Das deutsche Johanniter-Hospiz in Jerusalem
 9783412212452, 9783412205713

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Jakob Eisler

Das Deutsche Johanniter-Hospiz in Jerusalem

2013 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung durch die Ballay Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, Berlin

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Umschlagabbildung: Das Johanniter-Ordens-Hospiz um 1880

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Reproduktionen: Satz + Layout Werkstatt Kluth GmbH, Erftstadt Druck und Bindung: Finidr s.r.o., Český Těšín Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-20571-3

Inhalt Grußwort des Herrenmeisters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorwort des Kommendators der Bayerischen Genossenschaft . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teil I Vorgeschichte – Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Das europäische Interesse an Palästina Anfang des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Pläne zur Gründung eines Preußischen Hospizes 1842 – 1851 . . 3. Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858 . . . . . . . . . Teil II Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868 . . . . . . 4. Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz . . 5. Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen 1858 – 1868 . . . . . . 5.1 Statut für das Hospiz der Balley Brandenburg des evangelischen Zweiges des Johanniter-Ordens in Jerusalem . . . . . . . . . . . 5.2 Die Hausordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Das Lokalkomitee in Jerusalem und die Konsolidierung des Hospizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teil III Die Blütezeit 1869 – 1914 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Das »Johanniter Wochenblatt« als wichtiges VeröffentlichungsOrgan über Palästina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Populäre Forschungsbeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Rezensionen und neue Veröffentlichungen über das Heilige Land 6.3 Nachrichten-Beiträge über Palästina . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Beiträge zur Tätigkeit der Johanniter im Heiligen Land und im Orient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch 1869 – 1898 . . . 8. Das Johanniter-Hospiz als Nukleus und Treffpunkt für die Palästinaforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Palästina-Forschung im Preußischen Hospiz . . . . . . . . . . . . 8.2 Gäste im Johanniter-Hospiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.1 Handwerker und Touristen im Johanniter-Hospiz . . . . . . . . . 8.2.2 Wissenschaft und Forschung im Johanniter-Hospiz . . . . . . . .

7 8 9 13 13 17 25 38 38 50 51 56 60 68 68 69 77 78 81 83 104 104 108 111 114

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8.2.2.1 8.2.2.2

Die Künstler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Missionsgesellschaften, Missionare, Theologie-Studenten und Pfarrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.2.3 Die Wissenschaftler und Forscher . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg . . . . . . . . . . 9.1 Entwicklung und Veränderungen im Hospiz . . . . . . . . . . . 9.2 Der »Kaiser-Wilhelm-Platz« auf dem Karmelberg in Haifa . . . 9.3 Der Johanniterorden und die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Teil IV Das Johanniter-Hospiz in schweren Zeiten 1914 – 1963 . . . . . 10. Das Johanniter-Hospiz vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges bis zur Staatsgründung Israels 1914 – 1948 . . . . . . . . . . . . 11. Das Hospiz in fremden Händen 1949 – 1963 . . . . . . . . . . . Teil V Die Wiederbelebung des Johanniter-Hospizes 1964 – 2012 . . . 12. Das Hospiz in neuerer Zeit 1964 – 2012 . . . . . . . . . . . . . 12.1 Entwicklung und Veränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2 Festlichkeiten der Jahre 1996, 1998, 2001, 2007 und 2010 . . . 12.2.1 Die Kapelle 1996 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2.2 Hundert Jahre Erlöserkirche 1998 und neue Beziehungen zum griechisch-orthodoxen Patriarchen . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2.3 EKD Delegation und die Amtseinführung des Propstes 2001 . 12.2.4 Hundert Jahre Grundsteinlegung der Auguste Victoria-Stiftung 2007 und 150 Jahre-Feier des Johanniter-Hospizes in der Jerusalemer Altstadt 2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.2.5 Hundert Jahre Auguste Victoria-Stiftung im Jahre 2010 . . . . . 12.3 Erhaltung des Hospizes 1991 – 2012 und weitere Aktivitäten . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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. 114 . . . . .

119 121 124 124 134

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Grußwort des Herrenmeisters Der Johanniterorden blickt auf eine über 900 Jahre alte Geschichte zurück. Die Stadt seiner Entstehung ist Jerusalem. Als geistlicher Ritterorden tritt er für den Glauben ein und hilft den Kranken und Hilfsbedürftigen. Das Johanniter-Hospiz in Jerusalem besteht als Einrichtung des Ordens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit seinem weithin erkennbaren achtspitzigen Kreuz über dem Eingang ist es schon äußerlich ein christliches Wahrzeichen inmitten des Zusammenlebens dreier Weltreligionen. Dem Historiker Dr. Jakob Eisler ist es zu danken, dass er mit Hilfe von Archiven im Orden und in kirchlichen Einrichtungen ein Buch verfasst hat, das das Engagement des Ordens in Jerusalem und im Heiligen Land verdeutlicht. Seine Darstellung ist ein Beitrag zum Verständnis des Interesses evangelischer Christen an Jerusalem und dem Heiligen Land. Die gemeinsame Geschichte von Orden und Kirche in Jerusalem ist auf dem Ölberg mit der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung sowie durch die Nachbarschaft des Johanniter-Hospizes mit der Erlöserkirche unübersehbar geblieben. So wünsche ich mir, dass dieses Buch dazu beiträgt, die Verbindung des Johanniterordens zum Heiligen Land und Jerusalem zu intensivieren. Dr. Oskar Prinz v. Preußen Herrenmeister des Johanniterordens

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Vorwort des Kommendators der Bayerischen Genossenschaft Der Orden hat sein Hospiz und die Möglichkeit, es als Pilgerherberge zu nutzen nie aufgegeben. Keines der bisherigen Hindernisse hat ihn davon abgehalten, an dem bescheidenen, aber symbolträchtigen Werk festzuhalten, mit dem er an seine mittelalterliche Gründung in dieser Stadt erinnert. Das Johanniter-Hospiz hat seit seiner Gründung die Aufmerksamkeit von Reisenden auf sich gezogen, die eine Unterkunft brauchen oder einfach die Altstadt besuchen wollen. Pilger haben sich seither in der christlich geführten Herberge aufgehoben gefühlt. Dem Orden und seinen Mitgliedern steht heute wieder eine Stätte zur Verfügung, an der die Besinnung auf ihre Gemeinschaft als geistlicher Ritterorden auf unvergleichliche Weise gepflegt werden kann. Johanniter und andere Pilger und Reisende finden auch in Zukunft einen Ort der Einkehr und der Stärkung im Glauben vor. Die Bayerische Genossenschaft betreut und verwaltet das in ihre Obhut gegebene Johanniter-Hospiz mit einem Kuratorium von Deutschland aus und bedarfsweise direkt in der Stadt. Die Unterstützung durch die Jerusalem-Stiftung der EKD und die Propstei in Jerusalem ist dabei heute wie in der Vergangenheit unverzichtbar. Ich danke an dieser Stelle auch gern dem Christus-Treff, der früheren Jesus-Gemeinschaft Marburg, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der Führung des Hospizes seit 1993 und der Jesus-Bruderschaft Gnadenthal für ihr Wirken in den ersten Aufbaujahren. Mit seinem gründlich recherchierten Buch zeigt der Autor Jakob Eisler die Geschichte johanniterlichen und evangelischen Wirkens im Heiligen Land seit dem 19. Jahrhundert auf. Er greift damit über die Darstellung der eigentlichen Geschichte der Johanniter-Pilgerherberge hinaus. Die Bayerische Genossenschaft dankt dem Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Bayern für ihre Bereitschaft, einen Beitrag zu den Druckkosten zu leisten. Prof. Dr. med. Dietrich v. Schweinitz Regierender Kommendator der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens

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Einleitung Dreißig Jahre nach seiner ersten Orientreise kam einer der bedeutendsten Palästinaforscher des 19. Jahrhunderts, der Schweizer Arzt Titus Tobler (1806 – 1877), auf seiner vierten und letzten Forschungsreise 1865 nach Jerusalem und wohnte im Johanniter-Ordens-Hospiz. Der strenge, präzise und gewissenhafte Forscher Tobler schrieb in seiner letzten Reise-Beschreibung wie folgt: »Ich war da bei [Johann Peter] Göttmann [1829 – 1884] wie zu Hause; Zimmer und Nahrung ließen nicht zu wünschen übrig. Der Tisch soll in Zukunft besser werden; für mich war er beinahe schon zu gut.« Er fügte auch bei: »In der geräumigen österreichischen Pilgerherberge, einem großartigen Denkmal auf die Liebe der Oesterreicher zum Heiland und Heiligland, sieht es übrigens schmucker und behaglicher aus, und sogar preußische Protestanten, welche mehr Comfort wünschen, gehen zu den Oesterreichern ...«1 Das Jerusalem des 19. Jahrhunderts veränderte sich ständig durch Dutzende von christlichen Institutionen, die sich in der Stadt etablierten. Während der vergangenen acht Jahre seit Toblers letztem Besuch in Jerusalem waren zahlreiche neue Gebäude entstanden: »Außerordentlich war der Eindruck, der in und um Jerusalem die neuen Bauten, die Verschönerungen, die Anpflanzungen auf mich machten ... Nähert man sich der Stadt, so heftet man nicht ohne eigene Verwunderung den Blick links auf Landhäuser, zuerst auf das protestantische [Syrische] Waisenhaus [von St. Chrischona unter der Leitung Johann Ludwig Schnellers (1820 – 1896)]. Doch man sollte sich die ganze Verwunderung auf das gewaltige Neu-Jerusalem der Russen vorbehalten. Da wird man von der Überzeugung durchdrungen, daß dieselben Geld haben für eine große Idee, für Belebung des religiösen Gefühls außerhalb der Grenzen des weiten Reiches, für ein großartiges Bauwerk, das Kirche, Priesterwohnung, Konsulat, Pilgerherbergen und Spital umfaßt.«2

1 Tobler 1865, S. 334. 2 Tobler 1865, S. 320.

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Einleitung

Bis zum napoleonischen Feldzug in Palästina im Jahre 1799 beschäftigten sich die europäischen Mächte mit dem Heiligen Land wenig. Seit der Eroberung versuchten die Großmächte, dies zu ändern. Nirgendwo auf der Welt wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts auf so engem Raum so viel Geld für karitative und soziale Einrichtungen seitens der Europäer gestiftet wie in der Heiligen Stadt. Von katholischer, orthodoxer und protestantischer Seite wurden Kirchen, Schulen, Krankenhäuser und Pilgerhospize errichtet, was dazu führte, dass auch von osmanischer und jüdischer Seite solche karitativen Einrichtungen in Jerusalem gegründet wurden.3 Von christlicher Seite waren die Protestanten erst nach der Gründung des englisch- preußischen Bistums im Jahre 1841/2 gleichwertig von den anderen christlichen Nominationen anerkannt worden. Diese Gründung führte dazu, dass schließlich auch protestantische Einrichtungen ihren Platz in Jerusalem finden konnten. Das Preußische Hospiz, später das Johanniter-Ordens-Hospiz, war eine der ersten evangelischen Institutionen, die das protestantische Deutschland in Jerusalem errichtete. So verwunderlich es auch sein mag: Es wurde erst 2008 zum 150. Jubiläum eine erste Broschüre dem Hospiz gewidmet. In der wissenschaftlichen Literatur im 19. wie auch im 20. Jahrhundert wurde das Hospiz immer nur am Rande erwähnt.4 Dies hat sicherlich mehrere Gründe. Da sich das Hospiz in einem alten Haus in der Altstadt befindet, konnte man sich mit einem modernen Neubau nicht rühmen, wie es z.B. die Österreicher mit dem Österreichischen Hospiz zur Heiligen Familie 5 oder die Franzosen mit der Notre Dame de France 6 oder die Russen mit ihren Kirchen und Hospizen am Russenplatz in Jerusalem taten7 . Die Gründung der deutschen Erlöserkirche auf dem Muristan-Gelände in der Jerusalemer Altstadt und die folgende Einweihung der großen mächtigen burgartigen Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg hatte das alte JohanniterOrdens-Hospiz in der Altstadt und seine Wichtigkeit verblassen lassen. Auch die geschichtlichen Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges haben ihre Spuren hinterlassen.

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3 Dazu s. Ben Arieh 1972; Ben Arieh 1979; Ben Arieh 1984/1986; Carmel 1985, Ben Arieh/Davis 1997, Goren/Eisler 2011. 4 S. z. B. Sewing 1898, S. 113 – 118; Pflanz 1903, S. 93 – 95; Sinno 1982, S. 141 – 147; Lückhoff 1998, S. 260 – 262; Eisler/Haag/Holtz 2003, S. 111–112. 5 Wohnout 1993; Wohnout 2000; Fischer 2006. 6 Trimbur 1998, S. 33 – 58. 7 Hopwood 1969; Carmel, Russen 1985.

Einleitung

Im alten Sitz des brandenburgischen Johanniter-Herrenmeisters, dem Schloss Sonnenburg bei Küstrin, welches der Herrenmeister, Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604 – 1679), im Jahre 1662 erbaute, lagerten seit der Wiederherstellung des Ordens durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) alle Archivalien zur Tätigkeit des Ordens in der Heimat und über die Tätigkeit in Jerusalem.8 Da dieses Archiv durch den Zweiten Weltkrieg und den Brand der 1970er Jahre der historischen Forschung zum größten Teil verloren ging, gestaltete sich die Suche nach Archivalien zur Geschichte des Johanniter-Hospizes in Jerusalem als nicht leichtes Unterfangen. Trotz der Verluste der wichtigsten Archivalien des Ordens konnte die Geschichte des Jerusalemer Hospizes vielleicht nicht in der ausfürlichsten Form, aber immerhin rekonstruiert werden. Die wichtigsten Quellen finden sich in den Jerusalemer Konsulatsakten, die sich heute im Israelischen Staatsarchiv im Bestand RG 67 aufbewahrt werden. Zur Anfangsgeschichte des Hospizes konnten einzelne Schriftstücke im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem und im Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin gefunden werden. Ferner konnten auch Akten des Auswärtigen Amtes, die während des Zweiten Weltkrieges im Osten Deutschlands lagerten und nach Kriegsende im Zentralarchiv der DDR blieben, sich heute aber im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde befinden, eingesehen werden. Auch in christlichen Institutionen, die dem Johanniterorden nahestanden, wie der Kaiserswerther Diakonissenanstalt bei Düsseldorf (Archiv Fliedner Kulturstiftung – AFKS), den Bodelschwingh‘schen Anstalten »Bethel« bei Bielefeld, besonders der dortigen Diakonenanstalt »Nazareth«, dem Jerusalemsverein zu Berlin im Berliner Missionswerk, wie auch dem Evangelischen Zentralarchiv in Berlin fanden sich Bilder, Akten und Dokumente, die für die Arbeit von Nutzen waren. Das Landeskirchliche Archiv Stuttgart bewahrt das Archiv des Syrischen Waisenhauses Jerusalem mit mehreren Bildern der deutschen Missionsarbeit aus dem Heiligen Land wie auch das Archiv der Diakonenanstalt »Karlshöhe bei Ludwigsburg« auf. Dort konnten unter den Akten und Kirchenbüchern weitere Materialien gefunden werden. Eine weitere Quelle, die besonders für die Zeit des osmanischen Reiches sehr aufschlussreich ist, sind Reisebeschreibungen von Pilgern und Forschern. Viele Reiseberichte, die im 19. Jahrhundert von Pilgern geschrieben wurden, konnten herangezogen werden. Auch die Handschriftenabteilungen der Staatsbibliothek

8 Über Sonnenburg als Zentrum der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem s. v. Dellingshausen 2005, S. 4 – 35.

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Einleitung

Preußischer Kulturbesitz in Berlin und der Bayrischen Staatsbibliothek in München bergen viele weitere Informationen. Auch in Privatarchiven konnte man fündig werden. Z.B. das Frutiger Familienarchiv in Basel, das von dem vor einigen Jahren verstorbenen Hans Hermann Frutiger zusammengetragen wurde, birgt viele Schätze. Gleiches gilt auch für das Familienarchiv des ehemaligen Konsuls Georg Rosen, für das Familienarchiv der Großsteinbecks, die Sammlung von Arno G. Krauß, für das Archiv der Tempelgesellschaft in Stuttgart sowie für Privatarchive der württembergischen Templer wie der Familien Aberle, Reinhardt, Blankertz, Eppinger, Schwarz-Scheuls und Gatter. Hiermit möchte ich mich bei all denen bedanken, die mir bei der Arbeit halfen. Ich möchte Herrn Torsten Neubert-Preine danken für die Überlassung vieler Quellen und besonders für den wichtigen Hinweis auf das Gästebuch des Johanniter-Hospizes, das eine unschätzbare Quelle darstellt. Ohne die Hilfe der Mitarbeiter der folgenden Bibliotheken hätte ich vieles nicht finden können. Ich danke den Mitarbeitern der Universitätsbibliothek Tübingen, der Hessischen Landesbibliothek in Fulda, der Bibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin wie auch der Landeskirchlichen Zentralbibliothek in Stuttgart, die mir unzählige Bücher auch per Fernleihe bestellte. Im Israelischen Staatsarchiv war der frühere Leiter Herr Dr. Yehoshu’a Freundlich mir eine große Hilfe, wie auch die Mitarbeiter des Geheimen Staatsarchivs in Berlin und hier besonders Herr Julian Schulenburg. Auch die Benutzung des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin war sehr hilfreich. Da möchte ich besonders der Leiterin Frau Dr. Stache und Frau Papst für ihre Hilfe danken. Auch Herrn Dr. Friedrich in Kaiserswerth und Herrn Neumann im Betheler Archiv wie auch dem Ordens-Archivar Frh. v. Dellingshausen und bei der Bayerischen Genossenschaft, Herrn Hans-Jürgen Wilhelmi, der mir immer zur Seite stand und viel Geduld zeigte, bin ich zu Dank verpflichtet. Ohne meine Kollegin Birgitta Häberer, die sich sehr viel Zeit nahm, um die Texte zu lesen und zu korrigieren, wie auch Herrn Martin Kneher wäre das Buch nie erschienen. Ich möchte dem Böhlau Verlag sehr danken, dass das Buch aufgenommen wurde, und besonders Herrn Johannes van Oyen, der den Entstehungsprozess begleitete, für seine Unterstützung danken. Im April 1858, also vor über 150 Jahren, übernahm die Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens Sankt Johannes vom Spital zu Jerusalem das Hospiz vom preußischen Staat. Nach dem Schreiben der kleinen Jubiläumsschrift 2008 sah ich den Anlass, mich tiefer gehend mit der wichtigen Geschichte des Hauses zu befassen. 12

Jakob Eisler

Stuttgart, September 2012

Teil I

Vorgeschichte – Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

1. Das europäische Interesse an Palästina Anfang des 19. Jahrhunderts Palästina lag über dreihundert Jahre lang am Rande des Interessenfelds der europäischen Mächte, ehe der Feldzug des französischen Herrschers Napoleon Bonapartes im Jahre 1799 die internationale Aufmerksamkeit auf das Heilige Land lenkte. Diese lange Phase des Desinteresses hatte drei Hauptgründe: 1. Seit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 konzentrierte sich das Interesse der Europäer auf andere Länder und Ideen; 2. Durch den Thesenanschlag Luthers 1517 in Wittenberg und die darauf erfolgte Reformation kamen weniger Pilger in das Heilige Land, da die heiligen Stätten keine so wichtige Rolle im Protestantismus spielten; 3. Zu diesen beiden wichtigen Weltereignissen trat die Eroberung des Heiligen Landes durch die Osmanen im Dezember des Jahres 1516. Der Feldzug Bonapartes offenbarte die Schwäche »des kranken Mannes am Bosporus«: Das Gelobte Land, so zeigte es sich, ließ sich mit einer kleinen Armee von etwa 30.000 Soldaten ohne große Schwierigkeiten erobern. Napoleons Herrschaft in Palästina war zwar nicht von langer Dauer, aber seither interessierten sich sowohl die europäischen Großmächte als auch die USA für das Schicksal Palästinas. Die »Orientalische Frage« sollte die europäischen Mächte das gesamte 19. Jahrhundert über bewegen. Frankreich und Russland konkurrierten als »Schutzmächte« der Christen im Orient um den Einfluss in Palästina. Dieses Land stand durch seine Bedeutung für die Heilsgeschichte des Alten und Neuen Testaments stets im Blickpunkt der europäischen christlichen Welt. Seit 1535 genoss Frankreich eine Reihe von Privilegien wie exterritoriale Rechte, Schutz der Konsuln und Steuererleichterungen. Die 1740 mit der Türkei geschlossenen Verträge führten dazu, dass die Christen des Orients unter französischem Schutz standen. Russland hingegen, das 1774 mit den Osmanen einen Friedensvertrag in Küçük Kaynarça schloss, übernahm den Schutz der griechisch-orthodoxen Christen. So standen seit Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 20.000 orthodoxe und 3.000 katholische Christen

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

(die im Orient Lateiner genannt werden) in Palästina unter dem Schutz dieser zwei Großmächte.9 Eine Wende in der Geschichte Palästinas brachte erst das Jahr 1831, als der mit den Franzosen verbündete energische ägyptische Herrscher Muhammad Ali (1769 – 1849) Palästina und Syrien eroberte. Sein Sohn Ibrahim Pascha (1789 – 1848) wurde Gesandter in Palästina und begann dort eine aktive, liberale Reformpolitik, die auch der nicht-muslimischen Bevölkerung und den Ausländern zugute kam. Die Öffnung der Grenzen Palästinas brachte die »Orientalische Frage« wieder in Bewegung: So erhielten auch die übrigen europäischen Großmächten die Möglichkeit, offen Handel zu treiben und Konsulate einzurichten. Die Folge war ein allgemeiner wirtschaftlicher Aufschwung, der auch weitere NichtMuslime und Fremde ins Land brachte. Dennoch blieb Frankreich die einzige europäische Großmacht, die die ägyptische Herrschaft in den besetzten Gebieten Palästinas und Syriens anerkannte; Frankreichs Einfluss blieb allerdings begrenzt. 1839 versuchte der türkische Sultan, die von Ägypten besetzten Gebiete zurückzuerobern. Zu diesem Zweck war unter Beteiligung des damals jungen preußischen Offiziers Helmuth Graf von Moltke (1800 – 1891) das türkische Heer reformiert worden. Trotzdem erlitten die Türken auf dem Schlachtfeld von Nezib eine schwere Niederlage. Um den vollständigen Sieg der Ägypter zu verhindern, kamen die europäischen Mächte, hauptsächlich Österreich und England, der Türkei zu Hilfe. Letztlich wurde Ägypten besiegt und die Türken waren wieder Herrscher in Palästina. Aufgrund der europäischen Hilfe waren die Türken aber gezwungen, die gegenüber Europäern liberalere Politik der Ägypter fortzusetzen. Dies brachte wesentliche Erleichterungen der Lebensbedingungen für die christlichen Gemeinden, für Juden und für Ausländer. Die Zahl der Konsulate und ihrer Untertanen vergrößerte sich ständig, mit ihnen die Zahl ihrer religiösen und sozialen Institutionen.10 Im Jahre 1840 erhielt die »Pforte« die Macht über ganz Palästina zurück. Der gerade zum preußischen Monarchen gekrönte Friedrich Wilhelm IV. nutzte die Gunst

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9 Über die »Orientalische Frage« vgl. Anderson 1966; s. auch das Quellenmaterial bei Carmel 1976; Carmel 1978; Carmel 1985; In den letzten Jahren erschienen einige Sammelbände, die das Europäische Interesse darstellen s.: Davis/Ben Arieh 1991; Trimbur 2004; Tamcke/Marten 2006; Oren 2007; Eisler 2008; Tamcke/Manukyan 2009; Friedrich/Kaminsky/Löffler 2010; Haider-Wilson/Trimbur 2010; Goren/Eisler 2011. 10 Carmel 1981, S. 17 – 19. England eröffnete 1838 ein Konsulat. Dazu vgl. Vereté 1970. Es folgten 1842 Preußen, 1843 Frankreich und Sardinien, 1844 Amerika, 1849 ÖsterreichUngarn; vgl. Schölch 1986, S. 47 – 49.

Das europäische Interesse an Palästina

der Stunde, die Stellung der Christen im Heiligen Land zu festigen.11 Besonders lag ihm am Herzen, dass die protestantische Konfession im Osmanischen Reich als Millet (eine anerkannte Religionsgemeinschaft) anerkannt werden sollte.12

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König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795 – 1861). Gründer des protestantischen Bistums in Jerusalem 1841

Der fromme König, auch »der Romantiker auf dem Thron« genannt, wurde dabei von Männern aus seiner Umgebung, den Gebrüdern Ernst Ludwig (1795 – 1877) und Leopold von Gerlach (1790 – 1861), Joseph Maria von Radowitz (1797 – 1853) und Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (1791 – 1860), beeinflusst.13 Oberst von Radowitz, der damalige preußische Militärbevollmächtigte, fasste die Gedanken des Königs in einer Denkschrift zusammen, die dessen Pläne für die Zukunft der Christen in Palästina vorstellte. Die heiligen Städte Nazareth, Bethlehem und

11 Schon sein Vater König Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840) hatte dies angeregt, aber nicht ausgeführt. S. Nippold 1869, Bd. II, S. 200. Über Friedrich Wilhelm IV. vgl. Bussmann 1990 u. Krüger/Schoeps 1997. Über seine Pläne für Jerusalem s. Schütz 1988. 12 Lückhoff 1998; Nippold 1869, Bd. II, Bunsens Brief vom 12. Oktober 1841, S. 163. 13 Ranke 1873, S. 3 – 17. Über die Gedanken des Königs und die Ideen Bunsens s. Foerster 2001, S. 149 – 162.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

Jerusalem sollten in den gemeinsamen Besitz der fünf europäischen Großmächte Österreich, Frankreich, England, Russland und Preußen übergehen. Nach diesem Plan sollte jede Macht auf dem befestigten Zionsberg eine von ihnen mit je 60 Mann besetzte gemeinsame Garnison zur Verfügung stellen. Es sollten drei Residenten eingesetzt werden: einer für die Katholiken (abwechselnd von Frankreich und Österreich ernannt), ein zweiter für die Orthodoxen, Griechen und Armenier (von Russland berufen) und ein dritter für die Protestanten (abwechselnd von Preußen und England eingesetzt).14 Diese Denkschrift wurde am 24. Februar 1841 vom Auswärtigen Amt an England, Österreich, Russland und Frankreich gesandt, stieß aber auf Ablehnung besonders in Frankreich und Russland. Beide Mächte strebten die Alleinherrschaft im Orient an oder wollten zumindest ihre starke Position als alleinige Beschützer von Katholiken bzw. Orthodoxen beibehalten. Es erschien ihnen als Schwächung der eigenen Machtposition, den protestantischen Mächten England und Preußen eine gleichberechtigte Stellung im Orient einzuräumen.15 Daraufhin beschlossen England und Preußen – ohne die übrigen Mächte – im Orient enger zusammenzuarbeiten. Friedrich Wilhelm IV. versuchte durch die Gründung des gemeinsamen englisch-preußischen Bistums den Protestanten eine Institution zu schaffen, die ihre Position im Orient stärkte. Dieser Institution sollte ein Bischof vorstehen, der abwechselnd von England und Preußen gewählt werden sollte. Neben dem Gelobten Land sollte der Bischof auch für Syrien, Chaldäa, Ägypten und Abessinien zuständig sein.16 Formell eine englische Institution, sollten dort unter dem besonderen Schutz des preußischen Königs auch deutsche Geistliche und Missionare tätig sein. Nach dem Kalkül des Königs hatte ein solches gemeinsames Vorgehen der protestantischen Kirchen größere Chancen auf Anerkennung seitens des Osmanischen Reiches.17 Die englische Königin Victoria (1819 – 1901) begrüßte diese Vorschläge und dem Sultan blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen. Das Bistumskapital sollte je zur Hälfte von Preußen und England aufgebracht werden. Der preußische König spendete seinen Anteil

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14 Das anglikanisch-evangelische Bistum in Jerusalem, Sonderdruck aus der Beilage zur »Allgemeinen Zeitung München«, Nr. 38, 15.2.1899, S. 4. 15 Ebd., S. 4 – 5; Nippold 1869, Bd. II, S. 200 – 207. Dort sind alle Antworten der Höfe und Parlamente wiedergegeben. Über den »Friedlichen Kreuzzug« s. Schölch 1986, S. 64 – 68 u. Goren 2010, S. 63 – 88 (Heb.). 16 Über die Entstehung des Bistums in Jerusalem s. Hechler, 1883; Schmidt-Clausen 1965; Lückhoff 2008. 17 Abeken 1842, S. 33 – 41; Lückhoff 1998, S. 50 – 71.

Die Gründung eines Preußischen Hospizes 1842 – 1851

des benötigten Kapitals aus seinem privaten Fonds, während in England 15.000 Britische Pfund über eine Kollekte unter dem Volk zusammenkommen sollten18 . Am 21. Januar 1842 traf der erste protestantische Bischof, Michael Solomon Alexander (1799 – 1845), in Jerusalem ein. Vor den Toren der Stadt begrüßten ihn der erste britische Konsul, William Tanner Young, und die türkische Ehrengarde von Jerusalem. In der OmarMoschee auf dem Tempelberg fand eine Kundgebung statt, bei der der Pascha den Bischof ausdrücklich unter seinen besonderen Schutz stellte. Er erklärte, dass »jeder, der den [protestantischen] Bischof anrühre, angesehen werden soll, als ob er den Augapfel des Padischah antaste«.19

2. Pläne zur Gründung eines Preußischen Hospizes 1842 – 1851 Erst jetzt, nach der Gründung des gemeinsamen Bistums und der Ankunft des ersten Bischofs in Jerusalem, beschloss Friedrich Wilhelm IV., auch einen preußischen Konsul in die Stadt Jerusalem zu entsen2 Michael Solomon Alexander. Erster den. Ernst Gustav Schultz (1811 – 1851) war seit Ende protestantischer Bischof Jerusalems des Jahres 1842 der erste diplomatische Repräsentant Preußens in Jerusalem. Als Orientalist studierte er in Paris Arabisch wie viele andere seiner Zeitgenossen bei Baron Antoine Isaac Silvestre de Sacy (1758 – 1838). Nach seinem Studium wurde er in seiner Heimatstadt Königsberg zum Dozent für orientalische Literatur berufen. Anfang 1841, als er für Forschungszwecke in England weilte, lernte er Freiherr von Bunsen kennen und dieser empfahl Friedrich Wilhelm IV., E.G. Schultz zum Konsul zu ernennen. Somit stand dem preußischen König in Jerusalem ein exzellenter Kenner orientalischer Sprachen zur Verfügung.20 Nachdem sich Schultz im Orient eingerichtet hatte, war der Weg geebnet, Pläne zu erstellen, was die deutsche Tätigkeit in der Heiligen Stadt betraf.

18 Hechler, Dokumente 1883, S. 86 – 95; Abeken 1842, S. 47; über die Sammlungen der Gelder s. Gidney 1908, S. 206. 19 Hertzberg 1965, S. 9; Hechler 1883, S. 52. 20 Wolff 1857, S. 204 – 207; über die wissenschaftliche Tätigkeit von Konsul Schultz in Palästina s. Goren 2003, S. 194 – 201.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

Heinrich Freiherr von Bülow (1791 – 1846), Minister für Auswärtige Angelegenheiten und ehemaliger preußischer Gesandter in London (1827 – 1841), korrespondierte mit seinem Nachfolger v. Bunsen über die Errichtung preußischer Institutionen in Jerusalem. So schrieb er im Mai 1845: »[...] Im Einverständniße hiemit wollen Seine Majestät der König, daß Allerhöchster Gesandtschaft zu Constantinopel unverzüglich beauftragt werde, bei der Pforte, so bald deren Einwilligung zur Fortsetzung des Baues der Anglikanischen Bisthums-Kirche auf dem Berge Zion feststeht, einen Ferman für den Ankauf eines oder eventuell mehrerer geeigneter Plätze zu dem Preußischen-Consulats-Bauten auszuwirken. Nebst der Wohnung des preußischen Consuls sollen in dem, nach der Auswirkung dieses Fermans aufzuführenden Consulats-Gebäude die Lokalien für die beabsichtigten deutschen Stiftungen (mit Ausnahme des Hospitales, welches Seine Königliche Majestät mit dem Englischen Hospitale in unmittelbare Verbindung unter einem Dache gebracht zu sehen wünschen) also namentlich für das zu errichtende Hospiz und die Elementar-Schule nebst einer Wohnung für den Schullehrer, ingleichen auch eine Kapelle für den Deutsch-evangelischen Gottesdienst vereinigt sein. Was die letztere betrifft, so scheint deren Einrichtung auch Ew. Hochwohlgeboren eigenen Ansichten zu entsprechen, da Sie bereits in Ihrem Berichte vom 11ten Oct. v. J. befürworten zu müssen glaubten, daß in einem Theile des für das Hospiz zu bestimmenden Gebäudes ”eine kleine anspruchslose Kapelle für den deutschen Privat-Gottesdienst” eingerichtet werde ...«21 Bülow befürchtete auch, dass die Engländer der Errichtung einer deutschen Kapelle wie auch eines preußischen Hospizes nicht zustimmen würden, weil diese im Zusammenhang mit dem Bistum stehen sollten. Bunsen versuchte diese Bedenken im Juni 1845 wie folgt zu zerstreuen: »... C. Sobald in einer von Preußen innerhalb des Bisthums als Theil einer deutschen Anstalt, wie z.B. Hospiz p.p. errichteten deutschen Kapelle oder Kirche ein deutscher Gottesdienst gehalten werden soll, so kommt meines Erachtens der Vertrag gar nicht zur Sprache, insofern kein Wort darüber in ihm gesagt ist: Denn Art. I erwähnt nur: ”all the etablishments connected with the Bishopric”, also englische. Das dies der Sinn sei, geht auch daraus hervor, daß es heißt: Die Deutschen sollen Theil haben an solchen Stiftungen, aber hier wird der Fall gesetzt, daß die Deutschen ein Bethaus rein für sich erbauen: Die Eng-

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21 ISA, RG 67, Akte 322, Box 439, Brief aus Berlin von Bülow am 25. Mai 1845 an von Bunsen in London bezüglich des Bistums und der Missionseinrichtungen 1843 – 1850.

Die Gründung eines Preußischen Hospizes 1842 – 1851

länder haben also hieran keinen Anspruch: sie haben nach dem Vertrage nur die Verpflichtung, der Gemeinde Deutscher Zunge den Mitgebrauch zu geben für ihre Anstalten. Daraus folgt natürlich, daß wenn Preußen z.B. ein Hospiz baut, darin englisch-protestantische Reisende so gut aufzunehmen sein werden, als Deutsche. Aber es folgt nicht, daß die Engländer einen Antheil anzusprechen haben an der Ernennung der Beamten des Hospizes oder überhaupt an der Verwaltung desselben. Ein Theil dieser Verwaltung wird den häuslichen Gottesdienst betreffen. Hier wird ein, von der preußischen Verwaltung dazu ermächtigter deutscher Geistlicher den deutschen Gottesdienst halten können wie er will d.h. wie die vaterländische Behörde ihn ermächtigt oder ihm vorschreibt, ohne den Bischof zu fragen. Die Frage ist, ob ein nicht-deutscher Gottesdienst in dieser deutschen Kapelle gehalten werden könne.«22 Die Gründung deutscher Institutionen in Jerusalem konnte trotz der Pläne Bunsens und Bülows nicht so schnell wie geplant realisiert werden. Das Projekt eines gemeinsamen englisch-preußischen Hospitals wurde fallen gelassen, da die englische Judenmissionsgesellschaft ohne deutsche Hilfe am 12. Dezember 1844 ein Hospital für Juden einweihte.23 Der Tod des ersten Bischofs Michael Solomon Alexander im Jahre 1845 änderte die Bedingungen für die Deutschen. Nun hatte Preußen das Recht, den Bistums-Bischof zu ernennen. Friedrich Wilhelm IV., der kein Veto der Engländer riskieren wollte, schlug den (neutralen) Schweizer Samuel Gobat (1799 – 1879) vor.24 Im März 1846 wurde Gobat von Bunsen für die Ernennung zum zweiten protestantischen Bischof von Jerusalem vorgeschlagen.25

22 Ebd., Akte 322, Box 439, Brief von Bunsen nach Berlin an von Bülow vom 25. Juni 1845. 23 Schwake 1983, S. 108 – 191; Perry 2006, S. 73 – 81. 24 Über die Überlegungen Bunsens, wen man als Bischof vorschlagen solle, s. Lückhoff 1998, S. 147 – 151; Bunsen, der im Auftrag des Königs Erkundungen einzog, empfiehlt Gobat schon am 27. Januar 1846 in einem Schreiben an Friedrich Wilhelm s. GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12572, S. 269 – 275. Gobats Empfehlung, S. 272 – 275. Ebd., Schreiben von Friedrich Wilhelm IV. an Eichhorn vom 13. Februar 1846 wegen Gobats Nominierung, S. 284. 1799 wurde Samuel Gobat als Sohn einer alteingesessenen schweizer Jura-Familie geboren. Im Jahre 1821 wurde er Zögling des Basler Missions-Hauses und zwei Jahre später wurde er nach Paris gesandt, wo er – wie auch E.G. Schultz – bei Baron de Sacy Arabisch und weitere semitische Sprachen studierte. 1825 wurde er nach England gesandt und bei der dortigen Kirchenmissionsgeselschaft (Church Missionary Society – CMS) angestellt. S. auch CMS Arch., Register of Missionaries, No. 105. 25 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12573, erstes Schreiben von Bunsen an Gobat vom 7. März 1846, S. 27 – 28. Schölly 1900, S. 125. Über Samuel Gobats Leben bis zu seiner Abreise nach Jerusalem vgl. Gobat 1846; s. auch Hechler, Dokumente 1883, S. 130 – 132.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

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Samuel Gobat in jungen Jahren bei der Ankunft in Jerusalem. Zweiter protestantischer Bischof Jerusalems

Nach einigem Zögern entschloss sich Gobat, das hohe Amt anzunehmen. Kurze Zeit später wurde er in London ordiniert. Hier traf Gobat auch den aus Kaiserswerth kommenden Pfarrer Theodor Fliedner (1800 – 1864), der Diakonissen nach London zum dortigen deutschen Hospital brachte. Gobat sagte Fliedner bei dieser Gelegenheit, er hoffe »daß die Diakonissen bald auch in der Not Jerusalems als Helferinnen auftreten werden«.26 Gobat reiste danach auf Einladung des preußischen Königs zu einer Audienz nach Berlin. Nach der Audienz sagte der König: »Ich habe selten einen Mann kennen gelernt, der mir so vollkommenes Vertrauen eingeflößt habe, wie Gobat!«27 Am 30. Dezember 1846 traf Gobat in Jerusalem

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26 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12573, Brief von Gobat an Bunsen vom 16. März 1846 aus Malta, S. 29 – 30; 50 Jahre Kaiserswerth, S. 6. 27 Schölly 1900, S. 127. Der Münchner Naturforscher Gotthilf Heinrich von Schubert (1780 – 1860), der eine Reise ins Morgenland unternahm, war der gleichen Meinung. Er schrieb in

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ein, wo er vom englischen Konsul James Finn (1806 – 1872) und dem preußischen Konsul Ernst Gustav Schultz empfangen wurde.28 Bischof Gobat führte die Arbeit des ersten Bischofs in der Judenmission fort, fühlte sich aber über die Bekehrung der Juden hinaus auch den anderen Einwohnern verpflichtet.29 Die schlechten Zustände bei katholischen und griechisch-orthodoxen Arabern legitimierten es seiner Meinung nach, auch für sie zu sorgen. Deswegen gründete 1851 die englische Kirchenmissionsgesellschaft (Curch Missionary Society – CMS), bei der Golat langjährig tätig gewesen war, Schulen und Gemeinden in vielen größeren Ortschaften des Landes, z.B. in es-Salt, Ramle, Jaffa, Nablus, Haifa und Nazareth. Die Gemeinden wurden nach und nach mit europäischen Missionaren kirchlich versorgt; dabei stand die ganze Arbeit unter Gobats Leitung. Gobat hielt an dem alten Grundsatz des ersten Bischofs fest, keinen Gläubigen zum Austritt aus seiner Kirche zu überreden. Daher blieben die meisten in ihrer ursprünglichen Kirche, auch wenn sie zur evangelischen Schule gingen.30 In Gobats Amtszeit fielen die zahlenmäßig meisten Einweihungen von karitativen Einrichtungen, die von Deutschen gegründet wurden, so auch das Preußische Hospiz, welches später vom Johanniterorden übernommen worden ist. Konsul Ernst Gustav Schultz, der das Hospizprojekt als sein Herzensanliegen sah, versuchte den preußischen Monarchen von der Notwendigkeit des Hauses zu überzeugen: »Ein Hospiz für Deutsche Reisende und Pilger ... wäre zumal darum ein dem Bedürfniß entgegenkommende Stiftung ... weil das Hospiz des Lateinischen

seinem Buch: »Ich habe wenig Menschen auf meinem Lebenswege gefunden, mit denen es einem so leicht werden könnte, durch die ganze Welt in Freud und Leid zu gehen. Es ist nicht seine hohe, kräftige, männlich schöne Gestalt, die einem so guten Muth zum Mitpilgern gibt, sondern sein ganzes Wesen, welches das Siegel der Treue und des Glaubens trägt, und dessen Wahlspruch ist: Sei getrost und unverzagt. Wenn irgend einer gemacht ist, dem Morgenländer, dessen Sprachen er geläufig spricht, Achtung, Liebe und Vertrauen einzuflößen, so ist es Gobat.« S. Schubert 1839, Bd. II, S. 224. Der Umzug Gobats wurde von Friedrich Wilhem IV. noch bezuschusst s.: GStAPk, III.HA MdA, I., Akte 12573, Schreiben vom 28. August 1846 von König Friedrich Wilhelm an Staatsminister Eichhorn, S. 153. 28 Der englische Konsul Finn war der Schwiegersohn von A. McCaul, der die Stelle des ersten Bischofs abgelehnt hatte. Über ihn vgl. Hyamson 1939, Tibawi 1961, Blumberg 1980, Eliav 1992, S. 37 – 81. Über E. G. Schultz s. KHZ, Beilage 299, 1853; Wolff 1857, 204 – 214 und Goren 2003, S. 194 – 201. 29 Sewing 1898, S. 29; Carmel 1981, S. 73 – 77. 30 Sewing 1898, S. 12 – 26; Hechler, Dokumente 1883, Liste der Missionare im Dienst der CMS, S. 45. CMS Arch., Register of Missionaries; Van der Leest 2010, S. 67 – 85.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

Klosters H. Salvator – hier unter dem Namen der Casa nuova bekannt, – zahlreiche arme protestantische Pilger aus den Königl. Staaten ... aufnimmt, sie dreißig Tage unentgeltlich beherbergt und beköstigt, ohne daß, soweit mir bekannt ist, für die Verpflichtung, welche daraus den verschiedenen LandesRegierungen wohl entstehen dürfte, eine Ausgleichung üblich wäre, wie die von Seiten vieler römisch-katholischer Länder«.31 In weiteren Berichten vom Ende des Jahres 1845 führt der Konsul auch auf, dass eine preußische Herberge in Jerusalem besonders für Wissenschaftler ein Gewinn sein könnte. Als Orientalist fing er an, eine wissenschaftliche Konsulatsbibliothek in Jerusalem aufzubauen und dachte, dass durch ein preußisches Hospiz die Erforschung des Heiligen Landes und besonders Jerusalems durch deutsche Wissenschaftler gefördert werden könnte. Eine solche Einrichtung sollte Forschern im Bereich der Archäologie, der Theologie, der Linguistik sowie der Geographie einen gemeinsamen Treffpunkt in Jerusalem bieten, der einen gegenseitigen Austausch erleichtern sollte. Er wandte sich an den preußischen Kultusminister Johann Friedrich Eichhorn (1779 – 1856) in Berlin, der die Anfrage an Karl Ernst Wilhelm Freiherr von Canitz und Dallwitz (1787 – 1850) weiterleitete: »Was den Wunsche Consul Schultz‘ betrifft, daß in dem zu gründenden Hospitium auf einige Zimmer zur Aufnahme junger Gelehrter und auf einen angemessenen Raum für eine Bibliothek Bedacht genommen werden möge, so kann ich mich damit nur einverstanden erklären«.32 In Berlin ließ man über Schultzens Ansinnen etwas Zeit verstreichen und verfasste dann einen ausführlichen Bericht, weswegen die Idee einer wissenschaftlichen Bibliothek in Jerusalem gut zu heißen wäre. Von der Errichtung einer wissenschaftlichen Herberge für Reisende wurde in diesem ersten Schreiben jedoch Abstand genommen: »... Zwar liegt für diejenigen Reisenden, welche mehr oder weniger dauernd oder vorübergehend sich in Jerusalem der Erforschung des Heiligen Landes und der angrenzenden Gebiete und dem Studium der Wissenschaften hinge-

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31 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12573, Brief von Schultz an Eichhorn vom 3. Juni 1846, S. 133 – 138 Zitat S. 136, zitiert z.Teil auch bei Lückhoff 1998, S. 162. 32 GstAPK, III.HA MdA, I., Akte 12573, Brief vom 28. April 1846 von Eichhorn an von Canitz, S. 16. S. auch S. 32 Brief von Thiele an Canitz vom 1. Mai 1846, S. 32. S. auch Allgemeine Preußische Zeitung 15. September 1847.

Die Gründung eines Preußischen Hospizes 1842 – 1851

ben wollen, welche aus der Kentniß der Oertlichkeiten und der gegenwärtigen Zustände jenes Ländergebiets gewinnen können ... Ist wesentlich davon bedingt, daß sie die Sprachen, davon sie dort benöthigt sind erlernt, daß sie Geographie und Geschichte, Natur, Statistik und Alterthum des Landes, welches das Ziel ihrer Reise ist, wenigstens im Überblick und je nach dem sie sich der Erforschung des Einen oder des Anderen besonders widmen wollen, auch speziell kennengelernt und daß sie namentlich das Studium der Heiligen Schrift bereits so gründlich und so umfassend betrieben haben, daß sie beim Betreten des Gelobten Landes unter dem Schutt der Jahrhunderte und hinter der darüber hergezogenen modernen Cruste der Grund und Boden der heiligen Geschichte ohne große Mühe erkennen und hiermit ihnen eine sichere Orientierung schon zu Gebote steht. Allein, je besser vorbereitet die fraglichen Reisenden sind, um desto mehr wird es sie fördern und um desto rascher und sicherer werden sie ihre Forschungen zum Ziele bringen können, wenn es ihnen möglich gemacht wird, mit den ihnen geläufigen wissenschaftlichen Mitteln an Ort und Stelle das durch Studium gewonnene zu prüfen, zu berichtigen und weiter zu verfolgen- Jerusalem ist bis jetzt von litterarischen Hülfsmitteln, davon der Europäische Gelehrte bei den von ihm anzustellenden Untersuchungen bedarf, fast ganz entblöst. Und doch giebt es dort noch so vieles zu erforschen, kaum die Hauptsachen sind festgestellt auf einem Gebiete, wo auch so viele Einzelheiten von hohem Werthe sind, weil sich davon die heilige Geschichte knüpft. Unter der übergrößten Zahl von Reisewerken, welche sich auf Palästina beziehen, sind nur recht sehr wenige, die wirklich einen umfassenderen wissenschaftlichen Werth haben, und je mehr noch für künftige Reisende zu Thun übrig bleibt, um desto mehr erscheint jede Maaßregel, welche, wie die Gründung einer zweckmäßig zusammengesetzten Bibliothek in Jerusalem zur Förderung der hierher gehörigen wissenschaftlichen Untersuchungen daselbst beitragen kann ...«33 In einem späteren Schreiben wurde auf die zu gründenden preußischen Institutionen reagiert, die Gründung eines wissenschaftlichen Hospizes jedoch wie folgt abgelehnt: »Es handelt sich um die Errichtung: 1. Einer in unmittelbarer Verbindung mit dem preußischen Consulate zu setzenden besonderen Kapelle für den deutsch evangelischen Gottesdienst; 2. Eines Hospitals für Kranke;

33 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12573, S. 186 – 188, Zitat S. 186 – 186a Schreiben von Eichhorn, von Bülow und Staats- und Finanzminister v. Düesberg, Berlin 12. Oktober 1846.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

3. Eines Hospizes für Pilger und reisende Handwerker; 4. Einer Bibliothek ... Zu 3. Dem von Ew. Wohlgeboren gemachten Antrage und Vorschlage, die Gründung eines Hospizes für Pilger und Handwerker einstweilen noch auszusetzen und statt dessen mit der zu gründenden Bibliothek nur eine Einrichtung zur Aufnahme und Beherbergung von reisenden Gelehrten zu treffen, haben Se. Königliche Majästät Allerhöchst Ihre Zustimmung versagt und wollen vielmehr entscheiden, daß, der ursprünglichen Allerhöchsten Institution gemäß, bei der Einrichtung des Hospizes, vornehmlich auf die ärmeren Klassen der Reisenden Rücksicht genommen werde, wie auch das vaterländische Publicum, welches auch für diesen Zweck bei der um Ostern 1842 veranstalteten Kirchen-Collecte reichlich beigesteuert hat, zu erwarten berechtigt ist. Das fragliche Institut soll für Evangelische aus allen Ländern, worunter indessen die Deutschen wiederum ein Vorzug einzuräumen ist, bestimmt seyn und entweder in dem von Ew. Wohlgeboren jetzt bewohnten Hause, oder in dem vormals Young’schen Hause untergebracht werden ...34 Die Absage des preußischen Königs an Schultz kritisierte der Forscher Titus Tobler: »Wenn ich einerseits diesem deutschen Fürsten die verdiente Anerkennung gerne zolle [durch Gründung des Preußischen Bistums und weiterer preußischer Institutionen in Jerusalem], kann ich andererseits das Bedauern nicht [ver]bergen, dass er der naturwissenschaftlichen und der geographischarchäologischen Erforschung des Heil. Landes, um seiner Krone noch einen Edelstein einzufügen, Aug‘ und Kasse verschloss.«35 Schließlich kam ab 1848 der zweite Bischof des Bistums, Samuel Gobat, Schultz zu Hilfe, indem er versuchte, den König zu bewegen, doch ein preußisches Hospiz für deutsche Reisende zu gründen und ein deutsches Krankenhaus in Jerusalem finanziel zu unterstützen. Gobats Schreiben an Friedrich Wilhelm IV. lautete: »Aber es giebt eine andere Klasse von Deutschen, für welche ein treuer Hirte, ein deutscher Geistlicher, sehr erwünscht ist, ich meine die Armen Handwerker, deren jährlich etwa 150 bis 200 Jerusalem besuchen. Andere deutsche

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34 ISA, RG 67, Akte 228, Box 430, Brief von Canitz vom 10. März 1847, zitiert vollständig bei Schwake 1983, S. 247 – 252, hier S. 249 – 250. 35 Tobler 1859, S. 323.

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

Reisende giebt es sehr wenig und diese bleiben in der Regel nicht lange hier. Wenn bei Anstellung eines Geistlichen zugleich ein Hospitium errichtet würde zur Aufnahme der armen Handwerker, so ist nicht zu berechnen, wie viel gutes dadurch bewirkt werden könnte.«36

3. Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858 Gobats Bemühungen, Konsul Schultz‘ Reise 1850 nach Berlin, sowie das Gutachten des Predigers Friedrich Adolf Strauß (1817 – 1888) aus Berlin zeigten Wirkung. Schon im November 1850 erhielt Schultz ein Schreiben, in dem die Errichtung des Hospizes und dessen Anfangsfinanzierung behandelt werden: An den königlichen Consul Herrn Dr. Schultz, Wohlgeboren, in Jerusalem. In Folge der von Ew. Wohlgeboren bei Ihrer jüngsten hiesigen Anwesenheit mündlich ausgesprochenen Wünsche, so wie derjenigen, welche der mit den Verhältnissen in Jerusalem gleichfalls aus eigener Anschauung bekannte Divisions-Prediger, Licentiat Strauss, demnächst schriftlich und zwar dahin zu erkennen gegeben hat, daß mit Verwendungen aus dem für das dortige evangelische Bisthum gesammelten Kollektenfonds zum Besten armer evangelischer Reisender und Pilger thatsächlich der Anfang gemacht, und so dem obwaltenden Bedürfnisse einigermaßen begegnet werde, haben das königliche Ministerium der geistlichen Angelegenheiten und das unterzeichnete Ministerium bei Seiner Majestät dem Könige darauf anzutragen, daß vorläufig eine Summe von 1000 rth. aus dem Ertrage dieses Stiftungsfonds verwendet werden dürfe, um hiemit die Einrichtung eines Hospizes in Gang zu bringen und demnächst Behufs weiterer Bewilligungen den ferneren Erfolg abzuwarten. Nach den Allerhöchsten Orts nunmehr genehmigten diesfälligen Vorschlägen wird dies am leichtesten und einfachsten in der Weise zu bewirken sein, daß in dem ehemaligen Konsul Young‘schen Hause [Haus Chalil Agha], welches für den Kollektenfonds angekauft ist, einige Zimmer zur Aufnahme von armen Reisenden und Pilgern eingerichtet, ein christlicher Hausvater daselbst angenommen, und den armen Reisenden freie Wohnung und Verpflegung darin gewährt würde. Zugleich könnten die besseren Zimmer des Hauses an wohlhabende Reisende gegen billige Entschädigung zur Bewohnung überlassen werden. Die ersten Einrichtungskosten werden höchstens die Summe von 500 rth. in Anspruch nehmen, so daß die von des Königs Majestät zunächst bewilligten 1000 rth., welche Ew. Wohlgeboren von der Königlichen Legationskasse ge-

36 Gobat 1884, S. 318, zitiertes Schreiben vom 30. Juli 1850 an Friedrich Wilhelm IV.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

gen vorgängige Einsendung Ihrer Quittung gefälligst einziehen wollen, außer jenen Einrichtungskosten, auch noch die Verpflegung von 5 bis 10 Reisenden, deren jährliche Kosten auf etwa 1000 rth. veranschlagt werden können, ungefähr auf ein halbes Jahr decken würde. Das unterzeichnete Ministerium überträgt hiernach Ew. Wohlgeboren unter dem Vorbehalte weiterer Bestimmungen hinsichtlich der übrigen, zur diesseitigen Disposition stehenden Räumlichkeiten in Jerusalem die Herstellung der entsprechenden Einrichtung, wobei Sie Sich überall des Einverständnisses des Herrn Bischofs Gobat versichern wollen und sieht seiner Zeit Ihren gefälligen Berichten über die getroffenen Veranstaltungen und die erfolgte Eröffnung des Hospizes, so wie überhaupt über die gegenwärtigen Verhältnisse des Bisthums und der dortigen evangelischen Gemeinde, ingleichen auch der Einreichung der Rechnung über die Einrichtungskosten, ergebenst entgegen. Berlin, den 1.sten November 185037

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Theodor Fliedner, Gründer der Frauen-Diakonie in Kaiserswerth

37 ISA, RG 67, Akte 248, Box 432, Brief von Bülow an Schultz vom 1. November 1850.

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

Bischof Gobat hatte paralell dazu bei Theodor Fliedner – dem Begründer der modernen deutschen Frauen-Diakonie – um zwei Diakonissenschwestern gebeten, die in Jerusalem ein Krankenhaus leiten könnten. Friedrich Wilhelm IV., der mit Fliedner in Berlin deren Aussendung besprach, hielt es für sinnvoller, gleich vier Diakonissen nach Jerusalem zu senden: zwei Lehrdiakonissen (Adelheid Bleibtreu (*1816) als Vorsteherin und Pauline Keller [1826 – 1909]), finanziert durch den »Frauenverein zur Erziehung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande«38 , sowie zwei Krankenpflegerinnen (Henriette Zenke [1809 – 1855] und Marie Katharine Evers [*1813]), finanziert durch den Monarchchen.39 Am 17. März 1851 traten diese vier Diakonissen in Begleitung Fliedners ihre Reise nach Jerusalem an.40 Als ihre Reise bekannt wurde, bekamen sie aus allen Teilen Deutschlands Geschenke (Küchengeräte, Betten, Bettzeug usw.). Das bedeutendste Geschenk war eine vollständig eingerichtete Apotheke.41 Am 2. Mai 1851 wurde das Hospital in einem zu diesem Zweck angemieteten Haus auf dem Zionsberg eröffnet; die offizielle Einweihung durch Bischof Gobat fand am 4. Mai 1851 statt: »Eine große Zahl englischer und deutscher Protestanten mit den beiden Konsuln [Schultz und Finn] und über 30 Gäste wohnten der Feier bei«42 . Anfangs wohnten und arbeiteten die Diakonissen in sehr beschränkten Räumlichkeiten. Sie konnten nur für Kranke zwei Zimmer im Oberstock benutzen. Das Untergeschoss, welches noch nicht ausgebaut war, sollte auf Wunsch Friedrich Wilhelms IV., der auch die Miete zahlte, als Hospiz vorgesehen werden.43 Schultz berichtete darüber nach Berlin: »... den Ausbau der unteren Räumlichkeiten des Hauses Chalil Agha zur Herstellung des Hospizes habe ich am 5. d. Mnts. beginnen lassen. Die Bereitschaffung des nötigen Kalks verhinderte mich früher anzufangen ...

38 Über die Morgenländische Frauenmission s.: Schubert 1964; Otto 1992; Eisler 2001, S. 78 – 84. 39 Dorfchronik, Jg. 6, Nr. 16, 16. April 1851, S. 183. Über Theodor Fliedner s. Fliedner 1908/10; Gerhardt 1933/1937, Sticker 1965 und Friedrich 2010. 40 Dorfchronik, Jg. 6, Nr. 37, 10. Sep. 1851, S. 393. 41 Über die Kaiserswerther Schwestern im Orient s. Wiesemann 2010, S. 131 – 162; Carmel 1985b, S. 201; Neubert-Preine 2008, S. 50 – 54; Kaminsky 2009, S. 81 – 95. 42 Ebd.; Fliedner 1858, S. 160 – 164; Disselhoff/Stursberg 1911, S. 106 – 112; Lückhoff 1998, S. 194 – 195. 43 Pflanz 1903, S. 180. Der behandelnde Arzt war Dr. Edward MacGowan (1795 – 1860) von der LJS. Über das Hospiz s. Eisler 1997, Kap. 1.3.5.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

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Diakonissenhaus in Jerusalem und erstes Hospiz

Einen christlichen Hausvater für das Hospiz habe ich noch nicht definitiv in den Dienst der königlichen Anstalt nehmen können, da ein dazu unbedingt geeigneter Mann hier nicht vorhanden ist. Dagegen habe ich den königl. Unterthan Gustav Theel [sic. 1825 – 1907] aus Hölgesthal, Regierungsbezirk Düsseldorf, mit Anfang dieses Monats zur Probe auf den Vorschlag des Herrn Bischofs Gobat in dessen Dienst er bisher die Aufsicht über den protestantischen Begräbnisplatz auf dem Berge Zion geführt und auch dort gewohnt hat, zum Hüter des Hauses angestellt.«44 Die Hospiz-Zimmer waren am 10. September 1851 fertiggestellt, und mit ihrer Einweihung an diesem Tag war der Anfang des Preußischen Hospizes gemacht. Da anfangs die Kaiserswerther Diakonissen im gleichen Haus tätig waren, oblag ihnen auch die Verpflegung der Gäste.45 Die Zeitschrift der Neusten Nachrichten aus dem Reiche Gottes beschreibt das Ereignis wie folgt: »Das Hospiz, mit dem die Diakonissen-Anstallt verbunden ist, liegt nicht weit vom Jaffa-Thor; man geht durch dasselbe rechts um den alten massiven Davidsturm, und biegt vor der, der alten Davids-Burg gegenüber liegenden engli-

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44 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12575, Brief von Schultz an das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten vom 7. Mai 1851, S. 100 – 103, Zitat S. 101. 45 Ebd., Akte 12575, Brief von Schultz an das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten vom 10. September 1851, S. 134. Das Preußische Hospiz wurde entgegen Lückhoff 1998, S. 260 nicht am gleichen Tag wie die Diakonissenanstalt im Mai 1851, sondern am 10. September 1851, eingeweiht.

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

schen Kirche, nach Osten in eine schmale Gasse ein, die nach einigen Schritten durch einen kurzen überwöllbten Duchgang weiter führt, bis man links, wo die Gasse steil hinabgeht, vor dem Thore des Hospizes steht. Durch die Eingangspforte betritt man den die Cisterne des Hauses bedeckenden Hofraum. Das Wasser derselben ist jedoch, wenn die Regenzeit nicht andauernd war, für den Bedarf nicht ausreichend, da in sechs Monaten kaum ein Tropfen Regen vom Himmel fällt. Auf beiden Seiten befinden sich die Räume der Herberge und die Küche des Hauses. Dem Eingange gegenüber ist das Eßzimmer, wo bei der irdischen Speise mit Gebet und Gesang dem himmlischen Geber gedankt wird. Links von demselben führt eine Treppe zu der Apotheke, auf deren flachem Dache sich eine Laube befindet, die den Kranken in der Kühle, welche sich aus einem benachbarten Hofe erhebt, überragt wird. Von der Treppe und von einem langen Gange am linken Seitenflügel des Hauses gelangt man zu den Zimmern der Kranken und der Diakonissen ... Für die Reisenden, die im Hospize einkehrten, bleibt sich das Ganze in der Erinnerung zu einem freundlichen Bilde aus, weil alles, was mit dem Hause zusammenhängt, so fortrefflich eingerichtet ist.«46 Um die Diakonissen dabei zu unterstützen, ihre vielfältigen Tätigkeiten zu bewältigen, machte sich Konsul Schultz Gedanken, wer Hilfestellung leisten könnte. Die vorübergehende Ernennung von Gustav Thiel zum »Hüter des Hauses« hatte er geändert und ihn zum ersten Hausvater des preußischen Hospizes ernannt.47 Gustav Thiel war aus dem Rheintal gebürtig und kam mit seiner Frau Katharina geb. Großsteinbeck (1826 – 1862), deren beiden Brüdern und drei weiteren Familien im Jahre 1849 nach Jerusalem.48 Bei Katharinas Bruder Johann Adolf

46 NNRG, Jg. 39, Nr. 2, Februar 1855, S. 83 – 86. 47 Schultz begründete die Ernennung Thiels so: »... da er Neigung und Geschick für sein Geschäft zeigt, verheiratet ist und daß seine Frau die Wäsche für die Pilger übernehmen kann ...« GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12575, Brief vom 1. Juni 1851 schreibt Schultz nach Berlin, S. 108 – 109. Zitat S. 109; s. auch Gebhardt 1937, Bd. II, S. 518 – 519. Laut Gebhardt wurde das Hospiz schon im Juli 1851 eröffnet. Dabei handelt es sich jedoch um den Monat, in dem Thiel als Hausvater angestellt wurde und Hilfswärterdienste im Hospital ausübte. 48 Die kleine Gruppe bestand aus zehn Personen, fünf Männern, zwei Frauen und drei kleinen Kindern. Die Familie Steinborn (Eltern und drei Kinder) stammte aus Elberfeld. Aus Barmen kam Herr Müller. Die restlichen vier Gruppenmitglieder gehörten der Familie Großsteinbeck aus Meiersberg bei Homberg an: die zwei Brüder Friedrich Wilhelm (1821 – 1858) und Johann Adolf sowie ihre Schwester Maria Katharina (1826 – 1862) mit ihrem Mann Gustav Thiel aus Höltgesthal bei Neukirchen.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

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Dachlaube des Diakonissenhauses und Hospizes in Jerusalem. Blick auf die Grabeskirche und die Altstadt Jerusalems. Stich nach Aquarell von Theodor Rabe

Großsteinbeck (1832 – 1913), der Palästina im Jahre 1859 wieder verließ, handelt es sich um den Großvater des amerikanischen Literaturnobelpreisträgers John Steinbeck (1902 – 1968).49

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49 Über die Familie s. Eisler 1997, S. 49 – 53 u. Eisler 2001, S. 1 – 19; Perry 2004, S. 46 – 72.

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

7 Johann Adolf Großsteinbeck, der Großvater des Nobelpreisträgers John Steinbeck

Diese Gruppe, die von der Erweckungsbewegung im Bergischen Land beeinflusst war, konnte nur durch Hilfe von Konsul Schultz und Samuel Gobat ihr Auskommen finden. Einige fanden als Bauern in Artas bei Bethlehem an den Salomonischen Teichen Arbeit und konnten mit Hilfe des Konsuls Schultz dort angesiedelt werden. Gobat konnte die Handwerker am Bau und Ausbau der Christuskirche in Jerusalem und der englischen Institutionen des Bistums beschäftigen. Familie Thiel hatte das Glück, eine sichere Stelle im Baukomplex der Schule des Hospitals und des Hospizes zu bekommen.50 Ende des Jahres 1851 starb Konsul Schultz. Ihm folgte als Konsul wieder ein Forscher, Georg Rosen (1820 – 1891). Friedrich Großsteinbeck, der 1852 von Artas nach Jaffa übersiedelte, um dort als Landwirt zu arbeiten, überzeugte seinen Schwager Gustav Thiel, die Arbeit

50 Die Gründe der Auswanderung sind ausführlich bei Eisler 2001, S. 7 – 10 zu lesen. Die »Christ Church« in Jerusalem war die erste protestantische Kirche im Osmanischen Reich. Der Grundstein wurde im Februar 1842 gelegt zur Zeit des ersten Bischofs Alexander, aber erst 1849 durch Bischof Samuel Gobat eingeweiht. Zur Einweihung der neuen ChristusKirche s.: Gidney 1908, S. 244; Hechler Documente 1883, S. 128 – 129, Ferman (Erlaubnis) zum Bau der Christus-Kirche auf dem Zionsberg in Jerusalem vom 10. September 1845; Perry 2006, S. 68 – 73.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

im Hospiz aufzugeben und nach Jaffa zu ziehen. So kündigte im September 1852 Thiel seine sichere Stelle im Hospiz und ging nach Jaffa. Die Kaiserswerther Diakonissen, die jetzt ganz ohne Hilfe dastanden, baten den neuen Preußischen Konsul Georg Rosen um Hilfe. Dieser stellte den zweiten Hausvater des Hospizes, August Päde, im Oktober 1852 ein.51 Laut Beschluss des Königs sollten im Hospiz deutsche evangelische Handwerker 14 Tage lang kostenlos übernachten können und dort auch verpflegt werden. Die Verpflegung durch die Diakonissen stellte sich als unzumutbar heraus, da diese neben der Leitung der Diözesanschule des Bistums und der Krankenpflege auch die Apotheke zu führen hatten. Trotz der geringen Zahl an reisenden Handwerkern waren die Diakonissen zu stark beansprucht. Auch die Unterbringung von zahlenden Gästen im gleichen Haus mit Kranken und Leidenden erwies sich als problematisch.52 Deswegen wurde auf Drängen der Diakonissen im Herbst 1854 mit Geldern des Jerusalemer Kollektenfonds ein eigenes Haus für das Hospiz gekauft. Das Haus war ein Waqf-Eigentum und wurde von Mustafa Agha Beirakdar erworben. In diesen Jahren konnten Europäer noch kein Grundeigentum im Osmanischen Reich erwerben. Aus diesem Grund wurde das Gebäude auf osmanische Untertanen eingetragen, die als verlässliche »Strohmänner« fungierten. Das Hospiz wurde auf dem Namen des Dragomans des preußischen Konsulats eingetragen, der seinerseits im Konsulat eine Erklärung abgab, dass das Haus faktisch dem Jerusalemer Kollektenfonds gehöre.53

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51 Eisler 2001, S. 95 – 97 Brief vom 24. Januar 1853 von Thiel an seinen Schwager in Maiersberg. Das Schreiben fängt mit der Benachrichtigung der Übersiedlung wie folgt an: »Es sind nun 5 Monate, daß wir das Stadtleben [in Jerusalem] verlassen haben und in unsern edlen Bauernstand zurück getreten sind. Obschon in Jerusalem wir eine gute Stelle hatten, und es schwer wurde uns zu trennen, haben wir uns doch recht gefreut, säen und erndten [sic.] zu können in der Ebene Saron, im gelobten Lande. Schwager Friedrich [Großsteinbeck] und ich haben den schon erwähnten Garten in Kompagnie gekauft; doch kann ich zu jeder Zeit austreten.« Über die Suche nach einem neuen Hausvater s. BDSM, Jg. 1, März 1853–Okt. 1853, S. 22; Dorfchronik, Jg. 8, Nr. 19, 5. März 1853 Brief von Großsteinbeck vom 19. Januar 1853. Über die Tätigkeit von Päde s. auch GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12576, Brief von Rosen nach Constantinopel vom 1. Juli 1853, S. 63 – 66 mit Abrechnung durch den Hospizvater. 52 NNRG, Jg. 37, Nr. 9, Sep. 1853, S. 407; Zweiter Jb. des JV, Auszüge aus den Briefen Valentieners, Bericht vom 18. April 1853, S. 29 u. auf S. 39 Bericht der Diakonissen. 53 Sinno 1982, S. 142 – 143; Schütz 1988, S. 164 – 165; Lückhoff 1998, S. 260; GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12577, Brief an Otto Theodor von Manteuffel vom 11. Januar 1855 mit Bezug auf Rosens Schreiben vom Oktober und November 1854, S. 2 – 3. Das Haus wäre fast vom österrichischen Konsul Josef Pizzamano (1809 – 1860) für österreichische Pilger im Februar 1854 gekauft worden. S. GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12576, Brief von Theodor

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

8 Straßenbild des neuen Hauses in Jerusalem (Aqabat Tekiye Str.)

Über diese Veränderungen schrieb die Zeitschrift des Jerusalemsvereins zu Berlin wie folgt: »Das Hospiz, die Pilger-Herberge, unter dem [neuen] Hausvater [August] Päde, sieht einer Erweiterung entgegen, indem ein eigenes Gebäude für dasselbe gewonnen ist, und bei der bevorstehenden Übersiedlung die Schwierigkeiten schwinden werden, welche durch die Vereinigung in einem Gebäude der gedeihlichen Entwicklung des Hospizes und der Diakonissen-Anstalt entgegentraten ... Vom Hausvater des Hospizes wird für jede Bequemlichkeit gesorgt. Wo er nur helfen kann, ist er thätig. Wenn er mit seiner Arbeit Abends fertig war, so ging er oft noch spät aus dem Hause, um in der Nacht am Lager eines Kranken zu wachen. Und am Tage mußte er jedoch öfter wie die Johanniter-Ritter die Rechte des Hauses tapfer vertreten.«54

Weber nach Berlin vom 20. Februar 1854, S. 158 – 159. Fischer 2006, S. 179–183. Im Herbst 1854 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet s. ebd., S. 226 – 228. Dieses Haus befindet sich heute in der Aqabat Tekiye Str. Nr. 7 in der Jerusalemer Altstadt. 54 Dritter Jb. des JV zu Berlin vom 21. Januar 1855, S. 7 u. S. 10.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

In Berlin befürchtete das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, dass man vom Jerusalemer Kollektenfonds jetzt weitere Gelder nicht nur für den Kauf des Hauses ausgeben müsste sondern auch für eine weitere Stelle im Hospital und in der Schule für einen weiteren Hauswärter, da August Päde in das neue Gebäude des Preußischen Hospizes zog.55

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Charlotte Pilz. 50 Jahre lang Leiterin der Kaiserswerther Anstalten in Jerusalem

Georg Rosen besprach die Lage mit der Leiterin der Diakonissenanstalten, Charlotte Pilz (1819 – 1903), und antwortete nach Berlin wie folgt: »Was zunächst das Verhältnis der hiesigen Diakonnissen-Anstalt zu dem Collectenfonds sowie die Ansprüche derselben aus einem aus letzterem von dem königl. Ministerium zu besoldenden Hausvater anbetrifft, so erlaube ich mir zu bemerken, daß ich in den Archiven des königl. Consulats kein Aktenstück habe auffinden können, aus welchem sich ergebe, daß die gedachte

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55 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12577, Brief von Camenz an Manteufel vom 11. Januar 1855, S. 2 – 3 und Zitat Brief von Georg Rosen vom 5. März 1855 an das Ministerium in Berlin, S. 45.

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

Anstalt, welches freilich aus freier Gnade eine Wohnung in dem Chalil Agha�schen Hauses gewährt worden ist, auf sonstige von dem gedachten königl. Ministerium zu leistende Unterstützung irgend eine Berechtigung habe. Aus diesem Grunde glaubte ich auch seither die von dem A. Päde jener Anstalt geleisteten Dienste nur als ein zwischen ihm und den Schwestern bestehendes Privat-Verhältniß betrachten und verlangen zu müssen, daß er nur, insofern sein Amt als Wärter des Königl. Hospizes ihm die nöthige Maße gewähren, sich auch der Diaconissen-Anstalt nützlich machen. Diese Ansicht wurde von den Diaconissen selbst getheilt und bey dem gutwilligen Entgegenkommen, das von ihrer Seite stattfand, ist es dem Päde gelungen, den verschiedenen auf ihm lastenden Verpflichtungen mit Vermeidung jeden Conflictes nachzukommen. Da indessen die Diaconissenanstalt nur dem Herrn Pastor Fliedner zu Kaiserswerth, welcher sie aus eigenen durch Vereine und Collecten zusammen gebrachten Mitteln unterhält, für ihre Ausgaben und ihre ganze Verwaltung verantwortlich ist, so dürfte meiner unmaßgeblichen Ansicht zufolge umsoweniger Grund vorhanden seyn, bey Gelegenheit der hauptsächlich auf ihren Wunsch erfolgten Verlegung des Königl. Hospizes, sie mit einem besonderem, aus dem Collectenfonds zu besoldenden Hausvater zu versehen als eine solche Bewilligung, wie mir die zeitige Oberin Schwester Charlotte Pilz ausdrücklich versichert hat, weder von Hr. Fliedner, noch von ihr selbst je erwartet worden ist.«56

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Olivinholz Model von Conrad Schick des Diakonissen Hospitals und des ersten Preußischen Hospizes

Bedingt durch die Übersiedlung in die Aqabat Tekiye Str. stellte nun die Beköstigung der Gäste ein Problem dar. Bislang wurde die Küche von den Diakonissen

56 Ebd., Akte 12577, von Rosen vom 5. März 1855 an das Ministerium in Berlin, S. 46.

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Pläne zur Gründung eines deutschen Hospizes in Jerusalem

geführt, was nun nicht mehr möglich war, weswegen Rosen sich mit dem folgenden Vorschlag nach Berlin wandte: Um nun mit der Besoldung eines Kochs den Collectenfonds nicht für die Dauer eines ganzen Jahres zu belasten ..., erlaube ich mir ... folgende Anträge ... geben zu wollen: 1. Dasselbe wollen A. Päde gegen Erhöhung seines Diensteinkommens von 200 auf 320 Piaster monatlich zur Verzichtleistung auf die Beköstigung unter Fortführung seines Dienstes in dem neuen dem Königl. Hospiz zugewiesenen Local durch das Königl. Consulat verpflichten lassen. 2. Das Königl. Consulat für Zeiten, wo Hospizgäste sich zahlreicher einfinden, zu der Mehrausgabe von 100 Piastern monatlich für die Besoldung eines Kochs zu ermächtigen. 3. Eine Ausgabe von 6 Piastern per Tag auf die Person wie früher für solche Zeiten genehmigen, wo nur ein oder höchstens Zwey Hospizgäste anwesend sind, die Annahme eines Kochs sich nicht lohnt. (Anm. Die Diakonissenanstalt ist bereit, in solchen Fällen das Essen gegen obige Vergütung zu liefern.) Außerdem dürfte das Königl. Consulat zur Anschaffung der zur Führung eines besonderen Haushaltes benötigten Geräthschaften sowie derjenigen Vorräthe zu ermächtigen, ohne darum rechtzeitige Anlegung die Anstalt nachher bedeutenden Schaden würde erleiden müssen, als Kohlen, Holz, Weizen, Öl u.s.w. deren Beträge dann unter Beibringung der Quittungen in die Berechnung aufzunehmen seyn werden ...57 Konsul Rosen erstellte im Zuge des Umzugs ein Inventarium aller Gegenstände des Hospizes, das auch auf den früheren Listen der leitenden Diakonisse Adelheid Bleibtreu basierte und sandte dies nach Berlin. Inventarium des königlich preußischen Hospizes zu Jerusalem A. Mobiliar für Stuben und Schlafzimmer Ein Schrank für Wäsche und Geschirr /Ein großer Tisch / Zwei kleine Tische / Zwölf Stühle / Sieben Bettgestelle / Sieben Matrazen / Zwölf Kopfkissen / Zehn Bettdecken / Zwölf Strohmatrazen für die Fußböden B. Geschirr und sonstige Utensilien Eine Terrine für Suppe / Dreißig Teller, flache und tiefe / zwey Salznäpfe / vierzehn ... / zwey flache Gemüseschüsselchen / zwey tiefe Gemüseschüs-

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57 Ebd., Akte 12577, ebd., S. 45 – 46, Zitat S. 46a.

Das Preußische Hospiz in Jerusalem 1851 – 1858

selchen / vier Wasserflaschen / zwölf Gläser / zwey ... / ein Kostenbrett / ein Wasserkrug / ein dutzend Löffel, Messer und Gabeln / eine Wasch-Schale von weißem Porzellan / sechs Wasch-Schalen von Blech / sechs Nachtgeschirre / eine Schale von blauem Porzellan / ein Eimer von Blech / eine Oellampe von Blech / vier gelbe Oellampen / drei Besen / ein Schauerlappen C. Bett- und Tischwäsche Vierundzwanzig Betttücher / sechsundzwanzig Handtücher / zwölf neue Handtücher / vier Tischtücher / sechs Servietten / sechs Wischtücher / sechs Kissenüberzüge Vorstehende das Inventarium des kgl. Preuß. Hospizes zu Jerusalem bildende Gegenstände habe ich am heutigen Tage in der angegebenen Zahl, was ich mit meiner Namensunterschrift bezeuge. Jerusalem, den 13. July 1853, die Vorsteherin des Diakonissenhauses, Schwester Adelheid Bleibtreu D. Mobiliar des Pr. Bibliothekszimmers Vier Repositorien / ein Tisch / ein Bücherschrank für Kunstwerke.«58 Man hoffte, dass sich durch die Übersiedlung auch die Zahl der zahlenden Gäste erhöhen würde, so dass der Ausgleich mit den kostenlos untergebrachten Handwerkern hergestellt werden könnte. Doch durch die politische Lage im Orient und durch den Krieg auf der Krim (1853 – 1856) hatte sich an der Gästezahl nichts verändert, sie war sogar im Verlauf des Krieges zurückgegangen. Da der Hospizvater gesundheitlich angeschlagen war, kehrte August Päde im Juli 1856 nach Deutschland zurück. Rosen stellte daraufhin wieder den ersten Hospizvater Gustav Thiel ein. Thiel konnte seinen Lebensunterhalt in Jaffa nicht bestreiten und kehrte mit Frau und Kindern nach ca. 2 Jahren nach Jerusalem zurück. Konsul Rosen stellte ihn zunächst für Arbeiten im Haus des Konsulats und als Knecht in seinem Privathaus ein, bis er von Juli 1856 an im Preußischen Hospiz wieder als Hausvater angestellt werden konnte.59

58 ISA, RG 67, Akte 248, Box 432, Brief von Georg Rosen nach Berlin mit Liste von Schwester Bleibtreu und Bestätigung der Richtigkeit betreffend der Anzahl des Mobiliars und der Haushaltsgegenstände nach dem Umzug 1855. 59 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12577, Brief von Rosen nach Berlin vom 22. Juli 1856, S. 168. Gustav Thiel blieb bis 1855 in Jaffa. Er zog 1854 in die Bajare, die der preußische Consular Agent Murad ein Jahr zuvor gekauft hatte, als Verwalter des Gartens ein. Im April 1854 gebar Frau Thiel ihren dritten Sohn, Samuel, in Jaffa; einige Diakonissinnen sowie Pastor Friedrich Peter Valentiner (1817 – 1894) kamen zur feierlichen Taufe. Der Elberfelder Missionar Wilhelm Kruse, der im Dienst der CMS stand, war damals in Jaffa stationiert und nahm auch an der Feier teil. S. dazu BDSM, Jg. 2, Jan. 1854 bis Dez. 1855, S. 19, u. S. 42 – 44. Zu Kruse s. CMS Arch., Register of Missionaries, Nr. 110. Danach kehr-

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Teil II

Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868 4. Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz Als der Krimkrieg zu Ende ging, hatte man in Berlin den Gedanken gehegt, das Preußische Hospiz unter das Dach eines deutschen Vereins oder einer deutschen Missionsgesellschaft zu stellen, um eine positivere Entwicklung des Hauses zu erreichen. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. äußerte sogar den Wunsch, dass der von ihm wieder ins Leben gerufene Johanniterorden an seiner Ursprungsstätte Jerusalem Raum fände und das Heilige Land ihn wieder aufnehmen würde.60 Der Johanniterorden ist der älteste geistliche Ritterorden im christlichen Europa. Seine Anfänge reichen bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Kaufleute aus Amalfi in Süditalien hatten zu dieser Zeit in Jerusalem ein Hospiz gegründet, in dem sich eine Laienbruderschaft kranker und hilfsbedürftiger Pilger annahm. Als die Ritter des 1. Kreuzzuges unter Gottfried von Bouillon (um 1060 – 1100) am 15. Juli 1099 Jerusalem eroberten, stand dieses Hospiz unter der Leitung von Bruder Gerhard. Dort fanden nun auch kranke und verwundete Ritter Aufnahme und manch ein Kreuzritter schloss sich der Hospizbruderschaft an. Deshalb beginnt die Geschichte des Johanniterordens im Jahre 1099. Bald schon musste die Bruderschaft in Jerusalem ein neues leistungsfähiges Hospital errichten. Nun nannte man sie die »Hospitaliter«. Die Bruderschaft, nicht nur an der Zahl ihrer Mitglieder, sondern auch durch Spenden, Schenkungen und Vermächtnisse im Heiligen Land und in Europa materiell gewachsen, errichtete in den Häfen des Mittelmeers Filialhospitäler und erhielt 1113 durch Papst Paschalis II. wichtige Vorrechte zugesprochen. Etwas später wurde sie durch eine weitere päpstliche Bulle unter den unmittelbaren Schutz des Heiligen Stuhls gestellt. Ab Mitte des 12. Jahrhunderts musste die Bruderschaft zum Schutz der Pilger auch militärische Aufgaben übernehmen. Unter dem Nachfolger Bruder Gerhards, Frà Raimond du Puy (1083– zwischen 1158 – 1160), entstand 1153 die erste Ordensregel, die vom Heiligen Stuhl

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te Thiel nach Jerusalem zurück und arbeitete als Knecht bei Konsul Rosen. Vgl. Warte, Jg. 12, Nr. 12, 20.3.1856, S. 47. Familie Thiel lebte bis in die 1870er Jahre in Jerusalem; vgl. FAG, Briefe im Privatbesitz der Familie Großsteinbeck. S. Eisler 2001, S. 14 – 15. 60 Lückhoff 1998, S. 260 – 261.

Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz

genehmigt wurde. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich der Orden zu einem geistlichen Ritterorden, bestehend aus Priestern, Rittern und dienenden Brüdern. Fortan gehörte der Doppelauftrag »Schutz des christlichen Glaubens und Dienst an den Armen, Kranken und Notleidenden« zum Selbstverständnis des Ordens, der sich nach seinen Ordenspatron Johannes der Täufer nun auch »Ritterlicher Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem« nannte.61 Nach der glücklichen Rückkehr von seiner Pilgerreise in das Heilige Land, wo er die segensreiche Arbeit der Johanniter kennen gelernt hatte, schenkte Markgraf Albrecht I., der Bär, (um 1100 – 1170) den Johannitern eine Kirche in Werben an der Elbe und 6 Hufen Land. Aus dieser Schenkung und später aus dem Erbe des zu Beginn des 14. Jahrhunderts aufgelösten Templerordens entstand im Laufe des 14. Jahrhunderts unter dem Patronat des Landesherrn die »Ballei Brandenburg«. Unter Ballei versteht man Verwaltungsbezirk eines Ritterordens. Die Ballei Brandenburg erwarb durch den Vertrag von Heimbach 1382 und die Reformation im Kurfürstentum Brandenburg, der sich nach dem Beispiel des Kurfürsten auch die Johanniter anschlossen, eine autonome Stellung im sonst katholisch gebliebenen Orden, der sich nach seinem neuen Sitz auf der Insel Malta (ab 1530) Souveräner Malteserritterorden nannte.62 Infolge der Französischen Revolution und der Neuordnung des westlichen Europas durch Kaiser Napoleon I. war der überwiegende Teil des Malteserritterordens der Säkularisation anheim gefallen und damit den Besitz verloren. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770 – 1840) musste auch in seinem Königreich 1810/1811 die Säkularisation durchführen. 1807 nach dem Frieden von Tilsit war die Ballei Brandenburg nicht ausgenommen und verlor dabei ihren gesamten materiellen Besitz, blieb aber als Personenverband bestehen. Zur Erinnerung an die aufgelöste Ballei Brandenburg stiftete der König im Jahre 1812 den »Königlichen Preußischen Sankt Johanniter-Orden« als Verdienstauszeichnung. König Friedrich Wilhelm IV. stellte mit dem Edikt vom 15. Oktober 1852 die »Balley (nun mit »y« geschrieben) wieder her, ohne jedoch den verlorenen Besitz zurückzugeben. Der wieder entstandende, aber in seiner Struktur völlig neue Orden sollte sich den ursprünglichen Ordenszielen widmen. Laut Statuten des Ordens vom 24. Juni 1853 sollte der Orden »so weit seine Mittel es gestat-

61 Über die Geschichte des Johanniterordens s. Herrlich 1903; Wartensleben 1928; Karmon 1987; Sammelband Wienand 1988, S. 55 – 57 und Rödel 1996. 62 Über die Johanniter Obernitz 1929, S. 16 – 18; Wartensleben 1928, S. 5 – 9; s. auch: Rödel 1996.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

ten, im Vaterlande Krankenhäuser und seinen Zwecken entsprechende Anstalten, erstere vornehmlich in kleinen Städten für die Kranken ... errichten ... und auch die Leitung solcher Krankenhäuser und Anstalten« übernehmen.63 Gestützt auf die im Jahre 1853 noch acht hochbetagt lebenden Ritter der ursprünglichen Balley, die den neuen Herrenmeister wählen durften, konnte der Grundstock für die personelle Entwicklung des Ordens entstehen. Bald konnte man in den ersten Krankenhäusern und Altersheimen die Arbeit aufnehmen. In den Kriegen zur deutschen Einigung (1864, 1866, 1870/71) und im Ersten Weltkrieg leisteten die Johanniter wichtige Samariterdienste auf den Schlachtfeldern und in den Lazaretten der Heimat. Zum ersten Herrenmeister des Ordens wurde Prinz Friedrich Carl Alexander von Preußen (1801 – 1883) gewählt.

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Johanniter-Schloss zu Sonnenburg im Jahre 1860. Stahl-Stich

63 Wartensleben 1928, S. 10 – 16; AFKSK, DA 516, V 17.

Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz

Nach Wiederherstellung der Ballay Brandenburg stieg die Zahl der Ritter kontinuierlich an, bis man im Jahre 1890 über 3.000 Ritter neu ernannt hatte. Der Orden fühlte sich von Anfang an den Diakonissenhäusern im Reich verbunden und ließ vom Jahre 1885/86 an Krankenschwestern ausbilden, die danach zu »dienenden Schwestern des Ordens« erklärt wurden. Der Johanniterorden besaß vor Ablauf des 19. Jahrhunderts 42 wohltätige Anstalten und Krankenhäuser im Deutschen Reich und im Orient. Bis 1930 wuchs die Zahl auf 59 Institutionen an.64 Der evangelische Johanniterorden – die Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem – hat zwei Weltkriege, zwei Nachkriegszeiten und die Bedrohungen durch den Nationalsozialismus überstanden. Mit dem Johanniter-Hospiz in Jerusalem ist sie nur wenige Jahre nach ihrer Wiedererrichtung an die Ursprünge des Ordens vor 900 Jahren zurückgekehrt.65 Der preußische Konsul in Jerusalem, Georg Rosen, bemühte sich, das Grundstück im Muristan, auf dem die Kirche Sancta Maria Major und das Hospital der Johanniter standen, zu kaufen. Um dieses Areal hatten sich schon einige Jahrzehnte zuvor auch die deutschen Katholiken bemüht. Nach seinem Besuch in Jerusalem und der Rückkehr nach München 1839 hatte Johannes Nepomuk Sepp (1816 – 1909), einer der herausragenden deutsch-katholischen PalästinaForscher, den bayerischen König Ludwig I. (1786 – 1868) überzeugt, den »Ludwigsmissionsverein« zu gründen. Dieser Verein sollte Sammlungen von Spenden organisieren, die den Franziskanern, die als »Wächter des Heiligen Grabes« angesehen waren, zugute kommen sollten.66 Unter den verschiedenen Vorschlägen für Aktivitäten im Heiligen Land, die Sepp dem König machte, war auch der, die Ruine des alten Johanniter-Hospitals auf dem östlichen Muristan zu kaufen. Im dort renovierten und wieder errichteten Hospital sollten St. Vinzent-Schwestern

64 Obernitz 1929, S. 38 – 105. Dort ist die gesamte Auflistung aller Johanniter-Anstalten in Deutschland und im Auslande bis zum Jahre 1929 geführt. Über die Verbindung der Diakonie mit dem Johanniter-Orden s. Felgentreff 2004. S. ebd. S. 10 – 17 über die Ausbildung der dienenden Schwestern des Johanniter-Ordens in den Diakonissenmutterhäusern. Der Vertrag zwischen Kaiserswerth und dem Orden s. S. 12. Über die Diakonissenschwestern und den Orden s. auch Waßmann 2008, S. 293 – 296. 65 Rödel 1989; AFKSK, DA 516, V 17. 66 Goren 2009, S. 115 – 121; In der Bayrischen Staatsbibliothek (BSB) befindet sich ein Teil des Nachlasses Sepps unter–Seppiana 67. S. dort Korrespondenz zur Palästinareise. Cramer 1956, S. 7 – 9; s. auch Ben Arieh/Goren 1996, S. 7 – 24. Über die Versuche, das Muristangelände zu erhalten s. Krüger 1995, S. 69 – 74.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

aus Bayern den Pilgern dienen.67 In seiner Beschreibung des Areals beschrieb Sepp den Verfall und den schlimmen Zustand des Geländes: »Der Kirchenraum ist gleichsam zum Hohne der Christenheit – zum Schindanger bestimmt. Ich selbst sah bei dreißig Gerippe von Pferden, Eseln und Kamelen durch einander. Ich sah die Hunde an den Äsern zerren, und hatte Mühe, nicht bis zu den Knöcheln in der Blutjauche waden zu müssen. Noch liegen Baustücke in Masse zur hand, um die Wiederherstellung zu erleichtern.«68 Der König nahm Sepps Empfehlungen ernst, und nach Verhandlungen mit dem Hof in Wien veranlasste Ludwig I. den Erwerb des Geländes. In den Vorverhandlungen wurde der Kaufpreis des Geländes auf ca. 1 Million Piaster veranschlagt. Wegen der Märzrevolution im Jahre 1848 kam der Erwerb des Geländes jedoch nicht zustande und Maximilian II. (1811 – 1864) machte Sepp keine weitere Hoffnung, dass es jemals dazu kommen würde. Sepp setzte seine Hoffnungen jetzt auf Wien, wurde aber wieder enttäuscht.69 Deshalb wurde das Areal von katholischer Seite nicht erworben. Von protestantischer Seite interessierte sich Theodor Fliedner schon bei seinem ersten Besuch in Jerusalem für das Gelände. In seinem Reisebericht, der Änhlichkeiten zu Sepps Bericht hat, schreibt Fliedner: »Gleichfalls an der Ostseite der Grabeskirche, am Fuße des Berges Zion, liegt die Ruine des Johanniter-Ritter Hospitals ... Schöne Kreuzgewölbe stehen noch; auch die tiefliegende, zum Theil auf Fels gebaute, alte Kirche ist noch ziemlich erhalten. Eine Lohgerberei ist in der Ruine errichtet, und Lohabfall und Schutt bedeckt den Boden der Kirche. In den Gewölben fanden wir das Skelett eines Pferdes und andere Gerippe. Vor den Ruinen ist ein großer, ganz wüste liegender Wiesen-Platz von vielen Morgen Landes, der dazu gehört. Er breitet sich gerade zu den Füßen unseres Diakonissen-Hauses aus, und wir sahen oft darauf hin, mit lebhaftem Bedauern, daß dieser Platz und diese Ruine mit ihrer noch gut zu gebrauchenden Kirche nicht zu erwerben sei .... Da namentlich die Griechen in den letzten Jahren alle Grundstücke, die nur irgend zu haben waren, gekauft oder gepachtet haben, und stets am Bauen sind, wie die Ameisen, so hat die Regierung dem Pascha Befehl gegeben, vorerst eine Aufnahme von allen Grundstücken und Gebäuden, die in

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67 Carmel 1978, S. 119 – 120; Neubert-Preine 1998, S. 55 – 56; Goren 2003, S. 147 – 153. 68 Sepp 1863, S. 725 – 726. 69 Carmel 1978, S. 119 – 123 bes. S. 120.

Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz

den Händen von Nicht-Muhamedanern [sic.] seien, machen zu lassen, und einstweilen kein Kaufen den Ungläubigen zu erlauben.«70

12 Die Muristanruinen. Vorhof des Johanniterkonvents in Jerusalem. Zeichnung nach Ulrich Halbreiter

Nach der Wiederherstellung des Johanniterordens 1852 versuchte Fliedner, die Johanniter zu überzeugen, das Muristangelände zu übernehmen. Im Monat August 1856 schrieb er an Konsul Rosen, dass die Johanniter an dem Kauf des Ge ländes interessiert wären, Rosen aber noch inoffiziell den Flügeladjutanten des Königs, Friedrich Graf von Bismarck-Bohlen (1818 – 1894, damals stellvertreten-

70 Fliedner 1858, S. 205 – 206.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

der Johanniterordens-Sekretär) informieren solle, ob der Kauf zustande kommen könnte. Rosen teilte mit, dass für eine verhältnismäßig große Summe ein Teil des Muristans gekauft werden könnte. Bismarck-Bohlen schrieb ihm daraufhin: »daß der Orden vorläufig nicht genug Geld habe, um an den Kauf denken zu können, daß er aber weitere Berichte gerne empfangen würde.«71 Aus dem Auswärtigen Amt erhielt Georg Rosen im November 1856 ein Schreiben vom Vortragenden Rat Heinrich Abeken (1809 – 1872): »Lassen Sie sich nun aber durch Fliedner oder Graf Bismarck [Bohlen] nicht mehr zu [einem] Kauf [drängen] und namentlich lassen Sie das Johanniter Convent ruhen. Wir haben kein Geld mehr für Jerusalem, und können den König, wenn er letzten Ankauf wünschen sollte, nur abraten.«72

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Heinrich Abeken (1809 – 1872)

71 Neubert-Preine 1996, S. 104. 72 Ebd. S. 105.

Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz

Wie man sieht, war Ende der 1850er Jahren die Zeit noch nicht reif für die Übernahme des Grundstücks. Erst im Jahre 1869 sollte der osmanische Sultan die Osthälfte des Muristans dem preußischen König schenken.73 Der Johanniterorden dachte 1856 über ein mögliches Engagement im Heiligen Land nach und folgte dem Ruf Theodor Fliedners nach Spenden für den Kauf und die Bebauung von zwei Grundstücken, die in enger Beziehung zur Geschichte des Ordens standen. Nachdem Fliedner im Oktober 1856 das Diakonissenhaus in der Jerusalemer Altstadt mit Geldern des preußischen Königs erwerben konnte74 , blieben gesammelte Spendengelder übrig. Man erwarb mit den eingegangenen Geldern zwei außerhalb der Altstadt gelegene Grundstücke. Dieses Gelände erhielt den Namen »Gottfriedshöhe«, weil nach alter Überlieferung die Kreuzfahrer unter Leitung von Gottfried von Bouillon von dort die Stadt Jerusalem erblickt hatten. Dort beschloss Charlotte Pilz das geplante Kinderhospital zu errichten. Charlotte Pilz wandte sich an den Johanniterorden, um Unterstützung für einen Neubau zu erhalten; darüber berichtet sie: »Unser Bau draußen, auf dem Grundstücke, macht mir viel Sorge. Für denselben bekamen wir vom Johanniter-Ritter-Orden 500 Thaler geschenkt; jetzt ist eine Grundmauer begonnen, ein Theil Steine behauen und das ganze Geld beinahe verausgabt, so daß ich nicht weiß, wie es uns jetzt gelingen soll, den kleinen Bau zu vollenden.«75 In einem weiteren Bericht konnte Charlotte Pilz über die Vollendung des ersten Abschnitts mit einem Zimmer oben, einigen Zinnen als Schmuck, zwei großen Fenstern und dem Johanniter-Kreuz am Eingang des Hauses berichten.

73 Sandreczki 1870, S. 88 – 99. S. unten die Übernahme vom Muristan im Jahre 1869. 74 Über den Kauf s. auch Gebhardt 1937, S. 519 – 521. 75 Eisler 2006, S. 257 – 258. AKF, Jg. 9, Nr. 1 (1857), S. 12. Archiv der Morgenländischen Frauenmission (AMFM), Akte 108; ebd. BFV, 15. Jg, (1858) Brief von Schwester Charlotte Pilz vom 7. Juli 1858 an die Missionsgesellschaft in Berlin.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

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Johanniter-Gebäude auf der Gottfriedshöhe – Die ersten Anfänge der Mädchenschule »Talitha Kumi«

Danach ruhte der Bau auf der Gottfriedshöhe, bis man im Jahre 1861 den Bau um zwei weitere Zimmer vergrößerte. Dies geschah aber schon ohne die Hilfe des Johanniterordens, der ab März 1858 dem Vorschlag des preußischen Ministers für Geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten Carl Otto von Raumer (1805 – 1859) entsprach, das Preußische Hospiz in Jerusalem zu übernehmen. So begann der Orden ein eigenes Werk am Ursprungsort seiner Entstehung.76 Der Orden stimmte dem Minister zu und am 11. März 1858 wurde der nachfolgende Vertrag unterzeichnet: »Zwischen der Stiftung des Jerusalemer Kollectenfonds, vertreten durch den kgl. Geh. Staats- und Minister der geistlichen, Unterrichts- und MedicinalAngelegenheiten v. Raumer, und der Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannes vom Spital zu Jerusalem, vertreten durch den Ordens-Kanzler, kgl. Vize-Ober-Jägermeister u. Landrat Grafen zu StollbergWernigerode ist heute nachstehender Vertrag geschlossen worden. §1 Der Jerusalemer Kollectenfornds vermiethet sein zu Jerusalem gelegenes, früher dem Mustapha Agha Kara Beirakdar gehörig gewesenes Haus mit dem darin befindlichen, den Zwecken des Hospizes gewidmeten von dem kgl. Konsul zu Jerusalem besonders verzeichneten Inventarium vom 1. April d. Js. an den Johanniter-Orden für zweihundert und vierzig Taler jährlich, mit der

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76 AFKSK, Christlicher Volkskalender (1859), S. 108. AMFM, Akte 110/1 Korrespondenz Kaiserswerth. Hanselmann 1971, S. 69. Dazu vgl. Fünfzig-Jahre, S. 27 – 31.

Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz

Bestimmung, daß jedem Theile freisteht, die Aufhebung des Vertrages sechs Monate nach erfolgter Kündigung zu verlangen. §2 Außer der Miethe, welche vierteljährlich postnumerando zur General-Kasse des kgl. Minsteriums der geistlichen Angelegenheiten gezahlt wird und neben den von dem Hause zu entrichtenden Lasten und Abgaben, übernimmt der Johanniter-Orden die Verpflichtung, für die Dauer des Vertrages das gemiethete Haus in baulichen Würden und der das darin eingerichtete Hospiz in der bisherigen Weise u. mindestens in der bisherigen Ausdehnung für eigene Rechnung zu unterhalten, auch Beendigung des Vertrages das Haus nebst allem Zubehör in empfangenen Zustande das Inventar nach dem oben erwähnten der Übergabe zum Grunde gelegten Verzeichnis zurückzugewähren. §3 Beide Theile sind darin einverstanden, daß durch diesen Vertrag zwischen Ihnen begründete Rechte und Pflichten lediglich nach preußischem Recht zu beurtheilen sind. So geschehen, Berlin, den 11. März 1858 Für den Jerusalemer Kollektenfonds Für den Johanniter-Orden Gez./v. Raumer Graf zu Stollberg-Wernigerode«77 Gleich nachdem der Orden die Verantwortung für das preußische Hospiz übernommen hatte, richtete Graf von Bismarck-Bohlen folgendes Schreiben an den preußischen Konsul Georg Rosen: Sr. Wohlgeboren dem Königlichen Consul für Palästina Herrn Dr. Rosen zu Jerusalem. Wie Ew. Wohlgeboren bereits durch den Herrn Minister der geistlichen p.p. Angelegenheiten mitgetheilt worden sein dürfte, wird der Johanniter-Orden, vom 1. April c. an, das dem »Jerusalem-Collecten-Fonds« gehörige, daselbst gelegene Hospiz vorläufig so lange miethweise übernehmen, bis ein förmlicher Kaufvertrag abgeschlossen worden ist. Ew. Wohlgeboren ersuche ich auf Grund dessen, im Auftrage des Durchlauchtigsten Herrenmeisters, Prinzen Carl von Preußen königliche Hoheit, ganz ergebenst, sich auch ferner der oberen Leitung dieses Hospizes in seiner gegenwärtigen Ausdehnung und in der bisherigen Weise geneigtest unterziehen,

77 ISA, RG 67, Akte 248, Box 432. Vertrag vom 11. März 1858 zwischen dem Jerusalemer Kollectenfonds und dem Johanniter-Orden zur Übernahme des Preußischen Hospizes. S. auch Abschrift im GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12578, S. 144 – 144a.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

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Vertrag zur Übernahme des Preußischen Hospizes durch den Johanniterorden

auch mir Details über dasselbe, seine Größe, Einrichtung etc. zukommen lassen zu wollen, und darin anzugeben, auf wie hoch sich die jährlichen Unterhaltungskosten belaufen und auf welchem Wege Sie die Uebermittlung derselben wünschen.

Das Preußische Hospiz wird zum Johanniter-Ordens-Hospiz

Da der Johanniter-Orden bei der Königlichen Seehandlung hierselbst ein Conto di tempo hat, so wäre es vielleicht am Einfachsten, wenn dabei dasselbe Verfahren wie bei Behebung Ew. Wohlgeborenen Gehalts, durch Ziehung eines Wechsels in Bayruth auf dieselbe, eintreten könnte. In diesem Falle würde diesseits das Ersuchen an die Seehandlung gemacht werden, die betreffenden Wechsel Ew. Wohlgeboren auf Höhe der mir mitzutheilenden Summe zu honoriren; doch überlasse ich die Bestimmung dieserhalb ganz Ew. Wohlgeboren. Mit Rücksicht auf die mir in dem geehrten Schreiben vom 29. Dezember v. J. gemachten Mitheilungen, erscheint es wünschenswerth, daß die Eröffnung der Thätigkeit des Ordens daselbst auch äußerlich sichtbar wird, weshalb ich bitte, an der F[ront] des Hauses oder an sonst geeigneter Stelle das in angemessener Größe in Stein auszuhauende Johanniter-Kreuz anbringen zu lassen, zu welchem Behufe ich eine Zeichnung davon beilege, und ersuche schließlich noch, dem Hausvater des Hospizes die nöthigen Mittheilungen zu machen und ihn zu fragen, ob er unter den bisherigen Bedingungen auch ferner die Anstalt verwalten wolle, nachdem solche auf den Johanniter-Orden übergegangen ist. Berlin, den 6ten April 1858. Fr. Bismarck-Bohlen Stellvertr. Ordens-Secretair 78

16 Gustav Thiel, der erste Hausvater des Hospizes, seine Frau Maria Katharina geb. Großsteinbeck mit seinen Kindern Gustav jun., Samuel, Maria und davor Heinrich

78 ISA, RG 67, Akte 248, Box 432 Brief von Graf Bismarck-Bohlen an Rosen vom 6. April 1858.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

Der Hausvater Gustav Thiel blieb auf Wunsch des Ordens an seiner Stelle und schilderte die Übernahme des preußischen Hospizes durch den Johanniterorden seinem Vater wie folgt: »Unser Hospiz hat jetzt einen anderen Eigenthümer. In der katholischen Kirche war von früher her schon ein Orden, der Johanniter-Orden genannt. Dieser Orden ist jetzt auch übergegangen zu den Protestanten. Er hat seinen Sitz in Berlin. Unser König ist der Vorsteher davon. Die Anderen sind alle Adelige, die zusammen einen Orden haben, haben das Hospiz von der Regierung gekauft, da dieser viel Mittel hat, und auch gerne etwas in Jerusalem hätte, war es der Regierung um so lieber, weil der [jerusalemer] Kollecten-Fonds, woraus das Hospiz und Pastor [Friedrich Peter] Valentiner unterhalten werden musste, zu schwach stand. Es bleibt auf derselben Ordnung wie bisher, nur daß es vielleicht ziemlich vergrößert wird. Die vorige Woche habe ich das Johanniter Wappen auf einem Stein eingravieren lassen und über der Hausthür einmauern lassen, auf befehl des Ordens in Berlin.«79

5. Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen 1858 – 1868 Die Quellen zur Geschichte des Jerusalemer Johanniter-Hospizes sind nicht gerade zahlreich. Eine wichtige Quelle ist die Zeitschrift des Ordens selbst, die vom Jahre 1860 bis zum Jahr 1907 unter dem Titel »Wochenblatt der JohanniterOrdens Balley Brandenburg« und ab dem 49. Jahrgang (1908) als »Monatsschrift des Johanniter-Ordens« herausgegeben wurde. Dem emsigen Bürovorsteher des Ordens, dem Geheimen Hofrat Carl Hugo Herrlich (1822 – 1903), der später auch die Kassengeschäfte des Ordens führte, ist zu verdanken, dass darüber hinaus noch weitere Quellen erhalten blieben. Herrlich arbeitete bis 1903 über ein halbes Jahrhundert an der Spitze des Büros, das sich zunächst in Berlin in der Potsdamer Straße 27 b und ab dem 1. Oktober 1867 in der Potsdamer Straße 134c befand. Sein reger Schriftverkehr mit naheliegenden Institutionen erlaubt es, auch nach Verlust des Hauptarchivs des Ordens in

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79 Eisler 2001, S. 129 Brief vom 2. September 1858. Das Schreiben befindet sich im Original im Familienarchiv Großsteinbeck. Auch Titus Tobler berichtet in seinem Buch von die Übernahme des Preußischen Hospizes wie folgt: »Seit dem 1. April 1858 ist die Verwaltung des Hospizes, dessen Kosten bisher von dem Kollektenfond der Jerusalemsstiftung getragen worden waren, von der Balai Brandenburg des Johanniter-Ordens übernommen worden. Seit den Kreuzzügen ist es wohl das erste Mal, dass dieser Orden in die Heil. Stadt zurückkehrt. Über die Treppe des Hospizes prangt seither das weiße Johanniterkreuz.« S. Tobler 1859, S. 323.

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

Brandenburg, die fehlende Überlieferung zu ergänzen. Neben der Herausgabe der Zeitschrift sorgte Herrlich für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen aus Jerusalem, der fast jährlichen Veröffentlichung der Bilanzen sowie der sehr aufschlussreichen Auflistungen der Besucher und der Berichte über Entwicklung und Geschichte des Johanniter-Hospizes.80 Rechtlich wurde das Hospiz als Anstalt einem Hausvater unterstellt und mit Statuten versehen. Eine erste Fassung wurde am 13. November 1865 beschlossen, am 30. Juni 1889 ein erstes Mal und ein zweites Mal im Jahr 1908 revidiert. Die Statuten gliederten sich in fünf Hauptteile: 1. 2. 3. 4. 5.

Die Berechtigung zur Aufnahme Die Dauer des Aufenthaltes im Hospiz Die Verpflegung und Wohnung im Hospiz Das zuständige Kuratorium für das Hospiz Das Hausvateramt

Da diese Statuten nie vollständig veröffentlicht wurden, soll dies hier erstmals vollständig geschehen:

5.1 Statut für das Hospiz der Balley Brandenburg des evangelischen Zweiges des Johanniter-Ordens in Jerusalem

Berechtigung zur Aufnahme §1 Zur Aufnahme im Hospize berechtigt sind zunächst Deutsche protestantischer Confession. Nichtdeutschen Protestanten und Deutschen von anderen Confessionen ist gleichwohl die Benutzung des Hospizes, soweit der Raum sie gestattet, unverweigert. Personen, welche weder der deutschen Nation noch der protestantischen Confession angehören, kann nur ausnahmsweise der Aufenthalt im Hospize gestattet werden. §2 Die Erlaubniß zur Aufnahme ist bei dem Vorsitzenden des Curatoriums, oder in dessen Abwesenheit direct bei dem Hausvater des Hospizes nachzusuchen,

80 Über das Leben von C. Herrlich s. auch WJOB, Jg. 44, Nr. 20, 20. Mai 1903, S. 118 und v. Dellingshausen, Geheimer Hofrat Carl Hugo Herrlich, Johanniterorden, Nr. 4 (2003), S. 17.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

welcher dann bei dem Stellvertreter des Vorsitzenden die definitive Genehmigung einholt. Der Vorsitzende kann dem Hausvater unter Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs die Befugniß ertheilen, Gäste ohne vorherige Anfrage aufzunehmen, wenn deren Aufnahme Bedenken nicht entgegenstehen; jedoch hat derselbe wöchentlich wenigstens einmal dem Vorsitzenden eine Liste der im Hospiz anwesenden, respective der im Laufe der Woche angekommenen und abgereisten Hospizgäste einzureichen unter Angabe des Datums der Ankunft respective der Abreise. Dauer des Aufenthalts im Hospize §3 Die Dauer des Aufenthalts im Hospize ist auf 15 Tage festgesetzt. Eine Ausnahme von dieser Regel ist nur Geistlichen, Künstlern und wissenschaftlichen Reisenden gestattet und muß die Erlaubniß dazu bei dem Vorsitzenden des Curatoriums oder dessen Stellvertreter durch Vermittlung des Hausvaters nachgesucht werden. Verpflegung und Wohnung im Hospize §4 Die auf die Wohltätigkeit der Anstalt ganz angewiesenen Reisenden (Gäste 2. Klasse) erhalten während ihres Aufenthalts in derselben unentgeltliche Verpflegung und Wohnung in dem gemeinschaftlichen Schlafsaale. Das Nähere dieserhalb, ebenso über die Wohnung und Verpflegung der Reisenden, die den höheren Ständen angehören (Gäste 1. Klasse) bestimmt die Hausordnung. §5 Die den höheren Ständen angehörenden Hospizgäste haben die unentgeltliche Benutzung der ihnen angewiesenen Räumlichkeiten und des darin befindlichen Mobiliars. Dagegen haben sie für die von ihnen benutzten Zimmer- und Bettwäsche, sowie für ihre Beköstigung, die dafür vom Curatorium festgesetzten Beträge zu vergüten, welche in jedem Zimmer auf einem dort befindlichen, mit der Unterschrift der Mitglieder des Curatoriums versehenen Aushange zu ersehen sind.

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Vom Curatorium §6 An der Spitze des Hospizes steht das von der Balley Brandenburg eingesetzte Curatorium, dessen Vorsitzender der Kaiserlich Deutsche Consul, respective der von der Kaiserlich Deutschen Regierung ausdrücklich als Verweser des Kaiserlichen Consulats bestellte Beamte ist. In solchen Fällen, wo der mit der

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

Leitung des Kaiserlichen Consulates betraute Consul oder Beamte vorübergehend von seinem Amtssitze abwesend oder verhindert ist, ohne daß ein Stellvertreter für ihn ausdrücklich von der Kaiserlichen Regierung bestellt worden ist, übernimmt der jedesmalige evangelische Geistliche in Jerusalem den Vorsitz und übt die Befugnisse des Vorsitzenden aus. Sollte die Balley Brandenburg eines ihrer Mitglieder mit Vollmacht nach Jerusalem entsenden, so tritt dasselbe als Mitglied in das Curatorium ein und führt in demselben den Vorsitz. Die weiteren Befugnisse eines solchen Ordens-Mitgliedes bestimmt die ihm ertheilte Vollmacht. §7 Scheidet von den übrigen Mitgliedern des Curatoriums eines derselben aus, so wählt das Curatorium eine andere dazu geeignete Persönlichkeit, welche der Balley Brandenburg zur Bestätigung namhaft gemacht wird. §8 Die Balley Brandenburg behält sich vor, nach ihrem Ermessen das aus 5 Mitgliedern bestehende Curatorium zu verstärken, auch die Mitglieder dessen von ihrer Function zu entbinden. §9 Dem Curatorium liegt die Pflicht ob, auf Erreichung des Zwecks des Hospizes hinzuwirken. Dasselbe leitet unter der Oberaufsicht der Balley Brandenburg die gesammte Verwaltung der Anstalt. Es vermittelt die Geldangelegenheiten des Hospizes und empfängt die zur Unterhaltung desselben nöthigen Gelder, zu Händen des Vorsitzenden, auf dessen Antrag aus der Balley Kasse, zahlt dem Hausvater die für die Unterhaltung des Hospizes nöthigen Gelder, prüft und dechargirt die von demselben vierteljährlich zu legende Rechnung nach Revision seiner Kasse, revidirt die letztere auch nach Umständen außerordentlich und legt selbst mit bündigen Belegen alljährlich – in der bisherigen Form – Rechnung. Die Prüfung der Rechnungen des Hausvaters und die Revision seiner Kasse geschieht regelmäßig im Laufe der ersten beiden Wochen jedes Vierteljahres durch zwei von dem Curatorium unter seinen Mitgliedern für die Dauer eines Jahres zu wählende Revisoren. Auf den Bericht dieser Revisoren hin wird sodann in der darauf baldmöglichst anzuberaumenden regelmäßigen Vierteljahressitzung in der bisherigen Form durch Unterschrift der Revisoren als solchen, sowie der übrigen anwesenden Mitglieder des Curatoriums unter die jedesmalige Monatsrechnung im Buche des Hausvaters dem Letzterem Decharge ertheilt. Jedem Mitgliede des Curatoriums steht selbstverständlich das Recht zu, von den Einrichtungen im Hospize Kenntniß zu nehmen und vom Hausvater Aus53

Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

kunft zu fordern, sowie nöthigenfalls darüber in den Sitzungen des Curatoriums Vortrag zu halten. § 10 Das Curatorium ist die nächste vorgesetzte Behörde des Hausvaters. § 11 Das Curatorium beschließt, vorbehaltlich der in dieser Beziehung dem Hausvater beigelegten Befugnisse (§16) über alle, die Verwaltung des Hauses bestehenden An- und Verkäufe von Vorräthen, Inventarien-Stücken und Utensilien, sowie über alle Reparaturen an dem Hospizgebäude und den Inventarien-Stücken, wobei es zu außerordentlichen und ungewöhnlichen Aufwendungen die Bewilligung der Balley Brandenburg einzuholen hat und bestimmt die Höhe der von den (in §5 genannten) Hospizgästen 1. Klasse zu vergütigenden Beträge für Verpflegung und Wäsche. § 12 Das Curatorium vertritt das Hospiz nach außen, sowohl Behörden als Privatpersonen gegenüber und ist zu Rechtsgeschäften aller Art, soweit solche die Verwaltung der Anstalt angehen, namentlich unter dieser Voraussetzung, zum Empfange von Sachen und Geldern, sowie zur Quittungsleistung darüber, zur Führung von Prozessen mit der Ermächtigung einen Bevollmächtigten zu ernennen, zur Herbeiführung eines schiedsrichterlichen Ausspruches und zum Abschluß von Vergleichen befugt. Diese Rechtsgeschäfte werden von dem Vorsitzenden des Curatoriums oder seinem Stellvertreter und einem Mitgliede des Curatoriums gültig vorgenommen. Gleichergestalt werden die über die Rechtsgeschäfte auszustellenden Urkunden gültig unterzeichnet. §13 Das Curatorium wird durch den Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter zusammenberufen. Seine Beschlüsse, bei welchen mindestens drei Mitglieder einschließlich des Vorsitzenden oder seines Stellvertreters mitwirken müssen, faßt es nach einfacher Stimmenmehrheit; bei Gleichheit der Stimmen entscheidet die des Vorsitzenden. Über die Gegenstände der Verhandlung wird ein Protocoll aufgenommen und von den anwesenden Mitgliedern des Curatoriums vollzogen. Abschrift dieses Protocolls wird mit nächster Post vom Vorsitzenden, der überhaupt die Korrespondenz mit der Balley Brandenburg führt, dieser übersandt.

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Vom Hausvater §14 Das Hausvateramt wird seitens der Balley Brandenburg dem dazu berufenen Bruder einer Deutschen evangelischen Diakonenanstalt, oder einer anderen dazu geeigneten Persönlichkeit übertragen. Sollte eine vorübergehen-

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

de Übertragung des Amtes nothwendig werden, so ist das Curatorium hierzu befugt; doch ist in solchem Falle sofort hierüber an die Balley Brandenburg zu berichten, welche über die definitive Übertragung des Amtes zu entscheiden hat. §15 Der Hausvater leitet die Anstalt nach der vom Curatorium festgestellten Hausordnung. Die gesammte ökonomische Verwaltung des Hospizes ist demselben unter Aufsicht des Curatoriums übertragen. Derselbe ist in den Sitzungen des Curatoriums mit Berathender Stimme gegenwärtig, ausgenommen in denen, welche ihn selbst betreffen. Er empfängt die zur Verwaltung des Hospizes nöthigen Gelder von dem Vorsitzenden des Curatoriums, hat darüber genau Buch zu führen und zu Beginn eines jeden Vierteljahres dem Curatorium, respective den Revisoren, unter Beifügung bündiger Belege und Vorzeigung des Kassenbestandes, Rechnung zu legen, sowie seine Kasse auf Erfordern des Vorsitzenden des Curatoriums, oder der Revisoren, jederzeit zur außerordentlichen Revision zu stellen. Der Hausvater hat sich, soweit thunlich, als Belege für seine Ausgaben Quittungen ausstellen zu lassen; falls sich solche nicht beschaffen lassen, sowie für kleinere Ausgaben, genügt bei der vierteljährlichen Abrechnung eine schriftliche Erklärung des Hausvaters, dahin lautend, daß die aufgeführten Summen thatsächlich zu den angegebenen Zwecken verausgabt wurden. § 16 Ankäufe jeder Art, Ergänzungen des Inventars und Reparaturen (§11) hat der Hausvater nach vorgängiger Genehmigung des Curatoriums zu veranlassen; festgestellte, fortlaufende, sowie kleine Ausgaben dieserhalb, macht er selbständig. Der Hausvater hat hierbei vor jeder Ausgabe die Nothwendigkeit respective Zweckmäßigkeit derselben gewissenhaft zu prüfen; er ist für alle Ausgaben dem Curatorium gegenüber verantwortlich und hat auf Erfordern demselben die Nothwendigkeit respective Zweckmäßigkeit nachzuweisen. § 17 Das Dienstpersonal des Hospizes steht unter der Disciplin des Hausvaters, der dasselbe vorbehaltlich der Genehmigung des Curatoriums anzunehmen und auch wieder zu entlassen hat. § 18 Der Hausvater ist verpflichtet, für Ordnung und Reinlichkeit im Hospize zu sorgen und den Hospizgästen, den ihm dieserhalb gegebenen Vorschriften vollkommen entsprechende Verpflegung zu gewähren, auch die mit seinem Amte verbundenen Schreibereien, als Inventarien, Listen, Buch- und Rechnungsführung etc. auszuführen. 55

Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

§ 19 Dem Hausvater ist bekannt, daß das Hospiz in christlichem Geiste und zu christlichen Zwecken begründet ist. Es wird daher von ihm erwartet, daß er in demselben Geiste das ihm anvertraute Amt verwalte in Treue und Gehorsam, im Glauben und in selbstverleugnender Liebe gegen Jedermann. Die täglichen Hausandachten, in welchen außer den Hausgenossen die Hospizgäste Theil nehmen dürfen, werden für gewöhnlich vom Hausvater abgehalten. An den Mahlzeiten der Hospizgäste hat er Theil zu nehmen und dabei ein kurzes lautes Tischgebet zu sprechen. § 20 Abänderungen dieses Status bleiben ausschließlich der Balley Brandenburg vorbehalten. Das unter dem 13. November 1865 gegebene Statut wird hierdurch außer Kraft gesetzt. Berlin, den 30. Juni 1889. Der Herrenmeister der Balley Brandenburg des Johanniter-Ordens Albrecht, Prinz von Preußen.81

5.2 Die Hausordnung

Der Johanniter-Orden sorgte von Anfang an für eine strikt ausgearbeitete Hausordnung, um Probleme im Haus zu vermeiden. Diese Hausordnung unterteilte sich ebenfalls in fünf Punkte wie folgt: 1. 2. 3. 4. 5.

Aufnahme der Gäste Die Zimmer Die Verpflegung Das Verhältnis zwischen dem Hausvater und den Gästen Die Dauer des Aufenthaltes.

Anbei die Hausordnung des Johanniter-Hospizes in voller Länge:

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81 Statut für das Hospiz der Balley Brandenburg des evangelischen Zweigs des JohanniterOrdens zu Jerusalem, WJOB, Jg. 30, Nr. 30, 24. Juli 1889, S. 177 – 179.

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

Die Hausordnung Aufnahme der Gäste §1 Die Erlaubniß zur Aufnahme ist bei dem Hausvater des Hospizes nachzusuchen, welcher bei der Aufnahme nach den im § 1 der Statuten aufgestellten Gesichtspunkten zu verfahren hat. §2 Der Hausvater ist berechtigt, sich die Legitimationspapiere der Hospizgäste vorzeigen zu lassen, bei den Gästen der nicht bezahlenden Klasse ist er hierzu verpflichtet. §3 Reisenden der bezahlenden Klasse, welche bei Ihrer Ankunft im Hotel, oder in einem anderen Hospize abgestiegen sind, kann die Übersiedlung in das Johanniter-Hospiz gestattet werden. Dagegen sind Reisende, welche, nachdem sie bereits die Mildthätigkeit eines anderen Hospizes in Anspruch genommen haben, auch noch die unentgeltliche Verpflegung im JohanniterHospiz genießen wollen, zurückzuweisen. Die Zimmer §4 Fünf Zimmer sind für die Hospizgäste der zahlenden Klasse reserviert. Ein bestimmtes großes Zimmer bildet die gemeinschaftliche Wohnung der unentgeltlich verpflegten Gäste. §5 In jedem Zimmer können soviel Gäste einquartiert werden, als Betten darin aufgestellt sind. Kein Reisender hat das Recht, die alleinige Benutzung eines Zimmers zu fordern; doch wird der Hausvater auf ihn in geziemender Weise vorgetragene Wünsche möglichst Rücksicht nehmen. §6 Für die Reinhaltung der Zimmer hat der Hausvater Sorge zu tragen. Von den Gästen wird erwartet, daß sie diese Arbeit nicht überflüssig erschweren. Fahrlässige Beschädigung des Mobiliars seitens der Gäste, verpflichtet dieselben zum Schadenersatz. Sollte sich ein Gast aber einer muthwilligen oder böswilligen Beschädigung schuldig machen, so hat er außerdem auf Anordnung des Hausvaters das Hospiz zu verlassen. Die unentgeltlich verpflegten Reisenden sind gehalten, des Morgens nach dem Aufstehen ihre Betten mittels umdrehens der Matrazzen selbst zu machen, sowie überhaupt auf Ordnung und Reinhaltung des Zimmers zu achten. Sollte einer derselben den hierauf bezüglichen Weisungen des Hausvaters nicht Folge leisten, so ist derselbe be57

Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

rechtigt, nach vorheriger Verwarnung dem Zuwiderhandelnden den ferneren Aufenthalt im Hospiz zu untersagen. Die Verpflegung §7 Die Hospizgäste erhalten Wohnung, Beleuchtung, reinliches Bett und Beköstigung, welche in Frühstück, Mittagessen und Abendbrot besteht. Es wird gereicht: Als Frühstück: Für die zahlenden Gäste: Kaffee mit Brot und Butter, oder Honig oder Eiern. Für die nicht zahlenden Gäste: Kaffee mit Brot. Als Mittagessen: Für die zahlenden Gäste: Suppe, Reis, Gemüse, eine Fleischspeise (Braten), Wein und Nachspeise. Für die nicht zahlenden Gäste: Suppe, Reis, Gemüse, Fleisch und ein Glas Wein. Als Abendbrot: Für die zahlenden Gäste: eine Eierspeise, Fleisch mit Beilage, Brot mit Butter, respective Käse und Thee (Wein nur gegen Extrabezahlung). Für die nicht zahlenden Gäste: Thee mit Brot, nach dem Ermessen des Hausvaters auch Eier oder Fleisch. In Bezug auf die vorstehenden aufgeführten Gerichte ist der Hausvater berechtigt, nach eigenem Ermessen Änderungen eintreten zu lassen, unter Berücksichtigung der Marktpreise und dessen, was die Saison gerade bietet. Sollten die Hospizgäste noch extra gegen Bezahlung besondere Speisen oder Getränke wünschen, so wird ihnen anheim gegeben, sich deshalb mit dem Hausvater ins Einvernehmen zu setzen. §8 Die Speisenzeiten sind folgende: Frühstück morgens zwischen 7 und 8 Uhr, Mittagessen 1 Uhr, Abendbrot 7 Uhr. Der Beginn der Mahlzeiten wird durch Läuten angekündigt. Der Hausvater ist nicht verpflichtet, auf die Gäste zu warten, welche nicht rechtzeitig erscheinen und ihnen nachträglich zu servieren, doch ist er berechtigt, nach eigenem Ermessen für alle oder einzelne Gäste ausnahmsweise auf besonderen rechtzeitig ihm vorgetragenen Wunsch hin, die Speisestunde zu verlegen. §9 Die Mahlzeiten sind gemeinsame und finden in den dazu bestimmten Räumlichkeiten statt. Der Hausvater ist nicht verpflichtet, den Gästen in ihren Zimmern servieren zu lassen, doch hat er die Befugniß, in besonderen Fällen (wie 58

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

bei Unwohlsein) dies zu thun, wenn sich dadurch keine Unzuträglichkeiten ergeben, worüber er nach billigem Ermessen zu entscheiden hat. Das Verhältniß zwischen dem Hausvater und den Gästen § 10 Sämtliche Hospizgäste werden darauf aufmerksam gemacht, daß der Hausvater nicht ein Diener, sondern ein seinen eigenen Vorgesetzen gegenüber verantwortlicher Beamter ist, welchem Befehle zu ertheilen den Gästen nicht zusteht. Wie dem Hausvater nicht nur die sorgfältige Beobachtung aller seiner Obliegenheiten gegenüber den Gästen sondern auch gefällige Zuvorkommenheit zur Pflicht gemacht worden ist, so wird auch von den Hospizgästen eine bescheidene und nicht anmaßende Aufführung erwartet. Im Falle groben Anstoß erregenden Betragens eines Gastes, ekelerregender Gewohnheiten, Berauschung oder dergleichen mehr, hat der Hausvater das Recht, und im Wiederholungsfalle die Verpflichtung, für die Entfernung des Betreffenden aus dem Hospize Sorge zu tragen. § 11 Gäste der nicht zahlenden Klasse dürfen nach dem Abendbrote ohne Erlaubniß des Hausvaters das Hospiz nicht verlassen; Licht ist im Schlafsaal dieser Klasse nur bis abends 9 ½ Uhr gestattet. Die Dauer des Aufenthaltes § 12 Die Dauer des Aufenthalts ist statutenmäßig auf fünfzehn Tage festgesetzt. Bei der Aufnahme von solchen Reisenden, welche die unentgeltliche Verpflegung wünschen, wird vorausgesetzt, daß dieselben den Vorschriften der Hausordnung und den Anordnungen des Hausvaters Folge leisten und nicht durch ungebührliches Betragen sich der ihnen gewährten Vergünstigung unwürdig zeigen. Zuwiderhandelnde können jederzeit, auch vor Ablauf der 15 Tage, aus dem Hospize entfernt werden, da ihnen ein Recht auf freies Unterkommen und Verpflegung im Johanniter-Hospize absolut nicht zusteht. – Nach Ablauf der 15 Tage haben unentgeltlich verpflegte Gäste unbedingt das Hospiz zu verlassen und dürfen ein zweites Mal nicht aufgenommen werden. Von den Gästen der bezahlenden Klasse kann nach Maßgabe der Statuten Geistlichen, Künstlern und Reisenden, welche wissenschaftliche Zwecke verfolgen, respective durch Bild und Schrift zur Kenntniß des heiligen Landes beitragen wollen, ein längerer Aufenthalt als die festgesetzten 15 Tage bewilligt werden, desgleichen ausnahmsweise auch anderen, wenn durch ihr Verbleiben nicht später Ankommenden, welche zur Aufnahme berechtigt sind, der Platz weggenommen wird. Zur Aufnahme im Hospize sind statutenmäßig und vor allen Anderen Deutsche protestantischer Confession berechtigt.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

§ 13 In Jerusalem domicilierte Personen oder Familien können selbstverständlich nicht im Hospize aufgenommen werden; hiermit ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß Personen, welche sich dauernd oder vorübergehend in Jerusalem niederlassen wollen, nach ihrer Ankunft hierselbst während der statutenmäßig festgesetzten Zeit im Hospiz aufgenommen werden können; auch können Personen, welche in anderen Orten Palästinas wohnen und sonst die Bedingungen, unter welchen die Aufnahme zulässig ist, erfüllen, wie etwa in Palästina ansässige evangelische Geistliche, bei vorübergehendem Aufenthalt in Jerusalem, im Hospize aufgenommen werden. § 14 Der von den zahlenden Gästen zu leistende Verpflegungssatz wird vom Curatorium festgesetzt und durch Aushang bekannt gemacht. Er beträgt zur Zeit 5 Frcs. pro Tag. § 15 Es wird täglich und zwar in der Regel vom Hausvater morgens ½ 8 Uhr und eventuell auch abends 9 Uhr eine Hausandacht abgehalten. Die Hospizgäste sind zur Theilnahme eingeladen. Vor Beginn der Mahlzeiten spricht der Hausvater ein kurzes lautes Tischgebet.82

5.3 Das Lokalkomitee in Jerusalem und die Konsolidierung des Hospizes

Aus der Korrespondenz der Ordensleitung geht hervor, dass sie keinerlei Investitionen tätigen wollte, solange das Haus vom »Jerusalemer Kollektenfonds« nur gemietet war. So beschloss der Orden am 27. März 1863, das Hospiz für 6.000 Thaler käuflich zu erwerben83 Der erste Hausvater im Johanniter-Hospiz war Gustav Thiel, der sich im Jahre 1864 selbstständig machte.84 Der damalige preußische Konsul Georg Rosen, der 1858 aktiv bei der Vermittlung zwischen dem Preußischen Hospiz und dem Johanniterorden mitwirkte, beschloss, den aus dem Odenwald stammenden Handwerker Johann Peter Göttmann, der sich in Jerusalem befand, zum Hausvater des Hospizes zu ernennen. Göttmann heiratete im Januar 1866 die Detmolderin

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82 Hausordnug des Johanniter-Hospizes zu Jerusalem, WJOB, Jg. 30, Nr. 30, 24. Juli 1889, S. 179 – 181. 83 Sinno 1982, S. 141 – 147; Lückhoff 1998, 260 – 262. 84 Über Gustav Thiels Entscheidung sich selbstständig zu machen S. Karl von Haller 1871, S. 266 – 267.

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

Carolina Paulina Grebes (1837 – 1882), die als Hausmädchen bei Konsul Georg Rosen arbeitete.85 Laut Bitte des Ordens war jetzt der preußische Konsul für das Hospiz zuständig. Ein Lokalkomitee des Hospizes wurde erst nach Kauf des Hauses und Nominierung des neuen Hausvaters (1865) gegründet. Das Lokalkomitee sollte dem Johanniterorden in Potsdam Berichte über das Hospiz senden und den Orden beratschlagen. Es sollte auch dem Hausvater bei schweren, unklaren Entscheidungen zur Seite stehen. Die Mitglieder des Lokalkomitees waren: 1. Vorsitzender war der Konsul in Jerusalem. Falls aber ein Johanniter-Ritter in Jerusalem länger verweilte, der bei der Balley eine Funktion innehatte, leitete dieser die Sitzung als Vorsitzender. 2. Stellvertretender Vorsitzender war der Pfarrer der deutschen Gemeinde. 17

Georg Rosen, preußischer Konsul

Danach wurden drei Vertreter der deutschen Gein Jerusalem und erster Vorsitzender des Lokalkomitees des meinde als Mitglieder ins Komitee gewählt. Ein MitJohanniter-Hospizes glied konnte als Schriftführer und einer konnte als Kassierer fungieren. Der Hausvater nahm meistens als Beisitzer an denjenigen Sitzungen teil, die nicht die Hausvaterstelle behandelten. Der erste Vorstand bestand aus Konsul Georg Rosen als Vorsitzendem, Pastor Friedrich Peter Valentiner als stellvertretendem Vorsitzenden, danach der Missionar der Church Missionary Society (C.M.S.) Carl Sandreczki (1810 – 1892) sowie der Missionar der London Jews Society (L.J.S.) Conrad Schick und zudem auch der Hausvater Peter Göttmann. Man einigte sich, dass einmal im Monat eine Sitzung

85 Über Johann Peter Göttmann s. Familienarchiv Frutiger, Agenda Johannes Frutiger; unter Nr. JE, S. 20 steht, dass Peter Göttmann im März 1865 in Jerusalem ankam. 1869 fuhr er auf Heimatbesuch. Ebd., JE, S. 28; unter Nr. FR S. 53 und FR S. 57 sind die Todesdaten von Frau Göttmann und Peter Göttmann festgehalten. Göttmann wurde in Pfaffenbeerfurth im hessischen Odenwald geboren, wo er wie sein Vater als Schmiedemeister arbeitete. Mit 36 Jahren war er nach Jerusalem ausgewandert, wo er ab April 1865 das Hospiz fast 11 Jahre leitete. Über seine Frau und die Hochzeit s. EZA 982/A150, Kirchenregister Ev. Gem. Jerusalem, 1. Eintrag 1866.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

des Lokalkomitees im Konsulat stattfinden solle, zu der auch ein Protokoll erstellt werden sollte. In späteren Jahren gehörten dem Lokalkomitee weitere Persönlichkeiten der deutschen Gemeinde wie der Bankier Johannes Frutiger, der Kaufmann Wilhelm Duisberg, der Hausvater des Syrischen Waisenhauses Theodor Schneller und andere an.86 Der Orden beschloss damals auch seine Unterstützung des Kaiserswerther Hospitals in der Jerusalemer Altstadt auszubauen. Im Jahre 1857 wurde ein Vertrag zwischen dem Orden und Kaiserswerth unterzeichnet, in dem sich die Johanniter verpflichtet hatten, die Kosten für zwei bis drei Betten im Jerusalemer Hospital zu übernehmen. 1867 wurde diese Summe erhöht. Gleichzeitig wurde Kaiserswerth verpflichtet, dass der Arzt des Diakonissenhospitals den Hausvater und dessen Familie im Krankheitsfall mitbehandeln sollte.87 Auf Anraten von Carl Sandreczki bestand eine der ersten Unternehmungen des Komitees darin, die Britische Bibelgesellschaft (British Bible Society – B.B.S.) um Bibelexemplare für jedes Zimmer des Hospizes zu ersuchen, und zwar in deutscher, englischer und französischer Sprache. Die B.B.S. lieferte darauf Bibeln im Wert von 6 englischen Pfund an das Hospiz, so dass alle Zimmer mit Bibeln ausgestattet werden konnten.88 Nach der Übernahme des Hospizes durch den Johanniterorden konnten auch dann nicht viel mehr Reisende als ca. hundert Gäste im Jahr im Hospiz Platz finden. Die Räumlichkeiten waren dazu nicht gegeben. Über das Haus schrieb Titus Tobler wie folgt: Das preussische Hospiz, welches von diesem Könige gestiftet wurde, liegt gesund und angenehm oben an der Nordseite der Haret et-Tekieh, gleich westlich vom preussischen Konsulat. Das Gebäude, ziemlich geräumig, ist reinlich gehalten. Ich fand da überall Wohnlichkeit, und die Küche duftete sehr angenehm entgegen. Protestantische Handwerksburschen werden auf einige Zeit unentgeltlich aufgenommen. Auch ziehen vermögliche Leute ein, nicht bloss Preussen, sondern auch andere Deutsche, selbst Ausländer, wie Engländer und Amerikaner, die natürlich eine Entschädigung geben. Bei besserer Kost zahlt

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86 S. am Ende (Anhang 2) Tabelle der Mitglieder des Localkomitees in Jerusalem. Über Wilhelm Duisberg s. ABM, Personalakte. 87 Felgentreff 1998; Felgentreff 2004, S. 3 – 4; ISA, RG 67, Akte 250, Box 432, Bericht vom 8. Januar 1876, in dem wieder die Vereinbarung bezüglich der Behandlung des Hausvaters und seiner Familie beschrieben wird und der Vertrag zwischen Kaiserswerth und dem Orden erneut zur Sprache kommt. S. auch Korrespondenz im AFKSK, Gr. Fl.IV. Brief von C. Herrlich an Disselhoff, Januar 1867. 88 ISA, RG 67, Akte 249, Box 432, Sitzung des Komitees vom 11. April 1866.

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

man täglich 12 Piaster, und zwar erst etwa seit dem November 1857; denn früher bezahlte man 10 Piaster. Ausser dieser täglichen Entschädigung lässt man wohl auch noch ein Geschenk zurück. In einem Berichte aus dem Jahre 1852 lautete es, dass kürzlich dreiunddreissig Gäste aufgenommen wurden. Mir scheint, dass man in diesem Hospize, welches zu meiner Zeit ein Hausvater mit seiner Frau leitete, besser daran sei als in der Casa Nuova der Franziskaner, wenigstens über die Zeit vor Weihnachten und Ostern, obschon, wie man sich erinnert, die Väter sich bereitwillig, auch in Hinsicht auf die Fastenkost billigen Wünschen zu entsprechen. Das Preussische Konsulat, dieses Hospiz und dann gegenüber, auf der Westseite der Gasse, im Winkel zwischen dem Suk es-Semani und der Haret el-Chankeh, die nahe Predigerwohnung sind wirklich ein schöner Komplex von Häuseren, welche der König von Preussen durch Kauf sich erwarb.«89

18 Grundriss des Johanniter-Hospizes – 1858. Zeichnung des Konsuls Georg Rosen

Um mehr Gäste im Hospiz beherbergen zu können, suchte man ein neues Haus in Jerusalem und überzeugte sich davon, dass die beste Lösung wäre, das Haus Kara Beirakdar gegen das bis dahin vom evangelischen Pastor Jerusalems bewohnte Haus Es Schurefa, an der VIII. Station der Via Dolorosa gelegen, zu tauschen. Zur Ausgleichung des Wertes beider Grundstücke bezahlte der Johanniterorden an den »Jerusalemer Kollektenfonds« weitere 6.000 Thaler.90 Danach

89 Tobler 1859, S. 322 – 323. 90 Zum Ankauf des Hauses Es Schurefa s. GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12578 Schreiben an Friedrich Wilhelm IV. vom 25. Juli 1857; von Manteufel und v. Raumer, S. 82 – 85. Der Orden übernahm die Kosten für die Wasserpumpe im Hof, die für das Hospiz von großer Bedeutung war. Darüber s. ISA, RG 67, Akte 246, Box 432, Sitzung vom 16. Mai 1866.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

wurde das Hospiz um zwei neue Räume erweitert, die aber den erhofften Aufschwung nicht mit sich brachten.91 Der Umzug sollte vor der Ankunft des neuen Pastors Carl Hoffmann (1836 – 1903) abgeschlossen sein, damit diesem nicht nach kurzer Zeit ein weiterer Umzug zugemutet werden müsste. Darüber schrieb das Ministerium an den Johanniterorden wie folgt: An den Geh. Rath Herrn Grafen zu Stollberg-Wernigerode, Ew. Exzellenz beehre ich mich auf das gefällige Schreiben vom 23. d. Ms. ergebenst, daß ich auch den Seitens des Curatoriums des Johanniter-Hospizes in Jerusalem in Anregung gebrachten Tausch des jetzigen Predigerhauses daselbst mit dem Hospizgebäude einzugehen geneigt bin. Indem ich wegen der Modalitäten des Vertrages nähere Mittheilung mir noch vorbehalte, bemerke ich ergebenst, daß der zum Nachfolger des Pastors Valentiner in Jerusalem ernannte Dom Hülfsprediger [Carl] Hoffmann schon in den nächsten Tagen an seinen neuen Bestimmungsort abzugehen gedenkt. Wünschenswerth ist es, daß derselbe nicht erst in das bisherige Predigerhaus einzieht, sondern sogleich in dem zum künftigen Pfarrhause bestimmten jetzigen Hospizgebäude seine Wohnung nehmen kann. Ich habe daher den Herrn Minister der Auswärtigen Angelegenheiten ersucht, den königlichen Consul Dr. Rosen in Jerusalem zu veranlassen, behufs der Einräumung des jetzigen Predigerhauses für das Hospiz resp. Bereitstellung des bisherigen Hospizgebäudes zur Aufnahme des P. Hoffmann die geeigneten Einleitungen zu treffen und stelle Ew. Exellenz ergebenst [die Bitte] von Seiten des Johanniterordens eine entsprechende Weisung an die Hospizverwaltung in Jerusalem gefälligst zu vermitteln. Berlin, den 28. März 1866 Gez. v. Mühler.92 Dies sollte der dritte und letzte Umzug des Hospizes werden, das bis zum heutigen Tag an diesem Ort blieb. Nach dem Umzug wurde im neuen Haus über dem Türportal das Johanniterkreuz in Stein gemeißelt und über der Eingangstür die Inschrift »Johanniter-Ordens-Hospiz« auf einer Holztafel angebracht.93 Weiteres Mo-

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91 Über die Erweiterung des Hospizes s.: ISA, RG 67, ebd., Sitzung vom 16. Mai in der beschlossen wurde: »In Bezug auf die obere, südliche Zimmerreihe wurde ferner eine wesentliche Verbesserung beschlossen insofern, daß das Zimmer mit zwei Kuppeln in zwei seperate Zimmer getrennt wird. Dies wird unter der Aufsicht vom Vorstandsmitglied Schick gemacht. Diese Baumaßnahme würde 10 – 11.000 Piaster kosten«. 92 ISA, RG 67, Akte 249, Box 432, Heinrich v. Mühler (1813 – 1874) Schreiben vom 28. März 1866 an den Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen von Bismarck. Original auch im GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12579, S. 35 in etwas anderer Formulierung. 93 ISA, RG 67, Akte 249, Box 432, Protokoll des Kuratoriums vom 16. Mai 1866.

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

biliar für die Reisenden wurde von Handwerkern der Tempelgesellschaft angefertigt. Hier sind beispielsweise der Schlosser Paul Aberle (1842 – 1922) zu nennen, der außer dem neuen Tor des Hospizes auch Metallbetten und sonstige Schlosserarbeiten übernahm, oder Christian Friedrich Eppinger (1833 – 1918), der die Vorhänge und auch die Fliegen-Netze für die einzelnen Räume schneiderte.94

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Das neue Gebäude des Johanniter-Hospizes noch ohne Johanniter-Kreuz am Eingang

Seitdem der neue Pastor der evangelischen Gemeinde, Carl Hoffmann, Sohn des Berliner Domhofpredigers und ersten Vorsitzenden des Jerusalemsvereins zu Berlin, Wilhelm Hoffmann (1806 – 1873), in Jerusalem eintraf, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Engländern und Deutschen zunehmend. Grund hierfür war die Tatsache, dass es sich zwar um ein gemeinsam gegründetes Bistum handelte, von einer gleichen Verteilung der Rechte innerhalb dieses Bistums jedoch nicht die Rede sein konnte. Darüber berichtet der Konsul Georg Rosen:

94 Private Aufzeichnungen des Paul Aberle im Familienbesitz wie auch ISA, RG 67, Akte 249, Box 432, Protokoll des Localcomitees 1868 Nr. 6.

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Anfänge des Johanniter-Ordens-Hospizes 1858 – 1868

Jerusalem, 30. Mai 1867 … Die deutsche evangelische Gemeinde, welche sich seit der Errichtung des protestantischen Bisthums, d. h. seit c. 26. Jahren in Jerusalem sammelte und vor nunmehr 15 Jahren unter einen eigenen, durch die Munificenz [= Freigebigkeit] des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. ihr gewährten Seelsorger unter dem Patronat der hiesigen anglikanischen Bischöfe selbstständig constituirte, ist seitdem in einem fortwährenden, höchst erfreulichen Aufschwunge begriffen gewesen. Dieser Umstand erscheint um so bedeutungsvoller, als von den verschiedenen auswärtigen Gemeinschaften zu Jerusalem, von denen sich durch Lehre und Beispiel ein hebender Einfluß auf die verkommenen einheimischen Glaubensgenossenschaften erwarten läßt, nur die deutsche durch ihre Zahl und Erwerbsfähigkeit ohne Mühe ihren nationalen Character auferhält, ein Vorzug, welcher besonders im Vergleiche zu ihrer englischen Schwestergemeinde ins Auge fällt, deren Existenz in Frage kommen würde, sobald die Londonund Church-Missionary-Society einmal ihre Arbeiter an dem Jerusalemer Feld abrufen sollten. Man möchte denken, daß demnach der an einem so wichtigen Punkte zu Tage tretende apostolische Berg der deutschen Nation auch britischerseits Anerkennung finden, daß man in England die ebenbürtige Stellung der deutschen Gemeinde als ein wirksames Mittel zur Erreichung des gemeinschaftlichen Zweckes betrachten, daß man sich glücklich schätzen würde in Anerkennung der preußischerseits bei der Gründung und Dotirung des Bisthums gebrachten bedeutenden Opfer der besagten Gemeinde ein von engherziger Beschränkung freies Mitbenutzungsrecht der Christuskirche auf dem Zion zugestehen würde. Dies Alles ist nicht der Fall gewesen; als handelte es sich bei der Missionsarbeit mehr um nationale denn um religiöse Zwecke, ist der Aufschwung der Deutschen zu Jerusalem von den Engländern von je her – wenige rühmliche Ausnahmen abgerechnet – mit beinahe feindseligen Augen oder doch wenigstens wie ein nothwendiges Uebel angesehen worden; die Benutzung der Christuskirche, wie sich von selbst versteht, vormittags dem anglikanischen Gottesdienst reservirt, konnte nur mühsam der evangelisch-deutschen Gemeinde für einen Nachmittagsgottesdienst, aber auch da nur mit dem anglikanischen alternirend, d. h. jeden zweiten Sonntag, erlangt werden. Das Ungenügende dieser Concession, bei welcher die deutsche Gemeinde 16 Jahre lang jedes eigenen Vormittagsgottesdienstes beraubt geblieben ist, wurde längst empfunden, indessen glaubte man lange, der confessionellen Einheit zu Liebe tragen und dulden zu müssen bis ein vor kurzem von dem gegenwärtigen Pfarrer Lic. Hoffmann in dem Johanniter-Hospiz eingerichteter Frühgottedienst solchen Anklang fand ... G. Rosen95

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95 ISA, RG 67, Akte 235, Box 431, Brief von Georg Rosen vom 30. Mai 1867.

Das Johanniter-Hospiz in seinen Anfängen

Wie oben beschrieben beschloss Hoffman, zweimal im Monat die Gottesdienste der deutschen Gemeinde nicht in der englischen Christuskirche zu feiern, sondern diese im Hospiz des Johanniterordens abzuhalten. Das HospizKuratorium erteilte die entsprechende Genehmigung hierfür und ab 1867 wurden auch im Hospiz Gottesdienste gefeiert. Darüber schrieb der Leiter der Berliner Mission Hermann Theodor Wangemann (1818 – 1894), der zu dieser Zeit als Pilger in Jerusalem weilte, wie folgt: »In dem zum Bethause umgestalteten Speisesaal des Johanniterhospizes wurde heute früh 20 Hermann Theodor Wangemann, Leiter der Gottesdienst mit Abendmahl gefeiert. Die beiBerliner Mission den großen lithographirten Bilder unsers Königs und des verstorbenen Königs an der Wand, das Bild Bismarcks und das Johanniter-Kreuz störten an dieser Gottesstätte meine Andacht nicht; sie waren mir vielmehr beredte Zeugen, daß ich mich auch in dieser heiligen Fremde auf deutschem Boden befand. Dagegen war ich erfreut darüber, daß die Deutschen sich zu diesem Separat-Gottesdienst ermannt haben, da die Engländer in der Zions-Kirche sie immer doch nur als kaum berechtigte Gäste, und über die Achseln ansehen. Das versammelte Gemeindlein war eine auserlesene Schaar, zum größten Theil wirklich ernste, gläubige Christen; der Hausvater des Hospizes, die Kaiserswerther Schwestern, Schnellers (aus dem deutschen Waisenhause), Dr. [Carl] Sandreczky, der deutsche Lehrer bei der englischen Judenmission [Conrad Schick], das Personal des Spittler’schen Geschäfts [Johannes Frutiger, Johannes Hermann, Carl Friedel und Paul Kober] und eine Anzahl ansässiger Deutscher bilden den Kern dieser lieben kleinen Gemeinde, der ich auf Bitten des Pastor [Carl] Hofmann [sic.] heute predigen durfte und mit der ich dann das heilige Sakrament empfing. In dieser Stunde war mir der gewölbte Speisesaal des Johanniterhospizes lieber, als der schönste gewölbte gothische Dom! ...«96

96 Wangemann 1869, S. 104.

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Teil III

Die Blütezeit 1869 – 1914 6. Das »Johanniter Wochenblatt« als wichtiges Veröffentlichungs-Organ über Palästina Ab 1860 gab der Johanniterorden das »Wochenblatt der Johanniter-Ordens Balley Brandenburg« in Berlin heraus, in den ersten drei Jahrzehnten seines Erscheinens ein Publikationsorgan mit wichtigen Informationen über das Heilige Land. Auch andere deutsche Institutionen und karitative Einrichtungen druckten Zeitschriften wie z.B. die Tempelgesellschaft. Sie gab die »Süddeutsche Warte«ab 1845 heraus, die Kaiserswerther Diakonie druckte den »Armen- und Krankenfreund« ab 1849, der Jerusalemsverein zu Berlin die »Neuesten Nachrichten aus dem Morgenlande« seit 1857. Der katholische »Verein vom Heiligen Grabe« gab die Zeitschrift »Das Heilige Land« in Köln ab 1855 heraus. Auf diesem Wege wurden Berichte über das Heilige Land in Deutschland verbreitet.97 Diese Zeitschriften veröffentlichten Reisedarstellungen und Beobachtungen über Landschaftsentwicklung, Missionsnachrichten, Aufbau von karitativen Einrichtungen und gelten als wichtige Quelle zur Erforschung Palästinas im 19. Jahrhundert. Die Veröffentlichungen im »Johanniter-Wochenblatt« kann man in vier Kategorien unterteilen: 1. 2. 3. 4.

Populäre Forschungsbeiträge. Rezensionen und neue Veröffentlichungen über das Heilige Land. Nachrichtenbeiträge über Palästina. Beiträge zur Tätigkeit der Johanniter im Heiligen Land und im Orient.

Auf den nächsten Seiten wird der Versuch gemacht, die oben genannten Kategorien ausführlicher darzustellen und die Wichtigkeit der Zeitschrift des Johanniterordens besonders in der Zeit des ersten Sekretärs Carl Herrlich hervorzuheben. In späteren Jahren, also nach dem Ersten Weltkrieg, verlor das Blatt seine

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97 Die Publikations-Organe der Missionsgesellschaften, die in Palästina im 19. Jahrhundert tätig waren, sind für die Forschung Palästinas von großer Bedeutung. Viele verfügen des Öfteren über die einzigen noch vorhandenen Quellen für bestimmte Forschungsthemenbereiche wie Ethnologie, Bevölkerung, Alltags- und Baukultur und vieles mehr.

Das »Johanniter Wochenblatt«

Bedeutung in Bezug auf Beiträge über das Heilige Land. Ab 1914 finden sich dort nur noch vereinzelt Berichte über das Heilige Land.

21 Johanniter Wochenblatt 1861. Bericht über das Johanniterhospiz im Wochenblatt

6.1 Populäre Forschungsbeiträge

Das Wochenblatt veröffentlichte im Laufe der ersten drei Jahrzehnten seines Erscheinens einige Dutzend Forschungsarbeiten über Palästina. So hatte der zwei-

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Die Blütezeit 1869 – 1914

te preußische Konsul Georg Rosen diese Plattform genutzt, um einige seiner Forschungsarbeiten vorzustellen.98 Er begann die Reihe seiner Veröffentlichungen im Wochenblatt mit einer zweiteiligen Chronologie der Jerusalemer Baugeschichte. Unter dem Titel »Monumentales aus Jerusalem« berichtete er seiner Leserschaft über die Anfänge in vorbiblischen Zeiten bis hin ins 19. Jahrhundert. Er behandelte darin Bauwerke aus biblischer Zeit, sowie die kosmopolitische Architektur, die von den Römern in der Zeit Jesu nach Jerusalem gebracht wurde. Bei der Beschreibung der aktuellen Baugeschichte betonte Rosen die Schwierigkeiten, die über die Jahrhunderte die topographische Lage und der Mangel an Baumaterial mit sich gebracht hatten, und die Konsequenzen, die sich daraus ergaben und in seiner Zeit augenfällig waren.99 Ein Jahr später platzierte Rosen im Wochenblatt einen umfangreichen Beitrag »Zur Ursprungsgeschichte des Ordens vom heiligen Grabe zu Jerusalem«, der bei den Johannitern auf großes Interesse stieß. 1863 folgte »Die älteste Beschreibung des christlichen Jerusalems eines anonymen Palästinapilgers aus Bordeaux«. Rosen datierte die Reise auf das Jahr 334 und zeichnete dessen Reiseweg nach.100 Im Juli des gleichen Jahres schloss sich ein Beitrag über »König Friedrich Wilhelm IV. im Munde eines arabischen Dichters« an, in dem er ein 15-strophiges Gedicht von Scheich Assad in deutscher Übersetzung veröffentlichte.101 Scheich Assad Efendi aus Jerusalem studierte an den Koranschulen und Moscheen Kairos und galt als der berühmteste muslimische Dichter und oberster Glaubensrichter Jerusalems der damaligen Zeit. Im Jahre 1860, also ein Jahr vor Friedrich Wilhelms Tod, erschien dieses Gedicht sowohl in Arabisch als auch in deutscher Übersetzung in Leipzig. Laut Rosen hatten, nachdem der Tod des Königs in Jerusalem bekannt geworden war, die sechs Konsuln Trauerbeflaggung angeordnet und die Flaggen auf Halbmast gesetzt:

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Goren 2003, S. 201 – 209 der die gesammte Forschung Georg Rosens in Palästina darstellt. Auch Teile von Rosens Veröffentlichungen im Wochenblatt werden in den o.g. Seiten behandelt. 99 Rosen, Georg, Monumentales aus Jerusalem, WJOB, Jg. 2, Nr. 25 (1861), S 109 – 112; Nr. 26, S. 117 – 120; Goren 2003, S. 204. 100 Rosen, Georg, Beiträge zur Ursprungsgeschichte des Ordens vom heiligen Grabe zu Jerusalem, WJOB, Jg. 3 Nr. 45 (1862), S. 229 – 230; Nr. 46, S. 233 – 235; Nr. 47, S. 239 – 241; Nr. 48, S. 245 – 246. Rosen, Georg, Die älteste Beschreibung des christlichen Jerusalems, WJOB, Jg. 4, Nr. 24 (1863), S. 145 – 150; Nr. 25, S. 152 – 153. Über die ersten Pilgerreisen und Pilgerwege ins Heilige Land s. auch Fellmeth/Mell 2009 da besonders Kapittel V. Berichte von frühchristlichen Palästinapilgern. 101 WJOB, Jg. 3, Nr. 29, 15. Juli 1863, S. 175 – 178.

Das »Johanniter Wochenblatt«

»Ohne eine besondere Aufforderung abzuwarten, folgte der Statthalter dem Beispiele der Consuln und ließ über dem Davidsthurme ... welchen Titus bei der Schleifung der Stadt verschonte, auf daß die Nachwelt sich an ihm von der Arbeit seiner Legionen einen Begriff machen könne – er ließ, sagen wir über dem Davidsthurme die Flagge des Halbmondes in Trauer wehen und [ver]lieh damit der allgemeinen Betrübniß einen Ausdruck. Friedrich Wilhelm IV. ist nach der Kreuzfahrerzeit der erste christliche Fürst, dessen Tod in Jerusalem in dieser Weise geehrt worden [war].«102 Ein vierter ausführlicher Beitrag Rosens folgte noch im selben Jahr und befasste sich mit der Lage in Palästina unter dem Thema »Das Verbrechen«. Hier analysiert Rosen die Lage in Palästina. Er sieht Verbrechen an sich nicht als Wiederholungstaten einzelner Verbrecher, sondern in Abhängigkeit gegebener Bedingungen vor Ort zu bestimmten Zeiten. Er vertritt die These, dass die meisten Verbrecher im Orient keine Wiederholungstäter seien.103 Seinen letzten Beitrag während seiner aktiven Amtszeit in Jerusalem widmete Georg Rosen im Wochenblatt den Aussätzigen in Palästina, insbesondere in Jerusalem. Er beschreibt die Geschichte dieser Krankheit ausgehend von biblischen Zeiten an über die Zeit der Kreuzfahrer bis hin zur Situation der Aussätzigen in den 1860er Jahren. Rosen nahm an, dass die Zahl der Aussätzigen im Laufe des 19. Jahrhunderts rückläufig sei, jedoch im Bild der Stadt viele derselben bettelnd auffallen würden. Die osmanische Regierung begann deshalb außerhalb Jerusalems, eine »Kolonie« für Aussätzige bei Siloah zu errichten. Aber Rosen glaubte, dass die Aussätzigen von der Hilfe christlicher Länder stärker profitieren würden.104 Rosens letzter Beitrag in der Johanniter-Zeitschrift erschien einige Jahre vor seinem Tod, als er schon wieder in seiner Geburtsstadt Detmold im Ruhestand lebte. Im Jahr 1885, ein Jahr vor der offiziellen Auflösung des gemeinsamen Bistumsvertrages zwischen England und Deutschland, verfasste Rosen einen Bei-

102 Ebd., Gedicht auf S. 177 und Zitat von S. 178. 103 Rosen, Georg, »Aus der orientalischen Gegenwart: Das Verbrechen«, WJOB, Jg. 4, Nr. 39 (1863), S. 239 – 240; Nr. 40, S. 245 – 246; Nr. 41, S. 250 – 252; Nr. 42, S. 257 – 260; Jg. 5, Nr. 10 (1864), S. 63 – 65; Nr. 11, S. 68 – 70; Nr. 12, S. 74 – 76. S. auch Goren 2003, S. 203 – 204. 104 Rosen, Georg, »Ein Wort über den Aussatz in Palästina«, WJOB, Jg. 5, Nr. 31 (1865), S. 178 – 180. Die Aussätzigen wurden von deutscher Seite behandelt. 1867 wurde das deutsche Aussätzigen Asyl »Jesus Hilfe« in Jerusalem gegründet. 1881 wurde das Asyl von den Herrnhutern bei Dresden übernommen. Darüber s. Sinno 1982, S. 147 – 158; Schwake 1983, S. 603 – 633; Löffler 2007, S. 37 – 89; Eisler 2008, S. 330 – 334.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

trag über die Geschichte des gemeinsamen Jerusalemer Bistums. Besonders die Bemühungen Samuel Gobats strich er hier heraus, und verdeutlichte, wie sich Gobat um die »Ökumene« des Bistums bemühte, ohne jedoch in England Gehör zu finden. Daraus zog Rosen den Schluss, wegen Englands Verhalten werde einem gemeinsamen Bistum keine Zukunft beschieden sein. Bekanntlich wurde der Vertrag ein Jahr später annulliert und als Nachfolgeinstitution für die deutsche Gemeinde Jerusalems1889 die Jerusalem-Stiftung gegründet.105 Ein weiterer bedeutender Forscher in Palästina, der die Bühne des Wochenblatts nutzte, war der Passauer Missionar Carl Sandreczki, der im Dienste der englischen Kirchenmissionsgesellschaft (C.M.S.) stand. Sandreczki kam im Auftrag der C.M.S. mit demselben Schiff wie Theodor Fliedner im Jahre 1851 ins Heilige Land. Er konnte sich in vielen deutschen Institutionen als Mitglied des Lokalkomitees einbringen, so z. B. auch im Kuratorium des Johanniter-Hospizes. Durch seine Kontakte zu Forschern, die nach Jerusalem kamen, und seine eigene Forschungstätigkeit konnte er im Wochenblatt Beiträge veröffentlichen. Er hatte z.B. 1867 über die Heuschreckenplage in Palästina geschrieben,106 einige Jahre später in Bezug auf die württembergische Kolonisation im Heiligen Land nach 1869 schrieb er über die »Fruchtbarkeit des alten Palästina«. In diesem Beitrag bezeichnete er die Küstenregion Palästinas als fruchtbares Land, das jedoch durch Vernachlässigung und Versäumnisse in den vorangegangenen Jahrhunderten versumpfte. Auch hier setzte er auf eine effektive Hilfe europäischer Kräfte, diese Ländereien zu drainieren und auf diese Weise diese Flächen wieder fruchtbar zu machen.107 Der württembergische Pfarrer Philipp Wolff, im 19. Jahrhundert einer der besten Kenner Palästinas, nutzte seine Reise nach Palästina im Jahre 1869, um zwei Beiträge im Wochenblatt anonym zu platzieren. Der erste über die »Deutsche Colonie in Jaffa« beschreibt den Erwerb von Grundstücken und Häusern für eine ab 1866 gebaute und 1867 für gescheitert erklärte amerikanische Kolonie108 , sowie die vier Grundsätze der württembergischen Kolonisten:

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105 Rosen, Georg, Das protestantische Bisthum von Jerusalem, WJOB, Jg. 26, Nr. 42 (1885), S. 249 – 251; Nr. 43, S. 253 – 256; Nr. 44, S. 259 – 261. Über die Jerusalem-Stiftung und ihrer Gründung s. Eisler 1999, S. 37 – 40. 106 Über Sandreczki als Forscher in Palästina s. Goren 2003, S. 299 – 303; Sandreczki, Carl, »Die Heuschreckenplage in Palästina«, WJOB, Jg. 8, Nr. 5 (1867), S. 29 – 30; Nr. 6, S. 33 – 36. 107 Sandreczki, Carl, »Die Fruchtbarkeit des alten Palästina« WJOB, Jg. 18, Nr. 46 (1877), S. 270 – 272; Nr. 47, S. 276 – 279; Nr. 48, S. 281 – 283; Nr. 49, S. 289 – 290. 108 Holms 1981; Kark 1994, S. 111 – 117; Eisler 1997, S. Kap. 3.3, S. 77 – 83; Holms 2003.

Das »Johanniter Wochenblatt«

1. Jede einzelne Kolonie soll womöglich der Mittelpunkt einer geistigen Tätigkeit sein. 2. Die Einwanderung kann dem Belieben des Einzelnen nicht überlassen werden, sondern muss von den Vorstehern der Tempelgesellschaft beschlossen werden. 3. Nicht der Besitz an Mitteln, sondern die Tüchtigkeit und Bereitschaft der Auswanderer und das, was die Kolonie bedarf, bestimmt die Auswahlkriterien. 4. Die Übersiedlung in den Orient wird von der Leitung des Tempels beschlossen, damit Ordnung und Zweckmäßigkeit die Kosten verringern. Am Ende schreibt Wolff: »Es möge vergönnt sein, hier noch dem Gedanken Ausdruck zu verleihen, daß sich aus der kleinen deutschen Colonie in Jaffa bei gehöriger Unterstützung von den rechten Kreisen her eine große nationale Sache entwickeln könnte.«109

22 Die würtembergische Templerkolonie Jaffa 1871. Stich von Christoph Paulus jun.

109 [Wolff, Philipp], »Eine deutsche Colonie in Jaffa«, WJOB, Jg. 10 (1869), S. 127 – 128. Zitat von S. 128 Ende.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Im zweiten Beitrag schrieb Wolff über »Die Ruine der alten Johanniter-Kirche zu Jerusalem«. Dieses Ruinengrundstück übernahm Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen bei seinem Besuch in Jerusalem 1869, und etliche Jahre später (1898) entstand dort die deutsche Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt.110 Auch der neue deutsche Generalkonsul von Jerusalem, Tankmar von Münchhausen (1835 – 1909) nutzte die Plattform des Wochenblatts. 1877 z.B. unternahm er eine Reise, um alle Konsular-Agenten in Palästina und deren Wirkungsgebiete zu erkunden. Er besuchte auch die Orte, in denen deutsche Missionare tätig waren, wie wohl die Siedlungen der württembergischen Templer, um sich einen Überblick über alle deutschen Aktivitäten im Lande zu verschaffen.111 So bereiste er Nablus, wo der württembergische Missionar Johann Christian Fallscheer (1828 – 1901) im Dienste der C.M.S. stand.112 Er besuchte die Samariter am Garizim in Begleitung Fallscheers und die Stadt Samaria.113 Weiter ging die Reise in Richtung Galiläa nach Nazareth. In dieser Stadt traf er den Missionar Theodor Friedrich Wolters (1837 – 1910), Samuel Gobats Schwiegersohn. Wolters vertrat gerade Johannes Zeller (1830 – 1902), den zweiten Schwiegersohn Gobats.114 In Nazareth besichtigte er viele kirchliche Einrichtungen und natürlich auch die neue Kirche der englischen Kirchenmissionsgesellschaft. Unterwegs von Nazareth in Richtung Tiberias begegnete er dem ersten Konsular-Agent Joseph Adler. Münchhausen berichtet über Tiberias, seine 3000 Einwohner und die beiden großen Bevölkerungsgruppen der Stadt – Juden und Muslime. Von Tiberias ging die Reise weiter nach Safed zum deutschen Konsular-Agent Paisach Friedmann. In Safed weckten neben der Synagoge die Probleme innerhalb der dortigen jüdischen Gesellschaft sein Interesse.115 Von Safed ritt man nach Acco, der ehemaligen Kreuzritterstadt am Mittelmeer, und von dort nach Haifa. Vizekonsul Ziffos von Haifa war schwer krank, so dass dessen Mitarbeiter und Gehilfe Friedrich Keller (1838 – 1913) Münchausen von Acco nach Haifa begleitete. In der Haifaer

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110 [Wolff, Philipp], »Die Ruine der alten Johanniter-Kirche zu Jerusalem, WJOB, Jg. 10 (1869), S. 278 – 279. Darüber s. auch im nächsten Kapitel. 111 Über Münchhausen s. Eliav 1973; [Tankmar von Münchhausen], Eine Consularreise durch Palästina, WJOB, Jg. 18 (1877), Nr. 22, S. 125 – 127; Nr. 23, S. 131 – 135; Nr. 24, S. 137 – 140; Nr. 25, S. 144 – 146. 112 Über Christian Falscheer s. APM, Zöglingsregister; Sdun-Fallscheer 1985, S. 198 – 212; Eisler 2000, S. 43 – 54. 113 WJOB, Jg. 18, Nr. 22 (1877), S. 125 – 127. 114 Über Johannes Zeller s. Reichle-Zeller 1987; Leube 1999. 115 WJOB, Jg. 18, Nr. 23 (1877), S. 131 – 135.

Das »Johanniter Wochenblatt«

Altstadt stattete Münchhausen Ziffos einen Besuch ab und wurde von den übrigen Konsuln der Stadt feierlich empfangen. Nach einer Stadtbesichtigung wurde die Templerkolonie westlich der Stadt besucht.116 Münchhausen beschrieb seine Eindrücke wie folgt: »Welcher Eindruck, wenn man aus der Stadt Haifa kommend, diese sauberen Straßen betritt! Zwar hat in Haifa das Beispiel unserer fleißigen Schwaben schon viel gutes gewirkt; doch sieht man der Stadt immer an, daß sie von Arabern bewohnt und von Türken beherrscht wird. Betritt man nun den Boden der Colonie, so glaubt man sich durch Zauber in ein Kulturland versetzt. Zunächst überraschen die richtig angelegten und gehaltenen Vicinalwege; die sauberen Häuser (wo jetzt schon viel das platte Dach dem steilen Ziegeldach weicht, denn die Deutschen hängen zu sehr an ihrem Bodenraum), in geraden Reihen eine breite Straße zwischen sich lassend, jedes mit gut bepflanzten Vorgärten versehen. Ueberall Sauberkeit, Ordnung, Arbeitsamkeit und Ruhe; was man von lebenden Wesen sieht, sind Leute bei ihrer Arbeit, vom Felde heimkehrende Pflüge und Ackerwagen, und wäre nicht der blaue Himmel mit der noch Ende October recht heiß brennenden Sonne, und die dagegen von den Colonisten um ihre Strohhüte gewundenen Turbane, ich hätte glauben können, in Deutschland zu sein ...«117 Von Haifa ging es über die Küstenregion durch Cäsarea nach Jaffa, wo er von Vizekonsul Simon Serapion Murad (1822 – 1894) empfangen wurde. Selbstverständlich ließ er auch die beiden Templerkolonien Jaffa und Sarona nicht aus und nutzte die Gelegenheit, sich mit Christoph Hoffmann, dem Vorsteher der Tempelgesellschaft, über Gedanken und Hoffnungen für die Templerkolonien auszutauschen. Nach einem zweitägigen Aufenthalt kehrte er nach Jerusalem zurück.118 Seine weiteren Beiträge, wie etwa »Die Pilgerfahrt nach Jerusalem«, beschreiben die Diskussion der 1890er Jahre über die Lokation der Grabeskirche und die Pilgerfahrt der Helena (259 – 329) im 4. Jahrhundert nach Jerusalem.119

116 Ebd., Nr. 24, S. 137 – 140. Über Ziffos seine Tätigkeit in Haifa und später die Tätigkeit des Fritz Keller S. Carmel 1975 besonders Kap. 4. 117 WJOB, Jg. 18, Nr. 24 (1877), S. 137 – 140, Zitat von S. 139. 118 Ebd., Nr. 25, S. 144 – 146. Über die württembergischen Templer s. Carmel 2000; Sauer 1985. 119 Münchhausen, Thankmar von, Die Pilgerfahrt nach Jerusalem, WJOB, Jg. 32, Nr. 21 (1891), S. 121 – 123. Der Beitrag ist eine Reaktion auf die Veröffentlichung des Beitrages von Carl Victor v. Alten s. Pilgerfahrt nach Jerusalem, WJOB, Jg. 32, Nr. 15 (1891), S. 85 – 88; Nr. 16, S. 93 – 96; Nr. 17, S. 97 – 100.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Aufnahme der Deutschen Kolonie Haifa (1877) zur Zeit des Besuches des Konsuls von Münchhausen. Aufnahme von Friedrich Lange

Auch zur Ethnologie wurde ein Beitrag veröffentlicht, der Kleidung, Sprache und Kultur der Bevölkerung Palästinas zum Gegenstand hatte.120 Der evangelische Pfarrer von Beirut, Karl Otto Fritze (1859 – 1940), beschreibt im Wochenblatt auf mehreren Seiten verschiedene Reisen durch Palästina. Die Erste führt von Gaza nach Hebron und Bethlehem.121 Seine zweite Reise führt durch Galiläa und den Hauran in Syrien. Die Reise begann in Beirut, führte per Schiff nach Haifa, von dort entlang des Kisons zur Jesreelebene, weiter nach Nazareth in Galiläa. Fritze passierte Meggido, die Gilboa Berge bis zum Taborberg, um von dort ins Hourangebiet, zwischen Golan und Drusenberg zu gelangen, wo er drei Tage durch seine Kulturlandschaf und kleine Dörfer reiste.122 Als letztes Beispiel

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120 Anon, Palästinensische Überlieferung, Ethnographisches, WJOB, Jg. 19, Nr. 31 (1878), S. 183 – 186; Nr. 32, S. 189 – 191. 121 Fritze, Otto, Von Gaza nach Hebron und Bethlehem, WJOB, Jg. 32, Nr. 5 (1891), S. 25; Nr. 6, S. 31 – 33; Nr. 7, S. 40 – 42; Nr. 8, S. 43 – 46; Nr. 9, S. 51 – 54; Nr. 10, S. 55 – 58; Nr. 11, S. 63 – 66; Nr. 12, S. 69 – 72. 122 Fritze, Otto, Durch Galiläa und Hauran, WJOB, Jg. 34, Nr. 44 (1893), S. 255 – 258; Nr. 45, S. 260 – 263; Nr. 46, S. 271 – 274; Nr. 47, S. 279 – 282.

Das »Johanniter Wochenblatt«

für einen populärwissenschaftlichen Beitrag kann die Beschreibung der Einweihungsfeier der Auguste Victoria-Stiftung im Jahre 1910 auf dem Ölberg gelten.123

6.2 Rezensionen und neue Veröffentlichungen über das Heilige Land

Im Wochenblatt des Ordens wurden oft Bücher und Rezensionen von Neuerscheinungen zur Geschichte, Geographie und Erforschung des Heiligen Landes veröffentlicht. Einige dieser sollen hier benannt werden. Der schon oben genannte Missionar Carl Sandreczki veröffentlichte unter der Überschrift »Karten und Pläne zur Topographie des Alten Jerusalem« einen Beitrag, der für die Entwicklung Jerusalems und seine Stadtgeschichte von großer Bedeutung ist. Sandreczki beschreibt die im Spittlerverlag in Basel von Karl Zimmermann (1815 – 1903) aus Berlin herausgegebene Kartenmappe. Die Mappe enthält vier Tafeln: 1. 2. 3. 4.

Terrainkarte von Jerusalem vor der Besiedlung. Entwürfe von Conrad Schick Terrainkarte vermessen durch Charles Wilson Durchschnittsprofile der o.g. Karten Restaurierte Stadtpläne Jerusalems.

Zusätzlich war eine Broschüre Zimmermanns beigefügt, die alle Karten und Schnitte erläuterten unter Berücksichtigung der Akzeptanz der Forschungen durch die Engländer der PEF und Forscher wie Titus Tobler, Albert Socin, Philipp Wolff und andere.124 Ein zweites Beispiel wäre die Darstellung des Pfarrers der deutschen Gemeinde zu Beirut. Dieser kommentierte unter dem Titel »Die Deutschen Ausgrabungen bei Jerusalem« einige Veröffentlichungen von Hermann Guthe (1849 – 1936) in Bezug auf die Siloah-Quelle und die dort gefundenen Inschriften, wie auch Ausgrabungen am Davidsgrab.125 Auch Hermann Guthe vom Deutschen Verein zur Erforschung Palästinas benutzt das Wochenblatt und bezog sich in seinem Beitrag über den »Besitzanteil der christlichen Confesionen

123 Goerne von, Die Entstehung, der Bau und die Einweihung der Himmelfahrtkirche und des Hospizes auf dem Ölberge bei Jerusalem, JOB, Jg. 51, Nr. 5 (1910), S. 36 – 41; Nr. 6, S. 47 – 52. Krüger 2010; Eisler 2010. 124 Sandreczki, Carl, Karten und Pläne zur Topographie des Alten Jerusalem, WJOB, Jg. 17 (1876), S. 307 – 308. 125 Baarts, Paul., Die deutschen Ausgrabungen bei Jerusalem, WJOB, Jg. 24, Nr. 32 (1883), S. 187 – 189.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

an der h. Grabeskirche in Jerusalem« auf die Veröffentlichung von Carl Schnabel (1846*) aus Wien über »die Römisch katholische Kirche in Palästina«126 Das Buch von Reinhold Röhricht (1842 – 1905) und Heinrich Meisner (1849 – 1929) »Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande« wird vom Archivar Carl Herquet (1832 – 1888) ausführlich in vier Teilen dargestellt. Wegen der Relevanz besonders zum Johanniterorden wurde den Reisebeschreibungen der Ritter besondere Aufmerksamkeit geschenkt.127 In einer Reisebeschreibung nach Palästina wurde ein Buch von Paul Lietzow (1842 – 1905) mit Zitaten aus seiner Beschreibung empfohlen.128 Eine kurze Nachricht über den Deutschen Verein zur Erforschung Palästinas (DPV) stellt die Veröffentlichungen des Vereins vor, auch der Zweigverein des DPV wird nicht außer Acht gelassen.129 Dem Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes widmet sich das Wochenblatt unter anderem mit einer Chronik der Vorträge, die seit dessen Gründung im Institut gehalten wurden.130

6.3 Nachrichten-Beiträge über Palästina

In diese Abteilung fallen die kurzen Beiträge über das Land und die verschiedenen Berichte über einzelne karitative Einrichtungen der deutschen Gemeinde. Carl Hoffmann, der ehemalige Pfarrer der Gemeinde in Jerusalem, veröffentlicht nach der Übergabe des Muristangeländes an das preußische Königshaus »Ein Rückblick über die Geschichte des ersten Baues einer evangelischen Kirche in Jerusalem«.131 Die meisten Beiträge thematisieren die Problematik der Aussätzigen in Jerusalem, darunter ab den 1880er Jahren, als die Herrnhuter Brüderge-

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126 WJOB, Jg. 26, Nr. 14 (1885), S. 82 – 84. Über die Tätigkeit von Carl Schnabel s. HaiderWilson 2010, S. 233 – 234. S. auch Lebensskizze in der Zeitschrift des Österreichischen Hospizes, Jahrbuch des österr. Ungar. Pilgerhauses »Zur heiligen Familie« in Jerusalem, Jg. II, (1908), S. 24. 127 Herquet, Carl, Röhricht und Meisner. Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande, WJOB, Jg. 22, Nr. 1 (1881), S. 1 – 3; Nr. 2, S. 8 – 10; Nr. 3, S. 15 – 17; Nr. 4, S. 19 – 22. 128 Ein Besuch in der Heiligen Stadt, WJOB, Jg. 29 (1888), S. 217 – 218. 129 Anon., Der Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas, WJOB, Jg. 37 (1896), S. 120; Kleine Chronik des Zweigvereins Jerusalem, WJOB, Jg. 46, Nr. 3 (1905), S. 16 – 17. Über den Zweigverein des DPV in Jerusalem s. Eisler 2006, S. 204 – 216. 130 Kleine Chronik des deutschen Ev. Institut für Altertumsforschung [sic.] des Heiligen Landes, WJOB, Jg. 46, Nr. 13 (1905), S. 77 – 78. 131 Hoffmann, Carl, Ein Rückblick auf die Geschichte des ersten Baues einer evangelischen Kirche in Jerusalem, WJOB, Jg. 11, Nr. 52 (1870), S. 349 – 353.

Das »Johanniter Wochenblatt«

meinde das »Aussätzigen Asyl« unter ihren Obhut genommen hatten, befinden sich viele Aufrufe zu Spenden. So berichtet Carl Reinicke (1850 – 1915), Pastor der deutschen Gemeinde in Jerusalem, über »Die beiden Aussätzigen-Häuser in Jerusalem« und nahezu jährlich werden Berichte über die Entwicklung dieser Anstalten im Wochenblatt publiziert.132 Weitere Themen sind die Entwicklung Palästinas, wie auch der Bau der ersten Eisenbahnstrecke von Jaffa nach Jerusalem und deren Einweihung im Jahre 1892.133 Ein Kurzbeitrag beschäftigt sich mit den Parallelen der Kirchen Jerusalems und Wittenbergs – Wittenberger Schlosskirche und Luthers Begräbnisstätte im Vergleich zur Gründung der Jerusalemer Erlöserkirche.134

24 Eisenbahn nach Jerusalem. Stahlstich nach einer Zeichnung von Gustav Bauernfeind

Um einen kleinen Ausschnitt der Skala zu liefern, worüber das Blatt berichtete, seien hier einige Beispiele gegeben: Beiträge über die Geschichte der Kaisers-

132 Reinicke, Carl, Die beiden Aussätzigen Häuser in Jerusalem, WJOB, Jg. 21 (1880), S. 195 – 197; Anon., Das evangelische Aussätzigen-Asyl zu Jerusalem, WJOB, Jg. 23 (1882), S. 263 – 264. Baarts, Paul, Das Aussätzigen-Asyl in Jerusalem, WJOB, Jg. 24 (1883), S. 165 – 166. Anon., Das Aussätzigen Asyl der Brüdergemeinde zu Jerusalem, WJOB, Jg. 29 (1888), S. 23 – 24; Anon., Das Aussätzigen-Asyl zu Jerusalem, WJOB, Jg. 29 (1888), S. 178 – 179. 133 Anon., Die Eisenbahn von Jaffa nach Jerusalem, WJOB, Jg. 33 (1892), S. 277 – 278; Zwei Jahre später berichtet das Wochenblatt auch über: Anon., Die Eisenbahn-Gesellschaft JaffaJerusalem, Jg. 35 (1894), S. 107 – 108. Über den Bau der Eisenbahn von Jaffa nach Jerusalem s. Frutiger/Eisler 2008, S. 165 – 208. 134 Anon., Wittenberg und Jerusalem, WJOB, Jg. 35 (1894), S. 46 – 48.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

werther Diakonissen und deren Institutionen, der Entwicklung der Schule und des Hospitals in Jerusalem, Beiträge zum Jerusalemsverein zu Berlin und dessen Geschichte und Wirkung in Palästina135 , zu weiteren deutschen Institutionen wie dem »Deutsche-Palästina-Museums« in Jerusalem und der größten deutschen Erziehungsanstalt im Orient, dem »Syrischen Waisenhaus«.136 Das Ableben des zweiten Bischofs von Jerusalem, Samuel Gobat, wurde im Wochenblatt ausführlich besprochen137 sowie die Auflösung des Bistumsvertrages zwischen England und Deutschland138 und die Gründung der neuen »Evangelischen Jerusalem-Stiftung«139 . Einzelne Artikel beschäftigten sich mit deutschen Feiern und Festtagen in Jerusalem und Palästina, so z.B.: »Die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Jerusalem«140 und »Ostern in Jerusalem«141 .

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135 Über die Diakonissen s. z.B.: Anon., Das 25jährige Jubiläum der Diaconissen-Anstalten in Jerusalem, WJOB, Jg. 17 (1876), S. 135 – 136; Anon., Aus Jerusalem für Jerusalem, Jg. 31, Nr. 17 (1890), S. 100 – 101; Schlicht, Carl, Dank und Bitte aus Jerusalem, WJOB, Jg. 31, Nr. 17 (1890), S. 101 – 102. Dieses ist ein Aufruf zur Spendensammlung für das neue Kaiserswerther Hospital in Jerusalem. 1894 wurde das neue Krankenhaus eingeweiht und ein Jahr später wurde darüber im Wochenblatt berichtet. S. Anon., Das Diakonissenkrankenhaus in Jerusalem, WJOB, Jg. 36 (1895), S. 45 – 47; Münchhausen, Thankmar von, Das Hospital des Kaiserswerther Diakonissenhauses in Jerusalem, WJOB, Jg. 32, Nr. 3 (1891), S. 17 – 18; Anon., Die Orient-Stationen des Kaiserswerther Diakonissenhauses, WJOB, Jg. 32, Nr. 18 (1891), S. 106 – 108; Nr. 19, S. 111 – 114. Beispiele für Beiträge über den Jerusalemsvereins s. z.B.: Der Jerusalemsverein, WJOB, Jg. 22, Nr. 17 (1881), S. 100 – 101; ebd., Der Jerusalems-Verein, Jg. 32, Nr. 6 (1891), S. 36; ebd., Aufruf und Bitte für das Armenische Waisenhaus in Bethlehem (Palästina), Jg. 50, Nr. 6 (1909), S. 48 – 49. 136 Über das Palästinamuseum s. Goren 2003, S. 217 – 220; Eisler 2008, S. 320 – 321; s. auch WJOB, Jg. 16 (1875), S. 80 – 81. Über das Syrische Waisenhaus im Wochenblatt s.: Axenfeld, Carl, »Das Syrische Waisenhaus in Jerusalem« WJOB, Jg. 23 (1882), S. 232 – 234; Oehler, Wilhelm, Aus Jerusalem, WJOB, Jg. 45 (1904), S. 22 – 23; über das Syrische Waisenhaus in Jerusalem s. Schneller 1910; Akel 1978; Ehmer 2008; Gordon 2011. 137 Anon., Zur Erinnerung an Bischof Gobat’s Wirken in Jerusalem, WJOB, Jg. 21, Nr. 47 (1880), S. 276 – 278; Nr. 48, S. 281 – 283; Nr. 49, S. 287 – 289. Wenn man diesen Beitrag genauer betrachtet, so scheint Georg Rosen den Beitrag geschrieben zu haben. 138 Anon., Vom deutsch-evangelischen Bistum Jerusalem, WJOB, Jg. 30 (1889), S. 138 – 139. 139 WJOB, Jg. 33 (1892), S. 52 – 53. 140 WJOB, Jg. 12 (1871), S. 118. 141 WJOB, Jg. 36 (1895), S. 48. Vorbereitung zu einer Reise nach Jerusalem.

Das »Johanniter Wochenblatt«

6.4 Beiträge zur Tätigkeit der Johanniter im Heiligen Land und im Orient

Die Johanniter übernahmen das preußische Hospiz im Jahre 1858 und hatten seit Herausgabe des Wochenblatts 1860 bis zum Ersten Weltkrieg fast alle Jahresbilanzen des Hospizes im Wochenblatt veröffentlicht. Auch Berichte und Listen von Hospizgästen waren des Öfteren zu lesen.142 Im Wochenblatt wie auch in seinem Nachfolgeorgan, dem Ordensblatt, befinden sich viele Beiträge zur Geschichte des Ordens von der Kreuzritterzeit bis zum 19. Jahrhundert, als Beispiel sei ein umfangreicher Bericht von Prutz genannt: »Die Besitzungen des Johanniterordens in Syrien und Palästina und seine Finanzlage zu den Zeiten der Kreuzzüge.«143 Niederschlag fand die Tätigkeit des Ordens im Orient, die Gründung eines Johanniter-Krankenhauses in Beirut im Bericht des evangelischen Pfarrers in Beirut Ulrich über die Behandlung und Alltagsleben im Johanniter-Hospital in Beirut wie auch von Diakonissenschwestern oder Jubiläumsfeiern.144 Breiten Raum nahm die Errichtung der Erlöserkirche ein, von der Grundsteinlegung über den Bau bis zur Einweihung der Kirche, da diese immerhin an dem Ort errichtet wurde, an dem der Orden gegründet worden war, nämlich auf dem Muristan-Gelände.145 Auch die Gründung der Kaiserin Auguste Victoria-

142 S. Berichte Johanniter-Hospiz zu Jerusalem in: WJOB fast jährlich, manchmal zwei oder drei Beiträge pro Jahrgang. 143 Prutz, Die Besitzungen des Johanniter-Ordens in Syrien und Palästina und seine Finanzlage zu den Zeiten der Kreuzzüge, WJOB, Jg. 24, Nr. 34 (1883), S. 199 – 202; Nr. 35, S. 205 – 207. 144 Ulrich, Bilder aus dem Johanniter-Hospital in Beirut, JOB, Jg. 49, Nr. 6 (1908), S. 36 – 38; Nr. 8, S. 57; Das Johanniter-Hospital in Beirut, zum 50jährigen Bestehen, JOB, Jg. 52, Nr. 12 (1911), S. 108 – 110; Zorn, Anna, Bilder aus der Arbeit im Johanniterhospital in Beirut, JOB, Jg. 55, Nr. 5 (1914), S. 46 – 47. Über das Johanniterhospital in Beirut s. Disselhoff/Stursberg 1911, S. 224 – 226. Das Johanniter-Hospital in Beirut wurde nach dem Ersten Weltkrieg an die französische Mandatsregierung zwangsweise verkauft darüber s. Kriener 1958, S. 31. 145 Anon., Die Feier der Grundsteinlegung der deutschen evangelischen Kirche in Jerusalem am 31. October 1893, WJOB, Jg. 34 (1893), S. 283 – 286; Anon., Die neue evangelische Kirche in Jerusalem, WJOB, Jg. 38 (1897), S. 245; Anon., Die Einweihung der Erlöser-Kirche zu Jerusalem, WJOB, Jg. 39 (1898), S. 150; Anon., Offizielle Festfahrt zur Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem, WJOB Jg. 39 (1898), S. 165 – 167; Anon., Zur Einweihung der Erlöser-Kirche in Jerusalem am 31. October 1898, WJOB, Jg. 39 (1898), S. 237; Anon., Liste aller Johanniter, die bei der Einweihung der Erlöserkirche teilnahmen, WJOB, Jg. 39 (1898), S. 243 – 244; Anon., Die Einweihung der Erlöserkirche zu Jerusalem, WJOB, Jg. 39 (1898), S. 269 – 271.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Das Johanniter-Hospital in Beirut

Stiftung auf dem Ölberg, die als Ordens-Haus der Johanniter vom Jahre 1910 an diente, wurde ausführlich gewürdigt.146

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Die Einweihungsplakette der Erlöserkirche 1898. Links Kaiser Wilhelm II. die Krone und das irdische Jerusalem. Rechts: Aus den Ruinen des Johanniter-Hospitals und der Kirche entsteht auf den Zweigen eines Ölbaumes die neue deutsche Erlöserkirche. Oben das himmlische Jerusalem

146 Über die Planung einer Sonderfahrt der Johanniter nach Jerusalem s.: Anon., Die Einweihung der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberge bei Jerusalem, JOB, Jg. 50, Nr. 12 (1909), S. 98 – 99; v. Goerne, Die Entstehung, der Bau und die Einweihung der Himmelfahrtkirche und des Hospizes auf dem Ölberge bei Jerusalem, JOB, Jg. 51, Nr. 5 (1910), S. 36 – 41; Nr. 6 (1910), S. 47 – 52. Über den Orden und die Errichtung des Ordens-Hauses s. unten gesondertes Kapitel.

Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch 1869 – 1898

7. Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch 1869 – 1898 Ende des Jahres 1869 galt es, ein besonderes Ereignis zu feiern. Der Sultan schenkte das Terrain der Johanniter aus der Kreuzritterzeit der Krone Preußens. Zur feierlichen Übergabe reiste der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831 – 1888) nach Jerusalem. Er nahm sein Domizil im Johanniter-Hospiz, weswegen besondere Maßnahmen getroffen wurden, um seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. In der 7.Lokalkomiteesitzung des Jahres 1869 hieß es: »Jerusalem d. 30. October 1869. Anwesend:

Herr General Consul Baron von Alten als Vorsitzender des Curatoriums. Pastor C[arl] Hoffmann Dr. C[arl] Sandreczki – als stimmführendes Mitglied Baurath [Conrad] Schick P[eter] Göttmann, als Hausvater des Hospizes mit berathender Stimme hinzugezogen Dr. O[scar] Meyer, Protocollführer.

Nach Übernahme des Vorsitzes erklärt der Herr General-Consul [Carl Victor von Alten 1800 – 1879], daß er die Versammlung, welche eigentlich erst am ersten November hätte Statt finden sollen, wegen des in nächster Woche sicher zu erwartenden hohen Besuches auf heute angesetzt habe. Das Protocoll der vorigen Sitzung vom 6. October wird verlesen, sowie die am 11. d. Mts. in Jerusalem erfolgte Ankunft des Hausvaters Göttmann constatirt ... Da Se. Königliche Hoheit der Kronprinz auf Vorschlag des Herrn Vorsitzenden für die Zeit seines hiesigen Aufenthaltes sein Nachtlager im Hospiz zu nehmen gedenkt, so wird der g. Göttmann aufgefordert anzugeben, welche Ausgaben er für die zu diesem Zwecke erforderlichen, allernothwendigsten Verbesserungen des Hospizgebäudes im Aeußeren sowohl, wie im Innern, gemacht habe. Da dieselben doch so wie so für die Instandhaltung der Anstalt liquidirt werden mußten, so werden sie, im Betrage von einigen 60 [Thal.]... Ct. gebilligt. Die Rechnungsablage des Hospizes, welche der g. Göttmann für die Zeit vom 19. Mai bis Ende October entwirft, wird richtig befunden und genehmigt, soweit dieselbe nicht schon in dem Protocolle vom 6. October d. Js. ihre Erledigung gefunden hat ...

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Die Blütezeit 1869 – 1914

v. Alten; C. Hoffmann; C. Sandreczki; C. Schick; P. Göttmann; O. Meyer [Dr.] Protocollführer.«147 Anlässlich der Eröffnung des Suezkanals 1869 besuchte der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., das Heilige Land. Am 3. November 1869 kam er mit dem Schiff »Hertha« in Jaffa an und wurde dort vom Jerusalemer Generalkonsul und dem Pascha von Jerusalem begrüßt. »Auf Anraten des Generalkonsuls besuchte der Prinz die gerade entstandene württembergische Templerkolonie und deren Vorsteher Christoph Hoffmann.«148 Von Jaffa ging es zu Pferd über Ramle nach Jerusalem. Weit außerhalb der Stadt warteten die Konsuln verschiedener europäischer Mächte sowie die Vertreter der verschiedenen Kirchen, angeführt von malerisch gekleideten Kawassen, um den Kronprinzen und sein Gefolge zu begrüßen. Als sie sich der Stadt näherten, waren die Bauten der russischen Mission und zwei Häuser zu erkennen, beflaggt mit der Fahne des Norddeutschen Bundes – die Diakonissenanstalt »Talitha Kumi« und das Gartenhaus der Firma »Spittler & Co«.149 Der Zug passierte den letzten Wachtturm vor der Altstadt. Von der Zitadelle, dem Davidsturm, aus wurde der Kronprinz mit einem Kanonenschuss begrüßt. Durch das Damaskustor zog man in die Stadt ein. Entlang der Via Dolorosa ritt der Kronprinz bis zum Vorplatz der Grabeskirche. Zum ersten Mal seit den Zeiten der Kreuzfahrer sah man auf dem Vorplatz eine Abteilung christlicher Soldaten. Marinesoldaten waren am Portal postiert, wo Friedrich Wilhelm abstieg und nun mit seinem ganzen Gefolge zu dem schönen Doppeltor der Kirche schritt. Nach der Besichtigung der Kirche beschreibt Carl Sandreczki die nächsten Stunden des Kronprinzen wie folgt: »[Dann] begab sich der Prinz durch den östlichen Vorhofseingang in die ehemalige Gerberstraße und dieser oder der Nordseite des Bimuristan, des großen Johanniterritter-Platzes, entlang und an dessen noch immer bewundertem Eingangsthore vorüber zu dem am oberen Ende des Akabet et Tekijeh gelegenen Consulatsgebäude des Norddeutschen Bundes, an dessen Ein-

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147 ISA, RG 67, Akte 249 , Box 432, Protokoll vom 30. Oktober 1869. 148 Eisler 1997, S. 91; PAAA, Abt. IA, Europa Generalia I.A.A.a. 36, Akte Nr. R-60, Bericht des Konsuls von Alten vom 9. November 1869 an Kanzler Bismarck. No. 14843, S. 1 – 2. 149 Sandreczki 1870, S. 21. S. auch die Reisebeschreibung unter: Ziemssen 1888, S. 66 – 68.

Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch

27 Stahlstich. Der Kronprinz vor den Stadttoren Jerusalems 1869, nach einer Zeichnung von Prof. Wilhelm Gentz

gang der General-Consul schon harrte, um seinen königlichen Gast zu empfangen. Auf der höchsten Terrasse des Consulates wehte das große königliche Banner zum Zeichen des »Hohen Gastes«, den es nun beherbergte. Die für den Kronprinz während der Tageszeit bestimmten Gemächer waren alle neu und auf’s Geschmackvollste eingerichtet. Die durch den Garten des Consulats leicht erreichbaren Schlafgemächer befanden sich im JohanniterHospize sowohl für den Kronprinzen und den Prinzen von Hessen, als die Herren des Gefolges. Sobald der Kronprinz sich umgekleidet hatte, ward ein déjeûner dinatoire aufgetragen, das dem Küchenmeister des Herrn von Alten Ehre machte, dessen aber auch der Kronprinz und die anderen Herren alle nach einem heißen, staubigen Ritte von nahezu acht Stunden Weges, nach allen den Empfangsfeierlichkeiten und dem langen Umgange in der Grabeskirche wohl bedurften.«150 Der Kronprinz bezog mit seinem Gefolge das Johanniter-Hospiz. In sein Tagebuch schrieb er wie folgt: »Unsere Wohnung liegt gar freundlich, halb in dem evangelischen Johanniter Hospiz und halb in dem durch Gärtchen und Platteformes mit demselben zusammenhengenden Consulat, das Herr von Alten inne hat, die Aussicht

150 Sandreczki 1870, S. 24 – 25.

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gerade auf den Oelberg gerichtet. Alle Häuser sind inwendig gewölbt, außen mit flachen Dächern versehen und ziemlich gut auf Ventilation eingerichtet. Trink- und Waschwasser kommt ausschließlich aus den Cisternen, ist aber morgens immer kalt, weil die Nächte sehr kühl nach Mitternacht werden.«151 Eine weitere Beschreibung des Kronprinzenzimmers lautet: »Das Gemach ist groß und schön und hat vier Fenster, von welchen zwei hübsche Aussicht über einen Teil von Jerusalem, einschließlich einer Moschee, die östlich dahinter liegenden Berge und namentlich auf den Ölberg gewähren. Die Fenster haben weiße und scharlachrote Vorhänge; ein langes türkisches Sofa ist ebenfalls rot. Im Zimmer stehen zwei weißbezogene mächtige Himmelbetten mit Moskitonetzen. Große orientalische Strohmatten bedecken den Granitfußboden, der außerdem noch mit einem riesigen Teppich belegt ist. Vor jedem Bett liegt ein kleiner bunter Teppich. Vor dem Sofa steht ein Tisch. Dann sind vorhanden vier Rohrsessel, ein lederbezogener Großvatterstuhl, ein Schrank und zwei Waschtische. Als Wandschmuck dienen zwei Bilder: über der Thür zum Nebenzimmer hängt ein »Ecce homo« (Der Erlöser mit Dornenkrone) und über dem Sofa ein großer englischer Stahlstich in Goldrahmen »Christus und der reiche Mann«, ein schönes Gruppenbild.«152 Am Sonntag, dem 7. November 1869 folgte der Festakt zur feierlichen Übergabe des »Muristan« (der Ruinen der Johanniter-Kirche St. Maria Latina Major, einst die Wiege des Johanniterordens), den er von der türkischen Behörde als Geschenk erhalten hatte und der der eigentliche Grund gewesen war, weswegen der Kronprinz diesen Besuch unternommen hatte.153 Der Prinz tat dies auf Wunsch seines verstorbenen Onkels, Friedrich Wilhelms IV. Nach einem Morgengebet in der Christus-Kirche begann die Zeremonie in der altehrwürdigen Ruinenstätte. Der Orientalist und amtierende Pfarrer in Rottweil, Philipp Wolff, berichtete über dieses Ereignis aus Jerusalem: »Nachdem der von dem Prinzen an den Tischlermeister Ferdinand Vester [1827 – 1912] aus Elberfeld gerichtete Befehl: »den Adler anheften« ausgeführt war, öffnete sich die Thüre und in raschen Schritten ging es nun über

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151 Rothfels 1971, S. 47. 152 Lietzow 1888, S. 13. Das Zimmer wird heute das »Ölbergzimmer«, Nr. 107, genannt. 153 S. Korrespondenz zum Grundstück und Bebaung des Muristans seitens des Ordens auch im EZA, Best. 5, Akte 4102, Briefe von Graf Stollberg-Wernigerode u. Prinz Carl von Preußen der Herrenmeister selbst.

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mächtige Schutthaufen hinweg. Auf einem solchen war ein kleiner Tisch aufgestellt, auf welchem ein Protocoll von dem Prinzen, dem Pascha und dem Generalconsul unterzeichnet wurde. Von einem Unteroffizier wurde auf die gegenüberliegende höchste Spitze des Gemäuers die preußische Fahne hingetragen…. Man fühlte sich von dem Bewußtsein durchdrungen, es sei eine feierliche Eroberung vollbracht.«154

28 Eingangspforte zum »Muristan«-Grundstück, das 1869 in preußischen Besitz überging

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil die Lateiner und vor allem auch die griechisch-orthodoxe Kirche auf Teile des geschenkten Grundstückes Anspruch erhoben hatten, schrieb der Kronprinz schließlich an Kaiser Wilhelm I. (1797 – 1888): »Euere Königliche Majestät sind nun in den Besitz eines Platzes getreten, der nicht nur groß genug ist, um eine Kirche frei hinzustellen, sondern auch den Raum gewährt, andere im Interesse der Entwicklung der deutschprotestantischen Kirche in Jerusalem höchst wünschenswerthe Baulichkeiten auszuführen.«155

154 Wolff 1870, S. 12. Graf Eberhard zu Stollberg-Wernigerode (1810 – 1872) bat am 1. Dezember 1869 um einen Bericht über die Übernahme des Muristan-Geländes für die Zeitschrift des Johanniter-Ordens das Wochenblatt. S. ISA, RG 67, Akte 249, Box 432. 155 EZA, Best. 56, Akte A1, Brief vom 7. November 1869. Über die Pläne zur Bebaung des Muristan s. unten und GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12579, Bericht vom 10. Januar 1872

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Nach jahrelangen Verhandlungen wurde schließlich der Status quo des Muristans als deutscher Stätte besiegelt. Der Prinz verließ die Stadt erst, nachdem er noch Besuche bei der Mädchenschule »Talitha Kumi« und im Schneller‘schen Syrischen Waisenhaus gemacht hatte.156 Der Pfarrer der Gemeinde, Carl Hoffmann verließ Jerusalem kurz danach und überließ die Gemeinde für einige Monate dem württembergischen Pfarrer Philipp Wolff. Dieser kam kurz vor der Übernahme des Muristangeländes nach Jerusalem. Nach der Abreise des Kronprinzen wohnte er einige Tage mit Frau und Tochter im Johanniter-Hospiz, um danach mit Familie das Heilige Land zu bereisen. Wolff hoffte, seine Pfarrstelle in der württembergischen »Diaspora« (Rottweil) mit einer Pfarrstelle in Jerusalem tauschen zu können und bei dieser Gelegenheit auch sein Orientalistikstudium für Forschungen vor Ort zu nutzen. Seine Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht.157 Kaiser Wilhelm I. hatte einen anderen hierfür auserkoren, dessen Ernennung er in Versailles unterschrieb: Hermann Weser (1842 – 1911). Dieser traf im November 1870 als neuer Pfarrer der deutschen Gemeinde ein. Da die Gemeinde im kleinen Speisesaal des Johanniter-Hospizes nicht genug Platz für die sonntäglichen Gottesdienste hatte, wurde Anfang 1870 beschlossen, die deutschen Vormitagsgottesdienste in die neu erbaute Kapelle der arabischen protestantischen Gemeinde zu verlegen, die außerhalb der Stadtmauern gelegen war und der englischen Kirchenmissionsgesellschaft (CMS) unterstand. Als das Muristan-Grundstück, der Ort an dem einst die Bauten des Johanniterordens gestanden hatten, in den Besitz des deutschen Kaisers gelangt war, waren von der alten Pracht dort hauptsächlich nur noch Ruinen übrig. Nur ein Teil des Kreuzganges und der große Ordenssaal der Johanniter, das Refektorium, waren einigermaßen erhalten geblieben. Conrad Schick wurde beauftragt, den Raum in der ersten Etage des Kreuzganges in

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an den Minister für geistliche Angelegenheiten von Mühler, Jahresberich 1871, S. 222 – 228 mit Bericht über die Arbeit von Friedrich Adler S. 223a – 225 u. Plan 228. 156 Über die Mädchenschule Talitha Kumi s. 150. Jubiläumsschrift Nothnagle/Abromeit/ Foerster 2001; Über das Syrische Waisenhaus s. Schneller 1910; Frutiger/Eisler 2008, S. 209 – 281; Gordon 2011. 157 LKA Stuttgart, Personalakte von Philipp Wolff unter: A27/3623. Über seinen Aufenthalt in Jerusalem s. Archiv der Bayerischen Genossenschaft, Gästebuch des Johanniter-Hospiz, Einträge 1869. Über die Versuche Wolffs s. auch: GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12579, S. 161 – 162 u. S. 164 – 165.

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eine Kapelle zu verwandeln. Diese Kosten übernahm der Johanniterorden und sie waren aus den Kasseneinnahmen des Hospizes bezahlt worden.158

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Plan und Zeichnung der Johanniter Kapelle von Theodor Sandel 1890

158 ISA, RG 67, Akte 235, Box 431, Brief des Johanniter-Kanzlers von Stollberg an dem Jerusalemer Konsul von Alten vom 22. November 1869. S. auch ISA, RG 67, Akte 240, Box 431 über Errichtung der Kapelle auf dem Johanniter-Terrain.

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Am 16. Juli 1871 konnte die Johanniter-Kapelle durch Pfarrer Weser eingeweiht werden. So bekam die deutsche Gemeinde auf ihrem eigenen Grund und Boden eine Kapelle bis schließlich die deutsche Erlöserkirche am Reformationstag 1898 als Gotteshaus eingeweiht werden konnte.159

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Die Johanniterkapelle im Kreuzgang der heutigen Erlöserkirche mit Johanniterkreuz. Holzstich von 1871

Das Jahr 1875 sollte für das Hospiz große Bedeutung erlangen, da der Hausvater Göttmann nach Deutschland zurückkehren musste. Darüber berichtet das Lokalkomitee: Das Jahr 1875 nahm wenigstens in seiner zweiten Hälfte, die Thätigkeit des Hospizes weniger in Anspruch als frühere. Es lag dies an der Cholera, wel-

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159 Hertzberg 1965, S. 28; GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12579, S. 169 – 172 indem Herman Weser nominiert wurde. Pflanz 1903, S. 97 – 99; über die Einweihung der JohanitterKapelle s.: B.A., R 901, Akte 39581, aus dem Bericht des Gesandten v. Alten vom 17. Juli 1871 u. NNM, Jg. 15 (1871), S. 175 – 187; Rogge 1898, S. 65 – 66; ausführliche Darstellung der Entwicklung auf dem Muristan s. Krüger 1995, S. 76 – 82.

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che im Frühsommer in Syrien ausbrach, hier daselbst im Laufe des Januars ziemlich weit verbreitete und hierdurch viele Opfer forderte ... ... Der bisherige Hausvater Göttmann war zwar zu Anfang des Jahres von dem Gallenfieber wieder hergestellt, das ihn in der zweiten Hälfte des Js. 1874 wiederholt befallen hatte, sodaß er von Beginn des Jahres 1875 ab, dem Hauswesen wieder vorstehen konnte. Dennoch schien das Klima der Heil. Stadt von tiefer gehendem nachtheiligen Einfluß auf seine Constitution zu sein. Sein Arzt drang auf eine Luftveränderung, der Patient selbst wünschte dieses auch, und [so konnte] das Curatoriums nicht darauf rechnen zu dürfen ... den Hausvater vollständig seiner hiesiegen Stellung erhalten [zu können]. So bestimmte der Durchlaucht. Herrenmeister königl. Hoheit im März, ihn von den Conditionen am Hospiz zu entbinden. Demgemäß erhielt das Curatorium den Auftrag, zu seinem Ersatz hier eine geeignete Persönlichkeit zu ermitteln ...160 Peter Göttmann verließ nach 11jähriger Tätigkeit als Hausvater Jerusalem, wurde vom Orden als Pensionär bezahlt und stellte damit das Kuratorium vor das Problem, wie seine Nachfolge geregelt werden könnte.161 Conrad Schick, der seit der Übernahme des Hospizes durch den Johanniterorden als Kuratoriumsmitglied fungierte, empfahl den Schreiner Heinrich Bayer (1836 – 1906). Bayer stammte aus Pliezhausen in Württemberg und war in den 1850er Jahren nach Jerusalem gekommen. Er arbeitete unter Schicks Leitung seit fast siebzehneinhalb Jahren im Jerusalemer Industriehaus der Londoner Judenmissionsgesellschaft (London Society for Promoting Christianity amongst the Jews). Conrad Schick hatte ihn als sehr zuverlässigen und harten Arbeiter kennen gelernt.162

160 ISA, RG 67, Akte 250, Box 432, Jahresbericht über das Johanniter Ordens-Hospiz 1875 vom 19. Januar 1876; Teile des Berichtes erschienen auch im WJOB, Jg. 17, Nr. 15, 12. April 1876, S. 83. 161 FAF, Agenda Johannes Frutiger, Jerusalem 1875. 162 LKA Stuttgart, KB 1690, Bd. 18, S. 32b. Heinrich Bayer war das neunte und jüngste Kind von Jonas Baier (1795 – 1865) und Anna Barbara (1797 – 1865) aus Pliezhausen. Im Familienbuch ist der Eintrag Heinrich Bayers und seine Auswanderung nach Jerusalem verzeichnet wie auch seine Vermählung am 20. Dezember 1864 in Jerusalem; zur Heirat, die durch Pastor Valentiner vorgenommen wurde s. auch: EZA 982/A150, Kirchenregister Ev. Gem. Jerusalem, 2. Eintrag 1864. ISA, RG 67, Akte 250, Box 432. Das »House of Industries« wurde in Jerusalem schon 1843 gegründet; sein erster Vorsteher Christian Hauser leitete das Haus einige Jahre, ehe er sich selbstständig machte. Im Jahre 1848 wurde Paul Isaac Hershon (1818 – 1888) Leiter der Einrichtung. Einige Jahre später übernahm schließlich Conrad Schick die Leitung. Perry 2006, S. 64 – 66. Den Vertrag mit Hauser als erstem Leiter s. GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12570, vom 20. März 1843, S. 162 – 163. Über Schick s. Carmel 1983, S. 204 – 218. Schick blieb Leiter des »House of Industries« bis 1881.

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Das Kuratorium folgte Schicks Empfehlung und übertrug Heinrich Bayer und seiner Frau, der ehemaligen Kaiserswerther Diakonisse Emilie Jupitz (1837 – 1904), die Leitung des Hospizes.163 Während der Dienstzeit des Ehepaars Bayer wurden entlang der Marktstraße, an die das Hospiz angrenzte, drei Gewölbeläden eingerichtet, die als zusätzliche Einnahmequelle des Johanniter-Hospizes dienen sollten. Die Vermietung dieser Räume als Kaffeehaus, als Gewürzladen und als Souvenirladen halfen finanzielle Engpässe zu überbrücken, wenn nur wenige Gäste im Hospiz weilten. Im Souvenirladen konnten Fotografien, Produkte aus Olivenholz, Perlmutt sowie aus schwarzem »Mosesstein« vom Toten Meer (eine Art Speckstein) erworben werden. Auch gepresste Blumen-Grußkarten aus dem Heiligen Land und die Jericho-Rose waren bei Touristen sehr beliebt. Das Handelsgeschäft von Wilhelm Duisberg, sowie das Syrische Waisenhaus lieferten die meisten dieser Produkte, und viele Gäste des Hospizes nutzten die Möglichkeit, Souvenirs dort zu erwerben.164 Der Johanniterorden, der in Jerusalem bereits in engem Kontakt zur Kaiserswerther Diakonie im Zusammenhang mit der Unterstützung des Hospitals und später des Neubaus des Deutschen Krankenhauses stand, hatte auch ab 1889 nach der Gründung der Jerusalem-Stiftung einen ständigen Sitz im Kuratorium dieser Stiftung. Die Jerusalem-Stiftung war für alle deutschen Besitztümer in Jerusalem zuständig insbesonderes für das Areal des Muristan, auf dem 1898 die Erlöserkirche erbaut wurde.165 Mit der Ernennung von Graf Albert Julius von Zieten-Schwerin (1835 – 1923) zum Vorsitzenden des Jerusalemsvereins (JV), Werkmeister des Johanniterordens und Mitglied des preußischen Herrenhauses, konnte der Orden weiteren Einfluss auf die deutsche protestantische Tätigkeit im Heiligen Land nehmen. Aus dem 1892 veröffentlichten Jahresbericht entnimmt man diese Zeilen:

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163 Archiv Kaiserswerth, AFKSK, Best. Ausgetretene Schwestern, Akte 338. Emilie Jupitz wurde 1837 geboren. Nach Eintritt in die Kaiserswerther Anstalt und ihrer Einsegnung im September 1859 wurde sie zur Aushilfe ins Krankenhaus im Februar 1860 nach Werdau bestimmt. Nach einer Weiterbildung bei Apoteker Schnabel in Essen legte sie ihr Examen als Apotekerin am 1. September 1860 ab. Am 21. Oktober ging sie nach Jerusalem, wo sie die Apotheke des Diakonissenkrankenhauses bis zu ihrem Austritt am 30. November 1864 leitete. Drei Wochen später heiratete sie Heinrich Bayer. 164 Über das Geschäft von Wilhelm Duisberg s. Frutiger/Eisler 2008, S. 109 – 122. Einige dieser Souvenirs können noch heute bei Familien gefunden werden, deren Vorfahren im 19. Jahrhundert im Jerusalemer Hospiz wohnten und diese aufbewahrten. 165 Über die Errichtung der Jerusalem-Stiftung s. Eisler 1999, S. 37 – 40.

Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch

31 Souveniers aus dem Johanniter-Laden: 1. »Jerichorose« mit Bildern der Heiligen Stätte und 2. aus Moses-Stein gefertigtes Briefbeschwerer mit Johanniter-Kreuz

»Unser teurer früherer Vorsitzender hat nun im Sommer v. J. den Grafen Zieten-Schwerin, den Werkmeister des Johanniter-Ordens, welcher im vortigen Sommer Palästina bereist und alle Werke unserer Mission dort eingehend geprüft hat, bewogen, das bei der gegenwärtigen bedenklichen Lage des Vereins doppelt schwierige Amt als sein Nachfolger zu übernehmen. Des Herrn Segen hat sichtbar darauf gelegen. Es sind über 400 Herren vom JohanniterOrden als Mitglieder unserem Verein beigetreten und daraus ist uns eine Extra-Einnahme von 4500 Mk. geworden, welche nicht nur das Defizit deckt, sondern unsern kleinen Reservefonds auch wieder auf die Höhe von 9000 Mk. bringt. Ihn weiter zu erhöhen hat unser lieber verehrter Vorsitzender es an Arbeit und Mühe nicht fehlen lassen. Der Vorstand des Vereins ist durch die einflußreichen Mitglieder Graf [Adolf von] Hohenthal-Dölkau [1846 – 1914], welcher ebenfalls aus eigener Anschauung das Morgenland mit seinen evangelischen Werken kennt, Hofprediger [Karl] Vieregge [1841 – 1915] als Vertreter der Domkirche, die uns stets gastlich ihren Raum für unsere Jahresfeste geboten, Rechtsanwalt [Martin] Heimbach [+1927] als juristischen Beistand, und endlich den auch hier wohlbekannten Superint. [Oskar] Pank [1838 – 1928] in Leipzig ergänzt, durch welchen wir in Sachsen eine weitere Unterstützung unserer Bestrebungen erhoffen.«166

166 NNM, Jg. 37, Nr. 1 (1893), S. 4 – 5. Zitiert auch bei Foerster 1991, S. 87.

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So konnte das Projekt des Baus der deutschen Weihnachtskirche in Bethlehem wieder belebt werden. Der 1884 ernannte Bethlehemer Pfarrer Ludwig Schneller (1858 – 1953) gründete neue Missionsstationen in Beit Jala und Hebron. Diese konnte der Jerusalemsverein nicht finanzieren. Als zusäzlich Schneller mit dem Unterbau einer neuen Kirche in Bethlehem begonnen hatte, war der Jerusalemsverein am Ende seiner finanziellen Möglichkeiten. Nur durch zinslose Dahrlehen der Frutiger Bank und den Eintritt von vierhundert Johannitern im Jahre 1892 konnte der Jerusalemsverein überleben. Das Projekt der Weihnachtskirche nahm wieder Aufschwung. Im Jerusalemer Lokalkomitee wurden wichtige Beschlüsse bezüglich des Baus der Weihnachtskirche in Bethlehem und des Grundstücks, auf welchem diese erbaut wurde, gefasst.167 Nach zweijähriger Bauzeit konnte am 6. November 1893 die Weihnachtskirche eingeweiht werden. Viele Gegenstände der Innenausstattung, wie auch einige Glasfenster, wurden von Johanniter-Familien gestiftet.168

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Deutsche evangelische Weihnachtskirche in Bethlehem. Erste Missionsstation des Jerusalemsvereins

167 Nierenz 1967 [Manuskript], S. 38 – 39. AJV, Akte B 21, Box 22, Local Committee Jerusalem; ebd. Akte B 33, Bauakte Bethlehem. 168 Notnagle 2009; Eisler ILB 1993. Die Fenster der Weihnachtskirche wurden vom Königlichen Institut für Glasmalerei, Berlin Charlottenburg hergestellt. Unter den Spendern finden wir Angehörige preußischer Adelsfamilien, den Graf Zieten-Schwerin, Helene Korn, Caroline Kersten, Bankier Loesche und viele mehr.

Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch

Durch die große Zahl an neuen Mitgliedern konnte auch die Arbeit des Jerusalemsvereins bei den deutschen evangelischen Gemeinden in Jerusalem, Jaffa, Haifa und Waldheim erweitert werden.169 Die aus der Zeit des Hausvaters Heinrich Bayer überlieferten Akten des Deutschen Konsulates weisen viele Lücken auf, die sich aber durch zahlreiche Reisebeschreibungen zum Teil schließen ließen. Aus Bayers Zeit stammen auch die drei folgenden Berichte über das Hospiz. Die erste Darstellung verfasste der Theologe und Pfarrer Paul Fleischmann (1865 – 1947) aus Gielsdorf bei Berlin, der im Jahre 1903 den Orient bereiste und das Buch »Das Heilige Land in Wort und Bild« in einer Auflage von 10000 Büchern veröffentlichte. Sehr anschaulich beschreibt Fleischmann seine während seines Aufenthaltes im Johanniter-Hospiz gewonnenen Eindrücke: »Eben waren wir in eine rechts abführende Straße eingebogen und hatten auf den großen abwärts führenden Stufen mehr springend als gehend einige Schritte zurückgelegt, als vor uns das Johanitterordenskreuz auftauchte. Kurz darauf standen wir vor dem Hospiz und zogen die Klingel. Die kleine Pforte öffnete sich. Auf dem inmitten des Hauses gelegenen, mit allerlei würzigen Wohlgeruch aushauchenden, Sträuchern und Blumen bestandenen Hof empfing mich die liebenswürdige Hausmutter. Nicht zum wenigsten ihrer und ihres Gatten treuer Fürsorge ist es zuzuschreiben, wenn ich mich in Jerusalem trotz der mancherlei Enttäuschungen und Überraschungen, die hier so ziemlich Jedem beschieden sind, sehr bald heimisch und behaglich fühlte. Mein Zimmer im Johanniterhospitz war das reizendste, das man sich denken konnte. Der Augenblick, als ich es betrat, wird mir unvergeßlich sein. Ich hatte noch nicht den Hut aus der Hand gelegt, als mein Blick zu einem der beiden Fenster hinaus über die Dächer der Stadt auf eine wenig bewachsene, mit einigen Gebäuden, darunter auch ein schlank aufragender Turm, bestandene Anhöhe fiel. Es bedürfte keiner Erklärung. Im Schein des Vollmondes, der alles ringsumher mit seinem Licht übergoß, lag vor mir der Ölberg. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gestanden, um mir dies eigenartige Bild in die Seele zu prägen. Auch in den nächsten Tagen bin ich nicht müde geworden, es wieder und wieder auzuschauen. Immer wenn ich an meine Lieben daheim schrieb oder andere schriftliche Arbeiten zu erledigen hatte, wählte ich meinen Platz im Zimmer so, daß ich zum Ölberg hinüberschauen konnte. Schon allein dieses Zimmer mit seiner Aussicht macht den Aufenthalt im Johanniterhospitz unbezahlbar. Auch man-

169 Eisler 1998, S. 81 – 100.

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cher vornehme Jerusalemspilger hat hier geweilt, so der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm während seines Aufenthalts in Jerusalem im Jahre 1869. Hier in diesem Zimmer mag es gewesen sein, wo er nach einem Besuch des Ölbergs in seinem Tagebuch schrieb: »Was mich für mein ganzes Leben glücklich macht, ist, daß ich die Stätten betreten habe, an denen Jesus Christus geweilt, die Stätten, welche sein Fuß betreten hat. Hier konnte das Gemüt sich von der Erde abwenden und den Gedanken ungestört nachhängen, der jedes Christen Inneres bewegt, wenn er auf das große Erlösungswerk zurückblickt, das an dieser Stätte seinen erhabendsten Ausgangspunkt feierte. Das Nachlesen der Lieblingsstellen in den Evangelien an solchem Orte ist ein Gottesdienst für sich«. Vor dem Abendessen hatte ich noch einige Minuten Zeit, das Haus, in dem ich so freundliche Aufnahme gefunden, zu mustern. Es ist ein altes arabisches Haus, an welchem man die Bauformen eines solchen prächtig studieren kann. Nur ist es ein wenig schwer, ohne Zeichnung eine dem Leser verständliche Beschreibung zu geben. Doch will ich es wenigstens versuchen. Man denke sich zwei nicht zu große Höfe, beide mit großen Steinplatten gepflastert. In dem vorderen befindet man sich, sobald man das von der Straße ins Hospiz führende Pförtchen passiert hat. Hier liegen die Küche und einige Wirtschaftsräume. Außerdem die Zisterne, die immer in den Höfen der morgenländischen Häuser an der tiefsten Stelle sich befindet, so daß alles von den Dächern und dem Hofpflaster – beide sind entsprächend orientiert – ablaufende Regenwasser dorthin mühelos seinen Weg findet. Durch ein Quergebäude, welches den äußeren von dem inneren Hof trennt und in der Mitte einen gewölbten Durchgang hat, betritt man den inneren Hof, der in der Mitte und auch teilweise an den Seiten von Sträuchern und Blumen, die man in gemauerten Kästen groß zieht, bestanden ist. Zur Linken liegen die Wohnräume der Hauseltern, zur Rechten der Speisesaal und einige Logierzimmer. Auf einer Freitreppe gelangt man zu den oberen Räumen, die soweit ich mich besinne, sämtlich als Logierzimmer dienen. Jedes dieser Zimmer – dies bitte ich als charakteristisch besonders zu beachten – bildet einen kleinen Kuppelbau für sich, mit besonderem auf den Hof, beziehungsweise auf die Rampen und Gänge mündenden Eingang. Die Kuppel sitzt aber nicht an der Kante auf, sondern ca. ein Drittel oder noch mehr Meter davon, so daß um die Kuppel her ein Rand entsteht, auf dem man herumgehen kann. Dadurch, daß nun mehrere solcher Zimmer von gleicher Höhe – oft freilich ist die Höhe auch ungleich – zusammenstoßen, entsteht eine durch die Kuppeln unterbrochene Plattform, die man ebenso wie das flache Dach, wenn auch nicht mit derselben Bequemlichkeit zum Lustwandeln benutzen kann. Übrigens gibt es auch Häuser mit flachen Dächern, bei denen nämlich die Kuppel verdeckt ist. Die Mauern dieser Häuser zeichnen sich meist durch große Dicke aus. Dies und 96

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33 Gästezimmer im Johanniter-Hospiz um 1890

die Kuppelwölbung macht die Zimmer in der heißen Jahreszeit kühl und den Aufenthalt außergewöhnlich angenehm. Auch die freie Lage der Zimmer, die es ermöglicht, jeden Augenblick ins Freie hinaus zu treten, gehört zu den Annehmlichkeiten dieser Bauart. Bei Regenwetter erweist sich dieser Vorgang freilich als Nachteil, insofern man bei jedem Gang aus einem Raum in den Anderen stets über den nassen Hof muß. Die Frauen benutzen bei solchen Gang kleine Holzstelzen (Kabakib), ähnlich unseren Badeholzpantoffeln, aber mit mächtigen, fünf bis acht Zentimeter hohen Absätzen. Der Mangel an Bauholz, welcher bei der Bedachung der Häuser die Anwendung der Wölbung nötig macht, bedingt auch im Inneren der Räume einen höchst sparsamen Gebrauch des Holzes. Bodendielung sucht man daher vergebens; viel mehr wird der Zimmerboden mit einer Asphaltartigen Masse belegt.«170 Der Buchhändler und Schriftsteller Paul Lietzow ein weiterer Gast der damaligen Zeit, schreibt über seinen Besuch im Johanniter-Hospiz wie folgt: »7 Uhr war schon vorüber, schnell brach die Dunkelheit herein. Wir gingen durch einige sehr enge, fast ganz dunkle Straßen, bergauf, bergab, auf sehr schlechtem Pflaster. Einige hoch hängende Öllaternen bemühten sich vergebens die Dunkelheit zu erhellen. Mir ward etwas beklommen zu Muthe. Mein Araber schritt drauf los, als gälte es eine Wette, ich etwas keuchend hinterher, daß mir der blanke Schweiß von der Stirn lief. Da, plötzlich, glänzte mir, wie ein Stern vom Himmel, ein großes weißes Kreuz im roten Felde

170 Fleischmann 1904, S. 61 – 63.

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entgegen! ... Es war das Wappen des preußischen Johanniter-Ordens und ich stand vor dem Johanniter-Ordens-Hospiz!

34 Johanniter Hospiz, Außenansicht

Hier ging es einige Stufen in die Höhe. Nachdem der Araber geschellt, öffnete sich die Pforte. Eine einfach gekleidete, würdig aussehende Frau fragte nach meinem Begehr. Ich erbat und erhielt ein Zimmer, zu welchem eine hohe Eisentreppe von außen hinaufführte. Ich will gleich bemerken, daß hier alle Wohn- und Wirtschaftsräume nur vom Hofe aus zugänglich sind, bezw. Nach demselben hinausgehen. Dies gilt für den ganzen Orient. Fensterreihen nach der Straße hinaus gibt es nicht, und wo sich Fenster befinden, sind sie stark mit Eisen- oder Holzgittern versehen, so daß sie keinen Spielraum für die berechtigte Neugier des Fremden gewähren. Nachdem ich den Kofferträger entlassen, begab ich mich in das Speisezimmer im Erdgeschoß, welches seiner Bauart nach einem Burggemach glich. Wie freudig war ich überrascht, als alles mich hier heimatlich anwehte! Die weißgetünchten Wände sind mit Bildnissen bedeckt. An der Hauptwand hängt unter dem Johanniterwappen das Bildnis des durchlauchtigsten Herrenmeisters Prinzen Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, Königliche Hoheit. Links und rechts daneben prangen die lebensgroßen Brust98

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bilder von zwei in Gott ruhenden Monarchen: König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Kaiser Wilhelm I., der Siegreiche. Über der gediegenen Büchersammlung hängen der leider viel zu früh aus diesem Leben abberufene Kaiser Friedrich und seine Gemahlin, die Kaiserin Victoria. Außerdem befinden sich hier noch die Bildnisse des Prinzen Friedrich Karl mit eigenhändiger Unterschrift, des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, nebst Gemahlin, geb. Prinzessin von Schwarzburg-Rudolstadt, des Großherzogs Ludwig IV. von Hessen und seiner Gemalin, der zu früh verewigten Großherzogin Alice. Über einem der beiden Sofas hängt der »Einzug des Kronprinzen von Preußen in Jerusalem«, darunter eine Kabinetfotografie des Prinzen Heinrich von Preußen. Den Schluß macht ein Bildnis der Königin von England. Im Zimmer befindet sich ein Pianino und ein Akkordeon. Über letzterem hängt ein Aquarellbild des preußischen Johanniter-Orden-Hospizes von P[eter] Toft. Zu meiner großen Überraschung vernahm ich, daß das Zimmer, welches mir im Hospiz als Wohnzimmer dient, 1869 von dem Kronprinzen von Preußen, dem späteren Kaiser Friedrich III., bewohnt wurde. Eine Beschreibung dieses Zimmers dürfte daher von allgemeinem Interesse sein ... Was beim Wohnzimmer einen unaussprechlichen Reiz verleiht, das ist das wunderbare Licht, von dem dasselbe erfüllt ist. Dies ist wie ein Abglanz vom Himmel. Ich fühlte mich hier ganz losgelöst von der gemeinen Wirklichkeit und vom Irdischen. Mir erschien der Aufenthalt hier als ein seliger Traum. Dies Zimmer ist eine Insel der Glückseligkeit, ja das ganze Johanniter-Hospiz erschien mir wie eine Insel, welche die Brandung des Weltlebens nicht erreichen kann. Während meines Aufenthaltes in Jerusalem erwachte ich stets um 5 Uhr morgens. Dann ging wenige Minuten später die Sonne auf. Schnell stieg das Tagesgestirn am östlichen Himmel jenseit des Ölberges in die Höhe, alles mit goldenem Licht überflutend. Alles in meinem Zimmer erglänzte dann wunderbar: die Purpurvorhänge glühten und die schneeweißen Wände wurden von goldigem Schimmer überstralt. Es war wie eine Vorahnung des Paradieses. Und wenn ich dann ein Fenster öffnete, welche Luft drang herein, während von draußen der Morgengesang der Vögel ertönte! Während der heiße Mittag über Jerusalem lag, welch erquickender Aufenthalt war dies Zimmer, welches stets eine angenehme Temperatur hatte! Geht dann die Sonne nieder, dann erfüllt sie den Ölberg mit herrlichem, fast überirdischem Licht, während über demelben rosen- und purpurrote Abendwolken erscheinen. Kurz nach Sonnenuntergang tritt die Dunkelheit ein, und sofort erscheint an dem dunkelblauen Himmel das Heer der Sterne in einem Glanze und einer Pracht, wie ich sie vorher nur in Ägypten gesehen und anbetend bewundert 99

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hatte. Wer in Jerusalem eine Stunde lang den nächtlichen Sternenhimmel betrachtet, feiert die schönste Andacht.

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Garten im Innenhof des Johanniter-Hospizes, um 1890

Das Johanniter-Hospiz in Jerusalem, unterhalten von dem preußischen Johanniter-Orden, dessen Hauptsitz Berlin ist, gewährt Reisenden Wohnung und Kost gegen Vergütung von 5 Francs (4 Mk.) täglich, ein Preis der für den Orient beispiellos ist, denn in einem Gasthofe zahlt man 15 – 25 Francs pro Tag. Das Johanniter-Hospiz gewährt somit eine wahre Wohlthat. Die in demselben verabreichte Kost ist reichlich und sehr gut. Ich glaube, daß besonders die Fleischkost nirgends im Orient so schmackhaft und appetitlich ist wie hier. Mit Schrecken und Abscheu denke ich noch an die verschiedenen Fleischspeisen, die mir an anderen Orten des Orients vorgesetzt worden, und welche stets teuer und schlecht waren. Im Hospiz erhält der Gast morgens vorzüglichen Kaffe mit Milch und Zucker, gutes Brot mit Butter und Palästina-Honig. Das Mittag- und Abendessen (mittags gegen 1 und abends ½ 8 Uhr) werden gemeinsam von alles Gästen im Speisezimmer eingenommen. Den Vorsitz führt der Hausvater Herr H. Bayer, welcher bei Beginn und Ende des Mahles ein kurzes Tischgebet spricht. Mittags erhält jeder Gast 2 Gläser von dem goldgelben Palästina-Wein, der sehr wohlschmeckend und von vorzüglicher Beschaffenheit ist, Abends eine Tasse Thee. Als Nachtisch gab es während meiner Anwesenheit täglich die berühmten großen Jaffa-Apfelsinen, welche hier genossen einen herrlichen Wohlgesmack haben. Der Hausvater Herr Bayer bekleidet seine Stellung schon lange Jahre. In Jerusalem wohnt er schon 30 Jahre. Er fühlt sich hier im Kreise seiner Familie, an der Seite einer braven Gattin und als geachtetes Mitglied der deutsch-

Vom Kronprinzenbesuch bis zum Kaiserbesuch

evangelischen Geimeinde sehr wohl. Bayer ist ein biederer Deutscher von echtem Schrot und Korn, schlicht und bescheiden in seinem Wesen. Der Johanniterorden hat in ihm einen guten, pflichttreuen Beamten, der hier an seinem Platze ist. Nach Jerusalem kommen auch junge Handwerker und auch mitunter wenig bemittelte Deutsche. Diesen gewährt das Hospiz Gastfreundschaft. Deutsche welche hier krank werden, erhalten in dem Krankenhause des Ordens Pflege. Die ganze Wirksamkeit des Johanniter-Ordens war immer, seit undenklichen Zeiten, eine sehr segensreiche. In Palästina und Syrien ist er gewissermaßen Schutz, Schirmherr und Repräsentant der evangelischen Kirche Deutschland. Auf die deutsch-evangelische Kirche zu Jerusalem werde ich weiter unten zurückkommen ...

36 Heinrich und Emilie Bayer, die Hauseltern des Johanniter-Hospizes

Der wackere Herr Bayer hatte mir zu meiner großen Freude als Andenken eine Urkunde folgenden Inhalts überreicht, welche bis auf das Datum und die Eigennahmen in Druck hergestellt ist: »Daß Herr Paul Litzow aus Berlin während seines Aufenthaltes im Hospiz des Johanniter-Ordens die durch die Erinnerung an unseren Erlöser geweihten

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Stätten in und um Jerusalem aufgesucht hat, wird hierdurch mit dem Wunsch bescheinigt, daß der Besuch dieser Stätten, wo unser HERR und HEILAND geboren wurde, lebte, litt, starb, auferstand und gen Himmel fuhr, ihm das Bild des Erlösers tiefer in die Seele prägen und so an seinem Teil dazu beitragen möge, daß seine Lebenswallfahrt durch Gottes Gnade einst in dem oberen Jerusalem ende. Hospiz des Johanniterordens zu Jerusalem, den 11. Mai 1888 Johanniterhospiz Jerusalem H. Bayer Hausvater.«171

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Pilger-Urkunde des Johanniter-Hospizes aus der Zeit Heinrich Bayers

Die dritte Darstellung des Theologen und Pfarrers Carl Wilhelm Theodor Ninck (1834 – 1887), der im Jahre 1883 den Orient bereiste und für damalige Verhältnisse einen »Bestseller« schrieb: »Auf Biblischen Pfaden – Reisebilder aus Ägypten, Palästina, Syrien, Kleinasien, Griechenland und der Türkei« verkaufte sich innerhalb von drei Jahren über 30.000 Mal. Dieses Buch das durch Propst Friedrich Jeremias (1868 – 1945) erweitert konnte bis zum Ersten Weltkrieg sieben Auflagen verzeichnen. 1926 erschien sogar eine achte verbesserte Auflage (42 Tausend Bücher), für die damalige Zeit eine unglaubliche Menge. Sehr anschaulich beschreibt Ninck seine während seines Aufenthalts im Johanniter-Hospiz gewonnenen Eindrücke:

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171 Lietzow 1888, S. 11 – 17 u. S. 80.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

»Wir fanden in dem Deutschen Johanniterhospiz, wo wir uns schon lange vorher die Herberge bestellt, gastliche Aufnahme. Reisende Handwerksburschen, die nach Jerusalem kommen, werden hier einige Tage unentgeltlich verpflegt, andere Fremde erhalten für fünf Franken den Tag ein treffliches Quartier und gute Bewirtung von lieben schwäbischen Hauseltern, welche sich selbst nicht genug tun können, um dem Gast die Fremde zur Heimat zu machen. Wir haben uns dort während der vierzehn Tage unseres Jerusalemer Aufenthaltes überaus wohlgefühlt und möchten allen unsern Landsleuten, die nach dem gelobten Lande reisen, das deutsche Johanniterhospiz empfehlen.«172 Diese drei Darstellungen über das Leben im Hospiz spiegeln die Atmosphäre wieder, wie sie wohl die meisten Besucher des Hospizes empfunden haben. In sehr vielen Reisebeschreibungen wird das Johanniter-Hospiz als beste evangelische Unterkunft in Jerusalem genannt, die zwar ohne viel Luxus, aber im christlichen Geist einfach, bescheiden, sauber und gut geführt sei.173 Ab Anfang der 1890er Jahre, durch die große Zahl an gewerblichen Reiseunternehmen wie Thomas Cook für England, Carl und Hugo Stangen für Deutschland und Clark für Amerika, die Reisen ins Heilige Land anboten, wurde die Konkurrenz groß. Dadurch konnte das Hospiz auch Gäste gewinnen, die sonst nicht nach Jerusalem gekommen wären.174 Das Hospiz wurde zum Treffpunkt vieler europäischer Geistlicher, die in den Orient kamen, um näher an den Ursprüngen des Christentums zu sein. Von hier aus sammelten sie ihre ersten Eindrücke und machten ihre ersten Erfahrungen in Jerusalem. Die Bereitschaft des Ordens zu großen materiellen Opfern rang vielen Besuchern großen Respekt ab. Darüber hinaus zollten sie Bewunderung für das Angebot des Ordens, Gästen aus aller Welt die Möglichkeit zu bieten, im Hospiz für wenig Geld zwei Wochen lang Logis zu nehmen.

172 Ninck 1926, S. 100. 173 Einige weitere Beschreibungen des Johanniter-Hospizes in der Reiseliteratur s. z.B. v. Haller 1871, S. 266 – 267; Winterfeldt 1894, S. 158 – 160; v. Soden 1901, S. 45 – 46; Rüegg 1904, 17 – 21; Götze 1912, S. 42 – 43; Langmesser 1912, S. 8 – 12; Steiner/Schneider 2006, S. 62 – 66. 174 EZA, Best. 56 Akte 185, Bericht von Prediger Hoppe für die Jahre 1895 und 1896 über das Hospiz in Jerusalem.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

8. Das Johanniter-Hospiz als Nukleus und Treffpunkt für die Palästinaforschung Das Preußische Hospiz wie auch die Nachfolgeinstitution, das Johanniter-Hospiz, waren eine ungewöhnliche Mischung aus einer Herberge für reisende Touristen, reisende Handwerker und einer Begegnungsstätte für Palästina-Forscher. Schon vor der Gründung des Preußischen Hospizes, wie schon oben genannt, schlug Konsul Ernst Gustav Schultz dem Preußischen König vor, die geplante Herberge solle nur für den Zweck der Palästina-Forschung gegründet werden. Die negative Antwort aus Berlin ließ den Forscher, Orientalisten und Konsul Schultz anfangs etwas sprachlos, er löste trotzdem das »Problem« auf elegante Weise. Das Preußische Hospiz besaß bei seiner Gründung im selben Haus wie die Diakonissenanstalt drei Räume. Einen großen Raum mit 6 – 8 Betten sah der Konsul den Gästen der zweiten Klasse vor, also für Handwerker und Wandergesellen. Die zwei weiteren Räume wurden für die zahlenden Gäste der ersten Klasse reserviert. So konnte er gewährleisten, dass die Wünsche des Königs, reisende Handwerker kostenlos zu beherbergen, erfüllt wurde und zur gleichen Zeit auch Forscher oder zahlende Gäste in der gleichen Institution untergebracht werden konnten.

8.1 Palästina-Forschung im Preußischen Hospiz

Der erste Hausvater im Preußischen Hospiz war Gustav Thiel. Bei jeder Gelegenheit, wenn z.B. sein Schwager Friedrich Wilhelm Großsteinbeck aus seinem Gutshof in Artas bei den Salomonischen Teichen in die Stadt kam, befragte ihn Konsul Schultz über die Landsleute, die Gebräuche der Araber, die Sprache, die Witterung und die landwirtschaftlichen Methoden der einheimischen Bevölkerung. Schultz bat Großsteinbeck sogar jedesmal, wenn er nach Jerusalem kam, ihn zu besuchen und über das Leben in Artas und die lokalen Ereignisse zu berichten. Als Schultz Ende 1851 starb, erhielt Großsteinbeck direkt Briefe von Forschern aus Berlin, die ihn um Hilfe in wissenschaftlichen Fragen baten. Großsteinbeck unterhielt sich auch mit Forschern im Preußischen Hospiz. So finden wir, dass er 1852 dem Forscher Johannes Roth (1815 – 1858) Wasserproben von den Salomonischen Teichen nach Jerusalem brachte und sich mit ihm über Wetter und Witterung unterhielt.175 Dies war der Anfang der »Forschungsstätte« – Preußischer Hospiz.

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175 S. Eisler 2001, S. 40 – 52. Schultz stand mit vielen Orientalisten und Wissenschaftlern in Berlin in engem Kontakt. Durch Großsteinbeks Berichte erfuhr er vieles über das Leben

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

Den ersten Bericht mit den Namen einzelner Gäste des Diakonissenhauses und alten Hospizes sandte Konsul Rosen im Juli 1853 nach Konstantinopel; darüber schreibt er: »[...] Unter den, den höheren Ständen angehörigen Reisenden, welche in dem Hospiz wohnten, erwähne ich einen Hrn. Hermann Vetter des Pastor [Theodor] Fliedner, den Dom[...] Ohnsorge, den Apotheker M. Rose aus Berlin, den Candidaten [Friedrich Wilhelm] Pischon [1785 – 1857] und Prof. [Julius Heinrich] Petermann [1801 – 1876] aus Berlin, der sich behufs wissenschaftlicher Untersuchungen hier gegen 3 Monate aufhielt. Alle diese Personen waren mit der Aufnahme und Verpflegung in hohem Grade zufrieden. Die beiden zuletzt genannten sind in der Ausgabenberechnung nicht mit aufgeführt, weil sie Unterhaltskosten selbst getragen.«176 Schon aus der oberen Liste geht hervor, dass unter den genannten Namen Theologen und Forscher sind. Prof. Julius Heinrich Petermann, der an der Berliner Universität orientalische Literatur lehrte, fuhr auf Anraten seines Freundes und damaligen Generalkonsuls in Damaskus, Johann Gottfried Wetzstein (1815 – 1905),177 Ende 1852 in den Orient. Der beabsichtigte Grund der Reise sollte die Möglichkeit sein, Münzen und Handschriften aus dem Heiligen Land für das Berliner Museum zu erwerben. Die Reise dauerte auch statt einem Jahr drei Jahre!178 Petermann wohnte auf Anraten Georg Rosens über drei Monate im Preußischen Hospiz. Dort konnte er auch die wissenschaftliche Bibliothek des Konsulats benutzen und sich um seine Forschung kümmern. Er konzentrierte sich besonders auf die Samariter bei Nablus und erwarb auch Münzen aus verschiedenen Epochen für die Numismatische Sammlung in Berlin. Petermann wird in hohem Alter (mit 68 Jahren) ab Februar 1868 wieder nach Palästina reisen, um da die Stelle eines Konsuls des Norddeutschen Bundes zu übernehmen.

mit den Arabern in Artas und sandte Berichte an Alexander v. Humboldt oder Carl Ritter nach Berlin. S. Goren 1999. Über Johannes Roth und seine Reisen nach Palästina s. Goren 1997, S. 22 – 44 über seine Reise von 1852, als Roth zum ersten Mal im Preußischen Hospiz war s. ebd., S. 27 – 30. 176 ISA, RG 67, Akte 248, Box 432, Brief von Georg Rosen an die Gesandtschaft in Konstantinopel vom 1. Juli 1853. 177 Über das Leben von Wetzstein s. Mülinen 1925; Huhn 1989. Seine Forschungen und zahlreiche Manuskripte befinden sich in der Staatsbibliothek in Berlin, in der Leipziger Universität und in Tübingen. Über Wetzsteins Forschung im Orient s. Goren 2003, S. 185 – 193. 178 Über Petermann und seine Forschungen im Orient, ebd., S. 209 – 214; über Petermann s. auch: Bobzin 2001.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Julius Heinrich Petermann

Da er als Forscher das Hospiz in dankbarer Erinnerung hatte, versuchte er während seiner kurzen Zeit als Konsul, das Haus zu unterstützen so gut er konnte. Als Vorstandvorsitzenden des Lokalkomitees des Hospizes sorgte er dafür, dass das Gebäude besonders vor dem Besuch des Kronprinzen Friedrich Wilhelm auf Hochglanz gebracht wurde. Aus gesundheitlichen Gründen verließ er im Juli 1869 Palästina ca. drei Monate vor dem besagten Besuch des Kronprinzen.179 Als das preußische Hospiz 1854 in ein eigenes Haus, (in der heutigen Aqabat Tekiye Str. 7), umgezogen war, übernahm Georg Rosen das gleiche »Modell« seines Vorgängers Schultz. Einen Großraum für die zweite Klasse und einzelne kleine Zimmer für die Forscher. Leider sind Unterlagen der Gäste im Preußischen Hospiz nicht kontinuierlich überliefert außer einzelnen Namen in einzelnen Jahresberichten. Diese aber reichen aus, um uns die Qualität der Gäste und deren Intention erkennen zu lassen. Eine weitere Liste der Gäste des Preußischen Hospizes aus dem Jahre 1854 finden wir in den »Neuesten Nachrichten aus dem Reiche Gottes« wie folgt: »Unter den ersten Gästen werden besondere hervorgehoben: Candidat [Johann Friedrich Carl] Gericke [1799 – 1857] aus Berlin, der sich dort für den

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179 ISA, RG 67, Akte 249, Box 432 u. ebd. Akte 414, Box 450 Brief von Petermann an den Botschafter in Constantinopel vom 9. Juli 1869.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

Missionsdienst in Java vorbereitete und nach seiner Rückkehr unsere Stadt bei der Reise nach Holland berührte; Maler [Edmund Friedrich Theodor] Rabe [1815 – 1902] aus Berlin, der sich mehrere Monate dort aufhielt und uns die treuesten Ansichten der heiligen Stätten zugeführt hat, und unser Gesandschaftsprediger in Constantinopel, Lic. [Constantin] Schlottmann [1819 – 1887], der nach mehrjährigem segensreichen Wirken im Morgenlande zu den heiligsten Orten des Morgenlandes pilgerte.«180 Von den drei hier genannten Besuchern der ersten Klasse finden wir wieder zwei Theologen und einen Maler. Maler Rabe fing hier eine Tradition der Aufnahme von europäischen Künstlern und Malern im Hospiz an, die später noch verfolgt wird. Der Theologe Johann Friedrich Carl Gericke, der aus Brandenburg stammte, war viele Jahre in Java tätig gewesen. Er war bekannt als Experte für Literatur und Sprache Javas. Vor seiner Rückkehr ins holländische Leiden besuchte er Jerusalem und blieb hier eine Zeitlang, um die Heiligen Stätten und das Heilige Land zu bereisen. Auch Konstantin Schlottmann, der in Berlin Philosophie, Philologie und Theologie studierte und als Gesandschaftprediger von 1850 bis 1854 in Konstantinopel tätig war, fuhr erst nach seinem Besuch in Jerusalem nach Europa zurück. Er folgte einem Ruf als Professor 1855 nach Zürich, 1858 wechselte er nach Bonn, und 1866 nach Halle/Saale. Er war für die späteren Reisen von Theologen und Wissenschaftlern des »Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas« aus Leipzig und Halle, die im Hospiz wohnten, verantwortlich. Eine weitere Gästeliste ist auch im Geheimen Staatsarchiv in Berlin zu finden. Darüber berichtet Rosen: »Die Übersiedlung der Anstalt in die Räume des Kara Bairakdar‘schen Hauses, welche in Folge einer Bestimmung des Königl. Ministeriums der geistlichen Angelegenheiten im Herbst v. Js. stattfand, hat, wie sich erwarten ließ, derselben einen neuen Aufschwung gegeben. Allerdings ist die Zahl der dürftigen deutschen Pilger, Handwerker und Landleute, welche seit Beginn der orientalischen Wirren nebenher noch nicht wieder zu dem früheren Bestande angewachsen; dagegen haben deutsche Reisende aus den höheren Ständen im verflossenen Winter in größerer Menge Jerusalem besucht. Viele derselben z.B. Baron von Hedemann, Gutsbesitzer Hay, Lic. O[tto] Strauß [1827 –

180 NNRG, Jg. 39, Nr. 2 (1855), S. 83 – 86; der gleiche Bericht befindet sich auch im 3. JB des Jerusalemsvereins, 21. Januar 1855, S. 7. Einige Ansichten von Rabe s. oben im Buch Abb. 5 und Abb. 6.

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1880], die Missionare – [Johannes] Zeller, Dr. [Ernst] Trumpp [1828 – 1885]181 und [Samuel] Lyde, Arzt Dr. Domeier, Reg. Referendar von Herford, die Dolmetscher des engl. General Consulats in Aegypten Hr. Migirditsch und Agopian haben das Königl. Hospiz bewohnt und ihre große Zufriedenheit mit der Anstalt ausgesprochen.«182 Die letztgenannten Personen, die Georg Rosen 1857 in seinen KonsulatsBerichten als Forscher im Preußischen Hospiz anführt, sind Titus Tobler und Johannes Roth. Roth, der seine dritte Orientreise anfangs besonders in die Gegend des Toten Meeres und die Araba konzentrierte, hatte sein Hauptlager im Hospiz aufschlagen können. Roth konnte sich im Hospiz mit Personen wie Tobler, Rosen, Großsteinbeck und auch oft mit Sandreczki beraten und seine Ziele im Jordantal und im Norden trotzdem weiter verfolgen. Als im April 1858 das Hospiz in die Hände des Johanniterordens überging, war Roth schon im Libanon. Dort starb er am 26. Juni 1858. Einige seiner Besitztümer, besonders aber die Tagebücher, waren im Hospiz gelagert. Rosen bekam Anweisungen aus Berlin, wohin er die Sachen übergeben soll. Das Meiste sollte nach München gebracht werden.183

8.2 Gäste im Johanniter-Hospiz

Das erste Gästebuch des Hospizes für die Jahre 1862 bis 1924 fand sich im Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens.184 Der Historiker Thorsten Neubert-Preine hatte es in den 1990er Jahren in einem allerdings sehr

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181 Ernst Trumpp einer der bedeutendsten Orientalisten des 19. Jahrhunderts. Über Ihn s. Hommel, Trump, Ernst, in: ADB, Bd. 38, Leipzig 1894, S. 687 – 689. 182 GStAPK, III.HA MdA, I., Akte 12577, Brief von Rosen 22. July 1856 nach Berlin. 183 Goren 1997, S. 31 – 42, wo Roths dritte Reise im Detail beschriben wird. S. besonders ebd. S. 40 – 41; dort wird Roths Nachlass genauestens beschrieben. Im ISA, RG 67, Akte 249, Box 432, in der Vierten Sitzung des Johanniter-Hospiz-Kurratoriums am 4. April 1870 wird genannt: »Nach Verlesung des Protocolls der vorigen Sitzung theilt Herr Dr. Sandreczki mit, daß er von Capitain Warren einen Barometer als Aequivalent für den von den Erben des Herrn Prof. Roth dem Hospize seiner Zeit überlassenen Witterungsmesser erhalten habe, und denselben hiemit dem Curatorium übermittelt. Das Curatorium beschließt, besagtes Instrument dem Hausvater P. Göttmann zur Aufhängung im Refectorium zu übergeben, und es von demselben ins Inventar des Hospizes eintragen zu lassen.« 184 Im Jahr 2010 wurde das Gästebuch in das Evangelische Kirchenarchiv nach Nürnberg gebracht und ist dort unter der Signatur LAELKB, Vereine und Institutionen III/56 (Bayerische Genossenschaft des Johanniter-Ordens) Nr. 399 zu finden.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

schlechten Erhaltungszustand in der Jerusalemer Propstei entdeckt. Daraufhin ließ die Bayerische Genossenschaft diese bedeutende Quelle restaurieren, so dass sie heute der Forschung frei zugänglich ist.185 Die Einträge darin sind besonders aufschlussreich, da sie neben dem Namen des Gastes auch die Länge seines Aufenthalts in Jerusalem, die Zahl der Mitreisenden wie z.B. Frau und Kinder usw., seinen Beruf sowie seine Heimatstadt oder Adresse verzeichnen. Die Gäste lassen sich in fünf Hauptgruppen unterteilen: 1. Wandernde Handwerker und Wanderburschen/Gesellen 2. Zahlende Touristen, kleine Reisegruppen wie auch Johanniter-Ritter oder Adelige 3. Künstler, darunter Maler, Photographen, Architekten und Bildhauer 4. Theologen, darunter Missionare, Pfarrer, Vikare und Theologie-Kandidaten 5. Wissenschaftler Auf die wandernden Handwerker und zahlenden Touristen, deren primäres Ziel nicht die Erforschung Palästinas war, wird im Folgenden kurz unter Kapitel 8.21 eingegangen. Die übrigen drei Gruppen der Künstler, der Theologen und der Wissenschaftlern werden im nächsten Kapitelabschnitt (8.22) unter dem Titel »Wissenschaft und Forschung im Johanniter-Hospiz« behandelt. Da im Wochenblatt der Johanniter fast für jedes Jahr die Gästezahlen veröffentlicht wurden, war es möglich, für die ersten fünfzig Jahre des Bestehens eine Statistik über die jeweilige Anzahl der Gäste zu erstellen und somit deren Gesamtzahl zu ermitteln. Die Statistik lässt erkennen, dass die Gästezahlen zwischen der Gründung im Jahre 1858 bis Anfang des 20. Jahrhunderts stark schwankten, insgesamt bis 1910 jedoch kontinuierlich anstiegen. Phasen mit wenigen Gästen lassen sich mit politisch unruhigen Zeiten wie z.B. dem Krimkrieg 1853/1856 (noch als Preußisches Hospiz) oder dem 1877/78 russisch-türkischer Krieg in Verbindung bringen. Zeiten hoher Auslastung sind oft mit Ereignissen in der deutschen Gemeinde in Jerusalem verknüpft, so etwa 1869 mit der Übernahme des Muristan-Geländes, 1871 mit der Einweihung der Johanniter-Kapelle auf dem Muristan, 1893 mit der Grundsteinlegung der Erlöserkirche und der Einweihung

185 An dieser Stelle einen besonderen Dank an Herrn Neubert-Preine für den Hinweis auf das Gästebuch und an Herrn Hans-Jürgen Wilhelmi von der Bayerischen Genossenschaft für die Nutzungsgenehmigung des Gästebuches.

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der deutschen Weihnachtskirche in Bethlehem, 1898 mit der Einweihung der Erlöserkirche und dem Kaiserbesuch oder 1907 mit der Grundsteinlegung der Auguste Victoria-Stiftung und 1910 mit der Einweihung der Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg.

Jahr 1861 1863 1865 1867 1869 1871 1873 1875 1877 1879 1881 1883 1885 1887 1889 1891 1893 1895 1897 1899 1901 1903

Zahl der im Johanniter-Ordens-Hospiz übernachtenden Gäste

Diagram 1

Das zweite Diagramm veranschaulicht, wie sich das Verhältniss zwischen den Gästen der ersten Klasse (also den zahlenden Touristen und Wissenschaftler) und denen der zweiten Klasse (Handwerker und Wanderer) gestaltet. In den ersten Jahren stieg die Anzahl der Handwerker und Wanderer von 25 bis auf 50 und die der zahlenden Gäste bis auf 80. Nach dem Umzug in das neue Gebäude 1866 schwankte die Anzahl der Gäste zweiter Klasse fast immer zwischen 40 und 60, während die der ersten Klasse besonders nach der Gründung des »Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas« stetig anstieg. 1893 konnte man infolge 140 Gäste zählen. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg pendelte sich die Gästezahl zwischen 40 und 100 Personen ein, wobei die zahlenden Gäste fast immer die Mehrheit stellten. Die Zahl der Forscher und Touristen blieb auch nach dem Ersten Weltkrieg konstant. In den ersten Jahren nach Übernahme des Hospizes, wohnten durchschnittlich zwei bis vier Johanniter als Gäste oder Pilger im Hospiz alle paar Jahre. Laut Bericht des Hausvaters Gustav Thiel waren die ersten Johanniter, die im Hospiz im Jahre 1860 wohnten, Graf von Bismarck-Bohlen und Graf Friedrich Wilhelm Karl August von Perponcher-Sedlnitzky (1821 – 1909).186 Im Wochenblatt wie

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186 Eisler 2001, S. 158 – 160, Brief von Thiel vom 21. Januar 1861. Beide Johanniter kamen auch um die Einrichtung des Krankenhauses in Beirut vorzubereiten.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

Jahr Gäste I. Klasse Diagram 2

Gäste II. Klasse

Zahl der Gäste im Johanniter-Hospiz, nach erster und zweiter Klasse geteilt

auch im Gästebuch werden immer wieder kleine Johanniter Gruppen genannt, die in Jerusalem ankamen und als Pilger das Hospiz benutzten. Als Gast war Graf von Zieten-Schwerin oft im Hospiz und das auch wegen seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Jerusalemsverein in Berlin.187 8.2.1 Handwerker und Touristen im Johanniter-Hospiz

Das Hospiz stellte für Handwerker und Wandergesellen, die in Jerusalem nicht in katholischen Einrichtungen wohnen wollten, eine willkommende Alternative dar. Durch eine strikte Hausordnung, geregelte Mahlzeiten und einen geordneten Tagesablauf konnten Beschwerden seitens der katholischen Kirche oder anderer katholischer Institutionen an den deutschen Konsul nun fast vermieden werden. Vor der Gründung des Johanniter-Hospizes kam es häufig zu Beschwerden über deutsche protestantische Handwerker, die durch Trunkenheit oder Störung anderer Gäste auffielen und so ihrer Heimat nicht zur Ehre gereichten. Die

187 S. verschiedene Gästebuch Eintragungen z.B. 1888, 1892, 1893, 1898 usw.

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beiden Wochen, die diese kostenlose Aufnahme im Hospiz fanden, führten solche Handwerker meist an ein angemessenes Verhalten heran.188 Aus dem Gästebuch lässt sich ersehen, dass die Handwerker aus sämtlichen deutschen Königreichen von Bayern über Württemberg und Baden bis nach Schlesien und Pommern sowie aus verschiedenen protestantischen Ländern wie Dänemark, Schweden, den Niederlanden, Finnland, Norwegen, aber auch aus Amerika und sogar Australien kamen. Es finden sich die unterschiedlichsten Berufe, worüber das Gästebuch Auskunft gibt. Neben Maurern, Schlossern, Zimmerleuten, Webern, Tischlern, Schneidern, Köchen, Sattlern, Zimmergesellen und Buchbindern finden sich Schmiede, Gärtner, Mechaniker, Klempner, Hutmacher, Bäcker, Konditoren, Schäfer und noch vieles mehr.189 Meistens sind diese Gäste im Durchschnitt zehn Tage im Gästebuch eingetragen. Häufig blieben diese Gäste zunächst nicht die vollen kostenlos angebotenen Tage, sondern sparten sich die Resttage auf, um diese dann erst nach einiger Zeit in Anspruch zu nehmen. Möglich war dies, da die Johanniter in ihren Statuten eben nur die Anzahl der kostenlos angebotenen Tage festgelegt hatten, nicht aber in welcher Weise diese zu nehmen waren bzw. in Anspruch genommen werden konnten. Die Gruppe der Touristen hingegen kann nicht so leicht definiert werden, da auch einige Forscher zunächst als Touristen im Hospiz wohnten. Unter den Touristen finden sich viele Angehörige freier Berufsgruppen, so sind hier unter anderem Kaufleute, Apotheker, Ingenieure, Juristen, Ärzte, Universitätsdozenten, Staatsbeamte, aber auch Rentner verzeichnet. Daneben übernachteten durchaus auch adelige Gäste im Hause, die als Touristen oder Pilger ins Heilige Land gekommen waren. So sind in den Listen z.B. die Prinzessin Marianne der Niederlande, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, Prinz Ludwig von Hessen-Darmstadt, Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz II., und viele mehr eingeschrieben. Das Gästebuch legt Zeugnis ab, das auch viele Johanniter-Ritter auf ihrer ersten Pilger-Fahrt ins Heilige Land im Hospiz Domizil bezogen, darunter neben solchen, die ein Amt im Orden ausübten, auch einzelne Ritter.

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188 S. Beschwerden, die sowohl Bischof Samuel Gobat erhielt als auch die Konsulen Schultz und Rosen erhielten. 189 S. LAELKB, Vereine und Institutionen III/56 (Bayerische Genossenschaft des Johanniter-Ordens) Nr. 399 Gäste-Buch des Johanniter-Hospiz.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

39 Seite des Gästebuches des Hospizes

Bedingt durch das doch beschränkte Raumangebot, zählten Touristengruppen zumeist zwischen 5 und 10 Personen, die insofern markant im Gästebuch hervorstechen, als diese Kleingruppen in aller Regel zwischen zehn und 15 Tagen im Hospiz verweilten, gemeinsam anreisten und auch gemeinsam wieder abreisten. Die Organisation solcher Gruppenreisen lag in der Hand verschiedener Reisebüros oder Reisegesellschaften, die sich unter anderem auf Reisen ins Heilige Land spezialisiert hatten. Ein solches Reisebüro war die »Geschäftsstelle für Gesellschaftsreisen ins Heilige Land« von Wilhelm Kaiser in Stuttgart Berg. Schon Ende des 19. Jahrhunderts organisierte Kaiser verschiedene Pilger-Reisen in den Orient. Diese Reisen waren meistens auf zwei Monate terminiert. Zunächst ging es per Bahn in Richtung Schwarzes Meer, gefolgt von einer Schiffspassage über Konstantinopel nach Beirut oder Jaffa und gefolgt von einer weiteren Bahnfahrt (ab 1892) bis Jerusalem. Führte die Strecke über Beirut, standen auch Damas-

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kus, der See Genezareth und Tiberias auf dem Programm und von dort ging es über Galiläa nach Nazareth weiter nach Jerusalem. Meistens nahm man Logis im Johanniter-Hospiz und bereiste von dort aus das Tote Meer, Bethlehem, Hebron, die Salomonischen Teiche oder Nebi Samuel, kehrte aber immer wieder nach Jerusalem zurück. Am Ende der Reise stand in der Regel Jaffa und von dort aus ein Besuch der Pyramiden in Ägypten, bevor man sich auf die Heimreise machte. Bis zur Mitte der 1920er Jahre organisierte Kaiser sehr viele solcher Reisen sehr zur Zufriedenheit seiner Kunden.190 8.2.2 Wissenschaft und Forschung im Johanniter-Hospiz

Das Johanniter-Ordens-Hospiz erlangte seit seiner Gründung bis zum Zweiten Weltkrieg große Bedeutung insbesondere für wissenschaftliche Gäste. Wie ein Magnet zog es junge Forscher, Theologen und Künstler an. Ihnen kam zugute, dass für sie der Aufenthalt im Hospiz laut Statuten nicht auf 15 Tage beschränkt war und sie dadurch einen größeren Spielraum hatten, ihren Forschungen vor Ort in Jerusalem nachzugehen; einige Forschungen wurden wahrscheinlich dadurch erst möglich. Im gesamten 19. Jahrhundert waren westliche und besonders europäische Wissenschaftler führend in der Erforschung des Heiligen Landes. Leider ist es nicht möglich, im Rahmen eines Unterkapitels alle Forscher und deren Bedeutung zu erfassen und aufzulisten, einige jedoch sollen hier genannt werden. 8.2.2.1 Die Künstler Unter den Besuchern Jerusalems waren im 19. Jahrhundert viele Fotografen und Architekten, Künstler und Maler, deren Werke bis zum heutigen Tage in Galerien und Museen, Archiven und graphischen Sammlungen, aber auch in vielen Privatsammlungen weltweit zu finden sind. Unter den ca. 200 Personen dieser Gruppe, die im Johanniter-Hospiz wohnten, sollen hier exemplarisch einige aufgeführt werden.

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190 Über die Reisen von W. Kaiser s. EZA, Best. 5, Akte 3123 Schreiben vom 17. Juli 1934, das die Reisen Kaisers zur Zeiten Bayers, Vesters und Blankertz bis in die 1930er Jahre beschreibt. Eine Reisebeschreibung des »Kaiser« Reisebüros brachte der Backnanger Oberamtsbaumeister Christian Hämmerle zu Papier. Seine Tagebuchbeschreibungen befindet sich im Backnanger Jahrbuch, s. Trefz 2011. Für den Hinweis auf das Tagebuch möchte ich meinen langjährigen Kollegen Andreas Butz danken.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

Unter den Fotografen Palästinas findet sich die erste Frau, die in Palästina als Fotorgafin tätig war. Im Gästebuch des Hospizes steht: »am 20. September 1872 war Frau Fischer, Photographistin aus Wiesbaden« auf 14 Tage nach Jerusalem gekommen, um hier zu arbeiten. Leider konnten bis heute weder Bilder noch ein Nachlass dieser Fotografin ermittelt werden. Ein weiterer Berufsfotograf, der aus Berlin nach Jerusalem gekommen war und im Hospiz wohnte, war Wilhelm Hammerschmidt.191 Er gehörte zu den ersten deutschen Berufsfotografen, die im Orient ein Studio eröffneten. Seit 1860 führte er ein Atelier in Kairo und verkaufte insbesondere Ägyptenbilder an Touristen und Sammler. Er hielt auch die Eröffnung des Suezkanals 1869 im Bild fest. Im Hospiz in Jerusalem verweilte er zum ersten Mal im Jahre 1863 für zwei Wochen und fotografierte hauptsächlich die Heiligen Stätten der Christen und die Altstadt. Im Laufe der Jahre kehrte er einige Male nach Jerusalem zurück, z.B. 1869 für 30 Tage, und wohnte immer wieder im Johanniter-Hospiz.192

40 Fotografie von W. Hammerschmidt. Juden an der Klagemauer

191 Über Wilhelm Hammerschmidt s. Sauer Künstlerlexikon, Bd. 68 (2011), S. 526 – 527. Auf S. 527 gibt eine Liste Aufschluss über den Verbleib seiner Werke. 192 Über Hammerschmidt s. auch Perez 1988, S. 174.

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Zu nennen sind neben M. Magnusson aus Christiania in Norwegen, der 1865 für 19 Tage im Hospiz lebte, auch jüdische Fotografen wie Storch Mendel aus Galizien und Max Martinovitsch aus Wien, die 1875 Jerusalem besuchten.193 Johann Baptist Schäffler, Bildhauer und Architekt aus Ellwangen in Württemberg, der in München tätig war, ist 1884 im Gästebuch registriert. Von den bekannten Architekten muss Friedrich Adler genannt werden, der 42 Tage im Oktober 1871 im Hospiz verbrachte, als er Vermessungen für die Pläne der Erlöserkirche am Muristan tätigte und die Johanniter-Kapelle in Augenschein nahm, die einige Monate vor seiner Ankunft am Muristan eingeweiht worden war. Er logierte erneut für 12 Tage ab 28. Oktober 1893 im Hospiz, als der Grundstein zur Erlöserkirche in Jerusalem gelegt und die deutsche Weihnachtskirche in Bethlehem eingeweiht wurden.194 Auch Architekt Paul Groth (1859 – 1955) kam mitsamt seiner Familie Anfang Oktober 1893 im Hospiz unter. Groth war ursprünglich für die Bauarbeiten der Schlosskirche in Wittenberg zuständig und bekam 1893 die Bauaufsicht der Erlöserkirche in Jerusalem übertragen. Bis er schließlich in Jerusalem eine dauerhafte Bleibe für 5 Jahre fand, lebte er im Hospiz.195 Als weitere Architekten sind z.B. Georg Baumeister, E. Schwarzkopff aus Berlin und Otto Hoffmann ebenfalls aus Berlin zu nennen. Unter den Zeichnern und Malern sind zahlreiche bekannte Namen zu finden: 1. Ernst Karl Eugen Körner196 (1846 – 1927) aus Berlin, der hauptsächlich für seine Ägyptenbilder bekannt wurde, besuchte 1873 Palästina. Körner war Vorsitzender des Vereins Berliner Künstler und wurde 1894 zum Professor ernannt. Seine Bilder sind in etlichen Museen weltweit zu finden. 2. William Gale (1823 – 1909)197 aus London, Maler und Radierer. Er war in Jerusalem 1862 und 1867 auf der Suche nach Landschaften und Motiven für

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193 Über Max Martinowitsch (auch Martinowicz geschrieben) ist bekannt, dass er ab 1875 zusammen mit Alexander Rosenthal in Jerusalem ein Fotostudio betrieb. S. Peretz 1988, S. 194 – 195. 194 Über Friedrich Adler s. Gästebuch des Hospizes. 1871 stand nur Herr Prof. Adler. Im Jahre 1893 wurde eingetragen: »Friedrich Adler. Geheimer Oberbaurath u. vormalig im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Prof. an der K. Technischen Hochschule u. Mitglied der Kunst-Akademien zu Berlin, Wien und St. Petersburg.« 195 Über Paul Groth s. Eisler 2002, S. 16 – 17 und Eintrag im Gästebuch am 8. Oktober 1893. 196 Über Ernst Körner s. Thieme/Becker, Bd. 21, S. 181. 197 Über William Gale s. Sauer, Bd. 47 (2005), S. 418.

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seine biblischen Bilder. Seine Orient-Aufenthalte, meinen einige Kunsthistoriker, hatten tiefgreifenden Einfluss auf seine Kunst. Paul Rene Reinicke (1860 – 1926)198 aus Sachsen zusammen mit Karl Frosch (1846 – 1931)199 aus Altshausen (Württemberg) und Bruno Piglhein (1848 – 1894)200 aus München. Die drei Maler hielten sich 1885/1886 im Orient auf und waren 43 Tage im Johanniter-Hospiz zu Gast. Reinicke wurde als Landschaftsmaler und Illustrator bekannt. Seine Werke finden sich in der Nationalgalerie in Berlin, in Leipzig wie auch im Städel in Frankfurt am Main. Frosch, der in Stuttgart und München sein Studium absolviert hatte, zeichnete zusammen mit Pilghein 1885 das bekannte Jerusalemer Panorama-Rundbild »Jerusalem am Tag der Kreuzigung Christi«. Besonders die Architekturteile sind von Frosch gezeichnet worden. Das Bild wurde in München, Berlin und Wien gezeigt und verbrannte dort 1892, erhalten blieben jedoch fotografische Aufnahmen des Gemäldes. Pilghein ist Gründungsmitglied und 1. Präsident der Münchener Sezession. Ein weiteres Panorama von Jerusalem von Frosch und Reinicke ist in Einsiedeln in der Schweiz zu sehen. Joseph Krieger (1848 – 1914)201 aus Salzburg gehörte zur Münchner Schule und beteiligte sich 1885 ebenfalls am oben genannten Jerusalemer Panoramabild. Weitere seiner Werke von Bethlehem und Jerusalem sind in München ausgestellt. Peter Petersen Toft (1825 – 1901)202 war dänischer Maler und weilte in der Zeit des Preußischen Hospizes in Jerusalem. In Kolding sind einige seiner Zeichnungen zu sehen. Heinrich August Georg Schiøtt (1823 – 1895)203 aus Helsingør, Dänemark befand sich 1872/1873 in Palästina. Carl Friedrich Heinrich Werner (1808 – 1894)204 aus Leipzig wohnte 1862 und 1865 im Johanniter-Hospiz. Er malte zahlreiche Bilder von Jerusalem und Palästina, die in diversen Museen zu finden sind. Sein Jerusalemer TempelbergPanorama ist vom Dach des Hospizes aus gezeichnet worden.

Thieme/Becker, Bd. 28, S. 134. Sauer, Bd. 45, S. 461 – 462. ADB, Bd. 53 1907, S. 790 – 791. Thieme/Becker, Bd. 21, S. 533. Thieme/Becker, Bd. 33, S. 248. Thieme/Becker, Bd. 30, S. 85. ADB, Bd. 42, S. 61 – 63; Thieme/Becker, Bd. 35, S. 404.

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8. Karl Wilhelm Gentz (1822 – 1890)205 aus Neuruppin gehört zur Berliner Schule und hatte eine Professur in Berlin inne. 1873 reiste er nach Palästina und zeichnete im Anschluss den »Einzug des Kronprinzen Friedrich Wilhelm 1869 in Jerusalem«.206 9. Edwin Lord Weeks (1849 – 1903)207 aus Boston, USA, ein Vertreter der Pariser Schule, reiste 1875 nach Jerusalem, blieb 38 Tage im Hospiz und zeichnete viele Motive im Orient. 10. Gustav Bauernfeind (1848 – 1904)208 aus Sulz am Neckar, einer der bedeutendsten deutschen Palästinamaler des 19. Jahrhunderts, besuchte Jerusalem zum ersten Mal im Jahre 1880. Ab 21. Juni 1880 verweilte er 187 Tage im Johanniter-Hospiz. Das war die längste Zeit, die ein Gast dort wohnte.209 Eine zweite Reise führte Bauernfeind am 14. April 1886 für 36 Tage nach Jerusalem.210 Ende der 1890er Jahre übersiedelte er von München nach Jerusalem, wo er am Heiligabend 1904 starb.211 Dies ist nur eine Auswahl von zehn der bekannteren Maler, die im JohanniterHospiz logierten und sich vom Hospiz und der Jerusalemer Altstadt inspirieren ließen. Im Folgenden seien noch einige Maler genannt, die ebenfalls neben vielen weiteren Zeichnern, Malern und Künstlern im Hospiz Unterkunft fanden: Karl Tanner aus Herisau in der Schweiz, Otto Münchenhagen aus Berlin, Edmund Kieser aus Württemberg, Andreas Bous aus Luxenburg, James Clark (1858 – 1909) aus London, Peter Blichert aus Kolding, Reinhard Paessler aus Dresden, Hans Andersen Brendekilde (1857 – 1942) aus Kopenhagen, Christen Nielsen Overgaard (1851 – 1929) aus Stjär in Dänemark, Rafaelle Mainella (1856 – 1941) aus Venedig, Hermann Behmer (1831 – 1915) aus Merzien (Anhalt), Johan Carl Neumann (1833 – 1891) aus Kopenhagen.

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Sauer Bd. 51, S. 440 – 441. Stegemann 1996. Stegemann 2006. Stegemann 2010. Thieme/Becker, Bd. 35, S. 244. Thieme/Backer, Bd. 3, S. 73. Einige Gemälde von seiner ersten Reise 1880 sind in der »Graphischen Sammlung« in München zu finden. S. auch Carmel 1990, Tafel 103 u. Tafeln 109 – 114. 210 Carmel 1990 gibt einen Überblick über die Themen von Bauernfeinds Bildern, die dieser 1881 zeichnete, S. 26 – 27. 211 Über die Lebensgeschichte von Gustav Bauernfeind s. Carmel 1990; Schmid 2004.

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Gustav Bauernfeind. Deutscher Orientmaler des 19. Jahrhunderts

8.2.2.2 Missionsgesellschaften, Missionare, Theologie-Studenten und Pfarrer Die zahlreichen protestantischen Missionsgesellschaften in Palästina hielten in Jerusalem meistens einmal im Jahr eine Jahresversammlung ab, in der Missionare aus allen ihren Stationen im Heiligen Land nach Jerusalem kamen, um dort Bericht zu erstatten und weitere Beschlüsse zur geplanten Tätigkeit im darauffolgenden Jahr zu fassen. So befinden sich im Gästebuch des Hospizes Gäste der C.M.S. Missionare aus ganz Palästina. Es finden sich Einträge von George Nyland (†1906) aus Ramalla, Johannes C. Fleischhacker (1829 – 1886) und Christian Fallscheer aus Nablus, Johannes Zeller und Jakob Huber (1824 – 1893) aus Nazareth, Johannes Gruhler (1833 – 1905) aus Ramle, John Robert Longley Hall (1850 – 1921) aus Jaffa, Theodor Wollters aus Nazareth und viele mehr. Einige Missionare der C.M.S. fuhren mit ihren Familien in Urlaub nach Jerusalem und blieben dann 4 bis 7 Tage im Johanniter-Hospiz.212 Aus der L.J.S. werden James Ewald Hanauer (1850 – 1938) aus Jaffa und Leopold Paul Weinberg (1839 – 1915) aus Artuf bei Ramle genannt. Auch Missionare

212 Als Urlaubsbeispiel kann man den Eintrag von Missionar Huber aus Nazareth im November 1884 betrachten, nachdem er mit Frau und zwei Töchtern 4 Nächte im Hospiz verbrachte. Über Missionare Gruhler und Fallscheer s. APM, Altes Zöglingsregister. Über die Missionare der CMS s.: CMS Arch., Register of Missionaries, Huber, Nr. 421; Zeller, Nr. 497; Wolters, Nr. 596; Gruhler, Nr. 666; Hall, Nr. 819; Fallscheer, Nr. 831 und Nyland, Nr. 832.

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der Schottischen Judenmission aus Nazareth wie Dr. Kaloost Vartan (1835 – 1908) übernachteten des Öfteren im Hospiz. Wenn sich die deutschen Pfarrer der deutschen Gemeinden im Orient in Jerusalem trafen – besonders zu den »Orient Konferenzen« – sind oft Pfarrer im Gästebuch des Johanniter-Hospizes aufgelistet wie z. B. im April 1871 zur Missionskonferenz. Die Pfarrer aus Smyrna, Beirut und Alexandrien wohnten ebenfalls im Hospiz.213 Auch wenn die Mitglieder der Tempelgesellschaft zu Versammlungen nach Jerusalem kamen, findet man etliche Namen im Gästebuch wieder. Hier sind z.B. aus Jaffa Dr. Karl Lorch (1851 – 1928), Gottlob David Sandel (1817 – 1879), Ernst Hardegg (1840 – 1911), Karl Heinrich Saalmüller (1829 – 1906), aus Haifa Friedrich Lange (1840 – 1923), aus Beirut Friedrich Pross (1840 – 1915) und aus Sarona Johannes Dreher (1837 – 1896) neben vielen weiteren, die dort abgestiegen sind. Die Karmelmission und ihre Missionare hinterließen bis in die 1930er Jahre ihre Spuren im Gästebuch, so ist der Leiter Martin Philipp Schneider (1862 – 1933) neben Wilhelm Sziel (1886 – 1977), dem Sekretär der Karmelmission, Jakob Vetter (1872 – 1918), Friedrich Heinrici (1880 – 1971) und vielen anderen zu finden.214 Hunderte protestantische Pfarrer, Dutzende Theologie-Studenten und Kandidaten und Vikare, die im 19. Jahrhundert nach Jerusalem fuhren, weilten im Johanniter-Hospiz. Da die Liste sehr groß ist, sollen hier nur einige Namen werden, so Christian Richardt (1831 – 1892), Cand. der Theologie Copenhagen, Peter Blom Norwegen, Thomas G. Clark Odessa, William Westerfield New York, P. Alpers Verden, G. Gabriel Hermannsburg, Hermann Fulda (1860 – 1936) Württemberg, Hermann Frey Elsass, Heinrich Preiswerk (1864 – 1950) Basel, Arnold Rüegg Schweiz und viele andere.

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213 Der Jerusalemsverein unterstüzte seit seiner Gründung die deutschen evangelischen Gemeinden im Orient. Es entstanden im Laufe des 19. Jahrhundert deutsche Gemeinden in Kairo, Alexandrien, Jerusalem, Haifa, Jaffa, Beirut, Smyrna und Konstantinopel S. AJV, Akte B13, Box 21, zu Beirut. Über Alexandrien s. ebd., Akte B14, Box 21, und über Kairo ebd, Akte B15. 214 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, 1. Gästebuch des Hospizes 1862 – 1924. LAELKB, Vereine und Institutionen III/56 (Bayerische Genossenschaft des Johanniter-Ordens) Nr. 399. Über die Evangelische Karmelmission s. Eisler 1998, S. 51 – 62 [Heb.]; Löffler 2008, S. 71 – 87.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

8.2.2.3 Die Wissenschaftler und Forscher Das Johanniter-Hospiz wie auch die Vorgängerinstitution (Preußisches Hospiz) waren prädestiniert, Wissenschaftler und Forscher zu beherbergen. Die Lage des Hauses inmitten der Jerusalemer Altstadt war ideal. Unter den ca. 150 Forschern, die im Haus abgestiegen sind, werden hier einige genannt: Der Theologe Friedrich Nippold (1838 – 1918)215 besuchte Jerusalem 1862 und blieb einige Wochen im Hospiz. Der Leiter der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha Prof. Wilhelm Pertsch (1832 – 1899) besuchte 1865 Jerusalem wie auch Adolf Paesser, »Chef des Geographischen Instituts zu Gotha – Justus Pertes«. Beide blieben ca. 10 Tage in der Stadt. Der Geograf und Kartograf Prof. Johann Samuel Heinrich Kiepert (1818 – 1899)216 aus Berlin kam 1870 mit seinem Sohn und blieb 23 Tage im Hospiz. Unter den bekannten Theologie-Professoren, die dort weilten, findet sich Louis Frédéric Godet (1812 – 1900)217 aus Neuchatel. Der Orientalist Prof. Albert Socin (1844 – 1899)218 , war 1869 und am 25. Februar 1873 im Johanniter-Hospiz zu Gast, um Forschungen für den ersten Baedeker »Palästina und Syrien« zu vollenden. Er veröffentlichte das Buch im Jahre 1875. Der Orientalist Prof. Eugen Prym (1843 – 1913) war 1868 mit Socin auf eine 18monatige Reise in den Orient aufgebrochen. Zusammen mit Socin kam er 1869 nach Jerusalem und blieb 12 Tage im Hospiz. Prof. Emil Kautzsch (1841 – 1910)219 kam 1876 aus Basel und 1904 aus Halle ins Hospiz. Prof. Hermann Guthe (1849 – 1936)220 sollte 1881 der Wissenschaftler werden, der am längsten dort verweilte. Er kam am 23. März an und blieb für 136 Tage. Socin, Kautzsch und Guthe gehörten zu den ersten Forschern des »Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas«; unter den Gästen fanden sich jedoch noch viele andere bekannte und weniger bekannte Forscher aus der gesamten evangelischen christlichen Welt. Hierunter zählen beispielsweise die Mitglieder der »Palestine Exploration Fund«, der englischen Delegation zur Vermessung und Erforschung Palästinas in den 1860er Jahren während ihrer Arbeit zur kartographischen Erfassung Palästinas, der Schweizer Arzt Titus Tobler, der württem-

215 Martin Friedrich, Nippold, Friedrich, in: BBKL, Bd. 6, 1993, S. 950 – 952. 216 Viktor Hantzsch, Kiepert Heinrich, in: ADB, Bd, 51, S. 133 – 145. 217 Gerhard Hörster, Frédéric Godet, in: Erich Geldbach (Hg.) Evangelisches Gemeindelexikon, 1978, S. 213, Sp. II. 218 Windisch 1899, S. 225 – 233; Würsch 2006, S. 89 – 104. 219 Hans-Jürgen Zobel, Kautzsch Emil, in: NDB, Bd, 11, Berlin 1977, S. 376 – 377. 220 Bautz, Friedrich Wilhelm, Hermann, Guthe, in: BBKL, Bd. 2, 1990, S. 404 – 405; Hardtke, Hans, Hermann, Guthe, in: NDB, Bd. 7, Berlin 1966, S. 343 – 344; Smend 2006, S. 129 – 144.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Prof. Albert Socin – Basler Orientalist

bergische Pfarrer Philipp Wolff, der Baseler Theologe Prof. Christoph Johannes Riggenbach (1818 – 1890), der Berner Theologe Prof. Friedrich Eduard Gustav Güder (1817 – 1882), Prof. August Wilhelm Zumpt (1815 – 1877)221 , Prof. Herman Leberecht Strack (1848 – 1922), Orientalist aus Berlin, Prof. Gustav Drechsler (1833 – 1890) Agrarwissenschaftler aus Clausthal im Harz Universität Göttingen, Dr. Charles Franz Zimpel (1801 – 1879), Prof. Peter Waage (1833 – 1900) aus Norwegen, Ferdinand Gregorovius (1821 – 1891), Schriftsteller und Romhistoriker222 , Prof. Carl Henrik Scharling (1836 – 1920), Theologe aus Kopenhagen,

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221 Als der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz II. seinen Geburtstag im Hospiz feierte schrieb er: »Mittwoch 28. Februar 1872 ... Auch einzelne in Jerusalem eingetroffene Landsleute ließen sich melden, unter ihnen Prof. Zumpt aus Berlin und unser Landsmann Heuke aus Parchim, mit denen wir bereits in Theben und Phylä zusammengetroffen waren.« Schrötter 1874, S. 244 – 245. 222 Henry Simonsfeld, Gregorovius Ferdinand, in: ADB,.Bd. 49, Leipzig 1904, S. 524 – 532; Gregorovius kam nach seiner Romaufenthalt 1882 nach Jerusalem. Seine Reise nach Palästina wurde erst 1995 aus seinem Nachlass in der Bayerischen Staatsbibliothek veröffentlicht s. Gregorovius, 1995. Auf S. 32 ist eine Zeichnung des Hospizes, die Gregorovius zeichnete, abgedruckt. S. auch Hönig 1943, S. 398 – 401.

Ausgangspunkt der Palästinaforschung

Prof. Adalbert Merx (1838 – 1909)223 , Theologe und Orientalist aus Heidelberg, Prof. Adolf Schlatter (1852 – 1938)224 , Theologe aus Greifswald, Prof. Konrad v. Orelli (1846 – 1912) aus Zürich, Theologe aus Basel und viele andere. Viele von ihnen trafen im Johanniter-Hospiz die Kuratoriumsmitglieder Conrad Schick und Carl Sandreczki. Beide widmeten sich der Erforschung Palästinas und der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen über das Heilige Land. Besonders Conrad Schick galt als anerkannte Koryphäe vor Ort. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen waren schon damals in der ganzen Welt anerkannt. Forscher aus Schweden, Dänemark, den USA, England, Irland und Deutschland nutzten die Möglichkeit, ihn in Jerusalem zu treffen, um mit ihm ihre Forschungsergebnisse zu diskutieren und über ihre Vorhaben zu beratschlagen. Titus Tobler schreibt darüber: 43 Prof. Hermann Strack – Berliner Orientalist

»Unvergesslich bleiben mir die Abende im preußischen Johanniter-Hospiz. Da fiel in Gesellschaft des Kanzlers Ohly und des Dr. Sandreczki manches unterrichtende Wort, und über alles interessirten mich die Bemühungen dieser Männer, die Namen sämmtlicher Gassen von Jerusalem, die sie zugleich in arabischer Sprache aufschrieben, zusammenzubringen, und zwar mit echt deutscher Gründlichkeit.«225 Auch Emil Kautzsch berichtet über das Hospiz: »Daß zum Mittagessen auch immer die beiden deutschen Lehrer Rothe und Merker im Hospiz weilten, von denen er und von Orelli vielfältige Auskünfte ‚über die Topographie und die Zustände Jerusalems‘ erhielten.«226 Das Hospiz war also nicht nur eine Übernachtungsmöglichkeit, sondern auch eine Stätte der Begegnung und des Austauschs, die alle Bewohner des Hauses im Laufe der Jahrzehnte zu schätzen lernten. Die Übernachtungen von Forschern

223 Zur Begegnung Schlatters und Prof. Merx im Johanniter-Hospiz s. Neuer 1996, S. 273 – 274. 224 Über Adolf Schlatter S. Neuer 1996. Die Begegnung Schlatters und Schicks im Hospiz führte dazu, dass sich die Beiden über viele Jahre schriftlich einen geistigen Austausch führten. Diese Korrespondenz blieb erhalten S. LKA Stuttgart, D 40, Nr. 434/2. 225 TitusTobler 1865, S. 335. 226 Zwickel 1998, S. 73.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

aus den skandinavischen Ländern wie auch besonders aus Deutschland und der Schweiz endeten nicht mit dem Ersten Weltkrieg. Auch während der britischen Mandatszeit kamen Forscher vornehmlich aus Basel, Berlin, Göttingen, Halle, Leipzig und Zürich nach Jerusalem und übernachteten hier, obwohl schon in der Mandatzeit in Jerusalem ganz andere Möglichkeiten zur Übernachtung bestanden. Die Forschungen in Jerusalem und die Übernachtungen im Hospiz entwickelten sich zu einer Jahrzehnte währenden Tradition, der erst durch den Zweiten Weltkrieg ein Endpunkt gesetzt wurde.227

9. Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg 9.1 Entwicklung und Veränderungen im Hospiz

Der Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. (1859 – 1941) und seiner Gemahlin Auguste Victoria (1858 – 1921) im Jahre 1898 stellte auch für den Johanniterorden ein außergewöhnliches Ereignis dar. Am 25. November 1898 betrat nach 670 Jahren wieder ein deutscher Kaiser den Boden des Heiligen Landes. Die Landung erfolgte inmitten der deutschen Kolonie Haifa. Nach einem Empfang im Konsulat konnte das Kaiserpaar vom Karmelberg herunter die Aussicht auf die Bucht von Haifa bis nach Akko bewundern und einen Eindruck von der tiefer liegenden deutschen Kolonie erlangen. Nach Art der Pilger reiste das kaiserliche Paar von Haifa aus nach Jerusalem, der Kaiser hoch zu Ross. Man nächtigte in Zeltlagern, so auch in Jerusalem. Am Reformationstag ging mit der feierlichen Einweihung der deutschen Erlöserkirche, die auf den Ruinen der Kreuzritterkirche von 1893 – 1898 erbaut worden war, auch gleichzeitig ein lang gehegter Traum Friedrich Wilhelms IV. in Erfüllung – eine deutsche Kirche im Heiligen Land zu bauen. Der Kaiser und die Kaiserin wurden an der Kreuzung der David- und Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Straße von einer aus sechs Herren bestehenen Deputation des Johanniterordens unter Führung des Ordenskanzlers, Wirklicher Geheimer Rat Dr. v. Levetzow, empfangen und mit dieser Ansprache begrüßt:

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227 Über Besuche von Forschern in der Mandatzeit 1937 s. z.B. Nazareth Archiv Bethel, NPA-2973, Brief vom 17. November 1937 nach Bethel.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

44 Einzug des Kaiserpaares in Jerusalem am 29. Oktober 1898. Links das neue deutsche Diakonissenhospital. Im Hintergrund das neue englische Krankenhaus der Londoner Judenmissi- onsgesellschaft (LJS), rechts im Hintergrund die französische Schule und im Vordergrund das Wohnhaus »Tabor« des (aus Bitz auf der Schwäbischen Alb gebürtigen) »königlichen württembergischen Bauraths« und Palästina-Forschers Conrad Schick. Der auch Kuratoriumsmitglied des Lokalkomitees des Hospizes war

»Eure Kaiserlichen und Königlichen Majestäten werden an diesem, der gesamten Christenheit heiligen Orte, durchdrungen von der Bedeutung des Tages für unsern evangelischen Glauben, im Aufblick auf das himmlische Jerusalem des Psalmwortes gedenken: ‚Unsere Füße stehen in Deinen Thoren, Jerusalem!‘ Allerhöchstdieselben erinnern Sich aber auch gnädigst, daß wir an der Geburtsstätte des Ordens weilen, der vor fast 800 Jahren zur Vertheidigung des Christenthums und zur Pflege von Kranken und Siechen genau an dieser Stelle aufgerichtet wurde, des Ordens, der Eurer Majestät Vorfahren am Regimente in der Mark und an der preußischen Krone seit der Zeit des Markgrafen Waldemar in der Heimat treu gepflegt haben, den König Friedrich Wilhelm IV. seiner Bestimmung wiedergegeben hat, den Eure Majestät, ihm beitretend, in besonderen huldvollen Schutz nahmen. Namens des Johanniter-Ordens, habe ich die Ehre, Eure Majestäten allerunterthänigst zu begrüßen und dafür zu danken, daß die Vertreter des Johanniter-Ordens Zeugen sein dürfen von der Weihe eines evangelischen

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Gotteshauses auf dem alten und ersten Grund und Boden des Ordens, auf den Trümmern seiner ersten Kirche.«228

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Übergabe der Schlüssel der Erlöserkirche

Danach wurden die Majestäten von den Johanniterrittern zum Hauptportal der Erlöserkirche begleitet, die Schlüsselübergabe erfolgte, und die feierliche Einweihung fand statt. In den Nachmittagsstunden übergab der Kaiser dem »Verein von Heiligen Lande« für die deutschen Katholiken das »Dormitio«-Grundstück auf dem die Kirche »Dormitio Sanctae Mariae Virginis« gebaut werden sollte.229 Der Kaiser nutzte seinen Aufenthalt in der Heiligen Stadt dazu, nahezu alle deutschen karitativen Einrichtungen persönlich zu besuchen wie auch die Templerkolonie

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228 Mirbach 1899, S. 237. Die Darstellung der Ansprache und der Einweihung ist auch im General-Anzeiger der Stadt Frankfurt a.M., Nr. 258, 3. November 1898, S. 1 ausführlich dargestellt. Ich danke Frau Schwarz-Scheuls aus Schlitz, die mir diese Quelle zur Verfügung stellte. 229 Über die Geschichte der Entstehung der Dormitio in Jerusalem s. Kohler 2005 u. Goren 2009, S. 346 – 369.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

»Rephaim« bei Jerusalem. Neben dem Syrischen Waisenhaus, dem Kinderhospital »Marienstift«, dem Deutschen Hospital der Kaiserswerther Diakonissenschwestern und der Mädchenschule »Talitha Kumi« galt sein Besuch, schließlich am 3. November dem Johanniter-Hospiz.230 Darüber berichtete Ernst Freiherr von Mirbach (1844 – 1925): »Der 3. November 1898 Wieder begaben sie sich der Kaiser zu Pferde, die Kaiserin im Wagen, durch das Damaskus-Thor in die Stadt. Der erste Besuch galt heute dem JohanniterHospiz. Der Weg dorthin führte durch die gesäuberte schmale, von den Einwohnern besetzte Hauptstraße bis zu einer engen, dunklen, vielfach von Bögen überspannten und mit kleinen offenen Kaufläden angefüllten Nebengasse. Von hier ab wurde der Weg zu Fuß nach dem Johanniter-Hospiz weiter fortgesetzt. Dicht vor demselben führt die Gasse in etwa zwölf steilen Stufen in die Höhe bis zu einem schweren, festen Thorweg. An diesem empfingen den hohen Besuch mit ihren Kindern die wackeren, ergrauten Hauseltern Bayer, welche schon den Kronprinzen beherbergt hatten. Das Hospiz ist ein höchst eigenartiger, orientalischer Bau. Nur an einer einzigen Stelle ist er bis hinunter zu den auf Fels stehenden Grundmauern im Besitze des Johanniter-Ordens, an anderen Stellen ist der Unterbau entweder durch Straßen durchbrochen oder er gehört anderen Leuten. Für die Hauseltern mag das Haus nicht gerade bequem sein, für Jerusalem besuchende Gäste ist es dagegen ein überaus anziehendes, richtiges orientalisches Wohngebäude, in dem man sich trotz seiner Kleinheit, schon bei der bloßen Beschreibung verirren kann. Jeder Raum hat von einem Hof aus, seinen eigenen Zugang. Zum Erdgeschosse gibt es schöne Keller und eine vorzügliche Cisterne; in der Höhe des ersten Stockwerks liegen drei kleine Höfe. Aus dem ersten Hofe gelangt man in die Küche und in das Gastzimmer der unentgeltlich aufgenommenen Gäste. Ein überwölbter Gang, an welchem rechts das große herrschaftliche Speisezimmer, links eine Speisekammer und ein kleines Dienstbotenzimmer liegen, führt aus dem ersten in den größten, den zweiten Hof. Dieser ist mit tropischen Gewächsen zu einem Garten eingerichtet. Von ihm führen rechts zwei Thüren in zwei große Gastzimmer, links drei Thüren in drei große Stuben, von denen zwei der Hausvater mit seiner Familie bewohnt. Aus der Hofecke rechts führen etwa fünf Stufen wieder

230 Über die Kaiserreise sind viele Bücher erschienen z.B. Mirbach 1899, Schneller 1899, Niemöller 1899, Naumann 1899 und auch in den letzten Jahren neue Veröffentlichungen z.B.: Richter 1997; Carmel/Eisler 1999, Benner 2001. Die Wahrnehmung zu den orientalischen Christen s. Petschulat 2008. Über die Gäste im Hospiz während der Kaiserreise s. EZA, Best. 56, Akte 185 Jahresbericht Hoppe 1898 u. 1899.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

durch einen gewölbten Durchgang nach dem dritten Hofe, auf den fünf bis sechs Thüren aus einer Badestube und einigen Räumen, die wirtschaftlichen Zwecken dienen, münden.

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Johanniterhospiz von außen mit Briefkasten der deutschen Post Jerusalem

Von dem zweiten Hofe führt links von dem erstgenannten Durchgange eine offene steinerne Treppe von 15 Stufen auf das Dach der den ersten und zweiten Hof umgebenden Gebäude. Auf diesem liegen über dem Speisesaale und den daran stoßenden beiden Zimmern vier schöne Fremdenzimmer, von denen die beiden vordersten der Kronprinz bewohnt hatte. Lange hielten sich die Majestäten in diesen Zimmern und auf der anstoßenden Plattform auf, wo sich eine herrliche Aussicht über einen großen Theil der Stadt, über ihr Häusergewirr mit den vielen kleinen Kuppeln und platten Dächern bis hinüber zu dem großen Tempelplatze mit der Omar-Moschee öffnet. Nebenbei erhebt sich die altehrwürdige, dunkele Grabeskirche, unweit davon, die neue weiße Erlöserkirche. Jenseits des Tempelplatzes tritt der hohe Ölberg hervor. Man konnte dieses liebliche, ergreifende Bild nicht lange genug betrachten. In dem Hospiz hatten während der letzten feierlichen Tage Herr v. Levetzow [1827 – 1903], Graf v. Zieten-Schwerin [1835 – 1922] und noch zwölf andere 128

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Johanniter-Ritter gewohnt. Der Abschied der Majestäten von den freundlichen alten Hauseltern war rührend ...«231 Nach der Kaiserreise wurde beschlossen, in Jerusalem ein deutsches Postamt zu gründen, nachdem in der Hafenstadt Jaffa 1898 kurz vor dem Besuch des Kaisers ein Postamt errichtet worden war. Am 1. März 1900 wurde das deutsche Postamt in der Jaffastraße in Jerusalem von dem Postbeamten Gustav Paul Schmücker eröffnet. Briefkästen wurden in der Jaffastraße am Postamt, beim deutschen Hotel Fast am Jaffator und in der Jerusalemer Altstadt vor dem Eingang des JohanniterHospizes 1901 angebracht. Damit hatten die Gäste des Johanniter-Hospizes die Möglichkeit, Postkarten und Briefe direkt vor der Haustüre auf den Weg zu bringen.232 Die Hausmutter Emilie Bayer starb im Jahre 1904. Heinrich Bayer leitete das Hospiz insgesamt 30 Jahre lang bis zu seinem Tode zwei Jahre später, 1906. Beide wurden auf dem Zionsbergfriedhof in Jerusalem beigesetzt.

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Das Grab des Ehepaars Bayer auf dem Zionsbergfriedhof in Jerusalem

231 Mirbach 1899, S. 294 – 296. 232 BA Berlin, Best. R 901, Akte 21704, Brief von Friedrich Rosen vom 15. Oktober 1899 über den Beschluss ein Postamt zu öffnen; ebd. Brief der Tempelgesellschaft unterzeichnet durch Christoph Hoffmann II., Hugo Wieland und Chr.Paulus an v. Bülow zum Dank der Posteröffnung. S auch Steichele 1990, Bd. I, S. 45 – 55.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Die Hausvater-Tätigkeit übernahm dann zunächst ihr Schwiegersohn, Johannes Theophilus Vester (1862*), der mit Mathilde Louise Bayer (*1872) seit 1892 verheiratet war.233 Vester hatte bereits nach dem Tod seiner Schwiegermutter im Hospiz mitgeholfen. Zudem leitete er einen Souvenirladen des Ordens nahe dem Hospiz, dessen Einnahmen zur Erhaltung des Hospizes beitragen sollten. Wie oben bereits erwähnt, wurden die Souvenirs gerne gekauft und erfüllten somit ihren Zweck. Als Neuerung führte Vester ein, dass einzelne Bilder aus dem Hause der »American Colony Jerusalem« und Bilder aus dem Hause des württembergischen Templers Christian Imberger (1850–1918) angeboten wurden, die dort aus dem Katalog verkauft werden konnten. Diese Souveniralben, besonders die Imberger’schen, waren koloriert, was bei Besuchern der oberen Klasse sehr beliebt war.234 Aus der kurzen Zeit, zu der Vester Hausvater war, soll hier eine Reisebeschreibung das Leben im Hospiz 1906 illustrieren: In der erinnerungsreichen Johanniterherberge werden wir vom Hausvater Vester und seiner liebenswürdigen Gattin auf das herzlichste willkommen geheißen und in unser Zimmer geführte, ein Gemach ebener Erde mit gewölbter Steindecke. Es ist kühl in dem steinigen Gelaß, so daß etwas wie fröstelnder Schauer das Rückgrad hinauffliegt. Bald läutet’s zum Abendbrot; wir treten in den Hospizsaal; es ist ein hoher gewölbter Raum, in dessen Mitte eine lange gedeckte Tafel prangt, besetzt von deutschen Palästinafahrern, an deren Spitze ein quecksilberiger Pastor funktioniert. Da kein Platz am langen Tisch für uns ist, hat man uns, uns nicht unwillkommen, an einem Nebentisch serviert. Es geht lebhaft am Haupttisch zu. Wir merken, daß wir uns in deutscher Gesellschaft befinden. Denn während der Engländer über Tisch gewöhnlich nur leise spricht, pflegt der Deutsche im Ausland unter seinesgleichen in der Regel sehr laut seine Unterhaltung zu führen. Das Resultat ist, daß in einem Saal, wo lauter Deutsche, die sich gegenseitig kennen und unterhalten, speisen, es oft so geräuschvoll zugeht wie in einem Parlament, in dem die Obstruktion herrscht. Man hat Mühe, sein eigenes Wort zu hören.«235

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233 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436; EZA Best. 56, Akte 185, Jahresbericht von Propst Bußmann für das Jahr 1904 erstellt 1905. 234 S. Einnahmen des Hospizes in den Jahresberichten ISA RG 67, Akte 290, Box 436 und Beschreibungen von Zieten-Schwerin in Privatbesitz. Da Vester auch familiäre Kontakte zur American Colony hatte (sein Bruder Friedrich (1869 – 1942) war mit Bertha Spafford (1879 – 1968) aus der American Colony verheiratet und unterhielt das Geschäft des Vaters), war es naheliegend, ihm die Bilder zum Verkauf zur Verfügung zu stellen. Über die Bilder der American Colony s.: Gröndahl 2005; Über die Colonie selbst s. Dudman/Kark 1998. Über die Aufnahmen Imbergers s. Amir 2011. 235 Langmesser 1912, S. 12.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Zu Vesters Zeiten wurden die Pläne zur Erweiterung und Renovierung des Hospizes beschlossen. Laut Protokoll sollte von den Franziskanern ein weiteres Gebäude, das an das Hospiz angrenzte, erworben werden, um dadurch sechs zusätzliche Zimmer zu erhalten. Darüber hinaus wollte man nach den Plänen des Architekten Paul Palmer (1856 – 1935) Renovierungsarbeiten vornehmen, die die Zimmerqualität verbessern sollten, indem auf dem Boden Steinfliesen verlegt würden und die Zimmer in der zweiten Etage Einzeleingänge bekämen. Der Orden in Berlin bewilligte den Ankauf des weiteren Gebäudes, nicht aber die Renovierungsarbeiten.236 Die Erkrankung von Vesters Ehefrau zwang das Paar schon nach einem Jahr, diese Tätigkeit aufzugeben.237 Einige deutsche Paare bewarben sich um die vakante Stelle, darunter die Familien Stahl und Kepper vom Syrischen Waisenhaus in Jerusalem sowie die Familie Blankertz aus Jaffa. Johannes Stahl (1851 – 1910), ein Schweizer, war mit Rosine geb. Maier verheiratet. Er arbeitete seit 1866 als Schneider im Syrischen Waisenhaus und sie seit demselben Jahr im Haus der englischen Kirchenmissionsgesellschaft (CMS). Das Paar war kinderlos. Karl Kepper aus Kassel in Hessen-Nassau und seine Frau Christine geb. Hörlach hatten drei Kinder und lebten seit 1889 in Jerusalem. Ab 1897 leitete Kepper im Syrischen Waisenhaus die Schusterwerkstatt. Wilhelm Blankertz (1853 – 1929) stammte aus Mönchen-Gladbach und seine Frau Pauline geb. Roggenbauch aus Wildberg.238

236 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436, Protokoll vom 16. Dezember 1907. Die Baumaßnahmen und der Kauf des Hauses waren so berechnet laut Protokoll: Abbruch- und Erneuerungsarbeiten im unteren Stock incl[usive] zwei neue Treppen francs 1.575 Balkongänge 36 Quadratmeter à fr[ancs] 20 francs 720 Umbauten im 2. Stock 825,3 Quadratmeter Raum à 15 francs 12.380 Ziegeldach über das ganze Haus 695 qm à 15 francs 10.425 Summa 25.100 Gewonnen werden dafür 6 neue Zimmer für Gäste I. Klasse und ein geräumiger Speisesaal. S. auch Schreiben des Kanzlers des Ordens vom 6. Februar 1908 und Kostenvoranschlag des Architekten Paul Palmer auf 2.315 Franken. 237 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436, Brief von Johannes Vester an den deutschen Konsul Schmidt als Leiter des Lokalkomitees vom 25. November 1907. 238 Ebd. Akte 290, Box 436, Bericht von Konsul Schmidt an Graf von Zieten-Schwerin in Berlin vom 14. Februar 1908. Über den Mitarbeiter des Syrischen Waisenhauses Stahl s. Jb. Syr. Waisenhaus, Jg. 5 (1866), S. 29; Jb. Syr Waisenhaus, Jg. 13 (1873), S. 20. Karl Kepper und Frau waren von 1889 bis 1909 im Waisenhaus tätig und kehrten 1909 nach Kassel zurück. Darüber s.: BaZ, Jg. 25, Nr. 1 (1909), S. 2.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Der Jaffaer Pfarrer Wilhelm Zeller (1879 – 1929) empfahl das Ehepaar Wilhelm Blankertz für den Posten und schrieb an den Orden nach Deutschland wie folgt: »Sie sind beide der arabischen Sprache mächtig, er beherrscht sie sogar, wie ich hörte, vorzüglich. Sie haben allerdings nur Volksschulbildung genossen, aber durch das Leben doch manches hinzugelernt und wissen in einfach höflichen Formen zu verkehren. Insbesondere hat Frau Blankertz [Pauline Henriette geb. Roggenbauch 1858 – 1916] etwas über ihren Stand Feines an sich, das sie wohl in ihrem jahrelangen Dienst bei Bischof [Samuel] Gobat gelernt hat. Ihr Mann war von seinem 15.–28. Lebensjahr bei einem Buch- und Antikenhändler [namens Moses Wilhelm Schapira (1830 – 1884)239 ] in Jerusalem, in dessen Auftrag er viele Reisen machte, um Antiken einzukaufen, dann war er Bierbrauer hier [in Jaffa] und führt, nachdem er dieses Geschäft aufgegeben hat, seit 15 Jahren eine Wirtschaft. Er und seine Frau sind noch durchaus rüstig und können nach menschlichem Ermessen diesem Posten eine Reihe von Jahren vorstehen.«240 Auf diese Empfehlung hin fiel die Wahl auf die Blankertz.241 Wilhelm Blankertz war von 1908 bis 1927 als Hausvater im Hospiz. Als seine Frau 1916 in Jerusalem starb, führte er die Geschäfte alleine weiter. Durch den Bau einer prächtigen Herberge, der Auguste Victoria-Stiftung, auf dem Ölberg und die Inbetriebnahme des Gebäudes im April 1910 bekam das Hospiz in der Altstadt große Konkurrenz. Der Johanniterorden gehörte zwar zu den Kuratoren dieser Stiftung, vernachlässigte aber dennoch das Hospiz in der Altstadt nicht, obwohl der Orden bei der Einweihung des Hospizes auf dem Ölberg dieses als sein Ordenshaus mit Herrenmeinsterwohnung deklarierte. Das Ehepaar Blankertz führte das alte Hospiz in der Altstadt weiter in der Tradition

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239 Über Moses Wilhelm Schapira s. Lapid 1991; Goren 2003, S. 298; Frutiger/Eisler 2008, S. 122 – 125. Weitere biographische Angaben gibt die Tochter Schpiras Myriam Harry in ihrem Roman Das Kleine Mädchen aus Jerusalem, Berlin 1928, an. 240 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436, Brief von Pfarrer Wilhelm Zeller Jaffa dem 25. März 1908. S. Ebd. Telegram von Zieten-Schwerin vom 7. April 1908 mit der Entscheidung über die Blankertz. Man darf nicht übersehen, dass durch Zieten-Schwerins Funktion im Orden und seine Leitungsstelle als Vorsitzender des Jerusalemsvereins die Empfehlung des JV Pfarrers Zeller für die Wahl von Blankertz als Hospizvater entscheidend war. 241 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436, Sitzung des Lokalkomitees vom 8. April 1908; in der Sitzung vom 15. Juni 1908 wurden die Details des Vertrages mit dem Ehepaar Blankertz besprochen und unterzeichnet.

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Das Ehepaar Blankertz mit Kindern um 1910

des Ordens und konnte es sogar modernisieren und erweitern. Zwei kleinere Zimmer wurden zu einem großen mit 25 qm Fläche zusammengelegt, einige kleine Fenster vergrößert und alle Durchgangszimmer erhielten eigene Eingänge zum Hof.242 Bis zur Eroberung Jerusalems durch die Engländer im Ersten Weltkrieg (1917) zählte das Hospiz jährlich um die 100 Gäste. Durch den Bau einer prächtigen Herberge, der Auguste Victoria-Stiftung, auf dem Ölberg und die Inbetriebnahme des Gebäudes im April 1910 bekam das Hospiz in der Altstadt große Konkurrenz. Der Johanniterorden gehörte zwar zu den Kuratoren dieser Stiftung, vernachlässigte aber dennoch das Hospiz in der Altstadt nicht, obwohl der Orden bei der Einweihung des Hospizes auf dem Ölberg dieses als sein Ordenshaus mit Herrenmeinsterwohnung deklarierte. Das Ehepaar Blankertz führte das alte Hospiz in der Altstadt weiter in der Traditi-

242 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436, Beschlüsse des Kuratoriums und Sitzung vom 27. Juli 1908. Dort wurde beschlossen, dass Architekt Urban, der gerade die Bauaufsicht der Auguste Victoria-Stiftung hatte, auch die Bauaufsicht der Baumaßnahmen im Hospiz überwachen solle. S. auch Schreiben vom 1. August 1908 und Telegram vom 14. August 1908 aus Berlin, dass die Baupläne vom Orden bestätigt wurden.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

on des Ordens und konnte es sogar modernisieren und erweitern. Zwei kleinere Zimmer wurden zu einem großen mit 25 qm Fläche zusammengelegt, einige kleine Fenster vergrößert und alle Durchgangszimmer erhielten eigene Eingänge zum Hof.243 Bis zur Eroberung Jerusalems durch die Engländer im Ersten Weltkrieg (1917) zählte das Hospiz jährlich um die 100 Gäste.

9.2 Der »Kaiser-Wilhelm-Platz« auf dem Karmelberg in Haifa

Ein weiteres Monument, das von den Johannitern im Heiligen Land errichtet wurde, ist der »Kaiser-Wilhelm-Platz« auf dem Karmelberg in Haifa. Dieser Platz oberhalb der deutschen Kolonie wurde mit Hilfe des Ordens und besonders durch das Engagement und eine Spende von Ernst Freiherr von Mirbach gestaltet.244 Der Palästina-Forscher und Architekt Gottlieb Schumacher (1857 – 1925) wurde gebeten, einen Plan für den Kaiserplatz sowie eine Gartenanlage als Verbindung zwischen der deutschen Kolonie und diesem Platz am Karmelberg zu entwerfen.245 Schumacher entwarf einen Zweistufen-Plan, in dem: 1. der Kaiserplatz mit Obelisk und die angrenzende Fläche zum Wäldchen bepflanzt werden sollte und 2. spätere Bauarbeiten einer Serpentinenstraße und einer Treppenanlage vom Kaiser-Wilhelm-Platz zur deutschen Kolonie führen sollten.

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243 ISA, RG 67, Akte 290, Box 436, Beschlüsse des Kuratoriums und Sitzung vom 27. Juli 1908. Dort wurde beschlossen, dass Architekt Urban, der gerade die Bauaufsicht der Auguste Victoria-Stiftung hatte, auch die Bauaufsicht der Baumaßnahmen im Hospiz überwachen solle. S. auch Schreiben vom 1. August 1908 und Telegram vom 14. August 1908 aus Berlin, dass die Baupläne vom Orden bestätigt wurden. 244 Über die Denkmalsenthüllung s. Carmel 2000, S. 195 – 196; S. auch: PAAA, Akte 175d, Bd. 3, die auch die 1000 Mark Spende darstellt. Den Beschluss, das Monument zu errichten, beschreibt Mirbach wie folgt: »Bei unserem Besuche am 20. April 1910 [in Haifa] beschlossen wir [das Kuratorium der Ölberg-Stiftung und der Orden], auf der Felsenplatte einen Obelisken zum Gedächniß an den Kaiserbesuch zu errichten.« S. VIII. Bericht über die unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und unter dem Johanniter-Orden stehende Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung für das Jahr 1910, Potsdam 1911, S. 72. 245 Über Gottlieb Schumachers Wirken in Palästina s. Ben Artzi 1992; Carmel 2006; Eisler 2011.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Die erste Planungsphase wurde 1910 in Angriff genommen. Der einige Jahre zuvor gegründete Berg-Karmel-Verein, der 1912 in Karmel-Verschönerungsverein umbenannt wurde, sammelte Gelder für die Bepflanzung mit Pinienbäumen.246

49 Besichtigung des Kaiserplatzes durch Gottlieb Schumacher rechts mit Tropenhelm

Schumacher hatte den Platz vermessen. Der Orden veranschlagte ca. 1000 Mark für einen dort zu errichtenden Obelisken aus Stein. Das Material für den Kalksteinobelisken stammte aus einem Steinbruch am Karmel. Das Monument bestand aus einem quadratischen, über einen Meter hohen Unterbau, auf welchem sich, aus einem Block bestehend, der Obelisk ca. drei Meter hoch erhob. Am Sockel wurde das Datum 25. Oktober 1898 eingemeißelt und am Obelisk selbst an den Besuch von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria erinnert.247 Am 25. Oktober 1910 fand die feierliche Einweihung des Denkmals statt. In Anwesenheit des deutschen Konsuls Julius Loytved-Hardegg (1874 – 1917), einiger türkischen Notablen und den Einwohnern der deutschen Kolonie Haifa, Templern wie auch »Kirchlern«, wurden Festreden gehalten und Lieder gesungen. Der mit Girlanden geschmückte Obelisk wurde enthüllt. Ernst Freiherr von Mirbach übergab offiziell das Monument an die bürgerliche Gemeinde der deutschen Kolonie Haifa, die diesen Platz bis zur Mandatszeit bewahrte, als die Engländer das Monument Ende des Krieges zum Teil schleiften. In den Jahren

246 Über den Berg-Karmel-Verein s. Privatarchiv Loytved-Hardegg, Nürnberg. Über den Karmel-Verschönerungsverein s.: FAF, 333/3 Bericht von Hermann Frutiger, der den Karmel-Verschönerungsverein mitbegründete, und Jerusalemer Warte, Jg. 68, Nr. 21, 20. Mai 1912, S. 167. 247 VIII. Bericht über die unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und unter dem Johanniter-Orden stehende Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung für das Jahr 1910, Potsdam 1911, S. 72 und Bilder 136 – 140; Carmel/Eisler 1999, S. 182 – 184. S. auch Planung von Gottlieb Schumacher im Familienbesitz.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Einweihung des Kaiserdenkmals 1910

1910 bis 1914 wurden Tausende von Pinienbäumen entlang der gesamten Karmelspitze gepflanzt, die sich dann zum Kaiserin Auguste Victoria-Wäldchen, um den Kaiserplatz heranwuchsen.248 Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnte die zweite, sehr kostspielige Planungsphase nicht in Angriff genommen werden. Schumacher war mit seinem Plan seiner Zeit voraus. Achtzig Jahre später, in den 1990er Jahren, begannen die Bahai in Haifa, die bereits die Grundstücke am Berghang von den Templern vor dem I. Weltkrieg übernommen hatten, die hängenden Gärten zu planen. Diese Gärten, die viel komplexer gestaltet wurden, stellen die Verwirklichung von Schumachers Plänen für die Kaiser-Terrasse

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248 Über die Templer und die Tempelgesellschaft s. Sauer 1985; Carmel 2000; Ben Artzi 1996 (Heb.); über die Kirchler s. Eisler 1998. VIII. Bericht über die unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und unter dem Johanniter-Orden stehende Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung für das Jahr 1910, Potsdam 1911, S. 72 u. Bilder 136 – 140; PAAA, Türkei 175d, Bd. 3, »Die Enthüllung des Kaiserdenkmals auf den Karmel«, 9. November 1910; NNM, Jg. 55, Nr. 1 (1911), S. 10.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

dar.249 Auch der Kaiser-Wilhelm-Platz mit den Obelisken wurde wiederhergestellt. Die Stadt Haifa hatte 1982 auf Anraten des israelischen Historikers Prof. Dr. Alex Carmel (1931 – 2002) beschlossen, diesen wieder zu errichten. 1982 beim Besuch des Kaiserenkels Louis Ferdinand von Preußen (1907 – 1994) in Haifa wurde in seinem und dem Beisein Hans Hermann Frutigers, wie auch dem Beisein von Schumachers Tochter Cornelia (Nelly) Marcinkowski (1896 – 1991) und der Enkelin des ehemaligen Kolonievorstehers Frau Adelheid Hardegg (1911 – 1993) der Kaiser-Wilhelm-Platz und der Obelisk erneut eingeweiht. Das Monument und der Kaiserplatz ziehen bis heute viele Gäste an, vorzugsweise deutsche Israeltouristen.250

51 Wiedereinweihung des Kaiserdenkmals 1982 in der Mitte Prinz Louis Ferdinand von Preußen, rechts Hans Hermann Frutiger

249 Über die hängenden Gärten der Bahai s.: Zur-Zürich, Moshe, Baha’i Shrine and Gardens on Mount Carmel Haifa Israel. A visual Journey, Haifa 2001, besonders S. 26 – 28. Baha’i Gedenkstätte und Gärten am Berg Karmel, Haifa [1999]. 250 Über die Reisen Louis Ferdinands nach Israel s.: Louis Ferdinand Prinz von Preußen, Im Strom der Geschichte, München Wien 1983, S. 363 – 371. Über die Wiedereinweihung des Kaiserdenkmals 1982 in Haifa s. Israel Nachrichten, April 1982, Bild am Sonntag, 11. April 1982: »Die kaisertreuesten Deutschen leben in Israel«. Hans Hermann Frutiger (1917 – 1998) war der Enkel des schweizer Bankiers Johannes Frutiger (1836 – 1899) und Sohn des Kaufmanns und Bankiers Hermann Frutiger (1874 – 1954). Letzterer gründete Anfang des 20. Jahrhunderts in Haifa die Filiale der Deutschen Palästina Bank und war in die Errichtung des Kaiserdenkmals involviert. Dessen Sohn, Hans Hermann Frutiger, kam zur Wiedereinweihung 1982 aus Basel nach Haifa. Nelly Marcinkowski war bei der Einweihung des Kaiserdenkmals im Jahre 1910 vierzehn Jahre alt und konnte die Wiedereinweihung als Ehrenbürgerin der Stadt Haifa wieder miterleben. Über ihr Leben

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Gruppe einiger ehemaliger Palästina-Deutscher beim Israel-Besuch im Jahr 1987 mit Prinz Louis Ferdinand am Kaiser-Wilhelm-Platz am Karmelberg

9.3 Der Johanniterorden und die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg

Das Gebäude der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg und die an das Hospiz angeschlossene deutsche Himmelfahrtkirche gehören zu den prächtigsten Bauten Jerusalems. Heute ist dieser Komplex aus dem Panorama der Stadt nicht mehr wegzudenken. Besonders der hoch aufragende Turm der Kirche, der einen Rundumblick vom Toten Meer über die jordanischen Berge, die Judäawüste und die gesamte jerusalemer Umgebung eröffnet, ist ein Publikumsmagnet für Pilger und Touristen, die die Heilige Stadt besuchen. Noch im Jahr 1985 galt die Kirche als einsturzgefährdet, nachdem sie jahrelang vernachlässigt worden war. Als endlich 1987 die Jerusalemer Stadtverwaltung mit dem damaligen Bürgermeisters Teddy Kollek (1911 – 2007) an der Spitze beschloss, Mittel für die Restaurierung bereitzustellen, wandte sich gleichzeitig der damalige Propst Johannes Friedrich (1948*) an die EKD, um die die historische Bedeutung dieser Stätte in Erinnerung zu rufen und gemahnte die-

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s. Carmel 2006, S. 171 – 173. Vier Jahre nach der Wiedereinweihung des Kaiserdenkmals kam Prinz Louis Ferdindnd wieder nach Israel und traf am Kaiserdenkmal eine Gruppe der ehemaligen Templer die aus Deutschland und Australien zu Besuch ihrer ehemaligen Kolonien nach Israel kamen. Bei dieser Gelegenheit besuchte der Prinz auch den deutschen Friedhof in Haifa.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

se die Verantwortung für das Areal wahrzunehmen. Mit der Restaurierung der Kirche und der Eröffnung des »Evangelischen Zentrums für Touristen- und Pilgerseelsorge im Heiligen Land« konnte zumindest ein Teil des ursprünglichen Gedankens der Erbauer dieser Städte wiederhergestellt und aufleben werden. Die Auguste Victoria-Stiftung verdankt ihre Entstehung dem Besuch des deutschen Kaiserpaares im Oktober des Jahres 1898 im Heiligen Land.251 Am 30. Oktober 1898 wurde in der deutschen Weihnachtskirche in Bethlehem Gottesdienst gefeiert. Diese Kirche war im Jahre 1893 als erste in Palästina unter dem Protektorat der Kaiserin Auguste Victoria (1858 – 1921) eingeweiht worden. Ihr folgte als zweite deutsche Kirche die Erlöserkirche, die von Wilhelm II. (1859 – 1941) am 31. Oktober 1898 auf dem Muristan-Gelände in Jerusalem feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde, dem Gelände, auf dem einst die Wiege des Johanniterordens gelegen und Hospital und Kirche des Ordens gestanden hatten.

53 Zeltlager des Kaisers in Jerusalem

251 Über die Reise des Kaiserpaares nach Palästina im Jahre 1898, Mirbach 1899; Richter 1997; Carmel/Eisler 1999; Benner 2001; Texte zur Geschichte der Kaiserin Auguste VictoriaStiftung sammelte August Strobel, s. Strobel 1992.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Am 2. November 1898 empfing der Kaiser in seinem Jerusalemer Zeltlager am Rande der heutigen Prophetenstraße einige Delegationen. In der Geschichtsschreibung findet die erste Delegation oft Erwähnung und bestand aus den Delegierten der zionistischen Bewegung, repräsentiert durch Theodor Herzl (1860 – 1904). Der Kaiser versprach Herzl »daß alle diejenigen Bestrebungen auf sein wohlwollendes Interesse zählen könnten, welche auf eine Hebung der Landwirtschaft in Palästina zur Förderung der Wohlfahrt des türkischen Reiches unter voller Beachtung der Landeshoheit des Sultans abzielten«, wobei zu bemerken ist, dass die Türken den zionistischen Plänen eher ablehnend gegenüberstanden. Der Wunsch Theodor Herzls, die Unterstützung des deutschen Kaisers für eine jüdische Heimstätte im Heiligen Land unter deutschem Schutz für die Juden zu etablieren, realisierte sich nicht. Offenbar hatte der Sultan den Plan dem von Herzls Persönlichkeit durchaus beeindruckten Kaiser, einen Judenstaat in Palästina zu gründen, schneller ausgeredet als Herzl es ihm zuvor hatte schmackhaft machen können. Am Tag genau neunzehn Jahre später, am 2. November 1917, hatten die Engländer die nach ihrem damaligen Außenminister benannte Balfour-Deklaration ausgesprochen, die eine Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina vorsah. Diese besagte Deklaration sollte auch Einfluss auf das Schicksal der zweiten Delegation haben, die der Kaiser im Anschluss an Herzls Delegation empfing.252 Der zweiten Delegation, der der deutsch-evangelischen Gemeinden in Palästina, war zunächst mehr Erfolg beschieden. Sie richtete an Kaiser Wilhelm II. die Bitte, ein Erholungsheim auf den Bergen Jerusalems zu gründen, um »den Müden und den vielen von Krankheit und besonders von Malaria Ermatteten Ruhe und Erholung zu verschaffen, die sie bisher in mäßig eingerichteten Klöstern bei Griechen und Armeniern suchen mußten.«253 Wilhelm II., der seinen Aufenthalt in Jerusalem nicht besonders genoss und aus diesem Grund seinen Besuch in Palästina sogar abkürzte, nahm sich die Bitte der Gemeindemitglieder zu Herzen und versprach, dieses Vorhaben zu unterstützen. Diese Bereitwilligkeit war mit Sicherheit durch die imposanten Bauten beeinflusst, die den anderen europäischen Großmächten in Jerusalem ein Denk-

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252 Carmel/Eisler 1999, S. 116 – 146, S. 165 u. S. 169. Über die Korrespondenz zwischen Herzl, Hechler und Kaiser Wilhelm II. s. Ellern 1961. Die Audienz am 2. November 1898 von Herzl beim Kaiser s. Benner 2001, S. 306 – 313. 253 AVSt, Jb. XVII, S. 12. Benner 2001 berichtet nicht über die zweite Delegation am 2. November 1898.

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mal setzten. Die Russen hatten beispielsweise schon 1869, als Wilhelms Vater, Friedrich III., als Kronprinz Jerusalem besuchte, außerhalb der Stadtmauern, eine Vorstadt, den sogenannten Russenplatz, errichtet. In den Jahren 1886 bis 1890 wurde diese durch den für Adelige und betuchte Pilger gedachten GroßherzogSergej-Hospizbau erweitert, der seinen Namen dem Bruder Zar Alexanders III. (1845 – 1894) und Präsidenten der Kaiserlich russisch-orthodoxen Palästina Forschungsgesellschaft verdankt.254

54 Das Russische Viertel mit Krankenhaus, Kirche und Hospiz

Die Franzosen hatten neben zahlreichen Schulen, Krankenhäusern und Kirchen in ganz Palästina und besonders in Jerusalem das St. Louis Krankenhaus und den Hospiz-Komplex Notre Dame de France errichtet.255 Dieses monumentale, direkt vor den Mauern Jerusalems gelegene Hospiz (erbaut 1884 – 1904 nordwestlich der Altstadt) stach unwillkürlich ins Auge und führte schließlich auch dazu, dass der »Deutsche Verein vom Heiligen Lande« den deutschen Katholiken ab 1900 nördlich des Damaskus-Tores eine katholische Schule und das spätere Paulus-Hospiz plante und baute. Natürlich waren auch das Österreichische Hospiz in der Altstadt und das neu erbaute englische St. George College mit

254 Hopwood 1969, Part II ; Der Russenplatz befindet sich rings um die russische Dreifaltigkeitskirche, die heute in der Weststadt Jerusalems liegt. Über die Architektur der Russen in Jerusalem s. Kroyanker 1994, S. 132 – 135. 255 Trimbur 1998; Trimbur 2004. Über die Architektur der Franzosen in Jerusalem s. Kroyanker 1994, S. 128 – 131.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

Kathedrale und Gästehaus dem Auge des Kaisers nicht entgangen.256 Bei dieser Morgenland-Reise war Ernst Freiherr von Mirbach, ein Johanniter und der Sekretär seiner Gemahlin, Wilhelms engster Vertrauter. Er kannte des Kaisers Denkweise gut und half, diese besonders in Jerusalem umzusetzen.

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Das Österreichische Hospiz in Jerusalem

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Das Französische Hospiz in Jerusalem

Nachdem sich das Kaiserpaar im November 1898 auf die Rückreise nach Berlin gemacht hatte, wurde in Jerusalem und bei den deutschen evangelischen Gemeinden Palästinas die Frage nach einem geeigneten Grundstück ausgiebig und

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256 Carmel Activities 1985, S. 43 – 91; Ben Arieh 1979 ; Wohnout 2000. Über die Architektur der Deutschen in Jerusalem s. Kroyanker 2011, S. 319 – 332 u. Kroyanker 1994, S. 119 – 127; über die Engländer s. ebd., S. 136 – 138.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

heftig diskutiert. Grundstücke bei Emmaus auf dem Weg von Jaffa nach Jerusalem wurden in Betracht gezogen, wegen ihrer Lage in zu großer Entfernung von Jerusalem wurde dieser Vorschlag aber wieder verworfen. Nach mehreren Anläufen seitens des Deutschen Konsuls – anfangs Friedrich Rosen (1856 – 1935) und später Edmund Schmidt (1855 – 1916) – konnte schließlich 1903 ein größeres, ca. 40 Morgen großes Grundstück auf einer der höchsten Kuppen des Ölbergzuges erworben werden. Dieser Ort war offenbar Kaiser Wilhelms II. Lieblingsort in der Heiligen Stadt gewesen. Von dort aus konnte man die Stadt betrachten und stille Einkehr finden, ohne dass dieses Bild durch Jerusalems lauten Trubel und die engen, schmutzigen Gassen getrübt wurde. Hier am Ölberg konnte er sich die Geschichten seines Vaters, Friedrichs III., von dessen Reise im Jahre 1869 in Erinnerung rufen, als diesem vom Sultan das Muristan-Grundstück in der Altstadt übergeben worden war. Hier konnte er sich auch die historischen Ereignisse vor Augen führen– die Eroberung Jerusalems durch die Römer und besonders der Einzug des Erlösers vom Garten Gethsemane in die Heilige Stadt.257 Am 18. Januar 1904 wurde die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberge als Zweig der Auguste Victoria-Pfingsthaus-Stiftung zu Potsdam begründet.258 Ein Jahr später wurde ein Hilfskomitee ins Leben gerufen, um Gelder für das große Bauprojekt zu beschaffen. Durch private Spenden, besonders durch die Stiftung der Industriellenwitwe Laura von Oelbermann (1846 – 1929) geb. Nickel aus Köln, von einer Million Mark konnte das Projekt in Angriff genommen werden.259 Die Pläne für das Hospiz auf dem Ölberg zeigen Anklänge an romanische Repräsentationsbauten wie z.B. die Kaiserpfalz von Goslar im Harz. Letztere war nach der Reichsgründung durch Wilhelm I. restauriert worden. Die Himmelfahrtkirche hingegen hatte die ottonische Michaelskirche in Hildesheim zum Vorbild. Unter zahlreicher Beteiligung von Gästen aus Deutschland fand am Ostersonntag, den 31. März 1907, die feierliche Grundsteinlegung durch Oberhofpre-

257 Krüger 2006, S. 235 – 249; Carmel/Eisler 1999, S. 122 – 126. Der Kaiser hatte, sogar im Exil im Haus Doorn, auf seinem Schreibtisch einen Ölzweig in einer Vase stehen, den er selbst bei seiner Reise auf dem Ölberg brach, immer vor Augen; Arad 2005, S. 15 – 21; Arad 2011, S. 46–62; Wawrzyn 2005, S. 21 – 22. 258 Über die Auguste Victoria-Stiftung in Potsdam s. ausführlich Krummacher 1937, S. 114 – 124. 259 Über die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung s. auch Wawrzyn 2005; über Laura v. Oelbermann s. www.frauenwiki-dresden.de/index.php/Laura_von_Oelbermann.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

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Kaiserpfalz in Goslar

diger Ernst Hermann von Dryander (1843 – 1922) und Konsistorialrat Christoph Friedrich Lahusen (1851 – 1927), statt. Die Stifterin Frau von Oelbermann, die Architekten Gause und Leibnitz, der Architekt Schumacher, Delegierte der Pfingsthaus-Stiftung, insbesonders Freiherr von Mirbach, Delegierte des Johanniterordens, des Jerusalemsvereins, der Jerusalem-Stiftung und der evangelischen Gemeinden im Orient nahmen an der Feierlichkeit teil.260

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Grundsteinlegung der Auguste Victoria-Stiftung in Jerusalem

260 EZA, Best. 7, Akte 433. S. dort Programm zur Grundsteinlegung der Auguste VictoriaStiftung. S. auch Carmel/Eisler 1999, S. 175 – 181. Über das Bauprojekt der Auguste Victoria-Stiftung berichtete nach der Grundsteinlegung Christoph Hoffmann II. (1847 – 1911) ausführlich in der »Warte des Tempels« s. Carmel 1983, S. 263 – 268.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Die Pfingsthaus-Stiftung hatte dem Bau drei wesentliche Zwecke zugeordnet: 1. Erholungsheim für Fieberkranke in der heißen Jahreszeit. 2. Ort zur Aufnahme von Pilgern und Touristen besonders in den Monaten November bis Mai. 3. Für festliche Anlässe als Mittelpunkt für die deutsche evangelische Tätigkeit im Orient. Schon im Jahre 1908 sprach Wilhelm II. den Wunsch aus, die Ölberg-Stiftung mit dem vor über 900 Jahren in Jerusalem gegründeten Johanniterorden zu verbinden. In einer vertraulichen Besprechung der Pfingsthaus-Stiftung am 17. Juni 1908 in Potsdam war den Mitgliedern des Kuratoriums klar, dass die ÖlbergStiftung »wegen ihrer hohen Bedeutung im Orient und ihrer verantwortungsvollen und schwierigen Leitung, nicht auf die Dauer von einem ‚kleinen unbekannten Verein in Potsdam‘ geleitet werden könne, sondern daß ihre Zukunft dadurch gesichert werden müßte, dass sie an eine hohe und einflußreiche Stelle in irgendeiner Form angeschlossen werde.«261 Das Kuratorium hatte die Vorstellungen des Kaisers aufgegriffen und meinte, dass der Johanniterorden, in den Kreuzzügen zur Fürsorge und Pflege der Pilger und Brüder im Heiligen Land begründet, an seine alte geheiligte Tradition, an seinen Ursprung, so wieder anknüpfen könnte. Bei den zahlreichen Verpflichtungen, die der Orden damals im Deutschen Reich übernommen hatte, sah sich die Pfingsthaus-Stiftung in der Pflicht, dem Orden durch günstige Bedingungen eine spätere Übernahme der ÖlbergStiftung zu ermöglichen. Deshalb plante man, den gesamten Bau mit allem Zubehör und allen Ländereien nach Beendigung der Bauphase schuldenfrei an den Johanniterorden zu übergeben. Dieses Ziel wurde angestrebt, aber solange man nicht über größere Mittel verfügte, einigte man sich im Kuratorium der Pfingsthaus-Stiftung darauf, selbst eine jährliche Summe von ca. 40,000 Mark zusammenzutragen und erbat, dass der Johanniterorden zusätzlich ca. 12,000 bis 15,000 Mark für den jährlichen Betrieb beisteuern solle. Vor diesem Hintergrund richtete das Kuratorium der Pfingsthaus-Stiftung als Besitzer der Ölberg-Stiftung am 22. März 1909 ein Gesuch an den Herrenmeister des Johanniterordens, EitelFriedrich Prinz von Preußen (1883 – 1942), in dem die Grundzüge für die ge-

261 13. JB. AVPS für das Jahr 1908, S. 59; Über den Archivbestand der Auguste VictoriaStiftung s. Kaminsky 2006, S. 139 – 147.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

plante Übernahme dargelegt wurden. Die Pfingsthaus-Stiftung bat den Orden, dass dies noch vor der auf April 1910 festgesetzten Einweihung stattfinden solle, damit der Orden, sobald die Ölberg-Stiftung ihre Tätigkeit offiziell aufnähme, eventuell gleich als Eigentümer oder wenigstens als ihr offizieller Repräsentant auftreten könne. Die Pfingsthaus-Stiftung ersuchte auch, dass solange die Stiftung dem Johanniterorden Zuschüsse gewähren würde, sich in dem vom Orden einzusetzenden Kuratorium für die Ölberg-Stiftung Vertreter der PfingsthausStiftung befinden sollten.

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Herrenmeister Eitel Friedrich von Preußen

Eitel Friedrich bat den Ordenskanzler von Wedel am 3. Mai 1909 zu einer ersten kommissarischen Beratung, in der die Pfingsthaus-Stiftung einen VertragsEntwurf vorlegen sollte. Noch ehe die Kommission erneut zusammentrat, trafen aus Jerusalem Nachrichten von dem nur langsamen Fortschreiten der Arbeiten und den höheren Baukosten ein. In einer Sitzung des Kapitels mit dem Herrenmeisters vom 8. Juli 1909 wurde beschlossen: »Den Vereinbarungen der Kommission der Balley Brandenburg des Johanniter-Ordens und der Kommission der Auguste Victoria-Pfingsthaus-

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Stiftung zu Potsdam in ihren gemeinsamen Sitzungen vom 3. Mai und 5. Juni 1909 stimmt das Kapitel mit einigen kleinen Abänderungen zu. Danach wird das von der Auguste-Victoria-Pfingsthaus-Stiftung zu Potsdam auf dem Ölberge bei Jerusalem erbaute Hospiz – dessen Gesamtwert auf 2,500,000 Mark angenommen wird – schon jetzt dem Schutze des Johanniter-Ordens unterstellt. Bis zum Zeitpunkt, zu dem die Fertigstellung der Anstalt, die Organisation ihren vollen Betriebes und die Regelung ihrer finanziellen Verhältnisse, insbesondere aller Bau- und sonstige Anlagekosten, beendet sein wird und es zum Abschluß eines besonderen Vertrages kommen wird, übernimmt es die Balley: a. Die allgemeinen Interessen der Stiftung fördern zu helfen, b. Vom 1. Januar 1910 ab bis auf weiteres zu den Verwaltungskosten der Anstalt auf dem Oelberge einen Jahresbeitrag von 15,000 M. in halbjährlichen Teilen zu zahlen. Da die Balley schon jetzt vier Mitglieder in das von der Auguste-VictoriaPfingsthaus-Stiftung für die Oelberg-Stiftung eingesetzte Kuratorium zu entsenden hat, werden dazu bestimmt: Der Ordenskanzler von Wedel, der Ordenswerkmeister Graf von der Schulenburg-Lieberose, der Rechtsritter Landrat a. D. von Treskow und der Ehrenritter Rittmeister a.D. Kammerherr Freiherr von Kleist in Potsdam. Ferner als Stellvertreter der Ordensschatzmeister von Trotha und der Ordenssekretär Landeshauptmann von Berg, außerdem noch ein in Berlin wohnhafter, später zu benennender Ritter.«262 Zudem wurde die Ölberg-Stiftung vertraglich unter den Schutz des Johanniterordens gestellt und sowohl Hospiz als auch Himmelfahrtkirche dem Orden als »Ordenshaus« zugeordnet, so dass der Orden zum offiziellen Repräsentanten der Stiftung wurde. Noch vor der Grundsteinlegung 1907 traten erste Probleme bei der Realisierung des Bauvorhabens auf. Der Beauftragte Architekt Gause der Firma Gause und Leibnitz starb kurz nach seiner Rückkehr aus Jerusalem, so dass Leibnitz den Berliner Architekten Otto Hoffmann für die Fortführung der Arbeiten engagierte. Gottlieb Schumacher, der anfangs die Bauarbeiten in Jerusalem

262 14. Jb. AVPS 1909, S. 43 – 45. Am 8. Juli 1909 gefasste Vereinbarung zwischen der Pfingsthaus-Stiftung und dem Johanniterorden.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

leitete, hatte viele Unternehmen der deutschen Templer-Kolonien beschäftigt. Zu nennen sind Unternehmen wie Karl (1879 – 1952) und Hugo Wieland jun. (1880 – 1918), die Bauunternehmer Sebastian Blaich (1857 – 1937) und Friedrich Karl Ehmann (1877 – 1926) und der Schreinermeister Christian Imberger (1850 – 1918). Als Schumacher die Bauaufsicht wegen anderer Verpflichtungen für den Deutschen Verein zur Erforschung Palästinas nicht mehr wahrnehmen konnte, sprang Regierungsbauführer Gottlob Benjamin Sandel (1879 – 1966) für ihn ein. Trotz deutscher Fachleute aus Palästina ging die Arbeit vor Ort nur schleppend voran. Die meisten Baumaterialien mussten aus Deutschland importiert werden. Die orientalischen Bauarbeiter hielten sich nicht an das geplante Baupensum und der Transport der Baumaterialien von Jaffa nach Jerusalem verschlang teilweise mehr Geld, als deren Transport per Schiff von Berlin nach Jaffa.263 Schon im Sommer 1909 reisten die Kaiserswerther Diakonissen-Schwestern, die das Gelände bewirtschaften und als Hospiz führen sollten, unter der Leitung von Schwester Theodore Barkhausen (1869 – 1959), der Tochter des Präsidenten des damaligen Oberkirchenrats Friedrich Wilhelm Barkhausen (1831 – 1903), nach Jerusalem und halfen bei anfallenden Arbeiten tatkräftig mit. Im März 1910 wurden alle verfügbaren Arbeitskräfte mobilisiert, um die Räumlichkeiten rechtzeitig zur Einweihung fertigzustellen. Es wurden außer Mitarbeitern aus sämtlichen Templerkolonien auch russische Pilgergruppen engagiert zu helfen, um den Zeitplan einhalten zu können. Das Gebäude war als erstes in ganz Palästina mit einer von Siemens gelieferten elektrischen Lichtanlage ausgestattet. Auch verfügte man über einen Wasseranschluss, der fließendes Wasser gewährleistete. Die vier Glocken wurden von der Firma Franz Schilling in Apolda gegossen. Die Größte, ein Geschenk des Ehrenritters von Bary, trug den Namen »Herrenmeister«. Einerseits wollte er damit die Ölberg-Stiftung symbolisch an den Johanniterorden binden und andererseits den bedeutenden historischen Bezug zwischen dem Johanniterorden und der Stadt Jerusalem unterstreichen. Lediglich das Dach des Glockenturms und einige Dekorationen im Innenraum konnten bis zur Einweihung des Hauses nicht fertiggestellt werden.264 Der frühe Morgen des 9. April 1910 schließlich war von einem überwältigenden Ereignis geprägt: zum ersten Mal ertönten alle vier Glocken der Himmelfahrtkirche gemeinsam mit den Glocken der Erlöserkirche, der Glocke der

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263 Archiv der Tempelgesellschaft Stuttgart, s. Familienakten der Mitarbeiter der Stiftung; 14. Jb. AVPS 1909, S. 23 – 25; Eisler 2011. 264 JOB, Jg. 51, Nr. 5 (1910), S. 36 – 41.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Schneller‘schen Anstalten des Syrischen Waisenhauses und der Glocke der deutschen Weihnachtskirche in Bethlehem. Zusammen mit Prinz Eitel Friedrich, dem Herrenmeister des Johanniterordens, versammelten sich etwa 900 Gäste in der Himmelfahrtkirche. Orgelspiel, Chor- und Gemeindegesang erfüllten den Raum.

60 Auguste Victoria-Stiftung Hauptgebäude, Gesamtansicht

Die Johanniter-Fahne wehte über Haupttor und Ordenshaus. Aus der Weiherede hier einige Abschnitte: »Wenn die Glocken des Hauses läuten dann mag es uns wohl sein, als ob in den Namen, die sie tragen, eine ganze Geschichte christlicher Liebe mitklinge ... Da sehen wir im elften Jahrhundert den edlen Gerhard, der, das Werk der Barmherzigkeit fortführend, der eigentliche Stifter des Ordens wurde, der sich nach Johannes dem Täufer nennt. Da reiht sich an Raymund von Puy, der dem Orden die Regel gab ... Darunten am Grabe des Herrn auf dem Muristan, wo unsere Erlöserkirche steht, die erste Stätte der Barmherzigkeit, und dann bauten sich die Häuser hin und her in der Welt. Die alten Bauten sanken dahin, aber das Werk der Barmherzigkeit Jesu erstand im Johanniter-Orden aufs neue, nun nicht mehr zum Kampf gegen die Ungläubigen, sondern zum Kampf gegen Krankheit und Elend in der Arbeit des Friedens. Auch im Heiligen Lande das [alte] evangelische Hospiz in [der Altstadt von] Jerusalem ... und nun auf des Ölbergs Höhe diese herrliche Stiftung des Glaubens und der 149

Die Blütezeit 1869 – 1914

Liebe zugleich, in der das Werk des Johanniterordens aus alter Zeit in Jerusalem wieder aufgenommen wird, aufgenommen von der Balley Brandenburg, dem evangelischen Zweige des Stammes, des altehrwürdigen Malteserordens ... Eine Johanniterstiftung soll dieses Haus sein, eine Herberge für fromme Pilger, ein Ort der Erholung nach der Arbeit im heißen Lande, eine Heimstätte für die Zusammenkünfte der Christen ...«265

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Torgebäude der Auguste Victoria-Stiftung mit Johanniterflagge

Am 10. April 1910 wurde die katholische Dormitio-Kirche eingeweiht. Am folgenden Tag bildete ein Festmahl im Hospiz der Ölberg-Stiftung den feierlichen Abschluss der Festlichkeiten.266

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265 Ebd, Jg. 51, Nr. 6 (1910), S. 47 – 52, Zitat S. 48. Über die deutschen Festtage in Jerusalem s. auch Carmel 1983, S. 298 – 299; S. 302 – 307 u. S. 309 – 311. 266 Beim Festmahl waren Katholiken und Protestanten zusammengekommen, Mirbach 1911, S. 42 – 62. Er gibt alle Festreden wieder und sogar die Sitzordnung beim Festmahl und die Gästeliste ist auf S. 52 – 54 verzeichnet; über die katholischen Festlichkeiten s. auch Düsterwald 1911; Kohler 2005, S. 449 – 456; Goren 2009, S. 346 – 369.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Am Einweihungstag der Himmelfahrtkirche begründete man in Jerusalem den »Oelberg-Verein«. Alle Festgäste und besonders alle anwesenden Johanniter traten dem Verein bei. Das Jahr 1912 brachte weitere Veränderungen mit sich. Das Kuratorium der Pfingsthaus-Stiftung in Potsdam versuchte beständig, den Ölberg-Verein zu erweitern. In den verschiedenen Königreichen des Deutschen Reichs, besonders in Bayern, Württemberg, Sachsen, aber auch im Ausland wie in Russland, Holland und Belgien entstanden Zweigvereine, die den Ölberg-Verein unterstützten. Für den Verein wurden Satzungen ausgearbeitet, und er konstituierte sich als selbstständiger Verein am 29. Juni 1912. Freiherr von Mirbach, der zwar die Übernahme der Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg durch den Johanniterorden gerne gesehen hätte, schrieb wie folgt:

62 Herrenmeisterwohnung

»So ist die Zeit gekommen, wo wir [die Pfingsthaus-Stiftung in Potsdam] daran denken können zu unserer einfacheren, stillen Arbeit zurückzukehren und die Ölberg-Stiftung durch Loslösung von uns selbstständig zu machen. Die Übernahme derselben durch den Johanniter-Orden, wie es anfangs geplant war, ist aus finanziellen Rücksichten für den Orden zunächst unausführbar. Die Stiftung stehe aber als Johanniter-Ordenshaus weiter unter dem Schutze des Ordens, von dem sie dauernd eine große jährliche Beihilfe erhält. So wollen wir jetzt eine selbständige Oelberg-Stiftung begründen, deren Hauptbestandteil und Haupthelfer der Oelberg-Verein sein wird ... Es ist alles so weit gefördert, daß die Selbständigmachung der Oelberg-Stiftung bei 151

Die Blütezeit 1869 – 1914

der in den nächsten Tagen stattfindenden Generalversammlung des OelbergVereins verkündet werden kann.«267 Der Ölberg-Verein trennte sich von der Pfingsthaus-Stiftung am 12. März 1913 und wurde am 28. Mai 1913 zur eigenständigen Stiftung.268 Seitdem stand die Stiftung satzungsgemäß unter dem Schutz des Johanniterordens. Im Jahre 1914 zählte die Ölberg-Stiftung über 1000 Mitglieder mit einem Beitragsaufkommen von über 50.000 Mark im Jahr.269 Bis zum Jahre 1917, der Eroberung Jerusalems durch die Engländer, hatte sich der juristische Status der Stiftung nicht geändert. Am 9. Dezember 1917 wurde die Auguste Victoria-Stiftung von den Engländern eingenommen. 1918 wurden alle Deutschen aus Jerusalem und den Templersiedlungen der Südkolonien, Jaffa, Sarona und Wilhelma nach Ägypten deportiert. Schwester Theodora Barkhausen weigerte sich jedoch standhaft, Jerusalem zu verlassen. Sie durfte schließlich im Aussätzigen-Asyl in der Nähe der Stiftung bleiben. Der Spanische Konsul Graf Antonio de la Cierva Lewita de Ballobar vertrat damals die deutschen Interessen. Er konnte viele der zurückgelassenen Wertsachen retten, und es gelang ihm insbesondere, die Räume der Herrenmeister-Wohnung samt Inventar zu versiegeln. Trotz allem stand die Zeit von 1918 bis 1920 im Zeichen der Verwahrlosung. Britische Soldaten achteten wenig auf das Interieur. Dies sollte sich erst ändern, als der englische Oberkommissar Sir Herbert Samuel (1870 – 1963) das Gelände im Juli 1920 übernahm. Die Klärung der Eigentumsfrage gestaltete sich problematisch. Die Engländer, die das Gelände erwerben wollten, boten nur einen vergleichsweise sehr niedrigen Preis, den weder Theodora Barkhausen noch der Stiftungsrat akzeptieren wollten. Letztendlich einigte man sich darauf, dass die englische Regierung das Gelände pachtete. Erst ab 1923 konnte die deutsche Gemeinde die Himmelfahrtsgottesdienste und das Pfingstfest wieder auf dem Ölberg feiern. Das Jahr 1927 wurde zum Schicksalsjahr für die Auguste Viktoria-Stiftung. Ganz Palästina wurde am 11. Juni von einem schweren tektonischen Beben heimgesucht. Kurz danach gab der englische Gouverneur Palmer das Gebäude mit Gelände der Stiftung zurück. Doch Hospiz und Kirche waren schwer beschädigt. Das Stiftungskuratorium schlug vor, Gelände samt Bauten der Kaiserswerther Diakonissenanstalt oder dem Johanniterorden kostenlos zu überlassen. Beide

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267 17. Jb. der Auguste Victoria-Stiftung (1912), S. 47. 268 18. Jb der Auguste Victoria-Stiftung (1913), Anlage 4, S. 64 – 72. 269 17. Jb Auguste Victoria-Stiftung (1912), S. 21 – 22.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Institutionen lehnten diesen Vorschlag 1928 anfangs ab.270 1936 wurde die Satzung der Stiftung geändert und die Kaiserswerther Anstalten übernahmen die Verantwortung für das gesamte Gelände. Der Johanniterorden sollte eine unterstützende Rolle beim Bau des neuen Hospitals spielen. 1936/1937 wurden seitens der englischen Regierung 60.000 englische Pfund als Darlehen für ein neues Hospital zur Verfügung gestellt. Als problematisch erwies sich jedoch, dass das Gelände von der Stiftung zuvor an die britische Verwaltung Jerusalems vermietet worden war. Erst im September 1937, als die englische Verwaltung dort auszog, konnte wieder mit Planungen begonnen werden. Das Hospiz wurde von diesem Zeitpunkt an als Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonissen genutzt. Im August 1939 standen die Umsiedlung der Mädchenschule Talitha Kumi und der Baubeginn eines neuen Krankenhauses unmittelbar bevor, als alles durch den Ausbruch des II. Weltkriegs in sich zusammenbrach271 . Das Gelände wurde erneut von der britischen Armee als Militär-Lazarett genutzt, das Gelände des Syrischen Waisenhauses wurde 1940 zu einer britischen Kaserne. Nach dem Krieg versuchte Propst Johannes Döring (1900 – 1969) erfolglos, eine Lösung für das beschlagnahmte Krankenhaus zu finden. Auch der Vermittlungsversuch der amerikanischen lutherischen Kirche blieb erfolglos. Am Ende des arabisch-jüdischen Krieges von 1948/1949 lag die Auguste Victoria-Stiftung im jordanischen Teil Jerusalems, der benachbarte Hügel der Hebräischen Universität gehörte zum israelischen Staatsgebiet. Das Rote Kreuz richtete im Sommer 1948 auf diesem Gelände ein Krankenhaus ein, mit dem der damalige Propst im Auftrag von der Kaiserswerther Diakonie einen Mietvertrag abschloss. Ab Mai 1950 übernahm der Lutherische Weltbund (LWB) das Flüchtlingskrankenhaus und betrieb es weiter treuhänderisch.272

270 EZA, Best. 56, Akte 195, Brief vom 24. Oktober 1928. Vom 24. März 1928 bis zum 8. April 1928 fand im Gebäude die internationale Weltmissionkonferenz statt. 50 Nationen mit ca. 250 Delegierten aus Afrika, Amerika, Asien und Europa versammelten sich in Jerusalem. Trotz dieses Neuanfangs konnte man sich in Potsdam nicht über eine Zukunftsperspektive für Gebäude und Gelände einigen. Über die Missionskonferenz auf dem Ölberg s. Schlunk 1928. Wawrzyn 2005, S. 103 – 109. 271 Hertzberg 1965, S. 94. Wawrzyn 2005, S. 31 – 34. 272 AFKSK, DA 2 – 1, Akte 216, LWB an Robert Frick am 26. Juli 1950.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

»In der Auslegung der Treuhandschaft bestanden, gelinde gesagt, ‚Auffassungsunterschiede‘ zwischen dem Vorsitzenden der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung und gleichzeitigem Vorstandvorsitzenden der Diakonissenanstalt Kaiserswerth, Hans von Cossel, und dem Lutherischen Weltbund. Nach von Cossels Meinung überschritt der Lutherische Weltbund immer wieder seine Kompetenzen, verwaltete das Stiftungseigentum relativ selbstherrlich und kam der eingegangenen Verpflichtung, die Gebäude zu erhalten und ihrer alten Zweckbestimmung zuzuführen, nicht nach.«273 Das Vermögen der Stiftung verblieb weiterhin in Händen des Diakonissenwerks Kaiserswerth in Düsseldorf. Verschiedene Pläne zur Nutzungsänderung wie z.B. die Gründung eines Zentrums für ökumenische Zusammenarbeit lagen vor, wurden aber nie realisiert.274 Es soll auch nicht vergessen werden, dass der Leiter Kaiserswerths, Hans von Cossel, nicht nur als Vorsitzender der Auguste Victoria-Stiftung fungierte, sondern ab 1958 auch Ordenskanzler des Johanniterordens war. Ihm standen das Wohl des ehemaligen Ordens-Hauses und der Gründungszweck der Stiftung noch vor Augen. Hans v. Cossel bestand darauf, dass wenn die Satzung der Auguste Victoria-Stiftung geändert würde und die Kaiserswerther Diakonie die Stiftung an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) weiterleitete, im Vorstand weiterhin auch die ehemaligen verantwortlichen Institutionen ein Mitspracherecht haben sollten. Dies bedeutete, dass sowohl Kaiserswerth als auch der Jerusalemsverein zu Berlin und der Johanniterorden im Vorstand der Stiftung eingebunden werden sollten.275 Erst Ende November 1966 trat die neue Satzung in Kraft, mit der die Kaiserswerther Diakonissenanstalt die Geschäfte der Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg der EKD übertrug. Im Vorstand waren jetzt neben den drei Mitgliedern vom Kirchlichen Außenamt, Diakonischen Werk und LWB auch drei Mitglieder des bisherigen Trägers. Seither steht die Auguste Victoria-Stiftung, in deren Gebäuden bis heute der LWB treuhänderisch das Hospital betreibt, unter der Obhut der EKD.276 Im Jahre 1982 wurde auf dem Gelände der Auguste Victoria-

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273 Kaminsky 2010, S. 188. 274 EZA, Best. 56, Akte 195, verschiedene Vorschläge zu Nutzung der Auguste VictoriaStiftung seitens Propst Weigelt und Frick in Kaiserswerth. 275 Über die verschiedenen Diskussionen und Sitzungen über das Schicksal der Auguste Victoria-Stiftung s. Kaminsky 2006; s. auch Kaminsky 2010, S. 184 – 201. 276 Ebd.; S. auch Kaminsky 2006.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

Stiftung die Arbeit des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaften des Heiligen Landes (DEI), die ab 1953 wieder aufgenommen worden war, ins Gärtnerhaus der Stiftung verlegt.277

63 Gärtnerhaus der Auguste Victoria-Stiftung als Sitz des DEI

Im Sechs-Tage-Krieg 1967 trafen drei Granaten das Dachgeschoss des Krankenhauses. Es konnte aus Geldmangel nur notdürftig repariert werden. In den Jahren 1969 bis 1971 wurde die Himmelfahrtkirche von der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache genutzt, besonders während der Restaurierung der Erlöserkirche. Auch deutsche Pilgergruppen nutzen in diesen Jahren die Kirche, bis sie 1972 zum Teil zu einem Lagerraum des angrenzenden Hospitals wurde. Im Jahre 1986 fasste das Kuratorium der Auguste Victoria-Stiftung weitreichende Beschlüsse zur notwendigen Restaurierung und Erhaltung der Kirche. Ein Jahr später wurde ein Bauausschuss berufen, und die Restaurierungsarbeiten an der deutschen Himmelfahrtkirche nahmen Gestalt an. Nach drei Jahren tatkräftiger Arbeit wurde sie am 24. Mai 1990 wieder eingeweiht.278 Nach dieser Einweihung konnte das Evangelische Pilger- und Begegnungszentrums errichtet werden, was für Jerusalem einen großen Gewinn darstellt. Konzerte, Pilgerbesuche, Vorträge für Touristen aus aller Welt und besonders aus Deutschland, Ausstellungen und internationale Tagungen sind nur ein Teil der vielfältigen Veran-

277 Fritz 1998, S. 201 – 208. 278 Über die Planungen der Restaurierungen der Kirche s. Trensky 1990; Wenzel 1999; s. auch über die Auguste Victoria-Stiftung, Strobel 1992; Krüger 2006; Krüger 2010.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

staltungen, die das Zentrum seit seiner Gründung angeboten hat. Es wurde zum Beispiel die vom Landeskirchlichen Archiv Stuttgart zusammen mit dem Verein für württembergische Kirchengeschichte erstellte Ausstellung »Deutsche im Heiligen Land – Der deutsche christliche Beitrag zum kulturellen Wandel in Palästina« 2005 im Kaisersaal gezeigt, im Rahmen des Jubiläums »40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland«.279

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Austellung »Deutsche im Heiligen Land« im Jahre 2005

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jübiläum der Grundsteinlegung 2007 wurde beschlossen, den ehemaligen Festsaal der Auguste VictoriaStiftung zu restaurieren. In mühseliger Arbeit wurden die Radkronleuchter, die Wandmalereien, das Barbarossa-Mosaikgemälde wie auch die Holzdecken und der Kamin originalgetreu restauriert. Zum 100. Jubiläum im April 2010 konnte unter Beteiligung des Chefs des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen (1976* der Ururenkel der Kaiserin Auguste Victoria), der renovierte Saal wieder eingeweiht werden.280 Der Initiative von Propst Uwe Gräbe ist es zu verdanken, dass einige Monate später der

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279 Zur Ausstellung wurde ein Katalog herausgegeben: Eisler/Reuter 2005; S. auch: www.ekiba.de/3229_3313.php. 280 Dass Prinz Georg Friedrich zur Wiedereinweihung des Kaisersaales gekommen war, zeigt wiederum die tief liegende Verbindung des Hauses Hohenzollern mit dem Heiligen Land. Darüber s. Eisler 2005, S. 5 – 15.

Vom Kaiserbesuch bis zum Ersten Weltkrieg

historische Altar des Syrischen Waisenhauses von 1910 zum 150-jährigen Jubiläum der Schneller‘schen Anstalten im Nahen Osten in die Himmelfahrtkirche der Kaiserin Augsute Victoria-Stiftung auf dem Ölberg versetzt werden konnte.281

65 Programm zum 100-jährigen Jubiläum der Auguste Victoria-Stiftung 2010 im renovierten Kaisersaal

Im Jubiläumsjahr beschlossen die Leiter des Pilgerzentrums, Pfarrerin Ulrike und Pfarrer Michael Wohlrab, die Schriftenreihe »Edition Auguste Victoria« herauszugeben, die kurze Einblicke in die Geschichte, die Kultur und die Religio-

281 S. Jerusalem Gemeindebrief – Stiftungsjournal für Gemeinde, Pilger, Touristen, Archäologen, Studierende und Volontäre, Nr. 1 u. Nr. 3, (2010), S. 5 u. S. 28 – 30.

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Die Blütezeit 1869 – 1914

nen des Landes vermittelt.282 Dadurch werden neben dem Lutherischen Weltbund auch die Evangelische Kirche in Deutschland und der deutsche Johanniterorden auf dem Ölberg wieder so gebührend dargestellt, wie es ihrer maßgeblichen Rolle bei der Entwicklung der Auguste Victoria-Stiftung und die Absicht der Stifter von 1910 entspricht.

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282 S. erste Veröffentlichung der Reihe über den evangelisch-kirchlichen Hilfsverein und sein Wirken in Jerusalem, der Johanniterorden und die Sauer-Orgel in der Himmelfahrtkirche.

Teil IV

Das Johanniter-Hospiz in schweren Zeiten 1914 – 1963

10. Das Johanniter-Hospiz vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges bis zur Staatsgründung Israels 1914 – 1948 Das Johanniter-Hospiz war die erste deutsche Anstalt, die nach dem Ersten Weltkrieg wieder in deutsche Hand zurückkehrte. Nach der Eroberung Jerusalems 1917 durch die Engländer wurden die Deutschen nach Ägypten gebracht und in Helouan interniert. Noch vor der Internierung des Hausvaters Blankertz hatte die englische Militärregierung mehrere Räume des Johanniter-Hospizes beschlagnahmt und arabischen Flüchtlingen aus der Region Es-Salt im Ostjordanland zur Verfügung gestellt. Weitere Flüchtlingsfamilien kamen nach Kriegsende und bewohnten das Haus in den Jahren 1918 – 1920. Erst Anfang 1920 bekam der spanische Konsul Antonio de la Cierva Graf von Ballobar (1885 – 1921), der die Interessen der Deutschen im Heiligen Land zu Kriegszeiten vertrat, die Schlüssel des Hospizes zurück.283 In einem Schreiben des Ordenskanzlers an Propst Friedrich Jeremias, der in Dresden verweilte, schrieb v. Maltzahn wie folgt: 1. Der Betrieb des Hospizes in Jerusalem soll unter den in Ihrem Schreiben angegebenen Formen wieder aufgenommen werden. Der Hausvater Blankertz tritt als Verwalter wieder ein und erhält auch für die Zeit seiner Abwesenheit in Helluan sein Gehalt nachgezahlt. Er ist bei der Verwaltung in zweifelhaften Fragen an die Entscheidung von Schwester Theodore Barckhausen gebunden. 2. Ersatzstücke für das verlorene oder verdorbene Inventar des Hospizes sind bei sich bietender Gelegenheit nach Maßgabe der vorhandenen Mittel zu beschaffen. 3. An dem Hause sind die dringend notwendigen Reparaturen vorzunehmen.

283 Über die Rahmenbedingungen der Mandatszeit s. Löffler 2008, S. 104 – 121; Hertzberg 1965, S. 61 – 63. EZA, Best. 5, Akte 2027, Brief von Graf von Arnim-Boitzenburg (1867 – 1933), Johanniter Werkmeister, an den Präsidenten des Kirchenausschusses Möller 12. August 1920.

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4. Die Schwester Theodore Barckhausen wird ermächtigt, die dem spanischem Konsulat telegraphisch überwiesenen Gelder nach Bedarf abzuheben und deren Verwendung für das Hospiz zu leiten. Dem spanischen Konsulat in Jerusalem ist telegraphisch die Summe von 400 Pfund ägyptisch mit dem Ersuchen überwiesen, bis zu diesem Höchstbetrage der Schwester Theodore Barckhausen Zahlungen für das Johanniter-Hospiz in Jerusalem zu leisten …284 Schon im Herbst 1920 konnte das Gebäude renoviert werden. Schließlich kehrte auch Wilhelm Blankertz aus der Internierung zurück. Der erste Gästebucheintrag in der Nachkriegszeit stammt vom schwedischen Vikar Soen Linder aus Uppsala vom 26. Februar 1921. Am 22. Mai 1923 wurde das Johanniter-Hospiz im Rahmen der Einführung der Mandats-Grundstücksbücher auf den Namen des Deutschen Johanniterordens eingetragen. Die vorherige Eintragung wurde auf den Namen des deutschen Konsuls und Konsulats geführt.285 Bis 1925 beherbergte man im Hospiz nur Gäste der ersten Klasse. 1925 waren einige Dutzend Fremdenlegionäre aus dem Libanon im Hospiz untergebracht. Diese Nachkriegsszeit spiegelt sich im Bericht von Gustav und seinem Bruder Joseph Schneider aus Fürth, wieder: »... Also auf in das Johanniterhospiz! Der Hausvater Blankertz, ein Mann in den fünfziger Jahren war286 ein Bekanter der beiden [die uns das Hospiz empfahlen] ... Im Johanniterhospiz bezogen wir ein großes, helles Zimmer mit sechs eisernen Betten. Schneeweiß überzogen. Anschließend eine Dusche mit warmem Wasser. Wir mussten uns in ein Gästebuch eintragen, in dem sich bereits viele mit Zeichnungen und Gedichten verewigt hatten. Auch viele Fremdenlegionäre hatten ihre Namen und Adressen zurückgelassen.287 Bei einer späteren Unterhaltung mit dem Hausvater [Blankertz] erzählte er uns, dass durch den [1925 ausgebrochen] Krieg im Libanon sehr viele Legionäre davonliefen, sich bis nach Jerusalem oder irgendeinem Ort im englisch

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284 EZA, Best. 55, Akte 269, Brief von Freiherr v. Maltzahn an Propst Jeremias vom 10. November 1920. 285 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, 1. Gästebuch des Hospizes 1862 – 1924. LAELKB, Vereine und Institutionen III/56 (Bayerische Genossenschaft des Johanniterordens) Nr. 399. Kopie des Grundstückseintrages; Hertzberg 1965, S. 62. Harald Graf v. Posadowsky-Wehner, Das Johanniter-Hospiz in Jerusalem an der Via Dolorosa, Johanniterordensblatt, April 1985, S. 10. 286 Blankertz war damals schon über 70 Jahre alt. 287 Leider konnte das zweite Gästebuch, das 1925 angelegt wurde, nicht gefunden werden.

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bestetzten Gebiet durchschlugen und vom deutschen Konsul hierher, bis zur Reglung ihrer Abreise, eingewiesen wurden ... Alle Unkosten [für die Fremdlegionäre] trug die Auslandshilfe der evangelischen Kirche in Deutschland. Die vielen Fremdenlegionäre steigerten die Ausgaben enorm. Er hatte Sorgen die Lage finanziell meistern zu können. Ich erklärte ihm, dass wir gerne etwas bezahlen wollten. Doch das lehnte er ab, denn wir seien ja wirkliche Gäste im Heiligen Land ... Eine junge Araberin machte im Zimmer sauber, sorgte auch dafür, dass die Betten immer gemacht waren ... Abends saßen wir beim Hausvater. Er war Witwer, doch lebte seine 25jährige Tochter bei ihm. Sie gehörte zum Haus, machte die Schreibarbeiten, wie ich bald feststellen konnte. Sie war eine sehr elegante Dame. Gut, sie redete mit uns, sie erzählte, dass sie verlobt sei, ihr Bräutigam in Amman wohne und sie bald heiraten und dorthin ziehen würde. Leider wäre [dann] ihr Vater alleine.«288 Nach fast 20-jähriger Tätigkeit verabschiedete sich Wilhelm Blankertz am 1. Mai 1927 aus Altersgründen in den wohlverdienten Ruhestand.289 An seine Stelle trat Fritz Lorenz mit seiner Frau Lina geb. Palmer (die Tochter des Architekten Paul Palmer [1856 – 1935]). Im Lokal-Komitee hatte, wie schon vor dem Krieg, der deutsche Generalkonsul den Vorsitz inne, sein Stellvertreter war der Jerusalemer Propst. Auch der Hausvater nahm als gleichberechtigtes Mitglied an den Sitzungen teil.290 Dies sollte sich ab 1926 ändern, als Konsul Nord sein Amt übernahm. Nord meinte, dass er »sich Fälle denken könnte, in denen der Vertreter des Reiches seine Autorität wirksamer in die Wagschale werfen könne, wenn er unbeteiligt sei als wenn er Partei sei … Es würde das Beste sein, wenn der Propst der offizielle Vorsitzende des Kuratoriums würde.« Einige Wochen nach dieser Sitzung konnten sich die Mitglieder in Jerusalem treffen und empfahlen dem Orden, die Satzung zu ändern, so dass ab 1927 der Konsul nur ständiger Berater

288 Steiner/Schneider 2006, S. 62 – 64. 289 Blankertz zog nach seiner Pensionierung zu seiner Tochter nach Amman. Ev. Gemeindeblatt Jerusalem, Jg. 6, Nr. 1 (1930), S. 6; s. EZA, 5/1947 Bericht über den Tod von Wilhelm Blankertz im Dezember in Amman u. EZA, Best. 56, Akte 185, Jahresbericht 1930. 290 Bethel, Archiv Nazareth, N-ST-327, s. dort Vertrag mit Fritz Lorenz und seiner Frau Lina, geborene Palmer vom 30. April 1927, s. dort auch Dienstanweisungen für den Hausvater des Johanniter-Ordens-Hospizes in Jerusalem. Die Dienstanweisung wurde in 5 Abschnitte geteilt: 1. Leitung des Hospizes, 2. Ankäufe für Hospiz und Küche, 3. Dienstpersonal, 4. Hausordnung, 5. Führung des Hospizes im Christlichen Geiste. EZA, Best. 5, Akte 1947, Jahresberichte über die Gemeinde Jerusalem, darunter fast immer auf Seite 6 Kurzbericht über das Johanniter-Hospiz, s. Jahresberichte 1926, 1927, 1928.

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im Kuratorium war und der Vorsitz vom jeweiligen amtierenden Propst übernommen wurde.291 Die Jahre 1927/1928 sollten arbeitsreiche Jahre für Familie Lorenz werden. Das schwere Erdbeben vom 11. Juli 1927 machte unzählige Reparaturarbeiten nötig; zudem nutzte man die Gelegenheit, im Winter 1928 das Gebäude an die Stromversorgung anzuschließen. Schließlich setzte man die Preise für Übernachtungen auf 550 Mils in der Saison und 400 Mils außerhalb der Saison fest, um so einigermaßen den Unterhalt des Gebäudes bestreiten zu können.292 Reisegesellschaften, die jahrzehntelang Pilger nach Jerusalem gebracht hatten wie das Stuttgarter Reisebüro »Kaiser«, teilten in den Jahren 1929 bis 1931 sogar Reisegruppen auf, um im Hospiz Gäste unterzubringen, was aber den Veranstaltern auf Dauer doch zu aufwändig war, und so hatte das Hospiz trotz Modernisierung mit großen Problemen zu kämpfen.293 Hier eine Einschätzung vom Ende der 1920er Jahre: Die Arbeit im Johanniter-Hospiz in Jerusalem ist z. Zt. eine kleine Arbeit. Das hat verschiedene Gründe. Es gibt viele Touristen, die den Wunsch haben, mit ihrem Reisegepäck bis vor ihre Pension oder ihr Hotel zu fahren. Das ist ihnen heute sehr erleichtert, da bis auf das österreichische und unser Hospiz heute alle Hotels und die vielen Pensionen, die immer neu aufgemacht werden, außerhalb der Altstadt liegen und mit dem Auto erreicht werden können. Auch gibt es eine Anzahl Touristen, die sich scheuen, noch abends allein durch die Altstadt zu gehen. Von diesen Touristen werden wir kaum jemand je in unser Hospiz bekommen. Es gibt aber auch Reisende, denen es interessant wäre, mitten in der Altstadt einige Tage zu wohnen und von da den Blick nach dem Tempelplatz und den Rundblick über die Dächer der Altstadt mit seinem eigenartigen Zauber, besonders bei Mondschein, zu genießen. Diese Reisenden könnten herangezogen werden, wenn der Hospizvater genügend Verbindung mit den

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291 EZA, Best. 56, Akte 185 Schreiben vom 5. Oktober 1926 nach Berlin und Schreiben von Propst Hertzberg nach Berlin vom 26. Oktober 1926, von wo auch das Zitat Dr. Nords stammt. 292 Im Mandats-Palästina und Transjordanien war von 1927 – 1948 1 Pfund geteilt in 1000 Mils 293 EZA, Bestand 5, Akte 3123, Langer Bericht des Reiseunternehmers »Kaiser« und der Geschäftsstelle für Ev. Gesellschaftsreisen ins Heilige Land über ihre Tätigkeit in Jerusalem noch zur Zeit Beyers und Blankertz vom 17. Juli 1934. EZA, Best. 56, Akte 185, Berichte von Okt. 1928 bis Sep. 1929 und Jahresbericht 1929/1930 ebd.

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Reisegesellschaften und mit den Veranstaltern solcher Reisen in der Heimat hätte.294 Familie Lorenz gelang es nicht, einen Aufschwung für das Hospiz herbeizuführen. Die Konkurrenz von jüdischer Seite war in der Neustadt zu groß. Der Betrieb kam fast zum Erliegen. Anfang 1934 bat der Hausvater Lorenz, aus seiner Stellung ausscheiden zu können, da der Posten seiner Frau wegen ihrer Venenerkrankung zu schwer geworden war. Nachdem er eine andere Stellung gefunden hatte, stellte ihn das Ortskuratorium ab April 1934 frei.295 Trotzdem hoffte Propst Ernst Rhein (1885 – 1969), dass jetzt mit neuen Hauseltern eine Änderung dieses Zustandes herbeigeführt werden könnte. In seinem Bericht zur Lage des Hospizes macht Rhein konkrete Lösungsvorschläge und schildert die Änderungen, die man sich von neuen Hauseltern erhoffte: ... Außerdem gibt es immer wieder Tage, wie besonders um Ostern herum, wo in Jerusalem kaum ein Bett aufzutreiben ist. In diesen Zeiten könnte auch unser Hospiz Gäste haben, unter Umständen unter Heranziehung unseres Muristan-Hospizes in der Altstadt296 , wenn der Hausvater sich energisch um die Belegung seines Hospizes kümmern würde. – Es besteht ferner begründete Aussicht darauf, daß die Deutschen aus unseren Kolonien in Palästina und Syrien bei ihren geschäftlichen Besuchen in Jerusalem sehr gerne unser Hospiz aufsuchen würden, wenn für sie ein besonderer Preis gemacht würde. Vielen wird es lieb sein, bei solchen Besuchen nicht auf die Gastfreundschaft ihrer Verwandten oder Bekannten angewiesen zu sein. Auch die Archäologen, die wieder zu Kursen im Muristan wohnen, würden bei der Nähe zum Johanniter-Hospiz (3 Min.) ihre Mahlzeiten in unserem Hospiz regelmässig wieder einnehmen. – Eine Vorbedingung dazu ist nun aber, dass eine gute Küche geführt wird. Auf diesem Gebiete ist augenblicklich in Jerusalem die Konkurrenz groß und es war nicht die Gabe der bisherigen Hausmutter, mit geringen Mitteln schmackhafte und abwechslungsreiche Mahlzeiten zu gestalten, wie das in einer gut geführten bürgerlichen Küche möglich ist. Es ist z. B. erstaunlich, was in dem katholischen deutschen Hospiz der Borromäerin-

294 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniter-Ordens, Maschinenschriftlicher Lage-Breicht ohne Unterschrift. 295 Ev. Gemeindeblatt Jerusalem, Jg. 10, Nr. 5 (1934), S. 39; EZA, Best. 56, Akte 185, Protokoll des Ortskuratoriums des Hospizes vom 6. Februar 1934 und Schreiben von Propst Rhein an die Ev. Jerusalem-Stiftung ebd. vom 16. März 1934. 296 Hier ist die heutige Propstei, Sitz des Propstes in der Altstadt gemeint. In den 1930er Jahren befand sich die Propstei noch in der Propheten Str. außerhalb der Altstadtmauern.

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nen und in der Schweizer Pension der Frau Almasie, die ein Gemeindeglied von uns ist, für einen Pensionspreis von 40 Piaster (der freilich in der Saisonzeit vom 1. März bis 1. Mai bei dem Andrang der Touristen bis auf 60 Piaster steigt) geleistet wird. Wenn der Hausvater dann noch die Gabe besitzt, soweit es ihm seine Zeit erlaubt, als »Reiseführer« kraft seiner arabischen Sprachkenntnisse Reisegesellschaften hie- und dahin zu begleiten, so wird das eine weitere Anziehung für unser Hospiz bedeuten. Es ist wirklich bedauerlich, welchen unfähigen einheimischen Führern die Reisegesellschaften oft ausgeliefert sind. Daher werden die katholischen Pilgergesellschaften sehr häufig von jungen Geistlichen geführt, die der arabischen Sprache mächtig sind, – eine außerordentlich wichtige Angelegenheit. Das Ortskuratorium ist der Überzeugung, dass bei einem Hausvater, der gewandt, geschäftlich tüchtig, evangelisch interessiert ist und sich wirklich für das Hospiz und seine Entwicklung einsetzt, trotz der anfangs erwähnten Schwierigkeiten unser Hospiz einen neuen Aufschwung nehmen kann. Es müssten persönliche und geschäftliche Beziehungen zwischen dem Hausvater und den deutschen Kolonien gepflegt werden, desgleichen zu den evangelischen Missionen in Palästina und Syrien (z.B. zu dem Karmelheim in Haifa, mit der Assuan-Mission u. a. m.). Auch jede persönliche Kontaktaufnahme des Hausvaters nach Deutschland hin mit irgendwelchen Anstalten der inneren oder äußeren Mission (z.B. mit Bethel) und mit christlichen Hospizen dort würde der Sache dienen. Unser Johanniter-Hospiz würde wohl zweckmässig auch in das Verzeichnis des Verbandes der christlichen Hospize aufzunehmen sein. Bei der heutigen Lage des Hospizes würde aller Wahrscheinlichkeit nach der Johanniterorden, Balley Brandenburg, keine Bedenken dagegen haben. Es kommt vor, dass in anderen Pensionen Engländerinnen, die sich hier 3 – 4 Monate aufhalten, für diese ganze Zeit Wohnung nehmen. Warum ginge das nicht bei uns? Aufrecht zu erhalten bliebe die Aufnahme der deutsch-evangelischen Wanderer und der aus Syrien entflohenen, immer wieder zu uns herüberkommenden deutschen Fremdenlegionäre in dem sog. Fremdenlegionärs- und Wanderherbergszimmer. Es handelt sich also darum, dass das Johanniter-Hospiz neu aufgebaut wird. Es ist die Ansicht des hiesigen Ortskuratoriums, dass es zweckmässig sei, einem deutsch-evangelischen tüchtigen Diakon mit seiner Frau die Leitung des Hospizes anzuvertrauen. Innerhalb von 5 Jahren wäre dann zu sehen, ob der Versuch eines Neuaufbaus des Hospizes den gehegten Hoffnungen entsprochen hat. Es haben sich verschiedene Diakonenanstalten bereits dazu bereit erklärt, die Stelle des Hausvaters mit einem ihrer Diakone zu besetzen. – Das Ortskuratorium hat sich dahin entschieden, dem Orden vorzu-

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schlagen, mit der Diakonenanstalt Nazareth in Bethel bei Bielefeld weiter zu verhandeln, da uns ein dort zur Verfügung stehenden Bruder, der 5 Jahre im Syrischen Waisenhaus an leitender Stelle war, und das Arabische in vorzüglicher Weise beherrscht, für den Posten des Hausvaters besonders geeignet erscheint.297 Das Kuratorium machte sich auf die Suche nach geeigneten Kandidaten. In der Zwischenzeit hatte ab April 1934 Marie Künzler, die Tochter des schweizer Armenienmissionars Jakob Künzler (1871 – 1949) die Aufsicht über Haus und Küche im Hospiz übernommen.298 Ernst Rhein versuchte, einen Diakon aus Bethel für das Hospiz zu gewinnen. Das Diakonenhaus »Nazareth«, das mit Johannitergeldern im 19. Jahrhundert in Bethel gebaut wurde und in enger Verbindung zum Orden stand, sandte seit Jahren schon Diakone nach Jerusalem zum Dienst im Syrischen Waisenhaus der Familie Schneller.299 Aus dem Syrischen Waisenhaus meldeten sich einige Bethelbrüder auf die vakante Stelle. Zwei Bewerber gaben gar ihre NS-Parteizugehörigkeit (1935!) als Grund an, weswegen sie für diesen Posten besonders geeignet seien.300 Propst Rhein als Leiter des Hospizkomitees hingegen versuchte, den parteilosen Betheldiakon namens Alfred Kluge (1900 – 1993), der in den 1920er Jahren schon in Jerusalem im Syrischen Waisenhaus tätig gewesen war, mittlerweile aber in Afrika sich befand, jetzt nach Jerusalem zurückzuholen.301

297 Ebd. Bericht von Propst Ernst Rhein vom 16. März 1934, Bl. 2 – 4. Dieser Bericht ist auch im Nazareth Archiv unter N-ST-327 zu finden. 298 Nazareth-Archiv v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel, Bestand N-ST-327, Brief von Pastor Tegtmeyer an Propst Ernst Rhein am 18. April 1935; s. auch Ev. Gemeindeblatt Jerusalem, Jg. 10, Nr. 5 (1934), S. 39; EZA, Best. 56, Akte 185, Jahresbericht vom 1. Oktober 1933 bis 1. Oktober 1934. 299 Über das Syrische Waisenhaus in der Mandatszeit s. Löffler 2008, Kap. 5, besonders 5.8 – 5.14. Über die Verträge des Syrischen Waisenhauses mit Bethel s. LKA Stuttgart, Best. K8, Akte 164, Verträge zwischen dem Syrischen Waisenhaus und dem Diakonenhaus Nazareth in Bethel-Bielefeld 1930 – 1939 und Personalia-Akten Nr. 16 – 18. 300 Einer dieser Brüder war Gottfried Klaiber (1899 – 1983) s. LKA Stuttgart K8, und LKA Stuttgart, Archiv Karlshöhe, L2, PA Klaiber, Nr. 677, Schreiben von Propst Ernst Rhein an Friedrich Mößner (1879 – 1955), Leiter der Karlshöhe vom 7. Feb 1934 und 2. März 1934. Über die Vorstellung, Kluge oder Klaiber anzustellen, s. EZA, Best. 56, Akte 185, Protokoll vom 6. Febuar 1934. 301 Archiv Nazareth-Bethel, s. Akte Jerusalem, Johanniter-Hospiz, 1934 – 1940 Korrespondenz N-ST-327, Briefe vom 7. Feb 1934; 13. Februar 1934; 22. Feb. 1934. Eine Diskussion gab es auch über die Braut von Diakon Kluge, da der Orden nur einen Diakon einstellen wollte, der auch verheiratet war.

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Hauseltern Kluge in ihrer Wohnung im Jerusalemer Johanniter-Hospiz 1935

Nachdem Kluge sich bereit erklärt hatte, die Stelle anzunehmen, bekam er von Bethel und dem Johanniterorden die Stelle zugesichert. Im Dezember 1934 schrieb Propst Rhein an Diakon Kluge wie folgt: »Da Sie sicherlich sehr auf Antwort warten, teile ich Ihnen kurz mit, dass in der letzten Sitzung des Ortskuratoriums beschlossen worden ist, der Balley Brandenbug des Johanniter-Ordens in Berlin zu empfehlen, Sie als Hausvater für das Johanniter-Hospiz zu berufen ... Ich habe ... keine Bedenken, dass der Orden unserem Vorschlag entsprechen wird ... Unser Vorschlag an den Orden geht nun dahin, das Sie zum 1. Oktober 1935 hierher kommen, dann zusammen mit ihrer zukünftigen Frau. Bis dahin hat Frl. Kuenzler zugesagt, das Hospiz weiterzuführen.«302 Der Orden wartete noch ab, bis Kluge in Deutschland geheiratet hatte, wodurch das Hospiz gleichzeitig in Karoline Kluge (1905 – 1996) eine Hausmutter erhielt.303 Im Oktober 1935 erfolgte die Anstellung und einen Monat später die

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302 Ebd. Schreiben von Rhein an Kluge vom 27. Dezember 1934. 303 Ebd. Brief vom Johanniter-Orden vom 3. Mai 1934 mit Beschluss des Ordens aus Berlin. Schreiben von Rhein an Tegtmeyer vom 6.06.1934 über die Rolle der Hausfrau im Hospiz. Vertrag zwischen dem Orden und dem Haus Nazareth vom 23. Januar 1935 bezüglich der Übernahme Kluges als Hausvater für das Jerusalemer Hospiz. Archiv Nazareth, Personalakte Alfred und Karoline Kluge, N-PA-2973.

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offiziele Übernahme des Hospizes durch die neuen Hauseltern. Kluge berichtet, dass die ersten Gäste, die sie hatten, von der evangelischen Karmelmission aus Haifa, aus England und aus Österreich kamen. Auch an den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen des Syrischen Waisenhauses nahmen sie teil. Leider konnten die Kluges kein Englisch, was sie aber erlernen wollten. Da Kluge die arabische Sprache beherrschte und auch sonst gute Voraussetzungen für diese Stelle mitbrachte, erlebte das Hospiz den ersehnten Aufschwung.304 Zusätzlich beschloss man im März 1936, ein Werbefaltblatt herauszugeben, um für das Hospiz zu werben. Das Faltblatt enthielt fünf Bilder und eine skizzierte Karte, die dem Besucher den Weg in das Hospiz gut darstellte. Auch die Texte in deutscher wie in englischer Sprache haben sicherlich viele Gäste angesprochen.305 Das Haus war trotz der Spannungen in Palästina (1935/36 arabischer Aufstand) fortan bis Ende 1938 gut besucht. In einem Bericht von 1937, nach der Geburt seiner Tochter, schreibt Kluge, wie sich das Hospiz entwickelte: Meiner Frau geht es recht gut. Die Arbeit in unserem Hospiz ist ihr sehr lieb geworden. Es ist ja immer wieder gemeinsame Freude, wenn man ein Stückchen weit kommt im Einrichten und Ausbauen des Hauses. In den letzten Tagen konnten wir gerade einen neuen Treppenaufgang und Dachgeländer für die höchste Kuppel unseres Hauses fertigstellen, um den Gästen diesen wundervollen Aussichtspunkt, dessen Blick über die Kuppeln, Türme, und Minaretts der Stadt zum Oelberg noch bedeutend umfassender ist als von der tiefer liegenden Terrasse ... Der Gästeverkehr im Hospiz hat in diesem Jahr den ganzen Sommer hindurch, wenn auch zeitweise etwas mäßig, angehalten ... Im Oktober war Prof. [Walter Theodor] Zimmerli [1907 – 1983] aus Zürich während einer Studienreise durch Palästina unser Gast. Er hat vieleicht vor 12 Jahren als freier Helfer in Rehoboth mit Br. Schlömer zusammengearbeitet. Mit ihm war Prof. [Walter] Baumgartner [1887 – 1970] aus Basel (früher Marburg und Gießen) hier. Auch Prof. [Kurt] Galling [1900 – 1987], Halle, gehörte zur Gruppe ... Leider haben jetzt die Unruhen wieder eingesetzt ...«306

304 Archiv Bethel, Haus Nazareth, N-ST-327, erstes Schreiben von Kluge nach Bethel vom 6. November 1935. 305 EZA, Best. 56, Akte 185. Brief von Rhein an die Jerusalem-Stiftung bezüglich der Sendung der Bilder für das Werbefaltblatt vom 5. März 1936. 306 Nazareth Archiv Bethel, N-PA-2973, Brief vom 17. November 1937 nach Bethel. Dieses Schreiben zeigt, dass die Tradition der Forscher, im Hospiz zu übernachten, bis zum 2. Weltkrieg anhielt.

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Werbeblatt des Hospizes 1936

Vom Ersten Weltkrieg bis zur Staatsgründung Israels 1914 – 1948

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Dieses Schreiben zeigt, dass bis in die späten 1930er Jahre das Hospiz in der Jerusalemer Altstadt auch bei Forschungsgruppen immer noch beliebt war. In einem Bericht von 1938 beschreibt Kluge die schwierige Situation in der Altstadt Jerusalems: Die Unruhe und Unsicherheit hatte in den letzten Wochen immer mehr zugenommen. Immer wieder wurden hauptsächlich in der Altstadt arabische Polizeibeamte oder so genannte »Spione«, Araber, die irgendwie im geheimen oder öffentlichen Dienst der englischen Regierung standen, erschossen. Englische Polizei oder Militär erschien nur selten in unserem Teile der Altstadt, was uns sehr unverständlich war. Den arabischen Polizeibeamten, welche den Kontrolldienst zu versehen hatten, waren schon seit einiger Zeit von ihrer Behörde die Waffen abgenommen worden, da sie verschiedentlich von arabischen Freischärlern entwaffnet worden waren. Fast jeden Morgen konnte man neue Anschläge, Aufrufe und Verordnungen der Aufständischen an den Straßenecken finden. Innerhalb weniger Tage hatten sie es durchgesetzt, daß der rote Tarbusch als Kopfbedeckung völlig verschwand und nur noch das Kopftuch mit dem schwarzen Haltreif getragen wurde. Das ist die Kopfbedeckung der Fellachen, während der Tarbusch der Stolz des Städters war. Es wurde gesagt, daß diese Maßname von den Freischärlern getroffen wurde, weil sie selbst, die zum größten Teil Fellachen sind, nur diese Kopfbedeckung tragen und so in der Stadt nicht mehr erkannt werden konnten. Oft war ich in den Straßen der Altstadt der einzige mit einem Tropenhut. Von vielen wurde ich angehalten, auch Hatta und Agal zu tragen. Ich konnte mich aber dazu nicht entschließen, da ich dann auch von fremden Arabern als verkappter Spion hätte angesehen werden können. Ich trug aber von da an als besonderes Erkennungszeichen eines Deutschen ein Hakenkreuz. Damit gaben sich dann auch die meisten

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zufrieden. Auch das Schließen der Geschäfte am Freitag, dem Mohammedanischem Feiertag, wurde in ganz kurzer Zeit unter dem Druck der Freischärler eingeführt. Daran hatte bis dahin nie ein Mohammedaner gedacht. Auch die Christen müssen da mitmachen. Sie schließen also am Freitag und Sonntag. Die Polizeitruppe zur Durchführung dieser Maßnahmen waren die Schulknaben und halbwüchsigen Burschen. Sie ließen sich natürlich für so etwas sofort begeistern, erschienen in Scharen auf den Straßen, schlugen den Leuten den Tarbusch vom Kopf und zündeten ihn als Fackel an einem Stabe an oder zerstörten den Ladeninhabern die Waren, wenn sie nicht schließen wollten. Kein Mensch wagte, gegen sie vorzugehen.«307 Das Ehepaar Kluge musste wegen der Unruhen eine Zeitlang das Hospiz verlassen und wohnte solange im Gästehaus des Muristans bei der Erlöserkirche.308 Als sich die Lage wieder beruhigte, eröffneten die Kluges das Hospiz 1939 wieder, bis sie schließlich kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aus Palästina fliehen mussten. In einem Schreiben vom 12. September 1939 aus dem Tropengenesungsheim Tübingen (das heutige Paul Lechler Krankenhaus) schreibt Kluge, dass er mit seiner Frau und Familie auf Anordnung des deutschen Generalkonsulats in Jerusalem und auf Anraten des Propstes Döring nach Deutschland zurückgekehrt sei. Kluge wurde danach als Pfleger im Hause »Nazareth« in Bethel beschäftigt.309

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307 Archiv Bethel, Haus Nazareth, Mitteilungsblatt der Brüderschaft »Nazareth« 46. Jg. 16.11.1938, Nr. 44, Bericht aus Jerusalem an Paul Tegtmayer vom 31. Oktober 1938. N-PA-2973 Schreiben des Johanniter-Ordens nach Bethel vom 15. November 1938 über die Ereignisse in Jerusalem N-ST-327. S. auch Brüder-Akte 1928-1939, N-ST-328 In der Zeitschrift des Hauses Nazareth befinden sich viele Berichte aus der Zeit in Jerusalem. S. Jg. 46, Nr. 43, 08.11.1938; ebd., Nr. 47, 6.12.1938; ebd., Jg. 47, Nr. 13, 21.03.1939; ebd., Nr. 22, 30.5.1939; Nr. 37, 12.9.1939. 308 EZA, Best. 5, Akte 2018, Bericht von Heckel von Oktober/November 1938. Das Gästehaus des Muristans ist nicht das heutige Gestähaus des Propstes (Lutheran Hospice), sondern das ist die heutige Propstei. 309 Ebd. N-PA-2973 Letztes Schreiben von Kluge an Tegtmeyer vom 6. Juni 1939 und NST-327 Schreiben vom 23. September vom Johanniterorden nach Bethel, Haus-Nazareth. Die »Flucht« aus Palästina ist auch in der Zeitschrift der Betheler Brüder »Nazareth« zu lesen unter: WB, Jg. 47, Nr. 39, 26.9.1939 u. Nr. 40, 3.10.1939.

Das Hospiz in fremden Händen 1949 – 1963

11. Das Hospiz in fremden Händen 1949 – 1963 Nach der fluchtartigen Reise der letzten Hauseltern Kluge nach Deutschland 1939 blieb das Johanniter-Hospiz unter der Aufsicht des deutschen Propstes in Jerusalem, Johannes Döring. Dieser war im Oktober 1938 aus dem Saarland nach Jerusalem gekommen und blieb dort bis 1954 tätig. Zu Anfang seiner Dienstzeit konnte Döring die schwere Lage in Palästina beobachten. Im Frühjahr 1939 fand in Jerusalem die Konferenz der Orientpfarrer statt. Fast alle Geistlichen und ihre Familien fuhren anschließend aus dem Nahen Osten im Sommer 1939 auf Heimaturlaub, konnten aber dann wegen des Kriegsausbruchs und Englands Kriegseintritt am 3. September 1939 nicht wieder zurückkehren. Die in Palästina gebliebenen deutschen Männer wurden verhaftet und nach Akko gebracht. Geistliche durften noch bis Mai 1940 tätig bleiben.310 Im ersten Bericht, den das Schweizer Konsulat in Jaffa 1940 über das Hospiz brachte, stand: Das Johanniter-Hospiz in der Altstadt Jerusalems ist seit Kriegsausbruch geschlossen. Es wohnt dort zurzeit die arabische Familie, die von dem Hausvater Kluge vor seiner Abreise dort eingewiesen wurde. Das Ortskuratorium des Johanniterordens, bestehend aus Schwester Theodore Barckhausen, Direktor Schneller und Propst Döring, verwaltet das Haus. Weiterhin ist dem Propst durch den Vertreter des Public Custodian for Enemy Property mündlich in Aussicht gestellt worden, dass er auch künftighin das Haus verwalten könne und dass eine Visiting-Order durch den Public Custodian für dieses Haus nicht in Aussicht genommen sei. Das gesammte Mobiliar des Hauses sowie das Eigentum des Hausvaters Kluge sind durch das Ortskuratorium inventarisiert und in gutem Zustand. Es wird auch darauf Bedacht genommen, alle nur irgend vermeidbaren Schäden an Haus und Inventar abzustellen. Für das Tafelsilber und den Radioapparat sind besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. Für das Konto des Ordens ist beim Liquidator der Tempelbank der Anspruch fristgerecht erfolgt, eine Auszahlung hat jedoch noch nicht stattgefunden …311

310 Hertzberg 1965, S. 93 – 95. 311 EZA, Bestand 56, Akte 185, Schreiben des Schweizer Konsulats in Istanbul an den Pfarrer Martin Kriebel (1907 – 1987) der deutschen Kirche in Istanbul, welches das Schweizer Konsulat in Jaffa zitiert vom 25. Mai 1940.

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Das Hospiz in schweren Zeiten 1914 – 1963

Der Propst sorgte Ende 1940 dafür, dass das Johanniter-Hospiz weiter von einem arabischen Wächter beaufsichtigt wurde. Darüber berichtete 1942 der Leiter des kirchlichen Außenamtes, Bischof Theodor Heckel (1894 – 1967): An die Herren Mitglieder des Kuratoriums der Evangelischen JerusalemStiftung [...] Was die deutschen kirchlichen Einrichtungen angeht, so ist Frau Sanitätsrat [Lydia] Einsler (81 Jahre) aus dem Lager entlassen worden und in ihre Wohnung im Muristan zurückgekehrt; desgleichen ist ihr Sohn entlassen worden und hat die Verwaltung des Zions-Friedhofes wieder erhalten. Die Verwaltung des Syrischen Waisenhauses ist nach wie vor in der Propstei untergebracht. Von den kleinen Abgaben lebt Propst Döring. Das Palästina-Institut und die Erlöserkirche befinden sich in bester Ordnung. Das JohanniterHospiz ist nach wie vor ebenfalls versiegelt und in Ordnung.312 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges berichtete Propst Döring im Juli 1946 aus der Internierung in der deutschen Templerkolonie Wilhelma, dass das Hospiz geschlossen sei und darin die arabische Wächterfamilie, die bei Kriegsbeginn dort eingesetzt worden war, noch wohnen würde.313 In dem Kriegsjahr der Gründung des Staates Israel (zwischen November 1947 bis Ende 1948) hatten christliche palästinensische Flüchtlingsfamilien in den Räumlichkeiten des JohanniterHospizes Obdach gefunden, da die Altstadt Jerusalems in jordanische Hände gefallen war. Es waren hauptsächlich Familien, die vorher in der Anstalt des Syrischen Waisenhauses der Familie Schneller gedient hatten. Insgesamt flüchteten auf das Gelände der Erlöserkirche und in das Hospiz ca. 60 Familien (um die 200 Personen). Für Propst Döring war das Hospiz in den letzten Jahren seiner Tätigkeit bis 1954 als Notquartier von großer Wichtigkeit. Als Propst Joachim Weigelt (1913 – 1988) in Jerusalem 1954 eintraf, wohnten nur noch einzelne Familien da, die im Dienst des Lutherischen Welt-Bundes (LWB) und im Dienst der Jerusalem-Stiftung in der Erlöserkirche arbeiteten. Das Gebäude wurde auch zur Unterkunft der Familie des Lehrers Ibrahim Bawarschi (*1887) benutzt, der als Leiter der Evangelisch-Lutherischen Grundschule in Jerusalem seit 1951 arbeitete.314 Beim Besuch des Vize-Präsidenten der Jerusalem-Stiftung Gerhard

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312 EZA, Bestand 56, Akte Nr. 38 Schreiben von Berlin-Charlottenburg, den 13. Januar 1942. 313 EZA, Bestand 56, Akte Nr. 52 Schreiben aus Wilhelma, den 29. Juli 1946. 314 ALWB, Genf, JORW/3 Bericht von Issa Hanna an Donald Scott vom August 1970, S. 5 – 6; Hertzberg 1965, S. 126. S. auch: EZA, Bestand 56, Akte 185, Brief vom 30. Juni 1958 des

Das Hospiz in fremden Händen 1949 – 1963

Stratenwerth (1898 – 1988) von März bis April 1957 in Jerusalem schrieb Propst Weigelt nach Deutschland wie folgt: Bei der Besichtigung des Johanniter-Hospizes wurde deutlich, daß nach Übertragung der Vollmacht an Dr. Moll (LWB) bei seinem Weggang keine Klärung über die Zuständigkeit erfolgt ist. So wurden Herr Christiansen und ich um die Finanzierung von Bauschäden gebeten. Es muß festgestellt werden, wie der Johanniterorden seine Zuständigkeit praktisch auszuüben gedenkt. Dabei wird zu entscheiden sein, ob weiterhin die darin wohnenden Flüchtlinge, die meistens nicht schlecht bezahlte Stellungen beim LWB und uns haben, ohne Zahlung einer Mietsumme belassen werden sollen, um einen späteren Wohnungsanspruch zu verhindern, oder ob an eine nachherige Wiederaufnahme der Hospizarbeit gedacht wird.315 Die vorderen Räume des Hospizes dienten dem Lutherischen Weltbund 1948 – 1963 als Poliklinik, die für die zahlreichen Kranken der Jerusalemer Altstadt große Bedeutung erlangte. In dieser Poliklinik wurden viele Kranke behandelt, und anfangs arbeiteteten die Ärzte und Pfleger unter der Leitung von Dr. Tawfik Cana’an (1882 – 1964).316 Laut Statistik waren 14.305 Patienten im Jahre 1959, 17.057 im Jahre 1960 und 19.077 Patienten im Jahre 1961 in Behandlung.317 1962 wurde mit dem Johanniterorden verhandelt, um das Haus dem Orden wieder zurückzugeben. Durch Engagement von George Khoury, der für die Beschaffung der Landbesitzurkunden (Kuschane) sorgte, war das Haus 1964 wieder im Besitz des Ordens. Khoury wurde auf Vorschlag des Ehrenkommendators Hans v. Cossel (bis 1965 Ordenskanzler) die Ehrennadel des Ordens verliehen.318 Laut Beschluss des Ordens

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316

317 318

Vorsitzenden des Jerusalemsvereins Karnatz an Propst Weigelt bezüglich Schulleiter i.R. Bawarschi. Über Ibrahim Bawarschi s. ILB, Jg. 2, Nr. 2 (1956), S 19. EZA, Best. 56, Akte 185, Bericht von Weigelt vom 10. April 1957. Weitere Berichte über die Lage des Hospizes in Jerusalem und die Verantwortung des Ordens für das Gebäude sind in der gleichen Akte zu finden, so z.B. Jerusalem-Stiftung Karnatz an Ernst Rhein vom 16. August 1958 oder vom 17. Januar 1959 Karnatz an v. Cossel. Über Tawfik Canaan s.: ILB, Nr. 1 (1964), S. 31. Nashef, Khaled, Tawfik Cana’an. His Life and Works, Jerusalem Quarterly, Nr. 16 (November 2002), pp.12 – 26. Über seine Tätigkeit bis zum Zweiten Weltkrieg s. Löffler 2008, S. 443 – 447. Archiv des Lutherischen Weltbundes, Genf, JORW/3 Bericht von Issa Hanna an Donald Scott von August 1970. Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Briefwechsel OK Graf v.d. Schulenburg an Hans v. Cossel im Jahr 1965.

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Das Hospiz in schweren Zeiten 1914 – 1963

konnte man die vorher vom LWB genutzten, jetzt leerstehenden Räume des Hospizes, der Jerusalemer Gemeinde der ELCJ (Evangelical Lutheran Church in Jordan) als Gemeindezentrum zur Nutzung übergeben. Die ELCJ wurde verpflichtet, »die Räume in gutem Zustand zu erhalten und eventuelle Kosten für Wasser, Strom und Steuern zu übernehmen«. Die Benutzung wurde der ELCJ kostenfrei gegeben. Sie benutzte die Räumlichkeiten bis 1980.319 Die Reparaturarbeiten, die im Laufe der Zeit zu machen waren, konnten hauptsächlich mit Zuschüssen des Jerusalemsvereins bezahlt werden, da der Verein die ELCJ unterstüzte und z.T. hatten die eingehenden Einnahmen der drei Ladenmieten die dem Orden gehörten die Kosten erbracht.320

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Dr. Tawfik Cana’an Leiter der Poliklinik

319 Archiv der Bayerischen Genossenschaft, Brief des Ordens an Propst Malsch vom 8. September 1965 und Vertrag mit der ELCJ vom 9.9.1965, unterzeichnet in Bonn von Graf v. d. Schulenburg und in Jerusalem von Propst Malsch und Bassim Nijim wie auch Daud Haddad am 4. Oktober 1965. Die Restaurierungen des Gebäudes begannen erst nach 1964 und konnten erst nach drei Jahrzehnten vorläufig abgeschlossen werden. Gleiches gilt für die Lage im besetzten Österreichischen Hospiz in der Jerusalemer Altstadt. Das Hospiz wurde in Jerusalem im 19. Jahrhundert errichtet und konnte 1863 eingeweiht werden. Nach dem Krieg 1948 wurde das Hospiz von der jordanischen Regierung als Behelfshospital beschlagnahmt und nach 1967 durch die Israelis in diesem Sinne weitergeführt. Die katholische Kirche in Wien, deren Eigentum dieses Hospiz war, zeigte jeden Monat Flagge durch die kurze Anwesenheit des Direktors und Professors Bruder Franz Sauer aus Österreich. Ende der 1980er Jahre auf Druck auch von politischer Seite wurde das Eigentum wieder der österreichischen Kirche zur Nutzung übergeben und nach gründlicher Restaurierung und Sanierung wieder als Pilger-Hospiz eröffnet. Darüber s. EZA, Best. 56, Akte 388, Bericht vom 31. März 1981, S. 7 – 8 und Wohnout 1993 u. Wohnout 2000. Fischer 2006, S. 183 – 188. 320 EZA, Best. 56, Akte 185, Bericht von Karnatz vom 25. Mai 1965 und vom Propst Köhler vom 29. Oktober 1969.

Teil V

Die Wiederbelebung des JohanniterHospizes 1964 – 2012

12. Das Hospiz in neuerer Zeit 1964 – 2012 12.1 Entwicklung und Veränderungen

Seit dem Sechstagekrieg 1967 steht die Altstadt von Jerusalem unter israelischer Verwaltung. Es versteht sich, dass durch die jahrzehntelange Vernachlässigung der Räume und Bauten im Hospiz erhebliche Sanierungsarbeiten notwendig wurden. Einige ältere Gebäudeteile waren einsturzgefährdet. Neben den maroden Wasserzisternen war die komplette Kanalisation sanierungsbedürftig. Wände und Decken wiesen größere Risse auf und mussten abgestützt werden. Zunächst wurden nur die nötigsten Reparaturen wie die Befestigung der Mauern, die Abdichtung der Dächer und die Installation sanitärer Einrichtungen durchgeführt. Es war auch die Frage, welchem Zweck diese Liegenschaft nach einer vollständigen Restaurierung dienen sollte. Die Hauptvorschläge zur Nutzung des Hauses waren: 1. 2. 3. 4. 5.

die Wiederherstellung eines Pilgerhospizes, wie es ursprünglich war; eine Erste-Hilfe-Station mit Tagesklinik; eine geriatrische Einrichtung für palästinensische Christen; eine Einrichtung mit Jugendherbergscharakter; ein Wohnhaus für Mitarbeiter der Propstei.321

Die Idee einer Tagesklinik schied aus, da solche Stationen schon von anderer Seite am Damaskustor und in der Altstadt eingerichtet worden waren. Auch die Einrichtung mit Jugendherbergscharakter schied aus, um dem Gästehaus der Propstei keine Konkurrenz zu machen. Als Wohnhaus für Mitarbeiter der Propstei wäre das Gelände zu klein gewesen. Ende der 1970er Jahre wandte man sich wegen der Planung an den Architekten Ernst Walter Krüger (1902 – 1983). Dieser hatte die nun abgeschlossenen

321 EZA, Best. 56, Akte 388, verschiedene Vermerke aus den Jahren 1973, 1975, 1976.

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Die Wiederbelebung des Hospizes 1964 – 2012

Sanierungs- und Restaurierungs-arbeiten an der Erlöserkirche in der Altstadt geleitet. Im April 1980 legte Krüger schließlich detaillierte Pläne zur Sanierung der vorhandenen Räume und Erweiterung des Hospizes zu einer Herberge mit bis zu 40 Betten vor.322 Die Krügerschen Pläne wurden jedoch weder 1980 noch später umgesetzt. Schließlich entschied sich der Orden nach ausführlichen Diskussionen, u. a. mit so prominenten Gesprächspartnern wie dem Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek und dem damaligen deutschen Botschafter Claus Schütz (*1926) dafür, den ursprünglichen Charakter des Hauses zu bewahren, zumal eine Umwandlung in eine Tagesklinik oder ein Altenheim die finanziellen Möglichkeiten des Ordens gesprengt hätte und somit undurchführbar gewesen wäre. Ein achtseitiger Bericht hatte die Lage zusammengefasst, in dem Punkt für Punkt die Entwicklungsalternativen des Hauses vorgelegt wurden. Da im Hospiz noch aus jordanischer Zeit palästinensische christliche Flüchtlingsfamilien lebten, die auch Kleinvieh dort hielten, sollte es noch länger dauern, bis tatsächlich mit den Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten begonnen werden konnte. Laut Bericht lebten im März 1981 in 5 Partien 12 Personen. »Aufgrund der intimen Kenntnis dieser Schwierigkeiten empfahl Bürgermeister Kollek nachdrücklich, in unserem Interesse alles zu tun, um die Einlieger sobald wie möglich zum Umzug zu veranlassen, da die Trennung für uns nur immer schwieriger und teurer würde. Im gleichen Sinne äußerte sich auch der Rechtsanwalt Assis Shihade … Assis Shihade machte in diesem Zusammenhang den Vorschlag, den Betroffenen durch ein Memorandum der Stadtverwaltung die Lage darzulegen und sie durch Unterschrift erklären zu lassen, dass sie einverstanden seien, das Gelände zu Reparaturarbeiten und späterem Umbau zu evakuieren und gleichzeitig zu versichern, daß die Liegenschaft dem Johanniterorden gehöre und sie mit dessen Genehmigung dort wohnten.«323

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322 Archiv der Bayrischen Genossenschaft des Johanniterordens, Ausbauprojekt von Architekt Ernst W. Krüger, erstellt im April 1980. Laut Bericht würde das Projekt ca. 790.000 DM kosten. Darin wären der Ausbau von Gästezimmern im 2. OG, Heizanlage, Speisesaal, Hospizanlage, Küche und mehr enthalten gewesen. Das Projekt hätte den städtebaulichen Charakter verändert. 323 Berichte des Ordens EZA, Best. 56, Akte 388, Bericht von Heß vom 12.10.1976 und Zitat ebd., Bericht vom 31. März 1981, S. 5 – 6.

Das Hospiz in neuerer Zeit

So wurden von den Bewohnern bis 1987 die o.g. Verträge unterzeichnet. Um die Bausubstanz des Hospizes zu erhalten, wurden Reparaturarbeiten von der israelischen Jerusalemer Stadtverwaltung zwingend gefordert. Die anstehenden Arbeiten forderten dem Orden hohe Ausgaben ab, veranlassten ihn jedoch nicht, das Hospiz mit seinen Bauten zu verkaufen.324

70 Innenhof im Johanniter-Hospiz vor der Renovierung

1984 wandte sich die Jesus-Bruderschaft an den Orden, der mit den Bauarbeiten im Hospiz noch nicht fertig war. Darüber berichtet Generalsekräter Albrecht von Cossel an Gerhard Beyse im Kirchlichen Außenamt: »Die Jesus-Bruderschaft Gnadenthal hat bei uns angefragt, ob unser Hospiz in Jerusalem für deren Arbeit zur Verfügung gestellt werden könne. Die drei im Heiligen Land tätigen Schwestern der Jesus-Bruderschaft, wohnen noch in Bethlehem, und man ist der Auffassung, daß ein Wohnsitz Jerusalem zweckmäßiger sei, womit man den Gedanken verbindet, daß in unserem Hospiz in Jerusalem auch eine gewisse Jugendarbeit geleistet werden könne. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß der Johanniterorden über diese Gedanken

324 Harald Graf v. Posadowsky-Wehner, Das Johanniter-Hospiz in Jerusalem an der Via Dolorosa, Johanniterordensblatt, April 1985, S. 8 – 10.

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Die Wiederbelebung des Hospizes 1964 – 2012

sehr erfreut ist, weil wir dann endlich unser Hospiz in Jerusalem wieder einer diakonischen Verwendung – wenigstens teilweise – zuführen können …325 Im Jahre 1986 vermietete der Johanniterorden das Hospiz an die JesusBruderschaft Gnadenthal. Als Ganzes ist die Bruderschaft dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland angeschlossen. Eine kleine Kommunität von Schwestern der Bruderschaft lebte dort fortan für einige Jahre in von arabischen Familien geräumten Zimmern. Sie renovierten die Räume zusammen mit Brüdern aus der Brüderkommunität in Latrun und errichteten im Gebäude eine kleine Kapelle mit Altar.326

71

Renovierung des Eingangsschildes des Hospizes

Als jedoch deutlich wurde, dass die Schwestern ihre Arbeit trotz Instandsetzung weiterer Teile des Hauses nicht mehr fortführen konnten, kam es durch Vermittlung Gnadenthals zu einer Vereinbarung mit der Jesus-Gemeinschaft e.V. in Marburg. Diese zeigte Interesse daran, durch eine eigene Hausgemeinschaft einen »Christus-Treff« in Jerusalem einzurichten. Der Mietvertrag mit der Jesus-

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325 EZA, Best. 56, Akte 388, Bericht von Albrecht v. Cossel an Gerhard Beyse vom 3. Dezember 1984. 326 Sopp Renate, Johanniter-Ordens-Hospiz in Jerusalem, Johanniterorden, April 1986, S. 5. S. auch Archiv der Bayrischen Genossenschaft, Vertrag zwischen der Ballay Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem und der Jesus-Bruderschaft Gnadenthal vom 21. November 1986, von Seiten des Ordens von Albrecht v. Cossel und von Seiten der Jesus-Bruderschaft von Erika Bangel unterzeichnet.

Das Hospiz in neuerer Zeit

Gemeinschaft e.V. Marburg trat am 1. Juli 1994 in Kraft.327 Diese Gemeinschaft sieht ihre Aufgaben folgendermaßen: »Heute lebt im Hospiz eine kleine Gemeinschaft von Christen aus Marburg, zusammen mit Gästen, die kürzer oder länger bei uns sind. Gemeinsam wollen wir als Christen im Alltag leben. Wir nehmen Anteil an dem Ergehen der Menschen hier in Jerusalem und im ganzen Land. Wir wollen Menschen von der Liebe Gottes erzählen. Die Türen unseres Hauses sind offen für Gäste und Besucher. Unser Haus soll ein Ort sein, an dem man aufatmen, nachdenken und zur Ruhe kommen kann. Wir arbeiten in verschiedenen Gemeinden mit, um Christen in Jerusalem zu unterstützen. Wir suchen Freundschaft und Kontakt zu Juden, Arabern und Ausländern im Land. Getragen wird unsere Arbeit von der JesusGemeinschaft und dem Christus-Treff in Marburg und durch Spenden unserer Freunde.«328

72 Renoviertes »Ölbergzimmer« Nr. 107 im heutigen Johanniter-Hospiz

327 Vertrag zwischen der Jesus-Gemeinschaft e.V. Marburg und dem Johanniter-Orden 1994. 328 S. Internet-Seite der Jesus Gemeinschaft /Christus-Treff. www.christus-treff-marburg.de.

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Die Wiederbelebung des Hospizes 1964 – 2012

Im Jahr 1991 übertrug der Johanniterorden die Verwaltung und Betreuung des Hospizes an die Bayerische Genossenschaft unter ihrem damaligen Regierenden Kommendator Wolf-Hartmann Frhr. v. Thüngen (1923 – 2001), der es zu einem Anliegen und »Werk« der Genossenschaft machte. Bis dahin hatte diese Aufgabe in der Hand des Ordenskanzlers329 später des Generalsekretärs des Ordens330 gelegen, der sie von Bonn aus wahrnahm, wo sich der Sitz des Ordens bis 2001 befand, bevor er nach Berlin verlegt wurde. In der Vereinbarung zwischen der Balley Brandenburg des Johanniterordens als Besitzerin und der Bayerischen Genossenschaft wird »die Pflege und Betreuung des einzigen Werkes des Ordens an seinem Geburtsort« festgehalten und Wert darauf gelegt, den Kontakt mit den Mietern, mit der Propstei der Evangelischen Kirche und der Jerusalem-Stiftung zu pflegen und auszubauen.331 Frhr. v. Thüngen setzte ein Kuratorium ein,332 und bestimmte als dessen Vorsitzenden den RR Ekkehard Maurer (1918 – 2002), der mit seiner Frau bereits 1963 das Hospiz privat in Augenschein genommen hatte und sich bis 1999 durch sein beispielhaftes persönliches Engagement um die Entwicklung des Hauses verdient machte. Er knüpfte u.a. wertvolle Kontakte zu dem damaligen Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek. Er baute in den Jahren 1991 – 1999 gute Beziehungen zu Propst Karl-Heinz Ronecker (*1936) auf, arbeitete in Zusammenarbeit mit dem Jerusalemer Architekten Peter Bugod beharrlich an einer stilvollen Sanierung des Gebäudes und besonders der Ausstattung der Kapelle und hielt enge persönliche Verbindung zur Hausgemeinschaft des »Christus-Treff« aus Marburg. Die Nutzung des Hospizes im Sinne des Johanniterordens lag ihm dabei am Herzen. In einer Aufzeichnung Maurers vom 4.10.1998 wird seine Vorstellung deutlich:

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329 Hans v. Cossel, OK bis 1965, zugleich als Vors. der Kaiserswerther Diak. Anstalt (bis 1966) Mitglied des Kuratoriums der Auguste Victoria-Stiftung. Nachfolger als OK war Graf v.d. Schulenburg). 330 Dr. Albrecht v. Cossel 1971 – 1992. 331 S. Archiv der Bayerischen Genossenschaft, Vertrag vom 2. Januar 1991, abgezeichnet durch Ordenskanzler v. Wissmann, Generalsekretär v. Cossel und Kommendator Freiherr v. Thüngen. 332 Zu dem Dr. Ernst Staehle (gest. 2001), Hanskarl Frhr. v. Thüngen, Ferdinand Graf zu Castell-Castell (nur kurzfristig) gehörten und zu dem später Hans-Jürgen Wilhelmi (seit Ende 1996), Dr. Jörg Bremer, Wolfgang Radmann und Dr. Albrecht von Bargen (1999) traten. Bremer lebte als Korrespondent der FAZ mit seiner Familie 18 Jahre bis 2009 in Jerusalem und leistete dem Orden und dem Kuratorium als Johanniter durch seine Kenntnisse und Verbindungen große Dienste.

Das Hospiz in neuerer Zeit

»Es ist seit 1989 unverändert meine Überzeugung, dass wir das JohanniterHospiz bei aller Würdigung wirtschaftlicher Grundsätze nicht in erster Linie als eine ’wirtschaftliche Veranstaltung’ betrachten und betreiben dürfen, sondern dass es der einzige Ort an der Geburtsstätte des Johanniterordens ist, auf dem er auf eigenem Boden zu Hause sein darf und will. Es sollte, so wie jetzt, immer ein Ort geistiger Lebendigkeit, des Lobes und des Dankes im Gebet sein und unter dem Gebot unserer Ordensregel stehen. In diesem Sinne erkennen wir unsere Verpflichtung und Freude.«333

73 Ein renoviertes Zimmer im Hospiz

12.2 Festlichkeiten der Jahre 1996, 1998, 2001, 2007 und 2010

Im Folgenden sollen einige aus dem Alltag herausragende Ereignisse beschrieben werden. Sie können bei der Überlegung helfen, welche Bedeutung für den Orden der Erhalt und die Nutzung des Hospizes in unseren Tagen haben kann bzw. schon hat. Die Ordensregel achten soll der Johanniter an jedem Platz in der Welt. In Jerusalem kann er Glauben und Wissen stärken durch die Berührung mit der Glaubens- und Ordensgeschichte. Dabei ist ihm das Hospiz eine Hilfe, Wurzeln zu schlagen – wenn er sich dafür nur die Zeit nimmt.

333 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Kuratorium des JohanniterHospizes, Icking, den 04.10.1998, im Aktenbestand 1998 des Kuratoriums.

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Die Wiederbelebung des Hospizes 1964 – 2012

12.2.1 Die Kapelle 1996

Am Reformationstag 1996 war die neue Kapelle im Hospiz fertiggestellt und wurde in einem von Propst Ronecker gehaltenen Sakraments-Gottesdienst unter Beteiligung von etwa 50 Gästen eingeweiht, darunter eine Johanniterreisegruppe und die Hausgemeinschaft des Christus-Treffs. Sowohl der Herrenmeister, S.K.H. Wilhelm-Karl Prinz v. Preußen, als auch der Regierende Kommendator der Bayerischen Genossenschaft, Frhr. v. Thüngen und der Vorstand der Marburger Jesus-Gemeinschaft e.V., Dr. Roland Werner, hatten Grußworte übermittelt, die nach dem Gottesdienst verlesen wurden. Der Herrenmeister schrieb u.a. wie folgt:

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»Es ist ein Anlaß zu großer Dankbarkeit, daß gerade am Reformationstag 1996 die wiederhergestellte Hauskapelle im Johanniter-Hospiz Jerusalem neu geweiht werden kann. Viele hilfreiche Hände und Köpfe – Bauleute, Planer, Organisatoren und Spender – haben dazu beigetragen. Ihnen allen gilt mein Dank – zugleich im Namen des Gesamtordens. Jedermann weiß, welche spezifischen Schwierigkeiten hier vor Ort zu überwinden waren, um zu diesem Ziel zu gelangen. Jerusalem ist von jeher ein »Stein des Anstoßes« gewesen: Die Heilige Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen sollte eine Insel des Friedens und der Versöhnung innerhalb des Meeres der Kämpfe und Auseinandersetzungen ringsumher sein. Die Suche nach der Wahrheit, der Absolutheitsanspruch der Religionen und auch nackte Machtkämpfe haben bis heute immer wieder zu bitteren Auseinandersetzungen an diesem weltgeschichtlich einmaligen Platz und zu gegenseitiger Unduldsamkeit geführt. Sie haben sein Licht verdunkelt – so wie es auch dunkel wurde, als unser Herr am Kreuz starb. Aber gerade von daher breitete sich das Licht seines Wortes, die Herrlichkeit Christi in der Welt aus. Seitdem zog es die Menschen mit all ihren Schwächen, mit ihrer Machtgier, aber auch mit ihrer Sehnsucht nach Erlösung und mit ihrer Liebe zu unserem Herrn und Heiland nach Jerusalem. Deshalb war es eine besondere Gnadengabe, daß der Johanniterorden im vorigen Jahrhundert dies Hospiz an so zentraler Stelle geschenkt bekam: Zwischen Via Dolorosa, Grabeskirche und Muristan, wo einst das große Johanniter-Hospiz mit seinen 2000 Plätzen für »Unsere Herren Kranken« gestanden hatte. Ein Ort der Stille und der Besinnung inmitten des Trubels dieser Welt im Zentrum des Kreuz- und Auferstehungsgeschehens. Und es ist wie ein Wunder, daß an diesem Platz über alle innerweltlichen Kämpfe und über den mannigfachen Wechsel der Regierungen und Staatsformen an diesem Brennpunkt der Weltgeschichte hinweg das achtspitzige Ordenskreuz erhalten blieb. Das bedeutet zugleich auch eine Verpflichtung für uns. Und ich bin dankbar, daß sie wahrgenommen

Das Hospiz in neuerer Zeit

wurde. Nach den verschiedenen, notbedingten Zweckentfremdungen kann er nun wieder seinen ursprünglichen Sinn erfüllen. Vielleicht kann dann sogar gelegentlich ein kleines Zeichen dafür gesetzt werden, daß das Wort Jesu Christi »Du sollst Gott, deinen Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt – und deinen Nächsten wie dich selbst« ein Zitat aus dem Alten Testament war und schon deshalb für die drei Religionen, denen der Berg Zion heilig ist, trotz allem schrecklichen Streit, den wir erleben, verbindlich bleibt. Zumindest wir wollen versuchen, mit Diakonie und Zeugnis diesen Auftrag zu erfüllen. Ich wünsche uns allen Gottes Segen für diese Bemühen. Wilhelm-Karl Prinz von Preußen.«334

74 Die Johannes-Kapelle im Johanniter-Hospiz

Der Regierende Kommendator der Bayerischen Genossenschaft, Wolf-Hartmann Frhr.v. Thüngen schrieb u.a. Folgendes in seinem Grußwort: »... ›Dein Wort ist wahrhaftig und gewiß, Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses Herr, für alle Zeit (Psalm 93,5)‹.

334 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens ,Text des Herrenmeisters Wilhelm-Karl Prinz von Preußen aus Holzminden, im Aktenbestand des Kuratoriums des Johanniter-Hospiz, 1996.

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Die Wiederbelebung des Hospizes 1964 – 2012

Daß das Johanniter-Hospiz in der Altstadt von Jerusalem zwei Weltkriege in diesem Jahrhundert und die Wirren danach überstanden hat, ist Grund für große Dankbarkeit. ... unser Bemühen, den Komplex wieder instandzusetzen ... ist eine Aufgabe, die die Bayerische Genossenschaft als Kommende im Johanniterorden mit Freude wahrnimmt ... Gründe gibt es genug, einen solchen zwar kleinen, aber zentralen Ort der Anbetung Gottes zu betreten ... und so wünsche ich, daß jeder, der diese Kapelle betritt, beten kann ‚ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen‘ (Jos. 24,15)335 . Im Auftrag der Jesus-Gemeinschaft Marburg, die als Mieter seit 1993 den Christus-Treff Jerusalem im Johanniter-Hospiz betreibt, schrieb Dr. Roland Werner u.a.: »Eine Einweihung ist etwas ganz besonderes. Wir freuen uns über ein Stück getaner, und so glaube ich, gut getaner Arbeit. Wir denken daran, was dieser Ort in Zukunft für viele bedeuten wird. Und wir weihen ihn dem Dienst dessen, dem unser ganzes Leben gehoert. In der Heiligen Schrift heißt es, wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten die umsonst, die bauen. Gerade im Heiligen Land, dessen Frieden wir uns alle wünschen, ist uns das unmißverständlich vor Augen. Die Werke unserer Hand haben nur Bestand, wenn und insoweit Gott sein Ja dazu gibt, wenn er selbst Hand anlegt und das Haus baut und befestigt, das wir errichten. Der Apostel Paulus nimmt das Bild des Hausbaus auf. Er sagt: Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, Christus (1.Kor3). Jesus Christus ist und bleibt Anfang und Ende, Grundstein und Abschlusstein. In seinem Namen sind Sie und seid Ihr heute zusammen. Seinen Segen, das heißt Seine gute Gegenwart, wuenschen wir von Herzen fuer diesen Tag. In seinem Namen wollen auch wir weiter leben und arbeiten mitten in der Altstadt von Jerusalem, als Dienst an allen, die in das Haus und in die Kapelle kommen. Dass wir das in Gemeinsamkeit des Glaubens und der Hoffnung tun können, im Geist der Liebe, die Jesus Christus uns schenkt, ist unsere Ueberzeugung. An diesem Tag danken wir dem Johanniterorden fuer das Vertrauen, das er auch uns Marburgern entgegengebracht hat.

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335 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Einweihung der Johanniter-Kapelle, Ansprache, des Kommendator des Johanniterordens W.H. Freiherr von Thüngen, Roland Werner im Auftrag der Jesus-Gemeinschaft, Marburg.

Das Hospiz in neuerer Zeit

Wir freuen uns und sind dankbar ueber die gute Zusammenarbeit mit der Erlöserkirche und besonders dem Ehepaar Propst Ronecker. Und wir wissen, welch ein Vorrecht es ist, mit so vielen Christen, Palästinensern und Deutschen, Angehoerigen anderer Voelker und Konfessionen und zusammen mit dem alten Bundesvolk der Juden mitten in Jerusalem zu leben und zu arbeiten im Namen dessen, der der Erste und der Letzte ist, und der Lebendige (Offenbarung 1). Wuenschet Jerusalem Frieden! Das ist auch unser Gebet gerade an diesem Tag. Moege das Johanniter-Hospiz in Jerusalem und besonders die Kapelle, die heute eingeweiht wird, ein Ort des Friedens sein und bleiben. Roland Werner«336

75 Johanniter mit Kelch und Kerzenleuchterpaar (Vasa Sacra) der Johannes-Kapelle im Johanniter-Hospiz

Ein alter Corpus des gekreuzigten Christus, aus Maurers Besitz, und später ein neues Abendmahlsgeschirr, das aus Stiftungen des Herrenmeisters und der Ritterbrüder Ekkehard Maurer und Werner Schmidt (1927 – 2006) stammte, sowie eine Altarbibel vervollkommnen den Gesamteindruck der Kapelle.337

336 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Einweihung der Johanniter-Kapelle, Fax Roland Werner vom 23. Oktober 1996, im Auftrag der JesusGemeinschaft, Marburg. Aktenbestand Kuratorium Johanniter-Hospiz, 1996. 337 Über das Kreuz und geschenkte »Vasa Sacra« berichtete Ekkehard Maurer: »Der Gekreuzigte an der Altarwand wurde vor 35 Jahren in Schrunz im Montafon erworben und stellt

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Die Wiederbelebung des Hospizes 1964 – 2012

12.2.2 Hundert Jahre Erlöserkirche 1998 und neue Beziehungen zum griechisch-orthodoxen Patriarchen

Die Einweihung der evangelischen Erlöserkirche jährte sich am Reformationstag 1998 zum 100. Mal.338 Aus diesem Anlass beschloss die Ordensregierung, die Herbstkapitelsitzung nach Jerusalem zu verlegen. Am Sonntag, den 25. Oktober, nahmen etwa 50 angereiste Johanniterritter gemeinsam mit der Gemeinde, Gästen und Würdenträgern am Festgottesdienst teil, den die ARD aufnahm und am Reformationstag im Fernsehprogramm ausstrahlte. Im Anschluss daran zogen die in ihre Ordensmäntel gehüllten Johanniter, angeführt durch den Ordensdekan, Ruprecht Graf zu Castell-Rüdenhausen, den für die Auslandsgemeinden der EKD zuständigen Bischof Rolf Koppe (*1941) und Propst Ronecker zum griechisch-orthodoxen Patriarchat, um der Einladung des Patriarchen Diodorius I. zu folgen. Es ist das Verdienst der in Jerusalem lebenden deutschen evangelischen Pastorin Petra Heldt und von Jörg Bremer, dass es zu diesem denkwürdigen Ereignis kam. Es bedurfte dazu Heldts bester Vertrautheit mit den Ostkirchen und ihrer ausgezeichneten Verbindung zum Patriarchat und Bremers Idee und Initiative. Bremer berichtet von den Oktobertagen im Johanniterorden u.a. wie folgt: »In der Einladung schrieb Erzbischof Timotheos, Metropolit von Vostra und Generalsekretär des Patriarchen, es handle sich um die erste offizielle Begegnung zwischen Mitgliedern des Ordens und der griechischen Hierarchie vom (griechisch-orthodoxen) »Orden zum Heiligen Grab« seit 1204, der Zerstö-

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gemäß Prof. von Metzger/Bozen ein frühgotisches Werk dar. Der Geber brachte es als echter Pilger im November 1995 auf seinem Rücken nach Jerusalem. Die Altar-Bibel ist ein Geschenk der Bayerischen Genossenschaft. Das Altar-Kreuz besteht aus einem Bronzeteil, das sich bei einem Kupferschmied in Fulda, der Stadt des Heiligen Bonifazius, fand. Der Unterzeichnete ließ es in das von ihm entworfene Holzkreuz ein ...«. Die Altarbibel und das Chronik- / Gästebuch sind ein Geschenk der Bayerischen Genossenschaft. Erst 1998 gab es ein eigenes Abendmahlsgeschirr, als der Herrenmeister Kelch und Patene stiftete und am 29.10.1998 in der Kapelle überreichte. 1999 konnte das Abendmahlsgeschirr um eine Kanne und eine Hostienschale aus einer persönlichen Stiftung der RR Ekkehard Maurer und Werner Schmidt vervollständigt werden. 338 Aus Anlass der Jubiläumsfeier erschienen einige Publikationen s. Ronecker/Nieper/ Neubert-Preine 1998; Neubert-Preine 1998; Carmel/Eisler 1999. Es wurde 1998 auch eine 3-tägige Geschichts-Tagung und Ausstellung unter Mitwirkung von Prof. Alex Carmel veranstaltet.

Das Hospiz in neuerer Zeit

76 Kapitelsitzung des Johanniterordens in Jerusalem im Oktober 1998

rung Konstantinopels durch ein Kreuzfahrerheer im IV. Kreuzzug. Für den Orden dankte der Ordensdekan, Ruprecht Graf zu Castell-Rüdenhausen.«339 Der deutsche Text der in Englisch gehaltenen Rede des Ordensdekans wird hier wörtlich wiedergegeben340 »Verehrter Patriarch, liebe Brüder im Glauben, Mitglieder des Johanniterordens bedanken sich herzlich für den freundlichen Empfang. Wir sind gerne der Einladung gefolgt. Wir wissen, wie wichtig für die Zukunft der Christenheit eine Bereitschaft zur Begegnung und zum Dialog ist. Der Johanniterorden als Teil der Evangelischen Kirche hat sich den Blick für die Geschichte in besonderer Weise bewahrt. Auch wir können die Augen nicht davor verschließen, daß es neben dem eigentlichen Auftrag des Ordens, nämlich den Glauben zu bewahren und dem

339 S. Johanniterorden, Nr. 4, Dezember 1998, S. 4 – 5. 340 Siehe auch: Redetext OD Graf zu Castell-Rüdenhausen, Privatarchiv R. Graf zu CastellRüdenhausen und Aktenbestand Kuratorium Johanniter-Hospiz, 1998. Zit. auch in Metzsch 2004, S. 42.

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Kranken zur Seite zu stehen, zu aus heutiger Sicht schlimmen Ereignissen gekommen ist, die nicht mit dem Geist Christi vereinbar sind. Dazu gehört die Behandlung der byzantinischen Christenheit durch die Christen des Westens, angefangen von den Ereignissen des 4. Kreuzzuges 1204 bis zum endgültigen Fall des byzantinischen Reiches 1453. Das Verhältnis zur orthodoxen Christenheit des Ostens muß heute bei nüchterner Betrachtung der Geschichte ein Grund zur Beschämung für die westliche Christenheit sein. Ein selbstsicheres und intolerantes Überlegenheitsgefühl der westlichen Christen hat diese Entwicklung der Entfremdung zwischen den Christen begünstigt. Umso dankbarer sind wir, wenn es heute wieder zu neuen und intensiven Begegnungen kommt. Sie sind getragen von dem bei der Panorthodoxen Konferenz 1986 in Genf proklamierten Bereitschaft zur interreligiösen Verständigung, um auf diese Weise zur Beseitigung von Fanatismus beizutragen und damit zur Durchsetzung der Güter der Freiheit und des Friedens in der Welt. Wir stehen als Christen vor der gemeinsamen Verantwortung, das Christentum im 3. Jahrtausend glaubwürdig zu leben. Dazu gehört, daß der Osten und Westen sich ihrer ursprünglichen Verwandtschaft in der Vergangenheit erinnern. Wir müssen uns bewußt werden, daß die Konfessionen des Ostens und des Westens trotz aller ihrer Besonderheiten organisch zu der einen Christenheit gehören. Nur so gewinnen wir gemeinsam die Zukunft. Wir wünschen für Ihre Arbeit in Jerusalem und dem zuständigen Bereich Gottes Segen.« Bremer fährt fort:

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»Der schwerkranke Patriarch sagte, wer auf diese Weise nach Jerusalem komme, könne auf Verzeihen rechnen. Während sich die Griechen bisher nie an die Protestanten wenden wollten, bat Diodorius jetzt die Johanniter, sich ... [des Leides] »ärmerer und verfolgter« Christen in der Region anzunehmen. Als Gastgeschenk überreichte Graf Castell ein Faksimile-Ikonen-Bild der Madonna mit ihrem Christuskind aus dem Perikopen-Evangeliar des deutschen Königs Heinrich II. (1012). Die in Jerusalems »Ecumenical Fraternity« wirkende Berliner Pastorin Petra Heldt, eine Expertin für das Gespräch zwischen den Religionen, bezeugte ein »Ereignis von höchster ökumenischer Kraft«. Das Geschenk aus einer Zeit vor der Kirchenspaltung und die »ausgezeichnete Rede« zeigten, daß dieser Ordensdelegation die »historischen Bezüge zwischen der Griechisch-Orthodoxen Kirche und der eigenen sehr deutlich« sind. Der Patriarch ehrte die Gabe »in ungewöhnlicher Weise«, als er sie auf den sonst nur zu hohen Feiertagen von ihm selbst besetzten Patriarchenthron heben ließ. Danach, schreibt Frau Heldt, wurde die »Bitte um Entschuldigung nicht nur mit Worten bestätigt, sondern auch demonstriert in

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77 Delegation des Johanniterordens unter Führung des Ordensdekans folgt Einladung des griech.-orthod. Patriarchen von Jerusalem, S.S. Diodorios I., am 25. Oktober 1998. v.l.n.r.: Georg Prinz v. Preußen, Ordensdekan Ruprecht Graf zu Castell-Rüdenhausen mit dem Gastgeschenk, einem Faksimile-Blatt aus dem Perikopenbuch Heinrichs II., Patriarch Diodorios I., Metropolit Thimotheos, RR Jörg Bremer, RR Ekkehard Maurer, Vors. Kur. Johanniter-Hospiz, und weitere (nicht im Bild)

der gemeinsamen Andacht, in der sonst in dieser Jahreszeit geschlossenen Johannes-Kirche«. Erstmals seit acht Jahrhunderten gingen dazu orthodoxe Geistliche und Johanniterritter in ihren Ornaten gemeinsam durch die Altstadt zu St. Johannes im Muristan. In der oberen Gemeinde-Kapelle sowie in der seit Meister Gerhards Zeiten wohl unveränderten Kapelle unten sangen die Griechen Hymnen aus der Liturgie für den Hlg. Johannes und die Ordensleute antworteten mit »Lobe den Herren« sowie dem Ordensgebet. Beim internationalen Festgottesdienst am 31.Oktober trug Ordensdekan Graf zu Castell erstmals das [von dem in Pullach lebenden Bildhauer Hubertus von Pilgrim geschaffene] schwere Vortragekreuz an den Altar, das der Orden an diesem Tag der deutschen Gemeinde in Anwesenheit von Herrn Ministerpräsidenten [Manfred] Stolpe und Frau Bundestagspräsidentin a.D. [Rita] Süssmuth übergab. In der Übergaberede sagte der Herrenmeister: »Dies Vortragekreuz will ein ökumenisches Zeichen für den weltumspannenden Glauben an den Erlöser Jesus Christus sein, in dem sich alle christlichen Konfessionen vereinen. Die Form des Kreuzes soll nach dem Willen des Künstlers ein Symbol für die Vorläufigkeit irdischen Lebens sein, aus der Christus in die himmlische Herr-

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lichkeit eingeht. Ökumenisch war auch das Ende dieser Johanniterwoche in Jerusalem. Geführt von ihrem Herrenmeister und begleitet von drei Malteserrittern wurde in der Dormitio auf dem Zionsberg der Inbesitznahme des Geländes durch den Kaiser vor hundert Jahren gedacht. Abt Benedikt Lindemann lud die Johanniter zur Heiligen Kommunion an den Altar.«341 Die so aufgenommene Verbindung mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchat ist in den darauffolgenden Jahren durch Besuche von Johannitergruppen, Delegationen der EKD und Gespräche gehalten worden und zeigt, dass der Johanniterorden in Jerusalem seinen Platz hat. So zog ein Jahr später eine Johannitergruppe (Maurer, Ehepaar Schmidt, Bremer, A.von Bargen mit einer Jugend Orden-Reisegruppe), begleitet von Pastorin Heldt und der Hausgemeinschaft Christus-Treff zur mittelalterlichen Kapelle unter der griechisch-orthodoxen St. Johanneskirche und durfte dort die Kopie der Christus-Figur aus dem Johanniter-Hospiz niederlegen.342 12.2.3 EKD Delegation und die Amtseinführung des Propstes 2001

Eine Johannitergruppe war am 21.Oktober 2001 zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Propst Martin Reyer (*1946) eingeladen, der Propst Karl-Heinz Ronecker nachfolgte. Die zweite Intifada dauerte gerade über ein Jahr an, so dass die Schüsse bis in die evangelische Kirche von Bet Jala zu vernehmen waren, wo die Besucher, eine EKD-Delegationund Johanniter am Vormittag der dortigen lutherischen Gemeinde zeigen wollten, dass sie in der Not nicht allein gelassen wurden. Bischof Wolfgang Huber (*1942) predigte, der Gemeindepastor Jadallah Shehadeh übersetzte, alle sangen bekannte Kirchenlieder nach arabischem bzw. deutschem Text.343 In dem angegliederten Jungen-Heim sah man Zeichnungen an den Wänden, die den Krieg abbildeten, unter dem die Kinder täglich litten. In der nahe gelegenen Schule für christliche und muslimi-

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341 S. Johanniterorden, Nr. 4, Dezember 1998, S. 4 – 5. 342 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Bericht über die Kontaktaufnahme des Ordens mit der griechisch-orthodoxen Kirche. Vgl. Johanniterorden, Heft 4/Dezember 2001, S. 4. 343 Die Lutherische Gemeinde in Beit Jala entstand schon im 19. Jahrhundert durch die Tätigkeit des Jerusalemsvereins und bekommt heute, wie die anderen Gemeinden des Jerusalemsvereins, Unterstützung vom Berliner Missionswerk. Über die Geschichte der Gemeinde s. Pflanz 1903, S. 126 – 137; Förster 1991, S. 87 – 123 und Eisler/Haag/Holtz 2003, S. 123 – 124.

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sche Kinder Talitha Kumi gab Oberstudiendirektor Wilhelm Goller (*1940) einen Einblick in die Situation in seiner Einrichtung direkt an der Grenze des Palästinensischen Autonomiegebietes zum Staat Israel. Zum Einführungsgottesdienst in der Erlöserkirche am Nachmittag, den der Auslandsbischof der EKD, Bischof Koppe hielt und an dem Bischof Huber, Bischöfin Jepsen und Bischof Younan (Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Jordanien und dem Heiligen Land ELCJHL) mitwirkten, zogen auch fünf Johanniterritter im Ordensmantel ein. »Die Anwesenheit beziehungsweise Mitwirkung der hohen Repräsentanten der benachbarten christlichen Kirchen und des Leiters der Abteilung für Religionen, religiöse Bewegungen und Gemeinden im israelischen Außenministerium unterstrich das unvergleichliche geistliche Umfeld, auf dem unser Propst in und von Jerusalem aus tätig ist. Die anwesenden Johanniterritter Malte von Bargen, Albrecht von Bargen, Jörg Bremer, Ekkehard Maurer und Hans-Jürgen Wilhelmi luden Bischöfe, beide Propstehepaare sowie Freunde und Bewohner am Tag nach den Feierlichkeiten zu einem Empfang in das Johanniter-Hospiz ein. Der Abend war gedacht als Dank an das Ehepaar Ronecker für ihr Wirken und ihre Zusammenarbeit mit dem Orden vor Ort über zehn Jahre und als ein Willkommen an das Ehepaar Reyer in dieser Johanniter-Wirkungsstätte. Das Angebot zur Mitarbeit und die Bitte, weiterhin der Unterstützung und Nähe des Propstes sicher sein zu dürfen, waren unser Anliegen an diesem Abend.«344 Die EKD-Delegation stattete u.a. auch dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Ireneos einen Besuch ab. Dabei sollten die Beziehungen, die 1998 durch eine Delegation unter Leitung des Auslandsbischofs der EKD und des Ordensdekans eröffnet worden waren, bestätigt und weiter entwickelt werden.345

344 Johanniterorden, Heft 4, Dezember 2001, S. 4 – 5. 345 Johanniterorden, Heft 4/2001, S. 4. Siehe auch Malte von Bargen, Ergänzende Bemerkungen zum Bericht ER Wilhelmi, Dresden, den 1.11.2001.

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12.2.4 Hundert Jahre Grundsteinlegung der Auguste Victoria-Stiftung 2007 und 150 Jahre-Feier des Johanniter-Hospizes in der Jerusalemer Altstadt 2008

Mit einem Festgottesdienst in der Himmelfahrtkirche auf dem Ölberg, an dem auch eine Gruppe von Johannitern teilnahm346 , endete am 15. April 2007 die Ratsreise der EKD. Anlass war die »Grundsteinlegung für die Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung« vor 100 Jahren und die »Vertragsunterzeichnung über die Kirchengemeinschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land«.347 Den Text der Ansprache, um die der Herrenmeister im Anschluss an diesen Gottesdienst gebeten worden war, trug der Ordensstatthalter, Wilhelm Graf v. Schwerin v. Schwanenfeld (*1929), an seiner Stelle vor.348 Der Herrenmeister hatte seine Teilnahme wegen des Todes seines Vaters, des vorhergehenden Herrenmeisters Wilhelm-Karl Prinz v. Preußen, absagen müssen: »Die Johanniter von heute stehen in der Tradition derer, die bereits zur Zeit der Kreuzzüge Kranke gepflegt und Notleidende versorgt haben. Diese Tradition wird auch in den Gebäuden der Auguste Victoria-Stiftung, deren Grundsteinlegung wir heute gedenken und zu der meine Familie und der Johanniterorden beitragen durften, deutlich. Es waren evangelische Deutsche in Jerusalem, die meine Urgroßeltern, den Kaiser und die Kaiserin, bei ihrer Pilgerfahrt in das Heilige Land zur Einweihung der Erlöserkirche im Jahr 1898 um eine weitere Stätte der geistlichen und diakonischen Zuwendung für erkrankte Pilger baten. Die von der kaiserlichen Familie ins Leben gerufene Stiftung und die Rolle des Johanniterordens bei der Errichtung von Hospital und Himmelfahrtkirche werden vor allem in den Glocken auf dem Kirchturm deutlich. Die größte von ihnen wurde von einem Johanniter aus Antwerpen gestiftet, eine weitere ist ein Geschenk des Kaisers. Sie trägt den Spruch »solus spes mea Christus«. Die von der Kaiserin überreichte Glocke

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346 Graf und Gräfin v. Schwerin v. Schwanenfeld, Ehepaar Bremer, Eberhard Frhr. v. Perfall, Ehepaar Wilhelmi, B. Guntau. 347 Pressemitteilung der Pressestelle der EKD, Christof Vetter, Hannover/Jerusalem, 15. April 2007. 348 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Bestand Kuratorium, Redetext Graf Schwerin, Reisebericht 2007. Abgedruckt auch in »Worshipnon April 15th, 2007: Signing of the Agreement between ELCJHL and EKD. 100 years since laying of the foundation stone of Auguste Victoria, 60 years Lutheran World Federation«.

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ist mit dem Bibelvers »Sei getreu bis in den Tod« versehen. Gerne erinnere ich auch an das vom Kaiser geschenkte Abendmahlsgerät, das auf abenteuerliche Weise von den Gefährdungen der Vergangenheit gerettet worden ist und der Gemeinde bei der Feier des heiligen Mahls auch die Anfangszeit der Himmelfahrtkirche ins Gedächtnis ruft. Der Johanniterorden ist sich auch 100 Jahre nach der Grundsteinlegung seiner Verantwortung zur Erhaltung dieses Erbes bewußt. Wir spüren hierbei Gottes Segen und sind dankbar für alles, was an geistlicher und diakonischer Wirkung von hier ausgeht.«349 2008 bestand das Johanniter-Hospiz 150 Jahre. Zur Jubiläumsveranstaltung am 26. März kam der Herrenmeister, S.K.H. Oskar Prinz v. Preußen mit seiner Familie und begleitet vom Ordensdekan, Graf zu Castell-Rüdenhausen, nach Jerusalem und besuchte außerdem an mehreren Tagen die Stätten Jesu und des Ordens im Heiligen Land.350 Er traf mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilus III. zusammen und hatte israelische und palästinensische Gesprächspartner. Beim Besuch der Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg begegnete er der Geschichte johanniterlichen Wirkens. Hier wie in anderen Gesprächen dieser Tage war die Frage nach den Wirkungsmöglichkeiten der Johanniter im Heiligen Land heute präsent. Auf das Wirken des Ordens seit 1858 wies die Jubiläums-Broschüre »Das Johanniterhospiz in Jerusalem«351 , anlässlich der Festversammlung hin und fasste diese Periode erstmals übersichtlich in einer nachlesbaren Form zusammen. Der Autor der Broschüre hatte sich schon früh bei Prof. Alex Carmel wissenschaftlich mit der Geschichte der »Deutschen im Heiligen Land« befasst. Im Anschluss daran bekam der Herrenmeister das erste Exemplar überreicht. Man hatte sich zunächst in der Kapelle des Hospizes zu einer Andacht versammelt, die der Propst Uwe Gräbe hielt. Er sprach über den Hausbau (Matth. 7) und schloss mit den Worten: »Diese Stadt [Jerusalem] anderen im Sinne der Gastfreundschaft Gottes zu erschließen, ist ein Ruf, der immer wieder ergeht.Der Johanniterorden ist diesem Ruf immer wieder gefolgt, durch seine Geschichte hindurch hat er Kranke und Schwache gepflegt und Fremde beherbergt – hier wie an vie-

349 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Bestand Kuratorium, Redetext Graf Schwerin, Reisebericht 2007. 350 Bericht darüber siehe ”Johanniterorden”, Heft 2/Juni 2008. 351 Eisler 2008.

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len anderen Orten der Welt. Und an diesem Ort tritt auch der Christus-Treff in diesen Dienst ein, folgt diesem Ruf. Er ist eine Gemeinschaft von Christen mit einem ganz spezifischen, eigenen Frömmigkeitsprofil. Ich denke, die Johanniter haben sich bewusst entschieden, diesem Frömmigkeitsprofil hier Raum zu geben. Und schließlich sind da die Stiftungen der EKD und die deutschsprachige Gemeinde, die von Ihnen ebenfalls immer wieder gestärkt werden und den Johannitern freundschaftlich verbunden sind. Jesus Christus ist der Grund dieses Hauses in immer wieder wechselnden Verhältnissen. Er ist die verbindende Klammer an diesem Ort, an dem immer wieder so vieles auseinander driftet. Möge er auch in Zukunft das Fundament dieses Hauses sein – und möge dieser Zustand unter seinem Segen stehen. Amen.«352 Hans-Jürgen Wilhelmi begrüßte für das Kuratorium den Herrenmeister und seine Frau, Augusta Prinzessin v. Preußen, die durch ihre Anwesenheit dem Ereignis das besondere Gewicht verliehen, den Ordensdekan, Graf zu Castell-Rüdenhausen, den deutschen Botschafter, Dr. Harald Kindermann und seine Frau, die Stellvertreterin des deutschen Ständigen Gesandten bei der Palästinensischen Autonomiebehörde, Frau Isphording, die Pastoren der deutschen Gemeinde Michael Wohlrab und Dr. Martin Vahrenhorst, den Pastor der Jerusalemer lutherischen Gemeinde der ELCJHL, Sani Ibrahim Azar, Frau Diet Koster als Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Dr. Georg Dürr, Leiter der Schule Talitha Kumi, den Leiter der katholischen Schmidt-Schule und des Paulus-Hauses, Herrn Kircher und Frau Kircher, den Generaldirektor der Geburtsklinik aus dem benachbarten Bethlehem, Dr. med. Jacques Keutgen, Ritter des Malteserordens, und die Johanniterritter Dietrich.v.Bernuth, Jörg Bremer, Bernhard v. Fischern, Hans-Burckhard v. Stockhausen und Hanskarl Frhr. v. Thüngen. Er bedankte sich bei dem Pfarrerehepaar Guido und Steffi Baltes vom Christus Treff und ihrer Hausgemeinschaft, die als häusliche Gastgeber das Johanniter-Hospiz zur Freude aller festlich vorbereitet hatten und selbst Teil der Festgemeinde waren. Er schilderte die enge Zusammenarbeit mit den Pastoren und Pröpsten seit Beginn der gemeinsamen Geschichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er erinnerte an die Verwendung des Hospizes als Pilgerherberge, sein Schicksal während der Weltkriege und in der Zeit der Staatsgründung Israels; als es, unbeabsichtigt aber Nutzen bringend, Zuflucht für Flüchtlinge, Klinik und Gemeindezentrum wurde und warb für eine stärker werdende johanniterliche Nutzung durch den Orden.353

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352 Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens, Abschrift der Andacht. 353 Besuch des Herrenmeisters in Jerusalem, Johanniterorden, Nr. 2, Juni 2008, S. 5 – 6.

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Der Herrenmeister nahm die Gelegenheit wahr, Pfarrerin Dr. Petra Heldt für ihr jahrelanges Engagement für den Orden in Jerusalem, die von ihm verliehene Ehrennadel auszuhändigen. Der Gedanke, einer Jubiläumsbroschüre ein ausführlicher recherchiertes Buch über die Geschichte des Hospizes und das Wirken des Johanniterordens im Heiligen Land im 19. und 20. Jahrhundert folgen zu lassen, war 2008 bereits geboren.

12.2.5 Hundert Jahre Auguste Victoria-Stiftung im Jahre 2010

Über die Ostertage des Jahres 2010, fanden einige Veranstaltungen in Jerusalem statt, die von Wichtigkeit waren. Das 100-jährige Jubiläum der Stiftung wurde in mit einem Ostergottesdienst, der vom ZDF live übertragen wurde, festlich begangen. Am Ostermontag, dem 5. April, hatte der Johanniterorden im Rahmen des hundertjährigen Jubiläums der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung zu einem Empfang im Johanniterhospiz in der Altstadt eingeladen. Einen Tag danach fand der große Festakt zur Wiedereinweihung des restaurierten Kaisersaales und zum hundertjärigen Jubiläum der Pilgerarbeit auf dem Ölberg statt. Bei der Andacht am 6. April waren viele Ehrengäste dabei unter anderem: Der Gesandte der Bundesrepublik Deutschland in Ramallah Dr. Klaus Burkhardt, der Griechisch-Orthodoxe Patriarch H.B. Theophilos III., die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Frau Dr. Martina Münch, SKH Georg Friedrich Prinz von Preußen und viele andere.354 Unter den Begrüßern waren auch der Ordensdekan Ruprecht Graf zu Castell-Rüdenhausen und Eberhard Freiherr von Perfall (1939 – 2011) der als Johanniter aber auch als Vorsitzender des Kuratoriums Kaiserswerther Diakonie und Kurator der AugustVictoria-Stiftung folgende Worte sprach: Ich überbringe Ihnen zum Jubiläum herzliche Grüße der Kaiserswerther Diakonie und der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung. Durch gemeinsamen Einsatz auf dem Ölberg sind diese beiden evangelischen Einrichtungen seit über 100 Jahren sehr eng miteinander verbunden. Bereits im Jahr 1851, vor fast 160 Jahren, war Theodor Fliedner, der Gründer der Kaiserswerther Diakonissenanstalt, mit vier Diakonissen ins Heilige Land gekommen, um hier Krankenpflege und Erziehung aufzubauen. Noch

354 S. Jerusalem Gemeindebrief, Nr. 1, 2010, S. 5 – 6.

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heute zeugt die Schule Talitha Kumi in Beit Jala, die seit 1975 zum Berliner Missionswerk gehört, von dieser bleibenden Verbundenheit. Die 1904 gegründete Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung mit Sitz in Potsdam erwarb mit umfangreichen Spendengeldern aus dem Deutschen Reich die Grundstücke auf dem Ölberg und errichtete hier dieses wunderbare Gebäude. Die Einrichtung stand unter dem Protektorat der Kaiserin Auguste Victoria. Der Johanniterorden übernahm die Schirmherrschaft. Und die Verwaltung wurde der Kaiserswerther Diakonissenanstalt übertragen ... Im Jahre 1936, übernahm die Kaiserswerther Diakonissenanstalt auch die Geschäftsführung und die Trägerschaft auf dem Ölberg. Der Sitz der Stiftung wurde nach Kaiserswerth verlegt. Vorsitzender der Stiftung war von 1936 bis 1966 Hans v. Cossel, der Vorsitzende des Kuratoriums der Kaiserswerther Diakonissenanstalt und Rechtsritter des Johanniterordens. Noch heute ist ein Vertreter der Kaiserswerther Diakonie Mitglied des Kuratoriums der Kaiserin Auguste Victoria-Stifung und Mitglied im Board des Augusta Victoria Hospitals auf dem Ölberg. Nach dem zweiten Weltkrieg uebernahm die Evangelische Kirche in Deutschland die Traegerschaft der Stiftung und uebertrug das Gelaende auf dem Oelberg und die Betriebsfuehrung des Krankenhauses treuhaenderisch auf den Lutherischen Weltbund. Aus der 100 Jahre alten Tradition der Kaiserswerther Diakonie, des Johanniterordens und der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung erwächst eine bleibende Verpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft auf dem Ölberg. Wir wünschen uns auch in Zukunft eine spürbare und segensreiche Präsens dieser evangelischen Einrichtungen auf dem Ölberg sowie weiterhin eine gute Zusammenarbeit und herzliche Verbundenheit mit allen hier engagierten Menschen und Institutionen. Ich bin glücklich, zum Jubiläum die allerbesten Glückwünsche der Kaiserswerther Diakonie, besonders der Kaiserswerther Diakonissen, und der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung persönlich überbringen zu können. Ich wünsche Ihnen allen Gottes Segen.355 Danach konnte der prunkvolle Kaisersaal, der mit Hilfe vieler Spenden im Jahr 2009 restauriert werden konnte, 2010 eingeweiht werden. Der Kaisersaal wird in Zukunft Raum bieten für Konzerte, Ausstellungen und Begegnungen vieler Art.

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355 Archiv der Bayerischen Genossenschaft, Begrüßungsbeiträge 2010, Auguste VictoriaStiftung. Über die Bayerische Genossenschaft s. auch: v. Metzsch 2004.

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12.3 Erhaltung des Hospizes 1991 – 2012 und weitere Aktivitäten

Neben der Wahrnehmung von Ereignishöhepunkten, wie sie vorstehend geschildert worden sind, verwendete die Bayerische Genossenschaft auch unter ihrem seit 1997 Regierenden Kommendator, Ludwig Burggraf u.Graf zu DohnaSchlobitten (*1937)356 große Sorgfalt und erhebliche Geldmittel vor allem für die Unterhaltung, den weiteren Ausbau und die Verwendungsplanung des Hospizes, konnte sich dabei allerdings auf die Zusage des Ordens stützen, dass er sich an den Kosten beteiligt, die durch investive Aufwendungen für das Gebäude verursacht werden.

78 Restaurierter Kamin und Portaltüren im Kaisesaal 2010

Der Alltag der Kuratoriumsarbeit bestand aus dem Vorantreiben der notwendigen Reparaturarbeiten, Instandsetzungen, langwierigen Bauantragsverfahren und dem Vervollständigen der Ausstattung. Hinzu kam der sich in die Länge ziehende Versuch, nach und nach die noch im Gebäude lebenden Palästinenser zum Auszug zu bewegen, um sowohl als Orden als auch für den Christus Treff über die frei werdenden Räume verfügen zu können. Mietverträge mit den Palästinensern und Mietzahlungen gab es aus den schon geschilderten ursprünglich humanitären, später aber auch rechtlichen Vorbehaltsgründen nicht.357

356 Reg. Kommendator 1997 – 2010. 357 Archiv der Bayrischen Genossenschaft des Johanniterordens, Ausbauprojekt von Architekt Ernst W. Krüger, erstellt im April 1980. Laut Bericht würde das Projekt ca. 790.000

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Die Bereitschaft, das Hospiz zu verlassen, musste in zahlreichen Fällen im wahrsten Sinne erkauft werden oder ergab sich aus Alter und Krankheit.358 Keiner der arabischen Familien ist es nach dem Verlassen des Hospizes schlechter gegangen. Der Orden hat sich gegenüber den Bewohnern seines Hauses, die 1948 als Flüchtlinge dort eine Unterkunft gefunden hatten, betont geduldig verhalten und finanziell opferbereit gezeigt. Das Kuratorium war in all diesen Jahren darauf bedacht, den guten Ruf des Ordens und seines in der Altstadt bekannten Hospizes zu wahren und keine Schritte zu unternehmen, die nicht mit dem jeweiligen Propst bzw.der ELCJHL abgesprochen waren.359 Dies wurde besonders erleichtert durch den Rat des verständnisvollen und mit den Verhältnissen bestens vertrauten Pastors der evangelisch-lutherischen ELCJHL-Gemeinde, Sani Ibrahim Azar. Die Jahrzehnte nach dem II. Weltkrieg, in denen der Orden zunächst keinen oder nur schwachen Einfluss auf die Verwendung seines Hospizes nehmen konnte, erweisen sich im Rückblick gleichwohl als eine Periode nicht vorhergesehener christlich johanniterlicher Bestimmung, die sich aus der Not in der Stadt ergab: Das Hospiz wurde 1948 Zufluchtstätte für Flüchtlinge, es diente als kleine Klinik des Lutherischen Weltbundes der medizinischen Versorgung in der Altstadt (1948 – 1963) und war Zentrum der arabischen Jerusalemer evangelisch-lutherischen Gemeinde (1965 – 1984)360 . Der für Arbeiten am Gebäude erforderliche Zeitaufwand war hoch, weil in der Altstadt kaum qualifizierte Handwerker zu einer gewünschten Zeit verpflichtet werden konnten. Politische Unruhen (Intifada, Auswirkungen des Golfkrieges 1990/91) und israelische Kontroll-Übergänge an den Zugängen zur Stadt führten zu unvorhersehbaren Unterbrechungen der Arbeiten. Eine zuverlässige Planung

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DM kosten. Darin wären der Ausbau von Gästezimmern im 2. OG, Heizanlage, Speisesaal, Hospizanlage, Küche und mehr enthalten gewesen. Das Projekt hätte den städtebaulichen Charakter verändert. Berichte des Ordens. EZA, Best. 56, Akte 388, Bericht von Heß vom 12.10.1976 und Zitat ebd., Bericht vom 31. März 1981, S. 5 – 6. 358 Als teuerstes Beispiel siehe Schreiben Gen.Sekr JO, Dr. Albrecht v. Cossel an OKR. Gerhard Beyse, Kirchliches Außenamt, v. 3.12.1984, und Schreiben Verw. Ev. Propstei Lutheran Church of the Redeemer, Mike Oeke, an RA Fouad Shehadeh v. 14. November 1984, Archiv Johanniterorden Berlin, und Aktenbestand Kuratorium Johannter-Hospiz, »vor 1991«. 359 EZA, Best. 56, Akte 388 diverse Dokumente besonders Korrespondenz mit Anwalt Assis Shihade. 360 E-Mail Shelagh Friedli/Archiv LWF an Wilhelmi v. 12.2.2008, siehe Hanna Issa-Bericht. Vertrag Balley Brandenburg/ELCJ, vom 9.9./4.10.1965. Die Angabe 1984 machte Bischof M. Younan gegenüber Wilhelmi im März 2007.

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war unter diesen Umständen selten durchzuhalten und ist es noch. Das alte arabische Gebäude mit seinen Kuppeldächern, offenen Innenhöfen und Dachterassen und hinter modernen Anforderungen zurückgebliebenen Installationen erforderte durchdachte Investitionen bei der Sanierung. Dazu gehört auch, die drei dem Orden gehörenden und an einheimische Händler vermieteten Läden im Untergeschoss im Auge zu behalten. Dieser schleppende Gang der Instandsetzungs- und Bauvorhaben hat die rasche Verwirklichung erforderlicher Maßnahmen beeinträchtigt. Das war von Deutschland aus nicht immer leicht zu verstehen und erforderte die Überzeugungsarbeit durch das Kuratorium. Dennoch stehen die Erweiterungs- und Sanierungspläne für Zwecke des Johanniterordens und der im Hospiz lebenden Kommunität, soweit noch nicht ver79 Ein Zimmer bei der Restaurierung wirklicht, vor der zäh verfolgten Umsetzung. Außerdem ist das Hospiz seit 1991 zu einer zwar einfachen, aber modern ausgestatteten einladenden Pilgerherberge und begehrten Adresse inmitten der Altstadt geworden. Während früher das Lokalkomitee in Jerusalem saß, sind es heute Ordensritter, die von Deutschland aus361 und durch direkte Reisetätigkeit die Geschäfte führen und die Betreuung wahrnehmen. Das persönliche Verbindunghalten mit dem Propst, den Mietern, Nachbarn, Behörden, Handwerkern und Architekten und Rechtsanwälten ist wesentlich, die vertraglich mit der Jerusalem-Stiftung vereinbarte Unterstützung durch den Verwaltungsleiter bzw. die Verwaltungsleiterin der Propstei wertvoll und unverzichtbar.362

361 Bis auf einen der Kuratoren, RR Jörg Bremer, der bis 2009 18 Jahre in Jerusalem lebte. 362 Vereinbarung zwischen Evang. Jerusalemstiftung und Bayerischer Genossenschaft vom 17.3./3.12.1986, ersetzt durch die Vereinbarung vom 10.4./29.4.1992. Aktenbestand Verträge, Dokumente/ Kuratorium Johanniter-Hospiz. EZA, Best. 56, Akte 388, Schreiben v. Cossel an Gerhard Beyse vom 24.01.1986 und weitere Vereinbarungen in der Akte.

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Der restaurierte Vorhof

Insgesamt wurde die Verwaltung des Johanniter-Hospizes dadurch nicht leichter, dass es sich seit seinem Bestehen unter verschiedenen Verwaltungshoheiten befand, u.z. bis 1917 unter osmanischer Herrschaft, bis 1948 unter britischer Mandatshoheit, bis 1967 dem jordanischen Königreich zugehörig und danach innerhalb der Grenzen des Staates Israel. Dem Johanniterorden ist es wichtig, dass sein Hospiz ein Zentrum christlichen Glaubens bleibt und diesen Glauben ausstrahlt. Das alte, weithin erkennbare und in zahlreichen Reisebeschreibungen festgehaltene weiße achtspitzige Kreuz auf rotem Grund ist ein Kennzeichen aus der christlichen Glaubensgeschichte, das auch heute die Aufmerksamkeit unzähliger Besucher aus aller Welt auf sich zieht, auch und gerade in politisch und religiös unruhigen Zeiten. Für die christlichen Bewohner und Besucher der Altstadt ist es ein hoffnungsvolles Symbol fortdauernder christlicher Präsenz in der Stadt und dem Land, in der die Zahl der Christen abnimmt. Der Orden zeigt Flagge, aber nicht nur zum Anschauen. Er unterhält und pflegt einen Ort in der Stadt seiner Gründung vor über 900 Jahren und will diese Verbundenheit mit dem Heiligen Land auch wieder für die Glaubensarbeit unter seinen Mitgliedern nutzen.

Das Hospiz in neuerer Zeit

In den vergangenen Jahren haben Pensionärs-Ehepaare aus dem Orden für jeweils mehrere Wochen bei der Bewirtschaftung und dem geistlichen Dienst im Hospiz, aber auch bei der Gemeinde der Erlöserkirche mitgeholfen. Der Kommendator der Bayerischen Genossenschaft und seine Frau gingen dabei mit gutem Beispiel voran. Graf zu Dohna setzte sich auch als der für die »Jugendarbeit im Orden« maßgebliche Beauftragte des Kapitels für Pilgerreisen ein, die 1999 erstmalig von ER Albrecht von Bargen organisiert und seit 2006 jährlich Gruppen junger Erwachsener im Heiligen Land mit der Glaubens- und Ordensgeschichte vertraut machen. Graf Dohna schreibt dazu:

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Der restaurierte Innenhof des Hospizes mit Brunnen

»Warum ist es für jeden Johanniter wichtig, wenigstens einmal im Leben ins Heilige Land zu fahren? Ich nenne fünf Gründe, den wichtigsten zum Schluss. 1) Für jede Gemeinschaft ist es entscheidend, sich immer wieder ihrer ursprünglichen Berufung zu erinnern. Deshalb gehen wir in Jerusalem – wie es die Ordensregel verlangt – den Wegen unserer Ordensgründer nach. In

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Jerusalem wurde unsere Gemeinschaft als Krankenpflegeorden gegründet. Jerusalem war das Ziel der Kreuzzüge mit ihrem gerechten Auftrag, ihrem Unrecht gegenüber der byzantinischen Kirche und ihren unnötigen Grausamkeiten gegenüber Muslimen, Juden und Christen. Hier vernehmen wir erneut Gottes Auftrag an uns, den Schwachen zu helfen und den Unglauben in uns und um uns zu bekämpfen. Im Heiligen Land lernen wir, dass die lateinische Kirche und die Kirchen der Reformation viel ältere, ehrwürdige Geschwister haben. Von ihnen können wir lernen, wie man den Glauben und die Liturgie treu durch die Zeiten trägt. Jerusalem ist das Zentrum des Judentums. Aus dem Römerbrief wissen wir, dass Juden und Christen Zweige desselben Ölbaums sind. Wir kennen uns nicht, wenn wir nicht den Baum und dessen Wurzel kennen. Wir erleben in Israel auch die neue Heimat der Juden. Uns berührt ihre jüngste Geschichte, ihre Vernichtung in Europa, die die Nazis veranlasst und die Deutschen zusammen mit anderen durchgeführt haben. In Jerusalem erfahren wir etwas über die Kultur und die Geschichte der Araber, auch der arabischen Christen. Sie sind neben den Judenchristen die ältesten Empfänger unseres Glaubens und sie haben ihn gegen die gewaltsame Islamisierung bis heute bewahrt. Wir lernen aber auch den Islam kennen. Jerusalem beherbergt seine zweitwichtigste Gebetsstätte, den Felsendom. Wir haben in dieser Stadt die Möglichkeit, fromme Muslime zu treffen und uns die Grundzüge ihrer Religion erklären zu lassen. Hier können wir nicht nur übereinander, sondern auch miteinander reden. Vor allem aber ist Palästina die Heimat unseres Herrn Jesus Christus. Unser Glaube ist eine Beziehungsreligion. Ihr Kern ist die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. An den Stätten seines Wirkens kommen wir Jesus und seiner Botschaft ganz nahe. Er begegnet uns und wir ihm. So kann dort unsere Liebe zum Herrn wachsen wie an keinem anderen Ort.«363

Die Pastorin Petra Heldt und Jörg Bremer sind dabei von Anfang an kundige Führer durch ein sehr anspruchsvolles Programm gewesen und haben diese Reisen zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden lassen. Bremer berichtet darüber, dass:

202

363 Grußwort zu: »Johannes und die Johanniter« in der Tradition des Heiligen Landes, Pilgerreise nach Israel vom 4. bis 11. November 2006, Download www.jio.johanniterorden.de.

Das Hospiz in neuerer Zeit

»… einmal im Jahr Ordensanwärter oder jung in den Orden aufgenommene Ritter und ihre Frauen oder Freundinnen ins Heilige Land [kommen], um das »fünfte Evangelium« zu erspüren, also die Stätten Jesu zu erleben und um die Geschichte ihres Ordens kennenzulernen. Sie reisen nach Jerusalem, an den See Genezareth und nach Akko und lernen die deutsche evangelische Gemeinde in Jerusalem kennen ...«364 Alles in allem wiegen die unvergleichliche zentrale Lage inmitten der Altstadt von Jerusalem, sein architektonischer, orientalischer, ursprünglicher Charakter, die Sicht auf den die Dächer der Stadt überragenden Ölberg mit den Gebäuden der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung die große Sorgfalt und den Einsatz der Mittel auf, die bei der Wiederherrichtung, Modernisierung und der Erhaltung des Johanniter-Hospizes geboten ist. Der Besucher der Altstadt taucht ein in das mit allen Sinnen wahrnehmbare Zusammenleben dreier Weltreligionen und fühlt sich zugleich in einem vertrauten christlichen Zuhause aufgenommen, wenn er den Eingang des JohanniterHospizes durchschritten und die Kapelle, die Innenhöfe, Dachterassen und Räume aufgesucht hat – und sich Zeit nimmt.

364 Gespräche mit Jörg Bremer.

203

Zusammenfassung

204

Der Johanniterorden, dessen Geburtsstätte die Stadt Jerusalem ist, kehrte im 19. Jahrhundert zu einer aktiven Tätigkeit im Heiligen Land zurück. Auf Wunsch des preußischen Monarchen Friedrich Wilhelms IV. übernahm der Orden im April 1858 die Verantwortung über das Preußische Hospiz. Diese kleine bescheidene Herberge wurde im Laufe der nächsten Jahrzehnte ein Treffpunkt zahlreicher Palästinabesucher und Heilig-Land-Forscher, die das Wissen über Jerusalem und seine Umgebung durch ihre Forschungsaufenthalte und darüber verfassten Bücher in die ganze Welt verbreiteten. Durch eine 15-tägige kostenlose Unterbringung und das Angebot für Forscher, auch längere Zeit in diesem Hause wohnen zu können, ist manche Forschungstätigkeit erst möglich geworden. Im Laufe des 19. Jahrhunderts waren westliche und besonders europäische Wissenschaftler in der Erforschung des Heiligen Landes führend. Wie ein Magnet zog das Haus junge Theologen, Forscher, Künstler und Pilger an. Manche Forscher der 1860er Jahre sandten ihre Schüler wiederum zu weiteren Forschungszwecken in die gleiche »Herberge«, sodass sich eine Forschungstradition im Haus etablieren konnte. Durch gemeinsame Treffen mit lokalen Forschern wie Conrad Schick, Carl Sandreczky oder später Gustaf Dalman im Hospiz, alle auch Kuratoriumsmitglieder im Lokalkomitee des Hauses, wurde das Hospiz neben seiner eigentlichen Bedeutung als Pilgerherberge zu einer wahren Begegnungsstätte für Forschungen im Heiligen Land. Durch die Übernahme der Kosten einiger Betten im deutschen Diakonissenkrankenhaus setzte sich der Johanniterorden für kranke Pilger ein, die in Jerusalem weilten. Das Engagement der Ordensmitglieder spiegelt sich vor dem Ersten Weltkrieg auch in der Arbeit des Jerusalemsvereins wieder und machte sich deutlich in der deutschen Missionsarbeit bemerkbar, so z. B. bei der Einrichtung der in Bethlehem gebauten Weihnachtskirche oder die Unterstützung der deutschen Gemeinden in Jerusalem, Jaffa, Haifa und Waldheim. Darüber hinaus spielte der Orden mit seinem Engagement zudem in der Auguste VictoriaStiftung eine nicht zu unterschätzende Rolle, was daraus ersichtlich ist, dass er bis heute im Kuratorium der Stiftung vertreten ist. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der Orden das Hospiz halten und zunächst nach einer Zeit als Krankenstation, wieder auf die ursprüngliche Idee

Zusammenfassung

zurückführen, eine Stätte der Ruhe, einen Ort für Gebete, Glauben und der Besinnung zu schaffen. Für Tausende Besucher, Forscher und Missionare blieb es eine unvergessliche Erfahrung, wenn sie auf der Terrasse des Hospizes standen und den Blick über die Stadt schweifen ließen: »Uns gegenüber lag der Oelberg, zu Füßen die untere Stadt mit ihren Kuppeldächern, aus welchen einige Minarets aufragten. Die Sonne war untergegangen und der erblassende Horizont ergoß über den Oelberg, das Thal Josaphat und die Stadt die letzten fahlen, ersterbenden Farben des scheidenden Tages. Das Leben der Stadt war verstummt; eine traurige, leblose Stille lagerte über der Landschaft, die sich allmählich in dunkelnde Schatten hüllte. Dann senkte sich Nacht, schwarze, düstere, wirkliche Nacht auf Jerusalem, in welcher nur hier und da das neugierige Licht eines Fensterchens wie ein Sternchen leuchtete. Dieser erste Eindruck von Jerusalem blieb uns Allen ein unvergeßlicher; war schon der Gang durch die engen, dämmerigen Straßen, an murmelnden, kauernden Gestalten vorbei, ein eigenthümlich packender gewesen. Die Aussicht vom Söller des Hospizes, auf Stadt und Oelberg im scheidenden Tageslichte, grub sich unauslöschlich in unser Gedächtniß ein, mehr als Alles, was uns der ganze Aufenthalt in der Heiligen Stadt vor Augen führte.«365

365 v. Gonzenbach 1895, S. 127.

205

Literaturverzeichnis Archivquellen: ABM

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Archivquellen

FAF

FAG GStAPK

ISA

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Akte 249 – Johanniter-Ordens-Hospiz zu Jerusalem 1866 – 1870 Akte 250 – Johanniter-Ordens-Hospiz zu Jerusalem 1876 – 1880 Akte 290 – Johanniter-Hospiz 1906 – 1916 Akte 322 – Bistum und Missions-Angelegenheiten 1843 – 1850 PAAA Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin. Abt. IA, Europa Generalia I.A.A.a. 36, Akte Nr. R-60 Türkei, Akte 175d, Bd. 3. LAELKB Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Nürnberg. Vereine und Institutionen III/56 – Bayerische Genossenschaft des Johanniter-Ordens. LKA Stuttgart Landeskirchliches Archiv, Stuttgart. Best. K8 Syrisches Waisenhaus Best. KB – Kirchenbücher Best. A 27 Personalakten Best. D 40 Nachlass Adolf Schlatter Best. L2 Archiv der Diakonenanstalt »Karlshöhe« bei Ludwigsburg Nazaerth Archiv, Bethel Akte Jerusalem, Johanniter-Hospiz 1934 – 1940 N-ST-327 Akte Jerusalem Brüderakte 1928 – 1939 N-ST-328 Personalakte Alfred und Karoline Kluge N-PA-2973 Bildaufnahmen N F-0143; F-0359. Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz – Orientalistik- und Handschriftenabteilung

Zeitschriften und Zeitungen: AAZ ADB ADPV

208

Augsburger Allgemeine Zeitung (München u. a.) Allgemeine Deutsche Biographie Abhandlungen des Deutschen Palästina Vereins (Wiesbaden)

Zeitschriften und Zeitungen

AKF

BAZ BBKL BDSM BFV ChVB Dorfchronik EGfP EM ILB Jb.AVPS Jb. JV Jb.SyrW Jb. ÖP JIDG JO JOB NDB NNM NNRG

Armen- und Krankenfreund. Eine Zeitschrift für die Diakonie der evangelischen Kirche, namentlich für die Armen-, Kranken-, Kinder- und Gefangenenpflege, nebst Mittheilungen über verwandte Bestrebungen auch in anderen Kirchen, gegründet von Theodor Fliedner, 1849 – 1906 (Kaiserswerth, später Düsseldorf) Der Bote aus Zion 1885 – 1969 (Jerusalem u. a.) Bautz Bibliographisches Kirchen Lexikon Bericht über die Diakonissen-Stationen im Morgenlande, 1851 – 1899 (Kaiserswerth) Bericht des Frauen-Vereins für christliche Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande, 1843–1864 (Berlin) Christlicher Volksbote aus Basel, 1833 – 1941 (Basel) Dorfchronik, 1846–1912 (Moers-Elberfeld) Evangelisches Gemeindeblatt für Palästina, 1925 – 1939 (Jerusalem) Die Evangelischen Missionen, Illustriertes Familienblatt, 1895 – 1931 (Gütersloh) Im Lande der Bibel. Neue Folge der Neuesten Nachrichten aus dem Morgenlande, 1956– heute (Berlin) Jahresbericht der Auguste Victoria-Pfingsthaus-Stiftung (Potsdam) Jahresbericht des Jerusalems-Vereins, 1853–1892 (Berlin) Jahresbericht des Syrischen Waisenhauses Jerusalem, 1860 – 1917 (St. Chrischona danach Köln) Jahrbuch des österr. ungar. Pilgerhauses zur Heiligen Familie in Jerusalem, 1905–1912 (Jerusalem) Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte, 1975 – 1986 (Tel Aviv) Johanniter-Orden, Monatsschrift/Vierteljahresschrift, 1946–heute (u.a Berlin) Johanniter Ordensblatt, Monatsschrift, 1908 – 1944 (Berlin) Neue deutsche Biographie Neueste Nachrichten aus dem Morgenlande. Vereinsschrift des Jerusalemsvereins. 1857 – 1941 (Berlin) Neueste Nachrichten aus dem Reiche Gottes 1817 – 1856 (Berlin) 209

Literaturverzeichnis

Warte

WJOB ZDMG ZDPV

210

Die Warte des Tempels (1845 – heute), [1845 – 1876 als Süddeutsche Warte, 1912 – 1917 als Jerusalemer Warte, unterschiedliche Erscheinungsorte] Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg 1860 – 1907 (Berlin) Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 1847 – heute (Leipzig u.a.) Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins. 1878 – heute (Leipzig u.a.)

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Literaturliste

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Abbildungsnachweis Archiv der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens: Abb. 19; 37; 39; 46; 67; 70; 71; 72; 73; 74; 75; 76; 77; 79; 80; 81. Archiv der Kaiserswerther Diakonie, Fliedner Kulturstiftung: Abb. 9; 10; 14; 25. Archiv der LJS, St. Albans, England: Abb. 2. Archiv der Tempelgesellschaft, Stuttgart: Abb. 52. Archiv des Johanniterordens Ballay Brandenburg, Berlin: Abb. 11; 21. Archiv Haus Nazareth, Bethel: Abb. 66; 68. Bundesarchiv, Berlin: Abb. 29. Familienarchiv Frutiger, Basel: Abb. 17; 24; 36; 38; 42; 43; 51. Familienarchiv Gatter, Frankfurt: Abb. 48. Familienarchiv Großsteinbeck, Hof Großsteinbeck: Abb. 7; 16; 40. Familienarchiv Münchhausen, Bonn: Abb. 23. Israel State Archives, RG 67, Jerusalem: Abb. 15; 18. Israel National Library, Jerusalem: Abb. 22. Landeskirchliches Archiv, Stuttgart: Abb. 4; 5; 31a; 56; 58; 69. Pilgerzentrum Auguste Victoria-Stiftung, Jerusalem: Abb. 65; 78. Sammlung Alex Carmel, Haifa: Abb. 41; 44; 45; 53; 54; 60; 61; 62. Sammlung Anette Schwarz-Scheuls, Schlitz: Abb. 12; 30; 34. Sammlung Jakob Eisler, Stuttgart: Abb. 1; 3; 6; 8; 13; 20; 26; 27; 28; 31b; 32; 33; 35; 47; 49; 50; 55; 57; 59; 63; 64.

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Personenregister

Abeken, Heinrich 44 Aberle, Fam. 12 Aberle, Paul 65 Adler, Friedrich 88, 116 Adler, Joseph 74 Agha, Chalil (Agga) 25, 27, 35 Agopian, 108 Albrecht I. der Bär 39 Albrecht von Preußen 56, 98, Anh. 1 Alexander III., Zar 141 Alexander, Michael Solomon 17, 19, 31, 105 Almasie, 164 Alpers, P. 120 Alt, Albrecht Anh. 5 Alten, Carl Victor von 75, 83–85, 89 f., Anh. 2, 4 Arnim-Boitzenburg, Graf von 159 Assad Efendi 70 Augusta, Prinzessin von Preußen 194 Auguste Victoria Kaiserin 124, 135, 139, 156, 196 Azar, Sani Ibrahim 194, 198 Baier, Anna Barbara 91 Baier, Jonas 91 Bangel, Erika 178 Balfour, James Lord 140 Ballobar, Antonio de la Cierva Lewita de Graf 152, 159 Baltes, Guido 194 Baltes, Steffi 194 Bargen, Albrecht von 180, 190 f., 201, Anh. 5, 7 Bargen, Malte von 191 Barkhausen, Friedrich Wilhelm 148 Barkhausen, Theodora 148, 152 Bary, von 148 Bauernfeind, Gustav 79, 118 f. Baumgartner, Walter 167 Bawarschi, Ibrahim 172 f. Bayer, Emilie 92, 101, 127, 129 Bayer, Heinrich 91 f., 95, 100–102, 127, 129, Anh. 2, 3 Bayer, Mathilde Louise s. Vester, Mathilder Louise

Behmer, Hermann 118 Beirakdar, Mustaffa Agha 32, 46 Berg, von 147 Bernuth, Dietrich von 194 Beyse, Gerhard 177 f., 198 f. Bismarck, Otto von, 67, 84 Bismarck-Bohlen, Friedrich Graf von 43 f., 47, 49, 64, 110 Blaich, Sebastian 148 Blankertz, Fam. 12, 114, 131, 133 Blankertz, Pauline 132–134 Blankertz, Wilhelm 131–134, 159-162, Anh. 2, 3 Bleibtreu, Adelheid 27, 36 f. Blichert, Peter 118 Blom, Peter 120 Bous, Andreas 118 Bremer, Jörg 180, 186, 188–192, 194, 199, 202 f., Anh. 7 Brendekilde, Hans Andersen 118 Brode, Johann Wilhelm Heinrich Anh. 4 Bülow, Heinrich Freiherr von 18 f., 23, 26 Bugod, Peter 180 Bunsen, Karl Josias Freiherr von 15, 17–20 Burkhardt, Klaus 195 Bußmann, Wilhelm Anh. 2, 5 Cana’an, Tawfik 173 f. Canitz und Dallwitz, Karl Ernst Wilhelm Freiherr 22, 24 Carl Alexander von Preußen 40, Anh. 1 Carmel, Alex 137, 193 Castell-Castell, Ferdinand Graf zu 180, Anh. 6, 7 Castell-Rüdenhausen, Ruprecht Graf zu 186–189, 193–195 Christiansen, 173 Clark, James 118 Clark, Thomas G. 103, 120 Cossel, Albrecht von 177 f., 180, 198 f. Cossel, Hans von 154, 173, 180, 196 Dalman, Gustav 204, Anh. 2, 5 Diodorius I. 186, 188 f. Döhle, Walter Anh. 4 Döring, Johannes 153, 170–172, Anh. 5

223

Personenregister

Dohna-Schlobitten, Ludwig Burggraf und Graf zu 197, 201, Anh. 6 Drechsler, Gustav 122 Dreher, Johannes 120 Dryander, Ernst Hermann von 140 Düesberg, Franz v. 23 Dürr, Georg 194 Duisberg, Wilhelm 62, 92, Anh. 2 Eichhorn, Johann Friedrich von 19, 21–23 Ehmann, Friedrich Karl 148 Einsler, Lydia 172 Eitel Friedrich von Preußen 145 f., 149, Anh. 1 Eppinger, Christian Friedrich 65 Evers, Marie Katharine 27 Fallscheer, Johann Christian 74, 119 Fast, Abraham 129 Finn, James 21, 27 Fischer, 115 Fischern, Bernhard von 194 Fleischhacker, Johannes C. 119 Fleischmann, Paul 95 Fliedner, Theodor 20, 26 f., 35, 42–45, 72, 105, 195 Friedel, Carl 67 Friedmann, Paisach 74 Friedrich III. v. Preußen 74, 83 f., 96, 99, 106, 112, 118, 141 Friedrich Carl Alexander v. Preußen s. Carl Alexander Friedrich Franz II. Grosherzog Mecklenburg Schwerin 99, 112, 122 Friedrich, Johannes 138 Friedrich Wilhelm III. 15, 39 Friedrich Wilhelm IV. 11, 14–17, 19, 21, 24 f., 27, 38 f., 63, 66, 70 f., 86, 99, 124 f., 204 Fritze, Karl Otto 76 Frosch, Karl 117 Frutiger, Hans Hermann 137 Frutiger, Hermann 135, 137 Frutiger, Johannes 62, 67, 94, Anh. 2 Fulda, Hermann 120 Frey, Hermann 120 Gabriel, G. 120 Gale, William 116 Galling, Kurt 167 Gatter, Fam. 12 Gause, 144, 147 Gentz, Karl Wilhelm 85, 118

224

Georg Friedrich Prinz von Preußen 156, 195 Gericke, Johann Friedrich Carl 106 f. Gerhard Bruder 38, 149, 189 Gerlach, Ernst Ludwig von 15 Gerlach, Leopold von 15 Gobat, Samuel 19–21, 24–28, 31, 72, 74, 80, 112, 132 Godet, Louis Frédéric 121 Göttmann, Carolina Paulina 61 Göttmann, Johann Peter 9, 60 f., 83 f., 90 f., 108, Anh. 2, 3 Goller, Wilhelm 191 Gottfried von Bouillon 38, 45 Gräbe, Uwe 156, 193 Grebes, Carolina Paulina s. Göttmann Carolina Paulina Gregorovius, Ferdinand 122 Großsteinbeck, Friedrich Wilhelm 29 Großsteinbeck, Johann Adolf 29 f. Großsteinbeck, Katharine s. Thiel, Katharina Groth, Paul Ferdinand 116 Gruhler, Johannes 119 Güder, Friedrich Eduard Gustav 122 Guthe, Hermann 77, 121 Haddad, Daud 174 Hämmerle, Christian 114 Halbreiter, Ulrich 43 Hall, John Robert Longley 119 Hammerschmidt, Wilhelm 115 Hanauer, James Ewald 119 Hanna, Issa 172 f., 198 Hardegg, Adelheid (Heidi) 137 Hardegg, Ernst 120 Harry, Myriam 132 Hauser, Christian 91 Heckel, Theodor 170, 172 Hedemann, Baron von 107 Heimbach, Martin 93 Heinrich II. 188 f. Heinrich von Preußen 99 Heinrici, Friedrich 120 Heldt, Petra 186, 188, 190, 195, 202 Helena 75 Herquet, Carl 78 Hermann, Johannes 67 Herrlich, Carl Hugo 50 f., 62, 68 Hershon, Paul Isaac 91 Hertzberg, Hans Wilhelm 162, Anh. 2, 5 Herzl, Theodor 140 Hörbach, Christine, s. Keppler, Christine Hohenthal-Dölkau, Adolf Graf von 93

Personenregister

Hoffmann, Carl 64–66, 78, 83 f., 88, Anh. 2, 5 Hoffmann, Christoph 75, 84 Hoffmann, Christoph II. 129, 144 Hoffmann, Otto 116, 147 Hoffmann, Wilhelm 65 Hoppe, Paul Anh. 5 Huber, Jakob 119 Huber, Wolfgang 190 f. Humboldt, Alexander von 105 Ibrahim Pascha 14 Imberger, Christian 130, 148 Isphording, 194 Jepsen, Maria 191 Jeremias, Friedrich 102, 159 f., Anh. 5 Johannes der Täufer 39 Jupitz, Emilie s. Bayer, Emilie Kaiser, Wilhelm 113 f., 162 Karnatz, Bernhard 173 f. Kautzsch, Emil 121, 123 Keller, Friedrich 74 f. Keller, Pauline 27 Kepper, Christine 131 Kepper, Karl 131 Kersten, Caroline 94 Keutgen, Jacques 194 Khoury, George 173 Kiepert, Johann Samuel Heinrich 121 Kieser, Edmund 118 Kindermann, Harald 194 Klaiber, Gottfried 165 Kleist, Freiherr von 147 Kluge, Alfred 165–167, 169-171, Anh. 3 Kluge, Karoline 166 f., 169–171 Kober, Paul 67 Körner, Ernst Karl Eugen 116 Kollek, Teddy 138, 176, 180 Koppe, Rolf 186, 191 Korn, Helene von 94 Kriebel, Martin 171 Krieger, Joseph 117 Krüger, Ernst Walter 175 f., 197 Kruse, Wilhelm 37 Künzler, Jakob 165 Künzler, Marie 165, Anh. 3 Lahusen, Friedrich 144 Lange, Friedrich 76, 120 Lechler, Paul 170 Lerchenfeld, Rudolf Frhr. von Anh. 6 Levetzow, Dr. von 124, 128

Lietzow, Paul 78, 97 Linder, Soen 160 Loesche, 94 Lorch, Karl 120 Lorenz, Fam. 161–163 Lorenz, Fritz 161, 163, Anh., 2,3 Lorenz, Lina 161 Louis Ferdinand von Preußen 137 f. Loytved-Hardegg, Julius 135 Ludwig I. von Bayern 41 f. Ludwig IV. von Hessen 99, 112 Luther, Martin 13 Lyde, Samuel 108 MacGowan, Edward 27 Magnusson, M. 116 Mainella, Rafaelle 118 Maltzahn, v. 159 f. Marcinkowski, Cornelia (Nelly) 137 Martinowitsch, Max 116 Maurer, Ekkehard 180, 185 f., 189–191, Anh. 5, 7 Maximilian II. Joseph von Bayern 42 Meyer, Oscar 83 f., Amh. 2 McCaul, Alexander 21 Meisner, Heinrich August 78 Merker, Franz 123 Merx, Adalbert 123 Migirditsch, 108 Mirbach, Ernst Freiherr von 127, 134 f., 142, 144, 151 Mößner, Friedrich 165 Moll, Edwin 173 Moltke, Helmuth Graf von 14 Muhamad Ali 14 Mühler, Heinrich von 64, 88 Müller, 29 Münchenhagen, Otto 118 Münchhausen, Tankmar von 74–76, 80, Anh. 2, 4 Murad, Simon Seraphion 37, 75 Napoleon 10, 13, 39 Nassau-Siegen, Johann Moritz von 11 Neubert-Preine, Thorsten 12, 108 f. Neumann, Johann Carl 118 Ninck, Wilhelm Theodor 102 Nippold, Friedrich 121 Nord, Erich 161 f., Anh. 2, 4 Nyland, George 119 Oeke, Mike 198 Oelbermann, Laura von 143 f. Orelli, Konrad von 123

225

Personenregister

Oscar, Prinz von Preußen Anh. 1 Oskar, Prinz von Preußen Anh. 1 Overgaard, Christen Nielsen 118 Päde, August 32–37, Anh. 3 Paesser, Adolf 121 Paessler, Reinhard 118 Palmer, Lina 161 Palmer, Paul 131, 161 Pank, Oskar 93 Paschalis II. Papst 38 Paulus, Christoph jun. 73 Petermann, Julius Heinrich 105 f., Anm. 4 Perthes, Justus 121 Perfall, Eberhard, Freiherr von 192, 195 Perponcher-Sedlnitzky, Friedrich Wilhelm Karl August Graf von 110 Pertsch, Wilhelm 121 Petermann, Julius Heinrich 105 f., Anh. 4 Piglhein, Bruno 117 Pilz, Charlotte 34 f., 45 Pischon, Friedrich Wilhelm 105 Pizzamano, Josef 32 Preiswerk, Heinrich 120 Pross, Friedrich 120 Prutz, 81 Prym, Eugen 121 Puy, Raimond de 38, 149

226

Rabe, Edmund Friedrich Theodor 30, 107 Radmann, Wolfgang 180, Anh. 7 Radowitz, Joseph Maria von 15 Raumer, Carl Otto von 46 f., 63 Reinhardt, Fam. 12 Reinicke, Carl 79, Anh. 2, 5 Reinicke, Paul Rene 117 Reitz, Julius Anh. 2, 4 Reyer, Martin 190 f. Rhein, Ernst 163, 165–167, 173, Anh. 5 Richardt, Christian 120 Riggenbach, Christoph Johannes 122 Ritter, Carl 105 Röhricht, Reinhold 78 Roggenbach, Pauline s. Blankertz Pauline Ronecker, Karl-Heinz 180, 182, 185 f., 190 f. Rose, M. 105 Rosen, Friedrich 129, 143, Anh. 4 Rosen, Georg 12, 31 f., 34–38, 41, 43 f., 47, 49, 60 f., 63-66, 70–72, 80, 105–108, 112, Anh. 2, 4 Rosenthal, Alexander 116 Roth, Johannes 104 f., 108 Rothe, Heinrich 123

Rüegg, Arnold 120 Saalmüller, Karl Heinrich 120 Sacy, Antoine Isaac Silvestre de 17, 19 Samuel, Herbert 152 Sandel, Gottlob Benjamin 148 Sandel, Gottlob David 120 Sandel, Theodor 29 Sandreczki, Carl 61 f., 67, 72, 77, 83 f., 108, 123, 204, Anh. 2 Sauer, Franz 174 Schapira, Moses Wilhelm 132 Schapira, Myriam s. Harry, Myriam Scharling, Carl Henrik 122 Schick, Conrad 35, 61, 64, 67, 77, 83 f., 88, 91 f., 123, 125, 204, Anh. 2 Schiøtt, Heinrich August Georg 117 Schlatter, Adolf 123 Schlicht, Carl Anh. 2, 5 Schlömer, 167 Schlottmann, Constantin 107 Schmidt, Edmund 131, 143, Anh. 2, 4 Schmidt, Werner 185 f., 190 Schmücker, Gustav Paul 129 Schnabel, Carl 78 Schneider, Gustav 160 Schneider, Joseph 160 Schneider, Martin Philipp 120 Schneller, Fam. 67, 165, 172 Schneller, Hermann 171, Anh. 2 Schneller, Johann Ludwig 67 Schneller, Ludwig 94 Schneller, Theodor 62, Anh. 2 Schubert, Gotthilf Heinrich von 20 f. Schütz, Claus 176 Schulenburg-Lieberosem Graf von 147 Schultz, Ernst Gustav 17, 19, 21 f., 24–29, 31, 104, 106, 112 Schumacher, Gottlieb 134–137, 144, 147 f. Schwarzburg-Rudolstadt, Marie Prinzessin 99 Schweinitz, Dietrich von 8, Anh. 6 Schwerin von Schwanenfeld, Wilhelm Graf von 192 f. Scott, Donald 172 f. Sepp, Johannes Nepomuk 41 f. Shehafeh, Fouad 198 Shehadeh, Jadallah 190 Shihade, Assis 176, 198 Socin, Albert 77, 121 f. Staehle, Ernst 180, Anh. 7 Stahl, Johannes 131 Stangen, Carl 103 Stangen, Hugo 103

Personenregister

Steinbeck, John 30 Steinborn 29 Stockhausen, Hans-Burckhard von 194 Stollberg-Wernigerode, Eberhard Graf 46 f., 64, 86 f. Stolpe, Manfred 189 Storch, Mendel 116 Strack, Hermann Leberecht 122 f. Stratenwerth, Gerhard 173 Strauß, Friedrich Adolf 25 Strauß, Otto 107 Süssmuth, Rita 189 Sziel, Wilhelm 120 Tanner, Karl 118 Theophilus III. 193, 195 Thiel, Gustav 29, 31 f., 37 f., 49 f., 60, 104, 110, Anh. 3 Thiel, Katharina 31, 37, 49 Thiel, Samuel 37, 49 Thüngen, Hanskarl Freiherr von 180, 182, 194, Anh. 7 Thüngen, Wolf-Hartmann Freiherr von 180, 183 f., Anh. 6 Tischendorf, Paul von Anh. 4 Titus, römischer Kaiser 71 Tobler, Titus 9, 24, 50, 62, 77, 108, 121, 123 Toft, Peter Petersen 99, 117 Treskow, von 147 Trotha, von 147 Trumpp, Ernst 108

Vetter, Christof 192 Vetter, Jakob 120 Victoria Königin von England 16 Waage, Peter 122 Wangemann, Hermann Theodor 67 Wedel, von 146 f. Weeks, Edwin Lord 118 Weigelt, Joachim 154, 172 f. Weinberg, Leopold Paul 119 Werner, Carl Friedrich Heinrich 117 Werner, Roland 182, 184–186 Weser, Hermann 88, 90, Anh. 5 Westerfield, William 120 Wetzstein, Johann Gottfried 105 Wieland, Hugo jun. 129, 148 Wieland, Karl 148 Wilhelm I. 87 f., 99, 143 Wilhelm II. 82, 124, 135, 139-143, 145 Wilhelm-Karl, Prinz von Preußen 182 f., 192, Anh. 1 Wilhelmi, Hans-Jürgen 12, 109, 180, 191 f., 194, 198, Anh. 5, 7 Wilson, Charles 77 Wohlrab, Michael 157, 194 Wohlrab, Ulrike 157 Wolff, Heinrich Anh. 4 Wolff, Philipp 72–74, 77, 86, 88, 122 Wolters, Theodor Friedrich 74, 119 Younan, M. 191, 198 Young, William Tanner 17, 24 f.

Ulrich, 81 Vahrenhorst, Martin 194 Valentiner, Friedrich Peter 32, 37, 50, 61, 64, 91, Anh. 2, 5 Vartan, Kaloost 120 Vester, Bertha Spafford 130 Vester, Ferdinand 86 Vester, Friedrich 130, Anh. 2 Vester, Johannes Theophilus 114, 130 f., Anh. 3 Vester, Mathilder Louise 130

Zeller, Johannes 74, 108, 119 Zeller, Wilhelm 132 Zenke, Henriette 27 Zieten Schwerin, Adalbert Julius Graf von 92–94, 111, 128, 130–132 Ziffos 74 f. Zimmerli, Walter Theodor 167 Zimmermann, Karl 72 Zimpel, Charles Franz 122 Zumpt, August Wilhelm 122

227

Anhänge Anhang 1: Regierungszeit der Herrenmeister des Johanniterordens seit der Wiederherstellung der Balley Brandenburg des Johanniterordens Prinz Friedrich Carl Alexander von Preußen 1853–1883 Prinz Albrecht von Preußen 1883–1906 Prinz Eitel-Friedrich von Preußen 1907–1926 Oskar Prinz von Preußen 1927–1958 Wilhelm-Karl Prinz von Preußen 1958–1999 Seit 1999 Oscar Prinz von Preußen

Anhang 2: Mitglieder des Lokalkomitees des Johanniter-Ordens-Hospiz zu Jerusalem Jahr 1865 Vorsitzender Georg Rosen

1869 Baron Carl von Alten

Stelv. Vor.

Carl Hoffmann

1876 1885 1910 Tankmar Julius Reitz Edmund v. MünchhaSchmidt usen Carl Carl Schlicht Bussmann Reinicke

Conrad Schick Carl Sandreczki

Conrad Schick Wilhelm Duisberg

Conrad Schick Johannes Frutiger

F. Vester

O. Meyer Peter Göttmann

Heinrich Bayer

Heinrich Bayer

Wilhelm Blankertz

Beisitzer Beisitzer

Friedrich Peter Valentiner Conrad Schick Carl Sandreczki

Beisitzer Secretär Hausvater

228

Peter Göttmann

Theodor Schneller Gustaf Dalman

1928 HansWilhelm Hertzberg Theodore Barckhausen Konsul Dr. Nord Hermann Schneller

Fritz Lorenz

Anhang

Anhang 3: Liste der Hausväter im Preußischen- und Johanniter-Hospiz 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Gustav Thiel Mai 1851– September 1852 August Päde Oktober 1852– Juli 1856 Gustav Thiel 1856–1864 Johann Peter Göttmann 1865–1875 Heinrich Bayer Mai 1875–1906 Johannes Theophilus Vester 1907–1908 Wilhelm Blankertz 1908–1927 Fritz Lorenz 1927–1934 Marie Künzler 1934–1935 Alfred Kluge 1935–1939

Anhang 4: Liste der jerusalemer Konsuln, die als Kuratoriumsvorsitzende präsidierten: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Georg Rosen (1852–1867) Heinrich Julius Petermann (1868–1869) Carl Victor von Alten (1869–1873) Thankmar von Münchhausen (1874–1881) Julius Reitz (1881–1885) Paul von Tischendorf (1886–1899) Friedrich Rosen (1899–1901) Edmund Schmidt (1901–1916) Johann Wilhelm Heinrich Brode (1917–1918) Carl Kapp (1924–1926) Als Beisitzer Erich Nord (1926–1932) Als Beisitzer Heinrich Wolff (1933–1935) Als Beisitzer Walter Döhle (1936–1939)

229

Anhang

Anhang 5: Liste der Stellvertreter der Jerusalemer Kuratoriums-Vorsitzenden: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

12. 13. 14. 15. 16.

230

Friedrich Peter Valentiener (1858–1866) Carl Hoffmann (1866–1869) Hermann Weser (1870–1876) Carl Reinicke (1876–1884) Carl Schlicht (1885–1895) Paul Hoppe (1895–1903) Wilhelm Bußmann (1903–1910) Friedrich Jeremias (1910–1918) Gustaf Dalman (1921) Albrecht Alt (1921–1922) Hans Wilhelm Hertzberg (1923–1930) Ab 1927 als Vorsitzender des Kurratoriums Hans Wilhelm Hertzberg (1923–1930) Als Vorsitzender Ernst Rhein (1930–1938) Als Vorsitzender Johannes Döring (1938–1954) Ab 1991 als Vorsitzender des Kuratoriums mit Sitz in Deutschland Ekkehard Maurer (1991–1998) Hans-Jürgen Wilhelmi (1999–2009) Albrecht von Bargen seit 2009 S. auch Anhang 7 neues Kuratorium von 1991 bis heute

Anhang

Anhang 6: Registrierende Kommendatoren der Bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens seit ihrer Gründung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Max Graf zu Pappenheim (1891 Leitd. Ritter, 1892–1901) Friedrich Carl Fürst zu Castell-Castell (1902–1923) Albrecht Graf zu Pappenheim (1923–1936) Hans Frhr. von Welser (1937–1943) Ludwig Ritter von Poschinger (1943–1949) Ulrich von Wachter (1949–1957) Rudolf Frhr. von Lerchenfeld (1957–1970) Prosper Graf zu Castell-Castell (1970–1988) Wolf Hartmann Frhr. von Thüngen (1988–1997) Ludwig Burggraf u. Graf zu Dohna-Schlobitten (1997–2010) Dietrich von Schweinitz seit 2010

Anhang 7: Zusammensetzung des neuen Kuratoriums des Johanniterhospizes seit seiner Einsetzung 1991 1. Ekkehard Maurer Vorsitzender (1991–1998) 2. Jörg Bremer seit 1991 Mitarbeit seit 1999 im Kuratorium und bis 2009 mit Sitz in Jerusalem 3. Ferdinand Graf zu Castell-Castell (1991–1996) 4. Hanskarl Frhr. von Thüngen seit 1991 im Kuratorium 5. Ernst Staehle (1996–2001) 6. Hans-Jürgen Wilhelmi seit 1996 im Kuratorium Vorsitzender (1999–2009) 7. Albrecht von Bargen seit 1999 im Kuratorium Vorsitzender seit 2009 8. Wolfgang Radmann seit 2002 im Kuratorium

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HANS HERMANN FRUTIGER, JAKOB EISLER

JOHANNES FRUTIGER (1836–1899) EIN SCHWEIZER BANKIER IN JERUSALEM

Als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert in Jerusalem wirkte, wird der protestantische Schweizer Bankier Johannes Frutiger in zeitgenössischen Quellen bezeichnet. In der jüdischen Gesellschaft genoss er großes Ansehen. Als gebürtiger Basler war Johannes Frutiger 1858 ins Heilige Land gekommen, um als Kaufmann im Dienste der Basler Pilgermission tätig zu sein. Als sich im Jahre 1873 das Handlungsgeschäft C. F. Spittler in Jerusalem auflöste, übernahm Frutiger das Unternehmen und führte es als Bankhaus J. Frutiger & Cie. weiter. Er wurde zum bedeutendsten Bankier Palästinas und initiierte u. a. den Bau der 1892 eingeweihten ersten Eisenbahnlinie des Landes von Jaffa nach Jerusalem. Zudem unterstützte er zahlreiche christliche und jüdische karitative Werke und beteiligte sich insbesondere am Bau erschwinglicher Wohnungen für jüdische Einwanderer. Darüber hinaus engagierte Frutiger sich bei vielen deutschen Missionseinrichtungen, z. B. dem Jerusalemsverein und dem Syrischen Waisenhaus. Die vorliegende Biographie zeichnet seinen Lebensweg nach. 2008. 412 S. 40 S/W-ABB. GB. 155 X 230 MM | ISBN 978-3-412-20133-3

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