Das alte Liegnitz und Brieg: Humanistisches Leben im Umkreis zweier schlesischer Piastenhöfe [1 ed.] 9783412522001, 9783412505592

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Das alte Liegnitz und Brieg: Humanistisches Leben im Umkreis zweier schlesischer Piastenhöfe [1 ed.]
 9783412522001, 9783412505592

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Klaus Garber

das alte

liegnitz und bRieg Humanistisches Leben im Umkreis zweier schlesischer Piastenhöfe

09.11.20 09:37

Klaus Garber

DAS ALTE LIEGNITZ UND BRIEG Humanistisches Leben im Umkreis zweier schlesischer Piastenhöfe

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

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Inhalt

Vorwort ..................................................................................................... 7 1.

Hof und Humanismus

Eine soziokulturelle Figuration der Frühen Neuzeit .......................... 13 2. Im Dienste der Piasten

Landeskundler, Biographen und Inschriftenkundler – Ein historiographischer Auftakt ........................................................ 28 3. Schlesien und die Piasten

Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts ................................ 69 4. Architektonische Repräsentanz

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg ....................................... 98 5. Die Hofkirchen im Ensemble der städtischen Gotteshäuser

Religion und Konfession als bestimmende Lebensmächte ................ 136 6. Zentren der Bildung

Schulen, Gymnasien, Ritterakademien und eine fehlende Universität ........................................................................... 179 7. Fürstliche Memorialstätten

Das bibliophile Erbe der Piasten ....................................................... 279 8. Schutz- und Schirmherren der Gelehrten

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe .................................................................................. 333

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Inhalt

9. Martin Opitz und die Piasten

Ein schlesischer Dichter und die Rückkehr der Literatur nach Europa* ...................................................................................... 394 10. Über die Zeiten hinweg

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins ......................................................... 456 Abbildungen ............................................................................................. 485 Anmerkungen ........................................................................................... 509 Quellen und wissenschaftliche Literatur .................................................... 694 Personenregister ....................................................................................... 723 Abbildungsnachweise ............................................................................... 738

Vorwort

Zu den Büchern Das alte Königsberg und Das alte Breslau tritt nunmehr Das alte Liegnitz und Brieg. Die Anlage ähnelt sich. Und das zunächst ex negativo. Nicht geboten wird eine Kulturgeschichte in toto. Eine solche hat durch alle einschlägigen Bezirke zu führen. Nicht selten ist Oberflächlichkeit der Preis. Wer schon würde sich anheischig machen, jedweder kulturellen Manifestation mit Kennerblick zu begegnen? Relief gewinnen historische Porträts von Städten im gezielten Zugriff. Und der fördert allemal Verwandtes zutage. Ein knapper historischer Prospekt ist obligatorisch, gewiß. Das Interessante, zur Erkundung Herausfordernde liegt jedoch jenseits seiner. Bestimmende Macht in der Frühen Neuzeit – und um sie geht es – bleibt die Religion. Sie dringt in alle Bereiche des Lebens ein. Ein Kapitel zu Kirchen und Predigern darf unter keinen Umständen fehlen. Doch dann setzt die Wahl schon ein. In Städten und Territorien, die keine Universität besitzen, rücken die Gymnasien an die vorderste Stelle. Sie sind die Agenturen der intellektuellen Sozialisation. Und sie beherbergen stets glänzende Köpfe. Diese zu porträtieren ist ein Vergnügen eigener Art. Wird dann neben Kirche und Schule nach einer dritten Institution Ausschau gehalten, so fällt der Blick des Bibliophilen auf die Bibliotheken. Sie sind das lebendige Gedächtnis der städtischen Gemeinschaft und wollen als solche betrachtet sein. In diesem Buch geht es zugleich um einen Sonderfall. Zwei Residenzstädte werden in Augenschein genommen. Also ist die Dynastie zu vergegenwärtigen, deren Repräsentanten an den Höfen wirkten. Das polnisch-deutsche Geschlecht der Piasten teilte sich in die Höfe zu Liegnitz und Brieg und mehr als einmal traten weitere Residenzen an anderen Orten hinzu. Fürstliches Renommee repräsentiert sich in Bauten. Schlösser sind die Visitenkarte eines Geschlechts. Kein Regent, der ihrer Anlage nicht seine Aufmerksamkeit zuwendete. Davon zu erzählen, gehört zu den Ehrenpflichten. Inzwischen sind genügend Darstellungen zu Höfen und Residenzen verfügbar. Darüber wird einleitend berichtet. Wir fügen ihnen in einem eigenen Kapitel ein weiteres Mosaikteilchen aus dem weniger wahrgenommenen Osten des alten Deutschland hinzu. Dynastien und Geschlechter besitzen ihre eigene historiographische Klientel. Diese muß man kennen, wenn anders man die Äußerungen der bestellten

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Vorwort

Sachwalter zu Ehren eines Hauses gehörig einschätzen will. Ein derartiger Auftrag kreuzt sich mit einem wissenschaftsgeschichtlichen. Verfasser von Darstellungen, die sich auf einzelne Räume und Lokalitäten beziehen, sind gut beraten, wenigstens die wichtigsten Vertreter der Zunft Revue passieren zu lassen. Ihre große Zeit haben sie im 18. Jahrhundert, als es darum geht, eine zumeist grandiose geistige Hinterlassenschaft aus der Frühen Neuzeit zu verarbeiten. Schlesien macht hier keine Ausnahme. Im Gegenteil. Kaum irgendwo sonst war intellektuell und künstlerisch in den beiden vorangegangenen Jahrhunderten so viel geschehen. Davon will berichtet sein. Und wie immer zeitigt eine derartige Erkundung Entdeckungen, die auch der Verfasser in seinem geistigen Haushalt nicht mehr missen möchte. Dies Werk entstammt – wie seine Vorgänger – der Feder eines Literaturwissenschaftlers. Der hat keinen Anlaß, sein Metier zu verleugnen. Wie im Falle Königsbergs und Breslaus gehören neuerlich die letzten drei Kapitel der Literatur im weiteren Sinn. Und das zunächst im Blick auf den Humanismus. Höfe sind – angefangen in Italien – die Zentren der neuen gelehrten Bewegung, der die Wiederentdeckung der Antike zu verdanken ist. An jedem Hof nimmt sich das Zusammenspiel zwischen der geistigen Elite und den Fürsten anders aus. Allemal profitieren beide Seiten von einer lebhaften Interaktion. Sie erstreckt sich mancherorts bis an das Ende der Frühen Neuzeit. Noch ein Goethe stellt ein berühmtes Beispiel dafür. Beide Höfe in Liegnitz und Brieg haben sodann einen maßgeblichen Anteil an der Herausformung der neueren deutschen Literatur, wie sie mit Opitz und seinen Freunden einsetzt. Nun können die Früchte der Humanisten geerntet werden. Auf den Vorgaben der Antike beruhen die europäischen National­ literaturen seit der Renaissance. So auch in Deutschland. Kein Landstrich aber im weiten alten deutschen Sprachraum hat sich bei dieser Umpolung der Literatur größere Verdienste erworben als Schlesien und innerhalb seiner nicht zuletzt die Residenzen der Piasten. In den Händen der bildenden Künstler genauso wie der Literaten lagen die memorialen Geschicke der Dynastie der Piasten beschlossen. Und das bis zum Erlöschen des illustren Geschlechts im Jahr 1675. Über die Zeiten hinweg künden die Worte der Dichter von ihrem Ruhm. Der Tod des letzten Piasten geriet zu einem spektakulären Ereignis. Man wußte nicht nur in Schlesien, am Ende einer bewegten Epoche zu stehen. So mag es angemessen sein, daß auch wir an dieser Stelle innehalten. Und das mit den Worten eines Großen der schlesischen wie der deutschen Literatur, der sich nicht zu schade war, seine Feder dem Geschlecht der Piasten zu leihen.

Vorwort

So weit in Kürze zu dem, was den Leser erwartet. Zu den leitenden Beweggründen des Buches gehört die Überzeugung, daß sich im Dreieck Breslau, Liegnitz und Brieg in der Geistes- und Religionsgeschichte nicht anders als in der Geschichte der Literatur Entwicklungen vollzogen haben, die weit mehr denn nur ein lokales Interesse beanspruchen dürfen. Der Austausch zwischen der schlesischen Landeshauptstadt und zwei führenden Höfen des Landes zeitigte kulturelle und speziell literarische Errungenschaften, die aus der inneren Geschichte Schlesiens und Deutschlands, ja Europas nicht mehr wegzudenken sind. So darf das Werk – wie seine Vorgänger – als Einladung verstanden werden, sich der geistigen Fundamente unseres Kontinents immer neu zu versichern. Die ihm beigegebenen Abbildungen mögen die betrachtende Hinwendung zu einer einst deutschen und nunmehr polnischen kulturellen Landschaft beflügeln. Nicht zuletzt in dieser der jüngsten Zeit geschuldeten Situation gründet eine europäische Verpflichtung. Das Buch beruht – wie weitere Schlesien gewidmete, über die Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis unterrichten – auf zahllosen Reisen nach Breslau, Liegnitz und Brieg, während derer die Bibliotheken vor Ort konsultiert wurden. Seit der Einladung des unvergessenen Kollegen und Freundes Marian Szyrocki in den siebziger Jahren ist der Verfasser immer wieder nach Breslau aufgebrochen. Er hat dort wundervolle Menschen getroffen, die alle auf ihre Weise Anteil auch diesem Werk haben. Manche von ihnen sind nicht mehr am Leben. Wir gedenken ihrer in besonderer Dankbarkeit. Den unmittelbaren Anlaß für eine eingehendere Beschäftigung mit den beiden Piastenhöfen bot ein großes Drittmittelprojekt der VolkswagenStiftung. In rund zwei Dutzend Bibliotheken und Archiven der drei baltischen Staaten, Polens und Rußlands galt es, poetische Texte vornehmlich aus dem deutschen Einzugsbereich ausfindig zu machen, in denen persönliche Anlässe bedichtet wurden. Die alte Breslauer Stadtbibliothek, eingegangen in die heutige Universitätsbibliothek Wrocław, barg eine Fülle solcher zumeist kleinen Texte, in denen sich literarisches Leben wie an keiner Stelle sonst spiegelt. Von den insgesamt 31 Bänden zu den personalen Gelegenheitsschriften aus dem alten deutschen Sprachraum des Ostens, die bislang erarbeitet wurden, sind alleine neun Breslau gewidmet. Zwei davon gelten den Beständen aus Liegnitz und Brieg, die heute in der Breslauer Universitätsbibliothek verwahrt werden. So lag es auch deshalb nahe, den beiden kulturellen Zentren neben Breslau selbst eine eigene Monographie zu widmen. Dabei konnte auf eine große Einleitung nebst Bibliographie zurückgegriffen werden, die den beiden Bänden voransteht.

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Vorwort

Vor Ort in Breslau und in der heimatlichen Alma Mater ist dem Verfasser mannigfache Hilfe zuteil geworden. In Breslau standen ihm die Bibliothekarinnen und Bibliothekare Jahrzehnte über mit ihrem Sachwissen zur Seite. Keines seiner Werke zu Schlesien hätte in Angriff genommen werden können ohne den auf der Sandinsel immerfort erfahrenen Beistand. Im kleinen Lesesaal der Altdrucke, in der Handschriftenabteilung, im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett, in der graphischen Abteilung und nicht zuletzt in den der Musik gewidmeten Räumen war er unterwegs, überall gleich herzlich empfangen. Und führten die Schritte sodann aus der Bibliothek hinaus in die Stadt und die Institute für Germanistik oder Kunstwissenschaft, für Geschichte oder Buchwissenschaft, so wurde der Gast auch dort von fachkundigen Kollegen empfangen, mit denen in ebenso gesprächigen wie gelehrten Austausch zu treten eine Quelle der Bereicherung wie der Freude war. Es verbietet sich, Namen zu nennen. Allzu vieler Personen wäre zu gedenken. Mit einer Ausnahme. Denn mit allem Nachdruck ist auch an dieser Stelle hervorzuheben, daß die Schülerin Szyrockis Ewa Pietrzak eine Studie zu den Piastenhöfe in Liegnitz und Brieg vorbereitete. Geplant war diese als Habilitationsschrift. Die Arbeit wurde zunächst in Breslau aufgenommen und sodann in den Jahren 1993–1998 in Osnabrück fortgeführt, als Frau Dr. Pietrzak als wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem erwähnten Breslauer PersonalschrifttumsProjekt tätig war. Viele Gespräche wurden sowohl in Breslau als auch in Osnabrück über das Vorhaben geführt. Mit der Übersiedlung nach Braunschweig kam die Arbeit jedoch offenkundig zum Erliegen. Der Verfasser hofft, daß das Thema nach einer erheblichen Vorgeschichte nunmehr eine angemessene Bearbeitung gefunden hat, wie sie womöglich auch Marian Szyrocki bereits vorgeschwebt haben mag. In Osnabrück lag die Hauptlast bei den studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich korrekturlesend, Zitate überprüfend, Literatur beschaffend betätigten. Namentlich Anna Klink, Carina Liekam, Astrid Menke, Miriam Mischendahl, Sven Musiol und Agnes Zabedjuk gilt der Dank. An der Seite des Verfassers wirkte – parallel zu ihrem Studium der Altphilologie und Romanistik – als Mitarbeiterin Renate Westrup. Es ist nicht das erste Buch, das sie betreut. Ihre Erfahrung, ihre Kompetenz und ihr Verantwortungsbewußtsein ist dem nun vorliegenden in ganz ungewöhnlicher Weise zugute gekommen. Am Schluß lagen alle zu ergreifenden Maßnahmen in ihrer Hand. Ohne ihre tägliche Präsenz, so viel darf angedeutet werden, wäre das Werk nicht zum Abschluß gelangt. Daß sich in der Schlußphase die Ehefrau des Verfassers und ihrer beider Sohn an der Korrekturlesung beteiligte, sei nicht zuletzt dankbar erwähnt.

Vorwort

Die Gestaltung des Bildteils erfolgte zusammen mit Stefan Anders, dem der Verfasser wie stets in den vergangenen 25 Jahren dankbar verpflichtet ist. Geschrieben zu werden aber vermochte auch dieses Buch nur dank der phantastischen Bestände, die in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück zusammengeströmt sind. Sie rühren – neben Zehntausenden von Titeln vor allem in Form von Mikrofilmen – zumeist her aus ehemaligen Bibliotheken des alten deutschen Sprachraums des Ostens. Ihren Schätzen war der Verfasser mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Volkswagenstiftung lange vor der Wende insbesondere in Polen und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion auf der Spur. Es erfüllt ihn mit Genugtuung, daß sie sukzessive in seinen Arbeiten nunmehr eine genuine Form der Publizität erlangen. Und wie stets dankt der Verfasser der so engagierten Bibliothekarin Beate Mrohs für die wiederum täglich erfahrene Unterstützung und das freundliche Entgegenkommen, dessen er sich auch als Emeritus versichert halten darf. Mögen Institut und Bibliothek weiterhin eine gedeihliche Entwicklung nehmen. Verbunden mit einem gewissen Hochgefühl bringt der Verfasser zum Ausdruck, daß auch dieses Buch im Böhlau-Verlag seine Bleibe gefunden hat. Er dankt Johannes van Ooyen für manchen guten Rat und das tatkräftige Engagement anläßlich des beiderseitigen Vorsatzes, das Werk in dem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, da die geistige Welt nach Schlesien blickt, fungiert doch das strahlend wiedererstandene alte Breslau im Jahr 2016 als Kulturhauptstadt Europas. Wie im Bibliothekswesen hat Polen Mustergültiges auf dem Gebiet der rekonstruktiven Baukultur geleistet. Auch die alten Piasten­ residenzen legen davon Zeugnis ab. Neben die Bücher zu Breslau, Liegnitz und Brieg treten in absehbarerer Zeit zwei weitere zum Gymnasium Schoenaichianum in Beuthen an der Oder und zu vier Repräsentanten des schlesischen Späthumanismus. Mögen sie alle sich als hilfreich erweisen, ein Erbe zu bewahren und einer Zukunft zuzuführen, die in dem Maße eine lebenswerte sein wird, wie die Denkmäler des alten Europa in dem werdenden neuen eine Heimstatt finden und beitragen zur Herausbildung und Festigung einer Identität, die in den Schöpfungen der Frühen Neuzeit ihr vornehmstes Pfand besitzt. Klaus Garber Osnabrück, im Frühjahr 2016

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Vorwort

Nachtrag: Diese Worte wurden vor nahezu fünf Jahren formuliert. Wenn das Erscheinen des Werkes sich verzögert hat, so vor allem, weil ein anderes, gleichfalls auf Schlesien bezogenes, zwischenzeitlich seine Rechte gebieterisch geltend machte. Ein vor Jahrzehnten konzipiertes und zu Teilen ausformuliertes Buch zu Martin Opitz wollte endlich zu einem – wie auch immer vorläufigen – Abschluß geführt werden. Im Herbst des Jahres 2018 erschien es im Verlag De Gruyter. Sein Titel: Der Reformator und Aufklärer Martin Opitz (1597–1639). Ein Humanist im Zeitalter der Krisis. Es liegt auf der Hand, daß die Piastenhöfe im Leben und Werk Opitzens vielfältig präsent sind. So mag die nunmehr entstandene publizistische Konfiguration keine unwillkommene sein. Der Text des vorliegenden Werkes nebst dem wie stets reichhaltigen Anmerkungsapparat wurde in der seinerzeitigen Fassung belassen.

1. Hof und Humanismus Eine soziokulturelle Figuration der Frühen Neuzeit Historiographische Vorgeschichte: Bürgertum und Bürgerlichkeit In den Geisteswissenschaften aus dem Umkreis der Frühen Neuzeit hat sich im Blick auf ständisch strukturierte Probleme in den vergangenen Jahrzehnten ein unverkennbarer Paradigmenwechsel vollzogen. Arbeiten zur Kulturgeschichte des Adels, des Hofes und der höfischen Eliten haben Konjunktur. Warum aber ›Paradigmenwechsel‹? Weil die Frühneuzeit-Forschung, ob als solche tituliert oder nicht, über lange Zeiträume hinweg einer andersgearteten sozialen Formation Priorität eingeräumt hatte. Fragen der Formierung des Bürgertums und seiner Geschichte standen nahezu überall da Pate, wo es um den Ursprung der modernen Welt ging. Es war und blieb dies ein Problem, welches an das Selbstverständnis der forscherlichen Akteure zu rühren pflegte. Als in Göttingen zu Ende des 18. Jahrhunderts von den großen Universal­ historikern, die die Alma Mater zu den Ihren zählte, das monumentale Unternehmen einer Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts auf den Weg gebracht wurde, da stand außer Diskussion, daß es um die eigene Vorgeschichte einer in der Gegenwart kulminierenden Entwicklung ging. Aus der Mitte selbstbewußten bürgerlichen Gelehrtentums heraus erfolgte eine auf die Ursprünge der Gegenwart gerichtete Inspektion der maßgeblichen Überlieferungsbestände, und die hafteten an dem ungebrochen seinen Aufstieg nehmenden ›dritten Stand‹. In der Aufklärung ist das später sogenannte ›Frühneuzeit‹-Projekt geboren worden. Es war ein zutiefst teleologisch imprägniertes. Nicht orientierungs- und perspektivlos, sondern auf ein Ziel hin gerichtet nahmen die Dinge ihren Lauf, und das auch dann, wenn dieses den agierenden Personen als solches verschlossen oder allenfalls erahnbar blieb. Die Genese der modernen Welt unter den Auspizien eines neu in die Geschichte eintretenden Standes nahm sich als eine Erfolgsgeschichte aus. Unverkennbar ist daher der Elan, der beflügelnd hinter den überwältigenden forscherlichen Leistungen des späten 18. und des 19. Jahrhunderts steht. Man sagt schwerlich zu viel, wenn man sich zu der These versteht, daß die bürgerliche Historiographie in der Erkundung der Genese und Entfaltung der bürgerlichen Welt selbst zu ihren Gipfelleistungen fand. Sie war begleitet von kategorialen,

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auf die Gewinnung neuer Epochenbegriffe gerichteten Versuchen, die nur in diesem Kontext verständlich werden.1 In eins mit der Frage nach den Ursprüngen der modernen Welt vollzog sich die Konturierung des Renaissance-Begriffs. Er haftete an den Entwicklungen in Italien. Wer fortan Rang und Namen beanspruchte, mußte sich ausweisen auf dem Gebiet der Italianistik im weitesten Sinn, und das keineswegs nur in der favorisierten Kultur-, sondern ebenso in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie der Geschichte der politischen Ideen. Integration verschiedenster Wissenszweige unter dem einen leitenden archäologischen Aspekt blieb das Signum einer universal agierenden Geschichtsschreibung, der Interdisziplinarität eine Selbstverständlichkeit war, ohne daß es einer Bemühung des Begriffs bedurft hätte.2 Das faszinierende Problem der Genese der Frühneuzeit-Forschung, hier nur eben unter einem einzigen Gesichtspunkt berührt, harrt der Aufarbeitung, steht es doch in der historiographischen Tradition womöglich selbst noch einmal singulär da.3 Denkwürdig aber wird es bleiben, daß das ›Bürgertums‹-Projekt zu später Stunde unter gänzlich veränderten Auspizien nochmals eine Wiederauferstehung erlebte. Auch dies muß in einigen Strichen angedeutet werden, um die Wende plausibel zu machen, die sich nachfolgend ebenso eindrucksvoll wie signifikant vollzog. Der Ruf nach Rehabilitierung der Sozialgeschichte als einer kritischen Leitinstanz gerade auch der Geisteswissenschaften war in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begleitet von einer strategischen Offensive hinsichtlich vordringlich zu bearbeitender Forschungsfelder. Und dazu gehörte die Forderung, Genese und Entfaltung der bürgerlichen Gesellschaft einschließlich ihrer ›Überbau‹-Phänomene kritisch in den Blick zu nehmen. Wir gäben viel darum, auf eine einläßliche Studie zurückgreifen zu können, in der Theoreme und Programme, Verlautbarungen und Ziele, Analysen und Darstellungen und also insgesamt Resultate Revue passieren würden. Es gibt sie u.W. bislang nicht. Für die Erkenntnis der mentalen Morphologie und politischen Formbestimmtheit der inzwischen ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Protestbewegung wäre auch im Blick auf die Verhandlung der Bürgertums-Problematik in dieser spezielleren Variante ein reiches und aussagekräftiges Material vorhanden.4

Spätzeit-Diagnose: Alfred von Martin Nur ein Aspekt darf vielleicht in diesem Zusammenhang noch einen Moment lang Aufmerksamkeit beanspruchen. Die ›Neue Linke‹, auch dieser Begriff un-

Eine soziokulturelle Figuration der Frühen Neuzeit

geschützt als Kürzel verwendet, mußte erpicht sein darauf, Gewährsmänner für ihre Fragen zu finden. Einer bot sich in besonderer Weise an und wurde als Kronzeuge von den wenigen Kennern historiographischer Zusammenhänge gelegentlich aufgerufen. Wir sprechen von der bewundernswürdigen Gestalt Alfred von Martins.5 Auch er nahm wie selbstverständlich noch einmal den Einsatz in der Renaissance. Schon im Titel seines berühmtesten Werkes macht sich die Kontamination der Epoche mit dem Stand geltend: Soziologie der Renaissance. Zur Physiognomik und Rhythmik bürgerlicher Kultur. War von Martin bewußt, daß er sich damit in eine weit zurückreichende und zumal durch den Liberalismus geprägte Tradition stellte? Das Vorwort zur ersten Auflage seines Werkes gab davon zumindest nicht unmittelbar Kenntnis. Es ging methodisch um die Bewährung einer idealtypisch verfahrenden historischen Soziologie hinsichtlich der ›bürgerlichen‹ und in eins damit der »spezifisch ›neuzeitlichen‹, ›modernen‹ Tendenzen«, wie sie in der italienischen Renaissance und speziell in Florenz erstmals paradigmatisch zutage traten.6 Ein einziger Name fiel, derjenige des Historikers Karl Brandi. Ansonsten versagte sich von Martin einer expliziten wissenschaftsgeschichtlichen Rückversicherung für seinen Versuch. Vermittelt über das Paradigma stand jedoch nicht weniger zur Debatte als eine Ergründung des ›Wesens‹ des Bürgertums.7 Die Linien der historischen Untersuchung verlängerten sich in eine ideal­ typische Betrachtung der Rhythmen bürgerlicher Kultur schlechthin, wie sie in der Stufenfolge von Früh-, Hoch- und Spätrenaissance erstmals erkennbar wurden. Der Brückenschlag darüber hinaus zur Psychologie, wie er gleichfalls schon in der Vorrede sich angedeutet fand, beförderte jene auf Wesensergründung gerichtete Betrachtung, die noch der Analyse gegenwärtiger Probleme zugute kommen sollte. Eine ›Zwischenstellung‹ attestierte von Martin dem ›höheren‹ Bürgertum der Renaissance »zwischen dem Adel und den unteren Schichten«. Am Ende, in der dritten und letzten Phase, eben der ›Spätrenaissance‹, vermochte das Bürgertum seine errungene Position nicht zu behaupten. ›Aristokratie‹ und ›Klerus‹ eroberten verlorene Positionen zurück. Das »Régime der vom Großbürgertum beherrschten Demokratie« stand vor einem »offenbaren Bankerott«, den, »von einem fascistischen (!) Standpunkt aus, schon der zeitgenössische Kritiker Machiavelli hellsichtig diagnostizierte.«8 Derart zeichnete sich in der historischen Linienführung über die explizit soziologische Fundierung in idealtypischer Optik und psychologischer Unterfütterung eine Diagnose der Grenzen der bürgerlichen Spielräume ab, die

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unmittelbar in die Analytik gegenwärtiger Prozesse am Vorabend des Faschismus geleitete. Für die Soziologie und Morphologie höfischer kultureller Praxis war unter diesen Auspizien auch bei von Martin kaum Durchschlagendes zu erwarten.9 Und das eben in Übereinstimmung mit einer tief in das 19. Jahrhundert zurückführenden forscherlichen Praxis, die sich von dem von Martinschen Ansatz nur in dem vorwaltenden und eben dem Liberalismus geschuldeten Optimismus unterschied, ansonsten jedoch auf den mittleren Stand als den kontinuierlich im Aufstieg begriffenen fixiert blieb. Von Martins Werk stand an einer Schwelle. 1932 erschien es. Ein Jahr später quittierte der in Göttingen wirkende Gelehrte den Dienst. Er sah die Lehrfreiheit eingeschränkt und wollte sich mit dem heraufgezogenen Ungeist nicht gemein machen. Derart präsentierte sich das dem Aufstieg und Niedergang des bürgerlichen Standes in der Renaissance gewidmete Werk unversehens neu im Lichte der Gegenwart. Sollte es das Schicksal der die Moderne beherrschenden sozialen Kraft bleiben, am Schluß einzumünden in totalitäre Herrschaftssysteme? So am Ende der Renaissance und so mit ganz anderer Wucht und unter diabolischen Vorzeichen im 20. Jahrhundert? Keine Phantasie reichte hin, das Ausmaß der inneren wie der äußeren Verwüstung zu gegenwärtigen, das binnen kürzester Fristen ein ganzes Land, ja einen ganzen Kontinent ergriff. Schließlich blieb dem in den Historiker verpuppten Soziologen nur die von tiefer Sorge erfüllte Frage, ob mit dem Untergang der bürgerlichen Klasse auch die bürgerliche Kultur an ihr Ende gekommen sei und ob sie womöglich aus dem geistigen Haushalt der Menschheit verschwinden würde, um neuen, unbekannten, furchteinflößenden Ideologien Platz zu machen.10 Das schier unerschöpfliche Kapitel des Schicksals bürgerlicher Geistigkeit – nur allzuhäufig in den sechziger Jahren einer auf Entlarvung zielenden Kritik preisgegeben – nahm sich unter den Fittichen von Martins wie ein Abgesang auf eine schöpferische Macht aus, die sich in ihren erhabenen Zeugnissen doch als eine unverlierbare in die Geschichte der Menschheit eingeschrieben haben sollte, geknüpft an Ethos und Mentalität Alteuropas.

Aufstieg eines neuen kulturellen Paradigmas Ist es angängig, im lebhaften Interesse an Adel und Hof und den ungezählten an ihnen haftenden habituellen und kulturellen Accessoires auch eine Reaktion auf die angedeutete vorangegangene Fixierung auf das Bürgertum und die um diesen Stand gruppierten Probleme zu erblicken? Gewiß auch. Doch kommen sehr verschiedene Momente ins Spiel. Wiederum gäbe man viel darum,

Eine soziokulturelle Figuration der Frühen Neuzeit

über einen inzwischen fälligen und vermutlich ertragreichen Forschungsbericht zu verfügen, der der Historiographie nun der Erkundung von Hof und Adel die ihr allemal gebührende Ehre erweisen würde. Anderes war virulent, und mehr kam zusammen als der Wunsch, neue und bislang weniger beachtete Forschungsfelder aufzutun. Was zunächst den Hof als kulturelle Agentur der Frühen Neuzeit angeht, so mußte es in der Literaturwissenschaft verlocken, die Fäden wiederaufzunehmen, die herüberreichten in die Vorkriegsjahre, da in der Abwendung von den kurrenten geistesgeschichtlichen Verfahren auch soziale Formationen wieder in den Blick traten. Von diesem Blickwechsel profitierte durchaus auch die dem Hof gewidmete Forschung. Es reicht, um nur im deutschen Sprachgebiet zu bleiben, an die Arbeiten vor allem von Günther Müller, aber auch von Richard Alewyn, am Rande sogar von Arnold Hirsch und schließlich selbstverständlich von Willi Flemming zu erinnern.11 Sie sind in den neueren Untersuchungen durchweg – und vielfach kritisch – präsent. Bezeichnete seinerzeit die Arbeit von Volker Bauer eine wichtige Zwischenetappe, nicht zuletzt, weil sie die inzwischen vorliegende Forschung resümierte, so trat seither eine ganze Reihe weiterer Darstellungen hinzu, in denen gerade auch in kulturanalytischer Perspektivik nochmals ein neues Niveau erreicht wurde.12 Und was die gleichfalls zahlreichen Untersuchungen zum Adel betrifft, so verschlingt sich, ob einbekannt oder nicht, gleich eine Fülle von Motiven. In mehr als einer Arbeit wird explizit dargetan, daß die Zeit reif sei, dem vorherrschenden Paradigma – Stichwort: Bürgertum und Bürgerlichkeit – ein andersgeartetes und nicht weniger attraktives zur Seite zu stellen. Folgt diese Argumentation einer internen wissenschaftlichen Logik, so bleibt auch sie doch wiederholt verknüpft mit darüber hinausreichenden Motivationen. Die gleichfalls in die Vorkriegszeit zurückführende und nach dem Krieg sich merklich belebende Absolutismusforschung, die auch einem Seitenzweig, eben der auf den Hof gerichteten Forschung zugute kam, setzte ihrerseits eine Gegenbewegung frei. Nochmals darf in einer äußerst verknappten Formulierung daran erinnert werden, daß sich schon bald eine auf die beharrenden ständischen Kräfte sich konzentrierende Forschung herausbildete, die bewußt die für Alteuropa typischen Prozesse der longue durée in das Zentrum der Betrachtung rückte. Am Paradigma der vom Adel getragenen gesellschaftlichen und – ungeachtet aller Wandlungen – stabilen Strukturen gelang es, eine Sozialfigur dingfest zu machen, die dem alteuropäischen sozialen Gefüge bis in die Tage der Revolution ihren Stempel aufgedrückt hatte.13 Neuerlich also war frühzeitig ein Terrain erkundet, auf dem die spätere dem Adel gewidmete Arbeit anknüpfen konnte. Vor allem jedoch sollte nicht aus

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dem Auge verloren werden, daß – wie in der Hof-, so vielleicht noch prägnanter über die Adelsforschung – neue Wege kulturwissenschaftlicher Diagnostik sich auftaten, die einem zu umfassender interdisziplinärer Betrachtung geradezu einladenden Stand geschuldet waren, der seinerseits eine alle Lebensbereiche umgreifende kulturelle Aura zu inszenieren verstanden hatte. Alteuropäische Geistigkeit und Mentalität, so mochte und so mag es scheinen, verdichten sich im Adel wie in keiner anderen ständischen Gruppierung sonst. Das begründet nicht zuletzt den Reiz eines vergleichsweise jungen Forschungszweiges, der – anders als die auf das Bürgertum gerichtete Forschung – explizit einem gänzlich andersgearteten, um nicht zu sagen, einem alternativen Lebens­entwurf auf der Spur ist.

Adel und Hof Die Adelsforschung lädt zu vergleichender Betrachtung ein. Und das über die Grenzen von Staaten und Nationen hinweg. So gut wie keine Untersuchung, die nicht auf die europäischen Perspektiven verwiese, die sich über die je eigenen und speziellen Themen aus dem Umkreis des Adels eröffnen. Der Adel, älter als der bürgerliche Stand, blieb ein das alte Europa umschlingendes Band. Einzelne weit ausgreifende Monographien, insbesondere jedoch internationale Tagungen und auf ihnen fußende Sammelbände, haben sich diesen Umstand zunutze gemacht. Natürlich sind auch unter dem ersten Stand allenthalben Ausdifferenzierungen auszumachen – geschichtlichen, lokalen, konfessionellen Gegebenheiten geschuldet. Und doch war es attraktiv, dem kulturellen Habitus gerade dieses Standes in all seinen Facetten nachzuspüren, blieb Gestaltung aller Lebensbereiche aus einem Mensch und Umwelt ergreifenden Vermögen heraus doch vornehmstes Merkmal eben dieser und in solcher Intensität nur dieser alteuropäischen Korporation. Distinktion gab sich in der Zugehörigkeit zu einer kulturellen Elite zu erkennen. Über Jahrhunderte bestehende Bindungen an den Namen eines Geschlechts bewährten sich in Erneuerung und Bekräftigung des an ihm haftenden Nimbus. Und der war stets mehr als ein ökonomischer oder politischer. Adelige Kultur in ihren verschiedenen und eben alle Lebensbereiche erfassenden Ausprägungen blieb Gewähr und Verheißung eines seinen Führungsanspruch stets neu beglaubigenden Standes. Über alle Grenzen hinweg wußte er sich geeint in der Verpflichtung auf Wahrung von Niveau. Ausreißer, Wechselbälge, Abtrünnige bestätigten diese Regel. Ächtung ließ nicht auf sich warten. Auch die

Eine soziokulturelle Figuration der Frühen Neuzeit

Kräfte der Selbstheilung blieben intakt, solange, wie eine nicht genug zu bewundernde Vitalität sich den einzelnen Angehörigen eines Geschlechts und letztlich der gesamten gesellschaftlichen Führungsschicht mitteilte und zu Repräsentanz als oberster ständischer Tugend ermächtigte.14 Aus der Perspektive der Hofforschung schauen die Dinge anders aus, und die vorliegende Literatur bestätigt den zur Rede stehenden Sachverhalt. Es blieb das Signum der älteren, vielfach aus dem 19. Jahrhundert herrührenden Arbeiten, den Hof als soziale und kulturelle Institution generell ins Visier zu rücken. Der Grund lag auf der Hand. Aus einer dem bürgerlichen Zeitalter verhafteten Optik nahmen Hof und höfisches Wesen sich als ein eigenständiges und zugleich fremdes opakes Gebilde aus, das vermeintlich mit summarischen Charakteristiken und wenigen immer wiederkehrenden Kategorien zu vergegenwärtigen und theoretisch auf den Begriff zu bringen war. Die Arbeiten eines Vehse, eines Voigt, eines Steinhausen und wie sie heißen geben dafür einschlägige Beispiele ab. Nicht zu verkennen ist, daß sich Attitüden einer derartigen Betrachtungsweise bis in die jüngere Zeit behaupteten. Darstellungen wie etwa die eines Willi Flemming zur höfischen Kultur belegen das zur Genüge. Entsprechend ist es kein Zufall, daß sich der pauschalen Charakterisierung höfischen Wesens dann wie von selbst der ›höfische‹ Mensch hinzugesellt, der als Träger und Verkörperung höfischer Verhaltensmuster und Werte den nämlichen Stereo­typen zu Anschauung und Überzeugungskraft verhelfen soll. Je nach Geschmack und weltanschaulichem Standpunkt pflegen sich flugs die wertenden Prädikate einzustellen, mit denen selbstgezüchtete Schemata sodann bedacht werden. Es bezeichnet den vielleicht entscheidendsten Durchbruch in der vergleichsweise jüngeren Forschung zur Hofkultur, daß sie sich in allen niveauvollen Verlautbarungen von derartigen Klischees verabschiedet hat und entschieden auf Konkretisierung vor Ort setzt. Inzwischen liegt eine Reihe von Arbeiten vor, die sich einzelnen Höfen allein im deutschen Sprachraum widmen. Da kann es nicht anders sein, daß mit jeder neu gewonnenen sozialen Figuration spezifische, nur hier zu beobachtende Merkmale hervortreten. Die Regionalisierung ist das hervorstechende Kriterium der jüngeren Forschung. Und das uneingeschränkt zu ihrem Guten.15 Sie profitiert dabei von dem Umstand, daß die Hofforschung als eine imponierend etablierte Disziplin eine erhebliche Anzahl von theoretisch und kulturwissenschaftlich inspirierten Werken hervorgebracht hat, in denen neue Zugänge freigelegt und neue Kategorien erarbeitet wurden, die ihrerseits den regionalen Unternehmungen ein angemessenes Rüstzeug an die Hand geben.

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Hof und Humanismus

In einer eindrucksvollen forschungspolitischen und strategischen Situation sind auf den beiden Wegen der Empirie via Fallstudie und der Theorie via Modellbildung einander ergänzende Pfade eingeschlagen worden, die inzwischen einen eigenen Zweig bzw. ein eigenes Terrain kulturwissenschaftlicher Frühneuzeitforschung markieren.16

Humanismus und Hof: Eine erste Annäherung Ein wiederum eigenes – und bislang eher zu wenig beachtetes – Kapitel bezeichnen das gleichzeitige Auftreten und die vielfältigen Formen der Interaktion zwischen den Humanisten und den Höfen. Wenn dieses Zusammenwirken gleichfalls erst zu späterer Stunde die ihm gebührende Aufmerksamkeit fand, so wird man auch darin das lange Zeit über vorwaltende ›Bürgerlichkeits‹Paradigma verantwortlich machen dürfen, von dem die Rede war. Der Aufstieg des dritten Standes und die Konstitution des Humanismus fielen viel zu augenfällig zusammen, als daß nicht entsprechende Verbindungen und Wechselwirkungen in den Mittelpunkt der Forschung gerückt wären. Insbesondere die Forschung zum Früh- und zum Hochhumanismus hat von dieser Konjunktion profitiert; diejenige zum Späthumanismus blieb bezeichnenderweise marginal. Und ausgeblendet erschien nur allzu oft, daß sich humanistisches Wirken bereits in der Konstitutionsphase nicht nur im Umkreis der städtischen Oberschichten, sondern eben auch der Höfe vollzog.17 Wo immer in den Kommunen Repräsentanten des Großbürgertums als Förderer von Wissenschaft und Kunst sich einen Namen gemacht hatten, erweckten sie die Aufmerksamkeit der humanistischen Intelligenz. Der Frühhumanismus in Italien mit Florenz an der Spitze stellte für dieses Zusammenspiel das eindrucksvollste Beispiel. Die bürgerlichen Eliten im Manufakturwesen, im Handel und im Finanzsektor blieben erpicht auf kulturelle Distinktion, trug sie doch bei zur Befestigung ihrer städtischen Führungsrolle. Die Humanisten waren geeicht darauf, diesem Bedürfnis professionell entgegenzukommen.18 Auch die großen städtischen Zentren nördlich der Alpen und zumal in Oberdeutschland kannten herausragende Figuren, die sich mit humanistischem Glanz umgaben, als Mäzene hervortraten und nicht selten auf dem Feld der Humaniora im weitesten Sinn gelehrte Meriten zu erwerben trachteten. Namen wie diejenigen eines Willibald Pirckheimer in Nürnberg oder eines Konrad Peutinger in Augsburg sollten sich aus der Erinnerung an eine gelungene Interaktion zwischen Humanisten und städtischem Patriziat nicht wieder verlieren.19

Eine soziokulturelle Figuration der Frühen Neuzeit

Von Anbeginn in der Geschichte des europäischen Humanismus ist jedoch zu beobachten, daß den Höfen gleichfalls eine entscheidende Rolle bei der Installation der antiken Studien im sozialen Gefüge zufiel. Und wieder hielt das Italien des Tre- und zumal des Quattrocento leuchtende Beispiele bereit. Ob die Medici in Florenz oder die Sforza in Mailand, die Este in Ferrara oder die Gonzaga in Mantua, ob die Aragonesen in Neapel oder der päpstliche Hof in Rom – überall in dem herrschaftlich reich gegliederten Land suchten die Dynastien das Bündnis mit den Humanisten und verstanden es, die ersten Kapazitäten ihren Anliegen dienstbar zu machen.20 Was immer aus dem Raum der Künste und der Wissenschaften im Umkreis der Höfe erblühte – der Beitrag der Humanisten blieb ein ebenso unverwechselbarer wie unersetzlicher. Er zielte auf symbolische Erhöhung fürstlicher Herrschaft im Medium von Bildern und Motiven aus der griechisch-römischen sowie der jüdisch-christlichen Antike einschließlich prominenter Stimmen aus der weiteren arabisch-orientalischen Welt, mittels derer Anciennität und also Legitimation suggeriert wurde. Kaprizierte sich der Liberalismus aus verständlichen Gründen auf die Figuration Humanismus und Stadt, so bestand und besteht gehörige Veranlassung, die nicht minder wichtige von Humanismus und Hof zu akzentuieren.21 Auch sie verlangt wie eine jede andere nach historischer Spezifikation. Drei Momente bedürften der Hervorhebung. Ein eigenes Kapitel bezeichnet der Aufstieg der Monarchien, der den Humanisten neue Wirkungsfelder eröffnete und zugleich neue Anforderungen mit sich brachte, denen mit gewandelten Strategien zu begegnen war.22 Ein anderes ist mit dem Schwund der innovativen politischen und kulturellen Potenzen verbunden, wie er sich auf der Ebene der Städte seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts abzuzeichnen beginnt. Die traditionellen Eliten verlieren ihre stimulierende kulturelle Kraft, in deren Gefolge auch die Humanisten gezwungen sind, sich neue Wirkungsfelder zu erschließen.23 Und drittens gelangt mit der zeitlich einhergehenden Konfessionalisierung ein Faktor ins Spiel, der die Humanisten noch einmal vor eminente Probleme der sozialen und der mentalen Orientierung stellt, die in der Früh- und Hochphase des Humanismus so nicht gegeben waren. Der Terminus Späthumanismus sucht diesem Umschwung kategorial Rechnung zu tragen. Er impliziert einen Verweis auf die neuen Trägerschichten innerhalb der letzten frühneuzeitlichen humanistischen Bewegung, die mit ins Kalkül zu ziehen ist.24

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Übergang nach Schlesien Die vorliegende Studie reiht sich ein in die Folge der einzelnen Höfen in bestimmten Regionen gewidmeten Arbeiten. Dies freilich unter sehr bestimmten Fragestellungen, über die sogleich des Näheren Auskunft zu erteilen ist. Wir betreten mit unserer Untersuchung schlesischen Boden. Es gibt im alten deutschen Sprachraum keine Region, die gleich dicht besetzt gewesen wäre mit Höfen wie Schlesien. Allein der thüringisch-anhaltinische Raum böte sich womöglich zum Vergleich an. Und fraglos ist, daß er aufs Ganze gesehen entschieden nachhaltiger in die kulturelle Entwicklung eingegriffen hat als der schlesische. Doch derartige Feststellungen besagen wenig. Wenn in Schlesien zu den Städten mit Breslau an der Spitze und zu dem reich entfalteten Adel in den verschiedenen Chargen eine erhebliche Anzahl von Höfen zumeist mittlerer Größe trat, so war damit von vornherein ein Terrain für kulturelle Aktivitäten gegeben, das sich in mancherlei Hinsicht förderlich auswirkte.25 Waren territoriale Vielfalt und Vielgestaltigkeit seit je ein Signum des alten deutschen Sprachraums, so kommt mit der Konfessionalisierung ein neues Paradigma zur Geltung. Und das in keinem Fall nachhaltiger als in demjenigen Schlesiens. Auf engstem Raum sind hier fürstliche und herrschaftliche Zentren auszumachen, die nicht nur hinsichtlich ihrer politischen Potenz, sondern eben auch ihrer konfessionellen Statur erheblich divergieren. Wie auch immer jedoch die Positionierung im einzelnen sich ausnimmt, so bleibt doch die politische Prämisse gewahrt, derzufolge sich jedwede denkbare Diversifizierung für mehr als zwei Jahrhunderte unter dem einen Dach der Habsburger Krone vollzieht.26 Eine derartige verfassungsrechtliche und religiöse Gemengelage bei gleichzeitig eminent entwickelten Außenkontakten weit über den mitteleuropäischen Raum hinaus hat in der Geschichte der Frühen Neuzeit auf deutschem Boden, soweit zu sehen, keine Parallele. Ein jeder forscherliche Schritt will folglich behutsam auf genau bezeichneten Bahnen vollzogen und quellenkritisch so umfassend als irgend angängig fundamentiert sein. Eben dies soll hier im Blick auf zwei prominente Höfe der Piasten und das kulturelle Wirken in ihrem Umkreis geschehen.

Territoriale Morphologie unter dem Stern des Reformiertentums Wir wenden uns aus der Vielzahl der schlesischen Höfe denjenigen in Liegnitz und Brieg zu. Eine Reihe von Gründen ist namhaft zu machen. An oberster Stelle rangiert ein fachlicher bzw. disziplinärer. Beide Höfe nehmen in der Ge-

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schichte der deutschen Literatur bereits im 16. und sodann im 17. Jahrhundert eine zentrale Stellung ein. Ohne Übertreibung wird man behaupten dürfen, daß die literarische Entwicklung in Deutschland eine andere gewesen wäre, wenn von den beiden Höfen nicht tatkräftige Unterstützung erfolgt wäre. Die humanistische Intelligenz besaß in Breslau ein Zentrum. Und das seit der Reformation. Beide Piastenhöfe waren jedoch ebenfalls frühzeitig zur Reformation übergegangen. Je weiter diese fortschritt, um so nachhaltiger kamen gerade an ihnen jene Fortbildungen zur Geltung, die in Breslau unter den Augen der städtischen Obrigkeit verdeckt und abgeschirmt bleiben mußten. Den Fürsten in Liegnitz und Brieg vor allem war es vorbehalten, in Schlesien dem reformierten Bekenntnis einen Wirkungsraum zu eröffnen. Damit aber erfolgte eine Weichenstellung, die für die Literatur, darüber hinaus jedoch für das geistige Klima insgesamt die förderlichsten Impulse zeitigte.27 Ein Resultat der jüngeren Forschung lautet, daß sich die Formierung der nachreformatorischen Literatur, nämlich die Umpolung von der neulateinischen auf die deutsche, im Umkreis reformierter Milieus vollzieht. Drei Zentren lassen sich namhaft machen. Weit auseinander gelegen, waltet zwischen ihnen doch ein lebhafter intellektueller Verkehr. Für einige Dezennien um 1600 ist das literarische Geschehen von diesen Knotenpunkten und dem Austausch unter ihnen beherrscht, ohne daß bisher eine große Darstellung vorläge, die diesen Zusammenhängen im einzelnen nachgehen würde. Noch einmal ist es die Konfession als alle Lebensbereiche prägende Macht, die dem intellektuellen Geschehen und speziell der literarischen Entwicklung ihren Stempel aufdrückt. Unter dem Primat reformierter Gläubigkeit rücken Lokalitäten, intellektuelle Gruppenbildungen und geistige bzw. literarische Innovationen unversehens zusammen.28

Die Pfalz, die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹ und Schlesien Erst allmählich zeichnet sich ab, welche Bedeutung dem Übergang der Pfalz zum reformierten Bekenntnis nicht nur in politischer, sondern ebenso in kultureller Hinsicht zukommt. In europäischer Perspektive betrachtet, gewinnt ein Territorium des alten Reichs mit dieser konfessionellen Positionierung Anschluß an die weiter fortgeschrittenen Entwicklungen im Westen, vor allem in Frankreich, aber auch in England und alsbald in den Niederlanden, von der nahegelegenen Schweiz und ihren reformierten Zentren gar nicht zu reden. Zugleich aber bildet das im Südwesten gelegene Land mit der strahlenden höfischen und akademischen Hochburg Heidelberg im Zentrum einen Brüc-

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kenkopf zwischen den reformierten Territorien im Westen und den im Osten Europas sich herauskristallisierenden reformierten Gruppierungen, wie sie vor allem von den großen Adels- und Magnatengeschlechtern getragen werden. Der intellektuelle Verkehr und Austausch ist um 1600 der lebhafteste.29 Schlesien – ohne Universität in der Frühen Neuzeit – hat an ihm nachhaltig teil. Blieben zunächst die nahe gelegenen akademischen Quartiere in Frankfurt/ Oder, in Wittenberg und in Leipzig die Stätten der Wahl, so änderte sich dies in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Nun traten die Pfalz und der Oberrhein zunehmend in das Blickfeld, und das gleichermaßen wegen der professoralen Kapazitäten wie der konfessionellen Gegebenheiten. Im Westen war das Reformiertentum nicht unterdrückt und geächtet, es war im Gegenteil virulent und prägte dem geistigen Leben vielfach seinen Stempel auf. Und das mit Folgen weit über den schlesischen Einzugsbereich hinaus. Aus Böhmen und Mähren, aus dem Polen königlich polnischen Anteils und aus Großpolen, aus Siebenbürgen und Ungarn strömten Wissensdurstige in den Südwesten. Es wurden unter den zumeist aus bürgerlichem Milieu kommenden angehenden Gelehrten – häufig in der Position eines Hofmeisters sich verdingend – und den Angehörigen nicht selten aus illustren adeligen Geschlechtern Verbindungen geknüpft, die weit über die landsmannschaftliche Herkunft hinausreichten und beitrugen dazu, daß sich zwischen West und Ost ein lebhafter kommunikativer Verkehr erhielt, der sich nach Rückkehr in die Heimat oft bis an das Lebensende fortsetzte.30 Ist aber von Brückenschlägen im Zeichen des Reformiertentums die Rede, so darf der mitteldeutsche Raum nicht fehlen. Auch hier vollzog sich in mehreren Häusern vor allem im Anhaltinischen der Übergang zum reformierten Bekenntnis, der schließlich im konfessionellen Schwenk Kurbrandenburgs gipfeln sollte. Und nur hier erfolgte aus einem kleinen Territorium heraus eine sozietäre Initiative, die für das geistige Leben und speziell die Geschichte der deutschen Literatur nur als ein einschneidendes Ereignis gewertet werden kann. Aus der Mitte der reformierten Fürstentümer mit dem Köthener Hof der Anhaltiner im Zentrum wurde in Analogie zu den Akademien in Italien eine kulturelle Gesellschaft ins Leben gerufen, die sich als eine der Förderung der deutschen Sprache gewidmete Unternehmung verstand, tatsächlich jedoch weit darüber hinaus zu agieren sich anschickte. Unmittelbar vor Einsatz des Dreißigjährigen Krieges war auf deutschem Boden eine von den führenden reformierten Ständen getragene kulturpolitische Institution geschaffen worden, die Anschluß an die Entwicklungen in den reformierten Ländern und Regionen Europas versprach und ihren Mitgliedern einen weiten, der kulturellen Praxis der Moderne auf allen Gebieten zugewandten Wirkungsraum verhieß.31

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Formation des Späthumanismus Zum Tragen kamen diese hier nur eben angedeuteten Entwicklungen in einer Phase der konfessionellen Zuspitzung um 1600. Von ihnen wird in allen Kapiteln dieses Buches die Rede sein. Literaturgeschichtlich vollziehen sie sich im Zeichen einer späten Blüte des Humanismus, eben des Späthumanismus. Alle Bemühungen einer immer noch vergleichsweise kleinen auf diesem Terrain tätigen Gruppe von Experten gelten dem Versuch, dieser letzten Phase humanistischen Wirkens auf deutschem wie auf europäischem Boden einen angemessenen Platz in der Geschichte frühneuzeitlicher Literatur und Geistigkeit zu verschaffen. Geradezu paradigmatisch war und ist zu beobachten, wie sich ein von deutscher Seite in den dreißiger Jahren geprägter Begriff nach einer Inkubationsphase von mehreren Jahrzehnten mit Leben erfüllte und heute aus der Diskussion nicht mehr fortzudenken ist.32 Der Fixpunkt blieb die konfessionelle Ausgangslage. Nur in Kenntnis und in Auseinandersetzung mit den inzwischen ein halbes Jahrhundert währenden konfessionellen Konflikten ist die Formierung des Späthumanismus angemessen zu würdigen. Man sagt nicht zuviel, wenn man in dieser Hinsicht Konsens unter den Fachleuten konstatiert. Das Faszinierende aber besteht darin, daß die Fixierung auf die konfessionelle Klammer sich zunehmend lockert und die von der humanistischen Gelehrtenschaft getragene Bewegung sich sukzessive auf alle geistigen Gebiete erstreckt und substantielle Schöpfungen zeitigt. Darunter auch und vielleicht vor allem auf dem Gebiet der Literatur während der Dezennien zwischen 1560/70 und 1630/40. Der Späthumanismus bezeichnet die letzte in sich geschlossene und für eine kurze Weile noch einmal konkurrenzlose Phase der neulateinischen Literatur auf deutschem Boden. Diese letztere einschränkende Feststellung ist von Belang, denn im Blick auf Europa trifft sie in dieser pauschalen Form nicht mehr zu. Hier sind im Westen wie im Osten allenthalben schon Übergänge in die Volkssprachen vollzogen und also die lateinischen Muster auch in dem heimischen Idiom zur Grundlage literarischen Handelns gemacht worden. Eine analoge Entwicklung setzt in Deutschland aus hier nicht zu erörternden Gründen überhaupt erst im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts ein. Sie wird getragen von den drei erwähnten und eben unter diesem Aspekt führenden Territorien. Sozio-konfessionell und kulturell nun ist entscheidend und nach dem Angedeuteten verständlich, daß die dem Reformiertentum nahestehenden Länder bzw. die ihnen zugehörigen Orte und sozialen Körperschaften diesen Prozeß initiieren und vorantreiben. Es sind dies in der Pfalz, im Mittel-

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deutschen und in Schlesien die Bildungsinstitutionen auf der einen Seite sowie die Höfe auf der anderen, die sich als Promotoren dieses literarisch-kulturellen Transformationsprozesses hervortun. Damit ist Gelegenheit, abschließend auch in dieser Einleitung den Schritt nochmals zurück nach Schlesien und an die Piastenhöfe zu tun.33

Konfessionell-kulturelle Konfiguration in Schlesien Die schlesische Landschaft, so sagten wir, ist dicht besetzt mit höfischen Zentren. Für den Morphologen kultureller Institutionen ist ein weiterer Faktor von ausschlaggebender Bedeutung. Höfe leben von Beginn des Humanismus an von gelehrten Milieus, die sie vielfach zu zeugen, sodann zu befördern und an sich zu binden wissen. Dieser allenthalben sich bestätigende Befund ist in Schlesien in den für das Folgende einschlägigen Territorien geradezu paradigmatisch zu studieren. Und damit ist mehr und anderes gemeint als die bekannte Tatsache, daß sich die Höfe für ihr inneres auf die Verwaltung nicht anders als für ihr äußeres auf die Diplomatie gerichtetes Handeln insbesondere juristischen Sachverstands bedienen. Unter den Späthumanisten Schlesiens sind imponierende Gestalten, denen wir begegnen werden, die sich als Rechtsgelehrte in diversen Chargen im Umkreis der hier zur Rede stehenden Höfe ausgezeichnet haben. Darüber hinaus aber gilt, daß die Höfe sich der jeweils modernsten Wissensformen versichert halten mußten, wenn anders sie teilnehmen wollten an dem Ringen um die geistigen Trophäen und den intellektuellen Habitus ihrer Regentschaft. Die Höfe sind neben den Städten die maßgeblichen Kristallisationspunkte in der Frühen Neuzeit gewesen, vermittelt über die die Gelehrten mit Nimbus einen Ort des Wirkens fanden. Die Höfe in Liegnitz und Brieg machen davon keine Ausnahme. Bezeichnenderweise aber formt sich dieser Nexus hier wiederum auf dem Gebiet der Religion im weitesten Sinn aus. Es sind in erster Linie die reformierten Höfe gewesen, welche den von den Kirchen und Konsistorien geächteten und vertriebenen Denkern und Gottsuchern eine Heimstatt boten, die ihnen mehr als einmal das Überleben sicherte. Richtet sich der Blick dann jedoch auf die institutionelle gelehrte Matrix, so ist die eminente Bedeutung des Gymnasiums und der Bibliothek zu apostrophieren. Fassen wir nur das Dreieck Breslau, Liegnitz und Brieg ins Auge, so ist sinnfällig, daß das Terrain dicht besetzt ist mit herausragenden, weit über Schlesien hinaus bekannten gelehrten Anstalten, für die die Stadt wie die beiden Höfe berühmt waren. Davon wird ausführlich zu handeln sein. Für die Höfe

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aber hat dieser Umstand die Konsequenz, daß vor Ort ein Heer qualifizierter Personen verfügbar ist, das nach absolviertem Studium in aller Regel in die Heimat zurückkehrt und hier die Früchte akademischer Ausbildung reifen läßt. Wenn also im folgenden in einer Phase der konfessionellen und politischen Kulmination zwei dem Reformiertentum zuneigende Höfe wie Liegnitz und Brieg auf ihre kulturellen Insignien hin befragt werden, so ist vorab gegenwärtig zu halten, daß mit ihnen zwei Fürstenhäuser in den Blick treten, welche im engsten Kontakt mit über den Glauben verwandten Häusern und Geschlechtern in Ost und West agierten, die auch ihrer kulturellen Praxis einen internationalen Zuschnitt verliehen. Ist Schlesien insgesamt immer wieder der Charakter einer Brückenlandschaft zugesprochen worden, so gilt dies für Liegnitz und Brieg nochmals in besonderer und eben dem Reformiertentum geschuldeter Art und Weise. Und das nicht zuletzt mit der stets im Auge zu behaltenden Präsenz Breslaus als geistigem Impulsgeber in unmittelbarer Nachbarschaft. Unsere Aufgabe wird es sein, diesen über Glauben und Wissen vermittelten Zusammenhängen im höfischen Kontext nachzugehen. Und das unter den angedeuteten spezifischen schlesischen Bedingungen. Nur ein Ausschnitt höfischen Kulturgebarens wird zur Sprache kommen. Das Festwesen in Liegnitz und Brieg, die Bildenden Künste im Umkreis beider Höfe, die künstlerische Ausstattung beider Höfe, ja noch die Musik, die Oper und das Theater finden allenfalls am Rande Erwähnung. Hier ist inzwischen mancherlei von der so regen polnischen Forschung geschehen, wobei die kunstwissenschaftliche Schule von Jan Harasimowicz sich merklich hervortut. In polnischer Hand auch werden die angeführten und zumal archivarisch zu stützenden Arbeiten vor allem verbleiben. Wir verweilen im Umkreis der uns hinlänglich vertrauten und mittels der älteren deutschen Literatur zu bearbeitenden kulturellen Segmente, wie sie andeutungsweise bezeichnet wurden. Nicht ein Gesamt­gemälde will entworfen, sondern detaillierte Teilaspekte sollen erschlossen werden. Ihnen ist es eigen, in der eingeführten Hofforschung eher am Rande zu verharren. Um so nachhaltiger sei der Leser eingeladen, uns auf dem nun anzutretenden Rundgang zu begleiten.

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2. Im Dienste der Piasten Landeskundler, Biographen und Inschriftenkundler – Ein historiographischer Auftakt Eingang Auch der Piasten wurde in den vielfältigsten Formen gedacht. Eine Reihe von Zeugnissen unterschiedlicher medialer Provenienz werden wir kennenlernen. Wie keine andere polito-kulturelle Institution hat der Hof die Blicke auf sich gelenkt. Und die galten keineswegs nur den imposanten Häusern und Dynastien. Der Nimbus, der die vergleichsweise jüngere Schöpfung umgab, teilte sich ihnen allen mit. Zusammen mit den Humanisten waren die Höfe in der neueren Zeit aufgestiegen. Es gab kein dankbareres Feld öffentlicher poetischrhetorischer Betätigung als das auf eben sie gerichtete kulturelle Agieren. Da mochte es einen Unterschied im Ansehen machen, ob man seine Feder oder Stimme dem Kaiser oder einem Duodezfürsten lieh. In praxi existierten derartige Differenzierungen nicht. Wer im Umkreis eines Hofes, und sei er noch so klein, wirkte, wußte sich verpflichtet, beizutragen zu seiner splendeur. Von jeder ihm gewidmeten Artikulation fiel ein von Glanz umspielter Schimmer zurück auf den Urheber. Die Aura, welche den Fürsten umgibt, konstituiert sich im zeremoniellen Kult von Herrschaft. Es gehört zu den großen Reizen einer auf übersehbare Verhältnisse gerichteten kulturwissenschaftlichen Untersuchung, dieser Figuration Kontur zu verleihen. Wir werden nach Kräften bemüht sein, auf unserem Weg Kunde zu geben von den zumeist festlich geschmückten Vorkommnissen, die sich mit einzelnen herausragenden Ereignissen im Leben und Wirken insbesondere der fürst­lichen Familie verbinden. Anders bestellt ist es um die aus dem zeitlichen und beruflichen Abstand vernehmbar werdende Beschäftigung mit den einzelnen Höfen, ihrem Personal, ihrem politischen Wirken, ihrem kulturellen Ambiente. Hier tritt gedächtnisstiftende Arbeit nochmals besonderer Art in ihre Rechte ein. Der Beitrag des Regenten sowie der einzelnen Glieder des Geschlechts und der mit ihnen sich verbindenden res gestae will herausgearbeitet und in einem kontinuierlich sich darbietenden Tableau fürstlichen Agierens dingfest gemacht werden. Dabei braucht kein opulentes historiographisches Werk am Ende der Bemühungen zu stehen. Es bezeichnet eine Gipfelleistung, gewiß, und erfreute sich im Zeitalter des Barock einer Beliebtheit wie nirgendwann sonst. Doch die viel-

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fältigsten Spielarten auch unterhalb des panegyrisch-historiographischen genus grande waren Zeitgenossen und Nachfahren verfügbar, die ihrerseits unverächtliche Dienste leisteten. In ihnen sind Bilder und Deutungsmuster gespeichert, derer der späte Nachfahre in Gestalt des Kulturhistorikers auf seine Weise sich mit Gewinn nutzbar zu machen weiß. An dieser Stelle sollen vorab einige auch für die Höfe in Liegnitz und Brieg sowie ihr Personal relevante Werke vorgestellt werden, auf die in späteren Zusammenhängen sodann zurückgegriffen werden kann, ohne daß es am jeweiligen Ort umständlicher Herleitungen und Erläuterungen bedürfte. Der Leser ist, wenn auch knapp, eingangs informiert und weiß sich fortan rasch zu orientieren. Nicht Vollständigkeit ist intendiert, sondern wohlbedachte, im Blick auf das Kommende gezielt wahrgenommene Auswahl. Wir bedienen uns mit Vorliebe auch in diesem Werk der landeskundlichen Literatur. In ihr ist die historische Materie im weitesten Sinn bereits morphologisch strukturiert. Sie kommt daher unserem Anliegen entgegen. Und sie besitzt den Vorzug, dem Geschehen zeitnah auf der Spur zu sein. In mehr als einem Fall liegen aus eigener Anschauung herrührende Schilderungen und Berichte vor. Sie sind eine unschätzbare Quelle für den Kulturhistoriker. Daß landeskundliche Arbeiten überhaupt in erheblicher Zahl und auf beachtlichem Niveau vorhanden sind, ist keinesfalls selbstverständlich, sondern ein Schlesien auszeichnendes Charakteristikum. Seit dem Humanismus kennt das Land eine kontinuierliche Folge namhafter Landeskunden, herrührend zumeist von Verfassern, die einen klangvollen Namen tragen. In dem Grenzland regte sich frühzeitig das Bedürfnis, der besonderen Stellung des vor allem mit Polen und Ungarn, sodann mit Böhmen und Habsburg intensiv kommunizierenden Territoriums in historischer Rekonstruktion habhaft zu werden. Und wo hätten noch einmal so viele Herrschaften auf engem Raum nebeneinander existiert, wären so viele Querverbindungen im Land selbst und über die Landesgrenzen hinaus gepflegt worden wie in Schlesien? Das alles lud dazu ein, kennerhaft vergegenwärtigt zu werden. Und so ist es kein Zufall, daß es ein Jurist war, der den ersten bahnbrechenden Entwurf vorlegte.1

Einsatz mit dem landeskundlichen Werk Nicolaus Henels von Hennenfeld Zu sprechen ist auch an dieser Stelle zunächst von dem landeskundlichen Werk des Doktors beider Rechte Nicolaus Henel von Hennenfeld. Und das nicht nur aus wissenschaftsinternen Gründen. Henel war als Gelehrter, wie es seinem humanistischen Stand zukam, vielfältig involviert in die große wie die lokale Politik. Gleichwohl fand er Zeit zur Pflege seines schriftstellerischen Werkes. Das aber

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stand unter einem ungünstigen Stern, geriet es doch hinein in die von Kriegen und Konflikten beherrschte erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein verheißungsvoller Beginn wurde jäh unterbrochen, ein Gelehrter der publizistischen Möglichkeiten des Wirkens weitgehend beraubt, ein eindrucksvolles, ja singulär dastehendes Œuvre zum unterschwelligen, nur über Handschriften Kunde gebenden Dasein verurteilt. Auch dieser Umstand – und er im besonderen – ist dazu angetan, Leben und Lebensleistung der herausragenden Persönlichkeit bei einer jeden sich bietenden Gelegenheit zu erinnern. Das ist in jüngerer Zeit wiederholt geschehen.2 Hier geht es um sein Hauptwerk, die Silesiographia Renovata. Es liegt uns leider nicht in der originären Version des Autors vor, sondern nur in der Bearbeitung, die der Prälat der Jesuiten Michael Joseph Fibiger zu Beginn des 18. Jahrhunderts vornahm. Für die Details darf auf die Literatur verwiesen werden.3 Wir haben die die Piasten betreffenden Passagen aufzusuchen. Und dafür ist ein knapper Blick auf den Aufbau des gewaltigen Werkes vonnöten. Henel schuf es in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sein ›Scholiast‹ aber, wie er sich nennt, verschnitt es mit einem zweiten, gleichfalls unpublizierten großen Werk Henels, seiner Silesia Togata, mit der dieser das erste Kompendium namhafter Persönlichkeiten Schlesiens unter besonderer Berücksichtung der nobilitas litteraria Silesiae schuf. Beibehalten ist in der Bearbeitung Fibigers die Gliederung in zwölf Bücher, die auch die handschriftlichen Versionen aufweisen.4 Die ersten fünf Kapitel sind überwiegend den natürlichen Gegebenheiten Schlesiens gewidmet. Das ist ein Pensum, welches in keiner Landeskunde verabsäumt werden darf und wodurch sie nicht zuletzt grundsätzlich von der Chronistik unterschieden ist. Hier kommt vielerlei Bemerkenswertes zur Sprache. Wir dürfen es übergehen. Eine gewisse Scharnierfunktion hat das mittlere sechste Kapitel inne. Denn nun geht es herüber zu den kulturellen Errungenschaften – dem Herzstück einer jeden gediegenen Landeskunde. Hier ist neben vielem anderen von den Schulen und von den Bibliotheken des Landes die Rede und damit von zwei aus dem Geiste des Humanismus gezeugten Institutionen, die auch in unserer Studie eine gewisse Mittelstellung behaupten werden. Mit Goldberg im Liegnitzischen und mit Brieg eröffnet Henel sein den Schulen gewidmetes Kapitel. Ebenso werden wir es halten. Die berühmten Breslauer Gymnasien, die sich anschließen, dürfen wir übergehen, haben wir doch an anderer Stelle über sie gehandelt.5 Daß ein Autor wie Henel sich darüber hinaus bestens informiert zeigt über das berühmte Beuthener Gymnasium, indiziert, daß er aus intimer Vertrautheit mit der eruditären Infrastruktur des Landes heraus operiert. Wir werden folglich an späterer Stelle wiederholt Gelegenheit haben, auf ihn zurückzugreifen.

Landeskundler, Biographen und Inschriftenkundler – Ein historiographischer Auftakt

Nämliches gilt für die Bibliotheken, deren Behandlung sich sinnvollerweise unmittelbar anschließt. Das erste Wort gehört selbstverständlich der Dom­ bibliothek. Dann folgen die Ordens- und Klosterbibliotheken, die unseres Wissens hier erstmals zusammenhängend vorgestellt werden. Man darf vermuten, daß vielerlei davon auf das Konto des Redaktors geht. Dagegen kommt mit der Rhedigeriana selbstverständlich wieder Henel zu Wort, hat er sich um deren öffentliche Zugänglichkeit doch bleibende Verdienste erworben. Die Bibliothek zu Maria Magdalena schließt sich an. Und sodann wird auf die reichhaltige Kollektion Balthasar Friedrich von Logaus abgehoben. Die herzoglichen Sammlungen bleiben an dieser Stelle noch ausgespart. Ihre Vorstellung erfolgt im übernächsten achten Kapitel. Das vorangehende siebente Kapitel hat eine singuläre Stellung im Gesamtwerk inne. Untergebracht noch im ersten der zwei Bände, führt es doch eine eigene Paginierung. Aus einem wenige Dutzende von Seiten umfassenden Kapitel in der Erst- und Kurzfassung der Silesiographia, wie Henel sie – neben einer gleichzeitig erschienenen knappen Breslo-Graphia – bereits im Jahr 1613 zum Druck bringen konnte, ist ein siebenhundert Seiten umfassendes Buch im Buch geworden.6 Betitelt ist es wie in der Erstfassung ›Urbes, Opida, Arces, Monasteria, & Pagi Silesiae.‹ Den Löwenanteil beanspruchen die Städte. Henel hat damit die erste große Städtekunde Schlesiens geschaffen. Vorgegangen wird in alphabetischer Reihenfolge. Man orientiert sich also mühelos. Der 16. Paragraph gilt Brieg, der 49. Goldberg, der 83. Liegnitz. Auch Münsterberg und Oels, Parchwitz und Wohlau sowie andere Orte und Herrschaften, die wiederholt in die Geschicke der Piasten hineinspielen, werden selbstverständlich behandelt. Die Kapitel gerade über Brieg und Liegnitz sind ausgesprochen reichhaltig. Wir werden uns das textuelle Angebot also an verschiedener Stelle später zunutze machen. Und das um so mehr, als schon hier die Viten der mit den Orten verbundenen Persönlichkeiten vielfach mit eingeflochten sind. Im zweiten Band der Silesiographia Renovata kommen im fortlaufenden achten Kapitel zunächst die Stände zur Sprache. In nicht weniger als 168 Paragraphen auf achthundert Seiten hat Henel die komplexe Materie aufgegliedert. Es ist ersichtlich, daß die beiden Bücher sieben und acht eine zentrale Position im Werk behaupten. Von den Bischöfen über die Fürsten geht es zu den Grafen und sodann zum Adel. An dieser Stelle also sind die einschlägigen Informationen über die Piastenherzöge aufzusuchen. Dann wendet sich der Autor der Verfassung des Landes zu, wie sie sich in der komplexen herrschaftlichen Struktur darbietet. Als Jurist brilliert er in der sorgfältigen Analyse. Henel erörtert zunächst die wechselnde Oberhoheit über das Land und

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damit den Übergang von Polen und Ungarn an Habsburg und die Sonderstellung als böhmisches Nebenland. Dann folgen im zehnten Kapitel die ›Magistratus Silesiae Subordinati‹. Hier kommen die Fürsten und damit an erster Stelle die Piasten an die Reihe, die nun über ihre Repräsentanten vorgestellt werden. Schließlich werden die rechtlichen Grundlagen der schlesischen Territorien und Städte abgehandelt. Ein Kapitel über das Fiskalwesen und die Kameralistik beschließt das Werk. In der Erstauflage hatte Henel es sich nicht nehmen lassen, für Schlesien und insbesondere auch für die Protestanten einschlägige Vertragswerke im Wortlaut mitzuteilen. Sie fehlen bezeichnenderweise ein Jahrhundert später, da die Habsburger sich definitiv durchgesetzt haben. Der Prälat paßte mit seiner Bearbeitung der Henelschen Landeskunde in die politische Landschaft.7 Schon zwei Jahre später trat mit der Altranstädter Konvention ein erster, wenngleich nur vorläufiger Umschwung ein. Es währte noch eine Generation, bis die kaiserliche Herrschaft endete und nun auch den Protestanten und erstmals den Reformierten ein Raum der Entfaltung eröffnet wurde. Ob auch diese Entwicklung dazu beigetragen haben mag, daß das grandiose Henelsche Werk in der Fibigerschen Redaktion keine Neuauflage mehr erlebte? Näherliegend ist die Vermutung, daß es – vor allem im Blick auf ein neues Publikum – in den Schatten eines Werkes trat, dem eine blendende Karriere beschert war.

Die Piasten in der Landeskunde Friedrich Lucaes Wir sprechen von Friedrich Lucae und seinem landeskundlichen Werk. Mit diesem geraten wir aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an das Ende von dessen zweiten Hälfte. Derartige Daten sind sprechend. Das Lateinische befand sich auf dem Rückzug. Und das nicht nur in der Poesie, da mit Opitz und seinen Freunden schon zu Anfang des Jahrhunderts der Übergang zum Deutschen erfolgt war. In der Sachprosa vollzog er sich zögerlicher, schließlich war die Fachterminologie durchgehend lateinisch geprägt. Friedrich Lucae nun gebührt das Verdienst, in der schlesischen Landeskunde den Wechsel herbeigeführt zu haben. Er tat den Schritt von Beginn an. Und das nicht versuchsweise in Form kleinerer Texte, sondern in Gestalt umfangreicher Werke, die schließlich Henelsche Größenordnungen erreichten. Was dies für die Erkenntnis Schlesiens im allgemeinen, die der Piasten im besonderen bedeutet, ist schwerlich zu überschätzen. Der gelehrte Sperriegel war durchbrochen. Breitere Kreise konnten sich mit ihrer Heimat über einen gediegenen Führer vertraut machen. Ist so häufig von der schlesischen Sonderart auf diversen Gebieten die Rede, so

Landeskundler, Biographen und Inschriftenkundler – Ein historiographischer Auftakt

zählt die schlesische Landeskunde in der Anlage, die Lucae ihr verlieh, dazu. Seine Stimme ist fortan vernehmbar geblieben.8 Dazu trug bei, daß er besonders gerne von Ereignissen berichtete, die in seine Lebenszeit fielen. Oft war er Augenzeuge gewesen. Und wie viele splendide Baulichkeiten hatte er nicht selbst besucht und konnte sie nun aus eigener Anschauung vergegenwärtigen. Sein Werk ist in zahllosen Fällen die erste Quelle geblieben und in mehr als einem auch die letzte, wenn die Zeitläufte und insbesondere die nicht endenden Kriege auf schlesischem Boden eine Vernichtung der von Lucae präsentierten Denkmäler bewirkt hatten. Hinzu kam der schlechterdings fundamentale Umstand, daß Lucae aus seiner religiösen Überzeugung keinen Hehl machte. Er bekannte sich, wie so viele seiner gelehrten Vorgänger und eben auch ein Henel selbst, zum Reformiertentum. Das hatte Konsequenzen für den Duktus seines Werkes. Der Geschichte des unterdrückten Bekenntnisses auf schlesischem Boden und seinen Anhängern galt Lucaes besonderes Augenmerk. Und das bis in die fürstliche Spitze der Piasten hinein. Er hatte ihre letzte Phase noch persönlich im Herzogtum Brieg miterlebt, war Zeuge ihres Untergangs und fühlte sich doppelt aufgerufen, von ihrer Herkunft und ihren Leistungen Kunde zu geben. Das Werk Lucaes also, so viel möge aus dem Angedeuteten ersichtlich sein, ist auch für unser Vorhaben von großem Wert. Wir werden uns nicht scheuen, den Autor immer wieder zu Wort kommen zu lassen. Der landeskundliche Erstling von Lucae erschien im Jahre 1685. Schon aus dem Titel ging hervor, daß der Schwerpunkt auf den Religionsverhältnissen sowie auf dem Regimentswesen im weitesten Sinn liegen würde.9 Damit hob Lucae – im Gegensatz zu Henel – an. Der andere einer Landeskunde zugehörige Bestandteil der natürlichen Gegebenheiten rückte – wiederum im Gegensatz zu Henel – an die zweite Stelle. Man sagt nicht zu viel, wenn man feststellt, daß es eindeutig die Eingangspassagen des Werkes sind, die ihm das Interesse sicherten. Hier war der Autor mehr als einmal als Reporter zu vernehmen. Das aber nicht unmittelbar. Lucae hatte den ungewöhnlichen Weg gewählt, die zu behandelnde Materie auf zwei Gesprächspartner namens Warenschild und Ehrenfels zu verteilen. Sie spielen sich fragend und antwortend die Bälle zu. Der Autor versprach sich offensichtlich von dieser gefälligen und aufgelockerten Form eine günstigere Aufnahme bei seinem Publikum. Durchgesetzt hat sich diese Konzeption nicht. Lucae muß es gespürt haben und war offenkundig auch belehrt durch Kritik. Schon vier Jahre später trat er mit einer völlig veränderten und nun ins Monumentale angewachsenen neuen Landeskunde hervor, stolze 2500 Seiten unter Einschluß der Register umfassend.10 In sieben Teile gliederte er die reiche Materie nun. Akzentuieren wir die Schwer-

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punkte, so gilt der erste Teil dem Namen und den Grenzen des Landes sowie seiner Geschichte, der zweite – und nun zentrale – der Geschichte der christlichen Religion auf schlesischem Boden mit einem Annex zu Schulen und Bibliotheken. Sodann werden im dritten und vierten Teil zunächst die Fürstentümer und freien Standesherrschaften Oberschlesiens, hernach diejenigen Niederschlesiens vorgestellt. Die Kapitel über Liegnitz und Brieg sind naturgemäß besonders ausführlich und werden an späterer Stelle von uns wiederholt ausgeschöpft. Der fünfte Teil ist der ständischen Gliederung Schlesiens gewidmet, wobei Lucae interessanterweise mit der weltlichen Herrschaft beginnt, indem er die schlesischen Herzöge präsentiert, und erst dann zu dem geistlichen Stand fortschreitet. Ein eigenes drittes Kapitel ist den hochgräflichen und freiherrlichen Geschlechtern vorbehalten. Dann folgt ein sechster Teil über die schlesische Verfassung einschließlich Polizei und Wehrwesen, Fürstentagen und Steueramt, Kameralistik und Münzwesen. Erst ganz am Schluß, im siebten Teil, wendet sich Lucae der natürlichen Beschaffenheit des Landes zu. Es ist ersichtlich, daß dieser Zweig nicht sein vordringliches Interesse beansprucht. So als wolle er dies unterstreichen, schließt er mit einem Kapitel ›Von allerhand traurigen und erschröckenden Begegnüssen/ welche sich in Schlesien zugetragen‹.

Ein Blick auf Lucaes ›Europäischen Helicon‹ Lucae beließ es nicht bei Schlesiens curieusen Denckwürdigkeiten. Sein Name verband sich mit ihnen fortan vor allem. Immerhin bleibt es bemerkenswert, daß er in späteren Jahren schon nicht mehr in der Heimat, sondern im hessischen ›Exil‹ nochmals ein weitläufiges Kompendium schaffen konnte. Nun löste er sich von der regionalen Begrenzung und griff auf Europa aus. Und das über einen Gegenstand, der optimal in der Tat nur in europäischer Perspektive abgehandelt zu werden vermochte. Die ›Hohen Schulen‹ oder im Sprachgebrauch der Zeit die ›Akademien‹, also die Universitäten, bildeten den thematischen Vorwurf. Was mochte den Autor zu dem Unterfangen bewegt haben?11 Landgraf Karl von Hessen ist das Werk gewidmet. Der durfte sich schmeicheln, in seinem Land gleich zwei Universitäten zu besitzen, nämlich Marburg und Rinteln. Und die Residenz in Kassel blieb eine weithin sichtbare Pflegestätte der Wissenschaften und Künste, schon damals museal reich bestückt. Das alles eignete sich zur Erwähnung in einer Widmung, nicht aber zur Begründung für das Vorhaben selbst. Lucae, von der Landeskunde kommend, hatte eine Lücke auf dem Feld der akademischen Historiographie ausgemacht und war in die Bresche gesprungen.

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Sein Werk teilte das Schicksal mancher seiner Vorgänger. Es war im Status des Manuskripts verblieben und wurde nach dem Tod Lucaes von dem Sohn des Autors der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Spuren dieser Situation der Überlieferung sind durchaus erkennbar. Das kompendiöse Opus besitzt kein Inhaltsverzeichnis. Statt dessen steht zu Anfang ein detailliertes Register. Das Buch war selbstverständlich für die Lektüre bestimmt. So aber lud es dazu ein, einem Lexikon gleich aufgeschlagen und konsultiert zu werden. Auch wir verzichten an dieser Stelle darauf, seiner inneren Gliederung nachzuforschen, und begnügen uns mit dem Hinweis, daß wir es – wie die beiden Vorgänger – im folgenden mehr als einmal mit Gewinn heranziehen werden. Denn selbstverständlich verleugnet der Schlesier sich auch in seinem Europäischen Helicon nicht.

Fortgang der landeskundlichen Erschließung Schlesiens: Sinapius und Kundmann Ob der Gedanke statthaft ist, daß Lucae mit seinen beiden Schlesien gewidmeten Arbeiten dazu beitrug, Nachfolger zu analogen Arbeiten auf anderen Gebieten zu ermuntern? Wir wagen es nicht zu entscheiden. Faktum ist, daß das 18. Jahrhundert schon in der ersten Hälfte wiederum großartige Werke zeitigte, die den Ruf Schlesiens befestigten, stets aufs neue einfallsreiche und gelehrte Geister zu seiner Porträtierung zu verlocken. Wir sind in erster Linie an den gelehrten Institutionen und sodann an den in ihnen wirkenden Personen sowie an den ihrer Pflege sich zuwendenden Stiftern und Schirmherren interessiert, im konkreten Fall also den Piasten. Zwei Namen, so will uns dünken, müssen allemal Erwähnung finden, wenn es denn um eine Fokussierung geht. Wir haben beide Personen und ihr Werk in ähnlichen Zusammenhängen vorgestellt und dürfen uns deshalb besonders knapp fassen.12 Die Landeskunde hatte nach den Vorgaben von Henel und Lucae in der eingeführten Form keine Chance mehr. Doch auf anderen Gebieten blieb genügend zu tun. Es konnten Werke zu einzelnen Regionen vorgelegt werden, wie es für das herrschaftlich vielgestaltige Schlesien besonders nahelag. Diesen Weg beschritt zum Beispiel Johann Sinapius.13 Seine Olsnographia dürfte der ausgereifteste Versuch in dieser Hinsicht sein. In den Jahren 1706 und 1707 erschien sie zweiteilig unmittelbar nach Henels Silesiographia Renovata und besaß fast noch einmal deren Umfang. Das Herzogtum Oels war damit in allen denkbaren Richtungen glänzend erschlossen.14 Einen bleibenden Namen aber erwarb sich Sinapius auf einem anderen Feld. Er rückte zu der maßgeblichen Autorität im Blick auf die Genealogie der Gra-

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fen-, Freiherren- und Adelsgeschlechter Schlesiens auf, füllte also die Lücke, die auch nach Lucaes Werk über weite Strecken geblieben war. Die Schlesischen Curiositäten des Sinapius, 1720 und 1728 bei Rohrlach erschienen, sind das maßgebliche Nachschlagewerk für die unendlich verwickelte und verzweigte Geschlechtergeschichte des ersten Standes unterhalb der regierenden Fürstenhäuser Schlesiens geblieben. Wir werden auf Schritt und Tritt von den reichhaltig gebotenen Informationen Gebrauch machen. Es bedarf keines Wortes, daß das universal konzipierte Nachschlagewerk selbstverständlich zu Anfang des 18. Jahrhunderts auf deutsch vorgelegt wurde.15 Den anderen Begleiter auf unserem Weg von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu dessen zweiten finden wir in Johann Christian Kundmann.16 Auch er ist noch einmal mit Arbeiten, bezogen auf den gesamten schlesischen Raum, hervorgetreten. Und das in seiner Rolle als Altertumskundler und leidenschaftlicher Sammler von vorgeschichtlichen Raritäten. Ein ganz besonderes Augenmerk galt den Münzen. Seine Kollektion war so reich, daß er sich erkühnen konnte, aus den Münzprägungen in Bild und Schrift eine Geschichte namhafter Schlesier herauszuspinnen.17 Kaum faßlich die Fülle der Porträts, die er über seine kostbaren Medaillen zu schöpfen vermochte. Hinzu treten in zahllosen Fällen gut gearbeitete genealogische Tabellen, häufig versehen mit Kurzinformationen zu den erwähnten Personen. Und wertvoll sind auch die Wiedergaben zumal der Grabinschriften und anderweitiger skripturaler Überlieferungsträger, die dem Werk einen erheblichen dokumentarischen Rang verleihen. Wenn wir Kundmann jedoch an dieser Stelle erwähnen, so vielleicht mit mehr Berechtigung noch im Blick auf seine ungemein reiche Universitäts- und Schulgeschichte, die er bereits drei Jahre später vorlegen konnte.18 Sie ist nicht mehr auf Schlesien beschränkt, sondern gilt dem gesamten deutschen Sprachraum. Und doch ist auch hier unverkennbar, daß Schlesien eine Sonderstellung in dem Werk behauptet, wie bereits aus dem Titel ersichtlich. Insbesondere für die Gymnasial-, auch aber für die mit ihr verbundene Bibliotheksgeschichte bleibt die Arbeit Kundmanns ein erstes Mittel der Wahl. Und wiederum ist auch dieses Werk reichhaltig mit der Wiedergabe von Medaillen aus dem gelehrten Umfeld ausgestattet, die willkommene Anschauung vermitteln. Sollten wir in unserer kleinen Revue fortfahren, so wäre aus dem 18. Jahrhundert vor allem der zahlreichen ergiebigen bio-bibliographischen Nachschlagewerke zu gedenken. Wir haben sie jedoch in jüngster Zeit zusammenhängend vorgestellt und dürfen uns daher mit einem Verweis begnügen.19 Statt dessen ist ein letztes Mal der Blick auf ein der Intention nach ganz Schlesien umfassendes Basiswerk zu lenken, in dem die unerhört reichhaltige personenkundliche

37 Arbeit womöglich kulminiert. Und das, obgleich doch nur ein bürgerlich-gelehrter Stand im Fokus der Betrachtung stehen sollte. Der Autor aber verstand es, seine Personenkunde so reich mit anderweitigen Informationen zu versehen, daß über weite Strecken – und zweifellos unbeabsichtigt – die Umrisse einer Gelehrtengeschichte Schlesiens sich abzeichnen, wie sie uns als die vielleicht reizvollste Aufgabe künftiger kulturgeschichtlicher und auf diese Region gerichteter Arbeit vor Augen steht.

Der Presbyterologe als Anwalt evangelischer Geistigkeit Schlesiens: Siegismund Justus Ehrhardt Wir gelangen in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die gelehrte Arbeit scheint sich noch einmal zu intensivieren. Wohin man blickt, wird Ernte gehalten.20 Die unübersehbare Schar der auf die schlesische Geschichte und Kultur kaprizierten Gelehrten in der alten Bedeutung des Wortes, sprich der Lateinkundigen, sieht sich einer unendlich reichen Überlieferung gegenüber. Sie reicht bis in die Anfänge des Humanismus zurück und umspannt inzwischen die gesamte Frühe Neuzeit. Gelegentlich mag es sich ausnehmen, als ob eine Ahnung die Geister gestreift hätte, daß die Zeit des alten Schlesien, die Zeit des Alten Reichs ein Ende nehmen würde und also Zeugnis abzulegen sei von einer in die Ferne rückenden Welt. Wir glauben nicht, daß entsprechende Zeugnisse in nennenswerter Zahl beizubringen wären. Die neue Ära und – wenn man denn will – die Moderne kündigte sich nicht an. Unversehens erreichte sie wie Preußen insgesamt so auch Schlesien. Und alsbald blieb kein Stein auf dem anderen. Das Land erlitt eine Welle des Umbruchs nie gekannten Ausmaßes. Und so zählte alsbald doppelt und dreifach, was da vor der Revolution und den Revolutionskriegen in die Scheuer gefahren werden konnte. Zu den Sachwaltern des alten und zumal des evangelischen Schlesien zählte der Pfarrer Siegismund Justus Ehrhardt.21 Er war, anders als die Personen, von denen wir sprechen, nicht gebürtiger Schlesier, sondern kam aus dem Fränkischen in das Land. Schon dort hatte er sich publizistisch betätigt. Das Überleben aber sicherte er sich mit seinen in seiner neuen Heimat entstandenen Werken und darunter an erster Stelle seiner Presbyterologie. Ausdrücklich war es ihm ein Anliegen, mit seinem Werk Erinnerungsarbeit zu leisten. Wer immer seit der Reformation sein Leben in den Dienst der Verkündigung von Gottes Wort gestellt hatte, sollte mit Namen und womöglich mit Tat und Werk der Nachwelt bewahrt bleiben. Ob der Autor ahnte, was er sich damit auflud? Das Land war territorial und geistlich zerklüftet. Unendlich vielen Spuren war nachzugehen.

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Das mochte in einer geschichtlichen Darstellung eben noch gelingen. Und ein Kollege namens Johann Adam Hensel hatte kurz vor dem Einsatz Ehrhardts dafür ein eindrucksvolles Beispiel geliefert.22 Lexikalisch vorzugehen aber hieß, auf Vollständigkeit bedacht zu sein, und diesem Anspruch im Blick auf Schlesien zu genügen, war einem Einzelnen kaum vergönnt. Ehrhardt ging pragmatisch vor. Er orientierte sich an den Fürstentümern und entschied sich anstelle komplizierter sachinterner Zusammenhänge für ein alphabetisches Verfahren. Mit Breslau setzte er 1780 ein und widmete Stadt und Land einen ganzen, nahezu siebenhundert Seiten umfassenden Band.23 Schon zwei Jahre später kam ein zweiter, gleich starker Band heraus. Er ist dreigeteilt. Ein erster Abschnitt gilt Brieg, ein zweiter Beuthen an der Oder, ein dritter Crossen.24 Und noch einmal vermochte der Autor das Tempo beizubehalten. Schon 1783 lag die Presbyterologie Groß-Glogaus vor, 1784 diejenige Jauers.25 Dann aber trat eine Pause ein, und die ließ nichts Gutes vermuten. Der Absatz des Werkes stockte. Die Subskriptionen deckten die Kosten nicht, und die Mittel des Verfassers waren, wie er freimütig bekennt, beschränkt. So währte es fünf bzw. sechs Jahre, bis der nächste und nun letzte Band herauskam. Er gilt der Stadt und dem Fürstentum Liegnitz.26 Nicht ausgeschlossen, daß Ehrhardt, der 1793 starb, noch weiter schrieb. Entsprechende Zeugnisse liegen vor.27 Handschriften existieren jedoch nicht. Mitten im Alphabet endet das Werk. Sein Wert bleibt ungeachtet dessen unschätzbar. Hier ist wiederum nicht der Ort für eine eingehendere Vorstellung. Sie erfolgte anderwärts.28 Im Zentrum steht selbstverständlich in allen vier Bänden die Biographie der Geistlichen. Die Porträts sind durchgehend aus den Quellen gearbeitet, die Ehrhardt in kaum vorstellbarem Reichtum für seine Arbeit zusammenbringen konnte. Er bescheidet sich jedoch nicht mit der nicht endenden Galerie der Prediger. Vielmehr liefert er für Stadt und Land jeweils eingehende, bis in die Reformation zurückreichende kirchen- und theologiegeschichtliche Abrisse, die ebenfalls quellenkundlich hervorragend fundiert sind. Vor allem aber ist auch ihm gegenwärtig, daß die Geschichte der Prediger eo ipso hineinführt in die allgemeine Gelehrtengeschichte. Und die haftet in einem Land ohne Universität an den Schulen und zumal den Gymnasien. Ehrhardt hat zahllose Porträts einzelner Gymnasien und ihrer Lehrkörper seinem Werk integriert, ist also wie für die Kirchen- so auch für die Schulgeschichte maßgebliche Autorität. Wir aber haben des Umstands zu gedenken, daß wir für unser Vorhaben im Falle Ehrhardts das Glück auf unserer Seite wissen. Stadt und Fürstentum Liegnitz und Brieg sind beide dabei und werden umfassend behandelt. Die

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folgenden Kapitel werden Kunde davon geben, in welchem Umfang wir dem Ehrhardtschen Werk verpflichtet sind. Kirchen, Schulen, ja noch Bibliotheken im Umkreis der Piastenhöfe können nicht zureichend behandelt werden ohne wiederholten Rückgriff auf das Werk Ehrhardts. Er, der Erinnerungsarbeit leisten wollte, ist selbst zu einer erinnerungswürdigen Gestalt aufgerückt, lebt fort in seinem Werk, das uns seit Jahrzehnten dankbar begleitet.

Zwischenbetrachtung Wir haben große, auf Schlesien insgesamt bezogene Werke kennengelernt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, fortzuschreiten zu den Regionen, denen unser Vorhaben gilt. Stets ist gegenwärtig zu halten, daß sich zumal im 18. Jahrhundert die gelehrte Arbeit zumeist vor Ort vollzog und entsprechend bevorzugt lokalen Bewandtnissen gewidmet ist. Ein unerhört reicher Schatz an Wissenswertem wurde im Zeitalter der Aufklärung aufgetürmt. Von ihm aber gilt das nämliche, das auch für so manche der großen landeskundlichen Werke in Anschlag zu bringen war. Die Früchte der Arbeit wurden Freunden, Kollegen, Interessenten zur Kenntnis gebracht, Abschreiber taten das Ihre zur Verbreitung, zum Druck kamen die entsagungsvollen Expektorationen nur im Ausnahmefall. Statt dessen gelangten die Manuskripte aus dem Nachlaß ihrer Verfasser oder auf anderem Wege gerne in die heimischen Bibliotheken oder Archive, wo sie Kennern zugänglich waren. Damit hatte es sein Bewenden. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein war es gängige Praxis, sich ihrer vor Ort ohne großes Aufsehen wie selbstverständlich zu bedienen. Hiermit war es seit dem Beginn der Nazibarbarei und des Zweiten Weltkriegs vorbei. Unendlich viele unschätzbare Manuskripte sind neben den gleichfalls vielfach unersetzlichen Büchern zumal in Gestalt des kleinen grauen Schrifttums untergegangen und haben eine niemals wieder schließbare Lücke hinterlassen.29 Wie zur Bestätigung des Gesagten werden auch wir bei unserem Versuch mit dieser Situation konfrontiert werden. Es gibt keinen Landstrich in Mitteleu­ ropa, der von der Katastrophe verschont geblieben wäre. Und speziell im Falle Schlesiens waren Handschriften aufs Ganze gesehen empfindlicher betroffen als Drucke. Hinzu kommen die Umschichtungen und Verlagerungen, die in kaum vorstellbarem Umfang statthatten. Lokale Quellen hatten ihren Platz an den nämlichen lokalen Verwahrungsstätten. Überall im Lande gab es mehr oder weniger ausgebaute Zentren, in denen sich die Überlieferung sammelte. Schlesien machte keine Ausnahme von dieser Regel. In großen und kleineren Städten, in den Pfarreien, in den Quartieren des Adels, auf Gutshöfen und wo

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immer sonst mochte sich Schriftgut finden, das als bewahrenswert galt. Es gelangte eben keinesfalls immer in Bibliotheken und Archive. Diese zumeist bis in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein intakte Infrastruktur ist zusammengebrochen und wird niemals wieder erstehen. Nur ausnahmsweise ist Näheres bekannt. Und gleichfalls nur ausnahmsweise kamen Publikationen an die Öffentlichkeit, die sich dieses Themas angenommen hätten. Der Untergang vollzog sich in derart gewaltigen Ausmaßen, daß es an Mitteln und Wegen, vielleicht aber auch an Mut und Einfallsreichtum fehlte, ihm Zeugnis stiftend wirksam zu begegnen. Der Kulturgemeinschaft zumal Mitteleuropas harrt eine große Aufgabe.30

Übergang nach Liegnitz und Brieg Auch Liegnitz und Brieg entsprechen dem in unserer kleinen Betrachtung Angedeuteten. Hier wirkten bedeutende Gelehrte, die neben vielem anderen auch über Geburt oder Beruf der zur Heimat gewordenen Region ihre schriftstellerische Betätigung zuwandten. Die Gewichte, so wird sich zeigen, sind auf der Zeitachse verschieden verteilt. Brieg, mit einem hervorragenden Gymnasium ausgestattet, geht in der gelehrten Tätigkeit im späteren 16. und im früheren 17. Jahrhundert zunächst merklich voran. Dann vollzieht sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Aufstieg von Liegnitz, der sich im 18. Jahrhundert eindrucksvoll fortsetzt. Im 19. Jahrhundert halten sich beide Orte in etwa die Waage. Speziell im Blick auf unser Thema indes kommen gerade aus Brieg noch einmal sehr wichtige Arbeiten. Insgesamt, so wird man feststellen dürfen, sind wir mit Hilfsmitteln für unsere Zwecke gut ausgestattet. Schauen wir dann freilich herüber zu den Bereichen, Themen und Methoden, die heute im Mittelpunkt gerade der Hofforschung stehen, so will es uns scheinen, als sei erheblicher Nachholbedarf für beide kulturelle Zentren zu reklamieren. Nicht ohne Grund sparen wir diese noch wenig erschlossenen Zonen aus. Was nun aber den zweiten, die Überlieferung betreffenden Aspekt angeht, so finden wir unsere allgemeinen Bemerkungen anläßlich des besonderen Falles – leider – wiederum bestätigt. Eingehend werden wir uns mit den Sammelstätten in Liegnitz und Brieg in historischer Tiefenperspektive beschäftigen, Forschungen wieder aufnehmend, rekapitulierend und weiterführend, die uns die Jahrzehnte über begleitet haben. An dieser Stelle daher nur so viel: Weder in Brieg noch in Liegnitz bestehen die einstigen Verwahrungsstätten noch. In Brieg zentrierte sich das sammlerische Geschehen ganz offenkundig vor allem um das Gymnasium. Es besaß eine reiche Bibliothek. Diese ist zu größeren Teilen in die Nachkriegszentrale für Silesiaca aller Art, die Universitätsbibliothek

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Breslau, gelangt und dort – dankenswerterweise – separat aufgestellt, wie alle Bestände diverser Provenienz auch sonst. Nur ein kleinerer Teil ist in Brieg verblieben und wird daselbst im Piastenmuseum liebevoll und fachkundig gepflegt. In Liegnitz war die ›Rudolphina‹ in der Welt bekannt für ihre großartigen Schätze in Handschrift und Druck. Deren Wege der Wanderung sind ein eigenes Kapitel, das wir berühren werden. Die Ritterakademie, lange Zeit die Kirchen und zu später Stunde die Stadtbibliothek waren die Zentren der Verwahrung. Auch hier ist nichts so geblieben, wie es einst war. Von schmerzlichen Verlusten insbesondere auf dem Gebiet der Handschriften und Musikalien wird zu berichten sein. Die Bücher aber sind zum allergrößten Teil gleichfalls nach Breslau gelangt und zumeist in der Altdruckabteilung der Universitäts­bibliothek zugänglich. Versprengtes Gut aber ist auch in Liegnitz zu finden und wird dort von der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu Liegnitz betreut. Wir schätzen uns glücklich, wie in Brieg so auch in Liegnitz Zugang zu dem vor Ort Bewahrten erhalten zu haben und sachkundig instruiert worden zu sein. Wie sehr wünschten wir, daß über das Schicksal der Handschriften und Bücher aus Liegnitz und Brieg eingehend von den Fachleuten vor Ort gehandelt würde. Wir können aus der Ferne nur beitragen dazu, indem wir berichten, was uns während unserer zumeist knapp bemessenen Aufenthalte zu Gehör und zu Gesicht kam. Zu beginnen aber ist allemal mit der historiographischen Rückversicherung. Und die soll – in strenger Auswahl – nun auch für Liegnitz und Brieg eröffnet werden.

Eine Gründergestalt in Liegnitz: Simon Grunaeus Zu beginnen ist mit der Person des Simon Grunaeus – Namensvetter des berühmten Baseler Theologen Simon Grynaeus, so wie sich Grunaeus auch gelegentlich schreibt.31 Er kam 1564 in Liegnitz zur Welt, erlebte also die entscheidende Phase der Konstituierung und Politisierung des schlesischen Späthumanismus persönlich mit. Nach dem Besuch der Liegnitzer Schulen gelangte er als Fünfzehnjähriger an das Elisabethanum in Breslau. Nicolaus Steinberg führte das Rektorat. Schon nach zwei Jahren konnte Grunaeus zum Studium nach Frankfurt an der Oder aufbrechen. Ganz offensichtlich erreichte er daselbst während der zwei Jahre seines Aufenthalts zunächst keinen Abschluß. Er kehrte 1583 nach Liegnitz zurück und trat in die Dienste des Balthasar von Stosch d. Ä.32 1586 brach er erneut nach Frankfurt auf und erwarb nun die Magisterwürde bei dem Mathematiker David Origanus.33 Er machte sich schon jetzt auch als Poet einen Namen und wurde später von Maximilian II. zum gekrönten Dichter er-

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hoben.34 1587 erhielt er den Ruf auf eine Pfarre in Hermsdorf im Goldbergischen. Er wurde von Superintendent Leonhard Krentzheim ordiniert, welcher sich zu jener Zeit noch des Schutzes von Joachim Friedrich erfreuen durfte. Dann begann die für alle herausragenden Persönlichkeiten gerade in dieser Zeit obligatorische Bildungsreise in den Westen – ein Muß für alle nach Höherem strebenden Schlesier. Grunaeus besuchte Frankreich und die Niederlande. Einschlägig aber wurde der Aufenthalt in der Hochburg der Gelehrten wie der Reformierten – Basel. Hier begann er – möglicherweise unter dem nachwirkenden Einfluß des Simon Grynaeus – mit der Ausarbeitung eines Inschriftenwerkes gebürtiger Baseler.35 Das Werk ist dem bekannten Juristen Valentin Thilo von Thilau gewidmet, den Grunaeus noch häufiger auf diese Weise ehren sollte. Der Rektor der Liegnitzer Schule Nicolaus Ludovicus hat Grunaeus seinerseits mit einer Zuschrift geehrt. Und am Schluß des Werkes findet sich ein poetischer Gruß von Melchior Lauban. Wir werden beide kennenlernen. Schon an dieser Stelle darf festgestellt werden, daß Inschriftenkunde und Abfassung entsprechender Werke die Leidenschaft im Leben des Grunaeus bleiben sollte. Im Januar des Jahres 1591 berief ihn der Magistrat der Stadt Liegnitz zum Diakon an der Nieder- und im Dezember des folgenden Jahres in der nämlichen Position an der Oberkirche, wo er 1595 zum Archidiakon aufrückte. Weit mehr als ein Jahrzehnt scheint er in dieser Funktion gewirkt zu haben, denn die nächste Station fällt erst in das Jahr 1612, als er in das Pastorat bei St. Marien berufen wurde. Wiederum drei Jahre später wurde er von Georg Rudolf zum Superintendenten der Herzogtümer Liegnitz und Wohlau bestimmt. 130 Kandidaten ordinierte er. Schließlich erlangte er 1623 die Direktion des Fürstlichen Konsistoriums zu Liegnitz, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1628 innehatte. Wir hören unseren Gewährsmann Ehrhardt ein erstes Mal: Eine wahre theologische Klugheit, Unverdrossenheit, Treue u. R ­ echtschaffenheit seines Herzens bezeichneten alle Handlungen dieses gelehrten Mannes. Ein s­ olcher treuer Wächter Zions war, in damals elenden Kriegs=Zeiten, dem Lande und der Kirche Gottes eine desto größre Wohlthat! Er hat auch vielen Elenden jener Zeit thätige Hülffe geleistet, die vom Krieg u. Feinden verfolgt nach Ligniz eilten, und in diesem Asylo Zuflucht suchten!36

Der Stammvater der schlesischen Sepulchrologie Grunaeus hat ein reiches Werk hinterlassen. Man wird ihn vielleicht als Stammvater der alsbald einsetzenden vielfältigen Produktion bezeichnen dürfen, die

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sich auf Stadt und Fürstentum Liegnitz bezieht. Wir treffen eine Auswahl und haben insbesondere seine handschriftliche Hinterlassenschaft im Auge, denn sie vor allem ist für die Liegnitzer Personenkunde einschlägig. 1598 waren seine Anagramme erschienen.37 Ein Jahr später folgten seine Litamina Melissea.38 Es war das Jahr, da er zum ›Poeta Laureatus‹ erhoben wurde, und die beiden Arbeiten dürften den Ausschlag für die Ehrung gegeben haben. Hervorgetreten aber war er, wie wir hörten, als Dichter auch schon in seiner Frankfurter Zeit mit einer großen Dankadresse anläßlich des Erwerbs der Magisterwürde.39 Das Jahr 1602 zeitigte zwei verwandte Werke, mit denen die Dokumentation von Inschriften aus der Feder von Grunaeus einsetzt. Das auf die Baseler Inskriptionen bezügliche Unternehmen erwähnten wir.40 Es verstand sich als Vorläufer zu einem parallelen auf Schlesien bezogenen. Ein solches kam tatsächlich im gleichen Jahr und wiederum bei Sartorius in Liegnitz heraus: Er führt den Titel Monumentorum Silesiae Pericula.41 Das Werk ist zwei illustren Breslauern, Jakob Monau und Daniel Rindfleisch vel Bucretius, gewidmet.42 Und nun wiederholt sich in gewisser Weise die uns bereits von Henel und anderen bekannte Situation. Einen ersten Versuch, eben einen Prodromus, legt Grunaeus vor. Ein großes Inschriftenwerk für ganz Schlesien wäre zu schaffen, und der Autor rüstet sich offenkundig dafür. Den gelehrten Koryphäen schreibt er im Blick auf die beiden Arbeiten: Prodromon nuper vidistis Silesiae Monumentorum, Viri Nobilissimi: A ­ ccipite nunc & Syndromon: Jllum de extraneis, hunc de domesticis. Exploratorem uterque volo agat, non quid a vulgi expectandum praejudiciis, sed quid a judiciis Meliorum. Jlla tanti non faciam. Haec si paullo fuerint aequiora — Majus omnino Opus Omniumque Patriae Nostrae Epigraphorum, quae nonnullius saltem momenti esse putabuntur, Editionem imposterum, si fata ­volent, Adornandam, polliceri ausim.43

Dieses Buch, eben eine schlesische Inschriftenkunde, fand den Weg zum Drucker nicht mehr.44 Es verblieb im Status des Manuskripts. Und dieses hat sich nach allem bislang Bekannten nicht erhalten. Ehrhardt, unser Gewährsmann, hat das Original oder eine Abschrift besessen. Er rühmt das Werk emphatisch, hat es dankbar ausgeschöpft und auch sonst das Seine getan, um Grunaeus als Schriftsteller zu würdigen.45 Es gehört zu den großen Glücksfällen der schlesischen Personenkunde, daß es – zumindest zu Teilen – in einer Abschrift eines überaus verdienstvollen Historiographen schlesischer Sepulchralkultur auf uns gekommen ist. Wir blicken für einen Moment herüber zu Christian Friedrich Paritius.46

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Das Wirken des Christian Friedrich Paritius Zwei Personen vor allem ist es zu verdanken, daß sich zahllose Handschriften – insbesondere aus der alten Rhedigerschen Bibliothek – in Abschriften erhalten haben, die im Original – zumeist im Gefolge des Zweiten Weltkrieges – verschollen sind. Ihrer beider Namen lauten auf Samuel Benjamin Klose und auf Christian Friedrich Paritius.47 1775 in Breslau geboren, wirkte Paritius in seiner Heimatstadt als Stadtrat. Diese Tätigkeit allein füllte ihn nicht aus. Er wandte sich der Geschichte Breslaus und Schlesiens zu und fand sein Wirkungsfeld in personenkundlicher Arbeit sowie dem Tradieren der Werke wahlverwandter Geister, an der Spitze des um hundert Jahre älteren Christian Ezechiel. Unsere Kenntnis von Personen, Kirchen und zumal Grabstätten Schlesiens wäre entschieden ärmer, wenn nicht Paritius ihrem Andenken seine besten Kräfte gewidmet hätte. Was gäben wir auch in seinem Fall darum, sein reiches Werk nochmals in größtmöglicher Geschlossenheit in Augenschein nehmen zu können. Das ist seit 1945 nicht mehr möglich, ohne daß eine Bestandsaufnahme im einzelnen bislang vorliegen würde. Wir verdanken Paritius neben anderem in der Nachfolge Ehrhardts eine Presbyterologie Schlesiens, von der sich leider nur der zweite Teil erhalten hat, sowie eine Verzeichnung der Grabschriften zu Breslau.48 Seine nicht minder wichtige Bedeutung liegt in seinem Abschriftenwerk, dem im weiteren Sinne auch seine erschließenden Arbeiten zuzurechnen sind, an der Spitze das unschätzbare Register zu der weitläufigen Presbyterologie Ehrhardts, auf das wir verwiesen. Paritius hat die vierbändige Silesia Literata und die zweibändigen Monumenta et Inscriptiones Vratislavienses von Christian Ezechiel, an denen er selbst produktiv teilnahm, der Nachwelt erhalten.49 Und er hat sich nicht genug zu rühmende Verdienste um das schriftstellerische Werk von Simon Grunaeus erworben. Ohne seine entsagungsvolle Arbeit besäßen wir heute keine Kenntnis mehr von dessen opus magnum.

Grunaeus’ monumentales Inschriftenwerk Aus der überaus reichen Schaffgotschen Bibliothek zu Warmbrunn sind nach dem Krieg u. a. drei Handschriften aus der Feder des Paritius nach Breslau gelangt und dort in die Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek eingestellt worden.50 Es handelt sich um Abschriften und zu Teilen wohl auch um Kompilationen des Inschriftenwerkes von Simon Grunaeus. Der Text ist offensichtlich von Paritius selbst mit Titeln und diversen Untertiteln versehen

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worden, die Haupttitel stets in Majuskeln. Es geht aus dem Werk, so wie es nun vorliegt, hervor, daß Grunaeus sich mit seiner verzeichnenden Arbeit nicht auf Schlesien beschränken wollte, auch wenn die schlesischen Einträge zwei der drei Bände füllen, in die der Autor selbst oder sein Herausgeber das Buch gliederte. ›Simonis Grunaei Monumenta & Inscriptiones Tomus I.‹ So der Titel auf Handschrift Pa[ritius] 25. Paritius hat diesem Band die Wiedergabe des ja gedruckt vorliegenden Baseler Inschriftenwerkes vorangestellt. Auch bietet er eine poetische Zuschrift von Melchior Lauban ›Ad Aras Sepvlcrales M. Sim. Grunaei‹ sowie das Register. Dann erst erfolgt der Übergang zu den handschriftlichen Vorlagen. Dieser steht unter dem Obertitel: ›Monumenta In Germania aliisque regionibus reperta‹. Inschriften aus Görlitz, Cottbus, Basel, Kaschau, Leipzig, Jena, Wittenberg, Edinburgh, Danzig, Heidelberg, Zerbst und Neustadt an der Hardt treten zusammen. Teils liegen umfängliche Einträge vor, teils nur einige wenige Zeilen. Paritius dokumentiert unter einem sehr wahrscheinlich von ihm herrührenden Titel, was er bei Grunaeus oder in einem Manuskript von anderer Hand vorfand. Dann folgt noch im ersten Band – wiederum in Majuskeln – eine weitere Abteilung unter dem Titel ›Monumenta In Polonia Reperta‹. De facto finden sich jedoch nur einige Einträge zu Fraustadt. Es muß offen bleiben, ob Textverlust eingetreten ist oder nicht mehr an Textmaterial verfügbar war.51 Der zweite Band trägt dann den Titel: ›Simonis Grunaei Monumenta & Inscriptiones Tomus II.‹ Ein zweiter sich anschließender spezifiziert: ›Simonis Grunaei Monumenta & Inscriptiones In Silesia Collectae Pars Prima.‹ Mit dem zweiten Band erfolgt also der Übergang nach Schlesien, und wenigstens eine zweiteilige Folge von der Hand des Schreibers Paritius existierte. Wieder steht ein Druck vorweg: ›Silesiae Monumentorum Antigrapha cum Miscellaneorum Epeisagmate. Typis Ligiis Nicolai Sartorii.‹ Tatsächlich liegen jedoch nur zu Breslau und Liegnitz jeweils drei Druckseiten vor. Dann weist ein neuer Titel in Majuskeln den Übergang zu Breslau aus: ›Monumenta Wratislaviensia‹. Eröffnet wird mit den Inschriften aus dem Dom, denen sich weitere auf der Dominsel befindliche anschließen. Hernach erfolgt der Eingang in die Stadt, und das in einer Folge, die sich auch im Anschluß an Grunaeus behaupten sollte, immer vorausgesetzt, daß eine originäre Anlage des Autors vorliegt und nicht eine im nachhinein von seinem Tradenten gebildete. ›Monumenta Wratislaviensia in aede S. Elisabethae‹ sowie ›Monumenta Wratislaviensia in aede S. Mariae Magdalenae et aliis Templis‹ kommen zur Verzeichnung. Unter den anderweitigen Kirchen findet sich auch die zu St. Bernhardin, die gerade in bibliothekarischem Kontext stets besondere Aufmerksamkeit beanspruchen darf.

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Ob Paritius schon bei Grunaeus einen einschlägigen, Jakob Monau betreffenden Eintrag vorfand oder ob er ihn – eher unwahrscheinlich – selbst einschob, tut angesichts des Fundes wenig zur Sache. In jedem Fall spiegelt sich in ihm die Wertschätzung, die der große Humanist in den Augen gewiß beider genoß.52 Nach Breslau geht es zu weiteren Fürstentümern und Städten. Allein die Erwähnung der Einträge dürfte eine Vorstellung von dem Reichtum der Aufzeichnungen des Grunaeus vermitteln, der es offensichtlich auf eine möglichst komplette Registratur abgesehen hatte. Schweidnitz, Jauer, Münsterberg und Glatz kommen zur Sprache – in einem dritten Band erfolgt die Fortsetzung: ›Simonis Grunaei Monumenta & Inscriptiones Tomus III.‹ Hinzu tritt der Untertitel neuerlich auf separatem Blatt: ›Simonis Grunaei Monumenta et Inscriptiones in Silesia colectae Pars Secunda‹. Nun kommen Glogau, Brieg, Liegnitz, Oels und Militsch an die Reihe. Dieser dritte Band also besitzt im vorliegenden Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Und das speziell in Hinsicht auf Liegnitz. Der weitaus umfänglichste Eintrag gilt Stadt und Fürstentum. Gut möglich, so möchte man vermuten, daß Paritius an dieser Stelle ein Liegnitz separat gewidmetes Werk, wie es Ehrhardt womöglich vorlag, in seine Abschrift einarbeitete. Wie immer es darum bestellt sein mag – mit diesem Zeugnis ist nun auch über heute noch verfügbare Textmaterie sichergestellt, daß Grunaeus neben vielen anderen Verdiensten auch der Stammvater der Liegnitzer Inschriftenkunde bleibt.53

In der Nachfolge von Simon Grunaeus: Georg Thebesius Mit Georg Thebesius pflegt die Geschichtsschreibung im Blick auf Liegnitz eröffnet zu werden, wenn es denn um Arbeiten in großem Stil und zumal in deutscher Sprache geht, die humanistischen Vorgänger also am Rande bleiben. Und das durchaus mit Recht. Wenn wir gleichwohl einen anders gearteten Eingang wählten, so aus der speziellen Perspektive der hier besonders interessierenden Inschriftenkunde. Es war kein Geringerer als Ehrhardt, der auf Beobachtung der obwaltenden Zusammenhänge und Filiationen drängte. Der eher im Schatten verbleibende Grunaeus sollte in ein helleres Licht gerückt werden. Wir werden sehr detailliert davon hören, denn Ehrhardt blieb nicht im Vagen, sondern wurde durchaus konkret. Thebesius erfuhr dessen ungeachtet keinerlei Minderung in der ihm entgegengebrachten Wertschätzung. Er hatte Großartiges für seine Stadt, sein Fürstentum und ganz Schlesien geleistet. Es ist nicht einfach, in der gebotenen Kürze eine rechte Vorstellung zu vermitteln. Das beginnt bei seiner Biographie, die uns selten detailliert vor Augen steht,

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hat sie sein Herausgeber, von dem wir hören werden, doch minutiös nachgezeichnet.54 Diese überaus zu begrüßende Initiative hat gleichwohl nicht dazu geführt, Thebesius Eingang in die modernere Lexikographie zu verschaffen. Schon die Einträge in den eingeführten bio-bibliographischen Nachschlagewerken des 18. Jahrhunderts sind von merkwürdiger Kürze und kaum geeignet, ein zutreffendes Bild zu vermitteln.55 Später sucht man in der Allgemeinen Deutschen Biographie seinen Namen vergeblich. Daß er in der Neuen Deutschen Biographie fehlt, verwundert nicht. Sie verhält sich denkbar spröde gegenüber den in erster Linie in der Region wirkenden Persönlichkeiten. Dabei läge doch gerade hier eine wichtige Aufgabe und das gleich doppelt, so dünkt es uns, im Blick auf den alten deutschen Sprachraum des Ostens. Er sollte nicht allein den zuständigen Institutionen und Verbänden überantwortet bleiben, geht es doch allemal um ein zu pflegendes nationales Erbe. Thebesius entstammte einer Pastorenfamilie. Sein Ururgroßvater war Pastor im Fürstentum Crossen, sein Großvater im Fürstentum Sagan und sein gleichnamiger Vater an der Kirche St. Peter und Paul in Liegnitz. 1636 wurde Georg Thebesius daselbst geboren. Er besuchte die Liegnitzer Stadtschule unter Rektor Theophilus Pitiscus, der später nach der Vereinigung der Stadtschule mit der fürstlichen Schule als deren Prorektor fungierte, während Christian Primke, von dem wir hören werden, das Rektorat übernahm. 1654 ging er über Leipzig zum Studium nach Wittenberg. Dort hörte er neben anderen – so den später angesehenen Theologen Aegidius Strauch – auch noch August Buchner. Die eigentliche Zeit der akademischen Ausbildung verbrachte er jedoch in Straßburg. Zwischen 1655 und 1660 hielt er sich dort auf. Straßburg war das Mekka der Späthumanisten um 1600 gewesen. Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg übte die Straßburger Hohe Schule, inzwischen von der Akademie zur Universität aufgerückt, weiterhin eine erhebliche Anziehungskraft aus. Und das nicht zuletzt im Fachgebiet der Rechtswissenschaften, in dem Johann Otto Thabor, Johann Friedrich Deckherr und Johann Melchior Bitsch tätig waren.56 Auch Thebesius widmete sich der Jurisprudenz, kombinierte deren Studium jedoch mit einer Reihe weiterer Fächer. Johann Heinrich Boeckler war aus Schweden zurückgekehrt und lehrte seit 1654 Politik und Historie in Straßburg, so daß Thebesius ihn dank eines glücklichen zeitlichen Zusammentreffens hören konnte. Sein Interesse galt darüber hinaus den Schönen Wissenschaften und der Astronomie. Vor allem aber nahm ihn offensichtlich die Philosophie von Descartes gefangen. 1659 trat er mit einer Abhandlung De Possessione Creditoris In Pignore hervor.57 Ein Jahr später erfolgte die Promotion. Thebesius legte eine Dissertation zum Thema De Scopelismo vor und wurde zum Doktor beider

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Rechte promoviert.58 Im Anschluß an Reisen nach Frankreich und England, von denen sein Biograph leider nichts Näheres vermelden kann, kehrte er in seine Heimatstadt zurück und nahm dort einen geradlinigen Aufstieg. 1664 wurde er zum Stadtschreiber ernannt, drei Jahre später erfolgte die Zuwahl zum Rat der Stadt. Nach weiteren fünf Jahren hatte er den Gipfel erreicht; er erhielt die Stelle des städtischen Syndikus zuerkannt. Das sehr verantwortungsvolle Amt des Schulpräses fiel ihm ebenso zu wie das des Kirchenvorstehers bei St. Peter und Paul, der einstigen Wirkungsstätte des Vaters. Nach dem Tod der letzten Piasten im Jahr 1675 war er gesuchter Ratgeber der Landeshauptmänner von Schweinichen, von Nostitz und von Zierowsky. Er widmete sich vor allem den Religionsangelegenheiten im Fürstentum, Bemühungen, die 1707 in der Altranstädter Konvention mit den auf Liegnitz bezüglichen Vereinbarungen gekrönt wurden.59 Wer in Liegnitz in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sich hervorgetan hatte, pflegte Umgang mit Thebesius. Die Reihe der von seinem Biographen namhaft gemachten Persönlichkeiten ist imponierend und nimmt sich aus wie ein kleines ›Who is who‹ schlesischer Gelehrsamkeit auf der Wende zur Aufklärung. 1688 starb Thebesius und wurde in der Kirche zu St. Peter und Paul beigesetzt. Die Inschrift auf seinem Grabstein hat sein eifriger Biograph und Herausgeber neben anderen Dokumenten dankenswerterweise zugänglich gemacht.60

Handschriften als Mahnmal Thebesius reiht sich ein in die inzwischen illustre Schar schlesischer Landeskundler, Bio-Bibliographen und Inschriftensammler, die Zeit ihres Lebens ihren monumentalen Werken sich widmeten, ihre Drucklegung jedoch nicht erlebten. Im Falle des Thebesius nimmt die Situation sich noch einmal anders aus. Er brachte nämlich nicht nur sein Hauptwerk nicht zur Publikation, sondern er konzentrierte sich vor allem auf ein weiteres, das gleichfalls unveröffentlicht blieb und das – anders etwa als das Henelsche – offenkundig weitgehend vergessen ist. Diejenigen dürften an einer Hand zu zählen sein, die es in jüngerer Zeit in Augenschein genommen haben. Und das verbunden mit Erschrecken und Trauer. Denn wieder hat der Krieg schmerzliche Verluste gezeitigt. Nur den einen Band von zweien vermag man in Breslau heute noch zu betrachten; der andere ist Feuer und Wasser ausgesetzt gewesen. Die polnischen Archivare, Meister in der Konservierung geschichtlichen Geistesguts, haben ihn nicht der definitiven Vernichtung preisgegeben. Sie haben ihn mit einer schützenden Hülle versehen. Geöffnet werden kann sie nicht

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mehr; der Block mit der Handschrift würde sofort zerfallen. Aber das unersetzliche Werk ist noch vorhanden und selbst zu einem Mahnmal aufgerückt. Man erinnert sich an den Aufgang zu der Altdruckabteilung der polnischen Nationalbibliothek in Warschau, untergebracht im splendiden Krasiński-Palais. Aufgereiht hinter Glas präsentiert sich dort eine schmucke Silberbibliothek. Sie mag Auge und Herz erfreuen. Nur nähertreten darf man ihr nicht. Es sind die zu Asche zerfallenen Zimelien der einst stolzen Bibliothek, die ein Opfer vorsätzlicher Zerstörung durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1944 nach dem polnischen Aufstand wurde.61 Neuerlich also ist Erinnerungsarbeit zu leisten. Wir beginnen folglich mit der erwähnten Handschrift, geben Kenntnis von einer weiteren bezeugten, und wenden uns erst hernach eben dem Werk zu, das – zu später Stunde zum Druck gelangt – den Namen des Liegnitzer Ratsherrn lebendig gehalten hat. Wer in Breslau in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek in dem von Geschichte umwitterten Gebäude des ehemaligen Augustinerstifts sich niedergelassen hat, tut allemal gut daran, sich mit den historischen Katalogen vertraut zu machen, die – sofern erhalten – Aufstellung in dem kleinen Lesesaal gefunden haben und die zu inspizieren ein anregendes Geschäft darstellt. Wir haben Stunden über Stunden während der zahlreichen Reisen in die alte schlesische Metropole in den Katalogen blätternd verbracht. Und das stets mit Gewinn. Wie anders wären wir sonst auch im Falle des Thebesius auf die entscheidende Spur geraten? Wir wüßten nicht, daß sie bis dato einläßlicher verfolgt worden wäre. Ein kleiner Schwenk ist vonnöten. Die Breslauer Stadtbibliothek, der ja an erster Stelle der unsagbar reiche Schatz an ›Silesiaca‹, den die Stadt noch heute ihr eigen nennt, zu verdanken ist, hat das Glück gehabt, Jahrzehnte über einen Bibliothekar und Archivar in ihren Mauern wirken zu sehen, der sich wie niemand vor oder nach ihm um die Registrierung und Ordnung der Bestände in Handschrift und Druck verdient gemacht hat. Sein Name lautet Hermann Markgraf, und der ist uns bereits begegnet.62 Er ist dem Bibliothekshistoriker vor allem als Hüter der Altdrucke und zumal eben der ›Silesiaca‹ bekannt. Maßgebliches hat er jedoch auch auf dem Gebiet der Handschriften geleistet. Dort übernahm er auf der Wende von den achtziger zu den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts die von Moritz Adolf Guttmann in den vierziger Jahren eröffnete Verzeichnung der Handschriften der Rhedigerschen Bibliothek. Diese waren in der Mitte der sechziger Jahre zusammen mit Büchern und Manuskripten aus den Bibliotheken zu St. Maria Magdalena und St. Bernhardin in die neu geschaffene Breslauer Stadtbibliothek gelangt.63

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Eine fragmentarische schlesische Inschriftenkunde In diesem Katalog stießen wir unter den fortlaufenden Nummern R[hediger] 2671 und R[hediger] 2672 neben dem Eintrag von Markgraf auf die Annotation gleichfalls von seiner Hand, daß die entsprechende zweibändige Handschrift aus der Feder von Georg Thebesius stammen würde. Und damit tat sich alsbald ein Netz von Querverbindungen auf, denen nachzugehen zu den selbstverständlichen Obliegenheiten eines Bibliotheksreisenden gehört, auch wenn die darauf zu verwendende Zeit stets überaus knapp bemessen bleibt. Die Bestellung zeitigte das oben angedeutete Ergebnis. Nur der erste Band R 2671 konnte vorgelegt werden. Sogleich war erkennbar, daß es sich um eine Abschrift handelte. Sie stammte von einem der letzten großen Kopisten, die in Breslau tätig geworden waren, eben von Christian Friedrich Paritius. Unter dem Titel Monumenta Sepulchralia Silesiaca wurde und wird sie in der Handschriftenabteilung geführt.64 Der erste Band, in den allein wir Einsicht nehmen können, ein voluminöser Foliant gleich dem zweiten zerstörten, setzt ein mit der Verzeichnung der Breslauer Inschriften. Die Denkmäler auf der Dominsel und sodann innerhalb der Stadtmauern machen den Anfang. Dann geht es in das Umland und die weitere Umgebung. Bunzlau, Goldberg, Liegnitz und zahlreiche andere Städte findet man in dem fast 900 Seiten umfassenden Werk in ihrer sepulkralen Überlieferung porträtiert. Es bleibt zutiefst zu beklagen, daß das Schlesien ausnahmsweise in s­ einer Ganzheit erschließende große Werk aus der Blütezeit der schlesischen Gelehrten­kultur sich nicht komplett erhalten hat. Auf das Werk von Simon Grunaeus, einem Wahlverwandten, kann hier nicht eingegangen werden.65

Adelsstudien aus der Feder von Thebesius Der Herausgeber des Werkes von Thebesius Gottfried Balthasar Scharff hat dankenswerterweise in seiner Umständlichen Nachricht Von dem Leben und Verdiensten Weyland Herrn George Thebes auch Kenntnis gegeben von weiteren Manuskripten des Stadtsyndikus, die ihm zu Gesicht gekommen waren. So erwähnt er ein Kräuterbuch, das jedoch bei den Erben verlorengegangen sei. Auch habe er in seinem Garten ein Buch »von den Rechten der Gärte aufgesetzet, so einen Vorrath von allen dahin gehörigen Gesetzen in sich begreifft, und sie aus den

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Alterthümern, Gebräuchen der Völcker, Geschichten und Schrifften der Weltweisen, Redner und Tichter gründlich und umständlich erkläret hat.«66 Auch dieses blieb selbstverständlich unveröffentlicht. Scharff erwähnt sodann die Vorarbeiten zu seinem Hauptwerk, »deren unwiederbringlicher Verlust nicht genug zu beklagen ist, indem sie Zweifels ohne wie Holtz, Ziegel und Kalck gewesen, so er zu seinem grossen Bau gesammlet, davon vor andere auch noch wol was würde übrig gewesen seyn, wenigstens hätte man die Quellen, woraus er das seine geschöpffet noch mehr darinne sehen können.«67 Eine Arbeit würdigt Scharff der ausdrücklichen Erwähnung. Es handelt sich um eine nach den Buchstaben eingerichtete Sammlung von dem Schlesischen Adel aus alten Uhrkunden, Siegeln, Briefen und derogleichen, die mehr zu bedeuten hat. Jch besinne mich, daß der in solchen Arbeiten weyl. sehr bemühete Herr von Gefug auf Kosenitz, dessen weitläufftiger und kostbarer Bücher=Schatz nach seinem Tode vereintzelt worden, von demselben gar wolgesprochen; und der fleißige Hr. Sinapius hat es gerne bekannt wie es auch der Augenschein auf allen Blättern giebt, daß es der Grund und auch wol fast ein Theil der Haupt=Mauren seines Gebäudes von Schlesischen Adel sey.68

Damit wird eine weitere Spur erkennbar. Thebesius gehört  – fußend auf Grunaeus – nicht nur hinein in die Geschichte der Inschriftenkunde auf schlesischem Boden. Er ist vielmehr auch einer der Ahnherren der auf den schlesischen Adel bezogenen Historiographie, wie sie sich vor allem mit dem Namen des Sinapius verbindet. Wir müssen einen Moment, wie seinerzeit bereits angekündigt, bei diesem Sachverhalt verharren. 1720 legte Sinapius den ersten Band seiner Schlesischen Curiositäten vor, den gräflichen, freiherrlichen und adeligen Geschlechtern im Land gewidmet. Dort hieß es in der Vorrede, die erst jetzt in ihrer ganzen Tragweite verständlich wird: Als ich meine ›Olsnographie‹ zu continuiren bemühet war, kamen mir bey solcher Gelegenheit viel alte Briefe unter die Hände, aus denen ich die zu Ende derselben verzeichnete Zeugen mir absonderlich vermerckte, ohne die Ge­dancken zu haben, daß mir solche Materie zu einem absonderlichen Wercke Anlaß geben würde. Nun machte mich nach der Zeit das Glücke zweyer curieusen MSCte theilhafftig. Das eine, so mir Herr Daniel Asmann, berühmter Medic. Doctor und Practicus allhier in Lignitz, mein wehrter Gönner communicirte, war seines seel. Herrn Schwieger=Vaters des hochverdienten Herrn Doct. Georgii Thebesii, gewesenen Syndici in Lignitz ›Manuscript de Equestribus Silesiae Familiis‹, darinnen dieser

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gelehrte Autor nach Alpha­betischer Ordnung der Geschlechter, unter jeden Titul die Nahmen der Cavaliere, wie sie Jhm, als Er an seinen ›Annalibus Lignicensibus‹ gearbeitet, in alten, meist Lignizischen Briefen biß A. 1600. vorgekommen, nach einander hingeschrieben und colligiret, auch bey vielen die Wappen, nebst andern Anmerckungen hinzugesetzet hat, welchem Entwurffe er zweifelsohne eine vollkommene Gestalt würde gegeben haben, wenn er nicht durch den Tod daran wäre verhindert worden. Weil nun dieser Extract aus lauter bewährten Urkunden genommen war, so machte ich mir verschiedenes daraus zu Nutze, und erwuchsen meinen, gleichfalls aus viel Briefl. Documenten zusammen gesetzten, und zum Apparat vom Schlesischen Adel dienenden Collectaneis nach und nach gute Accessiones.69

Es bleibt zutiefst zu beklagen, daß sich die entsprechenden Exzerpte und Studien des Thebesius offensichtlich nicht erhalten haben. Um so mehr Veranlassung, ihm wie als Sepulchrologen so auch als Historiker des schlesischen Adels die Erinnerung zu bewahren. Doch nun ist es hohe Zeit, dem einzig zum Druck gelangten Werk des Thebesius näherzutreten.

Titularisches Mißgeschick Ihm war es schließlich beschieden, den Namen des Thebesius über Schlesien hinaus in die gelehrte Welt zu tragen. Und das, ohne daß Thebesius auf den Gang der Dinge noch hätte Einfluß nehmen können. Noch einmal war eine große Handschrift entstanden. Über der Arbeit an ihr ist Thebesius verstorben. Angesichts ihres Reichtums ist es kaum verständlich, daß fast ein halbes Jahrhundert vergehen sollte, bevor sie das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Aber so waren die Verhältnisse im alten Deutschland. Es gab keinen Zwang zur Publikation, weil Namen und Nimbus von Personen und Institutionen nicht am Ausstoß von Titeln hingen, sondern an der Gediegenheit der Arbeit selbst. Und von der wußten die Kenner nah und fern ohnehin, sprach sich doch herum, wer was in der gelehrten Nachbarschaft unter der Feder hatte. Und das fast unabhängig selbst von den zumeist in Umlauf befindlichen Abschriften. So auch im Falle des Thebesius. Fast könnte man der Vermutung Raum geben, daß die schließlich erfolgte Veröffentlichung eher hinderliche Wirkungen gezeitigt hätte. Denn der Her­ ausgeber, ein redlich bemühter, aber sichtlich überforderter Pfarrer aus dem Schweidnitz-Jauerschen Fürstentum, hatte ein Werk ohne Titel in der Hand. Und bei der Entscheidung, die er folglich zu treffen hatte, als es an die Schlußredaktion ging, bewies er wahrlich kein Geschick. Als Liegnitzische Jahr=Bücher ließ Gottfried Balthasar Scharff im Jahr 1733 in Jauer bei Johann Christoph Jung-

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mann das Werk des Thebesius herausgehen.70 Irreführender ging es schwerlich, wurde der prospektive Leser doch automatisch auf eine falsche Spur gesetzt. Er mußte wähnen, einen annalistisch konzipierten Text nach Art einer Chronik vor Augen zu bekommen. Davon aber konnte keine Rede sein. Es handelte sich – und auch das nur zu Teilen – um eine geschichtliche Darstellung – oder besser gleich mehrere –, und diesen historischen Duktus sollte der Titel Jahr=Bücher indizieren. In den Worten des nur das Beste wollenden und zudem ein wenig redseligen Pfarrers: Der Leser habe schon aus dem Titel des Buchs so wol den Nahmen des Verfassers, als auch den Jnnhalt und die Absicht seiner Schrifft einiger Massen ersehen können. […] Es ist ein Kind, dem der Vater keinen Nahmen gegeben, in dem man keinen von dem seel. Mann entworffenen Titel gefunden; ohne daß Er im Schlusse es seine ›Fürsten=Krone‹ nennet, welches, daß es ein etwas beissender Schertz gegen die also genennte ›Schlesische Fürsten=Krone‹ [des Friedrich Lucae], über die Er sich ziemlich entrüstet hatte, seyn soll, gar leichtlich zu mercken ist. So viel desselben in offentlichen Schrifften Erwehnung gethan, deren hat es ein jeder mit einem andern Nahmen beleget. Jch wil hoffen, daß dieser nicht gantz ungeschickt werde erwehlet seyn, weil es doch nach den Jahren, wie derogleichen Art Bücher, grösten Theils eingerichtet ist, und deren Rechnung auf das genaueste folget.71

Unter welchen Titeln liefen die in Umlauf befindlichen Abschriften, derer sich die Gelehrten bedienten und mündlich oder schriftlich darauf Bezug nahmen? Der Herausgeber hat sie uns in einer Anmerkung nicht vorenthalten. »Bald heisset es Annales, bald Origines, bald Denckwürdigkeiten, bald Chronicon, bald Lebens=Beschreibung der Schles. Hertzoge, bald ihr Stamm=Register und so ferner. Doch darff man nicht, wie schon geschehen, dencken, daß es unterschiedene Wercke wären.«72 Nun, da kommt mancher präsumtive Titel der Sache entschieden näher als der von Scharff gewählte.73 Letztlich war es kein Zufall, daß von dem Autor selbst kein Titel vorlag. Es war ein Werk in Progreß. Und es besaß eben sehr deutlich unterschiedene Teile, so daß es verständlich blieb, wenn die Vermutung sich einstellte, es handele sich um mehr als eines. Was aber liegt de facto vor?

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Das gedruckte Hauptwerk des Thebesius Wir geben zunächst unserem getreuen Wegbegleiter, wir geben neuerlich Siegismund Justus Ehrhardt das erste Wort. Georg Thebesius, dieser um Ligniz u. die Schlesische Geschichte auserordentlich verdiente Mann, verfertigte, als Syndikus seiner Vaterstadt, aus öfentl. Archiven und Urkunden, wie auch aus verschiednen Manuscripten, Jnscriptionen etc. ein grosses und ­nüzliches Werk, welches, lange nach seinem Tode, vom gelehrten S ­ chweidnizer Jnsp. M. Gottfr. Balthas. Scharff, zur algemeinen Befriedigung der Schles. Schrift=Forscher, aus dem Manuscript, in Jauer 1733 in folio, unter der Aufschrift: ›Liegnitzische Jahrbücher, worinnen sowohl die Merkwürdigkeiten ­dieser Stadt, als auch die Geschichte der Piastischen Herzoge in Schlesien, von ihrem ­Anfange bis zu Ende des 16ten Jahrhunderts, […] gründlich untersucht […] werden‹ etc. herausgegeben wurde. Es ist in 3 Theilen verfaßt, u. wegen der Akuratesse seines Verfassers, besonders in der Chronologie u. G ­ enealogie, sehr nutzbar. Unter der damal. Königl. Böhmischen Landes=Regierung, sollen in der Zensur, verschiedne wichtige Stellen, sonderlich die das Ev. Reformazions=Wesen betroffen haben, im 3ten Theil weggestrichen worden seyn. Es behauptet indes noch immer seine Vorzüge vor vielen andern, die Schles. Gesch. betreffenden, Schriften, und wäre einer gründ­ lichen Fortsetzung bis auf unsre Zeiten gar wohl würdig.74

So weit Ehrhardt. Das Werk ist von dem Herausgeber Reichsgraf Johann Anton von Schaffgotsch gewidmet. Die Schaffgotsche Bibliothek in Hermsdorf, so geht aus der Widmung hervor, besaß eine Abschrift des Werkes von Thebesius, das derart dem Widmungsempfänger schon bekannt war. Der Text war eben lange in Umlauf gewesen. Entsprechend illuster ist die Reihe derjenigen Autoren, die sich auf Thebesius zurückbezogen und die Scharff aufführt.75 Das beginnt mit dem Rektor des Gymnasiums zu Maria Magdalena in Breslau Christian Stieff. Ihm gegenüber sei von seiten des Autors im Blick auf dessen Werk von ›Annales Lignicenses â prima urbis origine ad nostra usque tempora deductos‹ die Rede gewesen, ein Titel, den der Herausgeber auf den ihm vorliegenden Manuskripten nicht vorgefunden habe. Sodann hat sich der Herausgeber der Henelschen Silesiographia Renovata, Michael Joseph Fibiger, lobend über das Werk geäußert. Johann Sinapius, den wir gleichfalls bereits kennenlernten, zeigte sich angetan von der Vortrefflichkeit des Werkes. Wir werden ihm im Zusammenhang mit Thebesius sogleich wieder begegnen. Der Historiograph Christian Runge hat es in der Hand gehabt und rühmte es. Der Numismatiker

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Gottfried Dewerdeck kannte es und erhoffte wie die anderen erwähnten Persönlichkeiten seine Veröffentlichung. Johann Peter Wahrendorff, im nächsten Abschnitt zu Wort kommend, fand die schönsten Worte über seinen Vorgänger und hatte allen Grund dazu, wie wir sogleich hören werden. Die Reihe wäre zu verlängern. Das Werk war berühmt und wurde gerühmt, bevor es schließlich zum Druck gelangte. Es ist, wie schon von Ehrhardt erwähnt, dreiteilig angelegt. Ein erster, sehr knapper Teil war nach der Vermutung des Herausgebers womöglich als eine Art Einleitung gedacht und schwoll dann an, ohne entfernt den Umfang der beiden folgenden Teile anzunehmen. Er gilt den ›Merckwürdigkeiten der Stadt Liegnitz‹ und umfaßt knappe fünfzig Seiten. In sechs Kapiteln handelt der Autor zunächst, genau wie sein Nachfolger Wahrendorff, der nur zufällig publizistisch sein Vorgänger wurde, von der Urgeschichte Schlesiens und seinen Bewohnern unter besonderer Berücksichtigung des Fürstentums Liegnitz, sodann vom Namen und Ursprung der Stadt Liegnitz, von den geistlichen Gebäuden daselbst, desgleichen von den weltlichen, erweitert um Abschnitte zu Regiment, Sprache und Nahrung, fünftens von unglücklichen Ereignissen, die der Stadt widerfuhren, und abschließend von den Ortschaften im Weichbild von Liegnitz. Dieser Eingang darf gleich in zweierlei Hinsicht ein ausgezeichnetes Interesse beanspruchen. Er ist reichhaltig mit Anmerkungen versehen, in denen die bisherige Literatur gewissenhaft nachgewiesen wird – ein Vorzug, dessen sich Lucae und Wahrendorff gleichermaßen begeben. Und ihm ist ein ansprechendes Tafelwerk integriert, in dem verschiedene Urnen zur Darstellung gelangen. Für einen kulturgeschichtlichen Aufriß der Stadt hält dieser Eingangsteil reiches Material bereit. Mit ›Annalistik‹ hat er ersichtlich nichts gemein. Der knappe Aufriß der Geschichte und Struktur der Stadt ist reicher als der Begriff ›Jahrbücher‹ vermuten läßt. Der zweite Teil – von dem Herausgeber als »der rechte Schauplatz des ungemeinen Fleisses und grosser Gelehrsamkeit dieses vortreflichen Mannes« apostrophiert – gilt der Geschichte der Piasten bis zum Auftreten der Witwe von Friedrich I.76 Er umfaßt knappe vierhundert Seiten und bildet damit den Hauptteil des Folianten. Er ist wiederum mit Literaturverweisen und Tafeln ausgestattet und darf als die bis auf weiteres maßgebliche Darstellung der Liegnitz-Brieger Piasten bezeichnet werden. Titel und Untertitel indizieren den besonderen Anspruch bereits zurückhaltend: Der Andere Theil, Von dem Leben und Thaten der Schlesischen Besonders aber Der Liegnitz= und Briegischen Hertzoge. Worinnen die bißherigen greulichen Jrrthümer der Schlesischen Zeit=Bücher,

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sonderlich des so genannten Lichsterns durch unverwerffliche alte Urkunden gezeigt und widerlegt werden. Die in Umlauf befindlichen Chroniken und das Werk Lucaes sind also gleichermaßen im kritischen Visier. Der Autor hat sich nichts Geringeres vorgesetzt, als die erste nun tatsächlich aus den Quellen geschöpfte Darstellung der Piasten zu bieten. Ein ›Vorbericht an den Leser‹ erteilt nähere Auskunft über das Vorhaben. Wir zitieren den ersten Absatz, um eine Vorstellung von der mit Thebesius schlagartig erfolgenden Anhebung des historiographischen Niveaus zu vermitteln. Daß alle sonst kluge und der Deutschen Sachen wohl erfahrne Geschicht­schreiber von unserer Schlesischen Fürsten Ankunfft und Hoheit, auch wie werth sie bey den Römischen Käysern und Königen in Böhmen gehalten ­gewesen, wenig oder nichts wissen, ist von Schickfusio genungsam erinnert, und daß sie nicht schlechte Fürsten gewesen, ihre Souveraine Fürstenthümer nicht von den Königen in Böhmen zu Lehn, und als ein Beneficium empfangen, sondern dieselben mit gewissen Reservatis auf Lehn=Recht ihnen zu ihrem Schutz, freywillig übergeben haben, erwiesen worden, wohin ich den Leser verweise; wo er auch finden kan, wie sie in die vornehmsten Käyserl. und Königl. Häuser sich auch nach der Vereinigung mit dem Königreich Böhmen, vermählet, und mit den meisten Churfürstlichen und Reichs=Häusern durch erfolgende Bluts=Freundschafft verwandt gemacht haben: welches ich auch alles in diesem Wercke mit mehrem erweisen, indessen aber hier einige Merckmahle der Hoheit unserer Hertzoge, welche bey Schickfusio entweder gar nicht, oder doch nicht deutlich genung zu finden sind, voran setzen will.77

Und dann folgt eine knapp gehaltene Erinnerung der einschlägigen Privilegien. Die Fürsten dürfen ihren Untertanen Gesetze vorschreiben und Rechte einräumen, verfügen über die Gerichtshoheit, bedienen sich des »Juris aggratiandi, das ist, die Maleficanten der verdienten Todes=Straffe zu befreyen«, dürfen das Stadtrecht verleihen, haben die Regalien im Bergwerk sowie das Recht zur Prägung von Münzen in Gold und Silber und schließlich die Befugnis, »welches VI. Ein sonderlich Zeichen ihrer vorigen Souverainität ist, auch nach der Untergebung Vestungen zu bauen«. Daran schließen sich wiederum auf dichtestem Raum Informationen zur verfassungsrechtlichen Struktur Schlesiens im Wandel der Zeiten an, die den geschulten Juristen und Historiker gleichermaßen erkennen lassen. Noch einmal: Mit dem Werk des Thebesius ist die Schlesienkunde im allgemeinen und die der Piasten auf eine neue Grundlage gestellt worden – zumindest in der deutschsprachigen Fachprosa, denn in Henels Werk war eben im

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Lateinischen bereits maßgeblich vorgearbeitet worden. Es ist aus dem Angedeuteten zu ersehen, daß es ein vergebliches und zugleich gefährliches Unternehmen blieb, aus diesem Text eine leicht handhabbare Lesefassung zu erstellen und diese dann auch noch unter dem Namen des Thebesius herausgehen zu lassen.78 Wir haben keine Chance, auch nur entfernt eine Vorstellung von dem Reichtum der Informationen zu vermitteln, die Thebesius in seiner Geschichte der Piasten verarbeitet hat. Gegenwärtig zu halten haben wir uns jedoch stets, daß er sich nicht nur gedruckter, sondern vorzugsweise immer wieder auch handschriftlicher Quellen vornehmlich aus dem Liegnitzer Stadtarchiv bedient. Hinzu treten genealogische Tabellen, Stiche und Münzen mit den Protagonisten der bewegten Geschichte und unter stetigem Rückverweis auf die entsprechenden Passagen in der Darstellung. In 66 ›Capita‹ hat Thebesius seinen Stoff gegliedert. Im letzten kommt er mit der Präsentation der Herzogin Ludmilla, der Mutter von Friedrich II. und Georg I., auf welche die Regierung in Liegnitz und in Brieg nach der Teilung überging, zu einem vorläufigen Abschluß. Aufgabe des dritten Teils, ebenfalls noch einmal knapp 300 Seiten umfassend, ist es sodann, die Geschichte der Liegnitzer Linie weiter zu verfolgen. Die Herzöge Friedrich II. und Friedrich III. sowie Heinrich XI. und Friedrich IV. gelangen zur Darstellung. Das Werk führt damit heran bis an das Ende des 16. Jahrhunderts. Nicht ausgeschlossen, daß auch noch Vorarbeiten für das 17. Jahrhundert existierten, die naturgemäß gerade im Blick auf dessen erste Hälfte von besonderem Interesse wären. Zur Publikation ist indes aus diesem Zeitraum nichts mehr gekommen. Das Werk enthält gleichermaßen Bausteine einer Liegnitzer Stadtgeschichte und sodann die erste große Geschichte der Piasten. In beiden Fällen ist im Fortgang unserer Darstellung gerade auf das Werk des Thebesius jeweils am gegebenen Ort zurückzukommen. Ein Register, separat geführt für einen jeden der drei Teile, leistet dabei willkommene Dienste.79

Wahrendorffs ›Lignitzische Merckwürdigkeiten‹ Wir kommen zu einem dritten um Liegnitz verdienten Historiker. Anders als seine beiden Vorgänger hatte er das Glück, seine Studien alsbald gedruckt zu sehen. So war er noch vor Thebesius publizistisch präsent. Das änderte selbstverständlich nichts an den internen Filiationen. Der nun kurz vorzustellende Kulturhistoriker ist sowohl Grunaeus als auch Thebesius mannigfach verpflichtet. Kenner wie Ehrhardt wußten dies und äußerten sich dazu. Es geschah dies ohne Häme. Man war es gewohnt, daß das gelehrte Wissen zirkulierte, in je-

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weils andersgearteten Zusammenhängen seine guten Dienste leistete und im wörtlichen Sinn zu Buche schlug. Nicht ein jeder war im Verweis auf die von ihm ausgeschöpften Quellen derart penibel wie ein Thebesius oder ein Ehrhardt. Dem wissenschaftlichen Ansehen, um es zu wiederholen, brauchte ein läßlicherer Umgang mit den Arbeiten der Vorgänger nicht zu schaden, wenn nur das schließlich vorliegende Elaborat wissenschaftlichen Standards genügte. Zu sprechen also ist von Johann Peter Wahrendorff und seinen Lignitzischen Merckwürdigkeiten, die 1724 in Bautzen bei David Richter erschienen. Wahrendorff wurde 1683 als Sohn eines Mediziners in Liegnitz geboren.80 Wieder erfolgte die schulische Ausbildung zunächst in Liegnitz und dann am Gymnasium zu Maria Magdalena in Breslau. Leipzig und Erfurt waren seine beiden wichtigsten akademischen Studienorte. In Leipzig erwarb er 1704 den Magister der Philosophie; in Erfurt wurde er 1706 zum Doktor der Medizin promoviert. Hernach begann seine Karriere als Mediziner. Zunächst war er praktischer Arzt in Liegnitz, sodann in Beuthen. 1711 wurde er zum Stadtphysikus in Haynau ernannt. Eine erhebliche Erbschaft erlaubte ihm, 1724 den Dienst zu quittieren. Er widmete sich fortan in der Heimatstadt Liegnitz seinen ausgebreiteten historischen Studien, zu denen naturkundlich-medizinische traten, die er als Mitglied der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher tätigte. Nahezu ein Dutzend Jahre waren ihm noch vergönnt. 1738 starb er in Liegnitz, erlebte also das Erscheinen des Werkes von Thebesius noch, nachdem das seinige schon in den zwanziger Jahren in Umlauf gelangt war. Schon aus dem Titel ist ersichtlich, daß Wahrendorff ähnlich verfährt wie sein großer Vorgänger Lucae. Von Schlesiens curieusen Denckwürdigkeiten hatte dieser gehandelt. Bei Wahrendorff werden daraus Lignitzische Merckwürdigkeiten.81 Der thematische Einzugsbereich ist enger, das Verfahren selbst vergleichbar. Wahrendorff behält sich wie Lucae das Recht des Schriftstellers und Kulturhistorikers vor, am Rande von ›vielen angenehmen Curiositäten, Antiquitäten, Inscriptionen‹ zu berichten. Dem quellenfundierten Duktus seines Werkes ist diese Freiheit allemal zugute gekommen. Die historischen Daten und Fakten waren das eine und selbstverständlich Willkommene. Die Beschreibung von Denkmälern, die Wiedergabe von Schriftzeugnissen und insbesondere von Inschriften aller Art das andere und auf lange Sicht entschieden Wichtigere. Da Grunaeus und Thebesius mit ihren diesbezüglichen Arbeiten den Weg zum Drucker nicht gefunden hatten, rückte Wahrendorff vielfach zur ersten Quelle auf. Und da zählte auktoriale Urheberschaft und Priorität weniger als die Rettung der andernfalls womöglich definitiv verschollenen Träger lokaler und insbesondere sepulkraler Überlieferung.

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Das Werk ist dem derzeitigen Landeshauptmann des Fürstentums Liegnitz Graf Wenzel Adalbert von Würben und Freudenthal gewidmet. Dem Geschlecht sind zahllose Klostergründungen im Land zu verdanken. Das mag den Ausschlag für die Widmung gegeben haben, bilden katholische Kirchen und Klöster doch einen wichtigen Bestandteil des Wahrendorffschen Werkes. Noch einmal befördert die Oberhoheit der Habsburger die Ausrichtung des Interesses auch auf die dem Katholizismus sich verdankenden Zeugnisse im Land. Wahrendorff ist weniger als zwei Jahrzehnte vor dem Übergang an Preußen zu einem ihrer letzten Historiographen aufgerückt. Insgesamt aber, so die Widmung, sei es seine ›Intention‹ gewesen, »mit solcher Arbeit das Andencken unser geliebten Vorfahren und den Ruhm derjenigen, die mit löblichen Fundationibus die Ehre Gottes in Lignitz zu befördern gesuchet haben; wie nicht minder was itzo in dieser meiner werthesten Vater=Stadt merckwürdig anzutreffen ist, darzustellen«.82 Eben in diese Reihe der Gründergestalten reiht sich der Widmungsempfänger würdig ein. Die Vorrede an den Leser hält weitere interessante Informationen bereit. Das Werk gilt Liegnitz. Die Stadt mag mit Recht, so ihr Lobsprecher, neben Breslau als ein ›alter oculus Silesiae‹ bezeichnet werden, ist sie doch wie Breslau überaus reich an ›Merckwürdigkeiten‹. Anfänglich ist solcher Ort von Heiden, von denen so genannten alten Lygiern, oder Lygiis, angeleget und bewohnet worden; daher auch diese Stadt Lignitz, Lig­nitium, den Nahmen hat. Ob nun gleich eine geraume Zeit verflossen ist, daß das Heidenthum allhier zerstöret worden; so findet doch noch ein Liebhaber der Antiquitäten von solchen alten Heiden, auf dem bey dieser Stadt gegen Mitternacht gelegenen Töpper= oder Töpffel=Berge, ihre Urnas, oder Töpffe, darinnen ihre verbrannte Gebeine zuweilen mit einiger Beylage verwahret worden sind.83

Damit ist ein erster thematischer Komplex benannt, der im folgenden zu näherer Ausführung gelangt. Wir verharren einen Moment bei ihm, weil hier die Erwähnung der einschlägigen Autoritäten auf diesem Gebiet erfolgt. David Schindler und Georg Anton Volkmann werden namhaft gemacht. Besonders erwähnenswert ist, daß der Rektor des Gymnasiums zu Maria Magdalena und zugleich der Bibliothekar der illustren Anstalt Christian Stieff über diese Urnen in einem Brief an den uns wohlbekannten Michael Joseph Fibiger gehandelt hat. Die Erforschung schlesischer Altertümer hat eine feste Tradition im Land, und nicht zuletzt die Gymnasien und ihre Bibliotheken profitierten von den Erkundungen ihrer Professoren. Das Werk des Andreas Gryphius über

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die Mumien ist nur das berühmteste Beispiel für das grassierende Treiben. In den Liegnitzer Häusern, so beispielsweise im Stadtpalast der Freiherren von Hohberg, stehen ›heidnische Lares, oder Hauß=Götzen‹, wie sie in Kirchers Oedipus Aegyptiacus gezeichnet und beschrieben sind.84 Und dann die ›Curiositäten und Antiquitäten‹ aus der christlichen Ära! Unter ihnen dürfen die ›Inscriptiones‹ ein besonderes Interesse beanspruchen, »die uns zuweilen etwas aufhalten, und eine gute Erinnerung der Nachricht von Rühmens=würdigen Personen, oder sonst geschehenen Dingen, geben.«85 So habe ein Henel gerade den Liegnitzischen Inschriften Lob gezollt. Das nicht zuletzt hat den Verfasser bewogen, vermittelt über sie eine Nachricht von unsern Fürsten, ingleichen Grafen, Frey=Herrn, Adelichen, Gelehrten und andern merckwürdigen Personen, die sich um unsere Stadt Lignitz als auch gantzes Fürstenthum, ja wol zuweilen gantz Schlesien durch ihre Meriten bekandt und renommirt gemacht haben, dem G.L. in diesem Buche zu praesentiren.86

Ehrung der Vorgänger Vorgänger weiß auch Wahrendorff schon in der knappen Vorrede namhaft zu machen. Da figurieren die Schlesische Chronik von Schickfuß, Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten von Lucae, Henels Silesiographia Renovata, Dewerdecks Silesia Numismatica und Sinapius’ Schlesische Curiositäten, deren erster Band soeben erschienen war. Die in der Handschrift verbliebenen Texte und damit das Werk des Grunaeus und des Thebesius fehlen erstaunlicherweise an dieser Stelle. Neugierig und gespannt wartet man, ob sie an späterer Stelle Erwähnung finden. Also ist ein erster Blick auf die Binnenstruktur zu tun. Sie nimmt sich unkompliziert aus und ist in gewisser Weise bereits im Titel vorweggenommen. Das Werk ist zweiteilig aufgebaut und enthält zusätzlich eine Reihe von Annexen. Ein erster Teil handelt ›Von denen Catholischen Kirchen/ Clöstern und Stifftern‹.87 Er ist seinerseits in drei Bücher unterteilt. Ein erstes widmet sich der Johanniskirche, dem ein großes Kapitel über die Begräbnisstätte der Piasten und die daselbst ruhenden Personen integriert ist, das den Hauptteil des Buches ausmacht, gefolgt von der eingehenden Wiedergabe der Epitaphien in der Johanniskirche. Ein zweiter Teil gilt ›denen Evangelischen Stadt= und Pfarr=Kirchen‹.88 Hier kommen die Kirchen von St. Peter und Paul und ›Von Unserer Lieben Frauen‹ jeweils mit Gründungsgeschichte, Epitaphien und Grabsteinen zur Sprache, gegliedert nach Inschriften in der Kirche selbst sowie auf dem Friedhof, im Falle der ersteren auch vor den Toren des Friedhofs und

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mit einem Blick auf die Schule daselbst. Der Löwenanteil fällt auf die Kirche St. Peter und Paul. 270 Seiten des knapp 600 Seiten umfassenden Werkes sind ihr gewidmet. Damit verglichen nimmt sich die anschließende Präsentation der Inschriften in der Kirche ›Von Unserer Lieben Frauen‹ fast wie ein Annex aus. Insgesamt jedoch wird man sagen dürfen, daß es sich bei dem Wahrendorffschen Werk um eine schlechterdings unerschöpfliche personenkundliche Quelle für das katholische, vor allem aber für das evangelische Liegnitz handelt. Was aber, die Frage noch einmal wiederholt, verlautet über die Vorgänger? Im Kapitel über die Grabsteine in der Kirche St. Peter und Paul ist der entscheidende Passus untergebracht, den man in der Vorrede vermißt hatte. Dort erscheint die Wiedergabe der Inschrift auf dem Grabstein des Georg Thebesius in dem mittleren Teil der Kirche, welche sodann Anlaß zu einem Exkurs bietet.89 Er darf an dieser Stelle nicht fehlen, schafft er doch die gewünschte Klarheit. An späterer Stelle hatte Wahrendorff angemerkt, daß dieser Mittelteil der Kirche »nicht unrecht das Begräbnüß derer Baudisiorum und Thebesiorum« genannt werden könne, »sintemahl die meisten Steine allhier gelehrte und renommirte Baudisios und Thebesios, die sich sowohl um diese Kirche als auch gantzes Fürstenthum gar meritiret und beliebet gemacht haben, bedecken.«90 So gilt ein gesonderter Eintrag den Baudisius, ein anderer den Thebesius. Und hier nun liest man: Es hat die Thebesische Familie eine geraume Zeit her in der Stadt Lignitz in guten Ansehen gestanden, und sich nebst der Baudisischen, von der ich unten etwas mehres gedencken werde, um die Evangelische Kirche, als auch gantze Stadt und Fürstenthum Lignitz, sehr beliebt und verdient gemacht […]. Besonders aber hat sich der Herr D. Georgius Thebesius […] um das Rath=Hauß durch seinen Fleiß sehr meritiret gemacht. Die Wahrheit frey zu bekennen, müssen wir diesem weyland gelehrtem Manne vieles was wir von denen Lignitzschen Antiquitaeten gründlich haben, dancken; sintemahl Er die alten Archiven mit grossem Fleisse aufgesuchet und durch gangen ist. Das würde ein jeder sehen können, wenn die Beschreibung der Uhralten Stadt Lignitz, und derselben Fürsten Stamm=Register, durch den Druck solte bekannter werden. Jch habe seinem Fleisse ein grosses zu dancken, denn ich viele alte Inscriptiones der Leichen=Steine, die bereits itzo vertreten sind, aus seinen Manuscriptis durch den nunmehro auch seel. Herrn George Aßmann/ einesmahls gewesenen gelehrten und beliebtem JCtum, auch Königl. Regierungs=Advocatum, als meinem geneigtem Gemüths= und Geblüts= Freund, des Hr. D. Thebesii aber gewesenen Eydam, erhalten habe.91

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Es ist daraus ersichtlich, daß auch Wahrendorff über Aufzeichnungen aus der Feder von Thebesius verfügte, die entweder noch nicht zum Druck gelangt waren wie die erst 1733 erschienenen Jahr=Bücher oder aber wie das Inschriftenwerk überhaupt nicht publiziert wurden. Evident ist, daß das Werk von Wahrendorff nach dessen eigenem (schönen) Zeugnis ohne Thebesius und damit indirekt ohne dessen Vorgänger Grunaeus in der vorgelegten Version nicht zustande gekommen wäre. Wahrendorff ist damit zum Tradenten der unpubliziert gebliebenen Forschungen des Thebesius und des Grunaeus aufgerückt. Wahrendorffs Werk ist zu ganz wesentlichen Teilen ein Inschriftenwerk und damit für die Liegnitzer Personengeschichte ein unschätzbares Hilfsmittel. Und das nicht nur im Blick auf die Inschriften selbst, sondern vielfach auch auf die Kommentare zu Personen und Geschlechtern, die von dem Autor herrühren. Für die Stadt Liegnitz ist über die Ausschöpfung der in den Kirchen über Jahrhunderte zusammengekommenen und bewahrten memorialen Texte in jedem Fall optimal gesorgt. In welchem Umfang Sinapius sich der Exzerpte seines Vorgängers bediente, wie groß also der Anteil seiner Präzedenten und wie groß der eigene ist, würde erst über eine detaillierte Inspektion der zumindest teilweise erhaltenen primären Quellen erkennbar werden – eine Arbeit, deren Inangriffnahme man sich lebhaft wünschte.

Wechsel nach Brieg Die Historiographie der Piasten stand im 18. Jahrhundert im Zeichen von Liegnitz. Erst im 19. Jahrhundert findet Brieg mit großen Studien neuerlich den Anschluß. Man vergesse nicht, daß bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts eine Arbeit zu den Inschriften des Brieger Gymnasiums vorlag, wie überhaupt die Zeit des Späthumanismus infolge der gymnasialen Gründung eine frühe Blüte in Brieg zeitigte. Davon wird zu sprechen sein.92 Die nachrevolutionäre Historiographie der Piasten geht von Liegnitz über nach Brieg und verbindet sich mit den Namen der Professoren am Gymnasium, die ihrerseits auch für eine gediegene Geschichte ihrer Anstalt Sorge trugen. Im Blick auf die Geschichte der Brieger Piasten kommt dieses Verdienst dem Mitglied des Lehrkörpers der Anstalt Karl Friedrich Schönwälder zu. Er legte in den Jahren 1855 und 1856 eine entsprechende Darstellung vor. Sie gilt, wie der Titel ausweist, den Brieger Piasten, ist jedoch angesichts der engen Verflochtenheit der Geschicke des Geschlechts in Liegnitz und Brieg über weite Strecken eine Gesamtdarstellung der Piasten.93

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Schönwälder hat seine Darstellung in drei ›Bändchen‹ gegliedert. Ein erstes führt heran bis zum Jahr 1521 und damit zum Einsatz der Reformation. Es ist in zwei Bücher geteilt; ein erstes ohne eigenen Titel, ein zweites ›Von der Absonderung des Fürstenthums Brieg und von der böhmischen Lehnsherrlichkeit bis zur Reformation. 1311–1521‹ sich erstreckend. Die Binnengliederung in Bücher ist im folgenden aufgegeben, so daß das dreiteilige Werk sich – wenig glücklich – insgesamt in vier Büchern präsentiert. Ein zweites ›Bändchen‹ ist dem 16. Jahrhundert gewidmet, betitelt ›Von der Kirchenreformation bis zur Verleihung des Majestätsbriefes (1521 bis 1609.)‹. Ein drittes, 1856 erschienenes, gilt dem 17. Jahrhundert und führt über die Zeit der Piasten hinaus bis zum Beginn der preußischen Ära: ›Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609–1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675–1741 und die alte Verfassung des Landes.‹ Insbesondere dieses dritte ›Bändchen‹ erhält seine Bedeutung dadurch, daß es zeitlich so gut wie unmittelbar anknüpft an das Werk des Thebesius und damit die bei dem großen Vorgänger verbliebene Lücke schließt. Für Gestalten wie Johann Christian und seine Söhne ist es über weite Strecken das erste Auskunftsmittel der Wahl geblieben. Dem Autor standen die reichen Brieger Archivalien zur Verfügung; er hat sie intensiv genutzt. Leider fehlt jedoch ein wissenschaftlicher Apparat. Weder Anmerkungen noch ein Literaturverzeichnis werden geboten. Auch methodische Reflexionen sind dem Verfasser fremd. Es ist ersichtlich, daß Schönwälder damit hinter den Standards, wie sie fast zeitgleich von bedeutenden schlesischen Historikern wie Gustav Adolf H ­ arald Stenzel und anderen gesetzt worden waren, zurückfällt. Als Vademecum erfüllt das Werk jedoch seine guten Dienste. Dem Historiker des Gymnasiums, als welcher er zur Dreihundertjahrfeier der berühmten Anstalt im Jahre 1869 zusammen mit Rektor Guttmann hervortreten sollte, begegnen wir an späterer Stelle erneut.

Städtische Chronistik Das 19. Jahrhundert ist historiographisch nicht zuletzt gekennzeichnet durch den Aufstieg der Stadtgeschichte und dies gerne in der Form der Chronistik. Die Stadt blieb im ›bürgerlichen‹ Jahrhundert ein gerne ergriffenes Paradigma, das identitätsstiftende Energien barg. Auch zahlreichen Städten in Schlesien ist dieser Schub zugute gekommen. Nicht zuletzt Liegnitz und – eher am Rande – auch Brieg zeugen davon. Die Gattung lag vielfach in den Händen von städtischen Archivaren und Bibliothekaren, die aus unmittelbarer Anschauung der

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Quellen tätig werden konnten. Mit wenigen Sätzen ist dieser Zweig historischer Arbeit im Blick auf Späteres zu streifen. Ausgespart bleibt die Residenzforschung, ist ihr doch ein eigenes Kapitel anläßlich der Präsentation der höfischen Baulichkeiten der Piasten gewidmet. Im Fall von Liegnitz ging der Anstoß von einem Rabbiner aus. Ascher Sammter wirkte in dieser Funktion zwischen 1837 und 1854 in Liegnitz. Offensichtlich erst hernach vermochte er sich zunächst in Liegnitz und sodann in Berlin wissenschaftlichen Studien in größerem Umfang zu widmen. 1861 trat er – und dies als Mitglied des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens – mit einem ersten chronikalischen Band zur Geschichte von Liegnitz hervor.94 Die Chronik von Liegnitz ist nicht nur interessant und von hoher Bedeutung als Monographie, insofern sie die innere Entwickelung, die stattgehabten Ereig­nisse und den äußern Bestand der Stadt angiebt; sondern als Geschichte eines der einflußreichsten Fürstensitze, bildet sie einen integrirenden Theil der Provinzialhistorie Schlesiens; und was bei vielen Städten dieser Provinz, viel­leicht bei keiner andern in dem Grade gefunden wird, tritt sie bedeutsam in der Universalgeschichte auf.95

Hier ist ein Verfasser am Werk, der schreiben kann und Sinn für Zusammenhänge besitzt. Die Geschichte der Stadt als Korporation der Bürger und als Residenz der Piasten wird gleichermaßen in den Blick genommen. In der Erwägung des einzuschlagenden Weges kommt diese Doppelung sogleich zur Geltung. Ginge es darum, Regentengeschichte zu schreiben, so böten sich vier Einschnitte an. Ein erster gälte der Zeit bis zum Auftreten Herzog Boleslaus’, ein zweiter der Geschichte der Piasten bis zu ihrem Erlöschen, ein dritter der Zeit bis zur Inbesitznahme Schlesiens durch den preußischen König und ein vierter der Zeit von 1740 bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Man sieht, die Gewichte haben sich merklich verschoben. Ein einziger Abschnitt bleibt für die Geschichte der Piasten im engeren Sinn reserviert. Die Periode der Habsburger nach 1675 und die preußische Ära wollen vergegenwärtigt sein; die Ausrichtung auf die Piasten tritt zurück. Entsprechend nimmt sich die Periodisierung aus städtischer Perspektive anders aus. Denn nun »dürfte von ihrem Entstehen bis zum Tode Bitschens 1454, als dem Blüthepunkte ihrer Selbstständigkeit, der erste Theil; von da ab bis zur Besitznahme Schlesiens durch Friedrich den Großen 1740, der zweite Theil, und von da bis auf unsere Zeit der dritte Theil des Buches sich erstrecken.«96 Dieser Dreiteilung gibt der Autor den Vorzug. Ein anspruchsvolles Programm hat er sich vorgenommen. Den politischen und konfessionellen Ent-

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wicklungen soll ihr Recht widerfahren. Genauso wichtig aber sind ihm die ›innern Verhältnisse der Stadt‹, und da tut sich ein fast uferloses Panorama auf: Communalzustände, Kassen, Militaria, Agricultur, Bergwerks=Angelegenheiten, Viehzucht, Fabrikwesen, Industrie, Armenwesen, Wohlthätigkeits=Anstalten, Handel, Wissenschaft, Bibliotheken, Kirchen= und Schulen=Verwaltung, Justiz, Abgabenwesen, Stiftungen, Polizei, Sparkasse, Leihhaus, Mauth, Geschoß, Brauwesen, Kunstgegenstände, Denkmäler, Vereine.97

Dies und anderes, das zur Sprache kommt, ist gestützt auf Urkunden und sonstiges Material zumal im städtischen Archiv, das schon seinen Vorgängern gute Dienste geleistet hatte. »Dieses wäre das Gerippe des Liegnitzer Geschichts=Körpers, in seinen äußersten Umrissen.«98 Der Verfasser gibt sich keinen Illusionen über die Schwierigkeit seiner Aufgabe hin. Er weiß sich in einer ehrenwerten Tradition. Die Namen von Schickfuß und Thebesius, Lucae und Wahrendorff aus der älteren Zeit, sodann die von Menzel, Stenzel und Hoffmann aus der neueren fallen. Besonders verpflichtet weiß er sich neuerlich einer Handschrift, herrührend aus der Feder des ehemaligen Liegnitzer und nachmaligen Görlitzer Oberbürgermeisters Jochmann. Sie hat als Grundlage für das vorliegende Werk zu gelten, wie unumwunden einbekannt wird. Es war dem Verfasser jedoch nicht vergönnt, das Werk zum Abschluß zu führen. Der erste noch von ihm gestaltete Teil führt bis in die Mitte des 15., der zweite bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts.99 Mehr als ein Jahrhundert blieb also zu bewältigen. Diese Aufgabe übernahm der Oberlehrer am Liegnitzer Gymnasium Adalbert Hermann Kraffert. Er führte den zweiten Teil zum Abschluß.100 Und er vollendete das Werk in erstaunlich kurzer Frist mit dem dritten, bis in das Jahr 1815 führenden Teil, folgte also den Vorgaben Sammters getreulich.101 Damit nicht genug, ließ der rührige Schulmann ein Jahr später noch ausgewählte und zumeist kleinere Beiträge nebst einem Register folgen.102 Gerade dieser letzte schmalere und seltener erwähnte Band ist von Interesse. Er wird in der großen Liegnitzer Tradition eröffnet mit einem solchen zu den ›Liegnitzer Inschriften‹. Henel, Wahrendorff und Thebesius finden Erwähnung. Dem Verfasser geht es um die Inschriften in und an Gebäuden, die bislang nicht Gegenstand einer Erkundung waren. Und hier interessieren ihn nicht nur Zeugnisse aus dem Umkreis der Kirchen, Klöster und Synagogen, sondern auch solche, die sich an Bürgerhäusern und anderen profanen Bauten in der Stadt finden. Kraffert ist zu einem Rundgang in der Stadt aufgebrochen und hat notiert, was ihm auf-

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fiel und mitteilenswert dünkte. Eine sympathische und der Erinnerung werte kleine Studie ist zustande gekommen. Nämliches gilt für fast alle sich anschließenden zumeist kleinen Arbeiten. Da wird eine ›historische Wanderung durch die Umgegend der Stadt‹ angetreten, über den Namen der Stadt Liegnitz gehandelt, ›sonderbare Grabschriften‹ notiert, die ›milden Stiftungen der Stadt in chronologischer Folge‹ präsentiert, wird ein ›Gedicht des Simon Grunaeus (gest. 1628) auf das Liegnitzer Stadtwappen‹ mitgeteilt, die ›wichtigsten Gebäude mit Angabe der gedruckten Literatur über sie‹ verzeichnet sowie die ›bedeutendsten Geschichtschreiber des Fürstenthums und der Stadt Liegnitz in chronologischer Folge‹ namhaft gemacht. Von einem anonymen Verfasser eines Manuskripts aus dem Jahr 1370 erstreckt sich die illustre Reihe bis in die Gegenwart des Schreibenden. Es wäre der Mühe wert, eine quellenkundliche Studie zu Liegnitz zu erarbeiten und Gerettetes und Verschollenes gleichermaßen namhaft zu machen.103 Damit war Liegnitz bis zum Ende der Napoleonischen Ära mit einem überaus materialgesättigten Werk hervorragend ausgestattet. Und da sich im 20. Jahrhundert nochmals ein Historiker fand, der die jüngere Zeit bearbeitete, durfte sich die Stadt bis in die Zeit der Weimarer Republik hinein einer lückenlosen Vergegenwärtigung ihrer Geschichte auf hohem Niveau erfreuen.104 Für Brieg nehmen sich die Dinge nicht gleich erfreulich aus. Hier waren die Kräfte neben der Geschichte der Piasten auf die Geschichte des Gymnasiums konzentriert. Eine größere stadtgeschichtliche Arbeit kam erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zustande. Und da waren die nationalen Leidenschaften voll entflammt, was selbstverständlich nur zu Lasten der historischen Triftigkeit und Gediegenheit gehen konnte.105

Pro Domo Wir beenden unseren Rundgang an dieser Stelle. Seine Aufgabe war es, insbesondere die großen Leistungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu vergegenwärtigen. Die neuere Zeit durfte zurücktreten. Erinnern wir nur daran, daß auch noch im 20. Jahrhundert eine Geschichte der Piasten vorgelegt wurde, so ist deutlich, daß bewußt nur eine Auswahl getroffen wurde. Das Weitere und Nähere ist der Verarbeitung in den folgenden Kapiteln vorbehalten, wo sogleich auch auf die erwähnte Piasten-Studie zurückzukommen ist.106 Und natürlich ist nachdrücklich zu betonen, daß inzwischen auch eine lebhafte polnische Forschung am Werk ist. Und das gleichermaßen im Blick auf die Piasten wie auch die beiden Städte Liegnitz und Brieg. Es reicht an dieser Stelle vorläufig, auf

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das große Handbuch zur Geschichte von Liegnitz zu verweisen.107 Wir müssen uns in jedem Fall übersetzerischer Hilfe versichern, um zumindest die wichtigsten polnischsprachigen Arbeiten unserer Studie zu integrieren, dankbar für die vielerlei Hilfe, wie sie uns auch in dieser Hinsicht zuteil wurde. So ist abschießend Gelegenheit zu einem Hinweis in eigener Sache. Für den Literaturwissenschaftler und speziell den Erkunder des Opitzschen Werkes standen Liegnitz und Brieg frühzeitig im Brennpunkt des Interesses. Auch dieses Buch wird davon zeugen. Forschungsstrategisch hatte diese Ausrichtung gleichfalls Konsequenzen. Gleich nach der Wende verstand sich die Volkswagenstiftung zur Förderung eines aufwendigen literatur- und kulturwissenschaftlichen Vorhabens, das inzwischen über zwanzig Jahre währt. Beantragt worden war die Ausschöpfung von maßgeblichen Bibliotheken und Archiven in Polen, den baltischen Staaten und Rußlands hinsichtlich ihres Aufkommens an personalem Gelegenheitsschrifttum. Es rührte vielfach her aus alten deutschen Bibliotheken. Leitender Vorsatz war es, die in der Regel unikaten Texte dem im Gefolge des Zweiten Weltkriegs unterbrochenen Kreislauf der Überlieferung wieder zuzuführen. Zugleich sollte Erinnerungsarbeit geleistet und ungezählten am Gelegenheitsschrifttum haftenden Personen Physiognomie verliehen werden. 31 Bände des Handbuchs des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven liegen inzwischen vor. Sie sind bislang – dem ursprünglichen Ansatz entsprechend – alle dem alten deutschen Sprachraum des Ostens gewidmet, also Schlesien, Ost- und Westpreußen, Pommern und den baltischen Landen. Mit Schlesien wurde begonnen, und das nicht zufällig. Hier war in der Universitätsbibliothek Breslau ein besonders reichhaltiges Material zusammengekommen, teils herrührend aus den Vorkriegsbibliotheken vor Ort wie der Stadtbibliothek und der Staats- und Universitätsbibliothek, teils aus anderweitigen schlesischen Bibliotheken, die nun in die Breslauer Nachkriegsschöpfung im ehemaligen Augustinerstift Auf dem Sande gelangt waren. Es lag nahe, mit den drei großen Sammlungen, herrührend aus den Beständen der Rhedigerschen Bibliothek sowie den Bibliotheken zu St. Maria Magdalena und St. Bernhardin, zu beginnen, wie sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der nunmehrigen Breslauer Stadtbibliothek vereinigt worden waren. Dann aber konzentrierte sich das Interesse rasch auf Liegnitz und Brieg. Aus beiden Orten und verschiedenen Verwahrungsstätten daselbst waren namhafte Bestände in der Nachkriegszeit nach Breslau überführt und dort sinnvollerweise separat aufgestellt worden. Sie wurden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projekts die Jahre über durchforscht, die einschlägigen Titel verfilmt und

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zur Auswertung nach Osnabrück verbracht. Erst viel später konnte nach wiederum langjährigen Vorarbeiten ein zweibändiger Katalog vorgelegt werden.108 Er versammelt das unter diversen Kriterien aufgeschlüsselte und über Register erfaßte Schrifttum, das zugleich in Form einer Mikrofiche-Edition zugänglich gemacht wird. Während der Niederschrift dieser Zeilen ist eine computergestützte Version des Handbuchs einschließlich einer Volltextpräsentation aller erfaßten Texte zugänglich gemacht worden.109 Alle Bände sind mit ausführlichen Einleitungen versehen. Diese rührten her für die drei Breslauer Bibliotheken, für Danzig sowie für Liegnitz und Brieg von dem Verfasser, für Thorn und Stettin von Sabine Beckmann, für Reval, Dorpat und Riga von Martin Klöker, für Königsberg von Axel E. Walter und für Elbing von Fridrun Freise. Stets wurden umfängliche historische, kultur- und bibliotheksgeschichtliche Vorarbeiten zumeist vor Ort selbst vorgenommen, reichhaltiges vor allem älteres aus der Frühen Neuzeit herrührendes Material in den Leitbibliotheken aufgetan, gleichfalls verfilmt und in Osnabrück archiviert bzw. in gebundener Form in die Institutsbibliothek eingestellt. Ausnahmslos sind derart umfassende Porträts der jeweiligen Sammelstätten entstanden, die sich ihrerseits als Beiträge zu einer Literatur- und Kulturgeschichte des alten deutschen Sprachraums des Ostens verstehen und zu gegebener Zeit gesammelt und überarbeitet vorgelegt werden sollen. Dieser kleine Exkurs war vonnöten, um dem historiographischen Abriß, wie wir ihn versuchten, einen Schlußpunkt zu verleihen. Denn auch den beiden Liegnitz und Brieg gewidmeten Bänden steht eine große Einleitung voran. Sie speist sich aus Studien, die der Verfasser bis unmittelbar vor Abschluß des Werkes in Breslau sowie in Liegnitz und Brieg durchführen konnte. Das gesamte und weit über das Gelegenheitsschrifttum hinaus sich erstreckende Material konnte für das kulturgeschichtliche Osnabrücker Institut verfilmt bzw. in einer späteren Phase digitalisiert werden. Es ist zu erheblichen Teilen eingegangen in die den Bänden beigegebene Bibliographie sowie in den knapp 300 Nummern umfassenden Anmerkungsapparat. Komplett nachgewiesen ist es neben den Bibliotheksbeständen in dem der Bibliothek angegliederten Film- und Aufsatzarchiv. Wenn also zukünftig auch die auf Liegnitz und Brieg rekurrierende Forschung sich weiter beleben sollte, so ist in Osnabrück ein reichhaltiges Schrifttum vorhanden, das anderweitig vielfach noch nicht nachgewiesen ist. Ging es nicht zuletzt um quellenkundliche Aspekte am Eingang unseres Werkes, so durfte dieser spezifische nicht ungenannt bleiben. Im übrigen stützt und ergänzt die erwähnte Einleitung das im folgenden Vorgetragene vielfältig. Eine parallele Lektüre vermöchte daher von Gewinn sein.

3. Schlesien und die Piasten Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts Formation piastischer Herrschaft auf schlesischem Boden im ideologischen Fadenkreuz Zu den erfreulichen Aspekten der jüngeren kulturgeschichtlich inspirierten Schlesien-Forschung der Frühen Neuzeit gehört wo nicht die Entdeckung der geschichtlichen Rolle der Piasten, so doch die neue Wertschätzung ihrer reichen und vielfältigen kulturellen Aktivitäten auf schlesischem Boden. Um diese Wendung der Dinge herbeizuführen, bedurfte es einer Lösung von den herkömmlichen historiographischen Mustern in der Erbpacht der älteren landesgeschichtlichen Zunft. In einer – rückblickend erschreckenden – Manier waren da Sichtweisen eingenommen und Werturteile tradiert worden, die weiterführende Fragen und Untersuchungsstrategien nur blockieren konnten.1 Richteten die größtenteils aus der preußischen historischen Schule kommenden deutschen Autoren, angetreten mit dem Interesse an staatsbildenden Faktoren, welche zu autogener fürstlicher Souveränität und gelungener territorialer Arrondierung geleiteten, den Blick auf den Osten, so blieb hinsichtlich der Piasten zumeist nur Fehlanzeige zu erstatten. Die verfassungsrechtlichen Vorgaben waren viel zu komplex, als daß sich einfache herrschaftliche Strukturen hätten dingfest machen lassen. Die Piasten eigneten sich ganz offenkundig nicht als Repräsentanten nennenswerter Staatsbildung mit absolutistischer Tendenz. Und der deutschnationalen Historiographie waren sie zudem entweder durch ihre polnische Mitgift belastet oder wurden umgekehrt als Retter und Wahrer reinen Deutschtums hart an der Grenze zum Slawentum glorifiziert.2 Auch die Polen kennen eine national gefärbte Geschichte der Aneignung des Geschlechts der Piasten. Im Mittelalter hießen die Piastenherrscher einfach ›Principes Poloniae‹. Eben dieser Umstand qualifizierte die Dynastie wie keine andere zur Stiftung einer symbolisch unterlegten Einheit aller polnischen Länder und zur Aufwertung als Bindeglied der verschiedenen Teile der polnischen Adelsnation. Genau wie in Deutschland setzte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch in Polen eine nationale Vereinnahmung der Piasten ein. Da figurieren alle Polen dann überraschend als Nachfahren der Piasten, war doch dem Stammvater Piast das Glück widerfahren, zum Repräsentanten echten Polentums aufzurücken.

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Mit der ›Piastischen Idee‹ verbanden sich vor allem drei Punkte: 1. die Vision eines national einheitlichen Polen der Zukunft, 2. der erfolgreiche Widerstand gegen die als ›Drang nach Osten‹ empfundene deutsche Politik sowie 3. die Bei­ behaltung beziehungsweise Rückerweiterung – und hier kommt Schlesien ins Spiel – des ›piastischen Besitzstandes‹ im Westen und Norden des polnischen Staates.3

Vorausblick auf die Humanisten Die Unangemessenheit derartiger Sichtweisen bedarf heute keines Kommentars mehr. Angesichts der auf beiden Seiten mehr als problematischen Adaptation der Piasten besteht doppelte Veranlassung, der historischen Wahrheit die Ehre zu geben. Und dieser Vorsatz impliziert die Bereitschaft, den Piastenmythos der Humanisten, von dem zu sprechen sein wird, sehr sorgfältig und exakt von den nationalen Verzeichnungen und ideologisch motivierten politischen Vereinnahmungen zu sondern, von denen da in Abbreviatur die Rede war. Eine jede humanistische Hommage des obersten Standes birgt humanistisches politisches Ideengut, ist normativer Herrschaftsethik verpflichtet, tendiert offen oder insgeheim zum Fürstenspiegel. Auch das den Piasten gewidmete Werk der Humanisten macht von dieser Regel alteuropäischer literarischer Regenten-Panegyrik keine Ausnahme. Alles Bleibende und Wertvolle gründet in einem der Geschichte vorgeordneten unvordenklichen Alten, aus dem es seine Würde und seine Verbindlichkeit bezieht. In der kunstvollen, von Wissen und rhetorischer Raffinesse gesteuerten Anrede an die Potentaten, die da, zu Schrift geworden, das bleibende Substrat in der Erzeugung von memoria bildet, gelangt humanistische panegyrische Praxis zur Vollendung. Kein weltlicher und kein geistlicher Stand verfügt über eine gleich gediegene Kompetenz, wenn es darum geht, herrscherliches Wirken und dynastische Distinguiertheit der geschichtlichen Faktologie zu entziehen und in Stiftung von Gedächtnis zu überführen.4 In wenigen Strichen dürfen an dieser Stelle jedoch zunächst einige einschlägige Hinweise zum Entfaltungsprozeß der Piasten im Kontext von Religion und Humanismus auf schlesischem Boden ihren Platz finden, muß doch in historischer Tiefenperspektive plausibel gemacht werden, warum auch die Humanisten vielfach so nachhaltig auf das Geschlecht der Piasten setzten. Sie wußten sich ermutigt, den verschiedenen Zweigen des Hauses stets wieder näher zu treten, weil sie sich der bedeutenden Funktion, die die Piastenherzöge seit dem 16. Jahrhundert eingenommen hatten, bewußt waren.5

Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts

Polnisch-deutsche Physiognomie der Piasten Die Entstehung der schlesischen Linie der Piasten fällt noch in das 12. Jahrhundert. Die Integration Schlesiens in den polnischen Piastenstaat war im letzten Jahrzehnt des zehnten Jahrhunderts erfolgt. Władysław II. fungierte als erster Herzog des schlesischen Piastenzweiges. Die Berufung auf ihn als den Stammvater des schlesischen Geschlechts besaß fortan eine feste Tradition.6 Rasch zeichnete sich ab, daß Schlesien einen eigenen Weg innerhalb der fünf piastischen Teilgebiete Polens nehmen würde. Zwei Jahrhunderte später war die Trennung Schlesiens vom polnischen Staatswesen faktisch besiegelt. Nur die von Władysław und seiner Gemahlin Agnes von Österreich begründete Linie, von der die schlesischen Piasten abstammten, überlebte mehr als ein halbes Jahrtausend, alle vier anderen polnischen Piastenhäuser erloschen vorher – eine wiederum literarisch-panegyrisch von den auf die Sparte ›Genealogica‹ geeichten Humanisten gern wahrgenommene Vorgabe. Ebenfalls machte sich frühzeitig eine interne Differenzierung in einen oberschlesischen und einen mittel- und niederschlesischen Herrschaftsraum geltend, wie sie in der Nomenklatur der Herzöge von Oppeln (›ducatus Opoloniensis‹) und derjenigen von Mittel- und Niederschlesien (›ducatus Silesiae‹) zum Ausdruck kam. Die letzteren orientierten sich zunehmend zum Kulturraum des Westens. In allen drei Teilen Schlesiens setzte sich indes eine interne Ausdifferenzierung fort. Im 13. und 14. Jahrhundert formten sich diejenigen Strukturen gerade auch hinsichtlich des Residenzwesens heraus, die für das kulturelle und speziell das literarische Leben fortan prägend bleiben sollten. Im Jahr 1320 zählte man auf schlesischem Boden nicht weniger als siebzehn piastische Teilfürstentümer. Damit bekamen ständig kleiner werdende Gebiete eigene Fürsten, die ­mitsamt ihren Höfen, Gefolgschaften und Beamten unterhalten werden mußten. Die Zahl der piastischen Residenzen stieg im Spätmittelalter, bezieht man auch Neben­ residenzen und kurzzeitige Fürstensitze mit ein, sogar auf mehr als zwei Dutzend an.7

Eine politische Behauptung war unter diesen Gegebenheiten nicht zu erwarten. Und so gelangten die piastischen Herzogtümer um die Mitte des 14. Jahrhunderts unter die Lehenshoheit des böhmischen Königs oder fielen ihm als direkter Besitz zu. Dieser Rechtsstatus blieb prinzipiell bis zum Übergang in die preußische Ära erhalten. Die internen Verschiebungen aber hielten ungebrochen an. Sie

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gingen einher mit dem Übergriff landfremder Adelshäuser wie dem der Wettiner, Hohenzollern und Württemberger auf das schlesische Territorium. Dem Führungsanspruch der Piasten insbesondere in Liegnitz, Brieg und Wohlau tat das keinen Abbruch. Die schlesischen Herzöge bildeten die erste Kurie im Fürstentag, sie stellten bis zum Erlöschen der Familie den Oberlandeshauptmann, waren maßgeblich an der Landesverteidigung beteiligt und behaupteten ein hohes Maß an Eigenständigkeit, profitierten sie doch über lange Zeit von der schwachen Zentralgewalt in Prag.8

Führungsrolle der Liegnitz-Brieger Linie Noch vor dem Übergang zu den Habsburgern waren bleibende Grundlagen piastischer Territorialpolitik durch einen herausragenden Vertreter des Geschlechts in Gestalt von Friedrich I. von Liegnitz und Brieg geschaffen worden. Geschickt zwischen der böhmischen und polnischen Seite hier, der ungarischen Seite dort taktierend, verstand er es, die Position der Piasten auszubauen und sie zum führenden Geschlecht in Schlesien zu erheben. Zwei Ereignisse indizierten den Zuwachs an Macht und Bedeutung. 1474 heiratete Friedrich I. die Tochter des böhmischen Königs Georg von Podiebrad Ludmilla. Und als treuem Parteigänger des ungarischen Oberherrn Matthias Corvinus gelang es ihm im Jahr 1488 als erstem schlesischem Herzog, gegen den Widerstand der übrigen Fürsten die Oberlandeshauptmannschaft an sich zu ziehen. Diese wichtigste politische Position blieb den Piasten, von Ausnahmen abgesehen, zum Zeichen ihrer Führungsrolle im Land bis zum Tod Herzog Georgs III. von Liegnitz und Brieg im Jahr 1664 erhalten.9 Einen gleich wichtigen Schritt vermochte sein Nachfolger Friedrich II. zu tun, als er sich 1515 mit der Schwester des Königs Vladislaw II. von Böhmen und Ungarn sowie des Königs Sigismund I. von Polen verband. Eine derartige Einheirat in die Königshäuser war nur den Piasten möglich. Heiratspolitik von eminenter politischer und alsbald auch konfessionspolitischer Bedeutung sollte ein Mittel piastischer Rangerhöhung bleiben. Als 1526 die Habsburger den böhmischen Königsthron einnahmen und ihre zweihundert Jahre währende Oberhoheit über das böhmische Nebenland Schlesien anhob, wurde eine Umorientierung der Piasten erforderlich. Heirat in Königshäuser war nicht länger möglich. Ja, mehr noch. 1565, da die Lage im Land sich unaufhörlich zuspitzte, verbot der König den Herzögen Heinrich XI. von Liegnitz und seinem Bruder Friedrich IV., weibliche Familienmitglieder ohne seine Genehmigung zu ehelichen. Das wiederum hatte zur Folge, daß die Piasten neue fürstliche Häuser

Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts

außerhalb des Habsburgischen Einzugsbereichs hinsichtlich ihrer durchweg politisch motivierten Heiraten ins Visier nahmen.10 Auch Friedrich II. von Liegnitz und Brieg war unter denjenigen, die sich dem Erwerb der böhmischen Königskrone durch die Habsburger vehement widersetzten.11 Ihm war bewußt, daß ein Regimewechsel in Prag Folgen für sein eigenes Fürstentum und weit darüber hinaus mit sich bringen würde. Der Konflikt zwischen dem böhmischen König aus dem Hause Habsburg und den Mediatfürstentümern, zu denen die der Piasten zählten, war vorprogrammiert und blieb ein permanenter. Schon früher war den böhmischen und mährischen Adeligen die eigenständige, auf Ausbau der Souveränität bedachte Politik der Piasten insbesondere unter Friedrich II. ein Dorn im Auge. Die Einheit der Wenzelskrone schien durch derartige Bestrebungen bedroht. Der bereits in ungarischer Zeit sich anbahnende Konflikt verschärfte sich unter den Habsburgern. Denn nun trat folgenschwer das konfessionelle Problem hinzu, das wie von selbst langfristig separatistische Tendenzen beförderte.12

Übergang zur Reformation unter Friedrich II. und ihr Fortgang unter Georg II. Wie die Stadt Breslau, so hatten sich auch die Piasten frühzeitig der Reformation zugewandt – ein Thema, das seit längerem im vollen Licht der Forschung liegt, gehört es doch zu den faszinierendsten der im Zeichen Luthers einsetzenden religiösen Bewegung, die in Schlesien alsbald eine besondere Wendung nahm. Hier ist für eine kurze Weile der Fokus nicht auf Breslau zu richten, sondern eben auf die Liegnitzer und Brieger Piastenhöfe. Unter den schlesischen Fürsten gewährte Friedrich II. von Liegnitz und Brieg als erster der Reformation Eingang auf seinem Territorium. Siegismund Justus Ehrhardt, der große Chronist der schlesischen Geistlichkeit, hat in dem dem Fürstentum Brieg gewidmeten Teil seines Werkes den Einzug der Reformation daselbst auf der Grundlage eines reichen Quellenmaterials geschildert.13 Es verlohnt sich, ihm einen Moment lang zu folgen, geht er doch ein auf die Beweggründe des Fürsten, die eine Ahnung vermitteln, welch lautere Motive diese an der Spitze ihres Territoriums stehenden Personen zu dem Umschwung veranlaßten. Friedrich selbst gab Rechenschaft von dem Schritt, der ihm nicht leicht gefallen sei. Ahnte er, wie so viele andere edle Geister, daß die Spaltung der Kirche die gravierendsten Probleme nach sich ziehen und christlichem Glauben und christlichem Bekennen allemal zum Schaden gereichen würde?

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Derhalben wir nicht ynn kleinem bekommernis vnd beisorge gestandenn/ ­worinn wir recht thetten vnd beider seits/ fur gotte/ auch sonst vor der wellt bestehn mochten[.]   Bissolang es vnserm himmelischen vatter/ aus lauter gnad vnd gutte also gefallen hat/ das wir auff vilfeltiges bedencken/ noch gehaltem etzlichem vnderricht vnd erforschung der schriefft/ Auch wes der geweltigen jrrung/ betrigk/ vnd zusatzes/ damit wir bisher/ vom götlichem wortte/ vnd recht geschaffenen gots diensts auff eygen erdochte werck vnd weiss/ im guetten scheyn/ vnnd falschen trost vns abgeführt/ erkant habenn[.]14

Eifriges Studium und die Bemühung, den Sinn der Heiligen Schrift zu ergründen, waren der Entscheidung vorausgegangen. Ein Fürst machte – wie so viele seiner Standesgenossen – Ernst mit der Verheißung, durch Quellenbetrachtung und Meditation den Weg zur Wahrheit zu finden. Ehrhardt hat die schönsten Worte für dieses von Größe und Würde zeugende Bemühen gefunden. Hier kann es nicht um die Einzelheiten gehen. Relevant ist, was für die späteren Generationen zu einer prägenden Erfahrung werden sollte. Und eben dies knüpfte sich an den Weg, den das christliche Bekenntnis fortan nahm, welcher sich rasch in die verschiedensten Richtungen verzweigte. Die am weitesten in die Zukunft weisende Wendung nahmen die Dinge in Liegnitz.15 Hier nämlich ließ Friedrich II. ein religiöses Genie vom Schlage eines Kaspar Schwenckfeld eine geraume Weile gewähren.16 Schwenckfeld, altem schlesischem Adel entstammend, ging im Herzogtum schon zum Predigen über, noch bevor er ordiniert worden war. »›Du bist von Gott berufen, weil Du gewiß bist, Gottes Wort zu haben‹«. So äußerte er sich 1522 gegenüber dem Breslauer Reformator Johann Heß. Diese Gewißheit trug ihn über alle Fährnisse hinweg, wie sie sich alsbald einstellten.17 Um die innere Umkehr ging es, nicht um Buchstabengläubigkeit. Diese Botschaft machte sich der Herzog zu eigen und hielt, so lange er irgend vermochte, seinem geistlichen Lehrer die Treue. Schon 1527 verlautete der Vorwurf der ›greulichen Ketzerei‹, wie er sich an den Namen und die Botschaft Schwenckfelds knüpfte. Der folgte seiner inneren Stimme, und die lautete auf Friedfertigkeit und Versöhnung. Das Wort des Evangeliums, so seine Überzeugung, sei eines »›des Kreuzes und eine Torheit allen Weisen der Welt […]. Und also müssen wir auch hierbei Achtung darauf haben, daß wir Gott in dem nicht widerstreben‹«.18 Die Lauterkeit und Reinheit dieser Worte haben nichts von ihrer Gewalt verloren. Sie blieben anschlußfähig an humanistisches Ethos. Auch ein Opitz verharrte in ihrem Bann. In Liegnitz gelangte sogleich mit dem Einzug der

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Reformation eine Tiefe der Glaubenserfahrung zur Artikulation, auf welche die großen Geister in der Nachfolge sich sehr wohl berufen konnten. Auf der Ebene der Politik aber galten andere Maßstäbe und Gesetze. Schweren Herzens mußte Herzog Friedrich II. sich von seinem Getreuen trennen, um den Frieden in seinem Herzogtum zu wahren. 1547 starb er. Testamentarisch verfügte er, »das reine Wort Gottes in Einigkeit und Sanftmuth den Unterthanen vortragen zu lassen, und die, so es zu Aufruhr oder zu einem Schanddeckel ihrer Lüste brauchen, nicht zu dulden.«19 Das war aus dem Geiste Schwenckfelds gesprochen. Die lauteren Worte vermochten nicht zu hindern, daß Zwist und Zank sich alsbald ausbreiteten. Unter seinem Sohn Georg II. wurde das spürbar. Der Schwerpunkt der Aktivitäten verlagerte sich nach Brieg. Hier hatte Herzog Georg II. die Schirmherrschaft über die Reformation übernommen und durch die Gründung eines Gymnasiums eine angesehene gelehrte Bastion im Land geschaffen.20 Gab es Probleme auf dem Felde der Konfessionalisierung, so – wie andernorts – vor allem zwischen den Protestanten selbst. Von jenen blieb Liegnitz so wenig wie Brieg verschont. Was die Stunde geschlagen hatte, wurde den Hellhörigen um die Mitte des Jahrhunderts deutlich, und Georg II. machte anders als sein Vater in seiner Rolle als Schirmherr des neuen Glaubens durchaus nicht nur eine gute Figur. Ereignisse wie die folgenden verloren sich aus der Erinnerung nicht wieder, und die Humanisten wußten aus ihnen ihre Konsequenzen zu ziehen. Eine neue ›Formula Concordiae‹ mußte erarbeitet werden. Zu Ostern des Jahres 1574 geschah dies auf der Synode in Heidersdorf, und sämtliche Geistliche wurden auf sie verpflichtet. Jedwede Neuerung war verpönt. Ein auf Luther fußendes Lehrgebäude mit Schwerpunkt in der strittigen Abendmahlslehre wurde verabschiedet und Abweichler fortan nicht mehr geduldet. »Man sieht«, so der treue Lutheraner Ehrhardt zwei Jahrhunderte später, »daß H[erzog]. Georg II. für seine Person der Lehre Lutheri von Herzen ergeben gewesen, und daß er dieselbe ebenfals in seinem Fürstenthum geschützt, und aufrecht erhalten habe.«21

Im Zeichen des reformierten Bekenntnisses: Die Gestalt Joachim Friedrichs 1586 starb Georg II.22 Sein Sohn Joachim Friedrich vereinte nach dem Tod seines Bruders Johann Georg beide Herzogtümer wieder unter einer Krone.23 Schönwälder und Guttmann, die beiden verdienstvollen Chronisten des illustren Brieger Gymnasiums, konnten plausibel machen, daß mit Joachim Fried-

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rich noch einmal ein besonnen um Ausgleich bemühter Piast die Herrschaft antrat. Er gab ein Beispiel, welches die Humanisten im Lande nur ermutigen konnte. Und das um so mehr, als sich nun eine Alternative zum Luthertum abzeichnete, die in dem Fürsten einen geheimen Fürsprecher fand. In kirchlicher Beziehung ging mit seinem Regierungsantritt eine große Ver­ änderung vor. Zwar bestätigte er 1591 und 1602 die Recesse seines Vaters von 1573 und 1574, aber die sogenannte Lutherische Orthodoxie hörte auf, den Hof zu leiten und zu beherrschen. Joachim Friedrich, ein Zögling Cirklers, war An­klagen und Verdächtigungen der Rechtgläubigkeit abgeneigt, stimmte nicht ein in den Haß gegen die Glaubensbrüder reformirten Bekenntnisses und hielt einzelne Differenzen im dogmatischen System bei gleicher Grundlage des Glau­bens nicht für einen unüberwindlichen Gegensatz beider Confessionen. Diese mildere Melanchthonische Ansicht des evangelischen Geistes fand damals be­sonders an den Fürsten­ höfen und in den höheren Regionen der Gesellschaft Eingang.24

Überaus geschickt führte er Regie und sicherte damit den Reformierten bzw. den zum Reformiertentum tendierenden ›höheren Regionen der Gesellschaft‹, als welche vor allem die namhaften Humanisten in dieser Spätzeit zu identifizieren sind, einen Lebensraum. Zu dieser Eröffnung konfessioneller Freizügigkeit – einer Überlebensfrage auch in staatlicher Hinsicht seit der Mitte des 16. Jahrhunderts – trug Joachim Friedrichs Heirat mit der Tochter Joachim Ernsts von Anhalt, Anna Maria, im Jahr 1577 bei. Sie war die Schwester Christians I. von Anhalt-Bernburg, der eine führende Rolle anläßlich des Versuchs einer Zusammenführung der Kräfte in einer protestantischen Union innehatte.25 Wolfgang Amling, nachmaliger Superintendent des Anhaltiner Fürstentums, verfaßte zu diesem gewichtigen Ereignis ein Epithalamium, das 1577 in Magdeburg erschien.26 Gestützt auf diesen politisch schwerlich zu überschätzenden Kontrakt, vermochte Joachim Friedrich das Kunststück, sich mit reformierten Räten am Hof zu umgeben, seine Kinder im reformierten Glauben erziehen zu lassen und der Ausübung des lutherischen Bekenntnisses in seinem Fürstentum dennoch keine Hindernisse in den Weg zu legen, für das er freilich schriftauslegend und bestätigend anders als sein Vater nicht mehr in die Bresche sprang. Seit dem Einsatz der Konfessionalisierung knüpft sich die Erinnerung an erfolgreiches oder mißlingendes herrschaftliches Handeln gerade auch an Verlautbarungen aus dem Umkreis des Hofes, welche Epoche machten. Ihnen war womöglich nicht immer ein längerfristiger politischer Erfolg eigen. Aus der inneren, auf die Bildung von aufgeklärtem Bewußtsein gerichteten Geschichte

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waren sie jedoch nicht mehr zu tilgen und vermochten urplötzlich eine neue Aktualität zu entfalten. In diesem Sinne muß es als denkwürdig erscheinen, daß fast zugleich mit einer Äußerung Georgs von Schoenaich aus dem Jahr 1600 ein Edikt ›zu Verhüthung alles Zankens und Streitens in Kirchen und Schulen‹ erschien, das den nämlichen Geist atmet, wie er auch den Verlautbarungen Georgs von Schoenaich bis hinein in die Stiftungsurkunde seines Gymnasiums eignet.27 Die Zeit war reif für eine Wiederentdeckung des in den konfessionellen Querelen verschütteten christlichen Wahrheitsgehalts, der fortan die erlauchten Geister bis in die Zeit eines Lessing und Herder hinein beflügeln sollte. Als fulminante geistige Schwellenzeit hat die Phase um 1600 zu gelten, geformt durch eine Fülle großer Figuren aus dem Umkreis des Späthumanismus. Schlesien hat maßgeblichen Anteil an ihr. Der Kampf aber war entbrannt, geschürt vor allem von einzelnen aggressiven Angehörigen der lutherischen Orthodoxie, und der Fürst fand unzweideutige Worte für das Treiben, dem er nach Kräften zu widerstreiten suchte. Was da als unumstößliche Lehre eingepeitscht werden soll, ist eher dazu angetan, Zweifel an einer ruhigen Glaubensgewißheit der Sprecher aufkommen zu lassen, denn wozu der unermüdliche verbale Aufwand, wenn anders nicht eigene Unsicherheit in den Dingen des Glaubens kaschiert werden muß? Was hat es auf sich mit denen, die da unter Berufung auf die unumstößliche Augsburger Konfession mit jhren ertichteten glossen/ vnd vormeinten newen Lehr formulen, die jenigen/ so jhnen zu jhrer Seelsorge nicht vortrawet/ dennoch mit gewalt/ entweder in den Himmel/ dessen sie wegen jhres wanckelmüttigen/ vnd vnbestendigen klügelns/ vnd grübelns/ noch wol selbest vngewiß sein/ zwingen wollen/ Oder da sie mit jhnen/ in allen jhren ohne grund der schrifft ertichteten glossen nicht einstimmen können noch wollen/ für Caluinisch/ Schwermerisch/ vnd Sectirisch/ zu höchster vngebühr/ ausschreyen/ vorleumbden/ vnd verfolgen[.]28

Auch einem Joachim Friedrich war es gegeben, diesem Treiben ein Bild ruhigen und gelassenen Gewährens in Glaubensdingen entgegenzuhalten. Die innere Gewißheit und das fromme, in Eintracht, Liebe und Bereitschaft zur Versöhnung sich bezeugende Gebaren zählten, nicht Pochen auf das Dogma. Entsprechend mögen die geistlichen Diener in seinem Fürstentum sich nicht mit Sectirischen zunahmen/ oder vnzeitigen vordammungen beschweren/ Sondern euch in ewer Vocation, vnd beruff/ mit Lehr vnd leben/ Christlich trewlich/ fleissig/ vnnd friedlich vorhalten/ vnd hieran durch niemandes fürwitziges schreiben/

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oder geschrey beirrigen lassen. Da auch jemand vnter Euch/ durch zanckliebende leute/ in oder ausserhalb Landes schriefftlich oder Mündlich provociret, vnd angetastet würde/ sollet jhr ohne sondere ausdrückliche vorwilligung/ euch kegen denselbten/ in keine schriefftliche antwort einlassen/ viel weniger dieselbte/ oder andere strittige sachen/ zu offenen druck vorfertigen/ Sondern die Hadergeister/ sich vntereinander selbest vorunruhigen vnnd befriedigen lassen[.]29

So konnte nur sprechen, wer um die Segnungen gottgefälligen Daseins wußte. Der Kampf um den Buchstaben aber, er wurde von dem hellsichtigen Fürsten als eine geheime Glaubensschwäche diagnostiziert. Zwei Generationen nach Luther vermochten der auf den Reformator sich versteifenden Orthodoxie Sätze in das Stammbuch geschrieben zu werden, die bei den Humanisten auf fruchtbaren Boden fielen, sahen sie sich doch in ihrer Zuwendung zu Melanchthon bestärkt und votierten, wo immer Gelegenheit sich bot, für ein irenisch gestimmtes Reformiertentum, dem sie sich innerlich zugehörig wußten. Die Worte des Fürsten besitzen allenthalben Konsonanzen im Umkreis der schlesischen Späthumanisten. Diejenigen, so der Fürst, die zanken wollen, mögen »an die Ort vorrucken/ wo dergleichen gezencke geduldet werden/ Seint der wegen zu Euch sambtlich vnd sonderlich/ des gnedigen vortrawens vnd zuuorsicht/ jhr werdet zu erhaltung friedliebender Einigkeit vnd abwendung allerhand ergernüß/ vnd zerrüttligkeit/ euch des schuldigen gehorsambs vorhalten[.]«30 Da tat sich unversehens ein Freiraum auf, aus dem Hader und Gezänk verbannt blieben und Friedfertigkeit zur obersten Maxime erhoben wurde. Die Wirkung derartiger Einlassungen aus dem Munde eines Fürsten weit über die Theologenschaft hinaus dürfte im Blick auf die intellektuelle Elite schwerlich zu überschätzen sein. Liegnitz und Brieg waren um 1600 unter dem Zepter des Piastenherzogs Joachim Friedrich Stätten reichen Glaubenslebens und – wie sogleich zu zeigen – Zentren intensiver gelehrter Tätigkeit.

Ein geschichtlicher Augenblick von europäischer Bedeutung Ein Jahr nach diesem bemerkenswerten Manifest starb der Herzog.31 Seine beiden Söhne Johann Christian und Georg Rudolf übernahmen zeitversetzt das Ruder, der eine in Brieg, der andere in Liegnitz und Wohlau. Wir stehen an der Schwelle zu einer großen Zeit – nicht zuletzt im Blick auf die Geschichte der deutschen Literatur – und dürfen in Vorbereitung des Kommenden ein wenig ausführlicher verweilen.

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Johann Christian von Brieg und Georg Rudolf von Liegnitz und Wohlau gingen zu Anfang des 17. Jahrhunderts zum Calvinismus über. Ermutigt zu diesem Schritt fühlten sie sich durch den Böhmischen Majestätsbrief aus dem Jahr 1609, den die evangelischen Stände Böhmens, Mährens und Schlesiens dem Kaiser Matthias abgetrotzt hatten. 1613 war das Kurhaus Brandenburg unter Johann Sigismund zum reformierten Glauben herübergewechselt. Im Fürstentum Anhalt war dieser Schritt schon 1596 vollzogen worden. So bahnten sich, wiederum unterstützt durch eine kluge Heiratspolitik, außenpolitische Verbindungen an, die fortführten vom kaiserlichen Landesherrn und sich rasch in einem Konflikt mit weitesten Folgewirkungen entluden.32 Der böhmische Ständeaufstand des Jahres 1618 sah die Piastenherzöge auf der Seite der gegen das Haus Habsburg sich Auflehnenden. Und als ein Jahr später der reformierte Pfälzer Kurfürst Friedrich V. den Prager Königsthron bestieg, schien die Umklammerung der Evangelischen und zumal der reichsrechtlich nach wie vor nicht anerkannten Reformierten endgültig beseitigt. Eine politische und konfessionelle Union zeichnete sich für einen Moment ab, die auf Abspaltung Böhmens und der böhmischen Nebenländer vom altkatholischen Oberherrn hinauslaufen mußte.33 Genau in diese Zeit fiel der Auftritt Opitzens und der Seinen. Sie hätte aufgewühlter und entscheidungsschwerer nicht sein können. Die humanistische Intelligenz war vielfach involviert in die Wendung, die das evangelische Bekenntnis mit dem Auftreten der Reformierten genommen hatte. Entsprechend groß waren die Erwartungen, die sich an das politische Abenteuer des Pfälzers knüpften. In Reden, Flugschriften, Liedern hatten sie unüberhörbar und unübersehbar agitatorische Dienste geleistet.34 Noch einmal wiederholte sich auf deutschem Boden und im weiteren deutschen Sprachraum die Unterstützung einer konfessionellen und politischen Bewegung durch repräsentative Gestalten der humanistischen Intelligenz. Ein Feuerwerk an großer politischer Rhetorik in lateinischer, aber eben auch in deutscher Sprache wurde entfacht, das zeitlich exakt zusammenfiel mit den ersten Versuchen einer deutschsprachigen Dichtung nach dem Muster der Alten und der europäischen Renaissance. Im böhmisch-schlesisch-pfälzischen Gleichklang und unter Beteiligung zumal der reformierten Anhaltiner, von denen die Initiative zur Gründung der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ ausging, ist die neuere deutsche Literatur in Schicksalsjahren von europäischen Dimensionen in die Welt getreten. Für Opitz und seine Generation haben die beiden Piastenherzöge die größte Bedeutung besessen. Und das ein Leben lang, auch und gerade dann noch, als

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ihr politischer Stern im Sinken begriffen war. Bei ihnen – Georg Rudolf war sogar Mitglied der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹! – wußten sie ihr Anliegen aufgehoben. Mit ihnen teilten sie ein politisches Schicksal, das ihr dichterisches Werk nicht unbeeinflußt ließ. Getragen von großen Hoffnungen hatten sie den Aufbruch in eine neue Zeit getan. Das Bündnis mit den Gleichstrebenden in der Pfalz versprach ein Ende der Umklammerung durch den mächtigen Habsburger Oberherrn. Die politische Offensive setzte ungeahnte kulturelle Kräfte frei. Eine Literatur erblühte, wie es sie in dieser Form vorher nicht gegeben hatte und lange Zeit hernach nicht wieder geben sollte. In einer Zeit aber, da Kirche und Konfession den öffentlichen Rahmen einer jeden Aktion bestimmten, war es für die nobilitas litteraria in Schlesien sehr wichtig, sich im Einklang mit den Repräsentanten der politischen Autorität zu wissen. Ja, mehr als das. Es konnte keinen Zweifel geben, daß man sich in einer Schicksalsgemeinschaft befand. Diese Erfahrung prägte sich wiederum in den Texten aus. Das war ungewöhnlich genug und allein dem geschichtlichen Kairos geschuldet. An der Seite der Großen des Zeitalters durften Dichter vom Range Opitzens für eine knapp bemessene Frist ihrem Werk nachgehen, das bestimmt blieb von den Mächten der Politik und der Konfession und als solches seinerseits tief hineinwirkte in den politischen und kulturellen Raum, welcher der Erinnerung als einer der spannungsreichsten und intellektuell anspruchsvollsten der deutschen wie der mitteleuropäischen Geschichte zurückzugewinnen ist.35

Johann Christian von Brieg und sein Hofmeister Adam von Stange Vier Jahre trennten die beiden Brüder. In dieser aufgewühlten Zeit zählten auch die kürzesten Fristen doppelt. Johann Christian, der ältere der beiden, kam 1591 in Ohlau zur Welt, stand also während der böhmisch-pfälzischen Aktivitäten, in die er bereits involviert war, kurz vor dem dreißigsten Lebensjahr.36 Er war der Sprecher des Landes, als 1618 die böhmische Revolution ausbrach. Der früh verwaiste Prinz – sein Vater starb 1602, seine Mutter 1605 – wurde in Brandenburg erzogen. Dorthin verliefen enge verwandtschaftliche Beziehungen. Eine Zeitlang lebte er am Hofe seiner Tante Elisabeth von Brandenburg, der Witwe des Kurfürsten Johann Georg, in Crossen. Die Erziehung erfolgte in reformiertem Geist. Er blieb, im Gegensatz zu seinem Bruder, seinem Glauben ein Leben lang treu verbunden. Als Hofmeister beider Brüder fungierte ein Mitglied aus einem alten, weitverzweigten und angesehenen Geschlecht der von Stanges, Adam von Stange

Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts

und Stonsdorf auf Kunitz im Liegnitzischen.37 Adam, 1576 geboren, war der Sohn Gideons und Helenas von Stange und Stonsdorf, einer geborenen von Hoberg. Schon der Vater hatte als Liegnitzischer Rat in den Diensten Friedrichs II. gestanden. Sinapius bezeichnet Adam als einen »ungemein gelehrte[n] und qualificirte[n] Cavalier«.38 Von Stange und Stonsdorf wirkte am Brieger Hof als Herzoglicher Rat und Hofmarschall sowie am Liegnitzer Hof gleichfalls als Herzoglicher Rat. 1620 bekleidete er auch das Amt eines Landeshauptmanns im Fürstentum Liegnitz. Er war darüber hinaus Kaiserlicher Rat und Rat des Bischofs zu Breslau Erzherzog Karl. Er starb unverheiratet im Jahr 1625 in Liegnitz. Sein Symbolon lautete ›Ab Vno Salus‹. Zu dem Geschlecht zählte auch der 1626 verstorbene Heinrich von Stange und Stonsdorf auf Sasterhausen und Schwenckfeld. Er ist in die Literaturgeschichte eingegangen als Widmungsempfänger des Opitzschen Lehr- und Landlebengedichts Zlatna, das 1623 erschien. So verlaufen über die Herzöge und ihre Bediensteten allenthalben Verbindungen zu Opitz und seinem Kreis. Eine ausgedehnte Kavalierstour führte Johann Christian in Begleitung seines Hofmeisters Adam von Stange und Stonsdorf zunächst zum Studium nach Straßburg. Entscheidend wurde, daß er zusammen mit seinem Hofmeister Gelegenheit zu einer Reise nach Frankreich erhielt. In Paris wurde Station gemacht. Dann aber ging es weiter in die gelehrte Hochburg der Calvinisten nach Saumur. Hier erfolgte die Begegnung mit einem Repräsentanten des französischen Calvinismus, Philippe Duplessis-Mornay. Der Kontakt blieb bezeichnenderweise auch später gewahrt. 1609 kehrte Johann Christian nach Brieg zurück – ein Ereignis, das feierlich begangen wurde.39 Noch im gleichen Jahr leistete er auf der Kaiserlichen Burg in Breslau vor Rudolf II. die Huldigung.40 Dieser publizierte im nämlichen Jahr den berühmten Majestätsbrief, der auch Johann Christian neue Spielräume eröffnete; und »war solches der erste Actus, welchen der neue Hertzog in seiner Regierung mit Trompeten= und Canonenschall/ deßgleichen mit Dancksagungen in den Kirchen/ und andern Freudenzeichen bejauchzete.«41

Festigung des Reformiertentums Ein Jahr darauf ging es mit großem Gefolge nach Berlin. Nun wurden die Beziehungen zu Kurbrandenburg gefestigt. Melchior von Senitz hatte das ›Heyrath­ werck‹ daselbst angebahnt. Johann Christian heiratete Dorothea S ­ ibylla, die Tochter des brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg – ein Ereignis mit erheblichen literarischen Folgen, nicht zuletzt wiederum im Blick auf Opitz.42

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Die Rückkehr nach Brieg an der Seite der Gattin gestaltete sich zu einem repräsentativen Festakt und war eingefaßt in ein reiches Zeremoniell.43 Schlag auf Schlag folgten die nächsten Schritte. Johann Christian fungierte als anerkannter Repräsentant der schlesischen Stände und der Reformierten auf schlesischem Boden. Im Jahr 1611 erfolgte der Wechsel auf dem böhmischen Königsthron. Die Regentschaft ging von Rudolf II. auf Matthias über. Johann Christian nahm an der Krönung im Dom zu St. Veit in Prag teil. Matthias versprach noch vor seinem Zug nach Schlesien, die im Majestätsbrief den Evangelischen verbürgten Freiheiten zu wahren. In Schlesien angelangt, wurde er in Liegnitz von Johann Christian empfangen. Von Liegnitz ging es weiter nach Breslau. Dort erwarteten ihn der Oberlandeshauptmann Karl II. von Oels, Johann Georg von Jägerndorf, Johann Christian und Adam Wenzel von Teschen.44 1611 war erstmals in der Schloßkirche zu Brieg das Abendmahl nach reformiertem Brauch gefeiert worden. Als Hofprediger wurde Johann Neomenius berufen, der 1614 auch die Superintendentur übernahm.45 Die beiden höchsten geistlichen Ämter im Fürstentum lagen damit in den Händen eines Reformierten, denn Neomenius war bereits 1611 zum reformierten Bekenntnis übergetreten. Sein Name besaß weit über das Fürstentum hinaus einen guten Klang, wie zahlreiche ihm zugeeignete Ehrenschriften belegen. Als Dorothea Sibylla allzu früh im Jahr 1625 starb, hielt er die Predigt, die gleichermaßen seine rhetorische Begabung wie seine reformierte Gläubigkeit eindrucksvoll bezeugt und für die Vita der Fürstin die erste Quelle bleibt. Ein Dichter wie Opitz, der selbstverständlich auch zur Feder griff, wußte um diese Zusammenhänge. Die gesamte nobilitas litteraria war mitten im Krieg präsent, um gemeinsam Trauer zu bekunden und sich in unverbrüchlicher Gemeinschaft zu bestärken.46

Führende politische Rolle und das Nahen der Katastrophe Der Aufstieg Johann Christians setzte sich noch eine Zeitlang ungebrochen fort. 1617, ein Jahr vor Ausbruch des Krieges, fiel ihm die Oberlandeshauptmannschaft zu. Es war die wichtigste Position im Lande direkt unterhalb des böhmischen Königs. Nur kurz sollte er sich der Würde erfreuen. Entscheidende Ereignisse prägten die wenigen Jahre an der Spitze des Landes. Noch im gleichen Jahr huldigte er mit seinem Bruder Georg Rudolf und anderen in Breslau dem Nachfolger von Matthias auf dem böhmischen Königsthron Fer­ di­nand II. Nach dem Prager Fenstersturz war eine Gesandtschaft nach Wien zu absolvieren. Ein Edikt wurde 1619 verabschiedet, das die Ausweisung der

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Jesuiten aus dem Land zum Ziel hatte. Zur nämlichen Zeit wurde die böhmisch-schlesisch-mährische Konföderation abgeschlossen, an deren Zustandekommen Johann Christian neben seinem Vetter Johann Georg von Jägerndorf maßgeblich beteiligt war. Er ließ sich – wie sein Bruder Georg Rudolf – zu einem der zwanzig Defensoren Böhmens wählen und unterstützte die Wahl Friedrichs V. von der Pfalz zum böhmischen König. Am 6. Oktober 1619 wurde die Wahl des neuen Königs in Brieg von den Kanzeln verkündet. Der Herzog feierte zu Weihnachten 1619 erstmals seinerseits das Abendmahl nach reformiertem Brauch. Und als der eben gewählte junge König im Februar 1620 zur Landeshuldigung durch Schlesien zog, beherbergte der Piastenherzog den Ankömmling auf seinem Schloß in Ohlau und organisierte die Huldigung in Breslau. Johann Christian begrüßte ihn daselbst im Namen der Stände, verlas ihm auf der Burg den Eid, während der König den Huldigungseid von fünf anwesenden protestantischen Fürsten entgegennahm. Entsprechend richteten sich die Angriffe nach dem Scheitern des ›Winterkönigs‹ auch gegen Johann Christian und weniger gegen seinen Bruder, der zurückhaltender agiert hatte. Am härtesten hatte der Jägerndorfer Herzog Johann Georg von Brandenburg zu büßen. Karl Hannibal von Dohna, der sich als treu Ergebener der kaiserlichen Seite gezeigt hatte, bemühte sich sogleich nach der Katastrophe darum, Johann Christian unter die kaiserliche Acht zu bannen, wie sie auch den Markgrafen von Jägerndorf traf. Johann Christian wurde eine Frist gesetzt, den Pardon anzunehmen. Als Oberlandeshauptmann war er nicht zu halten; er verzichtete noch 1621 auf das Amt und zog sich vorsichtshalber nach Frankfurt/Oder zurück, wo seine Ehefrau sich bereits seit geraumer Zeit aufhielt. Schmerzlich muß es für ihn gewesen sein, vor dem Sächsischen Kurfürsten Johann Georg I., der sich vermittelnd zwischen die Aufständischen und den Kaiser gestellt hatte, im November des Jahres 1621 in Breslau den Huldigungseid für Kaiser Ferdinand II. zu leisten. Sein Bruder Georg Rudolf folgte ihm im Amt des Oberlandeshauptmanns. Auch dieser mußte jedoch erfahren, daß der politische Spielraum entschieden enger geworden war. Resigniert legte auch er das Amt 1628 nieder. Die Piastenherzöge hatten den Zenit ihres Wirkens überschritten.47 Noch einmal zeichnete sich eine Chance ab, als Gustav Adolf 1630 in den Dreißigjährigen Krieg eingriff. Schlesien gehörte von Anfang an zu den schwedischen Kriegszielen. Schweden, Sachsen und Brandenburger zogen 1632 in das Land ein und drängten die kaiserlichen Truppen zurück. Sachsen, noch immer unter Kurfürst Johann Georg I., gab sich geschickt als Wahrer des Dresdener

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Akkords und der Sache der Evangelischen aus und vermied, anders als Schweden, die Aufforderung zum Abfall vom Kaiser. Hans Georg von Arnim, General der sächsischen Truppen, malte das Schreckgespenst Wallensteins an die Wand, so daß der Waffengang der Protestanten in einem hellen Licht erscheinen mußte. Im August 1633 kam es zu einem Bündnis der Herzöge von Liegnitz, Brieg und Oels mit den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg sowie dem schwedischen König. Die Herzöge hatten sich definitiv positioniert. Man hatte das Bündnis als ›Conjunction‹ tituliert, um den offenen Bruch zu kaschieren. Der Sache selbst tat das keinen Abbruch. Schlesien sollte in einem zweiten Anlauf von der Habsburger Oberherrschaft befreit werden.48

Im Zeichen des Exils Wieder scheiterten die Piasten und ihre Verbündeten, wieder gelang es Kur­ sachsen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Verbündeten wurden im Oktober 1633 bei Steinau geschlagen. Für die Piastenherzöge wiederholte sich das Debakel von 1620, nun jedoch mit schmerzlicheren Folgen. Ihr Verbleiben im Land war nicht länger möglich. Jetzt kam die Nähe zu Großpolen und zu den großen reformierten Magnatengeschlechtern zum Tragen, zu denen seit langem gute Kontakte bestanden. Noch im gleichen Monat trafen die beiden Brüder in Lissa mit Graf Raphael Leszczyński zusammen, dem fortan eine wichtige Rolle zukommen sollte. Das Geschlecht bewährte sich zu wiederholtem Male als Stütze der Reformierten in Schlesien. Nach einem einwöchigen Aufenthalt zog man weiter in eine Hochburg der gelehrten Studien auf dem Boden Preußens Königlich Polnischen Anteils, nach Thorn. Hierhin beorderte Johann Christian seine beiden im Ausland studierenden Söhne Georg und Ludwig. In Thorn entspann sich alsbald eine lebhafte diplomatische Tätigkeit zwischen Polen und Schweden, Kurbrandenburg und Kursachsen.49 Im Februar 1634 war Opitz in Thorn angelangt und stand den Herzögen unermüdlich zur Seite. Noch einmal wurden diese in die große Politik involviert. Die in Breslau versammelten Stände wünschten die Rückkehr der Herzöge nach Schlesien. Im Juli 1634 wählten sie den abwesenden Johann Christian zum neuen Direktor des Fürstentages. Der Herzog zögerte nicht. Sein Bruder schloß sich ihm an. Ein drittes und nun letztes Mal hatte sich der kühne Herzog mutig exponiert und noch einmal mußte er die bitteren Früchte seiner Entscheidung kosten. Der schlesische Oberlandeshauptmann Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg-Oels, der Georg Rudolf auf Betreiben des Kaisers gefolgt war, war

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außer Landes und weilte aus Sicherheitsgründen auf seinen Gütern in Mähren. So wähnten sich die Stände ermächtigt, in eigener Regie einen Fürstentag einzuberufen, wie es Aufgabe des Oberlandeshauptmanns gewesen wäre. Sie gingen so weit, eigene Münzen auf der kaiserlichen Burg zu prägen, die weder Wappen noch Bild des Kaisers trugen. In einer Flugschrift hieß es, daß »in solchen Casibus, da der Herr in Tyrannum sich verwandelt, gebühret dieselbe der untern Obrigkeit«, also den schlesischen Fürsten und Ständen. Das war die Sprache, die auch in der Publizistik der Jahre 1619/20 immer wieder verlautet war. Neuerlich wurde sie rasch zum Schweigen gebracht.50 Im September 1634 wurden die Schweden vernichtend bei Nördlingen geschlagen. Wieder zeigte sich Sachsen zum Einlenken bereit. Der Dresdener Akkord wurde vorbereitet. Die Privilegien des Majestätsbriefes von 1609 wurden formell zurückgenommen, die abtrünnigen schlesischen Fürsten zur Unterwerfung angehalten. Sie fügten sich – mit einer bezeichnenden Ausnahme. Johann Christian brachte es nicht über sich, »die völlige und unbedingte submissio« zu leisten.51 Nach der Unterzeichnung des Prager Friedens vom Mai 1635 verließ er neuerlich das Land. Es sollte ein endgültiger Abschied werden. Im Januar des Jahres 1635 traf er in Thorn ein. Opitz folgte im Sommer nach.52 Welche Stellung die Piasten einnahmen, wurde schlagend deutlich, als sich der polnische König Władysław IV. zur Begrüßung Johann Christians in Thorn einfand.53 Während die beiden ältesten Söhne Johann Christians, Georg und Ludwig, zunächst in Brieg blieben, wurde der drittälteste Sohn Christian zur Erziehung an den Hof des reformierten Fürsten Janusz Radziwiłł gegeben. Auf die Nähe Opitzens wollte der Herzog nicht verzichten. Ihm fiel die Stelle eines Sekretärs und Hofhistoriographen des polnischen Königs zu, die ihn in weitläufige Geschäfte verwickelte. Zu klären war auch im Exil das Verhältnis zum Kaiser. Und das insonderheit im Blick auf die Kinder des Herzogs sowie die Sicherung seines Herzogtums während seiner Abwesenheit. Eine persönliche Huldigung brachte Johann Christian nicht über sich. So leistete sein Sohn Georg das Handgelöbnis. Johann Christian verblieb im Besitz seines Herzogtums. Dessen Verwaltung wurde seinem Sohn Georg übertragen. Der Vater bestellte ihn 1637 zum förmlichen Statthalter, und in dieser Funktion wurde er ein Jahr später auch in Wien empfangen. Der Herzog aber zog weiter und wechselte herüber zu Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg. Der übergab ihm das preußische Amt Osterode als Pfandbesitz, wo sich ein Schloß befand, das Johann Christian mit seinem Hofstaat nutzen konnte. Noch einmal legte sich unverhoffter Glanz über das Exil des Herzogs. 1637 heiratete die älteste Tochter Johann

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Christians Sibylle Margarethe den Starosten von Berent und Filehne Graf Gerhard von Dönhoff.54 Dem Herzog aber verblieb nur noch eine kurze Zeitspanne. Im Dezember 1639, wenige Monate nach dem Ableben Opitzens, starb Johann Christian im Exil. Seinem ältesten Sohn war es ein Anliegen, den Vater fürstlich beizusetzen. Im Frühjahr 1640 brach ein Trauerzug mit dem Leichnam des Herzogs von Osterode auf. An der Grenze zum Fürstentum Brieg wurde ihm ein förmlicher Empfang bereitet und vor den Toren Briegs eine große Trauerzeremonie abgehalten. Im Dezember 1640 wurde der Herzog in seiner Residenz beigesetzt. Lucae, gewissenhafter Chronist zumal des Brieger Piastenhauses, ließ es sich nicht nehmen, das funerale Geschehen der Nachwelt zu überliefern.55

Physiognomie Georg Rudolfs von Liegnitz und Wohlau Wir blicken zunächst zu dem jüngeren Bruder Johann Christians herüber, zu Georg Rudolf.56 Sein Leben verlief in manchem parallel zu dem Johann Christians, unterschied sich zugleich aber auch charakteristisch. Der jüngere Bruder überlebte den älteren um knapp fünfzehn Jahre, wurde also insbesondere in der letzten Phase des Dreißigjährigen Krieges vor gänzlich neue Herausforderungen gestellt. Ihm muß ein auf Ausgleich bedachtes Wesen eigen gewesen sein, das sich mit der Beobachtung fester Grundsätze durchaus vertrug. Für Opitz und seine Freunde war Georg Rudolf eine Leitfigur. Der Hof des Liegnitzer Piastenherzogs blieb für sie ein verläßlicher Stützpunkt. Vier Jahre nach Johann Christian kam Georg Rudolf 1595 zur Welt, war also zwei Jahre älter als Opitz. Die Regentschaft nach dem Tod des Vaters im Jahr 1602 übernahm die Mutter Herzogin Anna Maria, eine geborene Anhaltinerin, für die Söhne. Ihr zur Seite standen bedeutende Persönlichkeiten. Joachim Friedrich hatte neben seiner Frau auch Herzog Karl II. von Oels testamentarisch als Sachwalter der Liegnitzer und Brieger Belange bestellt. Mit diesem traten der Landeshauptmann von Liegnitz Wenzel von Zedlitz sowie der Landeshauptmann von Wohlau Johann von Nostitz als Räte Georg Rudolfs herausragend in Erscheinung. Sie blieben prägende Figuren in der Politik der Herzogtümer die kommenden Jahre über.57 Auch Georg Rudolf kamen die Talente Adams von Stange und Stonsdorf in dessen Funktion als Hofmeister der Prinzen zugute. Ihm war es in hervorragender Weise gegeben, die Prinzen in die Welt der Politik einzuführen, in der sie sich in schwierigster Zeit zu bewähren hatten. Von Georg Rudolf ist bezeugt, daß er wiederholt den Rat seiner ihm nahestehenden Personen einholte und diesem dann auch folgte.

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Zwischenspiel in Oels Nach dem Tod der Mutter kam Georg Rudolf an den Hof Karls II. in Oels. Auch dorthin verliefen verwandtschaftliche Verbindungen. Eine Tochter Georgs II. und Schwester von Joachim Friedrich, Elisabeth Magdalene, hatte 1585 Herzog Karl II. von Münsterberg-Oels geheiratet.58 Mit den Söhnen des Oelser Fürstenpaares Heinrich Wenzel, dem späteren zeitweiligen Oberlandeshauptmann, sowie mit Karl Friedrich wuchs Georg Rudolf auf.59 Hier übernahm der Doktor beider Rechte und nachmalige Fürstliche Rat Konrad Passel die Erziehung.60 Dieser begleitete die beiden Oelser Prinzen zum Studium in Frankfurt an der Oder. Georg Rudolf folgte ihnen 1611 nach. Er hatte Johann Muck von Muckendorf zur Seite, den er später zum Herzoglichen Rat ernannte.61 Auch der spätere Kurfürst von Brandenburg Georg Wilhelm hielt sich zu eben dieser Zeit in Frankfurt auf. Hier wurde eine Jahrzehnte währende enge Beziehung geknüpft.

Rolle des Reformiertentums in Liegnitz Schon im nächsten Jahr erfolgte die Rückkehr von Frankfurt und damit die Übernahme der Regierung in Liegnitz samt der Wohlauschen Weichbilder, während der ältere der beiden Piastenherzöge Johann Christian definitiv Residenz in Brieg nahm. Ein Jahr später leistete Georg Rudolf vor dem kaiserlichen Oberamt zu Breslau die Huldigung. Hernach, 1613, konnte feierlich Einzug in der Liegnitzer Residenz gehalten und die Huldigung der Stände entgegengenommen werden.62 Die Kavalierstour schloß sich an, während derer Wenzel von Zedlitz das Regiment in Liegnitz übernahm, Johann von Nostitz dasjenige in Wohlau. Sie verlief knapp bemessen. Zunächst wurden Oberitalien und Rom besucht. Dann ging es über die Schweiz in den Westen nach Frankreich und in die Niederlande. Einen Fixpunkt auf der Hin- wie auf der Rückreise bildete das reformierte Anhalt. 1614 heiratete Georg Rudolf die Tochter Johann Georgs von Anhalt-Dessau Sophie Elisabeth.63 In diese Zeit fiel der Übertritt zum reformierten Bekenntnis, der Ende 1616 in den Liegnitzer Kirchen bekannt gemacht wurde.64 Ein reformierter Einzugsbereich, bestimmt durch Anhalt, die Piastenhöfe und Brandenburg, zeichnete sich ab, wie er alsbald auch politisch in Erscheinung treten sollte. Nach dem Tod von Wenzel von Zedlitz wurde Adam von Stange und Stonsdorf vom Herzog zum Landeshauptmann von Liegnitz ernannt. Ihm zur Seite standen der erwähnte Heinrich von Stange auf Stonsdorf als Herzoglicher Rat

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und der Kaiserliche Pfalzgraf und Jurist Andreas Geisler in seiner Eigenschaft als Kanzler des Fürstentums.65 Georg Rudolf nutzte die letzten Friedensjahre zum Aus- und Umbau des Liegnitzer Schlosses durch italienische Baumeister. Der Abschluß der Arbeiten wurde durch den einsetzenden Krieg verhindert. Auch in Parchwitz, wo Georg Rudolf sich während der Bautätigkeit zeitweilig aufhielt, ließ er Baumaßnahmen am Schloß durchführen. Eben hatte Ferdinand II. in Breslau die Huldigung der schlesischen Stände entgegengenommen, da trat der Umschwung ein. Wie sein Bruder so wurde auch Georg Rudolf nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges zu einem der zwanzig Defensoren gewählt. Bei seinem Zug durch Schlesien huldigte selbstverständlich auch Georg Rudolf dem böhmischen König Friedrich V. in Breslau. Auf der Rückreise nach Böhmen besuchte der König den Herzog in Liegnitz auf dem fürstlichen Schloß. Als Georg Rudolf das Amt des Oberlandeshauptmanns nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berge von seinem demissionierten Bruder übernahm, war es an ihm, den Sächsischen Kurfürsten in der Landeshauptstadt zu empfangen. Es gehört zu den Mirakeln der schlesischen Kulturgeschichte in den ersten Dezennien des 17. Jahrhunderts, daß sich die Anforderungen an und der Druck auf Georg Rudolf ständig erhöhten, Literatur und Kultur im Umkreis des Hofes jedoch ungebrochen florierten.66

Im Krieg Hier ist nicht der Ort, die Maßnahmen und Entscheidungen, die Georg Rudolf in wiederholt überaus komplizierten Situationen mit seinen Räten zu treffen hatte, im einzelnen zu rekapitulieren. Es schien von symbolischer Bedeutung, daß die Anhaltiner Herzogin und Gemahlin Georg Rudolfs kurz nach der Katastrophe im Jahr 1622 starb. Zwei Jahre später heiratete der Fürst Elisabeth Magdalene von Münsterberg-Oels. Auch sie überlebte der Herzog, starb sie doch 1631, ein Jahr nach dem Tod ihrer gleichnamigen Tante. Die Ehen blieben kinderlos. Die freudigen wie die traurigen Ereignisse wurden selbstverständlich alle mit geziemendem Zeremoniell begangen.67 Lucae bezeugt, daß der Herzog die Bürde der Oberlandeshauptmannschaft aus den Händen seines Bruders keinesfalls freiwillig übernahm; er hätte sie gerne »depreciret […] wegen der einreissenden Kriegs=Troublen; unterdessen muste er doch ihm diese Ampts=Last auffbürden lassen.«68 Die Residenzstadt wurde befestigt, die Tore geschützt, Teile des Schloßgrabens aufgeworfen, das Zeughaus mit tauglicher Kriegsausrüstung versehen. So mochte auf alle erdenkliche Weise Vorsorge getroffen sein. Den politischen Zwängen war derart nicht zu

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begegnen. Im Gegenteil. Die Begehrlichkeit, sich des Schutzes der Festung zu versichern, wuchs auf beiden Seiten. Georg Rudolf mußte sich als vom Kaiser und Böhmischen König eingesetzter Oberlandeshauptmann dazu verstehen, dem Heer der Weimarer seine Unterstützung zu versagen – ein Umstand, der auf evangelischer Seite verständlicherweise heftigen Protest hervorrief. So ginge man mit den Beschützern der evangelischen Religion um, lautete der durch einen Trompeter im Auftrag der Dänen und Weimarer in Umlauf gebrachte Vorwurf. »Allein Hertzog Georg Rudolph kehrete sich nicht hieran/ sondern gab Ordre daß man den Trompeter (als einen Auffwiegler) in Arrest legen muste.«69 Der Herzog hatte auf beiden Seiten gleichzeitig zu agieren. Als der päpstliche Gesandte Carafa sich Rechte der Inspektion im Kloster Leubus anmaßte, wies ihn Georg Rudolf in die Schranken. Kein Geringerer als Wallenstein bemühte sich, freilich vergeblich, die Festung Liegnitz einzunehmen. Die Entbindung von der Oberlandeshauptmannschaft, die nun an Heinrich Wenzel zu Münsterberg-Oels fiel, wurde von Georg Rudolf mit Erleichterung aufgenommen. Der Druck auf den Herzog verminderte sich damit nicht. Im Gegenteil. Im Jahr 1632 eroberte die Kursächsische Armee unter General von Arnim Groß-Glogau und marschierte auf Liegnitz zu. Die Kaiserlichen auf der anderen Seite ließen nicht lange auf sich warten. Die Lage hätte nicht vertrackter sein können. Nur mit guten Beratern an der Seite vermochte Georg Rudolf sich zu behaupten. Der kriegserfahrene und studierte bzw. anderweitig gut ausgebildete Adel agierte an der Seite der bürgerlichen Gelehrtenschaft. Beide Stände zusammen bildeten ein solides Fundament für das in der Person des Herzogs repräsentierte Staatswesen. Eben diese Konfiguration hatten die Humanisten bei ihren Aktivitäten bevorzugt im Auge. Auf dieser Ebene boten sich immer wieder attraktive Positionen, die die Besten zielstrebig wahrnahmen. Sonderlich hatte hierbey [in der angedeuteten Konfliktsituation] gute Consilia gegeben Johann Heinrich von Volmar/ ehemals Marggräfflicher Jägerndorffischer/ wie auch Fürstlicher Briegischer/ und endlich Fürstl. Siebenbürgischer gewesener Hoff=Marschall/ nunmehro Lignitzischer Cammer=Director und Estaats=Rath/ welchem hernach der Churfürst zu Brandenburg zum Ampts Cammer=Rath nacher Berlin berieff.70

So ging es zu in den oberen Chargen des gerade in den Krisenzeiten sich unaufhörlich im Vormarsch befindlichen Fürstenstaats.

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An der Seite der Evangelischen in schwerer Zeit Die schwierigste Situation hatte Georg Rudolf vermutlich zu bestehen, als Oberst Kalkstein von der Arnheimschen Armee Einlaß in die Stadt erbat und der Herzog dies unter Verweis auf seine Pflichten gegenüber dem Kaiser ablehnte.71 Der Sächsische Kurfürst bestand auf seinem vertraglich fixierten Recht, den Evangelischen in Schlesien beizustehen, ganz so, wie die Piastenherzöge dies auf ihre Weise, das heißt im Rahmen ihrer Möglichkeiten unter einem kaiserlichen Oberherrn, versuchten. Sie wußten um die Not der Evangelischen im Land. Eben deshalb die Ausweglosigkeit. In den Worten unseres stets gut informierten Chronisten: Die Sache an ihr selbst war von einer grossen Importance. Auf der einen Seiten hätte es niemand dem Hertzog verdencken können etwas zu hazzardiren/ denn deß damals gedruckten Landes miserabler Zustand war weltkündig; andern Theils wolte sich gleichwol der Hertzog keines weges aus deß Käysers Devotion setzen. Am meisten machte die Consilia schwer/ weil der Hertzog an der Spitze stand/ und sich aller andern Stände Augen auf ihn richteten.72

Die herzogliche Reaktion auf die Herausforderung von historischer Dimension hätte nicht klüger und also ›politischer‹ ausfallen können. Er würdigte den Einsatz des Kurfürsten für die gemeinsame Sache, müßte sich jedoch angesichts seiner Kaiserlichen Verpflichtungen dem Begehren versagen, vermöchte folglich zu Einnehmung eintziger Besatzung/ in seine Stadt Lignitz/ in keine Wege sich verstehen/ weil die Devotion deß Käysers noch im Wege stünde/ auch der [Sächsische] Accord [des Jahres 1621] seinen zu Brieg residirenden und interessirten Bruder/ Hertzog Johann Christian mit angienge. Gleichfals versehe er sich gegen dem Herrn Churfürsten/ und dem General Arnheim/ daß sie über ihn kein Unglück ziehen/ vielmehr wegen contestirter Affection, naher Blut=Verwandnüß/ und Eyfer zu der Evangelischen Religion/ dessen überheben würden.73

Wäre eine noblere Verhaltensweise denkbar gewesen? Das Bekenntnis zu den Evangelischen ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Gleichwohl mußte ein auskömmliches Verhältnis zum Kaiser gewahrt bleiben. Die Existenz der Fürstentümer in Liegnitz und Brieg hing gleichermaßen daran. Georg Rudolf bewies staatsmännische Statur. Doch alle Kunst half nicht in einer politi-

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schen Lage, angesichts derer es keinen Ausweg gab. Noch einmal senkte sich die Waage zuungunsten der Piasten. Zunächst aber demonstrierte der Kaiser seinerseits Größe, indem er dem Herzog für dessen standfeste Haltung dankte. In den Worten Lucaes: »Wegen dieser erwiesenen beständigen Treu complimentirte der Käyser mit einem gnädigen Handschreiben/ den Hertzog/ und versicherte denselben aller Käyserlichen Gnaden/ wiewol die Jalousie der Mißgünstigen ziemlich den Hertzog und sein Land zu drucken anfieng.«74 Der sah in der sich unaufhörlich verschärfenden Situation zu Anfang der dreißiger Jahre keinen anderen Ausweg, als sich der Koalition gegen den Kaiser anzuschließen. Wie sein Bruder trat er der ›Conföderation‹ bei, schien sie doch die Option zu eröffnen, den anhaltenden militärischen und konfessionellen Druck der Habsburger Gegenseite zu parieren.

Eisernes Zeitalter Ein solches Bündnis, sollte es denn scheitern, war tödlich. Der Herzog wußte darum. Sein Wahlspruch hatte sich bezeichnenderweise gewandelt. Offenheit war ehedem seinem Wesen gemäß, Herz und Zunge stimmten überein. Nun zählte alleine noch das Vertrauen auf Gott. Die eiserne Zeit hatte alle Maßstäbe verrückt und alle weltliche Ordnung ins Wanken gebracht. Die Welt war aus den Fugen. Verbrecher durften nicht mehr bestraft werden, wie vordem Sitte; Gewalt und Bosheit wurden durch gerechte Aburteilung nur noch vermehrt. Auch der Herzog mußte in seinem Land erfahren, daß »der Krieg alle gute Ordnungen umstösset/ und alle gute Verfassungen zernichtet«.75 Georg Rudolf wich »bey solchen beschwerlichen Zeiten« im Anschluß an die gescheiterte ›Conföderation‹ nach Breslau aus und erwartete daselbst in dem fürstlich Liegnitzischen Haus gemeinsam mit seiner Schwester Maria Sophia das Ende des Krieges. Indessen »bedienten sich seiner Länder und Städte/ bald Freunde bald Feinde zur Herberge.«76 Anders als sein Bruder widersetzte er sich der vom Kaiser im Gefolge des Prager Friedensschlusses des Jahres 1635 erzwungenen Unterwerfung nicht. Dieser Akt der Willfährigkeit mochte dazu beitragen, daß ihm 1641 noch einmal die Oberlandeshauptmannschaft übertragen wurde. Der Friedensschluß brachte die ausdrückliche Bestätigung der Religionsfreiheit in Schlesien und damit auch in den Piastenfürstentümern. Lucae weiß nichts von einer Emigration Georg Rudolfs. Vielmehr, so der Zeitzeuge, sei er bestürzt gewesen, daß der Bruder in Thorn seine ›Retirada‹ aufgeschlagen habe.77 Und das um so mehr, als auch sein engster Bedienste-

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ter und Landeshauptmann Christoph von Zedlitz nach Preußen ausgewichen sei. Lucae war daran gelegen, zu akzentuieren, daß nach dem Tod von Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg-Oels die Oberhauptmannschaft des Landes an Georg Rudolf zurückfiel. Hätte es einen sinnfälligeren Vertrauensbeweis von seiten des Kaisers geben können? Der entschiedene Versuch, zwischen den Pflichten gegenüber seinem Land und denen gegenüber dem Kaiser einen wie auch immer prekären Ausgleich zu erzielen, war schließlich in kaiserliche Anerkennung eingemündet. Georg Rudolf konnte sich nach Kriegsende dem Wiederaufbau seines Landes und der Pflege von dessen kulturellen Insignien widmen.78 Festzuhalten ist, daß der Fürst nach allen vorliegenden Berichten in großer Besonnenheit agierte, einzig darauf bedacht, Schaden vom Land abzuwehren und in einer Phase sich intensivierender Rekatholisierung den Evangelischen einen Lebens- und Wirkungsraum zu sichern. Dem seit langer Zeit Kränkelnden blieb nur eine knapp bemessene Frist im Dienste seines Landes. 1653 starb Georg Rudolf im Alter von 58 Jahren.79 Es wird Gelegenheit sein, die kulturellen Leistungen, die gerade auch in seine Regierungszeit fallen, an späterer Stelle zu würdigen. Es verbleibt uns, abschließend die letzten Jahrzehnte der Piasten auf schlesischem Boden zu schildern.

Die letzten drei Piastenherzöge Wir kehren folglich zurück nach Brieg und damit in die Zeit zwischen dem Tod der beiden Herzöge in den Jahren 1639 bzw. 1653. Eine erste Zäsur bezeichnete der Tod Johann Christians. Der einst so glückliche Kreis dieses Hofes, welchem Opitz viele seiner Gesänge gewidmet hatte, war jetzt durch Todesfälle verödet, durch die Kriegsleiden niedergedrückt. Mit Dorothea Sibylla’s Tode 1625 begannen die Unglücksfälle, 1630 war die Tante Johann Christians, Elisabeth Magdalena von Oels, 1631 Barbara Agnes, Schafgotsch’s Gemahlinn, gestorben. Schafgotsch fiel 1635 unter dem Schwert des Nachrichters, Johann Christian verschied 1639 im Auslande, schon vor ihm seine zweite Gemahlinn Anna Hedwig von Sitsch. Opitz erlag in demselben Jahre zu Danzig der Pest.80

Beim Tode Johann Christians waren aus der ersten Ehe noch drei Söhne und zwei Töchter am Leben; der vierte Sohn Rudolf war 1633 sechzehnjährig gestorben. Die überlebenden Söhne waren Georg im Alter von 29, Ludwig von

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24 und Christian von 22 Jahren. Die ältere Tochter Sibylle Margarethe war, wie erwähnt, mit Gerhard von Dönhoff verheiratet; die jüngere, Sophie Magdalena, heiratete 1642 Herzog Karl Friedrich I. von Oels. Aus der zweiten Ehe mit der Freifrau von Sitsch überlebten den Herzog zwei Söhne und zwei Töchter. Die Namen der Söhne lauteten auf August und Sigismund, die der Töchter auf Johanna Elisabeth und Anna Christina. Die letztere starb bereits drei Jahre nach ihrer Geburt im Jahr 1642. Die beiden Söhne wurden durch Hofmeister erzogen und dann auf Universitäten und auf Reisen geschickt. »Sie wohnten in den Jahren 1643–46 in Brieg und fanden sich als Zuhörer oft bei den öffentlichen Actus im Gymnasium ein; den Unterricht des Gymnasiums haben sie nicht besucht.«81 Ein dichtes Netz persönlich-familiärer Beziehungen ist also im Auge zu behalten, wenn es um den Kreis der Adressaten von poetischen Botschaften inmitten der Hochblüte der deutschen Dichtung um die Mitte des Jahrhunderts in Schlesien geht. Die Söhne aus der ersten Ehe absolvierten unter Begleitung ihres Hofmeisters Peter von Sebottendorf zwischen 1621 und 1624 ihr Studium in Frankfurt an der Oder.82 Georg, der älteste der Brüder, wurde dort – zwölfjährig – titularisch zum Rektor der Universität ernannt. Als solcher hielt er im großen Kollegium eine Rede zum Thema ›De Legvm Dignitate‹, die von dem Professor für Ethik Christoph Neander mit Lob bedacht wurde.83 Hernach kehrten die drei Prinzen Georg, Ludwig und Christian nach Brieg zurück, wo sie bis 1630 verweilten. Wiederum unter Sebottendorfs Führung traten Georg und Ludwig eine Reise durch Deutschland mit Stationen in Dresden, Nürnberg und Straßburg an und wechselten dann herüber nach Frankreich. Nancy, Châlons und Paris bildeten die erste Etappe. Dann ging es in den geschichtsträchtigen Süden, der sich für die Reformierten mit besonderen Erinnerungen verband. Saumur, La Rochelle und die Insel Ré wurden besucht. Ihr Begleiter Sebottendorf starb in Saumur. So brach man nach England auf und wurde – wie vorher in Paris von Ludwig XIII. – in London von Karl I. empfangen. Über Leiden ging es zurück. Georg wurde, wie gleichfalls erwähnt, von seinem Vater nach Thorn gerufen.84 Als das Exil nach dem Prager Frieden dauerhafte Züge annahm, wurde Georg zum Statthalter des Liegnitzer Fürstentums bestimmt. Georg leistete dem Kaiser in Breslau das Handgelöbnis und erlangte Verzeihung. Zusammen mit Ludwig und seit 1639 auch mit Christian residierte er in Brieg. Ein Jahr vor Johann Christians Tod hatte Georg die Schwester der Oelser Herzöge Heinrich Wenzel und Karl Friedrich Sophia Catharina geheiratet.85 Derart festigten sich die verwandtschaftlichen Beziehungen wie zu Brandenburg und zu Anhalt nun auch zu Münsterberg-Oels. Die Hochzeit wurde auf Schloß Bernstadt ge-

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feiert. Dort residierte Sophia Catharina, während der Oberlandeshauptmann Heinrich Wenzel in diplomatischer Mission in Polen sowie am Kaiserhof in Wien weilte und sich hernach auf seine mährischen Güter begab. Obgleich der Briegische Hof reformiert war, blieb sie beim lutherischen Bekenntnis und besuchte des Sonntags die städtische Pfarrkirche zu Brieg.86 Stadt und Land leisteten den Brüdern im Januar 1641 die Huldigung gemeinschaftlich.87 Ihre Schwester Sibylle Margarethe von Dönhoff setzte sich vehement dafür ein, eine Teilung des Landes zu vermeiden. Der Rat wurde befolgt, und die Teilung unterblieb bis zum Tode Georg Rudolfs. Die Brüder teilten sich in die Zimmer des Brieger Schlosses und in die Einnahmen der Rentkammer. Unter den Verwaltern der Regierung, den von den Brüdern eingesetzten Landeshauptmännern und schließlich den Räten waren bedeutende Persönlichkeiten. Sie sind in den Gelegenheitsarbeiten zu den Festlichkeiten im Umkreis der Höfe von Liegnitz und Brieg präsent und blieben Ansprechpartner selbstverständlich auch für die Humanisten. Verwalter der Regierung unter Georg III. war zunächst der Landeshauptmann Melchior von Senitz, hernach Adam von Borwitz. Als Räte fungierten u. a. Christoph von Tscheschwitz, Melchior Friedrich von Canitz, Christoph Ernst von Uchtritz, Sebald von Sack, Niklas von Rhor, ein Angehöriger aus dem Hause von Danwitz, Joachim von Niemitz, Andreas Lange von Langenau und Hans Adam von Posadowsky.88 Über die kriegerischen Handlungen, die das Fürstentum überzogen, ist hier wiederum nicht zu berichten. Insbesondere im Jahr 1642 hatte die Residenzstadt eine gefährliche Belagerung zu erleiden, die einherging mit der Vernichtung historischer Bausubstanz, wie weiter unten zu schildern. Die Brüder blieben im gemeinsamen Besitz bis 1654. Sie residierten weiterhin in Brieg. Nur der Älteste, Georg III., war nach dem Westfälischen Friedensschluß nach Ohlau gezogen. Dieser Umzug war nötig geworden, weil noch in die Brieger Zeit die Verlobung und anschließende Heirat von Ludwig und Christian fiel. Ludwig ehelichte 1649 Anna Sophia von Mecklenburg-Güstrow, und ein Jahr vorher hatte Christian Luise, die Tochter Johann Kasimirs zu Anhalt-Dessau, geheiratet.89 Dann trat der Tod Georg Rudolfs im Jahr 1653 ein. Er bezeichnete einen nochmaligen tiefen Einschnitt. Denn nun mußte das Fürstentum Liegnitz nebst Wohlau in die Regierung der drei Brüder mit einbezogen werden. Georg Rudolf, dem 1641 erneut die Oberlandeshauptmannschaft zugefallen war, lebte zumeist in Breslau. Und als die Schwester Maria Sophia, die die Herrschaft Parchwitz innehatte, ein Jahr nach ihrem Bruder starb, gingen sämtliche Besitzungen auf die drei Brüder über. Per Los wurden die fälligen Entscheidungen getroffen. Die

Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts

Verlosung fand am 3. Juni 1654 auf dem Brieger Schloß statt. Das ging nicht ohne geistlichen Beistand ab. Superintendent Johann Walther Biermann predigte Salomon 16,33 ›Das Los wird geworffen in den Schos, aber es fället wie der HErr will.‹ So lagen göttliche Weihen über dem, was dem Los entsprang und doch nur allzu kurze Zeit noch währen sollte. Brieg verblieb bei Georg, Liegnitz fiel an Ludwig und Wohlau an Christian. Ein Tedeum und die Danksagung in der Kirche, sodann ein Gastmahl und ein Feuerwerk beschlossen die Handlung.90 Es ist ein Blick auf den weiteren Lebensgang der drei Brüder zu werfen. Die Oberlandeshauptmannschaft wurde Georg nach dem Tod Georg Rudolfs noch von Ferdinand III. zuerkannt.91 Herzog Sylvius Nimrod von Württemberg-Oels führte ihn in das Amt ein. Es sollte das letzte Mal sein, daß sie in den Händen eines Piasten lag. 1658 war Leopold zum Kaiser gekrönt worden. Georg begab sich mit großem Aufgebot nach Wien. Dort wurde ihm der Titel eines Geheimen Rats und der eines Kämmerers verliehen. Es mochte dünken, daß die uralten Querelen in der letzten Phase der Piastenherrschaft an Bedeutung verloren hatten. In Breslau wurde dem mit dieser ehrenvollen Funktion ausgestatteten Herzog nun seinerseits von den Ständen feierlich gehuldigt.92 Aus dem familiären Umkreis ist zu notieren, daß Georg bereits 1659 seine Frau Sophia Catharina verlor. Ein Jahr später erfolgte die Verbindung mit Prinzessin Elisabeth Marie Charlotte von Pfalz-Simmern. Tod und Eheschluß erhielten selbstverständlich gleichermaßen einen würdigen festlichen Rahmen.93 Auch ein Dichter wie Andreas Gryphius trug bekanntlich mit seinem Schwermenden Schäffer zu dem Eheschluß bei. Herzog Georg selbst starb im Jahr 1664 und überlebte damit seine zweite Frau nur um wenige Wochen.94 Ludwig residierte in Liegnitz.95 Er war, von Brieg kommend, festlich mit seiner Gemahlin Anna Sophia von Mecklenburg-Güstrow eingeholt worden. Namhafte Räte standen ihm zur Seite, der Landeshauptmann Christoph von Zedlitz, David von Schweinitz, Friedrich von Logau, Hans von Schweinichen, Adam Christian von Borwitz, Gottfried Eichorn und andere.96 Nur zehn Jahre erfreute er sich der Tätigkeit als Regent in der Nachfolge Georg Rudolfs. 1663 starb er. Und wieder hat Lucae ein eindrucksvolles Bild von den Trauerfeierlichkeiten gezeichnet. Hofprediger Heinrich Schmettau hielt die Leichenpredigt, Landeshauptmann David von Schweinitz die Abdankungsrede.97 Mit dem leicht zeitversetzt eintretenden Tod Georgs und Ludwigs 1664 bzw. 1663 gingen ihre Herzogtümer auf den jüngeren Bruder Christian über, der Liegnitz, Brieg und Wohlau noch einmal in einer Hand vereinigte.98 Christian war, wie bereits erwähnt, in Litauen bei Herzog Janusz Radziwiłł erzogen worden. Und er hatte die traditionsreichen Anhaltiner Verbindungen belebt, indem er,

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Schlesien und die Piasten

wie gleichfalls schon geschildert, Luise, die Tochter Fürst Johann Kasimirs zu Anhalt-Dessau, 1648 zur Frau genommen hatte.99 Er residierte nach dem Tod Georg Rudolfs zwischen 1654 und 1664 in Ohlau und widmete sich der Erweiterung und Verschönerung des Schlosses. Nach dem Tod der Brüder kehrte Christian nach Brieg zurück und lenkte bis zu seinem Tod die Geschicke der drei Fürstentümer von dort. Daniel von Czepko, der große Dichter am Eingang der schlesischen Literaturblüte im 17. Jahrhundert, stand ihm als Fürstlicher Rat zur Seite. Des weiteren wären Niklas von Rhor, Johann von Spanner, Cyprian Jonas von Lilgenau sowie Gabriel von Hund, Sigmund Ernst von Nostitz und Johann von Flachland zu nennen.100 Anläßlich einer Reise nach Liegnitz verstarb Christian im Jahr 1672. Und noch einmal wendet ein Autor wie Lucae die wenigen dem Herzog gewidmeten Seiten vor allem auf die Schilderung der Trauerfeierlichkeiten.101

Erlöschen des Geschlechts 1660 war der letzte der Piasten Georg Wilhelm als Sohn Christians und Luises geboren worden.102 Er wurde von der Mutter, die ihren Witwensitz in Ohlau genommen hatte, nach Frankfurt/Oder zum Studium geschickt. Sie selbst übernahm für den noch unmündigen Sohn die Regentschaft.103 Einen der letzten Höhepunkte im Festkalender der Piasten bezeichnete der Besuch der Schwester des Kaisers und Witwe des Polnischen Königs zunächst am Hof in Oels und sodann in Brieg.104 Der Prinz selbst wandte sich von Frankfurt an den kurfürstlich-brandenburgischen Hof nach Berlin, kehrte über Frankfurt nach Brieg zurück und trat seine letzte große Reise an, deren Ziel Wien sein sollte. Der frühreife Piast wurde vom Fürsten von Schwarzenberg und Generalfeldmarschall Graf Montecuccoli vor den Thron des Kaisers geführt.105 Seine Rückkehr zunächst nach Brieg und sodann nach Liegnitz wurde festlich begangen. Lucae hat das Ereignis überliefert.106 Wenige Monate später starb er an den Blattern. Das Geschlecht der Piasten war erloschen. Das Schicksal des Landes lag nun in den Händen des Kaisers. Dessen Emissäre waren sogleich zur Stelle, versiegelten die Kanzleien zuerst in Brieg, dann in Liegnitz und Wohlau. Fast zeitgleich mit der Bestattung des polnischen Königs Johann II. Kasimir in Krakau, mit dessen Ableben das Geschlecht der Jagiellonen ebenfalls ausstarb, wurden in Brieg die Trauerfeierlichkeiten zu Ehren Georg Wilhelms abgehalten. Die mächtige Leichenprozession endete in der Hofkirche. Von dort wurde der Leichnam nach Liegnitz überführt.107

Liegnitz und Brieg als Zentren des Geschlechts

Eine Medaille kam in Umlauf, die auf der einen Seite das Bildnis des letzten Piastenherzogs zeigt und auf der anderen Seite eine Inschrift enthält.108 Ein besonders kostbarer Sarg wurde gefertigt, der auf den vier Tugenden ruhte.109 Das Liegnitz-Briegische, das Anhaltinische, das Kurbrandenburgische und das Hessische Wappen zierten ihn. ›Vanitas‹ war an dem fürstlichen Geschlecht zu guter Letzt neuerlich erfahrbar geworden. In den Worten Lucaes: Der Sarg ruhet auff vier Tugenden/ die darnieder ligen/ die Häupter in Händen haltende: zur Rechten zum Haupt liget ›Fortitudo‹: hat eine zerbrochene Seule: Zu den Füssen liget ›Liberalitas‹, die ihr ›Cornu Copiae‹ etwas verhüllete: Zur ­Lincken zum Haupt ›Spes‹, mit zerbrochenem Ancker: Zu den Füssen ›Justitia‹, mit niedergelegtem Schwerdt und Waag=Schalen. Uber dieses unterstützen ihn zu beyden Seiten zwischen den Tugenden zween auff einem Bein knyende Engel. Zum Haupt aber mit einer Z ­ ierath/ einer anhangenden Frucht außgefüllet. An dem Sargk seynd vier Wapen angehefftet/ zum Haupt das Lignitz=Briegische/ zu den Füssen das Anhaltische/ zur Rechten das Chur=Brandenburgische/ zur Lincken das Hessische.   An den Ecken über den vier Tugenden/ sitzen vier Eitelkeiten/ als Kinder gebildet/ mit Fürsten=Hüten/ in Muscheln: die über der Tapfferkeit hat einen zerbrochenen Speer in der Hand. Die über der Freygebigkeit eine Sand=Uhr. Die über der Hoffnung eine außgeleschte Fackel. Die über der Gerechtigkeit bläset durch einen Strohhalmen Wasser=Blasen.110

Zwei Sinnbilder traten hinzu. Neben dem Brandenburgischen Wappen war oben eine blühende Aloe angebracht, versehen mit der Überschrift: ›Dum florui, morior‹; unten, zerbrochen auf einem Postament, befand sich das fürstliche ›Schacht‹ mit einem Fürstenhut und der subscriptio: ›Demto fracta Rege‹. Neben dem Hessischen Wappen war oben ein Mohnkopf zu sehen, dem die Blüten abfielen, und dazu die Überschrift zu lesen: ›Non omnis morior‹; unten war ein fliegender Adler abgebildet, der, von einem Pfeil getroffen, herabstürzte; hinzutrat wiederum eine subscriptio: ›Non esto vulnere tutus‹. Auch der Deckel des Sarges wies reichlich emblematischen Zierrat auf und barg in goldenen Buchstaben eine Inschrift. Wir halten an dieser Stelle inne und nehmen den Faden unserer Erzählung im letzten Kapitel wieder auf.

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4. Architektonische Repräsentanz Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg Entrée Ein erster Blick anläßlich unserer Inspektion der Höfe in Liegnitz und Brieg hat den Quartieren der Piasten zu gelten, sowie den Umwidmungen, die nach ihrem Aussterben erfolgten. Regentschaft haftet seit der Frühen Neuzeit an Gebäuden. Der Fürst, das fürstliche Geschlecht verlangt nach Vergegenwärtigung in Raum und Zeit. Die Residenz in Gestalt des Schlosses ist ein Bürge für Dauer. Über das Kommen und Gehen der Herrscher hinweg demonstriert es Kontinuität von Herrschaft. Die vielfältigen emblematischen Insignien an Türmen, Toren und Gemäuer überführen in Bild und Schrift, was das Schloß Land und Leuten in seiner Splendidität als Botschaft übermittelt. An einer Stelle, in dem von Regentschaft umspannten Territorium, verdichtet sich in Stein und ihm anhaftenden herrscherlichen Zierat Repräsentation von Macht. Auf deren Bündelung und Zusammenführung ist fürstliches Handeln seit Beginn der Neuzeit gerichtet. Perspektivierung hin auf ein Zentrum ist ihm eigen. In dem über kurz oder lang zumeist die Anwesen des Adels überstrahlenden Schloß findet diese ein architektonisches Äquivalent. Schlösser sind aus der Geschichte fürstlichen bzw. königlichen Gebarens seit der frühen Renaissance nicht mehr fortzudenken. Ein ohne feste Bleibe durch die Lande ziehender Regent ist seither nicht mehr vorstellbar. In dem Schloß und um den Herrscher versammeln sich die Herrschaftsträger eines Landes. Auf diesen Fluchtpunkt hin sind alle Bewegungen im Raum, alle Veränderungen in der Zeit ausgerichtet. Vielfalt, Mannigfaltigkeit, ständische Strukturiertheit mutieren im Umkreis des fürstlichen Domizils zur Bekräftigung, nein, zur Feier herrscherlicher Grandeur an der Spitze. Aus dem fürstlichen Anwesen und seiner reichen Ausstattung lassen sich Physiognomie und Aktionsradius des herrschaftlichen Hauses herausspinnen. Ein Land, ein Territorium, eine Untertanenschaft findet in ihm seinen symbolisch erhöhten Mittelpunkt. So wäre es ein ebenso Leichtes wie Reizvolles, ein ganzes Buch mit der Vergegenwärtigung einiger weniger ausgewählter Baulichkeiten zu füllen. Stoff ist zwar nicht wie in vielen anderen Fällen in unerschöpflicher Fülle verfügbar. Doch reicht das Vorhandene allemal für eingehende Erkundungen. Davon

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

müssen wir jedoch Abstand nehmen. Nicht mehr als ein erster Zugang kann gebahnt werden. Wir möchten der Geistigkeit zweier Höfe unsere Darstellung widmen. Und da sind eine Reihe gleichberechtigter Träger kulturellen Handelns in den Blick zu nehmen. Ponderation der Gewichte lautet eine Kardinaltugend in kulturgeschichtlichen Darstellungen. Sie ist uns in einem jeden Kapitel und ganz besonders sogleich am Eingang unseres Rundgangs abzuverlangen.1

Verdichtung herrschaftlicher Zentren im schlesischen Raum Schlesien war geradezu übersät nicht nur von adeligen Gutshäusern und Schlössern, sondern auch von fürstlichen Residenzen. Die Parzellierung des Landes in Dutzende von Regentschaften auf engstem Raum gelangte in einer Vielzahl von Schlössern eindrucksvoll zum Ausdruck. Es gab im alten deutschen Sprachraum kein Gebiet, das eine gleiche Verdichtung fürstlicher Herrschaft innerhalb eines gemeinsamen Territoriums aufzuweisen gehabt hätte. Teilte das Land mit seinen Nachbarn im Osten eine splendide Ausstattung mit adeligen Häusern und entsprechenden Anwesen, so stand es im Reichtum seiner Schloßkultur einzig da. Von Crossen und Glogau im Nordosten bis Beuthen und Ratibor im Südosten erstreckte sich die Reihe fürstlicher Residenzen. Ein Blick in einen jeden seriösen Bildband reicht, um sich des Glanzes einer mit Kirchen und Klöstern wie mit Schlössern und Residenzen gleich gesegneten Landschaft zu versichern.2 An ihnen hatten die Piasten maßgeblichen Anteil. Die Vielfalt dynastischresidenzialer Kultur auf schlesischem Boden wiederholte sich innerhalb des weitverzweigten Geschlechts der Piasten noch einmal. Infolge der oftmaligen Teilungen ihrer Lande war die Zahl der Piastenresidenzen im späten Mittelalter auf über zwei Dutzend angestiegen. Mittel- und Niederschlesien bestand in der Mitte des 13. Jahrhunderts aus den Herzogtümern Breslau, Liegnitz und Glogau. Dann setzten weitere Teilungen ein. Von Liegnitz trennten sich Löwenberg und Jauer ab. Aus Jauraner und Breslauer Anteilen entstanden die Teilfürstentümer Schweidnitz und Münsterberg. Aus dem Herzogtum Breslau ging das Fürstentum Brieg hervor, auf Glogauer Gebiet formierten sich Sagan, Crossen, Steinau und Oels. In Oberschlesien vollzogen sich ähnliche Teilungen in den Fürstentümern der Piasten. Dort existierten zu Ende des 13. Jahrhunderts die vier Teilfürstentümer Oppeln, Cosel-Beuthen, Ratibor und Teschen. Später trennten sich von Oppeln Falkenburg und Strehlitz sowie zeitweise auch Oberglogau. Auf Teschener Hoheitsgebiet entsprangen Auschwitz und Zator;

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schließlich trennten sich Cosel und Beuthen. Auf der anderen Seite waren freilich auch Zusammenlegungen zu verzeichnen.3 Als Polen ohne Masowien und ohne Schlesien als Gesamtstaat zu Anfang des 14. Jahrhunderts wiedererstand, setzte sich Schlesien aus siebzehn piastischen Teilfürstentümern zusammen. Hinzu kam das im Entstehen begriffene eigene Territorium des Bischofs von Breslau. An eine Wahrung der Eigenständigkeit war unter diesen Voraussetzungen nicht zu denken. Die schlesischen Herzogtümer gelangten unter die Lehnshoheit oder in den direkten Besitz Böhmens. 1348 und 1355 inkorporierte Karl IV. als deutscher König und römischer Kaiser Schlesien der böhmischen Krone. Damit waren die schlesischen Piastenländer in mittelbarer Abhängigkeit vom Deutschen Reich – nachdem Breslau – eine Besonderheit – 1280 unter Herzog Heinrich IV. und 1324 unter Heinrich VI. sogar unmittelbares Reichslehen geworden war. Der in der Mitte des 14. Jahr­hunderts erreichte staatsrechtliche Zustand blieb über die Hussitenzeit, den Übergang der böhmischen Krone an die Habsburger und die Wirren des Dreißigjährigen Krieges bis zum Anfall des größten Teils von Schlesien an Preußen 1742 erhalten.4

Die internen Herrschaftsstrukturen unterlagen selbstverständlich immer wieder Veränderungen. Das politisch-verfassungsrechtliche Leben Schlesiens war in ständigem Fluß begriffen. Die an die Krone Böhmens heimgefallenen Fürstentümer wurden als ›Erbfürstentümer‹ von Landeshauptleuten verwaltet, von denen bereits zu hören war und auf die immer wieder zurückzukommen ist. Andere wurden an auswärtige Familien verpfändet oder verkauft. Wettiner und Hohenzollern, Podiebrade und Württemberger wurden auf diese Weise über einen mehr oder weniger langen Zeitraum schlesische Landesfürsten. Nichtfürstliche Familien nahmen den Rang ›Freier Standesherrschaften‹ ein. Die Piasten waren Inhaber ganz verschiedener Territorien. Insgesamt läßt sich konstatieren, daß ihre Rechte vor allem seit der Mitte des 17. Jahrhunderts von den königlichen und ständischen Behörden in Prag und Breslau zunehmend eingeschränkt wurden.5 Für die Verteilung der Residenzen auf schlesischem Boden war die Prägung weiter Strecken der Landschaft durch den magistralen Fluß der Oder ausschlaggebend. Von den dreißig Residenzen und Nebenresidenzen lagen neun direkt an der Oder. Das waren – dem Strom folgend – Ratibor, Cosel, Oppeln, Brieg, Ohlau, Breslau, Steinau, Glogau und Crossen. Zwei weitere lagen am oberen Lauf der Weichsel, nämlich Auschwitz und Zator, während Bunzlau von dem Bober profitierte. Die ältesten Piastenresidenzen – entstanden bis zur Mitte

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

des 13. Jahrhunderts – bildeten Breslau, Ratibor, Oppeln, Liegnitz und Glogau, sie alle bis auf Liegnitz an der Oder gelegen.6 Neben Breslau stach Liegnitz hervor, schon um 1200 mit vier Kirchen und Kapellen ausgestattet. In der Regel existierte vor der Erhebung zu einem Fürstensitz eine herzogliche Burg. Brieg besaß vor der Stadtgründung nur einen Wirtschaftshof; dort erfolgte nach Stadtgründung die Anlage der Burg am Westrand des Ovals der planmäßig angelegten Stadt, aus der später die herzogliche Residenz hervorging. In Liegnitz waren Residenzburg und Gründungsstadt zunächst nicht durch ein gemeinsames Verteidigungssystem zusammengefaßt; erst seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts umschloß eine neue Mauer Stadt und Burg. Insgesamt wird man sagen dürfen, daß in der buntscheckigen Vielfalt Schlesiens die zwei Fürstentümer Liegnitz und Brieg eine herausgehobene Position bewahrten.7

Höfisches Personal und höfische Institutionen Doch bevor wir zu den beiden Residenzen kommen, zunächst noch ein Wort zu den um den Hof gruppierten Institutionen und Amtspersonen. Letztere kehren, nun an bestimmte Namen gebunden, in unserer Erzählung wieder. So mag eine kleine synoptische Überschau dem Leser willkommen sein.8 In der fürstlichen Kanzlei saßen die Notare, denen teilweise ein Pronotar vorstand. Sodann gab es den Hofkämmerer, gelegentlich mit weiteren Kämmerern, dem die Hofhaltung oblag. Später ging diese Funktion nicht selten an den Hofmarschall über – stehende Figur in Oper und Schauspiel bis zum Ende des alten Europa, das im Ersten Weltkrieg versank. Schließlich nahmen Hofrichter und Münzmeister ihre Aufgaben wahr. Die Einführung des deutschen Rechts ging mit einer Vermehrung der Ämter einher. Der Fürstensitz war zugleich der Ort der ständischen Zusammenkünfte, der herzoglichen ›colloquia‹, zu denen zunächst nur die ›barones‹ einberufen wurden, später dann auch die Ritter und die Vertreter der Städte. Was den sensiblen Sektor der Finanzen betraf, so führte die chronische Geldnot der Fürsten dazu, daß diese den aufstrebenden und oftmals reichen Städten verschiedene ursprünglich herzogliche Rechte verliehen, verpachteten oder verkauften, so das Salzmarktrecht, das Münzrecht, die Stadtvogtei und das Willkürrecht. Nicht die Residenzstädte alleine erwarben diese Rechte, doch kumulierten sie in ihnen dank der Anwesenheit des Fürsten. Herausgehoben vor den anderen Städten waren die eine Residenz beherbergenden oftmals durch die Tätigkeit der Ratskollegien oder Schöffenstühle als den Oberhöfen für

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Rechtsfragen. Breslau nahm hier eine führende Stellung ein. Breslauer Recht war in einer Reihe von Städten in Schlesien, Polen und Mähren verliehen worden; so war umgekehrt der Rechtszug nach Breslau immer wieder der gegebene. Was den geistlichen Bereich angeht, so lag bei den Herzögen die Einrichtung von Kollegiatstiften. Sie waren den Domkapiteln nachgebildet. Auffällig ist die räumliche Nähe dieser Stifte zu den Residenzen. In Brieg etwa wurde er direkt in der Burgkapelle eingerichtet und in Liegnitz in der Heilig-Grab-Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg. Sehr viel später, mit dem Einzug des Reformiertentums in Brieg und Liegnitz, kam die Institution des Hofpredigertums zum Zuge – eine für die allgemeine Kulturgeschichte ungemein wichtige und mit erheblichem Einfluß verbundene Position. In fürstlicher Obhut lag darüber hinaus die standesgemäße Grablegung – auch sie ein eigenes und vielfach in unsere Darstellung hineinspielendes Kapitel. Bevorzugt wurden die von den Landesherren begründeten Kirchen. Eine große Rolle spielten aber auch über Jahrhunderte die von ihnen gegründeten Klöster mit Leubus, Grüssau und Heinrichau an der Spitze. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gab es nur noch zwei schlesische Piastenlinien, nämlich in Oberschlesien die Herzöge von Teschen (ausgestorben im männlichen Stamm 1625, im weiblichen 1653) sowie in Mittel- und Niederschlesien die Herzöge von Liegnitz und Brieg. Sie beerbten sich gegenseitig und teilten sich zuweilen in zwei bzw. drei Seitenlinien auf, und zwar in jenen Phasen, da Wohlau hinzutrat, welches selbst aus den Fürstentümern Glogau und Oels als ein Teilgebiet herausgewachsen war und sich verselbständigt hatte. Am Schluß behaupteten die Piastenfürsten in Liegnitz, Brieg und Wohlau ihren Status bis zum Aussterben des letzten Vertreters des Geschlechts. Die Ausstrahlung ihrer Residenzen auf alle Gebieten des kirchlichen und kulturellen Lebens war beträchtlich. Ihr Streben nach Eigenständigkeit und Selbständigkeit gegenüber dem habsburgischen Kaiserhaus kam nicht zuletzt in ihren Residenzbauten und in der Intensität, mit der sie Künstler, Musiker, Dichter an sich banden, zum Ausdruck. So liegt es in der Logik der Sache, daß ihnen im folgenden die so gut wie ungeteilte Aufmerksamkeit gilt, nachdem der Sonderstellung Breslaus bereits in einer eigenen Monographie Rechnung getragen worden ist.9

Nochmals: Kurzporträt einer Landeskunde Wir versichern uns vor Beginn unserer Wanderung nochmals derjenigen Landeskunde, die uns auf unserem Weg vor allem begleiten wird. Zehn Jahre nach

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

dem Ende der Piasten trat Friedrich Lucae mit seiner über 800 Seiten umfassenden Schlesischen Fürsten=Krone hervor. Das Werk hielt Rückschau auf Jahrhunderte schlesischer Geschichte. Es nahm den Charakter eines umfassenden Memorialwerkes an. Von Land und Leuten, von Regenten und Prinzessinnen, herrschaftlicher Gliederung und Körperschaften sowie schon hier vom ›Religions=Zustand‹ vor und nach 1618 wurde da in zwanzig ›Discursen‹ gehandelt.10 Das Buch hatte offensichtlich Erfolg. Vier Jahre später legte sein Verfasser eine gänzlich neu konzipierte Ausgabe vor. Sie war auf 2240 Seiten angeschwollen, und denen schloß sich nochmals ein knapp 200 Seiten umfassendes, die Arbeit vorbildlich erschließendes Register an. Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien war es nun im Obertitel umgetauft, und in spätbarocker Manier folgen noch auf dem Titelblatt sodann die zahlreichen Sujets, die in ihm zur Sprache kommen sollen.11 In ›Sieben Haupt=Theilen‹ werden sie ›vorgestellt‹. Da war an alles gedacht. Ein erster Teil widmet sich dem – heißumstrittenen – Namen ›Schlesien‹ sowie der Geschichte des Landes bis an die Schwelle der Gegenwart unter Kaiser Leopold I. Schon im zweiten Teil kommt der Autor auf das zentrale Problem des Landes zu sprechen, die Religion. Auf Hunderten von Seiten wird über die Geschichte der Klöster, Kirchen und Konfessionen auf schlesischem Boden gehandelt. Erstmals widerfährt gleichfalls dem reformierten Bekenntnis als dem jüngsten im Lande in einem großen Kapitel historische Gerechtigkeit. Daß zudem auch die Gymnasien und Bibliotheken gestreift werden, erhöht das Interesse an den obwaltenden wissensarchäologischen Befunden. Dann erst kommt die Landeskunde im engeren Sinn zum Zuge. Ein dritter Teil handelt von den Fürstentümern Oberschlesiens, ein vierter von denen in Niederschlesien. Ein Ausblick auf die freien Standesherrschaften schließt sich in beiden Fällen an. Der fünfte Teil ist der auf den ersten Blick am wenigsten strukturierte. Hier geht es um ein Lieblingsthema der schlesischen Geschichte, nämlich die Heiratsallianzen unter den regierenden Häusern, kann doch von den vielen ehelichen Bündnissen mit namhaften auswärtigen Vertretern in der einen wie der anderen Richtung berichtet werden. Ein Kapitel über Prälaten, Äbte und den Johanniter-Ritterorden folgt, bevor die hochgräflichen und freiherrlichen Geschlechter auf schlesischem Boden nebst ihren Wappen und Stammhäusern abgehandelt werden. Der sechste Teil ist dann wiederum stringent auf die Verfassung und die einschlägigen Institutionen einschließlich des Münzwesens konzentriert. Und erst im abschließenden siebenten Teil wird die natürliche Beschaffenheit des Lan-

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des umrissen. Menschliches Wirken gerät über die Kaufmannschaft hinein, die sich der Vorteile des natürlichen Reichtums im Lande zu bedienen weiß. Das letzte Wort behält überraschend die Kolportage: ›Von allerhand traurigen und erschreckenden Begegnüssen/ welche sich in Schlesien zugetragen‹. Soweit in Kürze nochmals die Rekapitulation. Lucae war klug beraten, sein Werk auf deutsch vorzulegen, denn so blieb es im Gebrauch auch nachdem die Fundamente der lateinischsprachigen Kultur anfingen, Spuren der Erosion aufzuweisen. Seinem Vorgänger Henel, mit einem gleich imponierenden Werk befaßt, widerfuhr dies. Aus dem Späthumanismus heraus publizistisch agierend, war ihm der Gebrauch der lateinischen Sprache selbstverständlich. Sie trug mit dazu bei, ohne freilich alleine verantwortlich dafür zu sein, daß das monumentale Projekt nicht die Aufmerksamkeit erfuhr, die es verdient hätte.12 Lucae aber ist bis heute insbesondere in der kunstgeschichtlichen Literatur gegenwärtig. Und das nicht zufällig, wie sogleich sinnfällig werden dürfte.13

Einsatz mit Brieg im Blickfeld Günther Grundmanns Wie das Breslauer Rathaus der bedeutendste Profanbau des Mittelalters in Schlesien ist, nimmt das Brieger Schloß, trotz seines starken Verfallzustandes, für sich den Ruf in Anspruch, das reichste und durchgebildetste Beispiel der Renaissance im Osten gewesen zu sein. Hier residierte von 1311 bis 1675 die Liegnitz-BriegWohlauer Teillinie der schlesischen Piasten, die aus der Bres­lauer Hauptlinie hervorgegangen war. Die Eheverabredung Herzog Georg II. mit der Herzogin Barbara von Brandenburg bildete zwei Jahrhunderte später den politischen Ansatzpunkt für den Erbanspruch Friedrichs des Großen auf Schlesien. Vor den Toren der Stadt wurde bei Mollwitz die erste siegreiche Schlacht geschlagen, die diesem Erb­anspruch gegenüber Habsburg den Nach­druck der Waffen verlieh – freilich waren es auch die Kanonen des Branden­burgers, die das alte Schloß der Brieger Piasten in Brand schossen.14

So der Verfasser der Kunstwanderungen in Schlesien Günther Grundmann, über den am Eingang unseres Rundgangs durch die beiden kulturellen Zentren der Piasten ein Wort verlauten muß, werden wir ihm doch immer wieder begegnen.15 Wie kein anderer hat Günther Grundmann in der Nachkriegszeit die schlesische Kunstlandschaft in Wort und Bild lebendiger Anschauung zugeführt. Er wußte um die irreversible Zäsur des Jahres 1945. Also galt es, frei von Sentimentalität, jedoch durchdrungen von tiefer Liebe zur Heimat, ihre Ein-

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

zigartigkeit der Mit- und Nachwelt zu bewahren. Und wer wäre dazu berufener gewesen? Grundmann hatte als langjähriger Landeskonservator die von den Künsten erfüllte Region auf ungezählten Exkursionen kennengelernt. Er war zahllosen Familien in Bürger- und Gutshäusern nicht anders als auf Rittersitzen und in Schlössern persönlich verbunden und vermochte deren Schicksale mit den Orten, an denen sie residierten, zu verknüpfen. Und er war profunder Kunsthistoriker und bewundernswerter Stilist. Noch in den dreißiger Jahren hatte Ludwig Burgemeister den jüngeren Kollegen für das monumentale Werk des Handbuchs der schlesischen Kunstdenkmäler gewinnen können, von dem noch drei Teile vor dem Zweiten Weltkrieg erschienen.16 Zu voller Entfaltung seiner schriftstellerischen Talente gelangte der bereits betagtere Gelehrte Grundmann in seiner zweiten Heimat, der Bundesrepublik Deutschland. Den Lebensabend verbrachte er in Hamburg, wo er auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben liegt. Die Befreiung von den vielen beruflichen Obliegenheiten beflügelte womöglich auch seinen Zeugnis gebenden Elan. Die schönsten Bücher aus seiner Feder stehen uns vor Augen. Wir werden sie vielfach kennenlernen. Im engen Kontakt mit dem Herder-Institut in Marburg, zu dessen Kuratoren er gehörte, ging er daran, das dem Krieg zum Opfer gefallene Handbuch unter gänzlich anderen und eben erheblich erschwerten Bedingungen zu reaktivieren. Unter dem schönen Titel Bau- und Kunstdenkmäler des deutschen Ostens trat es in die Welt.17 Zu den großen Projekten des alternden Gelehrten gehörte eine Geschichte der Schlösser Schlesiens. Zwei noch von ihm selbst vorbereitete Bände konnten nach seinem Tod im Jahr 1978 aus seinem Nachlaß zum Druck befördert werden. Die Schloßforschung sähe anders und eben ärmer aus, gäbe es diese beiden gewichtigen Bücher nicht. Sie werden uns in diesem, den Piastenresidenzen gewidmeten Kapitel gute Dienste leisten. Doch verharren wir zunächst bei dem Brieg-Porträt Grundmanns aus den Kunstwanderungen in Schlesien und vernehmen seine Stimme nochmals. Diesem Schriftsteller war es gegeben, Jahrhunderte städtischen Wachstums in wenigen Sätzen zu vergegenwärtigen. Die die schlesische Landesgeschichte formenden Kräfte haben auch im ganzen wie im einzelnen das Stadtbild von Brieg geprägt. Seiner Planung nach gehört es der

Kolonisationszeit des 13. Jahrhunderts an, als Herzog Heinrich III. von Breslau 1250 neben dem herzoglichen Castrum die Stadt gründete. Aus dem strengen Schachbrettschema ihrer um den großen rechteckigen Ring abgesteckten Straßen spürt man heut noch, wie sehr die Stadt ihre Entstehung einem bewußten

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Willensakt und nicht einem unbewußten Wachstumstrieb verdankte. Die wehrhafte Umfassung schließt sich mit ihrem Mauerzug an die mittelalterliche Burg des 14. Jahrhunderts an, die als Kopfburg der gesamten Verteidigungsanlage anzusprechen ist.   Ihren Ausbau erfuhr sie durch den bedeutendsten mittelalterlichen Vertreter der Brieger Herzogsfamilie, Herzog Ludwig I. (1352 bis 1398), von dessen politischer Bedeutung als Gefolgsmann Kaiser Karls IV. der Rest des Löwenturms und die Hedwigskapelle am Schloß, vor allem aber die Nikolai-Kirche ein eindrucks­ volles Zeugnis ablegen. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung aber erreichte die Stadt Brieg im 16. Jahrhundert, als nicht nur das Schloß und das Gymnasium, sondern auch das Rathaus und zahlreiche Bürgerhäuser in der heiteren Dies­seits­sprache der Renaissance entstanden. Dazu kam die nach italienischem Vor­bild durchgeführte Erneuerung der Schloß- und Stadtbefestigung, von der das 1581 von Bernhard ­Niuron entworfene und von dem Brieger Meister Georg Schober ausgeführte Odertor noch heut als einziger Rest erhalten geblieben ist. Diese Jahrzehnte, insbesondere die glückliche vierzigjährige Regierungs­zeit Herzog Georgs II. (1547–1586) begründete den Wohlstand der Stadt, deren Schul­wesen, den neuen Gedanken des Humanismus und der Reformation aufgeschlossen, von bedeutenden Pädagogen repräsentiert wurde. Mit einem hochentwickelten Handwerk und Gewerbe gingen die schönen Künste Hand in Hand, besonders befruchtet durch die Gruppe der welschen Baumeister, Maurer und Steinmetzen, die mit des Herzogs italienischem Baumeister nach Brieg kamen.   Nichts vermag besser die kulturelle Blütezeit Briegs im 16. Jahrhundert zu erweisen, als jener herrliche Pokal von 1583, den der Rat seinem Herzog Friedrich II. zur Hochzeit schenkte und den die Städtischen Kunstsammlungen in Breslau besaßen. Nach den schweren Erschütterungen des Dreißigjährigen Krieges hatte auch Brieg vom ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert Teil an dem nochmaligen, das gesamtschlesische Kunstleben umfassenden Aufschwung, wie eine stattliche Zahl von Bürgerhäusern, der Ratsherrensaal, vor allem aber die Jesuitenkirche erweisen. Jedoch die Tage der herzoglichen Hofhaltung waren, seitdem Georg Wilhelm als letzter Nachfahre in der ­Liegnitzer Fürstengruft 1675 beigesetzt worden war, endgültig vorüber. Die preußische Zeit vermochte in dieses vielgestaltige Bild nur noch einige strenge Kasernen, ­Proviant- und Siedlungsgebäude einzufügen, die wie eine kriegsbedingte eiserne Fassung die kostbar geschliffenen Edelsteine einer reichen Vergangenheit umklammern und der Stadt den Charakter einer preußischen Militär- und bürgerlichen Landstadt verliehen.18

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

Ein Zentrum des Lucaeschen Werkes: Das Fürstentum Brieg So steht uns in Umrissen die Stadt vor Augen und wir können ihrem bedeutendsten Bauwerk uns zuwenden, dem Schloß. Noch einmal vertrauen wir uns einem Führer an, nun aber einem aus dem 17. Jahrhundert. Wir haben Friedrich Lucae schon im vorangehenden Kapitel öfters vernommen, kommen wiederholt auf sein Werk zurück und das besonders in den ersten Kapiteln unseres Buches. Was ihm Dauer verlieh, waren nicht zuletzt die Beschreibungen von Gebäuden und ihrer Ausstattung. Viele kannte er aus eigener Anschauung. Ganz zu Hause aber war er in seiner Heimatstadt Brieg. Das ist ihr ungemein zugute gekommen. Er hat Bilder von ihrer Anlage, ihren Plätzen, ihren Bauten überliefert, die sich aus der Erinnerung nicht mehr verlieren sollten. Nirgendwo gelangt dieses verdienstvolle Wirken mehr zur Geltung als in der Beschreibung von Schlössern und Kirchen und zumal ihrer Innenausstattung. Wir machen uns diese Vorgabe zunutze und scheuen nicht den ausführlicheren Rückgriff gerade auf diese Quelle. Genau in der Mitte seines Erstlings, der Schlesischen Fürsten=Krone, hat Lucae mit dem zehnten Diskurs das Kapitel ›Von Ober= und Nieder=Schlesiens Fürstenthümern/ und den vier Standes Herrschafften‹ plaziert. Den Beschluß bildet der neunte Abschnitt dieses Diskurses, der dem Fürstentum Brieg gewidmet ist.19 Aus diesem Miniaturmodell formt Lucae wenige Jahre später eine umfassende Präsentation ›seines‹ Fürstentums. Mehr als zweihundert Seiten umfaßt das Kapitel ›Von dem Briegischen Fürstenthum‹ in Schlesiens curieusen Denckwürdigkeiten. Es ist das weitaus längste unter den zwölf den schlesischen Fürstentümern gewidmeten Kapiteln.20 Wir folgen für einen Moment der späteren Version. Die Brieger Region zeichnet sich durch ihre Randlage aus, grenzt auf der einen Seite gegen Süden nahe an Böhmen, auf der anderen nordöstlich gegen Großpolen. Zu den größten Fürstentümern im Lande zähle es. Nach der Länge erstreckt es sich in einem Strich/ gleich durch Schlesiens Mitte fast/ auff die achtzehen Meilwegs/ und mangelt nicht viel/ daß es nicht an Böhmen stosse/ mit der Spitze hinter Nimptsch/ gleich wie es mit dem Pitschnischen Weichbild gegen Mitternacht Groß=Polen berühret.21

Sodann wird die Lage in Schlesien selbst skizziert.

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Mittags=wärts gräntzet es mit dem Münsterbergischen und Neissischen; gegen Morgen=wärts mit dem Opplischen; gegen Abend mit dem Breßlauischen und Schweidnitzischen Fürstenthum; und wie gesagt/ Mitternacht=wärts mit Groß=Polen. Desselben Breite erstrecket sich über fünff Meilen/ und wird von dem Oderstrohm in zwey Theil geschieden/ welche recht mitten durchströhmet/ wiewol das Theil disseits der Oder ligende/ grösser als das jenseits ligende Theil ist.22

Das Schloß der Piasten in den Worten Lucaes Einige historische Informationen folgen und dann hebt der Chronist mit der Stadt Brieg im gleichnamigen Fürstentum an. Nur wenige Absätze sind formuliert, da gelangt der Erzähler auch schon zu einem ersten, den Blick fesselnden Haftpunkt, dem fürstlichen Schloß. In der Fürsten=Krone geschieht das naturgemäß sehr knapp; in den Denckwürdigkeiten beanspruchen zunächst vor allem Tore und Pforten und mit ihnen zuweilen die Vorstädte sowie Mühlen und Festungen die Aufmerksamkeit. Dann aber ist auch hier der erste Höhepunkt erreicht, bei dem der Erzähler ausführlich verharrt. Er ist im Inneren der Stadt angekommen, und da gebührt dem Schloß eine ausführliche Betrachtung. Nicht um seine Geschichte geht es, dessen Gründung, so der Autor, im Dunkeln liege. Er ist ganz konzentriert auf die Präsentation des Bauwerkes selbst. Hier kommt ihm das Glück zustatten, daß er es in seiner authentischen Gestalt aus der jüngeren Zeit in Augenschein nehmen kann. Die Katastrophe, welche die Stadt und mit ihr das Schloß kein Jahrhundert später heimsuchen sollte, ist noch fern. Vernehmen wir also seine Worte, und zwar wiederum in der Version der Schlesischen curieusen Denckwürdigkeiten, ist dort die Beschreibung naturgemäß doch ausführlicher gehalten. Da heißt es zunächst von der Situierung des Schlosses: Es ligt an der Abend=Ecke der Stadt/ und wird vorwärts an der rechten Seiten durch den mit einer sonderbaren umgebenen Maur/ schönen Fürstlichen Lustgarten/ zur lincken durch ein starckes/ wol außgeschnitztes/ und Anno 1656. von ­Hertzog ­Georgio III. erbauetes Stacket [i. e. Lattenzaun] von der Stadt abgesondert.23

Zunächst gelangt man in einen kleinen Vorhof, sodann zum Haupttor, dem berühmten Renaissance-Portal, mit dem Herzog Georg II. sich und seiner Gemahlin ein Denkmal setzte. Es ist das vielleicht erhabenste der Piasten vor ihrem Eintritt in das letzte Jahrhundert ihres Wirkens geblieben. Wir kommen darauf zurück.

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

Von innen hat dieses Portal bequeme Fürstliche Zimmer/ und von aussen breite und hohe Fenster. Oben über den Fenstern der ersten Wandelung stehen die ­Lignitzischen und Briegischen Hertzoge von Piasto an biß auff Fridericum II. wiewol nur derselben Brustbilder/ gleichfals von Stein außgehauen/ und mit Farben überzogen in schönster Ordnung. Noch höher auffwärts ist eine breite/ steinerne Gallerie/ auff welcher bey Fürstlichen solennen Einzügen gemeinig­lich/ wie noch Anno 1653. bey Hertzog Georgen Einzug geschahe/ die Vocal- und InstrumentalMusic sich hören ließ; und über derselben die zierliche Dach­spitze deß Portals/ ein hoher Thurn zweymal durchsichtig/ mit grossen Fenstern/ küpffernen Dachungen/ sonderlich mit vielen vergüldeten Knöpffen/ gezieret.24

Dann betritt der Erzähler durch die beiden Tore den Schloßhof. Er ist quadratisch. Das Gemäuer ist mit Gemälden von Hirschen, wilden Schweinen und großen Fischen besetzt, sie alle in natürlicher Größe dargestellt und mit Angaben wann, wo und von wem sie gefangen wurden. Die den Hof umschließenden Gebäude sind alle gleich hoch und tragen über ein ander fünff Wandelungen. An der Abend=Seite stehet an einer jeden Ecken ein runder zierlicher Thurn/ deren inwendige Gemächer mit ihren grossen Fenstern/ den Fenstern und Gemächern deß Gebäues correspon­diren/ auch mit angehängten Altanen/ und Erckern/ küpffernen Dachungen/ und eisernen Anlehnungen künstlich gezieret und bevestiget sind.25

Nicht zu beschreiben indes ist der Reichtum, der sich im Inneren auftut. Die Gemächer sind dicht besetzt mit sehens- und erwähnenswerten Kostbarkeiten. In den unteren an der Nordseite befinden sich die Regierungskanzlei, das Archivgewölbe sowie die Rentkammer. Im Osten liegen die Silberkammer mit den hinzugehörigen Gewölben, die Wein- und Bierkellerei, beide von »ungemeiner Tieffe/ Höhe/ und Bequemligkeit.« Im Süden hat die ›Fürstliche Herrn=Küche‹ ihren Platz. Sie nimmt zahlreiche Räume ein, darinnen u. a. »der Haupt-­Bratenwender/ von dem Wasser/ gleichsam einer Mühlen/ über die massen bequemlich vormals getrieben wurde.« Im Westen sind nicht eigens Gemächer untergebracht, statt dessen stößt der Beschauer auf eine schöne Galerie, welche mit der ersten correspondiret/ die rings umher alle vier Seiten deß Schlosses beschleust/ und einen zierlichen zweymal durchsichtigen mit Kupffer bedeckten/ und vergüldeten Knöpffen gezierten kleinen Thurn/ auff welchem zwo Glocken

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hangen, davon die eine die viertel/ die andere die gantze Stunden schlägt/ samt einer zierlichen vergüldeten Zeiger=Scheiben.26

Dann kommen Türme und Wehranlagen an die Reihe. Im Süden erhebt sich der mächtige viereckige sog. Löwenturm. An jeder Ecke steht ein geharnischter Riese mit einer eisernen Stange nebst Fahne. Dazwischen sind zwei Löwen plaziert, »welche nahe und ferne über die massen prächtig in die Augen leuchten/ und das Schloß veransehnlichen. Bißweilen werden bey Freuden=Festen kleine Canonen und Doppelhacken von diesem Thurn abgeschossen/ wie Anno 1649. bey Hertzogs Ludovici Beylager geschahe.«27 1659, als Herzog Georg in Wien weilte, schlug um Mitternacht ein Blitz in den Turm. Das wurde allgemein als ein böses Omen betrachtet – wie sich dann auch alsbald bewahrheiten sollte. Wie merkwürdig aber, daß ausgerechnet das Zimmer des Junkers von Rose verschont wurde, der wenige Zeit später in einem Duell erstochen wurde. Entlang der ›Schwibogen‹, die nach ionischer Kunst verfertigte Säulen tragen, gelangt man auf die erste Galerie. Dort befinden sich u. a. aus Stein gehauene und gemalte Brustbilder alter Kaiser. An den Wendungen der Treppen hängen große Laternen, in denen des Abends während der Winterzeit die Lichter brennen. »Besagte Gallerien von so grosser Kunst und Zierlichkeit geben dem Schloß ein ungemeines schönes Ansehen/ und machen es recht rar und incomparabel.«28 Und dann erst die Gemächer! Im Osten erhebt sich der große ›Kirchsaal‹. Dort sind die Bildnisse der Herzöge von Burgund zu beschauen. An der einen Ecke des Saales befinden sich zwei erhobene Bühnen für die Trompeter und sonstigen Musikanten. In der Mitte hängt ein imposanter Leuchter. Vor diesem wurden gewöhnlich die Comödien und Täntze/ vornemlich die Fürstliche Copulations-Solennitäten auff demselben gehalten/ welche Ehre zum letztenmal genossen/ als Fürst Heinrich zu Nassau=Dillenburg mit Fräulein Dorothea Elisabeth allhier/ Anno 1664. sein Beylager feyerte. Kurtz vorher/ nemlich/ Anno 1660. ließ Hertzog Georg den Saal renoviren/ und oben rings umher über den Gemählden die Landschafften und Jägereyen mahlen.29

Der eine große Speisesaal gen Süden, »sonst die schöne Tafel=Stube genannt«, ist in seinem Bildschmuck in Gestalt kostbarer Teppiche vornehmlich den Liegnitzischen und Briegischen Fürsten vorbehalten. Hinzu tritt, in Stein gehauen, die biblische Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus. In einem kostbaren Fenster, wie »man nicht leichtlich bey Fürstlichen Häusern dörffte antref-

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fen«, werden in Lebensgröße Venus und Diana präsentiert.30 Ein weiterer Speisesaal, gleichfalls im Süden, befindet sich auf der mittleren Galerie, auch er mit vielen Bildnissen ausgestattet. Dort pflegte Herzog Georg zu speisen, während sich Herzog Christian bevorzugt des Vorgemachs seiner Gemahlin bediente. Die andern Fürstlichen Wohn= und Gast=Zimmer/ samt ihren Vorgemächern/ bekleideten damals gleichfals kostbare und herrliche Tapeten und Mobilien/ und waren nicht allein capabel Fürstliche/ sondern auch Königliche Personen zu logiren/ wie sie dann auch etliche mal solche Ehre genossen haben.31

Schließlich finden Marstall, Rüstkammer und Reitstall zum einen, Wagen-, Back-, Brat-, Schlacht- und Waschhaus zum anderen Erwähnung. Eine kleine Küche mit den Bequemlichkeiten für die Diener vollendet das Tableau. Ein letzter Blick gilt dem Garten. An der Mitternachts=Seite/ zwischen dem Wall und dem Schloß/ vermehret der grosse Baum=Garten deß Schlosses Zierde/ und in demselben die schöne von Hertzog Christian Anno 1668. angelegte Lust=Gallerie mit ihren Lustspiel=Tafeln/ wie auch das Vogel= und Schieß=Hauß/ und andern Herrlichkeiten/ vornemlich an ihm selbst das neue und mit vielen Raritäten/ und ausländischen Sachen ausstaffirte Lust=Hauß.

Dieser Baumgarten wird von dem gegen die Stadt gelegenen ›Lust=Garten‹ durch ein langes Haus getrennt. Die unteren Räume waren ehemals das Quartier der Diener. Jetzt zur Zeit des Chronisten haben die Jesuiten sie in Beschlag genommen. Zugleich nimmt das Haus die Funktion einer Orangerie wahr, werden dort doch »im Winter die raren Gewächse von Pomerantzen/ Blumen und dergleichen sehr bequemlich verwahret/ und von den Gärtnern fleissig beobachtet.«32

Das Brieger Schloß in historischer Perspektive Soweit Lucae an dieser Stelle. Er fährt fort mit der Beschreibung der unmittelbar am Schloß gelegenen Stiftskirche St. Hedwig. Der aber wenden wir uns im folgenden Kapitel zu. Nun bedarf das vor unseren Augen stehende Schloß der geschichtlichen Würdigung.33 Erwähnung findet es bereits im 13. Jahrhundert. Wie es ausgeschaut haben mag, ist nicht bekannt. Der ganzen Stadt gleich war es aus Holz gefertigt. Dann

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begann Herzog Ludwig I. um das Jahr 1369 mit dem Bau eines neuen Schlosses. Dieses Gebäude war – genauso wie die Stiftskirche – schon massiv ausgeführt. Es besaß mindestens zwei Türme. Nähere Einzelheiten sind wiederum nicht bekannt. Vermutlich war es nach der Oder hin offen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts, genauer im Jahr 1544, setzte dann die Errichtung des dritten und letzten Schlosses ein. Sie zog sich über rund vierzig Jahre hin. Damit fallen die Anfänge noch in die letzten Regierungsjahre Herzog Friedrichs II. Ganz offenkundig spielte die Furcht vor den Türken mit hinein. Das Testament Friedrichs läßt erkennen, in welchem Maße er von der aus dem Orient drohenden Gefahr beherrscht war. Es war deshalb von vornherein ausgemachte Sache, daß ein wehrhafter Bau geschaffen werden müsse. Der Sohn Georg II. übernahm das vom Vater begonnene Werk und führte es in den langen Jahren seiner Regierung zum Abschluß. Es geriet zu einem herausragenden Zeugnis der Baukunst der Renaissance in Schlesien. Für Jahrzehnte residierten Architekten, Maler und Bildhauer in Brieg, um ihre Talente dem langsam emporwachsenden Prachtbau zukommen zu lassen. Es war eine Zeit reger Tätigkeit. Das städtische Schulhaus am Pfarrhof wurde umgebaut, das vom Feuer zerstörte Rathaus wiedererrichtet und der charakteristische Rathausturm im Jahr 1577 vollendet. Der Erbauer des Brieger Piastenschlosses war ein aus Italien nach Schlesien eingewanderter Meister. Schon am gleichzeitig eröffneten Gymnasium und beim Umbau der Stadtschule waren Italiener beschäftigt, so ein Jakob Pahr und ein Antoni von Theodor. Dem ersteren wird der Hauptanteil an der Errichtung des Schlosses zugesprochen. Die Schreibung seines Namens variiert, und nicht immer ist sicher, ob es sich um ein und dieselbe Person handelt. Als Baar, Bahr, Pahr, Parr, Porr, Boer, Bawor, Pawer, Pafor taucht er in den Quellen auf. Erstmals wird dieser italienische Meister in einer Urkunde des Jahres 1547 als Schloßbaumeister erwähnt. Ein Jahr später ist er erneut aktenkundig. Sehr viel später, 1564, erhielt er von dem Fürsten die Schaffung des Gymnasiums übertragen. Und weitere zwei Jahre später wurde ihm die Aussicht eröffnet, den Neubau des Rathauses zu übernehmen, den er 1572 vollendete. Auch das Rathaus geriet mit seiner von Türmen flankierten Fassade und der prächtigen Vorhalle zu einem Schmuckstück der reichen Baukultur in Schlesien.34 Der Schwiegersohn von Baar, Bernhard Niuron oder Nairan, übernahm die weitere Ausführung des Baues.35 Unter seiner Leitung dürfte das Odertor entstanden sein. Ob er die Befestigung des Schlosses im Jahr 1595 selbst noch vorgenommen hat, ist ungewiß. Da war Herzog Joachim Friedrich bereits an der Regierung, dem er gleichfalls noch zu Diensten war. Das Piastenschloß blieb

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also ein Werk italienischer baulicher Kunstfertigkeit.36 Drei Stockwerke von durchschnittlich fünf Meter Höhe gaben dem Gebäude ein stattliches Aussehen, wozu auch die zwei weiteren Giebelstockwerke und die Türme beitrugen. Weit sichtbar war es vom Land aus. Auch dem Verfasser dieser Zeilen ist das Bild unvergeßlich, das sich dem aus Breslau Anreisenden im Herbst des Jahres 1979 darbot. Plötzlich tauchten in der Ferne die Umrisse eines mächtigen Gebäudes auf, und erst viel später bei der Einfahrt in die Stadt lag es in seiner Splendidität da. Kaum mochte man dem Gedanken Raum geben, daß es ein und dasselbe Gebäude war; tief hatte sich seine Silhouette der flachen Landschaft am Oderlauf eingezeichnet.

Das Schloß in neuerer Zeit 1586 war Georg II. gestorben. Joachim Friedrich übernahm die Stafette und wandte seine Aufmerksamkeit wie sein Vater dem Schloß entschieden zu. Er war vielseitig baulich tätig, erschien persönlich auf den Baustellen und bewirkte derart einen zügigen Fortgang der Arbeiten. Ihm ist die Befestigung des Gebäudes zu danken, die sich bereits in der nahen Zukunft bewähren sollte. Vom Breslauerbis zum Odertor war das Schloß jetzt durchgehend gesichert. Das Odertor bildete damals den einzigen Zugang zum Fluß. Über dem Torbogen erhebt sich eine Attika, die durch drei kleine ionische Pilaster in zwei gleiche Felder eingeteilt ist. In dem linken sind die Insignien Joachim Friedrichs mit Löwen, in dem rechten die seiner Gemahlin Anna Maria von Anhalt mit Greifen als Wappenhalter plaziert. Früher stand auf dem Fries über der Attika der Wahlspruch des Fürsten: ›Verbum domini manet in aeternum‹. Das Tor stammt vermutlich von Bernhard Niuron. Es wurde erst 1844 geschlossen. Wir kommen darauf zurück. 1642 rückten die Schweden unter Torstensson heran. Einige wenige Schüsse trafen das Schloß; vor weiterem Schaden blieb es bewahrt. Auch Georg III. wandte nochmals große Sorgfalt auf seine Pflege. Ihm sind die Erbauung der Reitbahn und die Renovierung der Türme zu verdanken. Christian, der letzte der drei regierenden Söhne Johann Christians, der 1664 die Regentschaft übernahm, arbeitete an der Verschönerung des Schlosses weiter, indem er ihm eine Lustgalerie und einen großen Obstgarten hinzufügte. Im Jahr seines Todes 1672 erfaßte ein großer Brand die Stadt, breitete sich jedoch nicht bis zum Schloß hin aus. So erhob es sich nach mehr als einem Jahrhundert unbeschädigt und in aller Pracht, als das Ende der Piastenherrschaft im Jahr 1675 kam. Der Wiener Hof bewies kein eigentliches Interesse an der Zimelie. Hochzeitsfeste kaiserlicher Beamten wurden in ihm gefeiert. Auch residierten fürst-

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liche Familien gelegentlich in ihm. So der Pfalzgraf von Neuburg in den Jahren von 1689 bis 1692 und dann wieder zwischen 1695 und 1707. Auch die sächsischen Kurfürsten wählten das Schloß gerne als Zwischenstation auf dem Wege nach Polen. Die Schicksalsstunde, wenn so gesprochen werden darf, für das ehrwürdige, inzwischen zweihundert Jahre alte Gebäude, kam mit dem Einfall Friedrichs des Großen in Schlesien. Wie andere Örtlichkeiten war auch Brieg massiv betroffen, darunter das Schloß und – wie gleich zu schildern – auch die unmittelbar benachbarte Hofkirche. Friedrich der Große leitete die Belagerung selbst. Ende April des Jahres 1741 begann das Bombardement der Stadt. Schon zwei Tage später trafen Bomben das Schloß und richteten schwere Schäden an. Am letzten Apriltag brannte es. Unter Einsatz des Lebens konnte das Feuer offensichtlich von mutigen Helfern unter Kontrolle gehalten werden. Den gesamten ersten Mai über ging die Bombardierung fort, auch das Schloß wurde immer wieder getroffen. »›Wie es aber gegen abend kam, Brante das gantze Schloß, welches mit Wehmuth anZuSehen war.‹«37 Nach dem Bericht eines preußischen Offiziers lag die Zerstörung des Schlosses keineswegs in der Absicht des Königs. In einem Brief eines höheren preußischen Offiziers hieß es: ›Das Unglück wollte, daß eine von unseren Bomben auf die Reitbahn fiel, welche nächst am Walle und Schlosse lag, und mit Heu und Stroh angefüllet war, der Wind warf darauf die Flamme auf das Schloß, welches dadurch binnen 24. Stunden gäntzlich in die Asche geleget war. Dem König war solches sehr unangenehm, und Er ließ sogar mit dem Canoniren etwas innehalten, um der Garnison Zeit zum Löschen zu lassen, welches aber vergebens war.‹38

Die Glanzphase des Gebäudes war damit auf lange Zeit beendet. Die halb zerstörten baufälligen Galerien des Schloßhofes wurden abgetragen, die auf sie zumündenden Türöffnungen zugemauert, die abgebrannten Giebelstockwerke nicht wieder aufgebaut. Der derart gestutzte Bau wurde knapp unterhalb des zweiten Stocks mit einem Hauptgesims umzogen und mit einer neuen Dachkonstruktion versehen. Die Westseite, die besonders gelitten hatte, wurde restlos abgetragen, und es wurde dort ein Amtshaus errichtet. Verwendet wurde dafür zu großen Teilen das Material der gleichfalls weitgehend zerstörten Hedwigskirche. Es räumte später seinen Platz für ein großes dreistöckiges Schulhaus. Die Regierung und das Konsistorium wurden nach Breslau verlegt. Die Verwaltung der Schloßreste ging über auf die fürstlichen Domänen der Königlichen und Domänenkammer.

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

Zu Anfang des neuen Jahrhunderts wurde der ohnehin beschädigte Löwenturm ein Opfer des Feuers. Das noch brauchbare Material wurde für die Wiedererrichtung des Westteils des Schlosses verwendet, das nun schlicht als Getreidemagazin diente. Nach diesem Brand und in Erwartung einer drohenden französischen Invasion wurden die im Schloß erhaltenen Schmuckstücke – Kronleuchter, Lampen, Skulpturfragmente, Gemälde, schmiedeeiserne Gitter etc. – fortgeschafft und zumindest zu Teilen nach Berlin gesandt. Der einst stolze Bau verkam zu einer Ruine, in der man sich nach Belieben des Verbliebenen bedienen konnte. Im Schloßhof selbst lag noch zu Ende des 19. Jahrhunderts das Fragment eines der acht Löwen, die einst die Zinnen des Löwenturms geschmückt hatten. »Wie viele Ruinen des Mittelalters,« so unser Chronist, dem wir bis in die Mitte der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts hinein folgten nichts weiter als große Trümmerhaufen, genießen, Dank der an sie geknüpften historischen Erinnerungen und dem Vortheil einer reizenden malerischen Lage, eines Weltrufes! Das arme Piastenschloß zu Brieg ist selbst in den Kreisen von Kunstfreunden und Kennern nicht so bekannt, als es verdient; es ist nicht alt genug und zu ungünstig gelegen, um von dem eigenthümlichen Zauber umgeben zu sein, den die meisten Ruinen auf uns auszuüben pflegen, es ist andererseits von Schicksalsschlägen aller Art zu hart mitgenommen, als daß die Bewunderung seiner Schönheit nicht immerwährend mit dem Mitleid über seine Verstümmelungen zu kämpfen hätte; es ist eine mißhandelte gesunkene Größe, die nur wenige aber getreue innige Freunde und Bewunderer besitzt.39

Aspekte des Wiederaufbaus So die Schlußelegie. Welch ein Wunder aber, daß sie nicht das letzte Wort bleiben sollte. Wir vernehmen eine deutsche Stimme der Erinnerung und kehren damit zurück zu Günther Grundmann. In seinem den schlesischen Schlössern gewidmeten Werk hat er Brieg besonders ausführlich bedacht, ging es doch um ein herausragendes bauliches Zeugnis. Nur um eine knappe Rekapitulation kann es zu tun sein, denn hier interessieren die Schlußpassagen, die jüngste Phase des wiedererstehenden Schlosses betreffend. Der Zeitzeuge ist gefragt.40 Grundmann weiß zu berichten, daß die Arbeiten zur Renovierung und über große Teile eben auch zur Wiederherstellung des Schlosses in den Jahren 1922–24 begannen. Die Ausgangslage war desolat. Die verwendbaren Teile des durch das Bombardement schwer versehrten Gebäudekomplexes wurden als Proviant- und Salzmagazin genutzt. Auch zog eine Wirtschaft ein. Der

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Promenadenflügel im Nordwesten diente als Steinbruch. Ein Brand, der in der Schenke ausbrach, zerstörte zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch den Kirchenflügel im Südwesten. Ein Umbauplan für den Stadtflügel des Schlosses, 1817/18 erstellt, kam nicht mehr zur Ausführung. Hingegen entstand im späteren 19. Jahrhundert ein fabrikmäßig wirkender Schulneubau für das Gymnasium anstelle des Nordwestflügels. »Die Räume der übrigen Flügel wurden als Zeughaus, Stroh- und Salzmagazin immer stärker vernutzt, und so ging das Schloß trotz geringer Restaurierungsmaßnahmen am Torhaus (1864–65) fast seinem Ruin entgegen.«41 Es bedurfte also einer gehörigen Portion Mutes und entschiedener politischer Willensbildung, dem beklagenswerten Zustand ein Ende zu bereiten. Die Arbeiten begannen mit der Auslagerung der Magazine und dem Erwerb durch die Stadt. Auch die Konservierungsmaßnahmen am Torbau wurden wieder aufgenommen. Es folgte eine Restaurierung der Erdgeschoßräume am Oderflügel. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden auch die inzwischen wiederaufgetauchten Inschriften freigelegt. 1930 zog das Brieger Heimatmuseum in die restaurierten Räume ein. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, wann an die Wiederherstellung des Schlosses geschritten werden konnte. 1935 erfolgte eine genaue Bauaufnahme. Anschließend wurden Rekonstruktionspläne erarbeitet, an denen auch Grundmann maßgeblichen Anteil hatte. Die Arbeiten wurden beflügelt durch den Umstand, daß man unter den Schuttmengen der oberen Geschosse wertvolle Werkstücke fand. Weitreichende Maßnahmen wurden auch für die Außenwände ins Auge gefaßt. Einig war man sich, die späteren Veränderungen im Stadt- und Oderflügel rückgängig zu machen. Der Kirchenflügel im Südwesten sollte in einen der Renaissance entsprechenden Zustand rückversetzt werden. Die vielleicht wichtigste Maßnahme betraf den Innenhof. Er hatte durch die umlaufenden Bogenlaubengänge sein Profil gewonnen. Sie sollten wiedererstehen und durch einen abgedeckten Laubengang abgeschlossen werden. Mit dem Teilabbruch und Wiederaufbau des Stadtflügels setzte man ein. Zwischen 1939 und 1941 kamen die Arbeiten noch voran, dann erzwang der Krieg ihren Abbruch. Es gereicht der polnischen Denkmalpflege zum Ruhm, daß sie – wie an ungezählten anderen Stellen im Land – für eine umfassende Rekonstruktion des versehrten Baukörpers votierte.42 Die Überlegungen koinzidierten weitgehend mit den Erwägungen, die der letzte deutsche Konservator, eben Günther Grundmann, angestellt hatte. Er vermochte sich in der neuen Heimat über den stetigen Fortgang der Arbeiten unterrichten zu lassen. In Augenschein nehmen konnte er das wiedererstandene Schloß nicht mehr. Erst im Jahr seines

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Todes 1976 kamen die Renovierungen im wesentlichen zum Abschluß. In seinem posthumen Werk vermochte er ein Fazit zu ziehen. Der Oderflügel wurde restauriert, der Kirchenflügel unter Beseitigung der spä­te­ren Umbauten wiederhergestellt, der Promenadenflügel nach Abbruch der störenden Zubauten neu errichtet. Mit Ausnahme des Promenadenflügels er­hielten alle Seiten des Hofes ihre drei übereinander liegenden Laubengänge (der obere flach abschließend); die Detailformen wurden z. T. frei ergänzt. Auf die Wiederherstellung von Zwerchgiebeln wurde verzichtet. […] Das Innere der restaurierten Räume nimmt jetzt das Piastenmuseum, die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv auf.

Voller Befriedigung konnte die weitgehende Übereinstimmung zwischen der deutschen und polnischen Seite hinsichtlich der Pläne für die Rettung des erhabenen Baukörpers konstatiert werden – »ein ermutigendes Zeichen, das über die rein fachlichen Fragen hinausweist.«43

Das Renaissance-Portal Erhalten hatte sich in all den Zerstörungen das Schloßportal. Noch heute bildet es einen Anziehungspunkt weit über Stadt und Land hinaus. Fast mag es scheinen, als sei es dazu auserkoren, die Erinnerung an die Piasten wachzuhalten. Jedermann bleibt eingeladen, bei ihrem in Stein verewigten Anblick zu verharren und die Gedanken zurückgleiten zu lassen in eine Vergangenheit, die inzwischen so fern ist wie die verwitterten Gestalten von Göttinnen und Göttern der antiken Tempelreste. Zum Emporschauen wird der Vorbeiziehende ermuntert, zum Nachvollzug eines bildnerischen Ensembles und zum Entziffern der Schriftzüge. In einem kleinen Shop am linken, bis heute vorhandenen Toreingang sind die Hilfsmittel verfügbar, die Orientierung bieten. Was Stifter und Künstler sich erhofft haben mochten, ist täglich erfahrbare Wirklichkeit. Dem splendiden Torwerk aus dem 16. Jahrhundert ist das Glück zuteil geworden, über die Zeiten hinweg schlesische Geschichte, geknüpft an das Wirken der Piasten, zu vergegenwärtigen.44 Von einer Quadermauer mit kräftig betonten Fugen hebt sich der Portalbau sammt

seiner Fülle prächtiger Ornamente höchst wirksam ab. Der untere Theil zeigt die den schlesischen Schlössern eigenthümliche unsymmetrische Anlage eines größeren Thores für die Einfahrt mit einem daneben befindlichen kleineren Thore für die Fußgänger. Die einer solchen Anordnung zum Opfer gefallene Symmetrie

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zeigt sich aber in den oberen Theilen des Portalbaues vollkommen wieder hergestellt, indem die Theilung in zwei ungleich große Theile einer Vertikalgliederung in drei fast ganz gleiche Platz macht. Dies konnte nur dadurch ermöglicht werden, daß die Pilasterstellung des großen Thorwegs nahezu doppelt so weit wie die des kleinen angelegt wurde. Während sich nämlich die drei korinthischen Pilaster der unteren Zweitheilung nach oben zu fortsetzen, gesellt sich vom Schlußsteine des großen Thorbogens als Ausgangspunkt ein vierter Pilaster hinzu, durch welchen die Theilung in 3 nahe­zu gleiche Theile bewirkt ist. Auf diese für Schlesien nicht gerade originelle aber glückliche Art ist die gestörte Symmetrie bereits in der ­Attika des Portals wiedergewonnen.45

Auf dieser Attika fallen zunächst drei Wappen ins Auge, ein großes in der Mitte und an den beiden Seiten jeweils ein kleineres. Das große Wappen zeigt den schlesischen Adler mit den kurbrandenburgischen Schildern. Links und rechts der beiden kleineren steht jeweils ein geharnischter Ritter. Die Wappen wirken derart beschützt, ihnen wird in der geschichtlichen Zeit kein Schaden widerfahren; sie sind die Bürgen eines Geschlechts, das aus der Geschichte wegzudenken niemandem zur Zeit der Erschaffung von Schloß und Portal in den Sinn gekommen wäre. Ihr Wesen wie ihre Präsenz aber erfüllt sich nur im Blick auf seine Repräsentanten. Und so wird das Tableau auf der Attika gekrönt von den zwei fürstlichen Personen, die den Platz in seiner Mitte zur Linken und Rechten des großen Wappens einnehmen. Es sind der Bauherr des Schlosses Georg II. und seine Gemahlin Barbara, geborene Markgräfin von Brandenburg. Das herzogliche Ehepaar ist in dem größten fürstlichen Staate der damaligen Zeit dargestellt; er mit Federbarrett, Fürstenmantel und Degen versehen; sie mit einem steiffaltigen, mit Verzierungen und Steinen dicht besäten Kleide mit Buffen­ärmeln und einem runden, schief auf dem Haupte sitzenden Hut. Der Künstler hatte gewiß nicht die Absicht zu idealisiren, denn die Physiognomien zeigen unverkennbar realistische Züge und lassen das Bestreben des Meisters erkennen, den Köpfen Porträtähnlichkeit zu verleihen.46

Über diesem Herzstück des Portals, der Attika, erheben sich zwei weitere Geschosse mit jeweils drei Fenstern. Diese sind von korinthisierenden Pilastern eingefaßt. Hinzu tritt eine für das gesamte Portal typische Umrahmung, die im untersten Drittel der Tür- bzw. Fensteröffnung rechtwinklig gegen diese abbiegt und hier stumpf abschließt. Alle Pilaster sowie sämtliche Zwischenfelder,

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Bogenzwickel und Friese sind mit einer verschwenderischen Fülle von Ornamenten ausgestattet. Akanthusblätter, Delphine, Vasen und Muscheln treten vor allem hervor. Auch der Dreizack Neptuns ist zu sehen. Vermutlich stellten die Künstler derart eine Assoziation zu dem unmittelbar am Schloß vorbeiziehenden Oderfluß her. Neben Zwittergestalten aus Mensch und Tier tritt eine Reihe von allegorischen Figuren hervor. Eine Nymphe mit einem Delphin zur Seite und einem in den Händen verweist neuerlich auf die Flußszenerie. Die figurale Gestaltung gibt im einzelnen durchaus Rätsel auf. So ist eine Frau zu sehen, die einen Dolch auf ihre Brust richtet und vielleicht an Lucretia erinnert; oder eine weitere, um die sich eine Schlange windet. Dann treibt ein Mann eine Kuh vor sich her – ein Brieger Wahrzeichen? Diese Gestalten aber sind umgeben von Vasen, Muscheln, Ranken und Akanthusblättern sowie Fruchtschnüren, Blumen- und Laubgewinden, so daß ein Bild äußerster Bewegtheit und Lebendigkeit entsteht. Der Eindruck des Ganzen muß früher um so nachhaltiger gewesen sein, als die einzelnen Theile durch Bemalung und Vergoldung noch wirksamer hervorgehoben und zusammengestimmt erschienen. Die Spuren der früheren Polychromie sind jetzt [1885] nur noch an einigen wenigen Stellen mit Mühe zu erkennen.47

Das Herzstück des Programms dieses schier unerschöpflichen Kunstwerks haben wir bislang noch ausgespart. Zwischen dem ersten und zweiten Geschoß befindet sich nämlich eine Doppelreihe von steinernen Brustbildern. Es handelt sich – wie sollte es anders sein? – um Gestalten aus dem Geschlecht der Piasten. Ihnen zugeordnet sind Sinnsprüche, die sie sich erwählt hatten. Zweimal zwölf Figuren gelangen zur Darstellung. Die Inschriften sind teils an den Pfeilern zur Seite und teils im Feld über und zwischen den Köpfen angebracht. Die drei über den obersten Fenstern lauten, um ein Beispiel zu geben: ›Verbum domini manet in aeternum‹. Sodann: ›Si deus pro nobis, quis contra nos?‹ Und schließlich: ›Justitia stabit thronus‹. Dem Historiker der Brieger Piasten wie der Stadt und dem Fürstentum Brieg Karl Friedrich Schönwälder ist es gelungen, die Gestalten ebenso wie die Sinnsprüche zu identifizieren. Wir dürfen daher verweisen und akzentuieren nur das Folgende. Die obere Reihe ist den polnischen Großfürsten und Königen aus dem Geschlecht der Piasten vorbehalten, die untere den schlesischen Herzögen. Mit Piast selbst fängt die obere Reihe an und endet im Jahre 1159 mit ›Boleslaus altus primus dux Silesiae. dominus Vratislaviensis et Lignicensis, Ann. Dom. MCLIX.‹ Im zweiten, im ›deutschen‹ Feld erstreckt sich die Reihe von Hein-

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rich dem Bärtigen über Boleslaus III. bis hin zu Ludwig I., Friedrich I. und Friedrich II., ›verae religionis instaurator et patrii ducatus auctor MDXLVII.‹ Keine Rede kann also davon sein, daß der Erbauer des Schlosses nur die deutsche Linie verewigt wissen wollte. Aus humanistischem Geist gezeugt, gewannen die Piasten ihre Würde wie ihren Ruhm aus einer uralten Herkunft, die sich über zwei gleichberechtigte Völkerschaften erstreckte. Über die Piasten erlangten Polen wie Schlesier einen Gutteil ihrer Identität. Dieses Portal im Auge, mußte jede spätere nationale Vereinnahmung zuschanden werden. Das Schloß bildete ein Unterpfand friedlichen Ausgleichs zwischen zwei großen Völkern und Nationen. Als ›Loggien Rafaels in Stein‹ galten die edlen Züge des Portals im Volksmund.

Übergang nach Liegnitz Wir wechseln herüber nach Liegnitz. Fürstentum und Stadt spielten in der Geschichte Schlesiens eine besondere Rolle, vergleichbar nur der ganz anderen, wie sie sich mit dem Bistum und der Stadt Breslau verbindet. Im Kirchwesen, dem religiösen und kulturellen Indikator erster Ordnung in der Frühen Neuzeit, wurde dies alsbald manifest. Drei mächtige Kirchen nannte die Stadt seit den Tagen eines Boleslaus I. ihr eigen: Die Kirche zum Heiligen Grabe, dem späteren Dom, auf dem Platz, wo in neuerer Zeit die Hauptpost errichtet wurde. Sodann die Liebfrauenkirche, wie sie seit Beginn des 13. Jahrhunderts urkundlich nachweisbar ist, jedoch schon Ende des 12. Jahrhunderts vorhanden war. Und schließlich die Peterskirche, die Vorläuferin der Peter-Paul-­Kirche, die gleichfalls seit Beginn des 13. Jahrhunderts bezeugt ist. Kein anderer Ort außer Breslau hatte zu jener Zeit ebenso viele Kirchen aufzuweisen. Die Sonderstellung Liegnitzens neben der schlesischen Hauptstadt an der Oder zeichnete sich frühzeitig ab.48 Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts tritt Liegnitz in der schriftlichen Überlieferung auf.49 In dem ältesten Privileg für das Kloster Leubus aus dem Jahr 1175 begegnet die ›potestas Legnicensis‹. Die Formulierung wird sich vermutlich auf die Kastellanei Liegnitz beziehen. Knapp drei Jahrzehnte früher, 1149, findet die herzogliche Kapelle St. Benedikt Erwähnung. Sie dürfte schon damals Burgkapelle gewesen sein. Seit 1202 sind dann Kastellane in der Stadt bezeugt. Liegnitz war schon um 1200 ein für damalige schlesische Verhältnisse volk­ reicher Ort, wie eben aus der Existenz dreier Kirchen zu ersehen. Den Kern der Stadt bildete das Schloß, über das sogleich zu sprechen ist. Nördlich davon erstreckten sich die Ansätze der Domvorstadt. Südöstlich

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

vom Schloß, am Neuen Weg und über den Schloßplatz hinweg, lag die Judenstadt mit der Judenschule. Wahrscheinlich standen hier schon damals an der Schloßstraße bis zur Liebfrauenkirche hin Häuser. Eine weitere Siedlung wird in der Umgebung der Peterskirche an der Goldberger- und der Frauenstraße vermutet. Vielleicht waren auch schon einige Häuser an der Haynauer- und der Burgstraße vorhanden. Zwischen diesen Siedlungen lag freies Feld. Dort wurde der Markt abgehalten, der erstmals seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in den Quellen auftaucht. Vielleicht existierte auch bereits eine Münzstätte. Stadt und Umgebung waren von Slawen besiedelt. Seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts setzte der Zustrom von Deutschen ein. Die Herzöge, ein Boleslaus I., ein Heinrich I., hielten sich nur gelegentlich in Liegnitz auf. Sie wechselten von Hauptburg zu Hauptburg. Seit Heinrich I. und damit seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind unter den höfischen Bediensteten Vertreter mit deutschem Namen nachweisbar, die sich aus dem Landadel rekrutierten. Zuvor hatten Löwenberg, Goldberg und Neumarkt deutsches Recht erhalten. Liegnitz folgte erst in den vierziger Jahren auf der Grundlage des Magdeburger Rechts nach, als der Ansturm der Tataren abgewehrt und die zerstörte Stadt wiederaufgebaut war.50 Die alten Straßenzüge wurden weitgehend bewahrt. In Liegnitz kreuzten sich die beiden Zweige der Hohen Straße mit der Goldberger- und Frauenstraße auf der einen Seite, der Haynauer- und Burgstraße auf der anderen. Ferner verlief die Nord-Süd-Straße durch Liegnitz. Innerhalb dieses Umrisses wurden rechtwinklig die weiteren Straßenzüge angelegt. Die Mitte der Siedlung wurde wie anderwärts dem Marktplatz vorbehalten, eben dem Ring. Hier erhob sich seit Beginn des 14. Jahrhunderts das Rathaus.

Liegnitz im Bild Das Niederschlesische Museum zu Liegnitz barg ein reiches Material zur Geschichte der Stadt und ihrer bildnerischen Präsenz die Jahrhunderte über.51 Von der Tatarenschlacht im Jahr 1241 bis in die Biedermeierzeit erstreckte sich die kulturgeschichtlich-museale Präsentation. Mit einer Kopie der Hedwigstafel in der Bernhardinerkirche zu Breslau begann der Reigen. Aus 32 Tafeln setzt sich der dortige Klappaltar zusammen. Dreie von ihnen haben die Mongolenschlacht von 1241 zum Gegenstand. Auf der letzten ziehen die Tataren mit dem Haupt des in der Schlacht gefallenen Herzogs Heinrich II. vor die Burg in Liegnitz, die sie nicht einnehmen können. Der Maler, rund zweihundert Jahre nach dem historischen Ereignis tätig, präsentiert von der Burg drei

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Türme, eine Zinnenmauer und ein Tor mit hochgezogener Zugbrücke. Davor liegt ein Wassergraben, der die Assoziation an eine Wasserburg vermittelt. So die früheste bildnerische Darstellung des nachmaligen Schlosses, wenn man absieht von den Illustrationen zur Hedwigslegende in der Schlackenwerther Handschrift von 1353.52 Es ist bemerkenswert, daß eine Stadt wie Liegnitz Eingang fand in das Theatrum urbium der Verleger Braun und Hogenberg zu Köln.53 Die Bedeutung, die sie im späten Mittelalter errungen hatte, spiegelte sich darin wider. Eindrucksvoll gelangt ihre von den Kirchen geprägte Silhouette auf dem Kupferstich von Franz Hogenberg aus den Jahren zwischen 1580 und 1590 zur Geltung. Zwei Bauwerke sind auf der Gesamtansicht zu gewahren, die sich über die Zeiten hinweg erhalten haben. Es handelt sich um die beiden Türme des Schlosses, denen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ihre bleibende Form verliehen wurde, nämlich den größeren achteckigen Petersturm, dessen Gesims von einem französischen Steinmetz im Jahr 1416 gearbeitet wurde, und den runden Hedwigsturm mit seinem charakteristischen Umgang. Der mittelalterliche Raum in diesem Turm, die sog. Hedwigskemenate, wurde erst im 20. Jahrhundert wiederhergestellt und vermittelt einen Eindruck von der höfischen Burgkultur des 15. Jahrhunderts. Von den übrigen Baulichkeiten des Schlosses, die auf dem Kupferstich zu sehen sind, ist so gut wie nichts erhalten. Das stattliche Portal aus dem Jahr 1533, das mit Georg von Amberg bzw. Hans Richter in Verbindung gebracht wird, ist auf dem Kupfer nicht sichtbar. Sodann sind auf dem Hogenbergschen Kupfer die das Stadtbild prägenden Pfarrkirchen, die Niederkirche ›Unserer Lieben Frauen‹ in der Nähe des Schlosses, sowie die Peter-Paul-Kirche, die Oberkirche, zu erkennen. Die Liebfrauenkirche hatte zwei ungleiche Türme, von denen der südliche 1487 mit einem nadelspitzen Helm versehen wurde. Bei der Peter=Paul=Kirche stand nur der nordwestliche Turm, der mit einem spitzen gotischen Zeltdach über einem Gesims, das dem des Petersturmes ähnelte, abschloß. Wenn hier bei diesen beiden Kirchen jedesmal nur ein Turm voll ausgebaut wurde, so zeigt sich darin in gewissem Sinne ein Prinzip der Sparsamkeit. Betrachtet man nämlich die Lage dieser Türme im Straßenbilde, so kann man feststellen, daß eigentlich auch nur diese beiden vollendeten Türme für das Straßenbild von Wichtigkeit waren. Geht man von

der Peter=Paul=Kirche die Frauenstraße entlang, so steht lediglich der Südturm in der Straßenachse. Genau so ist es mit dem einzigen Turm der Peter=Paul=Kirche, der sowohl im Zuge der Frauenstraße, als auch im Zuge der Goldberger Straße […] einen wirkungsvoll abschließenden städtebaulichen Akzent bildet.54

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

Zwischen beiden Gotteshäusern wird – schlicht in ihrer äußeren Erscheinung und ohne Turm – die Franziskanerkirche St. Johannis sichtbar, deren Chor später der Erinnerung an die Piastenherzöge gewidmet sein sollte. In der Mitte des 17. Jahrhunderts lag das berühmte Werk Merians zu Böhmen, Mähren und Schlesien vor. In ihm hatte selbstverständlich auch Liegnitz seinen Platz.55 Das entsprechende Kupfer geht auf das Meißnersche Schatzkästlein aus dem Jahr 1626 zurück.56 Jetzt erscheint die Turmspitze von der Peter-­ Paul-Kirche als barocke Haube mit doppelter Laterne, die noch zu Ende des 16. Jahrhunderts gefertigt wurde. Im nämlichen Jahr 1650, da der Meriansche Stich herauskam, wurde durch Brandstiftung die »doppelt durchsichtige und mit dem Uhrwerk versehene Turmspitze«, wie Merian sich ausdrückt, zerstört. Wie wichtig gerade diese Turmpartie war, geht daraus hervor, daß schon binnen weniger Jahre eine Restitution in den ursprünglichen Formen erfolgte. Die erneuerte Turmspitze erhielt sich, wurde jedoch durch den 1893 danebengesetzten neugotischen Turm in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Wiederum ein Jahrhundert später erschien das berühmte Werk von Friedrich Bernhard Werner.57 Das Porträt von Liegnitz wird auf die Jahre 1736/37 datiert. Nun ist eine imposante Weiterentwicklung innerhalb der Stadtmauern zu bemerken. Die städtische Silhouette hat sich durch die zwischen 1718 und 1727 erbaute Jesuitenkirche St. Johannis wirkungsvoll erweitert. Noch einmal wiederholte sich die Anlage einer Kirche mit Doppelspitzen. Jetzt aber wird nicht mehr einem gotischen Turmbau ein neues Reis aufgepfropft, sondern jetzt werden die Türme von unten auf einheitlich durchgestaltet, und es entsteht eine überaus herrliche barocke Kirchenfassade mit konkaven und konvexen Schwingungen, Verkröpfungen und Profilen, Säulen und Pilastern, die uns einen ausgezeichneten Begriff gibt von dem, was wir Schlesischen Barock nennen.58

Als die Jesuiten die alte Johanniskirche abgerissen hatten und die neue erbauten, hielten sie sich nicht an die Ost-West-Richtung des alten Baues. Sie drehten die Kirche in Nord-Süd-Richtung, so daß nun die Fassade an der Straße stand. Die Türme überragen jetzt die Häuser am Kleinen Ring. Und direkt gegenüber der Fassade erhebt sich in barocker Pracht das Leubuser Haus. So kam es zu einem weiteren reizvollen baulichen Akzent in den Mauern der Stadt. Doch der im Museum so ansprechend nachvollziehbare Prozeß ging weiter. Im März 1822 brannten die Türme der Liebfrauenkirche ab. Kein Geringerer als Karl Friedrich Schinkel machte einen Vorschlag zur Rekonstruktion. Jetzt erhielt die Frauenkirche nach dem Vorbild der Werderschen Kirche in Berlin

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zwei symmetrische Turmspitzen, die in merklichem Gegensatz zu den beiden ungleich aufgeführten aus der vormaligen gotischen Zeit stehen. Aus der Basilika selbst wurde durch Überhöhung der Seitenschiffe eine Hallenkirche mit einem vergleichsweise flachen Dach.59 Und wie an der Marienkirche vollzog sich an der zu Peter und Paul im 19. Jahrhundert eine einschneidende Veränderung. Gleich nach der Reichsgründung entschloß man sich, auch ihr in Analogie zur Marien- und zur Johanniskirche einen zweiten Turm zu geben. Indes wiederholte man nicht den vorhandenen gotisch-barocken, sondern schuf einen rein gotischen. Gleichzeitig wurde das gesamte Mauerwerk mit modernen Ziegelsteinen versehen. Das spätmittelalterliche Bauwerk nahm den Charakter einer neugotischen Kathedrale an. Ein Holzschnitt aus dem Jahr 1942 vergegenwärtigt eindrucksvoll die nun von den sechs Türmen der drei Hauptkirchen nebst dem Turm des Rathauses geprägte Ansicht der Stadt.60 Wie durch ein Wunder kam sie weitgehend unversehrt durch den Zweiten Weltkrieg. Die Zerstörung setzte erst nach Kriegsende ein. Liegnitz wurde zum Hauptquartier der Russen in Schlesien deklariert und ganze Straßenzüge abgerissen. Die Wunden sind bis heute nicht vernarbt. Das Schloß und die drei Kirchen aber verleihen wie seit eh und je der Stadt ihre Physiognomie. Wir kehren nach dem Blick in das Museum zurück zur Residenz der Piasten.

Das Liegnitzer Schloß in den Worten Friedrich Lucaes Auch hier schauen wir herüber zu Lucae. Er hat in den Schlesischen curieusen Denckwürdigkeiten wie der Stadt so auch der fürstlichen Hofhaltung wiederum einschlägige Passagen gewidmet.61 Lucae geht aus von der Frage nach dem Namen von Stadt und Fürstentum Liegnitz sowie den frühesten diesbezüglichen Zeugnissen. Dann kommt er sogleich zur Stadt selbst, ihrer Lage und damit zu Toren und Brücken, die auf den Weg ins Umland geleiten, sowie zu Gräben, Wällen und Festungsanlagen, welche ihr Schutz bieten. Das aber nicht, ohne vorher ein schönes Wort über Liegnitz insgesamt gefunden zu haben. Nach ihrer Gründung habe die Stadt insbesondere im Anschluß an ihre Erweiterung und Befestigung im Jahre 1175 durch Boleslaus I. »von Jahren zu Jahren dermassen an Gebäuen zugenommen/ daß man sie jederzeit/ nach Breßlau/ für die gröste und schönste Stadt in Schlesien geschätzet hat.«62 Dem Chronisten steht also ein erhebliches Pensum bevor. Und da ist interessant zu gewahren, daß im Gegensatz zu Brieg nicht eigentlich das Schloß im Mittelpunkt steht, sondern das reiche Kirchwesen. Lucae hält sich an seine

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eigene Feststellung, welche die Reihenfolge vorgibt. Es heißt nämlich gleich zu Beginn im Übergang zum Stadtinneren: »Siehet man der Stadt innere Gebäue an/ sind dieselben theils Geistliche/ theils Politische.«63 Entsprechend ist ausführlich von der Stiftskirche und dem Mausoleum der Piasten sowie den in letzterem zu lesenden Inschriften die Rede, wovon im vorangehenden Kapitel bereits gehandelt wurde. Dann erfolgt der Übergang zur Kirche St. Peter und Paul, an den sich die Schilderung der dritten Liegnitzer Kirche, der Kirche Unserer Lieben Frauen, anschließt. Gleich im nächsten Kapitel kommen wir darauf zurück. Auch die Klöster werden noch erwähnt. Dann ist der geistliche Bereich abgeschritten. »Nun müssen wir weiter gehen/ und auch der Stadt Lignitz politische Gebäue betrachten.«64 Und da gibt es keine Frage, wo zu beginnen ist. Unter den ›politischen‹ Bauten behält das alte Fürstliche Schloß die Praeeminenz, vornemlich praesentiret sich das vorder Theil gegen Morgen/ als die rechte Fronte sehr prächtig mit den schönen gespitzten Gibeln/ verguldeten Knöpffen/ küpffernen verguldeten Drachen=Köpffen/ und steinernen Statuen/ welchen Glantz es Anno 1618. von Hertzog George ­Rudolph empfangen hat.65

Wie Herzog Georg II. in Brieg hat sich ein halbes Jahrhundert später Georg Rudolf um Kirchen und Stiftungen und sodann um den Weiterbau und Schmuck des Schlosses verdient gemacht. Er blieb die beherrschende Figur in der jüngeren Geschichte der Piastenherzöge auf Liegnitzer Boden. Wie in Brieg ist das zweifache hohe Tor des Schlosses in Liegnitz durch die in Stein gehauenen Bildnisse eines Fürstenpaares geschmückt. Hier sind es Herzog Friedrich II. mit seiner Gemahlin Sophie, der Markgräfin zu Brandenburg. Damit wurde die Gestalt am Eingang der Residenz verewigt, unter der die Reformation in Liegnitz und Brieg ihren Einzug gehalten hatte. Hier aber wurde des Bauherrn gedacht, der, wie sogleich zu hören, die Befestigung der Stadt und den Ausbau des Schlosses zu seiner Sache gemacht hatte. Das Tor durchschreitend, gelangt man zu dem ersten Schloßplatz, der an allen drei Seiten durch hohe Gebäude beschlossen wird. An der Vorderseite »über dem Thor=Gewölbe stehet an der Ecken gegen Morgen der über die massen hohe und starcke Peters=Thurn/ und wird oben an der Dach=Spitze von einer steinern Gallerie gezieret/ worauff bey Fürstlichen Solennitäten und Einzügen die Paucken und Trompeten sich hören lassen.«66 In die Höhe steigend, passiert man das ›finstere Gewölbe‹, wo die Vorfahren einen adligen Pagen verhungern ließen, »weil er aus teuffelischer Eingebung und Muthwillen

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ein ausgeholetes Brodt zu einer Cloac gebrauchet hatte.« Vom Hof aus führen dann breite Treppen in die Vorsäle, von denen man in die eigentlichen Gemächer gelangt. Hier liegen zur rechten die »Fürstlichen Zimmer/ allerseits sehr helle/ räumlich/ hoch/ und von bequemer Disposition.«67 Wie gerne, so wird man einbekennen dürfen, hätte man gerade an dieser Stelle ein wenig Näheres erfahren. Im unteren Teil des Stockwerkes gegen Norden nimmt die Kanzlei »mit ihren Warte/ Audientz/ und Archiven=Kammern den grösten Platz ein«. Von dort steigt man wiederum auf breiten steinernen Treppen »in die obern Säle/ sonderlich in den grossen mit allerhand lustigen Gemählden an den Wänden/ und mit künstlichem Schnitzwerck an der Decke belegten Speise=Saal/ und so weiter.« Hier befindet sich die von Herzog Ludwig 1656 neu erbaute Schloßkirche mit kupfernem Dach und dem durchsichtigen Glockenturm. Über eine mit ›Trallien‹ geschmückte Treppe gelangt man vom Hof in das Innere. »Jnwendig waren allerseits Stände/ sonderlich die Borleiben/ und Fürstliche Gestühle grün bemahlet/ starck verguldet/ auch theils mit grünem Sammet beleget.«68 Das Nähere behält sich Lucae für eine andere Stelle in seinem Werk vor. Und genauso halten wir es, ist doch das folgende Kapitel den Kirchen gewidmet. In dem gegen Süden gelegenen Stockwerk sind zunächst auf der einen Seite die Rentkammer und auf der anderen »die so genannte sehr grosse Hof=Stube/ oder Speise=Saal« untergebracht. Steigt man jedoch an dieser Seite weiter in die Höhe, so gelangt man in den bedeutendsten Raum des Liegnitzer Schlosses, in dem sich Geschichte und Selbstanspruch der Piasten der Liegnitzer Linie im Kontext des alten Reichs am sichtbarsten bekundeten und im festlichen Treiben aller Art ihre Bekräftigung erfuhren. Man stößt nämlich auf den Haupt= oder grossen mit vielen Bildnüssen/ in vollkommener Lebens=Grösse/ alter Käyser/ und Lignitzischer Hertzoge gezierten Saal/ dessen sich vor Alters die Hertzoge zu ihren Täntzen/ jüngster Zeiten aber zu Comoedien, und Wirthschafftspielen bedienten.69

Von diesem Prachtsaal kann man in den grünen Speise=Saal/ in das Rosen=Gemach/ und in andere Gemächer/ auch

auff dem Wall zu der Renn=Bahn passiren/ daselbst Hertzog Ludwig das Laboratorium der Feuerwercke hatte/ der auch offters bey auffgesteckten Fackeln/ zu Abends Zeit/ auf dem grossen Saal/ samt seinen Edelleuten/ nach der Scheiben zuschiessen pflegte/ als ein ungemeiner Liebhaber solcher Exercitien.70

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So stellt sich in der Vergegenwärtigung des Schlosses immer auch zugleich ein Bild der höfischen Ergötzlichkeiten ein. Sie mögen zuweilen allein der Unterhaltung der Fürsten und ihrer adligen Chargen gewidmet sein wie hier das Scheibenschießen. Ansonsten ist ein jeder am Hof inszenierte feierliche Akt auch einer der Beglaubigung von Herrschaft. Im Feuerwerk über Schloß, Stadt und Land, nicht selten in emblematische Figurationen übergehend, verbindet sich das fürstliche Haus der Untertanenschaft, indem es dieser ein Schauspiel darbietet, wie es auszurichten nur der Herrschaft zusteht und möglich ist. Es macht den Reiz des Lucaeschen Werkes aus, daß es aus der Zeitgenossenschaft der letzten Phase piastischer Herrschaft auf schlesischem Boden entspringt und derart immer wieder Erwähnungen jüngstvergangener festlicher Praktiken mit einfließen. Dann wird der zweite Schloßhof betreten. Er »begreifft in sich deß Burggrafen Hauß/ die Küchen und Back=Häuser/ die Vorraths=Gewölber/ den Marstall/ die Futter=Böden/ Rüst=Kammern/ und dergleichen.«71 Von ihnen gibt es naturgemäß nicht viel zu berichten. Auf der anderen Seite steht das Zeughaus, »ein sehr langes Gebäue/ unter der Aufsicht seines besondern Zeug=Warters.« Den ›Armaturen und Sachen‹ gilt ein eigener Passus. Ritterliche Vergangenheit ist im Zeughaus gleich mehrfach gegenwärtig. So werden in der zweiten ›Wandelung‹ »eine grosse Menge von Kürassen zu Pferd und zu Fuß/ sonderlich wie sie in den alten Turnieren bräuchlich gewesen/ allerseits sauber auspolieret/ und gläntzend verwahret.« Derart mutiert das Zeughaus zu später Stunde in manchen Abteilungen zur musealen Gedenkstätte für eine lange, mit dem Geschlecht der Piasten verknüpfte Geschichte. »Hierbey kan auch ein Frembder mancherley künstliche und rare Sachen/ Manufacturen/ von Stahl und Eisen/ und andere feine Dinge sehen.«72 Schließlich findet eine weitere Zimelie der Schloßanlage die ihr gebührende Aufmerksamkeit. Deren Vergegenwärtigung ist verquickt mit Kommentaren des Berichterstatters, der überliefertes Gut seinerseits zu beurteilen sucht und sich einmischt in das in Fluß befindliche Gespräch. An der Ecke des Zeughauses stehet gegen die Stadt der uhralte/ starcke/ runde und hohe Hedwigs=Thurn/ ­worauff/ dem Vorgeben nach/ die andächtige Hedwig soll gewohnet haben/ läst sich aber schwerlich glauben: denn es ist zwar in der mitten deß Thurns ein ziemlich weites/ und mit allerhand Bildnüssen bemahltes Zimmer/ es scheinen aber diese Bildnüsse Hertzoge zu seyn/ vom Hauß Lignitz/ welche längst nach ihren Zeiten gelebet haben.73

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Auch um den Turm selbst ranken sich bereits Erzählungen. Er soll so tief in die Erde hinabreichen wie er sich über der Erde erhebt. Ob das angehen kann? Der Chronist weiß wiederum dazu seinen Beitrag zu liefern. Vom Zeughaus aus ließen sich Neugierige oftmals verleiten, einen Blick in den Turm zu tun. Dabei stürzte ein begleitender Hund durch ein Loch in die Tiefe. Eine lange Leiter mußte angelegt werden und ein Beherzter stieg mit einer brennenden Fackel herab. Der Hund lebte noch. Aber der Spurensucher »wurde gewahr noch eines dergleichen Lochs/ durch den Dühlen=Boden/ und mit Steinabwerffen einer abscheulichen Tieffe/ die keine Leiter/ wie er sagte/ ergründen könte.« Herzog Georg Rudolf, so heißt es, habe sich diese Gelegenheit zunutze gemacht. Während des Krieges verstaute er daselbst in der Tiefe einen Schatz, »also daß allezeit die Kasten / samt denen daran hebenden/ mit Seilen wären hinunter/ und wieder herauff gezogen worden.« Oben auf dem Turm sind Löcher angebracht, aus denen die Verteidiger Steine in die Tiefe werfen können. Aus diesen Türmen, so weiß der gut informierte Chronist, kann dem Feind »mit Doppelhacken/ grosser Abbruch zugefüget werden.«74 Nicht zuletzt um solcher sprechenden Details blicken wir gerne in unseren Lucae. Ein Blitz aus der Vergangenheit schießt herüber in die Gegenwart. Und das gilt auf ganz andere Weise natürlich für die splendiden Ereignisse in der Residenz und ihrem Umkreis, die da en passant Erwähnung finden. Wie sehr wünschten wir erneut, reichere Informationen zu erhalten. 1689 erschien das Werk Lucaes. Ein Jahr vorher war das Schloß, das nun nicht mehr Herberge der Piasten war, eines hohen Besuches gewürdigt worden. Die den Piasten verwandtschaftlich nahestehenden Anhaltiner machten Station. Mit der Erinnerung an sie beendet der Erzähler seinen Rundgang durch das Schloß. Anno 1688. den 5. Januar. arrivirte Fürst Johann George zu Anhalt=Dessau/ samt seiner Gemahlin/ und einer Princessin allhier auff dem Schloß zu Lignitz/ welchen der Landes=Hauptmann Freyherr von Zierowsky/ auff deß Landes Unkosten tractirte. Er gieng von dar auff Breßlau/ und begleitete biß dahin die gedachte Princessin/ welche weiter in Polen reisete/ als verlobte Braut deß Fürsten Radziwils.75

Hedwigsturm und Petersturm Am Tage der Tartarenschlacht (1241) trotzte […] die Burg nicht bloß dem verheerenden Stadtbrande, sondern erwies sich auch als festes Bollwerk gegen den Ansturm der siegreichen Asiaten und verhinderte deren weiteres Vordringen. Dabei

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muß das von den Ringmauern umschlossene Gebiet so geräumig gewesen sein, daß es der mit ihrer Habe flüchtenden Stadtbewohnerschaft eine Zeit lang sichere Unterkunft gewähren konnte.76

Die beiden Türme des Schlosses hatten daran mit Gewißheit maßgeblichen Anteil. Der Stadtschreiber Ambrosius Bitschen berichtet in seinem Zinsbuch aus dem Jahr 1446: »Im Jahre 1415 wurde der große Schloßturm aufgemauert; Herzog Ludwig II. hat ihn errichtet; später der andere beim Tore nach der Stadt hin.«77 Im Jahr 1473 heißt es in einer Urkunde, daß die Baumeister »den Turm auf dem St. Georg’s Berge, ehedem dem Gröditzberge so hoch aufmauern sollen, als der keulichte (d. h. runde) Turm auf dem herzoglichen Schlosse zu Liegnitz, als man in die Stadt gehet«, erbaut ist.78 Da in unmittelbarer Nähe des Hedwigsturms das Stadttor der Burg lag, kann nur dieser gemeint sein. Der Turm selbst indes war zumindest in seinen unteren Partien älter. Es sind also wenigstens zwei Bauphasen zu unterscheiden. Bei Bauarbeiten und Ausgrabungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte sich heraus, daß die Fundamente des Turms – ganz im Gegensatz zu der von Lucae kolportierten Meinung – keinesfalls tief in die Erde hineinragten, sondern im Gegenteil eher zu flach ausgeführt waren. Anläßlich dieser Arbeiten fand man auch einen Topf, angefüllt mit Münzen, die aus dem 13. Jahrhundert stammten, womöglich gar aus dessen erster Hälfte. Während also die Fundamente spätestens zu diesem Zeitpunkt bereits gelegt waren, vollzog sich die Aufmauerung des Turms nebst Gesims und Galerie später zur Zeit Herzog Ludwigs II. War der Petersturm der eigentliche Bergfried der mittelalterlichen Hochburg, so bildete der Hedwigsturm das Hauptverteidigungswerk der westlich gelegenen Vorburg. Er flankierte das Stadttor und ist als der Befestigung dienend von außen so unzugänglich wie möglich. Die einzige dem Burghof zugekehrte Tür lag daher in beträchtlicher Höhe. Gegenüber und eine Stiege höher befand sich nur ein winziges Fenster. Als die Aufrichtung des Turms vollendet war, bot er, ausgestattet mit Schießscharten, von denen schon Lucae berichtet, eine vortreffliche Wehr- und Verteidigungsanlage. Zunächst eine Holztreppe und später eine massive, sehr enge und steile Wendeltreppe führte in die Höhe. Über sie wurde auch das sog. Hedwigszimmer erreicht. Es bildete das Schmuckstück in dem zu Wehrzwecken erbauten Turm, widerstritt dem Krieg im Zeichen von Kunst. Die Wand- und Gewölbeflächen dieses Raumes waren bedeckt mit Malereien.

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Groteskes Blatt= und Pflanzenwerk, dessen schöne Linienführung bereits die keimende Renaissance verrät, schlingt sich vom Fußboden zur Decke und überwuchert die Gewölbeflächen sowie die tiefen Fensternischen. Die Ranken und Blätter sind auf smaragdgrünem Grunde schwarz kontouriert, die hinein­gestreuten großen Blumenkelche braunrot gehalten, auch dunkelrote, gelbe und bläuliche Farbentöne kommen vor.79

Lebensgroße Figuren waren in den Wandschmuck hineingemalt, ohne daß es möglich wäre, die meisten der Personen noch zu identifizieren. Immerhin, die Namen von ›Karolus magnus‹, von David und Goliath, von Alexander von Makedonien und von Dietrich von Bern gaben sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts dem Chronisten des Hedwigsturmes in den gotischen Schriftzügen noch zu erkennen. Er mahnte eine dringend notwendige Restaurierung des gediegenen Raumes an. Ob sie noch in deutscher oder später in polnischer Zeit erfolgt ist und womöglich von Erfolg gekrönt war? Auch im Blick auf den Petersturm und seine unmittelbare Umgebung sind verschiedene Bauphasen zu unterscheiden. Zu Ende des 13. Jahrhunderts hatte der Turm seine Gestalt erhalten, die im 14. Jahrhundert keine Veränderung mehr erfuhr. Er genügte den Zwecken der Verteidigung. Erst als das Schießpulver erfunden war, mußte auch zu einer Weiterentwicklung der Wehranlage geschritten werden. Unter Ludwig II. wurde ein Erweiterungsbau errichtet, und der Turm erhielt seine fortan verbindliche Gestalt. In den Formen der Gotik entstehen nun die beiden obersten Geschosse nebst dem eindrucksvollen Gesims. Der Turm stand bis in das 17. Jahrhundert hinein frei, so daß auch sein mächtiger Unterbau sichtbar war. Dann kamen die Schloßflügel hinzu. Fortan war nur noch der achteckige Oberteil sichtbar, der aus den flachen Schloßdecken herauswächst und sich in eine Höhe von 35 Meter erstreckt. Dieser ist fast kahl und fensterlos. Vor dem Schloßbrand von 1835 bedeckten die hohen Mansardendächer der angrenzenden Gebäudeflügel einen Teil des Turmes. Dieser Übergang fehlt seither, so daß der massige Baukörper voll zur Erscheinung gelangt und das Bild beherrscht. Der untere Teil des sichtbaren Turmes ist ein schlichter Ziegelsteinbau. Er erhebt, abgesehen von dem verwitterten Sandsteingesims, keinerlei künstlerischen Anspruch, ist ein reiner Wehrbau. Das obere Drittel hingegen mit seinen schlanken Fenstern, den gequaderten Ecken, dem die Galerie tragenden Hauptgesims hebt sich merklich davon ab und verweist auf ein neues Bauprogramm.

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Schon die zarte Einschnürung des ungeschlachten Turmschaftes an der Trennungs­ linie war ein glücklicher Gedanke; mildert dieser Absatz doch in etwas die schwere Wucht des kahlen Unterbaues und vermittelt so den Über­gang zu dem architektonisch reichen, ja künstlerischen Abschluß des Turmriesen.80

In dem Winkel zwischen Ost- und Westflügel schmiegt sich an den Hauptturm ein mit einem zierlichen Kuppeldach abgeschlossenes Treppentürmchen. Es entstammt jüngerer Zeit, wird auf die Spätrenaissance bzw. das Frühbarock datiert. Es barg ursprünglich eine vom Schloßhof in die oberen Geschosse führende Wendeltreppe, die in späterer Zeit nur noch im oberen Drittel vorhanden war. Sie wird über einen Verschlag an der Westseite des Turmes erreicht. Früher befand sich eine überhaupt erst 1914 entdeckte Treppe in der südlichen Umfassungsmauer innerhalb eines finsteren, tunnelartigen Ganges, nur erleuchtet durch ein Schlitzfenster.81 Ob noch weitere Zugangstreppen in den Umfassungswänden existierten, ist nicht bekannt. Man wird sich mit Holztreppen und Leitern beholfen haben. In den oberen Teil des Turmes führt eine steile, schön gearbeitete Wendeltreppe, deren Spindel ein frühgotisches Sockelgesims ziert. Die Räume werden in der Höhe heller. Die Fenster dienten wie im Hedwigsturm auch als Schießscharten. Hier auf der Galerie hielten sich bei festlichen Anlässen, wie von Lucae erwähnt, die Musiker auf und ließen ihre Pauken und Trompeten vernehmen. Von der etwa über 50 Meter über dem Schloßhof gelegenen Galerie hat man einen weiten Ausblick über das Häusermeer der Stadt und ihre liebliche Umgebung bis hin zu den in der Ferne sich verlierenden Erhebungen des Riesengebirges.

Ein Blick auf die Baugeschichte des Schlosses Nun aber ist an der Zeit, den geschichtlichen Prospekt des Schlosses selbst aufzuspannen. Die Lage der Überlieferung ist nicht so üppig wie im Falle Briegs. Man muß sich der Nachrichten aus verschiedensten Quellen bedienen, um ein halbwegs ausgewogenes Bild zu gewinnen. Und das natürlich in der gebotenen Kürze.82 Über der Geschichte des Schlosses liegt der tiefe Schatten seiner zweimaligen Zerstörung. Im Jahre 1711 und dann wieder 1835 wurde es das Opfer verheerender Brände. Ein Großteil der einstigen Pracht dürfte schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts untergegangen sein, den Rest besorgte dann die Katastrophe im 19. Jahrhundert. Nur die beiden markanten Türme des Schlosses behaupte-

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Architektonische Repräsentanz

ten sich in der Feuersbrunst. Bis heute künden sie vom Ruhm des Geschlechts der Piasten. Eben deshalb sollte von ihnen Näheres verlauten. Liegnitz war, wie erwähnt, lange vor der Tatarenschlacht ein gut gesicherter Platz. Ein befestigtes Lager aber pflegt bei jeder Ansiedlung das Erste zu sein, an das sich nach und nach Wohnstätten, Märkte, Kirchen und Kapellen angliederten. Das Liegnitzer castrum wird daher spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahr­ hunderts, also unter Boleslaus altus (1164–1201), dem Stammvater der niederschlesischen Piastenherzöge, angelegt worden sein, zuerst wohl nur als ›Wasserburg‹ in den sumpfigen Niederungen zwischen Schwarzwasser und Katzbach zur Deckung wichtiger, sich hier kreuzender Landstraßen.83

Nicht ausgeschlossen, daß das castrum schon vor Boleslaus I. bestand. Der eigentliche Beitrag des Piastenherzogs wäre dann darin zu sehen, daß er die primitive Anlage durch eine steinerne ersetzte bzw. erste entsprechende Arbeiten veranlaßte. Unter seinem Sohn und Nachfolger Heinrich I. war das Schloß als ständige Residenz der niederschlesischen Herzöge bereits mit massiven Gebäuden ausgestattet und mit festen Mauern und Türmen versehen. Nach Überschreiten einer Zugbrücke gelangte man – genau wie in Brieg – zunächst in die Vorburg, die durch eine befestigte Mauer mit Tor und Torturm von der Hauptburg getrennt war. Hier im Haupthof umschlossen die Ringmauern die Wohngebäude des fürstlichen Hofes (Palas, Kemenate, Kapelle etc.) sowie die zur Hofhaltung gehörigen Baulichkeiten. Und an dieser Stelle erhebt sich der Petersturm, der eben ein ausgesprochener Wehrturm war. Zwei in die Frühe Neuzeit fallende Etappen verdienen im Blick auf die Baugeschichte Erwähnung. Als die Türkengefahr das Abendland in Atem hielt, gingen die Städte dazu über, ihre Verteidigungsanlagen zu verstärken. So auch Liegnitz. Unter Herzog Friedrich II. begann die Stadt, ihre Mauern mit hohen Erdwällen und Wassergräben zu umgeben. Diese Umrüstung hatte ihren Preis. Große Bauten wie der Dom zum Heiligen Grabe hinter dem Schloß und das Kloster zum Heiligen Leichnam, später das Karthäuserkloster, fielen den Befestigungsanlagen zum Opfer. Die Stadt nahm jenes Aussehen an, wie es uns vermittels der erwähnten Kupfer aus dem späten 16. und dem 17. Jahrhundert bekannt ist. Es ist die gleiche Zeit, da Friedrich II. den prächtigen Portalbau des Schlosses im Jahr 1533 errichten ließ – dem Analogon, so wird man sagen dürfen, zu dem Renaissance-Portal in Brieg.

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

Unter Georg Rudolf erfolgte dann der glanzvolle Ausbau des Ostflügels der Residenz. Wieder mußten ältere Gebäude weichen, so die Laurentiuskapelle, die jahrhundertelang an der Nordseite des Schloßhofes gestanden hatte.84 1621, ein Jahr nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berge, wurde sie abgebrochen. Ungefähr in dieselbe Zeit fällt der Verbindungsbau zwischen dem Südflügel, dem ältesten Teil des Schlosses, und dem Petersturm, der fortan von hohen Gebäuden bis zum Beginn seines Achtecks eingeschlossen war. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges konnte im Jahr 1658 die prächtige neue Schloßkapelle eingeweiht werden. Ludwig IV. hatte ein letztes Mal in der Zeit der Piasten seine Aufmerksamkeit auf die Fortentwicklung des Baues gewandt. Zwei Abbildungen des Nord- und des Ostflügels aus den Jahren 1820 und 1835 geben eine Vorstellung von dem Aussehen des Schlosses unmittelbar vor seiner Zerstörung. »Sie zeigen einen einfachen, vornehm und ruhig wirkenden Barockbau mit Mansardendach, wie er nach dem Brande von 1711 hergestellt worden ist.« Eine dritte Abbildung aus dem Jahr 1837 zeigt den Südflügel, den ältesten Teil des Schlosses, in damaliger Zeit ein etwas vernachlässigtes, hohes, kastenartiges Gebäude mit Mansardendach, das bis Anfang der 40’er Jahre [des 19. Jahrhunderts] in seiner äußeren Erscheinung noch unverändert geblieben ist. Weder der Brand von 1711, noch ein neuerer Brand [im Jahre 1835] hat diesen Flügel betroffen. Es ist das eigentliche alte Herzogs­schloß und […] wird hier immer das alte Schloß genannt werden. Noch heute ist sein Bereich genau erkennbar. Stadtansichten aus dem 16. und 17. Jahrhundert zeigen das alte Schloß mit sehr hohem Steildach über einem Fach­werk­obergeschoß. Der Teil zwischen dem alten Schlosse und dem Petersturme war etwas neuer, aber auch schon im Anfang des 17. Jahrhunderts vorhanden. Nach der Straßenseite war dieser Teil, um den Petersturm greifend, niedriger als das alte Schloß.85

Dann kam die Katastrophe, und nun schon die zweite, die zur Umgestaltung des gesamten Baues führte. Am 21. Mai 1835 brach spät abends im ersten Stockwerk des Nordwestflügels ein Feuer aus. Es breitete sich rasch aus, ergriff das Dach, wälzte sich den Dachboden entlang und brannte schließlich den gesamten Nord- und Ostflügel aus. Der Südflügel als der älteste Teil des Bauwerks wurde dank des Petersturmes geschützt. Offenkundig war Brandstiftung die Ursache. Nun aber kam dem Schloß der Umstand zugute, daß zwischenzeitlich ein politischer Wechsel erfolgt war. Die Königliche Regierung für Niederschlesien war im Jahr 1809 von Glogau nach Liegnitz verlegt worden. Im Schloß hatte man Quartier genommen und

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Architektonische Repräsentanz

ging rasch an die Wiederherstellung der Arbeitsstätten. Man belegte den verschonten Südflügel. Im Zuge der Renovierungen mußte der ehemalige fürstliche Speisesaal, die ›große Hofstube‹, von der Lucae berichtet hatte, geopfert werden. Inzwischen waren die beiden ausgebrannten Flügel weitgehend wiederhergestellt worden. Wo immer möglich, wurde erhaltenes Mauerwerk genutzt und durchgehend massive Wände und Treppen aufgeführt. Eine entscheidende Wendung nahm das Renovierungswerk indes, als Schinkel in die Planungen einbezogen wurde. Die Anleitung nun, die Schinkel tatsächlich gab, führte zur jetzigen Architektur des Schlosses. Das Hauptziel wurde darin gesucht, das Äußere der neuen Schloßteile mehr mit den beiden Türmen in Einklang zu bringen. Durch die Zinnenbekrönung der Frontmauern suchte man einen mehr mittelalterlichen Eindruck hervorzurufen. Die Frontmauern wurden etwa 5 m über ihre bisherige Höhe erhöht, damit man die nötigen Saalhöhen für die Fürstenzimmer erzielte. Hinter den Zinnen wurde ein flaches nach dem Hofe abfallendes Zinkdach vorgesehen. Im Nordflügel wurde dadurch teilweise ein III. Stockwerk […] geschaffen. Im Erläuterungsbericht heißt es: ›Das früher von fern kaum bemerkbare Schloß tritt dem Beschauer mit kräftigen Massen entgegen.‹86

Das gesamte 19. Jahrhundert über zogen sich die Um- und Erweiterungsbauten im Äußeren und Inneren hin. Sie erfolgten in verschiedenen Phasen und brauchen hier nicht rekapituliert zu werden. Geben wir dem letzten fachkundigen Betrachter und Augenzeugen vor dem Zusammenbruch wie im Falle Briegs das erste, so nun in demjenigen von Liegnitz das letzte Wort. Auch Günther Grundmann beruft sich auf Lucae und spannt den Bogen über Schinkel bis in das Jahr 1945. Noch einmal zieht der bunte Reigen an uns vorbei. Lucaes Beschreibung läßt vor unserem geistigen Auge die einstige Pracht und Herrlichkeit der Innen­ räume erstehen: Breite Treppen, Vorsäle, Gemächer mit lustigen Gemälden an den Wänden, mit geschnitzten Balken und Kassettendecken, auch von vielen Bildnissen in Lebensgröße alter Kaiser und Liegnitzer Herzöge ist die Rede, ferner von einem grünen Speisesaal, einem Rosengemach. Von diesen Innen­räumen waren bis 1945 nur noch erhalten die Reste einer großartigen Balkendecke im Süd­flügel und die grüne mit Löwenzahnranken und Kaiser- sowie b ­ iblischen Königs­köpfen geschmückte Hedwigskemenate aus der Übergangs­-zeit von der Gotik zur Renaissance.

Die Piastenschlösser zu Liegnitz und Brieg

  Zur Gesamtdisposition ist wichtig, daß Lucae im ersten Hof von einer aller­ dings nur ebenerdigen Galerie am Südflügel spricht, von einer Trennmauer mit 2 Toren und oben entlanglaufender Galerie zwischen erstem und zweitem Hof. Auch von diesen äußeren Renaissanceformen haben sich nur einige Fenster und Türgewände erhalten […] – und als das einzige Prunkstück der Portalbau; das Löwentor der Nordseite ist jünger und sehr irreführend in der Schinkelzeit restauriert. Dieser Portalbau zeigt die Brustbilder Herzog Friedrichs II. und seiner Gemahlin Sophia, Markgräfin v. Brandenburg, mit den entsprechenden Inschriften. Wagenund Fußgängertor heben die Symmetrie auf und ergeben doch eine im Aufbau rhythmische Lösung. Sehr klobig sind die mit Kanneluren, ­Gurtungen und Pfeifen (mit Luftlöchern und Mundstücken!) und derben Kapitellen versehenen Säulen, schwer die mächtigen Konsolen, die die Attika tragen. Auch das Rankenwerk mit den Delphinen paßt sich der etwas grotesken Derbheit der Erfindung an.   So sehr alles andere Torso und als Regierungsgebäude aller Poesie beraubt und durch Schinkel völlig unschlesisch wiederhergestellt ist – in den Massen und Maßen ist es noch immer ein Zeuge einstiger Pracht und Größe, wenn es sich auch in der Einheitlichkeit der Komposition mit Brieg nicht messen konnte.87

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5. Die Hofkirchen im Ensemble der städtischen Gotteshäuser Religion und Konfession als bestimmende Lebensmächte Kirche, Konfession und Literatur Wir haben in unserer Rekapitulation der Geschichte der Piasten die Einführung der Reformation gestreift. Fast zeitgleich war sie mit dem Übergang Breslaus zum neuen Glauben erfolgt. Damit waren Eckdaten auch für das kulturelle und speziell das literarische Leben markiert, die in ihren Folgewirkungen schwerlich überschätzt werden können. Und nur im Umkreis der Höfe in Liegnitz und Brieg, nicht aber in der Hauptstadt, konnte es geschehen, daß das herrscherliche Haus zumindest für eine Weile den Schritt zum reformierten Bekenntnis vollzog. In der evangelischen Stadt mußte der Rat darauf bedacht sein, sich nicht zu exponieren. Entsprechend wachte er streng über Abweichungen. Einzelnen Vertretern unter den Piasten war es dagegen zu danken, wenn Bewegung in die konfessionelle Szene kam und auch den Dichtern und Gelehrten sich neue Optionen eröffneten.1 Institutionsgeschichtlich ist die Umwidmung der Kirchen im Gefolge der Reformation einschlägig. Wo alles auf das Wort und den Gemeindegesang abgestellt wurde, taten sich auch neue Möglichkeiten für die schreibende Zunft auf. Die lateinkundige Pfarrerschaft, die da redend und zumal predigend unentwegt hervortrat, war prädisponiert dazu, am gelehrten und speziell am literarischen Leben mitzuwirken. Wir sind vertraut damit, nach der Abkunft der Dichter aus dem Pfarrhaus zu fragen. Im Zeitalter des Humanismus, das sich eben bis in das 18. Jahrhundert hinein erstreckt, gilt mit gleicher Berechtigung die Feststellung, daß der sich neu formierende geistliche Stand selbst in bislang zu wenig erforschter Weise an der literarischen Produktion beteiligt war, und das bevorzugt im Gelegenheitsgedicht.2 Die Kirchen seit der Reformation – und mit ihnen Konsistorien und Superintendenturen – sind auch unter dem Gesichtspunkt zu würdigen, zu Stätten der literarischen Produktion aufzurücken. Mit einem jeden namhaften Gotteshaus verbindet sich die Erinnerung an literarisch produktive Geister unter seinen Pfarrern. Es ist dieser Aspekt, der im folgenden zu einer kleinen Revue der einschlägigen Häuser einlädt. Das aber selbstverständlich in Abbreviatur

Religion und Konfession als bestimmende Lebensmächte

und in gewisser Weise in Gestalt eines Prolegomenons zu dem nachfolgenden Kapitel über die Gymnasien, in welchem dieser hier verfolgte produktions­ ästhetische Faktor noch sehr viel prägnanter zur Geltung gelangt.3

Brieg: Hedwigs- oder Schloßkirche Schauen wir zunächst wieder nach Brieg. Hier ragte die Evangelische Stadtkirche St. Hedwig in unmittelbarer Nähe des fürstlichen Schlosses hervor, weswegen sie auch Schloßkirche genannt zu werden pflegte.4 Die Zeit ihrer Gründung fällt in das späte Mittelalter. 1368 wird mit Gottfried Ferdinand Buckisch, dem Ehrhardt und Henel folgen, als Gründungsdatum angesehen.5 Schon ein Jahr später war der Bau vollendet. Stifter der Kirche war Ludwig I. von Brieg.6 Er »wird als Gönner der Geistlichkeit und Beförderer der Kirche gerühmt.«7 In Brieg existierten zu jener Zeit neben der städtischen Pfarrkirche noch jeweils ein Kloster der Minoriten und der Dominikaner. In der Vorstadt und wahrscheinlich zum Hospital des Heiligen Geistes gehörig lag die Marienkirche. Im Schloß selbst gab es nur eine kleine Kapelle. Dieser auf die Dauer unhaltbaren Situation verschaffte Ludwig jetzt Abhilfe. Er gründete das Kollegialstift zu Ehren der Heiligen Hedwig. Anders als in Breslau auf der Dominsel figurierte Johannes der Täufer nicht als Patron der Kirche. Doch war die Kleidung der Kanoniker und Vikare die nämliche wie in Breslau.8 Von der Kirche zum Heiligen Geist, also vermutlich der Marienkirche, erwarb Ludwig das Patronatsrecht und von den Johanniterrittern, die die Patrone der Stadtkirche waren, erstand er gleichfalls Plätze und Straßen, so daß eine Parochie für die geplante Kirche vorhanden war. Die Kirche wurde unmittelbar am Schloß gebaut und zwar im romanischen Rundbogenstil in Gestalt einer gewölbten Basilika mit Schiff und Querschiff ohne Nebenschiff und geziert mit Mauer- und Bildhauerarbeit. Wo Schiff und Querschiff sich kreuzten, stand der Glockenturm; das kurze Querschiff dürfte die Schloß­ kapelle gewesen sein. Indem Ludwig weitere Häuser und Bauplätze erwarb, formte sich ein ansehnliches geistliches Areal heraus. Das Stift sollte aus einem Dekan, zwölf Kanonikern, dreizehn Vikaren, einem Kustos, einem Sakristan und einem Schulrektor bestehen. Die Stadt profitierte von der Stiftung, denn nun gewann sie eine zweite Schule neben der bestehenden städtischen hinzu. Im Domquartier zu Brieg bildete sich ein den geistlichen Studien gewidmetes Zentrum; die Formierung wissenschaftlicher Tätigkeit ging bezeichnenderweise zusammen mit Nachrichten über erste Spuren einer Büchersammlung. Dazu gehörte die

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Die Hofkirchen im Ensemble der städtischen Gotteshäuser

Lübener Handschrift mit der Legende der Heiligen Hedwig, die kurz vorher entstanden war.9 Die Kirche blieb als Dom- und Kollegiatskirche bis in das Jahr 1534 in den Händen der Stiftsherren, und entsprechend wurde der katholische Gottesdienst in ihr verrichtet. Dann ging sie zu den Evangelischen über; im gleichen Jahr wurde die letzte Messe in ihr gesungen. Es muß als ein großes Glück betrachtet werden, daß die kostbare Innenausstattung bis zum Ende der Piastenzeit erhalten blieb. Bei der Anlage des neuen Schlosses durch Georg II., von der die Rede war, ging freilich ein Teil der äußeren Schönheit der Kirche verloren. Das neue glanzvolle Schloßportal legte sich dicht an die Apsis der Kirche, so daß diese nicht mehr als ganze sichtbar war.10 Nach dem Tod des letzten Piasten wurde die Schloßkirche ein Jahr später gesperrt und versiegelt. Noch im gleichen Jahr konnte sie dem Administrator des Kaisers übergeben werden; zwei Jahre später wurde sie erneut dem katholischen Gottesdienst geweiht. Während der Kirche zunächst weitere Pflege zugewandt wurde, erlahmte seit den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts das Interesse an einer Überwachung des baulichen Zustandes und der Kostbarkeiten im Inneren.11 Die Katastrophe aber kam – wie für so viele andere wertvolle Gebäude in Schlesien und wie ja auch für das Brieger Schloß selbst – erst im Verlaufe des Ersten Schlesischen Krieges.12 Am 2. Mai des Jahres 1741 stürzte das Gewölbe des Langhauses in sich zusammen, nachdem die Flammen bereits tagelang gewütet hatten. Die Hitze war so groß, daß Turmglocken und Orgelpfeifen schmolzen. Die stehengebliebenen Mauern der Kirche wurden eingerissen und später für Bauten am Schloß verwendet. Übrig von der Kirche Ludwigs I. blieben nur das Presbyterium und mit ihm auch die meisten der darin befindlichen Kunstschätze. Mehr als vierzig Jahre verharrte die Kirche in diesem desolaten Zustand. Der Gottesdienst wurde in der Sakristei abgehalten, die aber nur eben dreißig Menschen aufnehmen konnte. Auf der Wende zu den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts ging der Exjesuit Franz Xaver Bönisch daran, einen Wiederaufbau der Kirche zu betreiben. Das Resultat war nicht überzeugend. Es herrschte von Beginn an kein ausgeprägter Wille, die Überreste aus dem Mittelalter zu bewahren. Das galt auch für die vielfach später hinzugekommenen Figuren der Herzöge sowie ihrer Gemahlinnen und Kinder, die – sofern erhalten oder zu restituieren – doch so gut wie ausnahmslos preisgegeben wurden. Im Oktober 1785 wurde die wiedererrichtete Kirche zum Gottesdienst geweiht. Über dem Fenster an der Eingangstür wurde eine Platte mit einer Inschrift angebracht: ›MCCCLXIX aedificata. Renovata MDCCLXXXIV.‹ Das Steinbild der Heiligen Hedwig

Religion und Konfession als bestimmende Lebensmächte

wurde am Mittelfenster der Apsis bewahrt, und auch sonst erinnerte manches Inventarstück an die Zeit vor dem Preußeneinfall.13 Darüber hinaus bleibt der Kunstliebhaber auf schriftliche Zeugnisse verwiesen. Die sind vorhanden und vermitteln ein anschauliches Bild.

Noch einmal: Kronzeuge Lucae Wir folgen noch einmal dem renommierten Chronisten Friedrich Lucae und lassen zur Abwechslung sein Erstlingswerk zu Wort kommen, die Schlesische Fürsten=Krone. Genau in der Mitte seines zwanzig ›Discurse‹ umfassenden Werkes, so sagten wir, hat Lucae mit dem zehnten Diskurs das Kapitel ›Von Ober= und Nieder=Schlesiens Fürstenthümern/ und den vier freyen Standes=Herrschaften‹ plaziert. Den Beschluß bildet der neunte Abschnitt dieses Diskurses, der dem ›Fürstenthum Brieg‹ gewidmet ist.14 Mit der Stadt Brieg hebt der Chronist an, rasch ist er schon hier beim Schloß und sodann bei der Kirche St. Hedwig.15 Auswendig zieret sie ein ansehnlicher Kirch=Thurn/ mit Uhren und Glocken versehen/ darbey ein schöner Kirch=Hof/ vor die vornehme Hofe=Bedienten/ mit schönen Epitaphiis häuffig gezieret.   Jnwendig ist das Gewölbe von mittelmässiger Höhe/ blau gemahlet/ und gleich dem Firmament, mit grossen von Schnitzwerck ausgearbeiteten ver­guldeten Sternen besetzet/ auch mit dergleichen verguldeten Kronen. Der Chor/ welchen von der Kirche ein künstlich starckes eisernes Gegitter von der Kirche absondert/ pranget mit den Fürstlichen Monumentis, Statuen, Schilden/ Fahnen/ und sinnreichen Uberschrifften/ sampt dem Steinern Altar und Tauffstein/ in welchem die schönsten Bieblischen Historien gehauen sind. Unterm Chor ist die Fürstliche Grufft/ von starcken breiten Steinen bedecket. Vornehmlich gibt der Kirche einen gewaltigen Zierath/ der an den Wand=Feldern von Gibs erhabene/ und mit Gold und andern Farben überzogene Fürstliche Piastische/ wie auch der Brandenburgische/ auch Oesterreichische Stamm=Baum/ mit aller Fürsten/ Käyser und Könige/ auch Ertzhertzoge Angesichtern/ sehr sauber ausgearbeitet.16

So der vor seiner Emigration nach Hessen in Brieg beheimatete Chronist Friedrich Lucae, der über das Fürstentum und seine Sehenswürdigkeiten aus erster Hand zu berichten vermochte. Seine der Stadt und dem Fürstentum Brieg gewidmeten Einträge sind die reichsten und durchgängig von Anschauung geprägten in seinen landeskundlichen Werken. Die Kirche selbst war angefüllt mit

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vortrefflichen künstlichen Epitaphia, Schilde/ und Fahnen/ der darein be­grabenen fürnehmen Herren und Edelleute/ vornehmlich aber die Fürstlichen Stände/ und Borleiben der Räthe/ der Officirer, des Adelichen Frauen=Zimmers/ wie auch die künstliche Orgel/ samt dem Musicanten Chor/ alles aufs köstlichste gemahlet und verguldet.17

Das Gotteshaus war also – wie auf andere Weise das Schloß – eine Memorialstätte des Fürstenhauses und zugleich eine der oberen Stände und der ersten Garnitur der Bediensteten. Ein jeder Besuch bescherte beides, die geistliche Erhebung und die fühlbare Nähe fürstlicher Grandeur über die Zeiten hinweg. Die Zweiheit von Krone und Altar, später ideologisch verschandelt, schien eine gelebter Erfahrung korrespondierende zu sein. Und wer hätte zu leugnen gewagt, daß die evangelische Christenheit von ihr nicht profitierte angesichts der komplizierten herrschaftlichen Verhältnisse im Lande. In der Kirche selbst verharrte der Führer durch das ehrwürdige Gebäude insbesondere bei der ›Weltberühmte(n) Cantzel‹, gefertigt nur aus einem einzigen Stein. »Unten schwebet Moses in die Länge ausgestrecket/ und trägt sie auff seinen Schultern/ auch andere Bieblische Historien sind daran zu sehen.«18 Das also war der Platz der Hofprediger. Wie viele illustre Namen finden sich in ihren Reihen! Und das insonderheit nach dem Übergang des Fürstenhauses zum reformierten Bekenntnis. Gleich der erste dieses Zeichens erfreute sich eines Namens, der weit über das Land hinaus einen guten Klang besaß. Wir haben ihn an früherer Stelle schon aufgerufen. Zunächst jedoch ist der Vorgänger in der Schloßkirche zu gedenken.19

Die Prediger in der Schloßkirche Zu beginnen ist mit Hieronymus Wittich. Er rühmte sich, Luthers Schüler zu sein, wird also in Wittenberg studiert haben. Als Diakon kam er 1522 an die Kirche Unser Lieben Frauen nach Liegnitz. Dort wirkte er zwölf Jahre. Dann folgte der Wechsel nach Brieg. Friedrich erkor den überzeugten Lutheraner zum ersten Hofprediger daselbst. Später, 1542, wechselte er zur Nikolaikirche herüber, wird uns also wiederbegegnen. Und das nun auch in der Position des Superintendenten. Neunzehn Jahre im Dienst der evangelischen Sache waren ihm in Brieg vergönnt. Dieser ging einher mit einer intensiven publizistischen Tätigkeit. Sie war, wie bei den meisten seines ›evangelischen‹ Geschlechts, mit heftigen Angriffen gleichermaßen gegen Papisten wie gegen Schwenckfeldianer verknüpft. Sowohl Draudius als auch Cunrad zitieren an erster Stelle

Religion und Konfession als bestimmende Lebensmächte

seine Heuptartickel Christlicher Lere Aus dem Psalter des Königlichen Propheten Dauids, die Ehrhardt jedoch nicht zu Gesicht bekommen hat.20 Ehrhardt lag eine kontroverstheologische Arbeit von Wittich vor. Er schätzt sie als ein Rarissimum ein. Gerichtet ist sie gegen Schwenckfeld und seine Anhänger. Sie kam dem konfessionspolitischen Wirken Georgs II. entgegen.21 Und so ist es bezeichnend, daß eine weitere, nun gegen das Papsttum gerichtete Schrift aus der Feder Wittichs dem Herzog gewidmet ist. Er beweißt darinnen nach 10 Artickeln, aus dem zu Krackau 1505 in fol. gedruckten ›Missale Uratislaviens.‹ daß nicht die Luthrischen, sondern die Katholischen Christen von der wahren Kirche Gottes abgefallen sind. Ein Büchlein, welches, so klein es ist, immer alle Aufmerksamk. verdient.22

Wittichs erstgenannte polemische Schrift gegen die Schwenckfeldianer ist Franz Rosentritt, ›F[ürstlicher]. G[naden]. Prediger‹, Georg Bernth und ­Bartholomäus Haugwitz, ›der christlichen Gemeine Dienern zum Brig‹, ­zugeeignet. Rosentritt war von 1542 bis 1552 Hofprediger zu Brieg und also der Nachfolger Wittichs. Er war vorher Diakon zu Strehlen gewesen und stand an der vordersten Front, als es nach einer entsprechenden Aufforderung von Friedrich II. darum ging, binnen acht Tagen eine Entscheidung zu treffen, ob man zum Evangelium gemäß der Lutherischen Lehre übertreten oder beim alten Glauben verharren wolle. Kein Geringerer als Schickfuß ließ verlauten, wie es daselbst in Strehlen zuging, nachdem der Erlaß in die Welt getreten war, und Buckisch in seinen Religions-Akten machte sich die Schilderung zu eigen.23 Gerne wüßte man Näheres über die theologische Orientierung von Rosentritt. Ehrhardt stempelt ihn zum ›Wiedertäuffer‹ und bemerkt ­lakonisch: ›wurde dimittirt‹.24 Das weist auf Entlassung durch Georg II. hin, der fest entschlossen war, keine Abweichungen von der Lehre Luthers zu dulden. Als dritter Prediger kam Samuel Jauch an die Hofkirche. Er hatte die Fürstenschule in Grimma besucht, in Wittenberg studiert und dort den Magister erworben. Sechs Jahre, zwischen 1552 und 1558, wirkte er in Brieg. Dann zog er weiter nach Lauban und Görlitz, wo er 1565 das Gymnasium einweihte. Als Superintendent zu Freiberg und schließlich als General-Superintendent der Niederlausitz beschloß er seine theologische Karriere. 1574 unterzeichnete er die Torgauer Abendmahlsformel und drei Jahre später die Konkordienformel. Das schützte ihn nicht davor, von Luther abweichender Ansichten bezichtigt zu werden. Bis hinein in Samuel Grossers Lausitzische Merckwürdigkeiten zog

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sich eine Spur dieser Auseinandersetzung. Der Kampf um das reformierte Bekenntnis war entbrannt, und wohl dem, der unbeschadet sich zu behaupten wußte. Ehrhardts (sympathisches) Votum: Er war ein gelehrter, frommer und sanftmüthiger Theologe, und seine Dienst­­ fertigkeit und Freundlichkeit gegen Jedermann war groß. Aus dieser Gelindigkeit gegen die andre Glaubens=Parthey der Evangelischen mochte die Vermuthung entsprungen seyn, als ob er kein aufrichtiger Lutheraner wäre. Seine Verfolgung zu Freyberg hat er wohl unschuldig gelitten, und Gott hats ihm auch deswegen nachher wohl gehen lassen bis an sein Ende.25

In diesen entscheidenden Jahren der nun auch in Schlesien massiv einsetzenden Konfessionalisierung, die hier vor allem im Bruch zwischen Lutheranern und Reformierten zu Buche schlug, ist jede Position und jede Person im kirchlichen Leben von Bedeutung, stehen stets doch allgemeine, in die Kultur wie die Politik hinüberspielende Fragen mit zur Verhandlung. Auffällig ist die zumeist kurze Verweildauer der Hofprediger vor Ort. Georg Roth und Esaias Tribauer hielten sich jeweils nur zwei Jahre im Amt, ohne daß nähere Gründe bekannt wären.26 Von Tribauer weiß Ehrhardt ein reicheres Werk aufzuführen. Eine Auslegung des ›Vater Unser‹ und der zehn Gebote sowie eine biblische Chronik sind darunter. Ins Auge springt das Interesse für alttestamentarische Stoffe. Die Sprüche des Predigers Salomo finden ebenso eine Auslegung wie das Buch ›Jesus Syrach‹. Auch dieser Prediger hat sich im Streit um Schwenckfeld zu Wort gemeldet. Ein Hand büchlein wider die enttzuckten vnd vergeisterten Schwenckfelder erschien 1571 in Regensburg. Da hatte er Brieg schon verlassen und war in seine Heimat nach Iglau in Mähren zurückgekehrt.27 Noch eine Reihe Prediger folgte auf der exponierten Stelle zwischen 1568 und 1614 nach. Dann trat der entscheidende Umschwung ein. Erwähnenswert in dieser Reihe der Prediger ist vor allem Martin Zimmermann. Er war dank Unterstützung von Nikolaus II. Rhediger nach Breslau zum Studium der Theologie gekommen und bewahrte seinem Gönner zeitlebens ein ehrendes Andenken. Sechs Jahre war er in Brieg tätig, zwei Jahre zwischen 1573 und 1575 als Hofprediger, danach als Pfarrer bei St. Nikolai. Dann erfolgte auch für ihn die Demission. Von einem Kenner wie Ehrhardt darf man eine Erklärung für diesen auffallend raschen Wechsel erwarten; sie bleibt nicht aus. »Die damalige Religions=Gährung am Briegl. Fürstenhof war an seiner Beurlaubung schuld, und die Herzoge bewiesen, durch so öftere Verabschiedung ihrer Hof=Prediger,

Religion und Konfession als bestimmende Lebensmächte

Superint. und Diakonen, thätig ihr ›supremum Jus Episcopale‹.«28 Was mochte er sich haben zuschulden kommen lassen? Er war nicht nur ein gelehrter, sondern offenkundig auch ein selbständiger Kopf. Vier Predigten Zimmermanns kennt Ehrhardt. Sie sind u. a. seinem Gönner Nikolaus Rhediger gewidmet. Die Widmung aus Brieg ist auf das Jahr 1578 datiert. Die Erschütterungen im Reich gingen auch an diesem Prediger nicht spurlos vorbei. »Diese Predigten«, so äußert er selbst sich, hab ich A. 1576 im luctu publico gethan, als die Verenderung im R. Reich für­ gelauffen, vnd die R. Kßr. Maj. Maximilian II. durch den zeitl. Tod […] die Kayserl. Regierung auf Erden geendet […] vnd es gleich zur selben trawrigen Zeit in den des Röm. Reichs benachbarten Landen hin vnd wieder solchen Zustand gehabt, der verstendigen Leuten allerley Nachdencken gemacht.29

Wenige Jahre zuvor war die Bartholomäusnacht bei dem französischen Nachbarn ausgebrochen. Die Erschütterung hallte europaweit wider. Schlagartig wurde deutlich, was die Stunde für die Reformierten geschlagen hatte. Aber nur für sie? Die schützende Hand Maximilians II. lag im Reich nicht länger über den Evangelischen.

Übergang zum reformierten Bekenntnis: Der erste reformierte Hofprediger Die Verrichtung des geistlichen Amtes bildete den Mittelpunkt im kirchlichen Leben, nachdem die letzte Messe verklungen und der Übergang zur Reformation erfolgt war. Unter Friedrich II., Georg II., Joachim Friedrich blieb die Kirche in den Händen der Lutheraner. Unter Johann Christian vollzog sich dann der Übergang zum reformierten Bekenntnis. Die Regierungs=Zeit dieses Herzogs ist, auf alle Weise, in der Schlesischen Geschichte merkwürdig. Er führte 1611 den Reformirten Gottes=Dienst, aus Landsherrlicher Macht, in der Schloß=Kirche zu Brieg öffentlich ein, und 1614 verordnete er seinen ersten Hof=Prediger Johann Neomenium zum Super­intendenten eben dieses Fürstenthums.30

Wir haben also mit Neomenius als dem ersten reformierten Hofprediger einzusetzen. »Neumondt war sein rechter Geschlechts=Nahme, und Kornelius Neumondt, Chirurgus zu Franckenstein, sein Vater.«31 Als Johann Neomenius

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ging er in die Kirchen- und Kulturgeschichte ein. Er hatte in der Schule seiner Heimatstadt den ersten Unterricht u. a. in den drei heiligen Sprachen genossen, war dann auf das Elisabeth-Gymnasium nach Breslau gewechselt und anschließend eine Weile zum Studium in Frankfurt/Oder eingekehrt. Über das Kantorat und Rektorat in Nimptsch kam er zum Pfarramt in Olbendorf und Rankau. Dort trat er zum reformierten Glauben über und wurde ›wider alles Denken‹ im Jahr 1612 von Johann Christian auf die Stelle eines Hofpredigers in Brieg berufen. Die Super­intendentur folgte zwei Jahre später nach. 1614 rückte er zum Oberhofprediger auf. Das Consistorium für die lutherische Landeskirche bestand nun aus den re­formirten Hofpredigern und den lutherischen Stadtgeistlichen unter Vor­sitz eines reformirten Kanzleiraths. Vierteljährlich ließ der Herzog, um die Geist­lichkeit des Fürsten­ thums über seine Absichten zu verständigen und falsche Nachreden zu entkräftigen, im großen Auditorium des Gymnasiums einen allgemeinen Priesterconvent des Fürstenthums halten. Der Super­intendent Neomenius führte dabei den Vorsitz und bestellte nach der Reihe aus den Geistlichen einen Respondenten, welcher irgend einen Streitpunkt aus den Glaubensartikeln vortragen und die Entgegnungen der andern beantworten mußte. Dadurch gelang es, die Schwachen zu unterrichten, die Heftigen zur Mäßigung zu leiten. Die Meisten waren ohnehin aufrichtige und bescheidene Philippisten.32

Der von den verdienstvollen Historikern des Brieger Gymnasiums, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus reicher lokaler Überlieferung schöpfen konnten, herrührende Passus ist sprechend genug. Der Fürst selbst ergriff die Initiative, um für Transparenz in seinem Fürstentum bezüglich der Glaubensfragen zu sorgen. Er gibt sich offensichtlich als neutrale Gestalt, ganz so, wie dies die Juristen in den konfessionellen Bürgerkriegen als vornehmste Obliegenheit der Obrigkeit deklariert hatten. Die Ruhe im Land blieb die wichtigste Aufgabe. Dahinter mußten alle anderen Belange zurücktreten. Die Wahrheit in Glaubensfragen wurde nicht dekretiert. Sie war Gegenstand einer Aushandlung. Und das vor den Augen der Öffentlichkeit. Aushandeln hieß, Kompromisse zu suchen. Das war das genaue Gegenteil von dem, auf das die Fanatiker auf allen Seiten eingeschworen waren, wie sie unter Katholiken, Lutheranern, Reformierten gleichermaßen ihr Unwesen trieben. Ein Hauch von Aufklärung liegt über der Szene. Der Glaube ist diskussionsfähig geworden, wird das Resultat eines deliberativen und prinzipiell nicht abgeschlossenen Austausches von Argumenten.

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Dem Vorsitzenden in dieser geistlich wie politisch gleich wichtigen Verhandlung kam eine besondere Verantwortung zu. Nach allem, was wir wissen, muß ihr Neomenius auf ausgezeichnete Weise gerecht geworden sein. Man rühmt von ihm, eine besondre Dehmut, und daß er Gott herzlich gedanket, daß er den unzeitigen Eifer samt der Menschen ansehen, damit er die ersten Jahre seines Predigt=Amts auch behaftet gewesen, habe können bey Seite legen, obs ihm gleich beym gemeinen Volck ziemlich grosse Feindschaft, Schmach=Reden, ­Paßquille u. andre Ungelegenheit verursacht habe.33

Eben dies war der Preis für sein Bekenntnis zum reformierten Glauben. Er teilte das Los demütigen Leidens mit so manchem Glaubensgenossen in den Herzogtümern der Piasten und Breslaus. Das Volk mochte ihn schmähen. Für die Humanisten im Umkreis des Hofes war seine Position in der doppelten Funktion eines Hofpredigers und Superintendenten von unschätzbarer Bedeutung, wußten sie doch, daß der Geistliche sich der schützenden Hand des Herzogs erfreute, so daß auch sie selbst bei passender Gelegenheit ihrer gläubigen Überzeugung Ausdruck verleihen konnten, ohne sogleich Verfolgung und Expatriierung befürchten zu müssen. Auch ein Opitz trug dazu bei, das Gedächtnis des berühmten Predigers zu bewahren. Wir gäben viel darum, mit dem Geistlichen und Prediger Neomenius nähere Bekanntschaft zu machen. Als Hofprediger war er unter anderem aufgerufen, die letzten Worte anläßlich der Bestattung hochgestellter Persönlichkeiten im Fürstentum zu finden. Bislang sind wir nur unzureichend über diese Seite seines Wirkens unterrichtet. Als Dorothea Sibylla, die Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und Gemahlin Johann Christians, im Jahre 1625 starb, war es an ihm, die Leichenpredigt zu halten.34 Sie ist – wie sollte es anders sein? – selbstverständlich dem Fürsten gewidmet. Sieben Jahre später trat Neomenius noch einmal zu einem bedeutenden Ereignis hervor: Er hielt die Leichenpredigt für Caspar Dornau.35 Dornau hatte mehr als zehn Jahre als Leibarzt im Dienst Johann Christians gestanden.

Wittich, Vechner und Lucae Die Leichenpredigt auf Neomenius, der – wie Opitz – im Jahr 1639 gestorben war, hielt sein Nachfolger Christoph Wittich.36 Von ihm ist weniger bekannt. Er kam aus Liegnitz, hatte als Hofdiakon bei St. Johannis gewirkt und trat 1628 seinen Dienst als Hofprediger in Brieg an. Der Ortswechsel ging einher

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mit einem des Glaubens. In Brieg bekannte er sich zur reformierten Konfession und nahm in dieser Funktion das Hofpredigeramt wahr. Später versah er zusätzlich eine ›Administratur der Superintendur‹, wie Ehrhardt sich ausdrückt.37 1649 starb er. Kurz vorher war Georg Vechner nach Brieg gelangt. Er gehört zu den prägenden Figuren im Umkreis des höfischen, reformierten und gymnasialen Späthumanismus, verbunden mit den Namen von Beuthen, Lissa und Brieg. In Beuthen hatte er entscheidende Schrittmacherdienste bei der Profilierung der Lehranstalt geleistet, bevor er über Lissa am Ende seines Lebens in den Dienst der Brieger Piasten herüberwechselte. Bei ihm ist daher an dieser Stelle und später anläßlich der Behandlung des Brieger Gymnasiums zu verweilen.38 Vechner war gebürtiger Freystädter. Sein gleichnamiger Vater war Pfarrer in Freystadt und hernach in Sprottau. Auch die Mutter kam aus einer Pastorenfamilie in Herrndorf. Nach dem Besuch der Schulen in Freystadt, Glogau und Görlitz studierte er in Frankfurt an der Oder Theologie; hier erwarb er den Magister und darauf bei Christoph Pelargus den Doktor.39 Die erste berufliche Station bildete das Gymnasium in Beuthen. Hier wurde ihm zunächst die Professur für Theologie und sodann die neugeschaffene Professur für Frömmigkeit (pietas) von dem Fürsten übertragen.40 Die Stelle war ausdrücklich neben einer weiteren für die eingeführte Disziplin der Theologie ausgewiesen worden. Das kam über den schulischen und universitären Rahmen hinaus einer Revolution gleich. Der akademische Auftrag korrespondierte exakt dem Programm in Glaubensdingen, wie es Georg von Schoenaich in der Stiftungsurkunde des Gymnasiums entworfen hatte. In einer ›postkonfessionellen‹ Situation, wie sie keineswegs de facto bestand, wohl aber in den Köpfen der späthumanistischen nobilitas litteraria gedanklich Façon gewann, kam alles darauf an, die nicht preiszugebenden Essentialia der christlichen Lehre und Überlieferung zu exponieren. Vechner war ein Theologe, der sich dieser Aufgabe seit seinem Beuthener Aufenthalt verschrieb. Er bleibt als Denker einer transkonfessionellen Theologie noch weitgehend zu entdecken. Das weitsichtige Programm Georgs von Schönaich hat in seinem Werk und Wirken konkrete Gestalt angenommen. Der Fürst hatte die Aufgabe des künftigen Inhabers der neuen Professur ›Pietatis‹ wie folgt umrissen: Es sol derselbe einig vnndt allein der studirenden Jugendt, vntterricht vnnd an­ leittung geben, Wie Sie in ihrem Christentumb sich verhalten, ein recht Gott­seliges heyliges Leben führen, vnndt die ganze ›Theologiam‹, vnnd alless wass inn altten

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vnnd Newen Testament zum Christenthumb gehörig, ›ad realem praxin‹ vnndt würckliche übung ›in omni vitae genere‹ bringen möge.41

In einer späten und letzten Phase seines Lebens kam Vechner nach Brieg. Die längste aktive Zeit seines beruflichen Wirkens hatte er in Lissa verbracht. In Beuthen hatte er sich nur drei Jahre halten können. Die exponierte Professur war kritischen Augen besonders intensiv ausgesetzt. Vechner wurde des ›Arianismus‹ verdächtigt.42 Ob der Fürst ihm den Abschied nahelegte, ob er aus freien Stücken nach Lissa ging, wird kaum mehr zu entscheiden sein. Wahrscheinlich wollte er die junge Gründung vor Schaden bewahren und dem Fürsten Komplikationen ersparen. Zwischen Beuthen und Lissa verliefen enge Verbindungen. Wer immer den festgefahrenen konfessionellen Gleisen entgehen und sich Verunglimpfungen entziehen wollte, fand in der schlesisch-großpolnischen Grenzstadt ein Quartier des Ausgleichs, das bis zur tragischen Zerstörung im Jahr 1656 zunehmend den Charakter eines Refugiums für Glaubensflüchtlinge annahm. Für das stetig stärker unter Druck geratende, weil nicht zum Katholizismus sich bekennende evangelische Schlesien in den verschiedensten Strömungen blieb Lissa eine Stätte, über der auf eine denkwürdige Weise ein Schimmer von Hoffnung lag. Antitrinitarier und Sozianer, böhmische und polnische Brüder trafen hier mit Lutheranern und vor allem mit Reformierten zusammen. Der intellektuelle Austausch muß ein reger gewesen sein. Kein Zufall, daß ein Comenius gerade hier besonders fruchtbare Jahre seines Schaffens verbrachte.43 Der Adel mit den Leszczyńskis an der Spitze, durchweg reformiert orientiert, war in Lissa und Umgebung gegenwärtig. So lag es nahe, daß auch Vechner in adlige Dienste trat, mittels derer er seinen Unterhalt verdiente. Erst spät, im Jahre 1630, ordinierte ihn der General-Senior der Brüdergemeinde Martin Orminius in Lissa zum Prediger.44 Den Weg nach Brieg ebnete ihm sein herausragender wissenschaftlicher Ruf. Er wurde zum Rektor des Gymnasiums bestellt und nahm gleichzeitig die Stelle des Superintendenten im Herzogtum wahr. Nur anderthalb Jahre waren ihm an der neuen Wirkungsstätte vergönnt. Im Dezember 1647 starb er. »Er war ein Mann von grosser und gründlicher Gelehrsamkeit, davon noch seine Schriften zeugen.«45 So Ehrhardt. Sie fielen vor allem in seine Beuthener Zeit.46 Aus Lissa sind insbesondere eine große Psalmen-Exegese und eine Betrachtung des Anfangs des Johannes-Evangeliums sowie eine Reihe von Predigten bezeugt.47 In seinem Sterbejahr erschien in Brieg eine Abhandlung zum Abendmahl. Sie vor allem müßte Auskunft geben über seine theologischen Anschauungen, war doch die Lehre vom Abendmahl –

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neben der von der Taufe – das sensibelste Kapitel der Kontroverstheologie, an dem sich die Geister schieden.48 Die Stelle eines Oberhofpredigers blieb Vechner aufgrund seines frühen Todes versagt. Soll von einer dritten Person in diesem Amt zu Brieg die Rede sein, so möchten wir den Namen Friedrich Lucaes aufrufen. Und das nicht ob besonderer theologischer Meriten, sondern aufgrund seiner Eigenschaft als Chronist und Landeskundler Schlesiens.49 Es bleibt bemerkenswert, daß er über die Theologie und das Predigtamt seinen Weg zur Historiographie fand. Der Vater war Rektor am Brieger Gymnasium. Im Hause des Vaters und später auf der Universität in Frankfurt an der Oder wurde der Grund seiner stupenden Gelehrsamkeit gelegt. In Brieg wirkte er als dritter Hofprediger und kam dann als Hofprediger nach Liegnitz.50 Gleich nach dem Tod des letzten Piasten verlor der überzeugte Reformierte seine Stelle. Er emigrierte nach Hessen, wurde Hofprediger in Kassel und später Dekan in Rotenburg. Seine ausgebreitete Publikation fällt in seine hessische Zeit. Die Entfernung von den vertrauten Plätzen entband seine schriftstellerischen Kräfte und ermöglichte ihm die Abrundung von Studien, die er in seiner schlesischen Heimat begonnen hatte. Ehrhardt bezeugt, daß er reichlich aus den Herzoglichen Archiven in Brieg und Liegnitz schöpfte und außerdem Johann Heinrich Cunrads ungedruckte Silesi-Poliographia benutzen konnte. Während Henels große Landeskunde ein gelehrtes Ereignis war, erreichte Lucae über sein deutschsprachiges Werk ein größeres Publikum. Er ist der lebendigste Zeuge des alten Schlesien bis an die Schwelle der Aufklärung geblieben.

Brieg: Nikolaikirche »Es prangt die Fürstenthums=Stadt Brieg, neben andern Kirchen, von ältester Zeit her, mit einer Haupt=Pfarr=Kirche, die dem heil. Nikolaus im Pabstthum geheiligt war.« So Ehrhardt zu Eingang seines den Predigern daselbst gewidmeten Kapitels.51 Lucae hat ihr Bild wiederum festgehalten: Am Ende der Stadt gegen Morgen/ stehet die überaus grosse Pfarr=Kirche zu St. Nicolai, derer inwendiges hohes Gewölbe übertrifft alle Kirchen Schlesiens/ ausgenommen die Strigauische. Es sind daran zween alte/ aber feste und hohe Thürne erbauet/ mit nöthigen Glocken und Uhrwerck. Jnwendig ist sie mit allen Nothwendigkeiten versehen/ und gehörete vorzeiten den Creutz=Herren deren Kloster=Hof/ heute zu Tage die Pfarrer bey dieser Kirche bewohnen/ Lutherischer Religion.52

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Wie in so vielen Residenzstädten, so auch in Brieg, erhob sich neben der Hofkirche die der städtischen Gemeinde. Hier aber kam hinzu, daß Gottesdienste verschiedener Bekenntnisse in ihnen abgehalten wurden. Daß Katholiken und Lutheraner sich auf zwei Hauptkirchen vor Ort verteilten, war in bikonfessionellen Kommunen selbstverständlich. In Brieg aber bezeichnete die Trennung der Protestanten in Lutheraner und Reformierte in der hier zur Rede stehenden Zeit das auch baulich zum Ausdruck gelangende Charakteristikum. Es will stets wieder gewürdigt werden. Der Hof war mit dem Fürsten und der Fürstin an der Spitze zum reformierten Glauben übergegangen. Den Lutheranern aber blieb die städtische Hauptkirche zur Ausübung ihres Glaubens. Die herrschaftliche Spitze war klug genug, hergebrachte Rechte nicht anzutasten.53 Die Piasten hatten mit dem Bau der Hedwigskirche ein Zeichen in Brieg gesetzt.54 Die Stadt wurde daraufhin ihrerseits tätig. Die Anfänge der Nikolaikirche liegen im Dunkeln. Es ist davon auszugehen, daß Brieg, lange bevor es eine deutsche Stadt wurde, eine Pfarrkirche besaß, also vor 1250 eine Kirche am Ort vorhanden war. Sie war, wie alle ältesten Kirchen, aus Holz und die Gemeinde polnisch. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter Heinrich IV. werden bereits Pfarrer und Schulmeister, Glöckner und Geläute erwähnt. Für die Jahre 1281–1290 ist sogar der Name eines Pfarrers bekannt; er lautet auf Bernhard von Kamenz. Diejenige Kirche, welche dann die Jahrhunderte überdauerte, ist zwischen 1370 und 1417 entstanden. Die Stadt unternahm gleichermaßen einen Umbau und einen teilweisen Neubau. Die Maßnahmen wurden auch nach dem großen Brand von 1380 fortgeführt, dem neben vielen anderen Gebäuden auch das Rathaus zum Opfer fiel. Das Patronat über die Kirche hatten die Johanniter bzw. später die Malteser inne. Die Kirche lag am äußersten Stadtrand nahe dem Stadttor. [Die Nikolaikirche] ist das schönste Denkmal altdeutscher, gewöhnlich gothisch genannter, Baukunst in unserer Stadt, eine dreischiffige Basilika im Spitzbogenstyl mit Kreuzgewölbe ohne Querschiff, mit niedrigern Seiten­schiffen, die Länge 114¼, die Breite 29 Ellen. Das hohe Mittelschiff ruht von den Thürmen bis zum Altar auf acht kolossalen Pfeilern, die geringe Breite von 27 Fuß gegen 96 Fuß Höhe macht den Eindruck des Erhabenen, und das helle Licht, welches durch die hohen Chorfenster und die zahlreichen obern Seitenfenster einströmt, zieht Blick und Sehnsucht nach oben. Zwar unterbrechen heut die zwischen den Pfeilern eingefügten Bühnen und höl­zernen Chöre, welche zum Behuf des evangelischen Gottesdienstes nöthig geworden sind, wie unpassende Nebengedanken den reinen Eindruck der architectonischen Harmonie, doch stören sie wenigstens den

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Eindruck des Mittelschiffs nicht. Das ganze Gebäude ist in schlichten, strengen Formen, fast ohne Ornamente an Fenstern, Thüren, Strebepfeilern, aus schwarzbraun gebrannten Ziegeln aufgeführt. Die Thürme sind unvollendet, das große Portalfenster zwischen den Thürmen ist zugemauert.55

So der Historiker der Piasten zum Briege, der dankenswerterweise den Blick immer wieder auch auf die Stadt richtet. Genauso halten wir es, verlaufen doch mannigfache Verbindungen zwischen Hof und Stadt. Und das nirgendwo mehr als im Austausch der gelehrten Kapazitäten vor Ort, denen unser Interesse in bevorzugter Weise gilt. Wir wenden uns der Pfarrerschaft bei St. Nikolai zu. Auch die Kirche zu St. Nikolai band gelehrte Köpfe, die sich über ihr Fach hinaus am geistigen Leben beteiligten und als Autoren literarischer Arbeiten zumeist bei Gelegenheit bezeugt sind. Eben sie an ihren Wirkungsorten aufzusuchen, ist nicht zuletzt der Sinn der folgenden kleinen Rundschau.

Die Pfarrerschaft in der Stadtkirche zu St. Nikolai Die Reihe wird eröffnet, wie in einem Nebensatz erinnert werden darf, mit Samuel Czepko, dessen Sohn Daniel in Schweidnitz als Pfarrer wirkte, wo wiederum dessen Sohn, der große Dichter, Historiograph und tiefschürfende Denker Daniel Czepko, seinen ersten Unterricht in der Lateinschule genoß, bevor er sehr viel später für eine Weile auch in Brieg Einkehr hielt. Sollte von einem Doppelgespann am Beginn der neueren deutschen Dichtung auf schlesischem Boden gesprochen werden dürfen, in dem sich die besten Möglichkeiten im Zeichen von Humanismus und Mystik verkörpert fanden, so könnte es mit Fug und Recht auf Opitz und Czepko lauten. Die beiden Repräsentanten schlesischer Geistigkeit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren einander in wechselseitiger Wertschätzung verbunden.56 Poetisch merklich faßbar wird die lutherische Pfarrerschaft bei St. Nikolai erstmals mit Georg Fabricius.57 Er war bereits Hofprediger in Teschen bei Herzog Adam Wenzel gewesen, bevor er über Kaschau in Ungarn 1638 nach Brieg herüberwechselte, wo ihm freilich nur noch zwei Jahre des Wirkens verblieben. Wie Gelegenheitsgedichte aus den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts zeigen, muß er zeitweilig schon früher in Brieg als Pfarrer tätig gewesen sein, ohne daß dies bei seinem Biographen Ehrhardt Spuren hinterlassen hätte. Er war gekrönter Dichter. In dieser Eigenschaft zeichnete er schon 1603 bzw. 1608 als ›P.L. Ecclesiae Bregensis Parochialis Pastor‹.58 Balthasar Exner hat ihn wiederholt bedichtet. Fabricius war als Poet bislang kaum in Erscheinung getreten.

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Erst aus den um Liegnitz und Brieg gruppierten Quellen, wie sie im Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums aufgetan wurden, formt sich seine poetische Physiognomie in Umrissen.59 Ein weiterer Blick in die Nikolaikirche geleitet zu zwei Gestalten, die eng sowohl mit dem Gymnasium wie den Kirchen vor Ort verbunden und auch schriftstellerisch bemerkenswert produktiv waren. Schon der Vater von Johannes Baptista Schwope war als Archidiakon bei St. Nikolai tätig. Der Sohn erhielt seine Ausbildung auf dem Brieger Gymnasium und studierte sodann in Frankfurt und Wittenberg. Über das Diakonat und das Archidiakonat stieg er zum Hauptpastor bei St. Nikolai auf. Neben Leichenpredigten, wie sie für den Stand obligatorisch waren, verfaßte er eine interessante zeitgeschichtliche Trost- und Erbauungsschrift: Angst=Schule nothleidender Christen aus Ps. 126,4. als Brieg von feindlicher Belagerung befreyt worden etc. Brieg 1642.60 Sein Nachfolger war Johann Christoph Letsch.61 Dessen Vater war aus Münsterberg vertrieben worden, so daß der Sohn schon im Knabenalter nach Brieg kam. Die Ausbildung empfing er wiederum auf dem Brieger Gymnasium und sodann auf dem Magdaleneum in Breslau. Das Studium absolvierte er in Wittenberg. Erneut verbanden sich schulische und anschließende pastorale Tätigkeit. In Liegnitz bekleidete er die Stelle eines Konrektors ab 1662. Hernach führte ihn der Weg zurück nach Brieg, wo er zum Diakon und – unter Überspringung des Archidiakonats – zum Pastor Primarius in St. Nikolai aufrückte. »Am 24 Nov. 1675 erlebte er den Untergang des Piastischen Fürstenstammes«.62 So war es an ihm, die Leichenpredigt auf den letzten der Piasten, Georg Wilhelm, zu halten. In der Jugend war er mit einer Abhandlung De Magnete und einer weiteren De Iride hervorgetreten (beide 1659).63 Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in ›K. Böhmische(r) Pflicht‹, wie Ehrhardt sich ausdrückt. Der Umschwung trat rasch ein. Doch war das Glück der bedrängten Gemeinde hold. Hören wir noch einmal unseren stets gut informierten Presbyterologen in der Rolle des Chronisten. Die Kayserl. Böhmische Regierung übers Fürstenthum Brieg machte im Evan­ gelischen Kirchen= Wesen der Stadt=Pf.Kirche zu Brieg wichtige Epoche. Nach tödtl. Abgang des Archidiakoni Kartschers u. des Pastor M[agister]. Letsches durfte der Hochedl. Magistrat beyde verledigte Stellen nicht wieder, mit andern

Subjekten, besetzen. Es war also nichts gewisser, als daß man auch noch auf den Tod des Diak. Beers wartete, um alsdenn diese Haupt=Kirche dem Luthrischen Religions=Exerzitio ganz zu entziehen. Hier wachte der Allerhöchste ganz ausser­ ordentlich über sein bedrängtes Evangelisches Zion in dieser Fürsten=Stadt. Der

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Diakon Beer (der von 1686 bis 1707 alle Dienste bey Nikolai allein versehen muste) blieb glücklich am Leben, und Gott sendete 1707, durch die Alt=Ranstädter Konvention, seiner seufzenden Kirche eine grosse und fast unerwartete Hülfe von oben herab. Nun wurde die vorige Gestalt des hiesigen Luthrischen Ministeriums bey dieser Haupt=Kirche auch wieder her­gestellt, und auch die Polnische Begräbnis=Kirche muste den Evangelischen restituirt w ­ erden.64

Übergang nach Liegnitz Reich entfaltet bot sich das kirchliche Leben in der Residenzstadt Liegnitz dar. Wieder trat die Hofkirche neben die Kirchen der städtischen Gemeinde. Nun aber erhoben sich zwei das Stadtbild bis heute prägende Gotteshäuser, die Liebfrauenkirche und die Peter- und Paul-Kirche im unteren und im oberen Bezirk von Liegnitz. Ihre Geschichte ist gut bezeugt. Liegnitz hat das Glück gehabt, hervorragende Chronisten in den Mauern der Stadt wirken zu sehen. Es reicht, an die Namen von Simon Grunaeus oder Georg Thebesius oder Johann Peter Wahrendorff zu erinnern, um sich von der Triftigkeit dieser Bemerkung zu überzeugen. Ehrhardt wiederum, dem wir in kirchlichen – und, wie sich zeigen wird, auch in schulischen – Dingen gerne folgen, hat diese und andere Quellen, die zum Teil nur handschriftlich vorlagen, in gewohnter Gewissenhaftigkeit ausgeschöpft, so daß man sich ihm in der Regel anvertrauen kann. Und das um so mehr, als hier stets nur wenige Eckdaten zu erinnern sind. Uns geht es um die Gewinnung von Fakten und Aspekten für eine kulturgeschichtliche Indienstnahme, und die muß allemal in eigener Regie vorgenommen werden.

Die Hofkirche zu St. Johannis Wir beginnen bei der Hofkirche zu St. Johannis. Sie ist in unserem Zusammenhang von erheblicher Bedeutung, birgt sie doch das Piasten-Mausoleum, von dem zu sprechen sein wird. Zunächst aber gilt es, zurückzuschreiten und die vorbarocke Kirche in Augenschein zu nehmen sowie die maßgeblichen geistlichen Köpfe zu Wort kommen zu lassen. Die Kirche hatte bereits eine bewegte Geschichte hinter sich, bevor sie eine kurze Zeit lang für den reformierten Gottesdienst bestimmt wurde und also gleichfalls jene Phase erlebte, die auf schlesischem Boden stets besonderes Interesse beanspruchen darf.65

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Johannes der Täufer war vom Anfange des in Schlesien eingeführten Christen­thums her, der erste und algemeine Bißthums= u. Landes=Patron. Jhm wurden daher die ältesten Kirchen und Kapellen in dieser Provinz geweyht. Unter diese gehört nun besonders die Kirche eben dieses Nahmens in Ligniz.66

Ihre Gründung reichte noch in die polnische Zeit des 11. Jahrhunderts unter Kasimir I. zurück. Sie war für die Benediktiner-Nonnen vorgesehen. 1241 fiel sie dem Einfall der Mongolen zum Opfer. Ende des 13. Jahrhunderts war ein neuer Bau errichtet, der nun dem Minoritenorden zur Verfügung stand. Eine Erweiterung erfolgte Mitte des 14. Jahrhunderts. Ein Jahrhundert später wurde sie in die Ringmauern der Stadt einbezogen. Frühzeitig schon wurde sie ein Bestimmungsort für Grabstätten und Epitaphien, die aus dem Dom herüberkamen, als dieser während der Hussitenkriege abgebrochen wurde. Grunaeus, der unermüdliche Sammler von Inschriften, hat sie verzeichnet. In das Werk von Thebesius und Wahrendorff gingen seine Arbeiten ein, und auch bei Ehrhardt findet sich wiederholt ein Nachklang. Die personenkundliche Ausgangssituation ist also ausnahmsweise sehr gut.67 Den entscheidenden Umbruch bezeichnete wiederum die Reformation. Herzog Friedrich II. bestimmte die Johanniskirche, »diesen Tempel[,] zu seinem u. seiner Nachfolger Hof=Gottesdienst, und zur Begräbnis=Stätte für sein Herzogl. Haus. Anno 1524 sezte Er einen eignen Luthrischen Hof=Prediger in derselben an«.68 Damit war die Sequenz der Hofprediger in der Johanniskirche eröffnet. Fast ein Jahrhundert lang lag das Hofpredigeramt in den Händen der Lutheraner. Dann erfolgte eine freilich nur wenige Jahre währende Unterbrechung. Zwischen 1617 und 1623 wurde das reformierte Bekenntnis in der Johanniskirche praktiziert – eine zeitlich kaum ins Gewicht fallende, jedoch aufsehenerregende Epoche. Als die Kirche wieder in die Hände der Lutheraner gelangte, ging Herzog Georg Rudolf alsbald daran, sie in eine Stiftung einzubeziehen, welche sich mit seinem Namen in seinen späteren Jahren vor allem verbindet.69 Sie erhielt einen eigenen Parochialdistrikt und wurde derart zur dritten lutherischen Kirche in der Stadt erhoben. Als die Söhne Johann Christians, Ludwig und Christian, sowie sein Enkel Georg Wilhelm zum reformierten Glauben zurückkehrten, beließen sie die Johanniskirche den Lutheranern; Ludwig IV. errichtete im Schloßhof eine eigene Hofkapelle, in der bis in das Schicksalsjahr 1675 ein reformierter Gottesdienst abgehalten werden konnte. »Und so behielten Wir [!] die Johannis=Stifts=Kirche, von 1623 bis 8 Apr. 1698 im Allein­besiz«, wie Ehrhardt dankbar und stolz feststellt.70 Dann ging sie auf die Jesuiten über. Auch

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im Gefolge der Altranstädter Konvention gelang es nicht mehr, sie für die Evangelischen zu restituieren. 1714 wurde dann der Grundstein für ein neues Gotteshaus gelegt, und dies unter Wahrung des Mausoleums der Piasten.

Der erste Hofprediger, ein standhafter Lutheraner Die Reihe der Prediger wird eröffnet mit Sebastian Schubart. Von ihm haben wir kurz zu sprechen, weil in seine Zeit die weit über Liegnitz hinaus hohe Wogen schlagende Auseinandersetzung mit einer Gestalt erfolgte, in der sich der religiöse Genius Schlesiens zu erfüllen schien. Schubarts Geburt fiel noch in das Ende des 15. Jahrhunderts.71 Er gehörte dem Minoritenorden an und kam 1520 in dieser Eigenschaft als Prediger seines Konvents an das Graue Kloster nach Liegnitz. Eben waren die ersten Schriften Luthers nach Schlesien gelangt, da lieh er auch schon dem neuen Glauben seine Stimme, so daß St. Johannis der Ruhm verblieb, dem lutherischen Glauben in Liegnitz am frühesten Eingang verschafft zu haben. Ehrhardt ist des Lobes voll für diesen ersten Luther treu ergebenen Prediger, und das nicht zuletzt, weil er den ›Jrrgeistern‹ widerstand. Die aber mußte man nicht mehr in erster Linie unter den Altgläubigen suchen. Es waren die unabhängigen Geister, die Luthers Ideengut produktiv weiterentwickelten. Der Name Kaspar Schwenckfelds steht dafür vor allem ein. Schubart räumte alsbald das Feld, kam jedoch später noch einmal nach St. Marien zurück, wo seines Weilens freilich ebenfalls wieder nur kurz war. Ihm bleibt der traurige Ruhm, sich auf die Auseinandersetzung mit Schwenckfeld kapriziert zu haben. Eine Widerlegung der Schwenckfeldischen Jrrthümber schrieb er, die offensichtlich nicht zum Druck gelangte.72 Das Schema der Rechtfertigung für den Eintritt in die Kontroverstheologie zeichnet sich deutlich ab. Es sollte in immer wieder leicht abgewandelter Form Verwendung finden, weil die selbsternannten Wächter über die reine Lehre meinten, sich seiner bedienen zu dürfen, nicht ahnend, damit die Axt an die Wurzel des Buchstabenglaubens zu legen, von dem die Weiterblickenden sich nur indigniert abwenden konnten. In der Vorrede zu seiner Schrift, so Ehrhardt, vertheidigt er sich wider den von Schwenckfeld, über den er klagt, daß er seine Person, Amt und Lehre aufs bitterste verläumdet habe, und versichert, daß er diese

Lästerungen des Jrrgeists, Christo zu Ehren, zwar gerne verschmertze, aber damit dieser reisende Wolf in Schafs=Kleidern nicht mehrere unerfahrne Seelen betrüge, so habe er sich im Gewissen gedrungen gefühlt, die Schädlichkeit seiner Jrrsätze aus Gottes Wort zu zeigen.73

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Der Schmerzensmann, bereit, alle Verleumdungen zu ertragen, als Entdecker des Wolfs im Schafspelz, aus Gewissensnot getrieben, seine Stimme dem ›Wort Gottes‹ zu leihen, um unschuldige Seelen vor der Verführung zu bewahren – das blieben Tenor und rhetorische Figur in einem erbarmungslosen Krieg, zu dem sich die Lutheraner unentwegt neu aufgerufen fühlten und der in Liegnitz an vorderster Front tobte.

›Cryptocalvinismus‹-Verdacht Sein Nachfolger Johann Sigismund Werner ließ die geforderte Eindeutigkeit in punkto Luther offensichtlich bereits vermissen. Er gehörte zu den Kandidaten für die von Friedrich II. in Liegnitz geplante ›Akademie‹ im Fach der Theologie. »Jnsgeheim«, so weiß Ehrhardt zu berichten, »hatte Er sich inndes der Jrrlehre eines Krautwalts und Schwenckfelds beigesellt, ohne daß er es öfentlich merken ließ«.74 Bis 1528 wirkte er in der Johanniskirche. Dann wechselte er herüber nach St. Peter und Paul, »bei welcher Pfarrkirche er sich bis 1539 zu erhalten wuste, ob er gleich, fort und fort, heimlich mit den Schwärmern gemeine Sache machte, u. ihren Unfug begünstigte.« Man sieht, auch der so penibel recherchierende Presbyterologe kommt an seine Grenzen, wenn es denn um theologische Fragen geht. An dem strammen Lutheraner noch zu Ende des 18. Jahrhunderts sind die Versuche, den Anliegen der ›Schwärmer‹ Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, vorbeigegangen oder besser: er blieb offenkundig unbeeindruckt von ihnen. Weisheit bewies neuerlich der Herzog, der sich zu keinen übereilten Schritten genötigt fühlte. Sieben Jahre ließ er den Prediger gewähren und »wartete auf seine Sinnes=Aenderung mit großmüthiger Gedult«.75 Er schaltete Johannes Brenz in Schwaben ein und bestellte ein Gutachten. Es fiel negativ für Werner aus. Nun wurde dieser auf herzogliche Kosten ausdrücklich nicht zu Luther auf den Weg geschickt, ›der etwas hitzig wäre‹, sondern zu dem ›sanftmüthigern‹ Melanchthon. Erst als das alles nichts fruchtete, erfolgte die Entlassung. Denn, so die Überzeugung des Herzogs, »›Zwispalt der Lehre errege die schädlichsten Unruhen im Lande‹«.76 Schwenckfeld kritisierte den Herzog dafür heftig. Eben war die junge frohe Botschaft nach Schlesien gelangt, da mutierte sie auch dort schon frühzeitig zu einer existenzbedrohenden Kontroverstheologie, über der kein Segen waltete.

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Die Hofkirchen im Ensemble der städtischen Gotteshäuser

Der Kampf um den Hofprediger Krentzheim Der eklatanteste Fall im Umkreis der herzoglichen Kirche knüpfte sich an den Namen Leonhard Krentzheims. Sein Wort hatte besonderes Gewicht, entstammte es doch dem Munde eines Mannes, der als bedeutender Gelehrter in die akademischen Annalen weit über Liegnitz hinaus einging. Valerius Herberger hielt am Ende eines bewegten Lebens die Leichenpredigt auf den Umgetriebenen; sie blieb erste Quelle in biographischer wie in theologiegeschichtlicher Hinsicht.77 Krentzheim, 1532 geboren, kam aus dem Fränkischen, hatte u. a. die Schule bei St. Sebald in Nürnberg besucht, wandte sich zum Studium nach Wittenberg und hier vorzugsweise zu Melanchthon. 1553 gelangte er über Freystadt nach Liegnitz und begann seine Laufbahn dort an der Liebfrauenkirche. Vierzig Jahre hat er in Liegnitz gepredigt, erlebte also den Einzug des reformierten Bekenntnisses, wie er die zweite Hälfe des 16. Jahrhunderts in Schlesien prägte, persönlich mit. Und das nicht in der Rolle eines stillen Beobachters, sondern unter aktiver Teilnahme in exponierter Position. Im Mai 1560 wurde er von Heinrich XI. auf die Hofpredigerstelle zu St. Johannis berufen. 1563 taufte und traute er in Anwesenheit Kaiser Maximilians II. – »eine Gnade, die vieleicht, außer ihm, keinem andern Luthrischen Prediger widerfahren ist!«78 Auf dem festlichen Bankett richtete der Kaiser das Wort an den Herzog und die Anwesenden. Nahm es wunder, daß auch in dieser Stunde das Gespenst des Schwenckfeldianismus gegenwärtig war? Euer Liebd. haben Jhre Kirchen gar wohl vnd christlich bestellt, daran Wir ein gutes Wohlgefallen tragen: Wir hatten gemeynt, als wäre in der Kirche zur Lig­ nitz noch viel Schwenkfeldisch Jrsal, als Vns bericht war, so haben Wir aber das Gegentheil funden. Euer Lbden haben auch einen gelehrten Hof=Prediger, dessen geistliche Sermon Vns wohl genüget.79

So die Worte des in Glaubensdingen womöglich weitsichtigsten Kaisers, den die Habsburger in ihren Reihen hatten. Der Schwenckfeldianismus war im Abklingen. Statt dessen erhob die ›Calvinisterei‹ ihr diabolisches Haupt. Sie wurde auch Krentzheim zum – selbstergriffenen – Schicksal. Nachdem er sechs Jahre in der Stiftskirche gewirkt hatte, erhielt Krentzheim den Ruf auf das Pastorat der Liebfrauenkirche. Nicht ausgeschlossen, daß der Herzog ihn aus der Schußlinie nehmen wollte. Hier hatte er Gelegenheit, seine chronologischen Studien zu pflegen, die ihn in wissenschaftlichen Kreisen berühmt machten. Wiederum sechs Jahre später bezog er die Pfarrstelle bei

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St. Peter und Paul, lernte also alle drei Hauptkirchen von innen kennen und versammelte allemal eine große Gemeinde. Die Vokation war verbunden mit der Superintendentur im Fürstentum Liegnitz, zu der 1583 diejenige des Fürstentums Wohlau hinzutrat. Seine Laufbahn schien auf eine einzige Erfolgsgeschichte hinauszulaufen. Dann trat die Wende ein. Ehrhardt hat sich zu ihrem eingehenden Chronisten gemacht, »weil sie im ganzen Lande grose Bewegungen verursachte, und selbst Einfluß in die algemeine Kirchengeschichte der Protestanten hatte.«80 Das war allemal ein respektabler Beweggrund. Und es will etwas besagen, daß sich der Presbyterologe in diesem Fall nicht zu parteiischen Urteilen post festum hinreißen, sondern die Quellen sprechen ließ. Die Gestalt Krentzheims war dazu angetan, Respekt über die Zeiten hinweg einzuflößen. Wie in aller Regel wurde auch in Liegnitz der Streit durch einen orthodoxen Lutheraner ausgelöst. 1573 vermeinte der Pastor zu Wohlau Jacob Colerus calvinistische Elemente in der Abendmahlslehre und Praxis bei Krentzheim entdecken zu können – eine Todsünde. Krentzheim antwortete, wie es sich für einen Gelehrten geziemt. Er legte in einer Schrift seine Grundsätze dar: Doctrinae de Coena Domini Orthodoxa Expositio.81 Die Sache schien damit beigelegt. Doch das Feuer glimmte fort, wie Ehrhardt sich ausdrückt, und brach 1582 in helle Flammen aus. Wieder lautete der Vorwurf auf Affiziertheit durch das calvinistische Bekenntnis. Krentzheim verfaßte neuerlich einige Thesen und berief sodann eine Generalsynode ein. Friedrich IV. machte sich im wesentlichen die Bekenntnisschrift zu eigen, die Georg II. in Brieg seinen Pfarrern vorgeschrieben hatte. Krentzheim fühlte sich bestätigt. Doch seine Gegner ließen nicht ab. Krentzheim setzte beim Herzog eine öffentliche Anhörung seiner Person durch. Er drängte in aufgeklärter Manier auf Transparenz und auf Austausch der Argumente. In diesem Zusammenhang erklärte er die grundsätzliche Übereinstimmung Luthers und Calvins in der Abendmahlsfrage, wie sie in Luthers letzten Jahren erkennbar geworden sei. Diese These wurde von den befragten Theologen, David Chytraeus in Rostock an der Spitze, nicht akzeptiert. Ein Hin und Her setzte ein. Der Herzog gab sich als redlicher Vermittler und enthielt sich eines jeden übereilten Schrittes. Eine Kirchenvisitation unter sächsischer Stabführung wurde anberaumt. Wie im Streit um Krell in Dresden obsiegten die Lutheraner in Liegnitz. Friedrich IV. mußte Krentzheim 1593 vom Dienst dispensieren. »Er zog von Ligniz, unter dem grösten Wehklagen seiner Gemeinde, ab, u. die Liebe seiner Pfarrkinder begleitete ihn thätig.«82 Krentzheim wich nach Böhmen und sodann nach Fraustadt aus, dieser Stätte, die – genau wie Lissa – so vielen Verfolgten zum Refugium geriet. Ende Dezember 1598, in Fraustadt wütete ein Feuer, verstarb er.

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Sein treuer Kollege und Nachfolger im Pastorat zu Fraustadt, Valer. Herberger, hielt ihm die oft angeführte Leich=Predigt über Phil. 1,21 u. 23, über welche Worte er sich selbst kurz zuvor lateinsche Disticha, auch seine eigne Grabschrift, verfertigt hatte. Nach seinem Absterben wurde sein Bildnis, zu Ligniz in der Sakristei, sowohl der Nieder= als Ober=Pfarrkirche, mit Jnscripzionen auf­ge­stellt, welches ein Beweis der gegen seine persönl. Verdienste, die er sich um diese beide Gemeinden erworben hatte, fortdauernden Liebe ist.83

Seine Gemeinde wußte besser als seine lutherischen Kollegen, was sie an dem unerschrockenen Theologen hatte. Sein Werk ist in die Kirchengeschichte eingegangen, sein Schicksal aber in die allgemeine Kulturgeschichte. Bis tief in das 17. Jahrhundert hinein entzündete sich das Ringen in Glaubensdingen an seinem Weg und Wirken. Kein anderer der Liegnitzer Theologen, Schwenckfeld immer ausgenommen, hat ein derart reiches Werk erarbeiten können wie Krentzheim. Mit einer Leichenpredigt im Liegnitz des Jahres 1570 hob es an, und schon dieser Schrift war eine ›gründtliche verlegung (Widerlegung) des Schwenckfeldischen Jrthumbs von Wort Gottes‹ inkorporiert.84 Es existiert keine Äußerung Krentzheims, die sich nicht brisanter Themen angenommen hätte. Von seiner umstrittenen Abendmahlsschrift aus dem Jahr 1574 war bereits die Rede. Er blickte in den Coniecturae auf die Abfolge der Reiche in Vergangenheit und Zukunft85 und legte Christliche vermuttungen über die Kirche und das weltliche Regiment in der Zukunft vor.86 Er handelte zudem von den Weissagungen im Alten Testament im Blick auf die Stationen des Heilsweges Jesu Christi, die 1585 wiederum in Görlitz erschienen.87 Ganz offensichtlich vermied es Krentzheim, in Liegnitz selbst zu publizieren. Als eines der Kinder Herzog Friedrichs IV. starb, nahm er dies zum Anlaß, das ebenfalls kontroverse Thema der nicht getauften Kinder und ihrer Teilhabe an den Verheißungen der Kirche bis hin zur geistlichen Bestattung und Seligsprechung aufzugreifen.88 Unmittelbar an die sächsischen Theologen wandte er sich in Beantwortung von deren Frage, wie es um die menschliche Natur Christi bestellt sei.89 Am Schluß stand sein ergreifender Bericht über seine Entlassung, den er im Jahre 1595 seinen Söhnen zueignete.90 Doch damit nicht genug betrieb er ausgebreitete Studien zur Zeit und ihrer Verknüpfung mit einschlägigen Daten der profanen und geistlichen Geschichte.91 »Dies Werk«, so Ehrhardt lakonisch, »hat den Verfasser unsterblich gemacht, u. ist von grosem Werth.«92 Ehrhardt weiß auch zu berichten, daß in der Ratsbibliothek in Leipzig, der Vorgängerin der späteren Stadtbibliothek, ein siebenbändiges Manuskript der Fortsetzung der Chronologia bewahrt wurde.

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Ob es sich erhalten hat? Schließlich sei Krentzheim auch als Dichter in lateinischer und in deutscher Sprache hervorgetreten, letzteres natürlich im geistlichen Metier.93 Ehrhardts Porträt Krentzheims ist – reich mit originalen Dokumenten ausgestattet – eine Quelle ersten Ranges für das Wirken dieses herausragenden Theologen geblieben. Ungeachtet der calvinistischen ›Abweichungen‹ ist Ehrhardt ihm mit hohem Respekt begegnet und hat, um es ausdrücklich zu wiederholen, kein abfälliges Wort über ihn verloren.

Poetisierende und gekrönte Pastoren Zwischen St. Johannis und St. Marien wechselte in den dreißiger und vierziger Jahren als Prediger Tobias Bartsch. Von ihm weiß Ehrhardt zu berichten: »Es werden einige Proben seiner lateinischen Poesie hin und wieder angetroffen.«94 Das ist nichts Besonderes. Die Pfarrerschaft ist unter der schreibenden Zunft der Späthumanisten namhaft vertreten. Ehrhardt spezifiziert seine Angabe auch nicht. Bemerkenswert ist, daß Bartsch nicht nur eine Leichenpredigt von Caspar Keseler und eine parentatio von Johannes Mörlin gewidmet wurden, sondern sein ›Eidam‹ Zacharias Sartorius Arae Exseqviales drucken ließ. Bartsch pflegte ein Symbolon, das auf ›Glorior in solo sanguine Christo tuo‹ lautete. Es muß ein Interesse an der Vita von Tobias Bartsch bestanden haben. Er war mit einer Tochter des Hirschberger Arztes Kaspar Schwenckfelds verheiratet. Die gegebenenfalls bestehenden Beziehungen zu dem poetisch fruchtbaren Liegnitzer Rat Michael Bartsch bleiben aufzuklären. 1640 erhielt Theophilus Feige das Pastorat an der Johanniskirche, drei Jahre später wurde ihm auch die Verwaltung der Superintendentur der Fürstentümer Liegnitz und Wohlau übertragen.95 Er war kaiserlich gekrönter Dichter. »No independent publications by him have been traced«, bemerkt der verdienstvolle Lexikograph der Poets Laureate John L. Flood.96 Bei Ehrhardt, unserem unerschöpflichen Gewährsmann in geistlichen und gelehrten Sachen, hätte er sie gefunden.97 Es ist kein Zufall, daß ein so gewissenhafter Autor wie Henning Witte dem poetisierenden Geistlichen einen Platz in seinem Diarium Biographicum unter dessen Sterbejahr 1652 eingeräumt hat.98 Auch wurde Feige ein Officium Exeqviale gewidmet, zu dem u. a. – teilweise in deutscher Sprache – Caspar Keseler und Georg Thebesius, Laurentius Baudisius und Sebastian ­Alischer sowie Martin Rothmann beitrugen.99 Entsprechend ist Gelegenheit, für einen Moment bei einer dritten Figur zu verharren, eben bei Laurentius Baudisius.100 Gleichfalls 1640 gelangte er nach Liegnitz und bekam zunächst das Unterdiakonat von Georg Rudolf. Er nahm

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eine Reihe von Ämtern wahr und wurde 1653 auf die Pfarrei bei St. Johannis berufen, die er 1667 mit der bei St. Peter und Paul vertauschte. Den Untergang der Piasten erlebte er noch mit. Die evangelischen Landstände wählten ihn 1677 zum Senior Primarius des Fürstentums Liegnitz. Er betrachtete es offensichtlich als eine seinem geistlichen Stand aufgetragene Verpflichtung, die Gedenkreden, die er zu halten hatte, stets wieder auch mit poetischen Beigaben zu zieren. Für Adam und Georg Thebesius sowie für Christian Primke und manche andere verfaßte er lateinische Epicedien.101 Deutsche Beiträge sind auch in der Mitte des 17. Jahrhunderts noch nicht darunter. Ein Prognostikon schrieb er sich selbst: Confectum Senio, defecta mente animoque, Da, rogo, tranquilla, Christe, quiete frui.102

Zwei Jahre vor seinem Tod, im Jahre 1667, wurde Christian Primke von Herzog Christian zum Pastor bei St. Johannis berufen, nachdem er schon 1654 als Konrektor sowie seit 1657 als Rektor an den vereinigten Liegnitzer Schulen gewirkt hatte und als Rektor auch weiterhin neben seinem Pastorat im Amt blieb.103 Primke hat sich lebhaft an der Ehrung der letzten Piasten zu den verschiedensten Anlässen beteiligt. Ehrhardt hat dieses Schrifttum, soweit es ihm zugänglich war, aufgeführt. Und wiederum versäumte er nicht, den lateinischen Gelegenheitsdichter zu erwähnen, verbunden mit der (kritischen) Notiz, daß John diesem in seinem Parnassus gleichwohl kein Bleiberecht eingeräumt hätte. Auch Primke trug den Titel eines gekrönten Poeten. Im Jahr 1661 war die Ehrung erfolgt.104 Zwei Ehrenschriften, zu diesem Anlaß verfaßt, sind bekannt, und wie immer gewähren sie Aufschluß über die Zirkel, die dem Gefeierten in Liegnitz und Umgebung nahestanden.105 Neben der Leichenpredigt Sebastian Alischers und der Trauerschrift von Laurentius Baudisius liegen anläßlich Primkes Tod 1669 Lessus Funebres vor, zu denen Gönner und Freunde beitragen.106 Wenzel Kahl, gleichfalls bei St. Johannis seit 1670 tätig, erlebte nicht nur das Aussterben der Piasten, sondern auch noch den Einzug der Jesuiten.107 Er verlor 1698 seine Pfarrei und wich nach Sachsen aus. Im vorliegenden Zusammenhang verdient sein Name Erwähnung, weil Kahl von Philipp von Zesen 1676 in dessen ›Deutschgesinnete Genossenschaft‹ aufgenommen wurde. Dort trug er den Gesellschaftsnamen ›Der Unschuldige‹.108 Neun Jahre später erhob ihn Zesen zum ›Poeta Laureatus‹.109 Zu diesem Anlaß erschien eine Ehrenschrift, in der Zesen selbst mit ›Kröhnungsreimen‹ hervortrat.110 Kahl revanchierte sich mit einem Schuldigsten Dank-Opfer noch im gleichen Jahr, das ihn nun tatsächlich

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auch als deutschsprachigen Dichter in Erscheinung treten ließ.111 Selbstverständlich empfing der Gekrönte auch weitere poetische Zuschriften. Johann Peisker, der Sachwalter des Ordens, und der Wohlauer Schuldirektor Ephraim Heermann ließen sich vernehmen.112 Kahl ist auch eine wichtige Äußerung zur Schließung der Johanniskirche für die Evangelischen zu verdanken.113

Der Bau der reformierten Schloßkapelle Im Juli 1617 kam Elias Hoßmann als Hofprediger nach Liegnitz.114 »Hier bekannte er sich öfentlich zur Evangelisch=Reformirten Konfession.«115 Er konnte dies, weil auch Georg Rudolf mit maßgeblichen Vertretern seines Hofes zum Reformiertentum übergegangen war und nun reformierte Theologen gleichfalls eine Chance erhielten. Doch wie kurz währte dieses »sein hiesiges Glük und Aufenthalt«, so Ehrhardt mit Blick auf Hoßmann. 1623 kehrte Georg Rudolf zurück zum lutherischen Glauben, und so mußte auch Hoßmann alsbald gehen. Er wandte sich nach Brieg, wo Herzog Johann Christian am reformierten Glauben festhielt. Einem Georg Püchle (Puhläus) ging es nicht anders.116 Auch er mußte 1623 nach Brieg ausweichen. Ein dritter, Esaias Fisch, entging diesem Schicksal. Er kam ebenfalls 1617 als Diakon nach Liegnitz an die Johanniskirche, starb aber schon 1620.117 Es währte eine Generation, bevor in Liegnitz das reformierte Bekenntnis offiziell noch einmal verlauten durfte. Das Verdienst, die Voraussetzungen dafür geschaffen zu haben, gebührt Johann Christians Sohn Ludwig IV. Ihm war, wie zu erinnern, 1654 per Losentscheid das Herzogtum Liegnitz zugefallen. Er bekannte sich zur reformierten Religion, die damit sogleich nach dem Tode Georg Rudolfs im vorangegangenen Jahr nochmals zum Durchbruch gelangte. Dieser sein Onkel hatte 1621, als er selbst sich noch dem Reformiertentum zugehörig wußte, die im Schloß befindliche und dem heiligen Laurentius gewidmete Kapelle abtragen lassen. An eben dieser Stelle ließ Ludwig IV. nun eine neue, dem fürstlichen Hof-Gottesdienst bestimmte Schloßkapelle aufführen.118 Sie war 1657 vollendet und wurde zum evangelisch-reformierten Gottesdienst eingeweiht. Wieder verdanken wir Lucae eine anschauliche Schilderung der von Ludwig IV. ins Werk gesetzten Initiative, mit der Liegnitz zu später Stunde zu einem weiteren Gotteshaus mit einer speziellen Bestimmung kam, von der niemand voraussagen konnte, daß sie keine zwanzig Jahre währen sollte. Er bauete/ von Grund auf/ auf dem innern Schloß=Platz eine über die maßen schöne Hof=Kirche/ mit großen Unkosten/ und ließ dieselbe/ durch und durch/

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künstlich grün übermahlen/ und starck vergulden/ zierete sie auch mit einem zierlichen Thurn und Glocken/ sampt andern innerlichen Ornamenten von Schnitzwerck und Messing. Der damahlige berühmte Edelmann/ und Landes=Hauptmann Christophorus von Zedlitz legirte auch darein/ vor die Prediger/ eine feine ­Bibliotheca. Der Hertzog hätte zwar diese Unkosten er­sparen/ und mit Recht/ ohne jemands wiedersprechen/ seine Fürstliche Stiffts=Kirche zu S. Johannis zu seinem Gottesdienst gebrauchen können/ aber/ sie war zu weit von dem Schloß abglegen.119

Ob das der einzige Grund war? Auf dem Terrain des Schlosses durfte Ludwig gewiß sein, den Gottesdienst und mit ihm das reformierte Bekenntnis vor mißgünstigen Augen geschützt zu sehen. Daß dem neuen Gotteshaus dann auch noch eine ansehnliche Bibliothek zufiel, mochte seine Attraktivität für das gelehrte Hofpersonal und die Predigerschaft nur noch erhöhen. Christoph von Zedlitz war der Sproß eines berühmten Adelsgeschlechts, aus dem viele namhafte Vertreter hervorgingen.120 Er gehörte der Neukirchischen Linie zu Eichholz und Bienwitz an, die eine Reihe von Räten und Landeshauptmännern in Liegnitz stellte. Der Vater Wenzel von Zedlitz war Landeshauptmann und hatte darüber hinaus die wichtige Rolle als Erzieher der Prinzen Johann Christian und Georg Rudolf inne.121 Er starb bereits 1613. Verheiratet war er in erster Ehe mit Elisabeth von Bibran und Wolfshain, deren Mutter wiederum eine von Kreckwitz und Wirchwitz war. In diesen Kreisen war die Pflege einer standesgemäßen Bibliothek eine Selbstverständlichkeit. Kirche und Schloß fiel also gewiß eine bedeutende Sammlung zu. Sinapius charakterisiert Christoph von Zedlitz als einen Herr[n] von unvergleichlichen Qualitäten, und zu seiner Zeit des Schlesischen Adels Zierde, Fürstl. [Liegnitzischer] Rath und Landes=Hauptmann, wie solches aus folgender bey deßen Bildniß auf einem Fahne in der Zedlizischen Capelle in U.L. Frauen=Kirche zu Lignitz befindliche Inscription erhellet: Illustriss. C ­ elsiss. Ducum Ligio Bregensium Consiliarius fidissimus, Capitaneus meritiss. Vir Magnificus, Generosus & Strenuus Dominus Christophorus de Zedlitz & Neukirch, in Binowitz & Grunthal placide obiit Lignicii 3. Augusti A. MDCLVII. aet. LXXIII. Ann. Cui Gentem & faciem generosam cernere curae est,    Haec Gens, haec facies est generosa Viri. Profuit hic Ducibus, populis hic praefuit, hinc laus    Hunc manet, hinc ipsum fama perire vetat.122

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Eröffnung mit Heinrich Schmettau, Abschluß mit Friedrich Lucae In dieser neuen Kapelle »pflegte der fromme Herzog mit seinem Evan­ge­ lisch=­Reformirten Hofstaat seine Erbauung, und verordnete an dieselbe zwey Hof=Prediger seiner Konfession, welche auch zuweilen den Gottesdienst in der Herzogl. Schlos=Kapelle zu Parchwiz vor Jhro Durchl. halten musten.«123 Die Reihe wurde eröffnet mit Heinrich Schmettau.124 Er hatte das Gymnasium seiner Heimatstadt Brieg besucht, in Frankfurt studiert, dann aber noch einmal den Weg eingeschlagen, den die reformierte schlesische Intelligenz in der Hochphase um 1600 bevorzugt gewählt hatte. Über Groningen kam er nach Heidelberg und Basel. In Basel ließ er sich 1653 zum Prediger ordinieren. Von dort ging die Reise weiter nach Genf. Aufenthalte in Frankreich und auf den gelehrten Hochburgen in England – Oxford, Cambridge, London – schlossen sich an. Welch anderes Bild als im Umkreis des Luthertums! Den Reformierten standen die geistlichen und gelehrten Zentren zumal im Westen Europas als lockende Ziele vor Augen, und wer immer es sich leisten konnte, machte von dieser Option auch in der zweiten Jahrhunderthälfte noch einmal Gebrauch. Im Sommer 1654 kam er, »mit vielen Kenntnissen bereichert, ins Vaterland zurük.« Schon ein Jahr später ernannte ihn Ludwig IV. zum Hofprediger in Liegnitz »und schenkte ihm sein ganzes Fürstl. Vertrauen.«125 Schmettau enttäuschte seinen Fürsten nicht. Es entwickelte sich ein denkwürdiges Zusammenspiel. Denn der Hofprediger wirkte ja in einer Stadt und deren Umgebung, die lutherisch geblieben waren. Deren Pastoren gaben sich wie immer einfallsreich im Erfinden von Komplikationen. Es bedurfte der Souveränität des Fürsten und seines Predigers, durch Entgegenkommen und weise-tolerantes Gebaren die Lage zu entschärfen. Schmettau war rasch zum Superintendenten aufgestiegen. Nun stellte sich das Problem der Ordination. Schmettau wurde zunächst den lutherisch gebliebenen Räten des Herzogs vorgestellt, auch sie begabt mit den klangvollen Namen illustrer Geschlechter, darunter ein David von Schweinitz, ein Hanns Heinrich von Schweinichen und wie sie hießen. Dann kamen die lutherischen Pfarrer an die Reihe. Der reformierte herzogliche Rat Christian Scholze präsentierte den reformierten Superintendenten der lutherischen Geistlichkeit. Damit war gewiß mehr getan als der Etikette genügt. Doch es half alles nichts. Die Evangelischen hatten nun einen reformierten Vorgesetzten in dienstlichen Belangen. Entsprechend »machte dies grose Bewegungen unter den Ev. Luthr. Land=Ständen und der Priesterschaft, jedoch war der gute Herzog Ludwig hierbei sehr nachgebend.« Die Landstände reichten Beschwerde beim Herzog

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ein. Sie wollten sich »dergleichen Neuerungen in ihrer Kirchen=Hierarchie nicht gefallen lassen.«126 Ehrhardt muß seinerseits alles verfügbare diplomatische Geschick mobilisieren, um eine gerechte Beurteilung in der Angelegenheit zu beobachten. Daß einige Luthrische Geistliche, und darunter der Dekan u. Pastor Ge. Rostius in Haynau, bei ihren Protestazionen wider den Super. Administr. Schmettau viel zu weit gegangen sind, geben wir gar gerne zu, aber, es war damals die Epoche, wo man NB. auf beiden Theilen der Protestanten in grosem Mißtrauen gegen einander lebte, und es käme darauf an, wie sich ein Evangelisch=Reformirtes Ministerium verhalten würde, wenn demselben im ähnlichen Falle, ein Evan­ge­lisch=Luthrischer Ober=Jnspektor vom Regenten in einer ganz Reformirten ­Diöces vorgesezt werden solte?127

Nun, der Fall war eben nicht gegeben, die Feuerprobe nicht ein einziges Mal während der Herrschaft der Piasten anzustellen, wohl aber war es stets die lutherische Mehrheit im Land, die den Reformierten das Leben schwer machte. Worum es da ging? Ehrhardt hat auch darüber aufgeklärt. Denn, weil die Luthr. Landstände vermeinten, daß ein Ev. Reformirter Super­ intendens denen Evangel. Luthrischen Kandidaten bei ihrer Ordinazion die Hand nicht füglich auflegen könne, so verordnete er [der Herzog]: ›Wenn nur Schmettau, nach seinem Belieben, bei der Ordinazion zugegen wäre, so mögte die Hand=Auflegung dabei den Luthrischen Pastoren alleine überlassen bleiben.‹ Dieser Herzoglichen Verordnung ist man von 1663 bis 1665 genau nach­gekommen, und Schmettau blieb Superintendur=Verwalter in Ruhe und Ehren.128

Es ging also, wo und wenn Vernunft waltete. Die aber haftet nun einmal an Personen. Als Ludwigs Bruder Christian das Regiment übernahm, war es mit dem Frieden vorbei. Nun wurde vorgeschrieben, daß der Superintendent das Examen und die Ordination alleine vorzunehmen habe. Wieder ging Protest beim Herzog ein, »welcher in seiner Religion eifriger als sein Bruder, Herzog Ludwig, war.«129 Die Sache kam über den Fürstbischof von Breslau vor Kaiser Leopold I., und der entschied zugunsten der Lutherischen. Schmettau nahm seinen Abschied und wechselte herüber nach Brandenburg. Dort im Dom zu Berlin wirkte er in Ehren und begleitet von stetig sich mehrendem Ruhm. Wiederum wäre es gewiß verlohnend, seinem ausgebreiteten Werk eine eigene Betrachtung zu widmen.130

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Nur für kurze Zeit folgte Nikolaus Gertich in der Position zunächst des zweiten, sodann des ersten Hofpredigers.131 Dann kam die Reihe bereits an Friedrich Lucae, über den schon im Kontext von Brieg zu sprechen war, wo er die Hofpredigerstelle innehatte, bevor er 1671 nach Liegnitz gerufen wurde.132 Ihm blieb es vorbehalten, als letzter der Liegnitzer Hofprediger das Erlöschen der am Ende reformierten Dynastie zu erleben. Anno 1675 hörte der öfentliche Gottesdienst der Evangelisch=Reformirten ­Konfession in dieser Fürsten=Stadt gänzlich auf: denn, bald nach der Keiser­lichen Okkupazion dieses Fürstenthums wurde, durch den K. Ober=Amts=Rath Johann Gottfried von Biedermann, die Herzogl. Schlos= und Hof=Kapelle geschlossen, und der leztre Evangelisch=Reformirte Hof=Prediger Frdr. Lucä verabschiedet, daß Er außer Land zu gehen genöthigt wurde.133

Er verfügte sich, wie wir hörten, nach Hessen, wo er schon 1676 wiederum die Stelle eines Hofpredigers in Kassel einnehmen konnte. In Liegnitz aber war ein Kapitel beendet, das Höhen und Tiefen kannte, gerade von der reformierten Intelligenz aufmerksam beobachtet und von vielen Hoffnungen begleitet wurde. Sie hatte im Liegnitzer Hof in der langen Regierungszeit Georg Rudolfs und sodann in der letzten Phase unter den Söhnen Johann Christians eine solide Stütze. Die Geschicke der jungen deutschen Literatur auf schlesischem Boden wären andere gewesen, wenn dieses politische und geistliche Bollwerk nicht bestanden hätte. Viele poetische und pane­ gyrische Adressen künden von dem Wissen um diese Auszeichnung. Wir werden die eine oder andere Stimme kennenlernen. Und blicken wir herüber zu einem der Großen am Anfang des Jahrhunderts, blicken wir zu Opitz, und zu einem anderen am Ende des Jahrhunderts, blicken wir zu Lohenstein, so wird schlagartig deutlich, zu welchen Leistungen auch das Liegnitzer Fürstenhaus der Piasten beflügelte. Wir werden davon hören.

Übergang zu den städtischen Pfarrkirchen Anders als in Brieg, wo eine Hof- und eine Stadtkirche das Bild prägten, beherbergte Liegnitz drei große Kirchen. Neben die Johanniskirche und den kurzzeitigen reformierten Ableger, die Schloßkirche, traten die Gotteshäuser bei St. Marien und die bei St. Peter und Paul. Die Fluktuation zwischen ihnen war, wie sich bereits abzeichnete, durchaus gegeben. Alle drei geistlichen Zentren besaßen namhafte Theologen und Gelehrte. Sie sind folglich alle drei im Rahmen einer kul-

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tur- und speziell einer literaturgeschichtlichen Untersuchung von Interesse. Aus deren Perspektive muß es vordringlich darum gehen, den Personenkreis dingfest zu machen, der sich am kulturellen und literarischen Handeln aktiv beteiligte. Literarisches Leben im weitesten Sinn formt sich über personelle Kontakte und in wechselnder Konfiguration sich knüpfende personelle Netzwerke. Diese schließen stets Auftraggeber und Adressaten ein. Im Umkreis der Höfe kommen die Verbindungen zum fürstlichen Haus hinzu, denen stets besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist. Entsprechend verfahren wir. Und das, indem wir – wie stets – vor allem unser Augenmerk auf die Zeit um 1600 und sodann die letzte Phase der Piasten richten. Liegnitz selbst gliedert sich in eine Nieder- und eine Oberstadt. Beide sind mit einer Hauptkirche versehen. In der Niederstadt erhebt sich die Marienkirche, in der Oberstadt diejenige von Peter und Paul.134 Die Niederstadt ist die sehr viel ältere. Sie ist das eigentliche alte Liegnitz. Dieses ging – zusammen mit ganz Schlesien – im 12. Jahrhundert vom polnischen Herzog Boleslaus III. an seinen Sohn Władysław II., den ersten schlesischen Piastenherzog, über.

Die Kirche zu Unserer Lieben Frauen, die Marienkirche Entsprechend liegt die älteste Stadtkirche von Liegnitz in der Unterstadt.135 Diese Hauptpfarrkirche St. Marien trägt gerne den Beinamen Liebfrauenkirche; im Volksmund ist sie die ›Niederkirche‹. Ihre »Baugeschichte ist bis zum Ausgange des Mittelalters in Dunkel gehüllt.«136 Zwischen der Bischofsstadt Meißen und dem Oderübergang Breslau bot es sich am Kreuzungspunkt zweier Landstraßen an, in der ersten Zeit der Slavenmission auch eine Kirche zu erbauen. Ihre Entstehung dürfte auf das 11. Jahrhundert zurückzudatieren sein. Der heiligen Maria und dem heiligen Johannis wurden die ältesten Kirchen in Schlesien gewidmet und nach ihnen benannt. Es mag allenfalls ein Holzkirchlein gewesen sein. Zu Ende des 12. Jahrhunderts wird mit dem Bau einer steinernen Kirche begonnen worden sein. Nach der Mongolenschlacht wurde die Oberstadt begründet. In ihr wurde die Pfarrkirche St. Peter errichtet, die die Kirche in der Niederstadt bald überflügelte. Der Stadtbrand im Jahr 1338 wird auch die Marienkirche zerstört haben. Vermutlich hat sie eine Zeit lang wüst gelegen, bevor man mit einem Neubau in Ziegel angefangen hat. Zwischen 1362 und 1386 hat sie ihre endgültige Gestalt erhalten. Die neue Marienkirche war eine dreischiffige, siebenjochige gotische Hallenkirche aus Ziegeln mit sparsamer Verwendung von Sandstein zu Gesimsen und Pfeiler-

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abdachungen. Das Mittelschiff ragte nach Osten nur um 60 cm über die Seitenschiffe hinaus – der Breslauer Magdalenenkirche entsprechend – und schloß im Grundriß geradlinig ab. An der Westfront stiegen zwei mächtige viereckige Türme mit rechtwinklig abstehenden Strebepfeilern in vier Stockwerke gegliedert empor. Die westliche Giebelwand war durchbrochen vom Haupt­portal und über ihm von einem großen Radfenster und zwei kleineren Türöffnungen, die zu einer über dem Portal hinlaufenden Galerie hinausführten. […] Die unteren Geschosse der Türme und die Halle zwischen ihnen waren mit dem Langhause zu einem Raume vereinigt, der durch starke, viereckige Pfeiler in drei Schiffe zerlegt wurde. Der ganze Innenraum war in Ziegelrohbau unter Verwendung von Formsteinen sehr sorgfältig und mit sehr gutem Material ausgeführt. Der Chor umfaßte die beiden östlichen Joche der Kirche; an diesen schloß sich nach Süden die einjochige Sakristei. Der älteste Altar stand zwischen den beiden ersten Pfeilern.137

Es folgten Erweiterungen, so an der Sakristei, der eine Doppelkapelle hinzugefügt wurde. Eine wesentliche Umgestaltung nahm der Domscholastikus und Pfarrer Martin Cromer in der Mitte des 15. Jahrhunderts vor. Die Hallenkirche wurde in eine Basilika umgeformt. Das Innere erhielt Kalkputz, 1466 weihte Bischof Jost von Rosenberg den neuen Altar; ein Triumphkreuz wurde aufgestellt, das die Jahreszahl 1468 trug. Friedrich I. ging dann daran, die alten Türme zu vergrößern; eine Maßnahme, die nur dem Südturm zugute kam. »Der hochragende Turm vollendete den Eindruck des energischen Aufwärtsstrebens, den der ganze Bau seit der großen Umgestaltung durch Martin Cromer erweckte.«138 Der Hochaltar wurde mit einem fünfteiligen Schrein ausgestattet, die Kanzel erneuert, der Taufstein in das östliche Joch des Nordschiffs geschafft. Auch wurde eine Fürstenbühne errichtet. So herrschte bis in das 18. Jahrhundert hinein stetige schöpferische Bewegung. Und das nicht zuletzt dank des Reichtums an Denkmälern. »Welche Erinnerungen hegten diese Mauern! Weit über 300 Menschen beider Bekenntnisse und Geschlechter, jedes Standes und Alters, darunter mehr als 80 Mitglieder des Adels, schlummerten hier den langen Schlaf; man wandelte über ihren Grüften.«139 Ehrhardt hat dem mächtigen zweitürmigen Bauwerk eine eingehendere Schilderung gewidmet, die in diesem Fall ausnahmsweise ausführlicher ist als diejenige bei Lucae. S. Marien=Pfarrkirche ist inwendig sehr geräumig und hoch erbaut, und hat, wegen der in der Höhe nochmals angebrachten runden Fenster, überall sehr viel Licht. Jn ihrem 1468 vollendetem Chor gegen Morgen ist ihr Altar merk­würdig, weil er auf

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einem Schwibbogen (unter welchem von außen eine Durch­fahrt hingeht,) steht, daher man auf 13 (Lucä sagt 26) Stufen zu ihm hinauf­steigen muß. Das Altar=Blatt stellt die h. Geburt des Sohnes Gottes Jesu Christi vor. Beim h. Abendmahl werden, nach einem alten Legat, jederzeit drei Wachs=Kertzen, zu Ehren der h. Dreieinigkeit, brennend unterhalten, und dieses ist 26 Merz 1524 das erstemal, nach Evangel. Gebrauch, in dieser Kirche gehalten worden. Die Kanzel steht auf der Mittags=Seite der Kirche, und ist von weissen Stein. Die Orgel ist sehr gut gebaut, und hat eine Maschinerie, die während dem Spielen, mit dem Fus getreten wird, dadurch zwei Engel, deren jeder eine Paucke vor sich hat, bewegt werden, die Paucken würklich zu schlagen. Ein seltnes Kunststück!140

Die Katastrophe kam im 19. Jahrhundert. Während der Napoleonischen Kriege wurde die Kirche als Lazarett benutzt. 1822 entlud sich ein mächtiges Gewitter über der Stadt. Die Kirche nahm schweren Schaden. Unter Ernst August Thei­ nert erfolgte der Wiederaufbau. Zu Ende des Jahres 1828 konnte der Neubau geweiht werden. Die Einzelheiten interessieren hier nicht. Wir vernehmen das abschließende Urteil des Historikers der Kirche: »Künstlerisch unbefriedigend, von Stilfehlern strotzend, bot doch die neu entstandene Hallenkirche, von der mißlungenen Emporenanlage abgesehen, sehr vornehme Raumverhältnisse im Jnnern.«141 Die Kirche hat den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstanden. Bei Rekonstruktionsarbeiten wurden in den frühen siebziger Jahren Relikte der ursprünglich einschiffigen romanischen Kirche aus Sandstein sowie der dreischiffigen Kirche mit verlängertem Chor aus dem 13. Jahrhundert entdeckt.142 Wir kehren zurück in das Zeitalter der Reformation und wenden uns einigen wenigen prägenden Gestalten zu.

Unheilsschwangerer Auftakt: Fabian Eckel Der erste das Wort ergreifende evangelische Prediger war Fabian Eckel.143 Während seiner Pfarrzeit an der Liebfrauenkirche wurde er mit den Schriften Luthers bekannt. Schon zu Pfingsten 1522 predigte er in seiner Pfarrkirche nach Luthers Vorgaben. Zwei Jahre später konnte erstmals das Abendmahl in der evangelischen Version gehalten werden. Liegnitz stand damit ganz vorne in der Schlesien rasch ergreifenden reformatorischen Bewegung. Die Eigenmächtigkeit Eckels führte zu einer Klage beim Breslauer Bischof auf der Dom­ insel. Auch Schwenckfeld setzte sich jedoch für den mutigen Prediger ein. Und Herzog Friedrich II. hielt seine schützende Hand über ihn.

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Daß er ein selbständiger Kopf war, bewies er, indem er sich den Lehren Krautwalds und Schwenckfelds gegenüber aufgeschlossen verhielt. Der Herzog versetzte ihn nach Goldberg, doch konnte sich Eckel auch dort nicht halten, kehrte kurz nach Liegnitz zurück, wurde neuerlich ausgewiesen, machte in Breslau Station und ging dann mit Herzog Albrechts Emissär Friedrich von Heideck nach Preußen.144 Dort dauerten die Auseinandersetzungen fort, die hier nicht zur Rede stehen. Eine große Bereitschaft zur Spekulation insbesondere im Blick auf die Gaben des Heiligen Geistes war von Luther freigesetzt worden, und nur Reglementierung bzw. Absetzung vermochte der Ausbreitung der ›Schwärmer‹ zumindest partiell Herr zu werden. Die frohe Botschaft des Aufbruchs verkehrte sich rasch in eine der Überwachung. Dies Kainsmal, in dem das Verderben nistete, sollte nicht mehr von ihr weichen. Auch ein Eckel bekam dies zu spüren.145

Nochmals ein Blick auf Simon Grunaeus Die Anti-Schwenckfeldianer ließen auch in der Marienkirche nicht auf sich warten. Wir übergehen dieses Kapitel und eine ganze Folge von Predigern aus der ersten Zeit,146 um nochmals für einen Moment Station zu machen bei einem der Großen der Liegnitzer Prediger- sowie der Schlesischen Gelehrtengeschichte, dessen Name sich unter letzterem Aspekt eher am Rande mit den Stadtkirchen zu St. Marien und St. Peter verknüpft. Wir haben den Lebensgang des Grunaeus kennengelernt.147 In Hermsdorf im Goldbergischen begann er seine geistliche Karriere. Sie fällt in die zweite Phase seines Lebens nach ausgedehnten Reisen, von denen wir hörten. Superintendent Krentzheim, dem er später im Amt folgen sollte, ordinierte ihn 1587 in Liegnitz. Vier Jahre hernach berief ihn der Rat der Stadt zum Diakon an der Niederkirche. Knapp zwei Jahre darauf, im Dezember 1592, wurde ihm das nämliche Amt in der Oberkirche zuerkannt. Drei Jahre später stieg er daselbst zum Archidiakon auf. Hier in Liegnitz war es auch, daß er im Jahr 1593 die Liegnitzer Lehrartikel unterschrieb.148 Sein Name galt seit langem etwas. Doch es währte noch fast zwanzig Jahre, bevor er 1612 auf das Pastorat von St. Marien berufen wurde. Nun setzte nochmals ein steiler Aufstieg ein. 1615 erhielt er die Administratur der Liegnitzischen Superintendentur zugesprochen. Noch im gleichen Jahr rückte er zum Superintendenten der beiden Fürstentümer Liegnitz und Wohlau auf. Und damit nicht genug, wurde er 1623 zum Herzoglichen Kirchenrat und Direktor des Fürstlichen Konsistoriums zu Liegnitz gekürt. »Binnen

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13 Jahren, als so lange Er diese Superintendur verwaltete, hat er 130 Kandidaten ordinirt.«149 Er war zur maßgeblichen Instanz in der kirchlich-verwaltungs­ förmigen Hierarchie aufgestiegen, wie sie sich eben auch unter den Evange­ lischen so rasch herausgeformt hatte. Der Herzog Ge. Rud. war dem Superint. Grunäo so sehr gewogen, daß er Jhm nicht allein, durch ein Rescript, d. d. 9 Apr. 1622, eine jährliche Zulage aus den Fürstl. Kammer=Revenüen anwieß, sondern ihm auch außerdem zuerst von der Pfarrei Konradsdorf im Haynauschen, und nachmals von der zu Gros=Tinz, ein Nahmhaftes jährl. zufliessen lies. […] So war auch ehmals der Tittel eines Kirchen=Raths nicht so gemein als jezt.150

»Einer der fürnehmsten Theologen, auf den Schlesien billig stolz ist«, lautet Ehrhardts Urteil.151 Hatte er wirklich nur den mit Ämtern gesegneten Würdenträger im Auge? Wir vermuten, daß Ehrhardt um eine Wahlverwandtschaft wußte. Grunaeus ist einer der ersten, der das bildlose Inschriften-Epitaph prägte. Sein Name ist aus der schlesischen Sepulkralkultur nicht wegzudenken, steht er doch bahnbrechend an ihrem Anfang, ohne daß die entsprechenden Filiationen bis heute genau aufgeklärt wären. Wir haben davon eingehend gehandelt. Der Stiftung von Angedenken war das Werk der beiden großen Geistlichen Schlesiens gewidmet. Ehrhardt verlegte sich auf die Pfarrerschaft, Grunaeus auf die Namensträger im Lande und zumal im Liegnitzischen, denen ein Begräbnis in den Kirchen selbst und ihrem Umkreis unter Hinzufügung eines sepulkralen Dokuments zuteil geworden war. Der Impetus ist ein verwandter. Die am Namen haftende Person sollte dem Gedenken überantwortet und derart dem Vergessen enthoben werden. Ehrhardt schuf Hunderte von mehr oder weniger ausführlichen Pfarrer-Porträts. Grunaeus überführte die materialen Einträge auf Grabsteinen und anderen Trägern der Überlieferung in die verewigende Form der Schrift. In ihr gelangte – im Neben- und Nacheinander über die Zeiten hinweg zusammengeführt – zu einer das Sinnen und Denken stimulierenden und das Leben von Generationen umspannenden Summe, was – in der Wirklichkeit in Raum und Zeit geschieden – den Unbilden der Zeitläufte ausgesetzt blieb. Ein Akt der Transfiguration hatte statt, in dem über das unermüdliche Wirken der ›Schriftgelehrten‹ ein Horizont des Ewigen erfahrbar wurde.

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Zwei Nachfolger des Grunaeus: Caspar Keseler und Sebastian Alischer Verbleiben wir noch einen Moment in der Unterkirche. Nachdem Grunaeus ein Beispiel gelehrten Eifers im Amt des Predigers und Superintendenten gegeben hatte, ließen es auch manche seiner Nachfolger daran nicht mangeln. Das gilt zunächst für Caspar Keseler.152 Er arbeitete sich kontinuierlich in Liegnitz hoch bis zum Superintendenten der Fürstentümer Liegnitz und Wohlau. Die drei Söhne Johann Christians bestätigten nach ihrer Übernahme der Regierung in den drei Fürstentümern diese Stellung. Er machte sich als Verfasser von Bußpredigten und Erbauungsschriften einen Namen. Am bekanntesten wurde sein zweibändiges Domûs Poenitentialis.153 Auch Keseler legte einen Catalogus Pastorum Ecclesiarum Lignicensium an, der sich als Fortsetzung des von Grunaeus begonnenen Werkes gab und nun bis in das Jahr 1653 hineinführte.154 Sein Tod im Jahr 1662 wurde poetisch nachhaltig begangen.155 Ehrhardt weiß auch eine Reihe von Gelegenheitsgedichten namhaft zu machen, die er zumeist in den von ihm systematisch gesammelten und in seinem Werk ausgewerteten Leichenpredigten fand. Durch ein Rufzeichen markiert, weist er den Leser darauf hin, daß auch Keseler der Aufmerksamkeit des Lexikographen John entgangen sei. Aber wo hätte der anfangen sollen, wenn das Heer der Gelegenheitsdichter in seinem schmalen Werk hätte berücksichtigt werden sollen? Es gab Hunderte von ihnen, die in einer Spanne von jeweils wenigen Dezennien zur Feder griffen. Es währte noch mehr als zwei Jahrhunderte, bevor – unterstützt von neuen technischen Möglichkeiten – daran gedacht werden konnte, die immer noch Hunderttausende von Stücken zählende kostbare Materie in die Scheuern einzufahren. Sodann ist der Blick auf Sebastian Alischer zu richten, der wiederum Keseler im Amt folgte.156 Er war geborener Bunzlauer, und ein Mann wie Ehrhardt wußte auch im späten 18. Jahrhundert noch, daß sich mit der dortigen Schule, die ein Opitz fast gleichzeitig besucht hatte, die Namen eines Sebastian Namsler und eines Valentin Senftleben verbanden, waren doch auch sie von dem ›Boberschwan‹ besungen worden. Nach Studien in Breslau und Frankfurt sowie adligen Hofmeisterdiensten kehrte Alischer tatsächlich für geraume Zeit als Schulmann nach Bunzlau zurück. Von dort führte ihn der Weg über Herrnhut nach Liegnitz, wo er seinen Aufstieg bis hin zur Superintendentur nahm. Wieder halten wir inne, weil er, wie Ehrhardt sich ausdrückt, »auch Schriftsteller« war.157 Dazu zählt für Ehrhardt in vollem Umfang eben auch die Abfassung von Leichenpredigten, die als gedruckte den Status einer öffentlichen und offi-

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ziösen Verlautbarung behielten.158 Alischer beteiligte sich an dem Gemeinschaftswerk der Pastoren bzw. Diakone Johann David Matthäi und Gottlob Hoffmann, das den Pastoren und nun auch den Diakonen des Herzogtums Liegnitz gewidmet war.159 Zusammen mit Andreas Senftleben erarbeitete er ein Verzeichnis der gelehrten Bunzlauer, das 1674 erschien und mit dem in guter humanistischer Praxis auch Bunzlau als ein von den Musen begünstigter Sitz der Öffentlichkeit gewonnen wurde.160 Herausgegeben wurde es von Alischers Sohn Heinrich.161 Keine Region war in der Presbyterologie wie der Inschriftenkunde so fruchtbar wie Liegnitz. Nun trat die Gelehrtengeschichte hinzu. Im Fürstentum regte sich ein nachhaltiges Interesse, das Lebenswerk von Personen aus dem Umkreis des Piastenhauses und der von ihnen ins Werk gesetzten geistlichen und kulturellen Infrastruktur zu dokumentieren. Auch ein Alischer gehört dieser rührigen Zunft an. Entsprechend lautet Ehrhardts letztes Wort: »Er war also nicht allein für die Evangelische Kirche ein wichtiger Theologe, sondern auch für die gelehrte Welt ein brauchbarer Mann.«162

Abschluß mit Gottfried Dewerdeck Dieses Ehrhardtsche Resümee gilt auch für einen Dritten, mit dem wir unsere kleine Porträt-Reihe, schon auf der Wende zum 18. Jahrhundert angelangt, beschließen möchten. Im Jahr 1700 kam Gottfried Dewerdeck als Diakon zur Marienkirche.163 Doch noch im gleichen Jahr wurde er »auf Anstiften der Jesuiten« wieder abgesetzt, »weil man damals das Augenmerk darauf richtete, die alten Luthrischen Kirchen=Lehrer alhier nach und nach absterben zu lassen, und keine Jüngre an ihre Stellen zu setzen.«164 Dann trat die Wende über die Altranstädter Konvention ein. Nun kehrte Dewerdeck über das Diakonat und Archidiakonat bei St. Peter und Paul an die Kirche zu St. Maria zurück. Zwischenzeitlich nahm er auch die Stelle eines Bibliothekars bei St. Peter und Paul in jener bedeutenden Kirchenbibliothek wahr, die uns eingehend beschäftigen wird. Er hatte mit zwei Dissertationen De Officio Civis Christiani Erga Principem und De Officio Principis Christiani Erga Civem seine akademische Ausbildung abgeschlossen.165 Für uns ist er von Interesse, weil gleich zu Beginn des neuen Jahrhunderts die Welle der Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche einsetzte, an der Dewerdeck mit John Wilkins’ Discurs von der Gabe zu bethen Anteil hatte.166 Außerdem machte er sich mit einer Silesia Numismatica verdient, jener Disziplin, die ebenfalls im 18. Jahrhundert mit Kundmann und anderen so be-

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deutende Leistungen hervorbringen sollte und wiederum einen aparten Beitrag zur Personenkunde im weiteren Sinn darstellt.167

Die Kirche in der Oberstadt bei St. Peter und Paul Auch die Kirche zu St. Peter und Paul war zunächst ein Holzbau, bevor im 14. Jahrhundert ein Steinbau aufgeführt wurde, der in den siebziger Jahren abgeschlossen war.168 Die erste Nachricht findet sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Schon vorher wird eine Kirche an dem Platz gestanden haben, der in der Oberstadt für das zweite städtische Gotteshaus bestimmt war. Die hölzerne Kirche ging 1241 im Zuge des Mongolensturms zugrunde. Es währte Jahrzehnte, bis der schon in den dreißiger Jahren des 14. Jahrhunderts detailliert ins Auge gefaßte und zu Teilen vermutlich schon vorhandene steinerne Bau zu Ende des Jahrhunderts vollendet war. In zwei Bauabschnitten wurde er realisiert. Zunächst kam ein Hallenbau zur Ausführung. Dann setzte sich eben in den dreißiger Jahren eine neue Bauidee durch. Nun entschloß man sich – in Analogie zur Baugeschichte der Marienkirche – die kleinere Hallenkirche zu einer weiträumigen, hochragenden Basilika auszubauen. Geplant war nicht weniger, als einen den Breslauer Kathedralen vergleichbaren Kirchbau zu errichten. Er kam in den vorgesehenen Dimensionen infolge des Stadtbrandes im Jahre 1338 zunächst nicht zur Ausführung und konnte auch hernach nur partiell verwirklicht werden. Ende des 16. Jahrhunderts erhielt die Kirche dann eine neue Turmhaube, der eine Inschrift beigefügt war, die Grunaeus überliefert hat.169 Ein halbes Jahrhundert später wurde der Turm das Opfer eines neuerlichen Stadtbrandes. Doch konnte er rasch wieder aufgeführt werden. Der eigentliche Eingriff in die Bausubstanz erfolgte erst zu Ende des 19. Jahrhunderts. Das ehrwürdige Gotteshaus erhielt eine neugotische Gestalt. An seiner Stelle steht jetzt eine großartige, anscheinend neue gothische Kirche im reinsten Stil und in einem Gewande von roten Backsteinen, die zwar im Format die alten, rauhen, handgestrichenen Ziegelsteine nachahmen, in Wirklichkeit aber glatte, nur wenige Zentimeter in das Mauerwerk einbindende Maschinen­steine sind. Am Bauwerk selbst ist von charakteristischen Teilen außer der Renaissance=Spitze des Nordturmes kaum etwas alt geblieben und auch dieser Turm hat einen stilgerechten Nachbar mit pyramidaler Zuspitzung erhalten, der das Gesamtbild der Kirche zwar vervollständigt hat, aber dank seiner starren Umrißlinie die Ebenbürtigkeit mit seinem Zwillingsbruder in ästhetischer Beziehung kaum aufrecht zu erhalten

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vermag. Die alten, noch vorhandenen Sandsteinskulpturen über den Portalen und in den Fenstern blicken jetzt fast fremd zwischen den roten Mauern heraus, mit denen sie schwerlich mehr in Einklang kommen werden. Der Zauber, der Edelrost der alten Peterskirche ist dahin – für immer.170

Um so dankbarer blicken wir zurück zu unserem Presbyterologen, der auch im Falle der Kirche zu St. Peter und Paul ein ebenso anschauliches wie einladendes Bild überliefert hat. Ehrhardt in seiner Rolle als Historiker war interessiert an den Ablaßbriefen, die von den Priestern in den reichlich vorhandenen Seitenkapellen an die Gläubigen gelangten. Grunaeus hatte auch sie überliefert, so daß Ehrhardt einige Beispiele anführen kann. Im übrigen aber gab er sich beeindruckt von dem geistlichen Fluidum, das in dem Gotteshaus zu verspüren war. Kommt man, aus den Seiten=Kapellen, in die Ober=Kirche selbst, so wird man gleichsam von einem heiligen Schauer befallen und zur Andacht aufgefordert. Ob das heilige Dunkel, welches in diesem Tempel herrscht, davon Ursach ist, lasse ich Andre entscheiden? Der grose Altar, den man auch hier auf der Morgen=Seite antrift, ist ein Meisterstük in seiner Art. An demselben ist, auf einer Tafel die h. Maria, Jesum auf dem Arm haltend, in Lebensgröße vorgestelt. Neben ihr stehen S. ­Petrus u. S. Paullus, als die Haupt=Patronen dieses Gottes­hauses, und unten umher die übrigen Apostel, deren jeder auf einem Zettel einige Worte des ­Apostolischen Symbols in Händen hält. Die Inscripzion an demselben ist einem Protestanten eben so auffallend, als die Inscripzion eines hölzernen Kreuzes in eben dieser Kirche, und die Inscripzionen der mit Glas überdekten vier Brustbilder, so unten im Altar stehen, und welche ehmals eine Menge von sogenannten heiligen Reliquien nachweisen solten. Das Altar=Blat selbst stelt die Auferstehung Jesu Christi von den Todten vor, ist wohl getroffen, und fehlt nichts weiter daran, als daß zu viel Schatten vom Gemäuer darauf fällt. Der Taufstein ist auch hier noch eine Antiquität, und seiner Aufschrift wegen denkwürdig. Die Kanzel, welche am vierten Pfeiler auf der Mittagsseite angebracht ist, ist von Stein, und 1588 erbauet. Sie ist eine gottsel. Stiftung eines reichen Lignizer Bürgers Alexander Ecksteins, welcher dieselbe für 150 Thlr. durch den Bildhauer Kasper Berger in Ligniz künstlich verfertigen lies. […] Die Orgel auf der Abend=Seite dieser Kirche ist ein kostbares wohlklingendes Werk, das 1723 vom Rath und Bürgerschaft darein geschaft wurde. Es besteht aus 9 Thürmen, u. ist mit wohlangebrachten Statüen geziert. Sonnst findet man inwendig an Wänden und Pfeilern durchaus, und auch auswendig, viele Epitaphien.171

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Die Kirche wies also eine kostbare Innenausstattung auf.172 Sie war innen wie außen überreich besetzt mit Epitaphien und anderweitigen Inschriften. Insofern muß es als Glücksfall betrachtet werden, daß kundige Hände schon frühzeitig im 17. Jahrhundert zur Stelle waren, den geistlichen und insbesondere den sepulkralen Reichtum zu bergen.173

Einzug der Reformation In der Oberkirche setzte die evangelische Predigt etwas später ein als in der Unterkirche.174 Die Präsenz Schwenckfelds war auch hier sogleich erfahrbar. Die junge Bewegung nannte eben gerade zu Beginn viele Stimmen ihr eigen. Statt dies aber als ein Geschenk und eine Quelle der Kraft im Blick auf einen verheißungsvollen Aufbruch zu begreifen, machte sich sehr rasch der Hang zur Orthodoxie geltend, und das hieß zur Auslegung der vermeintlich einen Lehre des Reformators, die schließlich doch nur eine von vielen sein konnte. In Liegnitz stand auch in St. Peter und Paul die frohe Botschaft im Schatten des Ringens um Rechtgläubigkeit in der zwielichtigen Bedeutung des Wortes. Zu einem kirchenpolitischen Skandal geriet in St. Peter und Paul das Auftreten Krentzheims.175 Eine erste Phase der Konsolidierung im Sinne der Orthodoxie wurde durch eine lebhafte und nur allzu signifikante Diskussion unterbrochen. Als der Störenfried jedoch beseitigt war, so Ehrhardt, wurde von wenigen Ausnahmen abgesehen bis in die Gegenwart hinein in Predigt und Sakrament aus lutherischem Geist heraus agiert. Der höchste Ruhmestitel, den unser Chronist zu vergeben hat, ist der einstimmige lutherische Chor über die Jahrhunderte hinweg. Abweichlertum ist a priori inkriminiert, gleichgültig, was da abweichend vom einen und reinen Weg der Wahrheit zur Sprache gelangen könnte.

Beginn mit Valerius Rosenhayn Der erste zum Luthertum herüberwechselnde Geistliche Valerius Rosenhayn war gebürtiger Görlitzer.176 Dort erhielt er nach einem Studium in Freiburg und Wittenberg auch seine erste Pfarre. Er wirkte schon geraume Zeit in Liegnitz und hatte am katholischen Glauben festgehalten, bevor die Wende im Zeichen Luthers erfolgte. Auslösendes Moment dürfte die Teilnahme an der berühmten Disputation des Johann Heß in Breslau gewesen sein. Vom Apr. 1524 an ist also der Zeitpunkt zu rechnen, wo Er sich ganz fürs Evangelium erklärte. Damals war Krautwald und Kasp. v. Schwenckfeld noch nicht mit

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Jrrthümern u. Schwärmerei befleckt. Darum ists kein Zweifel, daß auch Rosenhayn, wenigstens bis ins J. 1525, rein in der Lehre geblieben ist. Und da er sich hernach den Schwindel=Geist hinreissen lies, von D. Luthers System abzufallen, so hat er damit sein eignes Unglük befördert.177

Kein päpstliches Gremium hätte stärker auf die ›Reinheit‹ der Lehre Obacht haben können als dies nun auf lutherischer Seite gängige Praxis wurde. Ein Jahr währte die Zeit der Unschuld. Dann erfolgte der Abfall, welcher gleichbedeutend war mit einem Abweichen von einer ›Lehre‹, die da unversehens zur alleinigen Richtschnur gläubigen Lebens, Denkens und Predigens aufgerückt war. Parteiischer hätte Kirchen- und Predigergeschichte schwerlich exekutiert werden können. Nicht die Spur einer Ahnung streift den verdienten Historiker, daß es Gründe gegeben haben mochte, an dieser und jener Stelle einen anderen Weg als den von Luther vorgegebenen einzuschlagen. Das Jahrhundert der Aufklärung ist an dem von uns so verehrten Kirchenmann zumindest in dieser Hinsicht spurlos vorbeigegangen. Für Rosenhayn bedeutete seine Kühnheit alsbald seine Enthebung vom Amt. 1529 geschah dies, fünf Jahre später, nachdem das Wort Luthers erstmals in St. Peter und Paul vernehmbar geworden war. Zusammen mit Fabian Eckel, den wir als in der Marienkirche wirkend bereits kennenlernten, wandte er sich nach Glatz in Oberschlesien. Dort herrschte in religiösen Dingen größere Freizügigkeit, machte die Nähe Böhmens sich doch geltend. Hier hat Rosenhayn, so Ehrhardt noch einmal, »nicht sowohl das Evangelium geprediget, als vielmehr die Sektirische Lehre des Krautwalds u. Schwenkfelds fortgepflanzt.«178 Wenn derartige Opfer gebracht wurden, um sich an Gewährsmännern wie den erwähnten zu orientieren, dann muß es sehr nachhaltige Gründe dafür gegeben haben. Was gäben wir darum, nähere Bekanntschaft mit einer Schrift aus Rosenhayns Feder zu machen! Ehrhardt, stets gewissenhaft in der Dokumentation vorliegender Quellen, schweigt sich aus. Rosenhayn ist als Autor bis heute nicht präsent.179

Kleine Prediger-Folge bei St. Peter und Paul: Bibliophile und erbauliche Traktatisten Einen interessanten Weg nahm Andreas Baudisius.180 Ihm kam der Wechsel, der mit Herzog Joachim Friedrich erfolgte, äußerst zugute. Baudisius sollte Nachfolger von Krentzheim werden. Doch er weigerte sich, das Revers, welches Georg II. für die Anstellung von Predigern hatte ausfertigen und verbindlich

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machen lassen, zu unterschreiben. So mußte er seinen Abschied nehmen. Und wieder bot das liberalere Böhmen ein Refugium. Unter Peter Wok von Rosenberg wirkte er erfolgreich für eine evangelische Gemeinde in seinem Sinn und wußte sich des Schutzes seines berühmten Herrn versichert.181 In Schlesien aber war er nicht vergessen. Herzog Joachim Friedrich bot ihm die Pfarre bei St. Peter und Paul und die Superintendentur des Fürstentums Liegnitz an; sehr viel später, schon unter Georg Rudolf, kam die Superintendentur in Wohlau hinzu. »Diese Ehrenstellen […] sahe man ihn mit aller Treue und Rechtschaffenheit verwalten bis an sein Ende.«182 1615 starb er. Wie Grunaeus und Wahrendorff hat auch Ehrhardt die beiden Baudisius gewidmeten Inschriften in der Kirche zu St. Peter und Paul überliefert.183 Melchior Adam nahm ihn in sein Vitenwerk deutscher Theologen auf. Dort erhält er das folgende ›Elogium‹: »Fuit Theologus eruditione, integritate vitae, humanitate, & fide praestans[.]«184 Verheiratet war Baudisius mit einer Tochter Leonhard Krentzheims.185 Sein Nachfolger Ulrich Kutschreuter war mit einer geborenen Schwenckfeld verehelicht.186 Die Zeiten hatten sich für eine knappe Weile entspannt. Mancherlei wäre zu berichten aus dem Umkreis der Thebesius, der Kutschreuter, der Baudisius und wie sie hießen, die alle mehrere Prediger aus ihrem jeweiligen Geschlecht stellten, darunter gelegentlich auch noch einmal einen gekrönten Dichter wie im Falle des Adam Thebesius, eines Bruders des ebenfalls als Pfarrer an der Oberkirche wirkenden Georg Thebesius und Onkels des berühmten Juristen und Historikers Georg Thebesius.187 Wir vollziehen einen zeitlichen Sprung und verharren bei Kaspar Siegmund Reimann, kommen also erneut bereits in das 18. Jahrhundert.188 Er hatte seine Ausbildung auf dem Elisabeth-Gymnasium in Breslau erhalten, hatte in Leipzig studiert, das nun auch für die Schlesier an die vorderste Stelle rückte, und war dann nach Liegnitz gelangt, wo er neben dem Pfarramt das des Schul-Präses wahrnahm. Ehrhardt weiß von ihm nur zu vermelden: »Man rühmt von ihm eine gründliche Gelehrsamkeit, starke Aussprache, und einnehmende Kanzel=Beredsamkeit.« Wir halten seinen Namen in Ehren, weil er eine berühmte Bibliothek begründete, die in St. Peter und Paul ihren Platz fand und insbesondere über ihre Tausenden von Leichenpredigten und anderweitige kleine Schriften eine biographische Quelle ersten Ranges für das gelehrte Leben in Schlesien war. Wir kommen auf sein sammlerisches Vermächtnis zurück. Ein Wahlverwandter im Blick auf die Neigung zur Bibliophilie war Christian Siegismund Lange.189 Auch er brachte eine mächtige Bibliothek zusam-

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men, die er der Kirche zu St. Peter und Paul vermachte, die damit gleich über zwei bedeutende Kollektionen verfügte. Über die Marienkirche kam er zu St. Peter und Paul. 1782 wurde er feierlich in sein Amt eingeführt und übernahm gleichfalls die ehrenvolle Aufgabe des Schul-Präses. Wir befinden uns tief in der preußischen Ära. Lange war Mitglied der Königlich-Preußischen Naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Ein Mann von vielen Verdiensten um sein heil. Amt u. um die Hochlöbl. Stadt Ligniz, welcher jederzeit Liebe zur Luthr. Orthodoxie mit Rechtschaffenheit seines Herzens, und aller Treue in seiner Amtsführung verbunden hat, und auch im Lebens=Wandel Muster seiner Heerde ist.190

Jetzt, in dieser späten Phase, kam ein ganz anderer schriftstellerischer Gestus gerade auch aus der Mitte der Pfarrerschaft zur Geltung. Lange publizierte wiederholt in der Liegnitzer Moralischen Wochenschrift, die den schönen Titel ›Der Freund‹ trug.191 Er selbst hatte sie ins Leben gerufen und sorgte nun mit Beiträgen für ihre Gunst im Publikum. Auch an einem Vorgänger Langes wie Jonathan Krause läßt sich sehr schön beobachten, wie im 18. Jahrhundert noch einmal das erbauliche Schrifttum in eine Hochphase eintritt, nun erfüllt von pietistischem – und nicht zu vergessen: von empfindsamem! – Geist.192 Die christliche Botschaft hatte ihr Zentrum im Alltag gefunden. Sie war ein Bündnis mit der ganz auf Innerlichkeit und Sentiment gegründeten Tugendlehre eingegangen, der gerade in den bürgerlichen Mittelschichten ein ungeheurer Erfolg beschert war. Der Kampf um den Buchstaben und um die reine unverfälschte Lehre gehörten der Vergangenheit an.

6. Zentren der Bildung Schulen, Gymnasien, Ritterakademien und eine fehlende Universität Singuläre Position Schlesiens Gleich wie eine Christliche wolbestelte Schule ein nöthiges/ und nützliches Werck bey einem Lande/ und Stadt ist/ worinnen die Jugend zur Gottes=Furcht/ guten Sprachen/ Künsten/ zu höflichen Sitten/ und allen Tugenden angeführet/ und erzogen wird; also muß gewißlich ein Land größern Nutzen daraus schöpffen/ wenn in demselben nicht nur eine/ sondern viel dergleichen herrliche Pflantzgärte floriren, welche Melchior Adami in vitis Theologorum bald reichen Schatz=Kammern/ bald gesegneten Heilbrunnen/ bald starcken Vestungen vergleichet.1

Dafür gab Schlesien ein Beispiel. Dessen Bildungskultur steht einzigartig da im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit. Keine andere Landschaft kann sich mit dem Land an Oder und Neiße messen. Die herrschaftliche Vielfalt kam auch den gelehrten Studien zugute. Ja, es hatte zu manchen Zeiten geradezu ein Wetteifer um die Trophäen des Geistes statt. Gründungsakte wurden gefeiert und Ehrungen lanciert. Der Verweis auf Koryphäen, die eingeworben werden konnten, gehörte zum Repertoire der Lobreden auf die Meriten der heimischen Bildungseinrichtungen. Eine in aller Regel höchst bemerkenswerte Reihe von ›Jubelschriften‹ zeugt davon. Und die Zeitgenossen wußten, daß Schlesien besonders reich gesegnet war mit vorzüglichen Bildungsinstitutionen. Schon Melanchthon hatte sich in vielzitierten Äußerungen lobend hervorgetan. Seine Worte besaßen für Landesherren und städtische Magistrate einen verpflichtenden Charakter.2 Die Fürstentümer der Piasten hatten nicht nur Anteil an dieser Bildungs­ offensive, sie setzten sich vielmehr wiederholt an ihre Spitze. Innovationen gingen von ihnen aus, die ihnen zum Ruhm gereichten. Gar nicht zu unterschätzen war die Nähe der Metropole Breslau. Die Piastenhöfe auf der einen Seite, Breslau auf der anderen beflügelten sich wechselseitig. Damit verbunden war der rege Austausch zwischen den Institutionen. Die Professorenschaft fluktuierte und mehr als einmal vermochten Konflikte, wie sie vor allem von konfessionellen Querelen herrührten, durch einen Wechsel der Anstalt entschärft zu

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werden. Das aber war wiederum nur möglich, weil das Niveau auf weite Strecken hin ebenbürtig war. Wenn in dem Werk über das alte Breslau den dortigen gelehrten Einrichtungen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wurde, so treten nun diejenigen aus den Piasten-Fürstentümern hinzu. Damit ist der Reigen bedeutender schlesischer Lehrschulen keineswegs erschöpft. Wohl aber sind Schneisen geschlagen. Eine Konfiguration beginnt sich abzuzeichnen, die als repräsentativ für das Land gelten darf.3

Auftakt im liegnitzischen Goldberg Der Anfang ist mit der unweit von Liegnitz gelegenen schulischen Schöpfung in Goldberg zu machen. Und das wegen einer Person, die ihr ihren Stempel aufdrückte. Wenn der Name Goldbergs sich in der Schulgeschichte behauptet hat, so wegen der Gestalt des Valentin Trozendorf. Das Goldbergsche bzw. das Trozendorfsche Gymnasium sind zu Synonymen geworden. Wie sonst womöglich nur im Falle Straßburgs rückten Gründer und Institution so eng zusammen, daß der Nimbus der Anstalt an die Präsenz des einen Namens geknüpft blieb. Ja, man wird sagen dürfen, daß die Geschichte des Gymnasiums auf schlesischem Boden mit dem Wirken Trozendorfs ihren Anfang nimmt.4 Wie ein Fanal will es erscheinen, daß das erste konzeptionell über einen langen Zeitraum fortzeugende schulische Experiment sich zurückdatiert auf das Wirken der schlesischen Landesheiligen Hedwig. Der Legende nach soll sie im Jahre 1212 »bei der Besetzung des von ihr 1208 erbauten Klosters mit Franziskanern aus Assisi als Gegenleistung den Mönchen die Aufgabe zugewiesen haben, die Jugend zu informieren, oder, wie der genannte Chronist sich ausdrückt: ›Durch diese hat sie eine Schule angerichtet und das Evangelium in ihrem Gebiet fortgepflanzet.‹«5 Urkundlich ist der Sachverhalt nicht zu belegen. Und sachlich falsch ist er auch, kamen doch die Franziskaner erst später in das Land. Das ändert nichts an dem symbolischen Zeugniswert, den sich Trozendorf selbst zu eigen machte. Er nämlich bezog das Wirken der Heiligen Hedwig für das Evangelium und die schulische ›doctrina‹ in Goldberg auf das Ereignis der Reformation, kontaminierte also eine mittelalterliche Überlieferung mit seiner Kirche und Schule nach dem Auftreten Luthers zusammenführenden Schöpfung. Goldberg durfte sich rühmen, einen Auftrag der Heiligen Hedwig in die Zeit der anbrechenden Moderne überführt zu haben. Eine fromme Gebärde verlieh dem gelehrten Treiben Authentizität, versah es mit einem Strahl der Hoffnung im Blick auf ein segensreiches Gedeihen in der Zukunft.

Schulen, Gymnasien, Ritterakademien und eine fehlende Universität

Auch in Goldberg fing man klein an. Die Stadt besaß eine Stadtschule. Die existierte womöglich schon vor dem Kloster. Eine vorgegebene Verbindung bestand wie überall im Mittelalter zur Kirche vor Ort. In Goldberg übte der geistliche Ritterorden Johannes’ des Täufers von Jerusalem das Patronat über die Stadtkirche und die Schule aus. Da die Schüler genau wie in Breslau und anderwärts stets kirchliche Dienste zu verrichten hatten, war das Erlernen des Lateinischen obligatorisch. Die Schüler sollten lateinisch schreiben und lesen können, das lateinische Glaubensbekenntnis beherrschen, vertraut sein mit dem Paternoster, dem Ave Maria, den sieben Bußpsalmen und womöglich auch mit den Psalmen selbst. Die Kenntnis des Lateinischen beschränkte sich auf das Elementare. Wichtig war die Befähigung zum Sprechen der Texte und unerläßlich die Übung des Gesangs. Goldberg dürfte keine Ausnahme von dem überall auch sonst in den städtisch-kirchlichen Schulen des Mittelalters Praktizierten gemacht haben.6

Ein großer Vorgänger: Die Gestalt des Hieronymus Gürtler Die älteste Erwähnung der Schule datiert auf das Jahr 1330 und findet sich in einer Urkunde des Herzogs Boleslaus III. Im Jahr 1451 besaß die Schule drei Lehrkräfte, den Schulmeister, den Kantor und den Lokaten. Die Schule war also klein, genügte jedoch dem örtlichen Bedürfnis. Nichts wies darauf hin, daß sie gleich mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts eine stürmische Entwicklung nehmen sollte. Diese ist verknüpft mit dem Namen Hieronymus Gürtlers. Mit ihm, so wird man verknappt und prononciert sagen dürfen, beginnt die Geschichte des Humanismus auf Goldberger Boden. Und das frühzeitig.7 Der Vater hatte im Rat der Stadt gesessen und war zweimal, 1509 und 1514, Bürgermeister gewesen. Er war literarisch gebildet, verstand und schrieb lateinisch. Der Sohn Hieronymus wurde in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts in Goldberg geboren. Seinen akademischen Studien ging er an der Universität Köln nach, der Hochburg der ›Dunkelmänner‹, mit denen auch einer seiner Brüder, Fabian, in Fehden lag. Er gehörte der auf Thomas von Aquin verpflichteten Montanerburse an und wurde 1497 zum Bakkalaureus promoviert. Vier Jahre später erhielt er die Lizenz der philosophischen Fakultät und begann als Magister zu lesen. Dann wechselte er nach Kulm an die Stadtschule, einer Zweigniederlassung der ›Brüder vom gemeinsamen Leben‹. Er übernahm – vermutlich noch im Jahr 1501 – die Leitung der Partikularschule der Brüder. Hier machte er jene Erfahrungen, die ihn dann bei seinem Aufbauwerk in Goldberg leiten sollten. Denn dort nun ist er seit 1504 bezeugt. Sein

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Dienstantritt ging zusammen mit einem Neubau des Schulgebäudes. Herzog Friedrich II. von Liegnitz nahm tätigen Anteil an der Umstellung der Schule, wie sie jetzt unter Gürtler erfolgte und einer Neugründung gleichkam. Es war eine aus dem Geist des Humanismus gezeugte. Entsprechend wandte Gürtler seine Aufmerksamkeit zunächst der Reform der lateinischen Grammatik zu. Jakob Wimpfelings Isidoneus germanicus stand dabei Pate. Schon 1507 konnte er sein Opus grammatice integrum in Leipzig bei Wolfgang Stöckel vorlegen. Laurentius Corvinus steuerte von Breslau aus ein empfehlendes Titelepigramm bei. 1511 wurde bereits eine Neuauflage fällig, der nun ein Vokabular hinzugefügt war. Goldberg besaß fortan ein Lehrbuch, wie es bis dato keine andere Anstalt in Schlesien kannte. Und es zeigte Wirkung, verlieh der Schule Attraktivität, lockte illustre Gäste an. Im August 1507 weilte der Breslauer Bischof Johannes V. Thurzo in Goldberg. Er förderte die Schule nach Kräften durch Benefizien.8 Gürtler aber schritt publizierend fort und befestigte derart den Ruf der Anstalt als Stätte gelehrter Arbeit. 1510 erschien in Leipzig bei Martin Landsberg sein Elegantiarum Opusculum. Das Werk ist zweiteilig angelegt und bietet nichts weniger als eine umfassende Rhetorik. Im ersten Teil findet sich eine ›Syntaxis ornata‹ in neun Kapiteln, der ein alphabetisches Verzeichnis von 65 Wort- und Sinnfiguren, den ›Colores rhetorici‹, hinzugefügt ist. Die deutschen und italienischen humanistischen Autoritäten werden ausgiebig genutzt. Der zweite Teil bringt eine Übersicht der ›Elegantiae terminorum‹, also der Schmuckformen der Rede- und damit auch der Dichtkunst in Gestalt eines alphabetisch angeordneten kommentierten Wortverzeichnisses. Dem Werk sind Verse der Goldberger Schüler beigegeben. Auch zwei Briefe Gürtlers an den italienischen Humanisten Antonio Mancinelli und den deutschen Humanisten Heinrich Bebel sind dem Text eingefügt – Zeugnisse der großen Wertschätzung, die der Autor seinen Vorgängern und Zeitgenossen entgegenbrachte. Ein humanistisches Netzwerk wird in Umrissen erkennbar, in das die Goldberger Schule dank Gürtler einbezogen war.9 Erwähnen wir, daß Gürtler ein deutsch-lateinisches Synonymenlexikon mit mehr als 1000 Einträgen vorlegte, welches das erste seiner Art überhaupt war, daß er frühzeitig eine Ausgabe der Briefe Ciceros veranstaltete, von der in rascher Folge mehrere Auflagen bzw. Nachdrucke erschienen, daß er – freilich erst 1530 – die Logik des Petrus Hispanus mit Kommentaren versah und herausgab, so wird deutlich, daß die Schule dank ihres Rektors zu einem nicht mehr übersehbaren Kristallisationspunkt humanistischer Studien aufgerückt war. Alle drei ›philosophischen‹ Disziplinen, das ›Trivium‹ der Artistenfakultät, die

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Grammatik, die Rhetorik und die Dialektik oder Logik, waren über Lehrbücher aus der Goldberger Schule auf dem Buchmarkt und wurden professionell am Goldberger Partikular gelehrt. Sehr viel später, in Gürtlers Thorner Zeit, sollte eine am Ende dreiteilig vorliegende Philosophia Humana hinzutreten – ein Vermächtnis des im eigentlichen Sinn Goldberger Gründungsrektors, dessen Name hinter demjenigen Trozendorfs nicht zurücktreten darf. Goldberg war dank Gürtler an die Spitze der schlesischen Schulen gerückt.10 Eng blieben die Beziehungen nach Breslau. Gürtlers Ausgabe der Epistulae ad familiares Ciceros war in einem kostbaren Exemplar bei Baumgarten erschienen. Seine neue Grammatik widmete er dem Breslauer Bischof Johannes V. Thurzo. Und sein logisches Lehrbuch war geschmückt durch eine Zuschrift des einstigen Rektors der Breslauer Schule zu St. Elisabeth Laurentius Corvinus. Als der Breslauer Reformator und Schulmann bei St. Maria Magdalena Ambrosius Moibanus 1521 an die Abfassung einer Grammatik ging, da legte er seinem Werk die Grammatik von Gürtler zugrunde. Und als Gürtler später nach Kulm und Thorn wechselte, blieb er Goldberg und den Piasten doch verbunden. Seine 1544 in Basel erschienenen und immer wieder aufgelegten Epitome der Naturphilosophie des Aristoteles widmete der greise Autor den Herzögen Friedrich III. und Georg II. von Liegnitz und Brieg als Dank für ihre Sorge um die Goldberger Schule.11

Valentin Trozendorf: Ein Blick auf seinen Lebensweg Wir übergehen eine Reihe von Schulmännern und wechseln sogleich herüber zu dem eine Generation jüngeren Valentin Trozendorf. 1490 in dem Görlitz nahegelegenen Troitschendorf geboren, kam dieser aus kleinen ländlichen Verhältnissen. Es ist bezeugt, daß sich bereits der Knabe lebhaft beeindruckt zeigte von der Bibliothek im Kloster der Franziskaner zu Görlitz. Dort besuchte er auch die Stadtschule. Seine Ausbildung lag in den Händen von Magister Thomas Pentzelt. Sein Studium absolvierte er seit dem Sommersemester an der Universität Leipzig. Dort traf 1515 der englische Gräzist Riccardus Crocus ein. Von Freiburg aus stieß der Latinist und Gräzist Petrus Mosellanus hinzu. Trozendorf war also im richtigen Moment an die Pleiße gekommen.12 Hernach, vermutlich Anfang 1516, kehrte er als Schulmeister nach Görlitz zurück, hielt sich aber auch in dieser Funktion in Schweidnitz auf und scheint schon jetzt ein gefragter Mann im Blick auf die Installation der alten Sprachen an den schlesischen Schulen gewesen zu sein. Sein zeitgenössischer Biograph Ludovicus sagt von ihm, »›primus in patriae schola linguam graecam et discipulos et praeceptores docuit.‹«13 Darüber wurde das Lateinische jedoch kei-

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neswegs vernachlässigt. Neben der Lektüre Plutarchs stand diejenige Ciceros. Eine geradlinige Laufbahn schien sich abzuzeichnen. Doch es kam anders. Trozendorf wechselte herüber in das geistliche Metier. Es galt, in der bewegten Zeit ein authentisches Bild in Glaubensdingen zu gewinnen. Eine weitere, lebensbestimmende Erfahrung wurde ihm zuteil, von prägendem Einfluß auf das spätere Wirken des Schulmannes. Mindestens von 1519 bis 1524 ist er im Dom zu Breslau als Pönitenziar tätig gewesen, erlebte also die frühesten Wehen des reformatorischen Geistes auf der Dominsel in der schlesischen Hauptstadt. Noch wirkte der dem Humanismus gegenüber so aufgeschlossene Bischof Johannes V. Thurzo daselbst, gefolgt alsbald von Jakob von Salza. Um die Stelle eines Pönitenziars antreten zu können, mußte man die Priesterweihe empfangen haben. So auch Trozendorf. In dieser seiner neuen Rolle kam er nach Leipzig und wurde dort Zeuge der berühmten Disputation zwischen Luther und Eck im Juli 1519. In Wittenberg immatrikulierte er sich. Es ist davon auszugehen, daß er zumindest zeitweilig zugleich seinen Dienst in Breslau versah – eine denkwürdige Konstellation. Es sollte zu den großen Herausforderungen Trozendorfs gehören, den neuen mit dem alten Glauben wo immer möglich in Einklang zu bringen. Wittenberg bescherte ihm neben der Begegnung mit den Reformatoren die Bekanntschaft mit dem Hebräischen, auch das ein für die Zukunft einschlägiges Faktum. Kein Geringerer als der Breslauer Reformator Johann Heß bat ihn, ihm als Kenner des Hebräischen bei seiner Disputation im April 1524 in der Dorotheenkirche zu Breslau zur Seite zu stehen. Auch die humanistischen Studien wollten mit den theologischen in ein harmonisches Verhältnis gesetzt werden. In Wittenberg wurden die Grundlagen für die spätere Amtsausübung in Goldberg gelegt. Und das, was die theologische Seite anging, gleichermaßen im Zeichen Luthers und Melanchthons. Letzterer blieb ihm bis an sein Lebensende das leuchtende Vorbild als Lehrer. Trozendorf verdingte sich seinen Unterhalt über Privatvorlesungen, erläuterte die Schriften Ciceros und die griechischen Episteln des Paulus. Das geschah um der Sprache willen wie auch aus dem Anliegen heraus, die neue Theologie seiner beiden großen Autoritäten produktiv zu durchdringen und lehrend praktisch zu bewähren. »Auf diese Weise konnte er, religiös und theologisch vertieft und geklärt und humanistisch nach allen Seiten ausgebildet, als etwa 1525 […] der Ruf nach Goldberg an ihn erging, Wittenberg verlassen, um zum Heile der Jugend als Lehrer zu wirken.«14 Er stand am Beginn seines Lebenswerkes. Eine dreißig Jahre währende Zeit des Tätigseins in Goldberg hob an. Am Ende war die Goldberger Anstalt im Munde aller Gebildeten weit über Schlesien hinaus.

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Der Weg führte über Liegnitz. Dort war eine neue Stiftung ins Leben gerufen worden, zu deren Ausbau Herzog Friedrich II. Trozendorf bestellte. In der Residenzstadt der Piasten traf er neben anderen auf Valentin Krautwald. Der Herzog hatte ihn als Kanonikus und Lektor der Theologie an die Kollegiatskirche zum Heiligen Grabe geholt. Dem Fürsten schwebte die Gründung einer Universität vor. Doch das Projekt zerschlug sich. Und wieder waren es vor allem theologische Querelen innerhalb des reformatorischen Lagers, die eine gedeihliche Entwicklung verhinderten. Schon 1526 erfolgte der Bruch zwischen Luther und Schwenckfeld; Krautwald bekannte sich zu letzterem. Es wird Herzog Friedrich stets zur Ehre gereichen, daß er ein geneigtes Ohr für Schwenckfeld behielt und an dem tiefsinnigen Gottessucher festhielt. Die erste evangelische Universität, die in Liegnitz herangewachsen wäre, ging noch im Status der Entstehung über den Zerwürfnissen zugrunde. Auch Trozendorf stellte seine Tätigkeit ein. Er hatte sich in den Auseinandersetzungen mit den Schwenckfeldianern, wie sie die zweite Hälfte der zwanziger Jahre in Liegnitz erschütterten, als unbeugsamer Lutheraner erwiesen. Seine Bestimmung indes lag im Umkreis der Schule. 1529 kehrte er nach Goldberg zurück.15 Vom Bürgermeister der Stadt wurde er zum Leiter der Schule vorgeschlagen. Sie lag daselbst danieder. Es mußte ein Neuanfang gewagt werden. Wieder war der Herzog helfend zur Stelle. Das alte Kloster der Franziskaner stand leer und konnte der Schule übergeben werden. Es wurde zugleich als Alumnat genutzt. Nachdem sich die Pläne für eine Universität in der herzoglichen Residenzstadt zerschlagen hatten, nahm sich Friedrich der Goldberger Schule mit besonderer Intensität an. Viel Zeit blieb ihm nicht. 1547 schied er aus dem Leben. Doch war ihm die Genugtuung beschieden, die Ausarbeitung einer Schulordnung noch zu erleben. Ihre Schaffung erfolgte im Zusammenhang mit der Errichtung eines Pädagogiums, wie sie auch anderwärts gegründet wurden, um den Besuch der Universität vorzubereiten. Goldberg setzte sich an die Spitze der Bewegung. Der Fürst und die Stadt, die Schule und ihr Rektor durften sich rühmen, in Gestalt der ›Schola ducalis‹ das erste Gymnasium in Schlesien errichtet zu haben. Der Bericht, den Trozendorf im Jahre 1546 dem Herzog übermittelte, trug den Titel ›Schulordnung‹. Diese blieb das wichtigste Dokument, das in der Geschichte der Goldberger Einrichtung unter der Ägide des Trozendorf zustande kam.16

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Schulordnung tzum Goltpergk, gestellet durch herrn Valentinum Trotzedorffium anno Christi 1546 Gnädiger Fürst und Herr, wann E.F.G. derselben fürstlichen Schulen zum Goldberg recht anrichten und zu einem vollkommen Partikular ordenen wollten, sollen folgende Lectiones gelesen, getrieben und stets wiederholet werden, also daß die Knaben hieraus einen ziemlichen Verstand und Unterricht fassen und hierdurch gerüstet werden möchten, nachmalen in hohen Fakultäten, als in Theologica, Juris­ prudentia, Medicina und Philosophia, mit sonderem Nutz zu studieren.

Derart war das propädeutische Anliegen im Blick auf die sich anschließenden universitären Studien an erster Stelle ausgewiesen. Ein solcher Prospekt mußte den Wünschen des Herzogs allemal entgegenkommen. Trozendorf durfte gewiß sein, das geneigte Ohr des Herzogs zu finden. Und das um so mehr, als die akademische Gründung im eigenen Territorium wach gehalten wurde. Wo im Gefolge der Reformation allenthalben fürstliche universitäre Schöpfungen erfolgten, mußte es im Interesse des führenden Geschlechts auf schlesischem Boden liegen, eine entsprechende Option im Auge zu behalten. Es sollte indes noch ein Dreivierteljahrhundert währen, bis die Zeit herangereift war, mit Aussicht auf Erfolg einen alten in Schlesien nicht erloschenen Gedanken wieder zu beleben. Das nun freilich nicht mehr unter der Stabführung der Piasten. Die spektakuläre Gründung des Gymnasiums Schönaichianum in Beuthen an der Oder unweit des Liegnitzer Herzogtums will auch in dieser Perspektive gewürdigt sein. In knappster Form weiß der Verfasser der Schulordnung die Essentialia der zu neuem Leben zu erweckenden Anstalt zusammenzuführen. Selten dürfte ein Dokument gleich prägnanter Stringenz aus der Frühzeit gymnasialer Schöpfungen im Zeitalter von Humanismus und Reformation auf deutschem Boden zustande gekommen sein. Diesem Autor, der seinem Fürsten in wenigen Sätzen die fundamentalen für Goldberg verbindlichen Regularien zu erläutern weiß, ist als Pädagogen wie als konzeptionellem Kopf Bedeutendes zuzutrauen. Die wenigen Absätze überfliegend, stellen sich sogleich ein Bild und eine Vorstellung dessen ein, was den Schülern tagtäglich abgefordert werden wird. Wäre diese kleine Synopsis möglich gewesen ohne die vorgängige gelehrte und praktische Schulung ihres Gründers? Wofür dieser schreibend und das vorhandene lehrbuchförmige Material ausschöpfend tätig war, kehrt in komprimiertester Form und gemünzt auf die schulische Arbeit im Entwurf der Ordnung wieder. Sie hat den Charakter eines Gründungsdokuments weit über Goldberg, ja womöglich über Schlesien hinaus.

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An der Spitze steht »die Grammatica als die Mutter und Regiererin der andern Künste mit aller ihrer Zugehörungen, als Orthographia, Etymologia, Syntaxi und Prosodia«. Sie, die »für allen Dingen mit sondern hohen Fleiß täglich getrieben werden« will, wird begleitet von der stetigen Lektüre der Alten, welche immer beidem dient, dem Vertrautwerden mit den Autoren und ihren Werken sowie – und gewiß noch wichtiger – der Analyse der sprachlichen Wendungen im Blick auf eine gepflegte Handhabung des Lateinischen in Wort und Schrift. Terenz, Plautus und insbesondere Cicero werden in einem ersten Block hervorgehoben, von dem letzteren sowohl die Briefe als auch die »Officia, auf daß die Knaben beiderlei, durch Regeln und Exempeln, zur lateinischen Sprache angeleitet, schicklich reden und schreiben lernen.« Dann geht es über zu den ›Poeten‹ im engeren Sinn, von denen nur zwei namentlich Erwähnung finden, Vergil und Ovid. Der Zweck ist auch hier ein durch und durch praktischer, daß nämlich »die Knaben auch die Metrika begreifen, lernen Vers machen und daraus reichen Vorrat in guten Worten erlangen.« Das Griechische ist präsent, tritt aber doch hinter dem Lateinischen zurück. In einem Satz ist die Richtung, die der schulische Unterricht nehmen soll, zusammengefaßt: »Item Grammatica graeca und hierauf nützliche Lectiones aus griechischen autoribus.« Immerhin in der Schule ist das Griechische damit verankert – das Verdienst der Goldberger Gründerväter Gürtler und Trozendorf. Ziel des präuniversitären schulischen Unterrichts ist es, die Gesamtheit der freien Künste im Grundriß den Schülern zu vermitteln und das wo immer möglich in Kombination mit praktischen Exempeln und aktivem sprachlichem Kompetenzerwerb. Ausdrücklich eingeschlossen sind die natur- und moralphilosophischen Fachgebiete. Zu eben der Zeit, da Gürtler die Umrisse seiner Philosophia Humana auch publizistisch lancieren konnte, waren die Fachgebiete auch in der Schulordnung als obligatorische Bestandteile des Unterrichts fixiert. In den Worten des Konzeptologen: »So ist auch die Notdurft, daß Arithmetica, Sphaera, Musica, sonderlich aber Dialectica und Rhetorica und etzliche Principia philosophiae naturalis und moralis in der Schulen fleißig gelesen werden.« Gespannt wartet der Leser auf Äußerungen zu dem kardinalen Problem des schulischen Umgangs mit der Religion. Trozendorf ist denkbar knapp. Der Catechismus muß in der Schulen stets und täglich mit sonderm großen Fleiß

gehalten und getrieben werden, daß die blühende Jugend von Jugend auf einen gewissen Bericht in den vornehmsten Hauptartikeln christlicher Lehre begreifen mögen. Sonderlich, ja vornehmlich, muß man der kleinen Knaben, der ­Fibelisten, fleißig abwarten, daß dieselben reinlich lesen und schreiben und den kleinen deut-

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schen Catechismum Lutheri laut, langsam, deutlich und unterschiedlich recitieren lernen.

Nicht ein Wort schleicht sich ein, das Anlaß hätte bieten können zu Zwist und Entzweiung. Es sei denn, man hätte Anstoß genommen an der Positionierung selbst. Keinen Zweifel läßt der Autor, daß die Schule auf den Fundamenten der lutherischen Lehre ruht. Der Kämpfe um die Gründung einer hohen Schule in Liegnitz gegenwärtig, steckte Trozendorf von vornherein einen Rahmen ab, innerhalb dessen die theologische Unterweisung, bei den ›Fibelisten‹ angefangen, ihren Gang nehmen sollte. Der lutherische Katechismus blieb das verbindliche Organon des jungen Glaubens. In ihm war niedergelegt, was als Quintessenz christlichen Welt- und Gottesverständnisses zu gelten hatte. Nicht ausgeschlossen, daß nur auf diese Weise die Anstalt vor gefährlichen Umtrieben zu bewahren war. Daß der Herzog nach allem, was bekannt ist, keinen Einspruch erhob, bleibt denkwürdig. Trozendorf hatte sich definitiv exponiert. Jedermann wußte, was von der Anstalt in Sachen des Glaubens zu gewärtigen war. Zum Schluß kehrte der Autor zu praktischen Übungen zurück. Eine kleine Brieflehre hatte Gürtler seiner Grammatik mit auf den Weg gegeben, die fortan auch wiederholt separat publiziert worden war. Einübung im Abfassen von Briefen blieb folglich auch Bestandteil des Unterrichts unter Trozendorfs Ägide in Goldberg. Sie verband sich mit dem ›Exercitium versificandi‹, wie es selbstverständlich seinen festen Platz im gehobenen schulischen Betrieb besaß. Ein jeder Schüler, der es durchlaufen hatte, war ein geübter Verseschmied im Lateinischen. Wie anders hätten die dickleibigen Sammelbände zustande kommen können, die die poetische Serienware bargen, welche sich um einen jeden besingenswerten Anlaß rankte, wenn nicht ein jeder des Lateins Kundige sich daran hätte beteiligen können? Und schließlich gehört zum unumgänglichen Repertoire die Kunst des Disputierens und Deklamierens. Jeden Tag und vorzugsweise gegen Abend sollte sie geübt werden. Wer eine Schule diesen Typs, wie Trozendorf ihn in denkbarer Knappheit umriß, verließ, war gerüstet für die Anforderungen in allen beruflichen Sparten, die auf der Beherrschung einer jeden Materie in Wort und Schrift gründeten. Voraussetzung blieb die angemessene Ausstattung der Anstalt mit Lehrpersonal. Sechs Chargen machte Trozendorf namhaft: Ein Schulmeister oder Rektor, ein Magister der Philosophie und Professor der griechischen Sprache, ein ›Sphaerist‹, sprich ein Fachmann der Astronomie, in dessen Händen auch die Arithmetik lag, ein »Grammaticus und Rhetor, der ziemliche versus schreiben kann«, ein »Cantor, der ein ziemlicher Musicus sei« und ein Katechist seien

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unumgänglich, wenn anders das Lehrprogramm in kompetenten Händen liegen und die Schule ihre selbstgestellten Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen imstande sein wolle. »Solchs E.F.G., der ich unterthenigen Diensten höchstes Vermögens beflissen, zue begehrten Bericht gehorsamlich unverhalten. Goldberg 12. Martii anno 1546.«

Schulische Praxis in Goldberg Der Herzog ließ keine Bedenken verlauten. Der Entwurf der Ordnung fand spontan seine Zustimmung. Nur in der Frage der Gehälter mußte etwas nachgebessert, sprich gekürzt werden. Es konnte an die Akquirierung des geeigneten Personals gehen. Trozendorf begab sich nach Wittenberg, und der Schwiegersohn Melanchthons, Caspar Peucer, stand ihm zur Seite. Unter den nach Goldberg berufenen Persönlichkeiten ist im vorliegenden Zusammenhang allein der Sphärist, also der Geometriker, Astronom und Mathematiker Magister Martin Thabor von Interesse, folgte er Trozendorf doch im Amt des Rektors nach. Er hatte u. a. in Krakau studiert und war sodann vier Jahre lang Hörer Luthers und Melanchthons in Wittenberg gewesen. Über das Theologiestudium wurde er nicht nur mit dem Lateinischen und Griechischen, sondern auch mit dem Hebräischen vertraut. So universal ausgebildet kam er nach Goldberg und wurde die wichtigste Stütze der Anstalt neben dem ›Schulmeister‹ Trozendorf in der Funktion des Rektors.17 Wie aber nahm sich die Praxis aus, wie gestaltete sich der schulische Alltag? Die Beantwortung dieser Fragen ist von so eminenter Wichtigkeit, weil von Trozendorf – anders als von Gürtler – kaum schriftliche und gedruckte Zeugnisse vorliegen, die näheren Einblick gestatten würden. Was da an handschriftlichen Aufzeichnungen womöglich vorhanden war, ging – wie die Schule selbst – in der verheerenden Feuersbrunst unter, die die Stadt im Jahr 1554, zwei Jahre vor Trozendorfs Tod, heimsuchte. Trozendorf verlor seine gesamte Habe, darunter auch seine offensichtlich wohlgepflegte Bibliothek. Zum Druck aber hatte er kaum etwas gelangen lassen. Was da unter seinem Namen in späterer Zeit auf den Buchmarkt kam, war von seinen Schülern bearbeitet und eingerichtet worden. Es waren in der Regel dieselben Personen, die sich auch an die Gedenk­ reden und die Biographie des verehrten Meisters machten. Die zu Ende des Jahrhunderts vorliegende Literatur über Trozendorf ist beträchtlich und hat zur Legendenbildung nicht unwesentlich beigetragen. Gegründet aber waren Ruf und Nimbus in der Praxis des leidenschaftlichen Pädagogen. Diese war es, welche den Namen der Goldberger Schule und ihres Rektors in die Welt hinaustrug.18

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Von Melanchthons Schwiegersohn Caspar Peucer liegt ein Bericht vor, der in eine ›Oratio‹ des Trozendorf-Schülers Balthasar Rhau – Professor für Theologie zunächst in Wittenberg, dann in Greifswald – einging, die ihrerseits in eine Edition der Reden Melanchthons integriert war.19 Demnach hatte Trozendorf seine Schule in sechs Klassen eingeteilt. Sie waren dazu bestimmt, dem verschieden gearteten Fassungsvermögen der Schüler Rechnung zu tragen. Die oberen Klassen unterrichtete Trozendorf selbst; zunächst alleine, dann in höherem Alter unter Zuhilfenahme von Kollegen, die er selbst aussuchte. Die unteren Klassen ließ er von älteren Schülern unterweisen, die derart zugleich ihre Kräfte erprobten. Die Fortgeschrittenen führte Trozendorf in die Grundlagen der evangelischen Theologie ein und verband den sachlichen Aspekt stets mit dem sprachlichen und rednerischen. Die griechische und lateinische Sprache wurden eingeübt, die griechische gleichermaßen über die Texte des Isokrates und die paulinischen Briefe. Verknüpft damit war die Ausbildung der rhetorischen Fertigkeiten. Die Gedichte Vergils und die Epistulae ad familiares Ciceros sollten stets in den Händen der Schüler sein. Mittels der Officia und De oratore Ciceros, gelegentlich auch der Schriften des Livius, führte er die Schüler an die Kunst der Rede heran. Auf Integration verschiedener Gegenstände der Lehre – unter stetigem Einschluß der Dialektik, wie Peucer betonte – war der Unterricht abgestellt. Gewürzt wurde der Unterricht durch aufgeworfene Fragen während der Vorlesung und durch Schlußfolgerungen, die aus der Ethik oder aus der Theologie herrührten. Fortlaufend wurden Aufgaben gestellt, Sentenzen eingeübt, Loci communes traktiert – all das nicht zuletzt mit dem Zweck, den Schülern das Repertoire insbesondere der Dialektik vor Augen zu führen. Die Entwicklung von Themen und Fragen gab Trozendorf entweder selbst vor oder forderte einen der Hörer dazu auf, und das bereits vor Einsatz der Vorlesung, um Gelegenheit zur Vorbereitung auf die Aufgabe zu geben. Die Aktivierung von Eigeninitiative sollte gefördert werden. Zwei ›Exercitia styli‹ waren pro Woche vorgesehen, das eine in ungebundener Rede, das andere in Versen. Ein drittes Übungsfeld wurde durch die Beweisführung bezeichnet, die im Rahmen des Disputationswesens zum Zuge kam. Die den Schülern abverlangten ›Scripta‹ basierten wiederum auf Artikeln der Theologie oder der Philosophie. Trozendorf übersah sie insbesondere auf die stilistischen Merkmale hin und rief einzelne der Schüler hernach zu sich, um einschlägige Passagen mit ihnen privatim durchzugehen. Der Erfolg, so der Chronist, war enorm. Trozendorf selbst, aber auch viele weitere Aufseher saßen den Klassen ständig vor, so daß die Kontrolle durch-

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gehend gewahrt blieb. Drei Gruppen schälten sich heraus: ›Ökonomen‹ für die Überwachung der häuslichen Disziplin, ›Ephoren‹ für die der Tischzucht und ›Quästoren‹ für die der öffentlichen Verrichtungen, also des Unterrichts, und zwar gleichermaßen der Lektionen wie der Disputationen, auch aber der frommen Praxis, insbesondere der Gebete. Verfehlungen wurden mit strengen Strafen belegt. Nicht selten wurden die Beschuldigten vom ›Magistratus scholasticus‹ vor Gericht gerufen. Jeden Monat wurde ein Konsul gewählt, dem zwölf Senatoren und zwei Zensoren zur Seite standen. Kam es zur Verhandlung, so standen die Schüler ringsum dabei, wurden Augen- und Ohrenzeugen. Mitten in der Schar stand der ›Dictator perpetuus‹, der kein anderer war als Trozendorf. Er selbst oder ausgewählte Schüler übernahmen die Anklage. Freispruch erfolgte nach eingestandener Schuld und der Bitte um Verzeihung. Trozendorf selbst kommentierte die Urteile des Gerichts eingehend. Zu dieser staatsbürgerlichen Befähigung gehörte wie bei den Alten die rednerische Qualifikation. Regelmäßig wurden ›Panegyriken‹ abgehalten. Einzelne Schüler begaben sich in einen rednerischen Wettkampf. Der Sieger wurde mittels einer öffentlichen Lobpreisung geehrt wie einst bei den olympischen Wettkämpfen. Zu dieser antiken Reminiszenz gehörte folglich auch die körperliche Ertüchtigung, wie sie im Laufen und Ringen erfolgte. Es ist evident, daß die Schule weit über die Lehre hinaus umfassend auf die Bewährung im nachschulischen Alltag hinwirkte. Nicht umsonst verlautete die Rede, daß die Trozendorfsche Schule nach Maßgabe eines kleinen Staates im Staate aufgebaut war und entsprechend agierte. Wie der Kirche und der Religion sollte dem Gemeinwesen insgesamt jeder einzelne Teilbereich des Unterrichts in Goldberg zugute kommen. ›Religio‹ und ›patria‹ blieben die Leitsterne über der Anstalt. Universaler war das pädagogische Konzept nicht anzulegen. Es blieb verknüpft mit dem Namen des einen Trozendorf. Und das nicht zuletzt deshalb, weil sich schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts tiefe Schatten über die Schule senkten.

›Sola scriptura‹ Hier aber ist zunächst ein Blick in die posthum veröffentlichten Schriften Trozendorfs zu werfen und insbesondere der Rolle der Religion in seinem Werk nachzugehen. Wenn in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Situation sich krisenhaft zuspitzte, um gegen die Jahrhundertwende um 1600 zu kulminieren, so aufgrund der rapide sich verschärfenden Auseinandersetzung zwischen den eben jetzt sich konsolidierenden Konfessionen. Wie die Kirchen und die

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in ihnen wirkenden Theologen sind daher die Schulen mit ihren Lehrkräften und, sofern vorhanden, die Schulordnungen und verwandte Verlautbarungen daraufhin zu befragen, wie sie sich in diesem Konflikt positionierten. Gerade für Goldberg ist diese Frage von besonderem Interesse, gab die Schule doch mit der Integration der Glaubensbelange in die pädagogische Praxis frühzeitig das Muster für ein neues, auf den Grundsätzen Luthers und Melanchthons beruhendes gymnasiales Agieren.20 Hier ist zunächst von einem eigenwilligen und zugleich höchst symptomatischen Wirken Trozendorfs zu sprechen. Und zwar ging er daran, den biblischen Stoff in Sentenzen, ›Sententiae sacrae‹, zu überführen und den Schülern einzuprägen. Er flocht einzelne innerlich zusammenhängende Sprüche zu einem Kranz zusammen, die ein ›Rosarium‹ bildeten – einen ›Rosenkranz‹ der ›modernen‹ reformatorischen, ganz auf die Schrift gegründeten Art. 117 solcher Sprüche waren schließlich nach dem Zeugnis des Herausgebers Laurentius Ludovicus zusammen. Von früh an lernten die Schüler, diese Sprüche selbst zu sprechen, sie gewannen in gewisser Weise den Charakter eines Propädeutikums für alle anderen an der Schule gepflegten Wissenschaften. Und da sie aus der Bibel geschöpft waren, entzündete sich an dieser Praxis kein konfessioneller Zwist. Ein reformatorisches Anliegen war in den schulischen Unterricht überführt worden. Es durfte ›Katholizität‹ in dem weiteren Sinn des Begriffs beanspruchen, war es doch dazu angetan, alle Hörer und Sprecher mit dem biblischen Wortlaut vertraut zu machen und sie zu tätigem Umgang mit ihm anzuhalten.21 Neben den Rosarien standen die Katechismen und die Gebete Trozendorfs, die Precationes, die freilich gleichfalls nur in der Bearbeitung seiner Schüler vorliegen. 1558, zwei Jahre nach Trozendorfs Tod, kam ein erster Katechismus unter der Verantwortung des Magisters Matthias Volland aus Sprottau heraus. Der Katechismus wurde eröffnet mit einer Vorrede Melanchthons, welche die geplante Widmung an Georg II. ersetzte. Sie nahm den Charakter einer umfassenden Lobpreisung Schlesiens an, eines von der Natur gesegneten Landstrichs, ausgestattet mit einem reichen Kirch- und einem hervorragenden Schulwesen, wie eben das Exempel Goldberg bewies. Besonders lobende Worte gelten der in Goldberg unter der Ägide Trozendorfs beobachteten Eintracht. Wenn dann das Wirken des Gründers Friedrichs II. in diesem Zusammenhang Erwähnung findet, so ist evident, daß der Wittenberger Reformator die Bemühungen des Fürsten um Ausgleich zumal zwischen Luther und Schwenckfeld zu würdigen weiß.22 Die Grundlage der katechetischen Arbeit bildete auch in Goldberg selbstverständlich Luthers Kleiner Katechismus. Ihm vorgeordnet als einzig verbind-

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liche Instanz bleibt das biblische Wort, auf das Trozendorf in allen von ihm bekannten Äußerungen stets als erste und allein maßgebliche Quelle rekurriert. Nicht als ›iudices et censores‹ hätten sich die Menschen ihm gegenüber zu verhalten – das, so Trozendorf, bliebe den ›fanaticis et haereticis‹ vorbehalten, zu denen eben auch die Schwenckfeldianer und Wiedertäufer zählten –, sondern als ›discipuli et auditores‹ –, und das ein Leben lang. »Scriptura autem est testimonium de Iesu Christo et testimonium requirit simplicem assensionem.« Der Auslegende hat zurückzutreten hinter dem Dolmetscher, der der wahre Katechet ist.23 Dieses biblische Wort ist sehr wohl geeignet, sprachliche Exerzitien daran zu knüpfen, hermetisch verschlossen jedoch der Dogmatisierung in Gestalt einer an den Namen eines bestimmten Exegeten sich heftenden ›Theologie‹. Kritisch im Visier ist vor allem die alte Kirche, läßt sich an ihr doch die Diskrepanz zwischen ursprünglichem Wort und späterer Dogmenbildung immer wieder dartun. Das erste urchristliche Zeugnis ist verbindlich, nichts anderes; darin blieb Trozendorf stets überzeugter Lutheraner und verwahrte sich gegen alle von ihm fortführenden Wege. Insofern ist seine theologische Orientierung und seine konfessionelle Positionierung eine eindeutige. Aber das eben in dem Sinn, daß er in der religiösen Unterweisung alles auf das Wort abstellte. Es blieb Richtmaß und Richtschnur und war Zentrum der katechetischen Arbeit. Und dieses vertrug sich vortrefflich mit dem philologisch-humanistischen Anliegen. Symptomatisch will es von daher auch erscheinen, daß neben die immer wieder aufgelegten, fortgeschriebenen und mit neuen Vorreden und Widmungen versehenen Katechismen die von den Schülern Trozendorfs überlieferten Gebete des Goldberger Schulmanns traten. 1564 – ein Jahr nach der Veröffentlichung von Melanchthons Gebeten in Wittenberg – erschien die erste Sammlung Trozendorfs gleichfalls in Wittenberg und wiederum in der Verantwortung des Laurentius Ludovicus. Achtzig Stücke umfaßt sie. Das dreiundsiebzigste ist das letzte Trozendorfs vom zweiten Sonntag nach Ostern des Jahres 1556; die folgenden sieben rühren her von seinem Kollegen und Nachfolger Martin Thabor, das erste von ihnen dem im Sterben liegenden Trozendorf gewidmet. Die Gebete wurden ein großer Erfolg, ja machten geradezu Schule, und zwar insbesondere unter den Schülern Trozendorfs. Einer von ihnen, Zacharias Barth, seines Zeichens Bürgermeister von Goldberg, schuf sogar eine deutsche Version derjenigen Melanchthons und Trozendorfs. In Görlitz kamen sie 1568 heraus. Eine Fährte führt herüber zu Bernhard VII. von Anhalt. Er war ein eifriger Leser der Gebete. So veranstaltete Ludovicus 1581 eine neue Ausgabe. Hundert Stücke lagen jetzt vor. Die Precationes hatten ihre endgültige Gestalt gefunden.24

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Nimmt man hinzu, daß auch die Sprüche Trozendorfs, seine Rosarien, im Anhang zu seinen Katechismen in wechselnder Anlage und Ausstattung immer wieder vorgelegt wurden, so zeichnet sich, befördert durch seine Schülerschaft, eine pädagogisch-paränetische Strategie ab, die in dieser Ausprägung Goldberg alleine vorbehalten blieb. Ihrem Schöpfer ging es um eine bruchlose Integration der aus reformatorischem Geist erwachsenen neuen Frömmigkeit in den schulischen Alltag, in dem andere Aufgaben zu bewerkstelligen waren. Hier lag der Schwerpunkt auf den alten Sprachen, auch das ein Anliegen Luthers, das sich mit humanistischen Intentionen verband. Ganz offenkundig verstand sich der Schulmann zwar nicht als Prädikant, wohl aber als Vollstrecker des von Luther gewiesenen Weges, der hinführte zu den Quellen. Und das in dem einen und allein ausschlaggebenden Sinn, daß das biblische Wort Wurzel unter den Menschen schlagen sollte, zunächst unter den Schülern, darüber hinaus jedoch in der gesamten Bevölkerung. Den Schülern blieb es vorbehalten, die frohe Botschaft in die Welt hinauszutragen. Ludovicus gab diesen Maximen in der Vorrede zu den Precationes Trozendorfs in der Ausgabe von 1581 einen trefflichen Ausdruck, und Trozendorfs Biograph Bauch knüpfte daran die zutreffenden Folgerungen. ›Wir müssen‹, sagt er, ›den Wissenschaften zu dem Zwecke obliegen, daß wir die überlieferte Lehre von Gott zu lernen und jeder an seinem Orte, in der Kirche, in der Gemeinde, in der Schule und in dem Haushalt, die Ausbreitung des Evan­ geliums zu unterstützen vermögen.‹ Es sind das die Anschauungen Luthers und Melanchthons, die zwar jedem Christen seinen Anteil am Priestertum zu­wiesen, aber durchaus nicht jeden zum Pastor machten. Trozendorf hielt also die Religionswissenschaft zwar für das Höchste, was ein Mensch lernen konnte; aber er wollte durchaus nicht seine Schüler dem Leben und seinen Aufgaben und Pflichten entziehen. Seine tiefe Frömmigkeit machte auch ihn selbst nicht weltfeindlich, sondern er schöpfte im Gegenteil die Kraft daraus, weltliche Pflichten durch die religiöse Grundlage und den religiösen Hintergrund zu veredeln.25

In diesem Sinn dürfte die Rede Berechtigung haben, daß Trozendorf mit seinem schulischen Aufbauwerk maßgeblich zur Evangelisation Schlesiens beigetragen hat. Über Gebete, Sprüche und Auslegungen wurde er zu einem Verkündiger eigener Statur, und das hieß nicht zuletzt, zu einem Förderer auch der deutschen Sprache, die in seinem paränetischen Handeln vornehmlich in Gestalt von Gebeten, Sprüchen und Übersetzungen des biblischen Logiengutes eine so wichtige Rolle behauptete. Gebete eröffneten und beschlossen täglich

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die Lektionen. In Trozendorfs Texten, so ist bezeugt, waren die Bitten nicht zuletzt gesprochen »pro tota Germania et Silesia, praecipue pro Goldberga«.26 Ein patriotischer, auf die Stadt, das Territorium, das Reich bezogener Bildungsauftrag war wahrzunehmen, das Land zu durchdringen mit den neuen Errungenschaften einer in den weltlichen wie den geistlichen Studien auf das originäre Wort gegründeten pädagogischen Praxis, die sich allen Bereichen des Lebens mitteilte.

Kontroverstheologie auf dem Katheder Als Trozendorf starb, verharrte die Schule in Ehrfurcht. Der Nachfolger Martin Thabor verlieh betend dem Empfinden aller Ausdruck. Man ahnte, an einer Wegscheide zu stehen. Der Horizont war verdunkelt, eine ungewisse Zukunft lag vor Lehrern und Schülern. Und nicht nur vor ihnen. Die religiöse Lage hatte sich dramatisch mit dem Auftreten der Calvinisten und dem Erstarken der alten Kirche verschärft. Das evangelische Schlesien, die von Luther und insbesondere von Melanchthon geprägte gläubige Schar spürte, daß die Praktizierung des eben erst Wurzeln schlagenden jungen Bekenntnisses mit Risiken und Gefahren verbunden sein würde; die Stunde der Bewährung und damit der Anfechtung mochte jederzeit kommen. Was von den Kanzeln verlautete, war ganz danach angetan, Befürchtungen und Ängste zu schüren. Auch in der Goldberger Schule, dem im Jahre 1556 immer noch einzigen Gymnasium auf schlesischem Boden, auch wenn es diesen Titel selbst gar nicht führte, kam alles darauf an, daß Personen zur Stelle und in der Lage waren, dem so glanzvoll inaugurierten Werk Kontinuität zu verleihen. Entsprechend lauteten die Worte der betenden schulischen Gemeinde: »›Wir bitten dich, heiliger Gott, daß du die Schwierigkeiten milderest, die dem Tode eines solchen Mannes folgen werden, und einen an seine Stelle setzest, der mit gleicher Treue und Sorgfalt der Jugend vorstehen könne, und unsere Studien so leitest, daß wir in derselben Weise das Leben beschließen.‹«27 Gleich unter Thabors Rektorat setzten die Querelen ein. Und zwar ausgelöst durch diesen selbst. Offensichtlich ganz ohne Not begab er sich auf das Gebiet der Kontroverstheologie, und zwar in ihrem heikelsten Punkt, der Lehre vom Abendmahl. Als strenger Lutheraner ergriff er das Wort. Entsprechend lang war die Reihe derjenigen, denen er eine in die Irre führende Theologie des heiligen Sakraments vorwarf. Da geriet nicht nur die katholische Kirche in das Visier. Auch die namhaften Theologen aus dem Umkreis des Protestantismus wurden nicht verschont, ein Karlstadt, ein Zwingli, ein Oecolampadius,

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ein Schwenckfeld und schließlich ein Calvin. Nimmt es wunder, daß ein Sturm der Entrüstung im calvinistischen Lager sich erhob? Mit einem Schlag war die Goldberger Anstalt wenige Jahre nach Trozendorfs Tod in das Rampenlicht der feindlichen Parteien gerückt. Ihr konnte das nur zum Schaden gereichen.28

Die Gestalt des Laurentius Circler Nach Thabor übernahm Laurentius Circler die Stafette.29 Der Unterschied hätte nicht größer sein können. Bislang stand die Schule im Zeichen des Luthertums. Mit Circler kam ein überzeugter Calvinist an die Reihe. Trozendorf war in seiner Geburtsstadt sein Lehrer gewesen, bevor er zum Studium nach Wittenberg ging. An die Goldberger Schule kehrte er als Lehrer zurück und verdingte sich im übrigen als Privatlehrer und Hofmeister. Der streng lutherisch gesinnte Herzog Georg II. übergab ihm seine Söhne Joachim Friedrich und Johann Georg zum Unterricht. Er gewann das Ohr und Herz des Herzogs. Ausdrücklich zog dieser ihn hinzu, als es darum ging, das erwähnte, von Tilenus heraufbeschworene Problem zu lösen. Circler exponierte sich freilich frühzeitig, als er zwei Gebete des Goldberger Diakons kritisierte. Eine Kommission wurde vom Herzog eingesetzt und die Sache glimpflich beigelegt. Es war unverkennbar, daß die konfessionellen Zwistigkeiten von Jahr zu Jahr zunahmen und kaum jemand in der Lage war, sich ihnen zu entziehen.30 Eine wichtige Etappe im Bildungs- und Berufsweg Circlers bezeichnete die Hofmeisterstelle im Dienste böhmisch-mährischer Adliger, darunter der Freiherren Michael Slawata, Herrn zu Chlum, Karl von Waldstein und Karl von Zierotin. Der letztere gelangte mit seinem Informator nach Straßburg.31 Der Vater Karls Johann von Zierotin war das Haupt der Brüder-Unität in Mähren. Er konnte seinen Sohn dem aus Goldberg kommenden Erzieher nur anvertrauen, wenn er sich dessen religiöser Orientierung versichert hatte, mußte also Kenntnis davon haben, daß Circler mit dem Calvinismus sympathisierte. Und in der Tat hatte dieser »die Wandlung vom lutherisch unterrichteten Schüler in Goldberg zum philippistischen Studenten in Wittenberg und von da zum Anhänger Calvins vollständig zurückgelegt und damit die feste Meta seiner religiösen Entwicklung erreicht.«32 Von wie vielen der späthumanistischen Elite angehörenden Persönlichkeiten ließe sich Ähnliches in den letzten Dezennien des 16. Jahrhunderts nicht konstatieren? Das reformierte Bekenntnis war unter den geistigen Wortführern Schlesiens im Vormarsch – und stand an der Wiege so vieler damit verbundener Probleme, denn die Anhänger Luthers ächteten jedwede Abweichung. Auch Circler mußte das erfahren.

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In Straßburg endete der Weg Circlers an der Seite Zierotins. Der Herzog rief ihn zurück nach Goldberg und über Italien folgte er dem Geheiß. Wußte man von den Wandlungen desjenigen, dem man das Rektorat anvertraute? Sie blieben zunächst offensichtlich verborgen. Circler verhielt sich klug, also zurückhaltend. Er wechselte von Goldberg herüber an das Brieger Gymnasium, von dem sogleich zu sprechen sein wird. Und dort kam es zur Katastrophe.33 Georg II., der ihn gerufen hatte und ihn schätzte, mußte ihn aufgrund von Abweichungen über der Lehre vom Abendmahl entlassen. Der Verdacht hinsichtlich eines mutmaßlichen ›Kryptocalvinismus‹ war tödlich. Vier andere Kollegen traf das Urteil gleich mit, und nur einer, Melchior Tilesius, der uns bereits begegnete, vermochte sich durch Widerruf zu salvieren. Er wurde als Nachfolger Circlers im Brieger Rektorat installiert. So rasch wechselte das Glück. Circler aber, wohl situiert, schadete der Richtspruch nicht. Im Gegenteil. Die Weiten des mit dem Calvinismus allenthalben sympathisierenden Westens und Ostens erschlossen sich ihm erst jetzt. Er pflegte Kontakte gleichermaßen zur Pfalz und nach Anhalt wie in die böhmisch-mährischen Lande. Noch einmal brach er mit einem Verwandten Zierotins nach Straßburg auf. Auf dem Rückweg begab er sich nach Heidelberg und Speyer. Dort verstarb er 1598. Quirinus Reuter, der frühere Hauslehrer bei Andreas Dudith und ein Schüler des Zacharias Ursinus, hielt die Leichenpredigt, die er Karl von Zierotin widmete.34 Die deutsche Grabschrift, im Anhang zu Reuters Leichenpredigt gedruckt, bezeugte die Quintessenz seines reformierten Glaubens, wie er Wurzeln geschlagen hatte in der nobilitas litteraria, die sich nun zu seiner letzten Ehrung versammelte: Er hat gegleubt, daß an eim Ort Der Leib Christi im Himmel frey Droben zur Rechten Gottes sey, Nicht hierunden im irdischen Brot, Wie er ubrall als warer Gott, Drum er mit Glauben und nicht Mund Entpfangen werd.

Die Nachricht von seinem Tod erregte große Anteilnahme in seiner Heimat und darüber hinaus. Nicht alle aber wagten es, diese öffentlich zu bezeugen. Die Dinge drängten zur Entscheidung. In diesen Jahren zählte ein jeder Name. Wer sich an der posthumen Ehrung Circlers beteiligte, bekundete eine geistige Verwandtschaft mit ihm. Eben das macht die Analyse der Gelegenheitsschriften um 1600 zu einer Angelegenheit von hohem Rang, werden immer doch zu-

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gleich gelehrte und konfessionelle Optionen und Verbindungen kenntlich. Ein humanistisches Netzwerk im Zeichen des Calvinismus formierte sich und ein jeder in diesem Kontext verfügbare Beitrag war geeignet, die Physiognomie der nobilitas litteraria in der Zeit der Krisis um eine neue Variante zu bereichern. Die Freunde Circlers und Zierotins im Westen, in Heidelberg und der Pfalz sowie in Straßburg und am Oberrhein taten sich zusammen.35 Mehr als einmal waren gebürtige Schlesier darunter. Um 1600 war der Verkehr zwischen dem Osten und dem Westen der lebhafteste. Schede Melissus besang die beiden Freunde in einer Ode. Simon Stenius, Professor für Poetik und Rhetorik in Heidelberg, steuerte eine griechische Elegie bei. Quirinus Reuter ließ sich auch poetisch neuerlich vernehmen. Bartholomäus Keckermann aus Danzig reihte sich in den Kreis ein. Melchior Adam gedachte der Leichrede Reuters und des Grabhügels des Verewigten. Später kehrte Circler in Adams Vitenwerk wieder. Und so ging die Reihe fort. Derartige räumlich weit ausgreifende Memorialwerke wurden in der Regel gerade den zum Reformiertentum sich bekennenden Humanisten zuteil. Aufschlußreich aber wiederum bleibt es nun, daß in Schlesien selbst kein eigenes poetisches Ehrenmal errichtet wurde. Und das war durchaus keine Ausnahme. Auch den Größten unter den Humanisten blieben eine Leichenpredigt und Trauergedichte mehr als einmal versagt. Die Gefahr, sich zu exponieren, war zu groß. Und diese Gefahr drohte durchweg eher von der lutherischen Seite als der altgläubigen. In Liegnitz machte sich kein Geringerer als Simon Grunaeus ans Werk und suchte einen Ehrenstrauß für den Toten zusammenzubringen. Doch selbst ein Melchior Lauban winkte ab. Grunaeus führte bitter Klage, daß gerade die eigenen Landsleute fernblieben. Inzwischen war Reuters Predigt bekannt geworden, und die ließ an der reformierten Ausrichtung Circlers keinen Zweifel. Das erklärt die Zurückhaltung zur Genüge. Wo aber das Reformiertentum unter den Regenten und in den oberen Schichten Wurzel gefaßt hatte, da fielen diese Rücksichten weg. Im reformierten Zerbst gedachte man des Verstorbenen gleichfalls und bestätigte damit die konfessionelle Scheidelinie, die quer durch das alte Reich verlief und tiefe – bislang jedoch kaum gewürdigte – Auswirkungen auch auf die Geschichte der deutschen Literatur hatte.36

›Schedliche Lehre und Sehlen Gift des Caluinismi‹ Die letzte Phase stand im Zeichen sehr verschiedener Persönlichkeiten aus dem Hause der Piasten – mit Folgen keinesfalls nur im kirchlichen, sondern auch im schulischen Bereich. Und als das Ende der Anstalt kam, wollte es ein

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denkwürdiger Zufall sein, daß fast zeitgleich ein neues ›Gymnasium illustre‹ seine Tore öffnete, in dem die der Religion geschuldeten Probleme für ein paar Jahre sistiert erschienen. Für einen Moment zeichnete sich ab, welche Chancen sich eröffneten, wenn ein Fürst das Heft in die Hand nahm, entschlossen vom ersten Moment an auf Eintracht unter den Christen und speziell unter seiner Professorenschaft hinzuwirken. Nur diese Option hatte langfristig eine Zukunft. Sie mochte sich faktisch angesichts übermächtiger Gegner nicht behaupten. Aus der Geschichte der Ideen, des Geistes, war die Erinnerung nicht zu tilgen. Die Schöpfung Georgs von Schoenaich in Beuthen an der Oder bleibt ein Wunder, welches über die Zeiten hinweg erstrahlt.37 Wir übergehen die Rektorate des Petrus Sickius, des Pankraz Krüger und des Johannes Feige.38 Ihr Wirken und das ihrer Kollegen stand noch einmal im Zeichen streng lutherisch orientierter Fürsten. Von Georg II. war bereits wiederholt die Rede. Nun trat Friedrich IV. hervor. Ihm allein war im November 1581 unter Ausschluß seines Bruders Heinrich XI. die Herrschaft in Liegnitz und Brieg von Rudolf II. übergeben worden. Zehn Jahre später erließ er ein Patent an die Stadt Goldberg. In ihm hieß es: ›Wir […] fügen … hiermit zu wissen, das wir fligendt berichtet, samb sich unter euch und der Gemeine die schedliche Lehre und Sehlen Gift des Caluinismi wolte vermercken lassen, dahinter wir doch, auch uber allerseits bemühung anhero auf den gewissen Grunt nit kommen mogen, und gleichwol zu besorgen, das weß Heimliches und in der Stille, so nach zur tzeit verborgen gehalten und nit herfür wil, daran sein mochte. Diesem grosen Unheil aber in tzeitten vortzukommen, haben wir proprio motu als der Vater des Vaterlandes unß solcher unser gnedigen vorsorge bein euch angeben wollen mit ernstem und entlichem, auch bei Vermeidung Leibes und Guttes Strafen beuehlich, das ihr, die ihr in unseren untertanen Ambter, die gemeine, aber auch unter sich selbst vleissig inquiriret und da ihr weß hieran Schuldiges oder des wenigsten umbstendigen Verdachts oder aber auch heimliche Gespreche vermercket, unß denen oder dieselben publiciret. Denn wir gar nit und keines weges gemeinet, einiche Person solcher falschen Religion in unserem Fürstenthumb wissentlich tzu dulden, sondern gegen denselben mit Ernst und Verweiß zuuerfaren …‹.39

An alle, die ›in unseren untertanen Ambter‹ wirkten, war die Ermahnung gerichtet. Die Schule in Goldberg war nicht nur inbegriffen, sie war der eigentliche Zielpunkt, denn in ihr war es immer wieder zur Annäherung an die ›schedliche Lehre‹ gekommen. In wünschenswerter Deutlichkeit wurde diese

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als die calvinistische identifiziert. Die Namhaftmachung der Schuldigen blieb schwierig. Also galt es, zu einem umfassenden System der Überwachung zu schreiten und zur Denunzierung zu ermuntern. Der Erfolg blieb nicht aus. In Kirchen und Schulen wurde der Erlaß verlesen, von der Kanzel gleich an mehreren Sonntagen. Die Pfarrer vor Ort ließen sich nicht lumpen. Die herzoglichen Ermahnungen äußerten sich in nicht enden wollenden Schimpfereien von der Kanzel gegen die Calvinisten, und diese führten zur Erhitzung der Gemüter der weniger gebildeten Gemeindeglieder auch gegen die, die nur ein wenig nach Philippismus schmeckten. Der Rufer im Streit oder, wie G. Vechner sich ausdrückt, der stürmische und aufrührerische Pfaffe war der Pastor zu St. Marien K. Poppius aus Haynau, der seit 1590 in Goldberg amtierte. Und nicht weniger tätig in dieser Richtung war Mag. T. Seiler aus Löwen­berg, der ihn 1598 als Pastor ablöste. Auf dem Wege von der Kanzel durch die Bürger­schaft erreichte dann der Kampf gegen den Calvi­nis­ mus auch die Schule, die zudem von dem Pastor als ihrem Inspektor abhängig war.40

So nahmen sich die Dinge zu Ende jenes Jahrhunderts aus, an dessen Beginn ein frohgemuter Aufbruch gestanden hatte. Ein denkwürdiges Zeugnis liegt aus der Goldberger Schule vor, der Feder eines Mannes entstammend, dem es für einige Jahre vorbehalten blieb, die Gemüter weit über Schlesien, Habsburg und das Reich hinaus in Atem zu halten. Zwischen 1597 und 1599 weilte Wallenstein in Goldberg zum Besuch der illustren Schule.41 Er bekam die aufgeheizte Stimmung gegen die Calvinisten voll zu spüren und berichtete darüber. Der Herzog wurde mit Schmähworten bedacht und es wurden Steine in sein Schlafgemach geworfen. Er hätte darüber geschwiegen, wäre er eines Nachmittags während eines Ausgangs nicht bis zu seiner Wohnung verfolgt worden und mußte seither um seine Sicherheit fürchten. »›Als ich Nachmittag aus gehaltener Lection gegangen, ist einer mit Namen Paul Mehnert, ein Kriegsmann, doch Inwohner allhier, mitten auf dem Ringe gestanden und hat nicht allein vor einheimischen, sondern auch vielen fremden Personen mich samt meinem Praeceptore und Famulis für Calvinische Schelmen mit heller Stimme ausgeschrien.‹«42 Circler hatte Wallenstein nach Goldberg gebracht. Das alleine genügte offenkundig, um den Herzog zu einer ›Persona non grata‹ zu machen. Die Schule war im Begriff, ins Gerede zu kommen. Für Angehörige der Oberschicht in Schlesien, aber auch in Böhmen und Mähren, die sich dem reformierten Bekenntnis zugewandt hatten, verlor sie an Attraktion, ja war, wie das Beispiel Wallensteins lehrt, nicht mehr gefahrlos zu besuchen. Die

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Kirchenpolitik der streng lutherisch gesinnten Fürsten hatte ihre Früchte gezeitigt. Unter der Regentschaft Georgs II. war eine Persönlichkeit wie Circler entlassen worden. Friedrich IV. aber ließ sich unter dem Einfluß der kursächsischen Theologen, die in Dresden dem Calvinismus den Garaus gemacht hatten, dazu bewegen, den Liegnitzer Superintendenten Leonhard Krentzheim vom Dienst zu dispensieren – ein Akt, der zusammenging mit der Publikation jenes Goldberger Patents, das wir kennenlernten. Wie Sachsen, wie Dresden im Großen, so erlebten die »herzoglichen Hauptstädte […] auf diese Weise jede eine kryptocalvinistische Katastrophe im kleinen; Goldberg wurde davon bloß beleuchtet.«43

Irenischer Fürst Herzog Joachim Friedrich So gesehen, bezeichnete es auch in der Geschichte der Schule eine Wende, als der Sohn Herzog Georgs II. Joachim Friedrich die Herrschaft übernahm. Zehn Jahre nach dem Goldberger Patent Friedrichs IV. ging unter dem Datum vom 19. Dezember 1601 ein neues heraus, betitelt Fürstlichs Mandat in Religionssachen und nun adressiert an die Pfarrer, Seelsorger und Schuldiener beider Fürstentümer in Liegnitz und Brieg und speziell gemünzt auf die religiöse Praxis in Kirchen und Schulen.44 Der Glaube blieb der Probierstein auf allen denkbaren Feldern, zuallererst aber in den beiden sensibelsten Institutionen, der Kirche und der Schule. Hier wurde obrigkeitlicher Wille manifest und derart auf die Probe gestellt wie nirgendwo sonst. Jetzt wurde eine Sprache gesprochen, wie sie in den zwei Jahrzehnten vor der Katastrophe an vielen Orten verlautete, und das – um es stets zu wiederholen – bevorzugt im Umkreis eines irenisch gestimmten Reformiertentums, das über dem militanten Calvinismus niemals vergessen werden darf. Vielerlei Bekenntnisse und Glaubenssynopsen sind im 16. Jahrhundert zustande gekommen und immer wieder begleitet von dem Anspruch auf Endgültigkeit. Joachim Friedrich positioniert sich eindeutig – und symptomatisch. In dem Corpus Doctrinae Christianae von Melanchthon sei festgehalten, so seine Überzeugung, was einem Christen zu wissen und zu glauben sich geziemt. Wie viel Streit war ausgebrochen, wie viel Schaden hatte er angerichtet! Der Sohn bekennt sich zu den Versuchen des Vaters, auf Abstellung des Unsäglichen hinzuwirken. Auf Kontinuität ist sein Sinnen und Trachten gerichtet. Doch ein Ende haben muß es mit der Verketzerung der Calvinisten, mit dem nicht abreißenden Lärmen herab von der Kanzel. Frieden möge endlich Einzug halten. Und deshalb:

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Welchen aber dieser vnser erhaltene friedliche zustand nicht gefellig/ mit dessen mutwilligen dienst/ ist vns auch gar nichts gedienet/ Sondern mag vnsrem zuuor offtmals ergangenen/ vnd itzo abermals wiederholten warnungen vnd befehlichen nach/ vnserer Kirchen vnd Schulen/ müssig gehen/ dieselbten vngeirret lassen/ vnd an die Ort vorrucken/ wo dergleichen gezencke geduldet werden/ […].45

Melchior Lauban Tatsächlich kehrte Ruhe ein und die kam der Schule zugute. Es sind die Jahre, die sich schulgeschichtlich vor allem verbinden mit dem Wirken Melchior Laubans.46 Er hat seine Tätigkeit keinesfalls nur in Goldberg ausgeübt; sogleich wird er uns in Brieg wieder begegnen. Gleichwohl mögen an dieser Stelle ein paar Worte zu seiner Charakteristik ihren Platz haben. Die Schola illustris erhielt in dem Prorektor Laubanus durch die maßgebenden Persönlichkeiten, den Herzog eingeschlossen, einen schon damals mindestens auf der Grenze zwischen Philippismus und Calvinismus stehenden Mann vorgesetzt, und so konnten Reibungen nicht ausbleiben, obgleich Philippisten wie Calvinisten mit geschlossenem Visier handelten.47

Die günstige Konstellation – hier ein philippistisch gesinnter Herzog, dort ein ›milder‹ Reformierter in der für Schlesien typischen Ausprägung – ließ hoffen, daß erstmals auch von der Schule Impulse zur Verbesserung der Lage ausgingen, war die Bürgerschaft Goldbergs doch weiterhin überwiegend lutherisch ausgerichtet. Lauban war gebürtiger Sprottauer. Dort erhielt er seinen ersten Unterricht, der für ihn offenkundig vor allem über das vierte Buch der Aeneis zu einer nachhaltigen Begegnung mit Vergil führte. Von dort ging es an das berühmte Gymnasium in Görlitz, das von dem Geist Melanchthons geprägt blieb. Petrus Vincentius hatte der Anstalt ihr Profil verliehen. Eine strenge ciceronische Latinität wurde gepflegt und den Fächern Rhetorik und Poetik besondere Bedeutung beigemessen. Laurentius Ludovicus, uns als Herausgeber der Schriften Trozendorfs schon bekannt, wirkte hier zu Laubans Zeit und überführte Anregungen seines Lehrers in den schulischen Alltag. Hier wurde der Grund für Laubans poetische Neigungen gelegt, die weiterhin im Zeichen Vergils standen. In Görlitz war er von allem Rektor Joachim Meister verpflichtet, der ihn an Vidas Poetik heranführte. Schon hier publizierte er eifrig. Dann brach er zum

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Studium nach Wittenberg auf, wo er u. a. mit Abraham Scultetus zusammentraf, dem späteren Hofprediger des Pfälzer Kurfürsten. Ihn begleitete er nach Heidelberg. Die Zeit daselbst machte in seinem Leben wie in dem so vieler anderer Schlesier Epoche. Er lernte Schede Melissus kennen. Dieser besang die beiden Schlesier und krönte Lauban später mit dem Poetenlorbeer. Zurückgekehrt nach Sprottau, übernahm er das Rektorat der Schule und wechselte sodann 1599 auf das Prorektorat nach Goldberg. Der Urheber seiner Berufung scheint der unermüdlich im Hintergrund wirkende liegnitzische Rat Jakob Monau gewesen zu sein. Er war bei seiner Inauguration zugegen.

Eine Zwischenbilanz aus der Feder des Herzogs Im selben Jahr 1599 erfolgte die Publikation einer neuen Schulordnung.48 Ein allgemeiner Passus stand voran. Der herzogliche Wille fand Bekräftigung, auch fortan Kirchen und Schulen eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, demnach zu Fortstellung und Erhaltung eines gottseligen, gerechten und fried­lichen Regiments in geistlichen und weltlichen Sachen fur allen Dingen hoch und viel gelegen ist, damit die liebe Jugend also bald zu wahrer Gottesfurcht, christlicher Lehr, ehrlichen freyen Künsten und Tugenden angewiesen und mit denselbten das Gemütt nicht minder als der Leib durch natürliche Speise und Narung treulich und fleissig versorget und aufferzogen werde, welches ohne ordentliche wolbestelte Schulen ubel und fast unmöglich zuerlangen ist.

Da wirkte ein Anstoß Luthers immer noch segensvoll nach. In Bezug auf Brieg hatte der Vater Georg II. »keine Trewe, Vorsorge, Mühe, Fleis und Unkosten und was zu Aufnehmung deroselbten dienen möchte, jemals gesparet« und den Sohn ermahnt, darin fortzufahren. Nun aber galt es, auch für die Goldberger Schule das Erforderliche zu veranlassen. Die Schule hatte eine große Geschichte hinter sich. In ihr waren viel furnehme tapffere Ingenia dermassen aufferzogen und in ihren Fundamentis unterwiesen worden, daß sie folgendes mit schlechter Mühe und Kosten auff Universitäten einen nützlichen progressum in studiis erlanget und in geistlichen auch

weltlichen Regimenten bey hohen Potentaten und andern Regierungen, wie der Allmechtige einen und den andern seinem genedigsten Willen nach erfordert und beruffen hat, mit Ehrn und Nutz auch ihrer selbst so wol der Praeceptorum und bemelter Schulen sonderem Ruhm treulich und nützlich dienen mögen.

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Sie hatte gleich einen dreifachen Auftrag erfüllt. Sie hatte ihre Absolventen, wie es vornehmste Bestimmung jeder gymnasialen Anstalt war, qualifiziert zum erfolgreichen Besuch der Universitäten. Sie hatte derart ihren Beitrag dazu geleistet, die Herzogtümer und weit darüber hinaus auch anderweitige Regionen mit gut ausgebildeten ›Staatsdienern‹ zu versorgen. Und sie trug, indem ihr Ansehen in die Welt hinaus getragen wurde, dazu bei, den Ruhm einer vorsorglichen, auf gediegene Schulen erpichten Obrigkeit zu befördern. Die Herzogtümer Liegnitz und Brieg und ihre Regenten konnten auch von Goldberg nur profitieren. Diese herausragende Stellung, so muß der Herzog einbekennen, vermochte die Schule nicht zu behaupten. Verantwortlich dafür war der »kümmerliche Zustand bemeldten Lignitschen Fürstentumbs, in welchem dasselbte viel lange Zeit geschwebet und gleichsam in starcken Meerswellen fluctuirt und damit umgetriben worden«. Wie anderwärts hatten die konfessionellen Querelen die Grundfesten des Staates erschüttert. Kein Bereich blieb davon verschont und schon gar nicht das Schulwesen. Also galt es, alle Sorge auf eine Wiederaufrichtung auch der Goldberger Anstalt zu wenden. Das aber hieß vor allem und in erster Linie, den Auswüchsen auf dem Felde der Religion zu wehren. Alles andere folgte daraus und vermochte in dem erwähnten Lehrplan im einzelnen fixiert zu werden. In den Worten des Herzogs: Welchem nach hiemit ferner Unser genediger und endlicher Befehl, das vor­ermeldte Unsere verordnete Rectores, Conrector und Praeceptores ihnen die Jugend zu fleissiger Unterweisung in Gottes Wort, wie dasselbte durch göttliche Gnade und Verleihung bey Unseres genedigen geliebten Anherren, Herrn Vatern und Unsern Zeiten ohne einige Verwirrung und Vorwitzen gesuchten Menschentandt den Prophetischen und Apostolischen Schrifften, approbierten Symbolis, Herrn Doct. Martini Lutheri und Philippi Melanchthonis Schrifften, der Augspurgischen Confession und Corpori Doctrinae Philippi gemeß biß auf diese Stund unverruckt erhalten und gelehret worden, auch künfftig ohne einige Enderung also zu lehren, treulich empfolen sein, ingleichem auch dem vorgeschriebenen modo nach die anderen Lectiones, exercitia und furnemlich die Disciplin mit sonderem embsigen Fleiß angelegen sein sollen.

Jetzt fehlte die nachdrückliche Akzentuierung des Corpus Melanchthonis. Gleichwohl. Größten Wert legte der Herzog auf die Präsenz der einschlägigen Schriften Melanchthons im schulischen Unterricht. Ein jeder Kundige wußte, daß derart Stellung bezogen wurde gegen jene Scharfmacher, die ein Bekenntnis zu

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Melanchthon gleichsetzten mit einer insgeheimen Inklination für den Calvinismus. Name und Werk Melanchthons standen für Einheit und Friedfertigkeit. Auch die Schule sollte davon profitieren. Und Laubans Aufgabe vor allem war es, diesem Anliegen in Tat und Wort zu neuem Leben zu verhelfen. Das blieb schwierig genug; ›ob Calvinismum‹ blieb die Schule in ständigem Verdacht.49 Die Auseinandersetzungen rissen nicht ab. Die Hoffnungen des Herzogs erfüllten sich nicht. Und Lauban, der Verdächtigungen und Anschuldigungen überdrüssig, verließ Goldberg und ging 1605 nach Danzig. Hier trat er offen als Reformierter hervor. Sein Abschied wurde von den Freunden poetisch begangen.50 Ein nicht unbeträchtliches poetisches und rednerisches Werk blieb mit seiner Goldberger Zeit verbunden.51

Gymnasialer intellektueller Verkehr im Oderraum In der Schlußphase des Goldberger Gymnasiums formte sich eine denkwürdige Konstellation heraus. Inzwischen war das herzogliche Brieger Gymnasium zu Ansehen gelangt. Davon wird sogleich zu berichten sein. Auch Laubans Wirken stand für die zwei letzten Jahrzehnte seines Lebens im Zeichen Briegs. Es konnte nicht ausbleiben, daß eine rege Fluktuation zwischen den beiden schulischen Gründungen der Piastenherzöge obwaltete. Geradezu aufregend gestaltete sich diese aber nun, als eine dritte anspruchsvolle Schöpfung außerhalb der herzoglichen Hoheit hinzutrat. Schon um 1600 war in Beuthen an der Oder ein ›Pädagogium‹ errichtet worden und das sogleich mit der Perspektive, diese Einrichtung über kurz oder lang zu einem Gymnasium weiter­ zuentwickeln. 1614 war es soweit. Das ›Gymnasium Schoenaichianum‹ trat in die Welt. Es war das Werk eines ungewöhnlichen Fürsten, Georgs von Schoenaich. Er war eine zergrübelte, von tiefer Gläubigkeit erfüllte Natur. Und diese existentielle Note teilte sich in seltener Eindringlichkeit jenem Programm mit, das er selbst entwarf und seiner Schule verordnete. Es ist geprägt von einem urchristlicherasmischen Geist des Friedens, der Versöhnung und der tätigen Liebe. Wir haben es an anderer Stelle vorgestellt und kehren sogleich zu eben jener gelehrten Netzbildung zurück, um die es hier alleine gehen kann.52 Denn nun war auf vergleichsweise engem Raum zwischen Liegnitz bzw. Goldberg, Brieg und Beuthen – sowie selbstverständlich auch dem nahe gelegenen Breslau, dem lausitzischen Görlitz und dem polnischen Lissa – eine eruditäre Konstellation humanistischer Prägung, vielfach mit Einschlag reformierter und gelegentlich sozinianischer Elemente, zu gewahren, die im alten

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deutschen Sprachraum keine Parallele besaß. Ein intellektueller Verkehr und ein kolloquialer Austausch setzten ein, die den Studien, aber auch der schulischen Ausbildung und nicht zuletzt den beruflichen Karrierechancen der Eleven nur zugute kommen konnten. Der Oderraum im weiteren Sinn erwies sich um 1600 wie nie wieder in seiner Geschichte als Schmelztiegel innovativer Geistigkeit. Wer das Glück hatte, daran zu partizipieren – wie eben ein Martin Opitz – blieb davon ein Leben lang bestimmt.53 Was zwischen den letzten Jahren vor 1600 und der erzwungenen Schließung der Schoenaichschen Gründung am Ende der zwanziger Jahre des siebzehnten Jahrhunderts im Gefolge der Prager Katastrophe von 1620 an geistigen Schöpfungen das Licht der Welt im schlesisch-lausitzischen Einzugsbereich erblickte, hat maßgeblich beigetragen zur Kulmination späthumanistischen Denkens, Dichtens und wissenschaftlichen Arbeitens. Schlesien stand singulär da inmitten der unaufhörlich sich zuspitzenden Krise. Ein gedankliches Feuerwerk war entfacht, das geprägt blieb von dieser Krise und allenthalben doch Spuren eines Neuen erkennen ließ. Erste Anzeichen eines auf Universalität und Brückenbau erpichten Denkens sind zu gewahren, die vorausweisen auf das Zeitalter der Aufklärung. Um 1600 hatte eine prototypische intellektuelle Gründung im Zeichen einer coincidentia oppositorum statt. Schlesien, dem vielgeprüften Land, blieb es vorbehalten, der vielfach symbolisch besetzte Schauplatz dieses von Hoffnungen erfüllten Aufbruchs zu sein.54 Nur eine eigene große Monographie vermöchte dem Angedeuteten gerecht zu werden. Einer intellektuellen Topographie von schwer erschöpflichem Reichtum, Profil und Leuchtkraft wäre Gestalt zu verleihen. Dürften wir einen Namen nennen, der auf diesem Weg ehrenvolles Geleit verspräche, so wäre es derjenige Will-Erich Peuckerts.55 Eine Figur dieses Zuschnitts erscheint nur einmal. Und gewiß wären die Aufgaben heute andere. Wir vermögen nicht mehr, als ein Desiderat zu bezeichnen. Vielleicht, daß an unerwarteter Stelle und zu nicht voraussehbarer Zeit ein Respons erfolgte. Denn hier und jetzt sind nur wenige abschließende Sätze mit Blick auf einige Figuren zu formulieren, in denen sich die gymnasiale Attraktion gleich mehrerer Anstalten im lebhaften Verkehr auf seiten der Protagonisten bekundete. Nur eine allererste Skizze ist möglich. Sie freilich soll auch beitragen dazu, in früheren Studien am Rande Verbliebenes nachzuholen und ein Bild zu vervollständigen, das eben nur sukzessive aus dem obwaltenden Dunkel hervortritt.

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›Schola ducalis‹ und ›Gymnasium Illustre Schönaichianum‹ im wechsel­seitigen personellen Austausch: Vechner, Liebig, Melideus Verharren wir bei drei Personen und versichern uns des Angedeuteten exemplarisch und en miniature.

Daniel Vechner 1572 in Goldberg geboren, hatte Vechner in Frankfurt an der Oder studiert und übernahm dann das Kantorat in Fraustadt.56 Schon dort trat er mit einer Sammlung von Anagrammen hervor.57 Sein Blick war nach Goldberg gerichtet und dorthin wechselte er 1598 herüber. Mit einer Rede zur Geburt Christi vor 1600 Jahren führte er sich ein.58 Noch im selben Jahr kamen zwei lyrische Sammlungen mit Erotica und Neniae heraus.59 Schede Melissus war auf ihn aufmerksam geworden und verlieh ihm den poetischen Lorbeerkranz. Er selbst trug daraufhin seine Laurus poetica vor, in der neben Schede Melissus’ auch Laubans gedacht wurde.60 Schede Melissus sandte eine Zuschrift und rühmte Goldberg in einer Ode. Gewidmet wurde die Schrift dem Goldberger Rat. Vechner versäumte nicht darauf hinzuweisen, daß er nach Georg Tilenus der zweite gekrönte Dichter sei, der die Goldberger Schule besucht habe. Als ›Poeta Laureatus Melisseus‹ trat er in einer gleichfalls 1601 erschienenen Sammlung von Elegidien auf.61 Was Rang und Namen hatte, wurde bedichtet, darunter die gekrönten Dichter Johannes Timaeus, Andreas Calagius, Balthasar Exner, Simon Grunaeus, Caspar Cunrad und Melchior Adam. Sie kehrten vielfach als Gratulanten wieder, als Vechner heiratete.62 Die Gruppen- und Zirkelbildung war in vollem Gange. Dabei machte sich die Nähe Fraustadts und Lissas, der Zentren reformierten und brüderlichen Glaubenslebens, bemerkbar, von denen auch Beuthen alsbald profitieren sollte. Vechner blieb ungemein produktiv. 1605 legte er ein Werk über die griechischen Idiotismen in der lateinischen Sprache vor, das er Daniel Rindfleisch und Caspar Cunrad widmete.63 Anläßlich des Todes von Joachim Friedrichs Gattin Anna Maria holte er aus zu einer großen Rede auf das Haus Anhalt.64 Zu Weihnachten 1605 trug er ein Epos Paregoricum nach der Weissagung des Propheten Jesajas vor.65 Dann hielt er Vorlesungen über Plautus, die teilweise auch zum Druck gelangten.66 Von seiner Schulrede auf die große Goldberger Wasserflut erschien sogar eine deutsche Version.67 Er krönte sein Werk mit einem großen zweibändigen griechisch-lateinischen Lexikon.68 Goldberg war dank seines Wirkens zu einer führenden philologischen Lehr- und Studien-

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stätte geworden. Damit war es vorbei, als Vechner als Rektor 1610 nach Jauer ging. Eine Elegia Valedictoria aus der Feder eines Schülers ließ die Goldberger Lehrerschaft noch einmal Revue passieren.69 Man wußte, daß man an einem Einschnitt stand. Einen Ruf nach Beuthen, ausgesprochen von Caspar Dornau, schlug er aus.70

Seitenblick auf Georg Vechner Und das im Unterschied zu zwei Namensvettern, die ihrerseits nur in loser Verbindung zu Goldberg standen, dafür eine um so gewichtigere Rolle in Beuthen spielten. Ein knappes Wort muß über sie verlauten, gilt es doch, ein paar Mißverständnisse auszuräumen, wie sie aus der namentlichen Identität herrühren. Wir wenden uns um so lieber für einen Moment Georg Vechner und ganz am Rande auch seinem Bruder David zu, weil insbesondere dem ersteren von Georg von Schoenaich eine singulär im Zeitalter dastehende Rolle zugewiesen worden war, die von dem Format des Amtsinhabers und vielleicht noch mehr von dem geistigen Niveau des Fürsten Zeugnis ablegt. Der nämlich hatte neben einer Professur für Theologie eine zweite für Frömmigkeit in seinem Gymnasium vorgesehen. Er wußte, daß auf theologischem Feld der größte Handlungsbedarf bestand, wenn anders die Verhältnisse in dem neuen, dem nachreformatorischen Jahrhundert eine ersprießlichere Entwicklung nehmen sollten als im abgelaufenen, in dem die Formierung der Konfessionen sich vollzogen hatte. Entsprechend bestimmte er eine Professur in herkömmlicher Weise für das Fachgebiet der Theologie, freilich in der Erwartung, daß in ihr Raum blieb für die Entfaltung auch der reformierten Lehre. Diese Professur besetzten nacheinander und teilweise parallel fünf Theologen. Den Anfang machte Georg Vechner.71 Schon nach drei Jahren aber wechselte er herüber auf eine neu geschaffene Professur für Frömmigkeit und folgte hier dem aus Herborn nach Beuthen gelangten Ernst Nolde nach, der die Position nur ein Jahr innehatte und als eifriger Calvinist galt. Es war also an Vechner, die Professur in den zehn Jahren zwischen 1619 und 1628, als die Anstalt ihre Tore schließen mußte, mit Leben zu erfüllen. Die Aufgabe war schwierig genug, mußte doch lehrend und publizierend Neuland betreten werden. Im Blick auf den zu gewinnenden ›Professor Pietatis‹ hieß es in der Stiftungsurkunde: »Es sol derselbe einig vnndt allein der studirenden Jugendt, vntterricht vnnd anleittung geben, Wie Sie in ihrem Christentumb sich verhalten, ein recht Gottseliges heyliges Leben führen, vnndt die ganze ›Theologiam‹, vnnd alless wass inn altten vnnd Newen

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Testament zum Christenthumb gehörig, ›ad realem praxin‹ vnndt würckliche übung ›in omni vitae genere‹ bringen möge.«72 Auf Praxis war alles abgestellt. In ihr galt es, zu bestehen und die Lebendigkeit des Glaubens unter Beweis zu stellen. Im tätigen Leben bewährte er sich, nicht in Zank und Streit um Buchstaben und Lehren. Zu »einem demüttigen niedrigen Geiste vnnd Gottseeligem eingezogenem stillen Leben vnndt wandel« sollte der Unterricht im Fach der Lehre von der Frömmigkeit geleiten.73 Schon um 1600 zeichneten sich Wege ab, die im 18. Jahrhundert dann vielbeschrittene und von den Besten empfohlene werden sollten. Und das nicht nur im Umkreis des Pietismus, der hier in Beuthen vorweggenommen zu sein scheint. Vechner nahm das urkundliche Angebot auf und gestaltete es in seiner Programmschrift Singulare Gymnasii Schönaichiani Charisma des Jahres 1619 aus. »Jedem ist daran gelegen, gut zu leben. Der Weg dazu sollte nach dem Willen Christi für alle leicht zu finden sein – nicht durch die unentwirrbaren Labyrinthe der Disputationen, sondern mittels echtem Glauben und ungeheuchelter Nächstenliebe, welcher eine Hoffnung folgt, die nicht beschämt.«74

Adam Liebig Soweit dieser kleine Exkurs zu Personen und Programmen, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Erinnerung zu rufen sind.75 Doch nun zurück zu den in Goldberg und Beuthen zeitversetzt tätigen Professoren. Zu ihnen zählt Adam Liebig, der erste Rektor der Beuthener Anstalt.76 Er kam aus der Hochburg des reformierten Bekenntnisses, der Heidelberger Universität. Dort hatte er sich vermöge eines Stipendiums der von Bergeschen Stiftung aufgehalten. 1601 verließ er Heidelberg und ging nach Goldberg, wo er 1604 zum Osterfest mit einer Oeconomia humanae salutis hervortrat.77 Zwei Jahre später erschien die Analysis eines Plutarch zugeschriebenen Werkes über die Erziehung der Knaben.78 Georg von Schoenaich muß auf ihn aufmerksam geworden sein, denn noch im selben Jahr berief er ihn auf sein ›Pädagogium‹. Liebig folgte dem Ruf, versprach sich also breitere Wirkungsmöglichkeiten. Wenzel von Zedlitz hatte vergeblich versucht, die Vokation abzuwehren. Eine Konkurrenzsituation schälte sich heraus, die keinesfalls nur Goldberg und Beuthen betraf. Liebig übernahm das Rektorat des Pädagogiums. Und als dieses in ein ›Gymnasium illustre‹ überführt wurde, war er mit einer Schulordnung zur Stelle, die selbstverständlich Georg von Schoenaich gewidmet blieb.79 1618 wurde er als Pastor der Beuthener Kirche ordiniert, übernahm die Professur für Theologie, nachdem er vor-

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her diejenige für Logik innegehabt hatte, und stand dem Gymnasium in seiner letzten Phase als Rektor vor. Beuthen hatte sich als die attraktivere Anstalt gegenüber Goldberg erwiesen.

Jonas Melideus Schließlich und letztlich zu Jonas Melideus.80 1613 war Georg Rudolf an die Regierung gekommen und hatte seine Aufmerksamkeit wiederum auf Goldberg gerichtet. Sein Auge fiel aber auch auf Beuthen. Und tatsächlich gelang es ihm, den daselbst im Fach Poetik und Rhetorik wirkenden Jonas Melideus für Goldberg zu verpflichten. Wiederum dank eines von Bergeschen Stipendiums konnte der aus armen Verhältnissen Kommende in Frankfurt studieren. Als der gebürtige Bunzlauer und Freund Opitzens Valentin Senftleben von Frankfurt aus nach Marburg herüberwechselte, folgte Melideus ihm und kam damit in den Genuß der Bekanntschaft einer aus reformiertem Geist erwachsenen Universität – der Schöpfung des Landgrafen Moritz von Kassel. Melideus geriet dort in die Schlachten zwischen Lutheranern und Reformierten, die in Gießen und Marburg ihre akademischen Hochburgen besaßen, und beteiligte sich an dem publizistischen Kampf.81 Erst 1613 kehrte er in die Heimat zurück. Tobias von Schwanensee und Bregoschitz, genannt Scultetus, unweit von Beuthen auf Schloß Bellaquimontium an der Oder residierend, hatte in seiner Eigenschaft als kaiserlicher Pfalzgraf soeben dem Rektor der Schule im polnischen Lissa Michael Aschenborn den poetischen Lorbeer verliehen. Melideus steuerte zu Aschenborns in diesem Kontext entstandenen Abrahamus Sacrificans ein ›Carmen commendaticium‹ bei.82 Vier Jahre später wurde er auf die Professur für Rhetorik und Poetik berufen. Mit einer vielbeachteten Antrittsrede führte er sich ein.83 Sie hatte einen Vergleich zwischen den Rednern und Poeten des Altertums und der Gegenwart zum Gegenstand – ein früher Beitrag aus dem fernen Beuthen zu der später so beliebten ›Querelle des Anciens et des Modernes‹. Den Verwaltern der von Bergeschen Stiftung, darunter auch Tobias Scultetus, war sie gewidmet. Ein unerwarteter Respons auf die Rede erfolgte aus der Feder der jungen Martin Opitz, der sich eben jetzt in Beuthen aufhielt. Nicht auszuschließen, daß Opitz womöglich an einem von Melideus veranstalteten Redeakt im Oktober 1617 als Zuhörer dabei war.84 Melideus aber vollzog nun einen Schritt in die umgekehrte Richtung. Im Juli 1618 wurde er als Rektor an der Schule in Goldberg eingeführt. Simon Grunaeus hielt die Einführungsrede.85 Wieder fand die Hoffnung Ausdruck,

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daß die Schule ihren alten Glanz zurückgewinnen möge. An seine Seite als Prorektor wurde Daniel Vechner gestellt, der aus Jauer zurückgeholt werden konnte. Beide hielten ihrerseits Reden zum Amtsantritt. Melideus betätigte sich amtsgemäß lebhaft als Gelegenheitsdichter. Auch den Einzug des ›Winterkönigs‹ Friedrich V. in Breslau besang er und mußte wie andere Parteigänger des geschlagenen Königs alsbald das Mögliche unternehmen, um die Spuren zu verwischen. Die Huldigung des sächsischen Kurfürsten bot dazu die gehörige Gelegenheit.86 Sogar eine Schulstiftung und ein Lehrplan kamen noch zustande, der letztere reichhaltig poetisch umspielt von Melideus. Ein ›Carmen votivum‹ verhieß, des Fürsten Sorge für die Schule würde wie das Horn der Amalthea kostbare Samen vielseitigen Heils und zukünftigen Lobes in den Schoß des Vaterlands ausschütten. Ein Freund, der gekrönte Poet und Philologe M. Agricola, sandte ein Epigramm auf Goldberg, in dem er ›aureum‹ und ›aurea‹ in fünf Distichen tothetzte. Melideus und sein Freund irrten sich gründlich.87

Der Niedergang der Schule war nicht aufzuhalten. Melideus kehrte 1622 nach Beuthen zurück und beendete seine Schullaufbahn in Stregau. Daniel Vechner übernahm die Verwaltung des Rektorats und entfaltete nochmals eine lebhafte publizistische Tätigkeit.88 Da die Schule keinen Zugang mehr verzeichnete, entschloß sich Georg Rudolf 1622 zu ihrer Schließung.89 Als Stadtschule kehrte sie zurück zu ihrem ehemaligen Status, bevor der Aufstieg unter Gürtler und Trozendorf begann. Einer der Vechners blieb ihr erhalten, der langjährige Kantor Georg Vechner, der nun zugleich als Schulmeister und Lehrer fungierte.90 Georg Rudolf aber gründete zunächst 1646 das fürstliche Johannisstift und zwei Jahre später die Stiftsschule St. Johannis. Damit kam die Residenzstadt selbst in den Besitz einer Schule, nachdem für ein knappes Jahrhundert Goldberg der Ausbildung im Herzogtum gedient hatte. Der neuen Anstalt Georg Rudolfs stand eine wechselvolle und wiederum höchst aufschlußreiche Geschichte bevor. Wir wenden uns ihr alsbald zu. Zunächst jedoch ist der Wechsel von Liegnitz, Goldberg und Beuthen nach Brieg zu tun. Im Hintergrund war die gymnasiale Schöpfung Georgs II. wiederholt gegenwärtig. Nun soll sie in das Licht einer eingehenderen Betrachtung treten.

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Übergang nach Brieg Anno 1588. [!] bauete Hertzog George zu Lignitz und Brieg das Fürstliche Gym­ nasium in der Residentz=Stadt Brieg/ welches keiner Universität weichet/ und einem recht Fürstlichen Palatio von aussen ähnlichet. Das Gebäude ist biß auf 5. Wandelungen hoch aufgeführet/ und oben auf dem Dach gehen 9. gespitzte Giebel heraus pro Musarum numero, daran auch die Musen gemahlet sind. Am Ende gegen Morgen leuchtet auch über dem Dach ein zierlicher durchsichtiger Thurn herfür. Man fähret und gehet hinein durch ein zwiefaches steinernes Portal von starcken Gewölbern/ über welchen die Fürstlichen Briegischen und Brandeburgischen/ als des Fundatoris seiner Gemahlin Väterliches Wapen/ zierlich in Stein ausgehauen stehen/ mit einer Uberschrift von güldenen Buchstaben.91

Einem fürstlichen Palast ähnlich erhob sich das Gymnasium zu Brieg. Nicht nur Schlösser und Gärten, auch Kirchen und Schulen sollten zeugen von einem wohlbestellten herrscherlichen Regiment, welches sich Religion und Bildung im Land fürsorglich annahm. Ein Wetteifer hatte unter den Regenten statt. Nur wer Insignien einer florierenden Kultur vorweisen konnte, durfte hoffen, ein ehrenvolles Gedenken durch die Nachwelt zu erfahren. Die Humanisten taten alles, um diese Maxime den Regierenden einzuschärfen, waren sie es doch, die über die Mittel der Stiftung von Gedächtnis verfügten. Auch das Brieger Gymnasium stand den Universitäten in nichts nach, so unser Chronist. Die besten Köpfe waren gerade gut genug. Nicht selten hat sich die Erinnerung an ihr ruhmvolles Wirken in den Gymnasien erhalten, wohingegen die Namen der in der näheren und weiteren Entfernung an den Universitäten tätigen Kapazitäten sich oftmals verloren. Vor Ort, in Stadt und Land, waren immer wieder Chronisten zur Stelle, die sich der Geschichte der gymnasialen Anstalt mit Eifer annahmen. Ein Lucae lehrt es. Und er hatte bedeutende Nachfahren, denen wir uns mit Vergnügen und voller Respekt anvertrauen. Die Quellen fließen reichlich.92

Vorgymnasiale Zeit Die Geschichte von Schule und Bibliothek führt zurück zu Ludwig I.93 Er nahm in Brieg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts seinen Wohnsitz und baute, wie erwähnt, statt des alten verfallenen ein Schloß aus Stein. Das alte hatte nur eine Kapelle. Ludwig gründete ein Kollegiatstift und legte 1368 den Grundstein für eine neue Kirche. Der Ehre Gottes, so der Fundationsbrief,

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der ungeteilten Dreieinigkeit, der Jungfrau Maria, der Heiligen Hedwig und dem Heil des fürstlichen Geschlechts wurde sie geweiht. Die Kollegiatkirche war zugleich Parochialkirche. Die Stiftherren waren teilweise wissenschaftlich ambitioniert, einige von ihnen führten einen Doktortitel. Entsprechend findet eine Bibliothek (›libreria‹) bei der Hedwigkirche Erwähnung. Sie wurde später in das Gymnasium überführt und nur um dessen Geschichte geht es hier zunächst. Dem Dechanten und dem Kapitel wurde von dem Herzog die Verpflichtung auferlegt, einen Schulmeister zu bestellen. So wirkten alsbald zwei Schulen nebeneinander, eine Stadtschule und eine beim Stift. Die letztere stand an der Stelle des späteren Gymnasiums. Viel später, 1529, – der Hof residierte zwischen 1398 und 1488 in Liegnitz – wurden die beiden Schulen von Friedrich II. vereinigt, indem man die Stadtschule zum Stift verlegte. Ein erster Schritt auf dem Weg zum Gymnasium war getan – das freilich auf neuen und aus der Schulgeschichte auch anderweitig vertrauten Pfaden. Denn schon 1534 wurde die Liaison wieder rückgängig gemacht und die Stadtschule zur städtischen Pfarrkirche zurückverlegt. In der Stiftskirche wurde auf Geheiß Friedrichs II. seit dem letzten Viertel des Jahres 1524 evangelisch gepredigt, in der Stadtkirche seit Anfang 1525. 1534 hielt das Kapitel die letzte Messe. Nicht zuletzt angesichts der neuen Aufgaben in der Kirche regte sich der Wunsch nach einem Gymnasium auch in Brieg. Die liegnitzsche Schöpfung in Goldberg stand dem Magistrat als leuchtendes Beispiel vor Augen. »›Stifte und geistliche Güter, so zur Ehre und Dienst Gottes gestiftet sind, sollen bei erfolgender Erledigung die Söhne nicht zu ihrem oder weltlichen Nutzen, sondern mit Rathe der Räthe in andere christliche und Gott wohlgefällige Werke wenden.‹«94 So die testamentarische Verfügung Friedrichs II. Sie kam den Plänen zur Schaffung eines Gymnasiums zugute.

Stiftung des Gymnasiums Im Juni 1559 wandte sich der Rat mit einer Bittschrift an Georg II., den jüngeren Sohn des 1547 verstorbenen Herzogs Friedrich II.95 Fünf Jahre später legte der Herzog unter Trompetenschall und Paukenschlag den Grundstock zu einem Gymnasium. Georg II. hatte einen Tag vorher die Einrichtung des in dasselbe Jahr fallenden Elisabethanums in Breslau in Augenschein genommen und fand sein Anliegen bestätigt. Fünf Jahre lang erstreckte sich der Bau des Gymnasiums. In der gleichen Zeit wurde an der Hedwigskirche und der Fürstengruft gearbeitet. Lucae verdankt man die genaue Beschreibung, aus der

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wir zitierten. Bis zum Ende der Habsburger Zeit bewahrte das Gymnasium seine herkömmliche Gestalt. Dann wurde es zu Teilen ein Opfer des preußischen Bombardements. Reparaturen und Umbauten änderten zu wiederholten Malen seinen Charakter. Entscheidend blieb der Geist, der in ihm waltete. Groß waren die Hoffnungen gewesen, die die Inbesitznahme begleiteten. Kundmann hat über sie berichtet.96 In der Schloßkirche hielt Superintendent Jakob Thomas Thanhölzer die Einweihungsspredigt, in der Pfarrkirche der ›Pastor primarius‹ Magister Samuel Czepko die gleichfalls auf die Einweihung Bezug nehmende Schulpredigt. Eine Prozession von Schülern eröffnete den Zug zum neuen Gymnasium. Dort waren der Adel, die Gelehrtenschaft und fürstliche Beamte bereits in großer Zahl versammelt. Eine Prozession der Honorationen der Stadt, begleitet von festlicher Musik, schloß sich an. Dann bewegte sich der Hofstaat nebst Vertretern der Stände sowie dem Landeshauptmann, dem Kanzler und anderen Regierungsräten zum Ort des Geschehens. Den Schluß bildeten die Prinzen Joachim Friedrich und Johann Georg, die ihren Gast Herzog Moritz von Sachsen-Lauenburg in ihre Mitte genommen hatten, sowie der Herzog selbst. Die deutsche Inaugurationsrede hielt der fürstliche Kanzler Georg von Lassota, die lateinische wurde von Rektor Laurentius Besler vorgetragen. Den Dank der Bürgerschaft erstattete Bürgermeister Andreas Clemens. Mit einem ›Te Deum laudamus‹ wurde der Festakt beschlossen und der Auszug wiederum feierlich vollzogen. Ein für das Fürstentum wie für die Residenzstadt einschneidendes Ereignis war eindrucksvoll vonstatten gegangen und die Erinnerung daran blieb bewahrt.

Gründergestalten Die Gründung des Gymnasiums fiel in eine Phase schärfster konfessioneller Konflikte. Georg II. sah seine Aufgabe als Landesfürst nicht zuletzt im Schutz des jungen Glaubens, den er nur in der lutherischen Ausprägung akzeptierte. Das Gespenst des Kryptocalvinismus ging um und mehr als einer der Professoren wurde ein Opfer der nicht abreißenden Säuberungen, wie sie der Fürst unnachgiebig vornahm. Erst mit der Übernahme der Regentschaft durch seinen Sohn Joachim Friedrich sollte ein Wandel eintreten. Schwer auszumalen, wie sich das geistige Leben auch in Brieg im Umkreis des Gymnasiums entfaltet hätte, wenn der Druck in Religionsdingen in den ersten zwanzig Jahren seines Bestehens nicht über ihm gelegen hätte. Nicht weniger als acht Rektoren wechselten während der ersten fünfzehn Jahre im Amt. Es lohnt sich, ihren Wegen für einen Moment lang in aller gebotenen Kürze zu folgen.97

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Laurentius Besler machte den Anfang in der Funktion des Rektors.98 Das freilich nur für ein Jahr. Schon 1570 schied er aus diesem Amt wieder aus und nahm in den folgenden fünfzehn Jahren eine Professur für Sprachen (›professor linguarum‹) am Gymnasium wahr. Dann wurde er zusammen mit drei weiteren Kollegen des Kryptocalvinismus verdächtigt und zur Aufgabe des Amtes gezwungen. Angesichts der knapp bemessenen Frist als Rektor der Anstalt ist es verständlich, daß der Nachfolger Johann Heidenreich auch von einem Gelehrten wie Ehrhardt als der erste Rektor des Gymnasiums bezeichnet wird.99 Freilich blieb auch er nur ein Jahr in diesem Amt. Er war auf das Schloß zitiert worden und mußte sich einer Überprüfung seiner Rechtgläubigkeit unterziehen. Es ging um die Abendmahlslehre und die zwei Naturen Christi. Der Verhörte lenkte ein, nahm jedoch schon im folgenden Jahr seinen Abgang, angeblich wegen Amtsüberlastung. Nun traf der Verdacht des Kryptocalvinismus seinen Nachfolger Johann Ferinarius.100 Drei Jahre hielt es ihn im Amt. Auf Empfehlung keines Geringeren als des Rektors am Breslauer Elisabethanum Petrus Vincentius war er nach Brieg gekommen. Vincentius hielt die Einführungsrede für ihn. Sehr bald aber zog es ihn zurück an die Universität. An der reformierten Alma Mater in Marburg übernahm er die Professur für Geschichte und Poesie. Nicht anders hielt es sein Nachfolger Sebastian Pichsel, der schon nach einem Jahr an die Heidelberger Universität herüberwechselte, also wiederum einer reformierten Bildungsstätte den Vorzug gab.101 Der Aderlaß, den die auf das Luthertum verpflichtete Alma Mater Bregensis zu erleiden hatte, war unübersehbar. Drei Jahre waren Jakob Paulonius als Rektor zwischen 1576 und 1579 vergönnt, nachdem er schon 1571 vor der Ankunft von Ferinarius das Rektorat für eine kurze Weile interimistisch wahrgenommen hatte.102 Gleichzeitig betreute er während seiner dreijährigen Rektoratszeit die Professur für Rechtswissenschaft, die er bis 1584 innehatte. Dann gehörte auch er zu den Entlassenen. Dem Nachfolger und nunmehr sechsten im Amt, Petrus Sickius, verdankt man die Schulgesetze der Anstalt, die 1581 erschienen.103 Ein Jahr später verließ er wegen nicht endender Anschuldigungen Brieg und übernahm das Rektorat in Goldberg. Von dort kam auf umgekehrtem Weg der uns wohlbekannte Laurentius Circler nach Brieg.104 Die Hochachtung, die er von seiten des Herzogs genoß, bewahrte auch ihn nicht vor dem Verdacht, insgeheim dem Calvinismus zuzuneigen. So wie Besler, Paulonius und Magister Schröter mußte er den Dienst quittieren und Brieg verlassen. Auch Melchior Tilesius, der letzte in der Reihe, der zwischen 1581 und 1584 die Professur für Rhetorik und Poesie innehatte, wurde angeklagt.105 Er widerrief und wurde in dem Krisenjahr 1584 mit dem

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Amt des Rektors belohnt. Eine erste fünfzehnjährige Phase war beendet; das Gymnasium trat in seine entscheidende Zeit ein.

Die erste Schulordnung Valentin Trozendorf in Goldberg und Johannes Sturm in Straßburg waren auch in Brieg die maßgeblichen Autoritäten. In Breslau hatte Vincentius mit der Schulordnung für das Elisabethanum das Muster geliefert, das nun auch Sickius bei seinem Entwurf zugute kam. Die Ordnung wurde im Januar 1580 im Beisein von Georg II. und seinen beiden Söhnen im großen Lehrsaal des Gymnasiums verlesen. Ein Jahr später lag sie im Druck vor. Die Unterweisung in der christlichen Lehre und im klassischen Latein eines Cicero bildeten auch in Brieg die beiden Schwerpunkte, um die alles andere sich gruppierte.106 Fünf Klassen besaß das Gymnasium. In die Prima wurde nur versetzt, wer einwandfrei lateinisch schreiben und sprechen konnte. Das Griechische wurde in der Sekunda begonnen. Der Gebrauch der Muttersprache war schon seit der Quinta nicht mehr erlaubt; nur für die Polen gab es Ausnahmen. Für öffentliche Disputationen und Deklamationen war monatlich eine Stunde angesetzt. An zwei Tagen wurden in der Prima die ›Institutiones iuris‹ gelehrt – eine Neuerung, die, von Goldberg kommend, nun auch in Brieg praktiziert wurde und zeigte, welche Bedeutung den öffentlichen Angelegenheiten im früh­modernen Staat zukam. Die schulische Arbeit wurde unterstützt durch Privatlehrer, die vor allem von den Begüterten und Personen des Adels in Anspruch genommen wurden. Die Einschreibegebühren waren gestaffelt. Die Kinder der Professoren, der Pastoren und der Kirchendiener blieben von der Zahlung des Schulgeldes befreit, desgleichen die Armen. Bis ins Detail hinein war der gesamte schulische Ablauf reguliert. Die Verlesung der Schulordnung nahm geschlagene vier Stunden in Anspruch. So nimmt es nicht wunder, daß sich Tilesius alsbald an ein verknapptes Schulgesetz machte, das 1596 vorlag.107 Die Sicksche Ordnung blieb jedoch daneben in Kraft. Ihre Verlesung wurde als Vermächtnis Georgs II. betrachtet und erfolgte alljährlich am 10. August, am Tage ›Laurentianum‹. Welches Ansehen das Amt des Rektors besaß, geht aus der ständischen Hierarchie hervor. Er hatte seinen Rang vor allen Geistlichen direkt hinter dem Superintendenten des Fürstentums und unter den weltlichen Beamten nach den Regierungsräten. Seine Stellung blieb eine herausgehobene. Entsprechend mußte es im Interesse der Anstalt liegen, daß der ständige Wechsel ein Ende nahm. Tatsächlich trat mit dem Dienstantritt des Melchior Tilesius ein Wan-

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del ein. Nur zwei Jahre verblieben ihm als Rektor unter Georg II. 1586 starb der Herzog und seine beiden Söhne Joachim Friedrich und Johann Georg kamen an das Ruder. Dem letzteren waren nur sechs Jahre der Regentschaft vergönnt; er starb 1592. Die eigentliche Wirkungszeit des Tilesius fiel also in die Regierungszeit Joachim Friedrichs. Und das ist ihm selbst wie dem gesamten Gymnasium zum Guten ausgeschlagen.

Melchior Tilesius Auch die Existenz des Melchior Tilesius war, wie berichtet, bei der konfessionellen Säuberungsaktion bedroht.108 1584 sollte er wie drei weitere Leidensgenossen auf dem Altar der Rechtgläubigkeit geopfert werden. Doch ihm sprang sein Vater Balthasar Tilesius bei. Der war Pastor und Senior zu Strehlen.109 Er konnte den Sohn überzeugen, sich zu beugen. So blieb er dem Gymnasium auf einer zentralen Position erhalten und diente ihm viele Jahre als Rektor. Gebürtig war er zu Hartmannsdorf bei Hirschberg; dort kam er 1554 zur Welt, gehörte also der Generation Monaus an, in der die Weichen für den Aufstieg Schlesiens im Späthumanismus gestellt wurden. Sein Vater hatte 25 Jahre in Hirschberg als Pfarrer gewirkt, bevor er Pastor und Präses in Strehlen wurde, wo ihm nochmals sechzehn Jahre vergönnt waren. Seine Mutter Barbara war die Tochter des Hirschberger Bürgermeisters und Landrichters Jakob Schildern. Tilesius absolvierte eine eindrucksvolle Karriere. Und wenn wir uns ihm ausführlicher zuwenden, so auch, weil er eben in Verbindung kam mit einigen der Gründergestalten des Späthumanismus. Nach dem Besuch der Stadtschule zu Hirschberg, wo Christoph Schilling amtierte, wechselte er herüber zur ersten Adresse in Schlesien, dem Elisabethanum in Breslau, das 1569 noch unter der Leitung von Petrus Vincentius stand. Drei Jahre später bezog er die Universität in Leipzig, widmete sich vor allem der Philosophie und Arzneikunde und trat frühzeitig mit öffentlichen Deklamationen und Disputationen hervor. Er machte sich als erster zum Propagatoren der Methode des Petrus Ramus, des großen Logikers und Dialektikers, welcher sich leidenschaftlich zum Calvinismus bekannte und in der Bartholomäusnacht mit tausenden von Leidensgenossen ein Opfer seines Glaubens wurde. Tilesius verdingte sich als Erzieher der Söhne des Professors und kursächsischen Leibarztes ­Caspar Naevius, erwarb 1577 den Bakkalaureus in Wittenberg und zwei Jahre den Magister in Leipzig. Dann erfolgte der Übergang nach Brieg. Dort übernahm er 1581 die Professur für Poetik und Rhetorik, saß also an einer Schaltstelle gemäß humanistischer Hierarchisierung des Wissens. Als Circler mit drei Kollegen entlassen wurde

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und Tilesius sich umstimmen ließ, rückte er noch im Jahr 1584 zum Rektor auf – eine Stelle, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1603 bekleidete. Genau in diese Jahre fielen auch in Brieg die Weichenstellungen auf vielen Gebieten, nicht zuletzt im literarischen Metier. Nur zwei Jahre verblieben dem hochgeschätzten Gelehrten unter der Ägide Georgs II., der ihn auf eine so harte Probe und vor eine so gravierende Entscheidung gestellt hatte. Dann kam Joachim Friedrich in Brieg zum Zuge, und fortan lag ein merklicher Segen über der Anstalt und speziell über dem Wirken des Tilesius. Der erwies sich als schlesischer Patriot. Er schlug diverse ehrenvolle Rufe aus, darunter solche nach Pforta, Elbing und Danzig, wo die gymnasiale Kultur gleichfalls erblüht war. Von den sechs Kindern überlebte ihn nur eines, die Tochter Christiana. Sie aber ging in die Gelehrten- und Literaturgeschichte ein, heiratete sie doch im Jahr 1607 den Breslauer Stadtphysikus und Schirmherrn der jungen Gelehrtenund Dichter-Generation Caspar Cunrad.110 Was Rang und Namen hatte, tat sich glückwünschend zu dem festlichen Ereignis zusammen. In Ebertis Hoch= und Wohlgelehrtem Frauenzimmer ist auch ihr ein Ehrenplatz eingeräumt.111 Und das gewiß nicht zuletzt wegen ihres Namens. Es gab niemanden, der in den Jahren zwischen 1600 und 1630 über so reiche und vielfältige Verbindungen verfügte wie eben Caspar Cunrad. Er selbst sowie zwei seiner Söhne, Christian und Johann Heinrich, sind aus der Literatur- und Gelehrtengeschichte Schlesiens nicht wegzudenken. Auch Tilesius hatte sich einen Namen gemacht. Sein De Religione Vera Et Falsa Dialogus in Gestalt einer ›Disputatio philosophica pro Petro Ramo‹ aus dem Jahr 1616 wurde viel beachtet, stellte er doch ein frühes Zeugnis der Ramus-Rezeption auf deutschem Boden dar.112 Als Georg II. starb, war es selbstverständlich an ihm, die Parentatio zu halten.113 Und so nicht anders nach dem allzu frühen Tod von Joachim Friedrich im Jahre 1602.114 In seiner Umgebung ging man davon aus, daß er wesentlich mitgewirkt hatte an dem berühmten Religionsedikt Joachim Friedrichs, welches der Fürst noch kurz vor seinem Tod hatte herausgehen lassen. Tilesius wurde ein Epithaph in der Schloßkirche zu Brieg gewidmet. Die Memoriae Tilesii erschienen 1604 in Frankfurt an der Oder.115 Was Rang und Namen hatte, beteiligte sich an ihr, der nachmalige Superintendent Neomenius, Melchior Lauban, Daniel Vechner, Christoph von Senitz und so fort. Die Angriffe auf den ›Ramisten‹ und Kryptocalvinisten, so viel ist aus mehr als einem Beitrag andeutungsweise zu ersehen, hatten nicht aufgehört und ihm das Leben schwer gemacht. Tilesius selbst bekräftigte diese Sicht der Dinge in seinem ›Carmen Encaeniale‹ aus dem Jahr 1599, in dem er konstatierte, daß religiöse

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Verdächtigungen, Neid und Tadelsucht der Schule geschadet hätten.116 Eine integre Gestalt, welche es vermocht hatte, zwei Fürsten verschiedener Statur in Anbetracht der religiösen Fragen zu dienen, war offenkundig dazu prädestiniert, feindselige Stimmen auf sich zu ziehen. Als Johann Heermann im Jahre 1606 seine Lobschrift auf das Gymnasium veröffentlichte, da galten seine anerkennenden Worte ausdrücklich auch Tilesius.

Gymnasiales Leben unter Joachim Friedrich Nach dem Tod Georgs II. gingen die beiden Söhne sogleich daran, über ein Ausschreiben ihren Willen zur Fortführung der gymnasialen Anstalt zu bekräftigen.117 Das Gymnasium sah sich ungeachtet aller Ermahnungen Joachim Friedrichs weiterhin Anfeindungen von seiten der lutherischen Geistlichkeit ausgesetzt. Die Superintendentur lag zu Joachim Friedrichs Zeit zunächst bei Lorenz Stark. Als dieser 1593 starb, wurde Nikolaus Blume auf die Stelle berufen.118 Der Sohn folgte damit einem ausdrücklichen Wunsch der Witwe Georgs II., Herzogin Barbara. Blume war Diakon an der Pfarrkirche zu Wittenberg gewesen, 1591 jedoch durch Kanzler Krell ersetzt worden, der alsbald der Säuberung in Dresden zum Opfer fallen sollte. Im September 1593 wurde Blume als Hofprediger und Superintendent in Brieg eingeführt. Ausdrücklich war ihm die Auflage gemacht worden, die Kanzel von jedweden zu Zwist Anlaß gebenden Äußerungen freizuhalten. Es fruchtete nichts. Alsbald ertönte von der Kanzel neuerlich das Kampfgeschrei. Die Orthodoxen, so die Rede, seien im Begriff, verabschiedet und durch Calvinisten ersetzt zu werden. Der polemisierende Prediger berief sich auf den Geist, der seine Zunge regiere, und entledigte sich derart seiner Verantwortung. Als Herzogin Barbara 1595 starb, war der Zeitpunkt gekommmen, den Friedlosen zu entlassen. Sinnigerweise stand er später bei der Hinrichtung Krells dem Verurteilten zur Seite.119 Die kon­ fessionellen Querelen hörten nicht auf, die absurdesten Auswüchse zu zeitigen. Das Gymnasium war von dem Rundumschlag Blumes nicht verschont geblieben. Die Kollegenschaft, so die perfide Strategie, sollte wider den Rektor aufgebracht werden. Tilesius war also erneut unmittelbar involviert. Doch das Kollegium wehrte sich, und ein Blick in das Joachim Friedrich überstellte Dokument lohnt sich. Die Lehrerschaft fürchtete sich, daß der Ruf des Gymnasiums Schaden nehmen könne. Sie stellte fest, daß, wie man ausgiebt, kein Religions dissidium jemals unter uns gewesen, auch noch zur Zeit nicht ist: sintemal uns der Herr Rector wider den Lutherschen Ka-

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techismus und Examen Philippi zu dociren niemals das Wenigste injungirt, wir auch sonsten der Religion halben niemals conferiret, viel weniger Streit und Uneinigkeit derentwegen unter uns entstanden ist.

Nicht ausschließen wolle man, daß hin und wider »Jrrungen und Zwiespalt zwischen uns als Menschen vorgelaufen«, niemals seien diese Unstimmigkeiten jedoch so geartet gewesen, daß dadurch das Ansehen der Schule hätte Schaden nehmen können; die Differenzen seien intern geblieben. Nun aber habe man sich zusammengesetzt und werde dies auch in Zukunft tun. Bezeugen könne man, daß wir nicht allein sämmtlich und sonderlich gegen unsern Rector brüderlich gesinnt, sondern wir auch selber unter uns uns keines Grollen und Unwillens mehr bewußt sein, darneben uns auch verglichen, alle Vierteljahre zusammen zu kommen und da mittler Zeit etwas fürgelaufen, das zu neuem Unwillen dienen möchte, brüderlich und freundlich dasselbige zu vertragen und zu ent­scheiden.120

Der Fürst hätte sich keine schönere Ergebenheitsadresse wünschen können. Sein Anliegen war verstanden und aufgenommen worden und ein Ton verlautet, der in Übereinstimmung stand mit den Worten jenes Mandats, das Joachim Friedrich 1601 ergehen ließ.121 Der Kreis im Gymnasium hatte sich das Trachten Joachim Friedrichs zu eigen gemacht. Die Theologenschaft blieb der Urheber des Zwists, auch wenn dies nicht gesagt wurde. Dem Rektor aber war gleichfalls eine freundliche Geste der Versöhnung entgegengebracht worden. Er durfte sich in die ›brüderliche‹ gymnasiale Gemeinschaft einbezogen wissen. Und die trat in eindrucksvoller Geschlossenheit hervor. Von den Doktoren Jeremias Gerstmann und Johann Baptist Reimann und den Magistern Matthäus Weintritt und Daniel Thalwenzel reichte die Reihe bis hinab zu vier Privatlehrern. Insgesamt setzten fünfzehn Personen ihren Namen unter die ›Schul-Convivia‹. In die Zeit des Tilesius fällt, wie erwähnt, die Überarbeitung und Straffung der Schulgesetze des Petrus Sickius. Schönwälder hat das handschriftlich in dem Gymnasium verwahrte Dokument noch vor Augen gehabt.122 Der Herzog maß ihr offensichtlich erhebliche Bedeutung bei. Er bestätigte das Dokument und wohnte seiner Bekanntmachung am Laurentianum 1596 persönlich bei. Gehandelt wird in vier Abschnitten von den Dozenten, den Schülern, den Studien und der Disziplin. In der Prima hält der Rektor selbst theologische und philosophische Vorlesungen. Den theologischen werden die Paulus-Briefe zugrundegelegt. Es geht nicht um Lehrmeinungen, sondern um die Grundzüge

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des evangelischen Christentums. Neuerungen und Streitsucht sollen gemieden werden. Genauso wird sich wenig später Georg von Schoenaich im Gründungsdokument zu seinem Gymnasium äußern. Um 1600 sind alle fortschrittlichen Geister an einer Beendigung der fruchtlosen theologischen Debatten interessiert und die ›aufgeklärten‹ Fürsten setzen sich an die Spitze der Bewegung. Figuren wie Joachim Friedrich oder Georg von Schoenaich gehören allemal dazu. Auch darüber hinaus bietet die Schulordnung in ihren zwei Versionen einen guten Einblick in den Lehrbetrieb vor dem Übergang auf die Universität. Der akademische Charakter ist unübersehbar. Die Absolventen verließen glänzend präpariert ihr Gymnasium. Mit Gewißheit stand es demjenigen in Breslau nicht nach. Dialektik, Rhetorik und Ciceronische Beredsamkeit bilden das Zentrum der ›philosophischen‹ Studien. Der Kanon der zu lesenden lateinischen Autoren ist erheblich. Die Dialektik wird nach Melanchthon oder Sturm gelehrt, die Rhetorik ebenfalls sowie nach Aphthonios. Die rhetorischen Übungen bestehen in Deklamation, Memorieren und Stilistik. Einen bedeutenden Anteil haben die Rechtswissenschaften mit fünf wöchentlichen Stunden. Eben diese Anzahl wird auch auf das Griechische gewendet. Eine Stunde ist dem Hebräischen vorbehalten. Was schließlich die Poetik angeht, so gelten zwei Stunden der Vergilschen Aeneis und weitere zwei der Abfassung von Versen. Die Gewandtheit im Lateinischen in Prosa und Vers bleibt das Hauptziel. Ein jeder Gymnasiast durfte sich nach absolviertem Schulbesuch der dichtenden späthumanistischen Gemeinschaft zugehörig fühlen.

Jakob Schickfuß Nach dem Tod von Tilesius nahmen die Witwe Joachim Friedrichs Anna Maria von Anhalt nebst Herzog Karl II. von Münsterberg-Oels die Geschicke der Schule in ihre Hand. Sie wandten sich an den brandenburgischen Kurfürsten Joachim Friedrich und baten um Nominierung eines qualifizierten Nachfolgers. Die Universität Frankfurt/Oder wurde eingeschaltet, und die Gestalt von Jakob Schickfuß trat in das Blickfeld. Der akademische Senat bekräftigte dessen Eignung, hatte er sich doch als Notar der Universität und als akademischer Lehrer bewährt. Für ihn sprach zudem, daß er sich als Begleiter polnischer Magnaten hervorgetan hatte, darunter auch Raphael Leszczyńskis. Er war im Westen gewesen, hatte Basel und Straßburg als Hofmeister besucht und neben Frankfurt/Oder auch die Universität in Jena kennengelernt.123 Im Mai 1604 erging der Ruf an Schickfuß, im August wurde er in sein Amt eingeführt. Wieder war der Dienstantritt mit einem feierlichen Einzug in die

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Anstalt verbunden. Herzog Karl II. zu Münsterberg-Oels gab ihm zur Rechten das Geleit, Fürst August von Anhalt zur Linken. Vor ihnen schritten die drei Prinzen, nämlich Georg Rudolf sowie Heinrich Wenzel und Karl Friedrich von Münsterberg-Oels. Schickfuß äußerte sich später selbst in seiner Schlesischen Chronica über den schulischen Betrieb und den Erfolg seines Wirkens. Was nun hierauf für ein Schulregiment verfüget und wie aus allen Orten die studirende Jugend von Freiherrn, Edelleuten, auch Bürgerskindern zugezogen, ingleichen was neben den Lectionen für öffentliche Actus im Disputiren, Declamiren und Gerichtsverhandlungen sowohl als Vorstellung von Komödien und Tragödien, welches Alles mehrentheils aus Sturms Anweisung hergeflossen, mit sonderem Ruhm angestellt, ist männiglich bekannt.124

Neben dem Rektorat wurde ihm die juristische Professur anvertraut. Außerdem nahm er das Präsidium des fürstlichen Konsistoriums wahr. Man hatte einen bedeutenden Gelehrten gewonnen, der sich als Fortsetzer der Schlesischen Chronik des Joachim Curaeus ein dauerhaftes Verdienst erwarb, führte er diese doch bis an die unmittelbare Gegenwart heran. Die Schule blieb auch unter Schickfuß für den Adel attraktiv. Aus dem gesamten mittelosteuropäischen Raum fanden sich Eleven an diesem Vorposten des deutschen Sprachraums zusammen. Die seit 1604 erhaltene Matrikel weist u. a. Zuzug aus Preußen und der Mark, aus Polen, aus Mähren und Österreich sowie aus Ungarn und Siebenbürgen aus. Im Jahr 1611 sind elf Freiherren und über hundert Adelige aktenkundig. Hinzu kommen sechzehn akademische Privatlehrer. Als Schickfuß die Schule übernahm, fand er 346 Schüler vor. Schon drei Jahre später war die Zahl auf 503 angewachsen. Insgesamt hat Schickfuß in seinem neunjährigen Rektorat 1055 Schüler aufgenommen. Die Adligen brachten häufig einen Famulus mit, der in der Regel gleichfalls den akademischen Unterricht besuchte. Hinzu traten die Hofmeister und Privatlehrer. Sie erschienen gerne bei den Redeübungen und nahmen nicht selten selbst das Wort. Auch zu den Convivien der Lehrer wurden sie hinzugezogen.125 Das Verhältnis zum Hof gestaltete sich auch nach dem Tod Joachim Friedrichs entspannt. Herzog Karl II. von Münsterberg-Oels ließ sich insbesondere nach dem Tod der Herzoginwitwe Anna Maria die Regierungsgeschäfte in Brieg angelegen sein. Die Prinzen Johann Christian und Georg Rudolf erschienen gerne bei den Redeübungen, wenn sie am Ort weilten. Rektor Schickfuß blieb es vorbehalten, beiden Brüdern im Jahr 1613 zum Regierungsantritt zu

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gratulieren.126 Beachtenswert war die ständespezifische Verteilung des Lehrstoffs. Bürgerlichen wurden bevorzugt Themen aus Kunst und Wissenschaft zur Bearbeitung zugewiesen, Adeligen aus dem weiten Bereich der ›Politik‹. Kenntnisse der Staatsformen und der Verfassung, der Genealogie der Herrscherhäuser und nicht zuletzt Fragen der Kriegsführung sollten vermittelt werden. Einen Einschnitt bezeichnete die Besetzung des Superintendentenamts im Jahr 1614 mit dem reformierten Theologen Johann Neomenius.127 Es war das Jahr, da Schickfuß aus dem Amt schied und von Johann Christian auf eine Ratsstelle bei Hof berufen wurde. Viele illustre Namen verbinden sich mit der gymnasialen Zeit des Rektors Schickfuß. Ein Melchior Adam und ein Heinrich von Stange und Stonsdorf, ein Johann Georg von Czigan und ein Abraham von Franckenberg, nicht zuletzt der nachmalige Gothaische Kanzler Georg von Frantzke hatten den Unterricht unter Schickfuß genossen. Eine große Zeit des Gymnasiums fand ihren vorläufigen Abschluß. Der Krieg rückte näher. Die Lage in Böhmen und den böhmischen Nebenländern spitzte sich unaufhaltsam zu. Wie ein sinnbildliches Vermächtnis will es erscheinen, daß die Schlesische Chronica des langjährigen Rektors, die 1625 in Jena erschien, im Schicksalsjahr 1619 endet.

Das Gymnasium unter Melchior Lauban Mit Melchior Lauban kam 1614 ein Gelehrter als Rektor an das Brieger Gymnasium, der sich lange vorher bereits auch als Poet einen Namen gemacht hatte.128 Es muß als ein Glücksfall betrachtet werden, daß sein Wirken in Brieg genau in die Zeit fiel, da sich die Dichtung im deutschsprachigen Idiom mit Schlesien an der Spitze ihre Wege suchte. Melchior Lauban vermochte in wichtiger Funktion an der Formation der neuen Schreibart im deutschen Gewand auf klassizistischer Grundlage teilzunehmen. Er kam 1568 in Sprottau zur Welt, war also Opitz und seinen jüngeren Freunden immer noch eine Generation voraus, dafür aber nur um ein weniges älter als die Späthumanisten um Tobias Scultetus. In diesen entscheidenden Jahren zählten die generations­typischen Stufungen doppelt, waren doch Erfahrungen zu machen und in den gelehrten Aktions­radius einzubringen, denen die zeittypische Signatur allemal eingeschrieben war. Nach dem Besuch der heimischen Schule wechselte Lauban herüber zum Gymnasium nach Görlitz, wo Petrus Vincentius seine Spuren hinterlassen hatte. Nach einem ersten Studienaufenthalt in Wittenberg gelangte er 1590 fast zeitgleich mit anderen schlesischen Studierenden und alsbald namhaften

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Gelehrten nach Heidelberg. Die Jahre dort und darüber hinaus im weiteren Südwesten im Dreieck Heidelberg, Straßburg, Basel entschieden über das intellektuelle Profil eines Lebens. In Heidelberg erwarb er den Magister. 1594 ging er als Rektor nach Sprottau zurück. Aber die Heidelberger Spur verlor sich nicht wieder. Zwei Jahre später verlieh ihm Schede Melissus den poetischen Lorbeer. Der Weg nach Brieg indes war noch weit. Joachim Friedrich berief Lauban, wie erwähnt, im Jahr 1599 als Prorektor an das Gymnasium in Goldberg. Von dort aber führte 1605 die berufliche Laufbahn weiter an das Gymnasium nach Danzig. Unverkennbar blieb das Interesse an Wirkungsstätten mit reformiertem Einschlag. Deutlich ist aber auch, daß es dem Schlesier langfristig darum zu tun war, eine gelehrte Bleibe in der Heimat zu finden. Ein nochmaliger Wechsel zwischen Danzig, Sprottau und Danzig wurde definitiv beendet mit der Vokation auf das Rektorat am Brieger Gymnasium, die nun schon von Johann Christian ausgesprochen wurde. Im Juni des Jahres 1614 trat er sein neues und nunmehr letztes Amt an, feierlich eingeführt durch den Landeshauptmann Melchior von Senitz im Beisein des Herzogs, seiner Hofräte, vieler Adliger und Geistlicher sowie des Magistrats und zahlreicher Bürger. Knapp zwanzig Jahre sollte er das Amt innehaben. Die Dramatik der Ereignisse in diesem Zeitraum hätte sich nicht drastischer ausnehmen können. Es gereichte dem Brieger Gymnasium zu einem unschätzbaren Vorteil, daß personelle Kontinuität an der Spitze obwaltete. Neben seinem gelehrten Werk, auf das in Ausschnitten zurückzukommen ist, hinterließ Lauban neben zahlreichen Lektionsplänen und Schulschriften auch eine ordnungsgemäß geführte Matrikel mit 1778 Eintragungen sowie Schulnachrichten, ›acta scholastica‹, die eine schwer erschöpfliche Quelle für die Jahre zwischen 1614 und 1625 darstellen.129 Brieg war in den Spitzenpositionen zu einer Bastion der Reformierten geworden. 1612 wurde Johann Neomenius als Hofprediger ernannt, zwei Jahre später, also in dem Jahr, da Lauban das Rektorat antrat, folgte die Superintendentur nach. Johann Christian war zum reformierten Bekenntnis übergegangen; die Schmähung der Calvinisten von der Kanzel wurde geächtet. Lauban verhielt sich klug und beteuerte in seiner Antrittsrede, daß er keine Neuerungen im Religionsunterricht beabsichtige. Selbst in der reformierten Hofkirche wurde erst 1619 nach der Wahl Friedrichs V. zum böhmischen König das Abendmahl nach reformiertem Brauch gefeiert. Neben Lauban beteiligten sich an einer reformierten Abendmahlsfeier im April 1620 nur noch zwei weitere Lehrer des Gymnasiums. Das junge Bekenntnis blieb auch in Brieg eine Sache Weniger, vornehmlich aus der Oberschicht.

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Dem Gymnasium indes war es vorbehalten, Schauplatz einer denkwürdigen turnusmäßigen Veranstaltung zu werden. Vierteljährlich ließ der Fürst im großen Auditorium des Gymnasiums einen allgemeinen Priesterkonvent abhalten, auf dem über Glaubensfragen im allgemeinen und spezielle Vorkommnisse im Herzogtum gehandelt wurde. Auf Transparenz war das Vorhaben abgestellt. Dem Ausstreuen von Verdächtigungen und Verleumdungen sollte gewehrt werden. Superintendent Neomenius stand der Veranstaltung vor, bestellte einen Respondenten, der einen strittigen Artikel vortrug und eröffnete sodann die Aussprache darüber. Nicht alle folgten diesem nur als vorbildlich zu bewertenden Ritual; sie blieben fort, wurden deshalb aber nicht belangt, sofern sie sich still verhielten. Lauban nahm offensichtlich als Beisitzer an diesen Versammlungen teil. Er hatte seinen Platz direkt hinter dem Superintendenten. Versuche, ihm diese Position streitig zu machen, konnten abgewehrt werden.130 Die Einzelheiten der teilweise stürmischen Auseinandersetzungen können hier nicht rekapituliert werden. Staunenswert bleibt die Geduld, mit der insbesondere die fürstliche Spitze agierte. Die Angriffe aus der lutherischen Pfarrerschaft hörten nicht auf. Als ein schönes Zeichen der Zusammengehörigkeit mochte es verstanden werden, daß Lauban eine Kollekte der reformierten Brieger Gemeinde im Juli 1620 an die Glaubensgenossen in Breslau überbringen konnte.131 Es waren die letzten Wochen vor der Abdankung des Winterkönigs. Hernach war auch in Brieg Diplomatie angesagt. Neomenius scheint sie sehr effektiv beobachtet zu haben. Wöchentlich mußte einer der lutherischen Geistlichen vor der Gemeinde in der Hofkirche predigen. Es galt, das Gemeinsame beider evangelischen Glaubensrichtungen herauszustreichen. Lauban tat sich mit Caspar Dornau zusammen, um eine effektivere Arbeit der Konvente zu erwirken. Skepsis behielt bei diesen humanistischen Köpfen die Oberhand. Substantielles war im Zusammenwirken zwischen Lutheranern und Reformierten nicht zu erreichen, und mehr als einmal kehrte sich auch ein Lauban von dem Streit um den Buchstaben ab. Anders nahm sich seine Involvierung in die hohe Politik aus. Im Februar 1620 zog Friedrich V. als nunmehriger böhmischer König Friedrich I. in Ohlau ein. Lauban befand sich daselbst und begleitete den königlichen Troß nach Breslau. Er wohnte der Huldigung bei. In einer Schrift Fridericus Biblicus Sacrosanctus begrüßte er den König.132 Später nach dem Untergang Friedrichs richtete er flehentliche Gebete zu Gott für die Erhaltung der guten Sache. Als der Hof von Brieg nach Liegnitz verlegt wurde, machte sich auch Lauban für das Exil bereit, konnte dann aber doch bleiben.

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Wie groß die Zahl der Schüler bei Laubans Tod war, läßt sich nicht genau ermitteln. Bei seinem Dienstantritt betrug sie 301. Insgesamt kamen in seiner neunzehnjährigen Dienstzeit 1767 oder 1768 Schüler nach Brieg.133 Weiterhin waren bedeutende Adelige darunter, so ein Johann Georg von Dohna, so ein Martin von Knobelsdorf, nachmals Kaiserlicher Rat und Königlicher Oberamtskanzler im Herzogtum Ober- und Niederschlesien. Am berühmtesten dürfte Friedrich von Logau gewesen sein, von dem als Dichter zu sprechen sein wird. Sieben Jahre weilte er alleine in der Prima, freilich mit Unterbrechungen, da er dem Hof bei dessen Exodus nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berge folgte und 1621 das ganze Jahr über abwesend war. Im Jahr 1619 trat er zu Neujahr unter den zwanzig Rednern über die ›ditissima mendicatis Christi‹ auf. Am 1. Februar 1620 deklamierte er über die Invektive des Priamus gegen Pyrrhus und erhielt den Vorrang gegenüber Johann Dietrich Skrbensky aus Mähren. Umgekehrt wurde er von Johann Lucas besiegt, als es um das Gebet des Aeneas an den delischen Apoll ging. Seit 1625 und für die letzten Amtsjahre Laubans liegen keine Nachrichten mehr aus seiner Feder vor. In den späten zwanziger Jahren hatte er wiederholt Reisegelder für die aus Oberschlesien vertriebenen Geistlichen zu zahlen. Die Gegenreformation schritt entschieden voran. 1627 wurde erstmals eine kaiserliche Garnison nach Brieg verlegt. Später wurde eine Freicompagnie von Löwen nach Brieg gebracht. Als die Sachsen und Schweden vordrangen, wurde sie delikaterweise in die Kapitulation einbezogen, ihres Eides gegen den Kaiser entbunden und dem Herzog freigestellt, ob er sie behalten oder abschieben wolle. Unter solchen Umständen bleibt es bedauerlich, daß Lauban als Beobachter und womöglich als Chronist in seinen späteren Jahren nicht mehr zur Verfügung steht. Er starb am 1. Mai 1633 und wurde in der Schloßkirche zu Brieg begraben. Der Superintendent Neomenius hielt die Grabrede.134 Die Bibliothek Laubans fiel dem Gymnasium zu. Wir kommen auch darauf zurück.

In den letzten Jahrzehnten der Piasten Dem Gymnasium standen schwere Zeiten bevor. Jahre über blieb es wegen der grassierenden Pest, auch aber wegen Kriegseinwirkungen geschlossen. Ein geregelter Betrieb setzte erst zu Ende der dreißiger Jahre wieder ein. Johann Günther übernahm das Rektorat bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges.135 Der älteste Sohn Johann Christians, Georg III., hatte die Statthalterschaft inne. Vor allem Peter von Sebottendorf stand ihm zur Seite. Auch die beiden jüngeren Brüder Ludwig und Christian wohnten im Schloß. Landeshauptmann

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und Präses des Gymnasiums war Melchior von Senitz.136 Von den Schülern machten sich später Heinrich Schmettau als Hofprediger und Superintendent sowie Christoph Wittich als Professor für Theologie in Herborn und Duisburg, hernach in Nijmegen und Leiden einen Namen. Wir haben von ihnen gehört. Auf Günther folgte für genau ein Jahr der nunmehrige Prediger zu Lissa Georg Vechner.137 Er war zuvor von Georg von Schoenaich auf die neugeschaffene Professur für Frömmigkeit berufen worden und blieb in dieser Funktion in Beuthen, von Unterbrechungen abgesehen, bis zur Schließung des Gymnasiums im Jahr 1629. Hernach ging Vechner nach Lissa, wohin enge Beziehungen über das Gymnasium bestanden und wurde dort 1639 zum Prediger ordiniert. 1646 kam er nach Brieg und übernahm das Rektorat und die Superintendentur. Er stand am Ende eines langen und überaus interessanten beruflichen Weges mit dem Höhepunkt zweifellos in Beuthen. 1647 starb er und wurde von seinem Nachfolger Johann Lucas in einer großen Ode geehrt.138 Dieser verblieb zunächst zwischen 1647 und 1660 auf der Stelle des Prorektors und übernahm dann für ein Dutzend Jahre bis 1672 die des Rektors. Damit lag das Rektorat erstmals wieder für eine längere Zeit in einer Hand. Johann Lucas, 1602 geboren und Sohn eines Baumeisters aus Ohlau, wurde also Zeuge des Westfälischen Friedensschlusses und erlebte im Amt die letzte Wirkungszeit der Piasten.139 Am Brieger Gymnasium war er bereits seit 1626 als Kollege angestellt, lernte die schulische Wirklichkeit also frühzeitig kennen. Von ihm selbst sind nur spärliche Nachrichten überliefert. So muß es als ein Glücksfall gelten, daß sein Sohn, der seit 1650 im Gymnasium weilte, in seiner großen Landeskunde ausführlicher auch über die Amtszeit des Vaters berichtet.140 Ausdrücklich bezeugt er, daß es seinem Vater gelang, das Gymnasium in den Jahren zwischen 1653 und 1664 wiederum auf die Höhe zu heben, die es zu Laubans besten Zeiten innehatte. Groß war insbesondere die Zahl der polnischen Adligen, die die Nähe und den Ruf des Brieger Gymnasiums zu schätzen wußten. 31 Namen aus polnischem und litauischem Adel führt Lucae auf und fügt der Reihe hinzu: Die Anzahl dieser Polnischen Edelleute vergrösserte noch mehr/ indem über dieselben drey biß vier einerley Geschlechts Namen führeten: nachgehends seynd die meisten in Polen und Littauen zu hohen Ehren=Aemptern employret worden. Umb diese Zeit traff man auff allen Universitäten in Teutsch= und Niederland entweder Professores, Doctores, Prediger/ oder gelehrte Studiosos an/ welche die Fundamenta ihrer Gelehrtheit vermittelst der Information erwehnten Rectoris, Mag. Johannis Lucae, gelegt hatten.141

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Ein besonderes Vorkommnis darf auch an dieser Stelle nochmals Erwähnung finden, gehört es doch der Kirchen- wie der Schulgeschichte gleichermaßen an. 1656 war Lissa zerstört worden, ein für die allgemeine Geistes- wie speziell für die Literaturgeschichte einschlägiges Datum.142 Lissa war eine Hochburg der Polnischen und Böhmischen Brüder. Nun setzte der Exodus ein. Brieg profitierte davon wie kaum eine andere Stadt. Es wird Herzog Georg III. zu bleibender Ehre gereichen, daß er den Emigranten Schutz gewährte und dem Senior Johann Beuthner aus Großpolen gestattete, im oberen Auditorium des Gymnasiums polnischen Gottesdienst zu halten.143 Der Zustrom von Gläubigen soll erheblich gewesen sein. Die kaiserliche Seite reagierte mit Prozessionen von Mönchen in der Stadt und Begräbnissen nach katholischem Brauch. Soldatenkinder wurden als Chorknaben in das Gymnasium geschleust und warben unter der evangelischen Schuljugend für ihren Glauben. Der Herzog entfernte die Garnison aus der Stadt und stellte derart den Frieden wieder her. In Lucas Amtszeit fiel die Säkularfeier der Gründung des Gymnasiums. 1664 wurde der Grundsteinlegung gedacht, zu der Lucas einlud.144 Merkwürdigerweise liegen keine näheren Nachrichten über eine Feierlichkeit im Jahr 1669 vor, schließlich war doch vor hundert Jahren die Eröffnung des Gymnasiums erfolgt. Auch Friedrich Lucae schweigt sich aus, der sich gewiß eine entsprechende Gelegenheit nicht hätte entgehen lassen. Der Tag wurde wie alljährlich zur Verlesung der Schulgesetze genutzt, und der neue Kantor Martin Gerhard hielt seine Antrittsrede. Lucas lud in einer Ode dazu ein. 1673 starb der verdiente Schulmann und wurde in der Schloßkirche beerdigt. Eine große Zahl von Freunden und Kollegen aus nah und fern war zur Stelle, die letzte poetische Ehre zu erweisen. Einige Stücke fanden so gar den Weg in das dem Brieger Gymnasium gewidmete Kapitel seines Sohnes.145 Christian hatte nach dem Ableben der älteren Brüder die drei Fürstentümer wieder in einer Hand vereinigt und residierte seit 1665 in Brieg. Man trug sich mit dem Gedanken, eine Ritterakademie zu gründen, und Peter von ­Sebottendorf fertigte einen Entwurf dafür.146 Das Projekt kam nicht zur Ausführung. So verblieb Liegnitz die Ehre auf diesem Feld. Christian nahm sich des Gymnasiums nachhaltig an. Er forderte ein Gutachten an, wie es denn auch im Jahre 1671 von dem herzoglichen Leibarzt Martini geliefert wurde, der daraufhin zum Inspektor des Gymnasiums bestellt wurde.147 Doch nun lief die Frist rasch ab. Nach dem Tod von Lucas wurde die Verwaltung des Rektorats dem letzten Hofprediger Anton Brunsen übergeben.148 Der Sohn Friedrich Lucae wurde von der Brieger Hofpredigerstelle nach Liegnitz versetzt. Dem Herzog war es so wenig wie dem letzten Piasten Georg Wilhelm

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vergönnt, die Früchte der eifrig betriebenen Reformen zu ernten. »In wenigen Jahren waren alle bei dieser Sache Betheiligten vom Schauplatz entfernt. Der Herzog Christian starb den 28. Februar 1672 in Liegnitz, der emeritirte Rector Lucas den 13. Dezember 1673, Martini 1675 und Brunsen mußte 1678 (wie die übrigen reformirten Hofprediger) seine hiesige Stellung verlassen.«149 Ein großes Kapitel gymnasialer und gelehrter Geschichte unter den Piasten war in Brieg beendet.

Unter der Regentschaft des Kaisers Im November 1675 war der letzte Piast Georg Wilhelm fünfzehnjährig, wenige Monate nach Übernahme der Regierungsgeschäfte, gestorben. Im Februar des folgenden Jahres wurde bereits einer Kommission des Kaisers gehuldigt. Die Schloßkirche wurde versiegelt und schon 1677 dem katholischen Gottesdienst geweiht. Eine reformierte Bastion war nicht mehr existent. Die Herzoginmutter Luise ging nach Ohlau und ließ durch den dortigen Hofprediger den reformierten Gottesdienst ausrichten. Die Reformierten in Brieg mußten 1679 ihren Gottesdienst daselbst aufgeben, die Geistlichen das Land verlassen. Die lutherischen Geistlichen taten das Ihrige, den Prozeß der Trennung zu befördern. Sie arbeiteten dem Kaiser zu, ohne daß dieses Treiben langfristig belohnt worden wäre. Das reformierte Brieg aber war verwaist.150 Selbstverständlich wurde auch der Rektor des Gymnasiums durch einen lutherischen ersetzt. Im November 1671 war Hofprediger Brunsen zum Professor Honorarius ernannt worden, 1673 übernahm er die Verwaltung des Rektorats, 1674 die vollständige Rektoratswürde. Bis zu seinem Abgang 1678 konnte er noch 375 Schüler aufnehmen, darunter viele Ungarn und insonderheit Schüler aus Siebenbürgen. Immerhin waren auch noch mehr als dreißig Adlige aus Schlesien darunter. Das Brieger Gymnasium war bis zum Umschwung für den Adel interessant geblieben. Auf ihm wurde weiterhin ein Niveau wie zu seinen besten Zeiten gepflegt. In der Prima wurde in den Disputationen agiert wie auf der Universität. Bei den Reden verfuhr man nach wie vor streng nach dem Muster Ciceros. Wo immer der Gegenstand es nahelegte, übernahmen die Eleven ganze Wendungen wortwörtlich. Ein Problem stellte offenbar die angemessene Zahl von Zuhörern dar. Die Schulfeste indes blieben in Übung. Im August 1678 legte Brunsen das Rektorat nieder und folgte als Hofprediger der Herzoginwitwe nach Ohlau. Als diese 1680 starb, wurde auch die ­Ohlauer Schloßkirche eingezogen. Brunsen ging nach Berlin. Mit ihm endet die Reihe der von den Piasten verpflichteten Rektoren, unter denen namhafte

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Reformierte gewesen waren. Alle Piastenherzöge hatten sich die Förderung der Anstalt angelegen sein lassen. Daß sie sich auch im Dreißigjährigen Krieg behauptete, blieb bemerkenswert. Ein anderes waren die anhaltenden Querelen, unter denen insbesondere die rektoriale Spitze immer wieder zu leiden hatte. Der Lehrbetrieb wurde aufrecht erhalten, das Gebäude bei der großen Pfarrkirche renoviert; auch die Buchdruckerei befand sich in ihm. Der Kirchenbesuch der Gymnasiasten mußte nach dem Verlust der Schloßkirche in die Nikolaikirche verlegt werden. Die Jesuiten und die Kapuziner hielten Einzug in der Stadt. Sie errichteten ein Oratorium, hielten Unterricht, zunächst in Religion und lateinischer Sprache, dann auch in weiteren Fächern. Der Magistrat wurde zunehmend mit katholischen Mitgliedern besetzt. 1678 wurde erstmals seit 150 Jahren wieder eine Fronleichnams-Prozession abgehalten.151 Ersprießliches konnte man sich unter diesen Umständen für eine evangelische Schule von dem Kaiser nicht erwarten. Gleichwohl behauptete sie sich. Und das nicht zuletzt wegen hervorragender Lehrkräfte und klug agierender Rektoren an der Spitze. Den Anfang machte Gottfried Thilo.152 Er kam aus Goldberg herüber. Dort wurde er geboren und auf dem Gymnasium unter Johann Lucas ausgebildet. Zunächst in Leipzig, dann in Wittenberg studierte er Theologie, später Jurisprudenz. Nach dem Erwerb des Magistergrades ging er nach Jena und Helmstedt. Mit 22 Jahren wurde er 1668 zum Rektor in Goldberg berufen. Rufe nach Brieg lehnte er zunächst ab. Erst nach der Abdankung Brunsens ließ er sich zum Wechsel bewegen. Keine bessere Wahl hätte getroffen werden können. Thilo machte sich sogleich an die Ausarbeitung eines neuen Lehrplans.153 Immer noch ging es auch noch zu Ende des 17. Jahrhunderts zunächst in den Anfangsparagraphen um die Religion. »Weil die erste und größte Sorge in wohlbestellten Schulen billig sein soll das Studium pietatis et religionis, als wird hiesige Schuljugend alles Fleißes sowohl mit Vermahnungen als Beispielen zur wahren Furcht und Erkenntniß Gottes anzuhalten und aufzumuntern sein.« Der lutherische Katechismus wurde in den Anfangsklassen zugrunde gelegt. Später folgte das ›Compendium theologicum Hermanni‹ nach. Das ›Examen concionum‹ wurde öffentlich abgehalten, »damit die jungen Leute wissen, warum man in die Kirche geht, in kein Vergessen zu stellen ist.«154 Daran schloß sich die Präsentation der weiteren Lehrmaterie, nach Klassen gegliedert, sehr detailliert an. Es bleibt bemerkenswert, daß neben dem Griechischen auch das Hebräische seinen Platz behauptete. Deutlich wird, daß Thilo bei aller Kontinuität auf einen Neuanfang hinsichtlich des öffentlichen Ansehens des Gymnasiums hinwirkte. Spätere ›Catalogi lectionum‹ aus den Jahren 1684 und

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1709 belegen es. Weinschenk, zeitlich dicht dran am gymnasialen Geschehen, bestätigt dies ausdrücklich.155 44 Jahre währte das Rektorat Thilos, darunter 16 Jahre alleine in der Zeit nach der Altranstädter Konvention. Immer noch ist der alte schlesische Adel reichlich vertreten. Alle Zeichen deuteten eben darauf hin, daß für ihn eine eigene schulische Anstalt im Land geschaffen werden mußte. 279 Vetreter des ersten Standes konnte Thilo in seiner Amtszeit aufnehmen. Kontinuierlich zurück ging indes die Zahl der Lehrenden. Wenn Todesfälle eintraten, wurden die Stellen nicht wieder besetzt. Ganz offensichtlich handelte es sich um eine von der habsburgischen Spitze verordnete Politik. 1684 waren es noch neun Kollegen gewesen; 1706 vor der Altranstädter Konvention nur noch vier. Die untersten Klassen wurden, der Not gehorchend, durch ältere Schüler unterrichtet. Gegenüber dem Gymnasium auf der anderen Seite des Schloßplatzes war 1682 ein Jesuitenkolleg errichtet worden. Die Befürchtung lag nahe, daß nach dem Tode Thilos das Gymnasium an die Jesuiten übergehen und die evangelische Gemeinde auf die Stadtschule beschränkt werden sollte. Das Beispiel Liegnitz schreckte.156 Da wirkte sich die Altranstädter Konvention auch segensreich auf den schulischen Betrieb in Brieg aus.157 Das Gymnasium wurde in seinem früheren Zustand bestätigt, sechs bzw. alsbald sieben neue Lehrer wurden zusätzlich zu den vier vorhandenen eingestellt. Gleich im Jahre 1709 lag der erwähnte neue Lektionen-Katalog vor. Thilo wurde im Amt bestätigt. Und mehr als das. Wegen seiner Kenntnisse der schlesischen Geschichte war er nach Breslau gerufen und anläßlich der Erarbeitung der Konvention hinzugezogen worden. Das brachte ihm die Würde eines Kaiserlichen Rates ein. Von Karl VI. wurde er sogar geadelt und konnte nun den Titel ›Thilo von Thilau und Steinberg‹ führen. Karl VI. erhob ihn in den böhmischen Ritterstand und dessen Inkolat. Ihm folgte – und dies nun bis in die preußische Zeit hinein – Bernhard Winkler von Sternenheim.158 Er hatte in Wittenberg Theologie studiert. Seine Inauguralrede hielt er 1726. In den achtzehn Jahren seines Rektorats nahm er 579 Schüler auf; die Frequenz war also zurückgegangen. Das sollte sich auch nach dem Übergang an Preußen nicht ändern. Eine schwere Zeit stand der Stadt bevor. Die Einquartierungen mit Soldaten nahmen kein Ende. Als der Krieg einsetzte, wurde auch das Gymnasium zum Lazarett umfunktioniert, geriet dann aber wie das Schloß unter Beschuß. Am 4. Mai 1741 kapitulierte die Stadt. Eine neue – und im Blick auf unsere Interessen – letzte Ära im Kontext des alten Reichs hob an, welche in wenigen Strichen abschließend zu vergegenwärtigen ist.

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Das Gymnasium unter Preußischer Herrschaft Der Anfang war schwer.159 Das Gymnasium war zerstört. Es mußte instand gesetzt werden. Erst 1747 konnte es wieder bezogen werden. Die neuerliche Inbesitznahme erfolgte selbstverständlich in feierlichem Rahmen. Der Oberkonsistorialrat und Superintendent war anwesend. Der Rektor Karl Heinrich Theune hielt die Festrede. Doch es währte bekanntlich nicht lange, bis ein neues Unheil über Stadt und Land hereinbrach. Wieder wurde auch das Gymnasium nicht verschont. Als Johann Gottfried Weinschenk 1764 seine Geschichte des Gymnasiums beendete, bot sich das Gebäude immer noch verwaist dar. Erst 1766 war es wiederhergestellt. Da lag der politische Umbruch schon 25 Jahre zurück. Die Impulse kamen statt aus Wien nun aus Berlin. Erziehungsgrundsätze des Halleschen Waisenhauses und des Pädagogiums machten sich geltend. Stiftungen gelangten in vormals nicht bekanntem Maße zum Tragen. Als erster Rektor nach dem Abgang von Winkler von Sternenheim waltete Johann Christian Nimptsch seines Amtes.160 Er hatte das Elisabethanum besucht, in Leipzig seinen Magister erworben, dann am Magdaleneum gewirkt und schließlich den Ruf nach Brieg angenommen. Ihm blieben indes nur drei Jahre des Wirkens; 1746 starb er. Er verewigte sich in der Geschichte der Schule durch einen Konspekt der Lektionen für alle sechs Klassen, den er 1744 vorlegte.161 Seinen Ehrgeiz wandte er darauf, den Vergleich mit analogen Lehranstalten anderer Orte einfließen zu lassen. In dieser synoptischen Betrachtung wird man das Besondere des Konspekts zu suchen haben. Das Amt des Rektors übernahm Karl Heinrich Theune.162 Er war akademisch in Halle verwurzelt. Der Kanzler Veit Ludwig von Seckendorff, der Professor für Rhetorik, hatten auf die Neuordnung der Erziehungswissenschaften eingewirkt. Theune war zudem durch die Franckeschen Stiftungen angeregt worden. Nicht zuletzt die Pflege der deutschen Sprache spielte nun eine erhebliche Rolle. Unter Theunes Rektorat beging die Schule 1769 ihr zweihundertjähriges Jubiläum.163 Die üppige und gehaltvolle Jubelschrift enthält u. a. eine deutschsprachige Einladung, einen lateinischen Rückblick und eine ›Jubel-­Ode‹ ­Theunes.164 Auch Weinschenk beteiligte sich neuerlich mit einer historischen Arbeit. Er legte eine lateinische Studie zu dem Schulwesen vor der Reformation vor, nachdem er die Geschichte der Brieger Anstalt ja schon fünf Jahre vorher abgehandelt hatte. Wie Theune war auch seinem Nachfolger Immanuel Johann Gerhard Scheller eine lange, von 1772 bis 1803 währende Rektoratszeit vergönnt.165 Er hatte u. a. bei Ernesti in Leipzig studiert und bereits eine gediegene philologische

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Ausbildung erhalten, bevor er das Studium der Theologie aufnahm. 1760 erwarb er den Magister. Nach einer Zwischenstation in Lübben wurde er 1771 auf das Rektorat in Brieg gerufen, eine Auszeichnung, die zusammenging mit einer Professur und der Verwaltung der Bibliothek. Ehrhardt, der seine Darstellung des Brieger Gymnasiums mit Scheller beschließt, weiß ein äußerst reichhaltiges Œuvre aufzuführen. Es ist wie dasjenige Theunes zweisprachig. Zahlreichen lateinischen Arbeiten stehen in etwa gleich viel deutschsprachige gegenüber. Die letzteren gelten mehr als einmal erbaulich-moralphilosophischen Themen. Aber auch spezifische der schulischen Praxis gewidmete Arbeiten können nun auf deutsch vorgelegt werden. Dazu paßt, daß die Eignung der deutschen Sprache selbst für die Predigt, aber auch für die Kunst des Redens und Schreibens, ja für die Philologie und ihre Qualifikation für den schulischen Unterricht im Deutschen thematisiert werden.166 Die Zweisprachigkeit bleibt die gesamte Zeit über erhalten. Es ist nicht zu sehen, daß vom Gegenstand her sich nahelegende linguistische Differenzierungen vorgenommen würden.167 Die beiden letzten von Ehrhardt beigebrachten Schriften aus dem Jahre 1780 – sein Werk erschien 1781 – gelten ›Kurzgefaßten Gedancken, über die Bildung des Hertzens, ob sie ohne Bildung des Verstandes möglich sey, und zugleich über Empfindsamkeit, Unempfindlichkeit, und Enthusiasmus‹ sowie einer ›Rede, worinn gezeigt wird, daß es für den Staat sehr vortheilhaft sey, wenn der Schulstand ansehnliche Einkünfte und Ehre genießt.‹168 Man sieht, letzteres Thema hat eine lange Geschichte. Im übrigen aber macht sich wie allenthalten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Einschlag empfindsamer Denkweise und Argumentation geltend. Der neuen, in den vierziger Jahren sich festigenden Tradition war es vorbehalten, die humanistischen Fundamente, auf denen zweihundert Jahre gymnasialer Geschichte geruht hatten, zu unterminieren und damit zugleich die Grundlagen für den ›Neuhumanismus‹ zu legen, an dem ein jedes aus dem 18. in das 19. Jahrhundert herüberwechselnde Gymnasium melanchthonscher Provenienz seinen Anteil hatte. Erst in dieser Schwellen- und Sattelzeit wurde ein neues Kapitel auch in der Schulgeschichte aufgeschlagen. Wir wollen es bei diesen Bemerkungen belassen und den Blick herüberwerfen nach Liegnitz, wo sich auch auf gymnasialen Gebiet seit den letzten einhundertfünfzig Jahren Bedeutendes getan hatte, nachdem die Goldberger Anstalt aufgegeben worden war.

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Übergang nach Liegnitz Hat die Hochlöbl. Stadt Ligniz von jeher auf den Religions=Unterricht ihrer Bürger rühmliche Rücksicht genommen, und deswegen immer gewissenhafte, gelehrte und treue Seelsorger in ihren Evangel. Pfarrkirchen aufgestellt, so hat sie nicht weniger die zwekmäßige Unterweisung ihrer eignen Jugend und anderer Kinder, die ihr zu dem Ende anvertraut wurde, stets zu ihrem Augenmerk gemacht. Die vielen gelehrten und ums Schul=Wesen hoch­verdienten Männer, welche in der Absicht, von Zeit zu Zeit, den Lignizer Schulen vorzustehen die Ehre hatten, und deren Katalog hernach folgen soll, werden desfals den richtigen Erweis meiner Behauptung leisten.169

Drei Kirchen besaß Liegnitz, wie berichtet, im späten Mittelalter, diejenige zu Unserer Lieben Frauen, diejenige zu St. Peter und Paul und die zum Heiligen Grabe.170 Wie durchweg waren ihnen Schulen zugeordnet. Und das schon aus praktischen Zwecken. Die Schüler wirkten mit an der feierlichen Ausgestaltung des Gottesdienstes. Sie waren als Chorsänger gefragt und beteiligten sich an der Heranbildung von niederen Geistlichen, Sakritanen, Altaristen etc. Die Rektorate der beiden städtischen Pfarrschulen wurden von dem Scholastikus des Breslauer Hochstifts zu St. Johann, dem Breslauer Dom, besetzt. Das verband sie mit den beiden Breslauer Stadtkirchen zu St. Maria Magdalena und St. Elisabeth und unterschied sie alle vier von den vielen sonstigen Schulen im Land. Es ist nicht bekannt, was zu dieser Koinzidenz zwischen Breslau und Liegnitz geführt hat. Die Leitung der Schule zum Heiligen Grabe stand dem Scholastikus des Stifts zu.171 Eine erste Erwähnung eines Leiters der Schule liegt aus dem Jahr 1399 vor. Bekannt sind Stiftungen zum Unterhalt der Schule und vor allem zugunsten der armen Schüler, denen auf diese Weise eine Teilnahme am Unterricht ermöglicht wurde. Eine größere Bedeutung gewann die Schule nicht. Sie verfiel mit dem Stift in der Reformationszeit oder ging in den anderen Schulen mit auf. Wir haben es also mit den beiden Schulen zu Unserer Lieben Frauen und zu St. Peter und Paul zu tun und müssen sodann unser besonderes Augenmerk auf die Verbindungen zu Kirche und Schule im Schatten des fürstlichen Schlosses richten. Die Schule bei der Kirche zu Unserer Lieben Frauen ist seit dem frühen 15. Jahrhundert aktenkundig, und zwar über ein Testament des Scholastikus Lukas Heseler, in dem auch der Schulmeister und die Sänger bedacht werden.172 Und erst zu Ende des 15. Jahrhunderts wird der Name eines Rektors der Schule bekannt und dies, weil der auserkorene Amtsträger dem Breslauer

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Bischof Johannes IV. Roth präsentiert wird. Die schon letzte Nachricht vor der Reformation betrifft die Stiftung einer feierlichen Messe des Scholastikus und Pfarrers zu Unserer Lieben Frauen Dr. Caspar Mergenau.

Eine bahnbrechende Urkunde Reichlicher fließen die Nachrichten im Falle der Schule bei St. Peter und Paul.173 Der Breslauer Bischof Heinrich von Würben betont im Jahre 1308 die Notwendigkeit, angesichts des Anwachsens der Bevölkerung für die schulische Ausbildung erhöhte Sorge zu tragen. Durch ein entsprechendes Privileg wurde die Schule zu St. Peter und Paul auf den Status gehoben, den diejenigen bei St. Maria Magdalena und St. Elisabeth in Breslau bereits innegehabt haben dürften. Sie wurde von einer Trivial- zu einer Partikularschule aufgestockt. Die Fächer der Artistenfakultät kamen zum Zuge. Die Schule war nun in der Lage, auf den Besuch der Universität vorzubereiten. Sie nahm damit eine herausgehobene Stellung im Liegnitzer Schulwesen ein. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, daß sich das überaus interessante Dokument erhalten hat. Der Schreiber der Stadt Ambrosius Bitschen führte ein Buch mit Abschriften der Privilegien, die dem Liegnitzer Gemeinwesen zuteil geworden waren.174 Und das mit dezidiert politischem Anspruch. Dem gelehrten Stadtschreiber und späteren Stadtrat, Schöffen und Bürgermeister von Liegnitz ging es um die größtmögliche Selbständigkeit der Stadt. Er setzte sich im Liegnitzer Lehensstreit zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Herzogtum Liegnitz für eine Unterstellung der Stadt unter die böhmische Königskrone ein und erstrebte die gleiche Rechtsstellung, wie sie Breslau, aber auch Schweidnitz eigneten. Der König von Böhmen Ladislaus erteilte ihm und seinen Nachfahren ein Wappen und Bitschen leistete dem böhmischen König den Treueid. Das wurde ihm zum Verhängnis. Die Bürgerschaft lehnte sich auf und ließ den der Stadt treu ergebenen Sohn, der ihr Bestes zu erwirken gesucht hatte, verhaften. Im Juli 1454 wurde er enthauptet. Sein Vermächtnis blieben drei für die Stadtgeschichte herausragende abschriftliche Urkundenwerke, ein Zinsbuch, ein Geschoßbuch und eben ein Privilegienbuch. In ihm heißt es in der für das Geistesleben in der Stadt zukunftsweisenden Stiftungsurkunde:

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Im Namen Gottes. Amen.

Wir, Heinrich, von Gottes Gnaden Bischof von Breslau, tun allen, die vor­lie­gen­de Urkunde nachlesen werden, kund, wie folgt.   Durch die Fügung Gottes, des Gebers aller Güter, hat die Zahl der Ein­wohner der Stadt Liegnitz und der dort studierenden Schüler zugenommen und erfordert eine reichere Gestaltung der Schulverfassung und des Lehrplans als bisher.   In heiliger Liebe zu den wissenschaftlichen Studien und zur Jugendbildung, durch welche die Lehrer sich Gott und den Menschen wohlgefällig umd an­ genehm machen, und in dem Wunsche, daß der Herrlichkeit des Gottes­dienstes in der St. Peters=Kirche zu Liegnitz entsprechend die Menge der Sänger zum Lobpreis Gottes immer zahlreicher werde, erlauben und gestatten Wir gern, daß in der Schule besagter St. Peters=Kirche bei Unterweisung der sie besuchenden Schüler in den freien Künsten: Grammatik, Logik, Natur­wissenschaft und allen andern, für die das Verständnis der Schüler ausreicht, unterrichtet werde.   Dem soll kein Verbot im Wege stehen – falls etwa, wie Wir vernommen ha­ ben, von einem Unsrer Vorgänger im Bischofsamt ein solches ausgegangen ist, des Inhalts, daß in der mehrerwähnten St. Petri=Schule keine der freien Künste, sondern einzig und allein der Donatus, das Doctrinale und die Schriftsteller ge­ trieben werden dürfen.   Auch heben wir die Strafandrohung, durch die ein derartiges Verbot ver­schärft wird, auf und erklären sie laut dieses Schriftstücks für null und nichtig.   Zum Zeugnis dessen haben Wir diese Urkunde aufsetzen und durch Unser Siegel bestätigen lassen.   Gegeben zu Breslau am 31. Dezember im Jahre des Herrn 1309, in Gegenwart der Herren Nikolaus von Bantsch, Archidiakon von Liegnitz, Magister Arnold, Archidiakon von Glogau, Meinhard, Peter von Waltdorff, Peter Bartholomäi, Unserer Domherrn zu Breslau, und vieler andrer glaubwürdiger Zeugen.175

Damit war ein qualitativer Sprung in Liegnitz erfolgt. Das mittelalterliche schulische Lehrschrifttum war ergänzt uud erweitert um die explizite Pflege der sieben freien Künste. Grammatik, Rhetorik und Dialektik konnten ebenso betrieben werden wie Arithmetik, Geometrie, Astronomie und – besonders wichtig – Musik. Die ›libri arcium grammaticales, loycales [und] naturales‹, wie es in der Urkunde heißt, sind in den schulischen Betrieb eingeführt. Die ›libri grammaticales‹ betreffen die lateinische Sprache und Grammatik; die ›libri loycales‹ gleichermaßen die Rhetorik und die Dialaktik und die ›libri naturales‹ das illustre Quartett der ›naturalen‹ Wissenschaften in der herkömmlichen Form.

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Demnach umfaßt die Geometrie die Feldmeßkunst und Geographie, während die Arithmetik und die Astronomie insbesondere der Berechnung der kirchlichen Feste und zumal des Osterfestes dienen. Die Musik war gleichermaßen als theoretische wie als praktische Disziplin in Übung. Auch die Liegnitzer Urkunde dokumentiert welch eminente Bedeutung der von den Schülern getragenen sängerischen Praxis im Kirchenjahr zukam. Liegnitz war damit zu Beginn des 14. Jahrhunderts im Besitz einer wie auch immer rudimentären gymnasialen Anstalt und stand damit für eine Weile an der Spitze in Schlesien.

Im Jahrhundert der Reformation Noch vor der Reformation machte sich in der Schule zu St. Peter und Paul der Wille der Bürgerschaft geltend, die schulischen Belange in eigene Regie zu nehmen. Das war ein langwieriger, von mancherlei Zwistigkeiten begleiteter Prozeß, der erst mit der Reformation zum Abschluß gelangte. In den zwanziger Jahren muß die Vereinigung der Schule zu Unserer Lieben Frauen mit derjenigen zu St. Peter und Paul geschehen sein.176 Wenig später folgte die Vereinigung der Stiftschule zu St. Hedwig mit der Stadtpfarrschule zu St. Nicolai in Brieg nach. Hier wie dort hatte nun die vereinigte Stadtschule den musikalischen Bedürfnissen beider Kirchen zu dienen. Erster Rektor der vereinigten Schulen zu Liegnitz war Bernhard Bogentanz, gefolgt von Kasper Mersel alias Marsilius.177 Dieser hatte seinen Baccalaureus 1528 in Frankfurt erworben; ein Jahr später folgte der Erwerb der Magisterwürde. In Frankfurt wirkte Marsilius in den dreißiger Jahren zunächst als Dekan der philosophischen Fakultät und dann als Rektor. Man hatte in Liegnitz also eine Kapazität gewonnen; für ein halbes Jahrzehnt zwischen 1529 und 1534 dürfte er die Leitung der Schule innegehabt haben. Schon in Frankfurt war Marsilius zur Reformation übergetreten. Melanchthon nannte ihn einen ›virum grauem et eruditum et prudentem‹ und gab viel auf sein Urteil.178 Gesicherte Nachrichten über die ersten Nachfolger liegen nicht vor. Wahrscheinlich übernahm Melchior Jeschke den Stab von Marsilius. Er dürfte gleichfalls in Frankfurt studiert haben. Valentin Nitius, der sich anschloß, hatte seine Ausbildung in Leipzig erfahren, ohne daß Näheres bekannt wäre.179 Er wurde 1535 als Rektor berufen, wechselte 1539 als Stadtschreiber nach Sagan, kehrte aber schon ein Jahr später nach Liegnitz zurück und übernahm dort später (1546) das Amt des Stadtschreibers, welches in der Stadt eine große Tradition wahren sollte. Nach einem Zerwürfnis mit Herzog Friedrich III. wechselte er

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1552 als Stadtschreiber nach Breslau, wo er 1557 starb. In die Zeit seines Rektorats fällt die Einrichtung eines eigenen Schulfonds. Der Herzog bestätigte den schon 1533 entworfenen Plan, der freilich erst 1540 zur Ausführung kam. Die finanzielle Fundierung der Anstalt war damit sichergestellt. Das aber schützte sie nicht vor den alsbald einsetzenden konfessionellen Querelen, die so viele Anstalten im Zeitalter der Reformation in Atem hielt und auch die Liegnitzer Schule schädigte. Der nach Nitius als Rektor ausgewiesene Johann Titius war seiner akademischen Ausbildung wieder in Frankfurt nachgegangen.180 Er hatte den Magister 1543 erworben und übernahm im selben Jahr das Rektorat. Acht Jahre wirkte er in Liegnitz, dann kam Georg Seiler aus Goldberg herüber nach Liegnitz, während Titius auf die Pfarre zu Unserer Lieben Frauen herüberwechselte. Seiler war ein Schüler Trozendorfs.181 1538 war er zum Studium nach Wittenberg gekommen, erwarb fünf Jahre später den Magister, lehrte am Goldberger Gymnasium Griechisch und gelangte von dort 1551 nach Liegnitz. Die Fluktuation zwischen den beiden Anstalten hielt also kontinuierlich an. Nach dem Tod von Titius übernahm Seiler das kirchliche Amt daselbst. Zum Superintendenten aufgerückt, starb er 1560. Ähnlich verhielt es sich mit Christoph Langner aus Goldberg.182 Er erwarb den Magister in Frankfurt, wurde 1554 Rektor in Liegnitz und 1560 Pfarrer zu Unserer Lieben Frauen. Auch der Austausch zwischen Schule und Kirche funktionierte weiterhin in beiden Richtungen. Die Anwesenheit von Kaspar Orthmann aus Löwenberg in Liegnitz ist ungewiß.183 Auch er hatte in Wittenberg studiert, den Magister daselbst erworben und war mit Melanchthon in brieflichen Kontakt getreten, der seine griechischen und lateinischen Fähigkeiten lobte und zugleich seine Friedfertigkeit betonte – ein hohes, Melanchthon besonders teures Gut. In wundervollen Worten pries er ihn gegenüber dem Goldberger Rat. Gesichert ist dann wieder das Rektorat von Vitus Bach.184 Er war Franke, studierte ebenfalls in Wittenberg, wo er vor allem bei Melanchthon und Paul Eber hörte. Das Baccalaureat erwarb er dort 1539, den Magister hingegen 1545 in Frankfurt. Vermutlich 1557 wurde er in sein Amt als Rektor an der Liegnitzer Schule eingeführt. Dort war seines Bleibens freilich nicht lange. Er ging nach Frankfurt zum Studium der Theologie zurück, wurde von dem brandenburgischen Kurfürst Joachim II. zum Professor ernannt und hernach als Hofprediger nach Berlin berufen. Er starb 1599.185 Es ist ersichtlich, daß Liegnitz große Schwierigkeiten hatte, Persönlichkeiten für längere Zeit zu verpflichten. Hinter Brieg und Goldberg, aber auch den Breslauer Anstalten und Görlitz stand die Schule im 16. Jahrhundert merklich zurück. Ihre Zeit kam erst im 17. Jahrhundert.

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Nachfolger wurde Henning Paxmann, ein Bruder des Goldberger Rektors Heinrich Paxmann.186 Er gelangte im Anschluß an eine schulische Ausbildung wiederum nach Wittenberg, das erste akademische Adresse blieb. Im Dekanat Casper Peucers wurde er 1554 zum Magister promoviert. Fünf Jahre später übernahm er das Rektorat in Liegnitz, übte das Amt jedoch nur zwei Jahre aus; 1561 starb er. Es stand kein guter Stern über der Liegnitzer Anstalt. An einer Trauerschrift zu seinen Ehren beteiligten sich neben anderen Kapazitäten wie der Jenaer Professor für Eloquenz Johann Stigel, der Rektor der Fürstenschule in Meißen Georg Fabricius, der Wittenberger Professor für Theologie Johannes Joachim Maior sowie der Rektor der Fürstenschule in Grimma.187 Petrus Vincentius aus Breslau, seinerzeit Professor in Wittenberg, tröstete den Bruder mit Versen, die, wie Bauch bemerkt, an Klopstock gemahnen, was indes ihrer Übertragung aus dem Lateinischen ins Deutsche geschuldet war: Den du beweinst, ihn suche nicht hier, wo die Hülle nur modert: Über die Gräber hinauf schwang der Unsterbliche sich.188

Nähere Nachrichten liegen dann auch über Fabian Klose vor, dessen Wirken in Liegnitz sich nun bereits bis an das Ende des 16. Jahrhunderts erstreckte.189 Er kam aus Freistadt, studierte in Wittenberg, ging dann 1564 als Konrektor nach Göttingen, promovierte anschließend zum Magister in Wittenberg, wurde Kollege von Petrus Vincentius in Görlitz und beschloß seine Karriere als Rektor in Liegnitz, wo er von 1569 bis in die neunziger Jahre wirkte und 1597 verstarb. Ausnahmsweise also war einem Rektor im Amt eine lange Zeit beschieden. Und noch einmal ist es die Beileidsbekundung, die aufhorchen läßt. Kein Geringerer als der uns wohlbekannte Simon Grunaeus nahm sich der Ehrung des Toten an und publizierte 1598 einen gehaltreichen Strauß mit Epicedien.190 Die Lehrer der Liegnitzer Schule prägen das Bild. Gewidmet ist das von Grunaeus initiierte Werk dem Liegnitzer Prokonsul, Ratsältesten und Rat Herzogs Friedrich IV. Burkhart Matthaei. Nicolaus Ludovicus eröffnet mit einer Elegie, die ihrerseits Grunaeus zugeeignet ist. Auch Leonhard Krentzheim sowie der Rektor des Brieger Gymnasiums Melchior Tilesius und derjenige des Görlitzer Gymnasiums Martin Mylius beteiligen sich an der Trauergabe. Fällt der Name von Elias Cüchler als Beiträger, so ist deutlich, daß wir im Begriffe stehen, in die Ära des Martin Opitz herüberzuwechseln. Auch Melchior Adam ist dabei. Er zeichnet ausnahmsweise als Melchior Adamaeus.191 Als letzter Rektor aus dem 16. Jahrhundert fungierte Nicolaus Ludovicus.192 Er war 1550 in Groß-Glogau geboren, ging 1567 nach Leipzig, wo Joachim Ca-

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merarius wirkte, und das im Begriffe stand, Wittenberg abzulösen. Fünf Jahre später erwarb er dort den Magister. Über Schweidnitz, Glogau und Freistadt führte der Weg nach Liegnitz. Einen Ruf nach Goldberg lehnte er ab und folgte statt dessen 1597 einem nach Liegnitz. Die Schule stand im Begriff, Goldberg zu überflügeln. Bis in das Jahr 1611 wirkte er daselbst und schied dann, begleitet von einer Oratio Valedictoria, aus dem Amt. Als er sechs Jahre später starb, vermochte sein Sohn ein reich bestücktes funerales Bouquet zu binden, an dem sich eine Reihe von Personen beteiligte, die uns aus Goldberg und Beuthen bekannt sind.193 Georg von Schönborner, der Jurist und Kanzler der Schaffgotschen Herrschaften Greifenstein und Kynast, ist darunter. Georg Vechner, inzwischen Professor am Gymnasium Schoenaichianum, beteiligt sich, desgleichen Jonas Melideus, seinerzeit noch Rektor in Goldberg und alsbald auch in Beuthen tätig. Caspar Dornau und Balthasar Exner grüßen gleichfalls aus Beuthen. Und wieder gehen die Gedanken zu Opitz herüber. Die Schirmherren und Freunde Bernhard Wilhelm Nüßler, Johannes von Hoeckelshoven, Andreas Geisler und Valentin Senftleben sind unter den Trauernden. Und dann findet sich der Eleve am Beuthener Gymnasium tatsächlich ganz am Schluß selbst unter den Trauer bezeugenden Persönlichkeiten.194 Die funerale Sammelschrift für Nicolaus Ludovicus ist eine der großen Zeugnisse späthumanistischen Poetisierens in der schulisch reich gesegneten Landschaft um die Lausitz, Niederschlesien und Großpolen. Es gab keine zweite im alten deutschen Sprachraum, die es ihr um 1600 gleichtat.

Im Zeichen Georg Rudolfs Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verdichtet sich die schulische Szene für eine kurze Weile nochmals merklich und Liegnitz hat Anteil daran. Das Goldberger Gymnasium tritt in seine letzte Phase ein. Das Pädagogium in Beuthen an der Oder beginnt tätig zu werden, aus dem alsbald das Gymnasium Schoenaichianum hervorgehen wird. Und in Liegnitz werden erste Bestrebungen erkennbar, die fürstliche Johanniskirche auch schulisch aufzuwerten. Entsprechend spielt die Geschichte der Johannisschule, der wir einen eigenen Abschnitt zu widmen haben, auch in die der Stadtschule wiederholt hinein. Wohin immer man im Umkreis von Liegnitz blickt, wird allemal die ordnende Hand Herzog Georg Rudolfs sichtbar. Die Geschichte beider Schulen in der Residenzstadt nicht anders als in Goldberg ist von seinem planenden Geist durchwirkt. Für das Kirch-, das Schul- und das Bibliothekswesen, um

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nur von den drei einschlägigen institutionellen Bastionen des geistigen Lebens zu sprechen, ist seine Gestalt für nahezu ein halbes Jahrhundert gleichermaßen prägend. Aus dem von Fürsten geprägten kulturellen Gebaren im alten deutschen Sprachraum des 17. Jahrhunderts ist seine Person und sein Wirken nicht fortzudenken. Er gehört zu den großen Gründerfiguren und Mäzenen. Wie sehr wäre es zu wünschen, daß eine vergleichende Studie zu Fürstentum und Kultur in der Frühen Neuzeit diesem hier nur als Aperçu verlautenden Gedanken Relief und Überzeugungskraft verliehe. Der Aufstieg der von bürgerlichem Geist getragenen kulturellen Initiativen ist ohne diesen fürstlichen Anteil so wenig wie ohne den des Adels denkbar. Erst im Austarieren der Kräfte entstände ein den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung tragendes differenziertes Bild. Und das durchaus auch noch im Blick auf das Zeitalter der Aufklärung.

Johannes Scultetus und eine Widmungsschrift für die Scholarchen der Stadt Die Nachfolge von Nicolaus Ludovicus trat Johannes Scultetus an.195 Er kam aus Freistadt, wo sein Vater als Konrektor und Syndikus wirkte und wo er 1570 geboren wurde. Zu seinen Lehrern zählte der nachmalige Pfarrer in Fraustadt Valerius Herberger. Das Studium absolvierte er in Wittenberg, wo er 1592 die Magisterwürde erhielt. Wie so häufig gab es auch in seinem Leben eine Phase zwischen Studienabschluß und Berufung in ein Amt, die durch Hofmeisterdienste bei jungen Edelleuten ausgefüllt war. Den Schuldienst nahm er zunächst in Sprottau, wo er seit 1599 als Rektor fungierte. Dann erfolgte 1611 der Ruf auf das Gymnasium in Liegnitz. Die Einführung in das Amt wurde begleitet von einer feierlichen Begrüßung. Der am Gymnasium wirkende Kollege und gekrönte Poet Valentinus Ludovicus griff zur Feder.196 Ludovicus – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Vater von Laurentius Ludovicus – war gebürtig aus Sprottau. Johann Heinrich Cunrad führt ihn in seiner Silesia Togata als ›Scholae Ducal. Lignicens. Collega, Poeta & Notarius Publicus Caesareus‹ ein. Wer die Krönung vornahm und wann sie stattfand, ist nicht bekannt. An den Senat von Breslau gerichtete Anagramme und ein Lob Goldbergs sind von ihm bekannt.197 Er liebte es offensichtlich, Vertreter angesehener Institutionen zu bedichten bzw. ihnen Widmungen zuzuschreiben. Das zur Amtseinführung des designierten Liegnitzer Rektors Johannes Scultetus verfaßte Werk ist den Liegnitzer Scholarchen zugeeignet.198 Sie werden

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damit namentlich faßbar und es verwundert nicht, daß sich darunter uns wohlbekannte Persönlichkeiten befinden. Es sind dies der Prokonsul, Syndikus und Doktor beider Rechte Caspar Scultetus, der Superintendent und Pastor an der Kirche zu St. Peter und Paul Andreas Baudisius, der Senator und Vater des Dichters Valentinus Ludovicus, der Archidiakon und Inhaber einer Reihe weiterer Ämter Simon Grunaeus und schließlich der Scabinus Johannes Weigel.199 Ein Jahr später, 1612, trat Scultetus sein Amt an. Sechs Jahre hielt es ihn in Liegnitz. Dann wechselte er herüber an das Gymnasium Schoenaichianum in Beuthen.200 Wieder hatte sich die rasch zu Berühmtheit gelangte Gründung des Freiherrn Georg von Schoenaich gegen Liegnitz durchgesetzt. Der Freiherr berief ihn selbst noch im Dezember 1618. Doch erst nach dessen Tod trat er die Professur für Logik zu Ostern des Jahres 1619 an. Er führte ein Alumnenbuch, das zu einer wichtigen Quelle vor allem anläßlich der Besetzung Beuthens durch die Truppen Karl Hannibal von Dohnas und der Auseinandersetzungen um den Arianismus geriet. Scultetus war 1624 auf die Professur für Theologie herübergewechselt und derart in die höchst unerquicklichen Auseinandersetzungen besonders involviert. Als die so kurzlebige Anstalt ihre Tore Ende der zwanziger Jahre schließen mußte, ging er herüber nach Fraustadt, wo er 1629 starb. Aus seiner Sprottauer und Beuthener Zeit sind bemerkenswerte Schriften bekannt, nicht aber aus der Zeit in Liegnitz.201 Immerhin, während seines Rektorats wurde eine Schulordnung erarbeitet. Und in diese haben wir nun einen Blick zu werfen.

Eine Schulordnung aus dem Jahr 1617 Noch im 16. Jahrhundert setzte die Folge der Schulordnungen auch in Liegnitz ein. Für das Jahr 1564 ist eine erste bezeugt; »sie wird auf dem Rathaus von dem Herrn Schulmeister verlesen, vom Rat bestätigt, den Lehrern zu halten befohlen und in der Schule angeschlagen. Diese Schulordnung ist verloren; von der vielleicht identischen aus 1580, die 1581 in einer Ratssitzung verlesen wurde, ist nur ein Paragraph erhalten, der nach 200 Jahren eine Rolle spielt.«202 So ist die Schulordnung aus dem neuen Jahrhundert und genauer aus dem Jahr 1617 die erste dem Wortlaut nach bekannte. Sie hat eine gewisse Berühmtheit erlangt, wurde sie doch noch im nämlichen Jahr 1617 aus dem Lateinischen gleich ins Deutsche übertragen.203 Ihr wenden wir uns für einen Moment zu. DJeweil wolbestelte Kinderzucht des gantzen gemeinen Nutzes Grundfeste ist, dannhero weise vnd geschickte Regenten, Kirchen vnd Schul Lehrer, wol-

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gezogene Bürger, vnd also löbliche Policey im Land und Städten zugewarten, So hat E. E. W. Raht tragenden Amptes halben mit gelehrten Leuten, welche des Schulwesens kündig, auf eine gewisse Ordnung getrachtet, wie die liebe Jugend durch trewliche Vnterweisung vnd Zucht möge wol erbawet werden. Ob nun zwar solche Ordnung in Lateinischer Sprache nach notdurfft be­schrie­ben: Dennoch weil offtmals auch diejenigen, so in Lateinischer Sprache nicht erfahren, des Schulwesens beschaffenheit halben bekümmert sein vnd Bericht begeren: Hat E. E. W. Raht aus der newen auffgerichteten vnd publicirten Schul­ordnung einen kurtzen Jnnhalt in deutscher Sprache verfassen lassen, daraus sich manniglichen ersehen vnd gründlichen Bericht Deroselben haben möge.204

Wir schreiben das Jahr 1617. Opitz tritt in ihm mit seinem Aufruf zur Pflege der Poesie in deutscher Sprache hervor. Es läge nahe, eine Koinzidenz in der Argumentation zu gewahren. Doch eine derartige Vermutung ginge in die Irre und auch der vorliegende Text ist geeignet, die Dinge in die rechten Verhältnisse einzurücken. Opitz bewegt sich im humanistischen Milieu. Was bislang poetisch nur auf Latein verlautete, soll auch im Deutschen eine Chance erhalten. Und das nicht um einer weiteren Verbreitung des poetisch Verhandelten willen, sondern um die deutsche Sprache auch in poeticis dem im Lateinischen selbstverständlichen Niveau anzupassen. Der gelehrte humanistische Rahmen wird nicht überschritten. Dichten, ob in lateinischer oder deutscher Sprache, bleibt ein Geschäft von Kennern für Kenner und also allemal für des Lateins Kundige. Ein stadtbürgerliches Publikum, seit langem von den ›Pritschmeistern‹ bedient, denen der Spott des Reformators der deutschen Poesie gilt, ist nicht im Visier. Ganz anders auf seiten des städtischen Rats und seiner Sprecher. Der lateinischen Sprache nicht Mächtige, vom Humanismus nicht berührte Schichten rücken in das Blickfeld. Wie in theologischen so möchte auch in schulischen Angelegenheiten ein breiteres Publikum zur Teilhabe an den von Kirche und städtischem Regiment initiierten Akten religiöser und ›weltlicher‹ Erziehung angehalten werden. Eine Bürgerschaft tritt als Adressat auch dieser Schulordnung hervor, die Mitvollzug reklamiert und einbezogen sein will in den pädagogischen Auftrag. An der dichothomischen Verfaßtheit der Bildung ändert dieser Übergang auf der Ebene der Sachprosa nichts. Die Gelehrten haben es nicht nötig, sich des nun auf Deutsch vorliegenden Textes zu bedienen. Und der bürgerlichen Gemeinde, der der deutschsprachige Text zugedacht ist, bleibt der humanistische Diskurs weiterhin verschlossen. Erst im Übergang zum 18. Jahrhundert wird, begleitet von frühaufgeklärten Verlautbarungen, diese

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bildungspolitische Parzellierung des Wissens und des Schreibens sukzessive beseitigt werden. Auch der Betrieb der Liegnitzer Schule erstreckt sich über fünf Klassen. Zwecks Überprüfung der erbrachten Leistungen und damit für das Aufrücken bzw. auch das Zurückbleiben entscheidend sind »Jährlichen zwey solennia vnd gewöhnliche Examina verordnet, deren das eine die nechste Woche nach Ostern, das andere nach Michaëlis gehalten wird.« Diese Examina sind öffentlich, sie werden »in gegenwart E. E. W. Raths, der H. verordneten Praesidum, so wol anderer Bürger vnd gelehrter Personen, eine Classis nach der andern fürgestellet«. Doch damit nicht genug, werden zusätzlich neben den täglichen Rectiationibus [!], vnd Exercitiis Stili Extemporaneis, Declamationibus, vnd andern Vbungen in Lateinischer vnd Griechischer Sprache von erwachsenen Knaben Jährlich zwo Comoedien offentlich in der Schule agiret vnd gehalten, Alda der Knaben Eltern selbest zuhören vnd sehen mögen, wie jhre Söhne sich verhalten, vnd mit was Fleiß sie jhre anbefohlene Personen mit Reden vnd Geberden vertreten vnd verrichten.205

Derart bewahrt neben dem täglichen Reden und Deklamieren und den stilistischen Übungen bis hin zum stetigen Produzieren eigener Verse im Lateinischen und Griechischen das Aufführen von ›Komödien‹ einen festen schulischen Platz – eine für die Geschichte des Theaters noch das gesamte 17. Jahrhundert über fundamentale produktionsästhetische Vorgabe. Neben dem schulischen Unterricht treten die Privatstunden. Diese Privat Stunden betreffende, seind dieselben keines weges abgeschafft, sondern aus hochwichtigen Vrsachen ordentlicher vnd der gantzen Schule zuträglicher, als zuvor gewesen, bestellet, Also das die Praeceptores, nicht allein die gewöhn­lichen fünff Stunden, sondern auch noch dazu die zwo Privat Stunden mit gleich­messiger trewfleissiger Vnterweisung, Armen vnd Reichen zu gutem Auf­nehmen, versorgen, vnd wie die Lectiones, also auch die Repetitiones Publice vnd Privatim bey allen zugleich in allen Classibus verrichten.206

Sie waren also fortan dem regulären schulischen Betrieb integriert. Der Nachdruck, der gerade auf dieser Neuerung liegt, läßt vermuten, daß einem einträglichen Nebengeschäft der Lehrer ein Riegel vorgeschoben werden sollte. Ein Bedürfnis war allemal vorhanden und der Rat blieb bemüht, es in die angemessenenen Bahnen zu lenken und also unter Kontrolle zu behalten.

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Woferne auch Eltern, die wegen jhrer Ampts oder Haußsorge der Kinder Zucht daheime nicht wol vorsein köndten, jre Kinder mit ferner vnd stetiger Auff­sehung vnd Vnterweisung zuversorgen, vnd den Praeceptoribus zu vntergeben begereten, solle jhnen auch hierin genüge geschehen, Jedoch solte ein jeder Praeceptor solche Privat discipel zuvor den Herren Praesidibus ansagen, damit gute Ordnung erhalten werde, vnd nicht entweder die alte Confusion vnd Vnordnung bey den Discipulis, oder Verwirrungen vnd Zwitracht bey den Collegis wiederum einreissen möge.207

Auf einer ganz anderen Ebene liegt die außerschulische private Unterweisung. Sie blieb ein Privileg der besser situierten Schichten. Sie waren darauf aus, verheißungsvolle junge Kräfte an ihr Haus und damit an ihre Zöglinge zu binden. Nicht selten währten die gemeinsamen Studien viele Jahre und geleiteten über zu akademischen Wanderjahren, die prägend blieben für die Bildungs­geschichte unter dem Stern des Humanismus. Hier erwarb ein Heer von akademischen Absolventen Lohn und Brot und auch die später Berühmtesten hatten in ihrer Jugend nur allzu oft und allzu gerne diesen Weg gesellschaftlichen Aufstiegs genommen.208 Übergehend zu ›Schul Disciplin vnd Zucht‹, werden vier Personengruppen unterschieden, um deren Zusammenwirken es geht, die Obrigkeit, die Eltern, die Präzeptoren und die zu unterweisenden Knaben. Was erstlich die Obrigkeit, als E. E. W. Raht anreichet, hat derselbte alles diß, was zu notwendiger Fortstellung des gantzen Schulwesens dienstlich vnd nütz­ lich, verordnet, vnd zu besser Jnspection vnd Auffsehen fünff Praesides oder Schul Obersten theiles aus jhrem Mittel, theils die Herrn Pastores erbeten, welche nicht ­allein, was demselben beförderlich oder hinderlich sein mag, bey zeiten helffen oder abhelffen, sondern auch was zu bestendiger Disciplin vnd Zucht allenthalben bey der Jugend anzustellen vnd zu erhalten nötig sein kan, mit gutem Raht vnd Vorsorge vorsein vnd verrichten werden.209

Das Schulpräsidium blieb die maßgebliche vom Rat bestellte Instanz. Wir haben die Namen kennengelernt. Und so nimmt es nicht wunder, daß aus ihrer Mitte wenigstens ein Mitverfasser der Liegnitzer Schulordnung stammt, wenn er nicht, wie zu vermuten, überhaupt die treibende Kraft war, Simon Grunaeus. Wenn die Ordnung rasch Berühmtheit erlangte und Nachahmung fand, so ist das das Verdienst der erlauchten gelehrten Runde. Vier »um Liegnitz auch anderweitig hochverdiente Männer« lassen sich namhaft machen:

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1. der Bürgermeister Dr. iur. Johann Friedrich, der Retter der petro=paulinischen Kirchenbibliothek, 2. der Ratsherr Dr. iur. Kaspar Scholtz, der 1604 in Prag ge­adelt worden war, 3. der Superintendent M. Andreas Baudis, der Stammvater einer berühmten Familie; seinem Sohne Gottfried wurde der alte Adel des Ge­schlechts als Baudis von Güldenhuben erneuert, 4. der Oberdiakonus M. Simon Grunäus, der bedeutendste Theologe und Gelehrte von Liegnitz, ehemaliger Schüler der Anstalt.210

Schon 1611 war eine erste Version ausgearbeitet und wurde dem Rektor zugeleitet, dessen Einwänden die Verfassergemeinschaft in ›Summarischen Bedenken‹ begegnete.211 Die Ordnung war also ausgereift, als sie sechs Jahre später zur Publikation gelangte.

Im Dreißigjährigen Krieg 1618 hatte Johannes Scultetus Liegnitz verlassen, um herüberzuwechseln nach Beuthen an das Schoenaichianum. Sein Nachfolger wurde Bartholmaeus Kern, der letzte aus dem Freistädter Triumvirat, der – wie vorher Fabian Klose und Scultetus – das Profil der Anstalt maßgeblich prägte. Er hatte schon zwei Jahrzehnte als Konrektor gewirkt, bevor der Übergang ins Rektorat erfolgte. Der Liegnitzer Kanzler und Pfalzgraf Andreas Geisler mußte ihm zur Magisterwürde verhelfen, bevor seine Ernennung zum Rektor erfolgen konnte. Die Zeremonie vollzog sich im Auditorium der Schule – »›eine noch nie hier gesehene Feierlichkeit, wodurch sich die Schule als Gymnasium academicum zu sehen glaubte.‹«212 Doch bis dahin war es noch ein längerer Weg. In Kerns nochmals fast zwanzigjährige Amtszeit fiel die verheerende Pestseuche, die Liegnitz 1633 überzog. Die Schule mußte geschlossen werden, konnte aber ein Jahr später feierlich wieder eröffnet werden. Kern starb 1636. Seine Grabschrift stand in einer ›Sylloge Epitaphiorum‹, die sich in der Liegnitzer Ritterakademie befand. Sie rührte her von Pfarrer Adam Thebesius, dem Vater des uns wohlbekannten Historikers der Piasten und der Stadt Liegnitz.213 Auch Ehrhardt benutzte sie.214 Kern wird in der Grabschrift als ›Orator gravis‹, sowie als ›Poëta acutus‹, als ›industrius, ac alter ferè Epicharmus‹ gerühmt.215 Nach Kerns Tod übernahm Martin Rothmann die Amtsgeschäfte des Rektor.216 Er war gebürtig aus Jauer. Im August 1638 wurde er von dem Liegnitzer Kanzler Gottfried Baudisius zum Magister erhoben, um den Voraussetzungen für das Amt des Rektors zu genügen, nachdem er vorher, genauso wie Kern, ohne diesen Titel als Konrektor in der Anstalt fungiert hatte.217 Drei Jahre später trat er das Amt des Rektors an. Die vierziger Jahre sind eben die Zeit, da Herzog Georg

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Rudolf erste Erwägungen zur Umformung des Liegnitzer Schulwesens anstellte. Er ließ sich von dem Superintendenten Theophilus Feige ein Gutachten über Rothmann erstellen, der offenkundig für weiterreichende Aufgaben ins Auge gefaßt worden war. Ein entsprechender Schriftsatz hat sich erhalten. Dort liest man: ›M. Mart. Rothmann ist ein rechter und geübter Schulmann, hat eine schöne ­cognitionem linguarum, giebt einen guten Oratorem und Musicum und hat zu Jauer und hier 25 Jahr das Rectorat bei dieser Schule mit Ruhm bedient. Aber dieses ist bei dem gelehrten Manne zu erwägen, dass er die Conversationes bisweilen etwas zu viel ihm belieben lässt, würde aber durch fleissige Inspection (!) wohl können zurückgehalten werden.‹218

Der Herzog ließ sich durch die einschränkenden Worte seines Gewährsmannes nicht beirren. Noch kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Rothmann von ihm im Jahre 1646 zum Rektor der Johannisschule zu Liegnitz ernannt. Im Friedensjahr 1648 trat er sein neues Amt an. Darüber ist sogleich im Kontext der Entwicklung der Johannisschule des Näheren zu berichten. Sein Nachfolger im Gymnasium wurde Theophilus Pitiscus.219 Es ist fraglich, ob er noch einmal förmlich in das Amt des Rektors berufen wurde, denn inzwischen dürften die Vorbereitungen für einen drastischen Umbau des Liegnitzer Schulwesens im Gange gewesen sein, Pitiscus durfte sich schmeicheln, so bedeutende Persönlichkeiten wie Georg Thebesius und Heinrich Alischer unter seinen Schülern gehabt zu haben.220 Noch einmal erhob sich die Anstalt unter Pitiscus vor dem großen Umbruch und das Epitaph, das Thebesius und Ehrhardt gleichermaßen aufzeichneten, kündete davon.221 Wir werden Pitiscus im nächsten, den Bibliotheken gewidmeten Kapitel wiederbegegnen. Kurz nach dem Friedensschluß wurde Liegnitz im November des Jahres 1648 von einem Feuersturm heimgesucht, den ein schwedischer Gefangener entfacht hatte. Auch das Schulgebäude wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der nebenan gelegene Marstall brannte ab. Der frei gewordene Platz wurde genutzt, um eine Erweiterung des Schulgebäudes vorzunehmen. Eine Inschrift am Eingang des Auditoriums hielt den Zusammenhang fest.222 Die Stadt war gerüstet, eine weitreichende schulische Initiative zu tätigen.

Die Schöpfung der Johannisstiftung Lange Zeit blieb das Liegnitzer Gymnasium im Schatten der Goldberger und Brieger Anstalten. Sie erfreuten sich der vornehmlichen Förderung der Pia-

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sten, genauso wie Georg von Schoenaich sich seiner Schöpfung in Beuthen vorbehaltlos angenommen hatte. Nun trat, vorbereitet durch Georg Rudolf, eine Änderung ein, die einer Zäsur glich. Der innovative Impuls konzentrierte sich auf die fürstliche Schule bei St. Johannis, welche eben jetzt aus dem Dunkel der Geschichte hervortritt. Ihr waren nach Auflösung des Goldberger Instituts gemäß einer Verfügung des Fürsten die bis dato erfolgten Zuwendungen und die akademischen Insignien überwiesen worden. Sie war im Jahr 1648 ›neu fundirt und zeitgemäss eingerichtet worden‹, und die erwähnte Berufung Rothmanns auf das Amt des Rektors im Jahr 1646 gab dazu den wesentlichen Anstoß.223 Entscheidend aber wurde etwas anderes. Im nämlichen Jahr 1646 gründete Georg Rudolf die Johannisstiftung mit Sitz in Breslau. Nicht weniger als 33 Paragraphen umfaßt der Fundationsbrief. Er ist ein Dokument von wiederum hervorragender kultur-, bildungs- und religionsgeschichtlicher Bedeutung.224 Die Erfahrung des Krieges ist dem Dokument eingeschrieben. Bei »ieczigen zerrütteten, Martialischen und Landesverterblichen Zeiten« habe der Fürst erwogen, welch ein so nüczliches undt Gottwolgefälliges, auch dem bono publico sehr hochnotwendiges werck sey, wann Kirchen und Schulen im Lande, sonderlich aber an denen orten, da die reine heylsame Lehre Göttlichen Wortes schallet, und wallet, erhalten; die Jugendt in guten Künsten, undt allerley Sprachen fleissig unterwiesen; Ihr, zu bequemlicher undt nüczlicher fortstellung der an­gefangenen studiorum gewisse Seminaria aufgerichtet, beynebenst auch dem lieben armut nothdürftige subsidia suppeditiret werden.225

Der Bildungsauftrag ist ein umfassender. Er soll allen Schichten und den beiden tragenden Säulen, Kirche und Schule, gleichermaßen zugute kommen. Nicht ins Auge gefaßt ist die Schaffung einer Universität. Wohl aber sollen oberhalb der schulischen Ausbildung ›Seminaria‹ eingerichtet werden, in denen ein vertieftes Studium erfolgen kann. Niemand soll ausgeschlossen werden von dieser fürstlichen Offerte. Daher gleich zu Eingang der Verweis auf ›subsidia‹, die mit der schulischen Fundation Hand in Hand gehen. Noch einmal ist es eine evangelische Initiative, ganz so, wie Luther und insbesondere Melanchthon für die überall aus dem Boden schießenden schulischen Gründungen den Anstoß gegeben hatten. Vorsichtsmaßnahmen, aber auch interkonfessionelle Vorkehrungen, wie sie noch der Schoenaichschen Schöpfung eingeschrieben waren, sind nicht mehr zwingend vonnöten. Der konfessionelle Frontenkrieg zumindest unter den Evangelischen scheint zu erlahmen. Auf diese ist das Programm

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zugeschnitten, und in diesem Sinn darf die Stiftung auch als ein dezidierter Gegenentwurf zu den Aktivitäten der Jesuiten verstanden werden. Die Eingangsabschnitte der Stiftungsurkunde halten die religiöse Grundierung des Vorhabens aus evangelischem Geist in aller wünschenswerten Deutlichkeit fest. Es basiert auf einer landesherrlichen Verpflichtung, derzufolge mittels einer reichlich bemessenen Stiftung alle hinlänglich qualifizierten Landeskinder in den Genuß einer gehobenen Bildung kommen sollen. In deme die kundbahre experienz vor Augen lieget, das die geschicklichsten ingenia, aus mangel darzu gehöriger mittel summo cum dispendio rei literariae sich ofters auf was anders legen und begeben müssen; Vnd dannenhero Wier aus sonderbahrer zu dem Ministerio, vndt andern piis causis tragenden zuneigung, vndt Christlicher guter andacht, Vns vorgenommen, nit allein dasienige was etwa diesfals von Vnseren Gottseeligen Vorfahren Löblich gestieftet, und sonsten zu Vnserer disposition gestellet ist, welches aber bey denen iezigen Landes­verterblichen Krigesläuften in esse zu erhalten keiner möglichkeit gewesen, wiederumb zu erfrischen, sondern auch mit mehrerem zu verbessern, und vermittelst einer newen zuverlässigen Verfassung zu verstärcken: Alls wollen Wier hiermit im Nahmen der ›Heyligen hochgelobten Dreyfaltigkeit, Gottes des Vaters, Sohns, und heyligen Geistes‹, ganz freywillig, und wollbedächtig, allein zu Lob und Ehren des höchsten allgewaltigen Gottes, zu ausbreitung seines göttlichen Worttes, und zu erhaltung seiner Christlichen Evangelischen Kirchen und Schulen; insonderheit zur besoldung, und unterhaltung derer bey der Fürstl. Stieffts-Kirchen zu St. Johannis in Vnserer Stad Ligniz iezo und künftig bedinten Kirchen und Schuldiener folgender gestalt, undt also verordnet, fundiret, undt gestieftet haben[.]226

Und dann setzt die Folge der Artikel ein, die in erster Linie die wirtschaftlichen Grundlagen der Stiftung betreffen und hier auf sich beruhen dürfen. Was die bibliothekarischen Obliegenheiten angeht, so wird an späterer Stelle auf sie einzugehen sein. Ganz am Schluß kommt der Fürst auf die konfessionelle Ausgangslage zurück. Auf Ausgleich ist jetzt nach 1648 das fürstliche Agieren bedacht, und das explizit auch gegenüber den Katholiken, denen auf ihren Gütern und Stiften im Fürstentum ausdrücklich das Recht freier Religionsausübung zuerkannt wird. Ein irenisch gesinnter Fürst ergreift das Wort. Wie nun diese Stiefts Ordnung blos undt alleine auf Vnsere Evangelische Kirchen: und Schuldiener angesehen, wier es auch bey deme noch Gottlob erhaltenen libero exercitio Religionis in Lehr: undt Ceremonien allerdinges bewenden, undt

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Vns hergegen nit zuwieder sein lassen, das die Catolischen auf ihren Güttern und Stieftern im Fürstenthumb gelegen bey dem interdicto: Uti possidetis, ita possideatis geruhig, undt unperturbiret verbleiben.227

Georg Rudolf weiß sich in diesem seinem Handeln insbesondere seinem Vater Joachim Friedrich verpflichtet. Er hatte dem feindseligen Agieren unter den Glaubensgenossen einen Riegel vorgeschoben und Georg Rudolf stellt sich vorbehaltlos in diese Tradition der Piasten. Alle wollen wir auch denen Geistlichen in Vnserem Fürstenthumb in Städten und aufm Lande, nach den affecten das unverantwortliche calumniren und condemniren keines weges nit verstattet, sondern vielmehr Ihrer Gn. Vnsers in Gott ruhenden Herren Vaters, des Hochgebohrnen Fürsten und Herren, Herren Joachim Friedrichens Herzogs in Schlesien zur Liegnitz und Briegk, Thum-Probstes zu Magdeburg Löblichem Exempel nach, durch offene Patenta wie zuvor, also hernach dieses gänzlich abgeschaffet wissen.228

Ein letztes Wort gilt der Wahrung von Geist und Buchstaben der Stiftung über das Leben des Stifters hinaus. Wie kurz bemessen indes sollte die Zeit sein, in der der Stiftung eine segensreiche Entfaltung im Geiste ihres Schöpfers beschieden war. Nur eine Generation später und sie stand zur Disposition. Der Fürst tat das ihm Mögliche, um einer Gefährdung bzw. Beschädigung seines Stiftungswerkes entgegenzuwirken. Daß das Geschlecht alsbald erlöschen und die Stiftung dem Kaiser zufallen würde, lag außerhalb seiner Vorstellungswelt und gewiß auch derjenigen eines jeden Zeitgenossen. Die rächende Gott, so immer noch selbstverständlich in der Mitte des 17. Jahrhunderts, wird zur Stelle sein, wann immer sich jemand erdreisten sollte, an dem ehrfurchtgebietenden Projekt sich zu versündigen, ist Gott selbst doch sein eigentlicher ›Auctor‹. Entsprechend heißt es im Blick auf die Zeitgenossen Georg Rudolfs und sodann auf die Nachlebenden, darunter nicht zuletzt die drei Söhne seines Bruders ­Johann Christian unter Rekurs auf einen Zusatz an anderer Stelle: Vnd wiewol Wier hierauf gewisse Zuversicht leben, es werde ein ieder aus vor­hero­ gesezter Stieftsordnung, diese Vnsere gegen denen Evangelischen Kirchen undt

Schulen wol affectionirte Christliche intention, das selbige anders nit, als nach der Gottseeligen Vorfahren Exempel, der lieben posterität zu gutte gereichen sol, genungsam zu verstehen haben; Jedoch wofern sich Jemands von hohen oder Niedrigen Standes Personen bey Vnsern Lebzeiten, oder nach Vnserm aus diesem trübseeligen

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Weltwesen, Gott gebe seinen väterlichen willen nach seeligen hintrit in das ewige frewdenleben, über alles verhoffen finden, oder unterstehen würde, diese ad pias ac favorabiles causas gemachte ordnung, quocunque modo, verbis, et factis entweder zu verhindern, abzuschaffen, oder auch wol gar in prophanos usus zukehren; Vber Dehn oder Dieselbte wolle der höchste allgewaltige Gott, als der fürnehmbste Auctor undt dator dieses Ge­stieftes alles übell kommen lassen, so hin undt wieder in Heyliger Schrieft den Verhinderern solcher Saz- und Stieftungen angedrewet wird; dafür doch die Göttliche Mayestät einen ieden gnädigst be­hütten; Vndt hieringegen die Be­förderer dieser Ordnung mit zeitlichem und ewigen Seegen beseeligen wolle.229

Die Vereinigung von Fürstlicher Johannisstifts-Schule und Stadtschule Die Gymnasien in Goldberg und Brieg, beides Schöpfungen der Piastenfürsten, genossen bis an die Schwelle des 17. Jahrhunderts hin einen weit über Schlesien hinaus sich erstreckenden Ruf. Es gehört zu den Denkwürdigkeiten der Schulgeschichte im Einzugsbereich der Piasten, daß Liegnitz eine parallele Entwicklung versagt blieb. Der Ort für eine fürstliche Schule wäre selbstverständlich die Johanniskirche gewesen. Eine Schule muß dort bestanden haben, aber über die Zeit ihrer Gründung ist ebensowenig bekannt wie ihre weitere Entfaltung. Mit der Auflösung des Goldberger Gymnasiums in den zwanziger Jahren gingen die Intraden an die Johannisschule über. Ehrhardt, unser immer wieder bemühter Gewährsmann, läßt sich dahingehend vernehmen, daß nicht in Abrede zu stellen sei, daß beim Lignizer Domstifte zu S. Johannis vom Anfange her eine Schule gewesen, welche durch einen Canonicum, der in der Rüksicht Scholasticus hies, dirigirt wurde. Allein mit der Zeit wurden diese Scholastici der Schul=Arbeit überdrüßig, und hielten ihre Vicarios, welche der Jugend die 10 Gebothe, das Credo, Ave Maria, und den Donat oder Alex. de Villa Dei […] lehren musten. Und so gieng das Schul=Wesen beim Domstift nach und nach fast ganz ein. Als nun die Ev. Reformazion auch in Ligniz erfolgt war, u. Trotzendorf 1554 mit seiner Schüler=Kolonie nach dieser Stadt kam, so reichte ihm H. Fridr. III. aus den Revenüen des eingezogenen Domstifts seine Besoldung: Und dies war der neue Ursprung der Ev. Schule bei S. Johanis, welche auch die Fürsten= oder Herzogl. Schule hieß.230

Die Erzählung einmal als zutreffend angenommen, bleibt doch die Frage, was in aller Welt mit der Schule in dem knappen einen Jahrhundert bis zum West-

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fälischen Frieden geschah. Dazu erfährt man bei Ehrhardt nichts. Und auch anderweitig sind so gut wie keine Nachrichten bekannt. Wir dürfen also zurückkehren in die vierziger Jahre und damit zur Johannisstiftung und der alsbald sich anschließenden Vereinigung der Johannis- mit der Stadtschule. Nach der Stiftung des St. Johannisstifts trat die neue Fürstl. St. JohannisstiftsSchule, auch Schola Ducalis, Schola Illustris genannt, am 14. Juli 1648 mit 64 Schülern und 3 Lehrern, Rector, Conrector und Cantor, welchem noch in demselben Jahre ein Auditor adjungirt wurde, ins Leben. Bei den dabei stattfindenden Feier­lichkeiten sprach der Superintendentur-Verweser, Pastor Johannes Feige: De Scholarum origine ac usu, der neue Rector: De laudabili Principis instituto; die Schulgesetze las der Cantor Jac. Jaesche vor. Die Be­stim­mung der Anstalt war, unentgeltlich Unterricht für Arme und Reiche im Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen und in der deutschen, lateinischen und griechischen Sprache zu ertheilen.231

Das Gebäude der Schule muß sich in der Nähe der Kirche befunden haben; Näheres scheint wiederum nicht bekannt zu sein. Das Rektorat bekleidete Rothmann bis zu seinem Tod im Jahr 1657. Ihm folgte Christian Primke nach. Er war seit 1654 Konrektor der Anstalt. Wir haben ihn als zeitweiligen Pfarrer an der Johanniskirche bereits kennengelernt – eine Position, die er überhaupt erst zehn Jahre nach seiner Berufung zum Rektor angetreten hatte.232 Diese seine Berufung fiel in das Jahr der Vereinigung der Schulen. Die Initiative erfolgte von fürstlicher Seite und zwar von Herzog Ludwig IV. Dieser ging von der zweifellos zutreffenden Erkennntis aus, daß auf Dauer nur mittels Vereinigung der am Ort befindlichen städtischen Schule mit der fürstlichen der Residenzstadt eine herausragende Anstalt gewonnen werden könne, also Konzentration der Kräfte geboten sei. Im Dezember des Jahres 1657 erschien ein entsprechendes herzogliches Diplom.233 Der Herzog gibt sich keiner Illusion hin. Der Schulbesuch sei »vor izo geringe, vndt durch beyde Schulen zerrieszen gewesen«.234 Dem sei durch eine Vereinigung entgegenzuwirken. Aus der Stiftsschule bei St. Johannis und der Stadtschule bei St. Peter und Paul solle »aus beyden eine Rechte wohlbestelte Schule gemacht werden«. Der Stadt sei es unbenommen, weiterhin eine separate Stadtschule zu betreiben und darüber das Patronat auszuüben. Die vereinigte Schule aber unterliege der Oberhoheit des Fürsten. Ihm komme das Präsidium und die Inspektion sowie die Bestellung des Rektors zu. Der Rat behält ein Vorschlagsrecht. Rektor, Konrektor, Kantor und Auditor werden sodann vom Fürsten berufen. Neugeschaffen wird die Position eines Prorektors.

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Dieser wird ebenso wie die Kantoren bei der Ober- und Niederkirche und die Auditoren von der Stadt alimentiert. Die Hoffnung geht dahin, daß der »coetus Scholasticus sich mehren, vndt inkünftig zunehmen solte«, was wiederum eine höhere Zahl von Lehrkräften nach sich ziehen und der Stadt weitere Spielräume über das Institut des Vorschlagsrechts hinsichtlich der Vokation eröffnen würde. Die Inspektion wird einem Scholarchium anheimgestellt, das sich aus fünf Personen zusammensetzt. Es sind dies der Landeshauptmann David von Schweinitz, der Superintendent Caspar Keseler, der Ratsverwandte und Obervogt Georg Schultheß, der Konsistorialrat und Pfarrer bei St. Peter und Paul Georg Thebesius sowie der Ratsnotar Johann Thilo. Oberster Grundsatz bleibt die Wahrung des religiösen Friedens und das heißt die Unantastbarkeit der überkommenen Praktiken. In Sacris […] soll es bey der Norma Doctrinae Christianae, wie dieselbe bieszher in Kirchen vndt Schulen alhier bräuchlich gewesen, vnverendert bleiben, vndt der Jugent allein dasz seeligmachende Wort Gottes, wie es in den Schrifften der Heyl: Propheten vndt Apostel dann in den allgemeinen alten Christlichen Symbolis, insonderheit der Vhralten Augspurgischen Confession de Ao. 1530, deren Apologia, Catechismo und andern Schrieften Lutheri, vnd dem Corpore Doctrinae Melanchthonis begrieffen ist[.]

Derart bleibt die bekenntnisförmige Symbiose aus den einschlägigen Verlautbarungen Luthers und Melanchthons förmlich in Kraft. Zu Anfang des Jahrhunderts, inmitten einer aufgewühlten Zeit, hatte Georg von Schoenaich in seiner Eigenschaft als Schulgründer sich auf den ›uhraltten Catholischen Christlichen Glauben‹ berufen, um den Frieden zu gewährleisten und den verschiedenen Bekenntnissen einen Lebensraum zu eröffnen. An deren Stelle tritt bei Ludwig die eben erst ein Jahrhundert alte, gleichwohl ›uhraltte‹ ›Confessio Augustana‹. So verschieden votieren ein dem Reformiertentum und ein dem Luthertum zuneigender Landesherr. Am 20. Dezember lud Superintendent Keseler zum feierlichen Akt der ›Conjunction‹ ein.235 Er hätte nicht opulenter ausfallen können und bot ein schönes Beispiel für das Zusammenwirken von Stadt und Hof bei dem Versuch, dem Ereignis größtmögliche Bedeutung zu verleihen. Der Herzog war einen Tag vorher förmlich informiert worden und erschien am folgenden Morgen ›mit einem ziemlichen Comitat‹ in der Schule in dem grösseren Auditorium, w ­ orauf der Obervoigt Schulthess und der Notar Thilo die Knaben aus der Stadt­schule durch

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die Kirche (zu St. Peter und Paul) über den Ring bis gegen die zwei Wirthshäuser an der Seite des Ringes gegen Mitternacht, den ›scharzen Adler‹ und den ›goldenen Stern‹ führten, wo ihnen die aus der Fürstl. Schule entgegen kamen, und zwar führten selbige auf Befehl Hr. Hans Christoph v. Schweinitz auf Krain, Fürstl. Liegnitzischer Rath und Hofrichter, und Hr. Nic. v. Haugwitz auf Brauchitschdorf und Rothkirch, beide Landesältesten des Fürstenthums Liegnitz, worauf diese Herren und die Deputirten des Raths wie auch der bei­der­seitigen Schulcollegen einander ›mit einem herzlichen Wunsche bene­ven­tirten‹.

Es war also Sorge getragen, daß die Zelebritäten, die Fürstentum und Stadt aufzubieten hatten, sich einfanden und sich um den Herzog scharten. Dann begann im Auditorium die festliche Zeremonie. Unter Absingen des Liedes ›Herr Gott, dich loben wir‹ waren die Schüler aus der Kirche in die Schule eingezogen. Rektor Primke und Prorektor Pitiscus ergriffen das Wort. Danach fuhr der Herzog auf das Rathaus und hielt mit den Räten, den Herren von Adel, den Ratsherren, den Geistlichen aus allen drei Kirchen, den Hofpredigern und dem gesamten Schulkollegium in der Ratsstube Tafel. Bis zum Abend saß man zusammen, dann zog der Herzog mit den fürstlichen Räten und Ratsdeputierten auf das Schloß. Von dort kehrte man auf das Rathaus zurück und hielt eine bis in die Nacht sich erstreckende Abendmahlzeit. 226 Schüler, 126 aus der fürstlichen Schule und 100 aus der städtischen, nahmen an dem Festakt teil. Der aber war noch nicht beendet. Am vierten Adventssonntag kam man in der Johanniskirche zusammen. Hier ward »›die Conjunction solcher Schulen nochmals vermeldet und Gott dafür gedankt‹.« Die Zahl der Lehrenden wurde von sieben auf neun erhöht und das Schulgebäude ausgebaut. Ein Jahr später, im Oktober 1658, war das neue Auditorium bezugsfertig, und der Herzog ließ es sich erneut nicht nehmen, an der Einweihung teilzunehmen. In seiner Gegenwart wurde der Saal »durch einen ›von etlichen Schulknaben gehaltenen Actus oratorius de Angelis in prosa et versa oratione latine et germanice‹ feierlich eingeweiht und über demselben auf einer Steintafel eine auf die Conjunction bezügliche Inschrift angebracht.«

Die letzten Jahre unter den Piasten und der Übergang in eine neue Zeit Primke war es vergönnt, noch zwölf Jahre der vereinigten Schule als Rektor vorzustehen. Er hat sich in vielerlei Hinsicht verdient gemacht. Wir werden ihm vor allem als Sachwalter der Bibliothek und ihrer Kataloge alsbald wiederbegegnen. Er verband die Tätigkeit seit 1667 mit einem Pastorat bei St. Johannis

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und einer Stelle im Konsistorium. Als Konjunktor und als späterer Konrektor stand ihm Georg Meywald zur Seite. Im Mai 1661 wurde er von dem Kaiserlichen Rat und Pfalzgrafen Friedrich Maximilian von Rethel und Hennersdorf zum Dichter gekrönt; den poetischen Lorbeerkranz erhielt er durch den Prokonsul und Syndikus Georg Scultetus im Beisein des Herzogs aufgesetzt.236 In der obersten Klasse saßen zu seiner Zeit 43 Schüler, darunter zwölf Schlesier von Adel.237 Wie andernorts zeichnete sich auch in Liegnitz ein zunehmendes Interesse des Adels an akademischen Studien ab. Es sollte nur noch geraume Zeit dauern, bis dieses Bedürfnis am Ort befriedigt wurde und eine der illustren Bildungsanstalten des alten Reichs heranwuchs. 1669 starb Primke. Das Ereignis wurde auch poetisch nach üblichem Brauch reich begangen.238 Die Leichenpredigt hielt Sebastian Alischer, die Parentation lag in den Händen von Laurentius Baudisius.239 Seine Nachfolge trat Ephraim Heermann an. Wie sein berühmter Vater, der geistliche Liederdichter Johann Heermann, war er gekrönter Poet.240 Heermann war Mitglied von Zesens ›Deutschgesinneter Genossenschaft‹, wo er in der ›Zweiten oder Lilien=Zunft‹ als ›Der Trachtende‹ seinen Platz hatte, sich also einreihte in die große Zahl der Schlesier, die den Weg in die ›Sprachgesellschaften‹ fanden, darunter insbesondere die Zesensche Sozietät.241 Im Januar 1670 wurde er in sein Amt eingeführt. Der Wechsel im Rektorat war wiederum mit den Vorbereitungen neuer Schulgesetze verbunden. 1673 lagen sie tatsächlich vor. Es handelte sich um die letzte schulpolitische Maßnahme unter der Herrschaft der Piasten.242 1672 war Herzog Christian gestorben. Der Prinz Georg Wilhelm war minderjährig. So beauftragte die Herzoginwitwe Luise, die einleitend das Wort ergriff, den Landeshauptmann Hans von Schweinichen unter Hinzuziehung des Superintendenten und der Scholarchen, die Ordnung vorzubereiten und der Herzogin zur Konfirmation vorzulegen. Ein in fünfzehn und nachfolgend nochmals in dreiundzwanzig Punkte gegliedertes umfängliches Schriftstück entstand. Noch einmal rückt die Ermahnung zur Eintracht aus christlichem Geist an die erste Stelle: »Sollen sämbtliche Collegen bei der Schule sich eines Christlichen, nüchternen und Exemplarischen Lebens befleissen. Sollen Sie gegen einander einig und verträglich sich erzeigen, wohlgemeinte Erinnerungen mit Bescheidenheit annehmen, auch absonderlich der Rector und Pro=Rector«.243 Und noch einmal erfolgt die Ermahnung, daß die Präzeptoren alle ihre Kraft auf den regulären Unterricht wenden und nicht auf Privatstunden. Diese sollen dem schulischen Betrieb integriert bleiben und mit den regulären Lektionen ›correspondiren‹. Einen vergleichsweise breiten Platz nehmen die Anweisungen zu den musikalischen Verpflichtungen der Schüler ein. Die Schule blieb

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eine zentrale Stütze zumal im geistlichen Raum anläßlich von Trauerfeierlichkeiten und im Gottesdienst. Hier trat die Kooperation von Schule und Kirche vielleicht am schönsten in Erscheinung. Ein fester Halt für die Pflege der Redekunst und des Theaters war die Schule immer gewesen und das änderte sich auch jetzt nicht. Alle halbe Jahr sollen die drei ›Primarii Praeceptores‹ einen ›Actum Oratorium oder Dramaticum‹ abhalten. Die ›Actus Comici‹ bleiben dem Präsidium unterstellt, das streng über die ›ersehung der Materia‹ wacht; »eigenmächtig Comoedien zu halten«, ist untersagt.244 Dann kommen in einem zweiten Turnus die Verhaltensregeln der Schüler zur Sprache. Drei Tugenden sind zu beobachten: »1) Gottesfurcht, 2) Fleiß im Studiren, 3) Züchtiges Leben.« Zum Stichwort ›Gottesfurcht‹. Vors erste ist die Gottseligkeit zu allen Dingen nütze, und hat die verheischung dieses und des zukünftigen Lebens. 1 Timoth. 4. Sollen derowegen die Schüler für allen Dingen sich der Gottseligkeit befleißen, und damit Sie Gottes Schutz und Seegen im Studiren haben mögen, Morgens und Abends andächtig mit singen und beten Jhn anrufen, Ihren Catechismum fleißig lernen, Eltern, Praeceptores, Prediger und Obrigkeit ehren, sich der Gerechtigkeit, Zucht und wahrheit befleißen, hergegen für fluchen, schweren, schelten, stehlen, lügen, trügen und allem, was wieder die Zehen geboth Gottes ist, sich fleißig hütten.245

In der schulischen Praxis und der auf sie gerichteten Ordnung ist jedweder konfessionelle Nebenton vermieden; es zählt die fromme communis opinio; die aber erfährt uneingeschränkte Bekräftigung. Zwei Jahre später starb Georg Wilhelm, der letzte Piast. Wir haben davon gehört und werden uns der literarischen und memorialen Obliegenheiten, die dieser einschneidende Akt mit sich brachte, am Schluß unseres Buches nochmals eingehend und also vor allem interpretativ verfahrend zuwenden. Das Land wurde als böhmisches Lehen wiederum direkt dem Kaiser unterstellt. Auch für die Schule waren die Konsequenzen erheblich. Das wurde sogleich erkennbar, als im Jahr 1677 Hans von Schweinichen starb. Das Inspektoriat wurde nicht wieder besetzt. Nicht anders verfuhr man mit weiteren sukzessive frei werdenden Stellen. Die Schule wurde – wie auf andere Weise die Kirche, wie wir hörten – institutionell und personell ausgezehrt. Und das verbunden mit weitreichenden Planungen, wie sich alsbald herausstellte. 1680 wurde das Konrektorat eingezogen, welches durch den Abgang von Magister Meywald erledigt war. 1683 wurde die Stelle des Kantors frei und 1689 erfolgte die entscheidende Weichenstellung. Rektor Ephraim Heermann starb und auch diese

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Spitzenposition blieb fortan vakant. Nur zu einer interemistischen Verwaltung verstand man sich. Diese währte volle siebzehn Jahre und der verbliebene Prorektor Hertwig bemühte sich nach Kräften, das Beste aus der deplorablen Situation zu machen. Parallele Aktionen verliefen nach einem ähnlichen Muster und zeitigten alsbald auch schulische Konsequenzen. 1698 wurde die St. Johanniskirche auf Befehl des Kaisers geschlossen und die Kirche im folgenden Jahr den Jesuiten übereignet.246 Und nun geschah auch der Zugriff auf das wichtigste Vermächtnis Georg Rudolfs. Die Johannisstiftung wurde ihrer Zwecksetzung entfremdet, um katholische Studenten in Prag und Wien zu alimentieren. Eine Wende brachte, wie wir hörten, erst die Altranstädter Konvention im Jahre 1707, die einer glücklichen politischen Konstellation entsprang und an die Kaiser Joseph I. sich auch nach dem Abzug der Schweden gebunden hielt. Das Konsistorium wurde wieder hergestellt und auch die Restitution der Schule erfolgte im Jahr 1708.247 Als Rektor hatte man den großen Gelehrten Johann Sinapius gewinnen können.248 Doch auch er vermochte einen Umschwung nicht mehr herbeizuführen. Die Gunst der Stunde gehörte einer neuen, vom Kaiser mit Nachdruck betriebenen Schöpfung – einer ›Ritterakademie‹.

Die Ritterakademie zu Liegnitz Wir schlagen ein neues und nunmehr letztes Kapitel auf, zeitlich jenseits der Piasten angesiedelt und doch ihrem Wirken voll zugehörig, war es der Ritterakademie doch vergönnt, das reiche kulturelle Erbe Jahrhunderte währender kulturpolitischer Initiativen anzutreten, von denen sogleich eingehender zu handeln sein wird. Der Ritterakademie zu Liegnitz ist es wie keiner anderen Institution im ehemaligen Herrschaftsbereich der Piasten vorbehalten geblieben, ein einzigartiges Sammlungsgut, wie es sich vor allem mit dem Namen Georg Rudolfs verband, über die Zeiten hinwegzuretten. Um so tragischer, daß es vielfach ein Opfer des Zweiten Weltkrieges wurde. Nur Verstreutes hat sich am Ursprungsort in Liegnitz selbst erhalten. Anderes ist nach Breslau, nach Warschau, nach Łódź und weitere Orte gelangt, manches vermutlich auch nach Rußland. Wir werden von alledem hören. An dieser Stelle geht es um die historische Fundamentierung. Und die verbindet sich noch einmal in einer überraschenden Wendung mit den Piasten. Denn wie die Gründung einer Universität hatten sie frühzeitig auch die Errichtung einer hohen, auf den Adel zugeschnitttenen Schule im Auge. Das Kapitel ›Ritterakademie‹ bleibt also ein genuines im Kontext der Piasten.249

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Ein Projekt Peter von Sebottendorfs Wir kehren für einen Moment zurück zur Brieger Phase des Hauses. Die Regentschaft Joachim Friedrichs, so sahen wir, bezeichnete eine glückliche Zeit in der Geschichte der Piasten. Joachim Friedrich residierte in Brieg und verstand es, einen illustren Kreis hochrangiger und gebildeter Berater um sich zu versammeln. Zu ihnen zählte als programmatischer Kopf an erster Stelle Peter von Sebottendorf. Er wird uns als Inhaber einer bedeutenden Bibliothek sogleich wiederbegegnen. Hier geht es um den schulischen Belangen zugewandten Diplomaten, Hofmeister und Kulturpolitiker. Peter von Sebottendorf war Angehöriger eines weitverzweigten hochadligen Geschlechts und damit von vornherein prädestiniert, einem bedeutenden Hof wie dem der Piasten näherzutreten.250 Sein Vater Christoph von Sebottendorf war Hauptmann des Briegischen Fürstentums. Er soll nach dem Zeugnis des Sinapius bei der Gründung des Brieger Gymnasiums im Jahre 1564 zugegegen gewesen sein und den ersten Stein gelegt haben. Der Sohn hatte seine Ausbildung in Leipzig erfahren. 1597 ist er an der Universität in Siena eingeschrieben, vermutlich schon hier in der Eigenschaft als Hofmeister. Ein Jahr später ist er in Florenz als Begleiter des Grafen Johann Wilhelm von Wied bezeugt. Hier dürfte es zur ersten Begegnung mit Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen gekommen sein. Damit bahnte sich die entscheidene Wende in seinem Lebem an. Er trat in die Dienste des reformierten Anhaltiner Fürstengeschlechts und erlebte in der Umgebung Fürst Ludwigs eine Phase vielerlei bildungspolitischer Reformen mit, wie sie sich mit dem Namen vor allem Wolfgang Ratkes verbanden und schließlich im Jahre 1617 in die Gründung der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ mündeten. Seit dem Jahr 1603 weilte er als Hofmeister der Anhaltiner Prinzen und bald auch als Fürstlicher Rat in Dessau. Prinz Johann Kasimir von Anhalt-Dessau und Christian II. von Anhalt-Bernburg begleitete er in den Jahren 1608 bis 1610 zum Studium in die calvinistischen akademischen Hochburgen Genf und Lyon und auf Reisen nach Italien und Frankreich. In Genf traten seine Schützlinge 1610 mit drei Reden hervor. Die Druckfassung wurde Sebottendorf gewidmet, der sich an der Ausarbeitung der Reden gewiß maßgeblich beteiligt hatte.251 Beide Prinzen fanden später wie Peter von Sebottendorf selbst Aufnahme in die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹. Als Sophie Elisabeth von Anhalt-Dessau im Jahre 1614 Georg Rudolf heiratete, folgte Sebottendorf der Fürstin nach Schlesien. Von Liegnitz wechselte er nach Brieg in den Dienst Herzog Johann Christians. Dessen Söhne führte er in den Jahren 1621 bis 1624 zum Stu-

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dium nach Frankfurt. Später geleitete er die drei Prinzen Georg, Ludwig und Christian auf eine Reise nach Paris. Ein Jahr später studierten die drei Piasten an der Seite Sebottendorfs an der reformierten Hochschule zu Saumur. Dort starb Sebottendorf im Jahr 1632. Alle drei Zöglinge fanden später gleichfalls Aufnahme in die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹.252 Noch zu Ende des 16. Jahrhunderts, 1599, hatte Sebottendorf ein ›Sendschreiben an Hertzog Joachim-Friedrich zu Liegnitz und Brieg/ wegen Auffrichtung einer Ritter=Schule‹ abgefaßt.253 Er fand offene Ohren für das ambitionierte Projekt, das sich anlehnte an verwandte Vorhaben, wie sie François de la Noue soeben in Frankreich entwickelt hatte.254 Friedrich Lucae, stets gut informiert über die schulischen Belange vor allem in Brieg, wo sein Vater als Rektor wirkte, kommt auch in dieser Hinsicht das Verdienst zu, nähere Informationen bereitgestellt zu haben, die freilich das Fehlen des originären Dokuments aus dem Jahr 1599 nicht vergessen machen können. Die Hertzoge zu Lignitz und Brieg/ trachteten jederzeit darnach das [Brieger] Gymnasium in größere Renommee zu bringen/ und darbey eine recht Adeliche Ritterschule aufzurichten/ darzu der hochgelehrte Schlesische Edelmann Peter von Sebottendorf durch ein besonders Tractätlein/ einen überdiemaßen schönen Entwurff den Hertzogen vor Augen stellte/ welcher auch andern Fürsten zu dergleichen Intent sonderlich dienen könte/ wie/ und auf was Weise/ gar leichtlich solche Ritter=Schule möchte aufgerichtet werden; allein der Krieg/ bald andere Gefährligkeiten/ bald der Hertzoge Absterben schoben sothanes Vorhaben von einer Zeit zur andern auf/ biß endlich der letzte Hertzog George Wilhelm den Weg alles Fleisches/ und mit ihm das herrliche Gymnasium gäntzlich zerscheitern gieng/ welches albereit mit dem vorher geschehenen Absterben/ erwehnten Rectoris Mag. Johannis Lucae, mercklich abnahm/ und zusincken anfing.255

Sebottendorf aber blieb seinen Ideen treu. Im Anhaltiner Kontext kam er auf sie zurück. Nicht ausgeschlossen, daß wir an dieser Stelle auf Gedanken stoßen, die auch schon in seinem frühen Traktat zum Ausdruck gebracht worden waren. Vier Jahre vor Gründung der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ schlug er Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen eine Reorganisation des Zerbster Gymnasiums vor, in die auch alte Ideen aus dem Ritterschulen-Projekt hineinspielten. Das entsprechende Sendschreiben Sebottendorfs hat sich wiederum im Original nicht erhalten, ist aber über eine Einlage in der Geschichte des Fürstentums aus der Feder des großen Chronisten der Königsberger Universität und eben der mehrbändigen Geschichte des Fürstentums Anhalt Johann Christoph Beckmann in

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den Details bekannt.256 Wie die Piastenherzöge war auch Fürst Ludwig stetig auf die Verbesserung der Schulen in den Anhaltiner Landen bedacht. Da kam ihm die Intervention Sebottendorfs zweifellos zupaß. Hier liest man: Was aber für Ahrt und Weise bei solcher Verrichtung zu gebrauchen/ müste in reife sonderbare Berahtschlagung gezogen/ und Jhnen vorgeschrieben/ auch alles nähst der Ehre GOttes und allgemeiner Wohlfahrt/ auch fürnehmlichen zu höhst nohtwendiger und nützlicher Erbauung der Deutschen Sprache gerichtet werden: Wie dann gleicher gestalt/ mit den offentlichen Lehr-Meistern/ so wohl in allerhand Künsten und Wissenschaften insonderheit/ als auch in den unterschiedenen Ritter­mäßigen Ubungen des Leibes es zu halten sein würde: Weil dieses Werck und dessen Zweck/ nicht allein auf die kleinen Knaben gemeinet/ so in verschiedenen Gemächern absonderlich gehalten/ sondern auch dahin zu trachten/ daß es also angestellet würde/ damit auch andere dessen fruchtbarlichen geniessen könnten.257

So blieb die ›ritterliche‹ Idee auch im schlichten gymnasialen Kontext präsent. Sebottendorf aber erlebte eine Umsetzung selbst nicht mehr. Und als sie auf Liegnitzer Boden schließlich Gestalt annahm, waren die Piasten verschwunden und jenseits der Fürstentümer bereits intensiv wahrgenommene Schritte erfolgt. In Tübingen, in Kassel, in Siegen und anderwärts war es zu Gründungen von Ritterakademien gekommen. Das einstige piastische Herzogtum reihte sich also ein in eine Kette von vergleichbaren Schöpfungen.

Rückkehr nach Liegnitz: Von der Johannisstiftung zur Ritterakademie Noch kurz vor seinem Tode war Sebottendorf auf seine Ideen zurückgekommen. Auch unter den Piasten flackerten sie immer wieder auf. Doch währte es geraume Zeit, bis sie im Übergang zum neuen Jahrhundert zum Tragen kamen. Die Höfe hatten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg allmählich erholt. Erst jetzt erblühten sie allerorten auch auf deutschem Boden – mit dem Effekt, daß das 18. Jahrhundert, gerne als eines der Aufklärung apostrophiert, primär tatsächlich zu einem höfischen geriet. Der Adel eroberte sich verlorenes Terrain zurück. Ritterakademien waren en vogue. Es waren vielfach splendide Gründungen, die feierlich ins Leben gerufen wurden. Und schwerlich intensiver als im Land der Piasten, mußten der Kaiser und seine Chargen vor Ort doch vergessen machen, daß sie die Stiftung Georg Rudolfs unverhohlen umwidmeten. Fest und unverbrüchlich sollte gerade auch der schlesische Adel an das Haus Habsburg gebunden werden. Kundmann hat die pompöse Inszenierung

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der Einweihung detailliert festgehalten. Zu was das Kaiserhaus in den an die Habsburger zurückgefallenen Landen der Piasten fähig waren, wurde im Zeremoniell sinnfällig. Eine eigentliche Gründungsurkunde scheint nicht existiert zu haben. Wohl aber sind die ›Privilegien und Ordnungen‹ überliefert, auf die zunächst für einen Moment der Blick gerichtet werden darf.258 Demnach Wir Bey Unß Landes Vätterlich erwogen welcher gestalt die Junge Ritter­schaft und Noblesse Unseres Erbhertzogthumbs Schlesien Theils auß mangel näherer gelegenheit, und Zwahr öffters mit widerwillen undt großen unkosten Jhrer Eltern außer Landes in frembde Schulen und Academien, Vielmahl mit schlechten progressen, Verschicket werden, Theils auch, auß mangel der hiezu nöthigen Mittel, ob Sie schon gute und fähige Jngenia und qualitäten von sich spühren laßen gar zurucke Bleiben müssen, undt Sich Unß, und Unserm allerdurchleuchtigsten Ertzhauß Von Österreich, wie auch dem Vatterlande mit der Zeit ersprießliche Dienste zu leisten, nicht habilitiren können; Alß haben Wir allergnädigst Beschlossen Von denen Weyland fürst­lichen Gestifftsguttern, Capitalien und Jntraden Bey St. Joannis in Lignitz, eine adeliche Ritterschule oder Academie unter dem Nahmen St: Josephi auf= und anzurichten, woselbst nicht allein die Jenigen, welchen Gott einiges Vermögen Beschehret hat, mit weit geringeren unkosten, andere aber und Von Mitteln gantz entblößete Junge Von Adel auch gahr ohne entgeld, insgesambt aber gleichsamb Vor denen augen Jhrer Elteren, Vormünderen und Befreunden, ritterliche qualitäten und wissenschaften erlangen und also dermahleinst Gott, Unß Unserem allerdruchleuchtigsten Ertzhauß und Jhrem Vatterlande auch Jhnen selbsten mit Ruhm undt Ehren dienen können; Undt Thuen disemnach solche Academie hiermit folgender gestalt aufrichten und Stabiliren.259

Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Akademie ohne die Verfügung über die Stiftsmittel nicht zustande gekommen wäre. Ein vorhandenes Kapital wollte zum Einsatz gelangen. Auf den Namen Georg Rudolfs also hätte der Name der Akademie von Rechts wegen lauten müssen. Statt dessen firmierte sie unter dem Namen des gegenwärtigen Kaisers. Einer evangelischen Kirche und Schule waren die Mittel von Georg Rudolf zugedacht gewesen. Nun sollte eine Akademie für »die Jugend Adelichen Ritters= und höheren standes eingerichtet« werden und das ohne konfessionelle Restriktionen. Angehörige evangelischen wie katholischen Glaubens hatten gleichermaßen Zutritt und es konnte keine Frage sein, daß über kurz oder lang die Waagschale sich zugunsten der Altgläubigen neigen würde. Aus Liegnitz an erster Stelle, an zweiter aus Brieg und Wohlau und schließlich aus dem schlesischen Ritterstand insgesamt sollte sich

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die Schülerschaft rekrutieren. Da erhebliche Baukosten zu veranschlagen waren, sollte der Personenkreis zunächst auf ein Dutzend beschränkt bleiben; »deren fünff Catholischer Religion, Sieben aber der unveränderten Augspurgischen Confession zugethan seyn können«. Damit war den altgläubigen Adeligen der Zugang satzungsgemäß gesichert. Der konfessionelle Proporz sollte auch bei Anwachsen der Schülerzahl beachtet werden. Tatsächlich kam es rasch anders, wie leicht vorauszusehen war.260 Die Akademie unterstand dem Landeshauptmann von Liegnitz als dem ›obristen aufseher‹. Unter ihm wirkte der »Director welcher einmahl Catholischer Religion, einmahl Augspurgischer Confession beygethan seyn, und alternative von Unß resolviret und Verordnet werden soll«.261 Auch die religiöse Praxis in der Anstalt sollte den Bedürfnissen der Angehörigen beider Konfessionen Rechnung tragen. In der Academie selbst sollen Sie sich eines stillen, Ehrbaren, und Gottes­fürchtigen wandels Befleißigen, dem Gebette ohne Jemahls außen zu bleiben, Beywohnen, auch Sonn undt feyertages die Kirche und den Gottesdienst, jeder nach seiner Religion, fleißig Besuchen; Und sollen absonderlich die Gebette in der Academie also eingerichtet werden, daß solche von Beyderley Religionen gebettet werden können.262

Hier blieb ein Ton vernehmbar, der dem Geist der Altranstädter Konvention korrespondierte. Eine zukunftsweisende Perspektive tat sich für einen Moment auf. De facto überwog in der Leitung, unter der Professorenschaft und bei den sonstigen Bediensteten alsbald die katholische Seite; die Akademie konnte und sollte sich der politischen Umwälzung nicht entziehen, wie sie gleichzeitig in der Umwidmung der Johannisstiftskirche womöglich am drastischsten zum Ausdruck kam. Zum ›obristen aufseher‹ über das Projekt wurde Christoph Wilhelm von Schaffgotsch ernannt. Für den Posten des Direktors war in der Verordnung Wolf Aßmann Freiherr von Abschatz vorgesehen. Tatsächlich kam alsbald Friedrich Siegfried von Ponickau zum Zuge, der rasch zum Katholizismus überwechselte. Zum ›OberProfessore‹ rückte August Bohse auf, von dem sogleich Näheres zu hören sein wird. Die Professur für Historie, Ethik und Politik lag bei Gottfried Stieve, die für Mathematik bei Christian Gottlieb Hertel. Hinzu kamen der Bereiter Johann Jakob Reichshofer, der Sprachmeister Isaac François du Lys, der Fechtmeister Bartholomaeus Wilhelm de Molein und schließlich der Tanzmeister Jean Antoine Barbier.263 Der französische Einschlag war also unübersehbar. Frankreich hatte seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die

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Führung auch in den speziell auf den Adel gemünzten Künsten übernommen und stellte europaweit ein Heer qualifizierter Lehrmeister.

Eröffnungsfeierlichkeiten Im November 1708 erfolgte die splendide Eröffnung.264 Und das vor einem illustren Publikum. Nur allzu deutlich war die Absicht. Die abgelebte Herrschaft der Piasten sollte endgültig in die Vergangenheit entrückt werden und die Erinnerung an sie im Aufgebot der neuen Machthaber und ihrer Trabanten verschwinden. Wie nun zu solcher Inauguration von hochgedachter Sr. Excellenz die Herren Landes=Aeltesten des Fürstenthums durch Schreiben zuvor invitiret worden; also wurde solche Einladung/ nach deren und eines starcken Adels beschehener Einfindung in Liegnitz/ den 10. Novembris durch zweene aus dem Mittel der Herren Academisten wiederholet/ welche so wohl die Königl. Regierung und anwesende Noblesse, als auch die Herren Geistlichen und alle Honoratiores in der Stadt ersucheten/ den folgenden 11. November Vormittages/ nach geendeten Gottesdienste/ um 10. Uhr auf dem Schlosse zu erscheinen/ und derselben beyzuwohnen.   Demnach stelleten sie sich um benennte Stunde in reicher Anzahl ein; wie denn auch den Abend zuvor des Königl. Herrn Landes=Hauptmanns von Jauer und Schweinitz Hoch=Gräfl. Excellenz sich eingefunden/ und durch Dero hohe Gegenwart diesen Inaugurations-Actum verherrlichten. Desgleichen auch unterschiedliche vornehme Dames der Frau Landes=Hauptmannin Hochgräfl. Excellenz in den zu dieser Solennität bestimmten Saal begleiteten.265

Unter Trompeten- und Paukenschall, unterbrochen von Vokal- und Instrumentalmusik – August Bohse hatte die Texte verfaßt –, zog man ein und nahm nach einer bis ins Detail ausgeklügelten Sitzordnung Platz.266 Das erste Wort gehörte ›Jhre Hoch=Gräfl. Excell.‹, dem Herrn Landes=Hauptmann von Liegnitz, der in einer schönen Teutschen Rede die allergnädigste Entschliessung Jhro ­Käyserl. und Königl. Majestät/ wie Dieselben aus hoher Landes=väterlicher Sorgfalt vor die Wohlfarth Dero Reiche und Lande bewogen worden/ diese Ritter=Academie anzulegen: dabey in aller=unterthänigster Devotion die unschätzbaren Gnaden=Bezeugungen rühmend/ womit Jhro Majestät vor andern dero Erb=Hertzogthum Schlesien bißhero allergnädigst angesehen; und zeigeten/ was vor Nutzen durch diese neuauffgerichtete Academie der sämtlichen Ritterschafft und so vielen Ländern und Provinzen zuwüchse.267

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Derart geriet die Zeremonie zu einer Bekräftigung der Vorzüge des Herrschaftswechsels. Es blieb womöglich die eindrucksvollste Kundgebung neu erstrahlenden kaiserlichen Glanzes in den an das Kaiserhaus zurückgefallenen Provinzen der Piasten. Wer mochte sich erinnern, was den Evangelischen im Lande von eben jenem Kaiserhaus mehr als ein Jahrhundert lang widerfahren war? Wiedererstarkte Macht kleidete sich in rhetorischen Prunk und festliches Ornat; man beherrschte alle Register zeremonieller Überwältigung.

Die Festrede August Bohses Die festliche Rede selbst lag in den Händen von August Bohse. Man hätte keinen versierteren Sprecher auftun können. Jetzt war die Zeit der Hofchargen in großem Stil auch auf deutschem Boden gekommen. Bohse gab als Rhetor, als Poet, als Diplomat ein weithin leuchtendes Exempel. Er kannte den höfischen wie den städtischen Betrieb gleichermaßen von innen. In der Presse- und Verlegerstadt Hamburg, dem Umschlagplatz der modernen Romanliteratur, hatte er in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre des 17. Jahrhunderts gelebt, am Hof in Weißenfels versuchte er sich an der Oper und nach seiner Promotion in Jena zum Doktor der Juristerei fand er in Liegnitz an der Ritterakademie ein wie auf ihn zugeschnittenes Wirkungsfeld. Er war das wandelnde Beispiel eines erfolgreichen Romanschriftstellers, wußte sich als Verfasser von Anleitungen zum Schreiben von Briefen vor allem in den gehobenen Schichten zu empfehlen und exzellierte als Übersetzer, indem er wiederum vor allem die Höfe mit sicherem Blick für das Einschlägige versorgte. In Liegnitz führte er sich mit einer bravourösen Eröffnungsrede ein.268 Kluge Unterrichtung muß den Menschen zum Menschen/ wie die Schleifsteine rauhe Diamanten zu schimmernden Edelsteinen/ und der Stahl den Marmor zum Bilde machen.   So raisonniret der gelehrte Herr von Lohenstein/ in seiner Lobschrifft auf den letzt verblichenen Pyastischen Hertzog/ und die größten Welt=Weisen geben diesem Lehr=Satze ihren Beyfall. So/ daß auch der scharfsinnige Stagirit den Grund der Glückseeligkeit/ worauf das gemeine Wesen bestehet/ in sorg­fältiger Erziehung der Jugend setzet/ und wann diese aufgehoben würde/ der Ruin einer Republic nothwendig erfolgen müsse.269

So setzt der Redner ein. Und das wohlkalkuliert. Das erste Wort gehört einem schlesischen Autor. Er gelangte unter den Piasten zu Ruhm und so war es an

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ihm, für ihre Verewigung in Wort und Schrift Sorge zu tragen. Die Ritterakademie in Liegnitz nach dem Herrschaftswechsel einzuweihen hieß, der Piasten sogleich im Eingang zu gedenken und also einen Eckpunkt zu befestigen, von dem aus der Bogen in die Gegenwart geschlagen werden konnte. Ohne die Piasten, ohne Georg Rudolf, keine Ritterakademie. Das durfte nicht gesagt werden und es brauchte nicht gesagt zu werden, denn die hochgestellte Gesellschaft verstand sich auf die Kunst der Entzifferung verschlüsselter Rede. Lohenstein hatte sie wie kein anderer beherrscht und ein Bohse wußte sie sich auf seine Weise zunutze zu machen. Der erzieherische Auftrag ist ein menschheitlicher, in die Antike zurückreichender. Die großen Philosophen wie der ›Stagirit‹ Aristoteles haben ihn umkreist und einem scharfsinnigen Autor wie Lohenstein ist es zwei Jahrtausende später in guter humanistischer Tradition gegeben, einen scharfgeschliffenen, einen unvergänglichen Aphorismus zu formen. Wir übergehen die pessimistischen anthropologischen Exspektorationen des Redners, dürfen sie doch auf der Wende zum 18. Jahrhundert nicht umstandslos als bare Münze genommen werden. Ihnen ist aufgetragen, die Notwendigkeit von erzieherischen Maßnahmen plausibel zu machen. Der Verstand, so das immer wieder zu lesende Diktum, wird »durch allerhand gute Wissenschafften erleuchtet/ und der Wille durch die Sitten=Lehre und Leitung zur Tugend gereiniget […] also/ daß der Mensch nicht nur sich/ sondern auch dem gemeinen Wesen/ als vor welches er ebenfalls/ nach Tulli weisen Ausspruche/ mit gebohren ist/ nützliche Dienste leisten kann.«270 Ob Aristoteles, ob Cicero – die antiken Autoritäten bleiben in Geltung, die alteuropäischen Fundamente, auf denen die beiden Königsdisziplinen der Rhetorik wie der Politik ruhen, sind immer noch tragfähig. Dazu gehört der Rekurs auf den ständischen ordo, hier aus aktuellem Anlaß ins Erzieherische gewendet. Und das heißt, daß doch vor allen andern/ wie schon dieses Socrates wohl angemercket/ diejenigen zu einer Standes=mäßigen Erudition und Klugheit treulich angeführet werden/ die von edlen Geschlecht entsprossen: damit dieselben glückseelige Nachfolger ihrer vornehmen Ahnen abgeben/ welche sich durch nützliche Dienste um das Vaterland wohl meritiret gemacht/ und durch ihre Tugend die Unsterblichkeit des Nachruhms erworben haben.271

Darf das an der Schwelle zur Aufklärung so stehen bleiben? War der humanistische Diskurs ›de vera nobilitate‹ nicht darüber schon hinaus? Die Frage zu

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stellen heißt, den Autor im nächsten Moment bemüht zu sehen, die Dinge ins rechte Lot zu rücken. Zwar ist mir nicht unbewust/ daß viele behaupten wollen: Es sey die Gelehrsamkeit eine Sache/ welche mehr dem Bürgerlichen als dem Adelichen Stande zukäme: ja es lauffe das Studieren fast wieder die Reputation eines Cavaliers/ indem selbigen weit anständiger/ ein Pferd gechickt herum zu bummeln/ und seinen Degen und Pistolen wohl zu führen wissen.272

Hier und jetzt aber anläßlich der Gründung einer Ritterakademie ist nicht die bürgerlich-gelehrte Variante des eingeführten Diskurses einschlägig, sondern die auf den ersten Stand gemünzte. Kein Redner, der nicht den Umständen entsprechend zu votieren wüßte. Das Fazit nach einigen Rochaden: Denn/ wie der Adel eines der vornehmsten Werckzeuge des gemeinen Bestens ist; dasselbige aber nicht nur durch die Waffen/ sondern auch/ nach des Staats= verständigen Tacitus Urtheil/ noch mehr durch kluge Rathschläge befordert wird: jedoch solche Rathschläge von denen am nützlichsten ertheilet werden/ die durch Kenntnüß so wohl der natürlichen und Civil=Gesetze; als der Politischen Wissen­ schafft und der Rechte des Staats sich hierzu vor­bereitet haben: So spüret ja ein jeder/ daß die Gelehrsamkeit/ welche nur bey Gemeinen/ nach des Aeneae ­Sylvii Ausspruch/ Silber; bey denen Edlen dem Golde gleich zu halten/ und ihnen eben so anständig und nöthig sey/ als die Erlernung der Ritterlichen Ubungen.273

Damit war gesagt, was vor einem hochedlen Publikum zu sagen war, wenn anders nicht wider die Etikette agiert werden sollte. An dieser Stelle geht es um die rednerischen Vorkehrungen im Blick auf das Kaisertum in einer Situation des Übergangs, gute zwanzig Jahre nach dem Erlöschen der Piasten. Was hat Bohse beizutragen zur Amplifikation ihrer Herrschaft zu Beginn des neuen Jahrhunderts auf uraltem Boden der Piasten? Natürlich versagt sich seine Rede dieser Frage nicht. Sie wird auch unter seinen Zuhörern gegenwärtig gewesen sein. Wer Lohenstein eingangs zitierte, mußte rednerisch auch im folgenden seinen Mann stehen. In diesem Sinn war das Fach des Rhetors das exponierteste im alten Europa, das sich eben bis tief in das 18. Jahrhundert hinein erstreckt. Dem oben bekräftigten Grundsatz, mit dem der Redner seine zu Eingang verlautende Einlassung beendet hatte, folgte wie selbstverständlich die Konstatierung, daß der Kaiser diesem Rechnung getragen habe, indem er sich dazu

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verstand, die segensreiche Einrichtung einer dem Adel vorbehaltenen Bildungsinstitution in Liegnitz zu errichten. Daß Seine Majestät stets darauf bedacht sei, »vor die Wohlfarth Jhrer Reiche und Länder« Sorge zu tragen, habe sie auch mit dieser Maßnahme unter Beweis gestellt, »in welcher der Adel und höhere Standes=Personen/ so wohl in denen zum Auffnehmen des Landes zuträglichen Wissenschafften/ als Ritterlichen Exercitiis, trewlich sollen angewiesen werden«.274 Nicht ein Wort verlautet in der nun machtvoll einsetzenden Rede, wem diese wohltätige Handlung letztlich zu verdanken sei; alles ist abgestellt auf die Mehrung kaiserlichen Ruhms und seiner Chargen. Eine neue Zeit ist angebrochen; die alte, in der man sich »unnützen metaphysischen Grillen« hingab, vorbei; jetzt heißt es mit dem ›weisen Aristippus‹, der adeligen Jugend dasjenige nahezubringen, »welches Sie dereinst zu Regierung des gemeinen Wesens wohl gebrauchen« könne.275 Unter Gottes Schutz und Schirm steht der Anfang, gewiß, aber damit ist hinsichtlich dieser Seite der Medaille beinahe auch schon alles gesagt. Die weltliche Majestät ist gottgleich im Aufgang begriffen und Bohse einer ihrer Herolde. Zunächst aber folgen detaillierte und höchst interessante Digressionen über den Lehrstoff im einzelnen, die hier leider außer Betracht bleiben müssen. Bohse, der neuen Zeit zugewandt, zeigt sich glänzend informiert über den auf der Tagesordnung stehenden modernen Wissens- und Verhaltenskodex. Liegnitz rückte mit einem Schlag an die Spitze effektiver auf den Adel zugeschnittenen Exercitien. Am Anfang des vorangehenden Jahrhunderts hatte ein Caspar Dornau in Beuthen an der Oder für eine neue Disziplin der ›mores‹ geworben. Es wäre gewiß von Interesse, des näheren zu untersuchen, was davon in das neue Jahrhundert sich herübergerettet hatte. Das Wohl des Staates ist oberste Maxime und die Alten geben die Stichworte. Ihnen Rechnung zu tragen ist das hohe Verdienst Sr. Majestät. Also wenden wir uns […] zu dem König aller Könige mit vereinigten Flehen/ und ruffen denselben mit heissen Seuffzern an/ daß/ da er uns und der gantzen Christenheit an unsern theuresten JOSEPHO einen so unvergleichlichen Kayser und allergnädigsten Landes=Vater gegeben/ er diesen seinen Gesalbten biß auf die allerspätesten Jahre in aller Kayserl. und Königl. Prosperität erhalten/ und dessen Kayserlichen Thron mit allem Seegen der Hohen in der Welt beständig umgeben wolle.276

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Namenstag des Kaisers Vom Schloß begab die Gesellschaft sich herab zur nahe gelegenen Akademie, setzte sich an eine halbmondförmige Tafel und beschloß den festlichen Tag. Die Akademie nahm sogleich ihre Arbeit auf, und die Zahl der anfänglich zwölf Eleven vermehrte sich ungeachtet der winterlichen Monate auf das Doppelte. Im März des Jahres 1709 stand die Begehung eines weiteren Festes an, und natürlich war es kein Zufall, daß Bohse Sorge dafür trug, beide Ereignisse auch publizistisch beieinander zu halten. Der Namenstag des Kaisers stand auf dem Festkalender. Wir folgen auch dieser Zeremonie für einen Moment, ist auch sie doch geeignet, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und zeittypische Signaturen zu gewahren. August Bohse lud ein, und das – unter Beiziehung des mythischen Apparats – nicht länger in akademischer Prosa, sondern in lateinischen Versen. Ort des festlichen Geschehens war nochmals die Akademie. Sie wurde derart erst jetzt geweiht, und der Titel ›Academia Josephina‹ empfing seine tiefere Bedeutung. Vorbei war die Zeit humanistischer okkasioneller Ehrbezeugung. Die Formen lockerten sich. Auch im festlichen Dekorum vermöchte es einen gewissen Sinn zu ergeben, von Zügen des ›Rokoko‹ zu sprechen. Bohse hatte zwei ›Arien‹ gedichtet, wie sie nun neben anderen musikalisch unterlegten Formen anläßlich der Begehung herausgehobener Ereignisse üblich wurden. Der Einsatz des Deutschen war selbstverständlich, und stilistische Schlichtheit das Mittel der Wahl. ERwünschter Tag/ mit hellen Glantz gefüllt/ Du hohes Licht/ so JOSEPHS Nahmen träget/ Aus welchen stets der Länder Seegen quillt/ Und dieses Rund mit vollem Heil beleget/ Vergönne/ daß dein holder Freuden=Schein Ein Opffer=Fest mög unsern Musen seyn.277

So der Eingang der ersten Arie. Wechsel des Tons gehörte zur kennerhaften Darbietung. Und so erklang die ›andre Arie‹ in liedhaften vierhebigen Trochäen: Joseph lebe/ dessen Güthe Alle Welt mit Heil beglückt/ Weil sein Göttliches Gemüthe Uns mit Seegen stets erqvickt.278

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Auch rednerisch sollte Abwechslung obwalten. Diese bot sich über die sprachliche Praxis an. Vier ›Orationen‹ kamen zum Vortrag. Den Anfang machte Freiherr Carl Wilhelm Joseph von Tasso mit einer in deutscher Sprache gehaltenen Rede. Caspar Friedrich von Zedlitz folgte mit einer lateinischen. In dritter Position war Johann Heinrich Carl von Martels mit einer französischen zu vernehmen. Fast hätte man erwartet, daß womöglich auch das Italienische erklungen wäre, hatte es doch neben dem inzwischen aufgestiegenen Französischen immer noch Konjunktur. Doch Bohse hatte sich die abschließende vierte Rede vorbehalten und die erfolgte wieder auf deutsch. In jedem Fall war den Akademisten bedeutet, daß Beherrschung von Sprachen ein vornehmes Ziel ›ritterlicher‹ Ausbildung um 1700 war und allemal der tadellose Gebrauch der Sprache des mächtigen Nachbarn im Westen obligatorisch sei. Vermochte Bohse noch einen neuen Gedanken vorzutragen? O ja! Er machte sich an einen knapp gehaltenen, doch perfekt ausgearbeiteten Regentenspiegel, gipfelnd in einer Hommage Josephs I. Kein Wort reiche hin, die Vollkommenheit eines Monarchen herauszustreichen, »welchen GOtt als seinen Stadthalter auf der Welt mit so viel himmlischen Gaben ausgerüstet« hat. Zu dieser Species gehört Joseph an vorderster Stelle und alle Redner, die sich zu seinem Lob aufgeschwungen haben, mußten schließlich ihre Ohnmacht einbekennen. Sie erkennen nebst uns in tieffster Verehrung/ daß ein so grosser Kayser die Hoheit alles Ruhmes übertrifft/ und daß alle vortreffliche Regenten=Gaben/ wodurch anderer mächtigen Fürsten ihre Krohnen sich in durchklährten Demant=Schmucke zeigen/ gegen diejenigen/ so bey dessen Majestät gefunden werden/ als das Licht der Sterne gegen die alles erleuchtende Sonne zu achten seynd.279

Die makellose Tugendhaftigkeit dieses Regenten ist auch einer einzigartigen Erbschaft geschuldet. Der eine der kaiserlichen Vorfahren war ein Ausbund der Frömmigkeit, der andere ein solcher der Sanftmut und der Verstandeskräfte, der dritte – Maximilian I. – der Standhaftigkeit, der vierte – Karl V. – des Heldenmuts, Ferdinand I. ein Exempel »unermüdete[r] Wachsamkeit in Regierungs=Geschäfften«. Und so geht es fort im Übergang zu dem soeben zu Ende gegangenen Jahrhundert. Rudolf II. war ein Muster der »Klugheit/ daher er so wohl als wegen Erhaltung der allgemeinen Ruhe ein Vater des Vaterlandes genennet wurde«. Ferdinand III. brachte dem ermatteten Land den Frieden, »wie auch des glorwürdigsten Leopoldi Gottesfurcht/ Staats=Klugheit/ Gelehrsamkeit und Leutseeligkeit in unserm Allerdurchlauchtigsten JOSEPHO,

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als in einem Mittelpuncte/ zusammen kommen/ und in der gantzen Welt die Strahlen ihrer Fürtreflichkeit ausbreiten.«280 So waren die vorzüglichsten Eigenschaften eines Regenten in der Abfolge der Habsburger Kaiser in Erscheinung getreten, um sich in dem gegenwärtigen Repräsentanten des Hauses zu vereinen. Alle Vorredner hatten konstatieren müssen, daß auch ihre Künste nicht ausreichten, der kaiserlichen Vollkommenheit gerecht zu werden. Und so erscheint es folgerichtig, daß ein Rollentausch vonstatten geht. Der Kaiser nebst kaiserlichem Anhang und Hofgestade ehren die Akademie mit ihrer Präsenz. Dem antwortet am Schluß eine mit dem Wort vermählte Musik, wie sie nun ineins mit dem erstarkenden höfischen Wesen zu höchster Entfaltung im Ancien Regime gelangen wird. Nur das höfische ›Gesamtkunstwerk‹ ist am Ende vermögend, höchster herrscherlicher Grandeur ein den Sinnen schmeichelndes Konterfei zu bieten. In einer ›Arie‹, anhebend »Joseph lebe/ dessen Güthe | Alle Welt mit Heil beglückt etc.«, klingt der Festakt aus.281 Nicht mehr zum Vortrag während der Feier kamen Gedichte der akademischen Lehrer, die nur noch unter den Gästen verteilt wurden und die ihrerseits einer eigenen Betrachtung würdig wären.282 Doch nicht genug damit, wurde am Abend ein Feuerwerk in Gang gesetzt. Und den Gästen bot sich nun Gelegenheit, eine emblematische Ehrenpforte zu betrachten, die vor dem Portal zur Ritterakademie zum Lobpreis des Kaisers aufgerichtet worden war.283 Hohe Zeit also, abschließend auch noch einen Blick auf das Gebäude der Ritterakademie selbst zu werfen, dem es vorbehalten blieb, bis in die jüngste Zeit hinein auch und gerade das Erbe der Piasten zu wahren, derer während der feierlichen Zeremonie nicht mit einem einzigen Worte gedacht worden war.

Der neue Bau der Ritterakademie Da nun aber zur Wohnung des Herren Directoris, Herren Academisten, und andern Officianten, ferner für Auditoria, Taffel=Zimmer, Reitbahn, Reitstall, Fecht=Tantz=Boden und andere unentbehrliche Gelegenheit, ein geraumer Platz erfodert wurde: So ist das gantze Viertel von dem Marckt, Johannis= und Steinmarckt=Gasse, darinnen die eigentlichen Stiffts=Häuser zum Theil begriffen waren, zu gedachter Academie erkauffet worden: Da aber dieses schlechte und ungleiche Häuser gewesen, so hat es Kayserl. Maj. gefallen, den Bau gedachter Academie anzubefehlen, darzu Anno 1728. den 5 Julii mit Eröff­nung des ersten Grund=Grabens angefangen, der Bau continuiret, biß Anno 1735. den 24 Junii, im Nahmen und auf Befehl Jhro Kayser= und Königl. Maj. mit vielen Solennitaeten von dem Hoch= und Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Johann Anton Schaffgotsche

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genannt, des Heil. Röm. Reichs Grafen und Semper Freyen, von und auf Kynast. &c. &c. Rittern des goldenen Vließes, der Röm. Kayserl. Majest. würckl. Geheimden Rath, Cämmerern und Ober=Amts Directorem im Hertzogthum Ober= und Nieder=Schlesien, wie auch der beyden Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer Hochansehnlichen Herrn Landes=Haupt­mann, als Kayserl. Hohen Commissario, hierzu der Grund=Stein geleget worden.284

Wieder also gab es mannigfachen Grund zum Feiern. Und das zunächst anläßlich der Grundsteinlegung im Jahre 1735, wurden jetzt doch Medaillen, Schriftsätze und anderweitige Gedenkstücke der inskünftigen Schöpfung einverleibt. Diese geriet schließlich zu einer der eindrucksvollsten baulichen Manifestationen auf schlesischem Boden. Nun verband sie sich mit dem Namen Kaiser Karls VI. Indes war es ein weiter Weg bis dahin und es lohnt sich, die Stationen zu verfolgen, formte sich das Ensemble doch erst sukzessive und nach mancherlei Wechseln unter den maßgeblichen Architekten heraus. Wir erinnern uns, daß die alte franziskanische St. Johanniskirche auch ein Kloster Zum Heiligen Johannis an ihrer Seite hatte.285 In der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte die Kirche einen neuen Chor erhalten, dem eine bedeutende und von dem Geschick der Kirche durchaus abweichende Geschichte bevorstand, sollte es ihm doch vorbehalten bleiben, die Piasten und ihr Wirken über die Zeiten hinweg lebendig zu halten. Die gotische Kirche und das Kloster – ursprünglich in der Neustadt gelegen – waren nach dem Kirchenumbau in die Verteidigungsanlage der Stadt mit einbezogen worden. Im Zuge der weiteren Stadtbefestigung war die Kollegkirche am Schloß 1541 abgerissen und die Innenausstattung zu Teilen in den durch die Reformation freigewordenen Franziskanerkomplex überführt worden. Wenige Jahre später war nach Abriß des Karthäuserklosters an dessen Stelle das Piasten-Mausoleum als Grabstätte der Liegnitzer Piastenherzöge getreten. Seit dem Jahr 1629 fungierte die Kirche bei St. Johannis als evangelische Stadtkirche. Auch sie erfuhr über die Johannisstiftung Georg Rudolfs eine merkliche Aufwertung. Doch ihre Tage waren, wie geschildert, gezählt. Noch zu Ende des Jahrhunderts, genauer 1698, wurde sie den Jesuiten übergeben. Und hier ist – vermittelt über ein Kolleg der Jesuiten – in historisch angemesserer Tiefenperspektive eben einzusetzen mit der Geschichte des Baukörpers der Ritterakademie. Ab jetzt lag auch die baugeschichtliche Hoheit des gesamten Komplexes bei dem Kaiser.286 Die Jesuiten wußten die Gunst der Stunde zu nutzen. Sie schufen Fakten, die auch für den Bau der Ritterakademie Folgen hatten, rückten sie diese doch zeitlich in das zweite Glied. Nur ein Fixpunkt war unverrückbar, der

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Chor der alten gotischen Johanniskirche, der dem Gedenken der Piasten vorbehalten bleiben sollte – eine Option, an der auch der Kaiser nicht zu rütteln wagte. Eben dies aber hatte Konsequenzen für eine alsbald von den Jesuiten geplante Errichtung eines Kollegs. Breslau hatte soeben mit der Niederlegung des alten Schlosses und der Aufführung eines splendiden Bauwerks an den Ufern der Oder ein Exempel statuiert. In Liegnitz sollte – gewiß in insgesamt bescheideneren Dimensionen – Ähnliches erfolgen. Man wählte das allein zur Verfügung stehende Gelände südwestlich der Kirche – mit der wiederum einschneidenden Folge, daß nach dem Abriß der alten Kirche die neue jesuitische Schöpfung aus der Ost-West in die Nord-Südrichtung geschwenkt werden mußte. Aus der Breitseite der Kirche nach Südwesten herauswachsend entstand das Jesuitenkolleg, und das eben mit Folgen für die Anlage der Ritterakademie. Die Errichtung des Baues lag in den Händen des aus bayerisch Schwaben stammenden Baumeisters Johann Georg Knoll.287 Dieser hatte schon in Breslau den Bau der Matthias-Kirche zu Ende geführt und die Doppelkirche des Ursulinenklosters mit Turm und Klostergebäude daselbst geschaffen. Noch bevor er seine Arbeiten in Breslau beendet hatte, erreichte ihn der Auftrag aus Liegnitz. Er entwarf alsbald einen weitausgreifenden Neubauplan für das Jesuitenkolleg. Die 1698 einsetzenden Arbeiten waren 1702 bereits fast vollendet. Auch einen Plan für die Johanniskirche hatte der Architekt in einer flüchtigen Faustskizze entworfen. Aber schon 1704 starb Knoll, bevor das Kolleg vollendet war. Der von Knoll nach Liegnitz gerufenen und dort seit 1705 wirkende Baumeister Martin Frantz führte das Werk bis zum Jahre 1707 zuende. Ihm ist auch das Tor des Jesuitenkollegs zu danken, das auch das Sprintzensteinsche Portal genannt wird.288 Erst jetzt wandte sich die Aufmerksamkeit der Ritterakademie zu, deren Eröffnung, wie geschildert, soeben stattfand. Der Unterricht hatte in den Häusern begonnen, die für das Johannisstift Georg Rudolfs vorgesehen und inzwischen offensichtlich als Unterkunft für Pilger, für Arme und Durchreisende genutzt worden waren. Nach und nach griff man auf weitere Johannishäuser aus. Im Viertel zwischen Nonnengasse, Rosengasse, Johannesgasse und Haynauer Gasse sollte ein das ganze Geviert füllendes Gebäude errichtet werden. Eben an der Nonnengasse, dem hinteren Kohlmarkt, hatten die Jesuiten ihr Kolleg errichtet, worauf bei den weiteren Planungen Rücksicht genommen werden mußte. Als erstes wurde die Reitbahn errichtet und dafür die an der Ecke Rosengasse-Nonnengasse stehenden Stiftshäuser abgerissen. Dieser nun entstehende und 1707 vollendete ›Altbau‹ setzte sich deutlich ab von dem erst

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sehr viel später zur Ausführung gelangenden ›Neubau‹ – ein jedem Kenner der Stadt bis heute vertrautes Bild. Ein erstes architektonisches Glanzstück der Rittterakademie war damit zur Aufführung gelangt. Es ist durch eine reiche plastische Fläche geprägt, wie sie die großen Bau­meister Fischer von Erlach und Lukas von Hildebrandt vorgebildet hatten. Die Übersichtlichkeit und Sättigung der Fläche wird durch fünf sich teilende Pilaster gegeben. Sie betonen mit ihrem Durchstoßen der Stockwerke die Höhe des Hauses und bringen zugleich einen großzügigen Rhythmus in das Liniengefüge hinein. Die Gurtgesimse werden unterteilt und verlieren so an Breitenwirkung. Schließlich betonen auch die bis zur Erde fortgesetzten gebänderten Pfeiler die Höhe des Ganzen, so daß die Fläche Ruhe und Würde ausstrahlen kann. Sparsamkeit in Mitteln und Flächeneinteilung erzeugen eine Harmonie, die im geknickten Mansardendach letzte Belebung erfährt.289

Vorbild für diese eindrucksvolle Nordseite des Kollegs war das soeben fertiggestellte Jesuitenkolleg. Viele Einzelheiten kehren im Altbau wieder. Beide Gebäude entstammen derselben Schule. Frantz, der den Knollschen Kollegbau vollendete, schloß sich auch bei dem Akademiebau an Knoll an. Die architektonische Koinzidenz von Kolleg und Akademie gehörte zu den besonders günstigen Voraussetzungen für das Fortschreiten der Arbeiten an der Ritterakademie, die schließlich zu einem so eindrucksvollen Ensemble von Kolleg, Kirche und Akademie führten, dem sich – ein weiterer Glücksfall – harmonisch das Leubus-Haus hinzugesellte. Nimmt man hinzu, daß Frantz später – nach Plänen Dientzenhofers – auch die Johanniskirche einwölbte und die Turmhauben entwarf, so ist deutlich, daß ihm das entscheidende Verdienst an dieser markanten architektonischen Strukturierung eines ganzen Stadtquartiers in den ersten Dezennien des neuen Jahrhunderts zukommt.290 Die entscheidenden Schritte blieben indes zu tun. Und sie zogen sich nach dem Ausscheiden von Frantz hin, der sich anderen Projekten zuwandte. Den Auftakt machte ein – in der Stadt vermutlich doch als spektakulär empfundener – Abriß. Im Jahr 1713 wurde die Johanniskirche, in der ein Trozendorf begraben lag und die Georg Rudolf als Hofkirche gedient hatte, abgetragen. Bei dem Abbruch der alten Kirche ist wenig pietätvoll verfahren worden. Zahlreiche, zum Teil künstlerisch und historisch wertvolle Epitaphien, wie das Grabmal Friedrichs II., der schöne Hochaltar mit dem Grabmal der Markgräfin

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von Brandenburg, die Grabsteine eines Trotzendorff, eines Hardeck und Hans von Schweinichen sind spurlos im Bauschutt der alten Kirche verschwunden oder haben gar als Baustoff beim Neubau Verwendung gefunden.291

Ein weiteres Sinnbild piastischer Präsenz in der Stadt war dahingeschwunden. Schon ein Jahr später begann man – unter Einbeziehung der Kapelle der alten Kirche für die Piastengruft – mit dem Neubau der Kirche, die ihren Namen bewahrte. Im Jahr 1727 konnte sie eingeweiht werden. Ihr Heranwachsen muß auch Einfluß gehabt haben auf die Entscheidung, die Weiterführung der Ritter­akademie zu betreiben. Es konnte schwerlich ein Zufall sein, daß die Arbeiten ein Jahr nach Vollendung der Jesuitenkirche wieder aufgenommen wurden. Man war sich offenkundig bewußt, daß nur nach Bewerkstelligung dieses noch offenen Postens über das Bauliche hinaus sinnfällig würde, was gerade diesem Areal als Manifestation kaiserlich-konfessioneller Machtdemonstration aufgetragen war. Erst jetzt in der letzten Phase setzte eine durchgängige Planung auf der Grundlage von Entwürfen u. a. von Joseph Emanuel Fischer von Erlach ein.292 Nun wurde ein großzügiger Bau konzipiert. Der Aufriß zeitigte jene ausdrucksvolle baumeisterliche Leistung, die den mächtigen Hof einschloß, in quadratnahem Rechteck gehalten, stets neu überzeugend im Einklang von Breiten- und Längenverhältnissen, in Höhe und Ausdehnung. Der Betrachter empfand dabei ein Gefühl von Kraft und Beständigkeit, von Stärke ohne Starrheit. […] Diese große, schön gegliederte Front zur Haynauer Straße hin mit dem ausgedehnten Geviert dahinter erwarb sich anders, aber ebenso ehrlich wir der Altbau, die Anerkennung der Öffentlichkeit. Ein mächtiger Profanbau, einer der größten Schlesiens, war hier entstanden.293

Mehrere Personen hatten sich schließlich maßgeblich an dem gewaltigen Vorhaben beteiligt. Nicht ausgeschlossen, daß auch ein Mitglied aus dem Lehrkörper der Akademie selbst namens Christian Gottlieb Hertel Anteil nahm an dem Entwurf. Zu vollziehen war angesichts der fortgeschrittenen Zeit, mit der man im Gleichtakt bleiben wollte, der Übergang vom Spätbarock, wie ihn ein Martin Frantz auch in Liegnitz mit ausgeprägt hatte, zum Frühklassizismus, wie er etwa in Berlin soeben in Erscheinung trat. Ein anderer Schlesier, Johann Jakob Scheerhofer, wird gleichfalls am Bau zumal in der Endphase beteiligt gewesen sein. Er war der Vater des Erbauers des Liegnitzer Rathauses Franz Michael Scheerhofer. Letztlich aber trat das Wirken von Architekten

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vor Ort weniger stilprägend in Erscheinung. Der Bau wurde in Wien konzipiert. Die von dem ersten Sachkenner getroffene Feststellung ist verbindlich geblieben, derzufolge »›die Ritterakademie in Liegnitz sowie die Plastiken der Fürstengruft Kinder der Wiener Schule‹« sind.294 Das gibt Gelegenheit zu einer letzten Erwägung, gebunden zugleich an einen nochmaligen Rückblick. Die Errichtung des Jesuitenkollegs wie des Altbaus der Ritterakademie hatte mit einem Kahlschlag begonnen. Die von Georg Rudolf seinem Stiftungswerk zugeeigneten Häuser wurden abgerissen, um Neubauten zu ermöglichen, die schließlich viel Platz benötigten. Wiederum vollzog sich eine womöglich notwendige, jedoch im Gedächtnis zu bewahrende Liquidierung eines piastischen Erbes. Nach der Beseitigung des Stiftsquartiers erfolgte – bis auf den Chor, der den Piasten gewidmet blieb – die der Johanniskirche. Neben den Wahrzeichen der Bürgerschaft, dem Rathaus und den Stadtkirchen, erstreckte sich fortan mit der vollendeten neuen Johanniskirche und dem mächtigen Bau der Ritterakademie ein zweites, vom Kaiser und katholischer Kirche beherrschtes Areal inmitten der Stadt. Der Wechsel, den die auf das Jahr 1675 folgenden Dezennien in den Landen der Piasten gebracht hatten, war besiegelt, und auch der preußische Umschwung änderte daran nichts mehr. Eine durch und durch von dem evangelischen Glauben über Jahrhunderte geprägte Stadt hatte einen unverkennbaren kaiserlich-katholischen Akzent erhalten, und das binnen kürzester Frist.

Noch einmal ein feierliches Zeremoniell und ein Vorausblick auf ein Gehäuse auch der Bücher Neuerlich konnten Festivitäten fast dreißig Jahre nach der Eröffnung der Ritterakadademie begangen werden. Und das anläßlich der Fertigstellung der ›neuen Akademie‹ und der mit ihr verbundenen sog. ›Grundsteinlegung‹, in der ihr diverse Gedenkstücke einverleibt wurden. Es geschah dies in dafür wie geschaffenen Räumlichkeiten, die keinen Vergleich mit dem Provisorium duldeten, mit dem man sich einst begnügen mußte. Wieder sind wir in der glücklichen Lage, über die Zeremonie von einem Zeitzeugen detailliert informiert zu werden, eben dem Historiker von Schulen und Bibliotheken unter besonderer Berücksichtigung der Spuren, die sie und ihre Mitglieder auf den Medaillen der Zeit hinterlassen hatten – Johann Christian Kundmann. 1741 erschien sein Werk. Er hatte also eben noch Gelegenheit, eines der jüngsten Ereignisse der Bildungs- wie der Baugeschichte in seinem Werk zu dokumentieren und ließ sich die Chance nicht entgehen. Wir dürfen uns kurz fassen, verweilen wir doch

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schon beträchtliche Zeit im schulischen Milieu, wie es sich mit dem Wirken der Piasten verband, und haben alle Veranlassung, alsbald zu einem weiteren Kleinod ihrer kulturellen Aktivitäten fortzuschreiten.295 Nun kann, bevor der Reigen der Reden einsetzt, von dem Berichterstatter mit dem Lob Kaiser Karl VI. begonnen werden. Dieser steht in einer Reihe mit den Vorgängern nicht nur des Hauses Habsburg, sondern auch der römischen Kaiser, wissen sich alle Habsburger doch als Repräsentanten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Allerdurchlauchtigste, Großmächtigste und Unüberwindlichste Kayser, König und Herr, Herr Carolus VI. stellet nicht nur aller seiner Glorwürdigsten Vorfahren im Reiche hohe Thaten, Verdienste und Tugenden, sondern auch alles Lobwürdige gedachten Kaysers Iustiniani ins besondere für, indem er die durchgehende Gerechtigkeit ohne der Person eintziges Ansehen handhabet, welches jener in ein Werck zusammen verfasset. Er übertrifft ihn, indem er seine eigene Allerhöchste Person denen Gefährlichkeiten des Krieges unterworffen, welches man von jenem nicht gar gewiß melden kan. […] Endlich hat er nicht nur starcke Befestigungen wider den Erb=Feind, zum Nutzen und Sicherheit der übrigen Christlichen Staaten, mit unerschwinglich scheinenden Kosten und Ent­blössung seiner anderer Länder erbauet, welche er durch den Christlichen Nahmen vor Christen genug beschützet zu seyn vermeinte: Sondern die herr­liche Kirche des Heil. Caroli Borromaei und deren zweyen kostbaren histo­ri­schen Säulen, nebst dem Majestätischen Gebäude der Käyserlichen Burg, und der darinnen gantz neu geordneten Welt=berühmten Bibliothec, setzen ihn weit vor jenen seinen Vorfahren. Und diese übersteiget er annoch ferner in der schönen nach reiner Baukunst theils ausgeführten, theils noch auszuführenden Ritter=Academie zu Liegnitz in Schlesien.296

In Schlesien also setzt sich das kaiserliche Aufbauwerk eindrucksvoll fort. Nun aber erfolgt über den Berichterstatter zu später Stunde eine Wendung, die man nicht mehr erwartet hätte, die aber zeigt, daß der Abstand der Zeit zu einem veränderten Blick auf die Vergangenheit ermutigte. Nicht nur in Wien war über Burg und Bibliothek deutlich geworden, zu welch ansehnlichen kulturellen Taten die Habsburger und insbesondere ihr letzter Repräsentant sich aufzuschwingen vermochten. Auch das schlesische Liegnitz kündete davon. Und das neben anderen Baulichkeiten auch über die Ritterakademie. Ihre Erwähnung bietet das Stichwort, herüberzuwechseln zu den Piasten und namentlich zu Georg Rudolf. Das geschieht mit betonter Zurückhaltung, eben ›beiläufig‹. Doch ist ersichtlich, daß es sich um eine rhetorische Schutzvorkehrung han-

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delt. Denn der Chronist scheut sich nicht, nachdem er das Stiftungswerk kurz rekapituliert hat, den ›Fundations Brieff‹ aus dem Jahre 1653 in vollem Wortlaut zu zitieren.297 Damit waren mit einem Schlag die Verhältnisse zurechtgerückt. Ein Akt historischer Gerechtigkeit hatte statt.298 Am 5. Juli 1728, so der Chronist, wurde der Bau mit Eröffnung des ersten Grund=Grabens im Over=Gässel angefangen, und den 12ten ejusdem der erste Stein in denselben gelassen: Von welcher Zeit an bishero mit dem Bau unausgesetzt fortgefahren worden. Solcher Aller­höch­sten Gnade gegen die Academie haben Jhro Majestät zwar noch viele andere, vornehmlich aber diese, angefüget, daß allerhöchst dieselbte solche selbst durch solenne Legung eines Grund=Steines nochmahls zugründen allermildest ge­ruhen wollen.299

Eine zweite und nun ganz anders geartete Grundsteinlegung geschah dank kaiserlicher Verfügung. Und ihre feierliche Begehung sollte sich über längere Zeit hinziehen und den Chronisten zu einem viele Seiten umfassenden Bericht anregen. Was an feierlichem Ornat anläßlich der über mehrere Tage sich erstreckenden Gründung anhängig war, wurde minutiös einschließlich der zahlreichen Reden festgehalten.300 Es würde sich verlohnen, eine Rekonstruktion und Kommentierung des festlichen Geschehens zu versuchen. Wir nehmen Abstand davon, bewegen wir uns doch ohnehin bereits jenseits der Ära der Piasten und kommen statt dessen abschließend zurück nur auf einen einzigen Punkt, geeignet, herüberzugeleiten zu unserem nächsten Rundgang, wie ein solcher in einer kulturgeschichtlichen Studie zu wiederholten Malen und unter jeweils gewandelter Perspektive anzutreten ist. Eine jede Beschränkung, wie auch wir sie beobachten müssen, kann stets nur pragmatische Gründe haben; der Gegenstand selbst in allen seinen Facetten bleibt für den Kulturhistoriker immer ein nicht zu erschöpfender. Im Jahr 1646 war die Johannis-Stiftung durch Georg Rudolf erfolgt. Unter den 33 Punkten blieb der neunte im vorliegenden Zusammenhang einschlägig. Auch in der Stiftskirche zu St. Johannis befand sich, wie nicht anders zu erwarten, eine Bibliothek. Die Kirche fungierte als Hofkirche. Folglich werden sich dort zumindest Teile der fürstlichen Bibliothek befunden haben. Wie anders hätte der Fürst sich sonst dazu verstanden, ihrer Erwähnung zu tun. Denn nun liest man unter den Bestimmungen ausdrücklich, daß »Vors Neünde die in der Stiefts Kirchen aufgesetzte Bibliotheca deme izt befindlichen Cathalogo nach doselbst stehen verbleiben; in der Wochen auf einen gewissen Tag zu der gelöhrten ersehung geöfnet, undt alle Jahr noch dazu, iedoch mit den Buch-

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binder Kosten zusammen vor Sechzigk Thaler nüzliche Bücher, die Wier, auf gehorsame erinnerung selber benennen wollen, erkauffet, undt von den Stiefts Einkunften bezahlet« werden.301 Die Bibliothek war also explizit in das Stiftungswerk einbezogen, sollte kontinuierlich gemehrt werden und Interessenten öffentlich zugänglich bleiben. Keine Frage, daß Georg Rudolf ihr auf längere Sicht eine eigene Bleibe verschafft hätte. Diesen Schritt zu tun, war ihm nicht mehr vergönnt. Erst unter den Habsburgern erfolgte er, und dies nun selbstverständlich im Kontext der Ritterakademie. Wieder sind wir in der glücklichen Lage, ein entsprechendes Dokument beibringen zu können. In der Gründungsakte aus dem Jahre 1708 liest man unter dem Titel ›Von denen Professoren, exercitien= und Sprachmaistern‹ den folgenden Passus: Es wird auch zum Behuff und Beförderung derer Studien, und zum nutzen der Professoren undt Academisten, die Bibliotheca zu der Academie gegeben, alß zu welcher Jährlich annoch Vor Sechzig Reichsthaler der neuesten und raresten Bücher, der Vorigen stiffts=Verordnung nach, angeschaffet werden sollen; worüber ein ordentlicher Catalogus Von Unserer Königl. Regierung unterschriebener, zu Verfassen, denen außer der Academie sich aufhaltenden kein Buch außzuleihen, denen Academisten aber gegen einem Revers, zum gebrauch zu geben, und der Bibliothecarius auß denen Professoren, durch Unsern Königl. Landeshauptmann und Regierung zu Benennen ist.302

Hier also, auf der Ebene der Bibliothek, wurde Kontinuität gewahrt. Bruchlos ging eine Verfügung Georg Rudolfs über auf die neue Zeit. Und nun sollte ein Gebäude heranwachsen, das den Büchern eine sichere und zugleich eine repräsentative Bleibe bot. Die Geschichte der ›Bibliotheca Rudolphina‹ im Kontext der Geschichte der Ritterakademie gehört zu den reizvollsten Kapiteln einer auf die Kulturgeschichte der Piasten gerichteten Betrachtung. Kein Erschrecken über das bittere Ende darf davon abhalten, sich der über Generationen währenden Zuwendung gerade zu diesem Erbe des Fürstenhauses eingehend erinnernd zu versichern. Nach einer wiederum langen und wie wir hoffen kurzweiligen Wanderung werden wir zurückkehren zu Georg Rudolf und seiner bibliothekarischen Schöpfung sowie dem Gang, den sie durch die Jahrhunderte bis zu ihrem Erlöschen im Jahre 1945 nahm.

7. Fürstliche Memorialstätten Das bibliophile Erbe der Piasten Höfisches ›Gesamtkunstwerk‹ Höfe waren maßgebliche Promotoren kultureller Manifestationen seit dem späten Mittelalter. Für eine Weile schien es zwar, als ob die Städte sie in ihrem Führungsanspruch abzulösen vermöchten. Die anderthalb Jahrhunderte ­zwischen 1400 und 1550 sind die Domäne der Städte und das insbesondere im oberdeutschen Raum. Spätestens seit der Mitte des 16. Jahrhunderts aber setzt ein neuerlicher Ablösungsprozeß ein. Die Höfe steigen unverkennbar nicht nur als politische, sondern auch als kulturelle Macht auf. Was wir uns angewöhnt haben als ›barock‹ zu apostrophieren, ist durch und durch affiziert von höfischem Wirken und höfischen Normen. Die Zentralisierung von H ­ errschaft ist eben keineswegs nur ein politisches, sondern in gleichem Maße ein kulturelles Ereignis. Höfische Kultur ist staatstragende Kultur und als solche seit den Tagen der Frührenaissance in Italien von den Fürsten in ihr politisches Kalkül einbezogen. Der Fürstenstaat und in besonderem Maße die Monarchie sind Pflanzstätten größten Stils für eine herrschaftszentrierte Ausrichtung der Künste. Daß sie in dieser Funktion sich nicht erschöpfen, steht dem nicht entgegen. Im je einzelnen Fall und deshalb alleine in einem ­interpretativen ­Verfahren entscheidet sich das je individuelle Profil eines Werkes, eines Werkensembles, bis zu einem gewissen Grad sogar einer Gattung.1 Zu den kulturmorphologischen Verlautbarungen aus berufenem Munde gehört die provokative Äußerung, daß der Hof in kulturellen Dingen auf das ›Gesamtkunstwerk‹ zustrebt.2 Provokant deshalb, weil bewußt einem Mißverständnis der Boden bereitet wird. Der Begriff ›Gesamtkunstwerk‹, in der ästhetischen Theorie der Romantik zuerst umkreist, bleibt in Theorie und Praxis geknüpft an den Namen Richard Wagners. Dessen Verständnis der Vereinigung der Künste zu einem Ensemble ist denkbar weit entfernt von dem, was gemeint ist, wenn der Begriff auf das höfische Kulturgebaren gemünzt wird. Wagner setzt die Kunst absolut und das Siegel ihrer Absolutheit ist die Verschmelzung ihrer materialiter differenten Ausprägungen in einer aus der Theologie in die Ästhetik versetzten sakralen Aura. Ihr und nur ihr allein ist es vorbehalten, die tiefsten Anliegen, um nicht zu sagen: Mysterien der Menschheit, gipfelnd im

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Wunsch nach Erlösung, zum Ausdruck zu bringen. Die Kunst und nur sie allein ist die authentische Religion.3 Genau umgekehrt im kulturellen Agieren der Höfe. Alle künstlerischen Äußerungen sind restlos funktionalisiert, tragen sie doch bei zu etwas jenseits ihrer, der Feier, der Glorifizierung, der Heiligung von Macht. Sie werden in Gang gesetzt und idealiter im Gesamtkunstwerk synthetisiert, weil in der ästhetischen Totalität ein Widerschein der politischen sich zu erkennen gibt. Indem alle Künste ausgerichtet werden auf ein einziges Ziel, geleiten sie auf je eigene Weise zu dessen sinnlich wahrnehmbarer Manifestation, geben zugleich aber eben auch ihre Eigenständigkeit auf und machen sich dienstbar einem übergeordneten Ganzen, das in ihnen konvergiert. Auch der Fürst ist mehr und anderes als nur der Fürst, ist Repräsentant uneingeschränkter herrscherlicher Macht. Seine Vollkommenheit ist Garant und leibhaftige Verkörperung der Autarkie wie der Würde des absoluten Staates. Es gibt sich darin dessen Aufstieg als einer sakrosankten Institution aus den konfessionspolitischen Bürgerkriegen zu erkennen. Indem die Künste Herrschaft und Herrscher feiern und symbolisch erhöhen, haben sie teil an der Geburt einer geweihten Sphäre, die gerade jenseits ihrer liegt. Für anderthalb Jahrhunderte wird dieses Faszinosum die öffentliche Wahrnehmung von Kultur beherrschen. Und deshalb gehört es wiederum zu den einschneidendsten kulturmorphologischen Begebnissen, wenn seit der Mitte des 18. Jahrhunderts und genauer seit der Empfindsamkeit die Fundamente dieser Absolutsetzung von Macht und der mit ihr verbundenen Indienstnahme der Künste erschüttert werden.

Schrift, Buch und Bibliothek im Arsenal fürstlicher Kulturpolitik Dies in Abbreviatur vorausgeschickt, dürfte verständlich werden, warum auch die Bibliotheken in diesem von Macht imprägnierten Arrangement nicht fehlen dürfen. Sie sind Bestandteil eines Ensembles und wie alle dessen Segmente begabt mit einem nur ihnen eigenen und eben deshalb unverzichtbaren Beitrag. Auch über ihn darf vorab ein idealtypisches Wort verlauten, wenn anders der Stellenwert der Bibliothek im höfischen Zeitalter ins rechte Licht rücken soll. Kein Zeitalter ist lebhafter, ja fieberhafter denkend, glaubend und preisend um das Phänomen der Schrift gekreist als das höfische, das wir auch in diesem Sinne als das ›barocke‹ apostrophieren dürfen. Schrift schien der Garant von Dauer, ja von Ewigkeit. Was dem Menschen als Glied der Natur versagt ist, begründet die Würde der Schrift. Sie ist Signum und Gewähr einer übernatürlichen, einer transmundanen Welt. Ihr ist bestimmt, den Menschen

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zu überdauern. In ihr erhebt sich die Menschheit zu ihrer menschheitlichen, zu ihrer metaphysischen Bestimmung. Schreiben ist Dienst an der Schrift und wird gemessen daran, ob es den damit einhergehenden Anspruch erfüllt. In der Schrift war der göttliche Logos manifest geworden. In jeder schriftwürdigen Verlautbarung wiederholt sich wenn nicht ein hieratischer Akt, so doch eine Inthronisation des Geistes als eines Widerparts der Natur, da mit Unvergänglichkeit begabt.4 Von da aus ist der Schritt zum Buch nur ein minimaler. Wie die Schrift die Materialisation des Geistes, so ist das Buch die Materialisation der Schrift. Schrift tritt im Buch in Erscheinung. Und das im höfischen Zeitalter in niemals vorher dagewesener und nachmals niemals wieder erreichter Opulenz. Im kostbaren Druck, in Lettern und Majuskeln, Zierleisten und Vignetten, Farben und Bildern, feiert sie ihre Urstände. Wo weltliche und geistliche Mächte des Mittelalters in der illuminierten Handschrift ihre Domäne fanden, da Hof und höfische Gesellschaft in dem magistralen Druck. Er hatte vor der Handschrift die Konsistenz voraus, war Bürge von Dauer, als welche höfische Herrschaft sich inszeniert. Die Humanisten hatten die perennierenden Qualitäten von Schrift und Buch entdeckt. Im gedruckten Wort versicherten sie sich ihres Ruhmes über die Zeit hinweg. In der Amalgamierung humanistischer und höfischer Ingredienzen, als welche wir das Barock begreifen sollten, vermählt sich der gelehrte mit dem majestätischen Impetus. An seiner Wiege steht der ehrfurchtgebietende Foliant zum Zeichen souveräner Verfügung über Zeit und Geschichte. Auf Verräumlichung von Zeit ist alle Zurschaustellung von Herrschaft aus. Das Buch genügt diesem Anspruch wie kein anderes Medium – auch nicht das an Farbe und Figur haftende Gemälde. Ist aber in diesem Szenarium nochmals eine Potenzierung denkbar, so nur in einer Richtung. Wo das Buch mit seinesgleichen zusammentritt, beginnt das Spiel der Geister auf neue Weise; sie heben an zu kommunizieren. Und dieses Spiel kennt nur ein einziges Gebot. Es lautet auf Universalität. Alle Stimmen in Raum und Zeit sollen simultan vernehmbar werden. Die Bibliothek ist der Ort, an dem dieses Mirakel statthat. Er ist der der Menschheit würdigste. Im höfischen Zeitalter fungiert der Fürst als sein Schutzgott. Der Ausgriff auf das Weltumspannende, das Totale, verbindet den Regenten mit den Schatzkammern des Wissens. Alles das Wissen Befördernde tritt in der Bibliothek zusammen. Sie ist Schauplatz aller Zeugungen des menschlichen Geistes, bevor im bürgerlichen Zeitalter die museale Ausdifferenzierung einsetzt. Halten wir die vorbürgerliche, halten wir die höfische Schöpfung in Ehren!

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Ihr wenden wir uns im folgenden zu, kehren also zurück in Raum und Zeit und damit zu Empirie und geprägter Physiognomie. Das Exempel bieten wiederum die Piasten.5

Die Bibliothek des herzoglichen Gymnasiums zu Brieg: Symbiose aus fürstlicher und gelehrter Kultur Wir heben mit unserem Gang neuerlich in Brieg an. Dort war in den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts das ›Gymnasium illustre vel ducale‹ geschaffen worden, das rasch Ruf und Nimbus erlangte. Und das, wie sich nun im folgenden immer wieder zeigen wird, auch zu einem Kristallisationspunkt kultureller Aktivitäten geriet. Herzog Georg II. selbst wandte ihm seine Fürsorge zu. Es sollte ein ›Leuchtturm‹ im Herrschaftsbereich der Piasten werden und sich neben der städtischen Metropole Breslau und zumal dessen Elisabethanum behaupten. Dazu bedurfte es der Akquirierung von illustrem gelehrtem Personal, denn nur über dieses vermochte der hohe Anspruch eingelöst und in die Tat umgesetzt zu werden. Neuerlich bewährte sich die Symbiose aus fürstlicher und gelehrter Kompetenz. Sie blieb die klassische kultursoziologische Konfiguration über weite Strecken der Frühen Neuzeit.6 Und so auch auf dem Sektor des Bibliothekswesens, dessen Betrachtung im Umkreis der Piasten hiermit eröffnet wird. Die Geschichte des Brieger Gymnasiums ist zu guten Teilen auch die seiner Bibliothek. Und das in dem doppelten Sinn, daß die herzoglichen Stifter des Gymnasiums ebenso wie seine akademischen Lehrer an ihrem Aufbau beteiligt waren. Sie ist eine genuine Zeugung aus höfischer und gelehrter Initiative.7 Wie kaum jemals in der Geschichte bis in die Tage des Humanismus läßt sich diese doppelte Wurzel über erhaltene historische Kataloge freilegen.8 Eine Darstellung indes, die sich diese Chance zunutze machen und wirklich ins signifikante Detail vordringen würde, besitzen wir bislang nicht. Glückliche Umstände freilich haben es gefügt, daß sie auch heute noch geschrieben werden könnte, auch wenn die Tage aus den dreißiger und frühen vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts nicht wiederkehren werden, da die Kataloge wohlgegliedert nach Provenienzen an ihrem angestammten Ort und in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrem ursprünglichen gymnasialen Verwahrungsort in museal gediegener Umgebung zu betrachten waren. Zudem war ein Hüter zur Stelle, der es als seine Lebensaufgabe betrachtete, der Öffentlichkeit in Artikelserien Kunde zu geben von dem ungewöhnlich reichen Schatz, der da aus der Vergangenheit der kleinen Residenzstadt überkommen war. Ihm werden wir uns vor allem anvertrauen dürfen.9

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Spätmittelalterlicher Auftakt Das literarische wie das bibliothekarische Geschehen gruppiert sich um den Gründer des Hedwigstifts Ludwig I.10 1342 hatte der Herzog die Regierung in Liegnitz angetreten, 1364 übernahm er Brieg von seinem Bruder. Die Inbesitznahme wurde symbolisch flankiert durch den von ihm initiierten Hedwigskult. 1353 erteilte er den Auftrag zur Komposition einer Hedwigslegende in Text und Bild, mittels derer dynastische Kontinuität und territoriale Arrondierung auf dem Weg über Bilder ursprünglicher Zeugungen eine kulturpolitisch aktuelle Legitimation fanden. Der zustande gekommene, reich illuminierte Codex stellte eine Kostbarkeit ersten Ranges dar. Er durfte in gewisser Weise als Emblem des dynastischen Anspruchs der Piasten gelten.11 Parallel dazu entstand zwischen 1382 und 1385 – verfaßt von dem Brieger Kanoniker Peter von Pitschen – eine Chronik der polnischen Fürsten, die de facto gleichfalls eine Verherrlichung des Geschlechts der Piasten im Bündnis mit dem böhmischen Königtum darstellte und beide als Hort der Verteidigung des Christentums im Osten glorifizierte.12 So nimmt es nicht wunder, daß der auf memoria bedachte Fürst auch eine Bibliothek pflegte. Seine Bücher wurden teilweise ausgezeichnet mit Bestimmungen über ihren Verbleib nach seinem Tod. Eine Reihe der solcherart nominierten Exemplare geriet in die Bibliothek des Hedwigstifts und repräsentiert eindeutig vorreformatorischen und vorgymnasialen Besitz. Es handelt sich dabei um Bücher für Gottesdienst und Schule, um juristische Bücher für Ausübung der Gerichtsbarkeit und schließlich um Bücher für weltliche und ganz besonders für geistliche Wissenschaften. Jedenfalls ist die durch die Gunst des Herzogs dem Hedwigstift zuteil gewordene Bibliothek nicht unbedeutend gewesen, wird doch schon 1386 die Einrichtung eines besonderen Bibliothekraumes geplant.13

Zum Stift trat gleichfalls unter Ludwig eine Schule. Auch für ihren Unterhalt waren Bücher vonnöten und sind gleichfalls bezeugt. Die spätere Duplizität war schon im Ursprung wie auch immer rudimentär präformiert.

Inkunabeln und Frühdrucke Nach dem Tod Ludwigs, der bis 1398 regierte, trat eine das 15. Jahrhundert über währende Pause ein, da der Hof bis 1488 nach Liegnitz übersiedelte. Auch Brieg

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litt unter den Hussitenkriegen nachhaltig. Die Hedwigskirche wurde nicht verschont. Nieländer geht davon aus, daß auch die Bibliothek Schaden genommen haben muß. Numerische Angaben lassen sich, wie verständlich, nicht machen. Handschriften aus der Gründungszeit des 14. Jahrhunderts gelangten bei der Mitnahme auf der Flucht durch Domherren nach Breslau. Die Stiftsbibliothek fungierte nach Erfindung des Buchdrucks aber auch schon als – wie auch immer bescheidene – Sammelstätte von gedruckten Büchern. Der älteste nachweisbare Druck stammt ausweislich des Katalogs der ›Bibliotheca antiqua‹ aus dem Jahr 1473. Es handelt sich um die Sermones aurei de sanctis des Leonardus de Utino, die in Köln gedruckt wurden.14 Im gleichen Jahr erschien in Padua das Opus restitutionum von Franciscus de Platea, das gleichfalls bereits in der ›Bibliotheca antiqua‹ stand.15 Immerhin bewirkte der Zuwachs, daß das Kapitel 1482 beschloß, im hinteren Teil der Marienkapelle eine ›Liberei‹ einzurichten. Wie in so vielen Klostern und Dombibliotheken sammelte sich dort wertvollstes Buchgut, das in den Nachfolgeinstitutionen später als der älteste und kostbarste Schatz gehütet wurde. So auch in Brieg. Die nachmalige Gymnasialbibliothek war mit 228 Inkunabeln im Besitz eines respektablen Bestandes. Nieländer als Verfasser eines ihnen im Jahre 1914 gewidmeten Kataloges bezeugt, daß die Mehrzahl von Mitgliedern des Domstifts angeschafft worden war. Zahlreiche handschriftliche Randbemerkungen in ihnen legen Zeugnis davon ab, daß sie vielfach auch wirklich eifrig gelesen wurden. […] Neben zahlreichen theologischen und juristischen Drucken finden wir jetzt außer Chroniken auch viele alte Römer vor wie: Cicero, Horaz, Macrobius, Maurinus, Plinius, Sextus Rufus, Seneca, Silius Italicus, Terenz, Valerius Maximus, Varro und Humanisten wie: Aeneas Silvius, Aretinus Lenardus, Bebel, Berwaldus, Brant, Dante, Ficinus, Petrarca, Philelphus, Laurentius Valla, Wimpfeling.

Auch der Frühdruck fand noch eine Bleibe in der Stiftsbibliothek. Neben Erasmus, Aestikampian, Herrmann v. d. Busche, Eoban Heß, Hutten finden wir unbekanntere wie: Cyklopius, Dantiskus, Math. Funk, Boguslav Hassenstein und den Schlesier Sigismund Buchwald (alias Fagilucus) mit seinen Extemporalitates Wratislavie. Dazu kommt die große Zahl reformatorischer fast nur lateinisch geschriebener Flug= und Streitschriften, darunter über 50 Lutherdrucke.16

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Erlesenes Bibliotheksquartier Dieses reiche bibliothekarische Erbe, das wir ausnahmsweise einmal näher greifen können, wurde mit der Reformation und der Aufhebung des Stifts herrenlos – das übliche Schicksal von mittelalterlichem Kirchen- und Klosterbesitz. In Brieg traf es sich glücklich, daß Friedrich II. und sein Sohn Georg II. den auf Ludwig I. zurückgeleitenden Impetus aufnahmen und kulturpolitisch wirksam wurden. Neben der Wiederaufrichtung des Schlosses und der Stiftskirche gehörte auch die Sorge um die Bibliothek. Wurde das Stift schon 1534 aufgehoben, so ging die Verwaltung doch fort bis in das Jahr 1568. Die Bücher dürften in der Domkirche verblieben sein, wo sie nach dem Zeugnis Lucaes »im Chor oben in einem gewölbten Zimmer stunden/ an der Seiten/ wo jetzo die Fürstliche Schilde und Fahnen hängen: solche Bücher ließ hernach hocherwehnter Hertzog Georgius II. bey Auffrichtung der Bibliothec, von dar herunter/ auff das Gymnasium transferiren.« Wieder sind wir in der glücklichen Lage, über den Chronisten Friedrich Lucae eine authentische Schilderung der Lokalität zu besitzen. Der Herzog ließ ein sehr bequemes und zimlich weitläufftiges helles und mit dreyen ­grossen F ­ enstern versehenes Zimmer bereiten/ und oben an der Decken mit Mahler=Farbe sauber überziehen/ auch mit seinen Repositoriis besetzen/ deßgleichen äusserlich die grosse Thüre mit dem Fürstlichen Schlesischen Haupt=Schild/ dem ­schwartzen Adler/ zieren. Weil dieses Gemach recht quadrat ist/ und also einen ziemlich weiten Platz beschleust/ in dessen Mitten allzeit eine lange/ mit einem Teppicht/ darinnen die vollkommenen Fürstlichen ausgewürckten Wapen zusehen/ bedeckte Tafel/ und auff derselben die Himmels= und Erd Kugel von mittelmässiger Grösse stehet/ daher fällt der Prospect und die Bequemlichkeit desselben den Eingehenden desto besser in die Augen.17

Im reformatorischen Zeitalter: Herzog Georg II. und Joachim Friedrich als Sammler Der Herzog selbst stiftete aus eigenem Besitz hinzu. 54 Bücher ließen sich als seiner Bibliothek zugehörig nachweisen. »Es sind meistens Foliobände, gediegen in Leder gebunden, vielfach mit schweren Metallbeschlägen versehen. Auf dem Vorderdeckel ist in den meisten Fällen der ausdrückliche Zueignungsvermerk an die Bibliothek angebracht. […] Innen in den Büchern steht dann noch seine eigenhändige Namenseintragung: Georg Herzog zur Liegnitz und Brieg m. p.«18

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Der Herzog hatte als getreuer Lutheraner die Jenaer Gesamtausgabe der Werke Luthers sowie die Magdeburger Centurien in seiner Bibliothek, die ansonsten, wie üblich, thematisch breit gestreut war, juristische, historische, chronikalische, fortifikatorische, architektonische, funerale, mineralogische, botanische, zoologische Literatur barg. Eine besondere Kostbarkeit stellten die Musikalia dar, die schon Georg II. bevorzugt pflegte. Rund 400 Bände waren während seiner Regentschaft zusammengekommen. Die Bücher waren nach üblicher Gepflogenheit angekettet. Bei fast allen ließen sich die Spuren noch nachweisen, drei waren sogar im 20. Jahrhundert noch mit Ketten versehen. Unter Joachim Friedrich erfolgte dann eine Vermehrung aus doppelter Quelle. Auf der einen Seite kamen weitere Bücher aus herzoglichem Besitz in die Bibliothek, auf der anderen Seite gab der Herzog die ihm vermachten Bücher von Laurentius Circler weiter, immerhin respektable 78 Bände und zwar meist Foliobände historischen und theologischen Inhalts.19 Es bleibt zu bedauern, daß Nieländer auf die Dokumentation des über Joachim Friedrich erfolgten Zuwachses nicht das gleiche aufmerksame Auge gehabt hat. Das Sammelprofil dieses zweiten herzoglichen Stifters zeichnet sich nicht mehr ab. Es müßte durch nähere Inaugenscheinnahme des Katalogs aus dem Jahr 1622, besser aber noch der erhaltenen Bücher selbst, in Erfahrung gebracht werden.20 Setzte sich die Praxis fort, die Bücher namentlich auszuzeichnen und womöglich sogar mit einem Weiterleitungsvermerk zu versehen, wie unter Georg II. üblich? Wir wissen es nicht. Bekannt aber ist die numerische Größe. Als 1622 eine Summe gezogen wurde, hatte sich die Zahl gegenüber der auf Georg II. datierenden Bücher nochmals verdoppelt.21 Wir halten am Ende eines ersten Rundganges fest, daß die ›Bibliotheca antiqua‹ zu Brieg eine dreifache Wurzel aufzuweisen hat, eine kirchliche, eine fürstliche und eine gelehrte. Will man um der Prägnanz willen die letztere Position noch einmal differenzieren, so wäre zu unterscheiden zwischen Büchern aus Sammlungen von Lehrern des Gymnasiums und solchen für den allgemeinen schulischen Gebrauch, wie sie gleichfalls zusammen mit Karten, Globen etc. unter Georg II. der florierenden schulischen Institution zukamen.

Historisches Kataloggut Wir gehen über zur Geschichte der Bibliothek unter dem bedeutendsten der Piastenherzöge Johann Christian. Mit ihm wird nach dem wichtigen mittel­ alterlichen Vorspiel sowie der gut fünfzigjährigen Geschichte der Bibliothek im Kontext der herzoglichen Gründung des Gymnasiums einschließlich der

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ersten katalogischen Synopsis im Jahr 1622 nochmals ein neues Kapitel eröffnet. Die rund 750 Bände umfassende Bibliothek Johann Christians hatte fast die gleichen Ausmaße wie die ›Bibliotheca antiqua‹ als ganze. Im Gegensatz zu der seiner Vorgänger übersehen wir sie weitgehend. Und das dank des rührigen Rektors Johann Lucas, der im Jahre 1664 einen neuen Katalog vorlegte, der nun erstmals systematisch gegliedert ist und genaue Bandzahlen für die einzelnen Abteilungen enthält.22 Freilich fehlt ihm noch die Namhaftmachung der Provenienzen. Eine solche erfolgt erst in dem letzten Katalog der Brieger ­Piastenbibliothek, den ein weiterer Rektor der Anstalt, Gottfried Thilo, im Jahr 1691 vorlegte.23 In zwei Vorworten geht er sowohl auf die Geschichte der Bibliothek wie auf die Anlage des Katalogs ein. Dieser sei ein Werk seines Vorgängers Johann Lucas und von ihm nur um die zwischenzeitlich eingegangenen Neuerwerbungen ergänzt worden. Die Frage also, wem die entscheidende Bereicherung um Provenienzen zu verdanken sei, bleibt offen. Nun hat sich jedoch im Brieger Katalogaufkommen zusätzlich zu den Verzeichnissen von 1664 und 1691 (und neben dem von 1622) ein offenkundiges Zwischenglied erhalten, das wir bei unseren Recherchen in Breslau entdeckten.24 Es datiert gleichfalls auf das Jahr 1691, ist jedoch inkomplett und mit flüchtiger Schrift in einem schlichten Quartheft festgehalten. Unterzeichnet ist es wiederum von Thilo. Schon in diesem Verzeichnis wird das Vorgehen nach Provenienzen beobachtet, das dann in dem repräsentativ gestalteten Werk aus dem gleichen Jahr ebenfalls vorwaltet. Dem Titelblatt ist zu entnehmen, daß er als »Noviter recognitus atque revisus« betrachtet werden dürfe. Die Vermutung liegt also nahe, daß Thilo die Gliederung des Buchaufkommens der Brieger Gymnasialbibliothek nach Provenienzen zu verdanken ist. Er hätte sich damit um die nachmalige Kenntnis ihrer inneren Verfaßtheit ganz erhebliche Verdienste erworben.25 1639 war Johann Christian im Exil gestorben. Acht Jahre später übergaben seine drei Söhne die Bibliothek ihres Vaters samt dem von ihnen Erworbenen dem Gymnasium, das sie nach wie vor als eine der Obhut der Piasten besonders verpflichtete Einrichtung verstand. Entsprechend ist in dem Thiloschen Katalog nach dem Buchaufkommen aus der ›Bibliotheca antiqua‹ stets in den einzelnen Abteilungen dasjenige Johann Christians und seiner Söhne aufgeführt. Und das eben, wie nochmals zu betonen, Titel für Titel. Eine optimalere Voraussetzung für die Analyse einer Sammlung ist nicht denkbar. Es wäre von großem Reiz, eine solche einmal exemplarisch und detailliert durchzuführen, was hier nicht geschehen kann.26

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Mystisch-spiritualistische Literatur unter Johann Christian Wir dürfen uns zunächst durchaus wiederum den Hinweisen unseres Gewährsmannes anvertrauen und diese sodann ein wenig weiterführen. Unter Johann Christians Büchern nehmen auf dem Gebiete der Theologie die schwärmerisch=mystischen einen großen Raum ein. Neben Schwenkfeld hat ihn vor allem Weigel beeinflußt. ­Daneben findet sich eine große Zahl z. T. seltener Schriften der sog. Rosen­kreuzer. Streng wissenschaftliche Werke über Mathematik und Astronomie und über Festigungskunst stehen neben dem phantastischen Theophrast Paracelsus oder Büchern über chymische Philosophie und den Stein der Weisen. Große Folianten mit zahlreichen Kupfern erläutern die Wunder der neuen Welt, daneben die zierlichen, jetzt so gesuchten Elzevire im Duodezformat.27

Dieser – mühelos zu erweiternde und zu vertiefende – Befund ist auch in der vorliegenden Abbreviatur sprechend genug. Gewiß ist erkennbar, daß auch Johann Christian weiterhin theologische Grundlagenliteratur einkaufte, Editionen biblischer Texte, Kommentare, Exegesen etc. Insbesondere ist selbstverständlich die neuere reformierte Literatur präsent, darunter nochmals schwerpunktmäßig das Werk des Abraham Scultetus, aber auch das von David Pareus. Doch das theologische Interesse erstreckt sich nun weit darüber hinaus. Attraktiv für den Herzog sind diejenigen Figuren, die sich dem Zwang zur konfessionellen Positionierung entziehen, den Weg in die innere Glaubenserfahrung beschreiten, neben dem biblischen Text den Geheimnissen der Schöpfung auf der Spur sind, über die neuen Wissenschaften und vor allem die Medizin Aufschlüsse über die Bestimmung des Menschen zu gewinnen hoffen. Dem entspricht das merkliche Interesse an der Mystik, zumal an dem Werk Taulers. Und dem korrespondiert desgleichen die Präsenz des Arndtschen Werkes in der herzoglichen Bibliothek. Daß er sich nicht gescheut hat, das hochspekulative Werk der schlesischen Mystik zur Kenntnis zu nehmen, und daß er Grundtexte Jakob Böhmes in seiner Bibliothek stehen hatte, beweist, daß hier nicht in erster Linie der Kosmos der Wissenschaften zum Erweis fürstlichen Repräsentierens versammelt wurde, sondern Literatur, die Hilfe bei der Lösung des konfessionellen Dilemmas zu vermitteln versprach. Daß dieses offenkundig existentielle Lektürebedürfnis durchaus einhergehen konnte mit dem Interesse an Schilderungen, wie sie etwa über Entdeckungsreisen in die neue Welt vorlagen, ist gleichfalls deutlich.

Das bibliophile Erbe der Piasten

Europäische und jüngste deutsche Literatur Johann Christian war Zeuge einer neuen Entwicklungsetappe der europäischen wie der deutschen Literatur. Nieländer gibt auch hier aufschlußreiche Winke. Erhalten haben sich auch die Bücher aus seiner ersten Knabenzeit; so seine wohl erste lateinische Gramatik [!], der Donatus Scholae Gorlicensis, den er nach dem Aufdrucke auf dem Vorderdeckel 1598, also im Alter von 7 Jahren bereits durcharbeiten mußte. Die Cyropaedia nova et Christiana hat er bereits mit 10 Jahren gelesen. Als 16= und 17=jähriger liest er französische und italienische Bücher; und während er bisher Eintragungen in deutscher und lateinischer Sprache machte, macht er sie jetzt in französischer und italienischer.28

Wer jedoch vermeinte, nun maßgebliche Werke der italienischen oder französischen Renaissance in seiner Bibliothek vorzufinden, sieht sich enttäuscht. In dieser Richtung wurde keinesfalls systematisch gesammelt. Die deutsche Literatur förderte Johann Christian nach Kräften, wie wir hören werden. Um so erstaunlicher, daß sie in seiner Bibliothek gleichfalls kaum Spuren hinterlassen hat. Von Opitz finden sich der Vesuvius und seine Poetik, katalogisch rubriziert unter dem Titel ›Von der deutschen Sprache‹, sowie seine Übersetzung von Sophokles’ Antigone. Das ist wenig genug und verdankt sich vermutlich der Zueignung durch den Autor selbst. Johann Christians Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur ist ein indirekter. Er war mehr als ein Schirmherr. Als aktiver Teilnehmer an der geistigen Auseinandersetzung seiner Zeit, die sich noch einmal ganz vorwiegend im Horizont der Theologie vollzog, gab er der humanistischen Intelligenz ein Beispiel dafür, daß die konfessionellen Zwänge und dogmatischen Fixierungen umgangen werden konnten. Einen Regenten dieses intellektuellen Habitus in der unmittelbaren Umgebung wirken zu sehen, muß für die Generation um Opitz eine Ermutigung bedeutet haben, wenn sie Schritte in eine ähnliche Richtung unternahm, die in ihrem Werk merkliche, jedoch bislang zu wenig wahrgenommene Spuren hinterließ.29

Aus dem Umkreis des Reformiertentums herrührendes Sammelgut: Melchior Lauban Aus der Wirkungszeit Johann Christians sind neben seiner eigenen auch die beiden inkorporierten Bibliotheken Melchior Laubans und Peter von Sebot-

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tendorfs einzeln verzeichnet. Über den Rektor des Gymnasiums wurde bereits gesprochen. Dreihundert Bände kamen über sein Vermächtnis in die Gymnasialbibliothek. »Besonderen Wert besitzen sie nicht« stellt Nieländer lakonisch fest. Doch was ist das Kriterium für ›Wert‹ im Blick auf Büchersammlungen der Frühen Neuzeit? Spricht Nieländer davon, daß dem Schulmann in schwierigen Kriegszeiten »die Mittel zum Anschaffen einigermaßen wertvoller Bücher« fehlten, so wird hier eben ein Kriterium stillschweigend zugrundegelegt, das nur sehr bedingt stichhaltig ist.30 Eine Bibliothek mit seltenen, womöglich unikaten Schriften auch ohne spektakuläre Titel ist nicht weniger ergiebig als eine solche mit klangvollen Namen oder herausragenden Handschriften. Was verschaffte sich der Rektor eines angesehenen Gymnasiums in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zum häuslichen Studium? Wäre diese Frage detailliert beantwortet, träte das intellektuelle Milieu im Schlesien dieser geradezu schicksalhaften Jahre prägnanter hervor als über die meisten andersgearteten Zugänge. Denn viel überzeugender als Schriften selbst vermögen Büchersammlungen Zeugnis von dem intellektuellen Kosmos abzulegen, in dem ein Gelehrter sich bewegt, kommt doch erfahrungsgemäß nur ein Bruchteil aus ihnen in der eigenen Produktion zur Ausformung. Lauban ist der erste explizit reformierte Rektor der Brieger Anstalt und genoß gewiß auch als solcher die bezeugte hohe Wertschätzung seines Herzogs. »Es sind in der Hauptsache reformierte Streitschriften«, die sich laut Nieländer in seiner Bibliothek befinden.31 Ein Blick in den Katalog des Jahres 1691 lehrt ein anderes. Lauban hat mehr als ein Dutzend Schriften aus der Feder des großen Theologen und Verfassers des Heidelberger Katechismus Zacharias Ursinus in seiner Bibliothek gehabt. Gut bestückt war sie mit Werken Calvins, Piscators und Hieronymus Zanchis, des großen, aus Italien emigrierten, in Straßburg wirkenden und mit Sturm eng befreundeten, später in Heidelberg lehrenden und mit Ursinus vertraulich verkehrenden Theologen.32 Die Kämpfe um die rechte Gestalt des Abendmahls, von den Lutheranern immer wieder als scharfes Geschütz aufgefahren, bewertete er als ›Logomachia‹. Aber deshalb ›Reformierte Streitschriften‹? Schließlich gab Zanchi noch der 1581 erschienenen Harmonia confessionum fidei, orthodoxarum et reformatarum ecclesiarum von Salvard die Stichworte. Nicht entfernt also erschöpft das Reizwort diese gelehrte und im Falle Zanchis zugleich wiederholt hochspekulative Literatur – eine Quelle ersten Ranges für gegenwärtige wissensarchäologische Erkundungen.

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Ein Blick in die Bibliothek Peter von Sebottendorfs Peter von Sebottendorfs Bibliothek stand seit 1647 im Gymnasium und kam im Jahre 1660 endgültig in dessen Besitz. Die respektablen 548 Bände sind nochmals von großem Interesse, repräsentieren sie doch gemäß Vita und beruflicher Karriere ihres allzu früh verstorbenen Sammlers ein vielfach andersgeartetes Profil. Bibliotheken bleiben wie Gesichter geprägt durch Physiognomien. Auch in der kürzesten Charakteristik muß davon eine Anschauung sich einstellen.33 Anders als Lauban hat Sebottendorf eine universale Bibliothek geführt. In allen Abteilungen des Katalogs von 1691 – mit Ausnahme der Medizin – ist er vertreten. Seine theologische Bibliothek war – darf man sagen: bezeichnenderweise? – eher schwach besetzt. Gut sortiert war die juristische Abteilung. Neben Klassikern wie Goldast oder Zasius standen diverse ›Annotationes‹, ›Quaestiones‹, ›Conclusiones‹, ›Constitutiones‹, ›Disputationes‹ etc. Ein ausgebildeter Jurist hatte hier das für ihn Nützliche zusammengebracht. Wie kein anderer der Stifter und Gründer der Bibliothek hatte Sebottendorf ›Historica‹ im weitesten Sinn gesammelt, wie er sie für seine beruflichen Zwecke in besonderem Maße gebrauchen mochte. Universalgeschichten und Chroniken, Annalen und Genealogien nebst Florilegien, die antike Historiographie, Landes- und Territorialgeschichten sowie die aktuellen großen Kompilationen standen hier zusammen, aber auch ›Geographica‹, ›Politica‹, selbst noch ›Ethica‹, ›Geometrica‹ und ›Rhetorica‹ wurden unter diesem Titel geführt. Der Einschlag des Italienischen innerhalb der Oktavbände, die da unter dem nicht zutreffenden Obertitel des Französischen versammelt waren, blieb deutlich erkennbar. Werke wie Gli Oltraggi d’amore, e di fortuna von Alessandro Donzellini oder die Capricci del Bottaio von Giovanni Battista Gelli oder ein unspezifizierter Petrarcha Italienisch wurden hier ebenso eingereiht wie die Essais Montaignes oder La Sepmaine und eine Suite des Œuvres von Du Bartas. Auch Barclays Argenis (wohl in der Opitzschen Übersetzung) fand hier ihren Platz. Die Grenzen zu der letzten Gruppe der ›Libri Philologici et Philosophici‹ waren eben nicht nur im Blick auf die Bibliothek Sebottendorfs fließend. Hier standen neben der gut sortierten antiken Literatur etwa die Epistolae Familiares von Guevara oder ›fünfzehn Stück Italienischer alten Comoedien‹. Von einer irgend gearteten Bemühung, der Bibliothek die neuere Literatur etwa der Romania in größerem Umfang zuzuführen, konnte nach Ausweis der Sebottendorf im Katalog zugeschriebenen Titel keine Rede sein. Die deutschsprachige zeitgenössische fehlte ganz. Nun existiert jedoch in dem Katalog eine eigene Abteilung ›Libri Italici et Gallici‹ im Anschluß an die philologische und

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philosophische Rubrik. Sie ist nicht mehr nach Besitzern oder Stiftern gegliedert. Sehr wohl möglich also, daß sie auch von Büchern aus Sebottendorfs Bibliothek gespeist wurde.

Schlußakkord unter Georg III. und Georg Wilhelm Der letzte qualifizierte Zugang erfolgte durch Johann Christians Sohn Georg III. 1664 war er gestorben. Im gleichen Jahr hatte Rektor Johann Lucas die Bibliothek verzeichnet. Georgs Bücher kamen erst ein Jahr später durch seine Tochter Dorothea Elisabeth als eine Schenkung in die gymnasiale Kollektion. Entsprechend werden sie in dem Katalog von Thilo unter ihrem Namen und nicht dem des Vaters ausgewiesen. Der Zugang betrug immerhin nochmals 304 Bände. Auffällig ist die starke Repräsentanz französischsprachiger Bücher. Auch dürfte der prozentuale Anteil deutschsprachiger Titel gegenüber den Vorgängern erheblich zugenommen haben. Schließlich erfuhr die Brieger Schöpfung über Georgs III. Bücher nochmals qualifizierten Zuwachs an ›libri medici‹. Platters De Corporis Humani Structura et Usu stand hier ebenso wie Gessners Historia Plantarum und eine Reihe von Kräuterbüchern. Auch Paracelsus war nochmals in der Bibliothek des Sohns anzutreffen. Unter den philologica wäre eine gewisse erkennbare Vorliebe für Emblemliteratur vielleicht zu akzentuieren. Die Astrée d’Urfés war ins Haus gekommen, ebenso die Ariane von Desmarets. Meyfarts Teutsche Rhetorica gab es. Ein wenig zeitgenössische neulateinische Literatur war da. Aber die deutsche fehlte immer noch. Es bleibt zu bedauern, daß die letzten Jahre der Piastenherrschaft bibliothekarisch in Brieg nicht mehr dokumentiert wurden. Dieses Bedauern wurde bereits von Rektor Thilo im Vorbericht zu seinem Katalog zum Ausdruck gebracht. Es heißt dort, daß über die ›neuen und raren‹ Bücher der beiden letzten Herzöge Christian und Georg Wilhelm anderweitig bestimmt wurde. Sie hätten die fürstliche Bibliothek ›sehr vermehrt und stattlich gezieret‹. Allein auf Anordnung der verwitweten Herzogin Luise wurden sie nach dem Tode des letzten Piasten nebst anderen Allodialstücken 1676 nach ihrem Witwensitze Ohlau gebracht und nach ihrem Absterben 1680 von deren Tochter, einer Herzogin von Holstein, dem damaligen fürstlichen Hofmeister Franz Heinrich von Hohenhausen und dem Hofprediger Anton Brunsenius um einen geringen Preis verkauft.34

Das bibliophile Erbe der Piasten

Vielleicht wäre die Zahl von 3000 Bänden in der Piastenbibliothek noch erreicht worden. Thilo, der den Buchzugang nach Georg III. nicht mehr verzeichnet, von dem es offensichtlich keine weiteren Zeugnisse gibt, kommt auf 2839 Bände. Im Anhang werden jedoch auch noch Verluste dokumentiert. Sie spielten desgleichen in die Verhandlungen hinein, als das Amt des Bibliothekars von Thilo auf Bernhard Winkler von Sternenheim überging. Er bedauert »den Abgang vieler wertvoller Bücher ›als eine altgeschriebene Chronika, Chronologia latina illustrissimi Johannis Christiani Msc. und andere mehr, welche allezeit unter die besten Cimelia hiesiger Bibliotheque seynd gerechnet worden.‹«35 So oder so indes repräsentierte der Katalog des Johann Lucas in der Weiterbearbeitung durch Thilo den Schatz, den Brieg zum kulturellen Erbe der Piasten über die Gymnasialbibliothek beibringen konnte. Ein gesonderter Katalog der Handschriften ist nicht bekannt.

Die Zeit nach den Piasten in bibliothekarischer Optik Die bibliotheksgeschichtliche Literatur, vor allem durch Nieländer vertreten, hat sich verständlicherweise auf die Piastenbibliothek konzentriert. Den weiteren Wachstumsprozeß der Gymnasialbibliothek vermögen wir nur noch ausnahmsweise zu verfolgen. Er war – neben gelegentlichen und vermutlich bescheidenen Zuweisungen in der preußischen Zeit durch das Königliche Konsistorium in Breslau – gewiß vor allem geprägt durch Donationen der Professorenschaft. 450 Bände kamen über die Kollektion des erwähnten Rektors der Anstalt Bernhard Winkler von Sternenheim hinein.36 Er hatte auf ausgedehnten Reisen zahlreiche fremdsprachige Werke erworben, darunter nun erstmals auch reichlich englischsprachige. Kaum indes war die Bibliothek unter seinem Rektorat wieder hergerichtet, da drohte ihr der Untergang. Nicht nur das Schloß und die Schloßkirche, sondern auch der Dachstuhl des Gymnasiums geriet bei dem Angriff Friedrichs des Großen in Brand. Auch wurden die Bücher durch die Soldateska in Mitleidenschaft gezogen. Im Siebenjährigen Krieg wurde die Bibliothek als Getreidespeicher benutzt. Über Rektor Karl Heinrich Theune ist bezeugt, daß eine Reihe von Büchern beschädigt und zerrissen waren.37 Zusammen mit dem ersten Historiker des Gymnasiums Johann Gottfried Weinschenk und mit dem Professor für Theologie und Sprachen August Gottlieb Maier machte er sich neuerlich an die Restitution der Bibliothek.

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Vereinigung von Piasten- und Gymnasialbibliothek Eine einschneidende Maßnahme erfolgte dann in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts. Der durch zahllose Publikationen hervorgetretene Rektor des Gymnasiums Friedrich Schmieder veranlaßte, daß die Piastenbibliothek mit der des Gymnasiums zusammengelegt wurde.38 Die Freude an so mancher wertvollen, alten Ausgabe, besonders römischer Klassiker, an so mancher Aldine, die noch heut das Entzücken jedes Bücherliebhabers bildet, mag ihn dazu veranlaßt haben. Zum Segen ist dies gutgemeinte Unternehmen nicht ausgeschlagen. Beide Büchersammlungen standen sich gegenseitig im Lichte, da für beide die Übersicht, die schnelle Zugänglichkeit und damit die Benutzbarkeit erschwert wurde.39

Das Resultat dieser Vereinigung nach einer nochmals mehr als zweihundert Jahre währenden Geschichte der Gymnasialbibliothek im Anschluß an die der Piastenbibliothek ist in Gestalt von Teilkatalogen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts aktenkundig, die erstaunlicherweise der Forschung entgingen und auch bei Nieländer keine Erwähnung finden. Uns ist keine Arbeit bekannt, die diese doch unschätzbaren Dokumente einer Analyse unterzogen und womöglich Älteres von Neuerem im Blick auf Provenienzen geschieden hätte.40 Typisch für die Bibliothek war, daß das aus der Piastenzeit herrührende Buchaufkommen neben dem nach 1675 ins Haus Gelangten stand. Das verlieh auch dieser gymnasialen Bibliothek wie so vielen anderen im alten Deutschland ihre historische Patina. Die – vor allem gewiß gymnasiale – Benutzerschaft konnte umstandslos ebenso zu Büchern des 16. Jahrhunderts greifen wie zu den jüngst akquirierten. Für die historische Orientierung ist ein solcher über Jahrhunderte gewachsener Buchbestand ein idealer Fundus. Und die Vermutung, daß ihre Krise auch mit dem Verlust ungezählter historischer Buchquartiere zusammenhängen könnte, dürfte viel für sich haben.41 Schwenke, dem die Daten aus dem späten 19. Jahrhundert vorlagen, beziffert den Bestand der nunmehrigen Gymnasialbibliothek 1893 auf ca. 14000 Bände und 19 Handschriften.42 In Praesents Bibliotheksführer aus dem Jahr 1929 ist sie – wie zahlreiche andere Gymnasialbibliotheken – verschwunden.43

Das bibliophile Erbe der Piasten

Historische Rekonstruktion der Piastenbibliothek im Piastenschloß Die letzte eingreifende Handlung in der Geschichte der Bibliothek vor ihrem Untergang vollzog sich in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Nieländer hatte seinen Vortrag aus dem Jahre 1922, dem wir hier vor allem gefolgt sind, mit einer Aufführung der gravierendsten Verluste – darunter eben auch der Handschrift mit der Hedwigslegende und der gleichfalls erwähnten Chronica Principum Poloniae – sowie mit einem knappen Verweis auf die bewahrten Kostbarkeiten beendet. Dann wurde der Blick auf die Zukunft gerichtet. Der um die Bibliothek sich mühende Gelehrte trat mit einem beherzten und weiteste Dimensionen eröffnenden Vorschlag hervor. Zunächst wäre sicherzustellen, daß die Bibliothek zusammenbliebe und nicht etwa einem größeren Institut einverleibt würde. Dann aber wäre innerhalb ihrer eine Trennung zu vollziehen. Man müßte die alten, wertvollen Bestände von der später eingerichteten eigentlichen Lehrerbibliothek, der sie seit Beginn des vorigen Jahrhunderts ohne rechtes Verständnis z. T. geradezu sinnlos eingereiht wurden, völlig ausscheiden und am besten in einem besonderen Raum getrennt unterbringen. Das ist ohne Schwierigkeit durchzuführen, da die Zahl der hierfür in Betracht kommenden Bände 3000 nicht viel überschreitet. Außerdem haben wir noch vom Chronisten Lucä eine genaue Schilderung des alten Bibliotheksraumes kurz nach dem Aussterben der Piasten. Wir haben auch noch die alten handschriftlichen Kataloge, nach denen sich die Bücher leicht in der Weise aufstellen lassen, wie sie früher gestanden hatten. […] Baudenkmäler sucht man gewissenhaft durch Konservatoren vor Schädigung durch unberufene und unverständige Hände zu schützen, die ehrwürdige Piastenbibliothek des Brieger Gymnasiums, ein fast einzigartiges Denkmal altschlesischer Kultur, verdient solchen Schutz in erhöhtem Maße.44

Kein Jahrzehnt später war der Wunsch Wirklichkeit geworden. Und das wie durch ein Wunder. Die kostbare Musikbibliothek war schon seit langem in Breslau.45 Nun tauchte anläßlich einer fälligen Erweiterung der Räumlichkeiten des Gymnasiums der Gedanke auf, die alten Drucke insgesamt der Staats- und Universitätsbibliothek in Breslau zu überweisen. Das Provinzial-Schulkollegium hatte den Plan ersonnen. Blindes Verwaltungshandeln bedrohte die Fortexistenz einer historischen Bibliothek vor Ort. Es gelang dem guten Geist in Gestalt Nieländers, die Direktoren der Breslauer Universitätsbibliothek von der Absurdität des Vorhabens zu überzeugen, so daß sie selbst sich zu Fürsprechern des

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Verbleibs am angestammten Platz machten. In dem für museale Zwecke hergerichteten Piastenschloß fand nun auch die Piastenbibliothek – wohlgegliedert nach den Provenienzen, wie sie die alten Kataloge vorgaben – Aufstellung. Ein Juwel regionaler, deutscher und europäischer Buchkultur war gerettet und nach dem ersichtlich sinnvollsten Prinzip der Anschauung zurückgewonnen.46

Eine letzte Momentaufnahme Ein Historiker hat die neugeschaffene museale Schöpfung noch während des Krieges nicht nur zu Gesicht bekommen, sondern darüber auch berichtet. Es handelt sich um Eberhard Richtsteig.47 Ihm verdanken wir die letzte Momentaufnahme. Noch einmal wird der Bestand nach katalogisch ausgewiesenen Zahlen und gegliedert nach den Fachgebieten namhaft gemacht. 3370 Bände waren ursprünglich vorhanden. In allen Abteilungen waren Verluste zu beklagen, teilweise eben schon auf das 17. Jahrhundert zurückgehend. 2991 Bände hatten die Zeiten überdauert und standen nun im Museum zusammen. Mit Richtsteig kann man das Fehlen kompletter neuer Kataloge nur bedauern. Nieländer, so erfahren wir von unserem letzten Gewährsmann, hatte sich sehr wohl auch in dieser Hinsicht betätigt. Ein maschinenschriftliches Verzeichnis lag in mehreren Exemplaren vor. Er umfaßte sinnvollerweise das, was in die Kataloge von Lucas bzw. Thilo noch nicht eingegangen war. Entsprechend verzeichnete Nieländer die 387 noch vorhandenen Bände der Sammlung Winkler von Sternenheims, schlüsselte »elf Mischbände [mit] […] Druckschriften verschiedener Herkunft« auf und dokumentierte schließlich »allerlei nachträgliche Erwerbungen«, insgesamt 161 Bände.48 Nieländers Werk stellte also eine unschätzbare Ergänzung zu den historischen Katalogen dar. Es muß ein dringliches Anliegen der Forschung sein, nach dem Verbleib dieses Nieländerschen Kataloges Erkundungen anzustellen. Richtsteig selbst sah seine Aufgabe darin, die besonderen Kostbarkeiten der historischen Bibliothek nochmals im einzelnen und gegliedert nach Fächern aufzuführen und jeden einzelnen Titel mit dem Vermerk seiner Herkunft zu versehen. Insbesondere für die Dokumentation der in Brieg verbliebenen Handschriften dürften seine Expertisen von besonderem Wert sein. Wir entnehmen seinen Ausführungen mit Interesse die abschließenden Bemerkungen über die reichlich vorhandenen Personalschriften in der Bibliothek.49 Allein 34 Bände mit Leichenpredigten weist Richtsteig aus. Ein Dutzend davon entstammte der Bibliothek Johann Christians. Auch das würde den Zusatz Richtsteigs »vor allem, aber nicht ausschließlich, auf Standesper-

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sonen« hinlänglich erklären. Aber auch Georg III. hatte fünf Bände in seiner Bibliothek, Sebottendorf sechs. Natürlich aber standen schon in diesen auch Texte zu anderen Anlässen. Die bereits unter den Leichenpredigten aufgeführten Bände 32 und 71 der Bibliothek Winklers von Sternenheim, die Mischbände 1, 4 und 5 sowie die Nachtragsbände 69, 70 und 71 sollen nach Ausweis Richtsteigs besonders reich an zusätzlichem nichtfuneralem Schrifttum gewesen sein. Darüber hinaus besaß Winkler von Sternenheim zwei weitere Bände (Nr. 51 und 96) mit Gedichten zu Hochzeiten, Geburten etc. In seiner Bibliothek stand auch eine zehn Bände umfassende Kollektion mit Dissertationen. Unter den später in die Bibliothek eingefügten Bänden war einer mit den so überaus gesuchten akademischen Einblattdrucken (Nr. 50). Wie nicht anders zu erwarten, war also auch die Brieger Gymnasialbibliothek gut bestückt mit Klein- und Personalschrifttum, wie dies für die gymnasialen Bestände im alten deutschen Sprachraum insgesamt typisch blieb.

Untergang und partielle Wiederauferstehung: Breslau und Brieg Wir wissen nicht, welchen Weg die Piastenbibliothek, eben restituiert, im Zweiten Weltkrieg genommen hat. War die Bibliothek als ganze oder zu Teilen, wie zu vermuten, ausgelagert? Verblieb sie im Schloß? Welche Umstände bewirkten es, daß sie nach dem Krieg zum übergroßen Teil in die Breslauer universitäre Neuschöpfung gelangte, wertvolle Teile jedoch in Brieg verblieben bzw. dorthin zurückkehrten? Und wie steht es um das Gerettete? Im letzten offiziellen Bericht lesen wir, daß 5256 ›Alte Drucke‹ in der Universitätsbibliothek Breslau verwahrt würden.50 Das wären weit mehr, als in der Piastenbibliothek einschließlich derjenigen Winkler von Sternenheims standen. Es war also erheblicher Altdruckbestand auch in der Gymnasialbibliothek im engeren Sinn zusammengekommen. Untersuchungen zu den Provenienzen scheinen noch nicht durchgeführt zu sein. Sie wären über die erhaltenen alten Kataloge möglich und selbstverständlich überaus erwünscht. In Brieg selbst werden am angestammten Platz im wiederhergerichteten Piastenmuseum 33 alte Drucke aus der Piastenbibliothek bewahrt.51 Als wir das Museum im Jahr 2005 besuchten, rüstete man sich bereits zu den Jubiläumsfeierlichkeiten des Piastenherzogtums im Jahr 2011. Wie sehr hätte man gewünscht, daß sie zustande gekommen wären! Anläßlich ihrer hätten gewiß auch die Bücher der ›Bibliotheca antiqua‹ sowie Johann Christians, Melchior Laubans, Peter von Sebottendorfs, Georgs III. und möglicherweise Winkler von Sternenheims noch einmal das Auge der gewiß zahlreichen Besucher erfreut. Wäre sodann

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Musik aus den genuinen historischen Brieger Beständen erklungen – eine Wiederauferstehung herzoglicher Kultur der Brieger Piastenzeit hätte stattgehabt, in der zugleich eine Wiederbegegnung mit dem alten Europa erfolgt wäre.52

Die ›Bibliotheca Rudolphina‹ zu Liegnitz Bibliotheken aus dem gehobenen Bürgertum, aus Gelehrtenkreisen, gelegentlich des Adels, pflegen sich mit einzelnen Namen zu verbinden. Fürstliche Bibliotheken zeichnen sich durch mehr oder weniger kontinuierliche Pflege in einer Dynastie aus. Und ist diese so lange in herrschaftlichem Stand wie die Piasten, so erscheint die herausragende Statur eines einzelnen Fürsten in der Rolle des Sammlers als ungewöhnlich. In Liegnitz ist – anders als in Brieg – dieser Fall eingetreten. Die Stadt war über Kirchen, Klöster und Schulen wie anderwärts mit Bibliotheken ausgestattet. Auf dem herzoglichen Schloß indes tritt die Bibliothek aus dem Dunkel erst mit der Gestalt Georg Rudolfs. Der erste Fundator der Lignitzischen Bibliothec ist Hertzog George Rudolph/ umb die Jahre 1617. Anno 1618. gewesen; dieser curieuse Liebhaber rarer und schöner Bücher erkauffte auff seiner Peregrination in Italien/ und andern Orten/ mit grossen Unkosten die raresten und vortrefflichsten Authores, brachte selbige mit sich in Schlesien/ und legte/ wie gesagt/ eine Bibliothec an.53

So äußert sich lakonisch und apodiktisch Friedrich Lucae. Gewiß traf er einen Kern der Sache. Die Bibliothek verdankt ihre Physiognomie – ungeachtet gewiß vorhandenen älteren herzoglichen Besitzes – dem Namensgeber Georg Rudolf. Wir aber müssen uns natürlich der genaueren Umstände versichern.54

Georg Rudolf und Sophie Elisabeth als Bibliophile Georg Rudolf hatte seine erste Erziehung und Ausbildung am Hofe seines Vormundes Karl II. zu Oels unter Leitung des Juristen Konrad Passel erhalten.55 Schon dort befand sich nach allem, was wir wissen, bereits eine Bibliothek.56 Der Universitätsbesuch in Frankfurt in den Jahren 1611/12 war kurz, weil schon 1612 die Teilung des väterlichen Erbes mit seinem älteren Bruder Johann Christian vollzogen werden mußte, bevor er 1613 eben achtzehnjährig die Regierung antrat. So kam die eher ungewöhnliche Situation zustande, daß die große fürstliche Ausbildungsreise im Amt vollzogen wurde. Georg Rudolf war nämlich bereits regierender Fürst, als er sich noch im gleichen Jahr 1613 in Beglei-

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tung von Adam von Stange und Stonsdorf auf eine Reise begab, die – außer nach Italien – vor allem in die calvinistischen Zentren in der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden führte. In Frankreich etwa war er in Saumur mit dem Haupt der Reformierten Philippe Duplessis-Mornay zusammengetroffen. Nicht zuletzt dieser Reise ist der bedeutende Grundstock der Bibliothek zu verdanken. Er wurde alsbald noch vermehrt nach Vermählung mit der literarisch interessierten Anhaltinischen Prinzessin Sophie Elisabeth, über die vor allem die schöne Literatur aus der Romania hereinkam. Beide Provenienzen sind vielfach den Büchern selbst zu entnehmen. Die aus herzoglichem Besitz stammenden sind zumeist in Pergament oder Leder eingebunden und vielfach mit dem Wappen des Herzogs versehen oder aber tragen seinen Namenszug »G. R. H. Z. L. V. B.«, Georg Rudolf Herzog zu Liegnitz und Brieg. Die der Fürstin hingegen tragen fast alle auf dem ersten Blatt ihren eigenhändig geschriebenen Namen in französischer Sprache.57 Die derart zusammenwachsende Bibliothek fand nicht im Schloß Aufstellung, das bald nach der Rückkehr des Fürsten von italienischen Baumeistern umgebaut wurde. Vielmehr wurde sie in die Fürstliche Stiftskirche zu St. Johannis verbracht, die uns schon so häufig begegnete. Diese Kirche lag gegenüber dem Leubuser Haus, in dem der Herzog bevorzugt während der Umbauten und der Kriegsereignisse Residenz nahm, sofern er überhaupt in Liegnitz weilte. Zumindest zeitweilig war eigens ein Bibliothekar bestellt. Der Name von Andreas Baudisius ist in dieser Funktion über ein Ausleihjournal aktenkundig.

Ein Katalog aus dem ersten Kriegsjahr Es spricht für das Interesse, das der Herzog an der Bibliothek nahm, daß er sie vergleichsweise rasch katalogisieren ließ.58 Schon vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges müssen die Arbeiten an dem Katalog aufgenommen worden sein, denn bereits 1618 lag er vor.59 Die Entstehungszeit dürfte in das Jahr 1617 und die Anfänge des Jahres 1618 fallen. Ein Verfasser ist leider nicht bekannt. Vielleicht war schon ein Bibliothekar mit der Aufgabe befaßt. Auf jeden Fall bietet dieser erste erhaltene Katalog nicht schon den Gesamtbestand der Bibliothek, sondern nur einen Teil. Dokumentiert ist nur die ›Classis I: Librorum Philosophicorum‹. Die anderen drei ausgewiesenen Abteilungen – ›Classis II: Librorum Medicorum‹, ›Classis III: Librorum Juridicorum‹ und ›Classis IV: Librorum Theologicorum‹ – sind noch unbesetzt. Sehr detailliert und kompetent ist die erste Gruppe der Bibliothek ausdifferenziert. Es muß ein Interesse bestanden haben, mit ihr zu beginnen, denn

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normalerweise – und so auch im Falle von Brieg und später von Liegnitz – gehen auch katalogisch die drei oberen Fakultäten voran. Elf Gruppen wurden gebildet: 1. Grammaticalia, 2. Poëtica, 3. Dialectica, 4. Rhetorica, 5. Moralia, 6. ­Historica, 7. Physica, 8. Metaphysica, 9. Mathematica, 10. Philosophica generalia, 11. Kunstbücher. Die ›Musica‹, die man als zwölfte Gruppe erwarten würde, sind bei den ›Mathematica‹ mit untergebracht, die ihrerseits nochmals intern unterteilt sind. Nie wieder in der Geschichte der Liegnitzer Kataloge fand eine so feingliederig ausgearbeitete Systematik Verwendung.

Eine Katalogsequenz Gleich mit dem nächsten Katalog aus dem Jahr 1636 wird die Anordnung gefunden, die sodann im Prinzip mit Varianten im einzelnen verbindlich für die Liegnitzer Verzeichnisse bleiben wird.60 Nun steht die Theologie ordnungsgemäß voran, gefolgt von den ›Libri Juridici, Politici, Medici‹ etc. Von den Abteilungen der Philosophischen Fakultät werden nur noch ›Historica‹, ›Philosophica‹ und ›Musica‹ ausgewiesen. Die nachfolgenden Gruppen sind anderweitigen Mitteilungen vorbehalten, wie im Anhang en détail aufgeführt. Das Augenmerk des Verfassers, des Kantors Christoph Preller, der vermutlich auch als Bibliothekar fungierte, hatte aus gegebenem Anlaß auf der Ausdifferenzierung der ›Theologica‹ gelegen. Hier brandeten die Kämpfe. Hier war höchste Genauigkeit und Präzision in der Dokumentation des Vorhandenen geboten, nicht zuletzt gewiß, um einen raschen Zugriff zu gewährleisten. Neben den Vertretern der drei Konfessionen – die Calvinisten also ungeachtet ihrer rechtlichen Nichtanerkennung im Reich bibliothekarisch korrekt ausgewiesen – werden auch die Schwenckfeldianer teilweise mit einer eigenen Rubrik bedacht. Ist das nicht der Fall, gehen sie, wie im Fall der Postillen, mit den Calvinisten zusammen. Warum das eine Mal so, das andere Mal anders verfahren wurde, wäre gewiß der Nachforschung wert. Der Katalog ist auch deshalb so interessant, weil er die Existenz ungebundenen Materials bezeugt, einmal in ordnungsgemäßem Zustand, einmal lädiert. Man wird davon ausgehen dürfen, daß es sich nicht zuletzt um Klein- und vermutlich auch um Gelegenheitsschrifttum handelt. Auch Musikalia befinden sich unter den ungebundenen Stücken. Daß auch Kupferstiche in der Bibliothek waren, beweist eine eigens ausgewiesene Abteilung. Fortan lag damit die Anordnung der Titel der Systematik nach fest. Noch drei weitere Kataloge kamen in der Geschichte der Rudolphina zustande, einer 1657, ein weiterer wurde 1687 geschrieben, ein letzter führte bis in das 18. Jahr-

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hundert hinein.61 Ein durchgehender alphabetischer Bandkatalog hat entweder nicht existiert oder aber gehört zu den Verlusten. Letzteres ist wahrscheinlicher, denn tatsächlich findet sich ein ›Catalogus librorum Ducal. iuxta initiales literas nominum Authorum‹ erwähnt; Näheres ist jedoch nicht bekannt.62

Bestandszahlen und Verluste Was die Anschaffungsdichte angeht, so ist ersichtlich, daß in den Jahren 1619 und 1620 im Anschluß an die erste Verzeichnung der Zugang an Titeln jüngsten Erscheinungsdatums noch ganz erheblich war. 1621 bis 1624, nach dem Untergang des Winterkönigs, sinkt dann auch die Anschaffungsrate um mehr als die Hälfte herab, steigt jedoch in den Jahren 1625 und 1626 nach einer Phase der politischen Erholung nochmals auf die alte Größenordnung an. Als die Wallensteinschen Truppen Ende 1627 die Piastenherzogtümer erreichten, reagierte die Bibliothek seismographisch genau durch neuerlichen Rückgang. In den dreißiger Jahren, als die Front mehrfach über das Land hinwegging und Georg Rudolf häufig auswärts weilte, kam auch die Pflege der Bibliothek weitgehend zum Erliegen. Ihre große Zeit lag also in der Anfangsphase. Zwischen die Abfassung des ersten und zweiten Katalogs fiel ein erheblicher Zugang von Aktenstücken, politischen Broschüren und Kasualia, die eben prozentual die Menge der Neuzugänge ausmachten und sich bibliotheks­ technisch in den ungebundenen Exemplaren niederschlugen. Im Jahr 1636 hatte die Bibliotheca Rudolphina ihre größte Ausdehnung erreicht. Es waren 5542 gebundene Bücher und 738 ungebundene Bände zusammengekommen.63 In diese Summe sind jene 530 Bände mit einbezogen, die im gleichen Jahr bei einem Einbruch in die Fürstliche Bibliothek verloren gingen. Das war nur der Auftakt zu weiteren zutiefst zu beklagenden Einbußen, die durch die spärlichen Neuzugänge nicht mehr aufgewogen wurden. Wer aber hatte die Entwendung zu verantworten? Nach der zwingenden Beweisführung Pfudels können nur die Kaiserlichen in Anschlag gebracht werden. Sie ließen sich offensichtlich bei ihrem hastigen Zugriff von dem Blick auf neue Einbände leiten, nicht von irgend gearteten qualitativen Merkmalen. So blieben die Inkunabeln komplett verschont. Jedenfalls gab der Anschlag Veranlassung, einen neuen Katalog herzustellen, eben jenen zweiten und oben erwähnten aus dem Jahr 1636, dem das Verzeichnis der Verluste beigegeben wurde, so daß auch diese titularisch zu spezifizieren sind.

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Die Rudolphina im Kontext der Johannis-Stiftung Als der Herzog die Johannis-Stiftung gründete, wurde, wie erwähnt, auch der Bibliothek gedacht. Sie sollte an ihrem angestammten Platz bleiben und dies in der Anordnung, die der systematische Katalog widerspiegelte. Ausdrücklich wurde die Öffnung der Bibliothek zu bestimmten Zeiten für einen bestimmten Besucherkreis verfügt. Einmal in der Woche sollte sie »›zu der gelöhrten ersehung‹« geöffnet werden – ein ganz ungewöhnlicher Akt fürstlicher Gunstbezeugung inmitten des 17. Jahrhunderts.64 Daß Vergleichbares in gewissem Umfang auch schon früher praktiziert wurde, ist daraus zu ersehen, daß Simon Besler im Dezember 1630 zwei musikalische Werke »›zum Gebrauch die Feyertage über abgeholet‹« hat.65 Auch wurde eine Summe festgesetzt, die für Buchbinder­ arbeiten und Neuanschaffungen alljährlich vorgehalten werden sollte. Neuerlich bestätigt sich also, daß der Herzog das bibliothekarische Kleinod, das er als sein ureigenstes Vermächtnis betrachten durfte, ganz besonders in Obhut nahm. Der nächste Katalog kam erst nach Georg Rudolfs Tod zustande. 1657, vier Jahre nach diesem einschneidenden Ereignis für das Geschlecht der Piasten wie der Geschichte Schlesiens, lag er vor.66 In den Jahren zwischen der Eröffnung der Stiftung im Jahr 1646 und dem Todesjahr 1653 waren 33 in diesem Zeitraum erschienene Bücher angeschafft worden, vermutlich alle auf Veranlassung Georg Rudolfs. Die größere Hälfte (17) bestand neuerlich aus ›Theologica‹, hinzu traten acht ›Historica‹, fünf ›Philosophica‹ und ›Philologica‹, zwei ›Medica‹ und ein juristisches Werk.67

Nach Georg Rudolfs Tod Nach Georg Rudolfs Tod setzte sich die Auszehrung der Bibliothek fort, wie aus einem dreißig Jahre später gefertigten Revisionsbericht ersichtlich. Es kam zu gelegentlichen Abspaltungen, im einzelnen nicht mehr nachvollziehbaren Überführungen an den herzoglichen Sitz nach Parchwitz, und eben Verlusten. Ganz offensichtlich war die Ausleihpraxis gelockert worden. Kurz nach 1675 bezifferten sich die Abgänge in einem Papier auf 156 Werke, also eine ganz erkleckliche Zahl. 1687, als auf Befehl des Liegnitzer Landeshauptmanns eine Revision der Bibliothek vorgenommen wurde, waren es nach erfolgtem Abgleich mit dem Katalog von 1657 bereits 389 Bände, also 233 in gut zehn Jahren. Darunter befanden sich zahlreiche Musikalia. Es waren also Kennerhände am Werk.68 Gezählt wurden insgesamt 5193 Bände. Hinzu kamen 2457 beigebundene Titel. Der Gesamtbestand wurde 1687 in einem nunmehr vierten Katalog

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­zusammengefaßt.69 Dieser schließlich gelangte in die Hände der Jesuiten und wurde von ihnen gegen Ende des Jahrhunderts revidiert, umgearbeitet und erweitert. Die bis gegen Ende des Jahrhunderts angeschafften Bücher wurden zwischengeschaltet, die wiederum zu beklagenden Verluste katalogisch nicht berücksichtigt. Vor allem aber wurden die nichtkatholischen Theologica ­ausgeschieden und in einem gesonderten Verzeichnis zusammengefaßt – ­Indexpolitik im Spiegel von Bibliothekskatalogen.70 »Die Akatholiken sollten selbst in dem harmlosen Bücherkataloge keine Gleichberechtigung mehr haben, und so wurden die akatholischen Theologen aus dem grossen ­Hauptkatalog ausgesondert und in einen eigenen Nebenkatalog verwiesen, sowie sie seitdem auch in der Aufstellung von einander getrennt gehalten wurden.«71

Die Rudolphina in der Ritterakademie Es war die Zeit, da die Bibliothek auch ihre erstmalige räumliche Veränderung erfuhr. Als die Johannisstiftskirche verschlossen und bald danach den Jesuiten überlassen wurde, da konnten wenigstens doch die Bücher ihrem Zugriff entzogen werden. Die Bibliothek wurde auf das Schloß verbracht. Damit begann eine neue Phase ihrer Geschichte, die aber nun eben nicht mehr durch die Piasten geprägt war. Sie stand jetzt im Zeichen der Ritterakademie und war mit deren Schicksal verflochten. Nochmals sei auch an dieser Stelle der entsprechende Passus in der Einrichtungsurkunde der Ritterakademie zitiert: Es wird auch zum Behuff und Beförderung derer Studien, und zum nutzen der Professoren undt Academisten, die Bibliotheca zu der Academie gegeben, alß zu welcher Jährlich annoch Vor Sechzig Reichsthaler der neuesten und raresten Bücher, der Vorigen stiffts=Verordnung nach, angeschaffet werden sollen; worüber ein ordentlicher Catalogus Von Unserer Königl. Regierung unterschriebener, zu Verfassen, denen außer der Academie sich aufhaltenden kein Buch außzuleihen, denen Academisten aber gegen einem Revers, zum gebrauch zu geben, und der Bibliothecarius auß denen Professoren, durch Unsern Königl. Landeshauptmann und Regierung zu Benennen ist.72

Damit also war ausdrücklich der Rückbezug zur Verfügung in der Stiftungs­ urkunde Georg Rudolfs hergestellt. Es konnte also keinen Moment einen Zweifel geben, wem die bibliophile Preziose zu verdanken war.

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Aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts sind nur vereinzelte Nachrichten bekannt, die hier füglich übergangen werden dürfen.73 Professoren der Akademie waren gegen Sonderzahlungen mit der Pflege der Bibliothek betreut, was offensichtlich mit sehr verschiedenem Engagement geschah. Die Anschaffungen vollzogen sich nach allem Bekannten nur in spärlichem Maße. Daran änderte sich auch nach dem Übergang Schlesiens an Preußen gemäß Auskunft ihres Chronisten zunächst nichts. Wohl aber erfolgte eine neuerliche einschneidende Veränderung des Lokals. Die Bibliothek wurde aus dem Schloß in die Ritterakademie überführt. Dort fand sie nach dem letzten Katalog Aufstellung, was zugleich bedeutete, daß weitere Neuanschaffungen separat geführt wurden.74 Die Bibliothek blieb also als historische im wesentlichen – d. h. einschließlich der bis dato erfolgten geringfügigen Zugänge – in der Gestalt erhalten, die ihr der Herzog verliehen hatte. Die Fusionierung mit jüngeren, vor allem gymnasialen Beständen, für Brieg so typisch, unterblieb in Liegnitz – glücklicherweise, wie man wird sagen dürfen. Und in die Geschichte ging die Bibliotheca Rudolphina deshalb völlig zu Recht unter diesem Namen ein.

Aufschwung und Gefährdung um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert Uns bleibt es aufgetragen, die wichtigsten Nachrichten aus den beiden folgenden Jahrhunderten in der wie stets gebotenen Kürze zu versammeln und wo immer möglich zu kommentieren, bevor wir der bibliotheksgeschichtlich grundsätzlich wichtigsten Frage nähertreten, der Erkundung der Physiognomie der Sammlung selbst. Und wo wäre dies naheliegender als im Falle einer mit einem einzigen Namen verbundenen Kollektion? Nicht das Jahr 1741, sondern das Jahr 1774 bezeichnete einen merklichen Einschnitt. Unter dem Direktorat des Geh. Justizrats von Zedlitz ging man dazu über, einen Plan für eine den Zwecken der Ritterakademie dienliche Bibliothek zu entwickeln. Das Ergebnis, so weit wir es über unseren einzigen Gewährsmann Schultze zu fassen vermögen, zeugte von Sachverstand. Mit einem Schlag kamen wichtige Werke aus der Grundlagenliteratur des 18. Jahrhunderts ins Haus – bis hin zu Wielands Shakespeare-Übersetzung.75 Selbst der Minister von Zedlitz in Berlin schaltete sich ein, verlangte Revisionen, Kataloge, Vorschläge für die Verbesserung der Situation etc. Die Bibliothek war für eine Weile auf dem besten Weg. Wäre man auf ihm kontinuierlich fortgefahren, mit Gewißheit wäre nochmals ein respektabler Bestand zusam-

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mengekommen, der im nachhinein nun gleichfalls als historischer einen erheblichen Wertzuwachs über die Jahre hinweg erfahren hätte. Wie immer hing alles an den Personen. Ging dann der Nachfolger von von Zedlitz im Direktorat dazu über, die Bibliothek für die Schüler mit Unterhaltungsbroschüren auszustatten, die alsbald wieder aussortiert werden mußten, war die gute Idee natürlich sogleich korrumpiert. Und wenn der Gessnersche Thesaurus Linguae Latinae im Jahr 1787 verkauft wurde (und von Schummel wieder beschafft werden mußte), weil auf der »Akademie bloß privatim Latein« gelernt würde, dann ahnt man, welche Sorgen auszustehen waren.76 Blau, Historiker der Ritterakademie, der mit ein paar Sätzen auch die Geschicke der Bibliothek streift, weiß von einem Vorgang zu berichten, der uns hineinführt in den bibliothekarischen Alltag und die offensichtlich die Zeiten überdauernde Behörden-Mentalität im Blick auf den Umgang mit historischem Bibliotheksgut. Nach den Ansichten der Behörde (Rescr. vom 20. October 1801 §.77.) gewährte die Bibliothek in ihrem damaligen Zustande, wenig Nutzen: die alten, von dem ehemaligen Johannisstift auf die Ritterakademie übergegangenen theologischen und juristischen (auch werthvolle musikalische [!]) Werke früherer Jahrhunderte sollten verkauft, und dagegen auf die Anlegung einer neuen zweckmäßigern Bibliothek gedacht werden, die für eine Erziehungsanstalt ein wesentliches Bedürfniß und nicht bloß ein Lehrmittel, sondern selbst ein Hülfsmittel zur Beförderung der Sittlichkeit sei.77

Es gereichte der Kollegenschaft zur Ehre, daß sie sich gegen ein so respektloses und kurzsichtiges Ansinnen zur Wehr setzte und Erfolg mit ihrer Eingabe hatte. Die Sittlichkeitswächter hatten sich blamiert. Um ein Haar aber wäre die einzigartige Rudolphina in alle Winde zerstreut worden.

Becher und Schultze als Sachwalter der Bibliothek Nach dem großen Umschwung, den die Stein-Hardenbergischen Reformen unter der Stabführung Humboldts auch für Schlesien auf dem Sektor der Kultur mit sich gebracht hatten, schätzen wir uns glücklich, gleich aus den Anfangsjahren unter dem Direktorat Bechers eine eingehendere Darstellung der Ritterakademie einschließlich ihrer ›Lehr= und Hülfsmittel‹ vorliegen zu haben, zu denen neben Plänen und Zeichnungen, physikalischen Instrumenten und Apparaten und naturkundlichen Sammlungen eben auch die Bibliothek rechnete.78

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Im Jahr 1812 war »eine aus beinahe 8000 Bänden bestehende Bücher= Sammlung« vorhanden.79 In diese Zahl war die Rudolphina mit einbegriffen. Ein ganzes Jahrhundert hatte also zu einem eher bescheidenen Zuwachs geführt. Die sodann sich anschließende Charakteristik war so gut wie ausschließlich der historischen herzoglichen Bibliothek gewidmet. Wir kommen darauf zurück. »In den neuern und neuesten Zeiten wurde vorzüglich das historische, literärische und philologische Fach ansehnlich vermehrt[.]«80 Die Beschaffungspolitik galt verständlicherweise nur noch ausnahmsweise Preziosen; die gehörten der ruhmreichen Vergangenheit an. Seit 1819 verfügte die Bibliothek der Ritterakademie über einen Bibliothekar in Gestalt von Professor Dr. Schultze. Der soll, nach dem Zeugnis eines Programms von 1822, dieselbe völlig in Ordnung gebracht, classificirt, katalogisirt und zum Gebrauche für Lehrende und Lernende geöffnet [haben] […]. Durch seine beharrliche und den wissenschaftlichen Zweck unsers Lehrinstituts fest ins Auge fassende Fürsorge hat sie in neuern Zeiten, nach Verhältniß des zu ihrer Vermehrung jährlich ausgesetzten Etat=Quantums, einen bedeutenden Zuwachs, besonders an solchen Schriften erhalten, welche den Lehrern der altclassischen Sprachen und ihrer Literatur unentbehrlich sind. Jedoch auch die aus frühern Zeiten herrührenden Bestandtheile dieser ursprünglich und lange ohne Plan und Ordnung gesammelten Bibliothek sind nicht ohne Werth und Nutzen für den Bücherkenner und Liebhaber, so wie für den Literator.81

Ob aus den Worten, die uns ob ihrer mentalitätsgeschichtlichen Observanz teuer sind, erkennbar wird, wie der Umschwung zum Griechischen im Zeichen des Neuhumanismus zu einer Lockerung des Verständnisses gegenüber der frühneuzeitlichen Buchproduktion führte? Sie geriet zunehmend in das Odium des Antiquierten. Wohl der Anstalt, die Personen wirken sah, welche ihren Wert zu würdigen wußten. Zu ihnen muß der bestellte Bibliothekar Schultze gehört haben, der offensichtlich nicht nur seine Zeit, sondern auch sein Geld in die Pflege der Bibliothek investierte. Er ist zu dem wichtigsten Zeugen ihrer Bestände aufgerückt ist, wie sogleich deutlich werden wird. Wir aber haben zunächst die Geschichte der Bibliothek mit wenigen Strichen zum Abschluß zu führen. Man operierte immer noch mit dem alten Katalog aus dem Jahr 1687. Immerhin entstand ein Verzeichnis der zwischen 1774 und 1811 angeschafften Werke, von dem man gerne wüßte, ob es sich erhalten hat.82 Das Dokument aus der herzoglichen Zeit gelangte den Schöpfern einer

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schlesischen Zentralbibliothek um Büsching in Breslau vor die Augen, und alsbald war die Begehrlichkeit begreiflicherweise geweckt. Die Gefahr »ging durch die Vorsorge der Behörden, welche die Stiftung aufrecht erhielten, glücklich vorüber«, weiß Schultze aufatmend zu berichten.83 Im Jahre 1818 wurde die ganze Bibliothek in Einem Saale, dem sonstigen zweiten Lehrsaale, im Mittelstock des Hauptgebäudes, in einem sehr freundlichen, zweckmäßigen, auch heizbaren Locale, vereinigt; aber sie blieb zum Theil noch ungeordnet, indem nur die ältere Rudolphinische Bibliothek an den Wänden aufgestellt ward, die neueren Bücher aber, über 2,000 an der Zahl, theils auf den mittleren Repositorien, theils an der Erde völlig durcheinander liegend, ihren Platz fanden.84

Kein schönes Bild. Immerhin, die Rudolphina blieb separiert, das schließlich war bibliotheksgeschichtlich ausschlaggebend. Schultze machte sich an die Anfertigung eines neuen Kataloges – ob nur der Neuzugänge oder der gesamten Bibliothek, ist nicht ersichtlich. Eine geordnete Anschaffungspolitik kam zustande. Zwischen 1819 und 1824 wurden 600 Werke, vor allem Basistitel für die verschiedenen Disziplinen, beschafft. Der Neubestand umfaßte also rund 2900 Bände. Während die Rudolphina nach dem alten System aufgestellt blieb, wurde die neue Bibliothek in dreizehn Abteilungen gegliedert: »Philologie (mit Einschluß der Hülfswissenschaften); Philosophie; Pädagogik; Theologie; Jurisprudenz und Politik; Medicin; Mathematik; Natur= und Gewerbskunde; Geschichte; Literärgeschichte; Geographie […]; Schöne Künste, Vermischte Schriften[.]«85 Der systematische Katalog wurde nach dem Schema von Ersch angelegt und fungierte zugleich als Standortkatalog. Er bot Raum für weitere Einträge aus zukünftiger Vermehrung »wohl über ein Menschenalter hinaus.«86 Und selbst die Rudolphina hätte in ihm nach Aussage Schultzens noch Platz gefunden. Dazu aber kam es vermutlich nicht mehr. Nach 1824 versiegen unsere Kenntnisse, denn unser Gewährsmann verstummt. Erforderlich wäre eine Durchsicht der Programme der Anstalt. Sie gehören jedoch zu den größten Kostbarkeiten, sind selbst in Breslau, zumindest im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett, nach unseren Erkundungen nicht mehr komplett einsehbar. Pfudel, der die Rudolphina im Blick hat, nicht die neue Bibliothek der Ritterakademie, gewährt uns eine letzte Momentaufnahme aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Im zweiten Stock [der Ritterakademie] ist ein großer Saal mit zwei Fronten der Bibliothek eingeräumt; an den vier Wänden befinden sich die hohen Regale

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mit der gegen 6000 [!] Bände umfassenden Bibliotheca Rudolfina, während der mittlere Raum die mindestens doppelt so große Büchersammlung aus der späteren Zeit beherbergt. Außerdem liegen im zweiten Stock der Zeichensaal, die Naturaliensammlung und das physikalische Kabinett mit daran anstoßendem Lehrzimmer.87

Die Separierung blieb also gewahrt. Die Lehrerbibliothek aber hatte die Rudolphina numerisch nun im 19. Jahrhundert überflügelt. Immerhin wurde ihr noch ein Denkmal gesetzt in Gestalt eines erstmals in ihrer Geschichte gedruckten Kataloges, der freilich ohne ein einziges begleitendes Beiwort in die Welt hinausging, den Benutzer also mit vielen Fragen und Rätseln allein läßt.88

Ein letzter Blick aus der Vorkriegszeit In der Weimarer Republik konzentrierte sich das Interesse ganz offensichtlich auf die noch im Ersten Weltkrieg auf Betreiben Zum Winkels zustande gekommene Stadtbibliothek. Praesent, wir erwähnten es, hielt 1929 nur noch diese in seinem Handbuch für erwähnenswert. Die Bibliothek in der Ritterakademie, ob in ihrer älteren Rudolphinischen, ob in ihrer jüngeren gymnasialen Verfassung, war aus dem Gedächtnis verschwunden. Einem Musikwissenschaftler blieb es vorbehalten, ein letztes Mal als amtlicher Bibliothekar in der Rudolphina sich umzutun und ihre Schätze auszubeuten, bevor sie in den Strudel der Vernichtung gezogen wurde. Ihm verdanken wir die letzte authentische Zeugenaussage, die er dankenswerterweise zu Protokoll gegeben hat. Die (erschütternden) Sätze lauten wie folgt: Hier sei es mir gestattet, die letzten Ereignisse der ›Rudolphina‹ zu schildern. Als die Bibliothek im Zuge des ›Totalen Krieges‹ ausgelagert werden mußte, kam sie nach Heinersdorf auf das Rittergut des Herrn Zachau, wo schon das Berliner [Musikwissenschaftliche?] Institut ausgelagert war, unter Leitung von Professor Dr. Hans Albrecht. Die Bibliothek wurde verpackt, und ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich sie auf einem Pferdewagen im Schneesturm nach Heinersdorf brachte. Dort fand sie zwar wieder einigermaßen sachgemäße Aufstellung und war mir gelegentlich zugänglich. Als aber die Front immer näher rückte und die Dörfer unsicher wurden, mußte ich die Bibliothek wieder zurückholen. Sie blieb bis zum Einmarsch der sowjetischen Truppen im Keller der Stadtbibliothek, und ich erlebte mit, wie sie dann von einem wissenschaftlichen Kommando der Russen

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abgeholt wurde. Nach ungewissen Angaben soll sie nach Kiew gekommen, später aber wieder nach Breslau gelangt sein. Jetzt hat sie wohl in der Bibliothek der Breslauer Universität zusammen mit der Peter- und Paul-Bibliothek Aufstellung gefunden. […] Somit bliebe zu hoffen, daß die wertvollen Werke auf allen Gebieten doch nicht verloren sind und vielleicht später auch uns wieder zur weiteren wissenschaftlichen Forschung zugänglich werden.89

Unzureichende Nachkriegsbilanz So war auch für die Rudolphina das nationalsozialistische Verbrechensregime zum Verhängnis geworden. Die Hoffnung, die einer ihrer letzten Benutzer mit gutem Grund hegen durfte, hat sich nur teilweise erfüllt. Und auch diese Behauptung ist nur mit einer guten Portion Vorsicht zu formulieren. Letztes einschlägiges und in gewisser Weise doch offiziöses Zeugnis bildet auch im Falle von Liegnitz – genauso wie soeben für Brieg – das Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Zu konsultieren auch für die Rudolphina ist neuerlich aus hier nicht darzulegenden Gründen der Eintrag ›Wrocław, Universitätsbibliothek‹. Er umfaßt 15 Zeilen, ist also in jedem Fall wiederum viel zu knapp angelegt.90 Zunächst würde der Benutzer gerne erfahren, ob unter dem Titel ›Bibliotheca Rudolphina‹, der vor dem Abschnitt steht, tatsächlich nur Bücher aus der historischen, also spätestens zu Anfang des 18. Jahrhunderts abgeschlossenen Sammlung stehen, oder aber, ob auch Bücher aus der ›neuen Bibliothek‹ der Ritterakademie mit nach Breslau gelangt und in dem Abschnitt mit verarbeitet, also zunächst schlicht mitgezählt wurden. Der Verfasser macht zu diesem Problem keine Angaben. Dessen Verifizierung ist jedoch im vorliegenden Fall schlechterdings entscheidend. Lakonisch heißt es: »Bibliotheca Rudolphina. Zu dieser Sammlung aus Liegnitz gehören 5990 Alte Drucke.«91 Alte Drucke sind gemäß polnischer Definition solche mit Druckjahr bis zum Jahr 1800. Würde sich die Bezifferung tatsächlich auf die genuine Rudolphina beziehen, so bedeutete dies, daß sie so gut wie komplett gerettet wäre, denn genau von rund 6000 Bänden war ja in den von uns ausgewerteten Berichten die Rede. Nichts also wäre willkommener, als dieser Zahl uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringen zu können. Zweifel sind indes nicht zu beschwichtigen und also zu artikulieren. Und zwar ist ein doppelter Sachverhalt zu bedenken. Zunächst einmal haben sich auch in Liegnitz selbst Bestände aus der Rudolphina erhalten. Erstaunlicherweise berichtet das Handbuch darüber nicht. Sie werden heute von der

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›Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Liegnitz‹, also vor Ort, bewahrt und sind 1959 anläßlich ihrer Gründung inkorporiert worden. Bei unserem allzu kurzen Besuch im Dezember 2005 konnten wir einen ersten Einblick nehmen.92 Demnach, so wurde uns mitgeteilt, befänden sich heute daselbst 265 Drucke aus der Rudolphina. Ein erster Blick zeigte jedoch rasch, daß hier jüngere Titel, vermutlich aus der Ritterakademie, inbegriffen waren, so beispielsweise Einzelbände der Schlesischen Provinzialblätter oder Büschings Erdbeschreibung in zehn Bänden. Das Problem der Sonderung älterer Rudolphinischer von jüngeren aus der Ritterakademie herrührenden Bestände, für Breslau formuliert, trat in Liegnitz also sogleich materialiter hervor.

Schicksal der Musikalia: Das Werk Aniela Kolbuszewskas Und nun zu einem weiteren Aspekt: Nur für die Musikbestände ist der Versuch einer Rekonstruktion gemacht worden. Wie für Brieg verbindet sie sich auch für Liegnitz mit dem Namen Aniela Kolbuszewskas. Sie hat die Mühen einer Recherche Stück für Stück für die Musikalia der Rudolphina auf sich genommen, die für die Bibliothek als ganze zu leisten bleibt.93 Das Ergebnis ist ernüchternd genug. 486 Bände mit Musikalia standen im Jahr 1687 – wie erinnerlich unser Stichdatum über den letzten, in den folgenden Jahren noch geringfügig fortgeschriebenen Katalog – in der Rudolphina. 460 waren es zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Von diesen konnten im Jahre 1984 47 für die ›Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Liegnitz‹ nachgewiesen werden, 43 für die Nationalbibliothek in Warschau und sieben für die Universitätsbibliothek in Breslau.94 Inzwischen sind wichtige weitere Bände ans Tageslicht getreten; die Zahlen konnten präzisiert werden. In Lublin tauchten 33 Bände aus dem Musikalien­ bestand der Rudolphina auf. In Warschau erhöhte sich die Zahl der Musikalia auf 126.95 Das war ein respektables Ergebnis, welches einen neuen Katalog erheischte, wie ihn Aniela Kolbuszewska dankenswerterweise dann im Jahr 1992 schuf. Zu konstatieren aber bleibt, daß weniger als die Hälfte des zu Beginn des 20. Jahrhunderts Vorhandenen nach den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges wieder aufgetaucht ist. Unsere Befürchtung geht dahin, daß Vergleichbares für die Rudolphina als ganze gelten könnte. Wir rufen die polnische Bibliothekswissenschaft auf, den allfälligen Abgleich zwischen den im Handbuch der Rudolphina zugeschriebenen Beständen und den de facto am Platz befindli-

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chen und über die historischen Kataloge nachweisbaren Titel vorzunehmen. Erst dann wären verläßliche Zahlen zu gewinnen. Und natürlich interessiert uns auch, was aus der Bibliothek der Ritterakademie geworden ist und was von ihr womöglich gerettet werden konnte.

Bestandsprofil der Rudolphina Die Rudolphina aber, so werden wir vermutlich resümieren müssen, fast dreihundert Jahre lang nach dem Tod ihres Begründers mehr oder wenig pfleglich gehütet, ist nur noch ein Fragment. Um so dringlicher, Trauer- und Gedächtnisarbeit in Gang zu setzen, also ihr einstiges Profil erinnernd zu vergegenwärtigen. Das soll wiederum in der gebotenen Kürze nun geschehen. Es berührt befremdlich, daß niemand in den Jahrhunderten ihrer intakten Existenz sich aufgerufen fühlte, dem Juwel eine eingehendere Inspektion und eine darauf beruhende Charakteristik zuteil werden zu lassen. Nur Friedrich Schultze verdanken wir wiederum wichtige Momentaufnahmen. Der Weg der Wahl wäre vorgezeichnet über ein sukzessives Entlangschreiten an den einzelnen historischen Katalogen, um den Wachstumsprozeß der Bibliothek zu verfolgen. Das aber erforderte eine eigene Abhandlung. Wir bedienen uns des modernen Führers, den Hans Mau vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs geschaffen hat.96 Sein Verfasser hat sich mit keinem Wort zu dem Vorhaben geäußert. Die Vermutung liegt nahe, daß die von Pfudel in den siebziger Jahren vorgetragenen Bemerkungen zur Geschichte der Bibliothek und ihrer historischen Kataloge ihm zureichend dünkten, so daß Wiederholungen sich erübrigten. In jedem Fall hat er eine gänzlich neue Systematik zugrunde gelegt, vermutlich im wesentlichen eben jene, die bei der Verzeichnung von Schul- und Gymnasialbibliotheken im Kaiserreich zu beobachten war. So entsteht nun die nicht eben alltägliche Situation, daß unter den modernen systematischen Termini ausschließlich Titel des 16. und frühen 17. Jahrhunderts figurieren. Rückblickend wäre es gewiß interessanter gewesen, die historische Anordnung zu bewahren und auch katalogisch abzubilden. Die angedeuteten pragmatischen Regularien dürften dagegen gesprochen haben. Warum es in einem seit Jahrhunderten abgeschlossenen Bestand zu zahlreichen Nachträgen kommen mußte, hätte der Benutzer auch gerne erfahren. Wir pflegen einen freien Umgang mit dem katalogischen Kompendium und bemühen uns wie immer um einige wenige Akzentuierungen, dies letztere selbstverständlich auch im Blick auf Brieg.

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Sonderrolle der ›Theologica‹ auch in Liegnitz Zu beginnen ist mit der Theologie, die im Katalog Maus das Schlußlicht bildet. Sie behauptet numerisch konkurrenzlos die Spitze. Und das auch dann noch, wenn man die von dem modernen Katalogisator sinnigerweise der Philosophie zugeschlagene ›Theosophie‹ nicht mitrechnet. Es dürfte nicht überraschen, daß die reformierte Theologie im allgemeinen und die Heidelberger (mit Scultetus und Pareus an vorderster Stelle), aber auch die Anhaltiner Schule (mit Wolfgang Amling) im besonderen prominent besetzt war in der Bibliothek. Desgleichen das Kontroversschrifttum insbesondere um den Calvinismus, angeführt von dem Scharfmacher Daniel Hoffmann. Hunderte von Schriften um den Abendmahlsstreit und die Natur Christi waren in der Bibliothek versammelt. Ihnen steht das Interesse an den Irenikern und großen Erbauungsschriftstellern wie Johann Arndt und anderen gegenüber. Reich bestückt war die Predigtliteratur, alle bekannten Namen sind zur Stelle. Mau hat sich hier dankenswerterweise nicht gescheut, nicht nur Sammlungen, sondern auch Einzelpredigten zu verzeichnen. Auf diese Weise kommen gerade auch die auf die Piasten bezogenen Funeralia gut zur Geltung. Freilich macht sich gerade an dieser Stelle das Fehlen eines Registers besonders empfindlich bemerkbar. Bemerkenswert bleibt schließlich auch die Massierung von apokalyptischer Literatur einschließlich von Auslegungen und Kommentaren zur Apokalypse des Johannes. Das alles ist imponierend und zeugt von einer Sammlungspolitik, die unmöglich allein vom Herzog besorgt und verantwortet sein konnte, sondern Fachleuten anvertraut war, die systematisch einkauften. Wie vor so vielen anderen historischen Bibliotheken, sofern katalogisch bezeugt, stehen wir auch vor derjenigen Herzog Georg Rudolfs staunend angesichts des reichen zeitgenössischen Schrifttums. Und das keinesfalls nur in der Theologie. Wissenschaftsgeschichtliche Forschung, so viel ist evident, bleibt auf intakte Bibliotheken dieses Kalibers verwiesen, wenn anders sie dem Duktus und den Interferenzen zeitgenössischer Meinungsbildung und der Durchsetzung von Autoritäten auf der Spur bleiben will.

Heterodoxes Schrifttum Eine jede Bibliothek von Profil aber besitzt zugleich eine nur ihr eigene Form der Ausgestaltung. Und so selbstverständlich auch die Rudolphina. Wo gab es eine zweite Bibliothek, die so reichhaltig das Schrifttum Schwenckfelds und die Kontroversen um seine Theologie barg wie die in der Stiftskirche und spä-

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ter auf dem Schloß und in der Akademie zu Liegnitz? Und ihm zur Seite figurierte genau wie in Brieg das heterodoxe Schrifttum aller Couleur. Agrippa, Paracelsus, Franck, Weigel, Andreae, die Arianer und Antitrinitarier, die Sozinianer und die Rosenkreuzer konnte man hier in großer Anzahl finden, und das ganz offensichtlich, weil der Herzog und sein Hof umfassend über alle theologischen Strömungen sich informiert halten wollten. ›Chymica‹, ›Alchemistica‹, ›Magica‹, ›Miracula‹, ›Daemonologica‹, ›Kabbalistica‹ etc. fanden den Weg in die Bibliothek. Die Geschichte der Medizin war glänzend vertreten, verliefen doch über sie wiederum Verbindungen zu den großen religiösen Denkern, die sich abseits der Konfessionen hielten. Beide Piastenhöfe, so dürfen wir feststellen, waren Promotoren einer Dokumentation schlesischen religiösen Geisteslebens um 1600, das in dieser Intensität keine Parallele in Europa besaß. Es ist dieser Gesichtspunkt, der eben auch bibliotheksgeschichtliche Anstrengungen besonderer Art für Liegnitz wie für Brieg erheischt. Denn wenn wir irgend recht sehen, gab es im Schlesien der Frühen Neuzeit kein drittes Quartier, in dem sich gerade diese schlesische Geistesblüte so großartig darbot. Auch die Hauptstadt und Bücherhochburg Breslau ist wirklich reich an diesem Schrifttum erst nach 1945 eben dank der Zugänge aus den Piastenbibliotheken geworden.

Diskontinuierliche Überlieferung der ›schönen Literatur‹ Werfen wir noch einen zweiten – und schon letzten – Blick in den an berühmten Titeln nur so überbordenden Katalog und tun uns in der – im weitesten Sinn – schönen Literatur um. Auf eine merkwürdige Weise wiederholt sich das in Brieg gewonnene Bild. Man ist verwundert, die europäische Literatur der Renaissance ebenso wie die deutsche des 16. und frühen 17. Jahrhunderts nicht üppiger in einer Bibliothek mit zumindest einem großen Mäzen vertreten zu sehen. Freilich muß einschränkend eingeräumt werden, daß das Bild sich diffus darbietet, weil der Katalogisator seinem System zu gehorchen hatte und die einschlägigen Autoren des Zeitraums an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Reich bestückt war die antike Literatur, die ja parallel auch in der jüngeren Bibliothek sorgfältig gepflegt wurde. Dazu trat die neulateinische, eher am Rande auch die orientalische. Italien wie alsbald Europa standen im Zeichen Petrarcas. Ahnt man, daß man ihn bei Mau in der Rubrik ›Ethik‹ aufsuchen muß? Dort stand sein lateinisches moralphilosophisches Werk, im einen Fall begleitet von einer deutschen Übersetzung aus dem Jahre 1604, dem Trostspiegel in Glück und Unglück. Aber der Canzoniere, der erste große Zyklus volks-

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sprachiger Liebeslyrik, an dem fünf Jahrhunderte sich schulten? Er war nicht da, weder an dieser Systemstelle noch an späterer. Oder verbarg er sich unter der dilettantischen Angabe ›I, 56 Francesco Petrarcha, Novissimamente revisto e corretto. Vened. 1557. 12 °‹? Aus Frankreich war die zeitgenössische Literatur um 1600 mit interessanten Titeln vorhanden, offensichtlich einem Impuls der Herzogin folgend. Aber die klassische Renaissanceliteratur mit den Dichtern der Pléiade kam gleichfalls kaum vor. Und wie konnte es geschehen, daß d’Urfés Astrée im Original nur mit dem zweiten Band und in der deutschen Übersetzung nur mit dem ersten (1619) vertreten war, daß von den Schäffereyen von der schönen Juliana Mont-Sacrés in der deutschen Übersetzung der erste Band fehlte? Offensichtlich wurden in der romanischen Literatur Lesewünsche über die aktuelle Produktion befriedigt und in der deutschen Literatur eingestellt, was vor allem auch über Widmungsexemplare hereinkam. Eine systematische Sammlungspolitik läßt sich – ganz im Gegensatz etwa zur Geschichte oder zur Juristerei – nicht erkennen. Und die deutsche Literatur? Von Opitz findet man an der Systemstelle ›Poesie‹ die Poemata von 1624 und 1625, die Klagelieder Jeremiae, den Jonas, die Laudes Martis und die Hercinie aufgeführt. An anderer Stelle figuriert das eine oder andere Stück, darunter die Übersetzung der Barclayschen Argenis und eine der Psalmen-Übertragungen. Von Rist stößt man auf den Poetischen Lustgarten von 1638 und von Diederich von dem Werder auf ein Gelegenheitsgedicht. Weckherlin (mit Ausnahme eines Gelegenheitsgedichts II,28), Zincgref, die Straßburger, mit Ausnahme von Moscherosch, fehlen ebenso wie Fleming, Zesen und die Königsberger Dichter. Es nimmt wunder, daß der Hof, dem so große Verdienste um die deutsche Literatur zukam, sammelnd eher zurückhaltend agierte. Das Gelegenheitsschrifttum ist nur ganz ausnahmsweise in den Katalog eingegangen. Die gewiß vorhandenen Sammelbände wurden offensichtlich nicht aufgeschlüsselt oder sollten an späterer Stelle folgen. Dies nun wiederum im Unterschied zur reich vorhandenen Publizistik, die in der Abteilung Geschichte mit faszinierenden Titeln aus der zeitgenössischen politischen Arena zumal der zehner, zwanziger und dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts aufwartet. Was mag davon gerettet sein? Wie für die Musikalia benötigten wir auch für andere Abteilungen und insbesondere das Kleinschrifttum mit den Gelegenheitsgedichten, den Leichenpredigten, dem akademischen Schrifttum, ein Repertorium dessen, was den Krieg überdauert hat und heute in polnischen Bibliotheken oder anderwärts verwahrt wird.

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Der städtische Raum: Kirchenbibliotheken, Stadtbibliothek und Gymnasialbibliothek Die Bibliotheca Rudolphina, die sich mit dem Namen von Liegnitz verbinden sollte, war die gewiß reichste, aber eben doch die jüngere der vor Ort angesiedelten Bibliotheken. Kirchliche, klösterliche, schulische, ratseigene Bibliotheken führen in der Regel ins Mittelalter zurück. So entsteht vielerorts die denkwürdige Situation, daß die unter dem Namen einer ›Stadtbibliothek‹ firmierende Institution formell die jüngste Gründung ist, ihre Wurzeln jedoch über die Reformation hinweg reichen. Liegnitz macht von dieser oftmals zu konstatierenden Konstellation keine Ausnahme. Doch kommt im vorliegenden Fall Spezifisches hinzu. Die beiden Kirchenbibliotheken, von denen im folgenden vor allem zu sprechen sein wird, waren dank in sie eingegangener Sammlungen überreich an Texten zu Personen und Personengruppen. Unter diesen nehmen die Piasten und die ihnen zugehörigen Chargen einen prominenten Platz ein. Als wir das Geschlecht zu Eingang unseres Buches vorstellten, war immer wieder Gelegenheit, auf Sammelbände zumal aus den Kirchenbibliotheken zurückzugreifen, in denen dieses im weitesten Sinne dynastische Schrifttum vereinigt war. Nichts also liegt näher, als jene dem Herrscherhaus nahestehenden Institutionen und vor allem deren Donatoren in einer den Piasten gewidmeten buchkundlichen Betrachtung gleichfalls näherzutreten. Wir kehren folglich zurück zu den Kirchen, die uns bereits angelegentlich beschäftigten, und das nun in bibliophiler Absicht. Die Nachrichten freilich, die uns verfügbar sind, bleiben spärlich und sporadisch. Wir stellen die Kontexte einleitend jeweils nochmals rasch her.

Mittelalterliches Vorspiel Die beiden Stadtpfarrkirchen waren, wie geschildert, die Peter-und-Paul- und die Marien- oder Liebfrauenkirche. Letztere galt als die ältere.97 Sie lag in der Unterstadt, gegenüber dem Bischofshof. Möglicherweise beteiligte sich der Herzog an ihrem Ausbau in romanischem Baustil anstelle einer gewiß vorhandenen Holzkirche. Das nahe gelegene Dominikanerkloster zum Heiligen Kreuz und die Liebfrauenschule bildeten das ursprüngliche klerikale und schulische Ensemble. Nach dem großen Stadtbrand erfolgte ein Wiederaufbau auch der Kirche durch den Rat der Stadt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts; er fällt also in die große Zeit des städtischen Kirchenbaus auch in Schlesien. Mitte

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des 15. Jahrhunderts wurde eine Umgestaltung von einer Hallenkirche zu einer Basilika vorgenommen. Der jetzt entstehende Chor dürfte der Ort gewesen sein, an dem der Bücherschatz der Kirche verwahrt wurde. Unter bibliotheksgeschichtlichem Aspekt gehörte der vermutlich etwas jüngeren Schöpfung zu St. Peter und Paul die Zukunft, die im Mittelalter Peterskirche hieß.98 Ihre herausragende Stellung in der städtischen Gemeinde spiegelte sich darin, daß ihr Pfarrer zugleich als Dompropst fungierte. Beide Kirchen waren mit Schulen versehen, beide besaßen selbstverständlich Bücher. Und nur darum geht es an dieser Stelle. Der Schwerpunkt gelehrter Arbeit und damit der Verfügung über Literatur lag wie überall beim Domstift und bei den Klöstern.99 Entsprechend ist auch für das Liegnitzer Kollegiat- bzw. Domstift Buchbesitz vorauszusetzen. Sowohl Stiftungen bzw. Schenkungen als auch vorhandene Besitzvermerke verweisen darauf. Darüber hinaus ist erhebliches Vorhandensein von Büchern für das Karthäuserkloster bezeugt, wie es aus dem diesem Orden eigentümlichen Auftrag des Abschreibens resultierte. Vermutlich gab es auch beim Dominikanerkloster Bücher. Der klösterliche Buchbesitz dürfte sich nach der Reformation zunächst im Domkapitel gesammelt haben, wo Krautwald wirkte.

Die Kirche St. Peter und Paul als bibliothekarischer Kristallisationspunkt Nach dem Erlöschen des Kapitels verfügte Herzog Friedrich II., daß der vorhandene Buchbestand der Residenzstadt erhalten blieb und allgemeinen, gewiß aber – entsprechend der Herkunft der Bücher – vor allem kirchlichen Zwecken zugeführt würde. Der Rat der Stadt erhielt Anweisung, »›eine stadtliche librei dem gantzen furstenthumb zu gutt‹« zu errichten und überwies die Bücher »›aus dem clostern‹« wie auch die, »›welche Herrn Valten Krautwaldes gewesen‹«.100 Zuwachs erfolgte durch ein Legat des letzten Propstes des Stifts Dr. Bartholomäus Ruerstorf. Der wollte vor allem Bücher Luthers angeschafft wissen. Die Gründung der Bibliothek selbst erlebte der Herzog nicht mehr. Als Aufbewahrungsort war die Kirche zu St. Peter und Paul bestimmt. Dort sollte sie im Chor aufgestellt werden. Das hatte der Rat vorgeschlagen, und entsprechend verfuhr Friedrich III. Der Chor erwies sich jedoch rasch als ungeeignet. Die Bücher wurden in die Sakristei überführt. Seit 1548 gibt es – anders als für Brieg – also auch eine Geschichte der städtischen Bibliothek zu erzählen. Nicht die ältere Kirche Unserer Lieben Frauen, sondern die jüngere, aber eben von der städtischen Gemeinde als Pfarrkirche erkorene zu St. Peter

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und Paul kam in den Genuß, das überkommene Büchererbe zu übernehmen und in städtischem wie fürstlichem Auftrag zu mehren. Schaden entstand freilich sogleich im 16. Jahrhundert im Blick auf die Wahrung der Geschlossenheit des Überkommenen. Ein Teil der Bücher mußte auf Verfügen des Herzogs Friedrich III. in das Gestühl der Herzogin in der Kirche zu Unserer Lieben Frauen, die sogenannte Unterkirche, geschafft werden. Der Rat der Stadt wehrte sich vergeblich dagegen. An dem verbliebenen Teil vergriff sich Heinrich XI. Der Bericht darüber ist dramatisch genug.101 Die in der Sakristei der Kirche zu St. Peter und Paul verbliebenen Bücher wurden durch Aufbrechen der Schlösser unter persönlicher Aufsicht des Herzogs von diesem entwendet und auf das Schloß verbracht. Wiederum protestierte der Rat, der befürchtete, der Veruntreuung der Bücher beschuldigt zu werden. Den Herzog bekümmerte die ›demütige Bitte‹ nicht. Er ließ die Bücher vom Schloß in die Sakristei der Kirche zu St. Johannis bringen. Und dorthin gelangten auch die schon vorher aus der Oberkirche entnommenen Werke. Die Nachfolger Friedrichs II. hintertrieben also den aus Luthers Geist erfolgten städtischen Einrichtungsbeschluß und waren nur darauf bedacht, die herzogliche Schatzkammer zu füllen. Krentzheim in seiner Eigenschaft als Hofprediger gelang es später, die Bücher auf Bitten des Rats dem höfischen Zugriff wieder zu entziehen. Vollständig indes kamen sie keineswegs zurück. Bibliotheksgeschichtlich zeitigten die Wirren immerhin das einschlägige Ergebnis, daß Krentzheim einen ›Catalogus Librorum qui adhuc reliqui sunt in Bibliotheca Lignicensi ad D. D. Petri et Pauli‹ erstellte. »Dies ist der älteste Katalog der Bibliothek.«102

Gelehrte Obhut im 17. Jahrhundert Eine neue und besser übersehbare Entwicklung setzte zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein. Nun nahm sich Bürgermeister Dr. Johann Friedrich der Bibliothek an. Der Einkauf von Büchern aus der Bibliothek erfolgte durch Johann Baptist Reimann, der als Professor am Gymnasium zu Brieg gewirkt hatte, dann Prokonsul in Liegnitz und schließlich fürstlicher Rat wurde. Von Friedrich wurde ebenfalls ein Katalog erstellt, über den bei Bahlow leider keine andere Information erfolgt, als daß er unvollständig gewesen sei. Die Leitung der Bibliothek wurde dem uns wohlbekannten Archidiakon bei St. Peter und Paul Simon Grunaeus übertragen. Ihm folgte der Rektor der Stadtschule Johannes Scultetus nach, der das Nebenamt bis zu seiner Übersiedlung nach Beuthen wahrnahm. Dessen Nachfolge ging auf den uns gleichfalls bekannten Georg

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Thebesius über, der als Diakon bzw. Archidiakon und zuletzt (seit 1653) als Pfarrer an der Kirche zu St. Peter und Paul wirkte. Es waren also erste Gelehrte mit der Obhut der Bibliothek befaßt. Ein weiterer Katalog rührte dann aus der Feder des vierten bekannten Bibliothekars Theophil Pitiscus. Bahlow hat diesen Katalog noch zusammen mit den Friedrichschen Unterlagen in der Hand gehabt, jedoch kein dem Inhalt gewidmetes Wort auf ihn gewendet. Nur die Größenordnung der verzeichneten Bände ist mit 558 ausgewiesen. Als 1709 ein vierter Katalog zustande kam, hatte sich die Zahl auf 929 erhöht.103 Der wesentliche Zuwachs ging auf Geschenke zurück. Der berühmteste der Stifter war Herzog Georg Rudolf selbst. Schon 1610 und 1612, also lange vor Gründung der Johannis-Stiftung, spendete er für die von Friedrich II. eingerichtete Institution und bekannte sich damit zur herzoglichen Verpflichtung auch gegenüber diesem Zweig der Liegnitzer Bibliotheken. Dank Friedrichs minutiöser Aktenführung und der späteren Angabe von Donatoren in den Katalogen ist die Reihe der Stifter zuverlässig und umfassend bezeugt.104 Wie so häufig kam auch für die Bibliothek zu St. Peter und Paul die große Stunde im 18. Jahrhundert. Zwei Bibliotheken gelangten in ihren Besitz, die fortan ihr Profil bestimmen sollten. Sie entstammten beide der Pfarrerschaft zu St. Peter und Paul.

Das Jahrhundert der Sammler: Reimann und Lange 1739 starb Kaspar Siegmund Reimann.105 Seine Bibliothek umfaßte 500 Bände, 50 in Folio und 450 in Quart. Solche Zahlen zu hören ist gleichbedeutend mit der alsbald sich einstellenden Überlegung, ob es sich um Sammelbände handelte. Das ist der Fall. Reimann gesellte sich in Liegnitz zu der Schar der Sammler zwischen Zürich und Straßburg, Reval und Riga, Breslau und eben nun auch Liegnitz, die sich auf das Sammeln von Kleinschrifttum verlegten und damit ein untrügbares Gespür dafür verrieten, in welcher bibliophilen Gattung das gelehrte Leben der Vorfahren und der Gegenwart am intensivsten seinen Niederschlag in Schrift und Druck gefunden hatte.106 Dissertationen, Programme, Leichenpredigten und Gelegenheitsgedichte bestimmten das Bild des Kleinschrifttums, und genau diese Textsorten machen die große Menge der rund 20000 Titel aus, die Reimann zusammenbrachte. In – historisch nicht nachzuvollziehender – Überschätzung ist nur die Leichenpredigt-Sammlung Reimanns bekannt geworden.107 Die anderen Gattungen standen ihr indes in keinerlei Hinsicht nach. Eine von ihnen – die personale

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Gelegenheitsdichtung – findet man fast 200 Jahre nach Stiftung der Bibliothek erstmals in unserem Katalog des personalen Gelegenheitsschrifttums aus Liegnitz und Brieg, heute verwahrt in der Breslauer Universitätsbibliothek, dokumentiert; man wird sich rasch von ihrem sammlerischen und dokumentarischen Wert überzeugen können.108 »Vielleicht noch wertvoller war das Vermächtnis, das der Superintendent und Pastor an St. Peter und Paul, Christian Siegismund Lange, seit 1754 an unsrer Kirche, machte. In seinem Testamente hatte er bestimmt, daß ›der Kirche zu Peter und Paul seine ganze Büchersammlung‹ zufallen solle.«109 1794 starb Lange.110 Die Erben hatten nichts Besseres zu tun als die testamentarische Verfügung anzufechten. Es dauerte einige Jahre, bis die Stadt ihre Ansprüche durchgefochten hatte. Der Langeschen Bibliothek war das Glück nicht beschieden, zu später Stunde einen eigenen gedruckten Katalog zumindest eines Teilbestandes zu erhalten. So tappen wir im Dunkeln, was ihr Profil angeht. Der letzte Chronist läßt uns fast gänzlich im Stich. Durch die Langesche Sammlung hat die Bibliothek besonders die Literatur des 17. und 18. Jahrh. in bedeutendem Umfang erhalten. Die Zahl der Bände dieser Sammlung läßt sich leider nicht genau feststellen, da der Langesche Katalog z. Z. [i. e. 1906/1908] nicht bei den Magistratsakten zu finden ist, eine Kennzeichnung der Sammlung in dem Katalog der Kirchenbibliothek aber nicht erfolgt ist.111

Offensichtlich war sie nicht wesentlich mit Sammelbänden und Kleinschrifttum bestückt. Zumindest sind keine diesbezüglichen Nachrichten bekannt. Daß auch sie Leichenpredigten barg, ist aus den Katalogen Maus und Mendes ersichtlich. Unser eben auch den Kirchenbibliotheken zu Liegnitz gewidmeter Katalog mit Gelegenheitsgedichten aus Liegnitz und Brieg enthält bislang keine Titel, für die eine Provenienz aus der Bibliothek Lange nachweisbar wäre, was aber nicht besagt, daß entsprechende Titel nicht auch aus dieser Quelle herrühren könnten.

Lockerung historischen Bewußtseins bibliothekarisch gewendet Das 19. Jahrhundert hat offensichtlich keinen wesentlichen substantiellen Zuwachs mehr gezeitigt. Dagegen vollzogen sich sehr unrühmliche Aktivitäten. Eine Stiftung des Pastors Nerretur wurde 1876 an die neugegründete KaiserWilhelm-Bibliothek in Posen weitergeschoben. So kam es, daß in der Kirchen-

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bibliothek zu St. Peter und Paul in Liegnitz die Erlanger Luther-Ausgabe nicht verfügbar war. Man darf sich über ihre Armut im Blick auf aktuelle Literatur also keine Illusionen machen. Zudem wurde die Bibliothek auf vermeintliche Dubletten hin gemustert, die gleichfalls nach Posen wanderten, darunter kostbarste Inkunabeln und mehrfach unikates Gut.112 Die kaiserliche Renommiersucht in der jungen westpreußischen Provinz forderte ihren Tribut. Und das sogenannte Geschäft mit Dubletten war soeben schon am Beispiel Straßburgs durchexerziert worden. Dort hatten die Preußen Deutschland, Frankreich und Europa um ein einzigartiges bibliothekarisches Kleinod gebracht und vermeinten, den Schaden über Spenden aus großen Bibliotheken bis hinauf nach Königsberg wieder gut machen zu können.113 Also auch Liegnitz blutete. Hinzu kamen innerbibliothekarische Querelen, in die der Name Werdermanns wiederholt hereinspielte, die wir auf sich beruhen lassen wollen. Sie hatten freilich auch zur Folge, daß alle Anläufe, einen Katalog der Bibliothek zu fertigen, auf der Strecke blieben bzw. nicht zum Abschluß gelangten.

Matthaei und Peters Besondere Bemühungen unternahm seit 1816 Oberdiakon Matthaei. Er wandte sich dem ältesten Bestand der Bibliothek zunächst zu, also vor allem den Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucken. Dann ging er an die Verzeichnung der Reimannschen Sammlung. 1833 waren die ersten 200 Bände katalogisiert, drei Jahre später die weiteren 300 – eine so nie wieder angepackte Aufgabe hatte den richtigen Mann gefunden. Zur Verzeichnung der Langeschen Bibliothek kam es nicht mehr, da Matthaei 1836 an die Liebfrauenkirche berufen wurde. Diese Arbeit wurde von dem neuen Diakon zu St. Peter und Paul Ottomar Peters übernommen, der sich merkwürdigerweise katalogisierend auch noch einmal der Reimannschen Sammlung annahm und alsbald in einen unschönen Streit mit Matthaei verwickelt war.114 Die Presse jedoch blieb aufmerksam und rehabilitierte Matthaei rasch. Leider sind diese und andere die Verwaltung der Bibliothek betreffende Fragen dem letzten Bibliothekar der Anstalt vor dem Ersten Weltkrieg sehr viel wichtiger als die nähere Charakteristik der Kataloge und deren Inhalt. Es muß als eine weitere entscheidende Frage der Liegnitzer Bibliotheksgeschichte gelten, ob sie sich erhalten haben und heute in Polen zugänglich sind. Nachrichten darüber scheinen bislang nicht vorzuliegen.

Das bibliophile Erbe der Piasten

Die Schaffung der Liegnitzer Stadtbibliothek Das vorletzte Kapitel gehört in die Vorgeschichte der Liegnitzer Stadtbibliothek. Und da sie insbesondere die Kirchenbibliotheken betrifft, müssen wir auch ihrer Ausformung unsere Aufmerksamkeit widmen, sind doch eben die Schätze aus beiden Kirchen, wie dargelegt, eine vorzügliche Quelle für Leben und Wirken der Piasten. Erst zusammengenommen mit der Geschichte der Rudolphina und der der Ritterakademie ergibt sich ein vollständiges Bild für Liegnitz. Um ein solches müssen wir bemüht bleiben, und das um so dringlicher, als eine anderwärtige größere Gesamtdarstellung bislang offensichtlich fehlt. Nun wurden Kapazitäten wie der Direktor des Breslauer Staatsarchivs Colmar Grünhagen und der Leiter der Stadtbibliothek Hermann Markgraf mit der unbefriedigenden Situation in Liegnitz befaßt. Sie erteilten den Rat, der von Sachautorität und Weitblick zeugte und schließlich zum Ziel führte. 1875 forderte der Magistrat den Gemeindekirchenrat auf, Maßnahmen zu treffen, daß die Bibliothek »›in passender Weise der öffentlichen Benutzung‹« zugeführt werden könne. Grünhagen, um eine Stellungnahme gebeten, legte alsbald »›Gesichtspunkte, welche bei Einrichtung eines geordneten Geschäftsverkehrs für eine städtische resp. Kirchenbibliothek in Frage kommen dürften‹« vor, behandelte das Problem also von der grundsätzlichen Seite.115 Modell stand Breslau. Dort waren soeben die Rhedigersche Bibliothek sowie die beiden kirchlichen Bibliotheken zu St. Maria Magdalena und St. Bernhardin in einer Stadtbibliothek vereinigt worden. Analog in Liegnitz zu verfahren, bot sich nach Grünhagens Meinung an. Drei Maßnahmen waren vonnöten. Es mußte ein geeignetes Bibliotheksquartier für die Verwahrung der Bücher aufgetan werden. Es war ein beheizbarer Lesesaal zu schaffen. Und die Handschriften und Inkunabeln mußten gesondert untergebracht und gesichert werden. Die Vorschläge konnten nur sehr unzureichend umgesetzt werden. Insbesondere war man nicht in der Lage, geregelte Öffnungszeiten anzubieten. Hinzu kam in den neunziger Jahren eine gravierende räumliche Verschlechterung. Jahrhundertelang hatte die Bibliothek über der Sakristei der Kirche zu St. Peter und Paul gestanden. Nun verlangte der Ausbau des Kirchenraums zur Gewinnung von Sitzplätzen eine Verlegung in den südlichen Kirchturm. Wie es dort aussah? Die Räume seien zwar trocken, weiß unser Chronist zu berichten, und das Baumaterial bestehe fast nur aus Stein und Eisen, »aber es fehlt ein feuersicherer Abschluß nach dem obern Teile des Turmes, der viel Holz enthält. Bei einem Turmbrande würde die Bibliothek rettungslos verloren sein.«116 Man war

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also ein hohes Risiko eingegangen. Zudem war die Bibliothek de facto unzugänglich. Der entgegengesetzte Effekt war also erzielt worden.

Modell Breslau und die Intervention Hermann Markgrafs In dieser Situation trat Hermann Markgraf auf den Plan. Er wußte das Breslauer Modell in den glühendsten Farben zu schildern und nachdrücklich zu empfehlen. In Liegnitz ging es um die Vereinigung der Kirche zu St. Peter und Paul mit der zu Unserer Lieben Frauen. Dazu Markgraf in einer gutachtlichen Stellungnahme aus dem Dezember des Jahres 1905: ›Die beiden genannten Bibliotheken enthalten, wie bekannt, zahlreiche seltene und besonders durch ihr Alter wertvolle Werke, Werke, die für die allgemeine Geschichte der Wissenschaften, sowie für die Kenntnis der geistigen und politischen Entwickelung Schlesiens von Bedeutung sind. … . In Anbetracht des hohen Wertes der alten Bücher ist ihre dauernde Erhaltung und ihre bequeme Benutzbarkeit für die wissenschaftlichen Kreise auf das dringendste zu wünschen. Beides ist aber nur zu erreichen durch eine den heutigen Anforderungen genügende, bibliographisch genaue Verzeichnung der Bestände und durch eine zweckmäßige Anordnung und Aufstellung der Bücher in gemeinsamen, allgemein zugänglichen, für Bibliothekszwecke geeigneten Räumen. Ich kann daher den Plan einer Vereinigung der beiden Kirchenbibliotheken nur auf das allerwärmste befürworten und bin der festen Überzeugung, daß die Kirchengemeinden durch eine derartige Zusammenziehung ihrer Bücher= und Handschriftenschätze sich den lebhaften Dank nicht nur aller Freunde der schlesischen Geschichte, sondern der gelehrten Welt überhaupt verdienen werden. Ich halte die Vereinigung und Erschließung der beiden Kirchenbibliotheken für eine Ehrenpflicht gegenüber der Wissenschaft, deren Erfüllung zwar gewisse Opfer fordert, aber durch wirkliche Nutzbarmachung der sonst toten Schätze sich reichlich lohnen wird. – Aus meiner eigenen Berufserfahrung kann ich hinzufügen, daß die im Jahre 1866 erfolgte Vereinigung der beiden Breslauer Kirchenbibliotheken zu St. Maria=Magdalena und zu Bernhardin und die damit in Verbindung stehende gleichzeitige Schaffung einer Stadtbibliothek sich als eine außerordentlich segensreiche Maßnahme erwiesen hat, die für das geistige Leben unserer Stadt und Provinz von weittragender Bedeutung geworden ist. Es steht zu hoffen, daß auch in Liegnitz die Zusammenziehung der jetzt getrennten und völlig brach liegenden Büchersammlungen und damit die Gründung einer größeren wissenschaftlichen Bibliothek einen Aufschwung des gesamten geistigen Lebens und wissenschaftlichen Arbeitens zur Folge haben werde.‹117

Das bibliophile Erbe der Piasten

Vereinsinitiativen Damit war gesagt, was zu sagen war. Gefordert blieb der Rat der Stadt, der den Anstoß zu den Überlegungen gegeben hatte. Bahlow, der seinen Bericht 1908 abschloß, verblieb nichts anderes, als die Markgrafschen Darlegungen zu unterstreichen und seiner Hoffnung für die Zukunft Ausdruck zu verleihen. Diese kam rascher als zu erwarten, und wir sind in der glücklichen Lage, nochmals eine erste Autorität als Zeitzeugen hören zu dürfen. Promotor der Bemühungen um die Schaffung einer Stadtbibliothek war der 1904 gegründete ›Geschichts- und Altertums-Verein für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz‹, dessen Mitteilungen alsbald zu einem wichtigen Organ für die Kulturgeschichte der Stadt heranwachsen sollten. Der Verein hatte schon die Schaffung eines ›Niederschlesischen Museums‹ betrieben, das 1911 seine Pforten öffnete, nachdem bereits eine Reihe von Vorgänger-Institutionen erhebliches Interesse auf sich gezogen hatte und also über Sinn und Zweckmäßigkeit eines derartigen Museums auch für Stadt und Fürstentum Liegnitz kein Zweifel mehr aufkommen konnte. Nun stand eine parallele weitreichende, den Anforderungen und Erwartungen der Zukunft genügende Maßnahme für die Bücher auf der Tagesordnung. Im Sommer 1904 »richteten die Vorstände der Peter=Paul=Bibliothek, des Altertumsvereins und des Riesengebirgsvereins ein Gesuch an den Magistrat um Vereinigung der beiden Kirchenbüchereien mit der Bibliothek des Stadtarchivs und gewissen Vereinsbüchereien zu einer allgemeinen wissenschaftlichen Stadtbibliothek.«118 Eben auf diese Initiative hin dürfte Markgraf gutachterlich im Auftrage der Stadt tätig geworden sein.

Vereinigung der Kirchenbibliotheken unter dem Dach der Stadtbibliothek Das Problem blieben, wie stets in bibliothekarischen Belangen, die Finanzen. Es mußte ein Etat für die laufenden Beschaffungen einer Institution erschlossen werden, die schließlich für den allgemeinen Publikumsverkehr bestimmt war. Durch eine namhafte Stiftung des Kommerzienrats Heinrich Selle wurde dafür die Grundlage geschaffen. Die Kirchenräte von St. Peter und Paul und von Unserer Lieben Frauen honorierten die generöse Geste des Stifters durch ihre grundsätzliche Zustimmung zu einer Vereinigung der beiden Kirchen­ bibliotheken. Auch das Stiftungskapital vermehrte sich binnen kurzem erheblich.

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Solcher Opfermut beflügelte auch Sammler, ihre Schätze der nun sich formierenden Institution zu vermachen. 1911 waren nach Auskunft Zum Winkels »etwa 5000 Werke in fast 12000 Bänden oder kleinen Schriften« vorhanden – selbstverständlich ohne die Werke aus den beiden Kirchenbibliotheken.119 Als Lokalität waren schon frühzeitig die Räume des frei werdenden Lehrerseminars in Aussicht genommen worden, in dem das evangelische Gymnasium eine neue Bleibe finden sollte. 1913 wurden sie fertiggestellt. Fast zehn Jahre lagen zwischen dem Erscheinen des ersten und zweiten Bandes des grundlegenden Werkes Zum Winkels. Der zweite, 1922 erschienene Band, setzt im Blick auf die Geschichte der Stadtbibliothek ein mit der Mitteilung, daß »die Ratsbibliothek im September 1913 vom Rathaus in das Erdgeschoß des Gymnasiums an der Baumgartstraße geschafft« und noch im gleichen Jahr für den Publikumsverkehr geöffnet wurde.120 Im April 1915 wurde die Kirchenbibliothek zu St. Peter und Paul in das neue Lokal überführt. Dorthin war offensichtlich schon früher auch die Bibliothek zu Unserer Lieben Frauen gelangt, ohne daß unser Chronist ein genaues Datum bereithielte. Sie war bislang ganz ohne Kataloge; ein solcher mußte folglich als erstes erstellt werden. Beide Kirchenbibliotheken wurden unter Eigentumsvorbehalt übergeben. Ihre Vermehrung blieb den Kirchen überlassen. Das eigentliche Wachstum vollzog sich folglich auf seiten der städtischen Institution. Und dies wie immer durch einen schmalen regulären Etat und vor allem durch Spenden und Stiftungen. »So wuchs derjenige Teil der Stadtbibliothek, der im unmittelbaren Eigentum der Stadt­ gemeinde stand, schnell zu einem Bestande von 18560 Bänden heran, indes die Peter=Paul=Bibliothek 5331 Bände und 67 Handschriften, die Liebfrauen­ bibliothek 2140 Bände zählte.« 1921 kamen ›entbehrliche Werke‹ der Lehrerbibliothek des Gymnasiums hinzu.121 Die letzte uns verfügbare Information datiert auf das Jahr 1928. Nun bezifferte sich der Bestand, nicht mehr geschieden nach Provenienzen, wie folgt: »36000 Buchbinderbde.; 3070 kl. Schriften (Diss. usw.); 70 Hss. der Petro-Paulina (meist latein.); 382 Ink.; 42 Atlanten; 770 Landkarten u. Pläne; 130 Musikalien. Lauf. Zeitschriften: 130 (inländ.) u. 1 (ausländ.).«122 Daß diese Angabe zumindest im Blick auf das Kleinschrifttum unzutreffend war, liegt auf der Hand. Und befriedigen vermochte in der Kurzcharakteristik sowie im Vergleich der beiden Kirchenbibliotheken auch nicht der knappe Satz: »Die Liebfrauenbibl. ist weniger alt u. bedeutend; beide enthalten vorzugsweise theolog. Werke.«123 Solange wie Arbeiten zur Liebfrauenbibliothek fehlen, ist ein derartiges Urteil weder zu treffen noch zu überprüfen. Und daß die naheliegende Vorrangstel-

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lung der Theologie in gewisser Hinsicht gleichfalls einer Einschränkung bedarf, legt schon der Blick auf die Reimannsche Bibliothek nahe. Immerhin war nun ein Zettelkatalog der Liebfrauenbibliothek vorhanden. Für die Petro-Paulina existierten ein Zettel- und ein Bandkatalog. Der gesamte Bestand war durch einen alphabetischen und systematischen Zettelkatalog sowie durch einen systematischen Bandkatalog erschlossen.124 Und wieder lautet die entscheidende Frage, ob sich zumindest Teilbestände dieser Kataloge erhalten haben. In jedem Fall verfügte auch Liegnitz bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nun über eine respektable öffentliche Bibliothek, die sich zu einem zweiten geistigen Zentrum neben der Stadtbibliothek in Breslau entwickelt hatte, ganz so wie die Gutachter sich dies erhofft hatten. Es bleibt eine Tragödie, daß die Frist für die prognostizierten segensreichen Wirkungen der städtischen Tochterinstitution in Liegnitz noch viel knapper war als die in Breslau.

Kriegs- und Nachkriegsschicksal Das letzte Kapitel liegt für uns ins Dunkel gehüllt. Dieses kann nur vor Ort durch die polnischen Fachkräfte gelüftet werden. Wir können nicht ausschließen, daß entsprechende Bemühungen schon eingesetzt haben, ja möglicherweise bereits dokumentiert sind. Hier kann es nur darum gehen, abschließend einige wenige Feststellungen zu treffen, vor allem aber, einige aus ihnen resultierende Fragen zu artikulieren. Anzumerken ist zunächst, daß die berühmteste der Liegnitzer Bibliotheken, die Rudolphina, in der letzten Phase ihrer Geschichte, gleichfalls in engeren räumlichen und womöglich auch verwaltungstechnischen Kontakt mit der jungen Schöpfung der Stadtbibliothek kam. Das Gebäude, in dem die Schätze gehütet wurden, hieß nun offenkundig nicht mehr ›Stadtbibliothek‹, sondern ›Haus für Volksbildung‹, wie wir dem Vorwort zum Mendeschen Katalog aus dem Jahr 1938 entnehmen. Vermutlich dürfte die Umtaufung unter dem Diktat der Nationalsozialisten erfolgt sein. Mende bestätigt desgleichen, daß die Rudolphina jetzt von der Stadtbibliothek mit verwaltet wurde. Auch das erklärt, warum sie nach ihrem unfreiwilligen Exodus aufs Land vor der heranrückenden Front nach Liegnitz zurückgeführt und im Keller der Stadtbibliothek gelagert wurde, wie uns Wolfgang Scholz mitteilte. Was aber wurde aus der Stadtbibliothek im engeren Sinn und also vor allem aus den beiden Kirchenbibliotheken? Hans Bahlow berichtet, daß die wertvollsten Bestände der Peter-und-Paul-Bibliothek »im Kriege ins Gebirge aus-

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gelagert wurden«.125 Das hätte der gängigen Praxis entsprochen und wurde ja auch mit der Rudolphina praktiziert. Helena Szwejkowska führt aus, daß die Peter-und-Paul-Bibliothek nach dem Krieg »aus den Bunkern nach Wrocław gebracht und der Universitätsbibliothek einverleibt« wurde.126 Das würde darauf hindeuten, daß zumindest Teile auch in der Stadt in Bunkern verwahrt wurden, auch dies eine aus anderen deutschen Städten bekannte Gepflogenheit. Es ist Aufgabe der polnischen Forschung, den möglichen archivalischen Spuren des weiteren und näheren nachzugehen. Daß Aus- und Einlagerungen in der Regel gut dokumentiert waren, ist aus Parallelfällen bekannt und etwa für die Staats- und Universitätsbibliothek ebenso wie für die Stadtbibliothek Breslau aktenkundig. Die entscheidende Frage aber hat zu lauten, was an Katalogen, Handschriften und Büchern gerettet werden konnte und wo das Gerettete eine neue Bleibe fand. Das Auskunftsorgan von deutscher Seite ist das Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Wir haben es für die Rudolphina bereits konsultiert und die aus dem Eintrag resultierenden Probleme diskutiert. Die Frage ist für die Stadtbibliothek zu wiederholen. Eines ist gewiß: Die kurzfristig in den dreißiger Jahren in Liegnitz unter einem Dach vereinigten wertvollen Buchbestände sind, sofern gerettet, nicht an einem einzigen Ort wieder zusammengekommen. Das ergibt sich aus einer besonders wichtigen Notiz im Eintrag zur Nationalbibliothek Warschau. Demnach trugen, wie bekannt, »auch die sogenannten sichergestellten Sammlungen, d. h. die nach dem Zweiten Weltkrieg übernommenen Bibliotheken aus den vor 1939 zu Deutschland gehörenden Gebieten, erheblich zur Bestandserweiterung der Nationalbibliothek bei.«127 Dazu gehörten auch Bestände »dreier Bibliotheken aus Legnica [Liegnitz] – der Bibliothek der Liebfrauenkirche, der Gymnasialbibliothek (Bibliotheca Rudolphina, gegr. 1617/18) und der Bibliothek der St. Peter-undPaul-Kirche (gegr. Mitte 17. Jh.; insgesamt mehr als 500 Bde).«128 Man sieht, daß die Mitteilung nicht ganz korrekt ist, denn eine umstandslose Gleichsetzung der ›Rudolphina‹ mit der ›Gymnasialbibliothek‹ ist nicht statthaft. Die Ungenauigkeit ist angesichts der verwickelten Verhältnisse jedoch verständlich. Man wird davon ausgehen dürfen, daß de facto Bestände der Rudolphina gemeint sind. Leider erfolgen keine speziellen Zahlenangaben über die nach Warschau gelangten Bände aus der Rudolphina, da eine nähere numerische Differenzierung nach den drei Provenienzen nicht vorgenommen wurde. Grundsätzlich gilt für die ehemaligen deutschen Bibliotheken, die heute in Warschau anzutreffen sind: »Die sichergestellten Bestände aus Pommern und Schlesien machen hier ungefähr 30 Prozent der Sammlung Alter

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Drucke aus. Keine dieser Bibliotheken kam jedoch vollständig in den Bestand der Nationalbibliothek.«129 Und so entsprechend auch im Blick auf Liegnitz. Denn zumindest für Breslau ist ja weiterer Liegnitzer Besitz bezeugt und für die Musikbibliothek der Rudolphina, wie wir hörten, weiterer Streubesitz in anderweitigen polnischen Bibliotheken. Wir haben also zum Eintrag Breslau des Handbuchs herüberzuwechseln. Wie der ›Bibliotheca Rudolphina‹ ist auch der ›Peter-und-Paul-­ Kirchenbibliothek‹ ein eigener Paragraph gewidmet: Aus dieser Liegnitzer Bibliothek stammen 1641 Titel: Gelegenheitsschriften (210); Geographie und Reisebeschreibungen (30); Geschichte (150); Genealogie (30); Landwirtschaft (30); Philologie (90); Rhetorik (60); Literarische Texte (30); Philosophie und Ethik (180); Rechtswissenschaft (60); Religion (600); Schulwesen (60); Sonstiges (120). Außerdem gehört zu der Peter-und-Paul-Kirchenbibliothek die Sammlung Reimann mit 15.485 Gelegenheitsschriften, Schulschriften u. a. Kleinschriften.130

Unklar ist, ob in dieser Zahl die Titel inbegriffen sind, die in die Abteilung ›Silesiaca‹ und ›Slavica‹ gelangten.131 Man ist dankbar für diese präzisen Angaben. Das grundsätzliche Problem freilich kehrt wieder. Ist die Kirchenbibliothek im engeren Sinn gemeint? Oder werden auch Altdrucke aus anderen Provenienzen mit aufgeführt, die in der Stadtbibliothek zusammenkamen? Und wie steht es um die Bibliothek Christian Siegismund Langes? Sie war in dem knappen geschichtlichen Abriß der Universitätsbibliothek Breslau nach 1945 erwähnt worden, ist nun jedoch in dem Abschnitt zu den Sondersammlungen, aus dem wir zitierten, fortgefallen. So oder so kann es sich hier wie dort nur um einen Teilbestand handeln, wie ja schon der Rekurs auf Warschau lehrt. Immerhin erfahren wir, daß sich »ca. 310 Titel« aus dem Inkunabel-Bestand der Peter-und-Paul-Bibliothek in Breslau erhalten haben, also die ganz überwiegende Menge.132 Sehr gerne hätte der Leser gewußt, wie viele Bände aus der Reimannschen Sammlung nach Breslau gelangt sind, denn hier lagen aus der Vorkriegszeit ja verläßliche Zahlen vor. Mußte die im Umlauf befindliche Zahl von rund 20000 Kleinschriften nach unten korrigiert werden? Oder fehlen Bände, die zu dem niedrigeren Ansatz geleiteten? Wir vermuten das letztere. Erweist sich diese Vermutung als richtig, dann wäre auch die Reimannsche Sammlung nicht komplett nach Breslau gelangt. An erhaltenen Katalogen wird alleine auf denjenigen zur Peter-und-Paul-Bibliothek von Andreas Baudisius

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aus dem Jahr 1683 verwiesen, der bei Bahlow erstaunlicherweise keine Erwähnung findet.133 Bahlow kennt, neben weiteren, nur einen von Laurentius Baudisius aus dem Jahr 1709.134 Das Problem bedarf der Aufklärung, ebenso wie das der Existenz weiterer von Bahlow bezeugter Kataloge. Moderne Sonderkataloge, wie wir sie für die Musikalia aus Liegnitz und Brieg besitzen, wären insbesondere für die erhaltenen und ganz offensichtlich reichen Bestände der beiden Liegnitzer Kirchenbibliotheken dringend erwünscht. Mit ihnen würde virtuell zusammengeführt, was bis zur mitteleuropäischen Katastrophe an einem Ort zusammenstand.

Die Gymnasialbibliothek zu Liegnitz Eine Sonderstellung behauptete die Gymnasialbibliothek. Sie ist bibliotheksgeschichtlich besonders stiefmütterlich behandelt worden.135 Um so mehr besteht Veranlassung, das verfügbare Wissen in Augenschein zu nehmen und ihm weniger Daten denn Sinn zu entlocken. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Erkenntnis sich durchsetzte, daß eine umstandslose Gleichsetzung mit der Rudolphina nicht statthaft ist. Als die Konkurrenzsituation zwischen Gymnasium und Ritterakademie sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts verschärfte, ging man im Gymnasium daran, auch Sorge für eine eigene Bibliothek zu tragen. Ihre materielle Fundierung führte man im Hause selbst ganz offensichtlich auf eine großherzige Stiftung im Jahre 1791 zurück.

Das Wirken Johann David Wolfs In diesem Jahr vermachte ein alter Kandidat der Theologie Johann David Wolf dem Gymnasium 129 Werke, zu denen sich später solche des Oberdiakons bei der Kirche zu Unserer Lieben Frauen Hoffmann gesellten. Ehrhardt hat Wolf an versteckter Stelle in seiner Presbyterologie des Waldauer Kreises ein Denkmal gesetzt, gleichermaßen dem Freund wie dem Helfer seines monumentalen Werkes gewidmet.136 Er hatte in Leipzig u. a. bei Ernesti und Jöcher sowie in Halle u. a. bei Baumgarten und Michaelis studiert und sich sodann in Hofmeisterdiensten verdingt. Als Privatier, aufgenommen unter die Kandidaten des Predigtamts, ohne jemals eine Pfarrstelle zu übernehmen, vermochte er seinen gelehrten Neigungen zu leben. Bibliophilen ist er durch seine Abhandlung De Eo Quod Insigne Est In Bibliothecarum Praefecto (Breslau: Grass 1762) bekannt, die keinen Geringeren als Johann Christian Leuschner am Magdaleneum und Johann Georg Thamm an

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der Bernhardiner Schule und Bibliothek in Breslau gewidmet ist, wo eben Wolf bevorzugt gearbeitet haben dürfte. Thamm ist auch seine Compendiaria Bibliothecae Neapolitanae Vratislaviensis ad Aedem S. Bernardini Servatae Descriptio (Brieg: Börner 1764) zugeeignet.137 Ehrhardt weiß eine lange Liste gelehrter kleiner Schriften von Wolf aufzuführen. Das landeskundliche Interesse ist wie bei so vielen anderen Gestalten der gleichen Zeit vorherrschend. »Auch hat Hr Polyhistor Wolf, aus seiner auserleßnen u. mit vielen raren Büchern angefüllten Bibliothek, mir nicht allein mit manchen raren Pieçen u. Büchern, sondern auch aus seinen Manuscripten, mit vielen nützlichen Beiträgen zu diesem Werk freundschaftlichst gedient, dafür ich Ihm den besten Dank öffentlich abstatte!«138 Das Liegnitzer Gymnasium war also in den Besitz großer Kostbarkeiten gekommen, und es ist verständlich, daß man mit dieser Schenkung eines Gelehrten mit einem Namen von gutem Klang gerne die kurze Geschichte der Bibliothek eröffnete.

Die Bibliothek im 19. Jahrhundert Die gestifteten Bücher »›ruhten in zwei Schränken wohlverschlossen‹«.139 1824, anläßlich der Reorganisation der Anstalt – sie trug jetzt den Namen ›Vereinigtes Königliches und Städtisches Gymnasium‹ – wurde dann auch eine Summe für die Bibliothek ausgesetzt, die jedoch zunächst in andere Zweige der Anstalt floß.140 Auch zu Beginn der dreißiger Jahre war die Bibliothek, wie Werdermann klagte, »›erst im Werden‹«.141 So erklärt sich der Stoßseufzer Abichts im Jahre 1909. Welche Schätze hätte unsre Bibliothek in den 600 Jahren sammeln können! Sie ist aber erst 78 Jahre alt. Bei dem engen Zusammenhang zwischen Schule und Kirche wurden die Petro-Paulina und die Mariana als Schulbibliotheken angesehen: diese enthalten alte Schulbücher, ihnen vermachten Lehrer wissenschaftliche Werke, Rektoren waren zeitweise ihre Bibliothekare. Ja Rektor Werdermann ging sogar darauf aus, die berühmte Peter=Paul=Bibliothek zur Gymnasial­bibliothek zu machen. So erklärt es sich, daß diese erst 1830 mit 338 Werken eingerichtet wurde.142

Zu den Werken Wolfs und anderer Stifter waren weitere 51 als Geschenk des Rats gekommen. Mit Konrektor Köhler wurde ein Bibliothekar bestellt und sogleich ein Katalog gefertigt.143 Erst jetzt setzte die rasche Vermehrung ein. Geschenke von Verfassern und Verlegern, von Eltern und Schülern machten

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den wesentlichen Zuwachs aus. In den Programmen wurde er regelmäßig dokumentiert: Ostern 1832: 460 Werke in 743 Bänden, 1843: 1730 Werke in 2500 Bänden, 1855: 2988 Werke in 5219 Bänden, 1859: 3285 Werke in 6002 Bänden, Neujahr 1867: 3849 Werke in 6242 Bänden.144 Im Osterprogramm von 1866 wurden darüber hinaus 8340 Programmschriften gezählt.145 Schwenke eröffnete 1893 sein gehaltreiches Kapitel zu Liegnitz mit den Angaben zur Bibliothek des Städtischen Gymnasiums. Nun konnten rund 8000 Bände und rund 22000 Programme nebst 26 Pergamenturkunden des 14. bis 17. Jahrhunderts namhaft gemacht werden.146 Die Bibliothek hatte also einen respektablen Aufschwung genommen, und nichts rechtfertigt ihre Vernachlässigung in der Bibliotheksgeschichte, die sie mit so vielen anderen Gymnasialbibliotheken teilt.

Historische Drucke auch in der Gymnasialbibliothek Es ist zu beklagen, daß für die Bibliothek im Wilhelminischen Zeitalter offensichtlich kein gedruckter Katalog mehr zustande kam. Nach allem, was wir wissen, dominierte auch in ihr das Schrifttum der römischen und griechischen Antike, überwiegend wohl in Ausgaben des 19. Jahrhunderts. Aber es gab eben durchaus auch in der jüngeren Schöpfung ausgesprochene Zimelien. Natur­ gemäß waren darunter nur wenige Inkunabeln. Das älteste Buch ist ›Von der kindtheit unnd dem leyden unsers herren Jhesu ­cristi auch von dem leben Marie seiner lieben muoter mittsampt der legend von den heyligen drei künigen‹ – hat getruckt Anthonius Sorg, Burger czuo Augspurg 1491. […] Zu den Incunabeln gehört noch ›Das Buch der Croniken und geschichten mit figuren und pildnussen von anbegin der welt biß auf dise unsre Zeyt. Augsburg 1496.‹ Ferner ›Das buoch der weißheit darin erlernt würt der welt lauff (leider fehlt der Schluß). Dann Quintilianus cum comment. Raphaelis Regii. Venetiis 1493? und M. T. Ciceronis orationes. Venetiis 1499.147

Immerhin waren aus dem 16. Jahrhundert 127 Werke vorhanden. Hinzu kamen, wie schon bei Schwenke erwähnt, 27 Urkunden aus den Jahren 1339–1665, die sich auf Liegnitzer Herzöge oder Bürger beziehen. In Nr. 9 bürgen die Mannschaft und die Städte des Herzogtums Liegnitz für die Schulden Friedrichs II. von Liegnitz und Georgs von Brieg mit 115 angehängten Siegeln, von denen noch 107 erhalten sind. Drei Urkunden

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enthalten Geldconzessionen der gräflichen Familie v. Waldstein aus Wien 1647, Strakonitz 1647, Prag 1648. Von jenen Urkunden sind 18 im Jahre 1839 von dem Kreis=Steuereinnehmer Bunner geschenkt worden. Dem Guts­besitzer Jungfer verdanken wir eine Handschrift der Constitutiones Rudolphinae, der Landesordnung des Herzogs Georg Rudolf, die in der Hauptsache von dem früheren Bürgermeister und späteren Herzogl. Rat Dr. Johann Friedrich verfaßt ist.148

Vielleicht nicht mit der gleichen Dringlichkeit, aber selbstverständlich ohne den leisesten Anflug von Routine ist auch im Blick auf die Gymnasialbibliothek die Frage zu stellen, was aus ihr geworden sein mag. Uns liegen keine Nachrichten vor. Mit Gewißheit existieren solche. Die wertvollsten Bestände dürften in die Verlagerungen bzw. Einbunkereien mit einbezogen worden sein. Ob und in welchem Umfang sie sich erhalten haben, ist uns nicht bekannt.

Aufgaben für die Zukunft Auch im Falle dieser kleineren und unscheinbareren Bibliothek ist zu hoffen, daß die Provenienzforschungen in Warschau oder Breslau und anderwärts, vor allem selbstverständlich vor Ort selbst, fortschreiten und die retrospektive Sondierung und Separierung wenigstens über den Bildschirm nachvollzogen werden kann. Im Osnabrücker Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums konnten keine Exemplare mit sicherem Erkennungszeichen der Liegnitzer Gymnasial­ bibliothek nachgewiesen werden. Gleichwohl ist keineswegs ausgeschlossen, daß solche existierten. Die Professorenschaft spielt wiederholt in die Texte hinein. Auch deshalb mag unser auf Einläßlichkeit und Tiefenerschließung bedachtes Vorhaben, wie es nun von deutscher Seite erstmals auch Liegnitz und Brieg wieder zugute kommt, willkommen sein.149 Wir aber nehmen Abschied von den Institutionen, die uns in den vorangehenden Kapiteln ebenso wie in dem vorliegenden vor allem beschäftigten und wechseln herüber zu den Texten und ihren Verfassern. Vollständigkeit auf dem Felde der Institutionen kann nicht unser Ziel sein, wenn anders die Einläßlichkeit der Behandlung nicht gefährdet werden soll. Über das Liegnitzer Stadt­archiv beispielsweise wäre zu sprechen oder über die Liegnitzer Museen, die am Orte befindlichen Hochschulen, ja noch die vor Ort befindlichen Stätten der Bildenden Künste, das Theater, das Opern- und Konzerthaus etc.150 Doch sind es nicht nur Gründe der Gediegenheit der Darstellung, die uns Abstand nehmen lassen. In vielen Fällen ist der Kontakt zu den Piasten nur

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noch ein lockerer oder gar nicht mehr vorhanden. Was im Blick auf Breslau angängig war, als es um die kulturellen Einrichtungen ging, die die alte schlesische Hauptstadt prägten, ist im Falle von Liegnitz und Brieg nicht umstandslos zu wiederholen. In unserer Darstellung soll das kulturelle Erbe der Piasten im Zentrum verbleiben. Es war und ist, wie zu wiederholen, zu keinem Zeitpunkt eine kulturgeschichtliche Gesamtdarstellung geplant gewesen. Wir bleiben den auf die Schrift gegründeten Denkmalen auf der Spur und wenden uns mit diesem Vorsatz den folgenden Kapiteln zu, in denen der Literatur im Umkreis der Piasten das erste und letzte Wort gehören soll.

8. Schutz- und Schirmherren der Gelehrten Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe Verlagerung in den Osten Wir nähern uns dem Schluß und kehren an einen Ausgangspunkt zurück, der außerhalb dieses Buches liegt, wurde er doch lange vor dessen Abfassung umkreist. Wie konnte es geschehen, daß eine im Osten des alten deutschen Sprachraums gelegene Landschaft für ein ganzes Jahrhundert eine Führungsrolle im Entfaltungsprozeß der deutschen Literatur übernahm? Das kam einem Mysterium gleich, hatte der Schwerpunkt doch vordem für knapp zwei Jahrhunderte in Oberdeutschland und am Oberrhein gelegen. Und nun der Umschwung!1 Viele Faktoren mußten zusammenkommen, gewiß. Einer aber behauptete eine Spitzenposition. Eine Verlagerung von den Städten auf die Höfe hatte statt. Und mit denen war Schlesien so reich gesegnet wie kaum ein anderer Landstrich sonst. Damit aber traten automatisch auch die Piastenhöfe in das Blickfeld. Schon bald konnte kein Zweifel mehr daran herrschen, daß sie in dem dramatischen literaturpolitischen Geschehen ganz vornan mitwirkten. Ein Literaturhistoriker, befaßt mit Entwicklungsprozessen und schüben der Literatur in der Frühen Neuzeit, stieße notgedrungen hier auf ein augenfälliges Phänomen, das nach Erklärung verlangte. Viele Studien haben wir der Lösung dieses Rätsels inzwischen gewidmet. Indem wir einige von ihnen im Rahmen dieses Buches namhaft machen, wird zugleich auch die Geburtsstunde von dessen Konzeption bezeichnet.2

Panorama der Künste Und das mit einschneidenden Konsequenzen für dessen Anlage. Denn wenn wir nun die Institutionen verlassen – ohne sie aus dem Auge zu verlieren – und herüberwechseln zu den Künsten, dann würde sich das Einschlagen vieler Wege anbieten. Am dringlichsten, so will es uns dünken, wäre der Pfad, der zur Musik geleitete. Die Piasten, wir hörten es, waren passionierte Sammler von Musikalia. Ein ganzes Buch und womöglich mehr als eines dürfte mit einer Beschreibung dessen befaßt sein, was die Herzöge da sammelten, welche Kriterien der

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Auswahl sie beobachteten, welche Schwerpunktbildungen sich abzeichneten und was von ihren Hofkapellen zu Gehör gebracht wurde.3 Und mehr als das. Wie schaute die Pflege der Musik im Umkreis ihrer Höfe generell aus? Welche Gattungen wurden bevorzugt? Wie und in welcher Gestalt im einzelnen nahmen ihre Musiker teil an der Weiterentwicklung des Liedschaffens, das die vorangegangene Zeit so merklich beherrscht hatte und auch im höfischen Zeitalter fortlebte? Welche Spielarten der Instrumentalmusik kamen über die Hofkapellen zum Vortrag? Was geschah auf dem traditionell wohlausgebauten Sektor der geistlichen Musik? Und last not least: Was hatten die Piastenhöfe in die Waagschale zu werfen, als es um die Aneignung der modernsten Gattung innerhalb der Künste ging – der Oper? Diese Fragen gestellt, türmte sich ein Katalog weiterer Projekte, der Bearbeitung und Beantwortung erheischte. Sollte von der Oper die Rede sein, war zugleich vom Theater zu handeln, dieser Domäne höfischer kultureller Praxis. Die Grenzen waren fließend. Und das nicht nur zwischen diesen beiden Königsdisziplinen. Höfisches Agieren jenseits von Politik und Diplomatie zeichnete sich auf der Ebene der symbolischen Formen durch ein schier unerschöpfliches und in stetiger Bewegung befindliches Repertoire aus. In den öffentlichen Schaustellungen kam es zur Symbiose von Wort und Musik, von Tanz und Ballett, von Maske und Kothurn, und nicht zuletzt von oben und unten auf der ständischen Leiter, gipfelnd in den sogenannten ›Wirtschaften‹. Das alles und mehr hatte Spuren hinterlassen auch auf dem Parkett der Piasten und wäre der Darbietung in einem ihnen gewidmeten Werk wert.4 Wir müssen davon Abstand nehmen. Und das nicht unter dem stets sich anbietenden Argument der Raumnot. Nein, kulturgeschichtliche Arbeiten stehen und fallen mit der Kompetenz ihrer Verfasser. Alle erwähnten künstlerischen Vorwürfe verlangen nach den je zuständigen Fachleuten. Andersfalls verkommt ihre Behandlung zu jenen oberflächlich aneinandergereihten Aperçus, da vorschnelle Synthetisierung mangelnden Sachverstand kaschiert. Symbolische Ausdrucksformen leben, überführt in den Raum der Wissenschaft, vom Entziffern der in den Bildern geborgenen Sinngehalte. Sie zu entschlüsseln und also einen Beitrag zu leisten zu dem, was abzielt auf eine Semantik höfischer Kultur, bleibt Auftrag und Verpflichtung eines jeden diesen Titel reklamierenden Kulturhistorikers. In diesem Sinn mag auch unsere Arbeit als ein Prolegomenon verstanden werden. Wir wünschten im Übergang zu den künstlerischen Ausdrucksformen, nachdem wir uns den Personen und Institutionen gewidmet haben – den Piasten und ihren Residenzen, Kirchen und Predigern, Schulen und Professoren,

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

Bibliotheken und Sammlern –, zumindest einer von ihnen darstellerisch hinlänglich gerecht zu werden: der Literatur.

Vom lateinischen Späthumanismus zum Ursprung der neueren deutschen Literatur: Schlesien als Paradigma Indem wir diese thematische Zuspitzung vornehmen, wissen wir zugleich, daß wir an einer zentralen Stelle Halt machen, geht es doch um den innovativen Beitrag, den die Literatur im fernen Schlesien leistete und das zu guten Teilen unter dem Schutz und Schirm der Piasten. Ein selten spannendes Geschehen auf dem Feld der Interaktion von Dichter und Mäzen, von Geist und Macht, Fürstenhuldigung und Fürstenerziehung hat statt, und die Literatur unter den Piasten bietet dafür ein prägnantes Beispiel. Auch dieses faszinierende Kapitel ist ungeschrieben. Wir können das bislang fehlende Buch nicht ersetzen. Doch erste Schneisen wollen geschlagen sein. Und das mit Sorgfalt, aber auch mit dem Mut zum Risiko, zur provokanten Thesenbildung und zur theoretischen Zuspitzung. Ein langer und vielfach verschlungener Pfad ist zu beschreiten und der Leser eingeladen, wohlwollend, interessiert und kritisch an dem Gang teilzunehmen.5 Die institutionellen Voraussetzungen in Schlesien für die Entfaltung der Literatur auf der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, um die es hier zunächst vor allem geht, waren ausgezeichnet, ja, standen womöglich für eine Weile singulär da im alten deutschen Sprachraum. Das Land war überzogen von hervorragenden Gymnasien. Einige im Herrschaftsbereich der Piasten gelegene haben wir kennengelernt. Die Gymnasien waren die vornehmsten Stützpunkte für die von den Gelehrten getragene humanistische Literatur. An ihnen wurden die alten Sprachen gepflegt. Ein jeder gymnasiale Absolvent war in der Lage, formal und sprachlich anspruchsvolle Gedichte im Lateinischen und zuweilen auch im Griechischen zu verfassen. Die Kenntnis der antiken und der neueren Muster war gegeben. Mit jedem Poem reihte man sich ein in ein unübersehbares Heer von Schreibern. Dieses war in Schlesien rein numerisch so aktiv tätig wie vermutlich nirgendwo sonst. Der Späthumanismus, wie er um 1600 kulminierte, hat in Schlesien und im angrenzenden Böhmen seine am besten ausgebaute Bastion besessen.6 Ein derartiges Resümee zu wiederholten Malen zu formulieren ist vonnöten, weil just eben hier einer der Schlüssel auch für die Geschichte der Neuschöpfung der deutschen Literatur um 1600 liegt. Denn diese ist in Theorie und Praxis über weite Strecken nichts anderes als der Abkömmling einer vorgängigen und

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flächendeckenden literarischen Matrix, durch und durch imprägniert vom Humanismus. Was im Lateinischen perfekt beherrscht wurde, sollte in einem Akt der Transposition auch im Deutschen gelingen. Die Nachbarn im Osten und im Westen hatten es vorgemacht, daß ein solcher anspruchsvoller linguistischer Paradigmenwechsel möglich sei. Es galt, die überfälligen Anschlüsse zu finden.7 Deutschland, das Ursprungsland der Reformation, war über Dezennien von religiösen Fragen und alsbald von konfessionellen Konflikten okkupiert und entsprechend zurückgeblieben hinter dem, was sich im Ausland an modernsten Entwicklungen tat. Es herrschte Nachholbedarf in europäischer Optik. Und als die Stunde kam, da setzte sich Schlesien an die Spitze, eben weil ein Heer schreibkundiger Personen verfügbar war, das sich unversehens eingeladen sah, an einer fesselnden neuen Aufgabe mitzuwirken. Womit zugleich gesagt ist, daß die literarische Metamorphose nur aus dem Geist und der Praxis des Späthumanismus zu verstehen ist. Der Titel ›barock‹, den man ihr immer wieder aufgedrückt hat, ist verfehlt.8

Späthumanismus im Umkreis der Piasten Diese späthumanistische Literatur blühte überall auch im Umkreis der Piasten und bevorzugt eben an den Gymnasien. Wir haben zumindest die Repräsentanten, also die gelehrte Elite, bei einem Rundgang durch das Goldberger, das Brieger, schließlich das Liegnitzer Gymnasium bereits kennengelernt. Doch wir dürfen uns nicht täuschen lassen durch dieses Bild. Nicht nur so gut wie alle Lehrer, sondern auch die Schüler griffen zur Feder und bevorzugt dann, wenn es einen Anlaß poetisch zu begehen galt. Und nicht nur Gymnasiasten, Lehrer wie Schüler, waren poetisch fruchtbar. Geistliche aller Chargen, Juristen, ob in Führungspositionen oder in der Verwaltung angesiedelt, Räte, Mediziner, ja noch Stadtschreiber und Lizentiaten aller Couleur waren zur Stelle, wenn sie sich aufgerufen wußten, teilzuhaben an einem festlichen Bouquet. Das Heer der Schreiber war unübersehbar; es zählten alleine Fertigkeiten in der lateinischen Sprache.9 Und so auch im Blick auf die Piasten. Die Literatur des Späthumanismus in ihrem Umkreis ist wiederum ein eigenes Kapitel, das als ganzes seines Historikers immer noch harrt. Ihn erwartete eine faszinierende Aufgabe. Und das gleichermaßen im Blick auf die Vielzahl der Autoren wie auf die bis heute verfügbaren Texte. Ungezählte Poemata – zumeist im lateinischen Idiom – sind auch den Piasten gewidmet worden. Gewiß war darunter wie immer manches Durchschnittliche, vielleicht gar Mediokre. Besäßen wir aber eine Übersicht

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

über die Formen, die zur Erprobung gelangten – das Staunen über die Vielfalt und Breite eines einfalls- und kenntnisreichen poetischen Votierens hätte vermutlich kein Ende. Wo immer wir Einblick nehmen konnten, bestätigt sich die heuristische Vorgabe, daß die gelehrte nobilitas litteraria Silesiae ihrer Zunft alle Ehre machte und ein enormes Repertoire beherrschte, das auch der literarischen Verewigung der Piasten eminent zugute kam.10 Wir haben den Fürsten des Hauses der Piasten unsere Aufwartung gemacht. Anläßlich ihrer – wie auch immer knappen – Präsentation war Gelegenheit, zumindest in Auswahl Kenntnis zu geben von dem Schrifttum, das zu ihren Ehren, während sie lebten und nachdem sie gestorben waren, gedichtet wurde. Es füllte teilweise voluminöse Sammelbände. Und es war ja keineswegs für sie alleine bestimmt. Insbesondere Familienmitglieder wurden gleichfalls gerne bedacht. Zudem müssen wir uns gegenwärtig halten, daß mit diesem Schrifttum auf die hohen Häupter und ihre Angehörigen nur die Spitze eines Eisberges sichtbar wird. Was immer an bemerkenswerten Vorfällen während ihrer Herrschaft aktenkundig auf dem theatralischen Schauplatz geschah, als welcher den Zeitgenossen die Welt galt, fand seine Chronisten, und das eben bevorzugt in poetischem Gewand. Personen wie Ereignisse waren gleichermaßen poesiewürdig, ging es doch darum, Zeugnis zu stiften, für Erinnerung, um nicht zu sagen für Verewigung Sorge zu tragen. Ein Zeitalter, das derartig beherrscht war von der Vergänglichkeit alles Seienden, erwies sich als doppelt begierig, diesem Bewußtsein entgegenzuwirken. Und die berufenen Personen waren die Dichter und Redner, die ihr Metier in der Schule und auf den Universitäten gelernt hatten. Da wurde nichts improvisiert. Es herrschte Professionalität.11 Diesen Fundus einmal zu heben, einen weitgehend erhaltenen Schatz zu inspizieren und zu charakterisieren, wäre allemal eine lohnende Aufgabe. Es käme eben gerade darauf an, nicht nur den Wortführern näherzutreten, sondern die Kleineren und Unscheinbaren, die für die Zeit so typischen poetae minores, in die Betrachtung einzubeziehen. Und das nicht nur, um auch bei ihnen Perlen zu entdecken, sondern um die rechten Gewichte und Proportionen zu wahren, also auf historische Gerechtigkeit bedacht zu sein. Auch wir nehmen deshalb Abstand davon, die bekannteren Figuren noch einmal Revue passieren zu lassen. Manches konnte in den vorangegangenen Kapiteln eher beiläufig erwähnt werden. Nur ein uns besonders wichtiger Gedanke bedarf noch der Akzentuierung. Dieses durchweg lateinische späthumanistische Schrifttum birgt immer wieder auch poetische Erzeugnisse in anderen Sprachen. Darunter eben auch im Deutschen. Möchte man also die Entwicklung der deutschen Sprache und der deutschsprachigen Poesie aus dem Geist des Humanismus studieren, dann

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gibt es für ein derartiges Vorhaben keine reichhaltigere Quelle als das Gelegenheitsschrifttum. Und das gleichermaßen aus Gründen der Priorität wie der Authentizität. Hier in diesen häufig unscheinbaren Gehversuchen wird offenkundig, welcher Mühen es bedurfte, ein angemessenes und niveauvolles poetisches Idiom im Deutschen zu entwickeln.12 Die Versuche setzten frühzeitig ein. Einzelne Stücke finden sich durchaus schon im späten 16. Jahrhundert. Und das gerade in Schlesien und speziell im Umkreis der Piasten, womit eine weitere Aufgabe benannt ist. Es würde sich lohnen, die Poemata im Deutschen einmal einer vergleichenden Untersuchung zu würdigen. Kenner wie der englische Germanist und Komparatist Leonard Forster waren eben dieser Fährte auf der Spur.13 Wir selbst haben durch Bereitstellung Tausender, nein Zehntausender von Texten bevorzugt auch aus Schlesien die materielle Grundlage für ein derartiges Unterfangen geschaffen, ja, Schlesien stand geradezu an der Wiege des Projekts. Hoffen wir, daß es Früchte auch in der angedeuteten Richtung trägt.14

Literaturpolitische Raumkunde Wir beschreiten einen durchaus anderen Weg. Im folgenden soll es um einige wenige Dichter gehen, die besonders eng mit den Piasten verbunden waren und sich neben dem Lateinischen auch des Deutschen in ihren Texten bedienten. Für sie möchten wir uns eben deshalb ein wenig mehr Zeit nehmen. Eine strikte Auswahl wird um der Einläßlichkeit willen getroffen werden. Und sogleich lautet die erste Frage: Wo beginnen? Sie ist nicht einfach zu lösen. Und besonders dann nicht, wenn die zentrale Figur, mit der in allen Darstellungen eröffnet wird, eben diejenige von Martin Opitz, an dieser Stelle noch ausgespart bleibt. Wir wählen einen kleinen Umweg, steigen in unseren Rundgang ein, indem wir zunächst zu den Nachbarn im nahen Osten wie im fernen – und auf andere Weise doch nahen – Westen schauen, betreiben also nochmals für einen Moment literaturpolitische Raumkunde. Denn stets ist eingangs das Kräftefeld ins Auge zu fassen, das regional wie institutionell gegenwärtig sein muß, wenn anders das literarische Geschehen angemessen verortet sein will. Wir sind nicht erneut – wie noch jüngst – mit Breslau befaßt. Die Stadt war ein intellektuelles Zentrum sui generis. Auch wenn es um die Piasten geht, spielt die Stadt mit hinein. In gewisser Weise bleibt sie auch örtlich im Mittelpunkt, kreuzen sich die Wege von Brieg nach Liegnitz und umgekehrt von Liegnitz nach Brieg doch in ihr. Es blieb dies die ideale Ausgangslage auch für literarische Austauschprozesse und mäzenatische

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Förderung. Und das gleichermaßen für die lateinische wie die deutsche Literatur, verliefen hier doch keinerlei Grenzen. Entscheidend aber wurde nun, daß diese städtisch-höfische Figuration unterfangen war von einer glänzenden gymnasialen Infrastruktur. Breslau selbst gab mit der Schule bei St. Elisabeth und alsbald bei St. Maria Magdalena ein leuchtendes Beispiel ab. Hier sammelten sich von Generation zu Generation stets wieder neue Talente. Und so wie der Austausch zwischen den beiden städtischen Bildungseinrichtungen ein stetiger war, so erstreckte er sich alsbald über die Stadt hinaus, als in Goldberg und Brieg, später in Liegnitz verwandte Schöpfungen erwuchsen, die alle auch Bedarf an Fachkräften besaßen. Und dabei ist noch gar nicht von dem Gymnasium illustre in Beuthen an der Oder die Rede, das nicht den Piasten zugehörte, aber eng mit ihnen kooperierte und für eine kurz bemessene Frist an dem Übergang vom Lateinischen zum Deutschen lebhaften Anteil nahm. Wir aber müssen nun das Blickfeld erweitern, wenn anders die Dinge in die rechte Dimension rücken sollen. Und das gleichermaßen über die Piasten wie über Schlesien hinaus. Schlesien unterstand verfassungsrechtlich dem Königreich Böhmen. Auf einer ganz anderen Linie liegt der intellektuelle Verkehr zwischen Kron- und Nebenland. Er war der intensivste, und das niemals mehr als im Zeitalter des Späthumanismus. Wenn es neben Schlesien eine zweite Region gab, in dem lateinisches Dichten bei jedweder Gelegenheit blühte, dann in Böhmen. Und das nun wiederum mit dem Unterschied, daß das Land mit der Königsstadt Prag ein politisches Zentrum besaß, das ungeachtet dessen doch in erster Linie als ein kulturelles angesprochen werden darf. Um 1600 war Prag ein Schmelztiegel der Künste und Wissenschaften. Als solches hat es gerade in jüngster Zeit glänzende Historiker gefunden. Zugleich aber gilt, daß Prag um 1600 wie auf andere Weise nur noch Paris eine Hauptstadt des Späthumanismus war. Und das wiederum mit der Konsequenz, daß in jedem Fall anläßlich der Frage des Auftauchens erster Zeugnisse in deutscher Sprache der Blick nach Böhmen und speziell nach Prag gelenkt werden muß.15 Soweit das Eine. Von Schlesien aus und auf andere Weise auch von Böhmen verliefen nun aber zugleich die engsten Verbindungen in den Südwesten des alten deutschen Sprachraums, hin nach Heidelberg und Straßburg sowie weiter den Oberrhein hinauf nach Basel und von dort nach Genf, nach Ober­ italien und insonderheit in das hugenottische Südfrankreich. Damit kommen wir unter veränderter Perspektive mit zwei, drei Sätzen zu den religionspolitischen Gegebenheiten in spezieller kulturpolitisch-literarischer Optik zurück. Die Spitzen der Gelehrtenschaft tendierten in Schlesien wie in Böhmen zum

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reformierten Bekenntnis. Dieses hatte seine Hochburgen im Südwesten mit den Anrainern im westlichen Ausland (wie auf andere Weise im Osten in Ungarn und speziell in Siebenbürgen). Über die damit gegebenen lebhaften Austauschprozesse erhielten die östlichen Regionen Anschluß an die im Westen vielfach weiter fortgeschrittenen Entwicklungen. Und das gerade auch im Blick auf die Literatur. Ist von Genese und Formation der deutschen Literatur im humanistischen Gewande die Rede, müssen diese geopolitischen und geokulturellen Gegebenheiten gegenwärtig sein.16 Und ein Drittes und schon Letztes. Gab es ein Mittelglied zwischen Ost und West, so muß man es im Anhaltinischen suchen. Wir hörten von den engen Verbindungen, wie sie vor allem über Heiraten und Hofmeisterdienste zwischen den Piasten und den Anhaltinern gestiftet wurden. Neuerlich bewährte sich die religiöse Verwandtschaft, gründend im Reformiertentum. In Anhalt-Köthen unter Fürst Ludwig wurde 1617 die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹ gegründet. Und das mit dem Ziel, die Entwicklung der deutschen Sprache und der deutscher Literatur zu befördern. Dies wiederum vor dem Hintergrund eines möglichst engen Zusammenschlusses zwischen den reformierten Fürstentümern in Ost und West. Die Piasten waren also eingebunden in ein dichtes Netz innovativer Herrscherhäuser, gerade auch über die von ihnen initiierten kulturellen Aktivitäten. Das kam ihrem Wirken für die zumeist jungen Dichter, die sich auf neue Bahnen begaben, sehr zugute, wie nun ausschnitthaft zu zeigen ist.17

Einsatz in Böhmen Wie zur Bestätigung des Vorgetragenen führt der erste Pfad nach Böhmen und vermittelt über ihn weiter in den Südwesten. Das erste bekannte deutschsprachige Liederbuch in der neuen Façon ist in Prag erschienen. Die Stadt bewährte ihre Führungsrolle auf der Achse der Zeit, die sie seit den Tagen Petrarcas und Karls IV. immer wieder wahrgenommen hatte, und das auch um 1600 in einem ganz speziellen Fall noch einmal. Konrad Burdach, der große Kulturhistoriker, hatte Recht, als er vor fast hundert Jahren Prag als das Einfallstor des Früh­ humanismus um 1350 bezeichnete. Um 1600 wiederholte sich Ähnliches, nun aber ohne daß der Kaiser dezidiert hinter der Aktion gestanden hätte. Sie spielte sich eher im Unscheinbaren ab, hatte aber bis heute wahrnehmbare Folgen. Aus dem Herzogtum Zweibrücken kam auf Wegen, die wir im einzelnen nicht mehr verfolgen können, ein bis dato weitgehend Namenloser nach Böhmen. Immerhin hatte er sich längere Zeit in der Oberpfalz aufgehalten und eine Stellung beim kurpfälzischen Statthalter in Amberg, bei Herzog

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­Christian I. von Anhalt-Bernburg, bekleidet. Er war also vertraut mit dem reformierten Milieu, und es ist nicht ausgeschlossen, daß er sogar an den Feldzügen in den hugenottischen Kriegen Heinrichs von Navarra gegen die katholische Liga in Frankreich teilgenommen hatte. Noch zu Ende des 16. Jahrhunderts, ein Jahr nach Opitzens Geburt, nämlich 1598, wechselte er in die Prager Kanzlei Rudolfs II. Wenig später, 1600, trat er in den Dienst des böhmischen Magnaten Peter Wok von Rosenberg. Der gehörte zu den führenden Köpfen des von Habsburg wegstrebenden und der Pfälzer Politik zuneigenden hohen Adels in Böhmen. Von ihm und seinen Kreisen verliefen enge Beziehungen zu den politisch ähnlich orientierten Fürsten in Schlesien, an deren Spitze alsbald auch die Piasten erscheinen sollten. Es ist genau dieses Milieu, in dem die Ursprünge der neueren Literatur zu suchen sind. Und Theobald Hock ist einer ihrer frühesten Repräsentanten. Einige wenige Hinweise müssen an dieser Stelle genügen.18 1601 erschien unter einem anagrammatisch strukturierten Pseudonym sowie einem fingierten Druckort und mit gleichfalls fingiertem Verleger ein Werk, das über mehr als zweihundert Jahre vergessen war und erst durch den großen Bibliophilen und Schatzgräber verlorener Texte im Vormärz an das Tageslicht gebracht wurde: Theobald Hocks von Hoffmann von Fallersleben eben diesem zugewiesenes Schoenes Blumenfeld.19 Der Verfasser verbarg sich hinter der kryptischen Wendung ›Durch Othebladen Öckhen von Jchamp Eltzapffern Bermeorgisschen‹ (= Theobalden Höcken von Limbach Pfaeltzern Rosenbergischen). Der Bezug zu Schlesien war in einer verballhornten Ortsangabe kenntlich gemacht: ›Lignitz im Elsass‹. Tatsächlich erschien das Werk vermutlich im Mährischen, nämlich in Brünn. Stadt und Land nahmen eine wichtige und von der Literaturwissenschaft bislang zu wenig gewürdigte Mittlerrolle zwischen Böhmen und Schlesien wahr. Hock muß Gründe gehabt haben, sich zu verbergen. Sein Dienstherr hatte eine exponierte Stellung inne. Es schien angeraten, die zu ihm führenden Spuren zu verschleiern. Im Schoenen Blumenfeld Hocks besitzen wir das Bindeglied zwischen der älteren Literatur meistersängerischer Prägung und der deutschsprachigen Renaissancedichtung. In der sprachlichen Handhabung sind ältere und dialektologisch geprägte Wendungen vorhanden, und auch das Versmaß ist keinesfalls durchgehend geglättet. Doch das ist um eben diese Zeit und sodann bei einem Außenseiter ohne ständige Fühlungnahme mit Autoren und Autorenkreisen der neueren Zeit nicht verwunderlich. Und doch steht das Werk nicht nur zeitlich am Eingang eines neuen Jahrhunderts; es eröffnet zugleich eine neue Epoche des Dichtens. Am deutlichsten kommt dies in zweierlei Hinsicht zum Aus-

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druck. Die neue Renaissancepoesie steht überall in Europa im Zeichen Petrarcas. Als Dichter des Canzoniere ist Petrarca der allseits verehrte Stammvater der neueren Liebesdichtung. Sich als Angehöriger der modernen Dicht- und Stilkunst zu bekennen heißt, Liebeslyrik im petrarkistischen Duktus zu verfassen, und das vor allem am Beginn einer dichterischen Karriere. Damit ist automatisch gegeben, daß man sich der eigenen, der heimischen, in einem historisch nicht ganz korrekten Sinn der ›nationalen‹ Sprache bedienen muß. Denn das war ja – ungeachtet einzelner Vorgänger – das Revolutionäre, daß Petrarca ein ganzes Liederbuch mit ungezählten Gedichten, so gut wie alle auf das unendlich variationsreiche Thema Liebe gestimmt, in der Volkssprache, der lingua vulgata, vorgelegt hatte. Hock machte sich mit seinem Liederbuch zumindest teilweise zum Anwalt dieser hochartifiziellen literarischen Praxis, die auf eine denkwürdige Weise kommunizierte mit dem Kult des Manierismus, wie er am Prager Hof Rudolfs II. sein Zentrum besaß. Diese allein auf inventio und elocutio, auf ingeniöse Erfindung und stilistisches Raffinement zielende erotische Lyrik forderte Höchstes vom Dichter, war alles doch schon gesagt, so daß der liquiden poetischen Masse unter allen Umständen ein fortan unverwechselbarer eigener Ton zugeführt werden mußte. Diesem Anspruch genügten nur die Größten, und Hock wird man gewiß zu ihnen nicht zählen wollen.20 Aber er wußte, was auf der Tagesordnung stand und tat das programmatisch in seinem Schoenen Blumenfeld kund. Einem Blumenbeet gleich, auf dem verschiedene Pflanzen emporsprießen, vereinigte er religiöse, philosophische, moralische, verhaltenspraktische Themen in seinem Liederbuch. Dazu gehörte, daß er sich zum Anwalt einer spezifisch deutschen Literatur- und Kulturtradition machte, ganz so, wie das ringsum in Europa auch bereits geschehen war. Da figuriert dann der Held aus der germanischen Vorzeit ›Tuitschon‹, dem die Erfindung der deutschen Schrift zugesprochen wird – einer Schrift, die nun zum Klingen gebracht werden soll in einer schönen und anspruchsvollen, höfischen Kreisen genügenden deutschen Poesie. Davon gibt ein Gedicht Kenntnis, das sich inzwischen unter Kennern erheblicher Beliebtheit erfreut. ›Von Art der Deutschen Poeterey‹ ist es tituliert – ein Titel, der vorausweist in eine nahe und eine große Zukunft; zwanzig Jahre später sollte er aus prominenten Mündern zu vernehmen sein. Dann aber in einer Sprache, die sich eine knappe Generation später bereits weit entfernt hat von der ›altdeutschen‹, noch durch und durch dem 16. Jahrhundert zugehörigen eines Theobald Hock. Das Neue, das Hock umkreiste, liegt in dem Auftrag, den er einer neuen deutschen Poesie im europäischen Konzert zuweist. Er wußte, daß es sich um eine gewaltige Aufgabe handelte, wenn man – wie

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der Autor – auf das poetische Bemühen ringsum in deutschen Landen blickte, das keine entwicklungsfähigen Keime barg. So gesehen fühlte sich Hock als Neuerer, als einer, der ahnungsvoll einer Neugeburt der Poesie das Wort redet. Er hatte in seiner Heimat im Westen, nahe gelegen an Frankreich, und sodann im Osten, in Böhmen, da das Neue in den Künsten zumal am Kaiserhof sich ungestüm geltend machte, Witterung eines sich Ankündigenden aufgenommen. Und nun wurde er, wie unbeholfen auch immer, zu dessen Künder:    Warumb sollen wir den vnser Teutsche sprachen, Jn gwisse Form vnd Gsatz nit auch mögen machen, Vnd Deutsches Carmen schreiben, Die Kunst zutreiben, Bey Mann vnd Weiben.    So doch die Deutsche Sprach viel schwerer eben, Alß ander all, auch vil mehr müh thut geben, Drin man muß obseruiren, Die Silben recht führen, Den Reim zu zieren.21

Bei den Griechen und Römern muß man in die Schule gegangen sein, wenn anders eine rechte Dichtung zustande kommen soll. Das Fundament der Poesie ist die Antike. An ihrer Wiedererweckung auch im Deutschen mitzuwirken, bezeichnet die verlockende Aufgabe. Das ist schwerer im Deutschen als in den romanischen Sprachen, die dem Lateinischen näherstehen. Um so größer der Ruhm nach gelungener Tat. Selten war es einem Text vergönnt, tastend und ungelenk, eine Innovation im Medium der Poesie zu umkreisen, für die das Rüstzeug vorerst noch nicht verfügbar war. Hock gehört in die Reihe der Gründerfiguren – und das auf der kulturpolitischen Achse zwischen West und Ost mit den Anhaltinern in der Mitte, für die er als Person nicht anders denn in seiner religiösen Orientierung und seiner politisch-poetischen Mission einsteht.

Schlesisch-Pfälzischer Brückenschlag Wir haben einen zweiten Schritt zu tun und uns genauso knapp für einen Moment auch in den Westen zu wenden. Erst dann ist ein Koordinatennetz

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aufgespannt, in das auch das Agieren der Poeten im Umkreis der Piasten hineinzuarbeiten ist. Ein Theobald Hock war kein Impulsspender; er stand alleine. Impulse kamen um 1600 aus dem Südwesten. Und sie erreichten keine Region nachhaltiger als Schlesien. Es herrschte ein lebhafter Verkehr zwischen Schlesien und der Pfalz. Schlesien besaß keine Universität. Wittenberg hatte lange seine Attraktion verloren, seitdem das Luthertum sich in innerevangelischen Kämpfen verzehrte. Die Stunde gehörte dem reformierten Bekenntnis. Das war eindrucksvoll akademisch etabliert in der Hochburg des Reformiertentums, der Pfalz, mit seiner fürstlichen Kapitale Heidelberg. Dorthin strebten die akademischen Adepten auch aus Schlesien, wann immer sich ihnen eine Möglichkeit bot. Und in den meisten Fällen kehrten sie nach absolviertem Studium in ihre Heimat zurück, im Gepäck Anregungen religiöser und politischer, gelehrter und poetischer Materie, dies und anderes keinesfalls streng geschieden, sondern miteinander verknüpft.22 Die Pfalz war nach Frankreich orientiert. Und das politisch und konfessionspolitisch, aber eben auch literarisch. Das Land hatte soeben ein strahlendes Beispiel gegeben für das enge Zusammenspiel von Krone und Poesie. Unter Franz I. war die Dichtergemeinschaft der Pléiade erblüht. Einem Kreis von Dichtern unter der Schirmherrschaft der Krone war der Durchbruch in der neuen Dichtkunst im heimischen Idiom gelungen. Nirgendwo in Europa war eine derartig nachhaltige Konzentration der Kräfte zu beobachten gewesen. Die Monarchie, eben noch gefestigt, bevor die konfessionellen Kämpfe zwischen Katholiken und Hugenotten auch sie erschütterten, erstrahlte in kulturellem Glanz. Königtum und Dichterkreis profitierten wechselseitig davon. Wer teilhaben wollte an dem Geschehen, machte sich auf in die französische Hauptstadt. Diese kulturell motivierte Wanderbewegung ist ein eigenes Kapitel der Literatur- und Kulturgeschichte Europas in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Pfalz stand an der Spitze dieser Bewegung. Blicken wir wieder nur auf eine einzige Figur, die auch für die Schlesier längerfristig eine erhebliche Bedeutung gewinnen sollte. Zuwenden wollen wir uns dem gebürtigen Franken Paul Schede, der Paul Schede Melissus in die Literaturgeschichte eingegangen ist.23 Und das als Führer des Heidelberger Dichterkreises, der als gut humanistischer im Lateinischen seine geistige und dichterische Heimat besaß, aber je länger desto nachhaltiger auch dem Deutschen ein poetisches Daseinsrecht einräumte, und das eben in jener Manier, für die vor allem die Pléiade als Vorbild einstand. Auch Schede Melissus begann als neulateinischer, vornehmlich elegischer Dichter in

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der Nachfolge des Lotichius Secundus. 1539 geboren, wurde er schon als Fünfundzwanzigjähriger vom Kaiser zum Dichter gekrönt und mit dem Adels­ titel ausgestattet. Damit erhob er sich automatisch über die ungezählte Schar Gleichstrebender. Hinzu kam, daß er im Jahre 1579 in Padua auch noch zum Hofpfalzgrafen gekürt wurde und fortan die Berechtigung besaß, seinerseits Dichter zu krönen. Davon machte er ausführlich Gebrauch, und auch Schlesier kamen in den Genuß. Die entscheidenden Anregungen verdankte er seinen Reisen nach Frankreich. Frankreich war das Land der Pflege des dem Reformiertentum so kostbaren alttestamentlichen Buches der Psalmen. Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz beauftragte Schede Melissus mit der Übersetzung des Hugenottenpsalters in das Deutsche.24 Sie machte Epoche und regte viele Dichter auch in Deutschland an. Seine eigenen Gedichte aber, die sich ständig vermehrten, brachte er in großen Sammlungen zusammen, zu denen auch Freunde zumal aus Frankreich und Holland beitrugen; die nobilitas litteraria Europas gab sich ein Stelldichein und bezeugte derart ihre Hochschätzung. 1586/87 durfte Schede Melissus der englischen Königin seine Gedichte persönlich überreichen. Nach Heidelberg zurückgekehrt, erhielt er vom Kurfürsten den Titel eines Kurpfälzischen Rates verliehen und wurde zum Bibliothekar der berühmtesten Bibliothek auf deutschem Boden bestellt, der Palatina. Schede Melissus stand im Begriff, die Stellung, die Ronsard in Frankreich innehatte, auf deutschem Boden zu erobern. Nach dem Erzhumanisten, nach seinem Landsmann Conrad Celtis, war es keinem Dichter mehr vergönnt gewesen, so viel Ruhm und fürstliche Gunst auf sich zu vereinen. Für uns ist allein von Belang, daß er zögerlich und selten, aber immerhin doch frühzeitig das eine oder andere deutschsprachige Gedicht verfaßte. Das war auch insofern bedeutsam, als er derart bewies, daß es nicht unter der Würde eines standesbewußten neulateinischen Poeten war, sich zuweilen des Deutschen zu bedienen. Als sich dann die jüngere Generation eben dieses Ziel setzte, das Deutsche neben dem Lateinischen als poetisches Idiom zu installieren, da rückte der berühmte Schede Melissus rasch zum Kronzeugen dieses Projekts auf. Das nun wiederum ersieht man am besten, wenn man einen Blick in die Sammlung von deutschsprachigen Gedichten wirft, die ein eifriger Sammler, begnadeter Freund und reger Dichter lange nach dem Tod des Schede Melissus (1602) zusammenbrachte. Sie gibt sich bescheiden als ein Anhang zu den Gedichten des Martin Opitz, die 1624 in Straßburg erschienen, und ist doch weit mehr. Zum ersten Mal findet ein Kreis teilweise weit verstreuter Dichter mit erkennbarem Zentrum in Heidelberg ein gemeinsames Forum zur Bezeu-

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gung eines sie alle einenden Bemühens, die deutsche Sprache und Dichtung zu befördern. Es ist das Verdienst des Pfälzer Dichters und Diplomaten Julius Wilhelm Zincgref, diese Anthologie deutscher Dichtung zustande gebracht zu haben. Auserlesene Gedichte Deutscher Poeten hat er sie betitelt. Fast alle Dichter kamen aus dem deutschen Südwesten. Anvisiert aber war mehr als ein regionales Ereignis. Ein Manifest der ›deutschen Poeten‹ sollte im Vorgriff auf alsbald Erhofftes in die Welt gesetzt werden. Die Schlesier waren dabei, und das aus erkennbaren Gründen.25 Zincgref, geschult als Publizist, hat der Anthologie ein aufrüttelndes programmatisches Vorwort vorangestellt, das rasch Berühmtheit erlangte. Hier wurden die Parolen geprägt, die – im Bündnis mit den Opitzschen – fortan in ständiger Abwandlung wiederkehrten. Reich an kulturpolitischen Manifesten ist das 17. Jahrhundert, und Zincgref mit seinem Freund Opitz steht an deren Anfang. Das muß hier auf sich beruhen bleiben. Es geht um den schlesischpfälzischen Brückenschlag, von dem wir sprachen. Die Anthologie ist – jenseits der Pfade der Politik – zumindest am Rande auch dafür ein Zeugnis. Denn neben den Dichtern aus dem deutschen Südwesten – mit dem Her­ ausgeber Zincgref und dem großen Württemberger Georg Rudolf Weckherlin an der Spitze – kommt in dem vergleichsweise schmalen Anhang nun doch auch ein Schlesier in Gestalt von Caspar Kirchner ausführlich zu Wort. Andere, wie etwa Balthasar Venator, stehen mit Schlesien im engen Kontakt. Und man vergesse nicht: Die Anthologie gibt sich als Anhang. Vorangegangen waren die Teutschen Poemata von Martin Opitz. Die Opitzsche Gedichtsammlung von 1624, die Opitzens Freund Zincgref zusammengestellt hatte (und dafür nicht nur Dank von dem Autor erntete), sowie die Anthologie mit den Gedichten vornehmlich aus dem Einzugsbereich des deutschen Südwestens bilden zusammen nicht nur buchtechnisch ein Ganzes. Die Pfalz und Schlesien traten derart als die beiden führenden literarischen Landschaften im alten deutschen Sprachraum hervor. Die These darf gewagt werden, daß ohne diese schlesischpfälzische Begegnung das Werk einer Neuschöpfung der deutschen Poesie schwerlich gelungen und allemal nicht so rasch und erfolgreich zuwege gebracht worden wäre. Hohe Zeit also, nach Schlesien zurückzukehren.

Fürstliche Protektion durch die Piasten Wir haben uns der Umpolung der lateinischen Dichtersprache auf die deutsche zuzuwenden. Und da kommen die Piasten alsbald wieder ins Spiel. Der Übergang vom Lateinischen zum Deutschen war nicht ohne Umstände zu be-

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werkstelligen, war kein Spaziergang, um es salopp zu sagen. Das Gymnasium alleine war nicht der rechte Ort für dieses prekäre und allemal vom Scheitern bedrohte Unternehmen. Nur die Sprache der sog. Pritschmeister stand zur Verfügung, wenn es denn um poetische Erzeugnisse in deutscher Sprache ging. Sie aber war ungeeignet für dieses innovative Experiment, war sie doch um Lichtjahre entfernt von dem, was in lateinischer Sprache mühelos und mit hohem Anspruch gedichtet wurde. Nicht weniger galt es zu leisten, als das Niveau vor allem des lyrischen Sprechens, das man im Lateinischen erlernt hatte, im Deutschen zu wiederholen. Dafür waren keine Muster verfügbar und wenn, dann allenfalls im Ausland, wo Ähnliches soeben probiert worden war oder zeitgleich geschah. Dichter, die sich dem Wagnis aussetzten, bedurften der Protektion. Und das gleichermaßen hinsichtlich der programmatischen Werbung für das Neue wie einer darauf basierenden Umsetzung des theoretisch Verlauteten in eine den Proklamationen genügende Praxis. Es war dies ein weiter Weg. Nur die Mutigsten durften es wagen, ihn zu betreten. Ermutigung aber mußte von beiden Seiten kommen, von aufgeschlossenen Fürsten und von originellen Köpfen, die die zündenden Parolen boten. Die Hellsichtigsten nahmen wahr, was da ringsum im Ausland passiert war. Von Petrarca im frühmodernen Italien angefangen, hatten sich immer wieder Sprecher gefunden, die für eine Dichtung im nationalen Idiom zu werben verstanden. Und stets hatten sie auf die Fürsten verwiesen, die sich der verlockenden Aufgabe annehmen sollten – ganz so, wie es schon in der Antike gängige Praxis war. Das hellenistische, vor allem aber das Augusteische Zeitalter stand ihnen allen vor Augen, wenn es um die Dienste der Herrschenden ging, die den Musen zugute kommen sollten. Wenn Schlesien in diesem literarischen Prozeß einer Umpolung der lateinischen auf die deutsche Literatur an die Spitze rückte, so war dies nicht zuletzt den Piasten zu danken und mit ihnen jenen herausragenden Personen, die sie an sich zu binden und die sie zu fördern wußten. An einem Beispiel wollen wir im nachfolgenden Kapitel studieren, wie dies im einzelnen funktionierte. Martin Opitz, den man als ›Vater der deutschen Dichtung‹ tituliert hatte, darf in keiner auf Schlesien und die Piasten gerichteten literarischen Betrachtung fehlen. Wir möchten diese Chance ergreifen. Doch zunächst tun wir uns in seinem Umfeld um, lassen einige Dichter und Dichterinnen zu Wort kommen, die nicht den gleichen Ruhm erwarben wie er, jedoch ebenfalls Unverächtliches leisteten. Im Lichtkegel aber bleiben stets die Piasten. Ihr Zusammenwirken mit einer neuen, auf das Deutsche abzielenden Generation wollen wir erkunden.

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Ein Rückblick: Johannes Clajus Das Goldberger Gymnasium war die früheste schulische Schöpfung der Piasten. Ihre Professoren, Kapazitäten ersten Ranges, nahmen in der Spätphase rege am literarischen Leben im Zeichen des Späthumanismus teil. Wir haben davon gehört. Von einer an der Schule wirkenden Person soll ganz kurz die Rede sein, die geradezu exemplarisch zeigt, ein wie weiter Weg zum humanistisch geadelten Deutsch zurückzulegen war. Im Jahr 1561 war der 1535 in Herzberg an der schwarzen Elster geborene Johannes Clajus nach Goldberg gekommen. Georg II. hatte nach dem Tod Friedrichs II. im Jahr 1547 die Regierung in Brieg übernommen. Er verpflichtete mit Clajus zugleich einen der fruchtbarsten Dichter der Zeit.26 1566 widmete Clajus dem Gönner und Schirmherrn des Gymnasiums Christoph von Zedlitz zu Weihnachten ein heroisches Gedicht auf den Geburtstag des Heilandes, das sich streckenweise als eine Vergil-Parodie gibt, war die vierte Ekloge doch seit eh und je auf das Erscheinen Christi gedeutet worden. Von Zedlitz ist auch die zwei Jahre später erschienene poetisch-elegische Behandlung der Sonntagsevangelien des ganzen Jahres zugeeignet, die mehrere Auflagen erlebte. Das Jahr 1579 zeitigte eine neue Bearbeitung. Und in dieser kamen nun die vier ›heiligen‹ Sprachen zum Zuge, das Hebräische, das Griechische, das Lateinische und eben das Deutsche. Im geistlichen Raum war diese linguistische Koine möglich, im weltlichen sollte es noch mehr als eine Generation währen, bevor erste zaghafte Versuche unternommen wurden. Und wieder steht der Name eines Schlesiers dafür ein, derjenige Jakob Monaus. Hinzu traten Gebete, diese nun wieder ausschließlich im Lateinischen gehalten. Ganz in der Manier der Neulateiner hat Clajus aber auch ein großes weltliches Gedichtbuch vorgelegt. Es ist in fünf Bücher gegliedert und dokumentiert eine reiche Vielfalt an Formen und Themen. Hochzeitsgedichte machen den Anfang, Trauergedichte schließen sich an, ein drittes Buch ist gefüllt mit Epigrammen, das vierte Buch bietet – überraschend genug – eine Übersetzung von Hesiods Werken und Tagen und das fünfte und letzte Buch enthält in elegischen Versen eine Geschichte der Goldberger Schule, die in die Annalen der Anstalt einging. So ist die Gelegenheitsdichtung eingebettet in einen buchförmigen Rahmen. Dessen Umsetzung in das Deutsche blieb die große Aufgabe der Zukunft. Wir aber haben uns Clajus zugewendet, weil aus seiner Feder auch eine hochinteressante theoretische Schrift stammt. Mit ihr ging er hinaus über die Schulbücher, die er ebenfalls für die Goldberger Schule verfaßte. Im Jahr 1578 –

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er hatte Goldberg bereits verlassen – erschien seine Grammatica Germanicae Linguae. Ex Bibliis Lutheri Germanicis et aliis eius Libris Collecta. Auch hier stand ein praktischer Zweck im Hintergrund. Clajus wollte den Ausländern den Erwerb des Deutschen erleichtern und seinen Landsleuten zu korrektem Schreiben und zu eleganter Rede verhelfen. Er fordert – revolutionär genug – die Ebenbürtigkeit des Deutschen mit dem Lateinischen ein. Dieses Plädoyer sicherte dem Text und seinem Autor ein Fortleben bis tief in das 17. Jahrhundert hinein. Verbindlich aber blieb für Clajus allein das Deutsch Luthers. Es sollte eine vorbildlich normativ-sprachregelnde Kraft entfalten. Das mochte in literarischer Hinsicht in gewissem Umfang und in gewissen Grenzen gelten für das Kirchenlied, dem gerade im 17. Jahrhundert eine so lebhafte Pflege zuteil werden sollte. Für die Kunstdichtung im deutschen Idiom führte keine Brücke von Luther zu einem elaborierten humanistischen Dichten. Ein Neuanfang war vonnöten und der schloß eine Abkehr von den Vorgaben L ­ uthers nicht anders als von der Poesie des 16. Jahrhunderts ein.

Das Gelegenheitsgedicht als poetischer Seismograph Das Interim nach dem Tod Joachim Friedrichs war im Blick auf die Geschichte der deutschsprachigen Literatur in Schlesien eine Phase der Inkubation, wenn so gesprochen werden darf. Von ihr, den Jahren zwischen 1600 und 1620, erfährt man in den Literaturgeschichten selten etwas. Und wie sollte man auch? Die einschlägigen Prozesse spielten sich im Verborgenen ab. In mehrsprachigen Gelegenheitsgedichten, dominiert vom Lateinischen, findet sich immer wieder einmal ein Gedicht auch in deutscher Sprache. Diese poetischen Einsprengsel müßten Stück für Stück ins Auge gefaßt werden, wenn denn der Übergang vom lateinischen zum deutschen Idiom in den Blick gerückt werden soll. Er belebt sich merklich in den beiden ersten Dezennien des neuen Jahrhunderts, bevor in den zwanziger Jahren der irreversible Durchbruch erfolgt. Die Grundlagen für das Studium dieses Prozesses sind inzwischen geschaffen. Eingeladen werden junge Nachwuchskräfte mit Interesse an regionalen Literaturprozessen, die sich der reizvollen Aufgabe annehmen. Auch das Schrifttum auf die Piasten würde sich für eine solche Untersuchung hervorragend eignen. Wir haben es bei der Vorstellung der einzelnen Personen aus dem Hause des Regentengeschlechts im dritten Kapitel unserer Arbeit in Anknüpfung an ausgiebige Recherchen in Breslau namhaft gemacht. Insbesondere seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert liegt eine reichhaltige Produktion vor, wohlgeeignet sowohl für vergleichende Studien wie auch für

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die Klärung der Fragen, wie sie sich mit dem Übergang vom Lateinischen zum Deutschen verbinden. Das Material ist ergiebig genug für eine größere Studie. Unsere Aufgabe an dieser Stelle besteht indes darin, einige wenige Leitfiguren aufzusuchen und ihr literarisches Wirken im Umkreis der Piasten zu betrachten, immer darauf bedacht, über Textinterpretation einen originären Zugang zu den Quellen und ihren Autoren zu erhalten. Zunächst jedoch ist noch ein vorbereitender Schritt zu tun, gilt es doch, sich der materialen Grundlagen zu versichern, wie sie allemal insbesondere an die Produktion von Kleinschrifttum sich knüpfen. Ein Blick auf das Druckwesen im Umkreis der Piastenhöfe als Träger der gelehrten und literarischen Arbeit ist geboten.

Druckwesen im Umkreis der Piastenhöfe Mit dem Gymnasialwesen und der vor allem auf ihm beruhenden Produktion des anlaßbezogenen Schrifttums jedweder Art geht die allmähliche Etablierung von Druckereien vor Ort einher. Sie ist ein zentraler Faktor bei der nun lebhaft im Späthumanismus florierenden literarischen Produktion. Die Herzöge nahmen auch in dieser Hinsicht die Zügel in die Hand. Es durfte nicht sein, daß die Residenzen keine Druckkapazitäten vor Ort besaßen und nach Breslau oder Krakau oder gar Frankfurt am Main ausweichen mußten. Fürstliche Führung schloß Autarkie auch auf dem Feld des Buchwesens ein, und die begann bei funktionstüchtigen Druckereien. Breslau hatte ein glanzvolles Beispiel gegeben. Dem galt es nachzueifern. Ein Wort vorab. Druckgeschichte ist eine eigene reizvolle wissenschaftliche Disziplin. Sie kennt ihre eigenen Regularien, auf die man sich verstehen muß. Wie historische Buchkataloge laden Registraturen des Buchaufkommens einer Druckerei zum Lesen ein. Der Kenner weiß sich einen Reim auf die in stummer Folge vorbeidefilierenden Titel zu machen. Wie im einen Fall über Sammler, so erfährt er im anderen etwas über das geistige Geschehen vor Ort. In den jeweiligen Druckereien kommt die heimische und meist eben bestimmten Gelegenheiten ihr Entstehen verdankende Produktion bevorzugt zur Publikation. Das ist überall so, und wenn in Schlesien zuweilen gegen diese Regel verstoßen wird, so einfach deshalb, weil Breslau eine eigene Sogkraft auch auf dem Feld des Druckwesens entfaltete. Ansonsten gilt die Faustregel, daß die Autorschaft vor Ort das Druckwesen daselbst vornehmlich speist. Deshalb haben nationale Verzeichnisse gerade in Deutschland nur eine Chance, wenn sie die regionalen Quellen voll ausschöpfen und sich nicht scheuen, auch das ephemere Kleinschrifttum mit zu berücksichtigen. Diese Einsicht hat sich erst ver-

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spätet in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt, als man es gelernt hatte, dem Begriff von Literatur einen umfassenden, die Alltagsproduktion mit einbeziehenden Sinn zu verleihen. Je erfolgreicher jedoch eine Druckerei sich entwickelt, desto mehr ist sie dazu angetan, auch Druckaufträge von auswärts an sich zu ziehen. Auch hier nimmt in Schlesien Breslau eine Sonderstellung ein. Es gehört jedoch zu den schönen Ergebnissen einer regionalen druckgeschichtlichen Betrachtung, daß beide Piasten-Residenzen und insbesondere Liegnitz an der Integration bedeutender Autoren und Werke von nationalem und internationalem Rang Anteil hatten. Und als zunächst in der Reformation und sodann im 17. Jahrhundert schlesische Autoren Ruhm über die Grenzen ihres Vaterlandes hinaus erwarben, war es für die heimischen Drucker eine ehrenvolle Verpflichtung, eben für sie tätig zu werden. Hinzu kam aber natürlich, daß die hier zur Rede stehenden Drucker in Residenzstädten arbeiteten. Sie waren den Fürsten nahe, konnten unmittelbar von ihnen und ihren Bediensteten Aufträge empfangen und nahmen zu Zeiten die Offizinen vor Ort direkt in ihre Obhut, um die Kontinuität zu sichern, wenn es durch Tod oder Insolvenz zu einer Unterbrechung kam. Eine ausgezeichnete Konstellation aber ergab sich schließlich, wenn Drucke die Presse verließen, die dem Fürsten selbst oder Mitgliedern seiner Familie bzw. dem in seinem Umkreis tätigen Personal zugeeignet waren. Dann erfüllte sich das Wirken eines Druckers in der Residenz. Es ist dieser Gesichtspunkt, der in unseren Annotationen vor allem zur Geltung gebracht werden sollte.

Auftakt in Liegnitz Die Initiative lag bei Liegnitz. Und das im Kontext der allzu kurzfristigen Jahre einer Schaffung der Universität in der Residenz Herzog Friedrichs II.27 In Augsburg, der kulturellen Kapitale ersten Ranges neben Nürnberg und Ulm im oberdeutschen Raum, wirkte der renommierte Buchdrucker Hans Froschauer. Er war Angehöriger einer namhaften Buchdruckerdynastie, deren bekanntester Vertreter Christoph Froschauer in Zürich war, dessen Presse sich ebenbürtig neben den Froben und den Amerbach in Basel behauptete. Der Sohn Simprecht, 1522 geboren, kam denn auch bald nach Zürich und machte sich dort offensichtlich selbständig. Dies ist der Erwähnung insofern wert, als Froschauer hier unter den Einfluß des Wiedertäufers Balthasar Hubmaier geriet, dem er über Steyr in Ober­ österreich nach Nikolsburg in Mähren folgte. Die Gemeinde daselbst wurde

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ein Zentrum der Täuferbewegung, und Froschauer fungierte als ihr Drucker. So kam es, daß auch er ein Opfer der Verfügung König Ferdinands I. wurde, der zufolge »›die Buchdrucker und Buchführer der sektischen Bücher, als die Hauptverführer und Vergifter aller Länder, ohne alle Gnade sogleich von dem Leben mit dem Wasser zu strafen‹« seien.28 Er suchte und fand Schutz bei Herzog Friedrich II. in Liegnitz. Auch die Geschichte des Buchdrucks unter den Piasten setzt also ein im Zeichen religiöser Verfolgung. Und die sollte ein Signum der aufgewühlten Jahre bleiben. Die Druckertätigkeit in Liegnitz liefert dafür ein beredtes Beispiel. Liegnitz war, wie geschildert, ein Zentrum der Schwenckfeldianer. Das mochte dazu beigetragen haben, den Drucker der Täufer nach Liegnitz zu führen. Nicht ausgeschlossen, daß schon vor Froschauers Erscheinen Beziehungen zwischen Nikolsburg und Liegnitz bestanden. Im Jahr 1527 hatte das Haupt der Nikolsburger Täufer, Balthasar Hubmaier, seine Schrift Das ander Biechlein von der Freiwilligkeit des menschens Herzog Friedrich II. gewidmet. Ein Jahr später traf Froschauer in Liegnitz ein. Der erste bekannte Druck gilt bezeichnenderweise Kaspar Schwenckfeld. Der große Reformator verteidigt sich in dem an den Herzog gerichteten Druck gegen die Anschuldigungen, die Ferdinand I. in einem Brief an Friedrich erhoben hatte. Wie aufmerksam die Auseinandersetzung verfolgt wurde, belegen gleichzeitige Drucke in Straßburg und Augsburg. Liegnitz war für einen entscheidenden Moment auch als Druckort in das Zentrum der um den Fortgang der Reformation kreisenden Probleme geraten. Schwenckfeld hatte unter dem Schutz des Herzogs die wichtigste Zeit seines Lebens in Liegnitz verbracht. Noch im gleichen Jahr nahm er im Einvernehmen mit seinem Herzog Abschied aus seiner Heimat – und das für immer. 1529 mußte auch die eben erst gegründete Universität ihre Tätigkeit wieder einstellen. Damit entfiel eine Basis für die Arbeit des Druckers vor Ort. Froschauer behauptete sich gleichwohl zunächst. 1530 kam ein weiterer Druck Schwenckfelds in Liegnitz heraus; das gleiche Jahr zeitigte auch eine sog. ›Bauernpraktik‹. Noch einmal stellte Froschauer seine Presse in den Dienst Schwenckfelds. Einen in Straßburg geschriebenen und in Augsburg gedruckten Katechismus des Reformators druckte er nach. Möglicherweise veranlaßte Valentin Krautwald die Publikation in Liegnitz, um den Gesprächsfaden mit dem eigenwilligen Theologen nicht abreißen zu lassen. Dann verstummte Froschauer in Liegnitz, und damit war auch Schwenckfeld und seinen Anhängern ein Forum ihres Wirkens in Schlesien entzogen. Froschauer wich nach Passau aus. Liegnitz blieb für eine Weile ohne Drucker, so daß allein in Breslau publiziert werden konnte. Über ein halbes Jahrhundert verging, bevor das Druckwesen in

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Liegnitz wieder anlief. Inzwischen waren in Neiße durch Johann Creutziger und in Görlitz durch Ambrosius Fritsch Druckereien eröffnet worden. Liegnitz hatte also seine führende Position neben Breslau, herrührend aus dem Zeitalter der Reformation, eingebüßt. Dann aber ließ sich ein Drucker in der nunmehrigen Residenz Friedrichs IV. nieder, der das Druckgeschehen für Jahrzehnte bestimmen sollte und aus der Literaturgeschichte in den uns interessierenden Dezennien nicht wegzudenken ist. Sein Name lautet auf Nikolaus Schneider alias Nikolaus Sartorius.29

Die Druckerei des Nikolaus Sartorius Sartorius kam aus Görlitz. Hier bei Ambrosius Fritsch ging er in die Lehre. Dort war die berühmte Chronologia des Liegnitzer Superintendenten Leonhard Krentzheim unter der Presse, und Sartorius dürfte an ihr mitgewirkt haben. Nach ausgedehnten Lehrjahren auf Reisen ging er zunächst nach Zittau, wo soeben ein Gymnasium eröffnet worden war, das einen Drucker benötigte. Doch bald gelangte er über Sorau nach Liegnitz. Der Herzog hatte sich an Fritsch in Görlitz gewandt, der seinen einstigen Lehrling nachdrücklich empfahl. 1591 hielt dieser seinen Einzug in Liegnitz. Sein erster nachweisbarer Druck ist bezeichnenderweise ein Gelegenheitsgedicht. Dessen große Zeit kam eben jetzt, und Sartorius profitierte davon ungemein. Doch das nicht allein. Eben jetzt verdichtete sich die gelehrte Potenz in den Mauern der Stadt, und deren Repräsentanten unterhielten einen lebhaften Verkehr mit den Kapazitäten außerhalb der Residenz. Das Druckgeschehen spiegelt diese Situation plastisch wider. In Liegnitz selbst wirkten, als Sartorius eintraf, der Superintendent Leonhard Krentzheim, der bedeutendste Theologe neben Krautwald, und natürlich Schwenckfeld selbst. Zu Krentzheim gesellte sich Simon Grunaeus als Oberdiakon, auch er uns wohlbekannt. Im benachbarten Goldberg lehrten Persönlichkeiten wie Melchior Lauban oder Daniel Vechner. Am wichtigsten aber blieb zunächst die Unterstützung durch den Herzog selbst. Ihr vor allem dürfte es zu verdanken sein, daß alsbald Aufträge von außen hereinkamen. Zwei zentrale Figuren des späthumanistischen gelehrten und literarischen Lebens, Jakob Monau und Andreas Calagius, gaben einzelne ihrer Werke zu Sartorius nach Liegnitz. Aus Glogau kam der große Rechtswissenschaftler und Syndikus Georg von Schönborner, der Förderer von Andreas Gryphius, hinzu, dessen Politicorum Libri VII bei Sartorius erschienen. Welchen Ruf sich Sartorius zu erwerben wußte, bezeugt auch der Umstand, daß der bedeutendste Buch-

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drucker Schlesiens, Georg Baumann in Breslau, seinen gleichnamigen Sohn und späteren Nachfolger zu ihm in die Lehre gab. Es lohnt sich, für einen Moment ins Detail zu gehen. Martin Helwig vertraute seine berühmte Karte Schlesiens in der zweiten Auflage aus dem Jahr 1605 Sartorius in Liegnitz an. Leonhard Krentzheims Observationum Chronologicarum Libri IV kamen posthum gleichfalls bei Sartorius heraus und blieben eines der größten Erzeugnisse seiner Presse. Grunaeus ließ seine Inschriftenwerke, über die wir sprachen, nicht in Breslau, sondern eben in Liegnitz drucken. Auch seine 1610 erschienene Stammtafel in Groß-Folio, die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Piasten und den Kaisern römisch-deutscher Nation behandelnd, konnte Sartorius akquirieren. Andreas Calagius ließ seine Komödie Rebecca (1599) und seine Bibeldichtung Biblis (1595–1600) noch vor Opitz bei Sartorius erscheinen, ebenso Tobias Kober seine den Taten Christophs von Zedlitz gewidmete Tragoedia (1607) anläßlich der Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1529. Melchior Lauban, der sich durch seine Vergil-Studien einen Namen gemacht hatte, verfaßte u. a. Archetypi sive Tabulae Analyticae aller zwölf Bücher der Aeneis, von denen er 1610 die ersten sieben in Liegnitz drucken ließ. Daniel Vechner schließlich legte 1614 und 1615 seine monumentale zweibändige Rhetorik bei Sartorius vor. Auch seine Arbeit über die griechischen Idiotismen in der lateinischen Sprache erschienen hier im Jahre 1606. Und damit ist die gelehrte und poetische Arbeit für die ungezählten Anlässe des Tages noch gar nicht berührt. Die Produktion von Sartorius liefert einen bemerkenswerten Querschnitt durch die geistigen Strömungen im Schlesien um 1600. Pest, Türkengefahr, verheerende Brände und ihre Frucht, eine glaubensstarke Frömmigkeit, sodann die ersten Versuche der auflebenden Wissenschaften, die Dicht- und Tonkunst des Barock – all das und vieles andere hat seinen literarischen Niederschlag gefunden. Die rund 360 nachweisbaren Schneiderschen Drucke verteilen sich auf die einzelnen Literaturzweige in dieser Weise: über 200 Gelegenheitsschriften, wie Leichenpredigten (72), Trostgedichte (29) und Glückwünsche in Gedichtform (ca. 100); 61 allgemeinere Reden und Gedichte, vornehmlich Epigramme und Anagramme; 50 wissenschaftliche, populäre und amtliche Schriften, 26 religiös=erbauliche Schriften (Predigten, Gebete) und 9 musikalische Kompositionen.30

Als Verleger betätigte sich Sartorius nicht. Nur Daniel Vechners Werk von der großen Katzbach-Überschwemmung nahm er in Verlag, versprach er sich von dem populären Stoff doch doppelten Gewinn. Der wichtigste Verleger in Schle-

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sien, David Albrecht, residierte in Breslau. Doch nur zwei Drucke konnte Sartorius bei dem vielgefragten Verleger plazieren: die große Tierkunde Schlesiens aus der Feder des Hirschberger Arztes Kaspar Schwenckfeld und eben die zweite Auflage von Martin Helwigs Schlesienkarte. Krentzheims Observationes gingen zu Henning Grosse nach Leipzig. Sartorius mußte bemüht bleiben, für seine Produktion Geldgeber und Protektoren aufzutun. Er fand sie in erster Linie zunächst bei Friedrich IV. und Joachim Friedrich und sodann bei dessen Söhnen Johann Christian und Georg Rudolf. Auch der Landeshauptmann Wenzel von Zedlitz und der herzogliche Rat Anton Scholtz griffen unterstützend ein. Für das chronologische Hauptwerk von Krentzheim hoffte man Joachim vom Berge zu gewinnen. Simon Grunaeus und Jakob Monau setzten sich für Autor und Werk ein, doch blieben die Bemühungen vergeblich. Nämliches gilt für die Lectiones chronicae des Melanchthon. Der namhafte Drucker hatte also entschieden zu kämpfen, um seine Publikationen zu lancieren.

Unter Georg Rudolfs Obhut 1621, als ein Autor wie Opitz eben einsetzte, starb Sartorius. Sein Verdienst blieb es, Liegnitz neben Breslau als zweiten Druckort installiert und den Namen der Stadt in die deutschen Lande getragen zu haben. Georg Willer, der Augsburger Buchhändler, stützte sich in seinen von ihm begründeten Messeanzeigen wesentlich auf die Liegnitzer Drucke aus der Presse von Sartorius. Dessen Druckerei ging nun direkt in die Hände Georg Rudolfs über. Seit 1622 tragen die Liegnitzer Drucke das Impressum ›Gedruckt in der Fürstlichen Druckerei zur Liegnitz‹ bzw. ›Typis Ducalibus‹. Die nunmehrige Fürstliche Druckerei arbeitete unter den Faktoren Sebastian Koch und Georg Springer. Nicht weniger als rund sechzig Drucke lassen sich unter ihrer Ägide nachweisen. Die zwanziger Jahre waren womöglich die wichtigsten im Blick auf die Frühgeschichte der deutschen Literatur. Die Opitzsche Reform kam zum Tragen und die Liegnitzer Produktion spiegelte das eindrucksvoll wider. Auch hier mögen einige wenige Beispiele den glücklichen Umstand illustrieren, und dies zugleich im Blick auf die eben den Piasten geltende dedikatorische Praxis. Den Anfang machte gleich im Jahre 1622 Opitz’ Bearbeitung des Lobgesang Bacchi des großen niederländischen Dichters Daniel Heinsius, dem der deutsche Autor in den zwanziger Jahren besonders intensiv nacheiferte. Ein Jahr später lag eine der großen Eingebungen von Opitz vor, sein Landgedicht Zlatna, zu dem er in Siebenbürgen angeregt worden war und das er einem Vertreter aus dem berühmten schlesischen Geschlecht der von Stanges, Heinrich von Stange

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und Stonsdorf, widmete. Wiederum ein Jahr später kam sein Gedicht auf die Geburt Jesu Christi heraus, nun bei Koch in Liegnitz und dem Jugendfreund Nüßler zugedacht. Auch das Werk des Fürstlichen Ingenieurs Andreas Hindenberg über den Newerfundenen Zehl Tisch aus dem Jahr 1624 begleitete Opitz mit einem Eingangsgedicht. So trug er maßgeblich dazu bei, daß sich sein Name mit der nunmehrigen Fürstlichen Druckerei verband. Auch die herzogliche Leidenschaft für die Musik kam der Druckerei zugute. Tobias Schönfelds berühmtes Compendium Instrumentorum Musicalium erschien daselbst im Jahr 1625.

Widmungen und Verwandtes Lang ist die Liste der den Herzögen, ihrem Liegnitzer Hof, den Angehörigen der Familie sowie dem herzoglichen Personal dedizierten Schriften. Wir belassen es bei wenigen Hinweisen, haben wir doch eingangs in dem dritten, den Piasten geltenden Kapitel schon viele diesbezügliche Titel kennengelernt und werden weitere im folgenden Kapitel vorstellen. Selbstverständlich kam unter den Trauerschriften für Joachim Friedrich auch eine aus der Feder des Brieger Rektors Melchior Tilesius im Jahr 1602 bei Sartorius heraus. Simon Grunaeus und Melchior Lauban begrüßten sodann Johann Christian nach seiner akademischen Peregrination und seinem Einzug in Liegnitz im Jahr 1609, und Sartorius gab ihrer beider Werke heraus. Von der Übernahme der Regentschaft durch die herzoglichen Brüder im Jahr 1613 profitierte auch die Druckerei von Sartorius; die entsprechenden Oratiunculae wurden Wolfgang von Rothkirch und Wenzel von Zedlitz gewidmet. Auch andere Texte zu diesem Anlaß fanden bei Sartorius ihren Platz; der Nexus zwischen Fürsten und Drucker war ein enger.31 Wolfgang von Rothkirch wurde 1613 zum Landeshauptmann des Fürstentums Liegnitz ernannt. Die Spitze der Gelehrtenschaft, ein Tobias Scultetus, ein Caspar Cunrad, ein Melchior Lauban, war zur Stelle und Sartorius die gegebene Adresse für den Druck.32 Ein Jahr später heiratete Georg Rudolf, und die zu dem festlichen Ereignis erscheinenden Schriften gingen vor allem bei Sartorius in den Druck.33 1616 gratulierte Valentinus Ludovicus dem ›Principi Patri Patriae‹ Georg Rudolf, und Sartorius legte den Text vor.34 Ein Jahr später starb der berühmte Rektor Nicolaus Ludwig, der in Glogau, Freistadt und Liegnitz gewirkt hatte, und die Liegnitzer Presse brachte die Leichenpredigt von Abraham Friese.35 So reiht sich ein Ereignis an das andere, und die Druckgeschichte ist eines der Medien, da sie aktenkundig werden. Es würde sich lohnen, einmal eine katalogische Zusammenstellung zu versuchen.

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Ein schöner Zufall ist zu registrieren, wenn eine bei Sartorius erschienene, auf den Tod einer Fürstin des Hauses verfaßte Leichenpredigt dem Ehemann Georg Rudolf gewidmet ist und sich ein Exemplar mit einer handschriftlichen Zueignung an den Bruder Johann Christian aus der Feder von Elias Hoßmann bis heute in den unerschöpflichen Breslauer Beständen erhalten hat.36 Die Nähe von Hof, Druckerei und Autor machte solch ein Zusammentreffen zu wiederholten Malen möglich, und Breslau ist, ungeachtet vieler Verluste, immer noch die erste Quelle dafür, und das nun nach dem Zweiten Weltkrieg noch eindrucksvoller, als eben auch die meisten der geretteten einstmaligen Liegnitzer und Brieger Bestände dorthin gelangt sind. Bis in das Jahr 1629 erstreckte sich die Produktion der Fürstlichen Druckerei. Dann trat eine Pause von einem Jahrzehnt ein. Danach figuriert Zacharias Sartorius als Drucker vor Ort, vermutlich ein Enkel des Begründers der Liegnitzer Drucker-Dynastie. Bis zu seinem Tod im Jahr 1669 übte er seine Tätigkeit in Liegnitz aus, dann führte seine Witwe die Druckerei mit Hilfe von Faktoren weiter. Zahlreiche Drucke aus seiner Offizin sind nach wie vor Georg Rudolf zugeeignet. Immer stärker aber treten sukzessive die Söhne Johann Christians hervor, die eben nicht nur in Brieg, sondern auch in Liegnitz eine Heimstatt unter den herzoglichen Druckern haben. Ein Ereignis ganz besonderer Art in jeder Hinsicht ist schließlich das Erlöschen der Dynastie, das uns eingehender am Schluß unseres Buches beschäftigen wird, treten nun doch in der zweiten Jahrhunderthälfte Autoren eigenen Ranges von europäischer Statur auf. Wir belassen es bei diesen Hinweisen und wenden uns zunächst Brieg zu.

Brieg als Druckort im Blick auf die Piasten Zwei Zentren sind in unserer literarkundlichen Betrachtung in Augenschein zu nehmen, der Hofstaat und das Gymnasium. Blicken wir nun herüber nach Brieg und damit vor allem zu Johann Christian, so bietet sich, knapp zusammengefaßt, das folgende Bild.37 Die Regierung wurde geleitet von den Brüdern Melchior von Senitz und Heinrich von Senitz, deren Schwester Elisabeth bekanntlich literarisch tätig war.38 Unter den fürstlichen Räten befanden sich neben anderen Abraham und Peter von Sebottendorf, Johann Theodor von Tschesch und Caspar Dornau, sie alle – mit Ausnahme Abraham von Sebottendorfs – sind uns bereits begegnet. Jakob Schickfuß fungierte neben seiner Tätigkeit als Rektor auch als fürstlicher Rat, und dies bis zum Jahr 1622. Als Waise am Hofe erzogen wurde Friedrich von Logau. Er besuchte das Gymnasium von 1614 bis 1625, die Prima seit 1618 und wurde von Lauban als ›Optimae

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notae multorum annorum discipulus‹ bezeichnet. Eine Sonderstellung behauptet Wenzel Scherffer von Scherffenstein unter den dem Piastenhaus zugewandten Poeten. Er wird uns eingehender beschäftigen. Fügen wir aus gegebenem Anlaß noch hinzu, daß Johann Christian im Jahre 1615 seinem Lehnsmann Adam von Gruttschreiber die Stadtrechte für Michelau verlieh, so sind einige der für das literarische Leben wichtigen Personen benannt, denen wir uns – und das wiederum in ausgewählter Beschränkung – im folgenden zuwenden wollen. Wir blicken auf die Drucker im Wirkungskreis der Piasten.39 Brieg kam erst nach Liegnitz zum Zuge, übernahm dann in den dreißiger Jahren für eine Weile die Stafette, bevor jene unter den letzten Piasten nach Liegnitz zurückkehrte. Die Entwicklung verlief hier zunächst über Buchläden.40 Schon Georg II. hatte einen Buchhändler für Brieg bestellt. Bei seinem Tod fungierte in dieser Position ein Melchior Cyrus. 1593 erteilte sein Sohn Joachim Friedrich einem Peter Lindner das Recht, einen Buchladen in der Stadt zu führen. Ausgenommen an Jahrmärkten sollte nur er Bücher verkaufen oder einführen. Ihm oblag es, das Gymnasium mit den notwendigen Lehrmitteln zu versehen. Programme und sonstige Schulschriften kamen in der Regel weiterhin bei Scharffenberg in Breslau unter die Presse. Die mächtige Metropole strahlte auch in dieser Hinsicht weit aus. Der Berühmteste unter den Professoren, Jakob Schickfuß, ließ in Frankfurt bei Hartmann drucken. Auf die Dauer mußte es im Interesse des Herzogs liegen, für seine Residenzstadt einen Drucker vor Ort zu haben. Nicht zuletzt der gelehrte Nimbus hing daran. 1610 legte ein Buchhändler aus Neiße namens Kaspar Siegfried in Brieg eine Druckerei an. Im nämlichen Jahr erschien eine Leichenpredigt für Barbara von Pannwitz, die bei Siegfried veröffentlicht wurde. Schönwälder hatte noch vermutet, daß eine Brieger Feuerordnung aus dem Jahr 1612 der erste Druck Siegfrieds gewesen sein könnte. In ungezählten Fällen werden solche neuen und bisher der Forschung unbekannten Zuschreibungen möglich.41 Nach dem Tode Siegfrieds im Jahr 1621 kaufte Augustin Gründer aus Görlitz, der zuvor Gehilfe in der Baumannschen Druckerei in Breslau gewesen war, die Siegfriedsche Presse. Er ist druckgeschichtlich für Brieg gut bezeugt. Auch Werke von Opitz erschienen bei ihm, und zwar bevorzugt in den dreißiger Jahren, als in Liegnitz die Presse zeitweilig eingestellt war. Vor allem machte sich Gründer durch den Druck von Musikalia verdient. 1638 starb Gründer, die Erben druckten noch bis 1640. Inzwischen aber war bereits Balthasar Klose tätig geworden, der 1640 Friedrich Dedekinds berühmten Grobianer vorlegte. Offensichtlich nur sechs Jahre verblieben ihm. Dann betrat Christoph Tschorn die Brieger Bühne. Insbesondere ihm werden wir wiederbegegnen, gab doch der

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berühmteste Autor im Umkreis der Piasten, eben Martin Opitz, gerne Tschorn seine Werke für den Druck. Wir werfen wiederum einen knappen Blick auf die Produktion im Umkreis der Piasten. Im Jahre 1613 kam Christoph Rösslers und Johann Mucks Acclamatione gratulatoria Arboris Piasteae bei Siegfried heraus.42 Ein Jahr später erschien Melchior Laubans berühmte Schulordnung, und Siegfried nahm sie in Druck.43 Als Georg Rudolf im Anschluß an seine zweite Peregrination nach Schlesien zurückkehrte, wurde er 1614 durch Christoph Rössler bei Siegfried begrüßt.44 Ein besonderes Ereignis stellt das Erscheinen der Epigramme des berühmten Juristen und Rates Nicolaus Henel von Hennenfeld bei Siegfried dar. Henel hatte einen überraschenden Wechsel des Druckers vorgenommen. Während der erste Teil der Epigramme 1615 bei Bössemesser in Oels erschien, gab er den zweiten Teil im gleichen Jahr zu Siegfried, kehrte dann jedoch ein Jahr später mit dem dritten Teil zu Bössemesser zurück.45 Die mittlere Folge widmete er Georg Rudolf, und möglicherweise hing der zeitweilige Wechsel damit zusammen. Er selbst blieb vor allem Johann Christian beruflich verpflichtet. Als Johann Neomenius am 28. Mai 1614 als Superintendent installiert wurde, gratulierte Johannes Buchwälder bei Siegfried; die Einführungspredigt erschien gleichfalls daselbst.46 Für das Jahr 1617 sind Melchior Laubans Lemmata Euangelica bezeugt, die er dem Prinzen Georg dedizierte.47 Dann übernahm – wie gesagt – Gründer die Stafette, und sogleich im Jahre 1623 ist eine Strena von Georg Maerisch zu Ehren von Johann Christian aktenkundig, der eben in Brieg so im Mittelpunkt steht wie Georg Rudolf in Liegnitz.48 Wenig später widmete Maerisch ihm auch seine Chilias Graeco-Latina Merorvm Trochaeorvm.49 1625 stand im Zeichen des Todes von Dorothea Sibylla, und nun beteiligte Gründer sich gleich mit mehreren Drucken an dem funeralen Begängnis.50 Wir notieren aber auch, daß ein Opitz nach Aufgabe der herzoglichen Druckerei in Liegnitz unverzüglich herüberwechselte zu Gründer nach Brieg. Ihm war offensichtlich daran gelegen, im Umfeld der Piasten hinsichtlich der Betreuung seiner Werke zu bleiben. Sein 104. Psalm kam nach dem Ende der Liegnitzer Offizin im Folgejahr 1630 bei Gründer in Brieg heraus. Widmungsempfänger ist Georg Rudolf.51 Später tauchten dann auch die Erben von Eyring und Perfert kurzfristig in Brieg auf. Georg Fabricius’ Refrigerium Animae, eine poetische Erklärung des 23. Psalms, erschien dort 1632 und ist wieder den herzoglichen Brüdern gewidmet.52 Eine der gleichzeitigen Trauerschriften für Caspar Dornau wurde bei Gründer gedruckt. Es war also kurzzeitig zu einem Zusammentreffen zweier Drucker in Brieg gekommen. Gerne bediente sich der Rektor des Brieger

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Gymnasiums Johann Lucas der Offizin Gründers, und das immer wieder über Huldigungen an das Fürstenhaus, jetzt zunehmend bereits den Kindern Johann Christians zugeeignet – auch das ein eigenes Kapitel nicht zuletzt im Blick auf die dedikatorische Praxis. Vergessen werden darf freilich nicht, daß sich auch die Druckerdynastie der Bössemesser seit dem Anfang des Jahrhunderts lebhaft an der Produktion für die Piasten beteiligte, abgelöst hernach von Seyffert. Die Trauerbekundungen für Johann Christian im Jahr 1639 erscheinen dann in Brieg vor allem bei Klose, doch ist der gesamte Umkreis bis hinein nach Breslau bei dem epochalen Ereignis zugegen, mit dem wir unseren kurzen Gang nach Brieg beschließen wollen.53 Die aufgeworfenen Schlaglichter sollten den engen Bezug zwischen der Schreiber- und Rednerzunft, den Druckern und dem Haus der Piasten exemplarisch beleuchten. Auch diese Figuration wäre eine eigene Studie wert, wie aus den wenigen Andeutungen vielleicht schon ersichtlich. Uns aber drängt es nun, zu dem Zentrum vorzustoßen. Und das heißt, Autoren kennenzulernen und in ausgewählte Texte einen Blick zu werfen. Nur wenige sollen es hier wie dort sein. Geht es um Literatur, ist Einläßlichkeit das oberste Gebot. Es wird sich an dieser Stelle nur sehr eingeschränkt einlösen lassen. Immerhin aber soll sich doch eine hinlänglich präzise Vorstellung bilden, was zwei, drei Autoren im Gespräch mit ihren Fürstinnen und Fürsten vorzutragen hatten. Daß eine wirkliche Überraschung darunter ist, mag schon verraten sein. Und im übrigen, um es zu erinnern, kommen wir im nächsten Kapitel nochmals zu einem einzigen Autor zurück, dem Star, wenn man so will, unter den den Piasten zugetanen Dichtern.

Schreiben für die höfische Gesellschaft der Brieger Residenz: Ein schäferlicher Prototyp im Umkreis Johann Christians Wir treten einigen wenigen Texten und Autoren näher, die nicht nur einen erkennbaren, sondern einen bemerkenswerten, um nicht zu sagen denkwürdigen Bezug zu Mitgliedern des Hauses der Piasten und ihren Kreisen haben. Es kann sich nur um eine Auswahl handeln. Doch hoffen wir, daß eine glückliche Hand uns geführt hat. Eine gewisse Spannbreite im Blick auf Textsorten und Funktionen sollte kenntlich werden – Prolegomena zu einer Geschichte der deutschen Literatur im Schlesien des 17. Jahrhunderts, gegliedert zum Beispiel nach Stätten der Produktion und Rezeption, die in der Frühen Neuzeit allemal eine so eminente Bedeutung innehaben. Und das wiederum im Kontext von Gattungen, die im 17. Jahrhundert noch einmal die Kraft der das literarische Geschehen regulierenden Ordnungsmächte behaupten.

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Entsprechend beginnen wir mit einem Schäfergedicht. Und das nicht mit einem beliebigen, sondern einem ortsverhafteten, dem zugleich die Ehre eines Prototyps gebührt – dies freilich eine Rede, die nur mit halbem Recht verlauten darf, denn in gewisser Weise steht gerade dieser Text singulär da, und das gleichermaßen innerhalb der Schäferdichtung wie in der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts insgesamt. Um so glücklicher sind wir, aus gegebenem Anlaß gerade mit ihm unsere kleine literarische Revue im Umkreis der Piasten eröffnen zu können. Texte mit erkennbarer individueller Physiognomie sind in gattungsgebundenen Zeitaltern besonders beachtenswert. Serienware zu erstellen ist das eine, und auch diese Praxis ist stets zu betrachten und zu bedenken. Eine individuelle Handschrift indes zu führen ist das andere. Mit einem solchen Text haben wir es zu tun. Das aber, um uns sogleich einschränkend selbst ins Wort zu fallen, wird ein Kennzeichen eben derjenigen Gattung bleiben, die mit unserem Text anhebt, des deutschen Schäferromans bzw. der deutschen Schäfererzählung. Doch zunächst ein Wort zur Schäferdichtung selbst.54 Sie hat seit den Tagen eines Vergil in einem engen Verhältnis zur Welt der Regenten gestanden. Das kleine Buch mit den zehn Eklogen des großen römischen Dichters ist durchsetzt mit Verweisen auf Oktavian, den zukünftigen Kaiser Augustus. Die unscheinbare, ›niedere‹ Form des Hirtengedichts wurde von Vergil geadelt und zur Regentenhuldigung erhoben. Das ist ihrem Prestige in der europäischen Literatur ungemein zugute gekommen. Fast zweitausend Jahre pastoraler Poesie umkreisten in allen denkbaren Facetten das Zusammenspiel von Hirt und König, von niederer und hoher Literatur, Schäferdichtung und Heldendichtung, Schäferdichter und epischem Heros. Und da der Dichter in seinen Eklogen als Schäfer in vielerlei Gestalt gegenwärtig war, eröffnete er zugleich das Masken- und Rollenspiel, das ein Kennzeichen der Bukolik blieb und sie zu einem favorisierten Medium des gebildeten literaturkundigen Publikums machte – und das ganz im Gegensatz zu ihrem unentwegt behaupteten niederen und vermeintlich anspruchslosen Wesen. Allegorismus im weitesten Sinn ist ihr Kenn- und Markenzeichen geblieben. Diesem verdankt sie ihre Vitalität, und das über zwei Jahrtausende bis an die Schwelle des bürgerlichen Zeitalters. So nimmt es nicht wunder, daß auch in die Geschichte der Piasten zumal im 17. Jahrhundert die schäferliche Dichtung wiederholt hereinspielt. Wie sollten die Dichter im Umkreis der Piastenhöfe die Chance nicht nutzen, an dem in der Gattung möglichen heiteren und zugleich tiefgründigen Spiel ihrerseits mitzuwirken? Das konnte wie bei Vergil in der Ekloge geschehen. Das konnte nach des großen Italieners Jacopo Sannazaros Vorgang und seiner Arcadia im

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Wechsel von Vers und erzählender Prosa und alsbald in Erzählung und großem Roman inszeniert werden. Und schließlich blieben wiederum nach dem Vorgang der Italiener, eines Tasso, eines Guarini, Schäferspiel und Schäfer­oper gerne verwendete Formen höfischen Divertissements. Auch diese in Europa überall beliebte Praxis hinterließ ihre Spuren an den Piastenhöfen. Und wenn dann in der Komödie die unhöfischen Verhaltensweisen zum Gaudium der Hofgesellschaft zur Schau gestellt wurden, durfte man sicher sein, daß gerade Dichter von Rang gerne für einen Moment der heiteren Muse frönten, und das wiederum zum Ergötzen auch der Piasten und der um sie versammelten höfischen Gesellschaft. Mit einem Wort: Das Thema ›Pastorale und Piasten‹ wäre ein weiteres überaus ergiebiges und schwer erschöpfbares, wohl dazu angetan, eine eingehende und ihrerseits höchst unterhaltsame Untersuchung zu inaugurieren. Wir werden Gelegenheit haben, zumindest in den einen oder anderen Text hineinzuschauen. Den Anfang aber wollen wir mit einer pastoralen Erzählung nehmen, die, wie gesagt, einzig dasteht in der Geschichte der schäferlichen Dichtung im Deutschland des 17. Jahrhunderts, ja in der Literatur des Zeitraums überhaupt. Und da sie tatsächlich nicht im Irgendwann und Irgendwo spielt, sondern im Hause der Brieger Piasten, wäre es ein kaum verzeihliches Versäumnis, wenn wir sie mit Schweigen übergehen würden. Kein anderes Herrscherhaus hat Bekanntschaft gemacht mit einem derart subtilen Text. Er muß in der höfischen Gesellschaft zirkuliert und diskutiert worden sein, erfreute sich rasch erheblicher Beliebtheit, wurde immer wieder aufgelegt, wurde mit Musik unterlegt und mit anderen Texten verwandten Zuschnitts gebündelt – kurzum ein literarisches Ereignis, und das gewiß wider alles Erwarten seines Autors wie auch seines Publikums.

Vorgänger Opitz Wie aber in Kürze eine Vorstellung von dem Text vermitteln? 1632 erschien die kleine Schäfererzählung erstmals, und das nicht in Schlesien, sondern in der literarischen und verlegerischen Hochburg Leipzig.55 Sie war also ein frühes Gewächs der noch jungen deutschen Literatur, denn keine zehn Jahre waren ins Land gegangen, da Opitz sein Musterbuch 1624 in Breslau hatte herausgehen lassen. Opitz aber ist nun indirekt auch noch verantwortlich für unseren kleinen Text. Ohne seine Erzählung, die er eben zwei Jahre vorher publiziert hatte, wäre die nachfolgende schwerlich entstanden. Der Verfasser derjenigen Erzählung, von der die Rede sein soll, muß sie gekannt und sich zu seinem Vorhaben er-

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mutigt gefühlt haben. Über sie muß folglich ein Wort und kaum mehr als das verlauten, wenn anders die Dinge in den rechten literarischen Proportionen bleiben sollen, wofür der Literaturwissenschaftler schließlich zuständig bleibt.56 Ein Kenner der europäischen Literaturszene wie Opitz konnte an der Schäferdichtung nicht vorbeigehen. Sie war inzwischen zu einem europäischen Ereignis sui generis geworden. Opitz muß sich gesagt haben, wenn wir für einen Moment so unprofessionell sprechen dürfen, daß es mit der Übersetzung irgendeines der großen Texte nicht getan sei. Denn wozu hätte er greifen sollen? Vergil war bereits übersetzt, und unter den neueren Europäern war die Auswahl fast grenzenlos. Also formte er selbst ein eigenes Muster, und das in einer Manier, für die es in der europäischen Literatur kein unmittelbares Vorbild gab – ein ganz außerordentlich seltener Fall in der Geschichte der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Er schuf nämlich einen locker geschürzten Mischtyp aus erzählenden Abschnitten, die ständig unterlegt wurden mit lyrischen und disputativen gelehrten Passagen. Eine sogenannte kleine prosimetrische Erzählung kam zustande, und der verpaßte er tatsächlich den Titel ›Schäferei‹, obwohl er gar nicht Hirten auftreten ließ, sondern sich selbst mit drei befreundeten Dichtern auf eine kleine literarische Wanderung machte. Wenn er gleichwohl von dem illustren Quartett als ›Schäfern‹ redete, so eben wegen der seit Vergil eingeführten spielerischen und tiefgründigen Gepflogenheit, Hirten und Dichter über die Kunst des Gesanges wechselseitig aufeinander verweisen zu lassen. Wie nahe hätte es gelegen, diese seine Erzählung aus Prosa und Vers, betitelt Schäfferey Von der Nimfen Hercinie, seinen Gönnern den Piasten zu widmen. Opitz aber dedizierte sie einem anderen Großen aus dem schlesischen Geschlecht der von Schaffgotsch. In den Besitzungen Hans Ulrichs von Schaffgotsch in Warmbrunn inmitten der Heilbäder unterhalb des Riesengebirges spielt die Erzählung, und das natürlich, um auch über das Lokal dem Geschlecht und seinem gegenwärtigen Repräsentanten zu huldigen. Das machte Schule. Mehr als hundert Stücke vom Typ der Hercinie entstanden in der Nachfolge und sie sind immer wieder herausragenden Personen oder Geschlechtern und mit ihnen diversen Anlässen zugeeignet. Schäferdichtung blieb zu einem großen Umfang Rollen- und Anlaßdichtung, und dies bevorzugt nach dem von Opitz begründeten prosimetrischen Modell, das in willkommener Weise erzählende Partien mit Verseinlagen zu kombinieren gestattete. Opitz hatte ein Erfolgsmodell geschaffen, das sich neben Lyrik, Roman und Drama souverän behauptete. Um den Nexus zu Vergil festzuhalten und zugleich das neue Element der erzählenden Prosa gegenüber der Versekloge zu akzentuieren, haben

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wir den Formtyp vor Jahrzehnten als ›Prosaekloge‹ getauft, und dieser Begriff hat sich seither in der Forschung – welch ein Wunder – kommentar- und kontroverslos durchgesetzt.57 Zwei Jahre später lag eine zweite Schäferei vor, eben die, über die wir sprechen wollen. Und so muß es als ein kleines Mirakel gelten, daß es ihrem Verfasser gelang, ungeachtet mancher Anleihen bei Opitz einen eigenen Weg einzuschlagen. Da war kein professioneller Schreiber, sondern ein Amateur am Werk. Und der hatte nicht eine gelehrte Zunft, sondern ein nach literarischer Unterhaltung verlangendes Publikum vor Augen. Beides begünstigte die Zeugung, die abwich von eingespielten Mustern und zum Typ ganz eigener Art geriet. Brennspiegel aber dieser ungewöhnlichen Schöpfung blieben Hof und Fürstentum Brieg samt höfischer und adliger Gesellschaft als vornehmlich anvisiertes Publikum. Nochmals: Das war ein Novum in Deutschland und speziell der jungen deutschen Literatur, und wir müssen versuchen, in wenigen Strichen unsererseits ein interessiertes Publikum darüber zu informieren.58 ›Jüngst=erbawete Schäfferey/ Oder Keusche Liebes=Beschreibung/ Von der Verliebten Nimfen Amoena Vnd dem Lobwürdigen Schäffer Amandus‹: Wer sind sie? VNfern von Arcadien in Magernia, liget eine Provintz Elsisia geheissen/ darinnen ist nahe dem Fluß Erado eine Volckreiche vnd weitberuffene Stadt/ welche gedachter Fluß an allen Orten bezircket/ vnd vor feindlichem Anlauff wol befes­ tiget. Darinnen wohnete einesmals ein vornehmer Schäffer/ mit Namen N/ ein damaliger Printz vnd Obrister aller gesampten Schäffer in gantz Elsisien, welcher seine vber alle andere Schäffer habenden Pflege vnd Auffsicht/ wegen annahenden nunmehr hoch bejahreten Alters/ seinen Söhnen vbergeben hette.59

Arkadien liegt bekanntlich auf der Halbinsel des Peloponnes. In der Schäferliteratur aber ist es eine Wunschlandschaft, überall da anzutreffen, wo schöne ›schäferliche‹ Verhältnisse obwalten. Nun also ist ›Magernia‹ des Vorzugs gewürdigt, nahe dieser idealen Örtlichkeit zu liegen. ›Magernia‹ steht anagrammatisch für Germania, also im weiteren Sinn für Deutschland. Deutschland aber ist groß und herrschaftlich vielgegliedert. Also muß spezifiziert werden. Auf ›Elsisia‹ lautet die nähere Bestimmung, und wiederum ist ein Anagramm aufzulösen. ›Elsisia‹ ist Schlesien. Dort fließt der ›Erado‹, den man leicht als die Oder zu identifizieren vermag. Und die ›weitberuffene Stadt‹? Nun, sie ist von der Oder umflossen. Das alleine würde vielleicht noch nicht hinreichen, ihren Namen zweifelsfrei auszuweisen. Dazu bedarf es der Hinzunahme der

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erwähnten Persönlichkeit. Gattungsspezifischer Übereinkunft gemäß muß es ein Schäfer sein. Der ist ›Printz vnd Obrister aller gesampten Schäffer in gantz Elsisien‹. Dann kann nur ein Oberlandeshauptmann gemeint sein. Dessen Regentschaft geht zu Ende; er steht im Begriff, die Herrschaft seinen Söhnen zu übergeben. Diese Angaben genügen, um eine eindeutige Identifizierung zu ermöglichen. Es kann sich nur um die Residenzstadt Brieg und den Herzog von Brieg, Johann Christian, handeln. Den Lesern und Hörern der kleinen Erzählung war der Nachvollzug dieser eben vorgenommenen Operation selbstverständlich möglich. Sie brauchten dafür keinen literatur- bzw. geschichtskundigen Dolmetscher. Es gehörte zum Vergnügen der Leser von Romanen, verschlüsselte Einführungen von Personen zu dechiffrieren. Und traten – wie zumeist – hochgestellte Persönlichkeiten auf, war das Vergnügen ein doppeltes. Die höfischen Romane zumal, aber eben auch die schäferlichen, lebten zu einem guten Teil von dem erzählerischen Scharfsinn, mit dem sie ihre Leser fesselten und zu dem sie sie herausforderten. War dann die Lektüre erfolgt, so beherrschte Kolportage das Gespräch, und das bevorzugt bei Hofe und in dem ihm nahestehenden Adel. Auch unsere Erzählung wird das bestätigen. Doch zunächst müssen wir uns einen Moment lang weiter umtun. Denn dieser ›oberste Schäfer‹ hat eine Tochter, und nun wird es in der Tat spannend. Dieser mehrerregte Schäffer hatte eine Tochter/ Amoena geheissen/ welche wegen jhrer vbermenschlichen vnd vnvergleichlichen Schönheit/ so der günstige Himmel vnd die mildreiche Natur häuffig vber sie außgegossen/ von allen Schäfern des gantzen Landes für eine Göttin gehalten vnd geehret wurde. Du hettest sie mit gutem Titul nennen können: Ein allervollkommenes Meisterstücke des Himmels/ einen Auffzug oder eine Seele aller himlischen Schönheiten/ einen ­Triumpff der Natur/ ein Wunder des Erdbodens/ ein werck aller Vollkommenheit/ ein keusches Wohnhaus der Gratien.

Nun, auch dieser Passus bereitete gleich in mehrerer Hinsicht Vergnügen. Dem Kenner und der Kennerin erweist er sich als eine raffinierte Transposition des Eingangs aus Opitzens Hercinie. Mit ganz ähnlichen Wendungen hatte Opitz die Landschaft unterhalb des Riesengebirges eingangs geschildert, in der er und seine ›Mithirten‹ zu einem Spaziergang aufbrechen sollten. Nun werden eben manche dieser Bilder benutzt, um eine Person zu charakterisieren. Das ist möglich, weil es hier wie dort um den Ausdruck höchster Schönheit und Vollkommenheit geht. Der spätere Autor beweist Belesenheit, kann zugleich

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zurückgreifen auf soeben geprägte Formulierungen und zudem seine Leser und Hörer auf eine literarische Fährte geleiten, die auch zum Verständnis seines Werkes hilfreich ist. Viel spannender aber noch war und ist die Rätselfrage, von welcher Person denn da wohl die Rede sein könne. Nun, Johann Christian hatte aus seiner ersten Ehe mit der 1625 verstorbenen Dorothea Sibylla von Brandenburg 13 Kinder, von denen im Jahre 1632 noch vier Söhne und drei Töchter lebten. Nur die älteste von ihnen, Sibylle Margarethe, kommt als Titelfigur in Frage. Sie war 1620 geboren, im Jahr 1632 also zwölf Jahre. Spricht das gegen die Annahme, sie mit der ›Schäferin‹ der Erzählung namens ›Amoena‹ gleichzusetzen? Das tut es dann nicht, wenn man zunächst einen weiteren Schritt vollzieht und auch den Titelhelden zu identifizieren sucht und schließlich einen Blick in die Erzählung selbst wirft, die geradezu nach einer blutjungen ›Heldin‹ verlangt. Es dauert eine Weile, bevor auch der männliche Partner der Erzählung eingeführt wird. Die ›Schäferin‹ Amoena ist mit ihrer ›Hofmeisterin‹ Dulcimunda ausspaziert, als es zu einer Begegnung kommt, in deren Zeichen die folgende Erzählung steht oder genauer: ihr erster Teil. So bald sie nu in die ferne des Feldes gelangeten/ begegnete jhnen gleich zum Glück ein vornehmer Schäffer/ mit Namen Amandus, von Walechim aus Elsisien, welcher von den mildreichen Gratien, mit so annehmlicher Holdseligkeit/ gezieret war/ daß er/ jhres sämptlichen bedünckens/ der wackerste Cavalier von der Welt zu seyn schiene. Aus seinen Augen leuchtete eine gravitetische Höffligkeit/ vnd sein liebreiches Angesichte zeigete ein heroisches Gemüth an. Es ware aller Anzeig nach vnschwer zu erachten/ daß er nicht alleine aus Adelichem Geblüt entsprossen/ sondern auch noch dabey ein erfahrner Cavalier were. Er war sehr köstlich bekleidet/ vnd vber dieses alles ließ er eine verliebte Freundligkeit von sich scheinen.60

Der Leser bzw. Hörer und die spätere Forschung müssen also noch einmal gehörige Orts- und Personenkenntnis mobilisieren. Walechim in Elsisia ist Michelau in Schlesien (Silesia), Stadt und Schloß in der

Nähe von Brieg, das zu jener Zeit dem Freiherrn Hans Adam von Gruttschreiber und Czopkendorff gehörte. Wir lassen dahingestellt, ob ein Mitglied dieses Hauses der Verfasser sein kann – jedenfalls spielt die Geschichte zwischen Michelau und einer Stadt an der Oder in den Kreisen des Landadels.

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So der verdienstvolle Wiederentdecker der Erzählung und große Literatur­ soziologe Arnold Hirsch in seiner bahnbrechenden Studie Bürgertum und Barock im deutschen Roman, die erst nach Hirschs Tod im französischen Exil dank seines Freundes Richard Alewyn nach dem Krieg zur Wirkung kam.61 Die Forschung hat Hirschs These hinsichtlich des Titelhelden bestätigt. Wie aber, um den letzten Zug zu tun, stand es um den Verfasser? Konnte es sein, wie Hirsch vorsichtig nur als Frage formuliert hatte, daß der Schäfer Amandus alias Hans Adam von Gruttschreiber möglicherweise auch der Verfasser des Textes war? Auch diese Frage kann inzwischen als geklärt gelten, und das in einem mit detektivischem Spürsinn Kreuz- und Querverbindungen mobilisierenden Verfahren, das schließlich zu einem überzeugenden Resultat führte. Ein den Gruttschreibers wie dem Piastenhaus nahestehender Adliger George Christoph von Gregersdorf auf Klein-Jüseritz, Pudigau und Kreisewitz, kaiserlicher Hauptmann und Landesältester des Strehlenschen und Nimptischen Weichbildes, darf als ihr Verfasser gelten, und das paßt erfreulicherweise zu den Initialen, mit denen er die Vorrede und das Vorwort zu seiner Erzählung zeichnet.62

›Vorrede An das Adeliche/ lieb-löbliche Frawenzimmer‹ [und] ›An den Freundlichen Leser‹ Damit war der Literaturwissenschaft die Lösung eines langgehegten Rätsels gelungen. Und nachdem der Held und ›Schäfer‹ sowie die Heldin und ›Schäferin‹ der Erzählung nebst deren Vater so gut wie zweifelsfrei identifiziert waren, konnte von vergleichsweise gesicherten Fundamenten aus eine neue Lesung der kleinen Erzählung selbst beginnen. Wir aber halten inne. Hier ging ein Erzähler ans Werk, der sich auskannte am Brieger Hof und bei dem ihm nahestehenden Adel. Er durfte sich anheischig machen, eine Geschichte vorzutragen, in der nach schäferlicher Art und Weise womöglich Vorgefallenes und Erfundenes, Reales und Fiktives in freier erzählerischer Manier verflochten und alles darauf abgestellt wurde, einem Kreis von Kennern und mit den Personen Vertrauten das Vergnügen zu ermöglichen, sich augenzwinkernd über dies und jenes auszutauschen und im geselligen Kreis zu verständigen. Keinen größeren Dienst konnte ein Autor einem hochgestellten Publikum erweisen. Das waren andere Voraussetzungen als sie in den gelehrten humanistischen Kreisen vorherrschten. Das Bedürfnis nach Unterhaltung, nach Anerkenntnis adliger Lebens- und Bewußtseinsformen bestimmte das vornehme Publikum, und der erste Schäferroman, in Brieg und Umgebung spielend, kam dem eminent ent-

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gegen. Die Residenzstadt Brieg wurde derart zu Beginn des Jahrhunderts in das eben erst eröffnete Kapitel der jungen deutschen Literatur eingeschrieben. Ein denkwürdiges literarisches Ereignis hatte stattgehabt. Davon zeugt nun auch die Widmungsadresse, mit der die Erzählung anhebt. Sie gilt dem ›Adeligen Frauenzimmer‹. Wir bewegen uns jenseits des gelehrten akademischen Milieus mit dem Gymnasium und der Universität im Zentrum. Der landsässige Adel, vielfach verwandtschaftlich, gesellig oder beruflich verknüpft mit der höfischen Residenz, tritt hervor. Ein in der Frührenaissance begründetes und überaus fruchtbares gesellig-literarisches Treiben der höfischen Oberschichten unter Einbezug der Frauen scheint sich für einen Moment lang wiederzubeleben. Doch kommen zunächst – wie stets – gattungsinterne Vorgaben zum Tragen. Schäferliche Literatur wird gerne in die Hände von zumeist adeligen Damen gelegt. Sie gilt, wie erwähnt, in der Gattungshierarchie als niedere, auf der unteren Staffel rangierende Literatur mit allen daraus resultierenden Lizenzen. Ihr vorgeblich freierer und weniger regulierter Ton prädestiniert sie dazu, vor die Augen von verständnisvollen Leserinnen zu gelangen. Eine splendide Geschichte der Widmungsadressen an eine vornehmlich adelige Damengesellschaft, den schäferlichen Texten vorangestellt, ließe sich schreiben. Unser Text begründet die Gepflogenheit gleich mit dem ersten Gattungsmuster in Deutschland, und eine Reihe von Schäfereien wird ihm darin folgen. Neben der geistlichen steht die schäferliche Literatur bevorzugt unter der Observanz von Frauen. Die Vorrede gibt einen weiteren Wink. Sie bekennt sich zu jenen Geschichten der Amanten/ oder LiebesHistorien/ welche öffters wahrhaffte Geschichte/ so vnter dem Vorhang eines anmutigen Gedichtes verborgen/ vnd mit entlehneten Namen (wie Virgilius, Theocritus, Ritter Siedney/ vnd andere Scribenten mehr/ gethan haben) vorgehalten werden. Denn sie dienen der blühenden Jugend eines Theils an stat eines hellen Spiegels/ in welchem sie schawen können/ wie sie jhr Leben/ mit zuwachs heroischer Sitten/ ohne Verletzung des edlen Seelenschatzes/ des Gewissens/ weißlich fortstellen/ vnd an anderer Leute Glück vnd Vnglück jhnen ein Beyspiel nehmen/ andern Theils aber/ wie sie in der Liebe (im Fall jhr blühender vnd noch vnweiser Verstand der Gewalt der Liebe nicht zu stewren vermag) ein gewisses Maß halten/ vnd dieselbe auff der Wage des Gewissens abwegen sollen/ hiermit sie mit Vberschreitung des Ziehles der Mässigkeit im Lieben/ jhre zeitliche vnd ewige Wolfahrt nicht etwa aus den Augen setzen möchten.63

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Da kommt zusammen, was eine literarische Delikatesse zu werden verspricht. Das Verlangen, den um die Personen gewobenen Schleier zu lüften, wird mit dem Verweis auf die schäferlichen Liebesgeschichten geweckt, die da des öfteren wahre Geschichten unter dem ›Vorhang eines anmutigen Gedichtes verborgen‹ haben. Man darf sich also, legitimiert durch eine große literarische Tradition, auf Spurensuche begeben und Entdeckerfreude walten lassen. Und was gäbe man darum, aus dem Kreis der zeitgenössischen Leserinnen und Leser zu erfahren, was denn in aller Welt die Nachforschungen zutage gebracht haben könnten. In anderen und gar nicht so lange zurückliegenden Fällen sind wir darüber aus dem Umkreis der 1617 gegründeten ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ durchaus unterrichtet. Der Wunsch ist also kein müßiger und schon gar nicht ein unstatthafter. Schäferliteratur ermutigt zur Rätselkunde und so auch nach eigenem Vorsatz der Autor der kleinen Erzählung von Amoena und Amandus. Aber damit darf dieser sich nicht bescheiden. Betritt er den öffentlichen und gar den höfischen Raum, muß er mehr und anderes im literarischen Gepäck haben. Die Lehre, so weiß natürlich auch unser Erzähler mit Horaz und anderen, gehört zum Geschäft der Literatur. Auch dieses Grundsatzes will er eingedenk sein. Das aber nicht griesgrämig und verletzend, sondern fröhlichen Gemüts, ist er selbst doch nach eigenem Bekenntnis »mehr der Politischen Fröligkeit/ als der Eremitischen Trawrigkeit« zugetan.64 Den Frauen, so häufig abgeschnitten vom literarischen Treiben und verwiesen auf fromme Kost, verspricht dieser Autor, sie teilhaben zu lassen an den im Schwange befindlichen Diskussionen um die rechte und gerade dem Adel geziemende ›Politesse‹ und speziell jene, die den Umgang der Geschlechter miteinander betrifft. Sich an das schöne Geschlecht zu wenden heißt zugleich, sich literarisch zu salvieren. Den Göttinnen gleichen Damen zuliebe ist das Nachfolgende aufgesetzt. Und mehr als das. Von der Heldin, der Schäferin Amoena selbst, hat der Autor den Auftrag für sein Werk erhalten. Er unterwirft sich also nur einem von ihr ergangenen ›Befehl‹, »mit hiesiger Liebes-Historien/ welche ich vnter entlehnetem Namen/ vnd mit weniger Veränderung etlicher Vmbstände/ zu Papier bracht/ vor Ihnen/ allerschönste Damen/ gehorsamst zu erscheinen«.65 Mehr literarisches Prestige ist nicht denkbar. Der Autor kennt die Titelheldin, und die macht sich zur Fürsprecherin ihres Geschlechts, indem sie den Autor dazu bewegt, sich an die Damengesellschaft mit seiner Erzählung zu wenden und sie mit ihr zu erfreuen. Im Umkreis der höfischen Gesellschaft hat seit den Tagen der Frührenaissance die Einbeziehung des weiblichen Publikums in den Kreislauf der Literatur und des geselligen Gesprächs statt, und die anmutige kleine schäferliche Erzählung macht damit am Hof der Brieger Piasten einen Anfang.

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Dieselbe dürfen wir uns am Brieger Hof vorgelesen und diskutiert denken. Dazu paßt, daß der Autor vorgibt, seine Vorrede an die Damen ›Jn der schönen Amoena Behausung zu N. Jm Jahr 1632‹ abgefaßt zu haben.66 Wir sind berechtigt, ihn uns vorzustellen, wie er im Brieger Schloß und in dessen Lustgarten ein- und ausging. Ein wenig von sich hat er uns verraten in seiner Vorrede an den ›Freundlichen Leser‹.67 ›Opitianischer Art im Schreiben‹ habe er ›nachgehangen‹ und sich nach Kräften bemüht, den Anweisungen des illustren Vorgängers zu folgen. Nur wenig Zeit habe er gehabt zur Abfassung seiner Historie, das möge Unvollkommenheiten entschuldigen. Als einen ›Cavalier‹ führt er sich ein, eine Wendung benutzend, die er auch für den Helden seiner Erzählung bereithält. Autor und männlicher Protagonist der Erzählung sind gleichen Standes. Im Fall des Autors impliziert dies, Schmähungen, derer er gewärtig ist, nicht nur mit der Feder, sondern genauso mit der ›Faust‹ zu parieren. Wer unter den Humanisten hätte Derartiges verlauten lassen? Der Adelige gibt auch in literarischen Dingen einen eigenen, einen standesgemäßen Habitus zu erkennen. Die schöne Amoena hatte er in der Vorrede an die Damen seinen Leserinnen vor allem ans Herz gelegt. Ihr kommt erkennbar eine Sonderstellung zu, wie nur allzu verständlich für eine Prinzessin. Den geneigten Leser aber bittet er inständig, was seine eigene Person angeht, im Inkognito verbleiben zu dürfen. Sollte jemand die Maske gelüftet haben, so möge er unter allen Umständen schweigen. Dieser Wunsch, die Anonymität gewahrt zu wissen, hat sich die Jahrhunderte über erfüllt, und als der Name dann bekannt wurde, bedurfte es wahrlich keiner derartigen Kautelen mehr. Was für die Personen der Erzählung galt, sollte nach dessen Willen auch für den Autor gelten. Dieses kleine schäferliche Kabinettstück war dazu bestimmt, seine geselligkeitsstiftende Funktion zu wahren, und dazu gehörte die Verklausulierung aller am Spiel Beteiligten. Auch darin machte die Erzählung von Amoena und Amandus einen Anfang in Deutschland, und mehr als ein Nachfolger stellte sich alsbald ein. Die Entwicklung des Schäferromans bzw. der Schäfererzählung ist eine der subtilsten innerhalb der Geschichte der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Viele gerade der mit dieser kleinen Form einhergehenden Rätsel sind bislang ungelöst. Ihr steht immer noch eine vielversprechende Zukunft bevor. Und nun wäre es unsere Aufgabe, in den Text selbst hineinzuschauen. Davon aber müssen wir Abstand nehmen. Der Text ist ein komplexes Gewebe, viele Fäden müssen aufgenommen und behutsam ein zweites Mal miteinander verknüpft werden. Das ist ein ebenso schwieriges wie wunderschönes Geschäft. Für selbiges bedarf es Einläßlichkeit und also Raum. Unter einigen Dutzend

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Seiten ist nichts Gescheites zu verrichten. Denn das nun müssen wir zugleich einbekennen: Eine zureichende, wirklich ins einzelne gehende Interpretation ist bislang immer noch nicht verfügbar, so viel Bemerkens- und Beachtenswertes die Forschung der letzten Jahrzehnte auch geleistet hat. Genug, wenn wir an dieser Stelle dem Brieger Hof und seiner literarisch interessierten Gemeinde die Ehre gegeben haben, verbunden mit dem Hinweis auf einen kleinen Text, der ausnahmsweise leicht greifbar ist und womöglich immer noch ein Quentchen Lesevergnügen bereithält. An anderer Stelle, in dem in Vorbereitung befindlichen Arkadienwerk des Verfassers, wird der Interessierte eine sehr detaillierte und einläßliche Studie vorfinden, geeignet – wie wir hoffen –, über die Interpretation die Lesefreude noch zu beflügeln.

Kleines Porträt zweier Opitz-Nachfolger Wir verbleiben im Umkreis des Brieger Hofes und damit Johann Christians. Erst in den folgenden beiden Kapiteln wird auch Liegnitz deutlicher zur Erscheinung gelangen. Mit Freude gewahrt man gelegentlich, daß Schüler am Brieger Gymnasium ihre Ausbildung empfingen, ihre berufliche Karriere machten, als Dichter hervortraten und schließlich im Herzogtum und womöglich in unmittelbarer Nähe des Hofes ihr Wirkungsfeld fanden. Das ist in exemplarischer Folgerichtigkeit am Beispiel von Wenzel Scherffer von Scherffenstein zu studieren. Und da auch er ein Liebhaber der Schäferdichtung war, und zwar in der herkömmlichen Spielart der Ekloge, an deren Eindeutschung er maßgeblich beteiligt war, liegt es nahe, daß wir uns an dieser Stelle ihm zuwenden, und das selbstverständlich in wohlkalkulierten Maßen.68 Scherffer stammte aus Leobschütz in Oberschlesien. Die Familie war erst vor kurzem (1561) in den Adelsstand erhoben worden. Ein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er kam – genau wie Opitz – noch im 16. Jahrhundert 1598/99 zur Welt. Im Gegensatz aber zum ›Boberschwan‹ war ihm ein langes, tief in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein sich erstreckendes Leben beschieden. Sein Vater war möglicherweise der studierte Leobschützer Stadtrat Zacharias Scherffer von Scherffenstein. Seine Mutter war eine geborene Otter, vielleicht eine Tochter des Schweidnitzer Konsuls Wenzel Otter von Otterau. Von Leobschütz aus führte der akademische Weg in der Regel an das Gymnasium in Troppau und hernach an die Universität Wittenberg. Nicht ausgeschlossen, daß auch Scherffer ihn beschritten hat. Entscheidend wurde die freundschaftliche Verbindung zu einem Standesgenossen, der Scherffer den beruflichen Werdegang eröffnet haben dürfte. Am

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Brieger Gymnasium war Matthäus Apelles von Löwenstern ausgebildet und 1613 in Leobschütz als Kantor angestellt worden. Bis in die Mitte der fünfziger Jahre blieb Apelles von Löwenstern in Leobschütz. Dann wechselte er herüber an den Hof in Münsterberg-Oels, der immer wieder mit den Piasten-Residenzen in Kontakt kam. Er wurde Rentmeister und Leiter der Hofkapelle Herzog Heinrich Wenzels, wird also Opitz daselbst noch begegnet sein. Hier fungierte er auch als Schul-Präses. 1631 erhielt er den Titel eines Fürstlichen, sodann eines Kaiserlichen Rats. Von Ferdinand II. wurde er in den Ritterstand erhoben. Vermögend und mit Landbesitz ausgestattet, vermochte er sich mäzenatisch zu betätigen. Opitz’ Freund Andreas Tscherning etwa genoß seine Gunst.69 Nach Herzog Heinrich Wenzels Tod im Jahr 1639 – Opitz hatte ihm 1630 noch seine Landdichtung Vielguet widmen können – wechselte Apelles herüber nach Breslau, wo der Oelser Hof zeitweilig residierte. Hier nun wiederholte sich noch einmal eine gelehrt-literarische Zirkelbildung, wie sie gerade im Breslauer Humanismus seit den Tagen eines Crato von Crafftheim Tradition besaß. Christoph Colerus, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Andreas Tscherning und andere trafen bei Apelles zusammen. Der selbst unterhielt Beziehungen etwa zu Daniel Czepko, zu Georg Philipp Harsdörffer, zu Johann Rist und eben vor allem auch zu Scherffer. In seiner Liedersammlung ›Symbola Oder Gedenck=Sprüche […] Fürstlicher Personen‹, die in das Breslauer Gesangbuch von 1644 einging, figurieren auch die Piasten. Selbständig kamen sie noch im gleichen Jahr unter dem schönen Titel Frühlings=Mayen heraus. Seine Lieder vertonte der Musiker Apelles selbst. Und in die Geschichte des Singspiels bzw. der Oper ging er ein durch die Vertonung von Opitzens Judith, die nach dem Tod des Meisters 1646 in Rostock erschien. 1648, zwei Jahre später, starb Apelles von Löwenstern. Wenn wir ihm an dieser Stelle einige Zeilen widmeten, so im Blick auf den Oelser Hof, der gerade unter Herzog Heinrich Wenzel auch erhebliche literarische Bedeutung gewann. Der Anlaß aber war, daß sich die Wege mit Scherffer kreuzten und nunmehr alsbald wiederum Brieg in das Blickfeld tritt. Und das nach einem zeitlich nicht näher zu spezifizierenden Aufenthalt Scherffers im Hause der von Czigans im benachbarten Teschen, die durch Scherffer, vor allem aber unvergeßlich durch Daniel Czepko zu literarischen Ehren kamen.70 Hier gelangte er in einen literarisch hochgebildeten Kreis, in dem eben auch Czepko verkehrte. Dann erfolgte der lebensbestimmende Schritt mit dem Übertritt zum Hof Johann Christians in Brieg, wie Scherffer ihn 1630 vollzog. Er übernahm hier die Erziehung des früh verstorbenen Prinzen Rudolf, während sich Hofmeister Peter von Sebottendorf mit seinen Zöglingen, den Prin-

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zen Georg und Ludwig, auf Kavalierstour in Europa befand. Vermutlich hatte Johann Georg von Czigan die Position vermittelt und sich damit um den weiteren Lebensgang Scherffers verdient gemacht. Nach dem Tod Rudolfs im Jahre 1633 wurde Scherffer entlassen, verblieb aber in Brieg. Er übernahm die Stelle eines Organisten an der Schloßkirche, die er bis zu seinem Tod bekleidete. Seit 1633 wohnte er mit seiner Familie neben dem Schloß im Gebäude des Gymnasiums. Dort hatte er den Fürstlichen Rat und namhaften Mystiker Johann Theodor von Tschesch zum Nachbarn, der seinerseits zusammen mit Abraham von Franckenberg einen großen Freundeskreis unterhielt, geeint in der Verehrung für Jakob Böhme und der Fortentwicklung mystisch-spiritualistischen Gedankenguts.71 Für einige Dezennien bildete Brieg ein Zentrum jener geistlichen Blüte, die Schlesiens Vermächtnis bleiben sollte. Die Spuren auch in Scherffers Werk sind allenthalben erkennbar. Mehr als drei Jahrzehnte des Wirkens in Brieg waren Scherffer vergönnt. Er heiratete eine Verwandte namens Anna Arnold. Eine Tochter wurde Gemahlin von Christoph Bancke, der 1660 als ›Oekonomus‹ des Brieger Gymnasiums erwähnt wird. Vermutlich war der fürstliche Kanzleibeamte Friedrich Scherffer von Scherffenstein ein Sohn des Dichters. Andere Kinder starben bald nach der Geburt. Scherffer selbst verschied im August des Jahres 1674. Unter den Personen, die Trauergedichte verfaßten, ist auch Heinrich Mühlpfort. Als ›ältister Diener‹ des ›uhralten Hoch=Fürstlichen Piasteischen Hauses‹ wird Scherffer auf dem Titel der ihm zugedachten Sammelschrift bezeichnet. Sein Name blieb wie der keines anderen mit dem Hause der Piasten verbunden.72

Kreisbildung um den Brieger Hof Scherffer scharte einen Kreis von Menschen aus der Umgebung des Brieger, aber auch des Liegnitzer Hofes um sich.73 Besonders nahegestanden zu haben scheint ihm der fürstliche Kanzleibeamte Martin Nüßler. Vier Gedichte zum Namenstag seines ›Compatris, Fratris & Amici integerrimi‹ finden sich unter seinen Bind- und Namens-Liedern. Auch ein Epithalamium und ein Epicedium für Nüßler haben sich erhalten. Sodann ist der Fürstliche Rentmeister Michael Gühler zu erwähnen. Er wird von Scherffer als ›Bruder‹ und als ›Freund der Musen und der Mein‹ apostrophiert. Auch zwei Epithalamien und ein Epicedium zum Tod der ersten Frau Gühlers sind aktenkundig. Wie immer erweist sich das Gelegenheitsgedicht als Quelle der Zirkelbildung vor Ort. Und daß dies einmal gruppiert um einen Hof geschieht, ist besonders willkommen, sind es sonst in der Regel doch städtische Milieus, die das Bild prägen.

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Dichtend in größerem Umfang und über die Tagesproduktion hinaus waren wie Scherffer selbst die fürstlichen Räte Friedrich von Logau, Bernhard Wilhelm Nüßler und der schon erwähnte Johann Theodor von Tschesch tätig. Wie gut Logau sich am Hof auskannte, geht nicht zuletzt daraus hervor, daß unter seinen 2000 Epigrammen (›nebst Zu-Gaben‹), mit denen er in die Literaturgeschichte einging, auch zwei der Brieger Schäferei von Amoena und Amandus gewidmet sind. Er war mit dem Werk vertraut, und das offensichtlich aus seiner Brieger Zeit, und bezeugte es in geistvoller Manier.74 Scherffer hat dem Meister des Epigramms seinerseits seine Sammlung Hundert Außerlesener und spitziger Epigrammatum zugeeignet. Auch unter den Empfängern des fünften Buches von Scherffers Geist- und Weltlichen Gedichten figuriert Logau. Der Brieger Hof und die Piasten durften sich rühmen, zwei illustre Dichter in ihren Reihen zu haben. Logau bezeichnet nochmals ein eigenes Kapitel, das wir hier nicht aufschlagen können. Zu ihnen gesellte sich Bernhard Wilhelm Nüßler, der Freund und der Her­ ausgeber von Opitzens lateinischen Gedichten. Als Scherffer sich unter die Trauernden anläßlich des Todes von Opitz mischte, widmete er seine Poetischen Thraenen dem ihm wie Opitz nahestehenden Nüßler. Scherffer bezeugt, daß Nüßler ihn zur Übersetzung der Pia Desideria, des berühmten geistlichen Werkes von Hermann Hugo, angeregt habe. Dies traf sich doppelt glücklich, war mit von Tschesch doch ein Kollege vor Ort zu Stelle, der Scherffer bei dieser nicht leichten Aufgabe unterstützen konnte. Von Tschesch hatte sich im übrigen selbst in der Gattung des Epigramms versucht und ihm eine explizit geistliche Wendung gegeben. Seine Vitae cum Christo sive epigrammatum sacrorum centuriae XII (Brieg 1644) legen davon Zeugnis ab. Es gibt zu denken, daß gerade von Brieg, wo mystische Traditionen sich für eine Weile verfestigten, auch der Anstoß zur Eindeutschung der Pia Desideria Hugos ausging. Und schließlich ist es gewiß kein Zufall, daß höfisches Milieu die Pflege gerade des Epigramms begünstigte. Argutes, scharfsinniges Sprechen gehört zu den Ingredienzen eines auf sich haltenden Hofmannes, weil ein erlesenes Publikum erpicht ist auf diese Kost. Die Epigramme Logaus sind durchsetzt von solchen, die höfischem Leben, Verhaltensmustern, Gefährdungen etc. gelten. Er fand auch in Brieg mit Gewißheit ein aufgeschlossenes Publikum.75 Es paßt zum höfischen Bild, daß Scherffer ein Gedicht auf den Freund und Fürstlich-Briegischen Hofmaler Ezechiel Paritius verfaßte. Wo sonst – wenn nicht bei einem so eigenwilligen Autor wie Philipp von Zesen – würde man lesen, daß der Maler und der Dichter in Gestalt Scherffers gemeinsam Bilder betrachtet und besprochen hätten?76 Wo die Künste sich vereinigten und gleich-

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berechtigt nebeneinander gepflegt und genossen wurden, mochte ein derartiges Divertissement am ehesten ausgekostet werden. Scherffer verfertigte auch einen Zweizeiler auf das Porträtkupfer des Malers. Und der revanchierte sich mit einer Zuschrift zu Scherffers Pia Desideria-Übersetzung, dem Gottsäligen Verlangen. Ein anderer Freund Scherffers, der Jurist, Ratsälteste und Ober-Waisen-Herr in Brieg namens Zacharias Pöpler, steuerte zu dem Gottsäligen Verlangen die Kupferstiche bei, die dieses Werk so eindrucksvoll prägen.77 Einer besonderen Erwähnung bedarf der Kontakt Scherffers zu dem renommiertesten schlesischen Kupferstecher David Tscherning, der vielfältig für die schlesischen Fürstenhäuser und ihre Chargen und selbstverständlich auch für die Piasten tätig war.78 Er war seit Ende der fünfziger Jahre in Brieg ansässig, konnte also noch mehr als ein Dutzend Jahre unmittelbaren Kontakt mit Scherffer pflegen. In einem Gedicht auf den Brieger Buchbinder Baltzer, verfaßt ›Jm Namen drey gutter Freunde‹, tat Scherffer sich mit Tscherning und dem uns schon bekannten Drucker Christoph Tschorn zusammen, bei dem die meisten Werke Scherffers erschienen.79 Beachtenswert bleibt auch, daß Scherffer an den festlichen Veranstaltungen im Rahmen des Gymnasiums in seiner Eigenschaft als Musiker aktiv teilnahm.80 Wohin man blickt, bestätigt sich die Symbiose der Künste, wie sie eben an musenfreundlichen Höfen wie dem Brieger und Liegnitzer eminent befördert wird. Wir sind dankbar, über eine Figur wie Scherffer einmal näheren Einblick in dieses lebhafte Treiben nehmen zu können.

Kreisbildung um die Piasten Scherffer war selbstverständlich als Dichter wie als Komponist zu diversen Gelegenheiten gefragt. Er hat ein reichhaltiges und zugleich ein vielseitiges anlaß- und adressatenbezogenes Werk hinterlassen. Keinesfalls alles, jedoch vieles ging ein in drei Sammlungen, in denen er seine Produktion zusammentrug. Den Anfang machten seine 1646 bei Christoph Tschorn erschienenen Leichgesänge und Grabschrifften.81 Ihnen korrespondieren in gewisser Weise seine 1658 ohne Angabe eines Druckortes veröffentlichten Bind- und NamensLieder, die wir kennenlernten. Genau in der Mitte aber steht die monumentale Kollektion Geist- und Weltlicher Gedichte, wiederum von Tschorn in Brieg 1652 vorgelegt. Sie ist von dem Autor als ›Erster Teil‹ ausgewiesen. Ein zweiter ist jedoch in der nämlichen Anlage und Ausstattung nicht mehr realisiert worden. Doch auch dieser knapp 800 Seiten umfassende Quartband blieb als Solitär ein literarisches Ereignis.

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Wie Opitz und wie Weckherlin gliedert auch Scherffer in Geistliche und Weltliche Gedichte. Die Komposition ist allerdings anders geartet. Auf elf Bücher verteilt Scherffer das reiche Œuvre. Die Unterschiede zu den beiden Vorgängern sind unübersehbar. Nur das erste Buch ist explizit ›Geistlichen Liedern‹ gewidmet. Gleich danach schließen sich ›Glükkwünschungen an Erlauchte Personen‹ sowie ›Reise=Lieder und Hochzeit=gedichte an Erlauchte und Hohe Personen‹ an. Der Grund liegt auf der Hand. Es galt nicht nur, einem ständepolitischen Ordnungsprinzip Genüge zu tun, wie es Opitz innerhalb der weltlichen Gedichte auch beobachtete. Vielmehr sind gleich im Anschluß an die ›Geistlichen Gedichte‹, mit denen nun einmal zu eröffnen ist, in dem zweiten und dritten Buch überwiegend Gedichte an die Piasten untergebracht. Ja, man kann weiter gehen und sich zu der These verstehen, daß sich zuweilen geradezu tagebuchartig Stationen und Begebnisse im Leben der Piasten und also vor allem der drei Söhne Johann Christians und ihrer Familien über die Scherfferschen Gedichte rekonstruieren lassen. Es wird vermutlich kein zweites lyrisches Sammelwerk geben, in dem eine fürstliche Dynastie so präsent ist wie in demjenigen Scherffers. Auch Simon Dach, dem kurfürstlichen Haus Brandenburg-Preußen eminent zugetan, dürfte nicht an Scherffer heranreichen, ganz abgesehen davon, daß seine diesbezüglichen Gedichte einen gänzlich anderen Charakter besitzen. Wiederum gilt, daß die Piasten-Gedichte Scherffers eine eigene Untersuchung verdienten. Wir greifen einige Stücke heraus und beweisen dabei, wie wir hoffen, eine glückliche Hand. Doch zunächst zu der weiteren Folge der Gedichte in Scherffers Sammelwerk. Im vierten Buch folgt die Übersetzung eines berühmten geistlichen Textes, die man womöglich eher im Anschluß an die geistlichen Gedichte untergebracht gesehen hätte. Es handelt sich um die erwähnten Pia Desideria des Belgiers Hermann Hugo, die ein europäischer Erfolg wurden und auch im Deutschen in mehreren Übersetzungen zirkulierten. In der nun vorliegenden Anordnung werden die Bücher zwei und drei mit den Piasten-Gedichten jetzt von Scherffers geistlichen Texten gerahmt, auch das möglicherweise ein intendiertes Anliegen, hatte Scherffer in der Vorrede zu seinem Werk doch den geistlichen Charakter besonders betont. Einem Buch mit Gedichten ›von der Alten Teutschen Ankunft/ Leben/ Stärke/ Sitten und Gottesdienst; neben andern untergemengten Liedern‹ und einem – ganz ungewöhnlichen – sechsten mit Übersetzungen aus dem lyrischen Werk des großen polnischen Dichters Jan Kochanowski folgen ›Grabgesänge und Ehrengedächtnis seelig Verstorbner‹, in denen naturgemäß nochmals ein geistlicher Einschlag kenntlich wird. Wiederum in den höfischen Kontext passen dann

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›Der Götter und Göttinnen Hochzeit Lieder‹ im achten Buch, in denen das Interesse bei Hofe an mythischen Sujets befriedigt wird. Dann senkt sich der Bogen, wenn im neunten Buch ›Hochzeit gedichte gemeiner Erfindungen‹ zusammengestellt sind. Nun bedarf es nicht mehr der ständischen Rücksichtnahme; Personen niederen Standes können bedichtet werden und wiederum stehen sie mehr als einmal in Kontakt mit den Piastenhöfen. Wie Opitz beschließt auch Scherffer sein Werk mit ›Beyschrifften‹ sprich ›Epigrammata‹, wie sie eben in Brieg besonders gepflegt wurden. In einem elften und letzten Buch kommt der Musiker zu Wort. ›Der Music Lob‹ verlautet in einem besonders schönen Gedicht. Schon dieser ›Jnhalt der Eilf Bücher‹, wie er im Anschluß an die Vorrede dem Werk voransteht, läßt erkennen, daß wir es mit einem von Opitzschen Vorgaben vielfach abweichenden Œuvre zu tun haben. Das ist ein eigenes und reizvolles Thema. Der sprachliche Duktus ist ein durchaus selbständiger, in mancherlei Wendungen am ehesten an die Dichter aus der Straßburger Tannengesellschaft erinnernd.82 Für uns ist allein entscheidend, daß das Werk in der Piastenresidenz Brieg erschien und einen denkbar engen Bezug zu dem fürstlichen Geschlecht und seinem personellen Umfeld wahrt. Es gibt, um es zu wiederholen, kein zweites Werk, das in derartiger Geschlossenheit und Vielfalt hineinführt in die Welt der Piasten. Und da Scherffer ein langes und stets weiterhin produktives Leben führte, kreuzten viele illustre Personen seinen Weg, die er bedichten konnte. Er überlebte die beiden bedeutenden Herzöge Johann Christian und Georg Rudolf und auch noch die drei Söhne Johann Christians, die in wechselnden Positionen Regentengeschäfte übernahmen. Beinahe hätte Scherffer auch noch das Erlöschen des Piastenhauses erlebt, das ein Jahr nach seinem Tod bittere Wirklichkeit wurde. Von daher ist er zu dem eigentlichen großen poetischen Zeitzeugen der Piasten in der Mehrzahl der Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts herangewachsen. Und das eben zunehmend auch nach dem Tod Johann Christians mit Blick auf Liegnitz. Er lebte in Brieg, schaute jedoch je länger desto intensiver auch nach Liegnitz herüber. Ein derartiges poetisches Schicksal sollte sich nicht wiederholen. Wir tun uns in einigen ausgewählten Gedichten um und bleiben mit Bedacht im schäferlichen Milieu, und das auch um des Vergleiches willen. Doch zunächst ist des Paratextes zu Eingang des Werkes zu gedenken.

Ein ungewöhnlicher Auftakt: Die Vorrede zu den Gedichten von 1652 Auf den 9. März des Jahres 1652 ist die Widmungsadresse datiert, die den Geistund Weltlichen Gedichten voransteht. Georg Rudolf lebte noch. Gleichwohl hat

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Scherffer nicht ihn als Adressaten gewählt. Als der Fürst ein Jahr später starb, war selbstverständlich auch Scherffer unter denjenigen, die poetisch ihrer Trauer Ausdruck gaben. Wir werden das Stück kennenlernen, ist es doch schäferlich gehalten. Für sein Opus Magnum erwählte er die drei den Onkel überlebenden Söhne Johann Christians, nämlich Georg, Ludwig und Christian, die alle drei inzwischen als Regenten bzw. Mitregenten aktiv waren. Ihnen gehörte die Zukunft. Sie durften hoffen, nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges noch Jahrzehnte des Friedens vor sich zu haben. Und natürlich blieb der fürstliche Vater im Hintergrund gegenwärtig. Die Widmung machte Sinn und war von jedermann nachvollziehbar. Was aber Scherffer in ihr zu Protokoll gibt, ist denkwürdig genug. Wie der Duktus seiner Gedichte, so unterscheidet sich auch die Widmung deutlich von der Art, wie Opitz anläßlich vergleichbarer Gelegenheiten verfahren war. Alles bei ihm, die letzten Jahre vielleicht ausgenommen, war abgestimmt auf die Karriere, blieb eingespannt in die Profilierung der poetischen Existenz, und das zumal im Kontext der Regentenhuldigung. Ganz anders bei Scherffer. Dieser Autor steht dort, wo er seit langem seinen Platz gefunden hat, bescheidet sich in ihm und vermeidet jedes den beruflichen Belangen gewidmete Wort. Macht sich ein eher persönlicher Ton bemerkbar, so in treuer Anhänglichkeit gegenüber den Prinzen. Hier obwaltet ein gefestigtes Verhältnis, das keiner Bestätigung oder Überhöhung bedarf. Ein überzeugter Diener des Hauses kommt einer selbstverständlichen Pflicht der Huldigung nach, in die sich unverkennbar Zuneigung, ja freundliche Ergebenheit mischt. Doch das nur in den letzten Sätzen. Das Vorwort gehört den Zeitläuften. Dreißig Jahre Krieg liegen hinter all denen, die bei seinem Ausbruch schon lebten und – o Wunder! – auch sein Ende miterlebten. Was Scherffer über diese dreißig Jahre schreibt, dürfte schwerlich ein Gegenstück in der zeitgenössischen Dichtung haben, einzelne Passagen bei Grimmelshausen und vielleicht bei dem einen oder anderen der gleichzeitigen Zunftgenossen ausgenommen. Die Menschen sind Zeugen einer Bestialität geworden, die bis dato in diesen Dimensionen nicht bekannt war. Die Qualen, die Menschen einander zufügten, grenzen ans Fassungslose, verschlagen die Sprache. Und nicht nur die Menschen erleiden unsagbares Leid. Die Tierwelt ist einbezogen in ein frevelhaftes Vergehen an den Geschöpfen. Höllische Bilder werden grausame Wirklichkeit. Sie konnten sich aus dem Gedächtnis nicht wieder verlieren. Wir haben gerade auch von Opitz die Verse im Kopf, die den Gräueln des Glaubenskampfes galten, wie er sich insbesondere in den Niederlanden und in Frankreich abgespielt hatte. Nun war Deutschland der kriegerische Schau-

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platz geworden und wohl dem, der dahinschied, ohne bis zum bitteren Ende das entsetzliche Los einer aufgewühlten Menschheit miterleben zu müssen. Ein Zeitalter hatte Erfahrungen gemacht, die auf erschreckende Weise in Wort und Tat denen glichen, die das 20. Jahrhundert als Katastrophenjahrhundert par excellence kennzeichneten. Beide Mal war eine Welt zusammengebrochen. Die Koinzidenz ist vielfältig aktenkundig, und dies gerade in den Künsten. Auch die Scherffersche Vorrede gehört zu den großen zeitgeschichtlichen Dokumenten. Sie bezeugt die letzte Phase eines so bis dato ungekannten Bürgerkriegsjahrhunderts, entfesselt im Zuge der Konfessionalisierung, die nicht nur das Ende der einen Christenheit herbeiführte, sondern die christliche Glaubensgewißheit selbst zutiefst erschütterte. Im Schoße dieser Ereignisse und Erfahrungen wurde die Aufklärung geboren. Wir aber blicken zu Scherffer als Gefährten der Piasten. Was hat er von ihnen zu sagen, welche Worte findet er für das Bündnis, das er als Geschenk erfuhr? Ganz konkret setzt er ein mit einem Ereignis aus der jüngsten Vergangenheit. Rechte Regenten, so die nicht ausdrücklich formulierte Prämisse, erkennt man an ihren Taten. Mit unsterblichem nachruhm muß E.F.Gn.Gn.Gn. gedacht werden/ daß/ da dieselbte der Ao. 1642. vorstehenden Feindlichen Belägerung dero Hoflager=Stadt Brieg/ wol entweichen können/ (welches auch niemand leicht hette mißdeuten mögen) E.F.Gn.Gn.Gn. allerseits sich so Fürstlich und mitleidig erwiesen/ und mit dero armen Unterthanen lieber die gefahr ausstehen/ dem Verhängnis Gottes sich untergeben/ den außgang Jhm empfehlen/ als in fremdem Lande wolgemach und bessere sicherheit suchen/ und alda eine böse Post über die ander/ von dero Land und Leuten zweifelhaftig erwarten und anhören wollen.83

Ein derart großherziger Akt vergißt sich nicht, und Scherffer trägt unprätentiös das Seine dazu bei, daß dies für alle Zukunft so bleibt. Gewiß nicht angängig wäre es, aus den Worten auch nur ein Gran der Kritik an der zeitweiligen Emigration Johann Christians und Georg Rudolfs heraushören zu wollen. Die Dinge lagen durchaus anders. Jetzt galt es, in einer kurzfristigen und äußerst gefährlichen Situation für Stadt und Herzogtum Brieg ein Zeichen des Mutes und der Ermutigung zu vermitteln. Die Brüder hielten an der Seite ihrer bedrängten Untertanen aus und setzten ihr Leben dabei aufs Spiel. Es ehrt einen Autor wie Scherffer, daß er just diese Episode herausgreift und akzentuiert. Hernach bedurfte es keiner großen Worte mehr. Ein solches Exempel sprach für sich. Diesen Fürsten konnte man sich vertrauensvoll ergeben.

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Sie boten nicht zuletzt auch eine Stütze im Glauben, und das eben durch die Tat, welche alleine noch religiöse Bindung zu beglaubigen vermochte. Im Vertrauen auf den Höchsten setzten sie sich der Gefahr aus, und dies mit dem Wunsch auf den Lippen, »es wölle der treue Gott/ Sie auch dermal eins des schädlichen Krieges ein ende/ und den lieben Frieden wieder erleben lassen; auch wol in glaubiger Hoffnung und festem vertrauen zu GOtt geseufftzet/ und sich aus dem 91. Psalm selbst angeredet haben: Mein Gott/ Du wirst Uns endtlich heraus reissen/ und zu ehren machen; Du wirst Uns zeigen Dein Heil!«84 Einem Wunder gleich hält sich inmitten der allgemeinen Zerrüttung, die gerade auch die Konfessionen erfaßt hat, ein schlichter, dem theologischen Gezänk enthobener Glaube, und die Regenten sind es, die ein Exempel statuieren. Auch ein Scherffer gehört zu den Zeugen eines gottwohlgefälligen Regiments, die allenthalben im 17. Jahrhundert ihre Stimme erheben, und das ohne die Spur eines falschen Tones. Die Piasten blieben bis an ihr Ende Repräsentanten jener obrigkeitlichen Mentalität, wie sie sich über die konfessionelle Krise hinweg in ihren besten Vertretern zu behaupten vermochte, und Scherffer, in unmittelbarer Nähe, war einer ihrer glaubwürdigen Anwälte. Ein Geschenk Gottes ist der endlich herbeigekommene Friede, und dessen mögen sich auch ›dero getreue Unterthanen‹ jederzeit erinnern. Als ein ›Amens=Gott‹ hat dieser Gott sich erwiesen, zu dem die flehentlichen Gebete aufgestiegen und von dem sie erhört worden sind. Wie glücklich aber darf der Autor sich schätzen, daß/ da die Kriegs gefahr und nöten/ mich aus Ober Schlesien/ von den ­Wurtzeln der Karpatischen Berge und dem Elßenbache/ ausm schutze sehr fromer Herrschaft/ zu weichen gezwungen/ mich die handleitung Gottes/ unter E.F.Gn.Gn.Gn. gnädigen Herrn Vaters (lobseeligen andenkens/) schutz; ja in dero/ wie auch zum theil E.F.Gn.Gn.Gn. aufwart: und bedienung gebracht; und zwar zur solchen zeit/ in der niemand fast wusste/ wohin Er/ vor dem schon von fern aufziehenden angstwetter/ sich wenden/ und unterschleif suchen sollte.85

Gott verdankt der Sprecher, daß er selbst und die Seinigen vor der grassierenden Pest behütet wurden. Gibt es einen Poeten, der ein solch unverdientes Glück »bey wieder aufgegangenem güldenen Frieden« in Worte zu fassen vermochte, so kann es nur der Dichter sein, der um die Zeitenwende inmitten der Bürgerkriege eine Rettung erfuhr, die zum Anker und zur Richtschnur seines Lebens und seines Werkes wurde:

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Crede mihi, bene qui latuit, bene vixit &c. das beste Leben hat nur der erlesen/ der damals wol verborgen ist gewesen!86

Dieses geheimnisvolle Wirken göttlicher Führung unter einer Schutz gewährenden Herrschaft, seit den Tagen eines Vergil über die Zeiten hinweg bezeugte Wirklichkeit, hat sich für den Autor unter den Piasten wiederholt. Wozu aber geleitet diese wunderbare Errettung? Zum Dienst an ›Teutscher Dichterey‹.87 Sie ist das Medium, in dem von göttlichen und menschlichen Dingen gehandelt wird und in der, wie nicht eigens betont, auch die Piasten ihren festen Platz haben. Gute Freunde haben dem Autor nahegelegt, seine Gedichte gesammelt zu publizieren. Wer möchte dies dem bescheidenen Dichter nicht abnehmen? Wem aber gehören sie? Auch diese keinerlei Rätsel aufwerfende Frage findet ihre sympathisch-dezente Beantwortung: […] hab Jch Mich hierbey in demutt erinnert des gnädigen Schutzes/ so unter E.F.Gn.Gn.Gn. Jch nun in viel Jahre geruhiglich genossen/ und also Mich schuldig erachtet/ deroselbten einige Ehrenseule/ meiner geringfügigen Dankbarkeit aufzurichten/ und solches hiemit werkstellig zumachen/ […] mit angeheffter demüttigster bitte/ es geruhen E.F.Gn.Gn.Gn. solch schlechtes Werk/ unter dero schirm gesponnen/ als ein merkmaal unterthänigster dankbarkeit/ vor empfangene vielfaltige gnade/ mit Fürst=güttigen augen ansehen/ es gnädiger Les: und durchbläterung zuwürdigen/ und auch hinfüro Mir als den Meinigen/ mit Fürstlichen gnaden und gewogenheiten beygethan verbleiben[.]88

Wie aber legte der Poet dichtend Zeugnis ab von seiner Dankbarkeit?

›Du hast auf Pegasus zum Reuter Mich gemacht‹ Im Mai des Jahres 1649 heiratete der Sohn Johann Christians, der mittlere der drei überlebenden Brüder, Ludwig, die Prinzessin zu Mecklenburg, Anna Sophia. Scherffer widmete dem erfreulichen Anlaß eine festliche Trilogie, die soeben erfolgte Einkehr des Friedens und des Frühlings thematisierend und mündend in die fröhliche Begehung der Hochzeit. Einen großen, die Handschrift dieses eigenwilligen Autors neuerlich bezeugenden Text hat der Dichter angefertigt. Ein wundervolles Friedens- und ein gleich schönes Frühlingsgedicht sind entstanden, allemal über Opitz hinausführend, sind beide Texte doch in Anapästen und Daktylen verfaßt, die Opitz so noch nicht kannte – die

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bleibende Errungenschaft der nachfolgenden Generation, angeregt durch den großen Lehrer August Buchner. Gedichte dieses Zuschnitts verlangen einen Interpreten, der Einläßlichkeit nicht scheut. Wir haben auch diesen Text Scherffers in unserem in Vorbereitung befindlichen Arkadienbuch einer eingehenden Exegese unterzogen und fassen an dieser Stelle nur einige den Piasten gewidmete Passagen ins Auge.89 Lediglich der Fürst wird eingangs angesprochen, und dies auch nicht in einer Prosa-Zuschrift, sondern in Alexandrinern. Der Braut wird an dieser Stelle noch nicht Erwähnung getan. Der Grund liegt auf der Hand. Eine persönliche Reminiszenz will formuliert sein, und die ist nicht geeignet, auf die Hochzeit einzustimmen. Der Dichter hat seine ›Leyer‹ verabschiedet und stellt ihre Pflege jenen anheim, die sie freier und unbesorgter anzustimmen vermögen. Was ist geschehen? Betrübnis erfüllt den Sprecher und die ist den Musen abhold. Näheres verlautet nicht. Ist es die Erinnerung an den Krieg, die ihn hat verstummen lassen? Die Frage bleibt unbeantwortet. Als ›schuldge pflicht‹ begreift er die folgenden Zeilen, die ihn ›wieder an das Licht‹ gebracht haben; ›gezwungen‹ greift er zu den Saiten – ein denkbar ungewöhnliches Bekenntnis vor einem Hochzeitscarmen. Apollo will angerufen sein, der ihn im Bündnis mit seinen ›Mecoenas‹ zum Dichten angehalten hat. Du hast auf Pegasus zum Reuter Mich gemacht/ die Sporen angelegt durch der Mecoenas Hände/ komm/ leit auch heute mich an deines Brunnes rände/ und mein Gemütt einfeucht in der Gelehrten Qwal. Drey außerwählter F. die sollen dieses mal mein Spiel und Liedlein seyn. Jch wil den Frieden singen! Jch wil dem Frülinge sein Meyenlied auch bringen; und dann Piastus Hauß/ dein Freuden=Fest berührn/ so laß Mich unter Dir noch dieses Opitzirn!90

›Opitzirn!‹ Auf deutsch wird er dichten und den Opitzischen Regeln folgen, ansonsten aber artikuliert sich ein durchaus selbständiger Kopf, das zeigen schon die Eingangszeilen. Wir können an dieser Stelle nicht mehr, als einen Blick in das ›Piasten Hauß‹ und sein ›Freuden=Fest‹ werfen, wie es sich in den Augen des Dichters malt. Friedenszeit ist angebrochen nach einem ›Abgrund der Leiden‹.91 Jetzt darf Hochzeit gefeiert werden. Und nun auch erscheint die Braut Anna Sophia, aus ›Königlich=Teutischen Radagasts Stammen‹.92

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

Princessin, Du bist es/ aus derer anschauen das treue Land Schlesien Freude muß bauen.    Lignitz der alten Verwandschaft sich freut/    welche Brieg heute mit Freuden erneut. Piastus uhraltes GroßFürstlichs Geblütte/ zeigt heute verspürlich sein freudig Gemütte/    Hertzen und Münde sich geben der lust/    heut’ ist Jhr keinem von trauren bewust.93

Eingeladen ist die Prinzessin, ›mit Freuden das Briegsche Gefilde‹ zu beschreiten, wo sie sehnlich erwartet wird. Mit Freuden die Fürstliche Rechte darlange/ in Freuden sich alles beginnen anfange;    Seegen/ Fried/ Einigkeit seye das Band/    das da verknüpffe Sinn/ Hertzen und Hand!94

›Frülings=Zeittung‹ Vielfältig variiert und orchestriert verlauten die hochzeitlichen Wünsche. Die eigentliche Hinwendung zu den Piasten hat Scherffer einer angehängten ›Frülings=Zeittung‹ anvertraut, die einhergeht mit einem Wechsel des Versmaßes, denn nun gelangen ›Jambische Reime‹ in Alexandrinern zur Verwendung, der kleinen Erzählung angepaßt, die merklich in das Schäferliche hinüberspielt. Scherffer, so unwillig angetreten, entfaltet da unversehens die den Herrschenden so willkommene Kunst, ihr Geschlecht und dessen Geschichte ebensowohl pastoral wie mythisch zu überhöhen. Hinaus spaziert der Erzähler wie ein jeder ›Schäfer‹ vor ihm an einen Fluß, hier selbstverständlich die Oder, innig verbunden mit den Geschicken der Piasten, die es zu vergegenwärtigen gilt. In der schäferlich verklausulierten Darbietung, da die Marginalien am Rand für die gehörige Aufklärung zu sorgen haben, nimmt sich eine entsprechende Passage wie folgt aus:    Jch kam dir an die Hand/ du stiller krummer schleicher du Landsman *Guttalus, du alter Abegleicher der alten Teutschen Welt/ da/ wo auf Hohen rand dem Piastéer Stamm gab deine lincke hand ein langes Hauß und Sitz: wo drunter deine Kreusel

* ist ein alter Name des Oder=flusses

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sich spielen immerhin mit lispelndem geseusel/ da gieng Jch bey dir her/ blieb bey dir für und für/ ergetzte mich mit dir/ bis daß Jch kam mit dir/ wo auch zur lincken hand †Limnoria sich schmükket/ die dir (wie du auch ihr) zu manchen zeiten schikket von ihrem überfluß. Sie sitzt in grosser Stadt/ die tausentfach in sich viel naasse Bürger hat/ die/ wann man sie beut auf/ zu diensten sind ergeben den Hirten unsers Volcks/ mit gantzem Leib und leben. Sie ist die liebe Nymph, in derer Schoß sich setzt das Heer/ das luft so wol trägt/ als das Wasser netzt: Sie ist die liebe Nymph, in derer Fluttgebitte mein Princ, der Leute trost/ Jhm kieste *trukkne mitte Zu seiner Freud und Ruh/ zuhalten jährlich Fest das man für hohe müh den Hohen billich lässt:95

† ein Wasser=Nimph

* das Ludwigs Werder

Schützend und segenstiftend walten die Nymphen seit alters her ihres Amtes, halten ihre Hand über Stadt und Land, Könige und Hirten. Den heiligen Wassern entstiegen, entfaltet sich menschliches Leben, sich verdichtend in Residenzen und ihren herrschaftlichen Bewohnern. Sannazaro hatte das vielleicht berühmteste Beispiel in der neueren Zeit mit seiner Arcadia gegeben, der Schutzgöttin Neapels Parthenope gewidmet. Nicht zu zählen sind die Hirtengedichte, die dem Italiener und vermittelt über ihn dem Ahnherrn Vergil nacheifern. So auch unser Dichter. An einem von der Nymphe bewohnten Platz hat der Hochzeiter seine Wahlstatt, versehen mit seinem Namen und erwählt zum alljährlichen festlichen Treiben. Nichts anderes ist das Geschäft des Dichters, als das fürstliche Haus und seine Geschichte poetisch und mythisch zu umspielen. Ein schöneres hochzeitliches Geschenk für Fürst und Fürstin war nicht zu ersinnen, haftete an ihm und seiner segenspendenden Aura doch das Versprechen einer Gegenwärtigkeit über die Zeiten hinweg. Diese mochten sein, wie sie wollten, im Gedicht blieb der Ruhm der Hochzeiter und der ihrer Geschlechter geborgen. Die Piasten hatten einen großen Dichter in ihrer Mitte, begabt mit dem Vermögen, der Huldigung die Weihe großer Poesie zu vermählen.

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

›Trauer=gespräch‹ zu Ehren Georg Rudolfs Blicken wir sodann auf ein pastorales Trauergedicht. 1653 starb Herzog Georg Rudolf. Auch Scherffer war selbstverständlich aufgerufen. Wieder ging er seiner eigenen Wege. Die drei Brüder, nun alleine für die Geschicke der Piastischen Herzogtümer verantwortlich, läßt er als trauernde Hirten aufziehen. Georg figuriert als ›Galatheus‹, Ludwig als ›Lucidor‹ und Christian als ›Corydon‹. Mit von der Partie ist der Verstorbene namens ›GRandaevus‹. Ein großes, die Zeitläufte in Vergilscher Manier einbeziehendes pastorales Stück ist entstanden, formal der Versekloge zugehörig und ausgestattet mit einem reichen marginalen Beiwerk, denn selbstverständlich handelt man wie unter ›verdekkten Namen‹ so auch über verdeckte Geschehnisse, über die die Leser informiert sein wollen.96 Die leicht geschürzte Maskierung von Personen und Begebenheiten gehört zum Repertoire der Schäferdichtung, und in der Vergilschen Ekloge war sie erstmals praktiziert worden. Eben dieses Spiel kam der Beliebtheit der Gattung unter den Humanisten eminent entgegen, frönten sie doch der Lust des gelehrten Versteckspiels wie kaum etwas anderem sonst. Die ›niedere‹ Gattung war geradezu prädestiniert dazu, ernst genommen zu werden in ihrem uneigentlichen, ihrem allegorischen Charakter, waren die Hirten, die sie bevölkerten, doch allemal mehr und anderes als nur ›Hirten‹. Wie jeder gerade zu dieser poetischen Spielart greifende Dichter wußte natürlich auch Scherffer darum. Ein erhabener, ja ein tragischer Ton wird in dem Schäfergedicht vernehmbar, neuerlich der Geschichte in Gestalt der jüngsten Vergangenheit geschuldet. Die weitaus längste Zeit der Regierung Georg Rudolfs fiel in eine des Krieges. Das Schäfergedicht, nach landläufiger und gänzlich irriger Meinung allein der heiteren Muse zugetan, abstrahiert nicht davon, sondern widmet im Gegenteil lange Passagen dem eben erst an sein Ende gelangten Krieg. Es herrschte nicht goldene, es herrschte eiserne, eherne Zeit. Auch die drei Gebrüder wissen davon zu künden, wurden sie doch hineingeboren in das Unglück. Geschickt nutzt der Autor die Möglichkeit, Lebensdaten und bemerkenswerte Vorkommnisse, verknüpft mit der Biographie der Fürsten, den bukolischen Reden einzuschreiben und mittels Marginalien zu entschlüsseln. Die Georg Rudolf gewidmete Ekloge ist zu guten Teilen auch eine neuerliche Hommage an die drei gegenwärtig das Zepter in der Hand haltenden Fürsten. (a) Die 30.jährige Da die nähest’ ährne (a) zeit schwebet’ über unserm Haubt’ unruh in Teutschland. und kein armer Sterblicher/ daß Er blikklich nicht beraubt

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werden möchte/ sicher war; als man nichts/ als seuftzen/ klagen/ weinen/ winseln/ heulen hort’/ und das Leben feil getragen alle stund und augenblikk’; aller enden mord und brand mehr als Scythen=mässig sah’/ üben manche frevel=hand. Da besann’ erst das Gemütt’/ in was nöten es versetzet/ da ward in der that erst arg/ was man böse vor geschetzet; allzuspäte ward erkannt/ was sey/ haben Fried und ruh/ als den Hirten nie kein tag sicher war gelassen zu ihre Wollenträger Herd’ in das grün’ hinaus zuschlagen/ diesen ihres Leibes mast/ für sich nutzen zuerjagen.97

So Galatheus alias Georg III., der älteste der Brüder. Lucidors und Corydons Rede ist auf den gleichen Ton gestimmt. Alle drei haben die längste Zeit ihres Lebens im Krieg gelebt. Überschwenglich begrüßt wird der Friede, aber wie kurz ist die Zeit, seitdem er Einzug hielt; fragil, so will es scheinen, bietet er sich dar. Haben die Menschen und die Sprecher selbst die Segnungen des Friedens hinreichend zu würdigen gewußt? Mußte erst der Krieg kommen, um sie zu lehren, was sie einstmals hatten und was nun für Dezennien verloren war? Zu den Köstlichkeiten in der Friedenszeit zählte das Leben unter der Regentschaft der fürsorglichen Piasten. Hertzerfreuend sahe man unterm Stabe der Piasten/ unsrer OberHirten schutz tausend Herden gehn und rasten/ daß auch iedem Lamme gleich in der Lygjer-Brieger feld’ ein’ absonderliche hutt war an seinen Leib gestellt.98

So wiederum Galatheus, der als 1611 Geborener die Früchte des Friedens am längsten kosten durfte. Mangelnder Glaube, so in antik-pastoraler Verpuppung, war das Signum der Zeit. Nahm es da wunder, daß Gott alias Jupiter ergrimmte? Drauf ward auf der Götter raht Teutschlands ekel abzubüssen/ Friede Gottes schönstes kind von der Erden weggeriessen und in Himmel eingeholt; angesichts an dessen stat aus Pandoren Büchsen sich alles übel zu uns that.99

In der Hirtenwelt, auf Frieden ausgerichtet, wird das Unheil – allegorische – Wirklichkeit, und genügend Bilder sind verfügbar, um es zu exemplifizieren. Suchen wir nach einem Nenner, so ist es die Auflösung hergebrachter Ordnung;

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

»keiner mehr in dem bezirk ihrer alten Triften bliebe«. Die Hirten untereinander sind zerstritten; sie bieten den von außen eindringenden ›Landwölfen‹ und alsbald den ›Seewölfen‹ eine leichte Beute – die gespaltene Nation, das zerrissene Vaterland, deren Geschicken schon ein Opitz ebenso bittere wie ergreifende Worte gewidmet hatte.100 So ist die rechte Zeit gekommen, der großen Gestalten aus dem Hause der Piasten in pastoraler Manier zu gedenken, die jüngst dahinschieden. Den Anfang macht der Vater Johann Christian selbst. Der eben erst geborene Prinz Christian Albert, Ludwigs Sohn, folgt nach zum Schmerz des Vaters und der Mutter Anna Sophia. Corydon alias Christian hat mit der Fürstin Luise den Tod von Juliane aus dem Hause Anhalt zu beklagen. Und Galatheus trauert um Sophia Catharina aus dem Hause Münsterberg-Oels. Alle drei ›Hirten‹ haben in der todesschwangeren Zeit herzergreifende Erfahrungen machen müssen, und die Ekloge steht im Begriff, sich zu einem großen Gedenkgedicht zu entwickeln. Nun aber trifft sie alle der Tod der Säule des Geschlechts, der Tod Georg Rudolfs.    Solcher Rieß greifft Uns voraus in die Blutsverwandte Hertzen/ mehrt iedwedes eigen leid/ und erneuret alte schmertzen. Solcher rieß nicht minder rührt das gesambte Schlesjer=land/ um/ daß es numehr beraubt deß/ der stündlich angewandt allen fleiß dahin/ damit nach verbanntem Krieg und streiten/ es hinwieder möchte sehn nach und nach die goldnen Zeiten in ihm auf ein neues blühn[.]101

Es herrscht unaussprechliche Trauer, und das weit über die Herzogtümer hinaus. Billich unser löblich Hauß sich in langes Leid verhüllt/ billich Lignitz/ Land und Stadt sich mit Traurigkeit anfüllt/ ihren Landesvater klagt/ Billich Schlesjens Provincen hegen allgemeines Leid/ neben Uns/ um diesen Princen/ Der des Landes wolfahrt stets seiner eignen satzte für/ dem Hochanvertrauten Ambt’ abzuwarten trug begier.102

Die Leichenpredigt, die Stand- und die Trauerrede, die Gedenkrede und nicht zuletzt die Epicedien bilden das eingeführte Repertoire zum rednerischen und poetischen Begängnis eines Trauerfalls. Das Schäfer-Trauergedicht bewahrt in diesem Formenkanon eine eigene Physiognomie. Es wirkt mit an der Stiftung

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von memoria und verfügt über alle denkbaren Möglichkeiten zur Vergegenwärtigung von Leben und Taten der Verstorbenen, und das oftmals, wie auch Scherffer zeigt, in einprägsamen Bildern. Der Vergilschen Erbschaft verpflichtet indes gilt es, sich des Bleibenden und mit ihm des zu Hoffnung Anlaß Gebenden zu versichern. Inmitten der pastoralen Trauerlandschaft zeichnen sich die Signaturen einer nicht länger entstellten Welt ab. Die Georg Rudolf gewidmete Ekloge ist in ihrem zweiten Teil voll von derart den Frieden und die Segnungen der Zukunft preisenden Wendungen. Wir können das an dieser Stelle nicht zeigen. Am Schluß aber gehört das eingedenkende Wort dem Hause, an das sich die Erwartungen knüpfen. Es hat geblüht und es wird fürderhin blühen – dank gnädiger göttlicher Führung und, so das letzte Wort, im Bunde mit dem Kaiser.    Unbekümmert konnt Er sterben/ sollten nach dem Tod’ entstehn/ Und der Last/ die auf Uns fället Fürsten seyn Wir ja geborn/ ausgesondert zum regiren; vor Die Untern das gewehr/    Lasst uns des Beruffs uns halten/ unsers Hauses stets geschützt Er halt nur in schöner übe so wirdt dieß Dreyfache band    GOtt/ ders noch nicht lassen fehlen aus Piastus greiser Zucht auch an unsern ästen grünen. unser Hauß ichts zuversehrn. ihm entziehn/ was GOtt ihm gönnet. unsers Adlers schwartzem kleid’/    Aber was? kommt nicht zu statten    Ja: deß Fittich Jhn umziehn/    denn Wir stehn mit Leut und Landen    Untern Grossen Ferdinanden!103

denn Er wusste/ wer sein’ Erben im regiren Jhm nachgehn. seyn getrost Wir unterstellet/ zum fürstehen außerkorn/ Hertzoge/ wenns not zu führen her vor Jhnen ziehn ins Heer. GOtt der die Geehrten Alten lebt noch/ der sein stehen stützt. unsrer Eintracht Bruder=Liebe/ lösen keine sterblich’ Hand. daß das Land kan Fürsten zehlen/ wirdt/ (Wir hoffens) lassen frucht Keine faust sich muß erkühnen Keine Zunge dörf an ehrn Nieher werde nicht gekönnet anzufügen eintzig leid. Jhm deß Doppel=Adlers schatten? Wol! so wirdt kein Feindt Uns mühn/

Seitenblick auf ein pastorales Schäferspiel im Dienste der Piasten Gleitet der Blick des Literaturwissenschaftlers in das Schlesien des 17. Jahrhunderts, so sind es die Mystik und das Drama, auf die er allemal bevorzugt trifft.

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

Es bleibt denkwürdig, daß es noch einmal das in Schlesien florierende Gymnasium war, an dem das Drama oder genauer das Trauerspiel seine erste und bis auf weiteres wichtigste Heimstatt fand. Die Trauerspiele eines Gryphius, eines Lohenstein, um nur die beiden wichtigsten Repräsentanten zu erwähnen, Juwelen der deutschen Literatur des Zeitraums, erlebten vielfach vor Schülern, Lehrern und Vertretern der Stadt in Breslau ihre Premiere. Das waren durchaus nicht immer spektakuläre Geschehnisse, und vielleicht ist darin einer der Gründe zu suchen, daß anders als im Falle der romanischen Länder oder auch Englands Kunde von dem literarischen Durchbruch nur selten in das Ausland drang. Ein Gipfel der deutschen Literatur blieb ein deutsches und, wie die Dinge lagen, ein protestantisches Ereignis, ungeachtet der Anleihen gerade beim Jesuitentheater. Anders nahmen sich die Dinge im Umkreis der Höfe aus. Hier hatte das akademisch unterlegte Sprechtheater kaum eine Chance. Entgegen kamen dem Publikum auch schon in der Stadt die zur Schau einladenden Bestandteile, wie sie das klassische Schultheater eines Gryphius und Lohenstein vor allem in Gestalt allegorischer Reigen kannte. An den Höfen aber drängte alles zur Vereinigung der Künste im ›Gesamtkunstwerk‹ mit der Folge, daß das Wort, daß die dramatische Rede ihre Vormachtstellung verlor. Die Oper ist die bei Hof ihre Erfüllung findende Kunstform. Und so wäre es reizvoll, auch in Liegnitz und Brieg Ausschau zu halten. Das kann hier nicht geschehen. Immerhin soll in gebotener Kürze noch ein Wort verlauten zu einer aufsehenerregenden Entwicklung, die sich nicht zuletzt wiederum mit dem Haus der Piasten verband und in hervorragender Weise vor allem die Pastorale betraf, die uns den Leitfaden abgibt bei unserer kleinen literarischen Rundschau. Zu sprechen ist von einem Autor namens Johann Christian Hallmann.104 Mit ihm gelangen wir, wie ja auch partiell schon im Falle Scherffers, in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, die noch einmal eine einzig im deutschen Sprachraum dastehende literarische Blüte zeitigte. Schon der Vater, ein Jurist, hatte im Dienste mehrerer schlesischer Piastenherzöge hohe Verwaltungsaufgaben wahrgenommen. Er schickte den 1639 oder 1640 geborenen Sohn auf das angesehene Magdalenen-Gymnasium in Breslau, das zu gleicher Zeit auch ein Lohenstein besuchte, von dem wir hören werden. Hernach schloß sich ein Jurastudium in Jena an. Nach den üblichen Bildungsreisen ließ Hallmann sich 1668 in Breslau nieder, wo sich noch einmal ein Kreis großer Dichter, Gelehrter und Politiker – zumeist in einer Person – zusammenfand. Beim Kaiserlichen Oberamt daselbst bekam er zeitweilig eine Anstellung. Die Nähe zum Kaiserhaus blieb gewahrt, aber auch zu den Piastenherzögen knüpften sich Kon-

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takte. In seinen 1672 erschienenen Schlesischen Adlers=Flügeln waren sie naturgemäß prominent vertreten, ging es doch um die ›Abbild= und Beschreibung Aller Könige/ Ober=Regenten/ und Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien‹ von Piastus bis hin zu dem regierenden Kaiser Leopold I.105 Im Jahr 1666 wurde in Breslau Hallmanns Urania aufgeführt, die ein Jahr später zum Druck gelangte. Schon 1662 war Hallmann mit einem Drama hervorgetreten, nun schlossen sich vier Jahre später zwei weitere an; fünfe sollten bis in das Jahr 1671 noch folgen. Die Urania aber war das erste von Hallmann im Druck vorliegende Schaustück.106 Und so hat es viel zu besagen, daß sogleich eine Angehörige der Piasten Empfängerin der Widmung war. Schon zwei Jahre vorher hatte Hallmann den Tod Herzog Georgs III. und seiner Gemahlin Elisabeth Marie Charlotte, einer geborenen Pfalzgräfin bei Rhein, in einem selbständig erschienenen Gedicht betrauert.107 Nun, 1666, lag kein konkreter Anlaß vor. Aus freien Stücken erkor Hallmann die Herzogin zu Schlesien, geborene Fürstin zu Anhalt und Gemahlin von Christian, Luise, als Adressatin seines Schauspiels. Es war ein schäferliches Stück, und so bewährte sich erneut die Gepflogenheit, mit Pastoralia bevorzugt auch Frauen zu erfreuen. Der ganze Hallmann ist gegenwärtig in der ›Zuschrifft‹, die nun für den Druck auf den 21. Februar des Jahres 1667 datiert ist. Der poetische Duktus ist weiter entwickelt, die Verse haben ihre ostentative gelehrte Herkunft abgestreift, sie sind angefüllt mit erlesenen und nicht selten gewagten Metaphern, fließen, das Ohr einschmeichelnd, dahin und streben von sich aus der Musik zu, in die einzugehen sie bestimmt sind. Binnen weniger Jahrzehnte ist ein Höhe- und Endpunkt lyrischen Sprechens erreicht, hernach kann nur noch ein Umschlag erfolgen und ein bewußt nüchterner Ton neuerlich Einzug halten. Was wir mit dem Terminus eines frühaufgeklärten Klassizismus zu bezeichnen pflegen, wie auch er noch in Schlesien um die Jahrhundertwende angebahnt wird, meint eben diesen Vorgang. Soll aber von barocken Zügen auch in der Literatur des 17. Jahrhunderts die Rede sein, so stellt Johann Christian Hallmann einen prominenten Kronzeugen. PRincess’, ob derer Glantz Stern/ Sonn’ und Mond’ erbleicht/ Geist/ dessen Tugend=Glut schon flammt im Paradiese/ Du Wunder unser Zeit/ fürtrefflichste Louyse, Vor der Minerva selbst die güldnen Segel streicht/ Nimm/ Göttin/ gnädig an/ was meine Clio reicht Auff tieffgebücktem Knie! Hier prangt Uranjens Wiese Mit Lilgen keuscher Brunst; Hier stirbt der Wollust Riese/ Der sonst in seinen Schacht auch Kron und Harnisch zeucht.

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Die Hirtin schämt sich zwar auff den schmaragdnen Bühnen Jn so geringer Tracht/ Durchlauchte/ Dir zu dienen: Doch weil den Schauplatz einst dein himmlisch Aug’ erhöht/ So hofft sie solchen Strahl auch auff dem Blat zu küssen. Drumb laß/ ô Fürstinn/ ihr die Gnaden=Pfort’ entschlüssen! Worfür ein Dancklied singt/ biß ihm die Kiel entgeht/ Ewer Fürstlichen Gnaden […]               Johann Christian Hallmann.108

Schäfertum und ›Siegprangende Tugend‹ Einer Hirtin ist die Huldigung vorbehalten. Sie besitzt jene Tugend von Natur aus, welche der Fürstin auf der höchsten Staffel der gesellschaftlichen Pyramide gleichfalls eigen ist. Zwischen dem untersten und dem obersten Stand kommt es zu einer Annäherung, nein, zu einer Parität, die der gesellschaftlichen Wirklichkeit Hohn spricht. Die Koinzidenz ist ein Produkt der Literatur, und zwar einer durch den antiken Ahnherrn begründeten und legitimierten. Insofern könnte man mit einer gehörigen Portion kühner Überspitzung formulieren, daß die Bukolik aufgrund der ihr von Vergil verliehenen Anlage im Raum des Hofes sich erfüllt. Und dann erst würde das Paradoxon sein volles Gewicht erhalten, sofern Hofsatire und Hofpanegyrik als zwei Seiten der einen Gattung gedacht zu werden vermögen. Die Humanisten werden die gelehrte Erbschaft aktualisieren, die Hofdichter die Augusteische, wenn so gesprochen werden darf. Erst das 18. Jahrhundert wird diese Privilegierung hier wie dort radikal in Frage stellen und die Figur des Hirten aus dem Geist der Empfindsamkeit ummodeln. Der Name Salomon Gessners steht dafür ein. Der Fürstin also ist die Tugend, wie sie die Titelheldin verkörpert, nur allzu affin. Titelheldin und Widmungsempfängerin koinzidieren in der Verpflichtung auf einen gemeinsamen Wertekanon. Dieser aber tritt am markantesten in Erscheinung, wenn er aus der höfischen Sphäre in die schäferliche verlegt wird. Ein großes Vorwort hat Hallmann verfaßt, um diesen paradoxalen Nexus zu profilieren. Ein ›Standes und Würden nach Geehrtester Leser‹ ist angesprochen, und ein solcher muß vorausgesetzt werden, wenn es denn darum geht, die uneigentliche Rede, wie sie mit der Einführung des Schäfertums a priori gegeben ist, einem sinnvollen Verständnis zuzuführen und sie also in Permanenz zu transponieren. Offensichtlich hochgestellte Gesellschaft – und möglicherweise die Fürstin mit ihrem Hofstaat selbst – hatte sich auf dem ›Schauplatz‹ angekündigt, so

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daß der Autor eilen mußte, einen Entwurf zu fertigen. Ein Jahr später legt er die ausgearbeitete Version vor. Gelockt hat ihn nach eigenem Bekenntnis die Option, als Pastoraldichter hervortreten zu können, angeregt gewiß auch durch die florierende Pastoraloper, wie sie in Breslau so wie anderwärts und vor allem an den Höfen inzwischen Platz gegriffen hatte. Daß ich aber derogleichen Ticht=art vor die Hand genommen/ so hat mich zu dieser untadelhafften Gemüths=Belüstigung die unaußsprechliche Bekwähm= und Glückseligkeit des GOtt wohlgefälligen Feld=Lebens/ allwo die wahre Seelen=Ruh anzutreffen/ nicht wenig veranlasset. Gestalt niemanden leichtlich verborgen seyn wird/ daß auch Weiland die Durchlauchtigsten Seelen/ so iemahls geherrschet/ eine fast unergründliche Beliebung zu demselbten getragen.109

Lang ist die Reihe jener ›durchlauchtigsten Seelen‹, und an ihrem Ende steht eben die Fürstin der Piasten. Seelen- und Tugendadel gibt sich in der Hinwendung zu dem Schäferstand zu erkennen, und dieser ist ein durch und durch biblisch und vergilisch verstandener und kontaminierter. Umgekehrt gilt, daß frevelhaftes Leben einhergeht mit einer Versündigung an dieser geschöpflich geadelten Naturform des Daseins. Auch dafür gibt die Hallmannsche Urania ein Beispiel ab. ›Siegprangende Tugend‹ ist ihr eigen; diese aber will behauptet sein und gegen Widersacher mobilisiert werden. Das ist das Muster, nach dem das erfolgreichste Schäferdrama Europas, der Pastor fido des Italieners Giovanni Battista Guarini, gestrickt war, und eine Reminiszenz davon kehrt noch in dem Titel des Szenars des Hallmannschen Werkes wieder: Pastorella Fida Oder Sinnreiche Urania.110 Literarisches Schäfertum ist seit Guarini im Drama und seit dem Franzosen Honoré d’Urfé und seiner Astrée im Roman zur Verkörperung heroischen Wesens ausersehen. Von der satirischen Persiflage bis zur höfischen Panegyrik sind in der Hirtendichtung inzwischen alle Stile, alle Töne und alle Stoffe verfügbar. Wir schätzen uns glücklich, mit dem Hinweis auf Hallmanns Urania ein Exempel dieser bukolisch-höfischen Kreuzung unserer kleinen Betrachtung zuführen zu können. Es fügt sich trefflich, daß das Stück einer über alles verehrten Repräsentantin aus dem Hause der Piasten zugeeignet wurde, weil sie als dessen ideale Verkörperung gelten durfte.

Die Entfaltung der deutschen Literatur im Umkreis der Piastenhöfe

Überleitung 1666 wurde das Lust=Spiel erstmals aufgeführt. Neun Jahre später starb der letzte Piast Georg Wilhelm. Niemand hätte diese Wendung voraussehen können. Der Herzoginwitwe und mutter Luise fiel die Aufgabe zu, Sorge zu tragen für ein großes Erbe. Sie hat sich auch dieser Pflicht vorbildlich angenommen. Davon wird im letzten Kapitel zu sprechen sein. Wir aber kehren zurück in die Frühzeit des 17. Jahrhunderts, als die Grundlagen für die Schaffung einer deutschen Literatur im neuen Gewande gelegt wurden. Mit einem Namen verbindet sich diese Tat, demjenigen Martin ­Opitzens. Und da der schlesische Dichter und Reformator der deutschen Literatur zeit seines Lebens einen engen Kontakt zu den Piasten unterhielt, der vielfältige Reflexe in seinem Werk zeitigte, mag es legitim sein, ihm ein eigenes Kapitel vorzubehalten, ist doch neuerlich mancherlei Interessantes im Zusammenwirken von Dichter und Fürst zu berichten, das auf seine Weise einen Beitrag leistet zu jener literatur- und kulturkundlichen Figuration, die uns prägend zu sein scheint für die Allianz von Humanismus und Hof, um die es in diesem Buch paradigmatisch geht.

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9. Martin Opitz und die Piasten Ein schlesischer Dichter und die Rückkehr der Literatur nach Europa* Profil eines späthumanistischen Repräsentanten Wir enden bei einer Figur, auf deren Auftreten Kenner lange gewartet haben dürften. Nun soll sie die Bühne betreten. Und das ohne Fanfarenstöße, statt dessen nüchtern und Person wie Sache geziemend. Der Autor, welcher da samt seinem Werk aufzurufen ist, hat beileibe nicht immer nur Huldigungen empfangen. Im Gegenteil. Die längere Zeit seit seinem Tod waren Geringschätzung, wo nicht Schmähung auf der Tagesordnung. Sie setzten noch im 18. Jahrhundert ein, als die Empfindsamkeit sich allen Mächten des Lebens und der Künste unterwarf. Und sie dauerten fort über das 19. Jahrhundert hinaus bis tief in das 20. Jahrhundert hinein. Es bedurfte eines neuen Verständnisses von Dichtung und eines neuen theoretischen Instrumentariums im Umgang mit Dichtung, damit zählebige Vorurteile verschwanden. Heute dürften wir über ein hinlänglich gefestigtes Bild von Opitz und seinem Werk verfügen. Was aber war geschehen?1 Opitz war ein Dichter, der lebte und wirkte aus dem Geist des alteuropäischen Humanismus. Er gesellte sich in vergleichsweise später Stunde zu der Reihe der großen Gestalten, die anhob mit Petrarca, in gewisser Weise schon mit Dante, und die in seiner Heimat Schlesien Jahrhunderte später endete mit Figuren wie Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Caspar von Lohenstein. Opitz wußte sich dieser Phalanx zugehörig, die in jedem Land, angefangen eben in Italien, ihre Leitfiguren und Wortführer hervorgebracht hatte. Zu seiner Zeit erstrahlten die jüngst aufgegangenen Sterne vielleicht am hellsten, ein Pierre de Ronsard in Frankreich, ein Philipp Sidney in England, ein Daniel Heinsius in den Niederlanden.2 Alle hatten Schöpfungen in ihrer ›nationalen‹ Sprache vorgelegt. Ihnen nachzueifern versprach Ehre und Ruhm. Opitz verlegte sich frühzeitig darauf, er war ein jugendliches Genie. Und so hatte er als eben Vierzigjähriger, da ihn die Pest dahinraffte, ein eindrucksvolles Lebenswerk vollbracht.3

Ein schlesischer Dichter und die Rückkehr der Literatur nach Europa

Wirken im öffentlichen Raum War er also Humanist und verstand sich als ein solcher, so knüpfte er an die Formen an, die geprägt waren durch große Vorgänger. Und das hieß zunächst einmal, daß er sich automatisch auf der Gegenseite dessen befand, was seit der Mitte des 18. Jahrhunderts als Kennzeichen des wahren Dichters ausgegeben wurde. Dichtung war für den standesbewußten Humanisten eine Angelegenheit der ›Nebenstunden‹, wie es post festum im 18. Jahrhundert heißen sollte. Und das gar nicht in erster Linie aus Überzeugung, auch wenn die Parole verschlüsselt von den Dichtern selbst stetig wiederholt wurde. Humanisten agierten im öffentlichen Raum.4 Es galt als oberste Maxime, sich seinen Gönnern, Stadtoberen, Adligen und Fürsten, jederzeit dienstbereit zur Verfügung zu halten. Und das nicht, wie später kolportiert, aus Servilität und falschem Untertanengeist. Nein, genau im Gegenteil. Man gehorchte einem Geist der Standesehre. Wie alle oberen Stände besaßen auch die Humanisten einen Verhaltenscodex. Und auf dem rangierte an oberster Stelle die Mitwirkung an der Bewältigung der öffentlichen, der ›politischen‹ Belange. Entsprechend hat auch ein Opitz sein Bestes als Politiker gegeben und dies bevorzugt in der Rolle des Diplomaten. Am Ende seines kurzen Lebens war er gerade in dieser Rolle eine von den Großen in Europa gefragte Persönlichkeit. Ja, es konnte vorkommen, daß er als Diener zweier sehr verschiedener Herren zugleich fungierte, ohne daß diese ihm die Doppelrolle verübelten. Sein Rat, seine Erfahrung, sein Wissen waren unverzichtbar.5 Denn genau dieses ist es, was die Affinität der Humanisten zur öffentlichen Sphäre begründete. Sie verfügten, geschult an großen Figuren und Texten zumal aus der Antike, über Kenntnisse von erfolgversprechenden Handlungsmustern, waren informiert über das Funktionieren des politischen Betriebes und nicht zuletzt im Besitz des öffentlichen, des rhetorisch erprobten und bewährten Wortes, das sie automatisch zu Ratgebern ihrer Dienstherren aufrücken ließ. Und das gerade auch dann, wenn formelle Dienstverhältnisse nicht existierten. Ein Buch über die Rolle der Humanisten als Diplomaten und Politiker gehörte zu den schönsten, aber auch den schwierigsten Projekten einer europäisch ausgerichteten Literatur- und Kulturwissenschaft. Opitz hätte mit Gewißheit einen prominenten Platz darin.6

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Herold der neuen Poesie Sodann eine nicht minder wichtige zweite Rolle, auch sie nach Meinung späterer Propheten der hehren Künste eines wahren Dichters unwürdig. Literatur, Dichtung in geordneten humanistischen Bahnen verlangte nach Anleitungen und Anweisungen. ›Regelpoetik‹ lautete das Schmähwort später, wo doch authentisches Dichten nicht zu regulieren sei. In Wahrheit ging es um Anderes und sehr viel Weitreichenderes. Die Poesie in dem neuen, dem nachmittel­ alterlichen, eben dem humanistischen Gewande bedurfte der Legitimation. Inmitten eines christlichen Umfeldes hatten die antiken Götter ihr Haupt wieder erhoben, waren mythologische Stoffe und Bilder mit dem Wiederaufleben antiker Texte neuerlich in Umlauf gekommen.7 Das schürte Widerstände, gegen die die Humanisten sich zu behaupten hatten. Ein jeder unter ihnen, der sich zu seinem Stand bekannte, fühlte sich aufgerufen, Ehre und Würde der Poesie und des Poeten zu verteidigen. Auch ein Opitz hat darin Vorbildliches geleistet. Sein berühmtes Buch von der Deutschen Poeterey aus dem Jahr 1624, das alsbald in deutschen Landen kursierte und unentwegt gerühmt wurde, war ungeachtet seiner Kürze ein flammendes Bekenntnis zum Dichten in der neuen Manier und zu den Dichtern, die es zu ihrer Sache machten. Es erschöpfte sich also keineswegs in der Anweisung zum rechten Dichten, so wichtig und lange wirksam indes auch diese Passagen blieben.8 Erst an dritter Stelle ging es um den Dichter als Dichter. Und auch das streng gemäß den Gebräuchen und Regularien der humanistischen Zunft, die später ihre – ahnungslosen – Verächter auf den Plan riefen. Die Poeten hatten ein vorgegebenes Handwerkszeug zu beherrschen. Dazu gehörte die Kenntnis der in der Antike ausgebildeten und in der neueren Zeit wiederaufgenommenen und weiterentwickelten Formen, also Vertrautheit mit den Gattungen und den an ihnen haftenden Schreibsystemen. Wenn dessen ungeachtet von ihnen mehr als das verlangt wurde, ihnen Genialität, ja ein furor poeticus eigen sein sollte, so war das kein Freibrief für eine dichterische Praxis in selbsterwählter Regie. Derlei Selbstermächtigung gab es im Umkreis des alteuropäischen Verständnisses von Dichtung nicht – allen anderslautenden Parolen zum Trotz.9

Schreiben als Erkundung von Differenz Dichten vollzog sich streng in vorgegebenen Bahnen der Tradition und damit der Konvention. Innerhalb ihrer hatte sich der poetische Genius zu erweisen. Eine bislang nicht vernommene Wendung zu erfinden, einen vom Hergebrach-

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ten abweichenden poetischen Gedanken zu entwickeln, eine neue Bildsequenz dem dichterischen Kanon zuzuführen – das war es, was zählte. Dichten war und blieb Erkundung und Praktizierung von Differenz. Einer Gemeinschaft von Kennern war eine minimale Abweichung vom Bekannten zuzueignen. Sie wurde mit Gewißheit wahrgenommen und mit Hochachtung honoriert. Das schien wenig und war gleichwohl schwer, setzte es doch die Kenntnis der bis dato im Kreislauf der europäischen Literatur en vogue befindlichen poetischen Formulierungen voraus. Literatur war ein ständiger Prozeß des Weiter- und des Umschreibens. Ein Opitz machte sich zum Wortführer dieser nun auch im Deutschen fälligen poetischen Prozedur. Ein europäisches System des Dichtens wurde durch ihn reformuliert.

Auf dem Weg zu den Piasten: Bunzlau und Breslau Für beide Seiten, den jungen Dichter und das alte Geschlecht der Piasten, war es von überhaupt gar nicht abschätzbarem Gewinn, daß in einer Stunde des Neubeginns wechselseitig Schützenhilfe geleistet werden konnte, hätte es doch auch ganz anders kommen können. Dem aus dem unscheinbaren Bunzlau aus kleinen Verhältnissen entstammenden Dichter – schließlich war er der Sohn eines Schustermeisters – war es nicht an der Wiege gesungen, daß er sehr rasch zum Wortführer seiner Generation aufsteigen und sein Wort weit über Schlesien hinaus vernommen werden sollte. Und ebensowenig war zu gewärtigen, daß er alsbald zu einer im Kreis der Piasten sich souverän bewegenden Persönlichkeit heranwachsen würde, ausgestattet mit jenen Tugenden, von denen eingangs die Rede war. Wenn man so will, hatte ein kulturpolitischer Kairos statt, wie er selten blieb in der Geschichte der Dichtung. Hier wurde ein Bündnis geschmiedet, das beiden Seiten zugute kam. Und eben davon ist nun in gebotener Kürze zu handeln, haben wir doch nicht vor, einen Abriß der Biographie zu liefern, sondern eine Interaktion zwischen Dichter und Fürsten zu rekonstruieren. Perspektivierung also zählt. Wir haben Opitz auf dem Weg zu den Piasten für einen Moment zu begleiten. Eine erste Station bildete schon die Lateinschule in seiner Heimatstadt Bunzlau. Bunzlau erlebte zu jener Zeit seine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Noch heute zeugen davon schöne Renaissancebauten, reichverzierte Grabsteine und Skulpturen, die so manche Kriegswirren überstanden haben und bis auf unsere Tage er-

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halten geblieben sind. Dieses kleine Städtchen brachte damals viele bedeutende Männer hervor.10

Zu ihnen gehörten Lehrer und Mitschüler, denen Opitz in der Schule begegnete und die für seinen Lebensweg bestimmend wurden. Die Leitung der Schule lag bei seinem Onkel Christoph Opitz, der nach seinem Tode im Jahr 1606 von Valentin Senftleben abgelöst wurde. Unter seinen Mitschülern sind vor allem Bernhard Wilhelm Nüßler und Caspar Kirchner zu nennen, die zu lebenslänglichen Begleitern wurden. Die nächste Station stellt die Schule bei St. Maria Magdalena in Breslau dar, die Opitz seit 1614 besuchte. Über die Stiftung des Martin Rothmann – die Mutter war eine geborene Rothmann – war es dem begabten Eleven vergönnt, den Wechsel in die schlesische Hauptstadt zu vollziehen.11 Hier verdichteten sich die Kontakte auf den Wegen, die zu den Piasten führen sollten. An der Schule wirkte Johannes von Hoeckelshoven als Rektor, der dem reformierten Glauben anhing und zu den lebhaften Befürwortern der Pfälzer Böhmenpolitik gehörte. Er kam in Kontakt mit Opitz und beförderte Bekanntschaften mit einflußreichen Persönlichkeiten wie dem Breslauer Stadtphysikus Caspar Cunrad und dem zu dieser Zeit als Kaiserlicher Rat wirkenden Nicolaus H ­ enelius, beide ausgestattet mit hervorragenden Verbindungen und folglich optimale Schrittmacher auf dem zielstrebigen Weg nach oben.12 Schon in Breslau, angeregt durch ein intellektuelles Niveau, wie es schwerlich in einer anderen Stadt um 1600 obwaltete, tat sich Opitz als Dichter hervor, und das hieß als Verfasser poetischer Gelegenheitsarbeiten und im Medium des Lateinischen. Ja, sogar zu einer kleinen Zyklenbildung ging er als noch ganz junger Mann über. Es würde zu weit gehen, wenn man behauptete, daß er auf diesem Feld schon jetzt erreicht hatte, was ihm möglich war. Deutlich aber ist auch, daß es weiterer Anstöße bedurfte, wenn es mit ihm als Dichter und mit demjenigen, dem er sich offenkundig ahnungsvoll verschrieben hatte, vorangehen sollte.

Durchbruch in Beuthen an der Oder Dieser Anstoß kam und er ist verbunden mit dem Namen einer Institution, demjenigen ihres Gründers und demjenigen eines in der unmittelbaren Umgebung weilenden Mäzens. Im Gymnasium Schoenaichianum in Beuthen an der Oder, der Schöpfung des Freiherrn Georg von Schoenaich, und als Hauslehrer des schlesischen Kammerfiskals und Kaiserlichen Rats Tobias Scultetus ist

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Opitz in den Jahren 1617/18 jener Impuls zuteil geworden, der ihn zum Dichter und leidenschaftlichen Anwalt des Deutschen machte.13 Ein Manifest, das Produkt dieser Beuthener Monate, erlangte sogleich Berühmtheit. Es stellte ein denkwürdiges Kuriosum dar. Schon einmal, gute hundert Jahre früher, hatte sich ein kühner Redner zu einem Entwurf für die kulturelle Zukunft der Deutschen aufgeschwungen. Da ging es um nicht weniger als die Beschwörung seiner Landsleute, es den italienischen Humanisten gleichzutun und eine elaborierte lateinische Kultur auf deutschem Boden zu schaffen, Rom also auch auf deutschem Boden ein geistiges und sprachliches Heimatrecht zu verschaffen, ganz so, wie es dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation mehr als jeder Nation sonst anstände – die Italiener womöglich ausgenommen. Daß dieser flammende Aufruf auf Latein erfolgte, war eine bare Selbstverständlichkeit; Thema und Ton stimmten überein.14 Gut ein Jahrhundert nach Conrad Celtis geschah Analoges mit der nämlichen Dringlichkeit. Wieder war eine Verspätung zu beklagen und eine alsbaldige Veränderung der Verhältnisse einzufordern. Und wieder waren die Deutschen als eine zumindest im Geiste vereinte Nation angesprochen. Sie sollten nicht länger dulden, daß ringsum in Europa eine niveauvolle Dichtung im heimischen Idiom erblühte, sie selbst indes nicht mehr aufzubieten hätten als die Reimerei der sogenannten Pritschmeister. Der Redner hielt seine flammende Rede im Gymnasium Schoenaichianum. Das konnte nach gymnasialer Gepflogenheit nur auf Latein geschehen. Und so stellte sich die bemerkenswerte Situation ein, daß das Plädoyer für die deutsche Sprache als würdiges Medium der Poesie in der lateinischen verlautete. Ganz schief aber lagen die Verhältnisse denn doch nicht. Natürlich dachte weder Opitz noch irgendein anderer daran, das Latein als Sprache der Gelehrten zu verbannen oder auch auf das Dichten im Lateinischen zu verzichten. Nur ein bislang Verabsäumtes sollte auf die Tagesordnung gebracht werden. Und hier durfte der junge Opitz sich rühmen, diese Tat vollbracht zu haben. Eben zwanzigjährig, wurde er nach Erscheinen seiner Kampfschrift alsbald als Wortführer einer neuen Bewegung angesehen.15

Mittlergestalt Tobias Scultetus Spätestens jetzt müssen auch die Piasten auf Opitz aufmerksam geworden sein. Doch zunächst war ein letzter Schritt zu tun. Er schloß, so wird man sagen dürfen, Opitzens Bildungsgang in gewisser Weise ab. Entsprechend trat er den Piasten als ein Herangereifter, mit glänzendem Leumund Ausgestatteter und eine große Zukunft Versprechender gegenüber – ein Hoffnungsträger, wie es

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heute heißen würde. Als Mittelsperson fungierte wie so häufig in seinem Leben ein berühmter Gönner. In der Nähe Beuthens residierte auf Schloß Bellaquimontium auf den Hügeln an der Oder Tobias von Schwanensee und Bregoschitz, genannt Scultetus. Zu seinen vielen öffentlichen Verdiensten gesellte sich das Interesse für die schönen Künste. Scultetus pflegte eine reiche Bibliothek, in der neben den alten auch die neueren Dichter Europas standen. Der junge Opitz, als Hauslehrer engagiert, wird sich in ihr umgetan und auch mit seinem Dienstherrn über seine Leseeindrücke diskutiert haben. Die gymnasialen Anregungen verbanden sich mit denen, die er im Hause des hochangesehenen Kaiserlichen Rats erhielt.16 Die schöne und nur noch in Umrissen erkennbare Verbindung gipfelte in dem Angebot des Hausherrn an seinen Schützling, ihn an eine der großen Figuren des Heidelberger Späthumanismus weiterzuempfehlen. Dort sollte er erneut eine Erzieherstelle bekleiden. Ein weitblickender Mann wie Scultetus wußte, daß dem Jüngling für seine förderliche Entwicklung eine Bildungsreise gut anstehen würde. Und wenn diese auch nicht, wie in den Kreisen des Adels üblich, in das Ausland führen konnte, so doch in das Herz der neuen zukunftsträchtigen religiösen und kulturellen Bewegung, eben in den Umkreis des reformierten Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. und seines Hofes, der zu jener Zeit als der strahlendste im alten Reich galt.17

Im Kreis Gleichgesinnter: Das Erlebnis der Pfalz Wie soll es gelingen, in wenigen Sätzen zu verdeutlichen, welch eminente Rolle Heidelberg im Leben Opitzens spielte? Er war nicht der einzige, dem ein ›Erweckungserlebnis‹ im alten deutschen Südwesten zuteil wurde. Auch andere, und zumal seine schlesischen Landsleute, kündeten davon. Bei keinem anderen aber wurde der Umschwung derart manifest wie im Leben und Wirken Opitzens. Das war der Opitz-Forschung stets bekannt. Doch bedurfte es eines neuen, eben umfassend kultur- und konfessionsgeschichtlich geschulten Blickes, um der Tragweite des Geschehens auf die Spur zu kommen. Denn es ging ja um mehr als um das Heranwachsen eines Dichters. Das Projekt der Schaffung einer neuen deutschsprachigen Literatur aus dem Geist des Humanismus stand auf der Tagesordnung. Und das hätte mit Gewißheit einen anderen Verlauf genommen, wenn nicht auf dem Scheitelpunkt einer schlechterdings atemberaubenden politischen Konstellation ein Kreis Gleichgesinnter in Heidelberg vereint gewesen wäre, der sich politisch, konfessionell und poetisch zur Mitwirkung an einem zukunftsweisenden Projekt aufgerufen gefühlt hätte.

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Der Pfälzer Kurfürst war gerüstet, den Kampf um die böhmische Königskrone aufzunehmen. Sie sollte den Habsburgern entwunden werden. Der europäische Calvinismus stand auf dem Höhepunkt seiner Macht. Jetzt schien die Stunde gekommen, der Gegenreformation die Stirn zu bieten und über die Prager Schalthebel eine Wende zugunsten der Evangelischen unter reformierter Führung herbeizuführen. Die Heidelberger Dichter unterstützten das Projekt publizistisch glanzvoll. Auch Opitz beteiligte sich mit einer Rede auf den Pfälzer Kurfürsten, in der er die Gründe für das gewagte Vorhaben umkreist. Was es aber zu verstehen gilt ist der Umstand, daß genau auf diese geschichtliche Stunde auch die Geburt der neuen deutschen Kunstpoesie zu datieren ist. Ihr war nicht weniger aufgetragen, als den Anspruch der politischen Bewegung poetisch zu flankieren und das hieß, die Eindämmung der imperialen katholischen Praxis auch dichterisch zu besiegeln.18 Die Deutschen, so die Prämisse, sollten sich der durch und durch lateinisch geprägten Kultur der Katholiken entziehen, indem sie über die deutsche Sprache eine eigene identitätsstiftende erschufen. Das Projekt erstreckte sich also weit über den engeren Rahmen der Poesie hinaus. Auf eine denkwürdige Weise kehrte unversehens eine kulturpolitische Figuration zurück, die sich auch im Gefolge der lutherischen Reformation geltend gemacht hatte. Blickt man beispielsweise herüber zu den Gründungsmanifesten im Umkreis der 1617 ins Leben gerufenen ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹, so vernimmt man verwandte Töne, die eine Affinität erkennbar werden lassen.19 Für Opitz und die Seinen waren sie – im Gegensatz zu immer wieder verlautenden späteren Bemerkungen – unerheblich. Diese gewieften Zeitgenossen waren im Geiste Calvins und anderer über Luther hinausgewachsen, hatten sich abgewandt von den konfessionellen Querelen und pflegten einen aufgeklärten christlichen Glauben. Ihr Einsatz für die reformierte Sache galt den politischen Perspektiven, die sich hinter ihr auftaten. Und vermittelt über sie den poetischen. Im Schutze eines reformierten Fürstentums wußten sie ihr dichterisches Anliegen am verheißungsvollsten aufgehoben. Damit ist exakt jener Punkt bezeichnet, an dem nun endlich auch die Piasten im Blick auf das Opitzsche Reformwerk ins Spiel kommen.20

Publizistischer Schub Die Piasten haben die Pfälzer Böhmenpolitik nach Kräften mitgetragen, Johann Christian in seiner Rolle als Oberlandeshauptmann von Schlesien, Georg Rudolf in seiner Rolle als Landesherr des Herzogtums Liegnitz und

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nachmaliger Oberlandeshauptmann. Beide bekannten sich zum reformierten Glauben. Bei Hofe, in der Administration, an Schulen und Kirchen hatten sie Gefolgsleute; die Mehrzahl der Bevölkerung indes verblieb genau wie in Breslau beim evangelischen Glauben. Über die Unterstützung, die der Pfälzer Kurfürst für seine Pläne aus dem Umkreis der Heidelberger Gelehrtenschaft, von seinen Beraterstäben und Predigern erfuhr, sind wir inzwischen gut unterrichtet. Nämliches gilt leider nicht im Blick auf die Piasten. Die konfessionellen Querelen spielen in der historischen Literatur eine gewisse Rolle. Welchen Einfluß die Gelehrten und im weitesten Sinne eben die späthumanistischen Kreise auf das politische Wirken der Piasten nahmen, ist zusammenhängend bislang offensichtlich nicht untersucht. Hier harrt eine große Aufgabe der Forschung. Wir blicken zu Opitz. Der hielt sich in den entscheidenden Jahren vor der Zuspitzung der Krise nicht in seiner Heimat auf, sondern in der Pfalz. Er war folglich in erster Linie in die Pfälzer Aktivitäten involviert und allenfalls in zweiter in die schlesischen. Immerhin lassen sich die literaturpolitischen Maßnahmen hier wie dort hinlänglich gut überblicken, auch wenn wir eine vergleichende Betrachtung nach wie vor vermissen. In Heidelberg war man publizistisch mit dem Aufbruch des Kurfürsten nach Böhmen befaßt. Auch Opitz trug mit seiner großen Rede eben von Heidelberg aus zu dessen erhofftem Gelingen bei. Er agierte dort neben Zincgref an vorderster Stelle. Diese Pfälzer Publizistik bezeichnet ein Glanzstück öffentlichen politischen Aufhebens der Dichter und Gelehrten kurz nach 1600. Hier bleibt eine große Tradition politischer Dichtung den Deutschen zurückzugewinnen.21 In Schlesien fokussierte sich das publizistische Geschehen in der Hauptstadt Breslau. Und das am eindrucksvollsten anläßlich des Einzuges des Pfälzer Kurfürsten in seiner neuen Rolle als böhmischer König, als er die Huldigung der Stände entgegennahm. Ein glücklicher Zufall hat es gefügt, daß sich das entsprechende Schrifttum, welches frühzeitig auf das Auge von Sammlern stieß, in der alten Breslauer Stadtbibliothek und jetzigen Breslauer Universitätsbibliothek weitgehend erhalten hat. Wir haben auf die Sammlungen immer wieder hingewiesen, und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann es einmal geschlossen behandelt und vielleicht auch kommentiert ediert wird. Ein solches Vorhaben würde sich allemal lohnen. Wir aber haben ja nach Liegnitz und Brieg zu schauen und genauer zu Opitz und den Piasten.22

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Rückkehr in eine verwandelte Heimat und nochmaliger Aufbruch Es muß schmerzlich für Opitz gewesen sein, den Triumphzug Friedrichs durch Schlesien, auf dem ja auch Liegnitz berührt wurde, nicht miterlebt zu haben, sondern nur aus der Ferne begleiten zu können. Er harrte im Kreis der Freunde aus, wohl wissend, daß er nirgendwo reichere Erfahrungen sammeln konnte als im Umkreis des Pfälzer Hofes. Schließlich lag eine weitere kulturelle Metropole wie Straßburg in der Nähe; auch sie wurde von Opitz besucht. Und die Impulse aus der reformierten Schweiz nicht anders als dem hugenottischen Frankreich und den calvinistischen Niederlanden erreichten ihn hier intensiver und zeitnaher, als dies in seiner Heimat der Fall gewesen wäre. Opitz war in ein Netz weitreichender politischer und kultureller Aktivitäten verwoben, das nur Förderliches für ihn bereithalten konnte. So blieb er so lange am Ort, wie er sich zu halten vermochte. Und erst als die Truppen Spinolas den Rhein heraufzogen, alsbald in der Pfalz anlangten und Heidelberg eroberten, war für ihn wie so viele seiner Freunde keines Bleibens mehr. Der Heidelberger Dichter- und Gelehrtenkreis löste sich fluchtartig auf und zerstob in alle Winde.23 Opitz ging ins Exil nach Holland – wiederum hätte er mit Leiden im Zentrum keine anregendere geistige Metropole auftun können –, begleitete sodann einen Adligen in der klassischen humanistischen Position des Hofmeisters nach Jütland und kehrte über Lübeck in seine Heimat zurück. Er traf auf ein binnen kürzester Fristen von Grund auf verwandeltes Land. Verlassen hatte er es, als die Zurüstungen für die zumindest partielle Loslösung von den Habsburgern über die böhmische Union eben einsetzten. Was kaum möglich schien, war unversehens doch Wirklichkeit geworden. Friedrich war als böhmischer König gewählt, der Habsburger Gegenspieler Ferdinand nicht zum Zuge gekommen. Zu gewahren, wie in der Hauptstadt Breslau selbst, aber auch in Liegnitz und Brieg die dem Reformiertentum Anhängenden aus ihrer Verborgenheit hervortraten und sich erstmals frei zu ihrem Glauben bekannten, ist ein bewegendes Erlebnis, und wir sind dankbar für die Zeugnisse, die uns von dem von vielerlei Hoffnungen durchwirkten Ereignis Kunde geben. Doch eben hatten sich sogar gemeindeförmige Strukturen etabliert, eben war man – und dies durchaus in Maßen – übergegangen zur Praktizierung reformierter Kulthandlungen zumal im Abendmahl, da hatte die als Erlösung erfahrene pfälzische Königsherrschaft auch bereits ihr Ende gefunden. Die verlorene Schlacht am Weißen Berge im November 1620 bezeichnet eine Wende weitesten Ausmaßes. Nun war das Schicksal des Reformiertentums auf deutschem

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Boden besiegelt. Die Abspaltung vom Westen nahm ihren Lauf mit allen bis in die jüngste Zeit spürbaren Folgen. Auch die Piasten waren massiv betroffen, wie wir hörten. Johann Christian, an vorderster Stelle des Aufstandes aktiv, verlor die Oberlandeshauptmannschaft. Sein gemäßigterer Bruder Georg Rudolf, der sie zweitweise übernahm, war fortan viel intensiver als vor 1620 den Direktiven des Kaisers unterworfen; sein Handlungsspielraum war erheblich eingeschränkt. Als sichtbares Zeichen des eingetretenen Wandels ist auch der Umstand zu begreifen, daß Georg Rudolf alsbald zum lutherischen Glauben zurückkehrte. Es galt, sich nicht unnötig zu exponieren. Auf die Sicherung des politischen Terrains mußte alles Augenmerk gerichtet sein. In dieser Situation kehrte Opitz heim nach Schlesien. Und das mit reichhaltigem poetischem Stoff im Gepäck. Er hatte die Heidelberger Zeit genutzt, um stetig fortzudichten, und das nun erstmals nachhaltiger im Deutschen als im Lateinischen. Die meisten der Gedichte blieben unter Verschluß, und der Heidelberger Freund Zincgref wachte über den Schatz. Im Jahr 1624 gab er sie heraus, und das offensichtlich, ohne daß Opitz noch einmal seine glättende Hand hätte walten lassen können.24 Bei sich aber trug Opitz auch ein großes Lehrgedicht, das er vornehmlich in der Abgeschiedenheit des hohen Nordens verfaßt hatte. Die Zeit sollte es fügen, daß es zu seiner größten Dichtung geriet. An eine Publikation war nach dem Sturz des Winterkönigs nicht zu denken. Das Gedicht, in vier Bücher gegliedert, war durchzogen von antikatholischen Invektiven. Es war ein Produkt aus dem Geiste der Aufbruchzeit vor 1620, und so kam die Stunde der Publikation erst, als die Evangelischen und mit ihnen auch die Piasten von dem schwedischen König noch einmal Entlastung sich versprechen durften.25 Noch einmal aber: Wohin sollte Opitz sich wenden? Er war mittellos. Auf ein ausgebreitetes poetisches und poetologisches Werk konnte er noch nicht verweisen. Für den ehrgeizig weiter nach oben Strebenden aber blieben die Piasten selbstverständlich die erste Adresse. Über seine Freunde aus der Jugend verliefen die Kontakte. Doch der Dichter suchte zu einem Zeitpunkt ihre Förderung, da der Zenit ihres Einflusses überschritten war. Über Opitz und die Piasten zu sprechen heißt folglich, sich über weite Strecken einer Interaktion zu vergewissern, die unter schwierigen politischen Bedingungen erfolgte. Es kann keinen Zweifel geben, daß das angestrebte Bündnis wenige Jahre früher sich gänzlich anders ausgenommen hätte. Opitz wäre alsbald zu einem gefeierten Hofdichter aufgerückt. So aber blieb die erste Begegnung eine interimistische. Die Herzöge konnten nicht mehr tun, als dem Dichter eine Stelle

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bei einem Glaubensverwandten im fernen Siebenbürgen zu verschaffen. Und Opitz griff zu.26 Wiederum ist zu konstatieren, daß die unerwartete Wendung seines Lebens dem Dichter und künftigen Diplomaten zum Guten gereichte. Der Dichter wurde bekannt mit einem ethnisch und konfessionell ungemein ausdifferenzierten Land, in dem noch einmal ein Regent die Zügel in der Hand hielt, der als Calvinist über engste Verbindungen zum Reformiertentum in Ost und West verfügte und der sich für eine Weile der Hoffnung hingab, den Kaiser in Wien vom Thron verdrängen zu können. Da wiederholte sich eine Situation, der ihr Phantastisches erneut beigesellt war. Opitz aber wird allemal die Gelegenheit ergriffen und seine Gönner in Schlesien über die laufenden Ereignisse unterrichtet haben, genau so, wie er dies fortan zu tun pflegte. Sein Leben im Umkreis der Piasten und zuweilen direkt in ihren Diensten war und blieb in erster Linie ein von der Diplomatie bestimmtes. Er war in dem alteuropäischen Sinn, der diesem Begriff anhaftet, ein ›Agent‹ in ihrer Sache, wurde deshalb von ihnen geschützt und bis zum Ende seines Lebens von ihnen in Anspruch genommen. Aber natürlich kam zugleich immer wieder auch der Poet zu Wort. Eine wunderbare poetische Frucht zeitigte bereits sein Aufenthalt in Siebenbürgen, das Landgedicht Zlatna.27 Auch für das Haus Bethlen Gábors dichtete er. Er verfaßte eine große Leichenrede auf den Tod der Fürstin Zsuzsanna Károlyi, der Gattin Bethlen Gábors.28 Und als er zurückkehrte, erschienen im Jahr 1624 seine Teutschen Poemata, die Zincgref besorgte, und sein kleines poetologisches Vademecum, das Buch von der Deutschen Poeterey, das sich fortan vor allem mit seinem Namen verband. Jetzt endlich konnte er auch seine poetischen Dienste den Piasten zugute kommen lassen. Und davon ist nun im einzelnen zu handeln.

›Princeps Literatvs‹ Wir also kehren räumlich und zeitlich zurück. Der Auftakt, den wir zu nehmen gedenken, könnte sich schwerlich symbol- und bedeutungsträchtiger darbieten. Wollte man um der Pointe willen eine Zuspitzung riskieren, so ließe sich die These wagen, daß in dem kleinen Erstling, mit dem wir anheben wollen, in nuce wenn nicht ein Lebenswerk, so doch dessen Kernbestand beschlossen liegt. Und das eben im Kontext der Piasten. Der noch nicht Zwanzigjährige artikuliert sich hinsichtlich Ton und Thematik in einer Art und Weise, die gewiß entfaltungsfähig bleiben wird, de facto jedoch ein literaturpolitisches Programm birgt. Im Jahr 1616 ließ der ein Jahr jüngere Jugendfreund Opitzens, Bernhard Wilhelm Nüßler, seinerseits einen poetischen Erstling herausgehen. Er dürfte in

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Frankfurt/Oder entstanden sein, wo Nüßler sich zum Studium aufhielt. Das Ziel der Studien, der Juristerei gewidmet, schien frühzeitig fixiert. Nüßler gedachte, die Laufbahn eines Hofbeamten einzuschlagen, wenn dieser nicht ganz zeitgemäße Begriff erlaubt ist. Dieser Wunsch sollte sich erfüllen. Als Nüßler 1643 als fürstlich-liegnitzischer Rat vier Jahre nach Opitz starb, hatte er die längste Zeit seines Lebens in den Diensten der Piasten gestanden. Die Tätigkeit muß ihm Befriedigung gewährt haben; er hat dem Fürstenhaus stets treu zur Seite gestanden. Immer wieder kam es zu koordinierten Aktivitäten der beiden Freunde im Blick auf die Piasten. Nicht nur diese, sondern zunehmend auch Nüßler selbst profitierte von dem Ruhm, der das Auftreten des ›Vaters der deutschen Dichtung‹ von Jahr zu Jahr nachhaltiger begleitete.29 Der Beginn der den Fürsten zugewandten Kooperation datiert eben auf das Jahr 1616. Nüßler wird Opitz von seinem poetischen Projekt berichtet und vermutlich auch die Bitte um eine Zuschrift geäußert haben. Wäre dem so, dann hätte sich der blutjunge Feuerkopf gewiß nicht lange bitten lassen. Unversehens tat sich ihm eine Chance auf. Nüßler wird dem Freund signalisiert haben, daß er gedächte, sein Werk dem Piastenherzog Georg Rudolf zu widmen, der seit drei Jahren die Regierungsgeschäfte in Liegnitz führte. Und mehr als das. Titel und Thema des Werkes waren auf den Fürsten zugeschnitten. Princeps Literatvs! 30 Ein zentraler humanistischer Vorwurf wurde da reaktiviert. Um das Verhältnis von Fürst und Dichter, von Macht und Geist, um es in moderner Terminologie zu sagen, kreisten ungezählte Verlautbarungen in Vers und Prosa seit den Tagen des italienischen Frühhumanismus; insbesondere Petrarca hatte dem dankbaren Sujet immer wieder seine Feder geliehen. Die beiden Schlesier wußten sich also in einer langen, ehrfurchtgebietenden Tradition. Und Opitz wäre nicht der gewesen, der er war, wenn er nicht aus der sich eröffnenden Konstellation Kapital geschlagen hätte. Er durfte wähnen, sich mit seiner Zuschrift zugleich dem Hause der Piasten als ein Hoffnungsträger der jungen Generation zu empfehlen. Nüßler seinerseits mochte erwartet haben, daß der Freund die Gelegenheit nutzen würde, dem Verfasser des Poems mit einigen ehrenden Worten zu schmeicheln. Sollte eine derartige naheliegende Erwartung den üblichen Usancen entsprechend gehegt worden sein, so wurde sie enttäuscht. Opitz nahm die titularische Vorgabe des ›literaten‹, den Wissenschaften und Künsten ergebenen ›Prinzen‹ auf, um sie auf seine Weise zu wenden und eben dem Widmungsempfänger zu offerieren. Die erste den Piasten zugedachte poetische Huldigungsadresse aus der Feder Opitzens liegt, soweit wir sehen, in seinem Begleitgedicht zu Nüßlers Princeps Literatvs vor.31 Das ist Grund

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genug, einen Blick in das kunstvolle und auf Originalität bedachte Poem zu werfen. Die Erfindung neuer Wendungen ist Trumpf, ganz so, wie es sich für einen die öffentliche Bühne betretenden Anwalt poetischer Überbietung aus dem Geist des Humanismus geziemt. Erfindungskunst, poetische inventio, wird ausgestellt. Angeredet wird der an der Spitze der Menschen agierende Fürst. Niemand ist über ihm. Die Gunst des Schicksals und die Macht der Götter haben ihn auf diesen herausragenden Platz gehoben. Ein jeder Zug seines Wesens, eine jede von ihm verantwortete Handlung nimmt den Charakter eines Exempels an, dies freilich unter der Voraussetzung, daß Dolmetscher zur Stelle sind, die das Exemplarische zu entdecken und in Worte zu kleiden vermögen. Was dem Fürsten da zugesprochen wird, entstammt dem Weisheitsschatz des Humanisten. Er ist es, der über das durch Tradition legitimierte Wissen verfügt, das, appliziert auf den Regenten, derart als das ihm als Repräsentanten des obersten Standes Zugehörige erscheint. Der ideale Fürst ist das Geschöpf des Dichters, der ihn im poetischen Wort auf seine Standesehre verpflichtet, zum rex iustus et eruditus erhebt. Und genau so verfährt Opitz. Um die Sache des Vaterlandes (›patria‹) ist es dem Fürsten zu tun, gewiß. Doch diese seine vornehmste Bestimmung erleidet keine Einschränkung, wenn er zugleich seine Liebe den Büchern zuwendet. Erst die politische und die ›literate‹ Betätigung zusammen machen den vollkommenen Regenten aus. Was da als ›Verlust‹ von Zeit erscheinen mag, zeitigt umgekehrt doppelte Früchte. Denn wie nehmen sich, verglichen mit der Eloquenz als dem Integral aller humanistischer Vermögen, die hergebrachten adligen Künste aus, der ritterliche Wettkampf und das Turnieren, das Reiten und das Jagen? Königliche Künste sind es, gewiß. Doch sie alle unterliegen dem einen Gesetz der Zeit, das da auf Vergänglichkeit lautet. Dem Vergänglichen enthoben bleibt allein das auf das Geistige gerichtete Tun. Dies, so Opitz in einer unversehens sich doch noch einstellenden Anrede an den Dichter, hat der Freund in seinem Princeps Literatvs bedeutet. Es »übertrifft die übrigen Künste in solchem Maße, wie ein König sein Volk durch sein erhabenes Antlitz überragt. Ihr, Ball, Lager, Schwert, Vogel, Netz, Lanze, Roß, mögt Euren Wert haben. Diese Kunst schlägt Menschen in ihren Bann, jene Götter.«32 So die Schlußzeilen des elf Distichen umfassenden kleinen Beitrags. Ein Thema ist präludiert, ein poetisches Terrain erstmals abgesteckt. Was da dem Regenten im allgemeinen und einem der beiden gegenwärtigen Repräsentanten des Hauses der Piasten zugesprochen wird, ist ureigenstes humanistisches Gedankengut. Die Tugend des Regenten umgreift die geistigen Vermögen des

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Menschen, die im Fürsten als der obersten politischen Instanz vorbildlich in Erscheinung treten sollen. Sie adeln den Fürsten und sie adeln ihre poetischen Sachwalter. In jedem den Künsten und Wissenschaften sich zuneigenden Fürsten erfährt zugleich der Stand der Humanisten eine ständische Aufwertung. Spricht der Dichter dem Fürsten zu, was Wesensmerkmal menschlicher Existenz schlechthin ist, hat eine Anerkenntnis wechselseitiger Verpflichtung statt. Der Regent als homo politicus erfüllt als in den Dienst der patria Gestellte seine herrscherliche Bestimmung. Aber er genügt ihr nur in dem Maße, wie er sich zugleich den immateriellen, den geistigen Gütern verschreibt, die ihm dargeboten werden von dem Humanisten. Nur beim princeps litteratus weiß der Humanist sich als eine unverzichtbare Figur im umfassenderen politisch-literaten Kräftefeld aufgehoben, das bei jeder sich bietenden Gelegenheit erinnert sein will. Opitz hat sich in seinem auf die Piasten bezogenen Erstling dieser humanistischen Gedankenfigur mit Bravour entledigt.

Friedensfürst im Eisernen Zeitalter Wir überschreiten die Schwelle des Jahres 1620, genauer des Herbstes im nämlichen Jahr, und machen Station im Jahr 1622, dem der Rückkehr Opitzens nach Schlesien. In diesem trat er mit einer seiner großen Eingebungen hervor. Das Werk gab sich als Übersetzung und war doch in jeder Zeile erfüllt von eigenem Herzblut. In der Frühen Neuzeit verliefen keine strengen Scheidungen zwischen originären und übersetzten Texten. Übersetzungen mochten freie Adaptationen sein und umgekehrt vermeintlich originäre Schöpfungen durchsetzt sein von entlehntem poetischem Gedankengut. Auch Opitzens Lobgesang Jesu Christi des einigen vnd ewigen Sohnes Gottes gehört in den Kontext des reichen Zweiges an Übersetzungen, der das Opitzsche Werk durchzieht.33 Aufgetragen war dem Dichter die Anverwandlung der europäischen Literatur im Medium des Deutschen. Nur natürlich, daß der Fundus an Gattungen und Formen, die er bereitstellen wollte, immer wieder auch Übersetzungen waren. Speziell in der geistlichen Dichtung kam hinzu, daß mehr oder weniger große Texteinheiten bereits biblisch vorgegeben waren, nicht selten also ein zweifacher Modus der Übertragung in Gang gesetzt wurde. Der sich allemal anbietende Vergleich zwischen Original und Übersetzung bezeichnet folglich immer nur einen denkbaren Arbeitsschritt. Wichtiger bleibt die Erkundung des Werkgehaltes selbst. Und so auch im Falle des Opitzschen Lobgesanges, der zurückgeht auf eine Vorlage des Daniel Heinsius, den er in den Niederlanden kennengelernt hatte.34

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Hier ist nicht der Ort für eine Exegese des Textes und nicht einmal für eine Paraphrase. Er trägt – wie auf andere Weise Opitzens zu gleicher Zeit entstandenes TrostGedichte Jn Widerwertigkeit Deß Krieges – die Signaturen seiner Zeit. Auch in diesem Geburtstagsgedicht des Heilandes gibt sich ein humanistisches und das heißt zugleich ein postkonfessionelles Verständnis der christlichen Botschaft zu erkennen. Der Leidensmann, der da in die Welt gekommen ist, um sie zu erlösen, gehört nicht den Katholiken oder den Protestanten oder den Calvinisten. Er gehört den Menschen, die ihm glaubend, anbetend, Hoffnungen hegend begegnen, erfüllt von dem Wunsch, ihm in Wort und Tat nachzueifern, statt sich in theologisches Gezänk zu verlieren. Der christliche Glaube, wie er um 1600 Gestalt annimmt, ist ein gereinigter, ein auf wenige Elementaria gegründeter. In ihm haben Fragen der Gottes­ natur Christi und Dreifaltigkeitslehre so wenig einen Platz wie Fragen des ­kultischen Zeremoniells insbesondere im Blick auf das umkämpfte Abendmahl. Das Ergreifen des Lebens im Hinblick auf einen Menschen, der seinerseits ganz aus dem Glauben lebt, wird denkend und dichtend umkreist. Wir sagen es nicht zum ersten Mal und wiederholen es doch gerne aus gegebenem Anlaß erneut: Um 1600 zeichnen sich zumal unter der h ­ umanistischen Intelligenz Figuren des Glaubens ab, die hineingeleiten in das Zeitalter der Aufklärung. Opitz widmete seinen geistlichen großen Erstling seinem Vetter Caspar Kirchner, der ihn offensichtlich zu der Übersetzung angeregt hatte.35 In Leiden hatte dieser sich als ›Theologus Silesius‹ im Jahr 1617 in die Matrikel eingeschrieben und die Bekanntschaft von Heinsius gemacht. Der große niederländische Dichter, wichtigstes Vorbild auch für Opitz, ließ es sich nicht nehmen, dem ein Jahr später von Leiden Scheidenden ein Propemptikon mit auf den Weg zu geben; es war also mehr als eine flüchtige Bekanntschaft zustande gekommen. 1622 war Kirchner als Bibliothekar in die Dienste des Herzog Georg Rudolf getreten. Beinahe wären Kirchner und Opitz gemeinsam nach Weißenburg in Siebenbürgen aufgebrochen, wohin die beiden jungen Menschen von den Piastenfürsten empfohlen worden waren, um am Aufbau der von Bethlen Gábor geplanten Akademie mitzuwirken. Doch Kirchner lehnte ab. Genau wie Nüßler widmete er die Mehrzahl seiner Jahre den Piasten. Den Höhepunkt bildete zweifellos die Gesandtschaftsreise nach Wien, die er gemeinsam mit Opitz im Auftrag der Fürsten und der schlesischen Stände unternahm.36 Kirchner erhielt hier den Titel eines Kaiserlichen Rates, und Opitz wurde zum ›Poeta Laureatus Caesareus‹ erhoben. Kirchner freilich konnte sich der amtlichen Würden nicht lange mehr erfreuen. Schon

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im Juni des Jahres 1627 starb er in Liegnitz. Und eben dieser Umstand führt zurück zu dem vorgegebenen thematischen Zusammenhang. Opitz arbeitete an dem Text, den er schon 1622 und also zwei Jahre vor der ersten Veröffentlichung abgeschlossen hatte, weiter; er bedeutete ihm Besonderes. Er nahm ihn nicht nur in die seit 1625 kontinuierlich erscheinenden Sammlungen seiner Gedichte auf, sondern er feilte wiederholt an ihm. Zehn Jahre nach dem Erstdruck legte er ihn neuerlich als Einzeldruck vor, nun versehen mit einem mächtigen Anmerkungsapparat, wie er schon bei Heinsius vorhanden war.37 Kirchner lebte nicht mehr. Also galt es, einen neuen Widmungsempfänger zu finden. Die Wahl fiel auf keinen Geringeren als Herzog Georg Rudolf.38 Über die Gründe dafür eben zu diesem Zeitpunkt im Jahr 1632 wird an späterer Stelle zu reden sein. Hier interessiert uns, in welchen Worten und Wendungen Opitz den Fürsten anspricht. Er legt einen geistlichen Text in dessen Hände. Das hat Folgen für die Argumentation. Wir sind mit anderen Worten erneut Zeugen der Artikulation seines religiösen Selbstverständnisses, nun zugespitzt und perspektiviert auf den Fürsten, den es einzubeziehen gilt in den Vortrag, der im übrigen ungewöhnliche Dimensionen annimmt. Mit Staunen nimmt der Leser zur Kenntnis, was dem Dichter an geschichtlichen und religiösen Sachgehalten aus der Zeit Jesu gegenwärtig ist. Er entwirft geradezu ein Zeitgemälde. Das aber würde nicht erfolgen, wenn in dem Uralten nicht auch Aktuelles sich abzeichnen würde. Und nur auf diese Simultaneität der Zeiten kann hier für einen Moment das Augenmerk gerichtet werden. Jesus tritt nicht nur in eine Welt ein, in der ringsum das Heidentum herrscht. Auch unter den Juden hat eine fatale Neigung zur theologischen Haarspalterei Platz gegriffen und das, wie man hinzufügen darf, in genauer Analogie zur Gegenwart. In vielerlei Sekten sind die Gläubigen gespalten. Die Tüftelei über die Gesetze und ihre rechte Auslegung hat überhandgenommen – mit dem Effekt, daß derjenige, der gekommen war, die Menschen von diesem Joch zu erlösen, seinerseits sein Leben lassen muß. Und dann das Schicksal der Urgemeinde und der frühen Christenheit! Bitteres Leid und »innerliche verfolgung« haben sie durch die römischen Kaiser »vndt andere tyrannen« zu erdulden. Der Fürst ist darüber bestens informiert, ist er es doch, der »zue den Antiquiteten der ersten vnverfälschten Kirchen vndt den Schrifften der Altväter eine sonderbare liebe tregt«.39 Doch nun die aktuelle Wendung. All das Grauenvolle der alten Zeit vergegenwärtigt, will es doch scheinen, als sei es der Gegenwart vorbehalten geblieben, den Kelch des Leides bis zur bitteren Neige zu leeren. Bewußt verzichtet der Dichter auf Einzelheiten – ganz anders als in dem TrostGedichte. Es wer-

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den sich, so seine Überzeugung, der Wahrheit verpflichtete Zeugen finden, die das Geschehene dingfest machen und überliefern, genau so, wie durch Opitz selbst eben im TrostGedichte geschehen. Nur um Eines ist es nach all dem Frevel jetzt zu tun: um den Frieden mit Gott und die ›bestendige eintracht‹ der Menschen untereinander. Sie alle sind ›creaturen‹ des Schöpfers und Glieder des einen Erlösers als »des einigen Hauptes der kirchen«.40 Diese Botschaft reicht hin; sie ist umfassend genug, um alle Gläubigen zu vereinen. Jedes weitere Fragen und Spekulieren führt nur auf Abwege. Mehrere Seiten benötigt Opitz, um seine Einrede gegen die vorherrschende, an Wort und Buchstaben sich festbeißende disputative theologische Praxis zu exemplifizieren. Er teilt diese Einrede mit den Aufgeklärten unter seinen Zeitgenossen. Was aber vermag der Fürst zu tun, um der auf Frieden und Versöhnung zielenden Botschaft Geltung zu verschaffen? Es bedarf nicht mehr, als sich in die Reihe der Vorfahren zu stellen, die Exempel von Mut, Glaubensgewißheit und Friedfertigkeit gestiftet haben, welche der Erinnerung zu bewahren sind. So wirkt auch Opitz auf seine Weise mit an der Statuierung von memoria im Blick auf die Piasten. Und deutlich ist, daß es vor allem das Wirken Joachim Friedrichs, des Vaters der gegenwärtig regierenden Brüder, ist, das er im Auge hat. Denn offenbar sei es, waßer maßen E. Fürstl. Gn. vnter andern jhren großen tugenden/ nach dem ­exempel des löblichen Hertzogs Ihres seligen Herren Vaters/ wie auch anderer jhrer Königlichen vndt hochfürstlichen Vorfahren/ welche theils für Gott vndt das landt jhr leben gelaßen/ theils jhren zuenamen von jhrer frömigkeit erlanget haben/ ja theils in dem register der Heiligen mitt vnsterblichem lobe verzeichnet stehen/ jhr nichts mehr angelegen sein laße/ als die trewe fürsorge vndt g­ edancken/ wie der Kirchen bestes erhalten/ das vnzeitige disputiren vndt ver­läumbden abgeschafft/ der gewißen freyheit gefödert/ vndt alles auff einen solchen grundt möge gesetzt werden/ ohn welchen der friede ein lauterer krieg/ vndt die rhue gefährlicher ist als offentlicher vmbschlag vndt waffen.41

In fast gleichlautenden Wendungen hatte Opitz im TrostGedichte sich vernehmen lassen. Gewissenszwang in religiösen Dingen blieb das Erzübel. Ein jeder Leser oder Hörer wußte, wer dieser kardinalen Sünde sich vor allem schuldig gemacht hatte. Als ›Seligmacher‹ waren die Jesuiten durch Schlesien gezogen; Zwangsbekehrung oder Vertreibung hieß ihre Losung. Das brauchte und durfte in einer Widmungsadresse nicht gesagt zu werden. Der Fürst aber, der da angesprochen wurde, vermochte sich bestätigt zu fühlen, wann und wo immer er

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der Zwangsmissionierung sich widersetzte. Herrschaft blieb religiös sanktioniert. Niemals hätte ein Opitz sich dazu verstanden, an dieses religionspolitische Axiom zu rühren. Herrschaft war eine verliehene. An ihr hafteten Verpflichtungen, die einklagbar blieben. Georg Rudolf steht in der Reihe jener großen Regenten, die das Friedenswerk als oberste Maxime beobachten. Dem Dichter aber war es vergönnt, unvergeßliche Worte für den Fürsten zu finden, der zum Garanten von Gewissensfreiheit und Freiheit für seine Untertanen aufgerückt war. Als ›imago Dei‹ wird er in die Geschichte eingehen. So setzte Opitz dem Fürsten noch zu Lebzeiten ein Denkmal. Der Hertzog des lebens/ der Fürst des Friedens/ der allezeit gewesen/ weil er im anfange war; der allezeit gewesen/ weil er Gott war vndt noch ist; der allezeit gewesen/ weil er die zeit selbst gemacht hatt/ vnd ohn jhn nichts gemacht ist/ verleihe E. F. Gn. glückliche regierung/ heilsamen rhat/ friedtlichen wolstandt/ gesundtheit/ langes leben/ gedult in wiederwertigkeit/ überwindung aller vnverschuldeten feindtschafft/ vndt solchen segen/ dadurch Dieselbte sampt jhrem Hochfürstlichen hause zum auffnemen des Vaterlandes vndt dem allgemeinen besten so sehr wachsen vndt blühen möge/ so sehr es alle die jenigen/ denen das auffnemen des Vaterlandes vndt die allgemeine wolfarth lieb ist/ gerne sehen vndt wüntschen.42

›Perle der Heldinnen‹: ›süsse Frömigkeit‹ der verewigten Fürstin Noch im gleichen Jahr 1622 griff Opitz erneut zur Feder, und nun explizit für eine Angehörige des Hauses der Piasten. Im Februar 1622 war Sophie Elisabeth gestorben, Tochter Johann Georgs I. von Anhalt-Dessau und erste Gemahlin Georg Rudolfs. Die Fürstin entstammte dem reformierten Anhaltiner Haus und dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, daß Georg Rudolf gleichfalls für eine freilich bemessene Zeit den Wechsel zum reformierten Glauben vollzog. Nüßler, inzwischen in den Diensten Georg Rudolfs, nahm die Organisation der Trauerschrift in die Hand.43 Der Beitrag Opitzens sticht merklich hervor. Nur er steuert ein weit ausgreifendes Trauergedicht bei. Nichts deutet in dem lateinischen Titel, unter dem die Sammelschrift herausging, darauf hin, daß sie einen großen deutschsprachigen Beitrag birgt. Später wird Opitz dafür Sorge tragen, daß er in der Regel mit einer eigenen Verfasserschrift hervortritt. Im vorliegenden Fall handelt es sich, soweit zu sehen, um das erste bekannte Epicedium von ihm für eine fürstliche Person überhaupt. So will es als eine glückliche Wendung er-

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scheinen, daß der reformierten Prinzessin an der Seite Georg Rudolfs diese posthume Huldigung gilt. 160 Alexandriner hat Opitz auf den funeralen Akt gewandt. Es entstand in den Worten der Zeit ein ›Heroisch Getichte‹, von Opitz oder dem Herausgeber Nüßler jedoch schlicht ›Begräbnüßgetichte‹ tituliert. Ton und Thema koinzidieren. Opitz schwingt sich zu einem Poem nach Art eines (geistlichen) Lehrgedichtes auf, und das verlangt den ›heroischen‹ Vers in Gestalt des Alexandriners als Ersatz für den antiken Hexameter. O Wol dem welcher noch weil seine jugend blühet/ Vnd gantz bey kräfften ist/ schon auff das Ende siehet/    Das allen ist bestimmt/ vnd laufft mit lust vnd rhue/    So bald jhm GOtt nur winckt/ auff seine Stunde zue. Er wird von eitelkeit der dinge nicht verblendet Die bloß im wahn bestehn; hat allezeit gewendet    Sein Himmlisches gemüt auff das so Ewig wehrt/    Verleßt was aussen ist/ ist in sich selbst gekehrt.44

So die Eingangsverse. Der Tod ist zu bedenken. Der Dichter ist als Trostspender zur Stelle, zugleich aber auch als Weisheitskundiger. Er nimmt auf seine Weise im Medium der Poesie ein geistliches Amt wahr. Herauszustellen ist, was dem Tod widerstreitet, von ihm nicht angegriffen zu werden vermag. Was bleibt im Wechsel, was behauptet sich über den Tod hinaus? Vorsicht ist geboten mit der allzu rasch sich einstellenden Rede, hier werde eine typisch ›barocke‹ Erfahrung von Leben und Welt gestaltet. Alles humanistische Denken und Dichten kreist um die Exposition dauerhafter Werte. Im Trauergedicht stellt sich eine spezifische Färbung ein. Und wenn denn von zeittypischen Elementen gesprochen werden darf, so in dem Sinne, daß die unerhörte Erschütterung, wie sie von dem Zerfall der einen Christenheit im 16. Jahrhundert ausging und um 1600 kulminierte, dem auf Vergänglichkeit und Ewigkeit lautenden Sinnen eine besondere Dringlichkeit und Eindringlichkeit verlieh. Poetisches wie philosophisches Gold wie niemals vorher oder nachher ist in den Dezennien um 1600 gesponnen worden – das bleibende Erbe der späthumanistischen, vielfach mit dem gleichzeitigen hermetischen und mystischen Denken sympathisierenden Intelligenz. Wir dürfen uns auch an dieser Stelle wieder nicht auf den Text als ganzen einlassen. Gründliche Textinterpretationen verlangen eine Satz-für-Satz-Lektüre. Sie ist anderen Gelegenheiten vorbehalten. Hier geht es alleine um das

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Bild der Piasten, gespiegelt zumeist in ihren Repräsentantinnen und Repräsentanten, im vorliegenden Fall also einer Prinzessin aus angesehenem Hause, begabt mit dem Vorzug auch in den Augen des Dichters, dem reformierten Glauben angehangen zu haben. Ob sich Spuren dieser geistlichen Option auch in dem Gedicht finden? Das ist selbstverständlich eine erlaubte, aber eine den möglichen Themenkreis einschränkende Frage, dem auf die Piasten gerichteten Blick im Rahmen des Buches insgesamt geschuldet. Es wäre zuviel verlangt, dem Text eine in eine spezielle konfessionelle Richtung zielende Anspielung abzufordern. Der Dichter wählt einen anderen, einen unverfänglicheren, gleichwohl mit beredten Signalen ausgestatteten Weg. Die Prinzessin hat ein Muster abgegeben, wie ein Mensch inmitten des Lebens und in jeder wachen Stunde seinen Sinn auf das Ewige gerichtet hielt. Sie verkörpert, was der Text vorab an bleibenden Werten statuiert hatte. Nicht anders hat auch euch/ jhr Perle der Heldinnen/ Das Elend dieser Welt geführet eure sinnen    Zu dem was weder Feind noch sturm der zeit zuestört/    Vnd euch hier gutte Nacht zue geben recht gelehrt.45

Dazu zählt im Zentrum ihre ›Frömigkeit‹, als solche ausdrücklich apostrophiert. Was aber zeichnet diese aus? Oder genauer: Wozu steht diese Frömmigkeit im Gegensatz? Genau zu dem, wovon diese späthumanistische Generation sich dezidiert und unwiderruflich abgewandt hat, wobei es mit zum humanistischen Geschäft gehörte, einen Degout über das, was man da miterlebt hatte, zumindest durchblicken zu lassen. Es ist die Frömigkeit euch selbst entgegen kommen/ So jetzt im Himmel wohnt/ vnd hat euch angenommen/    Vnd frölich eingeführt: Die süsse Frömigkeit/    An derer stelle wir jetzt hegen Haß vnd Neid/ Der keinen Selig macht.46

Die Verstorbene war des konfessionellen Haders enthoben. Ihre Frömmigkeit ist von keinerlei Zwist befleckt. Weiß man aber, daß die Humanisten ›Haß vnd Neid‹ vor allem bei den Lutheranern am Werk sahen, und zwar genauer in ihrem nicht ablassenden Kampf gegen die Calvinisten, so rückt auch eine Passage wie die vorgelegte in einen spezifischeren Kontext. Es blieb das Mirakel der konfessionellen Debatte um 1600, durch ungezählte Texte belegt, daß

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es die zum Reformiertentum neigenden Geister waren, die unaufhörlich zum Ende des Streits aufriefen und ihre Stimme der religiösen Befriedigung liehen. Dafür gab es viele Gründe. Eine aus der Minderheit heraus agierende Gemeinschaft suchte sich Luft zum Atmen zu verschaffen, indem sie der Gegenseite in immer neuen Wendungen anheimstellte, von Verunglimpfung und Verfolgung abzulassen. Da spielten, wie gezeigt werden konnte, durchaus auch politische Motive mit hinein. Und das nicht nur in dem Sinne, daß schließlich der gemeinsame Gegner die Katholiken waren. Nein, in den fortgeschrittensten, den avanciertesten Verlautbarungen der Späthumanisten wurde die Einheit aller Bürger der einen inskünftigen Nation als utopische Vision ins Visier genommen. Über den konfessionellen Querelen erhob sich ein neues, ein säkulares Gut, die geeinte Staatsbürgergemeinschaft. Es war, um es zu wiederholen, die reformierte Klientel, die diese weit in die Zukunft weisenden Gedanken umkreiste. Ein jedes verantwortliche Wesen, das sich dem konfessionellen Hader entrang, leistete auf seine Weise einen Beitrag zur Befriedung, und das im Blick auf die religiöse Unierung, auch aber auf die ›nationale‹ Zusammengehörigkeit. In diesem Sinne will es etwas besagen, daß der Dichter am Schluß explizit die Zeitläufte bei jenem Namen nennt, der nun inmitten des Wütens erstmals auftaucht und den obwaltenden Sachverhalt auf den Punkt bringt. Nicht goldene, nein, eiserne Zeiten herrschen.    […] Es ist zue wenig noch/    Zu wenig vber vns der Waffen schweres Joch Vnd Bürgerliche Krieg/ die hochbeschwerten Zeiten Mit Theurung/ Hungersnoth vnd was zu allen seiten    Vns mehr vnd mehr bedrängt. Es ist ein neues schwerdt    Mit dem deß HErren Hand vns durch die Hertzen fehrt/ Vnd durch den sinn darzue/ verkürtzet vnser hoffen/ Das gar zue eitel ist.47

Apokalyptische Zeiten sind angebrochen. Und das meint mehr als die Tatsache, daß der später so genannte Dreißigjährige Krieg auf deutschem Boden ausgebrochen ist. Der Blick eines jeden Humanisten ist europäisch ausgerichtet. Was in Deutschland jetzt seinen Lauf nimmt, haben die Nachbarn und insbesondere die Franzosen zur Genüge gekostet. Bürger standen gegen Bürger im Namen einer zum Fanatismus geratenen Religion. Es herrschten ›Bürgerkriege‹, und sie greifen nun auch auf Deutschland über. Dem setzen die Humanisten ihr auf nationale Einigung abzielendes religionspolitisches Projekt entgegen.

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Eingerückt in diese Optik dürfen wir auch das Bild der frommen Prinzessin sehen. Sie hat sowohl ihrem Glauben als auch ihrem Hause Ehre erwiesen und ein Exempel statuiert. Die Literatur um 1600 ist bevölkert von Gestalten des Widerstandes und zugleich von solchen stillen, nach innen gewandten Glaubens. Es gilt, darin keinen Widerspruch zu erblicken. Wo immer dem Wüten lebend und glaubend Einhalt geboten wird, malen sich die Umrisse einer neuen Welt. Und mehr als das. Auch die Prinzessin nimmt unversehens Züge einer der Humanität verpflichteten Königin an. Am Schlusse gehen religiöse Befriedung und menschliche Bestimmung ein Bündnis ein. Auch in diesem Sinn gewinnt die Epoche um 1600 in ihren besten Gestalten Konturen des aufgeklärten Säkulums. Nun euch/ jhr Königinn der Tugendhafften Frawen/ Sey besser als vns hier/ die wir jetzt nicht mehr schawen    Die grosse freundtligkeit/ vnd vieler Gaben Schar    Mit der kein Sterblich Mensch euch zuvergleichen war. Es mussen Rosenbäum’ aus eurer Grufft fürschiessen/ Es mussen euren Sarch Violen rings vmbschlissen    Vnd Blumen vieler art/ es musse diß Gebein    Mit aller Specerey vmbher verschüttet sein.48

›Alit poëtas aula nobiles vestra‹ Drei Jahre vergingen, bevor wiederum ein Trauerfall im fürstlichen Hause der Piasten zu begehen war. 1625 starb Dorothea Sibylla, die Gattin Johann Christians. Der Tod löste ein weithallendes publizistisches Echo aus, und das gleichermaßen im Blick auf ihre Person wie ihren Stand. Dorothea Sibylla war die Tochter des Kurfürsten Johann Georg I. von Brandenburg. Seit 1610 war sie mit Johann Christian verheiratet. Und während Georg Rudolf das Glück der Vaterschaft versagt blieb, erfreute sich Johann Christian der Geburt von dreizehn Kindern, die ihm Dorothea Sibylla schenkte. Der vier überlebenden Söhne gedenkt auch Opitz. Sie sind uns begegnet und werden uns in poetischer Transfiguration und anderweitigem Bewandten sogleich wieder begegnen. Opitz’ Stern als Dichter war aufgestiegen. Mehrere große selbständige Texte lagen vor, eine erste Sammlung seiner Gedichte war erschienen, eine zweite, nun von ihm selbst autorisierte stand bevor. Er durfte es wagen, mit einer eigenen Trauerschrift hervorzutreten. Neben den verschiedenen Sammelschriften, die ein eigenes Kapitel auch in der Geschichte der deutschsprachigen Dich-

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tung bezeichnen, steht die Opitzsche Funeralschrift als auktoriale Bekundung sui generis. Und das nicht nur formal, sondern auch gehaltlich, ergreift Opitz nun doch die Chance, die Galerie der Piasten zu eröffnen und ihrer ruhmvollen Geschichte zu gedenken. Geht es um das schlesisch-polnische Fürstenhaus insgesamt im Werk Opitzens, so wird man seine Elegie auf Dorothea Sibylla vielleicht als die beredteste Äußerung ansprechen dürfen. Das Werk ist zweiteilig angelegt. Zunächst erfolgt wiederum in Latein die Anrede an den Fürsten und nunmehrigen Witwer, dann schließt sich der deutsche, der Fürstin gewidmete Text an, erneut ein großes Alexandrinergedicht.49 Die lateinische Anrede gilt Johann Christian, zugleich aber seinen vier Söhnen Georg, Ludwig, Rudolf und Christian. Von ihnen überlebten bis auf Rudolf die drei anderen den Vater und waren nach dem Tod Georg Rudolfs in die Regierungsgeschäfte der Piasten involviert. In diesem Sinn darf davon gesprochen werden, daß Opitz auch noch der vorletzten Generation der Piastenherzöge seine Feder lieh, deren Regentschaft selbst er nicht mehr erlebte. ›Hinkjamben‹ in der Manier des Catull hat er gewählt, um dem Fürsten und seinen Söhnen zu huldigen. Es geschah dies wie immer mit Bedacht.50 Dem Dichter ist es schon hier um die Sukzession zu tun. Sie erlaubt ihm, sich seinerseits angemessen zu positionieren. Seine Tränen bringt er dem Vater und seinen Söhnen dar, und dies als »der ergebene Verehrer eures Hauses« (»domus vestrae | Devotus ille cultor«, V. 7 f.).51 Er ist dem Haus als ganzem und sodann dessen einzelnen Repräsentanten gleichermaßen verpflichtet. Nur ein einziger näherer Hinweis erfolgt an dieser Stelle; alles Weitere ist dem folgenden Gedicht vorbehalten. Die en passant fallende Bemerkung ist sprechend genug (und nur allzu wahr). Eine Mutter war Dorothea Sibylla nicht nur ihren Söhnen, sondern zugleich dem Vaterland (›patria‹, V. 12) und dies in der spezifischen Bedeutung, die stets mitschwingt, wenn die Humanisten den ehrwürdigen, durch die Alten geadelten Begriff verwenden. Sie war die Regentin an der Seite ihres Mannes, des langjährigen schlesischen Landeshauptmanns; hinter Schlesien hinaus aber tat sich der weitere Raum der ›patria‹ auf, das Reich der Deutschen, das in jeder dem Vaterland geltenden Wendung mit assoziiert werden darf, ist doch die deutsche Sprache im poetischen Gewand stets auch sein Unterpfand. Dem »Greisenalter der erbärmlichen Welt« bleiben die Überlebenden ausgeliefert, während die Verstorbene in all ihrer unvergänglichen Blüte prangt (»nos in arida mundi | Scabri senecta mortui sumus vivi«, V. 13 f.). Die condemnatio mundi gehört zum Trauergedicht, gewiß. Und doch gewinnt die Rede um 1600, da die Fundamente wanken und das einstmals Wohlbefestigte in Auflösung

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begriffen ist, eine neue Bedeutung. In vorher unbekannter Weise wächst den Fürsten eine beschützende und beschirmende Rolle zu, und das zumal gegenüber den Dichtern in all ihrer Schwäche (›fragilis‹, V. 19). Nicht mehr hat dieser in die Waagschale zu werfen als das Versprechen, das Gedenken der Verstorbenen alljährlich zu erneuern. Es ist das Äquivalent zu dem, was er von dem Fürsten und seinem Haus erfährt. Als Ernährer der Dichter erscheint da der Hof der Piasten und speziell derjenige Johann Christians. Edle Dichter ernährt ein edler Hof und so auch den Sprecher. Auf schönste und durch Tradition beglaubigte Weise wiederholt sich das Bündnis zwischen Fürst und Poet auf schlesischem Boden unter der Regentschaft der Piasten, und Opitz ist der berufene Künder dieser sinnfälligen Symbiose, in der sich ein humanistischer Lebens- und Weltentwurf glanzvoll manifestiert. Sed illa floret, sique dexterae vatum Fides habenda est et sororibus Phoebi, Inter poëtas aula quos alit vestra (Alit poëtas aula nobiles vestra) Et ipse, fragilis, hoc queo unicum, tumbae Loco, quotannis versibus meis manes Cantabo vestrae conjugisque matrisque, Divine Princeps, vosque Principis Nati; Praemissa quorum sola nunc, domus vestrae Devotus ille cultor, offero vobis.52

Anrufung der Piasten Neuerlich ist Opitz mit dem nachfolgenden deutschsprachigen Poem ein großes Gedicht gelungen. Makellos steht es da. Seine Schönheit und Ausdruckskraft verdankt es der kunstvollen Verschränkung der Motive. An alles ist auf knappstem Raum am rechten Platz gedacht. Der Dichter, der soeben einen gehaltvollen Band seiner Gedichte herauszugeben im Begriffe steht, ist auf der Höhe seiner Kunst angelangt. Die deutsche Sprache ist literaturfähig geworden; nichts entzieht sich länger ihrem prägenden Vermögen. Die Wahl zwischen dem Lateinischen und dem Deutschen ist in dem Sinne entschieden, daß beide Sprachen auf ihre je eigene Weise zu jedem denkbaren Sujet verwandt werden können. Fortan zählt nur noch der Blick auf die Adressaten. Über die poetische Dignität braucht nicht mehr befunden zu werden.

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›Kunstvolle Verschränkung der Motive‹. Diese aufzudecken wäre einer eigenen Bemühung wert. Wir müssen – wie immer – auf Akzentuierung bedacht sein. Und auch da kommt uns das Gedicht entgegen. Die Prinzessin aus dem illustren Fürstenhaus Brandenburg hat sich einem illustren Repräsentanten des Hauses der Piasten verbunden. Wechselseitiger Glanz fällt über diese Verbindung auf beide Häuser. Im vorliegenden Fall nutzt Opitz den vorgegebenen Anlaß zu einer großen Hommage an die Piasten. Der Name der Verewigten ist es, der den Brückenschlag inauguriert. Geknüpft an das verschwägerte Haus der Brandenburger, erweist er sich unversehens geeignet, den Mythos der legendären Piasten zu reaktivieren. Wäre eine innigere Symbiose denkbar? Der einfallsreiche, der ingeniöse Dichter hat sie in einem stupenden Akt der inventio poetische Wirklichkeit werden lassen. Dorothea Sibylla! Ein Ausbund von Tugend und Frömmigkeit ist diese Fürstin gewesen, die der Piastensohn Johann Christian hat heimführen dürfen. ›Frömigkeit‹: Eine hat ihr vor langer Zeit darin geglichen, deren Namen auch sie nun trägt, die Schutzheilige Preußens Dorothea, die Rekluse, welche von 1347 bis 1394 lebte, also noch vor der Gründung des Herzogtums Preußen und vor der Etablierung des Hauses Brandenburg. Diese ›preußische‹ Mitgift bringt die Fürstin ein anläßlich ihres Herüberwechselns in die Herzogtümer der Piasten. Und auch deren Geschlecht reicht zurück in nahezu vorgeschichtliche Zeit. Mit ›Piast‹ hebt die Reihe an, und Opitz beginnt tatsächlich mit ihm als es nun darum geht, die Linie der Vorfahren zumindest in deren wichtigsten Repräsentanten vorbeidefilieren zu lassen. Piast hat allbereit sehr lange nun geschlaffen; Den starcken Micißlaw halff keine Wehr’ vnd Waffen/    Noch newes Christenthumb; der Kioff vberwandt/    Der kühne Boleßlaw/ kam dennoch in den Sandt; Der Weyse Casimir must’ auß dem stillen Leben Vnd seinem Closter sich ins Königreich begeben/    Auß diesem in das Grab; der bärticht’ Henrich starb/    Vnd seine Hedwig auch/ die solchen Ruhm erwarb Durch jhre Gottesfurcht; jhr fromer Sohn ingleichen Hat müssen/ doch für herdt vnd für altar/ verbleichen;    Vnd viel noch die der Stam von Lignitz hat gebohrn/    So mit dem Leben doch den Namen nicht verlohrn/ Der nimmer sterben wird.53

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Es ist eine Totengalerie, die da eröffnet wird. Nur am Rande finden Taten Erwähnung. Wir bewegen uns in der Gattung des Trauergedichts. Auch die Größten unterliegen der Macht des Todes. Doch diese seine Macht erstreckt sich nur über die Leiber. Unvergessen ist ihrer aller Name und was an ihn sich knüpft. Und das dank der Stifter von Überlieferung, an deren Spitze die Poeten rangieren. Ein jedes Totengedicht ist zugleich eine Wiedererweckung zum Leben. Der geistlichen Auferweckung korrespondiert eine poetische. Dieser Gedanke ist seit den frühesten Tagen der Humanisten in der Welt. Er begründet ihr Selbstvertrauen, ja, mehr noch. Er beflügelt ihren eigenständigen, ihren selbstverantworteten Umgang mit der religiösen Überlieferung. Neben dem Geistlichen steht fortan der poeta doctus als persona sui generis, begabt auch seinerseits mit der Stiftung von lebens- und sterbensertüchtigender geistiger und poetischer Kost, deren Obhut allein in seiner Hand liegt. Gewahrt man aber, welchen Umgang der Dichter gleich allen seinen Standesgenossen mit eben jenem Geschlecht pflegt, das er preisend vergegenwärtigt? Die polnischen Würdenträger werden aufgerufen, ohne daß dies eigens der Erwähnung oder gar der Begründung bedürfte. Fern liegt dem Dichter mit seinen Standesgenossen jedwede nationale Vereinnahmung, von der wir eingangs sprachen. Es zählen Alter und Herkunft, Taten und Tugenden; ein nationaler, gar ein völkischer Zungenschlag ist nicht vernehmbar. Die Humanisten haben an das Zusammenwachsen der Völker in nationalen politischen Einheiten gedacht. Fremd indes war ihnen die nationale Aufputschung. Sie ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts, das sich definitiv von dem Vermächtnis der Frühen Neuzeit trennte. Auch ein Opitz erhebt die Piasten zum poetischen Vorwurf, keinen Moment darauf bedacht, nationale Sonderungen vorzunehmen; sie sind schlechterdings irrelevant. Nun sind die jüngsten Glieder in der illustren Folge des Geschlechts in den Blick gerückt: Dorothea Sibylla, Johann Christian und ihrer beider männliche Erbfolger. Für alle hat der Dichter unvergeßliche Worte bereit. Der Fürst unterliegt der von Gott verfügten schwersten Prüfung. Wird er sich von dem Leid übermannen lassen? Er ist zum »Landes Vater« erhoben worden, von Gott beschenkt mit der »Perl’ aus Brandenburg« (V. 74, V. 76). In ihren Kindern erblickt er die geliebte Gattin einen jeden neuen Tag. »Ziehr vnd Schein | Der Häuser Brandenburg vnd Briegk« sind in ihnen »vermenget« (V. 79 f.). Schon jetzt melden sich »die jungen freien Helden« in ihren Augen (V. 81 f.). Was aber ist es, das zu dieser Ansicht ermächtigt? Nichts anderes als das, was dem Humanisten auch für einen jeden Regenten als das Wichtigste dünkt, das eifrige Studium der Bücher. Kein Fürstenspiegel humanistischer Provenienz, der nicht auf die Parität von Stand und Vernunft hinarbeitete. So auch Opitz:

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   […] der Weysen Bücher schar Ist allzeit vmb sie her/ sie fangen an zu wissen/ Daß hoher Stand vnd Witz/ vermählet werden müssen/    Vnd in ein Joch gebracht/ im fall das Edle Pfandt    Mit dem sie sind begabt/ sol werden angewandt.54

Über diese ›literaten‹ Güter verfügt allein der Humanist. Sie den ›jungen Helden‹ anzuverwandeln, sie ihnen einzubilden, bezeichnet die Krönung seines dem eigenen Stand geschuldeten Auftrags. Dichter zu sein schließt Prinzenerziehung ein. Auf die Symbiose beider Sphären läuft es hinaus. So läßt auch Opitz den unmittelbaren Anlaß hinter sich. Und doch auch wieder nicht. In den der Tugend und den Künsten nacheifernden Prinzen ist das Vermächtnis der Verewigten als ein Versprechen für die Zukunft über die Zeiten hinweg geborgen. Noch aber liegen die Geschicke des Landes bei Johann Christian. Soeben ist das Haus Münsterberg-Oels mit dem der Piasten über Karl II. von Münsterberg-Oels und seine Gemahlin Elisabeth Magdalene verbunden worden – ein wiederum Hoffnung begründendes ›Geschichtszeichen‹. Möge es dem Fürsten vergönnt sein, den so sehnlich erhofften Frieden, summum bonum in Erasmischer Tradition, heraufzuführen. Laß vnsers Landes Haupt/ das auch zu gutter stunden An das berühmbte Hauß von Oelsse sich verbunden/    Bald sehn die güldne Zeit/ an der man ruffen soll:    Der Gott-geliebte Fürst ist doch nur Segens voll/ Vnd aller Himmelßgunst: erhalt die Herren Brüder Frisch/ blüend’ vnd gesundt/ daß sie dies’ jhre Glieder/    Das werthe Schlesien/ wie vormals wol vnd fein    Mit Rath vnd That erziehn/ vnd Väter mögen sein. Gieb daß sie/ wie vorhin jhr Anherr todt gesieget/ Vnd vnser Landt beschützt/ das harte wardt bekrieget/    Den Frieden lebend’ jetzt erhalten Tag vor Tag/    Der so gutt daß kein Mensch nichts bessers nennen mag.55

Widmungsdispositionen Im nämlichen Jahr 1625 erschien die erste von Opitz selbst komponierte Sammlung seiner deutschen Gedichte. Opitz hatte Vorgänger, gewiß, einen Theobald Hock in Prag, einen Georg Rudolf Weckherlin in Stuttgart und schließlich ja

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auch Julius Wilhelm Zincgref, der die ihm zugänglichen Gedichte ­Opitzens gesammelt und ergänzt um eine Anthologie verwandter Versuche vornehmlich aus dem Südwesten ein Jahr vorher herausgebracht hatte. Und doch stellen die Acht Bücher, Deutscher Poematum, wie Opitz sie 1625 vorlegte, etwas Neues dar. Erstmals wird im neuen Stil und in der neuen Sprache der deutschen Kunstpoesie ein nach Formen, Themen und Anlässen wohlstrukturiertes lyrisches Sammelwerk geschaffen, das dem Bedürfnis nach ordo, wie es die Zeit beherrscht, im Medium der Poesie Genüge tut. Im Neulateinischen waren durchkomponierte Lyrikbände seit langem im Schwange. Opitzens bahnbrechende Tat bestand auch in diesem Fall darin, eine im Lateinischen und bei den Nachbarn im heimischen Idiom praktizierte Gepflogenheit unter den Deutschen einzuführen. Das erste von ihm geschaffene und autorisierte deutschsprachige lyrische Sammelwerk gab das Muster ab für allenthalben alsbald sich regende verwandte Bestrebungen. Opitz hatte sich neuerlich als Pionier erwiesen.56 Ein derart richtungsweisendes poetisches Ereignis verlangte nach eingehenden Erwägungen hinsichtlich einer einschlägigen Widmungsadresse. Opitz wird sie angestellt haben. Eine Entscheidung muß ihm schwergefallen sein. Dieses Buch würde weithin sichtbar wahrgenommen werden, davon durfte er ausgehen. So hätte es nahegelegen, seinen Gönnern in diesen Jahren, eben den Piastenherzögen, das Werk zu dedizieren. Opitz beschritt einen anderen Weg. Die Acht Bücher, Deutscher Poematum sind dem Gründer der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen zugeeignet. Die Widmung geriet zu einem großen kulturpolitischen Manifest und blieb die gewichtigste Äußerung, die wir in dieser Hinsicht von Opitz besitzen.57 Die Gründe für die Wahl und die Anlage der Dedikation liegen auf der Hand. Es mußte das Ziel von Opitz sein, den Fürsten für eine Aufnahme in die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹ zu gewinnen. Die Sozietät war ›bürgerlichen‹ Gelehrten nur ausnahmsweise geöffnet. Es war eine Gründung für die gehobenen Stände. Um so größer das Renommee, das sich mit einer Kooptation verband. Opitz’ Hoffnung erfüllte sich. Nachdem er im Jahre 1626 in Wien vom Kaiser zum gekrönten Poeten erkoren worden war, würdigte ihn der Fürst im Jahr 1629 der Aufnahme in die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹.58 Ein Gipfel in der Laufbahn des Dichters war erklommen. Um so dringlicher aber blieb die Herausforderung, nun auch die Piasten gebührend zu ehren. Allein ein prominentes Werk konnte es sein, das sich mit dem Namen der Piasten oder eines Vertreters aus dem Geschlecht zieren durfte. Opitz wäre nicht Opitz, wenn nicht alsbald eine professionell angelegte Strategie entwickelt worden wäre.

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Wir sprachen von dem Übersetzer Martin Opitz. Ehrgeizig war er darauf bedacht, den Formenkanon der europäischen Literatur einzudeutschen. Eine Krönung dieses Vorsatzes bestand darin, die beiden ›hohen‹ Gattungen im ständisch gestaffelten System der alteuropäischen Literatur verfügbar zu machen. Es ging um die Tragödie und das Epos. Die Antike hatte in beiden Gattungen unübertreffliche Werke geschaffen. In richtiger Einschätzung seiner Kräfte verzichtete Opitz darauf, sich an eigenen Werken in dieser Spezies zu versuchen. Die Übertragung bezeichnete den erfolgversprechenderen Weg. So legte Opitz noch im Jahr 1625 eine deutsche Version von Senecas Trojanerinnen vor, der sehr viel später eine Übertragung von Sophokles’ Antigone folgen sollte. Damit war für die Tragödie gesorgt. Wie aber war auf seiten des Epos zu verfahren? Eine Übersetzung der weltliterarischen Schöpfungen von Homer und Vergil kam aus vielerlei Gründen nicht in Frage. Aber auch eines der Epen der neueren Zeit, wie sie beispielsweise im Italienischen oder Französischen zustande gekommen waren, schied für Deutschland aus. Ein anders gearteter Weg mußte beschritten werden. Der Roman der Antike war eine späte Schöpfung aus der Zeit des Hellenismus gewesen. Er wurde geboren, als die großen musterbildenden Gattungen im Griechischen bereits vorlagen, das Epos, die Lyrik, die Tragödie. Hier tat sich eine Chance für die neuere Zeit auf. Tatsächlich ist der Roman eine genuine Zeugung der Frühen Neuzeit. Er kennt Anleihen beim Epos und beim antiken Roman, gewiß. In der formalen Trias jedoch, als welche er schließlich die europäische Literatur bevölkerte, blieb er eine Schöpfung der nachmittelalterlichen Zeit, genauer Spaniens. Wenn Italien bis dato die Führungsrolle innegehabt hatte, so verlagerte sich um die Wende zum 16. Jahrhundert der Schwerpunkt zunächst nach Spanien, gefolgt alsbald von Frankreich und England. Das ist eine faszinierende Geschichte. Die Entfaltung des Romans in der europäischen Literatur bildet eines der großen Kapitel der literarischen Frühen Neuzeit. Dem Roman gehörte auf lange Sicht die Zukunft. Kulminierte die antike Literatur im Epos, so die neuere im Roman. Hier geht es um einen zu den Piasten zurückführenden Aspekt. 1621 erschien in Paris ein in lateinischer Sprache verfaßter Roman mit dem Titel Argenis von dem schottischen Autor John Barclay. Es handelte sich, wenn ein einziger charakterisierender Satz erlaubt ist, um einen politischen Schlüsselroman. Ereignisse aus dem Zeitalter der Konfessionskriege werden raumund zeitversetzt und durchzogen von Erörterungen und Maximen in rascher erzählerischer Folge dargeboten. Der neuen, alle Lebensbereiche ergreifenden ›Politik‹ war ein narratives Gewand verpaßt worden, das zum genußvol-

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len Lesen und zugleich zur Spurensuche und Rätsellösung einlud. Dem Werk war ein ungeheurer Erfolg beschieden. Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, wurde fortgeschrieben und motivisch geplündert, und das bis tief in das 18. Jahrhundert hinein.59 Es bezeichnet folglich nur eine weitere Facette im Wirken Opitzens, wenn der geniale Literaturstratege sogleich die Bedeutung dieses Werkes erkannte und sich – gestützt neben der lateinischen auf eine französische Vorlage – an eine Übersetzung machte. Fünf Jahre nach dem Erscheinen des Erstlings im Jahre 1621 lag sie vor. Ein erster großer politisch-heroischer Roman in der Nachfolge des antiken Epos war damit nach dem Einsatz der neueren von Opitz protegierten Reform auch im erzählerischen Genre verfügbar. Parallele Versuche etwa auf dem Felde der Epen-Eindeutschung verblaßten darüber.60 Und doch beobachtete Opitz seiner Schöpfung gegenüber eine denkwürdige Reserve. Er verzichtete darauf, ihr eine Einleitung voranzustellen. Das Feld überließ er seinem Breslauer Verleger Müller. Und auch eine Widmungsadresse steuerte er seinerseits nicht bei. Der Grund liegt auf der Hand. Barclay hatte seinen Staatsroman dem Haupt der französischen Monarchie König Ludwig XIII. zugeeignet. Der Autor war strenger Royalist. Die französische Monarchie war in den Strudel der konfessionspolitischen Bürgerkriege hineingerissen worden. Sie hatte sich letztlich durchgesetzt, und der König stand für ihre Rettung ein. Eben war Richelieu im Begriffe, die Geschicke des Landes in die Hand zu nehmen. Er bekannte sich als faszinierter Leser der Argenis. Opitz übersetzte die Widmung an den König. Daneben war schlechterdings keine zweite dedikatorische Einlassung möglich; sie hätte sich nicht zu behaupten vermocht. Dafür trat Zetzner hervor, und das gewiß in Abstimmung mit Opitz, so sehr dieser sich im übrigen alsbald von den verlegerischen Usancen distanzieren mochte. Er übernahm das Titelkupfer des Originals, schrieb diesem jedoch Züge des Wappens der Piasten ein. So blieb nicht nur ein europäischer Zusammenhang gewahrt, sondern die Piasten durften sich zugleich ihrerseits als geheime Adressaten des Erfolgsromans angesprochen fühlen. Und mehr als das. Überaus geschickt erschienen neuerlich die vier Söhne Johann Christians in der Rolle als Empfänger der deutschen Version des Romans. Als chiffrierte politische Handlungsanweisung war dieser über weite Strecken konzipiert. Wo wäre eine solche besser aufgehoben gewesen als bei den künftigen Regenten der piastischen Lande? David Müller, befreundet mit Opitz, machte seinem Beruf wie seinem berühmtesten Autor alle Ehre.

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Vnd habe EEEE. FFFF. GGGG. solche Teutsche Argenidem ich hiemit in Vnder­ thänigkeit dediciren vnd zuschreiben wöllen/ damit nicht allein selbige vnter dero Fürstlichen Namen beständige Sicherheit vnd Schutz wider alle Verleumbdungen haben/ sondern auch denenselben in der Blüt dieser jhrer noch zarten Jugendt die darinnen begriffene stattliche Exempla Fürstlicher Sitten vnd Tugenden/ Freundvnd Feindschaften/ Glücks vnd Vnglücks/ mit einer besonderen Ergetzligkeit zeitlich eingebildet/ Sie zur hochrühmlichen Nachfolge in dem geziemenden erwecket/ von dem wiedrigen abgeleitet/ vnd also von Ihnen darinnen gleich als in einem güldenen Spiegel ersehen werden möchte/ wordurch nicht allein die Ehr Ihrer hochgepreiseten Vorfahren zu erreichen/ sondern auch/ ob es Gottes Wille/ glücklich zu vbersteigen. Gelanget demnach an EEEE. FFFF. GGGG. mein vnterthäniges hochfleissiges Bitten/ Sie geruhen/ solche Dedication Ihnen gnädig gefallen/ vnd wie dieses vornehme hochruhmwürdige Werck/ also auch mich vnd die meinigen zu dero beharrlichen Fürst­lichen Gnaden vnd Hulden empfolen seyn zulassen.61

›O du Quell der Heylsamkeit‹ Die zweite Hälfte der zwanziger Jahre stand für Opitz im Zeichen der Dienste für Karl Hannibal von Dohna. Wie er es vermochte, für eine Weile zu den Habsburgern herüberzuwechseln, als deren Repräsentant in Schlesien Dohna fungierte, der sich dem böhmischen Abenteuer konsequent versagt hatte und nun mit der Statthalterschaft vom Kaiser belohnt wurde, gehört zu den nicht mehr lösbaren Rätseln der Opitz-Biographie. Wir können nur konstatieren, daß die zeitweilige Umorientierung des Dichters, wie sie den Zeitumständen geschuldet war, weder zu einer Entfremdung der Freunde der Jugend noch auch zu einer der herzoglichen Piasten führte. Da war gewiß erhebliches diplomatisches Geschick im Spiel. Und doch hätte dies nicht ausgereicht. Man durfte sich offensichtlich versichert halten, daß Opitz bestehende Loyalitäten nicht aufkündigte und schon gar nicht einschwenkte auf einen prokatholischen Kurs. War dem aber so, dann eröffneten sich über die Nähe des Dichters zu den Schaltstellen der Macht wiederum auch Chancen. Opitz war ein wichtiger Träger von Informationen aus dem öffentlich-politischen Bereich, der die dominanten konfessionspolitischen einschloß. Das konnte seinen Freunden und in erster Linie den Piasten selbst nur zugute kommen.62 Ungeachtet diverser Ergebenheitsadressen gegenüber Dohna und sogar einer fulminanten Lobrede auf ihn riß das Band zu den Piasten nicht ab. Ein schönes Zeugnis dafür stellt ein Gedicht dar, das sich als Druck, eingeklebt in die

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Handschrift R 2306 aus der Rhedigerschen Bibliothek der alten Breslauer Stadtbibliothek, glücklicherweise erhalten hat.63 Der Sammler Christian Ezechiel, dem wir – genau wie Johann Kaspar Arletius – so viele Rettungen kostbaren poetischen Guts zu verdanken haben, wird sich auch in diesem Fall verdient gemacht haben. Es handelt sich im weitesten Sinn um ein Gelegenheitsgedicht. Adressat des Poems ist Herzog Georg Rudolf. Der hielt sich in Bad Warmbrunn auf dem Herrschaftsgebiet der Herren von Schaffgotsch auf, das Opitz auch seinerseits bald besuchen und in einem berühmten Schäfergedicht besingen sollte. Opitz war diese wiederum durch Tradition beglaubigte Episode des Rückzugs eines Regenten in die erquickende Natur ein willkommener Beweggrund für einen poetischen Gruß. Im Jahr 1628 erschien das kleine Poem. Es war die Zeit, da nun auch Georg Rudolf sein Amt als Oberlandeshauptmann niederlegte, das er aus den Händen seines älteren Bruders übernommen und in schweren Jahren des Krieges und der religiösen Unterdrückung nach besten Kräften ausgeübt hatte. Der Wechsel im Amt, das nun herüberging zu Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg-Oels, dem Opitz auch alsbald seine dichterische Aufwartung machte – sein Landgedicht Vielguet ist dem Herzog gewidmet –, signalisierte auf andere Weise, daß die Piasten ihre einstige Machtstellung nicht hatten behaupten können. Die kaiserliche und mit ihr die katholische Seite war seit 1620 in stetigem Vormarsch begriffen. Auch das muß man wissen, wenn es denn um eine verständnisvolle Lesung des reizenden Miniaturgebildes geht. O du Quell der Heylsamkeit/ Du berümbter Arzt der glieder Wir vertrawen dir nun wieder Trost vnd Hoffnung dieser Zeit: Schaw es giebet vnser Landt Dir sein Haupt in deine Handt.64

Einen schlichten liedhaften Vierheber wählt Opitz. Er ist selten im Kontext der Ehrung eines Regenten. Hier ist er am Platz, denn der Fürst hat den Regierungsgeschäften für eine bemessene Weile Adieu gesagt und weilt in der schönen Natur. Ein pastorales Ambiente ist derart fast automatisch evoziert, figuriert die schäferliche Welt doch seit Vergil auf der Gegenseite der politischen, und dies als ihr Komplement wie als ihr Korrektiv. Heilende Kräfte sind dem schönen Flecken eigen. Hier in der heiteren Natur findet der Regent zurück zu der nur ihm übertragenen Bestimmung. Der abgelegene amöne Schauplatz ist

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als Örtlichkeit der Rekreation immer zugleich einer der Anamnesis. Die Umrisse einer Utopie rechten und gerechten Herrschens zeichnen sich in dezenten Konturen ab. In diesem Sinn ist die Pastorale seit Vergil in ihren großen Zeugnissen gerne von Motiven aus dem Fürstenspiegel umspielt.65 Zur pastoralen Szenerie gehören die Nymphen. Diese sind auch bei Opitz sogleich zur Stelle. Ihnen ist aufgetragen, der »Göttlichkeit« des Fürsten singend und tanzend zu huldigen. Sie sind dazu berufen, weil sie »selber göttlich« sind (Strophe 2). Wohin man schaut, immer herrscht ein wohlaustariertes Gleichgewicht zwischen der politischen und der schäferlichen Sphäre, hier repräsentiert in den Nymphen; beide sind einander ebenbürtig. Der Dichter wacht über die Einhaltung der rechten Maße zwischen beiden Sphären, die er selbst doch mit jedem neuen pastoral kostümierten Poem bekräftigt und reformuliert: Kunst des Poetisierens im öffentlichen Raum, auf die die Humanisten sich wie niemals vorher, aber spätere Dichtergenerationen sich eben auch niemals wieder nachher verstanden. Opitz ist ein Meister in der Erfindung von Wendungen, die den Regenten als Helden im Bunde mit den Musen als Repräsentantinnen des Dichters zeigen. In der schönen Natur erfüllt sich ihr Wesen, ist ihr Treiben doch abgestellt auf einen Akt des Dolmetschens, nämlich der Transposition der Laute der Natur in die Sprache des Menschen – dichterisches Kerngeschäft seit je. In der Regentenhuldigung kommt Spezifisches hinzu. Der Regent, als ›Heldt‹ apostrophiert, liebt die Musen. Und die danken für die Wertschätzung, indem sie ihm, wie es tiefgründig heißt, einen ›Namen‹ geben. Er lautet eben auf ›Heldt‹. Aber das ist doch nur ein Begriff für einen Kosmos, den er umschließt. Indem die Musen heldisches Dasein im Gedicht besingen und sukzessive entfalten, sind sie es, die die Regularien rechten Regententums artikulieren. Und so ist es indirekt auch noch ihrem Wirken zuzusprechen, wenn der Regent am Ort der Musen zu sich selbst findet. Was aber meint dies im eisernen Zeitalter, als welches die gegenwärtigen Zeiten allemal zu gelten haben? Der Regent behauptet sich in ihnen, indem er sich selbst und seinem Auftrag die Treue wahrt. Regentische Tugend umgreift mehr als Bändigung der Leidenschaften (ataraxia). Im Atemholen und in der Sammlung der Kräfte stählt sich der Regent für sein schweres Geschäft. Sein Rückzug in die Einsamkeit kommt seinem öffentlichen Wirken zugute. Die Dichotomie von Natur und Gesellschaft, privater und öffentlicher Sphäre ist dem Humanismus fremd. Der Regent, der diese vermeintlich ›idyllische‹ Opitzsche Adresse empfängt, weiß sich bestätigt und bestärkt in seinem herrscherlichen Amt und das gerade deshalb, weil sie im ländlichen, im pastoralen Raum verlautet.

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   Aber du/ du werther Heldt/ Den die Schar der Musen liebet/ Dem sie einen Namen giebet Den noch zeit noch sterben fellt/ Denke was du jetzvndt thust; Nim zwar Wasser/ doch mehr Lust.    Hier soll gar kein Kummmer seyn; Hier verscheubt man grosse Sachen; Rhue/ genügen/ reden/ lachen Steige frölich mit dir ein: Fürsten ist auch Sorg’ vnd Wahn/ Nicht nur Menschen Vnterthan.    Ihr Gemüte schwüllet nicht/ Wann das Glücke sie bescheinet: Thut nie kläglich/ seufftzt vnd weinet/ Wann der sturm den Mast zerbricht/ Bleibet allzeit vnbewegt/ Wird nicht anders als er pflegt.    Fleuch zu suchen gar zu weit Was sich Morgen zu wird tragen; Nim das beste von den Tagen Die der Himmel dir verleyht. Unser wesen hat sein Ziehl/ Sorge wenig oder viel.66

›O vnbeflecktes Liecht | Des edlen Schlesien‹ Es wird denkwürdig bleiben, daß gerade die späteren Jahre im Dichten Opitzens nochmals einen Schub großer geistlicher Schöpfungen hervorbrachten. Das geistliche Werk dieses ›Erzhumanisten‹ am Eingang des 17. Jahrhunderts behauptet sich gleichberechtigt neben den vielen Spielarten weltlichen und insbesondere anlaßbezogenen Dichtens. Die Kunst der Exegese besteht darin, die Einheit dieser poetischen Welt in ihren diversen Ausprägungen zu erkunden. Das wäre das Geschäft einer großen Opitz-Monographie, wie wir sie für die Zukunft uns erhoffen. Hier sind allemal nur gelegentliche Fingerzeige möglich. Aber auch sie mögen, gebündelt in einem Kapitel, ihr – freilich eingeschränktes – Recht bewahren. Das Jahr 1628 zeitigte zwei umfängliche geistliche Gedichte, eines Vber das Leiden vnd Sterben Vnseres Heilandes und ein weiteres über Die Episteln Der

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Sontage vnd fürnemsten Feste des gantzen Jahrs. In dem letzteren treten die alttestamentarischen Psalmen in Erscheinung, die eine so beherrschende Rolle im Werk Opitzens spielen, wie des Näheren sogleich zu zeigen. Hier in den Episteln wählt Opitz einen originellen Weg.67 Er bedichtet einzelne Passagen aus dem Neuen Testament und vornehmlich aus dem Briefwerk und unterlegt ihnen die Melodien der französischen Psalmenfassungen, auf die er bei jedem einzelnen Stück verweist, ohne daß die Melodien selbst zum Abdruck kämen. Altes und Neues Testament werden derart über Wort und Musik zusammengeführt. Die jüdisch-christliche Überlieferung ist eine einzige und unteilbare und der Humanist ihr den gegenwärtigen Zeitläuften verpflichteter Anverwandler, ihr Dolmetscher. Nicht anders als die Heraufführung und Weiterschreibung der griechisch-hellenistisch-römischen Welt ist auch die der geistlich-orientalischen sein Werk. Und gesellt sich schließlich im gleichen Zeitraum die Aneignung der arabischen Kultur hinzu, so mag eine Ahnung sich einstellen, was das neuere Europa diesen geistigen Pionieren der Frühen Neuzeit verdankt. Für uns ist einschlägig, daß Opitz sein großes Epistel-Werk wiederum einem Piasten gewidmet hat, und zwar Georg Rudolf. Ihm mußte daran gelegen sein, die Piasten nachhaltig dedikatorisch zu bedenken, solange er in den Diensten Dohnas stand. Das Werk wurde ein Erfolg, stetig erschienen neue Auflagen bis in das 18. Jahrhundert hinein. So wurde auch über diese geistliche Arbeit der Name der Piasten tradiert, und das so lange, wie es eine lebendige OpitzRezeption gab, die wir das ganze 18. Jahrhundert über beobachten können. Opitz hat eine in Versen gehaltene Widmung gewählt und sich für diese neuerlich des Alexandriners bedient. Die versifikatorische Fassung erlaubte ihm, seine Verbundenheit mit dem Hause der Piasten in poetische Worte zu kleiden, die er in alleiniger Regie behielt. Die Transformation begünstigte eine geradezu persönliche Züge annehmende Huldigung. Ein derartiger Gestus wäre in der Prosa nicht möglich, aber auch nicht eigentlich statthaft gewesen. Opitz qualifiziert seine Arbeit als eine ihm vom Fürsten anempfohlene. Was mag den Fürsten zu dieser doch eher ungewöhnlichen Attitüde veranlaßt haben? Er durfte sich von dem Dichter eine Behandlung des Themas erhoffen, die auf religiösen Ausgleich zielte und derart auch der Führung seiner politischen Geschäfte entgegenkam. Opitz nahm den Ball sogleich in den ersten Zeilen auf. In diesem Buch, so sagt er, werde nur von der Liebe des Heilandes zu den Menschen gesprochen. Sie geht einher mit einem Haß auf der »Menschen Brunst«.68 Diese Wendung meint im vorgegebenen Zusammenhang mehr als nur ›Leidenschaft‹ im allgemeinen. Abscheu vor dem konfessionellen Fanatismus schwingt mit. Wort und Stimme Christi und der biblischen Zeugen sind

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ihm entzogen. Wieder hat eine Separierung der reinen biblischen Botschaft von der Adaptation in späteren Zeiten und zumal in der Gegenwart statt. In des Dichters Hand ist der Brückenschlag gelegt und dieser ist expressis verbis fürstlich legitimiert. Das poetische Agieren zeitigt ein interessantes poetologisches Äquivalent. Der »Zierligkeit« der Worte, dem ›schönen klang‹ wird eine Absage erteilt. Sie gehören dem weltlichen Wesen an, das »schnöd’ vnd jrrdisch ist.«69 Die geistliche Rede bedarf keines poetischen Aufputzes. Sie ist alleine auf die Vernehmbarkeit der göttlichen Stimme des Heilandes gerichtet. Das ist eine in der geistlichen Dichtung häufig verlautende Wendung. So wie keine theologischen Lesarten nachträglich dem biblischen Wort hinzugefügt werden, so keine besonderen poetisch-stilistischen Schmuckformen. Ist die letztere Redeweise nur indirekt und verschlüsselt zu verstehen, so ist der intendierte Sinn doch eindeutig. In jedem Fall wird im geistlichen Sprechmodus Abstand genommen von menschlicher Mentalität und Attitüde. Die geistliche Botschaft soll als ungemodelte, als ursprüngliche in die Gegenwart hineinwirken. Das klargestellt, erfolgt der Übergang zu dem fürstlichen Adressaten.    So leset/ wenn jhr legt die grossen Sorgen nieder    Für vnser Vaterland/ O Held/ die newen Lieder/ Die ich zu Gottes Ehr’ vnd Ewrer Lust gemacht/ Ohn allen Erdenschein/ ohn alle Redner Pracht.    Der Höchst’ hat Warheit lieb/ vnd Ewrer Tugend Gaben.    Die wollen wie sie sind/ auch jhre Leute haben/ Gerecht vnd ohne falsch. Doch wil ich sonsten nicht Verbergen ewren Ruhm/ O vnbeflecktes Liecht    Des edlen Schlesien/ ich wil mich höher schwingen/    Als wo der Pöfel kreucht/ wil von den Sorgen singen/ Von väterlicher Trew/ die Ewer Hertze tregt/ Vom Wetter/ welches jr mit ewerm glimpffe legt/    Vnd Sturme dieser Zeit/ der mit des Krieges Wellen    In diesem trüben See vns armes Volck wil fellen/ Vnd reissen vnterhin.70

Wohin man blickt im Umkreis der den öffentlichen Angelegenheiten gewidmeten Dichtungen erstaunen die Souveränität und der Tiefsinn, mit denen sie von Opitz traktiert werden. Ganze Generationen seit dem 19. Jahrhundert haben den servilen Lobredner fürstlichen Wesens als platten Poeten geschmäht. Ein

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genauerer Blick vermittelt ein anderes Bild. Opitz weiß um das, was er vermag. Auf ›Erdenschein‹ und rednerische ›Pracht‹ will er Verzicht leisten. Aber damit wird die Aufgabe doch nicht leichter. Zu den höchsten Gegenständen greift der Dichter. Von der Wahrheit, die vor dem ›Höchsten‹ Bestand hat, ist zu künden und von der ›Tugend‹ des Regenten, an der Gott Gefallen hat. Das ist etwas nur für ›Leute‹, die sich auf ihr Metier verstehen. ›Gerecht vnd ohne falsch‹ soll es zugehen. So ist das Dekorum bezeichnet, das beobachtet sein will und das den Maßstab abgibt. Wer wagte zu bestreiten, daß Opitz seinem Anspruch gerecht wird? Ein jeder Kenner kann nur Beifall spenden. Denn was vollzieht sich vor Augen und Ohren seiner Leser und Hörer? Nichts weniger als eine riskante, ja todesmutige rhetorische Gratwanderung. Wir halten in Erinnerung. Opitz operiert weiterhin auf der Gegenseite der Piasten, ist dem schlesischen Statthalter Karl Hannibal von Dohna als seinem Dienstherrn verpflichtet. Kein Wort verlautet über ihn und das, was seine Person womöglich für das evangelische Schlesien bedeutet. Schlesien, das ›Vaterland‹, ist weiterhin einem Einzigen überantwortet, auf dem die schwerste Verantwortung lastet. ›Das edle Schlesien‹ – in ›väterlicher Trew‹ ist der Herzog ihm zugewandt. Wer sollte da neben ihm bestehen? Eine derart fürsorgliche Rolle kann nur eine dafür prädestinierte Persönlichkeit wahrnehmen. Und die ist Georg Rudolf. Ihm eignet ›glimpffe‹, eignet Ehre, Ansehen und ein guter Ruf. Als treusorgender Landesherr ist er ausnahmslos für alle Untertanen da, kennt keine Unterschiede des Standes und der Konfession. An eine derartige Person heftet sich die Hoffnung im ›Sturme dieser Zeit‹. Es herrscht Krieg, und sein Opfer ist das ›arme Volck‹, dem der Dichter sich zurechnet. Den Piasten in dieser apokalyptischen Endzeit als Schutz und Schirm anzureden, kommt einer Provokation gleich. Wie konnte Opitz es wagen, sich derart zu exponieren? Die Antwort kann nur lauten, daß sein innerer Kompaß all die DohnaJahre über beharrlich auf die Piasten gerichtet blieb. Sein politischer wie sein poetischer Instinkt sollten ihm auf lange Sicht Recht geben. Und dann wendet sich der Dichter, schon dem Abschluß entgegenstrebend, dem Fürsten als seinem Fürsten zu, und da fließen Wendungen ein, die nur im Schutz des nachfolgenden geistlichen Textes verlauten durften. Der Dichter hatte die Rangfolge fixiert. Dem höchsten geistlichen Vorwurf sollte der oberste ›weltliche‹ folgen, wiederum Regent und Dichter geltend. Das Atemberaubende aber ist in der persönlichen Wendung zu suchen, die der Dichter dem Vorwurf verleiht. Er weiß sich geliebt und erhoben von dem Fürsten, so wie es in dem an den Dichter ergehenden Auftrag zum Ausdruck gelangt, eine poetische Mission für den Fürsten zu erfüllen. Ihm verdankt er die Muße zum

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Dichten und damit den Grund seiner Existenz. Wenn in den bitterernsten Zeiten ein uraltes Bündnis zwischen Regent und Dichter erneuert wird und zudem auch noch freundschaftliche Züge annimmt, dann besteht Anlaß zum Feiern. Nur weil der Fürst die Bücher liest, weiß er um die Bedeutung, die sie für den ihn Besingenden haben; im dichterischen Haushalt eines Lesenden wie eines Schreibenden ist das eine wie das andere ohne die Bücher schlechterdings nicht denkbar. Ist das Bild derart fixiert, darf der Poet sich als ein dem Fürsten Gehöriger ansprechen und empfehlen.    […] Es sol der späten zeit Bewust vnd kundbar seyn die hohe Gütigkeit/    Darmit so gnädig Ihr mich liebet vnd erhebet/    Vnd meinen Musen fug Euch auffzuwarten gebet/ Wie schlecht sie jmmer sind. Helfft ferner auch darzu/ Daß ich geniessen mag der angenehmen Ruh/    Die vnser Phebus liebt/ mag vnbeschwert vertreiben    Den Nachrest meiner Zeit mit lesen vnd mit schreiben/ Das für den Tod vns dient/ vnd last mir nachmals frey Zu sagen/ wie Ihr thut/ daß ich der Ewre sey.71

›ich bin nicht unbekandt/ | Dem hause‹ Ein weiteres Jahr verging, und schon wieder lag eine geistliche Dichtung vor, nun zur Abwechslung eine Übersetzung aus dem Französischen. Von der Welt Eitelkeit lautet ihr Titel.72 Wir erwähnen sie en passant an dieser Stelle, weil sie neuerlich einem Mitglied aus dem Hause der Piasten zugeeignet ist. Geistliche Dichtungen gehören nach humanistischem Verständnis bevorzugt in die Hände von Frauen. Opitz wählte als Adressatin eine Schwester Johann Christians und Georg Rudolfs namens Barbara Agnes, auch Barbara Agnete genannt. Sie war die Gemahlin des Freiherrn Hans Ulrich von Schaffgotsch, dem Opitz ein Jahr später seine Schäfferey Von der Nimfen Hercinie widmen sollte. So war dafür Sorge getragen, daß zu den führenden Repräsentanten des evangelischen Schlesiens auch während der Dohna-Episode ein ständiger und enger Kontakt gewahrt blieb. Nicht gesagt wurde, daß der Autor des übersetzten Werkes ein entschiedener Parteigänger der Hugenotten war. Die Kenner waren darüber natürlich im Bilde und wußten sich ihren Reim auf die obwaltende Sachlage zu machen. Ein Sonett hat Opitz für die Prinzessin gedichtet, wieder also eine poetische Version für die Widmung bevorzugt.

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   PRinceßinn/ die du auch die schar der Pierinnen In huldt vndt gnade nimpst/ und neigest deinen standt/ Das Königliche blut/ zue einer solchen handt Die geist vndt Himmel fühlt/ bemühe deine sinnen/    Dein antlitz biß hieher/ schaw’ an der welt beginnen/ Der menschen eitelkeit/ den eiteln erdentandt/ Mitt männlicher vernunfft: ich bin nicht unbekandt/ Dem hause/ welches dich/ o ziehr der Princeßinnen/    Der welt gegeben hatt/ dem Helden/ welchem du/ Dich selbst gegeben hast. trifft meine faust nicht zue Mitt dem was deiner werth/ vndt schmecket nach der erden/ So dencke/ Barbara/ dein weiser sinn daran/ Daß niemandt eitelkeit so wol beschreiben kan/ Daß nichts von eitelkeit soll’ vntermenget werden.73

Wie die Brüder, wie eine jede Person von Stand, der die Humanisten diesen Titel als einen beglaubigten zusprechen, ist auch Barbara Agnes den Musen zugetan und wendet sich denen zu, die ihr Leben dem Musendienst weihen, welchem stets ein Moment des Ewigen beigesellt ist. Mit den ›Pierinnen‹ auf vertrautem Fuß zu stehen heißt in jedem Fall, der Welt betrachtend zu begegnen und ihr im gleichen Atemzug auch schon entronnen zu sein. Mit ›männlicher vernunfft‹ geschieht dies von seiten der Prinzessin. Die womöglich befremdliche Formulierung verliert ihr Sprödes, wenn sie in den Kontext eingerückt wird. Die Prinzessin steht den Brüdern nicht nach, ist wie sie eine Zierde des Hauses der Piasten. Der Dichter ist diesem nicht unbekannt. Sie aber, die ihm entsproß, hat nun aus freien Stücken den Weg an der Seite eines weiteren ›Helden‹ gewählt, eben Hans Ulrichs von Schaffgotsch. In diesen Kreis einbezogen zu sein und davon dichtend Kenntnis zu geben, ist eine hohe Auszeichnung. Damit diese Zugehörigkeit nicht ihrerseits unter die Eitelkeiten der Welt fällt, ist sogleich die Unvermögensformel zur Stelle. Ein makelloser Lobpreis ist hienieden nicht zu dichten. In einer scharfsinnigen Schlußwendung weiß der Dichter sich zu salvieren und beweist derart auch mit diesem Poem, daß er in poeticis der Eitelkeit enthoben ist.

›O Königlicher Fürst/ […] Du meiner Musen schutz‹ Im Jahre 1629, diesem für unsere Betrachtung besonders wichtigen Zeitraum, erschien eine neue und erweiterte Auflage der Opitzschen Gedichte, nun in

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zwei Bände gegliedert.74 Das Werk ist Karl Hannibal von Dohna gewidmet. Es ist die einzige Sammlung von Opitzens Gedichten, die Dohna zugeeignet ist. Schon in der nächsten Folge der Sequenz, Dohna war gestorben und Opitz noch vorher aus seinen Diensten geschieden, ist die Widmung wieder getilgt. Das besagt zur Genüge, wie die Dinge lagen. Opitz konnte seinen Dienstherrn nicht übergehen. Doch die Widmung blieb ein temporärer, den Zeitverhältnissen geschuldeter Akt. Und wie es um diese stand, davon gibt nun ein Gedicht nähere Kunde, das erstmals in der Ausgabe von 1629 steht und einer uns wohlbekannten Persönlichkeit gewidmet ist, Herzog Georg Rudolf. Vielleicht würde es zu weit gehen, wenn man erwöge, ob Opitz mit diesem Gedicht womöglich eine Kompensation für die Dohna-Widmung im Auge gehabt hätte. Genug, wenn konstatiert werden kann, daß auch die neue Folge der Opitzschen Gedichte eine weitere Huldigungsadresse an den Piasten enthält.75 Sechs vierzeilige Strophen wiederum in Alexandrinern hat Opitz auf die Anrede gewandt. Sie nimmt in einigen Versen den Charakter einer Trostschrift an, nun aber nicht wegen des Verlusts eines teuren Angehörigen, sondern im Blick auf die ungeheuerlichen Verwerfungen im geknebelten Schlesien, die zu Ende der zwanziger Jahre kulminierten. Unverhohlen und inzwischen durch keinerlei Rücksichten mehr gehemmt, gingen die kaiserlichen Truppen und die Söldner der Jesuiten dazu über, die katholische Religion flächendeckend zu restituieren. Kirchenschließungen, Vertreibung der Pfarrer und Ausweisung der Evangelischen gehörten zum täglichen Geschäft. Die Maßnahmen geschahen mit ausdrücklicher Billigung Kaiser Ferdinands II., der einer aggressiven Rekatholisierung das Wort redete. Die Piasten waren nicht länger in der Lage, der dramatisch sich zuspitzenden Entwicklung durchgreifend zu wehren. 1628/29 hatte Georg Rudolf die Oberlandeshauptmannschaft verloren. Noch war nicht absehbar, daß alsbald Entsatz durch eine militante protestantische Macht erfolgen sollte. In dieser für die Evangelischen verzweifelten Situation ergreift Opitz das Wort und spricht seinen Fürsten an. Denn daß dieser es ist, welcher im eigentlichen Sinn sein Herr geblieben ist, daran lassen auch die folgenden Zeilen keinen Zweifel.      An Ihr. Fürst. Durchl. Georg |     Rudolffen/ Hertzog in Schlesien

     zur Lignitz/ Briegk vnd | Goldtberg. WEr das was für jhm ist auß dem was ist geschehen Mit klugen sinnen kennt/ der leßt den Nortwindt wehen

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So lang’ er rasen wil/ vnd schawet trotzig an Des Glückes wanckelmuth den niemandt hemmen kan.    Er thut als wiß’ er nicht das wechsel seiner zeiten Das nur von jhm nicht kömpt/ vnd steht auff allen seiten Gewissensfest’ vnd steiff: er weiß das dieses spiel Doch also fallen muß wie Gott es haben wil.    Was möglich ist zu sein das meint er stets zu werden/ Ihm kömpt nichts frembdes für auff dieser gantzen Erden/ Dann alles Glück vnd Leidt/ worüber der hier lacht Vnd jener trawrig ist/ hatt er vorhin bedacht.    O Königlicher Fürst/ was kan ein Herr beginnen Zuegegen einer macht die nur von menschensinnen Sich nicht beherschen lest! schaw’ auff die Wolcken zue Von da du kommen bist/ daselbst ist trost vnd rhue.    Der grosse Himmelvogt/ der diesem armen leben Euch Fürsten zum behülff ’ vnd rettung hatt gegeben/ Der giebt euch auch die krafft/ im fall jhr sie begehrt/ Durch die jhr gutes heißt/ vnd bösen sachen wehrt.    Er leit’ vnd führe dich auff allen deinen wegen/ Du meiner Musen schutz/ er schütte reichen Segen Der gnaden vber dich/ vnd wende seine Handt Auff dich/ vnd vnter dir auff vnser Vaterlandt.76

Eisiger Nordwind weht, und ein Ende ist nicht abzusehen. Fortuna waltet ihres Amtes. In Zeiten der Umwälzung, ja des Chaos offenbart sich ihr Wesen. In ihnen entgleitet den Menschen die Macht des eingreifenden Lenkens. Auch die Göttin trägt ein durch die Zeit geprägtes Antlitz. Zuweilen, so will es dünken, gehorchen die Geschehnisse allein ihrer launischen Natur. Zehn Jahre ist es her, daß freudige Aufbruchstimmung herrschte und auch die Texte eines Opitz durchwirkte. Diese Zeiten sind vorbei. Nun heißt es, dem Unglück mannhaft standzuhalten. Der Dichter ist zur Stelle, wenn es darum geht, das Lob der Unerschütterlichkeit anzustimmen und zu ihr zu ermutigen, handelt es sich doch um die einzige langfristig Rettung versprechende Tugend.

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›Gewissensfest‹ erweist sich der große Geist in den Stürmen auch dieser Zeit. Die Philologie ist immer noch weit entfernt davon, über zureichende, den Wortschatz aller einschlägigen Texte tatsächlich ausschöpfende Hilfsmittel zu verfügen. Hat Opitz eine erstmals in der poetischen Sprache verlautende Wendung gefunden? Auszuschließen wäre es nicht. Auf eine denkwürdige Weise verschlingen sich in ihr moralphilosophische und theologische Konnotationen; eine antike Erbschaft wird christlich unterlegt. Mitgehört werden darf, daß der Regent an seiner Überzeugung, an seinem Glauben festhält. Er wird an vorderster Stelle ein Exempel bieten, von dem Ermutigung ausgeht. Und eben hier erfolgt bezeichnenderweise die Depotenzierung der antiken fortuna-Vorstellung. Ist Beständigkeit immer auch antik geprägt, so erweitert sie sich im nachantiken Humanismus um den Glauben, daß Ausharren in den Stürmen der Zeit eine Antwort zuteil wird, Gott am Ende in die Geschichte eingreift. Auch ein Georg Rudolf, zurückgestutzt in seiner Macht, darf Hoffnung hegen für eine Wende auf der politischen Bühne und zumal längerfristig für eine Behauptung der ihn und seine Glaubensbrüder einenden Überzeugungen. Das ist es, was der Dichter an Zuspruch inmitten der Wirren zu formulieren vermag. Zu den fürstlichen Tugenden gehört die providentia. Ist Fürstenerziehung zu einem wesentlichen Maß Schulung in der Erkenntnis des politischen Betriebs, so impliziert dies die Verfügbarkeit über geschichtliche Exempel. Nicht nur mögliche Handlungsstrategien sind ihnen zu entnehmen. Noch wichtiger, das zeigt auch der vorliegende Passus, ist die Wappnung vor der Überraschung. Ein weitsichtiger Regent vermag vorauszusehen, weil ihm das Arsenal der Geschichte zuhanden ist. Eben deshalb die herausragende Rolle, die die humanistischen Hofmeister innehaben. Sie verfügen über das in den antiken Texten gespeicherte historische Reservoir. Es dem Regenten einzubilden bedeutet, ihn zum Widerstand gegen die Anwürfe zu ertüchtigen, die die Zeitläufte bereithalten. Und dies zu keiner Zeit mehr als während der Krisis um 1600. In diesem Sinn ist der Regent bis zu einem gewissen Grad ein Geschöpf seiner humanistischen Erzieher. Und auch ein Opitz beteiligt sich zum Beispiel mit diesem Gedicht an der mentalen Profilierung des Fürsten. Dieses gibt sich am klarsten in der vierten Strophe als Aufruf zum Ausharren im Glauben und genauer zum Festhalten am einmal ergriffenen Glauben zu erkennen. Ihm eignet eine politische Kraft. Die weltlichen Instrumente politischen Agierens reichen nicht länger hin, um der anbrandenden Gegenreformation zu wehren. Nur dem Mut zum Bekenntnis und – wie hinzugefügt werden darf – zur evangelischen Sache wird die Hoffnung auf das Eintreten

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einer Wende zuerkannt. Die religionspolitische Motivierung bleibt als Fazit des postkonfessionellen humanistischen Votierens durchaus in Geltung und gehört gerade jetzt zum Rüstzeug monarchischer Identität, deren Statuierung Opitz sein Gedicht widmet. Es ist also nicht angängig, das Versprechen von ›trost vnd rhue‹ quietistisch zu modeln. Die inneren, weiterhin religiös tingierten Güter sind eine Quelle, welche hineinwirkt in den geschichtlichen, den politischen Raum. Es erfolgt keinerlei Revokation jener Positionen, die bis 1620 Gültigkeit besaßen. Sie sind den neuen Gegebenheiten anzupassen. Die fünfte Strophe stellt dies in wünschenswerter Deutlichkeit klar, ohne daß der poetischen Sprache Schaden zugefügt würde. Dieser Fürst ist eingesetzt vom Höchsten, um den Armen und Geknechteten zur Seite zu stehen. Er hat sein Amt, um es im Sinne dessen auszuüben, was von dem Herrn über ihm in Wort und Schrift verlautet. Gäbe es eine bis in die Tage des Humanismus zurückführende Geschichte des politischen Widerstandes aus christlichem Geist, auch ein Opitz würde als Kronzeuge erscheinen. Auf eine schwer greifbare Weise heftet sich an den religiösen Impetus ein politischer. Ein solcher kennzeichnete gewiß am markantesten das TrostGedichte. Aber auch ein Poem wie das vorliegende bekräftigt den nicht erschütterten Glauben. Der von Gott eingesetzte Fürst, seinem Gott mehr und anderes schuldig als dem Kaiser, erfährt die metaphysische Fundierung seines Regententums als ein Vermögen, das Gute zu wirken und dem Bösen zu wehren. Er bleibt eine Figur, die zeitweilig in ihrer Macht beschnitten sein mag, an deren religiöse Wurzeln jedoch keine weltliche Macht zu rühren imstande ist. An ihnen haftet ein Potential auch politischer Erneuerung. Psalmistisch gewendet gibt sich der Eingang der letzten Strophe. Neuerlich erfolgt die Apostrophierung der mäzenatischen Qualitäten des Fürsten. Unter ihm gedeihen die Musen auch des Dichters. Der Segenswunsch indes, mit dem der Dichter endet, ist ein umfassender. Die Hand des Höchsten, die da auf dem Fürsten ruhen möge, komme dem Vaterland zugute. Der Fürst ist die einzige Gestalt, bei der das Wohlergehen des Vaterlandes aufgehoben ist; ›vnter dir‹ möge das Wunder statthaben. Georg Rudolf bleibt der pater patriae. Das spricht der Dichter andeutend aus, der zu gleicher Zeit einem anderen Herrn zu Diensten ist. So gesehen, eignet auch ihm jener Mut, zu dem er den Fürsten ermutigt. Er hat seine Quelle jenseits der Zeit, von deren Beschwernissen das Gedicht kündet.

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Ein Blick nach Oels Enge verwandtschaftliche, politische und religiöse Kontakte bestanden zum Herzogtum Münsterberg-Oels, zeitweilig in Personalunion mit dem Haus der Piasten verbunden. Es würde sich lohnen, den Hof in Oels einmal zum Gegenstand einer weiter ausgreifenden kulturgeschichtlichen Studie zu machen. Selbstverständlich hatte auch ein Opitz Zugang zu ihm. Das schönste Zeugnis stellt in unseren Augen sein Landgedicht Vielguet aus dem Jahr 1629 dar, dem Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg-Oels gewidmet.77 Aber auch in unsere kleine Piasten-Anthologie, gruppiert um Opitzsche Texte, spielt der Hof in Oels hinein. Und das über eine Tochter Herzog Georgs II. von Brieg aus der Ehe mit seiner Gemahlin Barbara, der Tochter Joachims II. von Brandenburg. 1562 wurde ihnen Elisabeth Magdalene geboren. Sie war eine Schwester des älteren Bruders Joachim Friedrich. 1585 wurde sie mit Karl II. von MünsterbergOels vermählt, der gleichfalls einen festen Platz im Werk Opitzens hat. Nach dem Tod von Joachim Friedrich im Jahre 1602 und dessen Gemahlin Anna Maria im Jahre 1605 hatte Karl II. die Vormundschaft für die verwaisten Brüder Johann Christian und Georg Rudolf übernommen. Eine Tochter aus der Ehe Karls mit der Tochter Georgs II. war die gleichnamige Elisabeth Magdalene, die ihrerseits im Jahr 1624 die zweite Gemahlin von Georg Rudolf wurde, ein wiederum auch von Opitz poetisch begangenes Ereignis.78 1630 starb Elisabeth Magdalene die Ältere, schon ein Jahr später ihre gleichnamige Tochter. Die Feder Opitzens war also gleich mehrfach gefragt. Opitz hat seinem deutschsprachigen Trauergedicht für die Gattin Karls II. von Münsterberg-Oels einen lateinischen Beitrag in fünf elegischen Distichen für Herzog Georg Rudolf vorangestellt.79 ›Pietas‹ gebietet dem Fürsten, den Dichter zum Abfassen von Trauerzeilen aufzufordern. Opitz bleibt die erste Adresse, wenn herausragende Ereignisse im Umkreis des Hauses der Piasten poetisch zu begehen sind. Die Aufforderung ergeht an einen, der sich auf der Durchreise in Leipzig befindet und folglich eine Entschuldigung für das nachfolgende Poem geltend machen darf, die selbstverständlich nur uneigentlich zu nehmen ist. Zur ›Ehre‹ (›honor‹) der Fürstin beizutragen sei das Anliegen des Fürsten gewesen. Wie sollte der Dichter sich dem versagen. Eingegangen zu den großen Vorfahren (›magnis avis‹) ist die Verewigte. Als ›mater patriae‹ war sie auf dem Titelblatt bezeichnet worden, und eben diese Wendung nimmt Opitz im fünften Distichon wieder auf. Ein Licht der Häuser Oels und Liegnitz war sie (›Olsnensis lux Lygiaeque domus‹), verkörperte die enge Beziehung

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der beiden Fürstentümer in ihrer Person. Nun gelten die Segenswünsche dem Fürsten und dem Gemahl der Tochter. Sechzig Alexandriner hat Opitz zu Ehren Elisabeth Magdalenes der Älteren verfaßt.80 Immer wieder ist es das Schicksal Schlesiens, das der Dichter vergegenwärtigt, und das mit besonderem Nachdruck, so will es scheinen, im Kontext der Piasten, die eben die eigentlichen Hüter des Landes sind, an deren Namen sich die Hoffnung auch in vermeintlich aussichtsloser Lage knüpft. Als Opfer erscheint das Land, von finsteren Mächten, die natürlich nicht benannt werden dürfen, an den Rand des Abgrunds gebracht. Als Fürsprecher des ganzen Landes gibt sich der Dichter in all seinen Äußerungen – ebenso wie die Sorge der ›Helden‹ und ›Heldinnen‹ aus dem Hause der Piasten dem Land stets als einem ganzen gilt. NUr diese straffe hatt vns einig noch zur zeit In Schlesien gefehlt/ dein todt; diß hertzenleidt/    O heldinn/ muß nun auch dem lande wiederfahren/    Dem lande welches schon von vier mal dreyen jharen Mitt seinem tode ringt/ seit daß es in verdacht Vndt straucheln wieder danck vndt willen wardt gebracht.81

Es sind die gleichen Töne, wie sie zu Beginn des Krieges, der inzwischen zwölf Jahre währt, angeschlagen wurden. Die Erde wankt, die Verheerungen sind unausdenkbar, nichts wird wieder so sein, wie es einst war. Ist von göttlichem Zorn die Rede, der sich in dem Wüten äußert, so besteht gehörige Veranlassung, dem allfälligen Topos die spezifischen aktuellen Konnotationen zu entlocken. Mit den ›elementen‹ und mit dem ›himmel‹ sind ›wir armes volck‹ zugleich ›feinde‹. Das einfache Volk ist Opfer, wie immer. Ist aber der Himmel rächend gegenwärtig, so deshalb, weil er selbst verletzt wurde. Unausgesprochen sind es stets wieder die Verwerfungen innerhalb der Christenheit, die das Unglück attrahieren. Wenn die Welt von Gräueln wie jenen, die seit drei Menschenaltern die Menschen in Atem halten, heimgesucht wird, so deshalb, weil die Entzweiung, die eben während jener Dezennien statthat, eine die Fundamente erschütternde ist. Mit den Religionskriegen kommt ein neuer Duktus in die Schilderungen des Krieges und seine Deutung. Wie schwerlich ein anderer hat sich Opitz seit den Tagen der Pfälzer Publizistik zu einem Zeugen des Ungeheuerlichen in Rede und Gedicht erhoben. Große, im weitesten Sinn politische Dichtung ist ihm zu verdanken. Auch die Trauerschrift für Elisabeth Magdalene gehört in zentralen Passagen dazu.

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Die Fürstin war Trägerin von Hoffnung, die nun mit ihr ins Grab gesunken ist. Sie hat mit ihrer Frömmigkeit das Land beschützt, und dieser Schutz war wirkungsvoller als der von einer starken Hand, sprich von Waffen herrührende. Die Wurzel des Zwistes liegt in der Religion, so kann nur aus ihrer Mitte heraus Befriedung erfolgen. Die Fürstin ist eingegangen zu der Schar der Seeligen. Der Stammesmutter Hedwig wird sie dort begegnen, des »stammmes heilge ziehr« (V. 24). Dort herrschen jene Sicherheit und jene Ruhe, die Schlesien nicht mehr kennt, das »nicht mehr Schlesien« ist (V. 27). Ihr Gemahl Karl II. von Münsterberg-Oels, 1617 verstorben und gleichfalls ein Frommer, ist ihr vorangegangen. Nun schauen sie beide auf das geknebelte Land, tief betrübt darüber,    […] daß deine lust in pein/ Dein fried’ in krieg/ dein guet in armut vmbgekehret/ Daß mitt dem gelde trew vndt glauben ist verzehret/ Vndt was man beßer denckt.82

An der Verewigten selbst hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Allzu früh hat sie »den winter jhrer jhare« erreicht. »Vndt frisch an from-sein zwar/ doch gleichwol greiß an haare/ | Des leibes baw verleßt« (V. 35–37). Fromm, wie sie war, blieb ihr Herz erfüllt von Sorgen um ihr Land, eine wahre Landesmutter. Wer soll an ihre Stelle treten, wer wird – wie sie – aus reinem, frommem Herzen für Land und Leute vor Gott treten und für sie beten können? Immer wieder kehrt der poetische Gedanke zur Verfassung der Welt zurück. Hat sie die Strafe nicht verdient, […] die hincket mitt gedancken/ Vndt glaubet mitt der faust/ vndt täglich pflegt zue wancken Wohin das glücke fellt?83

Dem Glück hat man sich überantwortet, den Glauben dem Degen anheimgegeben. Eben dies sind die Signaturen der neuen Zeit, der um 1600 inmitten der Konfessionskriege in die Welt tretenden frühen Moderne. Anders die Fürstin. Sie hat hienieden in Tugend und Frömmigkeit so gelebt, wie sie jetzt zum Himmel auffahren wird. Inmitten der Krise gibt sie ein Beispiel einer dem Unheil enthobenen Existenz. Eine nicht endende Schar geläuterter frommer Gestalten durchzieht die späthumanistische Literatur. Bei ihr ist jene Religion aufgehoben, die in den Konfessionskriegen zuschanden wurde. Auch das Opitzsche Werk ist bevölkert von ihr. Es gibt zu denken, daß es ebenfalls in

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seinen Dichtungen bevorzugt immer wieder weibliche Gestalten sind, denen diese inmitten der Fährnisse der Zeit bewahrende Kraft zuerkannt wird. Und so auch Elisabeth Magdalene aus dem Hause der Piasten. […] es tragen dich/ o spiegel Des lebens das Gott liebt/ der ewigkeiten flügel Auff deine sternen zue/ bey deiner engel schar/ Der noch allhier dein sinn an tugendt ähnlich war. Nun/ heldinn/ guete nacht/ dieweil ja muß geschehen Wie dein verhengniß wil/ vndt wir dir nach zue sehen Bereit gezwungen sindt; wir müßen deine grufft/ Vndt dich/ nach welcher nur das landt vergeblich rufft/ So offte wir von angst vndt vnheil werden hören Mitt steter trawrigkeit vndt heißen threnen ehren.84

Die verewigte Schwester der herzoglichen Brüder und der europäische Krieg Erstaunlicherweise ist bislang kein Beitrag Opitzens zum Tod der gleichnamigen Tochter aufgetaucht, die schon ein Jahr nach ihrer Mutter die Welt verlassen mußte. Auch unter der von eigener Hand zusammengestellten Sammlung der Trauergedichte findet sich kein Elisabeth Magdalene gewidmetes. Ob überhaupt ein Strauß mit Epicedien zusammengekommen ist? Wir sind bei unseren Recherchen in Breslau nur auf vereinzelte Stücke gestoßen. Und ist eine Leichenpredigt gehalten worden? Diese Fragen verdienten eine einläßlichere Erforschung, handelt es sich doch um die Gemahlin Georg Rudolfs. Wir haben hingegen Veranlassung, im Jahr 1631 zu verharren. Ein Jahr vorher war Opitzens Schäfferey Von der Nimfen Hercinie erschienen, mit der er der deutschen Dichtung einen neuen und ungemein erfolgreichen Typ pastoralen Dichtens, gemischt aus Vers und Prosa, gewann. Opitz mit seinen Freunden Buchner, Nüßler und Venator spazieren in ihr gemeinsam durch die Gefilde des Hauses Schaffgotsch am Fuße des Riesengebirges. Das Gedicht ist dem gegenwärtigen Repräsentanten des Hauses Hans Ulrich von Schaffgotsch gewidmet. Ganz am Schluß der Erzählung wird überraschend (und gänzlich ungewöhnlich) auch die ›Gn. Gemahlinn‹ des Freiherrn in den poetischen Lobpreis einbezogen. Nichts anderes als tiefe Verehrung kann der Grund sein. Und doch auch wieder mehr und anderes. Die poetische Referenz gilt der Angehörigen des Hauses der Piasten, ist Barbara Agnes doch die Schwester Johann Christi-

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ans und Georg Rudolfs. Wie hätte ein Opitz sich die Chance zur Huldigung entgehen lassen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf bedacht, die obwaltende Verbindung zu bekräftigen.85 Ein Jahr später schon starb sie. Und nun ist ihr eine eigene große Oratio ­Funebris aus der Feder Opitzens zugedacht.86 Gewidmet ist sie selbstverständlich wiederum Hans Ulrich von Schaffgotsch, und dieser bleibt auch ihr Adressat. Neuerlich halten die großen Gestalten aus dem Hause der Piasten, angefangen bei Piast selbst, Einzug in die Rede. Hedwig, ihr Sohn Heinrich der Fromme und insbesondere Barbara Agnes’ Vater Joachim Friedrich finden Erwähnung, letzterer ausdrücklich gerühmt, »weil er seinen Untertanen von den nutzlosen Erörterungen über die Religion abriet, durch welche die Religion nicht selten verloren geht, oder sie vielmehr verhinderte und verbot.«87 Genau informiert also gibt sich Opitz, und die Kunst der Akzentuierung beherrscht er wie stets. Näheres über die beiden Brüder verlauten zu lassen, verbietet der Takt, immerhin doch erfährt der Hörer, daß »der eine mich an seiner Gunst, der andere an seinem Hof und seiner Tischgesellschaft bereits lange teilhaben ließ.«88 So differenziert sich das Bild im Blick auf Johann Christian dort, Georg Rudolf hier. Bis in die dreißiger Jahre hinein bestand das engere Verhältnis zu Georg Rudolf, und erst in den Tagen der Emigration sollte sich dies zeitweilig ändern. Frömmigkeit ist auch die hervorragendste Ingredienz der Fürstin gewesen. Zu den vielen liebenswerten Eigenschaften gehört die Liebe zu den Büchern. Insbesondere die Werke in französischer Sprache, wie sie gerade in diesen Jahren in großer Anzahl nach Deutschland herüberkamen, haben es ihr angetan. Und dazu paßt, daß sie den Wissenschaften zugetan ist. Der Dichter läßt es offen, ob es der Familie ihrer Herkunft zuzuschreiben ist oder der Liebe zu ihrem Mann, daß sie zu einer herausragenden Figur unter den Fürstinnen heranwuchs. Hans Ulrich wurde vielfach vom Kaiser gefordert. Sie ertrug ihre Einsamkeit standhaft, geschwächt durch ihre offensichtlich frühzeitig sich abzeichnende Krankheit. Vorbildlich geht sie in den Tod. Fünf Kinder hinterläßt sie. Und wie viele ihrem Schutz Befohlene! Inbegriff einer guten Landesmutter gewesen zu sein attestiert ihr der Redner. Auch den Gelehrten war sie zugetan. »Daß du zu dieser Zahl« – so der unvermeidliche Einschub – »auch die Phantastereien und jugendlichen Versuche meines geringen Talents zählen wolltest, Herrin, dies habe ich zu Recht und immer für einen bedeutenden Teil meines Glückes gehalten, wenn es denn eines gibt.«89 Es gehört zu den Gepflogenheiten der öffentlichen Rede und nicht zuletzt der aus traurigem Anlaß verlautenden, daß diese durchzogen ist von allgemeinen Betrachtungen und Reflexionen. Am überzeugendsten agiert der Redner,

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wenn er am Schluß auf die Zeitläufte zurückkommt. Einst war es eine Selbstverständlichkeit, den Nahestehenden ein langes Leben zu wünschen. Diese Regel ist außer Kraft gesetzt. Zu viel des Grausamen erleben die gegenwärtigen Geschlechter, als daß der Tod nicht auch als Erlösung nicht nur von dem eigenen Leiden, sondern auch von den Gebrechen der Zeit empfunden werden könnte. Ein neuerliches Beispiel stellt auch diese Rede für die Feststellung, daß das Unterste nach oben gekehrt ist. Wie kann es weiterhin Liebe zum Leben oder seine Fortführung geben, nachdem dieser Waffenwahn nicht nur die Bösen und die, welche vom allgemeinen Unglück leben, sondern auch die, welche man für eifrige und anständige Männer hält, mit tödlichem Haß erfaßte? Nachdem den einen, weil sie den Krieg beginnen, den anderen, weil sie sich gegen einen Angriff verteidigen, alles Menschliche und Gött­ liche, alles Öffentliche und Private in eins gemengt und wieder auseinandergerissen wird? Nachdem die ganze Welt ein einziger Kampfplatz ist? Und was hat die unschuldigste Seele die letzten zwölf Jahre hindurch, einen großen Abschnitt ihres Lebens, nicht gesehen? Wer könnte so viele Verluste, so viel Eifer von Leuten, die den Frieden nicht wollen, so viele üble Künste (welche die Staatstheoretiker als eine Angelegenheit des bestehenden Zustands, Christen aber als eine Mißachtung des ewigen Heils bezeichnen) vorsichtig genug und wahrheitsgemäß beschreiben?90

Ein illusionsloser, den Betrieb durchschauender Beobachter und über die theoretischen Debatten im Umkreis der jungen Disziplin der ›Politik‹ bestens informierter Zeitgenosse nimmt das Wort. Opitz hat soeben seinem Dienstherrn Karl Hannibal von Dohna im Anschluß an seine Paris-Reise umfängliche Informationen zur politischen Lage in Europa übermittelt und seine Einschätzung dazu gegeben. Noch in der Trauerrede kehrt ein Reflex davon wieder. Ein Tableau der europäischen Kriegsschauplätze wird eröffnet. Sie verlassen zu dürfen, gehört zu dem Arsenal der Argumente des Trostes. Eingebaut ist eine Verneigung vor dem ruhmreichen Feldherrn. So kommen beide Adressaten zu ihrem Recht. Der Redner aber empfiehlt sich erneut als erster Sachkenner in politischen Dingen. Er ist nicht nur als Dichter und Redner eine inzwischen unverzichtbare Persönlichkeit. Die kommenden Jahre in polnischen und schwedischen Diensten werden das zur Genüge beweisen.91 Die Ausdifferenzierung des Bereichs der Politik von dem des Glaubens, von Machiavelli frühzeitig antizipiert, ist definitiv erfolgt, und der Redner bestätigt sie als ein nicht rückgängig zu machendes Faktum. Die Fatalität des gegen-

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wärtigen Geschehens ist aus politischer Perspektive eine hinzunehmende Gegebenheit. Die in den Religionskriegen offenbar gewordene Bestialität zeitigt eine Ernüchterung, die auf der Metaebene der politischen Theorie ihre Ratifizierung erfährt. Wohin man blickt, erweisen sich die Jahre um 1600 als solche des Umschlags. Nach ihnen ist nichts mehr wie davor. Und das in jedweder Hinsicht. Denn auch die unverbrüchlichen Maximen einer geläuterten Religion gelangen eben jetzt erstmals zur Artikulation und werden in den Werken eines Leibniz, eines Arnold, eines Bayle am Ende des Jahrhunderts ihre bleibende Kodifizierung finden.

Prodigien und fürstliche Souveränität: Johann Christian tritt hervor Das Jahr 1632 brachte die lang erhoffte Wende. Die Schweden rückten vor. Karl Hannibal von Dohna mußte aus Breslau fliehen und starb im darauffolgenden Jahr. Der Rückkehr zu den Piasten stand nichts mehr im Wege, und Opitz ergriff die Chance zügig. Jetzt waren die Dinge wieder im Lot. Die publizistische Begleitung ließ nicht auf sich warten. 1633 legte Opitz sein Lehrgedicht Vesuvius vor. Ihm ist eine große Widmung an Johann Christian vorangestellt. Sie nimmt bereits vom Umfang her einen besonderen Rang ein. Opitz hat in sie hineingelegt, was erst jetzt unverhohlen und unkaschiert Ausdruck finden konnte.92 Der Vesuv ist soeben ausgebrochen. Opitz hat – gleichermaßen in der Widmung wie in dem Gedicht selbst – also ein aktuelles Ereignis im Auge. Es fordert zur reflexiven und zur poetischen Bearbeitung heraus. Die Kunst in der Widmung aber besteht darin, die eher allgemeinen Eingangspassagen mit den auf die Person gemünzten zu verzahnen, die den zweiten Teil der Widmung bilden. Auch sie will beherrscht sein, wenn anders ein Auseinanderklaffen vermieden werden soll. Noch einmal greift Opitz zum Lateinischen, um den Fürsten anzureden, während das folgende Lehrgedicht in deutschsprachigen Versen abgefaßt ist, und das selbstverständlich in Alexandrinern. Ein spektakuläres Naturereignis hat stattgehabt. Was läßt sich darüber unter Beiziehung vor allem der antiken Autoritäten ausmachen? Das Gedicht selbst wird dieser Frage nachgehen. Und das auf ungewöhnliche Weise, sind doch die Verweise auf die beigezogenen Autoren nicht am Schluß versammelt, sondern unmittelbar in den fortlaufenden Text eingeschaltet. Die poetische und die wissenshistorische Behandlung laufen parallel. Die Widmung indes kommt ohne Anmerkungen aus, aber natürlich finden Kapazitäten im fortlaufenden Text eine gelegentliche Erwähnung. Die Betrachtungsweise ist eine andersgeartete. Nicht das natürliche Geschehen, sondern das Problem der providentia rückt in

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den Mittelpunkt. Opitz hat es wie so viele Humanisten immer wieder umkreist. Es stellte eine Herausforderung für die Sachwalter gleichermaßen antiken wie christlichen Gedankenguts dar. Und es verschränkte sich, wie nun auch dieser Text zur Genüge erweist, mit dem Problem der politischen Prognostik. Seit kurzem war diese aktuell wie schwerlich jemals zuvor. Um die ›mahnenden Weisungen Gottes‹ (›monita divini Numinis‹) wird es im Kommenden gehen, wie sogleich eingangs klargestellt, und genauer um die Kunst des rechten Verhaltens ihnen gegenüber, die weit hinausreicht über eine bloße Technik, hineinführt in das Innerste der Religion und zugleich in eine verantwortliche Lebensführung und souveräne fürstliche Herrschaft. Nicht weniger als der Umgang des Menschen mit Gott steht zur Diskussion; Gläubige und Ungläubige, Tugendhafte und Lasterhafte scheiden sich in der Achtung, die sie den Winken Gottes entgegenbringen. Denn um solche, aber eben auch nur um solche geht es. Wie geben sie sich zu erkennen, wie werden sie manifest? Den Charakter einer Lehre, einer Propädeutik nimmt die Widmung über weite Strecken im ersten Teil an und wäre als solche nicht falsch verstanden. Breit ist das Spektrum der Erscheinungen, in denen sich Gott den Menschen mitteilt, ist nicht eingeschränkt auf die Natur und auch nicht auf den Kosmos in seiner grandiosen, von Gott gewirkten Gesetzlichkeit. Die Schöpfung ist ein einziges, ein einzigartiges Wunder, allemal dazu angetan, den Menschen zu Gott zu führen. Dieser vor allem neuplatonische Gedanke hält sich im 17. Jahrhundert ungeachtet aller pessimistischen Einschläge durch und bildet eine der Brücken hinüber in das 18. Jahrhundert. Opitz ist gerade in diesen Jahren lebhaft mit dem Gedanken befaßt, wie nicht zuletzt seine Schäfferey Von der Nimfen Hercinie zeigt, in der die Diskussion eingangs um eben dieses Theorem kreist, wie überhaupt die Schäferdichtung aus naheliegenden Gründen ein distinguierter Ort für die entsprechende Thematik ist, leben die Schäfer doch im Angesicht von Natur und Kosmos und wissen sich dieses Vorzugs gewürdigt. Nun aber geht es um die Integration der Geschichte – ein Thema von eminenter Dringlichkeit zumal jetzt, da der Krieg auch auf deutschem Boden seit einem halben Menschenalter tobt. Die Gestirne, das gilt es zu begreifen, sind bevorzugte Wesen, wenn denn am Himmel die Signaturen des göttlichen Willens in Erscheinung treten. Nicht nur die Stadt Magdeburg weiß in jüngster Zeit davon zu künden. Die Hochzeit der warnenden Zeichen fällt unmittelbar in die Jahre, nein die Monate vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Unheilschwangere Konstellationen in der Welt der Sterne und vor allem das Auftauchen von Kometen hätten genug Veranlassung geboten, die Menschen zu warnen, wenn sie denn bereit gewesen wären, den Vorboten des Unheils die

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nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Des rechten Glaubens bedarf es, um die in die Geschichte und die Politik geleitenden göttlichen Botschaften entschlüsseln zu können. Wer wollte verkennen, daß derart auch bereits der Figur des rex iustus vorgearbeitet wird. Er, die oberste weltliche Instanz, muß sich auf die Kunst des Zeichen-Lesens und Entzifferns verstehen, ohne daß auch nur eine Spur von Aberglauben sein herrschaftliches Amt streifen würde. Damit aber rücken die Gegenwart und die jüngste Vergangenheit in den Blickpunkt. Der Redner spricht aus, was alle historische Forschung seither bestätigt hat. Wer denn, der mit der Freiheit nicht auch die Erinnerung verloren hat, kann dann daran denken, ohne tief zu seufzen, wie sehr sich das Aussehen der Welt nach einem solchen unheilvollen Himmelszeichen vor 14 Jahren verändert hat? Diese Schlachten, bestimmt die schlimmsten, seit es Menschen gibt, im Innern Haß und Verschwörungen, Schacher um das Gemeinwesen, entweder erbitterte Verteidigung des Gottesdienstes oder ein wie auch immer vorgetäuschter Anstrich dieser Verteidigung, Kunst und Wissenschaft in die Verbannung vertrieben, so viele Völker aufgehetzt zur Vernichtung des Vermögens und der Kraft Deutschlands, so viele Provinzen verwüstet durch die Niederlagen und die Unverschämtheit der Besatzer, so viele Städte dem Erdboden gleichgemacht, so viele Fürsten und hohe Herren durch das Schwert aus dem Weg geschafft, wie in anderen Kriegen kaum einfache Soldaten – all diese Umstände hoffen auf andere Sitten, eine andere Zeit als diese unsere, in der es besser ist, die Wahrheit nicht durch Reden kundzutun als mit beredten Worten auszudrücken, was man meint.93

Was also hätte rechte Aufmerksamkeit auf die unübersehbaren Zeichen am Himmel vermocht? Die eindeutige Antwort auf die Frage bleibt aus, weil ihre Beantwortung im Kontext des Fürstenlobes erfolgen wird, auf den die große Prodigienpassage insgeheim hin angelegt ist und sodann auch zuläuft. Diesen Nexus zu gewahren, dürfte für ein angemessenes Verständnis der Widmung Voraussetzung sein. Johann Christian hat als der vorbildliche Regent, als der er in die Geschichte eingehen wird, die Zeichen der Zeit erkannt und unerschütterlich sein Handeln darauf ausgerichtet. Es blieb sein Schicksal, über weite Strecken wenn nicht allein, so doch von zu vielen wankenden Gestalten umgeben gewesen zu sein. Denn dies zeichnet sich in den kryptischen Worten gleichwohl als ein Fazit ab, daß eine Wendung der Dinge möglich gewesen wäre, wenn dem Krebsgeschwür der Zeit, dem religiösen Zwist, bei Zeiten gewehrt und auf jenen Ausgleich hingearbeitet worden wäre, den die Besten

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und nicht zuletzt die Humanisten gewiesen hatten, als sie sich anschickten, die Konsequenzen aus den vorangegangenen Kriegen im westlichen Nachbarland zu ziehen. Die ›politische‹ Fraktion hatte es artikuliert, und die Humanisten waren maßgeblich daran beteiligt. Gespenstisch und gottverlassen nimmt sich die Szenerie aus. Nochmals, der Vorzeichen und damit der Warnungen waren genug. Damit wir uns also durch solche Zeichen des Göttlichen warnen lassen, nehmen Sonne und Mond eine Verfinsterung hin, ahmen Wolken – das haben wir in früheren Tagen wie vom Donner gerührt erlebt – bei heiterem Himmel das Blitzen von Geschützen und deren Dröhnen nach, gebiert die Luft wunderliche Zeichen, verlassen Gewässer ihre Ufer, wird die Erde erschüttert, schwellen die ebenen Flächen in Tälern auf, speien Berge Rauch und Feuer und scheint sich die Natur selbst Gewalt und Mißhandlung anzutun.94

Jüngstes Beispiel: der Vesuv. Damit ist der Übergang hergestellt, denn eben das dem Naturschauspiel gewidmete Gedicht ist ja dem Fürsten zugeeignet. Wie mag seine erhabene Gestalt dem um die göttlichen Vorzeichen kreisenden Diskurs zugeführt werden? Um es mit einem Satz zu sagen: Es bedarf ihrer nicht, um den Fürsten, dessen Gaben, wie es sinnfällig heißt, an die Sterne heranreichen, das in jedem Augenblick Richtige tun zu lassen. Gäbe es mehr von seiner Statur – es stände anders um das geliebte Vaterland. Der Fürst ist ein würdiger Repräsentant seines uralten glorreichen Hauses. Soll das anderes sein als eine Floskel, muß die Rede spezifiziert werden. Und dazu geht Opitz sogleich mit dem nächsten Satz über. Was da geäußert wird, kann erst zu dieser Stunde verlauten. Der Fürst war und ist der rechten Religion zugetan. Das hat der Dynastie das Überleben gerettet und kam dem Land, nein, kam Deutschland insgesamt zugute. Hätte es weitere derartige Persönlichkeiten an der Spitze gegeben, der gewaltige Umbruch, wie er 1619/20 initiiert wurde, wäre keine Episode geblieben, sondern hätte weitreichende Folgen gezeitigt. Johann Christian, so darf man den einschlägigen Passus auch lesen, war das Herz des Aufstandes. Einige Mutige an seiner Seite – und die Gegenwart sähe anders aus. In Opitzens Worten, gesprochen in dem Jahr, da auch seine größte religionspolitische Dichtung erschien, das TrostGedichte, dazu bestimmt, die Gattung des Lehrgedichts mit epischer Dignität zu versehen: Es ist sicher: Wenn die meisten anderen Eures Standes diesem Eurem gottgefälligem Edelmut in religiösen Fragen, dieser Entschlußkraft in so schwieriger Zeit

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und dieser Unerschütterlichkeit im Glück und im Unglück, dieser schutzgewährenden Liebe zur Bildung, diesen geschickten Bemühungen, Maß zu halten und Gerechtigkeit zu üben, gefolgt wären, dann hätte nicht die christliche Sache, nicht die Freiheit Deutschlands, hätten nicht die gelehrten Studien, nicht die Güter und überhaupt das Leben jedes Menschen, hätten auch nicht, behaupte ich, Altäre und Familiensitze so lange solchen Schiffbruch erlitten und bis heute in der höchsten Gefahr geschwebt.95

Überzeugt vom reformierten Glauben, hatte sich Johann Christian an die Seite des Pfälzer Kurfürsten gestellt und dem König Beistand geleistet bis in die Tage seines allzu raschen Unterganges. Kein Wort verlautet über den Verlust der Landeshauptmannschaft, die der ältere der Brüder als Preis in der Niederlage zu entrichten hatte. Statt dessen geht der Redner sogleich zu den Söhnen über, die sich »dereinst als stützende Säulen des Vaterlandes und Zierden ihrer Zeit« (columina Patriae ac ornamenta seculi) erheben werden, das Ethos des Vaters in die Zukunft weitertragend.96 Johann Christian aber hat es vermocht, einen ganzen Hofstaat mit seinem Geist zu erfüllen. Und das zu Nutz und Frommen gerade auch der Dichter und Gelehrten. Was die Philosophen über den rechten Staat ersonnen haben – am Hof des Piasten scheint es Wirklichkeit. Eure Charakterzüge insgesamt aber, Eure Milde, Euer Anstand, Besonnenheit, Redlichkeit und überhaupt alles, was wir eher im Gemüt spüren als mit Verstandeskräften erfassen können, habt Ihr in solchem Maße Eurem Hof ›eingegossen‹, daß es mir, wenn ich hier Umschau halte, immer so vorkommt, als sähe ich ein Muster jenes Gemeinwesens, das die verständigeren unter den Philosophen ersonnen haben, das aber noch keine Zeit verwirklicht hat. So ehrenvoll, so einträchtig und frei von übler Nachrede ist die Hausgenossenschaft, von der du umringt bist, so viele Zierden des Ritter- wie des Herrenstandes, so viele Gelehrte, so viele gewinnende und durch herrliche Taten ausgezeichnete Männer sind ein genügend deutliches Zeichen dafür, wer das sei, dem sie Treue und Gehorsam erweisen.97

Auch der Redner zählt zu den Auserwählten, die sich der Auszeichnung erfreuen dürfen, an diesem Hof – und dem des Bruders – ihren festen Platz zu haben. Sehr fein weiß er zu differenzieren und damit der Wahrheit die Ehre zu geben. Als »einen alten Schützling des hocherhabenen Fürsten, Eures Bruders,« tituliert er sich, und sodann als »Euren neuen Schützling«.98 Es war Opitz vergönnt, beiden Piasten nahezutreten. Der Vesuvius ist das einschlägige poetische Zeugnis für den

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Zugewinn an herrscherlicher Gunst, die dem Dichter im letzten Jahrzehnt seines Wirkens widerfuhr. In kaum faßbarer Weise hat er es vermocht, den ­Piasten in alsbald wieder überaus schwieriger Situation stets zu Diensten zu bleiben und doch zugleich den neuen Sternen am politischen Himmel zuzustreben. In den Norden Europas verlagerte sich das Geschehen zusehends. Und wieder war Opitz zur Stelle. Zu dem Kapitel ›Opitz und die Piasten‹ fügte sich ein weiteres und letztes, ›Opitz in polnischen und schwedischen Diensten‹ lautend.99 Es bleibt einer anderen Gelegenheit vorbehalten. Wir haben das den Piasten gewidmete zum Abschluß zu führen. Und das wohlgemerkt im Spiegel von Dichtung und um sie sich rankender Paratexte in Gestalt von Widmungsadressen.

Der Psalmist und die Piasten Ein Leben lang hat Opitz die Psalmendichtung gepflegt. Auch sie war seinem Programm der Eindeutschung großer Texte der antiken und jüdisch-christlichen Welt zu integrieren und fügte sich dem Reigen geistlicher Texte eindrucksvoll hinzu, die Opitz schuf. Und natürlich wußte er, was er gerade damit tat. Im Nachbarland Frankreich hatte die Gattung eine lebhafte Pflege erfahren. Sie lag dort bevorzugt in den Händen von Hugenotten. Ja, die Lieder der Psalmen im französischen Idiom fungierten nicht selten als aufmunternde Gesänge im erbitterten konfessionellen Krieg. Sie bargen ein Potential an Ermutigung und Ertüchtigung, das aus der Zeit Davids in die Gegenwart herüberwirkte. Dem reformierten Glauben sich zugehörig zu wissen und die Psalmen in die heimische Version zu versetzen, war vielfach eins. Der Psalm blieb die reformierte Gattung par excellence.100 Opitz bekannte sich damit zu einer Tradition, die seiner eigenen religiösen Orientierung entgegenkam. Die Vorreden zu seinen diversen Psalmendichtungen sind eine Quelle ersten Ranges für sein konfessionelles Engagement, das in seinen besten Tagen von seinem politischen nicht zu trennen blieb. Und dies im übrigen nicht nur im Blick auf die Prolegomena zu den Psalmenverdeutschungen. Auch seine weiteren religiösen Dichtungen enthalten überaus sprechende Eingangspassagen zumeist in Gestalt von Vorreden. Sie vergleichend einmal zu interpretieren, bezeichnet eine wichtige Ergebnisse versprechende Aufgabe. Wir haben den einen und den anderen Text kennengelernt, freilich stets in strikter Perspektivierung, und so soll es auch im folgenden gehalten werden. Das Desiderat bleibt folglich bestehen.101 Im Jahr 1637 kam die letzte große Synopse der Opitzschen Psalmendichtungen heraus. Opitz hatte seine Heimat verlassen und sollte sie nicht wieder-

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sehen. Er residierte in Danzig. Auf ›Dantzig/ den 16. des Wintermonats/ im 1637. Jahre‹, also auf den 16. November 1637, ist die Widmung datiert.102 Das Werk erschien bei dem Verleger, der nun die späteren Arbeiten Opitzens betreute, Andreas Hünefeld. Opitz nutzte jetzt die Gelegenheit, da er sich anschickte, die Ernte auch im Zweig der Psalmendichtung einzubringen, nochmals gezielt widmend tätig zu werden. Nicht weniger als 150 Psalmen konnte er in Text und Melodie vorlegen. Das Werk wurde ein Erfolg. Gleich im nächsten Jahr war eine weitere Auflage, wiederum bei Hünefeld, auf dem Buchmarkt. Noch im selben Jahr legte der rührige Verleger eine weitere Version vor. Nun präsentierte er eine zweiteilige Folge, zunächst die Psalmen und sodann die Episteln Der Sontage, die wir kennenlernten. Auch dieser geistlichen Kombination war großer Erfolg beschieden. Im nächsten Jahr kam sie noch einmal heraus. Und dabei blieb es nicht. Auch anderwärts, so in Basel und in Lüneburg, erschien das Werk. Auswahleditionen wurden veranstaltet, und das bis über den Westfälischen Frieden hinaus.103 Zugeeignet ist das geistlich-psalmistische Kompendium in allen Versionen den beiden Brüdern Johann Christian und Georg Rudolf, wohingegen die Episteln, wie gezeigt, Georg Rudolf allein gewidmet worden waren. Nachdem eine ganze Reihe von Titeln und eben auch die Episteln mit einer Widmung nur an einen der Herzöge herausgegangen waren, muß es die Widmungsempfänger mit Befriedigung und Freude erfüllt haben, nun gemeinsam einen auch ihren Glaubensüberzeugungen korrespondierenden großen Text aus der Feder des inzwischen berühmten Autors entgegennehmen zu können. Sie durften versichert sein, daß auf andere Weise derart ihrer Verewigung zugearbeitet wurde. Das Bündnis zwischen Fürst und Dichter blieb ein wechselseitiges, und der Dichter hatte mit fortschreitenden Jahren zunehmend Gewichtiges in die Waagschale zu werfen. Ein durchaus ungewöhnlicher Duktus zeichnet die Widmung aus. Sie ist vergleichsweise knapp gehalten. Und sie läßt nicht jenen eher persönlichen Ton spüren, den man erwarten würde. Zu Ende des Jahres 1637 weilte Johann Christian in Osterode und Georg Rudolf in Parchwitz. Kein Wort davon in der Widmung. Der Dichter imaginiert, was er verlauten lassen würde, wenn er den üblichen Huldigungsszenarien zu folgen gedächte. Er ist ihrer offensichtlich überdrüssig. DVrchlauchtige/ Hochgeborne/ Gnädige Fürsten vnd Herren/ Die jenigen welche in gemein jhre schrifften andern/ sie seyen wes standes oder würden sie wollen/ zuschreiben/ pflegen mehrentheils die vrsachen zu melden/ was sie darzu

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­ ewogen habe. Bey E.E.F.F.G.G. würden sie anregen diesen werthen Stamm vnd b Geschlechte/ auß dem von achthundert jahren her so viel Könige/ Fürsten vnd Helden entsprungen sind/ daß wenig hohe Häuser jhm darmit gleich gehen/ keines über legen ist. Sie würden sagen/ wie Dero Vorfahren/ nebenst den vnsterblichen kriegesthaten vnd löblichen regierung/ auch die leutselige zuneigung gegen der wissenschafft vnd geschickligkeit gleichsam durch erbschafft vnd von hand zu hand auff einander fortgepflantzt hetten. Wann sie auff E.E.F.F.G.G. kämen/ würden sie/ vnd zwar mit warheit erzehlen/ wie Dieselben jhren hocherhabenen Stand mit Fürstlichen tugenden übersteigen/ beydes glück durch vnüberwindlichen muth ertragen/ das studiren auch jetzo nicht vnterlassen zu lieben/ da es sonst fast allenthalben verachtet ist/ vnd was dergleichen dinge mehr sind/ die ich/ wie ich dieselbigen vielleicht vor andern einführen köndte/ weil ich sie von vielen jahren vor andern gegenwertig erkandt habe/ darumb her zu rechnen vnterlasse/ daß mir bewußt/ E.E.F.F.G.G. demut sey zu groß solches lob an zu nemen/ vnd meine worte zu geringe dasselbe nach verdienst herauß zu streichen.104

Was aber wird der Poet vorzutragen haben, wenn alles dedikatorisch Einschlägige schon gesagt ist, und zwar von ihm selbst? Der Dichter hat Neugierde geweckt. Wird er sie befriedigen können oder vielleicht auch nur wollen? Opitz ist darauf eingestellt, Rede und Antwort stehen zu müssen. Und das explizit im Blick auf die naheliegende Frage, warumb ich nicht/ als warumb ich die zuschreibung an E.E.F.F.G.G. gerichtet hette; angesehen daß Dieselbten beyderseits eine geraume zeit her mir hiesige arbeit anbefohlen/ vnd die gnädige meynung von mir geschöpfft haben/ daß ich mein weniges vermögen besser vnd rühmlicher nicht anlegen köndte.«105

Die Anregung zu der poetischen Bearbeitung der Psalmen kam also von den Fürsten selbst. Informierte Leser wußten sich einen Reim darauf zu machen. Ein Clément Marot war von keinem Geringeren als Franz I. zu seinem Psalmenwerk ermutigt worden. Unter den spezifischen deutschen Bedingungen wiederholte sich also eine illustre Konstellation. Und das alleine wäre gewiß Grund genug gewesen, eine eindrucksvolle Widmung dem Werk vorauszuschicken. Nie hätte der Dichter es gewagt, denjenigen, »welche Gott in den Stand gesetzt darinnen sie gebieten können«, den Auftrag zu versagen.106 Lange schon hätte er ihn erfüllen sollen, doch die Umstände verwehrten dies. Nun ist der Zeitpunkt zu später Stunde gekommen und also auch eine Widmung fällig. Opitz aber verhält sich just an dieser Stelle merkwürdig einsilbig. Der Grund

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liegt auf der Hand. Wenige Tage vorher hatte er nochmals eine große Widmungsadresse an die Piasten verfaßt, die wir sogleich kennenlernen werden. Er wollte sich ganz offensichtlich nicht wiederholen. Erst jetzt, so deutet er an, sei ihm die für sein Schaffen unerläßliche Muße vergönnt. Die aber, so dürfen wir ergänzen, verdankt er seinem neuen Dienstherrn, dem polnischen König, welchem er bereits überschwenglich in einem großen Lobgedicht gehuldigt hat. Die Zeit der Piasten im Leben Opitzens ist abgelaufen, und auf eine denkwürdige Weise gibt auch die allfällige Widmungsadresse davon Kunde. Es handelt sich um eine des Rückblicks und – ungesagt – eine des Abschieds. Nunmehr ich aber bey der allgemeinen ruhe dieser orte (welche des Höchsten schutz ferner gnädiglich erhalten wolle) auch vor mich der bücher ab zu warten fug vnd anlaß gefunden/ als habe ich vor allen dingen meine wiewol geringe kräfften an die heiligen Psalmen mit beystande dessen dem sie zu ehren gemacht sind werden/ vnd E.E.F.F.G.G. gnädigem belieben vnterthänig an die hand gehen wollen. Lebe ich derowegen der tröstlichen hoffnung/ Dieselbten werden solchen meinen dienst nicht weniger mit geneigten augen anschawen als andere/ die zwar offt gut gemeynet/ aber den außgang nicht leisten können/ vnd vergänglicher sind weder wir menschen/ die wir vns keine lange frist des lebens versprechen dürffen.107

So tritt am Schluß ein memorialer Beweggrund besonderer Art hervor. Das Verhältnis zwischen Opitz und seinen Fürsten war kein gewöhnliches. Es war ein lebensbestimmendes. Der Nachwelt davon Kenntnis zu geben, ist ein Antrieb, der nicht verkennen läßt, daß hier ein Autor im Begriff steht, sein Haus zu bestellen. So sey dann dieses Buch ein stetes zeugniß/ nicht zwar meiner trew/ daran E.E.F.F.G.G. niemals zu zweiffeln haben/ sondern des demütigen willens dardurch ich/ wie Deroselbten grosse wolthaten/ welche ich allzeit spüre vnd e­ mpfinde/ von mir mit danckbarem hertzen erkandt worden/ den Nachkommenen habe andeuten vnd zu verstehen geben wollen. Doferren aber das jenige was ich allhier geschrieben je nicht immerzu verbleiben solte: so habe ich es dennoch geschrieben/ als ob es verbleiben würde.108

Ein letzter Gruß Das Jahr 1637 blieb – wie schon einmal das Jahr 1629 – im Blick auf das Schaffen wie das Zusammenführen von Texten und nicht zuletzt das Lancieren von Widmungen ein entscheidendes. Opitz lebte im Exil in Danzig. Niemand hätte vor-

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hersagen können, ob eine Zeit kommen würde, da er in die Heimat zurückkehren konnte. Es lag nahe und war mehr als verständlich, daß die Pflege des Werkes einen prominenten Platz behauptete – und das womöglich auch im mitschwingenden Gedanken, daß eine verbindliche, um nicht zu sagen endgültige Version erarbeitet werden müsse. Die Zeit sollte rasch lehren, daß die von Opitz getroffenen Vorkehrungen die angemessenen und richtigen waren. Er war, wie sich alsbald herausstellte, zum letztmöglichen Zeitpunkt vorsorgend tätig geworden.109 Die erste zu fällende Entscheidung bezog sich auf die Gesamtdisposition und damit auf die Anordnung und Folge der Werke. Opitz traf eine wiederum richtungsweisende. Noch einmal etablierte er ein Muster, das rasch Schule machen sollte, war es doch beglaubigt durch seine inzwischen unbefragte bzw. kaum jemals in Frage gestellte Autorität. Er entschied sich, sein geistliches Werk von seinem weltlichen zu separieren. Einen ganzen Band füllte er mit seinen geistlichen Schriften und eröffnete damit die Ausgabe seiner Werke. Ihr schlossen sich zwei Bände mit seinen ›weltlichen‹ Dichtungen an. Obgleich er auswählte, waren drei Bände das Wenigste, wenn anders nicht Wichtiges unberücksichtigt bleiben sollte. Sein Werk gab Opitz in seiner Heimat heraus. Der langjährige Freund und Verleger David Müller sollte es betreuen. Doch die Direktive kam nur noch partiell zum Tragen. Das Erscheinen der Geistlichen Poëmata im Jahr 1638 und das des ersten Bandes der Weltlichen Poëmata, die in seinem Todes­ jahr 1639 veröffentlicht wurden, erlebte er noch. Der zweite Band der Welt­lichen Poëmata kam ihm nicht mehr zu Gesicht. Nach seinem Tod im November 1639 erfolgte ein publizistisches Revirement. Der Verleger Thomas Matthias Götze in Frankfurt übernahm die ausgedruckten ersten beiden Bände und die Druckstöcke des ausstehenden dritten und legte im Jahr 1644 in einheitlicher Ausstattung alle drei Bände geschlossen vor. Die Ausgabe letzter Hand gemäß den Maßgaben des Autors war in die Welt getreten.110 Und sie machte Schule. Opitz’ großer Zeitgenosse und in vielem sein Vorgänger Georg Rudolf Weckherlin gliederte seine Werke im Jahr 1641 nun ebenfalls in ›Gaistliche‹ und ›Weltliche‹ Gedichte. Ein Wenzel Scherffer von Scherffenstein, den wir kennenlernten, und andere folgten nach. Nur wissenschaftshistorische Gründe sind dafür verantwortlich, daß einige der ›weltlichen‹ Sparte zugehörige Texte das Bild von Opitz lange Zeit fast ausschließlich bestimmten, seine Poeterey von 1624 und seine Gedichtsammlungen von 1624 und 1625 an vorderster Stelle. Dem Reichtum des Opitzschen Werkes werden derartige präferentielle Setzungen nicht entfernt gerecht. Heute besteht einhelliger Konsens unter den Kennern, daß die Separierung der weltlichen und geistlichen Redeformen ohnehin eine problematische bleibt und daß, wenn sie denn in Maßen

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Geltung behaupten soll, doch die Gleichgewichtigkeit beider Spiel­arten eine selbstverständliche Voraussetzung für eine angemessene Erkenntnis auch des Opitzschen Werkes bildet. Noch einmal: Mochte eine Ahnung den Dichter gestreift haben, daß die Ausgabe zu einer solchen letzter Hand geraten würde? In der Trilogie war das Lebenswerk geborgen und trat seinen Gang durch die Zeit an. Wir blicken ein letztes Mal auf die Piasten. Und das sogleich am Eingang zu den Geistlichen Poëmata aus dem Jahr 1638 bzw. 1644. Das gesamte Werk ist Sibylle Margarethe von Liegnitz und Brieg, nunmehrige Gemahlin des Reichsgrafen Gerhard von Dönhoff, gewidmet, welch letzterer bereits der Widmungsempfänger von Opitzens ein Jahr früher erschienener Antigone-Übersetzung des Sophokles war. Noch einmal also laufen die Linien zusammen. Wir sind der Herzogin in Schlesien bzw. der Reichsgräfin bereits en passant begegnet, war sie doch die Tochter Herzog Johann Christians. Nun kehren wir über die verehrte Fürstin ein letztes Mal zu den Piasten zurück. Wieder gelingt es Opitz, persönliche, anrührende Worte zu finden wie stets in der Hinwendung zu Frauen, und dies selbstverständlich ein weiteres Mal im geistlichen Kontext. Merklich ist aber auch, daß Opitz den Eingang zur Sammlung seiner Schriften nutzt, um dem Haus der Piasten und seinen gegenwärtigen Repräsentanten seine tiefe Verbundenheit zu bezeugen. Sie blieben ihm auch und gerade in der ›frembde‹ nahe. Auf den ›6. Tag deß Wintermonats‹ ist die Widmung datiert, geht also derjenigen zu der Psalmen-Übersetzung aus dem nämlichen Monat November noch voraus. Binnen kürzestem hatte Opitz zweimal zur Feder zu greifen, und eben dieser Umstand machte sich im Falle der Psalmen bemerkbar. Keine seiner Schriften, so der Autor, verdiente es, in die Hände der Gräfin zu gelangen. Wenn aber überhaupt, so müßten es solche sein wie die vorliegenden. Denn sinne ich »dem Jnhalt deß Wercks selber nach/ so ist es Geistlich: vnnd E.F.Gn. sind vnter so grossen edelen Tugenden mit der Gottesfurcht so viel mehr begabt/ so viel selbige höher als andere Tugenden/ vnd eine Fürstin höher als andere Menschen ist.«111 Doch das nicht allein. Noch einmal stellt der Autor den Brückenschlag zu dem Haus her, in dem er sein Werk stets bevorzugt beheimatet wissen wollte. Auch in der Fremde bewahren die Brüder dem Autor die Treue. Und der gelobt das Nämliche. Ein Bündnis war geschmiedet worden, und das bewährte sich über Zeit und Raum und die unglücklichen Zeitläufte hinweg. Dem Werk kam es allemal zugute. »Es ist Poetisch: welche Art zu schreiben bey verständigen hohen Häuptern vnnd guten Höfen von allen Zeiten her lieb vnnd angenem gewesen.«112 Doch das ist eine generelle Feststellung. Der Fürstin gegenüber

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kommt etwas Anderes, Persönliches hinzu. Und das spielt sogleich hinüber in den familiären fürstlichen Umkreis. Dann mit was Gutthätigkeit vnd Zuneygung wollen J.J.F.F.G.G. dero Herr Vater vnnd Herr Vetter von geraumer Zeit her mich vor jhren Diener wissen? Mit was Gnaden erweisen sie an mir/ daß sie auch bey diesem vnglückseligen Zustande nicht ablassen das Studiren zu lieben/ ausser welches nichts ist/ wormit ich vor dißmahl vnnd in der frembde Dienst zu leisten weiß?113

Sodann wechselt der Autor herüber zu Gerhard von Dönhoff.114 Ihm kam im Leben Opitzens eine entscheidende Mittlerstelle zu, und eben sie ruft Opitz nun auch an dieser Stelle auf. Derart weitet sich die Widmung an die Fürstin direkt bzw. indirekt zu einer Hommage an die für ihn bedeutsamen Personen der letzten Lebensjahre aus. E.F.Gn. hertzliebster Gemahl Jhre Gnaden der Herr Graff Dönhoff aber/ was hat er bißher nicht gethan mir beförderlich zu seyn vnd auffzuhelffen? Daß die Königliche Majestät zu Polen vnnd Schweden mir gnädigst wol will/ daß ich dieser Orte Fug vnnd Ruhe deß meinigen abzuwarten gefunden/ daß ich die Mißligkeit der eusserlichen Fälle/ vnd was vns Menschen sonst in den Weg zu kommen pflegt/ getrost/ ja frölich erdulden vnnd ertragen kan/ solches habe ich/ nechst Gott/ dem Herren Graffen zuvorauß vnnd mehrentheils zu dancken.115

So sind sie gegenwärtig: Die Piasten, der polnische und der schwedische König sowie der Reichsgraf mit seiner Gemahlin. Und wieder ist es der Wunsch, ihrer aller Namen verewigt zu wissen – das Privileg des Poeten, über das allein er gebietet. Gab die geistliche Schrift die Veranlassung, die Fürstin als deren Adressatin zu erwählen, so stehen Graf und Gräfin am Schluß als Paar da, das dem Dichter und Diplomaten Opitz das Tor öffnete für den Raum seines letzten Wirkens. Er der Höchste verleihe Jhrer Gnaden Gesundtheit/ Wolfarth/ Fortgang in Verrichtungen so dieser Cron vnnd Landen zum besten angesehen/ vnnd solchen Segen in der mit E.F.Gn. newlich getroffenen Heyrath/ wie es bester Weise nach mag gehofft vnnd gewüntschet werden: Jch/ bey dem nichts ist als das redliche Gemüthe für so grosse Wolthaten danckbar zu seyn/ habe vmb Jhre Gnaden mich besser zuverdienen nicht gewust/ als wann ich hiermit der jenigen Fürstlichen Namen auff die Nachkommenen zu bringen versuchte/ derer Fürstliches Hertz in dem Seinigen mit vnaufflößlicher Liebe verschlossen ist.116

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10. Über die Zeiten hinweg Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins ›Memoria‹ im höfischen Zeitalter Die oberen Stände, ob Adelige oder Fürsten, Könige oder Kaiser, sind in prononcierter Weise auf Sukzession bedacht. Zum bürgerlichen Ethos gehört die Wertschätzung der je individuellen selbsterbrachten Leistung, so sehr familiärer Stolz auf die Ahnen mit hineinspielen mag. In der auf Grund und Boden nicht anders denn auf dynastischer Grandeur basierten Distinktion der zur Herrschaft im weitesten Sinn bestimmten Stände zählt primär die Abfolge der Geschlechter, in die sich die Angehörigen hineingestellt wissen. Ein an Namen und Haus haftender Nimbus will mit jedem neu in den Kreis Eintretenden beglaubigt und bewährt sein. Eine jede Tat kommt nicht nur dem Individuum, sondern dem Haus und Geschlecht zugute. Nur ein Richtmaß gibt den Ausschlag: Aufrechterhaltung und Mehrung des Ruhmes beider. Repräsentation ist das diesem Ethos geziemende herrschaftliche Gebaren. In jedem Akt der Repräsentation versichert sich ein Stand seiner Identität, erneuert und bekräftigt seinen Führungsanspruch. Ein Leben im Stillen und Unscheinbaren ist undenkbar. Alle Signaturen der Macht wollen hergezeigt und wahrgenommen werden. Ganze Stäbe im Dienste von Herrschaft sind damit befaßt, diesem unverächtlichen Geschäft ihren Einfallsreichtum und ihr Können zu widmen, ist doch die Palette der Herrschaftssemantik schier unerschöpflich. Im folgenden geht es um einen speziellen Aspekt. Betrachtet werden soll in einem abschließenden Kapitel, wie im Umkreis der Piasten für das symbolische Überleben der Dynastie und einzelner ihrer Repräsentanten Sorge getragen wurde. Das geschah, wie überall sonst, in den mannigfachsten Formen und auf den vielen seit eh und je vorgezeichneten Wegen. Ein Heer von Gelehrten stand bereit, von Leben und Tod des jeweils an der Macht befindlichen und sodann den Stab weiterreichenden Regenten zu künden. Die Porträtkunst war zuallererst darauf ausgerichtet, ein Bild der zur Darstellung gelangenden Person über die Zeiten hinweg festzuhalten. Emblematische Zurüstungen, musikalische Darbietungen, kulminierend in der mythisch unterlegten Feier herrschaftlicher Grandeur, waren bezogen auf ein hic et nunc und zugleich dazu

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins

bestimmt, in der Wiederkehr und der Wiederholung memoria über Personen und Zeiten hinweg zu stiften. Die Kunst der Invention in herrschaftlicher Regie gipfelte in der Spendung unverwelklichen Ruhmes. Ein Sieg über den Tod war zu erstreiten. Und hier kam der Architektur eine besondere Rolle zu. Aus Stein erschaffene Denkmäler, dem Stein anvertraute Inschriften versprachen Dauer, ja Ewigkeit. Und das in einzigartiger Weise. Eine jede Begegnung mit ihnen, eine jede Begehung der dem Gedenken gewidmeten Räume führte heraus aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Noch einmal bot sich Auge und Sinnen dar, was einst Größe erheischte und nun, in Stein verewigt, von eben dieser Größe kündete. War dann das Wort zur Verfügung, das dem der Anschauung sich Darbietenden, eingeschrieben in Stein, Sinn und Bedeutung verlieh, so schien das Menschenmögliche zur Verewigung von Personen, Tugenden und Taten unternommen. Kein Zeitalter hat sich auf die Verklärung von Herrschaft, auf die Transfiguration eines Zeitlichen in ein Ewiges so verstanden wie das höfische. Es gehört zu den eindrucksvollen, um nicht zu sagen zu den bewegenden Ingredienzien piastischer Regentenkunst, daß das Geschlecht vollen Anteil hatte an dieser im 17. Jahrhundert kulminierenden Kunst. An den zwei Zentren in Brieg und in Liegnitz wurde ihr gleichermaßen gefrönt. Und als dann jäh das Ende kam, waren Sachwalter aus der Mitte des Geschlechts sogleich zur Stelle, um für die Stiftung von Gedächtnis Sorge zu tragen. Dazu bedurfte es befähigter Architekten, Bildhauer und Steinmetzen, gewiß. Am Ende aber zählte vor allem der Beitrag der gelehrten Schriftkundigen. Schlesien besaß sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch einmal in verschwenderischem Reichtum. Keine andere Region im alten deutschen Sprachraum kam dem Land an der Oder darin gleich. Sie ließen sich nicht lange bitten, dem Geschlecht der Piasten die letzte Ehre zu erweisen. Große Dichtung, große Sinnbildkunst, verdichtet im Aphorismus, kam zustande. Eine den Piasten und ihrem kulturellen Nimbus gewidmete Darstellung darf sich glücklich schätzen, mit einer Betrachtung von Texten europäischen Ranges zu schließen. Diese Chance will genutzt sein.

Das Erbe der Piasten im Medium der Poesie Das letzte Wort nach dem Untergang der Piasten verblieb den Dichtern. Friedrich Lucae beschließt sein großes, den Piasten gewidmetes Kapitel mit den Alexandrinern »eines geschickten Poëtens«, den wir möglicherweise mit dem Autor selbst identifizieren dürfen.

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Fliest nasse Thränen/ fliest auff Wangen und Papier/ Das letzte Königs Blut Sarmatiens ligt hier: Der Purpur der ihm war von Ahnen angeerbt/ Hat seinen siechen Leib umkleidet und gefärbt.1

So die nicht unbedingt hinreißend inspirierten ersten Verse des insgesamt 36 Alexandriner umfassenden Poems. Wir werden mit solchen ganz anderen Zuschnitts alsbald aufwarten. Eine reiche Entfaltung schriftlicher Verlautbarungen jedweder Provenienz hatte statt. Die Gedanken lösten sich rasch von dem speziellen Trauerfall und griffen über auf das Schicksal Schlesiens, das so eng mit dem der Piasten verwoben war. Einem jeden aufmerksamen Beobachter der Szene war klar, daß man an einer Wende der Zeiten stand. Das Land war mit einem Schlag dem Willen des Kaisers ausgesetzt, und keine Macht im Land zu erkennen, die ihm zu widerstreiten vermocht hätte. Ein Einschnitt war erfahrbar geworden, der sich in der Frühen Neuzeit und also bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nur noch einmal wiederholen sollte: im Übergang Schlesiens an Preußen.2 Dicke Sammelbände bergen das funerale Schrifttum, das der überraschende Tod Georg Wilhelms zeitigte. Wir haben sie in der unerschöpflichen Breslauer Universitätsbibliothek auf der Sandinsel im einstigen Augustinerstift in der Hand gehabt und in Auswahl kursorisch charakterisiert.3 Es wäre eine ebenso verlockende wie schwierige Aufgabe, das den Piasten gewidmete Schrifttum einmal einer eingehenden Erschließung zu würdigen. Gleich mit Beginn des Buchdrucks setzte es ein, verbreiterte sich die Jahrhunderte über stetig und blieb auf die verschiedensten Anlässe geeicht. Am Ende bäumte sich die Welle noch einmal gewaltig auf, bevor die Wogen sich glätteten und nur noch vereinzelt eine Stimme sich vernehmen ließ. Die Medien und Foren der Erinnerung wandelten sich. Und so will es als ein Glücksfall erscheinen, daß eine namhafte Untersuchung dieses faszinierende Kapitel des Nachlebens eines großen polnisch-deutschen Geschlechts jüngst aufgeblättert und detailliert vergegenwärtigt hat.4 Wir werfen, stets auf Auswahl und Pointierung bedacht, einen Blick auf wenigstens einen Text aus der anläßlich des Todes von Georg Wilhelm erfolgten Produktion und gehen sodann über zur Betrachtung jener Gedenkstätte, der es beschieden war, bis heute und in alle erdenkliche Zukunft die Erinnerung an die Piasten einem breiteren Publikum lebendig zu halten, ganz so, wie es die verehrungswürdige Stifterin noch in den siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts sich erhofft haben mag.

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins

Poetischer Sachwalter des geistigen Erbes der Piasten: Daniel Casper von Lohensteins ›Lob=Schrifft‹ auf Georg Wilhelm Unter den zahlreichen Poeten, die sich aufgerufen fühlten, anläßlich des Todes von Georg Wilhelm zur Feder zu greifen, befand sich auch Daniel Casper von Lohenstein.5 Dieser war der Sohn des kaiserlichen Steuereinnehmers und Ratsherrn von Nimptsch Johann Casper und dessen Frau Susanna. Zu Nimptsch im Herzogtum Brieg wurde er 1635 geboren. Die Erhebung in den Adelsstand erfolgte überhaupt erst zu Lebzeiten des Sohnes, und die Vermutung liegt nahe, daß der frühreife Daniel Casper wesentlich zu dieser Standeserhebung beitrug. Er besuchte das Magdalenen-Gymnasium in Breslau, trat schon dort mit öffentlichen Deklamationen hervor, und auch sein erstes Trauerspiel entstand noch auf dem Gymnasium. Der Autor fand dank der regen rhetorischen und theatralischen Aktivitäten gerade am Magdaleneum frühzeitig eine Stätte zur Erprobung seiner rednerischen und poetischen Talente. Sein Jurastudium absolvierte Lohenstein zunächst in Jena, sodann in Tübingen. Die üblichen Reisen als Hofmeister, nun in die Schweiz, die Niederlande und nach Ungarn führend, schlossen sich an. Ende der fünfziger Jahre ließ sich der Jurist als Anwalt in Breslau nieder. Seine politische Laufbahn begann Lohenstein überhaupt erst ein Jahrzehnt später als herzoglicher Rat des Fürstentums Oels. Das Angebot, als Geheimsekretär in die Dienste Herzog Christians von Liegnitz, Brieg und Wohlau zu treten, schlug er überraschend aus. Statt dessen kehrte er nach Breslau zurück und übernahm daselbst die hochdotierte Stelle eines Syndikus. In dem entscheidenden Jahr 1675 wurde er Obersyndikus und hatte damit eine der einflußreichsten Positionen im Breslauer Stadtregiment inne. Zur gleichen Zeit war Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau Rats­ ältester und Präses in Breslau. Die beiden bedeutendsten Dichter der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkten also auch amtlich in unmittelbarer Nähe. Noch im Jahr 1675 führten Lohenstein komplizierte diplomatische Geschäfte im Dienst der Stadt nach Wien. Sie verliefen dank der Geschicklichkeit des Unterhändlers erfolgreich, und der Kaiser ernannte ihn ob »seiner fürtrefflichen Qualitäten« zum kaiserlichen Rat. 1683 starb er in Breslau. Wie so viele andere nutzte auch Lohenstein die Gelegenheit, den speziellen Anlaß des Todes Georg Wilhelms mit weiterreichenden Gedanken im Blick auf das ausgestorbene Geschlecht, im Blick auf Schlesien und nicht zuletzt im Blick auf den Kaiser zu verbinden. Wer aber wäre dazu prädestinierter gewesen als eben jener Autor, der im Trauerspiel und alsbald im Roman von epischen Dimensionen das Schicksal von Reichen und Regimentern unaufhörlich um-

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kreist und im Spiegel untergegangener Weltreiche und Dynastien sinnbildhaft Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der schlesischen Heimat im weltpolitischen Gefüge des Habsburger Kaisertums und der europäischen Mächte bedacht und besungen hatte. Davon legt auch seine große Lob=Schrifft auf Georg Wilhelm eindrucksvoll Zeugnis ab.6 Obwohl sie bereits ein Jahr nach dem Tod des letzten Piasten erschien, war es dem Autor dennoch möglich, eine umfängliche Rückschau auf das Wirken des Geschlechts zu bieten. Er war offensichtlich gut vorbereitet und konnte vor allem über kursierendes handschriftliches Material etwa aus der Feder Nicolaus Henels von Hennenfeld auf ergiebige Zeugnisse zurückgreifen. Die Lob=Schrifft steht – genau wie die Totenrede auf Hoffmannswaldau – als eigenständiges großes historisches Dokument neben Lohensteins reichem dichterischem Schaffen.7 Eine nähere Inspektion lohnt sich allemal. Das Werk ist selbstverständlich der Gattin und Witwe Herzog Christians sowie der Mutter des letzten Herzogs Georg Wilhelm zugeeignet. Schon diese Widmung läßt ahnen, mit welch einem Autor und mit welch dichterischem Niveau wir es im folgenden zu tun haben. Lohenstein bezeichnet einen Gipfel der Poesie in Schlesien – und weit darüber hinaus.

Die Widmung Lohensteins an die letzte Herzogin Luise, Treuhänderin der Piasten Von Tränen durchwirkte Beileidskundgebungen, so der gewiefte Rhetor in der Widmungszuschrift, pflegen das Leid der ohnehin von Trauer überwältigten Person nur zu vergrößern.8 Der Maler Timanthes verhüllte deß hertzhafften Agamemnons Antlitz bey Opferung seiner Tochter ­Jphigenia mit einem Tuche […]. Wie viel empfindlicher aber muß der Schmertz einer Mutter/ und zwar über dem Absterben eines einigen Sohnes seyn? […] Dieses Be­dencken hätte bey nahe auch meiner unterthänigsten Pflicht einen Stillstand zu bieten vermocht. Denn die mitleidendliche Anrührung der Wunden ist empfindlicher/ als der Schmertz an sich selbst.

Wenn der Redner in Gestalt des der Schrift sich anvertrauenden Memorialisten gleichwohl seine ›Bedencken‹ nicht Überhand gewinnen läßt, so muß er gewichtige Gründe für seine Entscheidung ins Feld zu führen haben. Mit Spannung erwartet der Hörer und der Leser die Eröffnung seiner Beweggründe. Der Arrangeur der kleinen Huldigungsadresse hätte nicht professioneller vorgehen können.

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins

Auch die Fürstin nämlich befindet sich in einem Widerstreit wo nicht der Gefühle, so doch der persönlichen Befindlichkeit und der Beobachtung herrscherlicher Normen. Wenn die Fürstin sich des Weinens angesichts eines unmäßigen Leids enthält, so im Namen von fürstlicher Grandeur. Diese ist, recht verstanden, auf ein einziges Ziel gerichtet, nämlich das Wohlergehen des Landes und seiner Bewohner zu befördern. Der Redner bzw. der der Schrift sich Anvertrauende weiß, daß die Fürstin »über Jhrem eigenen Unglücke nicht weinen können/ über dem gemeinen aber mehr heilsame Vorsorge zu haben/ als Seufzer zu holen pflegen.« Die Person mit ihren persönlichen Belangen tritt zurück an die zweite Stelle, und die erste behauptet die Person in der Rolle der Regentin, in der das gemeine Wohl über dem individuellen rangiert. Folglich ist diese der Fürstin zugeschriebene Eigenschaft keine ihr von Natur eignende, sondern eine aus ihren fürstlichen Verpflichtungen resultierende. Sie sind durch und durch von Normen durchwaltet. Und anläßlich von deren Verlautbarung hat auch der gelehrte Autor, hat der über die Geschichte und die ihr zu entnehmenden Verhaltensmuster gebietende Humanist nicht ein, sondern das entscheidende Wort mitzureden. Auch die kleine Lohensteinsche Vorrede gilt der Kodifizierung des rex iustus, appliziert auf die Fürstin Luise in ihrer besonderen Funktion als Witwe und als Mutter des letzten Piasten. Die Fürstin hat ein Zeugnis dieser ihr – und seit kurzem ihr allein – zugefallenen herrscherlichen Verpflichtung bereits abgelegt. Nach dem Rückfall Schlesiens war es ihr erstes Anliegen, Kaiser Leopold I. kniefällig um die Übernahme der Obhut des verwaisten Landes zu bitten. In den Worten des die Fürstin Anredenden: Denn/ als Schlesien mit der frühzeitigen Entseelung Unsers Gnädigen Landes= Fürsten gleichsam zugleich der Seele beraubet ward; maaßten sich Ew. Durchl. deß verwäiseten Vaterlands an/ und umbarmten die Knie Unsers allergnädigsten Kaisers/ umb Selbten uns zum Vater zuerbitten/ der es zeither so vieler Völcker/ und zugleich Unser Ober=Herr gewest ist.

Kein Wort von der Bemühung der Fürstin, ihr Haus und ihr Auskommen durch den Kaiser gesichert zu sehen. Allein die Sorge um das schlesische ›Vaterland‹ bestimmt ihr Handeln und Trachten. Damit gelangt jene andere und nun alleine auf das Land gerichtete diplomatische Mission in das Blickfeld, an der Lohenstein maßgeblich beteiligt war und über die wir gleichfalls seit kürzerem genauer unterrichtet sind.9 Eine Vorausprojektion und eine Überblendung verschiedener Ebenen hat statt, wie sie

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typisch ist für jedwede humanistische Äußerung im Umkreis herrschaftlicher Obliegenheiten. Auch die Lohensteinsche Widmung reiht sich ein in die illustre Folge derartiger panegyrisch-adhortativer Verlautbarungen, wie sie bevorzugt in der Vorrede als einer klassischen textuellen Keimzelle humanistischer kulturpolitischer Initiative zur Geltung kommen. Paratexte sind im gesamten europäischen Humanismus erste Adressen zur Artikulation humanistischen Werk- und Weltverständnisses.10 Keine Äußerung Lohensteins, die nicht historisch konfiguriert und unterfangen wäre. Das historische Exempel wird bemüht, um den Vergleich zwischen der Welt des Altertums und der Gegenwart in Gang zu setzen und die aktuell belobigte Person nochmals in hellerem Licht erstrahlen zu lassen. Ein römischer Bürgermeister hat ein Beispiel vorbildlichen, dem Gemeinwohl verpflichteten Verhaltens gegeben. Vom Scheiterhaufen, auf dem sein Sohn den Tod fand, eilt er auf das Rathaus, »seinen Trost in der Schoos und in den Armen deß gemeinen Wesens« suchend. Wieviel mehr verdient das Verhalten der Fürstin als Mutter Respekt, die ihren eben erblühten Sohn dahinwelken sieht und ihren ersten Gedanken den weiteren Geschicken des Landes widmet. Der öffentliche, politische Raum bleibt das Faszinosum der frühen Moderne, und niemand im 17. Jahrhundert hat sich überzeugender und kenntnisreicher hinsichtlich der Ingredienzien vorbildlicher Staatsführung vernehmen lassen als der Breslauer Syndikus und Herzogliche und Kaiserliche Rat Daniel Casper von Lohenstein. Die Piasten stellen eine schwerlich zu erschöpfende musterbildende Reihe. Ihre letzte Repräsentantin ist Märtyrerin und Heroine zugleich. Der erfahrene Seelenkenner weiß, daß Schmerz aus dem Antlitz zu verbannen nicht heißt, Schmerz im Inneren nicht unbändig zu fühlen. Die Fürstin ist kein unmenschliches Wesen. Der Sprecher kennt ihre Befindlichkeit. Daß sie diese nicht Herr über sich werden läßt, macht ihre Größe aus. Innen und außen, seelische Disposition zur passio und mutiges Ergreifen der ihr zugefallenen Führungsrolle vermag sie in ein Gleichgewicht zu bringen. Derart eignet sie sich als Vorbild. Und eben auf diese ihre repräsentative Funktion hat es der das Wort Ergreifende abgesehen. Sie »auf die Schau=Bühne der großmütigen Betrübten zu stellen; nach dem ich unter Jhrem Geschlechte nichts vergleichliches aufzusuchen weiß«, erkühnt sich der Laudator. Auf Ermunterung zur ›Nachfolge‹ ist das Schaubild abgestellt. Sukzession vorbildlicher Herrschaft bleibt der kardinale Vorwurf des den öffentlichen Raum mit seiner Figur betretenden Dichters. Über ihr vorbildliches Verhalten trägt die Fürstin Luise bei zum Ruhm ihres Sohnes und, wie ergänzt werden darf, zu dem des Geschlechts der Piasten ins-

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gesamt. Ruhm begründend, verliert der Schmerz an Gewalt, wird über das Zeitliche hinaus doch das Ewige derart gesichert. Schlesien hat allen Anlaß, ihr nach dem Vorgang der Alten eine Ehrensäule aufzurichten. Das Schicksal des Landes aber steht fortan unter den Auspizien des Kaisers. Und dem als einer ›Sonnen=Säule‹ wird zugesprochen, was sich als Hoffnung in diesem Emblem verbirgt. Noch einmal treten arma et litterae zusammen. Über die siegreichen Waffen verfügt der Regent; was ihn zum wahren Herrscher macht, ist Essenz humanistischer politischer Philosophie, daß nämlich des Kaisers »güttigstes Vater=Hertz […] die gemeine Wolfarth in unverwelckender Blüthe erhält.«

Leichen als treue Lehrmeister Eine buchförmige Abhandlung hat Lohenstein mit seiner Lob=Schrifft […] Herrn George Wilhelms […] Christ=mildesten Andenckens vorgelegt. Entsprechend greift er weit aus in Mythologie, Geschichte und Piasten-Panegyrik. Das aber nicht systematisch und in gezielter Abfolge, sondern okkasionell und in der Regel verknüpft mit speziellen Anlässen. Ein Vademecum schlesischer Geschichte im Spiegel des Schicksals der Piasten ist entstanden, durchsetzt mit Reflexionen zu rechten Regierungsformen und rechtem Regieren. An der Treue zum Kaiser läßt auch dieser Text keinen Zweifel. Das Bild eines Kaisers jedoch erscheint im Hintergrund, der verantwortlich bleibt für das Schicksal seiner Untertanen und nicht zuletzt einer seiner Kronprovinzen, der schlesischen Lande. In jeder Zeile spricht der große Denker und Dichter, aber eben auch der Diplomat und Politiker. Die Eingangsworte vermitteln eine Ahnung, auf welchem Niveau wir uns im folgenden bewegen werden. Zeitgleich mit der größten Figur des geistigen Deutschland behauptet sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts neben Gottfried Wilhelm Leibniz der Schlesier Daniel Casper von Lohenstein. DJe Lebenden schlüssen den Sterbenden die Augen zu/ die Todten aber öffnen sie den Lebenden. Jenes ist der erbärmlichste Liebes=Dienst/ weil wir unsern Freunden damit diß zuziehen/ worüber ihnen ihr Tod=Feind nichts schädlichers anthun kan. Es ist eine armseelige Hülffe; gleich als der schwache Mensch auch ohne frembde Zuthat nicht ersterben könte. Das andere aber ist eine heilsame Erweckung der gleichsam=todten Lebenden. Denn es hat GOTT oder auch seine Werck=Meisterin die Natur nichts minder ein geheimes Licht/ als die Alten das unaußleschliche Feuer in die Todten=Grüffte verborgen. Und die Leichen sind vielen treuere Lehr=Meister/ als die scharff=sinnigsten Welt=Weisen gewest.11

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Mag möge es dem Autor nachsehen, wenn über diesen Zeilen sogleich verwandte sich einstellen, im 20. Jahrhundert verfaßt und dem Geist des Barock so affin wie niemals vorher und niemals wieder nachher – den einen großen Jean Paul vielleicht ausgenommen. Das Trauerspiel des Barock, das Trauerspiel eines Gryphius, eines Lohenstein, eines Hallmann frönt dem Kult der Leiche. Wie sollte dieses nicht einen Denker angezogen haben, in dessen Werk der Tod und das Gedenken eben jenes innige Verhältnis eingegangen sind, das auch aus den Zeilen Lohensteins spricht. Der menschliche Körper durfte keine Ausnahme von dem Gebote machen, das das Organische zerschlagen hieß, um in seinen Scherben die wahre, die fixierte und schriftgemäße Bedeutung aufzulesen. […] Wenn dann im Tode der Geist auf Geisterweise frei wird, so kommt auch nun der Körper erst zu seinem höchsten Recht. Denn von selbst versteht sich: die Allegorisierung der Physis kann nur an der Leiche sich energisch durchsetzen. Und die Personen des Trauerspiels sterben, weil sie nur so, als Leichen, in die allegorische Heimat eingehn. Nicht um der Unsterblichkeit willen, um der Leiche willen gehn sie zu Grunde.12

Sache des den Schriftzügen Nachsinnenden, des Allegorikers ist es, den dramatis personis die Unsterblichkeit zu verleihen. Im »Geiste der Allegorie« ist das barocke Trauerspiel »als Trümmer, als Bruchstück konzipiert von Anfang an. Wenn andere herrlich wie am ersten Tag erstrahlen, hält diese Form das Bild des Schönen an dem letzten fest.«13 Das alles ist nicht die Beschreibung eines Sachverhalts aus fernen Zeiten. Es ist die Metaphysik des Todes, der Allegorie und des Schönen des Philosophen und Kritikers Walter Benjamin, entziffert am barocken Trauerspiel und diesem fortan eingeschrieben. Auf diese Höhe müssen wir uns begeben, wenn anders wir unserem Kronzeugen gerecht werden wollen, der in keinem seiner Werke sich verleugnet. Und so auch nicht in seiner Gedenkschrift für die Piasten. Entsprechend sind wir nun nach dem kleinen Exkurs gerüstet und womöglich ein wenig ermächtigt, unseren Gang durch das Lohensteinsche Textgebirge anzutreten.

Der lebensstiftende ›Pinsel der Gelehrten‹ Das Altertum ist erfüllt von Erzählungen, wie da allenthalben ein einfallsreiches Tun am Werke ist, die Toten zu konservieren und dem Verfall nicht anders als dem Vergessen zu entreißen. Es erweist sich als eine vergebliche Veranstaltung, solange nicht Schriftkundige zur Stelle sind, die in bleibenden Lettern

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Zeugnis geben von Personen und Begebnissen und nicht zuletzt solchen Verrichtungen, die eben zu allen Zeiten dem Bemühen gegolten haben, über den Tod zu triumphieren. Schriftzüge zu erzeugen heißt, Abstand zu wahren von Licht und Leben. Im Schattenreich siedelt der Schreibende. Doch dem Schatten eignet eine eigene Würde. Denn ob zwar der Schatten kein selbst=ständiges Wesen/ sondern nur ein Abgang deß Lichtes ist; so scheint doch dieser nicht nur in der Mahlerey/ sondern auch in der Natur so nöthig zu seyn: Daß das Licht selbst ohne ihn nicht kenntlich/ oder zum minsten nicht vollkommen ist.14

Mit dem Schatten im Bunde ist der Schreibende. Wo das Licht erlischt, das Leben ein Ende findet, da behauptet sich die Schrift. Der Schriftkundige ist Hüter eines unvergänglichen Lebens. Gibt es einen Glauben, der alle Humanisten eint, so ist es der an die Würde ihres Handwerks. Im Barock gelangt dieser Glaube an den eigentlichen Ort seiner Bestimmung. Ist Todverfallenheit das Signum alles Lebendigen, so nimmt der Schriftkundige priesterähnliche Züge an. Wie der Geistliche steht er an der Schwelle vom Leben zum Tod. Verheißung ewigen Lebens führen beide so oder so im Munde. Nicht anders verschwinden uns die herrlichsten Beyspiele nach und nach auß dem Gesichte/ der Schimmel der Unachtsamkeit zernichtet sie/ der Schwamm der Zeit leschet sie auß/ wenn nicht der Pinsel der Gelehrten sie erfrischet/ und die R ­ untzeln deß verjährenden Alterthums verstreicht.15

Über den Bildhauern und Steinmetzen und noch den Edelsten und Kunstfertigsten unter ihnen erhebt sich der Dichter als Wahrer des Wortes, das bestimmt ist, überzugehen in Schrift. Aber hätte Homer nicht die Thaten deß Achilles/ Xenophon deß Cyrus/ andere gelehrte Griechen nicht deß Theseus und Alexanders Geschichte aufgemerckt; so hätte weder der Bildhauer Silanion mit seinem Hammer deß Achilles/ Demons Pinsel deß Theseus/ Apellens deß Alexanders Gedächtnüß unverweßlich/ oder zum minsten mit ihrem stummen Wesen weder ihre Seele noch ihre Thaten abbilden/ weniger das lebhaffteste Gemüte rege machen können.16

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Homer / Xenophon / Lohenstein Noch vielerlei Interessantes wäre zu berichten. Wir müssen zu den Piasten und speziell zu Georg Wilhelm kommen und schauen, wie sie in der Lob=Schrifft Lohensteins figurieren. Welch Phidias aber wird Unsern Erlauchten Todten recht in Alabaster hauen/ oder in Ertzt giessen? Welch Parrhasius wird Seine lebhaffte Gestalt; welch Homer oder Xenophon das grosse Gemüte Unsers Fürsten abbilden? Welcher von allen/ die Jhm sehen die Augen zudrücken/ für ein Wunderwerck gehalten worden/ und der durch sein Vorbild der Fürstlichen Nach=Welt die Augen zu lobwürdiger Nachfolge öffnen wird/ nemlich der Durchlauchte Fürst und Herr/ Herr George Wilhelm/ Hertzog in Schlesien/ zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau.17

Eine Herkulesaufgabe liegt vor dem Sprecher. Die Größten hat er aufgerufen, an den Größten wird er sich infolge der selbst in die Hand genommenen Regie nun messen lassen müssen. An ihm ist es, daß der Herzog die Augen wieder aufschlägt, auf daß seine Vollkommenheit sich fortzeuge in ihm nachfolgenden Regenten, und seien diese auch nicht mehr aus dem Stamme der Piasten. Einen impliziten Fürstenspiegel haben wir zu gewärtigen. Der Geist, einmal eingegangen in eine vollkommene Gestalt, lebt fort, wenn anders die Dolmetscher zugegen sind, ihn zu entbinden. Eine Ehrenschuld ist Schlesien, ist ›seinem‹ Schlesien zugefallen, und der Sprecher schickt sich an, sie einzulösen. Er weiß, wer er ist. Er nimmt nicht nur eine schlesische, er nimmt als Humanist eine ›vaterländische‹, eine nationale Mission wahr. In seinen Worten: Denn wenn Schlesien dieses Sein Kleinod/ Diesen Außbund der Fürsten mit keinem Gedächtnüß=Maale verehrte; würde es vergeßlicher als die ­Heydächsen/ stummer als die Heuschrecken an dem schattichten Ufer deß Flusses Alex seyn; und den Nachbarn über der Oder die Ehre ihrer lauten Danckbarkeit lassen müssen.18

Der Marmor des Zobten sowie dessen Gold und Silber sind zu gering, und das ›Vaterland‹ hat keinen Bernini, der das Werk der Gedächtnisstiftung auf sich zu nehmen vermöchte. Also ist der Sprecher an der Reihe und das Postament in bester humanistischer Manier errichtet, denn natürlich ist er der Unwürdigste für das große Vorhaben, bekennt er doch:

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Jch aber rechne mich selbst willig unter die stummen Heuschrecken; daher mir mein Vorsatz von einem solchen Fürsten was anständiges zu schreiben leicht zur Vermessenheit gedeutet/ und ehe zu einem Verrath meiner Fehler/ als zum Entwurff seiner Vollkommenheit werden kan. Alleine/ meine Verkleinerung ist mir nicht so bedencklich/ als mein Undanck. Jch wil mich lieber eines Vorwitzes/ als vergessener Pflicht gegen meinen so guten Landes=Fürsten/ und so werthen Lehns=Herrn beschuldigen lassen; und dadurch lieber mein Gewissen/ als frembdes Urtheil vergnügen.19

Ist der Zeuge also der Unwürdige, so der Bezeugte ein Unübertrefflicher. Und so vom Sujet her artikuliert der Sprecher eine kühne Frage, mit deren Beantwortung er seine Tat definitiv ins rechte Licht rückt. Denn was ist schon das Schicksal Trojas, das Homer bedichtete, was die griechische Historie, wie sie ein Xenophon zum Gegenstand seines Geschichtswerkes erhob? Der hier und jetzt zum Griffel Greifende hat anderes in die Waagschale zu werfen. Nichts, was die Griechen unter der Feder hatten, reicht heran »an die Fürtrefflichkeit unsers Pyastischen Fürsten«, auch wenn seine Reiche nicht mit denen des Cyrus verglichen werden können. Denn es ist die Krafft eines Gestirnes nicht auß der Höhe und Weite ihres Himmel=Kreißes/ die Güte eines Fürsten nicht auß der Grösse seiner Herrschafft zumässen. […] Fürnemlich aber ist es einem Fürsten viel rühmlicher/ in der Tugend andern Menschen überlegen/ als mächtiger Völcker Gebieter seyn. D ­ annenher Kaiser August es Jhm für den herrlichsten Ruhm hilt: Daß er noch ein grösserer Mensch/ als Fürst wäre. Sintemal die Hoheit deß Geistes dem Ambte überlegen seyn soll.20

Zeugnis stiften Das ist, wenn so gesprochen werden darf, argumentatives humanistisches Urgestein. In einer langen Reihe steht der Sprecher. Selten freilich ist so eloquent und zugleich so tiefsinnig von der humanistischen Mission gehandelt worden, wie sie sich hier im Fürstenlob und im Fürstenspiegel erfüllt. Dazu gehört das souveräne Gebieten über Räume, Zeiten und Personen. Der Fürst, ausgestattet mit einer kleinen Herrschaft, aber einem großen Gemüt, er hat vermocht, wovon die größten Denker des vollkommenen Staates zeugten. »Seine Herrschafft war so vollkommen/ daß man ihres gleichen selten anders/ als entweder in dem Gehirne eines Plato oder eines Morus/ und im blossen Gemählde antreffen wird.«21

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Nicht nur in Schlesien, auch »von vielen vernünfftigen Außländern« wird der Sprecher Beifall erhalten für das, wovon er im Blick auf den Fürsten Georg Wilhelm zu künden weiß.22 Dieser Autor bekennt von sich, nicht Spender von Ruhm zu sein, sondern Zeugnis zu geben von der Resonanz, die die Vollkommenheit des Fürsten allenthalben auslöste. Er macht sich zum Sprachrohr jener, die teilhaben an dem Ruhm, indem sie von ihm künden, und fällt ihnen doch zugleich ins Wort, wenn sie den Ruhm verfälschen. Denn die Tugend hat in sich einen Magnetischen Zug: Daß ihre Liebhaber/ welche gleich nichts von ihrem Glücke geniessen/ doch an ihrer Ehre Theil zu haben vermeinen. Diese wünschten Unsern Fürsten zu einem Muster mächtigerer Fürsten/ als Er gewest/ und eine Kaiserin Jhn zum Sohne ­gekröneten Häuptern. Er aber war im Wercke ein Vater seiner Unterthanen/ und eine Richt=Schnur deß gantzen Vaterlandes.23

Keine anderen Gesetze hat er, der so früh Verstorbene, hinterlassen »als sein tugendhafftes Leben«.24 Dieser Fürst ist makellos. So malt sich in den Worten eines Lohenstein im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts ein Bild des guten Fürsten, wie es dann das nachfolgende Jahrhundert der Aufklärung variationsreich zeichnen wird.

Ruhm der Piasten Dieser Autor hat nicht von Haupt- und Staatsaktionen zu berichten, nicht von blutigen Kriegen und blutgetränkten Purpurmänteln. Muß man deshalb befürchten, daß sein »Aufsatz als unvergnügend« gescholten wird? Nun, diese Schelte nimmt er gerne in Kauf. Immer haben Erzählungen von Kriegen die Menschen mehr gefesselt als jene vom Frieden. Und sollte denn von Kriegen gehandelt werden, so stellten die Piasten selbst Muster vorbildlichen Verhaltens. »Diese Kriegs=Wissenschafft haben auch Unsers Hertzogs Geschlechts=Ahnen in Uberflusse besessen/ und mit gerechter Mässigung außgeübt.«25 Eben diese Einschränkung zeichnet sie aus. Von Piasts Sohn Herzog Siemowit angefangen, reißt die Reihe der Ahnherren nicht ab, die Vorbildliches auf dem Felde des Krieges zum Segen ihres Geschlechts, ihrer Länder und ihrer Untertanen erwirkten. Derart hat auch Lohenstein nicht darauf verzichtet, eine komprimierte Geschichte der Piasten seiner Lobschrift zu integrieren. Und selbstverständlich gab es da keine Scheidungen zwischen polnischen und deutschen Angehöri-

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gen. Sein eigentliches Anliegen aber blieb ein anderes. Dieser früh verstorbene Fürst forderte dazu heraus, fürstlichen Ruhm gerade nicht auf den Schlachtfeldern zu suchen. Und was wäre dem Humanisten mehr entgegengekommen? Was mühe ich mich aber die Streitbarkeit für das Pyastische Haus zu behaupten? Da ich allhier nicht einen Kriegs=Mann/ sondern einen Fürsten zu beschreiben habe; dessen Ambt nicht im Fechten/ sondern im klugen Herrschen beruhet; Dessen Pflicht ist/ auf Erhaltung Seines/ nicht auf Außrottung anderer Völcker zu sinnen. Welche Wissenschafft so viel schätzbarer/ als es schwerer ist/ iemanden zu nutzen/ als schädlich zu seyn.26

So kehrt eine Gedankenfigur ständig wieder, im Humanismus ausgeformt, in der Aufklärung aufgenommen und abschließend kodifiziert. Ein Inwendiges, Tugend, ist Richtschnur auch und gerade im Leben des Regenten, und am Ende siegt ein menschheitliches Ethos über ein partikulares. Das Denken eines Erasmus wird bewahrt und zugleich dem Denken eines Wieland und Kant vorgearbeitet. So gesehen behauptet das 17. Jahrhundert eine Brückenstellung, und ein Lohenstein, im Arminius-Roman ein kolossales staatspolitisches Gemälde entwerfend, nimmt in ihm eine Schlüsselrolle ein. Er weiß um das Verführerische einer der Macht und der Ruhmsucht verpflichteten Regentenhistorie. Sein Tun ist anderen Werten hold, und das in schöner Übereinstimmung mit seinem Helden. Unser Pyastischer Hertzog schätzte für eine grössere Hertzhafftigkeit Sein Thun in die Schrancken der Vernunft und Billigkeit einzuschlüssen/ als Seiner Vor=Eltern von dem schwartzen Meere biß in die Ost=See gehende Reichs=Gräntzen aufs neue zu behaupten. Worinnen Er dem Beyspiele seines An=Herrn deß ­Bärtichten Henrichs nachfolgte; welcher sich wider den König Les­cus der Gelegenheit die Polnische Krone zu erlangen nicht bedienen/ sondern bey desselben Ländern lieber die Vater=Stelle vertreten wolte.   Unser Fürst legte das Unrecht und die Unmögligkeit gegen einander auf eine Wage=Schaale/ und schätzte Sein Jhm von GOtt und Seinen Vor=Eltern zugeworffenes Erbtheil höher/ als die Beute der grössesten Welt=Stürmer/ welche sich/ wie der Grosse Alexander von den gefangenen See=Räubern/ für die grösten Raub=Vögel müssen schelten lassen.27

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Anthropologisch-naturrechtliche Fundierung Der Autor ist Polyhistor, Staatstheoretiker und Naturrechtslehrer in einem. Eine Fülle von Beispielen weiß er beizubringen für widernatürliches Verhalten von Regenten und Völkern, endend mit einer Philippika gegen den Propheten Mohammed, der seine Nachfolger ermutigte, »die gantze Welt mit Feuer und Schwerdte ihrer Bothmässigkeit zu unterwerffen«.28 Dagegen der Anwalt von Recht und Sitte, Naturrecht und Sittsamkeit, die seinem Regenten-Gedenken einen nirgendwo sonst in der Zeit anzutreffenden philosophischen Hintergrund verleihen. Diese Tigerische Richt=Schnuren aber widerstreben denen Gesätzen der Natur/ und den Rechten wol=gesitteter Völcker. Jene hat nicht/ nach der Lehre deß ärgerlichen Hobbes/ den Menschen mit einer angebornen Feindschafft/ sondern vielmehr mit einem innerlichen Triebe/ auch dem frembdesten/ ja denen unwürdigen und undanckbaren Menschen wolzuthun/ ans Tage=Licht gebracht.29

Man sieht, daß die neueste Literatur auf dem Felde des Natur- und Völkerrechts gegenwärtig ist. Einem Pessimisten wie Hobbes, erfüllt von den Erfahrungen der Bürgerkriege und dem Kampf aller gegen alle, gilt es, mit einem Hugo Grotius und alsbald mit einem Thomasius aus frühaufgeklärtem Ethos heraus zu widerstreiten. Und das zugleich in Anerkenntnis der Schuld, die Christen auf sich geladen haben. Nur wenn auch das glaubende Europa von innen heraus sich erneuert, wird unter den Völkern jener Friede einkehren, auf den das Völker- und Naturrecht in teleologischer Perspektive abzielen. Es ist dieser Fundus an aktueller Informiertheit, welcher der Lohensteinschen Rede ihr Profil verleiht. Vergleichbares war, wenn wir irgend recht sehen, in der Fürsten-Panegyrik bislang nicht zu vernehmen. Das Völcker=Recht hat nicht/ wie dem Hobbes träumet/ auß allgemeiner Furcht/ sondern auß Begierde der Gemeinschafft/ Städte versammlet. Am wenigsten aber stehet diese Unart Christen an/ welche numehr leider! kein wütender Nero in Panther= und Bären=Häute einnehen lassen darf; weil sie sich selbst gegen einander in Basilisken und Hyenen verstellen. Da doch ihr Glaube nur auf Liebe und Friede gegründet/ unser Heiland in Gestalt eines Hirten/ nicht eines Wolfes/ der Heilige Geist/ wie eine Taube/ nicht wie ein Raub=Vogel erschienen/ und der sonst nach dem Hertzen GOttes beschaffene David/ deß im Kriege von ihm vergossenen Bluts halber/ Gottes Tempel zu bauen nicht gewürdigt worden ist.30

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Applikation auf die Piasten Derart ist das modernste Denken in der Huldigung des Piasten gegenwärtig. Wer diesem Ideal entspricht, ist seinerseits auf der Höhe der Zeit und aktiviert im Falle der Piasten doch nur, was Richtschnur des Geschlechts die Jahrhunderte über war. Auß diesem Absehen haben die Pyastischen Fürsten in Schlesien/ welche Niemanden als GOTT und den Degen für Jhren Ober=Herren erkanten/ für Vierdtehalb Hundert Jahren auß einer blossen Freywilligkeit und Liebe Jhre Unterthanen in friedsamere Sicherheit zu setzen/ dem Könige in Böheimb/ J­ ohann von Lützenburg/ ihre Fürstenthümer als Lehns=Leute aufgegeben/ und König Casimir diß genehm gehabt. Jn diesem Verstande sagte unser Seliger Hertzog zu Unserm Allergnädigsten Kaiser: Die Ober=Herrschafft wäre wol ein herrliches Ding/ aber es wäre doch besser/ unter dem Schirme eines so Mächtig= und Gütigen Kaisers seyn.31

Immerhin, dem ›Degen‹ haben auch die Piasten nicht abgeschworen. Eine realitätsferne Geschichtsklitterung ist nicht Sache des Lobredners, wohl aber die Setzung von Akzenten. Oberste Maxime bleibt die Vorsorge für die Sicherung der Untertanen. Sie ist wichtiger als die Positionierung an der Spitze. Selbstbescheidung attestiert der Autor dem Geschlecht der Piasten. Daß diese der Unterstellung unter den Kaiser und sodann unter den böhmischen König geschuldet ist, klingt an, wird aber gedeutet – ›umgedeutet‹ wäre ein allzu wertender Begriff – als ein Akt freiwilligen Machtverzichts zugunsten übergeordneter Ziele und Ideale. Dem Laudator kommt wie selbstverständlich eine entscheidende Rolle als Explikator zu, und Lohenstein, über Geschichtsverlauf und auslegung bestens im Bilde, ergreift sie entschieden. Und nun folgt ein Gang durch die Geschichte der Piasten, dem ein Leitsatz voransteht, welcher sich durchgehend bestätigt: Der Stamm der Piasten hat von seinem Ahnherrn an »Seine Würde ohne Blut bekommen/ ohne einigen Krieg geherrschet/ und alle innerliche Unruh deß Reichs mit Glimpf und seinem blossen Ansehn beygelegt.«32 Nur eine Ausnahme erleidet diese Regel. Wo Unrecht oder Gewalt herrscht bzw. den Piasten zugefügt wird, wissen sie sich zur Wehr zu setzen, stets darauf bedacht, dem hohen Gut des Friedens alsbald wieder zur Geltung zu verhelfen. Ja auch dieselben Pyastischen Fürsten/ welche durch Jhre sieghaffte Waffen biß ins Hertze ihrer Feinde gedrungen/ haben nur einem gefährlichen Frieden den Krieg/ zu Abtreibung unrechter Gewalt/ oder Beschirmung Jhrer Bunds=Genossen für-

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ziehen müssen; und hernach ihren überwundenen Feinden einen nützlichen Frieden verstattet[.]33

Politische Mäßigung bedeutet nicht Abstandnahme von Macht und Einfluß. Im Gegenteil. Der Fall mag eintreten, daß der Verzicht auf das Zücken der Waffen Herrschaft auch machtpolitisch befördert. Dieses in der Geschichte selten anzutreffende Paradoxon gewahrt der Autor – einem Mirakel gleich – bei den Piasten. Haben sie ihre Macht womöglich gelegentlich übermäßig gesteigert, so weiß der Autor auch hier die Dinge zu ihren Gunsten zu wenden. Über Tugend und innere Hoheit wird äußerer Erfolg reichlich kompensiert. Das politische Agieren des Geschlechts, so der Panegyre in der Rolle des Historikers, kommt nicht nur dem Reich, sondern letztlich noch Europa als ganzem zugute. Dies auch gesagt im Blick auf den Kaiser, dessen Obhut das schlesische Nebenland nicht nachdrücklich genug anheimgestellt werden kann. Es gibt unseres Wissens keinen zweiten Sprecher von Rang, der die pro-kaiserliche wie die europäische Sendung der Piasten gleich pointiert zum Ausdruck gebracht hätte. In dem Abgesang auf das Geschlecht der Piasten werden weit in die Zukunft weisende Deutungsmuster entworfen, die sehr zum Schaden der Akteure nur selten wiederaufgenommen und weitergesponnen wurden – das Schicksal so mancher geistiger Offerten der Humanisten an spätere Generationen. Um so mehr Veranlassung, ihnen, wo immer eine Gelegenheit sich bietet, auch diesbezüglich Gehör zu verschaffen. Gleichwol aber ist unter denen Pyastischen Fürsten/ bey Mässigung ihres Gemüts/ ein solch Reich zusammen gewachsen/ welches an Grösse wenigen in Europa weichet/ und eine Vor=Maur der Christenheit wider den Türcken biß auf gegenwärtigen Tag abgibt. Sintemal das Wachsthum eines Reiches eben so wenig von kriegerischer Grausamkeit/ als deß Leibes/ von übermässiger Speise herrühret. Das von Volck und Gelde unerschöpffliche Franckreich hat mit etlicher Hundert Jahre Kriegen und vergossenen Seen von Menschen=Blutte/ seine Herrschafft nicht über die Alpen und den Rhein erstrecken können. Da hingegen in deß Hoch=Löblichsten Ertz=Hauses Oesterreich Gebiete die Sonne niemals untergehet.   Durch diesen rechtmässigen Weg hat Unser Hertzog von Seinen Vor=Eltern Seine Drey ansehnliche Fürstenthümer überkommen/ wiewol sie noch ein viel zu enges Gefässe dieser Cedern=Staude waren/ ihre Tugend=Zweige außzubreiten. Dannenhero Er die ererbete Hoheit eines Königlichen Geschlechts/ als einen Glantz Seines Ansehens/ und ein Licht Seines Thuns/ für Sein köstlicher Erb=Theil/ die Tugend aber für Sein bestes Vermögen gehalten; in dem Er wol

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wuste: Daß hoher Stand zwar ein weit=leuchtender Pharus sey/ die eigenen Verdienste aber/ wie Oel/ das daselbst brennende Feuer unterhalten müsten.34

›Unsers verstorbenen Fürsten Gedächtnüß war ein vollkommener Bilder=Saal Seiner Ruhmwürdigen Ahnen‹35 Dieses wundervolle Bild hat Lohenstein der Piasten-Galerie vorangestellt, die er nun – und das auch in dieser Rede zum wiederholten Mal – eröffnet. Der leitende Gesichtspunkt ist vorgegeben durch den Aufweis der verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Piasten und anderweitigen großen Fürstenhäusern. Mit Fürstin Agnes aus dem Hause Hessen als Großmutter und Luise aus dem Hause Anhalt als Mutter des Herzogs endet diese Überschau. Wie so häufig also war späteren Historikern, die das nämliche Exerzitium unternahmen, von einem illustren Zeitgenossen vorgearbeitet worden. Wer von ihnen aber wußte bzw. weiß tatsächlich davon? Auch in der Wissenschaft bleibt Stiftung von memoria oberstes Gebot. Dann erfolgt der Übergang zu den Eltern Georg Wilhelms. Diese Zwey sind die eigentlichen Vor=Bilder Unsers Fürsten gewest; weil die Todten doch nur mit stummer Zunge reden; und ihr Schatten von einem lebhafften Geiste gereget werden muß. Diese Regung ist eine kluge Aufferziehung/ welche/ nach dem Urtheil deß Göttlichen Plato/ nebst der hohen Ankunft die Mutter der Vollkommenheit ist.36

Der Sprecher verharrt zunächst bei der Mutter, der ein weiteres Mal die Huldigung gilt. Dann wechselt er herüber zum kurz zuvor verstorbenen Vater, Herzog Christian. Klug hat dieser daran getan, seinen Sohn nicht der Aufsicht eines einzigen Hofmeisters zu unterstellen, sondern mehreren vornehmen Räten anzuvertrauen. Ebenso hat der jetzt regierende Kurfürst von Brandenburg es gehalten. Schon mit vierzehn war der junge Georg Wilhelm dank des Wirkens von Eltern und Räten ein Ebenbild seiner Mutter und seines Vaters. Er ist sprachenkundig, er ist eifriger Leser und gibt damit den Dichtern die Ehre, die sie verdienen. Denn diese »sind die ältesten Welt=Weisen und die ersten Sitten=Lehrer/ welche mit ihrer Uberzuckerung den Menschen die bittere Kost der Tugend beybracht haben.«37 Erst danach kommen die adligen Tugenden des Reitens, Tanzens, Fechtens etc. kurz zur Sprache. Im humanistischen Fürsten-Lobpreis hat alles nicht nur seinen faktischen, sondern auch seinen symbolträchtigen Platz. Und das im

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vorliegenden Fall um so mehr, als genügend Gegenbeispiele zur Hand sind. Georg Wilhelm aber treibt die »Wegweisung der treuen Räthe« und seine »eigene Neigung zu etwas besserm/ nemlich zu der unverfälschten Weißheit eines Fürsten an; ohne welche sein Leben für kein Leben/ alle anderwertshin verwendete Zeit für verspielet zu achten ist.«38 So bleibt der Historiker und Panegyriker seiner Rolle als Fürstenbildner treu.

Kaiser und Piast Die ›bewährten Geschicht=Schreiber‹ liest Georg Wilhelm. Die Beredsamkeit ist ihm angeboren. Und die kommt zum Tragen anläßlich einer Episode, die nun auch in der Rede Lohensteins einen Gipfel bezeichnet. Sie hatte den Redner zum Augen- und Ohrenzeugen. An Unsern Pyastischen Fürsten aber kan ich nicht ohne hefftige Gemüts=Regung dencken/ wenn ich mich erinnere/ mit was unvergleichlicher Hertzhafftigkeit/ mit was durchdringender Liebligkeit/ mit was für scharff=sinnigen Gründen/ Er in Gegenwart deß gantzen Kaiserlichen Hofes/ in dem Gesichte der von gekröneten Häuptern anwesenden Botschaffter; fürnemlich aber/ für dem Majestätischen Antlitze der Römischen Kaiser= und Königlichen Majestät/ (welches mehrmals die anderwerts geübtesten Redner stumm gemacht) ohne Zuthat einiger Seiner Räthe/ geredet habe/ als Er von Selbter über Seine Fürstenthümer/ auf absondere Art/ allergnädigst belehnet ward.39

Ein derartiges Ereignis erfindet man nicht. Der blutjunge Fürst muß über außergewöhnliche Gaben verfügt haben. Er stellte ein Versprechen für das Geschlecht dar. Um so verständlicher, daß sein früher Tod einen tiefen Schock auslöste. Allzu grell und scharf war der Kontrast. Denn von der Szene unter den Augen des Kaisers weiß der Redner zu berichten: Der von so viel weisen und erfahrnen Leuten angefüllete Hof erstaunete über dieser ungewöhnlichen Neuigkeit; die Freuden=Thränen stunden auch Fürsten über dieser/ iedermanns Gedancken übersteigenden Geschickligkeit/ in Augen; […].   Die allerwichtigste Würckung aber war: Daß dieser Fürst dem Großmäch-

tigsten Kaiser Leopold Seine Treue dadurch unaußleschlich ins Gemüte prägte. […] Daß Er durch Seine Beredsamkeit/ das Jnnere Seiner treu=verpflichteten Seele sichtbar gewiesen/ und das Hertze eines so Grossen und Weisen Kaisers gewonnen hat.40

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins

Auch diese Verlautbarung Lohensteins zu einem vorgegebenen Anlaß führt hinein in das Zentrum seines politischen Denkens und Handelns. Wie andere Persönlichkeiten an der Spitze in der Stadt oder bei Hof und zumal im Umkreis der Piasten hatte auch Lohenstein eine komplizierte und alle diplomatischen Fähigkeiten mobilisierende Balance zu wahren. Er war der Hauptstadt des Landes verpflichtet und zur Beobachtung von deren Interessen bestellt. Und er hatte dem kaiserlichen Oberherrn nicht nur Reverenz zu bezeugen, sondern – wo immer gefordert – aktive Unterstützung zu gewähren. Drama und Roman waren das eine Medium, in dem diese Ausbalancierung der Interessen verschlüsselt thematisiert wurde. In der öffentlichen Rede galt es, sie auf andere Weise zu bewähren. Davon legt die Lob=Schrifft Zeugnis ab. Die Versöhnung zwischen dem Piasten und dem Kaiser gelang, weil treue Ergebenheit in den kaiserlichen Willen dem letzten Repräsentanten der Piasten eigen war, und dies nicht aus diplomatischem Kalkül, sondern dem ›Jnneren Seiner treu=verpflichteten Seele‹ entspringend.

Todesbereitschaft Breit widmet sich der Redner den inneren Qualitäten und Eigenschaften, die weises Regententum begünstigen. Das reiche Repertoire der Temperamentenund Affektenlehre wird bemüht, um die Triftigkeit der Aussagen zu erhärten. Auch in diesen weitläufigen Passagen arbeitet der Autor unermüdlich an der Statuierung eines Bildes des wahren Fürsten, um dieses allemal in den Zügen Georg Wilhelms wieder zu erblicken. Wir übergehen diese Passagen ebenso wie die sich anschließenden, die seine Weisheit im Regieren an ungezählten Beispielen demonstrieren, um zum Schluß zu kommen. Der so früh herannahende Tod war zu bestehen. Tiefe Frömmigkeit hatte den jungen Herzog ausgezeichnet. Nun bewährte sie sich wie im Leben so auch in der Krankheit und der Stunde des Todes. Also wiedmete Unser Hertzog nichts minder den letzten Athem/ als ­vorher/ von der Wiegen an/ die Blüthen Seiner Jugend Seinem Schöpfer/ welchem die meisten Menschen ins gemein nur die stinckenden Hefen deß nicht mehr Sünden=fähigen Alters aufheben. Derogestalt ist unzweifelbar: Daß Unser Frommer Hertzog von so einem heiligen in der Verweßligkeit außgestreueten Saamen/ die vollkommensten Früchte in der Ewigkeit genüsse/ und daß Sein Nahme nichts minder in dem Buche deß Lebens/ als Sein rühmliches Gedächtnüß in den unversehrlichen Registern der danckbaren Nach=Welt aufgezeichnet seyn werde.41

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Daran tätigen Anteil zu nehmen, muß Lohenstein als eine unabweisliche Verpflichtung empfunden haben. Er ist ihr auf unnachahmliche Weise nachgekommen.

Das Mausoleum der Piasten in der Johanniskirche Sogleich nach dem Tod Georg Wilhelms, als die Fürstentümer der Piasten an den Kaiser zurückgefallen waren, ging die Herzoginmutter dazu über, ihre Rechte vor dem Hof in Wien geltend zu machen. Weichbild und Amt Ohlau behielt sie. Außerdem wurden ihr eine Jahresrente und eine erhebliche Abfindungssumme zugesprochen. Hernach wandte sie sich der Pflege des Erbes jenes Geschlechts zu, in das sie eingeheiratet hatte und für das ihr als letzter Überlebender – ihre Tochter Charlotte hatte 1672 Herzog Friedrich von Holstein-Sonderburg geheiratet – alleine eine Möglichkeit des Wirkens verblieb. Sie hat die wenigen ihr vergönnten Jahre optimal genutzt und sich damit selbst ein ehrenvolles Andenken gesichert.42 Ihr Augenmerk galt der Johanniskirche. Wir erinnern rasch das bereits Erzählte.43 Anders als die Hofkapelle, die bereits zwei Jahre nach dem Tod Georg Wilhelms für den katholischen Gottesdienst geweiht worden war, blieb die Johanniskirche selbst bis zum Ende des 17. Jahrhunderts im Besitz der Evangelischen. 1698 wurde sie für den evangelischen Gottesdienst geschlossen und ein Jahr später den Jesuiten übertragen. Nachdem ein Teil des Kirchengewölbes der Johanniskirche eingestürzt war, gingen die Ordensbrüder 1714 daran, die aus dem Mittelalter herrührende Kirche abzutragen und durch eine prächtige, noch heute das Quartier um die Ritterakademie prägende Barockkirche zu ersetzen. So trat die denkwürdige Situation ein, daß es einer Jesuitenkirche vorbehalten war, das bedeutendste Gedächtnismal der Piasten zu beherbergen. Die Johanniskirche war fürstliche Hof- und Begräbniskirche der Piasten. Deshalb kam nur sie für das von der Fürstin ins Auge gefaßte Mausoleum in Frage. Alsbald begann man damit, den Hochchor der Kirche in ein Mausoleum zu verwandeln.44 Zu diesem Zweck wurde er versetzt und umgebaut. Wie sich dieser Umbau vollzog und welche Gestalt die Gedenkstätte schließlich annahm, ist in Kürze nicht besser zu rekapitulieren als es in den Worten des allzu früh verstorbenen Kenners der schlesischen Literaturszene, Gerhard Spellerbergs, geschah, dem das Fach ein ehrendes Gedenken bewahrt. Nachdem der Hochaltar vom Ostende des Chores an die Westseite verbracht und dort über dem Grabmal Herzog Wenzels aufgestellt worden war, wurde der

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins

östliche Teil des Chores mit einer innen bogenförmig, außen zum Kirchenraum hin geraden, dreifeldrigen Abschlußwand abgeteilt und so ein Oktogon geschaffen, das oben mit einer als Halbkugel ausgebildeten Kuppel abgeschlossen war. In zwei dieser Wandfelder waren die beiden Zugänge zum Mausoleum eingelassen, während auf der Innenseite des mittleren Wandfeldes das lateinische Epitaphium angebracht wurde [von dem sogleich die Rede sein wird]. Nach Durchbrechung der Außenmauern des abgeteilten Chorstückes konnten fünf Nischen geschaffen werden, von denen vier bestimmt waren zur Aufnahme von Sarkophagen – neben denen Herzog Christians, Herzogin Luises und Herzog Georg Wilhelms hatte auch der der Herzogin Charlotte hier seinen Platz finden sollen –, während in der mittleren, weniger tief geöffneten eine Figurengruppe – der auferstehende ­Christus und zwei Grabhüter – aufgestellt wurde. Vor den vier Pfeilern, die die fünf Nischen voneinander trennen, und zwar auf den Konsolen, in die nach oben hin in Höhe der Kämpfer die Sockel auslaufen, stehen die in Alabaster gearbeiteten lebensgroßen Statuen der vier genannten Piasten; auf den Frontseiten der Konsolen findet sich jeweils ein Versus Adonius, der der dargestellten Person in den Mund gelegt ist und alle vier wie in einem Gespräch zusammenschließt. Das Kuppelzentrum schmückt ein ›emblematisches‹ Freskobild, an das sich ein Kranz von acht Gemälden anschließt, die Begebenheiten aus der Geschichte der polnischen Piasten darstellen; unterhalb der Fenster in einem weiteren Kranz von acht Gemälden werden Themen aus der Geschichte der schlesischen Piasten behandelt. Zu jedem der Gemälde gehört ein lateinisches Distichon.45

Lohenstein als Schöpfer des musealen Programms Gerhard Spellerberg, welchem wir soeben folgten, gelang anläßlich ausgebreiteter Lohenstein-Forschungen in Schlesien im Breslauer Ossolineum auch die Entdeckung eines Sammelbandes, der der Forschung bis dahin entgangen war und sich auf faszinierende Weise einfügte in das reiche Material, welches sich um das Ende der Piasten gruppiert, auf das wir verwiesen. Der Sammelband trägt – wie andere zu dem Ereignis, die wir in Liegnitz, Brieg und Breslau in der Hand hatten – den Rückentitel ›Castrum Doloris‹ und näher spezifiziert ›­Castrum Doloris Georgii Wilhelmi D[ucis] J[llustrissimi] S[ilesiae] L[ignicensis] B[regensis] & W[olaviensis]‹. Er zeichnet sich durch handschriftliche Beigaben aus, wie sie auch andere dem Anlaß gewidmete Sammelbände kennen, doch sind solche im vorliegenden Band besonders reich vertreten. Neben anderem enthält er das Inschriftenwerk des Mausoleums und zusätzlich zwei Briefe Lohensteins und der Herzoginmutter Luise. Diese Konfiguration

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erlaubte es dem glücklichen Entdecker, den Beitrag Lohensteins zu dem Memorialwerk zu sichern.46 Lohenstein, so das überraschende Fazit, war keinesfalls nur an der Ausgestaltung des Mausoleums beteiligt; ihm ist offensichtlich vielmehr auch die Konzeption der gesamten Anlage im wesentlichen zu verdanken, während die Ausführung und der bildnerische Schmuck in den Händen von Matthias Rauchmüller lag.47 Von der Ankunft der Piasten bis hin zu Georg Wilhelm erstreckt sich der Reigen der Beiträge, die da in Gestalt von zweimal acht ›Denckschriften Bey den Historischen Gemählden‹ in jeweils einem lateinischen Distichon und vier deutschsprachigen Alexandrinern nebst einem Introitus auf das Kaiserhaus und dem Epitaph selbst in lateinischer und deutscher Version zusammentreten.48 ›Scharfsinnigkeit‹ ist von dem Autor anläßlich dieser in äußerster Verknappung erfolgenden Vergegenwärtigung der einschneidenden Ereignisse während der Regentschaft der Piasten gefordert. Der Meister der Stichomythie verstand sich wie kein zweiter seines Zeitalters auf dieses Geschäft. Die ›Denckschriften‹ enthalten einen schwerlich zu erschöpfenden Fundus an Anspielungen und historisch-mythologischen Reminiszenzen, darauf geeicht, den ›verständigen‹ Betrachter zu fesseln und seinerseits zu ›scharfsinnigen‹ Gedanken zu bewegen. Versuchen wir uns an solchen! Dem die Gemüter erschütternden plötzlichen Ableben Georg Wilhelms und damit dem Ende piastischer Herrschaft auf schlesischem Boden begegnet der Dichter mit dem Verweis auf Vergänglichkeit als Konstituens nicht nur menschlicher Existenz, sondern alles Seienden, also auch der Gestirne. Gering nimmt sich das geschichtliche Ereignis angesichts der kosmologischen Perspektive aus, »hat doch die Sonne Selbst jhr vorgestecktes ziel.«49 Als dem Volke Korn und Brot austeilender künftiger Regent wird der Stammvater ›­Pyastus‹ auf dem ersten Gemälde vergegenwärtigt. Als einem derart Freigiebigen wird ihm die Krone auf dem ›Polnischen Thron‹ zuteil. Er ist als Lebenspendender ein Edler und als solcher bereits hervorgetreten, bevor er gekrönt wird. Der Königliche Titel haftet an einem vorgängigen Verdienst. Eine derartige Maxime allenthalben zu bekräftigen, blieb vornehmste Aufgabe der im Umkreis des Hofes die Stimme erhebenden Humanisten. ›Rex est Pater‹. Diese Kontamination stellte sicher, daß Regententum gebunden blieb an Fürsorge gegenüber dem Volk. Eine jede gediegene, auf den Regenten zielende Wendung ist der Topologie des Fürstenspiegels verpflichtet, und der Humanist ist der Sachwalter dieses höchsten Guts im öffentlichen, im politischen Raum. In den Worten Lohensteins:

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Est Nutrire Patris: Rex est Pater: inde Pyastus,    Nutritor Populi, Sceptra Polona capit. Ein trewer Vater sorgt, für seines Hauses Heil    ein König wird mit recht, alß Vater stets gepriesen    weil den Pyastus so, sich seinem Volck erwiesen wird billich jhm darauf, der Pohlen Thron zum Theil.50

Die entscheidenden Wegstationen der Piasten werden sodann durch den Memorialisten namhaft gemacht. Der Übergang der Piasten zum christlichen Glauben markiert eine erste einschneidende. Er geht der Krönung des inskünftigen schlesischen Stammvaters durch Kaiser Otto noch voraus. Und auch hier gilt: die Krönung ratifiziert, was der Gekrönte seinem Wesen nach seit je war, erfüllt von ›muth und macht‹ und also ein geborener König. Die Völkerschaften haben dies gespürt, und als von königlichem Gemüt fällt ihm die Krone wie von selbst zu.51 In der inneren Geschichte des Glaubens wiederholt sich spiegelverkehrt die Prämierung des Bleibenden. Der Piast entbietet Gold für den Leichnam des legendären Märtyrers Adalbert, und zwar so viel, wie der Leichnam des für seine religiöse Überzeugung Gestorbenen wiegt. Der Schatz des Glaubens jedoch ist nicht zu verrechnen. Diese neue Ansicht der eigentlichen Güter des Lebens, wie sie mit dem Übergang zum Christentum einhergeht, wird derart dem König bedeutet.52 Dagegen bekräftigt der Dichter, daß die Mönchskutte sehr wohl mit dem Purpur des rex iustus vertauscht werden darf. Das Königliche Amt »recht Väterlich verwalten | ist auch ein Heylger stand«, so wird am Beispiel Kasimirs demonstriert.53 Auch über gerechter Herrschaft vermag die Aura des Heiligenscheins zu erstrahlen – ein Gedanke, wie er in dieser Fassung erst im postkonfessionellen Zeitalter geboren werden konnte, da der Glaube und das Denken über den Glauben, von Wort und Buchstaben emanzipiert, sich an eine jede gute Tat zu heften vermochten. Boleslaus, so setzt die zweite, den schlesischen Piasten gewidmete Folge in den unteren acht Feldern ein, hat von keinem Geringeren als Kaiser Friedrich Barbarossa die ›Cron‹ zuerkannt bekommen. Maßgeblich war, daß er »mehr dem Frieden zugethan«.54 Mit dieser Auszeichnung begabt, wird ›der alte König‹ der Piasten zum Fürsten der Schlesier ernannt. Könnte es eine schönere Auszeichnung für das Land der Heiligen Hedwig geben als diesen Verzicht auf Rang und Stand? Im Zeichen des Friedens soll die Herrschaft des ersten schlesischen Piasten wie die aller seiner Nachfolger stehen. Noch immer ist das Erasmi-

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sche Ethos im Blick auf den guten Fürsten lebendig, und der große schlesische Dichter weiß es am Ende der Tage der Piasten als verpflichtendes Erbe des Geschlechts während ihrer jahrhundertelangen Regentschaft in dem gesegneten Land zu erinnern. Wie ein roter Faden durchzieht die Verschlingung von Glaube und Politik die Gedenkzeilen. Herzog Heinrichs Kampf gegen die Polen empfängt seine Weihe durch das Wirken der Heiligen Hedwig. Der Sieg des Piasten eröffnet die Welle der Klostergründungen im Land; »also hat beyderseits jhr Thun genade funden. | Und Er der Rach; Sie Gott ein Liebes Opfer bracht.«55 Über das gebenedeite Wirken der Heiligen bleibt ein versöhnlicher Umgang zwischen Polen und Schlesiern denkbar, nachdem die Krone von dem einen Volk auf das andere übergegangen ist. In den Adern der Regenten pulst das Blut der Heiligen; sie mögen, wie Hedwigs Sohn Heinrich der Fromme zeigt, in der Schlacht gegen die ›Tartarn‹ getötet werden, dem vom Geist des Gottesfürchtigen beseelten Heer verbleibt zuletzt doch der Sieg.56 Ein lauterer Glaube teilt sich – Energien freisetzend – der Politik mit, und in dieser Konjunktion ist das Bündnis auch im nachkonfessionellen Zeitalter ein vorbildliches, gilt doch: »ein grauser Krieg schlägt wol ein freches Herze nieder | Hiengegen schärft den stal die wahre frömigkeit.«57 Der erfahrene Politiker Lohenstein spricht, wenn er dem Übergang Schlesiens zur böhmischen Krone einen tieferen Sinn abzugewinnen sucht. Das Land ist lange in diverse Herrschaften aufgeteilt. Zwist droht allemal. Unter einem Zepter vermag er in Schach gehalten zu werden. Der Historiograph piastischer Herrschaft im Medium der gedenkenden Schrift apostrophiert das Geschlecht als ein dem kaiserlichen Oberherrn treu ergebenes. Nach dem Untergang der Piasten möge der Kaiser seinerseits das Land in seine gnädige Obhut nehmen. Die Linien aus der Vergangenheit verlängern sich über die geschichtliche Kluft, wie es das Jahr 1675 bezeichnet, in die Zukunft hinein.58 Nämliches gilt für das Werk der Akkulturation, wie es die Piasten vollbrachten und wie der Dichter an dem Bau von Kirchen, Schulen und Schlössern unter Georg II. exemplifiziert. ›Pyramieden‹ zu errichten mag anderen vorbehalten bleiben. Der rex iustus sorgt für ein geistliches und geistiges Aufbauwerk im Zeichen von Frömmigkeit und Bildung.59 So ist ein jeder Gedenk- zugleich ein Leitspruch, das Bleibende gelungener Herrschaft bekräftigend. In jungen Jahren empfängt der letzte Piast das Lehen aus den Händen des Kaisers. In ihm war als Potenz von jeher angelegt, was in der Zeit sich entfalten sollte, die ihm versagt blieb, ohne daß das Wesen deshalb Schaden genommen hätte. Der Kaiser hatte gespürt, »daß Gott jhn vor der zeit zu allem ausgerüst.«60

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Das Lohensteinsche Epitaph für Georg Wilhelm Ein jeder Besucher, der in der Johanniskirche zum Piasten-Mausoleum geführt wird – und wer würde dies nicht? –, verharrt vor dem Epitaph für Georg Wilhelm.61 Auch auf dieses hat Lohenstein seine Kunst gewandt. Im Mausoleum steht es auch zu Ende des 17. Jahrhunderts selbstverständlich noch auf Latein, ist es neben dem letzten Würdenträger der Piasten doch dem Geschlecht als ganzem zugedacht. Dessen weit über Schlesien hinausragende Bedeutung verlangt nach der Zeiten und Räume übergreifenden linguistischen Prägung. Nur ein Dichter in Kenntnis jedweder über Tradition verfügbaren und derart geadelten Regenten-Panegyrik konnte das Wunder vollbringen, Größe und Glanz des Hauses in einem Epitaph zu vergegenwärtigen.62 Das wahre ›Vaterland‹ dieses edlen Stammes war allezeit Europa, hatten seine Glieder doch Anteil an den Schicksalsfragen, die Europa bis in die jüngste Zeit hinein auferlegt waren und die zu bewältigen auch die Piasten beitrugen. So ist es wohlkalkuliert, daß Europa zunächst und erst hernach der Kaiser trauernd Erwähnung finden. Der christliche Glaube, die Ausbreitung der Künste, das Schulwesen, die illustren Baulichkeiten, die der Fortifikation dienenden Anlagen und was an kulturellen Aktivitäten dem Haus der Piasten sonst zu verdanken ist, findet seinen Platz in dem Epitaph. Diesem Dichter kommt das Verdienst zu, der Erinnerung an das polnischdeutsche Herrschergeschlecht im Kontext Europas und Habsburgs ein bleibendes Denkmal gestiftet zu haben. Angesichts seiner setzt das Sinnen anläßlich einer jeden Wiederbegegnung erneut ein. Ob es seine geheime Bestimmung war, erst in einem zusammenwachsenden Europa seinen inneren Reichtum ganz zu entfalten? Schlesien verfügt seit den Tagen eines Grunaeus und Thebesius, eines Wahrendorff und Paritius, wie gezeigt, über eine bedeutende Epitaphien-Kultur.63 Vermutlich jedoch wird man lange suchen müssen, um eine Grabschrift von dem Zuschnitt zu finden, den Lohenstein ihr mit der letzten Ehrung der Piasten hat zuteil werden lassen. Die Leistung eines viele Hundert Jahre lebendigen und wirksamen Geschlechts ist hier in wenigen Zeilen komprimiert. Das mochte den Obliegenheiten anspruchsvoller Regenten-Panegyrik genügen. Einzig dastehen dürften die einem metaphysischen Tiefsinn geschuldeten Formulierungen, wie sie insbesondere den Anfang und das Ende des Epitaphs auszeichnen. Gott als dem ›Bewahrer der Gebeine‹ gilt das erste Wort, und erst hernach werden die Manen, die ›frommen Geister‹ der Piasten, aufgerufen.

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Ob die Worte eine Entsprechung in der Literatur des 17. Jahrhunderts haben? Wir wissen es nicht. Sie gehören zu den bleibenden Prägungen, die dieses Säkulum der deutschen Sprache und über sie dem frommen Denken hat zukommen lassen. Alles ist abgestellt auf das Eingedenken. Es ist das edelste den Menschen überantwortete Vermögen. Werden die Menschen dieser ihrer Bestimmung sich als würdig erweisen? Mag andernfalls die Situation eintreten, daß alleine die stummen Steine das Gedenken wachhalten, wo die Menschen ihrer Verpflichtung sich entzogen haben? Noch einmal ist ein humanistisches Kernanliegen gegenwärtig. Über die Stiftung von Ruhm hinaus geht es um das Fortzeugen von Erinnerung, auf daß Tradition, geschichtliche Kultur sich ausforme, welche – Menschen, Zeiten und Räume verbindend – dem sterblichen Geschlecht eine bleibende Heimstatt verspricht. Lohensteins Worte gehören zu den großen Formulierungen in der Geschichte gleichermaßen der Sepulkral- wie der Memorialkultur. Und vielleicht mag es sein, daß es den Dichtern und Denkern im 17. Jahrhundert in besonderer, ja in unvertretbarer Weise gegeben war, Vergänglichkeit und Ewigkeit in einer coincidentia oppositorum zusammenzuführen – einer dialektischen Figur, welcher die Erfahrung der Erschütterung eingeschrieben blieb, die da jene epochale Krise heraufbeschworen hatte, wie sie der Untergang der una societas christiana bezeichnete. Epitaphium Deo ossium custodi Piisque Manibus Domus Piasteae Sacrum Quae Anno AEr: Chr. DCCLXXV. Cum Piasto Caepit. Sarmatiae XXIV. Monarchas Pluresque P.P. Silesiae CXXIII. [!] Duces Ecclesiae VI ArchiEpiscopos Septentrioni Religionem Literas, Regiminis Rationem Templa, Scholas, Urbes, Arces Maenia, Per PP. Pios, Probos, Sanctos, Fortes, Clementes, Liberales, dedit, Germaniam A Tartarorum Inundatione Liberavit,

Gedenken im Zeichen der Piasten und das Werk Daniel Casper von Lohensteins

In Christiano Optimo Filio GEORGIO GUILIELMO Ultimo sed Meritis Primo Principe die XXI. Novembr. A.C.M.DC.LXXV. Cum ingenti Patriae Europae Caesarisque Luctu Post novem accurate Secula Desiit Meruitque Ut Lodovica Princeps Anhaltina Ultima Piastaeorum Mater Avis Atavisque Vel potius Posteritati Hocce Monumentum Conjugi Filioque sibi Filiaeque Superstiti Carolinae Holsatiae Duci A.C.M.DC.LXXIX. Urnas Gemens poneret Singulis Virtutem Pro Praecone Mundum Arctoum Pro Monumento Habentibus Nullius Ergo Indigis, Nisi Mortalium Oblivio, vel ingratitudo Saxis citius obmutesceret.

Grabschrifft Gottes des bewahrers der Gebeine und der fromen Geister, deß Pyastischen Hauses Heyligthum welches nach Christi geburt im 775. Jahre mit Pyasto den anfang bekommen

Polen Vier und zwantzig König, noch mehr Fürsten Schlesien Hundert drey und Vierzig [!] Hertzoge, der Kirchen, Sechs Ertz= und Bischoffe dehnen Nordländern

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Die Religion, gelehrte Leute, die Herrschens Kunst, Kirchen, Schulen, Städte, Schlösser, Mauern, durch Gottfürchtige, frome, heylige, behertzte, gnädige und milde Fürsten gegeben, Deutschland von uberschwemmung der Tartarn befreyet hat. Mit Christian dem besten, dem Sohne George Wilhelmen dem letzten, dem Verdienste nach aber dem Ersten Fürsten den 21 Novembr. im 1675.ten Jahre zu großem Leidwesen deß Vaterlandes Europens und deß Kaysers genaue nach 900 Jahren auf gehöret und verdienet hat daß Louise gebohrne Fürstin zu Anhalt die letzte Piastische Mutter Seinen Ahnen und Uhr=Ahnen oder vielmehr der Nachwelt dieß Begräbnüßmaal dem Eheherrn, dem Sohne, jhr Selbst und der noch lebenden Tochter Charlotten Hertzogin zu Hollstein im 1679.sten Jahre Todten=Töpfe hier seufzende bey gesetzet hat, derer jedes die Tugend zu Seinem Herolde, die Mitternächtige Welt zu seinem gedächtnüß Mahl hatte und nichts mehr bedörfte wann nicht der sterblichen menschen vergessenheit oder undanck Zeitlicher alß die Steine verstummeten.

1 Karte des Herzogtums Schlesien von Martin Helwig, 1650.

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2 Stadtansicht Liegnitz von Friedrich Bernhard Werner, um 1740.

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3 Stadtansicht Brieg von Friedrich Bernhard Werner, nach 1741.

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4 Prospekt Liegnitz von Friedrich Bernhard Werner, 1738.

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5 Prospekt Brieg von Friedrich Bernhard Werner, [1737].

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6 und 7  Schloß der Piasten in Liegnitz, Ansicht vor dem 2. Weltkrieg, ca. 1920.

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8 bis 10  Schloß der Piasten in Brieg, ursprüngliche Anlage und heutiger Zustand des Arkadenhofs.

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11 bis 13  Schloßportal in Liegnitz mit Porträtreliefs von Herzog Friedrich II. und Herzogin Sophie.

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14  Schloßportal in Brieg mit Skulpturen von Herzog Georg II. und Herzogin Barbara.

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15  Schloß der Piasten in Liegnitz.

16  Schloß der Piasten in Brieg.

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17  Daniel Czepko: Titelkupfer mit dem Wappen der Piasten und den Porträts der Herzöge Johann Christian und Georg Rudolf von Liegnitz-Brieg, 1626.

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18 und 19  Kathedrale St. Peter und Paul in Liegnitz.

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20 und 21  Marien- oder Liebfrauenkirche in Liegnitz.

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22 und 23  Hedwigskirche in Brieg.

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24 und 25  Nikolaikirche in Brieg.

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26 und 27  Johanniskirche in Liegnitz.

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28 bis 30  Piastengruft mit Skulpturen von Herzog Georg Wilhelm und Herzogin Luise.

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31 und 32  Ritterakademie in Liegnitz.

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33 bis 35  Gymnasium in Brieg, Lobrede von 1606 und Fürstliche Verordnung von 1616 (Titelblätter).

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36  Simon Grunaeus (1564–1628).

37  Georg Thebesius (1636–1688).

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38  Johannes Sinapius (1657–1725).

39  Friedrich Lucae (1644–1708).

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40  Gedenkmünzen mit Porträts von Herzog Georg II. und Herzogin Barbara, den Herzögen Joachim Friedrich und Johann Georg sowie Johann Christian und Georg Rudolf mit dem Wappen der Piasten.

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41 bis 43  Denck=Schriften [...], ca. 1680 (Titelblatt und Grabschrift auf Herzog Christian von Liegnitz-Brieg).

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44 und 45  Daniel Casper von Lohenstein: Lob=Schrifft auf Herzog Georg Wilhelm von Liegnitz-Brieg, 1676 (Titelblatt und Widmung an Herzogin Luise).

Anmerkungen 1. Hof und Humanismus 1

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Der Verweis auf drei aufeinander abgestimmte Arbeiten des Verfassers sei eingangs gestattet, in denen die hier nur eben berührten Fragen näher thematisiert und mit der einschlägigen Literatur verknüpft wurden: Klaus Garber: Frühe Neuzeit. Fragen an eine neue kulturwissenschaftliche Kategorie im Lichte der Rezeptionsgeschichte.– In: Texte, Bilder, Kontexte. Interdisziplinäre Beiträge zu Literatur, Kunst und Ästhetik der Neuzeit. [Festschrift Theodor Verweyen]. Hrsg. von Ernst Rohmer, Werner Wilhelm Schnabel, Gunther Witting.– Heidelberg: Winter 2000 (Beihefte zum Euphorion; 36), S. 3–19; ders.: Umrisse der Frühen Neuzeit – oder: Elegische Besichtigung von großen Männern, größeren Werken und unabsehbaren Torsi.– In: Das Berliner Modell der Mittleren Deutschen Literatur. Hrsg. und eingel. von Christiane Caemmerer, Walter Delabar, Jörg Jungmayr, Knut Kiesant. Redaktion Jörg Jungmayr.– Amsterdam, Atlanta/GA: Rodopi 2000 (Chloe. Beihefte zum Daphnis; 33), S. 443–468; ders.: ›Frühe Neuzeit‹ – Early Modernity. Reflections on a New Category of Literary History.– In: Early Modern German Literature. 1350–1700. Ed. by Max Reinhart.– Rochester/NY: Camden House 2007 (The Camden House History of German Literature; 4), pp. 3–30. Vgl. zur Historiographie der Renaissance die weiterhin höchst ergiebige Studie von Wallace K. Ferguson: The Renaissance in Historical Thought. Five Centuries of Interpretation.– Cambridge/MA: Riverside Press 1948. Reprint: Toronto, Buffalo, London: University of Toronto Press 2006 (Nachdruck der Ausgabe Boston: Houghton Mifflin 1948). Vgl. auch: Die Renaissance im Blick der Nationen Europas. Hrsg. von Georg Kauffmann.– Wiesbaden: Harrassowitz 1991 (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissance­ forschung; 9). Die einschlägige Literatur versammelt bei Klaus Garber: Renaissance – Barock – Aufklärung. Zur Physiognomie dreier Epochen der Frühen Neuzeit.– In: ders.: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– München: Fink 2009, S. 659–776, speziell zu ›Renaissance‹ und ›Humanismus‹, S. 661–693. Vgl. vornehmlich von historischer Seite: Die Frühe Neuzeit in der Geschichtswissenschaft. Forschungstendenzen und Forschungserträge. Hrsg. von Nada Boškovska Leimgruber.– Paderborn etc.: Schöningh 1997; Alteuropa oder Frühe Moderne. Deutungsmuster für das 16. bis 18. Jahrhundert aus dem Krisenbewußtsein der Weimarer Republik in Theologie, Rechts- und Geschichtswissenschaft. Hrsg. von Luise Schorn-Schütte.– Berlin: Duncker & Humblot 1999 (Zeitschrift für Historische Forschung; 23), sowie: Grenzen und Grenzüberschreitungen. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung. Hrsg. von Christine Roll, Frank Pohle, Matthias Myrczek.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2010 (Frühneuzeit-Impulse; 1). Vgl. auch: Zwischen den Disziplinen? Perspektiven der Frühneuzeitforschung. Hrsg. von Helmut Puff, Christopher Wild.– Göttingen: Wallstein 2003. Verwiesen werden darf ersatzweise und vorläufig wiederum auf drei Studien des Verfassers: Forschungen zur deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. und 18. Jahrhunderts.– In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 3 (1971), S. 226–242; ders.: Thir-

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Anmerkungen

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teen Theses on Literary Criticism.– In: New German Critique 1 (1973), pp. 126–132; ders.: Die Literatur und ihre Folgen. Das Fach Deutsch zwischen den Ideologien.– In: Evangelische Kommentare 7 (1974), S. 147–150 [Titel der Redaktion]. Vgl. auch ders.: Frühe Neuzeit an einer Neugründung.– In: Profile der Wissenschaft. 25 Jahre Universität Osnabrück. Hrsg. von Rainer Künzel zusammen mit Jörn Ipsen, Chryssoula Kambas, Heinz W. Trapp.– Osna­brück: Rasch 1999, S. 15–21. Vgl. Richard Faber: Christlicher Humanismus versus Heroischer Nihilismus. Alfred von Martins liberal-katholische Kultursoziologie des Renaissance-Humanismus – ein wissenssoziologischer Beitrag zur Urgeschichte bürgerlicher Intelligenz.– In: Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Ihr Werk im Blick auf das Europa der Frühen Neuzeit. Unter Mitwirkung von Sabine Kleymann herausgegeben von Klaus Garber.– München: Fink 2002, S. 193–226. Alfred von Martin: Soziologie der Renaissance. Zur Physiognomik und Rhythmik bürgerlicher Kultur.– Stuttgart: Enke 1932. Das Zitat hier S. VI. Das Werk ist Karl Mannheim, ›dem Meister historisch-soziologischen Denkens und Forschens‹, gewidmet. Diese Widmung fiel in der zweiten und dritten Auflage des Werkes aus unbekannten Gründen weg. Vgl. Alfred von Martin: Soziologie der Renaissance. Physiognomik und Rhythmik einer Kultur des Bürgertums. 2., veränd. u. verm. Aufl.– Frankfurt/Main: Josef Knecht 1949. Zur Wirkung gelangte das von Martinsche Werk in der dritten Auflage, die der zweiten textlich folgte. Nun war außer der Widmung auch der Untertitel verschwunden: Alfred von Martin: Soziologie der Renaissance. 3. Aufl.– München: Beck 1974 (Beck’sche Schwarze Reihe; 106). Vorausgegangen war von von Martin die wichtige Monographie: Coluccio Salutati und das humanistische Lebensideal. Ein Kapitel aus der Genesis der Renaissance.– Leipzig, Berlin: Teubner 1916 (Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance; 23). Reprint: Hildesheim: Gerstenberg 1973. Vgl. im vorliegenden Zusammenhang von von Martin auch: Der Humanismus als soziologisches Phänomen. Ein Beitrag zum Problem des Verhältnisses zwischen Besitzschicht und Bildungsschicht.– In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 65 (1931), S. 441–474. So ebenfalls im ›Vorwort‹, S. VII. Der Titel des Werkes von Karl Brandi, auf den von Martin vermutlich rekurriert (ohne ihn zu nennen): Mittelalterliche Weltanschauung, Humanismus und nationale Bildung.– Berlin: Weidmann 1925. Vgl. von Brandi auch: Das Werden der Renaissance.– Göttingen: Kaestner 1908. 2. Abdruck.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1910. Eingegangen in ders.: Ausgewählte Aufsätze.– Oldenburg i.O., Berlin: Stalling 1938, S. 279–304. Zeitgleich mit von Martins Werk erschien von Karl Brandi: Die Renaissance.– In: Propyläen-Weltgeschichte. Hrsg. von Walter Goetz. Band IV: Das Zeitalter der Gotik und Renaissance. 1250–1500.– Berlin: Propyläen 1932, S. 155–276. So im Vorwort der Erstauflage, S. VIII f. Schon im Vorwort nahm von Martin Bezug auf Jacob Burckhardts »grundlegendes Werk« zur Kultur der Renaissance in Italien, das »der Verf. […], trotz allem, immer noch nicht für veraltet hält« (S. VIII). Vgl. dazu die eindringliche Untersuchung von Alfred von Martin: Die Religion Jacob Burckhardts. Eine Studie zum Thema Humanismus und Christentum. 2., verm. Aufl.– München: ErasmusVerlag 1947 (Ernst Reinhardt Bücherreihe). Die erste Auflage aus dem Jahr 1943 war von der Gestapo beschlagnahmt worden. Ein vergleichbares Schicksal hatte das zwei Jahre früher erstmals erschienene und gleichfalls bedeutende Werk von Alfred von Martin:

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Nietzsche und Burckhardt. Zwei geistige Welten im Dialog. 4. Aufl.– München: Erasmus-Verlag 1947 (Ernst Reinhardt Bücherreihe). Es wurde von der nationalsozialistischen Presse als »gegen die nationalsozialistische Weltanschauung« gerichtet charakterisiert. Vgl. die entsprechende Bemerkung des Verlages auf der Rückseite des Titelblattes des zitierten Werkes zur Religion Burckhardts. Vgl. von von Martin auch: Burckhardt und Nietzsche. Philosophieren über Geschichte.– Krefeld: Scherpe 1948. 9 Vgl. von Alfred von Martin in diesem Zusammenhang auch: Zur Soziologie der höfischen Kultur.– In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 64 (1930), S. 155–165. Vgl. dazu auch den Wiederabdruck unter dem Titel ›Höfische Kultur. Zu ihrer soziologischen Charakteristik‹ in: ders.: Geist und Gesellschaft. Soziologische Skizzen zur europäischen Kulturgeschichte.– Frankfurt/Main: Josef Knecht 1948, S. 129–142. Hier heißt es im Anhang: »Der Aufsatz […] wurde veranlaßt durch die – unabhängig von einander entstandenen, aber gemeinsam (1929) veröffentlichten – Arbeiten der Litterarhistoriker Hans Naumann und Günther Müller, durch deren (hier zusammengefaßte) Ergebnisse besonders klar wird, daß Litteratur nicht nur Ausdruck eines ›Geistes‹ ist, sondern zugleich Ausdruck einer gesellschaftlichen Situation und Trägerin einer gesellschaftlichen Funktion.« (S. 253). Vgl. dazu unten Anm. 11. 10 Vgl. in dem oben Anm. 9 zitierten Sammelband Geist und Gesellschaft auch den Beitrag: Bürgertum und Humanismus, S. 148–158 (Erstdruck in: Archiv für Kulturgeschichte 32 (1944), S. 200–210). Die Studie war als Antwort auf eine thematisch verwandte und in der Neuen Rundschau publizierte von Franz Schnabel konzipiert und sollte in dem nämlichen Organ erscheinen. Vgl. Franz Schnabel: Humanismus und bürgerliches Denken.– In: Neue Rundschau 53 (1942), S. 547–554. Wiederabgedruckt in: ders.: Abhandlungen und Vorträge. 1914–1965. Hrsg. und eingel. von Heinrich Lutz.– Freiburg, Basel, Wien: Herder 1970, S. 174–183. Hierzu liest man wiederum in dem Anhang zu dem Sammelband von Martins: »Der Aufsatz wurde zunächst der ›Neuen Rundschau‹ eingesandt, die ihn aber nur bei Weglassung des ihr zu ›gefährlich‹ scheinenden dritten Teils – mit seiner Kritik der (nationalsozialistischen) Gegenwart – zu bringen für tunlich erachtete.« (S. 254). Daraufhin wurde das Archiv vom Autor gewählt. Vgl. zum Problem ›Bürgertum und Humanismus‹ auch die einschlägigen Beiträge in: Alfred von Martin: Im Zeichen der Humanität. Soziologische Streifzüge.– Frankfurt/Main: Josef Knecht 1974. 11 Vgl. Günther Müller: Höfische Kultur der Barockzeit.– In: Hans Naumann, Günther Müller: Höfische Kultur.– Halle/Saale: Niemeyer 1929 (Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Buchreihe; 17), S. 79–154; Richard Alewyn: Das große Welttheater. Die Epoche der höfischen Feste. 2., erw. Aufl.– München: Beck 1985 (zumeist in den dreißiger Jahren entstanden); Arnold Hirsch: Bürgertum und Barock im deutschen Roman. Eine Untersuchung über die Entstehung des modernen Weltbildes.– Frankfurt/Main: Baer 1934. Die posthume 2. Aufl. mit einem geringfügig modifizierten Untertitel: Arnold Hirsch: Bürgertum und Barock im deutschen Roman. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Weltbildes. 2. Aufl. besorgt von Herbert Singer.– Köln, Graz: Böhlau 1957 (Literatur und Leben. N.F.; 1); Willi Flemming: Deutsche Kultur im Zeitalter des Barock.– Potsdam: Athenaion 1937. Zum Kontext: Deutsche Barockforschung. Dokumentation einer Epoche. Hrsg. von Richard Alewyn.– Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1965 (Neue Wissenschaftliche Bibliothek; 7). Hier hieß es im Blick auf die Antinomien des Barockbegriffs: »Bewahrt blieb

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Anmerkungen

der Begriff Barock dagegen als Bezeichnung einer Epoche, und es ist vielleicht sein bedeutendstes Verdienst, daß er zur Anerkennung der Autonomie und zur Erkenntnis des Wesens dieses Zeitalters verholfen hat. Es ist das Zeitalter zwischen Renaissance und Aufklärung, in dem – in Deutschland wie in Europa – die höfische Kultur gegenüber der bürgerlichen, der Katholizismus gegenüber dem Protestantismus, die Bildende Kunst und das Theater gegenüber der Literatur das Übergewicht besaßen.« (S. 11). 12 Vgl. Volker Bauer: Die höfische Gesellschaft in Deutschland von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Versuch einer Typologie.– Tübingen: Niemeyer 1993 (Frühe Neuzeit; 12). Hier die bis dato erschienene Literatur in großer Ausführlichkeit versammelt. Vgl. von historischer Seite auch: Rainer A. Müller: Der Fürstenhof in der Frühen Neuzeit.– München: Oldenbourg 1995 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte; 33). Verwiesen werden kann schließlich auf das Eingangskapitel von Klaus Garber: Stadt und Literatur im alten deutschen Sprachraum. Umrisse der Forschung – Regionale Literaturgeschichte und kommunale Ikonologie – Nürnberg als Paradigma.– In: Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit. Band I–II. Hrsg. von Klaus Garber unter Mitwirkung von Stefan Anders und Thomas Elsmann.– Tübingen: Niemeyer 1998 (Frühe Neuzeit; 39), Band I, S. 3–89, S. 3–26, insbesondere zur Hofforschung S. 3–8. Vgl. zum Näheren unten Anm. 15 und 16. 13 Verwiesen sei auf Klaus Garber: Alteuropäische Welt und Heraufkunft der Moderne. Ein historiographischer Konspekt. Absolutismus, Adelskultur und kritische Theorie der ›feudal-­absolutistischen‹ Gesellschaft.– In: ders.: Wege in die Moderne. Historiographische, ­literarische und philosophische Studien aus dem Umkreis der alteuropäischen Arkadien-­Utopie. Hrsg. von Stefan Anders, Axel E. Walter.– Berlin, Boston: de Gruyter 2012, S. 1–60. Sehr wichtig im vorliegenden Zusammenhang ebenso der Sammelband: Crown, Church and Estates. Central European Politics in the Sixteenth and Seventeenth Centuries. Ed. by Robert J.W. Evans.– London: Macmillan 1991 (Studies in Russia and East Europe). Einschlägig geblieben auch: Volker Press: Das Alte Reich. Ausgewählte Aufsätze. Hrsg. von Johannes Kunisch.– Berlin: Duncker & Humblot 1997 (Historische Forschungen; 59). 2. Aufl.– Berlin: Duncker & Humblot 2000. 14 Verwiesen sei aus dem Umkreis vornehmlich neuerer Arbeiten in strenger Auswahl auf: Rudolf Endres: Adel in der Frühen Neuzeit.– München: Oldenbourg 1993 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte; 18); Volker Press: Adel im Alten Reich. Gesammelte Vorträge und Aufsätze. Hrsg. von Franz Brendle und Anton Schindling in Verbindung mit Manfred Rudersdorf und Georg Schmidt.– Tübingen: bibliotheca academica 1998 (Frühneuzeit-Forschungen; 4) (hierin die sehr instruktive Einführung von Franz Brendle und Anton Schindling: Volker Press (1939–1993). Ständeforscher und Historiker des Adels im Alten Reich, S. 9–40). Sodann die Sammelbände: Adel im Wandel. Politik – Kultur – Konfession. 1500–1700. Hrsg. von Herbert Knittler, Gottfried Stangler, Renate Zedinger.– Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1990 (Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung Rosenburg.– Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F.; 251); Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa. Hrsg. von Otto G. Oexle, Werner Paravicini.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1997 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 133); The European Nobilities in the Seventeenth and Eighteenth Centuries. Ed. by Hamish M. Scott. Vol. I–II.– London, New York: Longman 1995; Der europäische Adel im Ancien

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Régime. Von der Krise der ständischen Monarchien bis zur Revolution (ca. 1600–1789). Hrsg. von Ronald G. Asch.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2001 (in dem einleitenden Beitrag des Herausgebers ist die einschlägige internationale Forschung bis zur Jahrtausendwende umfassend dokumentiert). Des weiteren: Werner Rösener: Adelsherrschaft als kulturhistorisches Phänomen. Paternalismus, Herrschaftssymbolik und Adelskritik.– In: Historische Zeitschrift 268 (1999), S. 1–33; Walter Demel: Der europäische Adel. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.– München: Beck 2005 (Beck’sche Reihe; 2379); Zwischen Schande und Ehre. Erinnerungsbrüche und die Kontinuität des Hauses. Legitimationsmuster und Traditionsverständnis des frühneuzeitlichen Adels in Umbruch und Krise. Hrsg. von Martin Wrede, Horst Carl.– Mainz: von Zabern 2007 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abt. für Universalgeschichte; 73); Ronald G. Asch: Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit. Eine Einführung.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2008 (UTB; 3086) (mit reicher Literatur); Adel und Umwelt. Horizonte adeliger Existenz in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Heike Düselder, Olga Weckenbrock, Siegrid Westphal.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2008; Claudius Sittig: Kulturelle Konkurrenzen. Studien zu Semiotik und Ästhetik adeligen Wetteifers um 1600.– Berlin, Boston: de Gruyter 2010 (Frühe Neuzeit; 151) (Edition Niemeyer); Martin Wrede: Ohne Furcht und Tadel – Für König und Vaterland. Frühneuzeitlicher Hochadel zwischen Familienehre, Ritterideal und Fürstendienst.– Ostfildern: Thorbecke 2012 (Beihefte der Francia; 75). Unter dem Aspekt der lokalen Ausdifferenzierung sei aus der neueren Zeit beispielhaft verwiesen auf: Adel im Weserraum um 1600. Katalog zur Ausstellung im Weserrenaissance-Museum Schloß Brake. Hrsg. von Vera Lüpkes, Heiner Borggrefe.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1996 (Schriften des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake; 9); Adel auf dem Lande. Kultur und Herrschaft des Adels zwischen Weser und Ems. 16. bis 18. Jahrhundert. Hrsg. von Heike Düselder.– Cloppenburg: Museumsdorf Cloppenburg 2004 (Materialien & Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens; 36); Stand und Repräsentation. Kultur- und Sozialgeschichte des hannoverschen Adels vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Hrsg. von Silke Lesemann, Annette von Stieglitz.– Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 2004 (Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte; 17); Adel und Adelskultur in Bayern. Hrsg. von Walter Demel und Ferdinand Kramer unter Mitarbeit von Barbara Kink.– München: Beck 2008 (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Beiheft; 32); Adel in Hessen. Herrschaft, Selbstverständnis und Lebensführung vom 15. bis ins 20. Jahrhundert. Hrsg. von Eckart Conze, Alexander Jendorff, Heide Wunder.– Marburg: Historische ­Kommission für Hessen 2010 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen; 70). Ergiebig auch: Adelige Hofhaltung im österreichisch-ungarischen Grenzraum. Vom Ende des 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Hrsg. von Rudolf Kropf, Gerald Schlag.– Eisenstadt: Burgenländisches Landesmuseum 1998 (Schlaininger Gespräche; 15. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland; 98); Tradition und Erinnerung. In Adelsherrschaft und bäuerlicher Gesellschaft. Hrsg. von Werner Rösener.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003 (Formen der Erinnerung; 17). 15 Monographisch, so wird man rückblickend sagen dürfen, bezeichnete die Arbeit von Helen Watanabe-O’Kelly eine neue Etappe: Court Culture in Dresden. From Renaissance to Baroque.– Basingstoke, New York: Palgrave Macmillan 2002. Vorausgegangen war der Sammelband: Höfische Festkultur in Braunschweig-Wolfenbüttel 1590–1666. Hrsg.

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Anmerkungen

von Jörg Jochen Berns.– Amsterdam: Rodopi 1982 (Daphnis; 10/4), mit einer wichtigen Einleitung des Herausgebers. Ihm schlossen sich aus der jüngeren Zeit u. a. an: Frühneuzeitliche Hofkultur in Hessen und Thüringen. Hrsg. von Jörg Jochen Berns, Detlef Ignasiak.– Erlangen, Jena: Palm & Enke 1993 (Jenaer Studien; 1); Residenzkultur in Thüringen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Hrsg. von Roswitha Jacobsen.– Bucha bei Jena: Quartus-­Verlag 1999 (Palmbaum-Texte. Kulturgeschichte; 8); Kunst und Repräsentation. Studien zur europäischen Hofkultur im 16. Jahrhundert. Hrsg. von Heiner Borggrefe, Barbara Uppenkamp.– Lemgo: Weserrenaissance-Museum Schloß Brake 2002 (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland; 29); Pomp, Power, and Politics. Essays on German and Scandinavian Court Culture and their Contexts. Ed. by Mara R. Wade.– Amsterdam: Rodopi 2003 (Daphnis; 32); Hofkultur und aufgeklärte Öffentlichkeit. Potsdam im 18. Jahrhundert im europäischen Kontext. Hrsg. von Günther Lottes, Iwan D’Aprile.– Berlin: Akademie Verlag 2006; Hof und Medien im Spannungsfeld von dynastischer Tradition und politischer Innovation zwischen 1648 und 1714. Celle und die Residenzen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Hrsg. von Heiko Laß.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 2008 (Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 4); Hofkultur um 1600. Die Hofmusik Herzog Friedrichs I. von Württemberg und ihr kulturelles Umfeld. Hrsg. von Joachim Kremer.– Ostfildern: Thorbecke 2010 (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte; 15); Schloss. Macht und Kultur. Entwicklung und Funktion Brandenburg-Preußischer Residenzen. Hrsg. von Jürgen Kloosterhuis.– Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag 2012 (Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin; 15); Aufklärung und Hofkultur in Dresden. Hrsg. von Roland Kanz, Johannes Süßmann, Carsten Zelle.– Göttingen: WallsteinVerlag 2013 (Das achtzehnte Jahrhundert; 37/2). Unter den Monographien wären zu erwähnen: Uta Deppe: Die Festkultur am Dresdner Hofe Johann Georgs II. von Sachsen (1660–1679).– Kiel: Ludwig 2006 (Bau + Kunst; 13); Anita Gutmann: Hofkultur in Bayreuth zur Markgrafenzeit. 1603–1726.– Bayreuth: Rabenstein 2008. 16 Hier ist auf der einen Seite die Etablierung des Akademieprojekts zur Residenzforschung zu erwähnen, aus dem inzwischen eine Reihe wichtiger Monographien und Tagungsbände hervorgegangen ist, die in Auswahl unten aufgeführt werden. Auf der anderen Seite profitierte die Hofforschung insbesondere von den auf Zeremoniell und Festwesen gerichteten Studien. Einen Einschnitt, so wird man wiederum sagen dürfen, markierten die Studien von Jörg Jochen Berns: Die Festkultur der deutschen Höfe zwischen 1580 und 1730. Eine Problemskizze in typologischer Absicht.– In: Germanisch-romanische Monatsschrift 65 (1984) (N.F.; 34), S. 295–311. Eingegangen in ders.: Gesammelte Aufsätze. Band II: 1984–1988.– Marburg 1998, S. 23–41. Vgl. von Berns auch: Zur Frühgeschichte des deutschen Musenhofes oder Duodezabsolutismus als kulturelle Chance.– In: Frühneuzeitliche Hofkultur in Hessen und Thüringen (Anm. 15), S. 10–43. Eingegangen in ders.: Gesammelte Aufsätze. Band IV: 1992–1993.– Marburg 1998, S. 181–216. Daran anschließend: Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von Jörg Jochen Berns, Thomas Rahn.– Tübingen: Niemeyer 1995 (Frühe Neuzeit; 25); Volker Bauer: Hofökonomie. Der Diskurs über den Fürstenhof in Zeremonialwissenschaft, Hausväterliteratur und Kameralismus.– Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1997 (Frühneuzeit-Studien. N.F.; 1). Vgl. auch Miloš Vec: Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat. Studien zur juristischen und politischen Theorie absolutistischer Herrschaftsrepräsenta-

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tion.– Frankfurt/Main: Klostermann 1998 (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte; 106). Bezug nehmend auf manche dieser Studien der wichtige Forschungsbericht von Barbara Stollberg-Rilinger: Zeremoniell, Ritual, Symbol. Neue Forschungen zur symbolischen Kommunikation in Spätmittelalter und Früher Neuzeit.– In: Zeitschrift für Historische Forschung 27 (2000), S. 389–405. Dazu jetzt von Barbara Stollberg-Rilinger und Thomas Weissbrich (Hrsg.): Die Bildlichkeit symbolischer Akte.– Münster: Rhema 2010 (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme; 28). Vgl. aus der jüngeren Zeit auch Katrin Bek: Achse und Monument. Zur Semantik von Sichtund Blickbeziehungen in fürstlichen Platzkonzeptionen der Frühen Neuzeit.– Weimar: VDG Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften 2005 (Marburger Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte; 8). Programmatisch: Peter-Michael Hahn, Ulrich Schütte: Thesen zur Rekonstruktion höfischer Zeichensysteme in der Frühen Neuzeit.– In: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 13/2 (2003), S. 19–47. Des weiteren ist Gelegenheit, an dieser Stelle auf eine Reihe von einschlägigen Sammelbänden zu verweisen, die sich seit gut zwei Jahrzehnten in dichter Folge häufen. Vgl. etwa: Princes, Patronage, and the Nobility. The Court at the Beginning of the Modern Age c. 1450–1650. Ed. by Ronald G. Asch, Adolf M. Birke.– Oxford: University Press, London: The German Historical Institute 1991 (Studies of the German Historical Institute London); Zeremoniell und Raum. Hrsg. von Werner Paravicini.– Sigmaringen: Thorbecke 1997 (Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; 4. Residenzenforschung; 6); Die Künste und das Schloß in der frühen Neuzeit. Hrsg. von Lutz Unbehaun unter Mitarbeit von Andreas Beyer und Ulrich Schütte.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1998 (Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 1); Formen der Visualisierung von Herrschaft. Studien zu Adel, Fürst und Schloßbau vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Hrsg. von Peter-Michael Hahn, Hellmut Lorenz.– Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg 1998 (Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches; 6); The Princely Courts of Europe. Ritual, Politics and Culture Under the Ancien Régime 1500–1750. Ed. by John Adamson.– London, New York: Weidenfeld & Nicolson 1999; Genealogie als Denkform in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von Kilian Heck, Bernhard Jahn.– Tübingen: Niemeyer 2000 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 80); Princes and Princely Culture 1450–1650. Ed. by Martin Gosman, Alasdair MacDonald, Arjo Vanderjagt. Vol. I–II.– Leiden, Boston: Brill 2003–2005 (Brill’s Studies in Intellectual History; 118/1–2); Hof und Theorie. Annäherungen an ein historisches Phänomen. [Dresdener Gespräche I]. Hrsg. von Reinhardt Butz, Jan Hirschbiegel, Dietmar Willoweit.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2004 (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit; 22); Das Gehäuse der Macht. Der Raum der Herrschaft im interkulturellen Vergleich. Antike, Mittelalter, Frühe Neuzeit. Hrsg. von Werner Paravicini.– Kiel: Vervielfältigungsstelle der Christian-Albrechts-Universität 2005 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission. Sonderheft; 7); Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit. Hrsg. vom Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur. Bearb. von Peter-Michael Hahn, Ulrich Schütte.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 2006 (Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3); Hof und Macht. Dresdener Gespräche II zur Theo-

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Anmerkungen

rie des Hofes. Hrsg. von Reinhardt Butz, Jan Hirschbiegel.– Berlin, Münster: LIT 2007 (Vita Curialis. Form und Wandel höfischer Herrschaft; 1); Informelle Strukturen bei Hof. Dresdener Gespräche III zur Theorie des Hofes. Hrsg. von Reinhardt Butz, Jan Hirschbiegel.– Berlin, Münster: LIT 2009 (Vita Curialis. Form und Wandel höfischer Herrschaft; 2); Soziale und ästhetische Praxis der höfischen Fest-Kultur im 16. und 17. Jahrhundert. Hrsg. von Kirsten Dickhaut, Jörn Steigerwald, Birgit Wagner.– Wiesbaden: Harrassowitz 2009 (Culturae. Intermedialität und historische Anthropologie; 1); Atelier. Vorbild, Austausch, Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung. Hrsg. von Anna Paulina Orlowska, Werner Paravicini, Jörg Wettlaufer.– Kiel: Universitäts-Druckerei 2009 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission. Sonderheft; 12); Historiographie an europäischen Höfen (16.–18. Jahrhundert). Studien zum Hof als Produktionsort von Geschichtsschreibung und historischer Repräsentation. Hrsg. von Markus Völkel, Arno Strohmeyer.– Berlin: Duncker & Humblot 2009 (Zeitschrift für Historische Forschung; 43); Fürsten an der Zeitenwende zwischen Gruppenbild und Individualität. Formen fürstlicher Selbstdarstellung und ihre Rezeption (1450–1550). Hrsg. von Oliver Auge, Ralf-Gunnar Werlich, Gabriel Zeilinger.– Ostfildern: Thorbecke 2009 (Residenzenforschung; 22); Apelles am Fürstenhof. Facetten der Hofkunst um 1500 im Alten Reich. Hrsg. von Matthias Müller, Klaus Weschenfelder, Beate Böckem, Ruth Hansmann.– Berlin: Lukas 2010; Residenz der Musen. Das barocke Schloss als Wissensraum. Hrsg. von Berthold Heinecke, Hole Rößler, Flemming Schock.– Berlin: Lukas 2013 (Schriften zur Residenzkultur; 7); Kulturtransfer am Fürstenhof. Höfische Austauschprozesse und ihre Medien im Zeitalter Kaiser Maximilians I. Hrsg. von Matthias Müller, Karl-Heinz Spieß, Udo Friedrich.– Berlin: Lukas 2013 (Schriften zur Residenzkultur; 9). Zum Kontext aus jüngster Zeit der ergiebige Sammelband: Städtisches Bürgertum und Hofgesellschaft. Kulturen integrativer und konkurrierender Beziehungen in Residenzund Hauptstädten vom 14. bis ins 19. Jahrhundert. Hrsg. von Jan Hirschbiegel, Werner Paravicini, Jörg Wettlaufer.– Ostfildern: Thorbecke 2012 (Residenzenforschung; 25). Hier eingangs aus der Feder von Werner Paravicini ein Rückblick auf die Arbeit der ResidenzenKommission und vor allem ein Prospekt der zukünftigen Schwerpunktsetzung, wie sie in dem Titel des obigen Sammelbandes aus dem Jahr 2012 bezeichnet wird. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die vierteilige Folge: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hrsg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel, Jörg Wettlaufer. Band I: Ein dynastisch-topographisches Handbuch. Teil 1: Dynastien und Höfe, Teil 2: Residenzen. Band II: Bilder und Begriffe. Teil 1: Begriffe, Teil 2: Bilder. Band III: Hof und Schrift. Band IV/Teil 1–2: Grafen und Herren.– Ostfildern: Thorbecke 2003–2012 (Residenzenforschung; XV/1–4). Zur Forschung: Andreas Bihrer: Curia non sufficit. Vergangene, aktuelle und zukünftige Wege der Erforschung von Höfen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit.– In: Zeitschrift für Historische Forschung 35/2 (2008), S. 235–272. Monographisch angelegt: Mark Hengerer: Kaiserhof und Adel in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine Kommunikationsgeschichte der Macht in der Vormoderne.– Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2004 (Historische Kulturwissenschaft; 3); Matthias Müller: Das Schloß als Bild des Fürsten. Herrschaftliche Metaphorik in der Residenzarchitektur des Alten Reichs (1470–1618).– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004 (Historische Semantik; 6). Vgl. auch: Rudolf Schlögl: Der frühneuzeitliche Hof als Kommunikationsraum. Interaktionstheoretische Perspektiven der Forschung.– In: Geschichte und

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Systemtheorie. Exemplarische Fallstudien. Hrsg. von Frank Becker.– Frankfurt/Main, New York: Campus 2004 (Campus historische Studien; 37), S. 185–225. Schließlich sei auf zwei sehr wichtige literaturwissenschaftliche Monographien verwiesen: Georg Braungart: Hofberedsamkeit. Studien zur Praxis höfisch-politischer Rede im deutschen Territorialabsolutismus.– Tübingen: Niemeyer 1988 (Studien zur deutschen Literatur; 96); Manfred Beetz: Frühmoderne Höflichkeit. Komplimentierkunst und Gesellschaftsrituale im altdeutschen Sprachraum.– Stuttgart: Metzler 1990 (Germanistische Abhandlungen; 67). Neuland wird sodann erschlossen in der fulminanten Studie von Marie-­Thérèse Mourey: Jean Georges Noverre (1727–1810). Danseur, chorégraphe, théoricien de la danse et du ballet. Un artiste européen au siècle des Lumières.– Tours: Université François-Rabelais 2011 (Revue Musicorum; 10). 17 Zurückverwiesen sei auf die Ausführungen von von Martin. Das Thema selbst ist ein unerschöpfliches, wie eine jede Bibliographie zum Humanismus lehrt. Aufmerksam zu machen ist auf den reichhaltigen Eintrag in dem leider über die Anfänge nicht hinausgekommenen und Fragment gebliebenen Werk Die Deutsche Literatur unter der Ägide von Hans-Gert Roloff. Hier war der zweite Band – auch das Mittelalter sollte ungeachtet des Vorliegens des Verfasserlexikons zum Mittelalter nochmals zur Behandlung gelangen – dem Zeitraum zwischen 1450 und 1620 vorbehalten. Ein erster mächtiger Band, den Autoren und anonymen Texten gewidmet, kam zustande, blieb jedoch mitten im Buchstaben ›A‹ stehen; zehn weitere Lieferungen gelangten bis zu Jakob Andreae. Die Erfassung der wissenschaftlichen Literatur war untergliedert in diejenige zu den Autoren und diejenige zu Sachthemen. Zwei Lieferungen zum ersten Teil und sechs zum zweiten Teil erschienen; ein bandförmiger Abschluß wurde in beiden Fällen nicht erreicht. Die Verzeichnung der wissenschaftlichen Literatur – vor allem in den Händen des Mitarbeiterkreises von Roloff gelegen – kann nur als maßstäbesetzend bezeichnet werden, und das gleichermaßen hinsichtlich der inneren Gliederung wie der Titelaufnahme selbst. Die Nichtweiterführung des Werkes gerade auch im Blick auf die Verzeichnung der wissenschaftlichen Literatur gehört zu den schmerzlichen Einbußen, die das Fach immer wieder zu erleiden hat. Die Literatur zu Renaissance und Humanismus ist in der dritten – undatierten – Lieferung untergebracht und reicht jeweils bis in die frühen siebziger Jahre. Im Anschluß sind die einschlägigen periodischen Fachbibliographien zu konsultieren. Eine Fachbibliographie zur Forschungsliteratur der Frühen Neuzeit fehlt. 18 Bahnbrechend bekanntlich seinerzeit die Arbeit des Emigranten Hans Baron: The Crisis of the Early Italian Renaissance. Civic Humanism and Republican Liberty in an Age of Classicism and Tyranny. Vol. I–II.– Princeton/NJ: Princeton University Press 1955. Das Werk ist Barons Leipziger Lehrer Walter Goetz gewidmet. Revised One-Volume Edition with an Epilogue.– Princeton/NJ: Princeton University Press 1966. Published in Cooperation with the Newberry Library 1966. Das Werk trägt überraschend eine neue Widmungsadresse. Vgl. von Baron auch: In Search of Florentine Civic Humanism. Essays on the Transition from Medieval to Modern Thought. Vol. I–II.– Princeton/NJ: Prince­ton University Press 1988; ders.: Bürgersinn und Humanismus im Florenz der Renaissance. Aus dem Englischen von Gabriele Krüger-Wirrer. Mit einem Vorwort von Horst Günther.– Berlin: Wagenbach 1992 (Kleine Kulturwissenschaftliche Bibliothek; 38).– Auch auf dem Gebiet der Renaissance-Forschung sind die großen Würfe vor allem von deut-

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Anmerkungen

scher Seite in der Vorkriegszeit erfolgt, wie der Herausgeber des Werkes von Baron, Horst Günther, zu Recht betont. Die deutsche Renaissance-Forschung insbesondere in den zwanziger Jahren war u. a. geprägt von der Auseinandersetzung mit dem epochalen Werk von Konrad Burdach. Sein Rienzo-Werk steht gleichgewichtig neben Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien, ohne daß es sich hätte durchsetzen können. Es war – herausgewachsen aus Studien zur Geschichte der deutschen Sprache – eingepaßt in ein großangelegtes Akademie-Vorhaben ›Vom Mittelalter zur Reformation‹, in dem es um nicht weniger als die Genese der modernen Welt ging, und in dieser Frage führten alle Wege nach Italien. Vgl. Konrad Burdach: Rienzo und die geistige Wandlung seiner Zeit.– Berlin: Weidmann 1913–1928 (Briefwechsel des Cola di Rienzo. Teil I.– Vom Mittelalter zur Reformation. Forschungen zur Geschichte der deutschen Bildung; II/1). Dazu Klaus Garber: Versunkene Monumentalität. Das Werk Konrad Burdachs.– In: Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts (Anm. 5), S. 109–157. 19 Zu Pirckheimer vgl. zuletzt: Willibald Pirckheimer und sein Umfeld. Akten des gemeinsam mit dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, dem Stadtarchiv Lauf a.d. Pegnitz am 20./21. Juli 2012 veranstalteten Symposions im Welserschloss in Lauf-Neunhof. Hrsg. von Franz Fuchs.– Wiesbaden: Harrassowitz 2014 (Pirckheimer-Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung; 28). Zu Peutinger vgl. die große Monographie von Heinrich Lutz: Conrad Peutinger. Beiträge zu einer politischen Biographie.– Augsburg: Die Brigg [1958] (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg; 9). Hierin insbesondere das IX. Kapitel: Humanismus, Recht, Politik und Wirtschaftsleben, S. 125–143. Zum Kontext vgl. in diesem Zusammenhang auch: Wolfgang Zorn: Die soziale Stellung der Humanisten in Nürnberg und Augsburg.– In: die humanisten in ihrer politischen und sozialen umwelt. Hrsg. von Otto Herding, Robert Stupperich.– Boppard/Rhein: Boldt 1976 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Kommission für Humanismusforschung. Mitteilung; 3), S. 35–49. Hinzuzunehmen die einschlägigen Sammelbände: Humanismus und Reformation als kulturelle Kräfte in der deutschen Geschichte. Ein Tagungsbericht. Hrsg. von Lewis W. Spitz.– Berlin, New York: de Gruyter 1981 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin; 51); Humanismus und höfisch-städtische Eliten im 16. Jahrhundert – Humanisme et élites des cours et des villes au XVIe siècle. Hrsg. von Klaus Malettke, Jürgen Voss in Zusammenarbeit mit Rainer Babel, Ute Müller.– Bonn: Bouvier 1989 (Pariser Historische Studien; 27); Humanismus im deutschen Südwesten. Biographische Profile. Hrsg. von Paul Gerhard Schmidt.– Sigmaringen: Thorbecke 1993. Zum Kontext vgl.: Northern Humanism in European Context. 1469–1625. From the ›Adwert Academy‹ to Ubbo Emmius. Ed. by F. Akkerman, A.J. Vanderjagt, A.H. van der Laan.– Leiden, Boston, Köln: Brill 1999 (Brill’s Studies in Intellectual History; 94); Humanismus im Norden. Frühneuzeitliche Rezeption antiker Kultur und Literatur an Nord- und Ostsee. Hrsg. von Thomas Haye.– Amsterdam, Atlanta/GA: Rodopi 2000 (Chloe; 32). Ergiebig auch der Sammelband: Funktionen des Humanismus. Studien zum Nutzen des Neuen in der humanistischen Kultur. Hrsg. von Thomas Maissen, Gerrit Walther.– Göttingen: Wallstein 2006. 20 Die Literatur zum Thema ist Legion; einzelne Hinweise können die Dimensionen nur verfehlen. Ein großer vergleichender Forschungsbericht ist Desiderat. Die einschlägigen Lexika können nicht eigentlich Ersatz bieten. Vgl. aus dem deutschsprachigen Bereich: Herfried Münkler, Marina Münkler: Lexikon der Renaissance.– München: Beck 2000.

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Anregend auch: Der Humanismus der Renaissance.– In: August Buck: Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen.– Freiburg, München: Karl Alber 1987 (Orbis Academicus; 16), S. 123–287. Und dann doch ein einziger Hinweis: Martin Warnke: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers.– Köln: DuMont 1985. 2., überarb. Aufl.– Köln 1996. 21 Einschlägig seinerzeit der von August Buck initiierte DFG-Kongreß: Höfischer Humanismus.– Weinheim: VCH Acta humaniora 1989 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Kommission für Humanismusforschung. Mitteilung; 16). Vgl. auch die in Anm. 19 zitierte Arbeit der Kommission für Humanismusforschung. In dem erstgenannten Band z. B. Jan-Dirk Müller: Der siegreiche Fürst im Entwurf der Gelehrten. Zu den Anfängen eines höfischen Humanismus in Heidelberg, S. 17–50. Vorangegangen war u. a. die wichtige Studie von Jan-Dirk Müller: Gedechtnus. Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian I.– München: Fink 1982 (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur; 2). Vgl. auch: Wissen für den Hof. Der spätmittelalterliche Verschriftungsprozeß am Beispiel Heidelberg im 15. Jahrhundert. Hrsg. von Jan-Dirk Müller.– München: Fink 1994 (Münstersche Mittelalter-Schriften; 67). Vgl. des weiteren – um bei Heidelberg und der Pfalz zu bleiben –: Kurfürst Ottheinrich und die humanistische Kultur in der Pfalz. Hrsg. von Hans Ammerich, Hartmut Harthausen.– Speyer: Verlag der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer 2008 (Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer; 103). Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch nochmals der Sammelband: Humanismus und höfischstädtische Eliten im 16. Jahrhundert (Anm. 19). 22 Das ist aus naheliegenden Gründen vor allem am Beispiel Frankreichs gezeigt worden. Den Einsatz bezeichnete das klassische Werk von Elias. Vgl. Norbert Elias: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie. Mit einer Einleitung: Soziologie und Geschichtswissenschaft.– Neuwied, Berlin: Luchterhand 1969 (Soziologische Texte; 54). Vorausgegangen war das schon 1939 erstmals erschienene, sodann 1969 um eine Einleitung erweiterte, seit 1976 in einer Taschenbuchausgabe vorliegende und schließlich nochmals als Buchausgabe in der EliasGesamtausgabe präsentierte Werk: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Band I: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. Band II: Wandlungen der Gesellschaft. Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation.– Frankfurt/Main: Suhrkamp 1997 (Norbert Elias: Gesammelte Schriften; III/1–2). Vgl. Wilhelm Voßkamp: ›Menschenwissenschaft‹. Norbert Elias’ Zivilisationstheorie in kommunikationswissenschaftlicher Perspektive.– In: Kulturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts (Anm. 5), S. 307–318, mit der einschlägigen Literatur. Vgl. auch: Jeroen Duindam: Norbert Elias und der frühneuzeitliche Hof. Versuch einer Kritik und Weiterführung.– In: Historische Anthropologie 6 (1998), S. 370–387; Gerd Schwerhoff: Zivilisationsprozeß und Geschichtswissenschaft. Norbert Elias’ Forschungsparadigma in historischer Sicht.– In: Historische Zeitschrift 266 (1998), S. 561– 605, sowie das Sammelwerk: Höfische Gesellschaft und Zivilisationsprozess. Norbert Elias’ Werk in kulturwissenschaftlicher Perspektive. Hrsg. von Claudia Opitz.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2005. Die Arbeiten zum Humanismus in den Monarchien und zumal Frankreichs, Spaniens und Englands sind wiederum Legion. Ihre Namhaftmachung kann an dieser Stelle unterbleiben.

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23 Die Literatur zusammengeführt bei Heinz Schilling: Die Stadt in der Frühen Neuzeit.– München: Oldenbourg 1993 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte; 24). 2. Aufl.– München: Oldenbourg 2004. 3., um einen Nachtrag erw. Aufl. [zusammen mit Stefan Ehrenpreis].– Berlin, Boston: de Gruyter 2015. Vgl. auch Klaus Gerteis: Die deutschen Städte in der Frühen Neuzeit. Zur Vorgeschichte der ›bürgerlichen Welt‹.– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1986. Vgl. parallel dazu auch den schönen Band von Bernd Roeck: Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der Frühen Neuzeit.– München: Oldenbourg 1991 (Enzyklopädie Deutscher Geschichte; 9). 2., um einen Nachtrag erw. Aufl.– München: Oldenbourg 2011. Vgl. von Roeck auch: Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studien zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität. Teilband I–II.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1989 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; 37). Vgl. auch: Humanismus und Renaissance in Augsburg. Kulturgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreißigjährigem Krieg. Hrsg. von Gernot Michael Müller.– Berlin, New York: de Gruyter 2010 (Frühe Neuzeit; 144). Zu Nürnberg wäre aus jüngster Zeit heranzuziehen: Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus. Hrsg. von Oscar Schneider.– Cadolzburg: ars vivendi 2000 (Anthologie). Im übrigen stets zu berücksichtigen das ausgezeichnete Lexikon: Stadtlexikon Nürnberg. Hrsg. von Michael Diefenbacher, Rudolf Endres. 2., verb. Aufl.– Nürnberg: Tümmels 2000. 24 Vgl.: Irenik und Antikonfessionalismus im 17. und 18. Jahrhundert. Hrsg. von Harm Klueting.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms 2003 (Hildesheimer Forschungen; 2); Antonio Brucioli. Humanisme et évangélisme entre réforme et contre-réforme. Ed. par Élise Boillet.– Paris: Honoré Champion 2008 (Le savoir de Mantice. Centre d’Etudes Supérieures de la Renaissance; 15); Spätrenaissance-Philosophie in Deutschland 1570–1650. Entwürfe zwischen Humanismus und Konfessionalisierung, okkulten Traditionen und Schulmetaphysik. Hrsg. von Martin Mulsow.– Tübingen: Niemeyer 2009 (Frühe Neuzeit; 124); Steven J. Reid: Humanism and Calvinism. Andrew Melville and the Universities of Scotland. 1560–1625.– Farnham, Surrey; Burlington/VT: Ashgate 2011 (St. Andrews Studies in Reformation History). Zum Kontext: Anton Schindling: Konfessionalisierung und Grenzen von Konfessionalisierbarkeit.– In: Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650. Band VII: Bilanz, Forschungsperspektiven, Register. Hrsg. von Anton Schindling, Walter Ziegler.– Münster: Aschendorff 1997 (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung; 57), S. 9–44; Georg Schmidt: Konfessionalisierung, Reich und deutsche Nation.– In: ebd., S. 171–199. 25 Wir verweisen auf die im dritten Kapitel dieses Buches aufgeführte Literatur. Zur schlesischen Geschichte selbst greift man zu den verfügbaren Standardwerken: Geschichte Schlesiens. Band I: Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. Hrsg. von Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel, Winfried Irgang. 5., durchges. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1988; Band II: Die Habsburger Zeit 1526–1740. Hrsg. von Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel. 2., durchges. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1988; Band III: Preußisch-Schlesien 1740– 1945. Österreichisch-Schlesien 1740–1918/45. Hrsg. von Josef Joachim Menzel.– Stuttgart: Thorbecke 1999. In der zehnbändigen Reihe Deutsche Geschichte im Osten Europas wurde der Schlesien betreffende Band betreut von Norbert Conrads.– Berlin: Siedler 1994. Ein

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weiterer von Joachim Bahlcke initiierter und verantworteter Band trägt den Titel: Schlesien und die Schlesier.– München: Langen Müller 2000. Zur Forschungsgeschichte ist heranzuziehen: Historische Schlesienforschung. Methoden, Themen und Perspektiven zwischen traditioneller Landesgeschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2005 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 11). Vgl. auch die einleitenden Beiträge von Andreas Rüther, Karen Lambrecht, Joachim Bahlcke und Detlef Haberland, zusammengeführt unter dem Titel ›Historische Perspektiven einer europäischen Kulturlandschaft‹, in: Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Band I–II.– Hrsg. von Klaus Garber.– Tübingen: Niemeyer 2005 (Frühe Neuzeit; 111), S. 1–109. 26 Auch hier werden die einschlägigen Arbeiten an späterer Stelle Erwähnung finden. Zum übergeordneten Zusammenhang: Konfessionalisierung in Ostmitteleuropa. Wirkungen des religiösen Wandels im 16. und 17. Jahrhundert in Staat, Gesellschaft und Kultur. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Arno Strohmeyer.– Stuttgart: Steiner 1999 (Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa; 7). Speziell zur Situation unter den Habsburgern vgl. Matthias Weber: Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der Frühen Neuzeit.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1992 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 1). 27 Auch hier nur ein allererster Hinweis. Vgl. Ewa Pietrzak: Das kulturelle und literarische Leben im Bereich der schlesischen Piastenhöfe im 17. Jahrhundert. (Bericht über ein Forschungsprojekt).– In: Germanica Wratislaviensia 85 (1989), S. 105–116. Der Verfasser hat in allen seinen auf Liegnitz und Brieg bezogenen Arbeiten der vergangenen Jahre seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Autorin ihre weitgeförderte Arbeit zum Abschluß führen möge. Sie bleibt als Schülerin Marian Szyrockis erste Sachkennerin auf dem Gebiet. Verwiesen werden darf einleitend auch auf: Klaus Garber: Die Piastenhöfe in Liegnitz und Brieg als Zentren der deutschen Barockliteratur und als bibliothekarische Schatzhäuser.– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska.– Legnica: Muzeum Miedzi 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa Legnickiego; 4), S. 191–209. 28 Mehr angedeutet, denn bereits entwickelt bei Klaus Garber: Zentraleuropäischer Calvinismus und deutsche ›Barock‹-Literatur. Zu den konfessionspolitischen Ursprüngen der deutschen Nationalliteratur.– In: Die reformierte Konfessionalisierung in Deutschland – Das Problem der ›Zweiten Reformation‹. Hrsg. von Heinz Schilling.– Gütersloh: Mohn 1986 (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte; 195), S. 317–348; ders.: Der Ursprung der deutschen Nationalliteratur zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges.– In: 1648. Krieg und Frieden in Europa. Band I: Ausstellungskatalog. Band II/Textband I: Politik, Religion, Recht und Gesellschaft. Textband II: Kunst und Kultur. Hrsg. von Klaus Bußmann, Heinz Schilling.– [s.l.]: Veranstaltungsgesellschaft 350 Jahre Westfälischer Friede 1998, Textband II, S. 311–318; ders.: Der deutsche Sonderweg. Gedanken zu einer calvinistischen Alternative um 1600.– In: Kontroversen, alte und neue. Akten des VII. Internationalen Germanisten-Kongresses Göttingen 1985. Band IX: Deutsche Literatur in der Weltliteratur. Kulturnation statt politischer Nation? Hrsg. von Franz Norbert Mennemeier, Conrad Wiedemann.– Tübingen: Niemeyer 1986, S. 165–172. Die Aufsätze zum ›Zentraleuropäischen Calvinismus‹ und zum ›deutschen Sonderweg‹ wiederabge-

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druckt in: ders.: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– Paderborn: Fink 2017 (im Druck). Zum Kontext: ders.: Die nationalen Literaturen im frühmodernen Europa unter dem Stern des Calvinismus.– In: Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa. Hrsg. von Ansgar Reiß, Sabine Witt.– Dresden: Sandstein 2009, S. 169–175, auch in: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit (siehe oben). 29 Vgl. zuletzt mit der einschlägigen Literatur: Die Wittelsbacher und die Kurpfalz in der Neuzeit. Zwischen Reformation und Revolution. Hrsg. von Wilhelm Kreutz, Wilhelm Kühlmann, Hermann Wiegand.– Regensburg: Schnell + Steiner 2013; Volker Hartmann, Wilhelm Kühlmann: Heidelberg als kulturelles Zentrum der Frühen Neuzeit. Grundriß und Bibliographie.– Heidelberg: Manutius 2012. Vgl. auch: Die deutschen Humanisten. Dokumente zur Überlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur in der Frühen Neuzeit. Abteilung I: Die Kurpfalz. Hrsg. und bearb. von Wilhelm Kühlmann, Volker Hartmann, Susann El Kholi, Björn Spiekermann. [Bislang:] Band I–IV.– Turnhout: Brepols 2005–2013 (Europa Humanistica). Das Werk der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist auf sechs Bände geplant. 30 Auch hier in einleitender Absicht nur ein erster Hinweis auf eine Arbeit, die reich ausgestattet ist mit Literatur und insbesondere die schlesischen Kontakte zum mitteleuropäischen Raum dokumentiert: Klaus Garber: Cryptocalvinismus, Späthumanismus und Spiritualismus. Eine kulturelle Blüte von europäischer Leuchtkraft im Schlesien um 1600 mit einem Blick auf die Regionen in der geistigen Nachbarschaft.– In: ders.: Nobilitas literaria Silesiae. Schlesien – Herzlandschaft des mitteleuropäischen Späthumanismus und der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts (in Vorbereitung für den Druck). Vgl. auch ders.: Schlesisch-pfälzischer Brückenschlag um 1600 im Zeichen von Späthumanismus und Konfessionalismus.– In: Schlesien und der deutsche Südwesten um 1600. Späthumanismus – reformierte Konfessionalisierung – politische Formierung. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Albrecht Ernst.– Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel: verlag regionalkultur 2012 (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgeschichte; 5), S. 13–39. Zum mitteleuropäischen Kontext vgl. vor allem Joachim Bahlcke: Das Herzogtum Schlesien im politischen System der Böhmischen Krone.– In: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 44 (1995), S. 27–55. Aus der reichen Literatur zu den Bildungswegen der Schlesier sei hier vorab nur verwiesen auf: Joachim Bahlcke: Bildungswege, Wissenstransfer und Kommunikation. Schlesische Studenten an europäischen Universitäten der Frühen Neuzeit.– In: Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 18 (2010), S. 37–55. Hier die gesamte einschlägige Literatur zu den von Schlesiern besuchten Studienorten in räumlicher Gliederung. Sodann zu beachten die Monographie von Claudia A. Zonta: Schlesische Studenten an italienischen Universitäten. Eine prosopographische Studie zur frühneuzeitlichen Bildungsgeschichte.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2004 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 10). Schließlich sei verwiesen auf die einschlägigen Beiträge in dem von Joachim Bahlcke und Albrecht Ernst herausgegebenen und oben zitierten Sammelband. Mit Blick auf Oberschlesien: Thomas Wünsch: ›Bildungsweg‹ und Konfession. Oberschlesier auf den Universitäten Europas zwischen ausgehendem Mittelalter und dem Abschluß der Gegenreformation.– In: Reformation und Gegenreformation in Oberschlesien. Die Auswirkungen auf Politik, Kunst und

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Kultur im ostmitteleuropäischen Kontext. Hrsg. von Thomas Wünsch.– Berlin: Mann 1994 (Tagungsreihe der Stiftung Haus Oberschlesien; 3), S. 69–97. 31 Die Erforschung der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ und damit zugleich vor allem des mitteleuropäischen Raumes ist auf eine neue Grundlage gestellt durch das in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig angesiedelte und in der Herzog-AugustBibliothek zu Wolfenbüttel unter der Leitung von Klaus Conermann durchgeführte große quellendokumentierende und erschließende Werk: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen. Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650.– Tübingen: Niemeyer 1992–2013 (Die Deutsche Akademie). Bislang sind sechs Bände erschienen. Mit ihnen ist die Zeit zwischen 1617 und 1643 dokumentiert. Vgl. die regelmäßige Berichterstattung des Verfassers in der Germanistik. Das Werk soll im Jubiläumsjahr 2017 abgeschlossen vorliegen. Neben der reichhaltigen Literatur des Projektleiters sowie seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei hier verwiesen auf: Die Fruchtbringer – eine Teutschhertzige Gesellschaft. Hrsg. von Klaus Manger.– Heidelberg: Winter 2001 (Jenaer Germanistische Forschungen. N.F.; 10). Ist es erlaubt, eine in diesem Zusammenhang u.W. noch niemals verlautete Referenz beizubringen, so wäre nochmals zu erinnern an einen der Großen in der Geschichte der deutschen Philologie. Vgl. Konrad Burdach: Die Einigung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Einleitung: Das sechzehnte Jahrhundert. Hallische Habilitationsschrift 1884.– In: ders.: Vorspiel. Gesammelte Schriften zur Geschichte des deutschen Geistes. Band I, Teil 2: Reformation und Renaissance.– Halle/Saale: Niemeyer 1925 (Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Buchreihe; 2), S. 1–33, S. 27 ff. Dazu die oben Anm. 18 namhaft gemachte Burdach-Studie des Verfassers. 32 Die einschlägige Literatur zusammengeführt bei Klaus Garber: Späthumanistische Verheißungen im Spannungsfeld von Latinität und nationalem Auf bruch.– In: Germania latina – Latinitas teutonica. Politik, Wissenschaft, humanistische Kultur vom späten Mittelalter bis in unsere Zeit. Hrsg. von Eckhard Keßler, Heinrich C. Kuhn. Band I–II.– München: Fink 2003 (Humanistische Bibliothek. Reihe I: Abhandlungen; 54), Band I, S. 107–142; ders.: Konfessioneller Fundamentalismus und späthumanistischer Nationalismus. Die europäischen Bürgerkriege in der poetischen Transformation um 1600. Opitzens ›Trost-Getichte in Widerwärtigkeit des Krieges‹.– In: Konfessioneller Fundamentalismus. Religion als politischer Faktor im europäischen Mächtesystem um 1600. Hrsg. von Heinz Schilling unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner.– München: Oldenbourg 2007 (Schriften des Historischen Kollegs; 70), S. 23–46. Schon hier sei für die europäischen Zusammenhänge verwiesen auf: Axel E. Walter: Späthumanismus und Konfessionspolitik. Die europäische Gelehrtenrepublik um 1600 im Spiegel der Korrespondenzen Georg Michael Lingelsheims.– Tübingen: Niemeyer 2004 (Frühe Neuzeit; 95). Zum Nachbarland Böhmen vgl.: Später Humanismus in der Krone Böhmen. 1570–1620. Studien zum Humanismus in den böhmischen Ländern. Teil IV. Hrsg. von Hans-Bernd Harder und Hans Rothe unter Mitwirkung von Jaroslav Kolár und Slavomír Wollman.– Dresden: University Press 1998 (Schriften zur Kultur der Slaven. N.F. der Maisk-Schriften; 3 [22]). 33 Verwiesen sei für die europäischen Zusammenhänge auf den Sammelband: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Akten des 1. Internationalen Osnabrücker Kongresses zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber.– Tübin-

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gen: Niemeyer 1989 (Frühe Neuzeit; 1). Ein Resümee bei Klaus Garber: Zur Archäologie nationalliterarischer Diskurse in der Frühen Neuzeit.– In: Neulateinisches Jahrbuch 6 (2004), S. 51–67; ders.: Von europäischer poeterey. Sprachen- und Literatur-Politik im Europa der Frühen Neuzeit.– In: Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 15 (2007), S. 43–65. Vgl. auch die Abhandlung jüngeren Datums des Verfassers: Die Idee der Nationalsprache und Nationalliteratur in der Frühen Neuzeit Europas.– In: Klaus Garber: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit (Anm. 2), S. 107–213 (Originalbeitrag). Zu den deutschen Verhältnissen als erster Hinweis ders.: Erwägungen zur Kontextualisierung des nationalliterarischen Projekts in Deutschland um 1600.– In: Der Genfer Psalter und seine Rezeption in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. 16.–18. Jahrhundert. Hrsg. von Eckhard Grunewald, Henning P. Jürgens, Jan R. Luth.– Tübingen: Niemeyer 2004 (Frühe Neuzeit; 97), S. 185–194; ders.: Faktoren der klassizistischen Dichtungsreform im Deutschland um 1600. Eine Einleitung zur Geschichte der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts.– In: Realität als Herausforderung. Literatur in ihren konkreten historischen Kontexten. Festschrift Wilhelm Kühlmann. Hrsg. von Ralf Bogner, Ralf Georg Czapla, Robert Seidel, Christian von Zimmermann.– Berlin, New York: de Gruyter 2011, S. 181–198. Eingegangen in: Wege in die Moderne (Anm. 13), S. 63–76.

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Einen besonders ausgeprägten Blick für die landeskundliche Literatur besaß der deutschamerikanische Historiker Manfred P. Fleischer. Seine Aufsatzsammlung zum Späthumanismus und innerhalb ihrer zur Landeskunde bezeichnete seinerzeit ein einschlägiges Ereignis in der kulturwissenschaftlichen Historiographie Schlesiens. Vgl. Manfred P. Fleischer: Späthumanismus in Schlesien. Ausgewählte Aufsätze.– München: Delp’sche Verlagsbuchhandlung 1984 (Silesia; 32); hierin das große dritte Kapitel: Silesiographia. Die Geburt einer Landesgeschichtsschreibung, S. 49–91. Die Arbeit erschien zuerst in englischer Version im Jahr 1978 im Archiv für Reformationsgeschichte. Die Untersuchung setzt mit Melanchthon ein, der in keiner Region mehr Anhänger besaß als in Schlesien, und endet mit dem ersten maßgeblichen Historiographen der schlesischen Geschichtsschreibung und Landeskunde Christian Runge aus dem Jahre 1775. Vgl. zum historiographischen Kontext auch Norbert Kersken: Historiographiegeschichte.– In: Historische Schlesienforschung. Methoden, Themen und Perspektiven zwischen traditioneller Landesgeschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2005 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 11), S. 93–124. Hier weitere Literatur. Vgl. zu Henel den Eintrag des Verfassers mit der gesamten einschlägigen Literatur in: Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Michael Schilling, Johann Anselm Steiger, Friedrich Vollhardt. Redaktion J. Klaus Kipf. Band III.– Berlin, Boston: de Gruyter 2014, Sp. 254–266. Hervorzuheben: Hermann Markgraf: Nikolaus Henel’s von Hennenfeld (1582–1656) Leben und Schriften.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte

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und Alter­thum Schlesiens 25 (1891), S. 1–41. Vgl. von Markgraf auch: Die Entwickelung der schlesischen Geschichtschreibung.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 22 (1888), S. 1–24. Wiederabgedruckt in: ders.: Kleine Schriften zur Geschichte Schlesiens und Breslaus.– Breslau: Morgenstern 1915 (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek zu Breslau; 12), S. 1–29. Des weiteren: Klaus J. Heinisch: Nikolaus Henel. Ein schlesischer Gelehrter der Barockzeit.– In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 20 (1979), S. 112–131; Wolfgang Kessler: Nikolaus Henel als Historiograph.– In: Oberschlesische Dichter und Gelehrte vom Humanismus bis zum Barock. Hrsg. von Gerhard Kosellek.– Bielefeld: Aisthesis 2000 (Tagungsreihe der Stiftung Haus Oberschlesien; 8), S. 205–219. Vgl. auch den Beitrag von Gunhild Roth: Nikolaus Henel und seine Stellung in der schlesischen Geschichtsschreibung.– In: Die oberschlesische Literaturlandschaft im 17. Jahrhundert. Hrsg. von Gerhard Kosellek.– Bielefeld: Aisthesis 2001 (Tagungsreihe der Stiftung Haus Oberschlesien; 11), S. 247–268. Vgl. auch das schöne Porträt Henels aus der Feder von Manfred P. Fleischer in: Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Josef Joachim Menzel, Ludwig Petry.– Sigmaringen: Thorbecke 1990 (Schlesische Lebensbilder; 6), S. 61–66. Vgl. Wojciech Mrozowicz: Handschriften von und über Nikolaus von Hennenfeld in der Universitätsbibliothek Breslau.– In: Die oberschlesische Literaturlandschaft im 17. Jahrhundert (Anm. 2), S. 269–315; Garber: Eintrag Henel (Anm. 2), Sp. 259 f., sowie ders.: Verzeichnis bio-bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Hilfsmittel zur schlesischen Personenkunde der Frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung des Späthumanismus.– In: ders.: Martin Opitz – Paul Fleming – Simon Dach. Drei Dichter des 17. Jahrhunderts in Bibliotheken Mittel- und Osteuropas.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2013 (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 4), S. 97–157. Hier zu Henel S. 121–124. Vgl.: Nicolai Henelii Ab Hennenfeld, Sac. Caes. Maiest. Consiliarii, JCti & Syndici olim Wratislauiensis, Silesiographia Renovata, Necessariis Scholiis, Observationibvs Et Indice Avcta [Pars Prima et:] Silesiographiae Henelianae Renouatae Pars Altera. Wratislaviae & Lipsiae, Apvd Christianvm Bavchivm, Bibliopolam. Anno MDCCIV. – Fleischer bemerkt in dem oben (Anm. 1) angeführten Werk zu Henel: »Henels 1704 von Michael Joseph Fibiger vollendetes silesiographisches Hauptwerk hebt die ganze humanistische Gelehrtenwelt und Geschichtsschreibung im Hegelschen Sinne auf, so dass seine Überschrift hier [in Fleischers Abhandlung] als Sammelname für die Bewusstseinsbildung einer Kulturlandschaft gebraucht wurde.« (S. 87). Vgl. Klaus Garber: Das alte Breslau. Kulturgeschichte einer geistigen Metropole.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2014. Hier das Kapitel V: Hochburg des Wissens. Gymnasien, Professoren – und eine fehlende Universität, S. 121–177. Die einschlägige Literatur auf den Seiten 498–507. Es ist hier Gelegenheit, auf die beiden frühen stadt- und landeskundlichen Werke Henels hinzuweisen: Vgl.: Breslo-Graphia, Hoc est: Vratislaviae Silesiorvm Metropole s Nobilissimae Delineatio Brevissima. Auctore Nicolao Henelio U. J. D. […] Francofvrti, Typis Ioannis Bringeri, Impensis verò Iohan. Eyringij, & Iohan. Perferti. Bibliop. Vratisl. M.DCXIII. Vgl. von Henel auch das sehr viel spätere Werk: Otium Wratislaviense, hoc est Variarum observationum ac Commentationum Liber Addita est ejusdem de Studio Juris epistola. Jenae. Typis Johannis Nisii, Anno M.DC.LVIII.; Silesiographia, Hoc est:

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Silesiae Delineatio Brevis Et succincta: in quâ non modò regionis rationem, naturam, cultum, & prouentum, verùm etiam ingenia, mores & instituta habitantium formamque Reipubl. tanquam in tabulâ contemplari licet. […] Francofvrti, Typis Joannis Bringeri, Impensis verò Iohan. Eyringij & Iohan. Perferti. Bibliop. Vratisl. M.DC.XIII. 7 Zu Fibiger vgl. Johann Christian Leuschner: Ad Cvnradi Silesiam Togatam Spicilegivm Secvndvm.– Progr. Hirschberg [1752], Bl. π3v. Vgl. jetzt grundlegend: Norbert Conrads: Zwischen Späthumanismus und Frühaufklärung. Michael Joseph Fibiger und seine ›Silesiographia renovata‹.– In: Śląska republika uczonych / Schlesische Gelehrtenrepublik / Slezská vědecká obec. Band VII. Hrsg. von Marek Hałub, Anna Mańko-Matysiak.– Wrocław: Oficyna Wyd. ATUT – Wrocławskie Wyd. Oświatowe 2016, S. 83–114. 8 Zu Lucae ist in erster Linie seine Selbstbiographie heranzuziehen, die von einem Nachfahren ediert wurde. Vgl.: Der Chronist Friedrich Lucä. Ein Zeit= und Sittenbild aus der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts. Nach einer von ihm selbst hinterlassenen Handschrift bearbeitet und mit Anmerkungen nebst einem Anhange versehen von Dr. Friedrich Lucä.– Frankfurt/Main: Brönner 1854. Das Werk enthält S. 275–352 einen wichtigen Anhang u. a. mit Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen Lucae und Leibniz. Vgl. zu Lucae darüber hinaus Margot Krohn: Friedrich Lucae. Schlesiens Chronist.– In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 11 (1966), S. 63–104; Manfred P. Fleischer: Friedrich Lucae (1644–1708).– In: Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Josef Joachim Menzel.– Stuttgart: Thorbecke 2001 (Schlesische Lebensbilder; 7), S. 66–71; Enno Janssen: Luckae (auch Lucae), Friedrich.– In: Liegnitzer Lebensbilder des Stadt- und Landkreises. Hrsg. von Hubert Unverricht. Band I.– Hofheim/Taunus: Henske-Neumann 2001, S. 395–397. Vgl. auch den Eintrag in der ADB XIX (1884), S. 336 f. 9 Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und Nieder=Schlesiens/ Sowol Von seinen Grentzen/ Benamungen/ Ober=Regenten/ Re­ ligions=Beschaffenheiten/ Fürstenthümern/ Freyen Standes=Herrschafften/ S ­ tröhmen/ Bergen/ Fruchtbarkeiten/ Regiments=Wesen/ Fürsten=Tagen/ Rent=Kammern/ Lebens= Arten/ Sitten/ und Gewohnheiten ins gemein/ Also auch insonderheit Von Den Fürsten­ thümern Lignitz/ Brieg und Wohlau/ sammt ihren Herrligkeiten/ Stamm=Registern/ Leben/ Thaten/ und Absterben aller Herzogen/ von Piasto an/ biß auf den letzten Herzog Jn XX. Discursen abgehandelt Durch Fridrich Lichtstern [i. e. Friedrich Lucae]. Mit Churfürstl. Sächsisch. gnädigst. Privilegio. Franckfurt am Mayn/ Jn Verlegung Fridrich Knochens. Anno M.DC.LXXXV. 10 Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien/ welche in Sieben Haupt=Theilen vorstellet Alle Fürstenthümer und Herrschafften/ mit ihren Ober=Regenten/ Landes=Fürsten/ Hofhaltungen/ Stamm=Registern/ Verwandtschafften/ Herren= und Adelichen Geschlechtern/ Tituln/ Wappen/ Beschaffenheiten/ Grentzen/ Religionen/ Schulen/ Fruchtbarkeiten/ Ströhmen/ Bergen/ Sitten/ Manieren/ Gewerben/ und Maximen der alten und heutigen Jnwohner: Sowol auch Deren Verfassungen/ Regierungs=Arten/ Staats= und Justiz-Wesen/ Reichthümer/ Regalien/ Kriegs= und Friedens=Händel/ Veränderungen/ Privilegien/ Verträge/ Bündnüsse/ Edicta, und dergleichen/ etc. Ausgefertiget von Friderico Lucae. Franckfurt am Mäyn/ Jn Verlegung Friedrich Knochen/ Buchhändlern. MDCLXXXIX. 11 Europäischer Helicon Auff welchem Die Academien, Oder Hohe Schuhlen Von Anfang der Welt biß jetzo Aller Nationen, besonders Europae Mit Jhren Fundationen,

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Unglücksfällen/ Restaurationen, Privilegiis, Jubilaeis, Nothwendigkeiten und Hindernüssen/ Wachsthum und Abnehmen/ rechten Gebrauch und Mißbrauch; Sambt Jhren vornehmsten Lehrern/ deren Vedienste/ Und Academischen Ehren-Tituln Jn sieben haupt Theilen vorgestelt Durch Fridericum Lucae Mitglied des Collegii Historici Imperialis. Franckfurt am Mayn/ Bey Samuel Tobias Hocker. An. M.D.CCXI. Es sei zurückverwiesen auf Klaus Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum. GeistesAdel und religiöses Leben in Schlesien am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 5) (in Vorbereitung für den Druck). Zu Sinapius vgl. den Eintrag in der ADB XXXIV (1892), S. 386. Vgl. auch die folgende Anm. 14. Vgl.: Olsnographia, Oder Eigentliche Beschreibung Des Oelßnischen Fürstenthums Jn Nieder=Schlesien/ welche in zwey Haupt=Theilen/ so wohl insgemein Dessen Nahmen/ Situation, Regenten/ Religions=Zustand/ Regiments=Wesen und andere notable Sachen/ Als auch insonderheit Die Städte und Weichbilder des Oelßnischen Fürstenthums mit Jhren Denckwürdigkeiten vorstellet/ Ausgefertiget von Johanne Sinapio, Rectore der Fürstl. Schule und Bibliothecario zur Oelße. Leipzig und Franckfurt, gedruckt u. verlegt bey der Brandenburgerischen Wittwe 1707; Olsnographiae, Oder: Beschreibung des Oelßnischen Fürstenthums in Nieder=Schlesien/ Andrer Theil/ Ausgefertiget von Joh. Sinapio, R. u. B.O. Leipzig/ Bey Joh. Christoph Brandenburgers nachgelassenen Wittwe/ 1706. Das Werk ist online in einem Exemplar aus der Universitätsbibliothek Breslau zugänglich, das seinerseits aus der Bibliothek des Augustinerstifts herrührt, aus der es in die Universitätsbibliothek Breslau gelangte. Es handelt sich um den vierten Text in der Reihe ›e-Biblioteka Historyczna‹ der Bibliothek. Dem Text steht eine umfangreichere Einleitung der Historikerin Lucyna Harc voran, die auch eine eingehende Biographie des Autors sowie die Disposition des Werkes enthält. Die Einleitung ist dankenswerterweise in polnischer und deutscher Sprache abgefaßt. Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, Darinnen die ansehnlichen Geschlechter Des Schlesischen Adels, Mit Erzehlung Des Ursprungs, der Wappen, Genealogien, der qualificirtesten Cavaliere, der Stamm=Häuser und Güter beschrieben, Und dabey viele, bißhero ermangelte Nachrichten von Edlen Rittern und löblichen Vor=Eltern, aus alten brieflichen Urkunden und bewährten MSCtis zum Vorschein gebracht werden, Ausgefertiget von Johanne Sinapio, Des vereinigten Gymnasii zu Lignitz Rectore. Auf Verlag des Autoris. Zu Leipzig im Großischen, wie auch zu Breßlau und Lignitz im Rohrlachischen Buchladen zu finden. Leipzig, gedruckt in der Fleischerischen Druckerey, 1720; Des Schlesischen Adels Anderer Theil/ Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Darinnen Die Gräflichen, Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter/ So wohl Schlesischer Extraction, Als auch Die aus andern Königreichen und Ländern in Schlesien kommen/ Und entweder darinnen noch floriren, oder bereits ausgangen, Jn völligem Abrisse dargestellet werden, Nebst einer nöthigen Vorrede und Register, ausgefertiget von Johanne Sinapio. Leipzig und Breßlau, bey Michael Rohrlach. 1728. Zu Kundmann vgl. das Porträt von Ferdinand Friedensburg in: Schlesier des 17. bis 19. Jahrhunderts. Hrsg. von Friedrich Andreae, Max Hippe, Paul Knötel, Otfried Schwarzer.– Breslau: Korn 1928 (Schlesische Lebensbilder; 3). 2. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1985, S. 149–154. Dazu der schöne Beitrag von Dietrich Hakelberg: For the Sake of Me-

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mory. Practicing Archaeology in Early Modern Silesia.– In: Histories of Archaeological Practices. Reflections on Methods, Strategies and Social Organisation in Past Fieldwork. Ed. by Ola Wolfhechel Jensen.– Stockholm: The National Historical Museum 2012 (Historiska Museet. Studies; 20), pp. 53–80. Vgl.: Silesii In Nvmmis, Oder Berühmte Schlesier Jn Müntzen/ So durch Grosse Helden=Thaten, Durch Hohe und wichtige Amts=Würden/ Oder durch Gelehrsamkeit und Schrifften, Jhren Nahmen unvergeßlich gemacht. Dem Druck nebst vielen Kupffern überlassen, Von D. Johann Christian Kundmann/ Medico Vratislaviensi, Der Kayserl. Reichs=Academ. Natur. Curios. Mitgliede. Breßlau und Leipzig, Verlegts Michael Hubert, 1738. Vgl.: Academiae Et Scholae Germaniae, praecipuè Dvcatvs Silesiae, Cvm Bibliothecis, In Nvmmis. Oder: Die Hohen und Niedern Schulen Teutschlandes, insonderheit Des Hertzogthums Schlesiens, Mit ihren Bücher=Vorräthen, in Müntzen. Wie auch andere ehemals und jetzo woleingerichtete Schulen dieses Hertzogthums. Denen ein Anhang alter rarer goldener Müntzen, so bey Grundgrabung des Hospital=Gebäudes zu Jauer Anno 1726 gefunden worden, beygefüget: Dem Druck nebst nöthigen Kupffern überlassen von D. Johann Christian Kundmann, Medico Vratislav. Der Kayserlichen Reichs=Academ. Nat. Curios. Mitgliede. Breßlau, verlegts Johann Jacob Korn, 1741. Hier noch einmal der Nachweis: Klaus Garber: Verzeichnis bio-bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Hilfsmittel (Anm. 3), S. 97–157. Vgl. Klaus Garber: Aufklärung als Bewahrung einer großen Tradition. Heimstatt von Landeskundlern, Litterärhistorikern und Laudatoren.– In: ders.: Das alte Breslau (Anm. 5), S. 339–375, mit den Literaturnachweisen S. 544–553. Zu Ehrhardt vgl. Heinrich Schubert: Sigismund Justus Ehrhardts Leben und Schriften.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 28 (1894), S. 81–98; 31 (1897), S. 276–284 (Nachtrag). Hinzuzunehmen der knappe Eintrag von Schimmelpfennig in der ADB V (1877), S. 713. In der NDB ist der Name Ehrhardt nicht mehr präsent. Vgl. auch die folgenden Einträge mit Schriftenverzeichnis: Karl Konrad Streit: Alphabetisches Verzeichnis aller im Jahr 1774. in Schlesien lebender Schriftsteller.– Breslau: Korn 1776, S. 33–35; Nekrolog für Freunde deutscher Literatur. Drittes Stück, welches das Verzeichniss sämtlicher im Jahr 1793 verstorbener deutscher Schriftsteller und ihrer Schriften enthält. Hrsg. von G.S. Rötger.– Helmstädt: Fleckeisen 1797, S. 70–74; Johann ­Georg Meusel: Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Band III.– Leipzig: Fleischer 1804. Reprint: Hildesheim: Olms 1967, S. 49–52; Clemens Alois ­Baader: Lexikon verstorbener Baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts. Teil I.1. A–Z.– Augsburg, Leipzig: Jenisch & Stage 1824. Reprografischer Nachdruck: Hildesheim, New York: Olms 1971, S. 130–132; Heinrich Döring: Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Nach ihrem Leben und Wirken dargestellt von Dr. Heinrich Doering. Band I.– Neustadt/Orla: Wagner 1831, S. 354 f. Vgl.: Johann Adam Hensels, Predigers bey der evangelischen Gemeine zu Neudorf am Grätzberge, Protestantische Kirchen=Geschichte der Gemeinen in Schlesien Nach allen Fürstenthümern, vornehmsten Städten und Oertern dieses Landes, und zwar vom Anfange der Bekehrung zum christlichen Glauben vor und nach Hußi, Lutheri und Calvini Zeiten bis auf das gegenwärtige 1768ste Jahr, Nebst einem vollständigem Verzeich-

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niß aller itzt lebenden Geistlichen bey den evangelischen Kirchen, in acht Abschnitten abgefasset und mit einer Vorrede versehen von Friedrich Eberhard Rambach, Königlich Preußischem Ober=Consistorialrath und Jnspector der Kirchen und Schulen in Schlesien. Leipzig und Liegnitz, Jm Verlag David Siegerts, 1768. Siegismund Justus Ehrhardts, Pastors zu Beschine, der Patriotisch=Schlesischen Societät ordentlichen, und der Lateinischen Gesellschaft zu Jena Ehren=Mitglieds Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Ersten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Haupt=Stadt und des Fürsten­ thums Breslau, wie auch des Namslauer Kreißes in sich fasset. Auf Kosten und unter eigner Aufsicht des Verfassers. 1780. Liegnitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. Siegismund Justus Ehrhardts […] Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset. Auf Kosten des Verfassers, 1782. Liegniz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche; ders.: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Zweiten Theils zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Carolat=Beuthen in sich fasset. Auf Kosten des Verfassers, 1782. Liegnitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche; ders.: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Zweiten Theils dritter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Crossen in sich fasset. Auf Kosten des Verfassers, 1782. Liegnitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. Siegismund Justus Ehrhardts […] Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Drit­­ ten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Pre­ diger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Gros=Glogau in sich begreift. Auf Kosten des Verfassers, 1783. Liegnitz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche; ders.: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Dritten Theils Zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Jauer in sich begreift. Auf Kosten des Verfassers, 1784. Liegnitz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche. Von dem ersten Hauptabschnitt des dritten Teils existieren Exemplare, die den Titel führen: Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Gros=Glogau. Auf Kosten des Verfassers 1783. Liegniz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche. Der Verfasser ist Pfarrer Johannes Grünewald (†) außerordentlich verbunden, daß ihm für seine Arbeiten ein entsprechendes Exemplar zur Verfügung gestellt wurde; eine Kopie befindet sich in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Siegismund Justus Ehrhardts […] Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Vierten­ Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die protestantische Kirchen= und Prediger= Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Ligniz in sich begreift. Auf Kosten der Herren Pränumeranten, 1789. Ligniz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. In der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück liegt ein Exemplar mit dem Sondertitel vor: Evangelische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Ligniz. Auf Kosten der Herren Pränumeranten 1789. Lignitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. – Des weiteren: Siegismund Justus Ehrhardts […] Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Vierten Theils Zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Fortsetzung der protestantischen Kirchen=

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und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Ligniz in sich fasset. Auf Kosten der Herren Pränumeranten, 1790. Ligniz, gedrukt bei Johann Gottfried Pappäsche. Zur handschriftlichen Fortführung des Werkes vgl. Johann George Thomas: Handbuch der Literaturgeschichte von Schlesien. Eine gekrönte Preisschrift. Theil I–II.– Hirschberg: Krahn 1824, S. 294: »Ehrhardts Presbyterologie, Band 5 [i. e. Teil V, Band VI], die Fstth. Münsterberg, Schweidnitz und der Grfsch. Glatz enthaltend, wurde 1792 in der Bunzl[auischen]. Mon[atsschrift]. und in der lit. Beyl. z. d. Pzbl. [Schlesischen Provinzialblättern] 1793 Jan. als vollendet angekündigt, ich kann aber nicht sagen, ob dieser Band wirklich gedruckt worden ist oder nicht, da ich ihn nie gesehen habe.« Er ist nicht zum Druck gelangt und die Handschrift, wenn sie denn existiert haben sollte, verschollen. Vgl. das Vorwort von Karl Schlawe zu: Ein Inhaltsverzeichnis zu Siegismund Justus Ehrhardts ›Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens‹.– In: Der Schlesische Familienforscher. Nr. 10 (1934), S. 221–242, 264–275, 277–299, 309–329, 368–378. Hier der Hinweis auf S. 226. Das äußerst verdienstvolle erschließende Werk stammt von Christian Friedrich Paritius (1775–1849), dem die Schlesienforschung zahlreiche personenkundliche Werke und Abschriften von entsprechenden Texten anderweitiger Autoren verdankt. Vgl. dazu S. 42 f. mit Anm. 46. Die Handschrift des Inhaltsverzeichnisses der Ehrhardtschen Presbyterologie von Paritius hat sich in der BU Wrocław erhalten. Sie entstammt der Rhedigerschen Bibliothek und trägt dementsprechend die Signatur R 2668 und R 2669. Vgl. Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum (Anm. 12). Vgl. Klaus Garber: Das alte Buch im alten Europa. Auf Spurensuche in den Schatzhäusern des alten Kontinents.– München: Fink 2006. Auch darf verwiesen werden auf Klaus Garber: Nation – Literatur – Politische Mentalität. Beiträge zur Erinnerungskultur in Deutschland. Essays – Reden – Interventionen.– München: Fink 2004. Vgl. zu Grunaeus vor allem das schöne Porträt bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 219–224. Vgl. auch Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band XI (1735), Sp. 1130, sowie Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band II (1750), Sp. 1216. Vgl. des weiteren Johann Georg Gottlieb Peucker: Kurze biographische Nachrichten der vornehmsten schlesischen Gelehrten die vor dem achtzehnten Jahrhundert gebohren wurden, nebst einer Anzeige ihrer Schriften.– Grottkau: Evangelische Schulanstalt 1788, S. 36. Es liegt aus späterer Zeit ein Epithalamium aus der Feder von Grunaeus zur Hochzeit eines Mitglieds der Familie von Stosch vor: Festivitati Nuptiarum, qvas […] Dn. Caspar A Stosch cum Barbara Portugalia […] In Arce Sua Major. Tschirnae Ad XXIX. Aug. A. C. ­M DCVI. Solenni Ritu Peragit Litamina honoraria & votiva consecr. a M. Sim. Grunaeo. Lignicii typis Sartorianis. (BU Wrocław: 549750). Grunaeus weilte als Hofmeister mit Caspar von Stosch und seinem Bruder Melchior zwei Jahre auf dem Gymnasium zu Brieg. Vgl. zu diesem Anlaß das festliche Bouquet: Epigrammata Ab Amicis Scripta Simoni Grunaeo Lygio, de honoribus publicè illi in Academia ad Viadrum collatis à Spectatae dignitatis & eruditionis viro M. Davide Origano Glacensi, Philosophici Ordinis Decano, & Mathematum Graecaeque lingvae Professore publico. Ad III. Id. IIXB. Anni C. M.D.XIVC. In officina Eichorniana. (Exemplar Staatsbibliothek Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Signatur: Xc 555/35). Sechs Freunde zumeist aus Liegnitz

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vereinen sich zu dem Strauß; unter den Zuschriften findet sich ein griechischer Beitrag aus der Feder von Nikolaus Goebel aus Schweidnitz. Am Schluß steht ein Beitrag von Balthasar Balloroph aus Liegnitz, der Grunaeus besonders nahe gestanden haben muß und auch schon vorher mit einer längeren poetischen Zuschrift hervorgetreten war: ›In Symbolon, Grunaei: Svb Gravibvs Latent Svavia.‹ Grunaeus selbst trug zu dem Anlaß eine Rede in Hexametern vor, die er dem Kurfürstlich-Brandenburgischen Rat Christian Distelmeyer zueignete: Gratiarvm Actio In Pvblica Et Solenni Magistrorvm creatione à M. Simone Grvnaeo Lygio pronunciata In Academia Marchica III. Id. IIXbris. Berlini, Typis Nicolai Voltzij. Anno M.D.LXXXVI. (Exemplar gleichfalls in der Staatsbibliothek zu Berlin. Signatur: Xc 555/36). Vgl. John L. Flood: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-bibliographical Handbook. Vol. I–IV.– Berlin, New York: de Gruyter 2006, Vol. II, pp. 724–726. Basiliensium Monumentor. Antigrapha P. P. á Simone Grunaeo Ligio. Lignicii typis Sartorianis. A. C. MDCII. (Exemplar in der BU Wrocław: 300113 u.ö.). Zu dem Inschriftenkundler Grunaeus vgl. Jan Harasimowicz: Schlesische Epitaphien und Grabmäler der Reformationszeit als ›Texte der Kultur‹.– In: ders.: Schwärmergeist und Freiheitsdenken. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Matthias Noller, Magdalena Poradzisz-Cincio.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2010 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 21), S. 214–231. Hier zu Grunaeus S. 225–228. Auf S. 226 ein Porträt des Grunaeus. Vgl. zu dem Näheren unten Anm. 45. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 220 f. Vgl. auch die Leichenpredigt von Valentin Hedwiger, die 1628 in der Fürstlichen Druckerei zu Liegnitz erschien (BU Wrocław: 421093). Die Abdankungsrede hielt Gottfried Baudisius. Vgl. auch: Mem. ac Honor. M. Simonis Grunaei Illustriss. Ligiorum Ducis Consiliarii, Ecclesiast. Consil. Consistoriique Ducalis Directoris, Ecclesiar. item in Ducatib. Lignic. & Wolav. Superintendentis, Et ad D. Virgin. Lignic. Pastoris, Benevolentium & Amicorum condolentium operâ exstructae Arae Exseqviales. Lignicii é typographéo Ducali, A. C. 1629. (BU Wrocław: 422184, 421963). Desgleichen: Tumulus Reverendo Et Ampliss. Viro M. Simoni Grunaeo Lignicensi, Ducali Consiliario, Eccless. Lignic. Et Wol. Ducaii. Superintendenti, Et Ad D. Virg. Lignitii Pastori, B.M. A Fautoribus Atque Amicis Bregensibus Adornatus. Lignitii Typis Ducalibus. M.DC.XXIX. (BU Wrocław: 422185). Das Epitaph für Grunaeus in der Marienkirche findet man – abgenommen aus dem Abdankungs-Sermon von Baudisius – bei Ehrhardt (wie oben), S. 221, Anm. (s). Ehrhardt bietet S. 221 f., Anm. (t), auch die Unterschrift zu dem Bildnis von Grunaeus, welches sich in der Sakristei der Marienkirche befand. Ehrhardt hat auf die wiederholt fehlerhafte Wiedergabe bei Wahrendorff, S. 547 (Anm. 81), aufmerksam gemacht. Anagrammaticorvm S. Grvnaei Distichorvm Qvorvnd. Sylloge: Vratislaviae Lumini Silesiae; lmo Silesiae lum Vratislaviae. conspicuis S. Typis Ligiis Sartor. (MDIIC). (SBB/ PK Berlin: 53 in: Xc 569). M. Sim. Grvnaei Ligii Litamina Melissea. Exscripta Typis Ligiis Sartorianis. MDIC. (BU Wrocław: 301678). Vgl. oben Anm. 33. Vgl. oben Anm. 35. Monumentorum Silesiae Pericula Exposita A Sim. Grunaeo L. Lignicii typis Nicolai Sartorii. A. C. MDCII (BU Wrocław: 327546).

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Anmerkungen

42 Das Werk wurde von Grunaeus als Prodromus zu seinem großen Inschriftenwerk aufgefaßt. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 222, Anm. (x). 43 Zitiert bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 222, Anm. (x). 44 Wohl aber gelangte zu einem unbekannten Zeitpunkt zum Druck: Silesiae Monumentorum Antigrapha cum Extraneorum Epeisagmate e superiorum annorum parergis suis recensuit, et claßibus distinxit. N.N. Typis Ligiis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 440273). Vgl. Jan Harasimowicz: Wkład Legnicy w kulturę artystyczną Śląska od średniowiecza do końca XIX wieku [Der Anteil von Liegnitz an der Kunstentwicklung in Schlesien vom Mittelalter bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert].– In: Kultura artystyczna dawnej Legnicy [Die Kunst im alten Liegnitz]. Pod redakcją Jana Harasimowicza.– Opole: Instytut Śląski 1991, pp. 9–26. Hier zu dem Werk des Grunaeus p. 19. 45 Hier der Titel in der Ehrhardtschen Version: Monumenta & Inscriptiones Sepulchrales Personarum praecipuarum in templis tribus Lignicensibus quondam consitarum, ut & Aliae, quae in Templis, Monasteriis & alibi Locorum, in Campanis itidem & Turribus reperibiles sunt. Dazu der Ehrhardtsche Kommentar: »Dieses Manuscript ist vom berühmten Superint. M. Sim. Grunäo angefangen, und (wie S. 73 lehrt) von dessen Sohne Gottfr. Grunäo, J. V. Lic. und Herzogl. Ligniz. Hof= und Consistorial=Rath, fortgesezt worden.« (Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 14). Ein Zusatz in Form einer Anmerkung (x) enthält den wichtigen Hinweis: »In diesen Monumentis und Inscript. sepulchralibus &c. findet sich auch ein Katalog der Pastoren 1) bei U. L. Frauen (S. 69), und 2) bei Petri=Paul (S. 71), welcher von neuerer Hand, wie Dinte und Schriftzüge bezeugen, hineingesezt worden. Dies Manuscript, welches 14 Bogen in fol. beträgt, werde ich alzeit, mit dieser Abbreviatur, vid. Mst. Grunaei, anziehen.« (S. 14). Das Ehrhardtsche Werk lehrt, welche Bedeutung das Manuskript des Grunaeus für seine Predigergeschichte besaß; es wird ungezählte Male herangezogen. Selbstverständlich kann angesichts des Verlusts des Textes nicht mit restloser Sicherheit ausgemacht werden, ob das in Ehrhardts Besitz befindliche Manuskript identisch war mit dem großen schlesischen Inschriftenwerk, das Grunaeus vorbereitete. Nicht ausgeschlossen, daß es sich um einen auf Liegnitz bezogenen Auszug handelte. Vgl. zu diesem bislang in der Forschung offensichtlich nicht behandelten Problem auch die Bemerkungen in den folgenden Anm. Erwähnung der Handschrift auch bei Harasimowicz: Schlesische Epitaphien und Grabmäler (Anm. 35), S. 226 f., Anm. 42, ohne weiteren Kommentar. 46 Vgl. den Eintrag zu Paritius bei Garber: Verzeichnis bio-bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Hilfsmittel (Anm. 3), S. 124 f. Vgl. zu Paritius auch Garber: Das alte Breslau (Anm. 5), S. 357–360; dazu die Anm. S. 548 f. Vgl. zu Paritius schließlich auch Karl Gabriel Nowack: Schlesisches Schriftsteller-Lexikon oder bio=bibliographisches Verzeichniß der im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts lebenden schlesischen Schriftsteller. Heft I–VI.– Breslau: Korn 1836–1843. Heft II (1838), S. 112 f.; Neuer Nekrolog der Deutschen XXVII (1849), S. 413–415. 47 Zu Klose vgl. gleichfalls den Eintrag bei Garber: Verzeichnis bio-bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Hilfsmittel (Anm. 3), S. 107–110, sowie die weiteren Nachweise im Register. Ders.: Das alte Breslau (Anm. 5), S. 361–366, nebst Register. Zu Klose liegt eine grundlegende Monographie vor: Lucyna Harc: Samuel Beniamin Klose (1730–1798). Studium historiograficzno-źródłoznawcze [Historiographische Quellenstudien].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 2002 (Historia; 157). Vgl. von der Verfasserin

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auch: Der wissenschaftliche Nachlaß von Samuel Benjamin Klose.– In: Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit (Anm. 63), S. 747–775. Des weiteren die seinerzeit gleichfalls grundlegende Abhandlung von Hermann Markgraf: Zur Erinnerung an Samuel Benjamin Klose. 1730–1798.– In: Silesiaca. Festschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens zum siebzigsten Geburtstage seines Präses Colmar Grünhagen.– Breslau: Morgenstern 1898, S. 1–22. Vgl. von Markgraf auch den Eintrag in der ADB XVI (1882), S. 226 f. Schließlich sei verwiesen auf den Eintrag von Dieter-Lienhard Döring in: Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts (Anm. 2), S. 101–110. Jeweils knappe Kurzcharakteristik der erwähnten Werke bei Garber: Verzeichnis bio-­ bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Verzeichnisse (Anm. 3), S. 124 f. Vgl. ebd., S. 113–115. Die Signaturen, vermutlich in der Schaffgotschen Bibliothek vergeben, lauten Pa 25, Pa 26 und Pa 27. Heutige Signatur in der BU Wrocław: Akz 1950/781. Der vorliegende Text steht auf den von archivarischer Hand paginierten Seiten 268 bis 287. Die Seiten 288 bis 334 sollen nach Ausweis eines maschinenschriftlichen Vorsatzblattes der Bearbeiter der Handschrift in der BU Wrocław fehlen. Es würde sich um den umfänglichsten Textverlust im ersten Band der Handschrift handeln, während für die vorangehenden Passagen in der Regel nur einzelne Seiten als fehlend ausgewiesen werden. Es ist folglich damit zu rechnen, daß für den polnischen Einzugsbereich umfänglichere Einträge aus der Hand von Grunaeus vorlagen. Vgl. im zweiten Band Bl. 101 v: In Bibliotheca Jacobi Monavii Theatro Orbis Terrarum Antwerpiae edito Abrah. Ortelius programma istud sua manu inseruit. Mit dem Zusatz: Autor est J. Lipsius. Es handelt sich tatsächlich um eine ganze Monau-Folge, beginnend mit Bl. 100. Als solcher ist er von Jan Harasimowicz gewürdigt worden: »Simon Grunaeus, Pfarrer der Marienkirche in Liegnitz, Superintendent der Fürstentümer Liegnitz und Woh­lau sowie Kirchenrat der Liegnitzer Herzöge, war der erste große Sammler schlesischer Grabmäler und Inschriften. Durch seine Veröffentlichungen verbreitete er einen neuen Typus der Grabdenkmäler: das Inschriftenepitaph. Er gehörte auch zu den ersten Schöpfern der schlesischen Emblematik, was nicht zuletzt in seiner Porträtgraphik aus dem Jahr 1625 deutlich zum Ausdruck kommt.« Zitiert nach: Harasimowicz: Schlesische Epitaphien und Grabmäler (Anm. 35), S. 226, in Gestalt eines Kommentars zur Abbildung von Grunaeus daselbst. Vgl. von Harasimowicz auch: Schlesische Epitaphien und Grabmäler der Reformationszeit – ihre Typen und architektonisch-plastische Struktur.– In: Renaissance in Nord-Mittel­europa I.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1990 (Schriften des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake; 4), S. 189–224. Zugrunde liegt diesem und verwandten Arbeiten die große Studie von Harasimowicz, deren Übersetzung ins Deutsche wünschenswert wäre: Mors Janua Vitae. Śląskie epitafia i nagrobki wieku reformacji [Schlesische Epitaphien und Grabsteine der Reformationszeit].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 1992 (Historia sztuki; 3. Acta Universitatis Wratislaviensis; 1098). Vgl. speziell zu Grunaeus die – leider zu knappe Arbeit – von Magdalena Musik, Maciej Kulisz: Simon Grunaeus jako duchowny, uczony i kolekcjoner [Simon Grunaeus als Geistlicher, Gelehrter und Sammler].– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra

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Anmerkungen

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Lipińska.– ­L egnica: Muzeum Miedzi 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa ­L egnickiego; 4), pp. 245–256. Vgl.: Umständliche Nachricht Von dem Leben und Verdiensten Weyland Herrn George Thebes J.U.D. Syndici und Notarii Der Kayser= und Königlichen Stadt Liegnitz, Wie auch Der Kirchen zu S. Petri und Pauli daselbst Vorstehers und der Schulen Praesidis, Aus vielen theils zerstreueten, theils verborgen gelegenen Verzeichnüssen und Anmerckungen mit möglichstem Fleisse gesammlet Von M. Gottfried Balthasar Scharff. 1733. Jauer, Druckts Johann Christoph Jungmann. Die Vita umfaßt 22 Blatt in Folio, sodann eine Stammtafel des Geschlechts der Thebesius, eine Grabschrift für den Rektor der Liegnitzer Stadtschule Theophil Pitiscus, einen Luctus von Thebesius auf den Tod seines Vaters, eine Grabschrift für seinen Schwiegervater und sich selbst und ein deutsches Gedicht ›Zufällige Gedancken Bey Empfang Des letzten Calenders‹. Zu dem Werk, dem die Lebensbeschreibung integriert ist, vgl. unten Anm. 70. Vgl. die Einträge zu Thebesius bei Jöcher IV (1751), Sp. 1088, sowie bei Peucker: Kurze biographische Nachrichten (Anm. 31), S. 134 f. Zu den juristischen Vorlesungen der Straßburger Akademie vergleiche das gehaltreiche Kapitel in der grundlegenden Darstellung von Anton Schindling: Humanistische Hochschule und freie Reichsstadt. Gymnasium und Akademie in Straßburg 1538–1621.– Wiesbaden: Steiner 1977 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; 77), S. 289–322. Vgl.: De Possessione Creditoris In Pignore Dispvtatio Tertia, Auspice Deo Opt. Max. In Celeberrima Argentoratensium Universitate, publici exercitii gratia proposita à Friderico Deckherro. J.U.D. Pandect. Professore Ordinario, & h.t. Facultatis Juridicae Decano. Respondente Georgio Thebes, Lignit. Siles. Die Mens. Decembris hora & loco consuetis. Argentorati, Typis Friderici Spoor, Anno M.DC.LIX. Vgl.: Dispvtatio Inavgvralis Juridica De Scopelismo, Quam Svb Praesidio Sanctae & Individuae Trinitatis Ex Decreto Magnifici, Nobilissimi Atqve Amplissimi Jurisconsultorum Collegii, In Celeberrima Argentoratensium Vniversitate, Pro Summis in Utroque Jure, ritè ac legitimè consequendis Honoribus, Privilegiis & Immunitatibus Doctoralibus, Publico Examini solenniter submittit Georgius Thebesius, Lignitiensis, Sil. Ad d. Mensis Febr. Horis locoque solitis, Argentorati, Typis Friderici Spoor. Anno M.DC.LX. (Exemplar Bayerische Staatsbibliothek München: 4 Diss. 775/16). Das Werk ist Herzog Ludwig von Liegnitz und Brieg gewidmet. Beiträger zu ihm haben sich nicht eingefunden. Vgl. Norbert Conrads: Die Durchführung der Altranstädter Konvention in Schlesien. 1707–1709.– Köln: Böhlau 1971 (Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands; 8). Vgl. die Wiedergabe der Grabschrift im Anhang der Biographie von Scharff (Anm. 54), S. 27 f. Vgl. auch unten Anm. 70. Vgl. Klaus Garber: Reisen in eine untergegangene Welt. Auf Spurensuche in Bibliotheken jenseits von Werra und Fulda, Oder und Neiße.– Dresden: Technische Universität Dresden 2011 (Oskar-Walzel-Vorlesungen; 3), S. 45 f. Vgl. zu Markgraf den großen Nachruf von Heinrich Wendt: Zu Hermann Markgrafs Gedächtnis.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 40 (1906), S. 1–48. Vgl. auch den Eintrag von Max Hippe zu Markgraf in: Schlesier des 16. bis 19. Jahrhunderts.

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Hrsg. von Friedrich Andreae, Erich Graber, Max Hippe.– Breslau: Korn 1931 (Schlesische Lebensbilder; 4). 2. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1985, S. 402–410. Vgl. Klaus Garber: Bücherhochburg des Ostens. Die alte Breslauer Bibliothekslandschaft, ihre Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und ihre Rekonstruktion im polnischen Wrocław.– In: Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Band I–II. Hrsg. von Klaus Garber.– Tübingen: Niemeyer 2005 (Frühe Neuzeit; 111), S. 539–653. Eingegangen in: ders.: Das alte Buch im alten Europa (Anm. 29), S. 313–438; Lesław Spychała: Wegweiser durch die Handschriftenbestände der Universitätsbibliothek Wrocław/Breslau.– In: Kulturgeschichte Schlesiens (wie oben), S. 655–746; Wojciech Mrozowicz: Handschriftenkunde.– In: Historische Schlesienforschung (Anm. 1), S. 29–52. Vgl. Garber: Verzeichnis bio-bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Hilfsmittel (Anm. 3), S. 126. Hier der Eintrag zu Thebesius. Ebd. Die seinerzeit noch nicht mögliche Integration des Werkes von Grunaeus in der Abschrift von Paritius ist jetzt im Voranstehenden erfolgt und damit eine Ehrenschuld eingelöst. Scharff: Umständliche Nachricht (Anm. 54), S. 18. Ebd., S. 19. Ebd. Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 15), Bl. π1r. – Das zweite Sinapius vorliegende Manuskript rührte her aus der Feder des Juristen Jonas Scultetus und betraf genealogische Tabellen zu unterschiedlichen schlesischen Adelsgeschlechtern. Der Titel des Werkes: Weyland George Thebesii, J.U.D. Notarii, Syndici und der Schulen Praesidis zu Liegnitz, Liegnitzische Jahr=Bücher, Worinnen so wohl die Merckwürdigkeiten dieser Stadt, Als auch die Geschichte der Piastischen Hertzoge in Schlesien, von ihrem Anfange biß zum Ende des 16. Jahrhunderts Mit besonderem Fleisse gründlich untersuchet, die Zeit=Rechnungen genau bemercket, Die Geschlechts=Register hin und wieder verbessert, und mit gantz neuen Stamm=Taffeln vermehret, Vornehmlich aber sehr viele Fehler der Schlesischen und benachbahrten Geschicht=Schreiber entdecket werden. Welches alles aus unverwerfflichen Zeugnüßen, Uhrkunden, Siegeln, Grabschrifften und alten Nachrichten bestättigt, und mit denen darzu gehörigen Kupfferstichen erleutert ist: Nebst einer Vorrede, Lebens=Beschreibung des Verfaßers und nützlichen Registern heraus gegeben von M. Gottfried Balthasar Scharffen. Anno MDCCXXXIII. Jauer, Gedruckt bey Johann Christoph Jungmannen. Das Werk ist in drei Teile mit jeweils gesonderter Paginierung gegliedert: Der Erste Theil Jn sich haltend Die Merckwürdigkeiten Der Stadt Liegnitz (47 S.); Der Andere Theil, Von dem Leben und Thaten der Schlesischen Besonders aber Der Liegnitz= und Briegischen Hertzoge. Worinnen die bißherigen greulichen Jrrthümer der Schlesischen Zeit=Bücher, sonderlich des so genannten Lichsterns [!] durch unverwerffliche alte Urkunden gezeigt und widerlegt werden. [Kolophon:] Jauer, Druckts Johann Christoph Jungmann. 1732 (379 S.); Der Dritte Theil, Worinnen die Geschichte Hertzog Friedrichs des II. und des III. Wie auch Heinrich des XI. und Friedrichs des IV. weitläufftig beschrieben sind. [Kolophon:] Jauer, Druckts Johann Christoph Jungmann (272 S.). Das Werk enthält ein 36 Seiten umfassendes Register für alle drei Teile. Exemplar des Werkes, herrührend aus der Bibliothek des Wojwodschafts-Archivs zu Poznan (Signatur III 3/6) bzw. der KornickiBibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften (314017/1–3) in der Bibliothek

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des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Zu dem Herausgeber Gottfried Balthasar Scharff vgl. den handschriftlichen Eintrag in den Nachträgen von Johann Heinrich Cunrads Silesia Togata (1706) des Exemplars aus der Rhedigerschen Bibliothek, der nachmaligen Stadtbibliothek Breslau (A 33), vermutlich aus der Feder von Christian Friedrich Paritius. Exemplar in Kopie in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. auch den Eintrag in Johann Christian Leuschner: Ad Cvnradi Silesiam Togatam Spicilegivm Primvm.– Progr. Hirschberg [1752], Bl. b1r. Vorrede des Herausgebers der Liegnitzischen Jahr=Bücher (Anm. 70), Bl. b1r f. Ebd., Bl. b1 v, Anm. (i). Peucker erwähnt in einer Anmerkung zu seinem Thebesius-Eintrag (Anm. 55), daß bereits drei Jahre später eine neue Auflage des Werkes erschien. Das Problem der Titelgebung war sogleich erkannt und nun ein entschieden zutreffenderer gewählt worden: Schlesische Chronika, worinn die Geschichte der piastischen Herzoge in Schlesien von Anfang bis zu Ende des 16 Sec. enthalten, mit neuen Tafeln vermehret, aus richtigen Urkunden bestättigt, und mit Kupfern geziert. Frankfurt und Leipzig. 1736. Fol. (S. 135, Sternchenanm.). Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 5, Anm. (f). Vgl. die Vorrede zu den Liegnitzischen Jahr=Büchern (Anm. 70), Bl. b2r f., Anm. (k). Ebd., Bl. c1 v. Vorbericht zum zweiten Teil der Liegnitzischen Jahr=Bücher (Anm. 70), Bl. π1r. Der ›Vorbericht an den Leser‹ umfaßt die Blätter π1 und π2. Hier auch die folgenden, leicht aufzufindenden Zitate. Die Titulatur des erwähnten Werkes nimmt sich wie folgt aus: Geschichte der LiegnitzBrieger Piasten Von Georg Thebesius[,] Stadtschreiber und Syndikus der Fürstentumshauptstadt Liegnitz. Mit Abbildungen. Herausgegeben 1733 von Gottfried Balthasar Scharff. Bearbeitet und ergänzt von Dr. Georg Jaeckel. Erster Band: Die geschichtliche Entwicklung bis zu Herzog Georg II. von Liegnitz-Brieg-Wohlau (1547–1586). Zweiter Band: Joachim Friedrich von Liegnitz-Brieg-Wohlau (1586–1602) bis zum Ende des Piastengeschlechts.– Lorch/Württ.: Weber 1980–1982 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 10.12). Nicht ein einziges Wort verlautet über die Prinzipien der ›Bearbeitung‹, keines über die Quellen der ›Ergänzung‹. Das Werk mag als Leseausgabe dahingehen; wissenschaftlich ist es wertlos. Auch von Thebesius’ Geschichte der Piasten führt im übrigen nochmals eine Spur zurück zu Grunaeus. Ehrhardt macht auf sie aufmerksam. Und auch diese intertextuelle Delikatesse bedürfte der Bearbeitung. Von Grunaeus rührt her: Augenscheinliche erweisung dero von vnterschiedenen Mütterlichen Linien herrürenden verwandtnüs Der Hertzoge in Schlesien zur Lignitz vnd Brig/ Mit den fürnembsten Römischen Kaysern Deutsches geblüttes/ Zu besondern Ehren denen Durchlauchten Hochgebornen Fürsten vnd Herren/ Herrn Johan Christian/ vnd Herrn Georg Rodulffen/ Gebrüdern/ Hertzogen in Schlesien zur Lignitz vnd Brig/ Jn gegenwertiger Form dargestellet als extract aus der Fürstlichen Lignitschen Stammes weitleufftigern deduction M. Simonis Grunai. Zur Lignitz druckts Nicol Schneider. 1610. Dazu Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 26), S. 223, Anm. (z): »Diese hat D. Thebes in Ligniz. Jahrb. gut genuzt, in denjenigen Stellen, wo er die Verwandschaft der Herzoge in Schlesien mit andern hohen Häusern nachwieß, ohne alzeit diesen seinen Gewährmann zu nennen. Im [Zedlerschen] Univ. Lexik. a. W.

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u. K. Th. 11, S. 1130 wird dieselbe unter der verhunzten Auffschrift: Biologia Principum, angeführt. Man erkennt aus dieser Arbeit M. Grunäi, daß er ein guter Historiker gewesen, und folglich, mit Recht, in seiner Grabschrift […] Historiarum Cultor accuratissimus genennt wird.« Die Biologia Principum erscheint ohne jeden weiteren Kommentar noch bei Flood: Poets Laureate (Anm. 34), Vol. II, p. 725. Der verdienstvolle Autor kennt das Werk von Ehrhardt nicht, das ihm viele gute Dienste geleistet hätte. Zu Wahrendorff vgl. den (schmalen) Eintrag von Norbert Thiel in: Liegnitzer Lebensbilder des Stadt- und Landkreises. Hrsg. von Hubert Unverricht. Band II.– Hofheim/ Taunus: Henske-Neumann 2003, S. 318 f. Ergiebiger ist der Eintrag bei Zedler LII (1747), Sp. 875–877. Johann Peter Wahrendorffs, Medic. Doct. und Phys. Ord. der Stadt Haynau in Schlesien, Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürsten­ thums Lignitz im Hertzogthum Schlesien, Darinnen Jn zwoen Haupt=Abtheilungen, sowol von denen Catholischen Kirchen, Clöstern u. Stifftern, als auch von denen Evangel. Stadt= und Pfarr=Kirchen, besonders gehandelt, Auch sonsten alles Mit curieusen Nachrichten von dieses Landes Fürsten, Grafen, Frey=Herrn, Adelichen, Gelehrten und andern merck­w ürdigen Personen, Nebst vielen angenehmen Curiositäten, Antiquitäten, Inscriptionen, vorgestellet worden. Budißin, Verlegts David Richter, Buchhändler. 1724. Zuschrifft zu den Lignitzischen Merckwürdigkeiten (Anm. 81), Bl. a2v f. Vorrede zu den Lignitzischen Merckwürdigkeiten (Anm. 81), Bl. a5r f. Ebd., Bl. a6r. Ebd., Bl. a6v. Ebd., Bl. a6v f. So der Titel ebd. auf Bl. B1r. Beginnend ebd. auf Bl. P, S. 225 ff. Vgl. die Wiedergabe der Aufschrift des Grabsteins ebd., S. 331 f. Ebd., S. 376. Ebd., S. 332 f. Vgl.: Inscriptiones, Quae Hodie In Illustri Gymnasio Bregensi Leguntur, collectae Ab Ambrosio Schultiss a Fraunhain Notario publico, Collega & Bibliothecario primo pro Bibliotheca Illustri Anno 1606. Olsnae Sil. Praelo Bössemesseriano. (BU Wrocław: 327548). Vgl. K[arl]. F[riedrich]. Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Erstes [bis] Drittes Bändchen[!]. Erstes Bändchen: Von den ältesten Nachrichten bis zum Jahre 1521. Mit der Genealogie des Fürstenhauses.– Brieg: Bänder 1855; Zweites Bändchen: Von der Kirchenreformation bis zur Verleihung des Majestätsbriefes. (1521 bis 1609).– Brieg: Bänder 1855; Drittes Bändchen: Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609–1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675–1741 und die alte Verfassung des Landes.– Brieg: Bänder 1856. A[scher]. Sammter: Chronik von Liegnitz. Erster Theil. [Von den Anfängen bis 1454].– [Liegnitz:] Buchdruckerei Pfingsten [1861]. Exemplar im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett der BU Wrocław: 10471 II SST. Zu Sammter vgl.: Liegnitzer Lebensbilder (Anm. 80), Band II, S. 150–153. Der informative Artikel stammt von Enno Jannsen. Sammter: Chronik von Liegnitz. Erster Theil (Anm. 94), Einleitung, S. III. Ebd., S. IV.

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Anmerkungen

97 Ebd., S. VI. 98 Ebd. 99 A[scher]. Sammter: Chronik von Liegnitz. Zweiter Theil. 1. Abtheilung. (Von 1455–1547).– Liegnitz: Krumbhaar 1868. 100 Adalbert Hermann Kraffert: Chronik von Liegnitz. Zweiter Theil, zweite Abtheilung. Vom Tode Friedrichs II. bis zum Aussterben des Piastenhauses. 1547–1675.– Liegnitz: Krumbhaar 1871. 101 Adalbert Hermann Kraffert: Chronik von Liegnitz. Dritter Theil. Vom Beginn der österreichisch-böhmischen Periode bis zum Ende der Freiheitskriege. 1675–1815.– Liegnitz: Krumbhaar 1872. 102 Adalbert Hermann Kraffert: Beiträge zur Geschichte von Liegnitz.– Liegnitz: Cohn 1873 (Chronik von Liegnitz. Vierter Theil. Beiträge zur Geschichte von Liegnitz und General-Register zum ganzen Werke). Diese Beiträge sind mit sicherem Blick gestaltet. Das beginnt mit dem kardinalen Gegenstand, dessen Bearbeitung in der Stadt eine so großartige Tradition gezeitigt hatte, der Inschriftenkunde. 103 Durchaus lesenswert sind auch die sehr gehaltreichen Nachträge zur Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz, die Kraffert im Jahre 1869 vorgelegt hatte und zu der nun weitere Informationen und Materialien bereitgestellt werden können, wie sie aus der Arbeit an der Chronik resultieren. 104 Vgl. Arnold Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz seit der Einführung der Städteordnung im Jahre 1809. Band I–II.– Liegnitz: Verlag der Stadtgemeinde 1913–1922. Der zweite, 1922 erschienene Band führt den Untertitel: ›Im Zeitalter des Weltkrieges 1912–1919‹. Es handelt sich also um ein zeitgeschichtliches Werk. 105 Vgl. Heinrich Schoenborn: Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg. Ein Ausschnitt aus der Geschichte Schlesiens.– Brieg: Leichter und Süßmann 1907. Eine von Ernst Richtsteig bearbeitete Neuauflage liegt in vier maschinenschriftlichen Bänden im Herder-Institut zu Marburg vor. 106 Vgl. das folgende Kapitel mit der Anm. 5. 107 Legnica. Zarys monografii miasta [Liegnitz. Ein monographischer Abriß der Stadt]. Pod redakcją Stanisława Dąbrowskiego.– Wrocław, Legnica: Wyd. DTSK Silesia 1998 (Monografie regionalne Dolnego Śląska). 108 Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 19–20: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg. Teil 1–2. Mit einer kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus Garber. Hrsg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2007. 109 Die Online-Version ist abruf bar unter: http://ikfn-hpg.uni-osnabrueck.de.

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Vgl. das treffende historiographische Resümee bei Joachim Bahlcke: Eckpfeiler der schlesischen Libertaskultur. Die Liegnitz-Brieger Piasten in der Frühen Neuzeit.– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation

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in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska.– Legnica: Muzeum Miedzi w Legnicy 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa Legnickiego; 4), S. 23–42, S. 24–27. Hier auch die einschlägige Literatur. Vgl. von Bahlcke auch: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen. Die Piastenherzöge Schlesiens in der Frühen Neuzeit.– In: Deutschlands Osten – Polens Westen. Vergleichende Studien zur geschichtlichen Landeskunde.– Frankfurt/Main etc.: Peter Lang 2001 (Mitteleuropa – Osteuropa. Oldenburger Beiträge zur Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas; 2), S. 83–112. Hier gleichfalls die kritische historiographische Annotation, S. 85–88. Zum Kontext vgl. Matthias Weber: Über die Notwendigkeit einer Standortbestimmung der historischen Schlesienforschung in Deutschland. Zur Konzeption dieses Buches.– In: Silesiographia. Stand und Perspektiven der historischen Schlesienforschung. Festschrift Norbert Conrads. Hrsg. von Matthias Weber, Carsten Rabe.– Würzburg: Verein für Geschichte Schlesiens 1998 (Wissenschaftliche Schriften des Vereins für Geschichte Schlesiens; 4), S. 13–25. Vgl. beispielsweise die Äußerung Heinrich Schoenborns in dem oben (Kapitel II, Anm. 105) aufgeführten Werk: »Die Brieger Piasten haben weder einen großen Staatsmann, noch einen nennenswerten Feldherrn hervorgebracht. Sie sind weder im Guten noch im Schlechten hervorragend, im Gegenteil, um es gerade herauszusagen, von erschreckender Mittelmäßigkeit gewesen; es fehlt den Brieger Piasten, wie den meisten Fürsten dieses Gesamthauses überhaupt, an jenem Schwunge des Gemüts, an jener Tiefe der Leidenschaft, welche zu allen Zeiten die Mutter großer Dinge gewesen ist.« Zitiert bei Bahlcke: Eckpfeiler der schlesischen Libertaskultur (Anm. 1), S. 25 f. Hier auch weitere Beispiele für explizit deutschtumsorientierte verzerrte Äußerungen zu den Piasten. Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen (Anm. 1), S. 89. Vgl. dazu insgesamt Kapitel VIII. Eine geschlossene, große, modernen Ansprüchen genügende Darstellung zur Geschichte der Piasten fehlt, wie eingangs festgestellt. Es wäre zu wünschen, daß einer soeben vorgelegten mustergültigen Untersuchung zum Bild der Piasten in der Geschichte in nicht allzu ferner Zukunft eine gleich gediegen angelegte zu dem Geschlecht selbst zur Seite treten möge. Vgl. Maximilian Eiden: Das Nachleben der schlesischen Piasten. Dynastische Tradition und moderne Erinnerungskultur vom 17. bis 20. Jahrhundert.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2012 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 22). Wir kommen auf das wichtige Werk an späterer Stelle zurück. Die älteren Werke haben wir im zweiten Kapitel eingehend präsentiert. So bleibt nur der Verweis auf die einschlägigen Darstellungen zur Geschichte Schlesiens insgesamt, die an dieser Stelle nochmals aufgeführt werden sollen. Vgl.: Geschichte Schlesiens. Band I: Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. Hrsg. von Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel, Winfried Irgang. 5., durchges. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1988; Geschichte Schlesiens. Band II: Die Habsburger Zeit 1526–1740. Hrsg. von Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel. 2., durchges. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1988; Deutsche Geschichte im Osten Europas. Schlesien. Hrsg. von Norbert Conrads.– Berlin: Siedler 1994, durchges. Sonderausgabe 2002; Joachim Bahlcke: Schlesien und die Schlesier. Durchges. und aktualisierte Neuaufl.– München: Langen Müller 2000. Die einzige Gesamtdarstellung stammt von Georg P.A. Hausdorf: Die Piasten Schlesiens.– Breslau: Franke 1933. Hier heißt es im Vorwort: Die historische Mannigfaltig-

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keit Schlesiens »wird dadurch wesentlich vereinfacht, daß die Geschichte dieser Fürstentümer mit der Geschichte eines Fürstenhauses innig verknüpft ist. Es sind dies die ­Piasten, welche Schlesien zu dem gemacht haben, was es allen Anfeindungen zum Trotz dauernd geblieben ist, zu einem deutschen Lande.« Entsprechend werden »die polnischen Piasten und andere polnische Herrscher [nur] als Anhang herangezogen.« Das ›Vorwort‹ ist handschriftlich in dem vorliegenden Exemplar aus der UB Münster annotiert: »Äußerst unzuverlässig! vor Benutzung wird gewarnt.« De facto handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Fürsten-Porträts. Die folgenden Ausführungen stützen sich neben den zitierten Arbeiten von Bahlcke und der älteren Literatur auch auf: Georg Jaeckel: Die schlesischen Piasten (1138–1675). Ein Fürstenhaus zwischen West und Ost.– In: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte N.F. 65 (1986), S. 54–83. Eingegangen in: Schlesien. Land zwischen West und Ost.– Lorch/Württ.: Weber 1985 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 14), S. 13–50. Zu einem weiteren Werk Jaeckels vgl. Kapitel II, Anm. 78. Des weiteren Andreas Rüther: Die schlesischen Fürsten und das spätmittelalterliche Reich.– In: Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter. Hrsg. von Cordula Nolte, Karl-Heinz Spieß, RalfGunnar Werlich.– Stuttgart: Thorbecke 2002 (Residenzenforschung; 14), S. 33–62. Vgl. von Rüther auch den Eintrag ›Piasten‹ in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch. Teilband I. Dynastien und Höfe. Hrsg. von Werner Paravicini. Bearb. von Jan Hirschbiegel, Jörg Wettlaufer.– Ostfildern: Thorbecke 2003 (Residenzenforschung; XV/1), S. 172–180. Vgl. Norbert Conrads: Abstammungssage und dynastische Tradition der schlesischen ­Piasten.– In: Schlesien 20 (1975), S. 213–218. Zu Władysław II. vgl. das Kapitel ›Von Vladislao und seinen drey Söhnen, Boleslao Alto, Mieslao und Conrado, auch wie ihnen das Hertzogthum Schlesien zugetheilet worden‹ bei Georg Thebesius: Liegnitzische Jahr=Bücher. Der Andere Theil. Hrsg. von Gottfried Balthasar Scharff.– Jauer: Jungmann 1732, S. 13–21; Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Erstes Bändchen: Von den ältesten Nachrichten bis zum Jahre 1521. Mit der Genealogie des Fürstenhauses.– Brieg: Bänder 1855, S. 37 f., sowie Georg ­Jaeckel: Geschichte der Liegnitz-Brieger Piasten. Erster Band (Kapitel II, Anm. 78), S. 25 f. Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen (Anm. 1), S. 92, unter Bezug auf Hugo Weczerka: Die Residenzen der schlesischen Piasten.– In: Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa. Hrsg. von Hans Patze, Werner Paravicini.– Sigmaringen: Thorbecke 1991 (Vorträge und Forschungen; 36), S. 311–347. Vgl. auch: Stamm- und Übersichtstafeln der Schlesischen Fürsten. Auf Grund von H. Grotefends Stammtafeln der Schlesischen Fürsten bis zum Jahre 1740. Hrsg. von Konrad Wutke.– Breslau: Hirt 1911. Vgl. Norbert Conrads: Die schlesische Ständeverfassung im Umbruch. Vom altständischen Herzogtum zur preußischen Provinz.– In: Ständetum und Staatsbildung in Brandenburg-Preussen. Ergebnisse einer internationalen Fachtagung. Hrsg. von Peter Baumgart unter Mitarbeit von Jürgen Schmädeke.– Berlin, New York: de Gruyter 1983 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin; 55. Studies Presented to the International Commission for the History of Representative and Parliamentary Institutions; 66), S. 335–364. Vgl. im Kontext auch die beiden grundlegenden Kapitel ›Verwandlung und Europäisierung. Das selbständige Schlesien (1202–1327/39)‹ sowie ›Konsolidierung und Krise. Schlesien in Deutschland (1327/39–1469)‹ in: Peter Moraw: Das

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Mittelalter (bis 1469).– In: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Schlesien (Anm. 5), S. 37–176, S. 74–139, S. 140–176, insbesondere jeweils die einleitenden Abschnitte ›Politische Verhältnisse‹, S. 74–90 bzw. S. 140–155. Ein eigener Eintrag zu Friedrich I. existiert weder in der ADB noch in der NDB. Vgl. die ausführlichen Darstellungen bei Thebesius: Liegnitzische Jahr=Bücher. Teil II (Anm. 6), S. 335–363, sowie bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Erstes Bändchen (Anm. 6), S. 268–298. Zum Kontext des am Schluß angedeuteten Aspekts vgl. das Kapitel ›Aufbruch in die Moderne‹ von Norbert Conrads in: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Schlesien (Anm. 5), S. 178–212, hier insbesondere der Abschnitt ›Die Umgestaltung der Landesverfassung‹, S. 188–193. In der damit einhergehenden Orientierung zum Reich hin wurde die nicht ausbleibende Spannung zum Kaiser alsbald manifest. Friedrich II. hatte einen Erbvertrag mit dem evangelischen Kurhaus Brandenburg abgeschlossen, wonach im Fall des Aussterbens der Liegnitzer Piasten die Herrschaft an das Haus Brandenburg übergehen solle. Ferdinand I. erklärte diese Abmachung für ungültig und kassierte sie. Vgl. Colmar Grünhagen: Die Erbverbrüderung zwischen Hohenzollern und Piasten vom Jahre 1537.– In: Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde 5 (1868), S. 337–366. Vgl. auch Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen (Anm. 1), S. 96 f. Ein einschlägiger Abschnitt ›Erbverbrüderung mit Brandenburg‹ auch bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Zweites Bändchen: Von der Kirchenreformation bis zur Verleihung des Majestätsbriefes. (1521 bis 1609).– Brieg: Bänder 1855, S. 71–80. Zu Friedrich II. vgl. die Einträge von Colmar Grünhagen in der ADB VIII (1878), S. 13– 15, sowie von Ludwig Petry in der NDB V (1961), S. 514. Des weiteren ist zu verweisen auf das Porträt von Arnold Zum Winkel in: Schlesier des 16. bis 19. Jahrhunderts. Hrsg. von Friedrich Andreae, Erich Graber, Max Hippe.– Breslau: Korn 1931 (Schlesische Lebensbilder; 4), S. 49–59 (mit reicher Literatur). Eine zweite, textlich unveränderte Auflage erschien 1985 in Sigmaringen bei Thorbecke. Sodann wiederum heranzuziehen das ausführliche Kapitel zu Friedrich II. bei Georg Thebesius: Liegnitzische Jahr=Bücher. Der Dritte Theil. Hrsg. von Gottfried Balthasar Scharff.– Jauer: Jungmann 1733, S. 1–55, sowie das gleichfalls große Kapitel ›Friedrich II. Religiosus. 1521–1547‹ bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Zweites Bändchen (Anm. 10), S. 1–100. Vgl. die beiden wichtigen und parallel zu lesenden Werke von Joachim Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit. Die Länder der böhmischen Krone im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft (1526–1619).– München: Oldenbourg 1994 (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte; 3), sowie von Matthias Weber: Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der Frühen Neuzeit.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1992 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 1). Vgl. das Kapitel ›Reformations= und Kirchen=Geschichte des Fürstenthums Brieg‹ in: Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset.– Liegnitz: Pappäsche 1782, S. 6–48. Vgl. auch den eingehenden Abschnitt ›Die Kirchenreformation‹ bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Zweites Bändchen (Anm. 10), S. 27–71. Als ältere Überblicksdarstellung: W[ilhelm]. H[einrich]. Müller: Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg,

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bis in den Anfang der preußischen Besitzergreifung. Hrsg. von dem evangelischen Gemeinde=Kirchenrath zu Brieg.– Brieg: Bänder 1883; Otto Lorenz: Aus der Vergangenheit der evangelischen Kirchengemeinde Brieg. Ergänzung und Fortsetzung der ›Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg‹ von W.H. Müller. Lieferung 1–5: Geschichte der Kirchengebäude und Kirchhöfe.– Brieg: Bänder 1885/86. 14 Des Erlauchten Hochgebornen Fursten und herrn hern Friderichs Hertzogen Jn slesien zur Liegnitz Brigk etc. Grundt vrsach vnnd entschuldung auff etzlicher verunglimpffenn/ von wegen der prediget des heiligen Euangelij: 1527 [Kolophon:] Gedruckt von d. königlichen stadt Breslaw durch Adam Dyon M.D.XXVII. Jar., Bl. A2v f. Ein Exemplar des Werkes ist erhalten in der BU Wrocław (539839). Zitiert auch bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 7 mit Anm. (i). Ein Neudruck dieses besonders wichtigen Dokuments zur Reformationsgeschichte in Schlesien erfolgte in: Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. Hrsg. von Emil Sehling. Band III: Die Mark Brandenburg. – Die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz. – ­Schlesien.– Leipzig: Reisland 1909, S. 430–435. 15 Vgl. auch hier gerade im Blick auf die älteren Quellen wiederum das Kapitel ›Algemeine Uebersicht der Evangel. Reformazion im Fürstenthum Ligniz‹ in: Siegismund Justus Ehrhardt: Evangelische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürsten­ thums Ligniz.– Liegnitz: Pappäsche 1789 [Presbyterologie IV/1], S. 17–85. Hinzuzunehmen die grundlegende Abhandlung von F. Bahlow: Die Reformation in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 6 (1915–1917), S. 97–288. Auch als Separatdruck: Liegnitz: Krumbhaar 1918. In der Abhandlung von Bahlow findet sich ein eigenes großes Kapitel zu Friedrich II. Vgl. ›Herzog Friedrich als Schirmherr der Reformation‹, S. 184–210. Vgl. auch A.F.H. Schneider: Ueber den geschichtlichen Verlauf der Reformation in Liegnitz und ihren späteren Kampf gegen die kaiserliche Jesuiten=Mission in Harpersdorf.– Progr. Elisabethschule Berlin 1860–1862. Dazu aus jüngster Zeit das reichhaltige, bereits zitierte Sammelwerk: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg (Anm. 1). 16 Ehrhardts Äußerungen zu Schwenckfeld und zur Auseinandersetzung mit dessen Werk sind von völliger Verständnislosigkeit geprägt. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie  IV/1 (Anm. 15), S. 37–64. – Zu Schwenckfeld vgl. den Eintrag von Horst Weigelt in der ›Theologischen Realenzyklopädie‹ 30 (1999), S. 712–719, mit der einschlägigen Literatur. Lesenswert geblieben ist auch der Eintrag in der dritten Auflage der ›Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche‹ 18 (1906), S. 72–81, aus der Feder von R.H. Grützmacher. Vgl. auch die Einträge in den vier Auflagen des Handwörterbuchs ›Religion in Geschichte und Gegenwart‹. Vgl. auch die tiefdringenden Äußerungen von Ernst Troeltsch: Sektentypus und Mystik auf protestantischem Boden.– In: ders.: Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen. 3., photomechanisch gedruckte Aufl.– Tübingen: Mohr (Siebeck) 1923 (Gesammelte Schriften; 1), S. 794–964. Hier zu Schwenckfeld S. 881–885. Aus der jüngeren Literatur sei hier nur verwiesen auf: Thomas K. Kuhn: Caspar Schwenckfeld von Ossig. Reformatorischer Laientheologe und Spiritualist.– In: Theologen des 16. Jahrhunderts. Humanismus – Reformation – Katholische Erneuerung. Eine Einführung. Hrsg. von Martin H. Jung, Peter Walter.– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002, S. 191–208. Zur Rezeption in Schlesien: Horst

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Weigelt: Spiritualistische Tradition im Protestantismus. Die Geschichte des Schwenckfeldertums in Schlesien.– Berlin: de Gruyter 1973 (Arbeiten zur Kirchengeschichte; 43). Vgl. von Weigelt auch: Von Schlesien nach Amerika. Die Geschichte des Schwenckfeldertums.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2007 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 14). Von polnischer Seite – wiederum mit überaus reichem Literaturverzeichnis und mit englischer Zusammenfassung – Gabriela Wąs: Kaspar von Schwenckfeld. Myśl i działalność do 1534 roku [Denken und Aktivitäten bis 1534].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 2005 (Historia; 169. Acta Universitatis Wratislaviensis; 2660). Zu verweisen ist auch auf die instruktiven Schwenckfeld-Passagen bei Bahlow: Die Reformation in Liegnitz (Anm. 15), passim, insbesondere S. 121–125, S. 134–139, S. 149–153, S. 156–166, S. 202–210. Vgl. Bahlow: Die Reformation in Liegnitz (Anm. 15), S. 125. Das Zitat ebd., S. 203. Zitiert nach Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 13, Anm. (g). Friedrich II. wurde in der Johanniskirche zu Liegnitz begraben. Die Aufschrift auf seinem Grabstein lautet: »Ill. Princeps Fridericus II. Dux Legnicen. Breg. Doctrinae Christianae In Sua Ditione Instaurator. Pacis Conservator. Ducatus Amplificator. Mortuus A. 1547, aetatis suae anno 68, in hoc Monumento, quod ipse faciendum curavit, situs est.« Zitiert bei Ehrhardt (wie oben), nach dem Eintrag bei Simon Grunaeus: Monumentorum Silesiae Pericula Exposita A Sim. Grunaeo L. Lignicii typis Nicolai Sartorii. A. C. MDCII. Hier der Eintrag S. 23. Zu Georg II. vgl. wiederum die Einträge von Julius Krebs in der ADB VIII (1878), S. 689–693, sowie von Ludwig Petry in der NDB VI (1964), S. 209. Außerdem findet sich ein Porträt von Gerda Eichbaum in: Schlesier des 16. bis 19. Jahrhunderts (Anm. 11), S. 59–68 (mit reicher Literatur). Hinzuzunehmen die ausführliche Darstellung zur Regentschaft Georgs II. bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Zweites Bändchen (Anm. 10), S. 100–229. Vgl. auch Nikolaus Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera.– Breslau, Leipzig: Bauch 1704, pp. 253–257, sowie Friedrich Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien.– Frankfurt/Main: Knoch 1689, S. 1456–1462. Vgl. schließlich auch die schöne neue Arbeit von Christine Absmeier: Herzog Georg II. von Brieg – ein Bild von einem Mäzen. Funktion und Nutzen frühneuzeitlichen Bildungsmäzenatentums am Beispiel eines schlesischen Renaissancefürsten.– In: Bildungsmäzenatentum. Privates Handeln – Bürgersinn – kulturelle Kompetenz seit der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Jonas Flöter, Christian Ritzi.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2007 (Beiträge zur historischen Bildungsforschung; 33), S. 107–123. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 26. Vgl. dazu auch den Abschnitt ›Lehrstreitigkeiten, Krypto=Calvinismus‹ bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Zweites Bändchen (Anm. 10), S. 139–154. Die Leichenrede für Georg II. hielt der Hofprediger zu Brieg Lorenz Stark. Sie ist erhalten in einem Sammelband aus der Reimannschen Leichenpredigt-Sammlung zu Liegnitz (Nummer des Sammelbandes: R[eimann] 52) und gelangte von dort nach 1945 in die BU Wrocław (420695): Christliche Leichpredigt/ vber dem seligen Abschied: W ­ eyland Des DVrchlauchten/ Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Georgen ­Hertzogen inn Schlesien/ zur Lignitz vnd Brieg/ etc. Hochlöblicher vnd Christmilder gedechtnis/ so den 7. Maij/ des 1586. Jars/ zu Nacht zwischen 11. vnd 12. an der halben vhr/ zu Brieg/ in Christo seliglich entschlaffen. Gethan/ Durch M. Laurentium Starcken/ Fürstlichen

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Briegischen Hofprediger vnd Superattendenten. Gedruckt zu Bresslaw/ durch Johan. Scharffenberg. M.D.LXXXVI. Melchior Tilesius, der Rektor des Gymnasiums, hielt die Trauerrede: Parentatio Habita In Illvstri Schola Bregensi, P ­ ostridie Exeqviarvm, Qvibvs Avgvsta Fvneratione Iusta fiebant Illustriss. & opt. Principi, Dn. Georgio II. Duci ­Lignicij & Bregae: nocte diem 8. Maij praecedente, intra horam XI. & XII. Anno aetatis Climacterico maximo LXIII. vita piè defuncto; Cuius anima sit in manu Domini, memoria verò in benedictione. Adiunctis eidem nuncupatis Carminibvs. M.D.LXXXVI. [Kolophon:] Vratislaviae. In Officina Typographica Iohannis Scharffenberg. M ­ DLXXXVI. (VD16: P 737) Vgl. Johann Gottfried Weinschenk: Historische Nachricht von der Stiftung und den Schicksalen des Königlichen Gymnasii Illustris zu Brieg, wie auch von dessen Rectoribus und Professoribus, bey dem Andenken der vor zweyhundert Jahren geschehenen Grundlegung desselben.– Brieg: Tramp 1764, S. 55; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 116, Anm. (n). Erhalten hat sich am Ort des Geschehens im Piastenmuseum zu Brieg die Schilderung des Leichen-Kondukts (Sign. 3685): Gedechtnuß würdig vnd rhümliche Anordnung/ vnd Vorzeichnus: welcher gestalt Weyland Des […] Herrn Georgen […] Löblicher seligister Gedechtnus/ Fürstliche Leiche/ zum Brieg/ den 9. Junij dieses 1586. Jares/ aus dem Schloß zum Brieg/ inn die Pfarrkirchen/ mit gewönlichem Fürstlichem Begengnus/ getragen/ vnd von dannen widerumb inn die Schloß=Kirche bracht/ vnd daselbsten nach geendeter Leichpredigt/ inn die Grufft gesetzt worden ist. M.D.LXXXVI. [Kolophon:] Gedruckt zu Bresslaw/ durch Johan. Scharffenberg. M.D.LXXXVI. Zu Joachim Friedrich vgl. das große Kapitel bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Zweites Bändchen (Anm. 10), S. 229–304. Hier im vorliegenden Zusammenhang insbesondere der Abschnitt ›Die protestantische Kirche‹, S. 261–295. – Vgl. auch Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 258–262, sowie Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1462–1468. Vgl. schließlich Krzysztof R. Prokop: Joachim Fryderyk.– In: Piastowie. Leksykon biograficzny [Die Piasten. Ein biographisches Lexikon]. Red. naukowa Stanisław Szczur, Krzysztof Ożóg.– Kraków: Wyd. Literackie 1999 (Leksykon historii i kultury polskiej), p. 528 s. K[arl]. F[riedrich]. Schönwälder, J[ohannes]. J[ulius]. Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Zur Dreihundertjährigen Jubelfeier.– Breslau: Nischkowsky 1869, S. 54. Zu Anna Maria vgl. den entsprechenden Abschnitt bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Zweites Bändchen (Anm. 10), S. 304–327. Zu Christian von Anhalt-Bernburg vgl. die Einträge von Otto von Heinemann in der ADB IV (1876), S. 145–150, sowie von Friedrich Hermann Schubert in der NDB III (1957), S. 221–225. Vgl.: Illvstrissimorvm Ppr. ac Ddn. Domini Ioachimi Friderici, Silesiae, Lignitij, & Brigae Ducis, &c. Et Dn. Annamariae Principis Anhaltinae, Comitis Ascaniae, Dominae Seruestae, ac Bernburgi, &c. Dominorum suorum clementissimorum. Nvptiis, celebratis Brigae: Anno 1577. Maio Mense. M. Vvolfgangi Amlingi, Munerstad: Fr. Seruestae ad Ni. col: Past. Magdebvrgae Vvolfgangus Kirchnerus excudebat. M.D.LXXVII. (BU Wrocław: 404936). Anläßlich des Todes von Anna Maria hielt Jakob Schickfuß die Rede auf die Verstorbene im Brieger Gymnasium: De vitâ & fato […] Dn. Annae-Mariae Principis Anhaltinae &c. […] Dn. Joachimi-Friderici, Archiepiscopatus Magdeburgensis Praepositi […] Con­iugis Illustrissimae Oratio in Illustri Gymnasio Bregensi, die post

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funerationem illustrem altero XI. Ianvarii, Anno 1606. â M. Jacobo Schickfusio Silesio ejusdem Gymnasii Rectore & Institutionum Imperial. Professore, […] Habita. Imprimebat Fridericus Hartman Typographus & Bibliopola in Academia Francofurtanâ ad Oderam. Die Rede ist Johann Christian und Georg Rudolf zugeeignet. Georg Kirsten beging das Ereignis poetisch: Historia Sepulturae […] Annae Mariae Principi Anhaltinae, Ducissae Ligni: Et Bregensi in Silesia: viduae etc. dulciss. quondam Conjugi […] Ioachimi Friderici […] Anno 1606. die 10. Ianuarij Gregor. exhibitae Carmine Hexametro Heroico descripta à Geor. Kirsten Bregensi. […] Francofvrti Typis Nicolai Voltzii. Beide Stücke stehen in einem Sammelband der Rudolphina zusammen, der die Nummer 4164 trug und heute in der BU Wrocław verwahrt wird. Die heutigen Signaturen der beiden Stücke: 411677 und 411678. Ein weiteres Exemplar des Beitrags von Kirsten gleichfalls in der BU Wrocław: 409650. Es entstammt ebenfalls der Rudolphina: 2264. Vgl. auch das Epicedium von Christoph Rössler für Anna Maria, das in Oels bei Bössemesser erschien. Es trug in der Reimannschen Bibliothek die Signatur R 219/4 und findet sich heute in der BU Wrocław unter der Signatur 425739. Vgl. dazu Kapitel V mit der entsprechenden Literatur. DEs Weyland […] Herrn Joachim Fridrichs/ Hertzogen in Schlesien/ zur Liegnitz vnd Brieg/ vnd des Primat vnd ErtzStiffts zue Magdeburg ThumbProbsten Christmilder angedenckens Fürstlichs Mandat in Religionssachen Vom 19 Decembris 1601 ausgefertigt vnd auffs Newe auff Der Durchlauchten Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Johann Christians/ vnd Herrn George Rudolffs/ Gebrüdern/ Hertzogen in Schlesien zur Liegnitz vnd Briegk etc. gnedigen verordnung/ der Liegnitzschen vnd Briegischen Priester­schafft vom 19 Martij zur Liegnitz/ vnd 28 Maij dieses lauffenden 1614 Jahres zum Briegk sich darnach endtlich zue vorhalten publiciret vnd in Druck gegeben. [Kolophon:] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ durch Casparum Siegfried. Anno 1614. Hier das Zitat Bl. A3v. Das von uns benutzte Exemplar rührt her aus der Bibliothek Samuel Benjamin Kloses. Es gelangte in die Bernhardiner Bibliothek, von dort in die Stadtbibliothek Breslau (4 W 108/9) und wird heute in der BU Wrocław verwahrt (537514). Das Mandat auch bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 29–31. Hier das Zitat S. 30. – Eine Exegese des Textes in dem im Druck befindlichen Werk des Verfassers über das Beuthener Gymnasium. Vgl. dazu Kapitel VI, Anm. 44. Schließlich ist in diesem Zusammenhang hinzuweisen auf Klaus Garber: Religionsfrieden und praktizierte Toleranz um 1600. Eine irenische Stiftungsurkunde im Zeichen des ›vhraltten Catholischen Christlichen Glaubens‹ aus dem Gymnasium Schoenaichianum zu Beuthen an der Oder.– In: Toleranzdiskurse in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Friedrich Vollhardt unter Mitarbeit von Oliver Bach und Michael Multhammer.– Berlin, Boston: de Gruyter 2015 (Frühe Neuzeit; 198), S. 87–132. Fürstlichs Mandat in Religionssachen (Anm. 28), Bl. A4 r. Ebd., Bl. A4 r f. Die Trauerrede hielt der Rektor am Brieger Gymnasium Melchior Tilesius: Oratio Parentalis Reverendiss. & Illustriss. Principi ac Dn. Dn. Ioachimo Friderico Duci Lign. ac Bregensi Archicathedralis Ecclesiae Magdeburgensis Praeposito, Ordinum Silesiae Supremo Militiae Duci, Principi Bene Merito Habita Bregae Altero Die Exeqviarum Illustrium VIII. Maii Anno 1602. […] Lignicii typis Sartorianis. Es mag willkommen sein, auch an dieser Stelle Exemplarnachweise nebst Provenienzangaben zu erhalten. In

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Anmerkungen

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Breslau liegen u. a. vor: Ein Exemplar aus der Rhedigerschen Bibliothek, die bekanntlich in der Elisabethkirche untergebracht war und ihren Namen sodann der in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffenen Stadtbibliothek vermachte, wohin sie selbst mit den beiden anderen Kirchenbibliotheken bei St. Maria Magdalena und St. Bernhardin gelangte. Signatur in der Stadtbibliothek: 4 F 1443/3, nunmehr in der BU Wrocław (385816). Ein weiteres Exemplar, herrührend aus der Bibliothek Maria Magdalena, überführt in die Stadtbibliothek (4 O 655/1) und heute in der BU Wrocław (510389). Schließlich ein drittes aus der Petropaulinischen Bibliothek zu Liegnitz (4 ° 468), heute gleichfalls in der BU Wrocław (416334). Hinzuzunehmen von dem nachmaligen Rektor Melchior Laubanus: De Vitâ & Morte […] Ioachimi Friderici Ducis Silesiae Lignic. Et Bregens. Archiepisc. Magdeb. Praepositi, Totius Patriae Patris Benigniss. Desideratissimiqve, Oratio Exeqvi­ alis lugubri in consessu Illustr. Aurimontanae pronunciata á M. Melchiore Laubano Pro Rectore. Nonis Majis, Die Funerali. Lignicii typis Nicolai Sartorii. A.C. MDCII. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 15), S. 112, Anm. (a), mit einem Auszug. Ein Exemplar aus der Reimannschen Leichenpredigten-Sammlung zu Liegnitz (Sammelband R 52) heute in der BU Wrocław (420698). Vgl. auch den Einblattdruck von Simon Grunaeus, der sich gleichfalls in der BU Wrocław erhalten hat (566080). Vgl. in diesem Zusammenhang die wichtigen Äußerungen bei Herbert Schöffler: Deutsches Geistesleben zwischen Reformation und Aufklärung. Von Martin Opitz zu Christian Wolff. 2. Aufl.– Frankfurt/Main: Klostermann 1956. Hier das Eingangskapitel ›Die Gegenreformation in Schlesien erringt nur teilweisen Sieg‹, S. 3–25. Aus der neueren Literatur zuletzt mit weiterer Literatur (auch zu Anhalt): Gabriela Wąs: Calvinismus und Modernisierung. Eine Fallstudie zur politisch-konfessionellen Entwicklung der schlesischen Fürstentümer Liegnitz und Brieg im 16. und 17. Jahrhundert.– In: Die Reformierten in Schlesien. Vom 16. Jahrhundert bis zur Altpreußischen Union von 1817. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Irene Dingel.– Göttingen, Bristol/CT: Vandenhoeck & Ruprecht 2016 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte; 106), S. 189–204. Zur Literatur über die beiden Fürsten vgl. unten die Anm. 36 und 56. An dieser Stelle vorerst nur ein einziger gezielter Hinweis: Der Winterkönig. Friedrich V. Der letzte Kurfürst aus der oberen Pfalz. Amberg – Heidelberg – Prag – Den Haag. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2003. Stadtmuseum Amberg. Hrsg. von Peter Wolf, Michael Henker, Evamaria Brockhoff, Barbara Steinherr, Stephan Lippold.– Augsburg: Haus der Bayerischen Geschichte 2003 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur; 46). Hier auch S. 370–375 eine reichhaltige ›Literaturauswahl‹. Vgl. zum Näheren Kapitel IX. Auch dafür sei an dieser Stelle vorerst nur ein einziger Hinweis angebracht: Karl Bruchmann: Die auf den ersten Aufenthalt des Winterkönigs in Breslau bezüglichen Flugschriften der Breslauer Stadtbibliothek.– Progr. Wilhelms-Gymnasium Breslau 1904/05. Auch hier weichen wir zunächst von unserem Verfahren nicht ab und bieten einen einzigen einschlägigen Titel: Klaus Garber: Schlesisch-pfälzischer Brückenschlag um 1600 im Zeichen von Späthumanismus und Konfessionalismus.– In: Schlesien und der deutsche Südwesten um 1600. Späthumanismus – reformierte Konfessionalisierung – politische Formierung. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Albrecht Ernst.– Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel: verlag regionalkultur 2012 (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts-

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und Stadtgeschichte; 5), S. 13–39. Zum Näheren vgl. Kapitel IX, insbesondere mit den Anm. 18 und 25. Zu Johann Christian von Brieg vgl. den Eintrag von Julius Krebs in der ADB XIV (1881), S. 189–200. Das Ausführlichste bei Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Drittes Bändchen: Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609–1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675–1741 und die alte Verfassung des Landes.– Brieg: Bänder 1856, S. 1–123. Reichhaltig auch das Porträt bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1468–1480. Vgl. auch Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 262–265. Schließlich sei verwiesen auf: Heinrich Schoenborn: Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg. Ein Ausschnitt aus der Geschichte Schlesiens.– Brieg: Leichter und Süßmann 1907, S. 173–177. Zu ›Derer von Stange‹ vgl. Johann Sinapius: Olsnographia, Oder Eigentliche Beschreibung Des Oelßnischen Fürstenthums Jn Nieder=Schlesien.– Leipzig, Frankfurt: Brandenburger (Witwe) 1707, S. 879 f.; ders.: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung.– Leipzig: Fleischer 1720, S. 924–929; ders.: Des Schlesischen Adels Anderer ­Theil.– Leipzig, Breslau: Rohrlach 1728, S. 1027 f. Vgl. auch Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 741–747 (das Henelsche Porträt Adams von Stange und Stonsdorf pp. 741–743, dasjenige Heinrichs von Stange und Stonsdorf pp. 743–746, dasjenige Daniels von Stange und Stonsdorf p. 746 s. Alle drei Mitglieder des Geschlechts erfahren also einen Eintrag). Vgl. auch Johann Heinrich Cunrad: ­Silesia Togata, Sive Silesiorum doctrina & virtutibus clarissimorum Elogia, Singulis distichis comprehensa.– Liegnitz: Rohrlach Erben 1706, p. 293 s. (gleichfalls zu allen drei Mitgliedern des Geschlechts). Vgl. Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 37), S. 927. Vgl.: M. Mel. Laubani Odysséae Homericae Epopoeia, Sive Archetyporum In omnes sapientissimi operis libros, publicè brevi spectandorum Protheama, cum Mantißâ Anthologiae Libri Primi, ad […] Joannem-Christianum […] ab Academicâ & Politicâ peregrinatione feliciter Patriae redditum. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. [Kolophon:] Lignicii Typis Nicolai Sartorii. Anno 1609. (BU Wrocław: 402307). Vgl. auch die Gemeinschaftsarbeit zu dem nämlichen Anlaß, herrührend aus dem Goldberger Gymnasium, an der sich u. a. Johannes Buchwälder, David Namsler und Daniel Vechner beteiligten: Illustriss. Principi Iohanni Christiano […] Rector. studior. & lavdab. peregrinationis cursu Duce Deo Feliciter Absoluto Silesiam reditu desideratissimo exhilaranti; Domino suo Clementissimo submissé gratulatur Aurimontium. [Kolophon:] Lignicii Typis Nicolai Sartorii. A.C. MDCIX. (BU Wrocław: 409661). Zum gleichen Anlaß und nun den Einzug in Liegnitz betreffend erschien ein Einblattdruck von Simon Grunaeus, den die Rhedigersche Bibliothek bewahrte und der sich erhalten hat (BU Wrocław: 566079); ein weiterer Druck stammte aus der Bernhardiner Bibliothek und ist gleichfalls erhalten (2 W 9/92, BU Wrocław: 558716). Der Titel des Textes von Grunaeus: Ad […] Iohannem Christianum […] Academicis á studiis, liberalique é peregrinatione ad Ducatûs suos feliciter reversum; & Lignicium Urbem suam primariam Proprid. Calend. Januar. A.C. MDCIX. cum publ. omn. Ord. adclamatione ingreßum. […] Lignicii Typis Nicolai Sartorii. Vgl.: Melismata […] Iohan-Christiano, […] Cùm Coelesti Numine Moderante: Rudolpho II. Romanor. Imp. Confirmante: Universa Patria Animitus Exoptante: V. die VIIIbris,

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Anmerkungen

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Anno MDCIX. Ad Ampliss. Ducatuum suorum adcederet Gubernamen & Regimen, humilimè oblata. Lignicii Typis Sartorianis. [Kolophon:] Lignicii Typis Nicolai Sartorii A.C. MDCIX. (4 V 10/6, BU Wrocław: 532642); auch als Einzeldruck (547133) aus der genealogischen Abteilung der Breslauer Stadtbibliothek herrührend. Die Professorenschaft findet sich zu dem Ereignis zusammen. Vgl. des weiteren Melchior Laubanus: Ad Illustrissimum antiquissimi stemmatis Principem Ioannem-Christianum […] Piasti magni illius Regg. Principumque Progenitoris, Post annos amplius DCC indiremptâ serie Nepotem XXVI; cùm is suae jam tutelae factus, Rerum gubernacula solemniter more majorum capesseret, A.C. M.DCIX. ad V. Octobr. […] Coronarium Sive Odae Auspicales. [Kolophon:] Lignicii Typis Nicolai Sartorii A.C. MDCIX. (4 F 1528/21, BU Wrocław: 386088). Beide Titel auch bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 32, Anm. (o). Die von Ehrhardt an anderer Stelle (Presbyterologie IV/1 (Anm. 15), S. 115, Anm. (ff)) aufgeführte Huldigungspredigt des Seniors und Pastors zu Steinau Wolfgang Droschki, die er ohne Angabe einer Quelle gleichfalls auf das Jahr 1609 datiert, ist an Georg Rudolf gerichtet und erschien anläßlich der Übernahme der Regierung durch den Fürsten. Vgl.: Dogmatica Vota & Votiva Dogmata Ecclesiae Steinensis. Steinischer Kirchen Vnterthäniger hertzlicher Lehrwunsch vnd gelückwünschende Lehr/ Zu antretung Des Durchlauchtigen Hochgebornen Fürstens vnd Herrns/ Herrns Georgii Rudolphi/ Hertzogens in Schlesien zur Lignitz vnd Brig etc. Fürstlicher Regierung/ abnehmung vnd geleistung der Holdung etc. Durch M. Wolffgangum Droschki […]. Gedruckt zur Lignitz durch Nicolaum Schneider. In dem vorliegenden Breslauer Exemplar (BU Wrocław: 526711) ist die Predigt handschriftlich auf das Jahr 1613 datiert. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1469. Schon hier sei verwiesen auf einen Einblattdruck von Simon Grunaeus zu dem Ereignis: Furbildung der vnterschiedenen Heyraths Verwandtnüs beyder […] Chur= vnd Fürstlichen Häuser Brandenburg vnd Lignitz/ Auf JJ.FF.GG. Des Durchlauchten […] Herren Johan=Christians/ Hertzoges in Schlesien/ zur Lignitz vnd Brig/ Vnd dann Der Durchlauchten […] Fräulin Dorotheen Sibyllen Marggräfin zu Brandenburg […] Den 12. Decemb. St. N. An. 1610. zu Cölln an der Sprew/ angestellete vnd volzogene Fürstliche Beylager/ Zur vnterthänigen gratulation […] praesentiret von M. Sim. Grunaeo, Diener der Kirchen zu S. Peter vnd Paul in Lignitz. Lignicii Typis Sartorianis. (BU Wrocław: 566004). In dem Reimannschen Sammelband 219 aus der Petro-Paulinischen Kirchenbibliothek zu Liegnitz, der heute in der BU Wrocław verwahrt wird (BU Wrocław: 425652– 425787), finden sich eingangs weitere Epithalamia. Der schöne Terminus ›Heyrathwerck‹ bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1469. Dazu wiederum Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1470: »Anno 1611. den 6. Januarii brachte er die Fürstliche Gemahlin über Breßlau in die Residentz=Stadt Brieg/ daselbst sie viel Fürstliche und hohe Standes=Personen bewillkommeten/ und der solennen Heimführung und Banquet in höchster Frölichkeit beywohneten.« Zu den Einzelheiten vgl. Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 16–18. Es liegt ein überaus reichhaltiges Schrifttum vor. Es ist verzeichnet bei [Heinrich Wendt]: Katalog der Druckschriften über die Stadt Breslau. Hrsg. von der Verwaltung der Stadtbibliothek.– Breslau: Morgenstern 1903, S. 3. Die Texte haben sich glücklicherweise in der Stadtbibliothek Breslau erhalten, werden heute im Schlesisch-

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Lausitzischen Kabinett der Universitätsbibliothek Wrocław verwahrt und sind filmisch alle in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit Osnabrück verfügbar. Ein einziger Hinweis mag an dieser Stelle genügen: Arcus Triumphalis Divo Matthiae II. Hvngariae Et Bohemiae Regi, &c. Archiduci Austriae, &c. Duci Silesiae, &c. feliciter Vratislaviam, Metropolin Silesiae, XVIII. Septembr. h. 3. pomerid. ingredienti, à S.P.Q. VratisL. s­ ubjectiß. observantiae ergò erectus. A.C. MDCXI. Breslae, In Officinâ Calcographicâ Georgii Bawmanni. (Signatur: Y b 27/1 und Y b 28/1). 45 Vgl. zum Näheren Kapitel V. Die Abendmahlsfeier bezeugt bei Johann Adam Hensel: Protestantische Kirchen=Geschichte der Gemeinen in Schlesien Nach allen Fürsten­ thümern, vornehmsten Städten und Oertern dieses Landes […] in acht Abschnitten abgefasset und mit einer Vorrede versehen von Friedrich Eberhard Rambach[.]– Leipzig, Liegnitz: Siegert 1768, S. 209. Zu Neomenius vgl. gleichfalls Kapitel V, sowie vorläufig den Eintrag bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 63 f. 46 Vgl.: Wers rechte Leben wil ererben/ Der muß zuvor im Herren sterben. Bey dem Fürstl. Leichbegängnüß/ Der […] Frawen Dorotheen-Sibyllen, Gebohrnen Marggrävin/ auß dem Chur=Fürstlichen Hause Brandenburg/ […] Welche den 19. Martii […] instehenden 1625. Jahres/ im Herrn selig eingeschlaffen/ vnd den 14. Maji hernach/ Christlichem vnd Fürstlichem Brauch nach/ in jhr zubereitetes Fürstliches Ruhbettlein ist versetzet worden/ Abgehandelt durch Johannem Neomenium Fürstlichen Hoffepredigern zum Brieg/ vnnd selbigen Fürstentumbß Superintendenten. [Kolophon:] Gedruckt zum Brieg/ durch Augustinum Gründer. 1625. (BU Wrocław: 409168). Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 64, mit Verweis auf G. Gottf. Küsters Bibliotheca historica Brandenburgica, S. 449. – Das Trauerschrifttum für Dorothea Sibylla ist wiederum reichhaltig. In dem Sammelband der Breslauer Stadtbibliothek 4 F 1073/1–3, übergegangen in die BU Wrocław (361523–361525), folgen auf die Leichenpredigt des Neomenius (ohne Epicedien) eine ›Corona Indigetalis‹ von Melchior Lauban für die Fürstin (Brieg: Gründer 1625) und eine große poetische Sammelschrift zu ihrem Tod mit Trauergedichten, die kein eigenes Impressum besitzt (s. u.). Der benachbarte Sammelband 4 F 1074/1–2 enthält nur diese beiden letzteren Titel (BU Wrocław 361526–361527), die auch sonst häufig zusammenstehen (z. B. 4 F 1443/4–5 = BU Wrocław 385817–385818 sowie 4 W 97/45–46 = BU Wrocław 537353–537354; hier findet sich neben den beiden erwähnten Stücken außerdem eine ›Decuria Meletematum‹ zu diesem Anlaß von einem gewissen Georg Maerisch (4 W 97/47 = BU Wrocław 537355)). Der Band aus der Liegnitzer Rudolphina mit der ehemaligen Ordnungsnummer 2051 (BU Wrocław: 409168–409170) enthält wieder die drei Trauerschriften. Das gesamte Schrifttum auch in dem Sammelband R 107 der Reimannschen Bibliothek, wo die oben erwähnte funerale Sammelschrift der Trilogie voransteht: Lacrymae Sacrae, In Funere Publico Illustriss.ae Principis Ac Dominae, Dn. Dorotheae Sibyllae, March.is Ex Sereniss.a Elector.m Brandeburg.m Domo, Duc.is Silesiae Lignicens. is Ac Bregensis Pr. Eid. Maias An. MDCXXV. Inter Suspiria Et Eulogia Profusae. Sie wird eröffnet mit lateinischen Beiträgen von Johann Theodor von Tschesch und Caspar Dornau. Später folgen Nicolaus Henel von Hennenfeld, Caspar Cunrad und Bernhard Wilhelm Nüßler. Auch Angehörige des Beuthener Gymnasiums sind unter den Kondolierenden. Nur Christian Cunrad steuert ein großes deutsches Alexandrinergedicht bei. Schließlich sei eine ›Pietas Posthuma‹ des Sohnes Georg erwähnt, die wiederum 1625 bei Gründer in Brieg erschien, den Weg in einen mit Görlitzer und Beuthener Schrif-

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Anmerkungen

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ten bestückten Sammelband der Rhedigerschen Bibliothek fand (4 E 851; BU Wrocław: 355757–355770) und heute in der Universitätsbibliothek Wrocław verwahrt wird (355764). Zu den Beiträgen von Opitz vgl. Kapitel IX, insbesondere mit Anm. 49. Zu den – dramatischen – Einzelheiten des hier in extenso Resümierten vgl. eingehend und unter stetigem Einbezug von Quellen Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 41–72. Vgl. die große buchförmige Abhandlung von Hermann Palm: Die Conjunction der Herzöge von Liegnitz, Brieg und Oels, so wie der Stadt und des Fürstenthums Breslau mit den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Krone Schweden in den Jahren 1633–35.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 3 (1861), S. 227–368. Vgl. Norbert Conrads: Das preußische Exil des Herzogs Johann Christian von Brieg 1633–1639.– In: Preußische Landesgeschichte. Festschrift Bernhart Jähnig. Hrsg. von Udo Arnold, Mario Glauert, Jürgen Sarnowsky.– Marburg: Elwert 2001 (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung; 22), S. 39–49. Wiederabgedruckt (mit Erweiterungen) in: ders.: Schlesien in der Frühmoderne. Zur politischen und geistigen Kultur eines habsburgischen Landes. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2009 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 16), S. 39–52. Vgl. auch Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 120 f. Wir kommen auf die Einzelheiten im Opitz-Kapitel IX zurück. Zitiert bei Conrads: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Schlesien (Anm. 5), S. 277. Vgl. auch ders.: Das preußische Exil (Anm. 49), S. 45 f. Zitiert bei Conrads: Das preußische Exil (Anm. 49), S. 46. Vgl. Richard Alewyn: Opitz in Thorn (1635/1636).– In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 66 (1926), S. 169–179. Das Nähere in Kapitel IX. Vgl. Conrads: Das preußische Exil (Anm. 49), S. 46. Vgl. zum Kontext Kapitel IX, S. 454 f. Das Trauerschrifttum zum Tode Johann Christians ist außerordentlich reich und bedürfte dringend einer Bearbeitung. Auszugehen wäre von einem Sammelband aus der Gymnasialbibliothek zu Brieg (alte Signaturen: A III g 6 bzw. N 69), der heute in der Universitätsbibliothek Breslau verwahrt wird (404901–404982). Eröffnet wird dieser mit einem Strauß poetischer Trauerschriften. An erster Stelle steht ein Beitrag von Johann Theodor von Tschesch. Auch Bernhard Wilhelm Nüßler beteiligt sich wieder. Dann folgen ›Arae Sepulchrales‹, die vor allem aus Liegnitz herüberkommen. Außer einem Anonymus am Schluß wählt nur Sebastian Alischer das Deutsche. Schließlich bietet ›M. Georg. Maerisch apud Bregenses Orphanographus‹ eine Verfasserschrift, zusammengeführt aus drei lateinischen Beiträgen nebst deutscher Übersetzung, darunter ein Sonett. Einen separaten ›Lessus‹ hat der herzogliche Rat Marcus Gerhard verfaßt (BU Wrocław: 539862 u. ö.). Die Leichenpredigt hielt Christoph Wittich, der seit 1628 als Hofprediger in Brieg wirkte. Ein Epicedium steuert Johannes Buchwälder bei, das sich jedoch nicht in allen Exemplaren erhalten hat. Exemplare der Leichenpredigt liegen aus allen drei Stammbibliotheken der Breslauer Stadtbibliothek vor, der Rhedigerschen Bibliothek (4 F 1089, BU Wrocław: 361625), der Bibliothek zu Maria Magdalena (4 O 655/6, BU Wrocław: 510394) sowie der Bernhardiner Bibliothek (4 W 2226, BU Wrocław: 539863). Aus der Reimannschen Bibliothek zu Liegnitz (R 52) ist neben der Leichenpre-

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digt (420700) ebenfalls die Standrede überliefert (420699). Letztere findet sich auch in dem Band R 425 aus der Reimannschen Bibliothek (BU Wrocław: 431872). – Vgl. auch Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1479 f., sowie Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 122 f. Zu Georg Rudolf vgl. die Einträge von Julius Krebs in der ADB VIII (1878), S. 693–696, sowie von Ludwig Petry in der NDB VI (1964), S. 218 f. Vgl. auch die Einträge zu G ­ eorg Rudolf von Wolfgang Scholz in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart IV (1955), Sp. 1769–1771, sowie von Klaus-Peter Koch im ›Personenteil‹ der zweiten, neubearbeiteten Ausgabe der Musik in Geschichte und Gegenwart, Band VII (2002), Sp. 739 f. Georg Rudolf war Mitglied der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹. Entsprechend erscheint er in der verdienstvollen biographischen Galerie, die Klaus Conermann für sämtliche ›Fruchtbringer‹ der ersten Phase unter Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen geschaffen hat. Vgl. Klaus Conermann: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft 1617–1650. 527 Biographien. Transkription aller handschriftlichen Eintragungen und Kommentare zu den Abbildungen und Texten im Köthener Gesellschaftsbuch.– Weinhein: VCH Acta humaniora 1985 (Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft Geöffneter Erzschrein. Das Köthener Gesellschaftsbuch Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen 1617– 1650; 3). Hier der Eintrag zu Georg Rudolf, S. 62 f. Vgl. auch wiederum Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1304–1328. Wir werden gerade auf seinen reichhaltigen Beitrag wiederholt zurückkommen. Schließlich sei verwiesen auf den Eintrag bei Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 246–249. Zu Wenzel von Zedlitz vgl. Melchior Adam: Vitae Germanorum Jureconsultorum Et Politicorum: Qvi Superiori Seculo, Et Quod Excurrit, Floruerunt.– Heidelberg: Geyder 1620, pp. 458–462; Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 546–548; Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1184, S. 1305 f.; Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 37), S. 1057–1059; ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil (Anm. 37), S. 487. Zu Johann von Nostitz vgl. Henel von Hennenfeld (wie oben), pp. 390–393; Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (wie oben), S. 76; ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil (wie oben), S. 158. Vgl. Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 277–282; Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1129–1132; Sinapius: Olsnographia (Anm. 37), S. 181–201, S. 357–362. Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1132–1134. Zu Heinrich Wenzel vgl. Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 282–285; Sinapius: Olsnographia (Anm. 37), S. 202–220; zu Karl Friedrich daselbst S. 220–226. Vgl. zu beiden ebendort auch S. 362–366 im Rahmen des religionshistorischen Kapitels. Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1131 f., S. 1305; J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 37), p. 209; Sinapius: Olsnographia (Anm. 37), S. 672. Lucae irrt, wenn er statt Konrad Passel Georg Passelius als Begleiter der beiden Prinzen aufführt. Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1305; J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 37), p. 192 s.; Sinapius: Des Schlesischen Adels Anderer Theil (Anm. 37), S. 819. – Der Universitätsbesuch Georg Rudolfs ist poetisch bezeugt in einer lateinischen Huldigung von Pankraz Krüger, die 1611 bei Eichorn erschien (Stadtbibliothek Breslau 4 E 1,1082, übergegangen in die BU Wrocław: 352914).

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Anmerkungen

62 Vgl. in diesem Zusammenhang Laurentius Ludovicus: Arcus Honorarii, Quos Jehovae Gratia, […] Dn. Georgio Rudolpho, Duci In Silesia, Ligniciensi Et Bregensi […] Lignicium Ipsius Metropolin Feliciter Ingresso, Ducatus Ligniciensis, Unitaque Territoria, Omnesque Eorumdem Status Homagium facientes, Ad Salutem Communis Patriae, Fide Germanâ, Votis, Typisque Literariis Exstruxerunt, Prid. Non. Jun. Anno Sal. MDCXIII. [Kolophon:] Exscripti Lignicii Typis Sartorianis. (Exemplar BU Wrocław: 411743). Vgl. im Kontext auch die beiden kleinen Reden des Prorektors der Goldberger Schule Jakob Günther: Oratiunculae Duae; Una Ad […] Dn. Johannem Christianum & Dn. Georgium Rudolphum […] De Felicissimo Hereditariae Gubernationis Exordio, Gratulatoria & suppliciter petitoria. Altera, De Proregum ac Producum, vulgo Praefectorum & Capitaneorum Autoritate, Dignitate & Utilitate; super obitu […] Domini Wenceslai â Zedlitz & New Kirch […]: super vero […] Dn. Wolfgangi â Rotkirch, in Pantenaw, […] fausta inauguratione Congratulatoria & Precatoria[.] [Kolophon:] Lignicii Typis Sartorianis. A.C. 1613. (Exemplar BU Wrocław: 425779). 63 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 498, S. 1306. Es liegt ein überaus reichhaltiges epithalamisches Schrifttum vor. Man findet es verzeichnet im Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven (siehe Kapitel V, Anm. 2). 64 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 498. 65 Vgl. ebd., S. 1306. Zu Adam und Heinrich von Stange und Stonsdorf vgl. Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band XXXIX (1744), Sp. 1145, sowie oben Anm. 37. Zu Andreas Geisler vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 37), p. 89. 66 Zum Vorgetragenen vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1306 f. 67 Zum Tod von Sophie Elisabeth im Jahre 1622 liegt wiederum ein reiches Trauerschrifttum vor. Vgl. zum Näheren Kapitel IX, S. 412–416 Anm. 43. An dieser Stelle sei nur verwiesen auf: Sermo Parentalis […] Dn. Sophiae Elisabetae Ducissae Siles. Ligio-­ Bregensi, Principi Anhaltinae, Comitiss. Ascaniae, Dominae Servestae & Berenburgi; […] Dn. Georgii Rudolphi […] Conjugi Augustissimae, desideratissimaeque V. Id. Februar. An. MDCXXII. mortalia pié moriendo relinqventi; in Ducali Aurimontanâ VII. Kalend. Maji dictus á M. Daniele Vechnero Aurimontano. Lignicii Typis An. Ch. 1622. (BU Wrocław: 385819). Die Schülerschaft der Liegnitzer Bildungsanstalt trat ebenfalls mit einem Strauß von Trauergedichten hervor. Vgl.: In […] Dn. Sophiam-Elisabetham Principem Anhaldinam, Celsiss. Atq. Sereniss. Principis Ac Dn. Dn. Georgii Rudolphi […] Conjugem Heu! Incomparabilem An. Ch. MDCXXII. V. Id. Febr. Pie Beateq. Denatam, Et Prid. Id. April. Conditorio Princip. Ad D. Joh. Illustri Funerat. Inferend. Declaratus humilimè Scholae Ligiae Affectus. Typis Sartorian. Lignicii expreß. (Exemplar in der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt zu Halle Nv 827 (138)). Anläßlich der Heirat Georg Rudolfs mit Elisabeth Magdalene von Münsterberg-Oels liegt gleichfalls ein reiches epithalamisches Schrifttum vor. Vgl. wiederum die Nachweise im Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums (Anm. 63). Zum Tod Elisabeth Magdalenes vgl. insbesondere die Beiträge von Martin Opitz, die in Kapitel IX, S. 438, Anm. 79, aufgeführt sind. 68 Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1308.

3. Schlesien und die Piasten

69 Ebd. 70 Ebd., S. 1310. Zu Johann Heinrich von Volmar vgl. Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 37), S. 1015. 71 Vgl. die Einzelheiten bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1310 ff. 72 Ebd., S. 1312. 73 Ebd., S. 1312 f. 74 Ebd., S. 1315. 75 Ebd. Lucae bemerkt an dieser Stelle: »Anfangs bediente sich der Hertzog deß Wahlspruches: Quod sub corde gero, semper in ore fero: jetzund war das sein Symbolum: Si Deus pro nobis, quis contra nos. Jst GOTT für uns/ wer mag wider uns seyn.« 76 Beide Zitate ebd. 77 Ebd. 78 Zum Vorgetragenen vgl. ebd., S. 1315–1317. 79 Vgl. die detaillierte Beschreibung des Trauerzugs bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1317–1328. Es liegt ein reiches Trauerschrifttum vor. Wir verweisen auf die Gemeinschaftsarbeit von Johann Lucas und David Camerarius: Carmina Paramythetica. […] Bregae, Typis Christoph. Tschorn [1653]. (BU Wrocław: 566027, 566028). Einem lateinischen und einem deutschen Trauergedicht von Johann Lucas folgt eine große deutschsprachige ›Threnodia‹ von David Camerarius. Von Wenzel Scherffer von Scherffenstein erschien ein pastorales Epicedium in Gestalt eines Hirten-Trauergesprächs zu diesem Anlaß (BU Wrocław: 539858). In der Mitte des Jahrhunderts hatte sich das Deutsche endgültig in der Pastoralpoesie durchgesetzt. Das offiziöse Funeralschrifttum – Leichen-Kondukt, Leichenpredigt (Caspar Keseler), Abdankung (David von Schweinitz, Gottfried Eichorn) – findet man, wie üblich, von kundiger Hand in Sammelbänden zusammengeführt. Der Sammelband aus der Rhedigerschen Bibliothek 4 F 1084/1–4 (BU Wrocław: 361591–361594) enthält am Schluß als selbständige Schrift (ohne daß eine Signatur von deutscher und späterer polnischer Hand vergeben worden wäre) bei Sartorius in Liegnitz erschienene ›Lacrymae‹ von Balthasar Hildebrand. Diese fehlen in dem später vorzustellenden Sammelband 4 F 1085/1–26 nebst Handschrift R 2896 – einer Trauerschrift für Georg Wilhelm von Liegnitz und Brieg (s. u.) –, der ebenfalls mit den vier Prosa-Leichenschriften für Georg Rudolf eröffnet wird (BU Wrocław: 361595–361598). Auch in den Sammelbänden 4 F 1082/1–18 und 4 F 1083/1–19 steht die Folge ohne das Gedicht Hildebrands zusammen (BU Wrocław: 361553–361556 bzw. 361565–361568). In dem erwähnten Sammelband R 52 der Reimannschen Bibliothek ist die Folge gleichfalls bewahrt. In dem Sammelband 4 F 1077/1–5 (BU Wrocław: 361536–361540) geht der nämlichen Folge ein an Georg Rudolf gerichtetes Trauergedicht von Christoph Rössler für die zweite Gemahlin des Fürsten, Elisabeth Magdalene, voran. In einem Sammelband aus der Bibliothek zu St. Maria Magdalena (4 N 223/1–34, BU Wrocław: 395237–395270) ist die wohlbekannte Folge an den Schluß gerückt (Nr. 30–33), nur noch gefolgt von ›Χαριστήρια Wolavica‹ des Rektors des Wohlauer Gymnasiums Johannes Becker. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 15) bietet S. 116, Anm. (m) ein in seinem Besitz befindliches ›öfentliches Patent‹ zweier Söhne Johann Christians, Georgs III. und Christians, anläßlich des Todes ihres Onkels, datiert auf den 17. Januar 1653.

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Anmerkungen

80 Vgl. den Abschnitt ›Gemeinschaftliche Regierung der drei Brüder. Georg III., Ludwig, Christian 1640–54‹ bei Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 123–158. Hier das vorgelegte Zitat S. 123. 81 Ebd., S. 124. 82 Zu Sebottendorf vgl. Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 732–734; Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 37), S. 869. Sebottendorf war Mitglied der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹. Schon fünf Jahre nach der Gründung fand er als ›Der Wohlgemute‹ im Jahre 1622 Aufnahme. Vgl. Conermann: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft (Anm. 56), S. 61 f. Vgl. auch Kapitel VII zur Bibliothek Sebottendorfs, die in die Brieger Gymnasial­bibliothek gelangte. 83 Vgl.: Oratio De Legvm Dignitate, Necessitate, Et Auctoritate In Omnes Ab […] Georgio Lignicensium & Bregensium in Sil. Duce Magnificentißimo academiae Francofurtanae Rectore In Panegyrico conventu, maximaque doctorum civium frequentiâ Prid. Non. Martij Cum Ipso Jubente Leges Academiae A Notario publicè recitarentur Memoriter Habita Anno Christi MDCXXIII. Literis Hartmannianis. [Kolophon:] Typis Exscriptum publicis Francofurti Ad Oderam à Friderico Hartmanno Anno M.DC. XXIII. (BU Wrocław: 411414). 84 Zu Georg III. und zur fürstlichen Familie vgl. Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 158–208. Vgl. auch Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), p. 265 s., sowie Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1480–1498. 85 Es liegt, wie nicht anders zu erwarten, ein reiches Schrifttum vor. Illustre Personen beteiligen sich an dem festlichen Geschehen. Christoph Colerus bietet einen Phalaeceus sowie einen großen ›Lobgesang‹ in Alexandrinern: Splendidissimae Nuptiarum Solemnitati, […] Dn. Georgii […] & Dn. Sophiae Catharinae, Ducis Silesiae Monsterbergensis, Comitis Glacensis, Dominae Sternbergae, Jaischwitzii & Medziborii. D.D.D. Christophorus Colerus, Illustriss. eor. Nomini devotiss. Vratislaviae, Typis Baumannianis. (BU Wrocław: 355220). Johann Lucas beginnt mit einem lateinischen Gedicht in Hexametern und läßt gleichfalls ein großes Alexandrinergedicht folgen: Auß Christo Dem wahren Gott/ vnserm Haupte Wiedergeborne/ Reineste Pallas, wie auch Jn vielen Glorwürdigen Zweigen biß in acht Hundert Jhar grünender Piastus, Dem […] Herrn Georgio […] So auch Der […] Fräwlein Sophia Catharina Gebornen Hertzogin in Schlesien zu Mönsterberg vnd Oelsen/ Auff dero Fürstliches Beylager vnterthänigst offeriret Durch M. Johann: Lucas. (BU Wrocław: 404939). Nicolaus Henel von Hennenfeld ist mit iambischen Trimetern zur Stelle: Nuptiis Auspicatissimis, […] Dn. Georgii […] Itemque Dn. Sophiae Catharinae, Ducis Monsterbergensis In Silesia Olsnensis, Comitis Glacensis Berol Stadii In Arce Ducali a.d. XXIII Februarii. A.C. MDCXXXIIX celebrandis, Devotè gratulatur Nicolaus Henelius. D. (BU Wrocław: 539845). Aus den Kreisen des Adels liegt wiederum ein Alexandrinergedicht vor: Auff das Hochzeitliche Ehrenfest Deß […] Herrn George […] Mit/ Dero […] Freylein Sophia Catharina Hertzogin zu Münsterberg vnd Oelsen/ etc. Zu Vnterthäniger Schuldigkeit Demüttig verfertiget Von Jarißlaw Von Strzelä vnd Obrowitz auff Steinaw vnd Diwkowitz. (BU Wrocław: 404938). Vgl. auch Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1482; Sinapius: Olsnographia (Anm. 37), S. 194.

3. Schlesien und die Piasten

86 Zu Heinrich Wenzel sei verwiesen auf das außerordentlich gehaltreiche Kapitel ›Zur Bernstadt‹ bei Sinapius: Olsnographia (Anm. 37), S. 202–220, sowie ebd., S. 72 f. Zur konfessionellen Situation vgl. wiederum daselbst S. 362–366. 87 Vgl. Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 127; Jaeckel: Geschichte der Liegnitz-Brieger Piasten. Zweiter Band (Kap. II, Anm. 78), S. 79. 88 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1483, S. 1495; Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 128. 89 Hervorzuheben zur Hochzeit von Christian und Luise ist ein Beitrag von Wenzel Scherffer von Scherffenstein. Vgl.: Dactylische Sarabande/ auff die Fürstliche Vermählung/ Des […] Herren Christiani/ […] Mit der […] Fürstin vnd Fräulein/ Fräulein Ludovica/ Fürstin zu Anhalt/ Gräfin zu Ascanien/ Fräulein zu Berenburg vnd Zerbst/ &c. Gedichtet/ vnd mit 3. Stimmen/ als einen Auffzug/ nach beliebung zu bringen/ gesetzet von Wenceslao Scherffern, von Scherffenstein. Wittenberg/ Gedruckt bey Johann Röhnern/ Acad. Typogr. Anno 1648. (Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek SachsenAnhalt zu Halle: Pon IId 1424 (15)). Der Text ist eingegangen in: Wencel Scherffer von Scherffenstein. Geist- und weltlicher Gedichte Erster Teil. Brieg 1652. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Ewa Pietrzak.– Tübingen: Niemeyer 1997 (Rara ex bibliothecis Silesiis; 6), S. 109–113. Von studentischer Seite liegt ein Pindarischer Gesang aus der Feder eines gewissen Abraham Schweitzer vor. In der Sammlung Ponickau der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt zu Halle hat er sich erhalten. Der Hofprediger und Superintendent Georg Raumer stellte zu dem Anlaß eine Christliche Betrachtung der Himmlischen Hochzeit=Freude an. Ein Exemplar befindet sich in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden unter der Signatur Theol. ev. asc. 190. m, misc. 5. Zur Hochzeit von Ludwig IV. und Anna Sophia sind wiederum zwei poetische Kapazitäten zur Stelle. Christoph Colerus überreicht einen großen Panegyricus: Panegyricus […] Domino Ludovico, […] Ac Dominae Annae-Sophiae, Duci Megapolensi, Principi Vandaliae, Comiti Sverinensi, Dominae Rostochii & Stargardiae, Bregae XV. Kal. Junii A.C. MDCXLIX. Splendidissimâ celebritate maritandis, Vratislaviâ missus & dicatus ab Heroico illorum Nomini & Honori Devotissimo Christophoro Colero. Vratislaviae, Typis Georgii Baumanni. (Exemplar SLUB Dresden: Hist.Siles.128,26). Und Wenzel Scherffer von Scherffenstein hat einen einzig dastehenden Friedens- und Frühlingsgruß zu dem Anlaß verfertigt: Friedens beqwämigkeiten; Frülings Liebligkeiten; Freye= und Freuden=Fests Fröligkeiten; Aufs Fürstliche Beylager/ Des […] Herren Ludwigs […] und Der […] Fürstin und Freulen/ Freulen Anna Sophia Hertzogin zu Meklenburg/ Fürstin zu Wenden/ Gräfin zu Schwerin/ der Lande Rostok und Stargard Freulen: Seines gnädigen Fürsten und Herren; wie auch gnädigen Fürstin und Freulen: auf dem Hertzoglichen Hause in Brieg den 8. (18) Maij. dieses 1649sten Jahres angestellet und glükklich vollzogen. Jn unterschiedenen Reimarten gesungen von Wencel Scherffern. Gedrukkt zum Brieg/ durch Christoph. Tschorn. (Exemplar SLUB Dresden: Hist.Siles.122h). Die Hochzeits­ predigt hielt der Mecklenburgische Hofprediger Joachim Mencel. Ein E ­ xemplar in der BU Wrocław: 432063. Vgl. auch Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1338 und S. 1501 f. bzw. S. 1331. Vgl. zudem Kapitel VIII. 90 Zum Vorgetragenen vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1484 f. Herangezogen sei im vorliegenden Kontext der Band Nr. 437 aus der Reimann-

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Anmerkungen

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schen Bibliothek zu Liegnitz, der sich heute in der Universitätsbibliothek Breslau befindet. Er enthält die ›Loosungs=Predigt‹ Biermanns anläßlich ›am 3. Jun. 1654. fürgenommener Fürst=Brüderlicher Erbtheilung‹ (BU Wrocław: 432064). Christian Ludwig, ›Theol. & Philolog. Cultore, beruffener PfarrEr [!] in Koßkaw und Campern‹, beteiligt sich mit einer in das Alte Testament versetzten ›Landes=Pflicht. Daß ist/ Kurtze und Einfältige Anweisung/ Wie sich Fromme und Getrewe Unterthanen gegen Denen New=Regierenden Landes=Fürsten Recht und wohl erzeigen können und sollen‹, verleiht also auch seinerseits dem politischen Akt die theologische Tiefenperspektive (BU Wrocław: 432066). Michael Felsius, ›Verbi Minister in Alt=Rauden‹, liefert eine zur Predigt und zum Anlaß passende ›Inauguratio Salomonis Das Jst: Salomons Königliche Ampts=Weyh‹ (BU Wrocław: 432067). Zu Georg III. vgl. oben Anm. 84. Zum Vorgetragenen vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1486–1488; Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 159– 161. Vgl. zum Tod Sophia Catharinas: Fürstlicher Briegischer Leichconduct, Welcher Gestalt Der […] Frauen Sophiae Catharinae […] Christmilder Gedächtnüs Fürstliche Leiche/ Zum Brieg den 29. Octobr. Ao. 1659 auß dem Fürstlichen Schlosse/ mit gewöhnlichem Fürstlichen Begängnüs nach der Stadt=Kirchen/ von dar in die Fürstliche Schloß=Kirche geführet/ und daselbst nach geendeter Leich=Predigt in die Fürstliche Grufft gesetzet worden. Gedruckt in der Fürstl: Residentz=Stadt Brieg/ von Christoff Tschorn/ im Jahr 1659. (VD17 14:052634Q ). Die Leichenpredigt hielt der Senior Primarius der Brieger Kirche Johann Letsch. Ein mächtiger poetischer Strauß wurde dem Anlaß gewidmet. Vgl.: Prospera memoria […] Dn. Sophiae Catharinae […] Posteritati commendata A°. M.DC.LIX. (VD17 14:052643P). Johann Lucas trat mit einer Columna Spiritualis hervor. (VD17 39:105586F). Vgl. auch Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1487 f. Vgl. daselbst auch zur Vorbereitung der zweiten Eheschließung mit Elisabeth Marie Charlotte und zum Einzug in Brieg S. 1488–1492. Die Hochzeit Georgs III. mit Elisabeth Marie Charlotte von Pfalz-Simmern rief noch einmal eine Welle von poetischen Zuschriften in lateinischer und deutscher Sprache hervor. Knapp ein Dutzend Epithalamia liegen vor. Sie sind aufgeführt im Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums (Anm. 63). Wie immer im Handbuch werden alle Beiträger in der Abfolge ihres Erscheinens in den einzelnen Schriften ausgewiesen. Sollten wir einen Akzent setzen, so würden wir ihn auf eine lateinische Ekloge dreier Hirten namens Palaemon, Damon und Menalcas legen. Diese bildet den Eingang in: Arcus Honorarius Duplex, Quo […] Dn. Georgium […] & […] Dn. Elisabetham Mariam Charlottam Comitem Palatinam ad Rhenum, Ducem Bavariae &c. Splendidissimâ Solennitate Bregae 19. Octob. st. n. Anno 1660. Nuptias celebrantes Augustas, Berolino Bregam misso venerantur Devotissimi Clientes Gersom Vechnerus Silesius. Gymnas. Elect. Brand. Joachimici Con-Rector. Balthasar Mülnerus Bregâ-Sil. Elect. Brand. Joachim. Gymnas. SubRector. Bregae Typis excudebat Christoph. Tschorn., Bl. A1 v–B3v (BU Wrocław: 534883). Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1494 f. Zum funeralen Begängnis selbst vgl. die Schilderung ebd., S. 1497 f. Aus der reichen zeitgenössischen Überlieferung ist vor allem der bereits erwähnte Band 4 F 1082 heranzuziehen. Er enthält, wie eine alte Rückenaufschrift verrät, ›Funera Illustria‹ und wurde bereits 1668 von

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seinem Besitzer eingerichtet, der sich mit den Initialen ›I.S.B.S.‹ ausweist (eine fünfte Initiale ist nicht mehr lesbar). Im Anschluß an Trauer- und sonstige Schriften für G ­ eorg Rudolf (siehe oben) und Trauerschriften für Ludwig (siehe unten) setzt mit Stück neun eine Folge von Funeralschriften für Georg III. und seine im gleichen Jahr verstorbene Gemahlin Elisabeth Maria Charlotte ein. Ehrhardt hat sie in seinem unerschöpflichen Werk in ihren dem Fürsten gewidmeten Bestandteilen bereits namhaft gemacht (Presbyterologie IV/1 (Anm. 15), S. 128, Anm. (d)). Die Funeralia für die Fürstin stehen voran (4 F 1082/9–12, BU Wrocław: 361561–361562 (b)). Dann setzt das Trauerschrifttum für Georg III. ein (4 F 1082/13–18, BU Wrocław: 361562 (c)–361564). Im Anschluß an den Leichen-Kondukt folgt die Leichenpredigt des Brieger Hofpredigers Johann Walther Biermann, der auch die Leichenpredigt für Georgs Gemahlin verfaßte. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 66 f., unter dem Eintrag für Biermann (4 F 1082/10, BU Wrocław: 361562). Abdankungsreden von Melchior Friedrich von Canitz und Ernst Sigmund von Posadowsky schließen sich an. Der Rektor des Brieger Gymnasiums Johann Lucas widmet den ›duabus Pyramidibus‹ Georg III. und seiner Gemahlin einen großen ›Sermo Panegyricus‹, der im Oktober 1664 im Brieger Gymnasium vorgetragen wurde. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 13), S. 119, unter dem Eintrag für Lucas (4  F 1082/17, BU Wrocław: 361564). Im Anschluß an die Rede von Lucas finden – mit fortlaufender Foliierung – die Epicedien ihren Platz, ausgewiesen als Nummer 18 in dem Sammelband. Für den Übergang vom Lateinischen zum Deutschen sind derartige Sammelbände von großem Wert. So findet sich unter den Epicedien ein großes Alexandrinergedicht von Wenzel Scherffer von Scherffenstein, beginnend ›ACh wer wil heute nur gnug Trauer=Worte finden/‹. Weitere separate Trauergedichte liegen beispielsweise vor von Esaias Gosky (BU Wrocław: 566012), Johann Christian Hallmann (566019) und Daniel Pfützner (566059). Zu Ludwig vgl. Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 249–251, sowie Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1329–1357. Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1332 f. Vgl. ebd., S. 1335–1337. Vgl. aus dem zeitgenössischen Schrifttum im Anschluß an den Leichen-Kondukt auch die Ludwig IV. gewidmete parentatio: Urna Aurea Cinerum Optimi Ludovici, oder Parentatio: Deß […] Herrn Ludwigs […] Christ=Seel. Andenckens; Gehalten Jn der Fürstl. Stiffts=Kirchen S. Johannis in Lignitz/ den 12. Martii, Anno 1664. Abends/ durch David von Schweinitz/ auf Seyffers= und Peters Dorff/ Fürstl. Lign. Rath und Landes=Hauptmann (ohne Impressum), sowie die Leichenpredigt des Oberhof­predigers Heinrich Schmettau: Christlicher Regenten-Balsam/ […] Damit Der […] Herr Lu­dewig […] Den 13. Monaths Martii […] in einer Christlichen Leichpredigt […] B ­ alsamiret und eingesalbet worden/ von Heinrich Schmettawen Fürstl. Lign. Hofe=Prediger und deß Fürsten­thumbs Liegnitz Superintendentz Administratore. Gedruckt in der Fürstl. Resi­dentz Stadt Liegnitz durch Zacharias Schneidern [1664], und den Panegyrikus ›Asylum Lig­niciense‹ von Christian Primke (Sammelband 4 F 1082/5–8, BU Wrocław: 361557–361560). Zu Christian vgl. Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), p. 251, p. 266; Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1337–1340, S. 1498–1509; Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 208– 234. Der jüngste der drei Brüder war Mitglied der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ – eine

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Anmerkungen

kulturpolitische Distinktion, die man bei seinen Biographen vergeblich sucht. Klaus Conermann hat daher auch Christian ein eingehenderes Porträt gewidmet. Vgl.: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft (Anm. 56), S. 636–638, zu Mitgliedsnummer 505. Christian wurde 1648 als ›Der Beliebige‹ aufgenommen, als er zur Vorbereitung seiner Vermählung in Anhalt weilte, wo in Köthen 1617 die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹ gegründet worden war. Mit ihm gelangten der Briegische Rat Johann von Spanner und sein Stallmeister Johann Georg von Czigan in die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹. Vgl. S. 638 f. und S. 639 f. (zu den Mitgliedsnummern 506 und 507) in der Conermannschen Porträtgalerie. 99 Vgl. oben Anm. 89. 100 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1499, S. 1503 sowie S. 1506–1508; Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 214 f., S. 234. Speziell zu Czepko vgl. Werner Milch: Daniel von Czepko. Persönlichkeit und Leistung.– Breslau: Trewendt & Granier 1934 (Einzelschriften zur Schlesischen Geschichte; 12), S. 28–33. Vgl. im Blick auf die Räte unter Herzog Georg Wilhelm auch Lucae (wie oben), S. 1513. Das entsprechende Personal vor allem im Umkreis der drei Brüder bedürfte einer gesonderten Untersuchung. 101 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1338–1340. Wiederum sei ein Blick auf die zeitgenössischen Reden sowie das Schrifttum gestattet: Im Piasten-­ Museum zu Brieg hat sich ein Sammelband erhalten, den wir – ebenso wie eine Reihe weiterer Sammelschriften – während eines kurzen Abstechers von Breslau aus dank freundlichen Entgegenkommens des Direktors Paweł Kozerski einsehen und verfilmen lassen konnten. Er trägt die offensichtlich alte Signatur 3680. Betitelt ist die Gedenkschrift für Christian ›Planctus Gymnasii Brigensis‹. Die gymnasiale Lehrerschaft, die wir kennenlernen werden, tut sich also zur Bezeugung letzter Ehre zusammen. Die Trauerschrift wird selbstverständlich von dem Rektor der Anstalt Johann Lucas, dem Vater des Chronisten Friedrich Lucae, eröffnet. Ihm schließen sich die Professoren David Camerarius, Daniel Hauschild und weitere Kollegen an. Auch Lucas selbst ergreift nochmals das Wort. Am Schluß kommen bezeichnenderweise selbst im gymnasialen Milieu auch zwei deutschsprachige Beiträge von Christoph Bancke und Matthaeus Kriebel zu Gehör und zum Abdruck. Es handelt sich um zwei Alexandrinergedichte. Das poetische Deutsch ist im gymnasialen Umfeld angekommen. In einem Folio-Sammelband aus der Bernhardiner Bibliothek mit weit über hundert Stücken (2 B 310/1–145) finden sich eingangs an zweiter und dritter Stelle zwei deutsche Trauergedichte von Christoph Krusche und Johann Riese (BU Wrocław: 362363 und 362364). Es folgt eine deutschsprachige ›Fürsten=Trauer‹, bei der es sich um ein anonymes Alexandrinergedicht für die Witwe Luise handelt (BU Wrocław: 362365). Ein solches legt auch Wenzel Kahl für die Fürstin vor, das den Sammelband eröffnet (362362). Der Band ist ansonsten reichhaltig mit Trauerschrifttum für Georg Wilhelm angefüllt. Vgl. dazu unten Anm. 107. 102 Vgl. den Eintrag zu Georg Wilhelm von Julius Krebs in der ADB VIII (1878), S. 696–698. Des weiteren Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), p. 251 s., pp. 267–269; Friedrich Lucae: Von dem Leben und Todt/ des letzten Hertzogs zu Lignitz und Brieg.– In: ders.: Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und Nieder=Schlesiens.– Frankfurt/Main: Knoch 1685, S. 576– 617; ders.: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1341–1352, S. 1510–1542; Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 239–258.

3. Schlesien und die Piasten

103 Zur Fürstenmutter Luise und ihrer Regentschaft vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1537–1541, sowie Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Drittes Bändchen (Anm. 36), S. 234–239. Hier die Beschreibung des Ringens der letzten Fürstenmutter der Piasten um das Erbe des Geschlechts. Luise starb im Jahr 1680. Anläßlich der Überführung der Leiche der Fürstin von Ohlau nach Liegnitz hielt Oberhofprediger Anton Brunsen die Standpredigt. Vgl. aus einem Band des Königlichen Friedrich-Gymnasiums zu Breslau (Theol. F 27, Nr. 27) das entsprechende Stück (BU Wrocław: 440569). Auch die Leichenpredigt lag selbstverständlich in den Händen von Brunsen; sie wurde am 19. Mai in der Fürstlichen Schloßkirche vorgetragen (BU Wrocław: 440569/II). 104 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1516. 105 Vgl. ebd., S. 1342, S. 1519–1521. Dazu die wichtige Arbeit von Norbert Conrads: Der Huldigungsbesuch des letzten Piasten 1675 in Wien.– In: Erinnertes Erbe. Beiträge zur schlesischen Kirchengeschichte. Festschrift Christian-Erdmann Schott. Hrsg. von Dietrich Meyer.– Herrnhut: Verein für Schlesische Kirchengeschichte 2002 (Studien zur Schlesischen und Oberlausitzer Kirchengeschichte; 8), S. 207–232. Mit Erweiterungen wiederabgedruckt in: ders.: Schlesien in der Frühmoderne (Anm. 49), S. 77–101. Vgl. auch unsere Ausführungen im letzten Kapitel anläßlich der Präsentation der Lob=Schrifft von Daniel Casper von Lohenstein. 106 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1342–1347. 107 Vgl. die eingehende Beschreibung des Traueraktes und der Örtlichkeit bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1529–1537. Das Funeralschrifttum ist naturgemäß außerordentlich reichhaltig, war doch zusammen mit dem Tod Georg Wilhelms zugleich des Untergangs des Geschlechts der Piasten zu gedenken. Der schon herangezogene Folio-Sammelband 2 B 310 aus der Rhedigerschen Bibliothek enthält unter den Nummern 5 bis 14 eine Synopse der poetischen Ernte, eröffnet von Heinrich Mühlpfort (BU Wrocław: 362366). Das Gymnasium tritt, wie üblich, in einer Sammelschrift hervor (Nr. 6, BU Wrocław: 362367). An 8. Stelle haben die ›Denk=Schriften/ Bey den historischen Gemählden in der Fürstlichen Gruft Zur Liegnitz/ Zugleich in das Teutsche versetzet‹ Eingang in den Band gefunden (BU Wrocław: 362369). Unter Nr. 10 (BU Wrocław: 362370*) findet sich handschriftlich Christian Hoffmann von Hoffmannswaldaus Gedicht ›Auf Hertzog George Wilhelms, letzten Lignitz-Brigischen Fürstens Ableben‹. An späterer Stelle des besonders wichtigen Bandes stehen die Trauerschriften von Heinrich Mühlpfort und Christian Gryphius zum Tode von Hoffmannswaldau (Nr. 25 und Nr. 26 = BU Wrocław: 362385 und 362386). Reiches Material zum Tod Georg Wilhelms findet sich auch unter den Einblatt- und Mehrblattdrucken in Folio, die heute in der Genealogica-Abteilung der Breslauer Universitätsbibliothek verwahrt werden. Das wichtigste Dokument dürfte das Castrum Doloris sein, das der Oberhofprediger und Superintendent des Fürstentums Brieg Christian Pauli zusammenstellen ließ und das ein Jahr nach dem Tod Georg Wilhelms 1676 in Brieg bei Johann Christoph Jacob erschien. Wir haben in Brieg ein Prachtexemplar, in Schweinsleder gebunden, aus der Brieger Gymnasial-Bibliothek in der Hand gehabt, das geschmückt ist mit dem eindrucksvollen Porträt Paulis (alte Signatur Ge 13 bzw. W 33, heutige Signatur 3695–3712). Es wird eröffnet mit der Zuschrift an die Fürstin Luise nebst nachfolgender Predigt Paulis. Die Abdankungsrede wurde von Hans Adam von Posadowsky gehalten. Es folgt Lohensteins ›Lob=Schrifft‹ für Georg Wilhelm, die uns als gewichtigste Äußerung im letzten Kapitel dieses Buches

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Anmerkungen

ausführlich beschäftigen wird. Auch sie ist der Fürstin Luise gewidmet. Ihr schießt sich Elias Thomas’ lateinische Gedenkrede ›Raptum Diei‹ an, die in Brieg bei Johann Christoph Jacob erschien. Dann kommt Heinrich Mühlpfort mit einem poetischen Beitrag, betitelt ›Silesia Pullata‹, zu Wort. Sie weist Friedrich von Roth als Widmungsempfänger aus. Eine eigene funerale Einheit stellt Johann Anton Tralles’ ›Fürstliches Liegnitz= Brieg=Wohlauisches Uber Zweyer Durchlauchtigkeiten Vaters und Sohnes Höchst= betrauerlichem Abschiede/ Denck= und Klag=Gedächtnüß‹ dar, das wiederum in Brieg bei Jacob erscheint. (BU Wrocław: 367092). Der Pfarrer und Senior in Strehlen Tralles eröffnet es mit einer Predigt für den Vater Georg Wilhelms. Daran schließt sich eine Trauerrede an, die Tralles am ›Sonntag Sexagesimae‹ im Gedenken an den Vater und den Sohn hielt und die zugleich zu einer Huldigung des nunmehr ›Gäntzlich außgewurtzelten Piasteischen Fürsten= Und Königs=Baumes‹ gerät. Erst danach setzt das poetische Schrifttum in Form von vier Verfasser- und zwei Sammelschriften ein. Das ›Funus‹ des Brieger Gymnasiums wird eröffnet mit einem Beitrag von Rektor Anton Brunsen. Lateinische und deutsche Beiträge halten sich die Waage. Zu Ende des gehaltreichen Bandes läßt sich Johann Andreas Mauersberger vernehmen, der Dichter, der Breslau, Brieg und andere Städte besungen hatte. Er steuert eine poetische ›Rede Auß Dem Grabe‹ in deutschen Alexandrinern und eine lateinische ›Memoria‹ bei. Den Beschluß macht ein neunstrophiges, deutsches Gedicht. Weitere deutsche Gedichte von Adam Philipp von Roth, Christoph Warmer und Michael Pauli schließen sich an. Ganz am Schluß sind Ephraim Heermanns ›Trauer und Ehren Wortte‹ plaziert, die in Liegnitz erschienen und wieder der Fürstin Luise gewidmet sind. Heermann hatte noch zu Lebzeiten Georg Wilhelms einen ›Tugend und Ehren=Tempel‹ verfaßt, der ›von der Studirenden Jugend‹ zur Aufführung kam und ›Dehme in einem darauf Jhr Durchl. beliebeten Tage folgen sol Das Goldene Fließ der Tugend nechst erwehltem Nachspiele, durch Handleuttung Jhrer Fürstl. Durchl.‹ (Liegnitz 1675). Dazu dürfte es nicht mehr gekommen sein. (Ein Exemplar des Textes hat sich im Piasten-Museum zu Brieg erhalten: 3685). Aber der Anlaß vermochte umgewidmet zu werden. Die BU Wrocław bewahrt ein Werk des fraglichen Titels: Goldnes Fließ der Tugend; das ist: Dramatische Vorstellung Des Höchsten Guttes/ in einer noch ungebrauchten Erfindungs=Art: von Ephraim Heermann […]. Groß=Glogau/ gedruckt bey Erasmus Rösnern/ Jn diesem 1676.sten Jahr (8 E 1796h = BU Wrocław: 318870). Es ist nun dem Freiherrn Melchior Friedrich von Canitz zugeeignet. Am Schluß ist ein Anagramm plaziert: ›Leopoldus Duplo Sole‹. Die Huldigung war von dem Piasten auf den Habsburger übergegangen. 108 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1534: »Bey der letzten Trauer=Mahlzeit theilete man im Nahmen der Hertzogin/ ohne Unterscheid bey allen Tafeln eine grössere und kleinere Medaille einem jeden aus. Auff der grösseren stand deß seligsten Hertzogs Bildnüß/ auff der andern Seiten folgende Inscription gepräget: PIASTI | Ethnarchae Poloniae | Ultimus Nepos Princeps | XV. vix. Annos Nat. sed tamen | MAJORENNIS | Post Nonimestre Ducatuum | Regimen | Die XXI. Novemb. An. M.DC.LXXV. | Sibi Regiae Familiae | Novemque Seculorum Senio | Fatalem figit Terminum | Ambigente Silesia | Num PIASTI Natalib. pl. Gratiae | GEORII ­GUILIELMI | Fato pl. Lachrumarum | debeat.« Vgl. auch Ferdinand Friedensburg: Beiträge zur schlesischen Medaillenkunde.– In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift 6 (1896), S. 187–212, S. 245–258, hier S. 196 f. und S. 251 f. Vgl. auch Jan Przała: Sarkofagi

4. Architektonische Repräsentanz

Piastów w Brzegu i Legnicy [Die Sarkophage der Piasten von Brieg und Liegnitz].– In: Roczniki Sztuki Śląskiej 9 (1973), pp. 39–65. 109 Vgl. das Kapitel ›Beschreibung des Fürstl. Sarges. Hertzog Georg Wilhelms/ Christmildesten Andenckens‹ bei Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 102), S. 607–611; ders.: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1535–1537. Vgl. auch Johann Peter Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürstenthums Lignitz im Hertzogthum Schlesien.– Budißin: Richter 1724, S. 127–131. Schließlich ist zu verweisen auf Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Altera (Anm. 20), pp. 267–269. Auch hier die Inschrift einer Gedenkmünze auf Georg Wilhelm, die Inschrift auf seinem Sarkophag sowie sechs Strophen zu je vier Alexandrinern aus einem deutschsprachigen Trauerlied für Georg Wilhelm, das schon Lucae in seinen Curieusen Denckwürdigkeiten komplett, jedoch ohne strophische Gliederung mitgeteilt hatte. Vgl. dazu den Eingang zum zehnten und letzten Kapitel unseres Buches mit dem entsprechenden Nachweis. An dieser Stelle auch eine eingehende Ausschöpfung der grundlegenden Studie von Gerhard Spellerberg: Lohensteins Beitrag zum Piasten-Mausoleum in der Liegnitzer Johannis-Kirche.– In: Daphnis 7 (1978), S. 647–687. Hier S. 673–683 eine Darbietung der Inschriften für die Särge der Herzöge Christian und Georg Wilhelm sowie der Fürstin Luise. 110 Zitiert nach Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 20), S. 1535 f. Die folgenden Zitate gleichfalls ebd.

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Wir verweisen zum Näheren zurück auf die im ersten Kapitel aufgeführte Literatur. Vgl. Andreas Rüther: Schlesiens spätmittelalterliche Hauptstädte als bischöfliche, herzogliche und königliche Residenzen.– In: Der Hof und die Stadt. Konfrontation, Koexistenz und Integration in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von Werner Paravicini, Jörg Wettlaufer.– Ostfildern: Thorbecke 2006 (Residenzenforschung; 20), S. 413–428; ders.: Die schlesischen Fürsten und das spätmittelalterliche Reich.– In: Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter. Hrsg. von Cordula Nolte, Karl-Heinz Spieß, Ralf-Gunnar Werlich.– Stuttgart: Thorbecke 2002 (Residenzenforschung; 14), S. 33–62. Vgl. zum folgenden Hugo Weczerka: Die Residenzen der schlesischen Piasten.– In: Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa. Hrsg. von Hans Patze, Werner Paravicini.– Sigmaringen: Thorbecke 1991 (Vorträge und Forschungen; 36), S. 311–347. Vgl. des weiteren den Eintrag ›Piasten‹ von Andreas Rüther in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch. Band I, Teilband 1: Dynastien und Höfe. Hrsg. von Werner Paravicini. Bearb. von Jan Hirschbiegel, Jörg Wettlaufer.– Ostfildern: Thorbecke 2003 (Residenzenforschung; XV/1. Teilband 1), S. 172–180 (mit reicher Literatur). Weczerka: Die Residenzen der schlesischen Piasten (Anm. 3), S. 318 f. Es sei verwiesen auf das unübertroffene Basiswerk von Felix Rachfahl: Die Organisation der Gesamtstaatsverwaltung Schlesiens vor dem dreissigjährigen Kriege.– Leipzig: ­Duncker & Humblot 1894 (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen; XIII/1). Dazu We­czerka: Die Residenzen der schlesischen Piasten (Anm. 3), S. 315–319.

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Anmerkungen

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Vgl. Weczerka: Die Residenzen der schlesischen Piasten (Anm. 3), S. 325–335. Vgl. zu den beiden Residenzen und im Vorgriff auf die folgenden Nachweise ­A licja Karłowska-Kamzowa: Zu den Residenzen Ludwigs I., Ruprechts und Ludwigs II. von Liegnitz und Brieg.– In: Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa (Anm. 3), S. 349–360. Auch hier ist zu verweisen auf das Kapitel ›Institutionelle Besonderheiten der Residenz­ orte‹ bei Weczerka: Die Residenzen der schlesischen Piasten (Anm. 3), S. 335–341, mit den Einzelabschnitten ›Fürstliche Behörden‹, ›Das Verhältnis zwischen Fürst und Residenzstadt‹, ›Kirchliche Einrichtungen‹ und ›Fürstliche Grablegen‹. Vgl. Klaus Garber: Das alte Breslau. Kulturgeschichte einer geistigen Metropole.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2014. Friedrich Lucae: Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und Nieder=Schlesiens.– Frankfurt/Main: Knoch 1685. Friedrich Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien.– Frankfurt/Main: Knoch 1689. Auch dieser Titel sei nochmals erinnert: Nicolai Henelii Ab Hennenfeld, Sac. Caes. Maiest. Consiliarii, JCti &  Syndici olim Wratislauiensis, Silesiographia Renovata, ­Necessariis Scholiis, Observationibvs Et Indice Avcta [Pars Prima et:] Silesiographiae Henelianae Renouatae Pars Altera. Wratislaviae & Lipsiae, Apvd Christianvm B ­ avchivm, Bibliopolam. Anno MDCCIV. Zu Lucae sei nochmals verwiesen auf seine Selbstbiographie, herausgegeben von einem Namensvetter und Nachfahren des Geschlechts: Der Chronist Friedrich Lucä. Ein Zeit= und Sittenbild aus der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts. Nach einer von ihm selbst hinterlassenen Handschrift bearbeitet und mit Anmerkungen nebst einem Anhange versehen von Dr. Friedrich Lucä.– Frankfurt/Main: Brönner 1854. Günther Grundmann: Die herzogliche Stadt Brieg.– In: ders.: Kunstwanderungen in Schlesien. Gesammelte Aufsätze aus den schlesischen Jahren 1917–1945.– MünchenPasing: Bergstadtverlag Korn 1966, S. 57–69 (Erstdruck – auf der Basis eines 1944 abgeschlossenen Manuskripts – in: Briegische Briefe 3, Nr. 7/8, 1949). Das vorgelegte Zitat in der Buchversion S. 57. Vgl. zu Günther Grundmann die ihm zu seinem 70. Geburtstag gewidmete Festschrift: Bewahren und Gestalten. Hrsg. von Joachim Gerhardt, Werner Gramberg, Peter Hirschfeldt, Gerd Wietek.– Hamburg: Christians 1962. Vgl.: Die Kunstdenkmäler der Stadt Breslau. Teil 1–3. Hrsg. von Ludwig Burgemeister [Teil 1] [sowie] Ludwig Burgemeister und Günther Grundmann [Teil 2 und 3].– Breslau: Korn 1930–1934 (Die Kunstdenkmäler der Provinz Niederschlesien; 1–3). Das Werk ist in drei Reihen gegliedert. Eine Reihe A ist Westpreußen gewidmet, eine Reihe B Ostpreußen und eine Reihe C Schlesien (Pommern besaß eine eigene kunstwissenschaftliche Dokumentation). Sechs Bände kamen in der Reihe ›Schlesien‹ heraus. Sie sollen hier aufgeführt werden: Karl Johannes Heyer: Das barocke Chorgestühl in Schlesien.– Frankfurt/Main: Weidlich 1977; Ludwig Burgemeister: Der Orgelbau in Schlesien. 2., erw. Aufl.– Frankfurt/Main: Weidlich 1973; Günther Grundmann: Der evangelische Kirchenbau in Schlesien.– Frankfurt/Main: Weidlich 1970; ders.: Barockfresken in Breslau.– Frankfurt/Main: Weidlich 1967; Kurt Degen: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Landkreises Breslau.– Frankfurt/Main: Weidlich 1965; Ernst Scheyer:

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Schlesische Malerei der Biedermeierzeit.– Frankfurt/Main: Weidlich 1965. Hernach wurde die Reihe umgetauft in: Bau- und Kunstdenkmäler im östlichen Mitteleuropa. Als Herausgeber fungierte nun der Johann Gottfried Herder-Forschungsrat beim HerderInstitut in Marburg, dessen längjähriger Präsident Grundmann gewesen war. Es bleibt zu bedauern, daß innerhalb dieser Reihe nur vier Bände erschienen, von denen uns zwei nochmals auf Schlesien bezogene sogleich näher beschäftigen. Grundmann: Die herzogliche Stadt Brieg (Anm. 14), S. 57 f. Vgl. Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 10), S. 460–490. Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 11), S. 1352–1542. Ebd., S. 1352 (bei Lucae fälschlich S. 1325). Ebd. Ebd., S. 1364. Ebd., S. 1365. Ebd. Die Zitate ebd., S. 1366. Ebd., S. 1366 f. Ebd., S. 1367 f. Ebd., S. 1368. Ebd., S. 1368 f. Ebd., S. 1369. Die Zitate ebd., S. 1370. Zum Brieger Schloß vgl. Hermann Kunz: Das Schloß der Piasten zum Briege. Ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeit in Schlesien. Die Schicksale des Baues, sein einstiger und jetziger Zustand, sowie die Rekonstruktionen des Schlosses in Bild und Wort.– Brieg: Bänder 1885; Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler der Landkreise des Reg.-Bezirks Breslau. Lieferung III: Die Denkmäler der Fürstentümer Brieg und Breslau.– Breslau: Korn 1888 (Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien; 2), S. 324–335; Günther Grundmann: Brieg (Brzeg).– In: ders.: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band II: Schlösser und Feste Häuser der Renaissance. Bearb. und erw. von Dieter Großmann.– Würzburg: Weidlich 1987 (Bau- und Kunstdenkmäler im östlichen Mitteleuropa; 3), S. 25–36; ders.: Die herzogliche Stadt Brieg (Anm. 14), S. 62–69. Vgl. auch Eugen von Czihak: Beiträge zur Geschichte der Renaissance-Baukunst in Schlesien.– In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift 6 (1896), S. 217–232. Hier zu Brieg S. 219–230. Des weiteren: Schoen­a ich: Die Piastenresidenz zum Briege. Eine städtebauliche Studie. Sonderabdruck aus den ›Briegischen Heimatblättern‹ 1935 im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett der BU Wrocław. Vgl. schließlich auch den Eintrag ›Brieg (Brzeg)‹ von Andreas Rüther in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Band I, Teilband 2: Residenzen (Anm. 3), S. 82 f. Wir verweisen zudem zurück auf die oben (Anm. 7) zitierte Arbeit von Alicja Karłowska-Kamzowa. Zu dem Baumeister vgl. August Hahr: Die Architektenfamilie Pahr. Eine für die Renaissancekunst Schlesiens, Mecklenburgs und Schwedens bedeutende Künstlerfamilie.– Straßburg: Heitz 1908 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte; 97), S. 25 f., S. 30 f., S. 128 f. Zu Niuron vgl. den äußerst gehaltreichen Beitrag von Jan Harasimowicz: Bernhard ­Niuron – ein Brieger Baumeister der Renaissance.– In: ders.: Schwärmergeist und Freiheitsdenken. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neu-

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Anmerkungen

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zeit. Hrsg. von Matthias Noller, Magdalena Poradzisz-Cincio.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2010 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 21), S. 262–270. Vgl. die wichtige Abhandlung von E. Wernicke: Die italienischen Architekten des 16. Jahrhunderts in Brieg (1. Hälfte).– In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift 3 (1881), S. 265–311. Hier zu ›Jakob Baar‹ S. 267–270, zu ›Hans Bahr‹ S. 270 f., zu ›Bernhard Niuron‹ S. 271–298. Vgl. von Wernicke auch: Neue Beiträge zur Geschichte der Renaissance in Brieg.– In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift 3 (1881), S. 427–433. Vgl. auch die oben (Anm. 33) zitierte Arbeit von Czihak. So ein Augenzeuge, zu Wort kommend bei Kunz: Das Schloß der Piasten zum Briege (Anm. 33), S. 16 f. Das Zitat hier S. 16. Der Brief ebd., S. 17. Hier das Zitat. Ebd., S. 19. Vgl. Grundmann: Brieg (Brzeg) (Anm. 33). Hier die einschlägigen Schlußpassagen S. 33 f. Ebd., S. 33. Vgl. die entsprechenden Literaturangaben ebd., S. 36. Beide Zitate ebd., S. 34. Die im folgenden vorgelegte Präsentation im wesentlichen auf der Basis von Kunz: Das Schloß der Piasten zum Briege (Anm. 33), S. 26–30. Zum Torbau des Brieger Schlosses besonders erhellend die Ausführungen bei Grundmann: Brieg (Brzeg) (Anm. 33), S. 26–32. Hier heißt es: »In dem Torbau als ganzem verbinden sich wohl Anregungen aus gebauter Architektur mit solchen durch die Triumph- und Ehrenpforten, wie sie die Zeit bei großen Festlichkeiten liebte. Hierbei liegt es nahe, an den Holzschnitt der Ehrenpforte Kaiser Maximilians I. von Albrecht Dürer (1515) als Anregung zu denken. Die Selbständigkeit des Portalbaues innerhalb des Schloßensembles […] entspricht einer vielfach im Mittelalter wie auch in der Renaissance zu findenden Gepflogenheit. Neben italienischen lassen sich auch französische Voraussetzungen für dieses wichtigste der schlesischen Renaissanceschlösser heranziehen.« (S. 26 f.). Vgl. von Grundmann auch: Das Brieger Herzogsschloss und dessen Portalfiguren.– In: ders.: Stätten der Erinnerung. Denkmäler erzählen schlesische Geschichte.– München: Bergstadtverlag Korn 1975, S. 53–55. Vgl. auch die wichtige Untersuchung von Dietmar Popp: Das Skulpturenprogramm des Schloßportals in Brieg/Schlesien (um 1550–1556). Zur Selbstdarstellung eines Fürsten im Spannungsfeld der territorial-politischen Interessen der Großmächte Mitteleuropas.– In: Bildnis, Fürst und Territorium. Hrsg. vom Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt. Bearb. von Andreas Beyer unter Mitarbeit von Ulrich Schütte, Lutz Unbehaun.– Berlin: Deutscher Kunstverlag 2000 (Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 2), S. 111–125. Zum Kontext vgl. Georg Friedrich Koch: Studien zum Schloßbau des 16. Jahrhunderts in Mitteldeutschland.– In: Beiträge zur Kunstgeschichte. Festschrift Heinz Rudolf Rosemann.– München: Deutscher Kunstverlag 1960, S. 155–186. Hier zu Brieg S. 168–171. Kunz: Das Schloß der Piasten zum Briege (Anm. 33), S. 26. Ebd., S. 26 f. Ebd., S. 27. Wir erinnern – neben den grundlegenden Quellenwerken von Thebesius und Wahrendorff – aus der deutschsprachigen Literatur nochmals an die einschlägigen deutsch- und polnischsprachigen Werke zur Geschichte von Liegnitz: A[scher]. Sammter: Chronik von

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Liegnitz. Erster Theil. [Von den Anfängen bis 1454].– [Liegnitz:] Buchdruckerei Pfingsten [1861]; ders.: Chronik von Liegnitz. Zweiter Theil. 1. Abtheilung. (Von 1455–1547).– Liegnitz: Krumbhaar 1868; Adalbert Hermann Kraffert: Chronik von Liegnitz. Zweiter Theil, zweite Abtheilung. Vom Tode Friedrichs II. bis zum Aussterben des Piastenhauses. 1547–1675.– Liegnitz: Krumbhaar 1871. Dritter Theil. Vom Beginn der österreichischböhmischen Periode bis zum Ende der Freiheitskriege. 1675–1815.– Liegnitz: Krumbhaar 1872; ders.: Beiträge zur Geschichte von Liegnitz.– Liegnitz: Cohn 1873 (Chronik von Liegnitz. Vierter Theil. Beiträge zur Geschichte von Liegnitz und General-Register zum ganzen Werke). Von polnischer Seite mit deutscher, englischer und französischer Zusammenfassung: Legnica. Zarys monografii miasta [Liegnitz. Ein monographischer Abriß der Stadt]. Pod redakcją Stanisława Dąbrowskiego.– Wrocław, Legnica: Wyd. DTSK Silesia 1998 (Monografie regionalne Dolnego Śląska). Zur neueren Zeit die grundlegende Arbeit von Arnold Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz seit der Einführung der Städteordnung im Jahre 1809. [Band I].– Liegnitz: Verlag der Stadtgemeinde 1913. Band II: Im Zeitalter des Weltkrieges 1912–1919.– Liegnitz: Verlag der Stadtgemeinde 1922. Vgl. zum folgenden die drei aufeinander abgestimmten Beiträge, unter denen nur der erste durch einen der Zeit geschuldeten einleitenden Passus verunziert ist: Theodor Schönborn: Die Stadtwerdung von Liegnitz in ihrer Bedeutung für die deutsche Ostlandbewegung; Heinrich von Loesch: Zur Frühgeschichte der Stadt Liegnitz; Theodor Goerlitz: Das Magdeburger Recht in Liegnitz.– In: Liegnitz. 700 Jahre eine Stadt deutschen Rechts. Hrsg. von Theodor Schönborn.– Breslau: Gauverlag-NS-Schlesien 1943, S. 1–12; S. 13–23; S. 24–32. Grundlegend zur Frühgeschichte der Stadt Liegnitz: Arnold Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz im Mittelalter.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906–1908), S. 1–78. Vgl. von Zum Winkel auch: Das geschichtliche Liegnitz.– In: Die Stadt Liegnitz. Hrsg. von Oberbürgermeister Charbonnier u. a.– Berlin-Friedenau: Deutscher Kommunal-Verlag 1927, S. 13–26. Eine Urkunde über die Aussetzung der deutschen Stadt liegt nicht vor. Es steht fest, daß sie zwischen 1242 und 1264 erfolgt ist. Vgl. von Loesch: Zur Frühgeschichte der Stadt Liegnitz (Anm. 49), S. 14. Vgl. zum folgenden Wolfgang Scheffler: Niederschlesisches Museum und Alt=Liegnitzer Stadtbild.– In: Liegnitz. 700 Jahre eine Stadt deutschen Rechts (Anm. 49), S. 151–162 (mit einem reichen Bildanhang). Zur Schlackenwerther Handschrift der Hedwigslegende vgl. Hermann Luchs: Über die Bilder der Hedwigslegende (im Schlackenwerther Codex von 1353, dem Breslauer Codex von 1451, auf der Hedwigstafel in der Breslauer Bernhardinkirche und in dem Breslauer Drucke von 1504).– Breslau: Graß und Barth 1861; Adolf Ritter von Wolfskron: Die Bilder der Hedwigslegende. Nach einer Handschrift vom Iahre MCCCLIII in der Bibliothek der P.P. Piaristen zu Schlackenwerth. Mit einem Auszuge des Originaltextes und historisch-archäologischen Anmerkungen.– Wien: Kuppitsch 1846. Zum Kontext vgl. Else Promnitz: Hedwig, die Heilige, Gräfin von Andechs-Diessen, Herzogin in Schlesien und Polen. Ein Zeit- und Lebensbild im Anschluss an die Bilderlegende des Schlackenwerther Kodex und nach alten und neueren Berichten.– Breslau: Goerlich 1926. Theatri Praecipvarum Totivs Mvndi Vrbivm Liber Sextvs: [Coloni[a]e Agrippin[a]e. 20. die Septemb. Anno M.DC.XVIII.], S. 18. Die Zitate bei Scheffler: Niederschlesisches Museum (Anm. 51), S. 153.

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Anmerkungen

55 Vgl.: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae das ist, Beschreibung und eigentliche Abbildung der Vornehmsten und bekandtisten Stätte, und Plätze, in dem Königreich Boheim, und einverleibten Landern, Mähren, und Schlesien. An tag gegeben unndt Verlegt, durch. Matthaeum Merian Jn Franckfurt. 1650. Neue Ausgabe: Kassel, Basel: Bärenreiter 1960, S. 158 f. 56 Vgl. R. Hahn: Das Stadtbild von Liegnitz aus dem thesaurus philo-politicus des D. Meißner von 1626.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 1 (1904–1905), S. 158–160. 57 Vgl. Angelika Marsch: Friedrich Bernhard Werner. 1690–1776. Corpus seiner europäischen Städteansichten, illustrierten Reisemanuskripte und der Topographien von Schlesien und Böhmen-Mähren.– Weißenborn: Konrad 2010, S. 116. 58 Scheffler: Niederschlesisches Museum (Anm. 51), S. 153 f. 59 Vgl. Günther Grundmann: Karl Friedrich Schinkel – Schlesien.– Berlin: Deutscher Kunstverlag 1941. 60 Abgebildet bei Scheffler: Niederschlesisches Museum (Anm. 51), Abb. 15. 61 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 11), S. 1211–1215. Das gesamte Kapitel zum Fürstentum Liegnitz umfaßt die Seiten 1195–1352 (bei Lucae fälschlich S. 1325). 62 Ebd., S. 1197. 63 Ebd., S. 1201. 64 Ebd., S. 1211. 65 Ebd. 66 Ebd., S. 1212. 67 Beide Zitate ebd. 68 Die Zitate ebd. 69 Ebd., S. 1213. 70 Ebd. 71 Ebd. 72 Die Zitate ebd., S. 1213 f. 73 Ebd., S. 1214. 74 Die Zitate ebd., S. 1214 f. 75 Ebd., S. 1215. 76 Vgl. Fritz Pfeiffer: Der Petersturm des Liegnitzer Schlosses.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 6 (1915–1917), S. 50–66. Das Zitat hier S. 52. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf diese und die in der nächsten Anm. zitierte Studie von Pfeiffer. 77 »Anno domini MCCCCXV muratus est turris Castri magnus. Dominus dux Ludovicus II fecit. Postea alter in porta versus Civitatem.« Zitiert im lateinischen Original nebst deutscher Übersetzung bei Fritz Pfeiffer: Der Hedwigsturm des Liegnitzer Schlosses.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 1 (1904–1905), S. 127–137, S. 127 mit Anm. 2. Wir folgen wiederum der Pfeifferschen Darstellung. Vgl. zusätzlich auch O. Peters: Der Hedwigsthurm des Schlosses in Liegnitz.– In: Zeitschrift für Bauwesen 39 (1889), Sp. 205–214. 78 Zitiert bei Pfeiffer: Der Hedwigsturm des Liegnitzer Schlosses (Anm. 77), S. 128. 79 Ebd., S. 133.

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80 Pfeiffer: Der Petersturm des Liegnitzer Schlosses (Anm. 76), S. 53. 81 Vgl. ebd., S. 55. 82 Zum Liegnitzer Schloß vgl. neben der angegebenen Literatur vor allem wiederum Günther Grundmann: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band I: Die mittelalterlichen Burgruinen, Burgen und Wohntürme. Bearb. von Dieter Großmann unter Mitarbeit von Hanna Nogossek.– Frankfurt/Main: Weidlich 1982 (Bau- und Kunstdenkmäler im östlichen Mitteleuropa; 1), S. 17–27; ders.: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band II (Anm. 33), S. 20–22. Die polnischsprachige Literatur aufgeführt bei Grundmann (Band I, 1982), S. 26 f. Vgl. inzwischen auch: Jacek Witkowski: Zamek legnicki w średniowieczu [Das Liegnitzer Schloß im Mittelalter].– In: Kultura artystyczna dawnej Legnicy [Die Kunst im alten Liegnitz]. Pod redakcją Jana Harasimowicza.– Opole: Instytut Śląski 1991, p. 27–40. 83 Pfeiffer: Der Petersturm des Liegnitzer Schlosses (Anm. 76), S. 51. 84 Schon hier sei der Verweis angebracht auf die an die Baugeschichte des mittelalterlichen Schlosses bei Grundmann: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band I (Anm. 82) sich anschließende Darstellung zur Schloßkapelle, S. 23–26. 85 Paul Mylius: Die Veränderungen des Königlichen Schlosses in Liegnitz seit dem Einzuge der Regierung 1809.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 3 (1909–1910), S. 279–300, die Zitate S. 280. Hier auch die erwähnten Abbildungen. Das Folgende nach Mylius. 86 Ebd., S. 288. 87 Grundmann: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band II (Anm. 33), S. 21 f.

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Wir verweisen zurück auf die Ausführungen im dritten Kapitel unseres Buches. Vgl. die entsprechenden Nachweise in: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Im Zusammenwirken mit der Forschungsstelle Literatur der Frühen Neuzeit und dem Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück hrsg. von Klaus Garber. Band 1–31.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2001–2013. Die Online-Version ist abruf bar unter: http://ikfn-hpg.uni-osnabrueck.de. Schulen und Kirchen sind die beiden wichtigsten institutionellen literatursoziologischen Parameter im Zeitalter des Humanismus, wohingegen Adel und Hof in erster Linie unter dem Aspekt der Schirmherrschaft zu traktieren wären. Das Nähere wird im Verlauf der Untersuchung hervortreten. Zur Schloß- bzw. Hedwigskirche vgl. neben dem Werk Lucaes, auf das sogleich zurückzukommen ist, aus der älteren Literatur vor allem Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset.– Liegnitz: Pappäsche 1782, S. 73–76. Vgl. auch Nikolaus Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Prima.– Breslau, Leipzig: Bauch 1704. Hier im ersten Teil im ›Capvt VII‹ mit gesonderter Paginierung das Kapitel ›Brega‹ (pp. 58–75) einschl. pp. 65–67 zur Schloßkirche. Aus der neueren Literatur: Her-

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Anmerkungen

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mann Kunz: Die Schloß- oder Hedwigskirche.– In: ders.: Das Schloß der Piasten zum Briege. Ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeit in Schlesien. Die Schicksale des Baues, sein einstiger und jetziger Zustand, sowie die Rekonstruktionen des Schlosses in Bild und Wort.– Brieg: Bänder 1885, S. 46–54; Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler der Landkreise des Reg.-Bezirks Breslau. Lieferung III: Die Denkmäler der Fürstentümer Brieg und Breslau.– Breslau: Korn 1888 (Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz ­Schlesien; 2), S. 322 f.; Ludwig Burgemeister: Die Hedwigskirche und das Schloß in Brieg.– In: Schlesien 2 (1908/09), S. 249–256; Günther Grundmann: Dome[,] Kirchen und Klöster in Schlesien. Nach alten Vorlagen.– Frankfurt/Main: Weidlich 1963 (Dome – Kirchen – Klöster; 10), S. 185 f. Vgl.: Prolegomena Schlesischer KirchenHistorien Worinnen enthalten Wie vnd welcher Gestalt Das Christenthumb in Schlesien Anfänglich Von den Pohlnischen Monarchen miraculosè introduciret/ Nachmahls Von den Schlesischen Souv: Hertzogen Durch hin= vnd wieder gestifftete Kirchen vnd Klöster propagiret/ Endlich aber durch die Vnter den Böhmischen Königen eingerissene Hussitische Ketzerey nicht wenig beunruhiget/ Jedoch gleichwol vor derselben usque ad Lutheranismum noch praeserviret worden: Ent­worffen Durch Gottfr. Ferd. Buckisch/ Königl. Briegisch. Regierungs=Secretarium. Neyß/ Gedruckt durch Christoph Lertz/ Stadt=Buchdrucker. 1685, S. 29. Zu Ludwig I. von Brieg vgl. Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Erstes Bändchen: Von den ältesten Nachrichten bis zum Jahre 1521. Mit der Genealogie des Fürstenhauses.– Brieg: Bänder 1855, S. 182–218. Daselbst zur Stiftung der Hedwigskirche und des Kollegiatstifts der Abschnitt ›Dom= oder Collegiatstift zur h. Hedwig‹, S. 194–201. Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Erstes Bändchen (Anm. 6), S. 194. Das Voranstehende wie das Folgende nach Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Erstes Bändchen (Anm. 6), sowie nach Kunz: Die Schloß- oder Hedwigskirche (Anm. 4). Vgl. zur Heiligen Hedwig den gehaltreichen Katalog der Ausstellung im Städtischen Museum zu Breslau im Jahre 2010: W hołdzie i dla chwały św. Jadwigi, patronki Śląska. Pamięci ks. prof. Antoniego Kiełbasy SDS (1938–2010) [In Huldigung und Ehrung der Hl. Hedwig, Schutzpatronin Schlesiens. Zum Andenken an Priester Prof. Antoni Kiełbasa SDS (1938–2010)]. Pod redakcją Macieja Łagiewskiego, Piotra Oszczanowskiego.– Wrocław: Muzeum Miejskie 2010. Die einschlägigen Beiträge sind mit ausführlichen Literaturangaben ausgestattet. Vgl. auch den schönen Beitrag von Jan Harasimowicz: Die Hl. Hedwig von Schlesien aus evangelischer Sicht.– In: ders.: Schwärmergeist und Freiheitsdenken. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Matthias Noller, Magdalena Poradzisz-Cincio.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2010 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 21), S. 126–142. Vgl. Kapitel IV, S. 117–120 mit Anm. 44. Vgl. Kunz: Die Schloß- oder Hedwigskirche (Anm. 4), S. 50 f. Vgl. ebd., S. 51. Vgl. ebd., S. 51–54. Der sprechende Titel des Lucaeschen Werkes sei hier nochmals in Erinnerung gerufen: Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und Nieder=Schlesiens/ Sowol Von seinen Grentzen/ Benamungen/ Ober=Regenten/ Religions=Beschaffenheiten/ Fürstenthümern/ Freyen Standes=Herrschafften/ Ströhmen/

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Bergen/ Fruchtbarkeiten/ Regiments=Wesen/ Fürsten=Tagen/ Rent=Kammern/ Le­ bens=Ar­ten/ Sitten/ und Gewohnheiten ins gemein/ Also auch insonderheit Von Den Fürstenthümern Lignitz/ Brieg und Wohlau/ sammt ihren Herrligkeiten/ Stamm=Re­ gistern/ Leben/ Thaten/ und Absterben aller Herzogen/ von Piasto an/ biß auf den letzten Herzog Jn XX. Discursen abgehandelt Durch Fridrich Lichtstern. Mit Churfürstl. Sächsisch. gnädigst. Privilegio. Franckfurt am Mayn/ Jn Verlegung Fridrich Knochens. Anno M.DC.LXXXV. Hier S. 460–497 das Kapitel zum Fürstentum Brieg. Der Abschnitt zur Schloßkirche im Brieg-Kapitel Lucaes (siehe Anm. 14) auf den Seiten 469–471. Und nochmals der Verweis auf das nachfolgende große Werk Lucaes: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien/ welche in Sieben Haupt=Theilen vorstellet Alle Fürsten­thümer und Herrschafften/ mit ihren Ober=Regenten/ Landes=Fürsten/ Hofhaltungen/ Stamm=Registern/ Verwandtschafften/ Herren= und Adelichen Geschlechtern/ ­Tituln/ Wappen/ Beschaffenheiten/ Grentzen/ Religionen/ Schulen/ Fruchtbarkeiten/ Ströhmen/ Bergen/ Sitten/ Manieren/ Gewerben/ und Maximen der alten und heutigen Jnwohner: Sowol auch Deren Verfassungen/ Regierungs=Arten/ Staats= und Justiz-Wesen/ Reichthümer/ Rega­ lien/ Kriegs= und Friedens=Händel/ Veränderungen/ Privilegien/ Verträge/ Bündnüsse/ Edicta, und dergleichen/ etc. Ausgefertiget von Friderico Lucae. Franckfurt am Mäyn/ Jn Verlegung Friedrich Knochen/ Buchhändlern. M ­ DCLXXXIX. Hier das große Kapitel X: Von dem Briegischen Fürstenthum, S. 1352–1542. Dort S. 1370–1374 Lucaes Ausführungen zur Schloßkirche mit detaillierter Wiedergabe des Kirchenschmucks sowie der Stammtafeln der Piastenherzöge. Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 14), S. 469 f. Ebd., S. 471. Ebd., S. 470 f. Vgl. zum folgenden Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 76–86. Vgl. Johann Heinrich Cunrad: Silesia Togata, Sive Silesiorum doctrina & virtutibus clarissimorum Elogia, Singulis distichis comprehensa.– Liegnitz: Rohrlach Erben 1706, p. 339 s. Hier heißt es in einem Klammer-Zusatz: ›Clar. ed. Ser. inter quae Haupt=Artickel Christlicher Lehre e Psalmis Davidis. Draud. & Bregae 9. Decemb. An. 1553. Minist. 15. Polius in MS.‹ Das Werk von Wittich: Heuptartickel Christlicher Lere Aus dem Psalter des Königlichen Propheten Dauids/ auffs kürtzest gezogen/ vnd in Frag vnd Antwort gestellet. Mag wol Ein kleine Biblia heissen/ Denn darinn alles auffs schönest vnd kürtzest/ so in der gantzen Biblia stehet/ gefasset/ vnd zu einem feinen Enchiridion oder handbuch gemacht vnd bereitet ist/ Durch Hieronymum Wittich von Bresla Pfarherrn zum Brig. 1545. [Kolophon:] Gedruckt zu Leipzig durch Nicolaum Wolrab. (VD16: W 3787). Eyn kurtzer vnd nötiger vnterricht/ Aus der heiligen Schrifft/ in Frag vnd Antwort gestalt/ Wider die jrrige vnd verfürische Geister/ so die heilige Schrifft/ vnd das Predigampt des heiligen Evangelij/ sampt dem brauch der hochwirdigen Sacrament/ für vnnötige vnd vnkrefftige mittel/ zur ewigen Seligkeit/ lesterlich halten/ vnd offentlich schmehen. Ezechielis Cap. II. Du solt jhn mein Wort sagen/ sie gehorchen oder lassens/ Denn es ist ein vngehorsam Volck. Durch Hieronymum Wittich von Bresla/ Pfarherrn zum Brig. M.D.L. (BU Wrocław: 540217). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 52. Sein Kommentar: »Die ganze Schrift wäre wohl einer neuen Auflage werth, zumahl ich

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Anmerkungen

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nirgends bisher von ihr eine Nachricht gefunden habe, u. zähle ich sie billig unter die Seltenheiten meiner kleinen Bibliothek. Man sieht ohne mein Erinnern ein, daß sie ganz wider den Schwenckfeld u. seinen Anhang gerichtet ist.« Darauf folgt eine Sternchen­ anmerkung: »vid. D. Wernsdorf dissert. de Fanaticis Silesior. §. 3, pag. 10.« »Hieron. Wittichs etc. Unterricht, was die christliche Kirche glaubet etc. Erfurdt, 1551, 5 Bog. in 4. Diese Schrift ist wider das Pabstthum gerichtet, und dem H. Georg II. von Brieg dedizirt.« So zitiert bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 52. Hier auch das Zitat. Vgl. dazu die Anm. (k), S. 52 f. mit einer Paraphrase Ehrhardts. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 9 f., Anm. (r). Buckisch machte sich zum Fortschreiber in der delikaten Angelegenheit und forderte dabei den getreuen Lutheraner Ehrhardt zu einem Stoßseufzer, gekleidet in ein Stoßgebet, heraus. Buckisch weiß, wovon Schickfuß keinen Bericht erstattet, daß nämlich »die Geistlichen allerseits sich resolviren müssen, ob sie sich zu der Evangelischen Religion bekennen u. bey dem Jhrigen verbleiben, oder, so sie dieses nicht thäten, alsdenn das Land räumen wollten, dessen sie sich dann binnen 8 Tagen, (in einem ziemlich engen Termino) erklären solten? Nun ist leicht zu erachten, weil die Luthrische Sekt voll Frech= u. Freyheit (Gott vergebe diese Lästerung dem Buckisch!) u. dem Fleisch über die massen angenehm, daß freylich die wenigsten bey der ziemlich ad obedientiam gebundenen (Kathol.) Religion beständig verblieben, sondern davon die meisten gefallen seyn werden, jedoch tröstlich, daß gleichwol etliche eyfrige Bekenner derselben gefunden worden seynd[.]« Zu den Gefallenen, so weiß Buckisch, gehört Franz Rosentritt, »welcher« – wie Ehrhardt nun seinerseits in einer Klammerbemerkung beisteuern kann – »gar ein Wiedertäuffer worden«. Wie aber vertrug sich dies mit seiner Vokation nach Brieg? Ebd., S. 76, Ziffer 2. Zu Jauch vgl. ebd., S. 77 f. Das Zitat daselbst S. 78. Im Blick auf den Letzteren liegen zwei sich widersprechende Angaben vor. In der Liste der Brieger Hofprediger (S. 76 f.) gibt Ehrhardt: Presbyterologie II/1 die Jahre von 1566 bis 1568 als Wirkungszeit Tribauers an; in dem nachfolgenden Porträt des Geistlichen (S. 78 f.) läßt er diesen von 1564 bis 1568 in Brieg wirken. Die Jahre 1564 bis 1566 sind in der Liste der Brieger Hofprediger für Magister Georg Roth ausgewiesen. Ehrhardt, gewissenhaft wie immer, verweist auf den Katalog der Thomasischen Bibliothek, Band I, S. 234, Nummer 2154 (Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 79, Anm. (k)). Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 80, Anm. (n). Zitiert ebd., S. 80. Ebd., S. 32. Zu Neomenius vgl. ebd., S. 63 f. Das vorgelegte Zitat S. 63. K[arl]. F[riedrich]. Schönwälder, J[ohannes]. J[ulius]. Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Zur Dreihundertjährigen Jubelfeier.– Breslau: Nischkowsky 1869, S. 96. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 64. Vgl.: Wers rechte Leben wil ererben/ Der muß zuvor im Herren sterben. Bey dem Fürstl. Leichbegängnüß/ Der […] Frawen Dorotheen-Sibyllen, Gebohrnen Marggrävin/ auß dem Chur=Fürstlichen Hause Brandenburg/ […] Welche den 19. Martii […] instehenden 1625. Jahres/ im Herrn selig eingeschlaffen/ vnd den 14. Maji hernach/ Christlichem vnd Fürstlichem Brauch nach/ in jhr zubereitetes Fürstliches Ruhbettlein ist versetzet

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worden/ Abgehandelt durch Johannem Neomenium Fürstlichen Hoffepredigern zum Brieg/ vnnd selbigen Fürstentumbß Superintendenten. [Kolophon:] Gedruckt zum Brieg/ durch Augustinum Gründer. 1625. (BU Wrocław: 409168). Vgl. Kapitel III mit Anm. 46. Vgl.: Zeitliche verschmachtung Sampt beygefügtem Trost. Aus dem 11. vnd nachfolgenden versiculn des 39. Psalms Beym begräbnuß des weiland/ […] Herrn Casparis Dornavii von Dornaw […]. Welcher den 28. tag/ jüngsthin verstrichenen Monats Septembris/ zwischen 5. vnd 6. Vhren vor Mittag im Herrn selig eingeschlaffen/ vnd den 6. Octob. Christlichem brauch nach/ bey der Fürstlichen Schloßkirchen/ zur erden bestattet worden. Abgehandelt/ durch Johannem Neomenium, Fürstlichen Hofepredigern zum Brieg/ vnd deßelben Fürstenthumbs Superintendenten. Gedruckt zum Brieg/ durch Augustinum Gründern/ A.C. 1632. (Exemplare in der BU Wrocław: 431555, 539295, letzteres herrührend aus der Bernhardiner Bibliothek). Zu Dornaus Brieger Zeit vgl. Robert Seidel: Späthumanismus in Schlesien. Caspar Dornau (1577–1631). Leben und Werk.– Tübingen: Niemeyer 1994 (Frühe Neuzeit; 20), S. 365–396. Hier S. 394 f. ein Verzeichnis der Verfasser von Epicedien zu Dornaus Tod. Christian Beckmann aus Zerbst, Johann Steinberg aus Genf, August Buchner aus Wittenberg, Martin Moller und Gregor Richter aus Görlitz sowie Christoph Colerus sind darunter. Vgl.: Nobiliss. Et Ampliss. Viri Casparis Dornavii A Dornav Memoriae Et Honori P.P. Arae Exseqviales. [Kolophon:] Bregae Typis Augustini Gründeri A.C. 1632. (BU Wrocław: 431556). Vgl.: Hertzens Freude Aller Fromen Prediger vnd Zuhörer. Auß dem 16. Cap. v. 22. 23. des Evangelij Johannis. Bey dem Traurbegängnuß Des […] Herren Johannis ­Neomenij gewesenen Fürstlichen Hoffpredigers vnd Svperintendentis zum Briegk. Als Er Anno 1639. den 5. November Seelig eingeschlaffen vnd den folgenden 17. Novembr. […] begraben worden. Gehalten von Christophoro Wittichio Fürstlichen Diacono daselbsten. [s.l. 1639/1640]. (VD17: 1:039074G). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 63, Anm. (b). Vgl. ebd., S. 64. Es reicht an dieser Stelle aus, vorläufig auf die ausführlichste Information zu verweisen, die zu finden ist bei: C[hristian]. D[avid]. Klopsch: Geschichte des berühmten Schönaichischen Gymnasiums zu Beuthen an der Oder, aus den Urkunden des Fürstlich=Carolatischen Archivs und den besten darüber vorhandenen Schriften gesammelt.– Groß-Glogau: Günter 1818. Hier der Haupteintrag S. 311–322. Hinzuzunehmen die Ausführungen S. 113–132 und S. 187–197, die zu einem Großteil der Auseinandersetzung mit den Verleumdungen eines zeitweiligen anderen Mitglieds des Gymnasiums, Balthasar Exners, gelten. Ausführliche weitere Angaben in dem folgenden, den Gymnasien gewidmeten Kapitel. Vgl.: Dissertatio Theologica De Ascensione Christi In Coelum, Et Coelo, In quod corpore suo assumtus est, […]: De Qua Jehova Ter Opt. Max. Clementer aßistente Sub Praesidio Dn. D. Christophori Pelargi, […] Pro summo in Theologicis gradu impetrando Respondebunt Quoad partem primam de ascensione Christi, M. Martinvs Fusselius, Serenissimo Electori Brandeburgico à concionibus & consiliis sacris: Quoad alteram de coelo Beatorum, Georgius Vechnerus, Fr. SiL. S.S. Theologiae in Illustri Schonaichiano Profess. Publ. Ordin. Quoad tertiam de Coelo Dei, M. Wolfgangus Crellius, primae Philosophiae Professor in Academia Electorali Francofurtana P. Deputantur solenni disputationis actui XXVI. Junii […] An. M.DC.XVII. Literis Hartmannianis. (BU Wrocław: 426397).

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Anmerkungen

40 Vgl. dazu im einzelnen mit der einschlägigen Literatur Klaus Garber: Das Gymnasium Schoen­a ichianum. Geistes-Adel und religiöses Leben in Schlesien am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 5) (in Vorbereitung für den Druck). 41 Vgl. Konrad Kolbe: Stiftungsurkunde der Schule und des Gymnasiums zu Beuthen an der Oder aus dem Jahre 1616.– In: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungsund Schulgeschichte 3 (1893), S. 209–268. Das vorgelegte Zitat hier S. 244. 42 Der Vorwurf des Arianismus wurde vor allem von Balthasar Exner lanciert. Vgl. die oben Anm. 38 aufgeführten Passagen aus dem Werk von Klopsch. 43 Vgl. Theodor Wotschke: Das Lissaer Gymnasium am Anfange des siebzehnten Jahrhunderts.– In: Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen, zugleich Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für den Netzedistrikt zu Bromberg 21 (1906), S. 161–197; ders.: Geschichte der Reformation in Polen.– Leipzig: Haupt 1911 (Studien zur Kultur und Geschichte der Reformation; 1). Reprint: New York, London: Johnson 1971; ders.: Die Reformation im Lande Posen.– Lissa/Polen: Eulitz 1913; ders.: Das Evangelium unter dem Kreuz im Lande Posen. Die Reformation im Lande Posen zweiter Teil.– Posen: Evangelische Vereinsbuchhandlung 1917. Des weiteren ergiebig die bekannte Arbeit von Janusz Tazbir: Geschichte der polnischen Toleranz.– Warszawa: Interpress 1977. 44 Vgl. Klopsch: Geschichte des berühmten Schönaichischen Gymnasiums (Anm. 38), S. 316. 45 Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 65. 46 Zu seinen Beuthener Schriften sind u. a. zu rechnen: Discvrsvs De Nobilitate, In Ivve­ nvm Atqve Adolescentum quorundam, Illivs Ob celebriorem prosapiam Possessv, Ob erectam ad virtutem adspirationem Ornamento Florentissimorvm Gratiam methodicè per Positiones earumque expositiones institutus à Georgio Vechnero Freistadiensi Silesio. Franco­f vrti, Typis Ioannis Bringeri, impensis Antonij Hummij. M.DC.XII. (BU Wrocław: 304749, 376446); Laudatissima Gymnasii Bethaniensis Institutio. Dei Opt. Max. Benefavente & juvante gratia, atque Jllustris ac Generosi Dni. Dn. Georgii a Schoenaich, L.B. in Beuthen, Carlath, Milkaw &c. Musar. Fautoris Studiorumque bonor. Promotoris, Munificentiss. Imperio atque auspicio optatissimo feliciter incohata felicissime continuanda, Metro decantata heroico a Georg. Vechnero, Freist. Siles. Gorlicii, excudebat Jo. Rhamba [s. a.] (zitiert nach Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Zweiten Theils zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Carolat=Beuthen in sich fasset.– Liegnitz: Pappäsche 1782, S. 579, Anm. (e)), sowie seine programmatische Rede zum Antritt seiner Professur für Frömmigkeit: Singulare Gymnasii Schönaichiani Charisma: H.E. Professio Pietatis Pro Fundatoris μακαρίτου Intentione Dilucidè à Professionibus caeteris Theologicis distincta, […] â Georgio Vechnero S.S.T.D. & in Illustri Schonaichiano Pietatis Professore. Bethaniae, Typis Joannis Dörfferi. (BU Wrocław: 313065 (= 8 B 8402), 421844 (= R 100/7), 426418 (= R 244/25), 443370). Ihr ist im Exemplar R 244/25 ein ›Typus Dissertationis De Pietatis Professione‹ beigebunden. Außerdem existiert von Vechner ein Einblattdruck mit dem Titel ›Pietatis Professionem, In Illustri Schonaichiano [!] Gymnasio, exorsurus‹ (datiert auf den 12. September 1619 zu Beuthen), der dem Exemplar der Stadtbibliothek Breslau (313065 = 8 B 8402) beigebunden ist. Schließlich ist von Vechner zu erwähnen: Indicium Professionis Theologicae, In Illustri Shönaichiano [!] Ductu Ac auspicio Dei opt. Max. à Georgio Vechnero Freist. Sil. susceptae & inceptae, publico da-

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tum Ad VI. Id. Jan. Anni M.DC.XVII. Bethaniae Ad Oderam, Typis Johannis Dörfferi. (BU Wrocław: 353284, 421845 (= R 100/8), 426416 (= R 244/24a)). In dem Band R 244 ist unter Position 24b eine ›Recensio Praelectionum Exercitiorumque‹ für das Wintersemester 1619 beigebunden. Unter der Signatur L.i. 401673 ist Vechners unter Christoph Jungnitz in Heidelberg verteidigte Disputation erhalten, die David Pareus, dem Beuthener Pastor Peter Titus, Bartholomaeus Pitiscus und Abraham Scultetus, ›Dnn. Patrones & fautores suos‹ gewidmet ist, den schlesisch-pfälzischen Brückenschlag also erneut eindrucksvoll bezeugt. Vgl. auch die unter dem Vorsitz von Vechner in Beuthen abgehaltenen Disputationen. Sie sind aufgeführt bei Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum (Anm. 40). 47 Vgl.: Regia Animi Professio, Sub Gubernaculorum Initiis à Davide facta, Psalmo centesimo primo: Per Analysin Ejusdem Psalmi Exegeticam illustrata, & Illustri Ac Generosissimo Domino, Dn. Boguslao, Comiti Lesnensi, Palatinidae &c. In aditu Regiminis consecrata, Votivâ operâ & obseqvioso studio Georgii Vechneri S.S. Th. D. Lesnae Typis Funccianis An. MDCXXXVI.; Der Anfang des Evangelij Iohannis, Von dem Worte Das da GOtt War, vnd Fleisch Worden ist: Gründtlich vnd deutlich/ zu Christlicher Erbawung erklähret/ Vnd durch eine Weinacht=Predigt/ Bey der Gemeine G ­ ottes zur Lissa in Polen/ abgehändelt/ von Georgio Vechnero, SS. Th. D. Jm Jahr ­M.DC.XXXIX.; Der hoch nachdenckliche vnd sehr bewegliche Warnungs=Spruch Jesu Christi, Von der Sünde der Lästerung wider den Heiligen Geist: Durch genawe Betrachtung der Worte bey den Evangelisten Marc. III. v. 28, 29, 30. Matt. XII. v. 31, 32. Luc. XII. v. 10. Jn einer Predigt auff Pfingsten/ Für der Christlichen Gemeine zur Lissa in Polen/ Eygentlich vnd deutlich erkläret von Georgio Vechnero SS. Th. D. Gedruckt zur Pol. Lissa Jm Jahr MDCXL.; Dreyfache Straffung oder Vberweisung Der Welt/ So der H. Geist durch die Apostel/ vnd folgends auch durch andere Diener Christi/ verrichtet: Gründlich vnd deutlich/ Durch ordentliche abhandelung des Evangelischen Texts auff Cantate, Joh. XVI. à v. 5. ad 15. Für der Christlichen Gemeine zur Lissa in Pohlen/ erkläret von Georgio Vechnero SS. Th. D. Anno MDCXL. Gedruckt zur Polnischen Lissa/ bey Wigand Funcken. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 66, erwähnt auch eine: Synodalische Erinnerungs=Predigt, bey Zusammenkunft der vereinigten Evangel. Brüderschaft zu Lissa in Groß=Polen, über Joh. 16,7. Lissa 1643. 48 Vgl.: Die Hochheilige Stifftung Des Abendmahls Des Herren/ Wie Sie von dem Apostel Paulo 1. Cor. XI. v. 23.–29. beschrieben wird/ […] Durch Georgium Vechnerum SS. Th. D. itziger zeit der Gemeinen Gottes im Briegischen Fürstenthum Superintendenten. Gedruckt zum Brieg/ Durch Christoph. Tschorn. (BU Wrocław: 304748, 410293). Vorangegangen war die Anzugs Predigt in Brieg über 1 Thess. 2, 1–12: Paulina ad Thessalonicenses Eisodos: das ist/ Pauli des Apostelß sampt seiner Mitgehülffen/ Silvani und Timothei, Eingang und Waltung/ bey den Thessalonicensern, Jn gebührlicher antrettung derer von Jhrer F.F.F. Gnaden Denen Durchlauchtigen Hertzogen zum Brieg/ gnädigst jhme angetragenen und anbefohlnen Auffsicht/ oder Superintendenz, über die Christliche Evangelische Gemeinen in selbigem Hertzogthum/ Zu gesampter Erinnerung/ so wol Seiner selbst/ alß auch seiner Herren Collegen, und der gantzen Christlichen Gemeine/ durch die Anzugs Predigt erkläret von Georgio Vechnero SS. Th. D. [1646/1647]. (BU Wrocław: 304751). Vgl. im übrigen die Aufführung der Schriften Vechners bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 65 f. 49 Vgl. Kapitel II, S. 32–34 mit Anm. 8 sowie Kapitel IV, S. 102–104.

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Anmerkungen

50 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 84 f.; ders.: Evangelische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Ligniz.– Liegnitz: Pappäsche 1789 [Presbyterologie IV/1], S. 198. 51 Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 86 f. 52 Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 14), S. 471. 53 Zur Kirche St. Nikolai vgl. Wilhelm Heinrich Müller: Einleitung zur Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alter­ thum Schlesiens 3 (1860), S. 191–198. Müller verweist in einer ersten Anmerkung auf eine abgeschlossene ›Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg, ein bedeutender Beitrag zur Religions=Geschichte Schlesiens‹ aus seiner Feder. Vgl.: Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg, bis in den Anfang der preußischen Besitzergreifung. Hrsg. von dem evangelischen Gemeinde=Kirchenrath zu Brieg.– Brieg: Bänder 1883. Vgl. in diesem Kontext ebenfalls Otto Lorenz: Aus der Vergangenheit der evangelischen Kirchengemeinde Brieg. Ergänzung und Fortsetzung der ›Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg‹ von W.H. Müller. Lieferung 1–5: Geschichte der Kirchengebäude und Kirchhöfe.– Brieg: Bänder 1885/86. Schließlich ist zu verweisen auf Alwin Schultz: Dokumente zur Baugeschichte der Nikolai=Kirche zu Brieg.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 8 (1867), S. 167–179. 54 Vgl. zum folgenden Schönwälder: Die Piasten zum Briege. Erstes Bändchen (Anm. 6), S. 76–78, S. 206–215. 55 Ebd., S. 208. 56 Ein anderer Sohn Samuel Czepkos, gleichen Namens wie der Vater, hatte eine Zeitlang das Diakonat in Brieg und später das Pastorat in Neustadt/Oberschlesien inne; er beschloß seine Tätigkeit als Pfarrer in Wohlau, der Residenzstadt der Piasten. Als Johann Christian von seiner Kavalierstour zurückkehrte und auch Wohlau besuchte, war es an Czepko, den Herzog zu begrüßen: »Compellatio qua Jllustr. Princ. ac Dn. Dn. Joh. Christ. Ducat. Lignicens. & Breg. Haeredem ex peregrinationibus domum remigrantem ac Wolav. adventantem […] nomine Theologici Collegii in Ducatu Wolav. excepit Sam. Czepke, Past. & Sen. Wolav. &c.« Zitiert nach Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 104. 57 Vgl. ebd., S. 92. 58 Vgl. John L. Flood: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-bibliographical Handbook. Vol. I–IV.– Berlin, New York: de Gruyter 2006, Vol. II, p. 520 s. 59 Vgl. die entsprechenden Nachweise im Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums (Anm. 2). 60 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 94 f. 61 Vgl. ebd., S. 95 f. 62 Ebd., S. 95. 63 Vgl. ebd. Die Leichenpredigt von Letsch auf Georg Wilhelm ist bislang nicht nachweisbar; bekannt ist eine von Johann Georg Kobligk, die in der Reimannschen Sammlung verwahrt wurde und von dort überging in die Universitätsbibliothek Wrocław (428902). 64 Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 4), S. 96. Zu dieser ›Evangelisch=Polnischen= und Begräbnis=Kirche zur Heil. Dreyfaltigkeit‹ vor den Toren Briegs vgl. gleichfalls Ehrhardt: Presbyterologie II/1, S. 108–112. 65 Zur Johanniskirche vgl. die grundlegende Untersuchung von Fritz Pfeiffer: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und

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Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918–1919), S. 78–140. Darüber hinaus ist zu verweisen auf das große Kapitel bei Johann Peter Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürstenthums Lignitz im Hertzogthum Schlesien.– Budi­ßin: Richter 1724, S. 18–24, dem sich eine Darstellung der ›Fürstlichen Grufft‹ anschließt (S. 25–149), der eine Geschichte der Piasten eingeschrieben ist. Ein drittes Kapitel ist den ›Epitaphiis‹ in der Johanniskirche gewidmet (S. 149–160), ein viertes den ›Grabesteinen‹ daselbst (S. 160–178). Vgl. außerdem auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 148–198, dem wir für die Prediger-Porträts vor allem folgen. Zur Johanniskirche vgl. auch die Ausführungen im letzten Kapitel unseres Buches. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 148. Vgl. den Hinweis zur Wiedergabe von Inschriften bei Wahrendorff oben Anm. 65. Zum Kontext vgl. das Nähere im zweiten Kapitel unseres Buches. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 151. Vgl. dazu das folgende Kapitel, S. 247–254. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 152. Zu Schubart vgl. ebd., S. 155–157. Vgl. ebd., S. 157 mit den Anm. (o) und (p), sowie S. 30 f., Anm. (ll). Ein Auszug des Dokuments bei F. Bahlow: Die Reformation in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichtsund Altertums-Vereins zu Liegnitz 6 (1915–1917), S. 97–288, S. 245–250: ›Ex libro MS. cui tit. deß ehrwürdigen h. Sebastian Schubartß, ersten evangelischen predigerß zur Lignitz, vorrede wieder die lehre der Schwenckfelder.‹ Zu Schwenckfeld sei zurückverwiesen auf das dritte Kapitel unseres Buches im Kontext Friedrichs II. Hier S. 74 f. mit Anm. 16. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 157, Anm. (o). Zu Werner vgl. ebd., S. 158–160. Das vorgelegte und das folgende Zitat hier S. 158. Vgl. auch F. Bahlow: Die Reformation in Liegnitz (Anm. 72), S. 143 f., S. 230–232. – Zu Krautwald, dem engen Vertrauten Schwenckfelds, vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 31–35 mit der über diese Seiten sich erstreckenden Anm. (m), sowie F. ­Bahlow: Die Reformation in Liegnitz (Anm. 72), S. 141–143, S. 153–166, S. 169 f. Vgl. auch Gerhard Eberlein: Zur Würdigung des Valentin Krautwald.– In: Correspondenzblatt des Vereins für Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens 8 (1903), S. 268–286, sowie Horst Weigelt: Valentin Krautwald. Der führende Theologe des frühen Schwenckfeldertums. Biographische und kirchenhistorische Aspekte.– In: Les Dissidents du XVIe siècle entre l’Humanisme et le Catholicisme. Publ. par Marc Lienhard.– Baden-Baden: Koerner 1983 (Bibliotheca Dissidentium. Scripta et Studia; 1), S. 175–190. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 159. Ebd. mit der wichtigen Anm. (ff). Christliche Leichvermanung/ bey der Begrebnus Des […] Herrn Leonhart Krentzheims/ von Jphofen/ Berümbten Theologi vnd Chronologi, weiland Superintendenten der Kirchen im Fürstenthumb Liegnitz/ Letzlich aber Evangelischen Predigers zur Frauenstadt in Polen. Vber das Sprüchlein: Christus ist mein leben/ vnd sterben mein gewin. Jch habe lust abzuscheiden/ vnd bey Christo zu sein. Gethan in grosser volckreicher versamlung/ Durch Valerivm Herbergervm Frauenstadiensem. Damals des Seligen Herrn Leonhart Krentzheims Collegen, jetzo nach Gottes willen successorem. Jm jahr 1598. Den 20. Decembris am 4. Advents Sontage. Gedruckt zur Liegnitz A.C. 1599. (BU Wrocław: 421077, 523515, 546766). Zu Krentzheim vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 36 f. mit

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Anm. (o), sowie S. 168–175. Hinzuzunehmen die maßgeblich gebliebene Abhandlung von F. Bahlow: Leonhard Krentzheim, der ›heimliche Kalvinist‹ in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 15 (1934–1935), S. 106–220. Vgl. schließlich das reiche Material zu Krentzheim bei Anton Balthasar von Walther: Silesia Diplomatica. Band I–II.– Breslau: Korn 1741–1742, Band I, S. 182–187. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 169. Ebd., S. 91, Anm. (b). Ebd., S. 92. Doctrinae De Coena Domini Orthodoxa Expositio. Compraehensa Homilijs quatuor, & loco Confessionis edita. Autore Leonharto Krentzheim, Ipphofiano Franco, Pastore Ecclesiae Lignicensis ad D. Petrum, &c. eiusdemque Ducatus Superattendente. Sanctifica nos in veritate tua, sermo tuus est veritas. M.D.LXXIIII. [Kolophon:] Gorlicii Excudebat Ambrosius Fritsch. Anno M.D.LXXIIII. (VD16: K 2349). Dazu Ehrhardt: Presbyterologie IV/1, S. 173: »Jn dieser Schrift hat Er sich orthodox=Luthrisch erklärt.« Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 171. Ebd., S. 171 f. Leichpredigt. Vber der Begrebnis/ der […] Jungfrawen Sabina/ Des […] Herrn Barthel von Logaw/ von Olberßdorff/ Weiland Fürstliches Lignitzisches Rath vnd Hoffmeisters/ […] Tochter. Darinnen zu gleich kürtzlich mit eingebracht/ eine gründtliche verlegung des Schwenckfeldischen Jrthumbs von Wort Gottes. Gepredigt durch Leonhart Krentzheim von Jphofen/ Pfarherr in vnser lieben FrawenKirch zu Lignitz/ den 17. Maij/ des 1570. Jars. [Kolophon:] Gedruckt zu Görlitz durch Ambrosium Fritsch Im Jahr M.D. LXXI. (BU Wrocław: 325182). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 173. Coniecturae Piae Et Ervditae De Impendentibvs In Ecclesia Et Imperiis Horum temporum mutationibus, & calamitatibus. Sumptae ex collatione annorum atque euentuum veteris & noui Testamenti: primae & ultimae monarchiae: numerorum in Daniele & Apocalypsi In Qvibvs Admirandvm calculi Chronologici usum uidebit lector. Avtore Leonhardo Krenzhemio, Ecclesiarum illust. Duc. Lignic. Superattendente. Publicatae studio Laurentij Ludouici Leobergensis. Gorlicii Ambrosius Fritsch excudebat. Anno M.D.LXXVIII. (VD16: K 2345). Coniecturae. Christliche vermuttungen/ von künfftiger Zeit/ Zustandt/ in Kirchen vnd Regimenten/ Gestellet Durch Leonhart Krentzheim/ Superintendenten des Fürsten­ thumbs Lignitz. Sampt den Weissagungen des Hocherleuchten Cardinals/ Nicolai Cusani/ von Verenderungen/ so zum theil zu vnsern Zeiten verlauffen/ zum theil künfftig zugewarten sind. Alles auß dem Latein verdeutscht/ Durch Marcum Rullum Lignicensem. Diener des H. Euangelij zu Lignitz. [Kolophon:] Gedruckt zu Görlitz/ bey Ambrosio Fritsch. Jm Jahr/ M.D.LXXXIII. (VD16: K 2347). Vgl. auch den Görlitzer Druck aus dem Jahre 1588. Summaria Vber ettliche vorneme Weissagunge/ auß Mose/ Psalmen/ vnd den Propheten/ Von der heiligen Empfengnuß/ Geburth/ Leyden/ Sterben/ Aufferstehung vnd Himel­ farth/ vnsers Herrn vnd Heylandes Jhesu Christi. So wol auch vber die Historiam/ des Leyden/ Sterben/ Aufferstehung vnd Himelfarth des Herrn/ etc. Jn gewisse Lectiones abgetheilet/ nach löblichem Brauch vnd Ordnung der Christlichen Kirchen zu Lig­ nitz. Dabey auch angehefftet eine nützliche vnd gründtliche Erklerung der Frage: Ob man den Herren Christum jetzunder alß einen Vorbitter vnd Vortretter/ bey Gott dem

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Himlischen Vater anruffen sol. Gestellet Durch Leonhart Krentzheym von Jphouen/ ­Superattendens vnd Pfarherr zu Lignitz/ etc. [Kolophon:] Gedruckt zu Görlitz/ durch Ambrosium Fritsch. Jm Jahr/ M.D.LXXXV. (VD16: K 2354). Leichpredigt: Bey der Christlichen Beygrufft/ des […] Herrn Fridrichs/ Hertzogen in Schlesien/ zur Lygnitz vnd Brieg/ etc. geliebten jungen Herrlein vnd Söhnlein. Dabey zugleich/ in der Vorrede/ bestendiger Trost fürgetragen wird/ für Christliche Eltern/ vnd sonderlich für Gottselige Mütter/ welche todte Kinder auff die Welt gebehren/ oder deren Leybeßfrüchte/ mit Tode abgehen/ ehe sie zu der heyligen Tauffe kommen mögen. Jn der Predigt aber/ die Lehre gehandelt/ Was von der Kinder/ die wir nicht Teuffen können/ vnd doch gerne wolten/ Seligkeit vnd Begrebnuß zuhalten. Durch Leonhart Krentzheym/ Des Lygnitzischen Fürstenthumbs Kirchen Superintendentem. [Kolophon:] Gedruckt zu Görlitz/ durch Ambrosium Fritsch. 1592. (BU Wrocław: 325179, 409978). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 174 f. »Schreiben L. Krentzheims an die Chur=Sächs. Theologen, auf die Frag: Ob der menschl. Natur in Christo Jesu unserm Herrn eine unerschaffene u. unendliche Weißheit, oder eine erschaffene u. gemessene, mitgetheilet sey, sine Dato (3 Apr. 1593)«. So zitiert bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 175 mit Anm. (x). Vgl. auch den Nachweis bei Walther: Silesia Diplomatica (Anm. 77), Band I, S. 184. Warhafftiger Bericht VOn der vnbillichen Action vnnd enturlaubung/ wieder Leonhard Krentzheym/ gewesenen Superintendenten vnd Pfarherrn zu Lignitz/ den 1. vnd 2. Aprilis, styli novi, Anno 1593 daselbsten auff dem Schlos vorgenommen. Von jhme selbsten seinen beyden Söhnen zugeschrieben. Gedruckt im Jahr/ M.D.XCV. (VD16: K 2356). Chronologia, Das ist/ Gründtliche vnd Fleissige JahrRechnung/ Sammpt verzeichnung der fürnemsten Geschichten/ Verenderungen vnd Zufell/ so sich beyde in Kirchen vnd WeltRegimenten zugetragen haben/ zu jeder Zeit/ Von anfang der Welt/ biß auff vnsere/ […] zusammen gezogen. […] Durch Leonhard Krentzheim/ von Jphofen im Franckenlandt/ jetziger zeit Pfarherr zu S. Peter vnd Paul in Lignitz/ vnd desselben Fürstenthumbs Superattendent. Gedruckt zu Görlitz/ Durch Ambrosium Fritsch. 1576. (VD16: K 2343). Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 173. Im zweiten Teil von Johann Caspar Wetzels Hymnopoeographia, oder Historische Lebens= Beschreibung der berühmtesten Lieder=Dichter (Herrnstadt: Roth-Scholtz 1719–1728) figuriert daher auch sein Name (dort S. 52). Zu Bartsch vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 178 f. Dort das vorgelegte Zitat sowie die obigen weiteren Hinweise S. 179. Zu Feige vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 179 f.; J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 20), p. 70 s. Vgl. Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. II, p. 542. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 180. Vgl. u. a.: Anagrammatopoeia: Sereniss. & Celsissimis Ducibus Silesiae, Lignic. ac Bregensibus, Piasti, Magni illius Regg. Principumque Pro Genitoris, post ipsos DCCC. annos indiremptâ Serie, Nepotibus, in subjectiss. devotionis arg. Nuncupata â Theophilo Feigio Eccles. Mar. Lignic. ministro. [Kolophon:] Vratislaviae, Typis Georgii Baumanni Ao. M.DC.XXXVII. (VD17: 1:710131H), sowie: Elogia Anagrammatica, Quibus Duûm-Viris Eusebies illibatae Splendidiss. Dn. Ulrico Cutschreutero, Ecclesiar. in Ducatib. Lig. & Wolav. Vice-Superintendenti, Eccles. Lig. ad dd. P. & P. Pastori, & Dn. Casparo Ceslero, Eccles. Lig. in aede

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Anmerkungen

D. Mariae Virginis Pastori, Consistor I Illustris Adsessoribus, illi de Ducali Superintendentiâ, Huic de Eccles. Marianae Pastoratu devotè gratulatur Theophilus Feigius, Eccles. Marianae ibidem Archi-Diaconus. Vratislaviae, Typis Baumannianis. [Kolophon/Datum am Ende des Gedichts:] DC XXXV. (BU Wrocław: 507786, 534761). 98 Henning Witte: Diarium Biographicum, In Quo Scriptores Seculi Post Natum Christum XVII. Praecipui […] adducuntur.– Danzig: Rhete 1688. Hier zu Feige s.v. Anno 1652, 23. Nov. 99 Officium Exeqviale, Viro Admodum Reverendo, Clarissimo, Pacificoque Theologo, Dn. Theophilo Feigio P.L.C. Ducat. Lignic. & VVolav. Superint. Administratori, Consistorii Assessori, & Illustrissimi Johannei, Quod est Lignicii Pastori dignissimo, bene merito, â Patronis, Fautoribus & Amicis Collatum. Lignicii, Ex Calcographéo Sartoriano. (BU Wrocław: 421107). 100 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 180–182. 101 Vgl. die Nachweise ebd., S. 182, Anm. (a). 102 Ebd. 103 Zu Primke vgl. ebd., S. 182–184. Vgl. auch unsere Ausführungen in dem folgenden, den Schulen gewidmeten Kapitel. Für Primkes Nachfolger Johann Moller macht Ehrhardt wiederum auch lateinische Gelegenheitsarbeiten namhaft. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 186, Anm. (i). 104 Vgl. Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. III, pp. 1611–1613. Die Krönung fand am 17. Mai 1661 statt. 105 Vgl.: Poëtischer Lorbeer=Krantz: welchen der […] Herr Fridrich Maximilian von Rethel/ und Hennersdorff/ auff Schmiedefeld/ Eques Auratus, Römischer Kays. auch zu Hungarn und Böhmen Königl. Majest. Rath/ beym Königlichen Ammt Breßlauischen Fürstenthumes/ und zugehöriger Weichbilder Adsessor, auch Kayserlicher Hoff= und Pfaltz=Grafe; Durch den […] Herren/ George Schultes JCtum, der Fürstlichen Stadt Liegnitz Alt­herren und Syndicum, wie auch der vereinigten Schulen daselbst Praesidem, M. Christiano Primcken/ Selbiger Schulen Rectori, in offentlicher […] Schul=Versammlung den 17. May 1661. […] auffsetzen lassen: Durch folgende Danck=Reime mit schuldigster Ehrerbittung angenommen von besagtem M.C.P. Gedruckt in der Fürstl. Residentz=Stadt Liegnitz/ durch Zachar. Schneidern. (BU Wrocław: 366605). Des weiteren: Camena Gratulatrix: Quam Christiano Primkio Freistadiensi Silesio, Illustris Scholae Lignicensis Rectori, cum Lignicii, in Scholastica Panegyri, solemniter, & Artium Liberalium atque Philosophiae Magister, & Poëta Laureatus Caesareo-Rethelianus, Ore Schultesiano, proclamaretur: Hujusdemque manu svetis Insignibus die 17. Maji Anno Christi 1661. decoraretur; adplaudere, Singularem suam ad versus Ipsum Faventiam claraturi, jusserunt Fautores quidam & Amici. Lignicii, Typis Sartorian. (RSB Zwickau 6.6.13.(29)). Bei Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. III, der den Titel zitiert, findet sich der Zusatz: »the epithet ›Poëta Laureatus Caesareo-Rethelianus‹ refers to his laureation by Count Palatine Friedrich Maximilian von Rethel.« (p. 1612). 106 Vgl.: Lessus Funebres, Quos Viro […] Domino M. Christiano Primkio, P.L.C. Pastori ad D. Johannis Lignicensium vigilantissimo, Consistorii Ducalis Adsessori gravissimo, Scholaeque illustris Senatoriae Rectori meritissimo; A.C. 1669. d. 16. Maji pie defuncto fece­r unt nonnulli Memoriae ipsius studiosi Fautores atque Amici. Lignicii, Typis Sartorianis, expressit Christophorus Willingius, Factor. (BU Wrocław: 421335). Unter den

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Beiträgern befinden sich Sebastian Alischer und Laurentius Baudisius sowie Adam Thebesius und Caspar Keseler. Christian Hoffmann läßt sich aus Jena mit einem Trauergedicht in Alexandrinern vernehmen. Vgl. auch die Inscriptio Sepulchralis, die sich in der BU Wrocław unter der Signatur 421111 erhalten hat. 107 Zu Kahl vgl. wiederum Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 186 f. Vgl. auch Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band II (1750), Sp. 2044, sowie die Fortsetzung und Ergänzungen von Johann Christoph Adelung und Heinrich Wilhelm Rotermund zu Jöchers Allgemeinem Gelehrten-Lexikon. Band III (1810), Sp. 28. 108 Vgl.: Der Hoch-preis-würdigen Deutschgesinneten Genossenschaft Erster zwo Zünfte/ nähmlich der Rosen= und Liljen-Zunft/ sämtlicher Zunftgenossen Zunft= Tauf= und Geschlächts-Nahmen/ samt ihren Zunftzeichen/ und Zunftsprüchen/ kürtzlich verfasset/ und im itztlauffenden 1676 jahre nach der Heilgebuhrt/ nach stiftung aber hochgemeldter Genossenschaft im 33/ zu lichte gegeben/ in derselben Gebuhrtsstadt Hamburg/ aus Arnold Lichtensteins Buchdrükkerei. Kahl gehörte in dieser nach ›Zünften‹ organisierten Gesellschaft Zesens der ›Zweiten oder Lilien=Zunft‹ an, in der er unter den insgesamt 49 Zunftgenossen die 46. Stelle innehatte: ›Der Unschuldige/ Wentzel Kahle/ ein Schlesier: ein Kind/ mit einer weissen Lilje in der Hand: GOTTes Schutz/ mein gegentrutz!‹ Neudruck in: Philipp von Zesen. Sämtliche Werke. Unter Mitwirkung von Ulrich Maché und Volker Meid herausgegeben von Ferdinand van Ingen. Band XII: Deutsch-lateinische Leiter. Bearb. von Ulrich Maché, George Schulz-­Behrend. Gesellschaftsschriften. Bearb. von Karl F. Otto jr.– Berlin, New York: de Gruyter 1985 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts; 114), S. 311–332. Hier der Eintrag zu Kahl S. 332. Die Angabe Ehrhardts, daß Kahl Mitglied der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ gewesen sei, ist unzutreffend. Kahl unterzeichnet in der Memorialschrift von Gottfried Richter für Caspar Keseler (1678) seine ›Grabschrifft‹ als ›M. Wenzel Khal/ Der Fürstl. Johannitischen Stiffts=Kirchen PfarrEr in Lignitz; Vnter der Edlen Deutschgesinnten Fruchtbringenden [!] Genossenschafft/ Der Unschuldige‹, Bl. K2r (Exemplare BU Wrocław: 421091, 539562). Die – gewiß nicht zufällig vorgenommene – Kontamination von ›deutschgesinnt‹ und ›fruchtbringend‹ führte zu dem Irrtum. 109 Vgl. Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. II, p. 956 s. Hier auch ein Werkverzeichnis. 110 Vgl.: Den jmmergrühnenden Dichterglantz/ damit Der […] Herr M. Wenzel Kahle/ bei der Hochfürstl. Stifts Kirche zum H. Johan in Liegnitz Oberster Seelensorger/ als auch der […] Deütschgesinneten Genossenschaft durch den Schlesischen Kreüs Schreinhalter/ zubenahmt der Unschuldige/ im 1685sten jahre nach der Gebuhrt unsers Heilandes/ und nach derselben des Kröhners im ausgange des 66sten/ eben am 8ten tage des Traubenmohndes beehret ward/ begleitete mit folgenden Kröhnungsreimen der Kröhner.– [Liegnitz 1685]. (BU Wrocław: 361658). Zum Zesenschen Text: Karl F. Otto Jr.: Philipp von Zesen. A Bibliographical Catalogue.– Bern, München: Francke 1972 (Bibliographien zur deutschen Barockliteratur; 1). Otto führt diesen Text Zesens als den letzten von ihm zum Druck gebrachten auf (p. 244, nr. 279). 111 Vgl.: Schuldigstes Dank-Opfer/ Dem Welt=berühmten […] Herrn Filip von Zesen […]: Der hochpreißbaren Deutschgesinnten Genossenschafft Stifter und Ertz=Schrein=halter: als Seine Hoch=Adeliche Großtähtigkeit/ Den 8. Weinmonat/ deß 1685. Heiljahres/ als an Dehro Hocherfreulichen Geburths=Tage/ Aus Röm. Kaiserl. Verlehnung und Vollmacht/ Jhn mit allen Würden/ Rechten und Freiheiten Eines/ Röm. Kais. Maj.

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Anmerkungen

Edel=gekrönten Dicht=Meisters/ hochgeneigt zubeadeln geruheten: Dinst=begihrig geliefert/ von M. Wenzel Khalen […]. Zur Liegnitz/ gedrukkt bey Christoph Wätzoldten. (BU Wrocław: 361659). 112 Vgl.: Contribuli Honorando, Viro […] Domino M. Wenceslao Khalo, […] illustr. Societ. Teuton. Membro splendidissimo, Qvum Ipsi à Magnifico Dn. Fundatore, […] ­Philippo à Zesen, […] mens. Octobr. Anno MDCXXCV. esset collatum; extemporanea Venâ hoc, qvicqvid est, adclamab. (BU Wrocław: 361660). 113 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 187, mit Verweis auf Jöcher II (1750), Sp. 2044. 114 Zu Elias Hoßmann vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 176. 115 Das Zitat und das folgende ebd. 116 Zu Püchle vgl. ebd., S. 177. 117 Zu Fisch vgl. ebd., S. 176 f. 118 Zum Bau der Schloßkapelle unter Ludwig IV. vgl. das wiederum gehaltreiche Kapitel ›von den Evangel. Reformirten Hof=Predigern bei der neuen Herzogl. Hof=Kapelle in Ligniz‹ bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 193–198. 119 Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 14), S. 175. 120 Zu dem Geschlecht vgl. Johann Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung.– Leipzig: Fleischer 1720, S. 1046–1074. Hier zu Christoph von Zedlitz, der 1657 starb, S. 1060. Ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil.– Leipzig, Breslau: Rohrlach 1728, S. 486–496. Hier zu Christoph von Zedlitz S. 487. 121 Vgl. Kapitel III, S. 86 mit Anm. 57. 122 Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 120), S. 1060. Vgl. auch ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil (Anm. 120), S. 487. 123 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 193. 124 Zu Schmettau vgl. ebd., S. 193–197. 125 Ebd., S. 194. 126 Ebd. Das zweite Zitat in der Anm. (x) daselbst. Vgl. zum Vorgang auch Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 14), S. 177–179. 127 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 194, Anm. (x). 128 Ebd., S. 194 f. 129 Ebd., S. 195. 130 Vgl. die Aufführung der Ehrhardt bekannt gewordenen Titel ebd., S. 197. 131 Vgl. ebd., S. 197 f. 132 Vgl. ebd., S. 198. Vgl. zu Lucae Kapitel II, S. 32–34 mit der Anm. 8. 133 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 198. Es ist nochmals zu erinnern, daß die reformierte Hofkapelle im Schloß zügiger als die in der Johanniskirche eingezogen wurde. Offenkundig war sie dem Kaiser ein besonderer Dorn im Auge geblieben. 134 Vgl. das Kapitel ›Von den Geistlichen Gebäuden der Stadt Liegnitz‹ bei Georg ­Thebesius: Liegnitzische Jahr=Bücher. Der Erste Theil. Hrsg. von Gottfried Balthasar Scharff.– Jauer: Jungmann 1733, S. 17–25. 135 Zur Kirche St. Marien, der Liebfrauenkirche, vgl. Friedrich Wilhelm Lingke, J[ohann]. G[ottlob]. Worbs: Die Marienkirche zu Liegnitz und ihre Geistlichen. Nebst einer kurzen Übersicht der Religions- und Kirchengeschichte der Stadt Liegnitz.– Liegnitz: Selbstverlag des Ober-Diaconus Lingke 1828. Dazu – vielfach korrigierend und ergän-

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zend – Arnold Zum Winkel: Zur Geschichte der Liebfrauenkirche in Liegnitz. Mit Zeichnungen von H. Kratz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 1 (1904–1905), S. 71–87. Das abschließende zweite Buch des zweiten Teils von Wahrendorffs Lignitzischen Merckwürdigkeiten (Anm. 65) ist der Kirche ›Von Unserer Lieben Frauen‹ gewidmet. Voran gehen Bemerkungen zur Geschichte der Kirche (S. 497–505), dann folgen die Epitaphien (S. 506–546) und die Grabsteine (S. 546–582). Es ist an dieser Stelle Gelegenheit, auch hinzuweisen auf das zweite Buch im ersten Teil des Werkes von Wahrendorff, das den ›Kirchen und Clöstern des Heiligen Creutzes und Der schmertzhafften Mutter GOttes‹ gewidmet ist (S. 179–224). Auch hier gibt es ausführliche Kapitel zu den Epitaphien (S. 186–198) sowie zu den Grabsteinen (S. 198–212). 136 Zum Winkel: Zur Geschichte der Liebfrauenkirche in Liegnitz (Anm. 135), S. 71. 137 Ebd., S. 74–76. 138 Ebd., S. 78. 139 Ebd., S. 80. 140 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 203 f. 141 Zum Winkel: Zur Geschichte der Liebfrauenkirche in Liegnitz (Anm. 135), S. 86. 142 Vgl.: Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Im Auftrag des Herder-­ Instituts Marburg und der Dehio-Vereinigung hrsg. von Ernst Badstübner, Dietmar Popp, Andrzej Tomaszewski, Dethard von Winterfeld.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 2005, S. 523 f. 143 Zu Eckel vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 207–211. Vgl. auch Bahlow: Die Reformation in Liegnitz (Anm. 72), S. 129 f. 144 Zu Eckel in Preußen vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 209 f. 145 Und dies nicht zuletzt auch im Blick auf sein Nachleben. Der Eintrag von Ehrhardt (siehe Anm. 144) ist durch und durch von Gehässigkeit geprägt. 146 Zu sprechen wäre von Johann Wunschelt und Aegidius Faber, Wolfgang Zinck und Johann Titius, von Georg Seiler und Christoph Langner, von Jodokus Heniochus und Markus Rullus sowie schließlich von Martin Gosky. Vgl. zu ihnen das sechste Kapitel ›Von der Evangel. Luthrischen Stadt=Pfarr=Kirche zu S. Marien in Lignitz und deren Ministerio‹ bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 199–250. Hier zu den erwähnten Geistlichen auf den Seiten 212–219. 147 Wir verweisen zurück auf unsere Ausführungen zu Grunaeus im zweiten Kapitel dieses Buches, S. 41 f. 148 Man findet sie in extenso abgedruckt bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 106–109. 149 Ebd., S. 220. 150 Ebd., S. 220, Anm. (p). 151 Ebd., S. 219. 152 Zu Keseler vgl. ebd., S. 224–226, sowie J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 20), p. 147. 153 Domûs Poenitentialis Pars anterior, Das ist: Deß Geistlichen Bus=Hauses Erster Theil/ Auß unterschiedenen Biblischen Texten/ Alten und Newen Testaments/ Jn X. Monatlichen Buß=Predigten bey der Kirchen zur L. Frauen in Lignitz aufgericht und vorgewiesen Von Caspar Keselern/ deß Fürstenthumbs Lignitz Superintendenten, Consistorialn, und obiger Kirchen Pfarrern. Leipzig/ Jn Verlegung Christoph Jacobs/ Buchhändlers in

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Anmerkungen

Breßlaw. [Kolophon:] Leipzig/ Jn Verlegung Christoph Jacobs Buchhändlers in Breßlaw. Gedruckt bey Henning Kölern/ Anno 1643. (BU Wrocław: 403384); Domûs Poenitentialis Pars posterior. Das ist: Deß Geistlichen Bus=Hauses Ander und Letzter Theil/ […] vorgewiesen Von Caspar Keselern […]. Jn der Fürstl. Stadt Liegnitz Druckts Zacharias Schneider. (BU Wrocław: 403384). Vgl. auch die Verzeichnung des weiteren Werkes von Keseler bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 225. 154 Catalogus Pastorum Ecclesiarum Lignicensium Petro-Paulinae & Marianae, Anno Salutis Humanae M.DC.LIII. Collectus â Casparo Keselero. Lignicii exscript. â Zacharia Sartorio[.] Gaudete quod nomina vestra Scripta sunt in célis, Luc. 10. v. 20. (BU Wrocław: 445439, 538395). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 226 unter Ziffer 8, mit dem wichtigen Zusatz in Anm. (m). 155 Vgl.: Arae Exseqviales Casparis Keseleri Schönov. in aede Mar. apud Lignic. Pastoris, Illustris Consistorii Adsessoris Primarii, & Rever. Ministerii ejusdem Ducatûs Superintendentis fidelissimi, Benevolentium extra Lignicensem Ducatum lachrymis honoratae. Lign. in chalcographéo Zach. Sartorii. [1663]; Arae Exseqviales Casparis Keseleri Schoenov. in aede Mar. ap. Lignic. Pastoris, Illustris Consistorii Adsessoris Primarii, & Rever. Ministerii ejusdem Ducatûs Superintendentis fidelissimi, Benevolentium in Ducatu Lignicensi lachrymis honoratae. Typ. Lign. Zach. Sartorii. [1663]. An beiden poetischen Denkmälern beteiligten sich namhafte Persönlichkeiten, ohne daß diese hier im einzelnen aufgeführt werden sollen. Eingesehen wurden die beiden Exemplare der Bibliothek der Estnischen Akademie der Wissenschaften zu Tallinn. Weitere Exemplare befinden sich in der BU Wrocław. Der in der Staatsbibliothek zu Berlin vorhandene Druck des ersten Titels ist unvollständig (Signatur: 4 in: Ee 1570). Die Leichenpredigt hielt Johannes Kutschreiter: Conterfey oder Abbildung Menschlichen Lebens in dem helleuchtenden Spiegel Göttlichen Wortes aus dem 90. Psalm v. 10. Bey […] Leichen=Bestattung Des […] Herren Caspar Keselerß/ Der Ehrw. Priestersch. Lignitzschen Fürstenthumbß Wolverordneten Superintendenten Deß Fürstl. Consistorii Wohlbestellten Adsessorn und PfarrErrn bey der Kirchen zur L. Frawen in Liegnitz/ am Tage Thomae des Apostels war der 21. des Monats Decemb. An. 1662. bey der Kirchen zur L. Frawen […] vorgestellt/ Durch M. Johannem Kutschreiterum, PfarErrn der Kirchen zu Peter und Paul in Liegnitz/ und deß Fürstlichen Consistorii Adsessorem. Gedruckt in Liegnitz von Zach. Schneidern. [1663]. (VD17: 1:038777P). Die Abdankungsrede lag in den Händen von Laurentius Baudisius: Das Gelehrte/ Geehrte/ Beschwerte und Bewerthe Superintendenten=Haubt/ Nach […] Beerdigung Deß […] Herren Casparis Keselerß/ […] Stat der Abdanckungß=Rede nur einfältig und kürtzlich wol zubeobachten fürgetragen Durch Laurentium Baudisium, deß Fürstl. Consistorii Adsess. und der Kirchen zu S. Johannis PfarrErn. Gedruckt in Liegnitz von Zach. Schneidern. [1663]. (VD17: 1:038781Z). Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 225 mit der Anm. (i). Hier auch die Wiedergabe des Epitaphs für Keseler in der Marienkirche. 156 Vgl. zu Sebastian Alischer wiederum Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 226– 229. Vgl. auch J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 20), p. 4; Johann Heinrich Zedler: ­Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band I (1732), Sp. 1221 f.; Jöcher I (1750), Sp. 275 f.; Jöcher-Adelung I (1784), Sp. 602; Johann Sigismund John: ­Parnassi Silesiaci Sive Recensionis Poëtarvm Silesiacorvm Qvotqvot Vel In Patria Vel In Alia E ­ tiam Lingva Mvsis Litarvnt Centvria I.– Breslau: Rohrlach 1728,

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pp. 19–25; Johann Georg Gottlieb Peucker: Kurze biographische Nachrichten der vornehmsten schlesischen Gelehrten die vor dem achtzehnten Jahrhundert gebohren wurden, nebst einer Anzeige ihrer Schriften.– Grottkau: Evangelische Schulanstalt 1788, S. 4. 157 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 228. 158 Alischer hat u. a. Leichenpredigten bzw. Abdankungsreden zum Tod von Gottfried Baudisius, von Adam und Georg Thebesius sowie von Christian Primke gehalten. Vgl.: Abdanckung Bey dem […] Leichbegängnüß Deß […] H. Gottfried Baudisses von Güldenhuben/ auff Rudolffsbach/ Beyder Rechten Doctors/ Com. Pal. Caes. auch Fürstl. Lign. […] Rathes vnd […] Cantzlers/ Vor der Kirchen zu S. Peter vnd Paul […] gehalten/ Von Sebastian Alischern P.L.C. […]. Gedruckt in der Fürstl. Stadt Liegnitz/ Durch Zacharias Schneidern. (BU Wrocław: 420870, 433918, 509919); Treuer Prediger Ampts=Pflicht/ […] Bey […] Leich=Bestattung Deß […] Her. M. Adam Thebesius/ P.L.C. Deß Fürstlichen Consistorii […] Assessoris, Und der Kirchen zu St. Peter und Paul in Liegnitz […] Herrn PfarrErs; Welcher am XII. Tage deß Christmonats Deß außgehenden 1652 Jahres daselbst […] entschlaffen/ […] entworffen Von Sebastian Alischern P.L.C. […]. Gedruckt in Liegnitz/ durch Zachar. Schneidern. (BU Wrocław: 353327, 420849, 421081, 432966); Treuer und Wolverdienter Prediger Beschaffenheit in einem geistlichen Sternen=Bilde/ Bey der […] Bestattunge Des […] Herren George Thebesius, Der Kirchen zu S. Peter und Paul in Lig­nitz […] PfarrErs/ und des Fürstl. Consistoriums daselbsten […] Beysitzers; […] entworffen von Sebastian Alischern P.L.C. […]. Gedruckt zur Lignitz bey Wigand Funcken/ Jm Jahr 1658. (BU Wrocław: 421087, 508149); Guttes und Richtiges Prediger=Muster/ […] Bey […] Beerdigung Des […] Herrn M. Christiani Primkii, P.L.C. Der Fürstl. Stiffts=Kirchen zu S. Johannis, wolverdienten Pfarrers/ des Fürstl. Consistorii wehrten Adsessoris, und der conjungirten Fürstl. Stadt=Schulen Berühmten Rectoris zur Liegnitz: An dem Heiligen Bete=Sonntage des 1669. Jahres entworffen von Sebastian Alischern/ P.L.C. Pfarrern zur L. Frauen daselbst/ des Fürstl. Consistorii Adsessoren/ und Einer Ehrw. Priesterschafft Liegn. Fürstenthumes Superattendenten. Gedruckt zur Liegnitz/ Bey Zachariae Schneiders Sel. nachgel. Wittib. (BU Wrocław: 421108, 421331). Vgl. dazu auch Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. I, p. 55, sowie Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 228. Das sonstige Werk von Alischer findet man aufgeführt bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1, S. 229, mit der wichtigen Anmerkung (a). Vgl. vor allem: Piastus, seu Descriptio XXVIII. Principum Piastaeorum, a Piasto ad ­Georg. Rudolphum Duc. Siles. &c. 159 Vgl. das von Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 229 aufgeführte Manuskript: ›Pastores & Diaconi Ducatus Lignicensis‹. Vgl. zum Näheren auch ebd., S. 7. 160 Andreae Sanftlebii, Peplus Bonorum Ingeniorum Boleslaviensium. ex Ultima Voluntate Sebastiani Alischeri. Boleslav: P.L.C. edit M. Henricus Alischer Lygius. Lignicii. Typis Mariae Willigin excudit Johann Matthias Gichtelius, Factor. Anno 1674. (BU Wrocław: 323199, 323200). 161 Heinrich Alischer ist auch der Verfasser eines Werkes zu den Rektoren der Liegnitzer Schulen: Memoriae Sacrum. Pietas In Praeceptores Academicos & Triviales accessere Omnes omnino â recuperatâ Evangelii luce Scholae Lignitiensis Rectores. Auctore M. Henrico Alischero Lygio. h.t. in Patriâ ad Divum Virginis Mariae Substituto. Lignitii, Typis Willingianis. Anno 1671. (BU Wrocław: 317734, 384059). Vgl. auch den Eintrag zu Heinrich Alischer bei Jöcher-Adelung I (1784), Sp. 602, sowie bei John: Parnassi Sile-

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Anmerkungen

siaci Centvria I (Anm. 156), pp. 25–27, wo die achtzehn Rektoren namentlich aufgeführt sind. Es ist an dieser Stelle Veranlassung, auf die Einträge zu Sebastian und Heinrich Alischer bei Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. I, p. 53 und pp. 54–56, hinzuweisen. Hier auch eine Diskussion zu der Frage, wem von beiden die Laureatenwürde gebührt. Sie ist bislang nicht definitiv geklärt und konnte deshalb auch nicht eindeutig datiert werden. An der angegebenen Stelle jeweils auch Werkverzeichnisse, freilich in beiden Fällen ohne die auf Bunzlau bezogenen gelehrtengeschichtlichen Titel. 162 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 229. 163 Zu Dewerdeck vgl. an erster Stelle wiederum Ehrhardt: Presbyterologie IV/1, S. 232–234. Hier S. 233, Anm. (u) auch das ihm gewidmete Epitaph. Des weiteren Johann Christian Leuschner: Ad Cvnradi Silesiam Togatam Spicilegivm Decimvm Sextvm.– Progr. Hirschberg [1755], Bl. A4v f.; Zedler VII (1734), Sp. 709. 164 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 233. 165 Vgl.: Q.D.B.V. De Officio Civis Christiani Erga Principem, in Academia Lipsiensi, Praesidente Dn. L. Adamo Rechenberg/ P.P. & Collegii Majoris Principum Collegiato, Hospite, & Praeceptore suo, filiali observantia devenerando, D. XXVIII. Sept. MDC XCV. Publice Disseret Gothofredus Dewerdeck, Lygio-Silesius. Lipsiae, Typis Immanuelis Titii. (VD17: 7:632589M); Q.D.B.V. De Officio Principis Christiani Erga Civem In Academia Lipsiensi, Praeses M. Gothofredus Dewerdeck, Respondens Samuel Barthel, Grimensis, Philos: Baccal: d. XX. Jun. MDCXCVI. H.L.Q.C. publicè disserent. Lipsiae, Literis Immanuelis Titii. (VD17: 12:149055G). 166 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 233. Vgl. auch die beiden folgenden Titel aus der Feder Dewerdecks: Jeremiae Dykes Vereinigung Der Gläubigen mit Christo/ Oder Wie man Christum recht annehmen und in ihm wurtzeln soll. Aus dem Englischen ins Teutsche […] übersetzet/ Nebst einer Vorrede Von M. Gottfried Dewerdeck, Mittags=Predigern zu St. Pet. und Paul. in Liegnitz. Breßlau/ verlegts Christian Bauch [1709] (ULB Sachsen-Anhalt: AB 154234 (5)); Matthiae Tiessen Meldorff. Dithm. vollkommene Teutsch=Englische Grammatica […]; Nach dessen Tode revidiret und ans Licht gegeben/ von M. Gottfr. Dewerdeck. Berlin/ Jn Verlegung Joh. Andreas Rüdigers/ Anno 1705. (ULB Sachsen-Anhalt: Dh 183). 167 Silesia Numismatica, Oder Einleitung zu dem Schlesischen Müntz=Cabinet, Jn welchem biß 368. theils sehr alte rare und schöne/ im Lande verfertigte Müntzen durch accurate Kupffer gewiesen/ umbständlich erkläret und dabey viele in der Schlesischen Historie begangene Fehler deutlich entdecket werden. Ausgefertiget von M. Gottfried Dewerdeck/ Archi-Diacono und Bibliothec. Pet. Paul. in Liegnitz. Verlegt durch den Autorem. Zufinden in dem Rohrlachischen Buch=Laden. Jauer/ Gedruckt bey Johann Gottfried Webern. Ao. 1711. (SuStB Augsburg: 4 Num 44). Ehrhardts Kommentar: »Durch dies Werk (welches an Papier und Kupfern schön ist,) hat er sich in= und außer Schlesien hochberühmt gemacht.« (Presbyterologie IV/1 [Anm. 50], S. 234). 168 Zur Geschichte der Kirche vgl. die Monographie von dem seinerzeitigen Pfarrer zu St. Peter und Paul Heinrich Ziegler: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz nach ihrer Geschichte und nach ihrem heutigen Bestande. Ein Festgruß an die Gemeinde zur Feier des 500jährigen Bestehens ihres Gotteshauses. Mit einem Grundriß, einer Abbildung der Kirche und einem Bilde des Taufkessels.– Liegnitz: Krumbhaar 1878. Hinzuzunehmen die wichtige Arbeit von Fritz Pfeiffer: Der Neubau der Peterskirche zu Liegnitz im

5. Die Hofkirchen im Ensemble der städtischen Gotteshäuser

14. Jahrhundert.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 8 (1920–1921), S. 158–175; 13 (1930–1931), S. 184 f. Pfeiffer bezieht sich seinerseits zurück auf die auch von uns schon herangezogene grundlegende Abhandlung von Arnold Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz im Mittelalter.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906–1908), S. 1–78. Vgl. hier insbesondere das Kapitel ›Kirchliche Stiftungen und Spitäler‹, S. 30–58; darin zur Peterskirche S. 35–46. Der Beitrag von Pfeiffer ist eingegangen in das Sammelwerk: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz.– Lorch/Württ.: Weber 1972 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 2). Er steht auf den Seiten 125–146. Der Band enthält eingangs ›Pastorenbilder aus vier Jahrhunderten‹ von Ferdinand Bahlow (S. 7–88), mit einem Zusatz zu ›Pastoren im 20. Jahrhundert‹ von Hans Bahlow (S. 89–102). Zu archäologischen und quellenkundlichen Aspekten: Czesław Lasota, Jerzy Rozpędowski: Badania archeologiczne w kościele Św. Piotra i Pawła w 1989 r. [Archäologische Untersuchungen in der Peter-und-Paul-Kirche im Jahr 1989].– In: Szkice Legnickie 14 (1992), pp. 99–102; Barbara Pazoła: Kościół Św. Piotra i Pawła w Legnicy źródła archiwalne w zbiorach Archiwum Państwowego w Legnicy [Archivquellen zur Peter-und-Paul-Kirche zu Liegnitz in den Sammlungen des Staatsarchivs in Liegnitz].– In: Szkice Legnickie 17 (1995), pp. 260–266. 169 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 253 f., Anm. (i). 170 Pfeiffer: Der Neubau der Peterskirche (Anm. 168), S. 158. Vgl. auch Ferdinand Bahlow: Der große Umbau 1892–1894.– In: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz (1972) (Anm. 168), S. 147–154. 171 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 257–260 mit den Anmerkungen (p) bis (z), auf die hier verwiesen werden kann. Zu Caspar Berger vgl. Jan Harasimowicz: Kasper Berger i rzeźba legnicka schyłku XVI wieku [Caspar Berger und die Liegnitzer Skulptur im späten 16. Jahrhundert].– In: Biuletyn Historii Sztuki 42 (1980), p. 107–132. 172 Zum berühmten Altar der Kirche vgl. Erich Wiese: Der Hochaltar der Peter-Paul-Kirche in Liegnitz.– In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift N.F.: Jahrbuch des schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer 10 (1933), S. 51–60. Zur Innenausstattung der Kirche vgl. auch Paul Mertin: Liegnitzer Kunstdenkmäler der Renaissance und ihre Auftraggeber.– In: Liegnitz. 700 Jahre eine Stadt deutschen Rechts. Hrsg. von Theodor Schönborn.– Breslau: Gauverlag-NS-Schlesien 1943, S. 81–106. Hier zum opulenten Ratsgestühl von 1568 S. 82–89. Dort auch S. 89–92 zum ›Mannsgestühl‹ aus dem Jahr 1578, sowie zum Stifterbild an der Kanzel der Kirche zu St. Peter und Paul, S. 96 f. Des weiteren finden sich daselbst Ausführungen zu Epitaphien und Tafelbildern in der Kirche, die teilweise in das Niederschlesische Museum zu Liegnitz überführt worden waren. Vgl. zu dem Hochaltar auch Jacek Witkowski: Gotycki ołtarz główny kościoła Świętych Piotra i Pawła w L ­ egnicy [Der gotische Hauptaltar der Peter-und-Paul-Kirche zu Liegnitz].– Legnica: Muzeum Miedzi 1997 (mit deutscher und englischer Zusammenfassung); ders.: Program ideowy gotyckiego ołtarza głównego kościoła Św. Św. Piotra i Pawła w Legnicy [Das Bildprogramm des gotischen Hauptaltars der Peter-und-Paul-Kirche zu Liegnitz].– In: Sprawozdania Poznańskiego Towarzystwo Przyjaciół Nauk, Wydziału Nauk o Sztuce 101 (1983), pp. 70–76. Vgl. schließlich auch Andrzej Grzybkowski: Concordia Apostolorum – Gotycka rzeźba w Legnicy [Concordia Apostolorum – Eine gotische Skulptur in [der Peter-und-Paul-Kirche zu] Liegnitz].– In: Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie 36 (1992), pp. 221–233 (mit deutscher Zusammenfassung).

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Anmerkungen

173 Zur Inschriftenkultur der Kirche von St. Peter und Paul wiederum die einschlägigen Kapitel bei Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten (Anm. 65). Hier im ersten Buch des zweiten Teils zunächst zur Geschichte der Kirche, S. 226–233. Die besonders reichen Epitaphien sind sodann reproduziert auf den Seiten 233–315, die Grabsteine daselbst und auf dem Friedhof auf den Seiten 315–447. Weitere Monumente ›auf dem Gottes=Acker vor der Pforte‹ werden auf den Seiten 455–496 wiedergegeben. Dazu die näheren Ausführungen im zweiten Kapitel, S. 60 f. 174 Vgl. neben den Ausführungen bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 261, insbesondere die oben Anm. 72 zitierte große Abhandlung von F. Bahlow: Die Reformation in Liegnitz. Vgl. ebenfalls Ziegler: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz (Anm. 168), S. 37–61: ›Die Einführung der Reformation in der Peter=Paul=Kirche und der Kampf gegen Schwenckfeld 1520–1542‹. Wir verweisen auch an dieser Stelle zurück auf unsere Ausführungen im dritten Kapitel, S. 73–75, mit der Aufführung der einschlägigen Schwenckfeld-Literatur in Anm. 16 daselbst. 175 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 92–106, sowie unsere Ausführungen auf S. 156–159. 176 Zu Rosenhayn vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 265–267. 177 Ebd., S. 266 f. 178 Ebd., S. 267. 179 Eingang gefunden hat Rosenhayn auch in Cunrads Silesia Togata (Anm. 20), p. 247. 180 Zu Baudisius vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 268–271. 181 Vgl. ebd., S. 269 mit Anm. (s). 182 Ebd., S. 269 f. 183 Vgl. ebd., S. 270 f. mit Anm. (a). 184 Melchior Adam: Vitae Germanorum Theologorum, Qvi Superiori Seculo Ecclesiam Christi Voce Scriptisque Propagarunt Et Propugnarunt.– Heidelberg: Geyder 1620, pp. 847–852, p. 851. Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 271, Anm. (b). 185 Vgl. Adam: Vitae Germanorum Theologorum (Anm. 184), p. 848, sowie Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 270. 186 Zu Kutschreuter vgl. gleichfalls Ehrhardt: Presbyterologie IV/1, S. 274 f. 187 Zu Adam Thebesius vgl. ebd., S. 275–277, sowie J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 20), p. 304. Vgl. des weiteren Flood: Poets Laureate (Anm. 58), Vol. IV, p. 2073 s. 188 Zu Kaspar Siegmund Reimann vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 50), S. 279. Das folgende Zitat ebd. 189 Vgl. auch zu ihm ebd., S. 285 f. 190 Ebd., S. 286. 191 Vgl. ebd. 192 Zu Jonathan Krause vgl. ebd., S. 280–282.

6. Zentren der Bildung 1

Das Eingangszitat rührt her von Friedrich Lucae, und zwar aus seinem in ›Discursen‹ angelegten Erstlingswerk: Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und Nieder=Schlesiens.– Frankfurt/Main: Knoch 1685. Hier das Zi-

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tat im neunten Discurs ›Von Schlesiens Gymnasiis und Schulen‹, S. 206–262, S. 206. Im folgenden stets auch das einschlägige Kapitel in dem Nachfolgewerk heranzuziehen: Von denen Gymnasiis und Schulen in Schlesien.– In: Friedrich Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien.– Frankfurt/Main: Knoch 1689, S. 546–627. Des weiteren zu konsultieren das reichhaltige Werk von Johann Christian Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae, praecipuè Dvcatvs Silesiae, Cvm Bibliothecis, In Nvmmis. Oder: Die Hohen und Niedern Schulen Teutschlandes, insonderheit Des Hertzogthums Schlesiens.– Breslau: Korn 1741. Hier im folgenden einschlägig die ›Sechste Abhandlung‹: Von denen ehemahlig und jetzo wohleingerichteten Lutherischen Schulen im Hertzogthum Schlesien, S. 429–578. (Es folgt ein Anhang: Von Ab= und Zunahme der Röm. Catholischen Schulen in Schlesien, S. 579–588). – Ein Blick ist schließlich auch zu werfen in das – den Wortlaut des Autors freilich nur partiell bewahrende – Werk von Nikolaus Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Prima.– Breslau, Leipzig: Bauch 1704. Hier pp. 693–706 (1. Paginierung des Bandes!) das knappe und nur zum Teil von Henel herrührende Kapitel zu den Schulen Schlesiens sowie zur ›Leopoldina‹. Zum Bildungswesen in Schlesien vgl. die sehr anregende Studie von Christine A ­ bsmeier: Das schlesische Schulwesen im Jahrhundert der Reformation. Ständische Bildungsreformen im Geiste Philipp Melanchthons.– Stuttgart: Steiner 2011 (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte; 74). Von ­Christine Absmeier stammt auch der Eintrag ›Schul- und Bildungsgeschichte‹ in: Historische Schlesienforschung. Methoden, Themen und Perspektiven zwischen traditioneller Landes­geschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2005 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 11), S. 543–563. Vgl. das parallele Kapitel zu dem vorliegenden, betitelt ›Hochburg des Wissens. Gym­ nasien, Professoren – und eine fehlende Universität‹.– In: Klaus Garber: Das alte Breslau. Kulturgeschichte einer geistigen Metropole.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2014, S. 121–177. Vgl. die grundlegende Darstellung von Gustav Bauch: Valentin Trozendorf und die Goldberger Schule.– Berlin: Weidmann 1921 (Monumenta Germaniae Paedagogica; 57). Mit dieser Studie beendete Bauch seine dichte Folge gewichtiger Werke insbesondere zum schlesischen Humanismus. Vgl. das Auswahlverzeichnis seiner Schriften in dem Vorspann des Werkes. Die Vorrede ist datiert auf den 1. Januar 1914. Bauch zog als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg. An der Einrichtung des Buches für den Druck beteiligte er sich nicht mehr. Sie lag allein in den Händen der Schriftleitung der bekannten, von Karl Kehrbach begründeten ›Monumenta Germaniae Paedagogica‹. Vgl. dazu das eingehende Vorwort aus der Feder von Max Herrmann, dem verdienstvollen Betreuer der Theatersammlung in der Preußischen Staatsbibliothek, der 1942 in Theresienstadt starb. – Weiterhin mit Gewinn auch heranzuziehen die älteren Darstellungen von Friedrich Lucae: Gymnasium in der Stadt Goldberg.– In: ders.: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 548–553; Kundmann: Gymnasium zu Goldberg.– In: ders.: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 431–446; Siegismund Justus Ehrhardt: Vom ehmals berühmten Herzoglichen Gymnasio, und der iezigen Lateinschen Stadt=Schule in Goldberg und deren Rektoren.– In: ders.: Evangelische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürsten­thums Ligniz.– Liegnitz: Pappäsche 1789 [Presbyterologie IV/1],

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Anmerkungen

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S. 441–478. Vgl. auch das Neuland erschließende Kapitel ›Bildung eines schlesischen Landesbewusstseins‹ bei Absmeier: Das schlesische Schulwesen (Anm. 2), S. 205–256. Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 1. Der von Bauch herangezogene ›Chronist‹ ist der Verfasser der maßgeblichen Chronik der Stadt Goldberg. Vgl. Ludwig Sturm: Geschichte der Stadt Goldberg in Schlesien.– Goldberg: Selbstverlag des Verfassers 1888. Das Zitat hier S. 248. Es ist Gelegenheit, nochmals auf die berühmte Studie von Bauch zu verweisen, die dem Schulwesen im Breslau des Mittelalters gewidmet ist und ein reich illustriertes Bild der pädagogischen Usancen vermittelt. Vgl. Gustav Bauch: Geschichte des Breslauer Schulwesens vor der Reformation.– Breslau: Hirt 1909 (Codex diplomaticus Silesiae; 25). Das Anschlußwerk: Gustav Bauch: Geschichte des Breslauer Schulwesens in der Zeit der Reformation. Der Universität Breslau zum hundertjährigen Jubiläum überreicht vom Verein für Geschichte Schlesiens.– Breslau: Hirt 1911 (Codex diplomaticus Silesiae; 26). Zu Gürtler vgl. wiederum Gustav Bauch: Hieronymus Gürtler von Wildenberg. Der Begründer der Goldberger Particularschule. Ein Beitrag zur Schulgeschichte des deutschen Ostens im XVI. Jahrhundert.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 29 (1895), S. 159–196. Diese Arbeit bildet die Grundlage für das Gürtler-Kapitel in dem oben Anm. 4 zitierten Werk Bauchs über Valentin Trozendorf und das Goldberger Gymnasium. Vgl. dort das zweite Kapitel ›Die gehobene Stadtschule‹, S. 10–73, das in erster Linie der Person und dem Werk Gürtlers gewidmet ist. Inzwischen liegt ein hervorragender lexikalischer Eintrag von J. Klaus Kipf vor, aus dem alles Nähere im Blick auf die Schriften Gürtlers und die einschlägige Literatur zu entnehmen ist. Vgl.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon. Hrsg. von Franz Josef Worstbrock. Band I.– Berlin, New York: de Gruyter 2008, Sp. 1011–1022. – Aus der älteren (bei Kipf nicht mitgeführten) Literatur vgl. den Eintrag bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 457 f. Hier Anm. (f) auch die Wiedergabe des Epitaphs in der Pfarrkirche zu Goldberg mit dem Hinweis in Anm. (e), daß diesem Epitaph die Gedenkzeilen von Johannes Clajus beigefügt sind. Diese finden sich auch in: Iohannis Claii Hertzbergensis Variorvm Carminvm Libri Qvinqve Quorum Elenchum indicabit versa pagina. Gorlicii Ambrosius Fritsch excudebat. Anno 1568. Liber II, Bl. F5 v. ­Clajus hat übrigens auch frühzeitig eine eigene kleine Schrift über das Goldberger Gymnasium vorgelegt. Sie erschien gleichfalls im fünften Buch seiner Ausgabe lateinischer Gedichte: De origine & conservatione Scholae Goldbergensis, Bl. M3r–M8r. Hier Bl. M8v– Bl. P1 v auch zu den Rektoren der Anstalt. (Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 441, Anm. (a)). Eingehende Charakteristik des Textes bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 14–23. Der Titel: Opus grammatice Jntegrum ac consumatissimum Germanieque solidissima et prima Juuentutis institutio quam accuratissime castigata: et iam denuo Compendiario sermone in lucem traducta. [Kolophon:] Impressum est hoc Opus Liptzck per Baccalaureum Wolfgangum Molitoris de Monaco. Anno nostre salutis Millesimo quingentesimo septimo. (VD16: G 3935). Die Neuauflage aus dem Jahr 1511 ist bis auf weiteres offenkundig als verschollen anzusehen. Der Titel findet sich verzeichnet in der verdienstvollen Bibliographie von Gustav Bauch: Bibliographie der schlesischen Renaissance.– In: Silesiaca. Festschrift Colmar Grünhagen.– Breslau: Morgenstern 1898, S. 145–186, S. 165. Bauch weist ein Exemplar für die Jagiellonen-Bibliothek in Krakau nach. Eine weitere Auflage

6. Zentren der Bildung

erschien 1515. Vgl. ebd., S. 173 f. Gürtler war nach Kulm herübergewechselt und benutzte nun eine Namensform mit einem auf seine Herkunft verweisenden Zusatz: Hieronymi Cingularij Aurimontani artis Grammatice obseruationes: ad diuum Joannem Turzo Vratislauianorum Presulem: castigatissime et diligenti recognitione nouissime stanneis formulis excusse. Contenta in hoc libro. De facili partiumorationis cognitione Opusculum vnum. De Etymologia dictionum Libellus vnus. De Syntaxi seu protiumorionis et structione Codiculus vnus. De Componendis epistolis Opellum vtilissimum. Lipsi impressit Vuolfgangus Monacensis in Platea Grimmensium e regione Edis diui Pauli Anno. 1515. (VD16: G 3930). Zu der Umarbeitung der Grammatik vgl. wiederum Bauch (wie oben), S. 29–32. – Zu den Zuwendungen des Bischofs an die Goldberger Schule vgl. Gustav Bauch: Drei Denkmäler zur älteren schlesischen Schulgeschichte. Mit einem Anhange: Rede Hieronymus Gürtlers für die Brüder-Schule in Culm 1531.– Progr. Evangel. Realschule II Breslau 1901. Hier S. 12–15. 9 Vgl.: Magistri Hieronymi Cingulatorini Aureomontani Elegantiarum Opusculum omnibus Oratorie artis et eloquentis studiosis tam vtile quam necessarium ad Jacobum genitorem suum humanissimum grauisissimumque Ciuem Auripolitanum optimum ac eruditum. [Kolophon:] Jmpressum Lyptzk per Baccalaureum Martinum Herbipolensis. Anno a natali Christiano 1510. Sexto Jdus Apriles. (VD16: G 3934). Eine Charakteristik des Werkes bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 26 f. 10 Vergleiche zu den folgenden Angaben die Hinweise bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 16 ff. Das lateinisch-deutsche Synonymenlexikon erschien im Erstdruck in Wittenberg; die Widmung aus Goldberg für Christoph und Nikolaus von Seidlitz ist auf den Dezember des Jahres 1512 datiert: Hieronymi Cingularij Aurimontani tersissima latini eloquij Synonymorum collectanea: non modo epistolas: verumetiam carmina cudere volentibus oppido idonea: ex multiiugis et quidem luculentissimis cum Oratorum tum Poetarum scriptis studiosa recognitione veluti quedam progymnasmata eruta: vernaculoque suo vt inuentu sint faciliora accommodata: ac denuo secundum alphabeti seriem deprompta atque concinnata. Annexus est Tractatulus vtilissimus de vocum proprietatibus seu terminorum differentijs. [Kolophon:] Jmpressum Liptzk per Melchiarem ­Lotterum Anno domini. Millesimo quingentesimo decimoquinto. (BU Wrocław: 395464). Vgl. dazu Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 35 f. Die Cicero-Edition: Marci Tullij Ciceronis Epistole familiares atque breuiores adolescentibus quoque magis vtiles ex toto Epistolarum eius volumine tanquam ex eloquentie fonte accurate collecte ac denuo v­ igili cura elimate: adiunctis etiam Epistolarum argumentis vel Titulis intentiones ipsarum succincte declarantibus/ cum Epistolarum numero libri cuiuslibet/ quo Juuenibus ipsis in libros principales facilior pateat aditus. [Kolophon:] Lipsi excussit Vuolffgangus Monacensis. Anno. 1514. Jn platea Grimmensium apud Sanctum Paulum. (VD16: C 3066). Vgl. wiederum Bauch (wie oben), S. 28 f. Und schließlich der Logik-Kommentar: Hieronymi Cingularij Chrysopolitani in omnes Petri hispani tractatulos enarratiuncula […]. [Kolophon:] Jmpressum Liptzk per Baccalaureum Vuolfgangum Monacensem. Anno domini Millesimoquingentesimotredecimo. (BU Wrocław: 542723). Dazu Bauch, S. 33 f. Zu Gürtlers Philosophia Humana vgl. die folgende Anm. 11 Vgl.: Totivs Natvralis Philosophiae in Physicam Aristotelis Epitome, cuius haec est facies: Physicorum libri VIII. De Coelo IIII. De Generatione II. Meteororum IIII. De Anima III. Hieronymo Vuildenbergio Aurimontano autore. Cum gratia et priuilegio

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Anmerkungen

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Imp. ad quinquennium. Basileae. [Kolophon:] Basileae Ex Officina Ioannis Oporini, Anno Salutis M.D.XLIIII. mense Martio. (BU Wrocław: 335452, 412243). Hinzu trat wenig später wiederum auf der Basis des Aristoteles eine Logik: Vniversae Philosophiae rationalis in Dialecticam Aristotelis Epitome, libris octo absoluta, quorum Catalogum uersa pagella docebit. Hieronymo Vvildenbergio Aurimontano dissertore. Cum gratia & priuilegio. Vvratislaviae Apud Andream Vuinglerum [MD]XLVIII. (BU Wrocław: 304946, 382083). Schließlich legte Gürtler auch noch eine Einführung in die Moralphilosophie des Aristoteles mit ihren drei Teilen, der Ethik, der Politik und der Ökonomie, vor. Sie wurde mit den Lehrbüchern zur Naturkunde und zur Logik vereinigt und in einer dreiteiligen Philosophia Humana erstmals in Basel veröffentlicht: Totius Philosophiae Hvmanae in tres partes, nempe in Rationalem, Naturalem, & Moralem, digestio: earundemque partium luculentissima descriptio, Libris tribus primarijs consummatam noticiam complectens: […] Hieronymo Vvildenbergio Aurimontano dissertore. ­Basileae, per Ioannem Oporinum [MDXLVI]. (BU Wrocław: 311824). Vgl. die Charakteristik bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 37–41 in dem abschließenden, Gürtler gewidmeten Kapitel ›Gürtler in Thorn und Culm. Lebensausgang.‹ 1558, drei Jahre nach Trozendorf, starb Gürtler dreiundneunzigjährig in Kulm. In der Pfarrkirche seiner Vaterstadt Goldberg errichteten ihm sein Sohn und seine Schwiegersöhne ein Denkmal. Vgl. Melchior Adam: Vitae Germanorum Medicorum: Qvi Seculo Superiori, Et Quod Excurrit, Claruerunt.– Heidelberg: Geyder 1620, p. 90. Vgl. zu Trozendorfs Leben die Abschnitte 20–25 im zweiten Kapitel von Bauchs Werk Valentin Trozendorf und die Goldberger Schule (Anm. 4), S. 52–71. Hier auch die Viten, die die Schüler Goldbergs verfaßten, welche hier nicht erneut aufgeführt werden brauchen. Sie sind zumeist in die Vorreden zu den Werken Trozendorfs eingegangen, die von seinen Schülern herausgegeben wurden. Vgl. dazu unten die Anm. 21, 22 und 24. Vgl. zur Vita Trozendorfs auch Johann Carl Köhler: Valentin Friedland Trozendorff, ein biographischer Versuch.– Progr. Liegnitz 1848. Exemplar aus der Rhedigerschen Bibliothek der Breslauer Stadtbibliothek (4 n 534) heute im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett der BU Wrocław (28248 III Gsl.) Kopie im Aufsatzarchiv des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. auch den Eintrag von Elke Axmacher in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon XII (1997), Sp. 618–623. Reichhaltig schließlich auch der Eintrag bei Ehrhardt: Vom ehmals berühmten Herzoglichen Gymnasio (Anm. 4), S. 459–464. Zitiert bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 60. Ebd., S. 64. Vgl. zu den Versuchen einer Universitätsgründung in Liegnitz auch S. 351 f. Die Schulordnung wurde nicht publiziert. Man findet sie erstmals abgedruckt in: Aus dem Hausbuche des Goldberger Lehrers Zacharias Bart. 1529–1612. Familien- und Schulnachrichten. Hrsg. von Gustav Bauch.– Progr. Evangelische Realschule II Breslau 1907, S. 29–31. Danach in extenso Wiederabdruck bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 97 f. Hier alle im folgenden angeführten Zitate. – Eine gedruckte Schulordnung kam erst 1563 und also nach dem Tode Trozendorfs heraus. Man findet sie – wiederum in extenso – abgedruckt bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 195–199. Ein Abdruck auch bei Ehrhardt: Vom ehmals berühmten Herzoglichen Gymnasio (Anm. 4), S. 444– 447, Anm. (g).

6. Zentren der Bildung

17 Vgl. auch zu Thabor wiederum Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 101 f., S. 170– 175, S. 204–225. Vgl. auch Ehrhardt: Vom ehmals berühmten Herzoglichen Gymnasio (Anm. 4), S. 467–469. 18 Vgl. das Kapitel ›Trozendorf als Schulmeister und Lehrer‹ sowie das weitere ›Trozendorfs pädagogische Grundsätze‹ bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 86–95 und S. 123–125. 19 Vgl. Balthasar Rhau: Oratio De Vita Et Gvbernatione Scholastica Valentini Fridlandi Trocedorffij, instauratore et rectore Scholae Goltpergensis. Recitata […] in Academia Vvitebergensi […] 18. Calend Septemb.– In: Orationvm Qvas Reverendvs Vir D ­ ominvs Philippvs Melanthon proximis annis ante obitum scripsit: Et quae post obitum ipsius in Academia Vvitebergensi scriptae & publicè recitatae sunt Tomvs Qvintvs. Cum Gratia & Priuilegio. Vvitebergae Anno M.D.LXXII, pp. 817–857. (VD16: M 380). Zusammenfassung in dem oben angeführten Abschnitt bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 86–95. 20 Vgl. wiederum das Kapitel ›Trozendorfs Religionsunterricht‹ und ›Trozendorfs Werke‹ bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 132–137 und S. 137–160. 21 Die Editionen der Rosarien von Trozendorf gehören zu den bibliophilen Kostbarkeiten unter den Drucken des 16. Jahrhunderts. Sie seien deshalb hier aufgeführt: Rosarivm Scholae Trocedorfii, Contextvm Ex Rosis Decerptis ex Paradiso Domini. Adivnctae Svnt Praecipvarum sententiarum enarrationes ex ore Trocedorfij exceptae, & passim collectae studio Marci Rvlli Lygnicensis. Ein Krantz von Rosen/ genomen aus dem Paradis des HErrn. Addita Est Oratio De Vita Trocedorfij, recitata in Academia ­Vuitebergensi. Vvitebergae Anno M.D.LXV. (BU Wrocław: 303900, 304648).– Dass.: Vvitebergae Anno M.D.LXVIII. (BU Wrocław: 303902). Siehe auch bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 151: Der Rosenkrantz, des Herrn V. Trocendorfij. Mit einem Beichtbüchlein für die Kinder und Leyen. Gedruckt Zu Franckfurt a.d.O., durch A. Eichorn (1582). 22 Vgl.: Catechesis Scholae Goltpergensis, Scripta A Valentino Trocedorfio, cuius eximia fuit eruditio, & pietas. Cvm Praefatione Philip. Melanth. Vitebergae Anno M.D.LVIII. (BU Wrocław: 304635).– Dass.: Vitebergae Excudebat Iohannes Lufft 1561. (BU Wrocław: 304632). – Eine dritte Auflage erschien 1565 und war begleitet von der ersten Edition des Rosariums (vgl. oben Anm. 21): Methodi Doctrinae Catecheticae, Ivxta Distinctos Discentium ordines in schola Goltbergensi, propositae A Valentino Trocedorfio. Adiectae sunt sententiae Rosarij, ab eodem pueris catechumenis propositae. Edita omnia opera Lavrentii Lvdovici Leobergensis. Witebergae Excudebat Iohannes Crato. Anno M.D.LXV. (BU Wrocław: 303901). Diese Kombination blieb bis in das 17. Jahrhundert hinein die übliche. Vgl.: Methodi Doctrinae Catecheticae, Scholae Goldbergensi Propositae. A Valentino Trocedorfio. Eiusdem Rosarium. Edita primum opera Lavrentii Lvdovici Leobergensis. Deinde emendata & aucta […] per V. Cl. M. Martinvm Tabvrnvm. Gorlicii Excudebat Ambrosius Fridericus. Anno M.D.LXX. (BU Wrocław: 304627).– Dass. mit dem Zusatz: His recens accessere Epitaphia Dn. Georgij Helmerici Consulis Goldbergensis. Editione quinta. Gorlicii Excudebat Ambrosius Fritsch. Anno M.D.LXXVII. (BU Wrocław: 304629).– Dass.: Editione septima. Gorlicii Excudebat Ambrosius Fritsch. Anno M.D.LXXXVIII. (BU Wrocław: 304628).– Dass.: Gorlicii Iohannes Rhamba excudebat. M.D.XCV. (BU Wrocław: 304630).– Dass.: Gorlicii Sumptibus & typis Iohannis Rhambae. M.DC.XV. (BU Wrocław: 305474). Wie das Rosarium wurde der Tro-

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Anmerkungen

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zendorfsche Katechismus auch in deutscher Sprache verbreitet. Vgl.: Catechismvs Des Ehrwirdigen Herrn Valentini Trocedorffs/ Weiland Rectoris der Fürstlichen Schulen zum Goldberg/ sampt einem Christlichen schönen Rosario Für die Studierende Jugent zum Goldberg/ zum teil vom Herrn Trocedorff/ zum teil vom Herrn M. M ­ artino Thabor geordnet. Verdeutschet durch M. Georgium Helmericum Professorem alda. ­A llen ­Christen/ Schulmeistern vnd schülern sehr nützlich. Cvm Praefatione D. N ­ icolai ­Selnecceri. Gedruckt zu Jhena/ durch Donat Richtzenhan/ Anno M.D.LXXVIII. (SuStB Augsburg: 4 Th Pr 964). Die Zitate bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 140. Vgl.: Precationes Reverendi Viri, Valentini Trocendorfii, Gorlicensis. Recitatae In Schola Goltbergensi, anno proximo ante mortem ex eius ore exceptae, & editae opera Lavrentii Lvdovici Leobergensis. Indesinenter orate. Vvitebergae M.D.LXIIII. (BU Wrocław: 304634).– Dass.: Vitebergae. Anno M.D.LXV. (BU Wrocław: 304646).– Dass.: Lipsiae 1581. (BU Wrocław: 450818).– Dass.: Lipsiae. Cvm Privilegio Inpensis Voegelinianis. 1598. (BU Wrocław: 304647). Auch in deutscher Übersetzung waren die Gebete zugänglich. Vgl.: Christliche/ Schöne/ außerlesene Gebet Philippi Melanthonis, vnd Valentini Trocedorfij. Inn allerley not gemeiner Christenheit/ vnd eines jedern inn sonderheit. Sampt vier Psalmen/ wider den Türcken/ 74.79.80. 83. auff Betweise außgelegt. Jnn Druck gefertigt Durch Laurentium Ludouicum Leobergensem. Jm Jahr/ M.D.LXVIII. (BU Wrocław: 303660). Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 133. Ebd. Ebd., S. 170. Vgl. ebd., S. 216–218. Vgl. von Martin Thabor in diesem Zusammenhang: Piae Meditationes De Sacrosancta Coena Domini Nostri Iesv Christi. Facili Et Perspicva methodo, auditoribus scholae Goldbergensis propositae, A M. Martino Thabor, scholae illius Rectore. Lipsiae 1586. (BU Wrocław: 349155, 408506). Vgl. auch die von seinem gleichnamigen Sohn herausgegebenen: Formvlae Piarvm Precationvm à Cl. & Doctiss. viro, Dn. M. Martino Thabor, Illustris Scholae Goltbergensis Rectore. Ex Euangelijs Dominicalibus, excitandae pietatis causa, diligenter excerptae, & publici Iuris factae: M. Martino Thabor, Filio. Lipsiae, Ex officina Typographica Abrahami Lambergi. Anno M.D.XC. (BU Wrocław: 331510); Christliche Gebet vber die Sontags Euangelia/ vnd furnemste Fest/ durchs gantze Jahr/ So wol andere der Christen obliegen/ Durch den Achtbaren Wolgelarten Herrn/ M. Martinum Thabor/ Weiland der Fürstlichen Goldbergischen Schulen Rectorem/ seligen/ Lateinisch gestellet. Vnd nu erst durch seinen Sohn M. Martinum Thabor/ an jetzo Stadschreiber zum Goldberge/ verdeutscht/ und in druck verfertiget. Gedruckt zur Liegnitz durch Nicolaum Schneider [MDXCIV]. (BU Wrocław: 331511). – Sprechend ist in diesem Zusammenhang ein weiteres von Bauch beigebrachtes Zeugnis. Der Pfarrer vor Ort Georg Tilenus hatte sich geweigert, einem kranken Knappen, der ein anstößiges Leben geführt hatte, das Abendmahl am Sterbebett zu reichen, und sich damit in den Verdacht gebracht, eine Vorprüfung nach Art der Calvinisten zu praktizieren. Im Oktober 1563 schrieb der Goldberger Hauptmann Albrecht von Bock in dieser Angelegenheit an Herzog Georg II. Er »übermittelte ihm die Bitte des Rates, Thabors und der andern Professoren, der Schöppen und Geschworenen mit einer Begründung, die dadurch charakteristisch ist, daß wir darin zum ersten Male die Furcht

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vor dem Calvinismus erwähnt finden: ›Dann, gnediger Fürst und Her, weil gleichwol die calvinische Lehre ahn viellen Orthen mith Gewalt einraiset, hat gemeine Stadt ein gros Bedencken, etwa fremde, unbekannte Persohnen ahn erwehnte Empter zu beruffen.‹« Zitiert bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 204 f. Immerhin gelang es Thabor, den in Schlesien weilenden Flacius Illyricus von Goldberg fernzuhalten und sich einer Disputation mit dem agressiven Lutheraner zu versagen. Vgl. Bauch (wie oben), S. 220 ff. Zu Circler vgl. wiederum Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 247–263. Ergiebig gleichfalls die Ausführungen des auch an dieser Stelle einzuführenden Werkes von J.F.A. Gillet: Crato von Crafftheim und seine Freunde. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte. Nach handschriftlichen Quellen. Theil I–II.– Frankfurt/Main: Brönner 1860. Vgl. hier zu Circler Theil II, S. 319 f., S. 354–357. Vgl. zu dem Angedeuteten, freilich gleichfalls auch ohne nähere Einzelheiten hinsichtlich der inkriminierten Gebete, Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 248 f. Vgl. die grundlegende, tief in die Zeitgeschichte hineinführende Biographie von Peter Ritter v. Chlumecky: Carl von Zierotin und seine Zeit. 1564–1615.– Brünn: Nitsch 1862. Hier S. 134 f. zum Aufenthalt in Straßburg. Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 251, berichtet, daß Karl von Zierotin bei den österlichen Versetzungen im Jahr 1580 die Rede an die Kommilitonen hielt: Oratio De Comparanda vera Gloria: recitata Argentorati A Generoso D. Carolo Barone à Zerotin: […] cùm Progressiones haberentur Paschales, Anno M.D.LXXX. Item Orativncvla Eivsdem: Qva Aliqvot […] Academiae Professoribus ante suum discessum […], valedixit. His addita sunt […] D. Ioan. Stvrmii, eiusdem Academiae Rectoris ad eundem responsio: programmata προσκλητικά: προπεμπτικά denique carmina […] à Studiosis adolescentibus conscripta. Argentorati edita in lucem Anno M.D.LXXXI. (BU Wrocław: 534495). Zierotin lud zu seinem Abschied, zu einem ›Prandium‹, und hielt eine ›Oratiuncula‹. Sturm, der geladen war, erwiderte und lobte aufs höchste einen illustren Vorgänger Zierotins, nämlich den polnischen Grafen Ostroróg, der gleichfalls in Straßburg geweilt hatte. Auch Circler wurde in das Lob aus dem Munde Sturms eingeschlossen. Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 250. Ebd., S. 257 f. Von der Pilgramschafft der Kinder Gottes auff Erden. Ein Christliche Leichpredigt auß dem 11. Cap. ad Hebraeos. Bey der Begräbnuß des […] Herrn Laurentii Circleri Weyland der Fürstlichen Schulen Goldberg vnd Brieg in Schlesien Rectoris &c. gehalten zu Speyer […]. Den 29. Iulij Anno 1598. Durch M. Quirinum Reiterum Pfarrherrn daselbsten. […]. Gedruckt in der Churfürstlichen Statt Heydelberg/ durch Christoff Löw. (BU Wrocław: 408575). Epicedia V. CL. Lavrentio Circlero Silesio. […] Rectori quondam scholae Goldbergens. et Brigens. Spirae Nemetum A. D. V. Kal. Sextil. A. MDIIC. pié defuncto, nuncupata Ab Amicis Heidelbergae Typis Christophori Leonis Anno M.DC. (BU Wrocław: 408576). Exeqviae Parentatione Versvvm Epicediorvm, Et Epitaphiorvm […] Laurentio ­Circlero Goldbergensi Silesio Factae Ab Amicis, quorum suis singulorum versibus nomina sunt adscripta. Servestae Excudebat Iohannes Schleer Anno M.D.C. (VD16: ZV 5635). Vgl. S. 205 f. Vgl. die entsprechenden Ausführungen bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 264– 275, S. 282–310, S. 318–328.

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Anmerkungen

39 Das Patent ist in extenso abgedruckt bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 313. Hier das vorgelegte Zitat. 40 Ebd., S. 318. 41 Vgl. ebd., S. 329–333. 42 Ebd., S. 332. 43 Ebd., S. 338. 44 DEs Weyland […] Herrn Joachim Fridrichs/ Hertzogen in Schlesien/ zur Liegnitz vnd Brieg/ vnd des Primat vnd ErtzStiffts zue Magdeburg ThumbProbsten Christmilder angedenckens Fürstlichs Mandat in Religionssachen Vom 19 Decembris 1601 ausgefertigt vnd auffs Newe auff Der Durchlauchten Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Johann Christians/ vnd Herrn George Rudolffs/ Gebrüdern/ Hertzogen in Schlesien zur Liegnitz vnd Briegk etc. gnedigen verordnung/ der Liegnitzschen vnd Briegischen Priesterschafft vom 19 Martij zur Liegnitz/ vnd 28 Maij dieses lauffenden 1614 Jahres zum Briegk sich darnach endtlich zue vorhalten publiciret vnd in Druck gegeben. [Kolophon:] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ durch Casparum Siegfried. Anno 1614. (BU Wrocław: 537514). Abdruck des Mandats auch bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 338–341. Vgl. dazu ebenfalls Klaus Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum. Geistes-Adel und religiöses Leben in Schlesien am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 5) (in Vorbereitung für den Druck). 45 Fürstlichs Mandat in Religionssachen (Anm. 44), Bl. A4 r. Dieser Schlußpassus auch bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 341. 46 Vgl. zu Lauban des näheren S. 223–226 mit der einschlägigen Literatur. Hier sei zunächst nur verwiesen auf die Darlegungen von Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 342–357. 47 Ebd., S. 341. 48 Auch sie wiederum publiziert bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 357–359. Anschließend erfolgt S. 359–380 in vollem Wortlaut die Publikation eines detaillierten Lehrplans ›Operarum annuarum Illustris Aurimontanae Noua Recensio‹. 49 Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 385. 50 In Discessum M. Mel. Lavbani Ab Illust. Avrimontanae Prorectoratu Ad Incliti Gymnasii Dantiscani Inspectionem, Graecaeque Ac Lat. Lingvae Professionem Apobateria Amicorum. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. A. C. MDCV. (BU Wrocław: 427006). 51 Vgl. dazu das Kapitel ›Laubans Goldberger Veröffentlichungen‹ bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 392–404. Hier auch die aus dem Aufenthalt in Danzig mit Bezug auf Goldberg und seine Lehrerschaft sowie die Piasten herrührenden Gelegenheitsarbeiten. In die Danziger Zeit, um diesen einen, Laubans Vergil-Verehrung berührenden Aspekt noch zu erwähnen, fiel auch die Publikation seines bedeutenden Aeneis-Kommentars: M. Mel. Laubani Archetyporum Analyticorum ad integram P. Virg. Maronis Aeneidem Libri Septem […] Lignicii Silesiorum Typo Sartoriano: Impensa Auctoris. Anno Christi MDCX. (BU Wrocław: 411518). Das Werk ist dem Liegnitzischen Rat und Landeshauptmann Wenzel von Zedlitz gewidmet, dem Lauban höchste Verehrung zollte. Vgl. die Vorrede zu seiner ›Musa Lyrica sive Poeticarum Epiphyllidon Pars Melica in quâ libri ­Odarum IV. Parodiarum III. Phaleucorum I. Adoptivorum I. Dantisci Boruss. Typis Viduae Guilhelmi Guilmothani: sumptu Balthasaris Andreae, civis & Bibliopolae Dantisc, Anno ­MDCVII‹, wiedergegeben in extenso bei Bauch (wie oben), S. 402 f. (BU Wrocław: 302619).

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52 Es ist an dieser Stelle Gelegenheit, auf die einschlägige Literatur zu dem Schönaichschen Gymnasium hinzuweisen. Dieses ist erst wieder in das Blickfeld der Forschung gerückt, als sozial- und bildungeschichtliche Fragestellungen zu vergleichsweise später Stunde nach 1945 auch in der Barockforschung zunehmend Eingang fanden. Jörg-Ulrich Fechner gebührt das Verdienst, erste entsprechende Hinweise gegeben zu haben: Der Lehrund Lektüreplan des Schönaichianums in Beuthen als bildungsgeschichtliche Voraussetzung der Literatur.– In: Stadt – Schule – Universität – Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert. Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974 in Wolfenbüttel. Hrsg. von Albrecht Schöne.– München: Beck 1976, S. 324–334. Sie wurden aufgenommen und weitergeführt am Beispiel der Reden Caspar Dornaus von Wilhelm Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters.– Tübingen: Niemeyer 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 3), S. 140–151, S. 165–178. Aus der Schule Kühlmanns ging dann die große Monographie zu Caspar Dornau von Robert Seidel hervor: Späthumanismus in Schlesien. Caspar Dornau (1577–1631). Leben und Werk.– Tübingen: Niemeyer 1994 (Frühe Neuzeit; 20). Hier ein eigenes Kapitel zu Beuthen (S. 230–264), dem sich ein weiteres über Dornaus Beuthener Reden und Schriften anschließt (S. 265–306), und dem nochmals eines über die Diskussion um die Muttersprache in Beuthen folgt (S. 307–337), wie sie einschlägig wurde für den berühmtesten Beuthener Gast Martin Opitz. Im selben Jahr erschien eine Synopsis aus der Feder von Siegfried Wollgast: Zum Schönaichianum in Beuthen an der Oder.– In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 35 (1994), S. 63–103. Die Studie beruht im wesentlichen auf der grundlegenden älteren Darstellung aus dem frühen 19. Jahrhundert: Geschichte des berühmten Schönaichischen Gymnasiums zu Beuthen an der Oder, aus den Urkunden des Fürstlich=Carolatischen Archivs und den besten darüber vorhandenen Schriften gesammelt von C.D. Klopsch, Rector des evangelischen Gymnasiums zu Groß=Glogau.– Groß-Glogau: Günter 1818. Der bedeutende Historiker der frühneuzeitlichen Philosophie Siegfried Wollgast – vgl. die monumentale Darstellung: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung 1550–1650.– Berlin: Akademie-Verlag 1988 – ging insbesondere den zu den Sozianern und Arianern führenden Spuren nach. Vgl. in diesem Zusammenhang auch ders.: Zum Sozianismus. Aspekte seines Wirkens in Schlesien.– In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 38/39 (1997/98), S. 323–354. Hier zum Schön­ aichianum S. 341–347. Vgl. von Wollgast auch: Johann Johnston (1603–1675). Ein Arzt zwischen Schottland, Polen und Schlesien.– In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 20 (2001), S. 474–518. Vgl. auch Absmeier: Das schlesische Schulwesen (Anm. 2), S. 283–294. – Sowohl Seidel als auch Wollgast konnten in ihren Beuthen-Studien auf ein Ende der achtziger Jahre entstandenes Manuskript des Verfassers zurückgreifen, das erst jetzt – ergänzt um die einschlägige neuere Literatur – zum Druck gelangte. Vgl. Klaus Garber: Daphnis. Ein unbekanntes Epithalamium und eine wiederaufgefundene Ekloge von Martin Opitz in einem Sammelband des schlesischen Gymnasium Schönaichianum zu Beuthen in der litauischen Universitätsbibliothek Vilnius.– In: ders.: Martin Opitz – Paul Fleming – Simon Dach. Drei Dichter des 17. Jahrhunderts in Bibliotheken Mittelund Osteuropas.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2013 (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 4), S. 1–157. Hier das Kapitel: Das Gymnasium Schön­

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Anmerkungen

aichianum zu Beuthen an der Oder und ein zeitgenössischer Sammelband aus seinem Umkreis, S. 15–36. In der Anm. 10 auf den Seiten 16–21 ist die Literatur zum Schönaichianum unter besonderer Berücksichtigung der aus dem 17. und 18. Jahrhundert herrührenden Studien zusammengefaßt. Vgl. auch das Beuthen-Kapitel bei Klaus Garber: Martin Opitz.– In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Hrsg. von Harald Steinhagen, Benno von Wiese.– Berlin: Erich Schmidt 1984, S. 116–184, S. 118 f., mit den Anm. 15–17, S. 172; ders.: Der junge Martin Opitz. Umrisse einer kulturpolitischen Biographie.– In: ders.: Wege in die Moderne. Historiographische, literarische und philosophische Studien aus dem Umkreis der alteuropäischen Arkadien-Utopie. Hrsg. von Stefan Anders, Axel E. Walter.– Berlin: de Gruyter 2012, S. 77–145. Hier die Abschnitte: Das Geschlecht der von Schönaichs, S. 90–93; Das Gymnasium Schoenaichianum zu Beuthen an der Oder, S. 94–96; Eine irenische Stiftungsurkunde im Zeichen des ›vhraltten Catholischen Christlichen Glaubens‹, S. 96–98; Professores pietatis et morum, S. 98–100; Die Gestalt Caspar Dornaus, S. 100–102; Dornaus Antrittsrede ›Charidemus‹, S. 102–104. Vgl. jetzt die oben (Anm. 44) zitierte Monographie des Verfassers. 53 Die Literatur zu Goldberg und Beuthen wurde aufgeführt, diejenige zu Breslau in Anm. 3 dieses Kapitels namhaft gemacht, zu Brieg und Liegnitz erfolgen an späterer Stelle die nötigen Informationen. Für Görlitz ist einschlägig geblieben: Das Gymnasivm Avgvstvm zu Görlitz; in seiner alten und neuen inner= und äußerlichen Gestalt der verflossenen 200 Jahren, bey desselben Jubel=Feyer den 25 und 26 Jun. 1765. Nebst vorgängiger Anzeige der alten Schulen geschichtmäßig entworffen von Christian Knauthen, Gorl. Pfarrer in Friedersdorff bey der Landescrone. Görlitz, gedruckt und zu finden bey Johann Friedrich Fickelscherer. Hinzuzunehmen die mit reichen Beigaben versehene Darstellung von Schütt und Struve: Zur Geschichte des städtischen Gymnasiums zu Görlitz bis zu Baumeister’s Amtsantritt vom Rektor [Karl Gottfried Schütt]; Zur Geschichte des Gymnasiums in Görlitz von der Mitte des XVIII. Jahrhunderts an bis auf die Gegenwart von Ernst E. Struve.– In: Programm Görlitz 1865 [Exemplar des äußerst selten gewordenen, 110 bzw. 47 Seiten umfassenden Programms in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück]. Aus jüngerer Zeit: Joachim Bahlcke: Das Görlitzer ›Gymnasium Augustum‹. Entwicklung, Struktur und regionale Ausstrahlung einer höheren Schule im konfessionellen Zeitalter.– In: Die Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa. Beziehungen – Strukturen – Prozesse. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Stuttgart: Steiner 2007, S. 289–310. – Für Lissa sei hier nur verwiesen auf eine ältere Arbeit, die sich als maßgebliche behauptet hat: Theodor Wotschke: Das Lissaer Gymnasium am Anfange des siebzehnten Jahrhunderts.– In: Zeitschrift der His­torischen Gesellschaft für die Provinz Posen 21, zugleich Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für den Netzedistrikt zu Bromberg (1906), S. 161–197. 54 Jüngster Versuch einer kleinen Synopsis bei Klaus Garber: Cryptocalvinismus, Spät­ humanismus und Spiritualismus. Eine kulturelle Blüte von europäischer Leuchtkraft im Schlesien um 1600 mit einem Blick auf die Regionen in der geistigen Nachbarschaft.– In: ders.: Nobilitas literaria Silesiae. Schlesien – Herzlandschaft des mitteleuropäischen Späthumanismus und der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts (in Vorbereitung für den Druck). Der Beitrag ist reich mit Literatur ausgestattet. 55 Vgl. Rolf Christian Zimmermann: ›Ich gebe die Fackel weiter!‹. Zum Werk Will-Erich Peuckerts.– In: Will-Erich Peuckert: Das Rosenkreutz. Mit einer Einleitung hrsg.

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von Rolf Christian Zimmermann. 2. neugefaßte Aufl.– Berlin: Erich Schmidt 1973 (­Pansophie. Dritter Teil), S. VII–LI. Zu Daniel Vechner vgl. Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 407–412, S. 422–426, S. 463 f., S. 478–481, 484–491 u.ö. (vgl. Register!). Vgl. auch John L. Flood: Poets Laureate in the Holy Roman Empire. A Bio-bibliographical Handbook. Vol. I–IV.– Berlin, New York: de Gruyter 2006, Vol. IV, pp. 2150–2152 (mit Werkverzeichnis und den einschlägigen Referenzwerken, jedoch ohne Kenntnis des Werkes von Bauch). Syzygia Chrysoridis, continens Anagrammata Clariss. Virorvm In Illustri Schola Et Rep. Avrimontana: Nec non Generosorum quorundam adolescentiam, ibidem humanioribus literis operam navantium, Debita Gratitudinis, Observantiae & Honoris ergo. Praeceptoriae. Benemerit. Patronis Colendis, Amic. Honorand. Conscripta A Daniele Vechnero Avrimontano. [Kolophon:] Lygnicii Typis Sartorianis. MDIIIC. (BU Wrocław: 352846). Ad Illustrem Avrimontanam Ob Natalem Christi MDC. Programma incentivum. [Kolophon:] Typis Lygiis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 443369). Erotica Danielis Vechneri Avrimontani. Anno 1600. Lignicii, typis Sartorianis. (BU Wrocław: 300041).– Neniarum Danielis Vechneri Aurimontani Fasciculus. Ex Voto Editus Typis Francofordianis Nicolai Voltzii. Anno M.DC. (BU Wrocław: 373107). Lavrvs Poetica In solemni illustris Aurimontanae Panegyri à Daniele Vechnero P. Laur. Decantata Anno M.D.CI.XIII. Cal. April. Gorlicii Johannes Rhamba excudeb. (BU Wrocław: 374022). Danielis Vechneri Aurimontani P. Laur. Melissei Elegidia. Francofurti cis Viadrum Typis Nicolai Voltzii. Anno MDCI. (BU Wrocław: 373106). V. CL. M. Danieli Vechnero P. L. Illust. Aurimont. Professori: & Virgini Lignicens. cultissimae Annae Dn. Casparis Linckii Filiae Suaviss. Sponsis. Ad 7. Mart. Anno ­ChrIstI DoMInI fel. jugand. sacra Amic. Vota. Lignicii typis Sartorianis. (BU Wrocław: 544922). – M. Danielis Vechneri Aurimontani P. L. In Illustri Schola Patria Professoris Ord. et Annae Linckiae Casparis Linckii Civis Primarii Et Scabini In Ret. Lignic. Filiae Sponsor Lectiss. Solennit. Nupt. Ab Amicis Pos. Arae Honorariae. Ad VII. Id. Mart. A. C. MDCIV. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 549962). Idiotismorum Graecorum in Latina lingua Prodromus Autore M. Daniele Vechnero Aurimontano. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. A. C. MDCVI. (BU Wrocław: 382790). Laudatio Exequialis Annae-Mariae Principi Anhaltinae, Comitissae Ascaniae, Dominae Servestanae & Berenburgensi: Ducissae Silesiae Lignicensi & Bregensi, Heroinae illustrissimae, laudatissimaeque: Ioachimi-Friderici B. M. Ducis Silesiae Lignicensis & Bregensis, Episcop. Magdeburg. Praepositi Herois incomparabilis Relictae Viduae: Quae XIV. d. Novemb. An. MDCV. placidé & beaté mortalitatem cum immortalitate commutavit, Dicta In Ducali Aurimont. ipso die exsequiarum illustrium, A M. Daniele Vechnero Aurimont. tum temporis Eloq. & Poës. ibidem. P. P. (BU Wrocław: 411724). Anno MDCV. Feriis Natalitiis Jesu Christi Immanvelis Nostri Epos Paregoricum Ex vaticinio Jeschaiae cap. 7. v. 14. Illustri Aurimontanae P. P. à M. Dan. Vechnero P. L. Orat. & Poëseos Professore. Lignicii typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 352845). In Menaechmos Plauti Praefatio Habita In illustri Aurimontanâ a M. Daniele Vechnero P. L. & P. P. Anno MDCVII. XV. d. Junii. Lignicii Praelo Sartoriano. (BU Wrocław: 356354).

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Anmerkungen

67 Danielis Vechneri Aurimontani De insolitâ & inauditâ Eluvione Catti Silesiorum, Quae fuit IV. Non. Junii A. MDCIIX. Oratio Habita in Illustri Avrimontanâ IX. Kalend. IXBris. Lignitii Typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 416364). – Eine Oration, Von der zuvor vnerhörten Ergissung der Katzbach/ Vnd dem vnsäglichen schaden/ so hierdurch an Menschen/ Viehe/ Gebäuden/ Eckern/ Wiesen vnd Gärten ergangen/ Auch wunderbarer errettunge vieler Personen in derselben/ Durch M. Danielem Vechnerum, in der Fürstlichen Schule zum Goldberge gehalten/ Aus dem Latein ins Deutsche versetzet/ Zur Liegnitz Gedruckt vnd verlegt durch Nicolaum Schneider [MDCVIII]. (BU Wrocław: 535644). 68 Danielis Vechneri Avrimontani Hellenolexia, sive Parallelismvs Graecolatinvs. Imitationem Graecorum In Lingua Latina Duobvs Libris Iusta Methodo monstrans: Ad Excolendam Vtramqve Linguam, maximè Romanam, apprimè utilis. Francofvrti, Ex Officina Typographica Matthiae Beckeri: Impensis Gothfridi Tampachii. MDC.X. (BU Wrocław: 412466). 69 Elegia Valedictoria. Ad Avrimontium Gratitudinis Ergò Composita atque Publicè reci­ tata in illustri Gymnasio ibidem â Joanne Blevelio Hain. Syl. In Celeberrimam Academiam Francofurtanam discessuro Ad id. Aprilis [MDCIX]. […] Typis Johannis Eichorn. (BU Wrocław: 539450, 544080). 70 Vgl. Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 486 f. mit Anm. 4 und 5, sowie Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52), S. 254 mit Anm. 84. Das entsprechende Zeugnis, die Handschrift aus der Breslauer Stadtbibliothek R 402, befindet sich heute in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Depot Breslau. 71 Zu Georg Vechner vgl. die Literatur – und wiederum vor allem auch die ältere, aus dem 18. Jahrhundert herrührende –, die aufgeführt ist bei Garber: Daphnis (Anm. 52), S. 29 f., Anm. 25. Hinzuzunehmen vor allem Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52), S. 244 f. (mit Anm. 50 und Register!). Vgl. auch: Martin Opitz. Lateinische Werke. Band I: 1614–1624. Hrsg., übers. und komm. von Veronika Marschall, Robert Seidel.– Berlin, New York: de Gruyter 2009 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts), Kommentar S. 311 f. – Vgl. mit den Einzelheiten zu Georg Vechner jetzt Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum (Anm. 44). 72 Stiftungsurkunde der Schule und des Gymnasiums zu Beuthen an der Oder aus dem Jahre 1616. Hrsg. von Konrad Kolbe.– In: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 3 (1893), S. 209–268. Das vorgelegte Zitat hier S. 244. 73 Ebd. 74 Zitiert in deutscher Übersetzung bei Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52), S. 241. Zum lateinischen Titel vgl. die Angaben bei Seidel, S. 492, und bei Garber: ­Daphnis (Anm. 52), S. 29 f., Anm. 25. Hier auch eine Reihe weiterer Texte aus dem Zusammenhang der von Vechner herrührenden Programmschriften für das Gymnasium. Das entsprechende, dort erstmals mitgeteilte Material soll hier nicht nochmals ausgebreitet werden. Vgl. dazu jetzt Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum (Anm. 44). Hier auch eine Interpretation des programmatischen Textes Singulare Gymnasii Schönaichiani Charisma. Vgl. auch Kapitel V dieses Buches mit der Anm. 46. 75 Zu David Vechner, dem jüngeren Bruder von Georg Vechner, der die Professur für Mathematik in Beuthen innehatte, vgl. die Einträge bei Bauch, Seidel und Garber, die jeweils über die Register leicht zu ermitteln sind.

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76 Hier ist in Ergänzung zu Garber: Daphnis (Anm. 52), S. 19 und S. 24, Anm. 15 – neben dem Eintrag bei Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52), S. 245, Anm. 53 – hinzuweisen auf die Ausführungen bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 416–421. Vgl. auch Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum (Anm. 44). 77 Oeconomia Humanae Per Christum Salutis Traditum Propter Peccata Nostra, Et Resuscitatum Propter Justiciam Nostram, Illust. Aurimontanae Feriis Paschalib. Ann. MD CIV. Adumbrata Versu Adami Liebigii Profess. publici. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 352499). 78 Delineatio Analytica Libelli Plutarchiani, ΠΕΡΙ ΠΑΙΔΩΝ ΑΓΩΓΗΣ, sive, De Puerorum educatione, Confecta studio Adami Liebigii, Professoris in Illustri Aurimontana. Lignicii typis Sartorianis. Anno MDCVI. (BU Wrocław: 352498). 79 Legum Et Annuarum Operarum Illustris Scholae Schönaichianae, Qvae est Bethaniae ad Viadrum, Nova Recensio, Suscepta & instituta Ab Adamo Liebigio, Ejusdem Illustris Scholae Rectore. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. A. C. MDCXIV. (BU Wrocław: 446165). Neudruck in: Die evangelischen Schulordnungen des siebenzehnten Jahrhunderts. Hrsg. von Reinhold Vormbaum.– Gütersloh: Bertelsmann 1863 (Evangelische Schulordnungen; 2), S. 109–135. Von Liebig stammt auch eine große Rhetorik, die bislang offensichtlich nicht gewürdigt wurde. Vgl. Garber: Daphnis (Anm. 52), S. 24, Anm. 15. Titel: Systematis Rhetorici Libri Duo, Selecto Exemplorum Promptuario ex sacris Profanisque Artificibus, Cicerone cumprimis, Illustrati, In Usum Illustris Paeda­ gogii Schön­a ichiani, Concinnatum à M. Adamo Liebigio Paedagogiarchâ, & Logices in Illustri Gymnasio ibidem Professore. Bethaniae Typis Johannis Dörfferi [­M DCXVI]. (BU Wrocław: 302733, 418421). 80 Auch für Melideus ist auf die Angaben zur Literatur bei Garber: Daphnis (Anm. 52), S. 32 f., Anm. 28 zu verweisen. Hinzuzunehmen wiederum – neben Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52) (Register!) und: Martin Opitz. Lateinische Werke. Band I (Anm. 71), S. 308 f. – Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 444–465, S. 481–484, sowie Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum (Anm. 44). 81 Dazu im einzelnen Gustav Bauch: Ein Satyrspiel zur Gründung der Ludoviciana.– In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. N.F. 6 (1909), S. 421–464. ­Diese Abhandlung zu weiten Teilen eingegangen in das Melideus-Kapitel bei Bauch (siehe Anm. 80). 82 Auch Aschenborn gehört in den Beuthener Kreis hinein. Vgl. die Angaben zu ihm bei Garber: Daphnis (Anm. 52), S. 33, Anm. 30. Hier wiederum auch die einschlägige Literatur. Der Abrahamus Sacrificans bedürfte dringend einer kommentierten Edition. 83 Vgl.: Parallela Oratorum Poetarumque veterum & hodiernor. In Illustri Schön­a ichiano Auspicii & boni ominis ergò adumbrata, à J. Melideo Sagano Siles. Orat. & Poës. Profess. Publ. III. Non. April. An. Chri. MDCXVII. Typis Joh. Dörfferi Typographi Schön­ aichiani. Bethaniae ad Viadr. (BU Wrocław: 354994, 426424). Vgl. Heinz Entner: Zum Kontext von Martin Opitz’ Aristarchus.– In: Germanica Wratislaviensia 47 (1982) (Acta Universitatis Wratislaviensis; 617), S. 3–58, S. 32–38, sowie Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52), S. 287–289, S. 333 f., und Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat (Anm. 52), S. 136 ff. 84 Dazu das besonders wichtige Kapitel bei Seidel: Latein und Deutsch. Martin Opitz als Dornaus Schüler am Schönaichianum. Dornaus Ansichten über den Wert der deutschen

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Anmerkungen

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Sprache. Der Einfluß Dornaus und des Beuthener Lehrbetriebs auf die Frühschriften von Opitz.– In: ders.: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 52), S. 307–337. Hier die entsprechende Literatur. Der Beitrag Opitzens zu Melideus’ Parallela in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band I: Die Werke von 1614 bis 1621.– Stuttgart: Hiersemann 1968 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 295), S. 35 f., sowie in zweisprachiger Version in: Martin Opitz. Lateinische Werke. Band I (Anm. 71), S. 44–47, Kommentar S. 308 f. Vgl. Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 462 f. Hier der Hinweis auf den Abdruck in: Scholae Goldbergensis Denuo Apertae Fama Publica. Typis divulgata Ligiis N. Sartorii (1620), Bl. D1r–D3r. Vgl.: Panegyricus Serenis° Friderico Palatino Bojemorum Regi Magno Silesiae Duci S. R. I. VIIViro Principi Potentis° Silesiam in fidem accipienti dictus, à Jona Melidéo Sag. Siles. Illustris Aurimontanae Rectore. Lignicii Typis Sartorianis. Vgl. Karl Bruchmann: Die auf den ersten Aufenthalt des Winterkönigs in Breslau bezüglichen Flugschriften der Breslauer Stadtbibliothek. Ein Beitrag zur Quellenkunde des dreißigjährigen Krieges.– Progr. Königl. König-Wilhelms Gymnasium Breslau 1904/05. Hier S. 17, Nr. 38. Auszug daselbst S. 28 f. – Ad Serenissimum Johannem Georgium Electorem Sax. D.N. Ferdinandi Magni Caes. Aug. In Elysiis Commissarium. Virtutes miratus f. J. Melidéus S. Caesae Matis per utramque Silesiam Vicario Illmo a Secretis. Wratislaviae, In Officia Typographicà Georg Baumanni. Anno 1621. (BU Wrocław: 568652). Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 467. Vgl. die entsprechenden Kapitel ›Stiftung einer ›communis mensa‹ und ihre Nachgeschichte‹ sowie ›Der Lehrplan von 1620‹ daselbst, S. 465 f., S. 466–471. Vgl. das Kapitel ›D. Vechner als Verwalter des Rektorats‹ bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 484–488. Vechner publizierte in dieser Goldberger Zeit u. a. ein zweibändiges rhetorisches Lehrbuch: Amplificationum Rhetoricarum Pars Prior. Rationem orationis dilatandae justâ methodo monstrans: a M. Daniele Vechnero Aurimontano Ex Longa Observatione Collecta, Et Digesta. Lignicii Exscripsit Nicolaus Sartorius. [Vor­rede: 1614]. (BU Wrocław: 304743); Amplificationum Rhetoricarum Pars Altera. Rationem orationis illustrandae et exaggerandae justâ methodo monstrans: a M. Daniele Vechnero Aurimontano Ex longâ observatione collecta et digesta. Lignicii Typis Sartorianis. [Vorrede: 1615]. Hinzu trat 1616 eine gleichfalls aus dem Unterricht hervorgegangene verwandte Schrift: De Argumentationum Tractatione Rhetorica: ad Elocutionem omnis generis scriptorum Tractatus utilissimus a M. Daniele Vechnero Aurimontano collectus ac digestus. Lignitii excudebat Nicolaus Sartorius Anno MDCXVI. (BU Wrocław: 373227). In diesen Zusammenhang gehören auch: Psalmi quos vocant, Poenitentiales, quibus & XXII. annexus est, Succinctâ Analysi Logicâ & Rhetoricâ, simplicitate item ad marginem, de praxi denique; admonitione illustrati á M. Daniele Vechnero Aurimontano. Lignicii Typis Sartorianis. A. C. MDCXVII. (BU Wrocław: 410278). Vgl. das Kapitel ›Aufhebung der Schola ducalis und Einrichtung einer Stadtschule‹ bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 489–492. Vgl. auch die Schlußworte in dem Goldberg gewidmeten Kapitel bei Lucae aus dem Jahr 1689: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 553: »Heutiges Tages ligt dieser herrliche Pflantzgarten [gelehrter Studien] noch mehrentheils eingeäschert/ und wohnen nunmehro in den wüsten Mauren die Eulen und Schlangen. Selbst das zimlich weitläufftige Kirchen=Gebäu ist

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gäntzlich zerfallen/ und was etwa daran bauständig ist/ seynd etliche Schulstuben/ welche der Goldbergische Magistrat zur gemeinen Stadt=Schule erhält aus eigenen Mitteln/ und dabey einen Schul=Rectorem und drey Praeceptores Classicos.« 90 Zu dem Kantor Georg Vechner, nicht zu verwechseln mit dem Beuthener Rektor und Professor pietatis, über den oben gesprochen wurde, vgl. die entsprechenden Passagen über die zahllosen Einträge im Register bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4). 91 Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 1), S. 211 f. 92 Die maßgebliche Darstellung stammt von K[arl]. F[riedrich]. Schönwälder und J[ohannes]. J[ulius]. Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Zur Dreihundertjährigen Jubelfeier.– Breslau: Nischkowsky 1869. Die Darstellung der beiden ersten Jahrhunderte lag in den Händen von Schönwälder, die des dritten in denen des Direktors der Anstalt Guttmann. Vgl. von Schönwälder auch: Geschichtliche Ortsnachrichten von Brieg und seinen Umgebungen. Theil I–II.– Brieg: Falch 1847. Schon hier findet sich im zweiten Teil S. 306–503 ein großes Kapitel zum Brieger Gymnasium. Vgl. von demselben Verfasser auch: Urkunden zur Geschichte des Hedwigstiftes und Gymnasiums.– Progr. Brieg 1848. Kurzfassung des Guttmannschen Kapitels bereits bei Guttmann: Zur Geschichte unseres Gymnasiums in seinem dritten Jahrhundert.– Progr. Brieg 1864. Wiederum heranzuziehen sind darüber hinaus die älteren und vielfach ergiebigen Arbeiten. Hier ist an erster Stelle zu nennen: Johann Gottfried Weinschenk: Historische Nachricht von der Stiftung und den Schicksalen des Königlichen Gymnasii Illustris zu Brieg, wie auch von dessen Rectoribus und Professoribus, bey dem Andenken der vor zweyhundert Jahren geschehenen Grundlegung desselben.– Brieg: Tramp 1764. Weinschenk hat anl. der Vorstellung der Professoren unter dem Rektorat von Nimptsch und Theune (s. u.) ein Kurzporträt von seinem Werdegang und seinen Publikationen gegeben (S. 79). – Des weiteren die Abschnitte bei Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 1), S. 211–219; ders: Gymnasium in der Stadt Brieg.– In: ders: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 553–568, sowie bei Kundmann: Academiae et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 457–469. Ausführlich sodann auch wiederum Siegismund Justus Ehrhardt: Von den Rektoren am Königl. Gymnasio zu Brieg.– In: ders.: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset.– Liegnitz: Pappäsche 1782, S. 113–124. Es handelt sich um eine personengeschichtliche Quelle ersten Ranges, beginnend: »Da diese Männer so viele Mühe mit Bildung junger Prediger hatten, und ihr Einflus in die Prediger=Geschichte Schlesiens so groß ist, so werde ich hoffentlich nicht sündigen, wenn Ich einen eignen Abschnitt dem Andenken Derselben alhier widme. Ich will mich dabey so kurz, als möglich, fassen. Es wird desto weniger Jemanden zuwider seyn, dasjenige verbessert alhier zu finden, was der seel. Prof. M. Joh. Gottfr. Weinschenk weitläufiger hiervon geschrieben hat.« (S. 113). Vgl. auch die Bemerkungen zum Brieger Gymnasium am Eingang des Werkes S. 14–18, mit den reichhaltigen Anmerkungen (l), (m) und (n). Schließlich sei verwiesen auf die knappe Synopsis in [J.F.J. Heuser:] Kurzgefaßte Geschichte des Königlichen Gymnasii illustris zu Brieg von einem an dieser Schule stehenden Lehrer.– Brieg: Wohlfahrt 1801, sowie für die jüngere Geschichte auf die Schrift von Franz Nieländer: Das Brieger Gymnasium.– Brieg: Süßmann 1931. Aus der jüngsten Zeit ist vor allem zu verweisen auf das Kapitel »›Aristokratische‹ Schulen. Elitenbildung an den schlesischen

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Anmerkungen

Gymnasien« bei Absmeier: Das schlesische Schulwesen (Anm. 2), S. 151–204. Weitere Spezialliteratur jeweils am Ort. 93 Vgl. zum folgenden das Kapitel ›Das Domstift zur heiligen Hedwig‹ bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 1–15. Vgl. auch die Ausführungen bei Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 5–8, der sich gleichfalls eingehend mit der weit über Brieg hinaus, nämlich für ganz Schlesien bedeutsamen Vorgeschichte des Gymnasiums beschäftigt. 94 Das Zitat bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 15. 95 Auch hier greifen wir zurück auf die Kapitel ›Stiftung des Gymnasiums‹ bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 16–18, sowie ›Das Gymnasialgebäude und die Lehrerwohnungen‹, S. 18–23, und ›Schicksale des Gebäudes‹, S. 23–27. 96 Vgl. Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 457–461. Hier S. 457 eine Wiedergabe der Inschrift über dem Eingang des Gymnasiums, die an die feierliche Grundsteinlegung unter Georg II. und die ehrwürdigen Ziele, denen sich die neue Anstalt inskünftig widmen sollte, erinnerte. Vgl. auch Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 19 f. sowie S. 34–37. 97 Wir rekurrieren weiterhin in erster Linie auf Schönwälders Darstellung: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92). In dem Oberkapitel ›Geschichte der Schulanstalt‹ gibt es ein erstes Kapitel ›Unter herzoglicher Regierung 1569 bis 1675. (106 Jahr.)‹, mit einem ersten Abschnitt ›Von der Stiftung bis in den dreißigjährigen Krieg 1569 bis 1633‹, S. 37–141, also von der Gründung bis zum Tod Melchior Laubans, und einem zweiten für den Zeitraum von 1633 bis 1675, S. 142–192, nämlich vom Tod Laubans bis zum Ende der Piasten. Für die personenkundlichen Porträts ist wie stets vor allem Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92) ergiebig. Wir bringen die einschlägigen Nachweise jeweils am Ort. 98 Zu Besler vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 554; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 462 f.; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 51; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 39. 99 Zu Heidenreich vgl. Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 463; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 52; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 114–116 mit Anm. (m); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 39–42. 100 Zu Ferinarius vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 554; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 463; Weinschenk: Histo­ rische Nachricht (Anm. 92), S. 53; Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Ersten Theils Zweiter Haupt=Abschnitt.– Liegnitz: ­Pappäsche 1781, S. 608 mit Anm. (m); ders: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 115 mit Anm. (f); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 42 f. Vgl. auch: Imagines Professorum Academiae Marburgensis. Katalog von Bildnissen Marburger Hochschullehrer aus fünf Jahrhunderten. Bearb. von Carl ­Graepler.– Marburg: Elwert 1977 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen; 36), S. 29, Nr. 41.

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101 Zu Pichsel vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 554; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 463; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 53; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 115 mit Anm. (g); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 43. 102 Zu Paulonius vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 554; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 54; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 115 mit Anm. (h); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 43 f. 103 Zu Sickius vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 554; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 463; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 54; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 115 mit den Anm. (i) und (k); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 44; Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 264–282. 104 Zu Circler vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 554 f.; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 463 f.; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 55; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 115 f. mit Anm. (l); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 44–46; Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 247–263. Vgl. auch S. 196–198. 105 Zu Tilesius vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 555; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 464; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 55 f.; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 116 mit Anm. (n); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 49 f. 106 Vgl.: Illvstris Scholae Bregensis Constitvtiones In Dvas Partes Digestae, Qvarvm ­Prior Doctrinae, Posterior Disciplinae Rationem complectitur: cum Indice rerum, qvae in vtraque parte continentur. Rectore M. Petro Sickio in publicum emissae. Vratislaviae. Ex Officina Typographica Iohannis Scharffenberg. MDLXXXI. Mense Augusto. Exemplare BU Wrocław 358186 (Provenienz Rhedigersche Bibliothek 4 F 269); BU Wrocław 443153 (Provenienz SuUB Breslau Lit.hist.V.Oct.126db). Neudruck in: Die evangelischen Schulordnungen des sechszehnten Jahrhunderts. Hrsg. von Reinhold Vormbaum.– Gütersloh: Bertelsmann 1860 (Evangelische Schulordnungen; 1), S. 297–345. Eine Charakteristik bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 46–48. 107 Diese Ausfertigung aus dem Jahr 1596 befand sich handschriftlich in dem Archiv des Brieger Gymnasiums und lag Schönwälder (ebd., S. 61) noch vor. Der Erhalt des Dokuments bedarf der Überprüfung. 108 Vgl. S. 215 f. mit der Anm. 105. 109 Zu Balthasar Tilesius vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 249 f. 110 Vgl den Eintrag des Verfassers zu Caspar Cunrad in: Frühe Neuzeit in Deutschland 1520– 1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann, JanDirk Müller, Michael Schilling, Johann Anselm Steiger, Friedrich Vollhardt. Redaktion J. Klaus Kipf. Band II.– Berlin, Boston: de Gruyter 2012, Sp. 75–85, mit den entsprechenden Nachweisen der Zuschriften anläßlich der Hochzeit im Jahr 1607. 111 Schlesiens Hoch= und Wohlgelehrtes Frauenzimmer, Nebst unterschiedenen Poetinnen/ So sich durch schöne und artige Poesien bey der curieusen Welt bekandt gemacht. Vorgestellet von Johann Caspar Eberti, Neokirchio-Cervimontano Silesio. Breßlau, Verlegts Michael Rohrlach, 1727, S. 28–30 (BU Wrocław: 324266).

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Anmerkungen

112 De Religione Vera Et Falsa Dialogus […]. Recensente M. Melchiore Tilesio, Pastore & Superattendente Salzensium. Lipsiae, Excudebant haeredes Valent. am Ende. Impensis Jacobi Apelii. Anno M.DC.XVI. (BU Wrocław: 331543). 113 Vgl. Kapitel III, Anm. 22. 114 Vgl. Kapitel III, Anm. 31. 115 Vgl: Memoriae aeviternae, Amplißimi & Clarißimi Viri, DN. M. Melchioris Tilesii, Rectoris Jllustris Scholae Bregensis meritissimi. Non. April. Aerae Christianae ConsIDerabIs fIneM […]. Imprimebat Fridericus Hartman Typographus & Bibliopola In Incluta. Electorali Urbe Francofurtana cis Viadrum Anno M.DC.IIII. (BU Wrocław: 359087, 405077, 549911). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 116, Anm. (n); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 50. Das Wirken des Tilesius steht im Mittelpunkt einer Rede, die Johann Heermann im Jahre 1606 hielt: De Jllustris Gymnasii Bregei Laudibus Oratio Jn magnâ Jllustrium, Theologorum, Civium & Discentium Coronâ â Johanne Heermanno Rautenâte Silesio, XVI. die Augusti An. 1606. Habita In Gymnasio Bregensi. 1606. Typis Friderici Hartmanni Typographi & Bibliop. Francof. excusa. Ein Exemplar aus der Petro-Paulinischen Kirchenbibliothek zu Liegnitz (Sammelband Nr. 478) befindet sich heute in der BU Wrocław (416362). Es ist das gleiche Jahr, da in Oels eine wichtige Dokumentation der Inschriften erschien, die das Gymnasium zierten: Jnscriptiones. Quae Hodie In Jllustri Gymnasio Bregensi Leguntur, collectae Ab Ambrosio Schultiss á Fraunhain Notario publico, Collegá & Bibliothecario primo pro Bibliotheca Jllustri Anno 1606. Olsnae Sil. Praelo Bössemesseriano. Exemplar in der BU Wrocław 327548. Vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 27, Anm. z. Vgl. auch den Eintrag zu Ambrosius Scholtisius mit dem nochmaligen Verweis auf das Werk mit den Inskriptionen bei Weinschenk, S. 66. 116 Das ›Carmen Encaeniale‹ des Tilesius findet man angehängt an: Operae Stvdiorvm Et Exercitiorvm Lvdi Brigensis; Dispensatae Encaeniis Scholasticis, incoantibus cum Divi Lavrentii Martyris annum a Scholae Illustris apertione XXX. P.P. typis Ligiis Sartorianis 1599. Ein Exemplar aus der Bernhardiner Bibliothek (4 W 1899/3) befindet sich in der BU Wrocław (539370). In diesem wird in einer handschriftlichen Bemerkung auf dem Titelblatt auf das in der folgenden Anm. zitierte Ausschreiben verwiesen. In Breslau werden in der Universitätsbibliothek weitere Exemplare der Ludi verwahrt. 117 Vgl.: Ausschreiben/ Der […] Fürsten vnnd Herren/ Herren Joachim Friderichs/ Thumbprobsts zu Magdeburg/ Vnd Johans Georgen/ Hertzogen inn Schlesien/ zur Liegnitz vnd Brieg/ etc. Belangend die zum Brieg Fürstliche Schule. [Breslau: Johann Scharffen­berg] 1586. Exemplar aus der Bernhardiner Bibliothek (4 W 108/10), der Bibliothek Samuel Benjamin Kloses entstammend, heute in der BU Wrocław (537515). Vgl. die Charakteristik des Ausschreibens aus dem Jahr 1586 bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 53 f. Angehängt ist ein Plan ›Lectiones Et Exercitia‹. Vgl. ebd., S. 61. 118 Zu Blume vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 59–62. Hier auf S. 59 f. in der Anmerkung (i) in extenso die Wiedergabe eines ›Circulars‹, das der Herzog im Jahr 1596 ergehen ließ, in dem er die Vergehen Blumes aufführte. Ehrhardts Kommentar: »Dies Vorstehende ist ein trauriger Zeuge von der Beschaffenheit der ehmaligen turbulanten Zeit, wo die Lehrer leyder oft weiter gegriffen haben, als sich gebührte, und wo man der Evangelischen Kirche durch unzeitige Härte, mehr schadete als nutzte.«

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119 Vgl. die Leichenpredigt von Blume auf Krell aus dem Jahr 1601, in der er über den geistlichen Beistand selbst berichtete: Leichpredig Vber den Custodirten D. Nicolavm Krell. Welcher den 9. Octobris/ wegen seiner verbrechung/ auff der Römischen Kayserlichen Maiestat Endurtheil/ offentlich zu Dreßden entheuptet worden. Anno Christi M.DC.I. Geschehen in der Kirchen zu vnser lieben Frawen/ den folgenden Tag hernach/ Durch Nicolaum Blumium, Pfarrern zu Dohna/ etc. Gedruckt zu Dreßden durch Hieronymum Schütz. (VD17: 12:124037F). Vgl. auch: Karl Gottlob Dietmann: Die gesamte der ungeänderten Augsp. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen und denen einverleibten, auch einigen angrenzenden Landen, bis auf das ietzt laufende 1752te Jahr.– Dresden, Leipzig: Richter 1752, Teil 1, Band I, S. 1250 f. Ehrhardts Kommentar: »Diese Leich=Pred. hat viele Anfechter bekommen, weil viel darinn vorkam, was den Crellischen Freunden mißfiel, s. D. Joh. Rud. Rieslings Forts. der histor. Motuum, S. 186.« Und dann folgt eine Aufführung der Gegenschriften, die teilweise alsbald verboten wurden. Ehrhardt steht natürlich auf der Seite der Verteidiger Blumes. Auch der »berüchtigte Gottfr. Arnold […] hat sich über M. Blums Leich=Pred. auf D. Crell sehr aufgehalten, ist aber vom D. Cyprian in der fernern Prüfung von Gottfried Arnolds Partheylichkeit S. 106 f. wohl abgefertigt worden.« (Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 61 f., Anm. (r)). 120 Die Erklärung der Lehrerschaft bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 57–59. Hier S. 57 f. die vorgelegten Zitate. 121 Vgl. S. 201 f. 122 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 61 f. 123 Zu Jakob Schickfuß vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 555 f.; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 464; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 56 f.; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 116 f. mit Anm. (o); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 64–66. Vgl. auch den Eintrag in der ADB XXXI (1890), S. 175 f., sowie den Eintrag von Gottfried Kliesch in: Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut Neubach, Ludwig Petry.– Würzburg: Holzner 1968 (Schlesische Lebensbilder; 5), S. 29–40. Schickfuß trat sogleich mit einem Catalogus Praelectionum in suprema Illustr. Gymnasii Bregensis Curia noviter institutarum hervor, der 1604 in Liegnitz erschien. Vgl. Weinschenk (wie oben), S. 26, Anm. w. Praelectionum in suprema Illustris Gymnasii Bregensis curia noviter instituarum catalogus a rectore et Gymnasii conventu studiosis adolescentibus publice Calendis Octobribus Anno 1604. propositus. Lignicii typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław 358139). Zwei Jahre später erschien in Frankfurt/Oder eine weitere Version. Vgl. Weinschenk (wie oben). Ein Exemplar aus der Bernhardiner Bibliothek (4 W 1899/4) in der BU Wrocław (539971). Dort auch weitere Exemplare. Die von Schickfuß geführte Matrikel ist bei Weinschenk (S. 28, Anm. b) bezeugt: »Schickfusii Matricula Gymnasii, darinnen sich ein Catalogus von allen 1607 auf dem Gymnasio Studierenden befindet.« 124 New Vermehrete Schlesische Chronica vnnd Landes Beschreibung, darinnen Weyland H. Joach: Curaeus der Artzney D. Einen Grundt geleget. Itzo Biß an das 1619 Jahr/ da sich dero Oesterreichischen Wienerischen Linien Regierung gantz endet. Mit sehr vielen Nothwendigen Sachen vermehret vnnd gebessert. Auch in Vier unterschiedliche Bücher abgetheylet. Von Jacobo Schickfusio. I.V.D. […] Mit sonderbarem Churfürstl: Sächsischem Privilegio, Jehna, Jnn Verlegung Hanns Eyerings See: Erben vnd Johann Perferts

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Anmerkungen

Buchhendler jnn Breßlaw, S. 76 f. Vgl. auch Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 65. 125 Vgl. die entsprechenden Angaben bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 66–68. Aus dem Jahr 1611 liegt eine weitere ›laudatio‹ auf das Gymnasium vor: Laudes Gymnasii Bregensis Continentes […] Scriptae Ad libri ­primi Aeneid. Virgili: imitationem & Superiore tempore ante obitum in inclutam Leucoream Academiam valedictionis loco & gratitudinis causâ recitatae â Casparo Hermanno Schvidnicensi Silesio. […]. Bregae typis Casparis Sigfridi. Anno 1611. Ein Exemplar – herrührend aus der Bernhardiner Bibliothek – befindet sich in der BU Wrocław (539208). 126 Vgl. Kapitel III, S. 87 mit Anm. 62. 127 Vgl. zu Neomenius das Porträt bei Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 63 f. Vgl. auch die Ausführungen in Kapitel V, S. 143–145. 128 Vgl. S. 202 f. Zu Lauban vgl. wiederum zunächst die Einträge bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 556–558; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 464 f.; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 57; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 117 f.; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 91 f., S. 95–141; Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 342–357, S. 381–404. Lauban ist die bekannteste Gestalt des Brieger Gymnasiums geblieben. Vgl. die Einträge in: John L. Flood: Poets Laureate (Anm. 56), Vol. III, pp. 1095–1097 (mit einem Werkverzeichnis und der älteren, hier nicht nochmals wiederholten lexikalischen Referenzliteratur), sowie in: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann in Verbindung mit Achim Aurnhammer u. a. Band VII.– Berlin, New York: de Gruyter 2010, S. 256 (Michael Schilling, Ewa Pietrzak). Zu verweisen ist schließlich auf eine Äußerung aus dem Kreis des Gymnasiums selbst: Heinrich Eduard Kaiser: De Melchiore Laubano, gymnasii Bregensis quondam Rectore.– Progr. Brieg 1854. Vgl. auch: Johannes Julius Guttmann: Das Gymnasium zu Brieg in seinem dritten Jahrhundert.– In: Schönwälder, Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 273–331, S. 314. 129 Vgl. Friedrich Schmieder: Ein Blick in das Schulleben, wie es vor 200 Jahren war.– ­Progr. Brieg 1832. Vgl. von Lauban u. a.: M. Melch. Laubani Sprotavii Silesii De Disciplina Scholastica Auspicalis Oratio […] Anno novissimae gratie MDCXIV, Ante diem XV KL. Quinctiles. Bregae Typis Casparis Sigfridi. Widmungsexemplar Laubans für Georg Rudolf, herrührend aus der Bibliotheca Rudolphina (Nr. 4071), überführt in die BU Wrocław (411519). Mit zehn poetischen Zuschriften im Anhang, einsetzend mit Jakob Schickfuß. Weitere, hier nicht aufzuführende Exemplare in der BU Wrocław. Vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 32, Anm. i, und S. 57; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 118, Anm. (u). – Ducalis Gymnasii Bregensis Neomenia, Sive Quinquertium menstruum, quovis apparatu Armorum Sapientiae Curiatim periclitandum, pro Sessionis Praerogativa. Bregae Typis Casparis Sigfridi. Anno 1615. Exemplar aus der Kloseschen Bibliothek (Kl. pr. 3,6), übergegangen in die Bernhardiner Bibliothek und von dort in die Breslauer Stadtbibliothek gelangt (4 W 108/11). Jetzt in der BU Wrocław (537516). Enthält in einem ersten Abschnitt die ›Leges Praeparatoriae‹ und in einem zweiten die ›Leges Comissionales‹. Hier in der Vorrede eine der ›discordia‹ gewidmete Passage. Das Werk ist den hochgestellten ›Civib. & Alumnis‹ des Gymna-

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siuns gewidmet. Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 118, Anm. (u). – Ders.: Dvcalis Gymnasii Bregensis Operae Classicae noviter recensitae, Pro Stadiodromo Apollinari, ad A.C. MDCXVII. Rectore M. Melchiore Lavbano Sprot. Silesio. Bregae, Typis Casp. Sigfridi. (BU Wrocław: 358146). – Lauban hat auch eine Grammatik für den Schulgebrauch in Brieg vorgelegt: Ducalis Gymnas. Breg. Compendium Logicum, Pro captu Tyronum Ex Organo eiusdem Gymnasii pleniore. Per Quaestiones & Responsiones. Bregae Silesior. Typis Casp. Sigfridi: Sumptu Andreae Bachofii Bibliopólae. A.C. MDCXVII. Widmungsexemplar aus der Brieger Gymnasialbibliothek für Peter von Sebottendorf, jetzt in der BU Wrocław (403212). Vgl. auch Weinschenk (wie oben), S. 57; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 118, Anm. (u). – Vgl. auch: Collegii Recordantium in Ducali Bregano leges sub Rectoratu M. Melch. Laubani noviter recensitae & publicatae. [s.l.] 1625. Vgl. Weinschenk (wie oben), S. 32, Anm. i. Die aufgeführten Titel fehlen alle in dem Werkverzeichnis bei Flood (s. o., Anm. 128); der Eintrag im Killyschen Literaturlexikon (s. o., Anm. 128) enthält keine Werkbibliographie. 130 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 96 f. 131 Vgl. ebd., S. 97. 132 M. Mel. Laubani Friderichvs Biblicvs Sacrosanctus, Id Est, Psalmvs Davidis LXXII, cum Auctario PS. XXCV. Fridericho Electori Palatino Primo Regi Bohemiae, Principi Deo Caro, piis omnibus exoptatissimo, cùm Homagii caussâ ad Silesiam Suam, Pietate duce, comite Justiciâ A.C. 1620. Mense Februario viseret, devotissimê nuncupatus a Mvsis Bregensibus. Typis Casparis Sigfridi, Anno Christi M.DC.XX. Vgl. Karl Bruchmann: Die auf den ersten Aufenthalt des Winterkönigs in Breslau bezüglichen Flugschriften (Anm. 86), Nr. 17. Hier eine detaillierte Analyse der einzelnen Bestandteile der zehn Blatt umfassenden Quartschrift. In der ehemaligen Stadtbibliothek zu Breslau befanden sich zwei Exemplare in der von Heinrich Wendt eingerichteten Spezialabteilung zu Drucken auf die Stadt Breslau (Y b 47/12; 48/8). Vgl. [Heinrich Wendt]: Katalog der Druckschriften über die Stadt Breslau. Hrsg. von der Verwaltung der Stadtbibliothek.– Breslau: Morgenstern 1903, S. 5. Eines der beiden Exemplare (Y b 47/12) ist in die Schlesisch-Lausitzische Abteilung der Universitätsbibliothek zu Wrocław gelangt; das zweite Exemplar ist seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Eine Kopie des besonders wichtigen Druckes befindet sich in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. auch Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 100. 133 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 139. Dort auch S. 139–141 eine Zusammenstellung der illustren Eleven unter Lauban. 134 Vgl.: Eigenschafft eines Trewen vnd Auffrichtigen Lehrers in Kirchen vnd Schulen. […] Bey Christlicher bestattung Des Weyland Ehrenfesten Achtbaren vnd Hochgelärten Herrn M. Melchioris Laubani des Fürstlichen Briegischen Gymnasii Trewfleissigen Rectoris, Welcher den 1. Maji, als am Sontag Vocem Jucunditatis vmb drey Viertel auff 5. Uhr nach Mittage im Herren seliglich eingeschlaffen […] Abgehandelt/ durch Johannem Neomenium Fürstlichen Hofepredigern zum Brieg/ vnd deßelben Fürsten­ thumbs Superintendenten. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 118, Anm. (si). 135 Zu Günther vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 57 f.; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 118; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 150–154.

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Anmerkungen

136 Zu Melchior von Senitz vgl. Johann Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung.– Leipzig: Fleischer 1720, S. 892; ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil.– Leipzig, Breslau: Rohrlach 1728, S. 1007 f. Unter von Senitz wurde eine Inspektion des Gymnasiums vorgenommen. Vgl. den Auszug aus dem Visitationsbericht bei G. Stenzel: Vom Gymnasium zu Brieg.– In: Monatschrift von und für Schlesien (Juni 1829), S. 337– 346. Vgl. auch H[einrich]. E[duard]. Kaiser: Die Revision des Gymnasium illustre zu Brieg im Jahr 1625.– Progr. Brieg 1844. 137 Zu Georg Vechner vgl. neben Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 558; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 465; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 58, und Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 169 f., die Angaben oben in Anm. 71. 138 Johann Lucas’ Ode auf Georg Vechner, Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 170. 139 Zu Lucas vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 558–561; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 465 f.; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 59; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 119; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 171–177. 140 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 558–561. 141 Ebd., S. 560. 142 Bekanntlich hat auch Comenius das tragische Ereignis behandelt. Vgl. Johann Amos Comenius: Die Zerstörung Lissas im April 1656. Aus dem Lateinischen übersetzt von W[ilhelm]. Bickerich. 2., mit einer Einleitung ›Comenius in Lissa‹ vermehrte Ausgabe.– Lissa: Eulitz [1914] (Aus Lissas Vergangenheit. Quellen und Forschungen zur Geschichte Lissas; 3). Eine zweite Zerstörung erfolgte in Jahre 1707. Vgl.: Jämmerliche Zerstöhrung Der Königl. Erb=Stadt Lissa in Groß=Pohlen/ Den 29. Julii/ Anno 1707. Gedruckt im Jahr Christi 1708. (BU Wrocław: 440566, 360599). 143 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 173. 144 Vgl.: Programma Invitatorium […] ad Panegyrin Secularem, qua […] Primi Lapidis ad fundandum Gymnasium Bregense […] Positio […] A. 1664 […] invitat M. Joh. Lucas […]. Bregae, Typis excudebat Christoph. Tschorn. (BU Wrocław: 366018). Vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 59; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 119; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 175. 145 Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 561–566. Lucae hat die Beiträge von Johann Heinrich Cunrad, Georg Wende und Gottfried Thilo eines Wiederabdrucks gewürdigt. 146 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 178. Vgl. auch Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 567 f. 147 Zusammen mit Christians Anschreiben an Martini in extenso abgedruckt bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 178–188. Hier S. 188–191 auch der von Martini empfohlene Lektionsplan. Vgl.: Catalogus Lectionum Publicarum Illustris Gymnasii Bregensis una cum Tractandi et Proponendi Methodo. Auspiciis […] Dn. Christiani, Ducis Silesiae Lignicensis Bregensis et Wolaviensis, Ordinante Gymnasii Scholarcha. Bregae, Typis Christoph. Tschorn. Exemplar, herrührend aus der (unerschöpflichen) Bernhardiner Bibliothek (2 W 20/22), in der BU Wrocław

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(560125). Vgl. auch Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 40 f., Anm. e, mit dem Zusatz: »Henrico Martino Med. D. Consiliario & Archiatro Ducali Primario, prod. Bregae 1671. in Fol.« 148 Zu Brunsen vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 561, S. 566; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 466; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 59 f.; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 191 f., S. 198–202. 149 Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 191 f. 150 Vgl. die Ausführungen in Kapitel III, S. 96 f., sowie Schönwälder unter dem Titel ›Regentenwechsel‹, S. 193–198. 151 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 205 f. 152 Zu Thilo vgl. Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 466; Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 60–62; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 119 f.; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 207 f. 153 Vgl. Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 208– 221, mit eingehender Inhaltsangabe. 154 Die vorgelegten Zitate ebd., S. 208 f. 155 Thilo legte nach Ausweis von Schönwälder (ebd., S. 232) auch einen Catalogus lectionum im Jahre 1684 vor, dem ein weiterer im Jahr 1709 folgte. In Breslau scheinen sie sich nicht erhalten zu haben. Vgl. auch Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 44. 156 Das Vorgetragene nach dem einschlägigen Kapitel ›Geschichte der Anstalt‹ bei Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 221–230. 157 Vgl. das Kapitel ›Altranstädter Convention‹ ebd., S. 235–246. 158 Vgl. Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 466; Weinschenk: ­Historische Nachricht (Anm. 92), S. 62; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 120; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 246–249. 159 Wir folgen auch hier dem letzten von Schönwälder verantworteten Kapitel ›Das Gymnasium unter Preußischer Regierung seit 1742‹, S. 259–272, in der gemeinsam mit Guttmann verfaßten Geschichte des Brieger Gymnasiums (Anm. 92). 160 Zu Nimptsch vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 62 f.; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 120 f.; Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 262 f. 161 Conspectvs Omnivm Lectionvm Pvblicarvm Per Omnes Classes, […] In Gymnasio Brigensi Novissime Introdvctarvm, […] Commvnicatis Inspectorvm Consiliis Delineatvs a M. Johanne Christiano Nimptsch, […] Brigae, Typis Vidvae B. Godofredi Trampii. MDCCXLIV. (BU Wrocław: 365757; 560197). Vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 63; Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 121; Schönwälder: ­Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 264–268. 162 Zu Theune vgl. Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 92), S. 63–65 (mit einem reichen, 41 Titel umfassenden Schriftenverzeichnis Theunes); Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 121 f. (gleichfalls mit reichem Verzeichnis der Schriften Theunes); Schönwälder: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 92), S. 269. Von Weinschenk soll es laut Guttmann, S. 275, eine Arbeit über seinen Schwiegervater ­Theune geben. Weinschenk benutzt laut Guttmann Theunes Selbstbiographie.

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Anmerkungen

163 Vgl.: Gedächtniß= und Jubel=Schriften, bey der den 10. und 11. August 1769 angestellten feyerlichen Begehung des Zweyten Jubelfestes des an eben diesem Tage vor zweyhundert Jahren eröfneten damals Hochfürstlich=anjetzo Königlichen Gymnasii zu Brieg. Brjeg, gedruckt bey Johann Ernst Tramp. (BU Wrocław: 440780). Vgl. die Angaben zur Jubiläumsschrift bei Garber: Bibliographie zum Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen.– In: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 19: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg. Teil 1. Mit einer kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus Garber. Hrsg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2007, S. 90. 164 Theune hat sich in einer Programmschrift über das Verhältnis von lateinischer und deutscher Sprache sowie dem aus beiderseitigem Gebrauch resultierenden wechselseitigen Nutzen geäußert. Vgl.: Zu feyerlicher Erneurung Des Ruhmvollen Gedächtnisses […] und eröfnet zugleich seine Gedancken vom nützlichen Gebrauch deutscher Schriften zu mehrerer Ubung in der lateinischen Sprache.– Progr. Sorau 1741. (BU Wrocław: 538566) Abgedruckt in Biedermanns Acta Scholastica I/3, S. 264 ff. Vgl. auch: Anniversariam Jvventvtis Scholasticae Lvstrationem, Nec Non Beneficiis Schaefferiano Atqve Heintzenaviano Debitos Honores, Ac Deniqve Vltimos Decem Academiae Candidatorvm Sermones, Quae omnia dd. X et XI Kal. Maji 1743 h. l. q. cc. peragentur, […] Nvllam Videri Cavssam, Cvr Conversio Ex Alia Lingva In Aliam Facta Exemplo Svo Par Esse Non Possit, Praefatvs Carolvs Henricvs Thevnivs Lvnebvrgicvs, Scholae Soranae Rector. Imprimebat Joh. Gottl. Rothius, Typogr. Aul. Promnitz. Auch diese Programmschrift ist eingegangen in Biedermanns Acta Scholastica IV/1 (1744), S. 24–38. Siehe Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 121, im zweiten Fall ohne Seiten­ angabe. Zahllose weitere Programmschriften von Theune liegen auf lateinisch, aber eben auch auf deutsch vor. 165 Für den Schluß unserer Ausführungen zum Brieger Gymnasium ist – unter fortlaufender Paginierung in dem gemeinsamen Werk mit Schönwälder – zurückzugreifen auf Johannes Julius Guttmann: Das Gymnasium zu Brieg in seinem dritten Jahrhundert (Anm. 128). Hier zu Scheller und der Entwicklung des Gymnasiums unter seinem Rektorat S. 277– 294. Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 122–124. 166 Vgl.: Gedanken von den Eigenschaften der deutschen Schreibart und Empfehlungen der deutschen Sprache in Predigten, im Reden und Schreiben, bey der Philologie, und in Schulen. von M. Imman. Joh. Gerhard Scheller, Rectorn des Lyceums in Lübben und der lat. Ges. in Jena Ehrenmitglied. Halle, gedruckt und verlegt von Joh. Jac. Curt, 1772. (ULB Sachsen-Anhalt Halle: Db 2016). 167 Eigene Arbeiten zur Geschichte des Gymnasiums scheinen von Scheller nicht vorzuliegen. Deren Abfassung blieb seinem gleichfalls äußerst produktiven Nachfolger Friedrich Schmieder vorbehalten. Vgl. oben Anm. 129. Ein kommentiertes Verzeichnis der Arbeiten Schmieders, darunter 39 Programmschriften, findet man bei Guttmann: Das Gymnasium zu Brieg in seinem dritten Jahrhundert (Anm. 128), S. 300–307. Unter ihnen befinden sich mehrere zum Brieger Gymnasium. Vgl.: Über den Zustand des Gymnasiums im Jahre 1804.– Progr. Brieg 1805. (Guttmann, S. 300, Nr. 3, mit Auszügen aus dem Programm); ders.: Von der Geschichte des Gymnasiums und dem letzten Bau des­selben.–

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Progr. Brieg 1812 (Guttmann, S. 302, Nr. 12); ders.: Qua ratione Gymnasii Bregensis conditor et ejus successores sub finem seculi decimi sexti juventutem doceri ­voluerint.– Progr. Brieg 1829 (Guttmann, S. 305, Nr. 31). Vgl. zu dem rührigen Autor auch: [Carl] Matthisson: Friedr. Schmiedero quinque lustra in moderando Gymn. Breg. d. VII Id. Apr. 1829 feliciter peracta gratulantur Collegae – Antiquitate graeca latinaque interprete.– Progr. Brieg 1829 (Guttmann, S. 305). 168 Beide Arbeiten erschienen in Breslau. Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 92), S. 124. Siehe auch: Immanuel Johann Gerhard Scheller: Kurzgefaßte Gedanken über die Bildung des Herzens, ob sie ohne Bildung des Verstandes möglich sey, und zugleich über Empfindsamkeit, Unempfindsamkeit und Enthusiasmus […]. Breslau, bey Chris­ tian Friedrich Gutsch, 1780. (SUB Göttingen: DD98 A 300). 169 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 303–319: ›Von den Königlichen und vereinigten Stadt=Schulen in Ligniz und deren Lehrern, seit der Reformazion.‹ Hier das vorgelegte Zitat, das auch bei Ehrhardt am Eingang steht, S. 303. 170 Zum folgenden grundlegend Gustav Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte.– In: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 18 (1908), S. 96–135. Hier das resümierend von uns Vorgetragene in allen wünschenswerten Einzelheiten, geschöpft aus den einschlägigen Archivalien vor allem aus dem Liegnitzer Stadtarchiv. 171 Die Namen der Leiter der Schule bis in das 16. Jahrhundert hinein findet man aufgeführt bei Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 99 f. 172 Vgl. ebd., S. 101–103. 173 Die maßgebliche Darstellung zu Frühgeschichte der Schule von Bauch endet mit dem Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert. Die einschlägige Gesamtdarstellung stammt von Adalbert Hermann Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1869. Zugleich auch selbständig erschienen bei Krumbhaar in Liegnitz. Ders.: Nachträge zur ›Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz‹.– In: ders.: Beiträge zur Geschichte von Liegnitz.– Liegnitz: Cohn 1873 (Chronik von Liegnitz. Vierter Theil. Beiträge zur Geschichte von Liegnitz und General-Register zum ganzen Werke), S. 44–72. Das Werk ist ausgestattet mit einem einleitenden reichen Literaturverzeichnis und bestückt mit der Wiedergabe zahlreicher einschlägiger Urkunden. Die Kritik von Bauch an dem Werk von Kraffert ist überzogen. Eine zweite ebenfalls gut gearbeitete Darstellung stammt von Maximilian Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz in seiner geschichtlichen Entwicklung von 1309–1909. Ein Beitrag zur Gedenkfeier.– Liegnitz: Krumbhaar 1909. Aus der Nachkriegszeit: Carl Johannes Rummel: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (1309–1945).– Lorch/Württ.: Weber 1984 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 13). In jedem Fall zu berücksichtigen sind auch die einschlägigen Programmschriften des Gymnasiums. Vgl. von dem Rektor der Anstalt Johann Carl Gotthelf Werdermann: Geschichte der Liegnitzischen Schule, bis ans Ende des 17ten Jahrhunderts.– Progr. Liegnitz 1802; ders.: Geschichte der Liegnitzischen Schule im 18ten Jahrhundert.– Progr. Liegnitz 1805. Des weiteren gleichfalls wichtig wegen der reichen urkundlichen Dokumentation die Darlegungen des Prorektors Johann Carl Köhler: Geschichtliche Mittheilungen über das Gymnasium zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1837; ders.: Geschichtliche Mittheilungen über das Gymnasium. Fortsetzung.– Progr. Liegnitz 1841.

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Anmerkungen

174 Zu Ambrosius Bitschen vgl. den Eintrag von Markgraf in der ADB II (1875), S. 683, sowie von Norbert Thiel in: Liegnitzer Lebensbilder des Stadt- und Landkreises. Hrsg. von Hubert Unverricht. Band I: A–L.– Hofheim/Taunus: Henske-Neumann 2001, S. 61– 63. Vgl. des weiteren Friedrich Wilhelm Schirrmacher: Ambrosius Bitschen, der Stadtschreiber von Liegnitz und der Liegnitzer Lehnsstreit.– Progr. Ritterakademie Liegnitz 1866; Hermann Markgraf: Der Liegnitzer Lehnsstreit 1449–1469.– In: Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Phil.-hist. Abt. 1869, S. 25–70; Nachtrag 1871, S. 41–65; Arnold Zum Winkel: Ambrosius Bitschen.– In: Liegnitzer Heimatbrief 19, Nr. 14/2 (1967), S. 1–2, 11–12. 175 Zitiert in deutscher Übersetzung von Abicht in ders.: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 6 f. Hier auch der lateinische Text nebst einem Faksimile der Abschrift durch Bitschen. Der lateinische Text auch bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 13 f. (Urkunde Nr. 1). Hier auch ein Verzeichnis der bereits vorangegangenen Wiedergaben des Textes. 176 Das Datum der Vereinigung ist nicht gesichert. Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schul­ geschichte (Anm. 170), dekretiert: »die soviel erwähnte und niemals genauer datierte Vereinigung der Petri- und der Marienschule muß in den Anfang der 20er Jahre gesetzt werden.« (S. 110). Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), bemerkt: »In Zusammenhang damit [i. e. dem Schwärmertum] steht die Aufhebung der bei Liebfrauen vorhandenen Schule, die allmählich auch eine Lateinschule geworden war; sie wurde mit unserer Schule [i. e. der Schule bei St. Peter und Paul] vereinigt. Das kann nicht vor 1532 geschehen sein, denn für dieses Jahr findet sich noch ein vollständiges Personal jener ­Schule.« (S. 13). Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173) bezieht sich auf den »in diesen Dingen wohlbewanderte[n] Ehrhardt«, demzufolge »die beiden Schulen ›nach Dämpfung der Eckelisch-Schwenckfeldischen Unruhen‹ vereinigt wurden.« Der Funke Schwenckfelds war auf Kantorat und Schule bei der Kirche zu Unserer Lieben Frauen übergesprungen. »Unter diesen Umständen gewinnt die Conjunction der beiden Schulen in Folge sectirerischer Bestrebungen, die im Schosse der einen [Schule] hervortraten, den höchsten Grad der Wahrscheinlichkeit; später aber ist sie nach allen historischen Documenten auf keinen Fall zu setzen.« (S. 53). Man sieht, die Frühgeschichte des Liegnitzer Schulwesens birgt eine Reihe von Rätseln, die uns jedoch nicht zu beunruhigen brauchen. 177 Mit Marsilius setzt die Folge der Porträts bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), auf S. 307 ein. Vgl. zu ihm auch Johann Heinrich Cunrad: Silesia Togata, Sive Silesiorum doctrina & virtutibus clarissimorum Elogia, Singulis distichis comprehensa.– Liegnitz: Rohrlach Erben 1706, p. 183. Vgl. auch Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 54; Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 111 f.; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 15. 178 Zitiert bei Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 112. 179 Vgl. zu Nitius wiederum Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 307. Vgl. auch J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 202. Des weiteren Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 54 f.; Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schul­geschichte (Anm. 170), S. 113; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 15 f. Hier auch zur Einrichtung eines Schulfonds sowie desgleichen S. 18 f. zu den Verdächtigungen einzelner Mitglieder des Lehrkörpers, sich cryptocalvinistischer Abweichungen schuldig gemacht zu haben.

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180 Zu Titius vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 311 s., Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 55 und Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 113 f. 181 Zu Seiler vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 287, sowie Kraffert: G ­ eschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 55 f.; Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 114 f.; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 16. 182 Zu Langner vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 56, und Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 116. 183 Zu Orthmann vgl. Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 116 f. 184 Zu Vitus Bach vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 57, und Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 117–119. 185 Ein Programm und eine Trauerrede anläßlich seines Todes haben sich erhalten: Programma Francofurti ad Oderam propositum, quo Rector Academiae Magnificus Andreas Wencelius, Sacrosanctae Theologiae Doctor, Professor, & Ecclesiarum Francofurtensium Superintendens Studiosam Iuventutem a funus hodiè horâ 12 parandum Reverendo Et Doctissimo viro, Dn. M. Vito Bachio, die 16 Augusti circà horam quartam vespertinam piè defuncto, Invitat Ex Officina Typographica Friderici Hartmanni, Typographi & Bibliopolae Francofurtensis ad Oderam, Anno MDXCIX. (BU Wrocław: 522737). – Oratiuncula In funere venerandi & doctißimi Senis Dn. M. Viti Bach Die XVI. Augusti piè mortui, XIX. ejusdem mensis die honorificè sepulti, ante aedes defuncti pro more habita à M. Calebo Trygophoro Professore Logices. Anno MDIC. In Officina Typographica Nicolai Voltzij exscripta. (BU Wrocław: 534065). 186 Zu Henning Paxmann vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 209, sowie Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 57, und Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 120–124. 187 Vgl.: Epicedia In Immaturum Obitum Optimi Atque Doctissimi Viri Henningi Paxmani Burguuerensis, optimarum artium ac Philosophiae Magistri, Ludi Lignicensis Rectoris, Scripta A Quibusdam Eruditis Et Piis Viris. Witebergae Excudebat Laurentius Schuenck. M.D.LXI. Zitiert bei Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 121, Anm. 2. 188 Zitiert bei Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 122. Auch Johannes Clajus, der in Goldberg zu dem als ›Philippist‹ verschrienen Heinrich Paxmann hielt, beteiligte sich mit einem großen Epicedium. Vgl. Bauch (wie oben), S. 123. 189 Zu Fabian Klose vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 58, sowie eingehend Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 125–129, nach einem schriftlichen Bericht des Pastors bei St. Peter und Paul G ­ eorg Bezold. 190 Vgl. Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 126–129. Bauch, der erste Kenner der Handschriften und alten Drucke in der Breslauer Stadtbibliothek, bezieht sich zurück auf die Briefe des Simon Grunaeus in dem ehemals 18. Band der Rhedigerschen Briefsammlung (= R 258. Original verschollen; Abschrift Klose (174) erhalten). Der Titel der Sammelschrift: Ad Tvmvlvm V. Cl. M. Fabiani Closii Freist. Sil. Lvdi Apvd Ligios Liter. Rectoris B.M. Parentales Amicor. Et Discipp. Exequiae. Memor. ­Illivs Honoris. Typis Ligiis Sartorianis Consecr. (BU Wrocław: 421330).

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Anmerkungen

191 Klose hinterließ eine Vita des Petrus Vincentius, um die sich, wie Bauch als Kenner der Rhedigerschen Briefsammlung zu berichten weiß, sowohl Jakob Monau als auch ­Grunaeus vergeblich bei den Erben bemühten. (Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schul­ geschichte (Anm. 170), S. 128 f. mit Anm. 2). 192 Zu Nicolaus Ludovicus vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 179 s.; Johann Sigismund John: Parnassi Silesiaci Sive Recensionis Poëtarvm Silesiacorvm Qvotqvot Vel In Patria, Vel In Alia Etiam Lingva, Poematibvs Svis Florvervnt Et Adhvc Florent Centvria II.– Breslau: Rohrlach 1729, p. 101 s. Vgl. des weiteren Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 58–60, mit Auszügen aus dem ›Summarischen Bedenken‹ des Schulpräsidiums als Antwort auf eine ›Erinnerung‹ des Ludovicus hinsichtlich einer Schulordnung von 1564, die sich nicht erhalten hat. Vgl. auch Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 130–133. Vgl. schließlich auch die gelegentlichen Erwähnungen bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4) (Register!). 193 Vgl. Bauch: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte (Anm. 170), S. 133–135. Der Titel der Schrift: Mem. ac Honori V. Cl. M. Nicolai Ludovici Glog. Scholae qvond. Ligiae Rectoris emeriti Sacrae Denicales Parentantium Lacrymae. Lignicii Typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 355063, 421981, 532758). 194 Vgl. den Abdruck des Gedichts in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band I: Die Werke von 1614 bis 1621.– Stuttgart: Hiersemann 1968 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 295), S. 39. Dazu aus dem Kommentar des verdienstvollen Herausgebers, dem es leider nicht vergönnt war, die von ihm begründete Opitz-Ausgabe zu Ende zu führen: »Aus der großen Zahl der Kondolenten ersieht man, eines wie verbreiteten Rufes sich der Verstorbene erfreut hatte. […] Opitz und Nüßler vertreten in diesem Chore gewissermaßen die Stimme der Jugend.« Das Gedicht liegt inzwischen auch zweisprachig vor: Martin Opitz. Lateinische Werke. Band I (Anm. 71), S. 48 f., mit dem Kommentar S. 311. »Das dem Stilideal der ›brevitas‹ verpflichtete Epigramm präsentiert das vorbildliche Leben und Streben eines im Geiste Melanchthons wirkenden Schulmannes.« Das Gedicht in deutscher Version, übersetzt von Reinhard Klockow: »Dieser Vater und treue Lenker der zarten Jugend, dieser untadelige Liebling der Musen ist im undankbaren Staub an das ersehnte Ziel seiner Bahn gelangt und überläßt, weit mehr als bloß Körper, seinen Körper der Erde. Er lief dem Tod unerschrocken mit sehnsüchtigen Armen entgegen und nahm ohne alle Furcht das ihm bestimmte Ende an. Wie gut hat er die, die er ein glückliches Leben zu führen l­ernte, nun auch unterwiesen, einen gesegneten Tod zu sterben.« 195 Vgl. zu Johannes Scultetus wiederum zunächst Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Zweiten Theils zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Carolat=Beuthen in sich fasset.– Liegnitz: Pappäsche 1782, S. 577; ders.: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 308 f. Vgl. auch J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 281. Des weiteren Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 60 f.; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 21 f. 196 Zu Valentinus Ludovicus vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 180; John: Parnassi Silesiaci Centvria II (Anm. 192), p. 102 s.; Flood: Poets Laureate (Anm. 56), Vol. III, pp. 1217 f. 197 Vgl. Valentinus Ludovicus: Anagrammatum decades duae ad Senatum Vratislavien­ sium.– Liegnitz 1619; Chrysoris Vet. Lig. Mater Mvsarvm; Nvtrix Charitvm; Nvme-

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ris Heroicis Advmbrata; Oratione Solemn. Adcvrsv Pvbl. Ibid. M. Ianvarii A. R. N. ­M DIIIC. Proclamata Per Valentinvm Lvdovicvm Ligivm Sil. Lygnicii Typis Sartorianis. (BU Wrocław: 301678; 356571). 198 Carmen Panegyricon Viro Clariss. M. Ioanni Schulteto Freistad. Sil. Ludi ap. Ligios Literarii recens designato Rectori, sub solemni inaugurat. Scholast. actu, officii causâ publ. exhibit. â Valentino Ludovico Lig. Sil. Not. P. Caesar. & Scholae Patr. Collegâ. Lignicii Typis Sartorianis. A.C. MDCXI. (BU Wrocław: 549560). 199 Entfällt. 200 Vgl. Klopsch: Geschichte des berühmten Schönaichischen Gymnasiums (Anm. 52), S. 283–287; Daniel Heinrich Hering: Geschichte des ehemaligen berühmten Gymnasiums zu Beuthen an der Oder.– Progr. Breslau 1784–1788, Nachlese I, S. 6; Nachlese II, S. 11–13; Nachlese IV, S. 13 f.; Nachlese V, S. 8. 201 Vgl. Klopsch, S. 285–287. 202 Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 12. 203 Vgl.: Scholae Lignicensis Doctrina et Disciplina Amplissimi Senatus Reip. Lignicensis Auctoritate sancita et publicata. [Lignicii] Typis Nicolai Sartorii. A. C. MDCXVII. Ein Exemplar des Textes befindet sich beispielsweise in einem Sammelband der Bibliotheca Rudolphina (Nr. 4073), eingegangen in die BU Wrocław unter der Signatur 411522. Aus der Milichschen Bibliothek zu Görlitz stammt ein mit Schulschrifttum reichhaltig bestückter Sammmelband. Hier steht die Liegnitzer Schulordnung an vierter Stelle, eingegangen in die BU Wrocław unter der Signatur 446166. Der Titel als Urkunde Nr. 3 bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 14. Die Aufführung der Urkunde ist versehen mit dem Zusatz: »In 2 Exemplaren auf der GymnasialBibliothek: angehängt sind 3 bei der Einführung des Rectors Scultetus 24. Octbr. 1611 gehaltene Reden […].« Die drei Reden von Andreas Baudisius, Johannes Scultetus und Bartholomäus Kern finden sich in dem erwähnten Sammelband aus der Milichschen Bibliothek in Görlitz unter den Nummern 5, 6 und 7. Teilabdruck und Regest bei Köhler: Geschichtliche Mittheilungen 1837 (Anm. 173), S. 6–13, Fortsetzung in den Geschichtlichen Mittheilungen von 1841 (Anm. 173), S. 10–23. Noch im selben Jahr erschien eine deutsche Übersetzung der Schulordnung: ­Kurtzer Jnnhalt der Lateinischen Schull=Ordnung/ von E.E.W. Raht der Fürstlichen Stad Lig­ nitz/ Auffs Newe auffgerichtet vnd publiciret Anno 1617, 3. Februarii. Gedruckt zur Lig­ nitz durch Nicolaum Schneider. Der Text steht sowohl in dem erwähnten Sammel­band aus der Bibliotheca Rudolphina, jetzt in der BU Wrocław unter der Signatur 411523, als auch als achtes Stück in dem erwähnten Sammelband aus der Milichschen Bibliothek, jetzt in der BU Wrocław unter der Signatur 446167. Der Text ist als Beilage Nr. 1 abgedruckt bei Kraffert: Nachträge zur ›Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz‹ (Anm. 173), S. 65–69. Der Titel auch aufgeführt auf S. 45 der ›Nachträge‹ und hier versehen mit dem Zusatz: »ein Exemplar im rathhäuslichen Oberen Archiv (No. 1578 a)«. Kraffert erwähnt auch ebd. einen Einblattdruck der deutschen Version der Schulordnung, der sich unter der Nummer 1578b sowie in dem Sammelband Nr. 295 in dem Oberen Archiv des Rathauses zu Liegnitz befand. Auch er wurde von uns in Breslau wieder aufgefunden: Kurtzer Jnnhalt der Schulsatzungen/ Wie sie in der Schulordnung der Fürstlichen Stad Lignitz verfasset sindt/ Allen Schülern zu Erinnerung Jhres gebüh-

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Anmerkungen

renden Gehorsambs fürgestellet. Gedruckt zur Lignitz/ durch Nicolaum Schneider. Jm Jahr 1617. Im erwähnten Exemplar aus der Milichschen Bibliothek ist der Einblattdruck an den vorangehenden deutschen Text unter der Nummer 8 ohne eigene Zählung angefügt. Er hat überraschenderweise auch in der BU Wrocław keine eigene Signatur erhalten. Ebenfalls im Sammelband 4073 aus der Bibliotheca Rudolphina ist er nicht eigens gezählt und hat wiederum auch in der BU Wrocław keine eigene Signatur erhalten. – Filme und Kopien der besonders wertvollen Stücke im Film- und Aufsatz-Archiv des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Der Text der Schulordnung fehlt erstaunlicherweise in der ansonsten vorbildlichen Dokumentation bei Vormbaum. Dieser bietet nur die Liegnitzer Schulordung aus dem Jahr 1673. Vgl. Reinhold Vormbaum: Die evangelischen Schulordnungen des siebenzehnten Jahrhunderts (Anm. 79), S. 647–654. Zur Schulordnung von 1617 vgl. die Rekapitulationen bei Köhler: Geschichtliche Mittheilungen (Anm. 173), S. 6–11 (dort auch ein instruktiver ›Operarum primae (secundae, tertiae) classis quotidianarum Schematismus‹, S. 11–13); Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 61–65; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 19–21. Kraffert bringt daselbst S. 14–16 auch eine deutschsprachige Zusammenfassung der ›Schulen-Verfassung der Stadt Liegnitz‹ gleichfalls aus dem Jahr 1617, geschöpft aus: Christophori Boehmii Historia Scholarum Conjunctarum Lignicensium quondam oratione Inaugurali exposita nunc Annotationibus et Documentis aliis Historicis illustrata. Adjectae sunt Tabulae Chronologicae Inspectorum Praesidum ac Docentium in illis ab ipsa Conjunctionis Periodo: cum Indicibus neccessariis et copiosis ac imprimis Alphabetico plerorumque Vitas complectente. Vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 2–4. Dazu der Kommentar Krafferts: »Dieses Werk des im Jahre 1747 verstorbenen Prorectors der Anstalt Christoph Böhm ist laut Dedication im Jahre 1735 geschrieben, nach dem Tode des Verfassers, der die Herausgabe nicht erlebt hat, im Besitz der Schule geblieben, deren Rectoren und – wie es scheint – auch Lehrer die Indices bis 1803, wiewohl unvollständig, fortgesetzt haben, und dann in die hiesige Petro-Paulinische Kirchenbibliothek gekommen, wo es unbenutzt im Verborgenen geruht hat. (No. 686.) Es ist ein Foliant, 146 Blätter enthaltend, 164 Seiten numerirt, nicht von Böhm selber geschrieben, der aber Verbesserungen und zuweilen Zusätze gemacht hat.« (S. 2). Es wäre von großem Interesse zu erfahren, ob die Handschrift sich erhalten hat. Eine Wiedergabe des zwölf Kapitel sowie Tabellen und Indices enthaltenen Textes bei Kraffert, S. 3. Böhm hat nach dem Zeugnis von Kraffert vor allem auch das Manuskript von Grunaeus benutzt. Dazu der quellenkundlich gewissenhafte Schulrektor: »Die Identität der Manuscripte [i. e.: des Manuskripts] ist wohl nach dem, was Ehrhardt [Presbyterologie IV/1] S. 223, [Anm.] b sagt, wo er auch den ausführlichen Titel des Werks angiebt, unzweifelhaft. Wie es scheint (vgl. Vorr. S. 14 [Anm.] x) besass er das Original; wohin mag dies nach seinem Tode gekommen sein?« (S. 2, Anm. 4). Diese Frage ist bis heute unbeantwortet. Wir schätzen uns glücklich, daß zumindest im Voranstehenden eine gewichtige Abschrift aus der Feder von Christian Friedrich Paritius vorgestellt werden konnte. Vgl. Kapitel II, S. 44–46. 204 Wir zitieren im folgenden nach dem Wiederabdruck bei Kraffert: Nachträge zur ›Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz‹ (Anm. 173). Das vorgelegte Zitat S. 65.

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205 Ebd., S. 66 f. 206 Ebd., S. 67. 207 Ebd. 208 Vgl. Jörg Jochen Berns: Peregrinatio academica und Kavalierstour. Bildungsreisen junger Deutscher in der frühen Neuzeit.– In: Rom – Paris – London. Erfahrung und Selbsterfahrung deutscher Schriftsteller und Künstler in den fremden Metropolen. Hrsg. von Conrad Wiedemann.– Stuttgart: Metzler 1998 (Germanistische Symposien-Berichtsbände; 8), S. 155–181. 209 Abdruck Kraffert: Nachträge zur ›Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz‹ (Anm. 173), S. 67 f. 210 Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 19 f. 211 Diese sind also eine Reaktion auf die im Jahre 1611 vorliegende Schulordnung, können also nicht auf das Jahr 1597 datiert werden, wie bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173) im ›Urkundenbuch‹ ausgewiesen. Vgl. Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 20. Wiedergabe des Textes bei Köhler: Geschichtliche Mittheilungen (1841) (Anm. 173), S. 3–9. Der Text ist von allen vier Verfassern der Schulordnung von 1611 unterzeichnet. 212 Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 66, unter Rückgriff auf die Böhmsche Chronik (Anm. 203). Böhm weiß auch zu berichten, daß die Über­ gabe der Urkunde durch Simon Grunaeus im Namen Geislers erfolgte. Vgl. Kraffert (wie oben), S. 66, Anm. 2. 213 Vgl. Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 23. Abicht verwechselt den Vornamen des Pfarrers – Adam – mit dem seines Sohnes – Georg. Vgl. zu Kern auch J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 146, sowie Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 66. 214 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 14 f. Der von Ehrhardt gegebene Titel: Consignatio Personarum praecipuarum in his tribus Templis Lignicensibus tumulatarum: Ex Sylloge Epitaphiorum et Sepulchralium Inscriptionum ab Adamo Thebesio, Past. templi Petro-Paul. collecta, extracta. In einer Anmerkung spezifiziert Ehrhardt: »Dies ist 5 Bogen stark in folio, und von geringen Werth.« 215 Vgl. Johann Peter Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürstenthums Lignitz im Hertzogthum Schlesien.– Budißin: Richter 1724, S. 432. 216 Vgl. J.H. Cunrad: Silesia Togata (Anm. 177), p. 249; Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 66 f.; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 23. 217 Aus dem gleichen Jahr liegt von Rothmann eine Abschiedsrede für einen Freund vor: Programma M. Rothmanni ante Valedictionem Henrici Bachmanni in Senatorium Ordinem recepti et Introductionem Successoris Christophori Crusii Cantoris Petro-Paulini. Anno 1638. Abdruck nach der Böhmschen Chronik (Anm. 203) bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), ›Urkundenbuch‹, Nr. 5, S. 16 f. 218 Zitiert bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 67. 219 Vgl. ebd., S. 67 f.; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 23 f. Vgl. auch Johann Christian Leuschner: Ad Cvnradi Silesiam Togatam Spicilegivm Vicesimvm Secvndvm.– Progr. Hirschberg [1756], Bl. C1 v f. Seine Berufungsurkunde findet

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Anmerkungen

man in Krafferts ›Urkundenbuch‹ (Anm. 173) als achtes Stück, S. 26. Die Instruktion und Bestallung im neunten Stück des ›Urkundenbuches‹, S. 27. 220 Von Alischer stammt eine jeweils von zwei Distichen gezierte Auflistung der ›Praeceptores Scholasticos‹ und der Rektoren, die in Liegnitz seit der Reformation wirkten und ihre Ausbildung zumeist in der akademischen Hochburg Wittenberg erhielten, deren namhafte Vertreter, gegliedert nach Fakultäten, Alischer aufführt. Achtzehn Rektoren macht Alischer namhaft. Wir haben sie zumeist schon kennen gelernt; die Vertreter der jüngeren Zeit werden folgen: Memoriae Sacrum. Pietas In Praeceptores Academicos & Triviales accessere Omnes omnino â recuperatâ Evangelii luce Scholae Lignitiensis Rectores. Auctore M. Henrico Alischero Lygio. h.e. in Patriâ ad Divum Virginis Mariae Substituto. Lignitii, Typis Willingianis, Anno 1671. Exemplar in der BU Wrocław: 317734. Hier auch nochmals der Hinweis auf die Liste der Rektoren bei Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten (Anm. 215), S. 450–452. 221 Vgl. Gottfried Balthasar Scharff: Umständliche Nachricht Von dem Leben und Verdiensten Weyland Herrn George Thebes.– In: Georg Thebesius: Liegnitzische Jahr=Bücher. Der Erste Theil. Hrsg. von Gottfried Balthasar Scharff.– Jauer: Jungmann 1733, S. 24; Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 312, Anm. (c). 222 Vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), Urkunde Nr. 12, S. 34 f. 223 Vgl.: Illustris Scholae Novae ad D. Johan. Inauguratio. Ab Ipsa Bonorum morum Salute, indicta XIV. M. Julii A. M.DC.XLIIX. Lignicii, Typis Sartorianis. (BU Wrocław: 356572). Das Dokument nicht bei Kraffert. 224 Abdruck als sechstes Stück im ›Urkundenbuch‹ von Kraffert in: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 17–24. Abweichender Abdruck auf der Grundlage vermutlich einer anderweitigen Abschrift bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 117–124. Vgl. dazu die Bemerkungen bei Kraffert (wie oben), S. 69, Anm. 2. Vgl. auch die ›Confirmation der Fundation des St. Johannis-Stifts von 1653‹, bei Kraffert im ›Urkundenbuch‹, Nr. 7, S. 24–26. 225 Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 17 f. 226 Ebd., S. 18. 227 Ebd., Artikel 30, S. 22. 228 Ebd., Artikel 32, S. 22 f. 229 Ebd., Artikel 33, S. 23. 230 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 304, Anm. (e). Vgl. auch das Kapitel ›Verlegung der Schule nach Liegnitz‹ bei Bauch: Valentin Trozendorf (Anm. 4), S. 110–115. Bauch weiß nichts von der Gründung einer Fürstenschule bei St. Johannis während des kurzfristigen Wirkens Trozendorfs daselbst. Das Problem scheint nicht mehr aufklärbar zu sein und ist in unserem Zusammenhang ohnehin nicht von Belang. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 68, Anm. 3, legt ein Zeugnis aus einem handschriftlichen ›Skizzenbuch‹ von Bürgermeister Jochmann vor. Dort heißt es im Blick auf das Jahr 1634: »›Die Einkünfte des Goldberger Gymnasiums nach Liegnitz transferirt. George Rudolph legt die Fürstl. Schule zu St. Johannis an‹. Dies wäre also eine vermittelnde Ansicht«, so der Kommentar Krafferts; ›vermittelnd‹ insofern, als zwischen Ehrhardts Vermutung und dem allgemein in Geltung befindlichen Gründungs­ datum 1648 eine vermittelnde Position zum Tragen gekommen wäre. Kraffert selbst: »Es

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ist also ein Irrthum, wie gemeinhin geschieht, zu behaupten, dass die Fürstl. St. Johannisschule erst im Jahre 1648 am 14. Juli eröffnet worden, sie ist vielmehr nur ›neu fundirt und zeitgemäss eingerichtet worden,‹ wozu die Berufung eines neuen Rectors, des uns schon bekannten M. Rothmann, einen äusseren Anstoss gab. Von der Geschichte der früheren Schule ist nicht [!] bekannt, was uns aber nicht berechtigen kann, ihre durch einzelne Spuren noch angedeutete Existenz in Abrede zu stellen.« (S. 68 f.). 231 Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 70. Vgl. auch Köhler: Geschichtliche Mittheilungen (1837) (Anm. 173), S. 15 f. 232 Zu Primke vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 70 f.; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 25 f. Vgl. auch Kapitel V unseres Buches, S. 160, mit Anm. 103. 233 Vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 71 f. Abdruck des Diploms als Nr. 11 im ›Urkundenbuch‹ bei Kraffert, S. 32–34. Vgl. auch die ›Brevis Operarum et Doctrinae in Illustri Schola nova Delineatio – Kurtze Abbildung der ­Lehre, wie es in der Neuen Fürstlichen Stiffts-Schule zur Liegnitz soll gehalten werden‹ bei Kraffert (wie oben), S. 28–32, Urkunde Nr. 10. Kraffert bietet unter Urkunde Nr. 12 (S. 34 f.) auch die Wiedergabe der Inschrift im Eingang an der Wand des Schulhauses aus dem Jahr 1655, also vor der Vereinigung, und unter Nr. 13 (S. 35 f.) die Inschrift über dem neuen Auditorium aus dem Jahr 1658. Vgl. auch Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten (Anm. 215), S. 448–450, sowie Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 447 f. und S. 449 f. Vgl. schließlich auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 305, Anm. (f). und Anm. (i). 234 Die folgenden Zitate aus dem ›Urkundenbuch‹ bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 32–34. 235 Intimatio conjunctionis Scholarum Lignicensium Illustris Johanneae et Senatoriae ­auspice CHRISTO Supremo Scholarcha An. Sal. MDCLVII mens. Decembr. d. – ritu Introductionis solenni instituendae a Wigando Funccio Lignic. Typographo exscripta. Zitiert nach Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 72, Anm. 3. Abdruck bei Kraffert: Nachträge zur ›Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz‹ (Anm. 173), S. 70–72, Beilage Nr. 2. Bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 72, Anm. 2, auch eine Diskussion der Datierung des Fest­ aktes. Vgl. die Schilderung unter Einbeziehung der Böhmschen Chronik (Anm. 203) bei Kraffert daselbst, S. 72–74, der die eingestreuten Zitate entstammen. 236 Vgl.: Poëtischer Lorbeer=Krantz: welchen der […] Herr Fridrich Maximilian von Rethel/ und Hennersdorff/ auff Schmiedefeld/ Eques Auratus, Römischer Kays. auch zu Hungarn und Böhmen Königl. Majest. Rath/ beym Königlichen Ammt Breßlauischen Fürstenthumes/ und zugehöriger Weichbilder Adsessor, auch Kayserlicher Hoff= und Pfaltz=Grafe; Durch den […] Herren/ George Schultes JCtum, der Fürstlichen Stadt Liegnitz Alt­ herren und Syndicum, wie auch der vereinigten Schulen daselbst Praesidem, M. Christiano Primcken/ Selbiger Schulen Rectori, in offentlicher […] Schul=Versammlung den 17. May 1661. […] auffsetzen lassen: Durch folgende Danck=Reime mit schuldigster Ehrerbittung angenommen von besagtem M.C.P. Gedruckt in der Fürstl. Residentz=Stadt Liegnitz/ durch Zachar. Schneidern. (BU Wrocław: 366605). Vgl. auch: Camena Gratulatrix: Quam Christiano Primkio Freistadiensi Silesio, Illustris Scholae Lignicensis Rectori, cum Lignicii, in Scholastica Panegyri, solemniter, & Artium Liberalium at-

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Anmerkungen

que Philosophiae Magister, & Poëta Laureatus Caesareo-Rethelianus, Ore Schultesiano, proclamaretur: Hujusdemque manu svetis Insignibus die 17. Maji Anno Christi 1661. decoraretur; adplaudere, Singularem suam ad versus Ipsum Faventiam claraturi, jusserunt Fautores quidam & Amici. Lignicii, Typis Sartorian. [1661]. (RSB Zwickau 6.6.13.(29)). Unter den Gratulanten waren Laurentius Baudisius, Sebastian Alischer als Diakon, Michael Liefmann bei St. Peter und Paul sowie Johannes Mörlin als Archidiakon am Marianum. Vgl. auch den Eintrag bei Flood: Poets Laureate (Anm. 56), Vol. III, pp. 1611–1613. 237 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 315, Anm. (n). 238 Vgl.: Lessus Funebres, Quos Viro […] Domino M. Christiano Primkio, P.L.C. Pastori ad D. Johannis Lignicensium vigilantissimo, Consistorii Ducalis Adsessori gravissimo, Scholaeque illustris Senatoriae Rectori meritissimo; A.C. 1669. d. 16. Maji pie defuncto fece­r unt nonnulli Memoriae ipsius studiosi Fautores atque Amici. Lignicii, Typis Sartorianis, expressit Christophorus Willingius, Factor. (BU Wrocław: 421335). Vgl. auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 183, Anm. (c). 239 Guttes und Richtiges Prediger=Muster/ Aus dem H. Propheten Jeremia Cap. 15. vs. 19.20.21. Bey […] Beerdigung Des […] Herrn M. Christiani Primkii, P.L.C. Der Fürstl. Stiffts=Kirchen zu S. Johannis, wolverdienten Pfarrers/ des Fürstl. Consistorii wehrten Adsessoris, und der conjungirten Fürstl. Stadt=Schulen Berühmten Rectoris zur Liegnitz: An dem Heiligen Bete=Sonntage des 1669. Jahres entworffen von Sebastian Alischern/ P.L.C. Pfarrern zur L. Frauen daselbst/ des Fürstl. Consistorii Adsessoren/ und Einer Ehrw. Priesterschafft Liegn. Fürstenthumes Superattendenten. Gedruckt zur Liegnitz/ Bey Zachariae Schneiders Sel. nachgel. Wittib. (BU Wrocław: 421108, 421331). Des weiteren: Dreyfaches Ach! Bey ergangener Funeration, Des […] Herrn Primkii, […] ausgeführet/ durch Laurentium Baudisium, Fürstl. Liegn. Consistorial. und der Kirchen zu St. Peter und Paul Pastorem. Gedruckt zur Liegnitz/ Bey Zachariae Schneiders Sel. nachg. Wittib. (BU Wrocław: 421109, 421332). Vgl. jeweils auch Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 4), S. 183, Anm. (c). Die Inschrift seines Grabsteins ist der Parentation beigefügt. Ehrhardt druckt sie am Ort ab. 240 Vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 75; Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 173), S. 26 f. Maßgeblich jetzt der Eintrag bei Flood: Poets Laureate (Anm. 56), Vol. II, p. 803 s. Vgl. auch Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band II (1750), Sp. 1862; John: Parnassi Silesiaci Centvria II (Anm. 192), pp. 76–78. 241 Vgl.: Der Hoch-preis-würdigen Deutschgesinneten Genossenschaft Erster zwo ­Zünfte (siehe Kapitel V, Anm. 108). Hier in der ›Zweiten oder Lilien=Zunft‹ im ›Siebenden Zunftsitz‹ unter Nr. 5: ›Der Trachtende/ Efraim Heerman/ aus Schlesien: die Himmelblaue Wiesen=Schwertlilje: Nach dem/ das droben ist.‹ Neudruck in: Philipp von Zesen. Sämtliche Werke. Band XII (siehe Kapitel V, Anm. 108), S. 311–332. Hier der Eintrag zu Heermann S. 332. Vgl. zum Kontext auch Ewa Pietrzak: Schlesier in den deutschen Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts.– In: Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition. Die europäischen Akademien der Frühen Neuzeit zwischen Frührenaissance und Spätaufklärung. Band I–II. Hrsg. von Klaus Garber und Heinz Wismann unter Mitwirkung von Winfried Siebers.– Tübingen: Niemeyer 1996 (Frühe Neuzeit; 26–27), Band II, S. 1286–1319. Hier zu Heermann S. 1301–1304.

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242 Abdruck bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), im ›Urkundenbuch‹, Nr. 14, S. 36–44. Rekapitulation daselbst S. 76 f. Vgl. auch Köhler: Geschichtliche Mittheilungen (1837) (Anm. 173), S. 19–26, sowie die kritische und heute maßgebliche Edition in: Reinhold Vormbaum: Die evangelischen Schulordnungen des siebenzehnten Jahrhunderts (Anm. 79), S. 647–654. Hiernach im folgenden zitiert. 243 Vormbaum: Die evangelischen Schulordnungen des siebenzehnten Jahrhunderts (Anm. 79), S. 648. 244 Ebd., S. 651. 245 Ebd. 246 Vgl. Kapitel V, S. 152–154. 247 Vgl. das Programm des seinerzeitigen Superintendenten und Pastors am Marianum Magister David Schindler anläßlich der Restitution der Johannisschule, abgedruckt bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), ›Urkundenbuch‹, Nr. 15, S. 44 f. Zugrundeliegt wiederum die handschriftliche Chronik Böhms (vgl. Anm. 203). 248 Vgl. Kapitel II, S. 35 f. 249 Die Geschichte der Liegnitzer Ritterakademie ist gut erforscht. Die einzige durchgeschriebene Gesamtdarstellung liegt vor in der knappen, jedoch hervorragend gearbeiteten Studie von Ernst Pfudel: Geschichte der Königl. Ritterakademie zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906–1908), S. 79–122. Vorangegangen war fünfzehn Jahre früher – eher systematisch angelegt und mit reichhaltigem statistischem Material ausgestattet – die Studie von Georg Wendt: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie zu Liegnitz. Teil I: 1708– 1840.– Progr. Liegnitz 1893 [mehr nicht erschienen!]. Reich bestückt mit zeitgenössischem Quellenmaterial, vorzüglich den in der Anstalt zu verschiedenen Anlässen verlauteten Reden ist die Darstellung bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 186–324: Von der Kayserlichen Iosephinischen Ritter Academie zu Liegnitz. Im übrigen bedient man sich des reichhaltigen Programmschrifttums der Anstalt. Vgl. Ferdinand Wilhelm Kaumann: Versuch einer Geschichte der Königlichen Ritter=Akademie zu Liegnitz. Erste Abtheilung: Geschichte der Akademie unter östreichischer Landeshoheit von 1708–1741.– Progr. Liegnitz 1829 [mehr nicht erschienen; fortgesetzt durch Blau]; Karl Friedrich Blau: Geschichte der Königlichen Ritter=Akademie zu Liegnitz im Zeitalter Friedrichs des Großen.– Progr. Liegnitz 1840; ders.: Geschichte der Königlichen Ritter=Akademie zu Liegnitz. Zweite Abtheilung: Von der Einsetzung des Jnspectorats bis zur Errichtung des Provinzial=Curatoriums. (1787–1795).– Progr. Liegnitz 1841; ders.: Geschichte der Königlichen Ritter=Akademie zu Liegnitz. Dritte Abtheilung: Von der Einsetzung des Provinzial=Curatoriums bis zur Reorganisation der Anstalt. (1795–1809.).– Progr. Liegnitz 1842. Das der jüngeren Zeit der Anstalt gewidmete Programm-Schrifttum vor allem aus der Feder von Christian Fürchtegott Becher und Robert Weiß wird an späterer Stelle und vor allem im folgenden Kapitel anläßlich der Behandlung der bibliothekarischen Sammlungen herangezogen werden. Die einschlägigen polnischen Beiträge zur Geschichte der Ritterakademie findet man aufgeführt in dem Beitrag von Aniela Kolbuszewska in: Akademia Rycerska w Legnicy [Die Ritterakademie zu Liegnitz].– Urząd Miasta Legnicy 1993, S. 5–10, hier die Bibliographie S. 10. Im Kupfer-Museum der Stadt Liegnitz liegt in Begleitung zu einer der Ritterakademie gewidmeten Dauerausstellung ein ansprechender, reich bebildeter und auch deutsch-

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Anmerkungen

sprachig erhältlicher Prospekt aus, der eine Reihe wertvoller Informationen enthält: Die Ritterakademie in Liegnitz. Geschichte des Gebäudes und der Institution. 2009. 250 Zu den von Sebottendorfs vgl. Nikolaus Henel von Hennenfeld: Silesiographia R ­ enovata. Pars Altera.– Breslau, Leipzig: Bauch 1704, pp. 730–734, hier zu Peter von Sebottendorf pp. 732–734. Vgl. auch Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung (Anm. 136), S. 865–876; ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil (Anm. 136), S. 990–994. Im ersten Teil des Werkes zu Peter von Sebottendorf, hier S. 869. In einem der vielen Exemplare von Johann Heinrich Cunrads Silesia Togata (1706) in der Rhedigerschen Bibliothek (Sign. 4 A 33) ist der fehlende Name Sebottendorfs unter Angabe seiner Mitgliedschaft in der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ handschriftlich nachgetragen. Aus der neueren Literatur vgl. den Eintrag zu Peter von Sebottendorf in: Klaus Conermann: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft 1617–1650. 527 Biographien. Transkription aller handschriftlichen Eintragungen und Kommentare zu den Abbildungen und Texten im Köthener Gesellschaftsbuch.– Weinheim: VCH Acta humaniora 1985 (Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein. Das Köthener Gesellschaftsbuch Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen 1617–1650; 3), S. 61 f. Das Emblem mit Motto, Gesellschaftsnamen und Subskription in der Faksimile-­Ausgabe der letzten Fassung des Gesellschaftsbuches aus dem Jahre 1646 von Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen: Der Fruchtbringenden Geselschaft Nahmen/ Vorhaben/ Gemählde und Wörter. Mit Georg Philipp Harsdörffers ›Fortpflantzung der Hochlöblichen Fruchtbringenden Geselschaft‹. [Hrsg. von Martin Bircher].– München: Kösel 1971 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente in vier Bänden [Band IV nicht erschienen]; 1), Bl. P1. Ebenfalls – auf dem nämlichen Blatt und mit dem kolorierten Geschlechter-Wappen – in dem Faksimiledruck des in Köthen auf bewahrten Gesellschaftsbuches Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen aus dem Jahr 1629: Der Fruchtbringenden Gesellschaft Vorhaben, Namen, Gemälde und Wörter. Hrsg. von Klaus Coner­ mann.– Weinheim: VCH Acta humaniora 1985 (Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein. Das Köthener Gesellschaftsbuch Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen 1617–1650; 1). Ein Brief Peter von Sebottendorfs an Ludwig von Anhalt-Köthen nach erfolgter Aufnahme in die ›Fruchtbringende Gesellschaft‹ mit Kommentar in: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen. Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650. Band I: 1617–1626. Unter Mitarbeit von Dieter Merzbacher hrsg. von Klaus Conermann.– Tübingen: Niemeyer 1992 (Die deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts. Fruchtbringende Gesellschaft. Reihe I, Abt. A: Köthen; 1), S. 167 f. 251 Vgl.: De officio principis orationes tres, habitae a principus Anhaltinis Johanne Casimiro, Christiano et Fridericio Mauricio in Academia Genevensi. Lipsiae 1610; Titel und ­Exemplarnachweise in: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen. Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650. Band III: 1630–1636. Unter Mitarbeit von Gabriele Ball und Andreas Herz hrsg. von Klaus Conermann.– Tübingen: Niemeyer 2003 (Die Deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts. Fruchtbringende Gesellschaft. Reihe I, Abt. A: Köthen; 3), S. 250. Das Werk trägt die Widmung: ›Ad Nobilissimum Virum Dn. PETRUM Asebotendorff, dictorum Principum Ephorum‹. Die drei Reden – zusammen mit Schriften aus der Feder Sebottendorfs – sind auch handschriftlich erhalten. Vgl. die Nachweise daselbst, S. 251.

6. Zentren der Bildung

252 Verwiesen sei nochmals auf die ausgezeichneten Porträts der drei Brieger Piastenherzöge in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ unter den Mitgliedsnummern 505 (Christian), 508 (Ludwig IV.) und 520 (Georg III.) bei Conermann: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft (Anm. 250), S. 636–638, S. 640–642, S. 661–663. Es handelt sich um nahezu die letzten Aufnahmen, die der Gründer Fürst Ludwig vornahm. 253 Zu Sebottendorfs Plan einer Ritterakademie für Brieg vgl. das entsprechende Kapitel bei Norbert Conrads: Ritterakademien der Frühen Neuzeit. Bildung als Standesprivileg im 16. und 17. Jahrhundert.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; 21), S. 98–100. Dazu der Kommentar in: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen. Band III (Anm. 251), S. 251. Der Titel des ›Sendschreibens‹ in Friedrich Lucae: Europäischer Helicon Auff welchem Die Academien, Oder Hohe Schuhlen Von Anfang der Welt biß jetzo […] Jn sieben haupt Theilen vorgestelt [werden] Durch Fridericum Lucae Mitglied des Collegii Historici Imperialis. Franckfurt am Mayn/ Bey ­Samuel Tobias Hocker. An. M.D.CCXI., S. 706. Hier liest man im fünften Teil ›Von denen Academien, Fürsten= oder Ritter=Schulen‹ über Sebottendorfs Projekt: »Der vortreffliche gelehrte Schlesische Cavalier Peter von Sebottendorf schrieb Anno 1599. an dasigen Hertzog Joachim Friedrich zu Lignitz und Brieg einen curieuxen Unterricht und Rath/ wie er solte eine Academie oder Ritter=Schule anrichten. Jn diesem herrlichen Tractat meynet er auß dem Platone, daß einer nicht vor 40. Jahren seines Alters sich in frembde Länder begeben solte. Mich bedüncket/ er bedeute hiemit der Jugend Unverstand/ welche außreyset/ und doch nicht den Zweck ihrer Reyse verstehet/ weniger unterscheidet was ihr dienlich/ oder verwerfflich ist. Sie liebet zwar die Seltenheiten derer Städte/ Kirchen/ Pallästen/ Schauplätze/ Grabmahlen/ Pyramiden, und andere Antiquitäten/ aber weil sie davon keine Historische Wissenschaft hat/ kan sie das gesehene nicht zu Nutz machen.« (S. 711). 254 Vgl. Conrads: Ritterakademien (Anm. 253), S. 27–39. 255 Lucae: Schlesische Fürsten=Krone (Anm. 1), S. 217 f. 256 Vgl.: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen. Band III (Anm. 251), S. 247– 253, mit eingehendem Kommentar der Bearbeiter. 257 Ebd., S. 249. 258 Vgl.: Ihro Röm. Käyserl. Auch zu Hungarn und Böheimb Königl. Majest. etc. etc. Josephi I. Neu aufgerichtete Academie Oder Ritter=Schul Zu Liegnitz in Schlesien/ Wie solche von Höchst gedachter Käyserl. und Königl. Maj. mit Privilegiis und Ordnungen in diesem 1708ten Jahr Allergnädigst approbirt und confirmirt worden. Gedruckt in Monat Junio. Exemplar aus einem Sammelband des Heimatmuseums Haynau jetzt in der Universitätsbibliothek Wrocław: 436578. Ein weiteres Exemplar in der Staats-, Landesund Universitätsbibliothek Dresden: Hist.urb.Germ.265,18.m. Abdruck des hier auf den 19. März datierten und von C[hristoph]. W[ilhelm]. von Schaffgotsch unterzeichneten Einrichtungsdokuments bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 229–246. Wiedergabe nach einer – mit dem in der Hofkanzlei zu Wien befindlichen handschriftlichen Original verglichenen – Abschrift aus dem Jahr 1818 auch bei Wendt: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie (Anm. 249), als Anhang Nr. 1, S. 39–47. Hiernach im folgenden zitiert.

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Anmerkungen

259 Wendt: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie (Anm. 249), S. 39. 260 Die Zitate ebd., S. 41. 261 Ebd., S. 42 f. 262 Ebd., S. 46. 263 Vgl. Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 187. 264 Sie ist von einem der Hauptakteure, dem wir sogleich nähertreten werden, glücklicher­ weise ausführlich dokumentiert: Die von Jhro Röm. Käyserl. auch zu Hungarn und Boheim Königl. Majestät Josepho I. Allergnädigst auffgerichtete Ritter=Academie Zu Liegnitz in Schlesien; Oder: Ausführlicher Bericht/ Wie nehmlich dieselbe am 11. Novembr. abgewichenem 1708. Jahres inauguriret/ und hierauff in derselben allerhöchst gedachter Jhro Käyserl. Majestät Hohes Nahmens=Fest Den 19. Mart. dieses 1709ten Jahres/ allerunter­thänigst celebriret worden; darinnen alle Solennitäten/ und was darbey vorgangen/ Mit einem darzu dienlichen Kupffer umständlich beschrieben/ Von D. Augustus Bohsen/ sonst Talander genannt. Der Zeit bey besagter Ritter=Academie bestalten Professore Primario. Zum Druck gebracht in der Leipziger Oster=Messe durch Michael Rohrlachs seel. Wittib und Erben/ von Liegnitz/ 1709. Exemplar aus der Bibliothek ­Ponickau in der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen Anhalt Halle/Saale: Pon IIg 689, 4 ° (1). In diesem Exemplar ist von Hand im Impressum korrigiert worden. Die Lesung ›von Liegnitz/ 1709‹ ist unsicher; der dritte Buchstabe ist überschrieben. Wiedergabe der Feierlichkeiten auch bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 186–228. Wir zitieren im folgenden nach der von Bohse veranstalteten Ausgabe. 265 Bohse: Ritter=Academie Zu Liegnitz in Schlesien (Anm. 264), S. 4 f. Das entsprechende Zitat bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 187 f. 266 Es dürfte in einer Zeit, da die Erforschung von Zeremoniell und Repräsentation einen großen Aufschwung genommen hat, von Interesse sein, im Detail sich auch im vorliegenden Fall unterrichtet zu wissen. Im Blick auf den bereits namhaft gemachten Personenkreis heißt es da: »Selbige[r] nahme bey dem Eintrit dieser Illustren Assemblée ihren Anfang durch den Trompeten= und Paucken=Schall/ welchen eine Vocal- und Instrumental-­ Music folgete. Da denn Jhro Excellenz auf einen mit rothen Sammet beschlagenen Stuhl mit Lehnen/ nebst denen gesamten Königl. Herren Regierungs=Räthen/ sich an einem Tische oben an den Anfange des Saales niederliessen; und auf der einen Seiten des Saales herab/ der Frau Gräfin und des Jauerischen Herrn Lands=Hauptmanns Excell. Excell. nebst denen Dames; gegen über aber die Herren Landes=Aeltesten samt dem Herrn Directore, Herrn Burggrafen und einigen andern Cavalieren: und etwas herunter die Herren Professores; hinter solchen aber die Herren Academisten und Exercitien=Meister sich befanden. Dann gegen dem Tische über/ an welchem Se. Exzellenz nebst den Königl. Herren Regierungs=Räthen sassen/ die Ritterschafft und Herren Gelehrten in vielen Reihen/ deren jede ein Dutzend Stühle in sie hielte/ sich gesetzet«. (S. 5). 267 Ebd., S. 5. Der Text bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 189. 268 Zu Bohse vgl. den Eintrag in: Killy Literaturlexikon II (2008), S. 60 f. mit der einschlägigen Literatur. Die Rede ist abgedruckt in der oben (Anm. 264) zitierten Festbeschreibung Bohses auf den Seiten 6–10; der entsprechende Text bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 190–200. 269 Bohse: Ritter=Academie Zu Liegnitz in Schlesien (Anm. 264), S. 6; Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 190.

6. Zentren der Bildung

270 Bohse, S. 6; Kundmann, S. 191. 271 Bohse, S. 6; Kundmann, S. 191. 272 Bohse, S. 6 f.; Kundmann, S. 191 f. 273 Bohse, S. 7; Kundmann, S. 193. 274 Bohse, S. 7; Kundmann, S. 193. 275 Bohse, S. 8; Kundmann, S. 194. 276 Bohse, S. 10; Kundmann, S. 199. 277 Bohse, S. 14. Nicht bei Kundmann. 278 Bohse, S. 15. Gleichfalls nicht bei Kundmann. 279 Bohse, S. 24; Kundmann, S. 223 f. 280 Bohse, S. 24; Kundmann, S. 224 f. 281 Bohse, S. 26. Nicht bei Kundmann. 282 Abgedruckt bei Bohse, S. 26–30. Wiederum nicht bei Kundmann. Das Bohsesche FestBouquet bewahrt derart seinen originären Charakter. 283 Vgl. Bohse, S. 31–33. Am Schluß des Bohseschen Textes neben einigen weiteren Beigaben, die später auch bei Kundmann wiederkehren, nochmals ein Teilabdruck der ›Privilegien und Ordnungen‹ der Akademie, für die oben in Anm. 258 die entsprechenden weiteren Nachweise erfolgten. 284 Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 252 f. 285 Vgl. Kapitel V, S. 152–154. Verwiesen sei insbesondere noch einmal auf die einschlägige Darstellung von Fritz Pfeiffer: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918–1919), S. 78–140. 286 Vgl. zum folgenden neben den Arbeiten zur Geschichte der Ritterakademie, die oben Anm. 249 aufgeführt wurden, vor allem die jüngere Darstellung von Theo Dames: Zur Baugeschichte der Liegnitzer Ritterakademie [sowie] Der Baumeister Martin Frantz.– Lorch/Württ.: Weber 1973 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 3). Zur Restaurierung und Neueinrichtung der Ritterakademie nach dem Übergang in polnischen Besitz vgl. die Darstellung von Zdzisław Kurzeja: Akademia Rycerska w Legnicy – adaptacja i konserwacja w latach 1978–1993 [Die Ritterakademie zu Liegnitz – Neueinrichtung und Konservierung in den Jahren 1978–1993].– In: Akademia Rycerska w Legnicy (Anm. 249), pp. 43–46. 287 Vgl. zu Knoll den Eintrag in Ulrich Thiemes und Felix Beckers ›Allgemeinem Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart‹ XXI (1927), S. 22. Speziell zum Bau des Jesuitenkollegs vgl. neben der Darstellung bei Pfeiffer: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz (Anm. 285), S. 107–110, vor allem die in der folgenden Anm. zitierte Studie von Grundmann. Hier – wie auch schon bei Pfeiffer, S. 108 – Rekurs auf den Bauplan Knolls vom 10. November 1700. 288 Vgl. zu Martin Frantz und weiteren Vertretern des Geschlechts die grundlegende Studie von Günther Grundmann: Die Baumeisterfamilie Frantz. Ein Beitrag zur Architekturgeschichte des 18. Jahrhunderts in Schlesien, Schweden und Polen.– Breslau: Korn 1937 (Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte; 22). Hier zur Biographie von Martin Frantz, S. 10–15. Hinzuzunehmen die ›archivalischen Ergebnisse‹ zu Frantz, S. 99–102. Die entsprechenden Materialien zum Kollegiengebäude verzeichnet auf S. 103, diejenigen zur Johanniskirche S. 109 f. Zu den beiden Entwürfen Knolls für das Jesuitenkolleg und dem Rückgriff von Frantz auf dieselben vgl. daselbst S. 19–22, mit den Abbildungen

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Anmerkungen

der Entwürfe auf S. 20. Diese auch bei Bernhard Patzak: Die Jesuitenbauten in Breslau und ihre Architekten. Ein Beitrag zur Geschichte des Barockstiles in Deutschland.– Straßburg: Heitz 1918 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte; 204. Studien zur schlesischen Kunstgeschichte; 1), S. 144, Tafel XIII. Das Portal des Jesuitenkollegs abgebildet bei Grundmann (wie oben) auf S. 23. Hinsichtlich der Namensgebung vgl. Pfeiffer: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz (Anm. 285), S. 108, Anm. 2: Die nahezu unbeschränkten Mittel, die den Jesuiten für ihre Bautätigkeit zur Verfügung standen, »beruhten hauptsächlich in der Sprintzenstein=Stiftung. Der österreichische General Freiherr von Sprintzenstein († 1636) und seine Gemahlin geb. Gräfin von Harrach († 1645), denen die Herrschaft Deutsch=Wartenberg gehörte, hatten, da sie kinderlos waren, ihr gesamtes Vermögen den Jesuiten zur Stiftung eines Seminars für arme Studierende vermacht.« Zum Kontext des Baugeschehens in Liegnitz vgl. die vorzügliche Studie von Günther Grundmann: Die Richtungsänderung in der schlesischen Kunst des 18. Jahrhunderts.– In: Kunstgeschichtliche Studien. Festschrift zum 60. Geburtstag von Dagobert Frey. Hrsg. von Hans Tintelnot.– Breslau: Gauverlag-NS-Schlesien 1943, S. 78–105. Wiederabgedruckt in: Grundmann: Kunstwanderungen in Schlesien. Gesammelte Aufsätze aus den schlesischen Jahren 1917–1945.– München-Pasing: Bergstadt­ verlag Korn 1966, S. 187–221. 289 Dames: Zur Baugeschichte (Anm. 286), S. 12–14. 290 Vgl. dazu Grundmann: Die Baumeisterfamilie Frantz (Anm. 288), S. 58–64. Zu Frantz als Schöpfer des Leubuser Hauses vgl. Grundmann, S. 58 mit der Abbildung S. 59. 291 Pfeiffer: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz (Anm. 285), S. 109. 292 Vgl. dazu Grundmann: Die Baumeisterfamilie Frantz (Anm. 288), S. 21 f. 293 Dames: Zur Baugeschichte (Anm. 286), S. 23 f. und S. 18. 294 Die Äußerung Grundmanns ohne jedwede Quellenangabe zitiert bei Dames: Zur Baugeschichte (Anm. 286), S. 30. Zu den Baumeistern der Ritterakademie in der letzten Phase vgl. ebenfalls Dames, S. 27–30. 295 Vgl. zum folgenden den Bericht der Feierlichkeiten anläßlich der Grundsteinlegung bei Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 254 ff. Dazu Kundmanns quellenkritische Äußerung: »Diese Solennitaeten sind zwar in einem Bericht in Breßlau in 5 Bogen herauskommen; da aber aus zweyen Concepten dieser Bericht genommen, ist offtmahls einerley Geschicht zweymahl angebracht, auch sonst insonderheit die Inscriptiones, so in den Grundstein geleget, sehr falsch, da offt der Verstand kaum heraus kommet, gedruckt worden; ja die beyden Inscriptiones des Hrn. Professoris und Doct. Wagners und Hrn. Professoris Michaelis ô Linch zu einer gemachet, und ersteres Nahmen dabey gar ausgelassen worden. Als deßwegen gedachten Hrn. Prof. Wagner ­ersuchte, mir einen wahren Bericht von allen diesen zu communiciren, so erhielt denselben, nebst denen dabey gehaltenen Reden, so im andern Berichte sich gar nicht befinden, in folgenden: ›Ausführlicher Bericht von der den 24 Junii Anno 1735. im Nahmen Jhro Kayser= und Königl. Maj. Carl VI. durch Allerhöchst Deroselbten bevollmächtigten Commissarium, den Hochwohlgebohrnen des Heil. Röm. Reichs Grafen und Herrn, Herrn Johann Anton Schaffgotsche, Königl. Ober=Amts=Directorem etc. beschehenen Legung des Grundsteins des Königl. Liegnitzischen Ritter=Academie-Baues, und aller in Gegenwart Jhro Hoch=Reichs=Gräfl. Excellenz dabey vorgegangenen Solennitaeten.‹« (S. 253 f.). Es wäre von Interesse zu erfahren, ob sich der in Breslau gedruckte

7. Fürstliche Memorialstätten

Text erhalten hat. Kundmann ist es zu verdanken, daß über den Wagnerschen Bericht das festliche Ereignis überliefert wurde, auf das hier, wie gesagt, nicht mehr näher einzugehen ist. Seinem dokumentarischen Eifer ist es geschuldet, daß wir für die nach außen gewandte Geschichte der Ritterakademie, nämlich die zeremoniellen Akte, die ihren Gang von der Proklamation des Programms bis zur Grundsteinlegung begleiteten, eingehend informiert sind. 296 Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 255 f. 297 Abdruck auf den Seiten 256 bis 259 bei Kundmann. 298 Hernach erfolgte auf seiten des Berichtenden für einen Moment die Rückkehr in das Jahr 1708 und damit zu Kaiser Joseph I. Ein merklicher Akzent sodann liegt auf den Stiftshäusern. Der Erzähler ist bemüht darum, verständlich zu machen, daß die schlichten, vielfach aus Holz gefertigten Häuser für eine kaiserliche Akademie nicht tauglich gewesen seien. Der Abriß selbst findet bezeichnenderweise keine Erwähnung. 299 Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae (Anm. 1), S. 261. 300 Vgl. die eingehende Schilderung ebd., S. 261–271. Die detaillierte Beschreibung der Akademie steht auf den Seiten 272–274; eine Wiedergabe der Gedächtnismünze auf den Seiten 274 f. Des weiteren findet man u. a. dokumentiert: Die Begrüßungsrede des Akademisten Johann von Tomagnini und eine Rede des Grafen von Gellhorn zum Namenstag des Kaisers, der ja den Anlaß für die Wahl des Datums der Feierlichkeit bot. Dokumentiert sind sodann die in den Grundstein eingelassenen ›Inscriptiones‹ für das Gedeihen der Anstalt und das Wohl des Kaisers von seiten der zahlreichen an der Zeremonie teilnehmenden Personen. Die Verabschiedung der zur Feier geladenen Personen erfolgte in einer Rede des Akademisten Johann Joseph von Löwenegg. Jetzt verlautete tatsächlich einmal das Italienische. Ein Stundenplan und die Wiedergabe des Kospotschen Legats nebst einem kaiserlichen Reskript runden das Bild ab. Die Ritterakademie in ihrer Gründungsphase war derart glänzend dokumentiert. 301 Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 173), S. 20. 302 Wendt: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie (Anm. 249), S. 45.

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Vgl. zu den hier nur eben angedeuteten Problemen der epochalen Binnendifferenzierung Klaus Garber: Renaissance – Barock – Aufklärung. Zur Physiognomie dreier Epochen der Frühen Neuzeit.– In: ders.: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– München: Fink 2009, S. 659–776 (mit reichhaltiger Bibliographie). So Richard Alewyn in seinen Barock-Vorlesungen, die in gewissem Sinn einen Ersatz bieten für die geplante, aber nach der Emigration nicht mehr zustande gekommene Kulturgeschichte des Barock. Vgl. Klaus Garber: Die ungeschriebene Literaturgeschichte. Das Bild des Barock in dem späten Bonner Vorlesungs-Zyklus.– In: ders.: Zum Bilde Richard Alewyns.– München: Fink 2005, S. 19–35. Vgl. die einzelnen Beiträge Alewyns, die zumeist im Kontext der geplanten Kulturgeschichte entstanden und sodann vereinigt wurden in: Richard Alewyn, Karl Sälzle: Das große Welttheater. Die Epoche der höfischen Feste in Dokument und Deutung.– Hamburg: Rowohlt 1959 (rowohlts deutsche enzyklopädie; 92). Die Beiträge Alewyns gesondert erschienen und vermehrt um weite-

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re einschlägige Arbeiten in: Alewyn: Das große Welttheater. Die Epoche der höfischen Feste. 2. erw. Aufl.– München: Beck 1985. Vgl. Klaus Garber: Die Geburt der ›Kunst-Religion‹. Richard Alewyns Empfindsamkeits-Projekt im Spiegel der späten Bonner Vorlesungen.– In: ders.: Das Projekt Empfindsamkeit und der Ursprung der Moderne. Richard Alewyns Sentimentalismusforschungen und ihr epochaler Kontext. Hrsg. von Klaus Garber, Ute Széll.– München: Fink 2005, S. 67–87. Ähnliche Gedanken artikuliert von Walter Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels.– Berlin: Rowohlt 1928. Wir nehmen im folgenden Gedanken wieder auf – und das vielfach in gleichlautenden Formulierungen –, die erstmals vorgetragen wurden von dem Verfasser in: Das Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen im kulturellen Kontext.– In: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 19: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg. Teil 1. Mit einer kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus Garber. Hrsg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2007, S. 17–85. Hieran anschließend: Bibliographie zum Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen, S. 87–101. Vgl. auch Klaus Garber: Die Piastenhöfe in Liegnitz und Brieg als Zentren der deutschen Barockliteratur und als bibliothekarische Schatzhäuser.– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska.– Legnica: Muzeum Miedzi 2007 (Muzeum Miedzi w Legnicy. Źródła i Materiały do Dziejów Legnicy i Księstwa Legnickiego; 4), S. 191–209; ders.: Adelsbibliotheken in Schlesien – eine Annäherung.– In: Adel in Schlesien. Band I: Herrschaft – Kultur – Selbstdarstellung. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Matthias Weber.– München: Oldenbourg 2010 (Schriften des Bundes­instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa; 36), S. 479–497; ders.: Die ›Bibliotheca Rudolphina‹ zu Liegnitz.– In: Geistiges Leben in Liegnitz vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Aufsätze zur Literatur-, Musik- und Kunstgeschichte. Hrsg. von Edward Białek, Hubert Unverricht.– Dresden, Wrocław: Neisse Verlag 2010, S. 9–32. Wir verweisen zurück auf die Präsentation des Brieger Gymnasiums im vorangehenden Kapitel, S. 212–233. Vgl. die Zusammenstellung der einschlägigen Literatur in der oben (Anm. 5) aufgeführten Bibliographie des Verfassers, S. 93 f. Die vorliegenden Arbeiten zu einzelnen Problemen werden im folgenden jeweils am Ort zitiert. Diese Kataloge sind im Anhang im einzelnen aufgeführt und eingehend kommentiert, so daß im folgenden jeweils am Ort nur ein kurzer Hinweis erfolgt. Dieser Gewährsmann für unsere Ausführungen ist Franz Nieländer, der seinerseits ein ehrendes Denkmal verdient hätte. Seine Arbeiten sind in der erwähnten Bibliographie im einzelnen aufgeführt und teilweise kommentiert. Darauf ist nachdrücklich zu verweisen. Neben der in Anm. 12 zitierten Studie ist vor allem eine weitere Arbeit Nieländers heranzuziehen: Die Piastenbibliothek des Brieger Gymnasiums, ein Denkmal altschlesischer Kultur.– In: Schlesisches Jahrbuch für deutsche Kulturarbeit im gesamtschlesischen Raume 1 (1928), S. 59–69. Vgl. auch den gehaltreichen Abschnitt ›Alte Zeugen wis-

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senschaftlichen und künstlerischen Lebens‹ in: ders.: Das Brieger Gymnasium.– Brieg: Süßmann 1931, S. 32–35. Wir verweisen auf den instruktiven Artikel von Andreas Rüther in: Schlesier des 14. bis 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Arno Herzig.– Neustadt an der Aisch: Degener 2004 (Schlesische Lebensbilder; 8), S. 18–23, mit der weiteren Literatur. Vgl. dazu die mustergültige Edition des heute im Getty-Museum befindlichen Codex von Wolfgang Braunfels: Der Hedwigs-Codex von 1353. Sammlung Ludwig. Hrsg. von Wolfgang Braunfels. Band I: Faksimile der vollständigen Handschrift. Band II: Texte und Kommentare. Mit Beiträgen von Wolfgang Braunfels, Josef Krása, Klaus Kratzsch und Peter Moraw.– Berlin: Mann 1972. Dazu Joseph Gottschalk: Die älteste Bilderhandschrift mit den Quellen zum Leben der hl. Hedwig im Auftrage des Herzogs Ludwig I. von Liegnitz und Brieg im Jahre 1353 vollendet.– In: Aachener Kunstblätter 34 (1967), S. 61–161. Zum Kontext der einschlägige Sammelband: Das Bild der heiligen Hedwig in Mittelalter und Neuzeit. Hrsg. von Eckhard Grunewald, Nikolaus Gussone.– München: Oldenbourg 1996 (Schriften des Bundesinstituts für Ostdeutsche Kultur und Geschichte; 7). Hier im Vorwort der Herausgeber, das de facto einen Forschungsbericht bietet, reichhaltige weitere Literatur. Vgl. auch den ergiebigen Ausstellungskatalog: W hołdzie i dla chwały św. Jadwigi, patronki Śląska. Pamięci ks. prof. Antoniego Kiełbasy SDS (1938–2010) [In Huldigung und Ehrung der Hl. Hedwig, Schutzpatronin Schlesiens. Zum Andenken an Priester Prof. Antoni Kiełbasa SDS (1938–2010)]. Pod. redakcją Macieja Łagiewskiego, Piotra Oszczanowskiego.– Wrocław: Muzeum Miejskie 2010. Zum Schicksal dieser Handschrift vgl. Franz Nieländer in der unpaginierten dritten und letzten Folge seines Beitrags: Die Piastenbibliothek des Brieger Gymnasiums und ihre bemerkenswertesten Schätze.– In: Brieger Zeitung, 22.–29. März 1922 (Exemplar im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett der Universitätsbibliothek Wrocław: 16777 III). »Nach Ausweis des handschriftlichen Kataloges vom Jahre 1691 ließ sie der Senator Kaspar Scholtz 1674 holen, um sie dem Briegischen Kanzler Friedrich von Roth zu übermitteln, der sie laut eines Berichtes nach Hofe an den Obersten Kanzler Grafen von Nostiz sandte. Sie ist dann in die Hände des Breslauer Gelehrten Martin Hanke gekommen, der über sie einen wissenschaftlichen Aufsatz veröffentlichte. Von ihm kam sie in den Besitz seines Sohnes, des Breslauer Pastors Gottfried Hanke, durch den sie wahrscheinlich der Rhedigerschen Bibliothek übermittelt wurde. Jedenfalls befindet sie sich jetzt in der Breslauer Stadtbibliothek, zu der die genannte Rhedigersche als Unterabteilung gehört.« Nieländer: Die Piastenbibliothek (Anm. 12), 1. Folge, Sp. 4. Vgl. Franz Nieländer: Wiegendrucke auf der Brieger Gymnasial-Bibliothek.– Progr. Brieg 1914. Nieländer verzeichnet 228 Inkunabeln. Das Werk des Leonardus de Utino unter der Nr. 217. Ebd., Nr. 164. Die Zitate bei Nieländer: Die Piastenbibliothek (Anm. 12), 2. Folge, Sp. 1. Beide Zitate bei Friedrich Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien.– Frankfurt/Main: Knoch 1689, S. 644 f. Nieländer: Die Piastenbibliothek (Anm. 12), 2. Folge, Sp. 2. Ebd., 2. Folge, Sp. 3. Dankbar sind wir wiederum Lucae für die Wiedergabe eines ›Epitaphiums‹, das Joachim Friedrich zu Circlers »Gedächtnüß in der Bibliothec auffrich-

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ten« ließ. Vgl. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 17), S. 645 f. Vgl. auch Kapitel VI, S. 196–198. Vgl.: Bibliotheca antiqua. 1622. Fundort: Piastenmuseum zu Brieg. Mikrofilm in der Altdruckabteilung der BU Wrocław (Mf 3159); Mikrofilm und Papierabzug im Filmarchiv und in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. die nähere Charakteristik des Katalogs im Anhang zu diesem Kapitel. Richtsteig in einer weiter unten einzuführenden Abhandlung (vgl. Anm. 47) führt neben der »Bibliotheca antiqua I« noch weitere »spätere Erwerbungen« auf, die er auf 134 Bände beziffert und einer »Bibliotheca antiqua II« zuordnet (S. 55). Es ist nicht erkennbar, um welche Provenienzen es sich dabei handelt. Ein eigener Katalog für diesen – zeitlich nicht spezifizierten – Zuwachs scheint nicht zu existieren. Vgl.: Catalog angefertigt 1664 von M. Johannes Lucas, Rector. Exemplar in der BU Wrocław, Altdruckabteilung: 405261. Mikrofilm in der BU Wrocław (Mf 40392) sowie – nebst einem Papierabzug – im Filmarchiv und in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. die nähere Charakteristik im Anhang zu diesem Kapitel! Vgl.: Katalog Bibliothek Brieg 1691. Exemplar in der Altdruckabteilung der BU Wrocław (405262). Mikrofilm in der BU Wrocław (Mf 40393) sowie – nebst einem Papierabzug – im Filmarchiv bzw. der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. die nähere Charakteristik im Anhang zu diesem Kapitel. – Zu Johann Lucas, dem Vater Friedrich Lucaes, vgl. die Angaben im vorangehenden Kapitel, S. 227–229. Zu Gottfried Thilo vgl. gleichfalls die Angaben im vorangehenden Kapitel (Anm. 152), S. 230 f. Darüber hinaus vgl. die Gedächtnisschrift auf Thilo von Samuel Grosser: Memoriam Viri perenni Memoriâ dignißimi, Domini Dn. Godofredi Thilonis, de Thilau & Steinberg/ illustris Gymnasii, olim Ducalis, nunc Regio-Caesarei Bregensis, cum viveret, Rectoris omnem laudem supergressi: Sui olim Epicharmi, etiam post Fata charißimi: novos Gymnasii Collegas D. XXV. Mens. Maji Anno ­M DCCXXVI. jußu et auctoritate venerandi Magistratûs, introducturus, & de Scholae Magistrorum Praemiis verba facturus, pia grâtaqve mente recolere studebat M. Samuel Grosser […]. Gorlici, Typis Jacobi Zipperi (OLB Görlitz: Progr.Schol.Lus.I.171); Scharff: Nachricht von dem Leben und Schrifften Gottfrieds von Thilo und Thilau.– In: Deutsche Acta Eruditorum 103, S. 495–499. Vgl.: Catalogus Universalis Librorum Comprehensorum in Ducatis Gymnasii Brigensis Bibliotheca, Factus et scriptus, Anno Christi, 1664. Cui erat centesimus à Fundatione Ejusdem Gymnasii, per M. Johannem Lucam, Rectorem, Nunc vero, Jussu et Auctoritate Sacrae Caesareae Regiae Majestatis Anno Christi 1691 Noviter recognitus atque revisus. Exemplar in der Altdruckabteilung der BU Wrocław: 405263. Mikrofilm in der BU Wrocław (Mf 10493) sowie – nebst einem Papierabzug – im Filmarchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. die nähere Charakteristik im Anhang zu diesem Kapitel. Es existierten freilich schon gesonderte Kataloge einzelner inkorporierter Bibliotheken, so von der Bibliothek Johann Christians, Laubans, Sebottendorfs und Georgs III. bzw. Dorothea Elisabeths, derer sich der Kompilator bedienen konnte. Vgl. den Vorbericht zu dem Katalog von Thilo (Anm. 23), insbesondere Ziffer 3. Diese ›Particular-Catalogi‹ habe Lucas in einem ›Catalogus Universalis‹ zusammengeführt. Offensichtlich blieben

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auch die Bibliotheken selbst gesondert aufgestellt, so daß der Nominierung von Provenienzen wesentlich vorgearbeitet war. Vgl. zu diesem Sachverhalt etwa die (kritische) Bemerkung im Blick auf die erfolgten Stiftungen bei Johann Christian Kundmann: Academiae Et Scholae Germaniae, praecipuè Dvcatvs Silesiae, Cvm Bibliothecis, In Nvmmis. Oder: Die Hohen und Niedern Schulen Teutschlandes, insonderheit Des Hertzogthums Schlesiens.– Breslau: Korn 1741. Hier S. 381: »Und scheinet ein Ubelstand zu seyn, der einige Unordnung nach sich ziehet, daß jede der gedachten Verehrungen gantz allein, in besondere Fächer, sind gesetzt worden.« Auf diese separate Verwahrung verweisen auch die Schilderungen bei Lucae in dem erwähnten Abschnitt zur Brieger Bibliothek in den Schlesischen Denckwürdigkeiten. Nieländer gibt leider keine nähere Auskunft über die katalogische Situation der Bibliothek. Die einzelnen Bezifferungen findet man in dem Verzeichnis der Kataloge im Anhang aufgeführt. Nieländer: Die Piastenbibliothek (Anm. 12), 2. Folge, Sp. 4. Ebd. Vgl. dazu die Hinweise im neunten Kapitel, S. 444–449. Die Zitate bei Nieländer: Die Piastenbibliothek (Anm. 12), 2. Folge, Sp. 3 f. Ebd., Sp. 4. Vgl. die Einträge zu Zanchi in der ›Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche‹ XXI (1908), S. 607–611; XXIV (1913), S. 661, sowie in den vier Auflagen der ›Religion in Geschichte und Gegenwart‹, jeweils mit der fortgeschriebenen Literatur. Zu Peter von Sebottendorf und dem Geschlecht der von Sebottendorfs vgl. die Ausführungen im vorangehenden sechsten Kapitel, S. 258–260 nebst den ausführlichen Literaturangaben in den Anm. 250, 251 und 253. Franz Nieländer: Die Piastenbibliothek des Brieger Gymnasiums, ein Denkmal altschlesischer Kultur (Anm. 9), S. 61. Ebd., S. 62. Zu Bernhard Winkler von Sternenheim vgl. Johann Gottfried Weinschenk: Historische Nachricht von der Stiftung und den Schicksalen des Königlichen Gymnasii Illustris zu Brieg, wie auch von dessen Rectoribus und Professoribus, bey dem Andenken der vor zweyhundert J­ ahren geschehenen Grundlegung desselben.– Brieg: Tramp 1764, S. 62; Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürsten­thums Brieg in sich fasset.– Liegnitz: Pappäsche 1782, S. 120; K[arl]. F[riedrich]. Schön­wälder, J[ohannes]. J[ulius]. Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Zur dreihundertjährigen Jubelfeier.– Breslau: Nisch­kowsky 1869, S. 246–259. Zu Theune vgl. wiederum Weinschenk: Historische Nachricht (Anm. 36), S. 63–65 (mit reichhaltigem Schrifttumsverzeichnis, insbesondere auch Programme und Reden); Ehrhardt: Presbyterologie II/1 (Anm. 36), S. 121 f. (gleichfalls mit reichhaltigen Angaben zur Produktion Theunes); Schönwälder, Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 36), S. 269. Vgl. auch die Angaben im vorangehenden sechsten Kapitel, S. 232, mit den Anm. 162–164. Zu den Publikationen Schmieders vgl. das eingehende Porträt von Johannes Julius Guttmann: Das Gymnasium zu Brieg in seinem dritten Jahrhundert.– In: Schönwälder,

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Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg (Anm. 36), S. 273–354, zu Schmieder S. 294–318. Des weiteren vgl. die dem Gymnasium gewidmeten Schriften in der oben (Anm. 5) aufgeführten Bibliographie des Verfassers, S. 91. Franz Nieländer: Die Brieger Piasten=Bibliothek.– In: Briegische Heimatblätter 62 (1930) (Beilage der ›Brieger Zeitung‹), S. 254–256, hier S. 254 (Exemplar im Schlesisch-Lausitzischen Kabinett der Universitätsbibliothek Wrocław: 30295 III). Vgl.: Katalog der Lehrerbibliothek des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Theile 2–5.– Progr. Brieg 1902–1907. [Teil 1 nicht erschienen]. 2. Teil (1901/02): Römisches Recht. Kirchenrecht. Deutsches Recht. Deutsche Verfassung. Politik. Kriegswesen; 3. Teil (1902/03): Theologie; 4. Teil (1903/04): Theologie (Schluss), Italienische Litteratur; 5. Teil (1906/07): Geschichte. Der offensichtlich unbekannt gebliebene Katalog – er lag Schwenke (1893) noch nicht vor – ist unabgeschlossen. Es fehlt der erste Teil, der vermutlich die allgemeine Literatur enthalten haben dürfte. Und es fehlen insbesondere Medizin, Musik und – bis auf die Italianistik – die Philologien. Der Katalog vereinigt zu den erschlossenen Disziplinen das gesamte ältere Schrifttum und tritt damit als wertvolle Ergänzung neben die handschriftlichen Kataloge des 17. Jahrhunderts, die man separat aufgeführt findet. Vgl. Klaus Garber: Bibliothek und Stadt als Orte des Eingedenkens. Die Folgen des Verlusts memorialer Stätten im Zweiten Weltkrieg.– In: ders.: Nation – Literatur – Politische Mentalität. Beiträge zur Erinnerungskultur in Deutschland. Essays – Reden – Interventionen.– München: Fink 2004, S. 147–164. Paul Schwenke: Adressbuch der Deutschen Bibliotheken.– Leipzig: Harrassowitz 1893 (Centralblatt für Bibliothekswesen: Beiheft; 10), S. 72. Minerva-Handbücher. Ergänzungen zu ›Minerva‹, Jahrbuch der gelehrten Welt. 1. Abteilung: Die Bibliotheken. Hrsg. von Hans Praesent. Band I: Deutsches Reich. Bearb. von Hans Praesent.– Berlin, Leipzig: de Gruyter 1927. Hier S. 149 ein einziger Eintrag zur ›Brieger Volksbücherei‹! Schon der Erste Weltkrieg hatte auch die lexikalische Kultur massiv betroffen; jahrhundertelang intakte Strukturen der Information waren zusammengebrochen. Hier zitiert nach dem Beitrag Nieländers aus dem Jahr 1928 (Anm. 9), S. 69. So schon fast gleichlautend in seinem Schlußbeitrag in der Brieger Zeitung aus dem Jahre 1922 (Anm. 12), Sp. 3. Dazu mit allen Einzelheiten und der einschlägigen Literatur Klaus Garber: Bücherhochburg des Ostens. Die alte Breslauer Bibliothekslandschaft, ihre Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und ihre Rekonstruktion im polnischen Wrocław.– In: Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Band I–II. Hrsg. von Klaus Garber.– Tübingen: Niemeyer 2005 (Frühe Neuzeit; 111), Band II, S. 539–653. Wiederabdruckt in: ders.: Das alte Buch im alten Europa. Auf Spurensuche in den Schatzhäusern des alten Kontinents.– München: Fink 2006, S. 313–438, hier S. 424 f. und insbes. S. 431 ff. mit den entsprechenden Anm. Zu den geretteten Beständen der Brieger Musikalia grundlegend die – im einzelnen in unserer Bibliographie (Anm. 5) aufgeführten – Arbeiten von Aniela Kolbuszewska. Ihr ist der Katalog der auf Mikrofilm in der BU Wrocław verwahrten Brieger Musikalien zu verdanken, der 1995 in der ansprechenden Reihe der ›Bibliothecalia Wratislaviensia‹ als dritter Band erschien. Vgl. Aniela Kolbuszewska: Katalog mikrofilmów druków muzycznych Biblioteki Uniwersyteckiej we Wrocławiu ze zbioru Królewskiego Gimnazjum w Brzegu [Katalog der Mikrofilme der Musikdrucke in der Universitätsbibliothek Breslau

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aus der Sammlung des Königlichen Gymnasiums zu Brieg].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 1995 (Bibliothecalia Wratislaviensia; 3. Acta Universitatis Wratislaviensis; 1733). Es ist nicht ganz genau ersichtlich, ob alle Brieger Drucke in die Verfilmung einbezogen wurden. Laut Vorwort der Bearbeiterin umfaßt die Gruppe 159 Bände an Handschriften und Drucken. Der Katalog selbst zählt 118 Nummern. Die Differenz dürfte daher rühren, daß nur verfilmte Drucke verzeichnet wurden. In seinem Werk: Beschreibendes Verzeichnis der Alten Musikalien – Handschriften und Druckwerke – des Königlichen Gymnasiums zu Brieg.– Leipzig: Breitkopf & Härtel 1897 (Beilage zu den Monatsheften für Musikgeschichte; 29) führt Friedrich Kuhn 54 Nummern mit Handschriften an. Vgl. zu dem Komplex auch Aniela Kolbuszewska: Zbiory muzyczne księcia brzeskiego Jana Chrystiana [Die Musiksammlungen des Brieger Fürsten Johann Christian].– In: Zeszyty Naukowe. Akademia Muzyczna im. K. Lipińskiego we Wrocławiu 43 (1987), pp. 85–115. Es ist auch an dieser Stelle nachdrücklich darauf hinzuweisen, daß die personalen Gelegenheitsschriften der Musik- und der Handschriftenabteilung der Breslauer Universitätsbibliothek – und damit auch die aus Liegnitz und Brieg herrührenden – in dem oben (Anm. 5) aufgeführten Katalog zu den Brieger und Liegnitzer Personalschriften noch nicht dokumentiert werden konnten. Sie sind alle für Osnabrück eruiert und verfilmt und werden an späterer Stelle publiziert werden. Nieländer berichtete darüber 1930 in den ›Briegischen Heimatblättern‹ (Anm. 39). Hier eben findet sich auch die bereits zitierte Mitteilung, daß unter dem Rektorat Schmieders die Vereinigung der Piastenbibliothek mit der des Gymnasiums erfolgt sei, die Nie­ länder nun rückgängig machte. Vgl. Eberhard Richtsteig: Ungehobene Schätze der Piastenbücherei zu Brieg.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 76 (1942), S. 55–62. Ebd., S. 55. Aufgeführt ebd., S. 62. Dort auch das folgende Zitat. Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Band VI: Polen. Bearb. von Marzena Zacharska unter Leitung von Jan Pirożyński.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 1999, S. 193, Ziffer 2.49. Das Handbuch kennt weder einen eigenen Eintrag zu Brieg noch einen solchen zu Liegnitz. Die Informationen entstammen dem Eintrag zur BU Wrocław aus der Feder von Julian Fercz. Darunter sind alleine 14 Sammelbände mit personalem Gelegenheitsschrifttum. Hinzu kommen 12 Bände mit Gelegenheitsschrifttum aus anderweitiger Provenienz, die über den Antiquariatsmarkt beschafft wurden, vermutlich über Posen als einer Drehscheibe des Nachkriegsmarkts für Altdrucke in Polen. Für entsprechende Mitteilungen während eines allzu kurzen Besuchs im Dezember des Jahres 2005 ist der Verfasser dem Direktor des Museums der Schlesischen Piasten Paweł Kozerski und der liebenswürdigen Bibliothekarin des Museums Małgorzata Młynarska zu großem Dank verpflichtet. Es ist weiterhin geplant, das personale Gelegenheitsschrifttum, das sich zwischenzeitlich in Brieg gesammelt hat, in einem eigenen Nachtragsband des Handbuchs zu publizieren. Vgl. L[eon]. Połczyński: Muzeum Piastowskie w Brzegu [Das Piastenmuseum zu Brieg].– In: Przegląd Zachodni 1 (1949), pp. 507–509. Friedrich Lucae: Bibliotheca bey der Fürstlichen Stiffts-Kirche S. Johannis in Lignitz.– In: ders.: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 17), S. 648 f. Hier das vor­gelegte Zitat S. 648.

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Anmerkungen

54 Eine Geschichte der Rudolphina fehlt bedauerlicherweise. Die Nachrichten über sie als ganze sind unvergleichlich viel spärlicher als im Falle der Brieger Schwesterbibliothek. Der Grund dafür dürfte vor allem in der Konzentration der Forschung auf die Musikalia der Bibliothek zu suchen sein. Wir unternehmen erstmals den Versuch, aus den verfügbaren Unterlagen ein möglichst umfassendes Bild zu gewinnen, müssen aber natürlich die darstellerischen Proportionen wahren. Die letzte knappe Zusammenfassung zur Geschichte der Rudolphina stammt von Ernst Pfudel: Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina der Königl. Ritter-Akademie zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1876–1878. Das dreiteilige Programm, das der Präsentation der in der Rudolphina verwahrten Musika­ lien gilt, bietet einleitend im ersten Programm einen konzisen Abriß der Geschichte der Bibliothek und eine Beschreibung der vorhandenen historischen Kataloge. Es schließt sich schon in diesem Programm und dann fortgesetzt in den beiden weiteren ein Verzeichnis der Musiksammlung der Bibliothek an. Die Bibliographie bietet auch diejenigen Titel, die insbesondere in der Mitte des 17. Jahrhunderts abhanden gekommen sind. Von 402 katalogisch bezeugten Werken konnte Pfudel nur noch 251 nachweisen. Sämtliche handschriftlichen Kataloge befinden sich in Film und Kopie im Filmarchiv und in der Institutsbibliothek der Universität Osnabrück. Vgl. die nähere Charakteristik im Anhang. Sehr aufschlußreich sind die beiden Programme des Bibliothekars der Ritterakademie, der ein wirkliches Auge für die Schätze der ihm gleichfalls anvertrauten Rudolphina hatte. Geplant war eine Folge von Programmen mit Charakteristiken einzelner herausragender Bestandseinheiten. Dazu ist es offensichtlich leider nur ansatzweise gekommen. Vgl. Friedrich Schultze: Über die Bibliothek der Königl. R[itter]. Akademie zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1822, S. 26–34; ders.: Fortsetzung und Beschluß des historischen Berichtes über die Bibliothek der Königlichen Ritter=Akademie.– Progr. Liegnitz 1824, S. 14–58. Im übrigen verweisen wir zurück auf die in Anm. 5 zitierten Arbeiten des Verfassers. Weitere einschlägige Titel werden jeweils am Ort herangezogen. 55 Zu Georg Rudolf vgl. die Ausführungen im dritten Kapitel dieses Buches, S. 86–92. Hier die einschlägige Literatur. 56 Zur Schloßbibliothek in Oels vgl. den Eintrag in Julius Petzholdt: Adressbuch der Bibliotheken Deutschlands mit Einschluss von Oesterreich-Ungarn und der Schweiz.– Dresden: Schönfeld 1875, S. 312, mit Verweis auf: De Bibliotheca Silesiorum Olsnensi Ad Virvm Clarissimvm Christianvm Theophilvm Habicht Wratislavia – Silesivm Svmmos Philosophiae Honores Ex Merito Capessentem Epistola Samvelis Wenceslai Kroll Olsna-­ Silesii. Lipsiae Literis Ioan. Christiani Langenhemii [1735], sowie: Epistola Altera Samvelis Wenceslai Kroll, Olsna-Silesii. Lipsiae Ex Officina Langenhemiana ­M DCCXXXVI. Dazu die Miszelle: Das Ende der Oelsischen Schloss-Bibliothek.– In: Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothekwissenschaft 46 (1885), S. 353 f. Die Bibliothek mit ihren 25000 bis 30000 Bänden wurde 1885 über den König von Sachsen der Königlichen und späteren Sächsischen Landesbibliothek in Dresden übereignet. In Schwenkes Adressbuch von 1893 (Anm. 42) fehlt daher ein entsprechender Eintrag zu Oels bereits. 57 Vgl. Schultze: Über die Bibliothek (Anm. 54), S. 26. 58 Zum folgenden grundlegend Pfudel: Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina (1876) (Anm. 54), S. 2 ff. 59 Der Katalog, ohne Titel, befindet sich heute in der Altdruckabteilung der Universitätsbibliothek Wrocław: 407058. Die Signatur aus der ehemaligen Rudolphina hat sich er-

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halten: Rud. 1190. Genauere Beschreibung im Anhang. Film und Kopie im Filmarchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Illustris Bibliothecae Lignicens: hactenus, ex DEI gratia, in praesentissimo periculo conservatae, Catalogus. MDCXXXVI Conscriptus â Christoph. Prellero. BU Wrocław, Altdruckabteilung: 407060; alte Signatur der Rudolphina: Rud. 1192. Film und Kopie im Film­a rchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Vgl. unten die Anm. 66, 69 und 74. Vgl. auch die näheren Beschreibungen im Anhang. Vgl. Pfudel: Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina (1876) (Anm. 54), S. 2 ff. Das Zitat auf S. 10. Ebd., S. 5 f. Vgl. unsere Ausführungen im vorangehenden sechsten Kapitel, S. 277 f. mit Anm. 301. Vgl. auch Wolfgang Scholz: Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Liegnitz von ihren Anfängen bis etwa zum Jahre 1800.– Diss. phil. Breslau 1941, S. 34. Ebd. Dvcalis Bibliothecae Qvae Est Lignici Ad D. Iohannis. Catalogvs. Secundum Ordinem Alphabeticum. Ann: Chr. M.DC.LVII. Altdruckabteilung BU Wrocław: 407062 und 407063; alte Signatur in der Rudolphina: Rud. 1194 und Rud. 1195. Film und Kopie im Filmarchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Vgl. Pfudel: Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina (1876) (Anm. 54), S. 7. Ebd., S. 8. Teilweise detaillierte Verlustangaben auch bei Schultze: Über die Bibliothek (Anm. 54), S. 30 f. D.T.S. Bibliotheca ad Divi Johannis, quae Sereniss. Ducum Piasteorum Munificentiae Ortum et Jncrementum, Invictiss. Leopoldo I. Conservationem et ulterius Augmentum debet, Iussu Illustrissimi Domini Dn. Joh. Christoph. L.B. â Zierowa Zierowsky Dni in Henners=Herrn=Belten=dorff und Schotkau Sacr. Caes. ac [nicht zu deutendes Zeichen] Reg. Maj. Consiliarii et Ducatus Lignicens. Capitanei. Revisa A. Orb. Red. M.DC. ­L XXXVII. à Gottfr. Baudißen, et Georg Aßmannen, Advocatis Iuratis. Altdruckabteilung BU Wrocław: 407064, alte Signatur in der Rudolphina: Rud. 1196. Film und Kopie im Filmarchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Catalogus Librorum Theologicorum Acatholicorum. Altdruckabteilung BU Wrocław: 407292; alte Signatur in der Rudolphina: Rud. 485. Film und Kopie im Filmarchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück. Pfudel: Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina (1876) (Anm. 54), S. 8 f. Zitiert bei Georg Wendt: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie zu Liegnitz. Teil I: 1708–1840.– Progr. Liegnitz 1893, S. 45. Vgl. auch unsere Ausführungen in Kapitel VI, S. 257–278. Vgl. dazu vor allem Schultze: Über die Bibliothek (Anm. 54), S. 32 ff. Nach dem Zeugnis Schultzes waren die Neuzugänge bis dahin einfach in den bestehenden letzten Katalog eingeschaltet worden. Der letzte Katalog der Rudolphina trägt keinen Titel. Auch er befindet sich in der Altdruckabteilung der BU Wrocław: 407293, alte ­Signatur in der Rudolphina: Rud. 4852. Film und Kopie im Filmarchiv bzw. in der Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück.

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Anmerkungen

75 Die entsprechenden Titel bei Schultze: Fortsetzung und Beschluß (Anm. 54), S. 15 und S. 15 ff. Hier auch Mitteilungen über die immer wieder eingetretenen Verluste. 76 Ebd., S. 17. Für die Anschaffung von ›Unterhaltungsschriften‹, bestimmt für »die sogenannte Akademisten=Bibliothek,« war der neben von Zedlitz tätige Akademie-Direktor von Bülow zuständig; Schummel in seiner zeitweiligen Eigenschaft als Bibliothekar verwahrte sich gegen die Praxis. Vgl. ebd., S. 16. 77 Karl Friedrich Blau: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie zu Liegnitz. Dritte Abtheilung: Von der Einsetzung des Provinzial=Curatoriums bis zur Reorganisation der Anstalt (1795–1809).– Progr. Liegnitz 1842, S. 16. 78 Vgl. das unter dem Direktorat Christian Fürchtegott Bechers erschienene Oster-Programm aus dem Jahr 1812: Über die Königliche Ritter=Akademie zu Liegnitz und ihre ietzige Verfassung.– Progr. Liegnitz 1812, S. 31 ff. 79 Ebd., S. 32. 80 Ebd., S. 33. 81 Zitiert nach dem Becherschen Programm von 1822 mit der ›Chronik der Königl. Ritter=Akademie zu Liegnitz, von Michaelis d. J. 1820 bis dahin 1822‹, S. 25 f. 82 Vgl. Schultze: Fortsetzung und Beschluß (Anm. 54), S. 23. 83 Ebd. 84 Ebd., S. 25. 85 Ebd., S. 31 f. 86 Ebd., S. 32. 87 Ernst Pfudel: Geschichte der Königl. Ritterakademie zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906–1908), S. 79–122. Das vorliegende Zitat auf S. 122. 88 Vgl. Hans Mau: Katalog der mit der Lehrerbibliothek des Königlichen Gymnasiums Johanneum vereinigten Bibliotheca Rudolfina. 5 Teile.– Progr. Liegnitz 1905–1914. Teil I: Libri philosophici et philologici, 1905; Teil II: Libri historici, 1907; Teil III: Libri medici, 1908; Teil IV: Libri iuridici, 1911; Teil V: Libri theologici et acatholici (Erste Hälfte), 1913; (Zweite Hälfte – Nachträge), 1914. 89 Wolfgang Scholz: Das musikalische Leben in Liegnitz bis ca. 1800.– In: Musik des Ostens. Sammelbände der J.G. Herder-Forschungsstelle für Musikgeschichte 5 (1969), S. 113–143, hier S. 135, Anm. 99. Zu Scholz vgl. den Eintrag von Lothar Hoffmann-­ Erbrecht in: Schlesisches Musiklexikon. Hrsg. von Lothar Hoffmann-Erbrecht.– Augsburg: Wißner 2001, S. 675 f. 90 Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Band VI: Polen (Anm. 50), S. 193. 91 Ebd. 92 Den Weg in die Bibliothek der ›Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Liegnitz‹ eröffnete dem Verfasser dankenswerterweise der Direktor des Kupfermuseums zu Liegnitz Andrzej Niedzielenko. Nur wenige Stunden vermochten der Arbeit in einer Konferenzpause gewidmet zu werden; sie waren dank freundlicher bibliothekarischer Unterstützung von Aleksandra Kuśniez vor Ort außerordentlich ergiebig. 93 Grundlegend die bislang letzte Publikation von Aniela Kolbuszewska: Katalog zbiorów muzycznych legnickiej biblioteki księcia Jerzego Rudolfa ›Bibliotheca Rudolphina‹ [Katalog der Musiksammlung der Liegnitzer Bibliothek des Fürsten Georg Rudolf ›Bibliothe-

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ca Rudolphina‹].– Legnica: Towarzystwo Muzyczne 1992. Das Werk ist ausgestattet mit einem eingehenden Vorwort und einem Literaturverzeichnis. Vorangegangen war bereits 1983 ein von Aniela Kolbuszewska und Łucja Wojtasik veranstalteter Ausstellungskatalog: Bibliotheca Rudolphina. Druki i rękopisy muzyczne z legnickiej biblioteki księcia Jerzego Rudolfa. Katalog wystawy [Musikdrucke und -handschriften aus der Liegnitzer Bibliothek des Fürsten Georg Rudolf. Ein Ausstellungskatalog.].– Legnica: Okręgowe Muzeum Miedzi, Towarzystwo Muzyczne 1983. Erstmals aufmerksam gemacht auf die in Liegnitzer Besitz verbliebenen Musikalia hatte Kolbuszewska bereits 1973: Cenne muzykalia w Bibliotece Towarzystwa Przyjaciół Nauk w Legnicy [Wertvolle Musikalien in der Bibliothek der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Liegnitz].– In: Szkice L ­ egnickie 7 (1973), pp. 245–250. Der Fortschritt in der Ermittlung weiterer Liegnitzer Musikalia aus der Rudolphina wurde dokumentiert in den folgenden Arbeiten Kolbuszewskas: Legnicki zbiór muzyczny księcia Jerzego Rudolfa [Die Liegnitzer Musiksammlung des Fürsten Georg Rudolf].– In: Kultura artystyczna Renesansu na Śląsku w dobie Piastów [Die Kunst der Renaissance in Schlesien zur Zeit der Piasten].– Opole: Instytut Śląski 1975, pp. 97–105; dies.: Biblioteka muzyczna księcia Jerzego Rudolfa w Legnicy [Die Musikbibliothek des Fürsten Georg Rudolf in Liegnitz].– In: Życie muzyczne Legnicy XIII–XIX w. Materiały z sesji naukowej [Liegnitzer musikalisches Leben im 13.–19. Jh. Materialien einer wissenschaftlichen Tagung].– Legnica: Towarzystwo Muzyczne im. St. Moniuszki, Okręgowe Muzeum Miedzi 1984, pp. 69–86; dies.: Legniccy kompozytorzy w zbiorach Biblioteki Uniwersyteckiej we Wrocławiu (Dokumentacja źródeł XVI i XVII wieku) [Die Liegnitzer Komponisten in den Beständen der Universitätsbibliothek Wrocław (Dokumentation der Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts)].– In: Beiträge zur Musikgeschichte Schlesiens. Musikkultur – Orgellandschaft. Hrsg. von Jarosław Stępowski, Helmut Loos.– Bonn: Schröder 1994 (Deutsche Musik im Osten; 5), pp. 263–283. Mündliche Mitteilung von Aniela Kolbuszewska. In der letzten Publikation Kolbuszewskas aus dem Jahr 1992 heißt es im Vorwort (hier zit. nach einer Übersetzung von Joanna Braksiek): »Der Katalog umfasst sämtliche bis jetzt identifizierten Musikdrucke und -handschriften der Liegnitzer Buchsammlung – insgesamt 265 Positionen, darunter 240 Drucke und 25 Handschriften. Dagegen ist es nicht einfach, eine eindeutige Zahl der erhaltenen Bände zu nennen. 47 befinden sich in Liegnitz in der Bibliothek des Freundeskreises der Wissenschaft, 33 befinden sich in der Universitätsbibliothek der Katholischen Universität in Lublin, 126 gibt es in der Nationalbibliothek, 23 in der Universitätsbibliothek in Breslau. In Warschau wurden jedoch zwei Buchbinderbände im Zuge der Katalogisierung auseinandergenommen und als einzelne Stimmbücher innerhalb von 28 Registereinheiten katalogisiert. Von den einstigen Liegnitzer Beständen befinden sich zurzeit in Warschau 100 Bände. In Breslau dagegen waren zuvor 15 Bände Musiktraktate und Gelegenheitsdrucke nicht als Musikalien ausgewiesen.« (Katalog zbiorów muzycznych (Anm. 93), S. 9). Aniela Kolbuszewska hat auch einen Katalog der in der BU Wrocław vorhandenen musiktheoretischen Werke verfaßt (Wrocław 1973), in den die aus Liegnitz und Brieg herrührenden und heute in Breslau verwahrten Titel eingegangen sind. Vgl. Mau: Katalog (Anm. 88). Wir verweisen noch einmal auf die quellenkundlich hervorragend dokumentierte Arbeit von Arnold Zum Winkel: Zur Geschichte der Liebfrauenkirche in Liegnitz. Mit

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Anmerkungen

Zeichnungen von H. Kratz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 1 (1904–1905), S. 71–87. Hinzuzunehmen ist die auch methodisch bahnbrechende Arbeit von dems.: Die Stadt Liegnitz im Mittelalter.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906–1908), S. 1–78. Hier einschlägig das Kapitel ›Kirchliche Stiftungen und Spitäler‹, S. 30–58. 98 Auch hier ist – neben dem wichtigen Kapitel bei Zum Winkel – zurückzuverweisen auf Heinrich Ziegler: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz nach ihrer Geschichte und nach ihrem heutigen Bestande.– Liegnitz: Krumbhaar 1878. Hinzuzunehmen die Sammlung mit Beiträgen zur Geschichte der Kirche und ihrer Prediger, die Ferdinand Bahlow nach dem Krieg veranstaltete: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz von Pastor prim. D. Dr. Ferdinand Bahlow, Kirchenmusikdirektor a. D. Otto Rudnick, Geh. Baurat Franz Pfeiffer. Mit Beiträgen von Univ.-Bibl.-Rat Dr. Hans Bahlow.– Lorch/Württ.: Weber 1972 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 2). Dazu das 1973 erschienene Ergänzungsheft mit weiteren Beiträgen. 99 Die folgenden Informationen nach der grundlegenden Abhandlung von Ferdinand ­Bahlow: Die Kirchenbibliothek von St. Peter und Paul in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906– 1908), S. 140–175. Dazu der Nachtrag von Bahlow: Aus der Peter=Paul=Kirchenbibliothek [Rubrik: Kleine Mitteilungen].– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 3 (1909–1910), S. 301–304. Vereinzeltes auch in dem Kapitel ›Kirchliche Stiftungen und Spitäler‹ bei Zum Winkel (Anm. 97). Der Reichtum an Handschriften tritt deutlich hervor in einem von Gemoll gefertigten Verzeichnis. Vgl. Wilhelm Gemoll: Die Handschriften der Petro-Paulinischen Kirchenbibliothek zu Liegnitz.– P ­ rogr. Liegnitz 1900. Es handelt sich um eine Beschreibung von 68 Handschriften. Dazu der Verfasser im Vorwort: »Der Grundstock der Handschriften stammt aus dem 1423 hierorts gegründeten und 1547 niedergerissenen Karthäuserkloster.« Die Mehrzahl der Handschriften rührt naturgemäß von der Theologie her. Doch führt Gemoll auch eine Reihe von Handschriften antiker Autoren auf. Es bleibt zu beklagen, daß in dem Katalog selbst keine Provenienzen der einzelnen Handschriften ausgewiesen werden, die dem Verfasser in der Regel bekannt gewesen sein dürften. Vgl. von Gemoll auch: Mittheilungen aus Liegnitzer Handschriften. Petro=Paulinische Kirchenbibliothek.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 34 (1900), S. 388–394. Es handelt sich um einen ergänzenden Beitrag zu der gleichzeitig erschienenen Programmschrift. Er zeichnet sich u. a. aus durch eine Wiedergabe der lateinischen urkundlichen Texte der Umschläge der Handschriften Nr. 9, Nr. 6 und Nr. 37 aus der Kirchenbibliothek zu St. Peter und Paul. Vgl. dazu die näheren Angaben zu den jeweiligen Nummern in dem Gemollschen Verzeichnis. Vgl. auch Alfons Hilka: Eine bisher unbekannte lateinische Version des Alexanderromans aus einem Codex der Petro-Paulinischen Kirchenbibliothek zu Liegnitz.– In: Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 85 (1907), S. 24–33. Geboten wird eine eingehende Beschreibung der aus dem Karthäuserkloster zu Liegnitz herrührenden Sammelhandschrift Nr. 51 in dem Gemollschen Verzeichnis. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Hans Zuchhold: Das Bruchstück einer verlorenen Handschrift in der Kirchenbibliothek von Peter und Paul in Liegnitz.– In: Schlesische Monatshefte 3 (1926), Heft 7/8, S. 335–338. Zuchhold bietet eine Kurzcharakteristik der

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Handschriften und wertvollen Drucke der Bibliothek sowie die Wiedergabe und Beschreibung eines Bruchstücks aus Konrad von Würzburgs Trojanischem Krieg in Gestalt eines eingeklebten Pergamentblattes in einem Sammelband mit Holzdeckel und Halbledereinband mit Schriften des Faber Stapulensis aus dem frühen 16. Jahrhundert, herrührend aus der Bibliothek Valentin Krautwalds (Alte Bibliothekssignatur Ek. 4). Der fragmentarische Charakter geht möglicherweise zurück auf die Schäden, die der Bibliothek unter den Herzögen Friedrich III. und Heinrich XI. zugefügt wurden. Vgl. dazu die wichtigen Bemerkungen Zuchholds. – Eine Untersuchung über Handschriften aus der Bibliothek zu Peter und Paul, die sich heute in polnischen Bibliotheken befinden, liegt u. W. nicht vor. – Eine parallele Verzeichnung bzw. Untersuchung zu einem doch nicht ausgeschlossenen Aufkommen an Handschriften aus der Bibliothek der Kirche zu Unserer Lieben Frauen fehlt offensichtlich gleichfalls. Zum Kontext vgl. Stanisław Solicki: Z problematyki średniowiecznych bibliotek śląskich [Zur Problematik mittelalterlicher Bibliotheken in Schlesien].– In: Średniowieczna kultura na Śląsku [Die mittelalterliche Kultur in Schlesien]. Hrsg. von Roman Heck.– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 1977, p. 41 s. 100 Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 146. 101 Vgl. ebd., S. 148 f. 102 Beide Zitate ebd., S. 151. Der Katalog ist dankenswerterweise jüngst erstmals publiziert worden. Vgl. Stanisław Jujeczka: Trzy źródła do dziejów kościoła św. Piotra i Pawła w Legnicy. Wydał i wstępem opatrzył Stanisław Jujeczka [Drei Quellen zur Geschichte der Peter-und-Paul-Kirche in Liegnitz. Hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Stanisław Jujeczka].– Legnica: Towarzystwo Przyjaciół Nauk 2000. Hier der erstmalige Druck des im Staatsarchiv Breslau verwahrten Krentzheimschen ›Catalogus librorum qui adhuc sunt in Bibliotheca Lignicensi ad DD. Petri et Pauli‹ (S. 49–102) mit Bibliographie und Verzeichnung insbesondere der neueren polnischen Literatur. Der Verfasser dankt dem Autor für die Überreichung des wichtigen dokumentarischen Werkes, das leider keine Resümees in einer westeuropäischen Sprache enthält. 103 Die Zahlen bei Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 155. 104 Aufgeführt ebd., S. 156 ff. 105 Sein Porträt findet sich, wie erinnert werden darf, bei Siegismund Justus Ehrhardt: Evangelische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Ligniz.– Liegnitz: Pappäsche 1789 [Presbyterologie IV/1], S. 279, sowie bei Ferdinand Bahlow: Pastorenbilder aus vier Jahrhunderten.– In: Die Peter-Paul-Kirche (Anm. 98), S. 7–87, insbesondere S. 55–57. 106 Vgl. Klaus Garber: Ephemeres Kleinschrifttum und lexikalisch-literarhistorische Großprojekte. Forschungspolitische Erwägungen für den alten deutschen Sprachraum des Ostens.– In: Deutsche Literatur im östlichen und südöstlichen Europa. Konzepte und Methoden der Geschichtsschreibung und Lexikographie. Hrsg. von Eckhard Grunewald, Stefan Sienerth.– München: Verlag Südostdeutsches Kulturwerk 1997 (Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks. Reihe B: Wissenschaftliche Arbeiten; 69), S. 43–53. Eingegangen in: Garber: Nation – Literatur – Politische Mentalität (Anm. 41), S. 226–237; ders.: Ein Sammler im Breslau des 18. Jahrhunderts und seine Verdienste um die Literatur des 17. Jahrhunderts. Johann Caspar Arletius und seine Sammlung der Dichtungen Simon Dachs.– In: Aufklärung. Stationen – Konflikte – Prozesse. Fest­gabe für Jörn Garber. Hrsg. von Ulrich Kronauer, Wilhelm Kühlmann.– Eutin: Lumpeter

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Anmerkungen

& Lasel 2007, S. 63–104; ders.: Litterärgeschichte und Aufklärung. Das Werk Georg Christoph Pisanskis.– In: Die Universität Königsberg in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Hanspeter Marti, Manfred Komorowski unter Mitarbeit von Karin Marti-Weissenbach.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2008, S. 345–378; ders.: Die deutsch-baltische Literatur der Frühen Neuzeit im Spiegel von Gelehrten und Sammlern, Archiven und Bibliotheken des 18. Jahrhunderts.– In: Aufklärer im Baltikum. Europäischer Kontext und regionale Besonderheiten. Hrsg. von Ulrich Kronauer.– Heidelberg: Winter 2011 (Akademie-Konferenzen; 12), S. 165–185; ders.: Rückgewinnung der Vergangenheit. Eine Rekonstruktion versprengter Quellengruppen mit unikatem Kleinschrifttum aus der untergegangenen Rigaer Stadtbibliothek.– In: Deutsch-baltischer Kulturtransfer. Beiträge einer Tagung zur Perspektivierung der Nordosteuropäischen Literatur- und Kulturbeziehungen vom 3.–4. September 2012 in Daugavpils. Hrsg. von Dirk Baldes, Inta Vingre.– Daugavpils University: Academic Press ›Saule‹ 2013, S. 171–183; ders.: Affinitäten – Der Ostseeraum und sein Personalschrifttum.– In: Gelegenheitsmusik im Ostseeraum vom 16. bis 18. Jahrhundert.– Berlin: Frank & Timme 2015 (Greifswalder Beiträge zur Musikwissenschaft; 20), S. 43–59; ders.: Gelegenheitsdichtung. Zehn Thesen – in Begleitung zu einem forscherlichen Osnabrücker Groß-Projekt.– In: Theorie und Praxis der Kasualdichtung in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Andreas Keller, Elke Lösel, Ulrike Wels, Volkhard Wels.– Amsterdam, New York: Rodopi 2010, S. 33–37. 107 Vgl. Richard Mende: Die Bedeutung der Reimannschen Leichenpredigtensammlung in der Peter=Paul=Kirchenbibliothek zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 15 (1936), S. 221–223. Es handelt sich um eine Ankündigung des Katalogwerkes nebst einer Charakteristik der Gattung ›Leichenpredigt‹ und ihres genealogischen und kulturgeschichtlichen Quellenwerts. Das Werk selbst: Richard Mende: Katalog der Leichenpredigten=Sammlungen der Peter=Paul=Kirchenbibliothek und anderer Bibliotheken in Liegnitz.– Marktschellenberg: Degener 1938–1940 (Bibliothek familiengeschichtlicher Quellen; 9). Mit dieser Bibliographie liegt ein grundlegendes personenkundliches Werk insbesondere für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz vor. Verarbeitet werden rund 4000 Leichenpredigten nebst Programmen, Epicedien und Epitaphien. Den Grundstock bilden die Reimannschen Sammlungen in der Kirche zu St. Peter und Paul. Mit Nachdruck ist jedoch – im Gegensatz zu den in der Literatur kursierenden Informationen – zu betonen, daß auch die Bibliotheca Rudolphina, die Bibliothek der Kirche zu Unserer Lieben Frauen (Marienkirche bzw. Unterkirche) und die Gymnasialbibliothek ausgeschöpft werden. Auch sind Johann Peter Wahrendorffs Lignitzische Merckwürdigkeiten (Bautzen 1724) berücksichtigt. Vgl. dazu unten. Mende konnte einen Zettelkatalog des Gymnasial-Professors Dr. Georg Mau benutzen. Nähere Angaben über diese Vorarbeiten liegen nicht vor. Das Werk ist mit diversen, äußerst hilfreichen Registern ausgestattet (Ortsverzeichnis, Verfasserverzeichnisse (einschl. von Epicedien!), Drucker- und Verlegerverzeichnis nebst Druck- und Verlagsorten, Verzeichnis von Komponisten sowie von Zeichnern und Stechern, Bildnissen und Wappen). Vgl. auch dazu Richard Mende: Katalog der Leichenpredigten=Sammlungen der Peter=Paul=Kirchenbibliothek und anderer Bibliotheken in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 17 (1938–1939), S. 325–327. Es handelt sich um eine wichtige begleitende Miszelle zum Mendeschen Katalog. Der Verfasser bietet eine knappe Charakteristik der Gattung Leichenpredigt, exemplifiziert anhand der

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Liegnitzer Sammlungen, und führt sodann aus: »Meine ursprüngliche Aufgabe, nur die Leichenpredigten der sog. Reimannschen Sammlung der Peter=Paul=Kirchenbibliothek zu katalogisieren, habe ich auch noch auf die Bibliotheca Rudolphina, auf die Bibliothek der Liebfrauen=Kirche und die Bibliothek des früheren städtischen Gymnasiums ausgedehnt und habe auch noch die zahlreichen Grabschriften, die sich in Wahrendorffs ›Lignitzischen Merckwürdigkeiten‹ finden, aufgenommen.« (S. 325). 108 Wir verweisen zurück auf die Angaben oben in Anm. 5. 109 Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 157. 110 Sein Porträt wiederum bei Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 105), S. 285–287, sowie bei Bahlow: Pastorenbilder aus vier Jahrhunderten.– In: Die Peter-Paul-Kirche (Anm. 98) (Ergänzungsheft 1973), S. 18–21. 111 Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 158. 112 Eine (erschreckende) Liste ebd., S. 159. 113 Vgl. Klaus Garber: Elegie auf die Straßburger Stadtbibliothek.– In: Literatur und Kultur im deutschen Südwesten zwischen Renaissance und Aufklärung. Neue Studien, Walter E. Schäfer zum 65. Geburtstag gewidmet. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann.– Amsterdam, Atlanta: Rodopi 1995 (Chloe. Beihefte zum Daphnis; 22), S. 13–73. Eingegangen in: ders.: Das alte Buch im alten Europa (Anm. 45), S. 185–236; ders.: Königsberg et Strasbourg. Une lueur consolatrice dans les ténèbres des temps.– In: La Revue de la BNU [Bibliothéque Nationale et Universitaire de Strasbourg] 5 (2012), pp. 9–13. Vgl. auch Axel E. Walter: Der Untergang von Bibliotheken und seine Spuren im kulturellen Gedächtnis. Vernichtung und Zerstreuung wertvoller Sammlungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Königsberger Bibliotheken.– In: Musik-Sammlungen – Speicher interkultureller Prozesse. Hrsg. von Erik Fischer. Teilband A.– Wiesbaden: Steiner 2007 (Berichte des interkulturellen Forschungsprojektes ›Deutsche Musikkultur im östlichen Europa‹; 2), S. 19–71; ders: Die Musikaliensammlung von Friedrich August Gotthold – Geschichte und Schicksal einer ostpreußischen Privatbibliothek. Nebst Vorstellung eines neuen Fundes in der Universitätsbibliothek Vilnius.– In: Gelegenheitsmusik des Ostseeraums vom 16. bis 19. Jahrhundert. Hrsg. von Peter Tenhaef.– Berlin: Frank & Timme 2015 (Greifswalder Beiträge zur Musikwissenschaft; 20), S. 227–270. 114 Zu dem hier in aller Kürze Vorgetragenen vgl. Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 160 ff. Hinzuzunehmen wegen einiger Korrekturen und Klarstellungen von Bahlow selbst: Aus der Peter=Paul=Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 301–304. 115 Zitiert nach Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 168. 116 Ebd., S. 173. 117 Ebd., S. 174. 118 Arnold Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz seit der Einführung der Städteordnung im Jahre 1809.– Liegnitz: Verlag der Stadtgemeinde 1913, S. 620. 119 Ebd., S. 621. 120 Arnold Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz seit der Einführung der Städteordnung im Jahre 1809. Band II: Im Zeitalter des Weltkrieges 1912–1919.– Liegnitz: Verlag der Stadtgemeinde 1922, S. 457. 121 Ebd., S. 457 f. 122 Praesent: Minerva-Handbücher. 1. Abteilung: Die Bibliotheken (Anm. 43), S. 501. 123 Ebd.

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Anmerkungen

124 Die entsprechenden Angaben bei Praesent, ebd. 125 Vgl. Hans Bahlow: Erinnerungen an die Kirchenbibliothek.– In: Die Peter-Paul-Kirche (Anm. 98), S. 155–159, hier S. 159. 126 Vgl. Helena Szwejkowska: Z dziejów biblioteki kościoła św. Piotra i Pawła w Legnicy jako książnicy miejskiej i szkolnej [Zur Geschichte der Bibliothek der Peter-Paul-Kirche in Liegnitz als Stadt- und Schulbücherei].– In: Śląski Kwartalnik Historyczny Sobótka 18 (1963), pp. 141–150, hier p. 145 (zitiert nach der Übersetzung von Joanna Braksiek). Im polnischen Text ist des näheren von Bunkern bei Hirschberg die Rede. Ein Verweis auf mögliche Quellen erfolgt nicht. 127 Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Band VI: Polen (Anm. 50), S. 56, Ziffer 1.5. 128 Ebd., S. 57, Ziffer 1.7. 129 Ebd., S. 56, Ziffer 1.5. 130 Ebd., S. 193, Ziffer 2.51. 131 Vgl. ebd., S. 194, Ziffer 2.54. 132 Ebd., S. 192, Ziffer 2.46. 133 Ebd., S. 199: »Catalogus Bibliothecae Petro-Paulinae Lignicensis, olim pulpitis, quae medium aream occupant, iam forulis distinctae ad parietes, in quibus libros hoc ordine posuit A. O. R. 1683 descripsitque M. Andreas Baudiss Diaconus Petro-Paulinus [Real­ katalog; Hs R 2713].« 134 Vgl. Bahlow: Die Kirchenbibliothek (Anm. 99), S. 155. 135 Vgl. Johann Carl Köhler: Einige Notizen über die Sammlungen des Gymnasiums.– Progr. Liegnitz 1852. Mit einem anderthalbseitigen (untitulierten) einleitenden Abschnitt über die Gymnasialbibliothek und zwei sehr viel knapperen anschließenden, betitelt ›Physikalischer Apparat‹ und ›Naturalien-Sammlung‹; Adalbert Hermann Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1869. Darin S. 120 f.: ›Die Sammlungen der Anstalt‹; Moritz Friebe: Verzeichnis der in der Bibliothek des Gymnasiums zu Liegnitz befindlichen alten Drucke.– Progr. Liegnitz 1877; Maximilian Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz in seiner geschichtlichen Entwicklung von 1309–1909. Ein Beitrag zur Gedenkfeier.– Liegnitz: Krumbhaar 1909. Hierin S. 52 f. zu den ›Schätzen‹ der Bibliothek. 136 Vgl. Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 105), S. 356 f., Anm. (y). 137 Vgl. unsere Nachweise beider Titel nebst Kommentar in der Bibliographie zum Schlesischen und speziell zum Breslauer Bibliothekswesen in: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 1: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung I: Stadtbibliothek Breslau (Rhedigeriana / St. Elisabeth). Teil 1. Mit einer bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus Garber. Hrsg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Martin Klöker.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2001, S. 57 und S. 64. 138 Ehrhardt: Presbyterologie IV/1 (Anm. 105), S. 357, Anm. (y). 139 Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 135), S. 120. 140 Der Name bezeugt bei Zum Winkel: Die Stadt Liegnitz. [Band I] (Anm. 118), S. 139. 141 Zitiert bei Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 135), S. 121. 142 Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 135), S. 52.

7. Fürstliche Memorialstätten

143 Vgl. Kraffert: Geschichte des evangelischen Gymnasiums (Anm. 135), S. 121. 144 Ebd. 145 Ebd. 146 Schwenke: Adressbuch der Deutschen Bibliotheken (Anm. 42), S. 230. 147 Abicht: Das Städtische Gymnasium zu Liegnitz (Anm. 135), S. 52. 148 Ebd. 149 Zu betonen ist auch an dieser Stelle, daß Trauergedichte aus der jetzigen Universitäts­ bibliothek Breslau und den in sie nach dem Krieg inkorporierten Bibliotheken, also auch derjenigen aus Liegnitz und Brieg, in unserem Werk nicht verarbeitet werden konnten. Der Historiker der Leichenpredigten Rudolf Lenz hatte sich – entgegen allen wissenschaftlichen Gepflogenheiten – frühzeitig ein alleiniges Verwertungsrecht des Trauerschrifttums gesichert und war damit bei den seinerzeitigen Direktoren durchgedrungen. Die vertragliche Klausel war im Zuge der Planungen des Osnabrücker Vorhabens zu Anfang der neunziger Jahre nicht mehr rückgängig zu machen. Inzwischen ist sie selbstverständlich lange außer Kraft. Und da die Texte in aller Regel für die Marburger Personalschrifttumsstelle verfilmt wurden, hoffen wir, einen Katalog auch der poetischen Funeralschriften zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen zu können. Die Separierung dieses Zweiges innerhalb der Gattung Personalschrifttum gab wissenschaftlich nie einen Sinn. Im Blick auf alle anderen Bibliotheken in Polen, dem Baltikum und Rußland, die in unserem Werk bislang bearbeitet wurden und, so der Plan, weiterhin bearbeitet werden, ist das Trauerschrifttum selbstverständlich mit verarbeitet. Als letzte Äußerung zu dem Projekt vgl. Axel E. Walter: Literarische Landschaften des Baltikums. Überlegungen zu einer regionalen Literaturgeschichte.– In: Res Humanitariae 4 (2009), S. 254–288; ders: Kulturkontakte zwischen dem Herzogtum Preußen und dem Großfürstentum Litauen im 17. Jahrhundert – Regionale Gelehrtenmigration und suprakonfessionelle Netzwerke im Spiegel von Lebensläufen und Werken.– In: Baltischdeutsche Kulturbeziehungen vom 16. bis 19. Jahrhundert. Medien – Institutionen – Akteure.– Heidelberg: Winter (im Druck). 150 Zum ehemaligen Stadtarchiv in Liegnitz vergleiche die Notiz unter dem Titel ›Das Stadtarchiv zu Liegnitz‹ in: Schlesische Geschichtsblätter 1 (1909), S. 19 f. Hier heißt es: »Nachdem das reichhaltige und umfängliche Liegnitzer Stadtarchiv angemessenere Auf bewahrungsräume im massiven und so gut wie feuersicheren neuen Rathause erhalten hat, ist auch durch einen geregelten Betrieb eine ständige Benutzung möglich geworden. Zum Stadtarchivar ist Herr Professor Zum Winkel ernannt, unter dessen Aufsicht in seinem Amtszimmer auf dem neuen Rathause die Benutzung der städtischen Archivalien und zwar bis auf weiteres nachmittags von 4–6 Uhr stattfinden kann, doch ist auch zu anderen Stunden der Zutritt zu erreichen. Die geplante Vereinigung der in Liegnitz vorhandenen u.z.T. sehr wertvollen Bibliotheken hofft man, wie wir hören, in absehbarer Zeit zu ermöglichen.« In die Archiv- wie die Bibliotheksszene war also auch in Liegnitz kurz vor dem Ersten Weltkrieg Bewegung gekommen. Nähere Nachrichten zum Schicksal des Stadt­a rchivs im Gefolge des Zweiten Weltkrieges sind vorhanden, uns jedoch nicht zu Gesicht gekommen, da die Frage außerhalb unseres Blickfeldes lag. Der Verfasser dankt Herrn Direktor Andrzej Niedzielenko vom Kupfermuseum in Liegnitz für die Unterstützung seiner Arbeiten in Liegnitz.

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Aus der Literatur sei verwiesen auf das hellsichtige Eingangskapitel zum achten Buch in: Josef Nadler: Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften. 3. Aufl. Band II: Sachsen und das Neusiedelland (800–1786).– Regensburg: Habbel 1931, S. 283– 289: ›Grundlagen‹, sowie das anschließende Kapitel ›Schlesien und Lausitz‹, S. 290–357. Des weiteren das singulär dastehende Werk von Herbert Schöffler: Deutsches Geistesleben zwischen Reformation und Aufklärung. Von Martin Opitz zu Christian Wolff.– Frankfurt/Main: Klostermann 1956. Eine dritte Auflage des erstmals 1940 publizierten Werkes erschien 1974 ebenfalls bei Klostermann, nun versehen mit einer wichtigen Vorbemerkung von Eckhard Heftrich. Ein drittes, für Schlesien einschlägiges Werk stammt von Manfred P. Fleischer: Späthumanismus in Schlesien. Ausgewählte Aufsätze.– München: Delp 1984 (Silesia; 32). Auf die vorliegenden Sammelbände ist hier pauschal zu verweisen. Hier sei nur verwiesen auf ein von den Schülern des Verfassers herausgegebenes Werk mit frühen Arbeiten: Wege in die Moderne. Historiographische, literarische und philosophische Studien aus dem Umkreis der alteuropäischen Arkadien-Utopie. Hrsg. von Stefan Anders, Axel E. Walter.– Berlin, Boston: de Gruyter 2012. Es bleibt zu betonen, daß der Verfasser für die kulturmorphologische und raumkundliche Betrachtung gerade im Blick auf das 17. Jahrhundert die maßgeblichen Anregungen Richard Alewyn verdankt, insbesondere seinen Vorlesungen zum 17. Jahrhundert. Vgl. Klaus Garber: Zum Bilde Richard Alewyns.– München: Fink 2005. Es sei nochmals verwiesen auf das wichtige Werk von Wolfgang Scholz: Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Liegnitz von ihren Anfängen bis etwa zum Jahre 1800.– Diss. phil. Breslau 1939. Druck: Liegnitz: Krumbhaar 1941. Hier einschlägig das Kapitel ›Die Musik am Hofe‹, S. 27–104, mit den Unterkapiteln ›Der Einfluß des Hofes auf die Besetzung von Stellen und das musikalische Geschehen‹, S. 27–31, und ›Die Bibliotheca Rudolphina‹, S. 31–75. Hinzu tritt ein Anhang ›Verhältnis der in der Rudolphina vorkommenden Komponisten und ihrer Werke im Vergleich zu den Bibliotheken von Brieg und Breslau‹, S. 76–104. Vgl. auch die neuere und vielfach zusammenfassende Arbeit von Scholz: Das musikalische Leben in Liegnitz bis ca. 1800.– In: Musik des Ostens 5 (1969), S. 113–143. Hier wiederum einschlägig die Kapitel ›Die Musik am Hofe der Piastenherzöge‹, S. 128–131, sowie ›Die Bibliotheca Rudolphina‹, S. 131–139. Vgl. auch Hubert Unverricht: Die politische und musikalische Geschichte der Stadt Liegnitz.– In: Liegnitz. Bilder aus der Geschichte einer schlesischen Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart.– Lorch/Württ.: Weber 1980 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 9), S. 45– 64. Eine entsprechende Arbeit für Brieg scheint nicht zu existieren. Zum Kontext Hubert Unverricht: De musica in Silesia. Zbiór artykułów [Gesammelte Aufsätze]. Hrsg. von Piotr Tarliński.– Opole: Wyd. Teologiczny Uniwersytetu 2007 (Z dziejów kultury chrześcijańskiej na Śląsku; 45). Für das Kapitel ›Die Piasten und das Theater, die Oper und Verwandtes‹ ist bislang, soweit zu sehen, Fehlanzeige zu erstatten. Hans Heinrich Borcherdt: Beiträge zur Geschichte der Oper und des Schauspiels in Schlesien bis zum Jahre 1740.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 43 (1909), S. 217–242, beschränkt sich auf Opitzens

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Dafne und Judith mit einem Verweis auf Czepkos Pierie. In dem Werk von Karl ­Weber – Geschichte des Theaterwesens in Schlesien. Daten und Fakten, von den Anfängen bis zum Jahre 1944. Redaktion Bärbel Rudin.– Dortmund: Forschungsstelle Ostmittel­ europa 1980 (Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ostmitteleuropa. Reihe A; 29) – findet sich in dem Kapitel ›Die schlesischen Hof- und Schloßtheater‹ (S. 53–60) kein Wort zu den Piastenhöfen. Auch in dem wichtigen und sehr zuverlässig gearbeiteten Werk von Renate Brockpähler: Handbuch zur Geschichte der Barockoper in Deutschland.– E ­ msdetten/Westf.: Lechte 1964 (Die Schaubühne. Quellen und Forschungen zur Theatergeschichte; 62) befinden sich keine Einträge zu Liegnitz und Brieg, wohl aber ein solcher zu Oels (S. 306–308). Auf vorliegende Literatur wird jeweils am Ort verwiesen. Die vorhandenen Literaturgeschichten können nicht befriedigen. Vgl. Hans Heckel: Geschichte der deutschen Literatur in Schlesien. Band I: Von den Anfängen bis zum Ausgange des Barock.– Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1929 (Einzelschriften zur Schlesischen Geschichte; 2); Arno Lubos: Geschichte der Literatur Schlesiens. Band I, Teil 1: Von den Anfängen bis ca. 1800.– Würzburg: Korn 1995. Wichtig geblieben: Marian Szyrocki: Die deutsche Literatur von der zweiten Hälfte des 15. bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts. 2., veränd. Aufl.– Warszawa, Wrocław: Państwowe Wyd. Naukowe 1972 (Geschichte der deutschen Literatur; 2). Lesenswert gleichfalls in manchem immer noch: August Kahlert: Schlesiens Antheil an deutscher Poesie. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte.– Breslau: Schulz 1835. Und schließlich sei verwiesen auf den um das Werk des Größten neben Opitz, Daniel Czepko, über alle Maßen verdienten Forscher Werner Milch und dessen schöne Abhandlung: Schlesische Sonderart im deutschen Schrifttum.– In: Zeitschrift für Deutschkunde 45 (1931), S. 566–581. Eingegangen in: ders.: Kleine Schriften zur Literatur- und Geistesgeschichte. Mit einem Nachwort von Max Rychner hrsg. von Gerhard Burkhardt.– Heidelberg, Darmstadt: Schneider 1957 (Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt; 10), S. 67–86. Von Milch stammt auch die ausgezeichnete Auswahlbibliographie: Die Literatur.– In: Schlesien. Ein Bücherverzeichnis und Führer zu Schlesiens Volk, Land und Leben. Im Auftrage der Stadtbibliothek und der Städtischen Volksbüchereien zu Breslau hrsg. von Alfred Kloß.– Breslau: Korn 1933, S. 111–163. Existierte eine Bibliographie, so würde dies schlagend dokumentiert. Freilich müßten Tausende von Titeln namhaft gemacht werden. Verwiesen werden kann inzwischen auf das Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Vgl. dazu unten Anm. 14. Für Böhmen liegt eine mustergültige Dokumentation vor: Enchiridion renatae poesis Latinae in Bohemia et Moravia cultae. Opus ab Antonio Truhlář et Carolo Hrdina inchoatum, Josef Hejnic et Jan Martínek continuaverunt. Vol. I–V.– Praha: Academia 1966–1982. Vol. VI: Supplementa A–Ž. Ed. Josef Hejnic, Jan Martínek.– Praha: Academia 2011. Das ist ein inzwischen gut bearbeitetes Forschungsfeld. Vgl. etwa Wilhelm Kühlmann: Nationalliteratur und Latinität. Zum Problem der Zweisprachigkeit in der frühneuzeitlichen Literaturbewegung Deutschlands.– In: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber.– Tübingen: Niemeyer 1989 (Frühe Neuzeit; 1), S. 164–206. Dazu der wichtige Sammelband: Germania latina – Latinitas teutonica. Politik, Wissenschaft, humanistische Kultur vom späten Mittelalter bis in unsere Zeit.

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Hrsg. von Eckhard Keßler, Heinrich C. Kuhn. Band I–II.– München: Fink 2003 (Humanistische Bibliothek. Reihe I: Abhandlungen; 54). Zu diesem Problem darf verwiesen werden auf die sieben Beiträge, die man unter dem Obertitel ›Stadt und Literatur – Bürgertum und Barock. Zur Kritik eines Epochen­ begriffs‹ jetzt versammelt findet in: Klaus Garber: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– Paderborn: Fink 2017 (im Druck). Vgl. Erich Trunz: Der deutsche Späthumanismus um 1600 als Standeskultur.– In: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts 21 (1931), S. 17–53. Wiederab­ gedruckt in: Deutsche Barockforschung. Dokumentation einer Epoche. Hrsg. von Richard Alewyn.– Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1965 (Neue wissenschaftliche Bibliothek; 7). 4. [unveränderte] Aufl. 1970. Hier der Beitrag von Trunz S. 147–181. Eingegangen in erweiterter Fassung in: Erich Trunz: Deutsche Literatur zwischen Spät­ humanismus und Barock. Acht Studien.– München: Beck 1995, S. 7–82. Die Literatur zusammengeführt bei Klaus Garber: Cryptocalvinismus, Späthumanismus und Spiritualismus. Eine kulturelle Blüte von europäischer Leuchtkraft im Schlesien um 1600 mit einem Blick auf die Regionen in der geistigen Nachbarschaft.– In: ders.: Nobilitas literaria Silesiae. Schlesien – Herzlandschaft des mitteleuropäischen Späthumanismus und der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts (in Vorbereitung für den Druck). Grundlegend Wilfried Barner: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen.– Tübingen: Niemeyer 1970. 2., unveränd. Aufl.– Tübingen: Niemeyer 2002. Der Sprachstand der einzelnen Gedichte, sofern vom Deutschen abweichend, wird in dem unten Anm. 14 aufgeführten Handbuch genau dokumentiert, so daß vor allem auch das Nebeneinander von Latein und Deutsch kenntlich ist. Hier wäre geeignetes Material für entsprechende Studien in großem Umfang vorhanden. Vgl. Leonard Forster: Zu den Vorläufern von Martin Opitz.– In: ders.: Kleine Schriften zur deutschen Literatur im 17. Jahrhundert.– Amsterdam: Rodopi 1977 (Daphnis; VI/4), S. 57–160. Hier sind vier Pionierstudien zusammengeführt: ›Das deutsche Sonett des Melissus‹, ›Charles Utenhove and Germany‹, ›Jan van der Noot und die deutsche Renaissancelyrik‹ sowie ›German Alexandrines on Dutch Broadsheets before Opitz‹. In jedem Fall hinzuzunehmen die – schmalere –Monographie von Leonard Forster: Christoffel van Sichem in Basel und der frühe deutsche Alexandriner.– Amsterdam, Oxford, New York: North-Holland Publishing Company 1985 (Verhandelingen der Koninklijke Nederlandse Akademie Van Wetenschappen. Afd. Letterkunde. Nieuwe Reeks; 131). Vgl.: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Im Zusammenwirken mit der Forschungsstelle Literatur der Frühen Neuzeit und dem Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osna­ brück herausgegeben von Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2001 ff. Die Online-Version ist abruf bar unter: http://ikfn-hpg.uni-osnabrueck. de. Hierin für Schlesien bis auf weiteres einschlägig: Band 1–2: Breslau: Universitätsbibliothek / Wrocław: Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung I: Stadtbibliothek Breslau (Rhedigeriana / St. Elisabeth) (2001); Band 9–11, Abteilung II: Stadtbibliothek Breslau (St. Bernhardin) (2003); Band 17–18, Abteilung III: Stadtbibliothek Breslau (St. Maria Magdalena) (2005); Band 19–20, Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg (2007). Weitere Bände zu den nahezu unerschöpflichen Schätzen aus der BU Wrocław sind geplant. Insbesondere bleiben die Bestände in den Abteilungen Genealogica, dem Schle-

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sisch-Lausitzischen Kabinett und der Musikabteilung sowie den Sondersammlungen zu bearbeiten. Auch das Trauerschrifttum – unter Absehung von den Leichenpredigten – harrt der Bearbeitung. Die Materialien befinden sich komplett im Osnabrücker Institut für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Vgl. Erich Trunz: Wissenschaft und Kunst im Kreise Kaiser Rudolfs II. 1576–1612.– Neumünster: Wachholtz 1992 (Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte; 18). Es handelt sich um eine in der ersten Hälfte der vierziger Jahre geschriebene Untersuchung, der Zeit entstammend, da Trunz an der Deutschen Universität in Prag wirkte. Die Studie ist – wie alle aus der Feder von Trunz herrührenden – reich mit Literatur und darüber hinaus mit eindrucksvollen Abbildungen ausgestattet. Des weiteren R.J.W. Evans: Rudolf II and His World. A Study in Intellectual History 1576–1612.– Oxford: Oxford University Press 1973. Corrected Paperback Edition: London: Thames and Hudson 1997. Gekürzte deutsche Version unter dem (wenig glücklichen) Titel: Rudolf II. Ohnmacht und Einsamkeit.– Graz, Köln, Wien: Styria 1980. Jetzt vielfach neue Wege eröffnend: Schlesien und der deutsche Südwesten um 1600. Späthumanismus – reformierte Konfessionalisierung – politische Formierung. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Albrecht Ernst.– Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel: verlag regionalkultur 2012 (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgeschichte; 5). Vgl. dazu die in dem folgenden, Opitz gewidmeten Kapitel in den Anm. 19 und 20 angegebene Literatur. Vgl. zu Hock den Eintrag von Wilhelm Kühlmann in: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann in Verbindung mit Achim Aurnhammer u. a. Band V.– Berlin, New York: de Gruyter 2009, S. 472 f. mit der einschlägigen Literatur. Hervorzuheben Walter Brauer: Theobald Hock.– In: Zeitschrift für Deutsche Philologie 63 (1938), S. 254–284, mit eingehender Biographie, reichhaltigem Verzeichnis von Handschriften und Drucken sowie einer erschöpfenden Bibliographie der wissenschaftlichen Literatur. Dazu ergänzend Wilhelm Kühlmann: Vom Weiterleben eines Verschollenen. Theobald Hock als ›Commissarius‹ Ernst von Mansfelds am Oberrhein (1621/22).– In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 8 (1981), S. 189. Der Dichter war schon Hoffmann von Fallersleben aufgefallen: Theobald Höck. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur.– In: Literarhistorisches Taschenbuch 3 (1845), S. 399–422. Vgl.: Theobald Hock. Schoenes Blumenfeld. Abdruck der Ausgabe von 1601. Hrsg. von Max Koch.– Halle/Saale: Niemeyer 1899 (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts; 157–159). Die Edition ist mit einer ausführlichen Einleitung des Herausgebers versehen. Eine weitere Neuausgabe wurde von Klaus Hanson besorgt: Theobald Höck. ›Schönes Blumenfeld‹. Kritische Textausgabe.– Bonn: Bouvier 1975 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 194). Dazu die Rezension Dieter Lohmeiers in: Daphnis 5 (1976), S. 179–186. Wir zitieren nach der Ausgabe Kochs. Vgl. dazu die schöne Abhandlung in komparatistischer Sicht von Leonard Forster: Europäischer Petrarkismus als Vorschule der Dichtung.– In: ders.: Das eiskalte Feuer. Sechs Studien zum europäischen Petrarkismus. Übersetzt von Jörg-Ulrich Fechner.– Kronberg/Ts.: Scriptor 1976 (Theorie – Kritik – Geschichte; 12), S. 49–63. Vgl. auch den Artikel ›Petrarkismus‹ von Gerhard Regn in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. von Gert Ueding. Band VI.– Tübingen: Niemeyer 2003, Sp. 911–921, sowie den Artikel

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›­Petrarkismus‹ von Thomas Borgstedt in: Francesco Petrarca. 1304–1374. Werk und Wirkung im Spiegel der Biblioteca Petrarchesca Reiner Speck. Hrsg. von Reiner Speck, Florian Neumann.– Köln: DuMont 2004, S. 127–151. Aus der Grundlagenforschung sodann: Petrarkismus-Bibliographie 1972–2000. Hrsg. von Klaus W. Hempfer, Gerhard Regn, Sunita Scheffel.– Stuttgart: Steiner 2005 (Text und Kontext; 22). Neben dem sehr ergiebigen Sammelband von Forster sei des weiteren verwiesen auf: Der petrarkistische Diskurs. Spielräume und Grenzen. Hrsg. von Klaus W. Hempfer, Gerhard Regn.– Stuttgart: Steiner 1993 (Text und Kontext; 11). Zur Petrarca-Rezeption in Deutschland der wichtige Sammelband: Francesco Petrarca in Deutschland. Seine Wirkung in Literatur, Kunst und Musik. Hrsg. von Achim Aurnhammer.– Tübingen: Niemeyer 2006 (Frühe Neuzeit; 118). Hock: Schoenes Blumenfeld (Anm. 19), S. 31 f. Die Literatur zusammengeführt in: Volker Hartmann, Wilhelm Kühlmann: Heidelberg als kulturelles Zentrum der Frühen Neuzeit. Grundriß und Bibliographie.– Heidelberg: Manutius 2012. Vgl. den Eintrag von Eckart Schäfer in: Killy Literaturlexikon X (2011), S. 207–269, mit der einschlägigen Literatur. Ein gezielter Verweis: Jörg Robert: Deutsch-französische Dornen. Paul Melissus Schede und die Pluralisierung der späthumanistischen Poetik zwischen Latinität und Volkssprache(n).– In: Abgrenzung und Synthese. Lateinische Dichtung und volkssprachliche Traditionen in Renaissance und Barock. Hrsg. von Marc Föcking, Gernot M. Müller.– Heidelberg: Winter 2007 (Germanisch-romanische Monatsschrift. Beihefte; 31), S. 207–229. Die Psalter-Übersetzung liegt seit langem in einem Neudruck vor, der mit einer großen Einleitung versehen ist: Die Psalmenübersetzung des Paul Schede Melissus (1572). Hrsg. von Max Hermann Jellinek.– Halle/Saale: Niemeyer 1896 (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts; 144–148). Vgl.: Auserlesene Gedichte Deutscher Poeten gesammelt von Julius Wilhelm Zinkgref. 1624. Hrsg. von Wilhelm Braune.– Halle/Saale: Niemeyer 1879 (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts; 15). Hierin fünf deutsche Gedichte von Schede Melissus. Vgl. zu Zincgref und der Zincgrefschen Sammlung das folgende Kapitel S. 400–405 mit den Anm. 17, 21 und 24. Vgl. den Artikel von dem verehrten und allzufrüh verstorbenen Kollegen Joachim Telle in: Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller, Michael Schilling, Johann Anselm Steiger, Friedrich Vollhardt. Redaktion J. Klaus Kipf. Band II.– Berlin, Boston: de Gruyter 2012, Sp. 1–6. Hier die einschlägige Literatur. Hinzuzunehmen Gustav Bauch: Valentin Trozendorf und die Goldberger Schule.– Berlin: Weidmann 1921 (Monumenta Germaniae Paedagogica; 57), S. 230–235. Das Folgende im Anschluß an den Artikel Telles. Vgl. die grundlegende Abhandlung von Hans Bahlow: Die Anfänge des Buchdrucks zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 11 (1926–1927), S. 1–40. Vgl. zudem von Helmut Bahlow die gleichfalls grundlegende Arbeit: Aus der Frühzeit des Liegnitzer Buchhandels und Buchgewerbes.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 16 (1936–1937), S. 219–270. Hinzuzunehmen der Eintrag ›Liegnitz‹ von K. Maleczynska in der zweiten, völlig neu bearbeiteten Auflage des Lexikons des gesamten Buchwesens IV (1995), S. 542. Vgl. auch Aleksandra Mendykowa: Pierwsza typografia w Legnicy (1529–1532) [Die erste Buchdruckerei

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in Liegnitz (1529–1532)].– In: Roczniki Biblioteczne 7 (1963), pp. 249–257 (mit deutscher und russischer Zusammenfassung). Ein willkommener Beitrag liegt auch vor von Alicja Karłowska-­K amzowa: Miniatury legnickich kodeksów prawniczych z końca XIV wieku [Die Miniaturen in den juristischen Kodizes von Liegnitz zu Ende des 14. Jahrhunderts].– In: Roczniki Biblioteczne 32 (1988), pp. 107–128 (mit französischer und russischer Zusammenfassung). – Zum Kontext die Abhandlung des ersten Sachkenners Bronisław Kocowski: Zarys dziejów drukarstwa na Dolnym Śląsku [Abriß des Druckgewerbes in Niederschlesien].– In: Śląski Kwartalnik Historyczny Sobótka 2 (1947), pp. 200–276. Vgl. auch den Eintrag ›Schlesien‹ von Detlef Haberland in: Lexikon des gesamten Buch­ wesens VI (2003), S. 549–555. Hans Bahlow: Die Anfänge des Buchdrucks (Anm. 27), S. 3. Vgl. neben der Studie von Hans Bahlow auch Alfred Geyer: Alte Liegnitzer Drucke aus der Offizin von Nikolaus Schneider.– In: Mitteilungen des Geschichts- und AltertumsVereins zu Liegnitz 13 (1930–1931), S. 95–101. Geyer bietet Funde aus einem Sammelband der Bibliothek der Gnadenkirche zu Landeshut. Vgl. auch Aleksandra Mendykowa: Dzieje legnickiej Sartoriany [Geschichte der Sartoriana in Liegnitz].– In: Roczniki Biblioteczne 7 (1963), pp. 1–2, pp. 33–56 (mit deutscher und russischer Zusammenfassung). Hans Bahlow: Die Anfänge des Buchdrucks (Anm. 27), S. 18 f. Die erwähnten neun Kompositionen daselbst aufgeführt, S. 29. Wir verweisen, um Wiederholungen zu vermeiden, zurück auf die entsprechenden Titelangaben im dritten Kapitel unseres Buches, und hier insbesondere auf die Anm. 31, 39 und 62. Viri Generosi & Magnifici Wolfgangi a Rotkirch Panthenae et Schwenckfeld. Domini Illustriss. Aulae Lig. Consiliarii et ampliss. Ducatus Capitanei, Virtuti ac Honori devota Epicharmata Eulogetica. P.P. Typis Lig. Nicol. Sartorii. (BU Wrocław: 425703, 507474). Vgl. Kapitel III, Anm. 63. Pio & Florentiss. Principi Patri Patriae Georgio-Rodulpho [!], Duci Silesiae Ligio-Breg. Sub Panegyrica Celeber. Ligior. Reipub. Archaeresia Publ. & Perp. Virtutis & Honoris Hostimentum exstruct. Cum a […] Viri Joannes Flignerus Consul, Caspar ­Schultes J.U.D. Pro-Cons. & Syndic. Caspar Krebs Praetor, Valentinus Ludovicus Sen. Joa­chi­ mus Baudisius, & Caspar Thilo, Assessores & Senatores in ead. Repub. Gravissimi, ob laudabil. Regiminis Administr. iter. Gratiose & Honorif. confirmarentur XIIV. Cal. Martii A.C. M.DC.XVI. Humil. Subject. erg. Dedicatum a Valentino Ludovico Lig. Not. P. Caes. & Scholae Patr. Collega. [Kolophon:] Lignicii Typis Nicolai Sartorii. (BU Wrocław: 411515). Disce Mori Paulinum. Das ist: Das Heiligen Apostels Pauli Sterbekunst/ Wie Er sie practiciret/ vnd seinem Jünger/ so wol vns allen zur Christlichen Nachfolge hinterlassen/ vnd Jn der 2. Epist. an Timoth. am 4. cap. im 7. vnd 8. vers. fürgeschrieben hat/ Erkläret in der Kirchen zu S. Peter vnd Paul in Lignitz/ den 2. Julii, Anno 1617. Bey dem Christlichen Begrebnus/ vnd Ehrengedechtnus des Weiland […] Herrn M. Nicolai Ludovici Glogoviensis, Dreyer fürnehmen Schulen Alten gewesenen Treufleissigen Rectoris vnd Emeriti, Von Abrahamo Frisio Laubanense, derselben Kirchen Pastore. Gedruckt zur Liegnitz durch Nicolaum Sartorium. [Kolophon:] Gedruckt zur Liegnitz durch Nicolaum Schneider. A.C. 1618. Vgl. das heute unter der Signatur 402129 in Breslau verwahrte Exemplar der Leichenpredigt des Hofpredigers Elias Hoßmann für Sophie Elisabeth: Fürstliche Leichpredigt/ Der

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Anmerkungen

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Durchlauchten Hochgebohrnen Gottseligen Fürstin vnd Frawen/Frawen ­Sophien Elisabet/ Hertzogin in Schlesien/ zur Liegnitz/ Brieg vnd Goldberg: […] Welche Anno 1622. 9. Febr. […] entschlaffen: […] Gehalten durch Eliam Hoßman/ F. L. Hoffpredigern. [Kolophon:] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Liegnitz/ Jm Jahre: 1622. Wir verweisen nochmals auf Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Drittes Bändchen: Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609–1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675–1741 und die alte Verfassung des Landes.– Brieg: Bänder 1856. Hier insbesondere S. 19–22, zur folgenden Äußerung von Lauban vgl. S. 19 f. Vgl. zu Elisabeth von Senitz die Beiträge von Mirosława Czarnecka: Adlige Dichterinnen in Schlesien im 17. Jahrhundert.– In: Adel in Schlesien. Band 1: Herrschaft – Kultur – Selbstdarstellung. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Matthias Weber.– München: Oldenbourg 2010 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa; 36), S. 471–473; dies.: Die geistliche Lyrik der Schlesierinnen Chris­ tina Cunrad und Elisabeth von Senitz.– In: Weltgeschick und Lebenszeit. Andreas Gryphius, ein schlesischer Barockdichter aus deutscher und polnischer Sicht. Hrsg. von der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus.– Düsseldorf: Droste 1993 (Schriften der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum), S. 187–212. Vgl. auch den Eintrag von Ewa Pietrzak in: Killy Literaturlexikon X (2011), S. 761. Brieg verfügt leider nicht über eine Abhandlung von jenem Zuschnitt, den Bahlow dem eminent wichtigen Themenkomplex für Liegnitz zu verleihen wußte. Auch fehlt unbegreiflicherweise ein Eintrag für Brieg im Lexikon des gesamten Buchwesens, während für Liegnitz doch ein solcher namhaft zu machen war. Die lexikalische Behandlung lokaler Gegebenheiten und Bewandtnisse bleibt ein Problem in Handbüchern und bibliographischen Dokumentationen. Wir können nur verweisen auf Günther Kersten: Die Brieger Buchdrucker.[– Brieg: Süßmann 1929]. Es handelt sich um einen Sonderdruck aus: Briegische Heimatblätter zur Pflege von Heimatkunde, Heimatgeschichte, Heimatliebe und Heimatstolz 29 (1928), S. 113 f.; 30 (1929), S. 117 f.; 31 (1929), S. 121 f. Einiges Bemerkenswerte auch in K[arl]. F[riedrich]. Schönwälder, J[ohannes]. J[ulius]. Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Zur Dreihundertjährigen Jubelfeier.– Breslau: Nischkowsky 1869. Vgl. Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Zweites Bändchen: Von der Kirchenreformation bis zur Verleihung des Majestätsbriefes. (1521 bis 1609).– Brieg: Bänder 1855, S. 314 f. Christliche Leichpredigt Bey der Begräbnüß/ der Edlen/ […] Frawen Barbarae gebornen Panwitzin/ Des Edlen/ […] Herrn Georg von Rohrs/ vnd Steyn/ auff Malerdorff/ deutsch Breylaw/ vnd Mechwitz/ Ehelichen hertzgeliebten Haußfrawen/ welche in GOtt Christlich vnd selig Anno 1606. Den 22. Septemb: am tage Mauricij zwischen 8. vnd 9. Vhren/ für Mittag zue Glatz vorschieden/ vnnd hernach den 6. Octob: Zue Mechwitz mit Adelichen vnd gebreuchlichen Ceremonien daselbst zue jhrem ruhebettlin gebracht worden. Gehalten durch Bartholomeum Nigrinum Pastorem zue Banckaw/ vnnd Mechwitz/ vnd bey der Pristerschafft im Brigischen Seniorem. Gedruckt in der Fürstl: Stadt Briegk/ bey Casparo Sigfried. Anno 1610. (BU Wrocław: 508123). Acclamatione gratulatoria Arboris Piasteae Ad ramum unicum usque conscissae priùs, nunc verò aliqvot virentibus, gratiâ Divinâ favente, renovatae & adornatae Surculum […]

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Dn. Joachimum Ducem Sil: Ligio-Bregensem XX. Decemb. anni MDCXII. in lucem editum Musa Rösslero-Mucciana humilima cum subjectione & obseqvij debita promtitudine excipit. Bregae Typis Sigfridianis. [1613]. (BU Wrocław: 354703, 410724). M. Melch. Laubani Sprotavii Silesii De Disciplina Scholastica Auspicalis Oratio, ­Dicta Bregae in sollemnissimâ praesentiâ excelsissi Principis, Aulae Magnatum, Nobilitatis, & Senatûs Populique Bregensis; Cùm Illustris ibid. Gymnasii Rector Ducali auctoramento designaretur, Anno novissimae gratie MDCXIV, Ante diem XV KL. Quinctiles. Bregae Typis Casparis Sigfridi. (BU Wrocław: 411519). Es handelt sich um ein Widmungsexemplar Laubans für Georg Rudolf, herrührend aus der Rudolphina (Nr. 4071), und enthält im Anhang zehn poetische Zuschriften, einsetzend mit Jakob Schickfuß. Zahlreiche weitere Exemplare, teilweise mit Widmungen anderweitiger Vorbesitzer, werden in der BU Wrocław verwahrt. – Zu weiterem Schulschrifttum, insbesondere Laubans, vgl. die reichhaltige, kommentierte Bibliographie zur Geschichte des Brieger Gymnasiums in der kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung von Klaus Garber in: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 19, Abteilung IV (Anm. 14), S. 88–91. […] Domino, Dn. Georgio Rudolpho, Dvci Silesiae, Lignic. et Breg. Principi & Domino suo clementiss. Peregrinatione laboriosa, periculosaque per Italiam, Galliam & Belgium, coelestis Archiducis, Promachi providentiss. praesidio, ac exoptatiss. comitatus sanctiss. Angelorum adiumento tutiss. confecta, Ad basilicam suam, cum maxima congratulatione consangvinitatis Illustriss. & profuso jubilo, debitoque applausu cunctorum subditorum revertenti, & Principissam Illustriss. & omnibus Principalium virtutum dotibus eminentiss. Sophiam-Elizabetham Celsiss. Principis ac Dn. Dn. Ioannis Georgii, Princip. Anhalt. Comit. Ascan. Filiam, ex Divini fati potestate, nuper Dessavij in matrimonium ductam, domum deducenti, Monimentum hoc epibaterion & epithalamion, qvale qvidem cunque animo tamen obseqventiss. & submissè gratulabundo statuit Christoph. Rössler D. [Kolophon:] Bregae Prelo Sigfridiano. Anno 1614. (BU Wrocław: 411674, 425700). Nicolai Henelii U.J.D. Epigrammatum Liber II. Ad Illustrissimum & Celsissimum Principem ac Dominum, Dominum Georgium-Rudolfum, Ducem Silesiae Lignicensem ac Brigensem &c. […] Bregae Typis Casparis Sigfridi. Anno MDCXV. Christlicher Obrigkeit Kyrchenpflege. Zum Briegk auff dem General Conuent bey der Jnuestitur Des […] Herrn Iohannis Neomenij Fürstlichen Hoffpredigern zum Briegk/ vnd deßselbten Fürstenthumbs […] Superintendenten, gehandelt Von M. Johanne Bvchvväldero. Anno 1614. den 28. Maij[.] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ durch Casparum Sigfried. Jm Jahr/ 1616. (Exemplar in der SLUB Dresden: Hist.Siles.122.af,misc.11). Vgl. in diesem Zusammenhang auch Dietrich Meyer: Die reformierten Hofprediger im Herzogtum Liegnitz-Brieg im 17. Jahrhundert.– In: Die Reformierten in Schlesien. Vom 16. Jahrhundert bis zur Altpreußischen Union von 1817. Hrsg. von Joachim Bahlcke, ­Irene Dingel.– Göttingen, Bristol/CT: Vandenhoeck & Ruprecht 2016 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte; 106), S. 83–114, insbesondere S. 86 f. mit Anm. 12. Lemmata Euangelica Textuum Dominicalium, Singulis Distichis, Doctrinae, Redargutioni, Institutioni, Correctioni, Consolationi facientibus Succinctê explicata a M. Melchiore Laubano, Ducalis Gymnasii Breg. Rectore. Bregae, Typis Sigfridianis. A°. 1617. (BU Wrocław: 317764, 382967, 412172).

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Anmerkungen

48 Strena Quam Jllustrissimae Celsitudini Tuae Jllustrissime Celsissimeque Princeps ac Domine, Dn. Iohannes Christiane Silesiorum Lignicens. & Bregensium Dux inclute pro felicibus multor. novor. annor. auspicijs offert M. Georgius Maerisch Olaviensis, magnae spei Filij, Magni viri Domini Matthiae Seidelij Consulis Olaviensium meritissimi, p.t. Ephorus Anno […] [1623]. Bregae Typis Augustini Gründeri. (BU Wrocław: 534654). 49 Chilias Graeco-Latina Merorvm Trochaeorvm cum interpretatione Germanica Qvam Illustrißimo, Celsißimoque Principi ac Domino, Domino Ioanni Christiano Dvci Silesiae Lig­nicensi Ac Bregensi, Domino suo Clementissimo Pro Felicissimorum novorum annorum Chiliade Argentina destinat M. Georgius Maerisch, Olavia-Silesius. Brieg: Gründer 1625. 50 Vgl. Kapitel III, S. 82 mit Anm. 46. 51 Vgl. das folgende Kapitel. 52 Refrigerium Animae. Erquickung der Seelen daß ist Schrifftmässige Erklärung des 23. Psalms Davids. Der HERR ist mein Hirt. Jn Eylff Trostreiche Predigten abgethailet/ vnd in der Pfarrkirchen der Fürstlichen Stadt Briegk in OberSchlesien gehalten. Durch Georg: Fabricium S. Falcobergâ Sil. bey deroselben Kirchen Pfarrern/ vnd in demselben Fürstenthumb Seniorem Primarium. Gedruckt zum Briegk/ Jn Verlegung Hanß Eyrings vnd Johann Perferts Seel: Erben. Anno Christi M.DC.XXXII. (VD17: 23:333396G). 53 Vgl. auch hier Kapitel III, S. 86 mit der Anm. 55. 54 Es reicht an dieser Stelle aus, wenn wir auf einige Lexikonartikel verweisen, in denen die einschlägige Literatur versammelt ist. Vgl. Klaus Garber: Arkadien-Utopie.– In: Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Hrsg. von Hans Jörg Sandkühler. Band IV.– Hamburg: Meiner 1990, S. 685–690. Wiederabgedruckt unter dem Titel: Europäische Bukolik und Georgik. Eine Skizze.– In: ders.: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– München, Paderborn: Fink 2009, S. 217–227 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis). Hier in diesem Werk eine eigene Abteilung II mit dem Titel ›Wunschbild Arkadien. Metamorphosen einer europäischen Utopie‹, S. 215–330. Des weiteren Klaus Garber: Schäferdichtung.– In: Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hrsg. von Walther Killy. Band XIV: Begriffe, Realien, Methoden. Hrsg. von Volker Meid.– Gütersloh, Paderborn: Bertelsmann 1993, S. 338–341; ders.: Schäferdichtung.– In: Das Fischer Lexikon Literatur. Hrsg. von Ulfert Ricklefs. Band III.– Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuchverlag 1996 (Fischer; 4567), S. 1746–1765; ders.: Bukolik.– In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. 3., neubearb. Aufl. Band I. Hrsg. von Klaus Weimar.– Berlin, New York: de Gruyter 1997, S. 287–291. Vgl. auch die zehn Beiträge zur Arkadiendichtung, die versammelt sind in Garber: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit (Anm. 8). 55 Der Titel des Werkes: Jüngst=erbawete Schäfferey/ Oder Keusche Liebes=Beschreibung/ Von der Verliebten Nimfen Amoena Vnd dem Lobwürdigen Schäffer Amandus, Besagten beyden Amanten, so wol zu bezeigung höchstthulicher Dienstfertigkeit/ als zu Versicherung geneigter Gunstgewogenheit vbersetzet/ Durch A.S.D.D. Leiptzig/ Jn Verlegung Eliae Rehe­felds/ Buchhändl. Jm Jahr 1632. Das Werk liegt auch im Neudruck vor: Schäferromane des Barock. Hrsg. von Klaus Kaczerowsky.– Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1970 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft; 530–531. Deutsche Literatur; 35), S. 7–96.

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56 Vgl.: Martin Opitzen Schäfferey Von der Nimfen Hercinie. Gedruckt zum Brieg/ Jn verlegung David Müllers Buchhandlers in Breßlaw. 1630. [Kolophon:] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ durch Augustinum Gründern. A.C. 1630. Auch dieses Werk ist leicht wieder greif bar, und das sowohl im Faksimile wie auch als Neudruck. Vgl. Martin Opitz: Die Schäfferey von der Nimfen Hercinie. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1630. Hrsg. und eingel. von Karl F. Otto, Jr.– Bern, Frankfurt/Main: Herbert Lang 1976 (Nachdrucke deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts; 8); Martin Opitz: Schäfferey von der Nimfen Hercinie. Hrsg. von Peter Rusterholz.– Stuttgart: Reclam 1969 (Reclams Universal-Bibliothek; 8594). Beide Ausgaben sind mit sehr instruktiven Beigaben der Herausgeber versehen. Vgl. auch: Martin Opitz. Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band IV: Die Werke von Ende 1626 bis 1630. Teil 2.– Stuttgart: Hiersemann 1990 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 313), S. 508–578. 57 Vgl. Klaus Garber: Der locus amoenus und der locus terribilis. Bild und Funktion der Natur in der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts.– Köln, Wien: Böhlau 1974 (Literatur und Leben. N.F.; 16). Hier S. 26–38: ›Die Prosaekloge‹. 58 Ein paar weiterführende Literaturhinweise mögen willkommen sein. Es hat eine lebhafte Forschungsdiskussion um den Text gegeben, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Vgl. Heinrich Meyer: Der deutsche Schäferroman des 17. Jahrhunderts.– Diss. phil. Freiburg/Br. 1927. Druck: Dorpat: Mattiesen 1928, S. 76–80; Franz Heiduk: Die Liebes-Beschreibung von Amoena und Amandus.– In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 17 (1973), S. 136–153; Marieluise Bauer: Studien zum deutschen Schäferroman des 17. Jahrhunderts.– Diss. phil. München 1979, S. 109–128; Wilhelm Voßkamp: Le roman pastoral allemand en tant que ›privatwerck‹.– In: Le genre pastoral en Europe du XVe au XVIIe siècle. Ed. par Claude Longeon.– Saint Etienne: Université de Saint-Etienne 1980 (Centre d’Etudes de la Renaissance et de l’Age Classique), pp. 257–267; Klaus Garber: Martin Opitz’ ›Schäferei von der Nymphe Hercinie‹. Ursprung der Prosaekloge und des Schäferromans in Deutschland.– In: Martin Opitz. Studien zu Werk und Person. Hrsg. von Barbara Becker-Cantarino.– Amsterdam: Rodopi 1982 (Daphnis; XI/3), S. 547–603. Wiederabgedruckt in: ders.: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit (Anm. 8); Gerhard Spellerberg: Schäferei und Erlebnis. Der erste deutsche ›Schäferroman‹ und die Forschung.– In: Daphnis 18 (1989), S. 59–112; Ulrich Seelbach: Logau, Gruttschreiber, Gregersdorf. Zum Verfasser der ›Jüngsterbaweten Schäfferey‹.– In: ebd., S. 113–124. 59 Wir zitieren nach dem zuverlässigen Neudruck von Kaczerowsky (Anm. 55). Hier das vorgelegte sowie das folgende Zitat S. 13. 60 Ebd., S. 22. 61 Arnold Hirsch: Bürgertum und Barock im deutschen Roman. Eine Untersuchung über die Entstehung des modernen Weltbildes.– Frankfurt/Main: Baer 1934. Das Werk ist Richard Alewyn gewidmet. Der Untertitel der posthumen zweiten Auflage ist geringfügig modifiziert: Arnold Hirsch: Bürgertum und Barock im deutschen Roman. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Weltbildes. 2. Auflage besorgt von Herbert Singer.– Köln, Graz: Böhlau 1957 (Literatur und Leben. N.F.; 1). Hier das vorgelegte Zitat S. 91. 62 Ulrich Seelbach, dessen Arbeit wir oben Anm. 58 zitierten, ist diese Entschlüsselung zu danken.

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Jüngst=erbawete Schäfferey (Anm. 55), S. 9 (im Neudruck). Ebd. Ebd. Ebd., S. 10. Sie steht ebd. auf den Seiten 11 f. Die eingehendste Biographie findet man in: Wencel Scherffer von Scherffenstein. Geistund weltlicher Gedichte Erster Teil. Brieg 1652. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Ewa Pietrzak.– Tübingen: Niemeyer 1997 (Rara ex bibliothecis Silesiis; 6). Das über hundert Seiten umfassende ›Nachwort‹ der Herausgeberin enthält neben der Biographie und der Charakteristik des Gesamtwerkes und der vorliegenden Gedichtsammlung auch einen Sachkommentar sowie eine Bibliographie der wissenschaftlichen Literatur. Für das Nachleben Scherffers und die Beschäftigung mit seinem Werk ist damit optimal Sorge getragen. Vgl. auch den Eintrag von Marian Szyrocki und Ewa Pietrzak in: Killy Literaturlexikon X (2011), S. 310–312. Die bis zum Erscheinen der Edition der Gedichte Scherffers durch Pietrzak maßgebliche Monographie stammt von Paul Drechsler: Wencel Scherffer von Scherffenstein. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im 17. Jahrhundert.– Diss. phil. Breslau 1886 (Druck: Breslau: Koebner 1896). Zu Matthäus Apelles von Löwenstern, dem Geistesverwandten und Weggefährten Scherffers, vgl. den Eintrag von Marian Szyrocki und Ewa Pietrzak in: Killy Literaturlexikon I (2008), S. 181, mit der einschlägigen Literatur. Hervorzuheben ist die auf archivarischen Studien beruhende gründliche Untersuchung von Peter Epstein: Matthäus Apelles von Löwenstern, ein schlesischer Dichter, Musiker und Gelehrter (1594–1648).– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 62 (1928), S. 1–30. Diese Arbeit ist eingegangen in die um wichtige biographische und sonstige ›Ergänzungen‹ erweiterte und grundlegend gebliebene Monographie von Epstein: Apelles von Löwenstern. Mit einer Neuausgabe der Chöre zu Martin Opitz’ ›Judith‹.– Breslau: Priebatsch 1929 (Schriften des Musikalischen Instituts bei der Universität Breslau; 1). Epstein hat auch das Porträt des Dichters und Musikers in den ›Schlesischen Lebensbildern‹ verfaßt: Schlesier des 17. bis 19. Jahrhunderts. Hrsg. von Friedrich Andreae, Max Hippe, Paul Knötel, Otfried Schwarzer.– Breslau: Korn 1928 (Schlesische Lebensbilder; 3). 2. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1985, S. 42–47. Vgl. Werner Milch: Daniel von Czepko. Persönlichkeit und Leistung.– Breslau: Trewendt & Granier 1934 (Einzelschriften zur Schlesischen Geschichte; 12). Vgl. Will-Erich Peuckert: Die Rosenkreutzer. Zur Geschichte einer Reformation.– Jena: Diederichs 1928. 2., neugefaßte Auflage unter dem Titel Das Rosenkreutz mit einer Einleitung herausgegeben von Rolf Christian Zimmermann.– Berlin: Schmidt 1973 (Pansophie. Dritter Teil). Vgl. auch Siegfried Wollgast: Hans Theodor von Tschesch und Abraham von Frankenberg.– In: ders: Philosophie in Deutschland zwischen Reformation und Aufklärung. 1550–1650.– Berlin: Akademie-Verlag 1988, S. 762–806. Vgl.: Längst=verlangetes Nunc Dimittis, Oder Gewüntschtes Außspannen Eines Lebens=satten Wol=geübten Christen/ Weyland (Titul.) Hn. Wentzel Scherffers von Scherffenstein/ K.G.P. und biß in die 40. Jahr Treu=fleissig gewesenen Hof=Organisten/ wie auch dieses uhralten Hoch=Fürstlichen Piasteischen Hauses ältisten Dieners/ etc. A. 1674. den 27. Augusti gnädigst gewehret/ und den folgenden 2. Septembris mitleidig

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besungen Von etlichen Mitleidenden Nachbarn. Jn der Fürstl. Residentz Brieg druckts Joh. Christoph Jacob. (BU Wrocław: 568916). Vgl. im Nachwort der Edition von Pietrzak (Anm. 68) den Abschnitt ›Freundeskreis‹, S. 11*–25*. Hier die folgenden Angaben. Vgl.: Friedrichs von Logau sämmtliche Sinngedichte. Hrsg. von Gustav Eitner.– Tübingen: Fues 1872 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart; 113). Reprint: Hildesheim, New York: Olms 1974. Hier gleich unter der Nummer 3 (S. 5): ›Über die Schäferey Amoena eines ungenannten Freundes‹. Zu Logau vgl. die Einträge von Peter Ukena in der NDB XV (1987), S. 116 f., sowie von Wolfgang Harms in: Killy Literaturlexikon VII (2010), S. 494–496. Verwiesen sei außerdem aus jüngster Zeit auf den gehaltreichen Sammelband: Salomo in Schlesien. Bei­träge zum 400. Geburtstag Friedrich von Logaus (1605–2005). Hrsg. von Thomas Althaus, ­Sabine Seelbach.– Amsterdam, New York: Rodopi 2006 (Chloe; 39). Vgl.: Auf den Namens=Tag (tit:) Herrn Ezechielis Paritii Fürstl. Brieg. Kunst: und Hofe=Mahlers/ 10. April. 1655. (BU Wrocław: 533043). Eingegangen in: Wencel Scherffers von Scherffenstein G.K.P. Bind- und Namens-Lieder. 1658. (Exemplar Staats­bibliothek Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Yi 2381 R). Hier S. 84–93. Vgl. Michael Schilling: Literatur und Malerei. Ein Namenstagsgedicht Wencel Scherffers von Scherffen­ stein als Kabinettstück für den Brieger Hofmaler Ezechiel Paritius.– In: Daphnis 30 (2001), S. 441–464. Vgl. auch Ewa Pietrzak: Addenda zur Bibliographie der Werke Wencel Scherffers von Scherffenstein.– In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 23 (1996), S. 1–13. Hier S. 8, Nr. 30. Vgl.: Hermanni Hugonis S.J. Gottsäliger Verlangen Drey Bücher/ nehmlich: 1. Wehklagen der Büssenden Seelen. 2. Wünsche der Heiligen Seelen. 3. Seufftzen der Liebenden Seelen. Jn Lateinischen Versen vielmal gedruckt/ itzt aber auch in so viel Teutschen Reimen beysammen heraus gegeben/ nebst einem Jnhalts=Register/ von Wencel Scherffern von Scherffenstein. G.K.P. Jn Verlegung des Ubersetzers gedruckt im Jahr Christi M.DC.LXII. Vgl. dazu Eckhard Grunewald: Die ›Pia Desideria‹-Übersetzung des Wenzel Scherffer von Scherffenstein – ein frühes Zeugnis ›schlesischer Toleranz‹?– In: Die oberschlesische Literaturlandschaft im 17. Jahrhundert. Hrsg. von Gerhard Kosellek.– Bielefeld: Aisthesis 2001 (Tagungsreihe der Stiftung Haus Oberschlesien; 11), S. 59–74. Vgl. O.F. Tscherning: Tscherningsches Vergißmeinnicht. Altes und Neues über die Familie Tscherning aus Bunzlau in Schlesien. Gesammelt und den Familienmitgliedern dargereicht.– Hirschbronn a.N.: Tscherning 1905. Hier zu David Tscherning S. 35 f.; Adam Więcek: Dawid i Jan Tscherningowie oraz ich ryciny o polskiej tematyce [David und Jan Tscherning und ihre Zeichnungen zu polnischen Themen].– In: Opolski ­Rocznik Muzealny 5 (1972), pp. 233–283. Vgl. auch den Eintrag in Ulrich Thiemes und Felix B ­ eckers ›Allgemeinem Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart‹ XXXIII (1939), S. 461 f. Vgl.: Namenstag H. Baltzer W. Buchbinders in Brieg. Jm Namen drey gutter Freunde.– In: Scherffer von Scherffenstein: Bind- und Namens-Lieder (Anm. 76), S. 80–83. Das Gedicht ist mit den Initialen ›W.S.‹, ›D.T.‹ und ›C.T.‹ unterzeichnet. Neben Scherffer dürften sich David Tscherning und Christoph Tschorn an der Ehrung des Buchbinders beteiligt haben. Scherffer hat auch ein Gedicht auf Tscherning verfaßt: Namenstag H. David T. Kupfferstechers in Brieg.– In: Bind- und Namens-Lieder (wie oben), S. 77–80.

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Anmerkungen

80 Zu Scherffer als Musiker vgl. neben der oben Anm. 68 aufgeführten Literatur auch die Einträge in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart XI (1963), Sp. 1677 f., sowie im ›Personenteil‹ der zweiten, neubearbeiteten Ausgabe, Band XIV (2005), Sp. 1309 (die Einträge jeweils von Konrad Ameln). Hinzuzuziehen auch der Eintrag in Robert Eitners ›Biographisch-bibliographischem Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten‹ IX (1903), S. 12 f. 81 Wenzel Scherffers Leichgesänge und Grabschrifften. Ao. 1646. [Kolophon:] Gedrukkt in der Fürstlichen Stadt Brig/ durch Christoph. Tschorn/ in Verlegung deß Autoris. Vgl. Curt von Faber du Faur: German Baroque Literature. A Catalogue of the Collection in the Yale University Library. Vol. I–II.– New Haven, London: Yale University Press 1958–1969 (Bibliographical Series from the Yale University Library Collections), Vol. I, p. 70, nr. 250. Drechsler: Wencel Scherffer von Scherffenstein (Anm. 68) kennt nur ein Exemplar aus der Fürstensteinschen Bibliothek, das offenkundig nicht nach Breslau gelangt ist und zu den Kriegsverlusten gezählt werden muß. Vgl. den Eintrag daselbst in der Bibliographie, S. 59, Nr. 8. 82 Vgl. Paul Drechsler: Wencel Scherffer und die Sprache der Schlesier. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Sprache.– Breslau: Koebner 1895 (Germanistische Abhandlungen; 11). Reprint: Hildesheim, New York: Olms 1977. Vgl. auch die einschlägigen Ausführungen zu Scherffer bei Helmut Henne: Hochsprache und Mundart im schlesischen Barock. Studien zum literarischen Wortschatz in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.– Köln, Graz: Böhlau 1966 (Mitteldeutsche Forschungen; 44). 83 Scherffer von Scherffenstein: Geist- und weltlicher Gedichte Erster Teil (Anm. 68), Bl. π4v. 84 Ebd., Bl. π4v f. 85 Ebd., Bl. π5r. 86 Ebd., Bl. π5r f. 87 Ebd., Bl. π5 v. 88 Ebd., Bl. π5 v f. 89 Der Titel sei hier noch einmal zitiert: Friedens beqwämigkeiten; Frülings Liebligkeiten; Freye= und Freuden=Fests Fröligkeiten; Aufs Fürstliche Beylager/ Des Durchlauchten Hochgebornen Fürsten und Herren/ Herren Ludwigs/ Hertzogens in Schlesien zur/ Liegnitz und Brieg/ und Der Durchlauchten Hochgebornen Fürstin und Freulen/ Freulen Anna Sophia Hertzogin zu Meklenburg/ Fürstin zu Wenden/ Gräfin zu Schwerin/ der Lande Rostok und Stargard Freulen: Seines gnädigen Fürsten und Herren; wie auch gnädigen Fürstin und Freulen: auf dem Hertzoglichen Hause in Brieg den 8. (18) Maij. dieses 1649sten Jahres angestellet und glükklich vollzogen. Jn unterschiedenen Reimarten gesungen von Wencel Scherffern. Gedrukkt zum Brieg/ durch Christoph. Tschorn. (Exemplar SLUB Dresden: Hist.Siles.122h). Vgl. Knut Kiesant: Friedensvisionen in Casualgedichten Wencel Scherffer von Scherffensteins (1598/99–1674).– In: Memoria Silesiae. Leben und Tod, Kriegserlebnis und Friedenssehnsucht in der literarischen Kultur des Barock. Zum Gedenken an Marian Szyrocki (1928–1992). Hrsg. von Mirosława Czarnecka, Andreas Solbach, Jolanta Szafarz, Knut Kiesant.– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 2003 (Acta Universitatis Wratislaviensis; 2504), S. 281–297. 90 Friedens beqwämigkeiten (Anm. 89), Bl. A1 v. 91 Ebd., Bl. C1r. 92 Ebd.

8. Schutz- und Schirmherren der Gelehrten

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Ebd., Bl. C1 v. Ebd., Bl. C2r f. Ebd., Bl. C3v f. Galatheus, Lucidor und Corydon, Dreyer edelsten am Guttalus wohnenden Hirten und Gebrüder Trauer=gespräch/ Von kummerhafften Zeiten und Fällen/ so ihre Triften/ Herden/ Uhralte Heuser/ ja eigene Personen und Anvorwandten/ nur von denklichen/ besonders in nechst vergangenen Jahren/ betroffen; Darzu Letzlich unverhofft den 14den Tag Jenners/ dieses 1653gsten Jahres/ geträten Der tödtliche Hintriet und versterben deß fürtrefflichsten G.R.andaevi, Jhres Edelsten Elter Hirtens/ und Hochgeehrtesten gewesenen Vorstehers aller Hirtenschafften in beyden Elysien. Jn der Fürstlichen Residentz Stadt Brieg/ drukkts Christoff Tschorn. (Exemplar BU Wrocław: 539858). 97 Ebd., Bl. A2r. 98 Ebd., Bl. A3r. 99 Ebd., Bl. A4 r. 100 Die Zitate ebd. 101 Ebd., Bl. B1 v. 102 Ebd., Bl. B2r. 103 Ebd., Bl. B5r f. 104 Vgl. den Eintrag von Dietmar Peil in: Killy Literaturlexikon IV (2009), S. 620–622. Vgl. auch Gerhard Spellerberg: Johann Christian Hallmann.– In: Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Bd. I–VIII. Hrsg. von Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max. Band II: Reformation, Renaissance und Barock.– Stuttgart: Reclam 1988 (Reclams Universal-Bibliothek; 8612), S. 364–375. 105 Vgl.: Schlesische Adlers=Flügel/ oder Warhaffte Abbild= und Beschreibung Aller ­Könige/ Ober=Regenten/ und Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien von Piasto an biß auf Unsern Regierenden AllerGenädigsten Kaiser/ König/ und Obristen Hertzog Leopoldum; welche Der Gelehrten Welt mit sonderbahrem Fleisse in gebund= und ungebundner Rede vorgestellet Johann Christian Hallmann von Breßlau/ JCtus. Jn der Fürstlichen Residentz Stadt Brieg/ druckts Christoph Tschorn/ in verlegung deß Autoris. 1672. 106 Johann Christian Hallmanns Siegprangende Tugend Oder Getrewe Urania. Lust=Spiel. Breßlaw/ Bey Gottfried Jonischen. 1667. Neudruck in: Johann Christian Hallmann. Sämtliche Werke. Hrsg. von Gerhard Spellerberg. Band III/Teil 1: Vermischte dramatische Stücke. Urania, Antiochus und Stratonica, Adonis und Rosibella.– Berlin, New York: de Gruyter 1987 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts; 125), S. 1–149. Hinzuzunehmen die druckgeschichtlichen Informationen in den Sämtlichen Werken Hallmanns, Band III/Teil 2: Vermischte dramatische Stücke. Adelheide, Heraclius.– Berlin, New York: de Gruyter 1987 (Ausgaben deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts; 126), S. 662–666. Dazu Birgit Neugebauer: ›Wir dienen GOtt’ und uns/ und was dem Nachbarn nützt/ Jst unser höchstes Ziel‹. Ein Beitrag zu Johann Christian Hallmanns Schäferspielen.– In: Studien zur Literatur des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift für Gerhard Spellerberg (1937–1996). Hrsg. von Hans Feger.– Amsterdam, Atlanta: Rodopi 1997 (Chloe. Beihefte zum Daphnis; 27), S. 179–202; Christiane Caemmerer: Schäferspiel im Dienste christlicher Lebensführung und eine satirische Nachdichtung. Johann Christian Hallmann: ›Urania‹ (1666) und ›Rosibella‹ (1671/1673) sowie Jacob Reich: ›Der unbeglückte Schäffer Corydon‹ (1686).– In: dies.: Siegender Cu-

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Anmerkungen

pido oder Triumphierende Keuschheit. Deutsche Schäferspiele des 17. Jahrhunderts dargestellt in einzelnen Untersuchungen.– Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog 1998 (Arbeiten und Editionen zur Mittleren Deutschen Literatur. N.F.; 2), S. 413–462. Zum Kontext: Achim Aurnhammer: Melpomene musiziert. Vom Einzug der Oper in das schlesische Schauspiel des Barock.– In: Wort und Ton. Hrsg. von Günter Schnitzler, Achim Aurnhammer.– Freiburg/Br.: Rombach 2011 (Rombach-Wissenschaften. Reihe Litterae; 173), S. 43–57. 107 Vgl.: Als Nach dem unerforschlichen Rathschluß des Allerhöchsten Der Weiland […] Herr George/ Herzog in Schlesien zur Lignitz und Brig/ Der Röm. Käyserl. auch zu Hungarn und Böheim Königl. Majest. geheimer Rath/ Cämmerer/ und Obrister Hauptmann im Hertzogthumb Ober= und Nieder=Schlesien/ Seiner hertzliebsten Fürstl. Gemahlin/ Der […] Frauen Elisabeth Maria Charlotten/ Hertzogin in Schlesien zur Lignitz und Brig/ gebornen Pfaltzgräfin bey Rhein/ Hertzogin in Bäyern/ Gräfin zu Spannheim/ etc. Welche Jhrer Fürstl. Durchl. den 20. May. 1664. aus diesen Jrrdischen in die Himmlischen Palläste vorgegangen/ Durch ein […] sanfftes Einschlaffen den 14. Juli erwehnten Jahres seeligst nachfolgte/ Und Hochgedachter beyder Fürstl. Cörper Höchsttrauerlicher Leich=Conduct, […] in dero Fürstl. Residentz=Stadt Brig den 9. Octob. 1664. angestellet wurde/ Solte Die […] Fürstl. Leichen/ Wie auch Das gantze […] Fürstl. Haus Lignitz und Brieg […] in Jehna bedienen Johann Christian Hallmann von Breßlau. B.R.B. Jena/ Gedruckt bey Johann Nisio/ Anno 1664. (BU Wrocław: 566019). 108 Hallmann: Sämtliche Werke. Band III/Teil 1: Vermischte dramatische Stücke (Anm. 106), S. 6. 109 Ebd., S. 7. 110 Vgl.: Johann Christian Hallmanns Pastorella Fida Oder Sinnreiche Urania, Lust=Spiel. Durch die Den Magdalenischen Musen in Breßlau Ergebene Jugend Auff Offentlicher Schau=Bühne dargestellet Jm M.DC.LXVIsten Jahre. Breßlaw/ Druckts Johann Christoph Jacob/ Baumannischer Factor. Wiederabgedruckt in: Das Breslauer Schultheater im 17. und 18. Jahrhundert. Einladungsschriften zu den Schulactus und Szenare zu den Aufführungen ›förmlicher Comödien‹ an den protestantischen Gymnasien. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Konrad Gajek.– Tübingen: Niemeyer 1994 (Rara ex bibliothecis Silesiis; 3), S. 487–490.

9. Martin Opitz und die Piasten *

Martin Opitz ist der wichtigste Autor im Umkreis der Piasten geblieben. Im folgenden geht es um seinen dichterischen Beitrag. Vorangestellt sind einige allgemeinere Kapitel. Angesichts der Bedeutung des Autors schien es wünschenswert, in einem Anmerkungsapparat eingehendere Verweise zu bieten. Das Fehlen eines Opitz-Handbuches macht sich nach wie vor nachhaltig geltend. Die Opitz-Literatur in großer Sorgfalt und Zuverlässigkeit zusammengestellt in: Julian Paulus, Robert Seidel: Opitz-Bibliographie 1800–2002.– Heidelberg: Palatina 2003. Die Fortschreibung der Bibliographie wäre zu begrüßen. Die Literatur zu Opitz und insbesondere auch zu dem historischen, institutionellen und kulturgeschichtlichen Umfeld wurde bis in die Mitte der achtziger Jahre umfassend dokumentiert von Klaus Garber: Martin Opitz.– In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und

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Werk. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Harald Steinhagen, Benno von Wiese.– Berlin: Schmidt 1984, S. 116–184. Diese Arbeit wurde soeben neuerlich gedruckt. Vgl. Klaus Garber: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– Paderborn: Fink 2017. Wie im Falle aller anderen daselbst neugedruckten Studien wurde auf eine Aktualisierung der Literaturangaben – von gekennzeichneten Ausnahmen abgesehen – verzichtet. Eben deshalb auch an dieser Stelle bevorzugt die Zitierung jüngerer Arbeiten. Für den Neudruck der Opitz-Studie wurde allerdings eine feinmaschige Gliederung mittels Zwischenüberschriften vorgenommen. Es mag willkommen sein, diese hier zu reproduzieren, um sich über den Inhalt der Studie rascher zu orientieren: Dichter – Kulturpolitiker – Diplomat. Der ›Vater der deutschen Dichtung‹ Martin Opitz I: Eingang II: Skizze einer Biographie Aufstieg Schlesiens – Herkunft aus dem Kleinbürgertum Bunzlaus – Übergang nach Breslau – Auf dem Gymnasium in Beuthen – Frankfurter Interim – Im Zentrum des politischen Calvinismus: Heidelberg – Der Heidelberger Kreis der Dichter und Gelehrten – Begegnung mit Bernegger in Straßburg – Das Böhmen-Abenteuer des Pfälzischen Kurfürsten – Die verlorene Schlacht am Weißen Berg als deutsches Schlüsseldatum – Kämpferische Publizistik im Umkreis des ›Winterkönigs‹ – Opitz in den reformierten Niederlanden – Leiden als Hochburg gelehrter Studien – Rückkehr nach Schlesien und Umschwung nach 1620 – Exkursion in das Siebenbürgen Bethlen Gábors – Zwischen den Fronten – Im Dienst Karl Hannibals von Dohna – Politische Mission in Paris – Jacques-Auguste de Thou und das ›Cabinet Dupuy‹ – Rückkehr in das protestantische Lager – Exil in Polen – Sonderstellung des Königlichen Preußen – Konfessionelle Toleranz in Polen – Letzte Lebensjahre in Danzig III: Der Poetologe und Kulturpolitiker Die ›Querelle‹ humanistisch gewendet – Vorrede als Paradigma humanistischer Para­texte – Auftakt mit dem Aristarchus – Funktion der Germanen – Das römische Para­d igma – Nationale kulturelle Mission – Ansätze zur Kanonbildung – Strategie der Widmung: ›De vera nobilitate‹ – Mittelstellung des Buches von der Deutschen Poeterey – Literarhistorische Linienführung: Kritik der stadtbürgerlichen Dichtung – Aufwertung der Poesie und des Poeten – Abwertung des Einsatzes der Heidelberger: Die Ausgabe Zincgrefs von 1624 in den Augen von Opitz – Die Vorrede zu den Gedichten von 1625 als kulturpolitisches Manifest – Exempel fürstlichen Mäzenatentums: Rom als Paradigma – Schlüsselrolle der ›karolingischen Renaissance‹ – Fürst und Poet in der Renaissance – Übergang nach Deutschland: Der Fürstliche Gründer der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ als Adressat IV: Zwischen Lehrgedicht und Epos: Opitzens TrostGedichte Spitzenstellung des Epos im Humanismus – Aufstieg zum Epos sistiert – Der fürstliche Widmungsempfänger als Vorbild – Zeitgeschichtlicher Gehalt – Nationaler Auftakt im Zeichen des Böhmischen Krieges – Segnungen des Friedens, Schandmale des Krieges – Konfessionspolitische Identifizierung des ›Feindes‹ – Lädierung der christlichen Religion – Glauben nicht zu erzwingen – Meditative Digressionen – Dialektik der ›virtus‹ – Krisenerfahrung – Tugend politisch gewendet: Affinität zum frühmodernen Staat – Tugend im Bündnis mit Widerstand aus calvinistischem Geist – Schlüsselstel-

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Anmerkungen

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lung des dritten Buches – Die konfessionspolitischen Bürgerkriege als episches Sujet – Spanische Tyrannei und Selbstbehauptung der Niederlande – Die Einheit des deutschen Vaterlandes – Kampf der Tyrannei – Consolatio – Schlußgebet als Friedensvision V: Generator des humanistischen Gattungsrepertoires in deutschem Gewand Innere Organisation der Gedichtsammlung von 1625 – Trauerspiel und Singspiel, Roman und schäferliche Erzählung – Aspekte der Nachgeschichte. Vgl. die Rezeptionsgeschichte von Klaus Garber: Martin Opitz – ›der Vater der deutschen Dichtung‹. Eine kritische Studie zur Wissenschaftsgeschichte der Germanistik.– Stuttgart: Metzler 1976. Zum Kontext die beiden wichtigen Studien von Hans-Harald Müller: Barockforschung. Ideologie und Methode. Ein Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte 1870–1930.– Darmstadt: Thesen Verlag 1973 (Germanistik; 6), und Herbert Jaumann: Die deutsche Barockliteratur. Wertung – Umwertung. Eine wertungsgeschichtliche Studie in systematischer Absicht.– Bonn: Bouvier 1975 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 181). Wir besitzen keine weit ausholende Monographie, die die Geschichte des Erwachens der nationalen Literaturen im Kontext des europäischen Humanismus zusammenhängend und vergleichend darstellen würde. Die vorhandenen Sammelbände können keinen zureichenden Ersatz stellen. Vgl. etwa: Renaissanceliteratur und frühbürgerliche Revolution. Studien zu den sozial- und ideologiegeschichtlichen Grundlagen europäischer Nationalliteraturen. Hrsg. von Robert Weimann, Werner Lenk, Joachim-Jürgen Slomka.– Berlin, Weimar: Auf bau-Verlag 1976; Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit. Akten des 1. Internationalen Osnabrücker Kongresses zur Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber.– Tübingen: Niemeyer 1989 (Frühe Neuzeit; 1); Latein und Nationalsprachen in der Renaissance. Hrsg. von Bodo Guthmüller.– Wiesbaden: Harrassowitz 1998 (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung; 17); Literatura y nación. La emergencia de las literaturas nacionales. Ed. p. Leonardo Romero Tobar.– Zaragoza: Prensas Universitarias de Zaragoza 2008 (Humanidades; 69. Serie Clío y Calíope). Vgl. auch die drei Studien von Klaus Garber, zusammengefaßt unter dem Titel ›Das Projekt der Nationalsprache und Nationalliteratur in der Frühen Neuzeit Europas‹.– In: ders.: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit. Gesammelte Studien.– München: Fink 2009, S. 13–213. Hier insbesondere der Originalbeitrag ›Die Idee der Nationalsprache und Nationalliteratur in der Frühen Neuzeit Europas‹, S. 107–213. Eine wiederum große, gegenwärtigen Ansprüchen genügende Opitz-Monographie existiert nicht. Die entscheidenden Fortschritte wurden derzeit in der Bearbeitung einzelner Themenkomplexe erzielt. Die entsprechende Literatur zusammengeführt in: ­Paulus, Robert Seidel: Opitz-Bibliographie (siehe Sternchenanmerkung), sowie bei Klaus Garber: Martin Opitz.– In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann in Verbindung mit ­Achim Aurnhammer u. a. Band VIII.– Berlin, New York: de Gruyter 2010, S. 715–722. An zusammenhängenden Studien greift man zu: Marian Szyrocki: Martin Opitz.– Berlin/ DDR: Rütten & Loening 1956 (Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft; 4). 2., überarb. Aufl.– München: Beck 1974 (ohne die Werkbibliographie und das Handschriftenverzeichnis aus der ersten Auflage!). In der chronologischen Abfolge ist an dieser Stelle nochmals der in der Sternchenanmerkung zitierte Beitrag des Verfassers zu erwähnen. Aus einem Vortrag hervorgegangen und mit ausdrücklichem Rückbezug auf die vor-

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angehend genannte Studie des Verfassers das Porträt von Wilhelm Kühlmann: Martin Opitz. Deutsche Literatur und deutsche Nation.– Herne 1991. 2., durchges. und erw. Aufl.– Heidelberg: Manutius 2001. Des weiteren: Gunter E. Grimm: Martin Opitz.– In: Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Band II: Reformation, Renaissance und Barock. Hrsg. von Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max.– Stuttgart: Reclam 1988 (Reclams Universal-Bibliothek; 8612 [6]), S. 138–155; Theodor Verweyen: Parallel Lives. Martin Opitz and Julius Wilhelm Zincgref.– In: Early Modern German Literature. 1350–1700. Ed. by Max Reinhart.– Rochester/NY: Camden House 2007 (Camden House History of German Literature; 4), pp. 823–852; Klaus Garber: Beginn mit Martin Opitz.– In: ders.: Wege in die Moderne. Historiographische, literarische und philosophische Studien aus dem Umkreis der alteuropäischen Arkadien-Utopie. Hrsg. von Stefan Anders, Axel E. Walter.– Berlin, Boston: de Gruyter 2012, S. 77–222 (hierin: 1. ›Der junge Martin Opitz. Umrisse einer kulturpolitischen Biographie‹, S. 77–145; 2. ›Ständische Kulturpolitik und ländliche Poesie. Ein Auftakt zum Arkadienwerk‹, S. 146–182; 3. ›Im Zentrum der Macht. Martin Opitz im Paris Richelieus‹, S. 183–222); ders.: Martin Opitz, Paul Fleming, Simon Dach. Drei Dichter des 17. Jahrhunderts in Bibliotheken Mittel- und Osteuropas.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2013 (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 4). Wichtig geblieben ist eine Reihe von Opitz gewidmeten Sammelbänden. Verwiesen sei auf: Martin Opitz. Studien zu Werk und Person. Hrsg. von Barbara Becker-Cantarino.– Amsterdam: Rodopi 1982 (Daphnis; XI/3); Opitz und seine Welt. Festschrift George Schulz-Behrend. Hrsg. von Barbara Becker-Cantarino, Jörg-Ulrich Fechner.– Amsterdam, Atlanta/GA: Rodopi 1990 (Chloe. Beihefte zum Daphnis; 10); Martin Opitz (1597–1639). Nachahmungspoetik und Lebenswelt. Hrsg. von Thomas Borgstedt, Walter Schmitz.– Tübingen: Niemeyer 2002 (Frühe Neuzeit; 63); Martin Opitz 1597–1639. Fremdheit und Gegenwärtigkeit einer geschichtlichen Persönlichkeit. Hrsg. von Jörg-Ulrich Fechner, Wolfgang Kessler.– Herne: Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek 2006 (Martin-Opitz-Bibliothek Herne. Schriften; 3). Vgl. auch den reich illustrierten Ausstellungskatalog: Martin Opitz (1597–1639). Eine Ausstellung der Landesbibliothek Oldenburg. Redaktion Eckhard Grunewald.– Oldenburg: Holzberg 1997 (Schriften der Landesbibliothek Oldenburg; 32). Vgl. schließlich den sehr ansprechenden Text- und Bildband, geeignet, einen größeren Kreis zu erreichen: Martin Opitz (1597–1639). Orte und Gedichte. Fotografien: Volker Kreidler. Auswahl, Konzeption und Kommentare: Walter Schmitz, Anja Häse, Eckhard Gruber, Jochen Strobel.– Dresden: Thelem 1999. Einige wenige gezielte Hinweise aus einem inzwischen vergleichsweise reichen Angebot: Wilfried Barner: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grund­ lagen.– Tübingen: Niemeyer 1970. 2., unveränd. Aufl.– Tübingen: Niemeyer 2002; Volker Sinemus: Poetik und Rhetorik im frühmodernen deutschen Staat. Sozialgeschichtliche Bedingungen des Normenwandels im 17. Jahrhundert.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978 (Palaestra; 269); Wilhelm Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters.– Tübingen: Niemeyer 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 3); Gunter E. Grimm: Literatur und Gelehrtentum in Deutschland. Untersuchungen zum Wandel ihres Verhältnisses vom Humanismus bis zur Frühaufklärung.– Tübingen: Niemeyer 1983 (Studien zur deutschen Literatur; 75); Christine Treml:

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Anmerkungen

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Humanistische Gemeinschaftsbildung. Sozio-kulturelle Untersuchung zur Entstehung eines neuen Gelehrtenstandes in der frühen Neuzeit.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms 1989 (Historische Texte und Studien; 12). – In europäischer Perspektive: die humanisten in ihrer politischen und sozialen umwelt. Hrsg. von Otto Herding, Robert Stupperich.– Boppard/Rhein: Boldt 1976 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Mitteilung III der Kommission für Humanismusforschung). Vgl. auch: Krieg und Frieden im Horizont des Renaissancehumanismus. Hrsg. von Franz Josef Worstbrock.– Weinheim: VCH Acta humaniora 1986 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Mitteilung XIII der Kommission für Humanismusforschung); Höfischer Humanismus. Hrsg. von August Buck.– Weinheim: VCH Acta humaniora 1989 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Mitteilung XVI der Kommission für Humanismusforschung). Aus dem reichen diesbezüglichen Werk von Hans Baron vgl. die – freilich schmale posthume – Synopsis mit dem Hinweis auf die einschlägigen Arbeiten: Bürgersinn und Humanismus im Florenz der Renaissance. Aus dem Englischen von Gabriele Krüger-Wirrer. Mit einem Vorwort von Horst ­Günther.– Berlin: Wagenbach 1988 (Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek; 38) (auf das Geleitwort ist nachdrücklich zu verweisen). Das ist herausgearbeitet in der ersten Biographie Opitzens, die sein Freund und Gefährte Christoph Colerus gleich nach seinem Tode verfaßte und in einer öffentlichen Rede im Breslauer Magdalenen-Gymnasium, das auch Opitz besucht hatte, vortrug. Vgl.: Laudatio Honori & Memoriae V. CL. Martini Opitii paulò post obitum ejus A. MDC.XXXIX. in Actu apud Uratislavienses publico solenniter dicta à Christophoro Colero, Praeter continuam Opitianae vitae narrationem complectens multorum quoque Principum atque celebrium Virorum, cum quibus Opitio consuetudo & amicitia fuit, memorabiles notitias. Publici juris fecit Melchior Weise Vratislav. Lipsiae, Sumptibus Philippi Fuhrmanni Imprimebat Johannes Wittigau A. MDC.LXV. Die Rede von Colerus ging ein in Henning Wittes Memorialwerk: Memoriae Philosophorum, Oratorum, Poetarum, Historicorum, Et Philologorum. Nostri Seculi Clarissimorum Renovatae Decas IV.– Frankfurt/ Main: Hallervord 1677. Hier pp. 439–477 der Wiederabdruck. Auch im ersten Band der dreibändigen Fellgibelschen Opitz-Ausgabe (Breslau 1690) sowie in dem entsprechenden Nachdruck aus dem Jahr 1691 ist die Rede nochmals plaziert. Eine deutsche Übersetzung nebst ausführlichem Kommentar stammt von dem Opitz-Panegyren und -Sammler Kaspar Gottlieb Lindner: Umständliche Nachricht von des weltberühmten Schlesiers, Martin Opitz von Boberfeld, Leben, Tode und Schriften, nebst einigen alten und neuen Lobgedichten auf Jhn. Erster [und] Anderer Theil.– Hirschberg: Krahn 1740–1741. Hier im ersten Teil, S. 35–278, nach einer Würdigung von Colerus und dem neuerlichen Abdruck der lateinischen Version sowie einem Abriß der Opitzschen Vita die deutsche Übersetzung mit den reichhaltigen Lindnerschen Annotationen, gefolgt nochmals von ›Nacherinnerungen zu Coleri verdeutschter Lobrede auf Opitzen‹ (S. 239–278). Interpretation der Rede bei Garber: Martin Opitz – ›der Vater der deutschen Dichtung‹ (Anm. 1), S. 39–43. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Gedenkrede von Johann Christoph Gottsched anläßlich des 100. Todestages von Opitz, in der der öffentliche Charakter des Wirkens von Opitz gleichfalls akzentuiert wird: Johann Christoph Gottsched: Lob= und Gedächtnißrede auf den Vater der deutschen Dichtkunst, Martin Opitzen von Boberfeld, […].– Leipzig: Breitkopf 1739. Wiederabgedruckt in: ders.: Schriften zu Theorie und Praxis aufklärender Literatur. Hrsg. von Uwe-K. Ketelsen.– Reinbek bei Ham-

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burg: Rowohlt 1970 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft; 532–534. Deutsche Literatur; 36), S. 121–148, sowie in: ders.: Schriften zur Literatur. Hrsg. von Horst Steinmetz.– Stuttgart: Reclam 1972 (Reclams Universal-Bibliothek; 9361–9365), S. 212–238. Interpretation dieser Rede gleichfalls – unter dem Kolumnentitel ›Opitz als Garant frühbürgerlicher Öffentlichkeit: Gottsched‹ – bei Garber: Martin Opitz – ›der Vater der deutschen Dichtung‹ (Anm. 1), S. 43–54, sowie bei Uwe-K. Ketelsen: Auf den Flügeln des patriotischen Eifers über das Gestrüpp der Sätze. Gottsched rühmt Opitz.– In: Opitz und seine Welt (Anm. 3), S. 267–286. Drei gezielte Hinweise auf humanistische Schlüsselgestalten als Diplomaten, mit denen Opitz Kontakt hatte und die er wiederholt bedichtete, mögen hier willkommen sein: Friedrich Hermann Schubert: Ludwig Camerarius. 1573–1651. Eine Biographie.– Kallmünz/Opf.: Lassleben 1955 (Münchener Historische Studien. Abteilung Neuere Geschichte; 1). Eine zweite, posthume Auflage dieses Werkes ist ergänzt um ›Die Pfälzische Exilregierung im Dreißigjährigen Krieg – Ein Beitrag zur Geschichte des politischen Protestantismus‹ sowie ausgestattet ›Mit Beiträgen zu Leben und Werk des Verfassers‹. Hrsg. von Anton Schindling unter Mitarbeit von Markus Gerstmeier.– Münster: Aschendorff 2013. Der Band ist von Anton Schindling zu einer eindrucksvollen Hommage an seinen allzufrüh verstorbenen Lehrer (1925–1973) ausgestaltet worden. Die Begegnung des Verfassers in seiner Rolle als Literaturwissenschaftler mit dem Werk von Schubert in den frühen siebziger Jahren gab einen maßgeblichen Anstoß für seine kulturpolitische Biographie des jungen Opitz (siehe Anm. 3 und unten Anm. 17). Vergleichbares gilt für die ebenfalls bahnbrechende Monographie von Hans Sturmberger: Georg Erasmus Tschernembl. Religion, Libertät und Widerstand. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation und des Landes ob der Enns.– Graz, Köln: Böhlau 1953 (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs; 3). Auch diese Arbeit verdiente eine mit Beilagen ausgestattete Neuauflage. Die Literaturwissenschaft besitzt allzu wenige große Monographien zu den Repräsentanten des Späthumanismus. Zu diesen Ausnahmen gehören die beiden folgenden noch zu nennenden Werke im Blick auf die erwähnte Trias: Robert Seidel: Späthumanismus in Schlesien. Caspar Dornau (1577–1631). Leben und Werk.– Tübingen: Niemeyer 1994 (Frühe Neuzeit; 20); Axel E. Walter: Späthumanismus und Konfessionspolitik. Die europäische Gelehrtenrepublik um 1600 im Spiegel der Korrespondenzen Georg Michael Lingelsheims.– Tübingen: Niemeyer 2004 (Frühe Neuzeit; 95). Im internationalen Kontext wäre aus der jüngeren Zeit vor allem zu nennen: Béatrice Nicollier-de Weck: Hubert Languet (1518–1581). Un réseau politique international de Melanchthon à Guillaume d’Orange.– Genève: Droz 1995 (Travaux d’Humanisme et Renaissance; 293). Eine große Opitz-Monographie, wie sie uns vorschwebt, hätte sich an diesen Werken zu messen. Leben, Werk und politisches Wirken Opitzens gäben allemal genügend Stoff für ein derartiges Vorhaben. Es ist hier Gelegenheit, an einige wenige bahnbrechende allgemeine Arbeiten zu erinnern, zu denen man nach wie vor mit Gewinn greift. Das beginnt im unverächtlichen Fach der Bibliographie, dem wir uns besonders verpflichtet, um nicht zu sagen verbunden fühlen. Vgl. das großartige, freilich nach zwei Folgen im Zuge des Krieges zum Stillstand gekommene Werk aus dem Umkreis der bis 1938 in Hamburg residierenden Bibliothek Warburg, der – unter der Stabführung von Aby Warburg – so viele grund­ legende Arbeiten zum Nachleben der Antike zu verdanken sind: Kulturwissenschaft-

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Anmerkungen

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liche Bibliographie zum Nachleben der Antike. Hrsg. von der Bibliothek Warburg. In Gemeinschaft mit Fachgenossen bearb. von Hans Meier, Richard Newald, Edgar Wind. Band I–II.– Leipzig, Berlin: Teubner 1934–1938. Reprint: Nendeln/Liechtenstein: Kraus 1978. Wesentlicher Beiträger zu diesem Gemeinschaftswerk war der Germanist Richard Newald, der sein Leben lang mit dem Thema befaßt blieb, seine geplante Literaturgeschichte zum Humanismus im Rahmen der mit Helmut de Boor ins Leben gerufenen ›Deutschen Literaturgeschichte‹ jedoch nicht mehr zum Abschluß bringen konnte. Sie hätte den Anschluß hergestellt zu seinem posthumen Werk: Nachleben des antiken Geistes im Abendland bis zum Beginn des Humanismus. Eine Überschau.– Tübingen: Niemeyer 1960. Vgl. von Newald daher auch eine lexikalische Fassung: Klassisches Altertum und deutsche Literatur.– In: Deutsche Philologie im Aufriß. 2., überarb. Aufl. Band I–IV. Hrsg. von Wolfgang Stammler.– Berlin: Schmidt 1960, Band II, Sp. 2521– 2554. Newald hatte sich das Verdienst erworben, den zweiten, aus dem Nachlaß herausgegebenen Band des magistralen Werkes von Karl Borinski mit Anmerkungen und Literaturangaben zu versehen. Vgl. Karl Borinski: Die Antike in Poetik und Kunsttheorie. Vom Ausgang des klassischen Altertums bis auf Goethe und Wilhelm von Humboldt. Band I: Mittelalter – Renaissance – Barock.– Leipzig: Dieterich 1914 (Das Erbe der Alten. Schriften über Wesen und Wirkung der Antike; 9). Band II: Aus dem Nachlaß. Hrsg. von Richard Newald.– Leipzig: Dieterich 1924 (Das Erbe der Alten. Schriften über Wesen und Wirkung der Antike; 10). Reprint: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1965. Zum erwähnten Zusammenhang mit der Bibliothek Warburg seien hier nur die klassischen Studien des Begründers Aby M. Warburg angeführt: Die Erneuerung der heidnischen Antike. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance.– Leipzig, Berlin: Teubner 1932 (A. Warburg. Gesammelte Schriften; 1–2). Reprint 1969. Vgl. jetzt auch: Aby Warburg: Werke in einem Band. Auf der Grundlage der Manuskripte und Handexemplare hrsg. und komm. von Martin Treml, Sigrid Weigel, Perdita Ladwig. Unter Mitarbeit von Susanne Hetzer, Herbert Kopp-Oberstebrink, Christina Oberstebrink.– Berlin: Suhrkamp 2010. Und schließlich bleibt zu erinnern an das bedeutende Werk – (ungeachtet der der Zeit geschuldeten Wertungen) – von Carl Leo Cholevius: Geschichte der deutschen Poesie nach ihren antiken Elementen. Erster Theil: Von der christlich-römischen Cultur des Mittelalters bis zu Wieland’s französischer Gräcität.– Leipzig: Brockhaus 1854. Reprint: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1968. Vgl.: Martini Opitii Buch von der Deutschen Poeterey. Jn welchem alle jhre eigenschafft vnd zuegehör gründtlich erzehlet/ vnd mit exempeln außgeführet wird. Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ bey Augustino Gründern. Jn Verlegung David Müllers Buchhändlers in Breßlaw. 1624. Viele weitere zeitgenössische Auflagen kamen heraus. Im 19. Jahrhundert eröffnete Wilhelm Braune die von ihm begründeten ›Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts‹ mit der Edition von Opitzens Buch von der Deutschen Poeterey. Er schrieb ein knappes überlieferungsgeschichtliches und textkritisches Vorwort, wies jedoch nicht eigens seine Herausgeberschaft nach. Vgl.: Martin Opitz: Buch von der deutschen Poeterei. Abdruck der ersten Ausgabe (1624).– Halle/Saale 1876 (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts; 1). Diese Ausgabe erlebte eine Reihe von Nachdrucken und wurde noch 1962, versehen mit einem Vorwort von Henrik Becker, in den traditionsreichen ›Neudrucken‹ in

9. Martin Opitz und die Piasten

Halle im nunmehrigen ›VEB Max Niemeyer Verlag‹ vorgelegt. Sie ist unkommentiert. So war es folgerichtig, daß der renommierte Opitz-Forscher Georg Witkowski schon zwölf Jahre nach Braune eine weitere und nun kommentierte Edition herausbrachte, die sinnvollerweise mit Opitzens Aristarchus zusammen erschien (siehe auch Anm. 15). Vgl.: Martin Opitzens ›Aristarchus sive de contemptu linguae Teutonicae‹ und ›Buch von der Deutschen Poeterey‹. Hrsg. von Georg Witkowski.– Leipzig: Veit 1888. Dieser Aus­ gabe sind eine große Einleitung sowie eine Bibliographie des Aristarchus und der Poeterey vorangestellt. Witkowski bietet zudem einen reichhaltigen Zeilenkommentar. Die Ausgabe bleibt insofern weiterhin verbindlich. Unter den neueren Ausgaben setzen wir ein mit der von Richard Alewyn betreuten. Er war der Wiederbegründer der von Braune ins Leben gerufenen Reihe, die nun den offeneren Titel ›Neudrucke deutscher Literaturwerke‹ führte. Vgl. Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Nach der Edition von Wilhelm Braune neu herausgegeben von Richard Alewyn.– Tübingen: Niemeyer 1963 (Neudrucke deutscher Literaturwerke. N.F.; 8) (2. Aufl. 1966). Alewyn bietet in der Einleitung ein Verzeichnis der berichtigten Druckfehler sowie eine aktualisierte Bibliographie der Ausgaben der Poeterey. Aus den sechziger Jahren ist sodann hinzuweisen auf die Edition der Poeterey in dem sehr instruktiven Sammelband: Poetik des Barock. Hrsg. von Marian Szyrocki.– Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1968 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft; 508–509. Deutsche Literatur; 23), S. 7–55. Sodann liegen zwei Reclam-Ausgaben vor: Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Hrsg. von Cornelius Sommer.– Stuttgart: Reclam 1970 (Reclams Universal-Bibliothek; 8397–8398). Geboten werden zusätzlich Sacherklärungen, eine Bibliographie und ein Nachwort. Sowie: Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Studienausgabe. Hrsg. von Herbert Jaumann.– Stuttgart: Reclam 2002 (Reclams Universal-Bibliothek; 18214). Die Edition ist mit reichhaltigen Anmerkungen, einer Bibliographie und einem Nachwort ausgestattet. Vgl. auch Anm. 15! Inzwischen liegt eine reiche Literatur vor. Wir verweisen in gezielter Akzentuierung unter den neueren Arbeiten auf: Rudolf Drux: Martin Opitz und sein poetisches Regelsystem.– Bonn: Bouvier 1976 (Literatur und Wirklichkeit; 18); Heinz Entner: Der Weg zum ›Buch von der Deutschen Poeterey‹. Humanistische Tradition und poetologische Voraussetzungen deutscher Dichtung im 17. Jahrhundert.– In: Studien zur deutschen Literatur im 17. Jahrhundert. Hrsg. vom Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR.– Berlin, Weimar: Auf bau-Verlag 1984, S. 11–144; Winfried Freund: Literatur als Lebensformung. Martin Opitz und sein ›Buch von der Deutschen Poeterey‹ (1624).– In: Literatur und Kultur im Querschnitt. Hrsg. von Norbert Honsza.– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 2003 (Germanica Wratislaviensia; 125. Acta Universitatis Wratislaviensis; 2468), S. 57–75; Nicola Kaminski: Ex bello ars oder Ursprung der ›Deutschen Poeterey‹.– Heidelberg: Winter 2004 (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; 205); Hans-Georg Kemper: Platonismus im Barock. Martin Opitz’ Rede über die Dignität der Dichtkunst im ›Buch von der Deutschen Poeterey‹ (Kap. I–IV).– In: ›… auf klassischem Boden begeistert‹. Antike-Rezeptionen in der deutschen Literatur. Festschrift Jochen Schmidt. Hrsg. von Olaf Hildebrand, Thomas Pittrof.– Freiburg/ Breisgau: Rombach 2004 (Rombach-Wissenschaften. Reihe Paradeigmata; 1), S. 37–66; Jörg Robert: Martin Opitz und die Konstitution der Deutschen Poetik. Norm, Tradition und Kontinuität zwischen ›Aristarch‹ und ›Buch von der Deutschen Poeterey‹.– In: Eu-

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Anmerkungen

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phorion 98 (2004), S. 281–322; ders.: ›Vetus Poesis – nova ratio carminum‹. Martin Opitz und der Beginn der ›Deutschen Poeterey‹.– In: Maske und Mosaik. Poetik, Sprache, Wissen im 16. Jahrhundert. Hrsg. von Jan-Dirk Müller, Jörg Robert.– Berlin, Münster: LIT 2007 (Pluralisierung & Autorität; 11), S. 397–440. Vgl. Volkhard Wels: ›Verborgene Theologie‹. Enthusiasmus und Andacht bei Martin Opitz.– In: Daphnis 36 (2007), S. 223–294. Szyrocki: Martin Opitz (1974) (Anm. 3), S. 13. Vgl. Carl Schönborn: Beiträge zur Geschichte der Schule und des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena in Breslau. Folge III: Von 1570 bis 1616.– Progr. Breslau 1848. Zu Hoeckelshoven vgl. Schönborn: Beiträge (Anm. 11), S. 27–30, S. 43 f.; Gustav Bauch: Geschichte des Breslauer Schulwesens in der Zeit der Reformation.– Breslau: Hirt 1911 (Codex Diplomaticus Silesiae; 26), S. 325–333. Zu Cunrad und Henel vgl. die Einträge des Verfassers in: Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann, Jan-Dirk Müller u. a. Band II (2012), Sp. 75–85, Band III (2014), Sp. 254–266. Vgl. Klaus Garber: Das Gymnasium Schoenaichianum. Geistes-Adel und religiöses Leben in Schlesien am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 5) (in Vorbereitung für den Druck). Hier ist die gesamte einschlägige Literatur versammelt und in einem Forschungsbericht näher charakterisiert. Darauf darf an dieser Stelle verwiesen werden. Die Celtis-Forschung hat sich in letzter Zeit merklich belebt und ausgezeichnete Resultate gezeitigt. Vgl. den Eintrag zu Conrad Celtis von Jörg Robert in: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon. Hrsg. von Franz Josef Worstbrock. Band I. Lieferung 2 (2006), Sp. 375–427. Vgl. von Robert auch die große Monographie: Konrad Celtis und das Projekt der deutschen Dichtung. Studien zur humanistischen Konstitution von Poetik, Philosophie, Nation und Ich.– Tübingen: Niemeyer 2003 (Frühe Neuzeit; 76). Herausragend gleichfalls die Untersuchung von Gernot Michael Müller: Die ›Germania generalis‹ des Conrad Celtis. Studien mit Edition, Übersetzung und Kommentar.– Tübingen: Niemeyer 2001 (Frühe Neuzeit; 67). Hinzuzunehmen der mit wichtigen Beiträgen ausgestattete Sammelband: Konrad Celtis und Nürnberg. Hrsg. von Franz Fuchs.– Wiesbaden: Harrassowitz 2004 (Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung; 19). Zurückverwiesen werden darf in diesem Zusammenhang auch auf das Kapitel: ›Celtis – Opitz – Gottsched: drei literaturpolitische Entwürfe‹.– In: Garber: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit (Anm. 2), S. 53–70. Vgl.: Martin Opitzens ›Aristarchus […]‹ und ›Buch von der Deutschen Poeterey‹ (Anm. 8). Witkowski bietet eine deutsche Übersetzung des Aristarchus (mit Ausnahme der Vorrede und des Eingangsgedichts). Die große Vorrede zu dieser Edition ist, wie erwähnt, sehr lesenswert geblieben (vgl. Anm. 8). Inzwischen liegt eine komplette zweisprachige, mit Kommentar versehene Ausgabe vor: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band I: 1614–1624. In Zusammenarbeit mit Wilhelm Kühlmann, Hans-Gert Roloff und zahlreichen Fachgelehrten herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel.– Berlin, New York: de Gruyter 2009 (Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts), S. 58–89, Kommentar S. 319–337. Eine leicht greif bare deutschsprachige Ausgabe auch in der oben Anm. 8 zitierten Opitz-Edition von Jaumann (Anhang I, S. 77–94, Kommentar S. 169–173). Zu dieser Programmschrift

9. Martin Opitz und die Piasten

von Opitz vgl. Curt von Faber du Faur: Der ›Aristarchus‹. Eine Neuwertung.– In: Publications of the Modern Language Association of America 69 (1954), S. 566–590. Diese wichtige Arbeit des großen Sammlers und Bibliographen der Barockliteratur steht am Beginn einer neuen Beschäftigung mit dem Opitzschen Text. Es folgte die wichtige Studie von Heinz Entner: Zum Kontext von Martin Opitz’ ›Aristarchus‹.– In: Germanica Wratislaviensia 47 (1982), S. 3–58 (Acta Universitatis Wratislaviensis; 617). Im übrigen ist zu verweisen auf die in den Anm. 2, 3 und 8 zitierte Literatur. Wir akzentuieren daher nur in Kürze: Sinemus: Poetik und Rhetorik (Anm. 4), S. 17 f.; Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat (Anm. 4), S. 263–266; Grimm: Literatur und Gelehrtentum (Anm. 4), S. 121–123; Garber: Martin Opitz (Sternchenanmerkung), S. 134–137; ders.: Zur Konstitution der europäischen Nationalliteraturen. Implikationen und Perspektiven.– In: Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit (Anm. 2), S. 1–55, hier S. 44–49. Wiederabgedruckt in: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit (Anm. 2), S. 15–70, hier S. 58–62; Seidel: Späthumanismus in Schlesien (Anm. 6), S. 312, S. 315–317, S. 334–337; Garber: Die Idee der Nationalsprache (Anm. 2), S. 191–207; ders.: Wege in die Moderne (Anm. 3), S. 150–155. 16 Eine Biographie des Tobias von Schwanensee und Bregoschitz findet man bei Klaus Garber: Daphnis. Ein unbekanntes Epithalamium und eine wiederaufgefundene Ekloge von Martin Opitz [auf Tobias Scultetus] in einem Sammelband des schlesischen Gymnasium Schönaichianum zu Beuthen [an der Oder] in der litauischen Universitätsbibliothek Vilnius.– In: ders.: Martin Opitz, Paul Fleming, Simon Dach (Anm. 3), S. 1–157, S. 63–91. Ebenfalls eine Reihe von Hinweisen zu Scultetus daselbst in dem kommentierten ›Verzeichnis bio-bibliographischer handschriftlicher und gedruckter Hilfsmittel zur schlesischen Personenkunde der Frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung des Späthumanismus‹, S. 97–157. Jetzt heranzuziehen der Eintrag des Verfassers in: Frühe Neuzeit in Deutschland 1520–1620. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon. Band V (2016), Sp. 611–622. Hier die gesamte einschlägige Literatur von und über Scultetus. 17 Vgl. Klaus Garber: Der junge Martin Opitz. Umrisse einer kulturpolitischen Biographie.– In: ders.: Wege in die Moderne (Anm. 3), S. 77–145. Hier S. 106–145 einschlägig die folgenden Abschnitte, ausgewiesen als Kolumnentitel: Auf bruch nach Heidelberg – Die Pfalz mit der Heidelberger Residenz als Vorhut des Calvinismus – Profile im Umkreis des Kur­pfälzischen Hofes – Schlesisch-pfälzischer Brückenschlag – Der Heidelberger Dichterkreis im Zeichen von Späthumanismus und Calvinismus – Janus Gruter und Georg Michael Lingelsheim – Paul Schede Melissus – Petrus Denaisius als politischer Publizist – Friedrich Lingelsheim und der jüngere Heidelberger Dichterkreis – Julius Wilhelm Zincgref und seine Anthologie im Anhang zu Opitzens ›Poemata‹ von 1624 – Der Auf bruch des Pfälzer Kurfürsten nach Prag in konfessionspolitischer Perspektive: Luthertum und Calvinismus – Dialektik der Pfälzer Böhmen-Politik – Die verlorene Schlacht am Weißen Berg als historische Wende von europäischer Dimension – Politische Publizistik im Umkreis des ›Winterkönigs‹ – Das Zincgrefsche ›Epos‹ auf den Pfälzer Kurfürsten – Zincgrefs ›Quodlibetisches Weltkefig‹ – Opitzens ›Oratio ad Fridericum Regem Bohemiae‹ – Auf bruch ins Exil. Diese 1974 geschriebene Arbeit wurde erst im Jahr 2012 veröffentlicht. Sie ist nicht mehr eingegangen in die drei jetzt für Heidelberg, Zincgref und die Wittelsbacher maßgeblichen Publikationen, in denen sich zahlreiche mit den obigen Themenkomplexen kommunizierende Beiträge finden. Vgl.: Julius Wil-

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Anmerkungen

helm Zincgref und der Heidelberger Späthumanismus. Zur Blüte- und Kampfzeit der calvinistischen Kurpfalz. In Verbindung mit Hermann Wiegand herausgegeben von Wilhelm Kühlmann.– Ubstadt-Weiher etc.: verlag regionalkultur 2011 (Mannheimer historische Schriften; 5); Volker Hartmann, Wilhelm Kühlmann: Heidelberg als kulturelles Zentrum der Frühen Neuzeit. Grundriß und Bibliographie.– Heidelberg: Manutius 2012; Die Wittelsbacher und die Kurpfalz in der Neuzeit. Zwischen Reformation und Revolution. Hrsg. von Wilhelm Kreutz, Wilhelm Kühlmann, Hermann Wiegand.– Regensburg: Schnell + Steiner 2013. Vgl. jetzt auch Klaus Garber: Schlesisch-pfälzischer Brückenschlag um 1600 im Zeichen von Späthumanismus und Konfessionalismus.– In: Schlesien und der deutsche Südwesten um 1600. Späthumanismus – reformierte Konfessionalisierung – politische Formierung. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Albrecht Ernst.– Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel: verlag regionalkultur 2012 (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgeschichte; 5), S. 13–39. 18 Vgl. Klaus Garber: Der deutsche Sonderweg. Gedanken zu einer calvinistischen Alternative um 1600.– In: Kontroversen, alte und neue. Akten des VII. Internationalen Germanisten-Kongresses Göttingen 1985. Band IX: Deutsche Literatur in der Weltliteratur. Kulturnation statt politischer Nation? Hrsg. von Franz Norbert Mennemeier, Conrad Wiedemann.– Tübingen: Niemeyer 1986, S. 165–172; ders.: Zentraleuropäischer Calvinismus und deutsche ›Barock‹-Literatur. Zu den konfessionspolitischen Ursprüngen der deutschen Nationalliteratur.– In: Die reformierte Konfessionalisierung in Deutschland – Das Problem der ›Zweiten Reformation‹. Hrsg. von Heinz Schilling.– Gütersloh: Mohn 1986 (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte; 195), S. 317–348; ders.: Die deutsche Nationalliteratur des 17. Jahrhunderts im historischen Kontext der Deutschen.– In: Zwischen Renaissance und Aufklärung. Beiträge der interdisziplinären Arbeitsgruppe Frühe Neuzeit der Universität Osnabrück/Vechta. Hrsg. von Klaus Garber, Wilfried Kürschner unter Mitwirkung von Sabine Siebert-Nemann.– Amsterdam: Rodopi 1988 (Chloe. Beihefte zum Daphnis; 8), S. 179–200. Alle drei Beiträge unter dem Obertitel ›Der deutsche Sonderweg. Politisch – literarisch – wissenschaftsgeschichtlich‹ in überarbeiteter Form wiederabgedruckt in: Klaus Garber: Literatur und Kultur im Deutschland der Frühen Neuzeit (siehe Sternchenanmerkung). Des weiteren: ders.: Der Ursprung der deutschen Nationalliteratur zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges.– In: 1648. Krieg und Frieden in Europa. Band I: Ausstellungs­k atalog. Band II. Textband I: Politik, Religion, Recht und Gesellschaft. Textband II: Kunst und Kultur. Hrsg. von Klaus Bußmann, Heinz Schilling.– [s.l.]: Veranstaltungsgesellschaft 350 Jahre Westfälischer Friede 1998, Textband II, S. 311–318. Eingegangen in: Literatur und Kultur (wie oben); ders.: Späthumanistische Verheißungen im Spannungsfeld von Latinität und nationalem Auf bruch.– In: Germania latina – Latinitas teutonica. Politik, Wissenschaft, humanistische Kultur vom späten Mittelalter bis in unsere Zeit. Hrsg. von Eckhard Keßler, Heinrich C. Kuhn. Band I–II.– München: Fink 2003 (Humanistische Bibliothek. Reihe I: Abhandlungen; 54), Band I, S. 107–142. Eingegangen in: Literatur und Kultur (wie oben); ders.: Erwägungen zur Kontextualisierung des nationalliterarischen Projekts in Deutschland um 1600.– In: Der Genfer Psalter und seine Rezeption in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. 16.–18. Jahrhundert. Hrsg. von Eckhard Grunewald, Henning P. Jürgens, Jan R. Luth.– Tübingen: Niemeyer 2004 (Frühe Neuzeit; 97), S. 185–194. Eingegangen in: Literatur und Kultur (wie oben); ders.: Die nationalen Literaturen im frühmoder-

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nen Europa unter dem Stern des Calvinismus.– In: Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa. Hrsg. von Ansgar Reiß, Sabine Witt.– Dresden: Sandstein 2009, S. 169–175; ders.: Faktoren der klassizistischen Dichtungsreform im Deutschland um 1600. Eine Einleitung zur Geschichte der deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts.– In: Realität als Herausforderung. Literatur in ihren konkreten historischen Kontexten. Festschrift Wilhelm Kühlmann. Hrsg. von Ralf Bogner, Ralf Georg Czapla, Robert Seidel, Christian von Zimmermann.– Berlin, New York: de Gruyter 2011, S. 181–198. 19 Vgl. den Verweis in Carl Gustav von Hilles Teutschem Palmbaum: Der Teutsche Palmbaum: Das ist/ Lobschrift Von der Hochlöblichen/ Fruchtbringenden Gesellschaft Anfang/ Satzungen/ Vorhaben/ Namen/ Sprüchen/ Gemählen/ Schriften und unverwelklichem Tugendruhm. Allen Liebhabern der Teutschen Sprache zu dienlicher Nachrichtung verfasset/ durch den Vnverdrossenen Diener derselben. Mit vielen kunstzierlichen Kupfern gedrukkt/ und verlegt durch Wolffgang Endtern. Nürnberg 1647. Reprint: München: Kösel 1970 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente; 2). Hier S. 9: »Es ist aber sonderlich zu beobachten/ daß wolberührte hochberühmte Gesellschaft ihren Anfang genommen/ als eben vor hundert Jahren/ das seligmachende Liecht des Heiligen Evangelii hervorgeleuchtet/ und die H. Schrift unter der Banck hervorgezogen/ in unsere Teutsche Sprache wolvernemlich/ und so viel eines Mannes Fleiß leisten können/ kunstgründig gedolmetschet worden: Für welche hohe Wolthat wir den allgütigen Gott zu dancken/ und üm Erhaltung solches wehrten Schatzes zu bitten billiche Ursachen haben.« Vgl. auch den vielfach gleichlautenden Passus in Georg Neumarks Neu-Sprossendem Teutschen Palmbaum aus dem Jahr 1669. Reprint: München: Kösel 1970 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente; 3), S. 19 f. – Es ist an dieser Stelle Gelegenheit, auf einige Arbeiten zur ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ hinzuweisen, die ja auch einige Piastenherzöge zu ihren Mitgliedern zählte. Vgl. dazu Kapitel III, Anm. 56. Zu der dort angegebenen Literatur aus der jüngeren Forschung hinzuzunehmen: Bruno Zilch: Der Beitrag der Fruchtbringenden Gesellschaft zur Herausbildung der deutschen Nationalliteratur.– Dissertation (A) der Pädagogischen Hochschule ›Karl Liebknecht‹ Potsdam 1973 (Masch.); Klaus Conermann: Die Fruchtbringende Gesellschaft und ihr Köthener Gesellschaftsbuch. Eine Einleitung. Günther Hoppe: Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen. Bilddokumentation: Das Köthener Gesellschaftsbuch. Wappen des zweiten und dritten Bandes. Die Weimarer Gemälde der Fruchtbringenden Kräuter.– Leipzig: Edition Leipzig 1985. Lizenzausgabe: Weinheim: VCH Acta humaniora 1985 (Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft Geöffneter Erzschrein; 2), S. 21–127. Hier auch das schöne Porträt des Gründers Fürst Ludwig von Günther Hoppe, S. 129–170. Das Werk enthält eine umfassende Bibliographie, S. 317–374. Des weiteren: Klaus Garber: Die Fruchtbringende Gesellschaft.– In: ders.: Zentraleuropäischer Calvinismus und deutsche ›Barock‹-Literatur (Anm. 18), S. 341–348; Die Fruchtbringer – eine Teutschhertzige Gesellschaft. Hrsg. von Klaus Manger.– Heidelberg: Winter 2001 (Jenaer Germanistische Forschungen. N.F.; 10); Gabriele Ball: ›Alles zu Nutzen‹. The Fruchtbringende Gesellschaft (1617–1680) as a German Renaissance Academy.– In: The Reach of the Republic of Letters. Literary and Learned Societies in Late Medieval and Early Modern Europe. Vol. I–II. Ed. by Arjan van Dixhoorn, Susie Speakman Sutch.– Leiden, Boston: Brill 2008 (Brill’s Studies

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Anmerkungen

in Intellectual History; 168), Vol. II, pp. 389–422; Klaus Conermann: Akademie, Kritik und Geschmack. Zur Spracharbeit der Fruchtbringenden Gesellschaft des 17. Jahrhunderts.– In: Unsere Sprache. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart der deutschen Sprache 1 (2008), S. 17–52; Andreas Herz: Die Macht der Gewohnheit. Die Regulierung der deutschen Sprache in der Fruchtbringenden Gesellschaft und ihre Hintergründe.– In: Unsere Sprache 3 (2010), S. 7–30; ders.: Aufrichtigkeit, Vertrauen, Frieden. Eine historische Spurensuche im Umkreis der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹.– In: Euphorion 105 (2011), S. 317–359. Vgl. auch den schönen Katalog einer Ausstellung in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel von Martin Bircher (Redaktion): Im Garten der Palme. Kleinodien aus dem unbekannten Barock: die Fruchtbringende Gesellschaft und ihre Zeit.– Berlin: Akademie Verlag 1992 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek; 68). Am wichtigsten bleibt selbstverständlich die große Quellen-Edition, wie sie von Martin Bircher konzipiert wurde und nach seinem allzufrühen Tod von Klaus Conermann zu einem Akademie-Projekt weiterentwickelt wurde. Ein geplanter vierter und letzter Band in der von Bircher herausgegebenen Reihe ›Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente in vier Bänden‹ sollte ›Korrespondenzen und Akten der Fruchtbringenden Gesellschaft (1650–1680)‹ enthalten, also die Weimarer und Hallenser Periode der Gesellschaft dokumentieren. Er erschien in der vorgesehenen Form in der mit Friedhelm Kemp gemeinsam herausgegebenen Reihe ›Deutsche Barock-Literatur‹ im Kösel-Verlag nicht mehr. Das Projekt ging über in den Niemeyer-Verlag, wurde neu konzipiert und nun gemeinsam mit Klaus Conermann und einem profunden Mitarbeiterstab in die Tat umgesetzt. Bircher konnte noch drei Bände aus der letzten, der Hallenser Phase in den Jahren 1991 und 1997 herausgeben. Dann starb er. Conermann hatte ­parallel die Bearbeitung der Quellen aus der Köthener Zeit unter Fürst Ludwig (1617–1650) übernommen und das langwierige, weiterhin andauernde Vorhaben in der ›Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig‹ verankern können. Vgl.: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen: Die Zeit Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen 1617–1650.– Tübingen: Niemeyer 1992 ff. Bislang liegen sechs Bände vor, den Zeitraum von 1617 bis 1643 umfassend. Das Todesjahr Opitzens ist also bereits überschritten. Die Texte sind umfassend kommentiert. Mit dieser Edition findet die Germanistik und Kulturwissenschaft Anschluß an die großen Quellen-Editionen, wie sie eben gerade auch Schlesien kannte. Es bleibt zu hoffen, daß auch die Dokumentation der Weimarer und Hallenser Zeit zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufgenommen werden kann. Schon jetzt darf festgestellt werden, daß es Jahrzehnte bedürfen wird, um den Fundus an neu verfügbaren Quellen forschungsstrategisch zu assimilieren. Eine Opitz-Biographie gehörte allemal dazu. Vgl. auch unten Anm. 58. 20 Wir verweisen mit Nachdruck auf die große Abhandlung von Hermann Palm: M. Opitz im dienste der herzoge von Brieg und Liegnitz.– In: ders.: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Mit einem Bildnisse von M. Opitz.– Breslau: Morgenstern 1877. Reprint: Leipzig: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik 1977, S. 222–243. Hinzuzunehmen die Beilagen I–VII, S. 243–255. Das hier kurz vorzustellende Werk enthält Beiträge zu Christian Weise, Paul Rebhuhn, Paul Fleming und Georg Gloger sowie zu Daniel Czepko von Reigersfeld. Im Mittelpunkt steht die Figur von Martin Opitz. Ein erster Beitrag gilt der ›Opitz-literatur‹, ein zweiter ›Opitz und Ludwig Camerarius‹, ein dritter ›Martin Opitz im verkehr

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mit Janus Gruterus und in Siebenbürgen‹, ein vierter ›Opitz im hause des kammerpräsidenten Karl Hannibal von Dohna 1626–32‹, ein fünfter ›Opitzens erhebung in den adelstand‹ und ein sechster eben Opitz und den Piasten. Außerdem ist eine Miszelle dem Titelbild gewidmet. Den Arbeiten liegen zumeist ältere Veröffentlichungen zugrunde, vgl. S. 145–148. Dort auch ein Verweis auf weitere Arbeiten von Palm zu Opitz, insbesondere: Martin Opitz von Boberfeld. Zwei beiträge zur lebensgeschichte des dichters.– Breslau: Morgenstern 1862. Die Studien des Historikers zur schlesischen Geschichte und Mitherausgebers der Acta Publica dürften zu den gewichtigsten gehören, die im 19. Jahrhundert zu Opitz verfaßt wurden. Sie geben sich als Vorstudien zu einer Opitz-Biographie. »Eine vollständige biographie daraus zu gestalten, schien mir gegenwärtig noch nicht an der zeit[.]« (S. 148). Dabei ist es bis heute geblieben. Palm verdanken wir auch eine einleuchtende Erklärung für den auffälligen Tatbestand, daß in der Opitz-Biographie von Christoph Colerus die Beziehung des Boberschwans zu den Piasten merklich abgeschirmt bleibt. »Colerus hatte allerdings von ihr volle kenntnis; aber dieselbe vorsicht, welche Opitz in seinem leben oft so schweigsam machte, mußte sein biograph damals auch nach seinem tode noch beobachten. Er hielt seine gedächtnisrede auf einem öffentlichen schulactus in Breslau, wo des kaisers regiment nach gänzlicher besiegung alles widerstandes der protestanten gewaltig und gefürchtet war. Konnte nun wol der redner vor den ohren kaiserlicher behörden das lob des von Ferdinand II. zum dichter gekrönten, sogar in den adelstand erhobenen freundes preisen und dabei dessen intime beziehungen zu den schlimmsten feinden des kaisers anführen? Mußte nicht vielmehr sein überlaufen von einem lager [Dohnas] ins entgegengesetzte zum schweren vorwurf, und eine rechtfertigung oder ehrende erwähnung dieses wechsels gefährlich werden? War es also nicht vielmehr durch die klugheit geboten, von der agentur bei den Schweden, von Oxenstierna, Baner u.s.w. ganz zu schweigen zu einer zeit, wo man in Breslau überhaupt höchst ungern dieser verbindung mit jenen gedachte, wo das land noch aus tausend wunden blutete, die ihm um derselben willen geschlagen waren? Auch die herzoge und die evangelischen stände, in deren auftrage Opitz seine sendungen vollführt hatte, mußten wünschen, daß diese geheim betriebenen dinge nicht öffentlich berührt wurden. So kam es denn, daß diese tätigkeit unsers berühmten landsmannes, in der wir ihn doch lieber finden, als in seiner früheren stellung bei Dohna, bis heut gänzlich unbekannt geblieben ist.« (S. 242 f.). – Reiches Material auch in dem seit kurzem der Opitz-Forschung zur Verfügung stehenden Dokumentarwerk: Martin Opitz: Briefwechsel und Lebenszeugnisse. Kritische Edition mit Übersetzung. Band I–III. Hrsg. von Klaus Conermann unter Mitarbeit von Harald Bollbuck.– Berlin, New York: de Gruyter 2009. Auf die zahlreichen Dokumente zu Opitz und den Piasten sei hier nachdrücklich hingewiesen. Neben den verdienstvollen Opitz-Editionen von George Schulz-Behrend sowie von Veronika Marschall und Robert Seidel sind damit wesentliche Voraussetzungen für eine OpitzMonographie erfüllt. Schließlich ist an dieser Stelle noch einmal zu verweisen auf Marian Szyrocki. Seiner Opitz-Biographie ging eine Reihe von Einzelstudien voraus, darunter: Marcin Opitz na służbie u śląskich książąt piastowskich i u króla Władysława IV. [Martin Opitz im Dienste der schlesischen Herzöge und des Königs Wladislaw IV.].– In: Germanica Wratislaviensia 1 (1957), pp. 59–96 (mit deutscher Zusammenfassung). Es bleibt zu betonen, daß wir im folgenden vor allem die Widmungstexte Opitzens für die Piasten und verwandte Stücke in den Mittelpunkt unserer Betrachtung rücken.

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Anmerkungen

21 Die Literatur bis in die siebziger Jahre zusammengeführt bei Klaus Garber: Der junge Martin Opitz (Anm. 3 und Anm. 17), S. 136 f.: Politische Publizistik im Umkreis des ›Winterkönigs‹. Zur neueren Literatur vgl. die Hinweise an dieser Stelle in den Anm. 21 und 22. – Opitzens an den Pfälzer Kurfürsten und den nunmehrigen böhmischen König gerichtete ›Oratio ad Fridericum Regem Bohemiae‹ jetzt zweisprachig zugänglich in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band I (Anm. 15), S. 200–221, Kommentar S. 417–425. Eine eingehende Interpretation fehlt bislang. Vgl. Klaus Garber: Opitzens ›Oratio ad Fridericum Regem Bohemiae‹.– In: Der junge Martin Opitz (s. o.), S. 142 f. Neuere Untersuchungen sind mir nicht bekannt. Sehr viel besser steht es um Zincgref. Der Verfasser konnte seinerzeit für seinen Hinweis auf das Epos von Zincgref auf den Winterkönig – ›Ad Fridericum Bohemiae regem pium felicem inclytum B. RP. N. Epos‹ (1619) – zurückgreifen auf ein Exemplar in der Königlichen Bibliothek Kopenhagen, das ihm von dem Zincgref-Mitherausgeber Dieter Mertens (Freiburg/Breisgau) zugänglich gemacht worden war, dem dafür am gehörigen Ort (›Der junge Martin Opitz‹ [s. o.], S. 137, Anm. 190) der Dank auszusprechen war. Vierzig Jahre später liegt von dem jüngst verstorbenen Freiburger Historiker nun eine lang erwartete Interpretation und Textdarbietung vor. Vgl. Dieter Mertens: Zincgrefs ›Epos ad Fridericum‹.– In: Julius Wilhelm Zincgref und der Heidelberger Späthumanismus (Anm. 17), S. 101–115. In einem ›Anhang‹ (S. 116–133) wird der Text des ›Epos‹ in einer zweisprachigen Version geboten. Zum Kontext die wichtige Abhandlung von Theodor Verweyen und Wolfgang Srb: Konkurrenz oder Koexistenz? Dichten in lateinischer und deutscher Sprache am Beispiel einiger Texte Julius Wilhelm Zincgrefs und im Kontext der Reform Martin Opitz’.– In: Euphorion 101 (2007), S. 415–450. 22 Vgl. die grundlegenden Arbeiten von Karl Bruchmann: Die auf den ersten Aufenthalt des Winterkönigs in Breslau bezüglichen Flugschriften der Breslauer Stadtbibliothek. Ein Beitrag zur Quellenkunde des dreißigjährigen Krieges.– Progr. Königl. König-Wilhelms-Gymnasium Breslau 1904/05; ders.: Archivalia inedita zur Geschichte des Winterkönigs.– Progr. Königl. König-Wilhelms-Gymnasium Breslau 1908/09; ders.: Die Huldigungsfahrt König Friedrichs I. von Böhmen (des ›Winterkönigs‹) nach Mähren und Schlesien.– Breslau: Hirt 1909 (Darstellungen und Quellen zur schlesischen Geschichte; 9). Aus jüngerer Zeit – ohne Einbezug der Breslauer Bestände – Armin Schlechter: Das ›böhmische Abenteuer‹ Kurfürst Friedrichs V. von der Pfalz in der zeitgenössischen schlesischen Publizistik.– In: Schlesien und der deutsche Südwesten um 1600 (Anm. 17), S. 261–295. Vgl. auch Michael Schilling: Die bildpublizistischen Kampagnen um Friedrichs V. böhmisches Königtum und ihre mediengeschichtliche Bedeutung.– In: Die Wittelsbacher und die Kurpfalz in der Neuzeit (Anm. 17), S. 389–408; Frieder Hepp: Das ›böhmische Abenteuer‹ Friedrichs V. von der Pfalz im Spiegel zeitgenössischer Flugblätter, Bilder und Medaillen.– In: Schubert: Ludwig Camerarius. 2. Aufl. (Anm. 6), S. 589– 608. Es darf wegen der älteren Literatur auch an dieser Stelle nochmals zurückverwiesen werden auf Garber: Politische Publizistik im Umkreis des ›Winterkönigs‹.– In: Der junge Martin Opitz (Anm. 3 und Anm. 17), S. 136 f. 23 Dieser Heidelberger Dichterkreis seinerzeit trefflich charakterisiert von Dieter Mertens: Zu Heidelberger Dichtern von Schede bis Zincgref.– In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 103/3 (1974), S. 200–241. Die neuere Literatur verzeichnet in dem oben Anm. 17 zitierten Werk zu Heidelberg. Eine Quelle ersten Ranges ist geblie-

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ben: Briefe G.M. Lingelsheims, M. Berneggers und ihrer Freunde. Nach Handschriften hrsg. und erl. von Alexander Reifferscheid.– Heilbronn: Henninger 1889 (Quellen zur Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland während des 17. Jahrhunderts; 1) [mehr nicht erschienen!]. Jetzt die große, in Weiterarbeit befindliche Dokumentation für die Pfalz unter der Obhut der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Projekts ›Europa Humanistica. Collection publiée par l’Institut de Recherche et d’Histoire des Textes‹: Die deutschen Humanisten. Dokumente zur Überlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur in der Frühen Neuzeit. Abteilung I: Die Kur­ pfalz.– Turnhout: Brepols 2005 ff. Bislang liegen vier Bände vor, herausgegeben und bearbeitet von Wilhelm Kühlmann, Volker Hartmann, Susann El Kholi und Björn Spiekermann. Das Werk ist eine Fundgrube für die Dichter und Gelehrten des Späthumanismus. Schlesische Autoren sind aufgrund ihres wiederholten Aufenthaltes in der Pfalz vielfach vertreten. Gäbe es eine zweite Landschaft des alten deutschen Sprachraums, die sich für eine analoge Bearbeitung anböte, so wäre es mit Gewißheit Schlesien. Es bleibt zu wünschen, daß von der Polnischen Akademie der Wissenschaften entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. 24 Martini Opicii. Teutsche Poëmata vnd Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach, Item Verteutschung Danielis Heinsij Lobgesangs Iesu Christi, vnd Hymni in Bachum Sampt einem anhang Mehr auserleßener geticht anderer Teutscher Poëten. Der gleichen in dieser Sprach Hiebeuor nicht außkommen. Straßburg In verlegung Eberhard Zetzners. Anno 1624. So das Titelkupfer. Von diesem Werk liegt ein Reprint aus dem Jahre 1975 vor, doch der verdienstvolle Olms-Verlag hat Pech gehabt. Er legte dem Nachdruck ein Exemplar der Stadtbibliothek Augsburg zugrunde, dem das Schlußstück, Opitzens Zlatna, fehlt. Vgl. auch die eingehende Beschreibung von Georg Witkowski im Rahmen der von Wilhelm Braune begründeten Reihe ›Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts‹, die wir bereits kennenlernten (vgl. oben Anm. 8). Braune hatte eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Er trennte die Zincgrefsche Anthologie ab von den Opitzschen Poemata, denen sie, wie auf dem Titel ausgewiesen, als Anhang beigegeben war, und publizierte sie separat. Vgl.: Auserlesene Gedichte Deutscher ­Poeten gesammelt von Julius Wilhelm Zinkgref. 1624. [Hrsg. von Wilhelm Braune].– Halle/Saale: Niemeyer 1879 (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts; 15). Braune, der als Herausgeber auf dem Titelblatt nicht in Erscheinung tritt, bietet eine knappe Einleitung nebst einer Beschreibung der Zincgrefschen Opitz-Ausgabe und ein Verzeichnis der Autoren mit ihren Gedichten im Anhang. Die Existenz dieser Edition hatte zur Folge, daß die erschienene Ausgabe der Opitzschen Poemata ohne die Zincgrefsche Beigabe – wiederum in den ›Neudrucken‹ – herauskam. Vgl.: Martin Opitz: Teutsche Poemata. Abdruck der Ausgabe von 1624 mit den Varianten der Einzeldrucke und der späteren Ausgaben. Hrsg. von Georg Witkowski.– Halle/Saale: Niemeyer 1902 (Neudrucke deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts; 189–192). Reprint: Halle/Saale: VEB Max Niemeyer Verlag 1967 (Neudrucke deutscher Literaturwerke; 29). Die Witkowskische Ausgabe ist neuerlich vorbildlich gearbeitet. Sie enthält eine Einleitung zu der Entstehungsgeschichte sowie zu den zeitgenössischen Ausgaben nebst einem Druckfehlerverzeichnis und eine Zusammenstellung der Quellen zu den einzelnen Gedichten, soweit zu ermitteln. In einem Apparat zu jedem Gedicht sind sodann die Seitenangaben zu den Nachdrucken und vor

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Anmerkungen

allem die Varianten aufgeführt. Die Ausgabe behält also weiterhin ihren Wert. Im übrigen ist für die Beschreibung der Ausgabe von 1624 und ihrer Nachdrucke zu verweisen auf den Vorspann zum Wiederabdruck in der verdienstvollen Opitz-Ausgabe von ­George Schulz-Behrend: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von ­George Schulz-Behrend. Band II: Die Werke von 1621 bis 1626. 1. Teil.– Stuttgart: Hiersemann 1978 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 300), S. 161–167. Es bleibt freilich sehr zu beklagen, daß die bereits früher erschienenen und in der Ausgabe dokumentierten Gedichte in der Fassung von 1624 selbst nicht nochmals zum Abdruck kamen. Man muß also jeweils mühsam zurückblättern. Sehr zu begrüßen ist indes, daß der Zincgrefsche Anhang mit publiziert wurde. Vgl. zu diesem zuletzt Achim Aurnhammer: Zincgref, Opitz und die sogenannte Zincgref ’sche Gedichtsammlung.– In: Julius Wilhelm Zincgref und der Heidelberger Späthumanismus (Anm. 17), S. 263–283. Des weiteren: Klaus Garber: Der innovative Beitrag des deutschen Südwestens. Julius Wilhelm Zincgrefs Anthologie ausgewählter deutscher Gedichte im Anhang zu Opitzens ›Teutschen Poemata‹ und das Eklogenwerk Georg Rudolf ­Weckherlins. (Abgeschlossenes Kapitel aus dem in Vorbereitung befindlichen Werk zur deutschen Schäfer- und Landlebendichtung des 17. Jahrhunderts. Die entsprechenden Kolumnentitel: Das Opitz-Zincgrefsche Gemeinschaftswerk der ›Teutschen Poemata‹ und ihres Anhangs – Das Zincgrefsche Entrée zum ›Anhang‹ – Beiträger der Sammlung und deren poetische Eröffnung durch Habrecht, Zincgref und Schede Melissus – Zincgrefs ›Pastoral‹ – Das pastorale Epithalamium – Der Beitrag Georg Rudolf Weckherlins zum ›Anhang‹ – Weckherlins ›Oden und Gesänge‹ aus dem Jahr 1618 – Einführung der Hirtin Myrta und des Hirten Filodon – Ein Blick in die ›Oden und Gesänge‹ aus dem Jahr 1619 – Die aus England verlautende Stimme des späten ­Weckherlin – Weckherlins erste Ekloge – ›Die Roß‹ – Die Ausgabe letzter Hand aus dem Jahr 1648 – Der Eklogenkranz in der Ausgabe letzter Hand – Schäfer versus Höfling: Die sechste Ekloge – Weckherlins Jahreszeiten-Eklogen – Frühlings-Ekloge: Preis der schönen Natur – Sommer-­Ekloge: Zeit der Ernte und der Liebe – Herbst-­Ekloge: Weinlese auf schwäbisch und Verabschiedung des Petrarkismus – Winter-Ekloge: Die Liebenden, geborgen im Rhythmus der Schöpfung). 25 Vgl.: TrostGedichte Jn Widerwertigkeit Deß Krieges; Jn vier Bücher abgetheilt/ Vnd vor etzlichen Jahren von einem bekandten Poëten anderwerts geschrieben. Jn verlegung David Müllers Buchhendlers in Breßlaw. Leipzig/ Gedruckt bey Henning Kölern/ Anno ­MDCXXXIII. Aus der neueren Literatur sei verwiesen auf: William Leonard Cunningham: Martin Opitz’ ›Trost-Gedichte in Widerwertigkeit des Krieges‹.– Phil. Diss. University of Texas, Austin 1969. Druck unter dem Titel: Martin Opitz. Poems of Consolation in Adversities of War.– Bonn: Bouvier 1974 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 134). Dazu die Rezension von Wilhelm Kühlmann in: Daphnis 4 (1975), S. 217–219. Sodann legte Klaus Garber eine eingehendere Interpretation vor. Sie ist dem Opitz-Porträt aus dem Jahr 1984 (vgl. oben die Sternchenanmerkung) integriert (S. 145–163). In dem Neudruck der Arbeit wurde eine interne Gliederung eingeführt. Vgl. die Sternchenanmerkung. Seither ist zu verweisen auf: Barbara Becker-Cantarino: Daniel Heinsius’ ›De contemptu mortis‹ und Opitz’ ›Trostgedichte‹.– In: Opitz und seine Welt (Anm. 3), S. 37–56; Jörg-Ulrich Fechner: Martin Opitz’ ›Trostgedichte‹ in der Nachfolge von Petrarcas ›De remediis utriusque fortunae‹? Eine methodische Überlegung.– In: Opitz und seine Welt (Anm. 3), S. 157–172; Jean Charue: Les [!] ›Trost-Gedichte‹ d’Opitz.– In:

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Le texte et l’idée 10 (1995), pp. 45–61; Andreas Solbach: Martin Opitz’ ›Trostgedichte in Widerwertigkeit deß Krieges‹.– In: Martin Opitz (1597–1639). Nachahmungspoetik und Lebenswelt (Anm. 3), S. 222–235; Klaus Garber: Konfessioneller Fundamentalismus und späthumanistischer Nationalismus. Die europäischen Bürgerkriege in der poetischen Transformation um 1600: Opitzens ›Trost-Getichte in Widerwärtigkeit des Krieges‹.– In: Konfessioneller Fundamentalismus. Religion als politischer Faktor im europäischen Mächtesystem um 1600. Hrsg. von Heinz Schilling unter Mitarbeit von Elisabeth MüllerLuckner.– München: Oldenbourg 2007 (Schriften des Historischen Kollegs; 70), S. 23–46; Achim Aurnhammer: Martin Opitz’ ›Trost-Getichte‹ ([1621]/1633). Ein Gründungstext der deutschen Nationalliteratur aus dem Geist des Stoizismus.– In: Stoizismus in der europäischen Philosophie, Literatur, Kunst und Politik. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Moderne. Band I–II. Hrsg. von Barbara Neymeyr, Jochen Schmidt, Bernhard Zimmermann.– Berlin, New York: de Gruyter 2008, Band II, S. 711–729. 26 Der Aufenthalt Opitzens in Siebenbürgen hat immer wieder Aufmerksamkeit gefunden, vor allem am Ort selbst. Vgl. Johann Karl Schuller: Martin Opitz in Weißenburg.– In: Der Siebenbürger Bote, Nr. 6. Beiblatt ›Transilvania‹, N.F. 3 (1863), S. 161–174; Antal Herrmann: Opitz Márton Erdélyben. 1622–23 [Martin Opitz in Siebenbürgen. 1622–23].– Budapest 1876; Robert Gragger: Martin Opitz und Siebenbürgen.– In: Ungarische Jahrbücher 6 (1926), S. 313–320; Karl Kurt Klein: Beziehungen Martin Opitzens zum Rumänentum.– In: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 50 (1927), S. 89–120. Separatdruck Hermannstadt: Krafft & Drotleff 1927; ders.: Germanissimi Germani.– In: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 50 (1927), S. 41–43; ders.: Zur Frage der ›Germanissimi Germani‹ des Dichters Martin Opitz.– In: Südostdeutsches Archiv 4 (1961), S. 19–29. Wiederabgedruckt in: ders.: Saxonica Septemcastrensia. Forschungen, Reden und Aufsätze aus vier Jahrzehnten zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen.– Marburg: Elwert 1971, S. 290–301; Ilie Dăianu: Poetul silezian Martin Opitz şi Românii din Transilvania [Der schlesische Dichter Martin Opitz und die Rumänen Siebenbürgens].– Alba Iulia 1946; Ilona Komor: Tanulmányok a XVII. századi magyar-német kulturális érintkezesék köréből. 1. Martin Opitz Gyulafehérvári tanársága [Beiträge zur Frage ungarisch-deutscher kultureller Beziehungen im 17. Jahrhundert. 1. Martin Opitz in Siebenbürgen].– In: Filológiai közlöny 1 (1955), pp. 534–544; Rolf Marmont: Martin Opitz in Weißenburg (1622–1623).– In: Neue Literatur (Bukarest) 22 (1971), S. 98–105; Hans-Christian Maner: Martin Opitz in Siebenbürgen (1622–1623) – Traum und Wirklichkeit fürstlicher Machtpolitik unter Gabriel Bethlen. Darstellung und Rezeption.– In: Martin Opitz (1597–1639). Nachahmungspoetik und Lebenswelt (Anm. 3), S. 154–168; Klaus Garber: Konfessionelle Räume und literarischer Transfer im alten deutschen Sprachraum. Ein Brückenschlag zwischen Schlesien, der Pfalz und Ungarn anläßlich Martin Opitzens Besuch in Siebenbürgen.– In: Siebenbürgen. Eine frühneuzeitliche Kulturlandschaft in Mittelosteuropa im Spiegel ihrer Literatur. Hrsg. von Klaus Garber, Axel E. Walter.– Berlin: Duncker & Humblot 2016 (Literarische Landschaften; 16) (im Druck). 27 Vgl. zu dem – inzwischen wiederholt ins Rumänische übersetzten – Gedicht: Joachim G. Boeckh: Poemul ›Zlatna‹ de Martin Opitz [Das Gedicht ›Zlatna‹ von Martin Opitz].– In: Revista de filologie romanicaˇ şi germanicaˇ 3 (1959), pp. 39–56 (mit deutscher Zusammenfassung); Horst Nahler: Das Lehrgedicht bei Martin Opitz. Teil I–II.– Diss. phil.

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Anmerkungen

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Jena 1961 (Masch.), Teil I, S. 97; George Schulz-Behrend: Opitz’ ›Zlatna‹.– In: Modern Language Notes 77 (1962), pp. 398–410; Anke-Marie Lohmeier: Beatus ille. Studien zum ›Lob des Landlebens‹ in der Literatur des absolutistischen Zeitalters.– Tübingen: Niemeyer 1981 (Hermaea; 44), S. 220–248: ›Zlatna oder Getichte von Ruhe deß Gemüthes‹. Eine exemplarische Interpretation; Alexandru Ronai: Probleme des Barock und der Romantik in der Dichtung ›Zlatna‹ von Martin Opitz.– In: Zeitschrift der Germanisten Rumäniens 4 (1995), S. 59–62; Achim Aurnhammer: Tristia ex Transilvania. Martin Opitz’ Ovid-Imitatio und poetische Selbstfindung in Siebenbürgen (1622/23).– In: Deutschland und Ungarn in ihren Bildungs- und Wissenschaftsbeziehungen während der Renaissance. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann, Anton Schindling.– Stuttgart: Steiner 2004 (Contubernium; 62), S. 253–272; János Heltai: Martin Opitz und sein intellektuelles Umfeld in Siebenbürgen.– In: Martin Opitz 1597–1639. Fremdheit und Gegenwärtigkeit einer geschichtlichen Persönlichkeit. Hrsg. von Jörg-Ulrich Fechner, Wolfgang Kessler.– Herne: Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek 2006 (Martin-Opitz-Bibliothek Herne. Schriften; 3), S. 79–103. Vgl. Anton Herrmann: Eine lateinische Leichenrede Opitzens.– In: Archiv für Litteraturgeschichte 9 (1880), S. 138–143. Maria Fürstenwald kommt das Verdienst zu, die Rede in jüngerer Zeit der Forschung wieder zugänglich gemacht zu haben. Vgl.: Trauerreden des Barock. Hrsg. von Maria Fürstenwald.– Wiesbaden: Steiner 1973 (Beiträge zur Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts; 4), S. 11–19, S. 467 f., S. 513. Es handelt sich um eine zweisprachige Wiedergabe mit der Übersetzung des allzufrüh verstorbenen Göttinger Latinisten Helmut Dreitzel, der zahlreichen Hilfesuchenden mit Rat und Tat auf dem Feld der neulateinischen Philologie zur Seite gestanden hat. Inzwischen hat der Text bereits zweimal eine weitere Edition erfahren. Er steht, versehen wie stets mit einer sachkundigen Einleitung, in der – leider nicht zum Abschluß gelangten – Ausgabe von George Schulz-Behrend: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band II/1 (Anm. 24), S. 48–56. Jetzt ist er – ausgestattet mit einem ausgiebigen Sachkommentar – eingegangen in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band I (Anm. 15), S. 256–271, Kommentar S. 462–477. Zu Nüßler vgl. den Eintrag von Klaus Garber in: Killy Literaturlexikon VIII (2010), S. 663 f. Die dortigen Angaben jetzt vor allem zu ergänzen um die Einträge in: Martin Opitz: Briefwechsel und Lebenszeugnisse (Anm. 20). Bernhardi Gvilielmi Nussleri Silesii Princeps Literatvs Ad Jllvstris.um Dvcem Lignic. […]. Francofurti Marchionum Typis Nicolai Voltzii Exscriptus Anno 1616. (Exemplar BU Wrocław: 412198). Suo & Musarum succrescenti Amori cum Principem Literatum ederet Martinus Opitius Sil. Bl. A3v. Das Gedicht ist wiederabgedruckt in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band I: Die Werke von 1614 bis 1621.– Stuttgart: Hiersemann 1968 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 295), S. 29–33. Dem Herausgeber war der Originaldruck des Nüßlerschen Werkes und damit des Opitzschen Beitrags nicht verfügbar. Er druckte ihn nach der Sammlung der lateinischen Gedichte Opitzens aus dem Jahr 1631. Hier auch S. 30–32 eine Kurzbiographie Nüßlers und eine Zusammenstellung der wechselseitigen Beiträge, die sich Opitz und Nüßler zukommen ließen. Eine zweisprachige Edition liegt jetzt vor in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band I (Anm. 15), S. 32 f., Kommentar S. 298 f. Inzwischen

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konnte auf den wiederaufgefundenen Erstdruck zurückgegriffen werden. Hier gleichfalls ein Kurzporträt N ­ üßlers. Martin Opitz: Lateinische Werke. Band I (Anm. 15), S. 33. Vgl.: Dan. Heinsii Lobgesang Jesu Christi des einigen vnd ewigen Sohnes Gottes: Auß dem Holländischen in Hoch=Deutsch gebracht durch Mart. Opitium. [Kolophon:] Zu Görlitz im Marggraffthumb Oberlausitz druckts Johann Rhambaw. M.DC.XXI. (BU Wrocław: 426962). Neudruck in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band I (Anm. 31), S. 267–390. Vgl. aus der vorliegenden Literatur: Hugo Max: Martin Opitz als geistlicher Dichter.– Heidelberg: Winter 1931 (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte; 17), S. 67– 84; Paul Böckmann: Der Lobgesang auf die Geburt Jesu Christi von Martin Opitz und das Stilproblem der deutschen Barocklyrik.– In: Festschrift Heinrich Bornkamm zum 65. Geburtstag. Archiv für Reformationsgeschichte 57 (1966), S. 182–207; J.C. Arens: D. Heinsius’ Christushymne. Vertaald door M. Nesselius naar M. Opitz.– In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde 83 (1967), p. 187–191. Zu Opitz und Heinsius vgl. Julius Bernhard Muth: Über das Verhältniss von Martin Opitz zu Dan. Heinsius.– Diss. phil. Leipzig 1872; Richard Beckherrn: M. Opitz, P. Ronsard und D. Heinsius.– Diss. phil. Königsberg 1888; Theodor Weevers: Some Aspects of Heinsius’ Influence on the Style of Opitz.– In: The Modern Language Review 34 (1939), pp. 230–239; Ray M. Wakefield: Heinsius and Opitz. Germanic Prosody Revisited.– In: Studies in Netherlandic Culture and Literature. Ed. by Martinus A. Bakker, Beverly H. Morrison.– Lanham/MD, New York, London: University Press of America 1994 (Publications of the American Association for Netherlandic Studies; 7), pp. 13–20. Zu Heinsius selbst vgl. die gehaltreiche Monographie von Barbara Becker-Cantarino: Daniel ­Heinsius.– Boston: Hall 1978 (Twayne’s World Authors Series; 477). Becker-­Cantarino hat auch einen Reprint der Nederduytschen Poemata von Heinsius vorgelegt, der mit einer großen instruktiven Einleitung versehen ist: Daniel Heinsius: Nederduytsche Poemata. Faksimiledruck nach der Erstausgabe von 1616. Hrsg. und eingel. von Barbara BeckerCantarino.– Bern, Frankfurt/Main: Peter Lang 1983 (Nachdrucke deutscher Literatur des 17. Jahrhunderts; 31). Der 1616 in Amsterdam erschienene Lof-sanck van Iesvs Christvs ist erst seit 1618 den Nederduytschen Poemata beigefügt, steht also noch nicht in der Ausgabe von 1616, die diesem Reprint zugrunde liegt. Auch zu Caspar Kirchner vgl. den Eintrag von Klaus Garber in: Killy Literaturlexikon VI (2009), S. 426 f. Vgl. Hermann Palm: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur (Anm. 20), S. 214– 222; Martin Opitz: Briefwechsel und Lebenszeugnisse (Anm. 20), Band I, S. 557–561. Dan. Heinsii Lobgesang Jesu Christi des einigen vndt ewigen Sohnes Gottes/ Mitt notwendiger außlegung/ Darinnen der grundt des alten Christlichen glaubens verfaßet ist. Hochdeutsch gegeben Durch Mart. Opitivm. [Kolophon:] Gedruckt zum Brieg/ durch Augustinum Gründern/ Jn Verlegung Davidt Müllers Buchhändlers in Breßlaw 1633. In dem Einzeldruck auf den Blättern π1 v–2π1 v. Neudruck in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band I (Anm. 31), S. 278–286. Hiernach zitiert. Ebd., S. 279. Ebd. Ebd., S. 283. Ebd., S. 283 f.

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Anmerkungen

43 Vgl.: Virtuti Honoriqve, Et Immortali Illustriss. Heroinae Sophiae-Elisabetae Principis Anhaltinae, Comit. Ascaniae: Sereniss. Principis Georgii Rudolphi […] Conjugis Incomparab. Memoriae Sacr. devotè Parentantium Lacrymae et Solatia. [Kolophon:] Lignicii Litteris Viduae & Heredum Nicolai Sartorii. [1622] (Exemplar aus der Reimannschen Bibliothek (107/1) in der BU Wrocław: 422164). Es ist darauf zu verweisen, daß Nüßler auch eine an Georg Rudolf gerichtete Consolatio verfaßte, der Opitzens ›Begräbnüßgetichte‹ gleichfalls nebst einer lateinischen Zuschrift an Georg Rudolf hinzugefügt ist: Consolatio Ad […] Dn. Georgium Rudolphum […] Cum Illustriss. Principis Sophiae-Elisabethae Conjugis Desideratiss. Obitum Lugeret. Scripta A Bernhardo Gvilielmo Nüslero Camerae Ducalis Secretario. Accedunt carmina ejusdem argumenti. Typis Sartorian. Lignicii exscripta. [1622] (Exemplare wiederum in der BU Wrocław: 4 F 1092/1–2 = 361691 und 361692, 4 F 1443/6–7 = 385819 und 385820). Auch diese Trauerschrift ging in die obige ein, die als definitive Memorialschrift zu bezeichnen ist. Opitz hat dem Trauergedicht für Sophie Elisabeth noch eine kleine alkäische Ode für Georg Rudolf beigegeben. Wir dürfen es an dieser Stelle bei dem Hinweis auf diese belassen und uns auf die Trauerschrift für die Fürstin beschränken. Auch in der zwei Jahre späteren großen lateinischen Leichenrede für Zsu­z sanna Károlyi, die wir erwähnten (vgl. Anm. 28), fügte Opitz der Rede eine ›Elegia‹ für den Fürsten Bethlen Gábor hinzu. Vgl. im übrigen auch die Exemplarangaben aus der alten Breslauer Stadtbibliothek bei George Schulz-Behrend in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band II/1 (Anm. 24), S. 3. Hier S. 3–11 der Abdruck der beiden Beiträge Opitzens. Der lateinische Beitrag zweisprachig auch in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band I (Anm. 15), S. 236–239, Kommentar S. 438–440. 44 Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band II/1 (Anm. 24), S. 5, V. 1–8. 45 Ebd., S. 8, V. 85–88. 46 Ebd., V. 97–101. 47 Ebd., S. 9, V. 139–146. 48 Ebd., S. 10, V. 153–160. 49 Wir verweisen zurück auf die Angaben zum reichhaltigen Trauerschrifttum für Dorothea Sibylla in Kapitel III, Anm. 46. Hier nun der Titel der Funeralschrift Opitzens: Bonae Memoriae Serenissimae Principis Dorotheae Sybyllae, Ex Avgvsta Electorvm Brandenbvrgicorvm Familia; Dvcis Silesiae Lignicensis Et Bregensis; Pientissimae Et Optimae Principis. [Auf der Rückseite des Titelblattes:] Serenissimo Principi, Joanni Christiano Duci Silesiae, Lignicensi & Bregensi; Domino suo Clementissimo: Magni item Patris spei maximae Filiis, Georgio, Lvdovico, Rvdolpho, Christiano, Principibvs Jvventvtis; hoc acerbi luctus sui testimonium consecrat Martinus Opitius. [1625]. (Exemplar BU Wrocław: 4 V 57/43 = 534677). Neudruck der Trauerschrift in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band II: Die Werke von 1621 bis 1626. 2. Teil.– Stuttgart: Hiersemann 1979 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 301), S. 417–422. Die lateinische Zuschrift an Johann Christian zweisprachig auch in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band II: 1624–1631. In Zusammenarbeit mit Wilhelm Kühlmann, Hans-Gert Roloff und zahlreichen Fach­ gelehrten herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel.– Berlin, New York: de Gruyter 2011 (Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts), S. 44–47.

9. Martin Opitz und die Piasten

50 Vgl. den instruktiven Kommentar zu der lateinischen Zuschrift von Walther Ludwig und Veronika Marschall in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band II (Anm. 49), S. 290–293. 51 Der lateinische Wortlaut sowie die nachfolgenden lateinischen Zitate ebd., S. 46; die deutsche Übersetzung daselbst, S. 47. 52 Ebd., S. 46, V. 15–24. In der deutschen Übersetzung von Walther Ludwig: »Doch sie prangt in ihrer Blüte. Und wenn der rechten Hand der Dichter zu trauen ist und den Schwestern des Apoll, werde zwischen den Dichtern, die euer Hof ernährt, (und es nährt in der Tat euer Hof edle Dichter) auch ich selbst – in meiner Schwäche vermag ich nur das – an des Grabes Ort jährlich mit meinen Versen die Manen eurer Gemahlin und Mutter besingen, göttlicher Fürst, und ihr, des Fürsten Söhne. Deren Erstlinge allein bringe ich, der ergebene Verehrer eures Hauses, euch nun dar.« (Ebd., S. 47). 53 Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band II/2 (Anm. 49), S. 420, V. 25–37. Dort auch die folgenden Zitate. 54 Ebd., S. 421, V. 84–88. 55 Ebd., S. 422, V. 101–112. 56 Das Titelkupfer des Werkes: Martini Opitii Acht Bücher, Deutscher Poematum durch Jhn selber heraus gegeben/ auch also vermehret vnnd vbersehen/ das die vorigere darmitte nicht zu uergleichen sindt. Jnn Verlegung Dauid Müllers Buchhändlers jnn Breßlaw. 1625. 57 Vgl. zu der Vorrede an Fürst Ludwig in der ersten von Opitz autorisierten Ausgabe seiner Werke aus dem Jahr 1625 aus der neueren Literatur: Barner: Barockrhetorik (Anm. 4), S. 227 f.; Wolfram Mauser: Opitz und der Beginn der deutschsprachigen Barockliteratur. Ein Versuch.– In: Filologia e critica. Studi in onore di Vittorio Santoli. A cura di Paolo Chiarini.– Roma: Bulzoni 1976 (Studi di filologia tedesca; 6–7), S. 281–314, hier S. 300 ff.; Sinemus: Poetik und Rhetorik (Anm. 4), S. 18–22: ›Vorrede zu den ›Weltlichen Poemata‹ an Fürst Ludwig von Anhalt-Cöthen‹; Grimm: Literatur und Gelehrtentum (Anm. 4), S. 123 f. (mit falscher Datierung, 1628); Garber: Martin Opitz (siehe Sternchenanmerkung), S. 140–145; ders.: Die Idee der Nationalsprache (Anm. 2), S. 208–213: ›Dichter und Fürst – Poesie und Politik‹; ders.: Ständische Kulturpolitik (Anm. 3), S. 159–163: ›Der fürstliche Gründer der ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ als Adressat der Gedichte von 1625‹. 58 Vgl. neben der in Anm. 3 zitierten Literatur zu Opitz und der in Anm. 19 zitierten Literatur zur ›Fruchtbringenden Gesellschaft‹ und den vielen Referenzen in den Briefwechseln und Lebenszeugnissen (Anm. 20) auch den Eintrag zu Opitz, dem ›Gekrönten‹, in: Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen: Der Fruchtbringenden Geselschaft Nahmen/ Vorhaben/ Gemählde und Wörter. Mit Georg Philipp Harsdörffers ›Fortpflantzung der Hochlöblichen Fruchtbringenden Geselschaft‹. [Hrsg. von Martin Bircher].– München: Kösel 1971 (Die Fruchtbringende Gesellschaft. Quellen und Dokumente in vier Bänden; 1). Hierin in der vierteiligen Folge mit jeweils einhundert Einträgen einschlägig die zweite Folge: Der Fruchtbringenden Geselschaft Nahmen/ Vorhaben/ Gemählde und Wörter: Nach jedes Einnahme ordentlich in Kupfer gestochen/ und Jn achtzeilige Reimgesetze verfasset/ Das Zweyte Hundert. Franckfurt am Mayn/ Bey Mattheo Merian. M.DC. XXXXVI. Hier Bl. Eee 2r der Eintrag zu Opitz:    EJn art des Lorbeerbaums die bletter giebet breit      Sie seind glat/ schön und grün/ die blühte lest sich riechen    Von weiten/ man darvon den grünen krantz bereit/    Hat der Poetenschar: Als nun die zeit verstrichen/

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Anmerkungen

   Jch selbsten Krönte mich durch alle Länder weit/      Mit meiner heilgen wüht/ drin gerne mir gewichen    Mein’ eigne Landesleüt’/ als ich die feder fürt/    Und reimend’ unsre sprach’ ob andern mehrt und ziert. Eine erste Fassung der 200 ›Reimgesetze‹ aus der Feder Fürst Ludwigs wird von Bircher dankenswerterweise im Anhang mitgeteilt (S. XII–LXII). – In der ersten Ausgabe des ›Gesellschaftsbuches‹ aus dem Jahr 1629 beschließt der Eintrag zu Opitz mit der Nummer 200 das Werk. Vgl.: Der Fruchtbringenden Gesellschaft Vorhaben, Namen, Gemälde und Wörter. Faksimile des ersten Bandes des im Historischen ­Museum Köthen auf bewahrten Gesellschaftsbuches Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen. Hrsg. von Klaus Conermann.– Edition Leipzig. Lizenzausgabe Weinheim: VCH Acta humaniora 1985 (Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein; 1), Bl. Ddd4 r. Das Köthener Exemplar bietet auch jeweils die kolorierten Wappen. Es darf als ein Glücksfall angesprochen werden, daß sich das kostbare Unikat erhalten hat. Vgl. auch den Opitz-Eintrag in: Klaus Conermann: Die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft 1617–1650. 527 Biographien. Transkription aller handschriftlichen Eintragungen und Kommentare zu den Abbildungen und Texten im Köthener Gesellschaftsbuch.– Edition Leipzig. Lizenzausgabe Weinheim: VCH Acta humaniora 1985 (Fruchtbringende Gesellschaft. Der Fruchtbringenden Gesellschaft geöffneter Erzschrein; 3), S. 203–206. Hier S. 205 auch ein Sonett Fürst Ludwigs aus dem Jahr 1637: ›An den Gekrönten‹. Insbesondere im dritten Band der Briefwechsel und Lebenszeugnisse (Anm. 20) finden sich zahllose Briefe Fürst Ludwigs an Opitz, umgekehrt haben sich Briefe Opitzens an Fürst Ludwig sehr viel weniger erhalten. 59 Vgl.: Ioannis Barclaii Argenis. Parisiis, Sumptibus Nicolaj Buon, in via Iacobaea sub signis S. Claudij et Hominis Siluestris. Cum priuilegijs sumpt. Pontifici at Regis Christianissimi. L. Gaultier incidit. M.DC.XXI. Vgl. – mit weiterer Literatur – Susanne Siegl-Mocavini: John Barclays ›Argenis‹ und ihr staatstheoretischer Kontext. Untersuchungen zum politischen Denken der Frühen Neuzeit.– Tübingen: Niemeyer 1999 (Frühe Neuzeit; 48). Wichtig geblieben ist das Kapitel ›Utopie und Absolutismus. John Barclays ‚Argenis’‹.– In: Dietrich Naumann: Politik und Moral. Studien zur Utopie der deutschen Aufklärung.– Heidelberg: Winter 1977 (Frankfurter Beiträge zur Germanistik; 15), S. 22–67. 60 Vgl.: Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen[.] Mit schönen Kupffer Figuren Nach dem Frantzösischen Exemplar[.] Jnn Verlegung Dauid Müllers Buchhändlers Jnn Breßlaw. 1626. Neudruck in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band III: Die Übersetzung von John Barclays Argenis. Teil 1 und 2.– Stuttgart: Hiersemann 1970 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 296–297). Vgl. dazu: Karl Friedrich Schmid: John Barclays Argenis. Eine literarhistorische Untersuchung. I.: Ausgaben der Argenis, ihrer Fortsetzungen und Übersetzungen.– Berlin, Leipzig: Felber 1904 (Literarhistorische Forschungen; 31). Reprint: Nendeln/Liechtenstein: Kraus 1977. Hier S. 73–79 zu Opitzens Übersetzung. Des weiteren: Paula Kettelhoit: Formanalyse der Barclay-Opitzschen ›Argenis‹.– Diss. phil. Münster 1934; George Schulz-Behrend: Opitz’ Übersetzung von Barclays ›Argenis‹.– In: Publications of the Modern Language Association of America 70 (1955), S. 455–473. 61 Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band III/1 (Anm. 60), S. 4.

9. Martin Opitz und die Piasten

62 Zu Opitz und Karl Hannibal von Dohna vgl. Hermann Palm: Opitz im hause des kammerpräsidenten Karl Hannibal von Dohna. 1626–1632.– In: ders.: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur (Anm. 20), S. 189–214; Marian Szyrocki: Marcin Opitz na służbie u burgrabiego Karola Hannibala von Dohna (1626–1632) [Martin Opitz im Dienste von Burggraf Karl Hannibal von Dohna (1626–1632)].– In: Śląski Kwartalnik Historyczny Sobótka 14 (1959), pp. 197–215. Hinzuzunehmen wiederum die reichen Dokumente in den Briefwechseln und Lebenszeugnissen Opitzens (Anm. 20). 63 Vgl.: Serenissimo Duci Lignicensi, Principi Optimo, ad Aquas Silesiacas iturienti; Mart. Opitius, Celsitud. Ejus ab Officiis Aulae, incolumitatem & vigorem corporis precatur. [Am Ende:] Gedruckt im Jahr 1628. Abdruck in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Band IV: Die Werke von Ende 1626 bis 1630. Teil 1 und 2.– Stuttgart: Hiersemann 1989–1990 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart; 312–313), Teil 1, S. 217–220. 64 Ebd., Band IV/1, Strophe 1, S. 218. 65 Vgl. Klaus Garber: Arkadien und Gesellschaft. Skizze zur Sozialgeschichte der Schäferdichtung als utopischer Literaturform Europas.– In: Utopieforschung. Interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. Band I–III. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp.– Stuttgart: Metzler 1982, Band II, S. 37–81 [auch als suhrkamp-taschenbuch der wissenschaft. Band 1159 (1985)]. Wiederabgedruckt in: ders.: Literatur und Kultur im Europa der Frühen Neuzeit (Anm. 2), S. 229–274; ders.: Arkadien. Ein Wunschbild der europäischen Literatur.– München: Fink 2009. 66 Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/1 (Anm. 63), S. 219 f., Strophen 5–8. 67 Vgl.: Die Episteln Der Sontage vnd fürnemsten Feste des gantzen Jahrs/ Auff die Weisen der Frantzösischen Psalmen in Lieder gefasset/ Von Martin Opitzen. Jn verlegung David Müllers/ Buchhendlers in Breßlaw. Leipzig/ Gedruckt durch Johan-Albrecht Mintzeln/ 1628. Neudruck des Werkes in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/1 (Anm. 63), S. 241–317. Vgl. zu den ›Epistelliedern‹ von Opitz: Hugo Max: Martin Opitz als geistlicher Dichter (Anm. 33), S. 125–136; Renate Gerling: Die Umsetzung biblischer Texte in der Lyrik des 17. Jahrhunderts.– Diss. phil. Bochum 1967. Druck unter dem Titel: Schriftwort und lyrisches Wort. Die Umsetzung biblischer Texte in der Lyrik des 17. Jahrhunderts.– Meisenheim am Glan: Hain 1969 (Deutsche Studien; 8). Hier zu Opitz’ ›Epistelliedern‹, S. 7–46. Des weiteren die wichtige Studie von Irmgard Scheitler: Das Geistliche Lied im deutschen Barock.– Berlin: Duncker & Humblot 1982 (Schriften zur Literaturwissenschaft; 3), insbesondere S. 172–175. Dazu die (herrliche) bibliographische Miszelle von Erich Trunz: Ein Opitz-Gespenst.– In: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 3 (1976), S. 202 f. 68 Vgl. Vers 6 in den Episteln; im Neudruck Schulz-Behrends (Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/1 [Anm. 63]), S. 246. 69 Vgl. ebd., V. 2–4. 70 Ebd., S. 246 f., V. 7–21. 71 Ebd., S. 247, V. 25–34. 72 Vgl.: Von der Welt Eitelkeit. Auß dem Frantzösischen. [Kolophon:] Gedruckt zum Briegk/ durch Augustin Gründern. Jn Verlegung David Müllers Buchhändlers in Breßlaw. 1629.– Titelauflage: Martini Opitii Von der Welt Eitelkeit. Aus dem Frantzösischen. Jn Verlegung David Müllers/ Buchhendlers in Breßlaw. Anno MDCXXIX. Vgl. die Vor-

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Anmerkungen

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bemerkung zu dem Neudruck des Werkes von Schulz-Behrend: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63), S. 419–430, S. 419–422. Zu dem Werk selbst grundlegend Anne Gülich: Opitz’ Übersetzungen aus dem Französischen.– Diss. phil. Kiel 1972, S. 83–119: Opitz’ Chandieu-Übersetzung ›Von der Welt Eytelkeit‹. Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63), S. 422 f. Vgl.: Martini Opitii Deütscher Poëmatum Erster Theil; Zum andern mal vermehrt vnd vbersehen herauß gegeben. Jn verlegung Dauid Müllers Buchhändlers in Breßlaw. ­M DCXXVIIII. Cum Gr. et Priuileg. Caes: Mai.– Martini Opitii Deütscher Poëmatum Anderer Theil; Zuevor nie beÿsammen, theils auch noch nie herauß gegeben. Cum Gr. et Priuileg. Caesar. Maiest. Jn verlegung David Müllers Buchhendlers in Breßlaw. 1629. Vgl. die Vorbemerkung zu dem Druck der Sammlung von seiten des Herausgebers in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63), S. 436–450. Hier S. 451–453 die Widmung an Dohna. Diese jetzt auch mit deutscher Übersetzung und Kommentar in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band II (Anm. 49), S. 98–103, Kommentar S. 381–387. Das Gedicht steht im zweiten Teil der Sammlung von 1629, und zwar in ›Martin Opitzens Newes Buch Poetischer Wälder‹, eröffnet wie stets mit den Gedichten an hochgestellte Persönlichkeiten. Auf einen schon früher gedruckten Beitrag für Anna Sophia Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg aus dem Jahr 1626 folgt das Gedicht für Georg Rudolf, das offensichtlich einen Erstdruck darstellt. Opitz wollte im Jahre 1629 unbedingt auch den Piastenherzog angesprochen wissen. Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63), S. 481 f. Vgl. das Kapitel ›Hommage an den neuen Landeshauptmann: Vielguet‹ in dem in Vorbereitung befindlichen Arkadienwerk des Verfassers, in dem die einschlägige Literatur, auch zu Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg-Oels, zusammengefaßt ist. Ein Beitrag von Opitz scheint erstaunlicherweise nicht vorzuliegen. Vgl. jedoch den sehr reizvollen Beitrag von Valentinus Ludovicus: Programma Illustrissimarum Lignicio-Olsnensium Nuptiarum Parchwicii In Ducali Castro Ad VI. Calendas Xbr. Anno Sal. M.DC.XXIV. Solemniss. Celebrandar. Ex Sereniss. Sponsor. Laudatiss. Nominib. Subjegtiss. Studio Publ. Juri P.A. Val. Ludovico E Ligiis. Typis Ducalibus. (Exemplar SLUB Dresden: Hist.Siles.128,24). Super Illustrissimae Dvcis Olsnensis, Matris Patriae, Et Pientissimae Principis, Obitu Martini Opitii Carmen: [s.l. s. a.]. Das Gedicht für Georg Rudolf hier auf Blatt A2r. Vgl. Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63), S. 580–583, S. 581 f.; Martin Opitz: Lateinische Werke. Band II (Anm. 49), S. 114–117, Kommentar S. 408–412. Ein Exemplar aus der Rhedigerschen Bibliothek, übergegangen in die Stadtbibliothek Breslau (4 E 515), wird heute in der BU Wrocław verwahrt (355107). Ein weiteres Exemplar entstammt der Bernhardiner Bibliothek und wird heute ebenfalls in der BU Wrocław verwahrt (535032). Das deutschsprachige Gedicht S. 582 f. in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63). Ebd., S. 582, V. 1–6. Ebd., S. 583, V. 30–33. Ebd., V. 47–49. Ebd., V. 51–60.

9. Martin Opitz und die Piasten

85 Vgl.: Martin Opitzen Schäfferey Von der Nimfen Hercinie. Gedruckt zum Brieg/ Jn verlegung David Müllers Buchhandlers in Breßlaw. 1630. [Kolophon:] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ durch Augustinum Gründern. A.C. 1630. Neudruck in: Martin Opitz: Gesammelte Werke. Band IV/2 (Anm. 63), S. 508–578. Hier S. 576 das Gedicht von Buchner ›An Ihr Fürstliche Gnaden/ Ihr Gn. Gemahlinn‹. 86 Vgl.: Oratio Funebris, Honori & Memoriae Celsissimae Principis Barbarae Agnetis Ducis Silesiae Lignicensis ac Bregensis, Conjugis Schaff-Gotschianae, &c. Ad Illustrissimum Ejus Maritum. Auctore Martino Opitio. Vratislaviae, ex Officina Georgij Baumanni. Ann. M.DC.XXXI. (Exemplar BU Wrocław: 363587). Neudruck nebst deutscher Übersetzung in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band III: 1631–1639. In Zusammenarbeit mit Wilhelm Kühlmann, Hans-Gert Roloff und zahlreichen Fachgelehrten herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel.– Berlin, New York: de Gruyter 2015 (Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts), S. 4–27, Kommentar S. 330–339. 87 Ebd., S. 9. Im lateinischen Wortlaut: »[…] quod inanes de religione disceptationes, quibus religio haud rarò amittitur, aut dissuasit suis, aut inhibuit veriùs ac sustulit.« (Ebd., p. 8). 88 Ebd. Der lateinische Text: »[…] quod alter gratiae me suae, alter aulae etiam ac convictus sui participem diu est cum fecerunt.« (Ebd., p. 8). 89 Ebd., S. 15. Der lateinische Wortlaut: »Quo in numero […] quod et mei ingenioli hallucinationes atque conatus iuveniles habere ac loco quidem non postremo volueris, Domina, hanc ego partem felicitati, si qua est meae aliquam esse jure semperque duxi.« (Ebd., p. 14). 90 Ebd., S. 23. Der lateinische Text: »[…] quis vitae vel amor vel usus esse nunc amplius ­potest, postquam hic furor armorum non improbis solum et de malo publico viventibus, sed et quos studiosos ac bonos viros judices, odiis internecivis invasit? postquam aliis bellum inferentibus, aliis illatum defendentibus, humana atque divina, publica et ­privata miscentur, convelluntur? postquam totus orbis terrarum una arena est? Et quid anima innocentissima per proximos duodecim annos, grande vitae suae spatium, non vidit? quis tot clades, tot studia pacem miserè nolentium, tot artes malas (quas Politici rationem status praesentis, Christiani neglectum salutis aeternae vocant) cautè satis ac ex vero descripserit?« (Ebd., p. 22). 91 Der entsprechende Passus, dem Munde eines Patrioten in guter humanistischer Manier entstammend, lautet: »Besetzt sind unsere beiden bedeutendsten Flüsse Rhein und Donau, und zu beiden Seiten der Donau sind viele tausend freie Menschen als Gefangene dem Machtbereich jenes Tyrannen zugeführt worden. Daß er noch nicht zur Kriegspartei gemacht wurde, verdanken wir dem Perser, besonders aber dem Schicksal, das dies bisher verhindert. Alles Übrige ist voll von feindlichen und verbündeten Truppen. Früh hat sich der Siebenbürger erhoben und seinetwegen Ungarn. Von den Polen wurde Beistand akzeptiert und zu ihnen geschickt. Hier die Tapferkeit des Spaniers, dort die Rüstung des Engländers. Beim Franzosen gibt es im Land Unruhen, außerhalb Konflikte, auf beiden Seiten vorsichtiges Taktieren. Diese bedeutenden Könige führten Blutsbande oder andere bedeutende und gewichtige Gründe hierher. Damit nicht über die Kroaten und Ungarn gesprochen wird, setzen wir den Norden in Bewegung und, als ob die Scharen unserer Völker nicht für Tod und Verwundung ausreichten, atmet selbst das Eismeer Krieg aus. Auch verbleiben wir nicht bei den lebenswichtigen Teilen Deutschlands. Angegriffen wurden die Niederländer, und das Volk, das Gefahren verachtet, wurde in die größte

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getrieben. Entrissen wurde die Halbinsel Jütland. Die Schlucht des Veltlintals und die Pässe und Berge der Rhäter wurden besetzt. Nach Italien wurden Legionen geführt, von denen man sagen kann, sie seien geflogen, nicht marschiert. Auch anderes gibt es noch, an das zu glauben der Nachwelt, der man vor allem die Erfolge des überaus ruhmreichen Feldherrn in Zukunft anvertrauen wird, sehr schwer fallen wird.« (Ebd., S. 23–25). Martini Opitii Vesvvivs. Poëma Germanicum. [Kolophon:] Gedruckt zum Brieg/ durch Augustinum Gründern. Jn Verlegung David Müllers Buchhendlers in Breßlaw/ 1633. Der Titel der Widmung lautet: ›Illustrissimo Celsissimoque Principi Ac Domino, Domino Ioanni Christiano Dvci Silesiae Lignicensi Et Bregensi.‹ Neudruck der Widmung in: Martin Opitz: Lateinische Werke. Band III (Anm. 86), S. 40–50, Kommentar S. 369–384 (mit reichen Literaturangaben). Ebd., S. 43–45. Der lateinische Wortlaut: »Quod si ex tot malorum sensu corpore nondum obriguimus toti, neque ipsam quoque cum libertate libertatis memoriam amisimus, quantum rerum omnium facies post ferale eiusmodi ante annos hoc decem ac quatuor sidus mutaverit, quis nostrum est qui non sentiat ac ingemiscat? Praelia certe haec post homines natos atrocißima, odium intestinum ac conspirationes, Respublica quaestui habita, cultus divini aut acerba defensio, aut simulatus utcunque defensionis color, actae in exilium artes, exciti ad euertendum opes ac robur Germaniae tot populi, afflictae cladibus ac praesidiorum insolentia tot provinciae, tot vrbes solo aequatae, interempti ferro tot Principes magnique viri quot aliis bellis vix milites, alios mores, aliud tempus expectant quam hoc nostrum, quo fateri vera non dicendo praestat, quam disertis verbis eloqui quae sentias.« (Ebd., pp. 42–44). Ebd., S. 45. Im lateinischen Original: »Adeo ut religionibus eiusmodi moneamur, Sol et Luna deliquium patiuntur, nubes, id quod attoniti diebus superioribus vidimus, fulmina tormentorum caelo sereno ac fremitus imitantur, aer miracula parturit, ripas suas aquae relinquunt, tellus concutitur, plana vallium extuberant, montes fumum ac flammas vomunt, ipsaque rerum Natura vim inferre sibi videtur ac iniuriam.« (Ebd., p. 44). Ebd., S. 47. Der lateinische Text: »Hanc certe circa cultum divinum piam ingenuitatem tuam, hoc consiliorum tempore tam difficili robur ac in utraque sorte constantiam, hunc amorem ac patrocinium eruditionis, has moderationis atque justitiae artes, si plerique tuae conditionis alii secuti fuissent, non res Christiana, non Germaniae libertas, non studia doctrinae, non fortunae cuiusvis denique et vita, non arae, inquam, ac foci tantis tamdiu in naufragiis summoque hactenus periculo fluctuassent.« (Ebd., p. 46). Ebd., S. 47 bzw. S. 46. Ebd., S. 47–49. Im lateinischen Wortlaut: »Mores vero universos tuos, mansuetudinem, integritatem, modestiam, candorem, et quicquid animo concipere facilius, quam ratione complecti possumus, ita aulae tuae infudisti, ut exemplar quoddam eius Reipublicae, quam Philosophi saniores finxerunt, tempus nullum formavit, quoties oculos hic circum fero, intueri mihi semper videar. Tam honesta, tam concors et delationum expers qua stipatus es familia, tot Equestris pariter ac alterius Ordinis decora, adeo eruditi, adeo ciuiles praeclarisque rebus ornati viri, argumento satis illustri sunt, quis sit ille cui fidem praestant et obsequium.« (Ebd., pp. 46–48). Ebd., S. 49. Der lateinische Text: »Ceterum, quo studio literas prosequi soles, qua facilitate ac clementia me Celsissimi Principis Fratris Tui veterem, novumque Tuum clientem, tractare cepisti […].« (Ebd., p. 48).

9. Martin Opitz und die Piasten

99 Vgl. zuletzt mit der einschlägigen Literatur: Robert Seidel: Von Atheisten und nüchternen Prinzessinnen. Martin Opitzens Schriften auf Angehörige des polnischen Königshauses.– In: Realität als Herausforderung (Anm. 18), S. 211–232. 100 Inzwischen liegt eine reiche Literatur vor. Wir verweisen nochmals auf den wichtigen, in Anm. 18 bereits zitierten Sammelband: Der Genfer Psalter und seine Rezeption in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. 16.–18. Jahrhundert. Hrsg. von Eckhard Grunewald, Henning P. Jürgens, Jan R. Luth.– Tübingen: Niemeyer 2004 (Frühe Neuzeit; 97). 101 Hinweisen möchten wir auch hier nur auf die jüngsten Studien: Jörg-Ulrich Fechner: Martin Opitz und der Genfer Psalter.– In: Der Genfer Psalter (Anm. 18 und Anm. 100), S. 295–315; Eckhard Grunewald: ›Keiner unser spraach’ ist mächtiger gewesen.‹ Martin Opitz als Übersetzer des Genfer Psalters.– In: Śląska republika uczonych / Schlesische Gelehrtenrepublik / Slezská vědecká obec. Band II. Hrsg. von Marek Hałub, Anna Mańko-Matysiak.– Wrocław: Oficyna Wyd. ATUT – Wrocławskie Wyd. Oświatowe 2006, S. 96–114. Zu vergleichen ist sodann das Kapitel ›Die Psalmen‹ bei Scheitler: Das Geistliche Lied (Anm. 67), S. 175–179. Auch hier S. 179, Anm. 32, eine Zurückweisung der törichten Bemerkungen von Hugo Max (siehe oben Anm. 67). Vgl. von Scheitler auch den Beitrag: Der Genfer Psalter im protestantischen Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts.– In: Der Genfer Psalter (Anm. 18 und Anm. 100), S. 263–281. Hier zu Opitz S. 266. Zum Kontext: Klaus Garber: Erwägungen zur Kontextualisierung des nationalliterarischen Projekts in Deutschland um 1600. – In: Der Genfer Psalter (Anm. 18 und Anm. 100), S. 185–194. 102 Vgl.: Die Psalmen Davids Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Durch Martin Opitzen. Cum gratia & privilegio S.R.M. Dantzigk/ Gedruckt vnd verlegt durch Andream Hünefeldt/ Buchhändler/ 1637. Das Werk ist inzwischen wieder leicht greif bar. Vgl.: Martin Opitz: Die Psalmen Davids. Nach den Frantzösischen Weisen gesetzt. Hrsg. von Eckhard Grunewald, Henning P. Jürgens.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms 2004. Der Band erscheint im Rahmen des Forschungsprogramms ›Kulturwirkungen des reformierten Protestantismus‹ der Johannes a Lasco Bibliothek Emden. Er ist – im Gegensatz zu so vielen anderen Reprints – mit einem Nachwort und Literatur ausgestattet. 103 Vgl. die entsprechenden Nachweise bei Gerhard Dünnhaupt: Eintrag Martin Opitz.– In: ders.: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. 2., verb. und wesentlich verm. Aufl. des ›Bibliographischen Handbuches der Barockliteratur‹. Vierter Teil: Klaj– Postel.– Stuttgart: Hiersemann 1991 (Hiersemanns bibliographische Handbücher; IX/4), S. 3005–3074, insbesondere S. 3064–3066, Nr. 176.1–176.10. 104 Opitz: Die Psalmen Davids (Anm. 102), Bl. π2r f. 105 Ebd., Bl. π2v f. 106 Ebd., Bl. π3r. 107 Ebd., Bl. π3r f. 108 Ebd., Bl. π3v. 109 Vgl. zu Opitz in Polen bzw. genauer im Preußen Königlich Polnischen Anteils neben der in Anm. 99 zitierten Studie und den in Anm. 3 genannten Arbeiten zu Opitz auch die wichtige Abhandlung von Richard Alewyn: Opitz in Thorn (1635/1636).– In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 66 (1926), S. 169–179. Und zurückzuverweisen ist auch nochmals auf Palm: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur (Anm. 20), S. 235–243.

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Anmerkungen

110 Vgl. für alle Einzelheiten die Nachworte von Erich Trunz in dem von ihm besorgten Reprint des Opitzschen Werkes letzter Hand: 1. Martin Opitz: Geistliche Poemata. 1638. 2., überarb. Aufl. Hrsg. von Erich Trunz.– Tübingen: Niemeyer 1975 (Deutsche Neudrucke. Reihe: Barock; 1). Eine erste Auflage erschien bereits 1966. Der Herausgeber hat im Nachwort zu diesem Band eine Skizze der Opitz-Ausgaben von 1624 und 1625 und 1629 sowie der Ausgabe letzter Hand der Jahre 1638–1644 und der ohne Mitwirkung Opitzens zustande gekommenen Ausgaben gegeben, auf die nachdrücklich zu verweisen ist. Außerdem ist dem Reprint eine systematisch gegliederte Bibliographie der wissenschaftlichen Literatur hinzugefügt.– 2. Martin Opitz: Weltliche Poemata. 1644. Erster Teil. Unter Mitwirkung von Christine Eisner hrsg. von Erich Trunz. 2., überarb. Aufl.– Tübingen: Niemeyer 1975 (Deutsche Neudrucke. Reihe: Barock; 2). Eine erste Auflage erschien 1967. Das Nachwort enthält wiederum eine Editionsgeschichte, nunmehr akzentuiert im Blick auf die in dem Band zum Abdruck gelangenden und zumeist ehemals selbständigen Drucke. Des weiteren ist eine annotierte ›Zeittafel zu Martin Opitz’ Leben und Werk‹ (S. 11*–22*) und ein textkritischer Apparat (S. 23*–38*) beigefügt.– 3. Martin Opitz: Weltliche Poemata. 1644. Zweiter Teil. Mit einem Anhang: ­F lorilegium variorum epigrammatum. Unter Mitwirkung von Irmgard Böttcher und Marian Szyrocki hrsg. von Erich Trunz.– Tübingen: Niemeyer 1975 (Deutsche Neudrucke. Reihe: Barock; 3). Dieser dritte und letzte Band ist besonders reichhaltig ausgestattet mit Beigaben. Er enthält eine Beschreibung dieses posthum erschienenen Werkes sowie der Epigramm-Sammlung, eine Gesamtcharakteristik der dreibändigen Werkausgabe im Kontext des Opitzschen Schaffens sowie eine eingehende literaturgeschichtliche Situierung des Opitzschen Werkes. Materialien zur Textkritik aus der Feder von Irmgard Böttcher schließen sich an. Den Beschluß macht eine äußerst hilfreich kommentierte Neufassung der Szyrockischen Bibliographie der Opitz-Drucke aus dem Jahr 1956, bearbeitet von Irmgard Böttcher und Marian Szyrocki. Mit dieser dreibändigen Edition legte Erich Trunz das Fundament für die Barock-Sequenz, die eine Reihe hervorragender Ausgaben zeitigte, da den Faksimiles grundsätzlich ausführliche Beigaben hinzugefügt wurden. Es bleibt zu bedauern, daß die lange Zeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Reihe nicht fortgesetzt wird. Digitalisate können in keinem Fall einen zureichenden Ersatz stellen. 111 Opitz: Geistliche Poemata (Anm. 110), S. 4 und S. 6. 112 Ebd., S. 4. 113 Ebd., S. 4 f. 114 Zu Gerhard von Dönhoff vgl. neben der Arbeit von Alewyn (oben Anm. 109) vor allem Gustav Sommerfeldt: Zur Geschichte des Pommerellischen Woiwoden Grafen Gerhard von Dönhoff († 23. Dezember 1648).– In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 43 (1901), S. 219–265. Verwiesen sei auch nochmals auf die wichtige Arbeit von Norbert Conrads: Das preußische Exil des Herzogs Johann Christian von Brieg 1633–1639.– In: Preußische Landesgeschichte. Festschrift Bernhart Jähnig. Hrsg. von Udo Arnold, Mario Glauert, Jürgen Sarnowsky.– Marburg: Elwert 2001 (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung; 22), S. 39–49. Mit Erweiterungen wiederabgedruckt in: ders.: Schlesien in der Frühmoderne. Zur politischen und geistigen Kultur eines habsburgischen Landes. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2009 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 16), S. 39–52.

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115 Opitz: Geistliche Poemata (Anm. 110), S. 5. 116 Ebd., S. 5 f.

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Friedrich Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien.– Frankfurt/Main: Knoch 1689, S. 1541. Vgl. etwa [Samuel Heinrich Klose]: Die vor hundert Jahren im Jahre Christi 1675 den 21 Nov. von dem Haupte der Schlesischen Fürstenthümer, Liegnitz, Brieg, Wohlau mit dem frühen Tode des letzten piastischen Herzogs George Wilhelm gefallene Fürstencrone denen Unkundigen der Schlesischen Geschichte zu Gefallen aus dem Staube hervorgezogen im Jahre 1775. Bunzlau, gedruckt und zu finden im Waisenhaus. Vgl. die eingehende Anm. 107 im dritten Kapitel unseres Buches. Vgl. Maximilian Eiden: Das Nachleben der Schlesischen Piasten. Dynastische Tradition und moderne Erinnerungskultur vom 17. bis 20. Jahrhundert.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2012 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 22). Hier im vorliegenden Zusammenhang vor allem das zweite Kapitel ›Grundlagen bis zum Aussterben des Fürstenhauses im Jahr 1675‹, S. 21–109. Zur ersten Information über Lohenstein vgl. Bernhard Asmuth: Daniel Casper von Lohenstein.– Stuttgart: Metzler 1971 (sammlung metzler; 97), mit der bis dahin vorliegenden Literatur. Hernach Gerhard Spellerberg: Daniel Casper von Lohenstein.– In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Hrsg. von Harald Steinhagen, Benno von Wiese.– Berlin: Erich Schmidt 1984, S. 640–689; ders.: Daniel Casper von Lohenstein.– In: Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Hrsg. von Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max. Band II: Reformation, Renaissance und Barock.– Stuttgart: Reclam 1988 (Reclams Universal-Bibliothek 8612 [6]), S. 341– 363 (jeweils gleichfalls mit Literatur). Der vorerst letzte lexikalische Eintrag stammt von Volker Meid und Lothar Mundt. Vgl.: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann in Verbindung mit Achim Aurnhammer u. a. Band VII.– Berlin, New York: de Gruyter 2010, S. 498–502. Der Artikel enthält nochmals weitere, bis in das Jahr 2003 reichende Literatur. Im übrigen ist zu verweisen auf Gernot U. Gabel: Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683). Bibliographie zu Leben und Werk (bis 2000).– Hürth: Edition Gemini 2005 (hier insbesondere S. 85–86). Eine neue, vor allem das politische, panegyrische und memoriale Schrifttum in das Zentrum rückende Monographie wäre willkommen. Daniel Casper von Lohenstein: Lob=Schrifft/ Deß Weyland Durchlauchtigen Fürsten und Herrn/ Herrn George Wilhelms/ Hertzogens in Schlesien/ zu Liegnitz/ Brieg und Woh­lau/ Christ=mildesten Andenckens. [Kolophon:] Gedruckt in Brieg/ durch Johann Christoph Jacob. 1676. Zitiert im folgenden nach dem Exemplar der BU Wrocław: 436976. Das Werk wurde schon 1679 von Esaias Fellgiebel in Breslau und Leipzig erneut vorgelegt. Vgl. jetzt den Wiederabdruck des Textes in: Daniel Casper von Lohenstein: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abteilung IV: Kleinere Prosa. Hrsg. und kommentiert von Lothar Mundt.- Berlin, Boston: de Gruyter 2017, S. 167–271; Editionsbericht, S. 317–325; Kommentar, S. 361–462. Das von uns benutzte Exemplar ist in

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Anmerkungen

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dieser Edition nicht aufgeführt, es handelt sich offenbar um die Erstfassung, die noch im gleichen Jahr in einer korrigierten Fassung erschienen ist. Es dürfte willkommen sein, diese bisher unbekannte Ausgabe an dieser Stelle benutzt zu sehen. Wir verweisen auf: Elida Maria Szarota: Lohensteins Arminius als Zeitroman. Sichtweisen des Spätbarock.– Bern, München: Francke 1970, S. 139–155, insbesondere S. 140–147. Zum Kontext vgl. Alberto Martino: Daniel Casper von Lohenstein. Storia della sua ricezione. Vol. I: 1661–1800 [mehr nicht erschienen!].– Pisa: Libreria Editrice Athenaeum 1975 (Athenaeum; 1), pp. 176–179, bzw. ders.: Daniel Casper von Lohenstein. Geschichte seiner Rezeption. Band I: 1661–1800. Aus dem Italienischen von Heribert Streicher.– Tübingen: Niemeyer 1978, S. 156–159. Die Widmung steht auf den Blättern A1 v–A3r. Hier die folgenden Zitate. Vgl. Joshua P. Waterman: Daniel Casper von Lohenstein’s Diplomatic Memorial to Emperor Leopold I for the Estates of Legnica, Brzeg, and Wołów.– In: Daphnis 35 (2006), pp. 163–192. Vgl.: Die Pluralisierung des Paratextes in der Frühen Neuzeit. Theorie, Formen, Funktionen. Hrsg. von Frieder von Ammon, Herfried Vögel.– Berlin: LIT 2008 (Pluralisierung & Autorität; 15) (mit weiterer Literatur). Lohenstein: Lob=Schrifft (Anm. 6), Bl. A4 r. Vgl. zum Kontext: Uwe-K. Ketelsen: ›Die Lebenden schlüssen den Sterbenden die Augen zu/ die Todten aber öffnen sie den Lebenden‹. Zu Lohensteins Gedicht über den Tod des letzten Piasten, Georg Wilhelms von Liegnitz.– In: Gedichte und Interpretationen. Band I: Renaissance und Barock. Hrsg. von Volker Meid.– Stuttgart: Reclam 1982 (Reclams Universal-Bibliothek; 7890 [5]), S. 369–378. Behandelt wird das Gedicht ›Auff das absterben Seiner Durchl. Georg Wilhelms/ Hertzogs zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau‹ in: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte/ nebenst einer Vorrede von der deutschen Poesie. Mit Churfl. Sächs. Gn. Privilegio. Leipzig/ Bey J. Thomas Fritsch. 1695, S. 119 f. Neudruck herausgegeben von Angelo George de Capua, Ernst Alfred Philippson.– Tübingen: Niemeyer 1961 (Neudrucke deutscher Literaturwerke. N.F.; 1), S. 164–166. Die zitative Überschrift des Beitrages von Ketelsen ist eben der hier von uns behandelten Lob=Schrifft Lohensteins entnommen. Walter Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels.– Berlin: Rowohlt 1928, S. 216 f. Ebd., S. 236. Lohenstein: Lob=Schrifft (Anm. 6), Bl. A4v. Ebd. Ebd., Bl. B1r f. Ebd., Bl. B1 v. Ebd. Ebd., Bl. B1 v f. Ebd., Bl. B2r f. Ebd., Bl. B3r. Ebd. Ebd., Bl. B3v f. Ebd., Bl. B4 r. Ebd., Bl. C1r und Bl. C1 v. Ebd., Bl. C2v.

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Ebd., Bl. C2v f. Ebd., Bl. C3v. Ebd. Ebd., Bl. C4 r. Ebd., Bl. C4 r f. Ebd., Bl. C4v. Ebd., Bl. D1r. Ebd., Bl. D1r f. Ebd., Bl. D2v. Ebd., Bl. D4v. Ebd., Bl. E2v. Ebd., Bl. E3r. Ebd., Bl. E3v und Bl. E4 r. Ebd., Bl. E4 r f. Ebd., Bl. M2r. Zur Fürstin Luise sei noch einmal verwiesen auf Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 1537–1541, sowie auf Karl Friedrich Schönwälder: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg. Drittes Bändchen: Von Verleihung des Majestätsbriefes bis zum Erlöschen des Fürstenhauses 1609–1675. Mit einem Anhange über die kaiserliche Regierung 1675–1741 und die alte Verfassung des Landes.– Brieg: Bänder 1856, S. 234–239. Hier die Beschreibung des Ringens der letzten Fürstenmutter der Piasten um das Erbe des Geschlechts. Zu der Schwester Georg Wilhelms, Charlotte, vgl. das grundlegende und aus reichen Vorkriegsarchivalien geschöpfte Werk von Gotthard Münch: Charlotte von Holstein-Sonderburg. Ein Lebensbild aus dem schlesischen Barock.– Breslau: Verlag des Schlesischen Bonifatiusvereins 1941 (Zur schlesischen Kirchengeschichte; 44). Das Buch gelangte nicht mehr zur Auslieferung und wurde im Krieg so gut wie komplett vernichtet; es erhielten sich nur wenige Exemplare. Vgl. die entsprechende ›Vorbemerkung‹ des Autors vor Einsatz der Anmerkungen zu der ersten Folge (1952), S. 183, zur bearbeiteten Neuauflage unter dem Titel: Charlotte von Liegnitz, Brieg und Wohlau, die Schwester des letzten Piasten.– In: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 10 (1952), S. 148–188; 11 (1953), S. 127–168; 12 (1954), S. 112–169; 13 (1955), S. 172–227. 43 Vgl. Kapitel V, S. 152–154. 44 Vgl. zum folgenden die grundlegende Studie von Gerhard Spellerberg: Lohensteins Beitrag zum Piasten-Mausoleum in der Liegnitzer Johannis-Kirche.– In: Daphnis 7 (1978), S. 647–687. Das Mausoleum durfte dank späterer kaiserlicher Verfügung weder abgerissen noch verändert oder verbaut werden. Da »die Längsachse der neuen Kirche quer zu der des mittelalterlichen Baues lag, bezog man es zur Hälfte mit ein in die östliche Seite des neuen Langschiffes, das wegen der mächtigen, ins Kircheninnere gezogenen Widerlager des Gewölbes rechts und links tiefe Seitenkapellen aufweist.« (Spellerberg, S. 647, Anm. 1). Vgl. zu dem Mausoleum auch die schönen Zeilen von Günther Grundmann in: ders.: Stätten der Erinnerung. Denkmäler erzählen schlesische Geschichte. 2., verm. und verb. Aufl.– München: Bergstadtverlag Korn 1975, S. 101–103 (dazu unten Anm. 47); ders.: Barocke Kirchen und Klöster in Schlesien. 2., verm. und verb. Aufl.– München: Bergstadtverlag Korn 1971, S. 34 f. Vgl. aus der älteren Literatur auch die wichtig gebliebe-

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Anmerkungen

ne und bereits zitierte Arbeit von Fritz Pfeiffer: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918–1919), S. 78–140. Hier insbesondere das Kapitel ›Der Neubau der Fürstengruft. [Monumentum Piasteum.]‹, S. 92–107. Vgl. von Pfeiffer auch: Das Mausoleum der letzten Piasten zu Liegnitz. Monumentum piasteum.– In: Bunte Bilder aus dem Schlesierlande 2 (1903), S. 207–219. – Zu verweisen ist an dieser Stelle auch auf eine Darstellung in der Bunzlauischen Monathschrift, die die Beschreibung der Fürstengruft mit einer Übersicht über die Geschichte der Piasten verbindet. Vgl.: Die Fürstengruft in Liegnitz.– In: Bunzlauische Monathschrift 10 (1783), S. 113–121, S. 146–150, S. 178–186. 45 Spellerberg: Lohensteins Beitrag (Anm. 44), S. 648. 46 Vgl. die näheren Angaben bei Spellerberg: Lohensteins Beitrag (Anm. 44), S. 649–653. Vgl. auch unsere Beschreibung eines in Brieg aufgefundenen Sammelbandes mit dem Titel Castrum Doloris anläßlich des Todes von Georg Wilhelm in Kapitel III, Anm. 107. 47 Vgl. dazu Berthold Haendcke: Mathias Rauchmüller, der Bildhauer.– In: Repertorium für Kunstwissenschaft 25 (1902), S. 89–97. Weitere Literatur zu Rauchmüller bei Spellerberg: Lohensteins Beitrag (Anm. 44), S. 654, Anm. 11. Zum Kontext: Christian Theuer­ kauff: Zu Matthias Rauchmillers Werk in Schlesien.– In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 7 (1962), S. 96–129. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang auch die Dissertation von Joshua P. Waterman: Intersections of Art and Literature of the Silesian Baroque. Studies on the Works of Matthias Rauchmiller, Daniel Casper von Lohenstein, Michael Willmann, and Johannes Scheffler (Angelus Silesius).– Phil. Diss. Prince­ton University 2007. Vgl. von Waterman auch: Daniel Casper von Lohenstein’s ›Lob-Schrift‹ (1676) and the Construction of the Piast Mausoleum in Legnica.– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska.– Legnica: Muzeum Miedzi 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa Legnickiego; 4), pp. 317–328. Der Artikel greift zurück (und bietet zugleich weiteres archivarisches Material) auf Stanisław Jujeczka: Nieznane źródła do dziejów budowy Mauzoleum Piastów w Legnicy [Unbekannte Quellen für die Bau­geschichte des Piasten-Mausoleums zu Liegnitz].– In: Szkice Legnickie 23 (2002), pp. 122–136. Vgl. in diesem Zusammenhang auch Jakub Kostowski: Mauzoleum Piastów [Die Fürstengruft der Piasten].– In: Kultura artystyczna dawnej Legnicy [Die Kunst im alten Liegnitz]. Pod. redakcją Jana Harasimowi­cza.– Opole: Instytut Śląski 1991, pp. 63–73. Hinzuzunehmen ist das schöne Werk von Günther Grundmann: Stätten der Erinnerung (Anm. 44). Dort liest man: »Dieses Mausoleum trägt den Namen Piastengruft. Es darf mit Recht als ein besonders wertvolles Kunstwerk angesprochen werden und gehört durch die Herkunft des ausführenden Bildhauers Matthias Rauchmüller in engen Zusammenhang mit dem Wiener Kunstraum. […] Rauchmüller, von der Herrgottsschnitzerei und Elfenbeinplastik herkommend, gab den Gestalten mit ihren Allonge-Perücken, Spitzenjabots und reichen Gewändern durch eine präzise Behandlung des Stofflichen jene Eleganz der Erscheinung, die die Möglichkeiten des weißen Marmors und Alabasters virtuos ausnutzte.« (S. 101). Hier auch zwei Abbildungen mit einem Teilausschnitt der Gruft und der Statue Charlottes sowie der Statue der Herzogin Luise. »Die Unterschriften unter den Figuren weisen auf das tragische Geschick der letzten Piastenfamilie hin: so steht unter der Figur der Mutter, Herzogin Luise[,]

10. Über die Zeiten hinweg

›HEU MIHI SOLI – Weh, mir Einsamen‹[,] unter der Figur ihres Gemahls, Herzog Christian, heißt es ›NESCI AGNATI – Vergiß des Sohnes nicht‹[,] unter dem Standbild des Sohnes lautet die Inschrift ›AT SEQUOR IPSE – Ach, ich folge bald nach‹[,] und unter dem Standbild der Schwester, der Prinzessin Charlotte [,] schließt dieser traurige Dialog mit den Worten ›SPES UBI NOSTRAE – Wo sind unsere Hoffnungen geblieben‹[.]« (S. 103). Vgl. auch die Wiedergabe eines Teilanblicks der Piasten­g ruft mit den Statuen Herzog Christians und Herzogin Luises bei Grundmann: ­Barocke Kirchen (Anm. 44), S. 35. Eine Gesamtansicht mit den vier Statuen etwa bei Reinhold Vetter: Schlesien. Deutsche und polnische Kulturtraditionen in einer europäischen Grenz­ region.– Köln: DuMont 1992 (DuMont-­Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer), S. 154, sowie in: Kultura artystyczna dawnej Legnicy (s. o.), Abbildung 49. Hier ebenfalls die Büsten von Herzogin Charlotte (Abb. 50) und von Herzogin Luise (Abb. 51). Tief prägt sich der seelisch bewegte Ausdruck in dem schönen Antlitz der Statue der Fürstin Luise ein. Auch ihr Gatte Herzog Christian wurde mit einer solchen bedacht. Wie erwähnt, war gleichfalls für die noch lebende Schwester Georg Wilhelms, Charlotte, eine Statue errichtet worden. Vgl. dazu eine bei Johann Peter Wahrendorff: Lignitzische Merck­ würdigkeiten (Anm. 48), S. 135 f., wiedergegebene Episode. Vgl. die Abbildungen 28–30 in unserem Werk. – Abschließend sei verwiesen auf den Eintrag ›Piasten-Mausoleum‹ in: Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen. Schlesien. Hrsg. von Ernst Badstübner, Dietmar Popp, Andrzej Tomaszewski, Dethard von Winterfeld.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 2005, S. 526. 48 Abgedruckt in der Spellerbergschen Abhandlung (Anm. 44) auf den Seiten 664–673. Der Titel des – von der handschriftlichen Fassung gelegentlich abweichenden – Druckes: Denck=Schriften/ Bey den Historischen Gemählden/ Jn der Fürstl. Gruft zur Liegnitz/ Zugleich in das Teutsche versetzet. Daselbst/ Druckt es Christoph Wätzoldt. (Exemplar SLUB Dresden: Hist.Siles.128,14). Vgl. Spellerberg: Lohensteins Beitrag (Anm. 44), S. 662 f. sowie S. 686 f. Die Filiationen der verschiedenen Texte werden ausführlich bei Spellerberg diskutiert. Eine Wiederholung erübrigt sich an dieser Stelle ebenso wie eine Wiedergabe der Denck=Schriften selbst. Uns interessiert die bislang seltener versuchte Auslegung. An späterer Stelle wird Gelegenheit sein, zumindest ein Georg Wilhelm gewidmetes Epitaph zu zitieren und eingehender zu würdigen. – Eine detaillierte Beschreibung des Mausoleums mit den Gemälden und Inschriften findet sich gleich zu Beginn im zweiten Kapitel unter dem Titel ›Von der Fürstlichen Grufft‹ bei Johann Peter Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürstenthums Lignitz im Hertzogthum Schlesien.– Budißin: Richter 1724, S. 25–149. Sie ist verbunden mit einer Geschichte der Piasten, die, wie üblich, besonders ausführlich für die ältere Zeit gerät. Wahrendorff bringt zahlreiche weitere Zeugnisse insbesondere von Inschriften aus anderweitigen Quellen bei. Er führt seine Darstellung unter dem obigen Titel bis zum Erlöschen der Piasten. Es ist davon auszugehen, daß er für seine Arbeit gleichermaßen auf Thebesius, aber eben auch auf Grunaeus rekurriert. Vgl. dazu Kapitel II, S. 57–62. Schon bei Henel und bei Lucae hatten sich eingehendere Schilderungen bzw. Erwähnungen der Fürstengruft nebst Wiedergabe der Inschriften gefunden. Vgl. Nikolaus Henel von Hennenfeld: Silesiographia Renovata. Pars Prima.– Breslau, Leipzig: Bauch 1704, pp. 282–285 (2. Paginierung); Friedrich Lucae: Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und

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Anmerkungen

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Nieder=Schlesiens.– Frankfurt/Main: Knoch 1685, S. 611–617; ders.: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten (Anm. 1), S. 1202–1207. Alle angeführten Zitate bei Spellerberg: Lohensteins Beitrag (Anm. 44), S. 664–670. Das hier vorgelegte S. 664. Ebd., Denkschrift I, S. 664. Vgl. ebd., Denkschrift IV, S. 665. Vgl. ebd., Denkschrift V, S. 665 f. Vgl. ebd., Denkschrift VI, S. 666. Ebd., Folge II, Denkschrift 1, S. 667. Ebd., Folge II, Denkschrift 3, S. 668. Vgl. ebd., Folge II, Denkschrift 4, S. 668. Ebd., Folge II, Denkschrift 5, S. 668. Vgl. ebd., Folge II, Denkschrift 6, S. 669. Vgl. ebd., Folge II, Denkschrift 7, S. 669. Ebd., Folge II, Denkschrift 8, S. 670. Vgl. S. 482–484. Abdruck des Epitaphs in lateinischer und deutscher Version bei Spellerberg: Lohensteins Beitrag (Anm. 44), S. 670–672. Hiernach zitiert. Das Epitaph auch in den Denck=Schriften (Anm. 48), Bl. B2v–B4 r. Verwiesen sei nochmals auf Jan Harasimowicz: Mors Janua Vitae. Śląskie epitafia i nagrobki wieku reformacji [Schlesische Epitaphien und Grabsteine der Reformationszeit].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 1992 (Historia sztuki; 3. Acta Universitatis Wratislaviensis; 1098); ders.: Schlesische Epitaphien und Grabmäler der Reformationszeit. Ihre Typen und architektonisch-plastische Struktur.– In: Renaissance in Nord-Mitteleuropa I. Hrsg. von G. Ulrich Großmann.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1990 (Schriften des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake; 4), S. 189–224.

Quellen und wissenschaftliche Literatur 1

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Vgl. Klaus Garber: Bücherhochburg des Ostens. Die alte Breslauer Bibliothekslandschaft, ihre Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und ihre Rekonstruktion im polnischen Wrocław.– In: Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Band II. Hrsg. von Klaus Garber. Redaktion: Stefan Anders, Holger Luck, Winfried Siebers.– Tübingen: Niemeyer 2005 (Frühe Neuzeit; 111), S. 539–653. Wiederabgedruckt in ders.: Das alte Buch im alten Europa. Auf Spurensuche in den Schatzhäusern des alten Kontinents.– München: Fink 2006, S. 313–438. In der erstgenannten Abhandlung findet man die Kataloge aufgeführt auf den Seiten 642–644, Anm. 162, sowie auf den Seiten 645–647, Anm. 165. In dem Wiederabdruck befinden sich die entsprechenden Einträge auf den Seiten 425–427, Anm. 162, sowie den Seiten 429–431, Anm. 165. Vgl. Klaus Garber: Das Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen im kulturellen Kontext.– In: Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 19: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg. Teil 1. Mit einer kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus

Quellen und wissenschaftliche Literatur

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Garber. Hrsg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2007, S. 17–85. Vgl. ders.: Bibliographie zum Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen.– In: ebd., S. 87– 101. Vgl. ebd. die entsprechenden Angaben zu Brieg, S. 91 f., sowie zu Liegnitz, S. 97 f.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur Historische Bibliothekskataloge aus Brieg und Liegnitz Glückliche Umstände haben es gefügt, daß sich historische Kataloge aus der Gymnasialbibliothek zu Brieg und der Rudolphina zu Liegnitz in erheblichem Umfang und möglicherweise sogar komplett – kleinerer Verluste einzelner Seiten ungeachtet – erhalten haben. Sie wurden von uns in der Universitätsbibliothek Breslau und in der Bibliothek des Piasten-Museums zu Brieg eingesehen und für die Bibliothek des Instituts für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit der Universität Osnabrück verfilmt. Ihre erstmalige nähere Beschreibung in der Nachkriegszeit erfolgte in einer umfänglichen, den Breslauer Bibliotheken gewidmeten Abhandlung des Verfassers.1 Die entsprechenden Forschungen wurden in Breslau, Liegnitz und Brieg fortgeführt und gingen ein in die wiederum umfassende Einleitung zu dem Katalog der aus Liegnitz und Brieg herrührenden und heute in der Universitätsbibliothek Breslau verwahrten Bestände des personalen Gelegenheitsschrifttums.2 Dieser kulturgeschichtlichen Einleitung ist eine kommentierte Bibliographie beigegeben.3 Sie bietet eine revidierte und erweiterte Beschreibung der historischen Bibliothekskataloge aus Liegnitz und Brieg.4 Diese wird im folgenden in wiederum durchgesehener Form nochmals vorgelegt. Auf die den bibliotheksgeschichtlichen Kontexten gewidmeten Ausführungen in den erwähnten Studien ist nachdrücklich hinzuweisen.

Gymnasial- und Piasten-Bibliothek Brieg 1. Bibliotheca antiqua. 1622. Piastenmuseum zu Brieg, Sign. H 1947.

Ältester erhaltener Katalog der Gymnasialbibliothek zu Brieg. Der Katalog ist in ein schmuckloses blaues Folio-Pappheft eingefaßt, das die obige Aufschrift trägt. Mit Bleistift ist hinzugefügt ›I‹, offensichtlich um den ersten Band einer Folge zu bezeichnen. Das Papier des Katalogs selbst ist gebräunt. Auf dem Original-Umschlag befindet sich der Stempel ›Bibliothek des Königl. Gymnasiums zu Brieg‹ und darüber von neuerer Hand der Zusatz ›Brg. 2.‹ Das würde darauf schließen lassen, daß auch dieser Katalog einen Vorgänger hatte, bzw. ihm ein weiterer Katalog vorgeordnet war. Auf dem Original-Umschlag ist zudem von alter Hand in Rotschrift der Titel zu lesen: »Verzeichniß der Bücher der sogenannten alten Bibliothek, d. h. derjenigen, welche Herzog Joh. Christian vorfand«. Vor dem Text, auf dem folgenden Blatt, direkt vor den ersten Katalogeinträgen, befindet sich nochmals ein Titel, nun eindeutig von

Historische Bibliothekskataloge aus Brieg und Liegnitz

dem Verfasser herrührend: »Catalogus Librorum Illustris Bibliothecae«. Eine systematische Gliederung vorab fehlt, doch handelt es sich im Prinzip um eine immer wiederholt einsetzende und um eine systematische Darbietung bemühte Erschließung. Signaturen und die Systematik betreffende Kürzel am Seitenrand bieten die entsprechenden Hinweise. Verwiesen wird auf Theologica, Juridica, Medicinae, Philosophici, Philologici, Historici, Musici mit gelegentlichen Untergliederungen. Insgesamt werden von bibliothekarischer Hand (Bleistift) 816 Titel gezählt, darunter Nr. 775–797 ›Musici Libri‹. Von den 22 Titeln sind 17 mit Bleistift durchgestrichen, waren also nicht mehr in Brieg, sondern in Berlin. Am Schluß findet sich der Hinweis: »In dem Schubkästlin sindt etzliche alte Catalogi zuebefinden«. Es gab also, wie vermutet, bereits Vorgänger. Die Datierung ist durch die Ausfertigung am Schluß gesichert: »Urkundlich unter dem Fürstl. Briegschen Cantzleij Secret außgefertiget; Itzo da geschehen und gegeben Zum Brieg; den 20.ten Augusti, Anno 1622.« (Siegel).

2. Catalog angefertigt 1664 von M. Johannes Lucas, Rector. BUW Altdruckabt. 405261, Mf 40392.

Es handelt sich um einen mit Bleistift geschriebenen Titel von bibliothekarischer Hand auf dem Papiereinband. Ein weiterer Klammer-Zusatz ist verblaßt und nicht mehr entzifferbar. Da bislang – wie in den anderen Fällen – keine nähere Beschreibung vorliegt, wird hier erstmals eine solche gegeben. Der systematisch angelegte Katalog in Folio ist wie üblich nach Formaten binnendifferenziert: Libri Theologici in Folio (242), in Quarto (77), in Octavo (35), ein Psalterium in Sedez; Libri Juridici in Folio (123), in Quarto (34), in Octavo (35), in Duodecimo (3); Libri Medici in Folio (7), in Quarto (2); Libri Historici in Folio (98), in Quarto (7), in Octavo (14); Libri Philologici et Philosophici mixti in Folio (82), in Quarto (69), in Octavo (73); Libri Italici et Gallici in Quarto (3), in Octavo (19), in Duodecimo (3); Libri Musici in Folio (18), in Quarto (6).

3. [Katalog Bibliothek Brieg 1691.] BUW Altdruckabt. 405262, Mf 40393.

Es handelt sich um ein Quartheft ohne Umschlag, bestehend aus vier einzelnen Lagen. Die Paginierung von alter Hand setzt erst auf S. 33 ein und zwar mit der Abteilung: »E Bibliotheca Celsissimi Principis ac Domini Joh. Christiani Libri Theologici in Quarto«. Es dürfte ihr also eine verlorene Lage S. 1–32 mit Folio-Beständen vorausgegangen sein. Der Katalog ist deshalb so aufschlußreich, weil er erstmals – wie schon aus dem jetzigen Eingangstitel ersichtlich – die Provenienzen des Bestandes verzeichnet und sodann jeweils systematisch die Titel zuordnet. Namhaft gemacht werden Herzog Johann Christian von Liegnitz und Brieg selbst, die Herzogin Dorothea Elisabeth, Peter Sebottendorf und Melchior Lauban. Zusätzlich erfolgen Verweise auf die ›Bibliotheca Antiqua‹. Ihr entstammen auch die ›Musici‹, 18 Titel in Folio und sechs weitere ohne nähere Formatangabe. Sie sind am Schluß (S. 117) aufgeführt. Es folgen noch die ›Instrumenta Mathematica‹. Am Schluß (S. 118): »Summa derer vorhandenen Bücher biß ultimo Decembris Ao 1691. 2839 Stück. [Unterz.:] Brieg den 29 Decbr A. 1691. Gottfried Thilo Rector.« (Auf S. 119–120 sind noch 16 Titel des ›Königlichen Stifts-Verwalters‹ untergebracht).

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

4. Catalogus Universalis Librorum Comprehensorum in Ducatis Gymnasii Brigensis Bibliotheca, Factus et scriptus, Anno Christi, 1664. Cui erat centesimus à Fundatione Ejusdem Gymnasii, per M. Johannem Lucam, Rectorem, Nunc vero, Jussu et Auctoritate Sacrae Caesareae Regiae Majestatis Anno Christi 1691 Noviter recognitus atque revisus. BUW Altdruckabt. 405263, Mf 10493. Alte Sign.: Brg. 3.

Auf den Vorsatzblättern ist zweimal der Stempel der Gymnasialbibliothek angebracht, im einen Fall ergänzt um den Zusatz von jüngerer bibliothekarischer Hand ›Brg. 3‹. Und gleichfalls noch vor dem Titel steht ein vierseitiger, offensichtlich von Thilo herrührender »Vorbericht von der Bibliothec.« Dann folgt – ebenfalls noch vor dem Titel – ein wiederum vierseitiger »Vor=Bericht von dem Catalogo[.] [Unterz.:] Gottfried Thilo, Deß Königl. Gymnasii Rector.« Bei diesem im gleichen Jahr, 1691, ausgefertigten Katalog handelt es sich offensichtlich um die Reinschrift des vorstehend beschriebenen Heftes. Das komplett erhaltene Werk beginnt, wie nicht anders zu erwarten, mit den »Libri Theologici in Folio E Bibliotheca Antiqua« (242 Titel) und schreitet dann fort zu den Theologici aus dem herzoglichen Besitz, der hier anfangs ausnahmsweise auch für die Söhne ausgewiesen ist: »E Bibliotheca Celsissimi Principis ac Domini Johannis Christiani, A Celsissimis Filiis, Dn. Georgio, Dn. Ludovico, Dn. Christiano, Ducibus Silesiae, Lignicensibus ac Brigensibus tradita 1647. d. 3. Sept.«. 26 Titel in Folio werden aus der Theologie namhaft gemacht. Auch für die anderen Stifter sind nun die genauen Daten angegeben: »E Bibliotheca Dn. Petri Sebottendorf, Equitis Silesiae, empta Ao. 1647. d. 9. Novembris [7 Titel]. E Libris M. Melchioris Laubani, Rectoris, Bibliothecae Gymnasii, Ao. 1633, Donatis [34 Titel]. Bücher Welche Ihro Fürstl. Durchl. Frau Dorothea Elisabeth, Hertzogin zur Liegnitz und Brieg, vermählete Fürstin zu Nassau, dem Gymnasio 1665 verehret [25 Titel]«. Danach setzt dann die Quart-Folge innerhalb der Theologie ein, wiederum im einzelnen spezifiziert hinsichtlich der Donatoren und der Anzahl der vermachten Bände. Im Anschluß an die nach Stiftern und Formaten geordneten Theologica folgen die anderweitigen Disziplinen nach dem nämlichen Schema. Am Schluß stehen die ›Libri Musici‹, soweit sie der ›Bibliotheca antiqua‹ entstammen, 18 Titel in Folio, sechs in Quart, sodann wieder ›Instrumenta Mathematica‹, schließlich ›Tabulae‹. Dann schließt sich der ›Summarische Extract‹ an, genau spezifiziert nach Sachgebieten, Besitzern und Formaten, der die Zahlenangaben im einzelnen bilanziert. 2839 Titel insgesamt werden gezählt. Noch die fehlenden Bücher werden aufgeführt. Der letzte Vermehrer der Bibliothek ist der königliche Stiftsverwalter mit 15 Titeln. Schließlich sind einige die Bibliothek betreffende Unterlagen aus dem Staatsarchiv Breslau durch Franz Nieländer aufgetan, abgeschrieben und dem Band beigegeben worden. Vgl. dazu auch Nieländer: Die Piastenbibliothek, S. 68. Die letzte detaillierte Auszählung der Bestände und ihre sachkundige Beschreibung nach den entsprechenden Disziplinen bei Eberhard Richtsteig: Ungehobene Schätze der Piastenbücherei zu Brieg. Der Brieger historische Buchbestand läßt sich über die historischen Kataloge und die Arbeiten Nieländers und Richtsteigs also sehr wohl rekonstruieren.

Historische Bibliothekskataloge aus Brieg und Liegnitz

Bibliotheca Rudolphina Liegnitz 1. [Katalog der Bibliotheca Rudolphina.] BUW Altdruckabt. 407058; alte Sign. in der Rudolphina: Rud. 1190.

Es handelt sich um einen systematischen, vermutlich zu Ende des Jahres 1617 und zu Beginn des Folgejahres entstandenen Katalog ohne eigenes Titelblatt. Der Katalog ist in vier Abteilungen gegliedert: Classis I: Librorum Philosophicorum, Classis II: Librorum Medicorum, Classis III: Librorum Juridicorum, Classis IV: Librorum Theologicorum. Die Systematik mit den entsprechenden Untertiteln steht vorweg, Kolumnentitel im Band verweisen auf die jeweilige Systemstelle. Der Katalog enthält freilich nur, wie schon Ernst Pfudel feststellte, die ›Libri Philosophici‹. Er endet mit der Aufführung der ›Mathematica‹ (darunter die ›Musica‹ (nur neun Titel) und die ›Architectonica‹), der ›Philosophica Generalia‹ und der ›Kunstbücher‹. Am Schluß stehen drei Seiten von anderer Hand mit Verweis auf einzelne Titel. Es ist nicht bekannt, ob die drei anderen Abteilungen im Rahmen des vorliegenden Katalogwerkes gefertigt wurden und anschließend verloren gingen oder ob sie gar nicht existierten (vgl. Pfudel: Progr. Liegnitz 1876, S. 2 bzw. S. 10, Nr. I).

2. Catalogus librorum Ducal. iuxta initiales literas nominum Authorum.

Pfudel (ebd.) S. 2 f., S. 10, Nr. II. Nicht erhalten und schon Pfudel nicht mehr vorliegend.

3. [Verlorener Katalog ohne bezeugten Titel.]

Zu diesem nicht erhaltenen und vermutlich systematisch angelegten Katalog vgl. Pfudel (ebd.) S. 10, Nr. III.

4. Illustris Bibliothecae Lignicens: hactenus, ex DEI gratia, in praesentissimo periculo conservatae, Catalogus. MDCXXXVI Conscriptus â Christoph. Prellero. BUW Altdruckabt. 407060; alte Sign. in der Rudolphina: Rud. 1192.

Der mächtige Folio-Band ist in Schweinsleder gebunden und mit einem Superlibros versehen: ›Catalogus. Bibliotheca Illustris.‹ Auf dem Rücken befindet sich ein Schild ›1192‹ und von älterer Hand eine Aufschrift ›49‹, offensichtlich eine ältere Klassifizierung in der Rudolphina betreffend. Es handelt sich wiederum um einen systematischen und nach Formaten gegliederten, nach Pfudel (ebd., S. 3) 1636 entstandenen Katalog in zwölf Abteilungen. Eine erste Abteilung ist der Theologie (›Theologici Libri‹) gewidmet, die in der Reformation nochmals binnendifferenziert wird in Werke der Lutheraner, der Calvinisten, der Papisten und der Schwenckfeldianer. Während in der Gattung der Postillen Calvinisten und Schwenckfeldianer zusammen aufgeführt werden, erscheinen sie in den Abteilungen Bibeln und Oratores wieder getrennt. Weitere Abteilungen – die nachfolgenden Titel jeweils an deren Beginnwerden gebildet durch: II. Libri Juridici, III. Politici Libri, IV. Medici Libri, V. Historici Libri, VI. Philosophici Libri, VII. Musicalische Bücher, VIII. Ungebundene Materien, ohne defect, IX. Ungebundene Materien, mit defect, X. Ungebundene Musicalische, alle gantz,

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

XI. Kupferstücke, XII. Summa aller in diesem Catalogo gebundenen Bücher. Ausgewiesen werden 5012 Titel. In der Abteilung Musik – in der herzoglichen Bibliothek zu Liegnitz wie zu Brieg stets besonders zu beachten – werden 73 Titel ausgewiesen. Die Anzahl der aufgeführten Titel ist erheblich größer. Die folgenden unspezifizierten Abteilungen VIII und IX beziehen sich auf sämtliche Systemstellen, keineswegs nur auf die Musikalien. Hier sind unter den ungebundenen Stücken 49 Titel ausgewiesen.

5. Dvcalis Bibliothecae Qvae Est Lignici Ad D. Iohannis. Catalogvs. Secundum Ordinem Alphabeticum. Ann: Chr. M.DC.LVII. BUW Altdruckabt. 407062 und 407063; alte Sign. in der Rudolphina: Rud. 1194, Rud. 1195.

Es handelt sich um einen in braunes Leder und einen in Schweinsleder gebundenen Folioband, jeweils mit Superlibros ›LHISZLBVG‹ [O?], dem herzoglichen Wappen und der Jahreszahl 1658. Auf den Rücken neuere Schilder: ›1194‹, ›1195‹. Im einen Fall (1195) ist auf dem schweinsledernen Rücken auch die alte Signatur 52 aufgeprägt, im anderen ist sie auf der Innenseite des Vorsatzblattes notiert: 51. Auch diese Kataloge, die ausnahmsweise in zwei identischen Exemplaren vorliegen, sind entgegen der Angabe auf dem Titelblatt systematisch angelegt und nur innerhalb der einzelnen Abteilungen alphabetisch sortiert. Der Katalog weist sechs Gruppen aus: ›Catalogvs Libb: Theologicor., Catalogvs Libb: Ivridicorvm, Catalogvs Libb: Medicorvm, Catalogvs Libb: Historicorvm, Catalogvs Libb: Philosophicor: et Philologicor:, Catalogvs Libb: Musicorvm.‹ In diesem Werk sind die einzelnen Abteilungen nicht ausgezählt.

6. D. T. S. Bibliotheca ad Divi Johannis, quae Sereniss. Ducum Piasteorum Munificentiae Ortum et Jncrementum, Invictiss. Leopoldo I. Conser­va­ tionem et ulterius Augmentum debet, Iussu Illustrissimi Domini Dn. Joh. Christoph. L.B. â Zierowa Zierowsky Dni in Henners=Herrn= Belten=dorff und Schotkau Sacr. Caes. ac [nicht zu deutendes Zeichen] Reg. Maj. Consiliarii et Ducatus Lignicens. Capitanei. Revisa A. Orb. Red. M.DC.LXXXVII. à Gottfr. Baudißen, et Georg Aßmannen, Advocatis Iuratis. BUW Altdruckabt. 407064; alte Sign. in der Rudolphina: Rud. 1196.

Lederband mit verblaßtem Superlibros und alter Signatur ›53‹ auf dem Rücken und neuerem Rückenschild ›1196‹. Wiederum ein systematischer Katalog in der gleichen Anordnung wie der Vorgänger aus dem Jahr 1657, der dreißig Jahre später, wie in der Abteilung Theologie ausdrücklich vermerkt, einer Revision unterzogen wurde. Innerhalb der einzelnen Abteilungen gleichfalls alphabetisch angeordnet. 113 Musicalia werden numerisch ausgewiesen. Die Anzahl der Titel ist erheblich höher. Am Schluß stehen die nicht mehr vorhandenen Musicalia.

Historische Bibliothekskataloge aus Brieg und Liegnitz

7. Catalogus Librorum Theologicorum Acatholicorum[.] BUW Altdruckabt. 407292; alte Sign. in der Rudolphina: 485.

Brauner Lederband mit aufgeklebtem Rückenschild, das abgeplatzt ist, so daß die letzte Ziffer verloren ging. Eine Vorgänger-Signatur ist nicht erkennbar. Offenbar stand der Band in der Rudolphina an anderer Stelle. Ein eigenes Titelblatt fehlt. Der vorstehende Titel steht direkt vor dem Verzeichnis der Folio-Bände ›[…] Acatholicorum In Folio.‹ Es folgen die übrigen Formate, nun jedoch nur noch mit dem Titel ›Catalogus Librorum Theologicorum in Octavo.‹ etc. Innerhalb der Formate wird neuerlich alphabetisch angeordnet. 566 Titel in Quart, 552 in Oktav und 122 in Duodez werden ausgewiesen. Der Katalog stellt also ein Komplement zu dem nachfolgenden letzten dar, der sich nun als ein von den ›Acatholica‹ gereinigter präsentieren kann.

8. [Katalog der Bibliotheca Rudolphina.] BUW Altdruckabt. 407293; alte Sign. in der Rudolphina: Rud. 4852.

Nochmals in die sechs Abteilungen und innerhalb ihrer nach Formaten und Alphabet gegliederter systematischer Katalog ohne Titelblatt. Im 17. Jahrhundert angelegt und im 18. Jahrhundert fortgeführt. Nur in den Folio-Drucken der Theologie ist eingangs eine eigene Abteilung »Catalogus Librorum Theologicorum Catholicorum In Folio« ausgewiesen, ein Zusatz, der – in genauer Analogie zu den ›Acatholica‹ – schon bei den Quartdrucken wieder fortfällt. In diesem Sinne ist die Angabe bei Pfudel (S. 11, Nr. VII) zu präzisieren. Das Werk ist wiederum gegliedert in theologische, juristische, medizinische, historische, philosophischphilologische und musikalische Werke, diese Gruppen jeweils nach Formaten unterteilt. Für die Musikalien sind 117 Titel ausgewiesen. Hier findet sich ein wichtiger Zusatz: »NB! Die roth durchstrichenen und mit dem Datum 1/6 1854 bezeichneten Doubletten sind unter diesem Datum an die Königl. Bibliothek in Berlin unentgeltlich überlassen worden, laut anliegendem Verzeichniß. Schultze.« Das Schultzesche Verzeichnis liegt bei. Es handelt sich um 17 Stücke. Eingebunden ist außerdem ein Blatt mit Zusätzen aus allen Abteilungen; zwei weitere Blätter mit den Zusätzen aus den ›Libri Philosophici et Philologici‹ in Quarto liegen lose bei. Ein weiteres Blatt hält die neueren Zugänge numerisch fest. Außerdem ist ein Blatt mit Zählungen nach Abteilungen und Formaten beigefügt. Die auf das Grundwerk bezogenen Zahlen sollen hier – obgleich nicht in allen Fällen ganz eindeutig und ohne Spezifizierung nach Formaten, jedoch abzüglich der geringfügigen Verluste – wiedergegeben werden, um die Größenordnungen in dem letzten bezeugten historischen Katalog anzudeuten, die hier alleine einschlägig sind: Libri Theologici Cath. 272, Libri Theologici Acath. 1430, Libri Juridici 710, Libri Medici 527, Libri Historici 745, Libri Philosophici et Philologici 1140, Libri Musici 452 Bände. Ein Bestand von rund 5280 (5276) Bänden wäre dementsprechend abschließend zu verbuchen.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Wissenschaftliche Literatur Quellen und Referenzwerke Alischer, Sebastian: Elogia Boleslaviensium Eruditorum conscripta ab Andr. Sanftlebio & Sebast. Alischero. Exemplar der BU Wrocław: 323200 = 8 F 1,215a. Clajus, Johannes: Libellus de origine & conservatione Scholae Goldbergensis.– Gorlicii 1563. Clajus, Johannes: Variorum carminum libri quinque.– Görlitz: Fritsch 1568. Colerus, Christophorus: Panegyricus virtuti et fortunae inclytarum familiarum Lygiae et Anhaldinae.– Wittenberg 1648. Colerus, Christophorus: Laudatio Honori & Memoriae V. Cl. Martini Opitii paulò post obitum ejus A. MDC.XXXIX. in Actu apud Uratislavienses publico solenniter dicta à Christophoro Colero, Praeter continuam Opitianae vitae narrationem complectens multorum quoque Principum atque celebrium Vororum, cum quibus Opitio consuetudo & amicitia fuit, memorabiles notitias. Publici juris fecit Melchior Weise Vralislav. Lipsiae, Sumptibus Philippi Fuhrmanni Imprimebat Johannes Wittigau A. M DC. LXV. Exemplar der SuUB Göttingen: 8 ° H L B II,880: 2 (34). Cunrad, Johann Heinrich: Silesia Togata.– Liegnitz: Rohrlach 1706. Denck=Schriften/ Bey den Historischen Gemählden/ Jn der Fürstl. Gruft zur Liegnitz/ Zugleich in das Teutsche versetzet. Daselbst/ Druckt es Christoph Wätzoldt. Ehrhardt, Siegismund Justus: Siegismund Justus Ehrhardts, Pastors zu Beschine, der Patrio­tisch=Schlesischen Societät ordentlichen, und der Lateinischen Gesellschaft zu Jena Ehren=Mitglieds Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Ersten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Haupt=Stadt und des Fürstenthums BRESLAU, wie auch des Namslauer Kreißes in sich fasset. Auf Kosten und unter eigner Aufsicht des Verfassers. 1780. Liegnitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums BRJEG in sich fasset. Auf Kosten des Verfassers, 1782. Liegniz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums Carolat=Beuthen in sich fasset. Auf Kosten des Verfassers, 1782. Liegnitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Zweiten Theils dritter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und

Wissenschaftliche Literatur

Prediger=Geschichte des Fürstenthums Crossen in sich fasset. Auf Kosten des Verfassers, 1782. Liegnitz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Dritten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Gros=Glogau in sich begreift. Auf Kosten des Verfassers, 1783. Liegnitz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Dritten Theils Zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Jauer in sich begreift. Auf Kosten des Verfassers, 1784. Liegnitz, gedrukt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Vierten Theils Erster Haupt=Abschnitt, welcher die protestantische Kirchen= und Prediger=Geschichte der Stadt und des Fürstenthums LJGNIZ in sich begreift. Auf Kosten der Herren Pränumeranten, 1789. Ligniz, gedruckt bey Johann Gottfried Pappäsche. Ehrhardt, Siegismund Justus: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens. Vierten Theils Zweiter Haupt=Abschnitt, welcher die Fortsetzung der protestantischen Kirchen= und Prediger=Geschichte des Fürstenthums LJGNJZ in sich fasset. Auf Kosten der Herren Pränumeranten, 1790. Ligniz, gedrukt bei Johann Gottfried Pappäsche. Grunaeus, Simon: Anagrammaticorum S. Grunaei distichorum quorund: Sylloge.– Liegnitz: Sartorius 1598. Grunaeus, Simon: Ligii Litamina Melissea.– Liegnitz: Sartorius 1599. Grunaeus, Simon: Basiliensium Monumentor. Antigrapha P. P. á Simone Grunaeo Ligio. Lig­nicii typis Sartorianis. A. C. MDCII. Grunaeus, Simon: Monumentorum Silesiae Pericula Exposita.– Liegnitz: Sartorius 1602. Grunaeus, Simon: Litamina Honoraria Festivitati Nuptiarum … Casp. a Stosch cum Barb. Portugalia.– Liegnitz: Sartorius 1606. Grunaeus, Simon: Silesiae Monumentorum antigrapha cum Extraneorum Epeisagmate e superiorum annorum parergis sui recensuit, et classibus distinxit. Typis Ligiis Nicolai Sartori Lignicie. Hallmann, Johann Christian: Schlesische Adlers-Flügel/ oder Warhaffte Abbild- und Beschreibung Aller Könige/ Ober-Regenten/ und Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien Von PIASTO an/ biß auf Unsern Regierenden AllerGnädigsten Kaiser/ König/ und Obristen Hertzog LEOPOLDUM; welche Der Gelehrten Welt mit sonderbahrem Fleisse in gebund- und ungebundener Rede vorgestellet Johann Christian Hallmann von Breßlau JCtus. Jn der Fürstlichen Residentz Stadt Brieg/ druckts Christoph Tschorn/ in verlegung deß Autoris. 1672. Henel von Hennenfeld, Nikolaus: Silesiographia, Hoc est: Silesiae Delineatio Brevis Et succincta: in quâ non modò regionis rationem, naturam, cultum, & prouentum, verùm

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

etiam ingenia, mores & instituta habitantium formamque Reipubl. tanquam in tabulâ contemplari licet.– Frankfurt/Main: Eyring & Perfert 1613. Henel von Hennenfeld, Nikolaus: Silesiographia Renovata, Necessariis Scholiis, Observationibvs Et Indice Avcta [von Michael Josephis Fibiger]. Vol. I–II.– Breslau, Leipzig: Bauch 1704. Hensel, Johann Adam: Protestantische Kirchen=Geschichte der Gemeinen in Schlesien Nach allen Fürstenthümern, vornehmsten Städten und Oertern dieses Landes, und zwar vom Anfange der Bekehrung zum christlichen Glauben vor und nach Hußi, Lutheri und Calvini Zeiten bis auf das gegenwärtige 1768ste Jahr, Nebst einem vollständigem Verzeichniß aller itzt lebenden Geistlichen bey den evangelischen Kirchen, in acht Abschnitten abgefasset und mit einer Vorrede versehen von Friedrich Eberhard Rambach, Königlich Preußischem Ober=Consistorialrath und Jnspector der Kirchen und Schulen in Schlesien.– Leipzig, Liegnitz: Siegert 1768. Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: ›Auff das absterben Seiner Durchl. Georg Wilhelms/ Hertzogs zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau‹.– In: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte/ nebenst einer Vorrede von der deutschen Poesie.– Leipzig: Fritsch 1695, S. 119 f. Neudruck hrsg. von Angelo George de Capua, Ernst Alfred Philippson.– Tübingen: Niemeyer 1961 (Neudrucke deutscher Literaturwerke. N.F.; 1), S. 164–166. Joachim Friedrich: DEs Weyland Hochwürdigen Durchlauchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Joachim Fridrichs/ Hertzogen in Schlesien/ zur Liegnitz und Brieg/ vnd des Primat vnd ErzStiffts zur Magdeburg ThumbProbsten Christmilder angedenckens Fürstlichs Mandat in Religionssachen Vom 19 Decembris 1601 ausgefertigt vnd auffs Newe auff der Duchlauchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn/ Herrn Johann Christians/ vnd Herrn Georg Rudolffs/ Gebrüdern/ Hertzogen in Schlesien zur Liegnitz und Briegk etc. gnedigen verordnung/ der Liegnitzischen vnd Briegischen Priesterschafft vom 19 Martij zur Liegnitz/ vnd 28. Maij dieses lauffenden 1614. Jahres zum Briegk/ sich darnach endtlich zur verhalten publiciret vnd in Druck gegeben. [Kolophon:] Gedruckt in der Fürstlichen Stadt Brieg/ durch Casparum Siegfried. Anno 1614. Klose, Samuel Heinrich: Die vor hundert Jahren im Jahre Christi 1675 den 21 Nov. von dem Haupte der Schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlau mit dem frühen Tode des letzten piastischen Herzogs George Wilhelm gefallen Fürstencrone denen Unkundigen der Schlesischen Geschichte zu Gefallen aus dem Staube hervorgezogen im Jahre 1775. Bunzlau, gedruckt und zu finden im Waisenhauses. Koellner, Christoph Philipp: Schediasma de Eruditis Wolavia oriundis.– Leipzig 1703. Kundmann, Johann Christian: Silesii In Nvmmis, Oder Berühmte Schlesier Jn M ­ üntzen/ So durch Grosse Helden=Thaten, Durch Hohe und wichtige Amts=Würden/ Oder

Wissenschaftliche Literatur

durch Gelehrsamkeit und Schrifften, Jhren Nahmen unvergeßlich gemacht. Dem Druck nebst vielen Kupffern überlassen, Von D. Johann Christian Kundmann/ Medico Vratislaviensi, Der Kayserl. Reichs=Academ. Natur. Curios. Mitgliede.– Breslau, Leipzig: Hubert 1738. Kundmann, Johann Christian: Academiae Et Scholae Germaniae, praecipuè Dvcatvs Silesiae, Cvm Bibliothecis, In Nvmmis. Oder: Die Hohen und Niedern Schulen Teutschlandes, insonderheit Des Hertzogthums Schlesiens, Mit ihren Bücher=Vorräthen, in Müntzen. Wie auch andere ehemals und jetzo woleingerichtete Schulen dieses Hertzogthums. Denen ein Anhang alter rarer goldener Müntzen, so bey Grundgrabung des Hospital=Gebäudes zu Jauer Anno 1726 gefunden worden, beygefüget: Dem Druck nebst nöthigen Kupffern überlassen von D. Johann Christian Kundmann, Medico Vratislav. Der Kayserlichen Reichs=Academ. Nat. Curios. Mitgliede.– Breslau: Korn 1741. Lindner, Kaspar Gottlieb: Umständliche Nachricht von des weltberühmten Schlesiers, Martin Opitz von Boberfeld, Leben, Tode und Schriften, nebst einigen alten und neuen Lobgedichten auf Ihn. Teil I–II.– Hirschberg: Krahn 1740–1741. [Lohenstein, Daniel Casper von:] Lob=Schrifft/ Deß Weyland Durchlauchtigen Fürsten und Herrn/ Herrn George Wilhelms/ Hertzogens in Schlesien/ zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau/ Christ=mildesten Andenckens. [Kolophon:] Gedruckt in Brieg/ durch Johann Christoph Jacob. 1676. Lucae, Friedrich: Schlesische Fürsten=Krone/ Oder Eigentliche/ warhaffte Beschreibung Ober= und Nieder=Schlesiens/ Sowol Von seinen Grentzen/ Benamungen/ Ober=Regenten/ Religions=Beschaffenheiten/ Fürstenthümern/ Freyen Standes=Herrschafften/ Ströhmen/ Bergen/ Fruchtbarkeiten/ Regiments=Wesen/ Fürsten=Tagen/ Rent=Kammern/ Lebens=Arten/ Sitten/ und Gewohnheiten ins gemein/ Also auch insonderheit Von Den Fürstenthümern Lignitz/ Brieg/ und Wohlau/ sammt ihren Herrligkeiten/ Stamm=Registern/ Leben/ Thaten/ und Absterben aller Herzogen/ von Piasto an/ biß auf den letzten Herzog Jn XX. Discursen abgehandelt Durch Fridrich Lichtstern [i. e. Friedrich Lucae].– Frankfurt/Main: Knoch 1685. Lucae, Friedrich: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober= und Nieder=Schlesien/ welche in Sieben Haupt=Theilen vorstellet Alle Fürstenthümer und Herrschafften/ mit ihren Ober=Regenten/ Landes=Fürsten/ Hofhaltungen/ Stamm=Registern/ Verwandtschafften/ Herren= und Adelichen Geschlechtern/ Tituln/ Wappen/ Beschaffenheiten/ Grentzen/ Religionen/ Schulen/ Fruchtbarkeiten/ Ströhmen/ Bergen/ Sitten/ Manieren/ Gewerben/ und Maximen der alten und heutigen Inwohner: Sowol auch Deren Verfassungen/ Regierungs=Arten/ Staats= und Justiz-Wesen/ Reichthümer/ Regalien/ Kriegs= und Friedens=Händel/ Veränderungen/ Privilegien/ Verträge/ Bündnüsse/ Edicta, und dergleichen/ etc.– Frankfurt/Main: Knoch 1689.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Lucae, Friedrich: Europäischer Helicon Auff welchem Die Academien, Oder Hohe Schuhlen Von Anfang der Welt biß jetzo Aller Nationen, besonders Europae Mit Jhren Fundationen, Unglücksfällen/ Restaurationen, Privilegiis, Jubilaeis, Nothwendigkeiten und Hindernüssen/ Wachsthum und Abnehmen/ rechten Gebrauch und Mißbrauch; Sambt Jhren vornehmsten Lehrern/ deren Vedienste/ Und Academischen Ehren-Tituln Jn sieben hauptTheilen vorgestelt Durch Fridericum Lucae Mitglied des Collegii Historici Imperialis.– Frankfurt/Main: Hocker 1711. Lucae, Friedrich: Der Chronist Friedrich Lucä. Ein Zeit= und Sittenbild aus der zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts. Nach einer von ihm selbst hinterlassenen Handschrift bearbeitet und mit Anmerkungen nebst einem Anhange versehen von Friedrich Lucä.– Frankfurt/Main: Brönner 1854. Scharff, Gottfried Balthasar: Umständliche Nachricht Von dem Leben und Verdiensten Weyland Herrn George Thebes J.U.D. Syndici und Notarii Der Kayser= und Königlichen Stadt Liegnitz, Wie auch Der Kirchen zu S. Petri und Pauli daselbst Vorstehers und der Schulen Praesidis, Aus vielen theils zerstreueten, theils verborgen gelegenen Verzeichnüssen und Anmerckungen mit möglichstem Fleisse gesammlet Von M. Gottfried Balthasar Scharff. 1733. Jauer, Druckts Johann Christoph Jungmann. Scholtisius, Ambrosius: Inscriptiones, Quae Hodie In Illustri Gymnasio Bregensi Legun­ tur, collectae Ab Ambrosio Schultiss a Fraunhain Notario publico, Collega & Bibliothecario primo pro Bibliotheca Illustri Anno 1606. Olsnae Sil. Praelo Bössemesseriano. Exemplar der BU Wrocław: 327548. Sinapius, Johann: Olsnographia, Oder Eigentliche Beschreibung Des Oelßnischen Fürsten­thums Jn Nieder=Schlesien/ welche in zwey Haupt=Theilen/ so wohl insgemein Dessen Nahmen/ Situation, Regenten/ Religions=Zustand/ Regiments=Wesen und andere notable Sachen/ Als auch insonderheit Die Städte und Weichbilder des Oelßnischen Fürstenthums mit Jhren Denckwürdigkeiten vorstellet/ Ausgefertiget von Johanne Sinapio, Rectore der Fürstl. Schule und Bibliothecario zur Oelße.– Leipzig, Frankfurt/Main: Brandenburger (Witwe) 1707. Sinapius, Johann: Olsnographiae, Oder: Beschreibung des Oelßnischen Fürstenthums in Nieder=Schlesien/ Andrer Theil/ Ausgefertiget von Joh. Sinapio, R. u. B.O.– Leipzig: Brandenburger (Witwe) 1706. Sinapius, Johann: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, Darinnen die ansehnlichen Geschlechter Des Schlesischen Adels, Mit Erzehlung Des Ursprungs, der Wappen, Genealogien, der qualificirtesten Cavaliere, der Stamm=Häuser und Güter beschrieben, Und dabey viele, bißhero ermangelte Nachrichten von Edlen Rittern und löblichen Vor=Eltern, aus alten brieflichen Urkunden und bewährten MSCtis zum Vorschein gebracht werden, Ausgefertiget von Johanne Sinapio, Des vereinigten Gymnasii zu Lignitz Rectore. Auf Verlag des Autoris.– Leipzig: Fleischer 1720.

Wissenschaftliche Literatur

Sinapius, Johann: Des Schlesischen Adels Anderer Theil/ Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Darinnen Die Gräflichen, Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter/ So wohl Schlesischer Extraction, Als auch Die aus andern Königreichen und Ländern in Schlesien kommen/ Und entweder darinnen noch floriren, oder bereits ausgangen, Jn völligem Abrisse dargestellet werden, Nebst einer nöthigen Vorrede und Register, ausgefertiget von Johanne Sinapio.– Leipzig, Breslau: Rohrlach 1728. Stiftungsurkunde der Schule und des Gymnasiums zu Beuthen an der Oder aus dem Jahre 1616. Hrsg. von Konrad Kolbe.– In: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 3 (1893), S. 209–268. Thebesius, Georg: Weyland George Thebesii, J.U.D. Notarii, Syndici und der Schulen Praesidis zu Liegnitz, Liegnitzische Jahr=Bücher, Worinnen so wohl die Merckwürdigkeiten dieser Stadt, Als auch die Geschichte der Piastischen Hertzoge in Schlesien, von ihrem Anfange biß zum Ende des 16. Jahrhunderts Mit besonderem Fleisse gründlich untersuchet, die Zeit=Rechnungen genau bemercket, Die Geschlechts=Register hin und wieder verbessert, und mit gantz neuen Stamm=Taffeln vermehret, Vornehmlich aber sehr viele Fehler der Schlesischen und benachbahrten Geschicht=Schreiber entdecket werden. Welches alles aus unverwerfflichen Zeugnüßen, Uhrkunden, Siegeln, Grabschrifften und alten Nachrichten bestätigt, und mit denen darzu gehörigen Kupfferstichen erleutert ist: Nebst einer Vorrede, Lebens=Beschreibung des Ver­faßers und nützlichen Registern heraus gegeben von M. Gottfried Balthasar Scharffen. Anno M D CC XXXIII.– Jauer: Jungmann 1733. Wahrendorff, Johann Peter: Johann Peter Wahrendorffs, Medic. Doct. und Phys. Ord. der Stadt Haynau in Schlesien, Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürstenthums Lignitz im Hertzogthum Schlesien, D ­ arinnen Jn zwoen Haupt=Abtheilungen, sowol von denen Catholischen Kirchen, Clöstern u. Stifftern, als auch von denen Evangel. Stadt= und Pfarr=Kirchen, besonders gehandelt, Auch sonsten alles Mit curieusen Nachrichten von dieses Landes Fürsten, Grafen, Frey=Herrn, Adelichen, Gelehrten und andern merckwürdigen Personen, Nebst vielen angenehmen Curiositäten, Antiquitäten, Inscriptionen, vorgestellet worden.– Budißin: Richter 1724.

Sammelbände Schlesische Lebensbilder. Im Auftrag der Historischen Kommission für Schlesien. [Bislang:] Band I (1922) – XI (2012). Geschichte Schlesiens. Band I: Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. Hrsg. von Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel, Winfried Irgang. 5., durchges. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1988; Geschichte Schlesiens. Band II: Die Habsburger Zeit 1526–1740. Hrsg. von Ludwig Petry, Josef Joachim Menzel. 2., durchges. Aufl.– Sigmaringen: Thorbecke 1988.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Deutsche Geschichte im Osten Europas. Schlesien. Hrsg. von Norbert Conrads.– Berlin: Siedler 1994, durchges. Sonderausgabe 2002. Silesiographia. Stand und Perspektiven der historischen Schlesienforschung. Festschrift Norbert Conrads. Hrsg. von Matthias Weber, Carsten Rabe.– Würzburg: Verein für Geschichte Schlesiens 1998 (Wissenschaftliche Schriften des Vereins für Geschichte Schlesiens; 4). Stadt und Literatur im deutschen Sprachraum der Frühen Neuzeit. Band I–II. Hrsg. von Klaus Garber unter Mitwirkung von Stefan Anders und Thomas Elsmann.– Tübingen: Niemeyer 1998 (Frühe Neuzeit; 39). Schlesien und die Schlesier. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– München: Langen Müller 2000. Historische Schlesienforschung. Methoden, Themen und Perspektiven zwischen traditioneller Landesgeschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft. Hrsg. von Joachim Bahlcke.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2005 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 11). Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber. Redaktion: Stefan Anders, Holger Luck, Winfried Siebers.– Tübingen: Niemeyer 2005 (Frühe Neuzeit; 111). Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Bd. 19–20: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg. Mit einer kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus Garber. Hrsg. von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2007. Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska.– Legnica: Muzeum Miedzi 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa Legnickiego; 4). Geistiges Leben in Liegnitz vom 17. bis 20. Jahrhundert. Aufsätze zur Literatur-, Musikund Kunstgeschichte. Hrsg. von Edward Białek, Hubert Unverricht.– Dresden, Wrocław: Neisse Verlag 2010. Schlesien und der deutsche Südwesten um 1600. Späthumanismus – reformierte Konfessionalisierung – politische Formierung. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Albrecht Ernst.– Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel: verlag regionalkultur 2012 (Pforzheimer Gespräche zur Sozial-, Wirtschafts- und Stadtgeschichte; 5). Die Reformierten in Schlesien. Vom 16. Jahrhundert bis zur Altpreußischen Union von 1817. Hrsg. von Joachim Bahlcke, Irene Dingel.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2016 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte; 106).

Wissenschaftliche Literatur

Ausgewählte Literatur Abicht, Maximilian: Das städtische Gymnasium zu Liegnitz in seiner geschichtlichen Entwicklung von 1309–1909. Ein Beitrag zur Gedenkfeier.– Liegnitz: Krumbhaar 1909. Absmeier, Christine: Das schlesische Schulwesen im Jahrhundert der Reformation. Ständische Bildungsreformen im Geiste Philipp Melanchthons.– Stuttgart: Steiner 2011 (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte; 74). Anonym: Die Fürstengruft zu Liegnitz.– In: Bunzlauische Monathschrift 10 (1783), S. 113–121, S. 146–150, S. 178–186. Bahlcke, Joachim: Das Herzogtum Schlesien im politischen System der Böhmischen Krone.– In: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 44 (1995), S. 27–55. Bahlcke, Joachim: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen. Die Piastenherzöge in der Frühen Neuzeit.– In: Deutschlands Osten – Polens Westen. Vergleichende Studien zur geschichtlichen Landeskunde.– Frankfurt/Main etc.: Peter Lang 2001 (Mitteleuropa – Osteuropa. Oldenburger Beiträge zur Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas; 2), S. 83–112. Bahlcke, Joachim: Eckpfeiler der schlesischen Libertaskultur. Die Liegnitz-Brieger Piasten in der Frühen Neuzeit.– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska. Legnica: Muzeum Miedzi 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa Legnickiego; 4), S. 23–42. Bahlow, Ferdinand: Die Kirchenbibliothek von St. Peter und Paul in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906/08), S. 140–175. Bahlow, Ferdinand: Aus der Peter-Paul-Kirchenbibliothek [Rubrik: Kleine Mitteilungen].– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 3 (1909/10), S. 301–304. Bahlow, Ferdinand: Die Reformation in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichtsund Altertums-Vereins zu Liegnitz 6 (1915–1917), S. 97–288. Bahlow, Ferdinand: Leonhard Krentzheim, der ›heimliche Kalvinist‹ in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 15 (1936), S. 106–220. Bahlow, Ferdinand (Hrsg.): Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz.– Lorch/Württ.: Weber 1972 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 2). Ergänzungsheft 1973. Bahlow, Hans: Die Anfänge des Buchdrucks zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 11 (1926–1927), S. 1–40. Bahlow, Hans: Erinnerungen an die Kirchenbibliothek.– In: Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz von Pastor prim. D. Dr. Ferdinand Bahlow, Kirchenmusikdirektor a. D., Otto

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Rudnick, Geh. Baurat Franz Pfeiffer, mit Beiträgen von Univ.-Bibl.-Rat Dr. Hans Bahlow.– Lorch/Württ.: Weber 1972 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 2), S. 155–159. Bahlow, Helmut: Aus der Frühzeit des Liegnitzer Buchhandels und Buchgewerbes.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 16 (1936–1937), S. 219–270. Bauch, Gustav: Hieronymus Gürtler von Wildenberg. Der Begründer der Goldberger Particularschule. Ein Beitrag zur Schulgeschichte des deutschen Ostens im 16. Jahrhundert.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 29 (1895), S. 159–196. Bauch, Gustav: Bibliographie der schlesischen Renaissance.– In: Silesiaca. Festschrift Colmar Grünhagen.– Breslau: Morgenstern 1898, S. 145–186. Bauch, Gustav: Drei Denkmäler zur älteren schlesischen Schulgeschichte.– Progr. Evangel. Realschule II.– Breslau 1901. Bauch, Gustav: Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte.– In: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 18 (1908), S. 96–135. Bauch, Gustav: Valentin Trozendorf und die Goldberger Schule.– Berlin: Weidmann 1921 (Monumenta Germaniae Paedagogica; 57). Blaus, Karl Friedrich: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie zu Liegnitz im Zeitalter Friedrichs des Großen.– Progr. Liegnitz 1840. Blaus, Karl Friedrich: Geschichte der Königlichen Ritter=Akademie zu Liegnitz. Zweite Abtheilung: Von der Einsetzung des Jnspectorats bis zur Einrichtung des Provinzial=Curatoriums. (1787–1795).– Progr. Liegnitz 1841. Blaus, Karl Friedrich: Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie zu Liegnitz. Dritte Ab­theilung: Von der Einsetzung des Provinzial=Curatoriums bis zur Reorganisation der Anstalt (1795–1809).– Progr. Liegnitz 1842. Bruchmann, Karl: Die auf den ersten Aufenthalt des Winterkönigs in Breslau bezüglichen Flugschriften der Breslauer Stadtbibliothek.– Progr. Königl. Wilhelms-Gymnasium Breslau 1904/05. Buckisch, Gottfried Ferdinand: Prolegomena Schlesischer KirchenHistorien.– Neyß: Lertz 1685. Burgemeister, Ludwig: Die Hedwigskirche und das Schloß in Brieg.– In: Schlesien (1908/09), S. 249–256. Conrads, Norbert: Abstammungssage und dynastische Tradition der schlesischen Piasten.– In: Schlesien. Eine Vierteljahrsschrift für Kunst, Wissenschaft und Volkskunde 20 (1975), S. 213–218. Conrads, Norbert: Ritterakademien der Frühen Neuzeit. Bildung und Standesprivileg im 16. und 17. Jahrhundert.– Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; 21).

Wissenschaftliche Literatur

Conrads, Norbert: Das preußische Exil des Herzogs Johann Christian von Brieg.– In: Preußische Landesgeschichte. Festschrift Bernhart Jähnig. Hrsg. von Udo Arnold, Mario Glauert, Jürgen Sarnowsky.– Marburg: Elwert 2001 (Einzelschriften der Hi­ sto­rischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung; 22), S. 39–49. Dames, Theo: Zur Baugeschichte der Liegnitzer Ritterakademie [sowie] Der Baumeister Martin Frantz.– Lorch/Württ.: Weber 1973 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 3). Dąbrowski, Stanisław (Red.): Legnica. Zarys monografii miasta [Liegnitz. Ein monographischer Abriß der Stadt]. Pod redakcją Stanisława Dąbrowskiego.– Wrocław, Legnica: Wyd. DTSK Silesia 1998 (Monografie regionalne Dolnego Slaska). Eberlein, Gerhard: Zur kryptocalvinistischen Bewegung in Oberschlesien.– In: Corres­ pondenzblatt des Vereins für die Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens 4 (1895), Heft 3, S. 150–161. Eberlein, Gerhard: Die erste evangelische Universität.– In: Evangelisches Kirchenblatt für Schlesien 4 (1901), Nr. 36/37/38, S. 281–282, S. 289–290, S. 297–298. Eberlein, Gerhard: Zur Würdigung des Valentin Krautwald.– In: Correspondenzblatt des Vereins für die Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens 8 (1902), S. 268–286. Eiden, Maximilian: Das Nachleben der Schlesischen Piasten. Dynastische Tradition und moderne Erinnerungskultur vom 17. bis 20. Jahrhundert.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2012 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 22). Evans, R.J.W.: Rudolf II and his World. A Study in Intellectual History 1576–1612.– Oxford: Oxford University Press 1973. Corrected Paperback Edition: Thames and Hudson 1997. Gekürzte deutsche Version: Rudolf II. Ohnmacht und Einsamkeit.– Graz, Köln, Wien: Styria 1980. Fechner, Jörg-Ulrich: Der Lehr- und Lektüreplan des Schönaichianums in Beuthen als bildungsgeschichtliche Voraussetzung der Literatur.– In: Stadt – Schule – Universität – Buchwesen und die deutsche Literatur im 17. Jahrhundert. Vorlagen und Diskussionen eines Barock-Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1974 in Wolfenbüttel. Hrsg. von Albrecht Schöne.– München: Beck 1976, S. 324–334. Fleischer, Manfred P.: Späthumanismus in Schlesien. Ausgewählte Aufsätze.– München: delp 1984 (Silesia; 32). Friebe, Moritz: Verzeichnis der in der Bibliothek des Gymnasiums zu Liegnitz befindlichen alten Drucke.– Progr. Liegnitz 1877. Garber, Klaus: Martin Opitz.– In: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts. Ihr Leben und Werk. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Harald Steinhagen, Benno von Wiese.– Berlin: Schmidt 1984, S. 116–184. Garber, Klaus: Bibliothek und Stadt als Orte des Eingedenkens. Die Folgen des Verlusts memorialer Stätten im Zweiten Weltkrieg.– In: ders.: Nation – Literatur – Politische

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Mentalität. Beiträge zur Erinnerungskultur in Deutschland. Essays – Reden – Interventionen.– München: Fink 2004, S. 147–164. Garber, Klaus: Das Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen im kulturellen Kontext.– In: Handbuch des Personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven. Band 19: Breslau Universitätsbibliothek – Wrocław Biblioteka Uniwersytecka. Abteilung IV: Bestände aus Liegnitz und Brieg. Mit einer kultur- und bibliotheksgeschichtlichen Einleitung und einer kommentierten Bibliographie von Klaus Garber herausgegeben von Stefan Anders, Sabine Beckmann, Klaus Garber.– Hildesheim, Zürich, New York: Olms-Weidmann 2007, S. 17–85. [Hieran anschließend:] Ders.: Bibliographie zum Liegnitzer und Brieger Bibliothekswesen, S. 87–191. Garber, Klaus: Die Piastenhöfe in Liegnitz und Brieg als Zentren der deutschen Barockliteratur und als bibliothekarische Schatzhäuser.– In: Dziedzictwo reformacji w księstwie legnicko-brzeskim / Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Aleksandra Lipińska.– Legnica: Muzeum Miedzi 2007 (Źródła i materiały do dziejów Legnicy i księstwa L ­ egnickiego; 4), S. 191–209. Garber, Klaus: Adelsbibliotheken in Schlesien – eine Annäherung.– In: Adel in Schlesien. Band I: Herrschaft – Kultur – Selbstdarstellung. Hrsg. von Jan Harasimowicz, Matthias Weber.– München: Oldenbourg 2010 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa; 36), S. 479–497. Garber, Klaus: Die ›Bibliotheca Rudolphina‹ zu Liegnitz.– In: Geistiges Leben in Liegnitz vom 17. bis 20. Jahrhundert. Aufsätze zur Literatur-, Musik- und Kunst­geschichte. Hrsg. von Edward Białek, Hubert Unverricht.– Dresden, Wrocław: Neisse Verlag 2010, S. 9–32. Garber, Klaus: Der junge Martin Opitz. Umrisse einer kulturpolitischen Biographie.– In: ders.: Wege in die Moderne. Historiographische, literarische und philosophische Studien aus dem Umkreis der alteuropäischen Arkadien-Utopie. Hrsg. von Stefan Anders, Axel E. Walter.– Berlin, Boston: de Gruyter 2012, S. 77–145. Garber, Klaus: DAPHNIS. Ein unbekanntes Epithalamium und eine wiederaufgefundene Ekloge von Martin Opitz in einem Sammelband des schlesischen Gymnasium Schönaichianum zu Beuthen in der litauischen Universitätsbibliothek Vilnius.– In: ders.: Martin Opitz, Paul Fleming, Simon Dach. Drei Dichter des 17. Jahrhunderts in Bibliotheken Mittel- und Osteuropas.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2013 (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 4), S. 1–157. Garber, Klaus: Das alte Breslau. Kulturgeschichte einer geistigen Metropole.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2014. Garber, Klaus: Adel, Frömmigkeit und Kultur in Schlesien um 1600. Das Gymnasium Schoen­aichianum Georgs von Schoenaich im Kontext von Konfessionalismus und

Wissenschaftliche Literatur

Späthumanismus.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2016 (Aus Archiven, Bibliotheken und Museen Mittel- und Osteuropas; 5). Gemoll, Wilhelm: Die Handschriften der Petro-Paulinischen Kirchenbibliothek zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1900. Golitschek, Josef von: Schlesien – Land der Schlösser. Band II: Das Erbe der Ahnen (Moschen bis Zyrowa).– Mannheim: Adam Kraft 1978. Golitschek, Josef von; Lutsch, Hans: Schlesiens Kunstdenkmäler. Bild- und Textband.– Mannheim: Adam Kraft 1979. Grünhagen, Colmar: Die Erbverbrüderung zwischen Hohenzollern und Piasten im Jahre 1537.– In: Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde 5 (1868), S. 337–366. Grundmann, Günther: Dome[,] Kirchen und Klöster in Schlesien. Nach alten Vorlagen.– Frankfurt/Main: Weidlich 1963 (Dome – Kirchen – Klöster; 10). Grundmann, Günther: Die Herzogliche Stadt Brieg.– In: ders.: Kunstwanderungen in Schlesien. Gesammelte Aufsätze aus den Jahren 1917–1945.– München-Pasing: Bergstadtverlag Korn 1966, S. 57–69. Grundmann, Günther: Barocke Kirchen und Klöster in Schlesien. 2., verm. und verb. Aufl.– München: Bergstadtverlag Korn 1971. Grundmann, Günther: Stätten der Erinnerung. Denkmäler erzählen schlesische Geschichte.– München: Bergstadtverlag Korn 1975. Grundmann, Günther: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band I: Die mittelalterlichen Burgruinen, Burgen und Wohntürme.– Frankfurt/Main: Weidlich 1982 (Bau- und Kunstdenkmäler im östlichen Mitteleuropa; 1). Grundmann, Günther: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien. Band II: Schlösser und Feste Häuser der Renaissance. Bearbeitet und erweitert von Dieter Großmann.– Würzburg: Weidlich 1987 (Bau- und Kunstdenkmäler im östlichen Mitteleuropa; 3). Grzybkowski, Andrzej: Concordia Apostolorum – Gotycka rzeźba w Legnicy [Concordia Apostolorum – Eine gotische Skulptur in [der Peter-und-Paul-Kirche zu] Liegnitz].– In: Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie 36 (1992), S. 221–233 (mit deutscher Zusammenfassung). Hadecke, Berthold: Matthias Rauchmüller, der Bildhauer.– In: Repertorium für Kunstwissenschaft 25 (1902), S. 89–97. Hahn, R.: Das Stadtbild von Liegnitz aus dem thesaurus philo-politicus des D. Meißner von 1626.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 1 (1904–1905), S. 158–160. Harasimowicz, Jan: Schlesische Epitaphien und Grabmäler der Reformationszeit – ihre Typen und architektonisch-plastische Struktur.– In: Renaissance in Nord-Mitteleuropa I.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1990 (Schriften des Weserrenais-

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

sance-Museums Schloß Brake; 4), S. 189–224. Eingegangen in ders.: Schwärmergeist und Freiheitsdenken. Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Matthias Noller, Magdalena Poradisz-Cincio.– Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2010 (Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte; 21), S. 214–231. Harasimowicz, Jan: Wkład Legnicy w kulturę artystyczną Śląska od średniowiecza do końca XIX wieku [Der Anteil von Liegnitz an der Kunstentwicklung in Schlesien vom Mittelalter bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert].– In: Kultura artystyczna dawnej Legnicy [Die Kunst im alten Liegnitz]. Pod redakcją Jana Harasimowicza.– Opole: Instytut Śląski 1991, pp. 9–26. Harasimowicz, Jan: Mors Janua Vitae. Śląskie epitafia i nagrobki wieku reformacji [Schlesische Epitaphien und Grabsteine der Reformationszeit].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 1992 (Historia sztuki; 3. Acta Universitatis Wratislaviensis; 1098). Hausdorf, Georg P.A.: Die Piasten Schlesiens.– Breslau: Franke 1933. [Heuser, J.F.J.:] Kurzgefaßte Geschichte des Königlichen Gymnasii illustris zu Brieg von einem an dieser Schule stehenden Lehrer.– Brieg: Wohlfahrt 1801. Jaeckel, Georg: Die schlesischen Piasten (1138–1675). Ein Fürstenhaus zwischen West und Ost.– In: Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte N.F. 65 (1986), S. 54–83. Eingegangen in: Schlesien. Land zwischen West und Ost.– Lorch/Württ: Gerda Weber 1985 (Beiträge zur Liegnitzer Geschichte; 14), S. 13–50. Jujeczka, Stanisław: Trzy źródła do dziejów kościoła św. Piotra i Pawła w Legnicy. Wydał i wstępem opatrzył Stanisław Jujeczka [Drei Quellen zur Geschichte der Peterund-Paul-Kirche in Liegnitz. Hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Stanisław ­Jujeczka].– Legnica: Towarzystwo Przyjaciół Nauk 2000. Jujeczka, Stanisław: Nieznane źródła do dziejów budowy Mauzoleum Piastów w Legnicy [Unbekannte Quellen für die Baugeschichte des Piasten-Mausoleums zu Liegnitz].– In: Szkice Legnickie 23 (2002), pp. 122–136. Kaiser, Heinrich Eduard: Die Revision des Gymnasium illustre zu Brieg im Jahr 1625.– Progr. Brieg 1844. Kaiser, Heinrich Eduard: De Melchiore Laubano, gymnasii Bregensis quondam Rectore.– Progr. Brieg 1854. Karłowska-Kamzowa, Alicja: Zu den Residenzen Ludwigs I., Ruprechts und Ludwigs II. von Liegnitz und Brieg.– In: Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa. Hrsg. von Hans Patze, Werner Paravicini.– Sigmaringen: Thorbecke 1991 (Vorträge und Forschungen; 36), S. 349–360. Kaumann, Ferdinand Wilhelm: Versuch einer Geschichte der Königlichen Ritter-Akademie zu Liegnitz. Erste Abtheilung: Geschichte der Akademie unter östreichischer Landeshoheit von 1708–1741.– Progr. Liegnitz 1829 [mehr nicht erschienen!].

Wissenschaftliche Literatur

Kersten, Günther: Die Brieger Buchdrucker.– Brieg 1929. [Sonderdruck aus:] Briegische Heimatblätter zur Pflege von Heimatkunde, Heimatgeschichte, Heimatliebe und Heimatstolz 29 (1928), S. 113–114, 30 (1929), S. 117–118, 31 (1929), S. 121–122. Ketelsen, Uwe-K.: ›Die Lebenden schlüssen den Sterbenden die Augen zu/ die Todten aber öffenen sie den Lebenden‹. Zu Lohensteins Gedicht über den Tod des letzten Piasten, Georg Wilhelms von Liegnitz.– In: Gedichte und Interpretationen. Band I: Renaissance und Barock. Hrsg. von Volker Meid.– Stuttgart: Reclam 1982 (Reclams Universal-Bibliothek; 7890 [5]), S. 369–378. Klopsch, C.D.: Geschichte des berühmten Schönaichischen Gymnasiums zu Beuthen an der Oder, aus den Urkunden des Fürstlich=Carolathischen Archivs und den besten darüber vorhandenen Schriften gesammelt von C.D. Klopsch, Rector des evangelischen Gymnasiums zu Groß-Glogau.– Großglogau: Günther 1818. Köhler, Johann Carl: Geschichtliche Mittheilungen über das Gymnasium zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1837. Köhler, Johann Carl: Geschichtliche Mittheilungen über das Gymnasium. Fortsetzung.– Progr. Liegnitz 1841. Köhler, Johann Carl: Valentin Ferdinand Trozendorff, ein biographischer Versuch.– Progr. Liegnitz 1848. Köhler, Johann Carl: Einige Notizen über die Sammlungen des Gymnasiums.– Progr. Liegnitz 1852. Koffmane, Gustav: Die religiösen Bewegungen in der evangelischen Kirche Schlesiens während des 17. Jahrhunderts.– Breslau 1880. Kolbuszewska, Aniela: Cenne muzykalia w Bibliotece Towarzystwa Przyjaciół Nauk w Legnicy [Wertvolle Musikalien in der Bibliothek der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Liegnitz].– In: Szkice Legnickie 7 (1973), pp. 245–250. Kolbuszewska, Aniela: Legnicki zbiór muzyczny księcia Jerzego Rudolfa [Die Liegnitzer Musiksammlung des Fürsten Georg Rudolf ].– In: Kultura artystyczna Renesansu na Śląsku w dobie Piastów [Die Kunst der Renaissance in Schlesien zur Zeit der Piasten].– Opole: Instytut Śląski 1975, pp. 97–105. Kolbuszewska, Aniela; Wojtasik, Lucja: Bibliotheca Rudolphina. Druki i rękopisy muzyczne z legnickiej biblioteki księcia Jerzego Rudolfa. Katalog wystawy [Musikdrucke und handschriften aus der Liegnitzer Bibliothek des Fürsten Georg Rudolf. Ein Ausstellungskatalog.].– Legnica: Okręgowe Muzeum Miedzi, Towarzystwo Muzyczne 1983. Kolbuszewska, Aniela: Biblioteka muzyczna księcia Jerzego Rudolfa w Legnicy [Die Musikbibliothek des Fürsten Georg Rudolf in Liegnitz].– In: Życie muzyczne Legnicy XIII–XIX w. Materiały z sesji naukowej [Liegnitzer musikalisches Leben im 13.–19. Jh. Materialien einer wissenschaftlichen Tagung].– Legnica: Towarzystwo Muzyczne im. St. Moniuszki, Okręgowe Muzeum Miedzi 1984, pp. 69–86.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Kolbuszewska, Aniela: Zbiory muzyczne księcia brzeskiego Jana Chrystiana [Die Musiksammlungen des Brieger Fürsten Johann Christian].– In: Zeszyty Naukowe. Akademia Muzyczna im. K. Lipińskiego we Wrocławiu 43 (1987), pp. 85–115. Kolbuszewska, Aniela: Katalog zbiorów muzycznych legnickiej biblioteki księcia Jerze­ go Rudolfa ›Bibliotheca Rudolphina‹ [Katalog der Musiksammlung der Liegnitzer Bibliothek des Fürsten Georg Rudolf ›Bibliotheca Rudolphina‹].– Legnica: Towarzystwo Muzyczne 1992. Kolbuszewska, Aniela: Legniccy kompozytorzy w zbiorach Biblioteki Uniwersyteckiej we Wrocławiu (Dokumentacja źródeł XVI i XVII wieku) [Die Liegnitzer Komponisten in den Beständen der Universitätsbibliothek Breslau (Dokumentation der Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts)].– In: Beiträge zur Musikgeschichte Schlesiens. Musikkultur – Orgellandschaft. Hrsg. von Jarosław Stępowski, Helmut Loos.– Bonn: Schröder 1994 (Deutsche Musik im Osten; 5), pp. 263–283. Kolbuszewska, Aniela: Katalog mikrofilmów druków muzycznych Biblioteki Uniwersyteckiej we Wrocławiu ze zbioru Królewskiego Gimnazjum w Brzegu [Katalog der Mikrofilme der Musikdrucke in der Universitätsbibliothek Breslau aus der Sammlung des Königlichen Gymnasiums zu Brieg].– Wrocław: Wyd. Uniwersytetu 1995 (Bibliothecalia Wratislaviensia; 3. Acta Universitatis Wratislaviensis; 1733). Kostowski, Jakub: Mauzoleum Piastów [Die Fürstengruft der Piasten].– In: Kultura artystyczna dawnij Legnicy [Die Kunst im alten Liegnitz]. Pod. redakcją Jana Harasimowicza.– Opole: Instytut Śląski 1991, pp. 63–73. Kraffert, Adalbert Hermann: Geschichte des evangelischen Gymnasiums zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1869. Kraffert, Adalbert Hermann: Chronik von Liegnitz. Zweiter Theil, zweite Abtheilung. Vom Tode Friedrichs II. bis zum Aussterben des Piastenhauses. 1547–1675.– Liegnitz: Krumbhaar 1871. Kraffert, Adalbert Hermann: Chronik von Liegnitz. Dritter Theil. Vom Beginn der österreichisch-böhmischen Periode bis zum Ende der Freiheitskriege. 1675–1815.– Liegnitz: Krumbhaar 1872. Kraffert, Adalbert Hermann: Beiträge zur Geschichte von Liegnitz.– Liegnitz: Cohn 1873 (Chronik von Liegnitz. Vierter Theil. Beiträge zur Geschichte von Liegnitz und General-Register zum ganzen Werke). Krebs, Julius: Ein Prinzenbesuch am Hofe der Brieger Piasten (1618–21).– In: Zeitschrift für Geschichte Schlesiens 14 (1878/1879), S. 431–450. Krebs, Julius: Der Vorstoß Kaiser Ferdinands II. gegen die Piastenherzöge (1629).– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 48 (1914), S. 89–112. Kühlmann, Wilhelm: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters.– Tübingen: Niemeyer 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 3).

Wissenschaftliche Literatur

Kuhn, Friedrich: Beschreibendes Verzeichnis der Alten Musikalien – Handschriften und Druckwerke des Königlichen Gymnasiums zu Brieg.– Leipzig: Breitkopf & Härtel 1897 (Beilage zu den Monatsheften für Musikgeschichte; 28–29). Kuhn, Thomas K.: Caspar Schwenckfeld von Ossig. Reformatorischer Laientheologe und Spiritualist.– In: Theologen des 16. Jahrhunderts. Humanismus – Reformation – Katholische Erneuerung. Eine Einführung. Hrsg. von Martin H. Jung, Peter Walter.– Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002, S. 191–208. Kunz, Hermann: Das Schloß der Piasten zum Briege. Ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeit in Schlesien. Die Schicksale des Baues, sein einstiger und jetziger Zustand, sowie die Rekonstruktionen des Schlosses in Bild und Wort.– Brieg: Bänder 1885. Kurzeja, Zdzisław: Akademia Rycerska w Legnicy – adaptacja i konserwacja w latach 1978–1993 [Die Ritterakademie zu Liegnitz – Neueinrichtung und Konservierung in den Jahren 1978–1993].– In: Akademie Rycerska w Legnicy [Die Ritterakademie zu Liegnitz].– Urząd Miasta Legnicy 1993, pp. 43–46. Lasota, Czesław; Rozpędowski, Jerzy: Badania archeologiczne w kościele Św. Piotra i Pawła w 1989 r. [Archäologische Untersuchungen in der Peter-und-Paul-Kirche im Jahr 1989].– In: Szkice Legnickie 14 (1992), pp. 99–102. Lingke, Friedrich Wilhelm; Worbs, J.G.: Die Marienkirche zu Liegnitz und ihre Geistlichen.– Liegnitz: Selbstverlag des Ober-Diaconus Lingke 1828. Lorenz, Otto: Aus der Vergangenheit der evangelischen Kirchengemeinde Brieg. Ergänzung und Fortsetzung der ›Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg‹ von W.H. Müller. Lieferung 1–5: Geschichte der Kirchengebäude und Kirchhöfe.– Brieg: Bänder 1885/86. Lutsch, Hans: Die Kunstdenkmäler der Landkreise des Reg.-Bezirks Breslau. Lieferung III: Die Denkmäler der Fürstentümer Brieg und Breslau.– Breslau: Korn 1888 (Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien; 2/3). Lutsch, Hans: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien. Band. III: Der Reg.-Bezirk Liegnitz.– Breslau: Korn 1891. Maron, Gottfried: Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar von Schwenckfeld.– Stuttgart 1961 (Beiheft zum Jahrbuch ›Kirche im Osten‹; 3). Mau, Hans: Katalog der mit der Lehrerbibliothek des Königlichen Gymnasiums Johanneum vereinigten Bibliotheca Rudolfina. 5 Teile.– Progr. Liegnitz 1905–1914. Mende, Richard: Katalog der Leichenpredigten-Sammlungen der Peter-Paul-Kirchenbibliothek und anderer Bibliotheken in Liegnitz.– Marktschellenberg: Degener 1938– 1941 (Bibliothek familiengeschichtlicher Quellen; 9). Mende, Richard: Katalog der Leichenpredigten-Sammlungen der Peter-Paul-Kirchenbibliothek und anderer Bibliotheken in Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichtsund Altertumsvereins zu Liegnitz 17 (1940), S. 325–327.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

Mendykowa, Aleksandra: Pierwsza typografia w Legnicy (1529–1532) [Die erste Buchdruckerei in Liegnitz (1529–1532)].– In: Roczniki Biblioteczne 7 (1963), pp. 249–257 (mit deutscher und russischer Zusammenfassung). Mertin, Paul: Liegnitzer Kunstdenkmäler der Renaissance und ihre Auftraggeber.– In: Liegnitz. 700 Jahre eine Stadt deutschen Rechts. Hrsg. von Theodor Schönborn.– Breslau: Gauverlag-NS-Schlesien 1943, S. 81–106. Milch, Werner: Die Literatur.– In: Schlesien. Ein Bücherverzeichnis und Führer zu Schlesiens Volk, Land und Leben. Hrsg. von Alfred Kloß.– Breslau: Korn 1933, S. 111– 163. Müller, Wilhelm Heinrich: Einleitung zur Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 3 (1860), S. 191–198. Müller, Wilhelm Heinrich: Geschichte der evangelischen Kirche in Brieg, bis in den Anfang der preußischen Besitzergreifung.– Brieg: Bänder 1883. Münch, Gotthard: Charlotte von Holstein-Sonderburg. Ein Lebensbild aus dem schlesischen Barock.– Breslau: Verlag des Schlesischen Bonifatiusvereins 1941 (Zur schlesischen Kirchengeschichte; 44). [Neubearbeitung unter dem Titel:] Charlotte von Liegnitz, Brieg und Wohlau, die Schwester des letzten Piasten.– In: Archiv für Schlesische Kirchengeschichte 10 (1952), S. 148–188; 11 (1953), S. 127–168; 12 (1954), S. 112–169; 13 (1955), S. 172–227. Mylius, Paul: Die Veränderungen des Königlichen Schlosses in Liegnitz seit dem Einzuge der Regierung 1809.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 3 (1909–1910), S. 279–300. Nieländer, Franz: Die Piastenbibliothek des Brieger Gymnasiums, ein Denkmal altschlesischer Kultur.– In: Schlesisches Jahrbuch 1 (1928), S. 59–69. Nieländer, Franz: Das Brieger Gymnasium.– Brieg: Süßmann 1931. Palm, Hermann: Die Conjunction der Herzöge von Liegnitz, Brieg und Oels, so wie der Stadt und des Fürstenthums Breslau mit den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Krone Schweden in den Jahren 1633–35.– In: Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens 3 (1861), Heft 2, S. 227–368. Palm, Hermann: M. Opitz im dienste der herzoge von Brieg und Liegnitz.– In: ders.: Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Mit einem Bildnisse von M. Opitz.– Breslau: Morgenstern 1877. Reprint: Leipzig: Zentralantiquariat der Deutschen Demokratischen Republik 1977, S. 222–243. Pazoła, Barbara: Kościół Św. Piotra i Pawła w Legnicy źródła archiwalne w zbiorach Archivum Państwowego w Legnicy [Archivquellen zur Peter-und-Paul-Kirche in Liegnitz in den Sammlungen des Staatsarchivs in Liegnitz].– In: Szkice Legnickie 17 (1995), pp. 260–266.

Wissenschaftliche Literatur

Peters, O.: Der Hedwigsturm des Schlosses in Liegnitz.– In: Zeitschrift für Bauwesen 39 (1889), Sp. 206–214. Petry, Ludwig: Das Verhältnis der schlesischen Piasten zur Reformation und zu den Hohenzollern.– In: Schlesien 21 (1976), S. 206–214. Pfeiffer, Fritz: Das Mausoleum der letzten Piasten zu Liegnitz. Monumentum piasteum.– In: Bunte Bilder aus dem Schlesierlande 2 (1903), S. 207–219. Pfeiffer, Fritz: Der Hedwigsturm des Liegnitzer Schlosses.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906– 1908), S. 127–137. Pfeiffer, Fritz: Der Petersturm des Liegnitzer Schlosses.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 6 (1915– 1917), S. 50–66. Pfeiffer, Fritz: Zur Geschichte der St. Johannis=Kirche zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918–1919), S. 78–140. Pfeiffer, Fritz: Der Neubau der Peterskirche zu Liegnitz im 14. Jahrhundert.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 8 (1920–1921), S. 158– 175; 13 (1930–1931), S. 184 f. Pfudel, Ernst: Mittheilungen über die Bibliotheca Rudolfina der Königl. Ritter-Akademie zu Liegnitz.– Progr. Liegnitz 1876–1878. Pfudel, Ernst: Geschichte der Königl. Ritterakademie zu Liegnitz.– In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz 2 (1906–1908), S. 79–122. Pietrzak, Ewa: Das kulturelle und literarische Leben im Bereich der schlesischen Piastenhöfe im 17. Jahrhundert (Bericht über ein Forschungsprojekt).– Germanica Wratislaviensia (1989), S. 105–116. Pietrzak, Ewa: Adlige Legitimationsmuster und ihre politische Funktionalisierung an den Piastenhöfen im 17. Jahrhundert.– In: Vita pro litteris. Festschrift Anna Stroka. Hrsg. von Eugeniusz Tomiczek, Irena Światłowska und Marek Zybura.– Warszawa: Wyd. Naukowe PWN 1993, S. 17–25. Piprek, Jan: Piastowicze w poezji Scherffera von Scherffenstein (Die Piasten in der Dichtung Scherffers von Scherffenstein).– In: Germanica Wratislaviensia 1 (1957), pp. 37–57. Połczyński, L[eon].: Muzeum Piastowskie w Brzegu [Das Piastenmuseum zu Brieg].– In: Przegląd Zachodni 1 (1949), pp. 507–509. Popp, Dietmar: Das Skulpturenprogramm des Schloßportals in Brieg/Schlesien (um 1550–1556).– In: Bildnis, Fürst und Territorium. Bearbeitet von Andreas Beyer unter Mitarbeit von Ulrich Schütte, Lutz Unbehaun.– München, Berlin: Deutscher Kunstverlag 2000 (Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 2), S. 111–126.

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Quellen und wissenschaftliche Literatur

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Wissenschaftliche Literatur

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Personenregister Abicht, Maximilian 329 Adalbert von Prag 479 Adam Wenzel (Herzog von Teschen) 82, 150 Adam, Melchior 177, 179, 198, 207, 223, 239 Aesticampianus (Rhagius), Johannes 284 Agnes von Babenberg (Herzogin von Schlesien) 71 Agnes von Hessen-Kassel (Fürstin von Anhalt-Dessau) 473 Agricola, Melchior 211 Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius 313 Albrecht von Brandenburg-Ansbach (Herzog von Preußen) 169 Albrecht, David 355 Albrecht, Hans 308 Alewyn, Richard 17, 367, 627, 644 Alexander der Große (König von Makedonien) 130, 465, 469 Alischer, Heinrich 172, 247, 583 f., 618 Alischer, Sebastian 159 f., 171 f., 255, 550, 579, 582–584, 620 Amberg, Georg von 122 Amerbach (Drucker) 351 Amling, Wolfgang 76, 312 Andreae, Jakob 517 Andreae, Johann Valentin 313 Anhalt (Geschlecht) 24, 79, 128, 207, 258, 340, 343 Anna Christina von Liegnitz 93 Anna Hedwig von Sitsch (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 92 f. Anna Maria von Anhalt (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 76, 86, 113, 207, 221 f., 438, 544 f. Anna Sophia von Brandenburg (Herzogin von Braunschweig-Lüneburg) 682 Anna Sophia zu Mecklenburg-Güstrow (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 94 f., 381 f., 387, 555

Apelles 465 Aphthonios von Antiochia 221 Aragón (Dynastie) 21 Aristippos von Kyrene 267 Aristoteles 183, 265, 590 Arletius, Johann Kaspar 426 Arndt, Johann 312 Arnim, Hans Georg von 84, 89 f. Arnold von Protzan 236 Arnold, Anna (verh. Scherffer von Scherffenstein) 373 Arnold, Gottfried 444, 605 Aschenborn, Michael 210, 599 Aßmann, Daniel 51 Aßmann, Georg 61 Aßmann von Abschatz, Wolf 262 August (Fürst von Anhalt-Plötzkau) 222 Augustus (Oktavian, röm. Kaiser) 361, 467 Baar, Jakob 112 Bach(mann), Vitus 238, 613 Bahlow, Ferdinand 317 f., 323, 328 Bahlow, Hans 325 Balloroph, Balthasar 531 Baltzer (Buchbinder) 375 Bancke, Christoph 373, 558 Banér, Johan 671 Banz, Nikolaus von 236 Barbara von Brandenburg (Herzogin von Brieg) 104, 118, 219, 438 Barbara Agnes von Brieg (verh. von Schaffgotsch) 92 Barbier, Jean Antoine 262 Barclay, John 291, 423 f. Baron, Hans 517 f. Barth, Zacharias 193 Bartholomäi, Peter 236 Bartsch, Michael 159 Bartsch, Tobias 159, 577 Bauch, Gustav 194, 239, 587 Baudisius (Familie) 61, 177

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Personenregister

Baudisius, Andreas 176 f., 242, 246, 299, 327, 586, 615, 642 Baudisius, Gottfried 246, 531, 583 Baudisius, Laurentius 159 f., 255, 328, 579, 620 Bauer, Volker 17 Baumann, Georg 354 Baumgarten, Alexander Gottlieb 328 Baumgarten, Konrad 183 Bayle, Pierre 444 Bebel, Heinrich 182, 284 Becher, Christian Fürchtegott 305, 621 Becker, Johannes 553 Beckmann, Christian 571 Beckmann, Johann Christoph 259 Beckmann, Sabine 68 Beer, Martin 151 f. Benjamin, Walter 464 Berger, Caspar 174, 585 Bernegger, Matthias 659 Bernhard VII. (Fürst von Anhalt) 193 Bernini, Gian Lorenzo 466 Bernth, Georg 141 Beroaldus, Filippo d.Ä. 284 Besler, Laurentius 214 f., 602 Besler, Simon 302 Bethlen Gábor (Fürst von Siebenbürgen) 405, 409, 659, 678 Beuthner, Johann 228 Bezold, Georg 613 Bibran und Wolfshain, Elisabeth von (verh. von Zedlitz) 162 Biedermann, Johann Gottfried von 165 Biermann, Johann Walter 95, 556 f. Bircher, Martin 670 Bitsch, Johann Melchior 47 Bitschen, Ambrosius 64, 129, 235, 612 Blau, Karl Friedrich 305 Blume, Nikolaus 219, 604 f. Bock, Albrecht von 592 Boeckler, Johann Heinrich 47 Bogentanz, Bernhard 237 Böhm, Christoph 616 Böhme, Jakob 288, 373 Bohse, August 262–269, 624

Bolesław I. (Herzog von Schlesien) 64, 119, 132, 479, 540 Bolesław I. (König von Polen) 419 Bolesław III. (Herzog von Liegnitz und Brieg) 120, 181 Bönisch, Franz Xaver 138 Borromäus, Karl (Bischof von Mailand) 276 Borwitz, Adam von 94 Borwitz, Adam Christian von 95 Bössemesser (Drucker) 360 Bössemesser, Johann 359 Brandi, Karl 15 Brant, Sebastian 284 Braun, Georg 122 Brenz, Johannes 155 Bruni, Leonardo 284 Brunsen, Anton 228–230, 292, 559 f., 609 Buchner, August 47, 382, 441, 571, 683 Buchwald (Fagilucus Pierius), Sigismund 284 Buchwälder, Johannes 359, 547, 550 Buckisch, Gottfried Ferdinand 137, 141, 570 Bülow, Heinrich Wilhelm von 636 Bunner (Steuereinnehmer) 331 Burckhardt, Jacob 518 Burdach, Konrad 340, 518 Burgemeister, Ludwig 105 Burgund (Dynastie) 110 Busche, Hermann von dem 284 Büsching, Anton Friedrich 310 Büsching, Johann Gustav Gottlieb 307 Calagius, Andreas 207, 353 f. Calvin, Jean 157, 196, 290, 401 Camerarius, David 553, 558 Camerarius, Joachim 240 Camerarius, Ludwig 670 Canitz, Melchior Friedrich von 94, 557, 560 Carafa, Carlo 89 Catull 417 Celtis, Conrad 345, 399, 666 Chandieu, Antoine de La Roche 682 Charlotte von Liegnitz und Brieg (Herzogin von Schleswig-HolsteinSonderburg-Wiesenburg) 292, 476 f., 483 f., 689–691

Personenregister

Christian (Herzog von Liegnitz und Brieg) 85, 93–96, 111, 113, 153, 160, 164, 226, 228 f., 255, 259, 292, 378, 385, 387, 390, 417, 459 f., 473, 477, 483 f., 553–555, 557 f., 561, 608, 623, 691 Christian I. (Fürst von Anhalt-Bernburg) 76, 341, 544 Christian II. (Fürst von Anhalt-Bernburg) 258 Christian Albert (Prinz von Brieg) 387 Chytraeus, David 157 Cicero 182–184, 187, 190, 216, 229, 265, 284, 330, 589 Circler, Laurentius 76, 196–198, 200 f., 215, 217, 286, 593, 603, 629 Clajus, Johannes 348 f., 588, 613 Clemens, Andreas 214 Colerus, Christoph 372, 554 f., 571, 662, 671 Colerus, Jacob 157 Comenius, Johann Amos 147, 608 Conermann, Klaus 670 Corvinus, Laurentius 182 f. Crato von Crafftheim, Johannes 372 Creutziger, Johann 353 Croke (Crocus), Richard 183 Cromer, Martin 167 Cüchler, Elias 239 Cunrad, Caspar 207, 218, 356, 398, 549, 603, 666 Cunrad, Christian 218, 549 Cunrad, Christiana (geb. Tilesius) 218 Cunrad, Johann Heinrich 140, 148, 218, 241, 608 Curaeus, Joachim 222 Cyclopius (Kandelgießer), Wolfgang 284 Cyprian, Ernst Salomon 605 Cyrus, Melchior 358 Czepko, Daniel d.Ä. 150 Czepko, Samuel d.Ä. 150, 214, 574 Czepko, Samuel d.J. 574 Czepko (von Reigersfeld), Daniel 96, 150, 372, 558, 645, 670 Czigan (Geschlecht) 372 Czigan, Johann Georg von 223, 373, 558

Dach, Simon 376 Dante Alighieri 284, 394 Dantiscus, Johannes 284 Danwitz (Geschlecht) 94 Deckherr, Friedrich d.Ä. 47 Dedekind, Friedrich 358 Demon 465 Denaisius, Petrus 667 Descartes, René 47 Desmarets de Saint-Sorlin, Jean 292 Dewerdeck, Gottfried 55, 60, 172, 584 Dientzenhofer, Christoph 273 Distelmeyer, Christian 531 Dohna, Johann Georg von 226 Dohna, Karl Hannibal von 83, 242, 425, 429, 431 f., 434, 443 f., 659, 671, 681 f. Dönhoff, Gerhard von 86, 93, 454 f., 686 Dönhoff, Sibylle Margarethe von (geb. Prinzessin von Liegnitz und Brieg) 86, 93 f., 366, 454 Donzellini, Alessandro 291 Dornau, Caspar 145, 208, 225, 240, 267, 357, 359, 549, 571, 595 f. Dorothea von Montau 419 Dorothea Elisabeth von Liegnitz und Brieg (Fürstin von Nassau-Dillenburg) 110, 292, 630 Dorothea Sibylla von Brandenburg (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 81 f., 92, 145, 359, 366, 416 f., 419 f., 549, 678 Draudius, Georg 140 Droschki, Wolfgang 548 Du Bartas, Guillaume de Salluste 291 Dudith, Andreas 197 Duplessis-Mornay, Philippe 81, 299 Dupuy, Jacques 659 Dupuy, Pierre 659 Dürer, Albrecht 564 Eber, Paul 238 Eberti, Johann Caspar 218 Eck, Johannes 184 Eckel, Fabian 168 f., 176, 581 Eckstein, Alexander 174

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Personenregister

Ehrhardt, Siegismund Justus 37–39, 42–44, 46, 54 f., 57 f., 73–75, 137, 141–143, 146–148, 150–155, 157–161, 164, 167, 170–172, 174–177, 215, 233, 246 f., 251 f., 328 f., 528, 530, 570, 605, 612 Eichorn, Gottfried 95, 553 Elisabeth von Anhalt (Kurfürstin von Brandenburg) 80 Elisabeth Magdalene von Brieg (Herzogin von Münsterberg-Oels) 87, 421, 438 f., 441 Elisabeth Magdalene von MünsterbergOels (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 88, 92, 438, 441, 552 f. Elisabeth Marie Charlotte von PfalzSimmern (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 95, 390, 556 f. Erasmus von Rotterdam 284, 469 Ernesti, Johann August 232, 328 Ersch, Johann Samuel 307 Este (Geschlecht) 21 Exner, Balthasar 150, 207, 240, 571 f. Eyring, Johann 359 Ezechiel, Christian 44, 426 Faber, Aegidius 581 Fabricius, Georg 150, 239, 359 Feige, Johannes (Pastor) 252 Feige, Johannes (Rektor) 199 Feige, Theophilus 159, 247, 577 f. Felsius, Michael 556 Ferdinand I. (röm.-dt. Kaiser) 269, 352, 541 Ferdinand II. (röm.-dt. Kaiser) 82 f., 88, 372, 403, 434, 671 Ferdinand III. (röm.-dt. Kaiser) 95, 269, 388 Ferinarius, Johann 215, 602 Festus, Rufus 284 Fibiger, Michael Joseph 30, 54, 59, 525 f. Ficino, Marsilio 284 Fisch, Esaias 161, 580 Fischer von Erlach, Johann Bernhard 273 Fischer von Erlach, Joseph Emanuel 274 Flachland, Johann von 96 Flacius (Illyricus), Matthias 593 Fleischer, Manfred P. 524

Fleming, Paul 314, 670 Flemming, Willi 17, 19 Flood, John L. 159 Forster, Leonard 338 Franciscus de Platea 284 Franck, Sebastian 313 Franckenberg, Abraham von 223, 373 Frantz, Martin 272–274, 625 f. Frantzke, Georg von 223 Franz I. (König von Frankreich) 344 Freise, Fridrun 68 Friedrich (Herzog von Schleswig-HolsteinSonderburg-Wiesenburg) 476 Friedrich I. (Barbarossa, röm.-dt. Kaiser) 479 Friedrich I. (Herzog von Liegnitz und Brieg) 55, 72, 120, 167, 541 Friedrich II. (der Große, König von Preußen) 64, 104, 114, 293 Friedrich II. (Herzog von Liegnitz) 106, 120 Friedrich II. (Herzog von Liegnitz und Brieg) 57, 72–75, 112, 125, 132, 135, 140 f., 143, 153, 155, 168, 182, 185, 192, 213, 273, 285, 316–318, 330, 348, 351 f., 541–543, 575 Friedrich III. (Herzog von Liegnitz) 57, 183, 237, 251, 316 f., 639 Friedrich III. (Kurfürst von der Pfalz) 345 Friedrich III. (röm.-dt. Kaiser) 235 Friedrich IV. (Herzog von Liegnitz) 57, 72, 157 f., 199, 201, 239, 353, 355 Friedrich V. (Kurfürst von der Pfalz, als Friedrich I. König von Böhmen) 79, 211, 224 f., 400, 403, 667, 672 Friedrich, Johann 246, 317, 331 Friese, Abraham 356 Fritsch, Ambrosius 353 Froben (Drucker) 351 Froschauer, Christoph 351 Froschauer, Hans 351 Froschauer, Simprecht 351 f. Funck, Mathias 284 Geisler, Andreas 88, 240, 246, 552, 617 Gellhorn, Carl von 627 Gelli, Giovanni Battista 291

Personenregister

Georg von Podiebrad (König von Böhmen) 72 Georg I. (Herzog von Brieg) 57 Georg II. (Herzog von Brieg) 73, 75, 87, 104, 106, 108, 112 f., 118, 125, 138, 141, 143, 157, 176, 183, 192, 196 f., 199, 201, 203, 211–214, 216–219, 282, 285 f., 330, 348, 358, 438, 480, 543, 570, 592, 602 Georg III. (Herzog von Liegnitz und Brieg) 72, 84 f., 92–95, 108–111, 113, 226, 228, 259, 292 f., 297, 359, 373, 378, 385 f., 390, 417, 549, 553 f., 556 f., 623, 630 Georg Rudolf (Herzog von Liegnitz und Brieg) 42, 78–80, 82–84, 86–92, 94–96, 125, 128, 133, 153, 159, 161 f., 165, 170, 177, 211, 222 f., 240, 247 f., 250, 257–261, 271–273, 276–278, , 298 f., 301–303, 312, 318, 331, 355–357, 359, 377, 379, 385, 387 f., 401, 404, 406, 409 f., 412 f., 416 f., 426, 429, 431 f., 434, 436–438, 441 f., 450, 545, 548, 551–553, 557, 583, 606, 618, 634, 651, 678, 682 Georg Wilhelm (Herzog von Liegnitz und Brieg) 96, 106, 151, 153, 228 f., 255 f., 259, 292, 393, 458–460, 466, 468, 473–478, 481, 483 f., 553, 558–561, 574, 688–691 Georg Wilhelm (Kurfürst von Brandenburg) 85, 87 Gerhard, Marcus 550 Gerhard, Martin 228 Gerstmann, Jeremias 220 Gertich, Nikolaus 165 Gessner, Conrad 292 Gessner, Salomon 391 Gfug (Geschlecht) 51 Gloger, Georg 670 Goebel, Nikolaus 531 Goetz, Walter 517 Goldast von Haiminsfeld, Melchior 291 Gonzaga (Geschlecht) 21 Gosky, Esaias 557 Gosky, Martin 581 Gottsched, Johann Christoph 662 f., 666 Götze, Thomas Matthias 453 Gregersdorf, George Christoph von 367 Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel 378

Grosse, Henning 355 Grosser, Samuel 141 Grotius, Hugo 470 Grunaeus, Gottfried 532 Grunaeus, Simon 41–46, 50 f., 57 f., 60, 62, 66, 152 f., 169–171, 173 f., 177, 198, 207, 210, 239, 242, 245 f., 317, 353–356, 481, 530–533, 535–537, 546 f., 581, 613 f., 616 f., 691 Gründer, Augustin 358–360 Grundmann, Günther 104 f., 115 f., 134, 562 f. Grünewald, Johannes 529 Grünhagen, Colmar 321 Gruter, Janus 667, 671 Gruttschreiber (Geschlecht) 367 Gruttschreiber, Adam von 358 Gruttschreiber, Hans Adam von 366 Grynaeus, Simon 41 f. Gryphius, Andreas 59, 95, 353, 389, 464 Gryphius, Christian 559 Guarini, Giovanni Battista 362, 392 Guevara, Antonio de 291 Gühler, Michael 373 Günther, Horst 518 Günther, Johann 226 f., 607 Gürtler, Fabian 181 Gürtler, Hieronymus 181–183, 187–189, 211, 588–590 Gustav II. Adolf (König von Schweden) 83 Guttmann, Johannes Julius 63, 75 Guttmann, Moritz Adolf 49 Habrecht, Isaac 674 Habsburg (Dynastie) 22, 29, 32, 59, 64, 72 f., 79 f., 84, 91, 100, 104, 156, 200, 214, 260 f., 270, 276, 278, 341, 401, 403, 425, 460, 481, 521, 560 Hallmann, Johann Christian 389–392, 464, 557 Hanke, Gottfried 629 Hanke, Martin 629 Harasimowicz, Jan 27 Hardegg (Geschlecht) 274 Harrach, Eleonora von (verh. von Sprinzenstein) 626 Harsdörffer, Georg Philipp 372

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Hartmann, Friedrich 358 Haugwitz, Bartholomäus 141 Haugwitz, Nikolaus von 254 Hauschild, Daniel 558 Hedwig von Andechs (Herzogin von Schlesien) 127, 137 f., 180, 213, 419, 440, 442, 479 f., 568 Hedwiger, Valentin 531 Heermann, Ephraim 161, 255 f., 560, 620 Heermann, Johann 219, 255, 604 Heideck, Friedrich von 169 Heidenreich, Johann 215, 602 Heinrich (Fürst von Nassau-Dillenburg) 110 Heinrich von Würben (Bischof von Breslau) 235 f. Heinrich I. (Herzog von Schlesien) 120 f., 132, 419, 469, 480 Heinrich II. (Herzog von Schlesien) 121, 442, 480 Heinrich III. (Herzog von Schlesien) 105 Heinrich IV. (Herzog von Schlesien) 100 Heinrich IV. (König von Frankreich) 341 Heinrich XI. (Herzog von Liegnitz) 57, 72, 156, 199, 317, 639 Heinrich Wenzel (Herzog von Münsterberg-Oels) 84, 87, 89, 92–94, 222, 372, 426, 438, 551, 555, 682 Heinsius, Daniel 355, 394, 408–410, 677 Helwig, Martin 354 f. Henel von Hennenfeld, Nicolaus 29–33, 35, 43, 56, 60, 65, 104, 137, 148, 359, 398, 460, 524 f., 549, 554, 666 Heniochus, Jodokus 581 Hensel, Johann Adam 38 Herberger, Valerius 156, 158, 241 Herder, Johann Gottfried 77 Herrmann, Max 587 Hertel, Christian Gottlieb 262, 274 Hertwig, Daniel Balthasar 257 Heseler, Lukas 234 Hesiod 348 Heß, Johann 74, 175, 184 Hessus, Helius Eobanus 284 Hildebrand, Balthasar 553

Hildebrandt, Johann Lucas von 273 Hindenberg, Andreas 356 Hirsch, Arnold 17, 367 Hobbes, Thomas 470 Hoberg, Helena von (verh. von Stange und Stonsdorf ) 81 Hock, Theobald 341–344, 421, 647 Hoeckelshoven, Johannes von 240, 398, 666 Hoffmann (Diakon) 328 Hoffmann, Christian 579 Hoffmann, Daniel 312 Hoffmann, Gottlob 172 Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich 65, 341, 647 Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian 372, 394, 459 f., 559 Hogenberg, Franz 122 Hohberg (Geschlecht) 60 Hohenhausen, Franz Heinrich von 292 Hohenzollern (Dynastie) 100 Homer 423, 465–467 Horaz 284, 369 Hoßmann, Elias 161, 357, 580, 649 Hubmaier, Balthasar 351 f. Hugo, Hermann 374, 376 Humboldt, Wilhelm von 305 Hund, Gabriel von 96 Hünefeld, Andreas 450 Hutten, Ulrich von 284 Isokrates 190 Jaesche, Jakob 252 Jauch, Samuel 141, 570 Jean Paul 464 Jeschke, Melchior 237 Joachim II. (Kurfürst von Brandenburg) 238 Joachim Ernst (Fürst von Anhalt) 76 Joachim Friedrich (Herzog von Liegnitz und Brieg) 42, 75–78, 86 f., 112 f., 143, 176 f., 196, 201, 207, 214, 217–222, 224, 250, 258 f., 285 f., 349, 355 f., 358, 411, 438, 442, 544, 623, 629 Joachim Friedrich (Kurfürst von Brandenburg) 221

Personenregister

Jöcher, Christian Gottlieb 328 Jochmann, Gottlob 65, 618 Johann von Luxemburg (König von Böhmen) 471 Johann II. Kasimir (König von Polen) 96 Johann Christian (Herzog von Liegnitz und Brieg) 63, 78–87, 90, 92 f., 113, 143–145, 153, 161 f., 165, 171, 222–224, 250, 258, 286– 289, 292 f., 296–298, 355–360, 365 f., 371 f., 376–379, 381, 387, 401, 404, 416–421, 424, 432, 438, 442, 444, 446–448, 450, 454, 545, 547, 550, 553, 574, 630, 678, 684 Johann Georg (Herzog von Wohlau) 75, 196, 214, 217 Johann Georg (Kurfürst von Brandenburg) 80 f., 145, 416 Johann Georg von Brandenburg (Herzog von Jägerndorf ) 82 f. Johann Georg I. (Fürst von Anhalt-Dessau) 87, 128, 412 Johann Georg I. (Kurfürst von Sachsen) 83 Johann Kasimir (Fürst von Anhalt-Dessau) 94, 96, 258 Johann Sigismund (Kurfürst von Brandenburg) 79 Johanna Elisabeth von Liegnitz 93 John, Johann Sigismund 160, 171 Joseph I. (röm.-dt. Kaiser) 257, 267–270, 627 Juliane von Anhalt-Dessau 387 Jungfer (Gutsbesitzer) 331 Jungmann, Johann Christoph 53 Jungnitz, Christoph 573 Justinian I. (Kaiser von Byzanz) 276 Kahl, Wenzel 160 f., 558, 579 Kalkstein, von (Oberst) 90 Kamenz, Bernhard von 149 Kant, Immanuel 469 Karl (der Große, röm.-dt. Kaiser) 130 Karl (Erzherzog von Österreich, Bischof von Breslau) 81 Karl (Landgraf von Hessen-Kassel) 34 Karl I. (König von England) 93 Karl II. (Herzog von Münsterberg-Oels) 82, 86 f., 221 f., 298, 421, 438, 440

Karl IV. (röm.-dt. Kaiser) 100, 106, 340 Karl V. (röm.-dt. Kaiser) 269 Karl VI. (röm.-dt. Kaiser) 231, 271, 276, 626 Karl Friedrich I. (Herzog von MünsterbergOels) 87, 93, 222, 551 Karlstadt, Andreas 195 Kartscher, Daniel 151 Kasimir I. (Herzog von Polen) 153, 419, 479 Kasimir III. (König von Polen) 471 Keckermann, Bartholomäus 198 Kern, Bartholomäus d.J. 246, 615, 617 Keseler, Caspar 159, 171, 253, 553, 579, 581 f. Kircher, Athanasius 60 Kirchner, Caspar 346, 398, 409 f., 677 Kirsten, Georg 545 Klöker, Martin 68 Klopstock, Friedrich Gottlieb 239 Klose, Balthasar 358, 360 Klose, Fabian 239, 246, 613 f. Klose, Samuel Benjamin 44, 532, 545, 604 Knobelsdorf, Martin von 226 Knoll, Johann Georg 272 f., 625 Kober, Tobias 354 Kobligk, Johann Georg 574 Koch, Sebastian 355 f. Kochanowski, Jan 376 Köhler, Johann Karl 329 Kolbuszewska, Aniela 310, 637 Konrad von Würzburg 639 Konrad I. (Herzog von Schlesien) 540 Kozerski, Paweł 558, 633 Kraffert, Adalbert Hermann 65 Krause, Jonathan 178, 586 Krautwald, Valentin 155, 169, 175 f., 185, 316, 352 f., 575, 639 Krell, Nikolaus 157, 219, 605 Krentzheim, Leonhard 42, 156–159, 169, 175– 177, 201, 239, 317, 353–355, 575 f. Kriebel, Matthaeus 558 Krüger, Pankraz 199, 551 Krusche, Christoph 558 Kundmann, Johann Christian 35 f., 172, 214, 260, 275, 527 Kuśniez, Aleksandra 636 Kutschreiter, Johannes 582

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Kutschreuter (Familie) 177 Kutschreuter, Ulrich 177, 586 Kyros II. (König von Persien) 465, 467 Ladislaus Postumus (König von Böhmen und Ungarn) 235 Landsberg, Martin 182 Lange, Christian Siegismund 177 f., 318 f., 327 Lange von Langenau, Andreas 94 Lang(e)ner, Christoph 238, 581, 613 La Noue, François de 259 Lassota, Georg von 214 Lauban, Melchior 42, 45, 198, 202 f., 205, 207, 218, 223–227, 289–291, 297, 353 f., 356 f., 359, 549, 594, 602, 606 f., 630, 650 f. Lefèvre d’Ètaples (Faber Stapulensis), Jacques 639 Leibniz, Gottfried Wilhelm 444, 463, 526 Lenz, Rudolf 643 Leonardus de Utino 284, 629 Leopold I. (röm.-dt. Kaiser) 95, 103, 164, 269, 390, 461, 474, 560 Lessing, Gotthold Ephraim 77 Leszczyński (Geschlecht) 147 Leszczyński, Raphael (Rafał) 84, 221 Leszek I. (Herzog von Polen) 469 Letsch, Johann 556 Letsch, Johann Christian 151, 574 Leuschner, Johann Christian 328 Liebig, Adam 207, 209, 599 Liefmann, Michael 620 Liegnitz, August von 93 Liegnitz, Sigismund von 93 Lilgenau, Cyprian Jonas von 96 Linch, Michael 626 Lindner, Peter 358 Lingelsheim, Friedrich 667 Lingelsheim, Georg Michael 667 Livius 190 Lobkowitz von Hassenstein, Bohuslav Felix 284 Logau, Balthasar Friedrich von 31 Logau, Friedrich von 95, 226, 357, 374, 655

Lohenstein, Daniel Casper von 165, 264– 266, 389, 394, 456, 459–464, 466, 468 f., 471, 473–478, 480–482, 559, 687 Lohenstein, Johann Casper von 459 Lohenstein, Susanna von (geb. Schädel von Greiffenstein) 459 Lotichius Secundus, Petrus 345 Löwenegg, Johann Joseph von 627 Löwenstern, Matthäus Apelles von 372, 654 Lucae, Friedrich 32–36, 53, 55 f., 58, 60, 65, 86, 88, 91 f., 95–97, 103 f., 107 f., 111, 124, 126, 128 f., 131, 134 f., 139, 145, 148, 161, 163, 165, 167 f., 212 f., 227 f., 259, 285, 295, 298, 457, 526, 558, 562, 580, 608, 630 Lucas, Johann 226–230, 259, 287, 292 f., 296, 360, 553 f., 556–558, 608, 630 Ludmilla von Podiebrad (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 57, 72 Ludovicus, Laurentius 183, 192–194, 202, 241 Ludovicus, Nicolaus 42, 239–241, 614 Ludovicus, Valentinus 241 f., 356, 614 Ludwig I. (Fürst von Anhalt-Köthen) 258– 260, 340, 422, 551, 622 f., 669 f., 679 f. Ludwig I. (Herzog von Brieg) 106, 137, 212, 283, 285, 568 Ludwig II. (Herzog von Brieg) 129 Ludwig IV. (Herzog von Liegnitz und Brieg) 84 f., 92–95, 110, 126, 133, 153, 161– 164, 226, 252 f., 259, 373, 378, 381, 385, 387, 417, 534, 554 f., 557, 384, 580 Ludwig XIII. (König von Frankreich) 93 Ludwig, Christian 556 Ludwig, Nicolaus 356 Luise von Anhalt-Dessau (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 94, 96, 229, 255, 292, 387, 390, 393, 460–462, 473, 477, 483 f., 555, 558–561, 690 f. Luther, Martin 73, 75, 78, 140 f., 154 f., 157, 168 f., 175 f., 180, 184 f., 188 f., 192, 194–196, 203 f., 248, 253, 286, 316 f., 320, 349, 401 Lys, Isaac François de 262 Machiavelli, Niccolò 15, 443 Macrobius 284 Maerisch, Georg 359, 549 f.

Personenregister

Maier, August Gottlieb 293 Maior, Johannes Joachim 239 Mancinelli, Antonio 182 Mannheim, Karl 510 Maria Sophia von Liegnitz und Brieg 91, 94 Markgraf, Hermann 49 f., 321–323, 534 Marot, Clément 451 Marschall, Veronika 671 Marsilius (Mersel), Kaspar 237, 612 Martels, Johann Heinrich Carl von 269 Martin, Alfred von 14–16 Martini, Heinrich 228 f., 608 f. Matthaei (Diakon) 320 Matthaei, Burkhart 239 Matthäi, Johann David 172 Matthias (röm.-dt. Kaiser) 79, 82 Matthias Corvinus (König von Ungarn) 72 Mau, Hans 311–313, 319 Mauersberger, Johann Andreas 560 Maximilian I. (röm.-dt. Kaiser) 269, 564 Maximilian II. (röm.-dt. Kaiser) 41, 143, 156 Maywald, Georg 255 f. Medici (Geschlecht) 21 Mehnert, Paul 200 Meinhard (Domherr) 236 Meister, Joachim 202 Melanchthon, Philipp 78, 155 f., 179, 184, 189 f., 192–195, 201 f., 204 f., 221, 237 f., 248, 253, 355, 524, 614 Melideus, Jonas 207, 210 f., 240, 599 f. Mencel, Joachim 555 Mende, Richard 319, 325 Menzel, Karl Adolf 65 Mergenau, Caspar 235 Merian, Matthäus 123 Meyfart, Johann Matthäus 292 Michaelis, Christian Benedikt 328 Mieszko I. (Herzog von Polen) 419 Mieszko I. (Herzog von Schlesien) 540 Młynarska, Małgorzata 633 Mohammed 470 Moibanus, Ambrosius 183 Molein, Bartholomaeus Wilhelm de 262 Moller, Johann 578

Moller, Martin 571 Monau, Jakob 43, 46, 203, 217, 348, 353, 355, 533, 614 Montaigne, Michel de 291 Montecuccoli, Raimundo 96 Montreux, Nicolas de 314 Moritz (Herzog von Sachsen-Lauenburg) 214 Moritz (Landgraf von Hessen-Kassel) 210 Mörlin, Johannes 159, 620 Morus, Thomas 467 Moscherosch, Johann Michael 314 Mosellanus (Schade), Petrus 183 Muck von Muckendorf, Johann 87, 359 Mühlpfort, Heinrich 373, 559 f. Müller, David 424, 453 Müller, Günther 17, 511 Mylius, Martin 239 Naevius (Neefe), Caspar 217 Namsler, David 547 Namsler, Sebastian 171 Naumann, Hans 511 Neander, Christoph 93 Neomenius, Johann 82, 143–145, 218, 223– 226, 359, 549, 570, 606 Neomenius, Kornelius 143 Nero (röm. Kaiser) 470 Nerretur (Pastor) 319 Niedzielenko, Andrzej 636, 643 Nieländer, Franz 284, 286, 289 f., 293–296, 633 Niemitz, Joachim von 94 Nimptsch, Johann Christian 232, 601, 609 Nitius (Nitsche), Valentin 237 f., 612 Niuron, Bernhard 106, 112 f., 563 f. Nolde, Ernst 208 Noot, Jan van der 646 Nostitz, Johann von 48, 86 f., 551 Nostitz, Sigmund Ernst von 96 Nostitz-Rieneck, Johann Hartwig von 629 Nüßler, Bernhard Wilhelm 240, 356, 374, 398, 405 f., 409, 412 f., 441, 549 f., 614, 676–678 Nüßler, Martin 373

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Oekolampad, Johannes 195 Opitz, Christoph 398 Opitz, Martha (geb. Rothmann) 398 Opitz, Martin 32, 74, 79–82, 84–86, 92, 145, 150, 165, 171, 206, 210, 223, 239 f., 243, 289, 314, 338, 341, 345–347, 354–356, 358 f., 362– 365, 371 f., 374, 376–378, 381, 387, 393–413, 416–432, 434–439, 441–445, 447–455, 550, 552, 595, 600, 614, 644–647, 658–667, 670– 682, 685 f. Origanus, David 41 Orminius, Martin 147 Orthmann, Kaspar 238, 613 Ostroróg (Geschlecht) 593 Otter, Anna (verh. Scherffer von Scherffenstein) 371 Otter von Otterau, Wenzel 371 Otto I. (der Große, röm.-dt. Kaiser) 479 Ovid 187 Oxenstierna, Axel 671 Pahr, Hans 564 Pahr, Jakob 112, 564 Palm, Hermann 671 Pannwitz, Barbara von (verh. von Rohr und Stein) 358 Paracelsus 288, 292, 313 Pareus, David 288, 312, 573 Paritius, Christian Friedrich 43–46, 50, 481, 532, 616 Paritius, Ezechiel 374 Parrhasios 466 Passel, Konrad 87, 298, 551 Passelius, Georg 551 Pauli, Christian 559 Pauli, Michael 560 Paulonius, Jakob 215, 603 Paxmann, Heinrich 239, 613 Paxmann, Henning 239, 613 Peisker, Johann 161 Pelargus, Christoph 146 Pentzelt, Thomas 183 Perfert, Johann 359 Peter von Pitschen (Domherr) 283 Peter von Waltdorf 236

Peters, Ottomar 320 Petrarca, Francesco 284, 313 f., 340, 342, 347, 394, 406, 648 Petrus Hispanus 182 Peucer, Caspar 189 f., 239 Peuckert, Will-Erich 206 Peutinger, Konrad 20, 518 Pfudel, Ernst 301, 307, 311 Pfützner, Daniel 557 Phidias 466 Philelphus, Franciscus 284 Piast (myth. Fürst der Polanen) 69, 109, 119, 382 f., 388, 390, 419, 442, 468, 478 f., 482 f., 583 Piccolomini, Enea Silvio 266, 284 Pichsel, Sebastian 215, 603 Pirckheimer, Willibald 20, 518 Piscator, Johannes 290 Pitiscus, Bartholomaeus 573 Pitiscus, Theophilus 47, 247, 254, 318 Platon 467, 473, 623 Platter, Felix 292 Plautus 187, 207 Plinius d.Ä. 284 Plutarch 184, 209 Podiebrad (Dynastie) 100 Ponickau, Friedrich Siegfried 262 Pöpler, Zacharias 375 Poppe, Kaspar 200 Posadowsky, Ernst Sigmund von 557 Posadowsky, Hans Adam von 94, 559 Praesent, Hans 294, 308 Preller, Christoph 300 Primke, Christian 47, 160, 252, 254 f., 557, 578, 583, 619 Püchle (Puhläus), Georg 161, 580 Quintilian 330 Radziwiłł (Geschlecht) 128 Radziwiłł, Janusz 85, 95 Ramus, Petrus 217 f. Ratke, Wolfgang 258 Rauchmüller, Matthias 478, 690 Raumer, Georg 555

Personenregister

Rebhuhn, Paul 670 Regio, Raffaele 330 Reichshofer, Johann Jakob 262 Reimann, Johann Baptist 220, 317 Reimann, Kaspar Siegmund 177, 318, 586 Rethel und Hennersdorf, Friedrich Maximilian von 255, 578 Reuter, Quirinus 197 f. Rhau (Rhaw), Balthasar 190 Rhediger, Nikolaus II. 142 f. Rhor, Niklas von 94, 96 Richelieu, Armand-Jean du Plessis de 424, 661 Richter, David 58 Richter, Gottfried 579 Richter, Gregor 571 Richter, Hans 122 Richtsteig, Eberhard 296 f. Rienzo, Cola di 518 Riese, Johann 558 Riesling, Johann Rudolph 605 Rindfleisch (Bucretius), Daniel 43, 207 Rist, Johann 314, 372 Rohr und Stein, Barbara von (geb. von Pannwitz) 358 Rohrlach (Verleger) 36 Ronsard, Pierre de 345, 394 Rose, Reinhard von 110 Rosenberg, Jost (Bischof von Breslau) 167 Rosenberg, Peter Wok von 177, 341 Rosenhayn, Valerius 175 f., 586 Rosentritt, Franz 141, 570 Rössler, Christoph 359, 545, 553 Rostius, Georg 164 Roth, Adam Philipp von 560 Roth, Friedrich von 560, 629 Roth, Georg 142, 570 Roth, Johannes IV. (Bischof von Breslau) 235 Rothkirch, Wolfgang von 356 Rothmann, Martha (verh. Opitz) 398 Rothmann, Martin 398 Rothmann, Martin (Rektor) 159, 246–248, 252, 617, 619 Rudolf von Brieg 92, 372 f., 417

Rudolf II. (röm.-dt. Kaiser) 81 f., 199, 269, 341 f. Ruerstorf, Bartholomäus 316 Rullus, Markus 581 Runge, Christian 54, 524 Sack, Sebald von 94 Salvard, Jean François 290 Salza, Jakob von (Bischof von Breslau) 184 Sammter, Ascher 64 f., 537 Sannazaro, Jacopo 361, 384 Sartorius (Schneider), Nikolaus 43, 353–357 Sartorius (Schneider), Zacharias 159, 357 Schädel von Greiffenstein, Susanna (verh. von Lohenstein) 459 Schaffgotsch (Geschlecht) 363, 426 Schaffgotsch, Barbara Agnes von (geb. Prinzessin von Brieg) 92, 432 f., 441 f. Schaffgotsch, Christoph Wilhelm von 262, 623 Schaffgotsch, Hans Ulrich von 92, 363, 432 f., 441 f. Schaffgotsch, Johann Anton von 626 Schaffgotsch, Johann Anton Gotthard von 54, 270 Scharff, Gottfried Balthasar 50–54, 536 Scharffenberg, Johann 358 Schede Melissus, Paul 198, 203, 207, 224, 344 f., 646, 648, 667, 674 Scheerhofer, Franz Michael 274 Scheerhofer, Johann Jakob 274 Scheller, Immanuel Johann Gerhard 232 f., 610 Scherffer von Scherffenstein, Anna (geb. Arnold) 373 Scherffer von Scherffenstein, Anna (geb. Otter) 371 Scherffer von Scherffenstein, Friedrich 373 Scherffer von Scherffenstein, Wenzel 358, 371–383, 385, 388 f., 453, 553, 555, 557, 654–656 Scherffer von Scherffenstein, Zacharias 371 Schickfuß, Jakob 56, 60, 65, 141, 221–223, 357 f., 544, 570, 605 f., 651 Schildern, Barbara (verh. Tilesius) 217 Schildern, Jakob 217

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Schilling, Christoph 217 Schindler, David 59, 621 Schinkel, Karl Friedrich 123, 134 f. Schmettau, Heinrich 95, 163 f., 227, 557, 580 Schmieder, Friedrich 294, 610, 631–633 Schober, Georg 106 Schoenaich (Geschlecht) 596 Schoenaich, Georg von 77, 146, 199, 205, 208 f., 221, 227, 242, 248, 253, 398 Scholtisus, Ambrosius 604 Scholtz, Anton 355 Scholtz, Kaspar 246, 629 Scholz, Wolfgang 325, 636 Scholze, Christian 163 Schönborner, Georg von 240, 353 Schönfeld, Tobias 356 Schönwälder, Karl Friedrich 62 f., 75, 119, 220, 358 Schröter, Johann Samuel 215 Schubart, Sebastian 154, 575 Schultheß, Georg 253 Schultze, Friedrich 304–307, 311 Schulz-Behrend, George 671 Schummel, Johann Gottlieb 305, 636 Schwarzenberg, Johann Adolf von 96 Schweinichen, Hanns Heinrich von 163 Schweinichen, Hans von 48, 95, 255 f., 274 Schweinitz, David von 95, 163, 253, 553 Schweinitz, Hans Christoph von 254 Schweitzer, Abraham 555 Schwenckfeld, Anna 177 Schwenckfeld, Kaspar 74 f., 141 f., 154 f., 158, 168 f., 175 f., 185, 192, 196, 288, 312, 352 f., 542 f., 570, 575, 586, 612 Schwenckfeld, Kaspar (Arzt) 159, 355 Schwenke, Paul 294, 330 Schwope, Johannes Baptista 151 Scultetus, Abraham 203, 288, 312, 573, 615 Scultetus, Caspar 242 Scultetus, Georg 255 Scultetus, Johannes 241 f., 246, 317, 614 f. Scultetus, Jonas 535 Scultetus (von Schwanensee und Bregoschitz), Tobias 210, 223, 356, 398–400, 667 Sebottendorf (Geschlecht) 622, 631

Sebottendorf, Abraham von 357 Sebottendorf, Christoph von 258 Sebottendorf, Peter von 93, 226, 228, 258–260, 290–292, 297, 357, 372, 554, 607, 622 f., 630 f. Seckendorff, Veit Ludwig von 232 Seidel, Robert 671 Seidlitz, Christoph von 589 Seidlitz, Nikolaus von 589 Seiler, Georg 238, 581, 613 Seiler, Tobias 200 Selle, Heinrich 323 Seneca d.J. 284, 423 Senftleben, Andreas 172 Senftleben, Valentin 171, 210, 240, 398 Senitz, Christoph von 218 Senitz, Elisabeth von 357, 650 Senitz, Heinrich von 357 Senitz, Melchior von 81, 94, 224, 227, 357, 608 Seyffert, Johann 360 Sforza (Geschlecht) 21 Shakespeare, William 304 Sibylle Margarethe von Liegnitz und Brieg (verh. von Dönhoff ) 93 Sickius, Petrus 199, 215 f., 220, 603 Sidney, Philip 368, 394 Siegfried, Kaspar 358 f. Siemowit (myth. Fürst der Polanen) 468 Sigismund I. (König von Polen) 72 Silanion 465 Silius Italicus 284 Sinapius, Johann 35 f., 51, 54, 60, 62, 81, 162, 257 f., 527 Sitsch, Anna Hedwig von (verh. von Liegnitz und Brieg) 93 Skrbensky, Johann Daniel 226 Slawata, Michael 196 Sokrates 265 Sophia Catharina von Münsterberg-Oels (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 93–95, 387, 556 Sophie von Brandenburg-Ansbach (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 125, 135 Sophie Elisabeth von Anhalt-Dessau (Herzogin von Liegnitz und Brieg) 87, 258, 298 f., 412, 649, 678

Personenregister

Sophie Magdalena von Brieg (Herzogin von Münsterberg-Oels) 93 Sophokles 289, 423, 454 Sorg, Anton 330 Spanner, Johann von 96, 558 Spellerberg, Gerhard 476 f. Spinola, Ambrosio 403 Springer, Georg 355 Sprinzenstein, Eleonora von (geb. von Harrach) 626 Sprinzenstein, Hans Ernst von 626 Stange und Stonsdorf (Geschlecht) 80, 355, 547 Stange und Stonsdorf, Adam von 80 f., 86 f., 299, 547, 552 Stange und Stonsdorf, Daniel von 547 Stange und Stonsdorf, Gideon von 81 Stange und Stonsdorf, Heinrich von 81, 87, 223, 356, 547, 552 Stange und Stonsdorf, Helena von (geb. von Hoberg) 81 Stark, Lorenz 219, 543 Steinberg, Johann 571 Steinberg, Nicolaus 41 Steinhausen, Georg 19 Sten(ius), Simon 198 Stenzel, Gustav Adolf Harald 63, 65 Stieff, Christian 54, 59 Stieve, Gottfried 262 Stigel, Johann 239 Stöckel, Wolfgang 182 Stosch (Familie) 530 Stosch, Balthasar d.Ä. von 41 Stosch, Caspar von 530 Stosch, Melchior von 530 Strauch, Aegidius d.J. 47 Sturm, Johannes 216, 221 f., 290, 593 Sylvius I. Nimrod (Herzog von Württemberg-Oels) 95 Szwejkowska, Helena 326 Szyrocki, Marian 521, 671 Tacitus 266 Tasso, Carl Wilhelm Joseph von 269 Tasso, Torquato 362

Tauler, Johannes 288 Terenz 187, 284 Thabor, Johann Otto 47 Thabor, Martin d.Ä. 189, 193, 195 f., 591–593 Thalwenzel, Daniel 220 Thamm, Johann Georg 328 f. Thanhölzer, Jakob Thomas 214 Thebesius (Familie) 61, 177, 534 Thebesius, Adam 160, 177, 246, 579, 583, 586, 617 Thebesius, Georg 46–54, 56–58, 60–63, 65, 152 f., 160, 177, 247, 481, 534–536, 617, 691 Thebesius, Georg (Pfarrer) 159, 177, 253, 318, 583 Theinert, Ernst August 168 Theodor, Antoni von 112 Theokrit 368 Theune, Karl Heinrich 232 f., 293, 601, 609 f., 631 Thilo, Gottfried 230 f., 287, 292 f., 296, 608 f., 630 Thilo, Johann 253 Thilo, Valentin 42 Thomas von Aquin 181 Thomas, Elias 560 Thomasius, Christian 470 Thou, Jacques-Auguste de 659 Thurzo, Johannes V. (Bischof von Breslau) 182–184 Tilenus, Georg 196, 207, 592 Tilesius, Balthasar 217, 603 Tilesius, Barbara (geb. Schildern) 217 Tilesius, Christiana (verh. Cunrad) 218 Tilesius, Melchior 197, 215–221, 239, 356, 544 f., 603 f. Timaeus, Johannes 207 Timanthes 460 Titius (Tietze), Johann 238, 581, 613 Titus (Titz), Peter 573 Tomagnini, Johann von 627 Torstensson, Lennart 113 Tralles, Johann Anton 560 Tribauer, Esaias 142, 570 Trozendorf, Valentin 180, 183–196, 202, 211, 216, 238, 251, 273 f., 588, 590 f., 618

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Tscherning, Andreas 372 Tscherning, David 375, 655 Tschesch, Johann Theodor von 357, 373 f., 549 f. Tscheschwitz, Christoph von 94 Tschorn, Christoph 358 f., 375, 655 Uchtritz, Christoph Ernst von 94 Urfé, Honoré d’ 292, 314, 392 Ursinus, Zacharias 197, 290 Utenhove, Karel 646 Valerius Maximus 284 Valla, Lorenzo 284 Varro, Marcus Terentius 284 Vechner, Daniel 207 f., 211, 218, 353 f., 547, 597, 600 Vechner, David 208, 598 Vechner, Georg 145–148, 200, 208 f., 211, 227, 240, 572 f., 598, 601, 608 Vehse, Karl Eduard 19 Venator, Balthasar 346, 441 Vergil 187, 190, 202, 348, 354, 361, 363, 368, 381, 384, 391, 423, 426 f., 594 Vida, Marco Girolamo 202 Vincentius, Petrus 202, 215–217, 223, 239, 614 Vladislaw II. (König von Böhmen und Ungarn) 72 Voigt, Johannes 19 Volkmann, Georg Anton 59 Volland, Matthias 192 Volmar, Johann Heinrich von 89, 553 Vom Berge, Joachim 355 Wagner, Johann Georg 626 Wagner, Richard 279 Wahrendorff, Johann Peter 55, 57–62, 65, 152 f., 177, 481, 537 Waldstein (Geschlecht) 331 Waldstein, Karl von 196 Wallenstein, Albrecht von 84, 89, 200 Walter, Axel E. 68 Warburg, Aby 663 Warmer, Christoph 560

Weckherlin, Georg Rudolf 314, 346, 376, 421, 453, 674 Weigel, Johannes 242 Weigel, Valentin 288, 313 Weinschenk, Johann Gottfried 231 f., 293, 601 Weintritt, Matthäus 220 Weise, Christian 670 Weiß, Robert 621 Wende, Georg 608 Wenzel I. (Herzog von Liegnitz) 476 Werder, Diederich von dem 314 Werdermann, Johann Carl Gotthelf 320, 329 Werner, Friedrich Bernhard 123 Werner, Johann Sigismund 155, 575 Wernsdorf, Gottlieb 570 Wettin (Dynastie) 100 Wied, Johann Wilhelm von 258 Wieland, Christoph Martin 304, 469 Wilkins, John 172 Willer, Georg 355 Wimpfeling, Jakob 182, 284 Winkler von Sternenheim, Bernhard 231 f., 293, 296 f., 631 Witte, Henning 159 Wittich, Christoph 145, 227, 550 Wittich, Hieronymus 140 f. Władysław II. (Herzog von Schlesien) 71, 540 Władysław IV. Wasa (König von Polen) 85 Wolf, Johann David 328 f. Wunschelt, Johann 581 Würben und Freudenthal, Wenzel Adalbert Graf von 59 Württemberg (Dynastie) 100 Xenophon 465–467 Zachau (Geschlecht) 308 Zanchi, Hieronymus 290, 631 Zasius, Ulrich 291 Zedlitz, Caspar Friedrich von 269 Zedlitz, Christoph von 92, 95, 162, 348, 354, 580

Personenregister

Zedlitz, Elisabeth von (geb. von Bibran und Wolfshain) 162 Zedlitz, Karl Abraham von 304 f., 636 Zedlitz, Wenzel von 86 f., 162, 209, 355 f., 551, 594 Zesen, Philipp von 160, 255, 314, 374, 579 Zetzner, Eberhard 424 Zierotin, Johann von 196 Zierotin, Karl von 196–198, 593

Zierowsky, Johann Christoph von 48, 128 Zimmermann, Martin 142 f. Zincgref, Julius Wilhelm 314, 346, 402, 404 f., 422, 648, 659, 667, 672, 674 Zinck, Wolfgang 581 Zsuzsanna Károlyi (Fürstin von Siebenbürgen) 405, 678 Zum Winkel, Arnold 308, 324, 643 Zwingli, Ulrich 195

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Abbildungsnachweise Szlachta na Śląsku. Średniowiecze i czasy nowożytne / Adel in Schlesien. Mittelalter und Frühe Neuzeit. Hrsg. von Markus Bauer u. a.– Dresden: Sanstein 2014, S. 135, 79: Abb. 34, 35, 40. Kurt Bimler: Die schlesischen massiven Wehrbauten. Band IV: Fürstentum Liegnitz. Kreise Liegnitz, Goldberg, Lüben.– Breslau: Heydebrand (in Komm.) 1943, S. 6 (nach der nicht mehr vorhandenen Originalzeichnung von F.B. Werner): Abb. 2. Daniel Czepko: Gynaeceum Silesiacum Ligio-Bregense. […].– Breslau: Müller 1626, Titelkupfer: Abb. 17. Denck=Schriften/ Bey den Historischen Gemählden/ Jn der Fürstl. Gruft zur Liegnitz. Zugleich in das Teutsche versetzet.– Liegnitz: Wätzoldt [um 1680]: Abb. 41, 42, 43. Schlesien. Deutsche und polnische Kulturtraditionen in einer europäischen Grenz­region. Hrsg. von Izabella Gawin, Dieter Schulze und Reinhold Vetter.– Köln: D ­ uMont 1999, S. 183: Abb. 10. Simon Grunaeus, Kupferstichporträt 1625 (bibliotekacyfrowa.pl/publication/12327): Abb. 36. Hermann Kunz: Das Schloß der Piasten zum Briege. Ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeit in Schlesien. Die Schicksale des Baues, sein einstiger und jetziger Zustand, sowie die Rekonstruktionen des Schlosses in Wort und Bild.– Brieg: Bänder 1885, S. 67: Abb. 9. Daniel Casper von Lohenstein: Lob=Schrifft/ Deß Weyland Durchlauchtigen Fürsten und Herrn/ Herrn George Wilhelms/ Hertzogens in Schlesien zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau/ Christ=mildesten Andeckens.– Brieg: Jacob 1676: Abb. 44, 45. Schlesiens Kunstdenkmäler. Im Auftrag des Provinzial-Ausschusses von Schlesien bearb. von Hans Lutsch unter Mitarbeit von Josef von Golitschek.– Mannheim: Kraft 1979 (Nachdruck der Ausgabe Breslau 1903), S. 354, 259: Abb. 19, 27. Kartensammlung Moll in der Mährischen Landesbibliothek in Brünn (mapy.mzk.cz/ de/mzk03/001/026/423/2619267647): Abb. 1. Legnica. Tekst: Roger Piaskowski. Fotografie: Franciszek Grzywacz.– Liegnitz: Wydawnictwo Edytor [ca. 1992], S. 19, 44–45: Abb. 11, 12, 28, 29, 30. Prospekt zur Ritterakademie in Liegnitz. Stadt Liegnitz [ohne Jahr]: Abb. 32. Georg Thebesius: Liegnitzische Jahr-Bücher […]. Nebst einer Vorrede, Lebens-Beschreibung des Verfaßers und nützlichen Registern hrsg. von Gottfried Balthasar Scharff.– Jauer: Jungmann 1733, Frontispiz: Abb. 37. Johannes Sinapius: Olsnographia, Oder Eigentliche Beschreibung Des Oelßnischen Fürsten­thums Jn Nieder-Schlesien/ […].– Leipzig, Frankfurt am Main: Brandenburger 1707, Frontispiz: Abb. 38.

Abbildungsnachweise

Friedrich Bernhard Werner: Scenographia Urbium Silesiae. Tab. I.– Nürnberg: Homanns Erben [1737] (mapy.mzk.cz/de/mzk03/001/029/654/2619321443): Abb. 5. Friedrich Bernhard Werner: Scenographia Urbium Silesiae. Tab. V.– Nürnberg: Homanns Erben 1738 (mapy.mzk.cz/de/mzk03/001/029/757/2619321442): Abb. 4. Friedrich Bernhard Werner: Topographia Oder Prodromus Delineati Principatus Lig­ nicensis Bregensis, et Wolaviensis […].– Handschrift (ca. 1761–1766), S. 288–289, 89, 301, 91, 95, 297, 307, 50, 101, 311 (bibliotekacyfrowa.pl/dlibra/doccontent?id=14652): Abb. 3, 6, 8, 18, 20, 22, 24, 26, 31, 33. Bildarchiv Foto Marburg (bildindex.de), Nr. fm1189258; fm834761; fmd470756; fm94941b: Abb. 7, 13, 15, 23. Bildkatalog Herder Institut (herder-institut.de/bildkatalog), Nr. 147055; P 1940; 69414: Abb. 16, 21, 25. Bildarchiv Austria (bildarchivaustria.at), Nr. PORT_00093912_01: Abb. 39. https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Brzeg_Castle (Urheber: Scotch Mist, 2016): Abb. 14.

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