed me that an ashlar at the northeast corner of the upper gymnasion at Priene bears the inscription „horos hierou“ which, however, could also refer to the street or area outside the gymnasion. For cultic structures in gymnasia see von den Hoff 2009b, who argues that the gymnasion of Pergamon is indeed unique in its inclusion of a temenos with temple (on the middle terrace) within the gymnasion; see also Aneziri/Damaskos 2004. 128 With the exception of the terrain that is currently occupied by the east baths; see note 43.

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style-complex – a simple differentiation, an expansion, or a major shift of functions – presently cannot be fully evaluated, but the full spectrum of traditional functions will most likely have been covered throughout the period of use of this building. The peristyle- or palaistra-complex always remained the center of the gymnasion, both physically and probably also conceptually. In Miletus, an additive or accumulative or complementary concept was chosen, assuming that the so-called Hellenistic gymnasion really functioned as such. There was obviously no interest in a modernization of the small, hardly expandable Hellenistic building. Instead, a separate new complex was built right next to it, which was certainly no accidental selection. Thus a meaningful contrast between the old traditional Greek gymnasion and the new modern, Roman-influenced recreational complex was established; the latter could, without restrictions of preexisting conditions, include all the desired innovative aspects such as a prestigious orientation towards the Sacred street and a focus on modern standards and requirements, namely an extended sophisticated bathing suite. Both buildings were connected by a common decorative façade to form a strange unit of two separate entities, a symbol of the negotiation of two different cultures. While the small old gymnasion could have provided space for the complete set of traditional functions throughout its term of use, the new larger complex offered a clearly reduced functional spectrum; it was dominated by the bathing facilities and had no rooms for intellectual-cultural-educational activities, unlike, for example, later bath-gymnasia. In Priene, the most radical solution may have been realized in the form of a sudden complete substitution when the upper gymnasion was entirely rebuilt after a long period of abandonment (over 150 years). The surface area of the gymnasion was considerably diminished in favor of a modern bath building that probably even was entirely independent, at least in its latest stage of use.129 This process would have entailed either a severe reduction of the functional spectrum of the palaistra-complex or even a total obliteration of the gymnasion-function, implying a complete change of function for the whole building. One might speculate that these three different concepts – integration, accumulation or addition, and substitution – were also chosen with a view toward a differentiation of users, or that they at least had an impact on the user spectrum. While the modern bathing facilities in Pergamon could only be entered from the palaistracomplex and were thus most likely open only to those who had regular access to the gymnasion, both Capito’s complex in Miletus and possibly also the bath building in Priene (at least in a second phase) could be utilized separately from the adjacent palaistra-building and therefore could have been accessible to a much wider clien-

129 For the problematic reconstruction of the accessibility, which may have changed during the use of the bath building (e. g., 1. only from palaistra; 2. only from northern street, or from northern street and palaistra), see above note 112.



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tele, including, for example, women. All three examples studied here lack one typical element of Roman baths and also of the large bath-gymnasia: a large public latrine. Obviously either this was not yet standard when the remodeling took place or no priority was given to it in the modernization process.130 Finally, neither a general decline nor a general continuity and vitality of athletic activities in gymnasia of the Imperial period can be deduced from the archaeological evidence: while small cities such as Priene might eventually have dispensed with athletic training in at least one of their gymnasia, others such as Pergamon and possibly also Miletus still maintained and invested in it in at least in one of their gymnasia.131 None of the three examples studied here has a period of use as a gymnasion that can be safely reconstructed in the Imperial period and beyond. The systematic examination of the history of use of these three case-studies and, in a further step, of all Late Classical and Hellenistic gymnasia in the Imperial period, seems a very promising and worthwhile endeavor that might reveal a more detailed and probably even more diverse picture of regional versus international differences, trends, and preferences than could be reconstructed here.

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130 While a latrine was installed in some Hellenistic gymnasia, it was certainly not a standard element of this building type; see Trümper 2011. In contrast, it was standard even in Late Republican Roman-style bath buildings. - The east baths in the gymnasion of Pergamon were provided with a small latrine, probably with a single seat, to the east of room 2; its date - part of the original Trajanic/ Hadrianic phase or of the remodeling in the 3rd century A.D. - is, however, unknown. 131  For the considerable costs of maintenance of gymnasia, esp. the provision of oil, and the persisting or even increasing problems of covering these costs, see Kennell 2001 and the contributions in Curty 2009. - If topos-inscriptions in the lower gymnasion of Priene can really safely be dated to after the Late Republican period, see above note 107, this would confirm the continuity of use of a gymnasion with athletic facilities in the Imperial period for Priene, also.

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Martin Steskal

Römische Thermen und griechische Gymnasien: Ephesos und Milet im Spiegel ihrer Bad-Gymnasien1 1 Vorbemerkung Betrachten wir die soziokulturellen Folgen der römischen Herrschaftsübernahme im griechischen Osten, so zeigt sich vorderhand ein Bild der Persistenz: Griechisch blieb als Kultur-, aber auch als Amtssprache erhalten; römische Wertvorstellungen wie etwa in Bezug auf Erziehung, oder kulturelle Leistungen wie das römische Literaturwesen wurden von den Griechen nicht weiter aufgegriffen.2 All diese Phänomene sprechen gegen einen gesellschaftspolitisch nachhaltigen Assimilierungsdruck seitens der Römer.3 Die teilweise ablehnende Haltung gegenüber römischen kulturellen Errungenschaften besitzt allerdings einen überaus selektiven Charakter: Elemente römischer Sachkultur werden nämlich immer dann übernommen, wenn sie einen unmittelbaren oder mittelbaren Vorteil bedeuten und insbesondere dann, wenn wesentliche Eigenarten griechischer Traditionen nicht aufgegeben werden müssen.4 Christoph Berns und Lutgarde Vandeput formulieren es trefflich: „Mit einer gewissen Beliebigkeit konnte, je nach aktuellem Bedarf an Muster aus dem einen oder anderen Bereich angeknüpft werden, ohne daß damit ein Bekenntnis oder eine ausschließliche Entscheidung für eine der beiden Kulturen verbunden war“.5 Die Verinnerlichung römischer zivilisatorischer Leistungen – wie etwa in der Architektur – führte aus Sicht der Griechen folglich keineswegs zur Aufgabe eigener Identitätsmerkmale.6 Dieser Kulturtransfer besitzt auch eine immaterielle Komponente, die sich exemplarisch in der Akzeptanz von Unterhaltungsformen römischer Provenienz wie etwa der Gladiatorenkämpfe widerspiegelt. Da ein Anpassungs- oder Akkulturationsdruck in diesem

1 Der Dank des Verf. gilt den Veranstaltern des Kolloquiums, Wolfgang Habermann, Hartmut Leppin und Peter Scholz (alle Frankfurt), für die Möglichkeit an diesem Symposium teilnehmen zu können. Teile der im Folgenden präsentierten Forschungen, insbesondere zum Vediusgymnasion in Ephesos, sind das Resultat einer interdisziplinären Zusammenarbeit. Stellvertretend für alle Beteiligten sei Martino La Torre (Wiesbaden) und Sabine Ladstätter (Wien) herzlich gedankt! Die Arbeiten zum Vediusgymnasion sind mittlerweile abgeschlossen: vgl. Steskal/La Torre 2008. 2 Vgl. Woolf 1994, 117; Steskal 2007, 115-123. 3 S. dazu Berns/Vandeput 2002, 1. 4 Vgl. Woolf 1994, 128-130. 5 Berns/Vandeput 2002, 3. 6 Woolf 1994, 130: „Greeks, however, … could discover the pleasure of enjoying baths and spectacula without feeling any the less Greek.“ – Vgl. auch Mattingly 2004, 19.

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Kontext nicht erkennbar ist, scheint sich zur Kaiserzeit im griechischen Osten auch keine ausgeprägte Résistance-Bewegung gegen diesen Kulturtransfer entwickelt zu haben. Gleichermaßen erwies sich auch die römische Gesellschaft für Einflüsse anderer Kulturbereiche offen; es kann daher von einem wechselseitigen, interkulturellen Austausch mit Synergieeffekten für alle Seiten ausgegangen werden. Ein besonders markantes Beispiel für die Verschmelzung römischen und griechischen Kulturgutes umgesetzt in Architektur verkörpern die kleinasiatischen BadGymnasion-Komplexe der Kaiserzeit.7 Bei den monumentalen Bädern handelt es sich meist um Varianten des Kaisertypus stadtrömischen Vorbildes,8 die mit einem voll entwickelten griechischen Gymnasion9 zu einer baulichen Einheit verbunden werden. Sie sind räumlich auf Westkleinasien konzentriert und werden primär im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet. Im Gegensatz zu den stadtrömischen Thermen, deren Bäder meist frei stehen und von Park-ähnlichen Palästren eingerahmt werden, schließen die Palästren in Kleinasien direkt an das Thermengebäude an. Die räumliche Organisation der kleinasiatischen Anlagen scheint in diesem Kontext einer hellenistisch geprägten Architekturtradition zu folgen.10 Was die Ausstattung dieser Bauten anbelangt, so erweisen sich die Gymnasien und die mit ihnen verbundenen Propyla und ‚Marmorsäle‘ als besonders repräsentativ mit Skulpturen, Reliefs, Marmorinkrustationen sowie aufwändiger Architekturornamentik ausgestaltet. Ein wesentliches Axiom des Kolloquiums zum hellenistischen Gymnasion im Jahre 2001 war es, das Gymnasion als Ort zu definieren, der primär der Sozialisation der Heranwachsenden und der Polisbürger diente.11 Demgegenüber stehen – zugegeben provokante – Aussagen, wie etwa von Alan Walmsley, dass es sich bei den kaiserzeitlichen Thermengymnasien Kleinasiens um einen anachronistischen Gebäudetyp gehandelt hätte, und dass die gesellschaftlichen Grundlagen, auf denen die Errich-

7 Vgl. etwa Yegül 2000, 144; Yegül 1991, 347; Ratté 2002, 29; Woolf 1994, 126 f. 8 Entsprechend der Typologie bei Krencker 1929, 174-187; vgl. auch Farrington 1987, 56 sowie Yegül 1995, 254: „Regardless of the important formative influences of local materials and techniques, the highly formalized and symmetrical planning of the bath-gymnasium in Asia Minor came under the strong influence of the imperial thermae developed in Rome by the middle of the first century after Christ.“ 9 Zur Definition des Begriffs Gymnasion als Überbegriff, unter dem verschiedene architektonische Einheiten wie Dromos, Xystos, Stoa, Palästra und Grünanlagen zu subsumieren sind, s. Wacker 2004, 349-362; Wacker 1996, 13 f.; Scholz 2004a, 11-24; Kyle 1987. Vgl. die einschlägige Beschreibung bei Vitr. 5, 11; dazu ausführlich: Glass 1967, 77 f.; Brödner 1983, 76 f.; zum Begriff ‚γυμνάζειν‘ siehe u. a. Christesen 2002, 7-37. 10 Yegül 1995, 250 f. 11 Bringmann 2004, 323-333; Scholz 2004b, 103-128.



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tung dieser Anlagen basierten, im 2. Jahrhundert bereits verloren waren.12 Sie wären daher ab dem 4. Jahrhundert aus dem Stadtbild verschwunden.13 Mit den Anlagen der Provinzhauptstadt Ephesos sowie von Milet werden im Folgenden die Bad-Gymnasien zweier bedeutender Städte der Provinz Asia hinsichtlich der eben genannten Theoreme einer funktionalen und bauhistorischen Analyse unterzogen. Folgende Denkmäler stehen dabei zur Diskussion: in Ephesos das Hafengymnasion, das Theatergymnasion, das Ostgymnasion und das Vediusgymnasion; in Milet die Thermen des Vergilius Capito und die Faustinathermen. Das gut 1.500 m² große, nordöstlich der Löwenbucht gelegene Bad am Humei Tepe,14 das ebenfalls über einen kleinen Peristylhof verfügt, kommt in diesem Kontext nicht zur Sprache. Es lässt ein wesentliches Charakteristikum eines Bad-Gymnasions vermissen und zwar ein voll ausgebildetes Gymnasion. Da bei der Definition bzw. der Identifizierung eines Gymnasions auch Begriffe wie Raumangebot, Fläche und Größe eine Rolle spielen, sind die Thermen am Humei Tepe für dieses Thema auszuschließen.15 Der mit 16 x 12 m überaus klein dimensionierte Peristylhof mit 3,80 m tiefen Säulenhallen sowie die Thermen besitzen eher privaten als öffentlichen Charakter. Die Palästra war nicht geeignet, den soziokulturellen oder gymnischen Bedürfnissen eines Gymnasions nachzukommen. Betrachtet man vorweg die urbanistische Einbindung dieser Anlagen, zeigt sich: Die Bewohner von Ephesos hatten maximal 400 m Wegstrecke bis zur nächsten öffentlichen Therme zurückzulegen.16 Noch gar nicht berücksichtigt sind in dieser Berechnung die sicher zahlreichen kleineren Balnea, die noch nicht identifiziert wurden. Nicht viel größer war die Distanz zwischen den Bad-Gymnasien, vor allem wenn man im Bereich des Oberen Staatsmarktes und den dortigen Thermen ein weiteres – allerdings nicht endgültig nachgewiesenes – Gymnasion postuliert.17 So würde sich nur zwischen dieser Anlage und dem Theatergymnasion ein größerer Abstand von ca. 800 m Wegstrecke ergeben.

12 Vgl. Walmsley 1996, 148. 13 So etwa in Handbüchern zu Thermenarchitektur und Badewesen ventiliert: Yegül 1995, 313; Nielsen 1993, 104 f. 14 Die unausgegrabene Anlage wird in die zweite Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. (Yegül 1995, 256. 266) bzw. an die Wende des 1. zum 2. Jh. n. Chr. datiert (Nielsen 1993, 102-103; Krencker 1929, 283 f.); s. auch Kleiner 1968, 99-101; von Gerkan 1928, 126-142, bes. 138-142. 15 Die Anwendung solcher Parameter ist zur Abgrenzung vom Peristyl in privatem Ambiente uner­ lässlich. 16 S. vor allem Groh 2006, 47-116, bes. 103 f.; La Torre 2006a, 97. 17 Ehemals fälschlich als „Variusbad“ bezeichnet. Zum Gebäude: Keil 1930, Beibl. 29-31; Eichler 1968–71, Grabungen 15; Vetters 1972, 85; Vetters 1973, 178; Alzinger 1974, 55 f.; Vetters 1976, 495; Knibbe/Merkelbach 1978, 99; Engelmann 1993, 288 f.; Fontani 1999, 263-267; Thür 2007, 403–414.

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Die städtebauliche Organisation der Bad-Gymnasien orientierte sich ausgehend vom vorgegebenen Stadtraster am vorhandenen, in der mittleren Kaiserzeit wohl knappen Bauland und der Bevölkerungsdichte des jeweiligen Stadtviertels. Die Frequenz von Passanten an übergeordneten Verkehrswegen bildete ebenfalls einen wesentlichen Faktor für die Auswahl des Bauplatzes. Die teilweise exponierte Lage der Thermen an den Stadträndern ist auch auf die Vorbeugung von Bränden oder Rauchbelästigung sowie auf eine effiziente Abwasserbewirtschaftung zurückzuführen. Mit den ausgreifenden Bauvolumina der Thermengymnasien, ihren exponierten Lagen und ihren beträchtlichen Höhen18 fungierten sie als das Stadtbild prägende Elemente. Auch in Milet beträgt der Abstand zwischen den bekannten Badeanlagen max. 400 m.19 Eine vergleichbare Dichte an Bad-Gymnasien ist in der Kaiserzeit allerdings – wie auch in anderen Städten Kleinasiens – nicht nachzuweisen.

2 Die Bad-Gymnasien von Milet Das älteste der milesischen Bad-Gymnasien befindet sich etwa 150 m südlich der Löwenbucht. Es handelt sich dabei um die ca. 3.650 m² große, von Gnaeus Vergilius Capito zur Zeit des Kaisers Claudius (41–54 n. Chr.) gestiftete Anlage (Abb. 1).20 Die als Quadriporticus ausgelegte Palästra ist durch einen 30 x 27 m großen Hof, der an allen vier Seiten von 3,50–5 m tiefen Säulenhallen umgeben ist, charakterisiert. Zugänge besaß das Gebäude an der Nord-, Süd- und Westseite der Palästra. Die Säulenreihe der Osthalle ist als Kreisbogen ausgebildet, dessen hypothetischer Mittelpunkt auf der Längsachse der Palästra liegt. Innerhalb dieses Kreisbogens befindet sich eine 1,14 m tiefe Natatio. Fritz Krischen rekonstruiert die Säulenhallen an allen vier Seiten zweigeschos21 sig. Reinhard Köster vermutet dies lediglich für die östliche Stoa:22 Er begründet dies primär mit dem Fehlen von Auflagerspuren und Dübellöchern an einem Großteil der Oberseiten der Geisonblöcke des Untergeschosses. Die zweigeschossige Ostseite sei ihmzufolge mit einer vor- und zurückspringenden Tabernakelarchitektur mit einem gesprengten Giebel in der Mitte versehen gewesen. Doch auch er gesteht, dass auf Basis der Zeichnungen von Fritz Krischen und ohne neue Bauaufnahme die Anbringung der Stifterinschrift auf dem Gebälk noch nicht befriedigend gelöst sei.

18 Vediusgymnasion 32 m, Ostgymnasion ca. 20 m, Hafenthermen ca. 22 m. 19 Zum städtebaulichen Entwurf von Milet s. Hoepfner/Schwandner 1986, 7-12. 20 Krischen 1928a, 22-36; Nielsen 1993, 102-103; Yegül 1995, 254-256; Kleiner 1968, 93-99. – Zur Inschrift: Rehm 1928, 159 Nr. 329; Herrmann/McCabe 1986, 189. Zu den milesischen Thermen allgemein: Tuttahs 2007, 253-327. 21 Krischen 1928a, 27. 22 Köster 1993, 429-436.



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Abb. 1: Milet. Capitothermen – Blick ins Laconicum/Sudatorium. Foto: Martin Steskal.

Der etwa 0,70 m höher gelegene Badblock war von der Palästra aus über eine zentrale Treppe erreichbar. Weitere Zugänge von der Palästra wurden postuliert,23 sind aber nicht gesichert. Die Baderäume sind bereits an einer Längsachse ausgerichtet und folgen einer noch nicht vollends entwickelten Axialsymmetrie, wie sie etwas später bei den Thermen vom Kaisertypus maßgeblich werden sollte. Bei den Nero-Thermen in Rom ist dieses Prinzip erstmals in der Bäderarchitektur verwirklicht.24 Die Identifizierung der einzelnen Baderäume in den Capitothermen ist noch nicht endgültig geklärt: An der Längsachse befinden sich ein Apodyterium sowie ein hypokaustiertes Tepidarium und Caldarium. Das zentrale Tepidarium könnte von zwei Frigidarien flankiert gewesen sein. Von Interesse ist vor allem ein Rundraum im Norden des Gebäudes, der als Laconicum/Sudatorium zu deuten sein könnte. Die Capitothermen gelten als erste Anlage, in der das Gebäudekonzept des BadGymnasions umgesetzt ist.25 An welcher Stelle hätte dies auch besser geschehen können, wo doch unmittelbar im Süden an die Capitothermen angrenzend seit dem

23 Krischen 1928a, 32. 24 Vgl. Nielsen 1993, 103; Tuchelt 1974, 147-169. 25 Vgl. Yegül 1995, 254-256.

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Abb. 2: Milet. Faustinathermen. Foto: Martin Steskal.

2. Jahrhundert v. Chr. ein als Quadriporticus gestaltetes Gymnasion, mit dem es über die ionische Halle verbunden war, ein wunderbares Vorbild abgab. Die milesischen Faustinathermen liegen etwa 150 m südlich des Theaters, unmittelbar an die Nordostecke des Stadions anschließend (Abb. 2).26 Warum die etwa 2 ha große Anlage um etwa 20° gegen den Uhrzeigersinn aus dem Stadtraster gedreht ist, ist bis dato noch nicht vollends erklärt. Fritz Krischen führte spezifische topografische Charakteristika des Bauplatzes, und zwar ein ausgetrocknetes Flussbett, ins Treffen;27 mit Sicherheit war der Bauplatz aber durch den Verlauf der Theaterbucht geprägt.28 Ein günstiges Nebenprodukt: Die Ausrichtung der Warmbaderäume nach Süden erlaubte eine optimale Nutzung der Sonneneinstrahlung. Der Bau wird als Weihung an Faustina die Jüngere, die Frau von Kaiser Marc Aurel, ins 3. Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert. Die Faustinathermen sind das besterhaltene Bad mit asymmetrischem und nicht axialem Grundriss in Kleinasien.29

26 Krischen 1928b, 50–125; Krencker 1929, 284 f.; Kleiner 1968, 101–109; Yegül 1995, 291; Schneider 2009, 121–141 mit weiterer Lit.; Schneider 2012. 27 Krischen 1928b, 50 f. 28 Vgl. dazu Schneider 1999, 69 Anm. 315. 29 Seit dem Jahr 2006 führt das DAI und die Antikensammlung Berlin neue Forschungen zur Bau­ geschichte, zum architektonischen Aufbau und zur Ausstattung der Faustinathermen durch, die zu weitreichenden, neuen Ergebnissen führen werden.



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Die 62 x 64 m große, an vier Seiten von Säulenhallen umgebene Palästra ist nur marginal ausgegraben, daher wissen wir auch nichts über ein weiteres Raumangebot an den Säulenhallen. Ein solches Raumangebot ist insofern zu fordern, als eine Inschrift in Didyma dezidiert ein Gymnasion der Faustina nennt.30 Es ist somit von weiteren Räumlichkeiten auszugehen. Die Hoffläche war ungepflastert. Die Palästra vermittelt über enge Türen in einen gut 63 m langen und 11,50 m breiten Saal mit je 13 etwa 2 bis 3 m breiten Kammern an den Langwänden. In den Kammern fanden sich tlw. sekundäre Bänke; primär waren sie zur Aufnahme von Klinen gedacht. Eine Interpretation des Saales einerseits als Apodyterium, andererseits aber als basilica thermarum und somit als Ambulatio oder Ambulacrum erscheint daher als möglich, die letztere Deutung als zielführend.31 Das Apodyterium wäre im Verhältnis zur Therme nämlich überproportioniert. So ist der Raum vielmehr als Örtlichkeit zu sehen, die den gesellschaftlichen Aktivitäten, die mit dem Badbesuch einhergingen, einen repräsentativen Rahmen gaben. Die kleinen Exedren wären in diesem Kontext als Séparées und Rückzugsmöglichkeiten mit erhöhter Privatheit zu verstehen. Nördlich an diesen Saal schloss ein 17,50 x 15 m großer Raum an, der durch einen Wandbogen von der basilica thermarum getrennt war. Auf der Laibung dieses Bogens fand sich eine Bauinschrift, die einen Umbau der Faustinathermen im späten 3. Jahrhundert n. Chr. durch den Asiarchen Makarios belegt.32 In seiner Nordwand besitzt der Raum eine Apsis mit vier halbrunden Nischen. Der Raum wurde nach den dort gefundenen Musenstatuen als ‚Musensaal‘ bezeichnet.33 Wie Carsten Schneider überzeugend zeigen konnte, gehören diese Statuen aber keineswegs der originalen Ausstattung an, sondern einer sekundären im 4. Jahrhundert n. Chr., die mit dem Einbau eines Pulpitums korreliert und als deren Urheber der Asiarch Tatianos zu benennen ist.34 Das Pulpitum wurde in der Höhe der Nischen in die Apsis eingebaut. Die breite Bogenöffnung zwischen dem ‚Musensaal‘ und der basilica thermarum verbindet die beiden Räume nicht nur architektonisch, sondern auch funktional. Schneider definiert den ‚Musensaal‘, dessen ursprüngliche Interpretation als Museion oder Vortragssaal fälschlich von einer primären Aufstellung der Statuen in diesem Raum ausgegangen ist, als repräsentativen Empfangsraum im weitesten Sinne, wörtlich als „V.I.P. Lounge unserer Zeit“.35 In seiner Konzeption erinnert er daher an die reich ausgestatteten ephesischen ‚Kaisersäle‘, deren Bestimmung ebenso im gesellschaftlichen Bereich zu suchen sind.

30 CIG II 1/2, 563 Nr. 2881; Rehm 1958, 114 Nr. 84. 31 S. vor allem Schneider 1999, 57-69. 32 Vgl. Rehm 1928, 164 f. Nr. 339; Herrmann 1996, 112-114 Nr. 339; Schneider 1999, 52. 33 S. Drexel 1928, 94-96; Manderscheid 1981, 43 f. 34 Schneider 1999, 47-54. 65; Herrmann 1996, 114 Nr. 340; Rehm 1928, 166 f. Nr. 340. 35 Schneider 1999, 66–69.

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Grundrisslich ist eine Trennung von Gymnasion und Therme augenscheinlich, die auch den technischen und funktionalen Erfordernissen nachkommt. Südlich der basilica thermarum liegt ein Raum, der wohl als Apodyterium fungierte und von dem aus die ringförmig angeordneten Baderäume zu durchlaufen waren. Verlässt man das Apodyterium nach Norden, gelangt man über ein Tepidarium (?) in das Frigidarium mit einer 6,50 x 12 m großen Piscina und einer noch weiter nördlich anschließenden Natatio, die später in ein Wasserreservoir umfunktioniert wurde. Über einen kleinen Schleusenraum erreichte man schließlich das 15 x 27 m große Caldarium, den größten Raum der Therme, mit insgesamt vier Alvei, um den sich die Wirtschafts- und Heizräume gruppierten. Obwohl kein Alveus sicher nachzuweisen ist, wird auch der südlich an das Caldarium anschließende und mit 12 x 20 m zweitgrößte Raum der Therme als Caldarium angesprochen. Westlich davon fanden sich zwei rechteckige, hypokaustierte Räume – jedoch ohne eigene Präfurnien –, die wohl als Tepidarien bzw. Unctorien genutzt werden konnten.

3 Die Bad-Gymnasien von Ephesos In Ephesos ist der chronologisch älteste Bad-Gymnasion-Komplex durch das in domitianischer Zeit errichtete, nördlich der Arkadiane gelegene Hafengymnasion repräsentiert (Abb. 3).36 Das Gebäude wurde am Ende des 19. Jahrhunderts und in den 1930er Jahren feldarchäologisch untersucht. Eine entsprechende Auswertung liegt in publizierter Form jedoch nicht vor. Der Bau ist in drei Teile gegliedert: die Thermen im Westen, die Palästra mit quadratischem, 90 x 90 m großem Peristylhof in der Mitte und die 200 x 240 m großen, sog. ‚Verulanushallen‘ im Osten. Bei der Bezeichnung ‚Verulanushallen‘ handelt es sich um einen modernen Begriff, der auf die Stiftung von marmornen Wandverkleidungsplatten in hadrianischer Zeit (131 n. Chr.) durch den inschriftlich genannten Asiarchen Gaius Claudius Verulanus Marcellus (IvE 430) zurückzuführen ist. Die antike Bezeichnung dieser Hallen dürfte Xystos bzw. Xystoi gelautet haben. Für das Hafengymnasion ist zudem die Bezeichnung ‚Kaiserthermen‘ (βαλανεῖα τῶν Σεβαστῶν bzw. Σεβαστοῦ; IvE 1104. 1125. 1155) und ‚Kaisergymnasion‘ (Σεβαστὸν γυμνάσιον; IvE 621. 633. 661) überliefert. Therme, Palästra und Xystos gehören einem einheitlichen, in kurzer Zeit realisierten Baukonzept an.37 Als Stifter zumindest von Teilen

36 Zum Hafengymnasion u. a.: Keil 1933, Beibl. 14–23; Benndorf 1906, 181-204; Benndorf 1898, Beibl. 62-69; Heberdey 1904, Beibl. 43; Maccanico 1963, bes. 45-47; Friesen 1993, 121-137; Yegül 1995, 272 f.; Scherrer 1997a, 112. 37 Vgl. W. Alzinger, RE Suppl. 12, 1970, 1610 f., s. v. „Ephesos B“; anders: Fasolo 1962, 30-41.



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Abb. 3: Ephesos. Hafengymnasion. Foto: Martin Steskal.

der Anlage ist inschriftlich Tiberius Claudius Aristion38 bekannt, der wahrscheinlich den ‚Marmorsaal‘ an der Südseite der Palästra errichten ließ. Grundrisstypologisch steht der Komplex mit seinen in zwei Reihen angeordneten Baderäumen den Hadriansthermen von Aphrodisias39 nahe. Die gewaltige ephesische Anlage, die in ihren Ausmaßen von knapp 70.000 m² in der antiken Welt ohne Beispiel ist, wird im dritten Viertel des 3. Jahrhunderts – wahrscheinlich durch eine Naturkatastrophe – partiell zerstört.40 Die Thermen werden in der Mitte des 4. Jahrhunderts als thermae Constantianarum jedoch wieder aufgebaut.41 Die beträchtlichen Flächen, die durch die Zerstörungen der Palästra und der ‚Verulanushallen‘ verfügbar wurden, werden in der Folge zur Errichtung von repräsentativen Wohnbauten genutzt.42

38 Zur Person u. a.: Schulte 1994, 158 f. Nr. 57; Halfmann 1979, 112. 133; Scherrer 1997b, 113-139; Quass 1993, 159; Campanile 1994, 37 f. Nr. 12. 39 Vgl. dazu u. a.: Yegül 1995, 273-278; Erim 1986, 95-98; Crema 1939, 263-281. 40 S. Benndorf 1906, 184; Foss 1979, 60 und Yegül 1995, 313, die die Zerstörung mit dem Goteneinfall in den 60er Jahren des 3. Jhs. n. Chr. in Verbindung bringen. Tatsächlich wird für die massiven Zerstörungen eher eine Naturkatastrophe wie etwa ein Erdbeben in Betracht zu ziehen sein. Vgl. in diesem Zusammenhang Karwiese 1985, 126-131, der ein schweres Erdbeben in dieser Region ins Jahr 262 n. Chr. datiert. Kritisch dazu: Ladstätter 2002, 26-29. – Gegen eine verbindliche Datierung der Zerstörung des Hafengymnasions spricht sich W. Alzinger, RE Suppl. 12, 1970, 1611, s. v. „Ephesos B“ aus. 41  Bereits in diokletianischer Zeit sind Renovierungsmaßnahmen durch den procos. Asiae Artorius Maximus nachgewiesen (IvE 621). 42 Seit dem Jahr 2006 wird die spätantike/byzantinische Überbauung der Palästra des Hafen­gym­ nasions sowie der ‚Verulanushallen‘ neu untersucht.

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Abb. 4: Ephesos. Theatergymnasion. Foto: Martin Steskal.

Unmittelbar im Osten an die ‚Verulanushallen‘ anschließend wird wahrscheinlich in hadrianischer Zeit das sog. Theatergymnasion errichtet (Abb. 4).43 Die Tatsache, dass es sich bei diesem von Franz Miltner zwischen 1928 und 1930 partiell untersuchten Gebäude, nach zahlreichen Mutmaßungen tatsächlich um einen weiteren BadGymnasion-Komplex handelte, wurde vom Grabungsleiter zunächst mit Entsetzen quittiert. Josef Keil, der in diesem Gebäude lieber einen Statthalter-Palast gesehen hätte, notiert in sein Tagebuch:44 „Damit ist die gefürchtete und ungern gemachte Annahme, daß wir wiederum ein Gymnasion mit Bad vor uns haben, zur großen Wahrscheinlichkeit geworden.“ Grundrisstypologisch steht das Theatergymnasion mit seinen U-förmig umlaufenden Hallen im Badblock der Therme des Ostgymnasions sowie dem Bad-Gymnasion-Komplex in Alexandria Troas nahe. Die Anlage in Alexandria Troas wird als Stiftung des Herodes Atticus interpretiert und um 135 n. Chr. datiert.45 Für die Palästra mit einem 70 x 30 m großen, an drei Seiten von Säulenhallen umgebenen Hof ist eine

43 Zum Theatergymnasion u. a.: Keil 1929b, Beibl. 42-45; Keil 1930, Beibl. 18-29; Keil 1932, Beibl. 16-25; Maccanico 1963, bes. 42 f.; Yegül 1995, 279-282. 44 Josef Keil: Tagebucheintrag vom 12.10.1929 (Archiv ÖAI Wien). 45 Zum Thermengymnasion von Alexandria Troas u. a.: Koldewey 1884, 36-48; Smith 1979, 2350; Krencker 1929, 285–287; Yegül 1995, 282. Beobachtungen zur Bauornamentik, insbesondere zu den Kapitellen des Theatergymnasions, ermöglichen es, die Datierung des Gebäudes kurz nach



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Abb. 5: Ephesos. Ostgymnasion. Foto: Martin Steskal.

Umgestaltung in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu fordern, die in der Bauornamentik ihren Niederschlag findet. Die Palästra ist überaus klein konzipiert und besitzt an ihrer Nordseite unmittelbar vor der Thermenfront eine tribünenförmige Konstruktion: Hinter vier Reihen von Sitzstufen befindet sich eine schräg ansteigende Ebene, die gemeinsam als Sitz- bzw. Stehplätze genützt werden konnte. Palästra und Thermen des in den 1930er Jahren untersuchten Ostgymnasions46 gehören ebenfalls unterschiedlichen Baukonzepten an (Abb. 5). Während der Badblock mit seinen U-förmig umlaufenden Hallen zeitlich in der Mitte der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anzusiedeln ist, stellt die Palästra mit ‚Marmorsaal‘ und Auditorium an der West- bzw. Ostseite einen späteren Umbau dar. Eine Analyse der Bauornamentik setzt den Umbau der Palästra in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.47 Zu dieser Zeit wird auch der Peristylhof mit Marmor gepflastert.

Fertigstellung des Hafengymnasions zu postulieren. S. dazu: Plattner 2003, 229 f.; Plattner 2002, 237-249; Heilmeyer 1970, 94 Taf. 27, 3; Strocka 1988, 302; Steskal 2003a, 231. 46 Zum Ostgymnasion u. a.: Keil 1932, Beibl. 23-52; Keil 1933, Beibl. 6-13; Maccanico 1963, bes. 4345; Yegül 1995, 279-282. – Eine vollständige, publizierte Auswertung des Komplexes liegt nicht vor. 47 Die Verwendung des ab der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. auftretenden Typus von Kompositkapitellen mit Schnurstab ist in diesem Kontext ein eindeutiges Indiz. Vgl. Plattner 2002, 237-249; Plattner 2003, 219 f.

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Abb. 6: Ephesos. Vediusgymnasion – Luftbild. Foto: Nicolas Gail.

Über das ursprüngliche Aussehen der Palästra im Ostgymnasion kann ohne weitere feldarchäologische Untersuchungen nur noch gemutmaßt werden. Josef Keil erwog – in Analogie zum Theatergymnasion – eine tribünenhafte Konstruktion an der Nordseite der Palästra, die etwa um 2 m tiefer als das Niveau der jüngeren Palästra gelegen wäre.48 Die Frage nach den Bauherren von Theater- und Ostgymnasion ist bis heute nicht befriedigend geklärt.49 Für den Umbau der Palästra des Ostgymnasions dürfte aber dieselbe Person verantwortlich zeichnen wie der Bauherr des jüngsten ephesischen Bad-Gymnasions, nämlich Publius Vedius Antoninus. Entsprechend seiner Bauinschrift wird um 150 n. Chr.50 als jüngster der vier ephesischen Bad-Gymnasion-Komplexe das von M. Claudius P. Vedius Antoninus Phaedrus Sabinianus51 gestiftete Vediusgymnasion eingeweiht (Abb. 6).52 In der Antike

48 Keil 1932, Beibl. 32-34. 49 Zur Diskussion um den Bauherrn des Ostgymnasions s. Steskal 2003a, 232 f.; in Bezug auf das Theatergymnasion gibt es bis dato keine Anhaltspunkte. 50 Der Fund eines Kaiserbriefes des Antoninus Pius in den ephesischen ‚Verulanushallen‘ im Jahr 2013 und die einhergehende Umdatierung des Prokonsulats des Lucius Antonius Albus in der Provinz Asia verweisen neuerdings auf eine Datierung um 160 n. Chr., wie Hans Taeuber zu beweisen versucht. 51 Zur Person u. a.: Steskal 2001, 177–188; Halfmann 1979, 169 f. Nr. 84b; Schulte 1994, 172 f. Nr. 93; J. Keil, RE VIII A 1, 1955, 566, s. v. „Vedius“; Kalinowski 2002, 109-149; Campanile 1994, 113-116 Nr. 115c. 52 Zum Vediusgymnasion u. a.: Steskal/La Torre 2008; Steskal/La Torre 2001, 223-246; Steskal/ Ladstätter 2004, 237-249; Steskal 2003b, 157-172; La Torre 2006b, 87-93; La Torre 2006c, 87-93;



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ist es als γυμνάσιον πρὸς τῷ Κορεσσῷ überliefert.53 Das Gebäude wurde zwischen 1927 und 1929 von Max Theuer sowie zwischen 1954 und 1958 von Franz Miltner untersucht und stand zwischen den Jahren 2000–2006 wieder im Mittelpunkt österreichischer Forschungen in Ephesos. Das Thermengymnasion besitzt östlich an den Badblock anschließend eine 48 x 60 m große Palästra mit einem etwa 40 x 50 Meter großen, an allen vier Seiten von Säulenhallen umgebenen Hof. Der Bodenaufbau des Hofes bestand aus einer Stickung von kleinen Bruchsteinen in Mörtel als mögliche Unterkonstruktion eines Plattenbelages. Über die Südseite des Peristyls konnte der Komplex durch ein dreiachsiges, monumentales Propylon betreten bzw. verlassen werden. In den Badblock integriert, öffnet sich an der Ostseite der Therme eine durch sechs Doppelhalbsäulenpfeiler vom Peristyl geschiedene Exedra, die von den Ausgräbern der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts etwas unglücklich als ‚Kaisersaal‘ bezeichnet wurde. Treffender wäre eine neutrale Bezeichnung als ‚Marmorsaal‘ gewesen. Die Nutzung dieses Raumes als Ort der Ausübung des Kaiserkultes, wie es der Name impliziert, greift nämlich zu kurz und ist präjudizierend.54 Die sog. ‚Kaisersäle‘ in den ephesischen Bad-GymnasionKomplexen müssen hinsichtlich ihrer Primärnutzung – man denke an den ‚Musensaal‘ der Faustinathermen in Milet – als multifunktionale Einrichtungen, d. h. als Orte der Selbstdarstellung der Stifter, der Repräsentation sowie als Versammlungs- oder Clubsäle verstanden werden.55 Sämtliche Argumente, die diese Räume mit der Ausübung des Kaiserkultes in Verbindung brachten, sind mittlerweile zu revidieren: So entspricht das von den Ausgräbern der 1920er Jahre in situ vorgefundene Ensemble „Basis und Altarkörper“ vor der erhöhten Mittelnische, dessen schiere Existenz als maßgebliches Argument für eine Zuordnung zum Kaiserkult herangezogen wurde,56 nicht dem originalen, sondern einem sekundären Kompositionsschema. Der Altar, dem zur typologischen Einordnung jegliche spezifische Charakteristika wie etwa pulvini, Volutengiebel, Eckakrotere, Focusschranken sowie der Altarfocus selbst fehlen, besitzt weder Reliefs noch eine Inschrift, die eine Zuweisung des Altares zum Kaiserkult rechtfertigen würden. Das Fehlen jeglicher Porträtplastik von Repräsen-

La Torre/Steskal 2012, 283-288; Keil 1929a, Beibl. 20-45; Keil 1929b, Beibl. 21-33; Keil 1930, Beibl. 17 f.; Miltner 1955, Beibl. 23-26; Fasolo 1962, 31-40; Krencker 1929, 287 f.; Maccanico 1963, bes. 38–42; Yegül 1995, 282-284. 53 Aristeid. Ἱερῶν λόγων β 82 (p. 413 Keil); in IvE 438 wird es lediglich als γυμνάσιον bezeichnet. 54 Die Zuweisung der ‚Kaisersäle‘ zum Kaiserkult wird u. a. vertreten durch Yegül 1982, 7-31; Manderscheid 1981, 36 f.; Aupert 1991, 185-192. – Anders: Rumscheid 2000, 44 f. und Price 1984, 144 Anm. 34; Burrell 2006, 437-469; Steskal/La Torre 2008, 295 f.; Auinger 2011, 117-129. 55 S. dazu: Schneider 1999, 66-69; Steskal 2003b, 161-163; Steskal 2008, 293-302; Steskal 2003a, 234. 56 Keil 1929a, Beibl. 36.

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tanten des Kaiserhauses ist der Anwendung des Begriffes ‚Kaisersaal‘ ebenso wenig förderlich.57 Die doppel-T-förmigen Hallen in den Thermen scheinen eine Weiterentwicklung der U-förmigen basilicae thermarum, die beispielsweise im Theater- oder Ostgymnasion anzutreffen sind, zu sein. Mit seinen an einer zentralen Achse angeordneten Baderäumen, an der sich auch die Palästra orientiert, steht das Gebäude grundrisstypologisch dem Bad-Gymnasion-Komplex von Sardes58 nahe. Während für das Hafen-, Theater- und Ostgymnasion nur wenige Informationen über Bau- und Nutzungsgeschichte vorliegen, konnte die Nutzungsgeschichte des Vediusgymnasions in den letzten Jahren weitgehend geklärt werden: Wie wir heute wissen, steht der Komplex nach einer groß angelegten Revitalisierung im ersten Viertel des 5. Jahrhunderts bis ans Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. als Therme in Nutzung, ehe er in der Mitte des 6. Jahrhunderts in Folge eines Großfeuers zerstört wird.59 Von der Revitalisierung des Gebäudes im ersten Viertel des 5. Jahrhunderts n. Chr. zeugt beispielsweise die Verlegung neuer Pavimente, wie etwa eines Marmorplattenpaviments in der basilica thermarum, eines opus sectile im ‚Marmorsaal‘ sowie neuer Mosaikböden in den Hallen der Palästra. In den Exedren der basilica thermarum werden die ursprünglichen Wasserbecken aufgegeben und durch umlaufende Sitzbänke ersetzt. Zur selben Zeit wird auch der ‚Marmorsaal‘ mittels Schrankenplatten, die in die sechs Doppelhalbsäulenpfeiler sekundär eingelassen wurden, abgeschlossen. Durch diese bewusst konstruierte Unzugänglichkeit erhält der Raum einen rein dekorativen und musealen Charakter.60

4 Synthese Dienten die Thermen zu allen Zeiten der Körperpflege, Gesundheit, Erholung, aber auch als Treffpunkt unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, so ist die Funktion der Gymnasien genauer zu beleuchten. Der Umbau der Palästra im Ostgymnasion in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., ihre Verkleinerung, die Errichtung eines sog. Auditoriums an deren Ostseite und die Pflasterung des Peristylhofes mit Marmor verdeutlichen in diesem Kontext einen allgemeinen Funktionswandel. Die Palästra scheint mit diesem veränderten architektonischen Konzept ihren gymnischen Charakter völlig verloren zu haben. Sportliche Betätigung in größerem Rahmen kann im

57 Die Bearbeitung der Skulpturenausstattung wurde im Rahmen eines FWF-Projektes (P18605; Leitung: Maria Aurenhammer) von Johanna Auinger übernommen; vgl. AUINGER 2005; AUINGER 2011, 117–129; AUINGER/RATHMAYR 2007, 237–269. 58 Vgl. Yegül 1986; Yegül 1995, 282-284. 59 Steskal/La Torre Wien 2008. 60 Vgl. den ähnlichen Befund auf der Kuretenstraße in Ephesos: Thür 1999, 104-120; Roueché 2002, 527-546; Brands 2003, 11.



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Bereich der mit Marmor gepflasterten Palästra ab diesem Zeitpunkt ausgeschlossen werden. Auch für das Vediusgymnasion kann eine Pflasterung des Peristylhofes vermutet werden.61 Waren diese Palästren auch multifunktional angelegt, so fungierten sie wohl schon von Anfang an als Zentren geistiger Interaktion. Dieses Phänomen wird durch die Einrichtung des Vortragssaales in der Palästra des Ostgymnasions eindrucksvoll dokumentiert. Es bestand zudem die Möglichkeit, sportliche Aktivitäten auszulagern: Dies belegt die auffällige Nähe von Bad-Gymnasien bzw. Thermen zu Stadien oder ähnlich zu nutzenden Gebäuden und Flächen. Besonders deutlich wird dies bei den Faustinathermen in Milet und dem Vediusgymnasion in Ephesos, die unmittelbar an ein Stadion angrenzen. Eine ähnliche Situation lässt sich aber auch in Laodikeia, Nysa und Aizanoi nachweisen, wo wie in Ephesos und Milet ein Bad-Gymnasion-Komplex oder eine Therme neben dem benachbarten Stadion errichtet wurde.62 Eine vergleichbare Konstellation kann für das Hafen- und Theatergymnasion in Ephesos konstatiert werden: Mit den ‚Verulanushallen‘ stand ein multifunktional nutzbares Areal von nicht unbeträchtlichen Ausmaßen zur Verfügung, das zur körperlichen Ertüchtigung frequentiert werden konnte.63 Dies scheint insbesondere vor dem Hintergrund von Bedeutung, als die überaus klein konzipierte Palästra des Theatergymnasions für groß angelegte sportliche Aktivitäten ungeeignet gewesen ist. Die geringe Größe der Palästren in den ephesischen Bad-Gymnasion-Komplexen bedingte offenbar von jeher eine Auslagerung groß angelegter sportlicher Aktivitäten. Lediglich für das Ostgymnasion kann ein entsprechender Sportplatz bis dato nicht nachgewiesen werden. Die Multifunktionalität der Anlagen wird vielleicht auch durch die statuarische Ausstattung der Gymnasien dokumentiert: Die in den Palästren sehr häufig aufgestellten Statuen des Herakles bzw. Hermes nahmen als Schutzgötter der Gymnasien traditionell „Aufgabenfelder“ im athletisch-sportlichen (Herakles) und musischphilosophischen Bereich (Hermes) wahr.64 Man kann daher davon ausgehen, dass die Palästren der ephesischen und milesischen Bad-Gymnasien trotz multifunktionaler Planung schon mit deren Errichtung und besonders nach ihren Umgestaltungen vorrangig als Bildungs- und Ausbildungszentren genutzt wurden und somit einen wesentlichen Bestandteil des kulturellen und geistigen Lebens in der Stadt bildeten. In den weit gefächerten Nutzungsmöglichkeiten der Gymnasien scheint auch ihr Erfolg gelegen zu haben: Durch die offene Bauform konnten neue Trends und Moden

61 Eine gepflasterte Palästra befindet sich auch im kaiserzeitlichen Bad-Gymnasion des benachbar­ ten Metropolis, das aktuell von Serdar Aybek ausgegraben wird. 62 Vgl. Yegül 1995, 308 f. 63 Yegül 1995, 308: „…, the vast triple-colonnaded enclosure (200 × 240 m) might have been the most impressive and commodious sports arena of the Classical world.“ 64 Zur Aufstellung von Hermen in Gymnasien und Palästren allgemein: Rückert 1998, 126-132; Delorme 1960, 337-352; Vorster 1988, 7-34; Wacker 1996, 114 f.; Steskal 2003a, 235 f.; Hanslmayr.

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in der Freizeitgestaltung, aber auch in Bildungskonzepten jederzeit übernommen oder angepasst werden. Handelt es sich bei den kaiserzeitlichen Bad-Gymnasien Kleinasiens nun um einen anachronistischen Bautypus und verschwinden sie im 4. Jahrhundert aus dem Stadtbild? Tatsächlich ist kaum einer der kleinasiatischen Bad-Gymnasion-Komplexe in seinen spätantiken Bau- und Nutzungsphasen wirklich untersucht. Aber dort, wo eine solche Untersuchung erfolgte, widerspricht der archäologische Befund dieser Theorie. Für das Vediusgymnasion in Ephesos ist nicht nur eine Nutzung bis ans Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. nachgewiesen, sondern auch eine kostenintensive Neuausstattung des Gebäudes im ersten Viertel des 5. Jahrhunderts belegbar, die das Gymnasion sehr wohl mit einbezog. Auch in Milet erfährt der zum Gymnasion der Faustinathermen gehörige ‚Musensaal‘ im 4. Jahrhunderts eine Neugestaltung. Ohne von diesen Einzelbefunden auf ein repräsentatives und allgemein gültiges Erklärungsmodell zu schließen, scheint dennoch ein völliges Verschwinden der Gymnasien und Bad-Gymnasien als Bauform aus den Städten des griechischen Ostens ab dem 4. Jahrhundert nicht argumentierbar. Tatsache ist freilich auch, dass dieser Gebäudetypus nach dem 2. Jahrhundert n. Chr. kaum noch rezipiert wird, und dass Neubauten ausbleiben. Neben einem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang ab dem 3. Jahrhundert ist es wohl vor allem dem Nachlassen privater Bautätigkeit und privater Stiftungen zuzuschreiben, dass die Errichtung solcher Gebäude und insbesondere ihr Betrieb nur mehr schwer zu finanzieren waren.65 Für den speziellen Fall von Ephesos kommt hinzu, dass es schlicht keinen Bedarf für einen weiteren Bad-Gymnasion-Komplex solcher Größe gegeben haben wird. Und gerade der Aspekt des Euergetismus wirft ein sehr deutliches Licht auf die Frage nach Antiquiertheit oder Aktualität der Bad-Gymnasien in der Kaiserzeit: So ist es kaum vorstellbar, dass sich einer der freigebigsten Mäzene des kaiserzeitlichen Ephesos, nämlich Publius Vedius Antoninus, der sich in besonderer Weise als Bauherr hervor tat,66 in einem anachronistischen Gebäude repräsentiert sehen wollte. Dies umso mehr als der Euergetismus privater Stifter niemals ohne Eigennutz ausgeübt wurde. Die Motive für private Stiftungen in der römischen Kaiserzeit spiegeln eine Geisteshaltung wider, die sowohl von kurzfristigem politischen Kalkül als auch vom Streben nach dauerhaftem Prestige und Renommee geprägt war. Die Errichtung von Bauwerken ermöglichte es den Bauherren in besonderem Maße, ihre Loyalität gegen-

65 Vgl. Meusel 1960, 100; Foss 1979, 24. 66 Stiftungen des „Bauherrn“: IvE 431. 438 (Vediusgymnasion/Neubau), IvE 460 (Bouleuterion/ Umbau), IvE 676a (unbekanntes Gebäude), IvE 285a (Statue der Faustina), IvE 1505 (Statue des Lucius Verus), IvE 2067 (Statue für [M.] Ulpius Damas [Catullinus]), IvE 3035 (Statue für C. Iulius Thraso Alexander) und Kalinowski/Taeuber 2001, 353 (Statue des Marc Aurel).



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über Rom und dem Kaiser zu bekräftigen sowie ihren Verpflichtungen als Honoratioren gegenüber dem Gemeinwesen nachzukommen.67 Publius Vedius Antoninus wird durch seine Stiftung sehr wohl versucht haben, mit einem modernen Gebäude, funktionell am letzten Stand, den Geschmack der Bevölkerung zu treffen.68 Wodurch besticht nun die Kombination von römischer Therme und griechischem Gymnasion? Der Gebäudetypus ermöglichte es wie kaum ein anderer, auf individuelle soziale Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen, aber auch technologischen Fortschritt zu übernehmen und gleichzeitig lokale Bautraditionen zu bewahren. Es ist letztlich die Multifunktionalität und Flexibilität dieser Gebäude, die die Akzeptanz und die Beliebtheit der Thermengymnasien begründeten.

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67 S. dazu Steskal 2001, bes. 177-179; Veyne 1988; Winter 1996, 211 f.; Quass 1993, 44–56; Schorndorfer 1997, 8-13; Gauthier 1985. 68 Von den zahlreichen Ehrungen der Ephesier an Publius Vedius Antoninus zeugen mehrere In­ schriften: IvE 727 (durch die Wollweber), IvE 2065 (durch die Professoren des Museion), IvE 3075 (durch die Zimmerleute des Artemision), IvE 2064 (durch M. Ulpius Damas und seinen Sohn Diophantos), IvE 4110 (durch Tiberius Claudius Frontinus), IvE 728 (durch die Stadt) und IvE 1491. 1492. 1493 (durch Kaiser Antoninus Pius).

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Römische Thermen und griechische Gymnasien 

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 Martin Steskal

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Personenregister Adrastos, Ephebe in Metropolis 121 Adrastos, peripatetischer Philosoph 111, 123, 125–127 Aelius Aristides, Redner 47, 51, 54–56 Aelius Marcianus, Rechtsgelehrter 73 Aemilius Macer, M. (?), Rechtsgelehrter 75 Aemilius Sextus Zosimus, Aulus, Stifter in Priene 209, 212f. Agathopous, Ephebe in Metropolis 121 Agesimachos, athenischer Musiker 100 Agreophon, Gymnasiarch in Stratonikeia 85, 93f. Agrippa (M. Vipsanius) 26f., 28, 30, 35, 170 Aischylos, Tragiker 57 Alexander Helios, Sohn des M. Antonius 20 Alexander, Priester in Metropolis 141 Alexander III. der Große 20, 59, 149f. Alexander von Aphrodisias, peripatetischer Philosoph 111 Alexandra Myrton, Gymnasiarchin in Metropolis 141 Alfenius Avitianus, L., röm. Legat 154 Ambrosius, Bischof von Mailand 17 Amphikles, Musiker/Dichter auf Delos 100 Anacharsis, Romanfigur 53–55 Antiochos, Stifter in Aphrodisias 156, 159 Antiochos von Askalon, akademischer Philosoph 15 Antiochos III., seleukid. König 152 Antiochos IV., seleukid. König 151, 161 Antipatros, Gymnasiarch in Balanaia-Leukas 156 Antoninus Pius, röm. Kaiser 17, 32, 74, 139, 144, 146, 234 Antonius, M., Triumvir 16, 20 Antonius Albus, L., Proconsul in Asia 234 Antonius Dometeinos Diogenes, L., Gymnasiarch in Aphrodisias 114f., 125 Antonius Popillius Agelaos, M., von Aphrodisias, Sophist 111f. Aphrodite 111, 113, 121, 127 Apollon 102, 105 Apollonios von Tyana, Sophist 49f., 80f. Apollonios, Euerget in Metropolis 136–137, 139 Apollonios, Lokalhistoriker 111 Apollodoros von Damaskos, Architekt 25 Apollophanes, Gymnasiarch in Sidon 152 Apphia, Stifterin in Aphrodisias 113f. Appianos, Gymnasiarch in Alexandria 80

Ares 141 Aristippos von Kyrene, Philosoph 15 Ariston, Gymnasiarch in Gerasa 158 Aristoteles von Stageira, Philosoph 98 Aristoneike, Stifterin in Keramos 94 Artemis 87, 106, 133 Artorius Maximus, Proconsul in Asia 231 Asklepios 54, 105 Athena 22, 95, 102, 105 Athenagoras, Sohn eines Gymnasiarchen in Milet 92 Athenion, Gymnasiarch in Gerasa 158 Attalos Adrastos, Gymnasiarch in Aphrodisias 117, 125–128 Attalos II., pergamen. König 136f. Attalos III., pergamen. König 100 Attinas Meliton, Gymnasiarch in Aphrodisias 125 Augustus, röm. Kaiser 16, 20f., 34, 38, 138, 140f., 199, 209 Aurelius, M., röm. Kaiser 35, 74f., 228 Aurelius Achilleus, Pankratiast 117 Aurelius Alketas, M., Stifter in Gerasa 154 Aurelius Appianus, Honoratior in Alexandria 67 Aurelius Asklepiodotianus Asklepiades, M., Gymnasiarch in Prusa ad Hyp. 89 Aurelius Diodoros Kallimedes, Philosoph 111 Aurelius Midianus Platonianus Platon, M., Gymnasiarch in Termessos 83 Barnebos (Apollinarios), Gymnasiarch in Nikopolis 157 Bassos, Gymnasiarch in Aphrodisias 117 Boethos, Gymnasiarch in Tarsos 16 Caesar (C. Iulius) 11, 38 Caligula, röm. Kaiser 16 Cato d. Ä. (M. Porcius) 37, 40 Caracalla, röm. Kaiser 17, 20, 70, 90, 154 Cassius Dio, Historiker 25, 26, 28f., 31 Chaireas, Romanfigur 111 Charisios, Stifter in Metropolis 143 Chariton von Aphrodisias, Literat 111 Cicero (M. Tullius) 11, 12, 15, 26, 37, 40 Claudia, Gymnasiarchin in Patara 88 Claudius, röm. Kaiser 40f., 67, 161, 226 Claudius Aristion, Tib., Stifter in Ephesos 231

246 

 Personenregister

Claudius Attalos Ioulianos, Tib., Gymnasiarch in Aphrodisias 125 Claudius Aurelius Ktesias, Tib., Redner in Aphrodisias 111 Claudius Aurelius Zelos, Sophist 111 Claudius Diogenes, Tib., Gymnasiarch in Aphrodisias 114 Claudius Frontinus, Tib., Stifter in Ephesos 239 Claudius Sophanes, Tib., Stifter in Milet 200 Claudius Tineius Asklepiodotus, Gymnasiarch und Honoratior in Prusias ad Hyp. 90 Claudius P. Vedius Antoninus (Phaedrus Sabinianus), M., Stifter in Ephesos 67, 234, 238f. Claudius Verulanus Marcellus, C., Asiarch und Stifter in Ephesos 230 Claudius Vetus, T., Stifter in Pergamon 177, 195 Commodus, röm. Kaiser 17, 21, 33, 68, 80 Cornelius Nepos, Biograph 43 Cornelius Scipio, P., cos. 16 v. Chr. (?) 199

Eukles, Gymnasiarch in Metropolis 137f. Eulaios, Stifter in Beroia 128 Eumenes II., pergamen. König 136, 173, 194, 196 Eunostos, Gymnasiarch (?) in Aphrodisias 117f. Euripides, Tragiker 37, 57 Exekestos, Gymnasiarch in Bargylia 84

Damaskios, neuplatonischer Philosoph 112 Demetrios, Gymnasiarch in Metropolis 140 Demetrios, Stifter in Aphrodisias 127 Demetrios, kynischer Philosoph 49f. Diodor, Historiker 14 Diodoros, Gymnasiarch in Aphrodisias 159 Diodoros Pasparos, Gymnasiarch in Pergamon 177,184–187, 190, 194f. Diodotos, Gymnasiarch in Iasos 84 Diogenes, kynischer Philosoph 57f. Diogenes, Stifter in Aphrodisias 113–115 Dion von Prusa, Redner 47, 49, 51–55, 57f., 80f. Dion, Stifter in Milet 69 Dionysios, Ephebe in Chios 103 Dionysios von Halikarnass, Gelehrter 59 Dionysios von Milet, Sophist 49 Dionysos 79, 86, 97, 105 Diotrephes, Redner in Attouda 90 Domitian, röm. Kaiser 16, 26, 31, 32, 34, 209

Galenos von Pergamon, Arzt 34, 56 Gallienus, röm. Kaiser 70 Gordian III., röm. Kaiser 17 Gratianus, röm. Kaiser 22

Echion, Freigelassener 72f. Elpinikos, Gymnasiarch in Eretria 82 Ennius, röm. Dichter 12, 37 Epameinondas, Gymnasiarch in Akraiphia 85, 92 Epikrates, Ephebe (?) in Aphrodisias 115–117 Epiktetos, Ephebe in Metropolis 121 Eros, Gottheit 158 Eudemos, Stifter in Milet 69, 92

Iatrokles, Athlet 52 Iosephus s. Flavius Iulius Agrippa, L., Stifter in Apameia 154 Iulius Aurelius Charidemos Ioulianos, Sophist in Aphrodisias 111 Iulius Capito, C., Paidonomos in Iasos 103, 104, 109 Iulius Longianus, C. von Aphrodisias, Dichter 104, 109, 111, 119

Faustina d. J., Frau Marc Aurels 228, 238 Flavius Antonius Lysimachos, M., Sophist in Aphrodisias 111 Flavius Diogenes, Stifter in Metropolis 143 Flavius Gerrenos, T., Gymnasiarch in Gerasa 158 Flavius Iosephus, Historiker 155–157 Flavius Menandros, T., Agonothet in Metropolis 138 Flavius Paramonos, T., Gymnasiarch in Beroia 89 Flavius Philostratos, Sophist 21, 29, 47, 48–52, 55, 58ff., 80, 154 Fulvius Nobilior, M., röm. Politiker 38

Hadrian, röm. Kaiser 17, 20f., 25f., 32, 35, 49, 73, 85, 103, 161, 209 Hekate 104 Herakles 5, 102, 121f., 153, 155, 157–159, 237 Hermeros, Freigelassener 72 Hermes 102, 138, 143, 153, 155, 157, 159, 178, 187, 195, 237 Herodes Atticus, Stifter und Sophist 67, 232, 155f. Herodot, Historiker 14, 119 Hesperius, Proconsul von Africa 22 Hierokles, Gymnasiarch in Keramos 94 Hipposthenes, Athlet 50 Hyperenor, Sohn des Kleobulos 90

Personenregister  Iulius Sacerdos, C., Gymnasiarch in Pergamon 160 Iunius Mauricus, Vertrauter Trajans 17, 38

 247

Pereitianos Dometeinos, Sophist in Aphrodisias 111 Perikles, Gymnasiarch in Termessos 87f. Phaidros, Priester in Athen 95 Kallikrates, Ephebe (?) in Amorgos 102 Phanias, Sieger in musischem Agon in Iasos Kallikrates, Gymnasiarch in Aphrodisias 113 104 Kallikrates, Pankratiast 117 Phanias, Gymnasiarch in Aphrodisias 120 Kallikratidas, spartan. Nauarch 81 Pharnakes, Gymnasiarch in Antiochia 154 Kleopatra VII., ptol. Königin 20 Philippus Arabs, röm. Kaiser 17 Philippos, Gymnasiarch in Balanaia-Leukas 156 Libanios von Antiochia, Redner 80 Philiskos, Gymnasiarch in Metropolis 137f. Licinius Crassus, L., röm. Redner 15 Philostratos s. Flavius Lollianus, Lehrer in Oxyrhynchos 70 Plancius Magnianus Aelianus Arrius Perikles, P., Lukan (M. Annaeus Lucanus), Dichter 11 Gymnasiarch in Selge 88 Lukianos von Samosata, Literat 47f., 53, 55, 71f. Platon von Athen, Philosoph 37, 59, 102, 106 Lykurgos von Sparta, Gesetzgeber 107 Plautianus Alexandros, Stifter in Beroia 128 Plinius d. Ä., röm. Gelehrter 12, 26, 36 Macer s. Aemilius Plinius d. J., röm. Redner 17, 36, 38ff., 69, 73, Male („Agrippa“), Stifter in Palmyra 157 158 Marion, Gymnasiarch in Gerasa 158 Plotin, neuplatonischer Philosoph 56 Markos I., Bischof von Byzantion 48 Plutarch von Chaironeia, Biograph 13, 20, 37, Markos, Gymnasiarch in Anaphlystos 85 80, 103, 109 Martas, Gymnasiarch in Philadelpheia-Amman Polemarchos, Athlet in Metropolis 139 157 Polemon, Athlet 49 Martial, röm. Dichter 12 Pollux von Naukratis, Sophist 49 Melankomas, Athlet 52f., 58 Polybios von Megaolopolis, Historiker 136, 158 Memmius Rufus, L., Proconsul in Makedonien Pompeius Magnus 11, 38 21, 128 Poseidonios von Apameia, Gelehrter 150 Menandros, Stifter in Milet 69 Primigenius, Sklave in Rom (?) 72 Menandros, athen. Komödiendichter 138 Ptolemaios III., ptol. König 151 Meter 133 Ptolemaios Philadelphos, Sohn des M. Antonius Metrodoros, Gymnasiarch in Pergamon 185, 194 20 Milon von Kroton, Athlet 50 Mucius Scaevola, Q. 74 Quintilian, Rhetoriklehrer 16, 59 Musaios, Ephebe in Metropolis 138 Rufus von Perinthos, Sophist 49 Neonas, Ephebe in Metropolis 138 Nero, röm. Kaiser 11, 16, 23, 28, 30–35, 43, 50, Salarius Sabinus, M., Gymnasiarch in Lete 83 145–146, 202 Scipio d. Ä. (P. Cornelius Scipio Africanus) 16 Nikanor, Tib. 154 Seleukos IV., seleukid. König 153, 159 Nikostratos Herakles, Ephebarch in Metropolis Seneca d. J. (L. Annaeus Seneca) 39 121f. Septimius Severus, röm. Kaiser 17, 20, 70 Severus Alexander, röm. Kaiser 29, 35 Octavius, C., röm. Gesandter 151 Sopatros, Gymnasiarch in Iasos 83 Opramoas, Stifter in Rhodiapolis 83, 86, 93, 94 Sophokles, Tragiker 57 Stasias, Gymnasiarch in Perge 83 Papias, Ephebe in Metropolis 121 Stephanos von Byzanz, Grammatiker 111f. Paullus Fabius Persicus, Proconsul von Asia 105 Strabon von Amaseia, Geograph 21, 134, 158 Pausanias, Perieget 18, 21, 48, 107 Sueton, Biograph 29, 31 Pereitas, Gymnasiarch in Aphrodisias 124 Sulla (L. Cornelius Sulla) 38

248 

 Personenregister

Tacitus, Historiker 17, 29, 37, 39ff. Tamias, Gymnasiarch in Milet 92 Terentius Varro, M. , Gelehrter 15 Theodoros, Gymnasiarch in Gerasa 158 Tiberius, röm. Kaiser 16, 114, 143 Timokles, Gymnasiarch in Aphrodisias 120 Trajan, röm. Kaiser 16f., 19, 21, 25, 27, 38, 40 Trimalchio, fiktive Person aus Petrons ‚Satyricon‘ 72 Tullius Cratippus, M., Gymnasiarch in Pergamon 160 Ulpianus, röm. Rechtsgelehrter 70 Ulpius Carminius Claudianus, M., Stifter in Aphrodisias 113–115 Ulpius Damas, M., Honoratior in Ephesos 238, 239, 104 Ulpius Domesticus, M., Pankratiast aus Ephesos 32f., 35, 42

Ursus, Ballspieler in Rom 43 Vaccius Labeo, L., Gymnasiarch in Kyme 21, 83f. Valens, röm. Kaiser 22, 74 Valentinianus, röm. Kaiser 22 Valerianus, röm. Kaiser 70 Valerius Asiaticus von Vienna, D., cos. Suff. 35 n. Chr. 40f. Vedius s. Claudius Veranius Philagros, Q., Gymnasiarch in Kibyra 87f. Vergilius Capito, Cn., Stifter in Ephesos 200, 203, 225f. Verus, Lucius, röm. Kaiser 17, 74, 75, 238 Vespasian, röm. Kaiser 43, 69 Vitruvius Pollio, M., Architekt 15, 47, 170 Zenon, Ephebe in Metropolis 121 Zeus 90, 104, 105

Ortsregister Afrika 68 Akragas 215 Ägypten 1, 5, 13, 19–21, 67–69, 71, 153, 159 Aї Khanoum am Oxos 150, 169, 215 Aigai 47 Aizanoi 237 Akko-Ptolemaїs 155 Akrai 169, 215 Akraiphia 85, 92 Alexandreia (Ägypten) 16, 19–21, 67, 80, 156 Alexandreia Troas 232 Amphipolis 123, 170f., 184, 197, 215 Antiocheia am Orontes 151, 160–161 Aphrodisias 104, 109, 111f., 115–117, 119, 121– 125, 127, 231 Apollonopolites 20 Arabien 68, 149, 154, 159, 161 Arados 155 Arginusen 81 Assos 169, 215 Athen 4, 15f., 21, 37, 67, 95, 102f., 109, 111, 150, 215 Attouda 90

Ephesos 2, 4, 32, 35, 42, 47, 54, 67, 87, 99, 133, 146, 153, 194, 196, 223, 225, 230, 232, 235–238 Epidauros 215 Epeiros 11 Eretria 3–5, 82, 169, 172, 184, 197, 215 Europa 64, 67 Gadara 156–157 Gallia Cisalpina 11 Gerasa 154, 156–158, 161 Griechenland 12, 14, 26, 33, 37f., 42, 152 Haliartos 48 Halikarnassos 111 Hellespont 101 Hermopolis 20f. Iasos 4, 83f., 100, 103f., 109 Ilion 55, 153 Ionien 59f., 101, 133–134, 142–144 Iulis (auf Keos) 82

Capri 16 Chios 99, 101 Chytroi 153 Comum 69, 73

Kadyanda 90 Kaunos 93f. Kibyra 87 Kilikien 150, 161 Kleinasien 19, 21, 34, 51, 82, 106, 133, 149f., 154, 159, 161, 193, 196, 224, 226, 228, 238 Koile-Syrien 20 Kolophon 133, 146 Kommagene 161 Korydalla 86 Kos 99, 155 Kyme 21, 83, 84 Kyrene 4, 156, 215

Dakien 68 Damaskos 26, 149, 155–156, 161 Daphne 151 Delos 4, 47, 100, 169, 199, 215 Delphi 47, 170, 215 Didyma 229 Dionysias (Suweida) 118 Dura Europos 151

Lagina 34 Laodikeia am Meer 151, 159–160, 237 Lapethos 153 Lete (Makedonien) 83 Leukas 155f. Libyen 20 Lykien 146 Lyon 40

Elis 47f.

Magnesia 85, 92, 98f., 101

Babylon 150–151 Balanaia-Leukas 155 Bargylia 84 Beroia 4f., 21, 89, 128 Byblos 152 Byzantion 79

250 

 Ortsregister

Makedonien 21, 128 Massilia 14 Messene 3–5, 118, 215 Metropolis 133–140, 142–144, 146, 237 Milet 69, 92, 102, 108, 196, 199, 209, 214–216, 224, 226, 237 Neapel 16 Nikaia (Bithynien) 25 Nikopolis 21, 38, 156–157 Nysa 237 Olympia 32, 43, 152, 170f., 215 Oxyrhynchos 18, 21, 70 Palmyra 156f. Patara 88 Perdikia s. Kaunos Pergamon 2–4, 5, 19, 47, 100f., 105, 160f., 167–169, 171–175, 177–179, 181–183, 188f., 192, 202f., 211, 213–218 Perge 47, 83 Petra 156, 158f. Pharbaitos (Ägypten) 153 Pharsalos 11 Philadelpheia 156f. Phoinikia 149, 161 Pompeji 14 Priene 2, 13, 86, 100f., 144, 167, 168–170, 197, 199, 203, 205–208, 210–217 Prusa 47, 51, 80f.

Salamis 153, 160 Samos 170, 173, 215 Sardeis 134–135, 236 Seleukeia Pieria 151, 154f. Seleukeia am Eulaios (Susa) 151 Seleukeia am Tigris 151 Selge 88 Sestos 47 Sidon 27, 29, 152 Sikyon 170, 215 Sizilien 4f., 14, 153 Skaptopara (Thrakien) 75 Smyrna 21, 49, 54, 92, 95, 133, 146 Sparta 106, 108f. Stratonikeia 34, 79, 85, 87, 104f., 109, 172f., 212, 215 Syrakus 4, 16 Syrien 20, 150, 153–156, 159, 161 Tanagra 100 Tarsos 16, 150, 161 Teos 99, 101, 105 Termessos 83, 87f. Thera 169, 215 Thessalien 11 Thyateira 89f., 137, 153 Tiberiopolis (Phrygien) 84 Tripolis 155 Tusculum 15, 26 Tyana 80, 153 Tyros 152f., 155, 159

Qalʼa-i Sam (Drangiana) 151

Vienna 38, 40

Rhodiapolis 83, 86, 94, 118 Rhodos 15f., 136, 173, 215 Rom 25, 28, 31–44, 51, 80, 139, 170, 202

Xanthos 161 Zypern 4, 20, 150, 153, 159–160