Das germanische Gräberfeld von Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis 3806217173, 9783806217179

Mir einem Beitrag von Sabine Birkenbeil. In den Jahren 1966-1968 und 1987 wurde in Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis, T

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Das germanische Gräberfeld von Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis
 3806217173, 9783806217179

Table of contents :
Einleitung 7
Analyse der Bestattungssitten 8
Urnengräber 11
Brandschüttungsgräber 12
Brandgrubengräber 13
Leichenbrandhäufchen 14
Unbestimmbare Grablegungen 14
Analyse der Grabkeramik 17
Analyse der Beigaben 27
Fibeln 27
Metallgefäße 33
Glasgefäße 34
Waffen 34
Schmuck 35
Geräte aus Eisen 38
Geräte aus Bronze 39
Geräte aus Knochen 41
Geräte aus Ton 42
Sonstiges 42
Datierung des Gräberfeldes 42
Zur inneren Gliederung des Gräberfeldes 44
Analyse der Kombinationsmöglichkeiten 44
Analyse der Verbreitung der Bestattungsarten und Fundtypen 46
Soziologische Analyse des Gräberfeldes 47
Geschlechtsspezifische Ausstattungen: Männer- und Frauenfriedhöfe 50
Besiedlungskontinuität im Thüringer Becken von der vorrömischen Eisenzeit bis zur jüngeren Kaiserzeit 52
Ethnische Zuordnung der Germanen im Thüringer Becken 54
Beitrag des Gräberfeldes Schlotheim zum Forschungsstand 55
Zusammenfassung 56
Katalog 59
Literaturverzeichnis 105
Abbildungsteil (Abb. 5-19) 112
Tafelteil 129
Anthropologische Untersuchung der Leichenbrände des kaiserzeitlichen Gräberfeldes von Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis / Sabine Birkenbeil 229

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WE I MARER MONOGRAPHIEN ZUR UR - UND FR Ü H GESC HI C H TE

WEIMARER MONOGRAPHIE N ZUR U R- UND FRÜHGESCHICHTE BAND 36

HER AUSGEGE BEN VOM THÜRINGISCHEN LANDESAMT FÜR ARCHÄOLOG ISCHE DENKMALPFLEGE D U RC H SIGRID DU$EK

20 01 KOMMISSIONSVERLA G . KO N RAD THEI SS VERLAG· STUTTGART

THÜRING I SC HE S LAND ESAM T FÜR ARC H ÄOLOGISC H E DENKMALPFLEGE

SI GR ID DUSEK

Das germanische Gräberfeld von Schlotheim, Unstrut-Hainich-Kreis M ir einem Beirrag von Sabine Birkenbeil

,

2 001

KOMMISSIONSVERLAG . KONRAD T HEI SS VER LAG· STUT TGART

HERA US GEBER: THÜRINGIS C HE S LANDESAMT FÜ R ARCH ÄOLO GI SCHE DENK1'\'!t\LI'FLEGE H UM BOLDT ST RASSE 11

99423 \X' EIMAI{

RED AKTIO N : EVA SI'E I TEL

Die Deutsche Bibliothek - C I P-Einh eitsaufnahme Das gCTI1l:lnische Grabafeld von Schlotheim . UnSIlJl-HJ1Ilich- Krcis I Sigrid DuSeL Mit einem Beitr. von S:lbinc Birkenbeil. - SHltIgart: Theiss. 2002 (\XIeim:lrcr Monograph1en 7.11r Ur- und Frühgeschichte: ßd. 36) ISBN .}-8062- 17 17-3

© T hüringisches Landesam ! HiT Arch;iologische Denkmalpflege Weimar. Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vcrviclfäl tigung nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Thüringischen Landes:ll11tCS. Satz und D ruck: Gut enberg Druckerei GmbH Weitmr ßuchbinderischc Verarbeitung: Großbltchbindcrci Sch irmer & Söhne, Errurt Printed in Germany

IS BN 3-8061-1717-3

- 8, 04, 02

Inhaltsverzeichnis I.

Einleitung.

2.

2.4 . 2.5.

Analyse der Besl;\uungssinen . . ..• . ... . . •... ...•• Urnengräber . . .. . ............ , ... . . .• . ...• ..• . . ....• ßrandschütrungsgräber .. ...•. .......... Brandgrubengräber . . . . . . . . . ..•.. .. . Leichenbrandhäufchen . U nbestimmbare Grablegungen

3.

Analyse der Grabkeramik.

17

4. 4.1. 4.2 .

Analyse der Beigaben.

27 27 33

4.3.

4.10.

GlasgeHiße. Waffen ........ . Schmuck. Geräte aus Eisen Geräte aus Bronze Geräte aus Knochen. . ....... . Geräte aus Ton ........ .. . Sonstiges . . . . . .. .. ..... .

42

5.

Datierung des Gräberfeldes ....... .

42

6. 6.1.

44 44

(i.2.

Zur innere n Gliederung des Gräberfeldes .. Analyse der Kombinarionsmöglichkeiren . . ....... . Analyse der Verbreinmg der Besrattungsarten und Fundrypell. ......... .

46

7.

Soziologische Analyse des Gräberfeldes ................ . .. .

47

8.

GeschleclHSspeziflsche Ausstattungen: Männer- und Frauenfriedhöfe ........ . . . .•. . • , . . .

50

9.

Besiedlungskominuirät im Thüringer Becken von der vorröm ischen Eisenzeit . ............ , . . .. bis zur jüngeren Kaiserzeit ... . . . ... . .......... , .

52

10.

Ethnische Zuord nung der Germanen im Thüringer Becken

54

11.

Beitrag des Gräberfeldes Schlorheim zum Forschungsstand .

55

12.

Zusammenfassung .

56

Katalog ..... .

59

2.1. 2.2.

2.3.

4.4 . 4.5 .

4.6. 4.7. 4.8. 4.9.

7 ...• . .... . • • .. .. .... .. ... • . .....• •. . • . ..... . . • . . . .. . . ... ... .. . . . . . . . .. . . . . ...... . . . . ...... .

Fibeln ..... . . . . Metallgcfäße ....

8 11 12

13 14 14

34 34 35 38 39 41 42

Lireraturverzeichnis ...

10 5

Abb ildu ngsteil (Abb. 5-19) . . ..... . , .... , ' .• ' .. , , . , .. . . , , . , . , . •.. . ' , . , . . . ... .

112

T afdreil .

129

Anthropologische Un tersuchung der Leichenbrände des kaiserzeidichcn Gräberfeldes von Sch lotheim, Unstrut- Hainich-Kreis von SAB1NE BIRKENBEIL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . .

229

5

1. Einleitung Die Slad, Schlotheim unweit von Mühlhausen, U nslrut - Hainich-Kreis, im westli chen Thüringer Becken gelegen, weisl durch ihre große Anzahl von FundsteIlen verschiedener Zeitepochen eine beachdiche Besiedlungskoll1inuil;it seit dem Neolithikum auf, so sind Siedlungsbelege der Linienhandkerami k nachweisbar. ebenso der Bronze- und H allstalrzeit. Auf mehrere FundsteIlen von Münzen ( FdsLl , 3-5)

sowie auf das zoomorphe Gcfliß (Schweinegefäß) (Fdsl. 6) der römischen Kaiscruit wiesen scho n A. GOTZE/P. H OFER/P. Z SCHIF.5CH E ( 1909, 155) hin. Durch intensive bodendenkmalpflcgerischc Betreuung auch durch den Geologen E. Picard aus Schlotheim gelangten in der Zeit um 1900 gernunisehe Funde aus dem Bereich des neuen Friedhofs (Fdst. 6), der Krahnsehen Ziegelei südöstlich des Ortes (Fdst. 12) und vom Fabrikbau ßrunnquell (Fdst. 31) in seine Sammlung. Beim Hausbau in der Webermaße (Fdsl. 19) fand man 1957 germanische Scherben als Hinweise auf eine Siedlung. 1958 wurde bei der Anlage \Ion AWG-Bauten "Auf dem Ohm" (Fdst. 16) neben frühgeschichdichen BeSlattungen (H. REMI'EL 1%6, 122) auch ein spä tkaiserleitliches Skelettgrab m it röm ischen Münzen geborgen (B. SCHMIDT/H. ALBRECHT 1967, 184 IT). Der bedeutendste Fundplarl de r römischen Kaiserzeit, das hier vOrllllegende Gr;iberfeld (Abb. I), befand sich nördlich der Omlage, Flurstück "An der Windmühle". auf dem Gelände der PGH H olz. später der VEB "Sponera Seilerfabrik (Fdst. 25). 1975 legte man in unmittelbarer Nachbarschaft ein Skclettgräberfeld der Zeit des thüringischen Königreichs frei, an dessen Rande sich Bestattungen des ausgehenden 6. Jh. b7.W. des 7. Jh., d. h. aus dem ZeithorizolH der frä nkischen Besiedlungsphase befanden (G. BEHI\·I-BI.ANCKE 1989a. 199 ff.). Trotz ei ner Lücke im 4.-5 . Jh. deutet sich eine Konstanz des Ortes als Besrattungsplarz vo n der augusteischen Zeit bis ins frühe Mittelal ter an. Das ist nicht nur für die Entwicklu ng dieses Ortes, sondern auch Hir die des westlichen Thüringer Becke ns unler H

Prof. Dr. G. Behm-Blancke wolhe - die große Bedeumng des G rä ocrfddes erkennend - die Bearbeimng sd bsl '·Ornehml·n. Si,' uIHerblieb wegen der Dominanz der Forschungen 1.U Obcrdorla. Des h~lb 001 cr 1993 der AlHorin eine ZUS;lIllmcnarbcil an. Da er noch während der Frühphasc der Malerialaufnahlllc im Jahre 1994 \"eUlarb. sah ich es als meine moralische rnich{ gegenülxr GüllIer Ikhm-Blam::ke und der Fachwch an. dieses wKhlige Gr.ilxrfdd {TOn der umfangreichen dicn511iehcn Aufg~lxn zu Ixarocilen und ,:0;::

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feld gibt, erscheint die An nahme ei ner Kennzei chnung auf der Obernäche nicht ga nz abwegig. Der Plan lässt erkennen. dass für den Nordteil des Gräberfeldes die Grenzen erSsst wurden, ebenso die Nord- und West begrenzung des Südteils, hier könnte nur an der Südsei te noch mit einigen Bestanungen gerech net werden. ach dieser Befund lage darf das G räberfeld von Schlothei m als annähernd vollständig untersucht gewertet werden.

2.1. Urnengräber Vo n den 287 nachweisbaren Bestattungen sind 177 als Urnengr:iber anzusprechen. Sie entsprechen 61 .7 % der G r:iber und si nd auf dem leich t bogenfö rmig angelegt en Gr:iberfeld übe r d ie gesamt e Fläche vertei lt , beachtlich sind jedoch offensichtliche Gruppierungen von Beisetzunge n in dieser ß est:l.ttungsa rt (Abb. 5, 5.112). In Urnengr:ibern liegen Bestattungen aller Alters- und Geschlechtsgruppen. Soweit dazu Beobachtungen in den G rabungstagebüchern vorliegen. befanden sie sich innerhalb des "Gräberhorizollles" \'otwiegend in Tiefen von 0,30-0.50 m, gelegen tlich bis 0,60 m (alle Tiefenangaben bezogen auf HOK). Begrenzungen der G rabgruben sind nur in ein igen Fällen erkennbar. Diesbel.i.igliche Beobachtungen liegen für einige Bes[3uungen vor. SO z. B. bei G rab 2 1/66 eine VerHirbung vo n 0.40xO,2 7 m Ausdehnung, N-S orielHiert. Angaben zu deren Füllung sind nichl iiberlicferl . Die Urne von Grab 10/66 befa nd sich in einer gut sichtbaren Grube vo n 0.55 rn Durchmesser. Die Begrenzung der G rube um Grab 49/66 betrug 0.90 X 0 .65 rn . ihre Form war unregelmäßig oval und ebenf;llls mehr N- 5 orientiert, die Urne stand im nördlichen T eil (Abb. 6). In einigen F:i llen lagen mehrere Bestauungen in einer größe ren Verf':-irb ung, so z. B. die Urnen 50/66, 51/66, 54/66 und 55/66 in einer langovalen Verfärbung von 1.50 x max. I, 10m, enya NW-SO orienrierr (Abb.6 , 5. 11 3). Die Urne 70/66 und das Leichenbrandhäufchen 74/66 lagen konzentriert in der nördlichen Hälfte einer VerHirbung von 1,30xO,60 m in langovaler Form. NO-SW orient iert (Abb. 6). Zusammen mit dem ßrandgrubcngrab 72/66 befanden sich die Urnengräber 73/66. 77166 und 78/66 in einer langovalen. 1.50 x 1,00 In großen Verf'arbung, ebenfalls O -SW orientien (Abb.6). Sechs Urnenbestattungen (82/66, 83/66. 86-89/66) lage n in ei ner langovalen, stark mit Holzkohle angereicherten VerP.irbung von 1,70 X 2.80 m Ausdehnung, die NW-SO ausgerichtet war (Abb. 7. S. 11 4). In mehreren F:illen (etwa 10% d ieser B('stattungsa rt) ist die Abdeckung der Urne n mit einem zweiten Gefäß - in erken nbaren Fiillen war es ei ne Schüssel - oder mit Scherben belegt. 7. . B. bei den Urnen 2/66 , 3/66. 5/66 , 12. 14/66,32,/66.36/66.45/66. 55/66 ,73/66 ,

84 /66 , 6168 und 12/68, 5187 und 32/87, in ei nigen Fällen lagen größere Scherben so d icht sei tlich neben den Urnen (z. ß . 26/87. 28/87. 30/87, 41187 und 53/87). dass sie auch als Abdecku ng interpretiert werden können. Bei Grab 99/66 deutete eine dicke Ho[zkohleschicht auf der Urne deren Abdeckung mit Holz an. Nachweise \'on Steinen als Beleg für die Belastung des Holzdeckcls auf den Urnen. wie von \'(f. WEGEWITZ ( 1937. 9) für das Gräberfeld Harsefeld beobachtet. fehle n in Schlot helm. nur neben der Urne von Grab 120/67 fa nd sich ein größerer Stein . In zwei Fällen war die Urne umgestülpt. also auf dem Rand stehend, so in G rab 18/66 und 134/67. Der Lcichenb rand befand sich in der Regel in der Urne. Die erhaltene Menge des Lcichenbra ndes liegt wesentlich unter den für Erwachsene ermittelten \'(ferten. Es ist nicht Zll entscheiden , ob für die reduzierte Menge das Verbrennungsverfah ren , das Auswahlprinzip oder aber auch die häufige sekundäre Beschädigung der Leichenbrandbehältnisse entscheidend waren. In 14 Urnen wurde als Besonderheit ei ne lagerung des Leichenbrandes in zwe i Schichten, in 15 Urnen sogar In drei Schichten festgestellt. Die amhropologische Auswertung ergab nur in 2 Fällen (Gräber 24/68. 161 /67) Anhaltspu nkte fü r eine ana tomische Gliederung dieser Lcichenbrandreste (s. Bei trag S. ßirkenbeil). Aus ein igen Urnengräbern liegen Holzkohlereste vor. Nach den Holza rtbestimmu ngen dominiert die Eiche. wie aus den Gräbern 2/3/87, 24187 lind 41 /87. Aus der Bestattung 32 b/66 stammen fünf Reste von Buche und sieben von Eiche, aus Grab 5/87 sind Eiche. Esche lind Kernobst ( Pomoideae) belegt. Die Verwendung von Eichenho lz für d ie Verbrenn ung ist auch von anderen Gr:iberfeld ern bekannt, z. ß . vom Pfingstberg bei Hclmstedt (0. GAEDTKE- ECKA RDT 1990, 8) . Ausstattungsstücke lagen in der Regel in den Urnen, gelegen tl ich auch daneben. In mehreren Gräbern f..nden sich neben den Urn en weitere keramische Funde. von denen ei nige auch sekundär gebrannt waren, d. h. sie müssen sich auf dem Scheiterhaufen befunden haben. Die Dominanz der Urn enbesraltungen in Schlot heim entspricht dem durch die Untersuchungen von Gräberfeldern der augusteischen Zeit von Großromsted t (G. EICHHORN 1927. 3) und dem durch die Forschungen von R. V. USI.AR (1 938, 161 ) ermittelten Bild der Bestattungssitten in Thüringen im 1.-3. Jh ., beStätiat auch durch das G räberfeld VOll Nordhausen (5. D USEK 1987, 197 Fr.). Das Ergebnis von Schlotheim korrespo ndiert mit den Beobachtungen auf den Gräberfeldern vo n Schkopau (B. SCHI>.If[)T/W. NITZSCHKE 1989. 19), W:lhlitz (E. SCHMI[)T-THIELliEER 1967,3) und Kleinzerbst (dies. 1998,25). Jedoch wurde schOll durch die Bearbei tung des Gräberfeldes von Nordhausen (5 . D usEK 1987,207) deutlich , dass in Thüringen in viel stärkerem Maße als bis11

her bekannt auch andere Brandbestammgssi nen gebräuchlich waren, wie Brandschül1ungs- und Brandgrubengräber ode r auc h Leic henbrandhäufche n. Die te rminologische U nsicherheit, d ie schon bei H. SEG ER (1911 - 1913,308 f.) angedeutet und bei J. FIIH' (1966. 430) deutlich artikuliert wurde. von T. BEGIERT (1980, 253 ff. ) bei der Analyse der provinzial römischen Brandgräber ausdrücklich erörtert , wird auch bei der Zuordnung der übrigen Brandgr:iber in diesem Gräberfeld besonders sichtbar. Im Falle des G räberfeldes von Ichstedt verzicht et der Autor wege n der fli eße nden Ü bergä nge auf die Trennung zwischen Brandschüllungs- und Brandgrubengr:ibern (M. BlOCKER 1999. 14), was andererseits die Einbeziehung dieses Fundplarzes in vergleichende Auswertungen sehr erschwert .

2.2. Bra ndschüttungsgrä b e r Von den Urnenbestallungen sondert sich eine Gruppe VOll 50 G räbern ab, sie bi lden 17.4 % der Bestamlllge n. Wir bezeichnen sie als Brandschüllungsgräber. wenngleich die Urne als Leichenbrandbehälter fehlt und durch einzelne Scherben ersetzt wird. Da diese Beslat tungsan recht häufig beobachtet wurde. scheint d ie An nahme. es kölllHe sich Ulll Scherben handeln. d ie zuEi llig mit dem Rückstand des Scheiterhaufens vom V('rbrennungspla'l in die Gräber gela ngten. wenig wahrscheinlich zu sein. Als urnen lose Brandgrubengräber lassen sie sich auch nicht definieren. so dass in Abweichung der klassischen Definition des Brandschüttungsgrabes durch J. KOSTRZEWSKI (1925.123 f. ) d iese Bezeichn ung für jene Best:mungen. bei denen anstelle der Urne nur Scherben belegt sind. als Variame des U rnengrabes benutzt wird. W ir näh ern uns dam it der Auff.tssung von E. M EYER (19 76, 50). der in dieser G raba rt trot:!. einiger auch terminologischer U nsicherheiten den noch den ,.Ausdruck gewisser grabritueller Ansch:ltlungen" sicht. Als M ischform betrachtet auch K. KROI1-;.5CH (198 1, 41 ) diese Best:lttu ngssitte im G räberfeld von Liebersec. Der Nachweis von Branderde ist in den Gräbern von Schlmheim durch deren L1gerung im .. Gräberhorizom" nicht sicher werbringen. Um einig(' d iese r G r;ibcr war eine größere Ver f~i rb ung, z. T. :l.lIch eine Schicht von Leiche nb ra nd restste Il ba r, wie bei de n G r:ibern 94/66 u nd 96/66. Sie lagen in einer langovalen Verfä rbung von 1,50 X 0.65 m Ausdeh nung mit NO-SW-Oriemierung (Abb. 6). Ähnliche Orientierung und Maß\R ( 1938, 15 f. ) herausgearbeiteten Ü bergangsrypen lII1a oder IlIIb entsprechen. Es sollte daher fü r die phä n omeno~ logische Betrachtung mit Variante n gerechnet werden, wobei als Variante 1 die klassische Form I (23 x) ve r~ stande n wird , als Variante 2 möchten wir jene 30 s i t u ~ laartigen Gefäße und den T eil von solchen Gefäßen bezeichnen. die einen abgesenren ku rzen Rand , ge~ wölbten U mbruch , einziehendes, manchmal auch leicht bauchiges U nterteil und e ine Fußgestaltung als Standpl:ll[en (G rab 132/67, 137/67, 150/67, 184/67, 4/68, 52/87, 55/87) oder Srängel füße aufweisen. Lerz~ tere liegen in der Form markamer hohler Stand füße

(G"b )166, 11 /66, 22166, 35/66, 50/66, 60/66, 92166, 100/67, 112/67, 157/67, 166/67,6/68, 12/68,

213/87, 20187, 36(2x) /87), eines massiven Stand~ fußes, einmal mit plastischem Wulst zwischen Fuß und Unterteil (Grab 84/66, 20 /68) oder als Stand ring mit oberem Boden (G rab 28 /68) bzw. mittlerem Bo~ den vor (G rab 28 /87). Bei zwei Urnen dieser Varia nte (G rab 160/67, 29187) ist d ie genaue Ausprägung des Stängelfußes nicht zu erke nnen . Von diesen 30 Gefäßen sind zehn mit Verzierung ver~ sehen, in fünf Fällen ist das GeF.ißunterteil abwech ~ selnd mit d urch Striche begrenzten leeren und gefüll~ ten - m it ("ingetieften Pu nkten oder Dreiecken - sich verjüngenden Feldern bedeckt (Grab 11 /66, 50 /66, 160/67, 6/68 , 36 /87), in drei Fällen mi t horizontalen Bändern hängender und stehender Dreiecke, abwech ~ selnd mi t Punkteindrücke n gefüllt (Grab 93/66, 213/87, 28187). Zwei Gefäße we isen flächendeckend plastische Buckelchen (G rab 100/67) oder Warzen (G rab 5/66) auf.

Die Va riante 3 repräsent ieren jene situlaa rtigen Ge~ fliße mit kurzem abgeseaten Rand , markant abgesetz~ ter, aber in den gewölbten Umbruch übergehender Schulter und leicht einziehendem U nterteil, aber gera~ dem. gelegentlich leicht ko nkav eingezogenem Boden. D iese Merkmale weisen 15 Urnen oder Teile davon aus den G räbern 1/66.2/66. 12/66,21166,25 /66.

26/66, 32b/66 . 55166, 89/66. 91/66,1 10/67, 159/67. 22168, 16/87 lind 20/87 auf. Auch hier sind von den 15 Belegen nur fünf mit Vertierungen versehen , es si nd in zwei Fällen (G rab 16/87 und 20/87) von ei ner horizonralen Rille unterhalb des Umbruchs ausge~ hende senkrec hte, sich nach linien zu verjiingende F eI ~ der. abwechsel nd leer oder m it runden Einstichen ge~ fü ll t. Bei der Urne aus G ra b 12166 liegen gleiche ab~ wechselnde Felder vor, aber nicht mit Rialinien be~ grenzt. Bei zwei weiteren Gef'aßcn (Grab 1/66 und 22/68) ist das gesamte U nterteil mit runden o der langovalen Einstichen ve rsehen. O ie Gef'aße de r von uns als Varianten 1,2 und 1,3 bezeichneten Formen regen e rneut die D iskussio n um d ie scho n bei R. v. USL>\R ( 1938, 57) beobachteten Abweichungen von der Fonn I mit gewölbtem Um~ bruch, oft gebauchte m Unterteil an, d ie sich besonders im Osten seines Bearbeitungsgebietes nachweisen ließen, wie Beispiele aus Ingersleben, Körner und Niederrhone belegten. Sie si nd mit der aus dem Material von Schlotheim erm ittelten Varia nte 1,2 identisch und bestätigen die Feststellung R. v. USLARS (ebd. , 57 f.), dass die Variante mit abgerundeter Schulter beso nders häufig in Nachbarschaft des Verbreitungsgebietes der augusteischen scha rfkantigen Situ len vorkommt. Beide Fo rmen hat K. PESCHEl (1967, Abb. 2) im Z u ~ sammenhang m it der Vorlage der Urne von Großet! tersdorf kartografi sch da rgestellt und aus der großen räumlichen N ähe von Fundpl änen des clbgermani~ schen Großro m stedte r Horizontes und der ältesten Vertreter der rh e i n ~ wese r~ge rm a ni sc h en Form I auf

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zeitliche Übe rlappung beider Kreise geschlossen . D ie Befunde von SchlOlheim bestätigen ni cht nur di ese Ansicht, so ndern präzisie re n sie durch die belegbare Kontinuität an diesem Bestattungsplatz. Die Urne von Großeucersdorf steht unserer Variante 1,3 sehr nahe. Die Befunde vo n Sc hlotheim belegen ebenfalls die Bevorwgung des Stä ngdfußes für diesen Keram ikry p in Thüringen, wie es schon R. v. Uslar aufgefallen war. Als Ve rgleich der Typen häufigkeit sei auf das Gräberfeld von Nordhausen verwiesen , wo von 16 Urnen der Form I 10 der Va riante I und sechs der Variante 2 angehören (S . D USEK 1987, Abb. I I). Es bleibt zu überlegen, wieweit ei ne typogenetische Ableitung oder Beeinflussung der Form I von den augus teischen Situlen denkbar ist. W. SCHULZ hat auf eine solche Überlegung schon 1928 (ebd. , 80) verwiesen. Die Ausbreitung dieser der "rhei n-weser-germanischen Kultur" zugewiesenen Keramik stellte R. v. USL.I,.R (1938, 7) zunächst in ein em Streifen nördlich des T hüringer Waldes fesT. Einzelbeispiele wie das Urnengrab von GroßelHersdorf bei Jena (K. PESCHEL 1967, 270 ) belegten ihre Ausbreitung über die 11m bis ins Saaletal. Durch die U ntersuch ung der germanische n Sied lung mit Eisenverhünung in Gera-Tinz erkannte man die früh e, durch die situlaartigen Gef:'iße der Form I belegte Ausbreitu ng noch weiter östlich bis in s T al der Weißen Elster (S. D USEK 1967. 95 ). Schon 1938 wies R. v. USLAR (ebd .. 143 f. ) auf der Grundlage der Vergesellschaftun g mit Importgut Keramik der Form I der 2. H älfte bzw. dem ausgehe ndeIl I . Jh. bis zur 2. H;ilfte des 2. Jh . zu. Später konIHe er durch di e Fundkombin:nion mit römischen FUlllkn in Frankfun-Osthafen die Datierung der Form I in die I . H älfte bis Mitte des 1. Jh . präzisieren (R. v. USU\R 1979/80, 703). Für d ie Konkretisierung de r frühen Vorkommen der Uslarschen Form I kommt der Aufarbeitung der germanischen Funde in römischen Lagern und ih rer Umgebung im nördlichen T eil der spätere n Germania superior, speziell der W etterau, eine Schlüsselrolle w. So überLeugte J. W AHl . ( 1982, 27 f. ) bei der Vorlage der germanischen Ke ramik sowohl von Frankfurt-Domhiigel für die Form I - nach unserer Untergliederung Varianten I, I und 1,2 - sowie der Forme n 111 , V und VI mit der präzisen Zeiteinordnung zwischen friihtiberisch und claudisch durch die Fundkombination mit römischer Terra Nigra und Terra Sigillata als auch mit der konkreten zeitlichen Z uordnung der germanischen Ke ramik de r Formen J, 1 und 1,2 von Fr:lIlkfurt-Osthafcn. ß egle it fund e von südgallischer T erra sigillata Dr:lg. 29 sowie Krüge vom T yp Hofheim 50 e rmöglichte n den Bn ug zur Zcrstörungsschicht von H ofh eim und damit zur Datierung an diesem Fundort in die Ze it I.wischen 50 und 70 u.Z .. Eine frühere Datierung der Form [ wurde schon 1967 von K. PESCHE!. (ebd. , 272) durch das gegensei ti ge Respektieren der jeweiligen Siedlungsgeb iete der Elbund Rhein-Wese r-Germanen vermutet und auf l.cidi -

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che Berühru ng beider geschlossen . Sie fin det durch die Ergebnisse der G räberfelder von Nordhause n (5. D USEK 1987, 226) und Schlorhei m, J.ber auch durch das räumliche Nebeneinander von ,.elb- und rhein-weser-germanischen" Bestattungen auf dem Gräberfeld bei Mühlhausen-Wachkuppe erneute Best;üigu ng (T H. GRAssELTI W. WALTHER 1988, 248). Solche Beobac hlllngen müssen ab('r auch llun generellen Nachdenken anregen, inwieweit komplexere Untersuchungen diese formenkundlichc und ethn ischkulturelle Gliederung bestätigen werden. Bei der Analyse des keramischen Materials der Sied lu ngsgrabungen in Soest-Ardey uTlternahm R. H AU'AAI' (1994, 54 ff.) den aufschlussre ichen Versuch. die Grundtypen elbgermanischer und rhein-weser-germanischer Keramik l.U vergleichen, für die er .. weitgehend übereinsti mmende und immer wiederkehrende Gestal tungsprinzipien" feststellte, deren Wurzel n er in der einheimischen btcnezeitlichen Kerar1l1k erkannte. Außer Zweckformen betrifft dies in starkem Maße auch die sillllaanigen Gefäße mit ihren typologischen Abarten . Die hier angewa ndte Methode soll te überregional basierend auf den in den letnen Jahren erfolgten systematischen Untersuchu ngen germa nischer Siedlungen und Gräberfelder, zu denen auch das von Schlot heim gehört - Berücksich tigung finden. Ist der Beginn der rhein -weser-german ischen Keramik als Form I nach R. v . Uslar auch durch st;irkere Einbeziehung rö misc her Fundkomplexe für die frühtiberische Zei t gesichert, neuerdings durch die Sied lungsfunde von Anreppen, bei dl."nen die Form [ noch feh lt (G. EGEN (1999 ,1 30 ff,j,

4./.9. Knirfibe/II mit Kllierosette Ein Einzelstück in Thüringen Stel lt auch die Kniefibel mit reicher Verlierung des geraden D-förrnigen Bügels, des Büge1fußes, der Spiralendknöpfe, einer durch das Biigelknie geführten Achse und eines Aufsatzes auf

12 1 Flireint vertiefende Diskussion/.u dl'n Fibeln A 101 und 144 bin ich Frau Dr. !t Leineweber. l·bUc/Saale. sehr lb"kJ."r.

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dem Biige1knie - der Kni eroserre - aus Grab 13/87 dar. Diese Fibel gehört w O. Al"lGRENS (1897, Taf. VI) Gruppe V, Serie 9 - Knicfibel mit dickem zylindrischem Bügel- Typ 144. Auf diese besondere Ausprägung der Knicfibel mit Rosette in der Altmark lind das häufigere Vorkommen der Form im Griiberfeld von Zethlingen machte schon F. KUCl-1ENll UCH (1938, Taf. XXIV.14; vgl. auch H .-U. Vor, 1994,499) aufmerksam. R. WORBS (1979, 33) sa h die fünf Exemplare von Zethlingen als rypisch für dieses Gräberfeld an und ordnet sie der Stufe C- I w, absolut vom lerlten Drittel des 2. Jh. bis I. Drittel des 3. Jahrhunderts. Auch auf neueren Grabungen der Altmark, wie in Cammer, Kr. Belzig, Grab 37 , ist dieser Fibelt)'p Vt'rtreten, den H . GEISLER 097 1, Abb. 4c) in die Übergangsphase B-2 zu C-l datiert. Am weitesten nach Osten vorgeschoben ist der Fund einer Fibel A 144 auf der Siedlung Wüste Kunersdorf. von R. LASER (l968. 68) der 2. H älfte der Stufe B-I wgeordnet. Beachtenswert ist das Vorkommen dieses Fibelryps an der unteren Eibe im Gräberfeld von ['wensen , z. B. in Grab 775 zusammen mil Waffen in der jüngsten Belegungsgruppe 4 (W. \X'EGEWtTZ 1972, 266). Das veranlasste N. ßANTEI.;\tANN (1989, \04 f.) lUr Ausg!iederung einer eigenen Stufe 3 der Gr:iberfelder vom Typ Rieste, entsprechend (kr Eggers'schen Stufe B-2b. Auch :llIS Westf:llen liegt dieser Fibel Typ - allerdings Jllit einem gekerbten Bügel - im Gräberfeld von Costed, allS den Gräbern 27 und 28 vor, datiert ins 2. Jh. (W. R. TEEGEN 1996, 24). Als Einzclforrn ist eine Kniero~cllcn{[ bd alls Grab 28 des rnainfr~inkischel1 Gr:ibnfddes von Ahendorf publiziert, die CH . PESCHECK (1978, 22) in die Sntfe B-2 STeilt. Der geschlossene Grabkomplex aus SchlOlheim macht ebenfalls die jüngere Zeitslellung in Stufe B-2/C-I wahrscheinlich. Bei einem Hauprverbreitungsgebiet dieser Fibeln A 143 und 144 nach O. GUPTE (2000, Abb. 3, 163) an der Ur1[eren Eibe und in der Altmark ist das Vorkommen in Schlotheim von besonderer Rel evam als weiterer Beleg für Kontakte und Beziehungen der Bevölkerung des Thüringer Beckens lind der Altmark.

4.1./0. Armbnmfibd mit bobmt Nat/dba/ur AllS den Gräbern 18/66 und 70/66 ST;1r111l1en Fibeln des Typs A 193 au.~ der Gruppe VII nach O. ALMGREN (1897, Taf. IX). Das Exempbr allS Grab 70/66 liegt in Miniaturform vor. Problemat ischer ist die Zuweisung der Fibel aus Grab 18/66 ZII dieser Gruppe, da sie zwar einen hohen Nade1 halter aufweist, dazll eine breite Spirale mit Spiral knöpfen, aber mit oberer Sehne lind Sehnen haken. F. KUOIENBUCH (1938, Taf. XXVI. 13, 17), der die große Gruppe dIeser Fibeln in mehrere Serien gliedene, wonach die Sli.icke aus Schlot heim der Serie 2 ohne Fußknopf - zuzuweisen sind, datierte sie in das

3. JahrhundefI. In diese Serie ordnet er eine Fibel gleicher Konstrukrion wie das Schlotheim er Exemplar aus RebenslOrf ein. E. ME.YF.R (1%1, 80; 1976, 63) sah diesen Fibelryp als repräsen tativ für das elbgermanische Gebiet in der älteren St ufe der spät römischen Kaiserzeit an, bekräftigt durch das Vorkommen dieser Fibeln nur im elbgermanischen Gebiet Sachsens. Diese Datierung wird durch das vorwiegende Auftreten der Fibeln mit hohem Nadelhalter im ältesten Horizont (A) des Gr;iberfcldes \'on Pritzier bestätigt CE. SCHULDT 1955, SO). Auch H . SCHACH -DORGES ( 1970. 58) weist sie für das Gebiet zwischen Eibe und Oder allgemein der Stufe C- I zu. Zu verweisen ist hinsichtlich der Zeimellung der Fibeiform A 193 auch auf ihr signifikantes Vorkommen in der Zo ne I des G räberfeldes vo n Preen / Holstei n, die J. BRANDT ( 1960, 41 ) der I. Hälfte der Stufe CI, absolutchronologisch der Zei t l.wischen 175 und 200 zuwies. Aber auch d ie Datierung in die 1. Hälfte des 3. J11 . ist in Erwägung gezogen worden. So datierte B. SCHMIDT ( 1982 b, 2 10) diesen Fibelryp im Gräberfeld von Merseburg-S üd als Horizont 1 in das I . und 2. Drittel des 3 . Jahrhunderts. Auf der Grundlage einer kombinationsstaristischen Analyse geschlossener G rabfunde der jüngeren Kaiserzeit vOT\vicgend Slidwestdeutschlands und Nordbayerns umer starker Berücksich tigung mitteldeutscher Befunde und einer gröber gefassten Typologie hat 1974 E. KELLER (elxl ., 247 fT.) für die Fibeln mit hohem NadeIhaher, gegliedert in 4 Serien, eine generelle Einordnu ng in die Stufe C- I begründet, für die Serie 1 mi l Fußknopf gCIH:rcll eine Zuord nung in dercn frli he Phase, also in C la , absolut in die 2. Hälfte des 2. Jh .! Übergang zum frühesten 3. Jahrhundert. In Schlot heim spricht die sonstige Ausstattung des Grabes 18/66, besonders mit der prunkvollen SilberfibeI vom Sackrau-/Schmen erlings-T yp, für eine Datierung in d ie Minel begin nende 2. Hälfte des 3. Jh .• d . h. in die Stufe Eggers C2 . Dami t muss auch für diese Form der Fibel mit hohem Nadel halrer ein wesentlich späteres Auftreten angenommen werden.

4. J. / I. Cmlllmisclu Sr/;t'ibmfibt'In Einfache Scheiben fibeln liegen aus 11 bzw. 13 Gräbern vor, jedoch ist in den meisten Fällen das schwache Blech durch die Feuereinwirkung so stark deformiert , dass die ursprüngliche Form nicht mir Sicherheit zu erken nen ist. Sicher runde Scheibenfibeln sind die aus den G räbern 18/66, 95 /66, 7/87, auch 25/66 und 99 /66, bei den i.ibrigen (G rab 46/66. 5187, 7/87, 14/87, 24/87, 40/87) ist vo n der P1:Hte so wenig erhalten, dass sie nicht von den tier- oder kleeblattförmigen Fibeln unterschieden werden können , von denen schon 1938 R. V. USIJ. R (cbd., 11 2) wenige Exemplare aus Thüringen nachweise n konnte. z. B. aus Kölleda. Aus

den Fundkombinationen erschloss er das Auftreten der Scheibenfibeln aus ei nfachem Blech mit Spiral konstruktion sei t dem Ende des 2. JahrhundertS . Nach der systematischen Erfassung der germ anischen Scheibenfi beln durch S. THOJ\1AS ( 1967, 4 ff.) gehören die Schlotheimer runden Scheibenfibeln zu ihrem T yp A, jedoch fehlen wegen des schlechten Erhahungszustandes als Folge des Brandbcstauungsrirus Belege für den Blechbelag. Das gilt ebenso für d ie meisten der einfachen Scheibenfibeln im G räberfeld von \'(/echmar (H . KAUFMANN 1984, Taf. XlII , 2, 15, 18; XV, I,2: XXX, 6,7 u.a .). Aus G rab 94/66 stammt eine runde Seheiben fibel mit allfT.1.11iger Gestaltung der Oberfläche. Das Mitteiteil ist durch plastische Ränder, konzentrische Kreise und fünf aneinanderstoßende Brillenspi ralen verzien lind vo rn leicht erhö hten Rand abgesetzt . Diese Fibel ist mit Arm brustkonstTuktion und hohem Nadclhalter ausgestaltet. Der Erhaltungswstand lässt nich t erkennen, ob es sich um aufgesemen Blechbelag, das Merkmal der Schei benfibcln vo m T yp A nach S. T HOMAS (1967. 18), handelt. Als Vergleichsstück sei auf das ähnliche Exemplar aus Grab 1235 von Zethlingen veT\viesen, das in der Innenfläche drei brillenfö rmige Spiralen aus Perldrähren aufweist (s. Fußnote 2). Die einf.-tchen Schei benfibcl n in Sehlotheim lassen sich unter Berücksichtigung der Beigaben kombinationen nicht ei ndeutig einer Zeitphase zuordnen. Während die Fundwsamm cnserwng in Grab 95/66 zeitlich wenig sign ifikant ist, spricht die Keramik des Grabes 7/87 eher für eine Dat ierung in das ausgehende 2. Jahrhundert. Diese Datierung steht nicht im W iderspruch zu der Einord nung der Fibeln vom Typ A in die Stufe C·2 nach S. T HOMAS (ebd ., 28 f. ), da sie d ie besseren Datierungsmöglichkeiten durch die Prunkgräber d ieser Zeit hervorhob und auf die allgemeinen Datierungsprobleme aufmerksam machte. E. KELLER (1974 , 252; Abb . 5) berücksichtigte bei der Analyse der runden Scheibenfibeln der jlingeren Kaiserzeit sowohl die Größe als auch die Art des Scheibenbelages und kam zu dem Ergebn is. dass die von ihm als T yp 2e bezeichneten kreisförmigen Scheibenfibeln mit Durchmessern unter 5,Ocm für den gesamten Zei traum der Stufe C l typisch sind, aber nach Parallelen z. B. aus dem Gräberfeld Preen noch im en twickelten 3. J h. auftreten . Dieser Feststellung entspricht allch der Befund des Grabes 18/66 in Schlotheim. das durch seine reiche Ausstattung u. a. mit der Fibel vom Sackrau -T yp der MitteiAnfang 2. Hälfte des 3. Jh. zugewiesen werden muss. Diese Zeitstellllng korrespondiert auch mit den Aussagen geschlossener Fundkom plexe Sachsens (E. M EYER 1976, 89) und der Langlebigkei t dieses Fibclryps.

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4. 1. 12. Römische Scheibmfibel

Morphologische und tech nologische Merkmale weisen die Scheibenfibel aus Grab 87166 als röm isches [mponstück aus. Es handelt sich um eine bronzene Fibel in der Form eines Kruges mit erhöhtem Rand, Scharnierkonsnukrion und kleinem Loch im Nadelhalter. Dieses waren schon für O. Al.I\·IGREN ( 1897, 99) sichere Merkmale der ersten - provinzia[römisehen Hauptgruppe. Diese Fibel ist eine sehr seltene Form, die z. B. aus Augusta Ramica belegt ist. E. ETn.lNGER ( 1973, 126) erfasste sie als Typ 48: Figurenfibeln. nach, emailliert. Im Vergleich mit dem Exemplar von Hüfingen hielt E. Ettlinger aufgrund von teclmischen Beobachtungen zum Email die Krugfibel von Augst für eine frühe Form, während die Masse der flachen. emaillierten Figurenfibeln der Mitte bis 2. Hälfte des 2. Jh. zugeschrieben werden (ebd .. 30). E. Rn'IA (1979, 178) subsumierte die Figurenfibeln mit Emaileinlage unter den Backenseharnierfibe!n (G ruppe 7) und führte unter Typ 7.25 auch Figurenfibeln in Gefäßform (H enkelkrug) an (N r. 1759, 1760). Datierungshinweise ergeben sich nach E. RIHA (I 9 79, 15) durch die Verwendung des Backenscharniers, das nach Ansicht der Autorin im Verlauf des 2. Jh . aufgegeben wmde. Fibeln der Gruppe 7 weist sie daher allgemein dem 1. und 2. J h. zu (ebd ., 43). Vom römischen Gräberfeld Praunheim/Wetterau im nördlichen Zipfel der Provinz Germania superior publizlene A. RI ESE (1907, 31, Taf. [X, 19) aus Grab 238 eine Krugfibd mit zwei Henkeln, "gefunden rnil einer l-b dri:Ulsmüm·x. Aus dl'n Gr:lj, .\(,f87 gek'gl'n , e'·11. zu~:tmm~ n gl' hiirl'nd I.cich("nbra nd. MW 1227fS7

Grab 38/87 Fu Urnengrab. eher I:} und lnf. I. Urne mit L"ichenbrand und Knochennadelresten erhalten Fg S",I>Ii, .. Z,lh n",l lu,

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