Bergrecht: Kommentar zu den Landesberggesetzen und den sonstigen für den Bergbau einschlägigen bundes- und landesrechtlichen Vorschriften [Reprint 2020 ed.] 9783112311882, 9783112300619

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Bergrecht: Kommentar zu den Landesberggesetzen und den sonstigen für den Bergbau einschlägigen bundes- und landesrechtlichen Vorschriften [Reprint 2020 ed.]
 9783112311882, 9783112300619

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Anhang - Inhalt
Zur Benützung des Kommentars im Geltungsbereich des preußischen Allgemeinen Berggesetzes
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
Bayerisches Berggesetz vom 13. August 1910 — Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten vom 24. Juni 1865
Erster Titel. Allgemeine Bestimmungen
Zweiter Titel. Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums
Dritter Titel. Von dem Bergwerkseigentume
Vierter Titel. Von den Rechtsverhältnissen der Mitbeteiligten eines Bergwerks
Fünfter Titel. Von den Rechtsverhältnissen zwischen den Bergbautreibenden und den Grundbesitzern
Sechster Titel. Von der Aufhebung des Bergwerkseigentums
Siebenter Titel. Von den Knappschaftsvereinen
Achter Titel. Von den Bergbehörden
Neunter Titel. Von der Bergpolizei
Zehnter Titel. Strafbestimmungen
Elfter Titel. Übergangsbestimmungen
Anhang
A. BUNDESRECHT
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
B. BAYERN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
C. ÜBEREINSTIMMENDES LANDESRECHT IM GELTUNGSBEREICH DES PREUSSISCHEN ALLGEMEINEN BERGGESETZES (ABG)
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
D. BADEN-WÜRTTEMBERG (Landkreise Hechingen und Sigmaringen)
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
E. BERLIN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührenden Vorschriften
F. BREMEN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
G. HAMBURG
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
H. HESSEN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
J. NIEDERSACHSEN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
K. NORDRHEIN-WESTFALEN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
L. RHEINLAND-PFALZ
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
M. SAARLAND
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
N. SCHLESWIG-HOLSTEIN
I. Bergrechtliche Vorschriften
II. Den Bergbau berührende Vorschriften
Sachregister

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BERGRECHT Kommentar zu den Landesberggesetzen und den sonstigen für den Bergbau einschlägigen bundes- und landesrechtlichen Vorschriften

Von

DR. D R . H . C . H E R M A N N

MIESBACH

Senatspräsident i. R. und

DR. D I E T E R

ENGELHARDT

Regierungsrat am Bayerischen Oberbergamt

1962 J. S C H W E I T Z E R

VERLAG - BERLIN

W30

Gesamtherstellung: Graphische Betriebe Dr. F. P. Datterer & Cie. - Inh. Sellier - Freising Alle Rechte, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten

Vorwort In den vergangenen Jahren ist an uns wiederholt der Wunsch herangetragen worden, das bayerische Berggesetz neu zu kommentieren, liegt doch die letzte ausführlicher erläuterte Ausgabe von Nothhaas-Miesbach heute 35 Jahre zurück. Seitdem ist das sog. Dritte Reich an uns vorübergegangen, das eine lebhafte Gesetzgebung auf bergrechtlichem Gebiet entwickelte, die zum überwiegenden Teil noch heute fortgilt. Auch die allgemeine Rechtsentwicklung, insbesondere auf dem Gebiet des Verfassungs- und Verwaltungsrechts, ließen eine Neubearbeitung des aus dem Jahre 1869 stammenden bayerischen Berggesetzes dringend erwünscht erscheinen. Es zeigte sich bald, daß eine bloße Neubearbeitung des Nothhaas-Miesbach den heutigen Erfordernissen nicht mehr entsprechen konnte. Die Regelung zahlreicher bergrechtlichen und den Bergbau berührender Fragen in Reichs- und Bundesgesetzen, aber auch die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung des Bergbaues in der Bundesrepublik und darüber hinaus, ließen eine Behandlung nur des bayerischen Berggesetzes nicht mehr ratsam erscheinen. Das vorliegende Buch verwendet daher nur noch einige Teile des Nothhaas-Miesbach, insbesondere die Erläuterungen zum Gewerkschaftsrecht einschließlich des Rechts der unbeweglichen Kuxe. Das neue Buch bringt die einschlägigen landesrechtlichen Vorschriften, wobei — nachdem von Nothhaas-Miesbach ausgegangen wurde -— zwar die Artikel des bayerischen Berggesetzes zuerst, die entsprechenden Paragraphen des Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen Staaten (ABG) aber daneben aufgeführt und, soweit sie — in den wenigen zutreffenden Fällen — abweichen, besonders kommentiert sind. Ferner wurden die bergrechtlichen Nebengesetze und die bundeseinheitlichen bergrechtlichen sowie in anderen Gesetzen enthaltenen, den Bergbau berührenden Vorschriften aufgenommen. Da das bayerische Berggesetz weitgehend auf dem ABG fußt, konnte die umfangreiche Rechtsprechung und Literatur zu beiden Gesetzen für die Erläuterung herangezogen werden. Dies trifft für alle Bundesländer zu, weil das ABG heute in allen Ländern außer in Bayern entweder im ganzen Staatsgebiet oder doch in einigen Gebieten gilt. Die in den einzelnen preußischen Nachfolgeländern, insbesondere in Hessen, in Nordrhein-Westfalen und im Saarland bestehenden Abweichungen des ABG sowie Sonderregelungen wurden gleichfalls aufgeführt und kommentiert, soweit sie nicht (wie vielfach in Hessen) nur rein sprachlicher Art sind. Die Rechtsentwicklung in der sowjetischen Besatzungszone und in den früheren deutschen Ostgebieten wurde nicht behandelt. Die außer dem bayerischen Berggesetz und dem ABG in den Ländern BadenWürttemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz noch als partielles Landesrecht fortgeltenden Landesberggesetze sind mit Rücksicht auf den ohnehin schon erheblichen Umfang des Buches und ihre doch nur lokale Bedeutung nicht im Text mitaufgenommen worden, sondern nur in der Einleitung aufgeführt. Da diese Gesetze gleichfalls dem ABG und zum Teil auch dem bayerischen Berggesetz nachgebildet sind, kann das Buch in seiner vorliegenden Form auch zur Auslegung dieser Gesetze herangezogen und somit in der ganzen Bundesrepublik verwendet werden. III

Das Buch e n t h ä l t neben dem K o m m e n t a r zu den Landesberggesetzen eine allgemeine E i n f ü h r u n g in das B e r g r e c h t und einen G e s e t z e s a n h a n g . I m Gesetzesanhang sind — jeweils u n t e r I — die bundesrechtlichen u n d die neben den Landesberggesetzen geltenden Vorschriften bergrechtlichen Inhalts abgedruckt und erläutert. D a der Bergbau heute in viel stärkerem Maße als früher auch zahlreichen allgemeinen Vorschriften unterworfen ist, schien es im Interesse der Benützer des Werkes angezeigt, verschiedene sonstige f ü r den Bergbau b e d e u t s a m e Vorschriften, insbesondere auf den Gebieten des Arbeitsrechts, Gewerberechts, Steuerrechts, Wasserrechts, Kernenergierechts u n d des allgemeinen Sicherheitsrechts mitaufzunehmen. Dies ist jeweils u n t e r I I geschehen. Viele dieser Vorschriften wurden im Hinblick auf ihre Anwendung im Bergb a u noch näher erläutert. Wegen der überragenden B e d e u t u n g des deutschen Kohlenbergbaus erschien auch die A u f n a h m e der wichtigsten Bestimmungen des Montanunion-Vertrages zweckmäßig. U m den großen Stoff dem Benützer leicht zugänglich zu machen, haben wir uns b e m ü h t , neben einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis ein umfangreiches Stichwörterverzeichnis anzufertigen. Wir hoffen, d a ß das Buch allen a m Bergbau interessierten Kreisen, Arbeitgebern u n d Arbeitnehmern im Bergbau, ihren Verbänden, den Bergbehörden, den allgemeinen Verwaltungsbehörden, Gerichten u n d Anwälten nützlich sein wird und auch einen Beitrag gegen die infolge der im Bergrecht herrschenden Rechtszersplitterung drohenden Rechtsunsicherheit zu liefern vermag. München, im F r ü h j a h r 1962. Die Verfasser

IV

Inhaltsverzeichnis Vorwort Vergleichende G e s e t z e s ü b e r s i c h t : preußisches Berggesetz — bayerisches Berggesetz . . . Literaturverzeichnis . Abkürzungsverzeichnis . .

Seite

III XXI XXIII XXV

Einleitung A. Begriff des Bergrechts B. Die geltenden bergrechtlichen Vorschriften C. Zur Geschichte der Berggesetze . . B a y e r i s c h e s B e r g g e s e t z vom 13. August 1910 (bayBergG) — A l l g e m e i n e s B e r g g e s e t z f ü r die P r e u ß i s c h e n S t a a t e n vom 24. J u n i 1865 ( A B G ) . . . . Erster Titel.

Allgemeine Bestimmungen Art. 1—3 bayBergG — §§ 1—2 ABG

1 1 2 7

15 17 17

Z w e i t e r T i t e l . V o n d e r E r w e r b u n g d e s B e r g w e r k s e i g e n t u m s . . 35 Erster Abschnitt. Vom Schürfen Art. 4—13 bayBergG — §§ 3—11 ABG . 35 Zweiter Abschnitt. Vom Muten Art. 14—23 bayBergG — §§ 12—21 ABG 54 Dritter Abschnitt. Vom Verleihen Art. 24—41 bayBergG — §§ 22—38c ABG 69 Vierter Abschnitt. Vom Vermessen Art. 42, 43 bayBergG — §§ 39, 40 ABG . 93 ABG: F ü n f t e r Abschnitt. Von der Konsolidation §§ 41—49 ABG . . 130 D r i t t e r Titel.

Von d e m B e r g w e r k s e i g e n t u m e

Erster Abschnitt.

Zweiter Abschnitt.

Ar,^ ABG:

96

Von dem Bergwerkseigentume im allgemeinen Art. 44—56 bayBergG — § 50 96 §§ 54—-56 ABG. 96 §§ 51—53 ABG. 138 Von der Vereinigung, der Teilung und dem Austausche Art. 57—67 bayBergG — fehlt im ABG . 130

Dritter Abschnitt. 1 r, •, .. , , ( Von dem Betriebe und von der Verwaltung Zweiter Abschnitt. J ° Art. 68—83 bayBergG — §§ 65—79 ABG

141 V

Seite

ABG:

Vierter Abschnitt. "I Von der Bergleuten und den BetriebsDritter Abschnitt. J beamten Art. 84—138 bayBergG — §§ 80—93e ABG 170

Vierter Titel.

Von den Rechtsverhältnissen der Mitbeteiligten eines Bergwerks Art. 139—177 bayBergG — §§ 94—134 ABG 201

Fünfter Titel.

ABG:

ABG:

Von den Rechtsverhältnissen zwischen den B e r g bautreibenden und den Grundbesitzern Erster Abschnitt. Von der Grundabtretung Art. 178—202 bayBergG — §§ 135—141 ABG Zweiter Abschnitt. Von der Benützung des Wassers Art. 203—205 bayBergG — fehlt im ABG Dritter Abschnitt. 1 Von dem Schadensersatze für BeschädiZweiter Abschnitt. J gungen des Grundeigentums Art. 206—210 bayBergG—§§ 145—152^BG . ., , 1 Von den Rechtsverhältnissen des BergVierter Abschnitt. I b a u e s z u d e n ö f f e n t l i c h e n VerkehrsDritter Abschnitt. J anstalten Art. 211—213 bayBergG—§§ 153—155ABG

Sechster Titel. Von der Aufhebung des Bergwerkseigentums Art. 214—220 bayBergG — §§ 156—164 ABG . . . . Siebenter

Titel.

Achter Titel.

ABG: Hessen: Elfter Titel.

379 390

409 416

. 425

Von den Bergbehörden Art. 247—252 bayBergG — §§ 187—195 ABG

. 427

Strafbestimmungen Art. 263—275 bayBergG . Provinzialrechtliche Bestimmungen §§ 210—214d ABG Besondere Bestimmungen §§ 211b, 211c ABG Übergangsbestimmungen Art. 276—298 bayBergG — §§ 215—241 ABG

ABG: Zwölfter Titel. Schlußbestimmungen «« 242—250 ABG VI

349

Von den Knappschaftsvereinen Art. 221—246 bayBergG — §§ 165—186 ABG

Neunter Titel. Von der BergpoZizei Art. 253—262 bayBergG ABG: Erster Abschnitt. Von dem Erlasse bergpoliz. Vorschriften §§ 196—203 ABG Von dem Verfahren bei Unglücksfällen ABG: Zweiter Abschnitt. §§ 204—206 ABG ABG: Dritter Abschnitt. Strafbestimmungen §§ 207—209a ABG Zehnter Titel.

346

441 443 476 480 480 491 491

. . . .

493 543

Anhang A.

BUNDESRECHT

I. B e r g r e c h t l i c h e 1. 2. 2 a. 3. 3 a. 4. 5. 5a. 5b. 6. 6a. 6 b. 7. 7 a. 8. 9. 10. 11. 12. 12 a. 13. 14. 15. 15 a.

Vorschriften

Reichsknappschaftsgesetz v. 1. 7. 1926 — Hinweis — Verordnung über die Errichtung wirtschaftlicher Pflichtgemeinschaften in der Braunkohlenwirtschaft v. 28. 9. 1934 — Hinweis — Erste Verordnung zur D u r c h f ü h r u n g der Verordnung über die E r r i c h t u n g wirtschaftlicher Pflichtgemeinschaften in der Braunkohlenwirtschaft v. 23. 10. 1934 — Hinweis Gesetz über die Durchforschung des Reichsgebietes nach n u t z b a r e n Lagers t ä t t e n (Lagerstättengesetz) v. 4. 12. 1934 Verordnung zur A u s f ü h r u n g des Gesetzes über die Durchforschung des Reichsgebietes nach n u t z b a r e n Lagerstätten (Lagerstättengesetz) v. 14. 12. 1934 . Gesetz zur Überleitung des Bergwesens auf das Reich v. 28. 2. 1935 . . . . Gesetz zur Erschließung von Bodenschätzen v. 1. 12. 1936 Erlaß des Reichs- u n d Preußischen Wirtschaftsministers v. 16. 2. 1937 — I I I 866/37 —, betr. Ausführung des Gesetzes zur Erschließung von Bodenschätzen Verordnung über die Zulegung von Bergwerksfeldern v. 25. 3. 1938 . . . . Gesetz über den Abbau von Raseneisenerz v. 22. 6. 1937 Verordnung über den Abbau von Raseneisenerz v. 14. 9. 1938 Richtlinien des Reichsministers f ü r E r n ä h r u n g u n d Landwirtschaft u n d des Reichswirtschaftsministers f ü r die Genehmigung des Abbaues von Raseneisenerz v. 18. 5. 1938 Verordnung über den Zusammenschluß von Bergbauberechtigten v. 23.7.1937 E r s t e Verordnung zur D u r c h f ü h r u n g u n d E r g ä n z u n g der Verordnung über den Zusammenschluß von Bergbauberechtigten v. 1. 2. 1939 Verordnung über Genehmigungen u n d Ausnahmegenehmigungen der Bergbehörden v. 11. 4. 1939 Richtlinien des Reichswirtschaftsministers f ü r die U r b a r m a c h u n g der Tagebaue v. 19. 6. 1940 Richtlinien des Reichswirtschaftsministers f ü r die Streckung von Erdölgewinnungsfeldern v. 5. 8. 1940 Gesetz über den A u f b a u der Reichsbergbehörden v. 30. 9. 1942 Verordnung über die Aufsuchung u n d Gewinnung mineralischer Bodenschätze v. 31. 12. 1942 E r l a ß des Reichswirtschaftsministers v. 27. 1. 1943 Verordnung über die V e r k ü n d u n g von Bergpolizeiverordnungen v. 6. 10. 1944 Erlaß des Bundespräsidenten über die S t i f t u n g des Grubenwehr-Ehrenzeichens v. 14. 7. 1953 Gesetz über Bergmannsprämien v. 20. 12. 1956 — Hinweis — Verordnung zur D u r c h f ü h r u n g des Gesetzes über Bergmannsprämien (BergPDV) v. 25. 6. 1957 — Hinweis —

Seite

545 545 546 546 548 551 551 555 562 569 570 570 573 575 577 578 580 581 582 589 593 594 595 595 VII

II. Den B e r g b a u b e r ü h r e n d e

Vorschriften Seite

1. Gewerbeordnung f ü r das Deutsche Reich v. 21. 6. 1869 596 l a . Viertes Bundesgesetz zur Änderung der Gewerbeordnung v. 5. 2. 1960 . . 619 l b . Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen nach § 16 der Gewerbeordnung v. 4. 8. 1960 619 2. Gesetz betr. die Verbindlichkeit zum Schadensersatz f ü r die bei dem Betriebe von Eisenbahnen, Bergwerken usw. herbeigeführten Tötungen und Körperverletzungen (Reichshaftpflichtgesetz) v. 7. 6. 1871 621 2 a. Gesetz über die Haftpflicht der Eisenbahnen und Straßenbahnen f ü r Sachschaden v. 29. 4. 1940 624 3. Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen v. 9. 6. 1884 626 4. Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch v. 18. 8. 1896 . . . . 628 .629 5. Grundbuchordnung v. 24. 3. 1897 i . d . F . d.Bek. v. 5. 8. 1935 . . . 6. Einführungsgesetz zum Zwangsversteigerungsgesetz v. 24. 3. 1897 . 630 7. Handelsgesetzbuch v. 10. 5. 1897 . 630 7a. Einführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch v. 10. 5. 1897 . 631 8. Reichsversicherungsordnung v. 19. 7. 1911 631 8 a. Dritte Verordnung über Ausdehnung der Unfallversicherung auf Berufskrankheiten v. 16. 12. 1936 .637 9. Gesetz über Bergmannssiedlungen v. 10. 3. 1930 . . 637 10. Tierschutzgesetz v. 24. 11. 1933 640 10a. Zweite Verordnung zur Ausführung des Tierschutzgesetzes v. 27. 6. 1936 . 641 11. Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens v. 3. 7. 1934 — Hinweis — 641 I I a . Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens v. 22. 2. 1935 642 I I b . Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens v. 30. 3. 1935 642 11c. Runderlaß des R u P r M d l des R u P r W i M und des R u P r A M betr. Zusammenarbeit der Bergbehörden mit den Gesundheitsämtern v. 7. 9. 1936 . . . . 643 11 d. Runderlaß des Reichswirtschaftsministers betr. Dienstanweisung der Gewerbeärzte f ü r ihre Tätigkeit im Bergbau v. 3. 9. 1943 . . . 643 12. Maß- und Gewichtsgesetz v. 13. 12. 1935 .645 12a. Ausführungsverordnung zum Maß- und Gewichtsgesetz v. 20. 5. 1936 . . . 645 13. Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (Aktiengesetz) v. 30. 1. 1937 646 13 a. Einführungsgesetz zum Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien v. 30. 1. 1937 660 13b. Erste Durchführungsverordnung zum Aktiengesetz v. 29. 9. 1937 660 14. Gesetz über Wasser- und Bodenverbände (Wasserverbandgesetz) v. 10. 2.1937 660 14a. Erste Verordnung über Wasser- und Bodenverbände (Erste Wasserverbandverordnung) v. 3. 9. 1937 . . . . 661 15. Arbeitszeitordnung v. 30. 4. 1938 . 664 15a. Ausführungsverordnung zur Arbeitszeitordnung v. 12. 12. 1938 671 15 b. Verordnung über die Arbeitszeit in Kokereien und Hochofenwerken v. 20. 1. 1925 677 16. Runderlaß des Reichsernährungsministers, zugleich im Namen des Reichsministers der Justiz, des Reichswirtschaftsministers, des Generalbauinspektors f ü r die Reichshauptstadt und des Leiters der Reichsstelle f ü r Landbeschaffung betr. Schutz der Muttererde v. 16. 11. 1939 678 17. Polizeiverordnung über elektrische Betriebsmittel in explosionsgefährdeten Räumen und Betriebsanlagen sowie in schlagwettergefährdeten Grubenbauen v. 13. 10. 1943 . 679 VIII

Seite

17a. Anordnung zur D u r c h f ü h r u n g der Polizeiverordnung über elektrische Betriebsmittel in explosionsgefährdeten R ä u m e n u n d Betriebsanlagen sowie in schlagwettergefährdeten Grubenbauen v. 13. 10. 1943 680 18. Grundgesetz f ü r die Bundesrepublik Deutschland v. 23. 5. 1949 681 19. Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten u n d Vorständen der U n t e r n e h m e n des Bergbaus u n d der Eisen u n d Stahl erzeugenden Industrie v. 21. 5. 1951 685 19 a. Gesetz zur E r g ä n z u n g des Gesetzes über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten u n d Vorständen der Unternehmen des Bergb a u s u n d der Eisen u n d Stahl erzeugenden Industrie v. 7. 8. 1956 . . . . 689 20. Kündigungsschutzgesetz (KSchG) v. 10. 8. 1951 694 20a. Gesetz über die Fristen f ü r die Kündigung von Angestellten v. 9. 7. 1926 . . 701 21. Gesetz zum Schutze der erwerbstätigen Mutter v. 24. 1. 1952 701 22. Gesetz betr. den Vertrag v. 18. April 1951 über die G r ü n d u n g der Europäischen Gemeinschaft f ü r Kohle u n d Stahl v. 29. 4. 1952 708 22 a. Vertrag über die G r ü n d u n g der Europäischen Gemeinschaft f ü r Kohle u n d Stahl i . d . F . d.Ges. über den Vertrag v. 27. 10. 1956, v. 22. 12. 1956 u n d des Beschlusses v. 23. 3. 1960 709 22b. Bestimmung der Begriffe ,,Kohle" u n d „ S t a h l " . . . . . 736 22 c. A b k o m m e n über die Übergangsbestimmungen . 736 23. Betriebsverfassungsgesetz v. 11. 10. 1952 i . d . F . d. Ges. v. 3. 9. 1953 . . . 742 24. Vermögensteuergesetz i . d . F . v. 10. 6. 1954 mit den Änderungen des Ges. v. 26. 7. 1957 u n d des Ges. v. 13. 7. 1961 761 24a. Vermögensteuer-Durchführungsverordnung (VStDV) v. 4. 7. 1952 i . d . F . der VO v. 10. 6. 1954 762 25. Gesetz über die U m w a n d l u n g von Kapitalgesellschaften u n d bergrechtlichen Gewerkschaften v. 12. 11. 1956 763 26. Gesetz zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau i . d . F . v. 4. 5. 1957 773 26 a. Verordnung über die E r h e b u n g der Abgabe zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau u n d über die Weiterleitung des Aufkommens aus dieser Abgabe v. 4. 2. 1955 788 27. Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz) v. 27. 7. 1957 786 28. Sozialgerichtsgesetz (SGG) i . d . F . v. 23. 8. 1958 u n d i . d . F . des Ges. v. 16. 5. 1960 .800 29. Einkommensteuergesetz i . d . F . v. 15. 8. 1961 801 29a. Einkommensteuer-Durchführungsverordnung i . d . F . v. 7. 4. 1961 803 30. Kapitalverkehrsteuergesetz i . d . F . v. 24. 7. 1959 i.d.F. des Ges. v. 9. 8. 1960 806 30a. Kapitalverkehrsteuer-Durchführungsverordnung i . d . F . v. 20. 4. 1960 . . . 812 31. Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz) v. 23. 12. 1959 813 31 a. Erste Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Strahlen radioaktiver Stoffe (Erste Strahlenschutzverordnung) v. 25. 6. 1960 826 32. Verwaltungsgerichtsordnung v. 21. 1. 1960 . . 847 33. Bundesbaugesetz v. 23. 6. 1960 854 33 a. Verordnung über Baubeschränkungen zur Sicherung der Gewinnung von Bodenschätzen v. 28. 2. 1939 866 33b. Erlaß des Reichsarbeitsministers und des Reichswirtschaftsministers betr. Verordnung über Baubeschränkungen zur Sicherung der Gewinnung von Bodenschätzen v. 18. 4. 1939 869 34. Gesetz zum Schutze der arbeitenden Jugend (Jugendarbeitsschutzgesetz) v. 9. 8. 1960 . . 872 IX

Seite

85.

Zweite Verordnung über die Gewährung von Betriebsbeihilfe für Betriebe des Bergbaues, für Torf, Steine und Erden fördernde Betriebe sowie für Betriebe aller Art mit Maschinen zur Stromerzeugung (Gasöl-Betriebsbeihilfe-VOWirtschaft) v. 20. 3. 1961 890 B.

BAYERN

I. B e r g r e c h t l i c h e

Vorschriften

1. Gesetz über die Änderung des Berggesetzes v. 17. 8. 1918 895 l a . Bekanntmachung zum Vollzugs des Gesetzes v. 17. 8. 1918 über die Änderung des Berggesetzes v. 18. 8. 1918 897 2. Bekanntmachung betreffend die Einführung des bayerischen Bergrechts in Coburg v. 5. 3. 1921 .898 . 899 3. Verordnung über die Bergbehörden v. 10. 9. 1931 4. Gesetz über Graphitgewinnung (Graphitgesetz) v. 12. 11. 1937 901 5. Gesetz über die Änderung des Berggesetzes und des Wassergesetzes v. 23. 3. 1938 902 5 a. Bekanntmachung über Aufsuchung und Gewinnung von Waschgold (Goldwäscherei) v. 19. 5. 1938 .903 G. Gesetz zur Änderung des Berggesetzes v. 29. 12. 1949 904 7. Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach v. 23. 8. 1954 i . d . F . der VO v. 3. 2. 1958 904 7 a. Verordnung über die praktische Ausbildung der Bergbaubeflissenen v. 1. 10. 1954 i.d.F. der VO v. 16. 5. 1958 913 8. Verordnung über Sitz und Verwaltungsbezirk des Bayerischen Oberbergamtes und die Sitze und Verwaltungsbezirke der Bergämter v. 21. 11. 1956 918 9. Verordnung über die Zulassungen von Sprengmitteln für den Bergbau (Bergbausprengmittelverordnung) v. 26. 11. 1956 919 10. Abkommen zwischen dem Freistaat Bayern und der Republik Österreich über die Anwendung der Salinenkonvention v. 25. 3. 1957/8. 7. 1958 — Hinweis — 921

II. D e n B e r g b a u b e r ü h r e n d e 1. la. 2. 3. 4. 5. 5 a. 5 b. 6. 7. 8. 8a.

X

Vorschriften

Gesetz die Zwangsabtretung von Grundeigentum für öffentliche Zwecke betreffend v. 17. 11. 1837 921 Gesetz über die Enteignung aus Gründen des Gemeinwohls v. 1. 8. 1933 . . 923 Gesetz zur Ausführung der Reichs-Zivilprozeßordnung und Konkursordnung v. 23. 2. 1879 925 Verordnung, den Vollzug der Reichs-Gewerbeordnung betreffend v. 29. 3.1892 925 Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch v. 9. 6. 1899 927 Ausführungsgesetz zu der Grundbuchordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs Verwaltung v. 9. 6. 1899 927 Verordnung, die Führung des Grundbuchs in den Landesteilen rechts des Rheins betr. v. 25. 2. 1905 931 Dienstanweisung für die Grundbuchämter in den Landesteilen rechts des Rheins v. 27. 2. 1905 . . . .931 Fischereigesetz für das Königreich Bayern v. 15. 8. 1908 935 Bekanntmachung über die Einführung des bayerischen Rechts in den vormals coburgischen Landesteilen v. 27. 4. 1921 . . . . . . 935 Reichsnaturschutzgesetz v. 26. 6. 1935 936 Verordnung zur Durchführung des Reichsnaturschutzgesetzes v. 31. 10. 1935 941

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9. Verfassung des Freistaates Bayern v. 2. 12. 1946 9 a. Erstes Gesetz zur Durchführung des Artikels 160 der Bayerischen Verfassung v. 18. 7. 1947 10. Gesetz über öffentlich bestellte und beeidigte Sachverständige v. 11. 10. 1950 11. Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen v. 9. 6. 1884 i . d . F . der VO v. 9. 10. 1941 in der in Bayern geltenden Fassung gem. Ges. v. 81. 7. 1952 I I a . Landesverordnung über Sprengstofferlaubnisscheine und Sprengstoffregister (Sprengstofferlaubnisscheinverordnung — SprengstErlScheinV) v. 6. 12. 1956 i.d.F. der VO v. 27. 7. 1959 I I b . Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern zum Vollzug der Landesverordnung über Sprengstofferlaubnisscheine und Sprengstoffregister v. 6. 12. 1956 11c. Landesverordnung über die Lagerung von Sprengstoffen (Sprengstofflagerverordnung — SprengstLagV) v. 27. 8. 1959 l l d . Landesverordnung über die Verwendung von Sprengstoffen zu Sprengarbeiten (Sprengstoffverwendungsverordnung — SprengstVerwV) v. 27. 8. 1959 12. Gesetz zur Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes in Bavern (AGSGG) v. 21. 12. 1953 " 13. Gesetz über das Landesstrafrecht und das Verordnungsrecht auf dem Gebiet der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (Landesstraf- und Verordnungsgesetz — LStVG) v. 17. 11. 1956 14. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen (Bau- und Betriebsordnung für Anschlußbahnen — BOA) v. 20. 2. 1957 15. Übergangsgesetz zur Ausführung des Wasserhaushaltsgesetzes (ÜGzWHG) v. 22. 2. 1960 15a. Wassergesetz für das Königreich Bayern v. 23. 3. 1907 15 b. Bekanntmachung, den Vollzug des Wassergesetzes für das Königreich Bayern vom 23. März 1907 betreffend v. 3. 12. 1907 16. Verordnung über die Zuständigkeit zum Vollzug der §§16 und 25 der Gewerbeordnung v. 21. 9. 1960 17. Verordnung zur Durchführung des Jugendarbeitsschutzgesetzes v. 13.10.1960 18. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft v. 18. 10. 1960 . . 19. Gesetz über die Zuständigkeit auf dem Gebiet des Strahlenschutzes und der Kernbrennstoffe v. 28. 10. 1960

945 946 949 951 952 956 961 961 962 963 969 969 970 973 978 979 980 980

C. Ü B E R E I N S T I M M E N D E S LANDESRECHT IM G E L T U N G S B E R E I C H D E S P R E U S S I S C H E N A L L G E M E I N E N B E R G G E S E T Z E S (ABG) I. B e r g r e c h t l i c h e 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Vorschriften

Gesetz über die Bestrafung unbefugter Gewinnung oder Aneignung von Mineralien v. 26. 3. 1856 Gesetz wegen Verwaltung der Bergbau-Hilfskassen v. 5. 6. 1863 Gesetz betreffend die Abänderung des Allgemeinen Berggesetzes v. 18.6.1907 Gesetz über den Bergwerksbetrieb ausländischer juristischer Personen und den Geschäftsbetrieb außerpreußischer Gewerkschaftenv. 23. 6. 1909 Ausführungsanweisung zu dem Gesetze vom 28. Juli 1909, betr. die Abänderung des Allgemeinen Berggesetzes v. 13. 10. 1909 Bestimmungen, betr. Anerkennung der Bergschulen zur Ausstellung von Zeugnissen für Aufsichtspersonen v. 26. 10. 1910 Gesetz über die Bergschulvereine v. 12. 1. 1921 . . .

982 983 984 985 986 987 990

XI

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8. 9. 10.

Gesetz über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren v. 26. 7. 1922 . . . . Gesetz über die Verleihung von Braunkohlenfeldern an den Staat v. 3.1.1924 Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen v. 18. 12. 1933 10 a. Ausführungsanweisung zum Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen v. 15. 1. 1934 . . . 11. Gesetz zur Erschließung von Erdöl und anderen Bodenschätzen (Erdölgesetz) v. 12. 5. 1934 12. Gesetz über die Zuständigkeit der Bergbehörden v. 9. 6. 1934 . . . 13. Phosphoritgesetz v. 16. 10. 1934 13a. Ausführungsanweisung zum Phosphoritgesetz v. 16. Oktober 1934 und v. 25.10. 1934 13 b. Verordnung über die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl und anderen Bodenschätzen (Erdölverordnung) v. 13. 12. 1934 i. d . F . v. 24. 9. 1937 . 14. Gesetz zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften v. 24. 9. 1937 15. Verordnung über die polizeiliche Beaufsichtigung der bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen durch die Bergbehörden v. 22. 1. 1938 . . . . . II. Den B e r g b a u b e r ü h r e n d e

994 996 998 999 1000 1002 1003 1006 1006

Vorschriften

1. Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen v. 28. 7. 1892 . . . . l a . Erlaß des Handelsministers und Ministers für öffentliche Arbeiten, betr. Grundzüge für die Ausübung der Aufsicht über diejenigen Privatanschlußbahnen im Sinne des Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen v. 28. Juli 1892 (GS S. 225), welche zugleich Zubehör eines Bergwerks bilden, v. 30. 8. 1898 2. Preußisches Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch v. 20.9.1899 3. Preußisches Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit v. 21. 9. 1899 . . . . 4. Preußisches Ausführungsgesetz zum Reichsgesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung v. 23. 9. 1899 5. Preußisches Ausführungsgesetz zur Grundbuchordnung v. 26. 9. 1899 . . . 5 a. Preußische Allgemeine Verfügung zur Ausführung der Grundbuchordnung i . d . F . v. 19. 11. 1931 6. Gesetz betr. die Gründung neuer Ansiedlungen in den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Westfalen v. 10. 8. 1904 7. Gesetz über die Genehmigung von Siedlungen nach § 1 des Reichssiedlungsgesetzes v. 1. 3. 1923 D.

991 993

1009

1009 1011 1011 1013 1015 1016 1017 1019

BADEN-WÜRTTEMBERG

(Landkreise Hechingen und Sigmaringen) I. B e r g r e c h t l i c h e 1.

Vorschriften

Verordnung der vorläufigenRegierung über die Errichtung eines Oberbergamtes und eines Geologischen Landesamtes v. 22. 9. 1952 1021 2. Verordnung des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach v. 16. 12. 1954 1021 2 a. Verwaltungsvereinbarung über einen gemeinsamen Prüfungsausschuß für den höheren Staatsdienst im Bergfach i. d. F. v. 15. 1. 1958 . 1022 XII

I I . Den B e r g b a u b e r ü h r e n d e V o r s c h r i f t e n 1. Landeseisenbahngesetz v. 6. 7. 1951 — Hinweis — 1 a. Verordnung des Innenministeriums über den Erlaß einer Bau- und Betriebsordnung für Anschlußbahnen (BOA) im Lande Baden-Württemberg v. 21. 1. 1956 — Hinweis — 2. Verordnung über die Beförderung, den Vertrieb, die Aufbewahrung und die Verwendung von Sprengstoffen (Sprengstoffverordnung) v. 12. 6. 1954 i. d. F. v. 15. 5. 1956 — Hinweis — 2a. Verordnung des Innenministeriums und des Wirtschaftsministeriums über Sprengstofferlaubnisscheine und Sprengstoffregister v. 25. 4. 1956 3. Verordnung der Landesregierung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft v. 29. 9. 1958 — Hinweis — 4. Gesetz zur Ergänzung und Änderung des Reichsnaturschutzgesetztes v. 8. 6. 1959 5. Wassergesetz für Baden-Württemberg v. 25. 2. 1960 6. Verordnung zur Durchführung des Atomgesetzes und der Ersten Strahlenschutzverordnung v. 1. 9. 1960 7. Verordnung über Zuständigkeiten nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz v. 4. 10. 1960 8. Verordnung über Zuständigkeiten nach der Gewerbeordnung v. 30. 11. 1960 9. Verordnung der Landesregierung über die Festsetzung der Gebührensätze für Amtshandlungen der staatlichen Behörden v. 11.4. 1961 10. Verordnung über die Bestimmung der zur Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz zuständigen Verwaltungsbehörden v. 17. 3. 1961

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1022 1022 1022 1022 1023 1023 1023 1025 1026 1027 1027 1028

E. B E R L I N I. B e r g r e c h t l i c h e V o r s c h r i f t e n I I . Den B e r g b a u b e r ü h r e n d e n V o r s c h r i f t e n 1. 2.

Berliner Wassergesetz v. 23. 2. 1960 — Hinweis — 1029 Verordnung über Zuständigkeiten nach den §§ 16 und 25 der Gewerbeordnung v. 15. 6. 1960 — Hinweis — . . . . . 1029 F. B R E M E N I. B e r g r e c h t l i c h e V o r s c h r i f t e n

1. 2. 3. 4. 5.

1. 2.

Verordnung über das Bergrecht in Bremen v. 15. 7. 1941 Verordnung über die Einführung der Preußischen Markscheiderordnung in Bremen v. 27. 7. 1948 Bekanntmachung des Oberbergamtes für die Freie Hansestadt Bremen über die Annahme von Mutungen v. 20. 8. 1949 Verordnung des Senats zur Durchführung des Lagerstättengesetzes v 23. 1. 1951 Abkommen zwischen der Freien Hansestadt Bremen und dem Land Niedersachsen v. 16. 12. 1955 und 14. 8. 1956

1030 1031 1031 1032 1032

I I . Den B e r g b a u b e r ü h r e n d e V o r s c h r i f t e n Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft v. 15. 9. 1959 1032 — Hinweis — Verordnung über die Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz v. 8. 12. 1960 — Hinweis— 1032 XIII

G.

HAMBURG

I. B e r g r e c h t l i c h e 1. la. lb. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Vorschriften

Verordnung über das Bergrecht in Groß-Hamburg v. 25. 3. 1937 Zweite Verordnung über das Bergrecht in Groß-Hamburg v. 15. 11. 1937 Dritte Verordnung über das Bergrecht in Groß-Hamburg v. 7. 12. 1938 . . Verordnung zur Ausführung des § 4 des preußischen Gesetzes über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen v. 28. 6. 1939 Abkommen über die Bergbehörden zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Lande Niedersachsen v. 23. 3./12. 6. 1957 Gesetz über die Bergbehörden der Freien und Hansestadt Hamburg (Bergbehördengesetz) v. 1. 10. 1957 Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen Staaten v. 1. 10. 1957 Verordnung über den Erlaß von Bergpolizeiverordnungen v. 3. 1. 1958 . . . Anordnung über Zuständigkeiten auf dem Gebiete des Bergrechts v. 3. 1. 1958 I I . Den Bergbau berührende

1. 2. 3. 4. 5.

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1033 1034 1034 1034 1035 1035 1036 1036 1037

Vorschriften

Gebührenordnung für das Bergwesen v. 5. 3. 1957 — Hinweis — 1037 Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft v. 27. 3. 1956 — Hinweis — 1037 Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen v. 15. 3. 1960 — Hinweis — 1038 Hamburgisches Wassergesetz v. 20. 6. 1960 —• Hinweis — . . . . . 1038 Anordnung zur Durchführung des Atomgesetzes v. 27. 9. 1960 . . 1038

H. H E S S E N I. B e r g r e c h t l i c h e 1. 2. 3.

4.

5. 6. 7. 8. 9. XIV

Vorschriften

Gesetz die Rechtsverhältnisse der Standesherren des Großherzogtums betreffend v. 18. 7. 1858 Verordnung betreffend die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in das Gebiet des vormaligen Herzogtums Nassau v. 22. 2. 1867 Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes in die mit der Preußischen Monarchie vereinigten Landesteile der Großherzoglich Hessischen Provinz Oberhessen, sowie in das Gebiet der vormaligen Landgrafschaft Hessen-Homburg, einschl. des Oberamtsbezirks Meisenheim v. 22. 2. 1867 — Hinweis — Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 in das mit der Preußischen Monarchie vereinigte Gebiet des vormaligen Kurfürstentums Hessen und der vormaligen Freien Stadt Frankfurt sowie der vormals Königlich Bayerischen Landesteile v. 1. 6. 1867 — Hinweis — Gesetz betr. die Einführung des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 in die Fürstentümer Waldeck und Pyrmont v. 1. 1. 1869 . . . Bergschulvereinsgesetz v. 12. 1. 1921 Verordnung über die Errichtung des Landesamtes für Bodenforschung v. 26. 6. 1946 — Hinweis — Verordnung über die Errichtung eines Hessichen Oberbergamtes v. 25. 6. 1949 Gesetz über das Bergrecht im Lande Hessen v. 6. 7. 1952

1039 1039

1040

1040 1040 1040 1042 1042 1042

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Verordnung der Hessischen Landesregierung zur Ermächtigung des Ministers für Arbeit, Wirtschaft und Verkehr zur Bestimmung der Sitze und Verwaltungsbezirke der Bergämter v. 30. 6. 1953 a. Verordnung des Hessischen Ministers für Arbeit, Wirtschaft und Verkehr über die Verwaltungsbezirke der Bergämter v. 30. 6. 1953 Verfügung des Hessischen Oberbergamts in Wiesbaden, betr. bituminöse v. 15. 2. 1954 Verordnung der Hessischen Landesregierung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau v. 14. 4. 1954 Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den höheren Staatsdienst im Bergfach v. 20. 12. 1954 Verordnung über die Beaufsichtigung von Tiefbohrungen durch die Bergbehörden v. 23. 3. 1957 II. Den Bergbau berührende 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

1043 1043 1044 1044 1044 1045

Vorschriften

Verfassung des Landes Hessen v. 1. 12. 1946 Hessisches Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit v. 12. 4. 1954 i. d. F. v. 20. 12. 1960 Hessisches Verwaltungsgebührengesetz v. 14. 10. 1954 Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen (Bau- und Betriebsordnung für Anschlußbahnen — BOA —) v. 6 . 1 2 . 1 9 5 7 — Hinweis — Hessisches Ausführungsgesetz zur Grundbuchordnung v. 9. 2. 1960 . . . . Hessisches Wassergesetz v. 6. 7. 1960 Anordnung der Landesregierung über die Verwaltungsverständigkeiten nach dem Atomgesetz und der Ersten Strahlenschutzverordnung v. 14. 9. 1960 Verordnung über die Zuständigkeit nach den § § 1 6 und 25 der Gewerbeordnung v. 20. 9. 1960 Anordnung der Landesregierung über die Zuständigkeit von Verwaltungsbehörden nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz v. 23. 9. 1960 Erlaß des Ministers für Arbeit, Volkswohlfahrt und Gesundheitswesen betr. Zuständigkeit nach den §§ 67, 68 und 69 des Gesetzes zum Schutze der arbeitenden Jugend (Jugendarbeitsschutzgesetz) v. 6. 10. 1960 Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft v. 26. 10. 1960 — Hinweis — Hessisches Ausführungsgesetz zur Zivilprozeßordnung und zum Gesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangs Verwaltung v. 20. 12. 1960

1045 1045 1046 1046 1046 1047 1048 1049 1050 1051 1051 1051

J. N I E D E R S A C H S E N I. B e r g r e c h t l i c h e 1.

Vorschriften

Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. J u n i 1865 in das Gebiet des vormaligen Königreiches Hannover v. 8. 5. 1867 . . . 2. Verordnung betr. die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. J u n i 1865 in das mit der Preußischen Monarchie vereinigte Gebiet des vormaligen Kurfürstentums Hessen und der vormaligen Freien Stadt Frankfurt, sowie der vormals Königlich Bayerischen Landesteile v. 1. 6. 1867 3. Gesetz betr. die Einführung des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes vom 24. J u n i 1865 in die Fürstentümer Waldeck und Pyrmont v. 1. 1. 1869 . . 4. Vertrag über die Teilung des Kommuniongebietes am Unterharz v. 9. 3. 1874 4 a. Urkunde über die Reservation der Goslarschen Forst als Bergbaufeld für den Königlich preußischen und Herzoglich braunschweigischen Fiskus v. 21.4.1875

1054

1055 1055 1055 1055 XV

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4 b. Gesetz betr. den Rechtszustand in den nach dem Vertrage über die Teilung des Kommuniongebietes am Unterharze mit Preußen vereinigten Gebiete v. 15./18. 12. 1874 4 c. Gesetz betreffend den Territorialersatz für die Abtretung der Braunschweigischen Hoheitsrechte über die Goslarsche Stadtforst und den Rechtszustand der Stadtforst v. 3. 5. 1890 4d. Staatsvertrag über den von der Krone Preußen an das Herzogtum Braunschweig für die Abtretung der Hoheitsrechte über die Goslarsche Stadtforst zu leistenden Territorialersatz v. 18. 9. 1889 5. Gesetz über die Bestellung von Salzabbaugerechtigkeiten in der Provinz Hannover v. 4. 8. 1904 6. Gesetz über die Gewerkschaftsfähigkeit von Kalibergwerken in Hannover v. 30. 5. 1917 7. Verordnung zur Überleitung des Bergrechts in den auf das Land Preußen übergegangenen Gebietsteilen v. 13. 5. 1937 8. Verordnung über Salze und Solquellen im Landkreis Holzminden (Regierungsbezirk Hildesheim) v. 4. 1. 1943 9. Gesetz über einen Bergmannversorgungsschein im Lande Niedersachsen v. 6. 1. 1949 9a. Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein im Lande Niedersachsen v. 13. 4. 1949 10. Verordnung über die Sitze und Verwaltungsbezirke der Bergämter im Lande Niedersachsen v. 30. 4. 1951 11. Verordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau v. 13. 7. 1953 12. Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach v. 10. 5. 1954 13. Gesetz zur Änderung bergrechtlicher Vorschriften im Lande Niedersachsen v. 20. 6. 1956 14. Erlaß des Niedersächsichen Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. die Anerkennung von Aufsichtspersonen durch die Bergbehörden v. 10. 5. 1957 15. Verordnung über den Vertrieb von tragbaren Feuerlöschgeräten zur Verwendung im Bergbau unter Tage (Bergbau-Feuerlöschgeräte-VO) v. 24. 4. 1958 — Hinweis — 16. Beschluß des Niedersächsichen Landesministeriums über die Übertragung ministerieller Verwaltungszuständigkeiten auf das Oberbergamt v. 25. 11. 1958 17. Beschluß des Niedersächsichen Landesministeriums über die Errichtung des Niedersächsischen Landesamts für Bodenforschung und die Auflösung des Amtes für Bodenforschung v. 13. 1. 1959 18. Runderlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Anerkennung der Zeugnisse der deutschen Bohrmeisterschule in Celle v. 13. 4. 1960 19. Runderlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Anerkennung der Bergschulen zur Ausstellung von Zeugnissen für Aufsichtspersonen v. 18. 5. 1960 20. Verordnung über die Anwendung von Vorschriften des Allgemeinen Berggesetzes für die Preußischen Staaten auf die bergbauliche Versuchsanlage der Studiengesellschaft für Doggererze in Othfresen, Landkreis Goslar v. 25. 8. 1960 I I . Den B e r g b a u berührende

1055 1055 1056 1056 1058 1058 1059 1059 1061 1062 1063 1063 1063 1064 1064 1065 1065 1066 1066

1067

Vorschriften

1. Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung v. 21.3.1951 — Hinweis— 1067 l a . Verordnung über die Höhe des Zwangsgeldes und der Ersatzzwangshaft für besondere Behörden der Gefahrenabwehr v. 27. 11. 1952 — Hinweis — 1067 XVI

2.

Gesetz über die Verkündigung u n d den Zeitpunkt des I n k r a f t t r e t e n s von Verordnungen v. 23. 4. 1955 — H i n w e i s — 3. Gesetz über Eisenbahnen und Bergbahnen (GEB) v. 16. 4 . 1 9 5 7 — Hinweis— 3 a. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen v. 14. 12. 1955 — Hinweis — 4. Niedersächsisches Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit v. 14. 5. 1958 5. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft v. 12. 6. 1959 6. Niedersächsiches Wassergesetz (NWG) v. 7. 7. 1960 — H i n w e i s — . . . . 7. Verordnung über Zuständigkeiten bei der D u r c h f ü h r u n g der §§ 16 u n d 25 der Gewerbeordnung v. 4. 10. 1960 8. Beschluß des Niedersächsichen Landesministeriums über Zuständigkeiten nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz v. 29. 11. 1960 9. Runderlaß des Niedersächsichen Sozialministers betr. Jugendarbeitsschutzgesetz; hier: Zuständige Verwaltungsbehörden f ü r die A h n d u n g von Ordnungswidrigkeiten nach den §§ 67, 68 u n d 69 v. 22. 12. 1960

1067 1067 1067 1068 1068 1069 1070 1071 1071

K. N O R D R H E I N - W E S T F A L E N 1. 1 a. 1 b. 1 c. ld. 2. 3. 4. 5. 5 a. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

II

I. B e r g r e c h t l i c h e V o r s c h r i f t e n Gesetz über die Gesamtplanung im Rheinischen Braunkohlengebiet v. 25. 4. 1950 — H i n w e i s — Verordnung über die Änderung des Plangebietes f ü r die Aufstellung des Gesamtplanes im Rheinischen Braunkohlengebiet v. 5. 1. 1952 — Hinweis — . Gesetz über die E r r i c h t u n g einer Gemeinschaftskasse im Rheinischen Braunkohlengebiet v. 25. 4. 1950 — Hinweis — Verordnung über die B e r u f u n g der nichtbeamteten Mitglieder des Braunkohlenausschusses v. 21. 11. 1950 — H i n w e i s — Geschäftsordnung f ü r den Braunkohlenausschuß v. 13. 3. 1958 — H i n w e i s — Gesetz zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften im Lande NordrheinWestfalen v. 25. 4. 1950 R u n d e r l a ß des Min. f. Wirtsch. u. Verk. betr. Anerkennung von Aufsichtspersonen v. 31. 1. 1952 Verwaltungsanordnung über die staatliche Anerkennung von Rettungst a t e n im Bergbau v. 27. 1. 1953 — Hinweis — Verordnung über die Ausbildung u n d P r ü f u n g f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach v. 24. 10. 1953 Vorschriften über die praktische Ausbildung der Bergbaubeflissenen v. 3. 2. 1953 i. d. F. v. 21. 2. 1958 Erlaß des Ministerpräsidenten über die Vorbereitung der Vorschläge f ü r die Verleihung des Grubenwehr-Ehrenzeichens v. 12. 11. 1953 Zweites Gesetz zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften im Lande Nordrhein-Westfalen v. 25. 5. 1954 Gesetz zur Bereinigung der Längenfelder v. 1. 6. 1954 Verordnung über die Ernennung, Entlassung u n d Zurruhesetzung der B e a m t e n der Bergverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen v. 13. 11. 1954 — H i n w e i s — Bestimmungen über die E r r i c h t u n g u n d Aufgaben einer Grubensicherheitskommission v. 8. 2. 1955 Richtlinien über die Heranziehung der Betriebsräte in den der Aufsicht der Bergbehörden unterstehenden Betrieben auf dem Gebiet der Grubensicherheit v. 23. 2. 1956 Verordnung über die E r r i c h t u n g eines Geologischen Landesamtes NordrheinWestfalen v. 12. 3. 1957 Erlaß des Ministers f ü r W i r t s c h a f t u n d Verkehr über Anerkennung der Bergschulen in D o r t m u n d u n d Recklinghausen zur Ausstellung von Zeugnissen Aufsichtspersonen v. 16. 11. 1957

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

1072 1072 1072 1072 1072 1073 1073 1073 1073 1074 1074 1074 1076 1079 1079 1080 1082 1082 XVII

Seite

14. Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein i. d. F. v. 9. 1. 1958 . . . . 14a. Erste Durchführungsverordnung zum Gesetze über einen Bergmannsversorgungsschein v. 12. 7. 1948 14b. Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über einen Bergmannsversorgungsschein v. 7. 8. 1950 14c. Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetze über einen Bergmannsversorgungsschein v. 7. 8. 1950 15. Verordnung über die Beaufsichtigung von Tiefbohrungen durch die Bergbehörden v. 1. 4. 1958 16. Bergverordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau v. 28. 1. 1959 17. Erlaß des Ministers für Wirtschaft und Verkehr betr. Aufsicht über Grubenanschlußbahnen v. 22. 10. 1959 18. Verordnung über Sitze und Verwaltungsbezirke der Oberbergämter und Bergämter des Landes Nordrhein-Westfalen v. 14. 12. 1959 19. Bergverordnung über die Zulassung tragbarer Feuerlöschgeräte und selbsttätiger Feuerlöscheinrichtungen zur Verwendung im Bergbau unter Tage (BuT)v. 31. 3. 1960 — H i n w e i s — 20. Gesetz über die Zulassung als Markscheider v. 27. 7. 1961 . . . . . . II. Den Bergbau b e r ü h r e n d e

1083 1089 1090 1090 1091 1091 1091 1092 1100 1100

Vorschriften

1.

Gesetz über Aufbau und Befugnisse der Ordnungsbehörden —• Ordnungsbehördengesetz (OBG) — v. 16. 10. 1956 2. Landeseisenbahngesetz v. 5. 2. 1957 2a. Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlußbahnen (BOA) v. 28. 1. 1958 3. Verordnung über die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft vom 19. 12. 1959 — Hinweis — 4. Übergangsgesetz zur Ausführung des Wasserhaushaltsgesetzes v. 27. Juli 1957 v. 24. 2. 1960 5. Verordnung zur Ausführung der §§ 16 und 25 der Gewerbeordnung v. 4. 10. 1960 6. Erste Verordnung zur Ausführung des Jugendarbeitsschutzgesetzes v. 4. 10. 1960 7. Zweite Verordnung zur Ausführung des Atomgesetzes vom 11. 10. 1960 .

1102 1105 1105 1106 1106 HOC 1107 1108

L. R H E I N L A N D - P F A L Z I. B e r g r e c h t l i c h e

Vorschriften

1.

Bekanntmachung betr. Veröffentlichung von Verleihungsurkunden gem. § 35 des Preußischen Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865 v. 21. 5. 1948 2. Landesverordnung über den Aufbau der Bergbehörden v. 11. 11. 1948 i. d. F. v. 1. 3. 1951 3. Landesgesetz über den Abbau und die Verwertung von Bimsvorkommen 13. 4. 1949 3 a. Landesverordnung zur Durchführung des Landesgesetzes über den Abbau und die Verwertung von Bimsvorkommen v. 21. 7. 1952 4. Bekanntmachung des Oberbergamtes Rheinland-Pfalz betr. die Annahme von Mutungen v. 15. 11. 1950 5. Landespolizei Verordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau v. 25. 6. 1952 XVIII

1110 1110 1111 1112 1114 1115

Seite

6. 7. 8. 9.

Landesgesetz zur Änderung der Berggesetze v. 15. 10. 1952 Landesverfügung des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz betr. die E r r i c h t u n g eines Geologischen Landesamtes v. 28. 3. 1953 . . . . Ausbildung u n d P r ü f u n g s o r d n u n g f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach des Landes Rheinland-Pfalz v. 1. 12. 1953 Verordnung über die Gebühren der Behörden der Bergverwaltung v. 6. 10. 1959 — H i n w e i s — II. Den Bergbau berührende

1. 2. 3.

4. 5. 6. 7.

1115 1115 1115 1115

Vorschriften

Landesverordnung über die Hilfsbeamten der S t a a t s a n w a l t s c h a f t v. 17. 5. 1955 i. d. F. v. 17. 5. 1960 Landeswassergesetz (LWG) v. 1. 8. 1960 A n o r d n u n g der Landesregierung zur Regelung der Zuständigkeiten nach dem Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie u n d den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz) v. 23. Dezember 1959 u n d n a c h der E r s t e n Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Strahlen radioaktiver Stoffe (ErsteStrahlenschutzverordnung) v. 24. J u n i l 9 6 0 v . 25. 8.1960 — H i n w e i s — A n o r d n u n g der Landesregierung betr. Regelung der Zuständigkeiten nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz v. 8. 11. 1960 Erlaß des Sozialministers betr. D u r c h f ü h r u n g des Jugendarbeitsschutzgesetzes; hier Ü b e r t r a g u n g der Befugnis zur A h n d u n g von Ordnungswidrigkeiten auf nachgeordnete Behörden v. 3. 1. 1961 Landesverordnung zur Regelung der Zuständigkeiten f ü r die D u r c h f ü h r u n g der §§ 16 u n d 25 der Gewerbeordnung v. 8. 2. 1961 Landesgesetz über Eisenbahnen, Bergbahnen u n d Seilschwebebahnen v. 13. 3. 1961

1115 1116

1116 1117 1117 1117 1118

M. S A A R L A N D I. B e r g r e c h t l i c h e

Vorschriften

1.

Verordnung über die E i n f ü h r u n g von Vorschriften auf dem Gebiet des Bergwesens im Saarland v. 23. 2. 1935 1 a. Zweite Verordnung über die E i n f ü h r u n g von Vorschriften auf dem Gebiete des Bergwesens im Saarland v. 13. 4. 1935 1 b. F ü n f t e Verordnung über die E i n f ü h r u n g von Vorschriften auf dem Gebiete des Bergwesens im Saarland v. 19. 10. 1937 l c . Sechste Verordnung über die E i n f ü h r u n g von Vorschriften auf dem Gebiete des Bergwesens im Saarland v. 28. 11. 1938 2. Verordnung über die E r r i c h t u n g eines Oberbergamts in Saarbrücken v. 5. 9. 1941 3. Gesetz über die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Eisenu n d Manganerzen v. 10. 7. 1953 4. Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Berggesetzes f ü r die Preußischen Staaten v o m 24. J u n i 1865 v. 23. 3. 1956 5. Anordnung des Oberbergamts Saarbrücken über die Überwachung von Dampfkesseln u n d sonstigen Überwachungspflichtigen Anlagen in den Betrieben, die der Aufsicht der Bergbehörde unterstehen, v. 25.3.1956 — Hinweis — 6. B e k a n n t m a c h u n g betr. die E i n r i c h t u n g des Geologischen Landesamtes des Saarlandes v. 11. 7. 1957 7. Gesetz über die Einbringung der Steinkohlenbergwerke i m Saarland in eine Aktiengesellschaft v. 27. 7. 1 9 5 7 — H i n w e i s — Ii*

1119 1120 1120 1120 1121 1121 1121 1122 1122 1122 XIX

Seite

8. 9. 10.

Ausbildungs- u n d Prüfungsvorschriften f ü r den höheren Staatsdienst im Bergfach v. 8. 9. 1958 1122 Verordnung über die Sitze u n d Verwaltungsbezirke der Bergämter im Saarland v. 3. 1. 1959 i. d. F. v. 14. 4. 1960 u. v. 20. 12. 1960 1122 Polizeiverordnung über den Vertrieb von Sprengmitteln an den Bergbau v. 5. 5. 1960 1123 II. Den Bergbau berührende

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Vorschriften

Polizeiverwaltungsgesetz v. 1. 6. 1 9 3 1 — H i n w e i s — Baugesetz v. 19. 7.1955 i. d. F . v. 11.12.1956 u. v. 16.12.1958 — H i n w e i s — Verordnung über die Hilfsbeamten der S t a a t s a n w a l t s c h a f t v. 2. 2. 1959 — Hinweis — Saarländisches Wassergesetz (SWG) v. 28. 6. 1960 E r s t e Verordnung zur D u r c h f ü h r u n g des Gesetzes zum Schutze der arbeitenden J u g e n d (Jugenarbeitsschutzgesetz) v. 4. 10. 1960 Verordnung über die zuständigen Behörden nach den §§16 u n d 25 der Gewerbeordnung v. 26. 10. 1960 Verordnung ü b e r die Zuständigkeit zum Vollzug des Atomgesetzes u n d der E r s t e n Strahlenschutzverordnung im Saarland v. 1. 3. 1961

1123 1123 1123 1124 1124 1125 1125

N. S C H L E S W I G - H O L S T E I N I. Bergrechtliche 1. 2. 3. 4.

Vorschriften

Gesetz betr. die E i n f ü h r u n g des Allgemeinen Berggesetzes v o m 24. J u n i 1865 in das Gebiet der Herzogtümer Schleswig u n d Holstein v. 12. 3. 1869 — Hinweis — Verwaltungsordnung des Geologischen Landesamtes Schleswig-Holstein v. 30. 10. 1950 Gesetz zur Änderung des Allgemeinen Berggesetzes v. 12. 11. 1952 Verordnung über die Bergbehörden des Landes Schleswig-Holstein v. 18. 12. 1954 II. Den Bergbau berührende

1. 2. 3. 4.

XX

1127 1127 1127

Vorschriften

Wassergesetz des Landes Schleswig-Holstein v. 25. 2. 1960 Gesetz über Zuständigkeiten nach der Gewerbeordnung v. 17. 12. 1960 — Hinweis — Verordnung über die Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden n a c h dem Jugendarbeitsschutzgesetz v. 30. 1. 1961 B e k a n n t m a c h u n g des Ministers f ü r Arbeit, Soziales u n d Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein betreffend D u r c h f ü h r u n g der E r s t e n Strahlenschutzverordnung; hier: Regelung der Genehmigungs- u n d Aufsichtsbefugnisse v. 19. 4. 1961

Sachregister

1127

1128 1128 1128

1129 1131

Zur Benützung des Kommentars im Geltungsbereich des preußischen Allgemeinen Berggesetzes Vergleichende Gesetzesübersicht preußisches Berggesetz (ABG) — bayerisches Berggesetz (bayBergG)

ABG 1 la 2 3 3a 3 b nach 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 nach 17 18 19 19a 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

bayBergG 1 3 2 4 12 4 5 6 7 8 9 10 11 13 14 15 16 17 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 31 32 33 34 35 36

ABG 34 35 36 37 38 38 a nach 38b 38c 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 nach 53 54 55 56 57 58 59 nach 60 61 62 63 64 65 66 67

bayBergG 37 38 38 39 41 41 41 41 42 43 57 58 59 60 61 62 63 64 65 44, 45 66 65 65 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 68 69 70

ABG

bayBergG

68 71 72 69 70 73 74 71 75 72 76 73 77 74 78 75 79 76 80 77 81 78 82 79 84 80 Abs. 1 Abs. 2 87 80a\ 88 89 80b] 80 c Abs. 1 86 90 Abs. 2 91 80d 92 80e 80f—80fs vor 99 96 80g 80 h 1 Q7 98 80i ] 80 k 106 81 107 82 108 109 83 110 83 a 84 111 85 112 117 85a 118-124 85b-85h 86 125 87 126 88 127 88a 128 XXI

bayBergG

ABG

bayBergG

ABG

88b 88 c 88 d 89 90 90a 90 b 91 92 n a c h 93 93a 93 b n a c h 93c 93 d Abs. 1 Abs. 2 93e 94 95 96 97 n a c h 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 128a-128l 129 130

129 130 131 132 133 134 135 136 136 137 114 114 114 115 m 137 139 140 141 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 147 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171

174 131 132 175 133 176 134 177 135 178 136 179 137 Abs. 1 180 Abs. 2 181 138 182 183 139 140 185 141 n a c h 190 142 191 143 Abs. 1 196 Abs. 2 197 Abs. 3 - 5 198 144 199 145 Abs. 1 200 Abs. 2 201 200 146 202 147 148 206 149 207 150 208 151 209 152 210 211 153 154 Abs. 1 212 Abs. 2 213 n a c h 213 155 156 214 157 n a c h 214 158 215 159 216 160 217 161 218 162 218 219 163 164 220 165-186 221-246 187 247 188 247 189 248 190 248 249, 250 191 192 Abs. 1 249, 250 Abs. 2 251 Abs. 2 192a 249, 250 193 249, 250 194 n a c h 251 194a 249, 250 1 9 4 b n a c h 251 252 195 196 253

XXII

nia-1111 172 173

ABG

bayBergG

196a 253 254, 255 197 198 257 257 199 200 258 201 Abs. 1 n a c h 258 Abs. 2 262 202 256 203 259 204 260 260 205 206 261 207 263, 264 207 a 265 207 b 263, 264, 266 207 c 268 207 d 269 270 207 e 207 f 265 207 g 263, 264 208 1 „ , 274

209 f n a C h

209 a 275 210, 211 211a 211b 211c n a c h 275 212, 213 214 214a 214b 214c 214d 215 276 277 216 217 278 218 n a c h 278 219 279 2201 , 279 221 } n a c h 222 281 282 223 224 283 225 n a c h 283 284 226 227 285 2281 286 229] 287 230 231 286 232 288 289 233 290 234

ABG

bayBergG

ABG

bayBergG

ABG

235 nach 235a 235b 235c 235d 235e 235f

290

236 237 238 239 240 241 242

292 293 294 294 296 297 298

243 244 245 246 247, 248 249 250

291

nach

bayBergG

XXIII

Literaturverzeichnis Ankenbrank s. bei Miesbach Arndt, Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten, 8. Aufl. 1914 Das Bayerische Oberbergamt und der bayerische Bergbau, zusammengestellt von Fichtl, 1960 Bennhold s. bei Westhofi Boldt, Das Allgemeine Berggesetz vom 24. Juni 1865, 1.—3. Aufl. 1948 Brassert-Gottschalk, Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten mit Kommentar, 2. Aufl. 1914 Busl s. bei Miesbach Dapprich s. bei Reuß Ebel, Preußisches Allgemeines Berggesetz mit Erläuterungen, 1944 Gottschalk s. bei Brassert Grotefend s. bei Reuß Güthe-Triebel, Grundbuchordnung für das Deutsche Reich und die preußischen Ausführungsbestimmungen, 6. Aufl. 1936 Heinemann, Der Bergschaden, 3. Aufl. 1961 Heller-Lehmann, Deutsche Berggesetze, Textsammlung mit Anmerkungen und Hinweisen, 1961 Henle-Schneider, Die bayerischen Ausführungsgesetze zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 3. Aufl. 1931 Hense s. bei Schlüter Isay, Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten, 2 Bände 1919/1920 Kiessling-Ostern, Bayerisches Berggesetz, 1953 Klostermann-Thielmann, Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten nebst Kommentar, 6. Aufl. 1911 Landmann-Rohmer, Gewerbeordnung, Kommentar, 2 Bände 11. Aufl. 1956 Lehmann s. Heller Mang, Verwaltungsrecht in Bayern, 2 Bde 1951/1952 Meisner-Ring, Nachbarrecht in Bayern, 5. Aufl. 1961 Miesbach-Ankenbrank, Kommentar zum Sozialgerichtsgesetz, 1960 Miesbach-Busl, Reichsknappschaftsgesetz mit ergänzenden Vorschriften und Erläuterungen, 1961 Müller-Erzbach, Das Bergrecht Preußens und des weiteren Deutschlands, 1917 Nothhaas-Miesbach, Das Bayerische Berggesetz vom 13. 8. 1910, 1927 Ostern s. bei Kiessling Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, 19. Aufl. 1960 Raiser s. bei Wolff Rauck, Das bayerische Berggesetz vom 13. August 1910, 2. Aufl. 1911 Reuß-Grotenfend-Dapprich, Das Allgemeine Berggesetz, 11. Aufl. 1959 Rohmer s. bei Landmann Schlüter-Hense, Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten, 3. Aufl. 1913 Schneider s. bei Henle Seufert, Bayerisches Enteignungsrecht, 1957 Seydel, Bayerisches Staatsrecht, 4 Bde, 2. Aufl 1896 Staudinger, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 11. Aufl. Bd. 1 1957 Thielmann s. bei Klostermann XXIV

Triebel s. bei Güthe Voelkel, Grundzüge des preußischen Bergrechts, 2. Aufl. 1924 Westhofi, Preußisches Gewerkschaftsrecht, 2. Aufl. bearbeitet von Beunhold, 191 Westhoff, Bergbau u n d Grundbesitz nach preußischen Recht, Bd I, 1904 Willecke, Grundriß des Bergrechts, 1958 Wolff-Raiser, Sachenrecht, 10. Bearb. 1957

Abkürzungsverzeichnis (Verfasser siehe Literaturverzeichnis)

a. A. a.a.O. ABG ABG-NW abgedr. ABl. Abs. abw. ADOSt a.E. ä. R . AG AGBGB AGGBO AGGBOuZVG AGRVO AGStPO AGVwGO AGZPO AGZPOu KO AGZVG AktG ALR a. M. AMB1. amtl. Anh. Anl. Anm. Anw. Anz. AOG a.R. Art. AV AVO AZO XXVI

A a n d e r e r Ansicht a m angegebenen O r t Allgemeines Berggesetz f ü r die P r e u ß i s c h e n S t a a t e n dasselbe, in der i m L a n d e N o r d r h e i n - W e s t f a l e n gültigen F a s s u n g abgedruckt Amtsblatt Absatz abweichend Allgemeine D i e n s t o r d n u n g f ü r die S t a a t s b e h ö r d e n (bayerisch) am Ende älteren Rechts Aktiengesellschaft Amtsgericht Ausführungsgesetz A u s f ü h r u n g s g e s e t z z u m Bürgerlichen Gesetzbuch A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur G r u n d b u c h o r d n u n g A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur G r u n d b u c h o r d n u n g u n d z u m Zwangsversteigerungsgesetz (bay.) A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur R e i c h s v e r s i c h e r u n g s o r d n u n g A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur S t r a f p r o z e ß o r d n u n g A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur V e r w a l t u n g s g e r i c h t s o r d n u n g A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur Zivilprozeßordnung A u s f ü h r u n g s g e s e t z zur Zivilprozeßordnung u n d zur K o n k u r s o r d n u n g A u s f ü h r u n g s g e s e t z z u m Zwangsversteigerungsgesetz Aktiengesetz Allgemeines L a n d r e c h t f ü r die P r e u ß i s c h e n S t a a t e n anderer Meinung A m t s b l a t t des B a y e r . S t a a t s m i n i s t e r i u m s f ü r A r b e i t u n d soziale F ü r sorge amtlich Anhang Anlage Anmerkung Anweisung Anzeiger Gesetz zur O r d n u n g der n a t i o n a l e n A r b e i t alten R e c h t s Artikel Allgemeine V e r f ü g u n g Ausführungsverordnung Arbeitszeitordnung

B BBauG Bd. Bek. Begr. Beil. Ber. ber. Ber.VO Besch. Beschl. Best. bestr. betr. BetrVerfG BGB BGBl. BGH BGHZ BHS BJM BlfRA Bodenschätzegesetz BörsG BPVO BPVT BAB1. Bad.-W BAM BAnz. BAT Bay., bay. BayBG BayBO bayBergG BayBS BayBSVI BayBSVJu BayKG BayObLG BayStMdÄ BayStMdl BayStMdJu BayStMfW(u)V BayStrWG BayVBl. BayVerf. BayVGH BayWG BRRG BVerfG

Bundesbaugesetz Band Bekanntmachung Begründung Beilage Bericht berichtigt Bereinigungsverordnung Bescheid Beschluß Bestimmungen bestritten betreffend Betriebsverfassungsgesetz Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof E n t s c h e i d u n g e n des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Bayerische Berg-, H ü t t e n - u n d Salzwerke A G Bundesjustizminister Seufferts B l ä t t e r f ü r R e c h t s a n w e n d u n g (bis 1906 B l ä t t e r f ü r R e c h t s anwendung) Gesetz zur E r s c h l i e ß u n g von B o d e n s c h ä t z e n Börsengesetz Bergpolizeiverordnung Bergpolizeiverordnung f ü r T i e f b o h r u n g e n Bundesarbeitsblatt Baden-Württemberg Bundesarbeitsminister Bundesanzeiger Bundes-Angestelltentarifvertrag Bayern, bayerisch Bayerisches B e a m t e n g e s e t z B e r g o r d n u n g des k u r f ü r s t l i c h e n H e r z o g t u m s B a y e r n u n d der oberen Pfalz v o n 1784 bayerisches Berggesetz v. 13. 8. 1910 Bereinigte S a m m l u n g des Bayerischen L a n d e s r e c h t s Vereinigte S a m m l u n g der V e r w a l t u n g s v o r s c h r i f t e n des B a y e r . S t a a t s m i n i s t e r i u m s des I n n e r n Bereinigte S a m m l u n g der V e r w a l t u n g s v o r s c h r i f t e n des Bayer. S t a a t s m i n i s t e r i u m s der J u s t i z bayerisches Kostengesetz v. 17. 12. 1956 Bayerisches Oberstes L a n d e s g e r i c h t Bayerisches S t a a t s m i n i s t e r i u m des Ä u ß e r n ,, ,, des I n n e r n ,, der J u s t i z „ „ f ü r W i r t s c h a f t u n d Verkehr bayerisches S t r a ß e n - u n d Wegegesetz Bayerische V e r w a l t u n g s b l ä t t e r Bayerische Verfassung v. 2. 12. 1946 Bayerischer Verwaltungsgerichtshof bayerisches Wassergesetz Beamtenrechtsrahmengesetz Bundesverfassungsgericht XXVII

BVerfGE BVerwG BVerwGE BWM BWMB1.

DA D i e n s tA Daubenspeck DJ DR DtRuPrStAnz. DVB1. DVO

E n t s c h e i d u n g e n des B u n d e s v e r f a s s u n g s g e r i c h t s Bundesverwaltungsgericht E n t s c h e i d u n g e n des B u n d e s v e r w a l t u n g s g e r i c h t s Bundesminister für Wirtschaft Ministerialblatt des B u n d e s w i r t s c h a f t s m i n i s t e r i u m s

D Dienstanweisung ,, Bergrechtliche E n t s c h e i d u n g e n des D e u t s c h e n Reichsgerichts B d 1 1893, B d . 2 1898 Deutsche Justiz Deutsches Recht d e u t s c h e r Reichs- u n d preußischer S t a a t s a n z e i g e r Deutsches Verwaltungsblatt Durchführungsverordnung E

EGAktG EGBGB EGHGB EGStGB EGZPO EGZVG Einf. Einl. Entsch. Entschl. Erl. Entw. ES EStG E u r . Gem.

E i n f ü h r u n g s g e s e t z z u m Aktiengesetz E i n f ü h r u n g s g e s e t z z u m Bürgerlichen Gesetzbuch ,, ,, H a n d e l s g e s e t z b u c h ,, ,, S t r a f g e s e t z b u c h ,, zur Zivilprozeßordnung ,, z u m Zwangsversteigerungsgesetz Einführung Einleitung Entscheidung Entschließung Erlaß, Erläuterung Entwurf Entscheidungssammlung Einkommensteuergesetz Europäische Gemeinschaften F

FGG FStrG

Gesetz ü b e r die Angelegenheiten der freiwilligen G e r i c h t s b a r k e i t Bundesfernstraßengesetz

G GBl. GBO GEG GenG GewO Ges. GG Glückauf GmbH GmbHG Grdz.

G Gesetz Gesetzblatt Grundbuchordnung Gesetz ü b e r die E n t e i g n u n g a u s G r ü n d e n des Gemeinwohls Gesetz, b e t r e f f e n d die E r w e r b s - u n d W i r t s c h a f t s g e n o s s e n s c h a f t e n Gewerbeordnung Gesetz Grundgesetz f ü r die B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d Berg- u. H ü t t e n m ä n n i s c h e W o c h e n s c h r i f t Gesellschaft m i t b e s c h r ä n k t e r H a f t u n g Gesetz, betreffend die Gesellschafter m i t b e s c h r ä n k t e r H a f t u n g Grundzüge

XXVIII

Gruchot GS GSNW GVB1. GVG GVNW GVS

Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts, begründet von Gruchot Preußische Gesetzessammlung Sammlung des bereinigten Landesrechts Nordrhein-Westfalen Gesetz- und Verordnungsblatt Gerichtsverfassungsgesetz Gesetz- und Verordnungsblatt Nordrhein-Westfalen Gesetz- und Verordnungssammlung

Halbs. Hamb. HandMin. Hess., hess. HessVGH HGB h.M. HMB1.

H Halbsatz Hamburg Handelsminister (ium) Hessen, hessisch Hessischer Verwaltungsgerichtshof Handelsgesetzbuch herrschende Meinung Ministerialblatt der Handels- und Gewerbeverwaltung (preuß.)

i. d. F. i.V.m. JArbSchG JMB1. JustMin. JW

I in der Fassung in Verbindung mit Jugendarbeitsschutzgesetz Justizministerialblatt Justizminister(ium) Juristische Wochenschrift

KGaA KO KRG KSchG

K königlich Kammer der Abgeordneten Kammer der Reichsräte Kammergericht (preuß.) Kostengesetz (bay.) Kommanditgesellschaft auf Aktien Konkursordnung Kontrollratsgesetz Kündigungsschutzgesetz

L. LG LStVG LV

L Land Landgericht Landesstraf- und Verordnungsgesetz (bay.) Landesverordnungen des Fürstentums Lippe

k., K. K.d.Abg. K. d. R R KG

M MAB1. MB1. MdlufW ME MErl. MfWuV Min.

Ministerialamtsblatt der bayerischen inneren Verwaltung Ministerialblatt Minister des Innern und f ü r Wirtschaft Ministerialentschließung Ministerialerlaß Minister (Ministerium) f ü r Wirtschaft und Verkehr Minister, Ministerium XXIX

MinBesch. Mineralgewinnungsgesetz MineralVO MinErl. Mot. MTL

Ministerialbescheid Gesetz über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben u n d Tiefbohrungen (preuß.) Verordnung über die Aufsuchung u n d Gewinnung mineralischer Bodenschätze Ministerialerlaß Motive zum Berggesetz Manteltarifvertrag für Arbeiter der Länder

n.F. nieders. NJW n.R. NotG Nov. NS NW NWG

N neue Folge niedersächsisch Neue Juristische Wochenschrift neuen Rechts Notariatsgesetz (bayer.) Novelle Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Niedersächsisches Wassergesetz

OBA OLG OLG-Rechtspr., OLG-Rspr. OTr. OVG OWG

O Oberbergamt Oberlandesgericht Die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auf d e m Gebiete des Zivilrechts herausgegeben von Mugdan u n d F a l k m a n n Obertribunal (preuß.) Oberverwaltungsgericht Gesetz über Ordnungswidrigkeiten

PAG pr., preuß. Preußag PreußOTr. PreußWG PrLR Prot. PrOTr. PrOVG PVG

Polizeiaufgabengesetz (bayer.) preußisch Preußische Bergwerks- u n d H ü t t e n A G Preußisches Obertribunal Preußisches Wassergesetz Allgemeines L a n d r e c h t f ü r die Preußischen Staaten Protokolle Preußisches Obertribunal Preußisches Oberverwaltungsgericht Polizeiverwaltungsgesetz (preuß.) R

RAB1. RAG RAM RAnz. RdErl. Reg. RegBez. RegBl. RegBl.WB RekB XXX

Reichsarbeitsblatt Reichsarbeitsgericht Reichsarbeitsminister Reichsanzeiger Runderlaß Regierung Regierungsbezirk Regierungsblatt Regierungsblatt des Landes W ü r t t e m b e r g - B a d e n Zone) . . Rekursbescheid

(Amerikanische

RFH RG RGBl. RGSt(r). RGZ Rhl.-Pf. Rhl.-Pf.MinWuV Rheinl.-Pf. Richtl. RJM RKG RKnG RKO RMB1. RMI RMfEuL RNatSchG Rspr. RuPrAM RuPrMdl RuPrW(i)M RVO RWM RWMB1. RWMErl.

s. S. Saarl. Samml. Schlesw.-Holst. SGG SozMin. Sp. StAnz. sten. Ber. StGB StPO st. Rspr. str. StrSchVO SVO

Reichsfinanzhof Reichsgericht Reichsgesetzblatt Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfälzischer Minister für Wirtschaft und Verkehr Rheinland-Pfalz Richtlinien Reichsjustizminister Reichsknappschaftsgesetz Reichskassenordnung Reichsministerialblatt Reichsminister des Innern Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Reichsnaturschutzgesetz Rechtsprechung Reichs- und Preußischer Arbeitsminister Reichs- und Preußischer Minister des Innern Reichs- und Preußischer Wirtschaftsmiriister Reichsversicherungsordnung Reichswirtschaftsminister Ministeralblatt des Reichswirtschaftsministeriums Erlaß des Reichswirtschaftsministers S siehe Seite Saarland, saarländisch Sammlung Schleswig-Holstein Sozialgerichtsgesetz Sozialminister (ium) Spalte Staatsanzeiger stenographische Berichte Strafgesetzbuch Strafprozeßordnung ständige Rechtsprechung strittig Erste Strahlenschutzverordnung Seilfahrtverordnung T

ThG Tit. TVG TVO

Thüringische Gesetzessammlung Titel Tarifvertragsgesetz Tiefbohrverordnung

u. a. u. E. Ü. Überbl.

unter anderem unseres Erachtens Überblick

U

XXXI

ÜGzWHG Umwandlungsgesetz Urt. u. U. UWG

Übergangsgesetz zum Wasserhaushaltsgesetz Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften und bergrechtlichen Gewerkschaften Urteil unter Umständen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb

v. Verf. VGG VGH vgl. VO VOB1. VollzBek. Vorbem. VwGO VwVGNW VwZVG

vom Verfassung Verfügung Verwaltungsgerichtsgesetz Verwaltungsgerichtshof vergleiche Verordnung Verordnungsblatt Vollzugsbekanntmachung Vorbemerkung Verwaltungsgerichtsordnung Verwaltungsvollstreckungsgesetz Nordrhein-Westfalen Vervvaltungszustellungs- und Vollstreckungsgesetz (bayer.)

WG WHG WiGBl. WM WVMB1. WZG

Wassergesetz Wasserhaushaltsgesetz Gesetzblatt der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes Wirtschaftsminister(ium) Amtsblatt des Bayer. Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr Warenzeichengesetz

V

W

Z ZAG ZBHS ZfB Ziff. ZPO z.T. ZulegungsVO ZVG

XXXII

Gesetz die Zwangsabtretung von Grundeigentum für öffentliche Zwecke betreffend (bay.) Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen Zeitschrift für Bergrecht Ziffer Zivilprozeßordnung zum Teil Verordnung über die Zulegung von Bergwerksfeldern Zwangsversteigerungsgesetz

Einleitung A. Begriff des Bergrechts Der B e g r i f f des Bergrechts wird allgemein verwendet, auch das Gesetz ge1 braucht ihn (vgl. Art. 67 EGBGB). Er ist aber nirgends gesetzlich definiert. In der Literatur wird das Bergrecht allgemein als das S o n d e r r e c h t des Bergbaus umschrieben (vgl. z.B. Voelkel S. 9; Willecke S. 1). Mit dieser Begriffsbestimmung ist indessen praktisch nicht viel anzufangen, weil sie erst eine Klärung des Begriffes B e r g b a u voraussetzt. Unter Bergbau wird allgemein die auf Erwerb gerichtete Aufsuchung und Gewinnung von nutzbaren Bestandteilen der Erdrinde (nicht des Wassers) verstanden. Auch diese Begriffsbestimmung ist nicht genau. Vor allem muß scharf zwischen einem bergmännisch-technischen Begriff des Bergbaus und dem Rechtsbegriff unterschieden werden. Bergmännisch betrachtet ist jede Tätigkeit zum Bergbau zu rechnen, die mit bestimmten technischen Methoden Mineralien gewinnt. Im Rechtssinne ist der Begriff teils weiter, teils enger zu fassen. So zählt zum Bergbau im Rechtssinne einerseits die Aufsuchung und Gewinnung b e s t i m m t e r Mineralien, gleichgültig mit welchen Methoden sie durchgeführt wird. Andere Mineralien sind dem Bergrecht nur unterstellt, soweit ihre Gewinnung im untertägigen Betrieb vorgenommen wird. Außerdem zählt zum Bergbau im Rechtssinn auch der Betrieb bestimmter Anlagen, die der Aufbereitung und Weiterverarbeitung von Bergwerkserzeugnissen dienen. Schließlich wurden den bergrechtlichen Vorschriften auch Tätigkeiten unterworfen, die hinsichtlich der mit ihrer Ausübung verbundenen Gefahren den Gefahren eines Bergbaubetriebes verwandt sind, ohne daß eine Aufsuchung oder Gewinnung von Bodenschätzen stattfände (z. B. Tiefbohrungen nach dem preuß. Mineralgewinnungsgesetz). Eine allgemein gültige Begriffsbestimmung des Bergrechts ist in der Bundesrepublik auch deshalb nicht möglich, weil sie nur vom geltenden Recht her getroffen werden könnte, dieses sich aber aus den verschiedensten Rechtsquellen (Bundesrecht, Landesrecht, partielles Landesrecht) zusammensetzt. Trotz dieser Sachlage hat der Reichs- bzw. Bundesgesetzgeber die Begriffe Bergrecht, Bergbau und Bergwesen gesetzlichen Regelungen zugrundegelegt (vgl. Art. 67 EGBGB, § 6 GewO, § 1 d. Ges. zur Überleitung des Bergwesens auf das Reich vom 28. 2. 1935, Art. 74 Ziff. 11 GG). In anderen Gesetzen wird auf einzelne bergrechtliche Tatbestände Bezug genommen, z. B. in § 14 WHG auf den bergrechtlichen Betriebsplan, in § 55 Erste Strahlenschutzverordnung auf die Vorschriften über die Anerkennung von Aufsichtspersonen. Der Gesetzgeber nimmt in diesen Fällen in Kauf, daß die Regelung an die er anknüpft, innerhalb des Geltungsbereiches der Norm voneinander abweicht. Mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit läßt sich nur folgende, überwiegend formale Begriffsbestimmung des Bergrechts geben: Zum B e r g r e c h t g e h ö r e n a l l e V o r s c h r i f t e n , w e l c h e die A u f s u c h u n g und G e w i n n u n g bestimmter B o d e n s c h ä t z e sowie d a m i t in Z u s a m m e n h a n g s t e h e n d e und gewisse v e r w a n d t e T ä t i g k e i t e n a b w e i c h e n d von den für den a l l g e m e i n e n R e c h t s v e r k e h r g ü l t i g e n R e c h t s s ä t z e n b e s o n d e r s regeln. 1

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

1

Einl 2

A. Begriff des Bergrechts

Das Bergrecht enthält teils privates, teils öffentliches Recht.

2 a P r i v a t r e c h t l i c h e r Natur sind vor allem die Vorschriften über das Verhältnis zwischen dem Bergbautreibenden und dem Grundbesitzer, soweit die Befugnis zur Aufsuchung und Gewinnung dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen ist, ferner die Bestimmungen über das Verhältnis zwischen mehreren Bergbautreibenden (bergbauliches Nachbarrecht). Nach Art. 67 E G B G B bleiben die bestehenden privatrechtlichen Vorschriften der Länder auf dem Gebiet des Bergrechts bestehen. Die Länder können auch neue bergrechtliche Vorschriften privatrechtlichen Inhalts erlassen (Art. 3 EGBGB). Sie können daher bestimmen, welche Bestandteile des Bodens dem Grundeigentum entzogen sind und wer stattdessen über sie verfügungsberechtigt ist (der Staat, ein Bergbau treibender). Ferner können sie den Umfang der sonstigen Pflichten festlegen, die dem Grundeigentümer gegenüber dem Bergbautreibenden auferlegt sind und damit sein Grundeigentum beschränken (§ 1004 Satz 2 BGB). Schließlich können sie die Rechtsform der Bergbauberechtigungen und das Verhältnis der einzelnen Bergbautreibenden zueinander abweichend vom allgemeinen bürgerlichen Recht regeln. 2 b Zum Bergrecht gehören von jeher auch ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e Bestimmungen. Sie beziehen sich insbesondere auf die Bekämpfung der vom Bergbau ausgehenden Gefahren für die dort Beschäftigten und die Allgemeinheit (fachbehördliche Überwachung), ferner auf den Schutz der Bergleute in arbeitsrechtlicher und sozialversicherungsrechtlicher (Knappschaften) Hinsicht. Im Laufe der Entwicklung führte die volkswirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus zu weiteren Sonderregelungen (z.B. Betriebszwang, Lagerstättenschutz), insbesondere nahm der Staat auf die Entstehung von Bergbauberechtigungen zunehmend Einfluß (Einführung des sog. Staatsvorbehalts). 3 Die Vorschriften des Bergrechts gehen als Spezialvorschriften den allgemeinen Vorschriften — auch wenn diese jünger sind — grundsätzlich vor. Dabei ist aber zu beachten, daß höherrangige Vorschriften (z.B. Bundesrecht) in jedem Falle den Vorrang vor den Vorschriften niederen Ranges (z.B. Landesrecht) genießen, es sei denn, sie lassen deren Fortgeltung ausdrücklich oder stillschweigend zu. Das Bergrecht regelt die Rechtsverhältnisse der Bergbautreibenden n i c h t e r s c h ö p f e n d . Vielmehr gelten ergänzend die allgemeinen Vorschriften z.B. des BGB, HGB, AktG. 4 Unter Bergrecht versteht man nur das objektive Recht. Es gibt kein subjektives Bergrecht, d.h. ein einer natürlichen oder juristischen Person oder einer sonstigen Gesellschaft zustehendes Recht, das man als Bergrecht bezeichnet. Zur Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen berechtigen eine Reihe rechtlich verschiedenartig ausgestalteter Rechte. Sie gehören nur teilweise dem Bergrecht an, z. B. Belehnungen, Bergwerkseigentum, Konzessionen, Berechtigungen zur Ausbeutung von Reservatfeldern, Privatbergregale, teils beruhen sie auf dem bürgerlichen Recht und sind nur in ihrer Ausübung dem Bergrecht unterworfen, so die Rechte zur Ausbeutung sog. Grundeigentümermineralien. Hierfür kommen vor allem das Grundeigentum und die Dienstbarkeiten des B G B in Frage.

I

B. Die geltenden bergrechtlichen Vorschriften Die Zuständigkeit zur Gesetzgebung

I 1 Nach der W e i m a r e r R e i c h s v e r f a s s u n g hatte das Reich die konkurrierende Gesetzgebung über den Bergbau (Art. 7 Ziff. 16). Während des Bestandes der Weimarer Republik wurde von der Gesetzgebungsbefugnis des Reichs auf dem Gebiet des Bergrechts nur für den Erlaß eines Reichsknappschaftsgesetzes Gebrauch gemacht, durch 2

B. Die geltenden bergrechtlichen Vorschriften

Einl

das die landesrechtlichen Vorschriften ausdrücklich aufgehoben worden sind. Erst unter der Herrschaft der Nationalsozialisten kam es zu weiteren bergrechtlichen Regelungen (vgl. unten I I 1). Die Zuständigkeitsregelung nach dem G r u n d g e s e t z .

12

Nach Art. 74 Ziff. 11 des Grundgesetzes gehört (zur konkurrierenden Gesetz- 1 2 a gebung des Bundes „ d a s R e c h t d e r W i r t s c h a f t B e r g b a u . . . ) " . In der Literatur ist umstritten, wie weit die Zuständigkeit des Bundes zur Regelung des Bergrechts reicht; vgl. Dapprich, ZfB 91, 462 (1950) und ZfB 94, 368 (1953); Klapper ZfB 94, 81 (1953); Brockhoff ZfB 94, 86 (1953); Boldt ZfB 95, 90 (1954) ; Reuß-Grotefend-Dapprich, 11. Aufl. S. 25; Willecke S. 15. Zweifelhaft erscheint vor allem, ob sich die Zuständigkeit des Bundes nur auf das B e r g w i r t s c h a f t s r e c h t (vgl. § 1 d. Ges. zur Überleitung des Bergwesens auf das Reich vom 28. 2. 1935) oder auf das gesamte Bergrecht erstreckt. Vertritt man die engere Auffassung, so ergibt sich die weitere Frage, welche Gegenstände des herkömmlichen Bergrechts zum Wirtschaftsrecht zu zählen sind und ob andere Gegenstände, vor allem das Bergaufsichtsrecht, nicht als Annex im Sinne der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgericht (vgl. BVerfG 29. 4. 1958, ES 8, 143 = N J W 1959, 29) mitgeregelt werden könnten. Unserer Auffassung nach spricht aber sowohl der Wortlaut wie die Entstehungsgeschichte dafür, daß dem Bund nach Art. 74 Ziff. 11 das Recht zukommt, für die in der Klammer aufgeführten Wirtschaftszweige umfassendes Sonderrecht zu schaffen, soweit sich nicht aus sonstigen Bestimmungen des Grundgesetzes ergibt, daß bestimmte bergrechtliche Fragen den Ländern ausschließlich zugewiesen sind. Der Bund kann aus diesem Grunde, falls die allgemeinen Voraussetzungen des Art. 72 Abs. 2 GG (Bedürfnis bundesrechtlicher Regelung) vorliegen, nahezu das gesamte bestehende Bergrecht neu regeln. Ausnahmen gelten nur hinsichtlich des Behördenaufbaues, des Verwaltungsverfahrens (vgl. Achter Titel — Von den Bergbehörden) und des Schul- und Ausbildungswesens. Diese Angelegenheiten sind grundsätzlich den Ländern vorbehalten. Die Einrichtung der Behörden und das Verwaltungsverfahren gehören nach Art. 84 Abs. 1 GG zur Zuständigkeit der Länder, soweit der Bund nicht mit Zustimmung des Bundesrats ausdrücklich etwas anderes bestimmt. Über die Möglichkeit zur Errichtung von mittleren und unteren Bundesbehörden vgl. Art. 87 GG. Das bergbauliche Schulund Ausbildungswesen fällt in die ausschließliche Zuständigkeit der Länder, soweit Fragen der Erziehung betroffen sind, also insbesondere die Regelung des Bergschulwesens. In Erziehungsfragen steht den Ländern im Rahmen des Art. 7 GG •—• abgesehen von auswärtigen Angelegenheiten auf kulturellem Gebiet — das ausschließliche Gesetzgebungsrecht zu. Die Länder sind auch im Rahmen des Beamtenrechtsrahmengesetzes für die Regelung des Nachwuchses für die Bergbeamten zuständig. Der Bund hat bislang von dem ihm zustehenden Gesetzgebungsrecht auf dem 1 2 b Gebiet des Bergbaus noch keinen Gebrauch gemacht. Er hat aber verschiedene Gesetze erlassen, die auch für den Bergbau gelten und entgegenstehende bergrechtliche Vorschriften der Länder außer Kraft gesetzt haben. Dies gilt z. B. für das Wasserhaushaltsgesetz, das Jugendarbeitsschutzgesetz, die Verwaltungsgerichtsordnung, das Atomgesetz und die Erste Strahlenschutzverordnung. Soweit das Gesetzgebungsrecht des Bundes reicht, sind die reichsrechtlichen 1 2 c Vorschriften aus der Zeit vor 1945, die materiell mit dem Grundgesetz vereinbar sind (Art. 123 Abs. 1 GG), Bundesrecht geworden, wenn die Voraussetzungen des Art. 125 GG vorlagen, d.h. die Vorschriften innerhalb einer oder mehrerer Besatzungszonen einheitlich gegolten haben. Die nach diesen Bestimmungen als Bundesrecht fortgeltenden Vorschriften (vgl. Anh. A I) können von den Ländern nicht abgeändert werden (Art. 31 GG). Im übrigen besitzen die Länder vorerst das Recht zum Erlaß bergrechtlicher Vorschriften weiter. 8

Einl

B. Die geltenden bergrechtlichen Vorschriften

II

Übersicht über d a s geltende B e r g r e c h t Das derzeit in der Bundesrepublik Deutschland geltende Bergrecht ist in zahlreichen Einzelgesetzen geregelt. Es bestehen als Bundesrecht fortgeltende ehemals reichsrechtliche Vorschriften, frühere landesrechtliche Vorschriften, die zum Teil in mehreren Ländern oder Landesteilen gelten, sowie neues Landesrecht. II 1

Bundesrecht Der Bund hat von seinem Gesetzgebungsrecht noch keinen Gebrauch gemacht. Aus der Zeit vor 1945 gelten aber verschiedene reichsrechtliche Vorschriften als Bundesrecht fort (vgl. oben I 2 c). Die vom Reich auf bergrechtlichem Gebiet erlassenen Vorschriften sind zum Teil durch die Rechtsentwicklung, insbesondere durch den Neuaufbau Westdeutschlands auf der verfassungsrechtlichen Grundlage des Grundgesetzes überholt. Alle ehemals reichsrechtlichen Vorschriften sind im Anh. A I abgedruckt. Über die Fortgeltung der einzelnen Vorschriften vgl. dort. Die noch fortgeltenden Vorschriften gehen dem Landesrecht vor. 1 1 2 Der überwiegende Teil des Bergrechts ist in L a n d e s g e s e t z e n geregelt, vor allem in den Landesberggesetzen, daneben aber auch in verschiedenen Einzelgesetzen. II 2 a Die Landesberggesetze stammen alle aus derZeit vor 1945. Sie beruhen inhaltlich weitgehend auf dem A l l g e m e i n e n B e r g g e s e t z f ü r die P r e u ß i s c h e n S t a a t e n (ABG) vom 24. 6. 1865 (GS S. 705), Im Zeitpunkt der Auflösung Preußens galt das ABG in der Fassung der Änderungsgesetze vom 22. 2. 1869 (GS S. 401), vom 9. 4. 1873 (GS S. 181), vom 24. 6. 1892 (GS S. 131), vom 8. 4. 1894 (GS S. 41), vom 20. 9. 1899 (GS S. 177), vom 7. 7. 1902 (GS S. 255), vom 5. 7. 1905 (GS S. 265), vom 14. 7. 1905 (GS S. 307), vom 18. 6. 1907 (GS S. 119), vom 28. 7. 1909 (GS S. 677), vom 23. 6. 1920 (GS S. 367), vom 11. 12. 1920 (GS 1921 S. 74), vom 18. 12. 1920 (GS 1921 S. 97), vom 6. 8. 1921 (GS S. 486), vom 22. 4. 1922 (GS S. 93), vom 24. 5. 1923 (GS S. 268), vom 3. 1. 1924 (GS S. 17), vom 1. 6. 1931 (GS S. 77), vom 3. 3. 1932 (GS S. 107), vom 9. 6. 1934 (GS S. 303), vom 24. 9. 1937 (GS S. 93) und vom 29. 12. 1942 (GS 1943 S. 1). Das ABG wurde vor der Auflösung des preußischen Staates nach dem Zusammenbruch 1945 auch noch in einigen anderen deutschen Ländern eingeführt, so in H a m b u r g , durch VO vom 25. 3. 1937 (RGBl. I S. 426), VO vom 15. 11. 1937 (RGBl. I S. 1256) und VO vom 7. 12. 1938 (RGBl. I S. 1742); in B r e m e n durch VO vom 15. 7. 1941 (RGBl. I S. 447); im S a a r l a n d durch VO vom 23. 2. 1935 (RGBl. I S. 232 und 234), VO vom 13. 4. 1935 (RGBl. I S. 537), VO vom 19. 10. 1937 (RGBl. I S. 1732) und VO vom 28. 11. 1938 (RGBl. I S. 1679); in den früher zu Oldenburg gehörigen Gebieten L ü b e c k und B i r k e n f e l d (Ges. vom 26. 1. 1937 — RGBl. I S.91; VO vom 13. 5. 1937 — Preuß. GS S. 69). Nach der Auflösung des preußischen Staates wurde in den sowjetisch besetzten Landesteilen das ABG teilweise ausdrücklich aufgehoben. Heute ist es dort überall durch die Rechtsentwicklung, insbesondere durch die Sozialisierungsgesetze überholt (vgl. Krautschneider ZfB 100, 160 — 1959). In den westlichen Zonen gilt das ABG als Landesrecht, zum Teil als partielles Landesrecht, fort. In Nordrhein-Westfalen wurde die Geltung des ABG auch auf die Landesteile des früheren Landes L i p p e (Ges. vom 25. 5. 1954 — GS NW S. 694), in H e s s e n auf das ganze Staatsgebiet erstreckt (Ges. vom 6. 7. 1952 — GVB1. S. 130). II 2 b In B a y e r n galt bis zum Zusammenbruch des Jahres 1945 einheitlich das Berggesetz vom 13. 8. 1910 (GVB1. S. 815) in der Fassung zahlreicher Änderungsgesetze. Das unter dem 13. 8. 1910 verkündete Berggesetz ist eine Neubekanntmachung des Berggesetzes für das Königreich Bayern vom 20. 3. 1869, das am 1. 7. 1869 in Kraft getreten war. Seit der Neubekanntmachung von 1910 ist das Berggesetz durch verschiedene Gesetze ausdrücklich oder stillschweigend geändert worden. Die am 1. 1. 1957 in Bayern maßgebliche Fassung ergibt sich aus der Bereinigten Sammlung des Baye4

B. Die geltenden bergrechtlichen Vorschriften

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rischen Landesrechts (BayBS) Bd. IV S. 136 ff. Inzwischen wurde das Gesetz wiederum in einigen Punkten geändert, ausdrücklich durch das Ges. vom 30. 5. 1961 (GVB1. S. 148). Die Änderungen sind im Text berücksichtigt. Nach dem Zusammenbruch des Jahres 1945 wurde die bis dahin zu Bayern gehörende P f a l z in das neugebildete Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Dort gilt das bayerische Berggesetz als partielles Landesrecht fort, allerdings in der Fassung des Änderungsgesetzes vom 15. 10. 1952 (GVB1. S. 154). Die übrigen in der Bundesrepublik fortgeltenden Landesberggesetze ergeben 1 1 2 c sich aus der unter 3 abgedruckten Übersicht. Ü b e r s i c h t über die in den einzelnen Ländern der Bundesrepublik Deutsch- 1 1 3 land geltenden Landesberggesetze: Baden-Württemberg a) Regierungsbezirk Nord-Württemberg (früher zum Bundesland WürttembergBaden — Amerikanische Zone — gehörender Teil des ehemaligen Landes Württemberg sowie ehemals hessische Gebiete Wimpfen am Berg, Wimpfen im Tal und Hohenstadt siehe Ges. vom 22. 2. 1960): W ü r t t e m b e r g i s c h e s B e r g g e s e t z vom 7. 10. 1874 (RegBl. S. 265) i. d. F. d. Ges. vom 28. 7. 1899 (RegBl. S. 423), vom 17. 2. 1906 (RegBl. S. 10), vom 25. 7. 1910 (RegBl. S. 413), vom 16. 8. 1911 (RegBl. S. 403), vom 22. 12. 1916 (RegBl. S. 114), vom 29. 3. 1918 (RegBl. S. 48), d. VO vom 29. 3. 1924 (RegBl. S. 183), u. d. Ges. vom 15. 12. 1928 (RegBl. S. 458); b) Regierungsbezirk Süd-Württemberg-Hohenzollern ausgenommen die Landkreise Hechingen und Sigmaringen (früher zum Bundesland Württemberg-Hohenzollern — Französische Zone — gehörender Teil des ehemaligen Landes Württemberg): Württembergisches Berggesetz vom 7. 10. 1874 in der unter a) angeführten Fassung, geändert durch Ges. vom 4. 9. 1951 (RegBl. S. 91); c) Landkreise Hechingen und Sigmaringen des Regierungsbezirks Süd-Württemberg-Hohenzollern (ehemals preußische Gebiete): ABG in der oben unter 2) aufgeführten Fassung; d) Regierungsbezirk Nord-Baden (früher zum Bundesland Württemberg-Baden — Amerikanische Zone — gehörender Teil des ehemaligen Landes Baden sowie ehemals hessische Gebiete Helmhof, Zimmerhöfer Feld und Finkenhof — siehe Ges. vom 22. 2. 1960): B a d i s c h e s B e r g g e s e t z vom 22. 6. 1890 i.d.F. d. Bek. vom 17. 4. 1925 (GVB1. S. 103) und d. Ges. vom 24. 3. 1934 (GVB1. S. 180) und vom 25. 3.1937 (GVB1. S. 53); e) Regierungsbezirk Süd-Baden (früher zum Bundesland Baden — Französische Zone — gehörender Teil des ehemaligen Landes Baden): Badisches Berggesetz vom 22. 6. 1890 in der unter d) aufgeführten Fassung, geändert durch Landesverordnung vom 26. 3. 1947 (ABl. S. 65) und durch Ges. vom 25. 2. 1960 (GBl. S. 17). Bayern a) Im Gebiet des Freistaates Bayern gilt das B e r g g e s e t z vom 13. 8. 1910 (BayBS IV S. 136) i.d.F. d. Ges. vom 31. 5. 1961 (GVB1. S. 148). In dieser Fassung gilt das Berggesetz heute im ganzen Staatsgebiet einschließlich der früheren coburgischen Landesteile (vgl. Ges. vom 18. 12. 1920 — B a y B S I S. 45 — u. Bek. vom 5. 3. 1921 — B a y B S IV S. 164). Die ursprünglich vorgesehene Weitergeltung des 4. Titels des c o b u r g i s c h e n Berggesetzes für die bis zum Tage des Inkrafttretens des bayerischen Bergrechts in den coburgischen Landesteilen bestehenden Gewerkschaften ist auf Grund der Bek. über die Geltung des bayerischen Bergrechts in Coburg vom 26. 8. 1931 (GVB1. S. 229) in Fortfall gekommen. 5

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B. Die geltenden bergrechtlichen Vorschriften

Das Berggesetz gilt insbesondere auch im bayerischen Kreis L i n d a u (Ges. vom 23. 7. 1955 — BayBS I S. 46). b) In der vom Gebiet des heutigen Freistaates Bayern eingeschlossenen ehemals t h ü r i n g i s c h e n E x k l a v e Stetten, Sondheim, Urspringen, O s t h e i m innerhalb des bayerischen Landkreises Mellrichstadt im Regierungsbezirk Unterfranken, deren staatsrechtliche Lage nicht geklärt ist, gilt — als partielles bayerisches Recht (vgl. Krautschneider ZfB 99, 341) —heute noch das Berggesetz von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 1. 3. 1905 (RegBl. S. 63) i.d.F. d. Ges. vom 20. 12. 1905 (RegBl. S. 257) u. vom 30. 3. 1910 (RegBl. S. 159). Ferner gelten dort noch folgende Gesetze des Landes Thüringen: Ges. vom 14. 6. 1920 betr. die Aufsuchung und Gewinnung von Stein- und Braunkohle (ThGS S. 109) mit AVO vom 15. 9. 1920 (ThGS S. 209), Notgesetz über das Aufsuchen und Gewinnen von Erdöl vom 18. 7. 1930 (ThGS S. 111) i.d.F. d. Bek. vom 25. 6. 1931 (ThGS S. 259) u. d. Ges. über das Aufsuchen und Gewinnen von Griffelschiefer vom 22. 7. 1933 (ThGS S. 329). Berlin In Berlin gilt das A BG in der oben unter 2 aufgeführten Fassung. Bremen Im Gebiet der Freien Hansestadt Bremen gilt seit 1. 8. 1941 (VO vom 15. 7. 1941 — RGBl. I S. 447) das ABG in der damals geltenden Fassung (vgl. oben unter 2). Hamburg Im Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg gilt seit 1. 4. 1937 das ABG in der durch die Verordnungen vom 25. 3. und 15. 11. 1937 (RGBl. I S. 426 und 1256) eingeführten Fassung, geändert durch Ges. vom 1. 10. 1957 (GVB1. S. 445). Hessen Im gesamten Gebiet des Volksstaates Hessen gilt das ABG in der Fassung des Ges. vom 6. 7. 1952 (GVB1. S. 130) als A l l g e m e i n e s B e r g g e s e t z f ü r das L a n d H e s s e n i.d.F. d. Bek. vom 1. 3. 1953 (GVB1. S. 61) ber. S. 162 und GVB1. 1957 S. 1) u. d. Ges. vom 9. 2. 1960 (GVB1. S. 1), vom 20.12.1960 (GVB1. S. 238) u. vom 6. 2. 1962 (GVB1. 13). Niedersachsen a) In den ehemals preußischen Landesteilen und in Teilen des ehemaligen Landes Braunschweig gilt das ABG in der oben unter 2 aufgeführten Fassung und in der Fassung des nieders. Ges. vom 20. 6. 1956 (GVB1. S. 77). Wegen der ehemals braunschweigischen Landesteile, in denen preußisches Bergrecht gilt, vgl. VO über Gebietsbereinigungen im Räume der Reichswerke Salzgitter vom 25. 6. 1941 (RGBl. I S. 357) mit Durchführungsverordnungen vom 29. 7. 1942 (RGBl. I S. 450) und vom 31. 7. 1942 (RGBl. I S. 483) sowie VO über Salze und Solquellen im Landkreis Holzminden (Regierungsbezirk Hildesheim) vom 4. 1. 1943 (PreußGS S. 9). b) Im Gebiet des ehemaligen Landes Braunschweig, außer in den Gebieten, in denen das ABG gilt — vgl. oben a) —, gilt das B e r g g e s e t z für das Herzogtum B r a u n s c h w e i g vom 15. 4. 1867 (GVS. S. 109) i.d.F. d. Ges. vom 10. 6. 1893 (GVS S. 235), vom 19. 4. 1894 (GVS S. 45), vom 12. 6. 1899 (GVS S. 447), vom 10. 4. 1909 (GVS S. 273), vom 25. 10. 1909 (GVS S. 445), vom 17. 5. 1912 (GVS S. 273), vom 10. 12. 1912 (GVS S. 681), vom 9. 4. 1913 (GVS S. 55), vom 9. 7. 1915 (GVS S. 193), vom 28. 10. 1916 (GVS S. 203), vom 13. 6. 1917 (GVS S. 123), vom 20. 12. 1921 (GVS S. 327) vom 3. 1. 1924 (GVS S. 18) und des nieders. Ges. vom 20. 6. 1956 (GVB1. S. 77). c) Im Gebiet des ehemaligen Landes Oldenburg (nicht in Lübeck und Birkenfeld, wo gemäß Ges. vom 26. 1. 1937 (RGBl. I S. 91) und VO vom 13. 5. 1937 (PreußGS S. 69) das ABG gilt) gilt das B e r g g e s e t z für das Herzogtum O l d e n b u r g und für das Fürstentum Lübeck vom 3. 4. 1908 (GBl. S. 875) i.d.F. d. Ges. vom 20. 3. 1935 (GBl. S. 77) und d. nieders. Ges. vom 20. 6. 1956 (GVB1. S. 77).

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

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d) I m Gebiet des ehemaligen Landes Schaumburg-Lippe gilt das B e r g g e s e t z f ü r das Fürstentum S c h a u m b u r g - L i p p e vom 28. 3. 1906 (LV S. 215) i.d.F. d. nieders. Ges. vom 20. 6. 1956 (GVB1. S. 77). Nordrhein-Westfalen Im gesamten Gebiet des Landes Nordrhein-Westfalen einschließlich des Gebietes des früheren Landes Lippe gilt das ABG in der oben unter 2 aufgeführten Fassung mit Änderungen durch die Ges. vom 25. 4. 1950 (GVB1. S. 73 — GS NW S. 694), vom 25. 5. 1954 (GVB1. S. 155 — GS N W S. 694), vom 16. 10. 1956 (GS N W S. 155) und vom 27. 7. 1961 (GVB1. S. 240). Rheinland-Pfalz a) Regierungsbezirke Trier, Koblenz, Montabaur (ehemals preußische Landesteile): das ABG in der oben unter 2 aufgeführten Fassung, geändert durch Ges. vom 15. 10. 1952 (GVB1. S. 154); b) Regierungsbezirk Rheinhessen (ehemals hessische Landesteile): H e s s i s c h e s B e r g g e s e t z vom 28. 1. 1876 (RegBl. S. 73) i.d.F. d. Bek. vom 30. 9. 1899 (RegBl. S. 801) u.d. Ges. vom 28. 3. 1908 (RegBl. S. 89), vom 26. 8. 1922 (RegBl. S. 240), vom 26. 3. 1929 (RegBl. S. 51) u. d. rheinl.-pfälz. Ges. vom 15. 10. 1952 (GYB1. S. 154); c) Regierungsbezirk der Pfalz (ehemals bayerische Landesteile): B e r g g e s e t z vom 13. 8. 1910 (GVB1. S. 815) i.d.F. d. Ges. vom 15. 8. 1914 (GVB1. S. 413), vom 17. 8. 1918 (GVB1. S. 551), vom 10. 10. 1919 (GVB1. S. 676), vom 9. 2. 1924 (GVB1. S. 25), vom 23. 7. 1931 (GVB1. S. 189), vom 12. 11. 1937 (GVB1. S. 299), vom 23. 3. 1938 (GVB1. S. 145), vom 30. 3. 1939 (GVB1. S. 97) u. d. rheinl.-pfälz. Ges. vom 15. 10. 1952 (GVB1. S. 154). Saarland Im Saarland gilt das ABG in der oben unter 2 aufgeführten Fassung, geändert durch Ges. vom 10. 7. 1953 (ABl. S. 353) und vom 23. 3. 1956 (ABl. S. 443). Schleswig-Holstein Im gesamten Gebiet des Landes Schleswig-Holstein, einschließlich der ehemals mecklenburgischen Landesteile (vgl. Art. 50 der Landessatzung vom 31. 12. 1949 — GVB1. 1950 S.3) gilt das ABG in der oben unter 2 aufgeführten Fassung, geändert durch Ges. vom 12. 11. 1952 (GVB1. S. 176). Neben denLandesberggesetzen bestehen in den einzelnenLändern noch zahlreiche 114 E i n z e l g e s e t z e bergrechtlichen Inhalts. Soweit sie im Geltungsbereich des bayerischen Berggesetzes oder des ABG gelten, sind diese Gesetze im Anh. B bis N jeweils unter I abgedruckt, vgl. dort.

C. Zur Geschichte der Berggesetze Aus den M o t i v e n zum Entwürfe eines bay. Berg-Gesetzes S. I bis XIII: „Wie in allen I Staaten Deutschlands, so wurde auch in Bayern schon längst das Bedürfnis gefühlt und anerkannt, die verschiedenen, größtenteils veralteten, den industriellen und staatswirtschaftlichen Verhältnissen der Neuzeit immer weniger entsprechenden Bergordnungen, wie solche diesseits des Rheines noch in gesetzlicher Kraft bestehen, durch eine der freien Bewegung der Industrie mehr Spielraum gebende und zu dem dermaligen Staatsorganismus passende, der Fortbildung auf dem Gebiete der Technik und der Wissenschaft angemessene Berggesetzgebung zu ersetzen. Da die französische Berggesetzgebung der Pfalz die freie industrielle Bewegung des Bergbaues nicht hemmte und auf denselben die Ertragsabgaben weniger als der Zehent in Bayern dieseits des Rheines drückten, so wurde in der Pfalz der Wunsch nach einer neuen Berggesetzgebung früher

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

nicht laut, es machte sich im Gegenteile die Ansicht vielseitig geltend, sich auch in Bayern diesseits des Rheines den Grundsätzen des französischen Bergrechts anzuschließen. Mit dem im Jahre 1848 auf allen Gebieten der Gesetzgebung laut gewordenen Streben nach neuen Gesetzen mußte dieses natürlich um so lebhafter bezüglich des Bergbaues hervortreten. Ungeachtet dessen schritt aber die Berggesetzgebung in allen deutschen Staaten nur sehr langsam voran, was seinen Grund hauptsächlich darin haben mochte, daß das Gebiet der wissenschaftlichen Ausbildung des Bergrechtes in Deutschland, mit Ausnahme Preußens, fast ganz öde lag. Und selbst in Preußen, wo man schon vom Jahre 1824 an bis zum Jahre 1848 vier Berggesetzentwürfe durch sachverständige Techniker und Juristen bearbeiten, prüfen und revidieren ließ, begann man erst im Jahre 1851 damit, auf einzelne Bergrechtsgegenstände sich beziehende Gesetze zu erlassen, und brachte erst im Jahre 1865 eine mit dem 1. Oktober desselben Jahres in Kraft getretene Berggesetzgebung zustande. In Bayern, woselbst der Bergbau nur in geringem Umfange betrieben wurde und es an einer auf Theorie und Praxis gestützten Bergrechtsausbildung fast gänzlich fehlte, war es nicht rätlich, vor den anderen deutschen Staaten mit der Berggesetzgebung voranzugehen. Zudem tauchte im Jahre 1848 die Hoffnung auf Erlangung einer allgemeinen deutschen Berggesetzgebung auf, welche sich längere Zeit erhielt. Politische und andere Verhältnisse standen aber der sofortigen Verwirklichung dieser Erwartung entgegen und so erschienen denn und zwar zuerst für das Königreich Sachsen (1851), für Österreich (1854) und, dem könglich sächsischen Berggesetz sich anschließend, für Sachsen-Weimar (1857) allgemeine Berggesetze, während in Preußen die auf einzelne Bergrechtsgebiete sich beschränkende Novellengesetzgebung voranschritt. Übrigens war man auch in Bayern keineswegs untätig, indem man nicht allein das Augenmerk auf Sammlung des nötigen Materials richtete, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung selbst, da wo es am nötigsten schien, Abhilfe brachte. Dieses geschah durch das Gesetz vom 1. Juli 1856 über die Abgaben von den Bergwerken diesseits des Rheines, durch welches der Bergzehent und verschiedene andere für die Bergwerksbesitzer lästige Abgaben und Gebühren vom Anfange des Verwaltungsjahres 1855/56 aufgehoben worden sind, an deren Stelle eine 5%ige Abgabe vom Reinerträge getreten ist. Ferner wurde der Betrag des nach Art. 46 der bayerischen Bergordnung vom Jahre 1784 zu entrichtenden Quatembergeldes von jährlich einem Gulden auf dreißig Kreutzer durch Art. 12 dieses Gesetzes gemindert. Durch den Art. 13 desselben ist auch die in den bestehenden Gesetzen dem Erbstöllner zugestandene Abgabenerhebung, welche schon mit dem damaligen Stande der Technik durchaus nicht mehr im Einklang stand, weggefallen, und es sind in diesem Artikel dafür andere zeitgemäße Bestimmungen gegeben worden. Endlich wurde im Art. 10 dieses Gesetzes der k. Genehmigung vorbehalten, einige Bergregalitätsgegenstände bis zum Erscheinen eines neuen Berggesetzes von der Regalität auszunehmen oder von Bergwerksabgaben jederart teilweise oder gänzlich zu befreien. Auf Grund dem des ersteren Vorbehalts wurde durch allerhöchste Verordnung vom 21. November 1858 die Regalität mehrerer, sogenannter niederer Fossilien, welche innerhalb des Gebietes der vormaligen Provinz Bayreuth zur großen Belästigung der Grundeigentümer noch bestanden hatte, aufgehoben. Nachdem nun auf diese Weise dem dringendsten Bedürfnisse abgeholfen war und nachdem leider der Bergbau aus ganz außer dem Bereiche des Bergrechtes liegenden Ursachen in Stockung geraten war, drängte in Bayern eine Gefahr für das öffentliche Wohl nicht in dem Maße zum Erlaß eines neuen Berggesetzes, daß man auf den Vorteil hätte verzichten müssen, welcher zu erwarten war, wenn man einer neuen Gesetzgebung eines namentlich in Beziehung auf Bergbau größeren Staates sich anschließen und so unter Annahme der wesentlichen Bergrechtsgrundsätze desselben auch an der Entwicklung des Bergrechtes durch mannigfaltige literarische Beleuchtung und vielfache Praxis, sowie durch zahlreiche Präjudizien und Vollzugsvorschriften teilnehmen konnte. Neue Berggesetze waren damals, wie oben erwähnt, für das Königreich Sachsen und den Kaiserstaat Österreich erlassen. Auf das zuerst (1851) erschienene neue Berggesetz für das Königreich Sachsen mußte man nicht wegen des Umfanges des sächsischen Bergbaubetriebs, sondern deshalb ganz besonders das Augenmerk richten, weil das sächsische Bergrecht unter den in Bayern diesseits des Rheines noch geltenden Berggesetzen des vorigen Jahrhunderts offenbar das ausgebildetste war, daher gleichsam als gemeines deutsches Bergrecht galt und besonders in Bayern gemäß des Publikationspatentes zur Bergordnung vom Jahre 1784 sogar subsidiäre Gültigkeit hatte. Obwohl nun das neue Berggesetz Sachsens in vieler Beziehung bedeutende Fortschritte zeigte, so vermochte dasselbe doch nicht den Anforderungen der Zeit genügend zu entsprechen. Es hielt sich noch zu sehr an die bisherige Bevormundung und Überwachung des Bergbaues und konnte sich von dem immer mehr und mehr als unhaltbar anerkannten Bergregalitätsprinzipe nicht lösschälen.

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

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Über dies war es nur für den Erzbergbau mit Ausschluß des Kohlenbergbaues gegeben, daher für Bayern ganz und gar unanwendbar. Übrigens wurde es selbst in Sachsen von dem Landtage nur als ein vorläufiges Gesetz unter dem Vorbehalte angenommen, daß dasselbe den Kammern, soferne dies noch den nächsten zwei Finanzperioden darauf antragen sollten, von Seite der Staatsregierung zur Revision vorgelegt werde. Diese Revision wurde auch von den Kammern 1858 beantragt. Die k. sächsische Regierung brachte daher dem Landtage von 1863/64 einen Berggesetzentwurf in Vorlage, welcher seine Wirksamkeit auch auf den nicht zum Regalbergbau gehörigen Kohlenbergbau erstrecken und den Bergbau von allen entbehrlichen Erschwerungen und Beschränkungen seiner Tätigkeit entlasten sollte. Dieser Entwurf fand aber so viele Gegner, daß er von der Regierung zurückgezogen wurde und sie sich damit begnügte, von den Kammern die Ermächtigung zu erhalten, eine fernere Beschränkung der bergbehördlichen Aufsichtsführung auf das unbedingt Notwendige, sowie weitere Vereinfachungen als Übergänge zu den künftigen Einrichtungen im Wege der Verordnung verfügen zu können. Man konnte sohin das Gesetz für den Regalbergbau im Königreich Sachsen nicht zur Grundlage eines Berggesetzes für Bayern nehmen. Das im Jahre 1854 erschienene allgemeine Berggesetz für Österreich beruht auf sehr liberalen, den industriellen Verhältnissen der Neuzeit entsprechenden Grundsätzen und hat das Regalitätsprinzip, wenn auch nicht dem Namen, doch der Sache nach aufgegeben. Man glaubte daher einige Zeit sich demselben anschließen zu können, obwohl man sich nicht verhehlte, daß wegen seines Zusammenhanges mit den eigentümlichen österreichischen Staatseinrichtungen und mannigfach abweichenden Landesverhältnissen dessen Annahme für Bayern, selbst wenn man sich auf eine neue Berggesetzgebung für Bayern diesseits des Rheines beschränken wollte, große Schwierigkeiten biete und sehr bedeutende Abänderungen notwendig mache, daß damit die Vorteile des Anschlusses an die Gesetzgebung eines großen Staates nahezu verloren gehen würden. Als nun überdies die Überzeugung festen Boden gewann, daß für Bayern diesseits und jenseits des Rheines eine gemeinsame Berggesetzgebung geschaffen werden solle, gab man den bereits gemachten Versuch einer Umarbeitung des österreichischen Gesetzes für Bayern gänzlich auf. Um so willkommener mußte daher der im Jahre 1862 erschienene vorläufige Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten sein, als die Berggesetzgebung des in Beziehung auf Bergbau in Deutschland bedeutendsten Staates schon an sich, im Falle des Anschlusses an dieselbe, die oben erwähnten allgemeinen Vorteile gewähren mußte, und dieser Entwurf noch überdies sowohl hinsichtlich der Grundsätze, auf welchen er ruhte, als auch hinsichtlich der Ausführung der einzelnen Teile und der Zergliederung des Ganzen sich vor allen, bis dahin erschienenen Berggesetzen äußerst vorteilhaft auszeichnete, und sich in der Hauptsache ganz besonders zur Annahme für Bayern empfahl. Von durchaus sachkundiger Hand ausgegangen, hatte er den Vorzug, daß in demselben in praktischer und theoretischer Richtung den auf dem Gebiet der älteren, sowie der neueren Gesetzgebung gemachten Erfahrungen vollständige Berücksichtigung zugewendet war und daß er namentlich eine Verschmelzung des links- und rechtsrheinischen Bergrechts in sich begriff. In Bayern bestehen hinsichtlich des Bergrechtes in der Hauptsache dieselben Verhältnisse, wie sie in Preußen zur Zeit des Erscheinens des Gesetzentwurfes (von den neuesten Spezialgesetzen daselbst abgesehen) bestanden haben: Diesseits des Rheins eine veraltete, auf das nicht mehr haltbare Regalitätsprinzip gestützte Berggesetzgebung, jenseits des Rheines das keinen Anspruch auf Bergwerksverleihung gewährende französische Konzessionssystem. Auch sind die industriellen Verhältnisse, insofern sie durch die Berggesetzgebung Berücksichtigung finden sollen, in Preußen und Bayern in der Hauptsache dieselben. Dieser Entwurf wurde sofort nach seinem Erscheinen von den gewichtigsten Autoritäten Preußens, Sachsens und Österreichs eingehender Kritik unterstellt. Alle sprachen sich in der Hauptsache sehr anerkennend über diesen Gesetzesentwurf aus und diesem Urteile schlössen sich die zwei bedeutendsten berg- und hüttenmännischen Zeitungen, die in Köln erscheinende Zeitschrift ,,Der Berggeist" und die „Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen" an. Die aus Veranlassung der preußischen Staatsregierung über diesen Entwurf von den Gerichtshöfen, Handelskammern, Regierungen, Oberpräsidenten, Bergbauvereinen u.a. erhaltenen Gutachten wurden von dem Verfasser des Gesetzentwurfes, Berghauptmann Dr. jur. Brassert, systematisch zusammengestellt und mit Berücksichtigung derselben sowie der oben erwähnten Abhandlungen wurde ein neuer Gesetzentwurf von ihm verfaßt, welcher, nachdem kommissionelle Beratungen hierüber gepflogen worden waren, dem am 14. Januar 1865 eröffneten preußischen Landtage zur Beratung und zwar zuerst dem Herrenhause vorgelegt wurde.

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

Daselbst wurde dieser Entwurf von der IX. Kommission gründlicher und umfassender Würdigung unterstellt und mit einigen von der Kommission vorgeschlagenen und von der Staatsregierung gebilligten Änderungen, wodurch aber dessen Grundzüge und liberale Richtung keineswegs alteriert wurden, angenommen. In dem desfallsigen Kommissionsberichte ist unter anderem hervorgehoben, daß diesem Entwürfe, welcher das Erzeugnis einer mehr als vierzigjährigen Anstrengung sei, Erfahrung und Wissenschaft in gleichem Maße zur Seite stehen. Zur Vorberatung des Berggesetzentwurfes wurde sodann von der Kammer der Abgeordneten eine Kommission von 21 Mitgliedern ernannt, und man fand zur möglichsten Beschleunigung der Vorberatung, unbeschadet der Gründlichkeit, angemessen, statt e i n e s sechs Kommissionsmitglieder zu Spezialreferenten zu bestimmen. Der 106 Seiten umfassende Bericht der Ko mmission wurde im Monate Mai 1865 dem Abgeordnetenhause vorgelegt. Die Kommission beantragte einstimmig, dem Entwürfe in der von dem Herrenhaus aufgenommenen Fassung die Zustimmung zu erteilen. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 31. Mai 1865 erfolgte sodann die Annahme des Entwurfes ohne jede Debatte in der von dem Herrenhause beschlossenen Fassung. Durch Gesetz vom 24. Juni 1865 erhielt nun dieser Entwurf als „ A l l g e m e i n e s B e r g g e s e t z f ü r d i e P r e u ß i s c h e n S t a a t e n " mit dem 1. Oktober 1865 Gesetzeskraft. Dieses Gesetz, durch welches nunmehr auch der in Deutschland bedeutendste Bergbaustaat seine neue Berggesetzgebung erhalten hat, kann, da es sich auch auf in Österreich und Sachsen gemachte Erfahrungen und auf eine Reihe von Würdigungen und Prüfungen Sachkündiger stützt, sowohl der Zeit als der Behandlung nach als das Vollendetste auf dem Gebiete der Berggesetzgebung betrachtet werden. Man konnte sich daher bei dem vorliegenden Gesetzentwurf umsomehr gerade für Bayern demselben fest anschließen, als daselbst gleichfalls eine Verschmelzung der Berggesetzgebung jenseits und diesseits des Rheines angestrebt werden mußte. Um nicht oben erwähnter Hauptvorteile des Anschlusses an die Gesetze eines größeren Staates, nämlich der gleichmäßigen Entwicklung und Fortbildung des Rechtes zum größten Teile verlustig zu werden, mußte man nicht allein den Grundsätzen, sondern, soweit nicht besondere Verhältnisse und Einrichtungen Bayerns Abweichungen notwendig machten, auch dem Wortlaut nach, den Gesetzentwurf für Bayern dem allgemeinen Berggesetze f ü r die preußischen Staaten nachbilden. Da ferner die Gesetze am sichersten und richtigsten im Zusammenhalte mit den Motiven ausgelegt werden, so erschien es angemessen, da, wo in dem Gesetzentwurfe selbst von dem preußischen Gesetz nicht abgewichen wurde, auch die Motive zu dem bayerischen Gesetzentwurfe mit möglichst geringer Änderung, sogar ihrer wörtlichen Fassung unter Berücksichtigung der Kommissionsberichte der beiden Häuser des Preuß. Landtages den Motiven des preußischen Gesetzentwurfes zu entnehmen, um so diese Quelle der Gesetzauslegung nicht zu trüben, sie vielmehr zu allen Zeiten in gleichem Maße mit den preußischen Gesetzesauslegungen auf dem Gebiete sowohl der Justiz, als der Verwaltung benützen zu können. Demnach sind auch die allgemeinen auf die bayerischen Verhältnisse anwendbaren, einleitenden Bemerkungen der Motive des preuß. Berggesetzentwurfes mit den nötigen wenigen Änderungen den allgemeinen einleitenden Bemerkungen zum gegenwärtigen Gesetzentwurf zugrunde gelegt worden. Vor allem sind die Gründe auszuführen, aus welchen die Ausdehnung der Bergrechtsreform auf die Landesteile diesseits und jenseits des Rheines unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht bloß zweckmäßig, sondern sogar notwendig erscheint. Denn von einer solchen auf allgemeineren höheren Rücksichten beruhenden Notwendigkeit darf selbst dann geredet werden, wenn zugegeben werden muß, daß die bergrechtlichen Zustände jenseits des Rheines an sich nicht in dem Grade der Verbesserung bedürftig sind, wie in den übrigen Landesteilen. Trotz vieler Vorzüge leidet aber auch das französische Berggesetz vom 21. April 1810 an manchen in der Praxis fühlbaren Mängeln und Lücken und h a t sich außerdem in seinen leitenden Grundsätzen zum Teil überlebt. Die neuere französische und belgische Gesetzgebung h a t daher wenigstens in dringenden Fragen verbessernd und ergänzend nachgeholfen. In Bayern ist seither von einer den veränderten Rechtsanschauungen und Bedürfnissen entsprechenden Fortbildung des französischen Bergrechtes abgesehen worden. Sachgemäße Vorschriften werden unter anderem vermißt in bezug auf das innere Gesellschaftsverhältnis der Bergbautreibenden, die Vertretung derselben nach außen, das Zwangs-

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

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entäußerungsverfahren gegenüber dem Grundeigentümer, die Entziehung des Bergwerkseigentums usw. Namentlich aber fehlt dem französischen Bergwerksgesetze der bewährte deutsch-rechtliche Grundsatz der Bergbaufreiheit, insoferne dort ein Rechtsanspruch des Muters auf die Verleihung und ein Vorrecht des Finders nicht anerkannt, sondern lediglich dem Ermessen der Staatsbehörde überlassen ist, ob und welchem Erwerber die Konzession auf das Bergwerk gegeben werden soll. In dieser Beziehung empfiehlt sich die Rückkehr zum deutschen Bergrecht um so mehr, als selbst Belgien, Portugal und Sardinien, wo bis dahin der Grundsatz des französischen Rechtes ebenfalls zur Anwendung kam, die neuere Gesetzgebung sich im Interesse des Bergbaues genötigt gesehen hat, jenes Ermessen der Behörde wesentlich einzuschränken, und gewisse gesetzliche Vorzugsrechte auf Erteilung der Konzession einzuführen. Es muß daher der Gesichtspunkt im Auge behalten werden, daß es sich gegenwärtig darum handelt, die Vorzüge des französischen Bergrechtes mit den erprobten Grundsätzen des deutschen Bergrechtes zu verschmelzen und auf diese Weise das Berggesetz den Zuständen und Bedürfnissen des Bergbaues diesseits und jenseits des Rheines anzupassen. Eine Beibehaltung der seitherigen getrennten Berggesetzgebung würde sich innerhalb ein und desselben Staatsgebietes um so weniger rechtfertigen lassen, als die Notwendigkeit einheitlicher gesetzlicher Vorschriften für das verwandte Industrie-, Gewerbe- und Handelsrecht allseitig anerkannt und zum Teil schon für ganz Deutschland durch gemeinsame Gesetze befriedigt ist. Endlich liegen aber auch die unmittelbar praktischen Vorzüge und Vorteile auf der Hand, welche durch die beabsichtigte Rechtseinigung sowohl den Bergbautreibenden und dem sonst bei dem Bergbau beteiligten Publikum, als auch den Behörden bei der Ausübung des staatlichen Aufsichtsrechtes gewährt werden. Die allgemeine Aufgabe der gegenwärtigen Bergrechtsreform beruht darin, den Bergbau mit denjenigen Rechtsregeln auszustatten, welche geeignet sind, einerseits die Entwicklung desselben möglichst zu fördern und seine Erfolge zu steigern, andererseits aber auch den natürlichen Konflikt, in welchen andere Zweige der wirtschaftlichen Tätigkeit des Volkes sowie die öffentlichen Interessen mit dem Bergwerksbetriebe geraten, nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Billigkeit auszugleichen und auf diese Weise den allgemeinen materiellen Wohlstand soweit derselbe auf dem Bergbaue beruht, zu heben. Bei der Frage, nach welchen leitenden Grundsätzen diese Aufgabe zu lösen sei, kommen vornehmlich die volkswirtschaftlichen Bedürfnisse der heutigen Bergwerksindustrie, die auf der praktischen Handhabung der seitherigen Berggesetzgebung beruhenden Erfahrungen und die wissenschaftlichen und gesetzgeberischen Fortschritte in Betracht, welche insbesondere das deutsche Bergrecht während des jüngsten Zeitraumes in Preußen und im übrigen Deutschland gemacht hat. Diese verschiedenen Gesichtspunkte führen übereinstimmend zu einem Hauptgrundsatze, welcher auch in dem für Bayern abzufassenden allgemeinen Berggesetze, wie es in Preußen nun erreicht ist, zu erstreben ist. Es ist dies der Grundsatz, der Bergwerksindustrie unter Aufhebung staatlicher Bevormundung volle Selbständigkeit in der Wahrnehmung ihrer Privatinteressen zu gewähren, dagegen die Bergbehörde auf die Überwachung der mitberührten öffentlichen Interessen zu beschränken. In seiner Fürsorge für die Verbesserung der Rechtszustände des Bergbaues ist dem Berggestz insofern eine Grenze gezogen, als dasselbe sich auf das Bergrecht im eigentlichen Sinn, also auf diejenigen Gegenstände zu beschränken hat, welche wegen der eigentümlichen Natur des Bergbaues und seiner besonderen Bedürfnisse eine von dem allgemeinen Rechte abweichende rechtliche Behandlung erheischen. Dagegen ist alles dasjenige, was mit den Eigentümlichkeiten des Bergbaues nichts gemein hat, auszuscheiden und den treffenden Gebieten der allgemeinen Gesetzgebung zuzuweisen. Nur bei einer solchen engeren Begrenzung seines Inhaltes kann das allgemeine Berggesetz in den Bereich des dies- und jenseitigen bürgerlichen Rechtes eingefügt werden, ohne Rechtsstörungen und Konflikte hervorzurufen. Auch entspricht den eigenen Interessen des Bergbaues, den Regeln des bürgerlichen Rechtes überall unterworfen zu sein, wo seine Verhältnisse und Beziehungen nichts Eigentümliches auszuweisen haben und sich namentlich nicht von denjenigen der anderen Industriezweige unterscheiden".

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

II Nachdem das Preußische allgemeine Berggesetz vom 24. J u n i 1865 die zeitgemäßen f ü r den Bergbau erforderlichen gesetzlichen Vorschriften aufgestellt h a t t e , haben die deutschen B u n d e s s t a a t e n in engster Anlehnung an das preußische Gesetz Berggesetze eingeführt. Das preußische Gesetz h a t im Laufe der Zeit Abänderungen u n d Ergänzungen erfahren, welche zumeist von den anderen deutschen Berggesetzen übern o m m e n worden sind. Das bayerische Berggesetz ist am 1. Juli 1869 in K r a f t getreten. Das bis dahin bestehende Bergregal ist mit diesem Zeitpunkte aufgehoben worden. Alle anderen allgemeinen u n d besonderen Gesetze und Verordnungen über Gegenstände, auf welche das neue Berggesetz sich bezog, wurden außer K r a f t gesetzt, insbesondere: 1. die Bergordnung des kurfürstlichen Herzogtums B a y e r n u n d der oberen Pfalz, d a n n der L a n d g r a f s c h a f t Leuchtenberg mit der beigefügten freien Bergwerkserklärung vom 6. Mai 1784 u n d den erteilten Privilegien u n d Freiheiten vom gleichen Tage; 2. die im J a h r e 1715 neu in Druck gelegte Bergordnung des Markgrafen Christian u n d Joachim E r n s t von B r a n d e n b u r g vom 1. Dezember 1619; 3. die §§ 6 u n d 69 bis 480 des sechszehnten Titels im zweiten Teil des allgemeinen preußischen Landrechts, ferner die k. preußische Deklaration vom 29. Oktober 1804; 4. das gemeine deutsche Bergrecht; 5. das organische E d i k t vom 14. September 1809, die Berggerichtsverfassung im Königreiche B a y e r n betreffend; ferner die Art. 75 u n d 79 Abs. 4 des Gesetzes v o m 10. November 1861, die Gerichtsverfassung b e t r e f f e n d ; 6. die Bestimmung in Art. 46 Abs. 2 des Gesetzes vom 28. Mai 1852, die B e n ü t z u n g des Wassers betreffend, hinsichtlich des Vorbehalts f ü r den S t a a t ; 7. die königl. Allerhöchste Verordnung v o m 21. November 1858, die R e g a l i t ä t mehrerer Fossilien in der ehemaligen Markgrafschaft B a y r e u t h betreffend; 8. das in der Pfalz geltende Bergwerksgesetz vom 21. April 1810, das Dekret ü b e r die Organisation des Bergwerkscorps vom 18. November 1810 u n d das Bergwerkspolizeidekret vom 3. J a n u a r 1813. Bezüglich der Begründung des Berggesetzes vom 20. März 1869 s. die Landtagsverhandlungen 1866/69. K. d. Abg. Beil. Bd. IV S. 11, Beil. Bd. V S. 93, 314, StenBer. V S. 156, 443, 451, K. d. R R . Beil. Bd. V S. 146, 197, Prot. Bd. V I S. 96, 144, 253. III

Seit 1869 h a t das bayerische Berggesetz wiederholt Änderungen e r f a h r e n :

1. durch Art. 78 des AG Z P O u n d K O v o m 23. F e b r u a r 1879 (GVB1. S. 63). Beg r ü n d u n g s. in den Landtagsverhandlungen 1877/81, K. d. Abg. Beil. Bd. V, Beil. D S. 163ff., 220. 2) Durch Art. 157 A G B G B vom 9. 6. 1899 (GVB1. 1899 Beil.-Bd. zum LandtagsAbschiede S. 50). Dieses Gesetz brachte eine Reihe zivilrechtlicher Bestimmungen des Berggesetzes in Einklang mit dem neuen bürgerlichen R e c h t e des B G B usw. B e g r ü n d u n g s. in den Landtagsverhandlungen 1898/99, K. d. Abg. Beil. X X Abs. 1 Beil. B S. 73 ff., 102ff. u n d Beil. G S. 209, StenBer. X I I I S. 740. 3) Durch das Gesetz vom 30. 6. 1900 betr. Änderung einzelner Bestimmungen des Berggesetzes f. d. Königreich Bayern vom 20. 3. 1869 (GVB1. S. 745): E i n f ü h r u n g des Staatsvorbehalts f ü r Steinsalz nebst den auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen, namentlich Kali-, Magnesia- u n d Borsalzen, sowie der Solquellen; Ersetzung des dritten Titels, vierter Abschnitt (von den Bergleuten) durch neue Bestimmungen im Anschlüsse an das Arbeiterschutzgesetz vom 1. 6. 1891; Anpassung des siebenten Titels (von den Knappschaftsvereinen) an die Bestimmungen der reichsgesetzlichen Krankenversicherung; Ausdehnung der Zuständigkeit des Verwaltungsgerichtshofes auf Angelegenheiten der Rechte der Muter, Bergbautreibenden u n d Grundbesitzer; Neuorganisation der Bergbehörden; allgemeine Revision des Gesetzes. Begründung s. in den Landtagsverhandlungen 1899/1900, K. d. Abg. Beil. Bd. I S. 317, Bd. I I S. 295, 12

C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

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859, StenBer. Bd. I S. 387ff., Bd. I I S. 789., Bd. IV S. 444, K. d. R R . Aussch.-Prot. Beil.-Bd. I S. 300, Prot. Bd. I S. 134ff. 4) D u r c h das Gesetz v o m 13. August 1910, die Änderung des Berggesetzes bet r e f f e n d : Ä n d e r u n g mehrerer Bestimmungen über das Schürfen u n d Muten im Anschlüsse an die Novelle zum Allgemeinen Berggesetze f ü r die preußischen Staaten vom 18. 6. 1907; ferner von Bestimmungen über die Aufsichtspersonen u n d die Verantwortlichkeit im Bergwerksbetriebe im Anschlüsse an die Novelle zu diesem Gesetze vom 28. 7. 1909; E r g ä n z u n g u n d Änderung des dritten Titels, vierter Abschnitt (von den Bergleuten u n d Betriebsbeamten); Änderung des siebenten Titels (von den K n a p p schaftsvereinen bez. E n t r i c h t u n g der Beiträge der Werksbesitzer in gleicher H ö h e wie die der Arbeiter). B e g r ü n d u n g s. in den Landtagsverhandlungen 1907/08, 1909/10, K. d. Abg. Beil.-Bd. I I S. 1, StenBer. Bd. I I I S. 508ff., K. d. R R . Beil.-Bd. I I S. 57, 170, 281, Prot. Bd. I S. 346ff. Beil. 382, K. der Abg. Beil.-Bd. I I I S. 229, S. 859, Bd. IV S. 7, StenBer. Bd. V I S. 252ff„ K. der R R . Beil.-Bd. S. 47, 730ff„ 169ff., 250, 434. Sten. Ber. Bd. I I S. 97ff., K. der Abg. Beil.-Bd. I X S. 827, Beil.-Bd. X S. 821, 964, StenBer. Bd. X I S. 890ff., K. der R R . StenBer. Bd. I I S. 424ff„ K. der Abg. Beil.-Bd. X I S. 110, StenBer. Bd. X I I S. 602 ff. 5) Durch den Art. 48 des AGRVO (GVB1.1912 S. 1146) wurden einige Vorschriften des siebenten Titels über die Knappschaftsvereine geändert. 6) Durch das Gesetz vom 15. 8. 1914 (GVB1. S. 413), wodurch der Artikel 99 einen 2. Absatz bez. W a h l der Vertrauensmänner durch die Mitglieder des Arbeiterausschusses erhielt. 7) Durch das Gesetz vom 21. 7. 1918 (GVB1. S. 377) betr. Ausdehnung der K n a p p schaftspflicht auf Betriebe auf nichtverleihbare Mineralien u n d E r r i c h t u n g eines gemeinsamen K n a p p s c h a f t s Vereines. 8) Durch das Gesetz v o m 17. 8. 1918 (GVB1. S. 551): A u f n a h m e des Graphits (mit Ausnahme des Vorkommens in Niederbayern) u n d Bitumens u n t e r die bergbaufreien Mineralien nach Art. 1, ferner E i n f ü h r u n g des Staatsvorbehalts f ü r Eisen- u n d Manganerze, Braunkohlen u n d der im Regierungsbezirke Pfalz vorkommenden Steinkohlen, Graphit (mit Ausnahme eines Vorkommens in Niederbayern) und B i t u m e n mit Übergangsbest. 9) Durch das Gesetz vom 10. 10. 1919 (GVB1. S. 676), wodurch Art. 68 hinsichtlich des Zwanges zur I n b e t r i e b n a h m e von verliehenen Bergwerken, Art. 82 hinsichtlich Unterstellung des Bergbaubetriebes u n t e r die staatliche Aufsicht auch in wirtschaftlicher Beziehung, Art. 214 hinsichtlich der Entziehung des Bergwerkseigentums im Zusammenhange mit den Vorschriften des Art. 68 geändert wurden. Ferner wurde Art. 218a i n das Berggesetz neu eingefügt, der die Behörde im R a h m e n des Entziehungsverfahrens zu sofortigen Anordnungen ermächtigt. 10) Durch Art. 54 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Reichsknappschaftsgesetz vom 23. 6. 1923 (RGBl. I S. 465) wurde der V I I . Titel des Berggesetzes über die K n a p p schaftsvereine aufgehoben. Die Kranken-, Pensions-, Invaliden- u n d Angestelltenversicherung wird n u n m e h r n a c h dem Reichsknappschaftsgesetz vom 1. 7. 1926 von der Süddeutschen K n a p p s c h a f t mit dem Sitz in München gewährt. 11) Durch das Gesetz vom 9. 2. 1924 (GVB1. S. 25): Änderung bzw. E r g ä n z u n g von Bestimmungen des vierten Titels (von den Rechtsverhältnissen der Mitbeteiligten eines Bergwerkes), E i n f ü h r u n g eines Aufsichtsrates bei den Gewerkschaften, der später wieder weggefallen ist. 12) Durch das Vereinfachungsgesetz v o m 23. 7. 1931 (GVB1. S. 189) wurde der Beirat für die wirtschaftliche Aufsicht der Bergwerke (Art. 82 Abs. 1 Satz 3 u n d Abs. 4) abgeschafft. Das G r u n d a b t r e t u n g s v e r f a h r e n wurde vereinfacht u n d beschleunigt: die Entscheidung über die G r u n d a b t r e t u n g der Kreisverwaltungsbehörde übertragen; d u r c h den neuen A r t . 200 a die sofortige I n a n s p r u c h n a h m e des Grundstücks in dringend e n Fällen ermöglicht. 13

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C. Zur Geschichte des bayerischen Berggesetzes

13) Durch das Graphitgesetz vom 12. 11. 1937 (GVB1. S. 299 — BayBS I V S. 164) wurde der Graphit auch in den 1918 noch dem Verfügungsrecht der Grundeigentümer belassenen Gebieten in Niederbayern in Art. 1 aufgenommen und gleichzeitig unter Staatsvorbehalt gestellt; bestehende Rechte blieben jedoch aufrechterhalten (vgl. Graphitgesetz — Anh. B I 4). 14) Durch das Gesetz zur Änderung des Berggesetzes und des Wassergesetzes vom 23. 3. 1938 (GVB1. S. 145 — BayBS I V S. 165) wurde auch das Waschgold zum bergbaufreien Mineral erklärt und die früher maßgebliche Regelung des Wassergesetzes aufgehoben. Gleichzeitig wurde das Gold unter Staatsvorbehalt gestellt. 15) Durch das Gesetz zur Änderung des Berggesetzes vom 30. 3. 1939 (GVB1. S. 87) wurden zum Teil in Anlehnung an die Novelle zum ABG vom 24. 9. 1937 geophysikalische Untersuchungsarbeiten teilweise den Schürfvorschriften unterstellt, verschiedene Schürf Vorschriften geändert (Art. 5, 9, 11, 12), die Gültigkeit der Mutung von der Einzahlung eines Kostenvorschusses abhängig gemacht (Art. 16), das Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr ermächtigt, die Vorschriften über den Hilfsbau auch auf Grundeigentümermineralien zu erstrecken (Art. 55a), die Befugnis zur Ausstellung von Fahrscheinen (Art. 81) auf das Oberbergamt übertragen, die Verpflichtung des Repräsentanten, seinen Wohnsitz in Bayern zu haben (Art. 160, 177), dahingehend geändert, daß der Wohnsitz innerhalb des Deutschen Reichs liegen muß, das Recht auf Grundabtretung auch gegenüber bebauten Grundstücken und Hofräumen eingeführt (Art. 179ff.), die Vorschriften über die Beschwerde (Art. 249) abgeändert, die bergbehördliche Aufsicht auch auf den Schutz aller Lagerstätten im volkswirtschaftlichen Interesse erstreckt (Art. 253) die Zuständigkeit des Oberbergamts zum Erlaß oberpolizeilicher Vorschriften begründet (Art. 254) und schließlich Art. 271 redaktionell geändert. 15) Durch das Gesetz zur Änderung des Berggesetzes vom 29. 12. 1949 (GVB1. 1950 S. 40 — BayBS I V S. 166) wurden die Mineralien Molybdän, Titan, Uran, Wismut und Wolfram sowie die wegen ihres Gehalts an Phosphor technisch verwertbaren Gesteine dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen, Titan- und Uranerze sowie die wegen ihres Gehalts an Phosphor technisch verwertbaren Gesteine unter Staatsvorbehalt gestellt; ferner wurden die Vorschriften über das Beschwerdeverfahren geändert. 16) Durch das Polizeiaufgabengesetz vom 16. 10. 1954 (BayBS I S. 442) wurden die Befugnisse der Bergämter bei der Strafverfolgung abgegrenzt (Art. 248). 17) Durch das Rechtsbereinigungsgesetz wurde das Berggesetz auf seine Fortgeltung überprüft. Dabei wurden zahlreiche Vorschriften, die durch entgegenstehendes Bundes- oder Landesrecht, durch Änderung der Verhältnisse oder durch Fristablauf gegenstandslos geworden waren, ohne ausdrücklich aufgehoben worden zu sein, fallen gelassen und das Berggesetz mit Wirkung vom 1. 1. 1957 in die Bereinigte Sammlung des Bayerischen Landesrechts Bd. I V S. 136 aufgenommen. 18) Durch Art. 48 Abs. 1 Ziff. 15 des Bayerischen Verwaltungszustellungs- und Vollstreckungsgesetzes vom 30. 5. 1961 (GVB1. S. 148) wurde Art. 256 aufgehoben. Neben den ausdrücklichen Änderungen des Textes des Berggesetzes sind durch verschiedene sonstige bundes- und landesrechtliche Vorschriften (z. B. die Verwaltungsgerichtsordnung) einzelne Vorschriften inhaltlich überholt. Hierauf ist bei den einzelnen Artikeln jeweils hingewiesen. IV

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Über die Änderungen des ABG seit 1865 vgl. oben unter B I I 2a.

Bayerisches Berggesetz Vom 13. August 1910

Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten Vom 24. Juni 1865

Berggesetz Vom 13. August 1910«) ( B a y B S IV S. 136) — bayBergG —

Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten Vom 24. Juni 1865*) (GS S. 705) — ABG —

*) Uber die Fassung vgl. Einleitung B II 2. 15

Erster Titel

Allgemeine Bestimmungen Überblick Der Erste Titel enthält die grundsätzlichen Bestimmungen über B e r g b a u f r e i I h e i t und S t a a t s v o r b e h ä l t . In Art. 1 bzw. § 1A BG ist festgelegt, daß das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung bestimmter Mineralien (bergbaufreie oder bergfreie Mineralien) dem Grundeigentümer entzogen ist und unter Beachtung der berggesetzlichen Vorschriften grundsätzlich jedermann zusteht. Der Grundsatz wird eingeschränkt durch die Einführung des sog. Staatsvorbehalts für die volkswirtschaftlich besonders wichtigen Mineralien (Art. 2 bzw. § 2 ABG). Diese Mineralien sind zwar ebenfalls dem Grundeigentümer entzogen, also bergbaufrei, jedoch ist ihre Aufsuchung und Gewinnung dem Staate vorbehalten; er bedarf im Geltungsbereich des ABG allerdings noch der Verleihung. Der Staat kann das ihm zustehende, bzw. verliehene Recht anderen Personen überlassen. Praktisch ist die durch die deutschen Berggesetze ursprünglich gewährte allgemeine Bergbaufreiheit durch die Einführung des Staatsvorbehalts für die wichtigsten Mineralien stark eingeschränkt worden. Während bei bergbaufreien Mineralien, die dem Staatsvorbehalt nicht unterliegen, die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen jedermann eingeräumt werden muß, der die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, hat der Staat bei der Überlassung des Rechts zur Aufsuchung und Gewinnung staatsvorbehaltener Mineralien weitgehend freie Hand. Er kann also insbesondere auch auf die persönliche und finanzielle Zuverlässigkeit des Unternehmers achten. Daneben verschafft sich der Staat durch die Übertragung der ihm zustehenden Bergbaurechte eine Einnahmequelle. (Hierzu siehe im einzelnen Anm. 9 b zu Art. 2). Im Ersten Titel ist in Art. 3 bzw. § 1 a A BG ferner noch klargestellt, daß auch die 11 vom S t a a t b e t r i e b e n e n B e r g w e r k e in vollem Umfang den berggesetzlichen Vorschriften unterliegen. In Art. 3 ist auch geregelt, welche Vorschriften des Berggesetzes auf die Aufsuchung und Gewinnung von staatsvorbehaltenen Mineralien durch dazu ermächtigte Personen Anwendung finden.

Art. 1 bayBergG — § 1 ABG [Bergbaufreie Mineralien] Art. 1 (1) Das Eigentumsrecht an Grund und Boden 1 erstreckt sich nicht auf die nachbezeichneten Mineralien 2 ; deren Aufsuchung 3 und Gewinnung 3 ist, soweit nicht für einzelne derselben abweichende B e s t i m m u n g e n getroffen sind 4 , unter Einhaltung der Vorschriften des gegenwärtigen Gesetzes einem jeden gestattet. S

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 1 bayBergG — § 1 ABG

Berggesetz

(2) Diese M i n e r a l i e n s i n d : Gold®, Silber, Quecksilber, Eisen*, Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, Arsenik 7 , M a n g a n , A n t i m o n , Molybdän 8 , Titan 8 , Uran 8 , W i s m u t 8 , W o l f r a m 8 u n d Schwefel 9 , g e d i e g e n u n d a l s E r z e 1 0 ; A l a u n - u n d Vitriolerze 1 1 , S t e i n - u n d B r a u n k o h l e 1 2 ; G r a p h i t 1 3 ; S t e i n s a l z n e b s t den m i t d e m s e l b e n auf der n ä m l i c h e n L a g e r s t ä t t e v o r k o m m e n d e n Salzen 1 4 16 , n a m e n t l i c h Kali, M a g n e s i a - u n d B o r s a l z e n s o w i e die Solquellen 1 4 1 6 ; B i t u m e n 1 6 in f e s t e m , f l ü s s i g e m oder g a s f ö r m i g e n Zustand, i n s b e s o n d e r e Erdöl, E r d g a s , B e r g w a c h s (Ozokerit) u n d A s p h a l t 1 7 s o w i e die w e g e n i h r e s Gehalts an B i t u m e n oder P h o s p h o r 1 ' t e c h n i s c h v e r w e r t b a r e n Gesteine. Art. 1 gilt heute in der Fassung d. Gesetzes v. 17. 8. 1918 (BayBS IV S. 162 — GVBl S. 551) — Anh. B 1 1 —, des Graphitgesetzes v. 12.11.1937 (BayBS IV S. 164) — A n h B 1 4 — , des Ges. v. 23. 3.1938 (BayBS IV S. 165 — GVBl. S.145) — Anh. B I 5 — und d Ges. vom 29.12.1949 (BayBS IV S. 166 — GVBl. 1950 S. 40) — Anh. B I 6. In R h e i n l a n d - P f a l z sind die Mineralien in Art. 1 Abs. 1 bayBergG in anderer Reihenfolge aufgeführt; ferner sind noch die Mineralien V a n a d i u m und C h r o m aufgenommen worden (Ges. v. 15.10.1952 — GVBl. S. 154). Der Art. 1 entsprechende § 1 ABG gilt in den einzelnen Ländern in verschiedenen Fassungen. In Berlin, B r e m e n und in den ehemals preußischen Landesteilen von B a d e n W ü r t t e m b e r g (Hohenzollern) gilt noch die bei Kriegsende im gesamten Geltungsbereich des ABG maßgebliche Fassung: § 1 ABG (1) Die n a c h s t e h e n d b e z e i c h n e t e n M i n e r a l i e n s i n d v o m V e r f ü g u n g s r e c h t des Grundeigentümers1 ausgeschlossen: Gold 5 , Silber, Quecksilber, E i s e n 6 m i t A u s n a h m e der Raseneisenerze 6 », Blei, Kupfer, Zinn, Zink, Kobalt, Nickel, A r s e n i k 7 , M a n g a n , A n t i m o n und S c h w e fel 9 , g e d i e g e n u n d a l s E r z e 1 0 ; A l a u n - und Vitriolerze 1 1 ; Steinkohle 1 2 , B r a u n k o h l e 1 2 und G r a p h i t 1 3 ; Steinsalz, Kali-, M a g n e s i a - u n d B o r s a l z e n e b s t den m i t d i e s e n S a l z e n auf der n ä m l i c h e n L a g e r s t ä t t e v o r k o m m e n d e n S a l z e n 1 4 1 6 u n d die Solquellen 1 4 15 . ( 2 ) Die A u f s u c h u n g 3 u n d G e w i n n u n g 3 d i e s e r Mineralien 2 u n t e r l i e g t den Vorschriften des gegenwärtigen Gesetzes. I n den Ländern H a m b u r g . H e s s e n , N i e d e r s a c h s e n , N o r d r h e i n -Westfalen, R h e i n l a n d - P f a l z , S a a r l a n d und S c h l e s w i g - H o l s t e i n wurden in § 1 Abs. 1 ABG zwischen die Elemente Mangan und Antimon in verschiedener Reihenfolge die Elemente W o l f r a m , M o l y b d ä n , V a n a d i u m , Titan, C h r o m und W i s m u t eingefügt; ferner wurde hinter Alaun- und Vitriolerze in einer neuen Zeile U r a n - und T h o r i u m e r z e eingefügt. I n H a m b u r g und N i e d e r s a c h s e n wurde die Reihe der Elemente Wolfram usw. außerdem noch durch G e r m a n i u m ergänzt. Ferner wurden in H a m b u r g , H e s s e n , N i e d e r s a c h s e n , N o r d r h e i n - W e s t f a l e n und im Saarland das Mineral Arsenik in A r s e n umbenannt. In verschiedenen Ländern gelten für bestimmte Landesteile noch Ausnahmen f ü r gewisse Mineralien, die bei der Einführung des ABG vorbehalten worden waren. Diese Ausnahmen sind in den Anmerkungen zu den einzelnen Mineralien erwähnt. 1 Bergbaufreiheit. 1a Nach § 905 BGB erstreckt sich das Recht des Grundeigentümers grundsätzlich auch auf den R a u m unter der Erdoberfläche. Durch Art. 1 bzw. § 1 ABG wird dieses Recht bezüglich der Verfügung über die dort aufgeführten Mineralien eingeschränkt. Rechtsgrundlage für diese Beschränkung ist Art. 67 EGBGB. Der Grundeigentümer 18

I. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 bayBergG — § 1 AB G

muß die Aufsuchung und Gewinnung dieser Mineralien nach Maßgabe der berggesetzlichen Bestimmungen zulassen. Streitig ist, ob an noch ungetrenntenMineralien bereits Eigentum bestehen kann. 1 b Die h.M. nimmt an, daß die Mineralien bis zur Trennung h e r r e n l o s sind, also weder im Eigentum des Grundstückseigentümers (so Achenbach S. 97, Brassert-Gottschalk S. 7, Schlüter-Hense Anm. 3, Klostermann-Thielmann Anm. 2) noch des Staates stehen (so Arndt Bergregal S. 279ff.). Für das bayerische Recht wird diese Auffassung aus dem Text des Art. 1 Abs. 1 „das Eigentumsrecht an Grund und Boden erstreckt sich nicht auf . . zu folgern sein. Das ABG spricht nur vom Ausschluß des Verfügungsrechts; auch für seinen Geltungsbereich wird heute überwiegend angenommen, daß Eigentum erst mit der Trennung durch Aneignung (§ 958 BGB) entstehen kann (so Boldt Anm. 4; Ebel Anm. 2; Reuß-Grotefend-Dapprich Anm. 1, Willecke S. 5/6; Müller-Erzbach S. 120f„ Voelkel S. 105; Wolff-Raiser, § 97 I, vgl. auch RG 12. 2. 1932, RGZ 135, 201). Der Bergwerkseigentümer hat ein absolutes Aneignungsrecht an den ihm verliehenen Mineralien wie z.B. der Jagdberechtigte an den herrenlosen Tieren; s. auch Anm. l b zu Art. 44/45. Die u n b e f u g t e A n e i g n u n g b e r g b a u f r e i e r Mineralien durchDritte, auch durch 1 C den Grundstückeigentümer, sowie bestimmte Vorbereitungshandlungen hierzu, sind nach Art. 271 bzw. §§ 1, 2 des Ges. über die Bestrafung unbefugter Gewinnung oder Aneignung von Mineralien v. 26. 3. 1856 (GS S. 203) strafbar. Auch kommen Schadensersatzansprüche nach § 823 Abs. 1 BGB (Verletzung des Aneignungsrecht) und § 823 Abs. 2 BGB i. V. m. d. o. a. Strafgesetzen in Frage. Schließlich erwirbt der Nichtberechtigte auch kein Eigentum (§ 958 Abs. 2 BGB). Die Aufzählung der Mineralien in Art. 1 bzw. § 1 ABG ist e r s c h ö p f e n d . 2 a Eine Generalklausel wie sie andere Berggesetze (z.B. das sächsische und das österreichische) enthalten, gilt derzeit in der Bundesrepublik nirgends. Eine Anpassung an die fortschreitende wissenschaftliche und technische Entwicklung durch Aufnahme weiterer Mineralien ist nur im Wege der Gesetzgebung möglich. Durch die Reichsverordnung über die Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze vom 31.12.1942 (RGBl. 1943 I S. 17) — Anh. A I 12 — ist allerdings der Bergbau auf die wichtigsten dem Grundeigentümer verbliebenen Mineralien ebenfalls der bergbehördlichen Aufsicht unterstellt worden. Problematisch erscheint, ob eine N e u a u f n a h m e von Mineralien in den Katalog des Art. 1 bzw. § 1 ABG sich als eine Enteignung der Grundeigentümer darstellen würde, die nur unter Beachtung der Vorschriften des Art. 14 Abs. 3 GG zulässig wäre. Nach dem vom Bundesgerichtshof in ständiger Rechtsprechung vertretenen (modernen) Enteignungsbegriff, stellt, eine Beschränkung der Befugnisse des Eigentümers immer dann eine Enteignung dar, wenn ihm ein besonderes Vermögensopfer auferlegt wird (vgl. BGHZ 6, 270). Die Entziehung bestimmter Mineralien ist nicht schon deshalb keine Enteignung, weil sie alle Grundstückseigentümer innerhalb des Landes gleich trifft. Denn praktisch wirkt sich die Regelung nur dort aus, wo das Mineral tatsächlich vorkommt. Es wird vielmehr darauf abgestellt werden müssen, ob das Vorhandensein des Minerals sich in irgendeiner Form als wertbildender Faktor ausgewirkt hat. Die Unterstellung eines bislang gewerblich nie genutzten Elementes z.B. des Thoriums unter das Berggesetz bewirkt kein Sonderopfer einzelner Grundstückseigentümer, da von einer Vermögenseinbuße nicht gesprochen werden kann. Dies wäre erst dann der Fall, wenn dem Grundstückseigentümer das Vorhandensein eines bestimmten Minerals und seine wirtschaftliche Verwertbarkeit bekannt geworden wäre, sein Grundstück also einen höheren Wert erhalten hätte. Grundeigentümermineralien, deren Wert gemeinhin bekannt ist und die anderwärts abgebaut werden, wie Spate, Tone, Kaolin, Formsand u.ä. könnten demnach nicht ohne Entschädigung für bergbaufrei erklärt werden, während dies bei Elementen wie Thorium im allgemeinen noch zulässig erscheint. Insoweit liegt nur eine Inhaltsbeschränkung nach Art. 14 Abs. 1 GG vor, die nicht 2»

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Art. 1 bayBergG — § 1 ABG

Berggesetz

zur Entschädigung verpflichtet (vgl hierzu Kremer ZfB 99, 409—1958; Mang, Verwaltungsrecht in Bayern Bd. I I S. 407). 2 b Im Geltungsbereich des ABG sind über §1 hinaus noch verleihbar: D a c h s c h i e f e r in H e s s e n im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau gem. Art. I I d. Einf.VO f. Nassau v. 22. 2. 1867 (GS S. 237), ferner im Gebiet des ehemaligen Fürstentums W a l d e c k (ohne Pyrmont), s. Kast ZfB 76, 384 (1935). S c h w e r s p a t in H e s s e n im Gebiet der ehemaligen Herrschaft Schmalkalden gem. Art. X V Einf. VO f. Hessen v. 1. 6. 1867 (GS S. 770). Ferner sind noch über § 1 ABG hinaus in einzelnen Landesteilen bestimmte Mineralien dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen und dem Staate vorbehalten; s. vor Anm. 1 zu Art. 2. 2 c In allen Ländern bestehen noch die sog. a l t e n R e c h t e weiter, die ihre Entstehung auf die vor Inkrafttreten des Berggesetzes und des ABG bestehenden Gesetze gründen (Art. 281 bzw. § 222 ABG). In B a y e r n gehören hierzu vor allem die sog. n i e d e r e n F o s s i l i e n i m Gebiet der ehemaligen markgräflich Brandenburg-Bayreuther Bergordnung vom 1. 12.1619 (z.B. K a l k s t e i n , G r a n i t , S y e n i t , D a c h s c h i e f e r , Grünstein, Gips, Lehm, Quarz, R ö t e l , Porzellanerde, Speckstein, Ton, S a n d s t e i n , O c k e r , S c h w e r s p a t , S c h m i r g e l u.a.). 3 a Der Begriff Aufsuchung wird im Berggesetz an verschiedenen Stellen gebraucht (s. Art. 2 bzw. § 2 ABG, Art. 4 bzw. § 3 ABG und Art. 46 bzw. § 54 ABG). E r umfaßt zweierlei: einmal die Tätigkeit, die auf die Entdeckung des Minerals gerichtet ist (Kiessling-Ostern, Art. 4 Anm. 2), aber auch das Nachforschen nach Art und Ausdehnung der Lagerstätte eines bereits bekannten oder zu erwartenden Minerals (Kiessling-Ostern Art. 2 Anm. 2). Da durch das Berggesetz offensichtlich beide Tätigkeiten geregelt werden sollen, muß der Begriff Aufsuchung in Art. 1 bzw. § 1 ABG auch beide umfassen, also im weitesten Sinne verstanden werden. B b Gewinnung ist die auf die Förderung des Minerals gerichtete Tätigkeit. Mit der Besitzergreifung erlangt der Berechtigte nach § 958 B G B Eigentum an den Mineralien. Von der Gewinnung zu unterscheiden sind die Aufbereitung (vgl. Art. 50) und die Weiterverarbeitung, insbes. die Verhüttung (s. Anm. 2 a zu Art. 50 und Anm. 3 zu Art. 253). 4 Durch die Erweiterung des Katalogs der sog. staatsvorbehaltenen Mineralien (Art. 2) sind bergbaufreie Mineralien im eigentlichen Sinne (d.h. v e r l e i h b a r e M i n e r a l i e n ) in B a y e r n nur noch: S i l b e r , Q u e c k s i l b e r , B l e i , K u p f e r , Z i n n , Z i n k , K o b a l t , N i c k e l , A r s e n i k , A n t i m o n , M o l y b d ä n , W i s m u t , W o l f r a m und S c h w e f e l , gediegen und als Erze; ferner A l a u n - u n d V i t r i o l e r z e sowie S t e i n k o h l e (letztere nicht in der P f a l z ! ) . Nur auf diese Mineralien kann gemutet werden. Jedoch sind noch aus der Zeit vor der Einführung des Staatsvorbehalts bzw. auf Grund der Übergangsbestimmungen bei Einführung des Staatsvorbehalts Verleihungen vorhanden auf G o l d , E i s e n - und M a n g a n e r z e , B r a u n k o h l e , G r a p h i t und B i t u m e n (vgl. Art. IV d. Ges. v. 17. 8. 1918 — Anh. B I 1 —). 5 Zu den bergbaufreien Mineralien gehört auch das Gold in Seifen, d. s. durch natürliche Vorgänge von dem ursprünglichen Ort entfernte und in einer zweiten Ablagerung wieder gesammelte Goldreste, ferner das W a s c h g o l d . Bis zur Änderung des Berggesetzes durch das Ges. v. 23. 3. 1938 (BayBS IV S. 165) — Anh. B I 5 — war für die G o l d w ä s c h e r e i in B a y e r n nur die Erlaubnis der Verwaltungsbehörde erforderlich (Art. 26 Abs. 2 Satz 2 WG). Mit der Aufnahme in das Berggesetz wurde das Waschgold — wie das Gold überhaupt unter Staatsvorbehalt gestellt. Die Goldwäscherei bedarf in Bayern daher der Erlaubnis der Staatsregierung (Art. 2 Abs. 2). Für das Verfahren bei der Erteilung der Erlaubnis vgl. Bek. über Aufsuchung und Gewinnung von Waschgold (Goldwäscherei) v. 19. 5. 1938 (BayBS IV S. 165). — 20

I. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 bayBergG — § 1 ABG

Anh. B I 5 a —. Alte Erlaubnisse der Verwaltungsbehörden galten für ihre Frist fort, solche bestehen aber heute nicht mehr. Im Geltungsbereich des ABG konnte Waschgold von jeher verliehen werden. Eisenerz. 6 B o h n e r z ist dem Grundeigentum entzogen; in B a y e r n auch das R a s e n e i s e n e r z , während es im Geltungsbereich des ABG dem Grundeigentümer verblieben ist. Der Abbau von R a s e n e i s e n e r z e n ist jedoch durch Reichsgesetz vom 22. 6. 6 a 1937 (RGBl. I S. 650) — Anh. A 1 6 — geregelt worden: Nach § 1 Abs. 1 Satz 1 d. Gesetzes dürfen Raseneisenerze nur mit staatlicher Genehmigung abgebaut werden. Nach § 1 Abs. 1 Satz 2 des Ges. bedarf der Genehmigung nicht der Abbau von Raseneisenerzen, die nach einem Landesgesetz verliehen sind, das die Raseneisenerze dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzieht. U. E. kommt die Genehmigungspflicht daher für den Abbau von Raseneisenerzen in Bayern nicht in Frage. Zwar ist eine Verleihung nicht mehr möglich, da Eisenerze nach Art. 2 unter Staatsvorbehalt stehen. Doch muß die Ausnahme von der Genehmigungspflicht nach dem o. a. Gesetz hier erst recht zutreffen, da ja der Abbau von der Erteilung der Erlaubnis nach Art. 2 Abs. 2 also bereits von einer behördlichen Ermächtigung abhängig ist. Der Staatsvorbehalt stellt gegenüber den Beschränkungen des Abbaus durch das Reichsgesetz eindeutig die weitergehendere Norm dar, die sinngemäß durch § 1 Abs. 1 Satz 2 d. Gesetzes aufrechterhalten blieb. Verbindungen vonEisen mit Schwefel ( S c h w e f e l k i e s , E i s e n k i e s , M a r k a s i t) 6 b werden nicht als E i s e n e r z e , sondern als Schwefelerze erachtet. Über den Begriff ,,Erz", insbesondere den erforderlichen Prozentgehalt an Fe vgl. auch Anm.10 u. Anm. 6 zu Art. 17. In B a y e r n wurde das Bergwerkseigentum auf E i s e n e r z e verliehen, wenn der 6 c Eigensehalt ca. 20% betrug (Bay. VGH 6. 9. 1909 Nr. 10 111/09, 4. 1. 1909 Nr. 161 u. 162 111/08). In seinem Bescheid vom 19. 3. 1919 Nr. 38 1/17 hat der BayVGH ein eisenhaltiges Mineral mit 17,26% als Eisenerz erklärt. Für die Erteilung einer Erlaubnis nach Art. 2 Abs. 2 ist der Nachweis eines bestimmten Eisengehaltes ebenfalls erforderlich, da andernfalls das Mineral dem Grundeigentümer verblieben ist. Nach der derzeitigen bayerischen Praxis wird für die Erteilung einer Eisenerzgewinnungserlaubnis der Nachweis einer Lagerstätte von Eisenerz mit mindestens 15% Fe-Gehalt verlangt. Schwierigkeiten ergeben sich nicht selten bei der Gewinnung von F ä r b er de 6 d durch den Grundeigentümer in einem auf Eisen verliehenen Grubenfelde oder in einem Konzessionsfelde, wenn Farberde und mulmiges oder ockeriges Eisenerz in Vergesellschaftung vorkommen. Der Grundeigentümer muß das Eisenerz dem Grubenfeldbesitzer gegen Erstattung der Gewinnungs- und Förderkosten auf Verlangen herausgeben. Das gleiche gilt für den Grubenfeldbesitzer bei der Mitgewinnung der vorkommenden Farberde (Art. 48 u. 49). Eine Verpflichtung zur Mitgewinnung oder Förderung besteht in beiden Fällen nicht. Nach dem Aussehen kann der Eisengehalt meist nicht ausreichend beurteilt werden. Es gibt intensiv gelb oder braungelb gefärbte Vorkommen mit einem Eisengehalte von etwa 10% und darunter. Im fränkischen Jura sind mulmige Eisenerze mit einem Eisengehalte von 50% bekannt. Im Zweifelsfalls muß deshalb die chemische Untersuchung Aufschluß geben. In H a m b u r g , H e s s e n , N i e d e r s a c h s e n , N o r d r h e i n - W e s t f a l e n und im S a a r l a n d wurde das Mineral Arsenik in A r s e n umbenannt.

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Die Elemente M o l y b d ä n , T i t a n , U r a n , W i s m u t u n d W o l f r a m wurden 8 durch Art. 1 Ziff. 1 d. Ges. v. 29. 12. 1949 (BayBS IV S. 166 — GVB1. 1950 S. 40) eingefügt. Verleihungen auf Grund der Übergangsbestimmungen wurden nicht ausgesprochen. 21

Art. 1 bayBergG — § 1 ABG

Berggesetz

In H a m b u r g , H e s s e n , N i e d e r s a c h s e n , N o r d r h e i n - W e s t f a l e n , R h e i n l a n d - P f a l z , S a a r l a n d u n d S c h l e s w i g - H o l s t e i n gehören auch V a n a d i u m u n d C h r o m zu den bergbaufreien Mineralien, ferner neben U r a n e r z e n auch T h o r i u m e r z e , allderdings stehen sie u n t e r Staatsvorbehalt (vgl. Art. 2) in H a m b u r g u n d N i e d e r s a c h s e n ist auch G e r m a n i u m in das ABG aufgenommen worden. I n R h e i n l a n d - P f a l z wurde in das dort geltende bayerische Berggesetz auch T h o r i u m eingefügt, u n d zwar in Art. 2, nicht aber in Art. 1. E s handelt sich offensichtlich u m ein Redaktions versehen. Thorium ist dort also nicht bergbaufreies Mineral, sondern Grundeigentümermineral; seine Aufsuchung u n d Gewinnung ist aber dem S t a a t e vorbehalten, ähnlich wie Bitumen u n d Phosphor im A BG-Bereich (vgl. Anm. 16). 9 Als S c h w e f e l e r z wird nur Schwefelkies, Eisenkies, Markasit betrachtet, nicht dagegen ein Mineral, in welchem der Schwefel in Verbindung mit Blei, Zink, K u p f e r u.dgl. v o r k o m m t . Das Schwefelerz m u ß nach allgemeiner Verwendung zur Herstellung von Schwefel oder Schwefelsäure dienen können, Gips, Anhydrit, Strontiamit u.dgl. sind keine Schwefelerze. 1 0 F ü r die metallhaltigen Mineralien sowie f ü r Arsen u n d Schwefel ist Voraussetzung, d a ß sie „ g e d i e g e n " oder „ a l s E r z " vorkommen. 1 0 a E r z im Sinne der Berggesetze sind nur die im festen Aggregatzustand vorkommenden Verbindungen, die nach dem jeweiligen Stand der Aufbereitungs- u. H ü t t e n technik technisch zur Herstellung des Elementes geeignet sind u n d deren Verwendung zur V e r h ü t t u n g wirtschaftlich möglich erscheint. Dabei k o m m t es nicht darauf an, ob das Mineral zur tatsächlichen Verarbeitung auf das E l e m e n t gewonnen werden soll, da der Begriff Erz rein objektiv zu bestimmen ist. Eine Verwendungsmöglichkeit nur als Zuschlag bei der V e r h ü t t u n g genügt nicht. Alle übrigen Metallverbindungen mögen sie geologisch u n d mineralogisch als Erze ansprechbar sein, gehören dem Grundeigentümer. Das gleiche gilt von Lösungen metallhaltiger Verbindungen (z.B. M i n e r a l q u e l l e n ) . Über Heilquellen vgl. Überblick vor Art. 203. 1 0 b D a n a c h steht nicht ein f ü r allemal fest, welche Mineralien (Erze) d e m Grundeigent u m entzogen sind. Denn nach d e m jeweiligen S t a n d der Technik können Erze, die bislang als nicht u n t e r das Berggesetz fallend anzusehen waren, n u n m e h r von ihm e r f a ß t werden. Mit zunehmendem technischen Fortschritt k a n n daher das Grundeigentum durch die Berggesetze weitere Beschränkungen erfahren. U . E . k a n n darin allerdings nicht der T a t b e s t a n d der E n t e i g n u n g (Art. 14 Abs. 3 GG) gesehen werden. Vielmehr handelt es sich hier u m eine sog. Inhaltsbeschränkung des E i g e n t u m s (Art. 14 Abs. 1 GG), da dem Sacheigentum auf Grund von Art. 67 E G B G B dieser Vorbehalt von vornherein a n h a f t e t . E r wird allerdings nicht schon bei E r l a ß der berggesetzlichen Bestimmungen, sondern erst mit dem Fortschreiten der technischen Entwicklung wirksam. Die Beschränkung ist aber von A n f a n g an durch die Begriffsbestimmung der Berggesetze festgelegt. Nicht zu verwechseln mit dem Nachweis des Vorhandenseins eines Erzes im Sinne von Art. 1 bzw. § 1 ABG ist der erforderliche Nachweis eines wirtschaftlich verwertbaren Vorkommens nach A r t . 17 bzw. § 15 ABG. F ü r die Verleihbarkeit eines Minerals ist neben dem Vorhandensein eines Erzes im obenbeschriebenen Sinne noch weiter erforderlich, d a ß es a n einem bestimmten P u n k t in solcher Menge u n d Beschaffenheit (Teufe, Mächtigkeit) nachgewiesen wird, d a ß eine bergmännische Gewinnung möglich erscheint (vgl. hierzu im einzelnen Anm. 6 zu Art. 17). Dieser Nachweis ist stets n u r f ü r einen bestimmten F u n d p u n k t notwendig, ergibt also schon seiner N a t u r nach keine H a n d h a b e f ü r die Abgrenzung der dem Grundeigentum entzogenen Mineralien. E r gilt a u c h n u r f ü r verleihbare Mineralien, nicht aber f ü r die nach Art. 2 dem S t a a t vorbehaltenen Mineralien (anders im Geltungsbereich des ABG, vgl. § 38b Abs. 2 ABG). 1 1 Vitriolhaltiger Torf gilt nicht als Vitriolerz (Krusch, Ger.- u. Verwaltungsgeologie, S. 400). 22

I. Titel: Allgemeine Bestimmungen Stein- und Braunkohlen.

Art. 1 bayBergG — § 1 ABG 12

Im Geltungsbereich d e s g e l t e n Ausnahmen: S t e i n - u n d B r a u n k o h l e 1 2 a sind Grundeigentümermineralien in den zu N i e d e r s a c h s e n gehörigen Gebieten des ehem. Fürstentums C a l e n b e r g einschl. der Grafschaft Spiegelberg gem. Art. X I I . Einf. VO f. Hannover v. 8. 5. 1867 (GS S. 601). Als S t e i n - o d e r B r a u n k o h l e gilt ein Mineral nur dann, wenn die Abla- 1 2 b gerung soviel Kohlenstoffgehalt hat, daß eine technische Verwertung als Brennmaterial möglich ist. Zwischen Stein- und Braunkohle muß scharf unterschieden werden, in Bayern 12c (nicht in der Pfalz) wurde nur für Braunkohle der Staatsvorbehalt eingeführt (Art. 2 Ziff. 6), im Geltungsbereich des ABG zählt Steinkohle überall, Braunkohle dagegen nur in bestimmten Gebieten zu den staatsvorbehaltenen Mineralien (§ 2 Buchst, a und c ABG). Siehe auch Anm. 6 zu Art. 2. Die Frage, ob Steinkohle oder Braunkohle vorliegt, beantwortet sich nach 12c 1 der physikalischen Beschaffenheit und der geologischen Zugehörigkeit, weniger nach der chemischen Zusammensetzung (RekB. v. 9. 6. 1908, ZfB 50, 130). Die überwiegend vertretene Auffassung stellt bei der Beurteilung, ob es sich bei einem Vorkommen um Stein- oder Braunkohle handelt, die geologischen Gesichtspunkte in den Vordergrund. Hiernach sind Kohlen, die älter als tertiär sind, als Steinkohle zu erachten (s. a. Isay Anm. 25; Müller-Erzbach S. 133: „Jenseits des Tertiärs gibt es keine Braunkohle"). Andere Autoren halten aber daran fest, daß charakteristische Unterscheidungsmerkmale zwischen Stein- und Braunkohle nicht im geologischen Alter, sondern in physikalischen und chemischen Eigenschaften derselben liegen. Kohlengeologie der österreichischen Teilstaaten 1922/24 von Petraschek S. 22: „Braun- und Steinkohle bezeichnen Qualitäts- nicht Altersunterschiede". Danenberg sagt in seiner Geologie der Steinkohlenlager, Berlin 1925, daß selbst nicht alle der Kreide und älteren Formationen angehörige Kohlen als Steinkohlen zu bezeichnen sind, da für die Herausbildung dieser Gruppe nicht allein die Zeit, also das geologische Alter maßgebend sind, sondern noch andere Ursachen in Betracht kommen. Die sog. oberbayerische Pechkohle der oligozänen Molasse ist früher wegen 12c 2 ihrer äußeren Steinkohlenähnlichkeit oft als Steinkohle bezeichnet worden. Die älteren Verleihungsurkunden benannten sie „Mineralkohle". Diese Kohle ist aber geologisch, petrographisch und chemisch als Braunkohle zu bezeichnen. Torf gehört der gegenwärtigen Periode der Erdbildung an. Krusch, Ger.- und 1 2 d Verw.Geologie S. 431: „Alluviale Bildungen sind Torf". Eine braunkohlenähnliche Torfbildung des Alluviums ist keine Braunkohle (BayVGH 1. 7. 1914 und 23. 5. 1916). Graphit.

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Berechtsamswesen. 13a Der Graphit war im Geltungsbereich des ABG von jeher, in Bayern jedoch erst durch das Änderungsgesetz vom 17. 8. 1918 in das Berggesetz aufgenommen worden; im Bezirk des Landkreises Wegscheid und in den links der Hz gelegenen Teilen des Landkreises Passau erfolgte die Einbeziehung in das Berggesetz jedoch erst durch das Graphitgesetz vom 12. 11. 1937 (BayBS IV S. 164 — Anh. B I 4). Die Graphitgewinnung in Niederbayern besitzt wegen der Einzigartigkeit des bayer. Vorkommens in Deutschland wirtschaftliche Bedeutung. Der Graphit wurde in diesem Gebiet schon seit Jahrhunderten abgebaut, und zwar vielfach in bäuerlichen Kleinbetrieben. Wegen der darin begründeten Gefahr des Raubbaus und der unwirtschaftlichen Betriebsführung erging während des ersten Weltkrieges am 1. 3. 1917 eine Anordnung der bayerischen Stellvertretenden Generalkommandos, derzufolge die Inbetriebnahme neuer sowie die Wiederinbetriebnahme aufgelassener alter Graphitgruben der Genehmigung des 23

Art. 1 bayBergG — § 1 ABG

Berggesetz

Kriegsministeriums bedurfte und Vermittlungen bei Verträgen, welche Verfügungen über Grundstücke zum Zwecke der Graphitgewinnung zum Gegenstand hatten, verboten waren. Am 4. 8.1917 wurde die Bundesratsverordnung über Graphitindustrie (RGBl. S. 693) erlassen. Danach konnte die Landeszentralbehörde (das Oberbergamt) Bestimmungen über die Vergütungen beim Erwerb von Grundstücken zum Zwecke der Graphitförderung und bei der Bestellung oder Übertragung von Graphitgewinnungsrechten treffen, ferner die Graphitabbautreibenden f ü r bestimmte betriebliche Zwecke zusammenschließen. Durch das Änderungsgesetz von 1918 wurde der Graphit lediglich in den nicht zum eigentlichen Abbaugebiet gehörigen Landesteilen in das Berggesetz aufgenommen und gleichzeitig unter Staatsvorbehalt gestellt. Auch das Graphitgesetz brachte, trotz der Erstreckung des Staatsvorbehalts auf das ganze Land nur scheinbar eine Beendigung des Grundeigentümerbergbaus. Auf Grund der Vorbehaltsbestimmungen, die gesetztechnisch an die Vorschriften der preußischen Erdölverordnung — A n h . C 113 b •— angelehnt sind, blieb dem Grundeigentümer das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung auf den für seinen Betrieb dienenden Grundstücken erhalten, desgleichen vertragliche Abbaurechte Dritter. Diese Rechte mußten innerhalb einer bestimmten Frist beim Oberbergamt angezeigt werden. Da dies in großem Umfang geschehen ist, wird auch heute noch Graphit vorwiegend auf Grundeigentümerbasis abgebaut. Jedoch h a t sich praktisch eine Umstellung insofern ergeben, als im wesentlichen nur noch eine F i r m a Graphit abbaut, die alle noch bestehenden Berechtigungen erworben hat. Über das Graphitgesetz im einzelnen s. A n h . B I 4 und Anm. hierzu. 1 3 b Graphit ist reiner Kohlenstoff (C). E r kann kristallin oder amorph sein. Nicht jedes graphithaltige Mineral fällt unter das Berggesetz. Bei der Beurteilung kommt es auf den Prozentgehalt an — im R e k B v. 6. 8. 1876 (ZfB 17, 532) wurden 6,2% C zu gering erachtet — ferner auch auf die Beschaffenheit des Graphits f ü r verschiedene Verwendungszwecke (Flinzart, elektrische Eigenschaften, Farbkraft). 1 4 In N i e d e r s a c h s e n sind dem Grundeigentümer verblieben die S a l z e und S o l q u e l l e n in der ehemaligen preußischen Provinz Hannover einschl. P y r m o n t (vgl. Kast, ZfB 76, 384—1935) gem. Art. I I Einf. VO f. Hannover v. 8. 5. 1867 (GS S. 601). F ü r S t e i n - u n d K a l i s a l z e kann jedoch eine besondere Salzabbaugerechtigkeit bestellt werden (Ges. v. 4. 8. 1904 — Anh. J I 5). Ferner wurde f ü r den Betrieb der Kalibergwerke die Gewerkschaftsfähigkeit gesetzlich vorgesehen (Gesetz vom 30. 5. 1917 •— A n h . J I 6). Nach der Fassung des b a y e r . Berggesetzes sind K a l i - , M a g n e s i a - u n d B o r salze u n d sonstige m i t Steinsalz auf der n ä m l i c h e n L a g e r s t ä t t e vork o m m e n d e Salze (namentlich J o d - u n d B r o m s a l z e , ferner s o n s t i g e N a t r i u m s a l z e ) nur dann dem Grundeigentümer entzogen, wenn sie auf einer Lagerstätte mit Steinsalz vorkommen, während nach dem ABG auch s e l b s t ä n d i g e K a l i - , M a g n e s i a - u n d B o r s a l z e verleihbar sind. Praktisch kommen diese Salze allerdings stets zusammen mit Steinsalz vor. 1 5 Solquellen, Salzquellen sind natürliche Wasser mit einem solchen Gehalt an Chlornatrium, daß daraus auf eine in der Technik gebräuchliche Art und Weise Kochsalz, Siedesalz hergestellt werden kann. Es ist gleichgültig, ob die Wasser zutage treten oder nicht. Ein Gehalt von 5 % ist durch Urteil des Bergausschusses, Abteilung Sachsen, v. 21. 12. 1910 als Mindestgehalt angenommen worden (ZfB 53, 138). Entgegen dem früheren Wasserrecht (vgl. Art. 16 Abs. 2 WG und § 396 d. Preuß. Wassergesetzes vom 7. 4. 1913 — GS S. 53) ist seit I n k r a f t t r e t e n des Wasserhaushaltsgesetzes f ü r die Benutzung der S o l q u e l l e n auch eine wasserrechtliche Erlaubnis oder Bewilligung erforderlich, soweit nicht die Länder von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, bestimmte Gewässer und u.a. die Solquellen von der Anwendung des W H G auszunehmen. F ü r die Erteilung der Erlaubnis ist nach § 14 Abs. 2 und 3 W H G die Bergbehörde im Einvernehmen mit der Wasserbehörde zuständig. In Bayern ist vorgesehen, daß das Bergamt Erlaubnis und Bewilligung im Einvernehmen mit der Kreis-

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Verwaltungsbehörde erteilt (Art. 74 Abs. 4 Entw. BayWG). Über Heilquellen vgl. Überblick vor Art. 203. B i t u m e n sowie b i t u m i n ö s e und p h o s p h o r h a l t i g e G e s t e i n e sind in 1 6 a Bayern in das Berggesetz aufgenommen worden, Bitumen durch Art. I Z i f f . 1 d. Ges. v. 17. 8.1918 (BayBS IV S. 162 — GVB1. S. 551) und Phosphor durch Art. 1 Ziff. 2 d. Ges. v. 29. 12. 1949 (BayBS IV S. 166 — GVB1. 1950 S. 40). Schon vorher war die Aufsuchung und Gewinnung von phosphorhaltigen Mineralien und Gesteinen in den Amtsgerichtsbezirken Amberg und Sulzbach (Oberpfalz) durch Gesetz vom 27. 7. 1921 (GVB1. S. 384) ergänzt durch Gesetz v. 19. 6. 1946 (GVB1. S. 222) besonders geregelt worden. Diese Vorschriften sind am 1. 12. 1949 außer K r a f t getreten. I m Geltungsbereich des ABG sind B i t u m e n und p h o s p h o r h a l t i g e M i n e r a l i e n u n d G e s t e i n e zwar nicht in das Berggesetz aufgenommen worden, jedoch wurde ihre Aufsuchung und Gewinnung auf Grund des Phosphoritgesetzes vom 16. 10. 1934 — Anh. C I 13 — und der Verordnung über die Berechtigung zur Aufsuchung und Gewinnung von E r d ö l und anderen Bodenschätzen (Erdölverordnung) vom 13. 12. 1934 — Anh. C I 13 b — dem Staat vorbehalten. Bestimmten Grundeigentümern und Abbauberechtigten stehen aber auf Grund der Übergangsbestimmungen der Erdölverordnung (§§ 3ff.) noch heute Abbaurechte zu (vgl. hierzu Nebel, Die Bedeutung der Erdölaltverträge im Bezirk des Oberbergamts Clausthal-Zellerfeld, Erdölzeitschrift 1959, S. 488ff.). Vor der Aufnahme in das Berggesetz h a t t e inBayern eine Gewinnung von B i t u - 1 6 b m e n in volkswirtschaftlich bedeutsamem Umfang nicht stattgefunden. Vorkommen waren nur in wenigen Gegenden nachgewiesen worden ( E r d ö l am Tegernsee, bitumenhaltiger Schiefer im alpinen Hauptdolomit und im fränkischen Lias, E r d g a s in Niederbayern) . Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden umfangreiche Untersuchungen angestellt, die nach Kriegsende fortgeführt worden sind. Sie waren teilweise erfolgreich. Vor allem in Oberbayern und in Schwaben konnten Erdöl- und Erdgaslagerstätten entdeckt werden (vgl. im einzelnen Ostern, Der bayerische Staatsvorbehalt an Bitumen und die Bitumenaufsuchungserlaubniserteilungen im bayerischen Voralpengebiet nach dem Zweiten Weltkrieg, Erdöl und Kohle 1951 S. 533). Trotz des fehlenden Kommas hinter,, A s p h a 11" ist davon auszugehen, daß die 17 wegen ihres Gehalts an Bitumen oder Phosphor technisch verwertbaren Gesteine selbständig neben Bitumen dem Grundeigentum entzogen sind und nicht nur als E r l ä u t e rung zu „ B i t u m e n " zu gelten haben (Kiessling-Ostern, Anm. 11; nichtveröffentlichte Entschließung des BStMWV v. 10. 7. 1951 Nr. 7101e — V 36 — 34 139). Eine andere Auslegung wäre vor allem im Hinblick auf die phosphorhaltigen Gesteine sinnlos. § 1 a A B G siehe bei Art. 3 bayBergG.

Art. 2 bayBergG — § 2 ABG [Staatsvorbehalt] Art. 2 (1) Die A u f s u c h u n g 1 u n d G e w i n n u n g 3 1. v o n S t e i n s a l z n e b s t den m i t i h m auf der n ä m l i c h e n L a g e r s t ä t t e v o r k o m m e n d e n Salzen, n a m e n t l i c h Kali-, M a g n e s i a - u n d B o r s a l z e n s o w i e der Solquellen, 2. v o n Gold 3 , g e d i e g e n u n d a l s Erz, 3. v o n Eisen 4 -, M a n g a n - u n d Titanerzen, 4. v o n Uranerzen 6 , 5. v o n den w e g e n i h r e s G e h a l t s a n P h o s p h o r v e r w e r t b a r e n M i n e r a l i e n u n d Gesteinen, 8 6. v o n B r a u n k o h l e n , 7. v o n Graphit', 25

Art. 2 bayBergG — § 2 ABG

Berggesetz

8. von B i t u m e n in festem, flüssigem oder g a s f ö r m i g e m Zustand, insbesondere Erdöl, E r d g a s , B e r g w a c h s (Ozokerit) und Asphalt sowie den wegen ihres Gehalt an B i t u m e n technisch v e r w e r t b a r e n Gesteinen bleibt d e m Staate vorbehalten. ( 2 ) Die Staatsregierung 8 ist jedoch befugt, die Erlaubnis* hierzu einzelnen oder Gemeinschaften 1 0 zu erteilen. Art. 2 wurde neugefaßt durch das Ges. vom 17. 8. 1918 (BayBS IV S. 162 — GVBl. S. 551), als den schon durch Gesetz vom 30. 6. 1900 dem Staate vorbehaltenen Salzen und Solquellen, Eisen- und Manganerze, Braunkohle, Graphit (außer im Landkreis Wegscheid und in den links der Hz gelegenen Teilen des Landkreises Passau) und Bitumina hinzugefügt wurden. Im Berggesetz vom 20. 3.1869 war dem Staat nur für den Bereich des Landkreises Berchtesgaden (damals einschl. der heute kreisfreien Stadt Bad Reichenhall) das ausschließliche Recht zur Steinsalz und Solegewinnung vorbehalten worden. Durch das Graphitgesetz vom 12. 11. 1937 (BayBS IV S. 164) wurde der Staatsvorbehalt an Graphit auf das gesamte Staatsgebiet ausgedehnt, soweit nicht alte Rechte aufrechterhalten blieben (s. Anm. 13 zu Art. 1 und Erl. zum Graphitgesetz — Anh. B I 4). Das Gesetz vom 23. 3. 1938 (BayBS IV S. 165 — GVBl. S. 145) erstreckte den Staatsvorbehalt auf Gold, gediegen und als Erz, das Gesetz vom 29. 12. 1949 (BayBS IV S. 166 — GVBl. 1950 S. 40) auch auf Titan- und Uranerze und auf die wegen ihres Gehalts an Phosphor technisch verwertbaren Gesteine. Wegen der bestehengebliebenen alten Verleihungen auf heute staatsvorbehaltene Mineralien s. Anm. 4 zu Art. 1. In Rheinland-Pfalz lautet Ziffer 4 abweichend: 4. von U r a n - und Thoriumerzen, Ferner gilt noch die ursprüngliche Fassung der Ziffer 6: 6. von Braunkohlen und den i m Regierungsbezirk Pfalz v o r k o m m e n d e n Steinkohlen, Der Art. 2 entsprechende § 2 ABG gilt in den einzelnen Ländern in verschiedenen Fassungen. In Berlin, B r e m e n und in den ehem. preußischen Landesteilen von B a d e n - W ü r t t e m b e r g ( H o h e n z o l l e r n ) gilt noch die bei Kriegsende im gesamten Geltungsbereich des ABG maßgebliche Fassung: § 2 ABG (1) Soweit nicht durch Gesetz oderVerordnung Ausnahmen vorgesehen sind, steht die Aufsuchung 1 und Gewinnung 2 folgender Mineralien nur d e m Staate z u : a ) der Steinkohle; b ) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den m i t ihnen auf der n ä m l i c h e n L a g e r s t ä t t e v o r k o m m e n d e n Salzen und Solquellen ; c ) der Braunkohle .. . {betrifft hier nicht einschlägige ehemals preußische Provinzen) in d e m Gebiet der Reichshauptstadt B e r l i n ; d) der Eisenerze in den Hohenzollerischen Landen, m i t A u s n a h m e der Raseneisenerze. ( 2 ) Der S t a a t kann die Ausbeutung eines Bergwerkes, das i h m i m Bereich des Vorbehaltes verliehen ist, anderen Personen übertragen. In H a m b u r g , Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist angefügt: e) der U r a n - und T h o r i u m e r z e ; in Schleswig-Holstein: f) des T i t a n s ; g ) der U r a n - und T h o r i u m e r z e ; in Hessen ist der Abs. 1 neu gefaßt: (1) Die Aufsuchung und Gewinnung folgender Mineralien steht n u r d e m Staate z u : a ) der Steinkohle; 26

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b) des Steinsalzes sowie der Kali-, Magnesia- und Borsalze nebst den mit diesen Salzen auf derselben Lagerstätte vorkommenden Salzen und der Solquellen; c ) der Braunkohle in der ehemaligen Provinz Hessen-Nassau; d) (entfällt)-, e) der U r a n - und Thoriumerze. Im Geltungsbereich, des ABG sind in einigen Ländern oder Landesteilen darüberhinaus noch weitere Mineralien dem Staate vorbehalten: In Hessen steht in den ehemals hessischen Landesteilen die Aufsuchung und Gewinnung der freien, chemisch nicht gebundenen K o h l e n s ä u r e , soweit sie 1 g/1 übersteigt und frei ausströmt, allein dem Staate zu; er kann die Ausübung dieses Rechts anderen Personen übertragen (§ 4 d. Ges. vom 6. 7.1952 — GVB1. S. 130). In Nordrhein-Westfalen steht im Gebiet des ehemaligen Landes L i p p e die Aufsuchung und Gewinnung der m i n e r a l i s c h e n H e i l q u e l l e n und der K o h l e n s ä u r e q u e l l e n allein dem Staat zu; er kann die Ausübung dieses Rechts anderen Personen übertragen (Art. I I I Abs. 5 Ges. vom 25. 5. 1954 — GSNW S. 694). Im Saarland steht die Aufsuchung und Gewinnung von E i s e n - und M a n g a n e r z e n allein dem Staat zu (§ 1 Abs. 1 Ges. vom 10. 7. 1953 — Anh. M 13). Die Regierung kann die Ausübung dieses Rechts anderen Personen übertragen (§ 2 d. Ges.). Bemerkenswert ist dabei, daß im Gegensatz zu der sonst bei Einführung des Staatsvorbehalts üblichen Regelung bestehendes Bergwerkseigentum auf Eisen- und Manganerze nach § 1 Abs. 2 d. Ges. nur fortbestehen soll, wenn der Betrieb innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des Gesetzes aufgenommen worden ist. Die Gültigkeit dieser Vorschrift ist im Hinblick auf Art. 14 Abs. 3 GG zweifelhaft. Die Fortgeltung wurde bejaht vom OLG Saarbrücken in den Beschlüssen vom 28. 1. 1960 und vom 17. 3. 1961 (ZfB 102, 481). Der wesentlichste Unterschied zwischen dem Staatsvorbehalt nach dem bayer. Berggesetz und dem ABG besteht darin, daß staatsvorbehaltene Mineralien in Bayern überhaupt nicht verliehen werden können. Der Staat ist kraft Gesetzes zur Aufsuchung und Gewinnung befugt, steht also in gewisser Weise einem Bergwerkseigentümer gleich. Nach dem ABG bedarf es dagegen auch einer Verleihung, die aber nur an den Staat erfolgen kann. Das Verfahren ist in § 38b ABG geregelt. Das dem Staate verliehene Bergwerkseigentum ist nach § 38c ABG mit einer besonderen dinglichen Bergbauberechtigung beleihbar. Die §§ 38b und 38c sind nach Art.41 abgedruckt. Es wird die Auffassung vertreten, daß A u f s u c h u n g i. S. von Art.2 nur „das 1 Nachforschen nach der Art und Ausdehnung der Lagerstätte eines bereits bekannten oder zu erwartenden Minerals" sei (Kiessling-Ostern Anm. 2 zu Art. 2). Die auf die bloße Entdeckung eines Vorkommens gerichtete Tätigkeit soll noch keine Aufsuchung in diesem Sinne sein und gem. Art. 1 jedermann freistehen. Der Grund für diese Unterscheidung dürfte darin zu sehen sein, daß nicht jede Untersuchungstätigkeit der Erlaubnispflicht unterworfen werden soll. Indes findet diese zweckgerichtete Unterscheidung u. E. im Gesetz keine Stütze. Jede Tätigkeit, die darauf gerichtet ist ein dem Staat vorbehaltenes Mineral ausfindig zu machen ist als Aufsuchung anzusehen und bedarf der Erlaubnis nach Art. 2 Abs. 2 (so auch Zydek — ZfB 98, 178). Vgl. Anm. 3 zu Art. 1. 2 Einschl. des W a s c h g o l d e s , vgl. Anm. 5 zu Art. 1. 3 Wegen des R a s e n e i s e n e r z e s vgl. Anm. 6a zu Art. 1. 4 In R h e i n l a n d - P f a l z lautet der Text des bayer. Berggesetzes: 5 4. von U r a n - und T h o r i u m e r z e n (i.d.F. des Ges. vom 15. 10. 1952 — GVB1. Rhl.-Pf. S. 154 — ZfB 94, 34; vgl. auch Anm. 8 zu Art. 1). Im Gegensatz zu Art. 1 ist gediegenes Uran in Art. 2 nicht aufgeführt. Es wäre also theoretisch verleihbar. In Wasser gelöstes Uran ist nicht als Uranerz, sondern als Mineralwasser anzusehen und steht daher dem Eigentümer des Gewässers zu. 27

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Berggesetz

6 a Für das Land R h e i n l a n d - P f a l z lautet der dort noch gültige ursprüngliche Text des bayer. Berggesetzes: 6. von Braunkohlen und den im Regierungsbezirke Pfalz vorkommenden Steinkohlen. 6 b Im ABG-Bereich steht die S t e i n k o h l e unter Staatsvorbehalt außer im ehemaligen Fürstentum Calenberg und in der Grafschaft Spiegelberg — vgl. Anm. 12a zu Art. 1 — nicht dagegen die Braunkohle, außer in der ehemaligen Provinz Hessen-Nassau und im Gebiet der Reichshauptstadt Berlin. Vgl. auch Anm. 12 a zu Art. 1. Verleihbar sind im Bereich des Staatsvorbehalts sogen. Zwischenfelder auf Steinkohle und Braunkohle, aber nur an die angrenzenden Bergwerkseigentümer (Art. X I d. Ges. vom 18. 6. 1907 und Art. V d. Ges. vom 3. 1. 1924).

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Vgl. Anm. 13 zu Art. 1.

8 Vor der Änderung durch Ges. vom 17. 8. 1918 war für die Erteilung der Erlaubnis in B a y e r n das Staatsministerium der Finanzen zuständig. Nach der Änderung sollte die Staatsregierung als Trägerin der Berghoheit des Staates diese Aufgabe übernehmen (Begründung der Regierung in den Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten 1917/18, Beilage 2407 S. 3). Auf Grund der Bek. zum Vollzuge des Gesetzes vom 17. 8. 1918 über die Änderung des Berggesetzes vom 18. 8. 1918 (BayBS I V S. 163 — GVB1. S. 556 — Anh. B I 1 a —) hat die Erlaubnis jetzt das Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr im Benehmen mit dem Staatsministerium der Finanzen zu erteilen. Bedenken gegen die Gültigkeit der von den damaligen Königlichen Staatsministerien des Königlichen Hauses und des Äußern und der Finanzen „auf Grund Allerhöchster Ermächtigung" erlassenen Bekanntmachung bestehen u . E . nicht. Zwar ist im Berggesetz die Befugnis zur Erteilung der Erlaubnis der Staatsregierung zugesprochen worden. Nach der damaligen Verfassungslage ruhte die Regierungsgewalt bei der monarchischen Spitze, die sich bei der Ausübung durch einzelne Ministerien wirksam vertreten lassen konnte. Durch die fortschreitende Rechtsentwicklung hat allerdings diese Übertragung der Zuständigkeit Rechtsnormcharakter erlangt und könnte heute nur mehr im Wege der förmlichen Gesetzgebung abgeändert werden. Der Antrag auf Erlaubniserteilung ist beim Bayerischen Oberbergamt einzureichen. Uber das Verfahren bei der Erlaubniserteilung siehe die unter Anh. B I 1 a abgedruckte Bek. vom 17. 8. 1918 und Erläuterungen dazu. 9

Erlaubnis (Konzession). Nach der derzeitigen Verwaltungspraxis wird zunächst nur eine Aufsuchungserlaubnis auf drei bis fünf Jahre erteilt, die verlängert werden kann. Erst bei Nachweis einer bauwürdigen Lagerstätte wird ein Antrag auf Erteilung einer Gewinnungserlaubnis berücksichtigt. Gewinnungserlaubnisse werden für einen längeren Zeitraum (i. d. Regel 30 Jahre) erteilt. 9a

R e c h t s c h a r a k t e r der Erlaubnis. Nach der Praxis wird die Erlaubnis als begünstigender Verwaltungsakt erlassen und entsprechend dem Wortlaut des § 1 Abs. 3 der Bek. vom 28. 8. 1918 mit sog. E r l a u b n i s b e d i n g u n g e n versehen, die als Bestandteil der Erlaubnis gelten. Durch diese „Bedingungen" soll in erster Linie einer mißbräuchlichen Ausbeutung vorgebeugt werden. Ein Muster solcher „Bedingungen", die im Einzelfall und für bestimmte Mineralien (z.B. Bitumen) etwas abweichen können, sind im Anhang zu Art. 2 abgedruckt. Mit der Erlaubnis erlangt der Begünstigte das ausschließliche Recht der Aufsuchung bzw. Gewinnung des Minerals in dem zugewiesenen Feld. In den Erlaubnisbedingungen ist dieses Recht h ö c h s t p e r s ö n l i c h ausgestaltet. E s kann also ohne Zustimmung des Staates nicht auf Dritte übertragen werden. Dementsprechend ist es auch nicht dinglich belastbar (§ 1274 Abs. 2 BGB). Die Mehrzahl der Bestimmungen in den Erlaubnisbedingungen ist eindeutig ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e r Natur. Dies gilt vor allem für den Betriebszwang und den 28

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Widerrufsvorbehalt. Demgegenüber können die an den Staat zu entrichtenden Konzessionsabgaben (Anerkennungsgebühren, Förderzinsen, Feldesabgaben) nach geltendem Recht als öffentlich-rechtliche Abgaben nicht festgesetzt werden. Sie können nur dann verlangt werden, wenn — wie unter Anm. 9 b näher dargelegt ist — gleichzeitig ein zivilrechtlicher Vertrag abgeschlossen wird. Bei dieser Handhabung wird der Erlaß des Verwaltungsakts vom gleichzeitigen Abschluß eines Vertrages zwischen dem Staat, der hier als Fiskus handelt, und dem Begünstigten über die zu entrichtenden Konzessionsabgaben abhängig gemacht. Die Versagung der Erlaubnis ist vor den Verwaltungsgerichten anfechtbar. Für Streitigkeiten aus den Erlaubnisbedingungen sind, soweit es sich um öffentlich-rechtliche handelt, die Verwaltungsgerichte, soweit sie privatrechtlicher Natur sind, die ordentlichen Gerichte zuständig. Letztere sind daher allein zuständig für alle Streitigkeiten über Konzessionsabgaben. I m Geltungsbereich des ABG kommen Erlaubnisse zur Aufsuchung und Gewinnung staatsvorbehaltener Mineralien nur auf Grund des Phosphoritgesetzes und der Erdölverordnung in Betracht. Sie wurden von Anfang an durch Vertrag, nicht durch Verwaltungsakt eingeräumt. Auch diese Verträge haben teils öffentlich-rechtlichen, teils privatrechtlichen Charakter. Konzessionsabgaben.

9b

E s entspricht allgemeiner Übung, daß der Staat für die Überlassung der ihm 9 b 1 nach den bergrechtlichen Gesetzen vorbehaltenen Befugnisse zur Gewinnung von Bodenschätzen ein Entgelt fordert. In einigen Ländern, so von jeher in Bayern wird auch für die Einräumung des bloßen Aufsuchungsrechts ein Entgelt (in Bayern sog. A n e r k e n n u n g s g e b ü h r e n erhoben. Bei der Übertragung der Befugnis zur Gewinnung spricht man von Förderabgaben, die wiederum in Wartegelder (Feldesabgabe) für die Zurverfügungstellung eines Gewinnungsfeldes und in F ö r d e r z i n s e n für die tatsächliche Förderung zerfallen. R e c h t s g r u n d l a g e der Konzessionsabgaben.

9b 2

Die ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e Form des Entgelts für eineLeistung des Staates, die 2 dem einzelnen gewährt wird, ist die G e b ü h r . Die Gebühren sind entweder Verwaltungsgebühren oder Benutzungsgebühren. Bei Überlassung eines Ausbeuterechts handelt es sich keinesfalls um eine sog. V e r w a l t u n g s g e b ü h r , da diese nur für die Vornahme einer Amtshandlung verlangt werden kann. Selbst wenn also der Staat dem Unternehmer gegenüber bei der Einräumung von Aufsuchungs- und Gewinnungsrechten hoheitlich tätig wird — wie dies nach allgemeiner Ansicht etwa bei den Erlaubniserteilungen nach Art. 2 Abs. 2 des bayer. Berggesetzes der Fall ist —, so kann er zwar für den Verwaltungsakt als solchen eine Verwaltungsgebühr verlangen, nicht aber als Entgelt für die Ausübung des Schürf- oder Abbaurechts. Auch eine B e n u t z u n g s g e b ü h r scheidet aus. Von Benützungsgebühren spricht man einmal im Zusammenhang mit öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken usw. Näher liegt schon die Annahme, es könnte sich um eine öffentlich-rechtliche Sondernutzungsgebühr handeln, wie sie im Recht der öffentlichen Sachen vorkommt (vgl. z . B . § 8 Abs. 3 F S t r G vom 6. 8. 1953 oder Art. 73 B a y W G , Art. 54 Preuß. WG). Der Charakter einer Sondernutzungsgebühr kann dem Entgelt für die Überlassung der Schürf- und Abbaurechte aber ebenfalls nicht zukommen, da es sich nicht um öffentliche Sachen handelt, d. h. solche Gegenstände, die öffentlichen Zwecken unmittelbar dienen oder dem Gemeingebrauch gewidmet sind (vgl. Forsthoff § 19, 1). Die Festsetzung der Konzessionsabgaben als Gebühr bedürfte zudem einer ausdrücklichen Rechtsgrundlage. Sie stellt einen Verwaltungsakt dar, der nach dem Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung nur auf Grund einer besonderen Ermächtigung rechtswirksam erlassen werden kann (Art. 20 Abs. 3, 28 Abs. 2 GG). Eine Rechtsgrundlage für die Erhebung einer Gebühr gibt weder das ABG in seinen heute in den einzelnen Ländern geltenden Fassungen, noch die den echten Staatsvorbehalt einführenden besonderen Gesetze, wie das Phosphoritgesetz und die Erdölverordnung. Auch die übrigen Landesberggesetze sehen eine solche Rechtsgrundlage nicht vor. Da die Berggesetze keine Rechtsgrundlage für eine Gebührenerhebung kennen, besteht keine Mög-

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lichkeit, die fraglichen Entgelte auf öffentlich-rechtlicher Grundlage festzusetzen. Sie können auch nicht als Nebenbestimmungen einer öffentlich-rechtlichen Erlaubniserteilung auf öffentlich-rechtlicher Grundlage verlangt werden. Denn auch durch Bedingungen und Auflagen können nur solche Leistungen festgesetzt werden, für die eine Rechtsgrundlage besteht. Die in Bayern geforderten Anerkennungsgebühren und Förderabgaben sind daher nicht öffentlich-rechtlicher Natur, obwohl sie in den sog. Erlaubnisbedingungen festgesetzt werden, die als Bestandteil der öffentlich-rechtlichen Erlaubniserteilung nach Art. 2 Abs. 2 des Berggesetzes angesehen werden. 9 b 3 Für die vom Staat verlangten Entgelte steht also nur eine p r i v a t r e c h t l i c h e Grundlage zur Verfügung. Man ist im Geltungsbereich des ABG stets davon ausgegangen, daß das dem Staat nach § 2 vorbehaltene Gewinnungsrecht und das Schürfrecht des § 3 vertraglich auf Dritte übertragen werden könne, und zwar entgeltlich. Das gleiche wurde von den Konzessionen auf Grund der Erdölverordnung angenommen. So hat man dort Verträge mit den Firmen geschlossen, in denen u.a. ein Entgelt, allerdings vielfach abweichend von der Praxis in Bayern nur bei den Gewinnungs- nicht bei den Aufsuchungserlaubnissen verlangt wird (vgl. Nebel, Das Verfahren bei der Erteilung von Erdölkonzessionen im Bezirk des Oberbergamtes Clausthal-Zellerfeld, Sonderdruck der Erdölzeitschrift). Damit ist zum Ausdruck gebracht, daß der Staat auch privatrechtlich dem Unternehmen gegenübertritt und in einem pachtähnlichen Vertrag die ihm auf Grund der Berggesetze zustehende Befugnis auf Zeit auf den Privaten überträgt. Auch in B a y e r n sind die Anerkennungsgebühren und Förderabgaben privatrechtliche Forderungen, obwohl sie in einem Zug mit der öffentlich-rechtlichen Erlaubniserteilung vereinbart werden. Für das wirksame Zustandekommen eines pachtähnlichen Vertrages ist allerdings erforderlich, daß beide Parteien sich über die Erlaubnisbedingungen einig sind. Um dies eindeutig zum Ausdruck zu bringen, wäre erforderlich, daß diese Bedingungen nach außen hin nicht einseitig vom Staat festgesetzt, sondern in Vertragsform, d.h. unterschriftlich von beiden Parteien vollzogen werden. Es bestehen an sich keine Bedenken gegen die Übung, eine solche Vereinbarung in einem Zuge mit echten Auflagen und Bedingungen festzusetzen: So hat der Bundesgerichtshof in BGHZ 28 S. 34 in einer Entscheidung über die Benutzung eines öffentlichen Flusses die Verbindung eines privatrechtlichen Gestattungsvertrages mit der öffentlich-rechtlichen Bewilligung der Benutzung für zulässig erklärt, da die zuständigen Stellen zugestimmt hatten. Das die Erlaubnis nach Art. 2 Abs. 2 des bayer. Berggesetzes im Benehmen mit dem Bayer. Staatsmin. der Finanzen erteilende Bayer. Staatsmin. f. Wirtschaft und Verkehr ist nach der Bayer. Verfassung in seinem Zuständigkeitsbereich auch zur Vertretung des Freistaates Bayern befugt (Art. 55 BayVerf.). Anhang : Im folgenden ist ein Muster der derzeit in Bayern bei der Erteilung von Aufsuchungserlaubnissen üblichen Erlaubnisbedingungen abgedruckt.

Bedingungen für die Erlaubnis zur Aufsuchung von

durch die Firma

§ 1

Die Erlaubnis begründet die ausschließliche Befugnis der Erlaubnisträgerin, innerhalb des Erlaubnisfeldes auf Erlaubnisdauer vorbehaltlich etwaiger älterer und besserer Rechte Dritter aufzusuchen. §2 Die Ausübung der Erlaubnis unterliegt den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen oder den jeweils an die Stelle der jetzigen Bestimmungen tretenden Vorschriften.

§3 (1) Die Erlaubnisträgerin hat innerhalb des Erlaubnisfeldes das Vorhandensein einer Lagerstätte in bergbauüblicher Weise zu ermitteln und für den Fall, daß eine Lagerstätte gefunden wird, sie auf ihre Bauwürdigkeit zu untersuchen.

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Art. 2 bayBergG — § 2 ABG

I. Titel: Allgemeine Bestimmungen

(2) Mit diesen Arbeiten ist spätestens sechs Monate nach Zustellung dieser Erlaubnis zu beginnen. Ein späterer Beginn oder eine Unterbrechung der Arbeiten bedarf der vorherigen Zustimmung des Bayerischen Oberbergamtes. (3) Die Erlaubnisträgerin hat dem Bayerischen Qberbergamt nach Ablauf eines jeden Jahres, gerechnet vom Beginn der Erlaubnis an, über die geleisteten Arbeiten und deren Ergebnisse unter Einreichung der einschlägigen Planunterlagen (Flurkarten 1 : 5000 mit Eintragung der bergmännischen Aufschlußarbeiten) schriftlich (in doppelter Fertigung) zu berichten. Spätestens einen Monat nach Fertigstellung jeder Bohrung ist dem Bayerischen Oberbergamt das Schichtenverzeichnis mit entsprechenden Analysen (in 3-facher Fertigung) vorzulegen. Die Gesteinsproben sind auf Anforderung unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die aus Bohrungen gewonnenen Proben sind nach Beendigung der Bohrung drei Monate zur Verfügung des Bayerischen Oberbergamts zu halten. §4 Die Erlaubnisträgerin kann, solange die Mengen für die Erteilung einer Gewinnungserlaubnis nicht ausreichen, über das bei den Aufsuchungsarbeiten geförderte nach Maßgabe des jeweils geltenden Rechts verfügen. §5 (1) Die Erlaubnisträgerin hat eine Anerkennungsgebühr von jährlich 0,05 DM je ha des Erlaubnisfeldes — für jeden angebrochenen Monat Via dieser Gebühr — zu entrichten. Die Gebühr ist jeweils zum 31. März für das abgelaufene Kalenderjahr bei der Zahlstelle des Bayerischen Oberbergamtes einzuzahlen. (2) Von der Einziehung eines Teils der Gebühr kann auf Antrag der Erlaubnisträgerin Abstand genommen werden, wenn die Verpflichtungen nach § 3 erfüllt sind. Die Erlaubnisträgerin muß einen etwaigen Antrag jeweils bis zum 15. Februar beim Bayerischen Oberbergamt eingereicht haben. Die Entscheidung trifft das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr unter Berücksichtigung des Einsatzes der Erlaubnisträgerin nach billigem Ermessen. Ein Drittel der angefallenen Gebühr ist jedoch in jedem Fall zu zahlen. §6

Falls der Freistaat Bayern auf Ersatz von Schäden, die Dritten aus der Tätigkeit der Erlaubnisträgerin über und unter Tage erwachsen, in Anspruch genommen werden sollte, hat ihn die Erlaubnisträgerin von Verpflichtungen unter Übernahme der Schuld durch rechtzeitige Befriedigung der Ansprüche zu befreien und ihm die Kosten einer etwa notwendigen Rechtsverteidigung zu ersetzen. Dies gilt auch für die Zeit nach dem Erlöschen der Erlaubnis. §7 Die Übertragung der Erlaubnis sowie die Beteiligung eines anderen an der Erlaubnis, beispielsweise auf der Grundlage eines Gesellschaftsverhältnisses, ist nur mit Einwilligung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr zulässig. Die Einwilligung kann unter Bedingungen und Auflagen erteilt werden. Ein entsprechender Antrag ist in doppelter Ausfertigung beim Bayerischen Oberbergamt einzureichen. §8

(1) Die Erlaubnis erlischt durch Fristablauf oder Verzicht. Eine Verzichtserklärung ist schriftlich (in doppelter Ausfertigung) über das Bayerische Oberbergamt beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr einzureichen. Sie wird drei Monate nach Eingang der Erklärung beim Bayerischen Oberbergamt wirksam. (2) Bei einem teilweisen Verzicht sollen die neu entstehenden Grenzlinien gradlinig sein und durch Flurkarteneckpunkte laufen oder einer im Ubersichtsplan deutlich erkennbaren gradzahligen Unterteilung der Flurkartengrenzen entsprechen. 81

Art. 3 bayBergG — § l a ABG

Berggesetz

§9 (1) Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr kann die Erlaubnis widerrufen, a) wenn die Erlaubnisträgerin einer wesentlichen Verpflichtung aus der Erlaubnis in gröblicher Weise zuwiderhandelt oder b) wenn die Vermögensverhältnisse der Erlaubnisträgerin sich wesentlich verschlechtern, insbesondere, wenn Antrag auf Eröffnung eines Vergleichsverfahrens oder des Konkursverfahrens über das Vermögen der Erlaubnisträgerin gestellt ist oder die Zwangsversteigerung oder Zwangsverwaltung angeordnet ist. (2) Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr hat die Erlaubnisträgerin vor einem Widerruf nach Abs. (1) Buchstabe a) schriftlich zu mahnen. Dabei ist eine angemessene Frist zur Erfüllung der Verpflichtungen zu setzen und der Widerruf für den Fall der Nichterfüllung anzudrohen. Die Mahnung kann unterbleiben, wenn durch die Zuwiderhandlung bereits Folgen eingetreten sind, die nicht wieder gut gemacht werden können. § 10 (1) Die Erlaubnisträgerin ist verpflichtet, zur Sicherung der Erfüllung der ihr aus der Erlaubnis dem Freistaat Bayern gegenüber obliegenden Verpflichtungen Sicherheit in Höhe von zunächst DM durch Anlegung eines zugunsten des Bayerischen Oberbergamtes gesperrten Sparbuches bei einer mündelsicheren Sparkasse oder durch Bürgschaftserklärung eines dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr genehmen Bankinstituts oder Versicherungsunternehmens zu leisten; Sparbuch bzw. Bürgschaftserklärung sind spätestens drei Monate nach Zustellung der Erlaubnis dem Bayerischen Oberbergamt einzureichen. Bei Bedarf kann der Betrag der Sicherheitsleistung jederzeit erhöht werden. (2) Der Freistaat Bayern kann die geleistete Sicherheit bis zu drei Jahren nach Beendigung der Erlaubnis in Anspruch nehmen. §11 (1) Der Erlaubnisträgerin wird die Erlaubnis zur Gewinnung von jeweils in einem Feld von höchstens 340 ha auf die Dauer von 30 Jahren gegen Zahlung eines Förderzinses erteilt werden, wenn ein ausreichender Erfolg der Aufsuchungsarbeiten die Planung der Gewinnung in einem solchen Feld ermöglicht. (2) Der Antrag auf Erteilung einer Gewinnungserlaubnis ist unter Angabe des begehrten Gewinnungsfeldes auf Flurkartenblatt (in doppelter Fertigung) beim Bayerischen Oberbergamt einzureichen. (3) Die Gewinnungserlaubnis wird an besondere Bedingungen und Auflagen geknüpft. (4) Mit der Erteilung einer Gewinnungserlaubnis scheidet das ihr zugrunde liegende Gewinnungsfeld aus der Aufsuchungserlaubnis aus.

Art. 3 bayBergG — § 1 a ABG [Bergbau auf staatsvorbehaltene Mineralien — Staatsbergwerke] Art. 3 Bei der vom Staate oder auf Grund einer von der Staatsregierung erteilten Erlaubnis 1 von sonstigen Unternehmern betätigten Aufsuchung 2 und Gewinnung 2 der im Art. 2 dem Staate vorbehaltenen Mineralien finden sowohl hinsichtlich der für den Betrieb maßgebenden Beschränkungen und Verpflichtungen, als auch hinsichtlich des Verhältnisses des Unternehmers zu anderen Bergwerksbesitzern und zu den Mutern, zu den Grundbesitzern und zu den bei dem Betriebe beschäftigten Personen die Vorschriften dieses Gesetzes, soweit sie nach der Natur der Sache zutreffen, entsprechende Anwendung 3 . I m übrigen findet dieses Gesetz auf den Erwerb und Betrieb von Bergwerken für Rechnung des Staates in vollem Umfange Anwendung 4 . Art. 3 ist durch Ges. v. 17. 8. 1918 (BayBS IV S. 162 — GVBl. S. 551) hinsichtlich der Zuständigkeit der Erlaubniserteilung geändert worden (vgl. Anm. 8 zu Art. 2).

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Art. 3 bayBergG — § la ABG

I. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Eine Art. 3 Satz 1 entsprechende Vorschrift enthält das A B G nicht. Da nach dem ABG auch für den Bergbau auf die staatsvorbehaltenen Mineralien eine Verleihung erforderlich ist (vgl. § 38 a, abgedr. nach Art. 41) war eine dem Art. 3 Satz 1 entsprechende Regelung nicht veranlaßt. Beachte auch § 38c ABG, abgedr. nach Art. 41. Art. 3 Satz 2 entspricht

§ 1a ABG

Der E r w e r b und Betrieb von B e r g w e r k e n für Rechnung des Staates ist, sofern sich aus den nachstehenden B e s t i m m u n g e n nicht ein anderes ergibt, allen berggesetzlichen B e s t i m m u n g e n ebenfalls unterworfen. In Hessen ist § 1 a A B G weggefallen. Vgl. Anm. 9 zu Art. 2.

1

Vgl. Anm. 1 zu Art. 2 und Anm. 3 zu Art. 1.

2

Für anwendbar erklärt sind „soweit sie nach der Natur der Sache zutref3 ien" die für den Betrieb maßgeblichen Beschränkungen — Art. 68 bis 82 — die das Verhältnis des Unternehmers zu anderen Bergwerksbesitzern und zu den Mutern betreffenden Vorschriften — Art. 46 ff. —, zu den Grundbesitzern — 'Art. 46 ff. und insbesondere Art. 178 bis 212 — und zu den bei dem Betrieb beschäftigten Personen — Art. 84 bis 137 —. Nach dem Wortlaut nicht anwendbar sind die Vorschriften über das Schürfen 3 a (Art. 4ff.), insbesondere auch nicht Art. 4 Abs. 2 über geophysikalische Untersuchungsarbeiten (so Kiessling-Ostern, Anm. 4 zu Art. 4, Zydek ZfB 99, 178, 183). U . E . sind jedoch die Bestimmungen der Art. 4ff. auch auf Untersuchungsarbeiten (einschl. der geophysikalischen) die auf die Entdeckung staatsvorbehaltener Mineralien gerichtet sind, anzuwenden (vgl. Anm. 2 und 4 zu Art. 4). In der Praxis bestehen Zweifel, ob diejenigen berggesetzlichen Vorschriften, die 3 b nur für den Bergwerkseigentümer und nicht auch für den Bergwerksbesitzer gelten (z.B. Hilfsbaurecht, nach Auffassung des Reichsgerichts auch die Bergschadenshaftung), auf den Unternehmer angewendet werden können, der auf Grund einer nach Art. 2 Abs. 2 erteilten Erlaubnis zur Aufsuchung und Gewinnung von staatsvorbehaltenen Mineralien Bergbau betreibt. Andernfalls wären diese Vorschriften nur auf den Staat anwendbar, auch wenn er nicht selbst Bergbau betreibt. Der Staat würde also z.B. für Bergschäden haften. Da in Art. 3 Satz 1 der Unternehmer dem Staat, der selbst Bergbau betreibt, g l e i c h g e s t e l l t ist, sind im Falle der Erlaubniserteilung u . E . die berggesetzlichen Vorschriften, die für den Bergwerkseigentümer gelten, auch unmittelbar auf den Unternehmer (Erlaubnisträger) anzuwenden, soweit sie der Natur der Sache nach zutreffen. Darunter fallen das Findervorrecht des Art. 26, das Mutungsvorrecht des Bergwerkseigentümers nach Art. 47 und das Hilfsbaurecht nach Art. 52, 53 jedoch nur, wenn der Unternehmer eine Gewinnungserlaubnis besitzt. Der Unternehmer, nicht der Staat, haftet für Bergschäden (Art. 206). Satz 2 regelt den Bergbau des Staates im allgemeinen, also auch auf Mineralien, 4 die ihm nicht vorbehalten sind. Für letztere bedarf der Staat der Mutung undVerleihung, wie jedermann. Auch beim Erwerb und Betrieb solcher Bergwerke ist der Staat den Privatpersonen völlig gleichgestellt, der Staatsbergbau unterliegt also auch der bergbehördlichen Aufsicht, ausgenommen Art. 82 (Wirtschaftsaufsicht). Die Vorschriften über die Aufhebung des Bergwerkseigentums sind anwendbar (Mot. S. 11). Praktische Bedeutung kommt Art. 3 Satz 2 — wie dem übereinstimmenden § l a ABG allerdings nicht zu, da der Staat keine Bergwerke in eigener Regie mehr betreibt. 3

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 3 bayBergG — § la ABG

Berggesetz

B a y e r n hat die bis 1927 von der Berg-Hütten- und Salinen Verwaltung, bestehend aus der Generaladministration und aus den Berg-, Hütten- und Salinenämtern, betriebenen Staatsbergwerke durch Ges. v. 1. 4. 1927 (BayBS S. 556) auf eine neugegründete Aktiengesellschaft, die Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG (BHS) übertragen, deren Anteile zu 100 % in Händen des Staates liegen. Ein ähnlicher Vorgang hatte in P r e u ß e n stattgefunden:Vgl.Ges.v. 9.10.1923 ( G S I I S . 4 6 7 ) , V O v . l 9 . 1 . 1 9 2 4 ( G S S . 4 5 ) u . Ges. v. 26.7.1926 (GS S. 234). Auf Grund dieser Vorschriften wurden die staatlichen Bergwerke in die Preußischen Bergwerks- und Hütten-AG (Preussag) eingebracht.

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Zweiter Titel

Von der Erwerbung des Bergwerkeigentums Überblick Die Überschrift ist zu weit gefaßt. Der Titel enthält im bayer. Berggesetz nur I Vorschriften über den ursprünglichen (originären) Erwerb von Bergwerkseigentum durch Verleihung, während das ABG im Fünften Abschnitt dieses Titels („Von der Konsolidation" — §§ 41—49) außerdem noch Vorschriften über die Entstehung von Bergwerkseigentum durch Vereinigung von zwei oder mehreren Bergwerken mitumfaßt. Von der Verleihung handeln der Dritte Abschnitt („Vom Verleihen" — Art. 24—41 bzw. §§ 22—38c ABG), aber auch der Zweite Abschnitt („Vom Muten" — Art. 14 —23 bzw. §§ 12—21 ABG): denn die Verleihung setzt stets die Mutung, d.i. der förmliche Antrag auf Verleihung voraus. Dagegen ist das im Ersten Abschnitt (Art. 4—13 bzw. §§ 3—11 ABG) geregelte Schürfen — die Aufsuchung des Minerals auf seiner natürlichen Ablagerung — keine notwendige Voraussetzung für die Entstehung des Bergwerkseigentums, weil der Mutung keine eigene Entdeckung des Minerals zugrunde liegen muß. Der Finder hat lediglich ein Vorrecht vor anderen zu muten (vgl. Art. 26 bzw. § 24 ABG). Außerdem enthält der Titel noch einen Vierten Abschnitt „ V o m Vermessen". Die Vermessung ist ebenfalls keine notwendige Voraussetzung für die Entstehung des Bergwerkseigentums. Außer durch Verleihung entsteht Bergwerkseigentum noch durch Vereinigung 11 (Konsolidation), die im bayer. Berggesetz im Dritten Titel (Art. 57—65) behandelt wird, ferner durch reale Teilung eines Feldes und durch Austausch von Feldesteilen (Art. 66 bzw. § 51 ABG). Der abgeleitete (derivative) Erwerb ist im Dritten Titel geregelt (Art. 44, 45 bzw. § 50 ABG), und zwar sind die Vorschriften des bürgerlichen Gesetzbuches über den Erwerb von Grundstücken (§§ 873fi., §§ 925ff.) für anwendbar erklärt. Der Titel handelt nur vom Bergwerkseigentum, nicht auch von der Erlaubnis I I I zur Aufsuchung und Gewinnung stattsvorbehaltener Mineralien nach Art. 2 Abs. 2. Hierfür sind allein Art. 2 und die Bek. v. 18. 8.1918 (BayBS I V S. 163), — A n h . B I 1 a — maßgebend. Nach dem ABG kann hingegen auch an staatsvorbehaltenen Mineralien Bergwerkseigentum begründet werden, und zwar durch Verleihung an den Staat. Das Verfahren richtet sich in diesem Fall nach § 38b ABG, abgedr. nach Art. 41. Erster

Abschnitt

VOM SCHÜRFEN Art. 4 bayBergG — § 3 A B G [Begriff des Schürfens — geophysikalische Untersuchungsarbeiten] Art. 4 (1) Die Aufsuchung 1 der im Art. 1 bezeichneten Mineralien 2 auf ihren natürlichen Ablagerungen — das Schürfen 3 — unterliegt den nachstehenden Vorschriften (Art. 5 bis 13). 8»

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Art. 4 bayBergG — § 3 ABG

Berggesetz

( 2 ) F ü r Arbeiten zur geophysikalischen Untersuchung des Untergrundes 1 gelten die A r t . 5 bis 7S, 9 , 1 0 und 126 entsprechend. Abs. 2 wurde durch Ges. v. 30. 3.1939 (GVBl. S. 87) angefügt. Art. 4 entspricht

§ 3 ABG: (1) Nach M a ß g a b e der folgenden Vorschriften ist die Aufsuchung 1 der in § 1 bezeichneten Mineralien 2 auf ihren natürlichen Ablagerungen — das S c h ü r fen3 — bei den nach § 2 Abs. 1 dem Staate vorbehaltenen Mineralien nur dem Staate, den von i h m e r m ä c h t i g t e n Personen und ihren Beauftragten, sonst dagegen j e d e r m a n gestattet. ( 2 ) F ü r Arbeiten zur geophysikalischen Untersuchung des Untergrundes 4 gelten die § § 3 bis 6 6 , 8 und 9" entsprechend. 1 Unter Aufsuchung i.S. dieser Bestimmung sind die Arbeiten zu verstehen, die auf die Entdeckung einer noch nicht bekannten Lagerstätte gerichtet sind, nicht die Durchforschung im verliehenen Feld. Innerhalb der Grenzen eines verliehenen Bergwerkseigentums kann aber auf ein anderes bergbaufreies Mineral geschürft werden (Art. 11 bzw. § 10 ABG). Es fallen sowohl übertägige wie untertägige Arbeiten unter die Schürfbestimmungen. 2 Nach dem Wortlaut des Art. 4 Abs. 1 gelten die Schürfvorschriften für die Aufsuchung aller in Art. 1 aufgeführten Mineralien, also auch für die nach Art. 2 dem S t a a t vorbehaltenen. Andererseits sind aber in Art. 3 S a t z l , der die auf die Aufsuchung dieser Mineralien anwendbaren Vorschriften benennt, die Schürfvorschriften (Art. 5 bis 13) nicht erwähnt. Auch paßt die Überschrift des Dritten Titels „Von der Erwerbung des Bergwerkseigentums" nicht für die Aufsuchung staatsvorbehaltener Mineralien. Verneint man die Anwendbarkeit der Schürfvorschriften auf die staatsvorbehaltenen Mineralien, so können für die Aufsuchungsarbeiten nur gemäß Art. 3 Satz 1 die Bestimmungen über das Bergwerkseigentum herangezogen werden. Da das Gesetz in dieser Frage nicht eindeutig ist, kann u. E. eine Lösung nur unter Berücksichtigung des Gesetzeszweckes und der Entstehungsgeschichte gefunden werden. Danach wären aber die Schürfvorschriften auch auf die in Art. 2 aufgeführten Mineralien anzuwenden. Sachlich liegen die in den Art. 5 bis 13 für verleihbare Mineralien geregelten Fragen, nämlich die Art und Weise der Aufsuchungstätigkeit, insbesondere ihre bergbehördliche Überwachung und das Verhältnis des Aufsuchenden zu den Grundbesitzern, bei der Aufsuchung der dem Staate vorbehaltenen Mineralien nicht anders. Ein Unterschied besteht lediglich insoweit, als zu der Aufsuchung eines dem Staate vorbehaltenen Minerals eine Erlaubnis nach Art. 2 Abs. 2 erforderlich ist, so daß in diesem Falle bereits für die Aufsuchung des Minerals ein behördliches Verfahren durchgeführt werden muß. Dieses Verfahren erstreckt sich aber nicht auf die in den Art. 5ff. geregelten Gesichtspunkte. Auch ist die Interessenlage desjenigen, der auf Grund einer Aufsuchungserlaubnis gemäß Art. 2 Abs. 2 Arbeiten durchführt, noch nicht derjenigen eines Bergwerkseigentümers gleichzuachten, der ja stets zugleich zur Gewinnung und zwar in einem fest bestimmten und durch das Berggesetz der Größe nach begrenzten Feld berechtigt ist. Aufsuchungserlaubnisse werden demgegenüber in der Regel für größere Gebiete erteilt. Erst die im allgemeinen auf Felder von rund 340 ha Größe beschränkte Gewinnungserlaubnis ist dem Bergwerkseigentum gleichzuachten. Die Befugnis des nur Aufsuchungsberechtigten steht also der eines Schürfers näher als der eines Bergwerkseigentümers. Aus diesen Gründen sind für die Voraussetzungen, unter denen Aufsuchungsarbeiten durchgeführt werden dürfen, die Schürfvorschriften besser geeignet als die Bestimmungen über das verliehene Bergwerkseigentum (z.B. Art. 178ff.). Im Geltungsbereich des ABG sind die Schürfvorschriften (§§ 3 bis 11) auch für alle staatsvorbehaltenen Mineralien anwendbar, und zwar teils auf Grund des ABG selbst (§ 3 Abs. 1), teils auf Grund besonderer gesetzlicher Bestimmungen (§ 2 des Erdölgesetzes für Bitumen und 36

II. Titel: Von der Erwerbung des Bergwerkeigentums

Art. 4 bayBergG — § 3 ABG

§ 3 des Phosphoritgesetzes f ü r phosphorhaltige Mineralien und Gesteine). Es besteht keine Veranlassung anzunehmen, daß der bayer. Gesetzgeber in diesem P u n k t von der Regelung im preußischen Rechtsbereich abweichen wollte: Durch das Ges. v. 30. 3. 1939 wurde Art. 4 der jetzige Abs. 2 angefügt. Nach den Motiven (ZfB 80, 73/74) sollte mit diesem Gesetz das bayerische Berggesetz an die seit der Neufassung von 1910 in Preußen vor allem durch das Ges. v. 24. 9. 1937 (GS S. 93) erlassenen Änderungen angepaßt werden. Damals wurde Art. 4 Abs. 2 inhaltlich völlig übereinstimmend mit § 3 Abs. 2 ABG eingefügt. Wenn Art. 4 a. F., jetzt Art. 4 Abs. 1 auf staatsvorbehaltene Mineralien nicht h ä t t e angewendet werden sollen, so h ä t t e auch der dem § 3 Abs. 2 ABG entsprechende neue Abs. 2 nicht an dieser Stelle in das Berggesetz aufgenommen werden dürfen. E n t gegen Kiessling-Ostern, Anm. 4 zu Art. 4 ist daher davon auszugehen, daß Abs. 1 und Abs. 2 auch f ü r Arbeiten zur Aufsuchung stattsvorbehaltener Mineralien auf ihrer natürlichen Ablagerung gelten. Das S c h ü r f e n wird hiermit definiert. Die Aufsuchung von GrundeigentümerB mineralien zählt nicht zu den Schürfarbeiten im bergrechtlichen Sinn. Sie untersteht aber, wenn es sich um Mineralien der in § 1 MineralVO aufgeführten Art handelt, ebenfalls der bergbehördlichen Aufsicht (§§ 2, 6 MineralVO). Auch die Aufsuchung anderer Grundeigentümermineralien unterliegt der bergbehördlichen Aufsicht, wenn sie untertägig betrieben wird (Art. 83 bzw. f ü r den Geltungsbereich des ABG § 1 d. Ges. über die Beaufsichtigung von unterirdischen Mineralgewinnungsbetrieben und Tiefbohrungen v. 18. 12. 1933 — Anh. C 110. Untersuchungsarbeiten, die ein Schürfer nach Einlegung der Mutung aber vor der Verleihung auf dasselbe Mineral vornimmt, werden rechtlich den Schürfarbeiten gleichgestellt (Art. 23 bzw. § 21 ABG). Die bei Schürfarbeiten gewonnenen Mineralien darf der Schürfer sich aneignen (Art. 13 bzw. § 11 ABG). Wie das ABG ausdrücklich hervorhebt, ist das Schürfen auf die nicht in Art. 2 3 a dem Staate vorbehaltenen Mineralien jedermann gestattet (Grundsatz der S c h ü r f f r e i h e i t ) . Auch das Verbot des Art. 252 bzw. § 154 ABG f ü r Bergbeamte gilt nicht für das Schürfen. Es ist auch zulässig, daß mehrere Personen unabhängig voneinander auf demselben Grundstück auf das gleiche Mineral schürfen. Allerdings darf der Schürfer nicht durch den Späterkommenden behindert werden. Die Befugnisse des Schürfers werden im Bergrecht nur durch die Art. 5 ff. bzw. 3 b §§ 4ff. ABG beschränkt. Außerdem muß er die allgemeinen öffentlich-rechtlichen Vorschriften des Bundes- und Landesrechts beachten. In Bayern kommen insbesondere in Frage: Art. 18, 19 LStVG über Ausgrabungen und Auffinden von Bodenaltertümern, ferner die auf Grund von Art. 13 Abs. 1 Ziff. 2 LStVG erlassenen Gemeinde-, Kreis- oder Bezirksverordnungen zur Reinhaltung der Einrichtungen, die derWasserversorgung oder der Abwasserbeseitigung dienen, sowie des für die Wasserversorgung bestimmten Wassers (vgl. hierzu Entschl. d. Bay. Staatsmin. d. Innern über Richtlinien f ü r die Einrichtung von Schutzgebieten f ü r öffentliche Trinkwassergewinnungsanlagen (Trinkwasserschutzgebiete) v. 13. 8.1953 (BayBS VJ I I S. 11), ferner Gemeinsame Entschließung des Bay. Staatsmin. d. Innern u. f. Wirtschaft u. Verkehr über öffentliche Wasserversorgung und Bergbau v. 22. 4. 1958 (MAB1. S. 370, ber. S. 442, WVMB1. S. 63). Weitere Beschränkungen enthalten die Wassergesetze, insbes. durch die Festsetzung von Schutzbereichen f ü r öffentliche Heilquellen (vgl. Art. 20 Wassergesetz v. 23. 3. 1907 — BayBS I I S. 471 — und §§ 47 ff. der VollzBek. z. Wassergesetz v. 3. 12. 1907 — BayBS I I S. 490). Der Schürfer hat ferner die auf Grund des Reichsnaturschutzgesetzes v. 26. 6. 1935 (RGBl. I S. 820), — das nach BVerfGE v. 14. 10. 1958 (BGBl. 1959 I S. 23) als Landesrecht fortgilt — erlassenen Schutzanordnungen (Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Einzelanordnungen) zu beachten. Bundesrechtliche Beschränkungen enthält das Gesetz über die Beschränkung von Grundeigentum f ü r die militärische Verteidigung (Schutzbereichgesetz) v. 7. 12. 1956 (BGBl. I S. 899), das die Festsetzung von Schutzbereichen vorsieht. Darunter fallen vor allem die sog. seismischen Messungen, d.s. Untersuchungen, 4 die auf der Fortpflanzung von Schallwellen im Untergrund beruhen, dagegen nicht bloße 87

Art. 5 bayBergG — § 4 ABG

Berggesetz

geologische Untersuchungen. Die Schürfvorschriften sind nicht anwendbar auf geophysikalische Arbeiten, die lediglich wissenschaftlichen Zwecken dienen; denn das Berggesetz erfaßt nur die auf die Aufsuchung von Bodenschätzen zum Zwecke der gewerblichen Gewinnung gerichtete Tätigkeit. Dies ist im ABG in § 3 Abs. 2 durch die Verweisung auch auf § 3 klargestellt. Aus dem Wortlaut des Art. 4 Abs. 2 ist es zwar nicht ohne weiteres ersichtlich, weil auf Art. 4 nicht mitverwiesen wird. Doch sollte insoweit in Bayern keine vom preußischenRecht abweichendeRegelung getroffen werden (vgl. oben Anm. 2). Auch die nur wissenschaftlichen Zwecken dienenden Arbeiten sind jedoch nach § 3 Lagerstättengesetz (vgl Anh. A I 3 und Erläuterungen dazu) anzeigepflichtig. Art. 4 Abs. 2 bzw. § 3 Abs. 2 ABG gilt auch für geophysikalische Untersuchungsarbeiten, die der Aufsuchung von staatsvorbehaltenen Mineralien dienen (Begründung s. o. Anm. 2, abw. Kiessling-Ostern Anm. 4 zu Art. 4). 5 Da Art. 8 bzw. § 7 ABG nicht für anwendbar erklärt ist, kann der Grundeigentümer nicht wegen der durch die Untersuchungsarbeiten eingetretenen Wertminderung oder wegen der Dauer der Inanspruchnahme oder wegen der Zerstückelung des Grundstücks den Erwerb des Grundstücks verlangen. Durch geophysikalische Untersuchungsarbeiten werden derart schwerwiegende Eingriffe in das Grundeigentum auch nicht zu erwarten sein. 6 Nicht anwendbar ist auch Art. 11 bzw. § 10 ABG. Daraus folgt u . E . aber nicht, daß der Geophysik Treibende nicht auch im verliehenen Feld Untersuchungen durchführen dürfte. Ferner ist Art. 13 bzw. § 11 ABG ausgeschlossen. Über etwa gehobene Mineralien darf der Geophysik Treibende also nicht verfügen. § 3 a A B G siehe bei Art. 12

§ 3b ABG Die Bergbehörden sind zur Geheimhaltung der zu i h r e r amtlichen Kenntnis gekommenen Tatsachen verpflichtet. Eine §3b ABG entsprechende Vorschrift enthält das bayBergG nicht. Der in § 3 b ABG niedergelegte Grundsatz gilt auch in Bayern nach allgemeinem Dienstrecht (Art. 69 B a y B G — vgl. auch § 39 B R R G ; § 9 BAT, § 11 MTL).

Art. 5 bayBergG — § 4 ABG

[Schürfverbote] Art. 5 (1) Auf öffentlichen Plätzen, Straßen und Eisenbahnen, sowie auf F r i e d höfen ist das Schürfen unbedingt untersagt 2 . ( 2 ) Auf anderen Grundstücken ist das Schürfen unstatthaft, wenn nach der Entscheidung des Oberbergamts 3 überwiegende Gründe des öffentlichen Interesses 4 entgegenstehen. (3) Unter Gebäuden 5 und in einem U m k r e i s e u m dieselben bis zu sechzig Metern 6 , in Gärten 7 und in eingefriedeten Hofräumen 7 darf nicht geschürft w e r den, es sei denn, daß der Grundbesitzer 8 seine ausdrückliche Einwilligung 9 hierzu erteilt hat oder daß das O b e r b e r g a m t das Schürfen aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses zugelassen hat 1 0 . Art. 5 Abs. 3 i.d.F. d. Art. 1 Ziff. 2 des Ges. v. 30. 3. 1939 (GVBl. S. 87). Art. 5 stimmt weitgehend mit § 4 A B G überein; doch ist dort in Abs. 1 das Schürfverbot auch auf See- und Flußdeiche erstreckt; die Entscheidung nach Abs. 2 (nicht nach Abs. 3) trifft das B e r g a m t . 1 Der Schürfer bedarf nach dem bay. Berggesetz und nach dem ABG — anders wie im österreichischen Recht — keiner Genehmigung zum Schürfen, außer es handelt sich um die Aufsuchung eines dem Staate vorbehaltenen Minerals. E r ist jedoch in jedem Fall zur Anzeige an das Bergamt verpflichtet (Art. 12 Abs. 2 Satz 1; § 3a Abs. 2 Satz 1 38

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 5 bayBergG — § 4 ABG

A BG i. V. m. den entsprechenden Vorschriften der Bergpolizeiverordnungen: siehe Anm. 6 zu Art. 12) u n d m u ß die bergrechtlichen Schürfverbote (Art. 5 bzw. § 4 ABG) u n d sonstigen gesetzlichen Beschränkungen (vgl. Anm. 3 zu Art. 4) beachten. Die Verbote des Abs.l sind absolut, da sie (imGegensatz zu denFällen des Abs. 3) 2 öffentliche Interessen schützen sollen. Das Verbot erstreckt sich auch auf den Bereich von Straßen- u n d Eisenbahnen, deren A u s f ü h r u n g erst beabsichtigt oder in die Wege geleitet ist (OBA Bonn 22. 7. 1889, Z f B 30, 538). Durch Schürfarbeiten dürfen auch Mauern oder Grenzen von Friedhöfen nicht gefährdet werden. Über die Befugnisse der Bergbehörden zur Erzwingung der E i n h a l t u n g des Verbots siehe u n t e r Anm. 3 u n d Anm. zu Art. 256. Zuwiderhandlungen gegen Abs. 1 sind gemäß Art. 264 Ziff. 1 bzw. § 207 Abs. 1 ABG s t r a f b a r . Die Bergbehörde überwacht die E i n h a l t u n g derSchürfverbote des Abs. 1 (Art. 12 3 i. V. m. Art. 253 bzw. § 3 a i. V. m. § 196 ABG). Sie k a n n die Untersagung von Arbeiten (auch nachträglich) anordnen, wenn sich herausstellt, d a ß die durch Abs. 1 geschützten Gegenstände gefährdet werden. Die h.M., der wir beitreten, n i m m t auch an, d a ß die Beseitigung von Anlagen verlangt werden k a n n (vgl. Klostermann-Thielmann, Anm. 4, Müller-Erzbach S. 145). Siehe hierzu Anm. zu Art. 256. Ferner h a t die Bergbehörde das Schürfen zu untersagen, wenn andere überwie- 3 a gende Gründe des öffentlichen Interesses (s. Anm. 4) gefährdet werden, und zwar auch d a n n , wenn der Grundbesitzer mit den Arbeiten einverstanden ist (RG 17. 12. 1898 — Z f B 40, 225). Schürfverbote nach Abs. 2 können als Einzelanordnungen (Verfügungen) durch das Oberbergamt (nach ABG durch das Bergamt) ohne besondere F o r m erlassen werden. Daneben sind im Geltungsbereich des ABG auch Schürfverbote durch Verordnungen der Oberbergämter nach § 197 ABG erlassen worden. Bis zur E i n f ü g u n g des § 3 a in das ABG (siehe vor Anm. 1 zu Art. 12), der eine förmliche Grundlage zum E r l a ß von Verordnungen enthält, wurde ihre Gültigkeit zum Teil in Zweifel gezogen (Arndt Anm. 8; Klostermann-Thielmann Anm. 4; Brassert-Gottschalk Anm. 7). I n B a y e r n sind durch die früheren Bezrksbergämter u n d durch das Oberberg- 3 b a m t S c h ü r f v e r b o t e erlassen u n d Quellschutzbezirke f ü r gemeindliche Wasserversorgungsanlagen festgesetzt worden. Bis zum I n k r a f t t r e t e n des Wassergesetzes (1907), n a c h dem zum Schutz der öffentlichen Heilquellen das Staatsministerium des I n n e r n zuständig war (vgl. Art. 20), wurden auf Grund des Art. 5 Abs. 2 auch Schutzbezirke z u m Schutz öffentlicher Heilquellen festgesetzt. Diese Schürfverbote wurden in der Regel auf Art. 5 Abs. 2 u n d Art. 253 gestützt u n d in den einschlägigen Veröffentlichungsblättern (Amtsblätter der Kreisregierungen) b e k a n n t g e m a c h t . Als oberpolizeiliche Vorschriften im Sinne von Art. 254 wurden sie — im Gegensatz zur Ü b u n g in Preußen — nicht bezeichnet. U. E. handelt es sich bei diesen Schürfverboten ihrer N a t u r nach nicht u m Einzelanordnungen, sondern u m Rechtsnormen. Denn die E n t scheidung, d a ß auf einem Grundstück, etwa zum Schutz einer Wasserversorgungsanlage, nicht geschürft werden darf, soll gegenüber jedermann wirken. Das Verbot wendet sich an jeden Schürflustigen, also an eine u n b e s t i m m t e u n d auch nicht bestimmb a r e Vielzahl von Personen. Dem Schutzzweck können also n u r allgemein verbindliche Vorschriften gerecht werden, die als Verordnungen (oberpolizeiliche Vorschriften) gem ä ß Art. 12 i.V.m. Art. 254 bzw. § 3 a iVm. § 197 ABG) erlassen werden m ü ß t e n . Es ist zweifelhaft, ob in Bayern die nicht als Verordnungen erlassenen Schürfverb o t e rechtsgültig waren u n d heute noch gelten. D a Art. 5 Abs. 2 seinem Zweck nach gerade allgemein verbindliche Verbote erfordert u n d die Anordnungen des Oberberga m t s auch veröffentlicht wurden, k a n n ihre Gültigkeit u. E. b e j a h t werden. Die als Rechtsnormen zu erachtenden Schürfverbote t r e t e n jedoch gemäß Art. 77 Abs. 1 LStVG 20 J a h r e nach ihrem I n k r a f t t r e t e n , frühestens a m 31.12.1960 außer K r a f t . Die n a c h Art. 5 Abs. 2 bzw. § 4 Abs. 2 ABG festgesetzten Schürfverbote gelten n i c h t f ü r die Ausübung eines verliehenen B e r g w e r k s e i g e n t u m s . Hier h a t jedoch die Bergbehörde sorgfältig zu prüfen, ob die D u r c h f ü h r u n g des Betriebplanes keine gemeinschädlichen Einwirkungen zur Folge h a t (vgl. Anm. 9 zu Art. 253). 39

Art. 5 bayBergG — § 4 ABG

Berggesetz

3 c Schürfarbeiten können auch unter Bedingungen und Auflagen zugelassen werden, wenn Beschränkungen durch überwiegende öffentliche Interessen oder nach Art. 253 bzw. § 196 ABG geboten sind. 3 d Entscheidungen der Bergbehörde nach Abs. 2 sind, wenn sie als Einzelanordnungen ergehen, mit den gewöhnlichen Rechtsbehelfen nach der Verwaltungsgerichtsordnung (Widerspruch, Anfechtungsklage) a n f e c h t b a r , örtlich zuständig ist ausschließ lieh das Verwaltungsgericht der belegenen Sache (§ 52 Ziff. 1 VwGO), da es sich um eine. Streitigkeit handelt, die sich auf das unbewegliche Vermögen bezieht. 3 e Zuwiderhandlungen gegen die Schürfverbote sind nach Art. 264 Ziff. 1 bzw. § 207 Abs. 1 ABG s t r a f b a r . 3 f E n t s c h ä d i g u n g s a n s p r ü c h e gegen den Staat wegen eines rechtmäßigen behördlichen Verbots stehen dem Schürfer nicht zu, da kein enteignungsgleicher Eingriff vorliegt. Das Schürfen ist von vornherein nur unter den durch das Berggesetz auferlegten Beschränkungen zulässig (Art. 4 Abs. 1 bzw. § 3 Abs. 1 ABG). h Das öffentliche Interesse ist ein sog. unbestimmter Gesetzesbegriff und daher der richterlichen Nachprüfung unterworfen. Der Anwendungsbereich war früher weiter gezogen: Schürfverbote konnten vor allem zum Schutz von (gemeindlichen) Wasserversorgungsanlagen, gemeinnützigen Quellen, Hochwasserdämmen, Kanälen, aber auch zum Schutz von Fundstätten geschichtlich oder vorgeschichtlich bedeutsamer Gegenstände erlassen werden. Durch die neuere Gesetzgebung ist in B a y e r n der Kreis der für ein Schürfverbot in Betracht kommenden Gegenstände eingeschränkt worden: So obliegt der Schutz der öffentlichen Heilquellen seit Inkrafttreten des Wassergesetzes (1907) dem Bayer. Staatsministerium des Innern (Art. 20 WG). Die Bergbehörden sind nach den Vollzugsbek. zum Wassergesetz v. 3. 12. 1907 (BayBS I I S. 490) bei der Festsetzung des Schutzbereichs der öffentlich benutzten Heilquellen beteiligt, indem die Behandlung von Anträgen in jedem Fall im Benehmen (d. i. Anhörung, nicht Zustimmung) mit dem Oberbergamt zu erfolgen hat (§ 42 a.a.O.). Das gleiche gilt für Anträge auf eine Beschränkung des festgesetzten Schutzbereichs (§ 46 a.a.O.). Zu jedem Gesuch um Erlaubnis von Grab- und Bohrarbeiten innerhalb des Schutzbereichs ist das zuständige Bergamt gutachtlich zu hören. Der Lageplan des Schutzbezirks wird auch beim zuständigen Bergamt hinterlegt. Die Bergbehörde wird allerdings in der Regel nicht aus eigener Fachkenntnis eine Äußerung abgeben könnnen, sondern, da es sich meist um geologische Fragen handelt, ein Gutachten des Bay. Geologischen Landesamts einholen. Durch Art. 13 LStVG wurden die Gemeinden, Landkreise und Bezirke ermächtigt, Verordnungen zu erlassen u. a. über die Reinhaltung der Einrichtungen, die der Wasserversorgung oder Abwässerbeseitigung dienen, sowie des für die Versorgung bestimmten Wassers. Diese Vorschrift ist durch § 19 Abs. 4 WHG ergänzt worden, insofern bei der Festsetzung von Wasserschutzgebieten zum Schutz von Gewässern vor nachteiligen Einwirkungen im Interesse der öffentlichen Wasserversorgung ein förmliches Verfahren zu beachten ist. Die in den beiden vorstehenden Absätzen erwähnten Bestimmungen regeln den Schutz der öffentlich genutzten Heilquellen und der Wasserversorgungsanlagen vor Verunreinigungen erschöpfend, so daß u. E. für den Erlaß von Schürfverboten nach Art. 5 Abs. 2 insoweit kein Raum mehr ist. Über die Fortgeltung früherer Schürfverbote siehe oben Anm. 3. 5 Unter G e b ä u d e n sind nach allgem. Meinung nicht nur Wohnhäuser zu verstehen, sondern jedes fest mit dem Grund und Boden verbundene Bauwerk. 6 Ein Grundbesitzer kann Schürfarbeiten nur in einem Umkreis von 60 Metern um sein eigenes Gebäude verbieten. Schürfarbeiten, die zwar innerhalb von 60 Metern um 40

II. Titel: Von d. Erwerbg d. Bergwerkeigentums

Art. 5 bayBergG — § 4 ABG

das Gebäude eines Nachbarn, aber in größerer Entfernung als 60 m vom eigenen Gebäude, vorgenommen werden sollen, kann nur der Nachbar untersagen (KlostermannThielmann Anm. 11, a.A. Müller-Erzbach S. 147/148). Zu den Gärten sind Parkanlagen nicht zu rechnen (h. M.).

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Für die Frage, ob ein Platz als eingefriedeter Hofraum anzusehen ist, kommt 7 a es auf die Art der wirtschaftlichen Benutzung an. Ein eingefriedeter Platz, der mit Wohn- oder Wirtschaftsgebäuden in Verbindung steht und auf dem z . B . Ziegelöfen, Schuppen oder Brunnen errichtet sind, ist kein Hofraum ( R e k B v. 17. 11. 1899 — Z f B 4 1 , 251); auch die Absicht, eine Fläche als Hofraum einzurichten, reicht nicht aus (Voelkel S. 70). Vielfach wird die Auffassung vertreten, aus der Bezeichnung „in Gärten und in 7 b eingefriedeten Hofräumen" könnte geschlossen werden, es seien Schürfarbeiten, die in solcher Tiefe unter der Oberfläche vorgenommen würden, daß mit einer Wirkung auf die Oberfläche nicht zu rechnen sei, auch ohne Einwilligung des Grundbesitzers zulässig (so insbes. Müller-Erzbach S. 147, Voelkel S. 70). Diese Auffassung stützt sich auf den Wortlaut des § 905 Satz 2 B G B . Ihr kann zwar bei Schürfarbeiten, die nur eine Erlaubnis nach Art. 6 bzw. § 5 ABG erfordern, — zu deren Erteilung der Grundbesitzer also verpflichtet ist — nicht aber in den Fällen des Art. 5 Abs. 3 bzw. § 4 Abs. 3 ABG gefolgt werden. I m engsten persönlichen Bereich seines Besitztums soll der Grundbesitzer ungestört bleiben. Das ist nur gewährleistet, wenn seine Zustimmung zu Schürfarbeiten in diesem Bereich stets erforderlich ist. Denn es läßt sich in vielen Fällen von vornherein nicht mit Sicherheit feststellen, ob unterirdische Schürfarbeiten sich auf die Oberfläche auswirken können. Dies hängt unter anderem von der Tiefe, in der die Arbeiten vorgenommen werden sollen, und von der Eigenart des Gebirges ab. Zwar kann der Grundbesitzer einem Bergwerksbesitzer das Auffahren von Grubenbauen auch unter seinem Garten, Hofraum und Hause nicht verbieten. Hier steht dem Grundeigentum aber das Bergwerkseigentum als absolutes Recht (Art. 46 bzw. § 54 ABG), das möglichst wenig beschränkt werden soll, gleichberechtigt gegenüber, während eine Berechtigung des Schürfers auf Grund eines besonderen Rechtstitels noch nicht gegeben ist. Deshalb hat der Grundbesitzer — abgesehen von dem Fall, daß das Oberbergamt aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses das Schürfen gestattet — in den in Art. 5 Abs. 3 bzw. § 4 Abs. 3 ABG aufgeführten Fällen die stärkere Rechtsstellung. G r u n d b e s i t z e r ist nicht nur der Grundeigentümer sondern auch der auf 8 Grund eines sonstigen dinglichen oder eines obligatorischen Rechts zum Besitz Berechtigte (vgl. Art. 6 Abs. 2 bzw. § 5 Abs. 2 ABG u. Anm. 4 zu Art. 6). Erforderlich ist die ausdrückliche Einwilligung des Grundbesitzers eine nur 9 stillschweigende Zustimmung genügt nicht. Der Schürfer muß sich über die Einwilligung ausweisen können. Einer Einwilligung bedarf es auch für u n t e r i r d i s c h e Arbeiten. Die von vielen 9 a Autoren befürwortete Anwendung des § 905 Satz 2 würde jedoch zu Ausnahmen führen (vgl. hierzu oben Anm. 7 b). In Fällen, in denen der Grundbesitzer nach der Sachlage von den unterirdischen Schürfarbeiten keine Beeinträchtigung erfahren kann, darf er nach § 226 B G B die Einwilligung nicht verweigern. I m Streitfall entscheiden über die Anwendbarkeit der §§ 905, 226 B G B die bürgerlichen Gerichte. Seit der Änderung des Berggesetzes im Jahre 1939 bzw. 1937 kann das Ober- 9 b bergamt beim Vorliegen überwiegender Gründe des öffentlichen Interesses die Einwilligung des Grundbesitzers ersetzen (s. Anm. 10). In allen anderen Fällen ist das Schürfen an diesen Örtlichkeiten verboten. Zu- 9 c Widerhandlungen sind strafbar gemäß Art. 264 Ziff. 1 bzw. § 207 Abs. 1 ABG. Der Grundbesitzer kann den Schürfer mit Gewalt hindern (§§ 227, 859 B G B ) , Aushebungen

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Art. 6 bayBergG — § 5 ABG

Berggesetz

u.dgl. zuschütten und auf Unterlassung weiterer Arbeiten zivilrechtlich klagen (Besitzstörungsklage § 862 B G B ; § 1004 BGB, ebenso aus § 823 Abs. 2 B G B i.V.m. Art. 264 Ziff. 1 bzw. § 207 Abs. 1 ABG). Ferner kann er nach § 823 Abs. 1 und § 823 Abs. 2 i. V. m. Art. 264 Ziff. 1 bzw. 207 Abs. 1 ABG Schadensersatz verlangen. Bei betriebsplanpflichtigen Schürfarbeiten überprüft das Bergamt, ob die Einwilligung des Grundbesitzers vorliegt. 1 0 Durch die nach dem O b e r b e r g a m t eingeräumte Befugnis, auch gegen den Widerspruch des Grundbesitzers das Schürfen zu gestatten, soll in volkswirtschaftlich wichtigen Fällen das Schürfen auch in und unter den in Art. 5 Abs. 3 bzw. § 4 Abs. 3 ABG besonders geschützten Plätzen ermöglicht werden. Es handelt sich um einen sog. gemischten Tatbestand. Das Oberbergamt kann die Schürfarbeiten nur beim Vorliegen überwiegender Gründe des öffentlichen Interesses zulassen. Insoweit besteht kein Ermessensspielraum. Diese Voraussetzungen sind als unbestimmte Gesetzesbegriffe voll der richterlichen Nachprüfung unterworfen. Hingegen besteht keine Verpflichtung der Behörde in allen Fällen, in denen diese Voraussetzungen gegeben sind, die Schürfarbeiten zuzulassen. Es steht dann im Ermessen der Behörde, die Schürfarbeiten zu gestatten. Der Schürflustige muß also mit seiner Klage gegen die Nichtzulassung der Schürfarbeiten auch geltend machen, das Oberbergamt habe in ermessensfehlerhafter oder — mißbräuchlicher Weise entschieden (§ 114 VwGO). Die Entscheidung über die Zulassung ist mit den gewöhnlichen Rechtsbehelfen nach der Verwaltungsgerichtsordnung (Widerspruch, Anfechtungsklage) anfechtbar. Örtlich zuständig ist dasjenige Verwaltungsgericht, in dessen Bezirk das Grundstück liegt (§ 52 Ziff. 1 VwGO, vgl. Anm. 3d). 1 0 a Die Entscheidung des Oberbergamtes, daß aus überwiegenden Gründen des öffentlichen Interesses geschürft werden darf, kann eine E n t e i g n u n g des Grundbesitzes im Sinne von Art. 14 Abs. 3 GG darstellen, dann nämlich, wenn er durch diesen Eingriff an der typischen Nutzung seines Besitzes gehindert wird (s. Überblick vor Art. 178). Die Entscheidung ist jedoch auch in diesem Fall verfassungsrechtlich unbedenklich, da sie stets nur aus Gründen des Gemeinwohls und gegen vollständige Entschädigung (vgl. Art. 7 bzw. § 6 ABG) vorgenommen werden kann.

Art. 6 bayBergG — § 5 ABG [Zustimmung des Grundbesitzers] Art. 6 (1) Wer zur Ausführung von Schürfarbeiten 1 fremden Grund und Boden 2 benützen will, hat hierzu die Erlaubnis 3 des Grundbesitzers 4 nachzusuchen. (2) Mit Ausnahme der i m Art. 5 bezeichneten Fälle m u ß der Grundbesitzer 4 , er sei Eigentümer oder Nutzungsberechtigter, das Schürfen auf seinem Grund und Boden gestatten 5 . Art. 6 stimmt inhaltlich mit § 5 A B G überein. 1 Über den Begriff des Schürfens s. Anm. 1 u. 3 zu Art. 4. Art. 6 bzw. § 5 ABG gilt auch für Bergwerkseigentümer, die in ihrem Feld auf Mineralien schürfen wollen, auf die sich ihr Bergwerkseigentum nicht erstreckt. 2 Gemeint ist in erster Linie die Benutzung der Oberfläche. Sollen die Schürfarbeiten das Grundstück lediglich unterirdisch unterfahren, so bedarf es der Zustimmung des Grundbesitzers nicht, wenn mit einer Beeinträchtigung seiner Interessen nicht zu rechnen ist (§ 905 Satz 2 BGB). Vgl. hierzu Anm. 7b Art. 5. 3 Die „ E r l a u b n i s " des Grundbesitzers verschafft dem Schürfer ein dingliches Recht am Grundstück. Bevor der Grundbesitzer den Schürfarbeiten zugestimmt oder das 42

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 7 bayBergG — § 6 ABG

Oberbergamt gegen seinen Widerspruch die Schürfermächtigung nach Art. 9 bzw. § 8 ABG erteilt hat, besitzt der Schürflustige nur einen Anspruch auf Einräumung des Schürfrechts. Die Erlaubnis bedarf keiner besonderen Form. Das Schürfrecht bedarf nicht der Eintragung im Grundbuch. Die Vorschriften über den Erwerb kraft öffentlichen Glaubens (§ 892 BGB) sind nicht anwendbar (Art. 22 Preuß. AGBGB und RG 25. 10. 1919, ZfB 61, 221). Das Schürfrecht ist im Zweifel vererblich und übertragbar (Klostermann-Thielmann Anm. 4). Auf Grund eines Schürfrechts kann sich der Schürfer gegen einen Störer mit der Besitzstörungsklage des § 862 B G B wehren und Selbsthilfe nach § 859 üben (Klostermann-Thielmann Anm. 4). G r u n d b e s i t z e r ist der Grundeigentümer und der auf Grund eines dinglichen 4 oder obligatorischen Rechts Nutzungsberechtigte (vgl. Abs. 2). In jedem Falle wird der unmittelbare Besitzer zustimmen müssen. Ob daneben auch der Grundeigentümer einwilligen muß, hängt von der Art und Weise der Benutzung des Grundstücks, d.h. von der Art und dem Umfang der Schürfarbeiten ab. Werden z.B. Schächte abgeteuft, so wird der Aushub nicht mehr völlig in den geschaffenen Hohlraum eingebracht werden können. Auch wird die Humusdecke eine Veränderung erfahren, die über die Dauer des Rechtsverhältnisses zwischen dem Grundeigentümer und dem Nutznießer hinaus besteht. In diesem Falle hat neben dem Nutzungsberechtigten auch der Eigentümer zuzustimmen (vgl. Klostermann-Thielmann Anm. 3, Müller-Erzbach S. 147). Im übrigen kommt es auf das bürgerlich-rechtliche Verhältnis an, in dem Eigentümer und Nutzungsberechtigter zueinander stehen. Davon hängt auch die Frage ab, ob ein Nutzungsberechtigter auf dem gepachteten Grund für eigene Schürfarbeiten der Zustimmung des Eigentümers bedarf. Weigert sich der Grundbesitzer, ohne daß er einen anzuerkennendenGrund dafür 5 hat, so e r s e t z t das O b e r b e r g a m t auf Antrag des Schürfers die Zustimmung (Art. 9 bzw. § 8 ABG). Er kann die Zustimmung nicht mit der Begründung verweigern, daß bei früheren Schürfarbeiten auf ein bestimmtes Mineral kein oder ein ungenügendes Ergebnis erzielt worden wäre. Er kann auch dem Verlangen nicht die Absicht, selbst schürfen zu wollen, entgegensetzen (RekB v. 9. 1. 1897, ZfB 38, 379 u. v. 17. 11. 1899, ZfB 41, 251). Es genügt aber, wenn er selbst schon äußerlich wahrnehmbare Vorbereitungen zum Schürfen getroffen hat. Ferner kann eine Weigerung nicht darauf gestützt werden, daß er den Antragsteller auf dem betreffenden Grundstück schon einmal habe schürfen lassen, oder auf den Einwand, daß andere Grundstücke sich eben so gut oder besser dazu eignen würden. Steht allerdings fest, daß der Schürfer lediglich aus Schikane schürfen will, so kann der Grundbesitzer die Zustimmung nach § 226 B G B verweigern. Bei Streit entscheiden die Zivilgerichte. Die durch Art. 6 bzw. § 5 ABG dem Grundbesitzer auferlegte Verpflichtung, 5 a Schürfarbeiten zu dulden, stellt als solche in keinem Falle eine E n t e i g n u n g dar. Denn der Grundbesitzer wird durch die Verpflichtung noch nicht in seinem Verfügungsrecht beschränkt. Erst in der Schürfermächtigung durch das Oberbergamt, die auch gegen seinen Widerspruch möglich ist, kann ein als Enteignung zu erachtender Eingriff liegen. Vgl. Anm. 1 zu Art. 9. Schürfen ohne Erlaubnis des Grundbesitzers ist nur in den Fällen des Art. 5 5 b Abs. 3 bzw. § 4 Abs. 3 ABG strafbar (Art. 264 Ziff. 1 bzw. § 207 Abs. 1 ABG).

Art. 7 bayBergG — § 6 ABG [Ansprüche des Grundbesitzers] 1 Art. 7 (1) Der Schürfer ist verpflichtet, dem Grundbesitzer für die entzogene Nutzung jährlich im voraus vollständige Entschädigung 2 zu leisten und das Grundstück nach beendigter Benützung wieder zur freien Verfügung des 43

Art. 7 bayBergG — § 6 ABG

Berggesetz

G r u n d b e s i t z e r s z u s t e l l e n , a u c h f ü r d e n Fall, d a ß d u r c h die S c h ü r f a r b e i t e n eine W e r t v e r m i n d e r u n g 3 d e s G r u n d s t ü c k e s eintritt, bei B e e n d i g u n g der B e n ü t z u n g den M i n d e r w e r t z u e r s e t z e n . (2) F ü r die E r f ü l l u n g d i e s e r l e t z t e r e n V e r p f l i c h t u n g k a n n der G r u n d b e s i t z e r s c h o n v o r d e m B e g i n n e der S c h ü r f a r b e i t e n die B e s t e l l u n g a n g e m e s s e ner Sicherheit4 von d e m Schürfer verlangen. (3) Auf die j ä h r l i c h z u l e i s t e n d e E n t s c h ä d i g u n g f i n d e n die V o r s c h r i f t e n d e s A r t . 184, auf d e n E r s a t z d e s M i n d e r w e r t s die V o r s c h r i f t e n d e s Art. 189 entsprechende Anwendung. Art. 7 entspricht

§ 6 ABG

(1) D e r S c h ü r f e r i s t v e r p f l i c h t e t , d e m G r u n d b e s i t z e r 1 f ü r die e n t z o g e n e Nutzung jährlich i m voraus vollständige Entschädigung2 zu leisten und das G r u n d s t ü c k n a c h b e e n d i g t e r B e n u t z u n g z u r ü c k z u g e b e n , a u c h f ü r d e n Fall, d a ß d u r c h die B e n u t z u n g eine W e r t v e r m i n d e r u n g 3 d e s G r u n d s t ü c k s eintritt, b e i der R ü c k g a b e d e n M i n d e r w e r t z u e r s e t z e n . (2) F ü r die E r f ü l l u n g d i e s e r l e t z t e r e n V e r p f l i c h t u n g k a n n der G r u n d b e s i t z e r s c h o n bei d e r A b t r e t u n g d e s G r u n d s t ü c k s die B e s t e l l u n g e i n e r a n g e m e s s e nen Kaution4 von d e m Schürfer verlangen. Eine dem Art. 7 Abs. 3 entsprechende Vorschrift enthält das ABG

nicht.

I n H e s s e n gilt eine etwas abweichende Fassung, die sich aber inhaltlich mit der in den übrigen Ländern geltenden Fassung des ABG deckt. 1 Die A n s p r ü c h e des G r u n d b e s i t z e r s gegen den Schürfer sind entsprechend den Ansprüchen gegen den Bergwerksbesitzer geregelt, da kein hinreichender G r u n d bestand, „den Schürfer, soweit es sich u m seine Pflichten gegen den Grundbesitzer handelt, anders zu stellen als den Bergwerksbesitzer." (Mot. S. 18). Der Grundbesitzer k a n n demnach verlangen: 1. eine jährlich im voraus zu leistende volle Nutzungsentschädigung, 2. die Zurverfügungstellung des Grundstücks nach Beendigung der Schürfarbeiten (das gleiche gilt auch nach dem ABG, obwohl dort von „ R ü c k g a b e " gesprochen wird — Klostermann-Thielmann Anm. 1), 3. bei Beendigung der B e n u t z u n g Schadloshaltung wegen etwaiger Wertminderungen, 4. vor Beginn der Schürfarbeiten Sicherstellung etwaiger Ansprüche wegen W e r t minderung, 5. f ü r den Fall, daß durch die Schürfarbeiten an dem Grundstück oder den Zubehörungen (auch an Quellen oder Quellfassungen) ein Schaden entsteht, vollen Schadensersatz nach den Grundsätzen über den Bergschaden (Art. 210 bzw. § 152 ABG). 6. Der Grundeigentümer — nicht der Nutzungsberechtigte — k a n n außerdem u n t e r den besonderen Voraussetzungen der Art. 181 Abs. 3, 182 und 183 bzw. §§ 137 (letzter Satz), 138, 139 und 141 ABG die dort vorgesehenen Rechte (Übern a h m e des Grundstücks zu Eigentum) geltend machen (Art. 8 bzw. § 7 ABG — Abweichungen nach ABG s. Anm. zu Art. 8). 2

Siehe hierzu Anm. zu Art. 180; vgl. ferner Art. 7 Abs. 3.

3

Siehe Anm. zu Art. 181; vgl. ferner Art. 7 Abs. 3.

4 S i c h e r h e i t k a n n nur wegen des Anspruchs auf Ersatz des Minderwerts infolge der B e n u t z u n g gerade dieses Grundstücks verlangt werden, nicht dagegen wegen sonstiger Schäden, die nach Art. 210 bzw. § 152 ABG zu ersetzen sind. I m R e k B v. 3. 6. 1894 44

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 8, 9 bayBergG — §§ 7, 8 ABG

(ZfB 36, 115) wurden die Möglichkeit einer Schädigung von Waldbeständen durch Wasserentziehung sowie einer schädlichen Beeinflussung des Flößwassers und der Fischerei durch das Erschroten schädlichen Wassers bei der Festsetzung der Sicherheit außer Betracht gelassen. Für die Art und Weise der Sicherheitsleistung gelten die §§ 232 ff. B G B . Hinterlegungsstellen sind nach § 1 Hinterlegungsordnung vom 10. 3. 1937 (RGBl. I S. 285) die Amtsgerichte.

Art. 8 bayBergG — § 7 ABG [Übernahme zu E i g e n t u m ] Art. 8 (1) Die dem Grundeigentümer in Art. 181 Abs. 3, A r t . 182 und A r t . 183 eingeräumten Rechte stehen demselben auch gegen den Schürfer zu 1 . (2) In diesen Fällen sind für den A n t r a g des Grundeigentümers die B e s t i m m u n g e n des Art. 191 und folgende m a ß g e b e n d 2 . Art. 8 Abs. 1 entspricht

§ 7 ABG

Die d e m Grundeigentümer i m letzten Satze d e s § 137 und in d e n § § 138,139 und 141 eingeräumten Rechte stehen demselben auch gegen den Schürfer z u 1 2 3 . Eine Art. 8 Abs. 2 entsprechende Vorschrift enthält das ABG nicht. In Hessen gilt eine etwas abweichende Fassung, die sich aber inhaltlich mit der in den übrigen Ländern geltenden Fassung des ABG deckt. Vgl. Anm. 1 zu Art. 7.

1

Da Art. 8 bzw. § 1 ABG in Art. 9 bzw. §8 ABG nicht erwähnt ist, hat das Ober2 bergamt bei seiner Entscheidung über die Schürfermächtigung über einen Antrag des Grundeigentümers nach dieser Vorschrift nicht zu entscheiden. Vielmehr ist der Antrag von den zur Durchführung desGrundabtretungsverfahrens zuständigen Behörden zu be(vgl. Anm. 1 zu Art. 9). handeln (Art. 8 Abs. 2). Das gleiche gilt auch im ABG-Bereich Nach dem ABG steht dem Grundeigentümer auch hier ein V o r k a u f s r e c h t in 3 bezug auf die zu Bergbauzwecken veräußerten Grundstücksteile zu (§ 141 ABG, siehe nach Art. 185).

Art. 9 bayBergG — § 8 ABG [Schürfermächtigung durch das O b e r b e r g a m t 1 ] Art. 9 (1) Kann der Schürfer sich m i t dem Grundbesitzer 2 über die Gestattung der Schürfarbeiten nicht gütlich einigen 3 , so entscheidet das O b e r b e r g a m t darüber, ob und unter welchen Bedingungen 4 die Schürfarbeiten u n t e r n o m m e n werden dürfen 6 . ( 2 ) Das O b e r b e r g a m t kann die E r m ä c h t i g u n g z u m Schürfen nur in den Fällen des A r t . 5 versagen". ( 3 ) Das O b e r b e r g a m t setzt beim Mangel einer Einigung unter den B e teiligten die Entschädigung und Sicherheitsleistung . . (Art. 7 ) vorbehaltlich der Betretung des Rechtsweges fest 5 . Gegen diese Festsetzung findet keine Beschwerde s t a t t 8 . Wird der Rechtsweg betreten, so ist für die Klage das Gericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirk das Grundstück liegt 9 . (4) Die Kosten des Verfahrens vor d e m O b e r b e r g a m t e fallen dem Schürfer zur Last 1 6 . Art. 9 Abs. 3 wurde durch Art. 1 Ziff. 3 des Ges. v. 30. 3.1939 (GVBl. S. 87 neu gefaßt. 45

Art. 9 bayBergG — § 8 ABG

Berggesetz

Art. 9 entspricht § 8 ABG (1) Kann der Schürfer s i c h m i t d e m G r u n d b e s i t z e r 2 über die G e s t a t t u n g d e r Schürfarbeiten nicht gütlich einigen 3 , s o e n t s c h e i d e t d a s O b e r b e r g a m t d u r c h einen B e s c h l u ß darüber, ob u n d unter w e l c h e n B e d i n g u n g e n 4 die S c h ü r f a r b e i t e n u n t e r n o m m e n w e r d e n dürfen 6 . (2) D a s O b e r b e r g a m t darf die E r m ä c h t i g u n g nur in den Fällen des § 4 versagen". (3) D a s s e l b e setzt b e i m M a n g e l einer E i n i g u n g unter den B e t e i l i g t e n die E n t s c h ä d i g u n g u n d die Kaution (§ 6) fest. G e g e n d i e s e F e s t s e t z u n g f i n d e t d e r Rekurs nicht s t a t t 8 9 . (4) W e g e n der K o s t e n gilt § 147 entsprechend 1 0 . I n H e s s e n lautet Abs. 3 abweichend: (3) E s setzt b e i m M a n g e l einer E i n i g u n g unter den B e t e i l i g t e n die E n t s c h ä d i g u n g u n d die S i c h e r h e i t s l e i s t u n g ( § 6) fest. 1 Nach Art. 9 Abs. 1 bzw. §8 Abs. 1 ABG steht die Entscheidung über die Zulässigkeit von Schürfarbeiten allein dem O b e r b e r g a m t zu. Nach den Motiven (S. 19) soll dadurch ein Weg geschaffen werden, alle der Inangriffnahme von Schürfarbeiten entgegenstehenden Hindernisse rasch zu beseitigen. I m Gegensatz dazu entscheidet bei der Inanspruchnahme von Grundstücken zur Aufsuchung und Gewinnung im verliehenen Bergwerksfeld in Bayern allein die Kreisverwaltungsbehörde nach Durchführung eines förmlichen Verfahrens (Art. 191 fi.) — im Geltungsbereich des ABG das Oberbergamt und der Regierungspräsident durch gemeinsamen Beschluß (§ 142ABG), i n N o r d r h e i n W e s t f a l e n d a s Oberbergamt im Einvernehmen mit dem Regierungspräsidenten (Nr. 122 d. Anl. 2 zu § 6 Abs. 2 Satz 1 d. Ges. v. 23. 7. 1957 — GVB1. S. 189). 1 0 Die Gestattung des Schürfens kann eine E n t e i g n u n g im Sinne von Art. 14 Abs. 3 GG darstellen, wenn nämlich der Grundbesitzer durch die Benutzung seines Grundstückes zu Schürfzwecken in der typischen Benutzung des Grundstückes (z.B. zur Landwirtschaft oder zum Gartenbau) beschränkt wird (vgl. hierzu Überblick vor Art. 178). Verfassungsrechtliche Bedenken bestehen indes nicht, da die Aufsuchung von Bodenschätzen im öffentlichen (volkswirtschaftlichen) Interesse liegt und A r t und Umfang der Entschädigung durch das Berggesetz in ausreichendem Maße geregelt ist. 1 b Gegenstand der Entscheidung ist die sich aus dem Berggesetz und aus sonstigen Gesetzen ergebende öffentlich-rechtliche Frage, ob eine Befugnis zum Schürfen besteht. Privatrechtliche (etwa aus vertraglichen Abmachungen) herrührende Einwendungen können nicht berücksichtigt werden. Sie müßten vor den bürgerlichen Gerichten geltend gemacht werden (Klostermann-Thielmann Anm. 2). 1 C Die Entscheidung des Oberbergamts über die Gestattung der Schürfarbeiten erstreckt sich auch auf die Festsetzung der Entschädigung und etwaigen Sicherheitsleistung (Art. 7 bzw. § 6 ABG), falls sich die Beteiligten hierüber nicht gütlich geeinigt haben (Art. 9 Abs. 3 bzw. § 8 Abs. 3 ABG). Ein Übergehen dieser Fragen ist nicht zulässig, da der Grundbesitzer zur Gestattung stets nur gegen vorgängige Entschädigung und gegebenenfalls vorgängige Sicherheitsleistung verpflichtet ist (Art. 7 bzw. § 6 ABG; vgl. auch Art. 10 bzw. § 9 ABG und Art. 199 bzw. § 144 ABG f ü r die Grundabtretung). Jedoch werden in der Praxis Schürfarbeiten unter Vorbehalt der Festsetzung der Vergütung nach Beendigung der Arbeiten zugelassen. Die Festsetzung einer Entschädigung oder Sicherheitsleistung erfolgt in Bayern nur „vorbehaltlich der Bet r e t u n g des Rechtsweges" (s. Anm. 4). 1 d Über die Frage, ob der Grundeigentümer nach Art. 8 (§ 7 ABG) den Erwerb des Grundstücks durch den Schürfer wegen Minderwerts usw. verlangen kann, entscheidet 46

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 9 bayBergG — § 8 ABG

im Streitfall in B a y e r n nicht das Oberbergamt. Vielmehr sind hier die Vorschriften über das Grundabtretungsverfahren vor der Kreis Verwaltungsbehörde (Art. 191 ff.) anzuwenden (Art. 8 Abs. 2). Nach dem ABG ist die Rechtslage zweifelhaft, weil § 7 ABG keine ausdrückliche Bestimmung darüber enthält. D a aber § 8 Abs. 3 ABG n u r § 6 ABG Bezug n i m m t u n d die Anspruchsgrundlagen auf die § 7 ABG verweist, sich in der Regel noch nicht bei der Entscheidung nach § 8 ABG feststellen lassen, wird m a n a u c h f ü r den Geltungsbereich des ABG annehmen müssen, d a ß über diesen A n t r a g des Grundeigentümers nach den §§ 1423. ABG zu entscheiden ist (a. A. Isay, Anm. 7). Der Beginn der Schürfarbeiten wird durch einen A n t r a g nach Art. 8 bzw. § 7 ABG jedoch nicht gehindert. Eine v o m Oberbergamt nach Art. 9 bzw. § 8 ABG erteilte Schürfermächtigung 1 e berechtigt den Schürfer zum Beginn der Schürfarbeiten, da er durch die Entscheidung ein gegenüber jedem Besitzer wirksames dingliches R e c h t z u m S c h ü r f e n , d . h . zur B e n u t z u n g des Grundstücks in dem in der Entscheidung bestimmten U m f a n g erlangt h a t . Das Schürfrecht bedarf zur E r h a l t u n g seiner Wirksamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs nicht der Eintragung, gleichgültig, ob es auf Vereinb a r u n g oder auf der Entscheidung des Oberbergamts b e r u h t (RGZ v. 25. 10. 1919, Z f B 61, 220). Die Entscheidung wird mit der Eröffnung (mündliche Bekanntgabe, Zustellung) tf w i r k s a m . Der Schürfer darf jedoch mit den Arbeiten nicht beginnen bevor er nicht die festgesetzte Entschädigung bezahlt u n d die Sicherheitsleistung hinterlegt h a t . Das Wirksamwerden der Schürfermächtigung wird jedoch durch die Einlegung eines Rechtsmittels ausgesetzt (§ 80 VwGO), wenn sie nicht f ü r sofort vollziehbar erklärt worden ist. Gegen die Schürfermächtigung — wie auch gegen ihre Versagung — ist der Verwaltungsrechtsweg (Widerspruch, Anfechtungsklage) gegeben. Nach § 52 Ziff. 1 VwGO ist das Verwaltungsgericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirk das Grundstück liegt, auf dem geschürft werden soll. Gegen die Festsetzung einer Entschädigung oder Sicherheitsleistung ist dagegen die Zivilklage vor den bürgerlichen Gerichten gegeben (s. Anm. 4). Sie h a t keine aufschiebende W i r k u n g (Art. 10 bzw. § 9 ABG). Die Schürfermächtigung gibt dem Schürfer u n m i t t e l b a r das Recht zur B e n u t z u n g des Grundstücks. Einer besonderen, der Besitzeinweisung n a c h den allgemeinen Enteignungsgesetzen (vgl. in Bayern Art. 22 A G Z P O K O u n d Art. 11 GEG) entsprechenden Verf ü g u n g bedarf es in keinem Fall. Die u n a n f e c h t b a r gewordene, rechtskräftige oder f ü r sofort vollziehbar erklärte 1 Q Schürfermächtigung k a n n auch im Wege des Verwaltungszwanges gegen den sich weigernden Grundstücksbesitzer d u r c h g e s e t z t werden (Müller-Erzbach S. 149). Rechtsgrundlage f ü r Zwangsmaßnahmen bilden in Bayern Art. 29 ff. VwZVG. Vgl. Anm. zu Art. 256. U n t e r G r u n d b e s i t z e r wird wie in anderen Fällen nicht nur der Eigentümer, 2 sondern auch ein anderer Besitzer zu verstehen sein, der vermöge eines sonstigen dinglichen R e c h t s zum Besitz berechtigt ist (z.B. Nießbraucher). Die Entscheidung des Oberbergamts k a n n angerufen werden, wenn der Grund3 besitzer die B e n ü t z u n g seines Grundstücks zu Schürfarbeiten nicht gestatten will, z. B. weil er sich dazu nicht f ü r verpflichtet hält, ferner wenn er sich mit dem Schürfer über die Art oder Höhe der Entschädigung oder der Sicherheitsleistung nicht einigen kann. Auch f ü r diesen Fall besteht ein Interesse an dem raschen Verfahren nach Art. 9 bzw. § 8 ABG. I n der Praxis wird die Behörde in der Regel angerufen, wenn der Grundbesitzer das Schürfen nicht gestatten will. Nach h. M. k a n n den Antrag an das Oberbergamt nur der Schürfer, nicht auch 3 a der Grundbesitzerstellen, so R e k B v. 26. 5.1905, Z f B 46, 4 0 1 ; a . M . Isay Anm. 4. F ü r die h.M. spricht schon der W o r t l a u t „ K a n n der Schürfer" . . .. Vor allem aber ist f ü r den Grundbesitzer, der nach Art. 6 bzw. § 5 ABG in jedem Fall erst u m Erlaubnis gefragt werden muß, kein schutzwürdiges Interesse a n der bergbehördlichen Festsetzung anzuerkennen. 47

Art. 9 bayBergG — § 8 ABG

Berggesetz

3 b E i n „ V o r v e r f a h r e n " ü b e r die F e s t s e t z u n g der E n t s c h ä d i g u n g , auf G r u n d dessen der G r u n d b e s i t z e r sich d a n n schlüssig w ü r d e , o b er die B e n ü t z u n g seines G r u n d s t ü c k s g e s t a t t e n will, findet n i c h t s t a t t . D e r A n t r a g des Schürfers m u ß den Nachweis ü b e r den erfolglosen E i n i g u n g s v e r s u c h e n t h a l t e n . F e r n e r sind a n z u g e b e n N a m e u n d W o h n o r t des G r u n d e i g e n t ü m e r s u n d gegebenenfalls des N u t z u n g s b e r e c h t i g t e n , die g e n a u e Bezeichn u n g des G r u n d s t ü c k s n a c h Lage, Größe u n d Grenzen. W e n n n u r eine b e s t i m m t e F l ä c h e des G r u n d s t ü c k s b e n ü t z t werden soll, m u ß d a r ü b e r ein P l a n b e i g e f ü g t w e r d e n . Solche „ B e d i n g u n g e n " k ö n n e n u m f a s s e n : Örtlichkeit, Beginn des Schürfens, 4 Auflagen ü b e r das F e r n h a l t e n v o n G e f ä h r d u n g e n der Oberfläche a m S c h ü r f p u n k t u n d in seiner U m g e b u n g , B e s t i m m u n g e n ü b e r die R ü c k g a b e n a c h B e e n d i g u n g der S c h ü r f arbeiten u . a . m . 5 Q Die endgültige E n t s c h e i d u n g ü b e r A r t u n d H ö h e der E n t s c h ä d i g u n g u n d der Sicherheitsleistung ist in B a y e r n a u s d r ü c k l i c h d e n b ü r g e r l i c h e n G e r i c h t e n v o r b e h a l t e n . Diese Zuweisung a n die bürgerlichen Gerichte ist, soweit sie n i c h t schon wegen der möglicherweise in der S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g liegenden E n t e i g n u n g (s. oben A n m . 1) n a c h A r t . 14 Abs. 3 Satz 4 GG vorgeschrieben ist, jedenfalls n a c h § 40 Abs. 1 Satz 2 V w G O zulässig. Die Zivilgerichte k ö n n e n jedoch n u r ü b e r diese F r a g e n , n i c h t a u c h über die S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g entscheiden. D a b e i sind sie a n eine selbst u n a n f e c h t b a r oder r e c h t s k r ä f t i g gewordene E n t s c h e i d u n g des O b e r b e r g a m t s oder der Verwaltungsgerichte ü b e r die S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g g e b u n d e n ( T a t b e s t a n d s w i r k u n g ) . Vor E i n t r i t t der U n a n f e c h t b a r k e i t oder R e c h t s k r a f t k a n n der R e c h t s s t r e i t ü b e r die E n t s c h ä d i g u n g oder Sicherheitsleistung n a c h § 148 Z P O ausgesetzt werden. 5 b F ü r d a s ABG wird die A u f f a s s u n g v e r t r e t e n (Boldt A n m . 3, a . A . I s a y A n m . 9), d a ß die Zivilgerichte g r u n d s ä t z l i c h a u c h ü b e r die R e c h t s m ä ß i g k e i t der S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g befinden k ö n n t e n . Sie findet eine S t ü t z e in der F a s s u n g des § 9 ABG, wo — im Gegensatz zu d e m e n t s p r e c h e n d e n Art. 10 — v o n der B e s c h r e i t u n g des (ordentlichen) R e c h t s w e g s „ n u r " wegen der F e s t s e t z u n g der E n t s c h ä d i g u n g die R e d e ist. N a c h § 40 V w G O ist a b e r n u n m e h r — o b die e b e n e r w ä h n t e A u f f a s s u n g w ä h r e n d der G e l t u n g des § 22 V G G bzw. § 22 V O Nr. 165 noch zu R e c h t b e s t a n d , k a n n dahingestellt bleiben — d e r V e r w a l t u n g s r e c h t s w e g f ü r alle Streitigkeiten öffentlich-rechtlicher A r t gegeben, soweit sie nicht d u r c h Bundesgesetz einem a n d e r e n Gericht ausdrücklich zugewiesen sind. D a r ü b e r h i n a u s k ö n n e n die L ä n d e r öffentlich-rechtliche Streitigkeiten auf d e m Gebiete des L a n d e s r e c h t s d u r c h Landesgesetz einem a n d e r e n Gericht zuweisen. Die R e c h t m ä ß i g k e i t der S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g n a c h § 9 ABG ist eine öffentlich-rechtliche Frage. Die ordentlichen Gerichte w ä r e n d e m n a c h n u r zuständig, w e n n d a s ABG selbst die E n t s c h e i d u n g a u c h ü b e r die S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g d e n bürgerlichen Gerichten zugewiesen h ä t t e . D a s ist a b e r u . E . nicht der Fall, d a es a n einer e n t s p r e c h e n d e n Vorschrift fehlt. Aus § 9 k a n n n u r auf eine Z u s t ä n d i g k e i t dieser Gerichte zur E n t s c h e i d u n g über dieFestsetzungeinerEntschädigungoderSicherheitsleistunggeschlossen werden.Eine e t w a auf G r u n d f r ü h e r e n Gewohnheitsrechts b e s t e h e n d e Z u s t ä n d i g k e i t der bürgerlichen Gerichte, auf die d a s W ö r t c h e n „ n u r " in § 9 ABG h i n d e u t e t , wäre h e u t e u n w i r k s a m . 6 E s e n t s p r i c h t d e m G r u n d s a t z der Schürffreiheit, d a ß die E r m ä c h t i g u n g n u r in d e n gesetzlich festgesetzten Fällen des A r t . 5 bzw. § 4 ABG v e r s a g t werden k a n n (s. dort). Die B e r g b e h ö r d e h a n d e l t d a h e r im allgemeinen n i c h t n a c h E r m e s s e n , d a sie einerseits die S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g erteilen m u ß , w e n n n i c h t die V o r a u s s e t z u n g e n eines Schürfv e r b o t s n a c h A r t . 5 bzw. § 4 ABG vorliegen, andererseits a b e r die S c h ü r f e r m ä c h t i g u n g bei Vorliegen eines Falles des A r t . 5 bzw. § 4 ABG a u c h versagen m u ß . Ü b e r d e n Ausn a h m e f a l l des A r t . 5 Abs. 3 bzw. § 4 Abs. 3 ABG siehe A n m . 10 zu A r t . 5. F ü r die Feststellung, o b eine G e f ä h r d u n g öffentlicher Interessen vorliegt, w i r d d a s Oberberga m t in der Regel S a c h v e r s t ä n d i g e u n d Beteiligte v e r n e h m e n u n d , falls erforderlich, a u c h eine Ortsbesichtigung v o r n e h m e n . Die K o s t e n dieses V e r f a h r e n s h a t n a c h A r t . 9 Abs. 4 bzw. § 8 Abs. 4 i. V . m . § 147 ABG der Schürfer zu t r a g e n . B e s c h r ä n k u n g e n n a c h A r t u n d U m f a n g der S c h ü r f a r b e i t e n k ö n n e n d e m S c h ü r f e r ebenfalls n u r i m R a h m e n des A r t . 5 bzw. § 4 ABG auferlegt werden. 48

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 10 bayBergG — § 9 ABG

Die hier folgenden Worte, ,in Geld" wurden durch Art. 1 Ziff. 3 d. Ges. v. 30. 3. 7 1939 (GVB1. S. 87) aufgehoben. Damit ist klargestellt, daß auch auf andere Weise als in Geld Ersatz bzw. Sicherheit geleistet werden kann (Begründung, ZfB 80, 74). Art. 9 Abs. 3 Satz 2 wurde durch Art. 1 Ziff. 3 d. Ges. v. 30. 3.1939 (GVB1. S. 87) 8 eingefügt. Er stellt klar, daß für die Anfechtung der Festsetzung einer Entschädigung und Sicherheitsleistung nicht das Verwaltungsstreitverfahren sondern das Verfahren vor den b ü r g e r l i c h e n G e r i c h t e n gegeben ist. Die Bestimmung ist durch die Generalklausel des § 40 VwGO — wie vorher schon durch § 22 VGG — nicht überholt, da ein Vorbehalt zugunsten der ordentlichen Gerichte nach wie vor den Verwaltungsrechtsweg ausschließt. Die Bestimmung über die ausschließliche Z u s t ä n d i g k e i t des Gerichts der 9 belegenen Sache ist durch Art. 15 Ziff. 2 EGZPO gedeckt. Im ABG fehlt eine entsprechende Vorschrift. Die K o s t e n tragungspflicht des Schürfers ergäbe sich auch nach Art. 2 KG, da er 1 0 den Antrag zu stellen hat. Für die Höhe der Gebühren und für die zu ersetzenden Auslagen gilt das Kostengesetz.

Art. 10 bayBergG — § 9 ABG [Wirkung der Zivilklage] Art. 10 Durch Beschreitung des Rechtsweges 1 wegen der Festsetzung der Entschädigung oder der Sicherheitsleistung wird der Beginn der Schürfarbeiten nicht aufgehalten 2 , vorausgesetzt, daß die von dem Oberbergamte festgesetzte E n t schädigung an den Berechtigten bezahlt oder bei verweigerter Annahme hinterlegt 8 , desgleichen die Hinterlegung 3 der Sicherheitsleistung in dem von dem Oberbergamte festgestellten Betrage geschehen ist. Art. 10 entspricht § 9 ABG Durch Beschreitung des Rechtsweges 1 wird, wenn dieselbe nur wegen der Festsetzung der Entschädigung oder der Kaution erfolgt, der Beginn der Schürfarbeiten nicht aufgehalten 2 , vorausgesetzt, daß die Entschädigung an den Berechtigten gezahlt oder bei verweigerter Annahme gerichtlich deponiert 3 , desgleichen die gerichtliche Desposition 3 der Kaution geschehen ist. In Hessen hat § 9 ABG folgende Fassung: Durch Beschreiten des Rechtsweges 1 vor den bürgerlichen Gerichten 1 wegen der Festsetzung der Entschädigung oder der Sicherheitsleistung wird der Beginn der Schürfarbeiten nicht aufgehalten 2 , sofern die Entschädigung an den Berechtigten gezahlt, oder bei verweigerter Annahme gerichtlich hinterlegt 3 , auch eine etwa angeordnete Sicherheitsleistung erfolgt ist. Gemeint ist der Rechtsweg zu den bürgerlichen Gerichten; über die Anfechtung 1 der Schürfermächtigung siehe Anm. l f zu Art. 9. Art. 10 bzw. § 9 ABG stellt nur klar, daß die Zivilklage wegen der Entschädigung 2 oder der Sicherheitsleistung auf den Beginn der Schürfarbeiten keinen Einfluß hat; das Schürfen soll nach Erfüllung der Verpflichtungen des Schürfens nicht durch einen sich möglicherweise lange hinschleppenden Prozeß über die Höhe der Entschädigung oder auch der Sicherheitsleistung aufgehalten werden können. Die Vollziehbarkeit der Entscheidung des Oberbergamts über die Schürfermächtigung richtet sich allein nach § 80 VwGO (vgl. Anm. 1 f zu Art. 9). Art. 10 bzw. § 9 ABG entspricht der Regelung des allgemeinen Enteignungsrechts (vgl. in Bayern Art. 22 AGZPOKO). Über die Zwangsmittel zur Durchsetzung der Entscheidung des Oberbergamts bei Weigerung des Grundbesitzers siehe Anm. 1 g zu Art. 9 und Anm. zu Art. 256. Zuständig für die Hinterlegung sind gem. § 1 Hinterlegungsordnung v. 10.3.1937 3 (RGBl. I S. 285) die Amtsgerichte. 4 Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 11 bayBergG — § 10 ABG

Berggesetz

Art. 11 bayBergG — § 10 ABG [Schürfen in fremden Bergwerksfeldern] Art. 11 I m Felde eines verliehenen Bergwerkes 1 darf nach denjenigen Mineralien geschürft werden, auf welche der Bergwerkseigentümer Rechte noch nicht erworben hat. Bedrohen Schürfarbeiten die Sicherheit der Baue oder den ungestörten Betrieb eines fremden Bergwerkes 2 , so kann der Bergwerksbesitzer verlangen, daß der Schürfer ihm vor Beginn der Schürfarbeiten eine a n g e m e s sene Sicherheit 3 für die etwa zu leistende Entschädigung 4 bestellt'. F ü r diese Sicherheit 3 gelten Art. 9 m i t Ausnahme des Abs. 3 Satz 3 und Art. 10 entsprechend. Art. 11 ist neugefaßt durch Art. 1 Ziff. 4 des Ges. v. 30. 3. 1939 (GVBl. S. 87). Art. 11 Satz 1 stimmt wörtlich mit § 10 Abs. 1 ABG, Art. 11 Satz 2 mit § 10 Abs. 2 Satz 1 A B G überein. Art. 11 Satz 3 entspricht § 10 Abs. 2 Satz 2 A B G : . . . F ü r diese Sicherheit gelten § 8 Abs. 3 und 4 sowie § 9 entsprechend. 1 Art. 11 bzw. § 10 ABG berechtigt den Schürfer zu Arbeiten in den Feldern v e r l i e h e ner B e r g w e r k e . Einer Mitteilung an den Bergwerksbesitzer bedarf es nicht. Der Bergwerkseigentümer kann dem Schürfer die Arbeiten grundsätzlich nicht verbieten und hat auch keinen Anspruch auf Unterlassung. Jedoch kann er insoweit, als der Schürfer rechtswidrig vorgeht, also z.B. vor Erfüllung der verlangten Sicherheit (vgl. Art. 11 Satz 2 bzw. § 10 Abs. 2 ABG) schürft, auf Unterlassung der rechtswidrigen Arbeiten klagen (Isay Anm. 5). Ferner hat der Bergwerkseigentümer bei Funden in seinem Feld in den Fällen des Art. 47 bzw. § 55 ABG (vergesellschaftetes Vorkommen) ein Mutungsvorrecht gegenüber dem Schürfer. 1 a Das Recht des Schürfers nach Art. 11 Satz 1 bzw. § 10 Satz 1 ABG berechtigt ihn nicht zum Betreten der fremden G r u b e n b a u e , auch dann nicht, wenn sie verlassen sind. Hierzu bedarf er nach allgemeinen Grundsätzen (Hausfrieden) der Zustimmung des Bergwerksbesitzers. Auch beim Schürfen in fremden Feldern ist die Zustimmung des Grundbesitzers nach Art. 6 bzw. § 5 ABG notwendig, wie der Bergwerksbesitzer selbst zu Schürfarbeiten in seinem Feld der Zustimmung bedarf. Wird in den Grubenbauen geschürft, so dürfte, wenn es sich um Arbeiten geringen Umfanges handelt, die Zustimmung des Grundeigentümers im Hinblick auf § 905 Satz 2 BGB, wonach er Einwirkungen nicht verbieten kann, die in solcher Tiefe vorgenommen werden, daß er an die Ausschließung kein Interesse hat, entbehrlich sein. 2 Über die S i c h e r h e i t der Schürfarbeiten wacht das Bergamt auf Grund von Art. 12 Abs. 1 i. V.m. Art. 253 bzw. § 3a Abs. 1 Satz 1 i. V.m. § 196 ABG. Das Bergamt kann die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen entweder im Betriebsplanverfahren anordnen oder durch besondere Verfügung nach Art. 257 treffen. Im yiBG-Bereich sind die entsprechenden Anordnungen teils durch das Bergamt, teils durch das Oberbergamt zu erlassen (vgl. §§ 68, 198, 199 ABG). Bei Nichtbefolgung können die Schürfarbeiten eingestellt werden. Nach Art. 12 Abs. 1 Satz 2 bzw. § 3a Abs. 1 Satz 2 ABG ist das Bergamt sogar befugt, auch ohne Antrag Schürfarbeiten durch die der Betrieb eines anderen Bergwerks gestört wird, zu untersagen. Auf Grund dieser Vorschrift kann das Bergamt auch Maßnahmen zum Schutz von Grubenbauen auf nicht verleihbare Materialien treffen, soweit es im Interesse ihrer Sicherheit geboten ist. Der Schürfer hat wegen dieser Maßnahmen keine Anspruch auf Entschädigung (vgl. Anm. zu Art. 8). Darüberhinaus gewährt Art. 11 Satz 2 bzw. § 10 Abs. 2 ABG dem Bergwerksbesitzer das Recht von dem Schürfer vor Beginn der Schürfarbeiten eine angemessene Sicherheit für eine etwa zu leistende Entschädigung zu verlangen (s. Anm. 3 und 4). 50

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 12 bayBergG — § 3a ABG

Für einen etwaigen Schadensersatzanspruch kann der Bergwerksbesitzer schon 3 vor Beginn der Schürfarbeiten S i c h e r h e i t verlangen. Im Streitfall setzt das Oberbergamt auf Antrag des Schürfers die Sicherheit fest. Die Entscheidung des Oberbergamts ist nicht mit den Rechtsbehelfen der Verwaltungsgerichtsordnung (Widerspruch, Anfechtungsklage), sondern ausschließlich vor den ordentlichen Gerichten anfechtbar (Art. 11 Satz 3 i.V.m. Art. 9 Abs. 3). Das gleiche gilt auch nach ABG. Vgl. hierzu Anm. 5b zu Art. 9. Die Vorschrift des Art. 9 Abs. 3 Satz 3 über den Gerichtsstand der belegenen Sache ist ausdrücklich nicht für anwendbar erklärt; hierzu hätte auch keine Ermächtigung des Landesgesetzgebers bestanden (vgl. § 15 ZGZPO u. Rauck Anm. 2). Der Anspruch auf Sicherheitsleistung kann schon vor Beginn der Schürfarbeiten aber auch noch jederzeit später geltend gemacht werden. Verlangt der Bergwerksbesitzer die Sicherheit vor Beginn der Schürfarbeiten, so dürfen sie erst mit Wirksamwerden eines Beschlusses des Oberbergamts und nach der Stellung der Sicherheit begonnen werden; andernfalls sind die Arbeiten widerrechtlich und verpflichten nach § 823 B G B zum Schadensersatz (s. Anm. 4). Die Erhebung der Zivilklage wegen der Festsetzung der Sicherheit macht die Schürfarbeiten nicht unzulässig (Art. 11 Satz 3 i.V.m. Art. 10 bzw. § 10 Abs. 2 Satz 2 i.V.m. § 9 ABG). Wird der Anspruch auf Sicherheitsleistung erst nach Beginn der Schürfarbeiten geltend gemacht, so müssen die Arbeiten nur dann einstweilen eingestellt werden, wenn der Bergwerksbesitzer den Anspruch nicht früher geltend machen konnte (KlostermannThielmann Anm. 3, Brassert-Gottschalk Anm. 2). Die Berggesetze enthalten keine ausdrücklichen Bestimmungen, wonach ein 4 Bergwerksbesitzer wegen des durch Schürfarbeiten erlittenen S c h a d e n e r s a t z verlangen könnte. Art. 7 bzw. § 6 ABG gilt nur für Anspruch des Grundbesitzers wegen Schäden an Grundstücken und deren Zubehörungen, desgl. Art. 210 bzw. § 152 ABG. E s ist jedoch allgemein anerkannt, daß der Bergwerksbesitzer bei r e c h t s w i d r i g e n Eingriffen in das Bergwerkseigentum als Eigentümer oder Besitzer nach den Vorschriften über unerlaubte Handlungen (§§ 823 ff. BGB) Ersatz verlangen kann. Das ergibt sich indirekt auch aus Art. 11 Satz 2 bzw. § 10 Satz 2 ABG. Solange sich der Schürfer innerhalb der Grenzen seines Schürfrechts hält, ist seine Handlung rechtmäßig, auch wenn er z. B. das dem Bergwerkseigentümer verliehene Mineral mitgewinnt. Nur darf er es nicht für sich verwerten (Art. 13 bzw. § 11 ABG). Für die Geltendmachung des Schadensersatzanspruches sind die ordentlichen Gerichte zuständig. Die Ü b e r t r e t u n g dieserVorschrift ist nach § 207 Abs. 1A BG mit Strafe bedroht. 5 Art. 264 Ziff. 1 enthält zwar auch noch einen Hinweis auf A r t . l l , jedoch ist nach der Neufassung des Art. 11 in diesem Artikel ein behördliches Verbot nicht mehr vorgesehen (der frühere Art. 11 Abs. 2 ist heute Art. 12 Abs. 1 Satz 2 — s. Anm. zu Art. 12). Beginnt der Schürfer die Arbeiten, ohne daß er die verlangte Sicherheit leistet, so handelt er zwar rechtswidrig, verstößt aber nicht gegen ein behördliches Verbot und macht sich somit nach Art. 264 Ziff. 1 nicht strafbar. Sachlich hat sich somit durch die Neufassung der Art. 11, 12 nichts geändert.

Art. 12 bayBergG — § 3 a ABG [Bergbehördliche Überwachung 1 — Schürfverordnungen] A r t . 12 (1) Die Vorschriften i m VIII. und I X . Titel (von den Bergbehörden und der Bergpolizei) finden auf das Schürfen entsprechende Anwendung 2 . Das B e r g a m t kann Schürfarbeiten auch dann untersagen, wenn sie den ungestörten Betrieb f r e m d e r Schürfarbeiten 3 4 oder eines fremden Bergwerks 4 6 bedrohen. ( 2 ) Der Beginn und die Einstellung von Schürfarbeiten sind innerhalb drei T a g e n dem B e r g a m t anzuzeigen 6 . Durch oberpolizeiliche Vorschrift kann die Geltung der A r t . 70 bis 73 und 75 bis 80 m i t den sich aus der Sachlage ergebenden 51

Art. 12 bayBergG — § 3a ABG

Berggesetz

Ä n d e r u n g e n auf Schürfarbeiten a u s g e d e h n t w e r d e n 7 . Der Art. 254 A b s . 2 u n d 3 findet Anwendung. Art. 12 i.d.F. des Art. 1 Z i f f . 5 des Ges. v. 30. 3. 1939 (GVBl. S. 87). Die alte Fassung sah eine bergbehördliche Überwachung von Schürfbetrieben nur vor, wenn es sich um Schächte und Gruben von mehr als 5 m Tiefe oder um Bohrungen von mehr als 20 m senkrechter Tiefe handelte. Diese Beschränkung erwies sich jedoch als unzweckmäßig, weil auch Schächte und Gruben von geringer Tiefe bei Mängeln im Ausbau und der Fahrung, an den Förderhaspeln, der Abschlüsse u. dgl. sowie Bohreinrichtungen, bei Mängeln in der Aufhängevorrichtung des Bohrgestänges, der Kabelwinden u. dgl. erhebliche Gefährdungen der Beschäftigten, bei Schächten und Gruben evtl. auch der Umgebung mit sich bringen. Mit der Änderung wurde das Gesetz an das ABG angeglichen. Art. 12 Abs. 1 stimmt mit § 3 a A b s . 1 A B G überein. Art. 12 Abs. 2 entspricht § 3 a Abs. 2 A B G : (2) D e r S c h ü r f e r k a n n d u r c h P o l i z e i v e r o r d n u n g d e s O b e r b e r g a m t s v e r pflichtet w e r d e n , der B e r g b e h ö r d e v o n d e m B e g i n n u n d v o n der E i n s t e l l u n g der S c h ü r f a r b e i t e n i n n e r h a l b einer b e s t i m m t e n F r i s t A n z e i g e zu m a c h e n . F e r n e r k a n n durch P o l i z e i v e r o r d n u n g des O b e r b e r g a m t s die G e l t u n g der § § 67 bis 70 u n d 72 bis 77 d i e s e s G e s e t z e s m i t den a u s der S a c h l a g e sich e r g e b e n d e n Ä n d e r u n g e n auf S c h ü r f a r b e i t e n a u s g e d e h n t w e r d e n . 1 Die Berggesetze sehen die Schürfarbeiten nicht als Bergbau im eigentlichen Sinne an. Die Vorschriften über die Bergbaubetriebe (Betriebsplan, Aufsichtsperson, bergbehördliche Aufsicht usw.) gelten daher auch nicht unmittelbar. Praktisch bringen aber Schürfarbeiten, die mit Schächtchen und Stollen unter die Erdoberfläche eindringen und von dort aus weitere Grubenbaue vorantreiben, ähnliche Gefahren wie die eigentlichen Gewinnungsbetriebe mit sich. Vor allem aber werden die Schürfarbeiten heute in der Regel mittels Tiefbohrungen durchgeführt. Dabei besteht die Möglichkeit von Gasund Wasserausbrüchen, die erhebliche Gefahren für die Bedienungsmannschaften und die Umgebung in sich bergen. Ferner können Schädigungen von Lagerstätten und wasserführenden Schichten durch unsachgemäßes Abteufen der Bohrungen eintreten. Durch Art. 12 bzw. § 3a ABG wurden daher bestimmte Vorschriften der Berggesetze unmittelbar auf die Schürfbetriebe ausgedehnt und die Möglichkeit geschaffen, weitere Bestimmungen durch Verordnung auf sie zur Anwendung zu bringen. F ü r die Aufsuchung von Mineralien, die dem Grundeigentümer gehören, gilt Art. 12 nicht. Die Aufsuchung von Grundeigentümermineralien i. S. v. § 1 MineralVO ist aber nach §§ 2 und 6 dieser VO der bergbehördlichen Aufsicht unterstellt. Nach Art. 83 unterstehen auch unterirdische Baue zum Zwecke der Aufsuchung anderer als der in Art. 1 bezeichneten Mineralien, also auch von Grundeigentümermineralien, die nicht unter § 1 MineralVO fallen, der Bergaufsicht. Dagegen unterliegen Bohrungen und sonstige Arbeiten, die nicht zu diesem Zwecke durchgeführt werden, in Bayern nicht der bergbehördlichen Aufsicht (z.B. Wasserbohrungen). Über die Arbeiten in Tunnelbauten, Höhlen usw. siehe Anm. 3 d 1 zu Art. 253 und § 3 Abs. 4 VO über die Bergbehörde A n h . B I 3 (vgl. hierzu Anm. 2 zu Art. 4). Über den Anwendungsbereich der Schürfvorschriften im Geltungsbereich des ABG siehe Anm. 2 zu Art. 4. 2 Entsprechend anwendbar sind demnach alle Bestimmungen der Berggesetze über Organisation, Aufgaben und Befugnisse der Bergbehörden (Art. 247—261 bzw. §§ 187 bis 203 ABG). Die Schürf betriebe werden der sog. Bergpolizei — jetzt Bergaufsicht (vgl. Überblick vor Art. 253) unterstellt. Auch Betriebsunfälle werden wie Unfälle in eigentlichen Bergwerksbetrieben behandelt. 3 Das Gesetz enthält keine ausdrückliche Regelung des Verhältnisses m e h r e r e r S c h ü r f e r zueinander bei Ausübung des Schürfens. Es ist jedoch als allgemeiner Grund52

II. Titel : Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 12 bayBergG — § 3a ABG

satz anerkannt, daß ein Schürfer die früheren Arbeiten eines anderen nicht stören darf. Dieser ungeschriebene Rechtssatz wird im Berggesetz dadurch gewährleistet, daß das Bergamt nach Art. 12 Abs. 1 Satz 2 bzw. § 3a Abs. 1 Satz 2 ABG solche störende Arbeiten untersagen kann. Nach Art. 264 Ziff. 1 wird u. a. bestraft, wer gegen Verbote der Bergbehörde 4a im freien oder verliehenen Felde schürft. Diese Strafvorschrift t r i â t zu, wenn der Schürfer einem nach Art. 12 Abs. 1 Satz 2 erlassenen Verbot zuwiderhandelt. Art. 264 Ziff. 2 weist irrtümlicherweise auf Art. 11 hin (entsprechend der alten Fassung). Der unrichtige Hinweis ist unschädlich, da der Straftatbestand in Art. 264 Ziff. 1 allein durch den Text hinreichend umrissen ist. Im A BG ist eine Übertretung eines Verbotes nach § 3 a Abs. 1 Satz 2 A BG nicht 4b strafbewehrt. In § 207 Abs. 1 ABG wird zwar auf § 10 ABG Bezug genommen, der früher die Bergbehörde zum Erlaß von Verboten ermächtigte. Da aber der Straftatbestand in § 207 Abs. 1 ABG aus sich heraus nicht besagt, welche Handlungen strafbar sind, kann er auf die Fälle des § 3a Abs. 1 Satz 2 nicht angewendet werden. Diese Vorschrift zum Schutz bestehender Bergwerke war früher in Art. 11 bzw. 5 § 10 ABG enthalten und wurde bei der Neufassung von Art. 12 bzw. § 3a ABG hier aufgenommen. Die A n z e i g e p f l i c h t besteht im Geltungsbereich des ABG nicht unmittelbar 6 auf Grund des Gesetzes, sondern nach den Bergpolizeiverordnungen bzw. Bergverordnungen (vgl. Überblick vor Art. 253) der Oberbergämter, die auf Grund der in § 3a Abs. 2 ABG enthaltenen Ermächtigung erlassen wurde. Die Verletzung der Anzeigepflicht ist nach Art. 264 Ziff. 2 bzw. nach § 197 Abs. 2 ABG i. V.m. der entsprechenden BPVO strafbar. Auf Grund dieser Ermächtigung wurden in allen Oberbergamtsbezirken sog. 7a Schürfverordnungen erlassen. Derzeit gelten folgende Verordnungen: In B a y e r n : Oberpolizeiliche Vorschriften über das Schürfen v. 11. 9. 1952 (BayBS IV S. 247 — ZfB 98, 16). Im Geltungsbereich des ABG: in B r e m e n , H a m b u r g , N i e d e r s a c h s e n und S c h l e s w i g - H o l s t e i n : Schürfverordnung des Oberbergamts Clausthal-Zellerfeld v. 15. 12. 1951 (ABl. d. Reg. zu Hildesheim Nr. 2 — ZfB 93, 35) i.d.F. d. VO v. 13. 3. 1954 (ABl. d. Reg. zu Hildesheim Nr. 8 — ZfB 95, 246) ; in N o r d r h e i n - W e s t f a l e n : Bergpolizeiverordnung des Oberbergamtes Dortmund v. 25. 6. 1912 betr. Schürfarbeiten (ZfB 54, 173) und Bergpolizeiverordnung des Oberbergamtes Bonn vom 1. 4. 1913 betreffend Schürfarbeiten (ZfB 54, 335); in H e s s e n : Bergpolizeiverordnung des Hessischen Oberbergamtes vom 1. 6. 1956 über Schürfarbeiten (StAnz. Nr. 24 S. 578 — ZfB 97, 254) ; in R h e i n l a n d - P f a l z : im ganzen Landesgebiet gilt die o.a. BPVO des OBA Bonn; sie wurde durch die Allgemeine Bergpolizeiverordnung des Oberbergamts Rheinland-Pfalz vom 6. 10. 1950 (StAnz. Nr. 24 — ZfB 91, 261) auf die nicht zum ehemaligen Preußen gehörigen Landesteile für anwendbar erklärt ; in B a d e n - W ü r t t e m b e r g gilt im Gebiet des ABG ( H o h e n z o l l e r n ) ebenfalls die o.a. BPVO des Oberbergamtes Bonn; im S a a r l a n d : Schürfpolizeiverordnung des Oberbergamtes Saarbrücken v. 31. 12. 1954 (ABl. 1955 S. 133 ber. S. 160 — Hinweis ZfB 97, 37). Ferner sind für Tiefbohrungen (überlOOm) die sog. Tiefbohrverordnungen, 7b die auf Grund von Art. 254 bzw. § 197 ABG oder entsprechender Bestimmungen der übrigen Landesberggesetze erlassen wurden einschlägig. In B a y e r n : Tiefbohrverordnung (TVO) des Bayerischen Oberbergamtes vom 3. 6. 1959 (GVB1. S. 185); in B r e m e n , H a m b u r g , N i e d e r s a c h s e n und S c h l e s w i g - H o l s t e i n : Tiefbohrverordnung des Oberbergamtes Clausthal-Zellerfeld vom 17. 7. 1953 (ABl. d. Reg. zu Hildesheim Nr. 17 — ZfB 95, 38) ; 53

Art. 13 bayBergG — § 11 ABG

Berggesetz

in H e s s e n : Bergpolizeiverordnung des Hessischen Oberbergamtes über Tiefbohrungen usw. (BPVT) v. 1. 10. 1954 (StAnz. S. 996 — ZfB 96, 20); in R h e i n l a n d - P f a l z : Bergpolizeiverordnung des Oberbergamtes Rheinland-Pfalz über Tiefbohrungen usw. (BPVT) vom 1. 3. 1956 (StAnz. Nr. 12 — ZfB 97, 446); im S a a r l a n d : Bergpolizeiverordnung des Oberbergamtes Saarbrücken über Tiefbohrungen usw. v. 7. 12. 1957 (ABl. S. 1215) ber. ABl. 1958 S. 104 — ZfB 99, 88); in N o r d r h e i n - W e s t f a l e n und B a d e n - W ü r t t e m b e r g wurden bisher keine Tiefbohrverordnungen erlassen.

Art. 13 bayBergG — § 11 ABG [Geförderte Mineralien] Art. 13 Der Schürfer ist befugt, über die bei 1 seinen Schürfarbeiten geförderten Mineralien (Art. 1 )2 zu verfügen, insofern nicht bereits Dritte Rechte 3 auf dieselben erworben haben. Art. 13 stimmt inhaltlich mit § 11 Abs. 1 ABG überein. § 11 Abs. 2 ABG betrift Bergwerksabgaben; er ist überholt und in Hessen auch ausdrücklich aufgehoben. 1 Der Schürfer darf nicht nur über die Mineralien verfügen, auf die er geschürft hat, sondern über alle bei den Schürfarbeiten gewonnenen. Vor der Verleihung hat grundsätzlich niemand das Recht über die bergbaufreien 2 Mineralien zu verfügen (über staatsvorbehaltene Mineralien s. Anm. 3), auch der Grundeigentümer nicht. Dieser Grundsatz wird durch Art. 13 und 23 bzw. §§11 und 21 ABG durchbrochen; der Schürfer kann auch schon vor der Verleihung über diese Mineralien verfügen, d.h. sie sich aneignen (§ 958 BGB). Über Grundeigentümermineralien darf der Schürfer nicht verfügen, da sie dem Grundeigentümer gehören. Er muß sie ihm überlassen. Ob er Ersatz der Gewinnungs- und Förderkosten verlangen kann, ist bestritten. Die für das Bergwerkseigentum geltenden Vorschriften über beibrechende Mineralien (Art. 48, 49 bzw. §§ 56, 57 ABG) können nicht herangezogen werden, da sie weder für anwendbar erklärt sind noch im Hinblick auf die im Vergleich zum Bergwerkseigentümer geringere Rechtsstellung des Schürfers eine entsprechende Anwendung möglich erscheint. Es bestehen jedoch m. E. keine Bedenken, die Ersatzberechtigung aus § 994 BGB herzuleiten (so Brassert-Gottschalk Anm. 2; Ebel; Müller-Erzbach S. 150; a.A. Isay Anm. 2; Klostermann-Thielmann Anm. 2). Für die Aufsuchungstätigkeit kann der Schürfer nichts verlangen. R e c h t e D r i t t e r an den bergbaufreien Mineralien bestehen dann, wenn bereits eine 3 Verleihung ausgesprochen wurde. Es ist streitig, ob auch der Staat bereits in diesem Sinne Rechte an den ihm nach Art. 2 bzw. § 2 ABG vorbehaltenen Mineralien erworben hat. Die Frage ist für Bayern jedenfalls zu bejahen, da hier dem Staat auf Grund von Art. 2 Abs. 1 unmittelbar (ohne Verleihung) die Befugnis zur Aufsuchung und Gewinnung zugesprochen ist, er also bereits ein Aneignungsrecht besitzt. Auch für das ABG wird das gleiche gelten, weil der Schürfer gemäß § 3 ABG ohne Ermächtigung nicht auf diese Mineralien schürfen darf (vgl. Klostermann-Thielmann Anm. 3, a.A. Isay Anm. 1, Brassert-Gottschalk, Anm. 4). Zweiter

Abschnitt

VOM MUTEN Überblick Der Zweite Abschnitt „Vom Muten" behandelt die Erfordernisse (formelle und materielle) einer Mutung d. i. das Gesuch (der Antrag) auf Verleihung von Bergwerkseigentum. Der Rechtsanspruch auf Verleihung von Bergwerkseigentum, der durch eine 54

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 14 bayBergG — § 12 ABG

gültige Mutung begründet wird, ist im Dritten Abschnitt „Vom Verleihen" geregelt. Beide Abschnitte gehören zusammen, da sie das Verfahren bei der Entstehung von Bergwerkseigentum durch Verleihung behandeln.

Art. 14 bayBergG — § 12 ABG [Einlegung der Mutung] Art. 14 Das Gesuch u m Verleihung des B e r g w e r k s e i g e n t u m s in e i n e m g e w i s s e n Felde — die Mutung 1 — m u ß bei d e m Oberbergamt 2 angebracht werden 8 . Art. 14 stimmt mit § 12 Abs. 1 A B G überein. § 12 A b s . 2 und 3 A B G lauten: (2) Das Oberbergamt hat die Befugnis, für b e s t i m m t e Reviere die A n n a h m e der Mutungen den B e r g ä m t e r n zu überweisen 2 b . (3) Dieser Auftrag m u ß durch das Regierungsamtsblatt und den Staatsanzeiger bekannt g e m a c h t werden. In H e s s e n ist die Überweisung in Staatsanzeiger bekanntzumachen (Abs. 3). Mutung. 1 Das Wort „Mutung" ist die im deutschen Bergrecht übliche Bezeichnung für den 1 Q Antrag auf Verleihung von Bergwerkseigentum. Es kommt von „muten" = verlangen, begehren. Eine gültige Mutung setzt einen F u n d im bergfreien Felde voraus. Fund ist die 1 b Entdeckung des Minerals auf seiner natürlichen Ablagerung, sei es beim Schürfen oder durch Zufall. Der Fund braucht nicht vom Muter selbst gemacht zu sein (RekB v. 21. 4. 1871 — ZfB 12, 401; RG 23. 1. 1909 — ZfB 50, 609, 611). Der A n t r a g richtet sich als öffentlich-rechtlicher Anspruch gegen den Staat, 1 C gleichzeitig wird durch die gültige Mutung ein privates Recht mit dem Inhalt begründet daß das gesetzmäßig beantragte Feld zugunsten des Muters aus dem Bergfreien ausscheidet und späteren Mutungen gegenüber geschlossen wird (s. Anm. zu Art. 24). Dieses private Recht wirkt gegen jeden Dritten, ist also ein absolutes (nicht dingliches) Recht (Voelkel S. 72). Muten kann grundsätzlich jedermann, Inländer wie Ausländer, natürliche wie 1 d juristische Personen. Erforderlich ist die Rechtsfähigkeit. Ausnahmen von der Befugnis zu muten bestehen für die Beamten der Bergbehörden in ihrem Bezirk (Art. 252 bzw. § 195 ABG). Eine Mutung kann auch von mehreren Personen gemeinschaftlich eingelegt werden. In diesem Fall muß eine Person als Zustellungsbevollmächtigter namhaft gemacht werden (entsprechend Art. 177 bzw. 134 ABG). Die Mutung kann auch namens eines Dritten eingelegt werden. Will der S t a a t Bergwerkseigentum durch Mutung erwerben, so unterliegt er 1 C den gleichen Vorschriften. Im Geltungsbereich des ABG erwirbt der Staat Bergwerkseigentum an den in § 2 Abs. 1 ABG aufgeführten Mineralien durch Verleihung ohne Mutung (§ 38b ABG). In B a y e r n hat der Staat ohne weiteres auf Grund des Gesetzes die Rechtsstellung eines Bergwerkseigentümers an den ihm vorbehaltenen Mineralien (Art. 2). Der den gesamten Bergwerksbesitz des bayerischen Staates verwaltenden Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG wurde durch Vertrag vom 23. 4. 1927 (§ 3) die Verpflichtung auferlegt, im Falle der Einlegung einer Mutung für den Freistaat Bayern zu muten. Die Ansprüche aus einer Mutung können veräußert werden und sind vererblich. 1 f Die Entgegennahme der Mutung durch die Bergbehörde ist gebührenpflichtig 1 9 (Bayern: Art. 1 KG). Mehrere Personen haften für die Kosten einer gemeinsam eingelegten Mutung als Gesamtschuldner (Bayern: Art. 2 KG). 55

Art. 15 bayBergG — § 13 ABG

Berggesetz

1 h Die Z u r ü c k n a h m e d e r M u t u n g ist nicht an die Voraussetzungen des Verzichts auf Bergwerkseigentum gebunden (vgl. Art. 218 bzw. § 162 ABG) ] sie k a n n daher bis zur Verleihung jederzeit erklärt werden. In entsprechender Anwendung von Art. 15 bzw. § 13 ABG ist f ü r die Zurücknahmeerklärung Schriftform bzw. Erklärung zu Protokoll der Bergbehörde notwendig. Die Zurücknahme muß der f ü r die Entgegennahme der Mutung zuständigen Behörde gegenüber vorgenommen werden, in B a y e r n also gegenüber dem Oberbergamt, im Geltungsbereich des ABG gegenüber dem Bergamt. Ist die Mutung von mehreren Personen eingelegt worden, so muß die Zurücknahme von allen Mutern erklärt werden, andernfalls verbleibt sie den nicht verzichtenden Personen. Die Zurücknahmeerklärung ist bedingungsfeindlich, da es sich um eine rechtsgestaltende Erklärung handelt (vgl. Palandt, Überbl. v. § 104 Sd). Sie ist unwiderruflich (vgl. Palandt § 130 Anm. 4 u. 5). Es muß neu gemutet werden. Dies kann nur innerhalb von 6 Monaten nach Einlegung der Mutung geschehen (Art. 21 Abs. 1 Satz 2 bzw. § 19a Abs. 1 Satz 2 ABG). Die Zurücknahme ist gleichfalls gebührenpflichtig (Bayern: Art. 10 KG). 2 a Die Entgegennahme von Mutungen ist in B a y e r n allein dem O b e r b e r g a m t übertragen. Wird eine Mutung bei einem Bergamt oder beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr eingelegt, so sind diese Behörden gehalten, den Muter an das Oberbergamt zu verweisen bzw. schriftliche Mutungen dorthin weiterzuleiten. Die Mutung wird aber erst mit der Anbringung beim Oberbergamt wirksam. 2 b Im Geltungsbereich des ABG können die Oberbergämter nach § 12 Abs. 2 ABG für bestimmte Reviere die Zuständigkeit zur Entgegennahme von Mutungen auf die Bergämter übertragen. Hiervon haben alle Oberbergämter Gebrauch gemacht (vgl. Boldt, Anm. 3) außer für das Gebiet des jetzt zu B a d e n - W ü r t t e m b e r g gehörigen ehemaligen H o h e n z o l l e r n . Es sind daher überall, außer in den ehemals preußischen Landesteilen von Baden-Württemberg (Hohenzollern) — die Bergämter zur Entgegennahme von Mutungen zuständig (Reuß-Grotefend-Dapprich Anm. 1). Die Oberbergämter bleiben nicht etwa daneben zuständig, vielmehr ist die Zuständigkeit der Bergämter eine ausschließliche (Klostermann-Thielmann Anm. 4 u. 5). 3

Über die Form der Mutung s. Art. 15 bzw. § 13 ABG.

Art. 15 bayBergG — § 13 ABG [ F o r m der M u t u n g ] Art. 15 (1) Die M u t u n g i s t schriftlich 1 in z w e i gleichlautenden E x e m p l a r e n 2 einzulegen. (2) J e d e s E x e m p l a r w i r d m i t T a g und S t u n d e d e s Einlaufes v e r s e h e n 3 u n d s o d a n n ein E x e m p l a r d e m Muter z u r ü c k g e g e b e n 4 . (3) Es i s t statthaft, die M u t u n g bei d e m O b e r b e r g a m t e 5 z u P r o t o k o l l z u erklären. Art. 15 entspricht § 13 A B G , in A b s . 3 heißt es s t a t t „Oberbergamte" „zur A n n a h m e d e r s e l b e n z u s t ä n d i g e n Behörde". 1 Auch telegraphische Einlegung ist zulässig ,,da die Mutungsanmeldung n i c h t vom Muter selbst unmittelbar schriftlich eingereicht zu werden braucht, sondern auch von einem anderen (hier dem Telegraphenamte) für ihn in dessen Namen geschrieben und unterschrieben werden k a n n " (Mot. S. 25). Ebenso RekB v. 30. 4. 1866, ZfB 7, 256. Auch die Einlegung durch Fernschreiben ist f ü r zulässig zu erachten, nicht aber fernmündliche Mutungen. 56

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 16 bayBergG — § 14 ABG

Unterläßt der Muter die Einreichung der Zweitschrift, so ist die Mutung des2 halb nicht unwirksam; vielmehr fertigt die Bergbehörde auf Kosten des Muters eine Abschrift der Mutung an. Ebenso wird bei Erklärung zu Protokoll verfahren. Sog. P r ä s e n t a t u m . Die mit gleicher Post einlaufenden Mutungen erhalten 3 das gleiche Präsentatum, so daß sie als gleichberechtigt gelten. „Die Aushändigung eines mit Tag und Stunde des Einlaufes versehenen ExemU plars der Mutung an den Muter dient zur Kontrolle gegen die Behörde und zur Legitimation des Muters gegenüber dritten Personen." (Mot. S. 25). Im Geltungsbereich des ABG sind die Bergämter zur Protokollierung zuständig (vgl. Anm. 2 zu Art. 14).

5

Art. 16 bayBergG — § 14 ABG [Inhalt der Mutung — Gebührenvorschuß] A r t . 16 (1) J e d e Mutung m u ß 1 enthalten: 1. den N a m e n und Wohnort des Muters, 2. die Bezeichnung des Minerals 2 , auf welches die Verleihung des B e r g werkseigentums verlangt wird, 3. die Bezeichnung des Fundpunktes 3 , 4. den d e m B e r g w e r k e beizulegenden Namen 4 . ( 2 ) Fehlt der Mutung eine der Angaben Ziffer 1, 2 und 3 gänzlich, so ist die Mutung ungültig 1 . (3) Fehlt die Angabe Ziffer 4 oder sind die Angaben Ziffer 1, 2, 3 und 4 ungenau und wird d e m Mangel auf die Aufforderung des O b e r b e r g a m t s innerhalb einer Woche nicht abgeholfen, so ist die Mutung von Anfang an ungültig 1 . (4) Eine Mutung ist auch dann von Anfang an ungültig, wenn die für die Ausfertigung der Verleihungsurkunde zu erhebende Gebühr nicht binnen der v o m O b e r b e r g a m t b e s t i m m t e n F r i s t bezahlt w i r d 6 . Art. 16 Abs. 4 wurde durch Art. 1 Ziff. 6 des Gesetzes v. 30. 3. 1939 (GVBl. eingefügt.

S. 87)

Art. 16 Abs. 1 stimmt mit § 14 Abs. 1 A B G , Art. 16 Abs. 4 mit § 14 Abs. 3 A B G überein. Statt des Abs. 2 und 3 enthält § 14 A B G folgenden Abs. 2 : (2) Fehlt der Mutung die eine oder andere dieser Angaben, so h a t der Muter d e m Mangel auf die Aufforderung der Bergbehörde innerhalb einer Woche abzuhelfen. Geschieht dies nicht, so ist die Mutung von Anfang an ungültig. Die in Art. 16 Abs. 1 bzw. § 14 Abs. 1 ABG aufgeführten formellen Erforder1 nisse einer Mutung sind zwingend. Hinsichtlich der Wirkungen des Fehlens einzelner Angaben weichen das bayerische Berggesetz und das ABG voneinander ab: B a y e r n : Fehlt die Anführung des Namens oderWohnorts des Muters, die Be- 1 o Zeichnung des gemuteten Minerals oder des Fundpunktes, so ist die Mutung ohne weiteres ungültig. Eine Nachholung dieser Angaben ist in diesen Fällen ausgeschlossen (Art. 16 Abs. 2). Dagegen kann die Angabe des Namens des Bergwerks auch noch nach Aufforderung durch das Oberbergamt binnen einer Woche nachgeholt werden (Art. 16 Abs. 3). Nur ungenaue Angaben können bei allen Erfordernissen noch innerhalb einer Woche nach entsprechender Aufforderung durch das Oberbergamt ergänzt werden (Art. 16 Abs. 3). 57

Art. 16 bayBergG — § 14 ABG

Berggesetz

1 b ABG: Alle fehlenden Angaben können n a c h Aufforderung durch das Bergamt (§ 189 ABG) innerhalb einer Woche nachgeholt werden (§ 14 Abs. 2 ABG). Die Frist von einer Woche ist in allen Fällen bindend. Sie betrifft aber n u r die in der Aufforder u n g a n g e f ü h r t e n Mängel. Sie gilt daher nicht, falls die Bergbehörde andere Unterlagen wünscht, z. B. Vollmachten. 1 C Eine danach ungültige M u t u n g wird von der Bergbehörde zurückgewiesen. Die E n t s c h e i d u n g ist m i t den gewöhnlichen Rechtsbehelfen n a c h der Verwaltungsgerichtso r d n u n g (Widerspruch, Anfechtungsklage) anfechtbar. Der Gerichtsstand der belegenen Sache (§ 52 Ziff. 1 VwGO) d ü r f t e auch hier zutreffen. Eine rechtskräftig als ungültig zurückgewiesene M u t u n g k a n n auf der gleichen Grundlage nicht den Gegenstand einer neuen M u t u n g bilden (BayVGH 29. 3. 1901). 2 I n einer M u t u n g k a n n auf verschiedene M i n e r a l i e n gemutet werden, sie müssen jedoch einzeln genau bezeichnet werden. Es k a n n nur ein gemeinsames Feld begehrt werden. Der F u n d p u n k t m u ß derselbe sein. Andernfalls wären mehrere Mutungen einzulegen. E i n Mangel in der Bezeichnung des Minerals zieht nicht ohne weiteres die Ungültigkeit der M u t u n g nach sich (RekB v. 11. 4. 1879 — Z f B 20, 262). Sie ist n a c h Aufforderung binnen einer Frist von einer Woche zu ergänzen (Art. 16 Abs. 3 bzw. § 14 Abs. 2 ABG). 3 Auf einen F u n d p u n k t k a n n nur eine M u t u n g eingelegt werden (OBA Clausthal 6. 7. 1881, Z f B 23, 125). Die M u t u n g darf n u r einen F u n d p u n k t benennen. Bei Angabe mehrerer F u n d p u n k t e h a t der Muter sich f ü r einen F u n d p u n k t zu erklären; dies k a n n a u c h noch n a c h entsprechender Aufforderung geschehen. 3 a Die Lage des F u n d p u n k t e s m u ß in der M u t u n g so genau bezeichnet sein, d a ß eine P r ü f u n g seiner I d e n t i t ä t zweifelsfrei möglich ist. E s ist zweckmäßig, ihn schon bei Einlegung der M u t u n g durch genau Einzeichnung in einen F l u r k a r t e n a b s c h n i t t oder e,ine Pause davon zu bezeichnen. Wenn die Angaben in der Mutung die Lage des F u n d p u n k t e s nicht einwandfrei ersehen lassen, verlangt das Oberbergamt (nach ABG das Bergamt) die E r g ä n z u n g der Einzeichnung. Sie m u ß binnen einer Woche nach Aufforderung nachgebracht werden (Art. 16 Abs. 3 bzw. § 14 Abs. 2 ABG). Die genaue Angabe der Lage des F u n d p u n k t e s ist notwendig, d a m i t die Möglichkeit besteht nachzuprüfen, daß das Mineral a m angegebenen F u n d p u n k t schon vor Einlegung der M u t u n g entdeckt worden war (vgl. Art. 17 bzw. § 15 ABG). W e n n der F u n d in einem Bohrloch, in einem Schächtchen oder in einem sonstigen Grubenbau gemacht wurde, m u ß die Tiefe genau angegeben werden (vgl. R G 8. 5. 1901, RGZ 49, 227 = Z f B 43, 67), bei Stollen oder unterirdischen Strecken deren Länge. 3 b W e n n der Muter in der Nähe des F u n d p u n k t e s weitere Aufschlüsse des g e m u t e t e n Minerals m a c h t — wozu er nach Art. 23 bzw. § 21 ABG grundsätzlich berechtigt ist — so k a n n das Ergebnis bei der amtlichen Untersuchung m i t v e r m e r k t werden. Maßgebend ist aber stets der F u n d p u n k t . Die Verhältnisse der nächsten Umgebung können im allgemeinen unberücksichtigt bleiben (RG a.a.O.). Bezüglich der Angabe der Lage u n d Größe des begehrten Feldes s. Art. 18 u n d 19 bzw. §§ 17 u n d 18 ABG. 4 Die Auswahl des dem Bergwerk beizulegenden N a m e n s — häufig auch als N a m e n der Mutung bezeichnet — ist dem Muter freigestellt, sofern die Verwendung eines bestimmten Namens nicht als Mißbrauch erscheint. Das ist u. a. der Fall, wenn der N a m e n gegen den guten Geschmack oder die gute Sitte verstößt. Die Bergbehörde k a n n die Änderung verlangen, wenn der betreffende N a m e f ü r Bergwerke in der gleichen Gegend auf dasselbe Mineral schon besteht, d a m i t Verwechslungen vermieden werden. Der N a m e des Bergwerks genießt den Schutz des § 16 U W G ; a u c h § 14 WZG, § 13 H G B und § 12 B G B k o m m e n in Frage (Isay Anm. 3). 58

II. Titel: Vond. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 17 bayBergG — § 15 ABG

Die Bestimmung dieses Absatzes soll die Eintreibung der Verleihungsgebühr 5 erleichtem. Die Frist kann verlängert werden (Reuß-G.-D. Anm. 2). Die Vorschrift gilt als spezielles Gesetz auch gegenüber später erlassenen allgemeinen kostenrechtlichen Vorschriften über eine Vorschußpflicht weiter (vgl. z . B . Art. 15 BayKG).

Art. 17 bayBergG — § 15 ABG [Fündigkeit — Feldesfreiheit] A r t . 17 (1) Die Gültigkeit einer Mutung wird dadurch bedingt 1 , 1. daß das in der Mutung bezeichnete Mineral auf dem angegebenen F u n d punkt (Art 16) 2 auf seiner natürlichen Ablagerung 3 vor Einlegung der Mutung entdeckt worden ist* und bei der amtlichen Untersuchung 5 in solcher Menge und Beschaffenheit 6 nachgewiesen 7 wird, daß sich die Möglichkeit einer bergmännischen Gewinnung des Minerals vernünftigerweise annehmen läßt 8 , 2. daß nicht bessere Rechte auf den Fund entgegenstehen 8 . ( 2 ) Ist die auf den Fund eingelegte Mutung infolge Überdeckung durch das Feld einer anderen Mutung ungültig geworden, so kann der Fund, wenn er s p ä t e r wieder ins Bergfreie fällt, nur von dem ersten Muter oder m i t dessen Einwilligung zum Gegenstand einer neuen Mutung g e m a c h t werden 9 . Art. 17 stimmt inhaltlich mit § 15 A B G weitgehend überein; in Abs. 1 Ziff. 1 heißt es jedoch am Ende: . . . , daß eine z u r wirtschaftlichen Verwertung führende bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheint";. 1 Art. 17 Abs. 1 bzw. § 15 Abs. 1 ABG stellt als weitere und zwar materielle Erfordernisse der Mutung die sog. F ü n d i g k e i t und die sog. F e l d e s f r e i h e i t auf, die neben den formellen Voraussetzungen der Mutung nachgewiesen werden müssen. Auch diese Voraussetzungen sind zwingend vorgeschrieben. Fehlen sie, so wird die Mutung abgewiesen. Über die Anfechtbarkeit der Entscheidung siehe Anm. 1 zu Art. 16. Über die Bezeichnung des Fundpunktes s. Anm. 3 zu Art. 16. Der F u n d p u n k t 2 ist nicht ein mathematischer Punkt, sondern die eng zu begrenzende Stelle in der Natur, an der das gemutete Mineral entdeckt wurde, z. B. das Bohrloch. An den verschiedenen Stößen eines Schachtes, Stollens oder Streckenbetriebes können jedoch keine verschiedenen Fundpunkte angenommen werden (RekB vom 2. 3. 1868 — ZfB 9, 191). Nach Lage des Falles muß bei Funden, die in Bohrlöchern gemacht worden sind und durch eine Kontrollbohrung nachgewiesen werden, die nächste Umgebung des ursprünglichen Fundpunktes als dazugehörig angesehen werden (RekB v. 24. 12. 1870 — ZfB 12, 134, R G 8. 5. 1901, RGZ 49, 227 = ZfB 43, 66). Ein neuer Fund oder Fundpunkt kommt dabei nicht zustande. Das Mineral muß nur an dem Fundpunkt entdeckt worden sein — den Nachweis, daß das Mineral über den Fundpunkt hinaus vorkommt, insbesondere eine Lagerstätte im bergmännischen Sinne vorliegt, verlangt das Gesetz nicht. Das Mineral muß in natürlicher Ablagerung nachgewiesen werden. Eine 3 künstliche, d.h. durch Menschenhand bewirkte Aufhäufung darf in keinem Zeitpunkt vorausgegangen sein. Eine Mutung auf angeschwemmte Haldenbestandteile ist daher nicht möglich (RekB vom 30. 7. 1869 — ZfB 10, 256). Die Ablagerung kann sich aber auch auf sekundärer Lagerstätte befinden (vgl. ZfB 23, 397). 59

Art. 17 bayBergG — § 15 ABG

Berggesetz

3 a Nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts wie auch des Bay. YGH setzt der Begriff „natürliche Ablagerung" aber ferner den Nachweis einer gewissen A n h ä u f u n g voraus, wenn auch nicht eine bestimmte Lagerstätte wie ein Flöz, einen Gang od. dgl. Welche Mindestmenge als Ablagerung anerkannt werden kann, wird als Tatfrage angesehen, die von den Verhältnissen des Einzelfalles u.a. von der Art des gemuteten Minerals abhänge. So sollte eine bloße „Einlagerung", d.i. das nur zufällige Vorkommen des Minerals innerhalb des tauben Gesteins oder innerhalb eines anderen Minerals, z. B. in der Kohle, etwa als Niere oder Butzen, nicht genügen (Bay. VGH 24. 5. 1909 Nr. 8 111/09). Dieser Rechtsprechung schwebte als leitender Gesichtspunkt vor Augen, daß einer Mutung nur dann stattgegeben werden sollte, wenn eine bergmännische Gewinnung des Minerals möglich erscheine ( a b s o l u t e B a u w ü r d i g k e i t ) . Vgl. RG 8. 5. 1901, RGZ 45, 227 = ZfB 43, 66 — ferner auch Bay VGH 19. 1. 1910 Nr. 75 111/08. 3 b Mit der Änderung des ABG durch die Novelle vom 18. 6. 1907 (GS S. 119) und der Neufassung des Berggesetzes vom 13. 8. 1910 wurde der Nachweis der Bauwürdigkeit jedoch als zusätzliches Erfordernis einer gültigen Mutung in den Gesetzestext des Art. 17 bzw. § 15 ABG aufgenommen. Da deshalb nunmehr der F u n d ohnehin auf seine Bauwürdigkeit hin überprüft werden muß, und zwar auch unter Heranziehung wirtschaftlicher Gesichtspunkte (vgl. unten Anm. 6), besteht kein Grund mehr, den Begriff „natürliche Ablagerung" so zweckgerichtet eng auszulegen, wie es vor der Neufassung der Berggesetze f ü r erforderlich gehalten wurde. Als natürliche Ablagerung wird man daher nachweisbare natürliche Vorkommen des Minerals ansehen können, sei es auch nur in geringen Mengen oder in geringer Konzentration. 4 Es ist gleichgültig, wer den Fund gemacht hat (RekB vom 21. 4. 1871 — ZfB 12, 401; R G 23. 1. 1909, RGZ 70, 216 = ZfB 50, 609), oder auf welche Weise er entdeckt worden ist. Auf einen verbotswidrigen Fund kann gültig gemutet werden, jedoch schließt diese Tatsache die Geltendmachung des Finderrechtes (Art. 26 bzw. § 24 ABG) aus. 5 a F ü r das bei der amtlichen Untersuchung ( F u n d e s b e s i c h t i g u n g ) zu beobachtende Verfahren wurden Verwaltungsvorschriften erlassen. In B a y e r n ist maßgeblich die Dienstanweisung f ü r die bayerischen Bergämter vom 19. 4. 1960: §23 Amtliche Untersuchung des Fundes gem. Art. 17 des Berggesetzes (1) Das Bergamt hat auf Ersuchen des Oberbergamtes einen Termin zur Fundesbesichtigung anzuberaumen. Hierzu ist der Muter zu laden. (2) In dem Termin werden die Angaben des Muters auf ihre Richtigkeit geprüft. Abweichungen sind festzustellen und soweit möglich aufzuklären. (3) Das Bergamt hat sich von der Art und Menge des gemuteten Minerals grundsätzlich durch Augenscheinseinnahme am Fundpunkt zu überzeugen. Ist das nicht möglich, so ist die Weisung des Oberbergamtes einzuholen. (4) Bei Bohrfunden ist das gemutete Mineral im Termin aus dem Bohrloch zu gewinnen und zu Tage zu fördern. Wird der Nachweis der Fündigkeit durch Weiterbohren geführt, so ist vor dessen Beginn festzustellen, ob die Bohrwerkzeuge leer und schlammfrei sind und das Bohrgestänge auf der Bohrlochsohle aufsitzt. (5) Am Fundpunkt sind in Gegenwart des Muters Mineralproben zu entnehmen, zu verpacken, mit dem Amtssiegel zu verschließen und mit Aufschriften über ihre Herkunft zu versehen. Ein entsprechender Vermerk ist in die Niederschrift (Absatz 6) aufzunehmen. Für die zuverlässige Beförderung der Mineralproben zum Bergamt ist zu sorgen. (6) Die Niederschrift über den Fundesbesichtigungstermin muß eine genaue Beschreibung des Fundes (Beschaffenheit des Minerals, Art der Lagerstätte, Beschaffenheit des Nebengesteins usw.), möglichst unter Beifügung einer Skizze über den Aufschluß der Lagerstätte, und die Festlegung des Fundpunktes enthalten. Insbesondere ist die Übereinstimmung der Lage des Fundpunktes mit der Angabe in der Mutung zu bestätigen oder eine Abweichung genau festzulegen. Im übrigen gilt § 20 DA.

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II. Titel: Vond. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 17 bayBergG — § 15 ABG

(7) Um die Übereinstimmung des im Situationsriß eingezeichneten Fundpunktes mit dem in der Mutung angegebenen und vom Bergamt bei der Fundesbesichtigung festgestellten Fundpunkt überprüfen zu können, ist der Fundpunkt in einem Flurkartenblattausschnitt oder in einer Pause davon genau aufzunehmen. (8) Die Niederschrift über die Fundesbesichtigung ist unverzüglich dem Oberbergamt mit der Mineralprobe einzureichen. In dem Begleitbericht hat sich das Bergamt darüber zu äußern, ob es die Voraussetzungen der Art. 16, 17 und 47 des Berggesetzes für gegeben hält. (9) Hat ein Dritter auf den im Grubengebäude eines Bergwerkes gemachten Fund Mutung eingelegt, so hat das Bergamt den Bergwerksbesitzer von der beabsichtigten Fundesbesichtigung unter Tage in Kenntnis zu setzen und ihm Gelegenheit zur Teilnahme zu geben. Entsprechende Regelungen e n t h a l t e n : § 23 Geschäftsordnung f ü r die Bergämter des Landes N o r d r h e i n - W e s t f a l e n v o m 28. 6. 1958 (Erl. d. Min. f ü r W i r t s c h a f t u n d Verkehr — MB1. Nr.-W. S. 1626 — Z f B 100, 333); § 31 Geschäftsordnung f ü r die Bergä m t e r im Verwaltungsbezirk des Oberbergamtes in Clausthal -Zellerfeld vom 30. 4.1959; § 32 Geschäftsordnung f ü r die Bergämter im Verwaltungsbezirk des H e s s i s c h e n Oberbergamtes in Wiesbaden vom 1. 12. 1958. Diese Bestimmungen enthalten als Verwaltungsvorschriften keine verbindlichen Rechtssätze. Sie entsprechen aber der bisher geübten u n d von den Gerichten gebilligten Praxis. Den T e r m i n f ü r die D u r c h f ü h r u n g der Fundesbesichtigung setzt die Berg- 5 b behörde fest. Der Muter ist nicht berechtigt, den Nachweis durch wiederholte Vertagungsa n t r ä g e nach Belieben zu verzögern (Bay. V G H 19,1.1904). Die Bergbehörde k a n n d a n n den Termin a u c h ohne den Muter durchführen. Mit dieser, im ABG etwas abweichenden Formulierung (vgl. vor Anm. 1), soll n a c h 6 a h. M. die von der Rechtsprechung u n d Praxis vor der Neufassung der Berggesetze entwickelte „ a b s o l u t e B a u w ü r d i g k e i t " umschrieben sein. D a r u n t e r wurde verstanden, das Mineral müsse a m F u n d p u n k t dergestalt nachgewiesen sein, „ d a ß vernünftigerweise die Möglichkeit einer bergmännischen Gewinnung angenommen werden kann. (Bay. V G H 13. 3. 1905 MAB1. 1905,S. 304; 13. 1. 1908 Nr. 155 H I / 0 7 ; 26. 4. 1909 Nr. 60 H I / 0 8 ; vgl. auch Preuß. OVG 3. 12. 1925 — Z f B 67, 93). Über den Versuch, diesen Begriff aus den W o r t e n „natürliche Ablagerung" abzuleiten, siehe oben Anm. 3. Demgegenüber sei die Frage der sog. r e l a t i v e n oder ö k o n o m i s c h e n B a u - 6 b W ü r d i g k e i t , d . h . die Frage der Rentabilität der Gewinnung nicht zu prüfen. E s soll nicht erwogen werden können, ob der Abbau sich lohnen wird oder ob ein Gewinn d a r a u s als wahrscheinlich erscheint, sondern nur, ob nicht von vornherein als sicher anzunehmen ist, daß jeder Gedanke a n eine vorteilhafte Gewinnung des Minerals unsinnig, undis^ u t a b e l wäre. Der ursprüngliche I n h a l t der Begriffe „ a b s o l u t e " und „relative" Bauwürdigkeit 6 c wird u. E. der Neufassung des Gesetzestextes — vor allem des § 15 ABG nicht gerecht, obwohl nach den Motiven zur vlBG-Novelle von 1907 (vgl. Amtl. Begründung zu Art. I I I Ziff. 2 — Z f B 48, 205) nur eine genaue Bestimmung des Begriffs der absoluten Bauwürdigkeit bezweckt werden sollte. Mit dem Hinweis auf die Eignung zur wirtschaftlichen Verwertung in § 15 ABG ist zum Ausdruck gebracht, d a ß die Bergbehörde bei der P r ü f u n g der sog. Bauwürdigkeit w i r t s c h a f t l i c h e Überlegungen anstellen m u ß . Wirtschaftlich heißt aber lohnend (s. Isay Anm. 5), da jede wirtschaftliche Tätigkeit in diesem Sinne auf E r t r a g gerichtet ist. Das gleiche gilt auch von der Fassung des Art. 17; dort ist zwar nicht von wirtschaftlicher Verwertung die Rede. I n dem W o r t „vernünftigerweise" liegt aber ebenfalls der Gedanke, d a ß die Frage der wirtschaftlichen Verwertbarkeit zu prüfen ist. E s k a n n u. E . daher nicht zweifelhaft sein, d a ß sich die P r ü f u n g der Gültigkeit der M u t u n g auf die Frage der Möglichkeit eines wirtschaftlichen Abbaus erstrecken m u ß (so auch Kiessling-Ostern Anm.2). Boldt (ZfB 102, 296—1961) will die Möglichkeit der Verwendung der Mineralien im Wirtschaftsprozeß genügen lassen. Aus den Worten „möglich erscheint" in § 15 ABG u n d „die M ö g l i c h k e i t . . . an- 6 d nehmen l ä ß t " in Art. 17 k a n n aber weiter geschlossen werden, d a ß bei dieser P r ü f u n g die Person des Muters außer B e t r a c h t zu bleiben h a t . Die Voraussetzungen der Bau61

Art. 17 bayBergG — § 15 ABG

Berggesetz

Würdigkeit sind schon d a n n als gegeben anzusehen, wenn mit der Möglichkeit gerechnet werden kann, d a ß i r g e n d e i n Muter das Mineral in absehbarer Zeit in wirtschaftlicher, d . h . lohnender, Weise zu gewinnen vermag (vgl. Isay Anm. 5, Voelkel Z f B 53, 349, Kiessling-Ostern Anm. 2). Dabei ist im Hinblick auf die rasch fortschreitende Gewinnungs- u. Verhüttungstechnik im allgemeinen großzügig zu verfahren. D a m i t scheidet die Ü b e r p r ü f u n g der Rentabilität automatisch aus, da sie immer nur in bezug auf einen b e s t i m m t e n U n t e r n e h m e r vorgenommen werden könnte. 6 e Die größten Schwierigkeiten bei der Feststellung der Bauwürdigkeit ergeben sich im allgemeinen daraus, d a ß die Voraussetzungen n u r f ü r den F u n d p u n k t nachgewiesen zu werden brauchen. Eine auch n u r einigermaßen sichere Prognose über die Möglichkeit eines lohnenden Abbaus l ä ß t sich aber n u r abgeben, wenn über die Verbreitung des Vorkommens Näheres b e k a n n t ist. Diese Schwierigkeit wurde durch die Neufassung der Berggesetze herbeigeführt, die insofern inkonsequent war, als sie n a c h wie vor den Nachweis der Fündigkeit nur f ü r den F u n d p u n k t verlangt, der Bergbehörde aber auf Grund dieser unzureichenden Unterlagen eine wirtschaftliche Bewertung vorschreibt. Die Behörde wird bei der P r ü f u n g der Bauwürdigkeit davon auszugehen haben, d a ß die a m F u n d p u n k t vorhandenen Bedingungen auch über den F u n d p u n k t hinaus vorliegen. 6 f Das Gesetz weist f ü r die P r ü f u n g der Bauwürdigkeit besonders auf die Menge u n d Beschaffenheit des Minerals hin. Welche M e n g e ausreicht, h ä n g t ganz von der Art des gemuteten Minerals u n d von seiner Beschaffenheit a m F u n d p u n k t ab. Allgemeine Regeln lassen sich nicht aufstellen. Der M u t u n g wird jedenfalls d a n n nicht stattzugeben sein, wenn das Mineral a m F u n d p u n k t n u r in sog. Butzen oder Nieren v o r k o m m t . Ein abbauwürdiger Erzgang oder ein abbauwürdiges Flöz b r a u c h t jedoch nicht nachgewiesen werden, da sich der Nachweis nur auf die Verhältnisse a m F u n d p u n k t erstreckt. 6 g Das Mineral m u ß sich n a c h seiner B e s c h a f f e n h e i t f ü r die bergmännische Gewinnung eignen. E r s t e Voraussetzung ist, d a ß es sich u m ein Mineral im Sinne v o n Art. 1 bzw. § 1 ABG handelt. Die meisten Mineralien müssen gediegen oder als Erze nachgewiesen werden. E r z e sind aber nicht alle Mineralien, die das entsprechende chemische Element enthalten, sondern nur solche Verbindungen, aus denen sich das Element n a c h dem Stand der Bergbau- u n d H ü t t e n t e c h n i k u n t e r Zugrundelegung günstiger Bedingungen ü b e r h a u p t gewinnen läßt. Deshalb sind z . B . Eisenverbindungen u n t e r 15 % Fe-Gehalt nicht als Eisenerze angesehen worden (vgl. über den Begriff Erz Anm. 10 zu Art. 1). Diese Feststellung ist aber unabhängig von der Beschaffenheit einer Lagers t ä t t e n a c h Mächtigkeit, Teufe usw. F ü r die Ü b e r p r ü f u n g der Gültigkeit einer M u t u n g n a c h Art. 17 bzw. § 15 ABG k o m m t es darüberhinaus auch darauf an, ob die im konkreten Fall nachgewiesenen Erze in wirtschaftlicher Weise gewinnbar u n d verwertbar erscheinen. Bei Eisenerzen spielt es etwa eine Rolle, ob sie kalk- oder kieselsäurehaltig sind. Ein Mineral k a n n u n t e r U m s t ä n d e n noch als verwertbar angesehen werden, wenn es mit anderen z . B . höherprozentigen Verbindungen des gleichen Stoffes vergesellschaftet v o r k o m m t , so d a ß sich seine Ausbeute im Hinblick auf das hochwertige Mineral ausnahmsweise doch lohnt, wenn auch ein selbständiges Vorkommen dieses Minerals nicht verleihbar wäre ( „ S t r e c k u n g s e r z e " ) . „ G e w o h n h e i t s m ä ß i g rechnet m a n überall solche Streckungserze mit zu den Erzen im bergmännischen Sinne, sofern diese E r z e mit absolut oder relativ im bergmännischen Sinne vollwertigen Erzen gemeinsam vorkommen u n d bei gemeinsamer Gewinnung ein Durchschnittsprodukt gewonnen werden kann, das den an den Begriff Erz im bergmännischen Sinne zu stellenden Anforderungen noch genügt. Dieser gewohnheitsmäßige Gebrauch erstreckt sich nicht etwa n u r auf solche Streckungserze, die bei der Hereingewinnung der vollwertigen Erze mitgewonnen werden müssen, sondern auch darüber hinaus auf solche Erzmittel, f ü r die besondere Aus- u n d Vorrichtungsarbeiten betrieben werden müssen" (Bay. V G H 23.12. 1919 Nr. 40 1/17). Nicht zu den ihrer Beschaffenheit nach verleihbaren Mineralien gehören solche, die nur als Z u s c h l ä g e bei der V e r h ü t t u n g Verwendung finden sollen. 62

II. Titel: Vond. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 17 bayBergG — § 15 ABG

„Unter Zuschlägen werden Mineralien verstanden, welche die Verschlenkung der nicht metallischen Bestandteile eines Erzes erleichtern sollen." (Bay VGH a.a.O.). Es ist der Fall möglich, daß Mineralien im Sinne von Art. 1 bzw. § 1 ABG nicht 6 H verliehen werden können, weil die Bauwürdigkeit nicht nachgewiesen ist. Nach Auffassung von Ebel Anm. 3 und Klostermann-Thielmann Anm. 2, sollen diese Mineralien dem Grundeigentümer gehören. Diese Auffassung ist schon theoretisch unhaltbar, da die Mineralien auch ohne Nachweis der Bauwürdigkeit nach Art. 1 bzw. § 1 ABG dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogen sind. Sie ist aber auch praktisch unerwünscht, da ja an anderer Stelle die Bauwürdigkeit nachgewiesen werden kann und im Falle der späteren Verleihung das Bergwerkseigentum sich auch auf diese Mineralien erstrecken würde. Im Gesetzestext nicht ausdrücklich erwähnt aber anerkanntermaßen ebenfalls 6 i zu berücksichtigen ist die T e u f e , in der das Mineral vorkommt. Für die Möglichkeit eines Abbaus spielt diese Frage neben der Mächtigkeit des Vorkommens und der Beschaffenheit des Minerals im physikalisch-chemischen Sinne eine entscheidende Rolle. Die Frage der Bauwürdigkeit ist von den G e r i c h t e n nachprüfbar, da es sich 6 k um keine Ermessensentscheidung handelt. Zwar setzt die Feststellung der Bauwürdigkeit eine besondere Fachkunde voraus, über die das Gericht nicht verfügt, so daß es auf Sachverständige angewiesen ist. Die für die Entscheidung maßgeblichen Begriffe sind aber im Gesetz dergestalt umschrieben, daß die Behörde kein Ermessen walten lassen kann, d.h. nur eine Entscheidung die richtige ist. Über Rechtsmittel s. näheres bei Anm. 1 zu Art. 16. Das Mineral muß nicht nur vor Einlegung der Mutung entdeckt worden sein, 7 sondern auch bei der stets erforderlichen Fundesbesichtigung nachgewiesen werden (RekB v. 9. 2.1894 — ZfB 35, 392). Der fehlende Nachweis kann nicht durch geologische Schlußfolgerungen ersetzt werden (BayVGH 2. 4. 1919 Nr. 54 1/18). Wenn durch weitere Aufschließungsarbeiten am Fundpunkte in der Zeit zwi- 7 a sehen dem Fündigwerden und der amtlichen Untersuchung ein Teil der Mineral-Lagerstätte von ihrer natürlichen Ablagerung losgetrennt worden ist, so daß nur mehr Spuren davon nachgewiesen werden können, oder wenn das ganzeVorkommen abgelöst worden ist, so daß die Mineralstücke zwar vorgewiesen werden können, aber nicht mehr im natürlichen Verbände mit dem Gebirge, so kann ein Nachweis des Fundes nicht als erbracht erachtet werden, auch wenn es wahrscheinlich oder anzunehmen ist, daß das Mineralvorkommen auf seiner natürlichen Lagerstätte vor Einlegung der Mutung entdeckt worden war. Der Nachweis der Fündigkeit wird grundsätzlich durch A u g e n s c h e i n geführt 7 b (vgl. Anm. 5). Andere Beweismittel (Urkunden, frühere Feststellungen, Zeugen, Bohrtabellen) werden nur in Frage kommen, wenn der Augenschein aus irgendwelchen außerhalb des Willens des Muters liegenden Gründen nicht möglich ist (h.M.). Die verleihende Bergbehörde darf sich nicht auf den Standpunkt stellen, daß ihr nur der Augenscheinsbeweis genüge, sondern muß andere Beweismittel zulassen (OVG Lüneburg 28. 11. 1958, ZfB 100, 202). In der Beweiswürdigung ist die Bergbehörde aber frei. Das Oberbergamt braucht sich nicht mit dem Ergebnis der Fundesbesichtigung 7 c zu begnügen, sondern kann weitere Untersuchungen anschließen, insbesondere eine Analyse der Fundproben anordnen. Es kann auch die bereits vorliegende frühere amtliche Untersuchung eines Fundes zum Nachweis der Fündigkeit verwenden. Das Oberbergamt ist aber nicht etwa an eine auf den Fund des Muters früher vorgenommene Verleihung von Bergwerkseigentum, die später wieder aufgehoben worden ist, gebunden (Bay. VGH vom 26. 4. 1909, 24. 5. 1909, 14. 6. 1909). Weitere Voraussetzung einer gültigen Mutung ist die sog. Feldesfreiheit. Eine 8 Mutung ist danach ungültig, wenn der Fundpunkt in dem Felde eines auf dasselbe Mineral verliehenen Bergwerks, in dem gestreckten Feld einer bevorrechtigten Mutung (s. Art. 26 bzw. §24 ABG bzw. Art. 47 bzw. §55 ABG) liegt oder wenn ein älteres Vorbehaltsrecht (Regal) in dem fraglichen Gebiet besteht. Der Fund darf auch nicht in einem dem Muter gehörigen Felde liegen (RekB v. 4. 3.1904 — ZfB 45, 235). Liegt der Fundpunkt 68

Art. 18 bayBergG — § 17 ABG

Berggesetz

innerhalb des Schlagkreises einer älteren Mutung (vgl. Art. 29 bzw. § 27 ABG), so ist die Mutung nicht ohne weiteres ungültig. Ihre Gültigkeit hängt vielmehr davon ab, ob der bevorrechtigte Muter sein Feld so streckt, daß der Fundpunkt überdeckt wird. 9 Durch die Bestimmung des Abs. 2 wird verhindert, daß ein Muter, der mit dem Feld einer älteren Mutung den Schürf- bzw. Fundpunkt eines anderen überdeckt hat, unter Verzicht auf den überdeckenden Feldesteil oder auf das überdeckende Feld auf den fremden Fund mutet. § 16 A B G ist aufgehoben Die Vorschrift behandelte Mutungen auf Mineralvorkommen verlassener Bergwerke.

Art. 18 bayBergG — § 17 ABG [Feldesstreckung] 1 A r t . 18 (1) Der Muter h a t die L a g e und Größe des begehrten Feldes (Art. 29), letztere nach Quadratmetern, anzugeben und die einschlägigen F l u r k a r t e n 2 in zwei E x e m p l a r e n einzureichen, auf welchen der Fundpunkt und die Feldes grenzen durch einen amtlich bestellten Markscheider 3 oder das V e r m e s s u n g s a m t eingezeichnet sein m ü s s e n 4 . ( 2 ) Das S t a a t s m i n i s t e r i u m für Wirtschaft und Verkehr kann allgemein oder für einzelne Fälle gestatten, daß die Einzeichnung durch einen in einem deutschen Land geprüften Bergingenieur oder Markscheider erfolgt 6 . Über die Fassung vgl. Anm. 2 a. Art. 18 entspricht

g jy ABG

(1) Der Muter hat die L a g e und Größe des begehrten Feldes (§ 27), letztere nach Q u a d r a t m e t e r n anzugeben und einen von einem konzessionierten M a r k scheider 3 oder F e l d m e s s e r angefertigten Situationsriß in zwei E x e m p l a r e n einzureichen, auf welchem der Fundpunkt, die Feldesgrenzen, die zur Orientierung erforderlichen Tagesgegenstände und der Meridian angegeben sein müssen4. (2) Der bei Anfertigung dieses Situationsrisses anzuwendende M a ß s t a b wird durch das O b e r b e r g a m t festgesetzt und durch die R e g i e r u n g s a m t s blätter bekanntgemacht. 1 Durch die Einreichung der Pläne über Lage und Größe des begehrten Feldes wird das Feld gestreckt. Die inhaltlichen Voraussetzungen enthält Art. 29 bzw. § 27 ABG. Die Feldesstreckung hat Bedeutung für die Beurteilung benachbarter Mutungen (vgl. Art. 20 bzw. § 19 ABG). Sie bildet die Grundlage für die Entscheidung der Bergbehörde über die Verleihung (Mot. S. 28). 2 Flurkarten. 2 a Die Bezeichnung Flurkarten, die im Text des bay. Berggesetzes im Gegensatz zum ABG berücksichtigt ist, beruht auf § 5 d. Ges. v. 3. 7. 1934 (RGBl. I S. 534) in Verbindung mit Teil I I Ziff. 1 d. Erl. d. RMI vom 22. 2. 1938 Nr. V i a 4074/38 — 6833 (nicht veröffentlicht). 2 b Die Flurkarten, in die das zu verleihende Bergwerk eingezeichnet ist, hießen früher auch in Bayern —• wie nach ABG —• Situationsrisse (vgl. Art. 19). Für die Anfertigung von Situationsrissen hat das Oberbergamt München eine nicht veröffentlichte Dienstanweisung vom 25. 10. 1951 Nr. 4829/51 h für die amtlich bestellten Markscheider zur Anfertigung von Situationsrissen für Mutungen, für Vereinigung und Teilung von Bergwerken sowie für Austausch von Feldesteilen erlassen. Danach werden Flurkarten im Maßstab von 1 : 5000 verlangt, die auf Leinwand aufgezogen sein müssen. Im Geltungs64

II. Titel: Von d. Erweibg. d. Bergwerkeigentums

Art. 19 bayBergG — § 18 ABG

bereich des ABG ist gem. § 17 Abs. 2 der bei Anfertigung von Situationsrissen anzuwendende Maßstab durch die Oberbergämter im allgemeinen auf 1 : 1 0 000 festgesetzt worden. Im Bezirk des O b e r b e r g a m t s B o n n gilt jedoch für die Kreise Siegen, Olpe, Altenkirchen, Neuwied, sowie für Waldeck und Pyrmont der Maßstab 1 : 2000. In B a y e r n können die in den Berggesetzen vorgesehenen markscheiderischen 3 a Aufgaben von den staatlichen Vermessungsämtern, den amtlich bestelltenMarkscheidern (vgl. § 4 Abs. 1 VO über die Bergbehörden — Anh. B I 3) und den amtlich anerkannten Markscheidern (Werksmarkscheider — Art. 18 Abs. 2 i. V. m. § 4 Abs. 2 a.a.O.) wahrgenommen werden. Im Geltungsbereich des ABG sind allein die sog. konzessionierten Markscheider und die öffentlich bestellten Vermessungsingenieure (früher Feldmesser) hierzu berufen. Werksmarkscheider, die nicht im Besitze einer staatlichen Konvession sind, können im ABG-~Bereich nicht anerkannt werden. Für N o r d r h e i n - W e s t f a l e n vgl. auch das Ges. v. 27. 7.1961 — Anh. K I 20. Rechtsstellung und Aufgabenbereich dieser Personen sind näher geregelt: 3 b Im ^BG-Bereich in der Markscheiderordnung vom 23. 3. 1923 (StRuPr StAnz. 1924 Nr. 105 — ZfB 65, 184, geändert durch Erl. d. RuPrWM an die Pr. OBÄmter vom 4. 2. 1936 I I I 61 (StRuPrStAnz. Nr. 79 —- ZfB 77, 22) und in Nordrhein-Westfalen durch §§ 8, 9. d. Ges. v. 27. 7.1961 — Anh. K I 2 0 ; in B a y e r n in der Markscheiderordnung des Oberbergamts vom 1. 12. 1913 i.d.F. vom 28. 1. 1937 mit Nachträgen vom 3. 1. 1951, 3. 12. 1951, 8. 5. 1952 und 16. 6. 1952 (nicht veröffentlicht). Für öffentlich bestellte Vermessungsingenieure gilt die Berufsordnung vom 20. 1. 1938 (RGBl. I S. 40). Die Grenzen des begehrten Feldes und die Lage des Fundpunktes müssen, so ge4 nau es die Flurkarten zeichnerisch zulassen, festgelegt werden. Bei Funden, die durchlief bohrungen ermittelt wurden, ist darauf zu achten, daß sich leicht Abweichungen zwischen Fundpunkt und Ansatzpunkt der Bohrung ergeben (Ebel Anm. 4). Der Fundpunkt muß innerhalb der Grenzen des Feldes unter Beachtung der Mindest- und Höchstabstände des Art. 29 bzw. § 27 ABG liegen. Es genügt nicht, daß der Markscheider oder das Vermessungsamt (bzw. der öffentl. best. Vermessungsingenieur) die Richtigkeit einer durch eine andere Person erfolgte Einzeichnung des Fundpunktes oder der Feldesgrenzen bestätigt, sondern der ganze Plan muß von den Genannten angefertigt sein. Der Fundpunkt muß auf Grund eigener Aufnahme an Ort und Stelle genau eingezeichnet sein. Eine Abweichung von dem bei der amtlichen Untersuchung vorgewiesenen Fundpunkt darf sich nicht ergeben. Deshalb muß der Muter bei der Aufnahme genau die Stelle benennen, die er in der Mutung als Fundpunkt bezeichnet hat. Der Situationsriß muß vom Fertiger als zur Mutung gehörig bezeichnet sein, er muß die Feldesgröße den Tag der Fertigung und den Namen des Fertigers angeben. Angrenzende oder überdeckte Bergwerks- oder Mutungsfelder müssen eingeschrieben sein.

Art. 19 bayBergG — § 18 ABG [Einreichung der Situationsrisse] Art. 19 (1) Die Angabe der Lage und Größe des Feldes, sowie die Einreichung der Flur karten (Art. 18) m u ß binnen sechs Monaten nach Einlauf der Mutung 1 bei dem Oberbergamte 2 erfolgen. (2) Geschieht dies nicht, so ist die Mutung von Anfang an ungültig. (3) Unterläßt der Muter die Einreichung der vorgeschriebenen Anzahl von Flurkarten, so kann das Oberbergamt 2 auf Kosten des Muters solche ankaufen und in sie den Situationsriß einzeichnen lassen. ( 4 ) Mängeln des Situationsrisses, die nicht v o m Oberbergamte beseitigt werden (Art. 36) 3 , hat der Muter auf die Aufforderung des Oberbergamtes 2 binnen sechs Wochen abzuhelfen; auf Antrag des Muters kann die F r i s t an5

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 20 bayBergG — § 19 ABG

Berggesetz

gemessen verlängert werden. Werden die Fristen v e r s ä u m t , so ist die Mutung von Anfang an ungültig 4 . Wegen der Fassung vgl. Anm. 2 a zu Art. 18. Art. 19 stimmt weitgehend mit § 18 A B G überein; statt Flurkarten heißt es Situationsrisse; an die Stelle des Oberbergamts tritt das B e r g a m t in den Fällen des Abs. 1, 3 und für die Aufforderung zur Beseitigung der Mängel in A b s . 4. 1 Die Frist beginnt mit dem Einlauf der Mutung, der durch das Präsentatum (Art. 15 bzw. § 13 ABG) genau festgehalten wird. Das gilt auch dann, wenn die Mutung als unvollständig angesehen und eine Ergänzung nach Art. 16 Abs. 3 bzw. § 14 Abs. 2 ABG verfügt worden ist. Die Frist endet mit dem Ablauf des Tages des sechsten Monats, der in seiner Bezeichnung dem Tag des Einlaufs entspricht, falls dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag ist, mit dem Ablauf des nächsten Tages (Art. 298 bzw. § 242 ABG i. V.m. §§ 187ff. BGB). Der Fristablauf wird nicht unterbrochen, wenn gegen die Ablehnung der Mutung aus einem anderen Grunde ein Verwaltungsstreitverfahren durchgeführt wird (RekB v. 22. 2. 1873, ZfB 14, 260). Die Frist kann nicht verlängert werden (RekB v. 4. 4. 1870, ZfB 11, 354). Befindet sich beim Oberbergamt (bzw. beim Bergamt — nach ABG) schon ein Situationsriß mit der Einzeichnung des Fundpunktes und der Grenzen des begehrten Feldes und gibt er Aufschluß über alle für die Verleihung notwendigen Angaben, so kann ein rechtzeitiger Hinweis die Einreichung eines neuen Situationsrisses ersetzen (RekB v. 22. 11. 1871 — ZfB 13, 132; OLG Kassel 29. 1. 1883 und RG 29. 9. 1883 — ZfB 25, 392). Bis zur Einreichung der Pläne hat der Muter das Recht, sein Feld unter Beachtung der Vorschriften des Art. 29 bzw. § 27 ABG beliebig zu strecken. Er beherrscht einen sog. S c h l a g k r e i s um den Fundpunkt. Wird eine weitere Mutung auf dasselbe Mineral innerhalb des Schlagkreises eingelegt, so kann der erste Muter in der Regel sein Feld so strecken, daß die zweite Mutung ungültig wird. Mit der Einreichung der Pläne verliert er dieses Recht (Art. 20 Abs. 1 bzw. § 19 Abs. 1 ABG). 2 Im ABG-Üereich beim Bergamt. 3 Vgl. Anm. 3 zu Art. 36. 4 Eine Heilung ist ausgeschlossen. Es muß neu gemutet werden. Auch bei Nachweis eines Verschuldens der Post ist keine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand möglich.

Art. 20 bayBergG — § 19 ABG [Wirkung der Feldesstreckung •— Feldesschließung] A r t . 20 (1) Die L a g e und Größe des begehrten Feldes können nur innerhalb der auf den Flurkarten (Art. 18) angegebenen Grenzen abgeändert werden 1 . ( 2 ) Gegen Mutungen Dritter ist das gesetzlich begehrte, auf den F l u r karten angegebene Feld einer Mutung für die Dauer ihrer Gültigkeit g e schlossen 2 . ( 3 ) Diese Wirkung t r i t t m i t d e m Zeitpunkte der Präsentation der Mutung ein 3 und wird auf diesen Zeitpunkt auch dann zurückbezogen, wenn die F l u r karten m i t Einzeichnung erst später innerhalb der i m A r t . 19 vorgeschriebenen F r i s t eingereicht worden sind 2 . Wegen der Fassung vgl. Anm. 2a zu Art. 18. Art. 20 stimmt mit § 19 A B G überein; statt Flurkarten heißt es Situationsrisse. 1 Ein einmal gestrecktes Mutungsfeld kann nur mehr verkleinert, nicht mehr erweitert werden. Das gilt auch dann, wenn die Frist des Art. 19 bzw. § 18 ABG noch nicht abgelaufen ist (Boldt Anm. 1). Der Fundpunkt muß auch bei der Verkleinerung 66

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 21 bayBergG — § 19 ABG

innerhalb des Feldes liegen. Art. 29 Abs. 2 bis 5 bzw. § 27 Abs. 2 bis 5 ABG finden Anwendung. Liegt eineKollision mit demFelde einer anderenMutung vor, so wird die Wirkung 2 der ordentlich erfolgten Feldesstreckung der älteren Mutung auf den Zeitpunkt ihrer Einlegung zurückbezogen. Das Feld ist deshalb schon von diesem Zeitpunkte ab gegen andere Mutungen gesperrt. Mit ihrem Mutungsfelde kann die ältere gültige Mutung die benachbarten Fundpunkte anderer jüngerer Mutungen überdecken und diese ungültig machen. Wird der Fundpunkt einer Mutung durch das Feld einer älteren gültigen Mutung überdeckt, so wird die erstere ungültig, auch wenn auf die ältere Mutung verzichtet wird, weil das Feld dieser älteren Mutung gegen jüngere Mutungen geschlossen war und der Verzicht nicht rückwirkt. Wird aber die ältere Mutung wegen nicht nachgewiesener Fündigkeit u.dgl. von Anfang an ungültig, so wird die jüngere Mutung gültig, sie lebt wieder auf. Siehe Art. 15 bzw. § 13 ABG.

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Art. 21 bayBergG — § 19a ABG [Ausschluß des Mutungsrechts bei Verzicht und Fristversäumnis] 1 Art. 21 (1) Wird nach oder unter Verzichtleistung 2 auf eine Mutung auf den dieser zugrunde liegenden Fund oder auf einen anderen in demselben Bohrloch 3 oder Schurfschacht 3 aufgeschlossenen Fund desselben Minerals eine neue Mutung eingelegt, so beginnt für diese der Lauf der im Art. 19 Abs. 1 bestimmten Frist mit dem Einlauf der zuerst eingelegten Mutung. Nach Ablauf von sechs Monaten nach dem Einlauf der zuerst eingelegten Mutung kann eine neue Mutung auf denselben Fund oder auf einen in demselben B o h r loch 3 oder Schurfschacht 3 aufgeschlossenen Fund desselben Minerals nicht m e h r eingelegt werden 4 . (2) Wird eine Mutung infolge Nichteinhaltung der i m Art. 19 Abs. 1 und 4 bestimmten F r i s t von Anfang an ungültig, so kann eine neue Mutung auf denselben Fund oder auf einen in demselben Bohrloch oder Schurfschacht aufgeschlossenen Fund desselben Minerals nicht m e h r eingelegt werden 6 . Art. 21 stimmt mit § 19 a A B G überein. Die Vorschrift soll verhindern, daß ein Muter, der auf Grund eines Fundes eine 1 Mutung eingelegt hat, diese beliebig oft zurücknehmen und sofort, meist mit gleicher Post, auf denselben Fundpunkt neu muten kann. Auf diese Weise könnte er für jede Mutung ein neues Feld begehren und damit in der Umgebung liegende Schürfe oder Funde Dritter überdecken ( S c h l a g k r e i s der Mutung vgl. Art. 20 Abs. 2 und 3 bzw. § 1 9 Abs. 2 und 3 ABG). Der Muter kann zwar nach Einlegung der Mutung und nach Streckung des Feldes eine Mutung zurücknehmen und mit einer auf denselben Fundpunkt eingelegten neuen Mutung ein anderes Feld begehren, allerdings nach Art. 21 bzw. § 19a ABG nur innerhalb einer Sechsmonatsfrist, die auf die ursprüngliche Mutung zurückbezogen wird. Das Gesetz spricht von „Verzicht'' auf die Mutung. Soweit die Mutung als Gesuch 2 um Verleihung (Art. 14 bzw. § 12 ABG) aufzufassen ist, wäre die Bezeichnung Zur ü c k n a h m e treffender. Durch die den gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Mutung wird aber auch ein Rechtsanspruch auf Verleihung erworben (Art. 24 bzw. § 22 ABG). In der Zurücknahme der Mutung liegt daher gleichzeitig ein Verzicht auf dieses Anwartschaftsrecht (s. hierzu Anm. 1 zu Art. 24). Insoweit erscheinen beide Bezeichnungen zutreffend, je nachdem, von welcher Sicht aus man die Erklärung betrachtet. Über die förmlichen Voraussetzungen der Zurücknahmeerklärung s. Anm. 1 zu Art. 14. 6»

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Art. 22 bayBergG — § 20 ABG

Berggesetz

3 Das Gesetz hat den Fall im Auge, daß mit einem Bohrloch oder Schurfschacht mehrere Schichten des Minerals durchteuft werden, so daß auf jede einzelne Schicht neu gemutet werden und somit die endgültige Feldesstreckung doch hinausgeschoben werden könnte. Unter Bohrlöchern sind dabei nur solche senkrechter oder wenig davon und nur zufällig abweichender Tiefbohrungen, nicht jedoch Löcher absichtlich schräger oder horizontaler Bohrungen zu verstehen. Ein Teilverzicht auf ein Gebiet, das den Fundpunkt nicht umschließt, ist unschädlich. 4 Es ist gleichgültig, ob die frühere Mutung innerhalb der sechsmonatigen Frist oder nach Ablauf, ob vor oder nach Einreichung der Situationsreise zurückgenommen wurde. Die Mutung kann nach der Zurücknahme durch den ersten Muter auch nicht von einem Dritten auf denselben Fundpunkt erneuert werden. Der Fundpunkt ist also unverwertbar geworden. Die Beschränkung des Art. 21 Abs. 1 bzw. § 19a Abs. 1 ABG gilt nur, wenn die erste Mutung z u r ü c k g e n o m m e n wurde. Ist die Mutung aus einem anderen Grunde ungültig gewesen, so kann auf den gleichen Fund oder auf einen anderen im gleichen Bohrloch oder Schurfschacht aufgeschlossenen Fund auch nach Ablauf der sechsmonatigen Frist neu gemutet werden.

Art. 22 bayBergG — § 20 ABG [Mutungsübersichtskarte] Art. 22 (1) Das Feld einer Mutung wird sogleich nach Einreichung der F l u r karten (Art. 18) 1 von dem Oberbergamt 2 auf die Mutungsübersichtskarte 3 aufgetragen. (2) Die Einsicht dieser Karte ist einem jeden gestattet 4 . Wegen der Fassung vgl. Anm. 2a zu Art. 18. Art. 22 entspricht § 20 A B G ; statt Flurkarten heißt es Situationsrisse, an die Stelle des Oberbergamts tritt das B e r g a m t . 1 Gemeint sind die Flurkarten (Situationsrisse), auf denen das gestreckte Feld eingezeichnet ist. 2

Im

jSG-Bereich das Bergamt.

3 Die M u t u n g s ü b e r s i c h t s k a r t e soll jedem Interessenten jederzeit Auskunft über verliehene und gestreckte Felder und über die bergfreien Gebiete geben. Eine unmittelbare rechtliche Bedeutung kommt ihr aber nicht zu, insbesondere kein öffentlicher Glaube. Für die verliehenen Rechte sind die in den Verleihungsakten vorhandenen beglaubigten Situationsrisse (Verleihungsrisse, Grubenfeldpläne) maßgebend, aus denen die Lage des Rechts jederzeit verbindlich festgestellt werden kann. Beteiligte können über diese Pläne Auskunft erhalten (Bayern: Art. 134 AG B G B — Anh. B II 2 ) . Als verbindliche Grundlage wären die Mutungsübersichtskarten schon deshalb nicht geeignet, da sie im Maßstab 1 : 100000 angelegt werden, und daher leicht Irrtümer unterlaufen können. 3 a Nach einem E r l . d. Pr. u. R W M v. 16. 11. 1937 (ZfB 78, 605), der an alle oberen und obersten Bergbehörden übermittelt worden ist, soll die Anfertigung von Abpausen oder Fotokopien der Mutungsübersichtskarte für Private unzulässig sein. Der Erlaß gilt indes in B a y e r n nicht, da § 39 ADOSt eine Regelung getroffen hat. Danach steht es im pflichtgemäßen Ermessen der Behörde, ob einem Ansuchen, Pausen oder Zeichnungen nach der Übersichtskarte anzufertigen, stattgegeben werden kann. 4 Die Einsichtnahme in die Mutungsübersichtskarte ist grundsätzlich g e b ü h r e n pflichtig (Bayern: Art. 1 des Kostengesetzes; vgl. Boldt, Anm. 2). 68

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art.23,24bayBergG— §§21,22ABG

Art. 23 bayBergG — § 21 ABG [Versuchsarbeiten vor der Verleihung] Art. 23 Versuchsarbeiten 1 , welche der Muter etwa noch vor der Verleihung ausführt, unterliegen denselben Vorschriften wie dieArbeiten desSchürfers (Art. 4 bis 13) 2 . Art. 23 stimmt mit § 21 A B G überein. Art. 4 bis 13 entsprechen §§ 3 bis 11 ABG. Als Versuchsarbeiten kommen Arbeiten in Frage, die bezwecken, über die Bau1 Würdigkeit, den Verlauf des Minerals und die danach zweckmäßigste Art der Feldesstreckung zu erlangen (Rauck, Anm. 1). Alle vor der Verleihung durchgef ührtenArbeiten werden wie Schürfarbeiten be2 handelt. Es gelten also namentlich die Schürfvorschriften für die Benützung von Grundstücken, über bergbehördliche Aufsicht und über Bergschäden (Art. 210 bzw. § 152 ABG). Versuchsarbeiten, die sich auf staatsvorbehaltene Mineralien beziehen, fallen ebenfalls unter die Schürfvorschriften, solange — im ABG-ßeieich — keine Verleihung erfolgt ist oder — in Bayern-—• keine Erlaubnis zur Gewinnung des erschürften Minerals erteilt wurde. Die Befugnis zur Durchführung von Versuchsarbeiten kann aber durch entsprechende Auflagen bei Erteilung der Aufsuchungserlaubnis eingeschränkt werden. Insbesondere kann die Befugnis zur Aneignung der gewonnenen Mineralien (Art. 23 i.V.m. Art. 13) an bestimmte Bedingungen geknüpft werden. Dies ist derzeit bei allen Aufsuchungserlaubnissen der Fall. In der Regel werden durch das Oberbergamt sog. widerrufliche Gewinnungserlaubnisse erteilt, ohne die eine Gewinnung der Mineralien nicht rechtmäßig ist. Dritter

Abschnitt

VOM VERLEIHEN Überblick Das Verleihungsverfahren beginnt mit der Einlegung der Mutung (Art. 14 bzw. § 12 ABG). Die Mutung wird auf ihre formellen Voraussetzungen überprüft (Art. 15, 16 bzw. §§ 13, 14 ABG). Anschließend werden Fündigkeit und Feldesfreiheit festgestellt (Art. 17 bzw. § 15 ABG). Sodann müssen innerhalb von sechs Monaten nach Einlegung der Mutung Situationsrisse über die Lage und Größe des begehrten Feldes eingereicht werden (Feldesstreckung, Art. 18 bis 21 bzw. §§ 17 bis 19a ABG). Eine Mutung, die diese Voraussetzungen erfüllt, nennt das Gesetz „die den gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Mutung" (Art. 24 bzw. § 22 ABG). Erst das weitere Verfahren ist im Dritten Abschnitt geregelt. Die Feldesstreckung wird nach ihrer sachlichen Richtigkeit überprüft (Art. 28, 29 bzw. §§ 26, 27 ABG). Ferner wird ermittelt, ob die Mutung mit etwaigen Vorzugsrechten Dritter kollidiert (Art. 26, 27, 30 bzw. §§ 24, 25 ABG). Über die Ansprüche und Einwendungen Dritter findet in der Regel ein streitiges Verfahren, die sog. Schlußverhandlung, statt (Art. 31, 32 bzw. §§ 28, 29 ABG). Daraufhin wird die eigentliche Entscheidung über die Verleihung gefällt (Art. 33 bis 35 bzw. §§ 30 bis 32 ABG), die Verleihungsurkunde ausgefertigt (Art. 36, 37 bzw. §§ 33, 34 ABG), ihre Bekanntmachung veranlaßt (Art. 38 bzw. § 35 ABG), die Situationsrisse zur Einsichtnahme ausgelegt (Art. 39 bzw. § 37 ABG) und das Grundbuchamt um Eintragung des Bergwerkseigentums ersucht (Art. 40 bzw. Art. 23—25 Preuß. AGGBO).

Art. 24 bayBergG — § 22 ABG [Anspruch auf Verleihung] A r t . 24 Die den gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Mutung begründet einen Anspruch auf Verleihung des Bergwerkseigentums 1 in dem i m Art. 29 bestimmten Felde 2 . Art. 24 stimmt mit § 22 A B G überein. 69

Art. 25 bayBergG — § 23 ABG

Berggesetz

1 Das Gesetz gewährt dem Muter, der die gesetzlichen Erfordernisse (vgl. Überblick vor Art. 24) erfüllt hat, einen Rechtsanspruch auf Verleihung. D a die Verleihung von Bergwerkseigentum u n b e s t r i t t e n ein Hoheitsakt ist (RG 30. 5. 1927 — Z f B 69, 246), richtet sich der Anspruch gegen den S t a a t als Hoheitsträger. E s handelt sich u m ein sog. subjektives öffentliches R e c h t des Muters. Der Anspruch k a n n n u r aus den im Berggesetz vorgesehenen Gründen abgelehnt werden, nicht aus anderen Gründen. Vor allem k a n n die Verleihung nicht deshalb versagt werden, weil aus Gründen der Grubensicherheit in dem zu verleihenden Bergwerksfeld ein Betrieb nicht durchgeführt werden k a n n (Klostermann-Thielmann Anm. 1). Dieser Gesichtspunkt k a n n aber bei der Feldesstreckung (Art. 29 bzw. § 27 ABG) eine Rolle spielen. Dagegen besteht kein Rechtsanspruch auf Erteilung einer Erlaubnis zur Aufsuchung u n d Gewinnung staatsvorbehaltner Mineralien n a c h Art. 2. Die Erlaubniserteilung s t e h t im pflichtgemäßen E r messen der Behörde (vgl. Anm. 9 zu Art. 2). 1 Q Mit der E r f ü l l u n g der gesetzlichen Voraussetzungen der M u t u n g (vgl. oben) h a t der Muter auch bereits eine gegenüber jedermann wirksame, privatrechtlich geschützte Rechtsstellung erlangt, da er gegen jeden Dritten, der ihm ein besseres Recht entgegensetzt, Klage im ordentlichen Rechtsweg erheben k a n n (Art. 25 bzw. § 23 ABG). Da dieser privatrechtlichen Rechtsstellung das in der E n t s t e h u n g begriffene Bergwerkseigentum, das ebenfalls Privatrechtscharakter h a t (RG 30. 5. 1927 — Z f B 69, 246), zugrundeliegt, k a n n m a n sie als A n w a r t s c h a f t bezeichnen (vgl. v. Tuhr, Allgem. Teil des Bürgerl. Rechts, § 9; P a l a n d t , Einf. vor § 158 Anm. 3). 1 b Diese A n w a r t s c h a f t ist ein Vermögensrecht. D a der gegen den S t a a t gerichtete Verleihungsanspruch ein Vermögensrecht beinhaltet u n d nicht an eine bestimmte Person gebunden ist — also im Gegensatz zur Erlaubnis nach Art. 2 Abs. 2 n i c h t höchstpersönlich ist — k a n n er veräußert werden u n d geht auf die E r b e n über. Die Veräußerung erfolgt durch formlosen Vertrag (§ 413 BGB). Sie ist der Bergbehörde gegenüber erst wirksam, wenn sie ihr angezeigt u n d nachgewiesen wird. Der Anspruch k a n n gepfändet werden (§ 857 ZPO). E r fällt beim K o n k u r s des Muters in die Konkursmasse. E i n e Unterbrechung des Verleihungsverfahrens t r i t t nicht ein. An Stelle des Muters t r i t t der Konkursverwalter (Isay Anm. 3). Der Anspruch auf Verleihung v e r j ä h r t n a c h § 195 B G B nach 30 J a h r e n (RG 7. 3. 1901 — Z f B 42, 347). Über Ausschlußfristen f ü r die Geltendmachung vgl. Art. 34 Abs. 2 u n d Anm. 3 dazu. 2 Besonderheiten galten in Nordrhein-Westfalen auf Grund des Ges. v. 25. 5. 1954 (GS N W S. 694) f ü r das Gebiet des ehemaligen Landes Lippe während einer Übergangszeit, die inzwischen jedoch verstrichen ist.

Art. 25 bayBergG — § 23 ABG [Rechtsweg] Art. 25 Dieser Anspruch kann jedoch auf dem Rechtswege 1 nicht gegen das zur Erteilung der Verleihung berufene Oberbergamt, sondern nur gegen diejenigen Personen verfolgt werden, weiche dem Muter die Behauptung eines besseren Rechts entgegensetzen 2 . Art. 25 entspricht § 2 3 A B G ; s t a t t Oberbergamt heißt es dort v e r l e i h e n d e B e r g b e h ö r d e , d . i . n a c h § 30, 32 ABG ebenfalls das Oberbergamt. 1 Der Anspruch auf Verleihung (Art. 24 bzw. § 22 ABG) k a n n nicht gegen den S t a a t im ordentlichen Rechtsweg verfolgt werden. Dagegen ist die Anfechtung einer die Verleihung ganz oder teilweise ablehnenden Entscheidung des Oberbergamts im Verwaltungsrechtsweg möglich. 2 Das Berggesetz schützt die Rechtsstellung des Muters vor der Verleihung (Anwartschaft, vgl. Anm. 1 zu Art. 24) auch als Privatrecht, insofern es gegen alle Personen, 70

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 26 bayBergG — § 24 ABG

die den Verleihungsanspruch bestreiten, im Zivilrechtswege verfolgt werden kann. Es kommen vor allem Klagen gegen andere Muter in Frage, die ein Mutungsvorrecht (vgl. Art. 26 bzw. § 24 ABG und Art. 47 bzw. § 55 ABG) geltend machen. F ü r Klagen aus Rechten, die im Verleihungsverfahren behandelt worden sind, besteht eine besondere Ausschlußfrist (Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 ABG — hierzu vgl. Anm. 3 zu Art. 34). Andere Rechte können nach Art. 38 bzw. § 35 ABG ausgeschlossen werden. Hierzu vgl. Anm. 6 zu Art. 38. Da die Bergbehörde bei der Durchführung des VerleihungsVerfahrens auch Rechte Dritter berücksichtigen muß, soweit sie bergrechtlicher N a t u r sind, ergibt sich die Möglichkeit, daß ein und dasselbe Recht Gegenstand eines Verwaltungs- und eines Zivilrechtsstreites wird. Hierzu vgl. Anm. 3 zu Art. 34.

Art. 26 bayBergG — § 24 ABG [Findervorrecht 1 ] Art. 26 (1) W e r auf e i g e n e m Grund u n d Boden 2 oder in s e i n e m e i g e n e n G r u b e n gebäude 2 oder d u r c h Schürfarbeiten, w e l c h e n a c h Vorschrift der Art. 4 bis 13 u n t e r n o m m e n w o r d e n sind 3 , ein Mineral (Art. 1) auf s e i n e r natürlichen A b l a g e r u n g entdeckt, hat a l s Finder d a s Vorrecht 1 v o r anderen n a c h d e m Zeitpunkte seines Fundes eingelegten Mutungen. (2) Der Finder m u ß j e d o c h innerhalb z w e i W o c h e n n a c h Ablauf des T a g e s der E n t d e c k u n g M u t u n g einlegen, w i d r i g e n f a l l s s e i n Vorrecht erlischt 4 . Art. 26 s t i m m t inhaltlich mit § 24 A B G überein. Das Berggesetz gewährt bestimmtenPersonen einVorrecht zu muten und durch1 bricht damit den allgemeinen Grundsatz, daß die Priorität entscheidet (Art. 27 bzw. § 25 ABG). In Art. 26 bzw. § 24 ABG ist das Vorrecht des Finders geregelt. Daneben h a t der Bergwerkseigentümer, in dessen Feld das gemutete Mineral mit dem verliehenen Mineral vergesellschaftet ist, nach Art. 47 bzw. § 55 ABG ein Mutungsvorrecht. Das F i n d e r v o r r e c h t wird nur gewissen Findern zugesprochen, nämlich dem 1 o Schürfer, dem Grundeigentümer und dem Bergwerkseigentümer (s. Anm. 2). Der Schürfer ist jedoch nur berechtigt, wenn er in der Absicht, ein Mineral vorkommen zu entdecken, nach den Vorschriften des Berggesetzes (Art. 4ff. bzw. § 3ff. ABG) Schürfarbeiten durchgeführt hat. Wird der F u n d unter Verletzung dieser Vorschriften gemacht, so ist die auf den F u n d eingelegte Mutung deshalb zwar nicht ungültig, das Vorrecht besteht aber nicht. Das Finderrecht ist ein vermögenswertes Recht, das durch Einlegung der Mutung 1 b realisiert wird. Es ist daher auch veräußerlich und vererblich (Boldt Anm. 3). Der Finder kann wirksam verzichten. Das Gesetz gewährt ein Vorrecht auch dem Grundeigentümer, der auf eigenem 2 Grund und Boden einen F u n d macht, und dem Bergwerkseigentümer für einen F u n d im eigenen Grubengebäude; denn diese Personen handeln bei der Aufsuchung jedenfalls innerhalb der Grenzen ihres Rechts. Ferner würde das Fehlen der Absicht, Arbeiten zur Entdeckung des Minerals unternommen zu haben, oft nicht nachzuweisen sein. Grundstückspächter haben das Vorrecht nicht, da das Gesetz ausdrücklich von eigenem Grund und Boden spricht (h. M.). Über das Vorrecht von Miteigentümern siehe Wachler, ZfB 15, 298 (1874). Ob das Vorrecht nur dem Bergwerkseigentümer oder auch dem Bergwerkspächter zusteht, ist bestritten. Aus dem Wortlaut „ e i g e n e s Grubengebäude" zieht die h.M. den Schluß, daß es nur f ü r den Bergwerkseigentümer gilt (KlostermannThiermann Anm. 2, Ebel Anm. 1, Wachler ZfB 15, 298fi. — 1874). U . E . besteht kein Grund, den Pächter auszuschließen, da das Gesetz nicht vom „Bergwerkseigentümer" spricht (ebenso Isay Anm. 4). 71

Art. 27, 28 bayBergG — §§ 25, 26 ABG

Berggesetz

2 a Der Fund muß in einem Bau des vom bevorrechtigten Bergwerkseigentümer betriebenen Bergwerks auf verleihbare Mineralien gemacht worden sein; beim Grundeigentümerbergbau kommt nur der Grundeigentümer als Bevorrechtigter in Frage. Hilfsbaue gehören zu dem „eigenen Grubengebäude" (Brassert-Gottschalk Anm. 5). Zweifelhaft könnte sein, ob das Vorrecht auch dem Inhaber einer nach Art. 2 Abs. 2 erteilten Erlaubnis zur Aufsuchung oder Gewinnung staatsvorbehaltener Mineralien zusteht. U . E . ist die Frage zu bejahen, da Art. 3 auch die Vorschriften über das Verhältnis des Unternehmers zu den Mutern für anwendbar erklärt (vgl. hierzu Anm. 3 zu Art. 3). 3 Die Schürfarbeiten brauchen nicht auf das Mineral vorgenommen worden zu sein, für das er das Vorrecht geltend macht. Es kann auf jedes verleihbare noch bergfreie Mineral bevorrechtigt gemutet werden. Anderenfalls müßte der Schürfer bekanntgeben, auf welches Mineral er schürft, und könnte dadurch andere ermuntern, ebenfalls zu schürfen. Eine Verpflichtung des Schürfers, zu erklären, nach welchen Mineralien er schürfe, besteht nicht (Wachler, ZfB 15, 298, 337 — 1874; Isay Anm. 2). 4 Legen innerhalb der Frist des Abs. 2 zwei bevorrechtigte Finder Mutung ein (z. B. der Schürfer und der Grundeigentümer, der den Fund beobachtet hat), so ist der Zeitpunkt des Fundes und nicht der Zeitpunkt der Mutung maßgebend (RG 19. 6. 1901 — ZfB 42, 480, a.A. RekB v. 30. 8. 1898 (ZfB 40, 99). Sind auch die Funde gleichzeitig erfolgt, so ist an beide Muter gemeinschaftlich zu verleihen (Art. 30).

Art. 27 bayBergG — § 25 ABG [Priorität] Art. 27 In allen übrigen Fällen geht die ältere Mutung der jüngeren vor 1 . Das Alter wird durch das P r ä s e n t a t u m bei dem Oberbergamte 2 beziehungsweise durch das Datum der Protokollarerklärung (Art. 15) bestimmt. Art. 27 entspricht § 25 A B G ; § 25 Satz 2 A B G lautet: Das Alter wird durch das Präsentatum der zur Annahme befugten B e r g behörde (§ 12) bestimmt 2 . 1 Die danach für den Rang einer Mutung maßgebliche Priorität entspricht einem alten Grundsatz des deutschen Bergrechts. Durchbrechungen dieses Grundsatzes enthalten Art. 26 bzw. § 24 ABG (Findervorrecht) und Art. 47 bzw. § 55 ABG (Mutungsvorrecht des Bergwerkseigentümers für vergesellschaftete Mineralien). Gleichzeitig eingehende Mutungen erhalten gleichen Rang (Art. 30). 2 Im ABG-ßereich. das B e r g a m t (außer in Baden-Württemberg).

Art. 28 bayBergG — § 26 ABG [Geviertfelder] Art. 28 Das Bergwerkseigentum wird für Felder verliehen, welche, soweit die örtlichkeit es gestattet 1 , von geraden Linien an der Oberfläche und von senkrechten Ebenen in die ewige Teufe 2 begrenzt werden 3 . Der Flächeninhalt der Felder ist nach der horizontalen Projektion in Quadratmetern festzustellen 4 . Art. 28 stimmt mit § 2 6 A B G überein; Satz 2 ist ein selbständiger Absatz 2. 1 Ausnahmen sind z.B. zulässig beim Angrenzen eines Feldes an die Landesgrenze, an Flüsse oder an schon bestehende Grubenfelder, da in diesen Fällen das Festhalten 72

II. Titel. Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 29 bayBergG — § 27 ABG

an dem Erfordernis der geradlinigen Begrenzung zum Ausschluß von Feldesteilen führen würde (vgl. Mot. S. 38). Bergmännischer Ausdruck für Tiefe.

2

Die Berggesetze lassen heute nur noch das sog. Geviertfeld zu. Früher wurden sog. Längenfelder verliehen. Vgl. Art. 276 und Anm. 1 hierzu.

3

Da derFlächeninhalt nur nach der horizontalenPro j ektionermittelt wird, besitzt 4 der Querschnitt des Grubenfeldes in jeder Teufe denselben Flächeninhalt (Mot. S. 38).

Art. 29 bayBergG — § 27 ABG [ G r ö ß e und L a g e des F e l d e s ] (1) Der Muter hat das Recht,

Art. 29

1. für Steinkohlen 1 ein F e l d bis z u 8 0 0 0 0 0 0 Q u a d r a t m e t e r n (800 H e k t a r e n ) , 2 . für die ü b r i g e n Mineralien ein solches bis zu 2 0 0 0 0 0 0 Q u a d r a t m e t e r n (200 H e k t a r e n ) zu verlangen 2 . ( 2 ) D e r F u n d p u n k t m u ß stets in d a s v e r l a n g t e Feld eingeschlossen w e r d e n . D e r A b s t a n d des F u n d p u n k t e s von j e d e m P u n k t d e r B e g r e n z u n g des F e l d e s d a r f bei Steinkohlenfeldern 1 nicht u n t e r 80 und n i c h t ü b e r 6 0 0 0 m , bei s o n s t i g e n Grubenfeldern nicht u n t e r 2 5 und nicht ü b e r 2 0 0 0 m betragen 3 . Dieser A b s t a n d w i r d auf d e m k ü r z e s t e n W e g e d u r c h das Feld g e m e s s e n 1 . ( 3 ) Freibleibende F l ä c h e n dürfen von d e m F e l d e n i c h t u m s c h l o s s e n w e r d e n . ( 4 ) I m ü b r i g e n d a r f d e m F e l d e jede beliebige, den B e d i n g u n g e n des A r t . 2 8 entsprechende F o r m gegeben werden, soweit diese n a c h d e r E n t s c h e i dung des O b e r b e r g a m t s z u m B e r g w e r k s b e t r i e b e geeignet ist 4 . ( 5 ) Abweichungen von den Vorschriften ü b e r den A b s t a n d des F u n d punktes und die F o r m des F e l d e s sind n u r zulässig, wenn sie d u r c h b e s o n d e r e , v o m Willen des M u t e r s u n a b h ä n g i g e U m s t ä n d e g e r e c h t f e r t i g t werden 5 *. Art. 29 Abs. 1 und 2 i.d.F.

des Art. I Ziff. 2 d. Ges. vom 17. 8.1918

(GVBl. S. 551).

Art. 29 entspricht § 27 A B G . A b s . 1 und A b s . 2 S a t z 2 haben jedoch folgende abweichende Fassung: (1) Der Muter hat das Recht, 1. in den K r e i s e n Siegen und Olpe des R e g i e r u n g s b e z i r k e s A r n s b e r g und in den K r e i s e n A l t e n k i r c h e n und Neuwied des R e g i e r u n g s bezirkes Koblenz ein Feld bis zu 1 1 0 0 0 0 Q u a d r a t m e t e r n , 2 . in allen ü b r i g e n Landesteilen ein F e l d bis zu 2 2 0 0 0 0 0 Q u a d r a t m e t e r n zu verlangen 2 . ( 2 ) . . . D e r A b s t a n d des F u n d p u n k t e s von j e d e m P u n k t e d e r B e g r e n z u n g des F e l d e s d a r f bei 1 1 0 0 0 0 Q u a d r a t m e t e r n ( N r . 1 ) nicht u n t e r 2 5 M e t e r und n i c h t ü b e r 5 0 0 M e t e r , bei 2 2 0 0 0 0 0 Q u a d r a t m e t e r n ( N r . 2 ) nicht u n t e r 100 M e t e r und nicht ü b e r 2 0 0 0 M e t e r b e t r a g e n 3 . . . . In H e s s e n lauten § 27 A b s . 1 und A b s . 2 S a t z 2 A B G abweichend folgendermaßen: ( 1 ) Der M u t e r h a t d a s R e c h t , ein F e l d bis zu 2 2 0 0 0 0 0 q m zu verlangen 2 . ( 2 ) . . . D e r A b s t a n d des F u n d p u n k t e s von j e d e m P u n k t d e r B e g r e n z u n g des F e l d e s d a r f n i c h t u n t e r 100 m und n i c h t ü b e r 2 0 0 0 m b e t r a g e n 3 . . . . In den ehemals bayerischen Landesteilen von R h e i n l a n d - P f a l z ist die Auf1 suchung und Gewinnung von Steinkohle dem Staat vorbehalten. Die Vorschriften sind daher dort gegenstandslos. 73

Art. 30 bayBergG

Berggesetz

2 Die Erlaubnis zur Gewinnung staatsvorbehaltener Mineralien nach Art. 2 Abs.2 wird im allgemeinen für Felder von 340 ha Größe erteilt. Die Maximalgrößen für Grubenfelder der Berggesetze sind für moderne Abbaumethoden zu klein. Österreich erweiterte im neuen Berggesetz vom 10. 3. 1954 (ZfB 95, 361) die zulässigen Feldesgrößen. 3 Durch die Bestimmungen über den Abstand des Fundpunktes von jedem Punkte der Begrenzung wird die Längenausdehnung des Feldes beschränkt, so daß in größerer Entfernung liegende Schürf- bzw. Fundpunkte Dritter nicht so leicht damit überdeckt werden können. Außerdem ist die Möglichkeit auf einem entdeckten Mineralvorkommen mehrere nahe beisammenliegende Fundpunkte herzustellen und von ihnen aus mehrere Grubenfelder zu strecken, behindert. Nach der Bestimmung des Absatzes 2 ist in Bayern die größte Längenausdehnung eines Feldes für Kohle auf 12000 m, für andere Mineralien auf 4000 m beschränkt. Der Abstand der Fundpunkte von einander muß mindestens 160 m bzw. 50 m betragen. 4 Zusätzlich zu den besonderen Erfordernissen, die Art. 29 bzw. § 27 ABG in den Absätzen 1 bis 3 an die Form und Größe der Felder und die Lage des Fundpunktes stellt, wird dem Oberbergamt in Abs. 4 noch allgemein die Befugnis eingeräumt, zu prüfen, ob das Feld seiner Form nach für den Bergwerksbetrieb geeignet ist. Mit dieser Vorschrift soll sichergestellt werden, „daß bei der Ausgestaltung des Feldes lediglich nach sachlichen, durch das Bedürfnis des späteren Betriebes bedingten Rücksichten verfahren wird." (Begründung zum ^BG-Änderungsgesetz von 1907, ZfB 48, 210). Es handelt sich um keine verfahrensmäßig selbständige Entscheidung des Oberbergamts. Gemeint ist die Entscheidung über den Verleihungsantrag (Art. 34 bzw. Art. 31^4 BG). 5 Abweichungen von den Vorschriften können wegen der Nähe von Grenzen älterer Grubenfelder oder Landesgrenze erforderlich werden, da sonst auch die in den verbleibenden einzelnen Flächen vorkommenden Mineralien nicht gemutet werden könnten. 6 Widerspricht eine Feldesstreckung den Erfordernissen des Art. 29 bzw. § 27 ABG, so ist das Feld insoweit nicht gegenüber Mutungen Dritter geschlossen. Widerspricht das Feld den Absätzen 2 oder 3 und ändert der Muter auch nach Beanstandung der Mängel seinen Antrag nicht, so ist die Mutung ungültig, es sei denn, die Voraussetzungen des Abs. 5 liegen vor.

Art. 30 bayBergG [Gleichrangige Mutungen] Wenn mehrere Mutungen gleichen Rang haben1, haben die Muter, soweit die von ihnen begehrten Felder sich decken2, Anspruch darauf, daß ihnen das B e r g werkseigentum in diesem Teile der Felder gemeinschaftlich verliehen wird 3 . Im A B G fehlt eine entsprechende Vorschrift. Sachlich gilt aber dort das gleiche (Müller-Erzbach S. 168). 1 Gleichrangig sind zwei Mutungen mit Rücksicht auf Art. 27 bzw. § 25 ABG dann, wenn sie gleichzeitig (z.B. mit derselben Post) bei der für die Entgegennahme der Mutung zuständigen Bergbehörde (Art. 14 bzw. § 12 ABG) eingehen. Das Alter des Fundes spielt keine Rolle. 2 Soweit die begehrten Felder sich nicht decken, wird die Verleihung getrennt ausgesprochen. Bei der Streckung der Felder muß aber Art. 29 bzw. § 27 ABG beachtet werden. 3 Bei gemeinschaftlicher Verleihung entsteht (außer in Nordrhein-Westfalen) kraft Gesetzes eine Gewerkschaft, falls nicht ein anderes Rechtsverhältnis vereinbart wird (vgl. Anm. 3a zu Art. 139).

74

II. Titel. Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 31 bayBergG — § 28 ABG

Art. 31 bayBergG — § 28 ABG [Schlußverhandlung] 1 A r t . 31 (1) Ehe die Verleihung des B e r g w e r k s e i g e n t u m s erfolgt, h a t der Muter in einem von d e m B e r g a m t 2 anzusetzenden, i h m mindestens zwei Wochen vorher bekannt zu machenden T e r m i n 3 seine Schlußerklärung über die Größe und Begrenzung des Feldes sowie über etwaige Einsprüche und kollidierende Ansprüche Dritter 4 abzugeben. (2) Auf A n t r a g des Muters kann der T e r m i n verlegt, auch kann zur F o r t setzung des Verfahrens ein fernerer T e r m i n angesetzt werden 6 . ( 3 ) Erscheint der Muter in d e m T e r m i n nicht, so wird a n g e n o m m e n , derselbe beharre bei seinem Ansprüche auf Verleihung des B e r g w e r k s e i g e n t u m s in dem auf der F l u r k a r t e (Art. 18) eingezeichneten Felde und e r w a r t e die E n t scheidung des O b e r b e r g a m t e s über seinen Anspruch sowie über die etwaigen Einsprüche und Ansprüche Dritter 6 . Wegen der Fassung vgl. Anm. 2 a zu Art. 18. Art. 31 entspricht § 28 A B G ; Abs. 1 lautet abweichend: (1) Sobald die Sachlage es gestattet, hat die Bergbehörde 2 einen d e m Muter mindestens vierzehn T a g e vorher bekanntzumachenden T e r m i n 3 anzusetzen, in welchem dieser seine Schlußerklärung über die Größe und B e grenzung des Feldes sowie über etwaige Einsprüche und kollidierende Ansprüche Dritter abzugeben h a t . Eine Art.31 Abs. 2 entsprechende Vorschrift enthält § 28ABG nicht mehr (vgl. Anm. 5). Art. 31 Abs. 3 stimmt mit § 2 8 Abs.2überein; statt Flurkarte heißt es Situationsrisse. In Hessen hat § 28 Abs. 2 A B G folgende Fassung: (2) Erscheint der Muter i m T e r m i n nicht, so wird angenommen, daß er seinen Anspruch auf Verleihung des B e r g w e r k s e i g e n t u m s in d e m auf d e m Situationsriß (§ 17) angegebenen Felde aufrechterhält. In der Regel findet vor der Entscheidung des Oberbergamts über die Verleihung 1 eine sog. Schlußverhandlung (Schlußtermin) statt. Dem Muter soll Gelegenheit gegeben werden, sich abschließend sowohl über die Größe und Begrenzung des begehrten Feldes als auch über etwaige Kollisionen mit den Rechten anderer Muter oder anderer Bergwerkseigentümer zu äußern. Eine Mutung kann jedoch auch ohne Schlußverhandlung abgewiesen werden, 1 G wenn sie wegen Verstoßes gegen Art. 16 oder 17 bzw. §§ 14 oder 15 ABG den „gesetzlichen Erfordernissen" nicht entspricht und daher von Anfang an ungültig ist (RekB v. 15. 2. 1866 — ZfB 7, 391 — und v. 3. 8. 1893 — ZfB 34, 533; Boldt Anm. 2, Eskens ZfB 49, 135 — 1908, Isay Anm. 2, Klostermann-Thielmann Anm. 1, Müller-Erzbach, S. 177; abw. BayVGH 20. 9. 1909 Nr. 154 111/09). In diesen Fällen hätte eine Schlußverhandlung keinen Zweck, da sie keine weitere Klärung des Sachverhalts bringen könnte. Auch besteht nach Art. 24 bzw. § 22 ABG kein Verleihungsanspruch. Es fehlt also an der verfahrensmäßigen Grundlage für eine Schlußverhandlung. Dem Schlußtermin kommt rechtlicheBedeutung insofern zu,,,als Ansprüche oder 1 b Einsprüche gegen die Verleihung" nachträglich im Verleihungsverfahren selbst nicht mehr erhoben werden können. Das Oberbergamt darf sie nicht mehr berücksichtigen (Isay Anm. 2). Die Zivilklage aus Art. 34 bzw. § 31 ABG kann auf sie nicht gestützt werden. Die Verleihung erfolgt ohne Rücksicht auf sie, den übergangenen Dritten bleibt die Zivilklage aus Art. 38 bzw. § 35 ABG (RG 3. 1. 1900, RGZ 45, 257). Über den Verwaltungsrechtsweg s. Anm. 3 zu Art. 34. Die Schlußverhandlung wird, obwohl das Verleihungsverfahren in den Händen 2 des Oberbergamts liegt, wegen des leichterenVerkehrs mit den Beteiligten vom Bergamt abgehalten. Das Bergamt handelt als Beauftragter desOberbergamts. ÜberdieDurchführung der Schlußverhandlung vgl. § 24 Dienstanweisung für die bayer. Bergämter v. 19. 4. 1960: 75

Art. 32 bayBergG — § 29 ABG

Berggesetz

§24 (1) Auf Ersuchen des Oberbergamtes hat das Bergamt gemäß Art. 31 des Berggesetzes Termin zur Schlußverhandlung anzuberaumen. Zu dem Termin sind außer dem Muter die in Art. 23 des Berggesetzes genannten Personen zu laden. (2) In dem Termin ist zunächst der Muter zur Abgabe einer Erklärung über Größe und Begrenzung des begehrten Feldes zu veranlassen. Das Bergamt hat zu prüfen, ob die Angaben den Erfordernissen der Art. 20, 28 und 29 des Berggesetzes entsprechen. (3) Anschließend sind die übrigen Beteiligten über die Anträge des Muters zu hören; Einsprüche oder entgegenstehende Rechte Dritter sind zwischen den Beteiligten zu erörtern. Das Bergamt hat, soweit zulässig, auf eine gütliche Einigung hinzuwirken. (4) Der Muter ist aufzufordern, sich auch zu Einsprüchen oder entgegenstehenden Rechten Dritter, die trotz Ladung nicht erschienen sind, zu erklären. (5) Über die Verhandlung hat das Bergamt eine Niederschrift aufzunehmen (§ 20 DA). Diese ist mit allen Unterlagen unverzüglich dem Oberbergamt vorzulegen. 3 W e n n D r i t t e n i c h t beteiligt sind, k a n n v o n der F r i s t zur V o r l a d u n g m i t Z u s t i m m u n g des M u t e r s abgesehen w e r d e n (Isay A n m . 3, K l o s t e r m a n n - T h i e l m a n n A n m . 1). Die L a d u n g erfolgt z w e c k m ä ß i g d u r c h P o s t z u s t e l l u n g s u r k u n d e . G e g e n s t a n d der S c h l u ß v e r h a n d l u n g sind grundsätzlich n u r E i n w e n d u n g e n u n d h kollidierende A n s p r ü c h e D r i t t e r b e r g r e c h t l i c h e r N a t u r . P r i v a t r e c h t l i c h e E i n w e n d u n gen die sich n i c h t a u s d e m B e r g r e c h t ableiten (z.B. a u s Verträgen), h a t d a s B e r g a m t n a c h der R e c h t s p r e c h u n g z u m ABG a u s n a h m s l o s auf den ordentlichen R e c h t s w e g zu v e r weisen ( R e k B v. 14. 8. 1902 — Z f B 44, 160). 4 a I n B a y e r n b e r ü c k s i c h t i g e n die allgemeinen V e r w a l t u n g s b e h ö r d e n allerdings a u c h i m öffentlich-rechtlichen V e r f a h r e n sog. liquide E i n w e n d u n g e n , d . s . i m P r i v a t r e c h t wurzelnde E i n w e n d u n g e n , die der B e h ö r d e zweifelsfrei (etwa d u r c h r e c h t s k r ä f t i g e s U r t e i l oder G r u n d b u c h a u s z u g ) nachgewiesen sind oder v o m Antragsteller n i c h t bes t r i t t e n w e r d e n (vgl. B a y V G H 16. 12. 1952 N r . 112 I S. 1, B u n d e s b a u b l a t t 1953 S. 419). D i e B e h ö r d e darf d a n a c h einem im öffentlichen R e c h t wurzelnden A n s p r u c h n i c h t s t a t t g e b e n , w e n n d a d u r c h in d a s p r i v a t e R e c h t eines D r i t t e n in einer Weise eingegriffen w ü r d e , die er n i c h t zu d u l d e n verpflichtet ist. Dieser allgemeine G r u n d s a t z d e s bayerischen V e r w a l t u n g s r e c h t s m u ß a u c h i m B e r g r e c h t A n w e n d u n g finden u n d v o n der verleihenden B e r g b e h ö r d e b e r ü c k s i c h t i g t werden. D a s B e r g a m t h a t also liquide E i n wendungen privatrechtlicher N a t u r entgegenzunehmen. 5 D a s B e r g a m t ist n i c h t verpflichtet, d e n A n t r ä g e n des M u t e r s auf Verlegung oder V e r t r a g u n g der S c h l u ß v e r h a n d l u n g s t a t t z u g e b e n , w e n n der M u t e r k e i n e n h i n r e i c h e n d e n G r u n d v o r b r i n g t . E s ist n i c h t klargestellt, o b a u c h beteiligte D r i t t e die V e r t a g u n g eines T e r m i n s oder eine T e r m i n v e r l e g u n g b e a n t r a g e n k ö n n e n . Auf d e m B o d e n des ABG, d a s die d e m A r t . 31 Abs. 2 e n t s p r e c h e n d e V o r s c h r i f t a u f g e h o b e n h a t , u m Verzögerungen zu vermeiden, s t e h t m a n auf d e m S t a n d p u n k t , d a ß die B e h ö r d e aus wichtigen G r ü n d e n eine Verlegung o d e r V e r t a g u n g a n o r d n e n k a n n (vgl. B e g r ü n d u n g z u m Änderungsges.v. 1907 bei K l o s t e r m a n n - T h i e l m a n n Vorbem.). Die beteiligten D r i t t e n k ö n n e n a u c h in Bayern entsprechende Gründe vortragen. 6 E s s t e h t d e m M u t e r frei, a u c h n a c h A b h a l t u n g der S c h l u ß v e r h a n d l u n g noch auf die M u t u n g o d e r auf Teile des Feldes zu verzichten.

Art. 32 bayBergG — § 29 ABG [Ladung der Beteiligten] Art. 32 Zu dem Termin ( Art. 31) werden 1. diejenigen Muter, deren Rechte vermöge der Lage ihrer Fundpunkte oder Felder mit dem begehrten Felde bereits kollidieren oder doch in Kollision geraten können, 2. die Vertreter der durch das begehrte Feld ganz oder teilweise überdeckten und der benachbarten Bergwerke 1 76

II. Titel. Vond. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 33 bayBergG — § 30 ABG

zur W a h r n e h m u n g ihrer Rechte m i t d e m Eröffnen vorgeladen 2 , daß i m Falle ihres Ausbleibens das O b e r b e r g a m t lediglich nach L a g e der Verhandlungen entscheiden werde. 3 Art. 32 stimmt mit § 29 A B G überein. Zu laden sind nicht nur die Vertreter der Eigentümer, der nach dem Berggesetz 1 verliehenen Grubenfelder (Repräsentanten von Gewerkschaften etc.), sondern auch der alten durch das Berggesetz aufrechterhaltenen Bergbauberechtigungen (vgl. Art. 281 bzw. § 222 ABG). Die früher geübte Praxis des Bayer. Oberbergamts, die Vertreter der a l t e n Bergbauberechtigungen nicht zuzuziehen, ist mit Recht aufgegeben worden. Es sind auch die Vertreter von Berechtigungen auf andere Mineralien als das gemutete zu laden. Zweifelhaft ist, ob auch die Inhaber von Erlaubnissen zur Gewinnung staatsvorbehaltener Mineralien auf Grund von Art. 2 Abs. 2 zuzuziehen sind. U. E. ist die Frage zu bejahen, da auch den Erlaubnisträgern ein Mutungsvorrecht nach Art. 47 zusteht (vgl. Anm. 2 a zu Art. 47). Dagegen besteht kein Zwang, die G r u n d e i g e n t ü m e r zu laden; selbst dann 1 a nicht, wenn sie Bergbau betreiben. Ein Mutungsvorrecht steht ihnen nicht zu. Ihre Rechte werden also durch die bevorstehende Verleihung nicht berührt. Etwaige Schwierigkeiten des Abbaus durch den künftigen Bergwerkseigentümer, die im Hinblick auf den bestehenden Grundeigentümerbergbau auftreten können, müssen im Verleihungsverfahren außer Betracht bleiben, da sie rein sicherheitlichen Charakter tragen und es sich bei der Wahrung der Rechte nach Art. 32 bzw. § 29 ABG nur um die Überprüfung der Gewinnungsberechtigungen handelt. Das Bergamt soll aber in besonderen Fällen aus Gründen der Zweckmäßigkeit auch Grundeigentümer, die Bergbau treiben zuziehen. (Vgl. hierzu Erlaß des preußischen Ministers für öffentliche Arbeiten v. 27. 5. 1882 — ZfB 24, 16.) Durch die Beteiligung dieser Bergbautreibenden können möglicherweise später auftauchende Kollisionen beigelegt werden. Vgl. Näheres Anm. zu Art. 49. Im Bereich des ABG erscheint die Ladung von Grundeigentümern im Hinblick 1 b auf die Anfechtungsmöglichkeit nach § 38a geboten (vgl. Motive zu § 38a ABG, ZfB 78, 159, und Reuß-Grotefeind-Dapprich Anm. 1). Ladung. Die in Art. 31 bzw. § 28 A BG für die Ladung des Muters vorgesehene 2 Frist von zwei Wochen ist für die Ladung der Beteiligten nach Art. 32 bzw. § 29 A BG nicht vorgeschrieben. Die Vorladung soll aber stets so frühzeitig erfolgen, daß sich die Geladenen noch über den Gegenstand der Verhandlung unterrichten und über ihr Verhalten schlüssig werden können. Für die Ladung ist keine besondere Form vorgeschrieben. Sie wird zweckmäßig mittels Postzustellungsurkunde oder eingeschriebenen Brief durchgeführt. Entstehen durch die Zuziehung Beteiligter besondere Kosten, so müssen sie die Beteiligten tragen, da ihre Zuziehung im eigenen Interesse liegt ( B a y e r n : Art. 2 Abs. 2 KG). Ist die Ladung eines Beteiligten zu Unrecht unterblieben, so hat dies nicht die Unwirksamkeit des Verleihungsverfahrens zur Folge (Müller-Erzbach S. 178). Es ist auch zulässig, einen Beteiligten noch nachträglich vorzuladen. Die Beteiligten können eine Abschrift der Niederschrift über die Schlußverhandlung gegen Ersatz der Schreibauslagen verlangen, jedoch keine Abschriften der Pläne und sonstigen Unterlagen. Vgl. Anm. 1 zu Art. 31. 3

Art. 33 bayBergG — § 30 ABG [Verleihung nach A n t r a g ] A r t . 33 Liegen Einsprüche und Kollisionen m i t den Rechten Dritter nicht vor und findet sich auch sonst gegen die A n t r ä g e des Muters gesetzlich nichts zu e r innern 1 , so fertigt das O b e r b e r g a m t ohne weiteres die Verleihungsurkunde aus 2 . Art. 33 stimmt wörtlich mit § 30 A B G überein. 77

Art. 33 bayBergG — § 30 ABG

Berggesetz

1 Das Oberbergamt m u ß den Verleihungsantrag auf alle Einwendungen Dritter gegen die Verleihung sowie auf etwaige Widersprüche mit Rechten Dritter prüfen, auch wenn Kollisionen nicht geltend gemacht werden, ehe es die Verleihungsurkunde ausfertigt. Außerdem h a t das Oberbergamt das Vorliegen aller gesetzlicher Voraussetzungen festzustellen. Das Oberbergamt darf die Verleihung nicht von anderen als den im Berggesetz vorgesehenen Erfordernissen abhängig machen (vgl. hierzu Anm. 1 zu Art. 24 u n d Anm. 1 zu Art. 34). Vor der Verleihung m u ß das Oberbergamt die Verleihungsgeb ü h r anfordern (Art. 16 Abs. 4 bzw. § 14 Abs. 3 ABG). I m Geltungsbereich des ABG bedarf der E r w e r b von Bergwerkseigentum durch ausländische juristische Personen nach § 1 des Gesetzes v. 23. 6. 1909 (GS S. 619) der Genehmigung der Landesregierungen (früher des Königs). Die Genehmigung m u ß vor der Verleihung dem Oberbergamt vorgelegt werden. 2 a Falls keine Einwendungen Dritter vorliegen, keine Widersprüche mit R e c h t e n D r i t t e r festgestellt werden u n d auch sonst der Verleihungsantrag allen gesetzlichen Erfordernissen entspricht, fertigt das Oberbergamt o h n e w e i t e r e s die Verleihungsu r k u n d e aus. I n allen anderen Fällen bedarf es eines besonderen den Beteiligten zuzustellenden Beschlusses ( Art. 34 bzw. § 31 ABG). W e n n bei der Bergbehörde ein Kollegium gebildet ist (vgl. Anm. 5d zu Art. 247), bedarf es in diesem Fall a u c h keines Kollegialbeschlusses. 2b

Der I n h a l t der Verleihungsurkunde ist in Art. 37 bzw. § 34 ABG geregelt.

2c

Die Verleihung ist ein Hoheitsakt, der erst mit der K u n d b a r m a c h u n g wirksam wird.

Das Bergwerkseigentum e n t s t e h t daher noch nicht mit der Ausfertigung der U r k u n d e d u r c h die Behörde, sondern mit der Aushändigung oder Zustellung der U r k u n d e a n den Beliehenen (vgl. K G 22. 2. 1906 — Z f B 47, 459). Bis zu diesem Zeitp u n k t ist die Verleihung ein behördeninterner Vorgang ohne Außenwirkung. Die nachfolgende E i n t r a g u n g im Bergwerksgrundbuch h a t nur deklaratorische B e d e u t u n g (hierüber s. Anm. 2 a zu Art. 40). 2 d Die Verleihung ist gebührenpflichtig. I n Bayern bestehen derzeit noch keine besonderen Tarife f ü r Verleihungen. Vorgesehen ist ein R a h m e n zwischen 300 und 3000 DM. 2 e Die Verleihung ist von Dritten, die eine Rechtsverletzung geltend machen, mit den gewöhnlichen Rechtsbehelfen nach der Verwaltungsgerichtsordnung a n f e c h t b a r (vgl. Anm. 3 zu Art. 34). Auch der Grundeigentümer, der geltend macht, d a ß ein seinem Verfügungsrecht unterliegendes Mineral zu Unrecht verliehen worden sei, k a n n den Verwaltungsrechtsweg beschreiten (vgl. auch § 38a ABG). 2 f Offensichtliche U n r i c h t i g k e i t e n in der Verleihungsurkunde, über die Einverständnis aller Beteiligten besteht, können von A m t s wegen berichtigt werden (RekB v. 11. 7. 1895, Z f B 37, 247). Einem I r r t u m über die Voraussetzungen der Verleihung k a n n nur auf Grund eines verwaltungsgerichtlichen Urteils oder einer abweichenden feststellenden Entscheidung des ordentlichen Gerichts n a c h Art. 38 bzw. § 35 ABG durch Berichtigung Rechnung getragen werden. F ü r eine Klage vor den ordentlichen Gerichten zur Feststellung der Unrichtigkeit der Verleihungsurkunde gilt die Ausschlußfrist des Art. 38 Abs. 2 bzw. § 35 Abs. 2 ABG nicht (Isay Anm. 2 zu § 32). Zweifelhaft erscheint, ob die Bergbehörde eine auf Täuschung beruhende Verleihung rückgängig machen kann. U. E. ist die Frage zu bejahen, solange noch nicht gutgläubige D r i t t e Rechte an dem Bergwerkseigentum erworben haben.

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XI. Titel. Vond. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 34 bayBergG — § 31 ABG

Art. 34 bayBergG — § 31 ABG [Entscheidung über Hindernisse] Art. 34 (1) Liegen Einsprüche und Kollisionen m i t den Rechten Dritter vor oder kann aus anderen gesetzlichen Gründen 1 den Anträgen des Muters g a r nicht oder nicht in i h r e m ganzen Umfange entsprochen werden, so entscheidet das O b e r b e r g a m t über die Erteilung oder Versagung der Verleihung durch einen Beschluß 2 , welcher d e m Muter und den beteiligten Dritten in Ausfertigung zugestellt wird 2 . (2) Einsprüche, welche in diesem Verfahren abgewiesen, ingleichen Ansprüche, welche, ohne angemeldet worden zu sein, hierbei nicht anerkannt wurden, müssen, insoferne sie auf Privatrechtsverhältnissen beruhen, binnen drei Monaten v o m T a g e der Zustellung der rechtskräftigen Entscheidung an bei Vermeidung des Ausschlusses durch gerichtliche Klage verfolgt werden 3 . (3) Die in d e m Verleihungsverfahren durch unbegründete Einsprüche entstehenden Kosten hat der Widersprechende zu tragen 4 . Art. 34 Abs. 1 stimmt mit § 31 Abs. 1 A B G überein; Art. 34 Abs. 2 entspricht § 31 Abs. 2 und 3 A B G : (2) Einsprüche und Ansprüche, welche durch den Beschluß des Oberberga m t s abgewiesen werden, müssen, insofern wegen derselben der Rechtsweg zulässig ist, binnen drei Monaten, v o m Ablaufe des T a g e an, an welchem der Beschluß beziehungsweise der Rekursbescheid (§191) zugestellt ist, durch gerichtliche Klage verfolgt werden 3 . ( 3 ) W e r von dieser F r i s t keinen Gebrauch m a c h t , ist seines etwaigen Rechts verlustig. Art. 34 Abs. 3 stimmt mit § 31 Abs. 4 A B G überein. Liegen die Voraussetzungen des Art. 33 bzw. § 30 A BG nicht vor, d.h. ist die Ver1 leihung irgendwie streitig, so muß vor der Ausfertigung der Verleihungsurkunde ein förmlicher Beschluß erlassen werden. Erst nach Rechtskraft dieses Beschlusses und zweckmäßigerweise auch erst nach Ablauf der Ausschlußfrist für die Klage vor dem ordentlichen Gericht (Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 ABG) fertigt das Oberbergamt die Verleihungsurkunde aus ( Art. 35 bzw. § 32 ABG). Das Gesetz verlangt in allen streitigen Fällen vor der eigentlichen Verleihung einen Beschluß, damit die Einsprüche Dritter gegen die Verleihung möglichst schon vor der Bergbehörde ausgetragen werden. Ferner soll das Bergwerkseigentum erst entstehen, wenn die Entscheidung des Oberbergamts über den Verleihungsantrag unanfechtbar geworden und über etwaige privatrechtliche Ansprüche gegen die Verleihung durch die ordentlichen Gerichte entschieden ist. Dieses Verfahren stellt allerdings nicht sicher, daß ein einmal verliehenes Bergwerkseigentum unantastbar bestehen bleibt; denn Einwendungen Dritter, die das Oberbergamt nicht erörtert hat, werden durch Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 ABG nicht ausgeschlossen. Sie können auch noch nach der Verleihung innerhalb der Frist des Art. 38 bzw. § 35 ABG im Klagewege verfolgt werden. Vgl. Anm. 6 zu Art. 38. Der Beschluß ergeht als eine förmliche Entscheidung des Oberbergamts, die mit 2 Gründen versehen sein muß. Bei Oberbergämtern mit Kollegialprinzip (vgl. Anm. 5d zu Art. 247) muß der Beschluß vom Kollegium gefaßt werden. Der Beschluß muß den Beteiligten zugestellt werden, widrigenfalls die Frist des Abs. 2 nicht in Lauf gesetzt wird. Der Beschluß wird mit der Zustellung wirksam. 79

Art. 34 bayBergG — § 31 ABG

Berggesetz

2 a I n h a l t des Beschlusses bildet die Entscheidung über den Verleihungsanspruch (Art. 24 bzw. § 22 ABG). Dem A n t r a g des Muters k a n n ganz oder teilweise stattgegeben oder er k a n n abgewiesen werden. Falls ein Findervorrecht (Art. 26 bzw. § 24 ABG) oder ein Mutungsvorrecht ( Art. 47 bzw. § 55 ABG) geltend gemacht wurde, ist a u c h hierüber in dem Beschluß zu entscheiden. Eine gesonderte E n t s c h e i d u n g über die Voraussetzungen des Vorrechts ist zwar nicht ausgeschlossen, erscheint aber nicht zweckmäßig. (Vgl. hierzu auch Anm. 5 b zu Art. 47). 2 b Das Oberbergamt h a t alle geltend gemachten bergrechtlichen Einwendungen u n d Ansprüche Dritter zu behandeln u n d über alle Widersprüche mit Rechten D r i t t e r nach dem Berggesetz, die ihm b e k a n n t geworden sind, zu entscheiden. Privatrechtliche Einwendungen n i c h t bergrechtlicher N a t u r dürfen nur d a n n berücksichtigt werden, wenn sie liquid (zweifelsfrei) sind (vgl. A n m . 4 a zu Art. 31). Als privatrechtliche Einwendungen nicht bergrechtlicher N a t u r k o m m e n etwa Streitigkeiten aus Abmachungen zwischen dem Muter u n d einem mit Schürfarbeiten B e a u f t r a g t e n in Frage. Der Beschluß m u ß sich m i t den behandelten Einwendungen u n d Widersprüchen in den Gründen befassen, auch wenn sie nicht a n e r k a n n t wurden. Ferner m u ß den betreffenden Personen eine Beschlußanfertigung zugestellt werden, auch wenn sie nicht geladen waren oder im Verhandlungstermin nicht erschienen sind (vgl. K a m m e r der Abgeordneten, Ber. 1899/1900 Bd. I I S. 812). Andernfalls t r i t t die Ausschlußwirkung des Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 3 ABG nicht ein.

3

Rechtsbehelfe

3a

a) R e c h t s b e h e l f e i m

allgemeinen

Die Rechtsbehelfe gegen Entscheidungen im Verleihungsverfahren sind infolge ihrer Doppelgleisigkeit umständlich u n d praktisch unbefriedigend geregelt. Dies ergibt sich daraus, d a ß die Entscheidungen der Bergbehörde einerseits mit den ordentlichen Rechtsbehelfen der Verwaltungsgerichtsordnung andererseits aber a u c h vor den ordentlichen Gerichten mit Klage gegen einen Dritten, der ein besseres R e c h t entgegenstellen will, angefochten werden können. Die Zweigleisigkeit widerspricht nicht der Verwaltungsgerichtsordnung, weil die Zuweisung öffentlich-rechtlicher Streitigkeiten a n die Zivilgerichte nach wie vor zulässig ist (§ 40 VwGO). Der Landesgesetzgeber h a t auch nicht den Verwaltungsrechtsweg ausgeschlossen, was a n sich möglich wäre, denn die Berggesetze sahen schon vor der E i n f ü h r u n g der verwaltungsgerichtlichen Generalklausel eine doppelte Anfechtungsmöglichkeit vor. So k o n n t e n gewisse Entscheidungen in Bayern mit der Beschwerde zum Verwaltungsgerichtshof, in Preußen m i t der Beschwerde zum Bergausschuß u n d nachfolgend mit Revision zum Oberverwaltungsgericht angefochten werden. I m übrigen bestand die Möglichkeit der Beschwerde (des Rekurses) an das übergeordnete Ministerium. Die Zweigleisigkeit ist vor allem deshalb so unbefriedigend, weil mehrere Gerichte mit derselben Rechtsfrage b e f a ß t werden können, ferner aber auch weil die im Interesse der Rechtsbeständigkeit des einmal entstandenen Bergwerkseigentums f ü r die Klagen vor den ordentlichen Gerichten geschaffenen Ausschlußfristen n a c h Art. 34 Abs. 2 u n d Art. 38 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 u n d § 35 Abs. 2 ABG f ü r die Rechtsmittel n a c h der Verwaltungsgerichtsordnung nicht gelten. Eine Vereinheitlichung der Anfechtungsmöglichkeit wäre im Interesse einer Vereinfachung u n d Beschleunigung des Verfahrens dringend erwünscht. Abs. 2 e n t h ä l t keine allgemeine Regelung der Rechtsbehelfe gegen den Beschluß des Oberbergamts nach Abs. 1. E r sieht lediglich f ü r die nach anderen Vorschriften (z. B. Art. 25 bzw. § 23 ABG) vorgesehene Klage vor den ordentlichen Gerichten u n t e r gewissen Voraussetzungen eine Ausschlußfrist von drei Monaten a b Zustellung der Beschlußausfertigung vor. 80

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 34 bayBergG — § 31 ABG

b) R e c h t s b e h e l f e des M u t e r s (oder seines Rechtsnachfolgers): 3b Der Muter hat gegen die gänzliche oder teilweise Versagung der Verleihung folgende Rechtsbehelfe: 1. Die ordentlichen Rechtsbehelfe des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens 3 b 1 nach der VwGO (Widerspruch, Anfechtungsklage). Die Anfechtungsklage ist beim Verwaltungsgericht der belegenen Sache einzureichen (§ 52 Ziff. 1 VwGO). Sie kann sowohl darauf gestützt werden, daß ein vom Oberbergamt angenommenes gesetzliche Hindernis der Verleihung nicht vorliege (z. B. die Fündigkeit entgegen der Annahme des Oberbergamtes gegeben sei) als auch darauf, daß ein vermeintliches besseres Recht eines Dritten (Muters, Bergwerkseigentümers, Grundeigentümers) nicht bestehe. Kommt das Gericht zur Aufhebung des Beschlusses, so kann es bei Spruchreife auf Antrag auch entscheiden, daß die Verleihung auszusprechen ist (§§ 42,113 Abs. 4 VwGO). 2. Statt oder neben der Durchführung des verwaltungsgerichtlichen Verfahrens 3 b 2 kann der Muter die sog. V e r l e i h u n g s k l a g e (Art. 25 bzw. § 23 ABG) vor dem Gericht der belegenen Sache erheben (RG 14. 4. 1888, ZfB 29, 401 und h.M.; abw. Isay Anm. 7 zu § 23, Bassert-Gottschalk Anm. 5 zu § 23, Klostermann-Thielmann Anm. 2 zu § 23). Die Verleihungsklage kann nur darauf gestützt werden, daß ein vermeintliches besseres Recht eines Dritten nicht bestehe. Sie ist gegen den Dritten zu richten, dessen besseres Recht bestritten wird. Die Klage ist nach Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 ABG nur innerhalb einer Ausschlußfrist von 3 Monaten ab Zustellung des Beschlusses an den Muter zulässig. Wird der Beschluß im verwaltungsgerichtlichen Verfahren angefochten, so beginnt die Frist erst mit der Zustellung des Widerspruchsbescheides bzw. einer abschließenden gerichtlichen Entscheidung zu laufen (vgl. Isay Anm. 10). Der Muter kann aber auch in diesem Fall schon ab Zustellung des Beschlusses die Klage erheben. Vor dem Wirksamwerden des Beschlusses, also während des Verleihungsverfahrens ist die Klage nicht zulässig. Wird der Beschluß im Verwaltungsrechtsweg angefochten und gleichzeitig Verleihungsklage erhoben, so kann dieselbe Frage, z . B . ob ein Mutungsvorrecht eines Dritten besteht, Gegenstand zweier gerichtlicher Verfahren sein. Der Einwand der Rechtshängigkeit, der an sich auch zwischen der ordentlichen Gerichtsbarkeit und der Verwaltungsgerichtsbarkeit möglich ist (§ 90 VwGO), kann hier nicht zum Zuge kommen, weil die Anfechtungsklage gegen den Staat oder die Behörde, die Verleihungsklage aber den Dritten zu richten ist, also verschiedene Streitgegenstände vorliegen. Das ordentliche Gericht kann jedoch nach § 148 ZPO das Verfahren bis zur Rechtskraft des Verwaltungsrechtsstreits aussetzen, da u. U. im Falle einer Aufhebung des Beschlusses das Rechtsschutzinteresse an der Verleihungsklage fehlt und diese daher insoweit vom Ausgang des Verwaltungsrechtsstreits abhängig ist. Umgekehrt kann auch das Verwaltungsgericht den Rechtsstreit aussetzen, wenn die Mutung nur wegen eines Rechts eines Dritten abgewiesen wurde, das bereits Gegenstand eines Verfahrens vor den ordentlichen Gerichten bildet (§ 94 VwGO). Auf diesem Wege können die theoretisch möglichen von einander abweichenden Entscheidungen der beteiligten Gerichte vermieden werden. Die Frist des Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 ABG wird nur dann in Lauf gesetzt, wenn die Zurückweisung der Mutung wegen des Rechts eines Dritten erfolgt. Ist die Mutung aus einem anderen Grund z . B . mangels Fündigwerden abgewiesen worden, so kann der Muter seinen vermeintlichen Verleihungsanspruch auch noch später gegen einen Dritten geltend machen (RG 7. 3. /13. 4. 1901, RGZ 49, 214 — ZfB 42, 347, s.a. PrOTr. 4. 6. 1875, ZfB 16, 509 teilw. abw. Isay Anm. 10). Durch Abs. 2 ist auch ein Klage nicht ausgeschlossen, mit der ein vom Oberbergamt zurückgewiesener Anspruch in einem a n d e r e n Verfahren geltend gemacht werden soll. So kann der mit seinem Verleihungsanspruch zurückgewiesene Muter sein Recht wieder verfolgen, wenn ein anderer das Feld begehrt; solange das Feld nicht verliehen wurde und daher die Frist für die Widerspruchsklage (Art. 38 bzw. § 35 ABG) nicht 6

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 34 bayBergG — § 31 ABG

Berggesetz

verstrichen ist, bleibt der Verleihungsanspruch, nur der dreißigjährigen Verjährung unterworfen. D a s bayer. Berggesetz und das ABG weichen insofern voneinander ab, als nach dem bayer. Berggesetz die Ausschlußfrist für alle Einsprüche und Ansprüche Dritter gelten soll, die in dem Verfahren abgewiesen oder „ohne angemeldet worden zu sein, hierbei nicht anerkannt wurden", während das ABG nur Ansprüche erwähnt, die „durch den Beschluß des Oberbergamtes abgewiesen werden". Ein sachlicher Unterschied besteht aber nicht, da auch nach ABG alle Ansprüche der Ausschlußfrist unterworfen sind, die vom Oberbergamt im Verleihungsverfahren berücksichtigt wurden, wenn den betroffenen Dritten der Beschluß zugestellt worden ist. Wenn gleichzeitig mit der Zurückweisung einer Mutung dem konkurrierenden Antrag eines anderen Muters stattgegeben wird, so muß der abgewiesene Muter auch die Frist des Art. 38 bzw. § 35 ABG innehalten, da er dann neben der Verleihungsklage auch Widerspruchsklage erheben muß, wenn er mit seinem Recht noch durchdringen will (RG 3. 1. 1900 R G Z 45, 257 — Z f B 41, 223). Erstreitet der Muter auf die Verleihungsklage hin ein obsiegendes Urteil, so ist das Oberbergamt in analoger Anwendung von Art. 38 Abs. 3 bzw. § 35 Abs. 4 ABG verpflichtet, seinen, wenn auch formell unanfechtbar gewordenen Beschluß, zu ändern und die Verleihung auszusprechen, falls ihr nicht sonstige Hindernisse entgegenstehen. Ist die Verleihungsurkunde für den unterlegenen Beklagten bereits ausgefertigt worden, so muß das Oberbergamt sie im Nachhinein aufheben. Über die Rechtswirkungen dieser Aufhebung vgl. Anm. 7 zu Art. 38. 3c

c) R e c h t s b e h e l f e

Dritter

Gegen einen die Verleihung aussprechenden Beschluß können sich beteiligte Dritte und Grundeigentümer wenden: 3 c 1 i Dritte, die ein besseres Recht auf die Mutung geltend machen (z.B. Finder, Bergwerkseigentümer) können entweder den V e r w a l t u n g s r e c h t s w e g (Widerspruch, Anfechtungsklage) beschreiten, indem sie geltend machen, durch den Beschluß des Oberbergamts in ihren Rechten verletzt zu sein. Dieses Recht kann aber nicht daraus hergeleitet werden, daß die Mutung nicht den gesetzlichen Erfordernissen entsprochen habe, z.B. nicht fündig geworden sei. Nur wenn geltend gemacht wird, daß durch die Verleihung ein Recht des Dritten verletzt werde, ist die K l a g e zulässig (§ 42 Abs. 2 VwGO). Zuständig für die Anfechtungsklage ist das Verwaltungsgericht der belegenen Sache (§52 VwGO). Dritte können auch die sog. E i n s p r u c h s k l a g e vor dem ordentlichen Gericht der belegenen Sache gegen den Muter erheben. Diese Klage ist an eine Ausschlußfrist von 3 Monaten a b Zustellung des Beschlusses gebunden, falls das Oberbergamt über das vermeintliche Recht des Dritten, wenn auch ohne sein ausdrückliches Vorbringen, entschieden hat. Die Einspruchsklage kann vor allem auf ein Finder- oder Mutungsvorrecht nach Art. 26, 47 bzw. §§ 24, 55 ABG gestützt werden. Über weitere Klagegründe vgl. I s a y Anm. 13. Ergeht auf die Einspruchsklage hin ein obsiegendes Urteil, so kann die Verleihungsurkunde vom Oberbergamt nicht ausgefertigt werden. Ist sie bereits ausgestellt, so muß sie nachträglich wieder aufgehoben werden. Über die Wirkung einer nachträglichen Aufhebung vgl. Anm. 7 zu Art. 38. Über den Lauf der Ausschlußfrist vgl. oben unter b). Die Ausschlußfrist wirkt nicht gegenüber einem Dritten, über dessen Rechte in dem Beschluß nicht entschieden wurde. E r kann noch nach Art. 38 bzw. § 35 ABG vorgehen. Über die Möglichkeit der Aufhebung des Bergwerkseigentums durch die Berggbehörde nach § 3 8 a ABG siehe Anm. l d zu Art. 38. 82

II.Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 35,36 bayBergG - §§ 32,33 ABG

Art. 35 bayBergG — § 32 ABG [Verleihung nach Beseitigung von Hindernissen] Art. 35 Sind die der Verleihung entgegenstehenden Hindernisse durch r e c h t s kräftige Entscheidung nach Art. 34 oder durch Richterspruch beseitigt 1 , s o fertigt das Oberbergamt die Verleihungsurkunde aus 2 . Art. 35 entspricht

§ 3 2 ABG Sind die der Verleihung entgegenstehenden Hindernisse (§ 31) durch die Entscheidung der Bergbehörde oder durch Richterspruch beseitigt 1 , so fertigt das Oberbergamt die Verleihungsurkunde aus 2 . 1 H a t das Oberbergamt nach Art. 34 dem Verleihungsantrag ganz oder teilweise stattgegeben, so darf die Verleihungsurkunde doch erst nach Rechtskraft dieses Beschlusses ausgefertigt und dem Muter ausgehändigt oder zugestellt werden. Auch im Geltungsbereich des ABG muß die Entscheidung rechtskräftig sein, obwohl § 32 hierüber (im Gegensatz zu Art. 35) keine ausdrückliche Bestimmung enthält. Dies ergibt sich aber aus dem Sinn der Vorschrift. Da der Beschluß nach Art. 34 bzw. § 31 ABG von einem Dritten durch Einspruchsklage vor den ordentlichen Gerichten angefochten werden kann, wird das Oberbergamt mit der Ausfertigung der Verleihungsurkunde bis zum Ablauf der Dreimonatsfrist des Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 2 ABG und falls die Klage erhoben wird, bis zur Rechtskraft oder Vollstreckbarkeit eines Urteils warten. Eine Pflicht des Oberbergamtes nachzuforschen, ob vor dem ordentlichen Gericht Klage erhoben wurde, besteht an sich nicht; die Anfrage ist aber zweckmäßig und auch leicht durchführbar, weil das Gericht der belegenen Sache ausschließlich zuständig ist (RG 14. 4. 1888 — ZfB 29, 401, 404; vgl. hierzu Lindig, ZfB 8, 549). Das Bergwerkseigentum entsteht wie in den Fällen des Art. 33 (§ 30 ABG) erst 2 mit derübermittlungderVerleihungsurkundeandenMuter (vgl.KG22.2.1906,ZfB47,459). Die nachfolgende Eintragung im Grundbuch hat nur deklaratorische Bedeutung (vgl. Art. 40). Über Irrtümer vgl. Anm. 2 zu Art. 33. Über die Anfechtung der Verleihung durch den Grundeigentümer s. Anm. 3 c zu Art. 34. Bezüglich der Möglichkeiten, eine Verleihung zu widerrufen, vgl. Anm. 1 zu Art. 38. Über die Aufhebung von Bergwerkseigentum durch das Oberbergamt nach § 38 a ABG siehe Anm. l d zu Art. 38. Über die Verleihungsgebühr vgl. Anm. 2 zu Art. 33.

Art. 36 bayBergG — § 33 ABG [Verleihungspläne] Art. 36 (1) Bei Ausfertigung der Verleihungsur künde werden die beiden E x e m plare der m i t der Einzeichnung des Situationsrisses versehenen Flurkarte von d e m Oberbergamte beglaubigt 1 , erforderlichenfalls aber vorher berichtigt 2 und vervollständigt 2 . (2) Das eine E x e m p l a r hiervon erhält der Bergwerkseigentümer, das andere wird bei d e m Oberbergamte aufbewahrt 9 , welches das verliehene Feld in die Mutungsübersichtskarte einzutragen hat 4 . Wegen der Fassung vgl. Anm. 2 a zu Art. 18. 88

Art. 37 bayBergG — § 34 ABG

Berggesetz

Art. 36 entspricht

§ 33 A B G (1) Bei Ausfertigung der Verleihungsurkunde werden die beiden E x e m plare des Situationsrisses (§ 17) von dem Oberbergamte beglaubigt 1 , erforderlichenfalls aber vorher berichtigt 2 und vervollständigt 2 . (2) Das eine E x e m p l a r des Risses erhält der Berg Werkseigentümer, das andere wird bei der Bergbehörde aufbewahrt 3 . In Hessen hat § 33 Abs. 1 ABG folgende abweichende Fassung: (1) Bei Ausfertigung der Verleihungsurkunde werden die beiden Stücke des Situationsrisses (§ 17) von dem Oberbergamt beglaubigt 1 . 1 Die vom Oberbergamt beglaubigten beiden Ausfertigungen des Verleihungsplanes sind allein maßgeblich für die Größe und Lage des Feldes, nicht etwa die nicht zwingend vorgeschriebene Vermessung in der Natur (vgl. Anm. 1 zu Art. 42). Die Eintragung des Bergwerksfeldes in die Mutungsübersichtskarte hat nur deklaratorische Bedeutung (vgl. Anm. 4). 2 Berichtigungen können sich durch das Verleihungsverfahren ergeben. Sie können sich insbesondere beziehen auf den Namen des Beliehenen, etwa bei einer Veräußerung der Anwartschaft aus der Mutung während des Verleihungsverfahrens (vgl. Anm. 1 zu Art. 24), auf die Bezeichnung des Minerals in dem Plan, falls der Nachweis der Fündigkeit auf eines von mehreren Mineralien nicht erbracht wurde, auf die Größenangabe des Feldes, auf den Grenzverlauf, so wenn das Feld nur in einem beschränkteren Umfang verliehen wurde. Vervollständigungen können durch die Einzeichnung der Grenzen anschließender oder benachbarter Bergwerksfelder notwendig werden. 3 Die Erstausfertigung der Verleihungsurkunde, die üblicherweise mit der Erstausfertigung des Verleihungsplanes (Unikat) fest verbunden wird, erhält der Bergwerkseigentümer (Muter), die Zweitausfertigung (Duplikat) verbleibt beim Oberbergamt. 4 In Bayern wird die Mutungsübersichtskarte beim Oberbergamt geführt; die Bergämter besitzen Duplikate für ihren Amtsbezirk. Im Gr-Bereich ist es umgekehrt geregelt. Über die Bedeutung der Eintragungen in die Mutungsübersichtskarte siehe Anm. 3 zu Art. 22.

Art. 37 bayBergG — § 34 ABG [Inhalt der Verleihungsurkunde] A r t . 37 Die Verleihungsurkunde muß 1 enthalten: 1. den Namen, Stand und Wohnort des Berechtigten, 2. den Namen des Bergwerkes, 3. den Flächeninhalt und die Begrenzung des Feldes unter Verweisung auf die Flur karte (Art. 36 ) 2 , 4. den Namen der Gemeinde, des Landkreises 3 und Regierungsbezirkes, in welchem das verliehene Feld liegt, 5. die Benennung des Minerals oder der Mineralien, auf welche das B e r g werkseigentum verliehen wird, 6. Datum der Urkunde, 7. Siegel und Unterschrift des Oberbergamtes. Wegen der Fassung vgl. Anm. 2 a zu Art. 18. Art. 37 entspricht § 34 A B G , in Ziff. 3 heißt es statt Flurkarte S i t u a t i o n s r i ß ; ferner lautet Ziff. 4 abweichend: 4. den Namen der Gemeinde, des Kreises, des Regierungs- und Oberbergamtsbezirks, in welchem das Feld liegt, . . . 84

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 38 bayBergG—§§ 35,36 ABG

Das Fehlen eines Bestandteils der Urkunde hat in der Regel ihre Nichtigkeit zur 1 Folge. Lassen sich fehlende oder mangelhafte Angaben aus der Urkunde selbst ergänzen, so kann der Mangel geheilt sein (Boldt Anm. 1). Jedoch muß die Urkunde oder der Verleihungsplan selbst für die Ergänzung genügen; aus den Akten kann der Inhalt nicht ergänzt werden, weil diese nicht Bestandteile der Urkunde sind (teilweise abw. Boldt, a.a.O.). Berichtigungen der Urkunde sind durch das Oberbergamt bei offensichtlichen Irrtümern zulässig. Andernfalls muß gegen die Verleihung im Klagewege vorgegangen werden (vgl. Anm. 2 zu Art. 35). Die Urkunde braucht keine Grenzbeschreibung zu enthalten. Es genügt, wenn in 2 eindeutigerWeise auf denVerleihungsplan, derBestandteil derUrkunde ist,verwiesen wird. Maßgebend für die Größe und Lage des Bergwerks sind die Einzeichnungen in dem Verleihungsplan. 3 Die Bayerische Bereinigte Sammlung hat den ursprünglichen T e x t „Polizeibezirk" in „Landkreis" umgeändert. Das dürfte ein Redaktionsversehen sein, da auch die Stadtkreise anzugeben sind.

Art. 38 bayBergG — §§ 35, 36 ABG [Bekanntmachung,

Widerspruchsklage]1

Art. 38 (1) Die Verleihungsurkunde ist binnen e i n e m M o n a t 2 n a c h d e r Ausfertigung 3 d u r c h den B a y e r i s c h e n S t a a t s a n z e i g e r 4 u n t e r V e r w e i s u n g auf die V o r s c h r i f t e n dieses und des folgenden Artikels 5 z u r öffentlichen Kenntnis zu b r i n g e n . ( 2 ) M u t e r , welche auf das in d e r B e k a n n t m a c h u n g bezeichnete F e l d o d e r auf Teile desselben ein V o r z u g s r e c h t geltend m a c h e n wollen, haben dieses R e c h t , insofern ü b e r dasselbe nicht b e r e i t s in d e m Verleihungsverfahren v e r handelt und r e c h t s k r ä f t i g ( A r t . 3 4 ) entschieden w o r d e n ist, bei V e r m e i d u n g des A u s s c h l u s s e s binnen drei M o n a t e n v o m Ablaufe des T a g e s , a n w e l c h e m d e r die B e k a n n t m a c h u n g enthaltende S t a a t s a n z e i g e r 4 a u s g e g e b e n w o r d e n ist, d u r c h gerichtliche K l a g e gegen den B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r zu verfolgen 6 . ( 3 ) W i r d d a s V o r z u g s r e c h t des W i d e r s p r e c h e n d e n d u r c h R i c h t e r s p r u c h a n e r k a n n t , so h a t das O b e r b e r g a m t die Verleihungsurkunde je n a c h L a g e des F a l l e s gänzlich aufzuheben oder anzuändern 7 . Fassung der Bek. v. 14. 11. 1922 (GVBl. S. 655) Art. 38 entspricht

§ 35 A B G ( 1 ) Die V e r l e i h u n g s u r künde ist binnen s e c h s W o c h e n n a c h d e r A u s f e r t i g u n g d u r c h das A m t s b l a t t d e r R e g i e r u n g , in d e r e n B e z i r k das B e r g w e r k liegt, u n t e r V e r w e i s u n g auf diesen und den folgenden P a r a g r a p h e n z u r öffentlichen Kenntnis zu b r i n g e n . ( 2 ) M u t e r , welche auf d a s in der B e k a n n t m a c h u n g bezeichnete Feld oder auf Teile desselben ein V o r z u g s r e c h t zu haben glauben, können dieses R e c h t , insofern ü b e r dasselbe nicht bereits in d e m V e r l e i h u n g s v e r f a h r e n v e r h a n d e l t und in d e m B e s c h l ü s s e des O b e r b e r g a m t s ( § 3 1 ) entschieden w o r d e n ist, n o c h binnen drei M o n a t e n v o m Ablaufe des T a g e s , a n w e l c h e m d a s die B e k a n n t m a c h u n g enthaltende A m t s b l a t t a u s g e g e b e n w o r d e n ist, d u r c h gerichtliche K l a g e gegen den B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r verfolgen 6 . ( 3 ) W e r von dieser F r i s t keinen G e b r a u c h m a c h t , ist seines etwaigen V o r zugsrechts verlustig. ( 4 ) W i r d das V o r z u g s r e c h t des W i d e r s p r e c h e n d e n d u r c h R i c h t e r s p r u c h a n e r k a n n t , so h a t das O b e r b e r g a m t die V e r l e i h u n g s u r künde je n a c h L a g e des F a l l e s gänzlich aufzuheben oder abzuändern 7 . I n H e s s e n erfolgt die Bekanntmachung im S t a a t s a n z e i g e r . 85

Art. 38 bayBergG — §§ 35,36 ABG

Berggesetz

Im ABG folgt noch

§ 36 A B G (1) Der § 3 5 findet auch auf solche B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r Anwendung, welche nach § 5 5 ein Vorzugsrecht auf die in der publizierten Verleihungsurkunde bezeichneten Mineralien zu haben glauben, insofern dieses R e c h t n a c h § 55 nicht schon erloschen, auch über dasselbe nicht bereits in d e m Verleihungsverfahren verhandelt und in d e m Beschlüsse des O b e r b e r g a m t s (§ 3 1 ) entschieden worden ist® 3 '". ( 2 ) I m übrigen werden die Rechte des verliehenen B e r g Werkseigentums d u r c h die Aufforderung und Präklusion des § 3 5 nicht betroffen. Eine entsprechende Bestimmung enthält das bayer. Berggesetz nicht. In Hessen entfällt § 36 Abs. 2. 1 Schon Art. 34 bzw. § 31 ABG verfolgt das Ziel, möglichst während des Verleihungsverfahren alle Einwendungen Dritter zu erledigen. Auch Art. 38 bzw. § 35 ABG dient diesem Zweck. Durch die Bekanntmachungspflicht und den ausdrücklichen Hinweis auf den Ausschluß etwaiger Vorzugsrechte soll sichergestellt werden, daß alle Muter von der Verleihung unterrichtet werden und ihre etwaigen Vorrechte innerhalb der Ausschlußfrist von drei Monaten seit der Veröffentlichung durch sog. W i d e r s p r u c h s k l a g e vor dem ordentlichen Gericht geltend machen. 1 Q Nach Ablauf der Ausschlußfrist kann die Verleihung auch vor den ordentlichen Gerichten nicht mehr angefochten werden, selbst wenn der zur Widerspruchsklage Berechtigte von der Bekanntmachung keine Kenntnis erlangt hat (RG 27. 2. 1904, RGZ 57, 149 — BayVGH 20. 9. 1909 Nr. 154 I I I 08). 1 b Eine Anfechtung der Verleihung im V e r w a l t u n g s r e c h t s w e g ist für die im Verleihungsverfahren Beteiligten (vgl. Anm. 2 b zu Art. 34), nachdem der Beschluß nach Art. 34 bzw. § 31 ABG unanfechtbar geworden ist, ausgeschlossen. War ein Betroffener nicht zum Verleihungsverfahren zugezogen worden, so kann er die Verleihung auch noch nach der Bekanntmachung innerhalb der Anfechtungsfristen der Verwaltungsgerichtsordnung anfechten. Erst mit Ablauf dieser Fristen wird die Verleihung auch im Verwaltungsrechtsweg unanfechtbar. Erlangt der Betroffene von der Verleihung keine Kenntnis, so läuft diese Frist aber nicht, da das Berggesetz für das verwaltungsgerichtliche Verfahren keine Ausschlußfristen kennt. Die Bergbehörden müssen im Interesse der Rechtssicherheit daher darauf bedacht sein, möglichst alle Personen, die durch die Verleihung in ihren Rechten berührt werden können, schon bei dem Verfahren selbst zuzuziehen. Bei einer Reform müßte diese Zweigleisigkeit des Verfahrens unbedingt beseitigt und für den zulässigen Rechtsbehelf eine einheitliche Ausschlußfrist vorgesehen werden. 1 C Die Anfechtungsklage kann nur auf die Verletzung von Rechten gestützt werden, die nicht schon auf Grund von Art. 38 Abs. 2 bzw. § 35 Abs. 3 ABG ausgeschlossen sind. Die Bergbehörde selbst kann das verliehene Bergwerkseigentum nur in den Fällen der Art. 214ff. bzw. §§ 156ff. ABG aufheben (RekB v. 6. 2. 1874 ZfB 15, 286 und v. 10. 11. 1874 ZfB 15, 533, R e k B v. 11. 7. 1895 ZfB 37, 243); vgl. aber Anm. Id. 1 d Eine Ausnahme gilt im ^4SG-Bereich für den Fall des § 38 a. Hiernach kann das Oberbergamt auf fristgebundenen Antrag des Grundeigentümers oder von Amts wegen ein Bergwerkseigentum aufheben, wenn festgestellt wird, daß ein Mineral verliehen wurde, das dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers unterliegt (vgl. Anm. 3 c zu Art. 34). Es ist streitig, ob darüberhinaus die Bergbehörde auch in anderen Fällen, z. B. bei Täuschung durch den Muter, die Verleihung rückgängig machen kann. Nach allgemeinen Grundsätzen des Verwaltungsrechts können begünstigte Verwaltungsakte, die erschlichen sind, widerrufen werden. Problematisch ist jedoch, ob dies noch möglich ist, wenn gutgläubige Dritte an dem einmal entstandenen Bergwerkseigentum Rechte er86

II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 38 bayBergG — §§ 35,36 ABG

langt haben. Da diese Personen die Täuschungshandlung nicht entgegengesetzt werden kann, müssen ihre Rechte gewahrt bleiben. Der Widerruf kann also in diesen Fällen nicht rückwirkend ausgesprochen werden. Nach ABG beträgt die Frist 6 Wochen. 2 Die Frist beginnt entgegen dem Wortlaut nicht mit der Ausfertigung, sondern 3 erst mit der Übermittlung der Urkunde an den Bergwerkseigentümer. Die Ausschreibung erfolgte ursprünglich auch in Bayern in den Kreisamts4 blättern der Regierungen wie nach ABG. Die Kreisamtsblätter der Regierungen r.d. Rh. wurden mit Bek. v. 14. 11. 1922 (GVB1. S. 655) mit Wirkung vom 1. 1. 1923 und das Kreisamtsblatt der Regierung der Pfalz mit Bek. v. 22. 12. 1924 (GVB1. S. 248) mit Wirkung vom 1. 1. 1925 aufgehoben. An ihre Stelle ist der Bayer. Staatsanzeiger getreten. Im Geltungsbereich des ABG werden die Verleihungen durch das Amtsblatt der Regierung in deren Bezirk das Bergwerksfeld liegt, veröffentlicht. In H e s s e n erfolgt die Bekanntmachung im Staatsanzeiger. 5 Die Bestimmung, daß die Bekanntmachung auch einen Hinweis auf den folgenden Artikel des bayer. Berggesetzes enthalten müsse, dürfte ein Redaktionsversehen des Gesetzgebers sein. Im ABG folgt nämlich auf § 35, der dem Art. 38 entspricht, der von der Widerspruchsklage des Bergwerkseigentümers handelnde § 36. Eine diesem Paragraphen entsprechende Bestimmung enthält das bayerische Berggesetz aber nicht. A. A. ist Rauck, Anm. 2, der einen Hinweis auf Art. 38 und 39 für richtig hält. Art. 38 Abs. 2 bzw. § 35 Abs. 2 ABG regelt die sog. Widerspruchsklage

6

Das Klagerecht steht nur den Mutern, die ein Vorzugsrecht gegenüber der Ver- 6 a leihung geltend machen, also nicht anderen Personen zu. Der Kläger muß selbst Mutung auf das verliehene Mineral eingelegt haben. Ein Vorzugsrecht kann aus Art. 26 bzw. § 24 ABG (Findervorrecht) oder aus Art. 47 bzw. § 55 ABG (Mutungsvorrecht des Bergwerkseigentümers bei vergesellschafteten Mineralien) abgeleitet werden (abw. Rauck Anm. 2, der für den Fall des Art. 47 die Regelung des Art. 38 nicht für anwendbar hält). Früher bestanden auch noch Vorrechte von Standesherren, die als Vorzugsrecht in diesem Sinne galten (vgl. RG 3. 1. 1900, RGZ 45, 257 — ZfB 41, 223). Privatrechtliche Vorrechte nicht bergrechtlicher Natur (z.B. aus Verträgen) berechtigen nicht zur Widerspruchsklage. Die Mutung muß vor Abschluß desVerleihungsverfahrens eingelegt worden sein. 6 b Mutungen, die erst innerhalb der Dreimonatsfrist des Art. 38 bzw. § 35 ABG eingelegt wurden, berechtigen nicht zur Widerspruchsklage. Die Vorrechtsmutung nach Art. 47 bzw. § 55 ABG muß außerdem innerhalb eines Monats bzw. 4 Wochen (nach ABG) eingelegt werden. Die Widerspruchsklage ist nur zulässig, wenn über den bevorrechtigten Verlei- 6 c hungsanspruch nicht schon im Verleihungsverfahren nach Art. 34 bzw. § 31 ABG entschieden wurde. Ist dieser Anspruch zwar Gegenstand des Verfahrens gewesen, wurde aber über ihn in dem Beschluß des Oberbergamts nicht entschieden, so kann er noch durch Widerspruchsklage geltend gemacht werden (RG 3. 1. 1900, RGZ 45, 275 — ZfB 41, 223). Eine Entscheidung, die im Verleihungsverfahren ergangen ist, schließt die Gel- 6 d tendmachung des Vorrechts nur in dem laufenden Verfahren aus, nicht bei neuen Mutungen (RG a.a.O.). Die Widerspruchsklage ist im dinglichen Gerichtsstand (§ 24 ZPO) zu erheben. 6 e Sie ist ihrer Natur nach eine Feststellungsklage, da ein Urteil feststellt, daß dem Kläger sein geltend gemachtes Vorrecht zusteht oder nicht zusteht. Isay vertritt die Auffassung, daß für diese Klage die Dispositionsmaxime nicht gilt, also z.B. kein Anerkenntnisurteil erlassen werden kann. (Isay Anm. 10 zu § 35 und Anm. 10 zu § 23.) Dem ist beizupflichten, da das Oberbergamt nicht durch eine Entscheidung gebunden werden kann, die unter Umgehung der bergrechtlichen Vorschriften getroffen wurde. 87

Art. 38 bayBergG — §§ 35,36 ABG

Berggesetz

6 f Das ABG regelt in § 36 Abs. 1 noch ausdrücklich, daß die Widerspruchsklage auch für den Bergwerkseigentümer gilt, der nach § 35 (entspricht Art. 47) ein M u t u n g s v o r r e c h t geltend macht. Die Vorschrift ist u.E. überflüssig, da er als bevorrechtigter Muter ohnehin unter Art. 38 bzw. § 35 ABG fällt (vgl. oben). In § 36 Abs. 2 ABG wird ferner noch festgestellt, daß bereits verliehenes Bergwerkseigentum durch die Ausschlußfrist des § 35 Abs. 2 (entspricht Art. 38 Abs. 2) nicht betroffen wird. Auch diese Frage ist nach dem bayerischen Berggesetz trotz des Fehlens einer entsprechenden Bestimmung ebenso zu beurteilen. Denn Art. 38 Abs. 2 bzw. § 35 Abs. 2 ABG regelt nur die Anfechtung der Entstehung von Bergwerkseigentum, nicht die inhaltliche Reichweite gegenüber bereits bestehenden Rechten Dritter. Der Inhaber des älteren Bergwerkseigentums hat daher auf Grund seines ausschließlichen A u f suchungs- und Gewinnungsrechts (Art. 46 bzw. § 54 ABG) einen Unterlassungsanspruch (Art. 45 Abs. 2 bzw. § 50 Abs. 3 ABG) nach § 1004 B G B gegen jeden Störer. Dieser Anspruch unterliegt der allgemeinen (dreißigjährigen) Verjährung des BGB. Der U m f a n g des neuen Bergwerkseigentums kann also bestritten werden, nur nicht die Entstehung als solche. 6 g Anderen Personen als Mutern steht die Widerspruchsklage nicht zu. Gegen sie wirkt auch nicht die Ausschlußfrist des Art. 38 Abs. 2 bzw. § 35 Abs. 3 ABG. H a t das Oberbergamt jedoch im Verleihungsverfahren über solche Rechte Dritter nach Art. 34 bzw. § 31 ABG entschieden, so können diese wegen der Ausschluß Wirkung des Art. 34 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 3 ABG das Bergwerkseigentum nicht mehr anfechten. Das gleiche gilt von Grundeigentümern, die das Mineral als ihrem Verfügungsrecht unterliegend ansehen (bestr. s. Anm. 3 c zu Art. 34). 7

Wirkungen

einer erfolgreichen

Widerspruchsklage.

7 a H a t der Muter ganz oder teilweise obsiegt, so ist damit nicht automatisch das Bergwerkseigentum aufgehoben; denn das Urteil wirkt unmittelbar nur zwischen den Streitparteien oder ihren Rechtsnachfolgern. Das Oberbergamt ist aber nach Art. 38 Abs. 3 bzw. § 35 Abs. 4 ABG verpflichtet, die Verleihungsurkunde aufzuheben oder entsprechend zu ändern. Diese Aufhebung oder Abänderung wirkt zurück auf den Zeitpunkt der Entstehung des Bergwerkseigentums (anders im Falle des § 38a ABG), Die Vorrechtsmutung, der stattgegeben wird, fällt damit ins Bergfreie, da die durch die Streckung des Feldes der nachträglich abgewiesenen Mutung bewirkte Feldesschließung als nicht wirksam anzusehen ist. 7 b Sehr bestritten ist die Wirkung der Aufhebung oder Abänderung auf bereits v o n Dritten erworbene R e c h t e am Bergwerk. Eine Auffassung nimmt an, daß gutgläubige Dritte nach §§ 892 BGB, 325 Z P O geschützt seien, ihnen gegenüber das Bergwerkseigentum also unverändert (und zwar auch hinsichtlich der Größe des Feldes) fortbestehe. Der Widerspruchskläger könnte sich nur durch Eintragung einer Vormerkung zur Sicherung seines Vorrechts gegen den gutgläubigen Erwerb schützen (Isay Anm. 12, Arndt, Anm. 1 und 3 zu § 31, bei teilweiser Aufhebung auch Klostermann-Thielmann, Anm. 6 zu § 35). U . E . sind jedoch die Vorschriften über den gutgläubigen Erwerb hier nicht anwendbar, da die Aufhebung auf Grund einer Widerspruchsklage noch mit der Entstehung des Bergwerkseigentums zusammenhängt und im Rahmen des Verleihungsverfahrens die Interessen der Muter den Interessen Dritter unbedingt vorgehen. W e r innerhalb der Anfechtungsfrist ein Recht an einem Bergwerkseigentum erwirbt, läuft Gefahr, es bei der rückwirkenden Aufhebung wieder zu verlieren (so auch Müller-Erzbach S. 183, Brassert-Gottschalk, Anm. 6 zu § 35, Schlüter-Hense Anm. 8 zu § 36 und für den Fall der Aufhebung Klostermann-Thielmann Anm. 6 zu § 35). Über die grundbuchmäßige Behandlung der Rechte vgl. Anm. 2 zu Art. 40. 88

II.Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 39,40 bayBergG — § 37 ABG

Art. 39 bayBergG — § 37 ABG [ E i n s i c h t n a h m e in d e n V e r l e i h u n g s p l a n ] Art. 39 W ä h r e n d der d r e i m o n a t i g e n F r i s t d e s Art. 38 i s t die E i n s i c h t der e i n g e z e i c h n e t e n Flurkarte 1 (Art. 36) b e i der B e r g b e h ö r d e 2 e i n e m j e d e n g e s t a t t e t . Wegen der Fassung vgl. Anm. 2a zu Art. 18. Art. 39 s t i m m t mit § 37 A B G überein, s t a t t Flurkarte heißt es S i t u a t i o n s r i ß . Wegen der Bezeichnung vgl. Anm. 2 zu Art. 18. Die eingezeichnete Flurkarte 1 ist der sog. Verleihungsplan. Gemeint ist das Bergamt. F ü r das ABG ergibt sich dies unmittelbar aus § 189. I n 2 B a y e r n wird seit der Novelle vom 30. 6. 1900 in den einzelnen Vorschriften nicht mehr von der Bergbehörde gesprochen, sondern entweder das Oberbergamt oder die Berginspektion (jetzt Bergamt) ausdrücklich bezeichnet. In Art. 39 wurde dies offensichtlich übersehen (vgl. auch Art. 79 Abs. 3). I n Bayern werden die Pläne nach ständiger Verwaltungspraxis beim Bergamt ausgelegt (Kiessling-Ostern Anm. 1). Der Verleihungsplan wird beim örtlich zuständigen Bergamt während der 3 Dienststunden zur Einsichtnahme hinterlegt. Die Anfertigung einer Kopie ist im ^4SG-Bereich nur mit Zustimmung des Bergwerkseigentümers zulässig (Min.Erl. v. 1. 10. 1868, ZfB 10, 111). Dritte haben nur das Recht im Schlußverhandlungstermin von dem Verlauf der Feldesgrenzen Kenntnis zu nehmen und den Verleihungsplan nach der Verleihung einzusehen. In Bayern können nach Art. 134 AGBGB jederzeit Kopien der Verleihungspläne verlangt werden. Wegen Abschriften oder Abzeichnungen aus der Mutungsübersichtskarte siehe Anm. 3 zu Art. 22. Die Einsichtnahme ist gebührenfrei.

Art. 40 bayBergG [Mitteilung an d a s G r u n d b u c h a m t ] (1) D a s O b e r b e r g a m t h a t d e m G r u n d b u c h a m t eine b e g l a u b i g t e A b s c h r i f t der V e r l e i h u n g s u r k u n d e u n d eine b e g l a u b i g t e Z e i c h n u n g der F l u r k a r t e 1 (Art. 36) z u r E i n t r a g u n g d e s v e r l i e h e n e n B e r g w e r k s e i g e n t u m s in das G r u n d buch 2 3 m i t z u t e i l e n . (2) In den Fällen d e s Art. 38 A b s . 3 h a t d a s O b e r b e r g a m t d a s G r u n d b u c h a m t u m die erforderlichen E i n t r a g u n g e n z u ersuchen 4 . S o w e i t H y p o t h e k e n , G r u n d s c h u l d e n oder R e n t e n s c h u l d e n v o n der Ä n d e r u n g oder A u f h e b u n g der V e r l e i h u n g betroffen w e r d e n , f i n d e n auf die E i n t r a g u n g die Vorschriften der § § 41 b i s 43 6 der G r u n d b u c h o r d n u n g keine A n w e n d u n g . D a s G r u n d b u c h a m t h a t d e n B e s i t z e r d e s H y p o t h e k e n - , G r u n d s c h u l d - oder R e n t e n s c h u l d b r i e f s z u r V o r l e g u n g anzuhalten, u m n a c h den V o r s c h r i f t e n d e s § 62 A b s . 1, des § 69 u n d d e s § 70 A b s . 1 der G r u n d b u c h o r d n u n g z u verfahren®. Fassung gem. Art. 1 Z i f f . 13 und Art. 9 der Reichsverordnung vom 5. 8.1935 (RGBl. I S. 1065) i. V.m. Reichsbekanntmachung v. 5. 8.1935 (RGBl. I S. 1073); vgl. auch Anm. 2a zu Art. 18. Das A B G enthält keine entsprechenden Vorschriften. Das Grundbuchverfahren bei der Eintragung von Bergbauberechtigungen ist in den Art. 22ff. Preuß-AGGBO — Anh. C II 5. In H e s s e n enthalten die Art. 1 ff. AGGBO — A n h . H II 5 — entsprechende Vorschriften. 1 Über die Bezeichnung vgl. Anm. 2 zu Art. 18. In der Praxis des Bayer. Oberbergamts wird eine beglaubigte Ablichtung des Originalverleihungsplanes an das Grundbuchamt gesandt. 89

Art. 40 bayBergG

Berggesetz

Im Geltungsbereich des ABG werden dem Grundbuchamt nur beglaubigte Abschriften der Yerleihungsurkunden, aber keine Zeichnungen übersandt. Das hat den Nachteil, daß beim Grundbuchamt keine genauen Unterlagen über die Lage und Größe des Feldes vorhanden sind. 2 Eintragung in das Grundbuch. 2 a a) W i r k u n g der Eintragung Da für den derivativen (abgeleiteten) Erwerb von Bergwerkseigentum ebenso wie für die Belastung die Vorschriften über Grundstücke entsprechende Anwendung finden (Art. 45 bzw. § 50 Abs. 2 ABG), ist die Eintragung des Bergwerkseigentums in das Grundbuch erforderlich. Für die orginäre (ursprüngliche) Entstehung von Bergwerkseigentum durch Verleihung, Vereinigung (Konsolidation), reale Feldesteilung und Feldesaustausch haben die Eintragungen dagegen nur deklaratorische (feststellender) Bedeutung. 2 b b) Eintragungsverfahren. 2 b 1 Nach den Vorschriften der Länder erhalten die Bergwerke und die unbeweglichen Kuxe der Gewerkschaften älteren Rechts (Art. 286 Abs. 2 S.l) eigene Blätter im Grundbuch wie Grundstücke (Bayern: Art. 17 Abs. 1 AGGBO, P r e u ß e n : § 22 d. Allgem. Verf. zur Aus f. d. GBO v. 20.11.1899—Anh. C I I 5 a. Die in einem Grundbuchamtsbezirk gelegenen Bergwerke werden in besonderen Büchern, den Bergwerksgrundbüchern oder Berggrundbüchern zusammengefaßt ( B a y e r n : § 591 Dienstanweisung für die Grundbuchämter in den Landesteilen rechts der Rheins v. 27. 2. 1905 JMB1. S. 63 — Anh. B II 5 b ; P r e u ß e n : § 23 Allgem. Verf. z. Ausf. d. GBO; H e s s e n : Art. 2 AGGBO). Im Geltungsbereich des ABG können auch die besonderen Gewinnungsrechte (§ 38c ABG) in das Berggrundbuch eingetragen werden ( P r e u ß e n : § 50 Abs. 4 und 5 ABG i. V. m. Art. 27 AGGBO; H e s s e n : Art. 2 AGGBO). 2 b 2 Für das Eintragungsverfahren gelten abgesehen von den landesrechtlichen Sonderbestimmungen, die über Art. 67 EGBGB, § 117 GBO aufrechterhalten sind, die folgenden b u n d e s r e c h t l i c h e n Vorschriften: Grundbuchordnung i.d.F. d. Bek. v. 5. 8. 1935 (RGBl. I S. 1073) mit Änderungen; Ausführungsverordnung v. 8. 8. 1935 (RGBl. I S. 1089); Grundbuchverfügung v. 8. 8. 1935 (RMB1. S. 637); AV des R J M über die geschäftliche Behandlung der Grundbuchsachen v. 25. 2. 1936 (DJ S. 350), Rechtspflegergesetz v. 8. 2. 1957 (BGBl. I S. 18). 2 b 3 Entsprechend § 3 Abs. 2 Buchst, a GBO werden Verleihungen an den Staat und andere dort aufgeführte öffentliche Körperschaften nur auf Antrag der zuständigen Behörde (Bayern: Finanzbehörde) eingetragen (Kiessling-Ostern Anm. 3). 2 b 4 Die Eintragung von verliehenem Bergwerkseigentum erfolgt nur auf E r s u c h e n des verleihenden Oberbergamts, nicht auf Betreiben des Bergwerkseigentümers. (Art. 40 bzw. Art. 23 Preuß AGGBO, Art. 3 Hess AGGBO). Das gleiche gilt bei der Entstehung von Bergwerkseigentum durch Konsolidation, reale Feldesteilung und Feldesaustausch (Art. 67 bzw. Art. 23 Preuß AGGBO, Art. 3 Hess AGGBO). 2 b 5 Wird eine Verleihung a u f g e h o b e n , so ersucht das Oberbergamt das Grundbuchamt um die erforderlichen Eintragungen (Art. 40 Abs. 2, Art. 217 Abs. 3 bzw. Art. 25ff. Preuß AGGBO, Art. 4 Hess AGGBO). Das Bergwerkseigentum wird gelöscht, ebenso alle dinglichen Rechte an ihm. Das Grundbuchblatt wird geschlossen. Für die Löschung von Grundpfandrechten ist die Vorlage eines Briefes nicht erforderlich (Art. 40 Abs. 2 Satz 2 bzw. Art. 25 Abs. 2 Preuß AGGBO, Art. 5 Satz 1 HessAGGBO). Das Grundbuchamt kann von Amts wegen die Vorlage der Briefe verlangen, damit es darauf einen Vermerk über das Erlöschen des Rechts eintragen kann (Art. 40 Abs. 2 Satz 4 bzw. Art. 5 Satz 2 HessAGGBO). Für die übrigen Eintragungen gelten die allgemeinen Vorschriften des Grundbuchrechts.

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11. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 41 bayBergG — § 38 ABG

Bei den b a y e r i s c h e n Bergbehörden werden seit 1879 auch sog. Bergbehörd3 liehe Hauptbücher geführt, in die alle verliehenen Bergwerke und alte Bergbauberechtigungen eingetragen werden. Die Bergbehördlichen Hauptbücher dienen heute nur noch innerdienstlichen Zwecken. Rechtserheblich sind die Eintragungen seit Inkrafttreten des B G B nicht mehr. Neben den Mutungs- und Konzessionsübersichtskarten sind sie jedoch die wichtigsten Informationsquellen für den Dienst- und Parteiverkehr. Zu- und Abschreibungen in den Büchern sind gebührenpflichtig (so auch Henle-Schneider, Vorbem. vor Art. 134 AGBGB). Für die Einsichtnahme in diese Bücher gilt Art. 134 A G B G B — Anh. B II 3. Vgl. Anm. 2 b 4. Vgl. oben vor Anm 1. Vgl. Anm. 2 b 5.

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Art. 41 bayBergG — § 38 ABG [Kosten des Verleihungsverfahrens] A r t . 41 Die Kosten des Verleihungsverfahrens 1 hat m i t Ausschluß der d u r c h unbegründete Einsprüche entstandenen (Art. 34) 2 der Muter 3 zu tragen 4 . Art. 41 stimmt mit § 38 A B G überein. Die Kosten des Verleihungsverfahrens umfassen Gebühren für die Entgegen1 nähme der Mutung (vgl. Anm. 1 zu Art. 14) und für die Verleihung (vgl. Art. 16 Abs. 4 bzw. § 14 Abs. 3 ABG) sowie Auslagen für Zustellungen, für die Untersuchung der Fundproben u. dgl. Für die Schlußverhandlung wird eine eigene Gebühr nicht erhoben, da ihre Durchführung mit der Verleihungsgebühr abgegolten ist. Hingegen wird für die Zurückweisung der Mutung eine Gebühr festgesetzt. Auch für den Beschluß nach Art. 34 bzw. § 31 ABG ist eine besondere Gebühr festzusetzen, und zwar schon mit Rücksicht darauf, daß diese Kosten u.U. Dritte zu tragen haben (vgl. Art. 34 Abs. 3 bzw. § 31 Abs. 4 ABG). Das Oberbergamt muß für die Verleihungsgebühr vom Muter einen Vorschuß nehmen (Art. 16 Abs. 4 bzw. § 14 Abs. 3 ABG). Die Nichtbefolgung der Vorschußanforderung hat die Unwirksamkeit der Mutung zur Folge. Auch wegen der entstehenden Auslagen kann die Behörde angemessene Vorschüsse verlangen (Bayern: Art. 15 KG). Die Kosten, die durch einen unbegründeten Einspruch eines Dritten gegen die 2 Verleihung entstehen, also vor allem die Kosten eines Beschlusses nach Art. 34 bzw. § 31 ABG, hat dieser zu tragen (Art. 34 Abs. 3 bzw. § 31 Abs. 4 ABG). Der Muter trägt als Antragsteller auch die Kosten des Verfahrens. DieVorschrift 3 entspricht den allgemeinen Grundsätzen des Kostenrechts (vgl. B a y e r n : Art. 2 KG). Die Kosten können zwangsweise beigetrieben werden. Bayern: vgl. § 7 Vollzugs4 best. z. R K O für die Behandlung von Kosten und Geldstrafen v. 25. 4. 1939 (BayBS I I I S. 476). Im ABG folgen die §§ 38a—38c. Entsprechende Vorschriften enthält das bayBergG nicht. § 38 a A B G [Nachträgliche Aufhebung der Verleihung] ( 1 ) Das O b e r b e r g a m t h a t die Verleihungsurkunde aufzuheben oder zu ändern, wenn es auf A n t r a g oder von A m t s wegen nach Anhörung des B e r g werkseigentümers durch Beschluß feststellt, daß das B e r g w e r k s e i g e n t u m zu U n r e c h t auf ein d e m Verfügungsrechte des Grundeigentümers unterliegendes Mineral verliehen worden ist. Darüber, ob diese Voraussetzung erfüllt ist, s t e h t der ordentliche Rechtsweg n u r nach M a ß g a b e des Abs. 2 offen. Der An91

Art. 41 bayBergG — § 38 ABG

Berggesetz

t r a g , eine F e s t s t e l l u n g n a c h S a t z 1 zu t r e f f e n , k a n n n u r von e i n e m b e t e i l i g t e n Grundeigentümer und nur binnen der i m § 35 Abs. 2 b e s t i m m t e n F r i s t gestellt werden. ( 2 ) H a t die B e r g b e h ö r d e e i n e n s o l c h e n A n t r a g r e c h t s k r ä f t i g a l s u n b e g r ü n d e t a b g e l e h n t , s o k a n n die N i c h t v e r l e i h b a r k e i t d e s M i n e r a l s a u f d e m o r d e n t l i c h e n R e c h t s w e g e n u r von d e m A n t r a g s t e l l e r u n d n u r b i n n e n e i n e m Monate seit R e c h t s k r a f t der bergbehördlichen Entscheidung geltend g e m a c h t werden. Wird das Mineral durch rechtskräftiges Urteil für nicht verleihbar e r k l ä r t , s o h a t d a s O b e r b e r g a m t die V e r l e i h u n g s u r k u n d e a u f z u h e b e n o d e r zu ändern. (3) Wird das Mineral durch bergbehördliche Entscheidung oder durch U r t e i l f ü r n i c h t v e r l e i h b a r e r k l ä r t , s o g i l t von d e r R e c h t s k r a f t d e r E n t s c h e i d u n g oder des Urteils ab das B e r g Werkseigentum als aufgehoben; der B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r k a n n s i c h j e d o c h a u f sein R e c h t s o l c h e n R e c h t s h a n d l u n g e n g e g e n ü b e r n i c h t b e r u f e n , die d e r G r u n d e i g e n t ü m e r v o r d e r R e c h t s k r a f t d e r E n t s c h e i d u n g o d e r des U r t e i l s ü b e r d a s zu U n r e c h t v e r l i e h e n e , v o m B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r a b e r n i c h t g e w o n n e n e M i n e r a l v o r g e n o m m e n h a t . § 160 A b s . 2 § 163 f i n d e n A n w e n d u n g . ( 4 ) Die V o r s c h r i f t e n d e r A b s . 1 b i s 3 g e l t e n e n t s p r e c h e n d , w e n n eine B e r e c h t i g u n g a l s B e r g w e r k s e i g e n t u m i m G r u n d b u c h e i n g e t r a g e n i s t , die s i c h a u f einen v o r d e m I n k r a f t t r e t e n d e s A l l g e m e i n e n B e r g g e s e t z e s l i e g e n d e n R e c h t s v o r g a n g g r ü n d e t , auf den j e d o c h die g e s e t z l i c h e n V o r s c h r i f t e n ü b e r d a s B e r g w e r k s e i g e n t u m n a c h F e s t s t e l l u n g des O b e r b e r g a m t s n i c h t a n w e n d b a r sind. Vgl. Anm. 3 c zu Art. 34.

§ 38 b A B G

[Verleihung staatsvorbehaltener

Mineralien]

( 1 ) D a s B e r g w e r k s e i g e n t u m a n den n a c h § 2 A b s . 1 d e m S t a a t e v o r b e h a l t e n e n M i n e r a l i e n w i r d d e m S t a a t e d u r c h den W i r t s c h a f t s m i n i s t e r v e r liehen ; die § § 12 b i s 38 s i n d n i c h t a n z u w e n d e n . ( 2 ) Die V e r l e i h u n g i s t von d e m N a c h w e i s a b h ä n g i g , d a ß d a s M i n e r a l i n n e r h a l b des zu v e r l e i h e n d e n F e l d e s a u f s e i n e r n a t ü r l i c h e n A b l a g e r u n g in s o l c h e r M e n g e u n d B e s c h a f f e n h e i t e n t d e c k t w o r d e n i s t , d a ß eine z u r w i r t schaftlichen Verwertung führende b e r g m ä n n i s c h e Gewinnung des M i n e r a l s möglich erscheint. ( 3 ) Die V e r l e i h u n g e r f o l g t d u r c h A u s s t e l l u n g e i n e r m i t S i e g e l u n d U n t e r s c h r i f t zu v e r s e h e n d e n U r k u n d e , w e l c h e die i m § 34 u n t e r Ziff. 1 b i s 6 a u f g e z ä h l t e n A n g a b e n e n t h a l t e n u n d m i t e i n e m von e i n e m k o n z e s s i o n i e r t e n M a r k s c h e i d e r o d e r v e r e i d i g t e n F e l d m e s s e r a n g e f e r t i g t e n , d e r V o r s c h r i f t i m § 17 Abs. 1 entsprechenden Situationsrisse verbunden werden m u ß . ( 4 ) Die V e r l e i h u n g s u r k u n d e i s t d u r c h den deutschen Reicks- und Preußischen Staatsanzeiger zu v e r ö f f e n t l i c h e n . Vgl. vor Anm. 1 zu Art. 2. § 38 c A B G [Gewinnungsrecht] ( 1 ) D a s n a c h M a ß g a b e des § 38 b b e g r ü n d e t e B e r g w e r k s e i g e n t u m d e s S t a a t e s an den i m § 2 A b s . 1 g e n a n n t e n M i n e r a l i e n k a n n in d e r W e i s e b e l a s t e t w e r d e n , d a ß d e m j e n i g e n , zu d e s s e n G u n s t e n die B e l a s t u n g e r f o l g t , a u f Zeit d a s v e r e r b l i c h e und v e r ä u ß e r l i c h e R e c h t z u s t e h t , die i m § 2 A b s . 1 b e z e i c h n e t e n M i n e r a l i e n o d e r einzelne d i e s e r M i n e r a l i e n i n n e r h a l b des auf d e m S i t u a t i o n s r i ß a n g e g e b e n e n F e l d e s n a c h den B e s t i m m u n g e n d e s g e g e n w ä r t i g e n G e s e t z e s a u f z u s u c h e n u n d zu g e w i n n e n und alle h i e r z u e r f o r d e r l i c h e n A n l a g e n u n t e r u n d ü b e r T a g e zu t r e f f e n . 92

II.Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 42 bayBergG — § 39 ABG

( 2 ) Während des Bestehens eines nach Abs. 1 begründeten Gewinnungsr e c h t s finden alle Vorschriften des gegenwärtigen Gesetzes über die Rechte und Pflichten des B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r s (Bergwerksbesitzers, B e r g b a u treibenden, Werksbesitzers) m i t A u s n a h m e der § § 39, 55, 65, 156 bis 162 und 164 m i t der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r s (Bergwerksbesitzers, Bergbautreibenden, Werksbesitzers) der Gewinnungsberechtigte t r i t t . (3) Steht ein Gewinnungsrecht der i m Abs. 1 bezeichneten A r t zwei oder m e h r e r e n Mitberechtigten zu, so finden auf die Rechtsverhältnisse der Mitberechtigten die Vorschriften des vierten Titels des gegenwärtigen Gesetzes Anwendung. Vgl. vor Anm. 1 zu Art. 2, Anm. 2 b 1 zu Art. 40, Überbl. 2c vor Art. 44, Anm. 2 b 2 zu Art. 47, Anm. 1 b zu Art. 48. Vierter

Abschnitt

VOM V E R M E S S E N Überblick In diesem Abschnitt ist die Vermessung der Feldesgrenzen in der Natur geregelt. Die Bedeutung dieser Vermessung, die nicht zwingend vorgeschrieben ist, sondern im Belieben der beteiligten Bergwerkseigentümer steht, ist heute gering, da die Grenzen der Bergwerke ohnehin auf den Flurkarten (Situationsrisse) eingetragen werden müssen und mit Hilfe eines Koordinatensystems jeder Punkt genauer, als es in der Natur möglich ist, bestimmt werden kann.

Art. 42 bayBergG — § 39 ABG [Vermessung der Grubenfelder] Art. 42 (1) Der B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r ist befugt, die amtliche Vermessung 1 und Verlochsteinung 2 des durch die Verleihungsurkunde b e s t i m m t e n Feldes zu verlangen. (2) Dieselbe Befugnis steht den E i g e n t ü m e r n angrenzender B e r g w e r k e zu. (3) Das Geschäft wird unter der Leitung des B e r g a m t s durch den amtlich bestellten Markscheider oder das V e r m e s s u n g s a m t 3 ausgeführt. (4) Die Kosten hat der Antragsteller zu tragen 4 . Art. 42 entspricht § 39 A B G ; in Abs. 3 tritt an die Stelle des amtlich bestellten Markscheiders oder des Vermessungsamtes der konzessionierte Markscheider oder der F e l d m e s s e r , in Hessen der konzessionierte Markscheider oder der öffentlich bestellte Vermessungsingenieur. R e c h t s n a t u r der V e r m e s s u n g : 1 Für die Grenzen eines Feldes ist nicht die amtliche Vermessung, sondern die Verleihungsurkunde maßgebend (RekB v. 19. 1. 1895 — ZfB 36, 409). Auch für die Größe des Feldes gilt die Angabe in der Verleihungsurkunde (Art. 37 Ziff. 3 bzw. § 34 Ziff. 3 ABG). Durch die Einzeichnung in die Flurkarte soll nach der Absicht des Gesetzes die Begrenzung des Feldes und damit naturgemäß auch seine Größe zweifellos dargetan werden (Bay. VGH 1 6 . 2 . 1 9 1 4 Nr. 87 HI/13). Die unter bergbehördlicher Leitung durchzuführende Vermessung hat daher keine konstitutive Bedeutung. Dennoch stellt sie einen Verwaltungsakt dar. Die Vermessung soll es dem Bergwerkseigentümer ermöglichen, sich in der Natur zu vergewissern, ob sein Betrieb sich innerhalb der Feldes93

Art. 43 bayBergG — § 40 AB G

Berggesetz

grenzen bewegt und ob Grenzüberschreitungen seitens Dritter stattgefunden haben (vgl. Mot. zum ABG-ZiB 6, 119). Durch die Vermessung wird ein Rechtsschein erzeugt, der für den betroffenen belastend oder begünstigend ist. Auch die Anordnung der Vermessung ist schon ein Verwaltungsakt, der sich gegen die betroffenen Grundbesitzer wendet, die nach Art. 13 Abs. 2 bzw. § 40 Abs. 2 ABG zur Duldung verpflichtet sind, und gegen die benachbarten Bergwerkseigentümer. Anordnung und Durchführung der Vermessung können daher von den betroffenen Bergwerkseigentümern bzw. Grundbesitzern nach den allgemeinen Vorschriften der Verwaltungsgerichtsordnung (Widerspruch, Anfechtungsklage) angefochten werden. Für die Anfechtungsklage ist das Verwaltungsgericht der belegenen Sache ausschließlich zuständig (§ 52 Ziff. 1 VwGO). 2 L o c h s t e i n e waren Grenzsteine mit durchbrochenen Löchern zum Durchziehen der Schnur bei der Vermessung der Grubenfelder. Verlochsteinung ist daher die Vermarkung mit Grenzsteinen. Sie genießen den Schutz des § 274 Nr. 2 StGB gegen Beschädigung, Verrückung usw., obwohl die Vermessung nur deklaratorische Bedeutung hat; denn für die Frage der Strafbarkeit kommt es nicht auf die zivilrechtliche Bedeutung der Grenzzeichen an (vgl. RG 18. 10. 1892 — RGSt 23, 254). Die Verlochsteinung erfolgt in der Regel über Tage; nur ausnahmsweise unter Tage, etwa durch Einschlagen von Markscheiderstufen (RekB v. 1. 7. 1922 — ZfB 19, 132). Bedarf es hierzu der Aufwältigung alter fremder Grubenbaue, so muß der Antragsteller sich mit dem Bergwerkseigentümer gütlich einigen; eine Verpflichtung des letzteren, die Aufwältigung vorzunehmen oder auf Kosten des Antragstellers zu dulden, besteht nicht (RekB v. 12. 1. 1872 — ZfB 13, 136). 3 Bezeichnung gem. Bek. v. 18. 12. 1940 (GVB1. 1941 S. 11). Im ABG-Bereich ist zur Durchführung der Vermessung entweder ein konzessionierter Markscheider oder ein öffentlich bestellter Vermessungsingenieur (früher Feldmesser) — siehe Anm. 3 zu Art. 18 — berufen. 4 Die Vermessung ist gebührenpflichtig ( B a y e r n : Art. 1 KG). Die Kosten hat der Antragsteller zu tragen ( B a y e r n : Art. 2 KG; vgl. auch Art. 41 bzw. § 38 ABG).

Art. 43 bayBergG — § 40 ABG [Zuziehung Beteiligter — Grundbenützung] Art. 43 (1) Zu der Vermessung und Verlochsteinung werden außer d e m B e r g werkseigentümer die Vertreter der angrenzenden Bergwerke und die Besitzer derjenigen Grundstücke, auf welchen Lochsteine zu setzen sind, zugezogen 1 . (2) Die Grundbesitzer sind verpflichtet 2 , das Betreten ihrer Grundstücke und das Setzen der Lochsteine gegen vollständigen E r s a t z des Schadens 3 zu gestatten. Art. 43 stimmt wörtlich mit § 40 A B G überein. 1 Der hier aufgeführte Personenkreis ist wegen seines unmittelbaren Interesses an der Vermessung zuzuziehen (Mot. S. 51). Entspricht die Vermessung nicht dem Inhalt der Verleihungsurkunde, so hat die Zuziehung der Betroffenen keine rechtliche Wirkung (kein Verzicht auf bestehende Rechte), da der Vermessung selbst nur deklaratorische Bedeutung zukommt (vgl. Anm. 1 zu Art. 42). Das Nichterscheinen geladener Personen hat auf die Vermessung und ihre Gültigkeit keinen Einfluß. Über die Vermessungsverhandlung nimmt das Bergamt eine Niederschrift auf, die von den anwesenden Personen unterzeichnet wird. 2 Die Grundbesitzer (Begriff s. Anm. 4 zu Art. 6) sind zur Duldung gegen volle Entschädigung verpflichtet. Das Bergamt kann auch gegen die Weigerung eines Grund-

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II. Titel: Von d. Erwerbg. d. Bergwerkeigentums

Art. 43 bayBergG — § 40 ABG

besitzers die Verlochsteinung anordnen (vgl. Anm. 1 zu Art. 42). Diese Anordnung kann in Bayern gem. Art. 29 S. VwZVG mit Zwangsmitteln durchgesetzt werden. Über die zulässigen Zwangsmittel s. Anm. zu Art. 256. Auch im ^BG-Bereich wird die Möglichkeit der zwangsweisen Durchsetzung bejaht (vgl. Boldt, Anm. 1; KlostermannThielmann Anm. 3). Es erscheint zweifelhaft, ob eine solche Anordnung ergehen kann, bevor die Entschädigungsfrage geregelt ist. Aus dem Wortlaut des Art. 43 bzw. § 40 ABG kann im Vergleich zu den entsprechenden Vorschriften über die Entschädigung des Grundbesitzers durch den Schürfer (Art. 7 bzw. § 6 ABG) und den Bergwerksbesitzer bei der Grundabtretung (Art. 180 bzw. § 137 ABG) geschlossen werden, daß eine v o r g ä n g i g e Entschädigung nicht erforderlich ist (so auch Boldt Anm. 1; Schlüter-Hense Anm. 1; verneinend Voelkel, S. 135, Brassert-Gottschalk Anm. 1; vgl. auch Klostermann-Thielmann Anm. 3). Es erscheint jedoch zweckmäßig, daß die Bergbehörde vor Erlaß einer entsprechenden Anordnung versucht, eine Einigung über die etwa zu leistende Entschädigung zu erzielen. Die Entschädigung wird in der Regel nur in einem Ersatz für die entgangene 3 Nutzung und für den etwaigen Flurschaden bestehen; denn eine nachhaltige Wertminderung des Grundstücks wird im allgemeinen nicht eintreten. (Im A B G folgt hier der Fünfte Abschnitt „Von der Konsolidation" — § § 4 1 bis 49. Diese Vorschriften werden bei Art. 57 ff. behandelt.)

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Dritter Titel

Von dem Bergwerkseigentume Erster Abschnitt

VON DEM B E R G W E R K S E I G E N T U M E IM ALLGEMEINEN Überblick I Das Berggesetz behandelt in diesem Abschnitt den derivativen (abgeleiteten) Erwerb von Bergwerkseigentum (Art. 45 Abs. 1 bzw. § 50 Abs. 2 ABG) und damit auch die Veräußerung — sowie die Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum im allgemeinen (Art. 45 Abs. 2 bzw. § 50 Abs. 2 ABG). Es verweist dabei auf die allgemeinen Vorschriften über Grundstücke (d.s. §§ 873ff. 925ff., 985ff. BGB). Ferner werden der Inhalt des Bergwerkseigentums, insbesondere die Rechte und Pflichten des Bergwerkseigentümers gegenüber dem Grundeigentümer und gegenüber anderen Bergwerkseigentümern in diesem Abschnitt näher umschrieben. Als besondere Rechte des Bergwerkseigentümers wird vor allem das Aufsuchungs- und Gewinnungsrecht, das Mutungsvorrecht, das Mitgewinnungsrecht, das Hilfsbaurecht, das Recht zur Errichtung von Aufbereitungsanstalten und das Recht auf Grundabtretung geregelt (Art. 46 bis 56 bzw. §§ 54 bis 64 ABG). Im übrigen verweist das Gesetz auch hinsichtlich des Inhalts des Bergwerkseigentums auf die allgemeinen Vorschriften über Grundstücke. Daher sind z. B. für die Belastung des Bergwerkseigentums allein die Vorschriften des B G B anzuwenden. Das Erlöschen des Bergwerkseigentums richtet sich nicht nach den Vorschriften des B G B über Grundstücke, sondern allein nach den bergrechtlichen Bestimmungen. Die Aufhebung wird nicht in diesem Abschnitt sondern im Sechsten Titel (Art. 214ff. bzw. §§ 156ff. ABG) behandelt. II Das in diesem Titel geregelte B e r g w e r k s e i g e n t u m ist die typische Rechtsform, die das Berggesetz als Berechtigung zum Bergbau geschaffen hat. Die Vorschriften des Berggesetzes sind daher vornehmlich auf das Bergwerkseigentum zugeschnitten. Daneben bestehen aber noch eine Reihe anderer Rechtsformen, die ebenfalls das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen zum Gegenstand haben. Auf diese Berechtigungen finden größtenteils die Vorschriften über das Bergwerkseigentum entsprechende Anwendung. Hierzu gehören: I I I 1. Der sog. echte Staatsvorbehalt. Darunter versteht man das durch Gesetz begründete Recht des Staates ohne besondere Verleihung bestimmte Mineralien aufzusuchen und zu gewinnen. Diese Form der Berechtigung besteht in B a y e r n an den in Art. 2 aufgeführten Mineralien soweit nicht noch alte Verleihungen oder aufrechterhaltene Abbauberechtigungen fortbestehen (vgl. Anm. 4 zu Art. 1). Im Geltungsbereich des ABG ist der echte Staatsvorbehalt für phosphorhaltige Mineralien und Gesteine (§ 1 Phosphoritgesetz) und für Bitumen (§ 1 Erdölverordnung) eingeführt worden; in H e s s e n in den ehemaligen hessischen Landesteilen an freier, chemisch nicht gebundener Kohlensäure, soweit sie 1 g/1 übersteigt und frei ausströmt (§ 4 Ges. v. 6. 7. 1952 — GVB1. S. 130); in N o r d r h e i n - W e s t f a l e n , im Gebiet des 96

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume ehemaligen Landes Lippe an mineralischen Heilquellen und Kohlensäurequellen (Art. I I I Abs. 5 Ges. v. 25.5.1954 — GSNW S. 694), ferner im S a a r l a n d an Eisen- und Manganerzen (§ 1 Abs. 1 Ges. v. 10. 7. 1953 — ABl. S. 533 — Anh. M I 3). Auf die durch den Staat betriebene Aufsuchung und Gewinnung im Rahmen des echten Staatsvorbehalts finden die bergrechtlichen Vorschriften über das Bergwerkseigentum Anwendung (Art. 3, § 3 Phosphoritgesetz, § 1 Erdölverordnung i. V. m. § 2 Erdölgesetz, § 4 des Hess. Ges. v. 6. 7. 1952; Art. I I I Abs. 5 d. NR-Westf. Ges. v. 25. 5. 1954). Im Rahmen des echten Staatsvorbehalts können Dritte durch Hoheitsakt (vgl. Art. 2 Abs. 2) oder durch Verträge zur Aufsuchung und Gewinnung ermächtigt werden. Auch für sie gelten die Vorschriften über das Bergwerkseigentum entsprechend (vgl. Anm. 3 zu Art. 3). 2. B e r g b a u b e r e c h t i g u n g e n a l t r e c h t l i c h e r A r t . 112 Vor dem Inkrafttreten des Berggesetzes bestanden ebenfalls besondere Bergbauberechtigungen, die größtenteils auf das Bergregal zurückgingen (z. B. Belehnungen). Sie wurden durch die Berggesetze aufrechterhalten (Art. 281 bzw. § 222 ABG), können aber nicht mehr neu begründet werden. Auch auf diese Berechtigungen sind die Vorschriften über das Bergwerkseigentum grundsätzlich entsprechend anzuwenden. Zu den Bergbauberechtigungen alter Art, die nicht mehr neu begründet werden können, gehören auch die sog. Feldreservationen (Reservatfelder). Vor Inkrafttreten der Berggesetze konnten im r e c h t s r h e i n i s c h e n G e b i e t durch den Staat bestimmte Felder für die eigene fiskalische Nutzung reserviert werden, ohne daß er an eine bestimmte Feldesgröße gebunden war. Diese Felder waren für Mutungen und Verleihungen (Belehnungen) an Dritte grundsätzlich geschlossen. Die Reservatfelder bestehen weiter. Der Staat hat hier die Rechtsstellung eines Bergwerkseigentümers. Auch auf noch fortbestehende Privatbergregale sind die Vorschriften über das Berg Werkseigentum sinngemäß anzuwenden. 3. B e s o n d e r e G e w i n n u n g s r e c h t e 113 Im Geltungsbereich des ABG kann die Aufsuchung und Gewinnung in besonderen Fällen zum Gegenstand eines absoluten Gewinnungsrecht gemacht werden. Dies ist möglich bei Mineralien, die unter (sog. unechtem) Staatsvorbehalt stehen (§ 2 ABG) nach der Verleihung an den Staat (§ 38 c ABG). In H a n n o v e r bestehen besondere Salzabbbaugerechtigkeiten auf Grund des Gesetzes v. 4. 8.1904 (GSS. 235). Auf diese Rechte finden die Vorschriften über das Bergwerkseigentum weitgehend entsprechende Anwendung (vgl. §§ 38c, 50 ABG). 4. Grundeigentümerbergbau 11 4 Im Geltungsbereich des ABG wird in einigen Gebieten Bergbau auf Mineralien, die dem Grundeigentümer gehören, den bergrechtlichen Vorschriften unterstellt: Vgl. §§ 214 ff. ABG, Art. II, X I I u. X I I I AusführungsVO für Hannover v. 8. 5.1867 (GS S. 601). Durch die Verordnung zur Aufsuchung und Gewinnung mineralischer Bodenschätze v. 31. 12. 1942 (RGBl. 1943 I S. 17) — MineralVO — wurde die Aufsuchung und Gewinnung bestimmter wirtschaftlich besonders bedeutsamer Grundeigentümermineralien den Vorschriften des Berggesetzes über das Bergwerkseigentum unterstellt, soweit sie der Sache nach zutreffen (§ 6 MineralVO). Über phosphorhaltige Mineralien und Gesteine und Bitumen s. oben unter Anm. 2. Das Bergwerkseigentum unterliegt heute keiner besonderen B e s t e u e r u n g I I I mehr. In Bayern galt früher das G r u b e n f e l d a b g a b e g e s e t z v . 27. 7. 1918 (GVB1. S.378). Danach war für jedes Bergwerk, das nicht betrieben wurde, eine jährliche Grubenfeldabgabe zu entrichten. Bei Nichterfüllung dieser Zahlungsverpflichtung konnte das Oberbergamt das Bergwerk aufheben. Das Gesetz wurde durch Verordnung des Generalbevollmächtigten für die Wirtschaft vom 30.10. 1944 (RGBl. I S. 318) rückwirkend ab 1. 10. 1943 aufgehoben, weil der Ertrag aus dem Gesetz nicht im richtigen Verhältnis zu dem Verwaltungsaufwand stand (vgl. Das Bayerische Oberbergamt und der bayerische Bergbau, S. 18). 7

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 44,45 bayBergG — § 50 ABG

Berggesetz

Art. 44,45 bayBergG — § 50 ABG [ E r w e r b von Bergwerkseigentum, Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum] Art. 44 Auf das Bergwerkseigentum finden die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften entsprechende Anwendung 1 . Art. 45 (1) Für den Erwerb eines bestehenden Bergwerkseigentums gelten dieselben Vorschriften wie für den Erwerb des Eigentums an einem Grundstück 2 . (2) Auf die Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum finden die für die A n sprüche aus dem Eigentum geltenden Vorschriften entsprechende Anwendung 3 , Art. 44 und 45 entspricht

§ 50 A B G

(1) Das Bergwerkseigentum wird durch die Verleihung begründet sowie durch Konsolidation, Teilung von Grubenfeldern oder Austausch von Feldesteilen erworben. (2) Für das Bergwerkseigentum und das auf Grund des § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht gelten die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs1, soweit nicht aus diesem Gesetze sich ein anderes ergibt. (3) Mit der gleichen Beschränkung finden die für den Erwerb des Eigentums 2 und die Ansprüche aus dem Eigentum 3 an Grundstücken geltenden Vorschriften auf das Bergwerkseigentum und das auf Grund des § 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht entsprechende Anwendung. (4) Die für selbständige Gerechtigkeiten geltenden Vorschriften der Art. 22. 28 des Ausführungsgesetzes zur Grundbuchordnung vom 26. September 1899 ( G S S. 307), der Artikel 15 bis 22 des Ausführungsgesetzes zum Reichsgesetz über die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung vom 23. September 1899 ( G S S. 291) und des Artikels 76 des Preußischen Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit vom 21. September 1899 ( G S S. 249) finden auf das nach§ 38 c Abs. 1 begründete Gewinnungsrecht Anwendung. (5) Bei der Bestellung eines Gewinnungsrechts ist für dieses ein besonderes Grundbuchblatt anzulegen. Die Anlegung wird auf dem Grundbuchblatte des Bergwerks vermerkt. In Hessen ist § 50 Abs. 4 A B G durch Art. 23 Ziff. 8 d. Ges. v. 20. 12. 1960 (GVB1. S. 238) aufgehoben worden. 1 Art. 44 bzw. § 50 Abs. 2 ABG stellt den Grundsatz auf, daß für die rechtliche Behandlung des Bergwerkseigentums die Vorschriften über Grundstücke gelten sollen. Art. 45 bzw. § 50 Abs. 3 ABG hebt noch ausdrücklich hervor, daß für den Erwerb bestehenden Bergwerkseigentums und für die Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum die für das Eigentum an Grundstücken geltenden Vorschriften anzuwenden sind. Wie in § 50 Abs. 2 und 3 ABG ausdrücklich klargestellt ist, erfährt dieser Grundsatz eine Reihe von Ausnahmen: die allgemeinen Vorschriften überGrundstücke gelten für dasBergwerkseigentum nur insoweit entsprechend, als nicht im Berggesetz abweichende Bestimmungen getroffen sind. Diese Einschränkung gilt natürlich auch in Bayern. Sie ist noch dahin zu ergänzen, daß die Vorschriften über Grundstücke auch dann nicht gelten, wenn in sonstigen bundes- oder landesrechtlichen Vorschriften Abweichendes bestimmt ist. Für die rechtliche Behandlung des Bergwerkseigentums ergibt sich im einzelnen folgendes: 98

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 44,45 bayBergG — § 50 ABG

a) E r w e r b von Bergwerkseigentuni 1Q Das Gesetz unterscheidet zwischen dem erstmaligen •— originären — E r w e r b (vgl. § 50 Abs. 1 ABG) und dem E r w e r b bestehenden Bergwerkseigentum — derivativen E r w e r b — (Art. 45 Abs. 1, vgl. § 50 Abs. 3 ABG). 1. Der o r i g i n ä r e E r w e r b richtet sich n u r n a c h dem Bergrecht, die Vorschrif- l o l ten über d a s Grundeigentum passen hier nicht. Bergwerkseigentum e n t s t e h t („wird erw o r b e n " § 50 Abs. 1 ABG) durch Verleihung (Art. 33, 35 bzw. §§ 30, 32, 38b ABG), durch Vereinigung mehrerer Bergwerke zu einem Ganzen — Konsolidation — (Art. 57 bzw. § 41 ABG), durch Teilung eines Bergwerks in mehrere reale Teile (Art. 66 bzw. § 51 ABG) u n d durch Austausch von Teilen zweier Bergwerke (Art. 66 bzw. § 51 ABG). I n diesen Fällen e n t s t e h t das Bergwerkseigentum erst mit Wirksamwerden des Verleihungsaktes bzw. Bestätigungsaktes des Oberbergamtes (in den Fällen des § 3 8 b ABG) des W i r t schaftsministers) . Zwischen der Verleihung u n d den übrigen Arten der E n t s t e h u n g originären Bergwerkseigentums bestehen insofern Unterschiede, als bei der Verleihung noch kein Bergwerkseigentum v o r h a n d e n war, während in den übrigen Fällen bereits bestehendes Bergwerkseigentum in seinem Bestand v e r ä n d e r t wird. I n allen Fällen entstehen neue Bergwerksfelder, insofern ist der E r w e r b stets originär. Bei der Konsolidation, bei der Feldesteilung u n d beim Feldesaustausch bildet das neue Feld oder die neuen Felder aber lediglich die Fortsetzung des alten Feldes oder der alten Felder. Deshalb können R e c h t e an dem alten Feld oder an den alten Feldern bestehen bleiben, wie A r t . 64 u n d 66 bzw. §§ 43ff. 51 ABG vorsehen. W ü r d e keine Fortsetzung stattfinden, so wäre der Übergang von Rechten nicht denkbar, da sie in allen Fällen erlöschen m ü ß t e n . Auch eine Gewerkschaft, die sich auf ein Bergwerksfeld gründet, das umgewandelt wird, k a n n fortbestehen. (Vgl. R G 19. 6. 1937, RGZ 155, 167 = Z f B 78, 426). F ü r die Beurteilung der in der L i t e r a t u r aufgeworfenen Streitfrage, ob der E r w e r b von Bergwerkseigentum durch Konsolidation, Feldesteilung u n d Feldesaustausch originären oder derivativen Charakter aufweist, k o m m t es daher darauf an, was jeweils u n t e r diesem Begriff verstanden wird. Richtig ist n u r die Lösung, die dem Gesetz entspricht. Das Gesetz schließt aber die R e c h t s ü b e r t r a g u n g nicht aus. I n den streitigen Fällen k a n n nur in dem hier dargelegten Sinne von originärem E r w e r b gesprochen werden. Vgl. R G 19. 6. 1937, RGZ 155, 167 = Z f B 78, 426 u. Ebel Anm. 2 zu § 41; Müller-Erzbach S. 191; Klostermann-Thielmann Anm. zu § 41; Güthe-Triebel Anm. 5 zu Art. 23 Preuß AGGBO. Wolff-Raiser, § 97 I I . 2. I m Gegensatz zum originären E r w e r b im oben beschriebenen weiteren Sinne 1 a 2 richtet sich der d e r i v a t i v e E r w e r b grundsätzlich n a c h den allgemeinen Vorschriften des bürgerlichen Rechts (Art. 45 Abs. 1 bzw. § 50 Abs. 2 ABG). Rechtsgeschäftlich wird Bergwerkseigentum daher ü b e r t r a g e n durch Auflassung u n d E i n t r a g u n g (§§ 873, 925 BGB). Sollen Teile eines Bergwerks v e r ä u ß e r t werden, so m u ß das Bergwerk erst nach den Vorschriften des Art. 66 bzw. § 51 ABG real geteilt werden. Die E i n r ä u m u n g eines ideellen Bruchteils im Wege der Ü b e r t r a g u n g eines Miteigentumsanteils (§ 1008 ff. BGB) ist dagegen nach den allgemeinen Vorschriften zulässig. Buchersitzung ist möglich (§ 900 BGB). Ferner k a n n Bergwerkseigentum übergehen durch G e s a m t ü b e r t r a g u n g des Vermögens einer juristischen Person, durch Einbringung in eine Gesamtshandsgemeinschaft (Gesellschaft, eheliche Gütergemeinschaft) u n d durch Erbfolge. Keine Anwendung finden die E r w e r b s a r t e n des § 927 (dreißigjähriger Eigenbesitz) u n d des § 928 (Aneignungsrecht durch den Fiskus) weil diese Erwerbsarten auf den besonderen Vorschriften über den Verlust des E i g e n t u m s an Grundstücken beruhen, f ü r das Bergwerkseigentum hier aber besondere Vorschriften gelten (vgl. Anm. l b ) Bergwerkseigentum k a n n wie ein Grundstück zwangsversteigert werden. Die Ü b e r t r a g u n g auf den Ersteigerer erfolgt durch den Zuschlag. 3. Z u l e g u n g 1o3 Durch die heute als Bundesrecht fortgeltende Verordnung über die Zulegung von Bergwerksfeldern vom 25. 3. 1938 (RGBl. I S. 345) — A n h . A I 5a —, wurde die Mög7*

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lichkeit geschaffen, aus „allgemeinwirtschaftlichen Gründen" Bergwerksfelder einem sog. Hauptfeld zuzulegen. Ferner ist die Zulegung auch zur Feldesbereinigung zulässig. Die Zulegung erfolgt bei Bergbauberechtigungen, die auf Verleihung beruhen, durch Vereinigung (§ 4 d. VO i.V.m. Art. 57 des Berggesetzes bzw. § 41 ABG). Näheres vgl. Anh. A I 5b. b) Erlöschen von Bergwerkseigentum Das Erlöschen von Bergwerkseigentum ist wie der originäre Erwerb durch besondere bergrechtliche Bestimmungen geregelt, folgt also nicht den Vorschriften über Grundstücke (§§ 927, 928 BGB). Bergwerkseigentum erlischt nur, wenn es vom Oberbergamt ausdrücklich aufgehoben wird, also niemals allein auf Grund einer Willenserklärung des Bergwerkseigentümers. Eine A u f h e b u n g findet in folgenden Fällen statt: 1b

1b 1 1. Im V e r l e i h u n g s v e r f a h r e n , wenn nach Rechtskraft des Verleihungsaktes auf Grund eines Urteils des ordentlichen Gerichts auf eine Widerspruchsklage eine für den Kläger günstige Entscheidung ergeht (Art. 38 Abs. 4 bzw. § 35 Abs. 3 ABG). In den Fällen des Art. 34 bzw. § 31 ABG bedarf es einer besonderen Aufhebung der Verleihung in der Regel nicht, da das Bergwerkseigentum erst mit der Übermittlung der Verleihungsurkunde an den Bergwerkseigentümer entsteht, diese aber erst nach Rechtskraft des Beschlusses und zweckmäßigerweise auch nicht vor der Erledigung von Einspruchsklagen ausgefertigt wird. Kommt es dennoch nach der Ausstellung der Urkunde zu einem abweichenden Urteil des ordentlichen Gerichts, so muß das Bergwerkseigentum analog Art. 38 Abs. 4 bzw. § 35 Abs. 3 ABG aufgehoben werden. Im Geltungsbereich des ABG kann auch nach der Verleihung das Bergwerkseigentum noch aufgehoben werden, wenn sich herausstellt, daß ein dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers unterliegendes Mineral verliehen wurde. Im Gegensatz zu den übrigen Fällen wirkt diese Aufhebung aber nicht zurück (§ 38 a ABG). Vgl. hierzu auch Anm. 3c zu Art. 34. 1 b 2 2. Außerhalb des Verleihungsverfahrens kann Bergwerkseigentum aufgehoben werden auf Grund eines E n t z i e h u n g s v e r f a h r e n s nach Art. 214ff. bzw. §§ 156ff. ABG oder auf Grund freiwilligen V e r z i c h t s des Bergwerkseigentümers gegenüber dem Oberbergamt (Art. 218 bzw. § 161 f. ABG). Auch im letzteren Falle bedarf es der Aufhebung durch das Oberbergamt, nicht wie nach § 928 BGB nur der Erklärung gegenüber dem Grundbuchamt. Über die Voraussetzungen der Aufhebung nach diesen Vorschriften siehe im einzelnen die Erläuterungen zu Art. 214 ff. 1 C c) Belastung von Bergwerkseigentum. Bergwerkseigentum kann wie Grundstücke dinglich belastet werden. Es gelten die Vorschriften des BGB. Praktische Bedeutung haben nur die Grundpfandrechte (Hypotheken, Grund- und Rentenschulden, §§ 1113fi., 1191ff. und 1199ff. BGB). Diese Rechte bedürfen der Eintragung im Grundbuch, besondere bergrechtliche Belastungen zugunsten benachbarter Bergwerkseigentümer (Hilfsbaurechte) dagegen nicht. Ein Erwerber kann sich ihretwegen auch nicht auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs berufen (§ 60 Abs. 3 ABG). Der im BGB besonders geregelte Nießbrauch an einem Bergwerk (§ 1038) hat keine Bedeutung erlangt, da der Nießbrauch wegen seines Erlöschens beim Tod des Berechtigten nicht gerne gewählt wird. d) Wesen und Inhalt des Bergwerkseigentums Das Bergwerkseigentum ist ein Recht besonderer Art. Er ist ein absolutes, aber kein d i n g l i c h e s Recht, da es kein Recht an einer Sache gewährt. Es wird aber in mannigfacher Beziehung wie ein dingliches Recht behandelt; so ist es im Grundbuch eingetragen, dinglich belastbar, wird wie Grundeigentum übertragen u.a.m. vgl. Anm. l a 2, lc, l f u. l g . Der Bergwerkseigentümer ist nicht Eigentümer der Mineralien, solange sie mit dem Grund und Boden fest verbunden sind. Er wird es erst mit der Trennung und Besitzergreifung. Der I n h a l t des Bergwerkseigentums ist durch das Berggesetz bestimmt als das ausschließliche Recht zur Aufsuchung und Gewinnung der verliehenen Mineralien in dem zur Verleihung gehörigen Bergwerksfeld. Daneben ist das Bergwerkseigentum mit einer 1d

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III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

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Reihe weiterer Befugnisse ausgestattet, so mit dem Recht zur Mitgewinnung fremder Mineralien, zur Unterhaltung von Vorrichtungen über und unter Tage, von Aufbereitungsanstalten, von Hilfsbauen, sowie zur Inanspruchnahme fremder Grundstücke für betriebliche Zwecke. Das Bergwerkseigentum ist kein Vollrecht wie das Sacheigentum, sondern ein Inbegriff einzelner im Berggesetz geregelter Rechte (Befugnisse). Vgl. hierzu RG 21. 4. 1906, ZfB 48, 117; RG 17. 2. 1915, ZfB 56, 403. e) Bestandteile und Zubehör 1 6 Obwohl das Bergwerkseigentum keine Sache sondern ein (unkörperliches) Recht ist, ergibt sich aus der Anwendbarkeit der allgemeinen Vorschriften über Grundstücke, daß es auch Bestandteile und Zubehör haben kann — ähnlich wie das Erbbaurecht —. (Umgekehrt können nach § 96 B G B auch Rechte Bestandteile eines Grundstücks sein). So sind die mit dem Grund und Boden fest verbundenen Bergwerksanlagen über und unter Tage, die dem Bergwerksbetrieb dienen, wesentliche Bestandteile des Bergwerkseigentums (Art. 44 bzw. § 50 Abs. 2 ABG i.V.m. § 94 BGB) und nicht des Grundstücks. Die darin liegende Abweichung vom B G B ist jedenfalls nach Art. 67 E G B G B zulässig, wenn nicht überhaupt § 95 B G B angewendet werden kann. Zu den Bestandteilen eines Bergwerks können beispielsweise folgende Tagesanlagen zählen: Betriebsgebäude, Dampfkessel, Fördermaschinen, Pumpen, Gleisanlagen (vgl. RG 5. 7. 1905 RGZ 61, 188 = ZfB 47, 249, RG 7. 10. 1916, ZfB 58, 108). Bestandteil des Bergwerkseigentums sind die Hilfsbaue (§ 60 Abs. 3 ABG). Zubehör von Bergwerken sind die beweglichen Sachen, die dem wirtschaftlichen Zweck des Bergwerks dienen sollen und zu ihm räumlich in einem entsprechenden Verhältnis stehen (§ 97 BGB). Hierzu gehören vor allem die nicht fest eingebauten Maschinen, Kraftwagen u.a.m. Die Eigenschaft, Bestandteil oder Zubehör eines Bergwerks zu sein, hat zur Folge, daß die für Bestandteile und Zubehör geltenden allgemeinen Vorschriften (vgl. z.B. §§ 314, 926, 1062, 1120 BGB, § 864 ZPO) anzuwenden sind. Bergwerkseigentum kann selbst einem Grundstück als Bestandteil z u g e s c h r i e b e n werden (z.B. dem Betriebsgrundstück) und umgekehrt ein Grundstück dem Bergwerk (§ 890 Abs. 2 BGB). Das Berg Werkseigentum wird in seinem Inhalt dadurch nicht verändert. Eine V e r e i n i g u n g von zwei oder mehreren Bergwerken nach § 890 Abs. 1 B G B ist nicht möglich. Die Vereinigung muß nach den besonderen bergrechtlichen Bestimmungen (Art. 57ff. bzw. §§ 41 ff. ABG) durchgeführt werden. Auch die Vereinigung von Grundstücken mit Bergwerken zu einem Ganzen ist der Natur der Sache nach ausgeschlossen. f) Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum 1f Für die Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum gelten nach Art. 45 Abs. 2 bzw. § 50 Abs. 3 ABG die für das Eigentum maßgeblichen Vorschriften entsprechend. Gemeint sind hier nicht die besonderen Rechte des Bergwerkseigentümers, die den Inhalt des Bergwerkseigentums bilden (vgl. oben Anm. c), sondern die Ansprüche, die dem Eigentümer zustehen. Hierher gehören vor allem: die Ansprüche aus § 985ff. B G B wegen Entziehung des Eigentums und der Anspruch aus § 1004 B G B auf Abwehr sonstiger Störungen. Anwendbar ist ferner § 904 BGB. Der Bergwerkseigentümer darf also unter den Voraussetzungen des N o t s t a n d e s Eingriffe in fremdes Bergwerkseigentum oder Grundeigentum vornehmen (RG 12. 3. 1904, ZfB 45, 228). Da dem Bergwerkseigentümer die Benutzung fremden Grundes durch die bergrechtlichen Vorschriften über die Grundabtretung (Art. 178ff. bzw. §§ 135ff. ABG) ermöglicht wird, kann § 904 B G B nur in Fällen angewendet werden, in denen die gegenwärtige Gefahr durch ein plötzliches unerwartetes Ereignis eintritt (RG a.a.O.). Die n a c h b a r r e c h t l i c h e n Vorschriften des B G B (§§ 906 ff.) sind auf das Verhältnis zwischen verschiedenen Bergwerkseigentümern untereinander und zu Schürfern und Mutern nicht anwendbar, da hier die Sondervorschriften des Bergrechts eingreifen (vgl. Art. 11, 23, 48, 52£f. bzw. §§ 10, 21, 56, 60ff. ABG). Dagegen bestehen keine Bedenken, Störungen des Bergwerkseigentums durch Maßnahmen des Grundeigentümers nach den §§ 906ff. zu beurteilen (bestr., bejahend Isay Anm. 4, Lantzke, ZfB 1 0 1 , 7 8 — 1960 — verneinend Boldt Anm. 4, Klostermann-Thielmann Anm. 4, Voelkel S. 108). 101

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Berggesetz

Umgekehrt gelten diese Vorschriften grundsätzlich auch für Einwirkungen des Bergwerkseigentümers auf das Grundeigentum. Doch werden nur solche Einwirkungen erfaßt, die der Grundeigentümer nicht auf Grund der bergrechtlichen Vorschriften zu dulden verpflichtet ist. Auch kann er — entsprechend § 26 GewO — nicht die Einstellung des Betriebes verlangen. Vgl. hierzu Anm. 7 zu Art. 46 und Anm. 1 zu Art. 51. 1 9 g) Schuldrechtliche Verträge. Das Bergwerkseigentum kann wie ein Grundstück Gegenstand schuldrechtlicher Verträge sein (z. B. von Kauf, Tausch, Gesellschaftsvertrag). Für Kaufverträge gilt die Formvorschrift des § 313 BGB. Besondere Bedeutung haben die Vorschriften über die Grundstücks p a c h t §§ 581 ff. B G B (über Nießbrauch am Bergwerkseigentum vgl. Anm. ld). Räumt der Bergwerkseigentümer durch Vertrag einem Dritten das Recht ein, die verliehenen Mineralien gegen Entgelt für eigene Rechnung zu gewinnen, so richten sich die Rechtsbeziehungen der Beteiligten nach den Vorschriften des B G B über die Pacht. Ein Pachtvertrag liegt nicht vor, wenn der Gewinnungsberechtigte die Mineralien an den Bergwerkseigentümer gegen Entgelt abgibt. Hier handelt es sich um einen Werkvertrag. Das Reichsgericht hat die Auffassung vertreten, die B e r g w e r k s p a c h t sei ein landesrechtlich geregeltes Rechtsverhältnis. Durch den Pachtvertrag sei dem Pächter das ausschließliche Aneignungsrecht mit Wirkung gegenüber jedermann, selbst gegenüber dem Bergwerkseigentümer, übertragen (RG 27. 1. 1932, ZfB 73, 469 mit krit. Anm. der Herausgeber). Diese Auffassung ist unhaltbar und wird von der Literatur einhellig abgelehnt. Da das Berggesetz keine besonderen Vorschriften über die Bergwerkspacht enthält, die an sich nach Art. 67 E G B G B hätten erlassen werden können, richtet sich die Bergwerkspacht gem. Art. 44 bzw. § 50 Abs. 2 ABG nach den allgemeinen Vorschriften des BGB. Danach kann aber dem Pächter das dem Bergwerkseigentümer zustehende Aneignungsrecht nur zur Ausübung übertragen werden. Andernfalls würde dem Bergwerkseigentümer nur ein obligatorischer Anspruch gegen den Pächter verbleiben, was dem Charakter der Pacht widerspricht. 1 H h) Erbrecht. Bergwerkseigentum ist frei vererblich. Es gelten die allgemeinen Grundsätze des Erbrechts (5. Buch des BGB). 1 i i) Verfahrensbestimmungen. I i i Für Klagen vor den ordentlichen Gerichten, die auf dem Bergwerkseigentum beruhen, ist das Gericht zuständig, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt. Das Bergwerkseigentum gehört zu den unbeweglichen Sachen im Sinne des § 24 ZPO. Im dinglichen Gerichtsstand können auch persönliche Klagen, welche gegen den Bergwerkseigentümer oder Bergwerksbesitzer als solchen gerichtet werden, erhoben werden (§ 26 ZPO). Die Zwangsvollstreckung in das Bergwerkseigentum und in die unbeweglichen Kuxe richtet sich nach den §§ 866 ff. ZPO (vgl. § 870 ZPO) i. V. m. dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. 3. 1897 (RGBl. S. 97). Der Gläubiger eines Bergwerkseigentümers kann eine Sicherungshypothek in das Bergwerksgrundbuch eintragen lassen oder beim Vollstreckungsgericht die Zwangsversteigerung oder die Zwangsverwaltung des Bergwerks beantragen. Für das Verfahren bei der Zwangsverwaltung und Zwangsversteigerung gelten nach § 2 EGZVG vom 24. 3. 1897 (RGBl. S. 135) i.d.F.v. 20. 3. 1898 (RGBl. S. 750) die besonderen landesrechtlichen Bestimmungen. Vgl. in Bayern Art. 38ff. AGGBO vom 9. 6. 1899, — Anh. B II 5 —. Im Geltungsbereich des ABG ist maßgebend Art. 15ff. Preuß AGZVG vom 23. 9. 1899 (GS S. 291) — Anh. C II 4, — in Hessen Hess. AGZVG v. 20. 12. 1960 — Anh. H II 12. Über das Zwangsversteigerungsverfahren vgl. auch Buchner, ZfB 73, 406 (1932), RG 12. 2. 1932 RGZ 135, 201, Ebel Anm. 4. In diesen Gesetzen ist auch die gerichtliche Versteigerung in den im Berggesetz zugelassenen Fällen geregelt (vgl. Art. 216, 218, 290 Abs. 2 bzw. §§ 159, 161, 234, 235 ABG): Bayern: Art. 44ff. AGGBO; Preußen: Art. 23ff. Preuß AGZVG. Für die freiwillige Versteigerung von Bergwerken enthält Art. 76 des Gesetzes über die freiwillige 102

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 46 bayBergG — § 54 ABG

Gerichtsbarkeit vom 21. 9.1899 — Anh. C II 3 — Bestimmungen. Entsprechende Vorschriften fehlen in Bayern. Auch die grundbuchrechtlichen Vorschriften über Grundstücke sind anzuwenden. So bedarf die Eintragung der Übertragung von Bergwerkseigentum des Nachweises der Einigung (§ 20 GBO). Über das Verfahren in Grundbuchsachen siehe Anm. 2 zu Art. 40. Im Verwaltungsstreitverfahren sind Klagen, die das Bergwerkseigentum be- 1 I 2 treffen bei dem Gericht, in dessen Bezirk das Bergwerk liegt, anzubringen, da das Bergwerkseigentum als unbewegliches Vermögen im Sinne von § 52 Ziff. 1 VwGO anzusehen ist. k) Schutzvorschriften. Das Bergwerkseigentum ist durch besondere Strafvorschriften gegen Angriffe geschützt. Vgl. Art. 273 bzw. Gesetz über die Bestrafung unbefugter Gewinnung oder Aneignung von Mineralien vom 26. 3.1856 — Anh. C I 1. Es ist wie das Eigentum gegen unerlaubte Handlungen nach § 823 Abs. 1 B G B geschützt. Über den Erwerb von Bergwerkseigentum s. Anm. 1 a. 2 Über die Ansprüche aus dem Bergwerkseigentum s. Anm. 1 h. 3 § 51 A B G s. bei Art. 66; § § 52, 53 A B G sind aufgehoben.

Art. 46 bayBergG — § 54 ABG [Rechte des Bergwerkseigentümers] 1 Art. 46 (1) Der Bergwerkseigentümer hat die ausschließliche Befugnis 2 , nach den Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes 3 das in der Verleihungsurkunde benannte Mineral 4 in seinem Felde aufzusuchen 5 und zu gewinnen* sowie alle hierzu erforderlichen Vorrichtungen unter und über T a g zu treffen 7 . (2) Diese Befugnis erstreckt sich auch auf die innerhalb des Feldes befindlichen Halden eines früheren Bergbaues 8 . Art. 46 stimmt mit § 54 A B G überein. Art. 46 bzw. §54 ABG umschreibt den Haupt i n h a 11 des Bergwerkseigentums, 1 nämlich das Recht zur Aufsuchung, Gewinnung und Aneignung der verliehenen Mineralien. Ferner wird klargestellt, daß der Bergwerkseigentümer in seinem Feld auch alle erforderlichen Vorrichtungen über und unter Tage treffen darf. Ist allerdings die Benutzung der Oberfläche fremden Bodens erforderlich, so bedarf es der Zustimmung des Grundeigentümers oder eines diese ersetzenden Grundabtretungsbeschlusses (Art. 57 i. V.m. Art. 178flf. bzw. § 64 i. V.m. §§ 135ff. ABG). Weitere Rechte des Bergwerkseigentümers sind in Art. 47ff. bzw. §§ 55ff. ABG geregelt, vgl. hierzu Überblick vor Art. 44. Die Befugnisse des Bergwerkseigentümers nach Art. 46 bzw. § 54 ABG beschränken das Verfügungsgsrecht des Grundeigentümers nach § 903 BGB. Diese Beschränkung ist nach Art. 67 E G B G B zulässig. Das in Art. 46 bzw. § 54 ABG umschriebene Recht des Bergwerkseigentümers 2 ist a b s o l u t , d.h. es wirkt gegenüber jedermann, nicht nur gegenüber dem Grundeigentümer. Der Bergwerkseigentümer kann daher gegen Dritte, die ohne seine Zustimmung in dem Bergwerksfeld das ihm verliehene Mineral aufsuchen oder gewinnen auf Unterlassung klagen (Art. 45 Abs. 2 bzw. § 50 Abs. 3 ABG i. V. m. § 1004 BGB). Hat ein Dritter verliehene Mineralien schuldhaft (d.h. vorsätzlich oder fahrlässig) gewonnen oder sich sonst angeeignet, so ist er wegen Verletzung des Aneignungsrechts schadensersatzpflichtig nach § 823 Abs. 1 B G B ; vgl. auch § 849 B G B (Verzinsung der Ersatzsumme). Liegt kein Verschulden vor, so besteht jedenfalls eine Herausgabepflicht auf Grund ungerechtfertigter Bereicherung (§ 812 BGB). 103

Art. 46 bayBergG — § 54 ABG

Berggesetz

Die Ausübung der Befugnis ist nicht uneingeschränkt zulässig. Sie ist insbesondere den Vorschriften des Berggesetzes und sonstiger bundes- und landesrechtlicher Bestimmungen unterworfen (vgl. Anm. 3). 3 Das Recht zur Aufsuchung und Gewinnung der verliehenen Mineralien innerhalb des Bergwerksfeldes steht dem Bergwerkseigentümer unmittelbar auf Grund Gesetzes zu. Er bedarf zur Ausübung grundsätzlich keiner behördlichen Erlaubnis oder Genehmigung. Die A u s ü b u n g ist aber in vielfacher Hinsicht durch bergrechtliche Bestimmungen und durch sonstige Vorschriften beschränkt. Dies wird in Art. 51 für die landesrechtlichen Vorschriften ausdrücklich hervorgehoben, gilt aber selbstverständlich erst recht für die höherrangigen bundesrechtlichen Normen, soweit sie auf das Bergwesen überhaupt anwendbar sind (vgl. Anm. 1 zu Art. 51). 3 a B e r g r e c h t l i c h e Beschränkungen des Bergwerkseigentums zugunsten anderer Bergwerkseigentümer enthalten vor allem Art. 48 bzw. § 56 ABG (Mitgewinnungsrecht) und Art. 52 Abs. 2 bzw. § 60 Abs. 2 ABG (Hilfsbaurecht) Beschränkungen zugunsten des bergbautreibenden Grundeigentümers sind in Art. 49 bzw. § 57 ABG vorgesehen. Einer besonderen Kontrolle unterliegt der Bergbau durch die Vorschriften des Berggesetzes über den Betrieb (Art. 68ff. bzw. §§ 65ff. ABG), insbesondere durch die Pflicht zur vorherigen Einreichung von Betriebsplänen, zur Anfertigung von Grubenbildern und zur Namhaftmachung von Aufsichtspersonen, die anerkannt werden müssen. Ferner besteht für den Bergbau unter bestimmten Voraussetzungen eine Betriebspflicht (Art. 68 bzw. § 65 ABG und Gesetz über die Erschließung von Bodenschätzen vom 1. 12. 1936 — RGBl. I S. 999 — Anh. A I 5). Das Berggesetz enthält auch besondere arbeitsrechtliche Verpflichtungen, die in den Art. 84ff. bzw. §§ 80ff. ABG geregelt sind. Ferner ist für den Bergbau eine als Verursachungshaftung ausgestaltete besondere Bergschadenshaftung vorgesehen (Art. 206 bzw. § 148 ABG). Der Bergbau unterliegt besonderen Beschränkungen gegenüber dem Betrieb und der Errichtung öffentlicher Verkehrsmittel (Art. 211 bzw. § 153 ABG). 3 b Die Sozialversicherung im Bergbau ist heute ausschließlich außerhalb des Berggesetzes geregelt, die Kranken- und Rentenversicherung im Reichsknappschaftsgesetz vom 23. 6. 1923 (RGBl. I S. 431) i. d. F. der Bek. vom 1. 7. 1926 (RGBl. I S. 369) und den seitdem eingetretenen Änderungen, insbesondere dem KnappschaftsversicherungsNeuregelungsgesetz vom 21. 5. 1957 (BGBl. I S. 533), die Unfallversicherung im 3. Buch der Reichsversicherungsordnung vom 19. 7. 1911 (RGBl. S. 509) i. d. F. d. Bek. vom 15. 12. 1924 (RGBl. I S. 779), vom 9. 1. 1926 (RGBl. I S. 9) und vom 17. 5. 1934 (RGBl. I S. 419) und der späteren Änderungen. S. Anm. 5 zu Art. 69 und zum Siebenten Titel, ferner Miesbach, Die Knappschaftsversicherung Berlin 1942, Miesbach-Busl Kommentar zum RKnG, München 1961. 3 c Abgesehen von diesen Einschränkungen kann der Bergwerkseigentümer sein Recht auf jede beliebige Weise verfolgen. Er darf die Mineralien insbesondere überall aufsuchen, wo sie vorkommen, selbst unter fremden Gebäuden, Gärten, Hofräumen, wo das Schürfen ohne Einwilligung des Grundbesitzers nur in Ausnahmefällen zulässig ist (vgl. Art. 5 Abs. 3 bzw. § 4 Abs. 3 ABG). Eine Einwilligung des Grundbesitzers ist nur bei Benutzung der Oberfläche erforderlich. „Die Tatsache, daß eine Gefahr vorausgesehen werden konnte oder mußte und dennoch die gefährdende Handlung vorgenommen worden ist, macht die Handlung nocht nicht zu einer widerrechtlichen im Sinne des § 823 Abs. 1 BGB. Der Bergbautreibende ist daher in der Befugnis zur Mineralförderung nicht der Beschränkung unterworfen, daß er mit dem Bergbaubetriebe innerzuhalten verpflichtet ist, wenn er gefahrdrohende Ereignisse voraussieht. Einer solchen Beschränkung unterliegt er lediglich hinsichtlich gewisser ö f f e n t l i c h r e c h t l i c h e r U n t e r n e h m u n g e n , die er nicht gefährden darf." (RG 16. 12. 1909, ZfB 51, 621). Welche Minerallen verliehen sind, ergibt sich aus der Veleihungsurkunde (vgl. 4 Art. 37 bzw. § 34 ABG)\ es können auch mehrere sein. 104

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 46 bayBergG — § 54 ABG

I n B a y e r n wurden Verleihungen auf „ M i n e r a l k o h l e " ausgesprochen. Mit 4 a dieser Bezeichnung sollte die oberbayerische, oligozäne Kohle beschrieben werden, die äußerlich der Steinkohle gleicht u n d chemische u n d physikalische Eigenschaften sowohl der Steinkohle als der Braunkohle aufweist, nach dem geologischen Alter aber als B r a u n kohle anzusprechen ist. Die Bergbehörde hielt es seinerzeit bei der sowohl n a c h demSteinkohlen- als a u c h nach d e m Braunkohlencharakter hinneigenden Eigenart des Minerals als angemessen u n d rechtlich zulässig, diese Kohlen sowohl als Steinkohlen- als auch als Braunkohlen zu verleihen u n d demgemäß in dem Ausdruck „Mineralkohlen" einen beide verleihbare mineralische Kohlenarten in sich bergenden Sammelnamen bei ihren Verleihungen zu gebrauchen, womit sich nicht nur der Gebrauch, sondern auch der Sinn dieses Ausdruckes „Mineralkohlen" erklärt. Dieser BegrifE u m f a ß t deshalb in den auf Mineralkohlen verliehenen Grubenfeldern die beiden Kohlengattungen Stein- u n d Braunkohlen. Der B a y V G H h a t sich in seinen (nicht veröffentlichten) Entscheidungen v o m 15. 3. u n d 20. 9. 1909 Nr. 155, I I I , 09 der seinerzeitigen Auffassung der Bergbehörde angeschlossen. H e u t e können Verleihungen auf „Mineralkohle" schon deshalb nicht mehr ausgesprochen werden, weil n u r Steinkohle, nicht aber Braunkohle verleihbar sind. Über ihm nicht verliehene aber verleihbare u n d über staatsvorbehaltene Mine- 4 b ralien darf der Bergwerkseigentümer grundsätzlich nicht verfügen. Eine Ausnahme gilt j edoch hinsichtlich solcher Mineralien, die nicht getrennt gewonnen werden können. Diese k a n n er m i t g e w i n n e n , m u ß sie aber auf Verlangen dem berechtigten Bergwerkseigent ü m e r oder bei staatsvorbehaltenen Mineralien dem S t a a t bzw. dem I n h a b e r einer Gewinnungserlaubnis gegen E r s t a t t u n g der Förderungskosten herausgeben (Art. 3, 48 bzw. § 56 ABG). Sind die Mineralien noch nicht verliehen worden u n d besteht a u c h kein (echter) Staatsvorbehalt, so ist der Bergwerkseigentümer nicht herausgabepflichtig. Dies ergibt sich mittelbar aus Art. 13, 23 bzw. §§ 11, 21 ABG, wonach der Schürfer u n d der Muter vor der Verleihung solche Mineralien behalten darf. Andernfalls k ö n n t e der Bergwerkseigentümer mit der Erklärung, er h a b e auf diese Mineralien geschürft, den Anspruch begründen. F ü r die Verfügung über Mineralien, die dem G r u n d e i g e n t ü m e r gehören, 4 c deren Aufsuchung und Gewinnung aber nach §§ 2, 6 MineralVO den berggesetzlichen Vorschriften unterstellt ist, gilt gleichfalls Art. 48 bzw. § 56 ABG. Die Verfügungsbefugnis über andere Grundeigentümermineralien ist in Art. 49 bzw. § 57 ABG geregelt, auch wenn die Betriebe von der Bergbehörde beaufsichtigt werden. Zur Verfügung über verleihbare Mineralien, die nur in S p u r e n vorkommen u n d 4 d daher nach Art. 17 bzw. §§ 15, 38b ABG nicht verleihbar sind, ist der Bergwerkseigent ü m e r berechtigt. Unterliegen sie jedoch dem (echten) Staatsvorbehalt, so müssen sie auf Verlangen dem S t a a t oder einem Erlaubnisträger gegen E r s t a t t u n g der Förderkosten herausgegeben werden (Art. 3, 48). Fallen diese Mineralien nicht u n t e r Art. 1 bzw. § 1 ABG, weil sie z. B. nicht als Erze angesehen werden können, (vgl. Anm. 10 zu A r t . 1), so gehören sie dem Grundeigentümer. Es gilt d a n n die Regelung des A r t . 49 bzw. § 57 ABG. Das R e c h t des Bergwerkseigentümers richtet sich n u r auf die Aufsuchung u n d 4e Gewinnung von Mineralien. Literatur u n d Rechtsprechung haben jedoch von alters her dem Bergwerkseigentümer das Recht zugesprochen, das von ihm e r s c h r o t e n e G r u b e n w a s s e r u n t e r Tage zu benutzen. (RekB vom 29. 11. 1892, Z f B 34, 482; R G 8. 1. 1913, Z f B 54, 274; Klostermann-Thielmann Anm. 6, Ebel A n m . 1). Das bayer. Berggesetz erkennt dieses Recht ausdrücklich a n u n d erstreckt es a u c h auf die B e n u t z u n g der zu Tage ausfließenden Grubenwasser (Art. 203). Nach ABG ist die B e n u t z u n g des zu Tage ausfließenden Wassers grundsätzlich n u r dem Grundbesitzer gestattet (Klostermann-Thielmann a . a . O . , Ebel a.a.O.). Der Bergwerkseigentümer darf über das erschrotene Wasser n u r zu Betriebszwecken verfügen, z.B. k a n n er eine erschlossene H e i l q u e l l e f ü r betriebliche Zwecke benützen, nicht aber durch Verabreichung von Bädern oder durch E r ö f f n u n g des Zutritts an die Allgemeinheit wirt-

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Art. 46 bayBergG — § 54 ABG

Berggesetz

schaftlich verwerten. Dieses Recht steht dem Grundeigentümer zu (vgl. R G 29. 11. 1892, ZfB 34, 482). Nach dem W a s s e r h a u s h a l t s g e s e t z bedürfen bergbauliche Maßnahmen, die geeignet sind, die Lösung von Grundwasser zu bewirken, einer wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung. Dies gilt auch für den Bergbau. Vgl. hierüber Art. 51 Anm. 1 und Überblick vor Art. 203. 5 Der Begriff Aufsuchung ist hier in einem engeren Sinne verwendet als in Art. 1, 2 und 4 bzw. §§ 1, 2 und 3 ABG. Während dort auch die auf die Entdeckung eines Minerals gerichtete Tätigkeit unter Aufsuchung fällt, versteht der Gesetzgeber in Art. 46 bzw. § 54 ABG darunter die der Gewinnung vorausgehende, auf die Erschließung der Lagerstätte gerichtete Tätigkeit. Dazu gehört auch die Errichtung von Versuchsstollen, -strecken und -Schächten, d. h. solche Arbeiten, die auf den Aufschluß des Vorkommens innerhalb des Feldes gerichtet sind. Außerhalb der Grenzen des Bergwerksfeldes dürfen Aufschließungsarbeiten nur vorgenommen werden, soweit sie auf die Aufsuchung oder Gewinnung von Mineralien innerhalb des verliehenen Feldes abzielen und auch dann nur unter den Voraussetzungen des Hilfsbaurechts (Art. 52 bzw. § 60 ABG). Der Bergwerkseigentümer kann jedoch wie jedermann außerhalb seines Feldes Schürfarbeiten vornehmen, er kann auch innerhalb des Feldes auf andere Mineralien schürfen. Insoweit steht ihm ein Findervorrecht zu (Art. 26 bzw. § 24 ABG). 6 Gewinnung ist die auf Loslösung des Minerals zwecks späterer Verwendung gerichtete Tätigkeit. Sie umfaßt die Ausrichtung, Vorrichtung und Förderung. Insoweit ist Gewinnung ein technisch-wirtschaftlicher Begriff. Sie umfaßt daneben aber auch das Recht zur Aneignung, durch die der Bergwerkseigentümer Sacheigentum an den gewonnenen Mineralien erlangt. Die Aneignung setzt die Trennung der Mineralien vom Gebirge und die Inbesitznahme in Zueignungsabsicht voraus (§ 958 BGB). Die Inbesitznahme kann auch durch einen Dritten erfolgen, z. B. durch den Hauer (Besitzdiener). Gewinnt ein Dritter Mineralien in der Absicht, sie für sich zu behalten, so erlangt er wegen Verletzung des ausschließlichen Aneignungsrechts des Bergwerkseigentümers kein Eigentum. 7 Außer dem Aufsuchungs- und Gewinnungsrecht hat der Bergwerkseigentümer noch die Befugnis alle hierzu erforderlichen Vorrichtungen unter und über Tage zu treffen. Der Bergwerkseigentümer braucht für die Ausführung der erforderlichen Vorrichtungen nicht noch eine besondere behördliche Bewilligung, sondern er ist dazu kraft gesetzlicher Bestimmung berechtigt. Er hat dabei aber allen in der Landesgesetzgebung begründeten Beschränkungen und bestehenden Vorschriften sich zu unterwerfen (Art. 51). Wenn er diese bei seinen Betriebsvornahmen über und unter Tage einzuhalten imstande ist, kann er weiter nur im Rahmen des Art. 253 bzw. § 196 ABG beschränkt oder behindert werden. 7 a Insbesondere kann der Grundeigentümer nicht die Untersagung von betrieblichen Maßnahmen verlangen, aus denen ihm ein Schaden erwachsen könnte (vgl. BGH 23. 4. 1958, BGHZ 27, 149 = ZfB 99, 216). Der Bergwerksbesitzer ist jedoch zum vollständigen Schadensersatz verpflichtet (Art. 206 bzw. § 148 ABG). Der Grundeigentümer kann z.B. nicht die Errichtung einer Feuerungsanlage untersagen, weil die Rauchgase sein Grundstück in der Vegetation beeinträchtigen. Wegen § 16 GewO vgl. Anm. 1 zu Art. 51. 7 b Für Vorrichtungen über Tage bedarf der Bergwerkseigentümer der Einwilligung des Grundeigentümers, die durch einen Grundabtretungsbeschluß ersetzt werden kann (Art. 178ff. bzw. §§ 135£f. ABG). Zu den Vorrichtungen über Tage gehören z.B. Fördereinrichtungen, Grubenbahnen und Drahtseilbahnen zum Absatz der Produkte ohne Rücksicht auf ihre Länge. Zweifelhaft kann sein, ob ein Elektrizitätswerk zu den Vorrichtungen über Tage gehört die der Berg Werkseigentümer errichten darf. Wenn es wenigstens teilweise der

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III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 46 bayBergG — § 54 ABG

Versorgung der Grube oder der Aufbereitungsanlagen (Art. 50 bzw. § 58 ABG) Strom dient, wird dies zu bejahen sein.

mit

Vorrichtungen, die anderen Zwecken als der Aufsuchung oder Gewinnung von 7 c Mineralien dienen, darf der Bergwerkseigentümer gegen den Willen des Grundeigentümers auch unter Tage nicht treffen. So darf er eine natürliche H ö h l e , die er durch bergbauliche Arbeiten aufgeschlossen hat, zwar f ü r betriebliche Zwecke verwenden, nicht aber nach Beendigung des Bergbaus gegen Entgelt Fremden zeigen. Dieses Recht h a t nur der Grundeigentümer (RG 27. 10. 1891, RGZ 28, 152 = ZfB 33, 135). Zweifelh a f t kann sein, ob der Bergwerkseigentümer sog. F r e m d e n e i n f a h r t e n gegen den Willen des Grundeigentümers veranstalten darf, bei denen die Anlagen des Bergwerks Besuchern vorgeführt werden. Solange der Bergwerkseigentümer noch selbst Bergbau betreibt, kann der Grundeigentümer u . E . dies nicht untersagen, da dem Bergwerkseigentümer nicht verboten ist, seinen Betrieb Dritten zu zeigen. Wenn kein Bergbau mehr umgeht und die Vorrichtungen des Bergwerks nur noch in der Absicht unterhalten werden, Besuchern den E i n t r i t t zu ermöglichen, dienen sie nicht mehr bergbaulichen Zwecken. Der Grundeigentümer kann die Einfahrten dann verbieten. Die Vorrichtungen können wesentliche Bestandteile oder Zubehör des Bergwerks sein (vgl. Anm. l e zu Art. 44/45). Art. 46 Abs. 2 bzw. § 54 Abs. 2 ABG enthält eine Sondervorschrift f ü r sog. alte Halden. Vgl. hierzu Krautschneider, Bergbaufreiheit 1960, S. 235.

8

H a l d e n sind künstliche Anhäufungen der aus einem Bergwerk gewonnenen Ge- 8 a steinsmassen, die nach der Aufbereitung als nicht mehr weiter verwertbar in der Nähe des Bergwerks auf der Erdoberfläche abgelagert werden (Isay Anm. 12, vgl. auch B G H 14. 5. 1954, ZfB 95, 444). Die Vorschrift stellt eine Erweiterung des Inhalts des Bergwerkseigentums dar. 8 b Das ausschließliche Aufsuchungs- und Gewinnungsrecht des Bergwerkseigentümers erstreckt sich an sich nur auf die in seinem Feld auf ihrer natürlichen Ablagerung vorkommenden Mineralien der in der Verleihungsurkunde bezeichneten Art. Diese Mineralien sind bis zur Aneignung durch den Bergwerkseigentümer herrenlos. Auf Mineralien der in der Verleihungsurkunde bezeichneten Art, die auf künstlichem Wege dorthin gebracht wurden, erstreckt sich das Recht des Bergwerkseigentümers grundsätzlich nicht. Sie stehen in aller Regel auch bereits im Sacheigentum eines Dritten, so daß eine Aneignung im Sinne des § 958 B G B (an einer herrenlosen beweglichen Sache) schon begrifflich unmöglich ist. Diejenigen Mineralien der in der Verleihungsurkunde bezeichneten Art, die auf einer vom Bergwerkseigentümer oder seinem Rechtsnachfolger herrührenden Halde liegen, unterliegen nicht seinem Aneignungs- und Gewinnungsrecht nach Art. 46 bzw. § 54 ABG, sondern stehen in seinem Sacheigentum (§ 903 BGB), das er mit der Trennung und Besitzergreifung erlangt hat. Die Halde ist, solange der Bergwerksbetrieb besteht, Bestandteil oder Zubehör des Bergwerks und nicht Bestandteil des Grundstücks, auf dem sie errichtet ist (BGH 14. 5. 1954, ZfB 95, 444, 446). Wird die Halde mit dem Grundstück nach der Einstellung des Bergbaus an den Grundeigent ü m e r zurückgegeben (vgl. Art. 180 bzw. § 137 ABG), so gehen auch die in der Verleihungsurkunde bezeichneten Mineralien in das Sacheigentum des Erwerbers über. Verwertet er die Halde, so unterliegt diese Tätigkeit nicht mehr der bergbehördlichen Aufsicht (OVG Münster 23. 11. 1954, ZfB 96, 81), da diese sich auf die Aufsuchung, Gewinnung, Förderung und Aufbereitung der Mineralien durch den Bergbauberechtigten beschränkt (Art. 253 Abs. 4 bzw. § 196 Abs. 4 ABG). Dieser Regelung gegenüber bringt Art. 46 Abs. 2 bzw. § 54 Abs. 2 ABG eine Aus- 8 c nähme. Wird ein Bergwerkseigentum neu verliehen, so soll sich das Aufsuchungs- und Gewinnungsrecht des Bergwerkseigentümers auch auf die aus einem früheren Bergbau herrührenden Haldenmaterialien erstrecken. Dieses Recht bezieht sich nur auf Halden, die in Ausübung eines inzwischen durch Verzicht der Entziehung erloschenen Bergwerks angelegt worden sind. Da diese Halden in der Regel bis zur Verleihung im Sach107

Art. 47 bayBergG — § 55 ABG

Berggesetz

eigentum eines Dritten stehen, werden sie durch die Neuverleihung kraft Gesetzes dem Verfügungsrecht des bisherigen Berechtigten entzogen. Die sich auf ihr befindlichen Mineralien der in der Verleihungsurkunde bezeichneten Art werden kraft Gesetzes wieder herrenlos und dem ausschließlichen Aneignungsrecht des Bergwerkseigentümers unterworfen. Die weitere Verwertung der Halden steht wieder unter bergbehördlicher Aufsicht. 8 d Das durch Art. 46 Abs. 2 bzw. § 54 Abs. ABG begründete Recht des Bergwerkseigentümers an den alten Halden erlischt mit der Aufhebung des Bergwerkseigentums oder auch dann, wenn die Bestandteile der Halde durch Niederschläge, Bäche oder dgl. weithin abgeschwemmt werden (RekB vom 5. 3. 1869, ZfB 10, 263). 8 e Zur Benutzung des Grund und Bodens bedarf der Bergwerkseigentümer in jedem Fall der Zustimmung des Grundeigentümers oder eines sie ersetzenden Grundabtretungsbeschlusses. Über das rechtliche Schicksal der auf Halde liegenden aus einem Bergwerk stammenden sog. Grundeigentümermineralien vgl. Anm. 2 zu Art. 49 und Anm. zu Art. 180.

Art. 47 bayBergG — § 55 ABG [Mutungsvorrecht] A r t . 47 (1) Auf Mineralien 1 , welche m i t dem in der Verleihungsurkunde benannten Mineral 2 innerhalb der Grenzen des Feldes 3 in einem solchen Z u s a m m e n h a n g e vorkommen 4 , daß dieselben nach der Entscheidung des O b e r b e r g a m t s 5 a u s bergtechnischen oder bergpolizeilichen Gründen gemeinschaftlich gewonnen werden müssen 8 , hat der Bergwerkseigentümer 2 in seinem Felde v o r j e d e m Dritten ein V o r r e c h t z u m Muten 7 . ( 2 ) L e g t ein Dritter auf solche Mineralien Mutung ein, so wird dieselbe d e m B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r mitgeteilt 6 . Letzterer m u ß alsdann binnen e i n e m Monat 9 nach Ablauf des T a g e s dieser Mitteilung Mutung einlegen, widrigenfalls sein Vorrecht erlischt 1 0 . ( 3 ) Auf andere Mineralien, welche nicht in d e m vorbezeichneten Z u s a m m e n h a n g e vorkommen 4 , hat der B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r kein Vorrecht 7 . Art. 47 entspricht § 5 5 A B G ; die Frist in Abs. 2 beträgt 4 Wochen. 1 Das Mutungsvorrecht besteht nur für solche M i n e r a l i e n , auf die auch sonst gemutet werden kann, also nur für die in Art. 1 bzw. § 1 A BG aufgeführten, ausgenommen diejenigen, deren Aufsuchung und Gewinnung nach Art. 2 bzw. § 2 ABG dem Staat vorbehalten ist. Auf staatsvorbehaltene Mineralien und auf Grundeigentümermineralien insbesondere auch solche, die früher verleihbar waren, aber jetzt dem Berggesetz nicht mehr unterstehen, kann nicht gemutet werden, auch wenn sie gemeinschaftlich gewonnen werden müssen (vgl. hierzu Art. 48, 49 bzw. §§ 56, 57 ABG). 2 Der Klärung bedarf, welche B e r g b a u b e r e c h t i g u n g e n ein Vorrecht zum Muten gewähren: Ursprünglich galt die Vorschrift nur für den Bergwerkseigentümer und für den Inhaber einer alten Bergbauberechtigung (bestr. vgl. R e k B vom 2. 3. 1892, ZfB 34, 266). Da ein Teil der dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers entzogenen Mineralien unter sog. echten Staatsvorbehalt stehen (vgl. vor Anm. 1 zu Art. 2) und eine Reihe volkswirtschaftlich bedeutsamer Grundeigentümermineralien durch die MineralVO ebenfalls den berggesetzlichen Vorschriften unterstellt wurde, erhebt sich die Frage, ob auch in diesen Fällen den Abbauberechtigten ein Mutungsvorrecht zusteht, falls die Mineralien mit einem verleihbaren Mineral vergesellschaftet vorkommen. 108

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 47 bayBergG — § 55 ABG

Die Anwendung des Art. 47 auf die dem sog. e c h t e n S t a a t s v o r b e h a l t unter- 2 a liegenden Mineralien ist nach Art.2 des Berggesetzes zu bejahen, da Art.3 ausdrücklich die Vorschriften über das Verhältnis des Bergbautreibenden zu den Mutern für anwendbar erklärt soweit sie der Natur der Sache nach zutreffen. Auch die letztere Voraussetzung ist gegeben, da der Zweck des Art. 47, dem primär Bergbauberechtigten die Mitgewinnung der zusammen vorkommenden Mineralien zu ermöglichen (vgl. Mot. S. 53) auch auf den vorliegenden Fall paßt. Da der Staat im ganzen Staatsgebiet abbauberechtigt ist, solange er keine Erlaubnis hierzu an Dritte erteilt hat, steht ihm auch das Mutungsvorrecht ohne weiteres zu. Dieses Recht geht aber auf den Erlaubnisträger über, der zur Gewinnung berechtigt ist. Solange er nur eine Aufsuchungserlaubnis besitzt, ist allein der Staat zur Einlegung der Mutung berechtigt. Vgl. hierzu Anm. 1 zu Art. 15. Im Geltungsbereich des A BG ist die Anwendung des §55 in § 3 Ziff. 3 Phosphorit- 2 b gesetz ausdrücklich anerkannt. Beim sog. u n e c h t e n S t a a t s vor b e h a l t (§§ 2, 38 b ABG) steht dem Staat als Bergwerkseigentümer das Mutungsvorrecht ohne weiteres zu. Dagegen kann es der nach § 38 c Gewinnungsberechtigte nach ausdrücklicher Vorschrift nicht geltend machen. Auch beim gemeinschaftlichen Vorkommen von verleihbaren Mineralien mit 2 c G r u n d e i g e n t ü m e r m i n e r a l i e n , deren Aufsuchung und Gewinnung nach der MineralVO den berggesetzlichen Vorschriften unterstellt ist, ist u.E. Art. 47 bzw. § 55 ABG anwendbar. Denn die Bestimmung über das Mutungsvorrecht ist nicht an das Vorliegen von Bergwerkseigentum gebunden, da der vom Gesetz angestrebte Zweck (vgl. oben) auch auf diese Fälle zutrifft. Dagegen kann Art. 47 bzw. § 55 ABG bei gemeinschaftlichen Vorkommen von verleihbaren Mineralien und anderen Grundeigentümermineralien mangels einer gesetzlichen Bestimmung nicht, auch nicht entsprechend, angewendet werden. Hier gilt allein die Regelung des Art. 49 bzw. § 57 ABG. Das gemeinschaftliche Vorkommen muß i n n e r h a l b derGrenzen derBerechti3 gung des Bevorrechtigten nachgewiesen werden (RekBv. 17. 9.1930, ZfB72, 337), wobei es genügt, wenn das Zusammenvorkommen an einem Punkt festgestellt wird (Voelkel S. 83, PreußOTr. 25. 6. 1877, ZfB 19, 99; PreußOTr. 12. 5. 1879, ZfB 21, 242). Nicht erforderlich ist der Nachweis an dem Fundpunkt der Mutung. Der Bevorrechtigte muß zur Geltendmachung seines Vorrechts den Nachweis des Zusammenvorkommens innerhalb der Grenzen seines Feldes führen (RekB vom 16. 6. 1880, ZfB 21, 395). Ein Rückschluß aus einem außerhalb des Feldes nachgewiesenen gemeinsamen Vorkommen genügt nicht. Nach st. Rspr. muß der Bevorrechtigte den N a c h w e i s des Zusammenvorkom4 mens führen. Die bloße Wahrscheinlichkeit eines gemeinschaftlichen Vorkommens innerhalb des Feldes reicht nicht aus (RekB vom 2. 3.1892, ZfB 34, 266; R e k B vom 6. 3.1923, ZfB 64, 302). Nicht erforderlich ist das Zusammenvorkommen auf derselben Lagerstätte (RekB vom 13. 10. 1885, ZfB 27, 135). Der Nachweis muß bei Einlegung der Mutung erbracht werden, andernfalls 4 a wird die Vorrechtsmutung zurückgewiesen (PreußOTr. 12. 5. 1879, ZfB 21, 242). Es genügt, daß das Mineral in einer den Voraussetzungen des Art. 1 bzw. § 1 ABG 4 b entsprechenden Beschaffenheit nachgewiesen wird. Nicht erforderlich ist der Nachweis der Bauwürdigkeit im Sinne des Art. 17 bzw. § 15 ABG (RekB v. 20. 6. 1867, ZfB 9, 208; R e k B vom 25. 1. 1899, ZfB 40, 248). Handelt es sich nur um Spuren oder Verbindungen des Minerals, die nicht als Erze im Sinne des Berggesetzes angesprochen werden können (vgl. Anm. 10 zu Art. 1), so sind die Voraussetzungen des Art. 47 bzw. § 55 ABG nicht erbracht. Die Entscheidung des Oberbergamts darüber, daß die Mineralien gemein5 schaftlich gewonnen werden müssen, ist eine notwendige Voraussetzung der Wirksamkeit der Vorrechtsmutung. Die Entscheidung über den Tatbestand ist dem Oberbergamt übertragen, weil 5 a es im einzelnen Falle stets einer eingehenden Würdigung der Bedingungen bedarf, unter 109

Art. 47 bayBergG — § 55 ABG

Berggesetz

denen der Grubenbetrieb ohne Bedenken bergtechnischer oder bergpolizeilicher Natur durchgeführt werden kann. Es kommen Fälle vor, in denen die Mineralien an einer Stelle innig vermengt, an anderen Stellen sich berührend oder auch getrennt abgelagert sind. Es wird im einzelnen Falle gewürdigt werden müssen, ob nach der ganzen Natur der Mineralvorkommen innerhalb des Grubenfeldes die eine oder andere Art der Ablagerung unter bergtechnischen Gesichtspunkten und im Hinblick auf die Sicherheit des Abbaues eine gemeinschaftliche Gewinnung erforderlich macht. Die bloße Möglichkeit der gemeinschaftlichen Gewinnung oder der wirtschaftliche Vorteil einer solchen Gewinnung reichen nicht aus (s. Anm. 6). 5 b Die Entscheidung des Oberbergamts ergeht in der Regel im Rahmen des Verleihungsverfahrens, da dort ohnehin über das Bestehen besonderer Rechte Dritter befunden werden muß (Art. 34 bzw. § 31 ABG). Über Rechtsbehelfe gegen die Entscheidung des Oberbergamts siehe dort. 5 c Der ordentliche Rechtsweg kann mit dem Ziel, die Entscheidung des Oberbergamts nach Art. 47 bzw. § 55 ABG anzugreifen, nicht beschritten werden. Diese Feststellung ist für die ordentlichen Gerichte bindend. 6 Es muß eine gemeinschaftliche Gewinnung notwendig sein, d. h. die beiden Mineralien müssen derart gelagert sein, daß die Gewinnung des einen Minerals nicht z e i t l i c h getrennt von der des anderen Minerals erfolgen kann (RekB vom 21. 8. 1926, ZfB 68, 255; RekB vom 17. 4. 1930, ZfB 72, 337). Die gemeinschaftliche Gewinnung muß unter bergtechnischen oder bergpolizeilichen Gesichtspunkten erforderlich sein. Unter bergtechnischen Gesichtspunkten ist eine gemeinschaftliche Gewinnung notwendig, wenn nach den anerkannten bergmännischen Abbaumethoden eine Gewinnung des einen Minerals ohne Mitgewinnung des beibrechenden Minerals ausgeschlossen ist. Über den Begriff der Bergpolizei vgl. Überblick vor Art. 25 3. Die maßgeblichen bergpolizeilichen Gesichtspunkte sind in Art. 25 3 bzw. § 196 A BG aufgeführt. Eine gemeinschaftliche Gewinnung ist insbesondere dann erforderlich, wenn die getrennte Gewinnung, auch falls sie bergtechnisch möglich ist, zu einem Verlust des anderen Minerals führen würde (Schutz aller Lagerstätten, soweit er im allgemeinwirtschaftlichen Interesse liegt). 7 Das Mutungsvorrecht auf Grund der älteren Bergbauberechtigung soll in erster Linie den gemeinschaftlichen Abbau zusammen vorkommender Mineralien ermöglichen. Macht der Berechtigte jedoch von seinem Vorrecht keinen Gebrauch, so kann es dennoch zu einer Überlagerung mehrerer Berechtigungen kommen, die verschiedenen Personen zustehen. In diesem Fall ist Art. 48 bzw. § 56 ABG anzuwenden. Über das Verhältnis zwischen Bergbautreibenden und Grundeigentümern, die ebenfalls Abbau treiben vgl. Anm. 1 b zu Art. 48 und Anm. 1 a zu Art. 49. 7 a Das Mutungsvorrecht kann nur ausgeübt werden, wenn die Berechtigung, auf die es gestützt wird, schon besteht. Auf Grund einer Mutung kann noch kein Mutungsvorrecht geltend gemacht werden (RekB vom 81. 12. 1868, ZfB 10, 266; RekB vom 12. 1. 1869, ZfB 11, 357), desgleichen noch nicht auf Grund eines Antrages auf Erteilung einer Erlaubnis zur Gewinnung staatsvorbehaltener Mineralien im Rahmen des echten Staatsvorbehalts. Auch auf Grund einer Aufsuchungserlaubnis kann das Vorrecht nicht beansprucht werden. Das Mutungsvorrecht erhält den Charakter eines Anspruchs erst in dem Augenblick, in dem ein Dritter Mutung einlegt (vgl. Eskens, ZfB 49, 152 — 1908). 7 b Das Mutungsvorrecht ist nicht übertragbar, es steht nur dem Inhaber der Berechtigung (Bergwerkseigentümer, Grundeigentümer, Konzessionsinhaber), nicht dem Pächter zu (h.M.). 7 c Die Mutung des Bevorrechtigten muß den allgemeinen Voraussetzungen einer Mutung entsprechen (vgl. Art. 14ff. bzw. §§ 12ff. ABG). Der Fund muß vor Einlegung der Mutung gemacht sein. Er muß innerhalb des Grubenfeldes liegen (st.Rspr. vgl.

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III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 48 bayBergG — § 56 ABG

PreußOTr. 1. 7. 1875, ZfB 15, 126; R e k B vom 26. 2. 1874, ZfB 17, 113; PreußOTr. 4. 6. 1875, ZfB 17, 78; R e k B vom 17. 9. 1930, ZfB 72, 337). Zur Einlegung der Vorrechtsmutung nach der Mutung eines Dritten braucht der Bergwerkseigentümer aber keinen eigenen Fund, wenn der Fund des konkurrierenden Muters in dem Grubenfeld des Bevorrechtigten liegt. Er kann dann diesen Fund benutzen (st.Rspr. vgl. R e k B vom 13. 10. 1885, ZfB 27, 135). Der Bevorrechtigte kann sein Feld über die Grenzen der ihm schon zustehenden 7 d Berechtigung hinaus strecken. Das Vorrecht besteht aber nur innerhalb dieser Grenzen. Außerhalb konkurriert die Mutung mit anderen Mutungen zu gleichen Rechten (RekB vom 11. 1. 1872, ZfB 13, 134; R e k B vom 18. 8. 1877, ZfB 19, 133, R e k B vom 17. 9. 1930, ZfB 72, 337). Die M i t t e i l u n g erfolgt in der Regel durch das Oberbergamt, kann aber auch 8 durch das Bergamt vorgenommen werden. Die Ausschlußfrist wird nur durch die bergbehördliche Mitteilung in Lauf gesetzt, nicht durch eine anderweitig erlangte Kenntnis (RekB vom 8. 4. 1869, ZfB 10, 267). Ist die Mitteilung durch die Bergbehörde unterblieben und dem Dritten das Bergwerkseigentum verliehen worden, so kann der übergangene Bevorrechtigte die Verleihung nicht anfechten. E r hat nur die Rechte nach Art. 48 bzw. § 56 ABG. Das Oberbergamt ist jedoch verpflichtet, den Bevorrechtigten zu benachrichtigen (a.A. Isay Anm. 10). Bei schuldhafter Verletzung haftet der Staat auf Schadensersatz (Art. 34 GG i.V.m. § 839 BGB). Die Einspruchsklage nach Art. 34 bzw. § 31 ABG gegen die Verleihung setzt voraus, daß der Bevorrechtigte rechtzeitig Mutung eingelegt hat; andernfalls kann er der Verleihung an den Dritten nicht widersprechen (PreußOTr. 12. 5. 1879, ZfB 21, 242; OLG Hamm 19. 11. 1881, ZfB 23, 503; R G 3. 6. 1885, ZfB 27, 97). Nach ABG beträgt die Frist 4 Wochen. Es handelt sich um eine Ausschlußfrist. 9 Mit der Einlegung der Mutung durch den Bevorrechtigten wird das Vorrecht auf 1 0 die im Zusammenhang vorkommenden Mineralien noch nicht wirksam. Dies ist erst der Fall, wenn eine positive Entscheidung über die Mutung ergangen ist. Vgl. Anm. 7. Hat der Bevorrechtigte ohne Mitteilung der Bergbehörde auf Grund anderweitiger Kenntnis von der Mutung eines Dritten Mutung eingelegt, so erlischt sein Vorrecht, wenn seine Mutung abgewiesen wird. Eine nochmalige Aufforderung durch das Oberbergamt findet daher nicht mehr statt (RekB vom 13. 7. 1874, ZfB 15, 405).

Art. 48 bayBergG — § 56 ABG [Mitgewinnungsrecht] A r t . 48 (1) Steht das Recht zur Gewinnung verschiedener Mineralien innerhalb derselben Feldesgrenze verschiedenen Bergwerkseigentümern 1 zu, so hat jeder Teil das Recht, bei einer planmäßigen Gewinnung seines Minerals auch d a s jenige des anderen Teiles insoweit mitzugewinnen 2 , als diese Mineralien nach der Entscheidung des O b e r b e r g a m t s 3 aus den in A r t . 47 angegebenen Gründen nicht getrennt gewonnen werden können 4 . (2 ) Die mitgewonnenen, d e m anderen Teile zustehenden Mineralien m ü s s e n jedoch d e m letzteren auf sein Verlangen gegen E r s t a t t u n g der Gewinnungsund Förderungskosten herausgegeben werden. 6 6 Art. 48 stimmt mit § 56 A B G überein. Allgemeines 1 Bergwerkseigentum erstreckt sich immer nur auf ein oder mehrere bestimmte 1 Cl Mineralien. Innerhalb der Grenzen einer Bergbauberechtigung kommen häufig mehrere Mineralien vor, zu deren Gewinnung verschiedene Personen berechtigt sind. Daraus ergibt sich das Problem, welcher Abbauberechtigte den Abbau durchführen und ob er

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Art. 48 bayBergG — § 56 ABG

Berggesetz

erforderlichenfalls auch auf das fremde Mineral einwirken, ja es mitgewinnen darf. Durch das Mutungsvorrecht des Art. 47 bzw. § 55 ABG will das Gesetz erreichen, d a ß nach Möglichkeit die Abbauberechtigungen innerhalb der Grenzen eines Feldes in einer H a n d sind. Macht der Bevorrechtigte jedoch von seinem Mutungsvorrecht keinen Gebrauch oder handelt es sich u m nicht verleihbare Mineralien, so fallen die A b b a u berechtigungen auseinander. Art. 48, 49 bzw. §§ 56, 57 ABG regeln f ü r b e s t i m m t e Fälle dieser Art das Verhältnis der verschiedenen Abbauberechtigten zueinander. 1 b Der A n w e n d u n g s b e r e i c h des Art. 48 bzw. § 56 ABG ist umstritten. E r gilt ohne weiteres f ü r das Zusammentreffen von mehreren Berechtigungen auf verliehene Mineralien (Bergwerkseigentum) u n d nach ausdrücklicher Vorschrift a u c h f ü r das Gewinnungsrecht nach § 38c ABG. Nach dem Sinn u n d Zweck der Vorschriften m u ß sie a u c h f ü r das Zusammentreffen mit solchen Mineralien gelten, die dem sog. echten S t a a t s v o r b e h a l t unterliegen (vgl. Art. 3). U . E . ist Art. 48 bzw. § 56 ABG auch anzuwenden beim Zusammentreffen von verleihbaren u n d staatsvorbehaltenen Mineralien mit Grundeigentümermineralien, die der MineralVO unterliegen (abw. Boldt Anm. 1 vor § 50), d a es sich hier nicht u m eine Vorschrift handelt, die ihrer N a t u r n a c h das Vorhandensein von Bergwerkseigentum voraussetzt (vgl. § 6 MineralVO). Nach ausdrücklicher Vorschrift ist Art. 48 ferner anw e n d b a r auf den Abbau von Graphit, soweit er in Bayern noch dem Grundeigentümer zusteht (Art. 3 Graphitgesetz). I n Bayern ist nach der ausdrücklichen Vorschrift des Art. 49 Abs. 2, die das ABG nicht kennt, Art. 48 auch anzuwenden, wenn ein Grundeigentümer Mineralien a b b a u e n will, die seinem Verfügungsrecht unterliegen u n d nicht schon nach § 1 MineralVO u n t e r die bergrechtlichen Vorschriften fallen (z.B. Schiefer, nicht feuerfester Ton, Gips). F ü r den Geltungsbereich des ABG h a t das Reichsgericht trotz des Fehlens einer entsprechenden Vorschrift die Grundsätze des § 56 ABG auch auf den Grundeigentümerbergbau angewendet (RG 8. 3. 1935, Z f B 76, 111). Schließlich gilt u . E . Art. 48 bzw. § 56 ABG auch beim Zusammentreffen von Berechtigungen auf Mineralien, die vor I n k r a f t t r e t e n der Berggesetze verliehen wurden u n d d u r c h Art. 281 bzw. § 222 ABG a u f r e c h t erhalten sind. 1 C Von den möglichen Kollisionen zwischen mehreren Abbauberechtigten regelt Art. 48 bzw. § 56 ABG n u r den Fall, d a ß eine gemeinschaftliche Gewinnung der verschiedenen Mineralien aus bergtechnischen oder bergpolizeilichen G r ü n d e n notwendig ist (s. Anm. 4). Die Vorschrift k o m m t also nicht zur Anwendung, wenn n u r privatwirtschaftliche Gründe eine gemeinschaftliche Gewinnung erfordern (vgl. aber Anm. 1 d) oder w e n n eine getrennte Gewinnung möglich ist. I n diesen Fällen k a n n jeder Berechtigte unabhängig von anderen a b b a u e n (vgl. Anm. 4 b zu Art. 46). Auch hier k o m m t es aber gelegentlich zu unvermeidbaren Einwirkungen auf die Mineralien, die einem f r e m d e n Gewinnungsrecht unterliegen, so z. B. wenn ein Flöz d u r c h t e u f t werden muß, u m zu der eigenen Lagerstätte zu gelangen. Da das Gesetz den Zweck verfolgt, dem Bergbauberechtigten die Aufsuchung u n d Gewinnung der Mineralien tunlichst zu ermöglichen, wird m a n diesem Grundgedanken entsprechend auch solche Einwirkungen f ü r zulässig h a l t e n können. Allerdings m u ß auch hier A r t . 48 Abs. 2 bzw. § 56 Abs. 2 ABG entsprechend angewendet werden. Der betroffene Abbauberechtigte k a n n also die Herausgabe der ihm zustehenden Mineralien verlangen (Isay Anm. 6). Zweifelhaft ist, ob er anteiligen E r s a t z der Förderungs- u n d Gewinnungskosten verlangen k a n n (vgl. Voelkel, Glückauf 1919, S. 164). E s k o m m e n Fälle vor, bei denen eine getrennte Gewinnung des einen Minerals zwar möglich ist, die Gewinnung jedoch zur Folge h a t , d a ß das Mineral des anderen anschließend nicht mehr gewonnen werden k a n n . I n diesen Fällen ging m a n vor der Neufassung des Art. 253 d u r c h das Gesetz vom 30. 3. 1939 bzw. des § 196 ABG durch d a s Gesetz v o m 24. 9. 1937 überwiegend davon aus, d a ß der Abbau nicht untersagt werden könne, weil weder ein Fall des Art. 48 bzw. § 56 ABG vorliege, noch bergpolizeiliche Anordnungen z u m Schutz eines zukünftigen Bergbaus zulässig seien (OBA

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III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 48 bayBergG — § 56 ABG

Dortmund ZfB 7, 121; 8, 120). Auch eine Schadensersatzpflicht des abbauenden Bergwerkseigentümers war danach zu verneinen, da der Berg Werkseigentümer nur sein ihm nach Art. 46 bzw. § 54 ABG zustehendes Recht ausübte (abw. Lohmann, Glückauf 1910, S. 721). — Die Neufassung der genannten Vorschriften gibt der Bergbehörde jedoch die Möglichkeit bergaufsichtlich auch im Interesse des Schutzes aller Lagerstätten tätig zu werden, soweit dies im volkswirtschaftlichen Interesse liegt. Der so erweiterte Bergpolizeibegriff gilt auch für Art. 48 bzw. § 56 ABG. In den geschilderten Fällen ist dem Abbauberechtigten also auch dann ein Mitgewinnungsrecht zuzusprechen, wenn eine getrennte Gewinnung des einen Minerals zwar technisch möglich uud ungefährlich ist, die Gewinnung des anderen Minerals aber dadurch ganz unmöglich oder so sehr erschwert wird, daß eine wirtschaftliche Gewinnung nicht mehr durchgeführt werden kann (vgl. Anm. 6 zu Art. 47). Mitgewinnungsrecht.

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Durch die Entscheidung des Oberbergamts nach Art. 48 i.V.m. Art. 47 bzw. § 56 2 a i.V. m. § 55 BG erlangt der Begünstigte (vgl. Anm. 3) das Recht, das fremde Mineral mitzugewinnen. Dieses Recht auf Mitgewinnung umfaßt, wie das Gewinnungsrecht des Bergwerkseigentümers auf die ihm verliehenen Mineralien nach Art. 46 bzw. § 54 A BG die Befugnis, sich die herrenlosen Mineralien a n z u e i g n e n , d.h. zivilrechtliches Eigentum an ihnen zu begründen (BGH 13. 5.1955, ZfB 96, 298). Derjenige Bergbauberechtigte, dessen Abbaurecht diese Mineralien an sich unterliegen, hat gegen den Mitgewinnungsberechtigten nur einen schuldrechtlichen (persönlichen, nicht dinglichen) Anspruch auf Herausgabe gegen Erstattung der anteiligen Gewinnungs- und Förderungskosten (vgl. Anm. 5). Das Mitgewinnungsrecht steht nach dem Gesetz nur dem Bergwerkseigen- 2 b t ü m e r , im Grundeigentümerbergbau also dem Grundeigentümer zu, nicht dagegen dem Pächter. Es bestehen jedoch keine Bedenken, daß der Mitgewinnungsberechtigte — ähnlich wie beim Hilfsbaurecht •— seine Befugnis auf einen abbauberechtigten Dritten (z.B. den Pächter) überträgt (vgl. Klostermann-Thielmann Anm. 2). Die Bergbehörde wird bei einer Entscheidung den Nachweis der Abbauberechtigung des Dritten und auch der Übertragung des Mitgewinnungsrecht nachprüfen. Das Mitgewinnungsrecht verschaöt dem Begünstigten grundsätzlich nur das 2 c Recht aber keine P f l i c h t , das fremde Mineral mitzugewinnen. Er kann jedoch im Betriebsplanverfahren oder durch besondere bergpolizeiliche Verfügung nach Art. 257 bzw. §§ 198, 199 ABG gezwungen werden, seinen Betrieb so zu führen, daß die fremde Lagerstätte möglichst geschont wird (vgl. oben Anm. l d ) . Da sich dies in der Regel nur erreichen läßt, wenn die fremden Mineralien ausgehalten werden, wird durch die bergpolizeiliche Verpflichtung praktisch ein Zwang zur Mitgewinnung ausgeübt. Entscheidung des Oberbergamts.

3

Ohne eine Entscheidung des Oberbergamts über die Voraussetzungen des Mitgewinnungsrechts, ist die Mitgewinnung rechtswidrig und verpflichtet zum Schadensersatz (§ 823 Abs. 1 BGB). Die Entscheidung des Oberbergamts kann von beiden Parteien beantragt werden. Wollen beide Berechtigte das Mineral des anderen mitgewinnen, so ist demjenigen der Vorrang einzuräumen, der den Abbau zuerst beabsichtigt und einen Betriebsplan eingereicht hat, dessen Durchführung er ernsthaft beabsichtigt. Ist eine Priorität nicht gegeben, so müssen sich die Berechtigten über einen gemeinsamen Abbau einigen (Klostermann-Thielmann Anm. 2). Die Entscheidung des Oberbergamts ist den Beteiligten zuzustellen. Sie kann mit den gewöhnlichen Rechtsbehelfen nach der Verwaltungsgerichtsordnung angefochten werden (vgl. Anm. 5 zu Art. 47). Für das ordentliche Gericht ist die Entscheidung der Bergbehörde bzw. der Verwaltungsgerichte bindend. Über diese Voraussetzungen vgl. Art. 47 Anm. 6. 4 Der zur Duldung der Mitgewinnung Verpflichtete hat einen schuldrechtlichen 5 Herausgabeanspruch gegen den Mitgewinnungsberechtigten. Der Abbauberechtigte 8

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Art. 48 bayBergG — § 56 ABG

Berggesetz

braucht die Mineralien nur Zug um Zug gegen Erstattung der anteiligen Gewinnungs- und Förderungskosten herauszugeben (§ 273 Abs. 2 B G B ) . Wegen derVerzinsung s. § 256 B G B . S a Der Mitgewinnungsberechtigte ist zur Mitförderung und Herausgabe nur auf Verlangen des Berechtigten verpflichtet. Der Berechtigte muß die Herausgabe verlangen, solange die Mineralien weder beim unterirdischen Betriebe Verwendung gefunden haben, noch auf die Halde gelangt sind. In letzterem Falle begegnet eine Herausgabe Schwierigkeiten wohl immer, daher müßte Vorsorge getroffen werden, daß die Herausgabe schon unmittelbar nach der Förderung geschieht. Die Berechtigung, die Herausgäbe zu verlangen, erlischt erst nach Ablauf der Verjährungsfrist, die 30 J a h r e beträgt (§ 195 B G B ) . 5 b K o m m t eine Einigung über die Herausgabe, über deren Zeitpunkt oder über die Höhe der Gewinnungs- und Förderkosten nicht zustande, so entscheidet hierüber allein das ordentliche Gericht. 5 c A u f b e r e i t u n g s k o s t e n , welche bei einer Trennung von Mineralien anfallen, gehören im allgemeinen nicht zu den zu erstattenden Kosten (Brassert-Gottschalk Anm. 5; a. A. I s a y Anm. 4, Willecke S. 54). Die Entscheidung darüber muß von Fall zu Fall erfolgen. E s muß dabei unterschieden werden zwischen Mineralien, welche durch einfache Handscheidung getrennt werden können und solchen, bei welchen dieses nur auf dem Wege komplizierter Aufbereitungsvorgänge möglich ist. Verlangt der Berechtigte die Herausgabe seines auf diese Weise getrennten Minerales, so dürfte eine Entschädigung für die Aufbereitung zu zahlen sein. Wichtig kann die Frage werden, ob bei der Aufbereitung auf die Erhaltung eines einem Dritten zustehenden Erzes gesehen werden muß, wenn dies ohne Schwierigkeiten und besondere Kosten sich erreichen läßt. Der Berechtigte kann wohl verlangen, daß das Mineral nicht grund- und sinnlos zerstört, bzw. den Abfällen zugestellt wird, wenn er sich zur Erstattung der Kosten bereit erklärt. Die Entscheidung dieser Fragen steht den ordentlichen Gerichten zu. 5 d Streitig ist, ob der zur Herausgabe Verpflichtete auf Verlangen auch R e c h n u n g z u l e g e n hat. E s besteht zwar ein praktisches Bedürfnis, diese Verpflichtung anzuerkennen, da der Berechtigte andernfalls den mehr oder minder willkürlichen Berechnungen des betriebsführenden Bergbautreibenden ausgeliefert ist. Bei rechtmäßiger Gewinnung ist jedoch eine Rechtsgrundlage für die Verpflichtung zur Rechnungslegung nicht gegeben. Insbesondere kann sie nicht aus Geschäftsführung ohne Auftrag hergeleitet werden, weil der Mitgewinnende ein eigenes Recht ausübt, also kein fremdes Geschäft führt. Auch liegt keine Rechtsgemeinschaft zwischen den Bergbauberechtigten hinsichtlich der geförderten Mineralien vor, weil der Mitgewinnungsberechtigte Alleineigentum an den Mineralien erlangt (RG 6. 10. /7. 11. 1883, R G Z 10, 210 = Z f B 26, 103; abw. Isay Anm. 4, Boldt Anm. 3). 6 Die Regelung des Art. 48 bzw. § 56 ABG kann im Einzelfall einen erheblichen Eingriff in die Rechte des zur Duldung der Mitgewinnung Verpflichteten bedeuten. Der Herausgabeanspruch stellt in aller Regel keinen vollwertigen Ersatz für den Verlust der Mineralvorräte dar, weil die Förderung ausschließlich nach den Plänen des Mitgewinnenden vorgenommen wird und der Berechtigte außerdem die anteiligen Kosten entrichten muß. Aus diesem Grund ist die Frage aufgeworfen worden, ob die Regelung noch als verfassungsmäßig angesehen werden kann, oder ob sie unter Umständen einer verfassungswidrigen entschädigungslosen E n t e i g n u n g (Art. 14 Abs. 3 GG) gleichkommt (vgl. Kremer Z f B 99, 419 —1958). 6 a U. E . ist die Regelung nicht verfassungswidrig. Zwar könnten auch Bergbaurechte Gegenstand einer Enteignung sein. Soweit es sich um Abbaurechte handelt, die auf dem Berggesetz beruhen, müssen die Beschränkungen, zu denen die Anwendung des Art. 48 bzw. § 56 ABG führen kann, aber ohne weiteres als Inhalt des Bergbaurechts angesehen werden, ebenso wie die Verpflichtung zur Duldung eines Hilfsbaues. Die Beschränkung des Rechts tritt nicht etwa erst durch Verwaltungsakt (Entscheidung des Oberbergamts nach Art. 48 bzw. § 56 ABG) ein, sondern wohnt dem Recht von Anfang an inne.

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III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 49 bayBergG— § 57 ABG

Problematischer ist die Frage für die dem G r u n d e i g e n t ü m e r durch die Anwen- 6 b dungdes Art. 48 bzw. § 56 A BG auferlegten Pflichten. Während der Grundeigentümer für Schäden, die durch den Betrieb des Bergbaus dem Grundstück zugefügt werden, grundsätzlich vollen Ersatz verlangen kann (Art. 206fl. bzw. §§ 148£E. ABG), steht ihm bei Anwendung des Art. 48 bzw. § 56 ABG nur der Herausgabeanspruch zu. Dennoch ist die Beschränkung u . E . zulässig: Durch die MineralVO sind Grundstücke, auf denen die in § 1 MineralVO aufgeführte Bodenschätze vorkommen, den Sondervorschriften des Bergrechts unterworfen worden. Dadurch hat sich der Inhalt der Rechte des Grundeigentümers gewandelt. Während ihm im Falle eines Abbaues einerseits zusätzliche Befugnisse eingeräumt werden, die auf Grund des zivilrechtlichen Eigentums nicht bestehen (Recht auf Hilfsbau, Errichtung von Vorrichtungen und Aufbereitungsanstalten auch auf fremdem Boden, Mitgewinnungsrecht), unterliegt er andererseits für den Fall des Abbaus durch einen Dritten gewissen Beschränkungen, die sich ebenfalls aus dem Berggesetz ergeben und zu denen unter anderem die Duldungspflicht nach Art. 48 bzw. § 56 ABG gehört. Nachdem der Reichsgesetzgeber im Jahre 1942 unbestritten die in § 1 MineralVO aufgeführten Bodenschätze dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers hätte vollständig entziehen können — wie dies auch noch nach Inkrafttreten des Grundgesetzes in fast allen Bundesländern durch eine Erweiterung des Katalogs der sog. bergfreien Mineralien geschehen ist — kann eine Beschränkung der Verfügungsbefugnis in wesentlich milderer Form, wie sie die MineralVO mit sich gebracht hat, verfassungsrechtlichen Bedenken nicht unterliegen. Wie schon oben erwähnt, muß die Beschränkung des Grundeigentums schon mit Inkrafttreten der MineralVO als eingetreten angesehen werden und nicht etwa erst mit einer Entscheidung des Oberbergamts, die einem anderen Abbauberechtigten die Voraussetzungen des Mitgewinnungsrechts bestätigt. Wären die in § 1 MineralVO aufgeführten Bodenschätze nicht den bergfreien Mineralien insoweit gleichgestellt worden, so hätte der Grundeigentümer nur dieRechte aus Art. 49 bzw. § 57 ABG, wäre also schlechter gestellt.

Art. 49 bayBergG — § 57 ABG [Grundeigentümermineralien] Art. 49 (1) Der B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r ist befugt, die durch den Betrieb des B e r g werkes gewonnenen, nicht unter den Art. 1 gehörigen Mineralien z u m Zwecke seines Betriebes ohne Entschädigung des Grundeigentümers zu verwenden. S o weit diese Verwendung nicht erfolgt, ist der B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r verpflichtet, die bezeichneten Mineralien d e m Grundeigentümer auf seih Verlangen g e g e n Erstattung der G e w i n n u n g s - und Förderungskosten herauszugeben. (2) Will der Grundeigentümer auf einem bereits verliehenen Felde nicht unter Art. 1 gehörige Mineralien gewinnen, s o finden die B e s t i m m u n g e n des Art. 48 entsprechende Anwendung. Art. 49 Abs. 1 stimmt mit § 57 A B G überein; eine Art. 49 Abs. 2 antsprechende Bestimmung enthält das ABG nicht. Allgemeines 1 Geltungsbereich: 1 Cl Art. 49 bzw. § 57 ABG regelt die Rechtslage hinsichtlich der durch den Bergbau mitgewonnenen sog. Grundeigentümermineralien. Hierunter fallen n i c h t die einem anderen verliehenen sowie die dem echten Staatsvorbehalt unterliegenden Mineralien. Für sie gilt Art. 48 bzw. § 56 ABG. Über Mineralien im Sinne des Art. 1 bzw. § 1 ABG; die nicht dem Staatsvorbehalt unterliegen, also verleihbar sind, und die noch nicht an einen Dritten verliehen wurden, kann der Bergwerkseigentümer grundsätzlich nicht verfügen. Handelt es sich um ein Vorkommen, dessen Mächtigkeit eine selbständige Förderung und Verwertung nicht möglich erscheinen läßt, so kann sie sich der Berg8«

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Art. 49 bayBergG — § 57 ABG

Berggesetz

Werkseigentümer jedoch aneignen, da hierfür nach Art. 17 bzw. § 15 ABG eine Verleihung nicht in Frage kommt (vgl. Anm. 4d zu Art. 46). Ist eine Verleihung zulässig, so muß der Bergwerkseigentümer muten. Ein Abbau wäre nach Art. 271 bzw. nach § 1 des Gesetzes über die Bestrafung unbefugter Gewinnung oder Aneignung von Mineralien — Anh. C I 1 — strafbar. Die unbefugt gewonnenen Mineralien unterliegen der Einziehung (Art. 273). Kommen Mineralien der in Art. 1 bzw. § 1 ABG bezeichneten Art nur in Spuren vor, so daß von Erzen im bergrechtlichen Sinn nicht gesprochen werden kann, so stehen sie dem Grundeigentümer zu. Auf sie ist Art. 49 bzw. § 57 ABG gleichfalls anzuwenden. Art. 49 bzw. § 57 ABG gilt nicht für die Mitgewinnung von Grundeigentümermineralien auf die nach besonderer Vorschrift Art. 48 bzw. § 56 ABG anzuwenden ist (vgl. Anm. l b zu Art. 48). Hierzu gehören insbesondere die in § 1 MineralVO aufgeführten Bodenschätze (bestr. a.A. Boldt Anm. 1 vor § 50). 1 b Die Regelung des Art. 49 bzw. § 57 ABG erweitert die Rechte des abbautreibenden Bergwerkseigentümers. Die Aufsuchung und Gewinnung der verliehenen Bodenschätze erfordert in aller Regel die Mitgewinnung anderer, häufig wertloser Mineralien (Berge). Diese Mineralien werden aber vielfach wieder für betriebliche Zwecke verwendet. Könnte der Bergwerkseigentümer über dieses Material nicht ohne Zustimmung des Grundeigentümers verfügen, so wäre ein Abbau vielfach ausgeschlossen. Andererseits bedeutet die Regelung eine Einschränkung des Grundeigentums. Handelt es sich um wertvolle Grundeigentümermineralien, so kann dem Grundeigentümer durch die Befugnis des Bergwerkseigentümers, sie für betriebliche Zwecke entschädigungslos zu verwenden, ein erheblicher Schaden zugefügt werden. Über die Einschränkung der Verwendungsbefugnis in solchen Fällen vgl. Anm. 2d. 1 c Die Beschränkungen des Grundeigentums können nicht als E n t e i g n u n g e n im Sinne von Art. 14 Abs. 3 GG angesprochen werden. Vielmehr handelt es sich um Inhaltsbeschränkungen des Grundeigentums, die dieses durch das Berggesetz erfahren hat (Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG i. V.m. Art. 67 EGBGB). Näheres vgl. Anm. 6 zu Art. 48. 2

Verwendung d e r

Grundeigentümermineralien

2 a Fraglich ist, wer E i g e n t ü m e r der durch den Betrieb mitgewonnenen Grundeigentümermineralien wird. Nach dem BGB sind die Bodenbestandteile, die bestimmungsgemäß gewonnen werden, Früchte des Grundstücks (§ 99 BGB). Sie sind bis zur Trennung Bestandteile des Grundstücks. Vorbehaltlich einer abweichenden Regelung erwirbt daher der Eigentümer des Grundstücks mit der Trennung Eigentum an den Mineralien (§ 953 BGB). Das Berggesetz bringt nicht klar zum Ausdruck, ob der Bergwerkseigentümer bei der Mitgewinnung der Bestandteile Eigentum erlangt. Die h.M. wendet hier dieselben Grundsätze an, wie sie für die Mitgewinnung nach Art. 48 bzw. § 56 ABG gelten. Der Bergwerkseigentümer soll mit der Trennung und Besitzergreifung der Mineralien Sacheigentum erwerben, gleichgültig, ob er sie dann für Zwecke seines Betriebes verwendet oder später dem Grundeigentümer herausgibt. Der Grundeigentümer soll nur einen schuldrechtlichen Herausgabeanspruch auf die nicht zu betrieblichen Zwecken des Bergwerkseigentümers verwendeten Mineralien besitzen (BGH 14. 5. 1954, ZfB 95, 444 und 13. 5. 1955, ZfB 96, 298, Krautschneider, Bergbaufreiheit 1960, S. 235). U. E. bestehen gegen die h. M. Bedenken. Der Annahme eines Eigentumerwerbs an a l l e n durch den Betrieb mitgewonnenen Mineralien steht entgegen, daß der Sacheigentümer mit seiner Sache grundsätzlich nach Belieben verfahren darf (§ 903 BGB), der Bergwerkseigentümer im Falle des Art. 49 bzw. § 57 ABG die Mineralien aber nur zu Zwecken seines Betriebs verwenden kann. Ein Sacheigentum, das den Eigentümer nur berechtigt, mit der Sache nur in ganz bestimmter Weise umzugehen, ist dem deutschen Recht fremd. U. E. erlangt der Bergwerkseigentümer daher nur an solchen Bestandteilen Eigentum, die er zu Betriebszwecken verwendet. Eine Verwendung kann schon in der Lagerung gesehen werden, die in der Absicht vorgenommen wird, die Berge weiter zu verwenden. Die übrigen Mineralien, die der Bergwerkseigentümer nicht verwendet. 116

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 49 bayBergG — § 57 ABG

bleiben im Eigentum des Grundstückseigentümers gem. § 953 BGB. Dem entspricht das Berggesetz, wenn es ihm das Recht auf Herausgabe gibt. Hier handelt es sich demnach im Gegensatz zu dem Herausgabeanspruch des Berechtigten nach Art. 48 bzw. § 56 ABG um den Anspruch des d i n g l i c h Berechtigten (§ 985 BGB). Der Bergwerkseigentümer hat jedoch den Gegenanspruch auf Erstattung der anteiligen Gewinnungs- und Förderungskosten und soweit ein Zurückbehaltungsrecht. Die unterschiedliche Beurteilung der dinglichen Rechtslage im Falle des Art. 48 bzw. § 56 ABG und im Falle des Art. 49 bzw. § 57 ABG ist u. E. dadurch gerechtfertigt, daß es sich im ersteren Falle um die Gewinnung herrenloser Mineralien handelt, während die Grundeigentümermineralien ja als pars fundi bereits im Eigentum des Grundeigentümers stehen. Auch kann der Mitgewinnungsberechtigte nach Art. 48 bzw. § 56 ABG vorbehaltlich des Herausgabeanspruchs des anderen Berechtigten frei verfügen, während der Bergwerkseigentümer die mitgewonnenen Mineralien nur für betriebliche Zwecke verwenden darf. Er kann z.B. Bergehalden niemals ohne Zustimmung des Grundeigentümers für betriebsfremde Zwecke verwenden, sie also z.B. nicht an Straßenbaufirmen veräußern. Über H a l d e n vgl. auch Anm. 8 zu Art. 46 und Anm. 4 zu Art. 180. Die Verwendung und Aneignung der Grundeigentümermineralien darf nur zu 2 b b e t r i e b l i c h e n Zwecken erfolgen. In der Regel werden diese Mineralien zur Ausfüllung von Hohlräumen (Versatz) zu Aufschüttungen über Tage auf dem Zechenplatz zur Einebnung, für Dämme, für Gleisanlagen u. dgl. verwendet. Die Frage, ob ein Bergwerkseigentümer Steine, welche bei der Auffahrung von Grubenbauen gewonnen werden, über Tage zur Herstellung von Betriebsgebäuden auf der Grube und bei Zubehörungen derselben verwenden darf, ist in der Praxis allgemein bejaht worden. Die Verwendung beschränkt sich billigerweise aber auf Betriebsgebäude. Erforderliche Dienstwohnungen für Grubenbeamte auf der Grube und bei sonstigen Werksanlagen dürften denselben nach Lage des Falles zuzurechnen sein. Die Berechtigung beim Bergwerksbetriebe anfallenden Lehm zur Herstellung von Backsteinen, Kalksteine zum Kalkbrennen, ohne Entschädigung des Grundeigentümers zu verwenden, dürfte zu verneinen sein. Die Mineralien müssen durchdenBergwerksbetrieb gewonnen worden sein. Der 2 c Bergwerkseigentümer kann also nicht Baue anlegen, um Bruchsteine für Bauten, Straßen usw. zu gewinnen (OBA Bonn 28. 2. 1867, ZfB 8, 121). Besondere Grubenbaue zurGewinnung von Versatzmaterial, sog. B e r g e m ü h l e n darf der Bergwerkseigentümer ohne Entschädigung des Grundeigentümers nicht auffahren, weil hier eine Gewinnung durch den Bergwerksbetrieb nicht gegeben ist (Brassert-Gottschalk Anm. 1, Klostermann-Thielmann Anm. 3). Es bedarf des Einverständnisses des Grundeigentümers. Vgl. aber Art. 178 bzw. § 135 ABG. Nach dem Wortlaut des Art. 49 bzw. § 57 ABG könnte der Bergwerkseigentümer 2 d die beim Betriebe mitgewonnenen Grundeigentümermineralien ohne Rücksicht auf ihren Wert zu Betriebszwecken verwenden. Dieser Auffassung wurde in der Literatur und Praxis mit Recht entgegengetreten, da sie zu einer Verschleuderung wertvollen Volksvermögens führen könnte (vgl. Lohmann Glückauf 1910, S. 726 ff., PreußMinErl. vom 27. 5. 1882, ZfB 24, 16). Als Rechtsgrundlagen für diese Beschränkungen wurden teils §§ 826, 226 BGB, teils Art. 253 bzw. § 196 ABG angeführt. Heute dürfte die Bergbehörde einem Betriebsplan, der die Verwendung wertvoller Grundeigentümermineralien zu Betriebszwecken vorsieht, unter den Gesichtspunkten des Schutzes aller Lagerstätten im volkswirtschaftlichen Interesse (Art. 253 bzw. § 196 ABG) wirksam entgegentreten können. Auch § 2 Abs. 2 und 3 MineralVO kann herangezogen werden. Herausgabeanspruch

3

Der Grundeigentümer kann alle Mineralien, die der Bergwerkseigentümer n i c h t d u r c h d e n B e t r i e b gewonnen hat, herausverlangen (§ 985 BGB bzw. §§ 992 i.V.m. § 823 BGB) und zwar ohne Erstattung der Gewinnungs- und Förderungskosten. Mineralien, die der Bergwerkseigentümer sozusagen zwangsläufig mitgewonnen hat, aber nicht für seinen Betrieb verwendet, muß er gegen Erstattung der anteiligen Ge117

Art. 50 bayBergG — § 58 ABG

Berggesetz

winnungs- und Förderungskosten dem Eigentümer herausgeben. Hat der Bergwerkseigentümer sie weiterveräußert, so haftet er u. E. auf Schadenersatz wegen unerlaubter Handlung (§ 992 i. V.m. § 823 Abs. 1 BGB). Die h.M. nimmt hier von ihrem Standpunkt aus (vgl. Anm. 2a) folgerichtig nur einen Bereicherungsanspruch (§§ 812ff. B G B ) an (so Isay Anm. 3). Bestritten ist ferner, ob der Grundeigentümer Rechnungslegung verlangen kann (vgl. Isay a.a.O.). Für den Zeitpunkt des Verlangens der Herausgabe der Mineralien, die Herausgabe nach Kostenerstattung, Verjährung, Verzinsung s. Anm. 5 zu Art. 48, die hier sinngemäß gelten. 4

G e w i n n u n g durch den G r u n d e i g e n t ü m e r Gewinnt ein Grundeigentümer auf seinem Grundstücke ihm zustehende Mineralien innerhalb eines verliehenen Grubenfeldes, so darf er seitens des Bergwerkseigentümers daran nicht gehindert werden. Anderseits darf der Grundeigentümer den Betrieb des Bergwerkseigentümers nicht beeinträchtigen. Lassen sich beide Betriebe infolge ihrer Lage nicht ungestört nebeneinander betreiben, so hat Einigung zu erfolgen und bez. der Entschädigungsfrage ist u.a. auch maßgebend, welcher Betrieb der ältere ist. Streitigkeiten sind gerichtlich zu verfolgen.Voelkel, „Glück auf"! 1919 S.163: „Ist das Bergwerk schon im Betriebe, so kann kein Zweifel darüber sein, daß der Grundeigentümer zurückstehen muß. Aber auch einem jüngeren Bergwerksbetriebe wird der Grundeigentümer weichen müssen, denn das Verhältnis des Bergbaues zum Grundbesitze ist im Allgemeinen Berggesetz dahin geregelt, daß der Bergbau unbehindert sein, dafür aber der Grundbesitzer voll entschädigt werden soll. Auch im vorliegenden Falle wird der Nachteil des Grundeigentümers, der dem stärkeren Bergbaurechte weichen muß, durch den Entschädigungsanspruch auf Grund des § 148 ABG voll ausgeglichen, während die Untersagung des Bergwerksbetriebes zum Schutze der Abbauanlage des Grundeigentümers einen Schadenersatzanspruch nur begründen würde, wenn ein solcher bei bergpolizeilichen Eingriffen überhaupt besteht, was bekanntlich nicht sicher ist." Muß der Grundeigentümer bei der Gewinnung seines Minerales wegen des Zusammenhanges mit dem verliehenen, sofern nach der Entscheidung des Oberbergamtes eine getrennte Gewinnung nicht möglich ist, auch dieses Mineral mitgewinnen, so muß er es dem Bergwerkseigentümer auf seinen Verlangen gegen Erstattung der Gewinnungs- und Förderungskosten herausgeben. Die oben erörterten Grundsätze über die Herausgabepflicht finden auch hier Anwendung.

Art. 50 bayBergG — § 58 ABG [Aufbereitungsanstalten] A r t . 50 Dem B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r steht die Befugnis zu 1 , die zur Aufbereitung seiner Bergwerkserzeugnisse erforderlichen Anstalten 2 zu errichten und zu betreiben. Art. 50 stimmt wörtlich mit § 58 A B G überein. 1 Die Berggesetze erkennen das Recht des Bergwerkseigentümers zur Errichtung und zum Betrieb von Aufbereitungsanstalten ausdrücklich als eine aus dem Bergwerkseigentum fließende Befugnis an, damit die Bergwerkseigentümer „für diese Anstalten als Zubehör der Bergwerke das Zwangsabtretungsrecht in Anspruch nehmen können" (Mot. S. 57). Das Recht auf Grundbenutzung besteht aber auch noch für andere Anstalten (vgl. Art. 178). Das Recht zur Errichtung von Aufbereitungsanstalten steht nur dem Bergwerkseigentümer und nur für die Aufbereitung seiner Bergwerkserzeugnisse zu. Dem Bergwerkseigentümer gleichgestellt ist der Inhaber einer Berechtigung alten Rechts (Art. 281 bzw. § 222 ABG), einer Erlaubnis zur Gewinnung staatsvorbehaltener 118

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 50 bayBergG — § 58 ABG

Mineralien nach Art. 2 Abs. 2 (vgl. Anm. 3 zu Art. 3); im /IBG-Bereich vgl. § 2 Abs. 1 Ziff. 2 Erdölgesetz, § 3 Ziff. 2 Phosphoritgesetz. Auch für den Grundeigentümerbergbau nach der Mineralverordnung ist die Vorschrift anwendbar. Vgl. ferner §§ 211b Abs. 1 Ziff. 2 und 214a Ziff. 1 ABG, Art. V I I I VO vom 8.5.1867 i.d.F.vom 24.9.1937 (GS S. 93). Der Bergwerkspächter oder der auf Grund eines sonstigen Vertrages Abbauberechtigte besitzt die Befugnis nicht. Der Bergwerkseigentümer darf auf Grund dieser Vorschrift keine Anstalten errichten und betreiben, um Produkte von anderen Bergwerken aufzubereiten. Dieser Fall liegt aber nicht vor, wenn die Aufbereitungsanstalt von einer juristischen Person, z.B. einer GmbH betrieben wird, die dem Bergwerkseigentümer gehört. Es ist zulässig, daß der Bergwerkseigentümer n e b e n eigenen Produkten auch fremde aufbereitet. Die Befugnis nach Art. 50 bzw. § 58 ABG richtet sich vor allem gegen den Grundeigentümer und andere am Grundstück Berechtigte. Die Vorschrift befreit den Bergwerkseigentümer nicht von der Verpflichtung, öffentlich-rechtliche Erlaubnisse einzuholen, z. B. nach § 16 GewO (vgl. hierzu Art. 51 Anm. 1). Aufbereitungsanstalten sind Z u b e h ö r des Bergwerks. Auf sie erstreckt sich die 2 bergbehördliche Aufsicht nach Art. 253 bzw. § 196 ABG. Für ihre Errichtung kann der Bergwerkseigentümer Grundabtretung verlangen (Art. 178 bzw. § 135 ABG). Als Aufbereitungsanstalten gelten alle Anlagen, durch welche die Berg- 2 a Werkserzeugnisse auf mechanischem Wege gereinigt, zerkleinert oder gemahlen werden, um den Gehalt an nutzbaren Stoffen zu steigern (vgl. Erl. d. RAM vom 16. 2. 1943 — RAB1. I I I S. 65). Zu den Aufbereitungsanstalten g e h ö r e n demnach: Poch-, Quetsch- Mahlwerke (Mühlen), Kohlenseparationen und -waschen, Reinigungs- und Sortieranlagen, Anlagen zum Anreichern und Trocknen (z. B. Glühöfen für Eisenerze), Flotationsanlagen, Gradierwerke von Salinen, Brikettfabriken (bestr. vgl. PreußMin. Erlaß vom 1. 10. 1874, ZfB 16, 8, vom 19.1.1885, ZfB16, 8 ; Z f B 26,154 und vom 4.11. 1895, ZfB 37, 117). K e i n e Aufbereitungsanstalten sind Anlagen, die chemisch auf die gewonnenen Mineralien einwirken. Hierzu sind zu rechnen; Kokereien, Röstanlagen, Hüttenwerke, Kalifabriken, Teerschwelereien, Gasverdichtungsanlagen. Soweit diese Anlagen Nebenanlagen desBergwerks sind oder derWeiterverarbei- 2 b tung der Erzeugnisse des Bergwerks dienen und außerdem mit dem Bergwerksbetrieb in räumlichem und betrieblichen Zusammenhang stehen, sind sie im Geltungsbereich des ABG der bergbehördlichen Aufsicht unterstellt (§ 196 Abs. 3 ABG). Vgl. hierzu VO über die polizeiliche Beaufsichtigung der bergbaulichen Nebengewinnungs- und Weiterverarbeitungsanlagen durch die Bergbehörden vom 22. 1. 1938 — Anh. C I 15. Alle übrigen Anlagen dieser Art unterstehen der Gewerbeaufsicht. Vgl. auch Anm. 3 g zu Art. 253. In B a y e r n ist eine dem ABG entsprechende Regelung nicht getroffen worden. Die bergbaulichen Nebenanlagen und Weiterverarbeitungsbetriebe unterstehen daher der Gewerbeaufsicht mit Ausnahme der Salinen. Diese werden auf Grund von § 3 Abs. 4 der VO über die Bergbehörden—Anh. B 1 3 — nach Maßgabe der allgemeinen Vorschriften, also nicht nach dem Berggesetz, von den Bergämtern beaufsichtigt. Das Grundabtretungsrecht (Art. 178 bzw. § 135 ABG) steht dem Bergwerksbesitzer nicht nur für die Aufbereitungsanstalten, sondern auch für sonstige Betriebszwecken dienende Anlagen zu (vgl. Anm. 1 bis 5 zu Art. 178). Der früher bestehende Streit, inwieweit Aufbereitungsanstalten und sonstige mit dem Bergwerksbetrieb in Zusammenhang stehende Anstalten einer Genehmigung nach § 16 GewO bedürfen, ist seit der Neufassung des § 16 durch das Gesetz zur Änderung der Gewerbeordnung und des Bürgerlichen Gesetzbuchs vom 22. 12. 1959 (BGBl. I S. 781) bedeutungslos. § 16 gilt nach Abs. 2 auch für Anlagen des Bergwesens. Vgl. Anm. 1 zu Art. 51. 119

Art. 51 bayBergG

Berggesetz

Art. 51 bayBergG [öffentliche - rechtliche Beschränkungen] (1) In der Anlage und Einrichtung der zur Aufsuchung, Gewinnung und Aufbereitung erforderlichen Anstalten bleibt der B e r g w e r k s e i g e n t ü m e r allen in der Landesgesetzgebung begründeten Beschränkungen und Vorschriften unterworfen 1 . (2) D e m B e r g a m t sind die desfallsigen Verhandlungen der Kreisverwaltungsbehörde z u m Gutachten und zur Antragstellung mitzuteilen 2 , ohne Unterschied, ob es sich u m Staats- oder Privatbergwerke handelt. (3) Lauten die polizeilichen Beschlüsse, welche d e m B e r g a m t zuzufertigen sind, d e m Antrage oder Gutachten desselben zuwider, so kann dieses innerhalb zwei Wochen die Beschwerde an die Regierung ergreifen 3 , welche hierüber vor der Entscheidung das Gutachten des Oberbergamtes zu erholen hat. (4) Diese Beschwerde ist binnen drei T a g e n bei der Kreisverwaltungsbehörde anzumelden, und e s wird hierdurch der Vollzug des B e s c h l u s s e s gehemmt.4 über die Fortgeltung der Abs. 2 bis 4 vgl. Anmerkung

2, 3 und 4.

Das A B G enthält keine entsprechende Bestimmung. 1 Art. 51 Abs. 1 stellt klar, daß die dem Bergwerkseigentümer nach dem Berggesetz eingeräumten Befugnisse, Anlagen und Vorrichtungen zur Aufsuchung, Gewinnung und Aufbereitung der verliehenen Mineralien zu errichten (Art. 46, 50), nur im Rahmen der allgemeinen Landesgesetze ausgeübt werden dürfen. Die Ausübung des Bergwerkseigentums wird also den gleichen öffentlich-rechtlichen Beschränkungen unterworfen, die auch für die Ausübung sonstiger privater Rechte gelten. Die dem Bergwerkseigentümer eingeräumten ausschließlichen (absoluten) Befugnisse wirken in erster Linie gegenüber den privaten Rechten der Grundeigentümer und anderer Bergbautreibender. 1 Q Der Bergbau unterliegt auch den Vorschriften des B u n d e s r e c h t s , soweit es auf ihn anwendbar ist. Dies ergibt sich nicht aus Art. 51, sondern aus allgemeinen Rechtsgrundsätzen. 1 b Der in Art. 51 Abs. 1 niedergelegte Grundsatz gilt auch im Bereich des ABG, soweit er nicht durch § 59 modifiziert ist (vgl. Anm. l d 6). 1 C Verschiedene landes- und bundesrechtliche Vorschriften sind für den Bergbau nicht anzuwenden, weil das Bergrecht Sondervorschriften enthält. Grundsätzlich gelten die allgemeinen Gesetze jedoch auch für den Bergbau (vgl. E i n l e i t u n g A 3). 1 d Die Errichtung oder der Betrieb eines Bergwerks erfordert die Beachtung einer großen Zahl ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e r Vorschriften. Auf die folgenden wird besonders hingewiesen: Bauwesen 1d 1 Es gelten vor allem das Bundesbaugesetz — Anh. A II 33 — und die landesrechtlichen Bauordnungen. Die Vorschriften des Bundesbaugesetzes gelten uneingeschränkt auch für den Bergbau. Die landesrechtlichen Bauordnungen finden auf die untertägigen bergbaulichen Anlagen keine Anwendung, gelten aber für eine Reihe von oberirdischen Anlagen auf Bergwerksbetrieben. Verkehrswesen 1d 2 Soweit auf Bergwerken Bahnanlagen errichtet werden, müssen die besonderen landesrechtlichen Vorschriften über den Bau und Betrieb von Schienenbahnen, Seilbahnen 120

III. Titel: Von dem Bergwerkseigentume

Art. 51 bayBergG

usw. beachtet werden. Vielfach gelten für die unter bergbehördlicher Aufsicht stehenden Grubenbahnen einschließlich der Grubenanschlußbahnen besondere Vorschriften (vgl. Anm. 6 d zu Art. 253). tnergxewesen 1d 3 Soweit auf Bergwerken Strom oder Gas erzeugt wird, sind die Vorschriften des Energiewirtschaftsgesetzes vom 13. 12. 1935 (RGBl. I S. 1451) zu beachten. In Bergwerksbetrieben, die r a d i o a k t i v e Stoffe gewinnen oder verwenden oder in denen sonstwie eine Berührung mit radioaktiven Stoffen stattfindet, sind die Vorschriften des Atomgesetzes — Anh. A II 31 — und der Ersten Strahlenschutzverordnung — Anh. A II 31a — zu beachten. Die Zuständigkeit zum Vollzug dieser Vorschriften und zur Überwachung der Betriebe ist landesrechtlich geregelt. Wasserbenutzung 1d 4 Für die Benutzung des Wassers durch den Bergbau sind die Vorschriften des Wasserhaushaltsgesetzes — Anh. A II 27 — und der Wassergesetze maßgeblich. Vgl. Überblick vor Art. 203. Sprengstoffwesen 1d5 Bei der Verwendung von Sprengstoffen im Bergbau sind zahlreiche Vorschriften zu beachten. Bundesrechtlich gilt das Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen — Anh. A II 3 —. Daneben gelten die einschlägigen landesrechtlichen Bestimmungen über den Verkehr und die Verwendung von Sprengstoffen. Für den Bergbau bestehen jedoch zahlreiche Ausnahmen. Über die Herstellung und den Vertrieb von Sprengstoffen, die im Bergbau Verwendung finden sollen, gelten im wesentlichen inhaltlich übereinstimmende landesrechtliche Vorschriften.Danach bedürfen diese Sprengstoffe einer besonderen behördlichen Zulassung. Die zugelassenen Sprengstoffe werden in eine Liste eingetragen, die veröffentlicht wird. Gewerbewesen 1d 6 Auf Bergwerksbetriebe finden auch zahlreiche Vorschriften der Gewerbeordnung Anwendung — vgl. Anh. A II 1. Besondere Bedeutung haben die Bestimmungen über die sog. genehmigungsbedürftigen Anlagen (§§ 16ff. GewO). In § 59 ABG ist für D a m p f k e s s e l u n d T r i e b w e r k e auf Bergwerksbetrieben generell vorgeschrieben, daß die Gewerbegesetze angewendet werden sollen. Es ist fraglich, ob die Vorschrift hinsichtlich der Dampfkesselanlagen noch fortgilt, nachdem durch die Neufassung des § 6 GewO durch die Änderungsgesetze vom 29. 9. 1953 (BGB 1 S. 1459) und vom 5. 2. 1960 (BGBl. I S. 61) ausdrücklich klargestellt wurde, daß die Vorschriften der §§ 24 ff. GewO für Anlagen dieser Art, die auf Bergwerksbetrieben errichtet werden, nicht anzuwenden sind. U. E. kann die Verweisung in § 59 Abs. 1 ABG nach wie vor als gültig anerkannt werden (so auch Willecke, ZfB 101, 238). § 6 GewO besagt lediglich, daß die Vorschriften der GewO kraft Bundesrechts für die Dampfkesselanlagen auf Bergwerken nicht verbindlich sind, die Länder also Abweichendes bestimmen können. Er verbietet den Ländern aber nicht, die Vorschriften des Bundes inhaltlich zu übernehmen. Im Geltungsbereich des A BG sind die §§ 24 ff. GewO daher auch weiterhin auf Dampfkesselanlagen, die in Bergwerksbetrieben errichtet werden, anzuwenden. In B a y e r n fehlt eine dem § 59 ABG entsprechende Vorschrift. Dort ist die E r richtung und der Betrieb von Dampfkesselanlagen auf Bergwerksbetrieben in der Bergbaudampfkesselverordnung vom 28. 11. 1961 (GVB1. S. 305) die auf Grund des Berggesetzes erlassen wurde, geregelt. 2 Die A n h ö r u n g des Bergamts ist vorgeschrieben, soweit das Bergamt nicht ohnehin für die Erteilung der vorgesehenen Verwaltungsakte zuständig ist. 2 a Eine unmittelbare Z u s t ä n d i g k e i t des Bergamt besteht: für die Erteilung der Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb von Anlagen nach § 16 GewO (§ 1 Abs. 2 der VO über die Zuständigkeit zum Vollzug der §§ 16 und 25 der Gewerbeordnung vom 21. 9. 1960 — GVB1. S. 224 —), 121

Art. 51 bayBergG — § 59 ABG

Berggesetz

für die Erteilung der Erlaubnis zur Errichtung oder zum Betrieb von Hochdruckdampfkesselanlagen (§ 6 Bergbaudampfkesselverordnung vom 28. 11. 1960 — GVB1. S. 305 —), für die Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnis nach § 7 WHG, soweit die Wasserbenützung betriebsplanpflichtig ist (Art. 2 Abs. 2 ÜGzWHG i. V. m. § 14 Abs. 2 und 3 WHG). 2 b Bedarf ein Bergbaubetrieb auf Grund landesrechtlicher Vorschriften somit einer besonderen behördlichen Gestattung, die von der Kreisverwaltungsbehörde zu erteilen ist, z.B. einer Baugenehmigung, so ist das Bergamt zu hören. Die Unterlassung der Anhörung führt nicht zur Unwirksamkeit des Verwaltungsaktes; er kann jedoch mit der Begründung angefochten werden, daß die Anhörung des Bergamts unterblieben ist. Beabsichtigt die Kreisverwaltungsbehörde entgegen dem Antrag oder der gut3 achtlichen Äußerung des Bergamts zu entscheiden, also z. B. entgegen der Auffassung des Bergamts in einem Baubeschränkungsgebiet eine Baugenehmigung zu erteilen, so kann das Bergamt, dem die Entscheidung zuzufertigen ist, binnen zwei Wochen die Regierung anrufen. Die Entscheidung der Kreisverwaltungsbehörde ist solange in der Schwebe, bis die Regierung nach Anhörung des Oberbergamts entschieden hat. Die „Beschwerde" des Bergamt ist kein Rechtsbehelf. Es handelt sich um eine behördeninterne Regelung, die sicherstellen soll, daß die Auffassungen der Kreisverwaltungsbehörde und des Bergamts von den nächsthöheren Instanzen überprüft werden, ehe die Entscheidung erlassen wird. Ist die Entscheidung bekanntgemacht worden, so ist sie wirksam, auch wenn das Bergamt „Beschwerde" einlegt. Die Zulässigkeit eines Widerrufs richtet sich nach den allgemeinen Grundsätzen. 4 Um sicherzustellen, daß die der Auffassung der Bergbehörde zuwiderlaufende Entscheidung nicht wirksam wird, muß die Beschwerde binnen 3 Tagen bei der Kreisverwaltungsbehörde angemeldet werden; es genügt eine fernmündliche Mitteilung. Die Kreisverwaltungsbehörde darf dann den Verwaltungsakt nicht in Wirksamkeit setzen. Es ergibt sich also folgender V e r f a h r e n s g a n g : Der von der Kreisverwaltungsbehörde beabsichtigte „Beschluß" wird zunächst dem Bergamt zugefertigt (Abs. 3); das Bergamt muß eine etwaige „Beschwerde" binnen drei Tagen bei der Kreisverwaltungsbehörde anmelden. Erst wenn binnen drei Tagen keine Beschwerde angekündigt wird, darf der Beschluß den Beteiligten bekanntgemacht werden. Ist Beschwerde angemeldet, so hat das Bergamt sie binnen 2 Wochen bei der Regierung zu begründen und die Kreisverwaltungsbehörde den Vorgang der Regierung zur Entscheidung vorzulegen. Die Regierung entscheidet dann nach Anhörung des Oberbergamts. Von den Beteiligten kann lediglich die ihnen bekanntzumachende Entscheidung der Kreisverwaltungsbehörde angefochten werden. Die übrigen behördlichen Handlungen (des Bergamts, der Regierung und des Oberbergamts) sind rein behördeninterne Vorgänge. Ist die Entscheidung nach außen bekannt gemacht worden, so wird ihre Wirksamkeit durch die Einlegung der Beschwerde oder die Anmeldung bei der Kreisverwaltungsbehörde nicht gehemmt. § 59 ABG 1 [Dampfkessel und Triebwerke] (1) Dampfkessel und Triebwerke für alle der polizeilichen Aufsicht der Bergbehörden unterstehenden Betriebe unterliegen den Vorschriften der Gewerbegesetze. (2) Sofern zur Errichtung oder Veränderung dieser Dampfkessel und Triebwerke nach den Vorschriften der Gewerbegesetze eine besondere polizeiliche Genehmigung erforderlich ist, tritt jedoch an die Stelle der Ortspolizeibehörde das B e r g a m t und an die Stelle der sonst zuständigen Genehmigungsbehörde das Oberbergamt. 1. Vgl. Anm. ld 6 zu Art. 51 und Vorbem. vor §§ 24—24d GewO — Anh. A II 1. 122

Art. 52 bayBergG - .

*

1. Vgl. Baden-Württemberg: VO v. 26. 11 1958 (GBl. S. 211); Bremen: Bek. v. 11. 8. 1958 (GBl. S. 80); Nordrhein-Westfalen: VO v. 22.8. 1955 (GS NW S. 833); Rheinland-Pfalz: Erl. des. SozMin. v. 19. 6. 1957 (MinBl. Spalte 623).

704

A n h . A l l 21

MutterSchG V i e r t e r A b s c h n i t t : Leistungen § 10 Arbeitsentgelt bei Beschäftigungsverboten

(1) Den werdenden Müttern ist, soweit sie nicht Wochengeld nach § 13 beziehen können, mindestens der Durchschnittsverdienst der letzten dreizehn Wochen oder, falls das Arbeitsentgelt nach Monaten bemessen ist, der Durchschnittsverdienst der letzten drei Monate vom Arbeitgeber weiterzugewähren a) bei einem durch das Beschäftigungsverbot des § 3 Abs. 1 oder des § 6 Abs. 2 veranlaßten Wechsel der Beschäftigung oder einer durch dasselbe Verbot veranlaßten Verkürzung der Arbeitszeit, b) bei einem durch die Beschäftigungsverbote des § 4 oder des § 6 Abs. 3 veranlaßten völligen oder teilweisen Aussetzen der Arbeit oder Wechsel der Beschäftigung oder der Entlohnungsart. (3) Der Bundesminister für Arbeit kann durch Rechtsverordnung Vorschriften über die Berechnung des Durchschnittsverdienstes im Sinne des Absatzes 1 erlassen.

§ 12 Arbeitsentgelt während der Schutzfristen (1) Den Frauen, die nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert sind, ist während der Schutzfristen des § 3 Abs. 2 und des § 6 Abs. 1 und 2 das regelmäßige Arbeitsentgelt vom Arbeitgeber weiterzugewähren; sie müssen sich jedoch das Wochengeld anrechnen lassen, das ihnen als Familienhilfe aus der gesetzlichen Krankenpflichtversicherung zukommt. § 13 Wochen- und Stillgeld (1) Frauen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert sind, erhalten während der in § 3 Abs. 2 bezeichneten Zeiträume, in denen sie vor der Niederkunft nicht beschäftigt werden dürfen, und während der ersten sechs Wochen nach der Niederkunft ein wöchentlich nachträglich zahlbares Wochengeld1 in Höhe des Durchschnittsverdienstes der letzten dreizehn Wochen oder, falls das Arbeitsentgelt nach Monaten bemessen ist, in Höhe des Durchschnittsverdienstes der letzten drei Monate, jedoch mindestens drei Deutsche Mark für jeden Kalendertag. Als Verdienst gilt das um die gesetzlichen Abzüge verminderte Arbeitsentgelt. Stillende Mütter erhalten das Wochengeld nach der Niederkunft für acht Wochen, nach Frühgeburten für zwölf Wochen. (2) Wochengeld nach Absatz 1 wird auch gewährt, wenn der Frau, ohne daß sie ihre Beschäftigung ausübt, ein Anspruch auf volle oder teilweise Weiterzahlung des Arbeitsentgeltes zusteht, der Arbeitgeber aber das Entgelt bei Fälligkeit nicht zahlt. Der Anspruch gegen den Arbeitgeber geht auf die Krankenkasse in Höhe des Wochengeldes über. (3) Beantragt die werdende Mutter Auszahlung des Wochengeldes vor der Entbindung, so findet § 5 Abs. 2 Anwendung mit der Maßgabe, daß Wochengeld — vorbehaltlich der Vorschriften des folgenden Absatzes 4 — mindestens für die in § 3 Abs. 2 bezeichneten Zeiträume vor der Niederkunft gewährt wird. 45

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

705

A n h . A l l 21

Bundesrecht

(4) Der Anspruch auf Wochengeld entfällt für die Zeit, a) in der die Frau gegen Arbeitsentgelt tätig ist oder b) in der ihr das regelmäßige Arbeitsentgelt weitergewährt wird, ohne daß sie ihre Beschäftigung ausübt; wird das Arbeitsentgelt nur teilweise gewährt, so mindert sich das Wochengeld entsprechend. (5) Die in Absatz 1 genannten Frauen erhalten, solange sie stillen, ein wöchentlich nachträglich zahlbares Stillgeld von 0,75 DM für jeden Kalendertag bis zum Ablauf der sechsundzwanzigsten Woche nach der Niederkunft. (6) Die in Absatz 1 genannten Frauen erhalten auch die sonstigen Wochenhilfeleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. (7) Die Leistungen nach den vorstehenden Vorschriften werden auch denjenigen Frauen gewährt, die in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert waren, jedoch wegen ihrer Schwangerschaft unter Wegfall des Arbeitsentgeltes beurlaubt und deshalb unter Aufrechterhaltung ihres Arbeitsverhältnisses aus der Versicherung ausgeschieden sind. (8) Die Leistungen nach den vorstehenden Vorschriften hat diejenige Krankenkasse zu gewähren, bei der die Frau versichert ist oder im Falle des Absatzes 7 zuletzt versichert war. In den Fällen des § 9 Abs. 2 Satz 1 und des § 11 Abs. 1 ist diejenige Krankenkasse zuständig, bei der die Frau im Zeitpunkt der Auflösung des Arbeitsverhältnisses versichert war. Wechselt die Frau während des Bezuges der Leistungen die Kassenzugehörigkeit, so bleibt die erstverpflichtete Kasse für die weitere Durchführung der Leistungen zuständig. (9) Auf die Leistungen nach den Absätzen 1 und 5 wird das nach den Bestimmungen der gesetzlichen Krankenversicherung zu zahlende Wochengeld und Stillgeld angerechnet.

§ Kostenersatz Die den Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung durch die Vorschriften des § 1 1 Abs. 2 erwachsenden Kosten werden vom Bund ersetzt. Das gleiche gilt für die ihnen durch die Leistungen nach § 18 erwachsenden Kosten, soweit sie die Kosten der nach der Reichsversicherungsordnung zu gewährenden Leistungen überschreiten. Der Bundesminister für Arbeit wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Finanzen und nach Anhörung der Spitzenverbände der Krankenkassen Rechtsverordnungen zur Durchführung dieser Vorschriften zu erlassen, insbesondere die Art und Weise der Erstattung zu regeln und Fristen für die Erstattung festzulegen § 15 Mehrere Ansprüche Stehen einer aus dem Arbeitsverhältnis ausgeschiedenen Frau Ansprüche auf Leistungen nach § 13 sowohl auf Grund des § 9 Abs. 2 Satz 1 oder des § 11 Abs. 1 als auch auf Grund eines neuen Arbeitsverhältnisses zu, so werden nur die höheren Leistungen gewährt.

§ 16

Gemeinsame Vorschriften (1) . . . die Leistungen nach § 13 unterliegen nicht der Einkommensteuer. (2) Für das Verfahren bei der Feststellung . . . der Leistungen nach § 13 gelten die Vorschriften des Sechsten Buches der Reichsversicherungsordnung über die Feststellung der Leistungen der Krankenversicherung entsprechend. 706

A n h . A l l 21

MutterSchG

(3) Der Bundesminister für Arbeit kann durch Rechtsverordnung Vorschriften über die Berechnung und Auszahlung . . . des Wochen- und Stillgeldes nach § 13 erlassen. F ü n f t e r A b s c h n i t t : Durchführung des Gesetzes § 17 Auslage des Gesetzes (1) In Betrieben und Verwaltungen, in denen regelmäßig mehr als drei Frauen beschäftigt werden, ist ein Abdruck dieses Gesetzes an geeigneter Stelle zur Einsicht auszulegen oder auszuhängen.

§ 181 1.

Überholt durch § 77 VwGO — Anh. A II 32. § 19 Aufsicht, Auskunft

(1) Die Aufsicht über die Ausführung der Vorschriften dieses Gesetzes und der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Bestimmungen obliegt den Gewerbeaufsichtsämtern. (2) Die Befugnisse, die nach diesem Gesetz und den auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Bestimmungen den Gewerbeaufsichtsämtern zustehen, üben bei bergbaulichen Betrieben die Bergbehörden aus. (3) Auf die Befugnisse und Obliegenheiten der Aufsichtsbehörden finden die Vorschriften des § 139 b der Gewerbeordnung 1 entsprechende Anwendung. Die örtlichen Polizeidienststellen haben den Aufsichtsbehörden bei der Durchführung dieses Gesetzes und der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Bestimmungen Amtshilfe zu leisten. (4) Die Arbeitgeber, ihre Beauftragten (§ 22 Abs. 1) und die Beschäftigten sind verpflichtet, der Aufsichtsbehörde auf Verlangen die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Angaben wahrheitsgemäß und vollständig zu machen. Die Arbeitgeber und ihre Beauftragten sind verpflichtet, der Aufsichtsbehörde auf deren Verlangen die Unterlagen über Art und Dauer der Beschäftigung werdender und stillender Mütter sowie über deren Entlohnung und alle sonstigen Unterlagen, die sich auf die nach Satz 1 zu machenden Angaben beziehen, vorzulegen oder zur Einsicht einzusenden. 1.

Vgl. Anh. A II 1. Sechster Abschnitt:

Zuwiderhandlungen

§20 Straftaten (1) Wer vorsätzlich einer Vorschrift dieses Gesetzes — ausgenommen die Vorschriften des § 5 Abs. 1, des § 17 und des § 19 Abs. 4 — oder einer auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Verordnung oder einer auf Grund des § 4 Abs. 4 Satz 2 oder des § 7 Abs. 3 Halbsatz 2 erlassenen schriftlichen Verfügung, sofern in ihr auf die Vorschriften dieses Gesetzes ausdrücklich verwiesen ist, zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten oder mit Geldstrafe bis zu eintausend Deutsche Mark bestraft. In besonders schweren Fällen ist die Strafe Gefängnis und Geldstrafe oder eine dieser Strafen. (2) Ist die Zuwiderhandlung fahrlässig begangen, so ist die Strafe Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Deutsche Mark oder Haft. 45*

707

A n h . A l l 22

Bundesrecht

(3) Die T a t wird n u r auf Verlangen des Gewerbeaufsichtsamtes 1 verfolgt. Das Verlangen k a n n zurückgenommen werden. 1.

Vgl. Anm. 1 zu § 4.

§21 Ordnungswidrigkeiten

W e r vorsätzlich oder fahrlässig den Vorschriften des § 5 Abs. 1 Satz 3, des § 17 oder des § 19 Abs. 4 zuwiderhandelt, k a n n durch das Gewerbeaufsichtsamt 1 mit einer Geldb u ß e bis zu zweihundert Deutsche Mark belegt werden. 1.

Vgl. Anm. 1 zu § 4.

§ 22 Beauftragte

(1) Der Arbeitgeber k a n n mit der E r f ü l l u n g der Pflichten, die ihm n a c h diesem Gesetz oder den auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Vorschriften obliegen, andere Personen beauftragen. H a n d e l n diese den in den §§ 20 u n d 21 genannten Vorschriften zuwider, so trifft sie die Strafe oder Geldbuße. (2) Wird eine Zuwiderhandlung durch einen B e a u f t r a g t e n begangen, so k a n n wegen Verletzung der Aufsichtspflicht eine Geldbuße bis zu f ü n f h u n d e r t Deutsche Mark d u r c h das Gewerbeaufsichtsamt gegen den Arbeitgeber festgesetzt werden, wenn dieser oder, falls der Arbeitgeber eine juristische Person oder eine Handelsgesellschaft ist, der zur gesetzlichen V e r t r e t u n g Berechtigte nicht die im Verkehr erforderliche Sorgf a l t angewendet h a t , u m die Zuwiderhandlung zu verhüten. §23 Geldbuße Auf die Geldbuße (§§ 21 und 22 Abs. 2) finden die §§ 28 bis 30, 32, 55 Abs. 1, 57, 66 bis 98 und 101 des Wirtschaftsstrafgesetzes v o m 26. Juli 1949 (WiGBl. S. 193) in der Fassung der Gesetze v o m 29. März 1950 (Bundesgesetzbl. S. 78) u n d v o m 30. März 1951 (Bundesgesetzbl. I S. 223) Anwendung.

22. Gesetz betr. den Vertrag vom 18. April 1951 über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl Vom 29. April 1952 (BGBl. I I S. 445 — BGBl. I I I — 020) (Auszug) Art. I Dem a m 18. April 1951 in Paris unterzeichneten Vertrag über die G r ü n d u n g der Europäischen Gemeinschaft f ü r Kohle u n d Stahl einschließlich seiner Anlagen, Zusatzprotokolle u n d Z u s a t z a b k o m m e n wird zugestimmt. A r t . II (1) Der V e r t r a g sowie seine Anlagen, Zusatzprotokolle u n d Zusatzabkommen werden nachstehend mit Gesetzeskraft veröffentlicht. (2) Der Tag, an dem sie in K r a f t treten, ist im Bundesgesetzblatt bekanntzugeben. A r t . III Dieses Gesetz t r i t t mit dem Tage n a c h der Verkündigung in K r a f t . . . . 708

Anh. A l l 22a

Montan-Unions-Vertrag

22 a. Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (BGBl. I I S. 447) i. d. F a s s u n g d. Ges. ü b e r d e n V e r t r a g v. 27. O k t o b e r 1956 v. 22. D e z e m b e r 1956 (BGBl. I I S. 1874) u n d des Beschlusses v. 29. 3. 1960 (ABl. d e r E u r . G e m . S. 781) (Auszug) Erster Titel:

Die Europäische

Gemeinschaft

für Kohle und

Stahl

Art. 1 (1) D u r c h diesen V e r t r a g b e g r ü n d e n die H o h e n Vertragschließenden Teile u n t e r sich eine E u r o p ä i s c h e G e m e i n s c h a f t f ü r K o h l e u n d S t a h l ; sie b e r u h t auf einem gemeins a m e n M a r k t , verfolgt g e m e i n s a m e Ziele u n d h a t g e m e i n s a m e Organe. Art. 2 (1) Die E u r o p ä i s c h e G e m e i n s c h a f t f ü r Kohle u n d S t a h l ist dazu b e r u f e n , i m E i n k l a n g m i t der G e s a m t w i r t s c h a f t der Mitgliedstaaten u n d auf der G r u n d l a g e eines gemeins a m e n Marktes, wie er in Artikel 4 n ä h e r b e s t i m m t ist, zur A u s w e i t u n g der W i r t s c h a f t , zur Steigerung d e r B e s c h ä f t i g u n g u n d zur H e b u n g der L e b e n s h a l t u n g in den Mitgliedstaaten beizutragen. (2) Die G e m e i n s c h a f t h a t in f o r t s c h r e i t e n d e r E n t w i c k l u n g die V o r a u s s e t z u n g e n zu schaffen, die v o n sich a u s die rationellste Verteilung d e r E r z e u g u n g auf d e m h ö c h s t e n L e i s t u n g s s t a n d e sichern; sie h a t hierbei d a f ü r zu sorgen, d a ß keine U n t e r b r e c h u n g in der B e s c h ä f t i g u n g e i n t r i t t , u n d zu v e r m e i d e n , d a ß i m W i r t s c h a f t s l e b e n der Mitglieds t a a t e n tiefgreifende u n d a n h a l t e n d e S t ö r u n g e n h e r v o r g e r u f e n w e r d e n . Art. 3 Die O r g a n e der G e m e i n s c h a f t h a b e n im R a h m e n der j e d e m v o n i h n e n zugewiesenen Befugnisse u n d i m g e m e i n s a m e n Interesse a) auf eine g e o r d n e t e Versorgung des g e m e i n s a m e n M a r k t e s u n t e r B e r ü c k sichtigung des B e d a r f s d r i t t e r L ä n d e r zu a c h t e n ; b) allen in vergleichbarer Lage befindlichen V e r b r a u c h e r n des g e m e i n s a m e n M a r k t e s gleichen Z u g a n g zu der P r o d u k t i o n zu sichern; c) auf die B i l d u n g niedrigster Preise d e r g e s t a l t zu a c h t e n , d a ß diese Preise n i c h t eine E r h ö h u n g der v o n denselben U n t e r n e h m e n bei a n d e r e n G e s c h ä f t e n a n g e w a n d t e n Preise oder der G e s a m t h e i t d e r Preise w ä h r e n d eines a n d e r e n Z e i t a b s c h n i t t e s zur Folge h a b e n ; hierbei sind die erforderlichen Abschreib u n g e n zu ermöglichen u n d den h e r e i n g e n o m m e n e n K a p i t a l i e n n o r m a l e Verzinsungsmöglichkeiten zu b i e t e n ; d) d a r a u f zu a c h t e n , d a ß V o r a u s s e t z u n g e n e r h a l t e n bleiben, die einen Anreiz f ü r die U n t e r n e h m e n bieten, i h r P r o d u k t i o n s p o t e n t i a l a u s z u b a u e n u n d zu verbessern u n d eine Politik rationeller A u s n u t z u n g d e r n a t ü r l i c h e n Hilfsquellen u n t e r V e r m e i d u n g v o n R a u b b a u zu v e r f o l g e n ; e) auf eine Verbesserung d e r Lebens- u n d A r b e i t s b e d i n g u n g e n der A r b e i t e r hinzuwirken, die es e r l a u b t , diese B e d i n g u n g e n i m R a h m e n der F o r t s c h r i t t e in j e d e r der zu i h r e m A u f g a b e n k r e i s g e h ö r e n d e n I n d u s t r i e n e i n a n d e r a n z u gleichen ; f) die E n t w i c k l u n g des z w i s c h e n s t a a t l i c h e n A u s t a u s c h e s zu f ö r d e r n u n d d a f ü r zu sorgen, d a ß bei d e n Preisen auf d e n a u s w ä r t i g e n M ä r k t e n angemessene Grenzen eingehalten w e r d e n ; 709

Anh. A l l 22a

Bandesrecht

g) die geordnete Ausweitung u n d Modernisierung der Erzeugung sowie die Verbesserung der Qualität in einer Weise zu fördern, die jede Schutzmaßn a h m e gegen Konkurrenzindustrien ausschließt, es sei denn, d a ß sie durch eine von diesen U n t e r n e h m e n oder zu ihren Gunsten vorgenommene unzulässige H a n d l u n g gerechtfertigt ist. Art. 4 Als unvereinbar mit d e m gemeinsamen M a r k t f ü r Kohle u n d Stahl werden innerhalb der Gemeinschaft gemäß den Bestimmungen dieses Vertrages aufgehoben u n d u n t e r sagt: a) Ein- u n d Ausfuhrzölle oder Abgaben gleicher W i r k u n g sowie mengenmäßige Beschränkungen des Warenverkehrs; b) M a ß n a h m e n oder P r a k t i k e n , die eine Diskriminierung zwischen Erzeugern oder K ä u f e r n oder Verbrauchern herbeiführen, insbesondere hinsichtlich der Preis- u n d Lieferbedingungen u n d der Beförderungstarife, sowie Maßn a h m e n oder P r a k t i k e n , die den K ä u f e r an der freien W a h l seines Lieferanten hindern; c) von den S t a a t e n bewilligte Subventionen oder Beihilfen oder von ihnen auferlegte Sonderlasten, in welcher F o r m dies a u c h immer geschieht; d) einschränkende P r a k t i k e n , die auf eine Aufteilung oder A u s b e u t u n g der Märkte abzielen. Art. 5 (1) Die Gemeinschaft erfüllt ihre Aufgabe u n t e r den in diesem Vertrag vorgesehenen Bedingungen durch begrenzte Eingriffe. (2) Zu diesem Zweck — erhellt u n d erleichtert sie das H a n d e l n der Beteiligten dadurch, d a ß sie Ausk ü n f t e einholt, f ü r Beratungen sorgt u n d allgemeine Ziele b e s t i m m t ; — stellt sie den U n t e r n e h m e n Finanzierungsmittel f ü r ihre Investitionen zur Verf ü g u n g u n d beteiligt sich an den Lasten der Anpassung; —• sorgt sie f ü r Schaffung, A u f r e c h t e r h a l t u n g u n d B e a c h t u n g normaler W e t t bewerbsbedingungen u n d greift in die Erzeugung u n d den M a r k t n u r d a n n direkt ein, wenn es die U m s t ä n d e erfordern; — gibt sie die Gründe f ü r ihr H a n d e l n b e k a n n t u n d ergreift die Maßnahmen, die erforderlich sind, u m die B e a c h t u n g der Bestimmungen dieses Vertrages zu gewährleisten. (3) Die Organe der Gemeinschaft erledigen diese Aufgaben mit einem möglichst kleinen V e r w a l t u n g s a p p a r a t in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten. Art. 6 (1) Die Gemeinschaft h a t Rechtspersönlichkeit. (2) I m zwischenstaatlichen Verkehr h a t die Gemeinschaft die f ü r die D u r c h f ü h r u n g ihrer Aufgaben u n d Erreichung ihrer Ziele erforderliche Rechts- u n d Geschäftsfähigkeit. (3) Die Gemeinschaft h a t in jedem Mitgliedstaat die weitestgehende Rechtsu n d Geschäftsfähigkeit, die juristischen Personen dieses Staates z u e r k a n n t ist; sie k a n n insbesondere bewegliches u n d unbewegliches Vermögen erwerben u n d v e r ä u ß e r n sowie klagen u n d verklagt werden. (4) Die Gemeinschaft wird d u r c h ihre Organe im R a h m e n ihrer Befugnisse vertreten. 710

Anh. A l l 22a

Montan-Unions-Vertrag Zweiter Titel:

Die Organe der

Gemeinschaft

Art. 7 Die Organe der Gemeinschaft sind: — — nannt ; — —

die H o h e B e h ö r d e , der ein Beratender Ausschuß zur Seite steht; die G e m e i n s a m e V e r s a m m l u n g , nachstehend „die Versammlung"

ge-

der B e s o n d e r e M i n i s t e r r a t , nachstehend „der R a t " genannt; der G e r i c h t s h o f .

Kapitel I. Die hohe Behörde Art. 8 Die Hohe Behörde hat die Aufgabe, für die Erreichung der in diesem Vertrag festgelegten Zwecke nach Maßgabe des Vertrages zu sorgen.

Art. 14 (1) Zur Erfüllung der ihr übertragenen Aufgaben erläßt die Hohe Behörde im Rahmen der Bedingungen dieses Vertrages Entscheidungen, spricht Empfehlungen aus oder gibt Stellungnahmen ab. (2) Die Entscheidungen sind in allen ihren Teilen verbindlich. (3) Die Empfehlungen sind hinsichtlich der von ihnen bestimmten Ziele verbindlich, lassen jedoch denen, an die sie gerichtet sind, die Wahl der für die Erreichung dieser Ziele geeigneten Mittel. (4) Die Stellungnahmen sind nicht verbindlich. (5) Ist die Hohe Behörde befugt, eine Entscheidung zu erlassen, so kann sie sich darauf beschränken, eine Empfehlung auszusprechen.

Art. 15 (1) Die Entscheidungen, Empfehlungen und Stellungnahmen der Hohen Behörde sind mit Gründen zu versehen und haben auf die pflichtgemäß eingeholten Stellungnahmen Bezug zu nehmen. (2) Betreöen Entscheidungen und Empfehlungen einen Einzelfall, so werden sie für den Beteiligten durch die Zustellung verbindlich. (3) In den übrigen Fällen genügt die Veröffentlichung für die Anwendbarkeit. (4) Die Hohe Behörde erläßt Ausführungsbestimmungen zu diesem Artikel.

Art. 18 (1) Bei der Hohen Behörde wird ein Beratender Ausschuß gebildet. . . .

Art. 19 (1) Die Hohe Behörde kann den Beratenden Ausschuß in allen Fällen anhören, in denen sie es für angebracht hält. Sie hat es immer dann zu tun, wenn dieser Vertrag die Anhörung vorschreibt.

Kapitel II. Die Versammlung Art. 20 Die Versammlung besteht aus Vertretern der Völker der in der Gemeinschaft zusammengeschlossenen Staaten; sie übt die Kontrollbefugnisse aus, die ihr nach diesem Vertrage zustehen. 711

Anh.All

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Bundesrecht

Art. 24 (1) Die Versammlung erörtert in öffentlicher Sitzung den Gesamtbericht, der ihr von der Hohen Behörde vorgelegt wird. (2) Wird auf Grund des Berichts ein Mißtrauensantrag eingebracht, so darf die Versammlung über diesen Antrag nicht vor Ablauf von mindestens drei Tagen nach seiner Einbringung und nur in offener Abstimmung entscheiden. (3) Wird der Mißtrauensantrag mit Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen und mit der Mehrheit der Stimmen aller Mitglieder der Versammlung angenommen, so müssen die Mitglieder der Hohen Behörde geschlossen zurücktreten. Sie führen die laufenden Geschäfte bis zu ihrer Ablösung gemäß Artikel 10 weiter.

Kapitel III. Der Rat Art. 26 (1) Der Rat übt seine Befugnisse in den in diesem Vertrag vorgesehenen Fällen und in der dort angegebenen Weise aus, insbesondere um die Tätigkeit der Hohen Behörde und der für die allgemeine Wirtschaftpolitik ihrer Länder verantwortlichen Regierungen aufeinander abzustimmen. (2) Der Rat und die Hohe Behörde unterrichten und beraten einander zu diesem Zweck. (3) Der Rat kann die Hohe Behörde auffordern, Vorschläge und Maßnahmen aller Art zu prüfen, die er zur Erreichung der gemeinsamen Ziele für zweckmäßig oder erforderlich hält.

Art. 27

(1) Der Rat besteht aus den Vertretern der Mitgliedstaaten. . . .

Kapitel IV: Der Gerichtshof Art. 31 Der Gerichtshof sichert die Wahrung des Rechts bei der Auslegung und Anwendung dieses Vertrages und der Durchführungsvorschriften.

Art. 32 (1) Der Gerichtshof besteht aus sieben Richtern; . . .

Art. 33 (1) Der Gerichtshof ist zur Entscheidung über Nichtigkeitsklagen zuständig, die ein Mitgliedstaat oder der Rat gegen Entscheidungen und Empfehlungen der Hohen Behörde wegen Unzuständigkeit, Verletzung wesentlicher Formvorschriften, Verletzung des Vertrages oder irgend einer bei seiner Durchführung anzuwendenden Rechtsnorm oder wegen Ermessensmißbrauchs erhebt. Die Nachprüfung durch den Gerichtshof darf sich jedoch nicht auf die Würdigung der aus den wirtschaftlichen Tatsachen oder Umständen sich ergebenden Gesamtlage erstrecken, die zu den angefochtenen Entscheidungen oder Empfehlungen geführt hat, es sei denn, daß der Hohen Behörde der Vorwurf gemacht wird, sie habe ihr Ermessen mißbraucht oder die Bestimmungen des Vertrages oder irgend einer bei seiner Durchführung anzuwendenden Rechtsnorm offen sichtlich verkannt. (2) Die Unternehmen oder die in Artikel 48 genannten Verbände können unter denselben Bedingungen Klage gegen die sie individuell betreffenden Entscheidungen und 712

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Montan-Unions-Vertrag

22a

Empfehlungen oder gegen die allgemeinen Entscheidungen und Empfehlungen erheben, die nach ihrer Ansicht einen Ermessensmißbrauch ihnen gegenüber darstellen. (3) Die in den Abs. 1 und 2 dieses Artikels genannten Klagen sind innerhalb eines Monats nach Zustellung der individuellen Entscheidung oder Empfehlung oder nach Veröffentlichung der allgemeinen Entscheidung oder Empfehlung zu erheben. A r t . 34 (1) Im Falle der Nichtigerklärung verweist der Gerichtshof die Sache an die Hohe Behörde zurück. Diese hat die Maßnahmen zu ergreifen, die sich aus dem Nichtigkeitsurteil ergeben. Hat ein Unternehmen oder eine Gruppe von Unternehmen infolge einer Entscheidung oder Empfehlung, die nach Feststellung des Gerichtshofes mit einem die Haftung der Gemeinschaft begründenden Fehler behaftet ist, einen unmittelbaren und besonderen Schaden erlitten, so hat die Hohe Behörde im Rahmen der ihr nach den Bestimmungen des Vertrages zustehenden Befugnisse geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine angemessene Wiedergutmachung des durch die für nichtig erklärte Entscheidung oder Empfehlung unmittelbar verursachten Schadens und, soweit erforderlich, eine billige Entschädigung zu gewähren. (2) Ergreift die Hohe Behörde nicht innerhalb einer angemessenen Frist die Maßnahmen, die sich aus dem Nichtigkeitsurteil ergeben, so kann vor dem Gerichtshof auf Schadensersatz geklagt werden. A r t . 35 (1) Ist die Hohe Behörde auf Grund einer Bestimmung dieses Vertrages oder der Durchführungsvorschriften verpflichtet, eine Entscheidung zu erlassen oder eine Empfehlung auszusprechen, und kommt sie dieser Verpflichtung nicht nach, so können je nach Lage des Falles die Staaten, der R a t oder die Unternehmen und Verbände die Hohe Behörde mit der Angelegenheit befassen. (2) Das gleiche gilt, falls die Hohe Behörde auf Grund einer Bestimmung dieses Vertrages oder der Durchführungsvorschriften befugt ist, eine Entscheidung zu erlassen oder eine Empfehlung auszusprechen, dies aber unterläßt, und wenn diese Unterlassung einen Ermessensmißbrauch darstellt. (3) Hat die Hohe Behörde innerhalb einer Frist von zwei Monaten keine Entscheidung erlassen oder keine Empfehlung ausgesprochen, so kann innerhalb einer Frist von einem Monat wegen der diesem Schweigen zu entnehmenden ablehnenden Entscheidung beim Gerichtshof Klage erhoben werden. A r t . 36 (1) Vor Festsetzung der nach diesem Vertrage vorgesehenen finanziellen Sanktionen oder Zwangsgelder hat die Hohe Behörde dem Betroffenen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. (2) Wegen der nach den Bestimmungen dieses Vertrages festgesetzten finanziellen Sanktionen und Zwangsgelder kann Klage im Verfahren mit unbeschränkter Ermessensnachprüfung erhoben werden. (3) Die Kläger können zur Begründung dieser Klage nach Maßgabe des Artikels 38 Abs. 1 des Vertrages geltend machen, daß die Entscheidungen und Empfehlungen, deren Nichtbeachtung ihnen zum Vorwurfe gemacht wird, fehlerhaft sind. A r t . 37 (1) Ist ein Mitgliedstaat der Ansicht, daß eine Handlung oder Unterlassung der Hohen Behörde in einem bestimmten Falle geeignet ist, tiefgreifende und anhaltende 713

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Bundesrecht

Störungen in seiner Wirtschaft hervorzurufen, so kann er die Hohe Behörde damit befassen. (2) Diese stellt, falls hierzu Anlaß besteht, nach Anhörung des Rates das Vorliegen eines solchen Sachverhalts fest und entscheidet über die im Rahmen dieses Vertrages zu treffenden Maßnahmen, um diesem Sachverhalt unter Wahrung der wesentlichen Interessen der Gemeinschaft ein Ende zu machen. (3) Wird gegen diese Entscheidung oder gegen eine Entscheidung, die ausdrücklich oder stillschweigend das Vorliegen eines solchen Sachverhalts verneint, auf Grund dieses Artikels Klage erhoben, so besitzt der Gerichtshof ein uneingeschränktes Nachprüfungsrecht. (4) Im Falle der Nichtigerklärung hat die Hohe Behörde im Rahmen des von Gerichtshof gefällten Urteils Maßnahmen zu den in Abs. 2 dieses Artikels vorgesehenen Zwecken zu treffen. A r t . 38 (1) Auf Klage eines der Mitgliedstaaten oder der Hohen Behörde kann der Gerichtshof die Beschlüsse der Versammlung oder des Rates aufheben. (2) Die Klage ist innerhalb einer Frist von einem Monat nach Veröffentlichung des Beschlusses der Versammlung oder der Mitteilung des Beschlusses des Rates an die Mitgliedstaaten oder an die Hohe Behörde zu erheben. (3) Diese Klage kann nur auf Unzuständigkeit oder Verletzung wesentlicher Formvorschriften gestützt werden. Art. 39 (1) Die beim Gerichtshof erhobenen Klagen haben keine aufschiebende Wirkung. (2) Der Gerichtshof kann jedoch, wenn es die Umstände nach seiner Ansicht erfordern, die Vollstreckung der angegriffenen Entscheidung oder Empfehlung aussetzen. (3) Er kann jede andere erforderliche einstweilige Anordnung treffen. A r t . 40 (1) Vorbehaltlich der Bestimmungen des Artikels 34 Abs. 1 ist der Gerichtshof zuständig, der geschädigten Partei auf ihren Antrag eine Entschädigung in Geld zu Lasten der Gemeinschaft zuzuerkennen, falls in Durchführung dieses Vertrages durch einen Amtsfehler der Gemeinschaft ein Schaden verursacht worden ist. (2) Der Gerichtshof ist ferner zuständig, eine Entschädigung zu Lasten eines Bediensteten der Gemeinschaft zuzuerkennen, falls ein Schaden durch persönliches Verschulden dieses Bediensteten in Ausübung seiner dienstlichen Obliegenheiten verursacht worden ist. Kann die geschädigte Partei von dem Bediensteten diesen Schadensersatz nicht erlangen, so kann der Gerichtshof der Gemeinschaft die Zahlung einer angemessenen Entschädigung auferlegen. (3) Alle übrigen zwischen der Gemeinschaft und Dritten entstehenden Streitigkeiten, auf welche die Bestimmungen dieses Vertrages und die Durchführungsvorschriften keine Anwendung finden, sind bei den staatlichen Gerichten anhängig zu machen. A r t . 41 Der Gerichtshof allein entscheidet, und zwar im Wege der Vorabentscheidung, über die Gültigkeit von Beschlüssen der Hohen Behörde und des Rates, falls bei einem Streitfall vor einem staatlichen Gericht diese Gültigkeit in Frage gestellt wird. A r t . 42 Der Gerichtshof ist für Entscheidungen auf Grund einer Schiedsklausel zuständig, die in einem von der Gemeinschaft oder für ihre Rechnung abgeschlossenen öffentlichrechtlichen oder privatrechtlichen Vertrage enthalten ist. 714

A n h . A l l 22a

Montan-Unions-Vertrag

Art. 43 (1) Der Gerichtshof ist für die Entscheidung in jedem anderen Falle zuständig, der in einer Zusatzbestimmung zu diesem Vertrag vorgesehen ist. (2) E r kann außerdem in allen mit dem Gegenstand dieses Vertrages in Zusammenhang stehenden Fällen entscheiden, wenn die Gesetze eines Mitgliedstaates ihn für zuständig erklären.

Art. 44 Die Entscheidungen des Gerichtshofes sind nach Maßgabe des Art. 92 im Gebiet der Mitgliedstaaten vollstreckbar.

Dritter Titel:

Wirtschafts-

und

Sozialbestimmungen

Kapitel I : Allgemeine Bestimmungen Art. 46 (1) Die Hohe Behörde kann jederzeit die Regierungen, die verschiedenen Beteiligten (Unternehmen, Arbeitnehmer, Verbraucher und Händler) und ihre Verbände ebenso wie Sachverständige anhören. (2) Die Unternehmen, die Arbeitnehmer, die Verbraucher und Händler und ihre Verbände sind berechtigt, der Hohen Behörde zu den sie angehenden Fragen Anregungen oder Bemerkungen jeder Art vorzulegen. (3) Um entsprechend den Aufgaben der Gemeinschaft allen Beteiligten Hinweise für ihre Tätigkeit zu geben und um ihr eigenes Handeln nach Maßgabe dieses Vertrages zu bestimmen, hat die Hohe Behörde im Benehmen mit den obengenannten Stellen: 1. Marktentwicklung und Preistendenzen fortlaufend zu untersuchen; 2. in regelmäßigen Zeitabständen Programme für Erzeugung, Verbrauch, Ausfuhr und Einfuhr unter Berücksichtigung der voraussichtlichen Entwicklung aufzustellen ; diese Programme dienen als Hinweis; 3. in regelmäßigen Zeitabständen allgemeine Ziele für die Modernisierung, die Orientierung der Fabrikation auf lange Sicht und die Ausweitung der Produktionskapazität anzugeben; 4. sich auf Antrag der beteiligten Regierungen an der Untersuchung darüber zu beteiligen, welche Möglichkeiten bestehen, die durch die Marktentwicklung oder die technische Umgestaltung freigewordenenArbeitskräfte in der bestehenden Industrien oder in neu zu schaffenden Arbeitsplätzen wiederzubeschäftigen; 5. die Auskünfte einzuholen, die zur Beurteilung der Verbesserungsmöglichkeiten für die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterschaft in den zu ihrem Aufgabenkreis gehördenden Industrien und zur Beurteilung der Gefahren erforderlich sind, die diese Lebensbedingungen bedrohen. (4) Die Hohe Behörde veröffentlicht nach Vorlage beim Beratenden Ausschuß die allgemeinen Ziele und die Programme. (5) Die Hohe Behörde kann die oben erwähnten Untersuchungen und Auskünfte veröffentlichen.

Art. 47 (1) Die Hohe Behörde kann die für die Erfüllung ihrer Aufgaben notwendigen Auskünfte einholen. Sie kann die erforderlichen Nachprüfungen vornehmen lassen. (2) Die Hohe Behörde ist verpflichtet, Auskünfte, die ihrem Wesen nach unter das Berufsgeheimnis fallen, nicht bekanntzugeben; dies gilt insbesondere für Auskünfte 715

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Bundesrecht

über die Unternehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen oder ihre Kostenelemente betreffen. Mit dieser Einschränkung hat die Hohe Behörde alle Angaben zu veröffentlichen, die für die Regierungen oder alle anderen Beteiligten von Nutzen sein können. (3) Die Hohe Behörde kann gegen Unternehmen, die sich ihren Verpflichtungen aus den in Anwendung dieses Artikels erlassenen Entscheidungen entziehen oder wissentlich falsche Auskünfte erteilen, Geldbußen bis zum Höchstbetrag von 1 v.H. des Jahresumsatzes und Zwangsgelder bis zum Höchstbetrag von 5 v. H. des durchschnittlichen Tagesumsatzes für jeden Tag des Verzuges festsetzen. (4) Hat ein Unternehmen dadurch einen Schaden erlitten, daß die Hohe Behörde das Berufsgeheimnis verletzt hat, so kann es bei dem Gerichtshof nach Maßgabe von Art. 40 Klage auf Schadensersatz erheben. A r t . 48 (1) Das Recht der Unternehmen, Verbände zu bilden, wird durch diesen Vertrag nicht berührt. Die Mitgliedschaft bei diesen Verbänden ist freiwillig. Sie können jede Tätigkeit ausüben, die zu den Bestimmungen dieses Vertrages oder zu den Entscheidungen oder Empfehlungen der Hohen Behörde nicht im Widerspruch steht. (2) In allen Fällen, in denen dieser Vertrag die Anhörung des Beratenden Ausschusses vorschreibt, ist jeder Verband berechtigt, der Hohen Behörde innerhalb der von ihr festgesetzten Fristen die Bemerkungen seiner Mitglieder zu der beabsichtigten Maßnahme zuzuleiten. (3) Um die erforderlichen Auskünfte zu erlangen und um die Durchführung der ihr übertragenen Aufgaben zu erleichtern, soll sich die Hohe Behörde der Erzeugerverbände bedienen, vorausgesetzt, daß diese die berufenen Vertreter der Arbeitnehmer und Verbraucher an ihren leitenden Organen oder an den bei ihnen gebildeten beratenden Ausschüssen beteiligen, oder daß sie in ihrer Organisation mit anderen Mitteln einen ausreichenden Platz für die Geltendmachung der Interessen der Arbeitnehmer und Verbraucher einräumen. (4) Die im vorstehenden Absatz genannten Verbände sind verpflichtet, über ihre Tätigkeit der Hohen Behörde die von ihr für erforderlich erachteten Auskünfte zu erteilen. Die in Abs. 2 dieses Artikels genannten Bemerkungen und die auf Grund des Abs. 4 erteilten Auskünfte werden von den Verbänden gleichfalls der beteiligten Regierung mitgeteilt. Kapitel I I :

Finanzbestimmungen

A r t . 49 (1) Die Hohe Behörde ist berechtigt, sich — durch Erhebung von Umlagen auf die Erzeugung von Kohle und Stahl, — durch Aufnahme von Anleihen die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Mittel zu beschaffen. (2) Sie kann unentgeltliche Zuwendungen entgegennehmen. A r t . 50 §2 Die Umlagen werden jährlich durch Belastung der verschiedenen Erzeugnisse nach ihrem Durchschnittswert festgesetzt; die Belastung darf jedoch 1 v.H. nicht übersteigen, es sei denn, daß der Rat mit Zweidrittelmehrheit vorher zustimmt. Die 716

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Montan-Unions-Vertrag

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Bedingungen für die Veranlagung und Erhebung sind möglichst unter Vermeidung kumulativer Belastungen durch eine nach Anhörung des Rates erlassene allgemeine Entscheidung der Hohen Behörde festzusetzen. §3 Die Hohe Behörde kann gegen Unternehmen, die den auf Grund dieses Artikels erlassenen Entscheidungen nicht nachkommen, Zuschläge von höchstens 5 v.H. für jedes Vierteljahr des Verzuges festsetzen.

Kapitel I I I : Investitionen und finanzielle Hilfe Art. 54 (1) Die Hohe Behörde kann die Durchführung der Investitionsprogramme dadurch erleichtern, daß sie den Unternehmen Kredite bewilligt oder für die anderen von ihnen aufgenommenen Anleihen die Gewährleistung übernimmt. (2) Mit einstimmiger Zustimmung des Rates kann die hohe Behörde mit den gleichen Mitteln die Finanzierung von Arbeiten und Einrichtungen unterstützen, die unmittelbar und in erster Linie dazu beitragen, die Produktion zu steigern, die Gestehungskosten zu senken oder den Absatz der ihrer Zuständigkeit unterliegenden Erzeugnisse zu erleichtern. (3) Um eine aufeinander abgestimmte Entwicklung der Investitionen zu begünstigen, kann die Hohe Behörde gemäß Art. 47 die vorherige Mitteilung von Einzelprogrammen durch eine besondere, an das beteiligte Unternehmen gerichtete Aufforderung oder durch eine Entscheidung verlangen, die Art und Umfang der mitzuteilenden Programme angibt. (4) Nachdem die Hohe Behörde den Beteiligten jede Möglichkeit zur Äußerung gegeben hat, kann sie eine mit Gründen versehene Stellungnahme zu diesen Programmen im Rahmen der allgemeinen Ziele des Art. 46 abgeben. Auf Antrag des beteiligten Unternehmens ist die Hohe Behörde verpflichtet, eine solche Stellungnahme abzugeben. Sie stellt die Stellungnahme dem beteiligten Unternehmen zu und bringt sie seiner Regierung zur Kenntnis. Die Liste der Stellungnahmen wird veröffentlicht. (5) Stellt die Hohe Behörde fest, daß die Finanzierung eines Programmes oder der sich aus dessen Durchführung ergebende Betrieb von Anlagen Subventionen, Beihilfen, Schutzmaßnahmen oder Diskriminierungen mit sich bringen würden, die zu diesem Vertrage im Widerspruch stehen, so gilt die aus diesen Gründen abgegebene ungünstige Stellungnahme als Entscheidung im Sinne des Art. 14; sie hat zur Folge, daß es dem Unternehmen verboten ist, zur Durchführung dieses Programmes andere als seine eigenen Mittel zu verwenden. (6) Die Hohe Behörde kann gegen Unternehmen, die das im vorhergehenden Absatz vorgesehene Verbot nicht beachten, Geldbußen bis zum Höchstbetrag der für die Durchführung des Programmes unzulässigerweise ausbegebenen Beträge festsetzen. Art. 55 §1 Die Hohe Behörde hat die technische und wirtschaftliche Forschung für die Erzeugung und die Steigerung des Verbrauchs von Kohle und Stahl sowie für die Betriebssicherheit in diesen Industrien zu fördern. Sie hat zu diesem Zweck eine geeignete Zusammenarbeit zwischen den vorhandenen Forschungsstellen zu organisieren. 717

A n h . A II 2 2 a

Bundesrecht

§2 (1) Nach Anhörung des Beratenden Ausschusses kann die Hohe Behörde solche Forschungen anregen und erleichtern, indem sie a) die beteiligten Unternehmen zur gemeinsamen Finanzierung veranlaßt, oder b) Mittel aus unentgeltlichen Zuwendungen bewilligt, oder c) nach Zustimmung des Rates Mittel aus den Umlagen des Art. 50 bewilligt; der in Art. 50 § 2 genannte Höchstbetrag darf jedoch nicht überschritten werden. (2) Die Ergebnisse der nach den Abs. b und c finanzierten Forschungen sind allen Beteiligten der Gemeinschaft zugänglich zu machen. §3 Die Hohe Behörde gibt Stellungnahmen jeder Art ab, die der Verbreitung der technischen Verbesserungen dienen, insbesondere insoweit, als es sich um den Austausch von Patenten und die Ausstellung von Lizenzen handelt.

Art. 56 1 1. Werden im Rahmen der allgemeinen Ziele der Hohen Behörde neue technische Verfahren oder Produktionsmittel eingeführt, und ergibt sich hieraus in außergewöhnlichem Umfang eine Verminderung des Bedarfs an Arbeitskräften der Kohle- und Stahlindustrie, die besondere Schwierigkeiten für die Wiederbeschäftigung der freigewordenen Arbeitskräfte in einem oder mehreren Gebieten mit sich bringt, und stellen die beteiligten Regierungen einen dahingehenden Antrag, so a) holt die Hohe Behörde die Stellungnahme des Beratenden Ausschusses ein; b) kann sie nach Maßgabe des Art. 54 in den ihrer Zuständigkeit unterstehenden Industrien oder mit Zustimmung des Rates in jeder anderen Industrie die Finanzierung der von ihr gebilligten Programme zur Schaffung neuer Betätigungsmöglichkeiten erleichtern, die wirtschaftlich gesund und geeignet sind, eine produktive Wiederbeschäftigung der freigewordenen Arbeitskräfte zu sichern; c) bewilligt sie eine nicht rückzahlungspflichtige Beihilfe, um beizutragen — zur Zahlung von Entschädigungen, die es den Arbeitern ermöglichen, ihre Wiedereinstellung abzuwarten; — zur Finanzierung der Umschulung der Arbeitnehmer, die ihre Beschäftigung wechseln müssen. Die Hohe Behörde macht die Bewilligung einer nicht rückzahlungspflichtigen Beihilfe von der Zahlung eines mindestens gleich hohen besonderen Beitrages durch den beteiligten Staat abhängig, es sei denn, daß der Rat mit Zweidrittelmehrheit eine Abweichung zuläßt. 2. Treten in den Absatzbedingungen der Kohle- oder Stahlindustrie grundlegende Änderungen ein, die nicht unmittelbar auf die Errichtung des gemeinsamen Markts zurückzuführen sind, die aber einzelne Unternehmen zwingen, ihre Tätigkeit endgültig einzustellen, einzuschränken oder zu ändern, und stellen die beteiligten Regierungen einen dahingehenden Antrag, so a) kann die Hohe Behörde nach Maßgabe des Artikels 54 in den ihrer Zuständigkeit unterstehenden Industrien oder mit Zustimmung des Rats in jeder anderen Industrie die Finanzierung der von ihr gebilligten Programme zur Schaffung neuer, wirtschaftlich gesunder Arbeitsplätze oder zur Umstellung von Unternehmen erleichtern, die geeignet sind, eine produktive Wiederbeschäftigung der frei gewordenen Arbeitskräfte zu sichern; 718

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b) k a n n die H o h e Behörde eine nicht rückzahlungspflichtige Beihilfe bewilligen, u m beizutragen — zur Zahlung von Entschädigungen, die es den Arbeitnehmern ermöglichen, ihre Wiederbeschäftigung a b z u w a r t e n ; — durch Zuwendungen a n die U n t e r n e h m e n zur Sicherstellung der E n t l o h n u n g ihres Personals bei zeitweiser Beurlaubung, die durch Ä n d e r u n g ihrer Tätigkeit notwendig geworden ist; — zur Gewährung von Beihilfen an die Arbeitnehmer f ü r die Kosten zur E r l a n gung eines neuen Arbeitsplatzes; — zur Finanzierung der Umschulung der Arbeitnehmer, die ihre Beschäftigung wechseln müssen. Die H o h e Behörde m a c h t die Bewilligung einer nicht rückzahlungspflichtigen Beihilfe von der Zahlung eines mindestens gleich hohen besonderen Beitrags d u r c h den beteiligten S t a a t abhängig, es sei denn, d a ß der R a t mit Zweidrittelmehrheit eine Abweichung zuläßt. 1.

Art. 56 i.d.F. d. Beschlusses v. 29. 3. 1960

Kapitel IV. Erzeugung Art. 57 Auf dem Gebiet der Erzeugung bedient sich die H o h e Behörde vorzugsweise der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten indirekter Maßnahmen. Solche Möglichkeiten sind: — die Zusammenarbeit mit den Regierungen, u m den allgemeinen Verbrauch, insbesondere den der öffentlichen Dienste, gleichmäßiger zu gestalten oder zu beeinflussen; — das Eingreifen auf d e m Gebiet der Preise u n d der Handelspolitik, wie es dieser Vertrag vorsieht.

Art. 58 § 1 (1) Ist die H o h e Behörde bei einem R ü c k g a n g der Nachfrage der Auffassung, d a ß sich die Gemeinschaft in einer offensichtlichen Krise befindet, u n d d a ß die in A r t . 57 vorgesehenen M a ß n a h m e n nicht ausreichen, u m dieser Lage zu begegnen, so h a t sie n a c h Anhörung des B e r a t e n d e n Ausschusses u n d mit Z u s t i m m u n g des R a t e s ein System der Erzeugungsquoten einzuführen, erforderlichenfalls u n t e r A n w e n d u n g der in Art. 74 vorgesehenen Maßnahmen. (2) E r g r e i f t die H o h e Behörde nicht die Initiative, so k a n n sich ein Mitgliedstaat a n den R a t w e n d e n ; dieser k a n n einstimmig der Hohen Behörde die E i n f ü h r u n g eines Quotensystems zur Pflicht machen. §2

(1) Die H o h e Behörde setzt auf Grund von Untersuchungen, die sie u n t e r Beteiligung der U n t e r n e h m e n u n d der U n t e r n e h m e n s v e r b ä n d e angestellt h a t , angemessene Quoten fest; sie h a t hierbei die in den Art. 2, 3 u n d 4 genannten Grundsätze zu berücksichtigen. Sie k a n n insbesondere die K a p a z i t ä t s a u s n u t z u n g der U n t e r n e h m e n durch geeignete Umlagen auf die Mengen regeln, die ein Vergleichsniveau überschreiten, das durch eine allgemeine E n t s c h e i d u n g festgesetzt worden ist. (2) Die so aufgekommenen Beträge werden zur U n t e r s t ü t z u n g der U n t e r n e h m e n verwendet, bei denen der Gang der P r o d u k t i o n sich über das vorgesehene Maß hinaus verlangsamt, u m insbesondere so weit wie möglich die E r h a l t u n g der Arbeitsplätze in diesen U n t e r n e h m e n zu sichern. 719

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Bundesrecht §3

Das Quotensystem wird durch einen n a c h A n h ö r u n g des Beratenden Ausschusses gestellten A n t r a g der Hohen Behörde oder durch A n t r a g der Regierung eines Mitgliedstaates a n den R a t beendet, es sei denn, d a ß der R a t bei einem A n t r a g der Hohen Behörde einstimmig, bei einem A n t r a g einer Regierung m i t einfacher Mehrheit anders entscheidet. Die Beendigung des Quotensystems ist von der Hohen Behörde b e k a n n t zumachen. § 4 Die H o h e Behörde k a n n gegen Unternehmen, die den auf Grund dieses Artikels von ihr erlassenen Entscheidungen zuwiderhandeln, Geldbußen bis z u m H ö c h s t b e t r a g des Wertes der unzulässigen Erzeugung festsetzen. A r t . 59 § 1 (1) Stellt die H o h e Behörde n a c h A n h ö r u n g des Beratenden Ausschusses fest, d a ß sich die Gemeinschaft in einer ernsten Mangellage bei einzelnen oder allen ihrer Zuständigkeit unterstehenden Erzeugnissen befindet, u n d d a ß die in Art. 57 vorgesehenen M a ß n a h m e n nicht ausreichen, u m dieser Lage zu begegnen, so h a t sie den R a t hiermit zu befassen und, falls dieser nicht einstimmig anders entscheidet, ihm die erforderlichen M a ß n a h m e n vorzuschlagen. (2) E r g r e i f t die H o h e Behörde nicht die Initiative, so k a n n sich ein Mitgliedstaat a n den R a t wenden, der durch einstimmig gefaßten Beschluß feststellen kann, d a ß die o b e n bezeichnete Lage gegeben ist. § 2 (1) Der R a t entscheidet einstimmig auf Vorschlag der Hohen Behörde u n d im Benehmen mit ihr über Verwendungsprioritäten u n d über die Verteilung des Aufkommens der Gemeinschaft an Kohle u n d Stahl auf die ihrer Zuständigkeit unterstehenden Industrien, den E x p o r t u n d den sonstigen Verbrauch. (2) E n t s p r e c h e n d den so festgesetzten Verwendungsprioritäten stellt die H o h e Behörde nach A n h ö r u n g der beteiligten U n t e r n e h m e n die Fabrikationsprogramme auf, welche die U n t e r n e h m e n durchzuführen haben. § 3 (1) K o m m t ein einstimmiger Beschluß des R a t e s über die in § 2 vorgesehenen M a ß n a h m e n nicht zustande, so n i m m t die H o h e Behörde selbst die Verteilung des A u f k o m m e n s der Gemeinschaft auf die Mitgliedstaaten entsprechend dem Verbrauch u n d den A u s f u h r e n u n d unabhängig v o m S t a n d o r t der Erzeugung vor. (2) I n jedem Mitgliedstaat erfolgt die Verteilung der von der Hohen Behörde zugewiesenen Mengen u n t e r der V e r a n t w o r t u n g der Regierung, wobei die Zuteilung die f ü r a n d e r e Mitgliedstaaten vorgesehenen Lieferungen nicht beeinträchtigen d a r f ; soweit es sich u m die f ü r die A u s f u h r u n d den Betrieb der Kohle- u n d Stahlindustrien bestimmten Mengen handelt, ist die H o h e Behörde zu hören. (3) Wird der von der Regierung f ü r die A u s f u h r b e s t i m m t e Anteil im Verhältnis zu den der Gesamtzuteilung a n den betreffenden Mitgliedstaat zugrunde gelegten Mengen gekürzt, so h a t die H o h e Behörde bei späteren Verteilungen die so f ü r den Verb r a u c h freigewordenen Mengen auf die Mitgliedstaaten, soweit erforderlich, neu zu verteilen. 720

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(4) Hat eine relative Kürzung des von einer Regierung für den Betrieb der Kohleund Stahlindustrie bestimmten Anteils einen Rückgang bei einem Produktionszweig der Gemeinschaft zur Folge, so ist die dem betreffenden Staat gewährte Zuteilung entsprechender Erzeugnisse bei einer neuen Verteilung bis zur Höhe des ihm zuzurechnenden Produktionsrückganges zu kürzen. § 4 In allen Fällen ist es Aufgabe der Hohen Behörde, auf Grund von Untersuchungen, die sie unter Beteiligung der Unternehmen und Unternehmensverbände angestellt hat, zwischen den Unternehmen auf einer gerechten Grundlage der Mengen zu verteilen, die den ihrer Zuständigkeit unterstehenden Industrien zugewiesen sind. §5 Im Falle des § 1 dieses Artikels kann die Hohe Behörde gemäß den Vorschriften des Art. 57 nach Anhörung des Beratenden Ausschusses und mit Zustimmung des Rates beschließen, daß in sämtlichen Mitgliedstaaten Beschränkungen für die Ausfuhr nach dritten Ländern eingeführt werden; falls sie nicht die Initiative ergreift, kann der R a t auf Vorschlag einer Regierung durch einstimmigen Beschluß diese Beschränkungen einführen. § 6 (1). Die Hohe Behörde kann das gemäß diesem Artikel eingeführte Verteilungssystem nach Anhörung des Beratenden Ausschusses und des Rates aufheben. Sie darf sich über eine einstimmig beschlossene ablehnende Stellungnahme des Rates nicht hinwegsetzen. (2) Ergreift die Hohe Behörde nicht die Initiative, so kann der R a t durch einstimmigen Beschluß dieses System aufheben. § 7 Die Hohe Behörde kann gegen Unternehmen, die den von ihr auf Grund dieses Artikels getroffenen Entscheidungen zuwiderhandeln, Geldbußen bis zum Höchstbetrage des doppelten Wertes der vorgeschriebenen und nicht ausgeführten oder ihrer ordnungsgemäßigen Bestimmung entzogenen Erzeugung oder Lieferungen festsetzen.

Kapitel V. Preise Art. 60 § 1 (1) Auf dem Gebiet der Preise sind die zu den Art. 2, 3 und 4 in Widerspruch stehenden Praktiken verboten, insbesondere — die Praktiken unlauteren Wettbewerbs, vor allem die nur vorübergehenden oder nur örtlichen Preissenkungen, die auf Erlangung einer Monopolstellung innerhalb des gemeinsamen Marktes gerichtet sind; — die diskriminierenden Praktiken, die auf dem gemeinsamen Markt die Anwendung von ungleichen Bedingungen auf vergleichbare Geschäfte durch ein und denselben Verkäufer mit sich bringen, insbesondere wenn die Käufer wegen ihrer Nationalität unterschiedlich behandelt werden. (2) Die Hohe Behörde kann durch Entscheidungen, die nach Anhörung des Beratenden Ausschusses und des Rates ergehen, die von diesem Verbot betroffenen Praktiken näher bezeichnen. 46

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Bundesrecht §2

(1) I m Hinblick auf die vorerwähnten Ziele a) müssen die von den U n t e r n e h m e n auf dem gemeinsamen M a r k t angewandten Preistafeln u n d Verkaufsbedingungen in d e m U m f a n g u n d in der F o r m veröffentlicht werden, welche die H o h e Behörde n a c h Anhörung des Beratenden Ausschusses vorschreibt; stellt die H o h e Behörde fest, d a ß die von einem U n t e r n e h m e n getroffene W a h l des f ü r die Aufstellung seiner Preistafel maßgebenden Ortes ungewöhnlich erscheint, u n d d a ß sie insbesondere eine Umgehung der Vorschriften des Abs. b ermöglicht, so r i c h t e t sie an dieses U n t e r n e h m e n die geeigneten E m p f e h l u n g e n : b) dürfen die angewandten Arten der Preisstellung nicht dazu führen, d a ß die von einem U n t e r n e h m e n auf d e m gemeinsamen M a r k t angewandten Preise, wenn sie auf ihr Äquivalent an dem Ort z u r ü c k g e f ü h r t sind, der f ü r die Aufstellung seiner Preistafel gewählt wurde, — die Preise überschreiten, die in dieser Preistafel f ü r ein vergleichbares Geschäft vorgesehen sind, — diese Preise in einem U m f a n g unterschreiten, der hinausgeht über — das Maß, das es erlaubt, das erfolgte Angebot n a c h der f ü r einen anderen Ort aufgestellten Preistafel auszurichten, die dem K ä u f e r die günstigsten Bedingungen a m Lieferort bietet, oder — die Grenzen, die durch E n t s c h e i d u n g der Hohen Behörde n a c h Stellungnahme des Beratenden Ausschusses f ü r jede Gruppe von Erzeugnissen festgesetzt sind; bei der Festsetzung sind gegebenenfalls U r s p r u n g u n d Bestimmung dieser Erzeugnisse zu berücksichtigen. (2) Diese Entscheidungen werden erlassen, wenn sie notwendig erscheinen, u m Störungen des gesamten gemeinsamen Marktes oder eines Teiles oder Störungen des Gleichgewichts zu vermeiden, die sich a u s einem Unterschied zwischen den f ü r ein Erzeugnis u n d f ü r die zu seiner Herstellung dienenden Rohstoffe angewandten Preisfestsetzungsa r t e n ergeben. (3) Sie hindern die U n t e r n e h m e n nicht, ihre Angebote nach den Bedingungen auszurichten, die von U n t e r n e h m e n a u ß e r h a l b der Gemeinschaft gemacht w e r d e n ; hierbei ist Voraussetzung, d a ß diese Geschäfte der H o h e n Behörde mitgeteilt w e r d e n ; bei Mißbrauch k a n n sie diese Vergünstigung gegenüber den betreffenden U n t e r n e h m e n begrenzen oder aufheben. A r t . 61 (1) Auf G r u n d von Untersuchungen, welche die H o h e Behörde u n t e r Beteiligung der U n t e r n e h m e n u n d ihrer Verbände gemäß A r t . 46 Abs. 1 u n d A r t . 48 Abs. 3 u n d n a c h Anhörung des Beratenden Ausschusses u n d des R a t e s über die Zweckmäßigkeit solcher M a ß n a h m e n u n d über das von ihnen b e s t i m m t e Preisniveau angestellt h a t , k a n n sie f ü r eines oder mehrere der ihrer Zuständigkeit unterliegenden Erzeugnisse festsetzen : a) Höchstpreise innerhalb des gemeinsamen Marktes, falls sie feststellt, d a ß eine solche E n t s c h e i d u n g zur Erreichung der in A r t . 3, insbesondere in dessen Abs. c, genannten Ziele erforderlich ist; b) Mindestpreise innerhalb des gemeinsamen Marktes, falls sie feststellt, d a ß eine offensichtliche Krise eingetreten ist oder u n m i t t e l b a r bevorsteht, u n d d a ß eine solche E n t s c h e i d u n g zur Erreichung der in Art. 3 genannten Ziele erforderlich ist; c) Mindest- oder Höchstpreise f ü r die A u s f u h r nach A n h ö r u n g der V e r b ä n d e der beteiligten U n t e r n e h m e n oder dieser U n t e r n e h m e n selbst u n d u n t e r Anpassung an die E i g e n a r t auswärtiger M ä r k t e ; diese M a ß n a h m e darf nur ergriffen werden, wenn sie eine 722

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wirksame Kontrolle ermöglicht und mit Rücksicht auf die sich für die Unternehmen aus der Marktlage ergebenden Gefahren oder zur Erreichung der in Art. 3 Abs. f für den internationalen Handelsverkehr angegebenen Ziele erforderlich erscheint; diese Bestimmung gilt im Falle der Festsetzung von Mindestpreisen unbeschadet der Anwendung der Vorschriften des Art. 60 § 2 letzter Absatz. (2) Bei der Festsetzung der Preise hat die Hohe Behörde zu berücksichtigen, daß die Wettbewerbsfähigkeit der Kohle- und Stahlindustrie und der Verbraucherindustrie gemäß den in Art. 3 Abs. c näher bezeichneten Grundsätzen sichergestellt werden muß. (3) Ergreift die Hohe Behörde in den vorstehend genannten Fällen nicht die Initiative, so kann sich die Regierung eines der Mitgliedstaaten an den Rat wenden, der durch einstimmig gefaßten Beschluß die Hohe Behörde auffordern kann, solche Höchstoder Mindestpreise festzusetzen. Art. 62 (1) Kann nach Auffassung der Hohen Behörde durch eine solche Maßnahme am ehesten vermieden werden, daß sich der Kohlepreis auf dem Niveau der Erzeugungskosten der Gruben mit den höchsten Kosten bildet, deren Fortführung zur Erfüllung der Aufgaben nach Art. 3 als vorübergehend notwendig erachtet wird, so kann die Hohe Behörde nach Anhörung des Beratenden Ausschusses Ausgleichszahlungen genehmigen — zwischen Unternehmen desselben Reviers, für welche die gleichen Preistafeln Anwendung finden; — nach Anhörung des Rates zwischen Unternehmen verschiedener Reviere. (2) Die genannten Ausgleichszahlungen können ferner unter den in Art. 53 vorgesehenen Voraussetzungen eingeführt werden. Art. 63 §1 Stellt die Hohe Behörde fest, daß Käufer systematisch Diskriminierungen vornehmen, insbesondere auf Grund von Klauseln, die für Geschäftsabschlüsse der Organisationen der öffentlichen Hand maßgebend sind, so richtet sie an die beteiligten Regierungen die erforderlichen Empfehlungen. §2 (1) Die Hohe Behörde kann in dem von ihr für notwendig erachteten Ausmaß bestimmen, daß a) die Unternehmen ihre Verkaufsbedingungen so gestalten, daß sich ihre Käufer und Kommissionäre verpflichten, die von der Hohen Behörde in Anwendung der Vorschriften dieses Artikels aufgestellten Regeln einzuhalten; b) die Unternehmen für Zuwiderhandlungen gegen die so eingegangenen Verpflichtungen zu haften haben, wenn diese Zuwiderhandlungen von ihren Vertretern oder den Kommissionären in Ausführung eines Geschäfts für Rechnung dieser Unternehmen begangen worden sind. (2) Sie kann, wenn ein Käufer gegen die so eingegangenen Verpflichtungen verstößt, das Recht der Unternehmen der Gemeinschaft, mit dem genannten Käufer Geschäfte abzuschließen, in einem Umfang begrenzen, der im Wiederholungsfall bis zu einem zeitweisen Verbot gehen kann. In diesem Fall kann der Käufer unbeschadet der Bestimmungen des Art. 33 beim Gerichtshof Klage erheben. 46*

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§3 Die Hohe Behörde ist ferner befugt, an den beteiligten Mitgliedstaaten alle geeigneten Empfehlungen zu richten, um die Beachtung der in Anwendung von Art. 60 § 1 aufgestellten Regeln durch jedes Unternehmen oder jede Organisation, die sich mit dem Vertrieb von Kohle und Stahl befassen, zu sichern.

Art. 64 Die Hohe Behörde kann gegen Unternehmen, die den Bestimmungen dieses Kapitels oder den in Anwendung desselben getroffenen Entscheidungen zuwiderhandeln, Geldbuße bis zur Höhe des doppelten Wertes der unzulässigen Verkäufe festsetzen. Im Wiederholungsfalle wird der erwähnte Höchstbetrag verdoppelt.

Kapitel VI. Kartelle und Zusammenschlüsse Art. 65 §1 Verboten sind alle Vereinbarungen zwischen Unternehmen, alle Beschlüsse von Verbänden von Unternehmen und alle verabredeten Praktiken, die darauf abzielen würden, auf dem gemeinsamen Markt unmittelbar oder mittelbar den normalen Wettbewerb zu verhindern, einzuschränken oder zu verfälschen, insbesondere a) die Preise festzusetzen oder zu bestimmen; b) die Erzeugung, die technische Entwicklung oder die Investitionen einzuschränken oder zu kontrollieren; c) die Märkte, Erzeugnisse, Abnehmer oder Versorgungsquellen aufzuteilen. §2

(1) Die Hohe Behörde genehmigt jedoch für bestimmte Erzeugnisse Vereinbarungen über Spezialisierung oder über gemeinsamen Ein- oder Verkauf, wenn sie feststellt, a) daß diese Spezialisierung oder diese gemeinsamen Ein- oder Verkäufe zu einer merklichen Verbesserung der Produktion oder der Verteilung der genannten Erzeugnisse beitragen; b) daß die betreffende Vereinbarung für die Erzielung dieser Wirkungen wesentlich ist, ohne daß sie weitergehende Einschränkungen vorsieht, als dies ihr Zweck erfordert, und c) daß sie nicht geeignet ist, den beteiligten Unternehmen die Möglichkeit zu geben, für einen wesentlichen Teil der betreffenden Erzeugnisse auf dem gemeinsamen Markt die Preise zu bestimmen, die Erzeugung oder den Absatz zu kontrollieren oder einzuschränken, noch diese Erzeugnisse dem tatsächlichen Wettbewerb anderer Unternehmen auf dem gemeinsamen Markt zu entziehen. (2) Stellt die Hohe Behörde fest, daß gewisse Vereinbarungen ihrer Natur und ihren Auswirkungen nach den obengenannten Vereinbarungen, insbesondere unter Berücksichtigung der Anwendung dieses Paragraphen auf die Vertriebs-Unternehmen, streng analog sind, so genehmigt sie diese Vereinbarungen gleichfalls, wenn sie feststellt, daß sie denselben Bedingungen entsprechen. (3) Die Genehmigungen können unter bestimmten Bedingungen und für eine begrenzte Zeit erteilt werden. In diesem Fall erneuert die Hohe Behörde die Genehmigung einmal oder mehrmals wenn sie feststellt, daß zum Zeitpunkt der Erneuerung die Voraussetzungen der vorstehenden Abs. a bis c weiterhin erfüllt werden. 724

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(4) Die Hohe Behörde widerruft die Genehmigung oder ändert sie, wenn sie feststellt, daß infolge einer Änderung der tatsächlichen Verhältnisse die Vereinbarung nicht mehr den oben vorgesehenen Voraussetzungen entspricht, oder daß die tatsächlichen Folgen dieser Vereinbarung oder ihrer Anwendung zu den für ihre Genehmigung geforderten Bedingungen im Widerspruch stehen. (5) Die Entscheidungen, durch die eine Genehmigung gewährt, erneuert, geändert, abgelehnt oder widerrufen wird, sind ebenso wie die Gründe hierfür zu veröffentlichen, ohne daß die durch Art. 47 Abs. 2 vorgeschriebenen Begrenzungen in diesem Fall anwendbar sind. §3 Die Hohe Behörde kann sich gemäß den Bestimmungen des Art. 47 alle zur Anwendung dieses Artikels erforderlichen Auskünfte verschaffen, und zwar durch eine besondere, an die Beteiligten gerichtete Aufforderung oder durch eine Verordnung, durch welche die Art der ihr mitzuteilenden Vereinbarungen, Beschlüsse oder Praktiken näher bezeichnet wird. §4 (1) Nach § 1 dieses Artikels untersagte Vereinbarungen oder Beschlüsse sind nichtig ; eine Berufung auf sie ist vor keinem Gericht der Mitgliedstaaten zulässig. (2) Vorbehaltlich der bei dem Gerichtshof zu erhebenden Klagen ist die Hohe Behörde ausschließlich zuständig, darüber zu entscheiden, ob die genannten Vereinbarungen oder Beschlüsse mit den Bestimmungen dieses Artikels im Einklang stehen. §5 Gegen Unternehmen, die eine nichtige Vereinbarung getroffen oder im Wege eines Schiedsverfahrens, einer Vertragsstrafe, des Boykotts oder irgendeines anderen Mittels eine nichtige Vereinbarung oder einen nichtigen Beschluß oder eine Vereinbarung, deren -Genehmigung abgelehnt oder widerrufen worden ist, angewendet oder anzuwenden versucht haben, oder die Vergünstigung einer Genehmigung durch vorsätzlich falsche oder entstellte Ausküfte erlangen oder zu den Bestimmungen des § 1 im Widerspruch stehende Praktiken anwenden, kann die Hohe Behörde Geldbußen und Zwangsgelder festsetzen; der Höchstbetrag dieser Geldbußen und Zwangsgelder darf das Doppelte des Umsatzes nicht überschreiten, der in den Erzeugnissen erzielt worden ist, die Gegenstand der Vereinbarung, des Beschlusses oder der Praktiken waren, die zu den Bestimmungen dieses Artikels im Widerspruch stehen; war eine Beschränkung der Produktion, der technischen Entwicklung oder der Investitionen beabsichtigt, so wird dieser Höchstbetrag bis auf höchstens 10 v.H. des Jahresumsatzes der betreffenden Unternehmen erhöht, soweit es sich um die Geldbuße handelt, und bis auf höchstens 20 v.H. des Tagesumsatzes, soweit es sich um die Zwangsgelder handelt. Art. 66 §1 Der vorherigen Genehmigung der Hohen Behörde unterliegt, vorbehaltlich der Bestimmungen des § 3, innerhalb der in Art. 79 Abs. 1 genannten Gebiete jedes Vor gehen, das unmittelbar oder mittelbar seiner Natur nach und infolge der Tätigkeit einer Person oder eines Unternehmens, einer Gruppe von Personen oder Unternehmen zu einem Zusammenschluß zwischen Unternehmen führt, von denen mindestens eines unter Art. 80 fällt; dabei ist es unerheblich, ob das Vorgehen sich auf ein und dasselbe Erzeugnis oder auf verschiedene Erzeugnisse bezieht, ob es in einer Fusion, einem Erwerb von Aktien oder Vermögenswerten, einer Darlehensverpflichtung, einem Vertrag 725

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oder einer anderen A r t der Kontrolle besteht. F ü r die Anwendung der vorstehenden Bestimmungen h a t die H o h e Behörde n a c h Anhörung des R a t e s in einer Verordnung die T a t b e s t a n d s m e r k m a l e der Kontrolle eines U n t e r n e h m e n s zu bestimmen. §2 (1) Die H o h e Behörde erteilt die in § 1 vorgesehene Genehmigung, wenn sie feststellt, d a ß das beabsichtigte Vorgehen den beteiligten Personen oder U n t e r n e h m e n nicht die Möglichkeit gibt, hinsichtlich der ihrer Zuständigkeit unterstehenden Erzeugnisse — auf einem bedeutenden Teil des Marktes dieser Erzeugnisse die Preise zu bestimmen, die P r o d u k t i o n oder die Verteilung zu kontrollieren oder zu beschränken oder einen wirklichen W e t t b e w e r b zu verhindern, — oder den aus der A n w e n d u n g dieses Vertrages sich ergebenden W e t t b e w e r b s regeln zu entgehen, insbesondere durch Schaffung einer künstlichen Vorzugsstellung, die einen wesentlichen Vorteil im Zugang zu den Versorgungsquellen u n d zu den Abs a t z m ä r k t e n mit sich bringt. (2) Bei W ü r d i g u n g dieses Sachverhalts h a t die H o h e Behörde gemäß dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung des Artikels 4 Absatz b der Größe der innerhalb der Gemeins c h a f t bestehenden U n t e r n e h m e n gleicher Art insoweit Rechnung zu tragen, als sie dies f ü r gerechtfertigt hält, u m die aus einer Ungleichheit der Wettbewerbsbedingungen sich ergebenden Nachteile zu vermeiden oder auszugleichen. (3) Die H o h e Behörde k a n n diese Genehmigung an jede ihr im Sinne dieses P a r a graphen geeignet erscheinende Bedingung k n ü p f e n . (4) Bevor sich die H o h e Behörde über ein Vorgehen erklärt, das U n t e r n e h m e n betrifft, von denen mindestens eines nicht u n t e r Artikel 80 fällt, holt sie die Äußerung der beteiligten Regierung ein. §3 Die H o h e Behörde befreit v o m Erfordernis vorheriger Genehmigung alle Arten des Vorgehens, bei denen n a c h ihrer Feststellung angenommen werden muß, d a ß die A r t des bewirkten Zusammenschlusses im Hinblick auf die B e d e u t u n g der d u r c h das Vorgehen e r f a ß t e n Vermögenswerte oder U n t e r n e h m e n den in § 2 geforderten Bedingungen entspricht. Die nach Z u s t i m m u n g des R a t e s zu diesem Zweck erlassene Verordnung setzt zugleich die Bedingungen fest, denen diese Befreiung unterliegt. §4 Unbeschadet der A n w e n d u n g von Artikel 47 auf die ihrer Zuständigkeit u n t e r stehenden U n t e r n e h m e n k a n n die H o h e Behörde alle A u s k ü n f t e von natürlichen oder juristischen Personen verlangen, welche die in B e t r a c h t kommenden R e c h t e oder Vermögenswerte erworben oder z u s a m m e n g e f a ß t haben oder erwerben oder zusammenfassen sollen, wenn diese A u s k ü n f t e f ü r die Anwendung dieses Artikels auf ein Vorgehen erforderlich sind, das die in § 1 g e n a n n t e W i r k u n g haben k ö n n t e ; ihr Verlangen k a n n sie entweder n a c h Anhörung des R a t e s durch eine Verordnung, die die Arten des ihr mitzuteilenden Vorgehens bestimmt, oder d u r c h eine besondere Anfrage an die Beteiligten im R a h m e n dieser Verordnung geltend machen. §5 (1) Falls ein Zusammenschluß erfolgt, der nach Feststellung der H o h e n Behörde u n t e r Verletzung der Bestimmungen des § 1 bewirkt worden ist u n d t r o t z d e m den in § 2 vorgesehenen Bedingungen entspricht, m a c h t sie die Genehmigung dieses Zusammenschlusses davon abhängig, d a ß die Personen, welche die Rechte oder Vermögenswerte erworben oder z u s a m m e n g e f a ß t haben, die in § 6 Absatz 2 vorgesehene 726

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Geldbuße zahlen; in den Fällen, in denen eindeutig feststeht, d a ß die Zustimmung beant r a g t werden mußte, darf jedoch der Betrag dieser Geldbuße nicht geringer sein als die H ä l f t e des in dem genannten Absatz vorgesehenen Höchstbetrages. Unterbleibt diese Zahlung, so ergreift die H o h e Behörde die Maßnahmen, die nachstehend f ü r als unzulässig erachtete Zusammenschlüsse vorgesehen sind. (2) Erfolgt ein Zusammenschluß, der n a c h Feststellung der Hohen Behörde den allgemeinen oder besonderen Bedingungen nicht entsprechen kann, denen eine Genehmigung n a c h § 2 unterliegen würde, so stellt sie durch eine mit Gründen versehene E n t s c h e i d u n g den unzulässigen Charakter dieses Zusammenschlusses f e s t ; n a c h d e m sie den Beteiligten Gelegenheit zur Äußerung gegeben h a t , o r d n e t sie die Trenn u n g der unzulässigerweise zusammengeschlossenen U n t e r n e h m e n oder Vermögenswerte oder die Beendigung der gemeinsamen Kontrolle sowie jede andere M a ß n a h m e an, die n a c h ihrer Auffassung geeignet ist, die Unabhängigkeit des Betriebs der betreffenden U n t e r n e h m e n oder die Unabhängigkeit der Verwertung der betreffenden Vermögenswerte sowie normale Wettbewerbsbedingungen wiederherzustellen. J e d e r u n m i t t e l b a r Beteiligte k a n n u n t e r den Voraussetzungen des Artikels 33 wegen dieser Entscheidungen Klage erheben. Abweichend von diesem Artikel ist der Gerichtshof in vollem U m f a n g e zuständig, d a r ü b e r zu urteilen, ob der erfolgte Zusammenschluß den Charakter eines Zusammenschlusses im Sinne des § 1 dieses Artikels u n d der in Anwend u n g dieses P a r a g r a p h e n erlassenen Verordnungen h a t . Diese Klage h a t aufschiebende Wirkung. Sie k a n n erst erhoben werden, wenn die obengenannten Maßnahmen angeordnet worden sind, es sei denn, d a ß die H o h e Behörde mit der E r h e b u n g einer besonderen Klage gegen die E n t s c h e i d u n g einverstanden ist, durch die der Zusammenschluß f ü r unzulässig erklärt wird. (3) Die H o h e Behörde k a n n jederzeit u n d vorbehaltlich einer etwaigen Anwendung der Bestimmungen des Artikels 39 Absatz 3 die einstweiligen Maßnahmen ergreifen oder veranlassen, die sie zum Schutze der Interessen von K o n k u r r e n z u n t e r n e h m e n u n d D r i t t e n sowie zur Verhinderung jeder H a n d l u n g f ü r erforderlich hält, durch welche die A u s f ü h r u n g ihrer E n t s c h e i d u n g behindert werden könnte. Eine Klage h a t hinsichtlich dieser einstweiligen M a ß n a h m e n keine aufschiebende Wirkung, es sei denn, d a ß das Gericht anders entscheidet. (4) Die H o h e Behörde gewährt den Beteiligten zur A u s f ü h r u n g ihrer E n t s c h e i d u n gen eine angemessene Frist, n a c h deren Überschreitung sie f ü r jeden T a g Zwangsgelder bis zum H ö c h s t b e t r a g von eins vom Tausend des Wertes der betreffenden Rechte oder Vermögenswerte auferlegen k a n n . (5) K o m m e n die Beteiligten ihren Verpflichtungen nicht nach, so ergreift die H o h e Behörde selbst Vollzugsmaßnahmen; sie k a n n insbesondere bei den ihrer Zuständigkeit unterstehenden U n t e r n e h m e n die Ausübung der m i t den unrechtmäßig erworbenen Vermögenswerten verbundenen Rechte aussetzen, die E r n e n n u n g eines treuhänderischen Verwalters durch die Justizbehörde f ü r diese Vermögenswerte veranlassen, ihren Zwangsverkauf in der Weise in die Wege leiten, d a ß die rechtmäßigen Interessen ihrer Eigentümer gewahrt werden, die Rechtsgeschäfte, Entscheidungen, Entschließungen oder Beschlüsse leitender Organe der einer unzulässigen Kontrolle unterworfenen U n t e r n e h m e n gegenüber den natürlichen oder juristischen Personen f ü r nichtig erklären, die infolge des unzulässigen Zusammenschlusses die in B e t r a c h t kommenden R e c h t e oder Vermögenswerte erworben haben. (6) Die H o h e Behörde ist a u ß e r d e m berechtigt, a n die beteiligten Mitgliedstaaten die E m p f e h l u n g e n zu richten, die erforderlich sind, u m im R a h m e n der Gesetzgebung der einzelnen S t a a t e n den Vollzug der in den vorstehenden Absätzen vorgesehenen M a ß n a h m e n zu erreichen. 727

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Bundesrecht

(7) Bei der Ausübung ihrer Befugnisse berücksichtigt die Hohe Behörde die von Dritten gutgläubig erworbenen Rechte. §6

(1) Die Hohe Behörde kann Geldbußen festsetzen bis zum Betrage von — 3 v. H. des Wertes der Vermögenswerte, die erworben oder zusammengefaßt worden sind oder erworben oder zusammengefaßt werden sollen, gegen die natürlichen oder juristischen Personen, die sich den in § 4 vorgesehenen Verpflichtungen entziehen; — 10 v. H. des Wertes der Vermögenswerte, die erworben oder zusammengefaßt worden sind, gegen die natürlichen oder juristischen Personen, die sich den in § 1 vorgesehenen Verpflichtungen entzogen haben, wobei sich dieser Höchstbetrag nach dem auf die Herstellung des Zusammenschlusses folgenden zwölften Monat um ein Vierundzwanzigstel für jeden bis zur Feststellung der Zuwiderhandlung durch die Hohe Behörde abgelaufenen weiteren Monat erhöht; — 10 v. H. des Wertes der Vermögenswerte, die erworben oder zusammengefaßt worden sind oder erworben oder zusammengefaßt werden sollen, gegen die natürlichen oder juristischen Personen, die sich die Vergünstigung der Bestimmungen des § 2 im Wege falscher oder entstellter Angaben verschafft oder zu verschaffen versucht haben; — 15 v. H. des Wertes der Vermögenswerte, die erworben oder zusammengefaßt worden sind, gegen die ihrer Zuständigkeit unterstehenden Unternehmen, die an der Herstellung der zu den Vorschriften dieses Artikels im Widerspruch stehenden Zusammenschlüsse beteiligt waren oder mitgewirkt haben. (2) Die Personen, gegen welche die in diesem Paragraphen vorgesehenen Sanktionen festgesetzt worden sind, können nach Maßgabe des Artikels 36 beim Gerichtshof Klage erheben. §7 Stellt die Hohe Behörde fest, daß öffentliche oder private Unternehmen, die rechtlich oder tatsächlich auf dem Markte eines ihrer Zuständigkeit unterstehenden Erzeugnisses eine beherrschende Stellung einnehmen oder erwerben, durch die sie einem tatsächlichen Wettbewerb in einem beträchtlichen Teile des gemeinsamen Marktes entzogen werden, diese Stellung zu mit diesem Vertrag im Widerspruch stehenden Zwecken verwenden, so richtet sie an diese Unternehmen alle geeigneten Empfehlungen, um zu verhindern, daß sie ihre Stellung für diese Zwecke ausnutzen. Werden die Empfehlungen nicht innerhalb einer angemessenen Frist in befriedigender Weise ausgeführt, so setzt die Hohe Behörde durch Entscheidungen, die nach Anhörung der beteiligten Regierung erlassen werden, und bezüglich derer die in den Artikeln 58, 59 und 64 vorgesehenen Sanktionen anwendbar sind, für das betreffende Unternehmen Preise und Verkaufsbedingungen sowie Fabrikations- oder Lieferprogramme fest.

Kapitel VII. Beeinträchtigungen der Wettbewerbsbedingungen Art. 67 §1 Jede Maßnahme eines Mitgliedstaates, die eine fühlbare Auswirkung auf die Wettbewerbsbedingungen in der Kohle- und Stahlindustrie haben kann, ist der Hohen Behörde durch die beteiligte Regierung zur Kenntnis zu bringen.

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§2 (1) Ist eine solche Maßnahme geeignet, eine schwere Störung des Gleichgewichts hervorzurufen, indem sie die Unterschiede der Produktionskosten in anderer Weise als durch Veränderung der Produktität wesentlich vergrößert, so kann die Hohe Behörde nach Anhörung des Beratenden Ausschusses und des Rates folgende Maßnahmen ergreifen : (2) Hat die Maßnahme dieses Staates schädliche Auswirkungen auf die Kohleoder Stahlunternehmen innerhalb der Hoheitsgewalt des betreffenden Staates, so kann die Hohe Behörde ihn ermächtigen, ihnen eine Beihilfe zu gewähren, deren Höhe, Bedingungen und Dauer im Einvernehmen mit ihr festgesetzt werden. Dieselben Vorschriften finden bei Änderungen von Löhnen und Arbeitsbedingungen Anwendung, welche die gleichen Wirkungen haben, auch wenn sie nicht auf einer Maßnahme des Staates beruhen. (3) Hat die Maßnahme dieses Staates schädliche Auswirkungen auf die Kohleoder Stahlunternehmen innerhalb der Hoheitsgewalt anderer Mitgliedstaaten, so richtet die Hohe Behörde an ihn eine Empfehlung mit der Aufforderung, diese Auswirkungen durch Maßnahmen zu beseitigen, die nach seiner Ansicht am besten mit seinem eigenen wirtschaftlichen Gleichgewicht vereinbar sind. §3 Vermindert die Maßnahme dieses Staates die Unterschiede der Produktionskosten, indem sie den Kohle- oder Stahlunternehmen innerhalb seiner Hoheitsgewalt im Vergleich zu den anderen Industrien desselben Landes einen besonderen Vorteil bringt oder ihnen besondere Lasten auferlegt, so kann die Hohe Behörde an diesen Staat nach Anhörung des Beratenden Ausschusses und des Rates die erforderlichen Empfehlungen richten.

Kapitel VIII. Löhne und Freizügigkeit der Arbeitnehmer Art. 68 §1 Die in den einzelnen Mitgliedstaaten angewandten Formen der Festsetzung von Löhnen und Sozialleistungen in der Kohle- und Stahlindustrie werden vorbehaltlich der nachfolgenden Bestimmungen, durch die Anwendung dieses Vertrages nicht berührt. §2 Stellt die Hohe Behörde fest, daß ein oder mehrere Unternehmen ungewöhnlich niedrige Preise anwenden, und daß sich diese Preise aus Löhnen ergeben, die von diesen Unternehmen auf ein im Vergleich zu den Löhnen desselben Gebietes ungewöhnlich niedriges Niveau festgesetzt worden sind, so richtet sie an diese nach Stellungnahme des Beratenden Ausschusses die erforderlichen Empfehlungen. Sind die ungewöhnlich niedrigen Löhne eine Folge von Regierungsentscheidungen, so setzt sich die Hohe Behörde mit der beteiligten Regierung ins Benehmen, an die sie nach Stellungnahme des Beratenden Ausschusses eine Empfehlung richten kann, wenn es zu keiner Einigung kommt. §3 (1) Stellt die Hohe Behörde fest, daß eine Lohnsenkung zugleich eine Senkung des Lebensstandards der Arbeiterschaft zur Folge hat und als Mittel dauernder wirtschaftlicher Anpassung der Unternehmen oder des Wettbewerbs zwischen den Unter729

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nehmen angewendet wird, so richtet sie nach Stellungnahme des Beratenden Ausschusses an das beteiligte Unternehmen oder die beteiligte Regierung eine Empfehlung, um der Arbeiterschaft zu Lasten der Unternehmen Vorteile zu sichern, die diese Lohnsenkungen ausgleichen. (2) Diese Vorschrift findet keine Anwendung a) auf die von einem Mitgliedstaat zur Wiederherstellung seines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts getroffenen Gesamtmaßnahmen, unbeschadet der möglichen Anwendung des Artikels 67 auf diesen Fall; b) auf Lohnsenkungen, die sich aus der Anwendung der gesetzlichen oder vertraglich vereinbarten gleitenden Skala ergeben; c) auf Lohnsenkungen, die durch eine Senkung der Lebenshaltungskosten hervorgerufen werden; d) auf Lohnsenkungen, die ungewöhnliche Erhöhungen berichtigen, welche sich auf Grund außergewöhnlicher, inzwischen wirkungslos gewordener Umstände früher ergeben haben. §4 Abgesehen von den unter a und b im vorstehenden Paragraphen erwähnten Fällen ist jede Lohnsenkung, von der die Gesamtheit oder ein beträchtlicher Teil der Arbeiterschaft eines Unternehmens betroffen wird, der Hohen Behörde zur Kenntnis zu bringen. §5 (1) Die in den vorstehenden Paragraphen vorgesehenen Empfehlungen können von der Hohen Behörde nur nach Anhörung des Rates ausgesprochen werden, mit Ausnahme der Empfehlungen, die an Unternehmen gerichtet werden, welche einen durch die Hohe Behörde im Einvernehmen mit dem R a t näher bezeichneten Umfang nicht erreichen. (2) Falls in einem der Mitgliedstaaten eine Änderung der Vorschriften über die Finanzierung der Sozialversicherung oder der Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und ihrer "Wirkungen oder eine Änderung der Löhne die in Artikel 67 §§ 2 und 3 genannten Wirkungen hat, kann die Hohe Behörde die Vorschriften jenes Artikels anwenden. §6 Halten sich die Unternehmen nicht an die Empfehlungen, die ihnen auf Grund dieses Artikels erteilt werden, so kann ihnen die Hohe Behörde Geldbußen und Zwangsgelder bis zur doppelten Höhe der unzulässigerweise erzielten Lohneinsparungen auferlegen. A r t . 69 §1 Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, jede auf die Staatsangehörigkeit gegründete Beschränkung hinsichtlich der Beschäftigung anerkannter Kohle- und Stahlfacharbeiter, die Staatsangehörige eines Mitgliedstaates sind, in der Kohle- und Stahlindustrie zu beseitigen, vorbehaltlich der Beschränkungen, die sich aus den grundlegenden Erfordernissen der Gesundheit und der öffentlichen Ordnung ergeben. §2

Für die Anwendung dieser Bestimmung werden sie eine gemeinsame Begriffsbestimmung für die Fachrichtungen und die Bedingungen für die Zuerkennung der Facharbeitereigenschaft aufstellen, im gegenseitigen Einverständnis die in Absatz 1 730

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e r w ä h n t e n Beschränkungen festlegen u n d die technischen Möglichkeiten erforschen d u r c h die innerhalb der Gemeinschaft Angebot u n d Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt miteinander in Verbindung gebracht werden können. §3 Soweit es sich u m Gruppen von Arbeitnehmern handelt, die in den vorstehenden Absätzen nicht genannt sind, u n d falls die Entwicklung der Erzeugung in der Kohleu n d Stahlindustrie durch Mangel an geeigneten Arbeitsdräften g e h e m m t wird, h a b e n sie außerdem ihre Einwanderungsbestimmungen in dem zur Beseitigung dieses Zus t a n d e s erforderlichen U m f a n g e zu ä n d e r n ; sie haben insbesondere die Wiederbeschäftigung der aus der Kohle- u n d Stahlindustrie anderer Mitgliedstaaten s t a m m e n d e n Arbeitnehmer zu erleichtern. §4 Sie haben ferner jede Diskriminierung bei der E n t l o h n u n g u n d den Arbeitsbedingungen zwischen inländischen u n d eingewanderten Arbeitern zu verbieten, unbes c h a d e t besonderer M a ß n a h m e n f ü r die Grenzgänger; insbesondere h a b e n sie u n t e r e i n a n d e r alle etwa noch erforderlichen Vereinbarungen anzustreben, u m zu erreichen, d a ß die Bestimmungen über die Sozialversicherung den Wechsel der Arbeitsplätze nicht behindern. §5 Die H o h e Behörde h a t f ü r die Tätigkeit der Mitgliedstaaten bei der A n w e n d u n g d e r Maßnahmen dieses Artikels allgemeine Hinweise zu geben u n d deren Arbeit zu erleichtern. §6

Dieser Artikel l ä ß t die internationalen Verpflichtungen der Mitgliedstaatenunberührt. 1. Vgl. Ges. über den Beschluß v. 8. 12.1954 v. 30. 6. 1956 (BGBl. II S. 599).

Kapitel IX. Frachten und Transporte Art. 70 (1) Es wird a n e r k a n n t , d a ß die E r r i c h t u n g des gemeinsamen Marktes die Anwend u n g solcher T r a n s p o r t t a r i f e f ü r Kohle u n d Stahl erforderlich macht, die den in vergleichbarer Lage befindlichen Verbrauchern vergleichbare Preisbedingungen bieten. (2) I m Verkehr zwischen den L ä n d e r n der Gemeinschaft sind insbesondere die auf d e m H e r k u n f t s - oder Bestimmungsland der Erzeugnisse beruhenden Diskriminierungen bei den F r a c h t e n u n d Beförderungsbedingungen aller A r t verboten. Die Beseitigung dieser Diskriminierungen bringt insbesondere die Verpflichtung mit sich, auf die Kohlenu n d Stahltransporte aus oder nach einem anderen Mitgliedstaat die Frachttafeln, F r a c h t e n u n d Tarifbestimmungen aller Art anzuwenden, die f ü r die Binnentransporte der gleichen G ü t e r a r t gelten, sofern das G u t auf derselben Strecke befördert wird. (3) Die Frachttafeln, F r a c h t e n u n d Tarifbestimmungen jeder Art, die auf die B i n n e n t r a n s p o r t e von Kohle u n d Stahl innerhalb jedes Mitgliedstaates u n d zwischen •den Mitgliedstaaten Anwendung finden, werden veröffentlicht oder der Hohen Behörde zur Kenntnis gebracht. (4) Die Anwendung von Ausnahmetarifen im Binnenverkehr zugunsten eines oder mehrerer U n t e r n e h m e n der Kohleförderung u n d Stahlerzeugung bedarf der vorherigen Genehmigung der Hohen Behörde, die sich vergewissert, d a ß die Maßnahmen mit den Grundsätzen des Vertrages im Einklang stehen; sie k a n n die Genehmigung befristet •oder bedingt erteilen. 731

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Bundesrecht

(5) Vorbehaltlich der Bestimmungen dieses Artikels sowie der anderen Vertragsbestimmungen bleibt die Verkehrspolitik, insbesondere die Aufstellung oder Änderung von Frachten und Beförderungsbedingungen jeder Art sowie die Änderung der Frachten zur Sicherung des finanziellen Gleichgewichts der Transportunternehmen, den gesetzlichen Vorschriften und Durchführungsbestimmungen eines jeden Mitgliedstaates unterworfen; das gleiche gilt für Maßnahmen der Koordinierung oder des Wettbewerbs, zwischen den verschiedenen Transportarten oder verschiedenen Leitungswegen. Kapitel X . Handelspolitik Art. 71 (1) Die Zuständigkeit der Regierungen der Mitgliedstaaten auf dem Gebiet der Handelspolitik wird durch die Anwendung dieses Vertrages nicht berührt, es sei denn, daß dieser etwas anderes bestimmt. (2) Die der Gemeinschaft durch diesen Vertrag auf dem Gebiet der Handelspolitik übertragenen Befugnisse gegenüber dritten Ländern dürfen, vorbehaltlich der Anwendung der Bestimmungen des Artikels 75, nicht über die Befugnisse hinausgehen, die den Mitgliedstaaten durch internationale Abkommen zuerkannt sind, an denen sie sich beteiligt haben. (3) Die Regierungen der Mitgliedstaaten leisten sich gegenseitig den erforderlichen Beistand für die Anwendung der Maßnahmen, die nach Feststellung der Hohen Behörde mit diesem Vertrag und den geltenden internationalen Abkommen im Einklang stehen. Die Hohe Behörde ist befugt, den beteiligten Mitgliedstaaten vorzuschlagen, in welcher Weise dieser gegenseitige Beistand geleistet werden kann. Art. 72 (1) Mindest- und Höchstsätze für Zölle können auf Grund eines Vorschlags der Hohen Behörde, den sie von sich aus oder auf Antrag eines Mitgliedstaates vorbringt, durch einstimmigen Beschluß des Rates festgesetzt werden; die Staaten verpflichten sich, diese Zollsätze für Kohle und Stahl im Verkehr mit dritten Ländern nicht zu unteroder überschreiten. (2) Innerhalb der durch den genannten Beschluß festgesetzten Grenzen bestimmt jede Regierung ihre Tarife nach dem in ihrem Land geltenden Verfahren. Die Hohe Behörde kann von sich aus oder auf Antrag eines Mitgliedstaates eine Stellungnahme zwecks Änderung der Tarife dieses Staates abgeben. Art. 73 (1) Die Handhabung der Ein- und Ausfuhrlizenzen im Verkehr mit dritten Ländern erfolgt durch die Regierung, auf deren Staatsgebiet der Bestimmungsort der Einfuhren oder der Ursprungsort der Ausfuhren liegt. (2)Die Hohe Behörde ist befugt, die Handhabung und Kontrolle dieser Lizenzen auf dem Gebiet von Kohle und Stahl zu überwachen. Sie richtet erforderlichenfalls. nach Anhörung des Rates Empfehlungen an die Mitgliedstaaten, um zu vermeiden, daß die erlassenen Vorschriften weitergehende Beschränkungen zur Folge haben, als. es die ihre Einführung oder Beibehaltung rechtfertigenden Verhältnisse erfordern, und um eine Koordinierung der gemäß Artikel 71 Absatz 3 und Artikel 74 ergriffenen Maßnahmen zu sichern. Art. 74 (1) In den nachstehend aufgeführten Fällen ist die Hohe Behörde befugt, Maßnahmen jeder Art zu ergreifen, die mit diesem Vertrag, insbesondere mit den Zielen 732

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Montan-Unions-Vertrag

d e s Artikels 3, i m E i n k l a n g stehen, u n d a n die R e g i e r u n g e n alle E m p f e h l u n g e n zu r i c h t e n , die d e n B e s t i m m u n g e n des Artikels 71 A b s a t z 2 e n t s p r e c h e n : 1. w e n n D u m p i n g - V e r f a h r e n oder a n d e r e d u r c h die H a v a n n a - C h a r t a f ü r u n z u lässig e r k l ä r t e P r a k t i k e n zu L a s t e n v o n L ä n d e r n festgestellt werden, die n i c h t Mitglieder d e r G e m e i n s c h a f t sind, oder zu L a s t e n v o n U n t e r n e h m e n , die in diesen L ä n d e r n liegen; 2. w e n n ein U n t e r s c h i e d zwischen d e n A n g e b o t e n v o n U n t e r n e h m e n , die n i c h t der Z u s t ä n d i g k e i t der G e m e i n s c h a f t u n t e r s t e h e n , u n d v o n U n t e r n e h m e n , die ihrer Z u s t ä n d i g k e i t u n t e r s t e h e n , ausschließlich d e m U m s t ä n d e zuzuschreiben ist, d a ß die A n g e b o t e der ersteren auf W e t t b e w e r b s b e d i n g u n g e n b e r u h e n , die zu d e n B e s t i m m u n g e n des V e r t r a g e s i m W i d e r s p r u c h stehen; 3. w e n n eines der in A r t i k e l 81 dieses V e r t r a g e s g e n a n n t e n Erzeugnisse in d a s Gebiet eines oder m e h r e r e r M i t g l i e d s t a a t e n in v e r h ä l t n i s m ä ß i g e r h ö h t e n Mengen u n d u n t e r solchen B e d i n g u n g e n e i n g e f ü h r t wird, d a ß diese E i n f u h r e n f ü r die E r z e u g u n g ähnlicher oder d i r e k t k o n k u r r i e r e n d e r E r z e u g nisse auf d e m g e m e i n s a m e n M a r k t einen schwerwiegenden N a c h t e i l m i t sich b r i n g e n o d e r m i t sich zu bringen d r o h e n . (2) E m p f e h l u n g e n z u r E i n f ü h r u n g m e n g e n m ä ß i g e r B e s c h r ä n k u n g e n d ü r f e n j e d o c h i m Falle der v o r s t e h e n d e n Ziffer 2 n u r m i t Z u s t i m m u n g des R a t e s , u n d i m Falle der Ziffer 3 n u r n a c h M a ß g a b e v o n Artikel 58 ausgesprochen w e r d e n . A r t . 75 Die Mitgliedstaaten v e r p f l i c h t e n sich, die H o h e B e h ö r d e ü b e r E n t w ü r f e v o n H a n d e l s a b k o m m e n oder A b m a c h u n g e n gleicher W i r k u n g insoweit auf d e m l a u f e n d e n zu h a l t e n , als diese Kohle u n d S t a h l oder die E i n f u h r a n d e r e r R o h s t o f f e u n d v o n S p e z i a l a u s r ü s t u n g e n b e t r e f f e n , die f ü r die Kohle- u n d S t a h l e r z e u g u n g in d e n Mitgliedstaaten erforderlich sind. E n t h ä l t der E n t w u r f f ü r ein A b k o m m e n o d e r eine A b m a c h u n g Klauseln, welche d e r A n w e n d u n g dieses V e r t r a g e s e n t g e g e n s t e h e n , so richtet die H o h e B e h ö r d e a n d e n beteiligten S t a a t i n n e r h a l b einer F r i s t v o n zehn T a g e n n a c h E i n g a n g der a n sie erfolgten Mitteilung die erforderlichen E m p f e h l u n g e n ; sie k a n n in j e d e m a n d e r e n Falle Stellungn a h m e n abgeben. Vierter Teil. Allgemeine

Bestimmungen

A r t . 80 U n t e r n e h m e n i m Sinne dieses V e r t r a g e s sind diejenigen U n t e r n e h m e n , die innerh a l b der in Artikel 79 A b s a t z 1 g e n a n n t e n Gebiete eine P r o d u k t i o n s t ä t i g k e i t auf d e m Gebiet v o n K o h l e u n d S t a h l a u s ü b e n ; w a s die Artikel 65 u n d 66 sowie die zu ihrer Anw e n d u n g erforderlichen A u s k ü n f t e u n d die ihretwegen e r h o b e n e n K l a g e n a n b e l a g t , so sind U n t e r n e h m e n i m Sinne dieses V e r t r a g e s f e r n e r diejenigen U n t e r n e h m e n oder Organisationen, die g e w e r b s m ä ß i g eine V e r t r i e b s t ä t i g k e i t a u s ü b e n m i t A u s n a h m e des V e r k a u f s a n H a u s h a l t u n g e n oder a n Kleingewerbetreibende. A r t . 81 (1) Die A u s d r ü c k e K o h l e u n d S t a h l sind in der Anlage I 1 zu diesem V e r t r a g n ä h e r bestimmt. (2) Die in dieser Anlage e n t h a l t e n e n L i s t e n k ö n n e n d u r c h einstimmigen B e s c h l u ß des R a t e s e r g ä n z t w e r d e n . 1.

Siehe A n h . A l l 2 2 b . 733

Anh. A II 22a

Bundesrecht

A r t . 82 Der Umsatz, der als Grundlage für die Berechnung von Geldbußen und Zwangsgeldern dient, die auf Grund dieses Vertrages gegen Unternehmen festgesetzt werden, ist der Umsatz in den der Zuständigkeit der Hohen Behörde unterstehenden Erzeugnissen. A r t . 83 Die Einrichtung der Gemeinschaft berührt in keiner Weise die Ordnung des Eigentums an dem Unternehmen, für welche die Bestimmungen dieses Vertrages gelten. A r t . 85 Die von den Hohen Vertragschließenden Teilen vereinbarten Anlauf- und Übergangsmaßnahmen, welche die Anwendung der Bestimmungen dieses Vertrages ermöglichen sollen, werden in einem Zusatzabkommen festgelegt 1 . 1.

Vgl. Anh. A II 22 c.

A r t . 86 (1) Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, alle geeigneten allgemeinen oder besonderen Maßnahmen zu ergreifen, um die Erfüllung der Verpflichtungen zu sichern, die sich aus den Entscheidungen und Empfehlungen der Organe der Gemeinschaft ergeben, und der Gemeinschaft die Erfüllung ihrer Aufgaben zu erleichtern. (2) Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, jede Maßnahme zu unterlassen, die mit dem Bestehen des gemeinsamen Marktes gemäß Artikel 1 und 4 unvereinbar ist. (3) Sie erlassen im Rahmen ihrer Zuständigkeit alle geeigneten Vorschriften, um die internationalen Regelungen für den Austausch von Kohle und Stahl innerhalb des gemeinsamen Marktes sicherzustellen, und unterstützen sich gegenseitig, um die Durchführung dieser Regelungen zu erleichtern. (4) Die mit Kontrollaufgaben betrauten Beamten der Hohen Behörde besitzen auf dem Gebiete der Mitgliedstaaten und im vollen zur Durchführung ihrer Aufgaben erforderlichen Umfange Rechte und Befugnisse, die nach den Gesetzen dieser Staaten den Angehörigen ihrer Finanzverwaltungen zustehen. Die Kontrollaufgaben und die Stellung der mit ihrer Durchführung beauftragten Personen sind dem beteiligten Staat ordnungsmäßig bekanntzugeben. Beamte dieses Staates können auf seinen Antrag oder auf Antrag der Hohen Behörde die Beamten der Hohen Behörde bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen. A r t . 90 (1) Bildet die von einem Unternehmen begangene Verletzung einer Verpflichtung aus diesem Vertrage zugleich eine Verletzung einer Verpflichtung, die sich für das Unternehmen aus den Gesetzen seines Staates ergibt, und ist auf Grund der genannten Gesetze gegen dieses Unternehmen ein Gerichts- oder Verwaltungsverfahren eingeleitet worden, so muß der betreffende Staat die Hohe Behörde hiervon unterrichten; diese kann ihre Beschlußfassung aussetzen. (2) Setzt die Hohe Behörde die Beschlußfassung aus, so ist sie über den Fortgang des Verfahrens zu unterrichten und ihr die Möglichkeit zu geben, jede Art von rechtserheblichen Urkunden, Gutachten und Zeugenaussagen vorzulegen. Sie ist ferner von der endgültigen Entscheidung in Kenntnis zu setzen und hat diese Entscheidung bei der etwaigen Festsetzung einer Sanktion zu berücksichtigen. A r t . 91 Bewirkt ein Unternehmen nicht innerhalb der vorgeschriebenen Fristen eine Zahlung, zu der es der Hohen Behörde gegenüber auf Grund einer Bestimmung dieses Vertrages oder seiner Durchführungsbestimmungen oder auf Grund einer von der Hohen 734

Montan-Unions-Vertrag

Anh.All

22a

Behörde festgesetzen finanziellen Sanktion oder eines von ihr festgesetzen Zwangsgeldes verpflichtet ist, so steht es der Hohen Behörde frei, bis zur Höhe dieses Betrages die Zahlungen auszusetzen, die sie selbst dem betreffenden Unternehmen schuldet. Art. 92 (1) Die Entscheidungen der Hohen Behörde, die geldliche Verpflichtungen enthalten, stellen vollstreckbare Titel dar. (2) Die Zwangsvollstreckung auf dem Gebiete der Mitgliedstaaten erfolgt nach dem in jedem dieser Staaten geltenden Verfahrensrecht und nach Erteilung der Vollstreckungsklausel gemäß den Bestimmungen des Staates, auf dessen Gebiet die Entscheidung vollstreckt werden soll; dabei ist lediglich die Echtheit der Urschrift der Entscheidungen nachzuprüfen. Die Erteilung dieser Vollstreckungsklausel erfolgt auf Veranlassung eines von jeder Regierung hierfür bestimmten Ministers. (3) Die Zwangsvollstreckung kann nur durch eine Entscheidung des Gerichtshofes ausgesetzt werden. Art. 95 (1) In allen in diesem Vertrag nicht vorgesehenen Fällen, in denen eine Entscheidung oder Empfehlung der Hohen Behörde erforderlich erscheint, um eines der in Artikel 2, 3 und 4 näher bezeichneten Ziele der Gemeinschaft auf dem gemeinsamen Markt für Kohle und Stahl gemäß Artikel 5 zu erreichen, kann diese Entscheidung oder Empfehlung mit einstimmiger Zustimmung des Rates und nach Anhörung des Beratenden Ausschusses ergehen. (2) Die gleiche, in derselben Form erlassene Entscheidung oder Empfehlung bestimmt gegebenenfalls die anzuwendenden Sanktionen. (3) Erfordern nach Ablauf der in dem Abkommen über die Übergangsbestimmungen vorgesehenen Übergangszeit unvorhergesehene, durch die Erfahrung sichtbar gewordene Schwierigkeiten bei den Einzelheiten der Anwendung dieses Vertrages oder eine tiefgehende Änderung der wirtschaftlichen oder technischen Bedingungen, die unmittelbar den gemeinsamen Markt für Kohle und Stahl beeinflußt, eine Anpassung der Vorschriften über die der Hohen Behörde übertragenen Befugnisse, so können geeignete Abänderungen vorgenommen werden; diese dürfen weder die Bestimmungen der Artikel 2, 3 und 4 noch das Verhältnis zwischen den der Hohen Behörde und den den anderen Organen der Gemeinschaft zugewiesenen Befugnissen beeinträchtigen. (4) Diese Änderungen werden als Vorschläge von der Hohen Behörde und dem mit einer Mehrheit von fünf Sechsteln seiner Mitglieder beschließenden Rat in gegenseitigem Einvernehmen aufgestellt und dem Gerichtshof zur Stellungnahme unterbreitet. Der Gerichtshof hat für seine Prüfung eine tatsächlich und rechtlich unbeschränkte Nachprüfungsbefugnis. Stellt der Gerichtshof auf Grund seiner Prüfung fest, daß die Vorschläge mit den Bestimmungen des vorstehenden Absatzes übereinstimmen, so werden die Vorschläge der Versammlung zugeleitet. Sie treten in Kraft, wenn sie mit einer Mehrheit von drei Vierteln der abgegebenen Stimmen und zwei Dritteln der Mitglieder der Versammlung gebilligt werden. Art. 96 (1) Nach Ablauf der Übergangszeit können die Regierung jedes Mitgliedstaates und die Hohe Behörde Änderungen dieses Vertrages vorschlagen. Dieser Vorschlag wird dem Rat unterbreitet. Äußert sich dieser mit Zweidrittelmehrheit für die Abhaltung einer Konferenz der Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten, so wird diese sofort durch den Präsidenten des Rates einberufen, um die Änderungen der Vertragsbestimmungen durch ein Übereinkommen festzulegen. (2) Diese Änderungen treten in Kraft, nachdem sie von allen Mitgliedstaaten gemäß deren verfassungsrechtlichen Bestimmungen ratifiziert worden sind. 735

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Bundesrecht

Art. 97 Dieser Vertrag gilt für die Dauer von fünfzig Jahren vom Zeitpunkt seines Inkrafttretens an. Anlage I

22 b. Bestimmung der Begriffe „Kohle" und „Stahl" (BGBl. 1952 I I S. 476) (Auszug) 1. Die Ausdrücke „ K o h l e " und „ S t a h l " umfassen die auf nachstehender Liste aufgeführten Erzeugnisse. 2. Die Tätigkeit der Hohen Behörde auf dem Gebiet der Edelstahle, des Kokses und des Schrotts muß die besonderen Bedingungen ihrer Herstellung und des Handelns mit diesen Erzeugnissen berücksichtigen. 3. Die Tätigkeit der Hohen Behörde erstreckt sich auf das Gebiet des Gaskokses und der Braunkohle, die nicht zur Brikett- oder Schwelkoksherstellung verwendet wird, nur insoweit, als von diesen verursachte fühlbare Störungen des Brennstoffmarktes dies erforderlich machen. 4. Die Tätigkeit der Hohen Behörde muß auf den Umstand Rüksicht nehmen, daß die Erzeugung gewisser, auf dieser Liste aufgeführter Erzeugnisse in unmittelbarem Zusammenhang steht mit der von Nebenerzeugnisse, die dort nicht aufgeführt sind, deren Verkaufspreise aber den der Haupterzeugnisse bedingen können. Kennzahl der OEEC-Nomenklatur (als Hinweis)

3.000 3.100 3.200 3,300 3.400 3.500

Bezeichnung der Erzeugnisse

Brennstoffe

Steinkohle Steinkohlenbriketts Koks, mit Ausnahme von Elektrodenkoks und von Petrolkoks Steinkohlen-Schwelkoks Braunkohlen-Briketts Rohbraunkohle Braunkohlen-Schwelkoks

22 c. Abkommen über die Ubergangsbestimmungen (BGBl. 1952 I I S. 491) (Auszug) G e g e n s t a n d des A b k o m m e n s § 1 1. Dieses in Durchführung des Art. 85 des Vertrages getroffene Abkommen hat den Zweck, die Maßnahmen vorzusehen, die für die Errichtung des gemeinsamen Marktes und zur fortschreitenden Anpassung der Produktion an die neu geschaffenen Verhältnisse erforderlich sind, und gleichzeitig die Möglichkeit zur Beseitigung von Störungen •des Gleichgewichts zu geben, die sich aus früheren Verhältnissen ergeben. 2. Zu diesem Zweck erfolgt die Ingangsetzung des Vertrages in zwei Zeitabschnitten, der Anlaufzeit und der Übergangszeit.

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Abkommen z. Montan-U.-V.

3. Die Anlaufzeit beginnt bei Inkrafttreten des Vertrages und endet bei Errichtung des gemeinsamen Marktes. Während dieses Zeitabschnittes a) werden alle Organe der Gemeinschaft eingesetzt und Verbindungen zwischen ihnen, den Unternehmen und ihren Verbänden und den Arbeitnehmer-, Verbraucher- und Händlerverbänden mit dem Ziele hergestellt, die Arbeit der Gemeinschaft auf der Grundlage einer ständigen Fühlungnahme aufzubauen und unter allen Beteiligten gemeinsame Auffassungen und gegenseitige Unterrichtung herbeizuführen; b) umfaßt die Tätigkeit der Hohen Behörde: 1. Untersuchungen und Beratungen, 2. Verhandlungen mit dritten Ländern. Die Untersuchungen und Beratungen verfolgen den Zweck, in ständiger Verbindung mit den Regierungen, den Unternehmen und ihren Verbänden, den Arbeitnehmern, Verbrauchern und Händlern die Aufstellung einer Gesamtübersicht über die Lage in der Kohle- und Stahlindustrie innerhalb der Gemeinschaft und die hierbei auftretenden Probleme sowie die Vorbereitung konkreter Maßnahmen zu ermöglichen, die zur Lösung dieser Probleme während der Übergangszeit zu treffen sind. Die Verhandlungen mit dritten Ländern verfolgen den Zweck, — einerseits die Grundlagen für die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinschaft und diesen Ländern zu schaffen, — andererseits vor Aufhebung der Zölle und mengenmäßigen Beschränkungen innerhalb der Gemeinschaft zu erreichen, daß folgende Klauseln in dem erforderlichen Umfange geändert werden: — die Meistbegünstigungsklausel im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens und der zweiseitigen Verträge, — die Nichtdiskriminierungsklausel, die für die Liberalisierung des Warenverkehrs im Rahmen der Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit maßgebend ist. 4. Die Übergangszeit beginnt mit der Errichtung des gemeinsamen Marktes und endet mit Ablauf einer Frist von fünf Jahren nach der Errichtung des gemeinsamen Marktes für Kohle. 5. Mit dem Inkrafttreten des Vertrages gemäß Art. 99 sind seine Bestimmungen anwendbar, vorbehaltlich der Änderungen und unbeschadet der ergänzenden Bestimmungen, die zu den oben genannten Zwecken in diesem Abkommen vorgesehen sind. Vorbehaltlich der in diesem Abkommen ausdrücklich vorgesehenen Ausnahmen sind mit Ablauf der Übergangszeit diese Änderungen und ergänzenden Bestimmungen nicht mehr anwendbar. Die zu ihrer Durchführung ergriffenen Maßnahmen verlieren im gleichen Zeitpunkt ihre Wirkung. Erster Teil:

Ingangsetzung des Vertrages

Kapitel I. Einsetzung der Organe der Gemeinschaft Kapitel II. Errichtung des gemeinsamen Marktes

§8 Die Errichtung des gemeinsamen Marktes wird vorbereitet durch die Einsetzung aller Organe der Gemeinschaft, durch umfassende Fühlungnahmen der Hohen Behörde mit den Regierungen, den Unternehmen und ihren Verbänden, den Arbeitnehmern 47

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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und Verbrauchern und durch den sich aus den so erhaltenen Auskünften ergebenden allgemeinen Überblick über die Lage der Gemeinschaft; sie ergibt sich aus den Maßnahmen zur Anwendung des Art. 4 des Vertrages. Diese Maßnahmen treten unbeschadet der in diesem Abkommen vorgesehenen besonderen Vorschriften in Kraft, und zwar: a) soweit es sich um Kohle handelt, sobald die Hohe Behörde die Einsetzung der im Dritten Teil Kapitel I I dieses Abkommens vorgesehenen Einrichtungen für die Ausgleichszahlungen bekanntgegeben hat; b) soweit es sich um Eisenerz und Schrott handelt, zu demselben Zeitpunkt wie für Kohle; c) soweit es sich um Stahl handelt, zwei Monate nach dem vorstehend vorgesehenen Zeitpunkt. Die nach den Vorschriften des Dritten Teiles dieses Abkommens für Kohle vorgesehenen Einrichtungen für die Ausgleichszahlungen sind binnen sechs Monaten nach Beginn der Tätigkeit der Hohen Behörde zu schaffen. Etwa erforderliche zusätzliche Fristen sind auf Vorschlag der Hohen Behörde durch den Rat festzusetzen.

§9 Beseitigung der Zölle und der mengenmäßigen Beschränkungen Vorbehaltlich der in diesem Abkommen vorgesehenen besonderen Vorschriften haben die Mitgliedstaaten alle Ein- und Ausfuhrzölle oder Abgaben gleicher Wirkung und mengenmäßige Beschränkungen jeder Art für den Verkehr mit Kohle und Stahl innerhalb der Gemeinschaft zu den Zeitpunkten zu beseitigen, die zur Errichtung des gemeinsamen Marktes gemäß § 8 für Kohle, Eisenerz und Schrott einerseits sowie für Stahl andererseits vorgesehen sind.

§ " Subventionen, unmittelbare oder mittelbare Beihilfen, Sonderlasten Die Regierungen der Mitgliedstaaten haben der Hohen Behörde, sobald diese ihre Tätigkeit aufgenommen hat, von Beihilfen und Subventionen jeder Art, die den Kohleund Stahlindustrien in ihren Ländern zugute kommen, oder von den ihnen auferlegten Sonderlasten Kenntnis zu geben. Stimmt die Hohe Behörde der Beibehaltung dieser Beihilfen, Subventionen oder Sonderlasten und der Bedingungen für ihre Beibehaltung nicht zu, so sind sie zu den von der Hohen Behörde bestimmten Zeitpunkten und unter den von ihr festgesetzten Bedingungen nach Anhörung des Rates einzustellen, ohne daß diese Einstellung vor dem Zeitpunkt verbindlich werden kann, der den Beginn der Übergangszeit für die in Betracht kommenden Erzeugnisse darstellt.

§ 12 Monopolartige Absprachen und Organisationen Alle Auskünfte über die in Art. 65 genannten Absprachen oder Organisationen sind der Hohen Behörde gemäß § 3 des genannten Artikels zu erteilen. Verweigert die Hohe Behörde die Erteilung der in § 2 des genannten Artikels vorgesehenen Genehmigungen, so hat sie angemessene Fristen festzusetzen, nach deren Ablauf die in demselben Artikel vorgesehenen Verbote wirksam werden. Um die Liquidierung der gemäß Art. 65 verbotenen Organisationen zu erleichtern, kann die Hohe Behörde Liquidatoren ernennen, die ihr gegenüber verantwortlich sind und auf ihre Weisungen handeln.

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Unter Mitwirkung dieser Liquidatoren prüft sie die entstehenden Probleme und die Mittel, die zur Anwendung gebracht werden müssen, um — die wirtschaftlichste Verteilung und Verwendung der Erzeugnisse und insbesondere der verschiedenen Sorten und Güteklassen von Kohle sicherzustellen; —bei einem Nachlassen der Nachfrage jede Beeinträchtigung der Produktionskapazität und insbesondere der für die Versorgung des gemeinsamen Marktes in normalen Zeiten oder in Zeiten der Hochkonjunktur erforderlichen Kohlenbergbauanlagen zu vermeiden; •— eine ungleichmäßige Aufteilung der verringerten Arbeitsmöglichkeiten, die sich aus einem Nachlassen der Nachfrage ergeben könnten, auf die Arbeitnehmer zu vermeiden. Die Hohe Behörde schafft auf Grund dieser Prüfungen und im Einklang mit den ihr übertragenen Aufgaben die Verfahren und Organisationen, die zu schaffen ihr der Vertrag Spielraum läßt und die sie zur Lösung dieser Probleme bei Ausübung ihrer Befugnisse, insbesondere nach den Art. 53, 57, 58 und Kapitel V des Titels I I I , für zweckdienlich hält, ohne daß deren Bestand auf die Übergangszeit beschränkt wäre. § 13 Die Bestimmungen des Art. 66 § 5 sind anwendbar, sobald der Vertrag in Kraft getreten ist. Sie können außerdem auf Zusammenschlüsse angewendet werden, die zwischen dem Zeitpunkt der Unterzeichnung und dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Vertrages bewirkt worden sind, wenn die Hohe Behörde nachweist, daß dieses Vorgehen erfolgt ist, um der Anwendung des Art. 66 zu entgehen. Bis zum Erlaß der in Art. 66 § 1 vorgesehenen Verordnung bedarf das in diesem Paragraphen bezeichnete Vorgehen keiner vorherigen Zustimmung. Die Hohe Behörde ist nicht verpflichtet, über die ihr eingereichten Anträge auf Zustimmung sofort zu entscheiden. Bis zum Erlaß der in Art. 66 § 4 vorgesehenen Verordnung können die in diesem Paragraphen erwähnten Auskünfte von den der Zuständigkeit der Hohen Behörde unterstehenden Unternehmen nur unter den in Art. 47 vorgesehenen Voraussetzungen verlangt werden. Die in Art. 66 §§ 1 und 4 vorgesehenen Verordnungen sind innerhalb von vier Monaten nach Beginn der Tätigkeit der Hohen Behörde zu erlassen. Die Hohe Behörde holt bei den Regierungen, den Erzeugerverbänden und den Unternehmen alle zur Anwendung von Art. 66 §§ 2 und 7 zweckdienlichen Auskünfte über die in den verschiedenen Gebieten der Gemeinschaft bestehenden Verhältnisse ein. Die Bestimmungen des Art. 66 § 6 sind je nach dem Inkrafttreten der Vorschriften anwendbar, deren Anwendung sie für zulässig erklären. Die Bestimmungen des Art. 66 § 7 sind vom Zeitpunkt der Errichtung des gemeinsamen Marktes an gemäß § 8 dieses Abkommens anwendbar. Zweiter Teil: Beziehungen

der Gemeinschaft

Dritter Teil: Allgemeine

zu dritten

Ländern

Schutzmaßnahmen

Kapitel I: Allgemeine Bestimmungen Anpassung §23i 1. Falls infolge der Errichtung des gemeinsamen Marktes einzelne Unternehmen oder Teile von Unternehmen vor der Notwendigkeit stehen sollten, ihre Tätigkeit während der in § 1 dieses Abkommens näher bezeichneten Übergangszeit einzustellen oder zu ändern, hat die Hohe Behörde auf Antrag der beteiligten Regierungen und unter 47*

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den nachstehenden Voraussetzungen dabei mitzuwirken, d a ß die Arbeiterschaft vor den Lasten der Anpassung geschützt u n d ihr eine produktive Beschäftigung gesichert wird; sie k a n n einzelnen U n t e r n e h m e n eine nicht rückzahlungspflichtige Beihilfe bewilligen. 2. Auf A n t r a g der beteiligten Regierungen u n d n a c h Maßgabe von Art. 46 h a t sich die H o h e Behörde an der Untersuchung über die Möglichkeiten einer Wiederbeschäftigung der freigewordenen A r b e i t s k r ä f t e in bestehenden U n t e r n e h m e n oder durch Schaffung neuer Arbeitsplätze zu beteiligen. 3. Sie h a t gemäß Art. 54 die Finanzierung der von der beteiligten Regierung vorgelegten u n d von ihr selbst genehmigten P r o g r a m m e f ü r die Umstellung von U n t e r n e h m e n oder die Schaffung neuer, wirtschaftlich gesunder Arbeitsplätze in den ihrer Zuständigkeit unterstehenden Industrien oder n a c h Zustimmung des Rates in jeder anderen Industrie zu erleichtern, die den freigewordenen A r b e i t s k r ä f t e n eine produktive Beschäftigung sichern können. Vorbehaltlich der befürwortenden Stellungnahme seitens der beteiligten Regierung h a t die H o h e Behörde diese Erleichterungen vorzugsweise f ü r P r o g r a m m e der U n t e r n e h m e n zu gewähren, die infolge der E r r i c h t u n g des gemeinsamen Marktes gezwungen sind, ihre Tätigkeit einzustellen. 4. Die H o h e Behörde h a t eine nicht rückzahlungspflichtige Beihilfe f ü r folgende Zwecke zu bewilligen: a) u m bei einer gänzlich oder teilweisen Stillegung von U n t e r n e h m e n einen Beitrag zur Zahlung von Entschädigungen zu leisten, die es den Arbeitnehmern ermöglichen, ihre Wiederbeschäftigung a b z u w a r t e n ; b) u m d u r c h Zuwendungen an die U n t e r n e h m e n zur Sicherstellung der E n t l o h n u n g ihres Personals bei zeitweiser Beurlaubung beizutragen, die durch Änderung ihrer Tätigkeit notwendig geworden ist; c) u m dazu beizutragen, d a ß den Arbeitnehmern Beihilfen f ü r die Kosten zur E r l a n g u n g eines neuen Arbeitsplatzes gewährt werden; d) u m zur Finanzierung der Umschulung der Arbeitnehmer beizutragen, die ihre Beschäftigung wechseln müssen. 5. Die H o h e Behörde k a n n ferner den U n t e r n e h m e n , die infolge der E r r i c h t u n g des gemeinsamen Marktes ihre Tätigkeit einstellen müssen, eine nicht rückzahlungspflichtige Beihilfe bewilligen u n t e r der Voraussetzung, d a ß diese Sachlage u n m i t t e l b a r u n d ausschließlich der Begrenzung des gemeinsamen Marktes auf die Kohle- u n d Stahlindustrie zuzuschreiben ist, u n d daß sie einen entsprechenden Produktionsanstieg in anderen U n t e r n e h m e n der Gemeinschaft zur Folge h a t . Diese Beihilfe ist auf den B e t r a g zu beschränken, der erforderlich ist, u m den U n t e r n e h m e n die E r f ü l l u n g ihrer sofort fälligen Verbindlichkeiten zu ermöglichen. Die beteiligten U n t e r n e h m e n haben alle Anträge auf Bewilligung dieser Beihilfe durch V e r m i t t l u n g ihrer Regierung einzureichen. Die H o h e Behörde k a n n einem U n t e r nehmen jede Beihilfe verweigern, das seine Regierung u n d die H o h e Behörde nicht über die Entwicklung einer Lage unterrichtet hat, die zu einer Einstellung oder Änderung ihrer Tätigkeit f ü h r e n kann. 6. Die H o h e Behörde h a t die Bewilligung einer nicht rückzahlungspflichtigen Beihilfe nach Maßgabe der vorstehenden Ziff. 4 u n d 5 d a v o n abhängig zu machen, d a ß der beteiligte S t a a t einen mindestens gleichhohen besonderen Beitrag leistet, es sei denn, d a ß der R a t mit Zweidrittelmehrheit eine abweichende Regelung genehmigt. 7. Die f ü r die Anwendung des Art. 56 vorgesehenen Finanzierungsbedingungen sind auf diesen P a r a g r a p h e n anwendbar. 740

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8. Die Vergünstigung, die die Vorschriften dieses Paragraphen gewähren, kann den Beteiligten während zweier Jahre nach Ablauf der Übergangszeit durch eine mit Zustimmung des Rates erlassene Entscheidung der Hohen Behörde bewilligt werden. 1. Vgl. Bek. d. BArbM über die Grundsätze für die Durchführung des § 23 des Ubergangsabkommens zum Montanvertrag vom 19.10.1959 (BAnz. Nr. 207 S. 2). Kapitel I I : Besondere Vorschriften für Kohle § 24 Es wird anerkannt, daß im Laufe der Übergangszeit Schutzeinrichtungen erforderlich sind, damit übereilte und gefährliche Produktionsverlagerungen vermieden werden. Diese Schutzeinrichtungen haben den im Zeitpunkt der Errichtung des gemeinsamen Marktes bestehenden Verhältnissen Rechnung zu tragen. Ferner müssen für den Fall, daß in einem oder mehreren Gebieten Preissteigerungen zu entstehen drohen, die wegen ihres Ausmaßes und ihres plötzlichen Auftretens schädliche Wirkungen haben, Vorkehrungen zur Vermeidung dieser Wirkungen getroffen werden. Um diesen Problemen zu begegnen, hat die Hohe Behörde während der Übergangszeit, soweit erforderlich, zu genehmigen, daß unter ihrer Kontrolle a) die in Art. 60 § 2 Abs. b vorgesehenen Praktiken sowie Zonenpreise in den in Kapitel V des Titels I I I nicht vorgesehenen Fällen angewendet werden; b) staatliche Kassen oder Einrichtungen für Ausgleichszahlungen, die durch eine Umlage auf die inländische Erzeugung finanziert werden, unbeschadet der nachstehend vorgesehenen besonderen Hilfsquellen, beibehalten oder geschaffen werden. §25 Die Hohe Behörde hat die Kohleproduktion der Länder, in denen die durchschnittlichen Gestehungskosten unter dem gewogenen Mittel der Gemeinschaft liegen, mit einer Ausgleichsumlage je Handelstonne zu belasten, die einen gleichmäßigen Hundertsatz des Erlöses der Erzeuger darstellt. Der Höchstsatz der Ausgleichsumlage beträgt 1,5 v.H. des genannten Erlöses für das erste Jahr des Arbeitens des gemeinsamen Marktes und wird gegenüber dem ursprünglichen Höchstsatz in jedem Jahr regelmäßig um 20 v.H. gekürzt. Unter Berücksichtigung des von ihr gemäß den nachstehenden §§ 26 und 27 anerkannten Bedarfs und unter Ausschuß der gegebenenfalls auf Ausfuhren nach dritten Ländern beruhenden Sonderlasten bestimmt die Hohe Behörde in regelmäßigen Zeitabständen den Betrag der tatsächlichen Umlage und der Regierungssubventionen, die nach folgenden Regeln hinzukommen müssen: 1. Sie berechnet in den Grenzen des vorstehend genannten Höchstsatzes den Betrag der tatsächlichen Umlage so, daß die tatsächlich gezahlten Regierungssubventionen mindestens dieser Umlage gleichkommen. 2. Sie setzt den zulässigen Höchstbetrag für die Regierungssubventionen fest, wobei — die Bewilligungen dieser Subventionen bis zu diesem Betrag ein Recht, aber keine Pflicht der Regierungen darstellt; — die von außen eingehende Beihilfe keinesfalls den Betrag der tatsächlich gezahlten Subventionen übersteigen darf. Die auf Ausfuhren nach dritten Ländern beruhenden zusätzlichen Lasten werden weder bei der Berechnung der erforderlichen Ausgleichszahlungen noch bei der Feststellung der dieser Umlage entsprechenden Subventionen berücksichtigt. 741

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23. Betriebsverfassungsgesetz Vom 11. Oktober 1952 (BGBl. I S. 681) i.d.F. d. Ges. v. 3. September 1953 (BGBl. I S. 1267) — (BGBl. I I I — 801) (Auszug) Literaturhinweis : Meisinger, Betriebsverfassungsgesetz, 1952; Dietz, Betriebsverfassungsgesetz, 3.Aufl. 1960; Galperin-Siebert, Betriebsverfassungsgesetz, 3. Aufl. 1958; Fitting-Kraegeloh, Betriebsverfassungsgesetz nebst Wahlordnung, 4. Aufl. 1958; Erdmann, Betriebsverfassungsgesetz 1952. Erster Teil:

Allgemeine

Vorschriften

§1 I n den Betrieben werden Betriebsräte nach Maßgabe dieses Gesetzes gebildet.

§2 Die Aufgaben der Gewerkschaften und der Vereinigungen der Arbeitgeber werden durch dieses Gesetz nicht berührt. §3 Nebenbetriebe und Betriebsteile gelten nur dann als selbständige Betriebe, wenn sie räumlich weit vom Hauptbetrieb entfernt oder durch Aufgabenbereich und Organisation eigenständig sind. §4 (1) Arbeitnehmer im Sinne dieses Gesetzes sind Arbeiter und Angestellte sowie die zu ihrer Berufsausbildung Beschäftigten. (2) Als Arbeitnehmer im Sinne dieses Gesetzes gelten nicht a) in Betrieben einer juristischen Person die Mitglieder des Organs, das zur gesetzlichen Vertretung der juristischen Person berufen ist; die Gesellschafter einer offenen Handelsgesellschaft oder die Mitglieder einer anderen Personengesamtheit in deren Betrieben; c) die leitenden Angestellten, wenn sie zur selbständigen Einstellung und E n t lassung von im Betrieb oder in der Betriebsabteilung beschäftigten Arbeitnehmern berechtigt sind oder wenn ihnen Generalvollmacht oder Prokura erteilt ist oder wenn sie nicht angestelltenversicherungspflichtig sind und Aufgaben wahrnehmen, die regelmäßig wegen ihrer Bedeutung für den Bestand und die Entwicklung des Betriebes nur auf Grund besonderen persönlichen Vertrauens des Arbeitgebers-bestimmten Personen im Hinblick auf deren besondere Erfahrungen und Kenntnisse übertragen werden ; d) Personen, deren Beschäftigung nicht in erster Linie ihrem Erwerb dient, sondern vorwiegend durch Beweggründe karitativer oder religiöser Art bestimmt ist; e) Personen, deren Beschäftigung nicht in erster Linie ihrem Erwerb dient und die vorwiegend zu ihrer Heilung, Wiedereingewöhnung, sittlichen Besserung oder Erziehung beschäftigt werden; f) Verwandte und Verschwägerte ersten Grades, die in häuslicher Gemeinschaft mit dem Arbeitgeber leben. 742

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§5 (1) Arbeiter im Sinne dieses Gesetzes sind Arbeitnehmer einschließlich der zu ihrer Berufsausbildung Beschäftigten, die eine invalidenversicherungspflichtige Beschäftigung ausüben, auch wenn sie nicht versicherungspflichtig sind. Als Arbeiter gelten auch die in Heimarbeit Beschäftigten, die in der Hauptsache für den gleichen Betrieb arbeiten. (2) Angestellte im Sinne dieses Gesetzes sind Arbeitnehmer, die eine durch § 1 Abs. 1 des Angestelltenversicherungsgesetzes und die hierzu erlassenen Vorschriften über die Versicherungspflicht der Angestellten als Angestelltentätigkeit bezeichnete Beschäftigung ausüben, auch wenn sie nicht versicherungspflichtig sind. Als Angestellte gelten auch Beschäftigte, die sich in Ausbildung zu einem Angestelltenberuf befinden, sowie das mit einfachen oder mechanischen Dienstleistungen beschäftigte Büropersonal. Zweiter Teil: Der

Betriebsrat

E r s t e r A b s c h n i t t : Z u s a m m e n s e t z u n g und Wahl

§6 Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmer, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind. §7 (1) Wählbar sind alle Wahlberechtigten, die das 21. Lebensjahr vollendet haben, ein Jahr dem Betrieb angehören und das Wahlrecht für den Deutschen Bundestag besitzen. Von den Voraussetzungen der einjährigen Betriebsangehörigkeit und des Wahlrechts für den Deutschen Bundestag kann in Ausnahmefällen Abstand genommen werden, wenn zwischen der Mehrheit der Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber hierüber eine Verständigung herbeigeführt wird. (2) Besteht der Betrieb weniger als ein Jahr, so sind in Abweichung von der Vorschrift in Abs. 1 über die einjährige Betriebszugehörigkeit diejenigen Arbeitnehmer wählbar, die bei der Einleitung der Betriebsratswahl im Betrieb beschäftigt sind und die übrigen Voraussetzungen für die Wählbarkeit erfüllen.

§8 (1) In allen Betrieben, die in der Regel mindestens fünf ständige wahlberechtigte Arbeitnehmer beschäftigen, von denen drei wählbar sind, werden Betriebsräte gebildet. (2) In Betrieben der Land- und Forstwirtschaft ist ein Betriebsrat zu bilden, wenn mindestens zehn ständige wahlberechtigte Arbeitnehmer vorhanden sind, von denen mindestens drei wählbar sind. §9 (1) Der Betriebsrat besteht in Betrieben mit in der Regel 5 bis 20 wahlberechtigten Arbeitnehmern aus einer Person (Betriebsobmann), 21 51 151 301 601

Wahlberechtigten bis 50 Arbeitnehmern aus 3 Mitgliedern, bis 150 Arbeitnehmern aus 5 bis Mitgliedern, bis 300 Arbeitnehmern aus 7 Mitgliedern, bis 600 Arbeitnehmern aus 9 Mitgliedern, bis 1000 Arbeitnehmern aus 11 Mitgliedern,

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Anh. A l l 1001 2001 3001 4001 5001 7001 über

bis bis bis bis bis bis

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2000 3000 4000 5000 7000 9000 9000

Arbeitnehmern Arbeitnehmern Arbeitnehmern Arbeitnehmern Arbeitnehmern Arbeitnehmern Arbeitnehmern

Bundesrecht aus aus aus aus aus aus aus

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bis bis bis bis bis bis bis

17 19 23 25 29 31 35

Mitgliedern, Mitgliedern, Mitgliedern, Mitgliedern, Mitgliedern, Mitgliedern, Mitgliedern.

(2) Der Betriebsrat besteht in Betrieben mit mehr als 1000 Arbeitnehmern aus der in Abs. 1 vorgesehenen niedrigeren Mitgliederzahl, es sei denn, daß die Arbeitnehmer auf Antrag des bestehenden Betriebsrats oder von mindestens einem Zehntel der wahlberechtigten Arbeitnehmer oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft vor einer Neuwahl mit einfacher Mehrheit eine Erhöhung der Zahl der Betriebsmitglieder im Rahmen des Abs. 1 beschließen. § 10 (1) Arbeiter und Angestellte müssen entsprechend ihrem zahlenmäßigen Verhältnis im Betriebsrat vertreten sein, wenn dieser aus mindestens drei Mitgliedern besteht. (2) Die Minderheitsgruppe erhält wenigstens bei bis zu 50 Gruppenangehörigen 1 Vertreter, 51 bis 200 Gruppenangehörigen 2 Vertreter, 201 bis 600 Gruppenangehörigen 3 Vertreter, 601 bis 1000 Gruppenangehörigen 4 Vertreter, 1001 bis 3000 Gruppenangehörigen 5 Vertreter, 3001 u. mehr Gruppenangehörigen 6 Vertreter. (3) Eine Minderheitsgruppe erhält keine Vertretung, wenn ihr nicht mehr als fünf Arbeitnehmer angehören und diese nicht mehr als ein Zwanzigstel der Arbeitnehmer des Betriebs darstellen. (4) Die Geschlechter sollen innerhalb der Gruppen entsprechend ihrem zahlenmäßigen Verhältnis vertreten sein. § 11 Hat ein Betrieb nicht die ausreichende Zahl von wählbaren Arbeitnehmern, so ist die Zahl der Betriebsratsmitglieder der nächstniedrigeren Betriebsgröße (§ 9 Abs. 1) zugrunde zu legen.

§ 12

(1) Die Verteilung der Mitglieder des Betriebsrats auf die Gruppen kann abweichend von § 10 geregelt werden, wenn beide Gruppen dies vor der Wahl in getrennten und geheimen Abstimmungen beschließen. (2) Jede Gruppe kann auch Angehörige der anderen Gruppe wählen. In diesem Falle gelten die Gewählten insoweit als Angehörige derjenigen Gruppe, die sie gewählt hat. § 13 (1) Der Betriebsrat wird in geheimer und unmittelbarer Wahl gewählt. (2) Besteht der Betriebsrat aus mehr als einer Person, so wählen die Arbeiter und Angestellten ihre Vertreter (§ 10) in getrennten Wahlgängen, es sei denn, daß die wahlberechtigten Angehörigen beider Gruppen vor der Neuwahl in getrennten, geheimen Abstimmungen die gemeinsame Wahl beschließen. (3) Die Wahl erfolgt nach den Grundsätzen der Verhältniswahl; wird nur ein Wahlvorschlag eingereicht, so erfolgt die Wahl nach den Grundsätzen der Mehrheitswahl. In Betrieben, deren Betriebsrat aus einer Person besteht, wird dieser mit ein744

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facher Stimmenmehrheit gewählt; das gleiche gilt für Gruppen, denen nur ein Vertreter im Betriebsrat zusteht. (4) Zur Wahl des Betriebsrats können die wahlberechtigten Arbeitnehmer Wahlvorschläge machen. Jeder Wahlvorschlag muß mindestens von einem Zehntel der wahlberechtigten Gruppenangehörigen, jedoch mindestens von drei Wahlberechtigten, unterzeichnet sein. In jedem Falle genügt die Unterzeichnung durch einhundert Gruppenangehörige. (5) Ist gemäß Abs. 2 gemeinsame Wahl beschlossen worden, so muß jeder Wahlvorschlag von mindestens einem Zehntel der wahlberechtigten Arbeitnehmer unterzeichnet sein; Abs. 4 Sätze 2 und 3 gelten entsprechend. §14 Der Betriebsrat soll sich möglichst aus Vertretern der verschiedenen Beschäftigungsarten der im Betrieb tätigen Arbeitnehmer zusammensetzen. § 15 (1) Spätestens sechs Wochen vor Ablauf seiner Amtszeit bestellt der Betriebsrat einen aus drei Wahlberechtigten bestehenden Wahlvorstand und einen von ihnen als Vorsitzenden. Im Wahlvorstand müssen in Betrieben mit Arbeitern und Angestellten beide Gruppen vertreten sein. (2) Besteht vier Wochen vor Ablauf der Amtszeit des Betriebsrats kein Wahlvorstand, so bestellt ihn das Arbeitsgericht auf Antrag von mindestens drei Wahlberechtigten oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft.

§ 16 Besteht in einem Betrieb, der die Voraussetzungen des § 9 erfüllt, kein Betriebsrat, so wird in einer Betriebsversammlung von der Mehrheit der Arbeitnehmer ein Wahlvorstand gewählt. Findet eine Betriebsversammlung nicht statt oder wählt die Betriebsversammlung keinen Wahlvorstand, so bestellt ihn das Arbeitsgericht auf Antrag von mindestens drei Wahlberechtigten oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft. § 17 (1) Der Wahlvorstand hat die Wahl unverzüglich einzuleiten; sie soll spätestens nach sechs Wochen stattfinden. Kommt der Wahl vorstand dieser Verpflichtung nicht nach, so ersetzt ihn das Arbeitsgericht auf Antrag von mindestens drei Wahlberechtigten oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft. (2) Bestehen Zweifel, ob ein Nebenbetrieb oder ein Betriebsteil (§ 3) selbständig ist oder zum Hauptbetrieb gehört, so können der Arbeitgeber, jeder beteiligte Betriebsrat oder Wahl vorstand oder jede im Betrieb vertretene Gewerkschaft vor der Wahl eine Entscheidung des Arbeitsgerichts beantragen.

§ 18 Mindestens drei Wahlberechtigte, jede im Betrieb vertretene Gewerkschaft oder der Arbeitgeber können binnen einer Frist von vierzehn Tagen, vom Tage der Bekanntgabe des Wahlergebnisses an gerechnet, die Wahl beim Arbeitsgericht anfechten, wenn gegen wesentliche Vorschriften über das Wahlrecht, die Wählbarkeit oder das Wahlverfahren verstoßen worden ist und eine Berichtigung nicht erfolgt ist, es sei denn, daß durch den Verstoß das Wahlergebnis nicht geändert oder beeinflußt werden konnte. 745

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Bundesrecht

§ 19 (1) Die Wahl des Betriebsrats darf von niemand behindert werden. Insbesondere darf kein Arbeitnehmer in der Ausübung des aktiven und passiven Wahlrechts beschränkt werden. (2) Die Wahl des Betriebsrats darf nicht durch Zufügung oder Androhung von Nachteilen oder durch Gewährung oder Versprechen von Vorteilen beeinflußt werden. (3) Die sächlichen Kosten der Wahl trägt der Arbeitgeber. Notwendige Versäumnis von Arbeitszeit infolge Ausübung des Wahlrechts, der Teilnahme an der in § 16 genannten Betriebsversammlung oder der Betätigung im Wahlvorstand berechtigt den Arbeitgeber nicht zur Minderung des Arbeitsentgelts.

§ 20

(1) Steigt die Zahl der Arbeitnehmer vorübergehend auf mehr als das Doppelte, aber mindestens um zwanzig, darunter fünf Wahlberechtigte, so wählen die nicht ständig beschäftigten Arbeitnehmer in geheimer Wahl einen Vertreter, bei mehr als fünfzig nicht ständigen Arbeitnehmern zwei Vertreter, bei mehr als einhundert nichtständigen Arbeitnehmern drei Vertreter. Der Betriebsrat bestimmt den Wahlvorstand und seinen Vorsitzenden. Im übrigen gelten für die Wahl der Vertreter die Vorschriften der §§ 7, 13 Abs. 1, §§ 14, 17 Abs. 1, §§ 18 und 19 mit Ausnahme der Vorschriften über die Dauer der Betriebszugehörigkeit entsprechend. (2) Die Arbeitnehmer unter 18 Jahren wählen in Betrieben, in denen mindestens fünf Jugendliche beschäftigt sind, eine Jugendvertretung. Diese besteht in Betrieben mit 5 bis 50 jugendlichen Arbeitnehmern aus einem Jugendvertreter, 51 bis 100 jugendlichen Arbeitnehmern aus 3 Jugendvertretern, mehr als 100 jugendlichen Arbeitnehmern aus 5 Jugendvertretern. Als Jugendvertreter können Arbeitnehmer des Betriebs vom vollendeten 16. bis zum vollendeten 24. Lebensjahr gewählt werden. Abs. 1 Sätze 2 und 3 gelten entsprechend. (3) Für Betriebe, in denen wegen ihrer Eigenart der Errichtung von Betriebsräten besondere Schwierigkeiten entgegenstehen, kann durch Tarifvertrag die Errichtung einer anderen Vertretung der Arbeitnehmer des Betriebs bestimmt werden. Der Tarifvertrag bedarf insoweit der Zustimmung der obersten Arbeitsbehörde des Landes, bei Tarifverträgen, deren Geltungsbereich mehrere Länder berührt, der Zustimmung des Bundesministers für Arbeit. Mit dem Inkrafttreten eines solchen Tarifvertrags endet die Amtszeit der Betriebsräte, die in den vom Tarifvertrag erfaßten Betrieben bestehen. Eine durch Tarifvertrag errichtete Arbeitnehmervertretung hat die Befugnisse und Pflichten eines Betriebsrats. Zweiter Abschnitt:

Amtszeit

§ 21 Die Amtszeit des Betriebsrats beträgt zwei Jahre. Sie beginnt mit dem Tage der Wahl oder, wenn zu diesem Zeitpunkt noch ein Betriebsrat besteht, mit Ablauf von dessen Amtszeit.

§ 22

(1) Der Betriebsrat ist neu zu wählen, wenn a) mit Ablauf eines Jahres, vom Tag der Wahl an gerechnet, die Zahl der regelmäßig beschäftigten Arbeitnehmer um die Hälfte, mindestens aber um fünfzig, gestiegen oder gesunken ist oder 746

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b) die Gesamtzahl der Betriebsratsmitglieder nach Eintreten sämtlicher Ersatzmitglieder unter die vorgeschriebene Zahl der Betriebsratsmitglieder gesunken ist oder c) der Betriebsrat mit der Mehrheit seiner Mitglieder seinen Rücktritt beschlossen hat oder d) der Betriebsrat durch das Arbeitsgericht aufgelöst ist (§ 23). (2) In den Fällen des Abs. 1 Buchst, a bis c führt der Betriebsrat die laufenden Geschäfte weiter, bis der neue Betriebsrat gewählt ist. §23 (1) Auf Antrag von mindestens einem Viertel der wahlberechtigten Arbeitnehmer, des Arbeitgebers oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft kann das Arbeitsgericht den Ausschluß eines Mitglieds aus dem Betriebsrat oder die Auflösung des Betriebsrats wegen grober Vernachlässigung seiner gesetzlichen Befugnisse oder grober Verletzung seiner gesetzlichen Pflichten beschließen. Der Ausschluß eines Mitglieds kann auch vom Betriebsrat beantragt werden. (2) Wird der Betriebsrat aufgelöst, so setzt das Arbeitsgericht unverzüglich einen Wahlvorstand für die Neuwahl ein. §24 Die Mitgliedschaft im Betriebsrat erlischt durch Ablauf der Wahlzeit, Amtsniederlegung, Beendigung des Arbeitsverhältnisses, Verlust der Wählbarkeit und Entscheidung des Arbeitsgerichts, oder wenn nach Ablauf der in § 18 bezeichneten Frist festgestellt wird, daß das Mitglied nicht wählbar war. §25 (1) Scheidet ein Mitglied des Betriebsrats aus, so rückt ein Ersatzmitglied nach. Das gleiche gilt für die Stellvertretung eines zeitweilig verhinderten Mitglied des Betriebsrats. (2) Die Ersatzmitglieder werden der Reihe nach aus den nichtgewählten Arbeitnehmern derjenigen Vorschlagslisten entnommen, denen die zu ersetzenden Mitglieder angehören. Ist das ausgeschiedene oder verhinderte Mitglied mit einfacher Stimmenmehrheit gewählt (§13 Abs. 3 Satz 2), so tritt der nichtgewählte Arbeitnehmer mit der nächsthöchsten Stimmenzahl als Ersatzmitglied ein.

§ 26

(1) Die Amtszeit der in § 20 Abs. 1 bezeichneten Vertreter endet mit Ablauf des für die Beschäftigung der nichtständigen Arbeitnehmer vorgesehenen Zeitraums oder mit Erfüllung von deren Arbeitsaufgabe. Im übrigen gelten die Vorschriften dieses Abschnitts mit Ausnahme des § 21 und des § 22 Abs. 1 Buchst, a sinngemäß. (2) Für die Jugendvertretung (§ 20 Abs. 2) gelten die Vorschriften dieses Abschnitts mit Ausnahme des § 22 Abs. 1 Buchst, a sinngemäß. Dritter Abschnitt:

Geschäftsführung

§27 (1) Der Betriebsrat wählt aus seiner Mitte den Vorsitzenden und dessen Stellvertreter. Besteht der Betriebsrat aus Vertretern beider Gruppen, so sollen der Vorsitzende und sein Stellvertreter nicht der gleichen Gruppe angehören., (2) Der Vorsitzende des Betriebsrats oder im Falle seiner Verhinderung sein Stellvertreter vertreten den Betriebsrat im Rahmen der von ihm gefaßten Beschlüsse. 747

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§ 28 Hat der Betriebsrat elf oder mehr Mitglieder, so wählt er aus seiner Mitte mit einfacher Stimmenmehrheit drei Ausschußmitglieder. Die Ausschußmitglieder bilden zusammen mit dem Vorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden den Betriebsausschuß. Dieser führt die laufenden Geschäfte. Der Betriebsausschuß muß aus Angehörigen der im Betriebsrat vertretenen Gruppen (§ 10) bestehen. §29 (1) Spätestens eine Woche nach dem Wahltag hat der Wahlvorstand die Mitglieder des Betriebsrats zur Vornahme der nach § 27 vorgeschriebenen Wahl einzuberufen. (2) Die weiteren Sitzungen beraumt der Vorsitzende des Betriebsrats an. E r setzt die Tagesordnung fest und leitet die Verhandlung. Der Vorsitzende hat die Mitglieder des Betriebsrats zu den Sitzungen rechtzeitig unter Mitteilung der Tagesordnung zu laden. (3) Auf Antrag eines Viertels der Mitglieder des Betriebsrats oder des Arbeitgebers hat der Vorsitzende eine Sitzung anzuberaumen und den Gegenstand, dessen Beratung beantragt ist, auf die Tagesordnung zu setzen. (4) Der Arbeitgeber nimmt an den Sitzungen, die auf sein Verlangen anberaumt sind, und an den Sitzungen, zu denen er ausdrücklich eingeladen ist, teil. Er kann einen Vertreter der Arbeitgebervereinigung, der er angehört, hinzuziehen. §30 Die Sitzungen des Betriebsrats sind nichtöffentlich; sie finden in der Regel während der Arbeitszeit statt. Der Betriebsrat hat bei der Ansetzung von Betriebsratssitzungen auf die betrieblichen Notwendigkeiten Rücksicht zu nehmen. Der Arbeitgeber ist vom Zeitpunkt der Sitzung vorher zu verständigen. § 31 Auf Antrag von einem Viertel der Mitglieder des Betriebsrats ist ein Beauftragter einer im Betriebsrat vertretenen Gewerkschaft zu den Sitzungen mit beratender Stimme hinzuzuziehen. §32 (1) Die Beschlüsse des Betriebsrats werden mit einfacher Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder gefaßt. Bei Stimmengleichheit ist ein Antrag abgelehnt. (2) Der Betriebsrat ist nur beschlußfähig, wenn mindestens die Hälfte der Betriebsratsmitglieder anwesend ist; Stellvertretung durch Ersatzmitglieder ist zulässig. §33 (1) Über jede Verhandlung des Betriebsrats ist eine Niederschrift aufzunehmen, die mindestens den Wortlaut der Beschlüsse und die Stimmenmehrheit, mit der sie gefaßt sind, enthält. Die Niederschrift ist von dem Vorsitzenden und einem weiteren Mitglied zu unterzeichnen. Der Niederschrift ist eine Anwesenheitsliste beizufügen, in die sich jeder Teilnehmer eigenhändig einzutragen hat. (2) Hat der Arbeitgeber an der Sitzung teilgenommen, so ist ihm der entsprechende Teil der Niederschrift zur Unterzeichnung vorzulegen und abschriftlich auszuhändigen. §34 (1) Erachtet die Mehrheit der Vertreter einer Gruppe einen Beschluß des Betriebsrats als eine erhebliche Beeinträchtigung wichtiger Interessen der durch sie vertretenen 748

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Arbeitnehmer, so ist auf ihren Antrag der Beschluß auf die Dauer von einer Woche auszusetzen, damit in dieser Frist eine Verständigung, gegebenenfalls mit Hilfe der Gewerkschaften, versucht werden kann. (2) Der Antrag auf Aussetzung kann wegen des gleichen Beschlusses nicht wiederholt werden. § 35 An der Verhandlung von Fragen, welche die Interessen der nichtständigen Arbeitnehmer wesentlich berühren, nehmen die in § 20 Abs. 1 bezeichneten Vertreter mit beratender Stimme teil. Das gleiche gilt für die Teilnahme der Jugendvertretung an Verhandlungen über Angelegenheiten der jugendlichen Arbeitnehmer. §36 Sonstige Bestimmungen über die Geschäftsführung können in einer Geschäftsordnung, die sich der Betriebsrat selbst gibt, getroffen werden. §37 (1) Die Mitglieder des Betriebsrats führen ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt. (2) Versäumnis von Arbeitszeit, die nach Umfang und Art des Betriebs zur ordnungsmäßigen Durchführung der Aufgaben des Betriebsrats erforderlich ist, berechtigt den Arbeitgeber nicht zur Minderung des Arbeitsentgelts. (3) Mitglieder des Betriebsrats sind von ihrer beruflichen Tätigkeit freizustellen, wenn und soweit es nach Umfang und Art des Betriebs zur ordnungsmäßigen Durchführung ihrer Aufgaben erforderlich ist. §38 In Betrieben, die mehr als einhundert Arbeitnehmer beschäftigen, kann der Betriebsrat nach näherer Vereinbarung mit dem Arbeitgeber Sprechstunden auch während der Arbeitszeit einrichten. §39 (1) Die durch die Tätigkeit des Betriebsrats entstehenden Kosten trägt der Arbeitgeber. (2) Für die Sitzungen, die Sprechstunden und die laufende Geschäftsführung hat der Arbeitgeber die erforderlichen Räume und die sachlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. § 40 Die Erhebung und Leistung von Beiträgen der Arbeitnehmer für Zwecke des Betriebsrats ist unzulässig. Vierter Abschnitt:

Betriebsversammlung §41

Die Betriebsversammlung besteht aus den Arbeitnehmern des Betriebs; sie wird von dem Vorsitzenden des Betriebsrats geleitet. Sie ist nicht öffentlich. Kann wegen der Eigenart des Betriebs eine gemeinsame Versammlung aller Arbeitnehmer nicht stattfinden, so sind Teilversammlungen durchzuführen. §42 (1) Der Betriebsrat hat einmal in jedem Kalendervierteljahr in einer Betriebsversammlung einen Tätigkeitsbericht zu erstatten. Der Arbeitgeber ist hierzu unter 749

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Mitteilung der Tagesordnung einzuladen. E r ist berechtigt, in der Betriebsversammlung zu sprechen. (2) Der Betriebsrat ist berechtigt und auf Wunsch des Arbeitgebers oder von mindestens einem Viertel der wahlberechtigten Arbeitnehmer verpflichtet, eine Betriebsversammlung einzuberufen und den beantragten Beratungsgegenstand auf die Tagesordnung zu setzen. Vom Zeitpunkt der Versammlungen, die auf Wunsch des Arbeitgebers stattfinden, ist dieser rechtzeitig zu verständigen. § 43 (1) Die in § 42 Abs. 1 bezeichneten und die auf Wunsch des Arbeitgebers einberufenen Betriebsversammlungen finden während der Arbeitszeit statt, soweit nicht die Eigenart des Betriebs eine andere Regelung zwingend erfordert. Durch die Teilnahme an der Betriebsversammlung entsteht den Arbeitnehmern kein Ausfall an Arbeitsentgelt. (2) Sonstige Betriebsversammlungen finden außerhalb der Arbeitszeit statt. Hiervon kann im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber abgewichen werden. §44 Die Betriebsversammlung kann dem Betriebsrat Anträge unterbreiten und zu seinen Beschlüssen Stellung nehmen; sie darf nur Angelegenheiten behandeln, die den Betrieb oder seine Arbeitnehmer berühren. §45 An allen Betriebsversammlungen können Beauftragte der im Betrieb vertretenen Gewerkschaften beratend teilnehmen. Nimmt der Arbeitgeber gemäß § 42 an Betriebsversammlungen teil, so kann er einen Beauftragten der Arbeitgebervereinigung, der er angehört, hinzuziehen. Dritter Teil:

Der Gesamtbetriebsrat §46

Besteht ein Unternehmen aus mehreren Betrieben, so kann durch Beschlüsse der einzelnen Betriebsräte neben diesen ein Gesamtbetriebsrat errichtet werden. Die E r richtung ist abhängig von der Zustimmung der Betriebsräte aus den Betrieben, in denen insgesamt mindestens 75 v.H. der Arbeitnehmer des Unternehmens beschäftigt sind. §47 (1) In den Gesamtbetriebsrat entsendet jeder Betriebsrat, wenn ihm Vertreter beider Gruppen (§ 10) angehören, zwei seiner Mitglieder, wenn ihm Vertreter nur einer Gruppe angehören, eines seiner Mitglieder. Werden zwei Mitglieder entsandt, so dürfen sie nicht der gleichen Gruppe angehören. Jedes Mitglied des Gesamtbetriebsrats hat so viele Stimmen wie dem Betriebsrat, der es entsandt hat, Mitglieder seiner Gruppe angehören. (2) Mitgliederzahl und Zusammensetzung des Gesamtbetriebsrats können durch Tarifvertrag oder Betriebsvereinbarung abweichend geregelt werden. (3) Gehören nach den Vorschriften des Abs. 1 dem Gesamtbetriebsrat mehr als vierzig Mitglieder an und bestehen keine tarifvertraglichen Bestimmungen über die Bildung eines Gesamtbetriebsrats, so ist zwischen Arbeitgeber und Gesamtbetriebsrat eine Betriebsvereinbarung über Mitgliederzahl und Zusammensetzung des Gesamtbetriebsrats zu beschließen. 750

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(4) Kommt im Falle des Abs. 3 eine Einigung nicht zustande, so entscheidet eine für das Gesamtunternehmen zu bildende Einigungsstelle. § 50 Abs. 1, 2 und 4 gelten entsprechend mit der Maßgabe, daß an Stelle des Vorsitzenden des Arbeitsgerichts der Präsident des für den Sitz des Unternehmens zuständigen Landesarbeitsgerichts tritt. §48 (1) Der Gesamtbetriebsrat ist nur zuständig für die Behandlung von Angelegenheiten, die das Gesamtunternehmen oder mehrere Betriebe betreffen und nicht durch die einzelnen Betriebsräte innerhalb ihrer Betriebe geregelt werden können. Er ist den Betriebsräten nicht übergeordnet. (2) Für die Geschäftsführung des Gesamtbetriebsrats gelten die §§ 27, 28, 29 Abs. 2 bis 4, §§ 30 bis 34 und §§ 36 bis 40 entsprechend. Vierter Teil:

Mitwirkung und Mitbestimmung Erster Abschnitt:

der

Arbeitnehmer

Allgemeines

§49 (1) Arbeitgeber und Betriebsrat arbeiten im Rahmen der geltenden Tarifverträge vertrauensvoll und im Zusammenwirken mit den im Betrieb vertretenen Gewerkschaften und Arbeitgebervereinigungen zum Wohl des Betriebs und seiner Arbeitnehmer unter Berücksichtigung des Gemeinwohls zusammen. (2) Arbeitgeber und Betriebsrat haben alles zu unterlassen, was geeignet ist, die Arbeit und den Frieden des Betriebs zu gefährden. Insbesondere dürfen Arbeitgeber und Betriebsrat keine Maßnahmen des Arbeitskampfes gegeneinander durchführen. Arbeitskämpfe tariffähiger Parteien werden hierdurch nicht berührt. (3) Arbeitgeber und Betriebsrat sollen einmal im Monat zu einer gemeinschaftlichen Besprechung zusammentreten. Sie haben über strittige Fragen mit dem ernsten Willen zur Einigung zu verhandeln und sich gegenseitig Vorschläge für die Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zu machen. (4) Die Anrufung von Schiedsstellen und Behörden ist erst zulässig, nachdem eine Einigung im Betrieb nicht erzielt wurde. §50 (1) Zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat ist im Bedarfsfalle eine Einigungsstelle zu bilden. Die Einigungsstelle besteht aus einer gleichen Anzahl von Beisitzern, die vom Arbeitgeber und Betriebsrat bestellt werden, und einem unparteiischen Vorsitzenden, auf dessen Person sich beide Seiten einigen müssen. Kommt eine Einigung über die Person des Vorsitzenden nicht zustande, so bestellt ihn der Vorsitzende des Arbeitsgerichts. Dieser entscheidet auch, wenn kein Einverständnis über die Zahl der Beisitzer erzielt wird. (2) Die Einigungsstelle faßt ihre Beschlüsse mit einfacher Stimmenmehrheit nach mündlicher Beratung. (3) Die Einigungsstelle wird nur tätig, wenn beide Seiten es beantragen oder mit ihrem Tätigwerden einverstanden sind. Ihr Spruch ist nur verbindlich, wenn beide Seiten sich der Entscheidung im voraus unterworfen oder sie nachträglich angenommen haben. (4) In den Fällen, in denen die Einigungsstelle nach anderen Vorschriften dieses Gesetzes verbindlich entscheidet, ersetzt ihr Spruch die Einigung zwischen den Parteien. Sie wird auf Antrag einer Seite tätig. Benennt eine Seite keine Mitglieder (Abs. 1) 751

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oder bleiben die von einer Seite benannten Mitglieder trotz rechtzeitiger Einladung der Sitzung fern, so entscheiden der Vorsitzende und die erschienenen Mitglieder allein. (5) Durch Tarifvertrag kann bestimmt werden, daß an die Stelle der in Abs. 1 bezeichneten Einigungsstelle eine tarifliche Schlichtungsstelle tritt und daß das Verfahren abweichend von den Vorschriften der Abs. 3 und 4 geregelt wird. §51 Arbeitgeber und Betriebsrat haben darüber zu wachen, daß alle im Betrieb tätigen Personen nach den Grundsätzen von Recht und Billigkeit behandelt werden, insbesondere, daß jede unterschiedliche Behandlung von Personen wegen ihrer Abstammung, Religion, Nationalität, Herkunft, politischen oder gewerkschaftlichen Betätigung oder Einstellung oder wegen ihres Geschlechts unterbleibt. Arbeitgeber und Betriebsrat haben jede parteipolitische Betätigung im Betrieb zu unterlassen. §52 (1) Die gemeinsam mit dem Betriebsrat gefaßten Beschlüsse führt der Arbeitgeber durch, es sei denn, daß etwa anderes im Einzelfalle vereinbart ist. Der Betriebsrat darf nicht durch einseitige Handlungen in die Betriebsleitung eingreifen. (2) Die Betriebsvereinbarungen werden durch Arbeitgeber und Betriebsrat gemeinsam beschlossen. Sie sind schriftlich niederzulegen, von beiden Seiten zu unterzeichnen, durch den Arbeitgeber an geeigneter Stelle im Betrieb auszulegen und in gut leserlichem Zustand zu erhalten. §53 (1) Der Betriebsrat und die in § 20 bezeichneten Vertreter dürfen in der Ausübung ihrer Tätigkeit nicht gestört oder gehindert werden. (2) Die Mitglieder des Betriebsrats, die in § 20 bezeichneten Vertreter und die Mitglieder der Einigungsstelle dürfen um ihrer Tätigkeit willen nicht benachteiligt oder begünstigt werden. §54 (1) Der Betriebsrat hat folgende allgemeine Aufgaben: a) Maßnahmen, die dem Betrieb und der Belegschaft dienen, beim Arbeitgeber zu beantragen; b) darüber zu wachen, daß die zugunsten der Arbeitnehmer geltenden Gesetze, Verordnungen, Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen durchgeführt werden; c) Beschwerden von Arbeitnehmern entgegenzunehmen, und falls sie berechtigt erscheinen, durch Verhandlung mit dem Arbeitgeber auf ihre Abstellung hinzuwirken; d) die Eingliederung Schwerbeschädigter und sonstiger besonders schutzbedürftiger Personen in den Betrieb zu fördern. (2) Dem Betriebsrat sind auf Verlangen die zur Durchführung seiner Aufgaben nach Abs. 1 Buchst, b erforderlichen Unterlagen vorzulegen. §55 (1) Alle Mitglieder oder Ersatzmitglieder des Betriebsrats sind verpflichtet, über vertrauliche Angaben oder Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, die ihnen wegen ihrer Zugehörigkeit zum Betriebsrat bekanntgeworden und vom Arbeitgeber ausdrücklich als geheimzuhalten bezeichnet worden sind, Stillschweigen auch nach dem Ausscheiden aus dem Betriebsrat zu wahren. Diese Schweigepflicht gilt nicht gegenüber Mitgliedern des Betriebsrats. 752

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(2) Abs. 1 gilt sinngemäß für die Mitglieder des Gesamtbetriebsrats, die Mitglieder der Einigungsstelle (§ 50 Abs. 1) oder einer gemäß § 50 Abs. 5 gebildeten tariflichen Schlichtungsstelle, die in § 20 bezeichneten Vertreter und für die Vertreter von Gewerkschaften oder von Arbeitgebervereinigungen. Z w e i t e r A b s c h n i t t : Soziale Angelegenheiten §56 (1) Der Betriebsrat hat, soweit eine gesetzliche oder tarifliche Regelung nicht besteht, in folgenden Angelegenheiten mitzubestimmen: a) b) c) d) e)

Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit und der Pausen; Zeit und Ort der Auszahlung der Arbeitsentgelte; Aufstellung des Urlaubsplans; Durchführung der Berufsausbildung; Verwaltung von Wohlfahrtseinrichtungen, deren Wirkungsbereich auf den Betrieb oder das Unternehmen beschränkt ist, ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform ; f) Fragen der Ordnung des Betriebs und des Verhaltens der Arbeitnehmer im Betrieb; g) Regelung von Akkord- und Stücklohnsätzen; h) Aufstellung von Entlohnungsgrundsätzen und Einführung von neuen Entlohnungsmethoden. (2) Ist eine Übereinstimmung über die vorstehenden Fragen nicht zu erzielen, so entscheidet die Einigungsstelle verbindlich, soweit eine Regelung nach § 50 Abs. 3 nicht zustande kommt. § 57 Durch Betriebsvereinbarung können insbesondere geregelt werden: a) Maßnahmen zur Verhütung von Betriebsunfällen und Gesundheitsschädigungen; b) Errichtung von Wohlfahrtseinrichtungen, deren Wirkungsbereich auf den Betrieb oder das Unternehmen beschränkt ist, ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform § 58 (1) Der Betriebsrat hat auf die Bekämpfung von Unfall- und Gesundheitsgefahren zu achten, die Gewerbeaufsichtsbeamten 1 und die sonstigen in Betracht kommenden Stellen bei dieser Bekämpfung durch Anregung, Beratung und Auskunft zu unterstützen sowie sich für die Durchführung der Vorschriften über den Arbeitsschutz einzusetzen. (2) Der Betriebsrat ist bei Einführung und Prüfung von Arbeitsschutzeinrichtungen und bei Unfalluntersuchungen, die vom Arbeitgeber, den Gewerbeaufsichtsbeamten oder sonstigen in Betracht kommenden Stellen vorgenommen werden, zuzuziehen. 1. In bergbaulichen Betrieben die Bergbehörden; vgl. auch Anm. 1 zu Art. 80 bayBergG bzw. § 77 ABG.

§ 59 Soweit Arbeitsentgelte und sonstige Arbeitsbedingungen üblicherweise durch Tarifvertrag geregelt werden, sind Betriebsvereinbarungen nicht zulässig, es sei denn, daß ein Tarifvertrag den Abschluß ergänzender Betriebsvereinbarungen ausdrücklich zuläßt. 48

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Bundesrecht D r i t t e r A b s c h n i t t : Personelle Angelegenheiten

§ 60 (1) In Betrieben mit in der Regel mehr als zwanzig wahlberechtigten Arbeitnehmern hat der Betriebsrat nach Maßgabe der Vorschriften dieses Abschnitts in personellen Angelegenheiten mitzuwirken und mitzubestimmen. (2) Personelle Angelegenheiten im Sinne dieses Gesetzes sind: Einstellungen, Umgruppierungen, Versetzungen und Entlassungen. (3) Als Versetzung gilt nicht die Zuweisung eines anderen Arbeitsplatzes innerhalb der gleichen selbständigen Betriebsabteilung oder des gleichen Betriebs am selben Ort bei gleichen Arbeitsbedingungen, wenn damit eine Schlechterstellung des Arbeitnehmers nicht verbunden ist. Werden Arbeitnehmer nach der Eigenart ihres Arbeitsverhältnisses üblicherweise nicht ständig am gleichen Ort beschäftigt, so gilt die Bestimmung des Ortes, an dem jeweils die Arbeit zu leisten ist, nicht als Versetzung im Sinne dieses Gesetzes. Das Nähere kann durch Tarifvertrag oder Betriebsvereinbarung bestimmt werden. §61 (1) Der Arbeitgeber hat bei jeder geplanten Einstellung dem Betriebsrat rechtzeitig den für den Bewerber in Aussicht genommenen Arbeitsplatz mitzuteilen und Auskunft über die Person des Bewerbers zu geben. (2) Hat der Betriebsrat gegen eine Einstellung Bedenken, so hat er diese unter Angabe von Gründen innerhalb einer Woche dem Arbeitgeber schriftlich mitzuteilen. Erfolgt keine Verständigung, so ist der Arbeitgeber zur vorläufigen Einstellung berechtigt. Der Betriebsrat kann jedoch innerhalb einer Frist von zwei Monaten das Arbeitsgericht anrufen zur Feststellung, daß ein Grund zur Verweigerung der Zustimmung (Abs. 3) vorliegt (3) Der Betriebsrat kann die Zustimmung nur verweigern wenn a) die Einstellung einen Verstoß gegen ein Gesetz, eine Verordnung oder gegen eine Bestimmung in einem Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung oder gegen eine gerichtliche Entscheidung oder eine behördliche Anordnung darstellen würde oder b) der durch bestimmte Tatsachen begründete Verdacht besteht, daß die Einstellung eines für den Arbeitsplatz nicht geeigneten Bewerbers nur mit Rücksicht auf persönliche Beziehungen erfolgen soll, oder c) der durch bestimmte Tatsachen begründete Verdacht besteht, daß die Einstellung erfolgt, um andere geeignete Arbeitnehmer oder Bewerber aus Gründen der Abstammung, Religion, Nationalität, Herkunft des Geschlechtes, politischer oder gewerkschaftlicher Betätigung oder Einstellung zu benachteiligen, oder d) die durch bestimmte Tatsachen begründete Besorgnis besteht, daß der Bewerber den Betriebsfrieden durch unsoziales oder gesetzwidriges Verhalten stören würde.

§ 62 (1) Gibt das Arbeitsgericht dem Antrag des Betriebsrats statt, so endet das vorläufige Arbeitsverhältnis spätestens vierzehn Tage nach der Rechtskraft des Beschlusses. (2) Vom Tage der gemäß Abs. 1 vorgeschriebenen Beendigung des Arbeitsverhältnisses an darf der Arbeitgeber den vorläufig eingestellten Arbeitnehmer nicht mehr im Betrieb beschäftigen. 754

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§ 63 Die §§ 61 u n d 62 finden sinngemäß A n w e n d u n g auf Umgruppierungen u n d Versetzungen mit der Maßgabe, d a ß mit Ablauf der in § 62 Abs. 1 bezeichneten Frist die vorläufigen M a ß n a h m e n des Arbeitgebers als rückgängig gemacht gelten. §64 (1) Der Betriebsrat k a n n im Verfahren n a c h § 62 beantragen, d a ß f ü r den Fall, d a ß das Arbeitsgericht dem A n t r a g des Betriebsrats s t a t t g i b t , im Beschluß dem Arbeitgeber untersagt wird, die personelle M a ß n a h m e aufrechtzuerhalten. (2) H a t das Arbeitsgericht eine Untersagung im Sinne des Abs. 1 ausgesprochen u n d leistet der Arbeitgeber der gerichtlichen A n o r d n u n g trotz vorheriger A n d r o h u n g einer Ordnungsstrafe nicht unverzüglich Folge, so h a t ihn der Vorsitzende des Arbeitsgerichts auf A n t r a g des Betriebsrats durch Ordnungsstrafen in H ö h e von mindestens d e m Vierfachen des regelmäßigen Arbeitsverdienstes des Arbeitnehmers f ü r jeden Arbeitstag, a n dem nach der A n d r o h u n g die Zuwiderhandlung begangen wird, zur Befolgung der gerichtlichen A n o r d n u n g anzuhalten. §65 Vor Einstellungen u n d personellen Veränderungen der in § 4 Abs. 2 Buchst, c genannten Personen ist dem Betriebsrat rechtzeitig Mitteilung zu machen. §66 (1) Der Betriebsrat ist vor jeder K ü n d i g u n g zu hören. (2) Ist zu erwarten, d a ß in Betrieben a) mit in der Regel mehr als 20 u n d weniger als 50 Arbeitnehmern mehr als 5 Arbeitnehmer, b) mit in der Regel mindestens 50 u n d weniger als 500 Arbeitnehmern 10 v . H . der im Betrieb regelmäßig beschäftigten Arbeitnehmer oder aber mehr als 25 Arbeitnehmer, c) mit in der Regel mindestens 500 Arbeitnehmern mindestens 50 Arbeitnehmer eingestellt werden können oder entlassen werden müssen, so h a t der Arbeitgeber dies so f r ü h wie möglich d e m Betriebsrat mitzuteilen und mit ihm über Art u n d U m f a n g der erforderlichen Einstellungen oder Entlassungen sowie über die Vermeidung von H ä r t e n bei Entlassungen zu beraten. (3) Die Bestimmungen des Kündigungsschutzgesetzes v o m 10. August 1951 (BGBl. I S. 499) 1 bleiben u n b e r ü h r t . (4) H a t ein Arbeitnehmer wiederholt durch unsoziales oder gesetzwidriges Verhalt e n den Betriebsfrieden ernstlich gestört, so k a n n der Betriebsrat v o m Arbeitgeber die Entlassung oder Versetzung des Arbeitnehmers verlangen. E n t s p r i c h t der Arbeitgeber dem Verlangen des Betriebsrats nicht, so k a n n der Betriebsrat beim Arbeitsgericht die Feststellung beantragen, d a ß sein Verlangen begründet ist. Gibt das Arbeitsgericht dem A n t r a g des Betriebsrats s t a t t , so h a t der Arbeitgeber die vom Betriebsrat b e a n t r a g t e M a ß n a h m e unverzüglich u n t e r Berücksichtigung der Kündigungsfristen durchzuführen. § 64 gilt sinngemäß mit der Maßgabe, d a ß der Betriebsrat beim Arbeitsgericht beantragen kann, d a ß dem Arbeitgeber die Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers im Betrieb oder, falls Versetzung b e a n t r a g t ist, an seinem seitherigen Arbeitsplatz untersagt wird. 1. Vgl. Anh. A I I 20. 48*

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A n h . A II 23 Vierter Abschnitt:

Bundesrecht W i r t s c h a f t l i c h e Angelegenheiten

§ 67 (1) Um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Unternehmer zu fördern und eine gegenseitige Unterrichtung in wirtschaftlichen Angelegenheiten sicherzustellen, wird in allen Unternehmen mit in der Regel mehr als einhundert ständigen Arbeitnehmern ein Wirtschaftsausschuß gebildet. (2) Der Wirtschaftsausschuß hat Anspruch auf Unterrichtung über die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Unternehmens an Hand der Unterlagen, soweit dadurch nicht die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens gefährdet werden. Die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses haben über Angelegenheiten, die die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens berühren können, Stillschweigen zu bewahren. (3) Zu den wirtschaftlichen Angelegenheiten im Sinne des Abs. 2 gehören: a) b) c) d) e)

Fabrikations- und Arbeitsmethoden; das Produktionsprogramm; die wirtschaftliche Lage des Unternehmens; die Produktions- und Absatzlage; sonstige Vorgänge, welche die Interessen der Arbeitnehmer des Unternehmens wesentlich berühren.

§ 68 (1) Der Wirtschaftsausschuß besteht aus mindestens vier und höchstens acht Mitgliedern, die dem Unternehmen angehören müssen, darunter mindestens einem Betriebsratsmitglied. Die Mitglieder müssen die zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderliche fachliche und persönliche Eignung besitzen; die §§ 53 und 55 Abs. 1 gelten für sie entsprechend. (2) Die Hälfte der Mitglieder des Wirtschaftsausschusses wird vom Betriebsrat für die Dauer seiner Amtszeit bestimmt. Besteht ein Unternehmen aus mehreren Betrieben und ist ein Gesamtbetriebsrat gebildet, so bestimmt dieser die Hälfte der Mitglieder des Wirtschaftsausschusses; die Amtszeit der Mitglieder endet in diesem Falle in dem Zeitpunkt, in dem die Amtszeit der Mehrheit der Mitglieder des Gesamtbetriebsrats, die an der Bestimmung mitzuwirken berechtigt waren, abgelaufen ist. Besteht ein Unternehmen aus mehreren Betrieben und ist kein Gesamtbetriebsrat gebildet, so wird die Hälfte der Mitglieder durch die Mitglieder der Betriebsräte bestimmt; die Amtszeit der Mitglieder des Wirtschaftsausschusses endet in diesem Falle in dem Zeitpunkt, in dem die Amtszeit der Mehrheit der Betriebsratsmitglieder, die an der Bestimmung mitzuwirken berechtigt waren, abgelaufen ist. (3) Die andere Hälfte der Mitglieder des Wirtschaftsausschusses wird vom Unternehmer bestimmt; ihre Amtszeit entspricht der Amtszeit der nach Abs. 2 bestimmten Mitglieder. (4) Benennt eine Seite keine Mitglieder oder bleiben die Mitglieder einer Seite ohne genügende Entschuldigung der Sitzung fern, so wird der Wirtschaftsausschuß schon tätig, wenn die Hälfte der Mitglieder mitwirkt. § 69 (1) Der Wirtschaftsausschuß soll monatlich einmal zusammentreten. (2) Auf Antrag von zwei Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses hat der Unternehmer zur Sitzung des Wirtschaftsausschusses, wenn er oder sein Vertreter nicht selbst teilnimmt, den zuständigen Abteilungsleiter oder Sachbearbeiter zur Erläuterung bestimmter Fragen zu entsenden. 756

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(3) Der U n t e r n e h m e r h a t zusammen mit dem Wirtschaftsausschuß u n d dem Betriebsrat mindestens einmal in jedem Kalendervierteljahr den Belegschaftsmitgliedern Kenntnis von der Lage u n d von der E n t w i c k l u n g des Unternehmens zu geben. (4) Der Jahresabschluß ist dem Wirtschaftsausschuß u n t e r Beteiligung des Betriebsrats zu erläutern. §70 (1) Wird eine A u s k u n f t über wirtschaftliche Angelegenheiten im Sinne des § 67 entgegen dem Verlangen der H ä l f t e der Mitglieder des Wirtschaftsausschusses nicht oder ungenügend erteilt, so sollen U n t e r n e h m e r u n d Betriebsrat die Meinungsverschiedenheiten beilegen. (2) K o m m t es zwischen U n t e r n e h m e r u n d Betriebsrat nicht zu einer Verständigung, so entscheidet die Einigungsstelle verbindlich; § 50 Abs. 5 findet keine Anwendung. §71 F ü r Unternehmen, die in der Regel mehr als zwanzig wahlberechtigte Arbeitnehmer, aber nicht mehr als einhundert ständige Arbeitnehmer beschäftigen, gilt § 69 Abs. 3 mit der Maßgabe, d a ß die Unterrichtung der Belegschaftsmitglieder durch den Unternehmer zusammen mit dem Betriebsrat erfolgt. §72 (1) Bei geplanten Betriebsänderungen, die wesentliche Nachteile f ü r die Belegs c h a f t oder erhebliche Teile der Belegschaft zur Folge haben können, h a t der Betriebsr a t in Betrieben mit in der Regel mehr als zwanzig wahlberechtigten Arbeitnehmern ein Mitbestimmungsrecht. Als Betriebsänderungen im Sinne des Satzes 1 gelten: a) Einschränkungen u n d Stillegung des ganzen Betriebs oder von wesentlichen Betriebsteilen; b) Verlegung des ganzen Betriebs oder von wesentlichen Betriebsteilen; c) Zusammenschluß mit anderen Betrieben; d) grundlegende Änderungen des Betriebszwecks oder der Betriebsanlagen, soweit sie nicht offensichtlich auf einer Veränderung der Marktlage beruhen; e) E i n f ü h r u n g grundlegend neuer Arbeitsmethoden, soweit sie nicht offensichtlich dem technischen Fortschritt entsprechen oder ihm dienen. (2) K o m m t ein Interessenausgleich nicht zustande, so k a n n der Unternehmer oder der Betriebsrat eine behördliche Stelle u m Vermittlung ersuchen. Geschieht dies nicht oder bleibt der Vermittlungsversuch ergebnislos, so k a n n der U n t e r n e h m e r oder der Betriebsrat eine Vermittlungsstelle anrufen, die, wenn nichts anderes vereinbart wird, aus zwei Beisitzern u n d einem unparteiischen Vorsitzenden besteht. J e ein Beisitzer wird v o m Unternehmer u n d dem Betriebsrat bestellt u n d nach Möglichkeit aus dem Personenkreis der Betriebsangehörigen entnommen. Über die Person des Vorsitzenden sollen beide Seiten sich einigen. K o m m t eine Einigung nicht zustande, so bestellt den Vorsitzenden der Oberlandesgerichtspräsident. § 50 Abs. 4 Satz 3 sowie die §§ 53 u n d 55 gelten entsprechend. §73 (1) U n t e r n e h m e r u n d Betriebsrat sollen der Vermittlungsstelle bestimmte Vorschläge zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten machen. Die Vermittlungsstelle h a t eine Einigung der Parteien zu versuchen. K o m m t eine Einigung zustande, so ist sie schriftlich niederzulegen u n d von den Parteien u n d vom Vorsitzenden zu unterschreiben. (2) Gelingt eine Einigung nicht, so h a t die Vermittlungsstelle von sich aus einen Einigungsvorschlag zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten zu machen; sie k a n n 757

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dabei von den Vorschlägen der Parteien abweichen. Der Einigungsvorschlag ergeht mit einfacher Mehrheit, falls Unternehmer und Betriebsrat nichts anderes vereinbart haben; er ist unter Angabe des Tages, an dem er ergangen ist, vom Vorsitzenden der Vermittlungsstelle zu unterschreiben und schriftlich zu begründen, wenn nicht die Parteien ausdrücklich auf eine Begründung verzichtet haben. (3) J e eine vom Vorsitzenden unterschriebene Ausfertigung einer nach Abs. 1 niedergelegten Einigung oder eines Einigungsvorschlags (Abs. 2) ist jeder Partei zuzustellen und beim zuständigen Arbeitsgericht zu hinterlegen. § 74 Liegt eine Einigung (§ 73 Abs. 1) oder ein Einigungsvorschlag (§ 73 Abs. 2) vor und wird der Unternehmer infolge von Handlungen oder Unterlassungen, die von der Einigung oder dem Einigungsvorschlag ohne zwingenden Grund abweichen, genötigt, Kündigungen auszusprechen, so können die von rechtswirksamen Kündigungen betroffenen Arbeitnehmer beim Arbeitsgericht Klage erheben mit dem Antrag, den Unternehmer zur Zahlung von Abfindungen zu verurteilen; § 8 des Kündigungsschutzgesetzes vom 10. August 1951 (BGBl. I S. 499) 1 gilt entsprechend mit der Maßgabe, daß bei der Festsetzung der Abfindung die Dauer der Betriebszugehörigkeit des Arbeitnehmers sowie die wirtschaftliche Lage des Arbeitnehmers und des Unternehmens zu berücksichtigen sind. 1.

Siehe Anh. A II 20. §75

Unternehmer und Betriebsrat können auch ein anderes Verfahren, als nach §§ 72 Abs. 2, 73 und 74 vorgesehen ist, zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten vereinbaren. Fünfter Abschnitt:

Beteiligung der Arbeitnehmer i m Aufsichtsrat §76

(1) Der Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft auf Aktien muß zu einem Drittel aus Vertretern der Arbeitnehmer bestehen. (2) Die Vertreter der Arbeitnehmer werden in allgemeiner, geheimer, gleicher und unmittelbarer Wahl von allen nach § 6 wahlberechtigten Arbeitnehmern der Betriebe des Unternehmens für die Zeit gewählt, die im Gesetz oder in der Satzung für die von der Hauptversammlung zu wählenden Aufsichtsratsmitglieder bestimmt ist. Ist ein Vertreter der Arbeitnehmer zu wählen, so muß dieser in einem Betrieb des Unternehmens als Arbeitnehmer beschäftigt sein. Sind zwei oder mehr Vertreter der Arbeitnehmer zu wählen, so müssen sich unter diesen mindestens zwei Arbeitnehmer aus den Betrieben des Unternehmens, darunter ein Arbeiter und ein Angestellter, befinden; § 10 Abs. 3 gilt entsprechend. Sind in den Betrieben des Unternehmens mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer Frauen, so soll mindestens eine von ihnen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sein. Für die Vertreter der Arbeitnehmer gelten die §§ 53 und 55 Abs. 1 Satz 1 entsprechend. (3) Die Betriebsräte und die Arbeitnehmer können Wahlvorschläge machen. Jeder Wahlvorschlag darf nicht mehr Namen als die doppelte Anzahl der zu wählenden Vertreter enthalten. Die Wahlvorschläge der Arbeitnehmer müssen von mindestens einem Zehntel der wahlberechtigten Arbeitnehmer der Betriebe des Unternehmens oder von mindestens einhundert wahlberechtigten Arbeitnehmern unterzeichnet sein. 758

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(4) An der Wahl der Vertreter der Arbeitnehmer für den Aufsichtsrat des herrschenden Unternehmens eines Konzerns nehmen auch die Arbeitnehmer der Betriebe der abhängigen Unternehmen teil. In diesen Fällen kann die Wahl durch Wahlmänner erfolgen. (5) Die Bestellung eines Vertreters der Arbeitnehmer zum Aufsichtsratsmitglied kann vor Ablauf der Wahlzeit auf Antrag der Betriebsräte oder von mindestens einem Fünftel der wahlberechtigten Arbeitnehmer der Betriebe des Unternehmens durch Beschluß der wahlberechtigten Arbeitnehmer widerrufen werden. Der Beschluß bedarf einer Mehrheit, die mindestens drei Viertel der abgegebenen Stimmen umfaßt. Auf die Beschlußfassung finden die Vorschriften der Abs. 2 und 4 Anwendung. (6) Auf Aktiengesellschaften, die Familiengesellschaften sind und weniger als fünfhundert Arbeitnehmer beschäftigen, finden die Vorschriften über die Beteiligung der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat keine Anwendung. Als Familiengesellschaften gelten solche Aktiengesellschaften, deren Aktionär eine einzelne natürliche Person ist oder deren Aktionäre untereinander im Sinne von § 10 Ziff. 2 bis 5 des Steueranpassungsgesetzes vom 16. Oktober 1934 verwandt oder verschwägert sind. Dies gilt entsprechend für Kommanditgesellschaften auf Aktien. § 77 (1) Bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung und bergrechtlichen Gewerkschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit mit mehr als fünfhundert Arbeitnehmern ist ein Aufsichtsrat zu bilden. Seine Zusammensetzung sowie seine Rechte und Pflichten bestimmen sich nach §§ 86, 87, 89 bis 99, 102 Abs. 2, 109 Abs. 2, 209 Abs. 3 des Aktiengesetzes 1 und § 76 dieses Gesetzes. (2) Besteht bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit mit mehr als fünfhundert Arbeitnehmern ein Aufsichtsrat, so findet § 76 dieses Gesetzes Anwendung. Die Satzung kann nur eine durch drei teilbare Zahl von Aufsichtsratsmitgliedern festsetzen. (3) Auf Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften mit mehr als fünfhundert Arbeitnehmern findet § 76 dieses Gesetzes Anwendung. Das Statut kann nur eine durch drei teilbare Zahl von Aufsichtsratsmitgliedern festsetzen. Der Aufsichtsrat muß mindestens einmal im Kalendervierteljahr einberufen werden. 1.

Siehe Anh. A II 13. Fünfter

Teil:

Strafvorschriften

§ 78 (1) Mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten wird bestraft, wer a) vorsätzlich eine in diesem Gesetz vorgesehene Wahl des Betriebsrats, des Gesamtbetriebsrats, der in § 20 bezeichneten Vertreter oder der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat behindert oder durch Zufügung oder Androhung von Nachteilen oder durch Gewährung oder Versprechen von Vorteilen beeinflußt; b) vorsätzlich die Tätigkeit des Betriebsrats, des Gesamtbetriebsrats, der Einigungsstelle, der in § 20 bezeichneten Vertreter, des Wirtschaftsausschusses, der Vermittlungsstelle oder der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hindert oder stört; c) vorsätzlich ein Mitglied oder ein Ersatzmitglied des Betriebsrats oder des Gesamtbetriebsrats oder ein Mitglied der Einigungsstelle oder des Wirtschaftsausschusses der Vermittlungsstelle oder einen der in § 20 bezeichneten Vertreter oder einen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat um seiner Tätigkeit willen benachteiligt oder begünstigt; 759

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Bundesrecht

d) vorsätzlich die in d e n §§ 61 Abs. 1, 66 Abs. 2, 67 Abs. 2, 69 A b s . 3 u n d 4 u n d § 71 bezeichneten A u f k l ä r u n g s - oder A u s k u n f t s p f l i c h t e n n i c h t , w a h r h e i t s widrig, u n v o l l s t ä n d i g oder v e r s p ä t e t erfüllt. (2) W e r eine der in Abs. 1 bezeichneten H a n d l u n g e n in der A b s i c h t begeht, d e m U n t e r n e h m e n , d e m B e t r i e b oder der Belegschaft S c h a d e n zuzufügen, wird m i t Gefängnis bis zu einem J a h r b e s t r a f t . D a n e b e n k a n n auf G e l d s t r a f e e r k a n n t w e r d e n . (3) W e r eine der in Abs. 1 B u c h s t , d bezeichneten H a n d l u n g e n leichtfertig b e g e h t , wird m i t Geldstrafe bis zu f ü n f t a u s e n d D e u t s c h e M a r k b e s t r a f t . (4) Bei d e r B e m e s s u n g der S t r a f e ist d a s w i r t s c h a f t l i c h e I n t e r e s s e des T ä t e r s a n der Z u w i d e r h a n d l u n g zu berücksichtigen. (5) Die S t r a f v e r f o l g u n g t r i t t n u r auf A n t r a g des B e t r i e b s r a t s , des W a h l v o r s t a n d s o d e r des U n t e r n e h m e r s ein. D e r A n t r a g k a n n i n n e r h a l b einer F r i s t v o n vier W o c h e n , g e r e c h n e t v o n d e m Z e i t p u n k t a n , a n d e m der B e t r i e b s r a t , der W a h l v o r s t a n d o d e r der U n t e r n e h m e r v o n der T a t K e n n t n i s e r h a l t e n h a t , gestellt w e r d e n . Die Z u r ü c k n a h m e des A n t r a g s ist zulässig. §79 (1) W e r vorsätzlich oder leichtfertig der V o r s c h r i f t des § 55, a u c h soweit sie in § 68 Abs. 1 Satz 2 u n d § 76 Abs. 2 Satz 5 als a n w e n d b a r e r k l ä r t ist, z u w i d e r h a n d e l t , wird m i t G e l d s t r a f e oder Gefängnis bis zu sechs M o n a t e n b e s t r a f t . (2) W e r die T a t in der A b s i c h t begeht, sich oder einem a n d e r e n einen Vermögensvorteil zu v e r s c h a f f e n oder d e m B e t r i e b o d e r d e m U n t e r n e h m e n S c h a d e n z u z u f ü g e n , w i r d m i t Gefängnis bis zu einem J a h r b e s t r a f t ; d a n e b e n k a n n auf G e l d s t r a f e e r k a n n t w e r d e n . F e r n e r k a n n der d u r c h die s t r a f b a r e H a n d l u n g e r l a n g t e V e r m ö g e n s v o r t e i l eingezogen w e r d e n . (3) Die S t r a f v e r f o l g u n g t r i t t n u r auf A n t r a g des Arbeitgebers o d e r des U n t e r n e h mers ein. § 78 Abs. 4 u n d Abs. 5 Sätze 2 u n d 3 gilt e n t s p r e c h e n d . §80 Hinsichtlich der n i c h t b e a m t e t e n Mitglieder der V e r m i t t l u n g s s t e l l e (§ 72) findet die V e r o r d n u n g gegen B e s t e c h u n g u n d G e h e i m n i s v e r r a t n i c h t b e a m t e t e r P e r s o n e n in der F a s s u n g v o m 22. Mai 1943 (BGBl. I S. 351) m i t der M a ß g a b e A n w e n d u n g , d a ß es einer V e r p f l i c h t u n g g e m ä ß § 1 dieser V e r o r d n u n g n i c h t b e d a r f . Sechster Teil:

Schluß- und

Übergangsbestimmungen

§85 (1) Die V o r s c h r i f t e n des Aktiengesetzes u n d des Genossenschaftsgesetzes ü b e r die Z u s a m m e n s e t z u n g des A u f s i c h t s r a t s sowie ü b e r die W a h l u n d die A b b e r u f u n g v o n A u f s i c h t s r a t s m i t g l i e d e r n gelten insoweit n i c h t , als sie d e n V o r s c h r i f t e n dieses Gesetzes widersprechen. (2) Die V o r s c h r i f t e n dieses Gesetzes ü b e r V e r t r e t e r der A r b e i t n e h m e r i m A u f s i c h t s r a t finden keine A n w e n d u n g auf die in § 1 des Gesetzes ü b e r die M i t b e s t i m m u n g der A r b e i t n e h m e r in den A u f s i c h t s r ä t e n u n d V o r s t ä n d e n der U n t e r n e h m e n des B e r g b a u s u n d der Eisen u n d S t a h l erzeugenden I n d u s t r i e v o m 21. Mai 1951 (BGBl. I S. 347) 1 bezeichneten U n t e r n e h m e n . 1.

Vgl. Anh. A II 19.

§ 87 Die B u n d e s r e g i e r u n g e r l ä ß t m i t Z u s t i m m u n g des B u n d e s r a t e s R e c h t s v e r o r d n u n g e n zur R e g e l u n g der in den §§ 6 bis 20, 46 u n d 47, 76 u n d 77 bezeichneten W a h l e n 1 ü b e r a) die V o r b e r e i t u n g der W a h l , insbesondere die A u f s t e l l u n g der W ä h l e r l i s t e n u n d die E r r e c h n u n g der V e r t r e t e r z a h l ; 760

Anh. A l l

VStG

24

b) die Frist für die Einsichtnahme in die Wählerlisten und die Erhebung von Einsprüchen gegen sie; c) die Vorschlagslisten und die Frist für ihre Einreichung; d) das Wahlausschreiben und die Fristen für seine Bekanntmachung ; e) die Stimmabgabe; f) die Feststellung des Wahlergebnisses und die Fristen für seine Bekanntmachung; g) die Anfechtung der Wahl; h) die Aufbewahrung der Wahlakten; i) den Widerruf der Bestellung der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. 1. Vgl. VO v. 18. 3. 1953 (BGBl. X S. 58).

24. Vermögensteuergesetz (VStG) in der Fassung vom 10. Juni 1954 (BGBl. I S. 137) mit den Änderungen des Ges. v. 26. Juli 1957 (BGBl. I S. 848) und des Ges. v. 13. 7. 1961 (BGBl. I S. 981). — (BGBl. I I I — 61108) (Auszug) I. S t e u e r p f l i c h t ,

Bemessungsgrundlage

§1

Unbeschränkte Steuerpflicht (1) Unbeschränkt vermögensteuerpflichtig sind 1. natürliche Personen, die im Geltungsbereich des Grundgesetzes oder in Berlin (West) einen Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben; 2. die folgenden Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen, die im Geltungsbereich des Grundgesetzes oder in Berlin (West) ihre Geschäftsleitung oder ihren Sitz haben: a) Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Kolonialgesellschaften, bergrechtliche Gewerkschaften); §4 Bemessungsgrundlage (1) . . . Bei unbeschränkt steuerpflichtigen Kapitalgesellschaften (§ 1 Abs. 1 Ziff. 2 Buchstabe a) ist mindestens der sich aus § 6 Abs. 1 oder Abs. 1 a ergebende Vermögensbetrag anzusetzen. (2) Der Wert des Gesamtvermögens oder des Inlandsvermögens wird auf volle 1000 Deutsche Mark nach unten abgerundet. II. S t e u e r b e r e c h n u n g

§6 Mindestbesteuerung und Besteuerungsgrenze bei Körperschaften (1) Als Mindestvermögen wird bei unbeschränkt steuerpflichtigen Kapitalgesellschaften (§ 1 Abs. 1 Ziff. 2 Buchstabe a) der Besteuerung zugrunde gelegt 1. bei Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Kolonialgesellschaften und bergrechtlichen Gewerkschaften ein Betrag von 50000 Deutsche Mark; 761

Anh. A II 24a

Bundesrecht

2. bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung ein Betrag von 20 000 Deutsche Mark und bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die am Stichtag der DM-Eröffnungsbilanz bestanden haben, ein Betrag von 5000 Deutsche Mark. Das gilt auch für Kapitalgesellschaften, die nur mit einem Teil ihres Vermögens der Steuer unterliegen. (la) Ist die Vermögensabgabe nach § 199 des Lastenausgleichsgesetzes vorzeitig abgelöst worden, so ist das Mindestvermögen (Absatz 1) um den Zeitwert der Abgabe zu kürzen, der auf den Veranlagungszeitpunkt zu berechnen gewesen wäre, wenn keine vorzeitige Ablösung stattgefunden hätte.

§7 Steuerpflichtiges Vermögen Als steuerpflichtiges Vermögen gilt: 1. bei unbeschränkt Steuerpflichtigen a) bei natürlichen Personen der Vermögensbetrag, der nach Abzug der Freibeträge (§ 5) vom Gesamtvermögen (§ 4) verbleibt, b) bei Kapitalgesellschaften das Gesamtvermögen, mindestens jedoch der sich aus § 6 Abs. 1 oder Abs. 1 a ergebende Vermögensbetrag,

§8 Steuersatz Die Vermögenssteuer beträgt jährlich 1 vom Hundert des steuerpflichtigen Vermögens (§ 7); sie beträgt jedoch nur jährlich 7,5 vom Tausend des steuerpflichtigen Vermögens, soweit dieses den Betrag der nach § 31 des Lastenausgleichsgesetzes festgesetzten Vermögensabgabeschuld nicht übersteigt. Durch Rechtsverordnung kann das Nähere bestimmt werden.

24a. Vermögensteuer-Durchführungsverordnung (VStDV) Vom 4. Juli 1952 (BGBl. I S. 382) in der Fassung der VO vom 10. Juni 1954 (BGBl. I S. 136) Zu §§ 12 bis 14 des Gesetzes

(Auszug)

§9 Erklärungspflicht

(1) Von den unbeschränkt Vermögensteuerpflichtigen haben eine Vermögenserklärung über ihr Gesamtvermögen abzugeben: II. nicht natürliche Personen: 1. Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Kolonialgesellschaften, bergrechtliche Gewerkschaften : ohne Rücksicht auf die Höhe ihres Gesamtvermögens, 762

Anh. A II 25

UmwandlungsG

25. Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften und bergrechtlichen Gewerkschaften vom 12. November 1956 (BGBl. I S. 844 — BGBl. III—412) (Auszug) Literaturhinweis Veith-Börnstein, Umwandlungsgesetz und Umwandlungssteuergesetz,

1958.

E r s t e r A b s c h n i t t : Umwandlung durch Übertragung des Vermögens auf eine Personengesellschaft oder einen Gesellschafter §1 [Umwandlungsmöglichkeiten] Eine Kapitalgesellschaft (Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien, Gesellschaft mit beschränkter Haftung) oder eine bergrechtliche Gewerkschaft mit eigener oder ohne eigene Rechtspersönlichkeit 1 kann nach den Vorschriften dieses Abschnitts in eine offene Handelsgesellschaft, in eine Kommanditgesellschaft, in eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts oder in der Weise umgewandelt werden, daß ihr Vermögen unter Ausschluß der Abwicklung auf einen Aktionär (Gesellschafter, Gewerken) übertragen wird. 1.

Gewerkschaften älteren Rechts (Art. 284ff. bay. Berggesetz bzw. §§ 226fl. ABG.

§2 [Umwandlung bei Auflösung] (1) Ist eine Kapitalgesellschaft oder eine bergrechtliche Gewerkschaft durch Zeitablauf oder durch Beschluß der Hauptversammlung (Gesellschafter-, Gewerkenversammlung) aufgelöst worden, so kann die Umwandlung beschlossen werden, solange noch nicht mit der Verteilung des nach der Berichtigung der Schulden verbleibenden Vermögens an die Aktionäre (Gesellschafter, Gewerken) begonnen ist. (2) Das gleiche gilt, wenn eine Kapitalgesellschaft oder eine bergrechtliche Gewerkschaft durch die Eröffnung des Konkurses aufgelöst, der Konkurs aber nach Abschluß eines Zwangsvergleichs aufgehoben oder auf Antrag des Gemeinschuldners eingestellt worden ist. (3) Befindet sich eine Kapitalgesellschaft oder eine bergrechtliche Gewerkschaft aus anderen Gründen in Abwicklung, so kann die Umwandlung nur beschlossen werden, wenn auch die Fortsetzung beschlossen werden könnte 1 . 1. Über die Möglichkeit der Umwandlung nach Auflösung vgl. Art. 139 Anm. 4f und 6b7 und Art. 176 Anm. 7. Erster

Unterabschnitt:

Umwandlung

von

Aktiengesellschaften

1. Umwandlung durch Übertragung des Vermögens auf eine bestehende offene Handelsgesellschaft a) U m w a n d l u n g d u r c h Ü b e r t r a g u n g auf e i n e o f f e n e H a n d e l s g e s e l l s c h a f t als a l l e i n i g e G e s e l l s c h a f t e r i n §3 [Beschluß über Umwandlung] Die Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft kann die Übertragung des Vermögens auf eine bestehende offene Handelsgesellschaft beschließen, wenn sich alle 763

Anh. A l l

25

Bundesrecht

Aktien in der Hand der offenen Handelsgesellschaft befinden; eines besonderen Veräußerungsvertrages bedarf es nicht. §4 [Anmeldung und Eintragung des Umwandlungsbeschlusses] (1) Der Vorstand der Aktiengesellschaft hat den Umwandlungsbeschluß zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Der Anmeldung sind eine Ausfertigung der Niederschrift und die der Umwandlung zugrunde gelegte Bilanz beizufügen. (2) Das Registergericht soll den Umwandlungsbeschluß nur eintragen, wenn die der Umwandlung zugrunde gelegte Bilanz für einen höchstens sechs Monate vor der Anmeldung liegenden Zeitpunkt aufgestellt worden ist. §5 [Vermögensübergang; Handelsregister] Mit der Eintragung geht das Vermögen der Aktiengesellschaft einschließlich der Schulden auf die offene Handelsgesellschaft über. Die Aktiengesellschaft ist damit aufgelöst. Einer besonderen Eintragung der Auflösung bedarf es nicht.

§6 [Erlöschen der Firma; Firmenbezeichnung der OHG] (1) Mit der Auflösung der Aktiengesellschaft erlischt die Firma. (2) Führt die offene Handelsgesellschaft das von der Aktiengesellschaft betriebene Handelsgeschäft weiter, so kann sie ihrer Firma einen das Nachfolgeverhältnis andeutenden Zusatz beifügen. (3) Die offene Handelsgesellschaft kann, sofern sie das von der Aktiengesellschaft betriebene Handelsgeschäft weiterführt, an Stelle ihrer Firma die Firma der Aktiengesellschaft mit oder ohne Beifügung eines das Nachfolgeverhältnis andeutenden Zusatzes nur fortführen, wenn die Aktiengesellschaft den Namen einer natürlichen Person in ihrer Firma führt; einer Einwilligung der Aktiengesellschaft bedarf es nicht. Auf Antrag kann das Registergericht genehmigen, daß die offene Handelsgesellschaft bei der Bildung ihrer neuen Firma den von der Aktiengesellschaft in ihrer Firma geführten Namen der natürlichen Person verwendet und insoweit von den Vorschriften des § 19 des Handelsgesetzbuchs abweicht. §7 [Sicherheitsleistung] (1) Den Gläubigern der Aktiengesellschaft, die sich binnen sechs Monaten nach der Bekanntmachung der Eintragung des Umwandlungsbeschlusses in das Handelsregister zu diesem Zwecke melden, ist Sicherheit zu leisten, soweit sie nicht Befriedigung verlangen können. Die Gläubiger sind in der Bekanntmachung der Eintragung auf dieses Recht hinzuweisen. (2) Das Recht, Sicherheitsleistung zu verlangen, steht solchen Gläubigern nicht zu, die im Fall des Konkurses ein Recht auf vorzugsweise Befriedigung aus einer nach gesetzlicher Vorschrift zu ihrem Schutz errichteten und staatlich überwachten Dekkungsmasse haben.

§8 [Verwaltung des Vermögens] (1) Die geschäftsführenden Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft haben das Vermögen der Aktiengesellschaft getrennt zu verwalten. 764

A n h . A II 25

UmwandlungsG

(2) Die beiden Vermögen dürfen erst vereinigt werden, wenn sechs Monate nach der Bekanntmachung der Eintragung des Umwandlungsbeschlusses verstrichen sind, und nur unter Beachtung der nach § 7 für die Befriedigung und Sicherstellung der Gläubiger geltenden Vorschriften. (3) Der bisherige Gerichtsstand der Aktiengesellschaft bleibt bis dahin bestehen. (4) Bis zu demselben Zeitpunkt gilt im Verhältnis der Gläubiger der Aktiengesellschaft zu der offenen Handelsgesellschaft und deren übrigen Gläubigern sowie zu den Privatgläubigern der Gesellschafter das übernommene Vermögen noch als Vermögen der Aktiengesellschaft. Zahlungen aus dem übernommenen Vermögen an die Gesellschafter oder Entnahmen, die zu Lasten des Kapitalanteils oder des Reingewinns erfolgen oder eine Verteilung des Gesellschaftsvermögens enthalten, sind bis zu diesem Zeitpunkt unzulässig. Hat jedoch ein persönlich haftender Gesellschafter der übernehmenden Gesellschaft während des letzten Jahres vor der Umwandlung als Mitglied des Vorstands oder des Aufsichtsrats oder als Angestellter der Aktiengesellschaft ein laufendes Entgelt bezogen, so kann der dem gewährten Entgelt gleichkommende Betrag entnommen werden, soweit er im Kalendermonat tausend Deutsche Mark nicht übersteigt; im Umwandlungsbeschluß ist anzugeben, in welcher Höhe von dem Entnahmerecht bis zu dem Zeitpunkt Gebrauch gemacht werden soll, in dem das übernommene Vermögen mit dem Vermögen der übernehmenden Gesellschaft vereinigt werden darf. b) U m w a n d l u n g d u r c h

Mehrheitsbeschluß

§9

[Beschluß über Umwandlung] (1) Die Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft kann die Übertragung des Vermögens auf eine bestehende offene Handelsgesellschaft beschließen, wenn sich mehr als drei Viertel des Grundkapitals in der Hand der offenen Handelsgesellschaft befinden; der Beschluß kann mit den Stimmen der offenen Handelsgesellschaft ohne Rücksicht darauf gefaßt werden, ob andere Gesellschafter der Umwandlung widersprechen oder zustimmen. Die Satzung kann bestimmen, daß sich ein größerer Teil des Grundkapitals in der Hand der offenen Handelsgesellschaft befinden muß. (2) Die Vorschriften der §§ 3 bis 8 finden entsprechende Anwendung, soweit sich nicht aus §§10 bis 14 etwas anderes ergibt. § 10 [Eigene Aktien] Befinden sich eigene Aktien in der Hand der Aktiengesellschaft, so werden sie bei der Feststellung der Voraussetzungen der Umwandlung den Aktionären nach dem Verhältnis ihrer Beteiligung zugerechnet. [Voraussetzungen für den Beschluß] Der Beschluß kann nur gefaßt werden, wenn spätestens zwei Wochen vor dem Tage der Hauptversammlung 1. der Gegenstand ordnungsmäßig angekündigt worden ist und 2. allen Aktionären schriftlich mitgeteilt oder im Bundesanzeiger und den sonst etwa bestimmten Gesellschaftsblättern bekanntgemacht worden ist: a) die Bilanz, die der Umwandlung zugrunde gelegt werden soll, b) ein Abfindungsangebot oder die Erklärung, daß der Antrag auf Feststellung der Abfindung im Verfahren vor der Spruchstelle gestellt werden soll. 765

Anh. A II 25

Bundesrecht

§ 12

[Abfindungsansprüche] (1) Die ausscheidenden Aktionäre haben Anspruch auf angemessene Abfindung. (2) Der Anspruch verjährt in fünf Jahren seit der Bekanntmachung der Eintragung des Umwandlungsbeschlusses. § 13 [Feststellung im Spruchverfahren] Die den ausscheidenden Aktionären nach § 12 zu gewährende Abfindung kann nach Maßgabe der §§ SO bis 37 in einem Spruchverfahren festgestellt werden. §14 [Firmenbezeichnung der OHG] § 6 Abs. 3 Satz 1 ist mit der Maßgabe anzuwenden, daß die offene Handelsgesellschaft, sofern die Aktiengesellschaft den Namen eines ausscheidenden Aktionärs in ihrer Firma führt, die Firma der Aktiengesellschaft nur fortführen darf, wenn der ausscheidende Aktionär oder dessen Erben in die Fortführung der Firma ausdrücklich willigen. 2. Umwandlung durch Übertragung des Vermögens auf einen Gesellschafter § 15 (1) Wird das Vermögen einer Aktiengesellschaft auf einen Gesellschafter übertragen, so finden, wenn sich alle Aktien der Gesellschaft in der Hand des Gesellschafters (Alleingesellschafter) befinden, §§ 3 bis 8, wenn sich mehr als drei Viertel des Grundkapitals in der Hand des Gesellschafters (Hauptgesellschafter) befinden, §§ 9 bis 14 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß an die Stelle der offenen Handelsgesellschaft und der geschäftsführenden Gesellschafter der übernehmende Gesellschafter tritt. (2) Ein noch nicht in das Handelsregister eingetragener Allein- oder Hauptgesellschafter ist nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuchs in das Handelsregister einzutragen; die Vorschriften des § 6 Abs. 2 und 3 bleiben unberührt, an die Stelle des § 1 9 des Handelsgesetzbuchs tritt § 18 des Handesgesetzbuchs. 3. Umwandlung unter gleichzeitiger Errichtung einer offenen Handelsgesellschaft a) U m w a n d l u n g u n t e r B e t e i l i g u n g a l l e r b i s h e r i g e n A k t i o n ä r e

§ 16

[Errichtung einer OHG] Die Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft kann die Errichtung einer offenen Handelsgesellschaft, an der alle Aktionäre als Gesellschafter beteiligt sind, und zugleich die Übertragung des Vermögens der Aktiengesellschaft auf die offene Handelsgesellschaft beschließen. Die Vorschriften der §§ 3 bis 8 finden entsprechende Anwendung; außerdem gelten die besonderen Vorschriften der §§17 und 18. § 17 [Voraussetzungen; Inhalt des Beschlusses] (1) Dem Umwandlungsbeschluß müssen alle anwesenden Aktionäre zustimmen. Er bedarf zu seiner Wirksamkeit auch der Zustimmung der nicht erschienenen Aktionäre, die gerichtlich oder notariell beurkundet werden muß. 766

Anh. A l l

UmwandlungsG

25

(2) In dem Beschluß sind die Firma und der Ort, wo die offene Handelsgesellschaft ihren Sitz hat, festzusetzen und die weiteren zur Durchführung der Umwandlung und der Errichtung der Gesellschaft erforderlichen Maßnahmen zu treffen. (3) Die Firma muß den Vorschriften für die Firma einer offenen Handelsgesellschaft entsprechen. Die Vorschriften des § 6 Abs. 2 und 3 bleiben unberührt. § 18 [Anmeldung des Umwandlungsbeschlusses; Entstehung der OHG] (1) Der Anmeldung des Umwandlungsbeschlusses ist ferner eine Ausfertigung der Zustimmungserklärung der nicht erschienenen Aktionäre sowie eine von den Anmeldenden unterschriebene Liste beizufügen, aus der die Gesellschafter der offenen Handelsgesellschaft mit Namen, Vornamen, Stand und Wohnort ersichtlich sind. (2) Die offene Handelsgesellschaft entsteht mit der Eintragung des Umwandlungsbeschlusses; sie ist von Amts wegen in das Handelsregister einzutragen. (3) Die Gesellschafter, welche die offene Handelsgesellschaft vertreten sollen, haben die Firma nebst ihrer Unterschrift zur Aufbewahrung bei dem Gericht zu zeichnen. b) U m w a n d l u n g d u r c h M e h r h e i t s b e s c h l u ß § 19 (1) Die Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft kann die Errichtung einer offenen Handelsgesellschaft, an der nur zustimmende Aktionäre als Gesellschafter beteiligt sind, und zugleich die Übertragung des Vermögens der Aktiengesellschaft auf die offene Handelsgesellschaft beschließen. (2) Der Beschluß bedarf einer Mehrheit, die mindestens drei Viertel des bei der Beschlußfassung vertretenen Grundkapitals umfaßt. Umfaßt die Mehrheit nicht zugleich neun Zehntel des gesamten Grundkapitals, so bedarf der Beschluß zu seiner Wirksamkeit der Zustimmung nicht erschienener Aktionäre bis zur Erreichung dieser Mehrheit; die Zustimmung muß gerichtlich oder notariell beurkundet werden. (3) Im übrigen finden die Vorschriften der §§ 3 bis 8 mit den aus §§ 10 bis 14, 17, 18 sich ergebenden Maßgaben entsprechende Anwendung. 4. Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft

§ 20 Auf die Umwandlung einer Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft finden die Vorschriften der §§ 3 bis 14, 16 bis 19 entsprechende Anwendung. Beschließt die Hauptversammlung die Errichtung einer Kommanditgesellschaft, so muß der Umwandlungsbeschluß außer den in § 17 vorgesehenen Angaben die Bezeichnung der Kommanditisten und den Betrag der Einlage eines jeden von ihnen enthalten. 5. Umwandlung unter gleichzeitiger Errichtung einer Gesellschaft des b ü r g e r lichen Rechts a) U m w a n d l u n g u n t e r B e t e i l i g u n g a l l e r b i s h e r i g e n

Aktionäre

§ 21 (1) Genügt der Gegenstand des Unternehmens einer Aktiengesellschaft nicht den gesetzlichen Vorschriften für die Errichtung einer offenen Handelsgesellschaft (§§ 105 und 4 des Handelsgesetzbuchs), so kann die Hauptversammlung der Aktiengesellschaft 767

A n h . A l l 25

Bundesrecht

die E r r i c h t u n g einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts und zugleich die Ü b e r t r a g u n g des Vermögens der Aktiengesellschaft auf die Gesellschafter (Gesellschaftsvermögen) beschließen. (2) Die Vorschriften der §§ 3 bis 8, 17, 18 finden entsprechende Anwendung. b) U m w a n d l u n g d u r c h

Mehrheitsbeschluß

§22 (1) U n t e r den Voraussetzungen des § 21 Abs. 1 k a n n die H a u p t v e r s a m m l u n g der Aktiengesellschaft auch die E r r i c h t u n g einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, an der nur zustimmende Aktionäre als Gesellschafter beteiligt sind, u n d zugleich die Ü b e r t r a g u n g des Vermögens der Aktiengesellschaft auf die Gesellschafter (Gesellschaftsvermögen) beschließen. (2) Die Vorschriften der §§ 3 bis 8 finden mit den aus §§ 10 bis 14, 17 bis 19 sich ergebenden Maßgaben entsprechende Anwendung. Zweiter Dritter

Unterabschnitt: Unterabschnitt:

Umwandlung Umwandlung

Vierter Unterabschnitt:

von Kommanditgesellschaften von Gesellschaften

Umwandlung

auf

mit beschränkter

von bergrechtlichen

Aktien Haftung

Gewerkschaften

§25 [Umwandlungsbeschluß] (1) Auf die U m w a n d l u n g einer bergrechtlichen Gewerkschaft mit eigener oder ohne eigene Rechtspersönlichkeit finden die Vorschriften des E r s t e n U n t e r a b s c h n i t t s sinngemäß Anwendung, soweit sich aus den Vorschriften der §§ 26 bis 29 nichts anderes ergibt. (2) Die U m w a n d l u n g k a n n n u r in einer Gewerkenversammlung beschlossen werden. Der Beschluß sowie eine n a c h den Vorschriften des E r s t e n Unterabschnitts erforderliche Zustimmung nicht erschienener Gewerken m u ß gerichtlich oder notariell b e u r k u n d e t werden. Der Beschluß bedarf zu seiner Rechtswirksamkeit der Bestätigung durch die nach dem Bergrecht f ü r die Bestätigung der Satzung zuständige Bergbehörde. 1 1.

Oberbergamt (Art. 139 bay. Berggesetz bzw. § 94 ABG). §26 [Im Handelsregister eingetragene Gewerkschaften]

Ist die bergrechtliche Gewerkschaft im Handelsregister eingetragen 1 , so t r i t t die W i r k u n g der U m w a n d l u n g mit der E i n t r a g u n g des Umwandlungsbeschlusses in das Handelsregister ein. 1.

Nach § 2 HGB — Anh. A II 7. §27 [Nicht eingetragene Gewerkschaften]

Ist die bergrechtliche Gewerkschaft nicht im Handelsregister eingetragen, so gelten die besonderen Vorschriften der §§ 28 u n d 291. 1. Altrechtliche Gewerkschaften können nicht eingetragen sein (Art. 5 EGHGB —• Anh. A II 7a). 768

A n h . A l l 25

UmwandlungsG §28 [Bestätigung durch das Oberbergamt]

(1) Die B e r g b e h ö r d e soll d e n Beschluß der G e w e r k e n v e r s a m m l u n g n u r n a c h Anh ö r u n g der I n d u s t r i e - u n d H a n d e l s k a m m e r u n d i m B e n e h m e n m i t d e m f ü r d e n Sitz der bergrechtlichen G e w e r k s c h a f t z u s t ä n d i g e n Registergericht bestätigen. (2) Die B e r g b e h ö r d e h a t die B e s t ä t i g u n g des Beschlusses i m B u n d e s a n z e i g e r u n d in m i n d e s t e n s einem a n d e r e n B l a t t auf K o s t e n der bergrechtlichen G e w e r k s c h a f t b e k a n n t z u m a c h e n . Die B e k a n n t m a c h u n g h a t m i n d e s t e n s den N a m e n u n d Sitz der bergrechtlichen G e w e r k s c h a f t , die A r t der U m w a n d l u n g (offene Handelsgesellschaft, Alleingesellschafter usw.) u n d d e n N a m e n , V o r n a m e n , S t a n d u n d W o h n o r t der a n der ü b e r n e h m e n d e n Personengesellschaft beteiligten Gewerken oder des ü b e r n e h m e n d e n Allein- oder H a u p t g e w e r k e n zu e n t h a l t e n . I n der B e k a n n t m a c h u n g sind die Gläubiger auf ihr R e c h t , Sicherheitsleistung zu v e r l a n g e n (§ 7), hinzuweisen. §29 [Zeitpunkt der Umwandlung] (1) Die W i r k u n g der U m w a n d l u n g t r i t t m i t der B e k a n n t m a c h u n g der B e s t ä t i g u n g des U m w a n d l u n g s b e s c h l u s s e s im Bundesanzeiger ein. (2) W i r d die bergrechtliche G e w e r k s c h a f t u n t e r gleichzeitiger E r r i c h t u n g einer Personengesellschaft u m g e w a n d e l t , so e n t s t e h t die Personengesellschaft m i t dieser Bekanntmachung. (3) N o c h n i c h t eingetragene Personengesellschaften oder Allein- oder H a u p t gewerken sind n a c h d e n V o r s c h r i f t e n des H a n d e l s g e s e t z b u c h s in d a s Handelsregister e i n z u t r a g e n ; die V o r s c h r i f t e n des § 6 Abs. 2 u n d 3 bleiben u n b e r ü h r t , wobei a u c h v o n § 18 des H a n d e l s g e s e t z b u c h s abgewichen w e r d e n k a n n . Fünfter

Unterabschnitt.

Spruchverfahren

§30 [Spruchstelle] Spruchstelle ist d a s Oberlandesgericht, in dessen Bezirk die Gesellschaft (bergrechtliche Gewerkschaft) ihren Sitz h a t t e . Die E n t s c h e i d u n g des Oberlandesgerichts ist endgültig. § 31 [Anzuwendendes V e r f a h r e n s r e c h t ] Auf d a s V e r f a h r e n der Spruchstelle findet d a s Reichsgesetz ü b e r die Angelegenheiten der freiwilligen G e r i c h t s b a r k e i t A n w e n d u n g , soweit in §§ 32 bis 37 nichts a n d e r e s bes t i m m t ist. §32 [ Z e i t p u n k t der A n t r a g s t e l l u n g ; A n t r a g s b e r e c h t i g t e ] (1) D e r A n t r a g auf F e s t s t e l l u n g der A b f i n d u n g k a n n erst n a c h der U m w a n d l u n g u n d n u r bis z u m Ablauf v o n sechs M o n a t e n n a c h diesem Z e i t p u n k t gestellt werden. (2) Z u r A n t r a g s t e l l u n g b e r e c h t i g t ist die Personengesellschaft oder der H a u p t gesellschafter (Hauptgewerke), auf die d a s V e r m ö g e n ü b e r t r a g e n w o r d e n ist; der A n t r a g k a n n ferner v o n ausscheidenden A k t i o n ä r e n (Gesellschaftern, Gewerken) gestellt werden, d e r e n Anteile (Kuxe) z u s a m m e n den zwanzigsten Teil des N e n n k a p i t a l s (der K u x e ) erreichen. 49

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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A n h . A II 25

Bundesrecht §33 [Gemeinsamer Vertreter]

(1) Die Spruchstelle hat den ausscheidenden Aktionären (Gesellschaftern, Gewerken) zur Wahrung ihrer Rechte einen gemeinsamen Vertreter zu bestellen, der die Stellung eines gesetzlichen Vertreters hat. Die Bestellung kann unterbleiben, wenn die Wahrung der Rechte der ausscheidenden Aktionäre auf andere Weise sichergestellt ist. (2) Der Vertreter kann von der übernehmenden Personengesellschaft (Hauptgesellschafter, Hauptgewerke) eine Vergütung für seine Tätigkeit und Ersatz der notwendigen Auslagen in angemessenen Grenzen verlangen. Vergütung und Auslagen setzt die Spruchstelle fest. Sie kann der übernehmenden Personengesellschaft auf Verlangen des Vertreters die Zahlung von Vorschüssen aufgeben. Aus der Festsetzung findet die Zwangsvollstreckung nach der Zivilprozeßordnung statt. §34 [Bekanntmachung des Antrages] Die Spruchstelle hat den Antrag und die Bestellung des gemeinsamen Vertreters im Bundesanzeiger bekanntzumachen. Sie kann sie auch in anderen öffentlichen Blättern bekanntmachen und die ausscheidenden Aktionäre (Gesellschafter, Gewerken) noch in anderer Weise benachrichtigen. §35 [Wirkung der Entscheidung] (1) Die Entscheidung der Spruchstelle wirkt, wenn sie nichts anderes bestimmt, für und gegen alle ausscheidenden Aktionäre (Gesellschafter, Gewerken). Rechtskräftige Urteile sowie Vergleiche und andere Vereinbarungen bleiben unberührt. (2) Die Entscheidung bindet die Gerichte und die Verwaltungsbehörden. § 36 [Entscheidungsgründe; Zustellung] Die Entscheidung ist mit Gründen zu versehen und der übernehmenden Personengesellschaft (Hauptgesellschafter, Hauptgewerke) sowie dem gemeinsamen Vertreter zuzustellen. §37 [Aussetzung von Zivilprozessen] (1) Wird gegen die übernehmende Personengesellschaft (Hauptgesellschafter, Hauptgewerke) auf Zahlung der Abfindung für die ausscheidenden Aktionäre (Gesellschafter, Gewerken) Klage erhoben, so kann der Beklagte die Aussetzung des Rechtsstreits verlangen, wenn die Spruchstelle angerufen worden ist. § 155 der Zivilprozeßordnung findet entsprechende Anwendung. (2) Das Gericht kann die Kosten des Rechtsstreits, wenn er sich durch die Entscheidung der Spruchstelle oder durch einen vor der Spruchstelle geschlossenen Vergleich ganz oder teilweise erledigt, nach billigem Ermessen verteilen. Sechster Unterabschnitt:

Gebühren

§38 Für die Entscheidung über einen Antrag nach § 6 Abs. 8 Satz 2 wird die volle Gebühr nach den Vorschriften der Kostenordnung erhoben. Der Geschäftswert bestimmt sich nach § 24 der Kostenordnung. 770

Anh. A l l

UmwandlungsG

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§39 (1) Für das Spruchverfahren (§§ 30 bis 87) wird eine Gebühr von fünfzig bis zehntausend Deutsche Mark erhoben, deren Höhe die Spruchstelle nach den gesamten im Einzelfall gegebenen Verhältnissen festsetzt. (2) Schuldner der Gebühren und Auslagen ist die übernehmende Personengesellschaft (Hauptgesellschafter, Hauptgewerke). (3) Im übrigen gelten für die Kosten des Verfahrens die Vorschriften der §§ 3, 4, 6, 13 Abs. 1, Satz 1, §§ 14 bis 16, 138 bis 141 der Kostenordnung. Uber Erinnerungen gegen den Kostenansatz entscheidet die Spruchstelle endgültig. Die Festsetzung der Gebühr (Absatz 1) ist unanfechtbar.

Z w e i t e r A b s c h n i t t : Umwandlung einer bergrechtlichen Gewerkschaft m i t eigener Rechtspersönlichkeit in eine Gesellschaft m i t beschränkter Haftung §40 [Beschluß über Umwandlung in GmbH] (1) Eine bergrechtliche Gewerkschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit 1 kann durch Beschluß der Gewerkenversammlung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt werden. (2) Der Beschluß bedarf einer Mehrheit von mindestens drei Vierteln aller Kuxe. Die Satzung kann diese Mehrheit durch eine größere ersetzen und noch andere Erfordernisse aufstellen. Der Beschluß muß gerichtlich oder notariell beurkundet werden. E r bedarf zu seiner Wirksamkeit der Bestätigung durch die nach dem Bergrecht für die Bestätigung der Satzung zuständige Bergbehörde 2 . (3) Im Beschluß ist die Firma festzusetzen; außerdem sind in ihm die weiteren zur Durchführung der Umwandlung erforderlichen Maßnahmen zu treffen. 1. Altrechtliche Gewerkschaften können nicht in eine GmbH umgewandelt werden. Vgl. Anm. zu Art. 291. 2. Vgl. Anm. 1 zu § 25. §41 [Nennbetrag des Stammkapitals und der Geschäftsanteile] (1) Der Nennbetrag des Stammkapitals darf das in der Umwandlungsbilanz ausgewiesene, nach Abzug der Schulden verbleibende Vermögen der bergrechtlichen Gewerkschaft nicht übersteigen; er muß mindestens zwanzigtausend Deutsche Mark betragen. (2) Der Nennbetrag der Geschäftsanteile kann abweichend von dem Betrag festgesetzt werden, der von dem festgesetzten Stammkapital auf einen Kux entfällt; er muß jedoch mindestens fünfhundert Deutsche Mark betragen. Wird der Nennbetrag auf einen höheren Betrag als fünfhundert Deutsche Mark und abweichend von dem auf einen Kux entfallenden Betrag festgesetzt, so muß der Festsetzung jeder Gewerke zustimmen, der durch sie gehindert wird, sich dem auf seine Kuxe entfallenden Gesamtbetrag entsprechend zu beteiligen; die Zustimmung muß gerichtlich oder notariell beurkundet werden. §42 [Weiterbestehen als GmbH; Aufsichtsrat; Bekanntmachungen] (1) Von der Eintragung an besteht die bergrechtliche Gewerkschaft als Gesellschaft mit beschränkter Haftung weiter 1 . Die Kuxe sind zu Geschäftsanteilen geworden; die an 49»

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Bundesrecht

einem Kux bestehenden Rechte Dritter bestehen an dem an die Stelle tretenden Geschäftsanteil weiter. (2) Hat die bergrechtliche Gewerkschaft einen Aufsichtsrat, so bleiben seine Mitglieder, wenn die Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach gesetzlicher Vorschrift einen Aufsichtsrat zu bilden hat 2 und die zahlenmäßige Zusammensetzung des Aufsichtsrats nicht geändert wird, für den Rest ihrer Wahlzeit als Mitglieder des neuen Aufsichtsrats im Amt. Sieht der Gesellschaftsvertrag ohne gesetzliche Verpflichtung einen Aufsichtsrat vor, so gilt dies nur, wenn die Gewerkenversammlung nichts anderes beschließt. (3) Im übrigen gelten die §§ 264, 266 bis 268 des Aktiengesetzes sinngemäß; Bekanntmachungen, die nach diesen Vorschriften in den Gesellschaftsblättern zu erfolgen haben, sind auch im Bundesanzeiger zu veröffentlichen. 1. Es findet ähnlich wie in den Fällen des Aktiengesetzes (vgl. § 259) anders als in den Fällen des Ersten Abschnitts keine Rechtsnachfolge statt. 2. Vgl. § 3 Mitbestimmungsgesetz — Anh. A II 19, § 77 Betriebsverfassungsgesetz — Anh. A II 23. Vierter Abschnitt:

Strafvorschrift, Ü b e r g a n g s - und Schlußvorschriften §44 [Strafvorschrift]

(1) Wer vorsätzlich entgegen den Vorschriften 1. des § 8 Abs. 1 und 2 Vermögen nicht getrennt verwaltet oder 2. des § 8 Abs. 4 Zahlungen leistet oder Entnahmen tätigt, wird mit Gefängnis und Geldstrafe oder einer dieser Strafen bestraft. (2) Nach Absatz 1 wird auch bestraft, wer den dort bezeichneten Vorschriften in Fällen zuwiderhandelt, in denen diese Vorschriften durch § 9 Abs. 2, § 15 Abs. 1, § 16, § 1 9 Abs. 3, § 20, § 21 Abs. 2, § 22 Abs. 2, §§ 23 bis 25 als anwendbar erklärt sind. §46 [Aufhebung von Vorschriften] (1) Folgende Vorschriften werden, soweit sie nicht bereits außer Kraft getreten sind, aufgehoben: das Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 5. Juli 1934 (Reichsgesetzbl. I S. 569), die Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 14. Dezember 1934 (Reichsgesetzbl. I S. 1262), die Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 17. Mai 1935 (Reichsgesetzbl. I S. 721), die Dritte Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 2. Dezember 1936 (Reichsgesetzbl. I S. 1003), die Vierte Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 24. Juni 1937 (Reichsgesetzbl. I S. 661). (2) Für die Umwandlung einer Kapitalgesellschaft, die vor dem 1. Januar 1957 auf Grund der nach Absatz 1 aufgehobenen Vorschriften beschlossen ist, bleiben diese Vorschriften auch nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes maßgebend. Soweit für eine solche Umwandlung nach § 10 Satz 2 der Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 14. Dezember 1934 oder nach § 2 772

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Bergarbeiterwohnungsb.-G

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Satz 2 der Vierten Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Umwandlung von Kapitalgesellschaften vom 24. Juni 1937 eine Ausnahmegenehmigung erforderlich ist, gilt diese Genehmigung als erteilt, es sei denn, daß ein Antrag auf Erteilung der Genehmigung bereits vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abgelehnt worden ist. (3) Soweit in gesetzlichen Vorschriften auf die nach Absatz 1 aufgehobenen Vorschriften verwiesen ist, treten die entsprechenden Vorschriften des Ersten Abschnitts dieses Gesetzes an ihre Stelle. §47 [Geltung in Berlin] (1) Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin. §48 [Inkrafttreten] Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1957 in Kraft.

26. Gesetz zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau in der Fassung vom 4. Mai 1957 (BGBl. I S. 418 — B G B l . I I I — 2330 — 4) Erster Teil:

Aufbringung

und Verwendung der Kohlenabgabe

§1

Kohlenabgabe (1) Zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau erhebt der Bund von Steinkohlenkoks, Steinkohle, Steinkohlenbriketts, Braunkohlenschwelkoks, Braunkohlenbriketts und Pechkohle eine Abgabe (Kohlenabgabe). Die Kohlenabgabe ist eine Verbrauchsteuer im Sinne der Reichsabgabenordnung. (2) Unter dem Begriff „ K o h l e " ohne nähere Bezeichnung sind die in Absatz 1 genannten Erzeugnisse zu verstehen. (3) Die Abgabe beträgt a) für für für für b) für für c) für für

Steinkohlenkoks die Tonne und Steinkohle und Steinkohlenbriketts die Tonne, Braunkohlenschwelkoks die Tonne, Braunkohlenbriketts und Pechkohle die Tonne.

2,60 DM 2 , — DM 1 , — DM 0,50 DM

(4) Die Abgabeschuld entsteht dadurch, daß Kohle aus dem Betrieb des Kohlenbergbauunternehmens entfernt oder zum Verbrauch innerhalb des Betriebes des Kohlenbergbauunternehmens entnommen wird. (5) Der Abgabe unterliegen nicht a) der Zechenselbstverbrauch an Kohle, b) Deputatkohle, 778

A n h . A l l 26

Bundesrecht

c) Kohle, die an andere Kohlenbergbauunternehmen abgegeben wird, d) die in den Geltungsbereich dieses Gesetzes eingeführte Kohle. (6) Abgabeschuldner ist das Kohlenbergbauunternehmen. Soweit die Kohlenbergb a u u n t e r n e h m e n sich f ü r den Absatz der Kohle einer Kohlenverkaufsorganisation bedienen, h a t diese die Abgabe f ü r die Kohlenbergbauunternehmen abzuführen. (7) Abgabeschuldner u n d Wiederverkäufer sind verpflichtet, die Kohlenabgabe ihren Abnehmern gesondert zu berechnen. Sie darf bei der Berechnung von Handelsnutzen, Verdienstspannen u n d sonstigen Zuschlägen nicht berücksichtigt werden. Bei d e m Verkauf durch Kohlenbergbauunternehmen, im Kohlengroßhandel u n d im Kohleneinzelhandel darf das E n t g e l t nicht höher sein als der zulässige Preis zuzüglich des Betrages der Kohlenabgabe. Der Zuschlag ist in jeder Rechnung neben dem Preis gesondert anzugeben. (8) Die Kohlenabgabe ist kein der Umsatzsteuer unterliegender Teil des vereinn a h m t e n Entgeltes im Sinne des § 5 des Umsatzsteuergesetzes. (9) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung die in den Absätzen 1, 4 und 5 enthaltenen Begriffe im einzelnen zu erläutern 1 . Die Rechtsverordn u n g bedarf nicht der Zustimmung des Bundesrates. 1.

Vgl. Anh. II 26a.

§2

Verwendung des A u f k o m m e n s aus der Abgabe (1) Die durch die Abgabe a u f k o m m e n d e n Mittel bilden ein Treuhand vermögen des Bundes u n d sind zusätzlich zur Befriedigung des Wohnungsbedarfs der Arbeitnehmer im Kohlenbergbau u n d zur D u r c h f ü h r u n g d a m i t zusammenhängender M a ß n a h m e n zu verwenden; das gleiche gilt f ü r die sonstigen Mittel des Treuhand Vermögens im Sinne von § 17. (2) Die Mittel sind so einzusetzen, d a ß durch den Bau der Bergarbeiterwohnungen möglichst viele Arbeitnehmer im Kohlenbergbau mit dem Grund u n d Boden verbunden werden. Zu diesem Zweck sind beim N e u b a u von Bergarbeiterwohnungen Eigenheime, Kleinsiedlungen, Kaufeigenheime und Wohnungen in der Rechtsform des Wohnungseigentums n a c h Maßgabe des § 3 mit Vorrang vor Mietwohnungen zu fördern. Soweit der B a u von Mietwohnungen gefördert wird, ist eine Gestaltung zu wählen, die eine spätere Überlassung als Eigenheime oder in der Rechtsform des Wohnungseigentums zuläßt. § 2a Einsatz der T r e u h a n d m i t t e l (1) Aus den Mitteln des Treuhandvermögens werden Darlehen f ü r den Bau von Bergarbeiterwohnungen gewährt. Zuschüsse dürfen n u r in besonderen Fällen gegeben werden. Bergarbeiterwohnungen im Sinne dieses Gesetzes sind die mit diesen Mitteln geförderten Wohnungen, die f ü r Wohnungsberechtigte im Kohlenbergbau (§ 4) durch Neubau, durch W i e d e r a u f b a u zerstörter oder Wiederherstellung beschädigter Gebäude oder durch Ausbau oder Erweiterung bestehender Gebäude, geschaffen werden. (2) Die Darlehen sollen in der Regel f ü r die nachstellige Finanzierung gewährt werden. (3) Ein Darlehen wird ohne Rücksicht auf den R a n g seiner dinglichen Sicherung f ü r die nachstellige Finanzierung im Sinne von Absatz 2 gewährt, a) wenn das Darlehen der Schließung einer Finanzierungslücke dient, die auch bei einem in angemessener H ö h e gesicherten Einsatz von Mitteln des Kapitalmarktes, der Kohlenbergbauunternehmen, des B a u h e r r n oder sonstiger Art noch verbleibt, u n d b) wenn die Verzinsung f ü r das Darlehen aus dem E r t r a g erst nach Abzug der Bewirtschaftungskosten u n d der sonstigen Kapitalkosten aufzubringen ist. 774

Anh.All

Bergarbeiterwohnungsb.-G

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Für Kohlenbergbauunternehmen, die zur Erbringung des Finanzierungsbeitrages in angemessener Höhe nicht imstande sind, kann die für das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständige oberste Landesbehörde im Einvernehmen mit der obersten Landesbehörde für Wirtschaft nach Anhörung des nach § 13 Abs. 4 berufenen Vertreters der Kohlenbergbauunternehmen den teilweisen oder zeitweisen Ersatz eines solchen Finanzierungsbeitrages durch nachstellige Mittel aus dem Treuhandvermögen zulassen. (4) Die Mittel können auch für die Finanzierung des Baues von Wohnheimen zugunsten von Wohnungsberechtigten im Kohlenbergbau gewährt werden sowie für die Fianzierung des Baues von Gemeinschaftsanlagen und Folgeeinrichtungen, die durch den B a u von Bergarbeiterwohnungen erforderlich geworden sind und von den Bauherren dieser Wohnungen oder Dritten, insbesondere Gemeinden, geschaffen werden. (5) Die Mittel können für die anteilige Finanzierung von Aufschließungsmaßnahmen, soweit sie durch den B a u von Bergarbeiterwohnungen erforderlich geworden sind oder erforderlich werden, auch als Darlehen an eine Gemeinde gewährt werden. Die Gewährung der Darlehen ist nur zulässig, a) soweit nicht die Kosten für diese Maßnahmen auf Grund gesetzlicher Vorschriften den Bauherren auferlegt werden können oder von einem Dritten auf Grund gesetzlicher oder vertraglicher Verpflichtung zu tragen sind, b) wenn die Gemeinde nachweist, daß anderes geeignetes aufgeschlossenes Baugelände für das geplante Bauvorhaben nicht zur Verfügung steht, und c) soweit die Gemeinde nicht in der Lage ist, die Kosten dieser Maßnahmen aus sonstigen Mitteln zu bestreiten. Die Mittel, die für die Finanzierung dieser Maßnahmen gewährt werden, dürfen 5 vom Hundert der jährlich auf die Kohlenbezirke des Landes verteilten Mittel aus dem Aufkommen der Kohlenabgabe nicht überschreiten. (6) Über Anträge nach den Absätzen 4 und 5 entscheidet der Bezirksausschuß (§ 13). (7) Darlehen nach Absatz 5 dürfen nicht gewährt werden, soweit die Maßnahmen dem Bau von Bergarbeiterwohnungen dienen, für die bis zum 1. November 1954 Mittel des Treuhandvermögens bewilligt worden sind. (8) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechts Verordnung die Begriffe „Gemeinschaftsanlagen", „Folgeeinrichtungen" und „Aufschließungsmaßnahmen" im einzelnen zu erläutern 1 . 1. Vgl. dazu VO über die Förderung von Gemeinschaftsanlagen, Folgeeinrichtungen und Aufschließungsmaßnahmen im Bergarbeiterwohnungsbau v. 18. 7. 1955 (BGBl. I S. 456) — BGBl. I I I — 2330—4—2. §3 Bauherren (1) Für den Kreis der Bauherren, denen Mittel des Treuhand Vermögens zum Bau von Bergarbeiterwohnungen gewährt werden können, findet § 33 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes (Wohnungsbau- und Familienheimgesetz) vom 27. Juni 1956 (Bundesgesetzbl. I S. 523) Anwendung mit der Maßgabe, daß bevorzugt als Bauherren zu berücksichtigen sind a) sozialversicherte Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues, die Eigenheime, Kleinsiedlungen oder Wohnungen in der Rechtsform des Wohnungseigentums selbst oder durch einen Bauträger schaffen; b) Bauherren von Kaufeigenheimen, Kleinsiedlungen und Wohnungen in der Rechtsform des Wohnungseigentums oder des eigentumsähnlichen Dauerwohnrechts, soweit die Wohnungen für sozialversicherte Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues bestimmt sind;

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Bundesrecht

c) Bauherren, die Bergarbeiterwohnungen durch Wiederaufbau oder Wiederherstellung kriegszerstörter oder kriegsbeschädigter Gebäude schaffen, wenn bereits vor der Zerstörung oder Beschädigung die Wohnungen f ü r Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues b e s t i m m t oder nach Gesetz oder Rechtsgeschäft zur Verfügung zu halten waren; § 33 Abs. 4 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes findet auf Kohlenbergbauunternehmen insoweit keine Anwendung; d) Wohnungsbaugenossenschaften, die Bergarbeiterwohnungen schaffen u n d auf Grund eines Nutzungsvertrages sozialversicherten Arbeitnehmern des Kohlenbergbaues mit Rücksicht auf ihre Mitgliedschaft überlassen. (2) Die Bauherren gemäß Absatz 1 Buchstaben a u n d b haben Vorrang vor den Bauherren gemäß Absatz 1 Buchstaben c u n d d. §4 Wohnungsberechtigte (1) Wohnungsberechtigte im Kohlenbergbau sind a) sozialversicherte Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues b) ehemalige sozialversicherte Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues, die wegen Invalidität, Berufsunfähigkeit im Sinne des Reichsknappschaftsgesetzes oder infolge Arbeitsunfalls aus der Beschäftigung im Kohlenbergbau ausscheiden m u ß t e n oder die nach mindestens f ü n f j ä h r i g e r Beschäftigung ohne ihr Verschulden gegen ihren Willen ausgeschieden sind; c) Witwen der vorgenannten Arbeitnehmer. (2) Die Landesregierungen werden ermächtigt, durch Rechtsverordnung zu bestimmen, d a ß Wohnungsberechtigte, die in den durch die Verordnung bezeichneten Gebieten eine Bergarbeiterwohnung bewohnen, die Wohnungsberechtigten f ü r diese W o h n u n g nicht oder n u r u n t e r bestimmten Voraussetzungen verlieren, wenn sie n a c h Ablauf von fünf J a h r e n aus der Beschäftigung im Kohlenbergbau ausscheiden. I n der Verordnung dürfen nur solche Gebiete bezeichnet werden, in denen in z u m u t b a r e r E n t f e r n u n g von den Bergarbeiterwohnungen nicht mehr als ein Kohlenbergbauunternehmen t ä t i g ist. §5 Zweckbindung der Bergarbeiterwohnungen (1) Bei der Gewährung von Mitteln des T r e u h a n d Vermögens zum Bau von Mietwohnungen ist sicherzustellen, d a ß die Bergarbeiterwohnungen ständig n u r von Wohnungsberechtigten oder von Familien bewohnt werden, deren H a u s h a l t u n g s v o r s t a n d wohnungsberechtigt ist oder zu deren H a u s s t a n d ein Familienmitglied gehört, das wohnungsberechtigter Arbeitnehmer (§ 4 Abs. 1 Buchstabe a) ist. Die Zweckbindung soll durch eine Dienstbarkeit dinglich gesichert werden. Sicherzustellen ist auch, d a ß Wohnungsberechtigte, die ihre W o h n u n g durch Kriegsfolgen verloren haben, namentlich Heimatvertriebene, angemessen berücksichtigt werden. (2) Die Vorschriften des Absatzes 1 gelten f ü r die Gewährung von Mitteln des Treuhandvermögens zum B a u von Eigenheimen, Kaufeigenheimen, Kleinsiedlungen u n d Wohnungen in der Rechtsform des Wohnungseigentums oder eines eigentumsähnlichen Dauerwohnrechts mit der Maßgabe, d a ß die Zweckbindung in geeigneter Weise auf einen angemessenen Zeitraum, jedoch nicht über 10 J a h r e hinaus, sichergestellt werden soll. (3) Die Vermietung oder Überlassung einer Bergarbeiterwohnung darf nicht von dem Bestehen eines Arbeitsverhältnisses bei einem b e s t i m m t e n Arbeitgeber im Kohlenbergbau abhängig gemacht werden; eine entgegenstehende Vereinbarung ist nichtig. 776

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Bergarbeiterwohnungsb.-G

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§6 Ausnahmen von der Zweckbindung (1) Eine Bergarbeiterwohnung kann auch einem Nichtwohnungsberechtigten vermietet werden, a) wenn dies für die Betreuung der Bergarbeiter erforderlich ist, die in größerer Entfernung von vorhandenen geschlossenen Wohngebieten wohnen, und wenn die Vermietung nur vorübergehend erfolgt; die für das Wohnungsund Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörden können den Anteil dieser Wohnungen allgemein oder im Einzelfall bestimmen; b) wenn hierdurch für einen nach § 4 Abs. 1 Buchstabe a wohnungsberechtigten Arbeitnehmer eine andere Wohnung freigemacht wird, die für Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues bestimmt oder nach Gesetz oder Rechtsgeschäft zur Verfügung zu halten ist. Die Zweckbindung nach § 5 ruht in diesen Fällen nur, solange die Bergarbeiterwohnung dem Nichtwohnungsberechtigten vermietet ist. (2) Die Eigentümer von Bergarbeiterwohnungen und die sonstigen Verfügungsberechtigten können die Wohnungen an Wohnungssuchende, die nicht wohnungsberechtigt sind, vermieten oder überlassen, wenn ein örtlicher Wohnungsbedarf für Wohnungsberechtigte nicht mehr vorhanden ist, namentlich wenn in zumutbarer Entfernung von den Bergarbeiterwohnungen eine Gelegenheit zur Beschäftigung im Kohlenbergbau wegfällt. (3) Die Zweckbindung nach § 5 schließt nicht aus, daß die Einliegerwohnung in einer Kleinsiedlung oder in einem Eigenheim ausnahmsweise an einen Nichtwohnungsberechtigten vermietet wird oder der Wohnungsinhaber einen Teil seiner Wohnung an einen Nichtwohnungsberechtigten untervermietet oder überläßt. §7 Wohnraumbewirtschaftung (1) Die Bergarbeiterwohnungen sind nach den für die Wohnraumbewirtschaftung geltenden Vorschriften an Wohnungsberechtigte im Kohlenbergbau zuzuteilen, soweit in den Absätzen 2 bis 4 nichts anderes vorgeschrieben ist. (2) Ist eine Bergarbeiterwohnung bezugsfertig oder frei geworden, so kann der Eigentümer oder der sonstige Verfügungsberechtigte der Wohnungsbehörde innerhalb einer Woche einen Wohnungsberechtigten, im Falle des § 6 Abs. 1 einen Nichtwohnungsberechtigten bezeichnen, dem die Wohnung vermietet oder überlassen werden soll. Die Frist kann auf begründeten Antrag durch die Wohnungsbehörde verlängert werden. Die Wohnungsbehörde kann gegen die Vermietung oder Überlassung innerhalb einer Woche, nachdem ihr die Bezeichnung zugegangen ist, Einwendungen erheben, wenn die beabsichtigte Vermietung oder Überlassung diesem Gesetz widerspricht oder wenn die Unterbringung anderer Wohnungsberechtigter, namentlich wohnungsberechtigter Arbeitnehmer (§ 4 Abs. 1 Buchstabe a), dringlicher ist. Die Interessen eines Kohlenbergbauunternehmens, das Mittel für den Bau der Wohnungen gewährt hat, sind hierbei zu berücksichtigen. Erhebt die Wohnungsbehörde nicht innerhalb der Frist Einwendungen oder ist endgültig entschieden, daß die Einwendungen unbegründet sind, so gilt die Vermietung oder Überlassung der Bergarbeiterwohnung als genehmigt. (3) Einem wohnungsberechtigten Bauherrn ist für den Eigenbedarf die von ihm ausgewählte Wohnung zuzuteilen. Einem nichtwohnungsberechtigten privaten Bauherrn, der mindestens vier Bergarbeiterwohnungen schafft und einen wesentlichen Beitrag für die Finanzierung leistet, ist eine dieser Wohnungen für den Eigenbedarf nach 777

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seiner Auswahl zuzuteilen. Für die Zuteilung an den Bauherrn gilt Absatz 2 mit der Maßgabe, daß die Wohnungsbehörde nur zu prüfen hat, ob ein Anspruch auf Zuteilung besteht. (4) Die Bergarbeiterwohnungen können in den Fällen des § 6 Abs. 2 und 3 nach den für die Wohnraumbewirtschaftung geltenden Vorschriften Nichtwohnungsberechtigten zugeteilt werden.

§8

Mieterschutz Die Bergarbeiterwohnungen unterliegen dem Mieterschutz. Die Vorschriften der §§ 20 bis 23 c des Mieterschutzgesetzes sind unter Berücksichtigung der sich aus § 5 Abs. 3 ergebenden Abweichungen entsprechend anzuwenden. Dem Vermieter stehen jedoch die Rechte aus den §§ 20 bis 23c des Mieterschutzgesetzes nicht zu, solange die Bergarbeiterwohnung einer in § 5 Abs. 1 bezeichneten Person oder Familie vermietet oder überlassen ist.

§9

Einzelne Wohnräume Die in den §§ 2 bis 8 für Wohnungen getroffenen Vorschriften gelten für einzelne Wohnräume entsprechend. § 9a Einsatz der Treuhandmittel zum Bau von anderen Wohnungen (1) Aus Mitteln des Treuhandvermögens können Darlehen zusätzlich auch zum B a u von Wohnungen gewährt werden, durch deren Bezug Bergarbeiterwohnungen, Bergmannswohnungen (§ 24 Abs. 2) oder Wohnungen, die für Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues bestimmt oder nach Rechtsgeschäft zur Verfügung zu halten sind, frei werden. Diese Darlehen sollen in der Regel die Durchschnittssätze nicht über steigen, die von der für das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörde nach § 43 Abs. 1 Satz 1 und 2 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes festgesetzt sind. Über Anträge auf Gewährung von Darlehen entscheidet der Bezirksausschuß (§ 13), in dessen Bezirk die freiwerdende Wohnung liegt. (2) Die neugeschaffenen Wohnungen sind öffentlich geförderte Wohnungen im Sinne des § 5 Abs. 1 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes. Die Vorschriften der §§ 2 bis 9 sowie der §§ 21 und 22 sind auf diese Wohnungen nicht anzuwenden. (3) Die neugeschaffenen Wohnungen dürfen bis zum Ablauf von 5 Jahren nach Bezugsfertigkeit nur Personen zugeteilt werden, die eine in Absatz 1 bezeichnete Wohnung freimachen; sie können auch anderen Personen zugeteilt werden, wenn sichergestellt ist, daß hierdurch eine in Absatz 1 bezeichnete Wohnung frei wird. Die Wohnungsbehörde kann im Einvernehmen mit dem zuständigen Bezirksausschuß Ausnahmen zulassen. Zweiter Teil:

Verfahrensvorschriften § 10

Erhebung der Abgabe (1) Die Abgabe wird durch die Bundesfinanzbehörden erhoben. (2) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung Vorschriften über die Erhebung der Abgabe durch die Bundesfinanzbehörden und die Weiterleitung des Aufkommens zu erlassen 1 ; die Rechtsverordnung bedarf nicht der Zustimmung des Bundesrates. 1. 778

Vgl. Anh. A I I 26a.

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Bergarbeiterwohnungsb.-G

Verteilung der Mittel (1) Der Bundesminister f ü r W o h n u n g s b a u entscheidet nach B e r a t u n g mit den f ü r d a s Wohnungs- u n d Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörden der Länder, in denen Kohlenbergbau getrieben wird, mit den Organisationen der Arbeitgeber u n d Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues u n d den wohnungswirtschaftlichen Spitzenverb ä n d e n über a) die Verteilung des Aufkommens aus der Abgabe auf die Kohlenbezirke; b) die Zuweisung der bei einer Treuhandstelle verfügbaren Mittel des T r e u h a n d vermögens an eine andere Treuhandstelle; c) die vordringliche Befriedigung des Wohnungsbedarfs der Arbeitnehmer im Kohlenbergbau innerhalb der einzelnen Kohlenbezirke nach Schwerpunkten. (2) Der Bundesminister f ü r Wohnungsbau k a n n zur Erfüllung der Zwecke dieses Gesetzes Auflagen über die Verwendung der Mittel des Treuhandvermögens erteilen. § 12 Treuhandstellen Der Bundesminister f ü r Wohnungsbau stellt das A u f k o m m e n aus der Abgabe den von ihm mit der teuhänderischen Verwaltung b e a u f t r a g t e n Stellen (Treuhandstellen) zur Verfügung. Die Treuhandstellen werden dem Bundesminister f ü r Wohnungsbau von d e n f ü r das Wohnungs- u n d Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörden der Länder, in denen Kohlenbergbau betrieben wird, vorgeschlagen.

§ 13 Bezirksausschuß (1) I n den Ländern, in denen Kohlenbergbau betrieben wird, wird f ü r jeden Kohlenbezirk von der f ü r das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörde ein Bezirksausschuß f ü r den Bergarbeiterwohnungsbau gebildet. (2) Der Bezirksausschuß besteht aus je einem Vertreter der f ü r das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörde, der f ü r die W i r t s c h a f t zuständigen obersten Landesbehörde, der f ü r die Arbeit zuständigen obersten Landesbehörde, der f ü r die Angelegenheiten der Vertriebenen zuständigen obersten Landesbehörde, der Kohlenbergbauunternehmen, der Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues und der Wohnungswirtschaft. (3) I m rheinisch-westfälischen Kohlenbezirk gehört dem Bezirksausschuß ferner ein Vertreter des Siedlungsverbandes Rohrkohlenbezirk an. (4) Die f ü r das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständige oberste Landesbehörde b e r u f t den Vertreter der Kohlenbergbauunternehmen auf Vorschlag der Kohlenbergbauu n t e r n e h m e n oder ihrer sozialpolitischen Vertretung, den Vertreter der Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues auf Vorschlag der sozialpolitischen Vertretung der Arbeitnehmer u n d den Vertreter der Wohnungswirtschaft. (5) Zu den Sitzungen des Bezirksausschusses k a n n der Bundesminister f ü r Wohnungsbau einen Vertreter zur beratenden Mitwirkung entsenden. (6) E i n Beschluß des Bezirksausschusses k o m m t n u r zustande, wenn mindestens zwei Drittel der stimmberechtigten Mitglieder f ü r den Beschluß stimmen. (7) Der Bezirksausschuß gibt sich eine Geschäftsordnung. 779

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Bundesrecht § 14 Aufgaben des Bezirksausschusses

(1) Der Bezirksausschuß stellt für den Kohlenbezirk einen Plan über den örtlichen Einsatz der Mittel des Treuhandvermögens für den Bau von Bergarbeiterwohnungen nach Maßgabe dieses Gesetzes auf. Der Plan kann unter Berücksichtigung der Schwerpunkte (§11 Abs. 1 Buchstabe c) namentlich die Anzahl der an bestimmten Orten zu schaffenden Bergarbeiterwohnungen, ihre Wohnformen und Eigentumsformen sowie eine überschlägige Aufteilung der Mittel des Treuhandvermögens enthalten. (2) Der Plan ist in das Wohnungsbauprogramm des Landes (§ 29 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes) einzufügen. Die in dem Plan vorgesehenen Mittel des Treuhandvermögens sind dabei zusätzlich zu veranschlagen und dürfen nicht zu einer Verringerung der sonstigen für den sozialen Wohnungsbau veranschlagten öffentlichen Mittel führen. (3) Die Bewilligungsstelle und die Treuhandstelle haben dem Bezirksausschuß auf Verlangen Auskunft zu erteilen. § 15 Aufgaben der Bewilligungsstelle Über die Anträge der Bauherren auf Bewilligung von Mitteln des Treuhandvermögens entscheidet nach dem vom Bezirksausschuß aufgestellten Plan eine einzige Bewilligungsstelle innerhalb des Kohlenbezirks. Die für das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständige oberste Landesbehörde bestimmt diese Bewilligungsstelle. Die oberste Landesbehörde erläßt nach Beratung mit den Bezirksausschüssen zur beschleunigten Durchführung des Bergarbeiterwohnungsbaues auf der Grundlage der Landesbestimmungen über die Förderung des sozialen Wohnungsbaues Bestimmungen über das Bewilligungsverfahren. § 16 Aufgaben der Treuhandstelle (1) Die Treuhandstelle hat das Treuhandvermögen für den Bund getrennt von anderen Vermögen zu verwalten. Sie hat im Rahmen einer ordnungsmäßigen Geschäftsführung die Maßnahmen zu ergreifen, die der Verwaltung und Erhaltung des Treuhandvermögens dienen. Ein Gewinn aus dem Treuhandvermögen darf nicht ausgeschüttet werden. (2) Die Treuhandstelle führt die Entscheidungen der Bewilligungsstelle, durch die Mittel des Treuhandvermögens gemäß §§ 2 und 2 a bewilligt sind, aus. Sie schließt die Verträge mit den Bauherren ab, verausgabt die Mittel des Treuhandvermögens und sorgt für die Durchführung der Verträge. Die bei der Durchführung dieser Aufgaben entstehenden notwendigen Verwaltungskosten der Treuhandstelle können, soweit sie nicht vom Darlehnsnehmer zu tragen sind, mit Zustimmung des Bundesministers für Wohnungsbau aus Mitteln des Treuhandvermögens gedeckt werden; das gleiche gilt für die notwendigen Verwaltungskosten des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk, soweit diese für den mit Treuhandmitteln geförderten Bergarbeiterwohnungsbau entstehen. § 17 Treuhandvermögen (1) Die Treuhandstelle übt die zum Treuhandvermögen gehörenden Rechte in eigenem Namen aus. Sie soll hierbei einen das Treuhandverhältnis kennzeichnenden Zusatz hinzufügen. 780

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Bergarbeiterwohnu ngsb. -G

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(2) Zu dem Treuhandvermögen gehören die Mittel, die der Bundesminister für Wohnungsbau nach § 12 der Treuhandstelle zur Verfügung stellt. Zu dem Treuhandvermögen gehört auch, was die Treuhandstelle auf Grund eines zum Treuhandvermögen gehörenden Rechtes oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung oder Entziehung eines zum Treuhandvermögen gehörenden Gegenstandes oder mit Mitteln des Treuhandvermögens oder durch ein Rechtsgeschäft erwirbt, das sich auf das Treuhandvermögen bezieht. (3) Mittel, welche die Treuhandstelle darlehnsweise von einem Dritten erhält, gehören nur dann zu dem Treuhandvermögen, wenn der Bundesminister für Wohnungsbau der Darlehnsaufnahme zugestimmt hat. Dies gilt namentlich für Darlehen zur Vorfinanzierung der Mittel, die der Treuhandstelle vom Bundesminister für Wohnungsbau gemäß § 12 zur Verfügung gestellt werden.

§ 18 Haftung des Treuhandvermögens (1) Die Treuhandstelle haftet Dritten mit dem Treuhandvermögen nur für Verbindlichkeiten, die sich auf das Treuhandvermögen beziehen; für Verbindlichkeiten aus einem von der Treuhandstelle aufgenommenen Darlehen haftet die Treuhandstelle mit dem Treuhandvermögen nur, wenn der Bundesminister für Wohnungsbau der Darlehnsaufnahme zugestimmt hat. (2) Wird in das Treuhandvermögen wegen einer Verbindlichkeit, für welche die Treuhandstelle nicht mit dem Treuhandvermögen haftet, die Zwangsvollstreckung betrieben, so kann der Bund gegen die Zwangsvollstreckung nach Maßgabe des § 771 der Zivilprozeßordnung Widerspruch, die Treuhandstelle unter entsprechender Anwendung des § 767 Abs. 1 der Zivilprozeßordnung Einwendungen geltend machen. (3) Für Verbindlichkeiten, die sich auf das Treuhand vermögen beziehen, haftet die Treuhandstelle nur mit diesem Vermögen. (4) Das Treuhandverhältnis erlischt mit der Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen der Treuhandstelle. Das Treuhandvermögen gehört nicht zur Konkursmasse. Der Konkursverwalter hat das Treuhandvermögen auf den Bund zu übertragen und bis zur Übertragung zu verwalten. Von der Übertragung ab haftet der Bund an Stelle der Treuhandstelle für die Verbindlichkeiten, für welche die Treuhandstelle mit dem Treuhandvermögen gehaftet hat. Die mit der Eröffnung des Konkursverfahrens verbundenen Rechtsfolgen treten hinsichtlich dieser Verbindlichkeiten nicht ein. § 418 des Bürgerlichen Gesetzbuchs findet keine Anwendung. § 19 Aufsicht über die Treuhandstellen (1) Die Treuhandstellen unterstehen hinsichtlich des Treuhand Vermögens der Aufsicht des Bundes. Soweit die Treuhandstellen nicht Organe der staatlichen Wohnungspolitik sind, stehen sie diesen hinsichtlich des Treuhandvermögens gleich. (2) Die Aufsicht wird durch den Bundesminister für Wohnungsbau ausgeübt. (3) Die Treuhandstellen unterliegen hinsichtlich des Treuhand Vermögens der Prüfung durch den Bundesrechnungshof. §20 Weitere Vorschriften über das Treuhandvermögen Der Bundesminister für Wohnungsbau wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Finanzen zur Durchführung dieses Gesetzes durch Rechts781

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Bundesrecht

Verordnung Vorschriften über die Rechte und Pflichten der Treuhandstellen hinsichtlich des Treuhandvermögens und die Verwaltung des Treuhandvermögens, insbesondere die Übertragung der Befugnisse zur Stundung von Zinsen und Tilgung oder zur Änderung der Tilgungspläne im Zusammenhang mit Stundungen auf die Treuhandstellen, zu erlassen. Dritter Teil:

Ergänzungs-

und

Schlußvorschriften

§21 Anwendung des Ersten und des Zweiten Wohnungsbaugesetzes Die Bergarbeiterwohnungen sind öffentlich geförderte Wohnungen im Sinne des § 3 Abs. 4 des Ersten Wohnungsbaugesetzes oder des § 5 Abs. 1 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes, auch wenn die Mittel ausschließlich für die erststellige Finanzierung gewährt werden. Die Vorschriften der §§ 16 bis 19, 24, 37 bis 39 und des § 40 Abs. 1 des Ersten Wohnungsbaugesetzes sowie die Vorschriften der §§ 19, 20, 23, 25, 26, 52, 53, 63, 75 bis 77, 80, des § 81 Satz 2 und des § 90 Abs. 3 bis 5 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes sind nicht anzuwenden. §22 Erweiterung des Anwendungsbereichs (1) Sollen neben Mitteln des Treuhand Vermögens öffentliche Mittel im Sinne von § 3 Abs. 1 des Ersten Wohnungsbaugesetzes oder § 6 Abs. 1 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes zur Schaffung von Bergarbeiterwohnungen gewährt werden, so finden auch insoweit die Vorschriften der §§ 3 bis 9, 13 bis 15 dieses Gesetzes entsprechende Anwendung; die Vorschriften der §§ 24, 37 bis 39 und des § 40 Abs. 1 des Ersten Wohnungsbaugesetzes sowie die Vorschriften der §§ 52, 53, 75 bis 77, 80 und des § 81 Satz 2 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes sind nicht anzuwenden. (2) Die Landesregierungen werden ermächtigt, durch Rechtsverordnung zu bestimmen, a) daß Vorschriften der §§ 3 bis 9 dieses Gesetzes entsprechend anzuwenden sind, wenn der Bau von Wohnungen f ü r Arbeitnehmer des Kohlenbergbaues mit öffentlichen Mitteln im Sinne des § 3 Abs. 1 des Ersten Wohnungsbaugesetzes oder des § 6 Abs. 1 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes gefördert wird und Mittel des Treuhandvermögens neben diesen Mitteln nicht gew ä h r t werden; b) daß eine Regelung nach Buchstabe a auf bestimmte Gruppen von Wohnungsberechtigten beschränkt oder auf bestimmte Gruppen von Personen, die künftig als Arbeitnehmer im Kohlenbergbau beschäftigt werden sollen, ausgedehnt wird; c) daß insoweit die Vorschriften der §§ 24, 37 bis 39 und des § 40 Abs. 1 des Ersten Wohnungsbaugesetzes sowie die Vorschriften der §§ 52, 53, 75 bis 77, 80 und des § 81 Satz 2 des Zweiten Wohnungsbaugesetzes nicht anzuwenden sind. §23 Ergänzung des Ersten Wohnungsbaugesetzes (Gegenstandslos infolge Neufassung der §§ 17 und 28a des Ersten Wohnungsbaugesetzes durch das Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Ersten Wohnungsbaugesetzes vom 25. August 1953 — Bundesgesetzbl. I S. 1037.) 782

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Bergarbeiterwohnungsb. -VO §24 Änderung des Gesetzes über Bergmannssiedlungen 1

(1) (Gegenstandslos infolge Neufassung des § 3 Abs. 1 Buchstabe b des Gesetzes über Bergmannssiedlungen vom 10. März 1930 — Reichsgesetzbl. I S. 32 — in der Fassung des Gesetzes vom 2. Mai 1934 — Reichsgesetzbl. I S. 354 — durch Artikel III des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau vom 4. Mai 1957 — Bundesgesetzbl. I S. 416.) (2) Auf Bergmannswohnungen im Sinne des § 3 Abs. 1 Buchstabe b des Gesetzes über Bergmannssiedlungen finden die Vorschriften des § 5 Abs. 3, des § 7 Abs. 1, 2 und 4 und des § 8 dieses Gesetzes entsprechende Anwendung. 1.

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§ 24a Geltungsbereich

(1) Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 12 Abs. 1 und des § 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin. Rechtsverordnungen, die auf Grund dieses Gesetzes erlassen werden, gelten im Land Berlin nach § 14 des Dritten Überleitungsgesetzes. (2) Dieses Gesetz gilt nicht im Saarland. §25 Dauer der Erhebung der Abgabe Die in § 1 bezeichnete Abgabe wird bis zum 81. Dezember 1959 erhoben. §26 Inkrafttreten Die vorstehende Fassung dieses Gesetzes tritt am 9. Mai 1957 in Kraft, jedoch § 1 Abs. 3 Buchstabe a mit Wirkung vom 20. Oktober 1956 und § 1 Abs. 3 Buchstabe b mit Wirkung vom 1. Juni 1957.

26 a. Verordnung über die Erhebung der Abgabe zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau und über die Weiterleitung des Aufkommens aus dieser Abgabe vom 4. Februar 1955 (BGBl. I S. 71 — BGBl. I I I — 2330—4—1) Auf Grund des § 1 Abs. 9 und des § 10 Abs. 2 des Gesetzes zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau in der Fassung vom 30. November 1954 (Bundesgesetzbl. I S. 358) verordnet die Bundesregierung: § 1 (1) Als Steinkohle gelten alle Arten nicht aufbereiteter oder aufbereiteter Kohlen von der geologischen Zusammensetzung der Steinkohle, die wegen ihrer Beschaffenheit und Heizkraft nach den Anschauungen des Verkehrs als Brennstoff verwendbar sind. (2) Haldensuchkohle ist nicht Kohle im Sinne des Gesetzes.

§2

Als Kohlenbergbauunternehmen im Sinne des § 1 des Gesetzes gelten auch selbständige Braunkohlenbrikettfabriken. 783

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Bundesgesetz

§3 (1) Als aus dem Betrieb des Kohlenbergbauunternehmens e n t f e r n t gilt die Kohle, sobald sie aus dem Zechengelände, dem Gelände der Kokerei oder der Brikettfabrik e n t f e r n t ist. (2) Das Verbringen von Kohle innerhalb desselben Kohlenbergbauunternehmens von einem Zechengelände auf ein anderes Zechengelände oder in eine räumlich von der Zeche getrennt liegende Kokerei oder Brikettfabrik ist keine E n t f e r n u n g aus dem Betrieb im Sinne des Absatzes 1. Das gleiche gilt beim Verbringen von Kohle auf Kohlenlagerplätze (Halden), die zu dem Kohlenbergbauunternehmen gehören. Die Abgabeschuld e n t s t e h t in diesen Fällen erst mit der endgültigen E n t f e r n u n g der Kohle aus diesen Anlagen. §4 V e r b r a u c h innerhalb des Betriebes des Kohlenbergbauunternehmens ist jede Verwendung von Kohle innerhalb der Anlagen dieses Unternehmens (z.B. Hydrierwerk, Ziegelei). §5 Zechenselbstverbrauch ist die Verwendung von Kohle zu dem Zweck, den Zechenbetrieb einschließlich seiner Neben- und Hilfsbetriebe (z. B. Kokereien, Brikettfabriken, Kohlenaufbereitungsanlagen, Schlossereien, Schmieden, Verwaltungsgebäude) a u f r e c h t zu erhalten. Als Zechenselbstverbrauch gilt die Verwendung von Kohle in Elektrizitätswerken, die zum Kohlenbergbauunternehmen gehören, auch dann, wenn der daraus gewonnene Strom nicht ausschließlich dem Zechenbetrieb dient.

§6 (1) D e p u t a t k o h l e ist Kohle, die Kohlenbergbauunternehmen an ihre Angestellten u n d Arbeiter f ü r den eigenen Verbrauch und den Verbrauch ihrer Familien entgeltlich oder unentgeltlich abgeben, soweit den Angestellten u n d Arbeitern hierauf auf Grund des Tarifvertrages oder, wo ein solcher nicht besteht, auf Grund des schriftlichen Dienstvertrages oder auf Grund der örtlichen Gewohnheiten ein Anspruch zusteht. (2) D e p u t a t k o h l e ist auch Kohle, die Kohlenbergbauunternehmen a n Pensionäre oder Invaliden sowie an Witwen oder Waisen abgeben, soweit diesen aus einem früheren Arbeitsverhältnis zu einem Kohlenbergbauunternehmen oder als Ausfluß des Arbeitsverhältnisses eines verstorbenen Belegschaftsmitgliedes ein Anspruch darauf zusteht. (3) Kohle, die von Kohlenbergbauunternehmen an Angestellte u n d Arbeiter ihrer Gemeinschaftsunternehmen oder ihrer Zwischenunternehmen (z.B. K n a p p s c h a f t e n , Berufsgenossenschaften, Schachtbaufirmen, Tiefbohrgesellschaften) geliefert wird, gilt nicht als Deputatkohle im Sinne des § 1 Abs. 5 Buchstabe b des Gesetzes. Das gleiche gilt f ü r Kohle, die an Angestellte und Arbeiter eines dem Kohlenbergbauunternehmen angeschlossenen, nicht auf die Gewinnung von Kohle gerichteten Betriebes (z.B. H ü t t e n w e r k , Hydrierwerk) abgegeben wird. §7 (1) Das Kohlenbergbauunternehmen h a t die Kohlenmengen, f ü r die in einem Monat eine Abgabeschuld entstanden ist, bis zum f ü n f z e h n t e n Tag des nächsten Monats dem f ü r den Sitz des Bergbauunternehmens örtlich zuständigen H a u p t z o l l a m t zur Fests e t z u n g der Abgabe mit einem Vordruck nach Muster 1 in doppelter Ausfertigung anzumelden. W e n n in einem Monat keine abgabepflichtige Kohle aus dem Betrieb enti e r n t oder innerhalb des Betriebes v e r b r a u c h t worden ist, h a t das Kohlenbergbauuntern e h m e n dies d e m H a u p t z o l l a m t zu demselben Zeitpunkt anzuzeigen.

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Bergarbeiterwohnungsb.-VO

26a

(2) Der Abgabeschuldner errechnet in der Anmeldung den nach § 1 Abs. 3 des Gesetzes zu entrichtenden Abgabebetrag. Er kann in der Anmeldung auf einen Abgabebescheid und die Einlegung eines Rechtsmittels verzichten, wenn die Abgabeschuld seinen Angaben entsprechend festgesetzt wird.

§8 (1) Das Kohlenbergbauunternehmen hat die Abgabe bis zum zwanzigsten Tag des Monats, der auf den Monat folgt, in dem die Abgabeschuld entstanden ist, bei der Zollkasse des zuständigen Hauptzollamts oder bei der Bundeshauptkasse einzuzahlen. (2) Zahlungsaufschub ist unzulässig. §9 Im Falle des § 1 Abs. 1 Abs. 6 des Gesetzes sind die auf Grund dieser Verordnung für das Kohlenbergbauunternehmen bestehenden Verpflichtungen von der Kohlenverkaufsorganisation zu erfüllen. Diese haftet für die Abführung der Abgabe. § 10 (1) Das Hauptzollamt hat die Anmeldung (§ 7 Abs. 1) in ein Anmeldungsbuch nach Muster 2 einzutragen, in dem jedes Kohlenbergbauunternehmen oder jede Kohlenverkaufsorganisation eine besondere Abteilung erhält. (2) Das Hauptzollamt prüft die Anmeldung und setzt den Abgabebetrag auf der Anmeldung fest, wenn der festzusetzende Betrag mit dem angemeldeten übereinstimmt und der Abgabeschuldner auf einen Abgabebescheid und die Einlegung eines Rechtsmittels verzichtet hat. Wenn nach dem Ergebnis der Prüfung der Abgabebetrag abweichend von der Anmeldung festzusetzen ist, erteilt das Hauptzollamt dem Abgabeschuldner einen Abgabebescheid.

§ " (1) Das Hauptzollamt hat eine Ausfertigung der Anmeldung (§ 7 Abs. 1) an die zuständige Oberfinanzdirektion weiterzuleiten. Die Oberfinanzdirektion veranlaßt die Nachprüfung der Anmeldung durch die für die Umsatzsteuer zuständigen Buchund Betriebsprüfer. Das Ergebnis der Nachprüfung ist dem Hauptzollamt mitzuteilen. (2) Wenn die Nachprüfung ergibt, daß eine zu geringe Kohlenmenge zur Abgabeentrichtung angemeldet worden ist, so fordert das Hauptzollamt den Unterschiedsbetrag von dem Abgabeschuldner durch Abgabebescheid nach. Der Unterschiedsbetrag ist binnen einer Woche nach Zustellung des Abgabebescheides bei der Zollkasse des zuständigen Hauptzollamts oder bei der Bundeshauptkasse einzuzahlen. Hat der Abgabeschuldner die Abgabe für größere Mengen entrichtet, als nach dem Ergebnis der Nachprüfung abgabepflichtig geworden sind, so ist der überzahlte Betrag bei der nächsten Zahlung anzurechnen.

§ 12 Der Bundesminister der Finanzen teilt dem Bundesminister für Wohnungsbau die Höhe der im abgelaufenen Monat eingezahlten Abgabebeträge mit und stellt ihm gleichzeitig Mittel in dieser Höhe zur Verfügung. § 13 (1) Der Bundesminister für Wohnungsbau veranlaßt die Auszahlung der ihm zur Verfügung gestellten Mittel (§ 12) an die Treuhandstellen. Die Treuhandstellen haben mit dem Bundesminister für Wohnungsbau einen Treuhandvertrag abzuschließen. 50

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Bundesrecht

(2) Werden die Mittel nicht ihrer Zweckbestimmung entsprechend verwendet, so kann der Bundesminister für Wohnungsbau die Zuweisung von weiteren Mitteln an die betreffende Treuhandstelle einstellen. In diesem Fall hat er nach Maßgabe des § 11 des Gesetzes über die Verwendung dieser Mittel zu entscheiden. §14 Diese Rechtsverordnung gilt nach § 14 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) in Verbindung mit § 24a des Gesetzes auch im Land Berlin. § 15 (1) Diese Rechtsverordnung tritt mit Wirkung vom 1. November 1954 in Kraft. (2) Mit dem gleichen Zeitpunkt tritt die Verordnung über die Erhebung der Abgabe zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau und über die Weiterleitung des Aufkommens aus dieser Abgabe vom 30. Oktober 1951 (Bundesgesetzbl. I 5. 879) außer Kraft. H i n w e i s : Gesetz über die Einbringung der Steinkohlenbergwerke im Saarland v. 27. 7.1957 — A n h . M 1 7 .

27. Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz) Vom 27. Juli 1957 (BGBl. I S. 1110) i.d.F. d. Ges. v. 14. 2. 1949 (BGBl. I S. 37) — (BGBl. I I I — 75) (Auszug) Vorbemerkung: Das Wasserhaushaltsgesetz ist ein Rahmengesetz (Art. 75 GG). Die Länder sind daneben zur Regelung der Einzelfragen berechtigt. Neue Wassergesetze sind in allen Ländern außer in Bayern, Bremen und Nordrhein-Westfalen erlassen worden. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben Übergangsgesetze erlassen (Bayern: Ges. v. 22. 2. 1960 — GVB1. S. 15 —; Nordrhein-Westfalen: Ges. v. 24. 2. 1960 — GVB1. S. 17). Danach gelten die alten Wassergesetze noch fort, soweit sie dem Wasserhaushaltgesetz nicht widersprechen. Mit dieser Einschränkung gilt daher noch in Bayern das Wassergesetz vom 23. 3. 1907 (BayBS II S. 471) und die Bekanntmachung vom 3. 12. 1907 (BayBS II S. 490), in Nordrhein-Westfalen das Preußische Wassergesetz vom 7. 4. 1913 (GS S. 53). In den übrigen Ländern (außerBremen) wurden folgende Wassergesetze neu erlassen: Baden-Württemberg Wassergesetz vom 25. 2. 1960 (GVBl.'S. 17) — A n h . D II 5. Berlin Wassergesetz vom 23. 2. 1960 (GVB1. S. 133) Hamburg Wassergesetz vom 20. 6. 1960 (GVB1. S. 335) Hessen Wassergesetz vom 6. 7. 1960 (GVB1. S. 69) — Anh. H II 6. Niedersachsen Wassergesetz vom 7. 7. 1960 (GVB1. S. 105) — Anh. J II 6. Rheinland-Pfalz Wassergesetz vom 1. 8. 1960 (GVB1. S. 153) — A n h . L II 2. Saarland Wassergesetz vom 28. 6. 1960 (ABl. S. 511) — Anh. M II 4. Schleswig-Holstein Wassergesetz vom 25. 2. 1960 (GVB1. A S. 39) — Anh. N II 1. Über die Rechte des Berg Werkseigentümers zur Benutzung der Gewässer vgl. Überblick I vor Art. 203. 786

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Literaturnachweis Kolb, Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts, 1958. Witzel, Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz), 1958. Weller, Bergbau und Wasser in rechtlicher Sicht, Bergbau, 1960, 164. Nebel, Die Bedeutung des Niedersächsischen Wassergesetzes für den Bergbau, ZfB 101, 349 (1960). Engelhardt, Die Neuordnung der Wassergesetzgebung und die Änderungen der Gewerbeordnung in ihren Auswirkungen auf den Bergbau, Glückauf 1960, S. 25. Einleitende B e s t i m m u n g § 1 Sachlicher Geltungsbereich (1) Dieses Gesetz gilt für folgende Gewässer: 1. Das ständig oder zeitweilig in Betten fließende oder stehende oder aus Quellen wild abfließende Wasser (oberirdische Gewässer), 2. das Grundwasser. (2) Die Länder können kleine Gewässer von wasserwirtschaftlich untergeordneter Bedeutung sowie Quellen, die zu Heilquellen erklärt worden sind, von den Bestimmungen dieses Gesetzes ausnehmen. Dies gilt nicht für § 22. Erster Teil:

Gemeinsame Bestimmungen

für die Gewässer

§2 Grundsatz (1) Eine Benutzung der Gewässer bedarf der behördlichen Erlaubnis (§ 7) oder Bewilligung (§ 8), soweit sich nicht aus den Bestimmungen dieses Gesetzes oder aus den im Rahmen dieses Gesetzes erlassenen landesrechtlichen Bestimmungen etwas anderes ergibt. (2) Die Erlaubnis und die Bewilligung geben kein Recht auf Zufluß von Wasser bestimmter Menge und Beschaffenheit. Unbeschadet des § 11 berühren sie nicht privatrechtliche Ansprüche auf Zufluß von Wasser bestimmter Menge und BeschaSenheit. §3 Benutzungen Benutzungen im Sinne dieses Gesetzes sind 1. Entnehmen und Ableiten von Wasser aus oberirdischen Gewässern, 2. Aufstauen und Absenken von oberirdischen Gewässern, 3. Entnehmen fester Stoffe aus oberirdischen Gewässern, soweit dies auf den Zustand des Gewässers oder auf den Wasserabfluß einwirkt, 4. Einbringen und Einleiten von Stoffen in oberirdische Gewässer, 5. Einleiten von Stoffen in das Grundwasser, 6. Entnehmen, Zutagefördern, Zutageleiten und Ableiten von Grundwasser. (2) Als Benutzungen gelten auch folgende Einwirkungen: 1. Aufstauen, Absenken und Umleiten von Grundwasser durch Anlagen, die hierzu bestimmt oder hierfür geeignet sind, ßo*

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2. Maßnahmen, die geeignet sind, dauernd oder in einem nicht nur unerheblichen Ausmaß schädliche Veränderungen der physikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit des Wassers herbeizuführen. (3) Maßnahmen, die der Unterhaltung oder dem Ausbau eines oberirdischen Gewässers dienen, sind keine Benutzungen. §4 Benutzungsbedingungen und Auflagen (1) Die Erlaubnis und die Bewilligung können unter Festsetzung von Benutzungsbedingungen und Auflagen erteilt werden. Auflagen sind auch zulässig, um nachteilige Wirkungen für andere zu verhüten oder auszugleichen. (2) Durch Auflagen können ferner insbesondere 1. Maßnahmen zur Beobachtung oder zur Feststellung des Zustandes vor der Benutzung und von Beeinträchtigungen und nachteiligen Wirkungen durch die Benutzung angeordnet, 2. die Bestellung verantwortlicher Betriebsbeauftragter vorgeschrieben, 3. dem Unternehmer angemessene Beiträge zu den Kosten von Maßnahmen auferlegt werden, die eine Körperschaft des öffentlichen Rechts trifft oder treffen wird, um eine mit der Benutzung verbundene Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit zu verhüten oder auszugleichen. §5 Vorbehalt Die Erlaubnis und die Bewilligung stehen unter dem Vorbehalt, daß nachträglich 1. zusätzliche Anforderungen an die Beschaffenheit einzubringender oder einzuleitender Stoffe gestellt, 2. Maßnahmen für die Beobachtung der Wasserbenutzung und ihrer Folgen angeordnet, 3. Maßnahmen für eine mit Rücksicht auf den Wasserhaushalt gebotene sparsame Verwendung des Wassers angeordnet werden können. Wird das Wasser auf Grund einer Bewilligung benutzt, so müssen die Maßnahmen nach Nummer 2 und 3 wirtschaftlich gerechtfertigt und mit der Benutzung vereinbar sein.

§6

Versagung Die Erlaubnis und die Bewilligung sind zu versagen, soweit von der beabsichtigten Benutzung eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere eine Gefährdung der öffentlichen Wasserversorgung, zu erwarten ist, die nicht durch Auflagen oder durch Maßnahmen einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (§ 4 Abs. 2 Nr. 3) verhütet oder ausgeglichen wird. §7 Erlaubnis Die Erlaubnis gewährt die widerrufliche Befugnis, ein Gewässer zu einem bestimmten Zweck in einer nach Art und Maß bestimmten Weise zu benutzen; sie kann befristet werden.

§8

Bewilligung (1) Die Bewilligung gewährt das Recht, ein Gewässer in einer nach Art und Maß bestimmten Weise zu benutzen. Sie gewährt nicht das Recht, Gegenstände, die einem 788

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anderen gehören, oder Grundstücke und Anlagen, die im Besitz eines anderen stehen, in Gebrauch zu nehmen. (2) Die Bewilligung darf nur erteilt werden, wenn 1. dem Unternehmer die Durchführung seines Vorhabens ohne eine gesicherte Rechtsstellung nicht zugemutet werden kann und 2. die Benutzung einem bestimmten Zweck dient, der nach einem bestimmten Plan verfolgt wird. (3) Ist zu erwarten, daß die Benutzung auf das Recht eines anderen nachteilig einwirkt und erhebt der Betroffene Einwendungen, so darf die Bewilligung nur erteilt werden, wenn die nachteiligen Wirkungen durch Auflagen verhütet oder ausgeglichen werden. Ist dies nicht möglich, so darf die Bewilligung gleichwohl aus Gründen des Wohls der Allgemeinheit erteilt werden; der Betroffene ist zu entschädigen. (4) Die Länder können weitere Fälle bestimmen, in denen nachteilige Wirkungen einen anderen zu Einwendungen berechtigen. In diesen Fällen gilt Absatz 3 entsprechend; jedoch können die Länder bestimmen, daß die Bewilligung auch erteilt werden darf, wenn der aus der beabsichtigten Benutzung zu erwartende Nutzen den für den Betroffenen zu erwartenden Nachteil erheblich übersteigt. (5) Die Bewilligung wird für eine bestimmte angemessene Frist erteilt, die in besonderen Fällen dreißig Jahre überschreiten darf. (6) Die Bewilligung geht mit der Wasserbenutzungsanlage oder, wenn sie für ein Grundstück erteilt ist, mit diesen auf den Rechtsnachfolger über, soweit bei der Erteilung nichts anderes bestimmt ist.

§9

Bewilligungsverfahren Die Bewilligung kann nur in einem förmlichen Verfahren erteilt werden. Das Verfahren muß gewährleisten, daß die Betroffenen und die beteiligten Behörden Einwendungen geltend machen können. § 10 Nachträgliche Entscheidungen (1) Hat ein Betroffener (§ 8 Abs. 3 und 4) gegen die Erteilung der Bewilligung Einwendungen erhoben und läßt sich zur Zeit der Entscheidung nicht feststellen, ob und in welchem Maße nachteilige Wirkungen eintreten werden, so ist die Entscheidung über die deswegen festzusetzenden Auflagen und Entschädigungen einem späteren Verfahren vorzubehalten. (2) Konnte der Betroffene nachteilige Wirkungen während des Verfahrens nach § 9 nicht voraussehen, so kann er verlangen, daß dem Unternehmer nachträglich Auflagen gemacht werden. Können die nachteiligen Wirkungen durch nachträgliche Auflagen nicht verhütet oder ausgeglichen werden, so ist der Betroffene zu entschädigen. Der Antrag ist nur innerhalb einer Frist von drei Jahren nach dem Zeitpunkt zulässig, zu dem der Betroffene von den nachteiligen Wirkungen der Benutzung Kenntnis erhalten hat; er ist ausgeschlossen, wenn nach der Herstellung des der Bewilligung entsprechenden Zustandes dreißig Jahre verstrichen sind.

§ "

Ausschluß von Ansprüchen (1) Wegen nachteiliger Wirkungen einer bewilligten Benutzung kann der Betroffene (§ 8 Abs. 3 und 4) gegen den Inhaber der Bewilligung keine Ansprüche geltend machen, die auf die Beseitigung der Störung, auf die Unterlassung der Benutzung, auf die Her789

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Stellung von Schutzeinrichtungen oder auf Schadensersatz gerichtet sind. Hierdurch werden Schadensersatzansprüche wegen nachteiliger Wirkungen nicht ausgeschlossen, die darauf beruhen, daß der Inhaber der Bewilligung angeordnete Auflagen nicht erfüllt hat. (2) Absatz 1 Satz 1 gilt nicht für vertragliche Ansprüche. § 12 Beschränkung und Rücknahme der Bewilligung (1) Die Bewilligung kann, soweit dies nicht schon nach § 5 ohne Entschädigung zulässig ist, gegen Entschädigung beschränkt oder zurückgenommen werden, wenn von der uneingeschränkten Fortsetzung der Benutzung eine erhebliche Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit, insbesondere der öffentlichen Wasserversorgung, zu erwarten ist. (2) Die Bewilligung kann ohne Entschädigung, soweit dies nicht schon nach § 5 zulässig ist, nur beschränkt oder zurückgenommen werden, wenn der Unternehmer 1. die Bewilligung auf Grund von Nachweisen, die in wesentlichen Punkten unrichtig oder unvollständig waren, erhalten hat und ihm die Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit bekannt war; 2. die Benutzung innerhalb einer ihm gesetzten angemessenen Frist nicht begonnen oder drei Jahre ununterbrochen nicht ausgeübt hat; 3. den Zweck der Benutzung so geändert hat, daß er mit dem Plan (§ 8 Abs. 2 Nr. 2) nicht mehr übereinstimmt; 4. trotz einer mit der Androhung der Rücknahme verbundenen Warnung wiederholt die Benutzung über den Rahmen der Bewilligung hinaus erheblich ausgedehnt oder Benutzungsbedingungen oder Auflagen nicht erfüllt hat. § 13 Benutzung durch Verbände Wasser- und Bodenverbände und gemeindliche Zweckverbände bedürfen auch dann einer Erlaubnis oder einer Bewilligung, wenn sie ein Gewässer im Rahmen ihrer satzungsmäßigen Aufgaben über die nach diesem Gesetz erlaubnisfreie Benutzung hinaus benutzen wollen. Dies gilt nicht, soweit ein altes Recht oder eine alte Befugnis besteht oder soweit beim Inkrafttreten dieses Gesetzes für Einzelvorhaben durch besondere gesetzliche Vorschrift Abweichendes bestimmt ist. §14 Planfeststellungen und bergrechtliche Betriebspläne (1) Wird für ein Vorhaben, mit dem die Benutzung eines Gewässers verbunden ist, ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt, so entscheidet die Planfeststellungsbehörde über die Erteilung der Erlaubnis oder der Bewilligung. (2) Sieht ein bergrechtlicher Betriebsplan die Benutzung von Gewässern vor, so entscheidet die Bergbehörde 1 über die Erteilung der Erlaubnis. (3) Die Entscheidung ist im Einvernehmen mit der für das Wasser zuständigen Behörde zu treffen; bei Planfeststellungen durch Bundesbehörden ist die für das Wasser zuständige Behörde zu hören. (4) Über die Beschränkung oder Rücknahme einer nach Absatz 1 erteilten Erlaubnis oder Bewilligung entscheidet auf Antrag der für das Wasser zuständigen Behörde 790

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die Planfeststellungsbehörde; sie trifft auch nachträgliche Entscheidungen (§ 10). Absatz 3 ist entsprechend anzuwenden. (5) F ü r die Beschränkung oder die Rücknahme einer nach Absatz 2 erteilten Erlaubnis gilt Absatz 4 sinngemäß. 1. Welche Bergbehörde, richtet sich nach Landesrecht. § 15 Alte Rechte und alte Befugnisse (1) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung ist, soweit die Länder nichts anderes bestimmen, nicht erforderlich f ü r Benutzungen 1. auf Grund von Rechten, die nach den Landeswassergesetzen erteilt oder durch sie aufrechterhalten worden sind, 2. auf Grund von Bewilligungen nach § 1 Abs. 1 Satz 1 der Verordnung über Vereinfachungen im Wasser- und Wasserverbandrecht vom 10. Februar 1945 (Reichsgesetzblatt I S. 29), 3. auf Grund einer nach der Gewerbeordnung erteilten Anlagegenehmigung zu deren Ausübung bei Verkündung dieses Gesetzes oder zu einem anderen von den Ländern zu bestimmenden Zeitpunkt rechtmäßige Anlagen vorhanden sind. (2) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung ist ferner nicht erforderlich f ü r Benutzungen auf Grund gesetzlich geregelter Planfeststellungsverfahren oder auf Grund hoheitlicher Widmungsakte f ü r Anlagen des öffentlichen Verkehrs, zu deren Ausübung bei Verkündung dieses Gesetzes rechtmäßige Anlagen vorhanden sind. (3) Die Länder können andere in einem förmlichen Verfahren auf Grund der Landeswassergesetze zugelassene Benutzungen den in Absatz 1 genannten Benutzungen gleichstellen. (4) Die in den Absätzen 1 bis 3 bezeichneten Rechte und Befugnisse (alte Rechte und alte Befugnisse) können gegen Entschädigung beschränkt oder aufgehoben werden, soweit von der Fortsetzung der Benutzung eine erhebliche Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit zu erwarten ist. Sie können ohne Entschädigung beschränkt oder aufgehoben werden, soweit dies nach dem beim I n k r a f t t r e t e n dieses Gesetzes geltenden Rechts zulässig war.

§ 16 Anmeldung alter Rechte und alter Befugnisse (1) Alte Rechte und alte Befugnisse sind, soweit sie bekannt sind, von Amts wegen in das Wasserbuch einzutragen. (2) Die Inhaber alter Rechte und alter Befugnisse können öffentlich aufgefordert werden, sie binnen einer Frist von drei Jahren nach der öffentlichen Aufforderung zur Eintragung in das Wasserbuch anzumelden. Alte Rechte und alte Befugnisse, die bis zum Ablauf dieser Frist weder bekanntgeworden noch angemeldet worden sind, erlöschen zehn J a h r e nach der öffentlichen Aufforderung, soweit sie nicht bereits vor Ablauf dieser Frist aus anderen Rechtsgründen erloschen sind; auf diese Rechtsfolge ist in der öffentlichen Aufforderung hinzuweisen. Auf Rechte, die im Grundbuch eingetragen sind, findet Satz 2 keine Anwendung. (3) Dem früheren Inhaber eines nach Absatz 2 Satz 2 erloschenen alten Rechtes ist auf seinen Antrag eine Bewilligung im Umfang dieses Rechtes zu erteilen, soweit die gesetzlichen Voraussetzungen f ü r die Erteilung einer Bewilligung vorliegen. (4) Wer durch Naturereignisse oder andere unabwendbare Zufälle gehindert ist, die Frist des Absatzes 2 Satz 1 einzuhalten, k a n n die Anmeldung binnen einer Frist von drei Monaten nach Beseitigung des Hindernisses nachholen. 791

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Bundesrecht § 17 Andere alte Benutzungen

(1) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung wird erst n a c h Ablauf von fünf J a h r e n seit dem I n k r a f t t r e t e n dieses Gesetzes erforderlich f ü r Benutzungen, die über die nach diesem Gesetz erlaubnisfreie B e n u t z u n g hinausgehen, soweit sie beim I n k r a f t t r e t e n dieses Gesetzes 1. auf Grund eines Rechtes oder einer Befugnis der in § 15 Abs. 1 und 2 gen a n n t e n Art ausgeübt werden d u r f t e n , ohne d a ß zu dem dort genannten Zeitpunkt rechtmäßige Anlagen vorhanden waren, oder 2. auf Grund eines anderen Rechtes oder in sonst zulässiger Weise ausgeübt werden d u r f t e n ; f ü r Benutzungen, die n u r mittels Anlagen ausgeübt werden können, gilt dies nur, wenn zu dem in § 15 Abs. 1 genannten Z e i t p u n k t rechtmäßige Anlagen vorhanden waren. Ist eine Erlaubnis oder eine Bewilligung vor Ablauf der fünf J a h r e b e a n t r a g t worden, so darf die B e n u t z u n g bis zum E i n t r i t t der R e c h t s k r a f t der Entscheidung über den A n t r a g fortgesetzt werden. (2) I n den Fällen des Absatzes 1 ist dem I n h a b e r eines Rechtes auf seinen fristgemäß gestellten Antrag eine Bewilligung im U m f a n g seines Rechtes zu erteilen; § 6 bleibt u n b e r ü h r t . Der Anspruch auf eine Bewilligung nach Satz 1 besteht nicht, soweit n a c h dem bei I n k r a f t t r e t e n dieses Gesetzes geltenden R e c h t die A u f h e b u n g oder Beschränkung des Rechtes ohne Entschädigung zulässig war. (3) Wird in den Fällen des Absatzes 2 auf Grund des § 6 eine Bewilligung versagt oder nur in beschränktem U m f a n g erteilt, so steht dem Berechtigten ein Anspruch auf Entschädigung zu. Dies gilt nicht, soweit n a c h dem beim I n k r a f t t r e t e n dieses Gesetzes geltenden Recht die Aufhebung oder die Beschränkung des Rechtes ohne Entschädigung zulässig war. § 18 Ausgleich von Rechten u n d Befugnissen Art, Maß u n d Zeiten der Ausübung von Erlaubnissen, Bewilligungen, alten Rechten u n d alten Befugnissen können auf Antrag eines Beteiligten oder von A m t s wegen in einem Ausgleichsverfahren geregelt oder beschränkt werden, wenn das Wasser nach Menge u n d Beschaffenheit nicht f ü r alle Benutzungen ausreicht oder sich diese beeinträchtigen u n d wenn das Wohl der Allgemeinheit, insbesondere die öffentliche Wasserversorgung, es erfordert. I n diesem Verfahren können auch Ausgleichszahlungen festgesetzt werden. § 19 Wasserschutzgebiete (1) Soweit es das Wohl der Allgemeinheit erfordert, 1. Gewässer im Interesse der öffentlichen Wasserversorgung vor nachteiligen Einwirkungen zu schützen oder 2. das Grundwasser anzureichern oder 3. das schädliche Abfließen von Niederschlagwasser zu verhüten, können Wasserschutzgebiete festgesetzt werden. (2) I n den Wasserschutzgebieten können 1. b e s t i m m t e H a n d l u n g e n verboten oder f ü r nur beschränkt zulässig erklärt werden und 2. die Eigentümer u n d Nutzungsberechtigten von Grundstücken zur Duldung bestimmter M a ß n a h m e n verpflichtet werden. Dazu gehören auch Maßn a h m e n zur Beobachtung des Gewässers und des Bodens. 792

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WHG

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(3) Stellt eine Anordnung nach Absatz 2 eine Enteignung dar, so ist dafür Entschädigung zu leisten; für die Beschränkung einer Bewilligung gilt § 12, für die Beschränkung eines alten Rechtes gilt § 15 Abs. 4. (4) Die Festsetzung eines Wasserschutzgebietes bedarf eines förmlichen Verfahrens. §20 Entschädigung (1) Eine nach diesem Gesetz zu leistende Entschädigung hat den eintretenden Vermögensschaden angemessen auszugleichen. Soweit zur Zeit der die Entschädigungspflicht auslösenden behördlichen Verfügung Nutzungen gezogen werden, ist von dem Maß ihrer Beeinträchtigung auszugehen; hat der Entschädigungsberechtigte Maßnahmen getroffen, um die Nutzungen zu steigern, und ist nachgewiesen, daß die Maßnahmen die Nutzungen nachhaltig gesteigert hätten, so ist dies zu berücksichtigen. Außerdem ist eine infolge der behördlichen Verfügung eingetretene Minderung des gemeinen Werts von Grundstücken zu berücksichtigen, soweit sie nicht nach Satz 2 bereits berücksichtigt ist. (2) Soweit nicht gesetzlich wasserwirtschaftliche oder andere Maßnahmen als Entschädigung zugelassen werden, ist die Entschädigung in Geld festzusetzen. §21 Überwachung der Benutzung (1) Wer ein Gewässer über den Gemeingebrauch hinaus benutzt, ist verpflichtet, eine behördliche Überwachung zu dulden. Er hat zur Prüfung, ob sich die Benutzung in dem zulässigen Rahmen hält, ein Betreten von Grundstücken zu gestatten; das Grundrecht des Artikels 13 des Grundgesetzes auf Unverletzlichkeit der Wohnung wird insoweit eingeschränkt. E r hat ferner zu dem gleichen Zweck die der Ausübung der Benutzung dienenden Anlagen und Einrichtungen zugänglich zu machen, die erforderlichen Arbeitskräfte, Unterlagen und Werkzeuge zur Vergügung zu stellen und technische Ermittlungen und Prüfungen zu dulden. (2) Die Vorschriften des §§ 175, 179, 188 Abs. 1 und 189 der Reichsabgabenordnung vom 22. Mai 1931 (Reichsgesetzbl. I S. 161) über Beistands- und Anzeigepflicht gegenüber den Finanzämtern gelten insoweit nicht für die zur Überwachung nach Absatz 1 zuständige Behörde. §22 Haftung für Änderungen der Beschaffenheit des Wassers (1) Wer in ein Gewässer Stoöe einbringt, oder einleitet oder wer auf ein Gewässer derart einwirkt, daß die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit des Wassers verändert wird, ist zum Ersatz des daraus einem anderen entstehenden Schadens verpflichtet. Haben mehrere die Einwirkungen vorgenommen, so haften sie als Gesamtschuldner. (2) Gelangen aus einer Anlage, die bestimmt ist, Stoffe herzustellen, zu verarbeiten, zu lagern, abzulagern, zu befördern oder wegzuleiten, derartige Stoffe in ein Gewässer, ohne in dieses eingebracht oder eingeleitet zu sein, so ist der Inhaber der Anlage zum Ersatz des daraus einem anderen entstehenden Schadens verpflichtet; Absatz 1 Satz 2 gilt entsprechend. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch höhere Gewalt verursacht ist. (3) Kann ein Anspruch auf Ersatz des Schadens gemäß § 11 nicht geltend gemacht werden, so ist der Betroffene nach § 10 Abs. 2 zu entschädigen. Der Antrag ist auch nach Ablauf der Frist von dreißig Jahren zulässig. 1. Vgl. auch Anm. 2b 2 zu Art. 206. 793

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Bundesrecht Zweiter Teil:

Beatimmungen

Erster Abschnitt:

für oberirdische

Gewässer

Erlaubnisfreie B e n u t z u n g e n §23

Gemeingebrauch (1) Jedermann darf oberirdische Gewässer in einem Umfang benutzen, wie dies nach Landesrecht als Gemeingebrauch gestattet ist, soweit nicht Rechte anderer entgegenstehen und soweit Befugnisse oder der Eigentümer- oder Anliegergebrauch anderer dadurch nicht beeinträchtigt werden. (2) Die Länder können das Einleiten von Abwasser in ein Gewässer als Gemeingebrauch nur insoweit zulassen, als dies nach dem beim Inkrafttreten dieses Gesetzes geltenden Recht als Gemeingebrauch zulässig war. §24 Eigentümer- und Anliegergebrauch (1) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung ist nicht erforderlich zur Benutzung eines oberirdischen Gewässers durch den Eigentümer oder den durch ihn Berechtigten für den eigenen Bedarf, wenn dadurch andere nicht beeinträchtigt werden, keine nachteilige Veränderung der Eigenschaft des Wassers, keine wesentliche Verminderung der Wasserführung und keine andere Beeinträchtigung des Wasserhaushalts zu erwarten sind. Die Länder können den Eigentümergebrauch ausschließen, soweit er bisher nicht zugelassen war. (2) Die Länder können bestimmen, daß die Eigentümer der an oberirdische Gewässer angrenzenden Grundstücke und die zur Nutzung dieser Grundstücke Berechtigten (Anlieger) sowie die Eigentümer der an Anliegergrundstücke angrenzenden Grundstücke und die zur Nutzung dieser Grundstücke Berechtigten (Hinterlieger) oberirdische Gewässer ohne Erlaubnis oder Bewilligung nach Maßgabe des Absatzes 1 benutzen dürfen. (3) An Bundeswasserstraßen und an sonstigen Gewässern, die der Schiffahrt dienen oder künstlich errichtet sind, findet ein Gebrauch nach Absatz 2 durch die Anlieger und Hinterlieger nicht statt. §25 Benutzung zu Zwecken der Fischerei Die Länder können bestimmen, daß für das Einbringen von Stoffen in oberirdische Gewässer zu Zwecken der Fischerei eine Erlaubnis oder eine Bewilligung nicht erforderlich ist. Zweiter Abschnitt:

Reinhaltung

§26 Einbringen, Lagern und Befördern von Stoffen (1) Feste Stoffe dürfen in ein Gewässer nicht zu dem Zweck eingebracht werden, sich ihrer zu entledigen. Schlammige Stoffe rechnen nicht zu den festen Stoffen. (2) Stoffe dürfen an einem Gewässer nur so gelagert oder abgelagert werden, daß eine Verunreinigung des Wassers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften oder des Wasserabflusses nicht zu besorgen ist. Das gleiche gilt für die Beförderung von Flüssigkeiten und Gasen durch Rohrleitungen. Weitergehende Verbotsvorschriften bleiben unberührt. 794

A n h . A II 27

WHG §27 Reinhalteordnungen

(1) Für oberirdische Gewässer oder Teile von solchen, die in ihrer physikalischen, chemischen oder biologischen Beschaffenheit durch das Zuführen von Stoffen — allein oder in Verbindung mit Wasserentnahmen oder anderen Maßnahmen — in erheblichem Maße schädlich verändert werden, können Reinhalteordnungen als Rechtsvorschriften oder als Verwaltungsvorschriften erlassen werden. Dasselbe gilt, wenn eine solche Veränderung zu erwarten ist. Die Reinhalteordnungen können insbesondere vorschreiben, 1. welchen Mindestanforderungen die Beschaffenheit des Wassers genügen soll, 2. welche Wassermengen je nach der Wasserführung insgesamt entnommen werden dürfen, 3. daß bestimmte Stoffe nicht zugeführt werden dürfen, 4. daß bestimmte Stoffe, die zugeführt werden, bestimmten Mindestanforderungen genügen müssen, 5. welche sonstigen Einwirkungen abzuwehren sind, durch die die Beschaffenheit des Wassers nachteilig beeinflußt werden kann. (2) Wird bei Erlaß einer Reinhalteordnung als Rechtsvorschrift bestimmt, daß die Reinhalteordnung auch auf bestehende Rechte und Befugnisse anzuwenden ist, so gilt sie gegenüber den Inhabern einer Erlaubnis, einer Bewilligung, eines alten Rechtes oder einer alten Befugnis erst, wenn diese Rechte und Befugnisse der Reinhalteordnung angepaßt worden sind; § 12 Abs. 1 und § 15 Abs. 4 bleiben unberührt. Auf Erlaubnisse und Bewilligungen, die in einem Planfeststellungsverfahren gemäß § 14 Abs. 1 erteilt worden sind, findet § 14 Abs. 4 Anwendung.

D r i t t e r A b s c h n i t t : Unterhaltung und Ausbau §28 Umfang der Unterhaltung (1) Die Unterhaltung eines Gewässers umfaßt die Erhaltung eines ordnungsmäßigen Zustandes für den Wasserabfluß und an schiffbaren Gewässern auch die Erhaltung der Schiffbarkeit. Die Länder können bestimmen, daß es zur Unterhaltung gehört, das Gewässer und seine Ufer auch in anderer wasserwirtschaftlicher Hinsicht in ordnungsmäßigem Zustand zu erhalten. (2) Für die Unterhaltung ausgebauter Gewässer gelten die Vorschriften über den Umfang der Unterhaltung insoweit, als nicht in einem Verfahren nach § 34 etwas anderes bestimmt wird oder Bundes- oder Landesrecht etwas anderes bestimmt. §29 Unterhaltungslast (1) Die Unterhaltung von Gewässern obliegt, soweit sie nicht Aufgaben von Gebietskörperschaften, von Wasser- und Bodenverbänden oder gemeinlichen Zweckverbänden ist, den Eigentümern der Gewässer, den Anliegern und denjenigen Eigentümern von Grundstücken und Anlagen, die aus der Unterhaltung Vorteile haben oder die die Unterhaltung erschweren. Die Länder können bestimmen, daß die Unterhaltung auch anderen Eigentümern von Grundstücken im Einzugsgebiet obliegt. Bestehende Verpflichtungen anderer zur Unterhaltung von Gewässerstrecken oder von Bauwerken im oder am Gewässer werden durch Satz 1 und durch eine nach Satz 2 ergehende Regelung 795

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Bundesrecht

nicht berührt. Die Länder bestimmen, in welcher Weise die Unterhaltungspflicht zu erfüllen ist; sie können für die Zeit bis zum 1. Januar 1965 die Unterhaltungslast abweichend regeln. (2) Wird die Unterhaltungspflicht nach Absatz 1 nicht oder nicht genügend erfüllt, so ist sicherzustellen, daß die jeweils erforderlichen Unterhaltungsarbeiten durch eine Gebietskörperschaft oder einen Wasser- und Bodenverband oder einen gemeindlichen Zweckverband ausgeführt werden. §30 Besondere Pflichten im Interesse der Unterhaltung (1) Soweit es zur ordnungsmäßigen Unterhaltung eines Gewässers erforderlich ist, haben die Anlieger und die Hinterlieger nach vorheriger Ankündigung zu dulden, daß die Unterhaltungspflichtigen oder deren Beauftragte die Grundstücke betreten, vorübergehend benutzen und aus ihnen Bestandteile für die Unterhaltung entnehmen, wenn diese anderweitig nur mit unverhältnismäßig hohen Kosten beschafft werden können. (2) Die Anlieger haben zu dulden, daß der zur Unterhaltung Verpflichtete die Ufer bepflanzt, soweit es für die Unterhaltung erforderlich ist. Sie können verpflichtet werden, die Ufergrundstücke in erforderlicher Breite so zu bewirtschaften, daß die Unterhaltung nicht beeinträchtigt wird; sie haben bei der Nutzung die Erfordernisse des Uferschutzes zu beachten. (3) Entstehen durch Handlungen nach Absatz 1 oder 2 Schäden, so hat der Geschädigte Anspruch auf Schadensersatz. §31 Ausbau (1) Die über die Unterhaltung hinausgehenden Maßnahmen zur Herstellung, Beseitigung oder wesentlichen Umgestaltung eines Gewässers oder seiner Ufer (Ausbau) bedürfen der vorherigen Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens. Deich- und Dammbauten, die den Hochwasserabfluß beeinflussen, stehen dem Ausbau gleich. Ein Ausbau kann ohne vorherige Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens genehmigt werden, wenn mit Einwendungen nicht zu rechnen ist. (2) In dem Verfahren sind Art und Ausmaß der Ausbaumaßnahmen und die Einrichtungen, die im öffentlichen Interesse oder zur Vermeidung nachteiliger Wirkungen auf Rechte anderer erforderlich sind, festzustellen sowie der Ausgleich von Schäden anzuordnen. (3) Erstreckt sich ein beabsichtigter Ausbau auf ein Gewässer, das der Verwaltung mehrerer Länder untersteht, und ist ein Einvernehmen über den Ausbauplan nicht zu erreichen, so soll der Bund auf Antrag eines beteiligten Landes zwischen den Ländern vermitteln. Vierter Abschnitt:

Überschwemmungsgebiete §32

Überschwemmungsgebiete Soweit es die Regelung des Wasserabflusses erfordert, sind die Gebiete, die bei Hochwasser überschwemmt werden, zu Überschwemmungsgebieten zu erklären. Für solche Gebiete sind Vorschriften zu erlassen, die den schadlosen Abfluß des Hochwassers sichern. 796

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WHG Dritter Teil. Bestimmungen

für das

Grundwasser

§33 Erlaubnisfreie Benutzungen (1) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung ist nicht erforderlich, für das Entnehmen, Zutagefördern, Zutageleiten oder Ableiten von Grundwasser 1. für den Haushalt, für den landwirtschaftlichen Hofbetrieb, für das Tränken von Vieh außerhalb des Hofbetriebes oder in geringen Mengen zu einem vorübergehenden Zweck, 2. zum Zweck der gewöhnlichen Bodenentwässerung landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzter Grundstücke. (2) Die Länder können allgemein oder für einzelne Gebiete bestimmen, daß 1. in den in Absatz 1 aufgeführten Fällen eine Erlaubnis oder eine Bewilligung erforderlich ist, 2. für das Entnehmen, Zutagefördern, Zutageleiten oder Ableiten von Grundwasser in geringen Mengen für gewerbliche Betriebe 1 sowie für die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft oder den Gartenbau über die in Absatz 1 bezeichneten Zwecke hinaus eine Erlaubnis oder eine Bewilligung nicht erforderlich ist. 1.

Hierzu gehört auch der Bergbau. §34 Reinhaltung

(1) Eine Erlaubnis oder eine Bewilligung für das Einleiten von Stoffen in das Grundwasser darf nur erteilt werden, wenn eine schädliche Verunreinigung des Grundwassers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften nicht zu besorgen ist. (2) Stoffe dürfen nur so gelagert oder abgelagert werden, daß eine schädliche Verunreinigung des Grundwassers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften nicht zu besorgen ist. Das gleiche gilt für die Beförderung von Flüssigkeiten und Gasen durch Rohrleitungen. §35 Erdaufschlüsse (1) Soweit die Ordnung des Wasserhaushalts es erfordert, haben die Länder zu bestimmen, daß Arbeiten, die über eine bestimmte Tiefe hinaus in den Boden eindringen, zu überwachen sind. (2) Wird unbefugt oder unbeabsichtigt Grundwasser erschlossen, so kann die Beseitigung der Erschließung angeordnet werden, wenn Rücksichten auf den Wasserhaushalt es erfordern. Vierter Teil:

Wasserwirtschaftliche

Rahmenpläne;

Wasserbuch

§36 Wasserwirtschaftliche Rahmenpläne (1) Um die für die Entwicklung der Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse notwendigen wasserwirtschaftlichen Voraussetzungen zu sichern, sollen für Flußgebiete oder Wirtschaftsräume oder für Teile von solchen wasserwirtschaftliche Rahmenpläne aufgestellt werden. Sie sind der Entwicklung fortlaufend anzupassen. 797

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Bundesrecht

(2) Ein wasserwirtschaftlicher Rahmenplan muß den nutzbaren Wasserschatz, die Erfordernisse des Hochwasserschutzes und die Reinhaltung der Gewässer berücksichtigen. Die wasserwirtschaftliche Rahmenplanung und die Erfordernisse der Raumordnung sind miteinander in Einklang zu bringen. (3) Wasserwirtschaftliche Rahmenpläne sind von den Ländern nach Richtlinien aufzustellen, die die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates erläßt. §37 Wasserbuch (1) Für die Gewässer sind Wasserbücher zu führen. (2) I n das Wasserbuch sind insbesondere einzutragen. 1. Erlaubnisse (§ 7), die nicht nur vorübergehenden Zwecken dienen, Bewilligungen (§ 8), alte Rechte und alte Befugnisse (§ 16), 2. Wasserschutzgebiete (§ 19), 3. Überschwemmungsgebiete (§ 32). Fünfter Teil:

Straf- und

Bußgeldbestimmungen

§38 Schädliche Verunreinigung eines Gewässers (1) Wer vorsätzlich 1. in ein Gewässer Stoffe unbefugt oder unter Nichtbefolgen einer Auflage einbringt oder einleitet und dadurch eine schädliche Verunreinigung des Gewässers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften bewirkt, 2. Stoffe so lagert oder ablagert oder Flüssigkeiten oder Gase durch Rohrleitungen so befördert, daß eine schädliche Verunreinigung eines Gewässers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften eintritt, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. (2) Wer die T a t fahrlässig begeht, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. §39 Gefährdung des Lebens oder der Gesundheit (1) Wer vorsätzlich eine der in § 38 bezeichneten Taten begeht und dadurch das Leben oder die Gesundheit anderer gefährdet, wird mit Gefängnis und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. (2) Wer die T a t fahrlässig begeht, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. §40 Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen (1) Wer ein Geschäfts- oder Betriebsgeheimnis, das ihm bei seiner Tätigkeit auf Grund dieses Gesetzes bekanntgeworden ist, unbefugt offenbart oder verwertet, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten und mit Geldstrafe oder mit einer dieser Strafen bestraft. (2) Handelt der Täter gegen Entgelt oder in der Absicht, sich oder einem anderen einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen oder jemandem einen Nachteil 798

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WHG

zuzufügen, so ist die Strafe Gefängnis bis zu zwei Jahren. Daneben kann auf Geldstrafe erkannt werden. (3) Die Absätze 1 und 2 gelten nur, soweit nicht in anderen Vorschriften eine schwerere Strafe angedroht ist. (4) Die Tat wird nur auf Antrag des Verletzten verfolgt. §41 Ordnungswidrigkeiten (1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig 1. unbefugt oder unter Nichtbefolgen einer Auflage Benutzungen im Sinne des § 3 ausübt oder den Vorschriften des § 26 oder des § 34 Abs. 2 zuwiderhandelt, 2. in einem Wasserschutzgebiet eine Handlung vornimmt, die nach einer Anordnung gemäß § 19 Abs. 2 Nr. 1 nicht zulässig ist, sofern die Anordnung ausdrücklich auf diese Bußgeldbestimmung verweist, 3. einer alsRechtsvorschrift erlassenen Reinhalteordnung zuwiderhandelt, sofern die Rechtsvorschrift ausdrücklich auf diese Bußgeldbestimmung verweist, 4. eine Unterlage nicht zur Verfügung stellt, obwohl er nach § 21 hierzu verpflichtet ist, oder 5. den Betrieb gewässerkundlicher Meßanlagen stört. (2) Die Ordnungswidrigkeit kann, wenn sie vorsätzlich begangen wird, mit einer Geldbuße bis zu zehntausend Deutsche Mark, wenn sie fahrlässig begangen wird, mit einer Geldbuße bis zu fünftausend Deutsche Mark geahndet werden. (3) Die Verfolgung einer Ordnungswidrigkeit verjährt in zwei Jahren. §42 Verletzung der Aufsichtspflicht (1) Wird eine durch § 41 mit Geldbuße bedrohte Handlung in einem Betrieb begangen, so kann gegen den Inhaber oder Leiter und, falls der Inhaber des Betriebes eine juristische Person oder eine Personengesellschaft des Handelsrechts ist, auch gegen diese eine Geldbuße bis zu zehntausend Deutsche Mark festgesetzt werden, wenn der Inhaber oder Leiter oder der zur gesetzlichen Vertretung Berechtigte vorsätzlich seine Aufsichtspflicht verletzt hat und der Verstoß hierauf beruht. (2) Ist die Aufsichtspflicht fahrlässig verletzt worden, so beträgt die Geldbuße höchstens fünftausend Deutsche Mark. Sechster

Teil:

Schlußbestimmungen

§43 Außer Kraft tretende Vorschriften §44 Anwendung in Berlin Dieses Gesetz gilt nach Maßgabe des § 13 Abs. 1 des Dritten Überleitungsgesetzes vom 4. Januar 1952 (Bundesgesetzbl. I S. 1) auch im Land Berlin. §45 Inkrafttreten Dieses Gesetz tritt am 1. März 1960 in Kraft. 799

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Bundesrecht

28. Sozialgerichtsgesetz (SGG) i.d,F. v. 23. August 1958 (BGBl. I S. 613) und i.d.F. d. Ges. v. 16. Mai 1960 (BGBl. I S. 305) B G B l . I I I — 33 (Auszug) Vorbemerkungen Vgl. auch folgende landesrechtliche Vorschriften: 1. Baden-Württemberg: Ausf.Ges. v. 21. Dezember 1953 (GBl. S. 235); Bayern: AGSGG v. 21. Dezember 1953 ( B a y B S I V S. 646) i . d . F . d. Ges. v. 12. NovembeJ 1958 (GVB1. S. 332); Berlin: Ausf.Ges. v. 22. Januar 1953 (GVB1. S. 1521) i . d . F . d. Ges. v. 28.Oktober 1954 (GVB1. S. 617) Bremen: Ges. v. 16. Oktober 1953 (GBl. S. 107) i.d.F. d. Ges. v. 20. Dezember 195s (GBl. S. 161); vgl. auch unter 2 und 3; Hamburg: Ausf.Ges. v. 16. Oktober 1953 (GVB1. I S. 295) Hessen: Ausf.Ges. v. 22. Dezember 1953 (GVB1. S. 204) i . d . F . d. Ges. v. 14. 3. 1956 (GVB1. S. 90) u. v. 14. Februar 1957 (GVB1. S. 13); vgl. auch unter 3. Niedersachsen: Ausf. Ges. v. 24. November 1953 (GVB1. S. 451); vgl. auch unter 2 und 3 ; Nordrhein-Westfalen: Ausf.Ges. v. 8. Dezember 1953 (GS.NW S. 541), 2. Ausf.Ges. v. 29. November 1955 (GS.NW. S. 542), 3. Ausf.Ges. v. 22. April 1959 (GVB1. S. 85); Rheinland-Pfalz: Ges. v. 16. Dezember 1953 (GVB1. S. 139), Ausf.Ges. v. 2. Oktober 1954 (GVB1. S. 115); AVOSGG v. 26. Februar 1954 (GVB1. S. 25); Saarland: Einf.Ges. v. 18. Juni 1958 (ABl. S. 1224) u. Ausf.Ges. dazu v. 18. J u n i 1958 (ABl. S. 1225); Erl. v. 19. Dezember 1958 (ABl. S. 1536); Schleswig-Holstein: Ausf.Ges. i.d.F. v. 16. Juli 1957 (GVB1. S. 113) u. Ges. v. 22. Dezember 1959 (GVB1. S. 219) 2. Staatsvertrag zwischen den Ländern Bremen und Niedersachsen über die Ausdehnung des Bezirks der Kammer für Angelegenheiten der Knappschaftsversicherung einschließlich der Unfallversicherung für den Bergbau bei dem Sozialgericht Hannover auf das Gebiet des Landes Bremen vom 25./30. April 1955 (GBl. Bremen S. 116; GVB1. Nieders. S. 249). 3. Staatsvertrag zwischen den Ländern Bremen, Hessen und Niedersachsen über die Ausdehnung des Bezirks des Senats für Angelegenheiten der Knappschafts Versicherung einschließlich der Unfallversicherung für den Bergbau bei dem Landessozialgericht Celle auf die Gebiete der Länder Bremen und Hessen vom 25./30. April/15. J u n i 1955 (GBl. Bremen S. 117; GVB1. Hessen S. 4 2 ; GVB1. Nieders. S. 247). Erster

Teil:

Gerichtsverfassung

Zweiter Abschnitt:

Sozialgerichte

§ 10 (1) Bei den Sozialgerichten werden Kammern für Angelegenheiten der Sozialversicherung . . . gebildet. Bei Bedarf sind für Angelegenheiten der Knappschaftsversicherung einschließlich der Unfallversicherung für den Bergbau eigene Kammern zu bilden 1 .

800

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SGG —• EinkommensteuerG

(3) Der Bezirk einer Kammer kann auf Bezirke anderer Sozialgerichte erstreckt werden. Die beteiligten Länder können die Ausdehnung des Bezirks einer Kammer auf das Gebiet oder Gebietsteile mehrerer Länder vereinbaren 2 . 1. Vgl. Vorbem. 1. 2. Vgl. Vorbem. 2.

§ 12 (1) Jede Kammer des Sozialgerichts wird in der Besetzung mit einem Vorsitzenden und zwei Sozialrichtern als Beisitzern tätig. (2) In den Kammern für Angelegenheiten der Sozialversicherung und für Angelegenheiten der Arbeitslosenversicherung gehört je ein Sozialrichter dem Kreis der Versicherten und der Arbeitgeber an. Sind für Angelegenheiten einzelner Zweige der Sozialversicherung eigene Kammern gebildet, so sollen die Sozialrichter dieser Kammern an dem jeweiligen Versicherungszweig beteiligt sein. Dritter Abschnitt:

Landessozialgerichte

§31 (1) Bei den Landessozialgerichten werden Senate für Angelegenheiten der Sozialversicherung . . . gebildet. Bei Bedarf ist für Angelegenheiten der Knappschaftsversicherung einschließlich der Unfallversicherung für den Bergbau ein eigener Senat zu bilden 1 . (3) Die beteiligten Länder können die Ausdehnung des Bezirks eines Senats auf das Gebiet oder auf Gebietsteile mehrer Länder vereinbaren 2 . 1. Vgl. Vorbem. 1. 2. Vgl. Vorbem. 3. V i e r t e r A b s c h n i t t : Bundessozialgericht §40 Für die Bildung . . . der Senate gelten § 31 Abs. 1 . . . entsprechend. Für Angelegenheiten . . . der Knappschaftsversicherung einschließlich der Unfallversicherung für den Bergbau ist . . . ein Senat zu bilden.

29. Einkommensteuergesetz in der Fassung vom 15. August 1961 (BGB1.I S. 1253) (BGBl. I I I — 61100) (Auszug) VIII. E r m ä c h t i g u n g s - und Schlußvorschriften § 51 Ermächtigung (1) Die Bundesregierung wird ermächtigt, mit Zustimmung des Bundesrates 2. Vorschriften durch Rechtsverordnung zu erlassen n) über Sonderabschreibungen 51

Miesbach-Engelhardt, Berggesetz

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Bundesrecht

aa) im Tiefbaubetrieb des Steinkohlen-, Pechkohlen-, Braunkohlenu n d Erzbergbaues bei Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens u n t e r Tage u n d bei b e s t i m m t e n mit dem Grubenbetrieb u n t e r Tage in u n m i t t e l b a r e m Zusammenhang stehenden, der Förderung, Seilfahrt und W e t t e r f ü h r u n g sowie der Aufbereitung des Minerals dienenden Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens über Tage, soweit die Wirtschaftsgüter f ü r die E r r i c h t u n g von neuen Förderschachtanlagen, auch in der F o r m von Anschlußschachtanlagen, f ü r die E r r i c h t u n g von neuen Förderschächten in Verbindung mit Aufschlußarbeiten u n t e r Tage und f ü r die E r r i c h t u n g von Seilfahrtoder W e t t e r s c h ä c h t e n sowie f ü r die Umstellung der Förder- u n d Seilfahrteinrichtungen der Tagesschächte, und zwar von Flur- auf Turmförderung, von D a m p f - auf elektrischen Antrieb, von Gestellauf Gefäßförderung u n d von H a n d - auf halb- oder vollautomatische Steuerung u n d f ü r die d a m i t in u n m i t t e l b a r e m Z u s a m m e n h a n g stehenden Änderungen des Schachtes oder des Schachtausbaues, f ü r die Zusammenfassung von mehreren Förderschachtanlagen zu einer einheitlichen Förderschachtanlage und f ü r den Wiederaufschluß stilliegender Grubenfelder u n d Feldesteile, bb) im Tagebaubetrieb des Braunkohlen- u n d Erzbergbaues bei bestimmten Wirtschaftsgütern des beweglichen Anlagevermögens (Grubenaufschluß, Großgeräte und im Erzbergbau auch Aufbereitungsanlagen), die f ü r die Erschließung neuer Tagebaue u n d beim Übergang zum Tieftagebau f ü r die Freilegung u n d Gewinnung der L a g e r s t ä t t e von Steuerpflichtigen, die den Gewinn auf Grund ordnungsmäßiger B u c h f ü h r u n g n a c h § 5 ermitteln, nach dem 81. Dezember 1954 ganz oder zum Teil angeschafft oder hergestellt werden. Voraussetzung f ü r die I n a n s p r u c h n a h m e der Sonderabschreibungen ist, d a ß mit der Durchf ü h r u n g der bezeichneten Vorhaben vor dem 1. J a n u a r 1961 begonnen u n d ihre Förderungswürdigkeit von der obersten Landesbehörde f ü r W i r t s c h a f t im Einvernehmen m i t dem Bundesminister f ü r W i r t s c h a f t bescheinigt worden ist. An die Stelle des 1. J a n u a r 1961 t r i t t f ü r die in Doppelbuchstabe a a bezeichneten Vorhaben der 1. J a n u a r 1964. Die Sonderabschreibungen können im W i r t s c h a f t s j a h r der Anschaffung oder H e r stellung u n d den vier folgenden W i r t s c h a f t s j a h r e n bei beweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens bis zu insgesamt 50 v o m H u n d e r t u n d bei unbeweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens bis zu insgesamt 30 vom H u n d e r t der Anschaffungs- oder Herstellungskosten in Anspruch genommen werden. Daneben sind die Absetzungen f ü r A b n u t z u n g nach § 7 vorzunehmen. Von den Sonderabschreibungen darf nicht mehr Gebrauch gemacht werden f ü r Wirtschaftsgüter, die bei der E r r i c h t u n g von neuen Förderschachtanlagen (auch im Zusammenhang mit dem Wiederaufschluß stilliegender Grubenfelder u n d Feldesteile), jedoch nicht in der F o r m von Anschlußschachtanlagen, n a c h dem 31. Dezember 1970 u n d in den übrigen Fällen nach dem 81. Dezember 1965 angeschafft oder hergestellt werden. An die Stelle des 31. Dezember 1965 t r i t t bei

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EStDVO

begünstigten Vorhaben, mit deren Durchführung nach dem 81. Dezember 1960 begonnen worden ist, der 31. Dezember 1968. Bei nach diesen Stichtagen angeschafften oder hergestellten Wirtschaftsgütern können die Sonderabschreibungen für die vor diesen Stichtagen aufgewendeten Anzahlungen auf Anschaffungskosten oderTeilherstellungskosten zugelassen werden. Bei Wirtschaftsgütern, für die von den Sonderabschreibungen Gebrauch gemacht wird, sind die Absetzungen für Abnutzung nach § 7 in gleichen Jahresbeträgen vorzunehmen. Bei den begünstigten Vorhaben im Tagebaubetrieb des Braunkohlenund Erzbergbaues kann außerdem zugelassen werden, daß die vor dem 1. Januar 1966 aufgewendeten Kosten für den Vorabraum bis zu 50 vom Hundert als sofort abzugsfähige Betriebsausgaben behandelt werden; o) über Sonderabschreibungen bei beweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens, die unmittelbar und ausschließlich dazu dienen, die Verunreinigung der Luft zu verhindern, zu beseitigen oder zu verringern, und die in der Zeit vom 1. Januar 1957 bis zum 31. Dezember 1965 von Steuerpflichtigen, die den Gewinn auf Grund ordnungsmäßiger Buchführung nach § 4 Abs. 1 oder § 5 ermitteln, angeschafft oder hergestellt werden; die Sonderabschreibungen können auch zugelassen werden, wenn Schornsteine auf Grund behördlicher Anordnung ausschließlich aus Gründen der Luftreinhaltung errichtet oder aufgestellt werden. Die Sonderabschreibungen können im Wirtschaftsjahr der Anschaffung oder Herstellung und in dem folgenden Wirtschaftsjahr bis zu insgesamt 50 vom Hundert der Anschaffungs- oder Herstellungskosten in Anspruch genommen werden. Daneben sind Absetzungen für Abnutzung nach § 7 vorzunehmen. Bei Wirtschaftsgütern, für die von den Sonderabschreibungen Gebrauch gemacht wird, sind die Absetzungen für Abnutzung nach § 7 in gleichen Jahresbeträgen vorzunehmen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Sonderabschreibungen ist, daß die Anschaffung oder Herstellung der Wirtschaftsgüter im öffentlichen Interesse erforderlich ist. Die Sonderabschreibungen sind nicht zuzulassen für Wirtschaftsgüter, die im Rahmen der Neuerrichtung von Betrieben oder Betriebstätten angeschafft oder hergestellt werden;

29 a. Einkommensteuer-Durchführungsverordnung in der Fassung vom 7. April 1961 (BGBl. I S. 380 — BGBl. I I I — 61100) Zu § 51 des Gesetzes.

(Auszug) §81

Bewertungsfreiheit für bestimmte Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens im Kohlenund Erzbergbau (1) Steuerpflichtige, die den Gewinn auf Grund ordnungsmäßiger Buchführung nach § 5 des Gesetzes ermitteln, können bei abnutzbaren Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens, bei denen die in den Absätzen 2 bis 4 bezeichneten Voraussetzungen vor51*

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Bundesrecht

liegen, im Wirtschaftsjahr der Anschaffung oder Herstellung und den vier folgenden Wirtschaftsjahren neben den nach § 7 des Gesetzes zu bemessenden Absetzungen für Abnutzung Abschreibungen vornehmen, und zwar 1. bei beweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens bis zur Höhe von insgesamt 50 vom Hundert, 2. bei unbeweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens bis zur Höhe von insgesamt 30 vom Hundert der Anschaffungs- oder Herstellungskosten. In den folgenden Wirtschaftsjahren bemessen sich die Absetzungen für Abnutzung nach dem Restwert und der Restnutzungsdauer. § 14 Abs. 1 gilt entsprechend. Bei Wirtschaftsgütern, für die Abschreibungen nach Satz 1 in Anspruch genommen werden, sind die Absetzungen für Abnutzung nach § 7 des Gesetzes in gleichen Jahresbeträgen vorzunehmen. (2) Voraussetzung für die Anwendung des Absatzes 1 ist, 1. daß die Wirtschaftsgüter a) im Tiefbaubetrieb des Steinkohlen-, Pechkohlen-, Braunkohlen- und Erzbergbaues aa) für die Errichtung von neuen Förderschachtanlagen, auch in der Form von Anschlußschachtanlagen, bb) für die Errichtung von neuen Förderschächten in Verbindung mit Aufschlußarbeiten unter Tage und für die Errichtung von Seilfahrtoder Wetterschächten sowie für die Umstellung der Förder- und Seilfahrteinrichtungen der Tagesschächte, und zwar von Flur- auf Turmförderung, von Dampf- auf elektrischen Antrieb, von Gestell- auf Gefäßförderung und von Hand- auf halb- oder vollautomatische Steuerung, und für die damit in Zusammenarbeit stehenden Änderungen des Schachtes oder des Schachtausbaues. cc) für die Zusammenfassung von mehreren Förderschachtanlagen zu einer einheitlichen Förderschachtanlage oder dd) für den Wiederaufschluß stilliegender Grubenfelder und Feldesteile, b) im Tagebaubetrieb des Braunkohlen- und Erzbergbaues für die Erschließung neuer Tagebaue und beim Ubergang zum Tieftagebau für die Freilegung und Gewinnung der Lagerstätte angeschafft oder hergestellt werden, 2. daß mit der Durchführung der in Ziffer 1 Buchstabe a bezeichneten Vorhaben vor dem 1. Januar 1964 und der in Ziffer 1 Buchstabe b bezeichneten Vorhaben vor dem 1. Januar 1961 begonnen und 3. daß die Förderungswürdigkeit dieser Vorhaben von der obersten Landesbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft bescheinigt worden ist. (3) Die Abschreibungen nach Absatz 1 können nur in Anspruch genommen werden 1. in den Fällen des Absatzes 2 Ziff. 1 Buchstabe a bei Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens unter Tage und bei den in der Anlage 5 zu dieser Verordnung bezeichneten Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens über Tage, 2. in den Fällen des Absatzes 2 Ziff. 1 Buchstabe b bei den in der Anlage 6 zu dieser Verordnung bezeichneten Wirtschaftsgütern des beweglichen Anlagevermögens, 804

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EStDVO

die nach dem 31. Dezember 1955 ganz oder zum Teil angeschafft oder hergestellt werden. Sie können nur für den Teil der Anschaffungs- oder Herstellungskosten in Anspruch genommen werden, der nach dem 81. Dezember 1951 entstanden ist. Bei Wirtschaftsgütern, für die von der Abschreibungsfreiheit nach § 36 des Gesetzes über die Investitionshilfe der gewerblichen Wirtschaft Gebrauch gemacht worden ist, sind Abschreibungen nach Absatz 1 nur insoweit zulässig, als sie zusammen mit den Abschreibungen nach § 36 des Gesetzes über die Investitionshilfe der gewerblichen Wirtschaft die in Absatz 1 Ziff. 1 und 2 bezeichneten Vomhundertsätze nicht übersteigen. (4) Die Abschreibungen nach Absatz 1 können nicht mehr in Anspruch genommen werden für Wirtschaftsgüter, die 1. in den Fällen des Absatzes 2 Ziff. 1 Buchstabe a Doppelbuchstaben aa und dd für die Errichtung von neuen Förderschachtanlagen, jedoch nicht in der Form von Anschlußschachtanlagen, nach dem 81. Dezember 1970 und 2. in den übrigen Fällen nach dem 31. Dezember 1965 angeschafft oder hergestellt werden. An die Stelle des 31. Dezember 1965 tritt bei begünstigten Vorhaben, mit deren Durchführung nach dem 31. Dezember 1960 begonnen worden ist, der 31. Dezember 1968. Bei Wirtschaftsgütern, die nach den in den Sätzen 1 und 2 bezeichneten Stichtagen angeschafft oder hergestellt werden, können die Abschreibungen von den vor diesen Stichtagen aufgewendeten Anzahlungen auf Anschaffungskosten oder Teilherstellungskosten vorgenommen werden. (5) Die Abschreibungen nach Absatz 1 können für Anzahlungen auf Anschaffungskosten oder für Teilherstellungskosten im Wirtschaftsjahr der Anzahlung oder Teilherstellung und den vier folgenden Wirtschaftsjahren in Anspruch genommen werden. Die Summe der Abschreibungen auf ein Wirtschaftsgut darf jedoch in diesem Fall nicht höher sein als die Summe der Abschreibungen, die nach Absatz 1 im Wirtschaftsjahr der Anschaffung oder Herstellung und den vier folgenden Wirtschaftsjahren zulässig gewesen wären. (6) Bei den in Absatz 2 Ziff. 1 Buchstabe b bezeichneten Vorhaben können die nach dem 31. Dezember 1955 und vor dem 1. Januar 1966 aufgewendeten Kosten für den Vorabraum bis zu 50 vom Hundert als sofort abzugsfähige Betriebsausgaben behandelt werden. §82 Bewertungsfreiheit für Anlagen zur Verhinderung, Beseitigung oder Verringerung der Verunreinigung der Luft (1) Steuerpflichtige, die den Gewinn auf Grund ordnungsmäßiger Buchführung nach § 4 Abs. 1 oder § 5 des Gesetzes ermitteln, können bei abnutzbaren beweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens, bei denen die Voraussetzungen des Absatzes 2 vorliegen, im Wirtschaftsjahr der Anschaffung oder Herstellung und dem folgenden Wirtschaftsjahr neben den nach § 7 des Gesetzes zu bemessenden Absetzungen für Abnutzung bis zu insgesamt 50 vom Hundert der Anschaffungs- oder Herstellungskosten abschreiben. In den folgenden Wirtschaftsjahren bemessen sich die Absetzungen für Abnutzung nach dem Restwert und der Restnutzungsdauer. § 14 Abs.l gilt entsprechend. (2) Voraussetzung für die Anwendung des Absatzes 1 ist, daß 1. die Wirtschaftsgüter unmittelbar und ausschließlich dazu dienen, die Verunreinigung der Luft zu verhindern, zu beseitigen oder zu verringern, 2. die Anschaffung oder Herstellung der Wirtschaftsgüter im öffentlichen Interesse erforderlich ist und 3. die oberste Landesbehörde oder die von ihr bestimmte Stelle das Vorliegen der Voraussetzungen der Ziffern 1 und 2 bescheinigt. 805

Anh. A l l

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Bundesrecht

(3) Die Abschreibungen nach Absatz 1 können bei Wirtschaftsgütern in Anspruch genommen werden, die in der Zeit vom 1. Januar 1957 bis zum 31. Dezember 1965 angeschafft oder hergestellt werden. Bei Wirtschaftsgütern, für die Abschreibungen nach Absatz 1 vorgenommen werden, sind die Absetzungen für Abnutzung nach § 7 des Gesetzes in gleichen Jahresbeträgen vorzunehmen. (4) Die Abschreibungen nach Absatz 1 können nicht in Anspruch genommen werden für Wirtschaftsgüter, die im Rahmen der Neuerrichtung von Betrieben oder B e triebsstätten angeschafft oder hergestellt werden.

30. Kapitalverkehrsteuergesetz i.d.F. vom 24. Juli 1959 (BGBl. I S. 530), i.d.F. d. Ges. vom 9. August 1960, (BGBl. I S. 682) — (BGBl. I I I — 61112) (Auszug) § 1 Einleitung Kapitalverkehrsteuern im Sinne dieses Gesetzes sind 1. die Gesellschaftsteuer, 2. die Wertpapiersteuer, 3. die Börsenumsatzsteuer. Teil I:

Gesellschaftsteuer

§2 Gegenstand der Steuer Der Gesellschaftsteuer unterliegen 1. der Erwerb von Gesellschaftsrechten an einer inländischenKapitalgesellschaft durch den ersten Erwerber; 2. Leistungen, die von den Gesellschaftern einer inländischen Kapitalgesellschaft auf Grund einer im Gesellschaftsverhältnis begründeten Verpflichtung bewirkt werden (Beispiele: weitere Einzahlungen, Nachschüsse, Zubußen). Der Leistung eines Gesellschafters steht es gleich, wenn die Gesellschaft mit eigenen Mitteln die Verpflichtung des Gesellschafters abdeckt; 3. freiwillige Leistungen eines Gesellschafters an eine inländische Kapitalgesellschaft, wenn das Entgelt in der Gewährung erhöhter Gesellschaftsrechte besteht (Beispiel: Zuzahlungen bei Umwandlung von Aktien in Vorzugsaktien) ; 4. die folgenden freiwilligen Leistungen eines Gesellschafters an eine inländische Kapitalgesellschaft; a) Zuschüsse, b) Verzicht auf Forderungen, c) Überlassung von Gegenständen an die Gesellschaft zu einer den Wert nicht erreichenden Gegenleistung, d) Übernahme von Gegenständen der Gesellschaft zu einer den Wert übersteigenden Gegenleistung. Voraussetzung ist, daß die Leistungen geeignet sind, den Wert der Gesellschaftsrechte zu erhöhen; 806

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KVStG

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5. die Veräußerung eigener Gesellschaftsrechte durch eine inländische Kapitalgesellschaft, wenn ihr die Gesellschaftsrechte unentgeltlich oder zu einer ihren Wert nicht erreichenden Gegenleistung überlassen worden sind; 6. die Zuführung von Anlage- oder Betriebskapital durch eine ausländische Kapitalgesellschaft an ihre inländische Niederlassung, auch wenn sie rechtlich selbständig ist; ist die Niederlassung eine Kapitalgesellschaft im Sinne des § 5 Abs. 1, so gelten die Vorschriften der Nummern 1 bis 5 und des § 3. §3 Gesellschafterdarlehen (1) Der Gesellschaftsteuer unterliegt auch die Gewährung von Darlehen an eine inländische Kapitalgesellschaft durch einen Gesellschafter, wenn die Darlehnsgewährung eine durch die Sachlage gebotene Kapitalzuführung (Beispiele: Kapitalerhöhung, weitere Einzahlungen, Zubußen) ersetzt. (2) Als Darlehen eines Gesellschafters gilt auch das Darlehen eines Dritten, wenn ein Gesellschafter dafür Sicherheit leistet. Darlehen, die der Ehegatte eines Gesellschafters gewährt, gelten als Darlehen des Gesellschafters. (3) Der Gewährung von Darlehen steht es gleich, wenn der Gesellschafter gestundete Forderungen Dritter gegen die Gesellschaft erwirbt oder Forderungen, die ihm selbst gegen die Gesellschaft zustehen, stundet. (4) Ausgenommen ist die Gewährung von Darlehen, 1. wenn sie in Schuldverschreibungen verbrieft sind, die unter die Wertpapiersteuer fallen, 2. wenn ihre Hingabe oder Sicherstellung in öffentlichen Kredit- oder Bürgschaftsprogrammen vorgesehen ist oder 3. wenn sie von einem Gesellschafter im Rahmen seines Gewerbes zu marktüblichen Bedingungen gegeben werden. §4 Doppelgesellschafter Die Steuerpflicht wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß Leistungen (§ 2) nicht von Gesellschaftern bewirkt werden, sondern von Personenvereinigungen, an denen die Gesellschafter als Mitglieder oder Gesellschafter beteiligt sind. Den Leistungen steht die Gewährung von Darlehen (§ 3) gleich. §5 Kapitalgesellschaften (1) Kapitalgesellschaften sind 5. bergrechtliche Gewerkschaften. (2) Als Kapitalgesellschaften im Sinne dieses Gesetzes gelten auch 2. andere juristische Personen, wenn sie Erwerbszwecke verfolgen und die Mitglieder ihre Anteile an dem Vermögen der juristischen Person an Dritte übertragen können, 3. Personenvereinigungen, die Erwerbszwecke verfolgen, wenn alle Mitglieder nur mit ihrem Anteil für die Schulden der Vereinigung haften und ihre Anteile an Dritte übertragen können. (3) Kapitalgesellschaften gelten als inländische, wenn sie ihre Geschäftsleitung oder ihren Sitz im Inland haben. 807

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Bundesrecht

(4) Als ausländische Kapitalgesellschaften gelten Gesellschaften, die den Kapitalgesellschaften (Absatz 1 und 2) entsprechen und weder ihre Geschäftsleitung noch ihren Sitz im Inland haben.

§6

Gesellschaftsrechte (1) Als Gesellschaftsrechte an Kapitalgesellschaften gelten 1. 2. 3. 4.

Aktien, Kuxe und sonstige Anteile, Genußrechte, Forderungen, die eine Beteiligung am Gewinn der Gesellschaft gewähren, Anteile der Kommanditisten an einer Kommanditgesellschaft, wenn zu den persönlich haftenden Gesellschaftern der Kommanditgesellschaft eine Kapitalgesellschaft gehört.

(2) Als Gesellschafter gelten die Personen, denen die im Absatz 1 bezeichneten Gesellschaftsrechte zustehen.

§8 Steuermaßstab Die Steuer wird berechnet 1. beim Erwerb von Gesellschaftsrechten (§ 2 Nr. 1), a) wenn die Gegenleistung in Geld besteht, vom Geldbetrag. Zur Gegenleistung gehören auch die von den Gesellschaftern übernommenen Kosten der Gesellschaftsgründung oder Kapitalerhöhung, dagegen nicht die Gesellschaftsteuer, die für den Erwerb der Gesellschaftsrechte zu entrichten ist; b) wenn die Gegenleistung nicht in Geld besteht (Sacheinlagen), vom Wert der Gegenleistung. Als Wert der Gegenleistung gilt mindestens der Wert der Gesellschaftsrechte ; c) wenn eine Gegenleistung nicht zu bewirken ist, vom Wert der Gesellschaftsrechte; 2. bei Leistungen (§ 2 Nr. 2 bis 4) vom Wert der Leistung; 3. bei der Veräußerung von eigenen Gesellschaftsrechten (§ 2 Nr. 5) von dem bei der Veräußerung erzielten Preis abzüglich des Entgelts, das die Gesellschaft für den Erwerb der Rechte entrichtet hatte; 4. bei der Zuführung von Anlage- oder Betriebskapital an inländische Niederlassungen ausländischer Kapitalgesellschaften (§ 2 Nr.