Das Formproblem in der Biologie [1. Aufl.] 978-3-211-80478-0;978-3-7091-4486-2

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German Pages V, 50 [56] Year 1958

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Das Formproblem in der Biologie [1. Aufl.]
 978-3-211-80478-0;978-3-7091-4486-2

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-V
Die morphologischen Wissenschaften (Hans Homma)....Pages 1-2
Was ist Form? (Hans Homma)....Pages 2-6
Die Form der lebendigen Substanz (Hans Homma)....Pages 6-10
Entwicklungsmechanik (Hans Homma)....Pages 10-14
Kriterien der Entwicklungsarbeit (Hans Homma)....Pages 14-20
Beispiele aus der Zoologie und Botanik (Hans Homma)....Pages 20-27
Parthenogenese (Hans Homma)....Pages 28-34
Der Sinn der Befruchtung (Hans Homma)....Pages 35-42
Beziehungen des Formproblems zum Geschwulstproblem (Hans Homma)....Pages 42-49
Zusammenfassung (Hans Homma)....Pages 49-50

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Das Formproblem in der Biologie Von

Univ.-Dozent Dr. med.

Hans Homma

Vorstand des pathologischen Institutes Salzburg

Mit 2 Textabbildungen

SPRINGER-VERLAG WIEN GMBH 1958

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten © Springer-Verlag Wien 1958 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag in Vienna 1958 ISBN 978-3-211-80478-0 ISBN 978-3-7091-4486-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-4486-2

Vorwort Das Formproblem des Lebendigen ist so alt wie die Naturwissenschaft. Alle kausale Forschung versagt an ihm. Die Domane der modernen Physik und Chemie ist die Welt der Atome und Molekiile. Die Physikochemie dehnt ihr Arbeitsgebiet bis in die Dimensionen von Molekiilgruppen, den Mizellen, aus. Die GesetzmaBigkeit der Form des Lebendigen aber erstreckt sich in sehr viel groBere Dimensionen. Chemie und Physik sowie Physikochemie bringen ihrem Forschungsbereich gemaB immer genaueren AufschluB iiber das materielle Substrat des Lebens. Fiir das Leben ist aber nicht nur das materielle Substrat wichtig in allen seinen physikalisch und chemisch erfaBbaren Details, sondern auch die Struktur und Form dieses Substrates; beide stellen Relationen dar, also etwas Abstraktes, Immaterielles. Dieses refraktare Verhalten des Formproblems in der Biologie gegeniiber physikalisch-chemischen Forschungsmethoden finden wir wieder in der Psychologie. Der Antithese zwischen Materiellem und Immateriellem begegnet man im Bereich des Lebendigen auf Schritt und Tritt. Es besteht, wie in jedem Lehrbuch der Psychologie zu lesen ist, eine uniiberbriickbare Kluft zwischen den mit den Mitteln der Physik und Chemie erfaBbaren Vorgiingen des Sehaktes einerseits und der immateriellen, aber an das materielle Substrat gebundenen Empfindung etwa von rot anderseits. Die alte Gegensatzlichkeit von Materialismus und Vitalismus ist insoferne vielleicht nicht recht gliicklich formuliert, weil der Vitalismus seinem Wortstamm nach bereits die beiden fiir das Leben so untrennbaren Komponenten, niimlich die des Materiellen einerseits und des Immateriellen anderseits, sc. der Form und Struktur schon in sich begreift. Das eigentlich Antithetische ware das materielle Substrat des Lebendigen und die immaterielle Form desselben. Das Neue dieser Schrift ist die Hypothese einer formativen potentiellen Energie in jeder Zygote, in der sie durch Amphimixis entsteht. Von diesem maximalen Wert derselben zehren alle folgenden formativen Vorgiinge. Auch diese Vorstellung enthiilt die alte Antithese. Die formative potentielle Energie hat niimlich viel mehr mit psychologischer Energie, etwa der des Willens, gemeinsam, als mit den materiellen Energien, die einerseits dem Gesetz der Erhaltung der Energie unterstehen und denen anderseits allein jenes epochale Gleichheitszeichen gilt, das im J ahre 1905 von A. EINSTEIN zwischen Masse und Energie gesetzt wurde. Es wird versucht werden, an Hand vieler Beispiele aus der Biologie die Hypothese zu stiitzen.

IV

Vorwort

Mit Freude nehme ich auch diese Gelegenheit wahr, den Herren Professoren Dr. W. KuHNELT, Vorstand des II. Zoologischen Institutes, und Dr. R. BIEBL, Vorstand des Pflanzenphysiologischen Institutes, beide der Universitat Wien, meinen aufrichtigen Dank fiir die so haufig bewiesene Hilfsbereitschaft im Werdegang dieser Arbeit zum Ausdruck zu bringen. Mein Dank gilt weiters meiner langjiihrigen Mitarbeiterin Friiulein Renate HUBER. Salzburg, im Juni 1958. H. Homma

lnhalt A) Die morphologisrhen Wissensrhaften B) Was ist Form? . . . . . . . . . . . C) Die Form der lebendigen Substanz

2 6

D) Entwicldungsmerhanik

10

E) Kriterien der Entwicklungsarbeit

14

F) Beispiele aus der Zoologie und Botanik . Einzeller . . . . . . . . . . . . . . . . . Coelenteraten Acoele Turbellarier, Begonie, Mikrostomum lineare Taenien Vaccinium, Eirhe, Croccus, Kopfweide

20 20 21

G) Parthenogenese

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. . . . . .

H) Der Sinn der Befrurhtung . Verjiingungshypothesen der Befruclitung im Sinne der Proliferationsanregung ..................... . Proliferation und Morphogenese . . . . . . . . . . . An die Befruclitung ist die Neuentstehung formativer potentieller Energie gebunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gesamtmengen reifer mensrhlicher Ei- und Samenzellen Individuelle Unterschiede innerhalb einer Population .

22

24 25 35 35 36 38 40 40

I) Beziehungen des Form- zum Geschwulstproblem

42

J) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . .

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A) Die morphologischen Wissenschaften Der junge Student der Medizin oder eines anderen biologischen Faches erlebt in den ersten Semestern den Gegensatz zwischen den morphologischen Wissenschaften, wie Anatomie, Histologie, Botanik, Zoologie u. a., einerseits und den mehr mathematischen Wissenschaften, wie Chemie und Physik anderseits. Diese beiden mogen ihm wohl deshalb von hOherem wissenschaftlichen Niveau erscheinen als jene, da ihre Ergebnisse mathematischer Formulierung leicht zuganglich sind; in diesem Sinne hat ja bereits KANT die mathematische Festlegung von Naturgesetzen als hochstes Ziel der Naturwissenschaften bezeichnet. Physik und Chemie sind in der gliicklichen Lage mit einem Experiment GesetzmaBigkeiten von Phanomenen festzulegen, weil diese Phanomene sich aus dem gleichartigen Verhalten einer uniibersehbaren Menge kleinster Teilchen erklaren und daher die statistische Signifikanz der Ergebnisse schon auf Grund einer einzigen Beobachtung sehr, sehr groB ist. Man denke nur an die gemeinsame Reaktion aller Schwefel-, bzw. Eisenatome bei der Verbindung zu Schwefeleisen oder an das gleichartige Verhalten aller Masseteilchen bei den GALILEischen Fallversuchen. In dem ersten Falle stehen nach einem einzigen exakten Experiment die fiir die chemische Reaktion kennzeiclmenden Gewichtsverhaltnisse von Schwefel und Eisen ein fiir allemal fest, im zweiten Falle bei exakter Messung der Fallzeiten die Grundlagen fiir die Fallgesetze. Im Gegensatz hiezu steht die Langwierigkeit der Arbeit des Morphologen, der erst auf Grund sehr zahlreicher Beobachtungen unter standiger miihevoller Kritik hinsichtlich deren Vergleichbarkeit zur Formulierung von Naturgesetzen vorschreiten kann und oft froh ist, wenn seine Ergebnisse die geforderte Dreisigmawahrscheinlichkeit erreichen. Die initiale Unterschatzung der morphologischen Wissenschaften