Beiträge zur brandenburgischen Kriegsgeschichte unter Kurfürst Friedrich dem Dritten, nachherigen Könige von Preußen

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Mächten. Der brandenburgische Staatsminister von Fuchs wurde nach Zelle ...
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geſehet. Diese Gewohnheit hatte viel üble Folgen für den ...
Musterungen unter dem Anfang der Regierungsjahre Friedrichs des Dritten ...
Der Regimentsquartiermeister 1 Reitpferd. ...
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Vaubans Anweisung, die Laufgråben und Belagerungswerke zu führen, ...
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denburger keinen Theil daran hatten, uns zu weit von ...
eine Redoute, welche die münsterschen Truppen zwischen der Festung ...
Septbr. In der Nacht von ...
Die Dispositionen, welche der Kurfürst den zum Sturm kommandirten ...
pelsdorf in Schlachtordnung stellen sollte, um sowohl in Bereitschaft ...
wieder zurückgelangt seyn wird; alsdenn soll man die Geiſſeln ...
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Liste derer Truppen zu Roß und Fuß, welche Se...
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Dahingegen wann der Feind blocquiret darinnen würde, er aus ...
Auf Ihrer Churfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehl, daß ein ...
Von Holländischen und Münſterſchen Seiten. ...
Beiträge zu den Feldzügen der Brandenburger unter der Regierung Kur ...
1692. ...
1692. ...
DELETTROAK KENARASK 150 din administra ...
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Beyträge

fùr

Brandenburgischen Kriegesgeschichte

unter

Kurfürst

Friedrich

dem

Dritten

nachherigem erstem Könige von Preussen .

Hauptsächlich aus Nachrichten im Königlichen Archive und andern noch nicht bekannten

Handschriften geschöpft

VOR

C.

W.

Hennert, L

jeßigem K. P. Forstrath.

Nebst einer Karte von der Belagerung von Bonn.

Berlin und Stettin,

ben

Friedrich I 7 9 0.

Nicolai

7

4.

SH

TI

I BR

Verzeichniß der Herren Prånumeranten.

Sr. Königl. Hoheit,

Prinz Friedrich Christian Heinrich Ludwig von Preussen, Coadjutor zu Sonnenburg. Prinz Friedrich Chriſtian Ludwig von Preussen. PrinzFriedrich Wilhelm Auguft von Preussen.

Seine Durchlaucht, Prinz Ludwig von Baden, Königl. Obrister des Bataillons von Rhodich.

2. 63 Herr Alopeus. I Geheimer Forstsekretair Andrå in Berlin. 56 Se. Excellenz , Herr Generallieutenant Reichsgraf zu Anhalt in Liegniß. 49 Herr Cornet Areus , vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 24 Ce. Excellenz, Herr Staatsminister Graf von Arnim in Berlin. 20 Herr Rutmeiſter von Arnstådt vom Regiment Gensd'armes in Berlin. B.

98 60 89 44 122

65

* $ 86 ⪜ *

40 114

Herr Obrist von Bardeleben , Chef des zten Artilleregiments in Breslau. Major Becker vom 2ten Artillerieregiment in Breslau. Hauptmann Berkelmann vom sten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. G Obristlieutenant Berger vom zten Artillerieregiment in Breslau. - Major von Bergener , vom Regiment Graf zu Anhalt in Lirgniß. Die Bibliothek des Regiments Prinz Heinrich in Spandau. Die Bibliothek des Regiments von Tschterscky Dragoner in Sagan. Herr Lieutenant und Aojutaut von Blandowsky , vom Füsilierbataillon von Renouord in Halle. - , Lieutenant und Adjutant von Bdmcken, vom Regiment von Knobelsdorf in Stendal. Hauptmann von Bocke, vom Regiment Graf zu Anhalt in Liegniß. Generalmajor von Bornstådt der Jüngere in Magdeburg. Rittmeister von Brandt, vom 4ten Kurhannoverschen Kavallerieregiment. Hauptmann von Bremer, vom Depotbataillon von Kalkstein in Magdeburg. Major von Brieft , vom Regiment Jung Bornstädt in Magdeburg. Generalmojor und Generalinspecteur der pommerschen Infanterie, von Brüneck in Cöslin. Generalmajor von dem Busche , vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. Hauptmann von Buttlar, vom Züfilterbataillon von Legat in Magdeburg. €.

||

so 52 28 SI 58 9 75 104

IV Verzeichniß der Herren Pránumeranten. C. 78 Herr Fähnrich von Czettrik, vom Regiment Dragoner von Tschierſchky in Sagan

1 D. 43 Herr Rittmeister von Dzierzanowski , vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 76 - Lieutenant von Düter, vom Regiment von Tschterschky Dragoner in Sagan. 109 Hauptmann von Diercke, vom Füßlierbataillon von Ernest in Magdeburg.

Є. 128 Herr Lieutenant und Adjutant von Eberhardt, vom Regiment von Raumer in Brandenburg 91 Major von Eberstein , vom Regiment Jung 1 Bornstadt in Magdeburg. 108 Major von Ernest daselbst. F. 110 Herr Hauptmann von Favre, vom Füßilierbataillon von Ernest in Magdeburg. 36 - Regimentsfeldscheer Fritsch vom sten Kurhannóverſchen Infanterieregiment. 6.

103 Herr Hauptmann von Gaza , vom Füfilterbataillon von Renonord in Halle. 126 Hauptmann von Gerskow, vom Regiment von Raumer in Brandenburg. 102 Herr Major von Gleidov , vom Füſillerbataillon von Renouord in Halle. 96 Hauptmann von Gl. vom Regiment von Knobelsdorf in Stendal. Lieutenant von Glasenapp daselbst. 97 Professor Großheta in Berlin . 80 Lieutenant Baron von Grotthouß, vom Regiment Prinz Heinrich in Nauen. 131 123a- Premteurlieutenant von Gåradt und Lilienlöv, vom Depotbataillon von Jung , Born stået in Magdeburg. 1 H. 111 Herr Hauptmann von Haaß, vom Füfillerbataillon von Ernest in Magbeburg. 27 Major von Haltorf, vom sten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. Lieutenant Harten , desgleichen. 34 86 Major Graf von Henkel, vom Regiment Gensd'armes in Berlin. Postsecretair Herzberg in Berlin. 132 Amtsschreiber von der Horst in Hannover. 38 Fähnrich von Hoyer , vom Regiment von Knobelsdorf in Stendal. 99 Hauptmann von Häfer, vom zten Artilleregiment in Breslau. 53 J. 10 Herr Major von Jrrwing , vom Regiment von Lichnowsky in Berlin. K.

15 Herr Hauptmann von Kalkreuth , vom Regiment Kronprinz von Preussen in Potsdam. -Major von Rappen , vom 4ten Artillerieregiment in Berlin. 9 Rittmeister von Kleist, vom Regiment Gensd'armes in Berlin. 23 62 Herr

7 Verzeichniß der Herren Pránumeranten. 62 Herr Hauptmann von Knorr, vom Regiment Graf zu Anhalt in Llegniß. ---- Major von Koch, vom iten Artill rieregiment in Berlin. 2 116 - Hauptmann von Röckerih , vom Depotbataillon Herzog von Braunschweig in Burg. Regimentsquartiermeister König in Meve. 133 45 Kornet Köper , vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 93 Auditeur Küfter, vom Regiment Jung , Bornſtådt in Magdeburg. {. 31 Herr Hauptmann von Langermann , vom sten Kurhannoverschen Kavallerieregiment. 88 Conducteur Lehnert in Stettin. 32 Lieutenant Leiner, vom sten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 6 Major von Lentken , vom 4ten Artillerieregiment in Berlin. 30 Hauptmann von Leutsch , vom sten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 129 Lieutenant von Löhn , vom Regiment von Raumer in Brandenburg. 92 Hauptmann von Lucadou, vom Regiment Jung , Bornstädt in Magdeburg. 125 Hauptmann von Lüderit , vom Regiment von Raumer in Brandenburg. 107 Adjutant Graf von Lottum, vom Füßilterbataillon von Schenke in Halle. 77 Lieutenant von Luttik , vom Regiment Dragoner von Tschierschky in Sagan,

m. 22 Herr Lieutenant von Malhahn, vom Regiment Gensd'armes in Berlin. 21 - Kornet von Malzahn , desgleichen. 121 - Lieutenant Marbach, vom Depotbataillon von Thadden in Jauer. Major von Marmis, vom Regiment Graf zu Anhalt in Ligniş. 57 19 Major von Maffov, vom Regiment Gensd'armes in Berlin . 13 Hauptmann von Maßenbach, vom Generalstaab in Berlin. Lieutenant Matfeldt, vom sten Kurhanndverschen' Kavallerieregiment. 33 Hauptmann von Meyerink , Adjutant des Herrn Generallieutenant von Kalfſtein 94 Excellenz in Stendal. 126 -- Hauptmann von Misbach, vom Regiment von Raumer in Brandenburg.

N. 95 Herr Hauptmann Neuendorf, vom Regiment von Kalkstein in Magdeburg. 45 Lieutenant Niemeyer vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 54 - Oberfeuerwerker Nieske vom zten Artillerieregiment in Breslau. Hauptmann von Normann , vom Regiment Prinz Heinrich in Spandow.

p. 119 Herr Hauptmann von Paczensky vom Depotbataillon von Thadden in Jauer. 118 Major von Paczowsky , desgleichen. 71 Sefondelleutenant von Pirch , vom Regiment von Brünek in Cöslin. 4 Lieutenant Pontanus , vom iten Artillerieregiment in Berlin. 117 Hauptmann Pitschel , vom Depotbataillon des reg. Herzogs von Braunschweig in Burg. 106 Lieutenant von Prittwiß , vom Füfillerbataillon von Schenke in Halle. Hauptmann Prosch , von der reitenden Artillerie. 7 61 Hauptmann von Prueschenk, vom Regiment Graf zu Anhalt in Lieguik.

R. 81 Herr Hauptmann von Rahlɗke, Gouverneur S.K. H. des Prinzen Ludwigs von Preuffen. 26 Se, Excellenz der Herr Generallieutenant von Ramdohr in Hannover. 3 Herv

VI

Verzeichniß der Herren Pränumeranten.

123b. Herr Generalmajor von Raumer in Brandenburg . 73 Major von Rebenstock , von Regiment von Tschierschky Dragoner in Sagan. 29 Hauptmann von Reihenstein , vom sten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 101 Major von Renouord in Halle. 41 Major von Rhoden, vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. II Regimentsquarttermeister Riebes , vom Regiment von Eben in Berlin. 100 Fähnrich von Roht, vom Reatment von Knobelsdorf in Stendal. 42 Major Roußelle, vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. G.

ROAN

46 Herr Lieutenant von Schaumann , vom 4ten Kurhanndverschen Kavallerieregiment. 105 Major von Schenke in Halle. 70 Lieutenant von Schliefen , vom Regiment von Brünek in Cöslin. 16 Hauptmann von Schüß , vom Regiment Kronprinz von Preussen in Potsdam. 120 Lieutenant Schulk , rom Depatbataillon von Thadden in Jauer. Amtsschreiber Schumann in Hannover. 37 Adjutant Schweder, vom isten Artillerieregiment. Auditeur Seeliger , vom Regiment von Tschierschky Dragoner in Sagan. 79 87 Profeffor Sell in Stettin. Major von Seboltendorf, vom Depotbataillon des regierenden Herzogs von Brauns 115 schweig in Burg. 69 Hauptmann von Sierakowsky , vom Regiment von Brünek in Cdølłn. Lieutenant von Staden , vom sten Kurhanndverſchen Kavallerieregiment. 35 39 Provisor von Stein in Hannover. 74 Rittmeister von Steinacker, vom Regiment von Tschterschky Dragoner in Sagan, Sefondelieutenant von Steinwehr , vom Regiment von Brüneck in Cdstin. 72 Hauptmann von Strampf, vom iten Artillerieregiment in Berlin. ANG

Shaxim

Z. 130 Herr Lieutenant von Troschke, vom Regiment von Raumer in Brandenburg. 59 Major von Tschierschky , vom Regiment Graf zu Anhalt in Liegnig .

UL. 68

-

12

-

Herr Lieutenant von Unruhe, vom Regiment von Brünek in Cöslin,

V. Batterie, Eleve der Königl. Ingenieurakademie in Potsdam.

124

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503.

47 66 112 113 14 67 ប

-

Lieutenant von Wangenheim , vom Regiment Kronprinz von Preuffen in Potsdam. Obristlieutenant Reichsgraf von Wartensleben, vom Regiment von Raumer in Brans denburg. Lieutenant Wedemeyer , vom 4ten Kurhannoverschen Kavalleriereziment. Obrist von Wizell, Kommandeur des Regiments von Brünek in Cöslin. Major von Wildermet, vem Füfilterbataillon von Mülfling in Magdeburg. Hauptmann von Wildermier, desgleichen. Hauptmann von Vinankow, vom Regiment Kronprinz von Preussen. Major von Winonkov von Brünek in Cöslin. das Korps der Unterwundärzte des aten Artilleriegiments in Breslau.

3. Licent Inspektor Zander in Neufahtwasser. $$ G 64 Se. Excellent des Herrn Geheimen Staatsministers Baron von Zedlth in Berlin. 82 Herr Hauptmann von Zteten , Gouverneur S. K. H. des Prinzen Heinrichs von Preussen.

Vor

Vorberich t

Diese Beyträge,

welche ich hier den Freunden der Kriegesgeſchichte

und den Kriegesmåännern übergebe, sind seit geraumer Zeit, als noch mis litairische Arbeiten meine Hauptbeschäftigung ausmachten , zusammenge tragen worden.

In meiner gegenwärtigen Lage würde dieses schlechter

dings unmöglich gewesen seyn. Wenn auch diese Arbeit nicht ganz auf den Namen einer Geschichte des Feldzuges von 1689 Anspruch machen kann , so enthält sie doch sehr gute, und auch noch zum Theil unbekannte Materialien , welche ich nach der Zeitfolge, so viel es möglich gewesen ist, in Ordnung zu bringen ge= fucht habe ; woben aber doch Zusäße und Vermehrungen noch gar wohl Statt finden können.

Selbst in den archivalischen Nachrichten fand ich

in der Zeitfolge manche Lücken, die, um sie zu füllen, in Zuſammenhang zu bringen, und dem Freunde der Kriegesgeschichte in einem gefälligen und instruktiven

Gesichtspunkte

darzustellen ,

mich gendthiget haben,

gleichzeitige Geschichtschreiber zu Rathe zu ziehen , gänzen.

und ſie daraus zu ers

Die darinn eingemischten militairischen Beurtheilungen und

Anmerkungen habe ichso gelassen , wie ich sie damahls aufgefeht hatte.

Die

VIII

Vorbericht.

Die Materialien, woraus dieſe Beyträge zuſammengetragen worden find ,

bestehen aus vielen kleinen Nachrichten und kurzen Relationen,

welche mir aus den Archiven ſind erlaubt worden , derzeit in chronologischer Ordnung folgten ;

die sich aber nicht je

ferner aus Gutachten der

Generale und aus verschiedenen Listen , betreffend die Stärke , gung und Einquartirung der brandenburgischen Armee.

Verpfle

Dergleichen

Nachrichten sind zu wichtige Beyträge zur Kriegesgeschichte, als daß man fie bloß Auszugsweise , und nicht so wie sie sind , dem Publiko übergeben sollte.

Daher habe ich selbige sowohl von dem Feldzuge 1689 , als auch

von den folgenden 90 , 91 und 92 von Wort zu Wort in einem Anhange abdrucken laſſen.

Ich halte sie für den wichtigsten Theil dieser Beytrå

ge, an welchem ich aber keinen Antheil habe.

Der Nußen, den ſie in der

brandenburgischen Kriegesgeschichte verbreiten können , fällt einzig und allein auf einen verehrungswürdigen und gelehrten Beförderer alles deſſen , was zur Ehre der preußischen und brandenburgischen Ge schichte und dieses Durchlauchtigſten Hauses gereichet, zurück. Sollte alſo gegenwärtig oder in der Zukunft ein Geſchichtſchreiber oder Krieges mann einigen Nugen aus diesen Beyträgen ziehen können , so haben sie es dem gelehrten und um die preußischen Staaten in so mancher Hinsicht vers dienten

Königl.

Preußischen

Geheimen

Staats- und Kabi

nets - Minister Herrn Grafen von Herzberg Excellenz zu verdan ken, und statte ich hiermit öffentlich für diese vortreffliche und höchſtſchäz, bare Unterstügung den wärmsten Dank ab.

Ich habe noch manchen

Vorrath von vortrefflichen Materialien zur áltern brandenburgischen Krie gesgeschichte dieſem großen Gönner und Beförderer der Wiſſen ſchaften zu danken ; meine jeßige Verfaſſung erlaubet mir aber nicht, noch einmahl Hand an diese schägbaren Materialien zu legen und sie in Ord nung zu bringen.

Bur

F

IX

Vorbericht.

si

Bur Uebersicht der Kriegesverfassung , sowohl der Brandenburger

als anderer kriegführenden Mächte in den ersten Regierungsjahren Kur fürst Friedrichs des Dritten, habe ich mich, außer den angeführten Quel len , zum Theil der in dem Anhange beygefügten Nachrichten , besonders aber eines Manuskripts bedienet , welches von einem brandenburgischen Offizier , der zur Zeit dieſes Kurfürsten lebte und vorher bey verſchiedenen Armeen gedienet, auch der Schlacht bey Fleury beygewohnet hatte , ge schrieben ist. ⠀ Ich erhielt es aus der Bücherſammlung des Berstorbenen, um die märkiſche Geſchichte verdienten Rektors Küfter , welcher michbey Ausarbeitung meiner Kriegesgeschichte Kurfürst Friedrich Wilhelms des Großen , nebst vielen andern Gelehrten willfährig unterſtüzet hat.

Bey

aller angewandten Mühe habe ich den Namen des Verfassers nicht erfah ren können.

Es ist 171 geschriebene Seiten in Folio stark,

Artikel abgetheilet.

und in 107

Sie zeigen sämmtlich, daß der Verfasser ein Offi

zier von vieler Erfahrung und nicht gemeiner Einsicht gewesen seyn muß.

" Die hier beigefügte Zeichnung von der Belagerung von Bonn ist, was die Festungswerke anbetrift,

nach einem gezeichneten Plan ,

das

Terrain aber nach einer Zeichnung aus dem sechszehnten Theil des Theatri Europäi entworfen.

Als ein gleichzeitiges Produckt kann man demselben

nicht alle Glaubwürdigkeit absprechen.

Die Zeichnung aber von der Be

lagerung von Bonn 1689, welche im dreyzehnten Theil gedachten Werks ſich befindet , giebt nur einen unvollſtändigen Begriff von dieser Belage rung , und läßt sich mit den vorhandenen Nachrichten nicht wohl verbin den ; daher ich derselben nicht in allen Stücken habe folgen können. Bey Beschreibung der Bewegungen von den verschiedenen Armeen und Korps der Verbundenen und Franzosen habe ich nur die bekanntesten und größesten Derter , welche denselben am nächsten liegen ,

und zur Be

stimmung der Stellungen und Bewegungen nöthig sind , angeführet, um das Buch nicht durch unndthige Kupferstiche zu vertheuern, weil man auf jeder

X

Borbeti cht.

jeder homannischen Karte sich Raths erholen kann ; wozu ich besonders die in dem gewöhnlichen Schulatlas befindliche Charte von Tobias Meyer empfehle.

Sie ist unter dem Titul bekannt : Belgii univerfi feu inferiois

Germaniae quam XVII Provinc. etc. 1747 , worauf das ganze Kriegs

.:: theater von Maynz bis an die Ostsee zu übersehen ist. 44

Wodurch diese Beiträge veranlaſſet ſind , hat man bereits aus der

Nachricht, welche Herr Nicolai zu Berlin vor Ausgabe des Werks be kannt gemacht hat, ersehen.

Ich glaube , daß jedem Unbefangenen aus

verschiedenen Thatsachen, welche darinn nach unbezweifelter Wahrheit er zählet sind , einleuchten muß, daß es dem brandenburgischen Hause noch nie an Fürsten und Regenten gefehlet hat, welche sowohl den Krieg ver standen, als sich auch durch Muth und Unerschrockenheit ausgezeichnet haben.

Sie leuchten auch bey so mancher Gelegenheit dieses Feldzuges

in den Thaten Kurfürst Friedrichs des Dritten hervor , hierinn auch manchen Beweis ,

und wir finden

daß die Tapferkeit der Brandenburger,

wenn ſie unter den Augen ihres Monarchen fechten, und durch sein Bey ſpiel ermuntert werden , keine Gränzen kennet.

Geschrieben zu Berlin imJanuar, 1790.

:..'

Einleitung

i }

Einleitung.

D ie Zeit des Friedens , welchen die Mark Brandenburg von 1679 bis 1688 genoß , wandte der verewigte Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große , auf die Berbesserung seines Landes , und zu Wiederherstellung des Wohlstandes seiner Uns terthanen an, die ihm so sehr am Herzen lagen , und welche er seinem Nachs

folger in den letzten Tagen seiner ruhmwürdigen Lebensbahn mit väterlicher Zárts lichkeit, empfahl. In diesen leßten Stunden überfah sein großer Geiſt in rus higster Fassung die ganze lage der Staatsangelegenheiten von Europa. Der regensburgische Waffenstillstand war zwar auf 20 Jahr von dem Kaiser, Spas nien und durch seine Vermittelung von den Reichsfürsten unterzeichnet , und mit Frankreich geschlossen ; allein dieser weise Fürst sah schon im Voraus , daß dieser Bertrag durch Frankreichs weit aussehende Absichten bald würde untergraben werden. In den letzten Tagen seines Lebens beschäftigte sich Friedrich Wilhelm der Große, die Absichten des Königs von Frankreich , in der Wahl des Cardinal von Fürstenberg zum Erzbischof von Köln , welcher dem deutschen Reiche gefährs. lich werden konnte , zu hintertreiben . Das Unglück Christian Albrechts , Herzogs von Hollstein, welchen der König von Dannemark mit Gewalt aus seinem rechtmäßigen Erbtheil vertrieben, wurde noch in den letzten Lebenstagen des großen Kurfürsten ein Gegenstand ſeiner. Gerechtigkeitsliebe. Noch ben herannahender Todesstunde empfahl Er seis nem Nachfolger , dieſem bedrängten Fürsten zu helfen , und ihn mit Dånnes mark auszuföhnen , auch den Prinzen von Oranien in seinen Absichten auf Eng land zu unterstüßen. Und dann beschloß dieser tugendhafte Fürst mit einer Gegens wart bes Geistes, und einer Gemüthsruhe, welchem nur das Eigenthum edler und großer Seelen ist, seine ruhmvolle und glänzendeLaufbahn. Sanft und ohne Vers ånderung neigete der Held das Haupt, und druckte sich die gebrochenen Augen mit den Händen zu (a), welche zu ſiegen gewohnt waren. Kurfürst Friedrich der Dritte trat am 29ten April 1688 die Regierung an. Es vers Er war zu den Begebenheiten , welche auf ihn warteten, vorbereitet.

flossen (a) Seilers Leben Friedrich Wilhelms des Großen , S. 244. A HennertsBrandb. Kriegsgesch.



Einleitung. flossen wenig Monate , so ging alles das ,

was ſein verewigter Vorfahr in den

lekten Augenblicken seines Lebens vorhergesagt hatte, in Erfüllung. Noch in diesem Jahre wurde der Waffenstillstand , welcher 1684 ju Regensburg geschlossen war, und 20 Jahr gültig seyn sollte, gebrochen. Der Tod des Kurfürsten von Köln , erfolgte den zten July 1688, und das dadurch erledigte Kurfürstenthum gab zu diesem Bruche Anlaß. Der Kurfürst Maximilian Heinrich hatte mit Bewilligung des Kapitels

den Kardinal von

Fürstenberg , Bischof von Strasburg , zu seinem Coadjutor erwählet. Einige Cas nonici wiedersetzten sich dieser Wahl , und der Papst Innocentius der eilfte, der nicht in gutem Vernehmen mit Frankreich stand, wollte den Kardinal Fürstenberg schlechterdings nicht als Coadjutor von Köln erkennen. Man mußte also zu einer neuen Wahl schreiten , und der Papst , der sich an Frankreich rächen wollte, bestås tigte durch ein Breve die Wahl des Prinzen Clemens von Bayern , ob er gleich schon Bischof von Regensburg war. Nach dem Tode des Kurfürsten von Köln war der Kardinal von Fürstenberg bey der Wahl selbst zugegen ;

und weil er als

Koadjutor eine Anzahl Stimmen vor sich hatte , so wurde er bis zur Bestätigung des Papstes , von seiner Parten als Kurfürst von Köln ausgerufen . Er bes nußte die Gelegenheit, und besetzte mit einigen vorher geworbenen Truppen Bonn, Rheinbergen , Kayserswerht , Neus , und andere feste Plähe des Kurfürs stenthums. Da aber der Papst diese Wahl nicht bestätigen wollte, so wurde 1 Frankreich dadurch sehr aufgebracht ; und um einigen Vorwand zum Bruche des Waffenstillstandes zu finden , so brachte man französischer Seits in Vorschlag, den regensburger Waffenstillstand in einen ewigen Frieden zu verwandeln . Zugleich wollte auch diese Krone gewisse Rechte der Herzoginn von Orleans auf die Pfalz geltend machen. Da sich nun der Kaiser hierzu nicht verstehen wollte , so erfolgte französischer Seits den 24ten September 1680 eine förmliche Kriegeserklärung, und den 29ten desselben Monats nahm der Generallieutenant Beufleurs Kais serslautern , nachher Alcey und Speier ein.

Den 1ten October nahm er Worms,

und den 15ten Heilbrunn ein , den 17ten Maynz , den 21ten ging Philipsburg. über , den 24ten Heidelberg , und den 11ten November Friedrichsburg . Feus quiers rückte vor Rothenburg an der Tauber, streifte in Schwaben, nahm Stuttgard ein , und brandſchahte die ganze Provinz , und endlich erklärte Frankreich den 26ten November den Krieg an die Generalstaaten , wodurch das Kriegesfeuer in volle Flamme gerieth. Dieses rasche und übereilte Verfahren wurde selbst in Frankreich nicht gebils liget. Feuquiers tadelte es ſehr (a), daß man hierdurch das ganze Reich unwillig gemacht, indem man ohne einigen Grund Kontributionen ausgeschrieben habe. Nach seiner Meinung hätte man das ganze Reich nicht zwingen sollen, aus dem bes ſondern St it mit dem Kaiser , der durch die Eroberung von Philipsburg allein beleidiget war , einen allgemeinen Reichskrieg zu machen. Hätte der König, nach dem er diesen Ort geschleifet , seine Truppen wieder zurückgezogen ; so ist offens bar,

(a) Mem. Milit. T. II. Cap. 8.

Einleitung.

A 3

bar daß dieser Schritt , durch welchen man sich gegen die künftigen Absichten des Kaisers versichern wollte , niemals zuwege gebracht haben würde , daß das Reich mit Frankreich gebrochen hätte. So urtheilte dieser gescheite General von dem Betragen seines Monarchen.

Indessen war die Sache bereits zu weit gekommen .

Die französischen Eroberungen erstreckten sich diſſeit und jenseit des Rheins, von Trier bis Philipsburg ; überdem hatte der Kardinal von Fürstenberg bennahe in allen kölnischen festen Plåßen franzöſiſche Truppen eingenommen.

Man wollte

damals dieses übereilte Verfahren dem Rath des Marquis von Louvois zuschrei ben, welcher durch den Einfall ins Reich, durch die Belagerung von Philipsburg, und durch den Friedensbruch mit Holland , die Absichten des Prinz n von Ora nien auf die englische Krone zu hintertreiben dachte. Dieses gelang aber auch nicht ; denn Jakob der Zweite, König von England , wurde von seinen Unterthas nen verlassen , floh nach Frankreich , und der Prinz von Oranien bestieg bald nachhero den entledigten Thron. Die Eroberungen , welche die Franzosen am Rhein gemacht hatten , kosteten ihnen nicht viel. Der Kaiser , welcher mit den Türken zu thun hatte, konnte sich selbigen vor der Hand nicht wiedersehen. Die Sachen kamen aber in Ungarn auf einen ziemlich guten Fuß, weil den 6ten September Belgrad eingenommen wurs de. Diese Eroberung zog auch die Eroberung von Servien nach sich , der Fürst von Siebenbürgen begab sich gleichfalls unter kaiserlichen Schuß. Die Füsten des deutschen Reichs thaten zwar ihr möglichstes , allein sie konnten der überleges nen französischen Macht auch nicht wiederstehen. Diese Progressen der Franzosen am Rhein waren dem Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich dem Dritten nicht gieichgültig, und mußten ihm Besorgs nisse vor seine westphälische Länder verursachen. Es war ihm daran gelegen, fo wohl dem Vorrücken der Franzosen am Niederrhein Grenzen zu sehen, als auch auf den künftigen Feldzug einen Fuß und sichern Posten sich am Rhein zu konsers viren. Er richtete daher seine ganze Aufmerksamkeit auf die Erhaltung der Stadt Köln, und befahl dem alten General Schomberg, mit den Truppen , welche in Jülich standen, den Rhein herauf nach Mühlheim zu marſchiren , (a) und die Kreistruppeu , welche sich in Köln geworfen , mit 2000 Brandenburgern zu vers stärken ; wodurch also alle Absichten , welche die Franzosen auf diese Stadt has Das Interesse des deutschen Reichs erforderte in ben konnten , vereitelt wurden. dieser Lage nothwendig, daß die Reichsfürsten sich vervinden mußten, um mit vers einigten Kräften sich den Gewaltthätigkeiten der Franzosen zu wiedersehen. Kurfürst Friedrich der Dritte nahm ben diesen Unruhen seine Maaßregeln ganz nach den weisen Vorschriften seines unvergeßlichen Vorfahren und Vaters. Die ersten Verhandlungen des neuen Kurfürsten bestanden in Erneuerung des emis gen Bundes mit Pohlen , in Vermittelung zwischen dem König von Dännemark und den Generalstaaten , wegen Benlegung der Streitigkeiten über die Orefundis sche Zollsache, und zu Errichtung eines Kommerzientractats zwischen diesen 21 2 Mächten.

(a) Puffendorf de rebus geftis Friderici III. p. 24.

Einleitung.

4

Mächten. Der brandenburgische Staatsminister von Fuchs wurde nach Zelle ges schickt, um mit demHerrn von Benting, Minister des Prinzen von Oranien, in ges heime Conferenz zu treten. Man vereinigte sich, daß der Kurfürst 6000 Mann Hülfsvölker, noch im September, an den Grenzen der Generalstaaten stellen wollte. Hierauf erneuerte Friedrich der Dritte die Freundschaft und das Bündniß mit dem Kurfürsten von Sachsen, und traf zu Anneburg mit selbigem zusammen. Von hier begab er sich incognito nach Minden , wo er sich mit dem Prinzen von Oranien uns terredete, und nach dem leßten Willen Kurfürft Friedrich Wilhelms des Großen alles zu Unterſtüßung der Abficht des Prinzen auf die englische Krone beyzutragen versprach. Kaum waren die letzten Ehrenbezeugungen , welche Friedrich der Dritte dem entfeelten Körper seines großen Vaters erroieß, im Monat September vollzogen ; so zeigte sich Friedrich der Dritte so wirksam und thätig in den Angeles genheiten des deutschen Reichs , daß er noch in demselben Monat , seinem Verz sprechen gemäß , 6377 Mann unter Anführung des Generals Schomberg und Grumblo an die Grenzen der Generalstaaten auf den verabredeten Sammels plak rücken ließ (a) . Hierdurch wurden die westphälischen länder des Kurfürsten einigermaaßen vor den franz fischen Einfällen in Sicherheit gestellet , so daß der Kurfürst ihrer Dros hungen und Ausschreibungen der Kontributionen , ben Feuer und Schwerdt nicht achtete, sondern ein Gleiches an die von den Franzosen in Besitz genommene Der ter ergehen ließ. Sobald Friedrich der Dritte auf diese Art vor die Sicherheit des Niederrheins geforget hatte, so richtete er sein Augenmerk besonders darauf, die Absichten, welche die Franzosen auf Frankfurt am Mayn haben konnten, zu vers eiteln, und den Rheinstrohm so viel als möglich zu decken Der Fürst von Anhalt und der Geheimerath von Schmettau wurden zu dem Ende an den Kurfürsten von Sachſen gefchickt, um denselben zu einer schleunigen Hülfsleistung zu bewegen. Es kam auch dahin, daß im October eine Zusammen Lunft in Magdeburg von Churbrandenburg , Sachsen , Braunschweig , Luneburg verabredet , und daselbst den 12ten October beſchloſſen wurde , binnen 3 Wochen eine Armee von vier und zwanzig tausend Mann an der Lahn zwischen Marpurg und Gießen, zwey Mårsche von Frankfurt am Mayn zufammen zu ziehen, um in der Nähe zu seyn , sich den feindlichen Unternehmungen auf Frankfurt zu wis dersetzen. Der Kurfürst selbst ging den 12ten November nach Weset, ließ daselbst zwey Kommunikationsbrücken mit den Truppen der Generalstaaten über den Rhein schla gen, und die Holländer schlugen eine unterhalb ben Schenkenschanze über diesen Das Jahr endigte sich damit , daß der Kurfürst seinen Gesandten am pas Fluß. riser Hofe, den Herrn von Spanheim zurück berief, und der französische Gesandte, Herr von Graveille,

Berlin verließ.

(a) Theatr. Europ. T. XIII. p. 432.

Abriß

Abriß

von den Kriegsverfassungen sowohl der Brandenburger und anderer mit selbigen verbundenen Mächte, der Franzosen in den ersten

als auch

Regierungsjahren Frie

drichs des Dritten, Kurfürsten von Brandenburg.

1

". 5

Abriß von den Kriegsverfassungen sowohl der Brandenburger und anderer mit selbigen verbundenen Mächte,

als auch der

Franzosen, in den ersten Regierungsjahren Friedrichs des Drit ten , Kurfürsten von Brandenburg.

Bey so bewandten Umständen war die ganze Sorgfalt Kurfürst Friedrichs des Dritten darauf gerichtet , seine Kriegesverfassung in solchen Stand zu ſehen, daß er seinen und den Feinden des Reiches dadurch furchtbar werden konnte. Friedrich Wilhelm der Große hinterließ , wie bekannt , bey seinem Ableben, 35 Bataillone , 32 Schwadronen Reuter , 8 Kompagnien Dragoner , und 19 Garnisonkompagnien. Jedes Bataillon bestand aus 4 Kompagnien zu 150 Köpfen , daß also nach diesem Fuß gerechnet , die Infanterie der Feldregimenter 21000 Mann, die Gars nisonkompagnien aber 2700 Mann betrugen. Die Schwadronen der Reuterey waren 120 Pferde ſtark; in allem war die Kavallerie nebst Dragonern 4800 Pferde, und das ganze Heer bestand in 28500 Köpfe (a). Dieses Heer, worinn noch der Geist Friedrich Wilhelms des Großen wirkte , und wovon die Anführer Zeugen und Werkzeuge der großen Thaten jenes unsterblichen Feldherrn gewesen waren, schworen 1688 seinem Nachfolger Friedrich dem Dritten den End der Treue. Bey Eröfnung des Feldzuges 1689 war die Armee , welche der Kurfürst Eintheilungn der brande nach dem Rhein zu den Verbundenen stoßen ließ, mit der Artillerie 26858 Köpfe burgischen stark, ohne die Truppen , welche noch im Lande blieben (b). Die Infanterie Infanterie u Kavallerie wurde in Regimenter von 2 Bataillonen getheilt , und die Kavallerieregimenter in unter Fries Schwadronen von ungleicher Anzahl. Man findet einige von 8, andere von 2 Schwaz drich d. Brits ten. dronen. Ueberhaupt bestand die Kavallerie aus 65 Kompagnien , und von diesen 65 Kompagnien wurden 8 Regimenter formirt, so daß einige Regimenter zus fammen ſchwadroniren mußten. Die ganze Kavallerie bestand in 7 Regimentern von 8 , und einem Regiment von 9 Kompagnien. Vermuthlich ſkießen das Res giment Trabantengarde 3 Compagnien , Grand Musquetaire 4 Compagnien, und Obristlieutenant Lettmat 2 Kompagnien zusammen. Die Kompagnien der 23 Tras (a) Kdn. v. Pr. Abhandlung von der Pr. Kriegesverfaſſung Frankfurt und Leipzig 1771. . 38.. b) Nach den Nachrichten des Archivs ; s. die Beylage,

6

Abriß der Kriegsverfaſſungen

Trabantengarde bestanden aus 150 Pferden, die von den Grandmusquetaires aus 103 bis 104 Pferden, und die Kompagnien der übrigen Kavallerieregimenter was ren 65 Pferde stark.

Die Dragonerregimenter hatten nur 6 bis 8 Kompagnien , und die 4 Regis Stärke und Eintheilung menter Dragoner , welche nach dem Rhein marſchirten , waren in allen 2282 schen Kavalles Pferde, in 28 Kompagnien getheilet , ſtark, so daß jede Dragonerkompagnie aus rieregimens 81 Pferden bestand. ter. DerFuß, wornach Friedrich der Dritte seine Kavallerieregimenter errichtete, übertraf die Stärke der damaligen französischen ; diese formirten in dem Kriege von 1688 ihre Kavallerieregimenter von 3 Kompagnien zu 50 Reuter , oder von 4 Kompagnien von 40 , ſo daß einige Regimenter nur 150, andere 160 Pferde stark waren.. Ben jeder Kompagnie ſtanden 4 Offiziere ( a) , und bey einem Regiment von 4 Kompagnien 16. Die Absicht warum sie so viel Offizier ben so weniger Manns schaft hatten, war, ihre Kavallerie dadurch beweglicher und zu den verschiedenen Evolutionen geschickter zu machen.

Staab, Obers Ben den brandenburgischen Kavalleriekompagnien standen indessen mehr undunteroffis Unteroffizier. Man findet, daß 10 bis 17 bey einer Kompagnie waren (b) und zier bey einem Regiment u. 1699 standen noch 15 Unteroffizier bey einer Kompagnie Reuter , und 14 ben Kompagnie Diese Marime der Brandenburger empfahl brandenburs einer Kompagnie Dragoner (c). sische Reuter. schon der Marschall von Puysegur seinen Landsleuten (d) , und hält sie für ein wirksames Mittel der Ordnung bey den Kompagnien. Der Primaplan einer Kompagnie Reuter unter Kurfürst Friedrich dem Dritten bestand aus 1I Rittmeis ſter, 1 Lieutenant , 1 Kornet, 1 Feldscher, 2 Trömpeter , Fahnenschmid, Satti ler , überhaupt 8 Köpfe , worauf 20 Pferde gut gethan wurden (e). Unter den Unteroffizieren wurde der Wachtmeister, Fourier, gefrente Korporal und Kapitain d'Armes gerechnet ; die übrigen waren Korporale. Der Staab von einem Kavallerieregiment bestand aus 12 Personen (F) : ein Obrister , Obristlieutenant , Obriſtwachtmeister , Regimentsquartiermeister , Ad jutant, Prediger, Auditeur nnd Sekretär in einer Charge vereiniget , Pauker, Wundarzt, Profoß, Scharfrichter und Steckenknecht. Auf diese 12 Köpfe wur den im Felde 39 Pferde gut gethan (g). Der (a) Puysegur Kriegeskunst, iter Thell S. 139. (b) s. in der Beylage die Liste der Regimenter, so 1692 im,Erzstift Köln ſtanden. (c) Milii Sammlung von Edikten , 1. Jan. 1699. (d) Püysegur Kriegeskunst, Theil 1 S. 140.

(e) Milius am angeführten Orte. (f) siehe die Beylagen. (g) desgleichen.

in den

ersten Regierungsjahren Kurf. Fried. III.

7

Der Obrist der Kavallerie in franzöſiſchen Diensten wurde zu dieser Zeit Offiziere bey den französis Maitre de Camp genannt , weil bey der Kavallerie ein Colonel general angestellet schen Kavallas war. Bey dem Staabe stand ferner noch ein Obriſtlieutenant , Major und Aides rieregimens tern. major. Der Rittmeister, Lieutenant und Kornet, welcher die Estandarte trug, waren die Offizier bey den französischen Kompagnien zu Roß. Jede Kompagnie hatte ihren Trompeter , desgleichen einen Wachtmeister und Brigadier , deſſen Amt eine Aehnlichkeit mit den brandenburgischen Fouriers hatte (a), ferner noch ein Unterbrigadier. Unter den Verbundenen Kurfürst Friedrich des Dritten bestånden die Kaisers Stärke kaiserlichen, lichen Kavallerieregimenter aus 4 Kompagnien, die zuweilen 450 Pferde stark was holländischen, ren (b). Die Gewohnheit , die Schwadronen in große unbewegliche Maſſen zu sächſiſchenktas formen, welche im 30jährigen Kriege üblich war , war noch nicht ganz bey der vallerieregi menter und Kompagnien . kaiserlichen Armee in Vergessenheit gerathen. Die Zeiten waren aber nicht mehr, worinn ein Condé glaubte, daß es der Himmel jederzeit mit den starken Schwadronen hielt ( c). Ein kaiserlich Küraßiers und Dragonerregiment war noch in dieser Zeit, besonders in Ungarn , nicht uns ter 800 Pferden, ja als man ſich zu dem Feldzuge zu 1689 rüstete,ſo waren einige der kaiserlichen Kavallerieregimenter noch 1000 Pferde stark. Die Kompagnien der holländischen Reuter waren noch zahlreicher als die brandenburgischen. Ein holländisches Regiment Kavallerie hatte 4 Kompagnien, und belief sich auf 420 Pferde, so daß jede Kompagnie Reuter 100 Pferde (d) in Durchschnitt gerechnet werden kann.

Die sächsischen Kavallerieregimenter was

ren fast ganz nach kaiserlichem Fuß eingerichtet, und in diesem Feldzuge tausend Pferde stark (e). Die Dragonerregimenter beyder Armeen der Berbundenen was ren auch stärker als die brandenburgischen , und gemeiniglich 600 Pferde stark. Die brandenburgischen Dragonerregimenter waren zwar , wie wir gesehen Stärke der Dragonerres haben, stärker als die Regimenter der schweren Kavallerie ; allein bey Formirung gimenter und derselben folgte man denselben Marimen wie bey der schweren Cavallerie, und Kompagnien bey d. Brans theilte sie in kleine Kompagnien ein , bey welchen 14 Unteroffizier und ein eben so denburgern, starker Primaplan als bey den Kavallerieregimentern stand (f). Die Franzosen for: Sachsen und Franzosen. mirten ihre Dragonerkompagnien auf eben die Art wie die Kompagnien der schweren Kavallerie ; ihre Dragonerkompagnien waren 150 Pferde stark, jede Schwadron wurde in 3 Kompagnien getheilt, bey welchen so viele Offiziere standen als bey der Kavallerie. Die sächsischen Dragoner bestanden in diesem Feldzuge nur aus einer Schwadron von 400 Pferden.. Aus (a) Quinti Kriegeskunst, deutsch S. 354.

(b) Hift. Milit. du Prince Eugen. part. dumont p. 29 et 34. (c) Ebendaselbst: preface : Qui avoit remarqué que Dieu fe rangoit du côres des gres Escadrons." (d) Theat. Europ. T. XIII. p. 12. 354. (e) Th. Europ. an angeführten Orte. (f) S. die Beylagen.

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Abriß der Kriegsverfassungen

Stärke u. Ab Aus alle dem was wir von der Stärke der brandenburgischen Kavallerie und wie ihrer Eintheilung aber angeführet haben, erhellet, daß Friedrich der Dri.te die kleis theilung auch Offizier

b.einem brans nen Kompagnien ben der Kavallerie einführte, und diese mit einer hinlänglichen denburgschen Hierinn traf er eine Abåns Regiment u. Anzahl Offizier, besonders aber Unteroffizier befehte. einer Kompas derung in der Taktik seines Herrn Vaters ; unter dessen Regierung war eine Kom gnie zu Fuß. pagnie zu Roß 120 Pferde ſtark (á). Halten wir dasjenige, was oben von der Stärke der Regimenter und Kompagnien der mit Friedrich dem Dritten verbuas bundenen Mächte und seiner Gegner gesagt ist , zusammen ; so gehet hervor daß der Kurfürst seine Kavallerie auf solchen Fuß setzte, daß sie sowohl mobiler als die Kavallerie seiner Verbundenen, und doch mehr Stärke als die französische Reuterey erhielt. Die Infanterie, mit welcher Kurfürst Friedrich der Dritte 1689 gegen die Franzosen marschirte, bestand aus 15 Bataillonen, jedes Bataillon von 5 Koms pagnien, und aus 6 Regimentern Infanterie von 2 Bataillonen, als 3 Regimenter Garde von 26 Kompagnien, 1 Regiment Dånhof, 1 Regiment Barfuß, 1 Res giment Schomberg , jedes von 10 Kompagnien zu 1242 Köpfen, die Garde aber zu 3742 gerechnet. Die 15 Bataillone führten die Namen Churprinz , Marks graf Philipp , Anhalt, Dorfling , Spena, Hollstein, Bricquemault , Zieten, Kurland , Dona , Varenne, Lottum, Curnaud, jedes dieser Bataillone von 727 Köpfen, so daß durchgängig die Kompagnien bey den Infanterieregimentern und Der Primas Bataillonen auf 144 bis 145 Mann gerechnet werden können. Plan bestand ben diesen Kompagnien aus 1 Kapitain , I Lieutenant, 1 Fáhns rich, I Feldwebel, 2 Sergeanten , (bey der Garde standen 3 ) 1 gefrenter Kor Fourier , 1 Feldscher, 1 Kapitain d'Armes, 2 Korporalen, (bald nachs poral, her 3 ) 2 Tambour , (und nicht lange nach dieser Zeit 3 ) (b). Im Felde wurden auf jeden Primaplan 16 Pferde gut gethan. Zu dem Staab eines Regiments zu Fuß wurden gerechnet, 1 Obrister, 1 Obristlieutenant , I Obristwachtmeister , 1 Regimentsquartiermeister und Adjutant , Prediger , Aus diteur und Sekretår , Regimentsfeldscher , Regimentstambour, Feldpfeiffer, Profoß , Scharfrichter , Steckenknecht. Wenn die Bataillone eines Regiments separiret wurden , so blieb ben dem ersten Bataillon der Obrist, ein Major, Res gimentsquartiermeister, Prediger, Regimentsfeldscher und Profoß; bey dem aten Bataillon der Obristlieutenant, Adjutant, Auditeur , Regimentstambour und Die Uebrigen. Ben einer brandenburgischen Kompagnie Infanterie stunden also 3 Oberoffis zier nnd 8 Unteroffizier , welches in Verhältniß der Stärke derselben nicht zu viel war. Nach unser heutigen Verfassung würden sie nicht hinreichend seyn ; auch wurden damals bald nach dieser Zeit die Unteroffizier durch einen Korporal vermehrt. Vergleichet man nun diese Einrichtung und Stärke der brandenburgischen Stärke d, fais ferlichen, hol Infanterieregimenter und Kompagnien mit andern zu gleicher Zeit kriegführenden ländischen, u. Mächten ; ſo findet man, daß die kaiserlichen Infanterieregimenter damals 16 Kom fächsischen,

Heffischen Ins fanterieregis (a) Königs von Preuſſen Kriegsverfoffung S. 38. menter. (b) Nach den Manuſcript deſſen in der Vorrede gedacht.

pagnien,

in den ersten Negierungsjahren Kurf. Friedr. III. pagnien , jede Kompagnie zu 112 Köpfen, und das ganze Regiment 1792 Mann stark, und also stärker als die brandenburgischen Infanterieregimenter waren. Bey jeder Kompagnie stand 1 Kapitain , 1 Lieutenant , 1 Fähnrich, 1 Führer, 1 Fourier , 1 Musterschreiber , 1 Feldscheer , 6 Korporale und 4 Tambour. Von diesem 18 Köpfe ſtarken Primaplan traten nur 12 bey der Kompagnie ein , nems lich 3 Oberoffizier und 9 Unteroffizier. Die Holländer hatten zu dieser Zeit sehr schwache Infanteriekompagnien, das ben aber nach französischem Fuß viele Offiziere.

Ein holländisches Regiment zu

Fuß hatte 12 Kompagnien, und jede Kompagnie war nur 54 Mann ſtark. Diese wurden kommandirt durch einen Kapitain, einen Lieutenant und einen Fähnrich ; fer: ner ſtanden dabey 2 Sergeanten, 1 Kapitain d'Armes, 3 Korporale und 2 Tam bour. Die Korporale wurden nicht mit unter den Primaplan gerechnet , denn ſie trugen Flinten und standen mit in Reihen und Gliedern. Man sah sie nicht anders als ben andern Truppen die Gefreiten an; sie bekamen auch wenig mehr als der gemeine Mann . Die holländischen Regimenter zu Fuß können also nicht über 648 Mann ge-s rechnet werden. Diese geringe Stärke der holländischen Regimenter konnte zum

3

Theil daher rühren , weil sie meiſtentheils Ausländer mit vielen Kosten anwerben mußten. Ben den hessischen Truppen waren gegen Ende des 17ten Jahrhunderts die Kompagnien 80 Mann stark. Die fächsischen Infanterieregimenter bestanden in diesem Feldzuge aus 2 Bas taillonen, und ein sächsisches Infanterieregiment war 1500 Mann stark. Die Franzosen hatten in diesem Feldzuge gegen die Verbundenen ihre Infanz terieregimenter in 16 Kompagnien getheilet (a) ; jede Kompagnie war 50 Manu stark ohne Offiziere. Die Offiziere ben einer Kompagnie bestanden aus 1 Kapitain, 1 Lieutenant und 1 Unterlieutenant , daß also ein Regiment von 16 Kompagnien 800 Mann ohne Offiziere stark war. Wir müssen noch zweierley Truppen bry der brandenburgischen Infanterie er wähnen. Man findet in den Nachrichten von dem Feldzuge 1689 , daß der Kurs fürst Friedrich der Dritte eine Kompagnie Piemonteser von 143 Köpfen stark ers Piemonteser richtet hatte , und mit nach den Niederlanden mnrschiren ließ (b). Die Piemon- der undJager bey brandens teser sind von je her als gute Schüßen berühmt gewesen ; man weiß, daß man ih burg. Infans nen die Erfindung der Karabiner mit den Radeschloß zuschrieb (c) . Es ist zu vers terie. muthen, daß sie gezogene Röhre führten, und wie Jåger oder leichte Infanterie Dienste thun sollten. Diese Art Truppen konnte in einem so koupirten Terrain, als man in den Niederlanden antrift, gute Dienste thun.

In den folgenden Jahren

findet man diese Truppen nicht mehr erwähnet ; es ist aber zu vermuthen, daß man Sie nachher Jäger genannt hat, weil sich der Kurfürst noch in dieser Kampagne ben der (a) Puysegur S. 70.

(b) siehe die Beilagen. (c) Herrman Hugo de militia equeftr. Hennerts Brandb. Kriegesges.

B

10

Abriß der KriegsverfaƐungen

der Belagerung von Bonn Jäger bediente , wo sie ihm eben so gute Dienste thas ten, als seinem Urenkel a f den Dammen in Holland.

Grenadier.

Schon unter Kurfürst Friedrich Wilhelm dem Großen waren bey der brans denburgischen Infanterie die Grenadier bekannt ; sie wurden aber nur aus den Res gimentern herausgezogen , bekamen alsdann einen Offizier und mußten sich , wenn sie gebraucht werden sollten , im Granatenwerfen üben.

1

Dieses geschah mehrentheils bey Belagerungen , und nach geendigter Belas gerung traten sie wieder bey den Regimentern ein. Auf diese Art wurden die brandenburgische Grenadier bey der Belagerung von Stettin 1677 und vor ans dern festen Plähen mehr gebraucht. Zehn Jahre eher kamen sie bey den Franzosen auf; ben jeder Kompagnie standen 4 Mann. Wenn Grenadiere kommandirt

I

werden sollten, so mußten diese vortreten (a). Bald nachher im Jahre 1670 fing man ben den Franzosen an , Grenadierkompagnien zu formiren ( b) ; jedoch zog man

I

1691 die Grenadier noch aus den Kompagnien. Sie behielten nur die Mondis rung ; das Gewehr und Bandelier wurden ihnen besonders gegeben , und der Gres nadierkapitain bezahlte an den Kapitain von den Füsilieren für jeden Mann , den er aus der Kompagnie erhielt, 22 Livres. Die Grenadierkapitaine erhielten ebens falls Rekrutengelder.

1692 setzte auch der König von Frankreich fest , daß nur

diejenigen Kapitaine , welche unter 45 Jahren und von geſunder Leibeskonſtitution waren , Grenadierkompagnien haben sollten ; die Lieutenants und Sergeanten mußten aber nicht älter als 40 Jahr ſein (c). In dem Kriege von 1689 standen zwar ben jeder brandenburgischen Kom pagnie Musquetter eine Anzahl Grenadier ; sie wurden aber noch nicht in besondre Kompagnien zusammengezogen. Man beobachtete gewöhnlich die Proportion, daß, wenn die Kompagnie hundert Mann stark war , man 10 Mann zu Grenadieren heraus zog ; war sie 125 Mann stark, so wurden daraus 12 Mann zu Grenadiern erwählet.

Wenn das Bataillon formiret wurde, so setzten sie sich auf den rechten

Flügel, formirten 2 Züge und marschirten an der Spike des Bataillons. Bey den Holländern standen höchstens 6 bis 8 Grenadier bey einer Kompagnie, und wurde ein Offizier per Bataillon ernannt , welcher sie exerziren mußte. Neun Jahre nach diesem Feldzuge des Jahres 1689 stiftete Kurfürst Friedrich der Dritte eine Grenadiergarde von 5 Kompagnien , jede zu 100 Mann , und 1708 befahl er als König von Preussen, daß 60 Mann Grenadier bey jeder Koms pagnie der Füsiliergarde errichtet werden sollten. (d ). Wir werden in der Erzähs lung der Belagerung von Bonn finden, daß bey dem Sturm verschiedene Detas schements brandenburgischer Grenadiere sich an der Spihe der stürmenden Kolonnen befanden und Granaten warfen. Am Tage der Schlacht traten sie bey den Koms pagnien ein und thaten ihre Dienste mit der Flinte.

Zu Grenadieren suchte man die

(a) Père Daniel Milice françoiſe.. (b) Puyfegur Tom I. S. 130 .. (c) Ordonnances militaires du Roi de France p. 159. (d) Alte und neue Denkwürdigkeiten der, Pr. Armee , 1787.

S. so und 57.

I 1

ir

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

die besten , stärksten und herzhaftesten Soldaten in den Kompagnien aus ; und dies ſes war die Ursache , warum man nicht nach französischer Art von den Grenadieren Kompagnien formirte , weil man dadurch den Kern eines Regiments auf einmahl verlieren könnte , welchen wieder anzuwerben sehr schwer und kostbar gefallen sein würde; auch that man es , um die Kosten für den Primaplan zu ersparen. Bey der sächsischen Infanterie wurden bereits 1687 beſondere Grenadierkom pagnien formirt , jede von 61 Mann stark , und es befand sich in dem Feldzuge von 1688 bereits ein Bataillon sächsischer Grenadiere von 400 Mann stark am Rhein (a). Die brandenburgischen Soldaten, sowohl Infanterie als Kavallerie unter Mondur der Kurfürst Friedrich dem Dritten waren gut bekleidet.

Die Infanterie trug in dies brandenburg. Offiziere sem Kriege noch mehrentheils Mäntel ; als nachher einige brandenburgische Trups Gemeinen. pen nach Italien marschirten , wurden diesen statt der Mäntel Ueberröcke gegeben. Man hielt damals den Mantel nicht für so beschwerlich auf demMarsch, dann ben gutem Wetter wickelte ihn der Soldat zusammen , und hing ihn von der Schulter über die Brust , so daß er ihn statt eines Brustharnisches dienen konnte, und man öfters gefunden hatte , daß matte Kugeln nicht durch dergleichen zusammenges wickelte Mäntel durchgeschlagen sind. Mußten die Soldaten marschiren, und man konnte keine Zelter mitnehmen , so wurden von den Månteln der Kameradschaft Hütten erbauet, worunter sich der Soldat im Nothfall vor Regen und Hike schüßen konnte (b).

einem

Die ganze Uniform des gemeinen Soldaten beſtand damals in einem Mantel, Rock, zwey Hemden , ein Paar kalbfellenen Hosen , ein Paar wolles

nen gestrickten Strümpfen , 2 Paar Socken und ein Paar leinewandtenen Strums pfen, ein Paar Knieschnallen, ein Paar guten breiten Schuhen mit doppelten Solen, ein Paar starken Schuhschnallen , einem guten Huth mit einer Schnur eingefaßt, wovon eine Krempe in die Höhe geschlagen war, die andern aber herunterhingen, ferner einem schwarzen flornen Halstuch , der zweymal um den Hals ging , ein Paar Handschuh und einem rauhen kalbfellenen Ranzen oder Tornister.

Um sich einen ohngefehren Begriff machen zu können , was dieſe Mondirung eines Soldaten , in etwas spätern Zeiten , als Kurfürst Friedrich der Dritte bes reits zum König oon Preussen gekrönet war , gekostet hat , so wurden ben damalis ger Errichtung der Landmiliz 1704 die Kosten der Mondirung folgendergestalt. berechnet:

B 2

(a) Geschichte des sächsischen Regiments von Anhalt. (b) Dieses ist aus dem mehrerwähnten Manuskript gezogen,

5 Ellen

12

Abriß

5 Ellen Tuch a 15 Gr. 7 Ellen Bon a 4 Gr.

der Kriegsverfaſſungen

3

1 Elle Kronenrasch zu Aufschlägen

3

20 Stück messingene Knöpfe a Duß. 4 Gr. 3 3 1 Loth Kameelhaar

3 Thlr. 3 Gr --- 4 14 6 -

2 Paar Schleifen von Kameelhaar

3

1 Huth mit einer gelben Einfassung

8 Pf.

3 6 12

6 Thlr.

8 Pf.

Man findet , daß die Gemeinen der Fusiliergarde Friedrichs des Dritten. blaue Röcke mit weißen Aufschlägen und zinnernen Knöpfen trugen , und zu dieser Mondur ein Paar lederne Hosen , ein Paar weiße Strümpfe , ein Paar Schuh mit weißen Schnallen , und ein Paar Kniegürtel erhielten (a). Das was oben von den Kosten der Mondirung eines gemeinen Soldaten an= geführet worden , wird zu einem Vergleich dienen können von den Kosten der Bez Fleidung eines Soldaten zu Anfang dieses Jahrhunderts und in gegenwärtigen Zeiten. Die Bekleidung der Füße mit Stiefeletten , wenn felbige nicht zu eng sind, verdienet den Vorzug , weil sie im Marschiren besser als Schuh und Stums pfe die Füße bewahren. Der Leib des Soldaten aber war damals vor der Wittes rung besser bedeckt als in neuern Zeiten ; die Röcke waren so weit, daß sie zuges fuopft werden konnten, und über den Rock wurde der Degen geschnallet (b). Die Unteroffiziere trugen keine Mäntel , ſondern Sürtouts, nnd zeichneten sich bey den Feldregimentern beſonders durch die Kurzgewehre aus. Die Offiziere hatten nicht bey allen Regimentern einerley Uniform mit den Gemeinen. Bey der weißen Garde hatten die Gemeinen, wie wir gesehen haben, blaue Röcke mit weißen Aufschlägen. Die Offizierröcke aber waren von seinem ros then Tuch, roth gefuttert , und mit goldenen Treſſen befeßt , die Wefte war auch von rothem Tuch mit Gold gestickt , ferner hatten sie rothe Hosen , schwarze Strümpfe , breite Schuh , eine Scherpe von schwarz und Silber und eben ein ſols ches Portepee , die Hüthe waren mit feinen goldenen Treffen besetzt, und auf dens selben trugen sie weiße Federn. Der Gefreite Korporal hatte einen blauen mit Gold gestickten Leibrock und besetzten blauen Ueberrock ; die Unteroffiziere blaue Leibröcke mit rothen Aufschågen ; und rothe Surtouts mit blauen Aufschlägen ; wie solches in den alten und neuen Denkwürdigkeiten der preußischen Armee ausführlich beschrieben wird (c). Jedem Offizier von den Feldregimentern , wenn sie zu Felde gingen , wurde erlaubt, Stiefeln zu tragen. Gemeiniglich hatten sie elendslederne Degengehenke, über die Weste oder den Rock geschnallet , welche zum Unterschied von den Unter offizieren und Gemeinen mit Gold oder Silber eingefaßt waren.

Ben (a) Alte und neue Denkwürdigkeiten der Pr. Armee , S. 83.

(b) In dieser Art findet man die Soldaten in dem Kupferstiche von dem Leichenbegångniß Kurf. Fr. Wilhelm des Großen abgebildet. (c) Seite 8z.

3

M.. in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III

13

Ben den mehresten Truppen bekam der Gemeine alle 2 Jahre eine Leibmon. dur (a) ; ben allen andern in dieser Epoche kriegführenden Mächten , sowohl ben den Truppen der Verbundenen , als bey den Franzosen , waren die Offiziere jedes Regiments mit den Gemeinen gleich gekleidet ; nur daß ihre Uniform von beſſerm Tuche und façonirter gemacht war. Man hielt es nicht für gut, die Offiziere in der Kleidung von dem gemeinen Mann sehr zu unterscheiden , weil solches im Gefecht dem Feinde zu sehr in die Augen fällt. Ben den Franzosen war die Uniform seit den Zeiten Karls des Siebenten ges bräuchlich , wo selbige Kompagnieweiſe getragen wurde (b). Nach dem Bericht des Pater Daniel wurde aber die Uniform bey der frans Mondur der zösischen Armee erst im Jahre 1672 durch den Obristen Martinet allgemein einges französischen Truppen. führt. Indeffen blieb die Generalitåt noch davon ausgeschlossen , und erst unter Ludwig dem Funfzehnten fingen die französischen Generale an, sich in Uniform zu kleiden (c). Man findet nicht, daß die Infanterie bey der französischen Armee Måntel, wie bey den Deutschen trugen. Sie hatten weite Röcke , Hüthe und Strümpfe, welche sie noch zur Zeit des Grafen von Sachsen trugen , der über die Strümpfe und Hüthe der franzöſiſchen Soldaten in seiner Kriegeskunſt ſehr eifert (d). Auch trug die französische Infanterie ein breites Degengehenk, wors an ein schwerer Degen hing. Die Bekleidung der mit den Brandenburgern verbundenen Truppen war der brandenburgschen damals ziemlich ähnlich ; und ſelbſt nach dem Geständniß französ Fischer Schriftsteller gaben ſie der deutſchen Mondur den Vorzug vor der frånzösis schen. Der Marschall von Feuquiers eifert wider die weiten Röcke der Franzosen, und die weiten Ermeln derselben ; er behauptet , daß sie sehr unbequem sind und doch vor der Kälte und übler Witterung nicht schüßen (d). Diese weiten Röcke, und besonders die großen Ermel waren damals sowohl bey der französischen Kavals lerie als Infanterie im Gebrauch, und ihr übriger Anzug hatte auch , wie wir ges fehen haben , nichts , wodurch er sich vor dem Anzug der deutschen Soldaten auszeichnete. Wir kommen zum Sold und zur Verpflegung der Truppen. Beydes ges Sold u. Vers schah damahls noch ben vielen deutschen Fürsten auf einen äußerst unregelmäßigen pflegung der deuts. Fuß, der sowohl für den Soldaten als für den Unterthan höchst lästig war. Man pen,besonders machte damals einen Unterschied zwischen Verpflegung in den Quartieren , und der chen. kaiserlis Verpflegung im Felde. Die Verpflegung in den Quartieren geschah so , daß der Soldat Eſſen und Trinken zu Mittag und Abend nebst einer gewissen Portion Bier, wodurch er hinlänglich gesättigt werden konnte , bekam ; hingegen aber kein baar Geld erhielt. Dieses war besonders noch bey den kaiserlichen und verschiedenen Reichsfürsten üblich, und die Verpflegung wurde alsdann auf gewisse Portionen B 3 gesetzet,

(a) Nach dem ofterwähnten Manuskript. (b) Pere Daniel Milice françoife , Tom I. (c) Commentaires de Monf. le Comte de Tarpin fur Montecuculi.

Tom II . p. 411.

(d) Kriegeskunft des Graferr von Sachſen , S. 77. Mem . de Feuquiers, Tom I. Cap. 26.

14

Abriß der Kriegsverfaſſungen

geſehet. Diese Gewohnheit hatte viel üble Folgen für den Soldaten , besonders aber für den Unterthan. Keiner ging dabey beſſer als die habsüchtigen Kapitaine ; diese erhielten dadurch Gelegenheit zu Erpressungen und in ihre Beutel zu scharren. Die Liquidationen von den Portionen waren öfters ganz übertrieben, und wenn sie Abrechnung mit den Kommiſſarien halten follten , so waren die Rechnungen oft so verwirrt, daß so wenig der eine als der andere herausfinden konnte. Bekam nun auch der Soldat von dem Bauer oder Bürger ſeine gute Mahl zeit, so entstand hieraus das Uebel , daß er faul und zu Arbeiten und Fatiguen untüchtig wurde, anstatt daß er bey nothdürftigem Solde sich eher befleißigt, etwas zu erwerben , um besser leben zu können. Nichts besser war die Einrichtung, daß man dem Soldaten seinen Sold halb

Der gewinnsüchtige Kapitain fand hieben in Gelde und halb in Natura reichte. alsdann dem Kapitain zum Unterhalt der mußte wieder sein Konto. Der Bauer Soldaten gewisse Portionen an Zugemüſe, Butter und Brod liefern ; daben wurs den sie aber so gepreßt, daß ihnen diese Lieferung eben so hoch zu stehen kam , als Die Kaiserlichen und wenn sie die ganze Verpflegung in Natura geben mußten. Bayern folgten überdem noch hierinn einer besonders üblen Marime. Standen sie in Feindes Lande, so wurden Rationen und Portionen auf 6 Monat ausgeschrieben ; man schrieb sie aber in solcher Qualität aus , daß sie auf 12 Monat hinreichend waren. Der Kapitain behielt die Hälfte dieser Lieferung, und suchte sie zu Gelde zu machen. Waren es Lebensmittel , welche nicht verderben konnten , so nahm er dieselben, wenn die Armee wieder ins Feld rückte , mit ; und hiervon mußte die Kompagnie den Sommer durch verpfleget werden. Es ging die üble Wirthschaft ben ihnen so weit, daß dem Soldaten das Brod , welches er im Sommer im Fels de erhalten, im Winter von seinen Portionen dekourtiret wurde. Daher es denn geschah, daß die Regimenter, wenn sie ein Paar Monat im Felde gestanden, größtentheils davon liefen. Der Kapitain , welcher gemeiniglich entweder Wer begelder oder Rekruten geliefert bekam , bekümmerte sich wenig darum ; denn er war Erbe von dem , was er für den Soldaten , der fortgelaufen oder gestorben war , in Kaſſe hatte. > Diese für die Unterthanen und die Armee selbst so unglück liche Einrichtung , und die daraus entstandenen traurigen Folgen machten , daß viele kriegführende Mächte solche gänzlich abſchaften , und Obers Unteroffiziere und Gemeine auf baares Geld ſeßten, Mit dieser Einrichtung, so sehr sie auch der ersten vorzuziehen war , ging man doch in sofern zu weit , daß man ſowohl Offizieren als Gemeinen auch dieRa Der Preis der Rationen stieg in dem tionen in baarem Gelde bezahlte. Verhältniß der Entfernung des Feindes ; es wurde nach diesem Berhältniß eine Ration monatlich mit 3, 4 bis 5 Thalern bezahlt , welches dann auch zu manchen wider den Dienst laufenden Dingen Anlaß gab , und der Wus cher wurde von manchen hieben mehr als das Interesse des Herrn und der Truppen beherziget.

Brandenburg, (besonders wenn die Truppen in fremden

Landen standen) England , Holland , Lüneburg, Frankreich waren es , die zu dieser

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

15:

dieser Zeit sowohl im Felde als in den Winterquartieren ihren Truppen den Sold in baarem Gelde reichen , und überdem noch einige Vortheile zufließen ließen , wodurch sie sich erholen und sich wieder in guten Stand ben Eröfs nung des Feldzuges sehen konnten (a). Die brandenburgischen Truppen , welche in den ländern der Bundesges Sold u. Vers nossen des Kurfürsten standen, mußten sich mit dem begnügen lassen , was pflegung der brandenburg. gemeiniglich, ehe man die Winterquartiere bezog , deshalb unter den Mach- Truppen. ten reguliret wurde. Die brandenburgischen Grandmousquetaires , welche 1691 in der Grafs schaft Mark in dem Winterquartieren standen , bekamen Servies und Rauh futter in Natura ; hingegen das Leibregiment, Kurprinz und Dörfling muße ten es sich gefallen lassen, daß die Gemeinen nichts als Obdach, Feuer und Licht fren erhielten ; die Offiziere aber erhielten nicht einmahl das Holz fren, sondern nur bloß Obdach. Und so war es eben mit der Generalität und der Artillerie, welche 1790 in Neus stand ; Stallung.

diese hatten nur freies Obdach und

Um eine Uebersicht zu geben , wie zu dieser Zeit, als die Truppen Kurs fürst Friedrichs des Dritten in den Niederlanden standen (b) , die Rationen und Portionen in Gelde gerechnet wurden , so wollen wir anführen, was die 12000 Mann Brandenburger , als 4000 Mann Kavallerie und 8000 Mann Infanterie, welche 1694 noch als Hülfstruppen am Rhein und in den Nies derlanden standen , an Gelde erhielten. Auf jeden Staab Kavallerie wurden 39 Pferde, und auf den Primaplan einer Kompagnie 20 Pferde gerechnet ; auf den Staab eines Dragonerregiments 32 Pferde , und auf den Primas plan einer Dragonerkompagnie 13 Pferde ; auf den Staab eines Regiments Infanterie 24 , und auf den Primaplan einer Infanteriekompagnie 16 Pferde. Jede Ration wurde monatlich mit 63 Thlr. bezahlt, und also betrugen die monatlichen Rationgelder incl. 4000 gemeine Pferde 38,180 Thlr. Ferner an Brod bey der Kavallerie, auf 10 Unteroffizier per Kompagnie, bey den Dragonern auf 12 , bey der Infanterie auf 14 Unteroffizier ; die Offi ziere befamen keine Portionen. Auf den Mann wurden täglich 2 Pfund Brod gerechnet ; das Brod betrug also auf 11,608 Gemeine und Unteroffiziere täglich 23,216 Pfund Brod und in 31 Tagen 719,696 Pfund. Man rechnete damals 144 Pfund Brod auf einen Centner oder 100 Pfund Mehl Nürnberger 4898 Centner. Gewicht, macht 19,992 Thlr. welcher à 4 Thir. gerechnet wurde , betrugen Hierzu die Fouragegelder , à

38,180 Thlr. 58,172 Thlr. welches

(a) Aus dem mehrmals angeführtem Manuskript. (b) Siehe die Beilagen.

16

ngen

assu Abriß der Kriegsverf

welches monatlich die Rationen und Portionen von 12,000 Mann mit Staab und Nach einer genau angelegten Berechnung betrugen sämmtli Unterhaltun Kosten zur g einer Armee von 30,319 Mann mit Artillerie, Ges che Staabsbedie nten , manatlich 132,694 Thlr. 18 Gr. 6 Pf. Nach neralstaab und diesem Verhältnisse konnten die obigen 12,000 Mann noch an Sold monatlich, incl. Offizier und Artilleriebedienten , 52,519 Thlr. kosten , daher mit Fourage Primaplan kosteten.

und Portionen dieſes Korps monatlich, ohne Artillerie, Proviant und andern Pfer Die Verpflegungen was den 110,683 Thlr. zu unterhalten gekostet haben kann. in den Winterquartieren bey den Brandenburgern nicht allezeit gleich. 1694 findet man sie noch immer für manchen gewinnsüchtigen Offizier vortheilhaft. Die Infanterie nahm damals die Winterquartiere in luck, Acken, Stadt und Stift Köln, im Klevis schen und in Hun ; die Kavallerie aber wurde rückwärts ins Klevische, Ravensberg, Minden, Mark,ja nochweiter zurück ins Halberstädtsche und Magdeburgische bis in Die Offiziere bekamen außer ihrem Traktamente noch Sers die Altmark verlegt. vies in Natura , worunter fren Holz, licht und Betten zu verstehen war, und die Fourage erhielten sie entweder in Natura , oder so viel an Gelde, daß sie hinrei chend dafür gekauft werden konnte. Was nun die Verpflegung der Unteroffiziere, Gemeinen und Wagenknechte betraf; so war selbige in Ansehung der Truppen , welche in den Städten ſtanden, noch so regulirt, daß der Mißbrauch nicht zu weit gehen konnte, weil alles was der Bey ihrem Traktamente bekamen fie Wirth geben mußte, genau bestimmet war. frey Quartier , Holz , Licht und Butter in Natura und täglich 2 Pfund Brod ; für Pfeffer, Salz und Essig aber monatlich 4 Gr. Auf dem platten Lande war dieses nicht so bestimmt regulirt. Der Soldat erhielt sein völliges Traktament ; der Wirth mußte ihn speisen und der Offizier mußte für diese Speisung dem Soldaten monatlich einen Thaler dekourtiren und damit den Wirth bezahlen , der wohl niemals bey diesem Kostgelde gewinnen fonnte.

Der Gehalt, welchen die mehreßten deutschen Fürsten den Offizieren und Soldaten, in den ersten Regierungsjahren Kurfürst Friedrichs des Dritten mos natlich zahlen ließen , läßt sich auf folgende Säße reduciren : der Obrist 2 70 Thlr. ein Kapitain 32 Thlr. Lieutenant Obristlieutenant = 35 16 Major

25

Regimentsquartiermeister ? Auditeur

18 16 16

Prediger Adjutant Regimentsfeldscheer Profoß und Knecht

3

10 10 -

7

Fähnrich Sergeant Gefreiter Korporal

= Fourier Kapitain d'Urmes -

12 6

5 5 5

Feldscheer 5 -Korporal 12 Gr. 4 Gemeine 2 Thlr. 20 Gr. b. 2 Thlr. die Gefreiten erhielten monatlich eine Zulage. Der

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

917

Der Sold bey den französischen Truppen war nach den Berichten des Feus Sold ben den quiers und Quincy sehr verschieden. Um ohngefehr einen Vergleich mit dem Solde französischen Truppen, ›der deutschen Mächte anzustellen , so ziehe ich folgendes aus dem Feuquiers und Quincy, welche den monatlichen Sold , den Monat zu 45 Tage gerechnet, fol gendergestalt angeben :

魯 1 Generallieutenant nach Feuquiers Maréchal de Camp 20 Rat. " Brigadier 1 1 Is Nat. " Generalquartiermeister 20 Rat. " 1 If Rat. Generalmajor ? Generalquartiermeister 20 Rat. · Generalv. der Kavallerie 30 Rat. Maitre de Camp General Kommissaire General Kapitain von der Infanterie Oberlieutenant Unterlieutenant Fähnrich Regimentsquartiermeister Sergeant Korporal Gefreiter

333 Thlr. 8 Gr. 16 166 ― 100 133 " 133 16 200

3 Livres auf den Thaler gerechnet.

nach Quincy 1333 Thlr. 8 Gr.

166 200 200 ፡ 200 166 6000 2000 26 10 8 7 5 5 3

-

16

-

16 jährlich monatl. 8 Gr.

Der Gemeine erhieit täglich 4 Sols,

nach unserm Gelde ohngefähr 197 Pfennig ; im Felde aber bekam er nur täglich 44 Pfennige, eine Portion Brod und eine Portion Fleisch tåglich. E Auch wurden den französischen Truppen , wenn sie durch eine Stadt marschirten , Etappen ge reichet, welche in 14 Pfund Brod , einem Maaß Wein und einem Pfund Fleisch bestanden. Die Kavallerie erhielt stärkere Etappen als die Infanterie. Die Ka pitaine bekamen 6, die Lieutenants 4, die Unterlieutenants und Fähnriche 3 und die Feldwebel 2 (a). Die Regierung Kurfürst Friedrichs des Dritten wurde durch eineWaffenvers Waffen der deutschen änderung bey allen deutschen und einigen ausländischen Truppen merkwürdig. In franz. Trupt Viele waren pen, 1689. diesem Zeitpunkte wurde die Pike aus der Infanterie abgeschaffet. sehr gegen diese Neuerung ; andere aber billigten sehr , daß man dieses Gewehr der Infanterie abgenommen, und dafür die Flinte mit dem Bajonett gegeben. Man sah die Pike als ein besonders schüßendes Gewehr für die Reuterey an.' Punſegur behauptet aber , daß es nicht die Pike allein wåre , welche die Kavallerie hinderte, in die Infanterie einzudringen ; er bewies , daß wenn die Infanterie unterrichtet ist , ihr Feuer wohl zu sparen, wäre dieses weit wirksamer gegen die Kavallerie, als das Vorhalten der Pike, welches nur bey der alten hohen Stelz lungsart von einigem Nußen seyn konnte (b). Ludwig der 14te wollte felbige schon im Jahre 1681 abschaffen.

Er ließ eine Probe machen und mit aufgestecktem Bajonette

(a) Feuquiers Tom. I. Cap. 7. Kriegeskunst des Marschalls von Quency, deutsch, S. 399. (b) Puysegur erster Theil, 9tes Kap . Hennerts Brandb . Kriegsgesch.

Fenquiers erster Theil, Kap. 26. C

Pike.

ngen

Abriß der Kriegsverfaſſu

18

Bajonette feuern. Diese Probe lief aber schlecht ab , weil während dem Feuerm verschiedene Bajonette von den Läufen fielen und die Kugeln die Spißen der Bas jonette abschossen.

Der König stand also von dem Projekte , die Piken abzuschafs

fen, ab, und die Franzosen hatten noch bey ihrer Infanterie in dem Feldzuge 1689 Piken ; jedoch aber nicht bey allen Regimentern , denn seit 1684 ſtanden nur noch bey 36 Regimentern Pikenier , und zwar nur 10 bey einer Kompagnie von 45 Mann (a). Vauban brachte es endlich dahin , daß dieses Gewehr ganzs lich bey der Infanterie der franzöſiſchen Armee abgeschafft wurde ; denn er erwies, daß ein Bataillon mit Gewehr und aufgestecktem Bajonett durch ein lebhaftes und regelmäßiges Feuer der Reuterey mehr Widerstand leisten konnte, als wenn es mit wenigen Piken versehen ist. Jedoch wurden sie erst im Jahre 1703 gänzlich von den Franzosen abgeschafft (b). Diejenigen Offiziere , welche Verehrer von der Kriegeskunst der Alten waren, hiengen noch immer dem nicht in strengem Verstande anwendbaren mechanischen Grundfaß von der Gewalt eines Körpers im Verhältniß seiner Masse und Ges schwindigkeit an , ſie betrachteten ihn als einen Grundſaß der Stellungskunst, und hielten die Pike für ein sehr schickliches Gewehr zur Trennung eines widerstehenden Körpers , und billigten daher nicht die Abschaffung desselben. phezenhete , ohne daß er Wahrsager seyn wollte , als gewiß , den Bataillonen die Piken wiedergeben würde,

Santa Cruz pro daß man einmahl

weil sie durch dieses Gewehr

am besten Fronte und Flanken decken könnten ; auch glaubte er, daß es nicht schwer sen, dem größten Fehler , den man diesem Gewehre beymißt, als die Unbrauch barkeit bey Belagerungen und andern Gelegenheiten , leicht abzuhelfen (c). Folard, der dieses Gewehr so sehr seinen Kolonnen angemessen fand, nannte es mit dem Montekukuli die Königinn der Waffen , und hielt es unentbehrlich bey der Infanterie. Er bewundert, daß man die Pike bey den Franzosen nicht wieder eingeführet habe, da es ein dem Karakter der Nation so angemessenes Gewehr ist. In dieser Absicht schlägt er eine Partisane vor (d). Noch fanden die Piken in neuern Zeiten an dem Marschall von Sachsen einen starken Vertheidiger ; er hålt sie bey dem Fußvolk für unentbehrlich und glaubt , daß bloß Nachläßigkeit und zu große Bequemlichkeit selbige verdränget haben, und daß hauptsächlich die Kriege in Italien, wo die Gegend sehr durchschnitten ist und wo man sich derselben nicht bedienen fonnte,hauptsächlich Unlaß gegeben haben, die Schießgewehre bey der französischen Arz mee zu vermehren ( e). Was aber bey den Deutschen den Nußen, den man sich von diesem Gewehr gegen die Kavallerie versprach, sehr zweifelhaft machte , war, weil man in dem Kriege gegen die Türken fah,

daß die türksche Kavallerie die

Piken nicht scheute und daß ſie ſich ihrer Säbel ſehr gut gegen selbige zu bedienen wußten. (a) Mezeray Taktik, deutsch. Tom. I. p . 437. (b) P. Daniel Milice franę. Tom. II. (c) Reflection milit. de St. Cruz Tom. V. p. 38. (d) Polybius des Folard , deutsch , 1ster Theil , S. 150, (e) Kriegeskunst des Marschalls von Sachſen, S. 120.

2

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III. wußten.

Bekanntlich aber fürchteten die Türken mehr das Feuer ;

19

und dieses bes

wog dann auch die Kaiserlichen , ihrer ganzen Infanterie Feuergewehre zu geben. Der Marquis von Louvois hörte dieſes von dem Grafen von Asfeld, welcher sich in diesem Kriege befand ; er schlug also dem König von Frankreich 1689 vor , die Pilen abzuschaffen. Indessen wollte er es nicht durchsehen und die Sache allein auf sich nehmen, zumahl da die Probe , wie wir oben erwehnet haben, mit aufges stecktem Bajonett zu feuern , nicht gut abgelaufen war. Man sollte glauben, daß die Schlacht ben Fleury 1690 die Franzosen auf andere Gedanken gebracht haben würde; denn nach dem Berichte französischer Schriftsteller bemerkte man in dieser Schlacht, daß die holländischen Bataillone , bey welchen damals noch Pikenirer standen, weniger Widerstand thaten als die brandenburgischen und übrigen deuts schen Truppen , welche keine Piken mehr führten Indessen haben wir oben geser hen, daß selbige noch 13 Jahre bey der französischen Infanterie beybehalten wurs den. Die Pike , ein Gewehr der Kolonnen Gustav Adolphs , welche sich so fürchterlich gemacht hatten , erhielt sich auch lange im Ansehen bey der schwedischen Nation. Man findet sie noch 1701 bey der Passage der Duna , auch 1702 in der Schlacht ben Klissow. Der General Löwenhaupt, als er von den Ruſſen und Polen ben Saladin 1703 angegriffen wurde, hielt durch die langen Piken die feindliche Kavallerie zurück (a). Der ungenannte Verfasser , dessen Handschrift ich mich öfters zu diesem Abrisse bedienet habe, lebte zur Zeit Kurfürst Friedrichs des Dritten. Er behauptet das Gegentheil , was wir oben in Ansehung der Pis ken in der Schlacht bey Fleury aus den Nachrichten des Pater Daniel angeführet haben. Er sagt, daß durch die Schlacht ben Fleury die Holländer bewogen wors den , die Piken noch ben ihrer Infanterie benzubehalten. Die Bataille bey Fehrs bellin führte er aber als ein Beyspiel und einen Beweis an , daß die Piken das Eindringen der Reuterey in die Infanterie nicht abhalten können , weil daselbst Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große mit seiner Reuterey die mit Piken bespickte Bataillonen der Schweden über den Haufen warf. Er sagt ferner , daß wenn ein Regiment aus lauter Füßiliren beſtehet , das andere aber ein Drittheil Pikenis rer hat , und solche auf einander avanciren und schargiren , man mehrmals wahrs genommen habe , daß das Bataillon , so aus lauter Füsiliren bestanden , vor dies ſen mit Piken melirten Avantage gehabt, indem jene Feuer mehr hatten. Kommt es zum wirklichen Einbrechen von Infanterie auf Infanterie , so waren schon viele Pikenier getödtet und es bleiben Löcher, und kann die andere Parten, wenn ſie mit ihren Bajonetten eindringt, faſt mehr ausrichten , als diejenigen, ſo Piken haben. Es war ehemals Gebrauch, die Pikenirer beständig zur Arbeit bey Belagerungen zu gebrauchen. Da man nun die besten Leute zu Pikenirern erwählte, so verloren dadurch die Bataillone den Kern ihrer Soldaten. Dahero die meisten Potentas ten, sagt mein Verfasser , die Piken abandoniret, und statt selbiger Flinten mit Bajoretten gegeben haben ; worunter die Brandenburger, Kaiserliche und ſåmmt liche deutsche Truppen waren , welche 1689 am Rhein ſtanden ; bey den Fran zosen und Holländern aber führte noch der vierte Theil der Bataillone Piken. Der € 2 (a) Hift, de Charl. XII. p. Nordberg. T. L pag. 166 et 312,

20 Schweinsfe

Abriß der Kriegsverfaſſungen Der Vortheil der Pike gegen den Angriff der Kavallerie wurde, wie wir ges

tern und spas sehen haben , noch sehr durch die alten Offiziere bestritten. Reuter.

Der gemeine Mann,

der so gern dem was er gewohnt ist , Beyfall giebt , glaubte durch ein langes Ges wehr seinen Feind und die Gefahr weiter von sich zu entfernen. Defters ist die Macht des Vorurtheils auch so stark , daß der erleuchtete Theil dem großen Haus fen nachgeben muß. In den Kriegen , wo man mit einem Feinde , der eine zahl reiche Reuterey hatte, fechten mußte, mußte man schon auf Mittel denken, um die einmahl eingewurzelte Einbildung zu täuschen, und eine Schuhwehre erdenken, wodurch man die feindliche Kavallerie in einer Entfernung von der Infanterie auf halten konnte. Man erwählte hiezu die bekannten spanischen Reuter , welche aus Stöcken mit Eisen beschlagen und die kreuzweise in Balken eingestochen wurden, bestanden. Diese Stöcke wurden Schweinsfedern genannt. Im Feldzuge 1676 führte jeder Pikenir bey der französischen Infanterie 2 Stück dergleichen Ståbe, 4 Fuß lang , mit , woran eine zweyschneidige eiserne Klinge von einem Fuß lang war.

Der ganze Stock wog nicht mehr als 4 Pfund,

und die Geschichtschreiber sagen , daß man sie der Infanterie zu dem Behuf gab, felbigen gegen die Kavallerie einzustecken und ſie dadurch entfernt zu halten. Wahrz scheinlich dienten sie aber dazu , um sie, wie wir oben erwähnet haben , in Balken einzustecken und spanische Reuter daraus zu formiren (a) . Die Schweden hatten gegen die Pohlen im 30jährigen Kriege eine gleiche Erfindung ; nur gaben sie diese sogenannten Schweinsfedern den Musketieren zu tragen. Die Schweden bedienten sich derselben 1626 anstatt der sonst gewöhnlis chen Gabeln, worauf man die Musketen bey dem Abfeuern anlegte. Der Schaft dieser Schweinsfedern war so lang und ſtark, als der Schaft eines Knebelspießes, er hatte eine 21 Spannen lange Spike und war unten mit einem eisernen Stachel versehen. Wenn die Musketiere schargirten , steckten sie die Schweinsfedern Igegen die polnische Reuterey ein , so daß die Spise mit der Bruft des Pferdes gleich stand, hernach traten sie etwas zurück und gaben Feuer. Daß diese Erfindung keinen ers heblichen Nußen geschafft hat, ersiehet man daraus, weil man seibige nach 2 Jahs ren verwarf (b). Bry verschiedenen deutschen Truppen waren aber noch die Schweinsfedern und spanische Reuter in der Zeit des Krieges 1688 gebräuchlich.

Die Kaiferlis

chen , welche, wie wir oben erwähnet haben , die Piken in dieser Zeit abschaften, fochten damals gegen die Türken , welche ihnen in der Reuterey so sehr überlegen waren; sie suchten daher ihre Infanterie vor dem Angriffe der Reuterey durch spa nische Reuter zu schüßen , und selbige in einer gewissen Entfernung von den Bas taillonen aufzuhalten. Die Schweinsfedern wurden von den Soldaten getragen, und die Balken den Bataillonen nachgefahren (c). - Dieses ist auch vermuthlich die Meynung des durchlauchtigsten Verfaſſers der preußischen Kriegsverfassung in den (a) Diarium Europaeum , Theil 33. ( b) Schildknechts Festungsbau , zter Theil S. 188.

(c) Puysegur, Theil 1 S. 144.

in den

ersten Regierungsjahren Kurf. Fried. III.

21

ben åltern Zeiten , wenn er Seite 59 sagt , daß die preußische Infanterie zur Zeit Friedrichs des Ersten spanische Reuter getragen habe. Wenn es zum Treffen kam, wurden die Schweinsfedern in die Löcher der Balken gesteckt , nnd jeder spanische Reuter wurde von 2 Soldaten vor der Fronte der Armee getragen. So rückte 1687 der Herzog Karl von Lothringen gegen das lager des Soliman Pascha bey Offet. Er formirte ein Quarree ; er ließ die spanischen Reuter auf diese Art vor der ganzen Fronte tragen , und waren selbige so gemacht , daß sie in einem Augens blick mit Haken zusammengehangen und eine Linie davon formirt werden konnte ; hinter dieser Linie wurden die Regimentsstücke aufgefahren, und hinter dieſen ſtand das Quarree der Infanterie (a). Eben so bedeckte Prinz Ludwig von Baaden die Fronte der kaiserlichen Infanterie in der Schlacht bey Patazin 1689 mit spanischen Reutern (b). Manche der kaiserlichen Bundesgenossen folgten ihrem Beyspiel, ohne darüber nachzudenken, ob dieses Schußwerk Truppen, welche in Ordnung zu fechten gewohnt sind , vortheilhaft seyn konnte. In der Schlacht bey Staffarde. 1689 hatte der Herzog von Savoyen, nach Urt der Deutschen, eine Linie von spani schen Reutern vor der Fronte seiner Infanterie ; sie konnten aber den Herzog nicht vor dem Verlust der Schlacht schüßen , und dem Marschall von Catinat den Sieg verhindern (c). Auch noch nach dieser Zeit waren die spanischen Reuter ben den nordischen Armeen üblich.

Die Ruſſen hatten in der Affaire mit dem schwedischen

General Cronhiort an der Newa ihre Infanterie mit spanischen Reutern gedeckt, und gegen den General Löwenhaupt ben Saladin 1703 hatten sie 188 spanische Reuter mit Eisen beschlagen vor ihrer Wagenburg gestellt (d). Selbst noch zu den Zeiten Friedrich Wilhelms des Ersten, Königs in Preussen , waren die ſpani sche Reuter bey der Defenfion der Wagenburg noch nicht in Vergessenheit geras then.

In dem Kupferstich, welchen dieser Monarch dem Reglement für seine

30 Infanterie beygefüget hat, und worinn er zeiget wie eine Wagenburg vertheidiger werden soll, siehet man felbige vor den Pelotons der Infarserie gestellet. In dem Feldzuge von 1689 findet man nicht, daß ſich die brandenburgische Infanterie selbiger am Rhein bedienet habe; bey der Artillerie führte man sie noch mit, umsich derselben ben vorfallenden Gelegenheiten zu bedienen ; allein in der Specifikation des brandenburgischen Artillerietrains , welcher nach dem Rhein marschirte, sind fie nicht erwähnet. So viel ist gewiß , daß man schon damals sehr richtig von den Vortheilen und Nachtheilen der spanischen Reuter zur Deckung der Infanterie in Schlachten urtheilte. Der Offizier , deffen Manuskript ich mich bey diesem Abriß öfters bediene , fällt darüber ein sehr richtiges Urtheil , und man kann daraus abs nehmen, daß man in der Armee Kurfürst Friedrichs des Dritten für dieses Schuß werk nicht sehr eingenommen seyn mußte.

Er sagt, die Schweinsfedern, in Bals fen € 3

(a) Marfigli état milit. de l'empire Ottoman . Theil 2 S. 87, (b) Ebenderselbe S. 127.

(c) Hift. milit. du Prince Eugène par Dumont , Tom I. P. 23. (d) Hift. de Charles XII. p. Nordberg, pag. 290 et 311.

Suppl. de Mr. Rouffet,

Abriß der Kriegsverfaſſungen fen gesteckt, nennt man gewöhnlich spanische Reuter ; sie sind in vielen Begeben 1 heiten gut befunden worden , besonders für Kavallerie , wenn die Balken gut an einandergehangen, so daß der Feind in selbige nicht einbrechen kann, denn er wird sich nicht getrauen , selbige zu forciren , besonders wenn das Bataillon stets Feuer aufden Flügeln und in der Mitte behält , welches am füglichsten mit Pelotonfeuer geschehen kann ; welches man in ein und andern Gelegenheiten gegen die Türken und Tataren gesehen. Allein ein Bataillon , wo Infanterie auf Infanterie trift, der Feind mit Kanonen spielet, sind die spanischen Reuter höchst schädlich , wenn solche vor dem Bataillon gepflanzt werden ; denn wenn selbige von Kanonen ents zwengeschossen worden, so sind die Splitter dem Bataillon sehr schädlich und be nehmen auch die Avantage, wenn solche vorstehen oder im Avanciren vorgetragen werden, indem, wenn beym Avanciren ein oder der andere Ballenträger geschossen wird und der Balken lieget, der Marsch in gerader Ordnung dadurch verhindert wird ; auch kann man nicht ſogieich avanciren , wenn man Avantage ſieht einzu. brechen , in welchem Falle sie sehr hinderlich sind , und nur Ombrage machen ; das her die Balken ohne höchste Noth und wenn keine Kavallerie einbrechen will, nicht vorgebracht werden müssen , sondern allezeit kurz hinter dem Bataillon marſchiren sollen. Auf Ordre des Kommandanten können die Balkenträger durch die Pelos tons marschiren. Wird ein Bataillon gezwungen sich zu retiriren , ſo läßt man die ſpaniſchen Reuter hinter sich tragen , damit der Feind nicht gleich eindringen kann , und wenn man selbige nicht weiter fortbringen kann , so läßt man sie fallen, wodurch also der Feind verhindert wird, nicht gleich durchzukommen und zu verfolgen. Ins deffen kann das Bataillon in Ordnung gebracht werden , und durch gutes Feuers geben ihren Verfolgern großen Abbruch thun. Vor dem Regiment aber zu tras gen sind selbige, wie gemeldet, nachtheilig , indem sie unmöglich in Ordnung vor der Fronte des Bataillons getragen und fortgebracht werden können.

Es ist auch

besser, wenn ein Regiment ſelbige nicht bey sich führet, sondern nur die Artillerie, und zwar bloß die Spiken, und wenn sie gebraucht werden sollen, so können dieselbe an die Regimenter gegeben werden ; damit sowohl die Regimenter als auch die Ars tillerie nicht zu viel Embarras haben.

Dieses ist die Meynung des Verfaſſers

mehrgedachtenManuskripts. Die Art, selbige mitzufübren, welche er vorschlägt, ist sehr bequem in Ansehung des Transports , hat aber in Ansehung des geschwins den Gebrauchs auch viel Nachtheile. In neuern Zeiten hat man die spanischen Reuter durch Råder verbessern wollen , welche wohl das Tragen derselben erleich tern konnten , demohnerachtet aber hat der Nachtheil, welchen der Verfasser ges nannten Manuskripts rüget, auch allerdings hier statt (a). Flinte u. Baz Da die Piken ben den brandenburgischen und andern deutschen Truppen abges brandenburgs .schafft und die ganze Infanterie mit Feuergewehr versehen wurde , so ward das deuts fleine Gewehrfeuer durchgängig lebhafter , und besonders bey der brandenburgis fchen, ſchen n. fran Ans ofis. Trups schen Infanterie. Mit der Flinte wurde zugleich das Bajonett eingeführt. pen. fänglich (a) Kriegeskunst des Marschall von Sachsen, deutsch, S. 318.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III,

23

fänglich war es nur so eingerichtet , daß man es in den Lauf steckte und also nicht mit dem Gewehr feuern konnte; es dauerte aber nicht lange, so gab man dem Bas jonett eine Einrichtung , welche das Feuern mit aufgestecktem Bajonett nicht mehr hinderte (a). Die Vorzüge der Flinte mit dem französischen Schloß , vor den als ten Musketen , welche mit der kunte und auf einer Gabel abgefeuert werden muß ten , wurden durchgängig anerkannt ; denn es erforderte viel Zeit, die Lunte zur Abfeurung der Muskete an den Hahn zu bringen, sie darinn zu befestigen, sie aufs zupassen , anzublasen , die Pfanne abzublasen und selbige zu öfnen. War es wins dig, so wehete der Wind das Pulver von der Pfanne , und der Regen machte es in einem Augenblick naß. Wenn auch alle dieſe Hindernisse nicht eintraten , und die lunte war nur nicht wohl in den Hahn eingefaſſet, oder nicht recht im Brande, so drückte man öfters loß , ohne daß sich das Pulver auf der Pfanne entzündete. Hatte man abgefeuert, so fiel gemeiniglich die Asche von der Lunte auf die Pfanne, man mußte selbige erst sehr wohl auswischen und nachsehen , ob die Asche auch noch glimmte , weil sonst das Zündpulver im Aufschütten leicht Feuer fangen konnte. Auch hatten die Musketen die Unbequemlichkeit , daß sie mit keinen Riemen verse hen waren (b) , und die Infanterie, besonders die Musketiere , wenn sie ins Handgemenge kamen , mußten , weil sie keine Bajonette hatten , den Degen zies hen, und konnten die Muskete nicht über die Schulter werfen, sondern mußten selbige in der Hand halten ; welches ihnen im Gefechte sehr beschwerlich war. Die Flinten, wenn sie gut seyn sollten , mußten eine Kugel schießen, wovon 12 bis 14 ein Pfund schwer waren. Man sahe besonders darauf, daß der Lauf eine starke Pulverkammer hatte.

Das Bajonett mußte aus einem Stücke geschmiedet wers

den , und von der Mündung des Gewehrs wenigstens vier Finger breit abstehen, auch nicht kürzer als 2 gute Spannen seyn. Man hielt diejenigen für die besten, welche dreyeckigt und wie ein Stilet hohl geschliffen waren (c).

Als die Franzosen

1670 die Flinten bey ihrer Armee einführten , so mußte der Lauf vom Zündloche bis an die Mündung dren Fuß sieben Zoll wenigstens lang seyn , und der Kaliber desselben mußte so groß seyn , daß zwanzig Kugeln ein Pfund wogen. Die Regierung KurfürstFriedrichs des Dritten ist also in Ansehung der Wafs fenveränderung eine merkwürdige Epoche, weil zu dieser Zeit die Flinte mit frans zösischem Schloß und Bajonett eingeführt wurde. Aus dem Manuskript, dessen ich schon öfters erwähnet habe , ergibt sich , daß man nicht sogleich zu Anfang dies fer Waffenveränderung das Bajonett bey dem Schargiren auf dem Gewehre hatte, sondern erst bey der leßten Ladung ; und wenn man Willens war , in den Feind einzubrechen, steckte man selbiges erst auf den Lauf. Wenn also der Durch lauchtigste Verfasser derAbhandlung von der preußischen Kriegsverfaſſung ſagt (d), daß 1732 das erste Glied der Infanterie mit Bajonetten auf dem Lauf zu feuern anger

(a) Père Daniel Milic. franç. Tom II. (b) Puysegur, deutsch, Theil 1. S. 88. (c) Manuskript des ungenannten Verfassers. (d) S. 82,

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Abriß der Kriegsverfaſſungen

angefangen, so ist solches so zu verstehen, daß sie das Bajonett jederzeit aufbehiel Punsegur sagt uns , daß die ten, und die Schargirnng damit gemacht haben. Nimwegensc hölzerne Frieden Franzosen vor dem Hefte an ihren Bajonetten ges hen habt haben ; nachher hätte man ihnen eine andere Einrichtung gegeben , jedochwas ren selbige noch nicht auf dem Fuß gewesen , um damit feuern zu können. Für die Die Franzosen schraubten anfänglich die Bajonette auf die Läufe. besten Flinten hielt man damals bey der deutschen Infanterie diejenigen , Lauf 17 Dresdner Ellen , und die ganze Flinte mit Kolbe und Schaft 2 war. Man machte besonders die Flinten auch wegen des Ladestocks nicht weil man noch keine eiserne Ladestöcke hatte, und die langen hölzernen

wenn der Elle lang sehr lang, Ladestocke

zerbrechlicher waren als die kurzen , und durch das Zerbrechen derselben der Soldat in eine üble Lage geſetzt wurde; man nahm daher zu selbigen ein festes und biegsames Holz. Um diesem Uebel einigermaaßen abzuhelfen , so mußten einige Gefreiten von jeder Kompagnie eiserne Ladestöcke ben sich führen ; diese aber waren so eingerichtet , daß sie zusammengeschroben werden konnten , und unten einen eis Man sahe fernen Kräher hatten , um einen Schuß aus dem Gewehre zu ziehen. also schon damals den Nußen der eisernen Labestöcke ein, ohne selbige einzuführen. Die Patronen wurden bey der brandenburgischen Infanterie in Bunde ges bunden , jedes von 6 Stück , und jeder Soldat bey der Infanterie bekam 24 bis 36 Stück in die Patrontasche. tronen loß in der Tasche lagen.

Ein Bund wurde aufgebunden , wovon die Pas Ueberdem aber wurden noch einer jeden Kompas

gnie eine gewisse Anzahl Patronen nachgefahren, welche noch, wenn es ben gewissen Vorfällen nöthig war , unter die Soldaten vertheilet wurden. Es wurden auch noch überdem ben jeder Kompagnie eine Tonne loß Pulver und zwey Centner Ku geln mitgeführet, welche von einigen Kommandirten den Truppen in der Bataille nachgetragen wurben. Mehr als 24 Patronen gab man damals ben andern deut schen Truppen selten auf einen Mann , und man glaubte, daß es sehr viel sen, Dieses rührte daher , weil das kleine Gewehrfeuer wenn er selbige verfeuerte. ben weitem nicht in der Entfernung, als in unsern Zeiten zu geschehen pfleget, ans fing, und auch selbiges noch nicht so lebhaft war. Wenn man ganz nahe an den Feind kam , und bey der lekten Salve, mußten die Soldaten die Gewehre mit Paß kugeln laden. Auch die Schildwachen mußten , sobald es finster wurde , ihr Ges wehr mit Paßkugeln laden; welches ein sehr guter Gebrauch war. Die Flinten der Franzosen waren, wie wir bereits gesehen haben, von etwas Es gingen 20 Kugeln auf ein Pfund , und mit ein Pfund fleinerm Kaliber. Jeder Füßlier hatte zufolge der Nachrichten Pulver füllte man 40 Patronen. Die Zeiten , wor des Herrn von Puysegur 40 Schuß in der Patrontajche ( a) . Dieser kleine Kas inn dieses geschah, ſind aber ſpåter als die , wovon wir reden. liber der Gewehre erhielt sich noch lange nach dieser Zeit bey der französischen In fanterie. Der Graf Turpin sagt in seinen Kommentarien , daß noch zu der Zeit, als er schrieb , dieser Kaliber gebräuchlich war (b).

Vauban billigte ehemals Diesen

(a) Theil 1. S. 132, (b) Tom I. pag. 109.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

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diesen Kaliber nicht , er wollte ihn nicht geringer als 18 Kugeln auf das Pfund Er sagt machen , von einem Pfund Pulver sollten 32 Patronen gefüllet werden. selbst, daß die französischen Gewehre zu seiner Zeit sehr schlecht gewesen sind ; und dieses entstånde wegen des scheinbaren wohlfeilen Preises , welcher allen andern Ers wägungen vorgezogen würde , daher denn die Gewehre oft sprången und die Leute zu Kruppeln machten ; ferner weil man sie durch Entreprenneurs liefern ließe , die sich auf Kosten des Königs und durch das Unglück einer Menge rechtſchaffener Soldaten bereicherten ; endlich trüge auch das viele Pußen dazu ben, daß die Läufe schwächer würden. Er råth dahero, die Gewehre schwarz anlaufen zu laſſen, und sie genau zu untersuchen , auch den Soldaten dazu zu gewöhnen , daß er einmahl die Ladung so stark als das anderemahl mache ; welches dainals bey den Franjo fen noch nicht geschehen konnte, weil sie noch mit losem Pulver die Gewehre ladeten (a). Ohngeachtet die Bajonette bey der deutschen Infanterie eingeführet waren, Degend. Jus fanteristen. hielt man es doch noch für nöthig , dem gemeinen Mann einen Degen zu geben. Man folgte hierinn dem Beyspiel der Franzosen. Weil man damals noch bey Stürmen und bey andern Gelegenheiten die französischen Infanteristen mit dem Degen fechten sahe, so war man auch bey den Deutschen der Meynung , daß, wenn der Soldat sich verschossen , er sich mit dem Degen mehr als mit der Flinte und dem Bajonette vertheidigen könnte. Man hielt den Degen für ein sehr vor theilhaftes Gewehr ben Eroberung der Contreeskarpen und anderer Festungswerke. Die französische Infanterte hatte auch Degen ; allein der Marschall von Puysegur eifert sehr damieder ; und seiner Meynung nach waren sie zu lang , er ſchlägt da her vor, den Infanteristen ein kurzes Seitengewehr , wie einen Hirschfänger, zu geben , womit sie sich besser wehren könnten ; seiner Meynung nach sen es leicht, diesem kurzen Seitengewehr eine Einrichtung zu geben , daß sie wie Bajonette ges braucht werden könnten. Feuquiers ist ebenfalls mit den breiten und schweren Degen der französischen Infanterie und den starken und breiten Degengehenken nicht zufrieden. Sie mußten auch den Soldaten sehr lästig seyn , denn sie trugen felbige damals über die Schultern ; man nennte sie Wehrgehenke. Zu dem Ges wehr des brandenburgschen Infanteristen gehöret, wie wir oben gesagt haben, der " Degen, und es hatten noch die Infanteristen zu Anfang der Regierung Friedrichs des Dritten lange Degen , über die Röcke geschnallet. Die Offiziere der Infanterie in der französischen Armee hatten Espontons. Gewehr der Der Marschall von Puysegur hält dieses Gewehr nicht für die Offiziere vortheils der brandens haft. Wenn aber ein Offizier von der Infanterie auf Parten ausging, so bediente burgs. deuts und französis. er sich gemeiniglich einer Flinte mit Bajonett (b). Jufanterie. Bey den Kaiserlichen und Holländern war es damals gebräuchlich , daß die Offiziere von der Infanterie Partisanen führten. Vey andern Truppen, worunter auch (a) Abhandlung von der Vertheidigung der Festungen, von Vauban, deutsch, S. 80. (b) Puysegur, deutsch.

Hennerts Brand .Kriegesgesch.

Theil 1. S. 129. D

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Abriß

der Kriegsverfaſſungen

auch die Schweden sind , führten die Offiziere von der Infanterie die Soldaten mit dem Degen an. Das Efponton war eben auch bey den Brandenburgern ges bräuchlich . Die Offiziere bedienten sich desselben im Felde, und bey dem Exerciren in Garnison ; ben Belagerungen und in den Uproschen hatten sie entweder Flinten, oder führten mit dem Degen auf.

Auch hatten manche die Gewohnheit, wenn sie

auf Partey ausgingen , daß ſie , wie die franzöſiſchen Offiziere , eine Flinte mit Bajonett mitnahmen. Ben gewissen Gelegenheiten , als bey dem Sturm des bedeckten Weges vor Bonn, findet man , daß die brandenburgischen Offiziere sich einer Art von Brufts harnisch bedienten , woraus in neuern Zeiten wahrscheinlich der Ringkragen ents standen seyn kann.

Sie mußten ziemlich schwer seyn , denn man findet, daß eis nige Offiziere, weil sie ihnen bey dem Heraufsteigen auf die Wälle zu schwer wurs den , selbige wegwarfen. In der Disposition , welche Kurfürst Friedrich der zte zum Sturm des bedeckten Weges vor Bonn gab , werden diese Brustharniſche Wapen genannt. Er befahl darinn ausdrücklich , daß die Offiziere sich mit ihren Wapen versehen sollten. Fahnerb. den Ben denen Armeen , wo die Infanteriekompagnien nicht stark waren , und brandenburs sischen u. mit also ein Bataillon nicht aus vielen Kompagnien bestand, hatte jede Kompagnie ihre Senselben vers Fahnen . Die Holländer , Franzosen und Englåuder aber , welche nur schwache bund. Trups pen, wie auch Kompagnien hatten , führten nur bey einem Bataillon 2 bis 3 Fahnen mit. Die M bey d. Frans Kaiserlichen hingegen hatten bey jeder Kompagnie cine Fahne. Es war auch dies josen. ses noch bey den Brandenburgern, unter Kurfürst Friedrich Wilhelm dem Großen üblich. Kurfürst Friedrich der Dritte führte nach dem Feldzuge 1690 ein, daß die Infanterie, welche in Brabant und Flandern stand , nur 2 Fahnen per Bataillon mit ins Feld nehmen mußten ; die übrigen blieben zurück und wurden in dem Zeugs hause der ersten Grånzvestung bis zum Frieden verwahrt , oder bis die Regimenter wieder ins Land zurück marſchirten ; alsdenn nahmen sie selbige wieder mit , und war ben jeder Kompagnie wieder eine Fahne. Blieben nur 2 Fahnen bey einent Bataillon , so standen selbige bey der Staabskompagnie oder bey den ältesten Kompagnien. Die Gefreite Korporale trugen alsdann solche abwechselnd , und diejenigen, welche keine Fahnen trugen , hatten Flinten (a). Aus den Nachrichten des Marschalls von Puysegur, welche wohl etwas neuer als die Kampagne 1689 seyn können , ergiebt sich , daß die Franzosen bey jedem Puysegur will , daß ihr Standort vor der Mitte des Bataillon 3 Fahnen hatten. Bataillons nicht der beste sey ; es sey besser, wenn nur eine in der Mitte, die beys. den andern aber vor der Kompagnie des rechten und linken Flügels stånden oder marſchirten. Denn wenn alle 3 Fahnen, wie gewöhnlich, in der Mitte marſchirs ten und das Bataillon getrennet würde, so versammlete es sich zwar bey den Fah nea , weil demselben aber dadurch keine richtige Fronte angegeben würde, formirte es sich gemeiniglich in der größten Unordnung , ba hingegen, wenn sich die 3 Fahnen

(a) Mehranzeführtes Manuskript.

I

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in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

Fahnen in gehöriger Weite von einander stellten , die Fronte des Bataillons |& g , durch gleich bezeichnet und felbiger 3 Punkte zum Richten gegeben würden. Hier über aber sind die neuern Taktiker nicht einerley Meynung ; denn wenn die Fahnen vor derMitte marſchiren und das Bataillon ſich nach der Mitte richtet und schließet, so wird es dadurch ein mehr zusammenhängender Körper ; wenn sich aber das Ba taillon im Marschiren nach 3 verschiedenen Punkten richten soll , so wird auch das Bataillon in 3 beſondere Körper dadurch getheilet, und eine Fahne ist auch nicht hinlänglich, den Theil, welcher sich nach ihr richten soll , die gehörige Richtung zu bezeichnen. Die Fahnen traten bey den Franzosen ins erste Glied (a). Die Fähnriche trugen selbige. Nach dem Quency ſtanden die Fahnen der franzöfifchen Infanterie im 2ten und zten Gliede , und in der Zeit, als er ſchrieb, wurden sie ins 3te unb 4te gestellet ,

und durch 3 Feldwebel bedeckt, wo sie zwar sicherer

standen, aber gewiß auch minder nüßlich zur Richtung der Truppen waren. Noch am Ende der Regierung des Kurfürften von Brandenburg Friedrich Wilhelms des Großen , und auch in den ersten Regierungsjahren Friedrichs des Dritten war es gebräuchlich, mahlen.

Sinnbilder mit Ueberschriften in den Fahnen zu

In den Fahnen der brandenburgischen Leibgarde fand man im Jahr 1686 noch verschiedene dergleichen , als , einen feuerſpeienden Berg mit der Umschrift : Innata virtute ; in einer andern einen Adler , der ein Kreuz und Schwerdt in den Klauen hielt , mit der Aufschrift: Chriſto duce proſpera bella ; ferner ein Kurs Scepter mit von sich schießenden Blikstrahlen , mit der Ueberschrift : Hoftes terret, fed fulcit amicos ; ein halber Mond, von einer Wolke überzogen, und drüber : Mi nuenttibi nubila lumen ; auf einer andern war eine Fackel, die den türkischen Bund anzündete, mit den Worten : Non eft jucundior ignis ; auch fand man ein Ges målde von einer Hand, welche um den Såbel einen Zirkel ziehet ,

mit der Ums

schrift: Justiffimus arma fecundet (b). Diese Fahnen wurden der Leibgarde ges geben, welche der Kurfürft Friedrich Wilhelm drey Jahre vor dem Feldzuge 1689 gegen die Türken schickte, und man ſiehet hieraus , daß die Regimenter öfters Fahs nen erhielten , deren Sinnbilder auf die Expedition , zu welcher sie gebraucht wurs ben, Bezug hatten. Es scheint aber , daß Kurfürst Friedrich der Dritte als König von Preussen die Sinnbilder nach und nach aus den Fahnen geschaffet , und fie einförmiger gemacht habe. So findet man in der Beſchreibung, welche die alte und neuebrandenburgischeDenkwürdigkeiten von denFahnen derpreuſſiſchen Füßiliergarde gegeben, daß fie ganz von weißem Taffent gewesen sind, worauf ein einfacher rother Adler mit einer goldnen Königskrone gekrönet , in der Mitte des Adlers ein blaues Schild mit einem goldenen Scepter mit der Königskrone, und in den 4 Ecken der Fahnen die Buchstaben FR. gemahlt gewesen. Auf der Spike der Fahnenstange D 2 war (a) Puysegur, iter Theil. S. 121. (b) Alte und neue brandenburgische Denkwürdigkeiten , S. 37.

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Abriß der Kriegsverfaßungen

war auch ein FR. mit einer goldnen Krone ; die Banderolle war weiß und Gold, so wie gegenwärtig Silber und schwarz (a).

Epielleute b. .Jufanterie.

Außer den Tambouren und Pfeiffern hatte man bey verschiedenen Krieges heeren in der damaligen Zeit Hautboisten bey den Infanterieregimentern. Die Brans denburger hatten zu Anfang der Regierung Kurfürst Friedrichs des Dritten so wenig als die Holländer Hautboisten bey der Infanteriere. Es kam aber bald nachher auf, daß, wenn bey einem Regimente Hautboisten angenommen wurs den, dafür 2 Mann paßirten. Allein man ſah ein, daß dadurch ein Regiment oon 10 Kompagnien , 20 Kombattenten verlohr , welche besser gebraucht werden konns ten. Sie wurden also wieder abgeschaft und blieben nur noch , nach dem Bericht des Verfaſſers meines Manuskripts, bey den 2 brandenburgschen Garden, wo sol che bey dem Staabe standen , sonst aber ben keinem brandenburgischen Regimente mehr. In dem brandenburgischen Verpflegungsreglement von 1699 findet man, * daß per Kompagnie noch ein Feldpfeifer gut gethan wurde, und 3 Thlr. 6 Gr. monatliches Traktament erhielt. Wenn aber ein Obrist sich Hautboisten zu seinem Vergnügen bey einem Regimente halten wollte , so stand ihm solches frey.

Unter

Friedrich Wilhelm dem Erſten , König in Preussen , findet man in der Verpfles gungstabelle vom 15ten May 1712, daß 5 Hautboisten bey einem Dragonerregis Bey den fächs ment standen, und auf selbige 1 Thlr. 18 Gr. gutgethan wurde. sischen Infanterieregimentern standen 6 Hautboisten , welche zum Staab gehörten. Ben den Kaiserlichen standen sie aber bey der Leibkompagnie ; sie hatten aber das mals nicht mehr als Tambourtraktament. Bey den schwedischen Infanterieregis mentern findet man unter der Regierung Karls des Zwölften Hautboisten. Rüstung und Das Gewehr und die Waffen der Reuter waren seit dem Nimweger Frieden sor Gewehrd.Kaz vallerie b. den wohl bey den deutschen als französischen Truppen sehr verändert. Man suchte im Deutschen u. mer mehr und mehr den Reuter von der ehemaligen schweren Rüstung loszuma Franzosen. chen; ja die Franzosen gingen darinn so weit , daß sie gegen das 1736ste Jahr die

Brustharnische ganz abgeschaft hatten, und die Bequemlichkeit war ben selbigen so eingeriffen, daß Feuquiers selbst zweifelt , daß schwerlich die Reuterey , ja selbst die Offiziere dahin zu bringen seyn würden , sich des schußfreyen Brustharnisches zu bedienen Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große war ein Freund der Reuterey und fochte öfters an der Spike dieser Truppen. Er hatte schon manches von der uns nüßen schweren Bewaffnung abgeschaffet ; jedoch führten die brandenburgischen Ihr Reuter noch einen Brustharnisch und auf dem Kopf einen eisernen Huth. Gewehr bestand in Pistolen , Degen und einem kurzen Schießgewehr, welches sie an der Seite trugen.

Im Anfange der Regierung Friedrichs des Dritten findet man nicht , daß an der Rüstung der Reuterey besondre Veränderungen vorgenommen sind , so daß die Waffen und Rüstungen der brandenburgschen Reuterey in dem Feldzuge 1689 noch so waren, wie wir sie bey dem Ableben Friedrich Wilhelms des Großen beschrieben haben.

(a)

. 85.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

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haben. Indessen fehlte noch viel, daß die brandenburgschen Reuteren durchgängig eins förmig bewaffnet war, weil sich jeder Reuter , wenn er ausgeschrieben wurde, selbst mit Gewehr und Waffen versehen mußte. Man findet aber, daß Kurfürst Fries drich der Dritte sehr auf die Einförmigkeit der Waffen bey der Kavallerie hielt. Er befahl 1701 , als er wegen der Unruhen in der Nachbarschaft sich genöthigt fah, die Lehnpferde sammt tüchtiger und untadelhafter Mannschaft aufzubieten, ausdrücklich, daß die Reuterey ſowohl in Mondirung als Gewehr auf eben dem Die Dragoner Fuß, wie die in Sold stehende Kavallerie, sich stellen sollte (a) . waren wie die Infanterie bewaffnet, und ohne Schuhwaffen , weil sie damals ſehr oft in den Fall kamen, daß sie absißen und zu Fuße fechten mußten. Die brandenburgischen Dragoner hatten sich schon unter Friedrich Wilhelm dem Großen bey allen Gelegenheiten viel Ruhm erworben. In dem Treffen bey Türkheim fochten die brandenburgschen Dragoner unter Anführung des Generals Dünewald. Der Kurfürst fragte ihn nach dem Treffen : wie haben sich meine Dragoner gehalten ? Dünewald antwortete : Mit diesen jage ich den Teufel fort. Die Franzosen hatten vor dem Kriege 1672 nur 2 Dragonerregimenter ; sie vers mehrten aber selbige bis auf 34. Ihr Gewehr war so eingerichtet , daß sie zu 2 Pferde und zu Fuß fechten konnten; nur war der Degen der Dragoner stärker, und zum fechten besser eingerichtet, als der Degen ihrer Infanterie. Wenn die brandenburgische Kavallerie zur Zeit Friedrichs des Dritten sich Vorzüglich suchte man, in Schlachtordnung stellte , so formirte sie 3 Glieder. das vormals gewöhnliche Schießen mit kleinem Gewehr abzuschaffen , und den Reuter zu gewöhnen , mit dem Degen in der Faust anzugreifen. Wenn die Eskadronen aufmarschirten , so geschah dieses zu Anfang der Regierung Fries drichs des Dritten noch mit Intervallen, welche ihren Fronten gleich waren ; die zweyte Linie der Kavallerie stellte ihre Eskadronen schachförmig gegen die Inters vallen der ersten. Hierdurch gewann sie Raum sich vor und zurück zu bewegen. Auf diese Artifochte schon die brandenburgische Kavallerie in der Schlacht bey Fehrs bellin , wo sie Wunder der Tapferkeit that, so wie die Grandmousquetaires unter Nahmers Unführnng bey Oudenarde (b) ; wie denn auch die Tapferkeit der brans denburgischen Kavallerie bey Malplaquet ungemein gerühmt wurde. Am Ende der Regierung Friedrichs des Dritten, als ersten Königs von Preussen , schien die gute Ordnung bey derselben etwas auszuarten ; wozu vieles beytrug , daß sich die Reuter bey den Regümentern kaufen mußten, und daß nachher , als der Fürst von Anhalt zu guter Einrichtung des preussischen Kriegeswesens besonders viel beytrug, dieser seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf das Fußvolk richtete ; wodurch die Reuterey vernachläßiget wurde. Demohnerachtet aber hatten sie sowohl in ihren Waffenübungen als Stellungen und Manövriren sehr wesentliche Vorzüge vor der französischen, und vor der Kavallerie anderer Mächte.

D 3 (a) Milii Sammlung von Edikten, 1701 den 19ten May.. (b) Pr. Kriegesverfaſſung in den åltesten Zeiten, S. 62.

Die

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Abriß der Kriegsverfassungen

Die Franzosen stellten ihre Kavallerie ebenfalls in 3 Glieder, und bedienten sich auch ben ihrem Angriffe mehr des Degens als des Schießgewehrs. Punsegur, welcher wohl ein besserer Infanterist als Kavallerist seyn mochte , billigt diese Art des Angriffs nicht, und will , daß die Reuterey auf 25 Schritt vom Feinde ihre Musketons abfeuern, alsdann selbige fallen lassen und mit demDegen in der Faust einbrechen sollen. Er führt Beyspiele an , daß die Reuteren anderer Mächte ges gen die französische auf diese Art gefochten ; und obgleich jene wäre über den Haus fen geworfen worden , se låge die Schuld nicht an dem Manöver , sondern es sey aus der Ursache geschehen, weil die französische Kavallerie tapfrer als jene gefochten Jedoch ist dieses Beyspiel nicht von der Art, daß es einen Beweis von dem Vorzuge dieses Manovers geben kann. Die Veränderung des Gewehrs bey der Infanterie der Brandenburger und Kriegsübuns 辱 gen bey der andrer deutschen Mächte, durch Abschaffung der Pike und Einführung der Flinte, fanterie, wie A auch bey den verbnn benen Machs ten und bey der französis schen.

mußte auch beym Exerciren und in der Stellungsart der Truppen Veränderungen nach sich ziehen , welche aber nicht durchgängig auf sichern Grundfäßen der Stel lungskunst beruheten. Die alte Meynung , das Bataillon als eine unzertrennli che Maſſe anzusehen , die durch Stoß und Druck wirke, erhielt noch hin und wies der die hohe Stellung der Bataillone im Ansehen ; auch besonders konnte man nicht die Meynung verlassen , daß ein hoch gestelltes Bataillon dem Angriffe der Kavallerie besser wiederstände. Das Bajonett auf der Flinte, wodurch man den Feind nicht so weit als mit der Pike abhalten konnte, und welches auch nicht von so vielen Spiken sekundirt werden konnte, wollte nicht so ganz in jenes alte System

4 hereinpassen.

Doch die Flinte mit dem französischen Schloß hatte einmahl die Lebs haftigkeit des kleinen Gewehrfeuers und das Lernen desselben so vermehrt , daß die Meisten sich auf diese Seite schlugen ; daher man denn auch die Höhe des Bas taillons bloß nach der Absicht bestimmte, wie dadurch das Feuer am lebhaftesten und Die alten Vorurtheile aber waren noch zu sehr bey wirksamsten werden konnte. manchem Offizier und Soldaten eingewurzelt, daß, wenn man sie auf einmahl

abgeschafft hätte , man wenigstens ben dem gemeinen Mann das Zutrauen, wels ches er zu der alten Gewohnheit hatte, verringert haben würde; wie denn derselbe ben einem nachtheiligen Vorfalle, wenn er auch gleich aus ganz andern Urs fachen entstehet , dennoch sehr geneigt ist , ihn einem neuen eingeführten Ges brauche benzumessen. Man hielt es also der Klugheit gemäß, nach und nach den Soldaten von alter Gewohnheit abzubringen , und allmählig zu einer neuern zu führen. Als man noch bey der Infanterie Piken hatten , stellte man sich 6 Mann

hoch.

An diese Stellung war der gemeine Mann gewöhnt, so daß er glaubs

ie, bey einer minder hohen Stellung von der Kavallerie unter die Füße ges treten zu werden. Einige Mächte behielten daher, auch nach Abschaffung der Pike, die Stellung 6 Mann hoch bey. Man sah aber bald ein, daß selbige zu einem lebhaften kleinen Gewehrfeuer nicht konvenable sey. Man führte also eine Evolution ein , wodurch das Bataillon , wenn es 6 Mann hoch stand, eindupliren und 3 Glieder formiren konnte. Auf dem Marsche aber blieben

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. II.

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blieben die Bataillone 6 Mann hoch gestellet. Hierdurch gewann man auch offen bar, weil dadurch die Marschkolonne verkürzet wurde. Durch diese Anordnung, wornach man sich bald 3 baldi6 Mann hoch stellte , gewöhnte man den gemeinen Mann nach und nach an diese Stellungsart ; und da derselbe bey der 3 Mann hos hen Stellung sich seines Gewehrs besser bedienen konnte, so überzeugte ihn die : Erfahrung von den Vortheilen der neuen Stellungsart. Ben andern Armeen ging man aber ganz rascher zu Werke. Die Holländer , Engländer , Sachsen und andere Mächte , stellten ihre Infanterie gleich nach Abschaſſung der Pike 3 Mann hoch. Andere , worunter die Brandenburger waren , blieben noch lange bey der Stellung in 4 Gliedern . Man glaubte noch immer , sich durch diese Stel lung mehr gegen die Angriffe der Kavallerie zu sichern und hielt dafür , wenn ein vier Mann hochgestelltes Bataillon von der Reuterey umringt würde, so könnten die zwen hintersten Glieder rechtsumkehrt machen und durch ihr Feuer den Feind abhalten. Bey dem Schargiren aufder Stellezog man sich bey vier Gliedern noch so ziemlich aus der Sache ; im Avanciren aber wurde man dadurch sehr am Feuern gehindert. Mit Einführung der Flinte und Vermehrung des Feuergewehrs kam auch zugleich, so wohl bey den Brandenburgern als ben andern Truppen , welche die Pike abgeschaft hatten , das Pelotonfeuer auf. Der Herr von Turpin seht die Erfindung , mit Pelotons zu feuern , schon unter die Regierung Kurfürst Fries drich Wilhelms des Großen herauf; so viel aber ist gewiß, daß es unter der Regie rung Kurfürst Friedrichs des Dritten bey der brandenburgischen Infanterie in Ausübung gebracht wurde.

Der Verfaſſer des mehrerwähnten Manuskripts res

det ganz deutlich von dem Feuern mit Pelotons und Divifionen. Die Stellung in vier Glieder war diesem Feuer sehr hinderlich , weil das Pelotonfeuer erfordert, daß alle Glieder zugleich feuern müssen , und es wurde den Soldaten gelehret, bey dem Kommando, Feuer ! rasch an den Abzug des Gewehrs zu ziehen , und wenn ihm das Gewehr versagte, den Hahn in die Ruhe zu sehen, und nicht eher bis wies der kommandirt ward ,

abzufeuern.

Zu dieser Art der Schargirung war nnn

wieder , wie wir es jetzt sehen , die Stellung von 3 Mann hoch, gut ; stellete man aber in 4 Glieder , so mußten die beyden vorderſten niederfallen. Drohete die Kas vallerie einzubrechen , so brachte das 1ste Glied das Bajonétt auf den Lauf und fiel nieder, und die zwen hintersten Glieder schargirten mit Pelotons, halben und ganzen Divifionen. Wenn man gegen den Feind anrückte, und so nahe aneinan der kam, daß man mit Bajonetten einbrechen wollte ; so ladete das vorderste Glied das Gewehr mit einer Paß- und vier Lauflügeln , gab in der Nähe eine Salve, ajouſtirte die Bajonette und drang in den Feind ein. Bey dem Ererziren wurde vorzüglich darauf gehalten , daß der Soldat in Reih und Gliedern stille war, keinen Lerm machte, und auf das Kommando genau Acht haben mußte. Wenn die Soldaten anschlugen, so mußten die Offiziere wohl Acht geben, ob die Gewehre in der gehörigen Richtung lagen , oder sie mußten selbige mit den Espontons richten. Vorzüglich wurbe den Soldaten inprimiret, mit geschultertem Gewehr gegen den Feind so lange zu avanciren, bis sie den Schuß mit gutem Effekt anbringen fönnten,

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Abriß der Kriegsverfassungen

Fönnten, und sollte solches höchstens auf eine Entfernung von 50 bis 80 Schritt gear ſchehen. (Ein frommer Wunsch !) Man übte ſie ferner im Schargiren mit Pelotons, ganzen und halben Divisionen. Ferner mußten sie Gliederweise feuern. Wenn man mit dem Bataillon bis auf 50 Schritt avancirt war, so gab das ganze Bas taillon eine Generalsalve ; hierbey, mußten die Soldaten gut anschlagen und zus gleich losbrennen. Wenn man den Feind hinter einem verschanzten Posten , Hecken , Mauern, Zaun u. derg. angreifen wollte ; so geschahe es nach folgender Diſpoſition. Es wurde an der Spike ein Offizier mit einigen Grenadieren gestellet ; diese rückten so nahe als möglich an die Verschanzung , warfen Granaten , und wurden von eis nem Offizier und 40 Füſilier ſekundiret ; ſie postirten sich rechts und links des ersten Trupps , und auf diese folgte 1 Kapitain mit 100 Mann , welche Aerte mit sich führten, um die Hecken und Zäune , welche im Wege standen , nmzuhauen , und; dadurch den nachfolgenden Truppen den Durchmarsch in einer möglichst großen , Fronte zu ofnen. Dieses Vorrücken sämmtlicher Detaschements geschah, wenn fie in das feindliche Feuer kamen , so hurtig als möglich. Wenn hingegen die Infanterie attakirt wurde, so fing das kleine Gewehrs feuer schon auf 200 Schritt an , und man verlangte, daß der Soldat ſeinen Schuß so gut anbringen follte, daß bereits das feindliche Bataillon um geſchwächer wåre, ehe es heran kåme. Die ruinirten Bataillone wurden durch andere aus dem zweyten Treffen abgelöset. Endlich übte man die Regimenter und Batail lone zur Formirung des Quarrees . Die Grenadier wurden in die Winkel des Quarrees gestellet ; die Bataillone feuerten aus den Quarree nicht mit Pelotons, sons, dern mit Gliedern. Das vorderste Glied lag bey dem Angriffe der Kavallerie mit aufgepflanztem Bajonett auf die Knie.

Die Grenadiere rückten , wenn sich der

Feind zurückzog , mit kleinen Pelotons aus und ſchargirten. Es wurde den Sol daten gewiesen, wie mit vorgezogenen Rotten gefeuert werden mußte ; welches Feuer hinter Hecken, Mauern u. f. w. in Ausübung gebracht wurde. Wenn in einer Bataille ein oder mehrere Bataillone des zweyten Treffens die ruinirten aus dem ers ften ablösen sollten , so marschirten die Bataillone aus dem zweyten Treffen auf 8 bis 10 Schritt hinter dem Bataillon , welches sie ablösen sollten ; alsdann mußten die Bataillone des ersten Treffens rechts und links um machen, sich durch das Bataillon des zweyten Treffens durchziehen, und alsdann wieder zusammenschließen und Fronte machen. Man kann hieraus abnehmen , daß eine Infanterie, welche auf diese Art in den Waffen und in den Evolutionen geübet worden, mit brandenburgischer Tas pferkeit Wunder thun konnten. Das ordentliche und lebhafte kleine Gewehrfeuer der brandenburgischen Infanterie wurde immer respektabler , und es rettete ben Hochstedt die Kaiserlichen und Verbundenen von ihrem gänzlichen Verderben. Die holländische Infanterie feuerte ebenfalls mit Pelotons , und erhielt darinn in der Folge auch eine ziemliche Fertigkeit, so daß man das Pelotonfeuer im Anfange des 18ten Jahrhunderts das Feuer nach holländischer Art nannte (a). Die (a) Folards Polyb. deutsch, Tom I. pag. 101.

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Die Franzosen stellten 1689 ihre Infanterie noch 5 Mann , nachher aber um das Jahr 1703 nur 4 Mann hoch. Man kann mit Gewißheit behaupten, daß das kleine Gewehrfeuer der Franzosen nicht so lebhaft und gut eingerichtet war , als das Feuer der Brandenburger (a) . Punſegur sagt selbst, daß man es nicht recht verstanden, die franzöſiſche Infanterie im Feuern abzurichten, sondern sie mehr zu dem Angriffe mit dem Degen in der Fauft gewöhnet habe. Allein, saget Puysegur, dieses konnte nur denjenigen in die Augen fallen, welche den Krieg nicht verstehn. Wir werden noch Beyspiele genug in dem Kriege von 1688 finden, daß sie durch das überlegene Feuer der Deutschen und durch ihren Schaden erst ges lernet haben , sich mehr darinn zu üben. Im Jahr 1703 hatten sie beym Laden noch 21 Kommando's , und steckten erst das Bajonett auf, wenn sie geladen hat ten (b). Wir haben dieſes bereits vor 15 Jahren bey den Brandenburgern, Holz ländern und andern Mächten auf eine weit bessere Art in Ausübung bringen sehen. Alle Kriegsübungen und die beste Taktik bleibet unwirksam ohne Disciplin ; welche die Seele des militärischen Körpers ist. Ohne diese kann der größte Genes ral, selbst mit den tapfersten Truppen , nichts ausrichten. Belohnungen und Strafen sind die Pole, worauf sich die ſo unumgänglich nöthige Mannszucht ben jeder Armee drehet.

Aktivität im Dienst, Gehorsam gegen Vorgesetzte ,

Stille

unter dem Gewehr , schleunige Befolgung der Befehle, sind Kennzeichen einer gu ten Kriegesdisciplin. So gewiß alles dieses bey den Soldaten durch Strafen und Belohnungen bewirket werden kann , so sind doch die Arten , wie diese Mittel ans zuwenden sind, sehr unterschieden, und müssen sich sowohl nach dem Karakter der Nation richten, als daß jeder Offizier selbige dem Karakter jedes Individui, wels ches er unter seinen Befehlen hat, anzumessen suchen muß. Der französische Soldat , saget einer ihrer Generale und Schriftsteller , iſt Mannszucht. ehrliebend und herzhaft ; aber er ist auffahrend , ungeduldig ,

ein Schwäßer und

urtheilet aus den Folgen von den Fähigkeiten seiner Vorgeseßten. Diese Gemüths art ist schwer zu behandeln ; man muß gegen ihn bis zu einem gewissen Grade mils de seyn , ihm Achtung bezeugen, laber sich niemahls als Vorgesehter etwas ges gen ihn

vergeben ,

und sich hüten,

nie auf einen familiären Fuß mit ihm

umzugehen , weil er sehr leicht geneigt ist, mit seinen Vorgeseßten wie mit seinen Kameraden und seines Gleichen umzugehen. Man muß ihn nicht hart anreden ; aber bey dem geringsten Fehler strenge bestrafen, ihn zu rechter Zeit, aber auch mit Mäßigung rühmen, daben sich aber jederzeit nichts von dem Ansehen eines Vorgesehten vergeben. Es gestehet dieser Schriftsteller , daß die Deutschen sich mehr wie jede andere Nation zu einer guten Mannszucht bringen lassen ; denn ber Dutsche ist beherzt und ehrliebend. Man muß mit dem deutschen Soldaten auf eine gesetzte Art umgehen, und im Dienst sich thätig erweisen, ihm niemals schmeis cheln,

(a) Tom I. pag. 133. (b) Exercice pour l'Infanterie, de 2. Mai 1703. Hennerts Brandb. Kriegesgesch.

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Abriß

der Kriegsverfaſſungen

cheln, und jederzeit mit ihm als ein Vorgesehter gegen seine Untergebene sprechen, ihm nichts sagen, wenn er recht thut , aber seine Fehler hart bestrafen. Haupts fächlich ist zur Erhaltung einer guten Disciplin nothwendig , dem Soldaten keine Gelegenheit zu gerechten Beschwerden zu geben ; den Sold, und was ihm zukommt, muß ihn richtig , prompt , ohne Wucher und Gewinn damit zu treiben, reichen, und sich unbescholten gegen denselben betragen. Diese guten Regeln des Grafen von Turpin konnten nicht immer in denen Zeiten , wovon wir reden , in Ausübung gebracht werden.

Der Sold blieb zus

weilen aus , und man machte dem Soldaten , wie wir gesehen haben , für Essen und andern Unterhalt solche Abzüge, daß ihm oft die Noth zur Untreu und zum Uns gehorsam verleitete. Jedoch finden wir, daß die brandenburgische Mannszucht seit der Regierung Kurfürst Friedrich Wilhelms des Großen anfing, ein Muster der übrigen zu wers den ; und der gute Grund , welchen dieser vortrefliche Fürst legte , wurde auf seinen Nachfolger vererbt , befolgt , und mit manchen guten Zusäßen bereichert. Gottesfurcht, als die Quelle aller Tugenden und alles Guten, war es , was dem brandenburgischen Soldaten durch die Kriegesartikel eingeschärfet wurde. Alles Fluchen und Lästern war ihm bey harter Strafe verboten. Versäumte er des Mors gens oder Abends im Felde die Betſtunde, oder Sonntags die Predigt, so wurde er mit dem Halseisen bestrafet. Die Subordination gegen Vorgesetzte wurde dem brandenburgischen Soldas ten so eingeschärft , daß er die Befehle , welche ihm sein Offizier gab , so ansehen mußte, als wenn sie ihm der Landesherr selbst gegeben hätte. Alle spöttische Res den gegen seinen General und seine Vorgesetzte wurden mit dem Gefängniß bestrafet; vergieng er sich aber so weit , daß er auf eine ehrenrührge Art von seinen Vorges sekten sprach, so verlohr er das Leben. . Sehte sich ein gemeiner Reuter oder Ins fanterist gegen seinen Unteroffizier zur Wehre, und brauchte dabey ein Gewehr , so verlohr er das Leben. Allen Arbeiten in Belagerungen und in Festungen mußte sich jeder Soldat willig unterziehen. Fand er sich nicht zur Arbeit ein , so mußte er zur Strafe auf dem hölzernen Pferde reiten. Kein Offizier durfte einem Soldaten sclavische und zu große Arbeit auflegen ; wurde er er davon ungesund, oder starb , so wurde der Offizier vor das Krieges recht gefordert. Wer die Schildwache verließ, wurde arkebusirt. Wenn ein gesunder Soldat auf dem Marsche eine Viertelmeile zurückblieb , wurde er hart gestrafet ; blieb,1 er aber eine Meile zurück, das Leben.

und wurde beym Marodiren betroffen , verlor

er

Wer die Fahne verließ, und sie nicht bis auf den letzten Blutstropfen vers theidigte, hatte das Leben verwirkt ; und jeder Soldat, der in einem Gefechte dem Feinde den Rücken kehrte, konnte unbestraft über den Haufen gestochen werden. Wenn ganze Regimenter ihre Fahnen verließen , ohne das Gewehr zu braus chen, so wurden die Befehlshaber ehrlos gemacht , und der zehnte Mann verlor Das Leben ; den übrigen nahm man die Fahnen ; sie ſie mußten außerhalb dem Lager fampiren

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III. kampiren, und den Unrath aus dem Lager schaffen. nison , welche die Festung ohne Noth verließ.

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Eben dieses geschah einer Gars

Wenn ganze Regimenter zum Feinde überliefen , so wurden sie peremtorie vorgeladen. Diejenigen , welche sich nicht stellten, wurden vogelfrey erkläret ; den andern aber ein ſicheres Geleite gehalten. War der Fall , daß die Garnison den Gouverneur zwang, eine Festung zu übergeben ; so verlohren alle Befehlshaber das Leben , und der zehnte Mann von denen, welche darinn gewilliget , wurde gehangen. Wer mit dem Feinde korrespondirte, die Losung offenbarte, oder das feindlis che Feldzeichen trug , hatte das Leben verwirket. Alles Raufen und Balgen war äußerst strenge verboten. Ein Offizier , der sich desselben unterfing , wurde seiner Charge entsetzt, zum Gemeinen degradirt und mußte Musquetierdienste thun . Wenn ein Offizier einen andern zum Zwey kampf herausforderte , und dabey einen Sekundanten mitnahm, verlohr nebst dem Sekundanten das Leben. Der Soldat, der sein Gewehr , Waffen, Kraut und Loth verkaufte , wurde die ersten zweymahl mit Gaſſenlaufen , zum drittenmahl aber am Leben gestaft. Niemand durfte in fremden Landen an Häusern , Mühlen, Kirchen oder Schulen Feuer anlegen, oder er wurde als ein Mordbrenner angesehn.

Alles Stehlen, es

mogte Vieh oder etwas anders seyn , wurde mit Gaſſenlaufen , auch wohl nach Befinden der Umstände am Leben gestraft. Alles Plündern in eroberten Lågern øder festen Plähen wurde, so lange es nicht erlaubt und der Feind gänzlich geschlas . gen war, so scharf verboten , daß man den Uebertreter , wenn man ihn bey der That ergriff, über den Haufen stechen konnte. Wenn ein Soldat bey der Musterung öffentlich um Geld rief, wurde er als ein Meutmacher angesehen , und an Leib und Leben gestraft ; im Gegentheil wurs de ihn versichert, daß ihm alles richtig nachgegeben werden sollte. Diese und noch mehrere Artikel wurden den Soldaten alle Monate vorgeles sen ; und solches geschah ebenfalls noch unverändert unter der Regierung Kurfürst Friedrichs des Dritten ; ja es wurden noch manche neue Verordnungen zur Kries gesdisciplin hinzugeseket. Derjenige, welcher einen Deserteur anhielt , erhielt 2 Thlr. zur Belohnung (a). Der Kurfürst ließ ein besonderes Reglement wegen der Disciplin ergehen, welche die Truppen bey dem Marsche durch die Niederlande beob achten sollten, desgleichen wie es mit dem Fouragiren gehalten werden sollte. Ben jeder ? Fouragirung mußte ein Prevot mit 48 Reutern sich befinden , damit jeder Mas robeur sogleich auf der Stelle bestraft werden konnte (b). Der damalige noch fortwährende Krieg machte es nothwendig , geschärfte Befehle wegen des Verstes ckens der Soldaten ergehen zu lassen. Der Kurfürst befahl unterm 14ten May 1693 , daß derjenige, welcher einen Soldaten verborgen hielte, 500 Thlr. Strafe erlegen sollte ; wer hingegen einen Soldaten, der keinen Paß hatte, anhielte, sollte eine ← 2

(a)Verordnung de date 9ten October 1688 . b) Verordnungen vom 16. August und vom 3. Septbr. 1690 in Milit Sammlung. (

36

Abriß der Kriegsverfaſſungen

eine Belohnung von 5 Thlr. erhalten.

Der Kurfürst hielt sehr strenge auf die

Befolgung dieser Geseke ; wodurch die Kriegsdisciplin bey der brandenburgischen Armee auf den besten Fuß gefeßet wurde. Wir werden in der Folge der Geschichte des Feldzuges von 1689 sehen , daß Friedrich der Dritte ungemein viel Menschen tenntniß besaß, und durch Strafen und Belohnungen auf eine weise Art seine Kriegsgesehe aufrecht zu halten wußte. Er war besonders ein Feind von allem

• Raufen und Duelliren. Denn ob wir gleich oben geſehen haben, daß der Kurfürst Friedrich Wilhelm nach den Kriegesgesetzen das Duelliren hart bestrafte ; so hatte sich doch, besonders in den Zeiten des Krieges , so manches Duell ereignet , wel ches der Kurfürst aus unbekannten Ursachen ungestraft hingehen ließ ; wovon wir nur eines wegen des ſonderbaren Vorfalls anführen wollen. Einer der Adjutan ten des Kurfürsten Friedrich Wilhelms , ein Herr von Buch, der auch Kammer. junker war , duellirte ſich mit einem andern Kammerjunker von Schlieben 1678 auf der sächsischen Gränze.

Jeder hatte ſeinen Sekundanten bey sich.

Als nach

3 Gången niemand verwundet wurde, so vertrugen sie sich , und ritten wieder von Baruth nach Berlin. Unterweges fing der Kammerjunker von Schlieben neue Zankereyen mit einem von den Sekundanten an, und wollte ihn zwingen, sich sos gleich mit ihm zu duelliren. Dieser versprach , ihm auf den folgenden Tag Ges nugthuung zu geben. Der von Schlieben wollte sich aber nicht zureden laſſen, und da ihn von Buch davon abhalten wollte, zog er die Pistole , und schoß damit auf den von Buch. Dieser zog wieder die Pistole und schoß den von Schlieben vom Pferde herunter ; worauf er nach Sachſen ging, und an den Kurfürsten um Pars don schrieb. Der Kurfürst sagte , Buch hat keine lacheté begangen ; ließ ihn zus rück kommen , und nahm ihn wieder als Adjutant bey sich.

Ich ziehe dieses aus

dem Journal des Herrn von Buch , welches ich mich zur Geschichte der Feldzuge Friedrich Wilhelms des Großen bedienet habe, und in welchem verschiedene Duelle erwähnet werden. Kurfürst Friedrich der Dritte verbot aber gleich Anfangs seis ner Regierung (a) das Duelliren auf das schärfste. Nach diesem Edikte wurden, wenn auch keine Entleibung geschehen war , beyde Uebertreter des Edikts ihrer Aemter entsekt ; waren es Adliche , so wurden sie mit dem Schwerdte gerichtet, Bürgerliche aber mit dem Strange. Der Körper desjenigen , welcher eutleibt war , wurde auf dem Schindanger verscharret , wenn er ein Edelmann war ; war er aber ein Bürgerlicher , so wurde er an den Galgen gehangen.

Die Güter des

am Leben gebliebenen wurden sämmtlich konfifciret. War er entwichen , so wurde die Exekution an seinem Bildnisse vollzogen. Nicht weniger wurde an den Sekuns danten eben dieses Urtheil vollstrecket, wenn auch das Duell wirklich uicht zu Stande gekommen war ; sogar wurde der Domestike , der ein Kartel wissentlich überbracht , oder die Ausforderung mündlich gethan hatte , mit 2 bis zjähriger Festungsarbeit bestraft. Dahingegen wurde derjenige , welcher seinem Kameras den mit dem Stocke drohete , ein Jahr auf die Festung kondemnirt , und für eine Ohrfeige vier Jahr.

Wer jemanden pråmeditirt mit dem Stocke schlug,

(a) Verordnung vom 6ſten Auguſt 1688,

wurde mit

1,

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

37

mit 20 Jahr Festungsarrest bestraft , und mußte vorher dem Beleidigten öffent lich knieend Abbitte thun , und ſtand es dem Beleidigten frey , ihm so viele Stock schläge wieder zu geben ; und wenn er es nicht that , so mußte ihm der andere da für danken. Dieses so sehr geschårfte Edikt hatte einen Einfluß auf einen Vorfall , den wir ben der Belagerung von Bonn erzählen werden , und wodurch der Generals lieutenant Schöning bey dem Kurfürsten in Ungnade fiel und seinen Abschied ers hielt. Wir werden in der Geschichte des Feldzuges 1689 noch mehrere Beyspiele finden, welche beweisen , daß Kurfürst Friedrich der Dritte die Mannszucht in der Armee mit aller Strenge zu erhalten wußte. Ben den Franzosen war unter der Regierung Ludwigs des Vierzehnten das Duelliren äußerst scharf verboten ; worüber sich 1687 in Languedok ein sehr sonders barer Fall ereignete.

Zwey Kavaliere erzürnten sich ,

und weil sie sich nicht duel

liren durften , so duellirten sich ihre Frauen , wobey die eine todtgeschoffen , die andere aber verwundet wurde und sich mit der Flucht rettete (a). Jeder General und Gouverneur mußte bey Kaſſation nach Hofe berichten, wenn ein Duell unter Offizieren vorfiel (b). Wenn sich 2 Offiziere duellirten , so wurde der Urheber des Streits sogleich auf der Stelle kassirt , ohne Hoffnung, jes mals wieder angestellt zu werden ; und 1686 wurde jedem Soldaten , welcher ein Duell den Kriegskommiſſarien anzeigen konnte, 50 Thlr. und der Abschied zus Belohnung versprochen . In französischen Diensten waren die Strafen gegen Des sertion besonders sehr strenge. Geringe Verbrechen der Soldaten wurden mit dem Gefängnisse gestrafer ; größere aber , 3. E. wenn ein Soldat auf der Schilds wache einſchlief, ſeinen Kameraden bestohl , ſeine Sachen verkaufte , und anderer Ursachen wegen mehr , wurden nach Befinden der Umstände mit Gaſſenlaufen, auf dem hölzernen Pferde reiten , oder am Pfahl stehen bestrafet. Den Gottess låsterern ward nach einem Befehle vom zoten May 1686, die Zunge mit einem glühenden Eisen durchstochen. Ein Soldat , der aus den Gränzen seiner Garnis fon oder seines Quartiers ohne Paß getroffen wurde , wurde als ein Deserteur bes handelt; wie denn auch derjenige , welcher sich bey zweyen Kompagnien enrolliren ließ , ebenfalls als Deserteur angesehen wurde (c). Auch wenn ein französischer Soldat in einer Garnison krank zurück blieb , und die Kompagnie war vor seiner Geneſung ausmarſchirt , und er ließ sich bey einer andern Kompagnie , um Sold und Unterhalt zu erhalten , anwerben ; so wurde er eben auch als ein Deserteur bes handelt (d).

Ein oder mehrere Soldaten ,

welche eine halbe Meile von ihrer

Garnison auf dem Wege nach einem fremden Lande ohne Paß gefunden wurden, mußten losen ; einer mußte hången , die übrigen aber mußten Gaſſenlaufen. Nach einem königlichen Befehle vom 4ten December 1684 wurde festgesekt, daß ohne Unters € 3

(a) Theat. Europ. Tom XIII. p. 245. (b) Ordonnance von 1677. (c) Ordonnance de 14. October 1665. (d) Ordonnance de 4. Mars 1675 et 15. Janv. 1692.

ngen

38

Abriß der Kriegsverfassu

Unterschieb allen Deserteurs vor dem ganzen Regimente Nase und Ohren abges schnitten , auf beyden Backen eine Lilie gebrannt , in Eisen geschmiedet und so auf Wurden sie aber auf einem Wege nach dem die Galeeren geschicket werden sollten. Feinde, oder nach einem fremden Lande betroffen , so wurden sie am Leben ge Ein Offizier , der einen Soldaten arretirte, und es in 24 Stunden straft (a). Alle Exekutionen der Deserteurs mußten nach nicht anzeigte, wurde kaßiret (b). Hofe berichtet werden. Kein Kommandeur durfte sich unterstehen , die Exekution mit einem Soldaten aufzuschieben , wenn sich auch nach altem Gebrauch ein Mäd chen fand , die ihn heirathen wollte. (c). Ehe der Delinquent in die Hånde des Scharfrichters gegeben wurde , so des gradirte der Major den Soldaten ; welches auf folgende Art geschah. Er ließ ihm eine Flinte geben und einen Degen umhången ; hierauf nahm ihm ein Sergeant das Gewehr von hinten ab, und das Degengehenk wurde ihm über die Füße hers untergezogen. Feuer anlegen war ebenfalls bey der französischen Armee bey Lebensstrafe vers boten. Auch bey dem Fouragiren durfte nichts anders als was zum Unterhalt der Menschen und Pferde oder Bedürfniß des Lagers dienet , genommen werden. Wer im Lager ein Gewehr abschoß, wurde gebrandtmarkt. Kein Offizier durfte seine Equipage mit bewaffneter Mannschaft eskortiren lassen. Die Hazardspiele waren bey der französischen Armee schon damals auf das schårfste verboten. Der Wirth, bey dem gespielet wurde, kam ein Jahr ins Ge fängniß, und die Offiziere , welche gespielet hatten , auf 4 Monat. Waren einige Derter in oder bey dem Lager verdächtig , daß daselbst gespielet wurde , so mußten die Wachen öfters Patrouillen dahin ſchicken. Nur diejenigen Offiziere und Solda ten wurden ranzioniret, welche in einer Schlacht oder bey andern Gelegenheiten Es durfte fein französischer Soldat im Dienste des Königs gefangen wurden. nur aus dem Lager nach dem Hauptquartiere gehen , ohne einen schriftlichen Paß von seine... ommandeur ; wenn er auch daselbst nur etwas einkaufen wollte. Diese Kriegsgesetze der Franzosen unter der Regierung Ludwigs des 14ten und in dem Zeitalter des Feldzuges von 1689 waren in Ansehung der Desertion äußerst strenge, und in manchem andern Betracht auch sehr gut. Allein der Kas rakter der Franzosen , der weit leichtsinniger als der Karakter der Deutschen ist, ers forderte auch, daß auf die Befolgung der Geſeße äußerst sorgfältig Acht gegeben, und mit möglichster Strenge darüber gehalten werden mußte. Denn der deutsche Soldat, der einmahl zu einer guten Mannszucht gewöhnet ist, wird sich nicht so leicht von den Gesehen der Kriegsdisciplin entfernen als der französische Soldat. Ben den Brandenburgern hatte Kurfürst Friedrich Wilhelm der Groste die Mannszucht durch vortrefliche Gesetze auf einen guten Fuß gefeßt.

Kurfürst Fries

drich der Dritte erhielt diese Geseke in ihrem Ansehen , nnd vermehrte selbige noch mit sehr zweckmäßigen Zusätzen.

König Friedrich Wilhelm der Erste machte sie jum (a) Ordonnance de 21. Juin 1689 et 4. Dec. 1684. (b) Ordonnance de 1. Juin 1688.

(c) Ordonnance de 7. Juin 1688. Artic. 12 .

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

39

zum Master von allen übrigen Armeen, und Friedrich der Große brachte sie auf einen so hohen Grad , daß das preußische Heer in ganz Europa dadurch furchtbar wurde. So nahm die Kriegesdiſciplin in der preußischen Armee bey den Nachfol

1 gern Friedrichs des Dritten immer mehr und mehr zu , anstatt daß die Mannss zucht bey der französischen Armee nach den Zeiten Kurfürst Friedrichs des Dritten immer mehr und mehr abnahm. Hiervon ist dasjenige , was der Marschall von Sachsen an den Staatssekretair d'Argenson schrieb , nnd worinn er die bittersten Klagen über den Verfall der Kriegszucht bey der französischen Armee führet, ein gewisser Beweis.

Der Marschall beklaget stch , daß, als er 1743 das Kommans

do übernommen , man nicht weit vom Hauptquartiere Spieltische hingesetzet habe. Da nun solches wider die Kriegsartikel liefe, so habe er den Prevot hingeschickt, um es zu untersagen. Allein man hätte sich nicht verbieten lassen , und ein Offis zier habe dem Prevot sogar vier Hiebe gegeben. Den andern Morgen , sagt der Marschall, seßten sich die Offiziere wieder zum Spiel, worauf er den Vorgesetzten der Marechaussee hinschickte , um es zu verbieten. Diesen wollten die Offiziere zum Fenster herauswerfen, so daß er es durch den Generaladjutanten mußte untersagen lassen. Nichts destoweniger schlugen ſie dem Wirth die Stube auf und seßten sich mit Gewalt zum Spiel. Hierauf ließ sie der Marschall in Arrest nehmen , und schickte sie nach Landau auf die Festung. Einen andern Tag hatten die nach Fous rage Ausgeschickten die Magazine geplündert, und wurden wieder daben 4 Offiziere in Verhaft genommen und nach Landau geschicket. Der Marschall sagt, daß zwar mehrere daben gewesen wåren ; allein man håtte nichts herausbringen können, weil die Offiziere sich kein Gewissen daraus machten , wie die Lakayen zu lügen. Kurz darauf erbrach ein Unteradjutant vom Regimente Royal Comtois die Vorraths plähe. Zu Wimpfen haben am hellen Tage 2 Grenadier vom Regimente Poitou im Hauptquartier einen ihrer Kammeraden niedergemacht und ihn in den Fluß geworfen, ohne daß die Wache oder der Offizier ſie daran gehindert habe. Es wird eine große Strenge nöthig seyn , sagt der Marschall , wenn man Ordnung, Zucht und Ehrliebe wieder zurückbringen will (a). So war die Kriegeszucht der Feinde Friedrichs des Dritten , funfzig Jahr nach der Epoche unserer Geschichte, zu einer Zeit gesunken , da die vortrefliche Mannszucht der Brandenburger , wozu Fries drich der Dritte den Grund geleget , das preussische Heer auf dem Schlachtfelde Aus dieser Abweichung erhellet deuts bey Czaslau mit Sieg und Ehre fronte. lich , daß die Grundsäße der brandenburgischen Kriegsdisciplin fester gegründet, und jederzeit mehr aufrecht gehalten worden sind , als es nns die Geschichte von der französischen Mannszucht glauben läſſet. Es trug viel zur Erhaltung der Ordnung in dem brandenburgischen Heere Musterung. ben, daß bey den Musterungen auf alles was zur Erhaltung einer guten Ordnung bey den Regimentern nöthig war , genau Achtung gegeben wurde. Der Verfaſſer des ofterwähnten Manuskripts giebt davon eine umſtåndliche Nachricht, wie so wohl bey den Brandenburgern als auch bey den mehresten deutschen Truppen die Mustes (a) Neue Kriegesbibliothek , 6tes Stück; S. 411 .

1

40

Abriß der Kriegsverfassungen

Musterungen unter dem Anfang der Regierungsjahre Friedrichs des Dritten geschahen. Ben den Brandenburgern war damals gebräuchlich , daß der Kurfürst zur Musterung der Regimenter 2 oder 3 Kommissarien ernannte. Der Kommiſſas rius , welcher das Präsidium hatte , war gewöhnlich ein Generallieutenant , oder wenigstens einer von den ältesten Generalmajoren ; der andere war gemeiniglich ein Kriegeskommissarius , welcher die Feder bey der Musterung führte. Wenn noch ein dritter Kommiſſarius ernannt wurde, so wurde derselbe aus der Regierung des Landes , und mehrentheils ein Regierungsrath der Provinz dazu genommen, oder sonst ein Landesbedienter , der ein Landrath oder Kreishauptmann war. Zu Friedenszeiten geschah die Musterung gewöhnlich alle 2 Jahre ; in Kries geszeiten aber wurden die Regimenter , welche beständig im Felde standen , wohl zweymahl des Jahrs gemustert , als zu Anfang und zu Ende des Feldzuges. Das

1

Regiment wurde wenigstens 3 Wochen vorher davon benachrichtiget , um zur Musterung bey Ankunft der Kommiſſarien alles bereit zu halten. Den Kominis farien ward eine Tabelle zugesandt, wie die Musterlisten eingerichtet werden sollten, auch was sie bey einem oder dem andern Vorfall zu beobachten hatten ; alsdenn vers abredeten die Kommissarien die Zeit ihrer Zusammenkunft mit dem Premierkoms missarius. Die Musterlisten wurden gewöhnlich dreymahl abgeschrieben. Ehe die Kommissarien zur Musterung gingen , mußten sie sich informiren , ob das Regis ment zuſammen oder vertheilt stand.

Im lettern Falle mußten ſie 2 oder 3 Koms

pagnien , welche am nächsten standen , zusammenrücken lassen. Die Musterung wurde in freiem Felde oder unter einem Zelte gehalten , auch auf einem Plake, worauf ein Haus stand , durch welches die Kompagnien marschiren konnten. Sie fing bey dem Staabe an. Der Obrist marschirte mit der Pike hoch voran ; ihm folgte der Obristlieutenant mit der Pike ; der Major blieb mit dem Regimentsquar tiermeister und Adjutanten zu Pferde ; ersterer und lehterer mit entblößten Degen. Wenn des Obristen und Obriſtlieutenants Namen gelesen wurde, ſtanden die Hers 1 ren Kommiſſarien von ihren Stühlen auf, und stellten sich die verlesenen Staabs: offiziere neben dem Premierkommiſſarius. Hierauf sehte sich der Premierkommis ſarius nebst dem zweyten Kommiſſarius nieter ; der dritte aber blieb noch wohl so lange stehen , bis der Adjutant durch war. Wenn der Staab durchgegangen war, so gaben die Staabsoffiziere ihre Piz fen weg. Dann traten die Kommissarien einige Schritte vor dem Zelt , und die Kompagnien marschirten scharfgeſchujtert mit klingendem Spiele vorbey , wobey die Fahnen gesenket wurden ; desgleichen senkten auch die Offiziere die Piken. Alsdenn wurde wieder aufmarschirt , das Gewehr präsentirt, und der Kapitain ers warteteOrdre, mit dem Primaplan vorzutreten . Wenn der Kapitain bey den Kom miſſarien'kam, ſo gab er dieMusterrolle seiner Kompagnie, dreymahl abgeschrieben, an den Premierkommiſſaire ab ; davon behielt derselbe eine , und die übrigen beide Diese notirten in den Rollen , ob der Mann gab er den andern Kommissarien. vorhanden ; und wenn der Soldat Klagen oder sonst etwas vorzubringen hatte, so Der Premierkommissa wurde darüber ein besonderes Protokoll aufgenommen. rius

:

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

40

rius müßte den Mann beobachten , ob solcher jung , stark, frisch und gèſund aus Wenn derselbe fah; ob an dessen Montur und Gewehr nichts auszusehen war. etwas zu erinnern fand, so ließ er Halt machen, ohne ferner durchzupasſiren, und Der Fourier jeder Kompagnie mußte die Namen verles untersuchte die Sache. fen. Wenn keine Beschwerden vorfielen, so wurden, nachdem die Kompagnie durch Diese mußten schwören , daß alle defilirt war, alle Unteroffiziere vorgefordert. alle wirklich Soldaten wåren , die , auch wären durchpaſſiret Soldaten, welche zur Kompagnie gehörten und geschworen hätten, auch daß sie die Wahrheit gefaget, und ihres Wiſſens nichts verschwiegen worden . Man erkundigte sich , ob sie und die Gemeinen auch alle 10 Tage richtig ihren Sold erhalten, wie auch das Brod; wie lange die Mondirung gegeben worden ; ob ein oder der andere Soldat über Dann giengen die ſeine Werbung Beschwerden führte ; ob Invaliden vorhanden. Unteroffiziere ab. Wenn nun kein Unteroffizier irgend worüber Beschwerden ge führet hatte, so wurde der Kapitain vorgefordert und bey guter Dekonomie gelo bet. Fand man aber die Kompagnie nicht komplet, oder daß er mit den Soldatens geldern nicht gut gewirthschaftet hatte , so wurde er in Arrest genvmmen , und War alles gut mußte so lange siken , bis vom Hofe weitere Verfügung erging. zu ſeinem Vor und gerühmet, gefunden , wurde der Kommandeur des Regiments theil nach Hofe berichtet. Jeder Kapitain mußte ſeine Kompagnie komplet vorführen , und die Mondis rung mußte proper und ganz vollständig seyn ; wenn auch das Regiment in alter Montur erschien , so mußte doch kein Soldat eine zerrissene Montur anhaben. 1 Das Regiment mnßte bey einer Musterung sechs Mann hoch aufmarschiren. Der Premierkommiſſarius wurde vom Regimente mit klingendem Spiele , gesenkt ten Fahnen und Piken begrüßet.

Bey gutem Wetter mußten die Kompagnien,

Bataillone oder das Regiment einen Kreis formiren, und der Premierkommiſſarius frug nochmahls öffentlich : ob jemand Beschwerden habe ? Wenn alles vorben war, fo pflegte der letzte Kommissarius für seine Mühe ein Präsent von 50 bis 60 Thlr. Werth an Silberzeug zu erhalten. Es war bereits in den Kriegesartikeln festgeseßt , daß jeder Obrist, Rittmeis ſter und Kapitain , sich allemahl , zu welcher Stunde es gefordert wurde , mustern laſſen mußte ; und derjenige , welcher ausblieb , sollte wie ein Meutmacher beftras fet werden. In der Musterung mußte ein jeder sein eigen Pferd , Harnisch und andere Rüstung haben , und nichts von andern entlehnen. Kein Obrist, Kapitain oder Rittmeister durfte einem andern zur Verstärkung der Rolle Mannschaften leihen ; wer hierinn schuldig befunden wurde, wurde vor das Kriegesgericht gefordert, ofs fentlich zum Schelm gemacht , und durch den Steckenknecht aus dem Lager ges bracht; und derjenige Soldat, welcher sich zur Musterung bey andern Kompa gnien vermiethen ließ, mußte das erste und zweytemahl Gassenlaufen , wurde er aber zum ztenmahl betroffen , so wurde ihm der Kopf abgeschlagen. Kein Kapis tain durfte einen Soldaten abdanken , den er nicht bey der Musterung vorgestellet hatte. Hier bekam er seinen Passeport von den Musterkommissarien. Ein Reus ter, F Hennerts Brand. Kriegesgesch.

Abriß der Kriegsverfassungen

4.2

ter, welcher sein Pferd muthwillig verdarb , um nach Hause gehen zu können, wurde zum Schelm gemacht. Kein Soldat durfte abgedankt werden , wenn die Armee gegen den Feind marſchirte.

Der Offizier , welcher dawider handelte, vers

lohr das Leben ; und der Soldat , dem die Erlaubniß gegeben war, wurde in Kete ten und Banden geleget (a). Durch eine so strenge Musterung wurde die Ordnung erhalten , und konnten dergleichen Mißbräuche , als ehemahls, wodurch Achtung und Subordination der Soldaten gegen ihre Offiziere so sehr geschwächt wurde, nicht mehr einreißen, und es ist wirklich dieser bis auf unsere Zeiten sich erhaltenen guten Mannszucht zuzus schreiben , haben.

daß die preußischen Truppen sich ihren Feinden so furchtbar gemacht

Wenn ben den Franzosen Musterung der Truppen vorgenommen werden sollte , so wurde der Tag der Revue angesetzt, und die Kommissarien gaben dem Gouverneur des Plakes davon Nachricht, und bestimmten die Stunde wann sich das Regiment versammlen sollte , wo alsdenn Generalmarsch geschlagen wurde. Die Wachen blieben so lange stehen , bis das erste Bataillon des Regiments die Musterung paßiret hatte ; alsdenn wurden sie von selbigem abgelöset. Die Bas taillone marschirten vier Mann hoch auf.

Die Grenadiere ſtanden auf den Flüs

geln. Wenn die Kompagnien vor dem Kommiſſarius vorbey marſchirten , so bes fand sich der Primaplan an der Spike derselben. Der Major hatte eine Rolle, worinn so viel Seiten als Kompagnien waren , und worinn die Namen der Offiz ziere, Unteroffiziere, Tambour und Gemeinen, desgleichen auch der Kommandirs ten und Kranken verzeichnet standen. Er konfrontirte alsdann die Rollen mit den Rollen der Musterkommiſſarien , und man ſah zu , ob beyde ſtimmten. Der Kriegskommissarius konnte bey den Franzosen , wenn es ihm beliebte, die Truppen mustern , und das Bataillon mußte unter Gewehr erscheinen (b). Alle Seiten der Musterrollen mußten von den Kommiſſarien, dem Gouverneur der Festung und dem Plaßmajor unterschrieben werden (c). Es wurden besondere Kriegsz kommissarien bey den Franzosen besoldet ; dieſe mußten die Kompagnien Mann vor Mann zählen , und nach den Rollen , welche sie unterschrieben hatten, wurden die Truppen bezahlt (d). Es war also in Ansehung der Musterkommissarien der Brandenburger und Franzosen der Unterschied , daß bey erstern, dieses kein gewisser Posten war , sons dern die Kommissarien jedesmahl von dem Landesherrn ernannt wurden ; hinge gen war dieses bey den Franzosen eine immer bleibende Bedienung. Indessen ist die Gewohnheit, selbige abwechseln zu laſſen , theilhafter.

in manchem Betracht, weit vors

3u (a) Artikelsbrief von 1656.

(b) Ordonnance de 4. Avril 1664 et 25. Jul. 1665. (c) Ordonnance de 9. Decbr. 1681. (d) Feuquiers, erster Theil.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

43

Zu der Zeit Kurfürst Friedrichs des Dritten fing man auch ganz ernstlich an, Equipage. darauf zu denken , die Equipagen bey den Armeen etwas einzuschränken ; wodurch also der Marsch der Armee ungemein erleichtert werden konnte. Ben allem dem aber herrschte doch noch damals mancher Ueberfluß bey den Brandenburgern. Ich, folge in der Beschreibung der Equipage, welche die brandenburgischen Offiziere, wie auch andere mit Brandenburg verbundenen Mächte mit sich führten , dem Verfasser meines Manuskripts , welcher davon ein Augenzeuge gewesen. Die Equipage der Regimenter war damals noch nicht auf einen gewissen bestimmten Fuß regulirt, sondern es wurde nach Beschaffenheit des Landes , worinn man den Krieg führte, mehr oder weniger mitzunehmen erlaubt. Man akkordirte den Res gimentern , welche nach Ungarn gegen die Türken marſchirten , mehrere Equis page, als denjenigen , welche den Feldzug am Rhein und in den Niederlanden ma chen sollten ; weil in ersten Gegenden die Armee viel Fourage und Lebensmittel mit fich führen mußte. In Ansehung der Equipage hatte die Einrichtung bey den französischen Truppen Vorzüge vor der deutschen. Die Subalternofffziere gingen ben den französischen Truppen mehrentheils zu Fuß , und selten fand man einen Kapitain, der über 2 Pferde im Felde ben sich hatte. Auch die Holländer regulirs ten sich hiernach in ihren Feldzügen gegen die Franzosen ; denn man fand bey drey holländischen Regimentern zu Fuß nicht so viel Equipage, wie bey einem brandenburs gischen oder andern deutschen Regimente. Bey dem Staabe eines holländischen Regis ments hatte der Obrist 2 Reitpferde , viele nur eines.

2

1 Klepper für den Knecht, 2 = vor einer Chaise, und hatte er keine Frau , so nahm er auch keine Chaise mit, : 2 vor einem Karren, ? 2 um die Bagage des Unterstaabs wegzubringen. Summa Ein Obristlieutenant

Summa

9 Pferde. 2 Pferde zum reiten, Ein Major 2 Pferde zum reiten, I I für den Knechr, für den Knecht, 2 2 ፡ vor dem Karren. - vor demKarren. 5 Pferde.

Summa 5 Pferde.

Die Regimentsquartiermeister hatten selten bey den Holländern Pferde , und verrichteten ihre Dienste zu Fuß, so daß auf den ganzen Staab eines Regiments Infanterie nicht mehr als 19 Pferde gut gethan wurden. Bey der Kompagnie hatte der Kapitain nur allein ein Pferd zum reiten , und zwen Pferde vor einem Karren. Lieutenante und Fähnriche gingen damals bey den Holländern mehren theils zu Fuß ; es stand ihnen aber fren , auf ihre Kosten sich ein Pferd zu halten. Es waren also nur bey einem Regimente Infanterie von 12 Kompagnien 36 Pferde nöthig. Auch gestattete man nicht mehr Pferbe , als höchft nothwendig war , die Zel ter der Offiziere und nothbürftige Equipage mit fortzubringen, so daß ein holländis ſches & 2

44

Abriß der Kriegsverfaſſungen

sches Regiment Infanterie selten mehr zur Fortbringung der Equipage als 54 Pferde nöthig hatte. Bey den Brandenburgern hingegen wurden auf den Staab eines Regiments zu Fuß 24 Pferde gut gethan. Wenn das Regiment 10 Koms pagnieu stark war, so hatte es 184 Pferde nöthig.

Hierauf erhielt das Regiment

bie sieben Wintermonathe , als vom ersten November bis ult. May , gewöhnlich aus der Kriegeskasse 3 Thlr. monatliche Fouragegelder ; und war die Fourage

Į theuer, so mußte das Land monathlich einen Thlr. auf jede Ration zulegen. Die 5 Sommermonate hindurch wurde von den Regimentern fouragiret ; stand aber das Regiment so, daß es nicht fouragiren konnte , so wurde die Fourage ihnen unent geldlich geliefert, und die Rationen also vertheilet : Auf den Staab der

Obrist Obristlieutenant Major

6 Rationen. =

Regimentsquartiermeister Auditeur Prediger Adjutant

4 3 # 3 2 2

2 2

Regimentsfeldscher

Summa

24 Rationen.

=

6 Rationen. 2

Für eine Kompagnie zu Fuß :

Hama

der Kapitain Premierlientenant Secondelieutenant

1

Fähnrich Fourier

I

Kompagniewagen

? Summa

4 16 Rationen.

1 Dem Kapitain stand fren , ob er dem Fourier ein Pferd halten wollte ; jedoch mußte derselbe jederzeit beritten seyn.

I

Der Premierlieutenant hatte auch öfters 3,

und der Fähnrich 2 Rationen. Stand aber bey der Leibkompagnie ein Staabska pitain , so fehlte gemeiniglich der Sekondelieutenant. Der Staabskapitain bekam also 2 Rationen von dieser, und für 2 Rationen mußten die Kompagnien das Geld zusammenbringen. Der Verfasser meines Manuskripts sagt, daß selten ein brans denburgisches Regiment gewesen ist, welches nicht noch mehr Pferde gehabt hätte, indem mancher Obrist 16 und mehrere Pferde gehalten , und so nach Verhältniß auch die andern Staabsoffiziere. Der Kapitain habe außer seinem Kompagniez wagen öfters noch zwey andere Wagen bey sich gehabt ; ferner jeder Premiers lieutenant einen Wagen ; desgleichen Lieutenant und Fähnrich einen Wagen , so daß ein Kapitain für sich 10 Pferde, ein Premierlieutenant 8 , und die beyden andern Offiziere auch 8 zusammen hatten ; und die eingegebenen Listen haben es be wiesen,

1 T

in

den

ersten Regierungsjahren Kurf. Fried. III.

45

wiesen , daß es brandenburgische Infanterieregimenter gab, welche 224 Pferde mit sich führten. Da nun öfters die Fourage im Lager knapp wurde, so geschah es dann , daß außer den ordinairen Fouragirtagen die Offiziere ihre Pferde auf die Weide jagten , oder durch ihre Knechte heimlich fouragiren ließen ; daher denn viele dem Feinde in die Hånde fielen.

Diese Unordnung sowohl als daß die Mens

ge Wagen einen so erschrecklich langen Zug und dadurch den Marsch ungemein bes schwerlichmachten , so daß öfters erst die Bagage um Mitternacht ins Lager kam, verursachte , daß Kurfürst Friedrich der Dritte im Jahr 1694 ein Reglement bes kannt machen ließ, wodurch er festseßte, daß ein brandenburgischer Obrist nicht mehr als zwey, der Obristlieutenant und Major jeder nur einen Wagen ben sich haben sollte. Dem Regimentsquartiermeister , Prediger und Auditeur wurde nur zuſammen ein Wagen zugestanden ; auch mußte sich der Adjutant und Regis mentsfeldscheer beyde mit einem Wagen behelfen.

Bey jeder Kompagnie wurde

dem Kapitain außer dem Kompagniewagen nur noch ein Wagen akkordiret ; die Lieutenante und Fähnriche aber durften keinen Wagen , sondern nur Packpferde mitnehmen. Von dieser Epoche wurden die Packpferde bey der jetzigen preuſſiſchen Armee eingeführet, und ward auch damals festgesetzt , daß alle 3 Offiziere , wels che bey einer Kompagnie standen , nur 1 Zelt haben sollten. Die Staabs, und andere Offiziere konnten so viel Packpferde halten , als sie wollten. Der Verfass ser des oftgedachten Manuskripts bemerket, daß, als die Packpferde bey den brans denburgischen Truppen eingeführet wurden , die Offiziere dieses sehr bequem gefun den hätten , weil sie auf den Packpferden ihr Zelt und Equipage jederzeit auf dem Marsche ben sich haben konnten , und daß, wenn sie in das Lager einrückten , sie gleich das Nöthigste bey der Hand hatten.

Bey dieser Ordnung sey es auch geblies

ben , als Kurfürst Friedrich der Dritte König von Preussen geworden sey ; beson ders bey den Truppen , die in Brabant , Flandern und Italien standen ; und da die Obristen und Kommandeurs selbst einsahen , daß diese Einschränkung nothwens dig und gut war, so haben sie auch bey den Regimentern genau darauf gehalten. Nach dem Reglement von 1694 wurde also die Anzahl Pferde und Wagen bey den brandenbugschen Regimentern dergestalt reguliret , daß einem Obristen 2 Reitpferde, ; I Knechtpferd, 4 Pferde vor der Küchenkalesche, -4 vor dem Rüstwagen, 2 Packpferde. Summa 13 Pferde erlaubt waren.

Ein Obristlieutenant erhielt 2 Reitpferde, 1 Knechtpferd, 4 Pferde vor dem Wagen, 1 Packpferd.

Summa 8 Pferde. F3

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Der Regimentsquartiermeister 1 Reitpferd. - Regimentsfeldscheers = Auditeur und Prediger Der Adjutant

2 Wagenpferde. 2 Pferde zum Wagen. 2 Pferde vor einem Wagen.

31 Reitpferd, 1 Packpferd. Summa des Unterstaabs 9 Pferde.

Bey einer Kompagnie zu Fuß bekam Der Kapitain i Reitpferd. 4 Wagenpferde.

Ein Lieutenant

I Reitpferd. 1 Packpferd.

Lieutenant u. Fähnrich 2 Packpferde. 1 Packpferd, I Fourierpferd, 4 Kompagniepferde. in Summa ben der ganzen Kompagnie 15 Pferde.

Unter Ludwig dem 14ten konnte bey der französischen Arnee der kommandi rende General so viel Wagen und Karren mit sich führen als er wollte. Den Ges nerallieutenants waren 3 Wagen , dem Mareschall de Camp 2 , den Brigadiers, Obristen und Maitre de Camp 1 Wagen erlaubt. Aber vom Obristlieutenant an durfte lein Offizier einen Wagen mit sich führen. Noch wurde per Bataillon für Marketender und Fleischer ein Wagen mit 4 Pferden bespannt gut gethan. Es wurden alle Karren mit 2 Rådern , ausgenommen die sogenannten Chaisen, abs geſchaffet, und dafür Wagen mit vier Rådern und einem Deichsel eingeführet, Nur allein den Ges woran die Pferde zu zwey hintereinander bespannet wurden. neralen wurde erlaubt , eine Berliene mitzuführen. Brigadiere , Obristen, Obrists lieutenante und andere Offiziere, durften ohne schriftliche Erlaubniß keine Chaise has ben ; dem Regimentsfeldscheer aber war ein Wagen zu halten erlaubt. Es durfte auch kein Offizier ohne besondere Erlaubniß sich Bauerpferde zu seinem Fortkom men bedienen. Brigadieren und Obristen wurde erlaubt, 16 Pferde mit den Wa genpferden zu halten. Der Major beym Regimente mußte jederzeit eine Liste von fämmtlicher Equipage der Offiziere eingeben. In Ansehung des Marsches der Equipage war bey den Franzosen gute Ords nung eingeführt.

Dem Generalwagenmeister wurde bekannt gemacht, wie die

Wagen vom Hauptquartier abfahren sollten. Sie mußten sich an einem beſtimms ten Orte versammlen , und er mußte Sorge tragen , daß sie nach der ihm vorges fchriebenen Ordnung abfuhren.

Die Bagage der Generale fuhr nach ihrem Rans

ge vor der Bagage der Truppen ihrer Divisionen.

Es durfte niemand eine Bes

gleitung ben seiner Equipage geben. Jede Brigade suchte einen Sergeanten aus, welcher zum Wagenmeister gemacht wurde und wofür er jeden Marschtag 3 Livres erhielt.

Auch erwählte sich jeder Obrist einen Sergeanten vom Regiment, wels

cher als Wagenmeister die Bagage des Regiments führte. Diese

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

47

Diese Wagenmeister mußten sich beym Generalwagenmeister melden , der fle alsdenn in seiner Liste aufzeichnete. Wenn marschirt werden sollte , so fanden sich die Wagenmeister von der Brigade bey dem Generalwagenmeister ein , empfingen von ihm die Marschordre, und gaben selbige an die Wagenmeister des Res . • giments. Um die bestimmte Stunde mußte jeder Regimentswagenmeister die Bagage aufladen , anspannen, und selbige hinter oder vor der Brigade fahren lassen. Ein Regimentswagenmeister durfte nicht eher abfahren lassen , als bis es der Brigadewagemeister befohlen ; und dieser that es nicht eher , als bis er hiezu dieOrdre vom Generalwagenmeiſter erhalten hatte. Der Wagenmeister ließ jede Bas gage in Verhaft nehmen , welche nicht nach dieser Ordre fuhr. Vor der Equis page des Regiments wurde eine kleine Fahne , worauf der Name des Regiments geschrieben war , getragen. Sobald der Wagenmeister von der Brigade Befehl zum Marsche erhielt , so ließ er die Regimentsbagage nach ihrek Tour folgen. Jes der Knecht , welcher außer der Fahne der Regimentsbagage angetroffen wurde, wurde sogleich arretiret (a), Bey den Holländern war es damals gewöhnlich , daß sie bey Eröffnung des Proviantführ wesen. Feldzuges , zum Fortbringen des Proviantfuhrwesens Fuhrleute dungen. Diese hatten eine besondere Art Wagen, welche mit roher Leinwand über schlechte Spries gel bezogen waren, so daß man die Leinewand abnehmen und überdecken konnte. Dieſe Fuhrleute brauchten ſie die ganze Kampagne hindurch, gaben ihnen monat lich ein Gewisses , und dankten ſie nach geendigter Kampagne wieder ab. Die Brandenburger hatten lordinair Proviantkarren, welche der Herr hielt. Bey den brandenburgischen Truppen , welche ben den Holländern standen, war je der Karren mit 2 guten Pferden bespannt. Bey den Truppen aber im Reiche bes diente man sich Wagen mit angeschirrten Ochsen.

Lehteres geschah besonders in

Ungarn. Ueber diese Karren und Wagen war ein Proviantkommiſſarius nebst ei nem Stallmeister , Futterschreiber und 3 bis 4 Wagenmeistern gesehet. Auf zwen Kompagnien wurde ein Karren gerechnet, welcher auf drey Tage Brod laden mußte , und überdem hatte man noch zur Reserve den vierten Theil Wagen mehr als Kompagnien waren. Diese Wagen wurden in drey Theile getheilet : ein Theil war im Lager, und stand mit Proviant parat ; die andere Parthen war mit Pro viant unterweges nach dem Lager ; die dritte aber fuhr ab, um Proviant zu holen. Stand der Proviant gleich hinter der Armee und in der Nähe, so wurde das Brod von kommandirten Soldaten geholet ; stand er aber entfernt , so mnßte selbiger Die brandenburgischen Proviants durch die Kompagniewagen geholet werden. karren , welche bey den Truppen in den Niederlanden ſtanden ,

mußte die Pro

• vinz Kleve und Mark aufbringen , und Anfangs May auf den Rendevous schicken. Sie wurden sämmtlich aufgeschrieben , und der Name des Knechtes bemerket, ferner ob der Karren neu oder altswar , deegleichen die Farbe der Pferde, und ob es Hengste, Wallache oder Stuten waren ; jedoch nahm man Hengste und Stu ten nicht gern.

Jeden Ort mußte dem Knecht, welcher den von ihm gestelltem Wagen

} (a) Ordonnance de Louis XIV.

48 Wagen fuhr ,

Abriß der Kriegsverfassungen auf 2 bis 3 Monath Kostgeld geben, auch für Futter für die

Pferde sorgen. Wenn die Kampagne zu Ende war , und die Truppen in die Winterquartiere gingen ; so wurden die Karren nach Hause geschickt , und an der Gränze gemustert, alsdann jeder seinem Eigenthumsherrn wieder überliefert, und daben die Rechnung der Kosten mit übergeben. Wer nun den Karren nicht für fich gebrauchte, verkaufte denselben nebst den Pferden.

Auf das Frühjahr aber

mußten die Karren wieder parat seyn , und jeder war verbunden , sie wiederum

Lager.

gut , tüchtig und mit ausgefutterten Pferden zu stellen. Die Art zu kampiren in dem Feldzuge 1689 war noch dieselbe, welche der Kurs fürst Friedrich Wilhelm der Große bey den Brandenburgern eingeführet hatte ; auch weichet sie nicht merklich von der Art , welche Friedrich Wilhelm der Erste, König von Preussen, iu den Reglements vorgeschrieben hat , ab. Die Brandenburger kampirten mit Kompagniegassen ; vor der Fronte wurs den die Fahnen gestellet und durch Feldflaggen so viele Linien vor der Fronte abgez Die Trommeln lagen auf beyden steckt, als die Bataillons Glieder formirten. Flügeln des Bataillone, weil die Tambour bey Formirung der Bataillone auf die Flügel traten. Zwischen diesen Linien und den åußersten Gemeinenzelten war noch ein Zwischenraum , und die Unteroffizierzelter kampirten in einer Reihe mit der Kompagnie vor und hinter derselben. Hierauf folgte eine Reihe Zelter für die Ofs fiziere, hinter felbiger die Bagage, endlich die Marketender und Kochlöcher. Das Lager der Kavallerie hatte dieselbe Einrichtung ; nur daß die Kompas gnie- und Brandgasse größer war. Vor den Dimenſionen eines solchen Lagers, wie es unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm dem Großen abgesteckt wurde, werde ich in meiner Geschichte von den Feldzügen dieses Fürsten umständlich reden. Bey den Brandenburgern wurden vier bis fünf Mann auf ein Zelt gerechnet. In jeder Gaffe zu beyden Seiten standen 10 Zelter , und auf jedem Ende ein Unteroffiziers zelt. Jede Kompagnie führte ein Krankenzelt mit sich , welches bey der Bagage Weil man da= Bey jeder Kompagnie waren 25 Zelter. aufgeschlagen wurde. mals noch kein Wachtzelter hatte, so wurde per Kompagnie ein Zelt zum Wachts felt gegeben. Bey den Holländern gab man damals von jeder Kompagnie vier Wachtzels Die Hols ter , und dieses traf die Kompagnien wechselsweise auf jedem Marsche. länder hatten nicht mehr als zwölf Zelter bey einer Kompagnie mit den Unteroffis zierzeltern. Anstatt daß bey den Brandenburgern eine Kompagnie in 2 Reihen kampirte , so kampirte eine holländische Kompagnie nur in einer Reihe , und zwey Kompagnien schlugen ihre Zelter gegen einander auf und formirten eine Kompas Im Fall man aber eine große Fronte zeigen wollte, so pflegte auch wohl niegasse. bey den Holländern eine Kompagnie in 2 Reihen zu kampiren , und eine Gasse zu formiren. Nach dem Bericht des Pater Daniel führte erst der Obrist Martinet 1672 das Kampiren in Kompagniegassen und die Gewehrmåntel bey den Franzosen ein. Bey jeder Kompagnie französischer Infanterie wurden 5 Fusilier- und 6 Grena dierzelter , welche 10 Fuß 4 Zoll im Quadrat hatten , und worinn 7 bis 8 Mann lagen,

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. II. lagen , gerechnet.

49

Die französischen Zelter waren wenig größer als die brandens

burgschen. Die Kompagniegassen wurden so aufgeschlagen , daß das erste Zelt vorwärts , und das lehte rückwärts fah. Die Kochlöcher wurden 10 Schritte hinter den Gemeinenzeltern gemacht ; 10 Schritte hinter den Kochlöchern standen die Tambours und Marketenderzelter ; 15 Schritte hinter diesen die Zelter der . Subalternoffiziere , und 20 Schritte hinter diesen die Kapitainzelter. Vorn in der Mitte jedes Bataillons war der Plaß für die Monftranz , wobey eine Schild wache stand. Die Art, wie die Franzosen das lager aufschlugen , stand in mancher Rücks ficht der brandenburgischen nach ; auch hatte diese einen Vorzug vor der Kastrames tation der Holländer , welche, wie bekannt , zur Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelms des Großen , und noch vor demselben , in diesem Theile der Kriegesz kunst andern zum Muster diente. Die Kochlöcher und Marketenderzelter , wels che nach der französischen Art die Läger aufzuschlagen , die Offizierzelter von dem Bataillon abschnitten , konnten bey nächtlichen Vorfällen manche Unordnung vers ursachen ; überdem hatte ein solches Lager mehr Tiefe nöthig als ein brandenburgis ſches ; auch war die Fronte vor der Kompagnie oder die Kompagniegaſſe in den brandenburgischen Lågern so abgemessen , daß das Bataillon bey dem Ausrücken nicht mehr Terrain einnahm , als das Lager deſſelben in der Fronte hatte. Die Zeit, worinn der Kurfürst Friedrich der Dritte regierte, war reich an Schlachtorbs

Ein Lurenburg , ein Prinz von Oranien , Prinz Eugenius nung. von Savoyen, Fürſt Leopold von Anhalt- Dessau , thaten sich besonders hervor. Die Veränderung der Waffen hatte zwar auch Einfluß in die höhere Taktik ; jedoch wurden dadurch die Grundsäße , worauf von jeher das lehrgebäude einer

großen Feldherren.

Die Generale, vernünftigen Taktik gegründet war , nicht gänzlich umgeworfen. Formirung ih bey besonders welche in diesen Feldzügen kommandirten , handelten gelers Lehrmeistern ihren sie bey , welche Marimen den nach rer Schlachtordnung hatten. geprüfet Vernunft gesunde und Erfahrung eigne durch net , und hernach Luxemburg hatte den Feldzügen unter Türenne, Condé und Laferte beyges wohnet, und ſeit 1672 ſelbſt kommandiret. Ueberdem besaß er die glückliche Gabe eines sehr richtigen militairischen Augenmaßes , wodurch er die Vortheile eis nes Schlachtfeldes übersehen und beurtheilen konnte , wie jede Art Truppen auf den ihm eigenen Terrain am vortheilhaftesten gestellet werden konnte. Er band sich keinesweges daran , die Kavallerie, nach der gewöhnlichen Manier ,

auf die

Flügel zu stellen , sondern er wieß sie den Ort an , wo sie durch rasche und kühne Bewegungen seinen Entwurf auszuführen im Stande waren. Ben vielen Geles, genheiten stellte er sie hinter der Infanterie. Bey Neerwinden rückte der Herzog von Luxemburg in 4 Kolonnen an ; die Kavallerie machte die beyden äußersten. Als er die Armee wollte aufmarschiren lassen , so ließ er auf seinen beiden Flügeln 2 Dörfer mit Infanterie besehen , und zwischen diesen Dörfern die Kavallerie in fünf Treffen hinter einander aufmarschiren. Der König von England , welcher vor ihm in einer Verschanzung stand, hatte, wie es gewöhnlich zu geschehen pflegt, den größten Theil seiner Kavallerie hinter der Infanterie gestellet. & Hennerts Brandb, Kriegesgesch,

Dieses

1

50

Abriß der Kriegsverfassungen

Dieses thaten auch andere Generale. In der Schlacht bey Fleury findet man , daß der Fürst von Waldek die holländische Reuteren sowohl in der ersten als zweyten Linie mit Infanterie untermischte.

Man wird besonders in den Schlachte

ordnungen der damaligen Zeit bemerken , daß man größtentheils in einer vollen Linie fochte ; welches in vorigen Zeiten nicht so gebräuchlich war , indem man ſos wohl zwischen den Bataillonen als Eskadronen Intervallen ließ. Ein wichtiger Theil der Taktik wurde in diesem Zeitpunkte mehr als jemahls verfeinert und bearbeitet. Der Marsch der Truppen in verschiedenen Kolonnen wurde besonders durch den Marschall von Luxemburg mit dem glücklichsten Erfolg in Ausübung gebracht.

Die Beschreibungen der Märsche in der Geschichte seiner

Feldzüge sind ungemein lehrreich, und beweisen das vortreffliche Genie dieses Felds Herren. Man weiß , wie Punsegur die Theorie der Märsche auf eine meisterhafte Art bearbeitete, und sie auf Grundsäße und Regeln brachte. Den Marsch mit der Kolonne renversee, der so oft in unsern neuen Manövern pranget, wurde schon in der Schlacht bey Neerwinden durch den Herzog von Luremburg mit 5 Eskadros nen königlicher Haustruppen in Ausübung gebracht ( a) ; und man muß gestehen, daß in diesen Theile der Kriegeskunst die französischen Truppen vor andern Mächs ten viel voraus hatten. Luremburg hatte viel von der Stellungskunst des Türenne angenommen ; auch war manches in seinem Karakter, welches dem Karakter seis nes Lehrmeisters glich ; denn er war nicht minder kaltblütig, und eben so geliebt von den Truppen als Türenne. Der Prinz von Oranien war niemals glücklich gegen ihn ; man behauptet , daß wenn Luxemburg nicht gestorben wäre , so würde dem Prinzen von Oranien ſein Projekt auf die Krone von England nicht gelungen ſeyn. Die Kaiserlichen, welche verschiedene Feldzüge gegen die Türken gemacht, waren auch noch mehr an die Stellungsart gewöhnt , welcher sie sich mit Vortheil gegen diesen Feind bedienet hatten. Die Türken , welche wegen ihrer überleges nen Kavallerie jederzeit umringende Angriffe thaten , verursachten, daß die Kaisers lichen eine Stellungsart annehmen mußten , wodurch sie diesen Angriffen widers stehen konnten.

Sie mußten öfters Quarrees formiren , ihre Kavallerie mit Ins

fanterie unterstüßen, und durften ohne diese jene nicht exponiren ; daher auch ihre Bas taillone und Eskadronen stärker als ben andern Mächten waren. Auch diese Stel. lungsart scheint, wie wir oben gesehen haben, noch einen Einfluß in die Schlachtz ordnungen des Fürsten von Waldek gehabt zu haben ; denn wir wissen , daß ders felbe ben Wien, Gran und andern Orten mehr gegen die Türken gefochten hat. Es waren auch die Theile der Schlachtordnung bey den Kaiserlichen aus der oben angeführten Ursache nicht so leicht zu bewegen als bey den Holländern und Bran denburgern.

Dem Prinzen von Oranien , nachmaligem König von England,

fehlte es nicht an militairischen Talenten ; er war zwar selten glücklich, doch aber stands haft in seinem Unternehmen. Man wollte ihn für einen größern Staatsmann als General halten. Aus dieser kurzen Uebersicht siehet man, daß man damals sich ben Einrichtung der Schlachtordnungen nicht daran band , die Kavallerie auf die

Flügel (a) Theat, Europ. Theil 14. S. 468.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

51

Flügel zu sehen , sondern dahin ſtellte, wo man sie mit Nußen gebrauchen konnte; ferner, daß die Infanterie gemeiniglich in 2 vollen Linien fochte, und die Batails lone des zweyten Treffens

die im ersten ablöseten;

endlich ,

daß damals die

Kunst , die Arméen in verschiedenen Kolonnen in Marsch zu sehen, sehr vers feinert wurde. Worinn aber unter der Regierung des Kurfürsten Friedrichs des Dritten die Artillerie. Kriegeskunst eine besondere und ganz neue Verfassung erhielt, bestand in der Bes festigungskunst und im Angriffe fester Plähe. Die Artillerie ist mit diesen Theis len der Kriegeskunst so genau verbunden , daß auch besonders , was die Belages rungsartillerie anbetrift , selbige mit mancher neuen Erfindung bereichert wurde. Mit der Einrichtung des brandenburgischen schweren Geschüßes waren seit dem Ableben des Kurfürsten Friedrich Wilhelms des Großen noch keine Verans derungen vorgenommen worden. Auch die Kanonen von geringerm Kaliber wurs den noch so, wie sie Kurfürst Friedrich Wilhelm hinterlassen , in diesem Feldzuge mitgeführet. Die brandenburgischen Kanonen waren größtentheils 24 Kugeln lang ; wenn der Diameter einer solchen Kugel in 48 gleiche Theile getheilet wurde, so war die Stärke des Metalls am Bodenstücke 48 Theile, vorn am Bodenſtücke 46, hins ten am Zapfenstücke 44 , vorn 42 , am Langenfelde hinten 40 , vorn 24. Eine 24pfündige Kanone von dieser Proportion wog 63 bis 64 Centner. Unter einer Menge Zierrathen , welche sich auf dem Laufe befanden , war das kurfürstliche Wapen und der Namenszug. Die Offiziere und übrige Bedienung der Artillerie, welche Kurfürst Friedrich Wilhelm 1689 mit an den Rhein nahm , war folgende : 6 Lieutenante 1 Obrist 1 Stallmeister. 1 Obristlieutenant 1 Oberhaupmann 6 Kapitaine

1 Kommissarius , der zugleich Aus diteur und Sekretair war. 1 Prediger 1 Zeugwärter 1 Quartiermeister

I Proviantmeister 6 Stückjunker 1 1 22 2

Feuerwerksmeister Zeugschreiber

Feuerwerker Petardierer

5 Korporale 4 Fouriere 70 Büchsenmeister 92 Handlanger 4 Tambour (a).

Ueberhaupt bestand der ganze Train der Artillerie aus 798 Köpfen.

Man

ſieht hieraus und aus dem angehangenen Verzeichnisse, daß bey der Armee, welche der Kurfürst 1689 an den Rhein führte , und welche aus 26,000 Mann bestand, der ganze Train der Artillerie an Geſchüß in 60 Kanonen , 6 Haubißen und 5 Mors tiers $ 2 (a) Siehe die Beylage im Anhange,

en

Abriß der Kriegsverfaſſung

52 tiers bestand.

Hierzu waren 926 Pferde und 492 Knechte gerechnet,

auf 2 Pferde ein Knecht gerechnet wurde.

daß also

Eine 24pfündige Kanone war mit 12

Pferden, die 6pfündige schwere Kanone mit 8 Pferden, und die 3pfündigen Feld: stücke, wie auch die Kammerstücke mit 4 Pferden bespannt. Die Munition wurde auf Karren , mit 2 Pferden bespannt gefahren.

Die Bedienung von dies

sem Geschütze bestand in 70 Büchsenmeistern und 92 Handlangern, ſo daß bey jes dem Stücke 1 Büchsenmeister und 1 Handlanger gerechnet werden konnte. Hieraus gehet hervor , daß die Kanonen nur sehr schwach bedienet waren. Aus der beyliegenden Deſignation erſiehet man , daß keine Kartåtschen zu den Ka= nonen darinn aufgeführt sind , aber daß man dergleichen ben den Haubißen mits führte. Jedoch ist gewiß , daß man unter der Regierung Friedrichs des Dritten auch aus den Kanonen mit Kartätschen schoß , und sich hierzu der Traubenkartåts schen bediente. Man führte aber zu den Feldkanonen noch Stangenkugeln mit.

1 Dieses ist im Grunde ein elendes Geschoß, und war höchstens gegen Palliſaden, Thore oder dergleichen Schanzwerke zu gebrauchen. 1692 wurde bey der brans denburgschen Artillerie eine Abänderung getroffen. Die 3pfündigen Regimentskanonen , welche damals mit den brandenburgis



schen Truppen an den Oberrhein giengen , wurden nur mit 3 Pferden bespannt, worauf ein Knecht gut gethan wurde , und bey jeder Kanone befand sich auch nur ein Büchsenmeister (a). In der Ernst

Feuerwerkeren hatte man auch noch nicht sonderliche Forts

schritte gemacht. Das Werfen mit dem Mortier giug äußerst langsam. Wurde der Mortier geladen , so wurde der leere Raum der Kammer zuförderst mit einem Pfropfen von Heu gefüttert , und die Granate im Mortier mit Rasen verdāms met; welches viele Zeit wegnahm. Auch bediente man sich noch sehr der hångens den Mortiers. Ein brandenburgischer 50pfündiger hängender Mortier war 3 Fuß 7 Zoll lang, und wog an Metall 22 Centner 12 Pfund. Wenn derselbe mit 1 8 Pfund Pulver geladen und im 45ten Grad eleviret wurde, so warf er 3400 Schritte weit. Man hatte auch dergleichen 25pfündige Mortiers, welche 2 Fuß 71 Zoll lang waren. Karkassen , Trancheekugeln , Hebespiegel, Granaten, glus hende Kugeln und Leuchtkugeln waren die damals gewöhnlichen Ernstfeuer.

Gemeis

(a) Die Offiziere von der Artillerie, welche noch bekannt sind , und in den lehten Jahren der Regierung des Kurfürsten Friedrich Wilhelms des Großen, und zu Anfang der Re gierung des Kurfürsten Friedrichs des Dritten , bey der brandenburgschen Artillerie dienten, waren : Se. Königl . Hoheit der Markgraf Philipp , als Grandmaitre der Artillerie , Generalfeldzeugmeister Spahn , Obrist Weiler , Premierkapitain Heinrich Steutner von Sternberg, Crammien Christoph Stuske und von Dechen , Sekondekapis taine Johann Sigismund Schlund , Premierlieutenante Christian Friedrich von Wers neke, Karl Albrecht Bredow, Theophilus von Kalow , Johann George Strippels mann , Friedrich Merkah. Sekondelieutenants Johann Gabriel Kühle und Johann George Koch, Zeuglieutenants Johann Friedrich Reinike, George Christoph Hdpf ner, Heinrich Schulze , Zeugwärter George Wilhelm Bring, Claudius Laurendo, Christian Linger, Johann Sauerwald, Layrentius Nering.

in den ersten Regierungsjahren

Kurf. Friedr. III,

53

Gemeiniglich marschirte damals die Artillerie bey den mehresten deutschen Truppen in einer besondern Kolonne ; wenn man aber vermuthete , daß der Feind die Armee attakiren könnte , oder man selbst den Feind angreifen wollte , so vers theilte man die Feldartillerie bey den Regimentern, um sich selbiger aller Orten bes dienen zu können. Nach Proportion der Anzahl Kanonen wurden die Offiziere eins getheilet. Die Kanonen fuhren alsdenn zwiſchen den Grenadieren des Bataillons. Im Lager aber wurden ſie auf dem Placed'armes und zwar auf den rechten und linken Flügel der Regimenter aufgefahren , so daß die Mündung der Kanonen Die Munitionswagen fuhren aber auf vorwärts gegen den Feind gerichtet stand. , welche auf den Flügeln Schildwachen Die der Seite ben der Fahnenwache auf. geben. Zuweilen wurs Achtung Kanonen die auf mußten des Regiments standen, den aber auch die Kanonen vor die Fahnenwache , und die Munitionswagen hinter derselben aufgefahren ; alsdann umjog man diese Wagen mit einer Lunte, und es Der Kommandeur jedes Re hatten dabey ein Paar Büchsenmeister die Wache. giments , bey welchem die Kanonen standen , mußte alsdann sowohl den Offizie ren als Büchsenmeistern einen Plak zum kampiren anweisen, und auch für das Futter der Pferde Sorge tragen ; denn wenn die Kanonen liegen blieben, so mußte es der Kommandeur des Regiments verantworten. Wurde ein Detaſchement von der Armee kommandiret , welches Kanonen mitnahm, ſo placirte ſie der Kommandeur an solche Derter, wo er es schicklich fand. In Städten aber wurden sie gemeiniglich auf den Markt aufgefahren, um sie bey entstehendem Allarm nach dem Orte, wo sie nöthig waren , hinzubringen. Man formirte aber auch schon damals sowohl bey den brandenburgischen als von der Artillerie, besonders wenn man ge 1 andern deutſchen Truppen Brigaden Alsdenn wurde alles Geschüß vor die Mitte dachte, mit dem Feinde anzubinden. der Armee zusammengefahren , und daselbst in Brigaden getheilet, und wenn die Armee abmarschirte, so fuhren die Brigaden bey den Regimentern , wo sie anges wiesen waren. Wenn aber nichts mehr zu besorgen war , oder nach dem Treffen, zogen sich die Brigaden wieder zusammen ;

alsdann wurde von der Artillerie ein

Park formiret, mit Lunten oder Stricken umzogen , damit nicht jedermann gleich Der kommandirende Genes heranlaufen konnte , und mit Schildwachen beseket. ral im Felde , oder der Kommandant eines festen Plakes mußte mit den Offizieren von der Artillerie überlegen , wo die Kanonen am zweckmäßigsten und vortheilhafs testen aufgefahren werden konnten ; besonders mußten sie daben erwägen , die Kas nonen so zu placiren , damit sie die Schüſſe gut anbringen und selbige die gehörige Wirkung thun konnten. Vorzüglich mußten sie sich mit den Distanzen , auf wels che sie mit Kartåtschen feuern konnten , bekannt machen , auch überlegen , wie man seine Anstalten bey dem Avanciren und Retiriren machen wollte ; daher jeder. Kommandeur, bey dessen Regimente eine Brigade Artillerie stand , oder auch jes der andere kommandirende Offizier öfters mit den Artillerieoffizieren sprechen mußte, ob er auch die gehörige Kenntniß davon besaß. Es wurde von einem kommandis renden Offizier damahls verlanget, daß wenn der Artillerieoffizier nicht die nöthigen Kenntnisse besaß, jener ihn von allem unterrichten mußte. Man mußte ferner in Uebers $ 3

1

54

Abriß

der Kriegsverfassungen

Ueberlegung nehmen , ob die Kanonen während des Treffens mit Pferden oder mit Mannschaften , oder mit beiden zugleich fortgebracht werden mußten. Sollten die Stücke mit Leuten gezogen werden , so mußte der kommandirende Offis zier untersuchen, ob die gehörige Mannschaft dazu bereit war ; war sie nicht in Bes reitschaft, so mußte der Kommandeur fie vom Regimente geben , und die Büchs ſenmeister mußten sie in dem , was sie dabey zu thun hatten , unterrichten. Uebers dem waren auch die Handlanger bey den Kanonen so abgerichtet , daß sie eine Ka none zu laden, zu richten und abzufeuern wußten, damit wenn einer von den Büchs senmeistern todtgeschossen oder verwundet wurde , der Handlanger so gut als der Büchsenmeister das Stück bedienen konnte.

Der kommandirende General mußte

dafür sorgen , daß die Artillerie eine gehörige Bedeckung erhielt , Fouragiren gedecket wurde,

und auch beym

Aus dem , was ich oben von dem Zustande der brandenburgischen Artillerie unter dem Kurfürsten Friedrich dem Dritten gefaget habe, und welches aus dem oftmahls erwähnten Manuskripte gezogen ist, ergiebet sich, daß man damals bereits

I

die Gewohnheit hatte, von der Artillerie Brigaden zu formiren ; daß die Koms mandeure der Regimenter für ihre Kanonen Sorge tragen mußten ; daß man in der Nähe mit Kartätschen schoß, und daß die Stücke sowohl mit Pferden als mit Menschen, wozu die Regimenter die Mannschaft hergeben mußten, im Treffen ges zogen wurden, und daß die Handlanger bey der brandenburgischen Artillerie so ererziret waren, daß sie in Ermangelung der Büchsenmeister die Stücke bedienen fonnten, Die Artillerie der Holländer wurde zur Zeit König Wilhelms des Dritten Dieser Genes durch die Einrichtungen des Generallieutenants Coehorn furchtbar. ral hatte besonders die Marime, das Feuer des groben Geſchüßes so viel als mögs lich zu konzentriren , so wenig im freien Felde als in Belagerungen das Geschütz zu zerstreuen, vielmehr es in starken Batterien aufzufahren , und das Feuer mit Er bereicherte die Artillerie mit einem der größten Lebhaftigkeit zu unterhalten, Geschütz von seiner Erfindung , welche man Coehorns nannte. Dieses waren kleine

}

Die Granate hatte einen Durch Mortiers , so nur 22 Pfund Steine warfen. Theil eines solchen Zolles . Oberhalb messer von 3 Zoll Rheinländisch und des Bodenstücks dieser kleinen Mortiers war eine Holzschraube angegossen , mit welcher sie in einen hölzernen Klok geschroben wurden , in welchem ein rechtwinks lichter Einschnitt dergestalt angebracht war, daß der Mortier darinn in einer Eles vation von 45 Grad zu liegen kam,

1

Die ganze Länge des Mortiers mit der Kams

mer war nur 12 Zoll , und ein Mensch konnte bequem den Mortier mit dem Kloke Die Coehorns wurden nur in tragen , weil er überhaupt nur 40 Pfund wog. Belagerungen und besonders bey den Angriffe des bedeckten Weges gebrauchet, wo eine Reihe dieser Mörser neben einander gestellt , und durch eine Zündschnur zus

I gleich abgefeuert wurden. Die Menge Granaten, welche daraus auf einmahl ges worfen wurden , thaten den Belagerten viel Schaden. Die französische Artillerie war damals kein Modelleiner guten Artillerie , fo viel Lärm auch zu neuern Zeiten ihre gelehrte Artilleristen gemacht haben. Nach

dem

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in den ersten Regierungsjahren Kürf. Friedr. III .

dem Zeugnisse des Herrn von Scheel war selbst noch lange nach dieser Epoche, wovon wir hier reden , ihr Zustand äußerst verworren , und nur vor kurzem hat fie der Griboval etwas in Ordnung gebracht. Jedes Zeughaus hatte vor diesem seinen beſondern Kaliber , ja ſogar auch verschiedene Geleiſe. Die gewöhnlichen Kanonen , welche die Franzosen in åltern Zeiten mit sich führten, waren gemeiniglich 16pfündige, 12pfündige und 8pfündige. Nur erst der Feldmarschall Broglio sette den 16pfündigen Kaliber auf 12 Pfund, und den 12pfündigen auf 8 Pfund herunter.

Die Franzosen fingen auch viel spåter

als

andere Truppen an , mit Patronen zu feueen , und noch 1740 feuerten sie in Ba taillen mit losem Pulver. Sie führten auch noch sehr langes Geschütz mit sich, Die wie die Coulevrine de Nancy, welche 20 französische Schuhe lang war. Franzosen lernten von den Deutschen den Schwanz an ihren Affüten abzurun den (a).

Quency rühmt selbst das Kammergeschüß der Deutschen , und hält es

für nöthig bey der französischen Artillerie einzuführen. Aus der Vergleichung der Stärke des Artilleriezuges bey der französischen Ärmee gegen die brandenburgische ergiebet sich, daß die Brandenburger in Verhältniß der Anzahl Trup pen, noch einmahl so viel Artillerie mit sich führten als die Franzosen . Zu einem Artilleriezuge für eine Armee von 40 bis 50,000 Mann rechnet Quenen nicht mehr als 62 Stück Geſchüß, und wir haben gesehen, daß der Kurfürst von Brandenburg bey einer Armee von 26,000 Mann einen Ars tilleriezug von 73 Stück Geſchüß mitführte ; dasjenige was , aus Wesel dazuſtieß, mitgerechnet. Die Franzosen theilten auch schon in åltern Zeiten die Artillerie in Brigaden. Dieses war , wie wir gesaget haben, auch bey den Brandenburgern ám Tage der Schlacht üblich. Ben jeder französischen Brigade stand eine Kom pagnie vom Bataillon Artillerie, von 47 Mann start. Ehedem hatten sie nur 2 Kompagnien sogenannter Büchsenmeister , und 2 Kompagnien Handlanger , wel che in gleiche Theile bey den Brigaden eingetheilet wurden , so daß eine jede Kaz none von 5 bis 6 Mann bedienet wurde. Sie hatten also mehrere Mannschaft bey einer Kanone wie die Brandenburger ; allein diesen wurde von den Regimens tern Mannschaft zu Hüife gegeben , so daß am Tage der Schlacht öfters 12 Mann ben einer Kanone waren.

Auf jede französische Kanone wurden 30 Schuß und 2

Kartätschen in die Bataille mitgenommen, der übrige Pulvervorrath aber zwischen beide Treffen an einen sichern Ort gebracht. Die Bespannung einer 24pfündigen französischen Kanone war 12 Pferde, einer 8pfündigen langen 8 , und einer 4pfündigen 4 Pferde.

Ben dem Marsch

der Armee wurde schriftlich bekannt gemacht, bey welchem Regimente sie fahren follten. Wenn aufmarschirt wurde, so rückten sie in die Zwischenräume der ersten Linie. Wenn die Infanterie gegen den Feind avancirte , so mußte sich die Artilles rie nach den Fahnen richten und mit avanciren. Die Kanonen wurden alsdann mit Kartätschen geladen ; mit kleinem Gewehr aber wurde nicht eher als bis auf 1 den halben Kartätschenschuß gefeuert. Alles

(a) Quency, Tom VIII. pag. 324.

n

sunge

erfas

56

ß er riegsv Abri d K

Alles bas , was wir von der Beschaffenheit der französischen Artillerie gesagt haben, zeiget, daß sie in Ansehung des Geschüßes keine besondere Vorzüge vor der brandenburgschen und andrer deutschen Artillerie hatten. Indessen waren sie doch dadurch besser bedient , weil sie beståndig eine gewiſſe Anzahl abgerichteter Soldas ten als Handlanger ben den Kanonen hatten.

Es ist zu verwundern ,

daß ,

als

man in der Theorie der Geschüßwissenschaft in Frankreich große Fortschritte mach te, diese Artillerie in neuern Zeiten noch so weit hinter der deutschen , besonders in der Feldartillerie, zurückblieb. Unter der Regierung des Kurfürsten Friedrichs des Dritten , und noch Befestigungss kunit. nicht lange vor dieser Zeit , waren die Maximen zur Befestigung fester Plåße ſehr verändert worden. Holland wurde, wie bekannt , lange für die Schule der Festungsbaumeister gehalten. Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große, ein Freund und Alliirter der Holländer , hatte verschiedene Ingenieur in seinen Diensten , welche in Holland den Festungsbau gelernet hatten ; und diese brachten auch die Marimen der nieders ländischen Festungsbaukunft mit.

Daher findet man diese Manier ben verschiedes nen brandenburgischen Festungswerken angebracht. Die Fausse Bray , welche den Hauptwall der Befestigung von Berlin umgab , und welche unter dem Kurs . fürsten Friedrich dem Dritten beendigt wurde , nebst den auf den Kourtinen senks recht stehenden Flanken , sind hiervon ein sicherer Beweis. In dieser Periode ers wachten zwey Genie's , welche in der Festungsbaukunft der Holländer und Franzos fen wichtige Veränderungen bewirkten. Ihre Systeme wurden bald in Europa als Muster der Kriegesbaukunst angenommen. Man wird leicht erkennen , daß hier von den Befestigungsmanieren eines Coehorn und Vauban die Rede ist. Coes horn stammte von einem Geschlechte ab , bey welchem es verboten war , den Sols datenstand zu ergreifen ; er war ein Mennonist. Demohngeachtet bezeugte Coes horn doch ungemein viel Lust zum Kriegeswesen , und diente schon unter Wilhelm dem Dritten , König in England ; brachte es auch endlich so weit, daß er General, von der Artillerie, Generallieutenant von der Infanterie, Generaldirektor der Festungen in Diensten der vereinigten Niederlande , wie auch Gouverneur von Flandern und den Festungen an der Schelde wurde. Die Franzosen sagen selbst von ihm (a), daß er mit großen Wissenschaften auch viele Erfahrung verband. Die Hauptveränderungen , welche Coehorn mit der gewöhnlichen holländis ſchen øder niederländischen Befestigungsart vornahm , erstreckten sich hauptsächlich. darauf, daß er die Revetements und Wälle, so viel als möglich, dem Feinde aus dem Gesichte entzog , und sie dadurch vor der Gewalt der Batterien der Belage rer schüßen wollte ; weil die Erfahrung ihn gelehret hatte, daß die Wälle und Futtermauern theils durch die hohen Profile, theils wegen der zu langen Linien dem feindlichen Feuer dergestalt ausgeseßt waren , daß sie in weniger Zeit von ſels bigen ruiniret werden konnten. Die Verordnung seiner Festungswerke war gång nach den Grundsäken seiner eigenen Angriffsart eingerichtet ; wovon wir obenschon gerebet,

(a) Le parfait Ingenieur de Dedier.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

57

gerebek, und in der Folge noch mit mehrerm reden werden. Dem zufolge suchte man durch davorliegende Werke andere dahinterliegende zu verstecken, und durch diese verdeckte Batterien machte er den Belagerern das Terrain Schritt vor Schritt streitig.

Er war kein Freund des Marschalls von Bauban, und setzte dessen

Befestigungsmanier gegen die feinige sehr herab. Wir haben drey Befestigungss manieren von Coehorn. In der Konstruktion des Hauptwalles weicht er von der gewöhnlichen holländischen Befestigungsmanier darinn ab , daß er die Flanke nicht senkrecht auf den Kourtinen, sondern beynahe senkrecht auf der Defenslinie errichs tete. Die alte holländische Faussebrane , welche mit dem Hauptwalle zusammens hing , wurde durch einen breiten trocknen Graben , die Flanken aber von beiden Seiten durch einen nassen Graben abgesondert , und das Orillon an dieser Fausses brane war ein gemauertes kaſemattirtes Reduit , welches der Feind nothwendig Die Fausses wegnehmen mußte , wenn er sich der Faussebray bemeistern wollte. bray aber schloß sich wieder durch einen unterirdischen Gang an den Facen des Hauptwalles. Vor der Kourtine legte er eine Tenaille , welche der Tenaille in Baubans erster Manier ähnlich war. Die Faussebraye hatte vor den Facen Kons tregarden , oder Couvrefacen , welche ganz von Erde erbauet waren ; jedoch was ren sie bloß für Infanterie angelegt. Sie hatten gleiche Höhen mit den Kontre garden , sonst aber ein so schwaches Profil , daß der Feind sich nicht darauf ein Das Ravelin hatte auch graben und die hinterliegende Werke beschießen konnte. eine Kontregarde , welche von dem Ravelin abgesondert war. Der Feind konnte das eigentliche Ravelin von außen nicht entdecken , weil die Kontregarde mit selbis gem einerley Höhe hatte.

Ihre Brustwehr war für Kanonen hinlänglich stark

angelegt , allein sie hatte keinen Wallgang für dieselben. In den Bollwerkswin keln war sie bonnettirt , und in der Spike lag ein krenelirter Kaponier , woraus die Besatzung auf dem sich auf dem äußern Ravelin festseßenden Feind feuern konnte. Ueberdem war noch queer durch den trocknen Graben, hinten in der Kehle des Ravelins , ein dergleichen verdeckter Kaponier, woraus der ganze Graben bes strichen werden konnte.

Auch lag noch in der Kehle des hintersten Ravelins ein

kleines gemauertes Reduit.

In den Waffenplüßen des bedeckten Weges lagen

Traversen und Brillen , welche gleiches Profil mit dem bedeckten Wege hatten. Unter dem Glacis aber waren gleichfalls Kaponiere, parallel mit den Facen der Waffenpläße , angebracht. Es ist uustreitig, daß hierdurchdie gewöhnliche alte niederländische Befestigungs manier wesentliche Verbesserungen erhielt. Denn alle Werke waren gut durch ein ras santes Feuer defendiret ; der Feind konnte wegen der schmalen Profilen, wo er wenig Plak fand , nicht Posto fassen , und in den Gråben konnte er nicht einen Fuß tief Erbe ausstechen ohne Waſſer zu finden ; überall erhielt er ein neues , unvorherges sebenes verstecktes Feuer , welches ihm viele Mühe zum Schweigen zu bringen Fostete. In seiner zweyten Methode hat Coehorn die gemauerten Reduits und Orillons

weggelassen , die ganze Faussebraye mit dem Ravelin zuſammengehangen, und ſels bige mit einem trocknen Graben vom Hauptwalle abgesondert ; jedoch giebt er dars inn $ Hennerts Brandb. Kriegsgesch,

.

ngen

su Abriß der Kriegsverfas

58

inn allen vorliegenden Werken niedrigere Profile , als dem Hauptwalle.

In ben

Ravelinen , welche ebenfalls Flanken haben , sind Reduits , und vor der Fausses braye ist eine Enveloppe von zusammenhängenden holländischen Brillen und ges brochnen Tenaillen , welche viel Raum einnehmen , angebracht. Es scheinet, als wenn Coehorn in dieser zweyten Manier seinen ersten soliden und guten Marimen nicht ganz getreu geblieben ist. Die dritte Manier , wodurch der General Coehorn die ehemals übliche hol ländische Befestigungsart verbesserte , ist in vielen Stücken von den ersten beiden Der Hauptwall hat fast die Konstruktion als in der Methoden sehr verschieden. zweyten Manier ; aber vor jeder Kourtine liegt ein detaſchirtes großes Bollwerk, welches fast eben die Anlage hatte, als die Bollwerke des Hauptwalles der ersten Die Kontregarden vor diesen Bastionen und die Raveline zwischen den Manier. selben , so wie der bedeckte Weg , sind mit dem , welche in der ersten Manier bes schrieben sind , fast gleich ; nur daß die Kontregarden ein niedriger Profil , als die Couvrefacen der ersten Manier haben. Man findet,

daß Coehorn in dieser Manier seinen ersten Grundsäken,

worauf er hauptsächlich das neue System seines Festungsbaues gründete, wieder näher kam. Der Feind fand allenthalben eine verdeckte Defension , und stieß auf Gegenwehre, welche er von außen weder sehen noch durch sein Geſchüß ruiniren fonnte. Diese Grundsäke, wenn sie mit den Marimen verbunden werden ,

daß kein

Ort in der Festung seyn muß, welcher nicht von einem andern gesehen oder bestrichen werden kann , giebt eine vortreffliche Regel ben Anlage der Festungswerke ; wie denn überhaupt die Holländer bey Anlage ihrer Profile auf das rasante Feuer, welches durch die Richtung des Geschüßes, wenn es der Horizontallinie so nahe als möglich gebracht wird , oder mit selbiger zusammentrift, bewirket wird, sehr Rücks sicht nahmen. Besonders wird die Befestigung des Schlosses von Namur , wo Coehorn eis nige Werke vorgeleget hatte , sehr gerühmt. Das Fort Coehorn machte bey der Belagerung von Namur den Franzosen viel zu schaffen. Aus der Zeichnung dies ses Werkes siehet man nicht , daß Coehorn selbiges nach einer seiner Manieren an= gelegt habe ; welches ihm vielleicht der irregulaire Plaß nicht gestatten wollte. Das ganze Fort bestand aus einem Hornwerk, vor welchem eine kleine Brille und vor dem Hauptwalle ein kleines Reduit lag.

Allein die Profile dieses Werkes hatte er

ganz nach seinen Befestigungsmarimen eingerichtet ; denn man konnte von außen den Wall nicht ins Gesicht bekommen , so daß er dadurch schwer zu beschießen wurde.

Jedoch konnte dieses Fort gegen den Angriff des Vaubans nicht lange

Wiederstand thun. Die Belagerung von Namur ist durch die Vertheidigung des Coehorn , und durch den Angriff des Vaubans merkwürdig. Man sagt, daß die Uebergabe dieser Festung dem Coehorn äußerst unangenehm gewesen, und daß er deshalb alles das , was von der Erfindung des Vaubans ist, in seinen Schriften ungemein verkleinert.

Wir haben von dieſem berühmten Coehorn die Befestigung von

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr . III.

.59

von Zutphen und Gröningen , welche lektere erst 1711 nach seinem Tode beendis. get wurde. Die Befestigungsmanieren des großen Vaubans find jedem Militair so bes kannt, daß mich ſolches einer nåhern Beschreibung überhebet.

Ich werde sie also

nur in soferne berühren, um sie in Vergleichung mit der Coehornschen Befestigung zu stellen , und in soferne sie auch eine Veränderung in der Befestigungsart der brandenburgischen Ingenieure unter dem Kurfürsten Friedrich dem Dritten ges macht haben können.

Die krummen Flanken und Orillons befinden sich eher in der

Befestigungsart des Vaubans , nommen.

und Coehorn hat felbige in

die seinige aufge

Die Tourbastionen , welche Vauban in den Polygonwinkel seines Walles ſekte , sind mit den gemauerten Reduits , welche Coehorn in dem Schulterwinkel seiner Drillons gebauet hatte, zu vergleichen ; beide aber haben auch ihren wesentlis chen Unterschied, und von einander verschiedene Vortheile. Vauban sah , so wie alle geschickte Kriegesbaumeister, den Vortheil ein, dem Feinde, wenn er die Bresche des Hauptwalles erstiegen , ein Werk entgegen zu stellen , welches er von außen nicht sehen , und alſo auch nicht ruiniren konnte. In dieser Ubsicht sind die Tours bastionen angeleget, welche der Feind nicht eher entdecken kann, bis er Meister von der Kontregarde ist. Indessen setzt man mit Recht an diesen Werken aus , daß die Belagerer zu viel Terrain finden , sich in selbigen festzusetzen , und daß die wechselsweise Defension der Kontregarden nicht so angeleget ist, wie es eine gute Defension erfordert, Er sagt, Vauban hat niemals über seine Methode zu befestigen geschrieben. daß er sich niemals an eine Befestigungsmethode gebunden , sondern sich jederzeit nach dem Terrain , der Lage und den Umständen des Orts gerichtet habe. Dieser geschickte General und wirklich große Mann , hat die Befestigungen an 300 alten Pläßen verbessert, 33 ganz neue Festungen erbauet , 56 Belageruns gen dirigiret, und 150 Aktionen beygewohnet, Durch diese große Festungsbaumeister, welche zu den Zeiten Friedrichs des Dritten , Kurfürsten von Brandenburg lebten , wurde die Befestigungswissens ſchaft in manchem Theile sehr verfeinert ; und da die Marimen diefer vortreflichen Kriegesbaumeister auf so richtigen Grundsätzen gebauet waren, so fanden selbige auch bald Eingang in die Kriegesverfassung anderer Mächte, und gaben den Inges nieuren Stoff zum Nachdenken, Friedrich der Dritte hatte verschiedene Ingenieure in seinen Diensten , welche theils bey den Franzosen , theils bey den Holländern in Diensten gestanden , und also die Prinzipia der Kriegesbaukunſt von einem oder dem andern angenommen hatten. Es gab damals unter der brandenburgischen Armee Ingenieure, welche sich auch durch Schriften rühmlich bekannt gemacht haben. Der brandenburgische Ingenieurhauptmann , Johann von Both, war ein gebohrner Franzose, und hatte der Religion wegen Frankreich verlassen müſſen. Inffeinen jungen Jahren stand er in Diensten des Prinzen von Oranien. Dieser entwarf ein Projekt zur Erweiterung der Festungswerke von Berlin, welches aber 52 wegen

60

Abriß der Kriegsverfassungen

wegen erfolgten Ablebens König Friedrichs des Ersten nicht ist ausgeführet wors den (a). Der brandenburgische Ingenieurobrist Cayard war ein Schüler des großen Bauban , und trat 1692 in brandenburgische Dienste. Wir haben von ihm noch Projekte , welche er zur Befestigung von Peiz und Driesen entwarf. Der brandenburgische Ingenieurhauptmann Soother, welcher nachher in Diensten der Stadt Hamburg ging , und der Obristlieutenant Beer , der das Buch : der verschanzte Türenne schrieb , wodurch er rühmlich bekannt ist , sind die Ingenieurs offiziere, welche am meisten damals geschäßt wurden. Nach den Festungswerken , welche die brandenburgschen Kriegsbaumeister projektirten oder erbaueten , und wovon noch Zeichnungen vorhanden sind , lassen sich einige Marimen der neuen Kriegsbaukunst, besonders bey dem Entwurfe des Obristen Cayard , wahrnehmen. Die Werke , welche Both zur Befestigung der Dorotheenstadt entwarf, bestanden in einem Hornwerke von 2 halben Bastio nen und einem naſſen Graben. Die Bastionen defendirten das Thor , welches Die halbe ohngefähr da lag , wo jeht das Brandenburgerthor befindlich ist. Bastion linker Hand war mit einem geraden Walle, einer Reihe Pallisaden und eis nem naſſen Graben versehen , und an der Baſtion des sogenannten neuen Thores an die Stadt angeschlossen. Diese Kommunikation war 17 bis 1800 Schritte lang , und konnte also von dem Walle der Stadt ſchlecht defendiret werden. Die zweyte halbe Bastion des Hornwerks wurde durch eine sågenförmige Linie an das Glacis der zweyten Bastion des neuen Thores angeschlossen , und lief längst dem linken Ufer der Spree, in der Gegend bey der Weydendammer Brücke vorbey. In der Anlage dieser Werke war keine größere Verbesserung der sonst gewöhnlichen Festungsbaukunft zu bemerken , außer daß , nach der Zeichnung zu urtheilen , die Flanken der halben Bastion nicht perpendikulair auf der Kourtine , sondern auf den Defenslinien ſtanden. Von der projektirten Befestigung von Driesen, welche Cayard machte, habe. ich Gelegenheit gehabt, eine Zeichnung zu sehen. Der Hauptwall war noch ganz. nach alter niederländischer Art angelegt ; die Flanken standen senkrecht auf der Kourtine. Dieses war vermuthlich noch der alte Hauptwall, dessen Anlage Cayard nicht verändern wollte. In der Anlage der Außenwerke aber erkennet man den Schüler Vaubans. Er legte vor jeder Bastion , deren fünf waren , eine Kontres garde.

Diese wurde von den Flanken des halben Mondes defendiret; nur dieje

nige, welche längst der Neke lag , hatte keine Defension von dem halben Mond. Die Flanken des halben Mondes revetirte Cayard , und gab ihnen eine solche Las ge , daß davon der Graben der Kontregarde sehr gut bestrichen werden konnte. Långst derNeke hatte er statt eines Glatis ein Reduits angebracht. Aus dem Pros 1 file dieses Befestigungsprojekts siehet man , daß er die Erdwälle des Hauptwalls mit einer Futtermauer verstärken wollte. In den Kontregarden und halben Mons den hatte er gemauerte Lunetten projektirt ; die Kontreescarpe sollte aber nicht reve tiret werden. Das Profil der Lunetten war nur zur Infanterie eingerichtet , und hatte

(a) S. Herrn Nicolai, Beschreibung von Berlin,

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III. hatte zwey Bankets.

61.

Der bedeckte Weg sollte mit einer doppelten Reihe Pallisas .

den besetzt werden. Die erste Reihe war auf dem Banket , die zweyte aber im bes deckten Wege an der Dossirung des Bankets in einer Entfernung von 8 Fuß ans. geleget.

Jenseit der Nehe vor der sogenannten polnischen Brücke hatte er einen.

großen halben Mond , statt eines Tête du pont ganz nach Vaubans Konstruktion gezeichnet. Er war nicht revetirt , hatte aber einen Wallgang zu Kanonen. Dir Berme war mit Pallisaden befehet , der bedeckte Weg aber und das Glacis wurs den nicht parallel um diesen halben Mond herumgeführet , sondern in der Mitte vor den Facen durch zwen große Waffenplähe gebrochen , wovon sich die långſten Facen wieder an die Neke anſchloſſen. Ben Kolberg erbauete Canard ein Tête du pont vor der Brücke der Persante, welches die Figur eines irregulairen Kronenwerks , oder vielmehr eines Hornwerks, und eines halben Mondes hatte , der durch die Persante vom Hornwerke abges schnitten wurde, und als eine dritte Bastion anzusehen war. Hierinn wurden Baraken erbauet (a) . Das Terrain erlaubte ihm hier nicht , ein regulaires Werk zu traciren ; es sind also auch an der Konstruktion desselben keine besondere Befestigungsmarimen zu bemerken. Man siehet demnach aus demjenigen, was wir oben angeführt haben, daß die neueren Befestigungsregeln auch Einfluß auf die Projekte und Erbauung von neuen Festungswerken in der Regierung des Kurfürsten Friedrichs des Dritz ten hatten. Auch ließ es der Kurfürst nicht an Unterricht fehlen , wodurch die Ingenieurs kunst und die mit selbiger verbundene Festungsbaukunft dem jungen Militair be Der brandenburgische Ingenieur , Obristlieutenant Beer, kannt werden konnte. hatte besonders den Auftrag, die Kadetten der Ingenieure zu unterrichten (b) ; und Auch in dem seine Schriften zeigen , wie vielen Nußen er dadurch stiften konnte. geographischen Theile der Ingenieurkunst hatte man damals sehr richtige Begriffe. Zum Beweise führe ich nur die Instruktion an , welche Kurfürst Friedrich der Dritte, als König von Preuſſen , 1704 an die Feldmeſſer ergehen ließi (c) , wors inn ihnen befohlen wurde, daß sie die Karten von den vermessenen Feldmarken so zeichnen sollten, daß sie zusammengetragen und davon Karten zum militairiſchen Ein vortreflicher Befehl , der nachher in Gebrauch gemacht werden könnten. Vergessenheit gerathen zu seyn scheinet ; welche Arbeit man aber in neuern Zeiten so sorgfältig wieder betrieben hat, daß es dadurch gelungen ist, so vortrefliche Landes Man kann hieraus abnehmen , daß es unter der Regierung farten zu erhalten. des Kurfürsten Friedrichs des Dritten Ingenieure gegeben, die den geographischen Theil der Ingenieurkunft auf eine zweckmäßige Art bearbeitet haben. Die brandenburgische Kriegsgeschichte unter dem Kurfürsten Friedrich dem Vertheidig. Dritten giebt uns kein Beyspiel, daß ein brandenburgischer Kommandant einen fester Plähe. 23 $ festen (a) S. Denkwürdigkeiten der Belagerung von Kolberg 1763 , S. 11, (b) S. Herrn Nicolai Beschreibung von Berlin , 2. Theil. Anhang S, 49. (c) S. Milit Sammlung , Band V. Theil III, S. 351.

62

Abriß der Kriegsverfassungen

festen Plak vertheidiget habe. Man kann also nicht eigentlich von den Marimen, wornach die brandenburgischen Ingenieure in solchen Fällen gehandelt haben , urs theilen. Da aber die Vertheidigung fester Pläße so genau mit der Befestigungs kunst verbunden ist , so ergiebt sich schon hieraus , daß auch in diesem Theile der

i

Kriegeskunst die brandenburgischen Ingenieure ſehr gute Kenntniſſe gehabt haben müssen. Die Hauptmarimen bey Vertheidigung fester Plätze bestanden nach dem Bes richte des Verfaſſers mehr gedachten Manuskripts darinn ,

daß man bey Heran

nåherung des Feindes ein lebhaftes Feuer sowohl aus dem groben Geschüße als aus dem kleinen Gewehre machte, und sich besonders bey Tage diejenigen Oerter wohl bekannt machte , wo der Feind seine Arbeiter ansette, um desNachts mit mehrerer Gewißheit dahin feuern zu können. Nur ben starken Garnisonen hasardirte man An keine Ausfälle, um die Trancheen und Batterien des Feindes zu ruiniren. Kapitulation durfte eher gedacht werden , bis der Feind mit Sturm die Kon treescarpe eingenommen hatte. Es wurde dem Kommandanten zur Pflicht ge macht , in der Nachr die Breschen der detafchirten Werke möglichst zu repariren und zu räumen , insonderheit wenn der Feind Anstalten zum Generalsturm machte. Die Garnison mußte er hiezu zupräpariren, ſich ſtandhaft zu wehren, und des Fein des Vornehmen zu hindern suchen , und wenn die Garnison endlich so geschwächt war , daß man sich nicht mehr defendiren konnte , ſo ſollte dieses erst der Zeitpunkt seyn, an eine honorable Kapitulation zu denken. Es ist gewiß , daß die branden burgischen Ingenieure und Offiziere, in Ansehung der Vertheidigungsinarimen fester Plake, vieles gemeinschaftlich mit den Holländern haben mußten ; wie aus dem, was wir oben in Ansehung des lebhaften Feuers angeführt habe , hervorgehet. Dieses war Coehorns Marime. Die Brandenburger hatten unter diesem Gene ral feste Pläße vertheidigt , und also war ihnen seine Manier in diesem Theile der Kriegskunst wohl bekannt.

Coehorn vertheidigte, wie man weiß, 1692 den wich

tigsten Posten vor dem Schlosse von Namur. Die Besaßung von Namur bestand unter andern auch aus 5 Regimentern Brandenburger, weiche besonders die Wers ke , welche Coehorn vertheidigte , beseht hatten (a) .

Ueberdem aber bestand die

Besatzung aus 5 holländischen und 3 spanischen Regimentern , 4 Regimentern Wallonen und einem Regimente Reuter ( d). Die Brandenburger hatten die soges nannte Wilhelmsschanze , welche Coehorn selbst erbauet hatte und vertheidigte, bez seket; sie waren also Werkzeuge der vortrefflichen Vertheidigung dieses berühmten Generals . Coehorn zeigte in der Vertheidigung von Namur , daß er die Grundsäke dieses Theils der Kriegswissenschaft in Ausübung zu bringen , und nicht bloß auf dem Papiere Vertheidigunswerke anzulegen wußte.

Er bewies darinn , daß er die Befestis

(a) Die Kurfürstl. brandenburgschen Bataillone , welche 1692 bey den Holländern standen, waren Kurmärkische Garde, Pr.Garde, Markgraf Philipp, Dörfling, Kurland, Jung Hollstein, Danhof, Barfuß , Heyden, Brandt, Dohna, Varenne, Huth. (b)

. Parfait Ingenieur p. Deidier.

1

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

63

Befestigungswerke dem Terrain und den Abänderungen desselben genau anzumeſſen verstand , und daß er das hierzu nothwendige militairische Augenmaaß im hohen Grade besaß. Den Grundsak , den Feind so lange als möglich von den Haupts werken abzuhalten , findet man auf jedem Schritte von seinen Vertheidigungsans stalten von Namur. Das Schloß von Namur lag auf einer dominirenden Höhe. Coehorn übersah durch seinen geübten militairischen Blick , daß eine Schluft, wel che sich längst dieser Höhe zog , Gelegenheit geben würde, daß der Feind sich dem Schlosse ungesehen nähern ,

und selbige mit in seinen Angriffswerken einschließen

fonnte. Coehorn fand also nöthig , dieses Defilee zu vertheidigen. Er legte in dieser Absicht auf einer andern Höhe vorwärts ein geschlossenes Hornwerk mit einis gen kleinen vorliegenden Brillen , dessen Profil, wie wir schon erwähnet haben, ganz nach seinem System , wozu ihm hier die Natur die Hand bot, erbauet war. Ben Erbauung dieses Forts blieb es aber nicht allein, sondern Coehorn richtete bes fonders sein Augenmerk auf die Vertheidigung des Fußes der beiden Berge , wors auf das Schloß und das Fort Wilhelm lagen, und welche durch einen Grund, wo durch ein hohler Weg ging , von einander abgesondert waren. So wohl vor dem Eingange dieses hohlen Weges als auch bey dem Ausgange deſſelben an der Sam bre, legte er zwey Redouten an. Lehtere hätte einen naſſen Graben und erhielt das Wasser aus der Sambre. Die Belagerten mußten nothwendig erst die vor derste Redoute, wovon eine Selte tenaillenförmigt gebauet war , und unter dem kreuzenden Feuer des Schloſſes und des Forts Wilhelm lag , wegnehmen , ehe sie den Angriff von den beiden großen Werken unternehmen konnten ; und ebenfalls konnten sie auch die Redoute an der Sambre , welche von zweyen Feuern geschüßt war , nicht eher wegnehmen.

Diese lektere Redoute an der Sambre verhinderte

auch, das Fort Wilhelm von hinten anzugreifen. Coehorns Vertheidigungsans stalt aber erstreckte sich noch weiter , um die Belagerer dadurch noch mehr von den Hauptwerken zu entfernen. Die kleine en tenaille erbauete Redoute hatte einen noch weit ausgebreitetern Nuken als bloß den , welchen wir oben erwähnet haben. Sie war die Frucht eines vortreflichen militairischen Augenmaßes. Coehorn hatte diese Redoute dazu ausersehen , den Flügel der Garniſon daran zu stüßen ; denn das Terrain um die Festung war so beschaffen , daß, wenn ein starkes Detasche ment von der Garnison ausrückte, es den Belagerern das Annähern gegen die Festung ungemein erschweren konnte.

Um dieſes Detaſchement noch mehr zu des

cken, ließ er ein Retranſchement aufwerfen. Den einen Flügel desselben schloß er an die erwähnte Redoute an, den andern aber deckte er durch eineInondation. Es war den Belagerern nicht eher möglich, die Laufgräben zu eröfnen, ehe sie nicht dies ſes Hinderniß aus dem Wege geräumet hatten. Die Franzosen ließen daher ihre beßten Truppen gegen diese verschanzten Posten anrücken , und gewannen ihn nur nach vielem Verlust. Coehorn verließ diesen Posten mit holländischer Kaltblütigs keit, und zog sich in Ordnung pelotonweise aus dem Retranſchement in das Glacis feiner Werke. Das Feuer der Redoute deckte seinen Rückzug, traf den Franzosen in die Flanken , machte sie stuhig und zwang sic, auf einmahl Halt zu machen, sich gegen die Redoute zu wenden und selbige zu bestürmen ; woben sie dann einen neuen Berlust

64 Verlust erlitten.

Abriß der Kriegsverfassung en

::

Coehorn ließ sie nicht lange ruhig in diesem Posten , benn kaum

hatten sie selbigen eingenommen , so that er einen Ausfall , nnd suchte ihn wieder zu gewinnen. Als ihm aber diefes nicht gelang, so machte er doch den Belagerern Schritt vor Schritt das Terrain streitig , und erschwerte ihnen das Vorrücken. Er warf Detaſchements in die am Fuße des Berges zerstreut liegende Häuſer und feuerte von dort aus auf die Belagerer, welche sich gezwungen sahen, jedes Haus durch ein neues Gefecht zu erobern. Da aber auch endlich diese Gefechte den An griff auf das Fort nicht länger abwenden konnten , so ergriff Coehorn die bey dem Angriffe sowohl als bey der Vertheidigung ihm eigene Maxime und machte ein hef tiges und konzentrirtes Feuer auf die Werke der Belagerer , welches ihnen viel Schaden zufügte , so daß ihr Much die Gegenwart ihres Königs und das Genie des großen Vaubans nöthig hatten , um die Hindernisse zu überwinden, welche ih nen die klugen Vertheidigungsanstalten des Generals Coehorn entgegenstellten. Endlich da die Franzosen durch das lebhafte Feuer der Belagerten sich von den Vors rücken nicht abhalten ließen , seßte sich Coehern an die Spike eines Detaſchements Brandenburger (a) und versuchte die Belagerer aus ihren Werken zu jagen , und ihre Arbeit zu ruiniren. Er zeigte bey diesem Ausfalle , daß er alle Umſtånde, welche zu dem glücklichen Ausschlage desselben etwas beytragen konnten , wohl ers wogen hatte. Auch war seiner Aufmerksamkeit die Wahl der Waffen , welche bey Diesen Gefechten am vortheilhaftesten seyn konnten, nicht entgangen.

Er gab den

Soldaten bey diesem Ausfalle kurze Piken , womit sie in die Laufgråben drangen, eine beträchtliche Anzahl Belagerer tödteten , und einen großen Theil der Trans " fcheen zuwarfen. Nach diesem Ausfalle , der alles das was Coehorn dabey im Sinne gehabt, bewirket hatte, zog er sich wieder , wie gemeiniglich zu geschehen pflegt , in das Fort zurück, und vertheidigte folches mit dem ihm eigenen lebhaf ten Feuer. Er würde auch noch lange die Belagerer abgehalten haben , wenn sich nicht Wiederwärtigkeiten entgegengestellt hätten, welche die Wirkung eines Zufalls -waren. Ein Ueberläufer zeigte den Belagerern den Ort an , wo die Garnison eis nen Pulvervorrath im Fort liegen hatte.

Diese warfen also so lange Bomben nach

diesem Orte hin, bis sie das Glück hatten, eines von diesen Magazinen in die Luft zu sprengen. Aber auch dieser Zufall erschütterte noch nicht den Muth eines so erfahrnen Offiziers als Coehorn war. Er zeigte seiner Garnison , wie ſie ſich bey dergleichen unverhofteu Unglücksfällen zu benehmen hatten , und ließ sogleich die 1 Bresche , welche diese Miene gemacht hatte, mit spanischen Reutern und Palliſas den zusehen , und faßte Posto hinter selbiger , mit dem gewissen Entschlusse , hier bas äußerste abzuwarten ; er wurde aber verwundet (b). Dieser Unglücksfall be schleunigte die Kapitulation , und die Belagerer , welche der tapfern Gegenwehr der Besatzung Gerechtigkeit wiederfahren ließen , bewilligten selbiger einen freien Abzug mit allen militairischen Ehrenbezeugungen. Bauban unterredete sich , als die Garnison auszog , mit seinem tapfern Gegner auf das freundlichste, Dieses • (a) . Par fait Ingenieur p. Deidier, 21. 2 (b) . Theat. Europ. Tom XIII. , 270,

1

in

den

ersten Regierungsjahren

Kurf. Fried. III.

65

Dieses Beyspiel der Vertheidigung und des Angriffs eines festen Plakes, worinn zwey der größten Genie's in diesem Theile der Kriegswissenschaft ihre Ges schicklichkeit bewiesen , war gewiß eine sehr lehrreiche Lektion für die Brandenbur ger , welche zur Vertheidigung von Namur so viel beygetragen hatten. Was sie dort ausüben sahen , mußte sie mit solchen Grundsäßen bekannt machen , wornach sie sich bey allen ähnlichen Fällen auf eine rühmliche Art benehmen konnten, Die Marimen, welche Vauban bey Vertheidigung fester Pläße vorschrieb, find in einem Werke dieses großen Mannes noch vorhanden (a).

Es ist allgemein

bekannt , und wir wollen nur zur Vergleichung mit den Marimen des Generals Coehorn dasjenige in Erinnerung bringen, was zu einer Gegeneinanderhaltung die nen kann. Vauban empfiehlt dem General und kommandirenden Offizier der festen Plake, besondern Fleiß auf die Kenntniß der Gegend um die Festung zu wenden, und stellet ihnen dieſe Kenntniß als eine Sache vor, welche ihr Glück und Unglück machen kann. Er nennt sie die Wiſſenſchaft, jeden Theil für sich , und in der Festung im Ganzen zur Vertheidigung anzuwenden. Er weiset sie an, auf Hö hen, welche in dem Kanonenschuß liegen , Werke anzulegen , und wenn die Ge gend flach ist, sie von allen Gegenständen , welche den Feind bedecken können , zu reinigen.

Man siehet hieraus , daß dieser große Mann die Kenntniß der Gegend

um die Festung für das nothwendigste hält, und durch die Vertheidigung derselben mit herausgelegten Werken uns an das Beyspiel des Generals Coehorn von Namur erinnert. Vauban lehret, daß die Redouten, welche man vor der Festung hers ausleget, ſich nach der Situation richten müssen, und daß sie bloß durch Erfahrung und Ueberlegung wohl gewählt und vortheilhaft beschüßet werden können, Von den Ausfällen hielt Vauban nicht viel. Er will , daß sie allezeit durch einen Ueberfall geschehen sollen ;

denn der Belagerte verliert allezeit daben , weil

der Belagerer eher 6 Mann als der Belagerte einen Mann verlieren kann.

Wir

sehen, daß Coehorn keine überflüßige Ausfälle that, daß er aber solche eher mit starken Detaschements als mit schwachen gethan hat. Die Bresche mit Pallisaden zu befestigen , hält Vauban für ein sehr wesentli ches Hinderniß gegen das Vorrücken der Stürmenden , und wir haben gesehen, daß diese Vertheidigungsanstalt ebenfalls auf die Bresche von Namur angebracht wurde. Vaubans Marimen zur Vertheidigung fester Plätze findet man in seiner Dif position , welche er den Generalen zu Vertheidigung der Festung Lille gab, konzen trirt. Sie bestehen darinn , daß der Kommandant sparsam mit dem Pulver um gehen , und der Soldat mit Lademaßen laden solle. Er råth an , äußere Posten auszustellen , um zu erfahren , was der Feind vornimmt , die ersten Nächte we nig zu feuern, weil der Feind zu weit entfernt ist, keine zu weite Ausfälle zu thun, feine (a) Abhandlung von der Vertheidigung der Festungen ; ein Original des Marschalls von Vauban, übersetzt von dem pr. Kap. le Clair 1770. Hennerts Brand, Kriegesgesch,

I

66

Abriß der Kriegsverfaſſungen

keine zu weite Ausfälle zu thun , keine Bomben als nach den Batterien und Logeš ments zu werfen, den bedeckten Weg nicht hartnäckig zu vertheidigen, sondern sich nach und nach zurückzuziehn , kein Werk zu verlassen , so lange es noch zur Gegens wehr brauchbar ist , und allezeit wieder zurückzukommen , wenn Hoffnung da ist, etwas wieder zu gewinnen , nicht unnöthig Leute zu exponiren , wenig mit ſchweren Kanonen, sondern bloß mit 12, 8 und 4pfündigen zu feuern, Bomben und Steine. nicht sehr weit sondern in die Nähe zu werfen. Dieses sind die Hauptmarimen , welche Vauban zur Vertheidigung fester Pläke uns hinterlassen hat.

Wir werden sie in manchen Stücken von den französ

sischen Kommandanten bey der Vertheidigung von Bonn in Ausübung bringen sehen.

Aagriff fester Plike.

Eben diese Veränderungen in dem System der Befestigungskunst, und in der Vertheidigung fester Plähe , mußte auch nicht wenigen Einfluß in die Belages rungskunst haben. Man weiß, wie viel Aufsehen Vaubans Belagerungssystem ges macht hat, und wie sehr es noch gegenwärtig geschäßet wird. Die Vaubansche Belagerungsmanier ward aber bey den Deutschen im Kries ge 1688 noch nicht in Ausübung gebracht. Obgleich manches hier und da in ihs ren Angriffswerken der Baubanschen ähnlich war , so behielten sie dennoch größs tentheils die alte Belagerungsmanier bey, und folgten mehr der,Coehornschen Art, feste Pläge anzugreifen. In dem gegenwärtigen Feldzuge des Kurfürsten Friedrichs des Dritten lies get dieses ganz deutlich vor Augen ; wie wir aus der Beschreibung der Belagerung Man wird hieraus unzweifelhaft einsehen , daß von Bonn erkennen werden. Friedrich der Dritte auch in diesem Theile der Kriegskunst nicht gemeine Kennts nisse besaß, und deutlich daraus abnehmen können, wie weit es die Brandenburger in der Belagerungskunst gebracht hatten. Man findet darinn wenig Aehnlichkeit mit der Baubanschen Manier ; in Ansehung der Anlage der Batterien und des Ars tilleriefeuers aber viel von den Coehornschen Marimen. Jedoch hatten auch die Belagerungswerke der Brandenburger vor Bonn ihr Eigenthümliches und Unters scheidendes ; welches das Resultat eines reifen Nachdenkens des kommandirenden Generals über die Grundsätze dieses wichtigen Theils der Kriegswissenschaft war. Coehorns Hauptmarime bey dem Angriffe fester Plähe war bloß auf Anlage der Batterien gerichtet.

Ein konzentrisches heftiges Feuer gegen die Angriffspunks

te , so von starken Batterien auf einmahl geschah, war das Karakteristische seiner Belagerungsart. In Führung der Laufgråben aber blieb er bey der alten ehemahls gewöhnlichen Art. Er hatte nicht darauf gedacht, die Laufgråben vor den Auss fällen der Belagerten gehörig zu decken ; wie dieses die Belagerungen vor Küres mont, Venlow und Stevenswerth genugsam zeigen. Die Disposition des Kurfürsten Friedrichs des Dritten bey der Belagerung von Bonn zeiget einleuchtend , daß der Kurfürst in Ansehung der Errichtung der Batterien und des Artilleriefeuers den Coehornschen Marimen folgte.

Die Bau

bansche Parallellen findet man aber nicht in den Angriffswerken der Brandenburs ger.

in den ersten Regierungsjahren Kurf. Friedr. III.

67

ger. Die Laufgråben von Bonn waren noch nach der gewöhnlichen Art zickzackförs mig geführet, jedoch in hinlänglicher Fronte , um die attakirten Werke der Festung zu umfassen und den Truppen, welche zum Sturm kommandiret was ren, Raum zu geben.

; Ben der Belagerung von Bonn zeigte der Kurfürst , wie nothwendig es sen, die Laufgräben vor den Ausfällen zu decken. Man hatte bey der Baubanschen Bes lagerungsmanier die Redouten , welche ehemals zur Beschüßung der Laufgråben gebräuchlich waren , aus den Angriffswerken fester Pläße verdrånget , und ob wir gleich oben gesehen haben , daß die Ausfälle in der Belagerung von Namur den Franzosen Schaden genug zufügten , weil sie ihre Laufgråben nicht genug gesichert hatten ; so wurden ſie doch in der Folge nicht aufmerksamer , und vernachläßigten die Redouten als ein sehr nüßliches Schanzwerk in ihren Belagerungswerken. Fries drich der Dritte sah zu gut den Nutzen dieser Redouten bey Belagerungen ein, und brachte sie daher mit vielem Vortheile vor Bonn an , so daß die Auss fälle der Garnison jederzeit mit Verlust, ohne einen beträchtlichen Schaden an Es war den Belagerungswerken zu verursachen , zurückgeschlagen wurden. also die Belagerungsmanier der Brandenburger , so wie wir sie vor Bonn sehen, ein verbesserter Coehornscher Angriff, weil darinn ein lebhaftes , star= Fes und konzentrisches Artilleriefeuer mit vortheilhaften Werken zur Sichers heit und Beschützung der Laufgråben verbunden war. Man findet zwar noch nicht in den Belagerungen der Deutschen damas liger Zeit die bekannten Ricochetbatterien , welche in der Vaubanschen Un Allein durch ein überles griffsmanier ein Hauptstück ausmachen , angebracht. genes Artilleriefeuer, welches auf die angegriffenen Werke gerichtet war, brachte man das Feuer der Belagerten bald zum Stillschweigen , und bahnte sich eis nen Weg , mit stürmender Hand die Bresche zu ersteigen. Die Belagerung von Mainz,

welche in eben diesem Jahre durch die

Alliirten des Kurfürsten Friedrichs des Dritten , als durch die Kaiserlichen, Lüneburger, Sachsen und Reichsvölker geführet wurde , hat viel ähnliches mit der Belagerung von Bonn . Man findet, daß die Laufgråben durch Redouten gedecket und große Batterien gegen die attakirten Werke aufgewor fen worden sind. Der Herzog von Lothringen kommandirte eine Attake, und ben derselben war eine Batterie von 30 Kanonen. Bey dem zweyten Uns griffe der Bayern findet man eine Batterie von 36 Kanonen etablirt. Der Laufgraben auf der Lothringschen Seite wurde fast mit parallel laufenden Lis nien geführet ; allein sie waren so unschicklich verbunden , daß manche Koms munikation ganz enfiliret werden konnte , und man sich genöthigt sah, selbige durch Traversen zu decken (a). Die Laufgråben auf bayerscher Seite waren Jes ebenfalls ohne richtigen Plan geführet , und einem Labyrinthe ähnlich. der Kriegsmann,

der die Anfangsgründe seiner I 2

(a) Quency , Tom. II. p. 174.

Wissenschaft einigermaßen Audiret

68

Abriß der

studiret hat ,

Kriegsverfassungen zc.

ist zu gut mit den Vaubanschen Marimen ,

wornach er den

Angriff fester Pläke gelehret hat , bekannt, als daß ihm nicht bey Verglei= chung desjenigen , was wir von der Belagerungsart , welche damals bey den deutschen kriegführenden Mächten üblich war, gesager haben, die Vorzüge der Vaubanschen Manier in die Augen fallen sollten.

Vaubans Anweisung , die Laufgråben und Belagerungswerke zu führen, ist auf sicheren Grundsäßen der Befestigungskunst gebauet; dahero haben sich. auch seine Marimen bis auf die gegenwärtige Zeit ben uns erhalten , denn in den Feldzügen , die wir unter unserm unvergeßlichen Friedrich dem Einzis gen gemacht haben , haben wir sie noch oft mit glücklichem Erfolg in Aus übung bringen sehen.

1

Feldzug

Fel d z u g

der Brandenburger

am

und

Verbundenen

Niederrhein ,

unter Anführung

Friedrich des

III.

Kurfürsten von Brandenburg

1

1689.

33

"

1

Erster Abschnitt. Operationen der Brandenburger und Verbundenen , vor der Ankunft des Kurfürsten Friedrichs des Dritten bey der Ar mee am Niederrhein.

Dieser Abriß von der Kriegsverfassung der im Jahre 1689 kriegführenden Mächte wird unsere Leser in Stand sehen , von den Vorzügen der einen oder der andern mit Grund zu urtheilen, und sie werden auch dadurch manche Vorfälle dies ses Feldzuges lehrreicher und deutlicher einsehen können. Wir haben gesehen, daß der Kurfürst Friedrich der Dritte zu einer Zeit regierte , welche durch viele neue Einrichtungen und Verfassungen im Kriegswesen auch für die Nachkommen merks

Viele Offiziere und Soldaten hatten den Feldzügen Fries wårdig geblieben ist. drich Wilhelms des Großen mitbengewohnt, und unter diesem großen Feldherrn Fiegen gelernet , die nunmehro den Nachfolger ihres angebeteten Fürsten sich an Dieses belebte sie mit neuem Eifer, und der junge Sole ihrer Spike stellen sahen. dat wurde durch das Beyspiel dieser alten Krieger aufgemuntert, eben so muthig wie sie die Bahn der Ehre zu betreten. Ehe der Kurfürst das Kommando der Urmee am Niederrhein übernahm , hielt er es für nothwendig , zuvorderst für die Sicherheit seiner Erbländer, von welchen er sich so weit entfernen mußte, zu sorgen. Mit diesen hielt er es Polen und Schweden waren seine nächste Nachbarn. Er war alſo kaum t leben. zu für nöthig ben jeßigen Umſtånden in Freundschaf Berlin eingetrof in 1689 Januar 27ten mmen den und aus dem Haag zurückgeko

fen , so suchte er sich die Freundschaft dieser Mächte zu versichern. Bey der Durchs reise durch seine westphälische Länder hatte er alles noch in dem Zustande am Nies derrhein gelassen, wie wir selbigen am Ende der vorgeseßten Einleitung geschildert haben , außer daß er auf Ansuchen der vereinigten Niederlande brandenburgische Truppen in Geldern einrücken ließ. Der Kurfürst bewilligte dieses gern, weil die brandenburgischen Quartiere dadurch mehr gedeckt wurden, und alle Detasches ments, welche man auf dem linken Ufer des Rheins gegen Bonn vorschicken wollte, fich

Januar.

72

1. Abschnitt.

Operationen

vor der Ankunft

sich auf Geldern repliiren konnten. Wir werden auch bald sehen , daß die Brans denburger hierdurch wesentliche Vortheile erhielten. Bey der Durchreise durch Wesel gab Friedrich der Dritte den brandenburg

Į

schen Generalen Schöning und Barfuß noch gemessene Verhaltungsbefehle, wie sie sich bey den Bewegungen des Feindes nehmen, und mit den Holländern überein: stimmend gegen die Franzosen agiren sollten. Februar.

Bis zum Monath Februar blieb von beiden Seiten in den Winterquartieren am Rhein alles ziemlich ruhig. sen an zu bewegen.

In diesem Monathe aber fingen sich die Franzos

Sie sahen wohl ein , daß sie in dem bevorstehenden Feldzuge nicht etwas ents scheidendes in Deutschlandwürden unternehmen können, weil die Verbundenen ihnen so sehr überlegen waren, sie aber ihre Armee gegen die Spanier, Holländer, Schweis jer und Verbundenen theilen mußten, auch zur See alle Hånde voll zu thun hatten. Der Marschall von Duras (a) war bestimmt , am Rhein die französische Armee zu kommandiren. Dieser General glaubte, daß er so früh als möglich und noch ehe sich die Verbundenen zusammenziehen konnten, durch Parteien ihnen Abs bruch thun müßte. In dieser Absicht formirte er zwey Detaschements , eines unter dem Herrn von Monclair, das andere unter dem Marquis von Feuquiers. Diese sollten die vorliegende Gegend und Städte verheeren ; und dadurch glaubte er die Verbundes nen von den Gränzen des Elsaß zu entfernen.

Das andere Detaschement sollte

die bayerschen Lande in Kontribution seßen , wodurch Frankreich den Kurfürsten, seinen nahen Verwandten , von der Partey der Verbundenenen abzuziehen dachte. Beide Projekte aber hatten nicht den erwünschten Erfolg. Die Expedition des Monclair wurde sehr erleichtert , weil Philippsburg in Es hinderte ihm nichts , gerade nach Heydelberg zu französischen Hånden war. gehen, welches nur 6 Meilen von Philippsburg lieget.

Er steckte diese Stadt in

Brand, ging hierauf an der Neckar herunter, ruinirte Ladenburg , paſſirte den Rhein bey Philippsburg , und legte Bahzungen in Speyer , Frankenthal und In allen diesen Plähen Worms, welches sieben Meilen von Philippsburg lieget. und bey seinen andern Verwüstungen fand er keinen Widerstand. Kaum hatte er aber die zu Grunde gerichteten Pläße auf dem rechten Ufer des Rheins verlassen, so wurden selbige von den Verbundenen, so gut als es die Ruinen verstatten woll ten, wieder beseßet, so daß also im Grunde nichts dadurch gewonnen wurde. Die Expedition des Marquis von Feuquiers war von weiterem Umfange Er ging von Philippsburg durch das und betrug eine Strecke von 30 Meilen. Wirtem

(a) Gido Alphonsus oder Aldontius de Duras, insgemein der Marschall de Lorge genannt, Herzog von Quinten , Ritter der Königl. Orden , Kapitain der Königl. Leibgarde , ers hielt 1676 den Marschallsstaab ; 1688 die Orden von St. Michael und vom heil. Geist. 1694 wurde er Gouverneur von Lothringen , und als Lothringen seinem rechtmäßigen Besizer im Ryswikschen Frieden wiedergegeben wurde, gab ihm der König die Intras den aus seinen Mitteln. Er starb 1702.

I

des Kurfürsten Friedrichs III.

73

Wirtembergsche , und seßte einen Theil des bayerschen Fürstenthums Neuburg in Kontribution , streifte bis an die Donau , wo er einePartey bey Langow schlug, und sich alsdenn ohne Verlust mit einer Kontribution von 150,000 Thlr.`wieder nach der französischen Armee zurückzog. Diese Bewegungen waren zu weit von den brandenburgschen Quartieren ents

Márg.

fernet, als daß selbige daran Antheil nehmen konnten. Im Monat März aber fingen die brandenburgschen Truppen , welche im Klevischen lagen, an sich zu bes wegen. Die Absicht ging dahin , die Franzosen zu zwingen , verschiedene Pläße, welche sie am Niederrhein beseht hatten , retiriren.

zu verlassen , und sich gegen Bonn zu

Diese Operationen wurden von den Generalen Schöning und Barfuß , und dem General Hilva, welcher mit einigen holländischen Truppen zu ihnen stieß, sehr zweckmäßig konzertiret. Der General Schöning paſſirte mit der brandenburgischen Kavallerie den Rhein bey Wesel, und Barfuß zog die brandenburgiſchen Besahungen aus Xan 1 ten, Sosbeck und Ucken auf dem linken Ufer des Rheins zuſammen. " Der General Ailva stieß mit einem Detaſchement Holländer bey Alpen zw den beiden brandenburgischen Generalen, und sie rückten nun gemeinschaftlich nach

Kloster Kampen, welches der brandenburgische Obrist von Arnim , der die Avants garde führte, bereits besehet hatte. Ben seinem Hinmarsch überfiel er eine franz zösische Parten , welche nach Rheinbergen marschiren wollte, hieb viele davon nies der und machte 40 Gemeine und 2 Offiziere zu Gefangenen . Die Nacht über blieb der General Schöning bey Kloster Kampen stehen (a). Den folgenden Tag besetzte er das adeliche Guth Eyl, eine Viertelmeile von Klos fter Kampen , worinn ein ziemlich festes Schloß war, und woselbst er die Gefanges nen zurückließ. Von hier dirigirte er den Marsch des Korps gegen Moeurs. Uns terweges rapportirten die ausgeschickten Patrouillen, daß ein starkes feindliches De taſchement Infanterie und Kavallerie bey Ordingen stånde, welche Wagen mit Ges traide beladen bedeckten , von Rheinbergen kämen und nach Nuys gehen wollten. Schöning schickte sogleichein starkes Detaschement Kavallerie nach Ordingen, welches seinen Marschso sehr beschleunigte, daß es unvermuthet vor Ordingen ankam und der Sie trafen einen Theil derselben Bedeckung bey den Wagen auf den Hals fiel. bereits außerhalb der Stadt an ; hieben viele davon nieber, erbeuteten eine Fah ne , machten einen Major nebst verschiedenen andern Offizieren und mehr als gỡ Gemeine zu Gefangenen , nahmen auch sämmtliche Wagen , welche mehr als 2000 Scheffel Getraide geladen hatten , weg. Den folgenden Tag ließ Schöning das ganze Korps ruhen, weil es durch den vielen Regen und die schlimmen Wege sehr abgemattet war. Er schickte aber doch den Obristlieutenant Hund mit 150 Reutern und 50 Dragonern auf Partey nách Nuys , um von dem Feinde Nachricht einzuziehen. Zum Repli dieses Detasches ments sollte der Obrist von Wreich mit 200 Dragonern bey Kloster Meer, 2 Meilen von (a) Quency nennet diesen General Chonem. Hennerts Brandb. Kriegesgeſch.

K

2. März.

1. Abschnitt .

74

Nuys , stehen bleiben.

Operatione

n

vor der Ankunft

Gegen 10 Uhr Morgens , als der Obriſtlieutenant Hund

gegen Kloster Meer kam, fand er , daß Surdi aus Nuys mit 25 Eskadronen defis lirte, sich auf den Weg nach Kloster Meer zog, und nach Ordingen im Anmarsche begriffen war. Hund blieb also stehen , und rapportirte sogleich an den General Schöning. Dieser ließ hierauf die ganze Kavallerie des Korps auffiken , und Barfuß mußte mit der Infanterie alle enge Wege und Passagen , die vor der Fronte gegen Nuys lagen , beseßen ; mit der übrigen Infanterie postirte er sich so gut als es das Terrain erlauben wollte. Schöning nahm unterdessen eine Eslas dron Reuter und ritt damit auf eine Höhe. Hier wurde er gewahr, daß der Feind zwen Dörfer, welche auf seinen beiden Flügeln lagen , befeht hatte , und daß er zwischen diesen beiden Dörfern , jedoch etwas rückwärts , eine Linie Truppen hatte aufmarschiren lassen , welche einen tiefen mit Wasser angefüllten: Graben vor der Fronte hatten, so daß es unmöglich war, den Feind anzugreifen , ohne durch eines von den beiden Dörfern zu gehen. Es schien als wenn der Feind Miene machte, durch eines von diesen Dörfern , welches auf seinem linken Flügel lag , zu defiliz ren, und sich hinter die Gesträuche gegen laun zu ziehen ; vielleicht in der Absicht gegen Ordingen etwas zu tentiren, und die Besaßung, welche Schöning darinn ges laſſen hatte und nur 150 Mann stark war , aufzuheben. Als Schöning diese Bes wegung sah, betaschirte er eine Kompagnie Reuter und eine Kompagnie Dragos ner gegen diese Gesträuche , und befahl, ihnen aufzulauern , ob sie den Feind nicht an solchen Dertern , welche für Reuteren nicht vortheilhaft wåren , etwas anhaben könnten. Mit einemmahle aber sah er, daß der Feind seinen Marsch veränderte, nach dem Rhein marſchirte , und Miene machte , durch das Dorf, welches auf seinem rechten Flügel lag , zu defiliren und den Brandenburgern in die Flanke zu fallen. Schöning suchte so viel als möglich seine hintersten Eskadronen dem Feinde durch das Terrain zu verbergen , damit sie seine Stärke nicht übersehen sollten ; und so wollte er den Augenblick abwarten, bis der Feind durch ein oder das andre Dorf in die engen Wege rücken würde. Seine Absicht war, alsdann so viel durchzus laſſen als er gewiß über den Haufen werfen konnte. Jedoch der Feind ſchickte nur 2 Eskadronen durch das Dorf, welches auf feinem rechten Flügel lag , seine Dragoner aber hatte er absißen lassen und hinter die Zäune, Hecken und Dornbüsche postiret. Als der General Schöning fah, daß der Feind zum Vorrücken nicht weiter Luft bezeigte, stellte er seine Truppen in Schlachtordnung , ker

war

und ob er gleich ſah,

und mehr Eskadronen als er hatte ,

daß der Feind

stårs

desgleichen auch Infanterie

und Kanonen daben waren , so beschloß er demehnerachtet anzugreifen. Dem General Barfuß gab er den rechten Flügel zu kommandiren , und dem Ges neral Ailva den linken , er ſelbſt blieb aber bey der Mitte, und befahl dem Genes ral Barfuß , das Dorf, welches vor ihm lag , und dein General Ailva , das Dorf am Rhein auf dem feindlichen rechten Flügel auzugreifen und mit klingendem Spiel gegen selbige anzurücken. Schöning allein blieb mit 3 Kanonen und 200. Mann Infanterie gegen die Mitte der feindlichen Linie stehen , machte ein lebhaf tes Feuer mit den Kanonen und zog dadurch die Attention des Feindes auf sich. Unt.rs

1

75

des Kurfürsten Friedrichs III.

Unterdessen rückten die beiden Generale mit dem rechten und linken Flügel entschloss fen auf die Dörfer an. So wie die Brandenburger unter Anführung des Genes rals Barfuß an das Dorf auf den feindlichen linken Flügel kamen , gerieth der Feind in Unordnung , verließ das Dorf, und Barfuß besetzte selbiges.

So bald

Schöning gewahr wurde, daß Barfuß das Dorf eingenommen hatte , so wandte er ſich auf einmahl links und befahl dem General Ailva, das Dorf linker Hand von der Seite des Rheins anzugreifen. Schöning nahm die ersten Eskadronen und führte sie von der andern Seite um das Dorf gerade auf den Feind los. Kaum aber war er etwas vorgerückt , so befand er sich mit der Kavallerie in einigen engen Wegen, welche er passiren mußte ; er mußte also wieder disseits derselben sich setzen. Unterdessen aber war Barfuß mit seinem Flügel durch das Dorf, auf dem feindlis chen linken Flügel, durchgegangen. Er fand hinter demſelben einige feindliche Ess kadronen aufmarschirt , konnte selbige aber nicht sogleich mit der Kavallerie attaki ren, weil das Dorf und die Gegend zu ſehr mit Hecken und Zäunen durchſchnit ten war , welche ihn an dem Aufmarschiren hinderten. Er ließ also die Dragoner absihen, warfsie hinter die Zäune und Hecken und befahl, auf die feindlichen Es kadronen ein lebhaftes Feuer zu machen. Unterdeſſen hielt er seine Kavallerie in Bereitschaft , daß, sobald der Feind sich aus dieser koupirten Gegend herauszie hen würde, er ihm sogleich mit der Kavallerie auf den Hals fallen könnte. Die feindlichen Eskadronen widerstanden dem brandenburgischen Feuer nicht lange, und zogen sich zurück. In diesem Augenblicke griff ſie Barfuß mit lautem Geschren so lebhaft an , daß er sie gänzlich aus dieser koupirten Gegend herausschlug. Unters dessen war Schöning auf dem linken Flügel mit einigen Eskadronen Reuter und einigen Kompagnien Dragoner durch die hohlen Wege , welche er vor sich hatte, paſſirt; linker Hand hatte er den Rhein, und rechter Hand fand er Zäune und Hes cken , welche das Terrain ſo einschränkten , daß nur 3 Eskadronen en Fronte aufs marschiren konnten. Das Vorrücken ging also auf dieser Seite langsam von ſtat ten , denn er mußte den hintersten Kompagnien Zeit geben , die hohlen Wege zu passiren, damit sie sich wieder an die Tete anschließen und eine Linie formiren konn ten, welche im Stande war , den Feind anzugreifen. Es stieg unterdeſſen ein dicker Nebel auf, welcher verursachte , daß man von dem Feinde nichts mehr ſehen Ponnte. Schining aber hielt seine Truppen in Ordnung und rückte langsam vor, und wo es das Terrain erlauben wollte, ließ er die Fronte vergrößern; woben ihm Barfuß sowohl die rechte Flanke deckte als auch den Feind zweifelhaft machte, von welcher Seite er den stärksten Angriff zu vermuthen hatte. Als nun der Mebel vergangen war, wurde man den Feind wieder gewahr. Er hatte sich so postiret, daß er enge Wege, welche mit Hecken, Zäunen und Sträuchern umgeben war, vor sich hatte, und diese waren durch abgesessene Dragoner befeßet.

Schöning mußte

He also durch Infanterie delogiren lassen. Das Gefecht wurde hier ziemlich hart. nådig ; unterdessen gelang es den Brandenburgern , den Feind fortzujagen. Die Franzosen retirirten ſich nach einem andern Dorfe, welches ſie zum Repli mit In fanterie beseßt, und hinter welchem ſie Kavallerie hatten aufmarschiren laſſen. Schö ning schickte Kavallerie um das Dorf herum, welche die feindliche angreifen mußte; allein K 2

76

1. Abschn. Operationen der verbund. Armee am Niederrhein

te ; allein sie wurde repoussiret und von der feindlichen Kavallerie verfolgt , welche ſich immer wieder an dem Dorfe unter dem Schuße ihrer Infanterie sekte. Ges neral Schöning og also seine Kavallerie wieder zurück und machte sogleich zum Ans

.

griffe des Dorfs die nöthigen Dispositionen. Die Dragoner mußten absißen und die Mitte des Dorfes attakiren ; die Infanterie aber , von der Kavallerie unter stüßt, mußte sich auf beide Seiten des Dorfes herumziehen und den Feind in die ` Mitte zu bekommen suchen. So wie die Truppen zur Attake anrückten und Miene machten, das Dorf zu umflügeln , that die feindliche Kavallerie auf dem rechtèn Flügel einen Schock. Da aber die brandenburgische Kavallerie zum Soutien dies ſes Flügels postiret war , und Barfuß mit dem rechten Flügel jederzeit die Flanken des Generals Schöning zu decken gesuchet hatte und bereits in der Nähe war , so schwenkte sich Barfuß in ihre linke Flanke, und zu gleicher Zeit wurde sie von der Kavallerie, welche den Angriff der brandenburgischen Infanterie unterſtüßte, von vorn angegriffen. Sie wurden hier erschrecklich zusammengehauen und in äußers ster Konfusion hinter das Dorf geworfen . Die französische Infanterie und Gres nadiere, welche hinter den Hecken und Zäunen lagen , und die Kavallerie davons laufen sahen , ergriffen auch die Flucht, geriethen unter die brandenburgische Kas vallerie und wurden fast alle niedergemacht. Schöning hielt sich aber hierben nicht lange auf; es war hier eine große Plaine , daher befahl er feiner Kavallerie , in Eyl die feindlichen Eskadronen , welche noch en Reſerve ſtanden, wieder anzugreis fen. Sie wurden bald in Unordnung gebracht , so daß sie auseinandersprengten. Viele wurden sowohl auf der Stelle als in Sträuchen und Gebüschen , worinn sie sich retiriret hatten , niedergemacht.

Einige brandenburgische Eskadronen vers

folgten den Feind bis an die Thore von Nuys. 300 Mann , welche nicht folgen konnten, hatten sich in eine sehr durchſchnittene Gegend gezogen , ſie wurden aber fast alle darinn erschossen. Da nun schon die Nacht anbrach und Mann und Pferd abgemattetet waren , so zog Schöning die Truppen zurück und marschirte wieder

4. März .

nach Ordingen , wo er Futter und Proviant für das Korps gelassen hatte. Den folgenden Tag rapportirten die Patrouillen , daß der Feind noch bey Nuys ftånde, und daß er unsere Patrouillen zurückgetrieben hätte. Unterdessen schickte der General Schöning den Major von Sydow mit einem Detaschement nach Linn, worinn ein festes Schloß war , und in welches sich ein Kapitain mit hundert Mann vom Feinde geworfen hatte. Sydow ließ die 1 Garnison auffordern ; als sich aber der Kommandant nicht ergeben wollte, so ließ er die Stadt mit 200 Mann bestürmen.

Nach einem halbstündigen Gefechte wurde das Thor aufges

sprengt , und die Brandenburger bemeisterten sich der Stadt. Sydow ließ sogleich eine Eskadron Reuter hereinrücken , um den Feind , welcher sich in das Schloß werfen wollte , von selbigem abzuschneiden.

Der Kommandant hatte bereits die

Thore des Schlosses schließen und alles in Defensionsstand sehen lassen. Man drohete ihm , wenn er die Thore nicht öffnen würde, die Garnison über die Klinge føringen zu lassen. Da der Ort nicht weit von Ordingen lag , so war der General Schöning selbst bey dem Angriffe zugegen , ritt an das Thor , fieß den Komman danten auf Parole herauskommen und brachte es so weit, daß sich die Garnison, Die

unter Anführung Kurfürst Friedrichs III. die noch 80 Mann stark war , auf Gnade ergab.

77

General Schöning besetzte das

Schloß mit 200 Mann Infanterie und 100 Reutern , um die Parteyen , welche die Garnison von Kaiserswerth ausschickte, im Zaum zu halten. Ben dieser Aktion waren von den Franzosen über 1000 Mann geblieben, ohne die Verwundeten und Gefangenen. Die kluge Dispositionen des Generals Schöning in dem Gefechte bey Ore dingen sind für jeden Kriegesmann intereſſant und enthalten ungemein viel lehrreis ches.

Ich bin in Beschreibung derselben dem Puffendorf gefolgt, weil die franzó

sischen Relationen nicht die nöthige Auskunft hierüber geben. Diese glückliche Aktion brachte den Verbundenen ungemein viel Vortheil, denn die Franzosen råumeten auf zwölf Meilen weit von Rheinbergen alle diejenis gen Pläße, welche sie nicht für haltbar hielten , als Nuys, Zons , Ordingen , ja auch jenseit des Rheins Sieberg , so daß ihnen im Herzogthum Jülich nichts als Rhinbergen und Kaiserswerth übrig blieb. Die Besakungen aus allen diesen kleis nen Oertern warfen fie in Bonn , und Schöning erhielt dadurch Gelegenheit, Rhinbergen und Kaiserswerth näher einzuschließen. Die münsterschen Truppen bewegten sich ebenfalls in diesem Monat gegen die 16. März, Rühre und delogirten die Franzosen laus Werden und aus den beiden Städtchen Linn und Röhre, wodurch sich die Verbundenen eine Passage über die Röhr öffneten . Dieß glückliche Gefecht der Brandenburger ſeßte auch die Garnison zu Kölln, werinn der General Beck kommandirte , in Stand , mit mehrerer Freyheit Pars teyen gegen Bonn auszuschicken. Wäre es möglich gewesen , den Franzosen die Bühler Schanze , welche auf dem rechten Ufer des Rheins lag , wegzunehmen, so håtte man den Franzosen die Kommunikation mit dem Herzogthum Bergen gång lich abschneiden , und die Besatzung von Bonn dadurch sehr einschränken können, weil diese Schanze zwey fliegende Brücken über den Rhein deckte, wodurch die Bes satzung noch Parteien ins Bergische schicken konnte. Der General Beck wollte also einen Versuch machen , diese Schanze dem Feinde wegzunehmen , nicht sowohl um sich darinn festzusehen, als vielmehr selbige so zu ruiniren daß sie nicht wieder gebraucht werden konnte ; welches denn , wie wir in der Folge sehen werden , auch die Belagerung von Bonn sehr erleichtert has ben würde. Der General Beck formirte ein starkes Detaschement von der Garnis fon aus Kölln , webey der Obrist von Heyden ( a) die Infanterie, und der Obrists lieutenant Sonning die Kavallerie kommandirte. war selbst bey dem Angriffe zugegen.

Der Kommandant von Kölln

Man fand die Schanze in Form einer offs

nen Redoute mit einem Wassergraben und drey Reihen Pallisaden umgeben. Von beiden Seiten der Schanze lagen auf dem Rhein zwey armirte und befehte Fahrs zeuge, welche die Redoute flankirten. ges den

April.

Der Angriff geschah vor Anbruch des Ta,

Der Obrist Heyden attakirte selbige mit vieler Tapferkeit dreys K 2 maht,

(a) Quency nennt diesen Offizier Leyden,

April,

78

1. Abschnitt.

Operationen vor der Ankunft

mahl, und blieb ſelbſt im dritten Angriffe, welcher ebenfalls nicht gelang , ſo daß also das Detaschement unverrichteter Sache abziehen mußte. Dieß gab Gelegenheit , daß die Franzosen die Befestigung dieser Brückens schanze noch mehr verstärkten. Es kostete den Brandenburgern viel Zeit und Mühe, sie wegzunehmen, als sie die Belagerung von Bonn unternehmen wollten. Die Franzosen thaten unterdeſſen ihrer Seits nicht viel mehr , als daß sie wehrlose Bürger in Kontribution ſeßten und die Stadt in Brand steckten. Diese

1 Verwüstungen hatten zur Absicht , den Verbundenen tie Subsistenz schwer zu mas chen. Weiter geschah von ihnen nichts als daß sie hier oder da einen fleinen detas schirten Posten angriffen.

Unter diesen kleinen Gefechten erzählt Quench eines,

welches wir hier anführen wollen , weil die brandenburgischen Truppen daran Theil nahmen. Der Marquis von Asfeldt schickte ein Detaschement aus , um einige Flecken, wovon Quency die Namen äußerst verunstaltet hat , in Kontribution zu sehen und zu verheeren.

Unter diesen war auch Rhindorf zwischen Bonn uud

Kölln , und noch vier andre in dieser Gegend. Zwischen diesen 5 Flecken war vers muthlich zum Repli der kleinen Besatzungen eine Redoute aufgeworfen, welche Der Herr mit 200 brandenburgschen und lüneburgschen Truppen beset war. von Tunage, welcher diese fünf Flecken mit ſeinem Detaſchement durchstreifte, griff auch diese Redoute an. Sie lag an dem Abhange eines Berges. Die Besatzung defendirte sich darinn so gut, daß die Franzosen zwanzig Mann und fünf Offiziere bey dem Angriffe verlohren ; und als es ihnen endlich glückte , die Redoute zu erz steigen , so bekamen sie doch nicht mehr als zehn Mann von der Besaßung zu Ges fangenen ; der übrige Theil zog sich in größter Ordnung aus der Schanze auf die Anhöhe, wohin der Herr von Tunage nicht für rathsam hielt sie zu verfolgen. Er bvseßte hierauf diesen Posten mit einem Kapitain und funfzig Mann. Dieses Ges fecht ist bemerkenswerth , weil es von dem Verhalten einer Vesakung , wenn sie Feldverschanzungen verlassen muß , ein schönes Beyspiel giebt.

May.

Wir haben oben gesagt , daß der brandenburgsche General Schöning den Flecken und das Schloß Linn besetzt hatte, und daß dadurch die Garnison in Rhin bergen von der Seite gegen Ordingen sehr eingeschränkt wurde. Er suchte also auch mit den Brandenburgern und Alliirten diesen Ort von den andern Seiten ens ger einzuschließen. Die Lage desselben ist von der Art, daß es leicht möglich ist, ihm die Kommunikation von der Seite nach Bonn abzuschneiden. Er ist von dies ser Seite mit Morast umgeben , und wenn man nur die Dörfer Kelger , Eversal, Bottberg, Rhinkamp und die Dämme nach Kloſter Kampen besetzt hat, so ist es wegen der Moråste nicht leicht möglich , daß etwas in oder aus Rhinbergen , ohne entdeckt zu werden , kommen kann. Vom Rhein lieget dieser Ort eine halbe Meile entfernet. Ein alter Arm des Rheins gehet zwar bis nahe an die Stadt ; allein auch diese Kommunikation konnte leicht abgeschnitten werden , wenn das Dorf Speghusen beseßt wurde , und sich einige Truppen in den Buſch långst dem alten Rhein warfen. theils

das

Was das schlimmste ist , so kann man auch der Stadt größtens

Waſſer abſchneiden ,

wenn man den Kanal , welcher von Kloster Kampen

79

des Kurfürsten Friedrichs II.

Kampen kommt und den kleinen Fluß bey Stromoeurs mit Dämmen abfängt. Die Franzosen bedienten ſich im Kriege von 1756 dieſes Mittels. Sonst ist Rhinbergen von der Natur durch Moräste , zwey große Teiche und verschiedene kleine Bäche , welche in morastige Ufer laufen, ziemlich befestiget. Der Kommandant in Rhinbergen war ein gewisser Baron von Bernsau. Die Erhaltung der Festung lag ihm nicht sehr am Herzen , zumahl da die Franzos fen nach dem Gefechte von Ordingen die ganze Gegend auf vierzehn Meilen weit bis Bonn geräumet hatten. Die Besatzung bestand aus zwölf Kompagnien Hochs Der deutschen und Schweizern von den Truppen des Kardinals von Fürstenberg. General Schöning ließ den Kommandanten einigemahl auffordern ; weil derselbe aber in dortiger Gegend Güter hatte, so fürchtete er, die Franzosen möchten wieder Aus diesem Grunde wollte er sich also zurückkommen, und ihm selbige ruiniren. Sobald man ihm aber solche Vorschläge that , wos nicht zur Uebergabe verstehen. durch er sein Vermögen und ſeinen Unterhalt in Sicherheit gestellet ſah, so willigte Die Akkordspunkte bezogen sich auch meh er bald in die Uebergabe der Festung. rentheils auf seine Perſon (a) , und bestanden in folgenden : 1) der Kommandant verlangte, man sollte ihm die mehresten Stimmen des Dom> fapittels wegen der Uebergabe vorlegen. 2) Die Verbundenen ſollten ihm wider die Franzosen schüßen. 3) Man sollte ihm eine Obristenstelle vom Kaiser verschaffen und ihm das Gous vernement von Rhinbergen zeitlebens laſſen. 4) ihm das erste Amt, welches im Kurfürstenthum vakant würde , geben 5) ihm die Kontribution , so er bereits in Hånden hatte, überlassen und 6) ihm noch eine anständige Diskretion geben. May Nachdem ihm nun alles dieses bewilligt wurde, so wurde der Ort ben übergeben. Die Garnison schwur dem Kurfürsten Clemens den End der Treue, und die Besakung wurde mit 300 Brandenburgern und dreyhundert Holländern

← May.

verstårlet. Diese Kapitulation hat ihr besonders Eigenthümliches , weil alle Uks fordspunkte sich bloß auf die Person des Kommandanten und die Sicherung seines Vermögens und Unterhalts beziehn , welches im Stande der Ehren eine sonders bare Erscheinung ist, und hier nur in ſofern Nachsicht verdient, weil die Besatzung nicht ihrem rechtmäßigen Herrn den End der Treue geleistet hatte, indem ein andes rer zum Kurfürsten an die Stelle des Kardinals von Fürstenberg war erwählet worben. Außer dieſem festen Plake hatten die Franzosen nur noch Kaiserswerth zwis : 21. May. schen Rhinbergen und Bonn auf der rechten Seite des Rheins im Befihe. Die Eroberung dieses festen Plates war dem Kurfürsten Friedrich dem Dritten selbst vorbehalten , welcher sich bereits den 21. May von Berlin nach Halle, um daselbst die Huldigung anzunehmen , begeben hatte , und von da nach dem Rhein abgehen und das Kommando über die alliirte Armee am Unterrhein übernehmen wollte. Die brandenburgische Armee, welche hier zu den Verbundenen schop größtentheils gestoßen (a)

. Theat. Europ.

80

1. Aaschnitt.

Operationen vor der Ankunft

gestoßen war , bestand in acht Regimentern Reuter von 4662 Pferden stark , in 65 Kompagnien , vier Regimentern Dragoner von 2282 Pferden , in 28 Kom pagnien, ferner aus sechs Regimentern und funfzehn Bataillonen Infanterie, wel che in hundert und zwey und dreißig Kompagnien getheilet waren , und 19116 Köpfe ausmachten. Der Artilleriezug bestand an Geschüß aus 69 Kanonen , 5 Haubißen und 5 Mortiers , woben 798 Köpfe zur Bedienung waren. Nach dies fer Berechnung war die ganze Stärke der Armee 26858 Mann (a). Wenn man aber das Korps münsterscher Truppen unter dem General Schwark , und die Hols länder , welche daben standen , ferner die Besaßung unterschiedener festen Plähe Dazu rechnet , so beläuft sich die ganze Stärke der Armee, welche der Kurfürst un ter seinem Kommando hatte, über 30,000 Mann ; denn nach dem Berichte des Quency waren die münsterschen Truppen allein 6000 Mann starf. Die brandenburgischen Generale, welche in diesem Feldzuge unter dem Kurs fürsten Friedrich dem Dritten kommandirten , waren der Generallieutenant Schöz ning , Generalfeldzeugmeister Spaen , General Barfuß , Karl von Schomberg, Heyden, Ziethen, Briquemaut , Du Hamel, Prinz Friedrich von Hollstein, Meinard von Schomberg. Unter diesen befanden sich viele, welche noch unter dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm dem Großen gedienet hatten. Die brandenburgischen Truppen waren, als der Kurfürst von Berlin abging, mehrentheils schon am Rhein angekommen ; denn ein Theil derselben hatte in den Winterquartieren daselbst gestanden , den andern Theil ließ der Kurfürst aus der Mark, dem Magdeburgischen und Halberstädtschen , sobald es die Witterung ers laubte, folgen , so daß sämmtliche brandenburgsche Truppen sowohl als auch die Berbundenen im Monat May am Unterrhein versammlet waren und die Ankunft des Kurfürsten erwarteten. Wir haben aber schon erwähnet , daß die französische Armee in solcher Vers fassung war , daß sie gegen die Alliirten nichts entscheidendes unternehmen konnte. Die Position ihrer verschiedenen Korps erstreckte sich vom Rhein , wo der rechte Flügel bey Philippsburg stand , bis in Flandern. Auf dem rechten Flügel kom mandirte der Marschall von Duras, welcher seinen Hauptposten bey Philippsburg und von dort aus Speyer, weiter herunter auch Mannheim besetzt hatte. Gerades über, wo der Neckarfluß in den Rhein fällt, hatte Duras eine Redoute aufwer fen lassen und selbige mit vierhundert Mann beseßt , um alles dasjenige , was den Neckar herunterkam und in den Rhein schiffen wollte , zu beschießen . Ferner hatte: er Worms besetzt, und dieses war sein äußerster Posten am Rhein , sieben Meilen von Philippsburg. Speyer und Worms brannten die Franzosen den 31. May ab, nachdem sols ches sechs Tage vorher den Einwohnern war bekannt gemacht worden , und verüb ten daben unmenschliche Grausamkeiten , welches bey einer Nation , die so viel zur. Berfeinerung der Sitten ihrer Nachbarn beygetragen haben will , unglaublich scheinen würde, wenn wir nicht kürzlich unwidersprechliche Beweise davon gesehen håtten ;

fa) S. die Ordre de Bataille, auch die Beylage.

1

unter Anführung Kurfürst Friedrichs

III.

79

håtten ; worüber die Menschheit noch bey der spätesten Nachwelt schaudern wird (a). In Maynz, dreizehn Meilen von Philippsburg , dem Hauptposten des Generals Duras, und sechs Meilen von Worms , lag eine starke französische Garnison.

1

L

j

In Bonn, funfzehn Meilen von Maynz , war ebenfalls eine starke französische Besatzung. Diese Festung war also von dem Hauptposten des Marschalls von Du ras acht und zwanzig Meilen entfernet. Der äußerste Posten am Rhein , wel chen die Franzosen besetzt hatten, war Kaiserswerth, es liegt acht und dreißig Meilen von Philippsburg , und zehn Meilen unterhalb Bonn. Ferner stand ein fliegen des Korps unter dem Marquis de Buſſy in Lothringen an der Mosel, und ein ans deres unter Boufleurs von sechstausend Mann an der Maas bey Charleville. Das Hauptkorps von vier und zwanzig Bataillonen und funfzehn Eskadronen , welches aber nicht viel über funfzehntausend Mann stark geschäßet wurde , stand zu der Zeit, als der Kurfürst von Brandenburg das Kommando über die Armee am Nies derrhein übernahm , zwischen Mons und Charleroi ben La Haine St. Pierre. Das Korps des Marschalls von Humiers war von dem Korps des Generals von Bou fleurs acht Meilen entfernet , Boufleur aber von dem Korps des Bussy sechszehn deutsche Meilen ; von dort aber bis Worms , als dem ersten Posten des Mars schalls Duras , war eben so weit.

Die französische Armee erstreckte sich also

vom Rhein bis in Flandern auf 40 Meilen, und deckte in dieser Position die Grån zen der Pikardie, Champagne , Lothringen und Elsaß. Die Alliirten hingegen wandten in Deutschland ihre größte Macht gegen den Rhein. Sie hatten sich verglichen , daß der Kurfürst von Brandenburg die Ar mee am Unterrhein , so aus seinen , aus münsterschen und holländischen Truppen bestand , kommandiren follte ; der Kurfürst von Bayern aber die zweyte Armee gegen den Oberrhein , woben sich auch der Herzog von Lothringen befand. Diese Armee war bestimmt , Maynz wegzunehmen ; die Armee des Kurfürsten aber sollte Kaiserswerth und Bonn erobern. Der Fürst von Waldeck kommandirte in den Niederlanden die holländischen , spanischen und einige wenige brandenburgsche Truppen, welche man zusammen 44,000 Mann stark schäßte (b). Der Mars quis von Guastagna sollte die spanischen Truppen in Flandern kommandiren. Alle diese Korps der Verbundenen waren , als Friedrich der Dritte im Mos Der Kurfürst von Bayern nat Junius am Rhein ankam , bereits in Bewegung.

zog in der Gegend von Maynz seine Truppen nebst den Hessen, Sachsen , Kaisers lichen und Lüneburgern, zu welchen noch die Lothringer stießen, zusammen. Quins Der Marquis d'urelle , mit einer cy scházet diese Armee 57,000 Mann stark. französischen Garnison von neuntausend Mann auserlesener Soldaten , kommans Der General Waldek stand mit seiner Armee ohnweit Tille dirte in Maynz. mont, (a) Specialia findet man in Schlozers Staatsanzeigen 13. Bd . 18 Heft , Septbr. 1789 No. 44. Ludwig der Große , Mordbrenner in Speyer , und No. 45. Ludwig der ** Große, Mordbrenner in Worms 1689. b) (

. Theatrum Europaeum, Theil 13 .

Hennerts Brandb. Kriegsgesch.

Į

Junius.

82

II. Abschn . Operationen der verbund. Armee am Niederrhein

mont, und war von der Armee des Kurfürsten von Brandenburg am Rhein nur Waldel 4 bis 5 Mårsche entfernet. Zwischen beiden Armeen floß die Maas. fommandirte gegen den Marschall Humiers und Baufleurs ; beide waren 2 bis 3 Märsche von ihm entfernet. Auf der rechten Flanke des Generals Waldek stans den die Spanier , unter Anführung des Prinzen von Vaudemont , zwischen der Schelde und der Dendre bey Deynſe und Lede, zwey bis drey Mårſche von der Armee des Fürsten von Waldek. Diese Stellung entsprach völlig der Absicht der Verbundenen , welche dahin gerichtet war , mit vereinigten Kräften den Franzos fen und besonders dem Marschall Humiers auf den Hals zu fallen ; denn es war in dieser Stellung möglich , die Vereinigung der verbundenen Truppen am Nieder rhein mit denen in Flandern in zwey bis drey Mårſchen zu bewirken ; und ebensso viel Zeit würde auch der Feind nöthig gehabt haben, wenn es ihm eingefallen wäre, den Fürsten von Waldek anzugreifen. Alles war demnach so disponiret, daß nuns mehro den Operationen am Rhein nichts mehr im Wege stehen konnte, und ſobald Kaiserswerth und Bonn erobert waren , so war die Vereinigung der Verbundenen mtt den Holländern sehr leicht zu bewirken.

Zweyter

Abschnitt.

1 Operationen der verbundenen Armee am Niederrhein unter An führung des Kurfürsten Friedrichs des Dritten bis zur Bela gerung von Bonn.

Jains

Kurfürst Friedrich der Dritte traf in der Mitte des Monats Julius in Weſel eins und begab sich von dort sogleich nach der Armee, welche der brandenburgische Felds marschallieutenant von Schöning in der Gegend von Kaiserswerth zusammengezoz Die Truppen des Bischofs von Münster und die holländischen Trup gen hatte. Sobald der Kurfürst bey der Armee angez pen hatte er bereits an sich gezogen.

kommen war, und das Kommando übernommen hatte, ließ er alle Anstalten zur Die Eroberung dieses festen Plates ist Belagerung von Kaiserswerth machen. in Rücksicht der kurzen Zeit , worinn er zur Uebergabe gebracht wurde , merkwürs dig ; besonders, da er nach 13 Jahren von den Brandenburgern und übrigen vers

1

bundenen Truppen , unter Anführung des Grafen von Nassau , belagert wurde. Der

83

unter Anführung Kurfürst Friedrichs III.

Der Marquis von Blainville vertheidigte sich darinn drey Monate lang, obgleich die Festungswerke unter dieser Zeit nicht waren verstärkt worden. Kaiz serswerth ist nicht groß, die Festung

hat

eine långlilichte Figur ,

die

långste

Seite am Rhein kann höchstens tausend Schritte betragen , die Breite ber nur höchstens drey bis vierhundert Schritte. Man kann sich die Befestigung dieses Orts wie ein halbes Achteck vorstellen ,

weiches drey ganze Bastionen und

an der Seite des Rheins zwey halbe hat. Der Hauptwall ist ganznach der gewöhns lichen niederländischen Art angeleget , nemlich so, daß die Flanken der Bastionen senkrecht auf den Kourtinen stehen.

Die erste halbe Bastion auf der Mittagsseite

der Festung oder oberhalb dem Rhein hat den Nahmen Bastion St. Balzer , die darauf folgende ganze Baſtion wird St. Melchior genannt. Zwischen diesen beis den lieget das sogenannte Kuhthor. Hinter der Bastion St. Balzer am Rhein lag das Schloß, welches nach alterlärt mit Mauern befestiget und durch einen naſſen Graben von der Stadt und dem Hauptwalle abgesondert war. che auf St. Melchior folget, heißt St. Kasper.

Die Baſtion, wels

Dieses war das größte und hatte

einen Kavalier. Darauf folgte die Baſtion St. Hubertus . Zwischen dieser und der Bastion Kasper war das zweyte Thor , welches man das Düsseldorfer nannte. Die letzte halbe Bastion unterhalb am Rhein führte den Namen St. Marimilian. Das dritte Thor zwischen den beiden halben Bastionen am Rhein heißt das Rheins thor. Beide halbe Bastionen hingen an einigen Orten mit ſågeförmigen Erd werken, an andern aber durch altes Mauerwerk zusammen. Der Hauptwall hatte einen sechs bis acht Ruthen breiten Wassergraben, der sich gegen die Flanken ers weiterte, und eine verhältnißmäßige Tiefe hatte. Vor jeder Kourtine lag ein gu tes proportionirtes Ravelin mit guten und geräumigen Kehlen , welches man nicht ben allen Ravelinen in der niederländischen Festungsbaukunst antrifft. In dem bes deckten Wege lagen auf beiden Seiten des Ravelins Places d'Armes , welche mit Traversen an der Kontreeskarpe angeschlossen waren. Auf der linken Seite des Rheins jenseit Kaiserswerth war zur Bedeckung der Ueberfahrt ein Hornwerk ans gelegt. Die Lage der Festung war , um die Fahrt und Passage des Rheins zu decken und zu bestreichen, sehr vortheilhaft. In Absicht der Gegend auf der Land feite lag sie etwas in einer Niedrigung , und obgleich die Höhen vor dieser Festung nicht sehr übersehend waren, so war das Terrain in der Weite eines Musketen schusses doch so erhaben , daß es den Außenwerken nachtheilig werden konnte.

Ue

berdem waren verschiedene hohle Wege im Kanonenſchuß der Festung , welche das Aproschiren der Velagerer befördern konnten, Eine Viertelmeile unterhalb der Stadt fällt derSchwarzbach in den Rhein. An dies fem Bacheliegendie Dörfer Kollum und Kabelberg, desgleichen verschiedene Mühlen. Dieser Bach, welcher die Festung von der Mittags- und Morgenseite ein ſchließet , kann zu einer Kontravallation gegen die Stadt dienen. Eine halbe Meile von der Festung auf der Morgenseite liegt ein Holz , welches Materialien zu der Belagerung geben kann , und auf der Mittagsseite ist das Dorf Leuchtenberg. Der Kardinal von Fürstenberg hatte den Herrn von Marconnet mit ei wer Garnison von dreyhundert Mann und einem Detaſchement von 150 Mann { 2 theils

84

Juny.

II. Abschn. Operationen der verbund. Armee am Niederrhein

Die theils Infanterie theils Kavallerie zur Besaßung in Kaiserswerth geleget. Artillerie in der Festung bestand aus 30 Kanonen und 3 Mortiers. Der Kurfürst von Brandenburg nahm den 2 Junius das Hauptquartier in dem adlichen Hause Wachendunt, eine starke halbe Meile von Kaiserswerth. Ben seiner Ankunft befahl der Kurfürst , die Schiffbrücke über den Rhein bey Düſſels dorf und Kölln , (ersteres eine Meile und letzteres sechs Meilen von Kaiserswerth,) Der Kurfürst besah hierauf die Attake der münsterschen und hols fertig zu machen. ländischen Truppen, welche bereits seit 2 Tagen die Festung zu beschießen angefan. Der Kurfürst richtete ſich in seiner Angriffsmanier ganz nach der das maligen bey den Deutschen und Niederländern sehr üblichen Coehornschen Art, welche , wie wir gesehen haben , hauptsächlich darinn bestand , mit großen Battes rien und lebhaftem Feuer die feindlichen Werke zu ruiniren . Wir werden finden, daß Kurfürst Friedrich der Dritte in seinen Belagerungen sich diese Marime zum gen hatten.

Hiernach schien ihm das Feuer der münsterschen nnd holländischen Batterien noch nicht lebhaft genung zu seyn , weil sowenig das Feuer * der Belagerten dadurch im geringsten geschwächet noch die Wälle merklich be Er befahl daher, unterhalb des attakirten Polygons zwischen der schädiget waren. Grundsahe gemacht hatte.

halben Bastion Maximilian und der ganzen Baſtion St. Hubert , noch 2 starke Die daselbst befindliche Höhe war Batterien zu halben Kartaunen zu erbauen. Der Kurfürst übersah dieſes ſowohl durch einen hierzu besonders vortheilhaft. sehr richtigen militairiſchen Blick, als auch daß die beiden Bastionen, besonders die¹ Bastion Maximilian die engsten Kehlen hatten , und also das Feuer auf selbige die mehrste Wirkung thun würde. Unterdessen fuhren die Batterien in dem münsters schen und holländischen Angriffe lebhaft zu feuern fort , so daß dadurch auch ein Die Belagerer wehrten sich so gut ſie Thurm in der Stadt in Brand gerieth. konnten und schossen besonders mit gezogenen Röhren auf die Besatzung in den Bie Bürger waren durch das Feuer, welches in der Stadt ents Laufgråben (a). stand, so in Furcht gerathen , daß sie den Kommandanten zur Uebergabe des Orz tes zu überreden suchten , und ihn bathen, die Stadt zu schonen ; er wollte aber noch nichts von der Uebergabe wissen und gab allen Einwohnern , welche nicht in

Juny.

Juny.

der Stadt bleiben wollten , die Freyheit , herauszugehen ; welches denn auch über 300 Personen thaten. Den 14 Junius kam die brandenburgische Artillerie vor Kaiserswerth an. Unterdessen hatte man so fleißig an den großen Batterien zwischen den Bastionen St. Hubert und Marimilian gearbeitet, daß noch denselben Abend die Stücke dars auf gefahren werden konnten , und den 15 fingen die Batterien so lebhaft an zư feuern , daß in weniger als 24 Stunden der Kommandant den Obriſtlieutenant Der brandenburgsche General von Hauterbe mit Akkordspunkten herausschickte. feldmarschallieutenant von Schöning kommandirte unter dem Kurfürsten die Bes lagerung ; dieser schickte den Obriſtlieutenant zum Kurfürsten. Da aber die Punkte

enthiels (a) Wobey Quincy unrecht berichtet , daß der brandenburgsche General von Schomberg durch einen solchen Schuß verwundet worden sey.

I

unter Anführung

Kurfürst Friedrichs III.

85%

enthielten , daß der Kommandant nur unter den Bedingungen , wenn er alle Mus nition , Proviant und Geld mitnehmen konnte , kapituliren wollte ; so wurde er sogleich abgewiesen , und der Kurfürst befahl , daß man zu feuern fortfahren sollte. Der Kommandant sah aber bald ein , daß er einem so heftigen Angriffe nicht Ueberbem bestand die Garnison mehrentheils lange würde widerstehen können. Die Uchtung, in aus Deutschen , welche ihm nicht sonderlich zugethan waren. welcher er sich bey der Garnison gesekt haben muß , kann man aus folgendem ab Er hatte zwen deutsche Kapitaine arretiren lassen, und als diese bey der nehmen. Uebergabe ihres Arrestes entlassen wurden , so prügelten sie den Herrn Kommans danten tüchtig ab ( a) , ohne daß die Geschichtschreiber weiter etwas von den Fol gen dieser schimpflichen Begegung erwähnen. Der Kommandant schickte also nochmals einen Obristen und einen Kapitain als Geisseln aus der Stadt ; dagegen wurden der brandenburgische Obristlieutenant von Below und der Major von Bornstädt hereingeschickt, und den 16 Juny die Kapitulation unter folgenden Be dingungen geschloffen : 1) Die Garnison ziehet den 17 Juny mit militaïriſchen Ehrenzeichen aus ; die Franzosen erhalten freien Abzug ; die Deutschen und Reichsunterthanen können Dienste nehmen ; bey der Krone Frankreich aber müssen sie nicht. dienen. 2) Das Geschüß, da es dem Könige von Frankreich nicht gehört , bleibt zur Disposition des Kurfürsten. 3) Die Garnison wird mit einer Konvoy den nächsten Weg nach Luremburg. gebracht. 4) Und muß die Konvoy mit einem Paß zur ſichern Rückkehr von dem Koms mandanten versehen werden. 5) Dem Kommandanten wird erlaubt,

einen Trompeter nach Bonn zu

schicken. 6) Soll die Garnison nicht weiter als 3 bis 4 Meilen täglich marschiren , und den dritten Tag Ruhetag halten. 7) Alle Ausgerissene sollen frey und ohne Masken abziehen. 8) Der Gouverneur räumet das Kuhthor ein , welches durch ein Bataillon Brandenburger beſekt wird. 9) Der Garnison werden funfzig verdeckte Wagen akkordiret. 10) Stadt und Kapitel sollen ber ihren Privilegien gelaffen werden. 11) Das Fürstenbergsche Regiment ziehet mit aus , und wenn es eine Ecke fort marſchirt ist , so werden alle diejenigen , welche Reichsunterthanen oder ge= bohrne Deutsche sind, außer den Lothringern , zurückbleiben . 12) Der Kommandant soll alle Minen und Kammern nebst Kriegesmunition getreulich anzeigen . 83

(a)

. Theat. Europ. Tom. 13. S. 721,

13) Wenn

18 Juny. " Juny

86

II. Abschn. Operationen der verbund. Armee am Niederrhein

13) Wenn sich nicht mehr als 4 bis 5000 Thaler Königl. Geilder in der Festung befinden , so sollen sie dem Kommandanten zu seiner Diſpoſition überlassen bleiben ; werden aber mehrere gefunden , so fallen sie den Aliir ten zu. Der Kurfürst ritt nach geschlossener Kapitulation um die Stadt und besahe die Festungswerke.

Bey dem Ausmarsche unterredete er sich eine Zeitlang mit dem

Kommandanten , und ſahe die franzöſiſche Garniſon, welche äußerst zerlumpt war, ausziehen. Es wurden in der Festung 500 Brodte , einige Tonnen Bier, 15241 Mals ter Weizen (a 4 Scheffel) und 105 Malter Roggen gefunden. 20000 Malter Getraide waren in dem großen Thurm verbrannt. An Artillerie fand man : Metallene Stücke. Eiserne Stücke.

50 große und kleine.

3 24pfündige Kanonen.

1 Feuermorser von 15 Zoll Kaliber und 18,000 Pfund Pulver (a).

1 12pfündige 2 8pfündige

1 3 6pfündige

pfündige 22 2 1 /pfündige 2 6pfündige Schlangen. I Mortier von 8 Zoll,

1

I dergleichen von 7 Zoll. Der Kurfürst zeigte schon bey dieser kurzen Belagerung, daß er den Coehorn schen Marimen beym Angriffe fester Pläke folgte, und daß er ein sehr richtiges und scharfes militairisches Augenmaß in Beurtheilung der Schwäche und Stärke eines festen Plakes besaß.

Denn die Seite der Festung am Kuhthor , worauf er

den Angriff richtete, war die schwächste. Wegen der engen Kehlen dieser Bollwerke fonnte das grobe Geschüß die beste Wirkung thun. Die bald nachher erfolgte Ue bergabe beweiset dieses unbezweifelt. Die mehresten brandenburgischen Regimens ter , welche dieser Belagerung beywohnten, befanden sich auch dreyzehn Jahr nach her im spanischen Succeßionskriege , als Kaiserswerth wieder von den Verbunde nen belagert wurde, mit vor der Stadt; sie standen aber nicht unter Kommando ihres Kurfürsten, sondern unter Anführung des Fürsten von Nassau - Saarbrück. Der Generallieutenant von Heiden kommandirte damals die brandenburgischen Truppen unter ihm. Es mußte die Brandenburger sehr befremden , daß jeßt die Belagerung dies ſes festen Plakes so viele Monathe dauerte, als Kurfürst Friedrich der 3te 1689 Tage davor zubrachte. Man findet inzwiſchen , daß die Verbundenen auch in dies fer letzten Belagerung den Angriff auf eben die Werke richteten , welche Friedrich der 3te vor dreizehn Jahren angegriffen hatte.

Die Verbundenen attakirten die

Festung an der Seite unterhalb dem Rhein ain Kuhthor.

(a) Theat. Europ. Tom XIII. S. 721 .

Der Fürst Leopold von Anhalt

1

1

unter Anführung Kurfürst Friedrichs III.

87

Anhalt, Dessau legte daben die erste Probe seiner Tapferkeit und seines Heldenmus thes ab. Er nahm den Belagerten mit stürmender Hand eine Redoute weg , wel=

1 che im Rhein auf einer Inſul lag , und woraus die Belagerten den preußischen An griffswerken in die Flanken feuerten. Dieses sekte die Belagerten in Erstauner. Was aber diese zweyte Belagerung hauptsächlich erschwerte, war , daß der Mar schall von Tallard sich auf dem linken Ufer des Rheins gerade über Kaiserswerth zeigte, daselbst Batterien aufwarf, und die Laufgråben der Verbundenen enfilirte, so daß sie selbige verlassen und die Festung en Fronte attakiren mußten , und es ges lang ihnen nur durch viele Mühe und Tapferkeit , sich der Festung zu bemeistern. Der Kommandant , Marquis von Blainville , vertheidigte den Plak so vortreffs lich, daß seine Vertheidigung ein Muster zu diesen Kriegesverrichtungen geben fann. Kaiserswerth wurde , nachdem es Friedrich der Dritte erobert hatte , dem -Kurfürsten von Kölln eingeräumet. Der Kurfürst hätte gern gesehen , wenn die Festungswerke von Rhinbergen sowohl als Kaiserswerth wären geschleift¸ worden, weil dieſe festen Pläße zu nahe an seinen westphälischen Låndern lagen. Er ließ auch dieserhalb bey dem Kaiser antragen ; allein der Kaiser antwors tete , daß er gegenwärtig dieses zu unternehmen nicht für rathsam hielte, weil man

2 dadurch dem Kurfürsten von Baiern Gelegenheit zu einigem Mißvergnügen geben konnte. Es blieben also die Festungswerke von Kaiserswerth bis nach der zweyten Belagerung in ihrem dermahligen Zustande. Nachder Eroberung von Kaiserswerth war am Niederrhein Bonn der eins zige fefte Plaß , welchen die Franzosen im Beſike hatten , und worinn eine starke Besatzung unter Kommando des Marquis von Asfeld lag. Allen Verbundenen war an Eroberung dieses Plates gelegen ; denn dadurch wurden sowohl die Länder des Kurfürfien von der Pfalz und Bischofs von Münster gedecket, als auch die Fahrt auf dem Rhein bis Koblenz und Maynz geöffnet, und Köln gesichert. Durch diese Eroberung erhielten aber die Verbundenen noch mehr Vortheile ; denn sie machten sich bey fernerem Vorrücken gegen die Maas und Mosel den Rücken frey , und zur Ausführung der Absicht des Kurfürsten , das Heer der Verbundenen ins Luxemburgsche in die Winterquartiere zu führen , war die Eroberung von Bonn und Mainz nothwendig , sowohl um sich der Paſſagen. über den Rhein zu versichern, als auch Waffenplähe und Magazine für die Armee anzulegen. Diese überwiegende Gründe und das inständige und dringende Anhalten der Kurfürsten von Kölln und Maynz , welche mit Verdruß sehen mußten, daß die französische Garnisonen aus Bonn und Mainz ihre Unterthanen plünderten, und ihre Häuser in Brand steckten , bewogen Friedrich den Dritten, sich Bonn zu nás hern, und die Eroberung dieses festen Platzes zu beschleunigen. Die Generale der Verbundenen fielen dem Entschluß des Kurfürsten ben ; welches ein feltenes Glück ist, wenn Fürsten Heere kommandiren , welche aus Truppen von verschiedenen Mächten bestehen. Gemeiniglich werden in solchen Fällen den besten Entwürfen mannigfaltige und unübersteigliche Hindernisse in Weg

88

II. Abschn. Operationen der verbund . Armee am Niederrhein

Weg gelegt, welche sehr oft die größten Feldherren in der Bahn der Ehre aufge halten haben. Hier waren aber die Häupter in der Hauptsache , nemlich in der Belagerung von Bonn einig , aber über die Art und Weise des Angriffs waren Der Herr von Puffendorf segt , die Meynungen noch getheilet. daß die Holländer und der Graf von Waldeck für das Beste hielten , die Stadt zu bom bardiren . Denn sie glaubten , weil viel Reuterey in Bonn lag , so wurde selbige wenn man die Magazine zu verbrennen suchte , zu Grunde gerichtet werden , und man würde die Besatzung , so wie die zu Stralsund, zur Uebergabe zwingen, und dadurch die Eroberung des Plakes sehr erleichtern können. Auch der Herzog von Lothringen und Bischof von Münster fielen diesem Vorschlage ben. Allein die Kaiserlichen hielten dafür, daß es besser sey, wenn man Bonn von der linken Seite des Rheins beschosse , und in der Eile einige Redouten aufwürfe , wodurch man den Belagerten verwehren könnte, sich nicht aus der in Brand gesetzten Stadt her W auszuziehen. Kunstverständige wollten versichern , daß wenn man zugleich und an verschiedenen Orten-mit Gewalt und so nahe als möglich anrückte , so könnte man 2

den Plak in vier und zwanzig Stunden erobern. Der König von England war der Meynung , daß, wenn man die Stadt von beiden Seiten des Rheins bombardirte , dieses das Approschiren sehr erleichs tern würde. Diesen allen aber widersprach der brandenburgische Generalfeldmars schallieutenant van Schöning auf das heftigste , und sein Vorschlag , Bonn von dem disseitigen Ufer des Rheins zu bombardiren, fand Gehör (a). Kurfürst Friedrich der Dritte, der in seiner Denkungsart gegen seine Freuns de und Bundesgenossen seinem unsterblichen Bater völlig gleich war, hatte das Wohl und das Beste seiner Alliirten beständig zum Augenmerke , daher auch alle seine Entschließungen allein dahin abzweckten. Er versäumte also keine Zeit , gab die nöthigen Befehle zur Fortschaffung des schweren Geschüßes und der Munition, und brach von Kaiserswerth in 2 Kolonnen gegen Bonn auf. Der brandenburgis sche General von Barfuß und der münstersche General Schwark mußten mit neun Bataillonen und vier Regimentern Kavallerie auf dem rechten Ufer des Rheins

J

herauf nach Bonn marschiren ; der Kurfürst aber mit der zweyten Kolonne , wels che aus dem größten Theile der Armee bestand, ging bey Düsseldorf über den Rhein, * Juny.

und nahm den 38 Junius das lager ohnweit Nuys bey Holtorp hinter der Erft, welche bey Nuys in den Rhein fällt. Barfuß hatte zwar nur zwey Mårsche von Kaiserswerth bis Bonn , allein er mußte sich etwas verweifen, weil die Artillerie und Munition , welche auf dem Rhein nachgeführet wurde und in 28 schweren und 12 leichten Stücken bestand,

+

nicht so geschwind folgen konnte. Der Feind hatte , wie wir oben angeführt has ben , auf dem rechten Ufer des Rheins , gerade über Bonn , eine Schanze zur Deckung seiner fliegenden Brücke aufgeworfen , und selbige nach dem lehten Ans griffe noch mehr verstärkt. Der Kurfürst befahl dem General Barfuß, den Fran josen diese Schanze wegzunehmen , und alsdann von dieser Seite Bonn zu boms ཙྩམཾ bardiren. (a) S. - Puffendorf de reb. geſt. Frid. III. pag. 158 .

1

"

unter Anführung Kurfürst Friedrichs III. bardiren.

Von der andern Seite wollte er Bonn berennen lassen,

89 Zu diesem

Behuf mußte die brandenburgische Kavallerie verschiedene Posten längst der Erft Junius besehen , und der Kurfürst that mit der Armee den einen Marsch von 22 Jun . Jut, Nuys nach Goes, wo die Armee kampirte. Der ſpaniſche Gesandte von Kolonna und die holländischen Gesandten vonOpdam und Doyvenvonder, wie auch der englische Ges * sandte Lord Lewenkson trafen in diesem Lager ein und wurden dem Kurfürsten vor gestellt ; bey welcher Gelegenheit viele Konferenzen gehalten wurden. Unterdessen war der General Barfuß auf dem rechten Ufer des Rheins, Bonn gegen über , mit seinem Korps angekommen.

Er hatte bey Berchen die

Agger passiret , und faßte Posto bey dem Dorfe Schwarzwilich, eine halbe Stun de von Bonn. Das Terrain gab ihm Gelegenheit , dem Feinde die Stärke seines Korps zu verbergen.

Er rekognoscirte hierauf das rechte Ufer des Rheins , und

die daselbstbefindliche sogenannte Bühler Schanze und fand, daß selbige inForm einer viereckigten Redoute, wovon jedoch die Seite nach dem Wasser offen war, erbauet war. Der Graben dieser Redoute war voll Wasser, die Brustwehren frisiret, der bedeckte Weg und der Graben aber pallisadiret. Der Rhein kann hier ohngefehr vierhundert Schritte breit seyn. In geringer Entfernung von dieser Schanze, auf dem Wege nach Königswinter, war ein gemauertes Haus , welches der Feind ver palliſadiret , und mit einem Detaſchement aus der Schanze besetzt hatte ; man 'nannte es das italienische Haus. Das Hauptaugenmerk des Generals Barfuß war zuerst darauf gerichtet , der Schanze die Kommunikation mit der Festung ab zuſchneiden , und zu verhindern , daß die Garniſon keinen Sukkurs in ſelbige wer fen konnte. In dieser Absicht ließ er ober- und unterhalb der Schanze zwey Bats terien am Ufer des Rheins aufwerfen , welche den Fluß hinter der Schanze durch ein kreuzendes Feuer bestreichen und die Kommunikationsbrücke ruiniren konnten. Ohngeachtet aller dieser Vorsicht gelang es doch der Garnison, die Besatzung in der Schanze zu verstärken . Hierdurch wurde diese so dreist , daß sie auf die Arbeiter der Brandenburger einen Ausfall that, der aber in der Art, wie er geschah, mehr für eine unnüße Bravade als für eine wohlüberlegte Unternehmung anzusehen war. Denn eine so schwache Besaßung kann gegen einen überlegenen Belagerer nicht mit Nachdruck und Nuken einen Ausfall thun ; sie läuft Gefahr übermannet und ab geschnitten zu werden. Geschah der Ausfall bloß in der Absicht, zu erfahren was die Belagerer machten , so waren zwey bis drey sichere Leute , welche sich an die Arbeiter heranschlichen , hinlänglich; denn diese konnten sich mit Behutsamkeit und unbemerkt nach ihrem Posten zurückziehen, und ihren Rapport abſtatten. Wenn dieser Ausfall durch ein Detaſchement von der Garniſon auf einigen Prahmen wäre unterstüßt worden, so konnten diese den Arbeitern und der Besaßung der Tranchee in den Rücken feuern , welche, da sie auch zu gleicher Zeit von vorn angegriffen wurs den , gewiß davon gelaufen sein würden. Die Belagerten hätten dadurch Zeit ges wonnen, ein Theil der Arbeit zu ruiniren und die Kanonen zu vernageln. Ihr Rückzug konnte ohne Gefahr geschehen , wenn sie sich längst dem Ufer des Rheins, unter dem Feuer des groben Geschützes von den Wällen und des kleinen Gewehrs feuers der Prahmen zurückzogen. Hennerts Brand. Kriegesgesch.

Wir haben oben schon bey dem Angriffe dieser M Schanze

}

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II. Abscht . Operationen der verbund. Armee am Niederrhein

Schanze durch die Köllnische Garnison gesehen , daß dergleichen beseßte Prah men diese Schanze erhielten. Jeht aber wurde der Ausfall in Ermangelung ders ſelben von der Bedeckung bey den Arbeitern übel empfangen, und mußten mit uns nöthigem Verlust, ohne etwas ausgerichtet zu haben , sich zurückziehen. Barfuß fuhr mit seiner Batteriearbeit fort ; er hatte dieselbe so nahe als mög lich an die Schanze aufwerfen lassen. Es war damals üblich , in der ersten Nacht zumahl von Posten von geringer Wichtigkeit mit den Batterien mögs lichst vorzurücken ; so wie man noch in neuern Zeiten derselben Marime folget, wenn man bedeckt an einen festen Plak herankommen kann. Wir thaten es unter Fries drich dem Großen vor Breslau und Dresden unter Bedeckung der Gartenmauern, Hecken und Zäune. Aus der Beschreibung , welche wir oben von der Lage der Bühler Schanze gegeben haben, ist abzunehmen, daß die Batterien oberhalb derselben nicht so nahe wegen des davor liegenden und von den Belagerten besetzten italienischen Hauses angeleget werden konnten.

So unbedeutend auch dergleichen Posten zu seyn schei

nen , so halten sie doch jederzeit den Belagerer auf und hindern ihn am Vorrücken, zumahl wenn sie unter den Kanonen der Festung liegen. Man wird sich hierbey der gemauerten Thürme , welche der Marschall von Sachsen vor dem Glacis unter dem Kanonenschuß der Festung zu erbauen vorſchlägt , erinnern.

Sie können den

Belagerern nicht geringen Aufenthalt verursachen. Wir werden auch in der Folge fehen , daß dieses italienische Haus , welches unter den Kanonen der Festung und der Beuler Schanze lag , die Belagerer nöthigte, es mit stürmender Hand, nicht ohne Verlust wegzunehmen , che sie sich der Schanze selbst bemächtigen konnten. Auch wird man sich aus dem vorstehenden Abriß der Kriegesverfassung erinnern, was dergleichen Posten den Franzosen bey der Belagerung von Namur für einen Aufenthalt und Verlust verursachten. Mit der Batterie wurde der General Barfuß bald fertig.

Die Batterie uns

terhalb der Schanze war zu zwey zwölfpfündigen Kanonen und zwen Haubißen ans geleget ; diejenige, welche oberhalb lag, war eben so stark, außer daß noch ein Kessel an selbige angehangen war. Nach diesen getroffenen Anstalten ließ der brans denburgische General nach Kriegesgebrauch den Kommandanten auffordern , wel cher nach eingeführter Kriegeshöflichkeit mit einem abschlägigen Kompliment ants wortete. Barfuß ließ hierauf von seinen Batterien die Schanze kanoniren und bombardiren , vorzüglich aber ein kreuzendes Feuer auf die Kommunikationsbrücke machen, welche auch dadurch in einigen Stunden ruiniret wurde, ſo daß die Besas kung der Schanze nur auf Kähnen mit der Stadt Gemeinschaft haben konnte. Obgleich die Besatzung in der Beuler Schanze in einem Werke stand, dessen Kehlen kaum 50 Schritte breit waren, und ohnerachtet sie sich in diesem engen Raume ben dem Zerspringen der Granaten und Bomben sehr übel befanden , so hielten sie sich doch sehr brav, und wurden aus der Stadt von der halben Rheinbastion, kleinen Rheinbastion und der Zollbastion (a) mit dem schweren Geschüße lebhaft unters also (a) Siehe den Plan.

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unter Anführung des Kurfürsten Friedrichs M.

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stüket. Barfuß sahsich genöthigt , seine Batterien gegen dieses Flankenfeuer zu epauliren , und selbst gegen diese Baſtionen ſein Geſchüß zu richten. Er konn also nicht sein ganzes Feuer auf die Schanze wenden ; welches die Eroberung dieses Postens etwas verzögerte. Er beschloßdeswegen eine dritte Batterie anzulegen, und dieselbe so zu placiren , daß ſie dem feindlichen Feuer von jener Seite des Rheins nicht ausgefeßt war ; daher ließ er sie gerade vor die Mitte der Beuler Schanze erbauen. Den dritten Tag war selbige bereits so weit im Stande, daß sie feuern fonnte. Unter Begünstigung dieser dritten Batterie glaubte also Barfuß, die Schans ze ohne Gefahr stürmen zu können , und ließ alle Anstalten dazu auf den folgenden Tag machen. Nunmehro sah man aber, daß, ohne den Feind aus dem sogenann ten italienischen Hause zu delogiren , der Sturm auf die Schanze nicht praktikabel war. Es wurde also beschlossen , die Besaßzung denselben Abend noch mit gewaf neter Hand herauszujagen. Den ganzen Tag über wurde ein heftiges Feuer auf die Schanze gemacht. Warum man die Kanonen und Mortiers nicht aufdas itas lienische Haus richtete , darüber geben uns die Geschichtschreiber keine Auskunft. Kurz, es blieb unversehrt. Abends um 8 Uhr ward dieser Posten durch ein. Des taſchement geſtürmt , und mit Verluft von zehn Mann eingenommen ; welches eben so gut durch zehn Bomben oder Granaten hätte geschehen können. Nachdem dieses Hinderniß aus dem Wege geräumt war, so wurde der Sturm auf die Schanze beschlossen , und dazu die folgende Nacht festgeseket.

Der Wass

sergraben, womit diese Schanze umgeben war , und ihre Lage unter dem Geschüs He der Festung , waren vermuthlich die Ursachen , warum man mit mehrerer Vors ficht ben der Beſtürmung zu Werke ging , als man sonst wohl bey dergleichen Posten zu thun pflegt.

Vielleicht konnte auch eine gewiſſe Reputation , welche sich

vor acht Wochen , wie wir wissen , die Besatzung dieser Schanze erworben hatte, und welche im Kriege den Schwächern in den Augen des Stärkern öfters respektas bel macht, etwas zu diesem vorsichtigen Angriffe beitragen. Der Fall war aber Junius, jeht nicht mehr derselbe ; denn der Sturm geschah unter Begünstigung von drey 24Jus Batterien, unterstüßt von einem Korps von 5000 Mann. Den ganzen Tag , als den 24 Jun, an welchem der Sturm des Abends be schlossen war , wurde noch mit äußerster Heftigkeit von allen Batterien auf die Bühler Schanze gefeuert. Durch einen Zufall warf ein münsterscher Bombardier Nachmittags um 3 Uhr eine Bombe in das kleine Pulvermagazin der Schanze, wodurch dieſes in die Höhe gesprengt wurde. Man kann sich leicht die Wirkung vorstellen , welche eine solche Mine in einem so engen Raume machen muß, wenn man sich an die Verwüstungen erinnert, welche ein dergleichen in die Luft gespreng tes Magazin in den Werken vor Schweidnik anrichtete. Niemals fann ein Kom mandant auf die sichere Verwahrung der Munition zu viel Sorgfalt wenden. Seis ne Ehre, das Heil der Garnison und das Beste des Vaterlandes erfordern es ; weil gemeiniglich dergleichen Unglück die Uebergabe oder Räumung des Plakes oder Postens nach sich ziehet. Dieses geschah auch bey der Bühler Schanze. Denn kaum war das Magazin in die Höhe geflogen , so dachte die Beſaßung an nichts als M 2

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II. Abschn. Operationen der verbund. Armee am Niederrhein

als sich zu retten. Barfuß zeigte in diesem Augenblicke, daß er die glückliche Gabe besaß, unvermuthete Vorfälle im Kriege geschwinde zu benußen. Sobald das Magazin aufgeflogen war , ließ er sogleich die Bedeckung aus den Laufgråben ausrücken und die Schanze stürmen. Die Besatzung war in der ersten Bestürz zung, dachte an keine Gegenwehr, sondern warf sich in der größten Unordnung in 3 Kähne, und suchte mit selbigen über den Rhein zu sehen. Die Verbundenen überstiegen unterdessen die Schanze , und faßten darinn , so gut sie konnten, Posto. Zugleich aber machten die beiden Batterien obers und unterhalb am Rhein ein entsehliches Feuer auf die drey Kähne, womit sich die Besatzung zu retten ſuch te, und als Barfuß sah, daß sie sich in Unordnung und mit Bestürzung in dieſe Fahrzeuge warfen , so detaschirte er sogleich 20 Mann unter Anführung des mùn sterschen Hauptmanns Kramer , und befahl , daß sie sich längst dem Ufer ziehen, die Schanze tourniren und den Feind von den Kähnen abschneiden sollten. Die Besatzung hatte sich aber schon vor ihrer Ankunft in die Schiffe geworfen. Eines davon trafen sie aber noch ziemlich nahe an dem diſſeitigen Ufer an ; sie gabenFeuer und tödteten den Schiffer. Die Mannschaft bat hierauf um Pardon , kam ans Land , und ein Kapitain , 2 Lieutenante und 64 Gemeine wurden zu Kriegsgefans genen gemacht. Das zweyte Schiff wurde, nach dem Berichte des von Puffendorf, durch das heftige Feuer der Batterien in Grund gebohret, so daß nur eines die Stadt erreichte. Sobald die Brandenburger in der Schanze Posto gefaßt hatten, so schlossen sie selbige an der Seite des Rheins mit einer Brustwehre von Faschinen und Palliſaden , um sich vor dem Feuer der Stadt zu decken. Auf der entgegens gesetzten Seite aber ließ Barfuß die Brustwehre der Schanze einwerfen und den Graben füllen. Die Gefangenen zeigten die Derter an, wo die Minen vor der Schanze lagen. Die Besatzung hatte sich nicht die Zeit gelassen , selbige anzuzüns den ; denn sobald das Pulvermagazin aufgeflogen war , dachten sie ferner an keine Gegenwehr. Den größten Verlust hatten die Verbundenen von dem Feuer der Festung erlitten ; er bestand an Todten in 1 Fähnrich, 4 Unteroffizieren und 11 Gemeinen , überhaupt 16 Mann. Unter den Blessirten war der Obristlieus tenant Hoya vom Regiment Ziethen , welcher an der Blessur starb, ein Inges nieur , zwey Kapitaine , ein Lieutenant , ein Fähnrich , ein Wachtmeisterlieute nant, zwey Unteroffiziere und 54 Gemeine , zuſammen 68 Mann. In der Schanze fand man viel zerschmetterte Körper von der Besaßung, Dieser Posten wurde in der Folge , als der Kurfürst von Kölln Bonn wieder in Besitz nahm , sehr vergrößert. Man legte daselbst ein Kronenwerk an , und vers fahe es mit Ravelins und einem bedeckten Wege. Es zog in der Belagerung von 1703 die ganze Aufmerksamkeit des berühmten Coehorns aufsich.

Er wandte zur

Eroberung desselben alles an , was nur ſeine Angriffsmanier furchtbares hatte. Friedrich der Dritte stand noch im Lager bey Goes , als die Nachricht von: der Eroberung der Bühler Schanze einlief; der Kurfürst von der Pfalz befand sich zu eben der Zeit bey dem Kurfürsten. Wir haben oben schon erwähnet , daß die Meinung des Feldmarschallieutenants von Schöning, Bonn von der rechten Seite des Rheins zu bombardiren , Beyfall erhielt. Friedrich der Dritte wünschte nichts mehr,

1

unter Anführung Kurfürst Friedrichs III.

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mehr, als die baldige Eroberung von Bonn , weil seinen Freunden so viel karan gelegen war.

Auf der andern Seite aber hatte er zu viel Gefühl für die Menſche

heit, als daß er durch das Unglück so vieler Einwohner nicht gerühret werden sollte. Es leuchtet besonders dieses aus der Schrift hervor , welche er den 28 Juli im Las ger vor Bonn bekannt machen ließ (a). Ueberdem sah er wohl ein , daß es nicht Häuser , sondern Wälle sind , welche den Flammen trohen , und welche zerstört werden müſſen , wenn man die Festung erobern will ; und daß ein Kommandant, der, wie ein Tauenzien, nichts von der Uebergabe wiſſen will, wenn ihm auch der Schnupftuch in der Tasche brennt , durch die Flamme der Häuser nicht zum Kapis tuliren gebracht werden könne.

Wie oft sind wir nicht in den Feldzügen des großen

Enkels Friedrichs des Dritten Augenzeugen gewesen , daß der Anstand , welchen der Kurfürst nahm , ehe er sich zum Bombardement von Bonn entschloß, auf die Regeln des Krieges und der Erfahrung vollkommen gegründet ist ! Die Russen erschöpften ihre ganze Wuth an den Häusern von Küftrin. Die Stadt wurde ein Raub der Flammen ; die Wälle hingegen trotten ihrer Barbaren, und blieben ih rem Könige. Der Kurfürst hielt also mit Recht das Bombardement von . Bonn nicht für ein untrügliches Mittel , den Marquis von Asfeld zur Uebergabe eines Plakes zu zwingen , der seinem Herrn nicht zugehörte. Auf einer andern Seite aber waren mit der geschwinden Eroberung von Bonn in die Augen fallende Vors theile für die Alliirten verknüpfet , welche einen ungemein großen Einfluß auf ihre Operationen gehabt haben würden. Denn alsdenn war es möglich , die Expedis tion des Grafen von Waldek , der in Frankreich eindringen sollte , mit dem besten Erfolg und ohne Vesorgniß zu unterstüßen. War Bonn in den Händen der Vers bundenen , so hatten ſie den Rücken frey , und konnten sich gegen die Maas bewe gen, und von dort aus diese Expedition unterſtüßen. Nichts war alsdann gewiſſer, als daß die Korps des Katinat, Boufleurs, ja selbst die franzöſiſche Armee unter dem Marschall Humiers ſich zurückziehen mußte, und man konnte gemeinschaftlich mit der Armee in den Niederlanden agiren , den Feind zurückhalten und von den Gränzen Deutschlands entfernen. Diese vortheil haften Perspektiven so vieler wesentlichen und wichtigen Vortheile für die Verbun denen konnten bey einem Fürsten, der mit so vielem Eifer das Wohl seiner Freunde zu befördern suchte , das Verlangen erwecken, alles mögliche zu verſuchen , um die Eroberung von Bonn zu beschleunigen. Es ist wahrscheinlich , daß dem Kurfürs ſten von Kölln ſelbſt der Entschluß, Bonn zu bombardiren , nicht unbekannt ges . blieben seyn wird , und daß er sich diesem Unternehmen , in Vergleich der Vors theile, die feinen Ländern und dem allgemeinen Besten daraus erwachsen konnten, nicht widersehet habe.

Brannten doch Sachsens Bundsgenossen im siebenjähris

gen Kriege die beste Stadt in der- Lausitz ab , um die Preussen ,

welchen sie weit

überlegen waren , aus diesem auf keine Weise einer Festung zu vergleichenden Orte zu delogiren. Sachſen konnte daturch ben weitem nicht so überwiegende Vors theile erhalten, als die Verbundenen durch die Einåscherung von Bonn zu hoffen M 3 hatten.

(a) Theat. Europ. Tom XIII. S. 742.

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hatten. Der Umstand , daß viele Kavallerie in der Stadt lag , welche nicht dars inn bleiben konnte , sobald ihre Magazine ein Raub der Flammen wurden, machte es auf einer andern Seite wahrscheinlich , den Plaß durch ein Bombardement zu erobern. Friedrich der Dritte wog den Werth aller dieser Gründe nach einer weis sen Beurtheilung ab , und ergriff endlich die Parten eines geschickten Arztes , der, um in einem Körper Leben und dauerhafte Geſundheit wieder herzustellen , sich of ters genöthigt siehet , einen Theil desselben zu verleken. Es waren also nicht die mehresten Stimmen der Fürsten, welche den Kurfürs sten bewogen , in das Bombardement von Bonn zu willigen ;

sondern überwies

gende Gründe und wohlgeprüfte Ursachen waren es , welche ihn zu diesem Ent schlusse bewogen. Auch nicht die hartnäckige Behauptung seines Feldmarschallieus tenants , den Plaß von dem rechten Ufer des Rheins zu bombardiren , bestimmten ihn, von dieser Seite den Plak beschießen zu laſſen , ſondern es war das Reſultat eis ner reiflichen Ueberlegung. Denn auf dieser Seite konnte das Korps des Gene rals Barfuß das Bombardement allein übernehmen.

Die Beuler Schanze war

erobert , Ausfälle waren nicht zu besorgen , und der Kurfürst könnte mit dem größe ten Theile des Heeres auf dem linken Ufer des Rheins bleiben , und stand daselbst in Bereitschaft, wenn das Unternehmen auf Bonn glückte, sogleich in das Lurem burgische einzurücken ; und ehe der Feind Maaßregeln ergreifen konnte, sich vor dem Uebel, welches der Verlust dieſes festen Platzes ihm zuzog , zu sichern , so konnten die Verbundenen schon die Vortheile ihrer Eroberung benuket haben. Dem Kurfürsten blieb der Fehler , in welchen Schöning ben der hißigen Behauptung seiner Meynung verfallen war , nicht verborgen ; er verbesserte ihn auf eine Art, welche einen Beweis seiner militairischen Talente vor Augen legt. Denn als Schö ning das Bombardement von Bonn auf der rechten Seite des Rheins in Vors schlag brachte, vergaß er , daß es demohngeachtet nothwendig war , während des Bombardements Bonn von der andern Seite zu berennen. Der Kurfürst vers besserte diesen Fehler ,

trat aber der Meinung der kaiserlichen Generale, welche

den Plak von dem linken Ufer des Rheins mit Schanzwerken einzusperren riethen, nicht bey. Julius.

Der Kurfürst stand den

Juli noch im Lager bey Zons ; unterdessen wurde

an den Batterien und Laufgråben vor Bonn bey der Beuler Schanze gearbeitet. Er schickte den Generalfeldzeugmeister von Spaen und den Artillerieobristen Weiler, einen vortrefflichen Artilleristen , der Friedrich Wilhelm dem Großen in allen seis nen Feldzugen gefolgt war , zu dem Korps des Generals Barfuß. Die Laufgrås ben wurden daselbst erweitert, um mehrere Batterien darinn anlegen zu können, und das obenerwähnte italienische Haus wurde mit einer Linie an die Bühler Schanze angeschlossen , ferner von dieser Schanze eine Linie längst dem Rhein gezogen und an den Batterien und Verfertigung der Materialien fleißig gearbeitet, so daß man glaubte, in 4 bis 5 Tagen damit fertig zu werden.

Inlius,

Der fa Julius wurde noch beständig mit Transporten der Artillerie auf dem Rhein zugebracht ; da sie aber gegen den Strom gehen mußten, so wurde der Trans port ungemein beschwerlich und die Schiffe mußten mit Pferden gegen den Strom

gefor

unter Anführung Kurfürst Friedrichs I/I.

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gezogen werden. Es fonnten aber hierzu nicht genug Pferde im Jülichschen zus sammengebracht werden , so daß die Artillerie nicht weiter als bis Düſſeldorf kam. Unterdessen lief die Nachricht ein , daß die Franzosen Alcen, Oppenheim, Worms und Frankenthal ben Annäherung der Bayern verlassen haben sollten. # Den Juli wurde nochferner mit der Batteriearbeit vor Bønn fortgefahren, ♬ Julius. und man wandte allen Fleiß an , die Artillerie und Munition heran zu bringen. So wie diese Düsseldorf passiret hatte, so brach der Kurfürst den Juli

Julius.

früh um 5 Uhr aus dem lager bey Zons auf, rückte den Rhein herauf, und nahm das Lager unterhalb Kölln zwiſchen Niel und Mohren. In diesem Lager kampirte der Kurfürst selbst. Bis hieher hatte ihm die Kurfürstinn und der Hofstaat begleis tet ; von hier aber gingen sie ab nach Kölln. Unterdessen setten Spaen, Barfuß und Weiler die Arbeiten bey der Beuler Schan ze eifrigstfort. Sie wurden durch einem heftigen Sturm und Regen, der fast alle Zel ter im Lager des Generals Barfuß unriß, etwas aufgehalten. Der Kurfürst fand nöthig , Bonn von der linken Seite des Rheins näher einzuschließen ; er bes orderte also sowohl in dieſer Absicht, als um den Transport der Artillerie und Mus nition zu decken, den General Briquemaut, mit zwölfhundert Reutern und drey: hundert Dragonern gegen Bonn vorzurücken und sich bey Urfel zu postiren , wel ches gerade über der Einmündung der Siege in den Rhein liegt ; denn in diesem Fluß mußten die Transportschiffe, um auszuladen, einlaufen. Auch sollte er fleißig gegen Bonn Patrouillen schicken. Die Artillerie konnte zu Wasser nicht so geschwinde als es der Kurfürst wünschte, herauf gebracht werden ; er befahl also, so viel Geschütz als möglich zu Juli der Lande zu transportiren. Man kam endlich damit so weit, daß den Das anhaltende Res Rest der Artillerie über die Schiffsbrücke bey Kölln ging. genwetter erschwerte ſehr den Batteriebau bey der Beuler Schanze; allein die

Julius,

Belagerten litten hierdurch ebenfalls , denn man erfuhr von einem Jesuiten , der Juli aus Bonn in das lager des Kurfürsten ankam , daß der starke Res den gen dergestalt in die Keller gedrungen wäre , daß dadurch den Franzosen 1500 Malter Mehl verdorben wären. Der Kurfürst that den

Juli einen kleinen Marsch aus dem lager von

Niel (vermuthlich Biel), Kölln vorben , bis nach Rothenkirchen , einem Dorfe oberhalb Kölln , eine Stunde von Niel. Den 18 blieb der Kurfürft in diesem Las ger stehen. Die Batteriearbeit war bey der Beuler Schanze zum Bombardement von Bonn beynahe beendiget ; es konnten aber die Schiffe , welche die Bohlen zu den Bettungen geladen hatten , nicht so geschwinde herankommen.

Unterdessen

fand der Kurfürst das Detaſchement des Generals Briquemaut noch nicht stark ges nug , um Bonn während des Bombardements gehörig einzuschließen ; er befahl at so, daß die Kavallerie , welche ben Kerpen , vier Meilen von Bonn , an der Erft stand und die rechte Flanke der Armee deckte , noch zu dem General Briquemaut ben Urfel stoßen sollte (a). Die (a) Das was ich oben angeführet habe, habe ich aus den Nachrichten im Archiv gezogen.

Julius,

L

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Die Garnison hatte vor Bonn einen kleinen verschanzten Außenposten , den fie mit Infanterie und ein Paar leichten Kanonen besehet hatte. Dieses gab zu der Rede Anlaß , daß die Besaßung vor dem Glacis ein Retranſchement aufges worfen haben sollte; sie hatte selbiges zu Unterstützung ihrer Kavallerieposten eta bliret. Als die brandenburgische Kavallerie gegen Bonn vorrückte warf sie die äußersten Kavallerieposten der Garnison zurück.

Sie sehten sich aber wieder

bey dem verschanzten Außenposten , und hielten daselbst so lange Stand, bis ihnen der Kommandant eine Verstärkung schickte; worauf die französische Kavallerie wieder vorwärts ging , und die brandenburgische angriff.

Da diese aber stärker

war, so schmiß sie die Franzosen immer wieder zurück ; allein die Brandenburger, konnten sie niemals weiter als bis an den kleinen verschanzten Posten verfolgen, weil das Feuer aus den Feldstücken die Brandenburger nicht ohne Schaden zurücks hielt. Nach diesem kleinen Gefechte , wobey ein Kornet vom Detaschement des Generals Briquemaut blieb , faßte die brandenburgische Kavallerie auf die Zus gånge der Stadt Posto , und berennete selbige . Der Kommandant sah aus den Zurüstungen , welche die Verbundenen auf dem rechten Ufer des Rheins machten , daß sie wider sein Vermuthen von dieser Seite den Piak angreifen würden . Er arbeitete also mit allem Eifer, diese Seite in Vertheidigungsstand zu Allen Vorrath von Munition und Proviant , welchen er bis jeht in die gewölbten Keller der Bürgerhäuser in Verwahrung gegeben hatte , ließ er in die Festungswerke , so gut er konnte, vergraben , und machte alle Ans Stalten, welche eine tapfere Gegenwehr vermuthen ließen.

feßen.

Julius.

Der Kurfürst brach mit der Armee den Julius von Rothenkirchen auf, und nahm das lager bey Ober- Weſſeln (a) , eine starke Meile unters halb Bonn , und eine halbe Meile von Rothenkirchen. Der Parteygånger, Kapitain le Jeune, brachte einen Ingenieur von dem Korps des Generals Boufleurs als Gefangenen ein , von welchem man erfuhr , daß der franzöſis ' sche General 40 Stunden vom lager des Kurfürsten stand. Julius. Den Julius waren nunmehro alle Batterien zum Bombardement von Bonn fertig , und das Geschütz auf selbige aufgefahren ;

auch war die

fliegende Brücke bey Bonn zur Kommunikation geschlagen. Es wurden mehr als 140 Kanonen von großem und kleinem Kalber auf die Batterien ges 14 Julius. bracht , und der Kurfürst begab sich den 14 Julius in Person über den Rhein, um die getroffenen Anstalten zum Bombardement selbst in Augens schein zu nehmen. Man hatte längst dem Ufer des Rheins einen Laufgraben gezogen (b) . und in selbigen die eroberte Bühler Schanze eingeschlossen. Ober- und unters halb dieser Schanze am Rhein waren zwey Batterien, jede von 70 Kanonen aufges

3

(a) In der Karte findet man diesen Ort Wesling genannt.

*'. (b) Man sehe den Plan.

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aufgeworfen. In dem Graben der Schanze nach der Seite der Belagerer zu hatte man eine Wurfbatterie angeleget , und noch 2 andere auf beiden Flügeln des Laufs grabens. Auf diesen 3 Kesseln waren 21 Mörser gepflanzt. Der Kurfürst befahl Weilern , nicht eher zu feuern, bis alle Batterien zugleich feuern konnten. Dieser Marime folgte Friedrich der Dritte bey feinen Belagerungen, und wir werden ſie ihn unten noch öfter in Ausübung bringen sehen. Er hatte sie Friedrich Wilhelm den Großen in der Belagerung von Stettin , wo er sich bey ſeinem Herrn Vater befand , ausführen sehen. Auch findet sie noch jekt unter unsern neuen Inges nieuren ihre Anhänger , welche es sich zum Geseßc machen , nicht eher zu feuern, bis alle Batterien im Stande sind , weil man dadurch das Feuer der Festung auf verschiedene Punkte ziehet , und sich von dem vereinigten Feuer mehrerer Batterien eine größere Wirkung auf die Befestigungswerke versprechen kann. Die brandens burgischen Artilleristen folgten hierinn , so wie ihr Fürst , den Marimen des Coes horns , welcher in der überlegenen Anzahl des Geschüßes und in starken Batterien den größten Vortheil des Belagerers zu finden glaubte, ohne eben auf die Vors theile , welche eine geschickte und auf die Grundsäße der Kriegesbaukunft gegrün dete Lage der Batterien der Belagerer gewehren , (welches Vauban so glücklich in feiner Belagerungsmanier ausgeführet hat) besonders Rücksicht zu nehmen. Dem Obristen Weiler wurde noch der münstersche Artillerieobrist Corven zu Hülfe geges ben. Als der Kurfürst die Belagerungswerke und die Batterien des Obersten Wei Lers in Augenschein genommen und die nöthigen Verhaltungsbefehle ertheilet hatte, so ging er wieder über den Rhein ins lager zurück. Nach den Nachrichten des von Puffendorf machte man noch denselben Abend , als der Kurfürst die Batterien in Augenschein genommen (a) , zwiſchen acht und neun Uhr den Anfang , die Stadt aufgut Coehornisch zu beschießen und zu bombardiren. Unser Geschichtschreiber sagt , daß das Feuer so heftig gewesen sey , daß man in einer halben Stunde an verschiedenen Orten der Stadt die Flammen habe aufgehen fehn. Sie griff sowohl in der Nacht als den folgenden Tag immer mehr und mehr um sich, so daß in der nächsten Nacht faſt alles in der Usche lag. Am grausamsten wüthete die Flamme in den Fouragemagazinen. Die Besatzung , welche sich in den Kellern der Häus ser zu schüßen glaubte, konnte auch da nicht länger bleiben , sondern mußte bie Stadt verlassen und sich in die Außenwerke ziehen, wo sie alle ihre Bedürfnisse, fo gut sie lonnten eingruben.

Weiler ließ während des Feuers das Geschütz besons

ders dahin richten , wo er fah oder vermuthen konnte, daß sich die Garnison zus sammenzog. Die Franzosen gestanden selbst, daß sie eine so gewaltsame und schnelle Wirkung des Feuers sich nicht vermuthet hätten , besonders da viele steinerne Ges bäude in der Stadt waren. Die Besaßung hatte sich unterbessen, wie gesagt, in die Außenwerke und in den trocknen Graben gezogen , und hielt sich daselbst gang

ruhig ; (a) Das Theat. Europ . Tom. XII. 1. c.fagt , daß den 18. Jul. erst der Anfang gemacht worden sey. Dieses stimmt aber auch nicht mit den Nachrichten, welche sich in den Archiven befinden, denen zufolge den 18. schon mit dem Feuern eingehalten wurde.

Hennerts Brandb. Kriegesgesch.

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ruhig ; auch von den Wällen geschah kein Schuß. Parten, welche der Kommandant ergriff.

Es war eine sehr vernünftige

Bonn hatte auf der Seite nach dem Rhein eine Mauer mit verschiedenen runden , hervorspringenden Thürmen ; die Enden dieser Mauer schlossen sich an zwen halben Bastionen , wovon diejenige oberhalb die halbe Rheinbastion , und Die sogenannte die unterhalb die Zollbastion (Bastion Peage) genannt wurde. Rheinpforte lag zwischen diesen beiden Bastionen ,

und wurde durch einen halben

Mond gedeckt, der nach der Zeit noch erhöhet wurde, und den Nahmen der kleis nen Rheinbastion erhielt, und durch eine Kommunikationslinie mit den beiden halben Bollwerken an den Enden der Mauer zusammengehangen wurde. In dies fer Mauer , fast gegen das Ende derselben , waren zwey Rondel oder Thürme von stärkerem Mauerwerk als die übrigen. Auf diese hatten die Belagerten verſchie dene Doppelhaken gestellet , womit sie auf die Belagerer feuerten, Denn die we nigen Stücke, so auf der halben Bastion standen , waren bereits demontiret. Der Kommandant that recht , daß er die demontirten Stücke nicht durch neue von ans dern Werken ersehen ließ, weil er dadurch diese bey einer vorfallenden Belagerung, wo er die Artillerie besser brauchen konnte, entblößt haben würde. Es wäre doch ganz unmöglich gewesen , 180 Stücke durch 8 oder 10 Stücke zum Schweigen zu bringen ; und mehr konnte er nicht auf die halben Bastionen gegen die attakirte Fronte pflanzen. Auch ist es sehr nachahmungs, und empfehlungswerth, daß der Kommandant den Belagerern durch Doppelhaken Abbruch zu thun suchte. Mit diesem Geschütz kann man allenfalls über Bank ſchießen , von einem Orte zum ans ? dern laufen , den Feind da, wo er es sich am wenigsten vermuthet , in die Schars ten schießen , oder ihm in ſeinen Laufgråbèn Abbruch thun, ohne daß er mit ſeinen schweren Kanonen , welche durch die Scharten gefesselt sind , dieſem leichten, an Leinen gewiſſen Standplak gebundenem Geſchüß beſondern Schaden zufügen kann. Auchzogen diese Doppelhaken Weilers Aufmerksamkeit auf sich , weil er ſah, daß die Belagerer dadurch Leute verlohren. Er ließ daher das Geschüß seiner Coes hornschen Batterien gegen die Rondele, worauf der Kommandant die Doppels haken gestellet hatte, richten.

Kaum hatten sie ihren feuerspeienden Schlund ges

öffnet, so stürzten Thürme und Mauern ein , und man konnte ohne Hinderniß ge rade in die Stadt sehen. So gut nun auch der General Barfuß und Obrist Weiler dieses Bombardes ment ausführten , so wurde doch, wie der Kurfürst schon vermuthet hatte , das durch nicht viel zum Besten der Verbundenen ausgerichtet. Der Rhein trennte Belagerer und Belagerte, und war ein unübersteigliches Hinderniß. Die Gars nison konnte auf dieser Seite ihre Mauern , ohne etwas zu befürchten , einstürzen sehen , und die Wuth der Flammen , welche Bonn verzehrte , trieb sie aus den Häusern, aber nicht von den Wällen.

38,

and Den 1,1 und Julius wurde zwar noch das Bombardement fortges Július. fehet, bey weitem aber nicht mehr so lebhaft, weil die mehresten Gebäude, welche man sehen konnte, bereits in Asche lagen ,

und man konnte dem Feinde keinen

Schaden thun, weil er sich jenſeit in die Außenwerke retiriret hatte.

Friedrich

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unter Anführung Kurfürst Friedrichs III.

Friedrich der Dritte hatte , wie wir wissen , größtentheils darum nur in das Bombardement gewilligt , um den Verbundenen zu zeigen , daß er alle mögliche Mittel anwenden wollte, die Uebergabe von Bonn zu beschleunigen. Da aber der Kommandant sich zur Uebergabe hierdurch nicht verstehen wollte, so war kein ans derer Weg, als ihn durch eine Blokade oder Belagerung dahin zu bringen. Die Gründe, welche wir schon oben angeführet haben , und die den Kurfürsten bewos gen, Bonn zu bombardiren, waren auch noch jeßtſein Hauptaugenmerk. Der Fürst von Waldek , welcher die holländische Armee gegen den Feldmarschall Humiers kommandirte , schmeichelte sich noch immer , daß die Engländer eine Landung in Frankreich wagen würden , und glaubte alsdenn , wenn ihn die Alliirten mit Kas vallerie unterſtüßen konnten , im Stande zu seyn , einen Einfall in Frankreich zu' thun. Hierzu aber war jetzt wenig Hoffnung , weil die Engländer in ihrem eigenen Lande und in Irrland genug zu thun hatten. Das Projekt, einen Einfall in Franks reich mit Unterstützung der Alliirten zu thun , lag auch dem Herzog von Lothrins gen sehr am Herzen. Indessen aber mußte die vorzügliche Absicht der Verbundes nen zuförderst dahin gehen , die Franzosen vom Rhein wegzudrången ; wozu aber nothwendig erfordert wurde, die von ihnen befeßten Pläße wegzunehmen. Kur fürst Friedrich der Dritte wünschte sehr, dieses auf die geschwindeste Art zu bewirs fen. Er hatte deshalb ſchon in das Bombardement von Bonn gewilligt ; nun aber kam es ferner darauf an , ob die Blokade oder die Belagerung der leichteste, geschwindeste und der Zeit und den Umständen angemeſſenste Weg zu dessen Eros Julius berung sen. Der Kurfürst forderte in dieser Absicht den das Gutachten 25 Julius sämmtlicher Generale über folgende Punkte : 1) ob eine Belagerung von Bonn rathſam, 2) oder ob felbiges zu blokiren sen ; woben aber zu bemerken ist, daß, wenn keis ne wirkliche Belagerung unternommen würde , die münsterschen Truppen Ordre hatten , von der Armee abzugehen. 3) Wenn eine Blokade rathsam seyn sollte , ob solche mit der ganzen branden burgischen Armee , oder nur mit einem Theile derselben geschehen könnte ? Hierüber wurden die Generale Schöning ,

Spaen , Barfuß, Herzog

Friedrich Ludwig von Hollstein, Meinard von Schomberg, Karl von Schomberg, Du Hamel, Briquemaut, Ziethen , Heyden , und von den Hülfsvölkern_Dal wig und Schwarz befragt. Schöning hielt die Belagerung für das beste , wenn man nur 8 bis 10 Ba taillone mehr haben könnte, und die Stadt mit der ganzen Armee einzuschließen,` für das sicherste. Sie bloß mit dem Detaſchement zu blokiren , und das übrige zum Fürsten von Waldek zu schicken , konnte zwar die Franzosen sehr in Verlegens heit bringen , fällt aber deshalb weg , weil die münsterschen Truppen alsdenn abgehen. Spaen

war

ganz

decidirt für die Belagerung und glaubte ,

einer Blokade nichts zu gewinnen sey ;

aber

man

daß

bey

müßte noch etwas mehr

Truppen haben.

N 2

:

Barz

!

100

II. Abschn. Operationen der verbund . Armee am Niederrhein

Barfuß sog auch die Belagerung vor , und war der Meynung , daß man bie Blokade mit einem starken Korps vornehmen müßte. Hingegen der Herzog von Hollstein glaubte , daß man den Feind mit einer Er befürchtete, daß bey einer Blokade zwingen würde, die Stadt zu räumen. und daß, wenn auch die müns würde, ruiniret werden Belagerung die Infanterie genug hätte, eine Blokas Truppen noch doch abgingen , man Bataillone sterschen de zu unternehmen. Meinard Graf von Schomberg war zwar sehr der Meinung , den Fürften von Waldek zu verstårken , und die Franzosen zu einer Schlacht zu bringen ; er bes fürchtete aber , daß die Urmee durch ein so starkes Detaschement sehr geschwächet werden würde ; außerdem fand er die Belagerung aber sehr gut. Karl Graf von Schomberg war der Meinung , den Ort zu blokiren und die Eroberung von Mainz abzuwarten.

Du Hamel glaubte, daß, wenn man 27000 Mann Infanterie und 10000 Pferde zusammenbringen könnte , so wäre es noch nicht zu spät, die Belagerung vorzunehmen; und wollte man den Ort einschließen , so müßte es mit der ganzen Armee geschehen , damit nichts durchkommen könnte. Briquemaut hielt dafür , daß man alle Anstalten zu einer Belagerung mas chen , Batterien erbauen und Epaulements aufwerfen , und so die Eroberung von Mainz ruhig abwarten sollte. Ziethen zog die Blokade vor , besonders weil die Jahreszeit schon zu weit abancirt war. Heyden rieth nicht zur Blokade , sondern vielmehr zur Belagerung , wenn man nur ein Korps von 20,000 Mann zusammenbringen könnte. Dallwig rieth weder zum einen noch zum andern , sondern versicherte, daß er feine Schuldigkeit nach Vermögen thun würde, es möchte eine Belagerung oder eine Blokade beliebet werden. General Schwarz war, wie man leicht denken konnte, sehr geneigt, die Bes fagerung zu unternehmen . die Gedanken diefer Generale nach ihren verschiedenen Es ist interessant, Gründen, so wie ſie dem Kurfürsten eingereichet wurden und in den Archiven aufs behalten werden ,

zu lesen ; daher habe ich selbige in den Beylagen mit bey

gefüget. Aus diesem Gutachten der Generale ergiebt sich , daß die meisten Stimmen auf die Belagerung fielen ; fast alle aber hielten auch dafür, daß die Armee, um eine Belagerung zu unternehmen, nicht start genug wåre. Der Generalfelbzeugmeister Spaen , und der münstersche General Schwarz waren diejenigen , welche die wes nigsten Schwierigkeiten bey dieser Unternehmung fanden. Der Kurfürst war ganz entſchloſſen , Bonn zu belagern, fand es aber noch nicht nicht für gut , sich hierüber zu erklären ; er wollte zuförderst selbst die Gegend, Raps , wie auch die Stärke und Schwäche der Festung genauer fennen lernen. ports , Zeichnungen und andere gewöhnliche Hülfsmittel, wodurch sich Feloherrn. öfters die nöthigen Kenntnisse eines festen Plakes und der Gegend verschaffen, was ren

1

unter Anführung

Kurfürst Friedrichs m.

101

ren ihm nicht befriedigend. Diese Unternehmung war ganz das Werk des Kurs fürsten; er entwarf selbst, entschied selbst, und führte selbst aus ; daher wollte er auch selbst sehen. Friedrich der Dritte lehrt hier durch sein Beyspiel , was Vauban als Regel vorschreibt: man soll sich nicht auf die bekannten Hülfsmittel und auf die Augen ans derer verlassen , wenn es darauf ankömmt, den Angriffsplanleines feften Plakes zu entwerfen , sondern ein kommandirender General muß den Plaß ſelbſt rekognosci, ren (a) , um von allen Entwürfen , welche ihm die Ingenieure vorlegen, richtig zu urtheilen und die beste Auswahl faffen zu können.

Der Belagerte , welcher die

Wichtigkeit und die Nothwendigkeit dieses Unternehmens kennt , wird sich also ges wiß alle Mühe geben , diejenigen , welche sich diesem Geschäfte unterziehen , Abs bruch zu thun, und sie von der Festung so weit als möglich entfernt zu halten. Ist die Gegend vor dem festen Plaß durchschnitten , und giebt sie Gelegens heit, Verstecke zu machen , so wird ein geschickter Kommandant gewiß diesen Vors theil benußen ; er wird kleine Parteien schicken , welche den Rekognofcirenden aufs lauern und die Gegend unsicher machen. Trift es sich, daß der Tag, an welchem der kommandirende General die Festung refognosciren will, durch Deserteur oder auf andere Art dem Kommandanten der Festung verrathen wird, so würde auch der Unwiſſendste Anstalten zu treffen wiffen , welche dieses Unternehmen so viel als möglich erschweren können. Daher ist es eine der ersten Vorsichtsregeln , daß ein kommandirender General diese Unternehmung so geheim als möglich hält , ſich nicht mit großem Gefolge der Festung nåhert , und allezeit eine Reserve, welche sich vers deckt halten muß, in der Nähe habe, vor sich aber und zur Seite durch einzelne Flankeurs alle Büsche, Gründe, hohle Wege, und alles was dem Feinde zu einem Versteck Gelegenheit giebt , sorgfältig abpatronilliren lasse , wenn er nicht, so wie ehemals ein Marcellus , der dieſes vernachläßigte, dem Feinde in die Hånde fallen will (b). Es ist daher gut , Dragoner mitzunehmen , welche abſißen und mit Infanterie anbinden können. Das Rekognofciren einer Festung am Tage iſt ein mit vieler Gefahr verknüpf tes Geschäft.

Der Trieb, alles genau zu übersehen, und die Erwägung der Vors

theile und des Nachthe:ls , so sich dem Blicke des Feldherrn darstellen , machen öfs ters , daß man sich vergißt , der Festung zu nahe kömmt und sich dem Feuer ders ſelben aussehet. Dieses begegnete dem Kurfürsten von Brandenburg , als er Bonn rekognoscirte. Uebrigens aber waren seine Disposit onen bey dieser Rekos gnoscirung den Regeln , welche die Kriegskunst hiezu vorschreibt , völlig angemess sen. Puffendorf seat une , daß als Friedrich der Dritte Bonn rekognofciren wollte, er sein Vorhaben niemanden als seinen Feldmarschalllieutenant Schöning offenbaret habe. Er befahl ihm , hierzu 1000 Reuter und Dragoner an einem ges wissen Orte in Bereitschaft zu halten

Den folgenden Morgen ritt der Kurfürft

mit Schöning aus dem Lager , und als sie an die äußersten Vorposten kamen , so N 3 fand 20, Festungen S. , deutsch Vertheidigung der (a) Vaubans Angriffund (b) Plutarchus in vita Marcelli,

102

II. Abschn. Operationen der verbund . Armee am Niederrheint.

fand er nicht das Detaschement, welches er dem Schöning in Bereitschaft zu hal Dieser schob die Schuld auf den Offizier, dem er diese Bestels lung aufgetragen. Friedrich der Dritte, welcher sich nicht länger verweilen wolls te, befahl der Feldwache, ihm zu folgen, und ritt mit derselben gerade nach Bonn. Die Gegend von Bonn, wo der Kurfürst die Festung rekognoscirte, ist ziems ten befohlen hatte.

Unterhalb der Stadt, wo der Weg von Rheindorf kommt, lich durchschnitten. liegen links Weinberge, rechts aber fliesset ein kleiner Bach, neben welchem jenseit der Weg nach Bruyl gehet. Von hier ziehn ſich die Höhen bis gegen Bonn, und formiren einen Grund, in welchem ein kleines Waſſer läuft, welches sich nebst ans dern, die von Poppelsdorf kommen, und dieses Dorf von drei Seiten umgeben, Jenseit Popelsdorf in einem Moraſt am Fuße des Glacis vor Bonn verliert. bis oberhalb der Stadt am Rhein ziehn sich Weinberge herum, welche an vers schiedenen Orten mit Gründen und Bächen durchschnitten sind. Die Höhen von der Abendseite des Plakes sind an einigen Orten nur 500 Schritte vom Glacis ents fernt ; die Weinberge am Rhein aber obers und unterhalb über 1500 Schritte weit. In dem Dorfe Poppelsdorf, welches ohngefehr 1500 Schritte vom Glas Die Mauer cis liegt, hatte der Kurfürst von Kölln einen Garten anlegen lassen. des furfürstlichen Gartens, die Zäune des Dorfes , die Lage deffelben in einem Grunde, der einen schmalen Durchgang hatte, und die wenige Entfernung von der Festung machten es sehr bequem zu einem Aussenposten der Garnison , weil er Diese kurze Beschreibung der Gegend nicht leicht abgeschnitten werden konnte. wird, mit Zuziehung des beigefügten Plans, Puffendorfs Bericht von dem , was Er bem Kurfürsten bei Rekognscirung von Bonn begegnete , erläutern können. Höhen, den Kanonensch uß um die Stadt, längst sagt: "Der Kurfürst ritt in den " " welche, wie wir wissen, an einigen Orten kaum 500 Schritte vom Glacis entfernt waren; und obgleich von den Wällen heftig gefeuert wurde, so seßte er doch seis Eben mit diesem kalten Blute , dem Eigen „nen Weg ganz unerschrokken fort."

thum der preußischen Helden, sahen wir Friedrich den Großen unrer einem Regen von Stückkugeln auf der Rückseite der Laufgråben vor Schweidniß Schritt vor Schritt reuten, und der Gefahr trohen. In dieser nemlichen Geistesfaſſung, ſagt uns der Geschichtschreiber, seßte der Kurfürst seinen Weg uach Poppelsdorf fort. Wir wissen, daß dieses Dorf nahe an der Festung in einem Grund , der mit Bås Die Bedeklung, sagt von Puffendorf, konnte hier chen durchschnitten ist, lieger. nicht anders als Mann vor Mann durchreuten, und mußte sich also bei dem Dors Der Kurfürst war unterdessen auf eine Höhe gerit fe wieder in Ordnung stellen. •· Die Kugeln schlugen hier in großer ten, und nahm die Gegend in Augenschein. Menge um ihn herum. Eberhardt von Dankelmann, welcher den Kurfürsten be gleitete, und das Leben seines geliebten Fürsten, welcheser schon einmal gerettet hatte (a ), in Gefahr sah, bat ihn, er möchte sich doch nicht in eine so augenscheins

liche (a) Im Jahre 1687. überfiel den Kurfürsten , als damaligen Kronprinzen , ein heftiger Steckfluß. Eberhard von Dankelmann, sein damaliger Hofmeister, ließ ihn wider aller Aerzte Meinung eine Ader öffnen, und erhielt ihm dadurch das Leben.. Univers. Lexicon, 9ter Band S. 1998.

"

unter Anführung Kurfürst Friedrichs

III.

T03

·liche Gefahr stürzen. Der Kurfürst schien nicht darauf zu achten , und befahl der Bedeckung, ihm zu folgen. Verschiedene andere baten ihn gleichfalls , und zeigs ten ihm einen Fußsteig, der links durch einen Weinberg führte , und wo man vers dekt vor dem feindlichen Geſchüß reiten konnte. Doch Friedrich der Dritte dachte hier eben so groß als Guſtav Adolph, als ihn seine Generale bei dem Rekognoscis ren vor Ingolstadt baten, seine Person zu schonen. Wer nur für die Ehre lebt, gab der König zur Antwort, muß sich für das allgemeine Beste aufopfern, Wiss sen sie nicht, meine Herren, daß nur den die Kugel trift, dessen Zeit und Stunde 4 gekommen ist? (a) So dachte der große Gustav Adolph ! So dachte Friedrich der Dritte zu der Zeit, und an einem Orte, wo das Geschütz von den Wällen Tob ´und Schrecken um ihn her verbreiteten , und wo ihm der Feind in einem Hinters halte auflauerte. Dadurch wurde aber sein scharfes und richtiges militairiſches Augenmaaß nicht gestöhrt : Sein Geist dachte hier so frei und ruhig , als in den Mauern feines Pallastes. Denn diese Gegend war es, welche er damals als die vortheilhafteste, den Angriff auf Bonn zu führen, erwählte, und wo er unter allen Gefahren die Vortheile der Belagerer, und den Nachtheil der Belagerten so rich " Die Franzosen," fährt von Puffendorf fort, „wurden gewahr, daß tig abwog. „sich etwas Feindliches der Festung nåherte. Sie schickten alsbald eine starke Pars „tei in das Dorf Poppelsdorf; diese legte sich im Hinterhalt hinter den Zäunen des Dorfes. Sie liessen die Bedeckung ganz stille heran kommen, ohne Feuer zu ges „ben; als aber selbige weiter zurüfging, um dem Kurfürsten auf dem Wege, den „er nahm, zu folgen, ſo gaben sie eine Salve, wodurch nicht wenig getödtet und „derwundet wurden. Hierauf kamen ihnen noch einige Truppen von der Bedeckung „zu Hülfe, und wurde eine Zeit lang hartnäkkig gefochten , so daß von beiden Seis ten nicht wenig blieben. Es war sehr wahrscheinlich, daß der Kurfünst durch eine schändliche Verrätherei in diese Gefahr gerieth; denn er hatte niemanden sein Vors haben eröffnet, und war alles von den Franzosen so veranstaltet, als wenn sie Nachs richt davon gehabt hätten. Sie wußten fogar , was der Kurfürst für ein Pferd ritt und die Farbe seiner Schaberake. Der Kurfürst kehrte hierauf wieder nach dem Lager zurück. Sobald er daselbst angekommen war , befahl er , daß einige Bataillone Infanterie zum Soutien der Kavallerie nach Bonn marschiren sollten, um die Zugänge der Festung besser zu besetzen . Er befahl ferner , daß nahe ben Poppelsdorf auf einer Höhe zwischen diesem Dorfe und der Festung eine Redoute aufgeworfen werden sollte, um die Belagerten dadurch einzuschränken , daß sie ihre Parteien nicht so weit vor der Festung herausschicken konnten , besonders aber auch um hier festen Fuß zu fassen , weil er bey dem Rekognosciren gefunden hatte, daß auf dieser Seite der Angriff der Festung am besten ins Werk zn ſehen ſey. Der Kommandant von Bonn , Marquis von Asfeld, war ein Offizier, der mehr als sein Reglement verstand , und sah also gleich ein , daß diese Schanze, welche der Kurfürst bey Poppelsdorf aufwerfen und mit einer Kommunikationslis nie an einen Grund bey dem Dorfe, wo ein starkes Piket stand , anschließen ließ, ihm

(a)

. Hiftoire des Dern, Camp. de Guft. Adolphe pag. 149.

104 II. Abschn. ' Operationen der verbund. Armee, am Niederrhein c. ihm sehr nachtheilig werden konnte. Asfeld zeigte, daß er nicht allein die Regeln der Vertheidigungskunst verstand , sondern sie auch in Ausübung zu bringen wuß te. Kleine Ausfälle zu machen , wenn der Belagerer noch entfernt ist, war nicht August. feine Sache.

Er that den 13 Auguſt mit 2000 Mann Infanterie und Reuterey

einen Ausfall auf diese Redoute , in der Absicht, sie einzuwerfen. Die französis • schen Grenadiere hatte er an die Spiße des Detaschements gestellet ; sie schlichen 0 sich längst dem Moraste, der sich von dem Glacis gegen Poppelsdorf erstreckte, und der am Ufer mit Strauchwerk und Gebüschen bewachsen war. Die Brandenbur 氰 ger arbeiteten in der Nacht noch an dieser Redoute. Weil das Terrain hier enge war , so hatte man auch nur die Arbeiter vorwärts durch 30 Mann unter Anfühs rung des Hauptmanns von Fabian bedecken laſſen. Die französischen Grenadiere • kamen ziemlich nahe und unbemerkt an die brandenburgische Bedeckung, und da ſie sich auf ihren starken Rückhalt verließen , griffen sie dieselbe lebhaft an.

Fabian

wehrte sich tapfer , blieb aber selbst in diesem Gefechte , und die Bedeckung wurde zurückgeworfen , jedoch hatte Fabian durch seine Gegenwehr dem Piket bey Pop pelsdorf so viel Zeit verschaffet , daß es in Ordnung vorrücken konnte. zosen werden durch daſſelbe zurückgejaget, und der Posten behauptet.

Die Frans Nach Auss

fage der Deserteurs sollen die Franzosen 40 Mann bey diesem Ausfalle verlohren

"

haben. Von den Brandenburgern wurden 10 Mann getödtet und eben so viel gefangen (a). August. 』, Den 4 August wurde noch damit zugebracht , das Lager von Bonn abzus stecken, und sollte felbiges oberhalb der Stadt am Rhein anfangen , urp unter wårts an demselben Fluß wieder anschließen , die linie aber über den sogenannten Der Obrist Kruſemark, welchen der Kurfürst nach dem Fürs Kirchberg gehen. sten von Waldeck geschicket hatte, traf heute wieder mit Nachrichten von der dor # tigen Armee im Lager ein ; auch kam der Obrist von Schöning und der Generals quartiermeister Marges , welche nach Mainz geschikt waren , zurück , und verse < cherten , daß , wenn das Belagerungskorps vor Mainz noch verstärket werden solls te, leicht ein Mangel an Lebensmitteln daselbst entstehen könnte, und daß um desto weniger das Belagerungsforps bey Mainz eine Verstärkung nöthig haben würde, weil die Franzosen aus Hendelberg wåren delogiret worden. ро (a) Die Nachrichten des Archivs stimmen nicht in Ansehung des Ausfalles mit dem Tage, welchen das Theat. Europ. Tom. XIII. S. 741 angiebt. Nach denselben soll dieſer Ausfall erst geschehn seyn , als der Kurfürst schon das Lager bey Bonn bezogen hatte; , der Ausfall aber den ♬ Auguſt. Dieses geschah aber erst den

:.

*

2010

?.b .

Dritter

Dritter

Abschnitt.

Der Kurfürst Friedrich der Dritte beziehet das Lager vor Bonn und belagert dieſen Ort.

a nun aus diesen Nachrichten hervorging , daß der Kurfürst nicht nöthig has ben würde , von seiner Armee etwas gegen Maynz zu betaschiren , so beschloß er, Bonn förmlich zu belagern . In dieser Absicht nahm er das Lager mit der Armee den August auf den Höhen vor Bonn auf der linken Seite des Rheins , in Form eines halben Zirkels. Das Hauptquartier war auf dem Kreuzberge in dem auf demselben gelegenen Servitenkloster. Ben dieser neuen Periode des Feldzuges Kurfürst Friedrichs des Dritten wird es nöthig seyn , einen Blick auf die Operationen , Stellungen und Bewes gungen sowohl der Verbundenen als auch der Franzosen zu werfen , um dasjenige, was bey Bonn vorgefallen , ununterbrochen erzählen zu können. Die Armee der Verbundenen , welche Maynz, funfzehn Meilen von Bonn, belagerte, war die nächste am brandenburgischen Heere, und der glückliche Forts gang dieser Belagerung hatte einen besondern Einfluß auf die Eroberung von Bonn. In Maynz kommandirte , wie wir wissen , der Marquis von Urelles eine Garnison von 9000 Mann Infanterie, 1 Regiment Reuter und 1 Regiment Dragoner. Die Garnison bestand aus dem Kern der französischen Armee. Das Belagerungsforps der Alliirten , welches aus banerschen , hessischen, sächsischen, Paiserlichen, lüneburgischen, hannoverschen und andern Kreisvollern bestand, wurs be von dem Kurfürsten von Bayern und Sachsen , und von dem Herzog von los thringen fommandiret. Die Truppen , welche zu dieser Unternehmung bestimmt waren, hatten sich schon im Monat May in Bewegung gesetzt ; die Belagerung aber verzögerte sich bis den 15ten Julius . Man griff Maynz an zweyen Orten an ; nemlich auf der Abendseite wurde die Festung durch die Kaiserlichen , und auf der Mittagsseite durch die Bayern und Sachsen angegriffen. Die Heſſen formirten noch eine be fondere Attake zwischen dem Rhein und Mayn . Zur Kommunikation wurde eine Schiffbrücke by Bibrach über den Rhein geschlagen. Die Belagerung sowohl als die Vertheidigung von Maynz enthält ungemein viel lehrreiches. Eine umständliche Erzählung derselben würde aber, da die Bran denburs ន Hennerts Brandb. Kriegsgesch.

Auguft.

106

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

denburger keinen Theil daran hatten , uns zu weit von unserm Vorsake entfernen. Das Tagebuch, welches Quincy von der Vertheidigung, und das Theatrum Eu ropæum von dem Angriffe dieser Festung giebt , können , wenn man damit die Zeichnung beider Geschichtsbücher verbindet , eine vollständige Kenntniß von dieſer Belagerung geben. Als Kurfürst Friedrich der Dritte das Lager vor Bonn bezog, waren die Kaiserlichen mit ihren Uproschen bis an das Glacis von Maynz vorges 27. Auguft u. rückt, die Sachsen und Bayern aber erreichten das Glacis erst nach 14 Tagen. 6. Septembr. Den 27. Aug od. 6. Septbr. waren die Kaiserlichen erst bis an die Palliſaden von Maynz vorgerückt , und den Tag darauf wurde der bedeckte Weg mit stürmender Hand und vielem Verluste erobert ; worauf der Kommandant wegen Mangel der Munition den 29 August September Capituliren mußte. Das Korps französischer Truppen , welches unter Kommando des General Duras stand, sollte hauptsächlich die Unternehmungen der Verbundenen am Rhein erschweren. Duras aber konnte sehr wenig ausrichten. Außer daß er einige uns bewehrte Städte abbrannte und Kontributionen , wo er keinen Widerstand fand, mit vieler Hårte eintrieb , that er fast gar nichts. Während der Belagerung von Maynz wollte er sich der Stadt Heydelberg , zwölf Meilen von Maynz, wo eine Passage über den Neckar ist , bemächtigen. Allein die Verbundenen verstärkten die Besatzung, und Duras mußte unverrichteter Sache wieder abziehen. Er wandte sich hierauf den August rückwärts und brannte Durlach und Pforzheim ohnweit Philippsburg ab. Nachher belustigte er sich damit, die Stollenhaver Linien, wel: che die Verbundenen aufgeworfen hatten , durch Bauern demoliren zu laſſen ; und hierauf schränkten sich größtentheils die Operationen seines Feldzuges ein , welche zwar den Verbundenen in ihren Unternehmungen nicht hinderten , Unglückliche machten.

aber doch viele

Das fliegende Korps des Marschalls von Tallard that auch nichts als sengen und brennen. Er deraschirte den Choiseul , welcher Bretten , 15 Meilen von der Armee der Verbundenen , in Brand steckte. Das zweyte fliegende Korps des Boufleurs unternahm doch etwas mehr, und feine Bewegungen hatten Einfluß auf die Belagerung von Bonn, weil der Kurs fürst ihm den General Schöning entgegenschicken mußte ; wovon wir die Umſtånde unten mit mehrerem erzählen werden. Die holländische Armee , welche unter dem Fürsten von Waldek gegen den Marschall von Humiers stand , hatte in der Zeit , da der Kurfürst das Komman do über die Armee am Niederrhein übernommen hatte, einige Bewegungen ges macht, welche den Marschall von Humiers Besorgniß wegen Champagne gaben. DerFürst that den einen Marsch von Tillemont nach Tongerelle , clerhalb C'es blours ; von dort marschirte er gerade nach Fontaine l'évêque an der Sambre. Humiers stand nur 2 Stunden von ihm, und hatte von seinem Hofe Befehl , den Fürsten von Waldek anzugreifen. Dieser aber rückte noch näher an die Gränzen von Champagne, passirte die Sambre den 14 August und lagerte sich) ben Vals Humiers ging ihm nach, und court, 5 Meilen von der Gránze von Champagne. es entstand bey Valcourt ein ziemlich hartes Gefecht, worinn aber die Franzosen nichts

unter Kurfürst Friedrich III. nichts gewannen.

107

Nach diesem Gefechte näherte sich Waldek wieder der Sambre,

und nahm das lager bey Gerpines. Humiers ging ihn den 38 August über Flo Der Fürst von Waldek war rence nach, und marschirte gerade auf Gerpines. aber schon aufgebrochen , hatte die Sambre paſſirt , und sich hinter derselben ohns weit Charleron bey Montigny ins Lager geseket. Humiers rückte bis gegen die Sambre vor , und es kam den 26September zu einer Kanonade von beiden Theilen, Nach derselben zog sich der Marschall von Humiers wieder nach Gerpines , und ging in ſein erstes lager bey Hantern zurück. Der Posten, welchen der General Waldek an der Sambre genommen hatte, konnte, wenn Bonn erobert wurde, das Projekt des Kurfürsten Friedrichs des Dritten , die Winterquartiere im Luxenburgischen zu nehmen , ungemein begünstis gen ; denn wenn Waldek eine Bewegung gegen die Maaß und der Kurfürst eine Bewegung gegen die Mosel machte, so war die Vereinigung beider Heere leicht zu bewirken , und es würde dem Marschall von Humiers sehr schwer geworden seyn, die Gränzen von Frankreich zu decken ; besonders wenn der Herzog von Lothring Die Jahrszeit war auch zu dieser gen mit einem Korps in Lothringen einrückte. Operation noch nicht zu ſpåt. Der Kurfürst von Brandenburg verlohr auch diesen Plan , deſſen Ausfüh rung allein auf die geschwinde Eroberung von Bonn beruhete , nicht aus den Aus gen. Er unterließ daher nichts , was zur Beförderung derselben dienen fonnte ; August mit der Armee das Lager vor Bonn bezogen hatte, IRO Auguft. denn sobald er den so machte er alle mögliche Anstalten zu einer förmlichen Belagerung. Der Hauptwall der Stadt Bonn , die Seite am Rhein mitgerechnet , hatte Die Befestigungswerke bestanden einen Umfang von ohngefehr 4000 Schritten. in einer Ringmauer , die mit einem Erdwall von acht ganzen und zwey halben Es scheis Bollwerken von einer Seite des Rheins bis zur andern umgeben war . net, als wenn zur Zeit der Belagerung derselbe noch nicht im vollkommenen Defenz ſionsstande gewesen ist. Neun halbe Monde aber vor den Kourtinen und 3 Kon Die Gras tregarden vor den Bastionen waren in gutem Vertheidigungsstande. ben vor den Werken sind größtentheils trocken ; außer da , wo die Festungswerke am Rhein stoßen, waren sie auf eine geringe Weite mit Wasser angefüllet. Bonn hat vier Thore ; gegen Mitternacht ist das köllnische Thor, gegen Abend die Stern pforte, gegen Mittag die Stockpforte , und gegen Morgen am Rhein die Rhein Auf der Mittagsseite vor dem Glacis der Stockpforte lag ein Hornwerk, pforte. dessen Kommunikation längst dem Ufer des Rheins sågenförmig sidh an selbiges Das Glacis und der bebeckte Weg waren in gutem Stande, und an einis schloß. gen Orten miniret ; der bedeckte Weg , die halben Monde , und die Kontregarben aber waren doppelt verpalliſadiret , und die Waffenpläße mit Traverſen versehen. Vor der Mittagsseite der Festung stieß an das Glacis ein kleiner Morast , in wel Dieser Morast hatte ſeinen Abfluß bey dem chen ſich verſchiedene Bäche ergossen. Nach Hornwerk am Rhein. So war die damahlige Beschaffenheit der Festung . der Zeit wurde sie mit verschiedenen Werken verstärkt. Zwischen der Rheinbastion, der Kourtine , der Baſtion Kamus , St. Wilhelm und Sternbastion wurden Tes D2 naillen

108

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

naillen erbauet. Das Hornwerk an der Mittagsseite des Rheins wurde bis vor die Kourtine zwischen der Stockbastion und der Bastion Ferdinand kontinuiret. Disfeits auf dem rechten Ufer des Rheins wurde ein großes Werk von zwen ganzen und zwen halben Bastionen , nach einem halben regulairen Sechset projektiret, welches mit Ravelinen , Gråben und einem bedeckten Wege umgeben werden sollte, aber nicht zu Stande gekommen ist. Man wird sich erinnern , daß der Kurfürst den Grund , worinn Põppelsdorf fag , vorzüglich vortheilhaft zur Oeffnung der Laufgråben hielt.

Durch diesent

!

Grund konnte man auch , ohne gesehen zu werden , auf eine Höhe steigen , welche nahe genug lag , um davon die Festungswerke mit Nachdruck zu beschießen. Alle diese Vortheile hatte Friedrich der Dritte durch ein sehr richtiges militairisches Au genmaaß, unter dem Feuer der Wälle und unter den Augen eines in der Nähe auf ihn lauernden feindlichen Verstecks übersehen. Er befahl also , auf dieser Hös

1

he rechts und links von dem daſelbſt befindlichen kurfürstlichen Garten , zwey Bats terien zu erbauen , und selbige sowohl unter sich durch einen Laufgraben , als auch Sie erhielten burch einen andern mit dem Pöppelsdorfer Grund zu verbinden.

August.

eine solche Richtung , daß sie das Bollwerk St. Clasii beschießen konnten (a). Das schlechte Wetter , welches den 7 Auguſt einfiel , verursachte , daß die Arbeit nur langsam fortrückte. Die Belagerten tentirten aber auch sehr wenig, und thaten weiter nichts als einige Kanonenschüsse auf die Redoute zwischen Pops pelsdorf und der Kontreeslarpe, in welche der Kurfürst drey Kanonen hatte bringen laffen. Diese Redoute war von großem Nußen , denn fie hielt die Ausfälle der Belagerten im Respekt, und zeigt, daß der Kurfürst den Nußen der Redouten in ben Belagerungswerken vollkominen kannte. Die Vaubansche Angriffsmanier hatte selbige verdrånget, ob gleich von der Belagerung von Tyrus an bis zur Belages rung von Kassel , die größten Generale den Nußen derselben bey Belagerungen anerkannt haben. Alexander (b) , Philippus (c) , Lucius Posthumius, A. Mars tius (d), Cåſar (e) , Herzog von Guiſe (f) , Prinz Heinrich von Oranien (g), General Entfort (h), Herzog von Enguien (1), Kurfürst Friedrich Wilhelm der Große (k), Peter der Große (1), Friedrich Wilhelm der Erste, König von Preuf fen (m), Feldmarschall Löwenthal (n) , Friedrich der Große ( 0) , Herzog Fries drich von Braunschweig (p) und andere mehr, haben sich selbiger in verschiedenen Belagerungen mit Nußen bedienet.

Wir werden sehen , daß diese Redouten in ber !

(a) Siehe den Plan.

( 1) vor Dunkerchen, 1646.

(b) in der Belagerung von Tyrus,

fd) vor Aggrient.

(k) vor Stettin , 1677. (1) ´vor Narva, 1700. (m) vor Stralsund , 1715.

(c) vor Echines.

(e) vor Marseille.

(n) vor Mastricht.

(f) Thionville 1558.

(o) vor Prag 1744 U. 1757.

(g) vor Girolla 1627.

(p) vor Kaſſel 1762.

(h) vor Memmingen 1647.

109

unter Kurfürst Friedrich IL

der Belagerung von Bonn dem Kurfürsten Friedrich dem Dritten ganz vortreffliche Dienste thaten. " Den & und

August fuhr man fleißig zu arbeiten fort, und brachte es ſound i weit, daß bey dem Poppelsdorfer Garten sowohl eine Mortierbatterie von 7 Mor Auguſt. tiers , als auch eine Batterie zu eilf Stück zwölf und vier und zwanzigpfündigen Kanonen zu Stande gebracht wurde. Indessen fand der Kurfürst noch nicht für gut , die Laufgraben zu einer förmlichen Belagerung zu öffnen. Diese Batterien konnten , wie der Plan zeigt , durch eine geringe Kommunikation mit dem Grund bey Poppelsdorf, der die Dienste eines Laufgrabens vertrat , leicht verbunden werden.

Man fing den

August an, von den Mortierbatterien auf die Werke

August,

der Festung zu werfen , und der Kurfürst befahl , die Mortiers so zu richten , daß die Bomben in den trocknen Graben fielen, wohin sich die Garniſon aus der Stadt retirirt hatte. Den Obersten Weiler hatte der Kurfürst auf der rechten Seite des Rheins gelassen, mit dem Befehl , noch von dieser Seite Granaten und Bomben in die Stadt zu werfen , damit sich die Garnison nicht wieder in die Stadt ziehen und den Wurfbatterien bey Poppelsdorf ausweichen konnte.

Daß der Kurfürst

Bonn von der Pöppelsdorfer Seite beschießen ließ, ſehte die Belagerten noch auf eine andere Art in Verlegenheit. Zwischen dem Rhein und dem Morast vor dem Stadtthore war auf dieser Seite ein Wiesengrund ; der einzige Ort, wo die Gar nison ihr Schlachtvieh unter einer Bedeckung weiden lassen konnte. Durch eine neue Battrrie aber , welche der Kurfürst in der Nacht , den 10 August in Form einer Redoute auf dem Wege , der von Poppelsdorf nach der Stadt gehet ,

: August,

aufs

werfen ließ , und welche den ganzen Morast und das Terrain jenseit derselben bes strich, wurde den Belagerten auch dieser Vortheil abgeschnitten. Der Boden war hier aber steinigt und hart , daher konnte diese Batterie nicht in einer Nacht zu Stande gebracht werden. Als der Tag anbrach, und die Belagerten sahen, was ihnen diese Batterie für Nachtheil bringen würde, machten sie ein lebhaftes Feuer auf selbige ; allein demohngeachtet arbeiteten die Brandenburger am hellen Tage, und brachten die Batterie völlig zu Stande. Der Nußen dieser Batterie äußerte sich bald ; denn man erfuhr bereits den 12 durch Ueberläufer , daß die Garnison äußerst mißvergnügt wåre, und großen

13 Auguft.

Mangel an Fleisch litte, weil ihnen die Weide , womit sie den Rest ihres wenigen Schlachtviches noch erhalten hatte, nunmehro gänzlich abgeschnitten worden ; und weil die Soldaten fast von Brod allein leben mußten , so vermehrete sich die De sertion sehr stark. Man hatte also die beste Hoffnung zu einer baldigen Uebergabe und Erobes rung von Bonn, welche der Kurfürst , verschiedener Widersprüche ohngeachtet, auf das äußerste beschleunigt wissen wollte, und daher dem Generalfeldmarschall Lieutenant von Schöning das Kommando dabey unter ihm zu führen auftrug. Er ließ demnach den August folgende Ordre an ihn ergehen , wovon das Original in den Archiven noch befindlich ist: „Sr. Kurfürstl. Durchlaucht , unser allergnädigster Herr , haben nunmehro »gnädigst resolviret, daß weil die Gloire und Reputation Déro Waffen, vor ន 3 diese

Auguſt.

IIO

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonu

„diese Festung Bonn engagiret seyn , und sie mit einer solchen unterhabenden „Armee, ohne Operation nicht stehen können , besagte Festung , ohngeachtet n Sr. Kurfürstl. Durchlaucht die Difficultaten so daben vorkommen , und „schon von dem Generalfeldmarschalllieutenant , dem von Schöning , vorge

" stellet worden , gar wohl begreifen, wirklich zu attakiren befohlen, auch ges dachter Dero Feldmarschalllieutenant , sich hiernach gehorsamst zu achten, Und ,,und die Eroberung des Orts nach aller Möglichkeit zu beschleunigen. "gleichwie Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht das gnädigste Vertrauen zu dems ,,selben haben , er werde bey dieser ihrer Höchst anlegenen Entrepriſe alles „thun , was man von einem klugen und tapfern General erwarten kann, also wollen Sie auch dahingegen , daß er wegen des Ausschlages , so von Gott „dependiret, nicht reſponſable ſein , sondern deshalb , außer Verantwortung Signatum im Hauptquartier vor Bonn den I „und Blam bleiben soll. "

7 1

August 1689.

• Friedrich. Diese Hoffnung zu einer baldigen Eroberung von Bonn wurde durch den Uebergang des Generals Boufleurs über die Mosel in etwas zurückgeseket. Boufleur stand mit einem fliegenden Korps französischer Truppen hinter der Mosel bey Berncastel , ohnweit der Luremburgiſchen Grånze. In diesem Posten konnte er durch ausgeschickte Partheyen über die Mosel Nachrichten von der Ars mee am Niederrhein einziehen , und zugleich die Gemeinschaft zwischen der Armee des Marschalls Duras und Humiers unterhalten.

So lange Boufleurs mit dem

größten Theile seines Korps hinter der Mosel stand , war nicht zu besorgen, daß er das Belagerungskorps bey Bonn beunruhigen konnte , zumahl da noch; vorwärts Kochheim , Meyen und Andernach von den Verbundenen besetzt waren. Sobald Boufleurs aber über die Mosel ging , und die Besatzungen der Verbundenen aus gedachten Orten delogirte , so konnte er bis gegen die Erft vorgehen , die Kavalles rieposten des Kurfürsten an diesen Fluß, zurückwerfen, und die Kommunikation mit dem Kurfürsten und dem Fürsten von Waldeck unsicher machen. Boufleurs hatte alle seine Detaschements an sich gezogen , ging in der Ges gend von Berncastel über die Mosel , und zog noch 2000 Mann von der Garnison von Montroyal an sich ; überdem hatte er noch 46 Schwadronen Kavallerie und Dragoner. Von seiner Infanterie formirte er vier Detaschements , welche von dem Marquis de Crecqui , Graf Chamilli und dem Marquis Chatre und Blain ville kommandiret wurden. Mit dem ganzen Korps marſchirte Boufleurs gedachten Tages bis auf den halben Weg nach Kochheim , und kam daſelbſt Nachmittags um 3 Uhr an. Er ließ hier bis 9 Uhr Abends Halt machen , und die Soldaten mußten kochen. Hierauf brach er wieder auf, und marſchirte die ganze Nacht durch, so daß er mit Anbruch des Tages vor Kochheim anfam . ;

Den



2. Lunter Kurfürst Friedrich III.

I

III

Den ganzen Morgen brachte Boufleurs zu , die Gegend zu refognofciren, und die Wege, durch welche die Garniſon ſich retiriren , oder wodurch ſie Sukkurs erhalten fonnte, zu besehen.' Kochheim liegt acht Meilen von Vonn an dem linken Ufer der Mosel.

Die

Stadt hat nur eine Ringmauer nach alter Art, und wird durch die nahe dabey lies gende Höhen übersehen. Das Schloß aber ist auf einer dominirenden Höhe ers bauet, welche nach der Seite der Mosel , wo man aus der Stadt , die am Fuße des Schloßberges liegt , herauffährt ,

ziemlich steil und felfigt ist.

Diese Lage

giebt dem Schlosse einige Festigkeit ; im übrigen ist es , so wie die Stadt , mit eis ner Mauer und hervorspringenden Thürmen umgeben. Vor den Thoren des Schlosses und der Stadt hatte die Garnison einige leichte Verschanzungen von Ers de aufgeworfen. Die Stadt war mit neun Kompagnien kaiserlicher Fußvölker besetzt, welche die franzöſiſchen Geschichtschreiber 1600 Mann stark angeben, vers muthlich weil sie die Bürgerkompagnien und die triersche Besatzung mit dazw rechnen. Sobald Boufleurs alle Zugänge der Stadt befeht hatte , schickte er die Ka vallerie sogleich fort , um Faschinen zu binden , und selbigen Abend auf die Pferde heranzuschaffen. Er fing hierauf in der Nacht, einen Musketenschuß vom Schloſſe,´ zwey Batterien zu erbauen an ; eine von drey Kanonen und die zweyte von einer Kanone. Näher konnte man wegen der hohen und steilen Berge nicht herankoms men. Des Morgens waren die Batterien zum Feuern fertig ; worauf Boufleurs einen Tambour nach der Stadt schickte, und den Kommandanten auffordern ließ. Der Tambour kam ohne Antwort zurück ; worauf Boufleurs den Herrn d'Jlle abfertigte, mit dem Auftrage, dem Kommandanten zu sagen, daß, wenn die Gars nison sich nicht zu Kriegsgefangenen ergeben wollte , sie über die Klinge würde springen müssen. Der Oberste Graß , welcher Kommandant war , ließ ihm ants worten , daß er sich auf das äußerste vertheidigen würde , wenn man ihm nicht freien Abzug verstatten wollte. Hierauf befahl Boufleurs , ein Stadtthor und das Thor des Schlosses zu beschießen. Diese Kanonade dauerte bis vier Uhr Nache mittag. Die Garnison war äußerst schlecht mit Munition versehen und zog sich, man weiß nicht aus was für Ursache, hinter einer Kommunikation von Pallisaden, aus dem Schlosse in die Stadt. Boufleurs wurde dieses von einer Batterie ge wahr, und befahl dem Marquis de Chatre , der einen Posten hinter einigen spanis schen Reutern , einen halben Musket.nschuß von der Stadt befeht hatte, gerade auf das Schloß loßzugehen. Der Marquis schickte ein Detaschement von funfzig Mann voran, und folgte demselben mit hundert Mann zur Unterstüßung. Wie die Franzosen an das Echloß herankamen , fanden sie es verlassen , und sahen, daß die Garnison auch das Retranschement, welches sie zwischen der Stadt und dem Schlosse aufgeworfen hatten , verließen. Die französischen Soldaten liesen also auf das Retranſchement los , hieben die Palliſaden um , und drangen zugleichh mit der Besatzung in die Stadt. Boufleurs ließ sie durch ein Detaschement Dras goner souteniren ; diese hieben alles , was ihnen in der Stadt widerstand , nieder. Sobald die Detaschements , welche unter Blainville uud Chamilli auf dem andern Posten

"

112

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

Posten standen , das Schießen in der Stadt hörten , drangen sie von ihrer Seite ebenfalls ein , so daß in weniger als einer halben Stunde mehr als 1500 Franjos Die Garnison hatte sich in das Kapnzinerklostor gezogen. sen in der Stadt waren. Die Franzosen steckten die Stadt in Brand ; 1300 Mann von der Garnison blies ben aufdem Plak , die übrigen wurden gefangen genommen und nach Montroyal gebracht.

Die Retranſchements ließ Boufleurs einwerfen.

Ich habe nach Anleitung des Quincy (a) dieEroberung von Kochheim etwas umständlich beschrieben , weil dieser Vorfall einen Einfluß auf die Armee des Kur fürsten bey Bonn hatte.

Bloß der Mangel an Munition kann die schlechte Vrrtheidigung dieses Ortes rechtfertigen. Es war ein Fehler , daß der Kommandant die Garnison aus dem Schlosse jog; denn der Verlust des Schlosses mußte auch den Verlust der Stadt nach sich ziehen. Man sollte glauben , er würde hier gerade das Gegentheil ges than haben, und ſich eher mit der Garniſon in das Schloß hereingeworfen als hers ausgezogen haben. Es war aber unverantwortlich , daß die Garnison nicht eins mahl mit so viel Munition, daß sie sich 48 Stunden wehren konnte , versehen war, denn mehr Zeit war nicht um sie zu entsehen nöthig , und wir werden in der Folge sehen , daß der Sukkurs, welchen der Kurfürst nach Kochheim schickte, nur 48 Stunden unterweges war. Selbst in der Stadt waren Mauern und verſchies dene Abschnitte auf Anhöhen , wo sich die Garnison hereinwerfen und den Franzos ſen Fuß vor Fuß das Terrain streitig machen konnte ; aber von dem allem geschah hier nichts , und das Kapuzinerkloster war nur ein schwacher elender Zufluchtsort. Die Eroberung von Kochheim hatte noch mehrere üble Folgen. Der Obrists lieutenant Ariezaga, welcher mit einer Besatzung in Meyen stand, verließ auf die Nachricht von der Eroberung von Kochheim diesen Ort und zog sich nach Anders Die Franzosen sengten und brandschanzten nicht allein diese Derter, sondern nach. auch Kaisersek und Kaiserslöschmin. Der Marschall de Camp, Bertillac , brand schahte Ulm , Heydelcheim und Kerpen.

Den

August marschirte Boufleurs

Die Vers nach Mannheim, welches nur vier Meilen von Bonn entfernet war. bundenen wurden durch diesen Einfall des Boufleurs äußerst beunruhiget , und sos wohl der Herzog von Lothringen als der Kurfürst von Trier schickten Kouriere an den Kurfürsten nach Bonn und baten ihn , eilends Hülfe zu schicken , und das Der Kurfürst fah wohl ein, Triersche vor fernern feindlichen Einfällen zu decken. daß, wenn er dem Boufleurs Zeit ließe, mehrere Progressen zu machen und vorzus rücken , er leicht zwiſchen Bonn und Koblenz Posto fassen könnte ; oder wenn er über die Aar gehen sollte , konnte er ihm selbst viele Besorgnisse verursachen , weil er alsdann während der Belagerung eine Garniſon von 5 bis 6000 Mann vor sich, Er beschloß also , seis im Rücken aber ein starkes feindliches Korps haben würde. nen Feldmarschallieutenant von Schöning unb Generallieutenant Barfuß mit eis nem (a) Quincy Tom II. S. 208.

unter Kurfürst Friedrich III.

113

nem Korps von 10,000 Mann abzuschicken (a), um den Boufleurs wieder über die Mosel zu jagen. Der Kurfürst erfuhr bald nachher, daß Kochheim übergegangen war ; er bes schleunigte also um destomehr den Marsch des Korps. Ein Theil des Schönings schen Korps war schon aufgebrochen , und der Kurfürst befahl , daß der Rest des selben, woben sich 300 Pferde, welche zum General Waldek ſtofen sollten, befans, ben, eiligst folgen mußte.

Er hatte dem von Schöning gemessene Befehle geges

ben , den Feind , wo er ihn fånde , mit aller Macht anzugreifen. Der Kurfürst hoffte, daß Schöning den folgenden Tag die Franzosen ben Meyen, fünf bis sechs Meilen von Bonn, antreffen würde.

Die Brandenburger bezeugten viele Lust und

Begierde, mit den Franzosen anzubinden. Jene aber schienen hierzu nicht geneigt zu seyn ; denn als die brandenburgische Avantgarde unter dem Öbristen von Arnim jenseits Meyen ben Montreal den Nachzug der Franzosen zu Gesichte bekamen , so. zog sich dieser eiligst über die Elk , und Boufleurs ging mit seinem Detaſchement, wieder bey Montcastel über die Mosel. Es war also nicht rathſam, daß ihm Schös ning weiter folgte ; er blieb daher stehen , und schickte verschiedene Detaschements aus , welche aber alle die Nachricht einbrachten , daß Boufleurs mit ſeinem Korps über die Mosel gegangen wäre. Schöning glaubte also, daß er vor Bonn nühlis 30 August cherseyn könnte, und trat den Rückmarsch mit seinem Korps den September nach is September. dem Berichte des Quincy , wieder an. Ben diesem Rückmarsch erfuhr er , daß die Franzosen in Nernberg eine Besatzung hatten.

Der Kapitain du Plessis vom

Regiment Bourgogne ſtand mit hundert Mann darinn. Schöning ließ ihn ben seinem Rückmarsch auffordern ; als er sich aber nicht ergeben und den Angriff abs warten wollte, Schöning aber keine Zeit zu verliehren , und auch keine Infanterie ben sichhatte, weil selbige schon zurück in das Lager vor Bonn gegangen war, so hielt er sich nicht bey diesem unbedeutenden Posten auf, und setzte seinen Rückmarsch August nach Bonn fort, wo die brandenburgische Infanterie bereits den 3eptember im Las ger angekommen war. Durch dieses Detaſchement wurde das Belagerungskorps sehr geschwächt und die Belagerungsarbeiten rückten nur sehr langsam fort. Man begnügte sich, durch das Feuer der bereits fertigen Batterien den Belagerten Abs bruch zu thun. Denn

August begab sich der Kurfürst auf Bitte des Kurfürsten von Trier

rachHardenfels (b) , auf dem rechten Ufer des Rheins , 5 Meilen von Bonn. Die Unterredung beider Kurfürsten dauerte ziemlich lange , so daß der Kurfürst von Brandenburg erst die Nacht um eilf Uhr ins Hauptquartier vor Bonn zu rückkam.

Kaum zwey Stunden nach seiner Zurückkunft that die Besakung auf eine

(a) Ichfolge hier dem Herrn von Puffendorf; denn nach dem Berichte des Quincy sollte das Korps des Generals Schöning nur 15co Mann stark gewesen seyn . Es ist aber zu vermuthen, daß die Franzosen nach dem was sie gesehen haben , die Stärke des Korps beurtheilten ; welches also nicht viel mehr als die Avantgarde gewesen seyn kann,

(b) v. Puffendorf nennet den Ort Argenfels, Hernerts Brand. Kriegesgeſch.

114

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

eine Redoute, welche die münsterschen Truppen zwischen der Festung und ihrem Lager aufgeworfen , und mit 200 Mann unter den Obristlieutenant Velow befekt hatten, mit eilf Kompagnien , die man 1500 Mann stark schäßte, einen Ausfall. Bierhundert und funfzig Mann, größtentheils Grenatier, formirten die Tête des Angriffs ; ſie wurden aber bey dem ersten Anlaufe so gut empfangen , daß faſt alle Grenadiere mit ihren Offizieren blieben.

Achtmahl seßten sie von neuem wieder

an, wurden aber jedesmahl mit Verlust zurückgeschlagen , bis sie endlich nach eis nem zweystündigen Gefechte mit Anbruch des Tages wieder nach der Stadt zus rückzogen. Ein Haufen von 150 Franzosen bat schon um Pardon ; allein weil die Unsrigen in der Hiße des Gefechts nicht mit Schießen einhielten, so entliefen viele Davon , die übrigen aber blieben auf dem Plake. Der münstersche Generalmajor von Schwarz wollte mit der Reuterey die Franzosen von der Stadt abſchneiden, aber die vielen Gråben , womit die Gegend durchschnitten war , hinderte ihn dars an ; sonst würde kein Franzose wieder in die Stadt gekommen seyn . Ben diesem Angriffe verloren die Belagerten mehr als 300 Mann , und der größte Theil des rer, welche davon kamen, wurden verwundet. Unter den Gefangenen befand sich der Haupmann de Grance , nebst 2 Lieutenanten und einigen andern Offfzieren. Unter den Todten war der Obrist Magen, welcher den Ausfall kommandiret hatte. Von Seiten der Verbundenen blieb der Major Schade; der Obrist Elberfeldt nebst einem Hauptmann wurden tödtlich verwundet , und 40 Gemeine vermißt. Der Nuken, welchen die Franzosen bey diesem Ausfall haben konnten, würs de nicht erheblich gewesen seyn , wann sie auch selbst die Schanze erobert| håt. ten ; denn es war nicht möglich , daß sie selbige behaupten konnten. Man würde sie bey Anbruch des Tages herausgejaget und von der Festung abgeschnitten haben. Indessen ist die Stärke des Ausfalls dem Abstand der Redoute von der Festung proportionirt ; und diese Marime des Kommandanten iſt zu loben. Die Vers bundenen zogen nicht geringen Vortheil aus der Anlage dieser Redouten , welche überhaupt zur Vertheidigung der Laufgråben ganz vortrefflich sind , und einen Der Fall ist Ausfall so lange aufhalten können , bis man Hülfe schicken kann. aber nicht ben unsern heutigen Parallelen, welche bey dem ersten Anlaufe überſties gen, und sogleich in Flanke und Rücken genommen werden. Der brandenburgis fche Generallieutenant von Barfuß, der diese Nacht das Kommando hatte, trug viel zur Erhaltung dieses Postens durch die guten Maaßregeln ben, welche er zur Unterstützung desselben nahm . So vortheilhaft dieser Vorfall für die Belagerer abgelaufen war, so ereignete sich doch wieder ein neuer Umstand , wodurch die Belagerung verzögert wurde. 3 August Den September fam ein Kourier von dem Fürsten von Waldet mit der Nachricht, daß der Marschall Humiers einen Theil seiner Armee nach Maynz detaſchirt hätte. Wir haben oben gesagt, daß um diese Zeit Humiers von seinem Hofe Befehl ers hielt, mit dem Fürsten von Waldek anzubinden , und daß ein Gefecht bey Val court vorfiel, nach welchem sich der Fürst von Waldet über die Sambre zog. Hiers zu kam noch die Nachricht von dem Einfalle des Marschalls von Boufleurs in das Triersche. Alles dieses konnte zu diesem Gerüchte Anlaß gegeben haben. Kurz, die

115

unter Kurfürst Friedrich III.

die Verbandenen baten dringend den Kurfürsten von Brandenburg, ein Detaſches ment aus dem Lager vor Bonn zur Verstärkung des Belagerungskorps vor Maynz zu schicken. Da von der Eroberung dieser Stadt das Wohl der Alliirten abhing, so nahm der Kurfürst keinen Anstand , den Generallieutenant von Barfuß mit sechstausend Mann dorthin zu détaſchiren ;

obgleich Schöning noch nicht wieder

mit der Kavallerie ins lager vor Bonn eingericket war , denn er blieb noch einige Zeit stehen , um den Feind gegen die Mosel zu obſerviren. Es lief unterdeſſen die erfreuliche Nachricht ein , daß die Kaiserlichen den bedeckten Weg von Maynz ers obert håtten ; nachher erfuhr man aber, daß selbige nur mit den Laufgråben bis an den bedeckten Weg gerücket waren , aber denselben noch nicht in ihrer Gewalt hat ten. Barfuß mußte vier bis fünf Mårsche, worunter ein Ruhetag war , von August Bonn nach Maynz thun. Er brach den 24ptember von Bonn auf, und den August September ging Maynz über. Barfuß erhielt hiervon auf dem dritten Marsch Nachricht; er kehrte also , statt nach Maynz zu marſchiren, wieder mit den Korps um , und stieß zum Belagerungskorps vor Bonn, wo er den September wies der einrückte. Unterdessen war der Feldmarschallieutenant Schöning mit der Ka vallerie den 30 stember auch wieder im Lager bey Bonn angekommen. Bey der Zurückkunft des Generallieutenants von Barfuß ereignete sich ein Vorfall zwischen ihm und dem Feldmarschalllieutenant v. Schöning, den wir nach der Beschreibung des von Puffendorf hier erzählen wollen , weil derselbe einen Beweis giebt , wie strenge Kurfürst Friedrich der Dritte auf die Befolgung seiner Befehle hielt, so daß er seine ersten Generale wegen Uebertretung derselben auf der Stelle verabschies, dete. Ein Beyspiel von der Art war für alle übrige Offiziere eine sehr ernsthafte Warnung.

Schöning war ſonſt ein General von ausgebildetem Verstande, er

hatte studirt , und verwechselte die Stelle eines brandenburgischen Legationsraths mit einem Rittmeisterposten. Er diente mit Vorzug unter Friedrich Wilhelm dem Großen und wurde von selbigem in vielen Gelegenheiten gebraucht , worinn er je derzeit viel Tapferkeit bewies .

Es scheint sber , als wenn er mit diesen guten Eis

genschaften eines Kriegsmannes einen zu stolzen und unbiegsamen Charakter ver band, der besonders den Großen mißfiel ; und vielleicht vergaß er darüber , daß auch der verdienstvolleste Mann gegen seinen Herrn allen Glanz seiner Verdienste mit dem demüthigen Gewande eines Dieners bedecken ,

und in das grânzenlose

Reich der Schuldigkeiten verweisen müſſe. Schöning dachte aber nicht so. Er machte sich schon bey der Belagerung von Ofen den Kaiser zum Feinde , weil er glanbte , daß man ihm nicht mit gebührender Achtung begegnet habe, ohne Abschied zu nehmen fort.

und ging

Daher mußte er auch in die Folge das Mißvers

gnügen der Großen auf eine empfindliche Art erfahren (a) . Bey dem Vorfalle, den uns von Puffendorf erzählt, vergaß er sich, weil er seine Ehre gekränkt zu seyn glaubte, so sehr , daß er weder Zeit noch Ort in Erwegung zog. Der Kurs fürst hatte den Generallieutenant Barfuß zu der Zeit , als der Feldmarschalllieus tenant von Schöning noch nicht mit der Kavallerie wieder aus dem Trierschen bey Bonn P 2 (a) Jauhens Heldenlexicon , S. 1447.

116

III. Abschnitt. Belagerung von Bonn

Wie Barfuß aber wieder von Bonn angekommen war, nach Maynz betaschiret. Maynz zurückkam, so fand sich Schöning bereits ben der Armee vor Bonn. Schöning nahm es übel , daß sich Barfuß nicht bey ihm gemeldet hatte, und uns ter andern entfuhr dem Feldmarschallietenant, daß wenn Barfuß ihm nicht die fchuldige Ehre erweisen würde , so würde er ihm den Degen durch den Leib ſtoßen. Daß dergleichen unter Generalen vorfiel , nahm der Kurfürst deſto ungnådiger, weil er vor kurzem ein Edikt gegen das Duelliren, und daß kein Offizier dem ans dern etwas anzügliches sagen sollte, hatte ergehen lassen (a) , und lag es dem von Schöning hauptsächlich ob , dahin zu sehen , daß den Befehlen des Kurfürſten nachgelebet wurde. Man nahm zwar , um den Ausbruch dieſes Handels zu vers hindern , schickliche Maaßregeln , und Barfuß wurde befehliget , sich demjenigen Der Kurfürst befahl ihm, daß zu unterziehen, was die Ordnung mit sich brächte. er sich bey den Feldmarschalllieutenant Schöning wegen der zurückgelegten Expedis tion melden sollte. Barfuß bat zwar sehr , daß ihn der Kurfürst hiemit verschos nen möchte, weil zwischen ihnen vereits Feindschaft entstanden wåre ; er mußte fich aber doch, den Befehlen des Kurfürsten zu gehorsamen , ben Schöningen mel Dieser begegnete ihm aber sehr hißig und unhöflich, und sagte, daß er ihm ben. Als ihn sehr übel empfangen haben würde, wenn er sich nicht gemeldet hätte. nun Barfuß hierauf, wie es einem braven Offizier gebühret , antwortete, vergaß fich Schöning so sehr, daß er vor dem Zimmer des Kurfürsten auf Barfuß den Degen zog. Da er also hierdurch wieder den Respekt , den er seinem Herrn schuldig war , handelte , so wurde er in Verhaft genommen und erhielt seinen Ab schied. Wenn der Kurfürst ihm auch den Fehler wieder den schuldigen Respekt gegen seinen Herrn verzeihen wollte , so konnte er ihn doch unmöglich , ohne sein gegebenes Gefeß zu entkräften , da er den Degen in Gegenwart aller Generale

"

Schöning verließ hierauf und Offiziere auf Barfuß jog , im Dienste behalten. Der Kurfürst bewies, daß die Armee und ging auf seine Güter in der Neumark. er diese That nicht ſowohl um den Fehler gegen seine Person , als zur Erhaltung der allgemeinen Ordnung bestrafet hatte ; denn er gab Schöningen die Erlaubniß Er wurde 1696 kursächsischer Generalfeldmarschall ; in fremde Dienste zu gehen. aber auch hier erfuhr er die üblen Folgen von dem Mißvergnügen der Großen ; denn er wurde auf Anrathen des Königs von England durch ein kaiserliches Detasches ment im Toplißer Bade aufgehoben , und nach Brünn gebracht, wo er sich durch viele Mühe und viel Geld nach zwey Jahren loskaufen mußte. Als Schöning die Dienste des Kurfürsten verließ , war , wie wir wissen, Maynz bereits übergegangen , und also der Zeitpunkt gekommen , wo Bonn mit aller Macht angegriffen werden konnte. September. Den September wurde in der Nacht von der verbundenen Armee Viktos ria wegen der Eroberung von Maynz geschossen, woben die Stücke scharf geladen, und auf die Stadt gerichtet wurden. Der Kurfürst befahl dem Grafen Karlvon Schomberg , daß er zwey franzöſiſche Offiziere von der Besaßung auf Parole ins Lager

(a) Von diesem Edickte ist oben in dem Abriß der Kriegesverfassung Erwähnung gethan.

1

1 117

unter Kurfürst Friedrich III. nöthigen sollte.

Als sie herauskamen , wurde ihnen gesagt, daß Maynz erobert

sen, und man ihnen riethe , ſich bald zu ergeben , weil sie jetzt noch eine honorable Kapitulation erhalten könnten ; denn man hätte beschlossen, die Festung auszuhuu gern. Vor dieser langen Todesart bezeigten die französischen Offiziere einen Abs fcheu, und beklagten , daß es so viele brave Månner treffen sollte, welche nur Gelegenheit wünschten , ihren Muth zeigen zu können. Den folgenden Tag far men sie wieder aus der Stadt , dankten dem Kurfürsten für das Anerbieten einer guten Kapitulation , fügten aber hinzu , daß es nicht recht sey , wenn sie selbige ohne Bewilligung ihres Königs annähmen ; wenn der Kurfürst genehmigen wollte, daß ſle die Erlaubniß hiezu einholen dürften , so wollten sie gern die durch den Brand verwüstete Stadt verlassen. Sie läugneten auch nicht, daß sie an vielen Dingen Mangel litten , und gewiß funfzehenhundert Kranke von der Garnison hätten, auch die Besatzung , welche vormals achttausend Mann stark gewesen, kaum noch halb so stark sey.

Der Kurfürst wollte

ben , und man mußte ihnen sagen , Garnison auszuhungern.

aber dieses

nicht

erlau=

daß er den Entschluß gefaßt hätte,

die

Friedrich der Dritte hatte zwar von den Verbundenen nach der Erobe rung von Maynz eine Verstärkung verlanget , allein hierüber den 15 Seps tember noch keine Antwort erhalten. Die Desertion hielt aus der Festung noch immer stark an , und der Hunger wurde immer größer. Einige Maulesel, welche die Belagerten mit Eis beladeu an die brandenburgsche Offfziere für einiges Wildprett ins Lager schickten , 1 waren in den elendesten Umständen. Der Kurfürst bekam inzwischen Nachricht von dem Siege , welchen der Margs

1

graf von Baden über die Türken erfochten hatte. Den September lief endlich die Nachricht ein , daß der Herzog von ™ Septembr. Lothringen mit einem Korps von 14,000 Mann im Anmarsch sey , um die Armee des Kurfürsten vor Bonn zu verstårken , und alsdenn die Festung von drey Seiten anzugreifen. Hierauf ließ der Kurfürst sogleich den Septembr. September in der Nacht die Laufgråben an zweyen Orten eröffnen. Die Brandenburger debouchirten liuks vor dem Poppelsdorfer Weg und die Niederlâns der und Münsterschen linker Hand von den Brandenburgern. Beide Approſchen konnten schon durch das Terrain Kommunikation haben. In der brandenburgis ſchen Attake wurden 4 Batterien , jede zu zehn Stück, erbauet, welche die Bastios nen Heinrich, Maximilian und de la Chasse beschossen. Die Niederländer und Münsterschen aber dirigirten ihre Attaken auf die Bollwerke Kamus , St. Wil helm , und auf das Sternbollwerk (a). Zugleich wurden auch auf dieser Seite wen Batterien von 16 Stuck angefangen. Die Arbeit rückte ungemein geschwins de fort, weil der Kurfürst oft in die Laufgråben ging , die Soldaten zur Arbeit aufmunterte, und durch sein Beiſpiel die Gefahr zu verachten lehrte, Die Gars nison wehrte sich tapfer , that viele, aber sicht ſtarke Ausfälle, gewann aber nichts babes , weil die geschlossenen viereckigten Redouten die Laufgråben defendirten und die Ausfälle zurückhielten. In P 3 a) Siehe den Plan,

7

118

Septbr.

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

kommandirte der brandenburgische Generalmajor von In der Nacht von Ziethen. Es wurde in dieser Nacht eine Kommunikationslinie zwischen den brans denburgischen , den holländischen und münsterschen Laufgräben gemacht. vor dem äußersten Ziegelofen vorben.

Sie lief

Der Marquis von Asfeld brachte die wichtigsten Maximen der Vertheidis gungswissenschaft eines festen Plakes in Ausübung. Er suchte die Belagerer so viel als möglich vor dem Glacis aufzuhalten. Wir haben gesehen , daß er dieses vor Deffnung der Laufgråben durch verschiedene Angriffe auf die Redouten der Bes lagerer zu bewirken suchte. Sobald er sah, daß man die Laufgråben eröffnete, schickte er kleine Infanteriedetaſchements heraus , welche sich an verdeckte Derter postiren , oder leichte Verschanzungen zu ihrer Bedeckung aufwerfen , und auf die Arbeiter und Beſaßung der Laufgråben feuern mußten. Sie infommodirten die Belagerer nicht wenig, so daß der Kurfürst dem Generalmajor von Ziethen befahl, durch ein Detaschement Grenadier diese vorgerückte Posten delogiren zu lassen. Ziethen führte auch dieses mit so vieler Tapferkeit und Diſpoſition aus , daß er sels bige in den bedeckten Weg hereinwarf und sie bis an das Glacis verfolgte.

1: Septbr.

Den 18 September wurden die Brustwehren der Laufgråben verſtårket und mit verschiedenen Bankets versehen ; denn man besorgte, daß die Belagerten öfs ters Ausfälle thun würden.

Jedoch hatten sie bis heute noch keinen gewaget, wel

cher nur einigermaßen von Bedeutung war ; denn sie wurden durch die Redouten in den Laufgråben im Respekt gehalten. Sowohl bey dem brandenburgschen als münsterschen Angriffe wurden den

13385

die Batterien und auch die Wurfbatterie von 13 Mortiers fertig. Es hielt die Arbeit ungemein auf, daß man wegen der hohen Wälle die Batterien auch sehr

1 erhöhen mußte ; denn in damaliger Zeit glaubte man die Demontirbatterien erhos hen zu müssen, um den Belagerten besser in die Scharten schießen und den Wall rasiren zu können. Der Kurfürst fuhr fort, täglich in die Approschen zu gehen, be sahe die Arbeit, enkouragirte die Soldaten, ließ viel Geld unter ſie austheilen, und munterte sie dadurch sehr zur Arbeit auf.

Er befahl den Ingenieuren ausdrücks

lich, die Brustwehren in den Trancheen von gehöriger Stärke und Höhe zu maz chen, damit die Truppen darinn ſicher stehen konnten. Er schonte durch diese sehr gute Marime, die man in neuern Zeiten oft so sehr vernachläßigt , das Leben seis Die Nachrichten des Archivs , woraus ich dieses ziehe , sagen ner Soldaten. ausdrücklich , daß , ob man gleich nur einen Musketenschuß von den Belagerten entfernt war , und die französische Besaßung , nach Vaubanscher Manier, aus dem bedeckten Wege unaufhörlich mit kleinem Gewehr auf die Arbeiter feuerte, doch dadurch bis jekt in einer Nacht nur 4, 6 oder 10 Mann und höchstens bis

#

11 Septbr,

auf 20 Mann wären getödtet und blessiret worden. Denfam der Deutschmeister von dem Belagerungskorps von Maynz bey dem Kurfürsten im Lager vor Bonn an ; er hatte ein Regiment ben der vers bundenen Armee. Den 14 September traf der Herzog von Lothringen im Lager bey Bonn ein. Der Herzog speisete Die kaiserlichen Truppen folgten ihm auf dem Fuße nach. mit

unter Kurfürst Friedrich III.

119

mit dem Prinzen von Commercy bey dem Kurfürsten. Nach der Tafel zeigte ihm der Kurfürst alle Belagerungsarbeiten , und die kaiserlichen Truppen bezogen das Lager auf dem rechten Flügel am Rhein. Die Brandenburger, welche hier gestans den hatten , brachen das Lager ab und ſekten sich in das 2te Treffen hinter Pops pelsdorf (a). Den

September rückten auch die Lüneburger und hessischen Truppen ins

Septbr.

Lager vor Bonn , und schlossen sich an die Kaiserlichen. Der Landgraf von Heſſens taffel schickte seinen Generaladjutanten an den Kurfürsten , und ließ ihm melden, daß er wegen zugestoßener Krankheit der Belagerung nicht beywohnen könnte. Es grafsirte auch unter dem Belagerungskorps die rothe Ruhr , an welcher in diesen Tagen der brandenburgische Generalmajor , Fürst von Hollstein = Beck, starb. Nunmehro waren sämmtliche Truppen, welche man 14000 Mann ſtark rechs

nete , zum Belagerungskorps gestoßen , und es wurden solche Anstalten getroffen, daß man der Eroberung der Festung in kurzer Zeit entgegensah. Der Herzog von Lothringen richtete seinen Angriff auf die Bastion vor der Er rückte , ohners Stockpforte und das daselbst am Rhein liegende Hornwerk. achtet die Franzosen ein heftiges Feuer auf die Arbeiter machten , mit einer Batter rie von vierzehn Kanonen sehr nahe an das Glacis, und schon den 11 September

Septbr.

Der Kurfürst von Brandenburg blieb war diese Batterie zu feuern im Stande. auch hier seiner Belagerungsmarime , wovon wir schon oben mehrmals erwähnet haben , getreu , und ließ nicht eher feuern , bis die Batterien in allen Attalen ferz Septbr. September mit einer Heftigkeit gemacht, September 29 Septembr . October 29 welche der Cohornschen Belagerungsmanier eigen ist, und bis zum · 9 October. also 10 Tage lang, damit fortgefahren ; wodurch denn die Defenslinie ganz ruinis 1 ret, und das Geschütz der Belagerten demontirt wurde. tig waren.

Der Anfang wurde den

Der Kommandant wehrte sich noch immer sehr tapfer , und schickte zuweilen einen Tambour heraus , um Vorschläge zur Kapitulation zu thun ; da man aber einſah, daß dieses bloß geschah, um Zeit zu gewinnen , so verboth der Kurfürst, sie nicht anzunehmen. Unter diesem heftigen Feuer der Batterien waren die Laufs gråben in allen Angriffen bis an den Fuß der Glacis gerückt , so daß der Kurfürst glaubte, es sey nunmehro Zeit , den bedeckten Weg zu stürmen und sich darinn zu logiren ; denn die Werke , welche denselben defendirten , waren ruinirt , und das feindliche Geschütz ziemlich zum Schweigen gebracht. Er ließ also die Generale zuſammenrufen , und eröffnete ihnen seine Meinung , daß er nemlich Willens sen, den bedeckten Weg zu stürmen. Es wurde beschlossen , daß die Kaiserlichen den bedeckten Weg vor dem Hornwerk, die Brandenburger, unter dem Generalmajor Heyden, die vor ihrem Laufgraben liegende Kontreefkarpe, und die Niederländer und Münsterschen unter dem General Dallwig und Schwarz , den vor ihrer Ats befindlichen bedeckten Weg stürmen sollten. Das Hauptkommando bey allen drey Attaken wurde dem brandenburgischen Generalfeldzeugmeister von

take

Spaen aufgetragen.

•Die (a) Siehe den Plan.

1

120

III. Abschnitt. Die Dispositionen ,

Belagerung von Bonn.

welche der Kurfürst den zum Sturm kommandirten

brandenburgischen Offizieren über die Anordnung und Führung der Truppen gab, ist vortrefflich , und der Aufmerksamkeit aller denkenden Kriegesmånner werth , weil sie die Hauptregeln zusammenfasset , welche eine durch die Erfahrung geprüfte Theorie zu solchen Unternehmungen ausfindig machen kann. Friedrich der Dritte zeigte in den Anstalten und Vorbereitungen zum Sturm, daß er die glückliche Gabe besaß, die Herzen seiner Offiziere und Soldaten vom höchsten bis zum niedrigsten zu gewinnen. Er bewies hieben , daß er allen Triebs Federn zu Erlangung seines Zwecks die gehörige Spannkraft zu geben wußte , wos durch ben den verschiedenen Klassen und Ständen der Soldaten der Muth erweckt, gestärkt und bis zur Tapferkeit erhoben werden konnte.

Die Ehre, welche nur auf

edle Herzen ihre Zauberkraft ausübt, kann auch nur die Tapferkeit derjenigen erhes ben , welchen Geburt , Erziehung , Patriotismus und Liebe für ihren Fürsten den Degen in die Hand gegeben haben. Diesen Edlen seßte der Kurfürst keinen bestimmten Preis zur Belohnung ih rer Tapferkeit. Der Herr von Puffendorf sagt , daß er sich vorbehielt, sie nach Verdienst zu belohnen. Nichts war schicklicher , den edlen Ehrgeiz zu erwecken, als die so unbestimmten Belohnungen ; und nichts konnte beffer ausgedacht seyn, den Wetteifer der Offiziere zu erregen. Jeder bestrebte sich , es seinen Kammeras den zuvor zu thun , um einen Preis zu erhalten, den er sich selbst nach seinen Wüns schen schuf.

Jedermann war versichert ,

daß seinen Thaten Gerechtigkeit wieders

fahren würde, weil er unter den Augen seines Fürsten focht.

Friedrich der Dritte

zeigte sich aber seinen Offizieren nicht allein als ein gerechter Fürst , der ihre Vers bienste belohnen wollte , sondern auch von einer noch weit verehrungswürdigern Seite. Er kannte die Leidenschaften , welche nur edle Seelen fähig sind, genau ; bas her blieb ihm auch der Streit , den die Liebe zum Vaterlande und die eheliche und väterliche Liebe in gewissen kritischen Augenblicken des Lebens auch in dem Herzen bes tapfersten Patrioten hervorbringen kann, nicht verborgen. Wenn gleich Vers bindlichkeit gegen das Vaterland und gegen den Herrn alle Hinderniſſe und Stöh rungen , die der rechtschaffne Soldat auf der Bahn der Ehre antrift , aus dem Wege räumte, ſo find dochHeld und Mensch noch immer nahe genug verbunden, daß nicht ein vorübergehender Gedanke von Trennung des festesten und ehrwürdigs ſten Bandes , und ein zurückgeworfener Blick auf Wittwen und Waisen , auch ben unerschrockensten auf einige Augenblicke mit einer unangenehmen tråben Vors stellung, wenigstens so lange erfüllen sollte , bis das Signal zum Angriffe diesen Nebel zerstreuet. Friedrich der Dritte, als Gemahl und jüngst als Vater, kannte die Stärke dieses Bandes. Er kam also seinen verheyratheten Offizieren zuvor, und suchte ihnen einige unangenehme Augenblicke zu ersparen , welche ihnen der Er versprach allen Wittwen derjes Streit edler Leidenschaften verursachen konnte. nigen Offiziere , welche in dem Sturm bleiben würden , eine reichliche Pension zu Von so vorbereiteten , von so threm Unterhalte auf Lebenslang reichen zu lassen. gestimmten Anführern konnte man alſo nicht bloß einen Muth, der das Resultat von

>

1: :

121

unter ·Kurfürst Friedrich III.

von Schuldigkeit war , erwarten, sondern eine brandenburgische Tapferkeit , die durch Ehre, Liebe zum Vaterlande und zu ihrem Fürsten keine Gränzen kannte, so lange noch etwas zu thun übrig blieb. Eben so viel richtige Kenntnisse der Neigungen , welche den niedern Klassen des Soldatenstandes eigen sind , zeigte der Kurfürst in seinem Betragen gegen dies felben. Die Bewegungsgründe, wodurch er ihnen Muth zu erwecken suchte, was ren schon materieller. Eine Aussicht auf Belohnungen , wodurch sich der Soldat etwas zu gute thun kann , ist es , was den größten Haufen muthig macht.

Der

Kurfürst versprach daher jedem zum Sturm kommandirten Soldaten vier Thaler, und erhöhte noch nachher diese Belohnung.

Jeder Unteroffizier erhielt noch ein

mahl ſo viel, und das Geld derer , welche geblieben waren, sollte unter die Lebens den vertheilet werden. Der Kurfürst wußte , was die Ermunterung der Lebensgeiſter und Står. kung der Leibeskräfte bey Gelegenheiten , wo es darauf ankommt, der Gefahr zu troßen, auf den Soldaten wirkt. Er befahl daher , den zum Sturm kommans dirten Soldaten Speise und Trank in måßigen Portionen auszutheilen . Auf eis ner andern Seite erhöhte er den Muth seiner Soldaten, indem er ihnen die Sorgs falt, welche er für die Verwundeten trug , sehen ließ. Er befahl, daß sich alle Feldscheer von der Armee auf den Batterien und in den Laufgråben einfinden solls ten , um die in dem Sturm verwundeten Soldaten zu verbinden. Hierauf gab der Kurfürst folgende Disposition zu dem Sturm , welcher am folgenden Tage auf die Kontreeskarpe von den Brandenburgern gemacht wers den sollte. 1. Morgen, Sonntag , soll zur gewöhnlichen Zeit kommandiret werden, in die Api proschen zu gehen. 1) Zur Attale 1500 Gemeine nebst 20 Primaplanen , 3 Obristen , 4 Obrists lieutenante und 4 Majore. 2) überdem noch 8 Lieutenante , diere.

3 Sergeanten , 3 Korporale, 60 Grenas

3) 3 Kapitaine, nebst 3 Primaplanen und 180 Gemeine. 4) zur Reserve 1200 Gemeine, nebst 12 Primaplanen, 2 Obriſten, 2 Obriſts lieutenante und 2 Majore. 5) 900 Mann zur Arbeit, um alle Materialien zu tragen , nebst 12 Prima planen, 1 Obristlieutenant und 1 Major. 6) Die Kompagnie Grenadier von der Garde der Grandmusketairs. 7) 3 Kompagnien Kadetten von Cornow und eine von Lottum , nebst 20 Gres nadieren von Varenne, nebst 1 Lieutenant. Zu den Kadetten giebt Cors now einen Kapitain und Lottum einen. 8) Von jeder Kompagnie Grandmusketairs 40 , nebst allen reformirten Mus ketairs , daben die Hälfte Offiziere von jeder Kompagnie und 2 Obrists lieutenante. 8) Alle reformirte Offiziere, wird. Hennerts Brandb. Kriegesgesch.

welche

Obristlieutenant Cornow kommandiren

A

10) Alle

1

122

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

10) Alle Ingenieure und Kondukteure. 11 ) Alle Jäger. II. Und werden diese dergestalt kommandiret : 1) Daß die 1500 Gemeine , item die 60 Grenadiere , item die 120 , item . die 900, des Morgens , wie gewöhnlich , in die Approschen marschiren follen. ( 2) Aus den Approschen sollen 1400 , item die 3 Primaplanen und 180 Ges meine herausmarschiren , und die übrigen 1000 , um die Linien zu beses ken, bleiben ; diejenigen , so herausmarschiren , sollen wie gewöhnlich abs. marschiren. 3) Die zur Reserve Kommandirte sollen in Poppelsdorf beym Hause stehen bleiben , so lange bis die 3 Kanonen gelöſet ſind ; alsdenn selbige an den Ort, welcher ihnen wird gezeigt werden , marſchiren sollen. 4) Diejenigen , so die Attake thun sollen, gehen auf die im Riſſe bezeichneten Orte, und stehen sie so lange daselbst verdeckt. 5) Die Arbeiter bleiben hinter der leßten Linie. III. Die Attake foll folgendergestalt geschehen : 1) Sobald als das Signal um 3 oder 4 Uhr Nachmittags von der großen Bats terie gegeben wird, so werden die Brücken geleget , und marschiren die zum Sturm kommandirte Detaſchements in folgender Ordnung gegen den bedeckten Weg. Drey Lieutenante, 3 Unteroffiziere und 60 deutsche Gre nadiere machen die Tere, dergestalt daß 1 Lieutenant , 1 Unteroffizier und 20 Mann rechts , gerade auf den ausspringenden Winkel des bedeckten Weges vor der Bastion la Chaſſe avanciren. Ein Lieutenant , 1 Unters offizier und 20 Grenadiere rücken auf die Kapitallinie des halben Mondes St. Klara an, und der zte Lieutenant mit 20 Mann zur linken , mars schirt nach dem ausspringenden Winkel des bedeckten Weges vor der Bas stion St. Maximilian. 2) Folgen die 3 Primaplane nebst 180 Gemeinen, davon 120 Grenadier und 60 Fusilier sein sollen. Zur rechten Hand gehen 60 Grenadiere, nebst einem Primaplan , zur linken auch so viel und in der Mitte ein Primaplan mit 60 Fusilieren. 3) Die Kapitaine, welche gegen die ausspringenden Winkel der Chasse und St. Maximilian rücken ,

Bastion la

werden von den Grandmusketairen

unter dem Major du Pays nebst den 14 daben stehenden Ober- und Unters offizieren unterſtüßt; der Kapitain aber, welcher den Lieutenant, der auf dem halben Mond St. Klara in der Mitte attakiret , unterſtüßt , wird durch 3 Kompagnien französischer Kadetten und 10 Grenadieren von Var renne soutenirt. 4) Auf den Major du Pays folgen rechts 80 Grandmusketaire und 10 Offi ziere, unter Anführung des Obristlieutenants Grafen von Dohna , und links eben so viel Grandmusketaire und Offiziere unter dem Obristlieutes nant Nahmer.

Die 3 Kompagnien französischer Kadetten unterstüßt der

123

unter Kurfürst Friedrich III.

der Obristlieutenant Cornow mit allen reformirten französischen Ofs fizieren. 5) Diese Detaschements werden von 600 Musketairen von der Garde in neun Kompagnien getheilet, und von dem Obriſten Schöning unterſtüßt , nems lich jede Attake mit 200 Mann , woben 2 Obristlieutenante, 2 Majore nebst neun Primaplanen sind. Das Korps der Reserve kommandiren die Obriften Graf Dånhof und von Schlaberndorf; ersterer mit 6 Kompagnien von 500 Mann , und lehtes rer mit 4 Kompagnien von 400 Mann , wobey 2 Obriſtlieutenante, 2 Majore und 1 Primaplan ſind. 7) Ueberdem werden auch 900 Arbeiter kommandirt , als 200 mit Schippen, 50 mit Aexten, 50 mit Hacken, 300 zu Tragung der Schanzkörbe, Woll säcke, Sandsäcke , spanischen Reuter , wobey 9 Primaplane sind ; die übrigen 300 nebst 9 Primaplanen bleiben zur Reserve , wenn noch mehr Arbeiter erfordert werden. Sämmtliche Arbeiter ſtehen unter dem Generals quartiermeister du Pays ; dieser wird selbigen, wie auch allen Ingenieuren und Kondukteuren ihre Derter und wie sie folgen sollen, anweisen. Der Generalmajor von Heyden kommandirt die brandenburgischen Truppen. Das Signal gehet sowohl die Brandenburger als alle Alliirten an ,

und

müssen sich selbige sogleich in Bewegung ſehen. 8) Die 1200 Gemeine nebst 2 Obristen, 2 Obristlieutenanten , 2 Majoren und 11 Primaplanen bleiben dergestalt stehen , daß selbige gleichfalls in 3 Theile getheilet, und ſobald als Ordre gegeben wird , können , wohin sie sollen.

dahin marschtren

9) Von den Batterien wird von nun an kontinuirlich an alle hohe Derter ges schossen werden , und müſſen ſie alle diejenigen Derter bestreichen , wo sie nnſern Leuten keinen Schaden thun können. 10) Gleichfalls wird von den Musketairen , so in ben Linien stehen , kontinuirs lich Feuer gegeben, und wird vom Generalfeldzeugmeister angewiesen wers den, aus welchen Linien und wohin zu schießen , wie auch, was für Ders ter noch zu aptiren , und wie und aus welchen , ohne den Unsrigen Scha, den zu thun, fann geschossen werden ; und sind hierzu die Jäger auch zu gebrauchen. 11) Diese Nacht soll noch gearbeitet oder wenigstens Miene dazu gemacht werden. IIII. Was an benöthigten Materialien und sonst anzuschaffen und zu beob achten. 1) Sollen alle Feldscheer auf der großen Batterie stehen , um die Blefſirten zu empfangen. 2) Sollen von der Reserve 1 Primaplan mit hundert Mann kommandiret wers den , welche jederzeit Leute parat haben sollen, um die Bleſſirten wegzutras gen ; wozu fie Anstalt machen müſſen. A 2

3) Sol

124

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

3) Sollen daselbst alle Zimmerleute von der Artillerie, und der Baumeister mie seinen Zimmerleuten sich einfinden. 4) Wird dahin Bier und Wein geliefert, um solches auf Begehren der Ober, offiziere hintragen zu lassen . 5) Sollen bey dem Generalfelbzeugmeister 10, bey dem kommandirenden Ges neralmajor 10 , und bey dem Generalquartiermeister, 2 Ordonnanzoffi ziere fommandiret werden.

440

6) Sollen alle Offiziere und Ingenieure Wapen haben. Der Baumeister läßt die Brücken sowohl zur Kontreeskarpe als auch in die Approschen machen , wie auch die Candelliers und große Arten, und wird solches auf die große Batterie geliefert. 8) 300 Schippen , 200 Hacken , 100 Werte, 200 Beile , 5000 Sandsäcke nebst allen Wollfäcken mit ihren Stielen , wie auch Morgensterne und Sensen, item Pulversäcke , werden von der Artillerie auf die große Bats terie geliefert. 9) Faschinen und Schanzkörbe , auch Kopflörbe werden von dem Obristlieutes nant Cronenfeld nebst den Stielen zu den Wollsäcken hinter der großen Batterie geführet, und läßt der Generalmajor alle diese im ſiebenten, ach ten und neunten Punkt benannten Sachen diese Nacht an Derter , da er fie haben will, tragen. 10) Von den in der Reserve stehenden Mannschaften muß ein Primaplan nebst 100 Gemeinen kommandiret werden , die Munition zuzutragen . 11) Muß ein jeder Musketier 24 Schüffe bey fich haben. Ueberdem befahl der Kurfürst den Offizieren, welche die Detaschements foms

mandirten, sobald sie vorrückten , mit möglichster Geschwindigkeit den Angriff zu thun ; und wenn der Feind aus dem bedeckten Wege delogiret worden, so sollten sie nicht weiter gehen , sondern Halt machen , und die Ingenieure sollten die Arbeiter zur Verfertigung der Logementer ansehen.. Es ist werth, daß wir uns bey dieser Diſpoſition etwas verweilen , um das Lehrreiche und Nüßliche, so für den Kriegesmann darinn enthalten ist, auseinan der zu sehen. Die Zeit, in welcher der Kurfürst den bedeckten Weg zu stürmen befahl, war gerade diejenige, welche die Klugheit und die Regeln der Angriffswissenschaft ers Die Laufgråben waren bis an den Fuß des Glacis gerücket, und das fordern. zehntägige Feuer der Belagerer hatte die Defenslinie des Plakes größtentheils ruis Dieses ist der Zeitpunkt, in welchem der Belagerer , ohne viel zu wagen, nirt. den Feind mit Gewalt aus dem bedeckten Wege treiben kann ; denn ohne diese Vorsicht würden die Logementer und das Kouronnement von dem Geschüße der Belagerer eingeworfen werden. Die Baubansche Parallelen hatten , wie wir wis fen, damals noch nicht in den Belagerungswerken der Deutschen das Bürgerrecht erhalten ; doch findet man, daß die Laufgrüben oder die Sappen, mit welchen man fich dem bedeckten Wege näherte, das Glacis des attakirten Polygons umfaßte. Nach unserer neuen Belagerungssprache würde diese Sappe die vierte Parallele heißen

125

unter Kurfürst Friedrich III.

heißen müssen. Wenn aber diese im Stande ist , und die bestreichenden Linien ruis niret sind , so ist es Zeit , sich auf eine oder die andere Art des bedeckten Weges zu bemeistern. In der Diſpoſition befahl der Kurfürst, wenn der Feind aus dem bedeckten Wege getrieben wäre , nicht weiter zu gehen , sondern in selbigem . Posto zu fassen.

Dieser Befehl entspricht völlig den Grundsäßen der Angriffswissenschaft

fester Pläße , weil es nothwendig ist, den Fuß , den man im bedeckten Wege gez faßt hat, mit den Sappen zu verbinden , und würde man bey weiterem Vors wärtsgehen das gewonnene Terrain nicht behaupten können. Der Kurfürst hatte nicht nöthig , hier so behutsam bey Eroberung des bedeckten Weges zu Werke zu gehen, und durch Sappen in selbigen zu debouſchiren oder den Feind durch Mienen aus dem bedeckten Wege zu treiben ; sondern es war eine Folge seiner vorher ges troffenen Dispositionen , daß er , ohne zu viel auf das Spiel zu sehen, den bedecks ten Weg mit stürmender Hand erobern konnte. Denn da der Plaß schon seit mehr als 4 Wochen blokiret , und die Bastionen , worauf die Uttake gerichtet war , eine geraume Zeit beschossen waren , so war dadurch das mehrefte Geſchüß demontiret, die Garniſon abgemattet , und durch Ausfälle , Hunger und Krankheit beträchts lich geschmolzen.

Alles dieses in Betracht gezogen , hatte der Kurfürst die triftigs

ften Bewegungsgründe , den bedeckten Weg mit stürmender Hand zu erobern. Sonst ist diese Art nicht nach dem Geschmacke eines Vaubans , Santacruz und Feuquiers. Die Unordnung der Truppen zum Sturm war gleichfalls sehr reiflich durchs gedacht, und gründete sich auf ganz richtigen Regeln der Stellungskunst.

Die

Tête jebes Angriffs zeigte dem Feinde nur eine kleine Fronte von 5 Mann. Auf diese Spike folgte eine Linie , welche erstere um 10 Rotten überflügelte, und diese wurde von einer andern unterstüßet , welche 15 Rotten mehr in der Fronte hatte; dann folgte wieder eine Linie , welche um 5 Rotten stärker war .

Endlich formirte

der Obrist Schöning hinter jeder Attake mit seinem Detaſchement eine Fronte von 50 Rotten , wodurch die vorderste Linie und 15 Rotten überflügelt wurden. Das Korps der Reserve aber präsentirte eine Linie von 225 Mann en Fronte. Die Art, nach welcher man die Truppen in neuern Zeiten bey dem Stürmen auf den bedeckten Weg stellet , weichet von der obigen beſonders darinn ab ,

daß man sich

nur zwey Mann hoch formiret , und die Tête nicht eine so schmale Fronte erhält. Gewiß aber ist bey Stürmen noch der Fall , wo die Stellung in schmaler Fronte ihr altes Ansehen behauptet. 3 Folard vergißt nicht, den Werth seiner Kolonnenstellung bey Bestürmung fester Plåte erweislich zu machen , und beschuldigt die Neuern, daß sie ihre Korps ben solchen Gelegenheiten zu weit auseinanderstellen (a). Es ist die Stellung in Kolonnen ben solcher Gelegenheit der Sache sehr angemessen ; der Kurfürst vers besserte sie aber noch dadurch, daß er die Detaſchements von ungleicher Stärke fors mirte, wodurch sie staffelförmig hintereinander zu stehen kamen. Wozu dient eine weit ausgebreitete Fronte bey Bestürmung des bedeckten Weges ? Man engagire 3 fich (a) Folards Polybius , deutsch, Theil II. S. 38r.



126

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

fich in einem engen Terrain , und die Natur desselben zwinget die Stürmenden schon von selbst abzubrechen , und sich en Kolonne zu setzen.

Hätte der Kurfürst

seine Detaſchements in zweŋ Linien und zweŋ Mann hoch gestellet, so mußten sie sich bey den doppelten Palliſaden des bedeckten Weges aufhalten , zeigten dem Ein Feinde ein großes Ziel und würden verhältnißmäßig eingebüßet haben. Trupp aber von 5 Mann en Fronte , welcher 10 Zimmerleute hinter sich hat, kann in weniger als 2 Minuten durch die Palliſaden brechen. Sind die Riegel, welche die Pallisaden verbinden, einmahl abgehauen, so können die Zimmerleute die Deffs nung für die folgende Truppen bald so groß als nöthig ist, erweitern . Findet die Tete hartnäckigen Widerstand in dem bedeckten Wege, so können sich die hintersten Detaſchements aufschließen ; alsdann hat diese staffelförmige Stellung den Vors theil, daß man sich des kleinen Gewehrfeuers , wenn es das Terrain erlauben will, mit mehrerm Nußen als in einer Kolonne bedienen kann , weil die Theile , welche sich überflügeln , feuern können , und die Mitte , welche kolonnenförmig auf die Tete drücket, ihre Angriffskraft vermehret. Diese Vortheile der staffelförmigen Stellung in dergleichen Vorfällen sind, dünkt uns , einleuchtend, und geben einen rühmlichen Beweis von der Einsicht Friedrichs des Dritten in der Stellungs funft ab. Die mehresten Schriftsteller der Kriegeswissenschaft empfehlen ben solchen Gelegenheiten eine ähnliche Stellungsart , und kommen darinn überein , daß bey Stürmen die Detaſchements hinter einander gestellet werden und sich überflügeln müſſen ; nur ſtehen sie nicht so vielfach hinter einander , wie felches der Kurfürst in der Disposition zum Sturm des bedeckten Weges von Bonn befohlen hatte. De= dier will, daß man bey Bestürmung des bedeckten Weges Detaschements vorans schicken und sie mit Reserven unterſtüßen soll. Quincy (a) drückt sich hierüber noch beſtimmter aus , und nåhert sich der Stellungsart des Kurfürsten. An der Tete der Stürmenden stellt er Grenadierkompagnien ; diese unterstüßt er mit Fusiliers detaſchements , und die Füsiliere mit ganzen Bataillonen aus den Laufgråben. In beiden Stürmen , wodurch 1757 Schweibniz an die Oestreicher und 1758 an die Preussen überging , finden wir, daß die vorangeschickten Detaſchements durch ſtår kere unterſtükt worden sind (b).

Kurz , man fann es als eine Regel in der Ans

griffswissenschaft fester Pläße annehmen , die stürmenden Truppen in staffelförmis gen Detaschements hinter einander angreifen zu lassen. Ben diesen Gelegenheis ten kann es Nußen haben, den vörbersten Gliedern schußfreie Rüstung, wåren es auch nur Bruststücke, zu geben. besonders. teit geben.

Der Marschall von Feuquiers (c) empfiehlt sie

Sie haben wenigstens den Nußen , daß sie dem Mann mehr Dreistige Etwas Aehnliches scheinen die Wapen zu seyn , welche der Kurfürst

den Offizieren bey dem Sturm mitzunehmen befahl , welche aber ziemlich schwer ſeyn mußten ; denn der Graf Dånhof warf sein Wapen weg, weil es ihn bey dem Heraufs (a) Quincy Kriegskunst, S. 24.

(b) Thilekens Beyträge zur Kriegeskunst , 4r Theil. (c) Feuquiers kurze Nachrichten, Tom I.

. 143.

unter Kurfürst Friedrich II.

127

Heraufsteigen auf den Wall hinderte (a). Feuquiers erzählet (b) , daß bey dem Sturm des bedeckten Weges von Maynz, welcher kurz vorher geschah, der Hers zog von Lothringen vielen seiner Soldaten schußfreie Rüstung gegeben habe. Vers muthlich that er ein Gleiches bey Bestürmung des Hornwerks vor Bonn. Ehes mals , als man noch Pikeniere mit schußfreien Bruſtharnischen hatte, warén es vorzüglich diese , derer man sich mit Nußen an der Spiße der Stürmenden bes diente; sie waren aber bereits bey den Brandenburgern abgeschafft. Der Befehl des Kurfürsten, daß die Truppen , sobald das Signal gegeben würde, rasch anlaufen sollten , gründet sich auf eine unbezweifelte Erfahrung ; denn auf dem Wege von den Laufgråben bis zum bedeckten Wege verliehren die Stürmenden die mehresten Leute. Die Brandenburger , welche 1674 die Kons treefkarpe vorGrave stürmten, erfuhren, was es zu bedeuten hat, wenn man auf diesem Wege aufgehalten wird ; denn die Belagerten hatten auf dem Glacis kurze Pfähle eingeschlagen , und diese hielten die Stürmenden so auf, daß ſie ſich mit vielem Verlust dreymahl zurückziehen mußten , und nur durch brandenburgische Tapferkeit gelang es ihnen, diese Hindernisse zum viertenmahl zu übersteigen. Alles war nunmehro nach der Disposition des Kurfürsten zur Bestürmung

des bedeckten Weges vor Bonn in Bereitschaft gesetzt, und die Befehlshaber hats Puffendorf sagt ten die Truppen auf den bestimmten Allarmpläßen versammlet. uns , daß der Kurfürst aussprengen ließ, daß der Sturm zwischen 4 und 5 Uhr Auch in diesem Umstande ist eine vorsichtige und bea Morgens geschehen sollte. Wie leicht konnte es nicht geschehen , daß merkungswerthe Marime enthalten. ein Ueberläufer dem Feinde von der Stunde des Angriffs Nachricht gegeben , und der Belagerte sich in Bereitschaft gesett hätte , die Stürmenden zu empfangen. Die Zeit, welche der Kurfürst zum Sturm erwählte, war die schicklichste und beste. Denn wird der Feind mit einbrechender Nacht aus dem bedeckten Wege delogiret, so verhindert ihn die Finsterniß, etwas mit Sicherheit auf den Belagerer zu tentis Im Gegentheil, ren , und wird nur ungewisse Schüsse auf selbigen thun können. nter in wehr n Logeme hat der Belagerer die ganze Nacht vor sich, worin er seine haften Stand sehen kann ; so wird es der Garniſon viel kosten, wo nicht gar uns Quincy (d) möglich werden , ihn mit Anbruch des Tages daraus zu vertreiben. t aber scheine er ten ; f Tage Wege ben ´eifert zwar sehr gegen den Angrif des bedeck darunter eine Tageszeit zu verstehen , wo man genöthigt ist, sich unter den Augen Eine solche Zeit zum Sturm zu wählen ist freilich der Belagerten einzugraben . sehr mißlich ; aber wenn man kurz vor Abend stürmet , wie es hier der Kurfürst that , so ist diese Zeit aus obigen Gründen die beste, und weit vortheilhafter , als den Sturm eine oder zwey Stunden vor Tage zu unternehmen ; denn man hát als denn

(a) Theatrum Europ. Tom. XIII . S. 749. (b) Feuquiers Kriegsnachrichten, Tom. II. S. 374.

(c) Theat. Europ . Tom . XIII. (d) Quincy Kriegskunst , S. 213 , deutſche Uebersehung.

128

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

benn nicht so viel Zeit , die Logementer und Kommunikationen in Stand zu sehen, anstatt man bey anbrechender Nacht die ganze Nacht zu dieser Arbeit vor sich hat; und im Fall der Sturm nicht gelingen sollte, so wird man bey dem Rückzuge wes niger einbüßen. Alies dieses zeigt hinlänglich , daß die Zeit , welche der Kurfürst zur Stürmung des bedeckten Weges erwählte, die beste und vortheilhafteste zu ders gleichen Unternehmungen sey. Als die Zeit des Angriffs heranrückte , begab sich der Kurfürst selbst auf die Batterie im Poppelsdorfer Garten, von welcher das Signal gegeben werden sollte. Gegen 5 Uhr Abends befahl er , das Signal durch z Kanonenſchüſſe aus halben Kartaunen zu geben , worauf von allen Attaken die zum Sturm kommandirten Truppen aus den Laufgråben sprangen , und sogleich alle Batterien auf die Wers ke, welche die Attake bestreichen konnten , ein heftiges Feuer machen mußten. Da die Brandenburger unter den Augen ihres Herrn fochten ,

rannten sie

mit einer Unerschrockenheit , welche diesen Truppen von je her eigen geweſen , auf den Feind , hieben die doppelten Palliſaden im bedeckten Wege nieder , und drans gen durch die Oeffnung mit der Gewalt eines reissenden Stromes. Die Kolonnen der Brandenburger stürzten den Feind in den Graben , und in kurzer Zeit hatten sie sich des bedeckten Weges bemächtiget.

Hier war nach dem Befehl des Kurs

Fürsten das Ziel ihrer Arbeit ; hier sollten ſie Halt machen , und ſich logiren. Aber unter den Augen ihres Fürsten hatte ihre Tapferkeit keine Gränzen , so lange noch Wälle zu übersteigen und Feinde zu überwinden waren. Sie stürzten sich mit dem fliehenden Feinde in den Graben , erstiegen das Ravelin und die Kontregarde. Cornow, an der Spitze der zweyten Kolonne, erstieg das St. Unnenravelin, und der Graf Dohna nebst dem Prinzen von Zerbst, der als Freywilliger ihm zur: Seiten focht, die Kontregarde der Bastion la Chaſſe. Alles was sich ihnen wis Cornom sprang von derseßte , wurde niedergemacht oder gefangen genommen. dem Ravelin in den Hauptgraben, stand am Fuße des Hauptwalles und rief, man follte ihm noch 200 Mann schicken , so wollte er den Hauptwall und die Mauer. ersteigen.

Man meldete es dem Kurfürsten ; dieser wollte es aber nicht zugeben,

und befahl, daß sich die Detaſchements in dem eroberten Posten logiren sollten. Der Sturm der Holländer und Münsterschen linker Hand den Brandenbur gern geschah mit ungemein vieler Bravour , aber auch mit vielem Verlust.

Sie

sahen sich genöthigt , eine Zeitlang auf der Krete des Glacis Halt zu machen , und unbedeckt auf die Franzosen zu schargiren. Endlich belogirten sie doch den Feind, und es gelang ihnen , sich in den halben Mond St. Elisabeth zu logiren.

Der

Herzog von Lothringen, welcher rechter Hand den Brandenburgern mit den kaisers lichen Truppen das Hornwerk bestürmte, fand nicht so viel Widerstand. Die Belagerten hatten vor diesem Werke einige Flattermienen geleget ; allein wie diese gemeiniglich das Schicksal haben , zu früh oder zu spät zu springen , so thaten sie auch den Kaiserlichen ben diesem Sturm keinen Abbruch.

Denn die

Franzosen zündeten alle ihre Mienen zu früh an. Gemeiniglich läßt die Besaßung, welche sich auf den Effekt der Mienen , als auf ein Mittel, den Feind zurückzuhals ten, verläßt , wenn sie selbige ohne Wirkung spielen sehen, den Muth sinken, und laufen

129

unter Kurfürst Friedrich III.

laufen davon. Dieses geschah auch hier , und die Kaiserlichen jagten die Belas gerten ohne großen Widerstand sowohl aus dem Hornwerk als auch über das das hinter liegende Glacis des Hauptwalles , dem bedeckten Wege der Festung.

und nahmen in kurzer Zeit Besitz von

Es wäre dem Herzog leicht gewesen, darinn Posto zu fassen ; allein es würde sehr schwer gewesen seyn , eine Kommunikation mit diesem Logement und den Laufs gråben zu verfertigen , weil der Abstand bis zum Glacis der Festung zu weit war. Der Herzog zog daher die Truppen zurück und ließ ſie in dem Hornwerk Posto fass ſen, und ein Logement darinn aufwerfen. to Friedrich der Dritte erndtete alſo in vollem Maaße die Früchte seiner weisen und vortrefflichen Diſpoſition , wodurch der glücklichste und rühmlichste Ausschlag dieses Sturms bewirkt wurde. Die Maaßregeln, welche er in dem Gefechte und nach dem Angriffe nahm, verdienen nicht minder mit Aufmerksamkeit erwogen zu wers * den. Er sekte der Tapferkeit seiner Brandenburger Schranken. Diese dachten nur zu erobern ; er aber, wie er die Früchte ihrer Tapferkeit erhalten wollte. Das her befahl der Kurfürst, daß ſie auf dem erstiegenen halben Mond und Kontregar den Halt machen , von weiterm Verfolgen abstehen und sich in den eroberten Wers len festsehen sollten. Es war zwar nicht ohne Beyspiel, daß Stürmende durch kühnes Verfolgen zugleich mit der Garniſon in das Thor gedrungen sind , und den Plak erobert haben. Kaum zwölf Jahre waren verflossen, als die Franzosen den bes deckten Weg von Valenciennes stürmten, den halben Mond überstiegen , durch den Hauptgraben drungen , und mit dem fliehenden Feinde zugleich an die Thore kamen , welche die Bürger beſeßt hatten , und den Franzosen öffneten (a). ´Uls lein ein so glücklicher Erfolg ist zu sehr das Werk des Zufalls, als daß Friedrich der Dritte , der nach Gründen der Kriegeswissenschaft und nach weiſen und wohlübers legten Maaßregeln zu handeln gewohnt war , darauf Rücksicht nehmen sollte.

Er

suchte vielmehr die eroberten Posten auf eine gewisse und dem Zufalle weniger uns terworfne Art zu behaupten , und befahl , ſie mit den Sappen zu verbinden. Es mußte sogleich ein Detaſchement von 1000 Mann vorrücken, um die Truppen, welche im bedeckten Wege und auf den eroberten Außenwerken Posto gefaßt hatten, zu unterſtüßen, und den eroberten Posten zu behaupten.

Er ließ sogleich mit einer

Sappe durch das Glacis brechen , um die Logementer mit den Laufgråben zu vers binden. Dieses war das beſte und sicherste Mittel , den halben Mond und die Kontregarde zu behaupten.

Der Kurfürst ſah den ganzen Umfang dieser Arbeit

und die Schwierigkeiten , selbige vor Anbruch des Tages in gehörigen Stand zu feßen, ein, und ehe die Kommunikationen nicht fertig waren , waren die Posten auf dem halben Mond und der Kontregarde noch sehr avanturirt. Der Kurfürst wollte sie aber behaupten , es loste auch was es wolle ; daher befahl er , daß des Morgens früh um 4 Uhr ſich die sämmtliche brandenburgische Infanterie bey Pops pelsdorf (a) Mémoires des Exped. milit. depuis le traité d'Aix la Chapelle jusqu'à celui de Ni megue par un Officier de diftinction , T. II. p . 9.

Hennerts Brandb. Kriegsgesch.

R

130

III. Abschnitt.

Belagerung von * Bonn

pelsdorf in Schlachtordnung stellen sollte , um sowohl in Bereitschaft zu stehen, die eroberten Posten mit aller Macht zu unterstüßen , als auch beständig die Arbeis ter abzulösen. Er befahl, daß die ganze Nachtdurch aufdie Festungswerke, welche die Logementer bestreichen konnten , unaufhörlich gefeuert werden mußte. Als der Kurfürst wieder in das Hauptquartier zurückkam , war es schon sehr spåt , und ein beträchtlicher Theil der Nacht verstrichen. Kaum war er in sein * Zimmer getreten, sagen die Geschichtschreiber , so dankte er Gott für das Glück des verflossenen Tages. Die Erholungen von den Arbeiten und der Last desselben waren kürzer als seine Danksagungen , die er dem Höchsten brachte. Schon des Morgens früh um 4 Uhr sah man ihn an der Spike seiner Truppen , welche ben Poppelsdorf aufinarschiret waren. Er berief die Ingenieure und Artilleristen zu fich, und befahl ihnen , die Arbeit mit aller Macht zu beschleunigen , und die Breschbatterien auf der Kontreeskarpe anzulegen. Im Fall aber die Kontregarde verhindern sollte, daß man den Fuß des Walles nicht tief genug beschießen könnte, follten sie Anstalt machen , die Batterien auf dem eroberten halben Mond oder auf der Kontregarde selbst anzulegen.

Vorzüglich ging aber seine Sorge dahin , daß

die Kommunikationen mit den Logementern in Stand geseßet werden sollten.. Die Belagerten, welche schon gestern bey dem Sturm die Brandenburger an dem Fuße ihres Hauptwalles gesehen hatten , befürchteten , sie bald innerhalb desselben zu sehen ; sie mußten sich also bey einer hartnäckigen Gegenwehr ein Schicksal gewärtig seyn , welchem sich eine Besatzung, so das äußerste abwartet, aussehet. Der Kommandant hatte zwar Herz, Muth und Einsicht genug , um die Passage des Hauptgrabens , den Sturm auf den Hauptwall, die Eroberung der Abschnitte und der Ringmauer den Belagerern noch schwer zu machen , und schmeichelte sich , auch nach dem Verlust der Außenwerke, noch eine anſtändige 30 September Kapitulation zu erhalten. Indessen ließ er des Morgens den 18 um 7 Uhr Schamade schlagen , und schickte 2 Offiziere mit Akkordspunkten heraus. Der Kurfürst befahl, ſie in das Hauptquartier zu bringen , und schickte gleichfalls zwen Geißeln in die Festung , und verboth, während der Unterhandlung von den Bats terien zu feuern. Weil aber dem Kurfürsten zu viel an der Erhaltung der erobers ten Posten gelegen war , so mußte auch während der Kapitulation an der Kommu nikation gearbeitet werden. Der Kommandant ließ sich aus einem seinen Landss leuten angebohrnen Leichtsinn einfallen , ganz übertriebene Bedingungen zur Ka pitulation vorzuschlagen. Der Kurfürst wurde darüber sehr aufgebracht , schickte sogleich die französische Offiziere wieder in die Stadt, und ließ dem Kommandans ten sagen, die Sachen wären zu welt gekommen, als daß die Garnison dergleis chen Akkord zu erhalten hoffen könnte. Er verlangte, daß die Franzosen ` mit Ståben in der Hand aus der Festung ziehen sollten , und zugleich befahl der Kurs fürst, sobald die brandenburgschen Geiſſeln aus der Stadt ſeyn würden , die Atta ke fe mit verdoppelten Kräften wiederanzufangen . Diese gemessene Antwort brachte den Kommandanten auf andre Gedanken. Er sah, daß er mit einem Fürsten zu thun hatte, welcher das , was schon erobert war , mit dem was noch zu erobern übrig blieb , nach richtigen Grundsäken abzuwiegen, und die Unverschämtheit auf eine

unter Kurfürst Friedrich III.

131

eine schmerzhafte Art zu bestrafen wußte. Er fäumte daher nicht und schickte noch vor Abends den Plaßmajor mit weit raisonnablern Akkordspunkten heraus. Man behielt ihn die Nacht in dem Hauptquartiere. Das Feuer von den Batterien mußte unterdessen aufhören ; mit der Arbeit in den Laufgråben aber wurde eifrig fortges fahren. Der Kurfürst verlohr also unter keinen Umständen sein Hauptaugenz merk, welches auf Erhaltung und Versicherung der eroberten Posten unverrückt gerichtet war. Einem so braven Offizier, als der Marquis von Asfeld war , mußte es em pfindlich schmerzen , unter schimpflichen Bedingungen den Plak zu übergeben. Er war entschlossen, lieber mit der ganzen Garnison zu sterben, als mit Ståben in der Hand auszuziehen. Aber auch diese Forderung war dem Karakter des Kurfürsten Er stellte diese Forderung nur als einen Kontrast gegen keinesweges angemessen. die übertriebene und hochgespannte Vorschläge des Kommandanten , um ihn zu ers innern , daß es demjenigen , der auf den Wällen des Feindes stand , frey ſtände, Bedingungen anzunehmen oder zu verwerfen . Friedrich der Dritte schäßte Edels muth und Tapferkeit auch ben seinen Feinden , und er war weit entfernt , diese herrliche Tugenden durch demüthigende und schimpfliche Bedingungen zu beflecken. 1500 gesunde Mann (denn so weit war die Garnison geschmolzen) konnten so wenig den Franzosen merklichen Vortheil , als den Verbundenen beträchtlichen Der Kurfürst bewilligte also der Garnison , als ein Zeis Schaden verursachen. chen daß er ihre brave Vertheidigung zu schäßen wußte , einen freien Abzug mit allen militairischen Ehrenzeichen. Um aber den Kommandanten fühlen zu laſſen, daß dieses Großmuth, und nicht Nothwendigkeit sen , so ließ er ihm durch den Plazmajor sagen, daß , im Fall er nicht in Zeit von einer Stunde die Affordss punkte vollzogen herausschicken würde,

der Kurfürst sogleich die Uttake wieder

Der Kommandant wurde über diese schnelle Sinnesåns derung des Kurfürsten betroffen, fühlte seine Uebereilung und die Großmuth des Siegers. Er eilte zur Unterschrift des Akkords , und noch vor Mitternacht den anfangen lassen würde.

Oktober. Oktober wurde das Sternthor den Brandenburgern eingeräumet. So endigte sich die Belagerung von Bonn , welche ein unvergeßliches Denks mahl des Ruhms Friedrichs des Dritten , und ein Beweis seiner ausgebreiteten militairischen Talente bleiben wird.

Wir sind ihm Schritt vor Schritt darinn ges

folgt, `und ben jedem Schritte haben wir den weiſen, nach Grundſäßen der Krie geswissenschaft handelnden General erkannt. Alle seine Maaßregeln waren flug und vorsichtig , und der Zeit und den Umständen auf das beste und genaueste ans gemessen. fahren,

Wir fahen ihn mit Gegenwart des Geistes , mit Kaltblütigkeit in Ges nach einem ganz vortrefflichen und entscheidenden militairiſchen Augens

maße urtheilen. Der glückliche Sturm von Bonn machte ihn weder stolz auf seine Vortheile, noch seine Feinde verächtlich.

Sich immer gleich und das allgemeine

Beste vor Augen habend, hålt er die Tapferkeit seiner Brandenburger zurück, und sucht die erlangten Vortheile auf eine sichere Art zu nußen. Mit diesen erhabenen Eigenschaften des Geistes verband er die seltene Gabe , die Herzen seiner Öffiziere und Soldaten durch solche Bewegungsgründe , die seinen Karakter ungemein vers R 2 ehrungss

132

III. Asschnitt.

Belagerung von Bonn

ehrungswerth machen , zu gewinnen .

Es ist nicht zu läugnen , daß diese Belage

rung viel Wissenswerthes enthält , und mancher Grundsaß der Kriegeswissenschaft wird hier auf eine in die Augen fallende Art , in dem Gedächtnisse des Kriegess mannes erneuert und befestiget. Ist es nicht eine golbne Regel, keinen Schritt in den Kriegesoperationen weiter zu thun , ehe man nicht das Eroberte in Sichers heit gestellet hat ? Diese Maaßregel werden wir besonders in allen Dispositionen Friedrich des Dritten bemerkt haben. Die Erzählung des Quincy von dieser Belagerung enthält so viel falsches und ist so unbedeutend , daß sie für den Kriegesmann gänzlich unbrauchbar ist, und die Unwahrheiten in selbiger sind unter aller Widerlegung. So viel Wenhrauch auch die französischen Geschichtschreiber ihrem unvergeßs lichen Ludwig XIV streuen , und so gern sie uns diesen König bey Belagerungen von einer Seite zeigen , wo er alles gethan haben soll, so daß bloß durch seine Gegens wart die Wälle und Mauern fielen ; so wird man doch ben genauer und unbefanz gener Prüfung dieser Erzählung leicht entdecken können , daß Ludwig XIV. so viel unmittelbare Einwirkung bey keiner Belagerung gehabt hatte, als Friedrich der III. bey der Belagerung von Bonn. Ludwig befand sich bey der Belagerung von Mastricht; aber die französischen Geschichtschreiber müssen selbst gestehen , daß Vauban die Belagerung dirigirte , und daben alle ſeine Talente in der Belages rungskunst erschöpfte (a) ; anstatt daß Friedrich der Dritte den Plan zum Angriffe von Bonn selbst entwarf, und mit Ausseßung der größten Gefahr die Oerter zur Attale selbst aussuchte und bestimmte. Besançon wurde in Gegenwart Ludwigs XIV und feines ganzen Hofes eingenommen (b). Er kam zu dieser Belagerung von Dijon, wo er die Königinn zurückgelassen hatte , als zu einem Schauspiele. Friedrich der Dritte war an seinem Hofe prächtig ; aber in dem Lager vor Bonn war er entfernt von aller Pracht und Weichlichkeit, und befand sich nur in Gesellschaft seiner Generale , welche ihm Friedrich Wilhelm der Große gezogen hatte. Die Geschäfte des Krieges hielt er für zu ernsthaft , als sie in einem Ges folge von Hofleuten und unter Damen zu betreiben. Er entriß sich vielmehr den Armen einer liebenswürdigen Gemahlinn , um sich ganz den Kriegesgeschäften zu widmen. Der Unterschied, Friedrich III. und Ludwig XIV. in den Laufgråben zu sehen, Vauban ſchreibt Seiten voll (c) von allen Anstalten , Vorkehruns ist auffallend. gen und Arbeiten, welche man machen muß , wenn der König in die Laufgråben kommen will, und er hält es nicht für rathsam , daß dieses öfter als 3 bis 4mahl während der Belagerung geschähe. Friedrich der Dritte sette sich hingegen dem Feuer der Belagerten aus ; fast tåglich war er in den Laufgråben vor Bonn , und lehrte durch sein Beyspiel die Soldaten die Gefahren verachten. Kurz, die Eros berung von Bonn war das Werk Friedrich III. und die Eroberungen Ludwig XIV. bas

(a) Hift. de Louis XIV. p. Reboulet. T. II. p. 81. (b) Ebendaselbst , S. 105. (c) Vaubans Angriff fester Plåße, deutsch, S. 134.

unter Kurfürst Friedrich III.

133

Leßterer hatte das Glück, in einem Zeitalter zu das Werk seiner Generale. leben, wo unter den Franzosen viele berühmte Feldherrn waren , und wir haben felbst aus der Vertheidigung von Bonn erkannt , daß der Baron von Asfeld auch unter diejenigen Französischen Offiziere gehört , welche sich sowohl durch Muth als durch Geschicklichkeit auszeichneten. Friedrich der Dritte verkannte auch diese gute Eigenschaft nicht an diesem Ofs fizier, und bewies es genugsam durch die gelinde Akkordspunkte, die er ihm bewils ligte. ten.

Puffendorf (a) und das Theat. Europ. (b) hat uns selbige aufbehals . Sie sind folgende:

1) Soll die französische Garnison in Bonn zwey Tage nach Unterzeichnung der Kapitulation , mit ihrem Gewehr und Bagage, Kugeln im Munde, Schalmeyen und Trompeten, fliegenden Fahnen und Estandarten, an beiden Enden brennender Lunte , mit Bley und Pulver versehen , Bandelieren, Musketen und Piken auf den Schultern , die Reuterey zu Pferde mit dém Degen in der Hand , und die Dragoner gleichfalls zu Pferde, die Flinte Was aber die in die Höhe haltend , mit aller ihrer Bagage ausziehen. Fahnen und Estandarten der ausländischen Völker, welche unter den Fran josen dienen , betrifft, mögen dieselben nicht mitgeführet , sondern sollen Sr. Kurfürstl. Durchlaucht bey dem Auszuge der Garnison ausgeliefert werden. 2) Sollen nebst der Garnison auch die Proviants und Artilleriebedienten , bie Postmeister, Ingenieure und Werkmeister , und alle andere französische Offiziere und Königl. Unterthanen , so sich in der Stadt befinden , mit aller ihrer Bagage ausziehen. Der Intendant Haiß und andere Intendan: ten, Kriegskommissarii, wie auchdie Einnehmer der Kontributionen müſſen als Kriegesgefangene zurück verbleiben. 3) Soll gedachte Garnison den fürzsten und nächsten Weg nach Didenhofen nehmen, und mit genugsamer Konvoy von Sr. Kurfürstl. Durchlaucht von Brandenburg Völkern , von einem Obristen kommandiret , bis nach gedachtem Didenhofen begleitet , und derselben nöthige Paßporten von den Alliirten verschaffet , auch wegen der Städte Flecken und Dörfer , wo man jedesmahl übernachten wird , welche nicht weiter als 3 oder 4 französ fische Meilen von einander liegen sollen , der Vergleich getroffen , und das felbst nach Sr. Kurfürstl. Durchlaucht Ordre , den Offizieren und Soldas ten, Reutern und Dragonern, wie auch den übrigen Offizieren der Garnis son nothwendige Lebensmittel um einen billigen Preis, imgleichen auch Heu und Hafer für die Pferde verschaffet werden. Den 4ten Tag mag man stille liegen und ausruhen , und sollen wegen Sicherheit der Konvoy Geiffeln gegeben, und dieselben nicht eher erlassen werden , bis dieselbe wieber R 3 (a) De rebus geftis Friderici III. p. 162. (b) Tom. XIII, S. 747.

134

III. Abschnitt.

Belagerung von Bonn

wieder zurückgelangt seyn wird ; alsdenn soll man die Geiſſeln ihrer Zus rückkunft halber Versicherung geben. Soll alles Geschüß , wie auch alle Kriegesmunition und Proviant in dem Plaße zu Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht und deren Alliirten Diſpoſition verbleiben. 5) Mag man weder Gold noch Silber , als nur was der Garnison , bendes Offizieren oder Soldaten zugehöret , mitnehmen ; das übrige alles aber foll in dem Plaze ohne Arglist, dafür der Intendant und die Einnehmer Rede und Antwort geben sollen , verbleiben. Dafern aber ein Betrug darunter gebraucht werden sollte, soll die ganze Kapitulation null und nich tig seyn. 6) Soll sofort zu Ueberbringung der Kranken und Beschädigten , beides Offis zier und Soldaten , Schiffe auf dem Rhein nebst behörigen Schiffleuten und Konvoy bis nach Montroyal verschaffet , und ſowohl für die besagte Beschädigte als die Offiziere, Proviantkommissarii, Feldscheer und andere, ihnen in ihrem Begleit und Wartung zugegebene Leute völlige Sicherheit gegeben , ingleichen die Medikamente und Arzneyen, Hausgeräth, Munds kost und andere Nothwendigkeiten, sowohl als die Schiffsfracht, bezahs let werden. 7) Soll die ganze Garnison , beides Offizier und Soldaten , wegen einiger + Feindthatlichkeiten , so bis auf gegenwärtige Stunde , beides der Kon tributionen halber als um einiger andern Ursachen willen, verübet worden sein mögen, nicht angefochten und besprochen werden. 8) Sollen alle Gefangene , so sich in der Stadt befinden, sowohl Militairs als Civilbediente Sr. Kurfürstl. Durchlaucht und Dero Soldaten frengelas fen , und die Kölnsche und Triersche, wie auch die Jülichsche und Bergis sche Archiven herausgegeben werden. 9) Sollen den Abend vor dem Auszug für die Equipage und Zubehörde ber Offizier und Garnison , 60 mit 4 Pferden bespannte Wågen um billige Bezahlung , worüber man sich hier vergleichen wird , verschaffet werden. 10) Nach unterzeichneter Kapitulation soll man Sr. Kurfürstl. Durchlaucht und Dero Alliirten das Sternthor (deſſen Umfang und Begriff man sich vorbehålt) überliefern, und wird man selbiges mit 300 Mann, nebst einemho hen Offizier, zur Verhütung aller Ungelegenheit und Unordnung besetzen. 11 ) Alle kranke oder beschädigte Offiziere , wie auch Reuter, Dragoner und Soldaten , oder andere , ſo weder zu lande noch zu Wasser füglich können fortgebracht werden , mögen in der Stadt verbleiben, und sollen sie durch nöthige Personen, so man daselbst laſſen wird , bis zu ihrer vollkommenen Genesung gepfleget , und mit Arzneien und Wartung um ihr Geld verses hen, und nach erlangter Gesundheit ihnen Passeporte, sich nach Frankreich zu begeben, ertheilet, oder aber Schiffe verschaffet werden, sie in Sicherheit nach Montroyal zu führen.

12)

.: 'Y unter Kurfürst Friedrich III.

135

C

....

12) Alle ausländische Offiziere , Reuter , Dragoner und Soldaten, unter des nen auch die Lothringer und die aus den reuinirten Landen mit begriffen und verstanden werden , mögen nicht mit der Garnison ausziehen , sondern sollen schuldig seyn, bey Sr. Kurfürstlichen Durchlaucht oder Dero alliir ten Völkern Dienste zu nehmen, oder aber ihnen Paſſeporte, wieder nach Hause zu ziehen , gegeben werden. Wenn sich aber unter den ausländis schen Kompagnien des Königs gebohrne Unterthanen befinden , sollen die selben des Akkords der Garniſon zu genießen haben.

13) Soll alles das was aus den Kirchen , Klöstern und andern geistlichen Ors ten in der Stadt genommen worden , und was in Natura vorhanden seyn wird , (worüber von beiderseits dazu verordneten Kommissarien genaue Nachforschung geschehen soll) wie auch alles das , so den Bürgern gehörig und noch bey der Hand ist, wieder zurückgegeben werden , und den Bürs gern erlaubt seyn, wieder in die Stadt zu kommen , und nach den Ihrigen zu fragen. Imgleichen sollen auch alle in der Stadt gemachte Schulden bezahlet werden. 14) Soll auch alles , was sich noch in Natura befinden wird , so weyland den abgelebten Kurfürsten und der Kur zugehöret hat , wiedergegeben wers den, und soll man ſchuldig seyn, was nicht mehr in dem Plaße vorhanden, und man weiß wo es hingekommen ist, anzuzeigen ; inſonderheit aber_ſoll das Archiv und alle briefliche Urkunden , so den Kurfürsten und dem Erzs stift Köln zugehört, ganz gelassen und nichts davon entwendet werden. Jms gleichen soll man auch die Güter und die Mobilien des Kardinals von Für ſtenberg und seiner Bedienten , so noch allhier befindlich , daſelbſt laſſen, und sollen diejenigen , so dieselben in Hånden haben, verpflichtet seyn , ein genaues Inventarium darüber auszuliefern. 15) Soll man schuldig seyn , von Stunde an die Mienen anzuzeigen , und ein Verzeichniß der Magazine , sowohl an Proviant als Kriegesmunition treus

1 lich auszuliefern. 16) Soll man auch alles , was sich in Natura befindet , so dem Grafen von Schomberg zugehöret hat , wiedergeben. 17) Verpflichtet sich Se. Kurfürstl. Durchlaucht im Namen Ihro kaiserlichen Majestät und Dero Alliirten, daß ihrer Seits allem dem, was die Kapi. tulation in sich hält , pünktlich nachgelebet werden soll. Geschehen im las ger vor Bonn den October 1689. Nachgeschlossenem Akkord zog die Garnifon den October 1500 Mann stark, welches noch der Rest von 8000 Mann war , aus. Der Kommandant war tödts lich verwundet , und wurde in einer Sånfte getragen ; er starb auch bald nachher in Uchen an seinen Wunden. Ein Regiment münsterscher Infanterie unter dem Obristen von Landsberger , nebst einem Detaſchement von 200 Brandenburgern und 200 Holländer wurden zur Besatzung in Bonn geleget , gegen den Winter aber durch vier kaiserliche und bayerische Regimenter abgelöser.

Die

October ,

136

III. Abschnitt.

Belagerung

von Bonn

Die Eroberung von Bonn beuruhigte die Franzosen nicht wenig. Der Kös nig hatte dem Marschall de Lorges das Kommando in Deutschland aufgetragen. Sobald dieser die Nachricht von der Eroberung von Bonn erhielt , glaubte er nicht anders , als daß ihm die ganze alliirte Armee auf den Hals fallen würde. Er befahl, daß die detaschirten Korps unter dem Grafen von Tasse und Tallard, wel che in der Gegend von Zweybrücken mit 7 Bataillonen und 7 Schwadronen stans Aus Saarlouis jog er 2 Bataillone vom Regiment den , zu ihm stoßen mußten. Normandie und das Regiment Artois ; auch aus Luremburg zog er Truppen, und überdem wurde er noch mit acht Bataillonen von der Humierschen Armee verstårs fet, so daß er in allem ein Korps von 20 Bataillonen und 60 Schwadronen zus sammenbrachte. Ueberdem sollte er noch durch die Truppen vom königlichen Haus se, und aus Montroyal , wie auch aus verschiedenen andern Orten verstärket wers Bey der Armee , welche Humiers kommandirte, war weiter nichts vorges ben. fallen. Der Fürst von Waldek ſtand bis in der Mitte des Oktobers mit den holläns dischen Truppen bey Enghien , und nahm bald darauf die Winterquartiere so nahe als möglich an der franzöſiſchen Grånje. Es ist nicht zu läugnen, daß man in diesem Feldzuge bey vielen Gelegenheiten den thätigen Eifer und das unermüdete Bestreben Kurfürst Friedrichs des Dritten Er handelte hierinn ganz in für das allgemeine Beste nicht erkannt haben sollte. dem Geiste fines großen Vaters , welcher auch so unermüdet für das Beste seiner Bundesgenossen in dem Feldzuge gegen Turenne wirkte; und mußte doch den Verdruß haben , seine vortrefflichen Dispositionen, wodurch er diesen großen General in die äußerste Verlegenheit gebracht haben würde , durch die heimlichen Befehle des lais serlichen Hofes hintertrieben zu sehen. Auchin eben diese unangenehme Lage gerieth Friedrich der Dritte nach der Eroberung von Bonn. Die Vorschläge , welche dieser Fürst zu Beziehung der Winterquartiere that, waren dem Besten der Verbundenen so angemessen , daß es kaum zu glauben ist , daß selbige durch schiefe Vorstellungen am Laiserlichen Hofe hintertrieben werden konnten, Der Fürst von Walbek hatte mit der Armee in den Niederlanden die Winters Ben Namur ſtand ſein quartiere zwischen derMaas und der Schelde genommen. Mons jenseit die zweyte Linie seiner Charleroi Flügel bis ; und zog sich über linker Winterquartiere aber von Namur über Nivelle, Grammont , Ninove bis gegen Audenarde. Daher that der Kurfürst den Vorschlag , daß er den rechten Flügel feiner Winterquartiere an die Maas ftüßen , und über Aken und Jülich bis an den Rhein gegen Kölln einen Kordon ziehen wollte. In dieser Stellung fonnte er eine fichere Kommunikation über Huy mit dem linken Flügel des Generals Waldeck haben. Das ganze Jülich bis gegen die Mosel wurde dadurch gedeckt. Andernach und andere von den Verbundenen befeßte Städte konnten dadurch sekundiret, auch über Maynz die Kommunikation mit den Kaiserlichen und übrigen Verbundes nen

unter Kurfürst Friedrich III,

137

nen leicht bewirket werden.

Lehtere hatten ihre Winterquartiere hinter dem Ne 傀 car von Heilbrunn bis Rotweil, auch vorwärts bis gegen Pforzheim , welches g Meilen von Philibsburg lieget, genommen. Durch diese Disposition des Kurfürsten wurde eine ununterbrochene Gemeinschaft mit den Winterquartieren sämmtlicher Verbundenen erhalten , und die Truppen standen in Bereitschaft, ben Zeiten in bas Feld zu rücken.

Indessen brachte es Pfalz an dem kaiserlichen Hofe dahin , daß der Kaiser durchaus nicht zugeben wollte , daß Lieferungen im Jülichschen , Bergischen und Lüttichschen ansgeschrieben werden sollten.

Dem Kurfürsten hatte der Krieg beynahe 3 Millionen gekostet; demohnerachs tet erboth er sich, daß wenn man nur seinen Truppen Portionen und Rationen aus dem Jülichschen und den angränzenden Provinzen geben wollte, er zum Besten der Berbundenen , seinem Plan gemäß , die Winterquartiere daselbst beziehen wollte. Allein der Kaiser war ganz dawiber. Ueberdem war der Kurfürst noch darüber äußerst mißvergnügt, daß man den Lüneburgern, welche nur 6000 Mann bey der allirten Armee hatten , Quartiere angewiesen , woraus sie eine Million Gulden ziehen konnten , und aus denjenigen , welche man dem Kurfürsten für feine Hülfe von 25000 Mann anwies , konnte er kaum den zehnten Theil von dies sen Kontributionen erheben. Er führte zwar darüber Beschwerden bey dem Kais ser ; dieser versprach ihm auch, alles wieder zu ersehen. Es erfolgte aber wenig. • Sogar die Spanier und Holländer sahen das Unrecht , welches man dem Kurfür ſten that, ein, und traten ihm freywillig zu einiger Schadloshaltung die Lurems burgischen Kontributionen , welche sich auf dreymahlhunderttausend Thaler belaus fen konnten , ab. Kurz , nachdem sich die Kaiserlichen und die Bayern nach der Eroberung von Bonn in die Winterquartiere an den Oberrhein zogen , und auch bie übrigen Verbundenenen in andern Provinzen außer ihren Ländern die Winters quartiere nahmen , so mußte der Kurfürst einen großen Theil seiner Truppen über ben Rhein ziehen und in Geldern, Cleve und in ſeinen eigenen Provinzen Winters quartiere nehmen lassen. Der Kurfürst ging den 15ten October von Bonn nach Cleve, wo er sich ben 16ten huldigen ließ. Er blieb bis im November in dieser Gegend, und nahm den 2ten November die Huldigung in Minden ein ; worauf er nach der Mark zurücks kehrte, und den 7ten November in Berlin eintraf.

Durch diese vorhererwähnte Willfährigkeit des Kaisers gegen Pfalz entstand sowohl für die Verbundenen als für die Niederlande, und selbst für dasHerzogthum Jülich ein außerordentlicher Schaden ; denn gleich ben Anfang des 1690 Jahres fielen die Franzosen ins Herzogthum Jülich ein , sengten und brennten darinn, und verursachten einen Schaden von mehr als zweymahlhunderttausend Thalern. Sie würden auch damit noch nicht aufgehöret haben , wenn die Brandenburger, wel Hennerts Brand. Kriegesgesch.

che

138

III. Abschnitt .

Belagerung von Bonn :c.

che im Gelderschen standen , sie nicht herausgejaget hätten. Dieses war aber noch nicht das einzige Uebel , so hieraus entstand ; denn als die Brandenburger das fols gende Jahr an der Maas gegen Boufleurs agiren sollten, so waren sie so weit vom Kriegestheater entfernt, daß Boufleurs eher ins Feld rücken konnte als die Brans denburger. Er ging also ungestört über die Mosel, machte dem Fürsten von Wals dek verschiedene Demonstrationen gegen seine linke Flanke, und da dieser den Mars schall von Luxemburg , einen der ersten Generale seiner Zeit , gegen sich hatte, so sah sich Waldek genöthiget , einen festen Posten zu nehmen , und luxemburg bes fam Zeit sich zu verstärken , griff den Fürsten von Waldek den isten Jul. bey Fleu Alles dieses mußte ry an , und erfocht über denselben einen rühmlichen Sieg. wahrscheinlich ganz anders ausfallen , wenn man der Disposition des Kurfürsten Friedrichs des Dritten gefolget, und die Brandenburger auf oben beschriebene Art die Winterquartiere im Jülichſchen håtte beziehen lassen. Es blieb also den Verbundenen nichts übrig als die Reue, dem Rathe des Kurfürsten nicht gefolgt zu haben , von dessen Einsichten , aufrichtigen Gesinnuns gen und thätigem Eifer , sowohl damals seine Freunde überzeugt wurden, als auch die Nachwelt in den spätesten Zeiten aus der Geschichte dieses Feldzuges diese vors treffliche Eigenschaften unbezweifelt erkennen muß.

Bey

I

Beylagen.

5 2

Liste derer Truppen zu Roß und Fuß , welche Se. Kurfürstliche Durch lauchtigkeit zu Brandenburg :c, 2c. ins Feld kommandiret , und wie stark dieselbe nebst Dero Artillerie sich effektive befindet.

1689.

No. I.

Artillerie 1 Obrister 1 Obristlieutenant 1 Oberhauptmann 6 Kapitains 1 Kommiffarius, so zugleich Auditeur unter fretarius. 1 Prediger 1 Beugwarther 1 Quartiermeister 6 Lieutenants 1 Stallmeister 1 Proviantmeiſter 6 Stückjunkers 1 Feuerwerksmeister 1 Zeugschreiber 22 Feuerwerker 2 Betardierer 1 Barbier 2 Gesellen 1 Proviantschreiber 1 Butterschreiber 5 Korporals 4 Fourier 4 Wagemeisters i Pauker 1 Geschirrmeister 2 Gesellen 1 Brück und zugleich Zimmermeister 10 Zimmergefellen Sattler und zugleich Riemermeister.

Bediente.

Y

87 Köpfe 2 Sattlergefellen 1 Reitschmidtsmeister 5 Reitschmidtsgesellen 1 Zeugschmidtsmeister 6 Zeugschmidsgefellen 1 Stellmacher 3 Gesellen Affuitenmacher 1 Tischlergeselle Büchsen machermeiſter 1 1 Gefelle 1 Bäcker 1 Gefelle 1 Böttchermeister 70 Büchsenmeister 4 Zeugdiener 8 Fourierschüßen 8 Geschirrknechte 92 Handlangers 4 Wagenbauers 492 Knechte 4 Tambours i Profoß und 2 Steckenknechte. 798 Köpfe iu Summa,

37 Köpfe. 6 3

Felds

142

Beylage n. Pferde | Pferdel

Feld - Artillerie.

40 Stük als 12pfündige mit 4 6pfündige 3 4 26 3vfündige ; 6 Kammerstücken

" 1 ?

$

48 32 104 24

40

208 ፡ 4 Haubißen mit 4 Feuerwerksmörſer , als ? 2 25pfúndige mit ፡ a sopfündige $ 4 Petarden als 2 Therz und 2 Palliſaden: Petarden

4 Stück I 12

Vorrath Affuisten , 12pfündige mit 6pfündige mit und 3pfündige mit

;

8

32

16 24 40

als 3 3 1

1 Haubik Vorraths Affuiste ; ፡ 1 Paukerwagen , $ 50 Munitionskarren ፡ ፡ ፡ 60 Nüstwagen 1 12 Kugelwagens ; 2 Feldschmieden 1 Mühle mit zwey Gängen 1 Schiffswagen mit zwey Schiffen 2 Hebezeuge 30 Schlepthaue 55 Stück und Wagenwinden.

8 8

22 6 ·C4 150 360 72 16 8 8

Noch gehet von Wesel mit

1

1 40pfündiger Mörser 1 - 12pfündige Haubiße 29 Stücken 4 Stúd 24pfündige - 18pfündiges I 12yfündige 7 -- 6vfündige S

Munition. Centner Pulver Centner Lunten Centner Bley 12pfündige Kugeln 6pfündige 3pfúndige vermuthlich Kars 120 12pfúndige tätschen, welche im 120 6pfündige und Original nicht ber 3pfündige 960 merkt sind. en 200 Haubißgranat 80 Haubik Brandkugeln 40 Haubik Kartätſchen 50 opfundige Granaten 40 sopfundige Brandkugeln 20 sopfundige Kartätschen 100 25pfündige Grenaten 40 25pfündige Brandkugeln 20 25pfündige Kartåtſchen

201 202 94 400 400 3200

20 sopfündige und 20 25pfündige

Corpora mit ih rem Zubehör.

20 12pfúndige 20 6pfündige Stangenkugeln 30 3pfúndige 4000 Handgranaten 2 Centner gebrochnen_Salpeter 1 Centner gestoßnen Schwefel 1 Tonne gestoßne Kohlen 100 Bogen Zündpapier 100 Klafter Zündschuur 6 Schock Ellen Leinwand 1 Schock Ellen Zwilch 100 Tafeln Filz 2 Centner Leim 1 Laborier 1 Zelt

in Summa 926.

No. II.

Beylage n. No:

143

II.

Com Köpfe pag nie.

Materialien zur Artillerie.

Truppen. Kavallerie . Die Kurfürstliche Trabantengarde von 1.8 Grandmusquetairs , ? Leibregiment 3 ? 1 ? Kurprinz ; ; ፡ Anhalt : Generalfeldmarschall Dörfling : Generalmajor du Hamel ; ; ፡ ፡ Obrist Kottwik 2 Prinz Heinrich von Sachsen : • 3 ; Obristlieutenant Lettmat

3

+∞ ∞ ∞ ∞

Zelt zum Zeugwesen 1000 eiserne Schippen 200 Mineurschippen 300 Holzarten 400 Beile 600 Faschinenmeſſer 500 Kreuzhaken 20 Brechstangen 15 Phaleisen 200 Sturmfensen 200 Morgensterne 6700 Hufeisen 1200 Schock Hufnågel 630 Eisnágel-. 380 Schock Batterienågel ganze 300 Schockhalbe } Palliſadnágel 200 Schock Lattnägel gauze 400 Brettnågel 400 Scheck halbe 200 Schock ganze Schloßnägel 200 Scheck halbe

8

8 2

452 414 524 524 524 524 524 524 524 128

444

64 4662 8 Regimenter Dragouner. 653 ፡ ? $ Leibregiment 652 ; Generalfeldmarschall Dörfling 4 326 Marggräflich Anspach. Esquadrons ; 4 326 . : Obrist Perbands Esquadrons 4 326 ; Obrist Soußfeldſche Esquadrons 28 2282 4 Regimenter Infanterie. 26 3742 Kurfürstliche Leibgarde von 50 Schock kupferne Nägel 10 1442 : ፡ eine gute Quantität Eisspornen und Graf Danhof 10 1442 2. Generallieutenant von Barfuß Fußangeln 10 1442 20 Blendtlaternen Generalmajor Graf de Schomberg S 727 ? 3 ፡ 100 rauhe Schaaffelle Kurprinz S 727 3 ፡ 100 Fackeln Marggraf Philipp 727 ; ፡ 2 Centner Lichte Anhalt ; 727 Generalfeldmarschall Dörfling 13 Reißzangen ; 727 Generalfeldzeugmeister Spaan 17 Gießtellen ; 727 " ; öthige zweyl 28 alt Hollstein 1 727 ? 3 vermuthlich jung Holstein 19 ein, einhalblöthige S 727 3 Kugelformen Generalmajor Briquemault 11 einlöthige S 727 3 ፡ 12 Lauf Generalmajor Zieten 727 : : Churland 5 Tonnen Pech 727 ; ; ? 10 Tonnen Theer Graf Donaw 7:7 ; 1 Generalmajor Belling s Centner Schmeer 5 ? 727 ? Obrist Varenne 5 1 727 ; Obrist Lottum 1. ; 727 Obristlieutenant de Cournaud I ju 143 ፡ 3 Piemonteser 13219116 6 Regimenter 15 Bataillons 1 Kompagnie Piemonteser Summa der ins Feld gehenden Churbrandenburg- | J schen Truppen, Regimenter. : & 65 4662 8 Kavallerie ; 3 1 28 2282 4 Dragouner

6 Infanterie und 15 Bataillens 18 Regimenter 15 Bataillons hierzu die Artillerie von

13219160





225126060 798

in Summa **20

26858 No. III.

Beylagen.

144

No. III.

Gutachten sämmtlicher Generale,

ob Bonn förmlich zu belagern ,

oder

zu blockiren sey.

Schöning.

Durchlauchtigster , Großmächtigster Churfürst, Gnädigster Herr.

Auf Er. Churfürstlichen Durchlaucht Gnädigste Proposition 1. ob die Belagerung vor Bonn vorzunehmen und ob 2. von Ew. Churfürstl. Durchlaucht die Bloquade sothanenen Orts mit der ganzen Armee , zu halten , oder 3. nur ein Detaſchement zurBloquade hter zu lassen, und wohin mit dem Rest der Armee zu marſchiren sey. Gebe folgens des zur Unterthänigsten , und unvorgreiflichen Antwort : Daß wohl 1 ) die Belagerung und das durch erfolgende Occupirung Bonn das glorieuseste und nüßlichste wäre, wann noch ein acht bis zehen Bataillons , über die beyliegents specificirte Trouppen , von dem Herzog zu Lothringen, Lüneburg , von Dännemark, oder dem Fürsten zu Waldek , solchergestalt zu bekommen , daß ſels bige in 14 Tagen alhier wåren , und wenn man Deren Ankunft versichert, könne man mit denen jeho hier vorhandenenen , auch noch aus Cöln und Rheinberg an sich ziehenden Trouppen die Stadt Bonn gänzlich infeſtiren , und mit Hülfe der Cölniſch, Jülich und Bergischen Bauern die Cirenmvallations , und Contravallation machen.' So müßten auch alle andere Requisita , vers möge des von den Generallieutenant Dalwig, Generalmajor Schwarzen, und mir, verfertigs tigten und Ew. Churfürftlichen Durchlaucht unterthänigst übergebenen Aufsaßes sofort angeschafs fet werden. Ueber dieses hatte man , ehe die Belagerung resolviret würde , die gewisse Versiches rung nöthig , was der Fürst zu Waldek thun wollte, wann ein feindliches Corpo um die Stadt zu entsehen, zwischen der Maaß und Mosel herunter fåme? Auch ob der Herzog von Lothringen folchenfalls nicht sofort ein sooo Pferde die Mosel pafsiren, und zu uns stoßen lassen wollte, das mit wir die Trencheen beſehen , und jedennoch dem Feind den Kopf bieten könnten. Die sooo Pferde könnten inzwischen nahe an der Mosell stehen , um auf erforderlichen Fall desto eher bey uns zu seyn. 2) Die Stadt mit der ganzen Armee einzuſchließen, ſonder ſelbige zu attaquiren, wåre wohl das sicherste und commodeste , indem man wegen der Vivres an dem Rhein bliebe, die Stadt sicher und genau einzuſchließen , und dem ankommenden Feinde desto besser den Kopf bles ten könnte, sintemal man keine Trencheen zu besehen hätte , sondern die Force zusammen behtels te. Es würde aber vor Ew. Churfürstl. Durchlaucht Hohen Person , meines unterthänigsten Ermessens nicht glorieux genug sein , wenn Sie mit Dero Armee vor der Stadt ſtehen , und felbige nicht attaquiren dürfen. Die Bioquade 3) mit einen Detaſchement zu thun und mit dem Reft zu dem Fürsten von Waldek zu marschtren , wäre zwar sehr gut, und würde dem Feinde große Ombrage geben, die Belagerung Maynz etwas decken, auch den Fürſten zu Waldek (welcher an Kavallerie Mans gel hat) in Sicherheit halten. Dessen vorhabende Operationes ziemlich facilitiren , etnen Cours in Frankreich zu thun , und also vieles Allarm geben. Es fållet aber dieser Punkt von fich selbsten, wenn der Bischof von Münster dabey bletbet , daß er seine Trouppen wegnehmen und zur Bloquabe nicht hier laſſen will. Falls Ew. Churfürstl. Durchlaucht den Ort nicht wirks lich attaquiren wollten. Denn woferne Ew. Churfürstl. Durchlaucht die 12 bis 13000 Maun, welche vorhin zur Bloquade ordiniret waren , allein geben ſolten , würde der Ueberreft der Ars mee mehr vor ein Corps volant, oder Parthey, als vor eine Armee zu rechnen seyn. Halte derowegen , gnädigster Chnrfürst und Herr, ſonder unterthänigste Maasgebuug vor gut , daß wenn die Gewißheit der vorhin gedachten 8 bis 10 Bataillons erst da wäre, auch die andern specificirten Nothwendigkeiten zum långsten in 14Tagen angeschaffet würden, man den Ort in Gottes Namen je eher je lieber angreifen möchte. Solte

2

Beylage n.

145

Solte aber dieses nicht seyn können, würde die Noth erfordern , den Bischofzu Müns fter dahin zu disponiren , daß er seine Trouppen oder zum wenigsten die Kavallerie, 2000 Pferde detaschirte, und solche dem Fürsten zu Waldek, damit er desto besser operiren , die Sambre pass firen , und den Feind zwiſchen Maaß und Mosel herunter zu kommen abhalten könnte, zuſchikte. Ew. Churfürstl. Durchlaucht aber mit dem Rest aller Trouppen die Stadt Benn entweder selbs ften bloquiret hielten, oder solches durch einen ändern verrichten ließen. In unterthänigster Treue zeitlebens verharrende Gnådigster Herr,

Ew. Churfürstlichen Durchlaucht Laager bey Weßling am Rhein 26 July August 1689. den unterthänigster und gehorsamster Diener, H. A. v. Schöning.

Auf Sr. Churfürstl. Durchlaucht zu Brandenburg :c. unsers gnädigsten Herrn, •. Spaen. diesen Morgen gethane gnådigste Proposition, ist meine unterthänigſte unmaßgeblichste Mels nung , und zwar anfangs , wann ich bedenke , was ich ratione der Kriegesoperationen , insons derheit wegen Attaquirung der Stadt Bonn bereits den 18ten, 27ſten und zosten July ; wie auch den zten Augusti schriftlich übergeben . So bleibe ich noch daben und will meines ermes fens, nichts anders zu thun ſeyn, als ohne fernern Zeitverlust vor den Orth zu rücken , und dens felben dergestalt zu umzingeln , daß kein Mensch möge aus oder einkommen können ; darneben die Quartiere ordentlicher Weise abzustechen , und selbige sowohl vor das Fußvolk als vor der Reuterey dergestalt zu nehmen , gleichwie ich ungefehr, doch unfürgreiflich angewiesen habe. Ingleichen auch die Mittel und Nothwendigkeiten zur Hand zu bringen welche zu einer formalen Belagerung oder Attaque nöthig feyn . Will man aber den Plaß nicht belagern noch attaquts ren, so kann dieſes alles zu einer Blocquade dienen. Gewinnt man aber den Ort nicht durch eine Attaque, so fürchte ich er werde vermittelst einer Blocquade nicht zu bekommen seyn. Ich aweiffele aber nicht wann man das Werk nach fleissiger Ueberlegung mit einem rechten Eifer an fångt, es werden Sr. Churfürstl. Durchlaucht zu einer vigoureusen Attaque fich gnädigst resolvts ren; jedoch wird solches die Zeit geben. 1) So wåre demnach erstlich so viel Fußvolk als möglich zuſammen zu bringen und halte ich dafür , daß man mit 20 oder 21000 Mann den Anfang machen könnte , wann aber in 14 Tagen oder 3 Wochen noch ein 3 oder 4000 Mann zu bekommen wåren , so sollte es elne gute Sache sein , wozu dann noch verhoffentlich zu gelangen sein wird. ») Die Dragoner könnte man auch als Musquet:lers im Nothfall zur Belagerung ges brauchen. 3) Die Reutherey , so Sr. Churfürstl. Durchl. bereits haben, vermeine ich zur Belagerung genug zu sein. Berlangen aber Sr. Churfürstl. Durchl. ein mehrers , so könnten Ste nach gnädigsten Belteben hiezu des Herrn Churprinzen zu Pfalk 3 Regimenter, als das Leib und Frankenbergsche Regiment zu Pferdt , und denn das Regiment Dragoner uns ter dem Grafen von Vehlen , zuſammen kommen lassen , welche zum wenigsten 2000 Mann stark sein. 4) Anstatt der 2 oder 3000 Bauern (wie ich vor dieſem unmaßgeblich erinnert ,) könnte man noch ein mehres bekommen . Ueber und oberhalb der Stadt Bonn müſſen Brücken ſein , die man auch haben kann. 8) 20, 30 bis soooo Thir. vors erkte zu der Arbeit und extraordinair Ausgaben belbringen , weßs halben mit den Intressenten zu sprechen wäre, das Geld bedürfte aber eben nicht auf eins mahl hergegeben zu werden. 7) Pulfer und Kugeln , um die Belagerung anzufangen , wird man vors erst genug haben 1 können , ein mehrers , wann es nöthig , kann man bey Zeiten aus Holland kommen lassen. Hennerts Brandb. Kriegesgesch.

T

8) Was

1

Beylagen.

146

8) Was den Rest betrift und hiezu ferner vonnöthen sein mögte, folches kann der Nothdurft nach überlegt werden , wann erstlich nur die Resolution genommen ist , Bonn zu belas gern , und ob man 2 oder 3 Attaquen thun solle. Was nun von beyden wird reſolviret werden , es sey eine formale Belagerung oder eine Bloquade, dasselbe müste dem Herrn Herzog von Lothringen , wie auch dem Fürsten von Waldeck communicirt werden , das mit Sie davon Nachricht hätten.

1

Signatum in Hauptquartier den sten Aug. 1689. H. F. v. Spaen.

Barfuß.

1

Auf Sr. Churfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehl , ob die Stadt Bonn würklich belas gert, oder mit einer starken Blocquade einzuschließen ; mit dem Ueberrest der Armee zu andern nöthigen Operationen zu schreiten , habe ich mein unterthäniges und unmaßgebliches Bedenken hiemit gehorsamst übergeben sollen. Weilen Sr. Churfürstl. Durchlaucht , Clevische und Märkische Lande, niemals in Sis cherheit kommen können , im Fall Bonn in des Feindes Hände verbleiben sollte. Deßhalb Sr. # Churfürstl. Durchlaucht an Verlierung dieses Ortes gar viel gelegen , die Bloquade auch etnen fehr ungewissen Effect haben mögte. Voraus wenn Ihr Fürstl. Gnaden der Bischofvon Maynk die Trouppen nicht bey der Blocquade ließen. Wolte auch der Feind durch einen Succurs dies felbe aufheben sollte, als würde von der würklichen Belagerung der beste Effect zu hoffen seyn, wann zu allererst dieselbe angetreten werde, alle bendthigte Requisita, bey der Hand zu schafs fen, höchst nöthig sein würde Als mehr Infanterie Artillerie Munition Schantzeug Faschinen Geld, etliche 1000 Bauern . Nebst Wagens, Minirer, welche wenn die Belagerung folte refolviret werden , eigentlich cons stipiret werden kann . Solten aber einige dieser obgefeßten Stüke fehlen , und man in währens der Belagerung Verhinderung haben, würde der Effekt nicht nach Wunsch zu hoffen sein, die Blocquade nothwendigerer vorzuuehmen sein, aber dergestalt, daß sie im Stand sein könne, wenn der Fetud dieselbe mit einen starkenCorpo aufzuheben suchen solte,man demselben den Kopfbieten könnte. Im Laager bey Weßlingen August 1689. den 26 Iniy

v. Barfuß.

Herzog von Im Feldlager bey Bonn den 6ten August 1689. Holstein. Nachdem Sr. Churfürstl. Durchlaucht zu Brandenburg unser gnädigster Herr 2c. Dero fämmtliche Generalité befehltger, daß fie ihre Sentiments schriftlich eingeben solten, ob nehmlich 1) Bonn zu belagern sey oder 2) Ob felbiger Orth zu blocquiren, hieben aber sey zu consideriren , daß wenn dieser Orth nicht wücklich zu belagern , die Münsterische Trouppen so alhter stehen, abgehen werden. 3) Und dann wann dieſer Orth zu blocquiren, ob ſolches mit der ganzen Churbrandenburgis schen Armee oder einem Theil davon zu verrichten. Hierauf ist nun mein unvorgreiflich Sentiment. Daß ichwer würde fallen , Bonn mit der Force anzugreifen , geſtalt bekannt , der Feind von seinem besten Trouppen eine starke Guarniſon darinn , würde also jonder Fasard, daß Ihrer Churfürstl. Durchlaucht Infanterie gänzlich rifiniret werden mögte , nicht geschehen können. Dahin

Beylage n.

147

Friedrich Ludewich H. v. Holstein.

Sur l'ordre que S. A. E. nous a fait l'honneur de nous donner de repondre fur trois Meinhard points principaux qvi regardent fon fervice , Le premier s'il faut marcher avec l'Armée en Comte de Schomberg. avant? blocqver? la faut s'il , Le fecond s'il faut affiéger cette Place ? et le troifième Je reponds pour le premier article, que ce deffein de marcher avec l'Armee en avant, pour joindre nos alliez , eft un deffein digne de S. A. E. et d'une grande utilité au com mun bien , et l'unique moien d'intriguer vivement l'ennemi , puisque fe vojant attaqué de tous cotez il fera forcé malgre lui d'hazarder une Bataille , ou fa contrainte caufera une grande confternation dans l'armée ennemie , et s'il l'evite on fe met en Etat de vivre à fes depens et on s'eloigne en même temps du pays de ces alliés qu'on ruinera fans cela. Pour le fecond Article , qvi regarde le fiege de Bonn qu'on croit neceffaire pour la neceffité du pays ; J'avoue que ce deffein eft jufte et neceffaire , et cela a toujours eté des commercement mon avis fi l'on avoit voulu le fçavoir avec ces Conditions qvi l'eft bon de fçavoir , fi Son Altsfe Electorale a affez d'Infanterie pour cela et toutes les autres chofes ne ceffaires ct reqvifes , pour attaquer cette Guarnifon qui eft forte ; fuppofant donc que cela peut être , je ne balancerois pas , puisque , pour ce qui concerne le Blocus , S. A. E. n'y peut laiffer moins de 12 mille hommes Cavallerie et infanterie , encore feront - ils obligés à prendre des grandes mefures, et fatiguer prefque inceffamment, pour qu'il ne leur arrive qvelque malheur; Ce nombre de Trouppes detachés de l'armée de S. A. E. diminuera fi fort le refte de fon Armée , que de part ou d'autre on fe trouveroit prefque hors d'Etat d'entreprendre quelque chofe de confiderable . Pour bloqver cette place avec toute l'ar mée dans l'efperance de la reduire par faute de vivres , cela me paroit long , et contre la gloire d'une auffi belle armée , que celle de Son A. E. Je fçais bien que d'ailleurs à l'egard de la feurete , et la confervation de fes trouppes , c'eft ce qu'un chaqu'un peut penfer la deffus , c'eft ce que je laifle aux deffeins fecrets que fon Alteffe Electoral peut avoir , et ce font ici mes fentiments fauf le meilleur avis de Son A. E. Monſeigneur fait au Camp general de Reindorff ce 5. Août 1689. M. Comte de Schomberg.

Monfeigneur ! Charles de Votre Alteffe Electorale nous aiant fait l'honneur d'ordonner , de mettre nos Schomberg. advis par ecrit. Le mien fervit dans la fituation ou les affaires font prefentement , de referrer la Place. Le plus prèft qu'il fe pourra par toute fon Armee , et faire faire une bonne ligne de Contrevallation pour y attendre le fuccès du fiege de Mayence ; la ville prife l'on pourra ailement de la envoyer un Corps d'Infanterie , pour faire ce lui-cy, et en attendant preparer toute choſe poure l'ouverture de la tranchée. Le Comte Charles de Schomberg.

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Dahingegen wann der Feind blocquiret darinnen würde, er aus Mangel und Nothwen bigkeiten , boch würde endlich genöthiget seyn , diesen Orth zu räumen, um so viel mehr nachdem durch die Bombardirung ein groß Theil von Lebensmitteln nothwendig muß consumirt worden feyn , wie dann diejenigen Trouppen so zur Blocquade employiret werden solten , da das Land noch voll, es an nichts fehlen würde. Diejenigen Trouppen aber, so nicht daju employiret, daß selbe verhindern mögten , damit die Blocquirende nicht von einem feindlichen Cerpo, so zum Succurs kommen dürfte , faſultiret werden. Und ob zwar die Münsterschen Trouppen einiges Poids bey dieser Belagerung geben könn ten, so deucht mir doch nicht, daß Sechs Bataillons , als worinn ihre Infanterie bestehet, sols ten contribuiren können , deßfalls die Belagerung zu entrepeniren.

148 du Hamel.

Beylage n.

Il me fembleroit fur l'advis que S. A. E. mon maitre a demandé de moy que pour repondre au premier point, d'attaquer la Place de Bonn avec qvarante vingt fept mille hom ines de pied et 10 mille Chevaux , il eft encore affez temps de L'attaquer et la prendre, pourveu que tout foit preft pour l'attaquer, car fi l'on tarde encor quelque temps les enne mys affamblant un corps de douze mille hommes à Montroyal nous pourroient tomber fur les bras et nous obliger à lever le fiége , eftant difficile de l'y maintenir par la feparation des cartiers, et la fituation des lieus. Pour le fecond qui eft le blocus, je fuis d'avis qu'il faut douze mille hommes d'infan terie , deux mille quatre cent chevaux , douze cent Dragons pour faire un camp de 4 mille hommes de pied , huit cent chevaux et 4 cent Drapons fur la droite de Poepelsdorff, l'au tre camp enrre Poepelsdorff et Heymerten qui le communique par une bonne ligne et qui foit auffi fort que le premier , le troisième camp depuis Buttorf j'usqu'au Rhein de mesme force que les autres le tout retranché de bonnes lignes de contrevallation avec quelques re douttes , mettre quelque Infanterie du camp la droitte a Heymerten et de celuy de la gau che à Fronsdorff. La refte de l'armée pourroit s'avancer pour empecher le fecours qui pour roit venir de Montroyal ou de Luxembourg. Pour troifième qui eft de marcher avec toute l'armée en auant , je trouve que nous n'aurions rien fait fi nous laiffions cette place. Sans être prife , ou blocquée puisqu'elle ruineroit et bruleroit tout le pays auffi toft que nous ferons parti hormis que nous ne marchions pour donner bataille ou pour entrer en France et en cas qu'on aye ce deſſein, je ferois d'avis de l'executer, fi non mon fentiment eft pour le blocus.

du Hamel.

Briquemaur

Selon la propofition que Son Alteffe nous a fait l'honneur de nous faire touchant la ville de Bonn. Mon avis feroit de bloquer la Place le plus près que faire ce pourroit , et faire une bonne ligne de Contrevallation avec de bons redens et redouttes de peu d'espace et felon le terrain , et ferrer la Place par une Contre - ligne le plus près que faire ce pourroit , et comme d'être fi pres de la place pourroit incommoder de jour la Cavallerie , je ferois d'avis de faire des espaulements, derriere la Contreligne a chaque efcadron le fien comme j'en ay vue au fiege d'Eftampes , et d'Arras, puis attendre patiaminent quand cela feroit fait, et que l'on auroit fait à placer les batteries, attendre l'evenement, et fin du fiege de Mayence , ci après la prife , fe fervir de l'Infanterie qui aura efté audit fiège et qui trouvera en arrivant toutes les dispofitions dont il a été parlé cy - deffus et trouvera grande facilité à ouvrir la tranchée , en cas que ce foit la volonte de S. A. E. de la faire , et en attendant le blocus, fatiguera la Guarnifon et lui fera confumer une partie de leurs Vivres. J'oubliois à dire que l'Infanterie pui aura eté au fiége de Mayence pouvoit venir en bateau , ce qui ne la fatigueroit en nulle façon. Briquemault.

⚫. Ziethen.

Auf allergnädigst gethane Propofition St. Churfürstl. Durchlaucht, welche darinn meines Behaltens bestanden : Ob man Bonn belagern oder blocquiren solte. Item ob die Blocquade mit der ganzen Armee oder durch detaſchirte Leute geschehen ſolte. Gebe also in Unterthänigkeit hiemit meine unvorgreifliche Meinung : daß wetlen ter Ost in guter Defenfion mit starken Werken und guter Contrecharpe versehen, auch 6000 Mann zur Besatzung und sonsten so viel mier wifsent an ketnen wichtigen Dingen Mangel hat, daß man ihn nicht belagern sollte. Denn vors erfte iſt der meiſte Sommer fast vorb.y, und würde auch nochZeit erfordern , ehe man noch genugsame Matertatten an Sanzkörben , Faschinen und dergleichen herbeischaffte. Im Herbst aber bey naffem Wetter in Apprechen zu lieden verursacht große Krankheit, unter den Leuten , würde also die Anzahl unserer Infanterie sehr abnehmen, absonderlich wie dann zu vermuten, wenn von so starker Guarnison viele verwundet und todts geschossen

Beylage it.

I

149

geschoffen würden. So würden die Leute auch nicht einmahl abgeldſet können werden , denn aum wenigstens würde man den Orth mit zwey Attaquen angreifen müſſen , und alødenn auf jes der Attaque über 9000 Mann Infanterie nicht kommen , und wann man die Kranke und aller, hand Wachten so inan nothwendig hat , abrechnet. Also die mehresten continurlich würden in ben Approchen bleiben müſſen. Zuleht würde auch zu bedenken seyn, weilen lauter alte Soldas ten in der Festung sein , und keine Bürger , Weiber , noch unnüße Gefindel , ſie auch wegen Feuer nichts zu fürchten haben , daß die Belagerung sich lange und spår ins Jahr oder Winter hinein halten dürfte. Daß es denn an genugsamer Fourage fehlen , und also leichte Sr. Churs fürstl. Durchlaucht Armee ganz durch diese Belagerung könnte ruintret werden , welche nachges hends so leichte nicht wieder in guten Stand würde können gefeßet werden. Auf daß aber das ganze Land nicht abgebrandt, auch niemand ſich zu beschweren Ursache habe, halte ich nöthig seyn , daß der Orth mit detaschirten Leuten bleequiret bletbe , denn des tafchirte Leute ihre Subsistence und Fourage haben können , als wann die ganze Armee dahier verbleiben solte. Dieses nun ist meine unvorgreifliche Meinung , wie ich es nach meinem Ges wissen guth befinde. Ew. Churfürstl. Durchlaucht Im Laager bey Weßlirgen dea 5. Augusti 1639. unterthäulgfter Knecht, H. v. Slethen , Generalmajor.

Auf Sr. Churfürstl. Durchlaucht gnädigst gethanen Vortrag , ob nehmlich : 1) Sie mit der Armee anderweit gehen , und die Stadt Bonn verlaſſen oder ob 2) durch eine Blocquade selbige zur Uebergabe zu bringen oder 3) ob gedachte Stadt durch eine förmliche Belagerung anzugreifen am besten geachtet werden solte. Ist meine unterthänigfte unmaßgeblts che Meinung, daß so viel den ersten Punkt betrift, die Stadt gänzlich zu verlassen und eine fo starke Guarnison als darinnen hinter sich zu laſſen , nicht allein Gr. Churfürstl. Durchlaucht hier am Rhein gelegene, und andere mehr Länder sehr gefährlich. Sondern Sr. Churfårftl |Durchs laucht Waffen auch nicht rühmlich sein folte, wenn man gedachte Länder, um daraus große Summen Ge des zn ziehen , oder ganz zu verbrennen frey geben wollte. Was die Blocquade oder die 2) Frage betrift, wann sie durch wenige geschehen solte, würde sie nicht genugſam ſeyn , um eine so starke Guarnison , welche man zwiſchens und 6000 Mann schäßer einzuhalten. Würde Sie aber durch viel and etwa 12000 Mann geschehen, So würde Sr. Churfürstl. Durchlaucht Armee dadurch gar zu sehr geschwächet und nicht Trouppen genug überbleiben , um anderweitige nüßliche Operation n zu thun , und doch nicht außer Ges fahr sein , um von dem Feinde ofte geschlagen zu werden. Solte es aber durch die ganze Armee geschehen so wird es auch seine Inconvenienzien haben, indem alsdenn die Münsterschen von der Armee gehen, und dadurch selbige auf ein ansehnliches geschwächet , die Fourage auch , wenn es mit der Blocquade etwas lang wehren sollte,_mangelen, und dadurch die Armee letden, und abs gehen. Ist demnach noch übrig die letzte Frage , ob man durch eine Belagerung die Stadt. wingen jolte, welches wofern Sr. Churfürstl. Durchlaucht mit weniger Mannschaft aus Collen, Düßeldorff, Geldern wenigstens bis auf 20000 thre Infanterie erstrecken , und sonsten alle Res qvisite um solche Belagerung zu unternehmen anschaffen lassen wolten , Meines unterthänigsten Erachtens, Sr. Churfürstl. Durchlaucht Waffen am glorieusten , ihn auch am besten sein solte. Es müste aber solchen falls eine gute Contrevallationslinie gemacht, selbige auch mit so guthenRes Douten und Forten versehen werden , daß wofern der Feind den Entsak tentiren und man um demselben zu begegnen , die Linien verlaſſen müſſe, daß Sie alsdenn der Guarnison auf eine Zetts Inng resistiren, und nicht ſobald von derselben forciret werden möge. Wodurch man dann auch noch dieses haben würde, daß man die Belagerung auch fein gemach poußiren und damit warten könnte, zu sehen, was anderwelt fürgehen könnte. Im Laager bey Bonn den 6. Auguſt 1689.

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. v. Heyden. Auf

Heyden,

1

!

Beylage n.

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v. Dalwig.

Auf Ihrer Churfürstl. Durchlaucht gnädigsten Befehl, daß ein jeder General absonders lich auf zwo gegebene Punkten schriftlich seine Meinung eingeben soll. 1) Ob man die Festung Bonn wirklichen belagern soll , und ob zur Eroberung derselben einige Hofnung zu machen sey ? Hierauf wird unterthänigst geantwortet , daß ich nicht eigentlich bey dieser verflossenen Zelt da das Wetter sehr veränderlich, und mit vielem Regen, und an sich ziehenden Krankheiten pfleger verflochten zu sein (auch mir nicht wissend ist , ob Ihr Churfürstl. Durchlaucht, und wie balde denselben einen ansehnlichen Succurs , famnit einen frey n Rücken zu behalten verwartend feyn) zu rathen weiß, als allein meine willigste und schuldigste Dienste nach Dero gnädigsten Ber fehl zu versichern . 2) Im Fall auch eine formidable Belagerung sich nicht thun ließe , was dabey guth gefunden werden mögre. Wann Ihre Churfürstl. Durchl. vor Bonn eine Bela- erung zu thun nicht guth finden, so seyen keine andere Mittel meines Erachtens vorhanden , als eine Blocgrade in bester Form vorzunehmen und die möglichste Zeit abzuwarten. Sein Ihro Churfürstl. Durchlaucht ab r in dem Vornehmen die Belagerung fortzusehen , Soll ich mich allezeit solches auszuführen helfen, willig und bereit finden lassen , als ein unterthänigster

-

:: 2Auguft . Diener, H. v. Dalwig.

Schwarz.

Durchlauchtigster, Großmächtigster Churfürst, Grädigster Herr ! Wellen Ew . Churfürstl. Durchlaucht gnädigst gefällig gewesen daß über nachfolgende zrden Fragen : 1) Ob bey jehlger Beschaffenheit der Zeit und Sachen dieser Orth würklich und fomellement attaquirt werden solle und ob zur Eroberung desselben eine Apparence und Hofnung sey ? oder 2) Im Fall eine formelle Belagerung nicht ſolte guth gefunden werden, was alsdenn zu thun and vorzunehmen , damit die Gloire Dero und Dero Alliirten Waffen salviret , dieser Orth dennoch zur Uebergabe gezwungen und denen umliegenden Ländern Sicherheit ges schaffet wer en könne. Von allen bey der Armee anwesenden Generalen ein ohnvørgreifliches Bedenken schrifts lich in Unterthänigkeit übergeben werden solte ; So habe ich zu dessen gehorsamsten Einfolg fols gendes , und zwar Auf die erste Frage unterthänigst vorstellen müssen , daß zuförderst zur Verm hrung Er . Churfürstl. Durchl . högsten Gloire Dero und Dero Herren Allijrten Waffen mehrere Reputation gedeyen und dem gemeinen Wesen dadurch ein großer Vortheil zuwachsen werde. Wie denn auch dem Nieder Rhein, Westphäliſchen Craise , und allen an und umgrånßenden Ländern , die so högst nöthige, und so sehr verlangte Sicherbelt dadurch desto chender wieder gegeben , und ers worben werden könnte, wenn die Festung Bonn durch eine formelle Attaque und Belagerung angegriffen und aus Feindlichen Händen gerissen werden könnte. Und wäre dahero zu wüns schen, daß ein solches nüßliches und wichtiges Dessein ebender und sogleich nach Eroberung von Katserswerth aufs Tapet gebracht und der Möglichkeit deffen Bewerkstelligung . damahls wåre enponiret worden, dann der Zeit , nicht allein die truckene Sommerzeit zur formellen Attaque bes puemlich , die Regimenter in guten gesunden Stande , sondern auch die Belagerung von Maynz noch nicht angefangen gewesen , und also der Feind auf die dieserseits der Mosel , und in der Nähe gestandenen Kaiserlichen Armee Reflexion machen müſſen , auch auf die erfolacte Belager rung vor Bonn selbiges zu entseßen (der damahligen seines Estats Beſchaffenhtit nach, und dah er wegen befahrender Descente in seinem Kontoreiche ein starkes Corps d'Armee auf den Sees küsten halten müssen) ſich vieleicht nicht unterſtehen dürfen. Ob aber anjeho dah der Herbst vor der Thür, der Feind wegen seiner conjungirten Flotte auch seine Seeküsten versichert, und alſo von

Beylagen.

151

von deme der endes gestandenen Corpo ein guth Thell heraus und wohin es nöthig , marschiren laſſen , und verfolglich Bonn zu befreyen ſuchen kann , dennoch diese mit einer starken Guarniz son versehene Festung mit einer mediocren Anzahl von Infanterie zu attaquiren sey, darüber muß 1 ich billig min geringes Sentiment, mit Ew. Churfürstl. Durchl . gnädigsten Permiſſion ſuſpens Diren. Wenn aber Ew. Churfürstl. Durchl. wie Sie mir vorgestern gnädigst zu bedeuten gerus het haben, bey der Resolution annoch verbleiben mögen ? Bonn zu attaquiren, so werde ich (Ew. Churfürstl. Durchlaucht dabey erhaltenen gnådigsten Befehl nach) ferners wie bereits der Ans fang gemacht ist , alles was zur Erdfnung der Approchen vonnöthen ist , verfertigen zu laſſen uns gesäumt fortfahren , auch bey aller folcher Attaque , so wohl ich vor meiner Person, als auch Ihro Hochfürül. Gnaden zu Münster Meines gnädigsten Herrn , unter Ew. Churfürstl. Durch; laust gnädigsten Commando stehende Trouppes durch Gottes Beystand dasjenige mit allem Fleiß, Ernst und Eifer thun und verrichten, was ehrlichen rechtschaffenen Offizieren und Soldas ten justeht , wie denn auch ein solches högstgnädigst , meines gnädigsten Herrn gnädigster Wille und Befehl , auch es ohnedem unsere Schuldigkeit gemåß iſt. Wann aber Ew. Churfürstl. Durchlaucht die formelle Belagerung öfters genannter Fes stung nunmehro noch anfangen zu lassen gnädigst bedenken trú en ; So würde (wiewohl ohne uns terthänigste Maasgebung) nothwendig seyn , den Orth und die Guarnison , durch Aufwerfung einiger Rebouten und Feldschanzen so nahe es immer thulich , und dieselbe mainteniret werden können, noch enger einzusperren, und dieselbe durch alle erdenkliche Mittel zu beunruhigen, noch ferners zu incommodtren , und wo thulich zur Uebergabe zu neceſſittren. Wie ich denn aus unterthänigster Devotion anwünsche, daß Ew. Churfürstl. Durchlaucht Högstglorwürdigste Intentiones erreichet, und den umliegenden Ländern die verlangete und ges wünschere Sicherheit dadurch geschaffet werden möge.. Ich befehle Ew. Churfürstl. Durchlaucht zu einer langbefristeten glüklichen Regierung, und allen Churfürstl . Hochſein , Gottes Schuß , und mich Dero Churfürstl. Hulden und Gnade unterthänigst, und bleibe mit tiefster Veneration

Ew. Churfürstl. Durchlaucht

Im Laager bey Bonn den 25. Aug. 1689. unterthänigster Diener A. G. Schwark,

No. IV.

Specification derjenigen . so von Churbrandenburg ,

und anderer hohen

Alliirten Seiten währender Belagerung Bonn todt geblieben, und verwundet worden ſeyn.

Von der Brandenburgischen Armee. Generalmajor Heyden, zweymahl bleſſiret, aber nicht gefährlich. ny, so thn abgeldset , ist gefährlich bleſſiret.

Generalmajor Ballts

Bon

Beylagen .

152

Bon den Teutschen Grandmusquetairs seynd an Offizieren todt. Der tapffere Major Tettow , welcher fünff Wunden gehabt, eine im Herzen , eine im Leibe, und eine im Kopf, dieser meritirt beklagt zu werden. Der wakere Hauptmann Dewih, welchen man aber noch nicht hat finden können wo er lieget. Der Wachtmeiſter Bergen.

An Grandmusquetairs. Der von Schulenburg , Putkammer , Stuppenrath und Arnſtådt.

Blessirte Officierer. Der Obrittleutenant Nahmer , zweymahl im Arm , und hinten am Rüken, so nur ein Streif Schuß. Hauptmann Lüderik, Leutenant Bredo. Corporal Pirch, Corporal Treſchou.

Blessirte Grandmusquetairs. Schwan , Bleß, Finkelberg , Finke , Zikwik, Putkammer, Eichstet, Berger , Linds ftatt, Berner, Küchmeister, Quißow, Golstein und Gertske find noch nicht gefunden.

Von des Grafen von Dohna Kompagnie. Er vor seine Perſon iſt geſund, hat ſich gehalten wie ein Held , und ist der erste auf dem Ravelin gewesen , nebst dem Prinzen von Zerbit (welcher als Volonteur sich so tapfer erwiesen, daß man es nicht beschreiben kann). Der Graf von Dohna hat sein Wapen , welches ihm zu schwer gewesen, in den Graben geworfen , hat 4 Officierer gefangen genommen. Weiter von des Grafen von Dohna Kompagnie ſind Grandmusquetairs bleſſirt als : Baas Brigadier , Bris , Verdun , Valentin , Laboligniere auf den Tod , Bloſſet, Ravalet, Caillon , Geneftie , Ente.

Todten. Caillon verlohren , und einer, welcher in der Stadt gefangen seyn soll.

Von St. Bonnetti Kompagnie find Grandmüsquetairs todt. Calodon , ist der erste , welcher Grandmusquetair gewesen.

Payol und Bragard.

Von der Kompagnie Granadierer seynd todt. Major de Puis.

Berard ,

Marechal de logis. Granadiers.

Sauvet , Denias , Du Foin , Pigol

Von derselben Compagnie an bleffirten Officieren. Troconis Capit., Sauville Capit. , St. Paul Fähndrich, Vodac , Brigadier. Blessirte Grenadiers. Termou , Baumier , Foreftier De Lon , Parleren , Pibau , Farfor, De Loyne, Four nier, Tandon , Armand , Du Ruis , Claufel , Lerclair, Rougas , Grandfon .

Blessirte. Obristlleutenant St. Bonnet, ſo nur Volontair geweſen, auf den Todt bleſſirt. Lieutenant Vignoles fein Bruder , Brigadier Boquiniole. Grandmusquetairs, St. Bönnet, Bruder vom Obrißtlieutenant. De Froi

"

Beylage n.

153

De Froifack der åltere, De Prat ber åltere, De Prat der jüngere, De Caftillon, De Maul hauner, De Clos der åltere , De Peres , De Caftellnau , D'albenos , Digoinnier , De la Cla veliere, De Vifne , De Couveins , De Varnevel , De Villais , De l'Oime , De Morel. An reformirten franzöſiſchen Officteren ſind todt. Cap. de Veze. Blesfirte. Cap. de la Beaume , Cap. de Chamon , Cap. Dauzane , Cap. Pois , le Comte, Cap. de Loche, Cap. de Plaviane, Cap. du Defans. Lieut. la Chatieniere, du Filion , Bellete Reits page. Des Engliſchen Geſandien Hofmeiſter und ist derselbe mit in den Approchen geweſen. Die Cadets von Corneau ſind tødt :

Gemeine.

Unterofficierer. Charles de Medaillen. Jean du Tourfat. Guillaume de Bajeul. Pierre Riccard. de Barreau. L'Allancan.

François Targes . Jaques Sourin. Rotol. Montignac.

Blessirte Officirer. Obristlieutenant d'Outhe, Vater von R.bena³, Cap. d'Artis , Cap. Revilliac , Lieut. la Vache, Fahndrich Patoral.

Blessirte Kadets von Cornau. Jaques Jovard , Madians , Sergeanten , Jean Gvichnon , Jean Baptifte , du Pival, Jean Granon, Louis Tournier, Dominique Viol, Lovis,de la Londe , Henry Durand, Hen ry de Sauret , Jean de la Verfane , Louis de Serces , Pierre de Champ. Theophile de Reva liere. Archille de la Colombine, Jean de Bon, Pierre de Malignicour, Verille de Lilledon. Jean de Belleveze , Jofue Mazel , François Colan. Louis Boudon , Ifaac Boton , Moyfe d'Ambel , Jean de la Combe , Dumar , Marie , La Jonie, Befagno , Lavergne, Du Plagiat, Chambon , Rotup, Saillon , Combet. Von den Cadets von Lottum .

Todte. 1 Lieutenant, Brisac. s Cadets.

Blessirte. 1 Capit. Senegos. 2 Unterofficirer. 12 Gemeine.

Von der Garde zu Fuß. Bleffirte.

Tobte.

1 Capt. Senegos. 4 Unterofficirer. 12 Gemeine.

2 Fähndrichs. f Cadets.

Von der Garde zu Fuß. Todte. 2 Fähnrichs. 3 Unterofficierer. 39 Gemeine.

Hennerts Brandb. Kriegsgesch.

Blessirte.

4 Capitains . 2 Lieutenants. 2 Fähnrichs. II Unterofficirer. 148 Gemeine. u

Bom

Beylage n.

154

Bom Churprinzlichen Bataillon. Todte.

J Heutenant. Unterofficierer. 18 Gemeine.

Blessirte. I Capitain, Wachholt. I Lieutenant. 5 Unteroffictrer. Bom Marggräflichen Bataillon .

Tødte.

6 Gemeine.

Blessirt. 1 1 5 24

Lieutenant, Borgsdorf. Fähnrich , Golge, Unterofficirer. Gemeine.

Von Anhald. Bataillon.

Todt. 2 Unterofficirer. 21 Gemeine.

Blesfirte. Lieutenant, Unger. 2 Fähnr. Marchau und Thiemen. 3 Unteroficierer . 30 Gemeine.

Von Dörffling Bataillon.

Todt. 1 Fähnr. Arnheim. 1 Unterofficirer. 13 Gemeine.

Blessirt. I Lieutenant. 1 Unteroffictzer. 23 Gemeine.

Von der spanis. Bataillon. Todt. 2 Gemeine.

Blesfirt. ↑ Obrißtlieutenant, Coſt. 2 Cap. Neuhof, Stelßlaff. 1 Fähnrich Mark. 1 Unterofficirer. 22 Gemeine. Von Anhalt. Bataillon.

Todt. 1 Unterofficierer. 13 Gemeine.

Bleffirte. 1 Lieutenant. 1 Unterofficierer. 3f Gemeine.

Bon Dinhoff. Bataillon.

Todt. Blessirt. Unterofficierer. 13 Gemeine.

ww ..

■ Lieutenant. Unte officirer. 48 Gemeine.

Bon

Beylage n.

155

Von Barfuß Bataillon.

Todt. 2 Lieutenants. s Unterofficierer. 14 Gemeine.

Blesfirt. Major Wobser. Hauptmann Melcher. 3 Fähnrich. 5 Unterofficirer. 41 Gemeine.

Von Schomberg Bataillon.

Todt.

Blessirt. I Lieutenant. 2 Fähnrichs. 58 Gemeine.

Unterofficirer. 18 Gemeine.

Von Heydens Bataillon.

Todt. 1 Capitain, Crosek. 14 Gemeine.

Blessirt. 2 Unterofficirer. 84 Gemeine.

Von Briquemar Bataillon, Todt. 1 Fähnrich, Oppeln, 12 Gemeine.

Blessirt. 18 Gemeine.

Von Zieten Bataillon. Todt.

14 Gemeine.

1 I 2 25

Blessirte. Capitain , Pilhofen. 1 Lieutenant. Unterofficirer. Gemeine.

Bon Bellingis. Bataillon. Todt. Obristlieutenant Coganski. 1 Lieutenant Hüneke. 2 Unterofficirer. 15 Gemeine.

Blesfirt. I Lieutenant Calau. 12 Gemeine.

Von Varennis. Bataillon. Todt.

5 Gemeine.

Blessirt. Major Rah. I' Capitain. 5 Unterofcirer. 18 Gemeine . 1 น 2

23on

n .

Beylage

156

Von Donais. Bataillen. Todt.

2 Unterofficirer. 8 Gemeine.

Blessirt. Obr. Burggraf Alexander. der von Dona 2mal bleſſirt, aber ohne Gefahr. 1 Fähnrich. 3 Interofficirer. 32 Gemeine. 3

Von Holländischen und Münſterſchen Seiten. Generallieutenant Dallwig und Generallieutenant Schwarz, verwundet. mark, Obrist Schwertn, und Hauptmann Zenthier, todr.

Obrist Kruses

Von der Kaiserlichen Seite ist 1 Major und 40 Gemeine tødt , und 100 bleſſirt.

1

Anhang .

44

Anhan

g.

113

>

1

Beiträge zu den Feldzügen der Brandenburger unter der Regierung Kur fürst Friedrichs des Dritten in den Jahren 1690 , 1691 und 1692.

1

In dem Feldzuge 1690 geschah nichts bemerkungswerthes , woran die Brandenburger besondern Thell hatten. Sie sollten in diesem Feldzuge mit den münsterschen und lüneburgschen Trups Nach der unglüklichen Schlacht bey Fleury nahm der Fù s pen an der Mosel agiren. von Waldek , welcher die niederländischen Truppen kommanditte , weiter nichts erhebliches vor. Diejenigen brandenburgischen Truppen , die bey der Arme des Fürsten standen, wurden in Brabant und Limburg in die Winterquartiere gelegt. Nach der Schlacht bey Fleury begab sich der Kurfürst von Brandenburg von Berlin nach Cleve und den 18ten October ging er selbst nach Brüssel, wo man das nöthige wegen Beziehung der Winterquartiere verabredete. Das Hauptquartier der brandenburgischen Generalitat wurde größtentheis in Nuys am Rhein verlegt. Alle kurfürstliche Artilleriepferde wurden nach Wesel geschickt. Wie die ganze Distribution der brandenburgischen Truppen in &teſe Winterquartiere geschah, ist aus der beigefüg ten Dislokationstabelle No. I. zu ersehen. Das Bündniß der deutschen Mächte wurde schon im abgewichenen Jahre , durch Bettres tung des Herzogs von Savoyen , dem man den Titel Königliche Hoheit versprach , verstärket. Die Verbundenen litten aber auch nicht einen geringen Verlust durch den Todt des Herzogs von Lothringen. Dieser Feldzug war in Deutschland eben nicht reich an merkwürdigen Begebenhets ten. Mons wurde von den Franzosen erobert, wovon sie sehr viel Rühmens machten. Die Franzosen bombardirten Lüttich. Die Brandenburger , welche an der Vertheidigung dieses fester Plates Thell hatten, zeichneten sich durch hervorstechende Tapferkeit aus. Die brandenburgs fchen Truppen standen bey der Armee in den Niederlanden, welche König Wilhelm von England felbst kommandirte. Als diefer von der Armee abging , und das Kommando dem Fürsten von Waldeck übergab, so ging ein Theil der brandenburgschen Truppen wieder über die Maas ; work aufder Herzog von Luxemburg, der gegen den Fürsten von Waldeck kommandirte , die Arriers garde deffelben bey Leuze angriff. In Deutschland fiel nichts erhebliches vor. Die Franzosen nahmen Pforzheim ein. Der Herzog von Savoyen verheerete die Dauphiné , und machte den Franzosen viel zu schaffen. Den größten Ruben erwarben in diesem Feldavge die brandenburgschen Truppen in Inga n , wo sie den Steg bey Salankɛmen gegen die Türken erfechten halfen. 6000 Mann brandenburg sche Truppen , unter Anführung des Generallieutenants von Barfuß, bras August befanden sie sich bey der Schlacht. chen im Monat May nach Ungarn auf, und den Es blieben in selbiger von den Brandenburgern ein Obrist, ein Obristlieutenant , 3 Kapitaine, 11 Subalternen und 508 Unteroffiziere und Gemeine ; blessert wurden z Obristlleutenante , Major, 10 Kapitalne, 25 Cubalternen und 560 Unteroffizier und Gemeine. Aus der angehangenen Nachweisung No. II. find sowohl die Winterquartiere, welche die Brandenburger von 1691 bls 1692 am Rhein bezogen , zu ersehen , als auch die verschiedenem getroffenen Maaßregeln und Dispositionen , im Fall die Quartiere angegriffen werden sollten Dieses sind sehr intereffante Beiträge zu der brandenburgischen Kriegesgeschichte der damalige Zeit, well sie aus so unbezweifelten Quellen gefchöpftsind. Ste kdunen mit Zuziehung der Kase Be für einen Kriegesmann ungemein lehrreich und nüßlich werden, Dir

1690.

1691

160 1692.

Anhang.

Der Feldzug von 1692 war für die Allikten nicht außerordentlich glücklich. Der König von Frankreich befand sich in Person bey der Belagerung von Namur. Wir haben schon oben in der Uebersicht von der Kriegesverfassung der kriegführenden Mächte von dieser Belagerung zu reden Gelegenheit genommen , und haben geſehen , daß die Brandenburger bey Vertheidigung dieser Festung viel Ehre einlegten. Der König Wilhelm von England kommandirte in dieſem Feldzuge in den Niederlanden , und traf mit den Franzosen bey Steinkerken zusammen . Belde eigneten sich die Vortheile dieses Treffens zu. Nach der Zeit geschah in Flandern nichts erheblis ches. Am Rhein fiel auch nicht viel merkwürdiges vor. Der Graf de Lorges machte den Ads ministrator, den Herzog von Wirtemberg zum Kriegsgefangenen , und zwang den Landgrafen von Hessen Kassel , die Belagerung von Ebernburg aufzuheben ; hingegen wurde der Marschall Tallard durch den Landgrafen von Hessen, Kassel tahin gebracht, die Belagerung von Rheinfels den, ob er gleich mit den Laufgråben bis an den Fuß des Glacis gerückt war , aufzuheben. Bey dem Korps des Landgrafen von HeffensKaffel befanden sich die brandenburgischen, neuburs gischen und lüttichschen Truppen. Die Brandenburger standen unter dem General Flems ming, die übrigen Truppen unter dem General Tilly . Flemming ließ eine Batterie jenseit des Rheins auffahren, und beschoß damit die Laufgråben der Franzosen . Als diese Nachricht erhiels ten , daß der Landgraf von Heſſen - Kaſſel auch mit einem ſtarken Korps anrückte , so hoben sie die Belagerung auf. Der Herzog von Savoyen that den Franzosen seiner Seits vielen Abbruch ; jedoch nußte er die erhaltenen Vortheile nicht so, wie er wohl konnte. Gegen die Holländer verlohren die Franzosen etne Schlacht zur See. Dieser Verlust ſeßte sie in große Verlegenheit. Uebrigens zankte man sich wegen der Erhebung von Hannover zu einem Kurfürstenthum. Wie die alllirten Truppen und die Brandenburger nach einer zu Mastricht geschlossenen Konvention in die Winterquartiere vertheilet werden sollten , jelget die beylieg nde Dislokationss liste No. IV. Hiernächst findet man noch einige Konventionen in Ansehung der Verpflegung, wie auch ein Verzeichniß von denjenigen Truppen , welche im künftigen Feldzuge am Oberrhein und zwischen dem Rhein und der Maas mit den Verbundenen agiren sollten. Die guten Anstalten, welche die Verbundenen am Oberrhein trafen , verursachten, daß die Franzosen nicht viel erheb Ilches im Feldzuge 1693 vornehmen konnten ; außer daß sie Heidelberg einnahmen und ver wüsteten,

Ein

161

Anhang. No. I.

Einquartierungsliste Y der Churbrandenburgischen Armee auf den Winter 1690.

Jus

Clevische

1 zu denen daselbst schon stehenden 3. Kompagnien von Lottum 3 Kompagnien von Varenne 3 Kompagnien von Heyden . 5 Kompagnien vom Generalfeldzeugs meister Spaen. Hiezu kommen noch 5 Kompagnien Jung- Holstein 5 Kompagnien Brandt

Infanterie.

Churpring ) in Mons 5 Kompas . Lottum in Braz band

5.Kompag. Alt - Holstein in Namur in Ath 5 Kompag. Horn, Oudenare 5 Komp. Margg. Carl Dube 5 Komp. Varenne,

24 Kompagnien .

in Nivelle.

Kavallerie und Dragouner. -

Noch im Clevis fchen auf disfeit Rheins.

8 Kompagnien von der Guarde Die Mineurs, nebst dem Gene: ralquartiermeister du Puys item die französischen Officiers .

Ins Köllnis sche

7 Kompagnien von der Guarde 8 Kompagnien Barfuß, inclusive der 3 Kompagnien aus Wesel 5 Kompagnien Dorfling

in Braband und 8 Komp. von Leibregiment Dragouner. zwar in Brüſſel '(

4 Kompag. Grandsmusquet. 8 Kompag. Churprink zu Pfr. im Coll

nischen

12 Kompagnien und kommen zu 8 Komp. Leibregiment zu Pferde 8 Komp. Dorfling zu Pferde 28 Kompagnien.

20 Kompagnien Infanterie. in Cornelius 4 Kompas. Letmat zu Pferde. Münster in d. Stadt Kölln 3 Kompagnien 1 Kompagnie Kaiserswerth ; 2 Kompagnien Rheinberg

Dohna.

5 Kompagnien Heyden 5 Kompagnien Anhalt 5 Kompagnien Danhof Stadt

F Achen

Cornelins Münster

15 Kompagnien . Item an General ‹Staabs Perſonen : der Generalmajor von Heyden. Generalquartiermeister Margas. ■ Ingenieur,

nach

10 Kompagnien. Und bleibt der Generalmajor von Brandt vor seine Person auch da selbst und 1 Commissarius.

Hennerts Brandb. Kriegesgesch.

4 Kompas. Du Hamel zu Pferde i Kompas. Anspach Dragouner, 5 Kompagnieu. 8 Kompas. Lütwih zn Pferde 3 Kompag. Anspach Dragouner 5 Kompag. Sonsfeld dito. 16 Kompagnien.

Limburg

6 Kompagnien von Courngu . 5 Kompagnien Marggraf Philipp Schomberg ፡ 5 Kompagnien

Limburg

Stadt Achen

nachKais ferswerth

und kommen zu 4 Kompag. Du Hamel zu Pferde 20 Kompagnien. 8 Kompas. Dörfling Dragouner & 8 Kompag . Sachsen zu Pferde. 16 Kompagnien.

im Clevischen disfeits Rheins

8 Kompagnien zu Pferde dee Anhaltschen Regiments.

28

Die

Anhang.

162

zu Neuß föllen stehen

Die Artillerie nebst denen Artille riebedienten und ihre Officiere, auch derer Pferde , wie auch

Vom General - Staabe. " Der Generalfeldzeugmeister 2c. Freiherr von 1 Spaen. Generallieutenant von Barfuß. Generallieutenant von Briquemault. Generalmajor von Dewiß. Generalmajor von Heyden. Generalauditeur. Feldmedikns. Generalgewaltiger und der Unterstaab. Welche aber dafelbften außer freyen Quars tieren und Stallung ſonſt nichts zu genießen has ben sollen.

Die Churfürstliche Artilleriepferde nebst dem Stallmeister , Futterschreiber, Geschirrmeister, und Knechten , kommen nach Wesel , werden al da einlogiret und bekommen hart und rauh Futter. So sollen auch die übrigen vom General Staabe, so nicht in Nuyß logiren , wie auch die französischen Officierer , und die Ingenieus im Clevischen stehen.

Im übrigen stehet dem General - Staabe frey, ihre Pferde nach dem Clevischen zu legen, weil sie daselbst Quartier haben, und was ihnen wegen Hartz und Rauchfutters gebühret , ass gniret werden soll.

2

Beys

1

Anhang.

163

Beylage No. II. Litt. A.

Dorfling im Cöllnischen Flemming im Limburgischen .

Sind folgende Churfürstl. Regimenter ein quartirt gewesen und haben ihre Winterquar: tiere gehabt.

1 im Cöllnischen 3 BattalS 1 in Wikradt, Dyk und Elſe I in Zons , Woringen und Hols Gardes fradt.

1 1 1 1 I 1 1 11 1

Churpring in Marggraf Philipp Dorfling Barfuß Dånhoff Jung,Holstein Heiden Brandt : Huth

: 1

Gent Aacken Cilln Kempen Coln Clevischen Aaken Neuß Viser.

13 Bataillons Infanterie, anjeho aufs Jahr 1692 stånde ohne einige Masgebung zu erwegen , ob nicht diese 13 Bataillons und fols gende Regimenter, oder deren etliche also könn, ten verleget werden. Wesel 1 Bataillon nach : Aaken 4 Viset I Cöln I Lebber nahe bey Mastricht I in Neuß S in Zons oder Ordingen. I ? Die Churfürstliche Generalitåt könnte die Korps dazu benennen , oder darum fptelen laſſen. 1 Dann so würde auch zu überlegen seyn, ob nicht Rheinberg noch mit einiger Mannschaft zu verstärken und die Cdlnschen dazu zu disponi ren , dergestalt daß es von Kreyses wegen, mit Churfürstl. Trouppen und mit Münster 2c. ges schehe und die Cöllnischen Trouppen Bonn als lein besehen mögten , ad relationem des Ger ner. Commiff. Danckelmann aus Cleve. Anno 1691 hat die Cavallerie gestanden Litt. B. Grenadiers in den Clevischen Nebenquartieren Grandmusquet. in Cleve und Mark Gensd'armes im Halberstädtischen Leibregiment im Cöllnischen im Amte Hochlohn und Erbradt. Churprins im Cöllnischen

Anno 1691.

Dragoner. Leibregiment im Cöllnischen. Dorfling in Gent. Sonsfeld im Limburgiſchen und Aaken.

Die Gardes vom Churfürstl. Hause könne ten übern Rhein gehen, und in die Nebenquars tiere verleget werden. Von den übrigen Regts mentern aber 3 Regimer ins Colnische und Regiment ins Limburgische, welche gleichfalls die Generalität zu benennen, und dabey zu überlegen kåtte, ob nicht nach Aaken auch etwas von Cavallerie und Dragos nern zu verlegen nöthig seyn werde. Dragoner. 1 Regiment im Cölnischen 2 Gegimenter im Limburgischen. Der General Staab und die Artillerie zu Neuß , die Artilleriepferde aber auf die Dörfer herum. Die Proviant Karren müßten jeder in sein Amt wieder gehen. Ob etwa von nun an mit guter Manier einige Mannschaft nach Neuß , Kempen oder in selbiger Gegend als : Hüß, Dert, Willich und St. Tonnies 2c. so fort zu beordern und einzuquartieren waren , in Erwartung daß das Concert mit den Churcöllnischen welche doch in quaeftione an? einig, zum Stande gebracht würde, zu erwegen seyn.

Litt. C.. Die Churfürstl. Brandenburgschen Trup, pen stehen Anno 1691 in Braband und Flans dern in folgenden Winterquartieren : In der Stadt Genth. Anhalt zu Roß. Du Hamel zu Roß. Lüttwiß zu Roß. Dörfllingsche Dragounir. Churprinzlich Bataillon. Spaens Bataillon. Lottums Bataillon. In Namur. Marggraf Carls Bataillon. Alt Holsteins Bataillon. *2

Ju

Anhang.

164

Cavallerie.

In Ath. Briquemaults Bataillon Horns Bataillon.

Litt. D. Schreiben des General Feldzeugmeisters von Spaen, an den General Commiſſartus von Dankelmann.

1) Werden in diesen Corpo gerechnet die bes reits in Braband stehenden Pferde, ፡ Von Anhalt 480 Lüttwth ፡ 480 Hamel 480 2) Die in dem Limburgischen stehens de Regimenter zu Pferde. $ 480 Flemming zu Pferde ; 480 Anspach Dragoner

Notata.

2400 1) Lebber ist wohl Raum noch 12 Stun den von Mastiicht. 2) Ob nicht Sons ganz auszulaſſen und Kempen in beffen Plas zu sehen , sintemahlen es unfern Leuten zum högsten dienlich ist. Es ſolte auch vieleicht geſchehen können , daß wir keine Besazung in Viset bekähmen , so könnte Sons auch wohl stehen bleiben , Kempen aber, wie gesagt, ist uns dienlich; die Dependencien kann man alle Zeit bekommen , und erachte ich ohnmaßgeblich für rathſam , daß man ſobald möglich , 2 Bataillon nebst ein Regiment zu Pferde , von dort aus nach dem Cöllnischen des tachiren müsse, um Possession in Neus und Kempen zu nehmen ; ſolte man aber in den lehteren nicht auskommen können , so kann man doch die Lente genugſam in deſſen Depen: dentien, biß zur Heranneherung der anderen Trouppeu logiren. Spaen. Litt. E. Specification Dererjenigen Trouppen , welche Sr. Churs fürstl. Durchlaucht zu Brandenburg von ihrer awischen Maaß und Rhein habenden Armee im Winter 1691 zu Folge Mastrichtschen Concerts auf dem Damm verglichen, so unter Commans mando des Generallieutenant Barfus, des Ges neral Heyden, über die Maas gehen lassen wollen.

3. An Infanterie . Ein Bataillon von Varenne aus 1 Lüttia " Ein Bataillon aus Viſet von Hahl Ein Bataillon aus Aken Die Bataillons aus dem Cöllnis schen, worunter eines von der Guarde

680 680 680

2040 4080

Nachgehends find statt der obigen 3 Regis menter zu Pferde ; Anhalt , Lüttwiß und Du Hamel mehr, weil sie ohnedem ex alio tract. in Braband stehen , welche der Fürst v. Wal deck in diesem Corpo nicht rechnen wollen , an: noch die Sonsfeldschen Dragouner und Dorfs lingsche Regiment zu Pferde , mit zu dieſem Corpo geleget worden. Vide was dieferwegen in dem Mos nath December 1691 an den Fürst von Waldeck geschrieben worden. Vide die Rescripte und Ordren welche dieserwegen an den Genes tal von Heyden abgegangen. 1691.

Litt. F. Project. Wie die Barriere zwischen Maaß und Rhein formiret werden könne , welches von allen dabey intereffirenden Theilen , Coin, Brandenburg und Pfalz approbiret und anges nommen worden :

1) Die Cölnischen Trouppen beseßen Andernach, und halten eine Wache zu Aarweiler und Aldenahr. Es wäre zwar nöthig , daß Arweiler befehet würde, weil es aber abgebrandt, wird solches unmöglich zu thun sein. Hieben ist auch zu merken, daß ein Secreter Weg , welchen die Franzosen nehmen können, um die Wache zu Aldenahr abzuschneiden ; welches mit Fleiß praeca viret werden muß. 2) Wird Kreuzberg gleichfalls von den Cöllnischen bescher, 3) Die Gülichſche beſeßen nachfolgende Oerter.

1) 3in/

1

Anhangr

165

1. Zinzich, 4 Stunden von Andernachh 2. Reinmagen , 1 Stunde von Zinzich 3. Münster ; Eiffel , fieben Stunden von Zinzich 4. Euß Kirchen, 2 Stunden von Münster , Eiffel F. Niedek, 4 Stunden von Eiß - Kirchen 6. Schleiden, s Stunden von Niedek. NB. Bey Schleiden ist zu merken , daß die Brandenburgischen vrátendiren, das Schloß befehen, welches Lüßenburgisch, und sie folgends die Contribution daraus ziehen. Wogegen die Gülichsche etnwenden , daß sie zwar die Contributiones denen Churbrandenburgischen gestehen, mit Versprechen desfalls nicht das geringste zu pråtendiren , auch alles , was alta von den Ihrts gen verzehret würde, zu zahlen. Well es aber auf ihrer Grenze und überdiß eine Dependence vou Gülich wäre , müſten Sie es bejeßen. 7. Monjou, 3 Stunden von Schleiden 8. Dühren , wo der Gülichschen Trouppen Hauptquartier ist. 9. Stahlberg, 3 Stunden vou Dühren und 3 Stunden von Monjou. Die Churbrandenburgischen fangen an ihre Barrtere zu machen gegen die Maaß und besezen. 1) Cornelius Münster , 1 Stunde von Stahlberg. 2) Aach , 1 Stunde von Cornelius , Münster. 3) Die kleinen Schlößer und Oerter , so im Lymburgischen an der Riviere Feffe liegen. 4) Vieset. f) Lüttich. Und nehmen ferner ihre Quartiere im Cöllnischen gegen den Rhein und besetzen alda. 1) Lechenich, 3 Stunden von Eiß : Kirchen. 2) Kerpen, 2 Stunden von Lechenich. 3) Bruil, 3 Stunden von Kerpen. 4) Gülich , 3 Stunden von Lechenich. f) Rheinbach, 4 Stunden von Gülich und 1 Stunden von Eiß , Kirchen. 6) Belburg. 7) Neuß, wo das Haupquartier ist, muß auch ein Batatllon und die Artillerie zw stehen kommen. 8) Versehen Sie auch einige avancirte Wachten, nachdem es die Nothdurft erfors dern wird. An was für Orten die interressirte Theile , so wohl ihre particulair- als hernach das Gene ral -Rendesvous zu nehmen haben , im Fall der Feind bey der Aar die Barriere zu brechen sich unternehmen solte, ist folgendermaßen projektiret. 1) Weil die Collnischen noch wenig Trouppen beysammen haben, wird auf dieselbe kein Etat oder Reflexion gemacht werden können ; Solten Sie jedoch einige Hülfe zu leiſten vermde gen, würden sie zu denen Churbrandenburgischen stoßen müssen. 2) Die Churbrandenburgischen, nemlich diejenigen , die im Cöllnischen stehen , nehmen the particulair Rendesvous zu Lechnich. 3) Die Gütchsche nehmen dasselbige zu Eiß , Kirchen. 4) Das Generat , Rendesvous der Churbrandenburgischen, Cölnischen und Gülichſchen insgesamnit, muß zwischen Markheim und Rheinbach genommen werden. NB. Dieses ist von dem Fall zu verstehen , wenn der Feind ein Deffein gegen die Riviere Aar formiren würde, und die Churbrandenburgischen nebst deu andern , so in der Gegend und nach den Rheinwärts stehen , dem Feinde genugsam Baßtant wåren ; Solte aber der Feind gar au stark andringen , alfo daß diejenige , auf welche er anjoge, ihm nicht gewachsen waren, mag ten die Churbrandenburgischen , nach der Maaß zustehende Trouppen und andere Alliirte, nachs dem es die Noth erfordern würde, denen Gefahrleidenden zu Hülfe kommen. Dafern aber der Feind durch Gemünde, welches zwar ein sehr unbequemes Defilee tft, jedoch nicht beſeßzet werden Fann , durchzudringen trachten würde, könnte das Rendevous der Brandenburgiſchen und Cdluis schen zu Zülbich, der Gillchschen aber zu Niedec genommen werden , um hernach an einen bes quemen Ort sich nach Belieben zu conjungiren. Würde X 3

166

Anhang .

Wüede aber der Feind über die Faignes , nach dem Limburgischen gehen , also daß die nach dem Rhein zustehende Trouppen , sich nach der Maaß begeben müßten , alsdenn solten dies felben zu Düren passiren und auf Etß Wetler zu gehen. Würde aber dieselbe nicht paffable sein, follten sie auf Gülich gehen , und zu Alden : Hoffen ſich verſammlen.

No. IIII.

Litt. G. 1692. December.

Lifte van de troupes die volgens die Maftrichtsche on der handelinge , sul len wesen van Syn met de p. plan ,

Churf. Dverl . van Brandenburg ,

alle gerechnent

als volgt.

Ruiterye. Regimenten Tilly Arbach Stain Wolffenbuttel Dragonders van Dopff

420 420 420 200 600

2060 Infanterie.

Bielché Knorring Zobel Rantzau Balberg

900 900 750 750 750 4050 Manschapt'saamen 6119

Lifte

167

Anhang. Litt. H.

April 1692.

Liste aller Churfürstl. Brandenburgischen Trouppen zu Roß und Fuß wel che zwischen Maaß und Rhein stehen.

Cavallerie. Stäbe Pr. Pl. Gemeis Summa ne Officier und Ges meine.

I

8886

Lelbregiment Churprink Dörffling Flemming

4

31

15

450 300 400 400

588 396 524 524

1550

2032

488 427 366

628 521 474

Dragouner.

8

Leibregiment Consfeld Anspach

76

1 : 1 3

21

1251

1653

I I I

10 S S S S រ S

1180 590 590 590 190 590 590 590 590 590 590 590 $90

1389 704 696 697 697 697 692 694 697 686 697 699 689

Churmarksche Guarde Preußische Guarde Marggraf Philipp Dorfling Anhalt Jung Hollstein Danhof Barfuß Heyden Brandt Dohna Varenne Hueth

I I 1 I

4444

Infanterie.

S

13

70

8260

9725

4 3

31 21

1550 1281

2032 1653

20

122

11091

Hierzu

91

-3 2

Cavallerie Dragouner

13410

Litt. I.

168

Anhang.

November Im Erhſtift.Cöln kommen zu stehen und haben bereits ihre Quartiere 1692. 1 bezogen.

Ståbe Pr. Pl 00 00

፡ 3

8 8

3 I I

24 8 7

S

39

2115

2751

15 S 5

1170 590 590 590

2064 697 697 697

30 69

3540 5655

4155 6906

I

? ፡

49

Cavalleries

3 Bataillon von der Guarde. S Anhalt 6 : Jung -Holstein Dehng

Summa

400 400 400 1200 488 427

CONT

Dragon ( Consfel s d ner

፡ ፡ 1

2113

Cavlleric

Leibregiment Churprink Dorfling

Gemei ne.

ܶ

administra DELETTROAK KENARASK din 150

1

Litt. L

I I I

Jufanteric 5 Summa 10

524 524 524 2751 628 551

Notandum. Wann nun die Fonrage auf obige Trouppen , so wie in vorigen Jahre nehmlich denen Officieren durchgehends à Pferd 3 Thlr. denen Gemeinen aber pro Hartfutter a Mann auch 2 Thlr. und das Rauhfutter 1 Thlr. monathlich guth gethan und bezahleth werden solte, ¡so würde fichs folgendergestalt betragen. Monathlich Der Kavallerie auf 3 Ståbe à 39 Pferde 117 Pferde : 24 Pr. Pl. à 20 Pferde 480

597 Pferde à 3 Thlr. 1200 à Thlr. ; Irem auf die Unterofficirer nehmlich a Regiment135 Pferde, thut auf 3 Re ፡ gimenter 405 Pferde à 1 Thlr Rauchfutter ፡ 1 Dragouner auf a Stábe a 32 Pferde, 64 Pferde 15 Pr. Pl. à 19 Pferde, 285 ; 1. 349 à 3 Thlr. 1047 Thlr. ; 915 Gemeine à 4Thlr. : 3660 ;

405

4707 Thlr. 210

Noch auf a10 Unterofficierer a 1 Thlr. Rauchfutter

4917

Pferde 120 480 600

Infanterie aufs Ståhe a 24 Pferde 30 Primaplanen a 16 Pferde à 3 Thlr.

:

Benu aber wegen jeho gestiegenen Kornpreises noch 2 Thlr. auf die gemeinen Pferde pro Hartfutter zugeleget und also deßwegen a Pferd 5 Thlr. bezahlt werden müsse, so würde sich betragen nehmlich auf 1200 Reuter und 915 Dragoner 2115 Gemeine Pferde à 2 Thlr. Hierzu die vorigte Summa der Würde sich auf 7 Wonath erstrecken

Thlr. 1791 4800

3

1800 13713

4230 13713 7 125601 Im

169

Anhang.

Im vorigten Jahre sind zum Behuf des Hart, und Rauchfutters nur in allen 24000 Thlr. bezahler worden, jeho wird man sehen , wie hoch man dis Jahr kommen, oder manns gar dabey laſſen und nur es darauf ankommen wird , der Milice daßjenige in Natura genießen zu laſſen was derselben gebühret und vermöge Reglements verordnet, sodann und zuleßt müßte ſich finden, was die Liquidation deswegen geben wird. Winterquartiere Anno 1692 ;

im Lemburgt schen in der Stadt Acken

Litt. K.

Leibregiment Dragouner. Flemming zu Pferde. Brand Huth ) Infanterie.

Churpring zu Fuß. Marggraf Philipp A { Heiden

in der Dö Stadt Coln sin ( rfling ) su Juß.

im

CManischen

wel WeW/ NWICH

Leibregiment zu Pferde. Churpring Dirft -g 1 Dorfling Dragoaner. Sonsfeld 3 Bat. Garde Anhalt Infanterie. Jung Holstein Dohna } Barfuß Xanten der Staab und 1 Compagnie : ፡ I Calfar Sonsbeck " Uden Goch Genep DE

im Clevischen

5 Compagnien . Gr. Musquetairs in Emmerich Grenadiers in Rees und Satenar In der Grafschaft Ravensberg , Gensd'armes.

4

Anhalt Cavallerie, f Lüttwik DuHamel } Anspachische Dragouner. Marggraf Carl in Brabandt Spaen Alt Hollstein Infanterie. Briquemault Horn Lottum Varenne Der Generalstaab in Neuß oder in Belbur. Ven der Artillerie blets ben 4 Stücke mit den Pferden im Cdlniſchen, die übrigen Artilleriepferde werden verleget. Von denen Provlantkarren bleiben ohne Pferde so viel zurücke , als die Generalitat guth findet. Die übrigen Karren , und sämmtliche Pfers de gehen indes an ſeinen Ort. Etat y Hennerts Brandb. Kriegsgesch.

Anhang.

170

Litt. L. Etat wie die in der Stadt Cöln verlegete Völker monathlich serviret wer

den auf 1 Bataillon Regiments, Staaben. Obrister Obristlieutenant Obristwachtmeister

S

27 Thlr. 30 Xr. 18 30 13

Diese bekommen ihre Zahlung aus der Stadt Renthey " Cammer absonderlich.

3 3

Rfl.

33

Adjutant Quartiermeister Prediger Medicus Auditeur und Secretarius S Feldscheer Staabsfourier und Proviantmeister Regimentstambour und Pfeiffer , jeder 14 Profeß und ein Steckenknecht Ein Profoß, Lieutenant

e

25 RA. Primeplane.

6 Rs. 3 2



Hauptmann vityret. Dieser wird auch absonderlich servityret. Lieutenant Fähndrich Noch von den Pr. Pl. An Gemeinen

RA. -

14 118

132 Jede zu

Thlr. oder 4 Rfl. thut

99

I 104 Dieses ist auf die s Compagnie: eines Batail. thut thut 364 Thlr. 40 ßl.

Rfl. 5221/ Summa 547

RA.

Lifte

Anhang.

171 Litt. M.

Liste der Churfürstl. Brandenburgischen Trouppen zu Roß und Fuß, wel che nach dem Ober- Rhein gehen sollen.

Stehen

Cavallerie. Ståbe

im Cölnischen Grafsch. Mark diesseit Rheins

Grandsmusquetairs Grenadiers Gensd'armes Letbregiment Churprink Flemming

I I I

222968

im Clevischen

Pr. Pl. [ Gemei- | Summa ne. Officier und Ges meine. 100 110 110 450 450 400

6

32

1620

I

9 9

204 134 136 588 588 524 2173

628 628 551 1807

Dragouner. 189

im Clevischen u. Colnischen im Cölnischen

Leibregiment Dorfling Sonsfeldt

I

7

488 488 427

3

23

1403

Infanterie.

in Cöln Viset in Aachen

Churprink { Dörfling Anhalt Alt'sHolstein

im Colnischen im Clevischen in Wesel in Lüttich in Acken

I

Barfuß Lottum Brandt Hülsen Horn

I I

Summa

Y 2

S S S S S S S S S S

590 590 590 $90 590 $90 590 390 590 $90

692 692 692 692 692 692 692 692 692 692

10

so

5900

6920

19

10)

8923

10900

Liste

Anhang.

172

Litt, N. Liste der Churfürstl. Brandenburgiſchen Trouppen welche zwischen Maas

und Rhein stehen bleiben.

Cavallerie. Stäbe. Pr. Pl. Gemeis Summa ne, Officier und Ges meine.

HT 4 1

8266

TT

Dorfling Du Hamel Lüttrik Schlippenbach

9 9 7

450 450 350 400

33

1650

588 588 460 524 2160

Dragouner. I

6

366

474

S

39

2016

2634

диана

Anspach

1180 590 590 59ů 590 590 590

1372 692 692 692 692 692 692

40

4720

79

6736

5124 8158

Infanterie. Churmarksche Guarde -Preußische Guarde Marggraf Philipp Marggraf Christian Ludwig Heyden Dohna Schlaberndorff

I

Summa

7 12

រ S

Liste der Chnrfürstl. Brandenburgschen Trouppen, welche aus denen Pro vincien nach dem Rhein zu marſchiren beordert, wovon einige albe reit auf wirklichen Marſch begriffen, die übrigen aber zum Aufbruch parat stehen.

2 Esquadrons Cavallerie 1 Esquadron Dragouner 1 Battaillon Infanterie als Danhof Barfuß Heyden Dohna

4 3

200 183

256 231

2 Compagnien

I I 692 590 s Compagnien. #Summa D12 I 692 973

Feld

173

Anhang.

Litt. O.

Feldartillerie so mit nach dem Oser - Rhein gehen soll.

Pferde

10 I 4 20

30 3 8 60 2 I 6

11

10 3pfündige Stücke à r Knecht 3 Pferde 1 3pfündige Vorraths , Affuite 1 Feldschmiede 20 Munitionfarren 2 Geschirrknechte I Tambour zur Hülfe und Vorrath

Knechte

IS

Summa so Knechte, 110 Pferde.

Artillerie - Officierer und Bedienten.

I I I 1 I 1 1 1 I 2 1 1 I I

Capitain Commissarius Lieutenant Stallmeister Stüfjunfer Zeugschreiber Petardirer Futterschreiber Corporal Feldscheer Geschirrmeister Fourier Wagemeister Sattler

1 2 1 1 1 3 1 I 1 11 2 1 1

Zeugschmidsmeister Gesellen Reitſchmidsmeister Gefelle Zimmermeister Gesellen Stellmachergeselle Wagenbauer Zeugdiener Büchsenmeister Geschirrknechte Tambour Steckenknecht,

1 m

23

Felde

174

Anhang.

Litt. P.

Feldartillerie,

so in Lück verbleiben soll. Knechte

6 3pfündige Stücken à 1 Knecht 3 Pferde 9 Munitionkarren à 1 Knecht 3 Pferde . 2 Geschirrknechte 1 Tambour zur Hülfe und Vorrath

6 9 ―

6 Summa 21

An Artillerie - Officiere und Bediente.

1 Lieutenant 1 Stückjünker 1 Corporal , 1 Feldscheer 1 Wagemeister 1 Fourierschüße 1 Sattler 1 Zeugsschmidsgefelle 1 Stellmachergeselle 1 Wagenbauer I Zeugdiener 7 Büchsenmeister 2 Geschirrknechte 1 Tambour. S IL 59 5

Pferde

18 27 2 I 4 52

G.M.v. GDallwig Schwarz .M.Carl Hv.Schomberg erz.v. Holstein G .. en.L.v. .M. GBriquemault .L. Barfuß 6. en. Maj Hamel u .D

2 Bat. Barfuß.

dre

1 Bat. Spaen. 1 Bat. Dörfling

Z.G. viethen M. G .M.v.Heiden

a Bat. Schomberg.

2 Bat. Dánhoff.

1 Bat. Ziethen. 1 Bat. Curland. 1 Bat. Dohna. 1 Bat. Belling . 1 Bat. Varenne.

8 Comy. Kottwig. 2 Comp. Lettmut. 8 Comp. du Hamel.

1 Bat. Lottum. 1 Bat. Cournaud.

8 Comp. Dorfling.

1 Bat. Briquemault.

1000 Pferde. G

4000 Mann Jnfanterie.

4 Comp. Sonsfeld Drag.

Mänsterische Truppen. 8 Comp. Dorfling Drag.

1000 Pferde. Niederländische Truppen,

. Knechte und Artillerie Mann 798

.von 69 Stücken Pare

1 Bat. Holstein. 1 Bat. Jung Holstein.

C omp P .1iemonteser

1 Bat. Kurpr.

8 Comp. Leibregim. Drag. 4 Comp. Marg. Anspach. 4 Comp. Perband .

W.veiler Obr

6 Bat. Leibgarde.

Gen. Major rd S v.Meinha chombe rg

8 Comp. Kurpr. 8 Comp. Pr. Holstein. 8 Comp. Anhalt. Generalfeld zeugmeister von .Spaen

Generalfeldm arschallieutenant Schöning .von

Friedrichs K . urfürsten von Brandenb urg .III

der von verbunden Armee en Niederrhei am n 1689 unter Anführung

Bataille

3 Comp. Trabant.Garde. 4 Comp. Grandmusą. 8 Comp. Leibregiment.

1 Bat. Margg. Phil. r Bat . 2ính .

әр

}

1

PLAN

VON DER

BELAGERUNG

VON

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Wo