Beiträge zur Geschichte der alten Gießener Burschenschaft: Burschenschaftliche Lebensbilder aus dem Jahre der großen Relegation (1828) [Reprint 2019 ed.] 9783111657028, 9783111272795

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Beiträge zur Geschichte der alten Gießener Burschenschaft: Burschenschaftliche Lebensbilder aus dem Jahre der großen Relegation (1828) [Reprint 2019 ed.]
 9783111657028, 9783111272795

Table of contents :
Vorrede
Einleitung
1. Die am 28. Juni 1828 wegen Teilnahme an verbotener Studenten-Verbindung auf ein Jahr relegierten Gießener 32 Burschenschafter
2. Die Gießener Burschenschafter der Jahre 1826 bis 1828, welche am 28. Juni 1828 nicht relegiert wurden
Erster Anhang
Zweiter Anhang

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Beiträge

zur Geschichte der alten Gießener Burschenschaft Burschenschaftliche Lebensbilder aus dem Jahre der großen Relegation (1828) Von

Christian Scriba Pfarrer i. P. in Gießen

Mit einer Einleitung

von Geh. Hofrat Dr. Herman Haupt

1913 Verlag von Alfred Töpelmann in Gießen.

Borrede. Gerne und freudig habe ich mich der vorliegenden Arbeit unter­

zogen. Ist sie doch ein, wenn auch nur kleiner, Beitrag zu dem ge­ planten großen Werke, der Sammlung und Herausgabe der „Mit­

gliederlisten der deutschen Burschenschaft".

Für die bereitwillige Unterstützung, die ich von saft allen Seiten erfuhr, danke ich auf diesem Wege und verbinde damit die Bitte um

Benachrichtigung von Unrichtigkeiten und Ergänzungen, welche dann bei den geplanten Mitgliederlisten berücksichtigt werden können. Besonderen Dank schulde ich meinem verehrten Freund, Herrn Geheimen Hofrat Proftssor Dr. Haupt, Direktor der hiesigen Univer­ sitäts-Bibliothek, durch dessen Rat mir die Arbeit wesentlich erleichtert worden ist, und welcher in liebenswürdigster Weise meiner Bitte ent­ sprochen hat, aus seiner reichen Kenntnis einen einleitenden geschicht­

lichen Überblick über jene Zeit der Gießener Burschenschaft zu geben. Es erfüllt mich mit besonderer Freude, daß ich die Lebensbilder der alten Gießener Burschenschafter, die der Freiheit und dem Vater­ land ihr Leben weihten, im Jahre der hundertjährigen Gedenkfeier der Freiheitskriege dem Druck übergeben kann. Die Veröffentlichung der Lebensbilder der 89 alten Gießener Burschenschafter betrachte ich als einen Akt der Pietät gegenüber mei­ nem Vater und seinen 88 Bundesbrüdern, beziehungsweise seinen 31

Leidensgenossen bei der Relegation. Gießen, den 18. Oktober 1913.

Christian Scriba E M. der Gießener Burschenschaft „Germania" (aktiv O. 1860-1863).

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Einleitung. Durch ein enges Band ist die Geschichte der deutschen Burschen­ schaft mit dem Gange der deutschen Einheitsbewegung verknüpft. In allen ihren Entwicklungsstufen ist für die Burschenschaft der leiden­ schaftliche Drang nach einer Einigung des deutschen Volkes der be­

stimmende Pol gewesen. Hunderte ihrer Mitglieder haben für dieses Streben ihr Lebensglück zum Opfer gebracht; aus dem burschenschaftlicheu Kreise ist hauptsächlich der deutsche Einheitsgedanke in die wei­ teren Kreise des Volkes hinausgetragen worden. Bon diesem Gesichtspllnkte aus betrachtet, gewinnt die von der „Burschenschaftlichen Histo­

rischen Kommission" geplante Herausgabe von Mitglieder-Listen der alten Burschenschaft eine allgemeinere Bedeutung. Nicht nur der stu­ dentengeschichtlichen Forschung im engeren Sinne wird mit diesem Un­

ternehmen gedient, sondern die Bearbeiter dürfen zugleich hoffen, durch den Nachweis des starken Anhangs, den der vaterläudische Gedanke namentlich in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts trotz Acht und Bann an den deutschen Universitäten gefunden, auch zur genaueren Erforschuilg der Geschichte der deutschen Einheitsbewegung wesentlich beizutragen.

Die meinem verehrten Freunde Scriba gegebene Anregung, an

der von mir übernommenen Ausarbeitung der Mitglieder-Listen der alten Gießener Burschenschaft sich zu beteiligen, ist bei ihm auf

ftuchtbaren Boden gefallen. Mit feurigem Eifer hat er zunächst des bedeutungsvollen Zeitabschnittes 1826—1829 sich angenommen, während dessen sein Vater, Pfarrer August Scriba, der alten Gießener Burschenschaft angehörte, und mit unendlicher Mühe und Geduld hat er alle erreichbaren Nachrichten über die Lebensschicksale einer großen Zahl von Bundesbrüdern seines Vaters gesammelt, namentlich von denjenigen, die im Jahre 1828 mit ihm das Los der Relegation um ihrer Zugehörigkeit zur Burschenschaft willen teilen mußten. Auf den folgenden Blättern will er die Ergebnisse jener ausgebreiteten pietät­ vollen Nachforschungen einem weiteren Kreise zugänglich machen. Gern komme ich dem Wunsche des Verfassers nach, diesen so dankenswerten Lebensbildern einige einleitende Worte vorauszuschicken, die über die

— 4 — Geschichte der alten Gießener Burschenschaft, zumal in den Jahren 1828—1833, in aller Kürze unterrichten sollen. *)

Fast gleichzeitig mit der am 1. November 1814 gegründeten Hallischen Teutonia trat in Gießen die dieser ersten und ältesten Burschenschaft aufs engste wesensverwandte „Teutsche Lesegesellfchaft" zu Anfang November 1814 ins Leben.

So allgemeinen und begei­

sterten Anhang sie auch unter der Studentenschaft der Ludoviciana fand, so hatte die „Teutonia" doch nur kurzen Bestand. Schon im Januar 1815 zerfiel sie in zwei feindliche Parteien, aus deren einer

sich die alten Landmannschaften aufs neue bildeten, während die An­ hänger des burschenschastlichen Gedankens, die sogenannten „Schwar­ zen", unter der Führung der Brüder Follen zuerst zu einer „Ger­ mania", nach deren Auflösung zu einem „Deutschen Bildungsverein"

sich zusammenschlossen. Auch der von den „Schwarzen" im Jahre 1816 gemachte Versuch, auf Grund der von ihnen ausgearbeiteten Ver­ fassung, des „Ehrenspiegels", die Gießener Studentenschaft wieder zu einer Burschenschaft zu einigen, mißlang. Erst durch das Wartburg­

fest vom Oktober 1817, an dem Anhänger der beiden genannten Par­ teien teilnahmen, wurden auch die bisher starr partikularijtischen Gie­ ßener Landmannschaster für die deutsch-vaterländischen Ideen ge­ wonnen. Im August 1818 vereinigten sie sich nach Auflösung ihrer

Verbindungen zur „Allgemeinen Gießener Burschenschaft Germania", der auch ihre bisherigen Gegner, die „Schwarzen", mit der Zeit sich

anschlossen. Aber auch nur von kurzer Dauer die Zugehörigkeit zur Staatsdienste in allen

diesmal sollte die vollzogene Einigung wieder sein. Infolge der Karlsbader Beschlüsse, die Burschenschaft mit dem Ausschlüsse aus dem deutschen Bundesstaaten bedrohten, löste sich

die Germania am 3. November 1819 aus. Wiederum leben nun die alten Landmannschaften wieder auf,

deren Anhänger auf die stillschweigende Duldung der Behörden rech­ nen durften. Aber auch die Anhänger der Burschenschaft hielten im Geheimen zusammen, zuerst in zwei Verbindungen, Constantia und Germania, getrennt, seit 1821 aber zu einer einzigen Burschenschaft

vereinigt, die den weitaus größeren Teil der Studentenschaft umfaßte. Die Farben waren zuerst schwarz-rot-gold, wurden aber später aus Vorsicht in blau-gold-rot geändert. Als Deckname gebrauchte man

die Bezeichnung „Waffenverbindung".

Von den Corps unterschieden

*) Ausführlicher habe ich über den Gegenstand gehandelt in meinem „Karl Sollen und die Gießener Schwarzen" (Gießen 1907), in der „Ludoviciana" (1907) '. 50 ff., in der „Festschrift zum 50 jährigen Stiftungsfeste der Gießener Bur­ schenschaft Germania" (Mainz 1901) S. 5 ff., endlich in dem Aufsatz über Adolf Spieß, in den „Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung" Band II (1911) S. 306 ff.

5 sich ihre Mitglieder nicht nur durch ihre deutsch-vaterländischen Be­ strebungen, sondern auch durch eifrige Pflege des Turnens und durch die strenge sittliche Zucht, die in ihrem Kreise herrschte. Nachdem die „Waffenverbindung" mit den Corps mehrere Jahre hindurch in flottem Pankverhältnis gestanden, brachen im Jahre 1828 ernste Zwistigkeiten zwischen den beiden Parteien aus. Die Waffenverbindung sprach

schließlich in einem Briefe, der die Corps als „Höhlen des Lasters" bezeichnete, über diese den Verruf aus. Die hierauf folgenden Zu­ sammenstöße zwischen den feindlichen Parteien veranlaßten eine amt­ liche Untersuchung, wobei das Universitätsgericht in den Besitz der Verfassungen und Mitgliederlisten der Verbindungen und des zwischen ihnen geführten Briefwechsels kanl und bei welcher Gelegenheit gegen

die Mitglieder der Waffenverbindung von ihren Gegnern der Borwurf der „Demagogie" erhoben wurde. Das Endergebnis war, daß am 28. Juni 1828 zweiunddreißig Mitglieder der engeren Verbindung innerhalb der Burschenschaft und 16 Angehörige der Corps Haffia und Starkenburgia der Relegation auf ein Jahr verfielen. Durch eine im Juli nach Darmstadt abgeordnete studentische Deputation hoffte man eine Milderung des Straferkenntnisses zu erreichen, doch ist den Bestraften die Rückkehr an die Ludoviciana erst für das Sommersemester 1829 gestattet worden. Den Fortbestand der Gießener Burschenschaft hatte die große Relegation nicht zu beeinträchtigen vermocht. Schon am 24. August 1828 erfolgte ihre Neugründung. Als Farben wurden wieder schwarzrot-gold angenommen; die Satzungen waren von einem ftüheren Hallischen Burschenschafter, dem späteren Hofprediger Wilsing, nach

dem Muster der Hallischen Verfassungsurkunde entworfen worden. Wohl blieben der Gießener Burschenschaft innere Kämpfe nicht erspart, die im Herbst 1829 und im Jahre 1830 zur Gründung der kurz­ lebigen Corps Nassovia und Bandalia führten. Einen stärkeren Ver­

lust bedeutete der Austritt einer größeren Anzahl von Unzufriedenen, die sich im Sommer 1832 zu einem Corps Teutonia zusammentatendiesen gefährlich klingenden Namen mußte die Verbindung bald in „Starkenburgia" verändern, was freilich nicht verhinderte/ daß ihre

Mitglieder auch als Corpsstudenten in der Folge den burschenschaftlichen Traditionen treu blieben. Trotz dieser Absplitterungen erlebte die Gießener Burschenschaft gerade in jenen Jahren eine Zeit beson­ derer Blüte.

Als sie sich zu Anfang 1831 der „Allgemeinen deutschen

Burschenschaft" anschloß, konnte sie 98 Mitglieder anmelden. Und eine Reihe von glänzenden Namen — ich nenne nur die Theologen Hundeshagen und Minnigerode, den Juristen Karl Sell, den Turn-

6 meister Adolf Spieß, die Brüder Karl und Gustav Soldan, den Kli­ niker Wernher, den Germanisten Hattemer, den Zoologen Karl Vogt, den Geographen Ernst Dieffenbach, den Volksschriftsteller Oser — sind in den Gießener Burschenschafter-Listen jener Jahre zu finden. Der Ausbruch der Juli-Revolution des Jahres 1830 und ihre

Nachwirkungen auf die liberalen Kreise Deutschlands sind wie für die

Gesamtburschenschaft, so auch für den Gießener burschenschaftlichen Kreis verhängnisvoll geworden. Trotzdem in der Germania als sol­ cher die arministische Richtung vorherrschend blieb, so wurden doch zahlreiche ihrer Mitglieder von der leidenschaftlichen politischen Er­ regung jener Tage erfaßt. Manche von ihnen waren in die Vorbe­ reitung der für das Frühjahr 1833 geplanten allgemeinen Volkser­ hebung eingeweiht, und am Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833 haben auch mehrere Angehörige der Gießener Burschenschaft teil­

genommen. Ihr Kern wählte im Sommer 1833 als schützenden Decknamen den eines Corps Palatia, dessen Mitglieder aber der Be­ teiligung an dec politischen Agitation nicht entsagten. Durch zwei Verräter gelangten alle diese geheimen Verbindungen zur Kenntnis der Untersuchuttgsbehörden, die nun eine wahre Hetzjagd gegen die jungen Verschwörer, aber auch gegen alle in politischer Beziehung völlig unbelasteten ftüheren Mitglieder der Burschenschaft und der burschen­ schaftlichen Corps Starkenburgia und Palatia veranstalteten. Viele von ihnen suchten ihr Heil in der Flucht nach der Schweiz, Frank­ reich und der neuen Welt. Die Zurückgebliebenen traf zum guten Teile lange Untersuchungshaft und schwere Freiheitsstrafe, die erst durch die Amnestie von 1839 erlassen wurde. Aber auch soweit die

Untersuchung wegen der zahllosen Menge der Beschuldigten niederge­ schlagen wurde, hat sie doch so manches Lebensglück zerstört, indem man einen großen Teil der ehemaligen Burschenschafter von der Ab­ legung der Schlußprüfung und damit vom Staatsdienste ausschloß.

Über den deutschen Einheitsgedanken hat die Reaktion aber doch auch mit solchen Mitteln nicht Herr zu werden vermocht. Das Jahr 1848 sah die Fahne der Burschenschaft auf den deutschen Fürsten­ schlössern wehen, und gar mancher der burschenschaftlichen Leidensgenofsen der zwanziger und dreißiger Jahre hat es noch erleben dürfen, daß der Traum der alten Burschenschaft von einem mächtigen deutschen Reiche mit fteiheitlicher Verfassung in glänzende Erfüllung ging.

Herman Haupt E.M. der Würzburger Burschenschaft „Arminias und der Gießener Burschenschaft „Frankonia" (aktiv 1871—74).

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1. Die am 28. Juni 1828 wegen Teilnahme an verbotener Studenten-Berbindung auf ein Jahr relegierten Gießener 32 Burschenschafter. 1. Barth, Karl Leonhard, stud. jur. aus Darmstadt, geboren daselbst 29. August 1810 als Sohn des Bürgers und Bäckermeisters Christoph Barth, immatrikuliert 31. Oktober 1827. Kehrte nach der Relegation nicht nach Gießen zur Fortsetzung seines Studiums zurück, widmete sich vielmehr deni Kaufmannsstande und starb als Bürger und Kaufmann in Darmstadt 17. Dezember 1846. 2. Barthel, Philipp Friedrich, stud. jur. aus Bretzenheim, imm. 18. Januar 1827, Sohn von Bäckermeister Wendel Barthel daselbst, geb. 30. Oktober 1802 (— 8. Brumaire 11). Kehrte zwar nach Ab­ lauf der einjährigen Relegation wieder nach Gießen zurück, beendigte aber sein Studium nicht, widmete sich vielmehr dem Beruf seines Vaters, war später ein angesehener Bäckermeister in Mainz, spielte besonders im Jahre 1848 eine Rolle, wanderte später nach der Schweiz

aus, lebte dort zuerst in Riesbach und dann in Meilen, Kanton Zürich, und zuletzt in Zürich, wo er Ende der 80 er oder Anfang der 90 er Jahre des vorigen Jahrhunderts gestorben ist. 3. de Beauclair, Ludwig, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 24. April 1826, geb. daselbst 19. November 1807 als Sohn des Hofrates Adolph de Beauclair, ftanzös. Sprachlehrers am Gymnasium zu Darmstadt (lecteur), welcher im Sommer 1807 im großen Woog, 27 Jahre alt, ertrank. War seit 7. September 1841 Kreissekretär zuerst in Bensheim und dann in Dieburg und seit 12. Mai 1852 Kreisassessor in Fried­ berg, wo er als Pensionär 25. Juni 1873 starb.

4. Bingmann, Heinrich Anton, stud. jur. aus Ober-Rosbach, imm. 25. Oktober 1825, geb. daselbst 7. Juni 1807 als Sohn des Stadtschreibers Henrich Anton Bingmann, promovierte zum Dr. juris, war Bürger zu Frankfurt a. M., wanderte nach Australien aus, be­ trieb dort Schafzucht en gros, kehrte in seinen alten Tagen zurück, schlug sein Domizil in Gengenbach im badischen Schwarzwalde auf und starb daselbst 5. Februar 1885.

8 5. Cellarms, Friedrich Ludwig Wilhelm, stud. theol. aus Fränkisch-Crumbach i. O., imm. 31. Oktober 1827, geb. daselbst 18. März 1808 als Sohn des Pfarrers Friedrich Carl Wilhelm Cellarius. Vertauschte nach der Relegation das Theologiestudium mit der Landwirtschaft, bewirtschaftete von 1831 an zuerst ein Gut in Fränkisch-Crumbach, pachtete dann 1841 das St. Katharinen-Klostergut in Niederrad bei Frankfurt a. M. und siedelte schließlich im Jahre 1850 nach Nieder-Kainsbach i. O. über, wo er sich eine größere Hofreite erbaute und bis 1875 sein Gut bewirtschaftete. Starb an Blut­ vergiftung infolge einer Operation 5. April 1885 zu Nieder-Kainsbach. 6. Curtman, Karl Leberecht, stud. theol. aus Alsfeld, imm. 10. März 1826, geb. zu Eudorf 18. September 1808 als Sohn des Pfarrers H. Curtman, setzte nach der Relegation sein Studium fort, gehörte wieder der Burschenschaft an, flüchtete „wegen hervorragender Beteiligung an demagogischen Verbindungen" in Begleitung seines Freundes stud. cam. Ludwig Hundeshagen, Bruder des TheologieProfessors Karl Bernhard Hundeshagen (siehe Nr. 15), in die Schweiz und von da im März 1832 nach Amerika, wo er in St. Louis bei einem Sattler in Arbeit gestanden. Hier erkrankte er am Nerven­ fieber, sprang irr einem Fieberanfall in den Mississippi und ertrank. War der Bruder des Pädagogen Dr. Wilhelm Curtman, Direktors des Schullehrer-Seminars zu Friedberg. Todeszeit unbekannt.

7. Dilg, Adam August, stud. theol. aus Selzen, imm. 30. Oktober 1826, geb. daselbst am 12. Mai 1808 als Sohn des Pfarrers Kirchenrat Heinrich Wilhelm Dilg, vertauschte nach der Relegation das Theologie­ studium mit dem kaufmännischen Berufe, wanderte 1839 nach Amerika aus, kam 1841 zurück, verheiratete sich, ging wieder dorthin und lebte in Belleville (Illinois) und später bei seinen 2 Söhnen in Portland, wo er im Mai 1880 starb. 8. Ebel, Georg, stud. jur. aus Gießen, imm. 10. Mai 1827, geb. zu Freiensteinau 20. Mai 1809 als Sohn des Riedesel'schen Amtmanns und späteren Reg.-Rats zu Gießen Heinrich Theophil Ebel, setzte nach der Re­ legation das Studium fort, gehörte wieder der Burschenschaft an und entging zu Anfang der 30er Jahre seiner Verhaftung durch die Flucht und Auswanderung nach Amerika, wo er nach mannigfachen Schick­ salen als Farmer 1851 in Hope Well (Pennsylvanien) gestorben ist. 9. Graf, Friedrich Wilhelm, stud. forest. aus Worms, imm. 4. Dezember 1827, geb. daselbst 9. Oktober 1806 als Sohn des

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Pfarrers Kirchenrat Friedrich Alexander Graf, setzte nach der Rele­

gation v. S.S. 1829 bis S.S. 1831 sein Studium in Gießen fort, trat nach Ablegung der Forstprüfungen in die Dienste des Fürsten von Löwenstein als Revierförster (später Forstmeister) in Michelbach bei Schwäbischhall (Württemberg) und starb daselbst 19. Januar 1866 an Typhus, welcher Krankheit auch seine Frau Johanna Marie geb.

Tag aus Worms vier Tage vorher erlegen war. 10. Graf, Gottlob Eduard, stud. theol. aus Worms, Bruder des vorigen, imm. 4. Dezember 1827, geb. daselbst 18. Mai 1810, studierte nach der Relegation bis S.S. 1831 wieder in Gießen, wurde

von der theologischen Fakultät nicht zur Fakultätsprüfung zugelassen,

„weil er sich zur burschenschaftlichen Studentenpartei gehalten und schwarz-rot-goldene Farben getragen", war dann längere Zeit an dem von Dr. Friedr. Schödler, dem späteren Direktor des Realgymnasiums zu Mainz und Verfasser des „Buch der Natur", zu Worms gegrün­ deten höheren Knabeninstitut als Lehrer tätig, später auch Prediger der Deutschkatholiken in Wiesbaden, nahm in den Jahren der Wirren von 1848 und 1849 mit vollem Feuer Heller Begeisterung für die Sache der Freiheit teil, was eine stürmische Flucht nach Amerika zur Folge hatte und starb als weithin gekannter und geliebter freireli­ giöser Prediger im Jahre 1863 in Cincinnati.

11. Gros, August, stud. jur. aus Groß-Steinheim, imm. 16. Mai 1827, geb. daselbst 3. August 1810 als Sohn von Landrichter Gros,

gehörte nach der Relegation wieder der Burschenschaft an und war verwickelt in die in den Jahren 1832 bis 1835 stattgehabten hochver­

räterischen und sonstigen damit in Verbindung stehenden verbrecheri­ schen Unternehmungen. Das über ihn gefällte Urteil des Hofgerichts lautete: „Der Student der Rechtswissenschaft August Gros von Stein­ heim ist bezüglich der Anschuldigung, an jenem Komplott zum Hoch­ verrat teilgenommen zu haben, von der Instanz zu absolvieren, hinsichtlich der weiteren aber, in eine strafbare politische Zwecke ver­ folgende Studentenverbindung auf hiesiger Universität sich eingelassen und für die Beschlüsse des zu Michaelis 1831 gehaltenen Frankfurter Burschentags mitgewirkt zu haben, gänzlich freizusprechen". War später Gutspachter in Arnsburg bei Lich und Sekretär des land­ wirtschaftlichen Provinzialvereins von Oberhessen und starb 5. De­

zember 1893 zu Lich, wo er die letzten Lebensjahre verbrachte. 12. Häbel, Heinrich Ludwig, stud. philos. aus Lautzenbrücken bei Kirburg im Westerwald, imm. 1. November 1827, geb. daselbst

10 8. Februar 1808 als Sohn des Landmanns Johann Peter Häbel, setzte nach Ablauf der Relegation das Studium fort und starb als Kandidat 4. April 1839 in Lautzenbrücken. 13. Held,Julius Christian, stud. theol. aus Braunfels, imm. 31. Oktober 1826, geboren daselbst 17. August 1806 als Sohn des Reg.Medizinalrats Dr. Held, wurde nach seinem Abgang von der Univer­ sität am 2. Dezember 1828 als Sekretariats-Akzessist in den Fürstl. Solms-Braunfels'schen Dienst übernommen, am 1. Januar 1831 zum Registrator ernannt, 5. August 1837 zum Kammer-Assessor und später zum Fürstl. Kammerrat befördert, als welcher er nach einer Gesamt­ dienstzeit von 38 Jahren 1. Februar 1867 in Braunfels starb.

14. Hill, Philipp, stud. theol. aus Alsfeld, imm. 4. November 1825, geb. daselbst 10. Mai 1807 als Sohn des Bürgers und Schuh­ machers Justus Hill, war nach Ablegung der theologischen Prüfungen zunächst in den 30er Jahren Rektor in Alsfeld, wurde dann 7. Februar 1840 Pfarrer in Petterweil, 14. März 1849 zweiter Pfarrer in Nidda und starb daselbst 7. Oktober 1859.

15. Hundeshagen, Karl Bernhard, stud. theol. aus Gießen, imm. 23. Oktober 1825, geb. zu Friedewald bei Hersfeld 30. Januar 1810 als Sohn des späteren Professors der Forstwissenschaft in Gießen Johann Christian Hundeshagen, vertauschte nach der Relegation im Frühjahr 1829 die Ludoviciana mit der Universität Halle, habilitierte sich 1831 in Gießen für die Fächer der Kirchengeschichte und Exegese, wurde 1834 außerordentlicher Professor in Bern, 1846 ordentlicher Professor in Heidelberg, folgte, nachdem er mit der badischen Landes­ kirche zerfallen war, im Herbst 1867 einem Ruf nach Bonn und starb daselbst 2. Juni 1872. Bergl. Th. Christlieb: K. B. Hundeshagen, Sep.-Abdr. a. d. „Deutschen Blättern" (Gotha 1873), S. 8, und über Hundeshagen als Burschenschafter vergl. Christlieb, a. a. O., und Wilhelm Baur, Lebensbilder (Bremen und Leipzig 1884), S. 335 ff. — 16. Kraft, Heinrich Karl Ferdinand, stud. jur aus Grünberg, imm. 4. Oktober 1826, geb. daselbst 28. Januar 1809 als Sohn des Landrichters Kraft, wurde als Gerichts-Akzessist unmittelbar vor seiner Anstellung auf einem Jagdgang auf dem Ruttershäuser Steg von seinem besten Freunde, dem Hofgerichts-Advokaten Eduard Thorwart, erschossen. Jener Steg, hölzern, war kaum 1 Meter breit. Kraft

11 ging voraus, Thorwart 2 Schritte hinter ihm, hielt das Gewehr in der Richtung nach dem Vorausgehenden, der Hahn blieb am Geländer hängen, schnappte zu, die Schrotladung ging Kraft in den Rücken. Nach 2 Stunden war er eine Leiche. Der Tod erfolgte 5. September 1836 vormittags zwischen 10 und 11 Uhr.

17. Kredel, Georg Jakob, stud. theol. aus Untermossau i. O., imm. 31. Oktober 1827, geb. daselbst 18. Juni 1808 als Sohn des Landmanns Adam Kredel, erhielt nach verschiedenen Verwendungen als Pfarrvikar am 28. Februar 1843 die Pfarr- und Schulstelle zu Wilsbach int hessischen Hinterland definitiv, bekam mit seiner Ge­ meinde, da er eine Draufgängernatur war, bald Anstände. Man brachte ihm eine Katzenmusik, was zur Folge hatte, daß er einen der Musi­ kanten dermaßen mit einem Knüppel bearbeitete, daß er flüchtig gehen mußte und nach Amerika auswanderte (etwa im Jahre 1845), wo er in Pittsburg im Staate Alleghany Pfarrer wurde. Nach einem Briefe eines Sohnes (ebenfalls Pfarrer) ist er vor vielen Jahren (Jahr unbekannt, da der Brief verloren gegangen) bei einem Eisen­ bahnunglück verbrannt. 18. Pistorms, Karl Christoph, stud. forest. aus Göppingen (Württemberg), imm. 26. Oktober 1827, geb. daselbst 24. März 1808 als Sohn des Kameralverwalters Pistorms, wurde nach der Relega­ tion im Herbst 1829 in Tübingen immatrikuliert, gehörte der dortigen Burschenschaft an, war später Professor an der land- und forstwirt­ schaftlichen Akademie in Hohenheim und zuletzt Gutsbesitzer in Ober­ ensingen, wo er 12. Mai 1859 starb.

19. Sartorius, Friedrich Georg, stud. theol. aus Hohensolms, imm. 18. März 1826, geb. daselbst 16. Januar 1808 als Sohn des Fürstl. Solms-Lichischen Oberförsters Sartorius, bestand 1830 in Gießen die theologischen Prüfungen, wurde 18. Oktober 1833 Pfarr­ vikar in Eich, 22. August 1837 Pfarrer in Neu-Isenburg, 14. Juli 1843 in Hitzkirchen, 5. Juli 1852 Garnisonspfarrer in Darmstadt und 2. Juni 1863 Pfarrer in Roßdorf, wo er 2. Dezember 1865 starb. War während seiner Dienstzeit in Hitzkirchen von 1850 an Mitglied des Bezirksrats des Kreises Nidda und Landtagsabgeordneter (bis Ende 1856) des Wahlbezirks Ortenberg, sowie seit 18. August 1856 Inhaber des Ritterkreuzes I. Klaffe des Verdienstordens Philipps des Großmütigen.

12 20. Schaum, Bernhard, sind. jur. aus Trebur, imm. 30. Ok­ tober 1827, geb. zu Eichelsdorf 28. Januar 1808 als Sohn des Pfarrers Kirchenrat Friedrich Schaum zu Ober-Ramstadt (früher in Eichelsdorf), beendigte nach Ablauf der Relegation von Mai 1829 an sein juristisches Studium, trat am 18. Januar 1839 in den Dienst der Fürstlich Thurm und Taxis'schen Postverwaltung, bekleidete hier zuletzt bis zum Jahre 1852 die Stelle eines General-Postdirektions­ rats, wurde dann am 1. November 1852 zum Freiherr!. Riedesel'schen Sammtrat in Lauterbach ernannt und als solcher am 1. April 1878 pensioniert, worauf er seinen Wohnsitz nach Frankfurt a. M. verlegte, wo er am 11. März 1887 starb. 21. Scheuermann, Philipp Ludwig, stud. theol. aus Hungen, imm. 22. September 1825, geb. zu Utphe 20. April 1806 als Sohn des in Hungen verstorbenen Landrats Philipp Louis Scheuermann, wurde 13. September 1836 Pfarrvikar zu Höringhausen int Kreise Vöhl, 13. Juni 1838 Pfarrer daselbst und starb hier 30. März 1867. 22. Schmitt, Ludwig Friedrich, stud. forest. aus Nieder-Osleiden, imm. 28. November 1825, geb. daselbst 20. September 1807 als Sohn des Rentmeisters Friedrich Ludwig Schmitt, wurde 27. Januar 1837 Revierförster in Wendelsheim, 1. März 1856 Forstmeister in Battenberg, lehnte nach der Annexion des Hess. Hinterlandes 1866 seine Berufung in die Preuß. Regierungsbehörde zu Wiesbaden seines Alters wegen ab und starb in Battenberg 24. Juli 1869. 23. Schwarz, August, stud jur. aus Hungen, imm. 30. Oktober 1826, geb. zu König i. O. als Sohn des Steuerkommifsärs Johann Christoph Schwarz (später in Hungen) 8. Juni 1808, wurde 2. März 1836 Landgerichts-Aktuar in Hungen und starb daselbst 24. De­ zember 1840.

24. Scriba, Christian Ludw. Friedr. Wilh. August, stud. theol. aus Reichelsheim i. O., imm. 24. April 1826, geb. zu Sprendlingen (Starkenburg) 23. September 1807 als Sohn des Pfarrers Theophil Friedr. Christian Scriba, wurde nach Ablegung der Fakultätsprüfung Dezember 1830 und der Schlußprüfung 8. bis 10. September 1831 am 23. September 1832 ordiniert und seinem Stiefvater, Pfarrer Karl August Schweickart, als Assistent in Reichelsheim beigegeben, 7. April 1835 zum Pfarrvikar daselbst ernannt, durch Dekret voni

13 27. September 1839 definitiv als Pfarrer in Leihgestern bei Gießen angestellt und starb daselbst am Scharlachfieber 14. März 1843. War mein (des Verfassers) Vater.

25. Scriba, Georg Friedr. Jakob Eduard, stud. jur. (1829 stud. theol.) aus Schwickartsausen, imm. 4. Dezember 1825, geb. zu Ulrichstein 22. März 1808 als Sohn des Pfarrers Wilh. Gottlieb Friedr. Scriba (später in Schwickartshausen), vertauschte nach der Relegation 1829 das juristische mit dem theologischen Studium, be­ suchte W.S. 1830/31 die Universität Bonn, war Sprecher in der dortigen Burschenschaft, wohnte im Hause von Ernst Moritz Arndt und unterrichtete dessen Söhne, wurde wegen der Gießener Verhält­ nisse nur 1 Semester in Bonn geduldet, wurde, nach Gießen zurück­ gekehrt, am 17. April 1832 „wegen hervorragender Beteiligung an demagogischen Verbindungen" wiederholt relegiert, als er bereits das schriftliche theologische Examen absolviert hatte, war dann Hauslehrer auf dem Hofgute Neuhof bei Gedern, nahm am Frankfurter Attentat 3. April 1833 teil, fluchtete in die Schweiz, war dort Lehrer am Knabeninstitut von Jslar-Bruch zu Lausanne, dann Bezirkslehrer in Therwyl (Basel-Land), wurde vom 15. Oktober bis 5. November 1836 mit anderen politischen Flüchtlingen, denen sich auch der jüngere BruderFerdinand Scriba angeschlossen hatte, auf französische Staatskosten über Calais nach England transportiert. Nach siebenwöchigem Aufenthalt in London reisten die beiden Brüder nach Liverpool, wo ihnen Lehrerstellen an einem blühenden deutschen Institute angetragen waren. Bald nach der Ankunft erkrankte Eduard Scriba an den Blattern und starb 4. Januar 1837. In der aktenmäßigen Darstellung rc. von Hofgerichtsrat Schäffer, Gießen März 1839, heißt es Seite 5: „Eduard Scriba sah in einer Revolution das einzige Mittel, die Wünsche hinsichtlich einer größeren Ausdehnung der Volksrechte und der Verwirklichung der nationalen Einheit Deutschlands ins Leben zu sichren", sodann daselbst Seite 41 bis 44: „Am 3. April (1833) wurde zuerst die Hauptwache erstürmt. An dem gleichzeitigen Angriff auf die Constabler Wache nahmen die Advokaten Gärth und Neuhof, mehrere Polen —, einige Leute aus dem Handwerkerstande, endlich der Kandidat Schüler (Darmstadt) und die gleichfalls schon mehr genannten Studenten Scriba und Lubanski Anteil".

Kandidat Schüler sagt von Eduard Scriba aus, nachdem das Attentat auf die Wache mißglückt war: „Da Scriba nicht mehr habe entrinnen können (nämlich dem herankommenden Militär), habe sich

14 derselbe zur Erde geworfen und das Militär sei nun, ihn für tot

haltend, an ihm

vorübergezogen".

„Scriba hat dies letztere selbst

öfter erzählt und beigefügt, daß er, in den Straßen Frankfurts um­ herirrend, auf einige Kaufmannsdiener gestoßen sei, welchen er sich

offenbart habe und von deren einem er ausgenommen und den anderen

Tag in dem Anzuge eines Kaufmanns glücklich zum Tore hinausge­ bracht worden sei". — Vgl. den Artikel von H. Haupt in den „Hes­ sischen Biographien" Bd. I, S. 109 ff. 26. Soldan, Friedrich Wilhelm Karl, stud. jur. aus Rüsselsheim, imm. 14. Mai 1827, geb. zu Billertshausen 3. Juli 1808 als Sohn des Pfarrers Karl Ludwig Soldan (später in Rüsselsheim). Nachdem

er nach der Relegation noch einige Jahre studiert hatte, wurde ihm die Zulassung zur juristischen Fakultätsprüfung durch Großherzogliches Ministerium verweigert mit der Begründung, „daß er, trotz seiner Relegation von der Universität, auch nach seiner Rückkehr nach Gießen noch fortwährend mit der bestehenden Burschenschafterpartei Umgang pflege, daß er 1831 an einer Studentenfahrt nach Friedberg teilge­ nommen, daß er demokratische Versammlungen von Studenten und Handwerkern auf der Heuchelheimer Mühle besuche- ja er habe dem von Darmstadt verwiesenen Herrn Fein von Braunschweig bei seiner Durchreise durch Gießen vor dem Hotel Einhorn ein Hoch ausgebracht und ihn bis zum Walltor geleitet.". Eine an die zweite Kammer der Stände gerichtete Petition blieb trotz der einstimmigen Empfehlung des 3. Ausschusses der Kammer bei der Regierung ohne Berückfichtigung, sodaß Soldan im Jahre 1833 sein „ungastliches Vaterland" verlaffen und sich ein neues in der Schweiz suchen mußte. Er wurde zuerst Lehrer in Lyon, dann Lehrer in Thun, wo er 11. November

1864 starb.

Vgl. den Artikel von H. Haupt in den „Hessischen Bio­

graphien", Bd. I, S. 168.

27. Stahl, Christoph Ludw. Hermann Aug., stud. jur. aus Altheim, imm. 24. April 1826, geb. daselbst 16. November 1808 als des Pfarrers Joh. Wilh. Karl Stahl, wurde 13. Dezember 1837 Hofgerichts-Advokat in Darmstadt und starb 5. Juli 1863.

Sohn

28. von Stockhansen, Otto, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 23. April 1826, geb. daselbst 7. Februar 1808 als Sohn des Ober­ forstmeisters Georg Friedr. Wilh. von Stockhausen, starb als Hof-

gerichts-Akzessist in Darmstadt 11. Februar 1832.

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29. Trautweiu, Wilhelm, stud.theol. aus Maar, imm. 15.Ok­ tober 1825, geb. zu Emmrichsrode 18. Juni 1807 als Sohn des Försters Trautwein (später in Maar), wurde 30. September 1831 Rektor, 1833 zweiter Pfarrer, 20. Dezember 1863 Oberpfarrer zu Lauterbach, bekleidete seit 7. Oktober 1868 das Amt des Dekans und starb zu Lauterbach 22. August 1882. 30. Wagner, Johann PH ilpp, stud. theol. aus Fürth i. O., imm. 29. Oktober 1827, geb. zu König i. O. 15. April 1809 als Sohn des Steuerkommissärs Wagner (später in Fürth), wurde nach dem theologischen Schlußexamen (8. bis 10. September 1831) am 23. Ja­ nuar 1835 Pfarrvikar in Vielbrunn, 1837 in Biebesheim, 1839 zweiter Pfarrer in Wimpfen, 1850 in Dienheim und 1. Oktober 1862 in Griesheim, wo er 22. Juni 1884 starb.

31. Weyell, Peter, stud. theol. aus Ober-Ingelheim, imm. 13. Mai 1827, geb. daselbst am 24. Mai 1808 als Sohn des Be­ sitzers der Griesmühle Weyell, setzte nach der Relegation sein Studium fort, bestand 1836 die theologische Fakultätsprüfung, schied dann aus dem hessischen Kirchendienst als cand. theol. aus, weil er den Eintritt in das zu Ostern 1837 errichtete Predigerseminar zu Friedberg ver­ weigerte, wohnte hierauf bei seinem Vater in der Mühle und starb 1. Januar 1885 als Privatier in Ober-Ingelheim.

32. Wiener, Ernst Philipp Alexander, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 1. Noveniber 1826, geb. daselbst 23. Juli 1809 als Sohn des Hofgerichtsrats Wiener, wurde 1837 Landgerichtsassessor in Fürth i. O., 1844 in Zwingenberg, 1850 Landrichter in Hirschhorn, 1853 in GroßGerau, trat 1879 in den Ruhestand, verlegte seinen Wohnsitz nach Darmstadt und starb daselbst 9. April 1894.

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2.

Die Gießener Burschenschafter der Jahre 1826 bis 1828, welche am 28. Juni 1828 nicht relegiert wurden. a)

Aus dem Großherzogtum Hessen:

33. Bogeu, Johann Karl Ludwig, stud. jur. aus Michelstadt, imm. 27. Oktober 1827, geb. daselbst 7. Juni 1809 als Sohn des Advokatus ordinarius und Kammerrats Georg Heinrich Bogen. Ver­ wickelt in die 1832 bis 1835 stattgehabten hochverräterischen und sonstigen damit in Verbindung stehenden verbrecherischen Unterneh­ mungen, wurde er 1835 zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren verurteilt und am 7. Januar 1839 mit allen Verurteilten begnadigt. Nachdem er sich an der politischen Erhebung des Jahres 1848 beteiligt hatte, damals noch hessischer Gerichtsakzessist in Seligenstadt, wurde er als Abgeordneter des Odenwaldes 1848 nach Frankfurt a. M. zunl deutschen Parlament gewählt. Nach dessen Auflösung, und infolge der darauf in Heffen eingetretenen Verhältnisse wanderte Bogen nach Nord-Amerika aus und ließ sich in Neu-Ulm (Staat Minnesota) als Rechtsanwalt nieder. Nach 1870/71 nochmals in seine deutsche Hei­ mat zurückgekehrt, starb er im Jahre 1885 zu Neu-Ulm als Advokat und Herausgeber einer deutschen Zeitung, der „Neu-Ulmer Post".

34. Brodrück, Georg, stud. jur. aus Groß-Steinheim, imm. 7. Januar 1828, geb. daselbst 22. März 1809 als Sohn des Land­ gerichts-Assessors Franz Hubert Brodrück. Außere Umstände führten es herbei, daß er die Studien nicht beendigen konnte uiib die Univer­ sität vor abgelegtem Examen verließ. Er arbeitete dann auf ver­ schiedenen Gerichts- und Notariatsgeschäftszimmern in Oberheffen und Rheinhessen und trat anfangs der 1840er Jahre als Kammersekretär in den Dienst des Fürsten von Isenburg-Büdingen. Hier wurde er nach einigen Jahren zum Kammerrat befördert und starb 10. Februar 1891, nachdem er einige Jahre vorher in den Ruhestand getreten war. 35. Bücking, Karl, stud. jur. aus Gießen, imm. 6.April 1827, geb. daselbst 14. Oktober 1809 als Sohn des Kaufmanns und Bür­ gers Johann Martin Ludwig Bücking, wurde 21. Mai 1841 Assessor ohne Votum und 3. August 1841 mit Votum in Schlitz, 29. Juli 1842 in Grünberg, 4. Januar 1848 in Gießen, 9. Mai 1855 Land­ richter in Laubach, 10. November 1857 in Butzbach, wo er 10. Sep­ tember 1866 starb.

17 36. Burkard, Johann Georg Heinrich, sind. med. aus Mainz, imm. 24. Januar 1828, geb. daselbst 11. Juni 1807 als Sohn des Chirurgen Constantin Burkard und gestorben als praktischer Arzt zu Biblis 3. Mai 1847. 37. Dingeldein, Johann Georg, stud. theol. aus Reichelsheim i. O., imm. 5. Mai 1828, geb. daselbst 24. Dezember 1808 als Sohn des Wirts Dingeldein, bestand 8. bis 10. September 1831 die Schluß­ prüfung zu Darmstadt, war seit 1834 Pfarrvikar in Reichelsheim i. O. seit 1835 Mitprediger in Erbach i. O, seit 1843 Kaplan daselbst, seit 1852 Pfarrer in Romrod, seit 1864 erster Pfarrer in Alsfeld, seit 1865 Dekan, und starb daselbst 17. Mai 1873.

38. Eigenbrodt, Wilhelm, stud. med. aus Darmstadt, imm. 23. April 1826, geb. zu Arnsberg in Westfalen 26. Januar 1808 als Sohn des von 1809 ab in Darmstadt ansässigen Oberforstrats, späteren Geheimen Staatsrats Karl Christian Eigenbrodt. „Hat ein tragisches Ende genommen. Verwickelt in die Untersuchungen wegen sogenannter demagogischer Umtriebe, ging er nach Algier, wo er in Bona verstarb. War vielleicht französischer Militärarzt der Fremden­ legion (Angaben aus dem Stammbaum der Familie Eigenbrodt)". 39. Fehr, Karl Ludwig, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 6. Mai 1828, geb. daselbst 6. April 1810 als Sohn des Münzmeisters und Hofkammerrats Fehr, trat im Jahre 1834 in die Dienste des Fürsten von Jsenburg-Birstein ein, wurde schon 1835 Kammerrat in Birstein und 1846 Kammerdirektor. Im Jahre 1869 ließ er sich pensionieren, weil der Fürst zu viel Geld ausgab und verlegte seinen Wohnsitz nach Darmstadt, wo er 28. Februar 1891 starb. 40. Gebhardt, Heinrich Karl, stud. jur. aus Rodheim v. d. H., imm. 23. Oktober 1825, geb. zu Ober-Rosbach 16. März 1806 als Sohn des späteren Oberpfarrers und Dekans Georg Ludwig Gebhardt in Rodheim v. d. H. (vorher Pfarrer in Ober-Rosbach), wurde 19. Juni 1841 Landgerichtsassessor mit Votum in Battenberg, trat in den Ruhe­ stand 14. Januar 1867, verlegte seinen Wohnsitz nach Gießen und starb daselbst 7. März 1883. 41. Gebhardt, August, stud. theol. aus Rodheim v. d. H., Bru­ der des vorigen, imm. 31. Oktober 1825, geb. 2. September 1808 in Ober-Rosbach, wurde als Pfarrer definitiv angestellt auf Prüfen-

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tation des Grafen Stolberg-Wernigerode 15. Januar 1836, auf Nach­ suchen aus dem Pfarrdienst entlassen 13. November 1851, begab sich hierauf in die Schweiz, war in Lauffohr, Kanton Aargau, Cigarren­ fabrikant bis 1859, wo er nach Luzern übersiedelte und dort eine Buchhandlung eröffnete, war in seinem Geschäft bis zum letzten Tage tätig und starb zu Luzern 28. August 1901. 42. Gros, Johann Joseph, stud. jur. aus Groß-Steinheim, Bruder des unter Nr. 11 genannten August Gros, imm. 14. Mai 1827, geb. daselbst 20. Mai 1809, promovierte nach bestandenem Fa­ kultätsexamen zum Dr. juris utriusque, war später Pachter des Fürst!. Solms-Lich'schen Hofgutes zu Kolnhausen bei Lich, war 1849 hessischer Landtagsabgeordneter, langjähriger Vizepräsident des landwirtschaftlichen Provinzialvereins für Oberhessen und Inhaber der goldnen Medaille für Wissenschaft, Landwirtschaft und Kunst. „War ein glühender Bismarckverehrer und trotz seines katholischen Glaubens durch und durch antiultramontan". Verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Gießen, wo er 4. Juli 1892 starb. 43. Heck, Karl Philipp, stud. med. aus Wackernheim (Rheinhessen), imm. 26. Juni 1827, geboren daselbst als Sohn des Schullehrers Matthäus Heck. Weitere Notizen fehlen. 44. Hellmann, Ferdinand, stud. jur. aus Neckarsteinach, imm. 27. Oktober 1825, geb. daselbst 17. Januar 1807 als Sohn des Lederfabrikanten Hellmann, war Landgerichtsassessor in Lorsch, Darm­ stadt und Gießen, wo er 2. Dezember 1873 starb.

45. Heumann, Friedr. Wilh. Adolf, stud.med. aus Darmstadt, imm. 5. Mai 1828, geb. daselbst 5. Februar 1811 als Sohn des Oberappellationsgerichts-Registrators, späteren Justizrats Ludwig Heu­ mann, promovierte 30. August 1832 zum Dr. med. und starb als praktischer Arzt zu Eichberg 6. März 1852. 46. Klenk, Philipp D., stud. med. aus Framersheim (Rhein­ hessen), imm. 13. November 1820, geb. daselbst 1795 als Sohn des Landwirts Michael Klenk, war Chirurg und Kreiswundarzt in Alzey, verheiratete sich dorthin 28. November 1832 mit Wilhelmine Darm­ städter aus Framersheim, lebte mit Familie längere Zeit in Amerika, kehrte von dort 1. September 1876 nach Alzey zurück und starb da­ selbst 17. Mai 1881 als Großh. Kreiswundarzt i. P. im Alter von 86 Jahren.

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47. Kobelt, Wilhelm, stud. theol. aus Schwarz, imm. 20. Sep­ tember 1827, geb. daselbst 13. Dezember 1809 als Sohn des Obersörsters Kobelt, studierte S.S. 1830 in Heidelberg, bestand die Prü­ fungen in Gießen 29. November 1830 und Februar 1831, war Kon­ rektor in Alsfeld 1837 (von 1833 an als Vikar), 10. Januar 1840 zweiter Pfarrer in Alsfeld, vom 27. April 1860 ab erster Pfarrer in Breidenbach im Kreise Biedenkopf, dabei auch Preuß. Kreisschulinspektor, und starb daselbst im Amt 9. Mai 1874. 48. Kraft, Johann Christian Friedrich, stud. jur. aus Grün­ berg, imm. 12. November 1823, geb. zu Friedberg 7. April 1807 als Sohn des Landrichters Kraft (später in Grünberg), Bruder des unter Nr. 16 genannten Karl Kraft, nach seiner Promotion zum Dr. jur. wurde er 1829 Assessor am Hofgericht zu Gießen, vom 15. Februar 1835 bis 1870 war er Hofgerichtsrat daselbst, wurde dreimal in den hessischen Landtag entsandt, 7. September 1870 Oberappellations- und Kassationsgerichtsrat in Darmstadt, 30. Juli 1873 Hofgerichtspräsi­ dent daselbst und starb daselbst 7. September 1874.

Vergl. Dr. Fr. Kraft, weiland Großh. Hess. Hofgerichtsrat zu Gießen: Entwurf einer Gesamtverfassung Deutschlands- Vorrede da­ tiert 24. April 1848. Sonderabdruck aus Nr. 5 bis 7 der A.D.B.Zeitschrift, Jahrgang VI; sowie Biographie des Johann Christian Friedrich Kraft, von seinem Sohne Justizrat Friedrich Kraft in Bü­ dingen (früher in Gießen). 49. Külp, Friedrich Wilhelm August, stud. theol. aus Nord­ heim, imm. 25. Oktober 1824, geb. daselbst 12. April 1801 als Sohn des Pfarres Friedrich Külp, wurde nach Ablegung der theologischen Prüfungen 31. Januar 1830 Pfarrvikar in Lindheim, 1836 in Dü­ delsheim, 15. Oktober 1841 Pfarrer in Rohrbach (Oberhessen) und und starb daselbst 7. August 1876. 50. Lämmerhirt, August, stud. jur. aus Erbach i. O., imm. 24. April 1826, geb. daselbst 3. Oktober 1806 als Sohn des Gräfl. Erbach-Erbach'schen Hoftats Johann Georg Lämmerhirt, erlernte nach erfolglosem sechsjährigen Studium 1832 die Buchbinderei in Michel­ stadt, betrieb dieses Geschäft später in Erbach, lebte dort bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und soll entweder in Elt­ ville im Rheingau oder in Frankfurt a. M., unbekannt wann, ge­ storben sein.

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51. Mayer, Johann Jakob, sind. jur. aus Mainz, imm. 3. Mai 1826, geb. zu Nieder-Walluf 3. Januar 1805 als Sohn des späteren Rentners Jakob Mayer in Mainz, gestorben als Hofgerichts-Advokat zu Mainz 11. Juni 1855. 52. Mylms, Georg Friedr. Theod., stud. med. aus Alsfeld, imm. 23. September 1824, geb. zu Grünberg 10. Juli 1806 als Sohn des Rentamtmanns Heinrich Mylius (später in Alsfeld), pro­ movierte zum Dr. med., war dann kurze Zeit praktischer Arzt in Alsfeld und längere Zeit in Nieder-Saulheim in Rheinhessen, und starb daselbst 7. Dezember 1893.

53. von Ochsenstein, Karl Ludw. Friedr. Moritz, stud. jur. aus Offenbach a. M., imm. 29. "Novemver 1824, geb. daselbst 20. Oktober 1806 als Sohn des Obersten von Ochsenstein, wurde in Darmstadt 14. April 1835 Hofgerichtsassessor, 12. Februar 1841 Hofgerichtsrat, 2. Februar 1847 Oberappellations- und Kassationsgerichtsrat, 1868 Geheimer Rat und starb dasebst 19. November 1872.

54. Öser, Rudolf Ludwig, stud. theol. aus Gießen, imm. 29. Oktober 1827, geb. daselbst 31. Oktober 1807 als Sohn des Hof­ gerichtsrats Oser, war seit 7. August 1835 Pfarrer in Lindheim (Oberhessen) und starb daselbst 13. Oktober 1859. War bekannter Volksschriftsteller und gab unter dem Namen Otto Glaubrecht eine Reihe von Erzählungen heraus, welche das Volksleben, besonders in der Wetterau und im übrigen Hessenland, in einfacher und fließender Darstellung zur Anschauung bringen und zu den besten Erscheinungen der Gattung gehören. Eine Gedenktafel ist am 50. Todestage Osers am Geburtshause Sonnenstraße 6 in Gießen angebracht. Vgl. Allgem. Deutsche Biographie Bd. 9, S. 222. 55. Reitz, August, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 26. Sep­ tember 1822, geb. zu Gießen 20. Januar 1805 als Sohn des Frei­ herr!. von Buseck'schen Patrimonialgerichts-Beamten Justizamtmanns E. Reitz zu Großen-Buseck, wurde 1839 Hofgerichts-Protokollist, 1843 Hofgerichts-Sekretär in Darmstadt, trat 1871 in den Ruhestand und starb in Darmstadt 23. März 1885. 56. Roller, Georg David, stud. theol. aus Worms, imm. 10. Juni 1828, geb. zu Otterberg (Pfalz) 1. April 1810 als Sohn des dortigen Privatlehrers, späteren Gymnasial-Professors zu Worms und

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Begründers der ersten hessischen Taubstummenanstalt (zuerst in Worms und von 1837 an in Friedberg) Georg Jakob Roller, wurde 1832 Gehilfe seines Vaters und starb in Worms 26. März 1836. 57. Sander, Eduard Gottlieb Ernst, stud. philol. aus Mainz, imm. 17. Dezember 1827, geb. zu Neiße 15. Dezember 1809 als Sohn von Nicolaus Sander und Ehefrau Eva Rosine geb. Teichler, der späteren Ehefrau des Schuhmachers Johann Joseph Schraub zu Mainz. Sander besuchte zu Mainz das bischöfliche Knabenseminar, dann 3 Jahre lang die Universität Gießen, bekleidete von 1830 an mehrere Hauslehrerstellen, machte vom 28. Juni 1834 an seinen Ak­ zeß am Gymnasium zu Mainz, wurde 10. Dezember 1835 Professor am Gymnasium zu Luzern, kehrte 1841 zurück, wurde Lehrer an der höheren Bürger- und Realschule zu Bingen und bekleidete provisorisch die Stelle des Direktors bis 7. Januar 1842, an welchem Tage er desinitiv als Direktor und 1. Lehrer angestellt wurde. Starb zu Bingen 15. September 1874. 58. Schleuning, Joh. Wilhelm Georg, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 9. Mai 1826, geb. daselbst 18. Mai 1808 als Sohn des Rech­ nungsrats Christoph Nikolaus Schleuning, wurde 7. Januar 1837 zum Hofgerichtsadvokaten in Darmstadt ernannt und starb daselbst 14. Januar 1838.

59. Schmitt, Ludwig Ernst, stud. forest. aus Nieder-Ofleiden, imm. 29. Oktober 1827, geb. daselbst 14. Mai 1809, Bruder des unter Nr. 22 genannten Ludwig Friedr. Schmitt, wurde 13. November 1838 Revierförster in Dautphe, 19. Juli 1844 in Wahlen, 2. Oktober 1871 Oberförster in Butzbach, trat 8. Juni 1878 in den Ruhestand, verlegte seinen Wohnsitz nach Gießen und starb daselbst 2. April 1884. 60. von Schmittburg, Karl Ernst, stud. jur. aus Oppenheim a. Rh., imm. 30. Mai 1826, geb. daselbst 16. März 1807 als Sohn des Gutsbesitzers Karl von Schmittburg, ertrank als Student beim Baden in der Lahn am 30. August 1831, abends gegen 7 Uhr. 61. Schödler, Franz, stud. Philol. aus Dieburg, imm. 24. April 1826, geb. daselbst 25. April 1808 als Sohn von Justizamtmann Eberhard Joseph Schödler, vertauschte in seinem 4. Semester das Studium mit dem Offizierberuf, trat in österreichische Dienste, war Kadett im Infanterie-Regiment von Langenau in Mainz, dann dort Adjutant, kam später nach Oesterreich, stand 1848 im Infanterie-Re-

22 giment Nr. 14, Großherzog von Hessen, war Kommandeur des Gre­ nadierbataillons, Mitglied der Elisabeth-Theresien-Militär-Stiftung, Ritter des Kaiser!. Russischen St. Wladimir-Ordens mit Schwertern und Komtur des Großh. Hessischen Ordens Philipps des Großmütigen und starb als K. K. Oberst i. P. 17. Februar 1864. Verkehrte als Offizier in Linz viel mit dem deutschen Schriftsteller August Daniel von Binzer, dem Verfasser des bei Auflösung der Burschenschaft in Jena gedichteten Liedes „Wir hatten gebauet etc.".

62. Schramm, Johann Karl, stud. jur. aus Mainz, imm. 18. De» zember 1827, geb. zu Herborn 1. Juli 1793 als Sohn des Jakob Heinrich Schramm (später in Mainz), wurde 1. Oktober 1844 Ge­ richtsschreiber des Friedensgerichts Mainz und starb als Friedens­ gerichtsaktuar daselbst 16. August 1859. 63. Sell, Karl Ludwig, stud. jur. aus Darmstadt, imm. 7. Mai 1828, geb. daselbst 20. Juli 1810 als Sohn des 1820 verstorbenen Hofrats Georg Friedrich Sell, promovierte zum Dr. jur., wurde Privatdozent der Jurisprudenz in Gießen, 1838 außerordentlicher Professor daselbst, 1840 ordentlicher Professor in Bonn und starb als Geheimer Justizrat daselbst 23. Juli 1879. Vgl. H. E. Scriba, Biograph.-liter. Lexikon, Bd. II, S. 690. 64. Sellheim, Friedrich Ludw. Wilh., stud. jur. aus Nidda, imm. 31. Oktober 1826, geb. daselbst 23. August 1805 als Sohn des Amtsschreibers Sellheim. Weitere Personalien konnten nicht ermittelt werden.

65. Simo«, Joh. Ludwig Wilh. Karl, stud. theol. aus GroßFelda, imm. 31. Oktober 1826, geb. zu Ober-Breidenbach 26. De­ zember 1807 als Sohn des in Groß-Felda verstorbenen Pfarrers Johannes Simon, war bis 1833 Pfarrvikar in Groß-Felda, wurde 12. Oktober 1838 Pfarrer in Waldgirmes und starb daselbst 3. Mai 1851. 66. Spieß, Adolf, stud. theol. aus Offenbach a. M., imm. 11. Juni 1828, geb. zu Lauterbach 3. Februar 1810 als Sohn des Pfarrers Johann Balthasar Spieß (zuerst in Lauterbach, dann in Offenbach und Sprendlingen), ging Frühjahr 1829 nach Halle, schloß sich der dortigen Burschenschaft an, kehrte Frühjahr 1830 nach Gießen zurück, bestand 2. April 1832 die theologische Fakultätsprüfung, be­ kleidete eine Hauslehrerstelle bei dem Grafen Solms-Rödelheim in

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Assenheim, begab sich in die Schweiz, wirkte von 1833 bis 1844 an den Schulen von Burgdorf im Kanton Berit und von 1844 bis 1848 in Basel, von wo ihn der hessische Mirlister von Gagern zur Leitung des hessischen Schulturnens nach Darmstadt berief, in welcher Stellung er mit weit über die Grenzen dieses Landes hinausgehendem Erfolg wirkte. Ein voll früh an in ihkn keimendes Lungenleiden nötigte ihn, 1855 von seiner Tätigkeit zurückzutreten. Starb in Darmstadt 9. Mai 1858. Vgl. über seine Burschenzeit H. Haupt, in den „Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft und der deutschen Einheitsbewegung" Bd. II, Seite 306 ff. 67. Urich, Wilhelm Heinr. Jos., stud. forest, aus Michelstadt, imm. 15. Januar 1827, geb. zu Erbach i. O. 10. November 1808, trat, nachdem er die Universität verlassen, in das Geschäft seiner bei­ den Oirkel Gerold in Port of Spam, Trinidad, Brit. Westindien,

übernahm später mit seinem Bruder Fritz (imm. März 1828) dieses Geschäft, erwarb ein sehr ansehnliches Vermögen, legte es rationell an und lebte abwechselnd in London, Paris, Rom, Florenz und Frankfurt a. M. Er, wie auch seine Frau (Sophie, Tochter des Professors der Medizin Vogt und Schwester des Parlamentariers Karl Bogt) besaßen eine tiefgründige Bildung und konnten die reichen Quellen, die ihnen durch ihre unabhängige Existenz erschlossen wurden, wohl ausnutzen. Sie kannten die Mehrzahl der bedeutenden Gelehr­ ten, Künstler und Staatsmänner in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er starb in London 7. Juli 1892. 68. Bietor, Philipp August, stud. theol. aus Nieder-Ramstadt, imm. 1. November 1826, geb. daselbst 28. November 1809 als Sohn des Pfarrers Bietor, bestand September 1831 die theologische Schluß­ prüfung zu Darmstadt, wurde Pfarrvikar 1835 in Schaafheim, 1838 in Wolfskehlen, 1840 in Reichelsheim i. O., 1841 in Leidhecken, 1842 in Zwingenberg, Pfarrer 1842 in Wahlen, 1851 in Bobenhausen II, 29. Juni 1866 in Groß-Rohrheim und starb daselbst 12. Juli 1879.

69. Wallot, Friedr. Wilh. Karl, stud. jur. aus Oppenheim a. Rh., imm. 21. Juni 1827, geb. daselbst 7. Juli 1809 als Sohn des Weinhändlers Johann Heinrich Wallot, geriet 1830 in die Revolu­ tionspartei, wurde relegiert, flüchtete ins Ausland, setzte nach seiner Rückkehr das Studium fort, bestand die Fakultätsprüfung, erwarb sich 18. Mai 1835 den juristischen Doktorgrad und starb in Florenz 28. August 1842.

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70. Wernher, Gustav Adolf, stud. med. aus Mainz, imm. 22. Oktober 1825, geb. daselbst 19. März 1808 als Sohn des am 7. Juni 1827 in Darmstadt verstorbenen Geheimen Staatsrats Johann Wil­ helm Wernher, studierte vom 26. Oktober 1827 bis Ostern 1829 in Heidelberg, von da bis Ostern 1831 in Berlin, absolvierte in Gießen die ärztlichen Prüfungen, wurde 4. August 1832 zum Doktor promo­ viert, war von 1834 an praktischer Arzt und Physikatswundarzt in Offenbach a. M., wurde 5. Februar 1835 außerordentlicher Professor und Assistenzarzt der chirurgischen Klinik, 21. Februar 1837 ordent­ licher Professor und. Direktor der chirurgischen Klinik, 7. November 1845 zugleich Professor der pathologischen Anatomie, 10. Juli 1851 „Direktor des akademischen Hospitals im Ganzen", erhielt eine Reihe hoher Orden und 15. Oktober 1860 den Charakter als Geheimer Medizinalrat, war 1849 und 1874 Rektor der Universität, trat 1. Mai 1878 in den Ruhestand, siedelte darauf nach seiner Vaterstadt Mainz über und starb dort 14. Juli 1883. Hieß bei den Studenten in Gießen „der Kalif". Vgl. über ihn Allg. Deutsche Biographie Bd. 42, S. 80. 71. Weyell, Jakob, stud. jur. aus Ober-Ingelheim, imm. 22. Oktober 1825, geb. 24. Dezember 1805 auf der Neumühle zu NiederJngelheim, Bruder des Nr. 31 genannten Peter Weyell. Absolvierte das juristische Studium in Gießen, wirkte später als Advokat in Frankfurt a. M.) verheiratete sich dort, trat in den Dienst der Thurnund Taxis'schen Post als Revisor und starb etwa 1853. 72. Weyprecht, Philipp Karl Wilhelm, stud. med. aus Gießen, imm. 25. Oktober 1825, geb. daselbst 22. Februar 1809 als Sohn des Chirurgen Weyprecht. Beteiligt an den in den Jahren 1832 bis 1835 stattgehabten hochverräterischen und sonstigen damit in Verbin­ dung stehenden verbrecherischen Unternehmungen, entging er der Ver­ urteilung durch den am 22. April 1835, mittags zwischen 12 und 1 Uhr eingetretenen Tod.

73. Wörtter, Franz, stud. jur. aus Münster (Kreis Dieburg), imm. 30. November 1827, geb. daselbst 11. April 1806 als Sohn des Lehrers Franz Wörner, wurde 1. Juni 1840 Landgerichtsassessor ohne Stimme in Schlitz, 27. November mit Stimme in Alsfeld, 7. April 1846 Hofgerichtssekretär in Gießen, später (etwa 1848) Stadt­ gerichtsassessor daselbst, 19. März 1856 Obersteuerrat int Finanz­ ministerium zu Darmstadt und starb daselbst 12. Januar 1879.

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b.) Aus anderen deutschen Ländern: 74. Bornefeld, Karl, stud. theol. aus Soest in Westfalen, imm. 11. Mai 1828, geb. daselbst 20. Mai 1806 als Sohn des Papier­ fabrikanten Ad. Bornefeld, wurde 11. Dezember 1831 Pastor in Welver mit dem Wohnsitz in Meyerich im Kreise Soest und starb da­ selbst noch im aktiven Dienst infolge einer Operation 20. Februar 1878. 75. Dierickx, August, stud. jur. aus Münster in Westfalen, imm. 6. Mai 1828, geb. daselbst 26. Januar 1808 als Sohn des Kurfürstlichen Hofkammerrats Franz Joseph Dierickx, wurde, nachdem er einige Semester studiert hatte, Offizier im Infanterie-Regiment Nr. 13 und starb unverheiratet zu Münster als Hauptmann a. D. plötzlich infolge eines Schlaganfalles 4. Juni 1872. 76. Kettner, Wilhelm, stud. rei saltuariae (— forest.) aus Bensberg bei Cöln a. Rh., imm. 29. Oktober 1826, geb. daselbst 1804 als Sohn des Königl. Oberförsters Kettner, war Oberförster in Lyck im Regierungsbezirk Gumbinnen und später Forstmeister in Pader­ born (Westfalen) und starb daselbst an Karbunkel 12. April 1869. 77. Pfarrius, Johann Jakob, stud. theol. aus Dörscheid bei Caub, imm. 23. Oktober 1827, geb. daselbst 21. Januar 1807 als Sohn des Pfarrers Pfarrius, wurde 1836 der Nachfolger seines Va­ ters in Dörscheid, trat 1875 in den Ruhestand, verlegte seinen Wohn­ sitz nach Frankfurt a. M. und starb daselbst 7. September 1877. 78. Spieß, Ludwig, stud. theol. aus Usingen (Nassau), imm. 1. November 1826, geb. zu Okriftel 28. Februar 1809 als Sohn des Pfarrers Wilhelm Spieß, lebte nach dessen frühem Tode mit Mutter und Geschwistern in Usingen, besuchte das Gymnasium in Wetzlar, verließ die Universität Gießen August 1828, besuchte das PredigerSeminar zu Herborn, bestand September 1830 die Schlußprüfung, war bis Juli 1834 Hauslehrer in Laasphe, dann Pfarrvikar in Ober­ roth, Januar 1838 in Lorsbach, Juli 1839 in Niederbachheim, Juli 1840 Pfarrer in Fleisbach, Dezember 1845 in Schönbach, Oktober 1853 in Wehen (hier auch Dekanatsverwalter), Juli 1856 in Becht­ heim (hier auch Dekan), 1870 bis 1881 in Sulzbach, lebte nach seiner Pensionierung von Herbst 1882 in Marburg und starb daselbst infolge von Schlaganfall und Gehirnerweichung 10. November 1883.

26 79. Staudinger, Louis Gideon Friedr., stud. forest. aus Saßmannshausen im Kreise Wittgenstein, imm. 10. Mai 1827, geb. zu Wittgenstein 9. Februar 1808 als Sohn des Oberförsters und späteren

Forstinspektors Ludwig Anton Valentin Staudinger zu Saßmanns­ hausen, wurde der Nachfolger seines 1845 verstorbenen Vaters als

Oberförster, später Forstinspektor in Saßmannshausen, trat 1889 in den Ruhestand und starb daselbst 10. Februar 1891. 80. Wilsing, Konrad Friedlieb Gustav, stud. theol. aus Hörde

in Westfalen, imm. 10. Mai 1828, geb. daselbst 19. September 1807 als Sohn des Pastors Wilsing, wurde 1835 ordiniert, hierauf Pastor in Altena in Westfalen, 1855 Hofprediger in Stargard in Pommern, trat 1887 in den Ruhestand, verlegte seinen Wohnsitz nach Bernburg (Anhalt), um feine Tage bei seinen Söhnen zu beschließen und starb daselbst 19. Januar 1895. Wilsing hatte zuerst in Halle studiert und der dortigen Burschenschaft angehört. Während seines Aufent­ haltes in Gießen, alsbald nach der großen Relegation, der Wilsing glücklich entgangen war, war er es, welcher der am 24. August 1828 von neuem zusammengeschlossenen Gießener Burschenschaft mit 47 Mitgliedern die neuen Satzungen nach dem Muster der Höllischen Versassungsurkunde entworfen hatte. Vgl. über seine Gießener Burschen­

schafterzeit Wilsings Mitteilungen in den Burschenschaftl. Blättern,

Jahrg. II (1888), S. 277.

81. Berghaus, Joseph, stud. jur. aus Coesfeld bei Münster in Westfalen, imm. 21. Dezember 1826. Hatte bei seiner Immatrikula­

tion einen gewissen Kaspar Elsing aus Coesfeld zum Vormund. 82. Blum, Karl, stud. theol. aus Bendorf a. R., imm. 12. Mai 1828, Sohn von Pfarrer Georg Blum daselbst.

83. Hilliugh, Johann Konrad, stud. jur.

aus Emden in Ost-

ftiesland, imm. 24. April 1826, geb. daselbst 19. Dezember 1805 als Sohn des Postdirektors (Oberpostmeisters) Adolf Diurko Hillingh. 84. Hillingh, Adolph Wilhelm, stud. jur. ans Emden in Ost-

ftiesland, imm. 24. April 1826, geb.

daselbst

19. Dezember 1807,

Bruder des vorigen.

85. Mühlmaun, Christian, stud. forest. aus Carlsbrunn im Saarbrückischen, imm. 13. Mai 1827, Sohn von Oberförster Mühlmann.

27 86. Schirmer, Justus, stud. forest. aus Cöln a. Rh., imm. 13. Mai 1827, Sohn von Regierungs- und Forstrat Schirmer. 87. Schreiber, Matthias Richard, stud. forest. aus Cöln a. Rh., imm. 13. Mai 1827, Sohn von Appellations-Gerichtsrat Schreiber.

88. Textor, Hans Wilhelm, stud. jur. aus Frankfurt a. M., imm. 26. Oktober 1826, Sohn von Advokat Dr. Textor. 89. Wittlmger, Georg Friedrich, imm. 22. Mai 1827.

stud. med. aus

Rödelheim,

Über die unter Nr 81 bis 89 aufgeführten Burschenschafter konnten weitere Personalien nicht ermittelt werden.

Erster Anhang:

— 28 —

Erster Anhang. Der vorliegenden Arbeit lagen zwei studentische Stammbücher zu

Grunde, vor allem dasjenige meines Vaters, des damaligen stud. theol. August Scriba (Ordn.-Nr. 24), aus dem 67 Stammbuchblätter benutzt werden konnten, und dasjenige des stud. jur. Ludwig de Beauclair (Ordn.-Nr. 3), das zu 17 alten Burschenschaftern die Stammbuchs­

blätter lieferte. Die genannten studentischen Stammbücher, die beide zum über­ wiegenden Teil in den ersten Tagen nach der Relegation entstanden sind, bilden eine wertvolle und reichhaltige Fundgrube für Erforschung des Geistes, der damals die deutschen Burschenschafter beseelte. Der Abschiedsschmerz beim Scheiden von den treuen Bundesbrüdern und Freunden, den fratres fideles Germaniae, das Gelöbnis der Treue auch bei räumlicher und zeitlicher Trennung, die Liebe zur Burschen­ schaft, die Begeisterung für die burschenschaftlichen Ideale, auch für das damals noch verpönte Turnen, der Zorn über den Verräter des

Freundeskreises, aber auch die Hoffnung auf bessere Zeiten finden neben der Liebe zum Vaterland in den Stammbuchsblättern begeister­ ten Poetischen Ausdruck. Aber auch der studentische Frohsinn und Humor kommt trotz des Ernstes jener Tage hier uni) da zum Durch­

bruch. Ich kann mir nicht versagen, einige der schönsten und charak­ teristischsten Stammbuchsverse hier zu veröffentlichen. 1. Verdammt sei jener Schuft, der, schuldig am Verrat, Den schönen Kreis getrennt, ihm werde für die Tat Der Lohn von Henkershand- er ende unbeweint,

Ihn treff' der schwerste Fluch, er sterbe ohne Freund! Und wenn sein schwarzer Geist sich von dem Körper trennt, So setze ihm ein Hund ein würdig Monument. (Schramm 62).

2. Wenn aus dem lieben Vaterland Die bravsten Bürger zieh'n, Wenn Kränze, die die Jugend wand,

Verwelken und verblüh'u, Wenn man der Geister goldne Frucht Als Vaterlands-Verrat verflucht, Da läßt sich nicht mit Tränen Der Seele Schmerz versöhnen. (Bücking 35).

— 29 — 3. Mit Bruderliebe kamst du mir entgegen. Du lindertest des Kummers schwere Last, Die mich gedrückt, mag dir des Himmels Segen Vergelten, was für mich getan du hast. Zwar trennt uns jetzt des Schicksals zürnend Walten, Zerstreut den Bruderbund nach Ost und West, Doch unsre Freundschaft wird ja nie veralten, Wie unsre Eichen steht sie ewig fest. (Sander 57).

4. Mag immerhin der Obern größre Macht Den treuen Freundschastsbund der edlen Brüder sprengen, Im Wahn, er sei geschlossen gegen sie: Sie kann den freien Sinn, den frischen Geist nicht fesseln, Des Herzens Trieb und der Gedank' ist frei, Drum bleibt das Herz dem Herz, der Freund dem Freund getreu. (Dingeldein 37).

5. Das Große lebt: es ist ein Himmelsfunken, Es strahlet selbst in dunkler Grabesnacht, Und führt zum hohen Ziel, wo wonnetrunken Der Geist zu neuer Lebensglut erwacht! — Symb.: Selbst in seinen Trümmern lebt das Gute noch fort!! (Öser 54).

6. Doch! wir sah'ns im Aufschwung unsrer fugend, In des Vaterlandes Heldengeist: Ja! es gibt noch eine deutsche Tugend, Die allmächtig einst die Ketten reißt. Wenn auch jetzt in den bezwungnen Hallen Tyrannei der Freiheit Tempel bricht, Deutsches Volk, du konntest fallen, Aber sinken kannst du nicht. (Roller 56).

7. Wer Der Wer Der Für

unterdrückte Unschuld rächt, schlage ein in meine Hand! Unterdrückern trotzen kann, sei mein Freund! — Er ist ein Mann Freiheit, Recht und Vaterland. (Schleuning 58).

— 30 —

8. Wer mit den Braven sich verband,

Und frei zu sein gelobte, Für Ehre, Freiheit, Vaterland Den Männerwert erprobte, Der ist der rechte deutsche Mann,

Sei einzig unser Freund.

(Brodrück 34).

9. Und wenn die Welt voll Teufel wär', Der Weg geht mitten durch. — Wahlspruch: Frisch, frei, fröhlich und fromm. (Hundeshagen 15).

10. Einheit, Freiheit und Gleichheit aller Rechte und Pflichten unter den deutschen Burschen Ausbildung unserer geistigen und körperlichen

Kräfte zum Dienste unseres lieben deutschen Vater­ landes — dieses sei unser Streben. (Name unleserlich).

11. Was wahr und recht ist, immer wird es siegen,

Mag auch der, der es verfocht, im Kampf erliegen.

(Jos. Gros 42).

12. Den Kranz der geselligen Freude, Der uns um das Leben sich wand, Zerreißt nun zu bitterem Leide Die Trennung mit grausamer Hand.

(Cellarius 5).

13. Die Stunde schlägt- wir scheiden, Freund,

Vielleicht seh'n wir uns nie mehr wiederDer Bund doch, der unsre Herzen eint, Ihn reißt der Sturm der Zeit nicht nieder. (Schirmer 86). 14. Ob Fels und Eiche splittern, Wir werden nicht erzittern.

(Curtman 6).

15. An's Vaterland, an's teure schließ' dich an,

Das halte fest mit deinem ganzen Herzen. Hier sind die starken Wurzeln deiner KraftDort in der fremden Welt stehst du allein! (Weyprecht 72).

— 31 — 16. Was sind doch der Menschheit Freuden!

Kaum, daß man sich kennen soll, Muß man auch schon wieder scheiden. Bester Scriba, leb' recht wohl!

(Blum 82).

17. Wo sich Männer finden, Die für Freiheit, Recht Mutig sich verbinden, Weilt ein frei Geschlecht.

(Kraft 16).

18. Wer unter eines Mädchens Hand Sich als ein Sclave schmiegt, Und von der Liebe festgebannt In schnöden Fesseln liegt, Weh' dem! er ist ein armer Wicht, Er kennt die goldne Freiheit nicht.

(Wernher 70).

19. Wo Mädchen scherzen, küssen, lachen, Mit Jünglingen sich lustig machen, Da ist es gut! Da aber, wo sie zu den Müttern eilen, Bald trostlos, bald andächtig heulen, Da frag' ich, ohn' mich zu verweilen:

Wo ist mein Hut?

(Schreiber 87).

20. Lieblich ist das Säuseln der Kühle, weiln sie, in Blüten gehüllt, den tauenden Abend begleitet. Erquickend ist der lechzenden Flur der Regen im Mai. Aber lieblicher ist die Erinnerung einer edlen Tat/ Und erquickender ist das Zeugnis eines guten Gewissens. —

Symbole: a. Mein Symbol ist Rauchtobak, Schöne Mädel, Geld im Sack. —

b. Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland, Und unser blau-gold-rotes Band! (Schmitt 59).

Zweiter Anhang:

— 32 —

Zweiter Anhang. Die Strafe der Relegation auf ein ganzes Jahr wegen Teilnahrne an verbotener Studenten-Berbindung wurde am 28. Juni 1828 nicht blos über die in dieser Arbeit aufgeführten 32 Burschenschafter, sondern auch über je 8 Mitglieder der beiden Corps Hassia und Starkenburgia verhängt, deren Namen ich nachstehend mitteile:

a. Mitglieder des Corps Hassia: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Christian Heß, stud. jur. aus Gießen, August Kröll, stud. theol. aus Rohrbach. Heinrich Künstler, stud. jur. aus Darmstadt, Wilhelm Neun, stud. theol. aus Büdingen, Karl Reiber, stud. cam. aus Echzell, Franz von Riffel, stud. jur. aus Gießen, Ferdinand Sames, stud. theol. aus Braunfels, Freiherr Wichelm von Schenck zu Schweinsberg, stud. jur. aus Gießen.

b. Mitglieder des Corps Starkenburgia: Heinrich Balser, stud. jur. aus Gießen, Peter Dannenberg, stud. med. aus Darmstadt, Christian Eberhard, stud. jur. aus Echzell, Justus Fuhr, stud. jur. aus Langen, Ludwig Fuhr, stud. jur. aus Langen, Eduard Gravelius, stud. jur. aus Schotten, Freiherr Moritz von Schenck zu Schweinsberg, stud. jur. aus Wäldershausen, 8. Ernst Schüler, stud. theol. aus Darmstadt.

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.