Auswahl geistlicher Lieder für Privaterbauung [Reprint 2022 ed.]
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Als Vorwort: A. G. Franks heiliger und sicherer Glaubensweg eines evangelischen Christen
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Auswahl

Geistlicher Lieder für

DrivNterbNuung.

Herausgegkben

Maximilian Jacobi.

Bonn, bei

Adolph

1856.

Marcus.

Druck von C. W, Leöke in Darinstadl.

Frommen Seelen aller

christlichen Bekenntnisse

Als

Vorwort:

A. G. Franks

heiliger und sicherer Glaubensweg eines evangelischen Christen.

Johann. 17, 3.

Dies ist der Weg des Glaubens, in welchem

ich lebe: die Wahrheit, die ich aus der heiligen Schrift gelernt, und welche durch den heiligen Geist in meinem Herzen versiegelt ist: die Schranken, in welchen ich laufe, damit ich vor allem falschen Wege bewahret werde, und das Kleinod des Lebens ergreife: Ich erkenne mich für ein elendes und unwürdi­ ges Geschöpf, das mit seinen Crb- und wirklichen Sünden Gottes Zorn und Ungnade, zeitlichen Tod und die ewige Verdammniß verdienet hat. Der Sohn Gottes aber, Christus Jesus, hat sich selbst für mich gegeben, und mich durch sein Blut mit seinem Vater versöhnet, daß mir Gott meine Sünde nicht zurechnet, mir aber zur Gerech­ tigkeit rechnet, daß ich glaube an den Namen seines eingebornen Sohnes. Durch solchen Glauben bin ich wahrhaftig ge­ rechtfertiget , und damit hat der heilige Geist mein Herz erfüllet. In solcher meiner Rechtfertigung habe ich Friede gefunden mit Gott, bin ein Kind Gottes, tröste mich fröhlich seiner Gnade und weiß gewiß, daß ich den

VI

Tod nicht sehen noch schmecken werde, sondern daß ich das ewige Leben habe, und vom Tode zum Le­ ben hindurch gedrungen bin. Nachdem mich also Gott in seine Gnade aus­ genommen durch den Glauben an sein Kind Jesum, bin ich nicht zu einer Zeit gerechtfertiget und zur andern nicht, sondern ich bin allezeit und beständig in der Gnade Gottes, und trage das Zeugniß der Kindschaft Gottes in meinem Herzen, den heiligen Geist. Ich achte mich zwar keinesweges ohne Fehler und Gebrechen zu sein; ja ich weiß vielmehr, daß dieselbige nicht alle zu zählen sind, welche mir Gott täglich vor Augen stellet, und glaube gewiß, daß der verborgenen noch mehr sein werden. Aber die­ weil ich in Christo Jesu bin und er in mir: so werden mir solche meine Fehler und Gebrechen nicht zugerechnet; sondern Gott träget sie an mir, und überstehet sie wie ein Vater an seinem lieben Kinde. Seine Gnade aber machet mich nicht sicher, son­ dern erwecket mich täglich, mich in dem Geist meines Gemüths immer mehr und mehr zu erneuern. Denn Gott, der alles Gute in uns wirket, lässet eine kindliche Furcht in meinem Herzen wohnen, und ein wahrhaftiges Erzittern vor seiner heiligen Majestät, welches mich davor bewahret, auf Gnade zu sündigen. Er reiniget mich aber wie einen Reben, daß ich immer mehr Früchte bringe. Ich bin wahrhaftig rein durch das Wort, das Christus Jesus geredet und ich geglaubet habe. Solches ist keine Einbildung noch falsche Zu­ rechnung. Christus hat mich wahrhaftig geliebet, und mich abgewaschen von meinen Sünden mit

VII

seinem Blute. Mein.Heil ist wahrhaftig in der Vergebung der Sünden. Gott hat mich fühlen lassen mein Verderben und mir Gnade verliehen, mein natürlich Unver­ mögen zu erkennen; und darauf hat er mir gezeigt sein Erbarmen, und den Glauben selbst in meinem Herzen gewirket. Was ich dergestalt gesehen und gehöret und in geistlicher Erfahrung gelernet, ist mir gewisser, als was meine leibliche Äugen sehen und meine leibliche Ohren hören und meine leibliche Hände betasten. Gott selbst hat mich gelehret, Natur und Gnade, Licht und Finsterniß, Einbildung und Kraft von einander zu unterscheiden. Gott aber ist nicht allein getreu, daß er uns die Sünde vergiebet; sondern auch gerecht, daß er uns reiniget von aller Untugend. Darum bekenne ich auch meine Sünde und Un­ tugend vor ihm, und begehre davon immer mehr und mehr gereiniget zu werden. Welches denn also geschiehet, daß ich gegen die Sünde streite und kämpfe; doch nicht aus eigenen Kräften, sondem durch den.heiligen Geist, welcher in mir wohnet und wirket. In dem Glauben an Jesum ist mein Anfang, Mittel und Ende. Indem ich alles Selbstwirken verlasse und erkenne, daß ich von mir selbst nichts als sündigen, auch durch mich selbst nicht näher zu Gott und seinem Lichte kommen kann; mich aber an die lautere Gnade Gottes, halte, und auf das Lamm Gottes sehe, das meine Sünde träget, und in sei­ nem Blut mich zum Vater nahe: so wird eine neue Kraft in meinem Herzen geboren, daß ich den Glau­ ben als ein heimliches Licht und Feuer in meinem

VIII

Herzen fühle, die Liebe Christi schmecke, und der neue Mensch als ein guter Baum in seinen Blüthen ausschlägt, die ihren lieblichen Geruch von sich ge­ ben, und Gott und Menschen wohlgefällige Früchte bringen.

Es ist nicht ein anderer Weg, dadurch ich ge­ recht worden bin, und wiederum ein anderer, da­ durch ich suche geheiliget zu werden; sondern es ist ein einiger Weg, nämlich Christus, welcher ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Gleichwie ich mich an nichts halte, als an Christum, wenn ich um Vergebung der Sünden bitte; also halte ich mich auch allein zu ihm, und kehre mich einfältiglich zu seiner Gnade und Kraft, wenn ich im Glau­ ben, Liebe und Hoffnung stärker zu werden trachte.

Ja, ich bedarf nichts anders, als daß ich in der empfangenen Gnade, und in dem neuen Sinn, den mir der Sohn Gottes gegeben hat, (zu erkennen den Wahrhaftigen und zu sein in dem Wahrhaf­ tigen) stehen bleibe, und davon nicht abweiche; so wird das Werk Gottes in mir vollendet: denn Gott verlangt zwar meinen Willen und meine Treue in der Bewahrung und Anwendung der empfangenen Gnade, bedarf aber sonst meiner Hülfe nicht zur Vollendung seines WerksWenn ich der Wirkung seines Geistes nicht wi­ derstrebe: so schafft er Alles in mir, was vor ihm wohlgefällig ist. Doch will er keinesweges, daß ich unachtsam sei, und anstatt der wahren Gelassenheit in 'Nachlässig­ kell verfalle, oder in der Natur Ruhe und Frieden suche. Denn eben dadurch würde ich mich, auch unvermerkt, seiner Wirkung verlustig machen.

IX

Sein lebendiger Geist will stets ohn' Unterlaß wirken; und wer desselben Ströme nicht stets fließen lässet, der kann nicht sagen, daß er seiner Wirkung nicht widerstrebe. Doch ermüdet er Niemanden mit seinem Wir­ ken: denn er führet fein sanft und lieblich, und durch seine Kraft wird es einer Seele, die ihre Rechtfertigung in dem Blute des Lammes erkennt, nicht schwer, die Flügel des Glaubens und der Liebe empor zu schwingen.

Den Demüthigen ist der Herr hold; denn alle Gnade des heiligen Geistes fleußt im Thal der demüthigen Herzen.

Die wahre Demuth aber hat ihren Grund und Wurzel in der Rechtfertigung, die aus Gnaden geschiehet. So lange nun der Mensch Nichts an sich er­ kennt, und doch Alles in Christo findet: so wallet das Herz im himmlischen Frieden, und wird von Gott erquicket und gestärket: sobald sich das Herz erhebet, und nicht sein Heil einzig und aufrichtig in der Vergebung der Sünden suchet und findet, so tritt man auf einen falschen Weg, der voller Unruhe ist. Doch verhängt auch Gott Stunden der Anfech­ tung und Demüthigung. Und damit dem Menschen das Innerste seines Herzens offenbar werde, muß er durch viele Prüfungen gehen, ob er auch gleich nicht abtritt von dem rechten und richtigen Wege. Wie leicht ist es aber, von diesem gar schmalen Wege abzuweichen! Wie leicht setzt sich etwas in das Gemüth, dessen der Mensch sobald nicht inne wird, welches ihn aus der kindlichen Einfalt rücket,

daß er meinet, er wolle es besser treffen, und weichet doch unvermerkt vom Evangelio zum Gesetz. Denn das Evangelium hat eine englische Ein­ fältigkeit und machet den Menschen kindlich und süß gegen alle Menschen. Es ist eine große Klarheit, ein durchscheinendes Licht, ein lauterer Strom des Friedens, eine Ruhe von eigenen Werken, ein Ge­ nuß Gottes und seiner Seligkeit. Selig ist der, so ihm das Ziel nicht verrücken läßt, welches leichtlich geschehen kann, wenn man nicht auf Christum allein siehet, sondern auf anderer Menschen Exempel; und wenn man hoch fliegen, und vor der Zeit am neuen Menschen groß sein will. Niemand kann seiner Länge eine Elle zusetzen, ob er gleich darum sorget. Dies findet seine Gleich­ heit auch am inwendigen Menschen. Die Natur will gerne ihren Weg und sieht kein ander Mittel vollkommen zu werden, als daß man suche etwas zu werden; Gottes Weg aber gehet gar anders. Denn er machet zu nichte, was etwa ist, damit er selbst Alles in Allem werde. Und dieses Alles ist in dem Einigen verfasset: „Wer' an den Sohn glaubet, der hat das ewige Leben." Herr Jesu, dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn! Amen.

Erste Folge.

Geistliche Vierer.

Gott ist mein Ked! Gott ist mein Lied! Er ist der Gott der Stärke, Herr ist sein Nam', Und groß sind seine Werke, Und alle Himmel sein Gebiet. Er will nnd spricht's?

So sind und leben Welten; Und er gebeut: So fallen durch sein Schelten Die Himmel wieder in ihr Nichts. Licht ist sein Kleid,

Und seine Wahl das Beste. Er herrscht als Gott, Und seines Thrones Beste Ist Wahrheit und Gerechtigkeit.

Unendlich reich, Ein Meer von Seligkeiten,

Ohn Anfang Gott Und Gott in ew'gcn Zeiten!

Herr aller Welt, wer ist dir gleich? Was ist und war Im Himmel, Erd' und Meere, Das kennet Gott, Und seiner Werke Heere

Sind ewig vor ihm offenbar. 1*

4 (St ist uni niid), Schafft, daß ich sicher ruhe; (yr schafft als Herr Was früh und spät ich thue, Und er erforschet mich und ticl'. Er ist mir nah, Ich sitze oder gehe, Ob ich an's Meer,

Ob ich gen Himnicl flöhe, So ist er allenthalben da. Er kennt mein Flch'n Und allen Rath der Seele, Er weiß, wie oft

Ich Gutes thu' und fehle, Und eilt mir gnädig bei;usteh'n. Er wog mir dar, Was er mir geben wollte,

Schrieb in sein Buch,

Wie lang' ich leben sollte, Da ich noch nnbcrcitct war. Nichts, nichts ist mein,

Das Gott nicht angchörc.

Herr, immerdar Soll Deines Namens Ehre, Dein Lob in meinem Munde sein.

Wer kann die Pracht Bon Deinen Wundern fassen? Ein jeder Staub, Den Du hast werden lassen,

Verkündigt seines Schöpfers Macht.

Der flctnftc Halm Ist Deiner Weisheit Spiegel. Du, Luft und Meer, Ihr Auen, Thal und Hügel, Ihr seid sein Loblied und sein Psaiiu.

Kein Sperling fällt, Herr, ohne Deinen Willen; Es soll mein Her; Sich mit dem Troste stillen, Daß Deine Hand mein Leben hält. Ist Gott mein Schulz', Will Gott mein Retter werden: So frag' ich nichts Nach-Himmel und nach Erden, Und biete selbst der Hölle Trutz.

Weihnachten. Dies ist die Nacht, da mir erschienen

Des großen Gottes Freundlichkeit; Das Äiiid, dem alle Engel dienen, Bringt Licht in meine Dunkelheit: Und dieses Welt- und Himmelslicht Weicht hunderttausend Sonnen nicht.

G Laß dich erleuchten, meine Seele, Versäume nicht den Gnadcnschein;

Der Glanz in dieser kleinen Höhle Streckt sich in alle Welt hinein:

Er treibet weg der Höllen Macht, Der Sünden und des Kreuzes Nacht. In diesem Lichte kannst du sehen

Das Licht der klaren Seligkeit; Wenn Sonne, Mond und Stern vergehen, Vielleicht noch in gar kurzer Zeit, Wird dieses Licht mit seinem Schein

Dein Himmel und dein Alles sein.

Laß nur indessen helle scheinen Dein Glaubens- und dein Liebeslicht:

Mit Gott mußt du es treulich meinen, Sonst hilft dir diese Sonne nicht: Willst du genießen diesen Schein,

So darfst du nicht mehr dunkel sein. Drum, Jesu, schöne Weihnachtssonnc, Bestrahle mich mit deiner Gunst:

Dein Licht sei meine Weihnachtswonne, Und lehre mich die Weihnachtskunst, Wie ich im Lichte wandeln soll, Und sei des Weihnachtsglanzes voll.

7

Vom Himmel kommt der starke Held. Vom Himmel kommt der starke Held, Der Retter der gefallnen Welt: Die Heerschaar jauchzt, des Himmels Pracht

Umstrahlt die Hirten in der Nacht. Und seht, ein Bote Gottes schwebt

Zu ihnen, deren Herz erbebt, Und spricht mit Huld im Angesicht:

O fürchtet euch, ihr Lieben, nicht! Wißt, großes Heil verkünd' ich euch;

Der Sohn des Höchsten ward euch gleich; Geboren ist in David's Stadt

Er, der des Lebens Fülle hat. Er spricht's, entschwebt und ihn umringt Ein strahlend Chor, das Gott lobsingt: Es jauchzt der Engel feiernd Heer:

Gott in der Hohe, Gott sei Ehr'! Und Friede herrsch' und Seligkeit Auf seiner Erde jederzeit! Gott freue seiner Menschen sich Und segne sie nun ewiglich!

Anbetend stanimcln ihren Dank Die Hirten in dem Preisgcsang, Erheben freudig sich inib geh'»

Nach Bethlehem, ihr Heil zu seh'«. Laßt unsers Heiles uns erfreu'» Und Gott von Herzen dankbar sein; Den Sohn verehren, lieben ihn, Der uns zum Trost als Mensch erschien.

8 Erfüllen laßt uns fein Ojcbot, lind treu ihm fein bis in den Tod; Dann schauet er, der ihn uns gab,

Mit Wohlgefallen stets herab:

Und nimmt uns nach vollbrachtem Lauf

In seinen Himmel freundlich auf: Indeß schallt hier schon unser Dank In seiner Engel Preisgesang.

Mich dürstet. „Mich dürstet!" — Welche Stunde, Da aus des Heilands Munde

Solch banger Ruf erscholl! O steh den Lcbcnsfürsten!

Er muß am Kreuze dürsten, Wenn dich nicht ewig dürsten soll! Du sühlst, von Gott geschieden, Den Durst nach Seelenfrieden, Roch stets in deiner Brust, Und suchst an Ruhm und Schätzen

Den Seclendnrst ;n letzen Und an der eitlen Sinnenlnst. Ack Her;, du suchst vergebens! — Rur dort, am Strom des Lebens Wird dieser Durft gestillt; Doch Flammenschwcrtcr blinken,

Und wehren dir ;ii trinken Boni Strome, der in Eden quillt.

9

Doch sieb, bic Schwerter weichen Bor jenem heil'geu Zeichen, Das Heil und Leben bringt! Der Zugang ist gefunden Durch deines Heilands Wunde», Der dürstend mit dem Tode ringt!

Drum, fühlst du Angst und Granen, So blicke mit Vertrauen Hinauf nach Golgatha! Dn sollst nicht dürstend schmachten, Willst dn mir nicht verachten, Was dort auch dir zum Heil geschah. So laß in Freud' und Leiden, Bon Jesu dich nicht scheiden, Und halt' ihn gläubig fest; (5t will das Wasser geben, DaS quillt in's ew'ge Leben, Und nimmermehr dich dürsten laßt!

tiltcrsmibr. Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin, Die Sonn' ist anfgegangen! (itmunt’re deinen Geist und Sinn, Den Heiland zu umfangen, Der heute durch des Todes Thor Gebrochen aus dem Grab hervor, Der ganzen Welt zur Wonne.

10 Steh aus dem Grab der Sünden auf Und such' ein neues Leben;

Vollführe deinen Glanbcnslauf Und laß dein Herz sich heben Gen Himmel, da dein Jesus ist,

Und such', was droben, als ein Christ, Der geistlich aufcrstanden.

Drückt dich ein schwerer Sorgenstein,

Dein Jesus wird ihn heben; Cs kann ein Christ bei Kreuzespein

In Freud' und Wonne leben. Wirf dein Anliegen auf den Herrn Und sorge nicht, er ist nicht fern, Weil er ist aufcrstanden.

Wohlauf, mein Herz, fang an den Streit,

Weil Jesus überwunden! Cr wird auch überwinden weit In dir, weil cr gebunden Der Feinde Macht, daß du erstehst

Und in ein neues Leben gehst Und Gott im Glauben dienest.

Laß weder Teufel, Welt noch Tod

Dich scheu und zaghaft machen; Denn Jesus lebt, cs hat nicht Noth, Cr ist noch bei den Schwachen Und den Geringen in der Welt Als ein gekrönter Siegesheld; Drum wirst du überwinden.

11

Ach, mein Herr Jesu, der du bist Vom Tode auferstandeu, Errett' uns von des Satans List Und aus des Todes Banden, Daß wir zusammen insgemein Zum neuen Leben gehen ein, Das du uns hast erworben. Sei hochgelobt in dieser Zeit Von allen Gvtteskindern, Und ewig in der Herrlichkeit Von allen Ueberwindern, Die überwunden durch dein Blut; Herr Jesu, gib uns Kraft und Muth, Daß wir auch überwinden!

Morgenlird.

O Jesu, meines Lebens Licht, Nnn ist die Nacht vergangen; Mein Geistesang' zn dir sich richt', Dein' Anblick zu empfangen.

Mein Leben schenkst du mir auf's Neu, Es sei auch dir verschrieben, Mit neuem Ernst, mit neuer Treu Dich diesen Tag zu lieben.

12 Dir, Jesu, ich mich ganz befehl',

Im (Leiste dich verkläre: Dein Werkzeug sei nur meine Seel',

Den Leib bewahr' und nähre. Durchdring' mit deinem Lebenssaft Herz, Sinnen und Gedanken; Bekleide mich mit deiner Kraft,

In- Proben nicht zu wanken. Mein treuer Hirte sei mir nab', Steh' immer mir zur Seiten,

Und wenn ich irre, weisst du ja Mich wieder zu dir leiten. Druck' deine Gegenwart mir ein,

Bewahr' mich cingekchret, Daß ich dir innig bleib' gemein, In allem ungcstörct.

Sei du alleine meine Lust, Mein Schatz, mein Trost und Leben, Kein andres Theil sei mir bewußt,

Dir sei ich ganz ergeben. Mein Denken, Reden und mein Thun Nach deinem Willen lenke, Zum Gehen, Stehen, Wirken, Ruh'n, Mir stets, was Noth ist, schenke. Zeig mir in jedem Angcnblick,

Wie ich dir soll gefallen; Zeug mich vom Bösen stets zurück

Regiere mich in allem.

13

Da fei mein Wille gänzlich dir In deine Macht ergeben, Laß mich abhänglich für und für Und dir gelassen leben.

Laß mich mit Äraft und williglich Mir selbst und allem sterben; Zerstör' du selber völliglich Mein gründliches Perderben. Gib, daß ich meinen Wandel führ' In deinem Geist und Lichte, Und als dein Pilger lebe hier Bor deinem Angesichte.

Ach halt mich fest mit deiner Hand, Daß ich nicht fall' noch weiche; Zeug weiter, durch der Liebe Band, Biü ich mein Ziel erreiche.

Ahrndlird. O Christe Jesu, Licht und Tag, Die Finsterniß der Nacht verjag', Du Glau; des Lichts von Ewigkeit, Der alle Welt mit Licht erfreut! O heil'ger Herr, voll Lieb' und Macht, Sei unser Schutz in dieser Nacht, (stieß Ruh' in unsre Herzen ein, Laß ruhen uns in dir allein!

14 Halt fern, was uns gefährlich ist,

Wend' ab des bösen Feindes List,

Aus daß er nicht das Fleisch verführ' Und uns verstrick' in Schuld vor dir.

Der Leib nur sei dem Schlaf geweiht, Das Herz zu dir wach' allezeit; Schütz' und bewahre väterlich Uns alle, die wir lieben dich.

Herr, unser Schirmer sei und bleib', All' Widersacher von uns treib',

Erhalt' uns all' in deiner Hut, Die du erkauft mit deinem Blut.

Gedenk' an uns, o milder Herr, Sieh an den Leib und sein Beschwer!

Der du der Seelen Schirmer bist, O steh' uns bei, Herr Jesu Christ! Gott Vater in dem höchsten Thron Sei Lob und Ehr mit seinem Sohn Und mit dem Geist in Ewigkeit Von nun an bis in Ewigkeit.

Psalm 25. Nach dir Herr verlanget mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich.

Laß mich nicht zu

Schanden werden, daß sich meine Feinde nicht über mich

freuen.

15 Denn Keiner wird zu Schanden, der dein harret; aber zu Schanden müssen sic werden, die losen Verächter. Herr, zeige mir deine Wege,

und lehre mich deine

Steige. Leite mich in deiner Wahrheit,

und lehre mich; denn

Du bist der Golt, der mir hilft; täglich harre ich dein.

Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit, und an deine

Güte, die von der Welt her gewesen ist. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend, und meiner

Uebertretungen; gedenke

aber mein nach

deiner Barm­

herzigkeit, um deiner Güte willen. Der Herr ist gut und fromm, darunr unterweiset Er die Sünder auf dem Wege. Er leitet die Elenden recht, und lehret die Elenden seinen Weg.

Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit, denen, die seinen Bund und Zeugniß halten. Um deines Namens willen, Herr, sei gnädig meiner Missethat die da groß ist.

Wer ist der Mann, der den Herrn fürchtet? Er wird ihn unterweisen den besten Weg. Seine Seele wird im Guten wohnen, und sein Same wird das Land besitzen. Das Geheimniß des Herrn ist unter denen, die ihn fürchten, und seinen Bund lässet er sie wissen.

Meine Augen sehen stets zu dem Herrn, denn er wird nieinen Fuß aus dem Netze ziehen.

Wende dich zu mir, und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich anS meinen Nöthen.

Siche an meinen Jammer und Elend, und vergib mir alle meine Sünden. Bewahre meine Seele, und errette mich; laß mich nicht

zn Schanden werden, denn ich traue auf dich. Schlecht und Recht das behüte mich; denn ich harre dein.

Kott erlöse Israel ans aller seiner Noth.

Ans tirfrr Uotlj schrei ich zu btr. Aus tiefer Noth schrei ich zu dir, Herr Gott, erhör' mein Rufen; Dein gnäd'ge Ohren kehr' zn mir

Und meiner Bitt' sie öffen': Denn so du willst das scheu an, Was Sünd' und Unrecht ist gethan, Wer kann, Herr, vor dir bleiben?

17 Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gunst, Die Sünde zu vergeben;

Es ist doch unser Thun umsonst, Auch in dem besten Leben: Bor dir Niemand sich rühmen kann, Deß muß dich fürchte» Jedermann Und deiner Gnaden leben. Darum auf Gott will hoffen ich, Auf mein Verdienst nicht bauen; Auf ihn allein verlassen mich Und seiner Güte trauen, Die mir zusagt sein werthes Wort:

Das ist mein Trost und treuer Hort, Deß will ich allzeit harren.

Und ob cs währt bis in die Nacht,

Und wieder an den Morgen, Doch soll mein Herz an Gottes Macht Verzweifeln nicht, noch sorgen: So thu' Israel rechter Art, Der aus dem Geist erzeuget ward, Und seines Gott'S erharre!

Ob bei uns ist der Sünden viel, Bei Gott ist viel mehr Gnaden: Sein' Hand zu helfen hat kein Ziel,

Wie groß auch sei der Schaben: Er ist allein der gute Hirt, Der Israel erlösen wird Aus seinen Sünden allen.

©eiftlid'c Bieter.

2

18

Meine Heerde will ich weiden. „Meine Heerde will ich weiden"

Hast dn Herr zn nns gesprochen Und du hast zu keinen Zeiten

Je dein heilig Wort gebrochen. Wie ein treuer Hirte gehet, Willst du geh'» mit deinen Schaafen Der zu ihren Seiten stehet, Ob sie wachen, ob sie schlafen. Und die Lämmer willst du sammeln In den starken Liebcsarmcn; Wenn sie ihre Wünsche stammeln,

Herzlich ihrer dich erbarmen;

Willst sie in dem Busen tragen Die Verlassenen, die Kleinen, Wenn sie um die Mütter klagen, Sie in deinem Schoos vereinen. Und die Mütter willst du führen Als der ewig treue Hirte,

Jung und Alt, und milde rühren,

Was sich nur von dir verirrte; Locken, rufen, heilen, pflege», Was sic mögen nur bedürfen, Daß sie aus dem Quell voll Segen Stündlich neue Labung schlürfen.

19 Guter Hirte sonder Gleichen Sollten wir dir nicht vertrauen? Willst du uns doch Alles reichen Gern auf deines Ledens Auen: Ja, in deine treuen Hände,

Seien Alle wir empfohlen, Und zu deiner Wege Ende Wirst du Lämmer, Mütter holen.

Lebst -u in mir, o wahres Leben! Lebst du in mir, o wahres Leben,

So sterbe nur was du nicht bist; Gin Blick von dir kann niehr mir geben,

Als was der Welt vergnüglich ist:

O Jesu, du sollst mein verbleiben; Nichts wird mich von der Liebe treiben, Die du mir zngcsagct haft: O süße Wonne, die mich tränket, Wenn sich die Seel' in dich versenket Und dich, o Bräutigam, umfaßt.

Herz, das in Liebcsglnth gestorben, Ach laß mein Herz in Flammen steh'»; Entzünd' ein Herz, das du erworben, Und laß darinnen nntcrgch'n Was du nicht bist, o mein Bergnügen, Laß mich in deiner Liebe siegen, Ja siege du nur selbst in mir; So werd' ich fröhlich trinmphiren, So wird dein Todessieg mich zieren, So leb' und leid' und sterb' ich dir.

20 Zünd' auch in mir die Liebcsflammcn

3um Dienste deiner Glieder an; Bind' mich und ihre Noth zusammen, Damit ich mich versichern kann, Ich sei also wie du gesinnt: Wenn mein Geist die Gestalt gewinnt, Die deinem Sinn recht ähnlich ist, So werd' ich Freund' und Feinde lieben, So wird ihr Kummer mich betrüben, Wie du mir vorgcgangen bist.

Gib mir des Glaubens Licht und Kräfte, Damit er wahre Früchte zeigt;

Mach' mich zur Rebe voller Säfte, Die sich nach dir, dem Weinstock, neigt: Du bist der Fels, auf den ich baue, Du bist mein Heiland, dem ich traue, Du bist des Glaubens fester Grund: Wenn sich die Zweifelöstunden finden,

So laß die Hülfe nicht verschwinden, Und mach' den kranken Geist gesund.

Hilf, daß die Hoffnung nicht erlieget, Und daß dein Kreuz ihr Anker ist;

Gib, daß sie alle Angst besieget Durch dich, der du mein Alles bist: Die Welt mag auf das Eitle bauen, Ich aber will auf dich nur schauen, O Jesu, meiner Hoffnung Licht: Ich will dich stets in Lieb' umfassen, Dich, der du mich nicht wirst verlassen;

Denn deine Liebe wanket nicht.

21

Willst du mich noch im Sieben wissen, So leb’ ich, weil es dir beliebt; Werd’ ich vom Tode hingerissen, So bin ich gleichfalls nicht betrübt: Dein Leben laß stets in mir leben, Dein Sterben laß mir Stärke geben, Wenn meines Lebens Ziel erscheint: Ich will dir meinen Willen schenken, Ich will in Tod und Leben denken, Daß du es gut mit mir gemeint.

Klag' deine Noth dem lieben Gott. Klag’ die Noth Dem lieben Gott, Wenn Alle dich verlassen, Und Keiner hört, Was dich verzehrt, Und deinen Schmerz kann fassen! Eh’ du’s gesagt, Eh’ du’s geklagt, Hat er es schon erfahren: Mehr als die Hut Der Mutter thut, Will er dein Haupt bewahren.

99

Er hat die Welt Auf Lieb' gestellt; So faßt er auch die Seinen; Nach Nacht und Leid Und Traurigkeit Muß dir sein Antlitz scheinen. Sein ist die Zeit, Die Ewigkeit, Dein Leben und dein Sterben; Und wir sind hier Zu seiner Zier, Und seines Reiches Erbe».

So herrlich denkt, Der uns geschenkt In seinem Sohne Alles, Und nicht gedacht In Baternacht Des tiefen Sündcnfalles.

Von Anbeginn War das sein Sinn, Und dennoch kannst du zagen? So hier, wie dort Gilt nur sein Wort, Und darauf sollst dn'S wagen! Was dein, ist sein, Was seht, ist dein: O Mceresstrom von Liebe! Wie da auch nur Noch eilte Spur Von Noth und Jammer bliebe!

Weck' auch mich aus seinem Schlaf, brich in

-einem Licht herein! Hirt und Hüter deiner Schafe, Wache du doch nicht allein, Weck' auch mich aus meinem Schlafe, Brich in deinem Licht herein. Laß dein Licht mir nichts vertreibt«, Daß mir nichts mein Ziel verrückt, Laß mich immer vor dir bleiben, Daß der Feind mich nicht verstrickt. Was mir will zum Stricke werden, Sei mir nur ein Liebesseil; Will was hindern durch Beschwerden, So beförd'r es nur mein Heil.

Laß in mir dein Fen'r sich finden, Daß sich, was ich hör' und seh', Als ein Rauchwerk mög' entzünden, Daß ich immer seufz' und sich'.

O daß mich von dir nichts triebe, Keinen Schritt aus dir zu thun! O daß ich im Worte bliebe Um allein in dir zu ruh'n!

24 Laß mich durch dein Wort genesen, Zeig' in allem deine Spur, Laß dein Wort mich immer lesen,

Auch im Buche der Natur. Hilf, daß, was die Sinnen rühret,

Wo ich anch nur geh' und steh', Dich in Ang' und Herze führet, Daß ich stets mit dir umgeh'. Dämpfe Lieb' und Lust der Erden So die Luft an dir nur stört,

Laß mir nichts mehr lieblich werden, Als was deine Liebe mehrt. Hilf, daß ich hier nichts verlange

Als allein zu deinem Preis,

Da ich es, wenn ich's empfange, Auch mit Dank zu brauchen weiß. Alles Gut, in dem wir schweben, Nehm' ich als den Ring nur au, Den du deiner Braut gegeben,

Da sie an dich denken kann.

Soll mir nun der Ring, die Gaben, Lieber als der Bränt'gam sein? Nein, ich will dich selber haben,

Laß nichts ohne dich.mehr ein. Laß mich dir recht einsam leben, Um mit dir stets umzugeh'n, Und an dir allein zn kleben, Wie die, so dort vor dir steh'n.

25 O hätt' ich mich selbst verloren,

Und auch alles in der Zeit Und nur dich allein erkoren Hier und dort in Ewigkeit!

O würs' ich doch von der ErdenStets mein Herz dir hinauf! Will ich müd' und lässig werden, Zeuch es stets bald wieder auf.

Laß es nicht am Kleinsten kleben, Laß nichts, das sich's senket d'ran, Daß es sich recht leicht erheben Und erhaben bleiben kann.

Aus meinen lieben Gott trau' ich in Angst und Noth. Ans. meinen lieben Gott Trau' ich in Angst und Noth,

Der kann mich all'zcit retten Aus Trübsal, Angst und Nöthen,

Mein Unglück kann er wenden, Alles steht in seinen Händen. Ob mich meine Sünd' anficht, Will ich verzagen nicht, Auf Christum will ich bauen, Und ihm allein vcrttauen, Ihm will ich mich ergeben Im Tod und auch im Leben.

26 Ob mich der Tod nimmt hin, Sterben ist mein Gewinn

Und Christus ist mein Leben, Dem hab' ich mich ergeben;

Ich sterb' hent' oder morgen, Mein Seel' wird Gott versorgen.

O mein Herr Jesu Christ, Der du so geduldig bist

Für mich am Krein, gestorben, Hast mir das Heil erworben, Und hast mir Theil gegeben An deinem Reich und Leben. Erhöre gnädig mich, Mein Trost, das bitt' ich dich,

Hilf mir am letzten Ende, Nimm mich in deine Hände, Daß ich selig abscheide Zur ew'gen Himnielsfreude.

Amen zu aller Stund' Sprech' ich aus Herzensgrund, Du wollest selbst uns leiten,

Herr Christ, zu allen Zeiten, Auf daß wir deinen Nainen Ewiglich preisen; Amen!

27

Gib was du hast, dem Geber wieder hin. „Auf, auf mein Herz, und du, mein ganzer Sinn, Gib, was du hast, dem Geber wieder hin! Willst du dein Erb' im Himmelreich erlangen,

So opf're Gott, was dn von ihm empfangen! Gott Vater, nimm dein Kind in Gnaden an!

Betrachte nicht, was Böses ich gethan! Ich bin nicht werth, daß ich dich Vater nenne; Erbarme dich, weil ich die Schuld bekenne! Erlöser, nimm, was du erkaufet hast!

Nimm weg die schwere Sündenlast! Du, Gottes Lamm, hast sie ja selbst getragen; Ich weiß, du wirst die Bitte nicht versagen. Du werther Geist, nimm mich zum Pflegling auf, Und führe fort den angefang'nen Lauf! Du woll'st mein Herz, und all' sein Wollen, Denken Von dieser Welt zu dem, was droben, lenken!

Ich will nun nimmermehr mein eigen sein;

Dreiein'ger Gott, dein bin ich ganz allein! Ich lebe zwar als Pilger noch auf Erden,

Doch möcht' ich bald ein Himmelsbürger werden. Auf, auf, mein Herz, und du, mein ganzer Sinn,

Schwing' eilend dich zu deinem Ursprung hin! So kannst du hier den Himmel schon erlangen,

Dann wirft dn dort im Himmel ewig prangen!

28

Jesus -er Ankergrund. habe nun den Grund gefunden,

Der meinen Anker ewig halt: Wo anders als in Jesu Wunden? Da lag er vor der Zeit der Welt, Der Grund, der unbeweglich steht,

Wenn Erd' und Himmel uutergcht. Es ist das ewige Erbarmen, Das alles Denken übersteigt;

Es sind die offnen Liebcsarmcn Des, der sich zu dem Sünder neigt,

Dem allemal das Herze bricht, Wir kommen oder kommen nicht. Wir sollen nicht verloren werden; Gott will, uns soll geholfen sein:

Deßwegen kam der Sohn auf Erden Und nahm hernach den Himmel ein: Deßwegen klopft er für und für So stark an unser's Herzens Thür. O Abgrund, welcher alle Sünden Durch Christi Tod verschlungen hat!

Das heißt die Wunde recht verbinden, Da findet kein Verdammen statt, Weil Christi Blut beständig schreit: Barmherzigkeit! Barmherzigkeit!

29 Darin will ich mich gläubig senken, Dem will ich mich gekost vertrau’«, Und wenn mich meine Sünden kränken, Nur bald nach Gottes Herze schau’n: Da findet sich zu aller Zeit Unendliche Barncherzigkeit.

Bei diesem Grunde will ich bleiben So lange mich die Erde trägt; Das will ich denken, thun und treiben So lange sich ein Glied bewegt: So sing’ ich einstens höchst erfreut: O Abgrund der Barmherzigkeit!

Morgenopfer. Die gold’nc Sonne

Boll Freud’ und Wonne Bringt unsern Gränzen Mit ihrem Glänzen Ein herzerquickendes liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder Die lagen darnieder, Aber nun steh’ ich, Bin munter und fröhlich, Schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

30 Mein Auge schauet, Was Gott gebauet Zu seinen Ehren,

Und uns zu lehren, Wie sein Vermögen sei mächtig und groß, Und wo die Frommen Dann sollen hinkommen, Wenn sie mit Frieden

Von hinnen geschieden Aus dieser Erden vergänglichem Schooß.

Lasset uns singen, Dem Schöpfer bringen

Güter und Gaben; Was wir nur haben, Alles sei Gotte zum Opfer gesetzt: Die besten Guter Sind unsre Gemüther; Dankbare Lieder Sind Weihrauch und Widder, An welchen er sich am meisten ergötzt.

Abend und Morgen Sind seine Sorgen Seg'ncn und mehren, Unglück verwehren Sind seine Werke und Thaten allein: Wenn wir uns legen, So ist er zugegen Wenn wir aufstehcn,

So läßt er aufgchen Ueber uns seiner Barmherzigkeit Schein.

31 Alles vergehet, Gott aber stehet, Ohn alles Wanken; Seine Gedanken, Sein Wort nnd Wille hat ewigen Grund: Sein Heil und Gnaden Die nehmen nicht Schaden, Heilen im Herzen

Die tödtlichcn Schmerzen, Halten uns zeitlich und ewig gesund.

Gott, meine Krone, Vergib und schone; Laß meine Schulden In Gnad' und Hulden

Aus deinen Angen sein abgewandt: Sonsten regiere, Mich lenke und führe,

Wie dir's gefallet. Ich hab' gestellct Alles in deine Bclicbung und Hand.

Kren; nnd Elende Das nimmt ein Ende,

Nach Meeres Brausen Und Windes Sausen Leuchtet der Sonne gewünschtes Gesicht:

Freude die Fülle Und selige Stille

Hab' ich zu warten Im himmlischen Garten, Dahin sind meine Gedanken gericht.

32

Abendeinlrehr. Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Stadt' und Felder, Es schläft die ganze Welt. Ihr aber, meine Sinnen, Auf, auf, ihr soll't beginnen, Was eurem Schöpfer wohlgefällt. Wo bist du, Sonne, blieben? Die Nacht hat dich vertrieben, Die Nacht, des Tages Feind: Fahr hin, ein' and're Sonne, Mein Jesus, meine Wonne, Gar hell in meinem Herzen scheint. Der Tag ist nun vergangen, Die gold'ncn Sternlcin prangen Am blauen Himmelösaal Also werd' ich auch stehen, Wenn mich wird heißen gehen Mein Gott aus diesem Jammerthal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe, Legt ab das Kleid und Schuhe, Das Bild der Sterblichkeit: Die zieh' ich aus, dagegen Wird Christus mir anlegcn Den Rock der Ehr' und Herrlichkeit.

33 Das Haupt, die Füß' und Hände Sind froh, daß nun zum Ende Die Arbeit kommen sei: Herz, freu’ dich, du sollst werden

Vom Elend dieser Erden Und von der Sünden Arbeit frei. Nun geht, ihr matten Glieder, Geht hin, und legt euch nieder,

Der Betten ihr begehrt: Es kommen Stund' und Zeiten, Da man euch wird bereiten Zur Ruh’ ein Bettlein in der Erd'.

Mein’ Augen steh’n verdrossen, Im Nu sind sie geschlossen,

Wo bleib’! denn Leib und Seel’ ? Nimm sie zu deinen Gnaden, Sei gut für allen Schaden, Du Aug’ und Wächter Israel,

Breit’ ans die Flügel beide, O Jesu, meine Freude, Und nimm dein Küchlein ein;

Will Satan mich verschlingen, So laß die Englein singen: „Dieß Kind soll »«verletzet sein." Auch euch, ihr meine Lieben,

Soll heute nicht betrüben Ein Unfall noch Gefahr: Gott laß euch ruhig schlafen, Stell' euch die gold'nen Waffen Um’s Bett, nnd seiner Helden Schaar. Geistliche Vierer.

3

34

Vertraue fort und fort! £) mein Herz gib dich zufrieden!

O verzage mcht so bald! Was dein Gott dir hat bcschieden Nimmt dir keiner Welt Gewalt. Keiner hindert, was er will.

Harre nur! vertraue still! Geh' den Weg, den er dich sendet! Er begann und er vollendet.

Hüllt er dich in Dunkelheiten,

So lobsing' ihm auS der Nacht; Sieh' er wird dir Llcht bereiten, Wo du's nimmermehr gedacht. Häuft sich Noth und Sorg' umher, Wird die Last dir allzuschwer, Faßt er plötzlich deine Hände Und führt selvcr dich ans Ende.

Wär' auch alle Welt dir feindlich, Rottete sich wider dich, Dank' ihm! o der Herr ist frcnttdlich,

Seine Huld währt ewiglich. Sind auch Trauer, Angst und Leiden Seines Segens dunkles Kleid, Dank ihm; er schickt seinen Segen Ans geheimnißvollcn Wegen.

35 Endlich wird dein Morgen grauen; Kennst du nicht sein Morgenroth? Darfst du zagend rückwärts schauen. Wenn dich Gluth und Sturm bedroht? Denn auch Fenerflainin' und Wind Boten seines Willens sind; Und kaun's nur ein Wunder wenden, Auch ein Wunder kaun er senden. O so laß denn alles Bangen! Wirke frisch, halt' inuthig aus! Was mit ihm du angcfangcn, Führet er mit dir hinaus. Und ob Alles widersteht, In Bertrau'n und in Gebet Bleib am Werke deiner Hände, So führt er's zum schönsten Ende.

Am Sonntagsmorgen. Du liebes Sonntagsmorgenlicht,

Das meines Herzens Nacht durchbricht: Willkommen! du haft ans Grabcsnacht Mir meinen Heiland wiederbracht.

36 Mein Schlaflied wäre Grabgesaug, Und jeder Morgenglocken Klang Wär' Schrcckcnsruf mir zum Gericht,

Hätt' ich dich nicht, dn theures Licht!

Dun purpurgoldcms Morgenroth Zeigt mir verklärt dcö Mittlers Tod, Das Blut mich macht von Sunden rein, Deß Leben weckt mein todt Gebein. Mit ihm geht himmelan mein Lauf; Drum steh ich froh vom Lager auf. Ich weiß, mich führet treue Hand

Auf sicherm Pfad durch's Pilgerlaud.

Er segnet, was mit ihm ich thu',

Schickt Freud' und Leid zum Heil mir zu, Schenkt mir, oft einsam, Trost im Schmerz, Oft auch durch frommer Christen Herz. Sein Geist ist meines Geistes Rath,

Gibt Lieb' und Muth und Kraft zur That; Sein Borbild leuchtet mir voran,

Daß ich vom Ziel nicht irren kann.

Drum weil ich auch hienieden gern Im Dienste meines guten Herrn, Den mir aus seines Grabes Nacht Der Sonntag einst hat wiederbracht.

Doch rufet mich auf sein Gebot Non meinem Tagewerk der Tod: — Ich weiß, es geht zu süßer Rast Aus dieses Lebens Müh' und Last.

37 Und bricht der Der Schaar, die So stellt mit der Versöhnt er mich

große Sonntag an Niemand zählen kann, erstandenen Schaar dem Vater dar.

Die lieben alle, die vor mir, Die nach mir gingen, Herr, zn dir, Drück ich dann selig an mein Herz, Geheilt von aller Wunden Schmerz.

Dann preist mit Himmelsharfenklang Der Seligen Trinmphgcsang, Die deine Gnade sich erkor, Auf ewig dich im höhcrn Chor.

Solch Heil hat mir der Tag gebracht, An dem du bist vom Gcab erwacht; Drum soll er ganz, mein Heiland, dein, Nur deinem Himmel heilig sein; Im stillen Haus dein — auf der Flur, Im Schau'n der herrlichen Natur, Da, wo dein Wort im Tempel schallt, Der Christen Lob zum Himmel wallt.

Wo ich nur bin, will ich mich dein Und deiner Werke nur mich freu'», — Und ist mein Sonntagswcrk vollbracht, Sei du mein Traum in hcil'gcr Nacht!

38

Erscheine, du Morgenstern!

Erschein', du Morgenstern, Leucht' hell in mir, o Sonne,

Mein Heiland, wahres Licht, Beständig in mir wohne: Erwärme du mich ganz Mit deiner Liebe Schein, Und bringe lauter Licht Jn's neue Herz hinein.

Schaff' du mir's neu und rein Mit dem gewissen Geiste, Daß ich dir reinen Dienst In deiner Liebe leiste: Mach deines Lichts mich voll, Verklär' den Vater ganz, Daß seine Liebcsbrust Mich nähr' in reinem Glanz.

So laß mich allezeit In dir beständig handeln, Und nicht in Finsterniß Noch Heuchelei fortwandeln:

39 Faß' mich mit deiner Hand, Dein Auge leite mich,

Daß ich dir folge nur, Und seh' allein auf dich.

Laß mich kein ander Bild In meine Seel einlaffen;

Nur dich, mein Licht und Theil, Zum Licht und Leben fassen: Sei du mein einig' Wort,

Eröffne mein Gehör, und ziehe mich dir nach,

So lauf ich immer sehr.

Ich suche dich von ganzem Herzen. Ich suche dich von ganzem Herzen:

O zeige deine Wege mir, Dem Kinde gleich, das mit Verlangen, Die Mutter strebet zu umfangen, So sehnet sich mein Herz nach dir.

O laß mich deinen Ruf verstehen, Mach' mir das Ange hell und klar! Laß keinen Wink mich übersehen, Der mir zu deiner Wahrheit Höhen Als Licht von dir gegeben war.

40 Und hab' ich dich, o Herr! gefunden, Und kehrst du liebend bei mir ein, Dann laß lautjubelnd mich den Meinen Als Bote deiner Huld erscheinen,

Mit deinem Segen sie erfreu'n! Und von der Liebe ew'gen Wundern, Laß mich erzählen jeden Tag! Des Staubes Sohn, das Kind der Erden, Laß Herold deiner Allmacht werden, Bezeugen, was dein Arm vermag!

O, daß mein Leben würdig wäre, Ein Loblied deiner Macht zu sein! Nimm hin mein Herz! dein göttlich Walten Kann auch den kleinsten Keim entfalten,

Und meinem Glauben Sieg verleihn.

Gottergrbknheit.

Gott will's machen, daß die Sachen Gehen, wie es heilsam ist. Laß die Wellen brausend schwellen, Wenn du nur bei Jesu bist.

Wer sich kränket, weil er denke,, Jesus woll' ihn retten nicht, Wirb mit Klagen nur sich plagen, Sein Unglaub' ist sein Gericht.

41 Im Verweilen und im Eilen

Bleibt dir treu des Vaters Herz! Laß dein Weinen bitter scheinen; Dein Schmerz ist ihm auch ein Schmerz. Glaub' nur feste, daß das Beste

Ueber dich beschlossen sei; Wenn dein Wille nur ist stille, Wirst du von dem Kummer frei.

Nimmer klage, niemals zage, Wenn der Herr dir Leiden gibt;

Der sie sendet, auch sie wendet, Der nie ohne Furcht betrübt. Willst du wanken in Gedanken, Faß' dich in Gelassenheit. Laß den sorgen, der auch morgen Herr ist über Leid und Freud!

Gottes Hände sind ohn' Ende, Sein Vermögen hat kein Ziel. Jst's beschwerlich, scheint'» gefährlich, Deinem Gott ist nichts zu viel.

Nimmer ruht er, Wunder thut er, D'ran der Glaube Feuer fängt. Alle Thaten sind gerathen Jedesmal, wie er's verhängt. Wenn die Stunden sich gefunden,

Bricht die Hülf, mit Macht herein;

Und dein Grämen zu beschämen Wird es unversehens sein.

42 Eignen Willen zu erfüllen, Leidet sich's noch ziemlich wohl;

Da ist Plage, Noth und Klage, Wo man leiden muß und soll.

Drum wohl denen, die sich sehnen Nach der stillen Willensruh! Auf daS Wollen fällt dem Sollen Das Vollbringen reichlich zu.

Nun so trage deine Plage Fein getrost und mit Geduld:

Wer das Leiden will vermeiden, Häufet seine Sündenschuld.

Die da weichen und das Zeichen Ihres Herrn, das Kreuz, verschmäh'»,

Müssen fallen und mit allen Feigen zagend draußen stch'n. Aber denen, die mit Thränen Küssen ihres Jesu Joch,

Wird die Krone auf dem Throne

Ihres Heilands werden noch. Amen, Amen! in dem Namen Meines Jesu halt' ich still:

Es geschehe und ergehe, Wie er will, und was er will.

43

D Durchbrecher alter Bande! O Durchbrecher aller Bande,

Der du immer bei uns bist, Bei dem Schaden, Spott und Schande Lauter Lust und Himmel ist: Ucbe ferner dein Gerichte

Wider unsern Adamssinn,

Bis dein treues Angesichte Uns führt aus dem Kerker hin. Jst's doch deines Vaters Wille,

Daß du endest dieses Werk: Hiezu wohnt in dir die Fülle Aller Weisheit, Lieb' und Stärk', Daß du nichts von dem verlierest, Was er dir geschcnket hat, Und es von dem Treiben führest

Zu der süßen Ruhestatt. Ach, so mußt du uns vollenden, Wirst und kannst ja anders nicht; Denn wir sind in deinen Händen,

Dein Herz ist auch aus uns gericht',

Wenn wir auch von allen Leuten Als gefangen sind geacht', Weil des Kreuzes Niedrigkeiten

Uns veracht' und schnöd gemacht.

44 Schau doch aber unsre Ketten, Da wir mit der Kreatur Seufzen, ringen, schreien, beten Um Erlösung von Natur, Von dem Dienst der Eitelkeiten, Der uns noch so harte drückt, Ungcacht' der Geist in Zeiten Sich auf etwas anders schickt. Wir verlangen keine Ruhe Für das Fleisch in Ewigkeit; Wie du's nöthig findest, so thue Noch vor unsrer Abschiedszeit: Aber unser Geist, der bindet

Dich im Glauben, läßt dich nicht, Bis er die Erlösung findet, Welcher seine Banden bricht.

Herrscher herrsche, Sieger siege, König, brauch dein Regiment,

Führe deines Reiches Kriege, Mach der Sclaverci ein End!

Führ doch aus der Grub die Seelen Durch des neuen Bundes Blut, Laß uns länger nicht so qnälen, Denn du meinst es mit uns gut.

Haben wir uns selbst gefangen In der Lust und Eigenheit,

Ach, so laß uns nicht stets hangen In dem Tod der Eitelkeit:

Denn die Last treibt uns zum Rufen, Alle schreien wir dich an, Zeig' doch nur die ersten Stufen

Der gebrochnen Freiheitsbahn.

45 Ach, wie thcu'r sind wir erworben, Nicht der Menschen Knecht zu sein: D'rum so wahr du bist gestorben,

Mußt du uns auch machen rein, Rein und frei und ganz vollkommen Nach dem besten Bild gebild't: Der hat Gnad' um Gnad' genommen, Wer aus deiner Hüll' sich füllt.

Liebe, zeuch uns in dein Sterben, Laß mit dir gekreuzigt feilt, Was dein Reich nicht kann erwerben, Führ in's Paradies uns em: Doch wohlan, du wirst nicht säumen, Wo wir nur nicht lässig sem:

Werden wir doch als wie träumen,

Wenn die Freiheit bricht herein.

Psalm 42. Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit

meine Seele, .nach dir.

Meine Seele dürftet nach Gott, nach dem lebendigen Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes

Gott.

Angesicht schaue?

Meine Thränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir saget: Wo ist nun dein Gott?

46 Wenn ich denn deß gedenke, so schütte ich mein Herz aus bei mir selbst; denn ich wollte gern hinziehen in der

Schaar, mit ihnen wallen zum Hause Gottes, unter'm Frohlocken und Danken der feiernden Menge. Was betrübest du dich meine Seele, und bist so un­ Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch

ruhig in mir?

danken, daß er mir hilft mit seinem Angesicht.

Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir; darum gedenke ich an dich, aus dem Lande am Jordan und Hcrmonim, von dem kleinem Berge. Bei deinec Fluthen Geräusch, rufet eine Tiefe der andern zu; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich.

Der Herr hat des Tages geboten seiner Güte, und des Nachts singe ich ihm, und bete zu dem Gotte meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mein vergessen? Warum muß ich so traurig geh'n beides Fein­ des Drängen?

Wie Mord in meinen Beinen ist mir meiner Feinde Schmähen, wenn sie täglich zn mir sage»: Wo ist nun dein Gott?

Was betrübst du dich, nicine Seele, und bist so un­ ruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hülfe und mein Gott ist.

47

Der Segen im Frieden. Der Segen ist der beste,

Der größte, ewig feste, Der uns nicht nur hieuiedcn, Nein, dort auch gibt den Frieden. Das ist der inn're Segen,

Den man auf Jesu Wege«, Wie uns sein Wort verkündet, Für Leib und Seele findet. Die Ruhe im Gewissen, Da man uicht mehr muß büßen Die Sünd' der man gestorben Durch ihn, der Gnad' erworben;

Die Liebe, die uns dringet, Daß cs uns wohlgeluiget, Ihm treu von Grad zu Grade Zu werden durch die Gnade. Ach ohne diesen Segen Ist auch der reichste Regen

Von Ehr' und Glück der Erde Nur Jammer und Beschwerde.

Herr, tödt' in mir die Sünde, Daß ich den Segen finde, Im Leben und tut Sterben Dein ew'gcs Heil zu erben.

48 Was wär's, »ach Wollusttagen Dort, fern von dir, verzagen? — Nur deine Zucht hienieden

Führt mich zum ew'gen Frieden!

Zeuch himmelwärts Begierden, Sinnen und Gedanken! verklärtes Haupt, nun lebest du, Ach, laß mich als dein Glied auch leben:

Kannst du dem Elend sehen zu? Willst du dein Kind nicht auch erheben Aus Noth und Tod, aus Sund' und Eigenheit,

Zu leben dir in wahrer Heiligkeit?

Du lebest fremde dieser Erd', Im Paradies, in Gottes Frieden: Gib, daß ich auch tut Geiste werd' Also von Allem abgeschieden, Dem Eiteln todt, und dir im Geist gemein:

So leb' ich dir, o Lebcnsfürst, allein. Brich durch, cs koste was es will; Was du nicht bist, laß in mir sterbeü, Daß ich auch mög' dies frohe Ziel,

Den Auferstehnngstag ererben: Ich kann ja nichts, ich lieg' im Tod' verhaft', Wirk' du in mir durch deines Lebens Kraft.

49

Wirk' du in mir, zeuch himmelwärts Begierden, Sinnen und Gedanken, Daß, wo du bist, mein ganzes Herz Von nun an leben mag ohn' wanken: Du bist nicht fern; wer dich nut liebet rein, Der kann im Geist bei dir im Himmel sein.

Sollt' ich meinem Gott nicht fingen?

Sollt' ich meinem Gott nicht singen? Sollt' ich ihm nicht dankbar fein? Sollt' ich nicht in allen Dingen Seiner Liebe mich erfreu'»? Sollt' ich ihn nicht wieder lieben, Ihn, der mich zuvor geliebt? Sollt ich meinen Gott betrüben, Der mir so viel Gutes gibt?

Für mich Armen, mich Verlornen, Mich, der ich ein Sünder bin, Gab er seinen Eingebornen Liebend in den Tod dahin. Er vergab mir meine Sünden, Trug mich luiigc mit Geduld, Ließ den Hcilcswcg mich finden; Wie vergelt' ich seine Huld? lgeburt im Herzen; Dann schmeckt der Geist, auch bei des Leib's Ermüden,

Des Himmels Frieden.

169 Dann wird den Seelen, die mit Gott verbunden, Nichts mehr zu schwer; sie seh'n in Leidensstunden Nur lauter segensvolle, lichte Wege,

Und Liebesschläge.

So wird das Gold von Schlacken mehr gereinigt, Das Herz mit Gott noch inniger vereinigt, Und die bereits ihm hingegeb'ne Treue Stärkst sich auf's Neue.

Und wenn auch Finsterniß den Sinn verdunkelt, Erweckt das Kleinod, das von oben funkelt, Auf's Neu' den Muth; die Hoffnung sammt dem Glauben Läßt sich nicht rauben.

Ja, sollte man auch ohne sein Verschulden, Um Jesu willen Schmach und Tod erdulden:

Das Glück ist groß, der Weg ist zwar beschwerlich, Doch nicht gefährlich. Ihn ist der Herr des Lebens selbst gegangen; Wer einst mit ihm in Kronen wünscht zu prangen, Muß seiner Schmach und Leiden hier auf Erden Gewürdigt werden. Blick' auf die Wolke der verklärten Zeugen, Die jetzt vor seinem Thron die Palmen neigen!

Wie kamen sie zum Sammelplatz der Freuden? War's nicht durch Leiden?

170

Komm' doch, in mir, was finster, zu vertreiben!

O Herr, du Sonne der Gerechtigkeit! In mir ist nichts, als lauter Dunkelheit.

Komm' doch, in mir, was finster, zu vertreiben,

Und laß mich stets ein Kind des Lichtes bleiben! Ach, geh' in uns auch heute glänzend auf, Und förd're deines Wortes Sonnenlauf! Leucht' uns beständig vor auf rechtem Gleise,

Damit dein Tag ein rechter Sonntag heiße! Du bist, o Herr, das Licht der ganzen Welt, Dadurch der Blinde sein Gesicht erhält.

Nun komm' ich Blinder hier zu deinem Lichte;

Leucht' über mir mit mildem Angesichte! Ich halt', o Herr, mich selber ja für blind, Ich halte mich nur für ein thöricht Kind.

Bist du denn nun das Lebenslicht der Erde, Ach so verleih', daß ich auch helle werde! Ach, mache doch im Geiste mir recht klar, Was mir bewußt von dir im Worte war!

Laß seine Kraft im Herzen mich empfinden, Und dadurch Sünd' und Trübsal überwinden!

171 Ach zeige, wie du über meiner Last Ein friedevolles Angedenken hast!

Lehr' dein und deines Vaters Herz mich kennen, Daß ich ihn Abba, dich kann Heiland nennen! Mein Ruhm, mein Wissen sei dein Kreuz und Blut, Wie dies mich reinigt und mir Alles thut,

Gieß' in mein Herz den Geist der wahren Liebe, Daß mich die Knechtessurcht nicht mehr betrübe. Präg' mir dein Amt nnd deinen Namen ein, Dadurch getrost in jeder Noth zu sein;

Gib solche Weisheit, solche Glaubensgabe, Daß ich darin das ew'ge Leben habe.

Ach, zeige mir, daß Liebe Leben sei, Und lege mir den Geist der Demuth bei! Gib deine Lieb', ach, gib mir Fried' und Freude, Damit ich Alles liebend thu' und leide! Laß konnnen bald die Zeit, da in der Welt Dein seligmachend Wort de» Sieg behält,

Daß dein' Erkenntniß auf der ganzen Erde Wie Meereswellen ob den Tiefen werde! Sind wir als Lichteskinder noch so blind, Wie blind sind nicht, die von der Welt nur sind! Ach, Finsterniß bedeckt den Kreis der Erden! Herr, laß es bald vor Abend lichte werden!

172

Bleib' bei uns Jesu Christ!

Ach,

bleib' mit deiner Gnade Bei uns, Herr Jesu Christ,

Daß uns hinfort nicht schade Des bösen Feindes List. Ach, bleib' mit deinem Worte Bei uns Erlöser werth,

Daß uns in diesem Horte Sei Trost und Heil bescheert. Ach, bleib' mit deinem Glanze Bei uns, du werthes Licht. Dein' Wahrheit uns umschanze,

Damit wir irren nicht.

Ach, bleib' mit deinem Segen Bei uns, o reicher Herr. Dein' Gnad' nnd Allvermögen In uns, o Herr, vermehr!

Ach, bleib' mit deinem Schutze, Bei uns, du starker Held, Daß uns der Feind nicht trutze,

Noch fäll' die böse Welt.

173 Ach, bleib' mit deiner Treue Bei uns, Herr unser Gott. Beständigkeit verleihe,

Hilf uns aus aller Noth.

Zum neuen Jahr.

Nun laßt uns geh'n und treten Mit Singen und mit Beten

3um Herrn, der unser'm Leben Bis hierher Kraft gegeben. Wir geh'n dahin und wandern

Von einem Jahr zum andern; Wir leben und gedeihen

Vom alten bis zum neuen. Durch so viel Angst und Plagen,

Durch Zittern und durch Zagen, Durch Krieg und große Schrecken, Die alle Welt bedecken. Denn wie von treuen Müttern. In schweren Ungewittern

Die Kindlein hier auf Erden Mit Fleiß bewahret werden:

174 Also auch nicht minder

Läßt Gott ihm seine Kinder,

Wenn Noth und Trübsal blitzen,

In seinem Schooßc sitzen. Ach, Hüter nnser's Lebens, Fürwahr es ist vergebens

Mit unserem Thun und Machen, Wo nicht dein' Augen wachen!

Gelob't sei deine Treue,

Die alle Morgen neue! Lob sei den starken Händen, Die alles Herzleid wenden!

Laß ferner dich erbitten, O Vater, und bleib' mitten In allem Kreuz und Leiden Ein Brunnquell unsrer Freuden! Gib uns und allen denen, Die sich von Herzen sehnen

Nach dir und deinen Hulden, Ein Herz, sich zu gedulden.

Schließ' zu die Jammerpforten Und laß an allen Orten, Wo Menschen Blut vergießen, Die Friedensströme fließen.

Sprich deinen milden Segen

Zu allen unsern Wegen; Laß Großen und auch Kleinen Die Gnadensonne scheinen.

175 Sei der Vcrlass'nen Vater, Der Irrenden Berather, Der Unversorgten Gabe, Der Armen Gut und Habe. Hilf gnädig allen Kranken; Gib fröhliche Gedanken Den hochbetrübten Seelen, Die sich mit Schwermuth quälen.

Und endlich was das Meiste: Füll' uns mir deinem Geiste, Der uns hier herrlich ziere Und in den Himmel führe.

Dieß Alles woll'st du geben, O meines Lebens Leben! Dein Heil uns offenbare Zum sel'gen neuen Jahre!

176

Wir danken dir, Herr, Jesu Christ,

Daß du für uns gestorben bist, Und hast uns durch dein theu'res Blut

Vor Gott gemacht gerecht und gut. Und bitten dich, wahr Mensch und Gott,

Durch deine heil'gen Wunden roth, Erlös uns von dem ew'gen Tod Und tröst' uns in der letzten Noth. Behüt' uns auch vor Sünd' und Schänd', Und reich' uns dein' allmächt'ge Hand, Daß wir im Kreuz geduldig sein,

Uns trösten deiner schweren Pein: Und schöpfen d'raus die Zuversicht, Daß du uns wirst verlassen nicht, Sondern ganz treulich bei uns steh'n, Bis wir durch's Kreuz iu's Leben geh'».

177

Paksionslird. Wenn mich mein' Sünden kränken,

O mein Herr Jesu Christ, So laß mich wohl bedenken, Wie du gestorben bist, Und alle meine Schuldenlast Am Stanim des heil'gen Kreuzes Auf dich genommen hast.

O Wunder ohne Maßen,

Wer es betrachtet recht, Es hat sich martern lassen Der Herr für seine Knecht': Es hat sich selbst der wahre Gott Für mich verlor'nen Menschen Gegeben in den Tod. Was kann mir denn nun schaden

Der Sünden große Zahl?

Ich bin bei Gott in Gnaden, Die Schuld ist allzumal Bezahlt durch Christi theures Blut, Daß ich nicht mehr darf fürchten Der Höllen Qual und Glut.

D'rum sag' ich dir von Herzen Jetzt und mein Leben lang Für deine Pein und Schmerzen, O Jesu, Lob und Dank, Für deine Noth und Angstgeschrei,

Für dein unschuldig Sterben,

Für deine Lieb' und Treu'. Geistliche Mieter.

1 2

178 Herr, laß dein bitt'res Leiden Mick reizen für und für,

Mit allem Ernst zu meiden Die sündliche Begier, Daß mir nie konimc aus dem Sinn, Wieviel es dich gekostet, Daß ich erlöset bin.

Mein Kreuz und meine Plagen, Soll's auch feilt Schmach und Spott,

Hilf mir geduldig tragen; Gib, o mein Herr und Gott, Daß ich verleugne diese Welt, Und folge dem Exempel, Das du mir vorgeftellt. Laß mich an Andern üben, Was du an mir gethan,

Und meinen Nächsten lieben, Gern dienen Jedermann Ohn' Eigennutz und Hcuchelschein,

Und, wie du mir erwiesen, Aus reiner Lieb' allein.

Laß endlich deine Wunden Mich trösten kräftiglich In meinen letzten Stunden,

Und deß' versichern mich: Weil ich auf dein Verdienst nur trau', Du werdest mich annehmen, Daß ich dich ewig schau'.

179

Erneuere mich^ o ew'ges Licht! Erneuere mich, o ew'ges Licht, Und laß von deinem Angesicht Mein Herz und Seel' mit deinem Schein Durchleuchtet und erfüllet sein.

Ertöd't in mir die schnöde Lust, Feg' aus den alten Sündenwust: Ach, rüst' mich aus mit Kraft und Muth, Zu streiten wider Fleisch und Blut. Schaff' in mir, Herr, den neuen Geist, Der dir mit Lust Gehorsam leist', Und nichts sonst, als was du willst, will: Ach, Herr, mit ihm mein Herz erfüll'.

Auf dich laß meine Sinnen geh'n, Laß sie nach dem, was' droben, steh'n, Bis ich dich schau', o ew'ges Licht, Von Angesicht zu Angesicht.

180

Herr Jesu, Gnadensonne!

Herr Jesu, Gnadensonne.,

Wahrhaftes Lebenslicht, Laß Leben, Licht und Wonne Mein blödes Angesicht Nach deiner Gnad' erfreuen, Und meinen Geist erneuen; Mein Gott versag' mir's nicht.

Bergib mir meine Sünden Und wirf sie hinter dich;

Laß allen Zorn verschwinden Und hilf mir gnädiglich: Laß deine Friedensgaben Mein armes Herze laben;

Ach, Herr, erhöre mich.

Vertreib' aus meiner Seelen Den alten Adamssinn, Und laß mich dich erwählen, Auf daß ich mich forthin Zu deinem Dienst ergebe, Und dir zu Ehren lebe, Weil ich erlöset bin.

181 Beförd're dein Erkenntniß In mir, mein Seelenhort, Und öffne das Verständniß Mir für dein heil'ges Wort, Damit ich an dich glaube, Und in der Wahrheit bleibe, Zum Trotz der Höllenpfort.

Tränk' mich an deinen Brüsten, Und kreuz'ge mein Begier Sammt allen bösen Lüsten, Auf daß ich für und für Der Sündenwelt absterbe, Und nach dem Fleisch verderbe, Hingegen leb' in dir.

Ach, zünde deine Liebe In meiner Seelen an, Daß ich aus inner'm Triebe Dich ewig lieben kann, Und dir zum Wohlgefallen Beständig möge wallen Auf rechtem. Lebensbahn.

Nun, Herr, verleih' mir Stärke, Verleih' mir Kraft und Muth, Denn das sind Gnadenwerke, Die dein Geist schafft und thut: Hingegen meine Sinnen, Mein Lassen und Beginnen Ist böse und nicht gut.

182 Darum, du Gott der Gnaden,

Du Vater aller Treu',

Wend' allen Seelenschaden. Und mach' mich täglich neu: Gib, daß ich deinen Willen Gedenke zu erfüllen, Und steh' mir kräftig bei.

Laß mich -ein sein und bleiben. Haß mich dein sein und bleiben,

Du treuer Gott und Herr: Von dir laß mich nichts treiben,

Halt' mich bei reiner Lehr': Ach, Herr, laß mich nicht wanken, Gib mir Beständigkeit, Dafür will ich dir danken In alle Ewigkeit.

Herr, aus -ein Wort soll's sein gewagt. Herr, auf dein Wort soll's sein gewagt; Du kannst mir's nicht verdenken; Du hast mir einmal zugesagt Den heil'gen Geist zu schenken,

183 D'rum komm' ich jetzt zu dir.

O Jesu! halte mir, Was du versprochen hast; Du willst ja diesen Gast Dem geben, der dich liebet.

Hier bin ich, habe meine Lust

An dir und deinen Worten; Nichts Lieb'res ist mir sonst bewußt; Schleuß' auf die Herzens-Pforten Und sende deinen Geist, Der uns ein Tröster heißt, Ein Feu'r, ein Thau, ein Band, Ein Hauch, ein Bruun', ein Pfand, Ein Oel, ein Finger Gottes. Konim', Tröster, hilf und steh' mir bei, Komm', Feu'r, und mich entzünde, Komm', Thau, und mein' Erquickung sei, Komm', Band, und selig binde, Komm', Hauch, belebe mich, Heil-Brunnen, zeige dich, Komm', Pfand, wend' alles Leid, Komm', Oel, und gib mir Freud', Komm', Finger Gottes, lehre.

Verlasse mich in keiner Noth, Gib himmlisches Verlangen,

Hilf mir im Leben und im Tod, Laß mich an Gott fest hangen; Mein Herze mache neu Und gib mir wahre Reu', Sei meiner Seele Ruh', Sprich mir Betrübtem zu,

Gib Weisheit, wohl zu leben.

184 Gib Glauben, laß mich Gottes Huld Durch Sünden, nicht verscherzen; Gib Liebe, Hoffnung und Geduld, Gib Demuth meinem Herzen; Gib Andacht tut Gebet, Wenn ich vor Gott jetzt tret'; Ach, laß mich Herz und Sinn Nur richten bloß dahin, Woher mit Hülfe kommet. Erleuchte mir, du lieblich's Licht, Des Herzens finst're Höhle, Berschmahe diese Wohnung nicht, Senk' dich in meine Seele; Herr Gott, ich bitte dich, Stärk' und erquicke mich, Sei meine Kraft, mein Stahl, Mein Trost, mein Unterpfand, Gib Freude, mach' lebendig. Treib' von mir aus den argen Sinn, Hilf mir mein Fleisch bezwingen, Und nimm den alten Willen hin; Hilf mir vor allen Dingen, Daß ich mich in der Lieb' Zu meinem Jesum üb', Und täglich fertig sei, Aus dieser Wüstenei Vor deinen Thron zu treten.

Dritjte Folge.

187

Christfeier.

Christ lag in Todesbanden

Für unser Sund' gegeben, Er ist wieder erstanden Und hat uns bracht das Leben: Deß' wir sollen fröhlich sein,

Gott loben und dankbar sein Und singen all: Hallelujah! Hallelujah!

Den Tod Nieniand zwingen konnt' Bei allen Menschenkindern; Das macht alles unser Sünd', Kein' Unschuld war zu finden: Davon kam der Tod sobald

Und nahm über uns Gewalt, Hielt uns in sein'm Reich gefangen:

Hallelujah! Jesus Christus, Gottes Sohn,

An unser Statt ist kommen,

Und hat die Sünd' abgethan, Damit dem Tod genommen

All' sein Recht und sein' Gewalt, Da bleibt nichts denn Tod'sgestalt, Den Stachel hat er verloren: Hallelujah!

188 Es war ein wunderbarer Krieg, Da Tod und Leben rungen, Das Leben behielt den Sieg,

Es hat den Tod verschlungen: Die Schrift hat verkündet das,

Wie ein Tod den andern fraß: Ein Spott aus dem Tod ist worden: Hallelujah!

Hier ist das rechte Osterlamm,

Davon wir sollen leben: In Tod an des Kreuzes Stamm Aus heißer Lieb' gegeben:

Das Blut zeichnet unsre Thür, Das halt der Glaub' dem Tode für: Der Würger kann uns nicht rühren. Hallelnjah!

So fei'rn wir das hohe Fest Mit Herzensfreud' und Wonne, Das uns der Herr scheinen läßt: Er ist selber die Sonne,

Der durch seiner Gnaden Glanz

Erleucht' unsre Herzen ganz: Der Sünden Nacht ist vergangen!

Hallelujah!

Das Mahl wir alle halten sein,

Wozu uns Gott geladen: Der alte Sauerteig nicht sein Soll bei dem Wort der Gnaden: Christus will selbst die Kost sein Und speisen die Seel' allein; Der Glaub' will keines andern leben:

Hallelujah!

189

Auferstehung.

O Tod, wo ist dein Stachel nun! Wo ist dein Sieg, o Hölle! Was kann uns jetzt der Teufel thun, Wie grausam er sich stelle! Gott sei gedankt, der uns den Sieg

So herrlich hat nach diesem Krieg Durch Jesum Christ gegeben. Lebendig Christus kommt herfür: Die Feind' nimmt er gefangen,

Zerbricht der Höllen Schloß und Thür', Trägt weg den Raub mit Prangen, Nichts ist, das in dem Siegeslauf Den starken Held kann halten auf, All's liegt da überwunden. Des Herren Rechte, die behält Den Sieg und ist erhöhet; Des Herren Rechte mächtig fäll't,

Was ihr entgegenstehet: Tod, Teufel, Hölle, Welt und Sünd' Durch Christi Sieg gedämpfet sind,

Ihr Zorn ist kraftlos worden.

190 Es war gelobtet Jesus Christ, Und fleh! er lebet wieder: Weil nun das Haupt erstanden ist, Steh'n wir auch auf, die Glieder: So Jemand Christi Worten glaubt, Im Tod und Grabe der nicht bleibt, Er lebt, ob er gleich stirbet.

Wer täglich hier durch wahre Reu' Mit Christo auferstehet, Ist dort vom andern Tode frei; Derselb' ihn nicht angehet: Genommen ist dem Tod die Macht, Unschuld und Leben wiederbracht, Und unvergänglich' Wesen. Das ist die rechte Osterbeut', Der wir theilhaftig werden, Fried', Freude, Heil, Gerechtigkeit Im Himmel und auf Erden: Hier sind wir still und warten fort, Bis unser Leib wird ähnlich dort Christi verklärtem Leibe.

O Tod, wo ist dein Stachel nun! Wo ist dein Sieg, o Hölle! Was kann uns jetzt der Teufel thun, Wie grausam er sich stelle! Gott sei gedankt, der uns den Sieg So herrlich hat nach diesem Krieg Durch Jesum Christ gegeben.

191

Gotteswille mein Ankergrund.

Liebwerther süßer Gotteswille,

Mein Ankergrund, mein sicheres Schloß, Des Geistes unverrückte Stille:

Ich schmiege mich in deinen Schooß. O Wille, der mein Wohl verlanget! Ich geb' mich deiner Leitung hin; Mein Herz an deinem Walten hanget, In still gelass'nem Kindersinn.

Das Bitt're Gotteswill' versüßet; Gut, alles gut in seinem Licht! Das Beste, so man je genießet, Schmeckt ohne diesen Willen nicht.

Wenn Welt und Sünd' und Teufel stürmen, Gedenk' ich nur, Gott will es so, Er wird dich stärken und beschirmen, So werd' ich muthig, still und froh. Ob auch die Sinne sich nicht fassen,

Das eig'ne Leben murre nur; Mein tiefster Wille bleibt gelassen:

So stirbt der Wille der Natur.

192 Kann ich im Finstern dich nicht sehen, So halt' ich mich im Glauben still; Dein Will' werd' doch in mir geschehen, Da ich nichts aus mir selber will.

O willenloses Kinderwesen! Du engelreiner Seelenstand! Dich hab' ich mir zum Zweck erlesen; Da liegt mein Will' in Gotteshand. O Gottes Wille! mein Verlangen, Mein Brod in Mangel und in Pein; O Gottes Will'! nimm mich gefangen, So wird mein Wille frei und rein.

O Wille! mach' es nach Belieben, Mit mir, in Zeit und Ewigkeit: Gib Freude, oder gib Betrüben; Dich lieben, ist die Seligkeit. Herr, hilf! ertödt' das eig'ne Leben, Die bittern Kräfte der Natur, Daß ich dir ewig bleib' ergeben, Und deinem Willen lebe nur.

193

Ein reines Her?, Herr, schaff' in mir. Ein reines Herz, Herr, schaff' in mir,

Schleuß zu der Sünden Thor und Thür, Vertreibe sie, und laß nickt zu, Daß sie in meinem Herzen ruh'. Dir, öffn' ich, Jesu, meine Thür, Ach komm' und wohne du in mir, Treib' all' Unreinigkeit hinaus Aus deinem Tempel und Wohnhaus.

Laß deines guten Geistes Licht Und dein hellglänzend' Angesicht Erleuchten mein Herz und Gemüth, O Brunquell unerschöpfter Güt'. Und mache denn mein Herz zugleich An Himmclsgut und Segen reich, Gib Weisheit, Stärke, Rath, Verstand, Aus deiner milden Gnadenhand.

So will ich deines Namens Ruhm Ausbreite» als dein Eigenthum, Und dieses achten für Gewinn, Wenn ich nur dir ergeben bin.

Geistliche Vierer.

13

194

B hätt' ich nur die rechte Liebe. O hätt' ich nur die rechte Liebe, Die nichts, als ihren Jesum wüßte; Die es von Grund der Seele trieb Daß sie den Sohn des Heiles küßte!

Daß ich an seinem Herzen ruhte, Am Herzen voller Gnad' und Milde, Gereiniget mit seinem Blute, Berklärt von seinem heil'gen Bilde!

Daß ich in seiner Treue stünde, Die nur des Vaters Willen kannte, Und auch von der geringsten Sünde Sich weg in hohem Zürnen wandte!

O könnt' ich glauben, könnt' ich beten, Wie er's gethan in Geist und Wahrheit, So kindlich vor den Vater treten, Und schauen seine Gnad' und Klarheit! Könnt' ich so heldenmüthig streiten, Den Reiz der Welt so überwinden, Und meines Gottes Lieblichkeiten, In jeder Lilie wieder finden!

195 O daß ich Alle so umfaßte Mit solchen reichen Liebeskräften, Und für den Schlimmsten, der mich haßte,

Mich ließ' an's Ärcnz mit Freuden heften!

Das wär' ein selig Leden, Sterben; Ein Borschmack von des Himmels Frieden, Was wollt' ich weiter noch erwerben

Auf meinem (hang zn ihm hicnicden?

Und hat er Weniger verheißen, Will er uns denn nicht Alles geben? Mit Himmelskost den Pilgrim speisen, Und mit dem Safte seiner Reben? Wenn wir an ihm wie Zweige hangen, Am Baume seines reinen Lebens, Und keine and're Lust verlangen, Dann bitten wir ja nicht vergebens! Und was der Pater ihm verliehen, Das schenkt er uns aus seiner Fülle:

Denn Alle will er zu sich ziehen Aus dieses Staubes nied'rer Hülle.

196

Herzlich lieb hab' ich -ich, o Herr. Herzlich lieb hab' ich dich, o Herr,

Ich bitt', woll'st sein von mir nicht fern Mit deiner Hüls' und Gnaden: Die ganze Welt erfreut mich nicht, Nach Himmel und Erd' frag' ich nicht, Wenn ich dich nur kann haben; Und wenn mir gleich mein Herz zerbricht, Bist du doch meine Zuversicht, Mein Heil und meines Herzens Trost, Der mich durch sein Blut hat erlöst: Herr Jesu Christ, Mein Gott und Herr, mein Gott und Herr, In Schanden laß mich nimmermehr. Es ist ja dein Geschenk und Gab' Mein Leib und Seel' und was ich hab' In diesem armen Leben: Damit ich's brauch' zu Lobe dein, Zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, Woll'st mir dein' Gnade geben: Behüte mich vor falscher Lehr', Des Satans Mord und Lügen wehr', In allem Kreuz erhalte mich, Auf daß ich's trag' geduldiglich. Herr Jesu Christ, Mein Herr und Gott, mein Herr und Gott, Tröst' mir mein Seel' in Todesnoth,

197 Ach, Herr, laß deine Engelein Am letzten End' die Seele mein In Abrahams Schovßc tragen: Den Leib in seinem Kämmerlein Gar sauft ohn' ein'ge Qual und Pein Rnh'n bis am jüngsten Tage: Alsdann vom Tod erwecke mich, Daß meine Augen sehen dich In aller Freud', v Gottes Sohn, Mein Heiland und mein Gnadenthron: Herr Jesu Ehrist, Erhöre mich, erhöre mich, Ich will dich preisen ewiglich.

Wir geben uns in deine Hände. Wir geben uns tu deine Hände, Herr Jesu, unsrer Seelen Hirt! Sei du der Anfang und das Ende, Der Alles herrlich führen wird. Sind deine Hände auch dnrchgraben: Sie halten doch die ganze Welt, Und deines Reiches reichste Gaben Hast du mit ihnen uns bestellt.

Wenn wir zu deinem Kreuze blicken, Erfüllt dein Friede unsre Brust; Nun muß auch uns das Kreuz erquicken. Es wandelt sich der Schmerz in Lust. Du hast die Sünde uns vergeben, Dein Blut bringt uns Gerechtigkeit, Dein Mittlertod führt uns in's Leben, Dein Leiden uns zur Herrlichkeit.

IW Drnm halten wir dein Kreuz umschlungen, Es schlingt ein Baud um uns uud Gott;

Des Glaubens Kraft ist durchgedrungen, Und überwand den alten Tod; In uns auch brennt der Liebe Flamme, Die Hoffnung wirft den Anker aus, Der bält sich au des Kreuzes Stamme; Daun schadet uns kein Wettergraus. — Führ' uns in deines Leidens Tiefen,

Herr, immer tiefer noch hinein,

Dasi Gnadenstrvme auf uns triefen, Dass beller stets dein Frcndenscheiu

In unsers Lebens Dunkelheiten Poll Himmelsglanz hernieder bricht! Dein Leben in »ns auszubreiten, Ruf' unsern Herzen: „werde Licht!" Dann ist der rechte Tag gekommen,

An dem die wahre Sonne scheint;

Dann ist die Nacht von uns genommen, Dann bat das Aug' bald ansgewcint. Ja, wenn auch wohl noch Wolken ziehen, Dahinter zieht die Sonne auch! Bald werden alle Nebel fliehen Vor dciizer Liebe Gnadenhanch. Und mag bernach ein Abend nahen, — Er kann uns wohl willkommen sein; Das Licht, das wir versinken sahen, War nur der Erdensonnenschein. Ein and'res Licht ist aufgcgangcn

Es glänzt ein and'rer Sonnenstrahl, — Wir seh'» die Lcbenssonne prangen In deines Himmels Freudensaal!

199

AbrndlirÄ. Der Tag nuniiiehr vollendet ist;

Wir danken dir, Herr Jcsn Christ, Daß du uns heut' bewahret hast; Ach, nimm von uns der Sünde Last! Was wir, o Herr, gesündigt heut', Bereuen wir mit Hcrzenlcid; Beleih' cs uns, o höchstes Gut, Durch deine Gnad' und Christi Blut. Wir bitten auch um deine Huld

Für aller armen Seelen Schuld, Die heut' aus dieses Lebens Zeit Abscheiden in die Cwigkeit.

Laß nns dir, Herr, befohlen sein, Und schick' uns zu die Engel dein,

Daß sic durch ihre treue Wacht Abhalten unsers Feindes Macht. O Gott, schließ' uns die Herzen zu, Erfülle sie mit deiucr Ruh; In deinem Namen schlafen wir,

Sv laß uns auch erwachen dir.

200

JubeUird. Wir singen dir, Immanuel,

Du Lebensfürst und Gnadenquell', Du Himmelsblum' uud Morgenstern, Du Jungfrausohu, Herr aller Herrn! Vom Anfang, da die Welt gemacht, Hat so manch' Her; nach dir gewacht, Dich hat gehofft so lange Jahr Der Väter und Propheten Schaar.

Ach,-daß der Herr aus Zion käm', Und uns're Bande von uns nährn'; Ach, daß die Hülse bräch' herein, So würde Jakob fröhlich sein. So faß' ich dich nun ohne Scheu, Du mach'st mich alles Jammers frei, Du trägst den Zorn, du zwingst den Tod, Verkehrst in Freud' all' Angst und Noth. Du bist mein Haupt, hinwiederum Bin ich dein Glied und Eigenthum, Und will, so viel dein Geist mir gibt, Stets dienen dir, wie dir's beliebt.

Ich will dein Hallelujah hier Mit Freuden singen für und für: Und dort in deinem Ehrensaal Soll's schallen ohne Zeit und Zahl.

201

B Jesus Christus wachs' in mir!

O Jesus Christus wachs' in mir!

Und Alles and're schwinde! Mein Herz sei täglich näher dir! Und ferner von der Sünde!

Laß täglich deine Huld und Macht Um meine Schwachheit schweben! Dein Licht verschlinge meine Nacht, Und meinen Tod dein Leben! Beim Sonnenstrahle deines Lichts Laß jeden Wahn verschwinden, Dein Alles, Christus, und mein Nichts Laß täglich mich empfinden!

Sei nahe mir, werf' ich mich hin, Wein' ich vor dir im Stillen! Dein reiner gottgelass'ner Sinn Beherrsche meinen Willen! Blick' immer herrlicher aus mir Voll Weisheit, Huld und Freude! Ich sei ein lebend Bild von dir, Im Glück und wenn ich leide;

202 Mach' Alles in mir froh und gut, Daß stets ich minder fehle! Herr! deiner Menschenliebe Glut Durchglühc meine Seele!

Es weiche Stolz, und Trägheit weich'!

Und jeder Leichtsinn fliehe, Wenn, Herr, nach dir und deinem Reich Ich redlich mich bemühe. Mein eig'nes eitles leeres Ich Sei jeden Tag geringer! O würd' ich jeden Tag durch dich,

Herr, völliger dein Jünger! Bon dir erfüllter jeden Tag!

Und jeden von mir leerer!

O du, der über Fleh'n vermag, Sei meines Fleh'ns Erhörer! Der Glaub' an dich und deine Kraft Sei Trieb' von jedem Triebe! Die Läut'rung jeder Eigenschaft, Du meine Freud' und Liebe!

Aben-ruhc im Herrn. Der Abend kommt, die Sonne sich bedecket,

Und Alles sich zur Ruh' und Stille strecket: O meine Seel', merk' auf: Wo bleibest du? In Gottes Schooß, sonst nirgend find'st du Ruh'.

203 Recht väterlich hast du mich heut' geleitet, Bewahrt, verschont, gestartet und geweidet: Ich bin's nicht werth, daß du so gut und treu: Mein Alles dir zum Dank ergeben sei.

Vergib es, Herr, wo Und mich zu viel durch Es ist mir leid, cs soll Nimm mich nur ein, so

ich mich heut' verirret, dies und das verwirret; nicht mehr gescheh'«,

werd' ich fester steh'n.

Da nun der Leib sein Tagewerk vollendet,

Mein Geist sich auch zu seinem Werke wendet:

Zu beten an, zu lieben inniglich, Im stillen Grund, mein Gott, zu schauen dich.

Die Dunkelheit ist da und Alles schweiget, Mein Geist, o Majestät, vor dir sich beuget, Jn's Heiligthnm, iu's Dunkle kehr' ich ein: Herr, rede du, laß mich ganz stille sein. Mein Herz sich dir zum Abendopfer schenket, Mein Wille sich in dich gelassen senket, Begierden schweigt, Vernunft und Sinnen still! Mein müder Geist im Herren ruhen will. Dem Leib wirst du bald seine Ruhe geben; Laß nicht den Geist zerstreut in Unruh' schweben: Mein treuer Hirt, führ' mich in dich hinein, In dir, mit dir kann ich vergnüget sein.

Im Finstern sei des Geistes Licht und Sonne; Im Kampf und Kreuz mein Beistand, Kraft und Wonne. Deck' mich bei dir in deiner Hütte zu, Bis ich erreich' die volle Sabbathsruh'.

204

Jesus hilf Kämpfen. O Jesu, König, hoch zu ehren, Du höchst verklärter Gottessohn,

Bernimm in Gnaden mein Begehren,

Ich werf' mich hin vor deinen Thron.

Mich drückt der Dienst der Eitelkeiten, Ich bin verstrickt in fremder Macht:

Ich hab' auch keine Macht zum Streiten, Ob ich gleich immer will und tracht'.

Oft werd' ich leider wider Willen Bald hin bald her gerissen noch: Ich kann nicht, wie ich will, erfüllen Das Gute, so ich liebe doch. Ich sitz' an dieß und das gebunden, Wie sehr ich mich nach Freiheit sehn': Ich werd' zerstreut und überwunden, Ob ich mich gleich an dich gewöhn'.

Ich mag mich üben und mich zwingen, Ich finde nirgends keine Ruh'; Die Eigenheit in allen Dingen Mir steht im Weg, was ich auch thu'.

Die Eigenheit macht mir so bange, Doch kann ich ihr entweichen nicht; Ach Herr, es währt dem Geist so lange, Bis deine Gnad' dieß Joch zerbricht.

205 O Jesu, wann wird's doch geschehen, Daß du mich aus dem Kerker führ'st? Wann werd' ich dich nur in mir sehen, Daß du allein mich, Herr, regier'st?

Nimm ein mein Herz, ich will es geben Auf ewig dir zum Eigenthum: Ich will mir selbst nicht länger leben.

Mein Herzenskönig Jesu, komm'. Koniin', nimm mein Herz dir ganz zu eigen,

Und nach Gefallen mich regier':

Befiehl, mein Herr, ich werde schweigen, Ich schenke meinen Willen dir!

Ach, tödte was sonst in mir lebet. Ich geb' es hin in dein Gericht;

Laß beugen, was dir widerstrebet, Vor deinem Glanz und Angesicht. Mein Herze dir zum Thron bereite, Und wohn' dann ewiglich in mir; Mit deiner Augen Wink mich leite, Und mach' mich ganz gelassen dir.

Dir, dir gehör' dieß Herz alleine, Nur dir es ganz verschrieben sei: Mein Herr und König, den ich meine, Bewahr' mich ewig dir getreu.

206

Ich hab' gebaut auf Gottes Treu'. 3* hab's gewagt, und will es wagen,

Ick hab' gebaut auf Gottes Treu'; Was auch die Welt wag thun und sagen, Ich werd' es wagen stets auf's Neu'; Ich will auf's Unsichtbare schauen — Was sichtbar ist, das muß vergeh'n: Ich will auf's Unsichtbare bauen, Und meinen Heiland werd' ich seh'n.

Das Jenseits liegt in uns verborgen; ES lebt in jedem Herzensschlag,

Im eig'nen Geiste glüht sein Morgen, Im eig'nen Geiste strahlt sein Tag. Wie in dem Himmel soll auf Erden Des VaterS Wille ja geschehen: Wie soll dies Wort erfüllet werden, Wenn wir nicht hier im Ew'gen steh'»? Ja, mitten in dem Strom der Zeiten

Steh'n wir auf diesem Felscngrund;

Was suchen wir in allen Weiten, Was uns verkündet jede Stund'? Solch' himmlisch Maaß von Licht und Gnaden

Schmückt unser armes Leben hier, Und Alle sind wir eingcladen —

Und dennoch steh'n und zaudern wir!

207 Es gehen frohe Lebcnsboten Bon eiiicin zu dem andern Land; Wir aber reden noch von Todten In unscr'm irdischen Unverstand, Und fühlen nicht in Leid und Grämen, Daß nur die Kette hier zerreißt, Indeß in ungemcss'ncn Strömen Ein Dasein in das and're fleußt.

Wie Manu und Weib in Ein's verbunden Nach Gottes Rath durch's Leben geh'n, So will der Mann der Opfcrwunden Getreu bei der Gemeine steh'n; Er will sie nähren, zieren, pflegen, Wie nur der Mann sein liebend Weib; Er will als Haupt die Glieder regen, Und sie bewahr'» als seinen Leib.

Hat sich in Einem seiner Worte Der Herr zu größ'rer Lieb' bekannt? Geöffnet ist des Himmels Pforte Und das Geheimniß klar genannt. O benedeite Menschcnscele, Die dieses Räthsels Reichthum faßt, Und, was cs uns auch noch verhehle, Trägt willig ihres Kreuzes Last! Ein selig Band hält uns umschlungen, Die wir noch hier tut Zwielicht geh'», Und die zum Schauen durchgcdrungen Bor Gottes Strahlenthrone steh'n, Bis wir im Glatiben und Erkennen Hinan zu Einer Kraft gedeth'n, Und im geheimnißvolleit Trennen Die letzten Erdenwolkcn flich'n.

208

Psalm 23. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue, und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele; er leitet mich auf rechter Straße, um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Thal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Oel, und schenkest mir voll ein.

Ja, Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

209

In Jesu Freude in allem Aride!

In dir ist Freude

In allem Leide, O süßer Jesu Christ;

Durch dich wir haben Himmlische Gaben, Du der wahre Heiland bist: Hilfest von Schanden,

Rettest von Banden, Wer dir vertrauet, Hat wohl gebauet, Wird ewig bleiben, Hallelujah!

Zu deiner Güte Steht unser G'müthe,

An dir wir kleben

Im Tod und Leben; Nichts kann uns scheiden Hallelujah! Wenn wir dich habe», Kanu uns nicht schaden

Teufel, Welt, Süud' oder Tod: Du hast's in Händen,, Kannst Alles wenden, Wie nur heißen mag die Noth. Drum wir dich ehren, Dein Lob vermehren Geistliche Lieder.

14

210 Mit Hellem Schalle,

Freue» uns alle Zu dieser Stunde, Hallejujah! Wir jubiliren Und triumphiren,

Lieben und loben Dein' Macht dort droben, Mit Herz und Munde Hallelujah!

Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein ?u bleiben ewiglich. Liebe, die du mich zum Bilde Deiner Gottheit hast gemacht; Liebe, die du mich so milde Nach dem Fall hast wiederbracht:

Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich. Liebe, die mich hat erkoren, Eh' ich noch geschaffen war; Liebe, die du Mensch geboren,

Und mir gleich wardst ganz und gar: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich.

211 Liebe, die für mich gelitten, Und gestorben in der Zeit; Liebe, die mir hat erstritten Ew'ge Lnst und Seligkeit: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die du Kraft und Leben, Licht und Wahrheit, Geist und Wort; Liebe, die sich dargegeben Mir zum Trost und Seclenhort: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich. Liebe, die mich ewig liebet, Die mich führet Schritt für Schritt; Liebe, die mir Frieden gibet, Und mich kräftiglich vertritt: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich wird entrücken Aus dem Grab der Sterblichkeit; Liebe, die mich einst wird schmücken Mit dem Laub' der Herrlichkeit: Liebe, dir ergeb' ich mich, Dein zu bleiben ewiglich.

212

Fortgekämpft und fortgerungen.

Fortgekämpft und fortgerungen, Bis zum Ziele durchgedrungen Muß cs, bange Seele, sein! Durch die tiefsten Dunkelheiten Kaun dich Jesus hinbegleiten; Muth spricht er den Schwachen ein.

Bei der Hand will er dich fassen, Scheinst du gleich von ihm verlassen, Glaube nur und zweifle nicht! Bete, kämpfe sonder Wanken; Bald wirst du voll Freude danken, Bald umgibt dich Trost und Licht. Bald wird dir sei» Antlitz scheinen; Hoffe, harre bei dem Weinen, Nie gereut ihn seine Wahl. Er will dich im Glauben üben; Gott, die Liebe, kann nur lieben; Wonne wird bald deine Qual.

Wend' von aller Welt die Blicke, Schau' nicht seitwärts, nicht zurücke, Nur auf Gott und Ewigkeit. Nur zu deinem Jesus wende Aug' und Herz und Sinn und Hände, Bis er himmlisch dich erfreut.

213 AuS des Jammers wilden Wogen

Hat dich oft herausgczogen Seiner Allmacht treue Hand. Nie zu kurz ist seine Rechte;

Wo ist einer seiner Knechte, Der bei ihm nicht Rettung fand?

Schließ' dich ein in deine Kammer, Geh' und schütte deinen Jammer Aus in Gottes Vaterherz. Kannst du gleich ihn nicht empfinden, Worte nicht, nicht Klage finden: Klag' ihm schweigend deinen Schmerz.

Kräftig ist dein tiefes Schweigen, Gott wird sich als Vater zeigen, Glaube nur, daß er dich hört;

Glaub', daß Jesus dich vertreten, Glaube, daß, was er gebeten, Gott, sein Vater, ihm gewahrt.

Drum so will ich nicht verzagen, Mich vor Gottes Antlitz wagen, Flehen, ringen fort und fort. Ja, ich werd' ihn überwinden, Was ich bitte, werd' ich finden; Er gelvbt's in seinem Wort!

214

Erhebung.

Auf, die du so liegest nieder, Meine Seel', und trau're nicht,

Fass' in Gott ein Herze wieder, Wenn dir aller Muth entbricht:

Gott wird sich noch so erweisen, Daß ick ihn werd' all'zeit preisen. Ob du dich gleich noch so kränkest,

Und dir nimmer lässest Ruh', Hin und her ein Ding bedenkest, Dienet's dir doch nirgends zu: Lebe Gott nur zu Gefallen, Der weiß Trost, Rath, Hüls' in allen.

Laß nur allen Unfall kommen, Welchen Gott dir hat verhängt;

Es muß Alles dir doch frommen, Was dich hie und da bedrängt:

Wag' auf Gott dein Thun und Lassen;

Der wird's schicken bestermaßen. Laß nur flammen, laß nur brennen Bei dir die Gewissensangst; Nichts kann je von Gott dich trennen, So dn treulich an ihm hangst: Trane Gott in Glaubenskämpfen, Der wird Flamm' und Feuer dämpfen.

215 Laß dir immerhin entstehen Kreuzeslast und Ungemach; Diesen Weg, den mußt du gehen Deinem lieben Heiland nach: Traue Gott ohn' alles Klagen, Der wird dir stets helfen tragen.

Laß dir immerhin begegnen Todesbild und Trauerpein; Mußt du diese Welt gesegnen, So ergib dich willig drein: Traue Gott in Sterbensnöthen, Der wird allen Tod noch tödten. Drum wohlauf, die du liegst nieder, Meine Seel', und trau're nicht, Fass' in Gott ein Herze wieder, Wenn dir aller Muth entbricht: Gott wird sich noch so erweisen, Daß ich Ihn werd' ewig preisen.

Mein Freund ist mein^ und ich bin sein. Mein Freund ist mein, und ich bin sein; Wir haben Freud' und Leid gemein. Wie nah' sind wir verbunden! Der Vater gibt ihn selbst mir hin, Und mich ihm wieder zum Gewinn, Mein Herz hat ihn gefunden.

216 Mein ist er mit Gerechtigkeit; Mein seine Unschuld, als ein Kleid;

Mein ist sein ganzes Leben; Mein seine Angst und Todesnoth, Als wär' ich selber in den Tod Zur Strafe hingegeben.

Mein ist sein Grab und Aufersteh'u, Weil Haupt und Glied zusammengeh'n Zch bin mit ihm erstanden; Mein seine Auffahrt in die Höh', Da ich mit ihm schon oben steh',

Ganz frei von allen Banden. Mein ist sein ganzes Himmelreich, Sein Geist, sein Vater auch zugleich, Sein Herz ist ganz mein eigen. Was ich nur immer wünschen kann, Treff' ich in ihm beisammen an. Das kann ich nicht verschweigen.

O, wie so selig bin ich hier! Wie wundervoll ist meine Zier! Kein Engel mag mir gleichen. Auf ewig bin ich ihm vertraut; Mein Heil, das Niemand überschaut,

Wird nun kein End' erreichen. Ist er nun aber gänzlich mein, So ist auch wieder Alles sein; Sein ist mein ganzes Leben. Sein ist zuvörderst meine Schuld;

Die trug er als in Gottes Huld

Zum Bürgen hingegeben.

217 Sein ist mein Elend, Kreuz und Schmerz. Es dringt kein Leiden in mein Herz: Er fühlt auch meine Schmerzen. Sein ist nun was ich hab' und bin, Ich gebe mich ihm gänzlich hin; Er wohn' in meinem Herzen!

Willst du, mein Freund, mir Alles sein, So kehr' in nicinem Herzen ein! Es sei dir ganz ergeben. Wo du nicht bist, ist lauter Pein; Drum nimm, ach, nimm es gänzlich ein, Dann find' ich Ruh' und Leben! Ach, laß in mir kein Räumchen frei, Das nicht von dir erfüllet sei, Beherrschet und verkläret! Das Eig'ne bringt für Lust nur Last; Was du hingegen inne hast, Da wird kein Gut entbehret.

So zeuch, ach zeuch mich ganz zu dir, Und wohn' und wirk' allein in mir! Ich will nichts Fremdes leiden. So trifft mein Wahlspruch ewig ein:

Mein Freund ist mein und ich bin sein, Es soll kein Tod uns scheiden!

218

B mein Christ i iah Gott nur walten. £) mein Christ, laß Gott nur walten,

Bete seine Vorsicht an! Liebreich wird er dich erhalten, Da er nichts als lieben kann. Wer auf ihn sich ganz verläßt, Dessen Glück steht felsenfest. Gott weiß Alles wohl zu lenken, Von ihm kömmt der beste Rath; Welcher Mensch wollt' sich noch kränken, Da er Gott zum Vater hat! Er ist Vater, der uns liebt, Wann er nimmt und wann er gibt.

Führt er dich durch rauhe Wege, Schicket er dir Leiden zu, Treffen dich gleich harte Schläge: Deine Seele bleib' in Ruh'! Dulde still, und denk' daran: Was Gott thut, ist wohlgethan. Laß du nur den Vater sorgen, Trau' auf ihn, verzage nicht! Wie das Sonnenlicht am Morgen Auch durch trübe Wolken bricht, So, und nicht von ungefähr, Kömmt von Gott die Hülfe her.

219 Alle Thränen und Beschwerden, Alle Leiden dieser Zeit, Wenn sie Gott gewidmet werden, Bringen Frucht der Seligkeit, Nimm das Kreuz geduldig au, Folge, Jesus geht voran! Gott weiß alles, was dir fehlet, Weiß, was dich zum Besten führt, Er, der deine Haare zählet Und des Feldes Blumen ziert. Drum befiehl in Gottes Plan Deine ganze Lebensbahn.

Bitte nur um seinen Segen, Thu' das deine nur getreu, So wird dir auf allen Wegen, Seine weise Führung neu. Gott ist Vater, Gott ist gut, Gut ist Alles, was er thut!

Du in -em mein Leben ist.

Ew'ge Weisheit, Jesu Christ,

Du, in dem mein Leben ist: Hast du mich vor Zeiten nicht Schon gezogen in dein Licht?

220 Hast du mich nicht schon geliebt, Als ich dich noch oft betrübt?

Gingest du in meiner Schnlach Mir nicht als ein Hirte nach?

Zog der Vater meinen Sinn Nicht zu dir aus Liebe hin? Als ich mich zu dir gewandt, Machtest du dich mir bekannt.

So viel Jahre, Tag' und Stund' Ist mir dein Erbarmen kund; Täglich bleibet mir bereit

Deine Treu' und Gütigkeit. Bei dir mangelt mir auch nicht Heiligung, Kraft, Lieb' und Licht; In dir, Herr, ist Alles mein, Was mein ewig Theil soll sein.

Aber Eins noch fehlet hier: Daß ich nicht recht find' in mir Unbewegte Festigkeit, Volle Lieb' in Freud' und Leid.

Denn mein Wille lenket stch Oft von dir, oft gegen dich,

Da er sollt' in dich allein Kindlich eingekehret sein. Herr, ach ziehe meinen Sinn Gänzlich in den deinen hin,

Bis ich weiß: ich bleibe nun Ewig in der Liebe ruh'n!

221

O daß nie ein Augenblick Mich aus der Gemeinschaft rück', Wo die Seele friedlich ruht Und des Vaters Willen thnt! Drück' stets fester, rein und mild In mein Herz dein heilig Bild, Bis mein Wille deinem gleicht, Und das Lebensziel erreicht!

Herr, wer will dann scheiden mich Von der Lieb', die ewiglich Als ein Siegel in mir stehl, Und aus Gott in Gott eingeht?

Gottvertrauen.

Von Gott will ich nicht lassen, Denn er läßt nicht von mir, Führt mich auf rechter Straßen, Da ich sonst irrte sehr; Er reicht mir seine Hand; Den Abend nnd den Morgen Thut er mich wohl versorgen Sei wo ich woll' im Land.

222 Wenn sich der Menschen Hulde Und Wohlthat all' verkehrt, So find' sich Gott gar balde, Sein' Macht und Gnad' bewährt, Und hilft aus aller Noth, Errett' von Sünd' und Schanden, Voll Ketten und von Banden, Ja, wenn's auch wär' der Tod. Auf ihn will ich vertrauen In ineiuer schweren Zeit. Es kann mich nicht gereuen, Er wendet alles Leid. Ihm sei es heimgestellt: Mein Leib, mein' Seel', mein Leben Sei Gott dem Herrn ergeben, Er mach's, wic's ihni gefällt.

Es thut ihm nichts gefallen, Denn was mir nützlich ist. Er meint's gut mit uns allen, Schenkt uns den Herren Christ, Sein' eingebornen Sohn. Durch ihn er uns bescheret Was Leib und Seel' ernähret. Lob't ihn in's Himmels Thron. Lob't ihn mit Herz und Munde, Was er uns beides schenkt: Das ist ein' sel'ge Stunde, Darin man sein gedenkt; Verlor'n ist alle Zeit, Ohn' ihn verbracht auf Erden; Wir sollen selig werden Und bleib'» in Ewigkeit.

223 Auch wenn die Well vergehet Mit ihrer stolzen Pracht, Nicht Ehr' noch Gut bestehet, Das vor war groß geacht': Wir werden nach dem Tod Tief in die Erd' begraben; Wenn wir geschlafen haben, Will uns erwecken Gott.

Die Seel' bleibt unverloren, Geführt in Abram's Schooß, Der Leib wird neu geboren, Von allen Sünden los, Ganz heilig, rein und zart, Ein Kind und Erb' des Herren. Daran muß uns nicht irren Des Teufels list'ge Art.

Darum ob ich schon dulde Hie Widerwärtigkeit, Wie ich's auch wohl verschulde; Kommt doch die Ewigkeit, Ist aller Freuden voll: Dieselb' ohn' cin'ges Ende, Dieweil ich Christum kenne, Zu Theil mir werden soll. Das ist des Vaters Wille, Der uns erschaffen hat. Sein Sohn hat Gut's die Fülle Erworben und Genad': Auch Gott der heil'ge Geist Im Glauben uns regieret, Zum Reich des Himmels führet; Ihm sei Lob, Ehr' und Preis.

224

Gib Geduld Herr Jesu Christ! Geduldiges Lamm, Herr Jesu Christ,

Der du all' Angst und Plagen, All' Ungemach zu jeder Frist So stille hast getragen: Verleih' auch mir in Leidenszeit

Geduld und edle Tapferkeit!

Du hast gelitten, Dir folgen soll und Daß ich dein Kren; Nachtragen soll mit Ach möcht' ich doch Gleich dir, o Herr,

daß auch ich leiden, dir williglich Freuden, in Kreuz und Pein geduldig sein!

Ich wünsche mir von Herzensgrund, Ein Opfer dir zu werden; Ich will mit dir zu jeder Stund' Gekreuzigt sein auf Erden,

Und wie ein Lamm ganz sorgenlos

Mich legen in des Hirten Schooß. Laß auf mich fallen Kreuz und Pein, Laß kommen alle Plagen!

Laß mich gehaßt, verspottet sein, Verwundet und zerschlagen: Gib nur, daß ich am trübsten Tag,

Wie du, geduldig bleiben mag!

225 Ich weiß, der Mensch kann ohne Leid Zur Freude nicht gelangen,

Weil du zu deiner Herrlichkeit Selbst bist durch's Kreuz gegangen. Wer nicht will tragen deine Pein, Kann auch mit dir nicht selig sein.

Psalm 32. Wohl dem,

dem die Uebertretungen vergeben sind,

dem die Sünde bedecket ist.

Wohl dem Menschen, dem der Herr die Miffethat nicht zurechnet, und in deß Geist kein Falsch ist.

Denn da ich's wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen.

Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir, daß mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre

wird, Sela. Darum bekenne ich dir meine Sünde, und verhehle meine Missethat nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Uebertretungen bekennen. Da vergabst du mir die

Missethat meiner Sünde, Sela. Darum

werden dich

alle Heiligen

anflehen zur Zeit,

Ja, wenn große Wasserfluthen kommen, werden sie nicht an dicselbigen gelangen. wo du zu finden bist. ©eiftficbc Lieder.

15

226 Du bist mein Schirm; du wirft mich vor Angst be­ hüten, und mich umgeben mit Jubeln der Errettung, Sela. Ich will dich unterweisen,

und dir den Weg zeigen,

den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen

leiten. Seid nicht wie Rosse und Mäuler ohne Verstand, welchen man Zaum und Gebiß muß in das Maul legen, wenn sie nicht zu dir wollen. Der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den Herrn

hoffet, den wird die Güte umfahen.

Freuet euch des Herrn, und seid ftöhlich, ihr Gerechten,

und rühmet alle ihr Frommen.

Morgeulied.

Die Nacht ist hin, die Finsterniß vergangen,

Dich ruf' ich an, o Jesu, mein Verlangen! Ach! lasse doch nunmehr ans meinem Sinn, Was finster ist, ans ewig weichen hin. Erleuchte mich, und laß mich auferstehen Dem Innern nach, daß man an mir mög' sehen, Wie nicht mehr ich, vielmehr du selbst in mir Nun lebest, und mein Leben ist in dir.

227 Zwar bleibet hie mein geben noch verborgen

In dir, mein Heil! doch laß ich dich nur sorgen, Du wirst dereinst, wenn du wirst offenbar, Mein geben auch ganz berrlich stellen dar. Indessen laß mich nur nach deme trachten, Was droben ist, das Irdische verachten,

Damit, der Welt und Sund' gestorben ab, Ich, Herr, in dir ein neues geben hab'. gaß heute mich die Worte, Werk' und Dichten Mit aller Treu' zu deinem gebe richten, Daß mein Gewissen keine Sünd' verletz',

Anch nichtes mich aus deiner Gnade setz'. Was löblich ist und nützlich andern Christen,

Da wollest du mich sechsten mit ansrüsten, Daß Siebe, Keuschheit, Demuth, Freundlichkeit An mir erschein' die ganze gebenszcit.

Hingegen nimm von mir die alten Sünden, gaß alle Schuld und Strafe ganz verschwinden. Gleich wie die Nacht dem Tage weichen muß, So weiche sie von mir auf Herzensbuß'. Dein theures Blut, das du für mich vergossen, Und mildiglich von deinem Setb geflossen, Das mache mich von allen Sünden rein, So werd' ich schön und ohne Makel sein.

Dies sei mein Schmuck, den will ich henk' anlegen;

Und sollte sich auch etwas in mir regen, Das bei der Welt noch Gunst und Ebre sucht,

So sei es jetzt sammt aller Sünd' verflucht. 15*

228 Du bist es ja, du Schönster unter allen,

Dem ich hinfort alleine will gefallen, O Jesu, du mein süßer Bräutigam, Mein Seelenhirt, du wahres Gotteslamm! Mit Herz und Mund seist du von mir gepriesen,

Daß du bisher dich gegen mich erwiesen Als Vater, Helfer, Rath und starker Schild, Und daß du mich auch selig machen willt. Beschütze mich doch heute mit den Meinen,

Laß über uns dein Gnadenantlitz scheinen.

Was nöthig ist, das werde uns bescheert, Auf daß dein Ruhm auch dadurch werd' vermehrt.

In der Nacht. Wenn ich erwach' ans leisem Traum' Und oben von dem Himmelsraum'

Die ew'gen Sterne niederschau'n, So denk' ich: d» bist wach geblieben! Und innig mahnt mich's, dich zu lieben Und dir mein Jnn'rcs zu vertrau'«.

Liegt dann die Welt von Schlaf umfangen, So denk' ich freudig ohne Bangen: Getrost, ich bin ja nie allein! Gott ist mit mir zur nächt'gen Stunde, Er senkt in meines Herzens Grunde Manch' süßes Hlinmelswort mir ein.

229

Mein Heiland, lehr' mich bei dir bleiben! Mein Heiland, lehr' mich in dir bleiben,

Und nie von dir, dem Weinstock geh'n! Dn wolltest mich dir cinverlciben, So hilf mir auch im Wachsthum steh'n, Daß meine Frucht durch Lieb' und Treu' Mit jedem Tage reicher sei!

Ich soll und will mich nicht begnügen, Mit einer kleinen Fruchtbarkeit; Drum laß iu deiner Kraft mich siegen Stets über Lust und Eigenheit! Die wilden Sprossen schneid' heraus, Dann kommt viel edle Frucht heraus! Ich kann mich selbst nicht weiter bringen, Ich weiß, ich kann Nichts ohne dich; Mit dir nur, Jesu, kann's gelingen; Du stärkest und belebest mich; Dein Leben ist's, das stets mich treibt, Wenn nur die Seele bei dir bleibt.

Drum laß dein Wort mir stets erschallen, Und meines Herzens Losung sein: „Bleib', bleib' in mir, sonst wirst dn fallen!" O präge diesen Ruf mir ein, Damit ich, wo ich geh' und steh', Dein denk' und kindlich zu dir fleh'!

230 Ja, schränke mich auf allen Seiten In dich nur immer enger ein; Laß mich dein Aug' beständig leiten,

Dein Leben mir zum Vorbild sein! Dein Wort sei meines Herzens Licht, Dein Kreuz verberge sich mir nicht!

Dann bin ich recht in deinen Händen, Und ruh' in deines Willens Rath; Dann wirft du schon dein Werk vollenden, Und was mein Herz vonnöthen hat. Du weißt es ja, und gibst cs auch; Das, Herr, ist deiner Liebe Brauch!

Drum sei die Sorge meiner Seele Dir immer kindlich heimgestellt. Du bist's, dem ich mich anbcfehle, Dann hab' ich Schutz vor Sünd' und Welt,

Ja, Hüll' und Fülle, Muth und Kraft, Die mir nur Heil und Frieden schafft. Ich will: dein Geift nur soll mich treiben; Ich will dein treues Werkzeug fein! Mein Herz soll deine Werkstatt bleiben, Soll eigen heißen dir allein!

Und ist mein Tagewerk gescheh'«, Dann, Jesu, laß mich wohl besteh'«!

231

Alles Gott befohlen. Befiehl du deine Wege Und was dein Herze kränkt

Der allertrcnsten Pflege Deß', der den Himmel lenkt; Der Wolken, Luft und Winden Gibt Wege, Lauf und Bahn, Der wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann. Dem Herrn mußt du vertrauen, Wenn dir's soll wohl ergeh'n; Auf sein Werk mußt du schauen, Wenn dein Werk soll besteh'»:

Mit Sorgen und mit Grämen

Und mit selbfteigner Pein, Läßt Gott ihm gar nichts nehmen;

Es muß erbeten sein. Dein' ew'ge Treu' und Gnade,

O Bater weiß und sieht, Was gut sei oder schade Dem sterblichen Geblüt; Und was du daun erlesen, Das treibst du, starker Held, Und bringst zum Stand und Wesen,

Was deinem Rath gefällt.

232 Weg' hast du allerwegen An Mitteln fehlt's dir nicht, Dein Gang ist lauter Segen, Dein Thun ist lauter Licht: Dein Werk kann Niemand hindern, Dein' Arbeit kann nicht ruh'n, Wenn du, was deinen Kindern Ersprießlich ist, willst thun. Und obgleich alle Teufel Hie wollten widersteh'», So wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke geh'«: Was er ihm vorgenommen, Und was er haben will, Das muß doch endlich kommen Zu seinem Zweck und Ziel.

Hoff', o du arme Seele, Hoff' und sei unverzagt; Gott wird dich aus der -Höhle, Da dich der Kummer jagt, Mit großen Gnaden rücken; Erwarte nur die Zeit, So wirst du schon erblicken, Die Sonn' der schönsten Freud'.

Auf, auf, gib deinem Schmerze Und Sorgen gute Nacht; Laß fahren, was das Herze Betrübt und traurig macht: Bist du doch nicht Rezente, Der Alles führen soll, Gott sitzt im Regimente, Und führet Alles wohl.

233 Ihn, ihn laß thnn und walten. Er ist ein weiser Fürst, Und wird sich so verhalten,

Daß du dich wundern wirst, Wenn er, wie ihm gebühret Mit wunderbarem Rath, Das hat hinausgeführet, Was dich geängstigt hat. Er wird zwar eine Weile Mit seinem Trost verzieh'», Und thun an seinem Theile, Als hatt' in seinem Sinn

Er deiner sich begeben, Und sollst du für und für In Angst und Nöthen schweben, So frag' er nichts nach dir.

Wird's aber sich befinden, Daß du ihm treu verbleibst, So wird er dich entbinden, Da du's am mind'stcu gläubft: Er wird dein Herze lösen Bon der so schweren Last,

Die du zu keinem Bösen Bisher getragen hast.

Wohl dir, du Kind der Treue,

Du hast und trägst davon Mit Ruhm und Dankgeschreie,

Den Sieg und Ehrenkron'. Gott gibt dir selbst die Palmen In deine rechte Hand, Und du singst Freudenpsalmen Dem, der dein Leid gewandt.

234 Mach' End', o Herr, »lach' Ende An aller uns'rer Noth; Stärk' unsre Fuß' und Hände, Und laß bis in den Tod

Uns all'zeit deiner Pflege Und Treu' empfohlen sein,

So gehen unsre Wege Gewiß zum Himmel ein.

B selig Haus, wo man dich ausgenommenl O selig Haus, wo man dich ausgenommen, Du wahrer Seelenfreund, Herr Jesus Christ,

Wo Du Wo Und

unter allen Gästen, die da kommen, der gefeiertste und liebste bist;

Aller Herzen dir entgegenschlagen, Aller Augen freudig auf dich seh'n,

Wo Aller Lippen dein Gebot erfragen,

Und Alle deines Wink's gewärtig steh'n.

O selig Haus, wo Mann und Weib in einer, In deiner Liebe eines Geistes sind,

Als beide eines Heils gewürdigt, keiner

Im Glaubensgrunde anders ist gesinnt. Wo beide unzertrennbar an dir hangen, In Lieb' und Leid, Gemach und Ungemach,

Und nur bei dir zu bleiben stets verlangen An jedem guten, wie am bösen Tag.

235 O selig Haus, wo man die lieben Kleinen Mit Händen des Gebets an's Herz dir legt, Du Freund der Kinder, der sie als die Seinen

Mit mehr als Mutterliebe hegt und pflegt. Wo sie zu deinen Füßen gern sich sammeln Und horchen deiner süßen Rede zu, Und lernen früh dein Lob mit Freuden stammeln, Sich deiner freu'n, du lieber Heiland, du.

O selig Haus, wo Knecht und Magd dich kennen, Und wissend, wessen Augen auf sie seh'n, Bei allem Werk in einem Eifer brennen, Daß es nach deinem Willen mag gescheh'n; Als deine Diener, deine Hausgenossen, In Demuth willig und in Liebe frei, Das Ihre schaffen froh und unverdrossen,

In kleinen Dingen zeigen große Treu'.

O selig Haus, wo du die Freude theilest, Wo man bei keiner Freude dein vergißt;

O selig Haus, wo du die Wunden heilest, Und Aller Arzt und Aller Tröster bist; Bis jeder einst sein Tagewerk vollendet Und bis sie endlich Alle ziehen aus Dahin, woher der Batcr dich gesendet,

Jn's große, freie, schöne Vaterhaus.

236

Nur Gott allein, o gold'nes Wort!

Nur Gott allein! O gold'nes Wort!

Such's, wo du willst am andern Ort, Du find'ft es nicht: Und wenn's geschieht, Auch dein Gefund'nes ist es nicht: Und hast du's ja, So ist's kaum da; Was du gefunden, Ist schon verschwunden: Gott bleibt allein.

Wer Erde sucht, find' Erdenlast, Und geht auf Spreu und Wind zu Gast; Mit Müh' und Streit, Verdruß und Leid, Erjagt, bewahrst und spät bereit: Ein Freund in Noth, Ein Trost im Tod, Dir g'nug ist keiner Bis dir's wird Einer, Dein Gott allein.

237 Hab' was du willst; wär's noch so viel, Dein nagend Hungern hat kein Ziel; Hab' was es sei; es heißt auf's neu', Ach hätt' ich jenes noch dabei? Und hast du's auch, So ist's nur Rauch: Wer nichts begehret, Dem wird's gewähret In Gott allein.

Viel Wissen, macht nicht satt noch klug; Wer Gott nicht weiß, weiß nimmer g'nug: Ein leerer Dunst, Ist alle Kunst; Im Tod hilft nichts, als Liebesbrunst; Ein Kind trifft nur Der Weisheit Spur, Wenn's all's läßt fallen, Nichts weiß in allen, Als Gott allein.

Nur Gott allein im höhern To»! Hast du viel Licht und Gaben schon, Wirst du erquickt, Und hochgeschmückt, Mit tausend Tugenden bestickt; Was soll es sein? Es ist nicht dein: Wcr's Ziel will schauen, Ganz nackt muß trauen In Gott allein.

238 Mein Sott! was du nicht bist allein, Ist all's zu viel, ist all's zu klein: Nichts paßt, nichts nährt, Nichts stillt, nichts währt: Drum halt' ich mich dir ausgeleert; Du selbst nur speis'st Den ew'gen Geist: O schönes Einsam! O süß Gemeinsam, Mit Gott allein!

Wen hab', was such' ich neben dir, Im Himmel und auf Erden hier? Ich will Gott pur; Weg Creatur! Mein Fleisch und Herz verschmachte nur; Ein ew'ges Gut Erhält den Muth: Mein Fels steht feste; Mein Theil das beste Ist Gott allein.

239

Verlaß auf Gott.

$n allen meinen Thaten

Laß ick den Höchsten rathen, Der Alles kann und hat; Er muß zu allen Dingen, Soll's anders wohl gelingen, Selbst geben Rath und That.

Nichts ist es spat und frühe Um alle meine Mühe, Mein Sorgen ist umsonst: Er mag's mit meinen Sachen Nach seinem Willen machen; Ich stcll's in seine Gunst.

Es kann mir nichts geschehen Als was er hat versehen, Und was mir selig ist: Ich nehm' cs, wie cr's giebst;, Was ihm von mir geliebet, Das hab' auch ich erkiest. Ich traue seiner Gnaden, Die mich vor allem Schaden, Bor allem Uebel schützt: Leb' ick nach seinen Sätzen, So wird mich nichts verletzen,. Nichts fehlen was mir nützt.

240 Er wolle meiner Sünden In Gnaden mich entbinden, Durchstreichen meine Schuld: Er wird auf mein Verbrechen Nicht stracks das Urtheil sprechen, Und haben noch Geduld. Leg' ich mich späte nieder,

Erwach' ich frühe wieder, Lieg' oder zieh' ich fort, In Schwachheit und in Banden,

Und was mir stößt zu Handen, So tröstet mich sein Wort. Hat er es denn beschlossen,

So will ich unverdrossen An mein Verhängniß geh'n: Kein Unfall unter allen Wird mir zu harte fallen, Ich will ihn übersteh'n. Ihm hab' ich mich ergeben,

Zu sterben und zn leben, Sobald er mir gebeut: Es sei heut' oder morgen, Dafür laß ich ihn sorgen, Er weiß die rechte Zeit.

So sei nun , Seele, seine, Und traue dem alleine,

Der dich geschaffen hat:

Es gehe, wie cs gehe, Dein Vater in der Höhe Weiß allen Sachen Rath.

241

Die Mutter am Abend vor dem Herrn.

Dunkel ist's.

Des Lebens laute Töne

Sind verstummt in tiefer Mitternacht; Sterne wandeln dort in lichter Schöne, Alles schlummert, nur die Liebe wacht. Mutterliebe hier in dunkler Tiefe, Mutterliebe dort im Himmelslicht! Ruhe, Herz! wenn deine Lieb' entschliefe: Jene Liebe schläft noch schlummert nicht.

Auch an euch, ihr Meine Kindlein, hat Schlummert nur! es Eure Engel hier die

Blumen meines Lebens, sie längst gedacht! halten nicht vergebens stille Wächt.

Hier ist.Bethel, hier die Himmelsleiter; Boten Gottes steigen auf und ab, Pie der Herr -als schützende Begleiter Seinen Kleinen mit in's Leben gab. Fühl' ich ihrer Flügel leises Wehen? Macht ihr Dasein mir so wohl und still? O, noch mehr begehrt des Glaubens Flehen, Als der Engel Nähe Wohlgefühl! Geistliche Lieder.

10

242 Tritt herein mit deinem reichen Segen, Du, der Mütter hört und Kinder liebt,

Die durchgrab'ne Hand auf sie zu legen, Die uns jede Himmelsgabe gibt! Dein sind sie! du hast sie mir gegeben, Wieder leg' ich sie an deine Brust;

Da versiegle sie zum cw'gen Leben, Mache deiner Liebe sie bewußt!

Wärest du nicht mein, du Trost der Sünder, Schaute ich des Lebens Klippen an: Thränen hätt' ich nur für meine Kinder.

Doch du lebst, und nimmst dich unser an.

Birg sie, Herr in deinen treuen Armen, Heile du der Sünde frühen Schmerz! Leite ihren Gang durch dein Erbarmen; Weiß'st ja um das arme Menschenherz!

War der Eltern Jrrsal und Verderben

Mit dem ersten Hcrzensschlag ihr Theil: O, so laß von dir sie And'rcs erben, Deiner Unschuld blutcrrung'neS Heill

Schreib' in's Buch des Lebens ihre Namen,

Jene neuen, die die Welt nicht kennt! Halt' im heil'gen Bunde sic zusammen; Binde du, wenn je die Welt sie trennt. Soll es auch für sie durch Nächte gehen, Rührt ihr Klagen schmerzlich einst mein Ohr,

O so führe aus den bittern Wehen Schöner deines Lebens Sieg hervor!

243 Weide deine Schaafc! laß mich schauen, Daß sie nie auf fremder Weide gch'n Und in deines Paradieses Auen Freudig einst um ihren Hirten steh'n!

Schlummert dclin in eures Hirten Namen, Kindlein, der sein Reich euch zugcsagt! Sein Verheißen bleibet Ja und Amen; Nächte flieh'n, der cw'ge Aufgang tagt!

Ach Gott, verlaß mich nicht!

Ach Gott, verlaß mich nicht, Gib mir die Gnadenhände; Ach führe mich, dein Kind, Daß ich den Lauf vollende Zu meiner Seligkeit; Sei du mein Lebenslicht, Mein Stab, mein Hort, mein Schutz: Ach Gott, verlaß mich nicht. Ach Gott, verlaß mich nicht, Regiere du mein Wallen; Ach laß mich nimmermehr In Sund' und Schande fallen; Gib mir den guten Geist, Gib Glaubenszuversicht, Sei meine Stärk' und Kraft, Ach Gott, verlaß mich nicht.

244 Ach Gott, verlaß mich nicht, Ich ruf' aus Herzensgründe; Ach Höchster, stärke mich In jeder bösen Stunde;

Wenn mich Versuchung plagt Und meine Seel' anficht, So weiche nicht von mir,

Ach Gott, verlaß mich nicht. Ach Gott, verlaß mich nicht,

Ach Ach Mit Die Die

laß dich doch bewegen; Vater, kröne doch reichem Himmelssegen Werke meines Amts, Werke meiner Pflicht,

Zu thun was dir gefällt, Ach Gott, verlaß mich nicht. Ach Gott, verlaß mich nicht, Ich bleibe dir ergeben:

Hilf mir, o großer Gott, Recht glauben, christlich leben

Und selig scheiden ab,

Zu sch'n dein Angesicht;

Hilf mir in Noth und Tod, Ach Gott, verlaß mich nicht.

245

Her? und Hände hochrrhoben. Herz und Hande hocherhoben

Tret' ich vor dein Angesicht; Meine Zunge ist voll Loben Und mein Auge voller Licht, Hochbegnadigt, hochbeglücket Schau' ich, was du mir gethan, Und im tiefsten Geist entzücket Darf ich meinem Heiland nah'n. Als ich wähnte zu verderben, Und mein Sein in Nichts zerbrach, Meine Seele wollte sterben, Ricf'st du diesen Morgen wach; Und in eitel Sieg verschlungen Ist durch deine Hand der Tod, Und die Seele losgcrnngen Von der Erde Lust und Noth.

Herr, wie hast du angesehen Deines Dieners Niedrigkeit! Denen, die in Lilien gehen, Hast auch ihn du eingereiht. Um mich leuchten, um mich weben Seh' ich froh dein heilig Reich, Und mein altes Sein und Leben Einer fernen Wolke gleich.

246 Ach wie himmlisch, ach wie prächtig Ist es großer Gott bei dir! Heilig, wunderbar und mächtig Ist dein Name für und für. Ueber alle Höh'n und Weiten, Streckt sich die Barmherzigkeit; Wer dich fürchtet, den begleiten Heil und Frieden allezeit. Die Gewalt'gen stößt vom Stuhle Deines Armes große Kraft, Und in des Verderbens Pfuhle Stirbt der Hoffarth Leidenschaft; Aber, die in Demuth wandeln, Zieh'st du nah' zu deinem Thron, Und der Einfalt schlichtes Handeln Krönest du mit hohem Lohn. Und die Hungrigen die füllest Du mit Gütern reich und hehr, Und, wie dn ihr Sehnen stillest, Lässest du die Reichen leer. In des Leidens tiefste Wunden Gießest du des Heiles Oel; Ja, du hilfst zu allen Stunden Deinem Diener Israel. Wie du einst zu unsern Vätern Sprach'st dein gnadenreiches Wort, Tönt es allen deinen Betern Heute noch und immer fort. Köstlich ist cs, Ja und Amen; Wer es hört, der freuet sich, Und dein auscrwäbltcr Samen Lebt und grünet ewiglich.

247

Psalm 34. Ich will den Herm preisen allezeit, sein Lob soll im­ merdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen

des

Herrn,

daß die

Elenden hören, und sich freuen.

Erhebet mit mir den Herrn, und lasset uns mit ein­ ander seinen Namen erhöhen. Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir, und er­ rettete mich aus aller meiner Furcht.

Welche ihn ansehen und anlaufen, deren Angesicht wird nicht zu Schanden.

Da dieser Elende rief, hörete der Herr, und half ihm aus allen seinen Nöthen. Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn

fürchten, und hilft ihnen aus. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl

dem, der auf ihn trauet.

Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen; denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.

Junge Löwen müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut. Kommt her, Kinder, höret mir zu; ich will euch die Furcht des Herrn lehren.

248 Wer ist, der gut Leben begehret, und gerne gute Tage

hätte? Behüte deine Zunge vor Bösem, und deine Lippen,

daß sie nicht falsch reden. Laß vom Bösen, und thue Gutes; suche Frieden und

jage ihm nach.

Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten, und

seine Ohren auf ihr Schreien. Das Antlitz des Herrn

stehet wieder die so Böses

thun, daß er ihr Gedächtniß ausrotte von der Erde.

Wenn Jene schreien, so höret der Herr, und errettet

sic auö aller ihrer Noth. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenes Gemüth haben.

Der Gerechte muß viel leiden; aber der Herr hilft ihm

aus dem Allen. Er bewahret ihm alle seine Gebeine, daß derer nicht

eins zerbrochen wird. Den Gottlosen wird das Unglück tödten, und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben.

Der Herr erlöset die Seele seiner Knechte; und Alle, die auf ihu trauen, werden keine Schuld haben.

249

Allein zu dir, Herr Jesu Christ! Allein zu dir, Herr Jesu Christ,

Mein' Hoffnung steht auf Erde»; Ich weiß, daß du mein Tröster bist,

Kein Trost mag mir sonst werden: Von Anbeginn ist nichts erkor'n, Aus Erde» ist kein Mensch gebor'n, Der mir aus Nöthen helfen kann; Dich ruf' ich an,

Von dem ich Hüls' erlangen kann. Mein' Sünd' ist schwer und übergroß

Und reuet mich von Herzen,

Derselben mach' mich frei und los Durch deinen Tod und Schmerzen; Und zeig' mich deinem Vater an, Daß du hast g'nug für mich gethan, So werd' ich frei der Sündenlast: Herr, halt mir fest Meß' du dich mir versprochen hast. Gib mir, Gott der Barmherzigkeit, Den wahren Christenglauben, Auf daß ich deine Süßigkeit

Mög' inniglich anschauen, Vor allen Dingen lieben dich Und meinen Nächsten gleich als mich: Am letzten End' dein' Hüls' mir send',

Damit behend' Des Teufels List sich von mir wend'.-

250 Ehr' sei Gott in dem höchsten Thron, Dem Vater aller Güte, Und Christo, seinem liebe» Sohn, Der nns all'zeit behüte, Und Gott dem heiligen Geiste, Der uns sein' Hüls' all'zeit leiste, Damit wir ihm gefällig sein, Hier in der Zeit Und dort hernach in Ewigkeit.

Stille in Gott. Was von außen und von innen Täglich meine Seele drückt, Und hält Herz, Gemüth und Sinnen Unter seiner Last gebückt, In dem Allen ist dein Wille, Gott, der aller Unruh' wehrt, Und mein Herz hält in der Stille, Bis es deine Hüls' erfährt.

Denn du bist mein Fels auf Erden, Da ich still und sicher leb'; Deine Hülfe muß mir werden, So ich mich dir übergeb': Dein Schutz ist mein Trutz alleine Gegen Sünde, Noth und Tod; Denn mein Leiden ist das deine, Weil ich dein bin, o mein Gott.

251 Auf dich harr' ich, wenn das Leiden Nicht sobald zum Ende eilt, Dich und mich kann's nimmer scheiden, Wenn's gleich noch so lang verweilt: Und auch dies mein gläub'ges Hoffen Hab' ich nur allein von dir: Durch dich fteht mein Herz dir offen, Daß du solches schaff'st in mir.

Bei dir ist mein Heil und Ehre, Meine starke Zuversicht; Willst du, daß die Noth sich mehre, Weiß ich doch, du läßt mich nicht: Meint der Feind mich zu erreichen Und zu werfen unter sich, Will ich auf den Felsen weichen, Der wirft Alles unter mich. Lieben Leute traut beständig Auf ihn, als auf euer« Hort; Er ist Gott und heißt lebendig, Ist euch uah' an jedem Ort: Wann und wo euch Hülse nöthig, Da klopf't an, er ist zu Haus, Kommt und ist zur Hüls' erbötig; Schütt' das Herz nur vor ihm aus.

Aber wie kann's dem gelingen, Der auf Fleisch die Hoffnung richt'? Große Leut' sind sammt Geringen In der Noth gar ohn' Gewicht: Trau't doch lieber auf den Einen, Welcher Lieb' und Allmacht hat, Daß er helfen kann den Seinen, Und beweiset's mit der That.

252

Auf dich, mein Gott, bau’ ich feste, Geh’ in aller Stille hin, Denn zuletzt kommt doch das Beste, Und das End’ ist mein Gewinn: Deine Allmacht hilft mir tragen, Deine Lieb’ versüßet mir Alles Bitt’re, alle Plagen, Darum bin ich still zu dir. Laß, o Seele, es nur gehen Wie es geht, und sorge nicht: Endlich wirst du dennoch sehen, Daß Gott übt ein recht Gericht: Jetzo ist er deine Stärke, Daß dir gar nichts schaden kann: Dort vergilt er alle Werke, So ein Jeder hat gethan.

Breit’, o Herr, doch deine Güte Ueber mich, nimm mich in dich, So wird hinfort mein Gemüthe Stille bleiben ewiglich: Werde Alles uns in Allen, Gib uns, daß wir dir allein All’zeit trachten zu gefallen, So wird Alles stille sein.

253

Geh', vertrau' nur Gott dem Herrn! Geh', vertrau' nur Gott dem Herrn! Folg' ihm kindlich, folg' ihm gern!

Will dein Herz in Jammer brechen, Tritt zu seines Lebens Bächen! Einen Trunk aus dieser Fluth! Alles, Alles ist dann gut. Wo dich rings ein Abgrund schreckt,

Der zu deinem Fuß sich streckt: Zwischen Höhen, zwischen Schlünden, Weiß er einen Steg zu gründen,

Tritt aus einer Felsenwand,

Führet dich in eb'nes Land. Alles ist in seinem Rath

Weisheit, Liebe, Will' und That;

Alles hat er vorgesehen; Denn das Maß für seine Zeit Ist ja nur die Ewigkeit. Darum stille, still int Schmerz!

Er legt dir die Hand auf's Herz, Und sein Beben und sein Schlagen,

Seine Seufzer, seine Klagen Deckt er sanft mit seiner Ruh'

In den höchsten Nöthen zu.

254 O mein Heiland, o mein Gott! Ward mein Glaube je zum Spott?

Bitter muß ich mich ja grämen, Bitter muß ich niich ja schämen:

Fort und fort geht deine Huld,

Fort und fort wächst meine Schuld. Neues Leben, neuer Muth Schwellet Sinne, Herz und Blut, Und mit Danken und mit Loben Schwing' ich wieder mich nach oben, Wie ein Adler frisch und jung Durch die Morgendämmerung.

B heil'grr Geist, Kehr' bei uns ein! O heil'ger Geist, kehr' bei uns ein Und laß uns deine Wohnung sein, O komm', du Herzenssonne! Du Himmelslicht, laß deinen Schein Bei uns und in uns kräftig sein Zu steter Freud' und Wonne! Sonne, Wonne, Himmlisch Leben, Willst du geben, Wenn wir beten, Zu dir kommen wir getreten.

255 Du Quell', draus alle Weisheit fleußt, Die sich in fromme Seelen geußt, Laß deinen Trost uns hören, Daß wir in Glaubenseinigkeit Auch können aller Christenheit

Dein wahres Zeugniß lehren: Höre, Lehre, Daß wir können Herz und Sinnen Dir ergeben,

Dir zu Lob und uns zum Leben.

Steh' uns stets bei mit deinem Rath

Und führ' uns selbst den rechten Pfad,

Die wir den Weg nicht wissen: Gib uns Beständigkeit, daß wir Getreu dir bleiben für und für, Wenn wir auch leiden müssen: Schaue, Baue, Was zerrissen, Und geflissen Dich zu schauen Und auf deinen Trost zu bauen.

Laß uns dein' edle Balsamkraft Empfinden und zur Ritterschaft"

Dadurch gestartet werden, Auf daß wir unter deinem Schutz Begegnen aller Feinde Trutz Mit freudigen Geberden: Laß dich reichlich Auf uns nieder, daß wir wieder Trost empfinden

Alles Unglück überwinden.

256 O starker Fels und Lcbenshort

Laß uns dein himmelsiißes Wort In unsern Herzen brennen, Daß wir uns mögen nimmermehr

Von deiner weishcitreichen Lehr'

Und reinen Liebe trennen: Fließe, gieße Deine Güte in's Gemüthe, daß wir können Christum unsern Heiland nennen.

Tu süßer Himmelsthau, laß dich In unsre Herzen kräftiglich,

Und schenk' uns deine Liebe,

Daß unser Sinn verbunden sei Dem Nächsten stets mit Liebestreu, Und sich darinnen übe:

Kein Neid, kein Streit Dich betrübe, Fried' und Liebe Müsse schweben,

Fried' und Freude wirst du geben.

Gib, daß in reiner Heiligkeit Wir führen unsre Lebenszeit, Sei unsres Geistes Stärke,

Daß uns hinfort sei unbewußt Die Eitelkeit, des Fleisches Lust

Und seine todten Werke: Rühre, führe Unsre Sinnen Und Beginnen Von der Erden,

Daß wir Himmelserben werden.

257

Kinder liebet! Kinder liebet, Und betrübet Nicht durch Argwohn euren Freund, Der euch stündlich

Unergründlich Liebet und von Herzen meint.

Arges denken Herzenskränken Und kein Herzensbessern bringt: Bleib' nicht ferne;

Gott hilft gerne, Wer sich kindlich zu ihm dringt.

Ja, ihr Kinder, Wir sind Sünder;

Doch nimmt Jesus Sünder an: Kommt mit Demuth, Klagt's mit Wchmuth, Und dann sei's wie nicht gethan. Liebet, liebet;

Gott, der giebst Sich den Liebenden umsonst: Da verschwinde» Alle Sünden Wie ein Strohhalm in der Brunst. Geistliche Vieser ]7

253 Nahet freier Zu dem Feuer Dieser großen Jesuslieb:

Wartet kühne, Wenn's auch schiene, Daß er euch von dannen trieb.

Seinen Armen

Und Erbarmen Ueberlaßt euch, wie ihr seid: Ihm ankleben, In ihm leben, Wirket alle Heiligkeit. Mutterherze!

Unser Schmerze, . Unser Elend lieget bloß: Wir versenken Unser Kränken Und uns selbst in deinen Schooß. Schließe drinnen Herz und Sinnen; Du hast uns gemacht für dich,

Und erlesen, Sel'geö Wesen Dir zur Freude ewiglich. Weil du liebest Und dich giebest, Halten wir auch nichts zurück; Woll'n dir trauen, Auf dich schauen, Auf uns selbst mit keinem Blick.

259

ZUM Abendmahl. O Jesu, du mein Bräutigam, Der du aus Lieb' an's Kreuzes Stamm Für mich den Tod gelitten hast, Genommen weg der Sünden Last: Ich komm' zu deinem Abendmahl, Verderbt durch manchen Sündenfall; Ich bin krank, unrein, nackt und bloß, Blind, elend, arm: mich nicht verstoß'. Du bist der Arzt, du bist das Licht, Du bist der Herr, dem nichts gebricht, Du bist der Brunn' der Heiligkeit, Du bist das rechte Hochzeitkleid. Darum, Herr Jesu, bitt' ich dich, In meiner Schwachheit heile mich; Was unrein ist, das mache rein Durch deinen hellen Gnadenschein.

Erleuchte mein verfinstert Herz, Zünd' an die schöne Glaubcnskerz; Mein' Armuth in dein' Reichthum kehr', Und meinem Fleische sten'r und wehr. Auf daß ich dich, du wahres Brod Der Engel, wahrer Mensch und Gott, Genieß' zu Preis und Lobe dein Und zu dem cw'gen Heile mein. 17*

260 Lösch' alle Laster aus in mir, Mein Herz mit Lieb' und Glauben zier, Und was sonst ist von Tugend mehr, Das Pflanz' in mir zu deiner Ehr'. Gib was uns nütz' zu Seel' und Leib, Was schädlich ist, fern von mir treib': Komm' in mein Herz, laß mich mit dir Vereinigt bleiben für und für.

Hilf, daß durch deines Mahles Kraft Das Bös' in mir werd' abgeschafft; Erlassen alle Sünd' und Schuld, Erlangt des Vaters Lieb' und Huld. All' meine Feind' vertreib', o Held, Der du allein behältst das Feld: Den guten Vorsatz, den ich führ', Durch deinen Geist mach' fest in mir. Mein Leben, Sitten, Sinn und Pflicht Nach deinem heil'gen Willen richt': Ach, laß mich meine Tag' in Ruh' Und Friede christlich bringen zu: Bis du mich, o du Lebensfürst, Zu dir in Himmel nehmen wirst, Daß ich bei dir dort ewiglich An deiner Tafel freue mich.

261

Ich singe dir mit Herz und Mund,

Herr, meines Herzens Lust! Ich sing' und mach' auf Erden kund, Was mir von dir bewußt. Ich weiß, daß du der Brunn' der Gnad' Und ew'ge Quelle sci'st, Daraus uns Allen früh und spat Biel Heil und Gutes fleußt.

Du strafst uns Sünder mit Geduld Und schlag'st nicht allzusehr: Ja, endlich nimmst du unsre Schuld Und wirfst sie in das Meer. Du füll'st des Lebens Mangel aus Mit dem was ewig steht, Und führ'st uns in des Himmels Haus, Wenn uns die Erd' entgeht. Wohl auf, mein Herz, sing' und spring' Und habe guten Muth: Dein Gott, der Ursprung aller Ding', Ist selbst und bleibt dein Gut.

262

Psalm 145. 3$ will dich erhöhen, mein Gott, du König, und deinen Namen loben immer und ewiglich. Ich will dich täglich loben, und deinen Namen rühmen

immer und ewiglich.

Der Herr ist groß und sehr löblich, und seine Größe ist unerforschlich. Kindeskindcr werden deine Werke preisen,

und deine

Gewalt verkündigen.

Von

deiner

herrlichen

schönen

Pracht,

und

deinen

Wundcrthaten will ich dichten.

Daß man soll reden von deiner schrecklichen Kraft, will ich erzählen deine Größe.

Daß man strömen lasse den Ruhm deiner vielen Güte, und ob deiner Gerechtigkeit jauchze.

Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und

von großer Güte.

Der Herr ist Allen gütig, und erbarmt sich aller seiner

Werke. Es sollen dir danken, Herr, alle deine Werke, und deine Heiligen dich loben.

263 Und die Ehre deines Königreichs rühmen, und von deiner Gewalt reden. Daß den Menschenkindern deine Gewalt kund werde, und die herrliche Pracht deines Königreichs.

Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für und für.

Der Herr erhält Alle, die da fallen, und richtet auf Alle, die niedergeschlagen sind. Aller Augen warten auf dich; und du gibst ihnen ihre Speise zu seinerzeit. Du thu'st deine Hand auf, und sättigest Alles, was lebet, mit Wohlgefallen.

Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen, und heilig in allen seinen Werken. Der Herr ist nahe Allen, die ihn anrufen, Allen, die ihn mit Ernst anrufen. Er thut, was die Gottesfürchtigen begehren, und höret ihr Schreien, und hilft ihnen.

Der Herr behütet Alle, die ihn lieben, und wird ver­ tilgen alle Gottlosen.

Mein Mund soll des Herrn Lob sagen, und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich.

264

Ich iwib’le meine Straße, Die zu der Heimath führt. Zch bin ein Gast auf Erden

Und hab' hier keinen Stand; Der Himmel soll mir werden, Da ist mein Vaterland:

Hier reis' ich aus und abe, Dort in der ew'gen Ruh' Ist Gottes Gnadengabe, Die schleußt all' Arbeit zu. Was ist mein ganzes Wesen, Bon meiner Jugend an, Als Müh' und Noth gewesen?

So lang' ich denken kann, Hab' ich so manchen Morgen, So manche liebe Nacht Mit Kummer und nut Sorgen

Des Herzens zugcbracht. Mich hat auf meinen Wegen Manch' harter Sturm erschreckt;

Blitz, Donner, Wind und Regen Hat mir manch' Angst erweckt; Verfolgung, Haß und Neiden, Ob ich's gleich nicht verschnld't, Hab' ich doch müssen leiden

Und tragen mit Geduld.

265 So will ich zwar nun treiben Mein Leben durch die Welt, Doch denk' ich nicht zu bleiben In diesem fremden Zelt; Ich wand'le meine Straßen, Die zu der Heimath führt, Da mich ohn' alle Maßen Mein Vater trösten wird.

Mein' Heimath ist dort droben,

Da aller Engel Schaar Den großen Herrscher loben, Der Alles ganz und gar In seinen Händen träget

Und für und für erhält, Auch Alles hebt und leget, Nachdem's ihm wohl gefällt. Zu dem fteht mein Verlangen, Da wollt' ich gerne hin; Die Welt bin ich durchgangen, Daß ich's fast müde bin: Je länger ich hier walle, Je wen'ger find' ich Freud',

Die meinem Geist gefalle, Das meist ist Herzeleid.

Die Herberg ist zu böse, Der Trübsal ist zu viel:

Ach, komm' mein Gott und löse Mein Herz, wenn dein Herz will: Komm' mach' ein sel'ges Ende

An meiner Wanderschaft, Und was mich kränkt, das wende Durch deinen Arni und Kraft.

266 Wo ich bisher gesessen,

Ist nicht mein rechtes Haus;

Wenn mein Ziel ausgcmessen, So tret' ich dann hinaus, Und was ich hie gebrauchet, Das leg' ich Alles ab, Und wenn ich ansgehauchet, So scharr't man mich in's Grab. Du aber, meine Freude, Du meines Lebens Licht, Du zeuch'st mich, wenn ich scheide,

Hin vor dein Angesicht,

In's Haus der ew'gen Wonne, Da ich stets freudevoll

Gleich als die helle Sonne,

Nächst andern leuchten soll. Da will ich.immer wohnen Und nicht nur als ein Gast,

Bei denen, die mit Kronen Du ansgeschmücket hast: Da will ich herrlich singen Von deinem großen Thun, Und frei von schnöden Dingen In meinem Erbtheil ruh'n.

267

Sterbelird. Ich hab' mich Gott ergeben,

Dem liebsten Vater mein; Hier ist kein immer Leben, Es muß geschieden sein; Der Tod kann mir nicht schaden, Er ist nur mein Gewinn: In Gottes Fried' und Gnaden Fahr' ich mit Freud' dahin. Mein Weg geht jetzt vorüber; O Welt, was acht' ich dein? Der Himmel ist mir lieber, Da muß ich trachte» ein, Mich nicht zu sehr beladen, Weil ich wegferkig Än; In Gottes Fried' und Gnaden Fahr' ich mit Freud' dahin.

Ach! sel'ge Freud' und Wonne Hat mir der Herr bereit', Da Christus ist die Sonne, Leben und Seligkeit. Was kann mir doch nun schaden, Weil ich bei Christo bin? In Gottes Fried' und Gnaden Fahr' ich mit Freud' dahin.

268 Gesegn' euch Gott, ihr Meinen, Ihr Liebsten allzumal! Um mich soll't ihr nicht weinen, Ich weiß von keiner Qual. Den rechten Port noch heute Nehm't fleißig ja in Acht; In Gottes Fried' und Freude

Fahr't mir bald alle nach.

Zum Ursprung. Hier legt mein Sinn sich vor dir nieder Mein Geist sucht seinen Ursprung wieder: Laß dein erfreuend Angesicht Zu meiner Armuth sein gericht'.

Schau' her, ich fühle mein Verderben, Laß mich in deinen: Tode sterben: O könnte doch in deiner Pein Die Eigenheit ertödtet sein!

Du wollest Jesu, meinen Willen

Mit der Gelassenheit erfüllen: Brich der Natur Gewalt entzwei Und mache meinen Willen frei.

269 Ich fühle wohl, daß ich dich liebe Und mich in deinen Wegen übe, Nur ist von der Unlauterkeit Die Liebe noch nicht ganz befreit. Ich muß noch mehr auf dieser Erden

Durch deinen Geist geheiligt werden, Der Sinn muß tiefer in dich geh'n, Der Fuß muß unbeweglich steh'n. Ich weiß mir zwar nicht selbst zu rathen,

Hier gelten nichts der Menschen Thaten; Wer macht sein Herz wohl selber rein? Es muß durch dich gewirtet sein.

Doch kenn' ich wohl dein treues Lieben, Du bist noch immer treu geblieben:

Ich weiß gewiß, du steh'st mir bei

Und mach'st mich von mir selber frei. Indessen will ich treulich kämpfen Und stets die falsche Regung dämpfen, Bis du dir deine Zeit ersieh'st

Und mich aus solchen Netzen zieh'st. In Hoffnung kann ich fröhlich sagen:

Gott hat der Höllen Macht geschlagen, Er führt mich aus dem Kampf und Streit In seine Ruh' und Sicherheit!

Drum will die Sorge meiner Seelen,

Ich dir, mein Bater, ganz befehlen; Ach drücke tief in meinen Sinn, Daß ich in dir schon selig bin.

270 Wenn ich hieran mit Ernst gedenke, Und mich in deinen Abgrund senke, So werd' ich von dir angeblickt, So wird mein Herz von dir erquickt.

So wächst der Eifer mir im Streite, So schmeck' ich schon die süße Beute, Und fühle, daß es Wahrheit ist, Daß du mein Gott, die Liebe bist.

Alphabetisches Register Namen der Verfasser.

A. Ach bleib' mit deiner Gnade . . Ach Gott verlaß mich nicht . . Allein zu dir Herr Jesu Christ . Auf, auf mein Herz .... Auf den Nebel folgt die Sonn' . Auf, die du so liegest nieder . . Auf meinen Jesum will ich sterben Auf meinen lieben Gott . . . Aus tiefer Noth schrei' ich zu dir

Sette

Steegmann S. Frank Schmeesing Op>tz P. Gerhardt Okfahr S. Frank Weingarten Luther

172 243 249 27 74 214 104 25 16

HZ. Gerhardt

231

Luther Verfasser unbekannt

187 67

Tersteegen Tersteegen Basedow Bachmann Bonn kath. Ges. u. Gebb.

129 202 148 47 199

Moser -Bonn kath. Ges. u. Gebb. P. Gerhardt Gellert Nachtcnhofer Verfasser unbekannt Bahnmaier Fr. Heuser-Schweitzer

167 68 29 91 5 226 35 241

Neuß Hartmann Anovp Verfasser unbekannt Arnold

193 158 179 38 219

B. Befiehl du deine Wege ....

C. Christ lag in Todesbanden Christus, der ist mein Leben

. .

. .

D. Das auß're Sonnenlicht ist da . Der Abend kommt........................ Der du in den Staub mich wieder Der Segen ist der beste , . . Der Tag nunmehr vollendet ist . Der Weg ist gut der durch das Leiden führet.............................. Dich lieb' ich o mein Gott . . Die goldne Sonne.......................... Dies ist der Tag den Gott gemacht Dies ist die Nacht'da nur erschienen Die Nacht ist hin....................... Du liebes Sonntagsmorgenlicht . Dunkel ist's...................................

E. Ein reines Herz, Herr, schaff" in mir Endlich bricht der beiße Tiegel . Erneu're mich o ew'ges Licht Erschein' du Morgenstern . . . Ew'ge Weisheit Jesu Christ . .

272 F.

Namen der Verfasser.

Seile

Lavater Herrmann

212 96

Angelus Arndt A. Zeller Luther S. Frank Terfteegen Gellert Terfteegen Herrnschmidt Terfteegen

224 81 253 93 111 89 3 123 40 164

Halt' im Gedächtniß Jesum Christ Heil'ger Geist, du Tröster mein . Herr, auf dein Wort soll's sein gewagt Herr, der du mir das Leben . . Herr, gib mir deinen heiligen Geist Herr, lehre du mich deinen Willen Herr Jesu, Gnadensonne . . . Herzlich lieb hab' ich dich, o Herr Herz und Hande hocherboben. . Hier legt mein Sinn sich vor dir nieder Hilf, Herr Jesu, laß gelingen . Hirt und Hüter deiner Schafe .

Günther Verfasser unbekannt Verfasser unbekannt Gellert Hiller Lavater Verfasser unbekannt Sckalling A. Zeller

79 97 182 101 139 64 180 196 245

Richter Rist Bogatzky

268 83 23

Jesu, Gottes Sohn Jesus meine Zuversicht.... Ich bin ein Gast auf Erdeu . . Ich geh' zu deinem Grabe . . Ich habe nun den Grund gekunoen Ich hab' mich Gott ergeben . . Ich hab's gewagt, und will es wagen Ick ruf' zu dir mein Herr und Gott Ich suche dich von ganzem Herzen Ich singe dir mit Herz und Mund Ich will dich lieben meine Stärke Im Osten flammt empor der goldne Morgen In allen meinen Thaten . . . In dir rst Freude in allem Leide.

Zinzendorf Luise Henr. v. Brandenburg P. Gerhardt Schmoke Rothe Verfasser unbekannt A Zeller Bonn kath. Ges. u. Gebb. Agn. Franz P. Gerhardt Angelus

132 151 264 137 28 267 206 161 39 261 166

Spitta Flemming Lindmann

128 239 209

Fortgekämpft und fortgerungen . Früh Morgens da die Sonn' aufgeht

G. Geduld'ges Lamm, Herr Jesu Christ Geht nun hin und grabt mein Grab Geh', vertrau' nur Gott dem Herrn Gelobet sei'st du, Jesu Christ Gott! du Licht, das ewig bleibet. Gott ist gegenwärtig .... Gott ist mein Lied Gott rufet noch Gott wiü's machen, daß die Sachen Großer Gott, in dem ich schwebe

H-

273

K. Kehre wieder, kehre wieder . . Klag' die Noth dem lieben Gott. Kinder liebet, und betrübet . .

Ramen der Verfasser.

Seite

Spitta A. Zeller Tersteegen

76 21 257

Selnecke Sinold

182 19

Garve I. Angelus Bahnmaier Tersteegen P. Gerhardt

130 210 113 191 61

Weißel Tersteegen A. Zeller

162 145 18

Bogatzky Tersteegen Berliner Gesangbuch

215 59 118

Bogatzky I. P. Lange Hopfensack Ag. Franz

229 115 8 124

Mch. Weiß P. Gerhardt P. Gerhardt Tersteegen

155 173 32 236

Arnold I. Angelus Arnold Bonn kath. Ges. u. Gebb. Bogatzky A. Zeller Schirmer Bogatzky I. Herrmann Tersteegen Tersteegen

126 54 43 13 94 194 254 170 259 204 11

L. Laß mich dein sein und bleiben . Lebst du in mir, o wahres Leben. Liebe, du an's Kreuz für uns erhöhte Liebe, die du mich zum Bilde Lieblich ist des Abends Schweigen Ltebwerther süßer Gotteswille Lobet den Herrn, alle die ihn ehren

M. Macht hoch das Thor .... Mein Auge wacht Meine Heerde will ich weiden. . Mein Freund ist mein, und ich din sein Mein ganzer Sinn Mein Heiland, bilde du . . . Mein Heiland lehr' mich in dir bleiben . . Mein Weg kommt von der Wiege Mich dürstet, welche Stunde . . M.uth, Muth, o Herz . . . .

N. Nun Nun Nun Nur

laßt uns den Leib begraben laßt uns geh'n und treten . ruhen alle Wälder . . . Gott allein

O. O SD O O O O O O SD SD SD

der Alles hätt' verloren . . du Liebe meiner Liebe . . . Durchbrecher aller Bande . . Christe Jesu, Licht und Tag . Freudenwort hätt' ich nur die rechte Liebe . heil'ger Geist kehr" bei uns ein Herr, du Sonne der Gerechtigkeit Jesu, du mein Bräutigam *. Jesu König hoch zu ehren Jesu meines Lebens Licht . . Geistllä'e Vielter.

274

O Jesus Christus wachst in mir. O Jesu, süßes Licht . . . . Oft in des Morgens heil'ger Stille O Gott, o Geist, o Licht des Lebens O mein Christ, laß Gott nur walten O mein Herz -gib dich zufrieden . O selig Haus ............................ O Tod, wo ist dein Stachel . O Laterhand, die mich so treu . O Vaterberz, o Licht und Leben.

Namen der Derfaffer.

Seite

Lavater Lange Knapp Tersteegen Bonn kath. Ges. u. Gebb. V. Strauß Spitta Gesenius Spitta Bogatzky

201 99 51 62 218 34 234 189 78 HO

P-

14 45 56 72 108 125 153 208 225 247 262

Psalm 25....................................... 42....................................... 51....................................... 103....................................... 91....................................... 126....................................... 116....................................... 23....................................... ft 32....................................... 34....................................... 145....................................... ff Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut Sollt' ich meinem Gott nicht singen Stark ist memes Jesu Hand . .

Schütz P. Gerhardt Garve

106 49 156

Bonn kath. Ges. u. Gebb. Tersteegen Luther Helmbold

143 48 7 221

Laurentii A. Zeller Rodigast Spitta A. G. Frank Ag. Franz Herrmann Gesenius Neumark

9 102 149 141 250 228 58 177 120

W. Vater hoch im Himmelsthron. . Verklärtes Haupt, nun lebest du. Vom Himmel kommt der starke Held Von Gott will ich nickt lassen .

W. Wach' auf, mein Herz, die Nacht ist hin....................................... Warum zagst du, Menschenkind? . Was Gott thut, das ist wohlgethan Was macht ihr, daß ihr weinet . Was von außen und von innen . Wenn ich erwach' aus leisem Traum' Wenn mein Stündlein vorbanden ist Wenn mich mein' Sünden kränken Wer nur den lieben Gott läßt walten

275 Ramen der Verfasser.

Wie soll ich dich empfangen . . Wie süß ist dein Gebot. . . . Wir danken dir, Herr, Jesu Christ Wir geben uns in deine Hände , Wir singen dir, Immanuel . . Wohl dem Menschen, der von Herzen

P. Gerhardt Angelus Verfasser unbekannt Bonn kath. Ges. u. Gebb. P. Gerhardt Schlegel

Sette

134 121 176 197 200 65

3. Zeuch ein zu deinen Thoren . . Zum Ernst, zum Ernst ruft Jesu Geist inwendig

P. Gerhardt

69

Tersteegen

85

Bei dem Verleger dieses Werkes ist kürzlich erschienen:

Dr. Joh. Carl Kl-w. Gieseler^s

Kirchengeschichte der neuesten Zeit von 1814 bis auf die Gegenwart. Aus seinem Nachlasse herausgegeben von

Dr. E. R. Redepenning. Mit einer Nachricht von Gieseler^s Leben und Wirken. Preis brochirl 2 Thlr.

Ein

gelehrter Kritiker sagt über das vorstehende Werk:

„Das Thatsächliche der neuesten Kirchengeschichte ist hier mit grosser Genauigkeit und sehr passender Auswahl in klarster, ein­ fachster, übersichtlichster Form zusammengestellt.

Es ist dadurch

eine sehr fühlbare Lücke ausgefüllt und auch dem größeren Lese­

kreise ein Buch in die Hand gegeben, welches zur Orientirung in den theologischen und kirchlichen Wirren der Gegenwart die

heilsamsten Dienste leisten kann.

Gerade in dieser Beziehung

und solchen Kreisen gebildeter, an den neuesten Entwickelungen

der Kirche Antheil nehmenden Laien möchten wir das inhalt­ reiche und recht lesbar geschriebene Buch angelegentlichst empfeh­

len.

Sie

können sich keinem

bewährteren und verständigeren

Führer anvertrauen, dessen Urtheil von dem Geiste der Mäßigung und unpartheilschen Anerkennung durchdrungen ist."