Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage 0405047797, 9780405047794

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Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage
 0405047797, 9780405047794

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DAS

ALEXANDERREICH

AUF PROSOPOGRAPHISCHER GRUNDLAGE VON

HEL~1UT BERVE Vois. 1 and 11

ARNO PRESS A New York Times Company New York / 1973

Reprint Edition

1973 by Arno Press Inc.

Greek History ISBN for complete set: See last pages of this

0-405-04775-4

volume for titles.

Manufactured in the United States

of America

Library of Congress Cataloging in Publicaüon Data

Berve, Helmut, 1896Das Alexanderreich

auf prosopographischer

Grundlage.

(Greek history) Reprint of the 1926 ed. 1. Alexander the Great, 356-323 B.C. I. Title. DF234.3,B45 938'.07 10924 [B] 72-7885 ISBN0-405-04779-7

HELMUT BERVE DASALEXANDERREICH ERSTER

BAND

DAS

ALEXANDERREICH

AUF PROSOPOGRAPHISCHER GRUNDLAGE VON

HELMUT

ERSTER

BERVE

BAND

DARSTELLUNG

C. H. BE C K' S C HE

VER LA G S ß, V C H H A N D LU N G

MÜNCHEN

MCMXXVI

Gopyrig11t 1926 by tJ. i.i. Be~Ys:-,he Vt>rlagsbuchhandlung

.München

DE~f ANDENKEN

MEINES

EMIL BERVE

VATERS

INHALT Vorwort Lite1·aturverzeielznis Abkiirzungen

XI XIII XVI

DER KÖNIGLICHE

HOF

I. Die königliehe Familie A. Die Gegensätze in Philipps Haus 3. 1. Olympias und der Kronprinz Alexandros 3. a. Die Erziehung des Kronprinzen Alexandros 4. b. Die Zeit von 340 bis zum 'rode Philipps (336) 5. 2. Kleopatra und die Familie des Attalos 6. 3. Amyntas, Sohn des Perdikkas 7. 4. Philipps Nebenfrauen und ihre Kinder 7. B. Die königliche Familie unter Alexander 2. Die in Asien lebenden Mitglieder 8. II.

A. Das Liebesleben rastie 10.

8. 1. Die in Europa lebenden Mitglieder 8.

Die Lebensführung

des Königs

des Königs

10. 1. Der freie Verkehr mit Frauen 10. 2. Die Paede-

B. Das t äg 1ich e Leben 11. 1. Der normale Verlauf des Tages 11. 2. Der Rahmen des täglichen Lebens 15. a. Kleidung und Ausstattung 15. b. "\Vohnung und Quartier 18. c. Verkehr mit dem Könige 18. C. Die Unregelmäfiigkeiten keiten 21.

des

Lebens

20. 1. Marsch und Kampf 20. 2. Festlich-

III. Die Hoforganisation A. Allgemeines

25.

B. Die Hofämter 25. 1. Die hohen Hofämter 25. a. Die Somatophylakes 25. b. Die Hetairoi 30. c. Die königlichen Pagen 37. d. Die Ehrenämter 39. e. Spezialämter 40. 2. Niedere Aemter und Hofpersonal 41. C. Die königliche Kanzlei 42. 1. Organisation 42. 2. Aufgaben der Kanzlei 44. a. Korrespondenz 44. a. Die Privatkorrespondenz des Königs 44. ß. Die diplomat~sche Korrespondenz 46. y. der amtliche Schriftverkehr im Reiche 46. b. Die amtlichen Journale 49. a. Die königlichen Ephemeriden 50. ß. Das Bematistenjournal 51. y. Die königlichen Entwürfe (bo,w·1;,11m:a)52. 3. Formen des Schriftverkehrs 53. a. Ausfertigung der Schreiben 53. b. Beförderung der S~l;vgl. Plut. im; Curt. V, 7, 2/5), was der König freilich ungern sah, auf die Dauer aber anscheinend nicht verhindern konnte. Aus solcher Stimmung erwuchsen dann Taten entfesselter Leidenschaft, trunkene, 1 2 Zur Auch beim Kleitosgastmahl befindet sich ein Trompeter im Saal (Plut. 51). irrigen Deutung der Kallisthenesszene durch P. Schnabel (Klio N. F. 1, 113 ff.J s. meine Entgegnung (Klio N. F. II, 179 ff.). z Vgl. 'Avocoxi•or1, (nr. 74), der Ratschläge bezüglich des ·weingenusses gab. 4 Griechischerseits hat man die gröfiere Neigung zum Trunk mit der Annahme barbarischer Sitte, natürlich mit Gnrecht, in Verbindung gebracht. Im übrigen mag das Klima und die 'Wasserarmut mancher Länder das "\Veintrinken gefördert haben (s. F. v. Schwarz 2 44,145). 5 Vgl. Plut. apophth. Al.19 p.180F = amat. 16 p. 760D.

B. Dns tägliche Lehen (Der normale 'l'agesverlanf)

15

dionysische Aufzüge (Plut. 17), 1 in wilder Begeisterung begangene Zerstörungen wie die Inbrandsetzung von Persepolis (s. ,,(0at~" nr. :359), furchtbares Rasen des Königs gegen seine Umgebung und schließlich die sinnlose Ernr. 427). mordung eines der tuchtigsten und treuesten Makedonen (s. ,,10..Eirnc;" Es ist verständlich, dafä man von feindlicher Seite später gegen Al. den Vorwmf der rrrunksucht erhob (Plut. 2:{),. und bezeichnend für die Bedeutuno·o, welche dieser Zug in seinem Bilde für die Mitwelt besafä, dafü I~phippos (nr. :331) ihn in den :Mittelpunkt seines Pamphletes stellen konnte, Aristobulos (frg. 48) nur eine lahme Entschuldigung für ihn fand: es ist erschreckend schliefüich und erschütternd zu sehen, ,vie Al. durch Festhalten an der Gewohnheit zu dem tödlichen Ausgang seiner letzen Kranklwit selbst beitrug (Ephemer. b. Aelian. v. h. III, 23). Aber hier wie bei allen Eigenschaften des Königs ist die Verknüpfung mit den positiven und grofüartigsten Kräften seines vVesens so nah und stark, dafü auch dieser Zug zum notwendigen Glied der wunderbaren Vollkommenheit des im höchsten Sinne dionysischen Ganzen wird. In der letzten Zeit, als der Hof in der Reichsresidenz Babylon seinen festen Standort hatte und den hohen "\Vürdenträgern ihrem Range entsprechende Quartiere oder Besitzungen in der Stadt zur Verfügung standen, speiste der König mit eiiier beschränkten Zahl der Hetairoi 2 gelegentlich bei ihnen als Gast (,, Bay6ac;" nr. 195, ,,Ilceoixxac;" nr. 627 und vor allem ,,.i.lff]owc;"nr. 521; vgl. Caryst. b. Athen. XIII, 603 b), und zwar war der Aufwand, welcher für eine solche Bewirtung zu leisten war, auf 1000 Drachmen festgesetzt (Plut. 23), ein Zeichen der in den späteren Jahren herrschenden Etikette; auch hier folgte natürlich der Mahlzeit ein Gelage, das oft bis in den folgenden Tag hinein währte (vgl. nr. 521). X ach Beendigung der Zechereien pflegte Al., falls es noch nicht Morgen geworden war, 3 nachdem er nochmals ein Bad genommen hatte (Plut. 23; Arr. VII, 25, 1), sich zur Ruhe zu begeben. Die Wache hielt eine Abteilung Pagen (s. unten) und anscheinend einer oder zwei der Somatophylakes (S. 28; vgl. Curt. VIII, 6, 22 (Mützel S. 5G7a)); in schlaflosen Nächten liefü der König sich wohl, wie orientalische Quellen berichten, vorlesen (Flügel Z DMG XIII, 559 ff.; Roh de Gr. Roman 3 563). 2. Der Rahmen des täglichen Lebens a) J{leiclung und Ausstattung Nirgends hat der welthistorische Wandel, der sich in Al. und seinem Königtume vollzog, deutlicher gesprochen als in dem äufüeren Bilde, welches Hof und Herrscher c:arboten, für uns leider nicht entfernt in seinem vollen Reichtume zu fassen, sondern nur an einigen wenigen Einzelmomenten erkennbar. Ohne Zweifel stand in den ersten Regierungsjahren das höfische Leben durchaus im Zeichen des makedonischen Heerkönigtums, welches bei aller ungebrochenen Freude an Luxus und Ausschweifungen, wie sie die adeligen Offiziere in Asien reichlich betätigten, im wesentlichen doch den strengen Charakter militärischer Einfachheit trug. Echt makedonisch ,varen die Kleiduugsstücke des Königs: der übliche Kriegsmantel (,,xfo,lll\·'' 1 An einen solchen hat sich die Legende von dem dionysischen Zug durch Karmanien geknüpft, s. Diod. 106, 1; Curt. IX, 10, 27; Plut. 67. 2 Bei Medios (nr. fi21) sind es 20: vgl. Nicobule frg. 1; Ps.Cnll. III, 31. a Wie z.B. beim :Mifälingen des Edelknabenanschlages (s. 'Egµ6Äao, nr. 305).

16

IT. Die Lebensführung

des Königs

Ephipp. frg. 3; Plut. 26; Plut. amat. 16 p. 760B; vgl. Amelung RE III, 2342), welcher über einein xaw1 getragen wurde (Ephipp. frg. 3), die X(2YJniQEr;" genannten Halbstiefel (Plut. amat. 16 p. 760 B; vgl. Anton. 54; 11 Herodian.IV, 8, 2; Bieber RE XI, 1710 ff.) und der heimische Filzhut (Po]yaen. V, 44, 5), die xavaia., 1 wohl purpurner Farbe (Plut. Eum. 8), verbanden den König mit seinem Adel, der im wesentlichen die gleiche Tracht trug wie sein Herr. Nµr in der Farbe mag ein Unterschied bestanden haben (vgl. Plut. Eum. 6), jedenfalls war das Tragen purpurner 1)0.p1~!hr;und xavaiw nur mit besonderer Genehmigung des Königs, der selbst wohl diese Farbe führte, erlaubt und galt bei den Makedonen als eine hervorragende Auszeichnung, als ÖwQECl ßaatAtXWTO.TYJ (Plut. Eum. 8). Nach echter Soldatenart fand die Prachtliebe ihren Ausdruck und ihre Befriedigung im reichen Schmucke von vVaffen und Rüstung, die beim Könige zum grofüen Teil aus Beutestücken oder Huldigungsgeschenken bestanden. So trug Al. bei Gaugarnela über einem {mfröv;m ;waT6v von sizilischer Arbeit einen linnenen, bei Issos erbeuteten Doppelpanzer sowie einen eisernen, mit Edelsteinen besetzten Halskragen, ferner das prachtvolle imn6Qnwµa. ehemals von Helikon gearbeitet~ welches die Stadt Rhodos als Ehrengabe ihm gesandt hatte (P]ut. 32). Ein Geschenk, vermutlich des Pymiathon (nr. 6~-0), Fürsten von Kition, war auch des Königs besonders ]eichte und feste ,wixw9a, während der eiserne, aber wie Silber schimmernde Helm ein Prachtstück aus der vVerkstatt des Theophilos (nr. 366) darstellte. Diese Symbole eines rnakedonischen Kriegsfürsten mufüen mit der '\Vandlung Al.s vom Heerkönig zum vö]kerbeherrschenden Monarchen Asiens in ein lVIifüverhältnis und schliefüich in Gegensatz zu der veränderten- Stellung ihres Trägers treten. Al. war klug genug, die äufüere Form, den Orientalen besonders bedeutsam, nicht zu unterschätzen, sondern die Umstellung seiner Herrschaft, welche die Griechen als lr; To ßagßartxo'>u9m• fffWXt)J}JOtr;(Arr. IV, 8, 4) bezeichnen mochten, gerade durch die pETax6a;n7atr;n7r; fo{}ijrnr; xai a.Uijr; ß-EQanda.c;(Arr. IV, 9, 9) als Tatsache hinzuste1len. Diese Veränderung des äufüeren Bildes, im wesentlichen bald nach dem Tode des Dareios, als dem makedonischen Könige die :N"achfolge des Achaimeniden zufiel. durchgeführt (P]ut. 4G; Diod. 77, 4; Curt. VI, 6, 2), erstreckte ihre '\Virkung natürlich mehr oder weniger auf alle Gebiete des höfischen Lebens, trat aber in Ausstattung und Tracht am sinnfä1ligsten und für die Makedonen am aufreizendsten (s. ,,IIn•xiawc;" nr. 6:34; vgl. ,,Klürnr;'' nr. 427) in Erscheinung. Jetzt (um 330/29) wurde die morgenlandische Sitte, das Leben des Herrsche:r;.s mit unsinnigem Prunk zu umgeben, die Al. bei Issos selbst noch lächerlich erschienen (Plnt. 20). durch die Erbeutung der ungeheuren Schätze und Paläste aber auch ihm gewissermafüen nahegelegt war, bewufüt angenommen und immer weiter, vor allem nach Beendigung der Feldzüge. ausgestaltet. Einzelbemerkungen, wie die, da& bei Besprechungen der König auf einem goldenen zu sitzen pflegten (Ephipp. frg. 3: Thron, die Hetairoi auf xA"i1m U.(2)'VQ6noÖEr; vgl. Arr. VII, 24, 2), die Schilderung der grofüen Festlichkeiten, welche nach der Rückkehr aus Indien gehalten wurden (s. unten S. 21 ff.; vgl. Chares frg. 16), und der Vorwurf der T(2vrp17,den man später von alexanderfeindlicher Seite 1

1

1 ~iehe über diesen Hut des näheren 0. Hoffmann 55 ff.; Daremberg-Saglio Netohcka R.E XI, 89-93.

T, 2, 975 '6;

B. Das tägliche Leben (Kleidung)

li

erhob. (s. ,,"Eq:t:i1ro,;;" nr. 331; vgl. ,v. Hoffmann S. ~H), lassen diese vVandluug für die Ausstattung des Hofes erkennen oder wenigstens vermuten. Am deutlichsten jedoch offenbart sie sich in der Kleidung, wo auch die Schwierigkeiten, welche sich der Durchführung entgegensetzten, und die Konzessionen, zu denen Al. sich genötigt sah, einigermafüen klar hervortreten. Vorsichtig erfolgte die Einführung der Tracht des unterworfenen Volkes, mit der sich die makedonischen Soldaten und ein grofüer Teil der Offiziere niemals abgefunden haben (Arr. vn, 6, 2. 8, 2/3). Zunächst nur den Orientalen gegenüber, dann im Kreise der Hetairoi und erst später bei Ausritten und Audienzen pflegte der König sie anzulegen (Plut. 45), auch war es keine sklavische Übernahme der la{h7r; JI17otx17 (Arr. IV, 7, 4. 9, 9; Curt. VI, 6, 4), sondern, namentlich im Gewande, eine auffallende, aber nicht prunkvolle Zusammenstellung von persischer und medischer Mode, die scheinbar einen durchaus persönlichen Charakter trug (Plut. 45), gelegentlich auch nur eine orientalisierende Umgestaltung der makedonischen Kleidung. Am sinnfälligsten wäre die Annahme der xavovr;, eines langärmeligen Kaftans, sowie der dva~vgiocr;, der weiten orientalischen Beinkleider, gewesen (Plut. 45; Diod. 77, 5), vielleicht verzichtete Al. eben deshalb auf sie (Plut., Diod. a. a. 0.) 1 und begnügte sich neben anderen, uns unbekannten Veränderungen mit dem Anlegen des persischen Gürtels (Plut. 51), eines xmlw oaUrnxor; oder µc06),1;vxo,;; (Diod. a. a. 0.; Ephipp. frg. 3; Epit. Mett. 2), 2 persisch wohl Xa.gamr; genannt (Ctesias frg. 43 bei Hesych. s. v.), des Szepters (Epit. Mett. 2; vgl. Ephipp. frg. 3: Diod. XVIII, 26, 4. 61, 1) und vor allem des Diadems (Diod. a. a. 0.; Justin. XII, 3, 8; Arr. VII, 22, 1), eines Bandes mit fliegenden Enden, welches nach Curt. VI, 6, 4 wie das des Dareios purpurn mit weifü gewesen sein soll. Auch hier, in dem bedeutendsten königlichen Abzeichen, wurde ein Symbol der angestrebten Völkervermischung konstruiert, indem das asiatische Diademband nicht um die persische Tiara, sondern um die makedonische xavaia geschlungen ward (Ephipp. frg. 3; Arr. VII, 9, 9; vgl. Netolicka RE XI, 91/92), ein Brauch, der von den Diadochenfürsten beibehalten wurde (Plut. Demetr. 41; Anton. 54). 3 "\Vie im Gewande, so vermied Al. ähnlich in der Kopfbedeckung die übermäßige Betonung des Orientalischen, indem er wohl die xtrngir;, eine Art Turban (Arr. IV, 7.,4), nicht aber die Tiara übernahm (Plut. 45; vgl. Clitarch. frg. 9a), 4 bei Mahlzeiten sogar den nfraaor; genannten, breitkrempigen Hut zu tragen pflegte (Ephipp. frg. 3). Hier und vor allem bei den Gelagen, wo politische Momente im allgemeinen nicht mitsprachen, scheint er in der Kleidung mehr der Bequemlichkeit oder Laune nachgegeben zu haben, wie er denn nach Ephippos frg. 3 bei dieser Gelegenheit meist in Sandalen (nfoda), manchmal sogar, wohl im Gedenken an Herakles, mit einem Löwenfell bekleidet erschien und sogar durch das Tragen von frgat la{hjnr; sich das Aussehen eines Gottes, .Ammon, Artemis oder Hermes, gegeben haben soll. 1 Falsch ist also Lucian. dial. mort. 14, 4, wo vom Abwerfen der 7).a,uv