Archiv für Gartenbau: Band 36, Heft 5 1988 [Reprint 2021 ed.]
 9783112476604, 9783112476598

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Volume 3 6 -1988 - Number 5

Arct für Gartenba

pchives f Horticulture

Herausgeber

Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR

Chefredakteur WOLFGANG FEHRMANN,

Dresden-Pillnitz

Redaktionskollegium W . B L A S S E , M a r q u a r d t ; H . BOCHOW, B e r l i n ; H . FRÖHLICH,

Großbeeren;

F . GÖHLER, G r o ß b e e r e n ; F . KAUFMANN, B e r l i n ; H . - G . KAUEMANN, B e r l i n ; H . K E G L E E , A s c h e r s l e b e n ; F . LENZ, B o n n ;

A. NISEN, G e m b l o u x ;

J . RÜMPEL, S k i e r n i e w i c e ; H . RUPPRECHT, B e r l i n ; G . STOLLE, H a l l e ; H . - J . T A N T A U , H a n n o v e r ; G . J . TARAKANOW, M o s k a u ; R . WEICHOLD, Q u e d l i n b u r g ;

S. W.

ZAGAJA,

S. J . WERTHEIM,

Skierniewice; H.

G . VOGEL,

ZIMMERMANN,

Akademie-Verlag • Berlin

Großbeeren;

Wilhelminadorp;

Nossen

Das „Archiv für Gartenbau"/ Archives of Horticulture" berichtet über Methoden, Untersuchungen und Ergebnisseaus Forschung»- und Bntwicklungseinrichtungen sowie Betrieben der Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenproduktion und verwandter Gebiete. Es werden biologische, acker- und pflanzenbauliche, technologische, technische und ökonomische Forschungsergebnisse mitgeteilt. Das Archiv informiert in Kurzbeiträgen über bedeutsame neue wissenschaftliche E r gebnisse aus internationalen Schriften und über Neuerscheinungen einschlägiger wissenschaftlicher Standardwerke.

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Zeitschrift „Archiv für Gartenbau"/"Archives of Horticulture" Herausgeber: Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik Krausenstraße 38/39, D D R - 1086 Berlin. Verlag: Akademie-Verlag Berlin, Leipziger Straße 3 - 4 , P F - N r . 1233, D D R - 1086 Berlin; Fernruf: 2 23 62 Ol oder 2 23 62 29, Telex-Nr.: 11 44 20; B a n k : Staatsbf.ik der D D R , Berlin, K t o . - N r . : 6836-26-20712. Chefredakteur: Prof. Dr. sc. WOLFGANG FEHP.MAWY, Institut für Obstforschung Dresden-Pillnitz der A d L , Pillnitzer Platz 2, D D R - 8057 Dresden. Anschrift der Redaktion: Institut für Obstforschung Dresden-Pillnitz der A d L , „Archiv für Gartenbau", Pillnitzer Platz 2, D D R - 8057 Dresden. Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1276 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Gesamtherstellung: V E B Druckerei „Gottfried Wilhelm Leibniz", D D R - 4450 Gräfenhainichen. Erscheinungsweise: Die Zeitschrift „Archiv für Gartenbau"/"Archives of Horticulture" erscheint jährlich in einem Band mit 8 Heften. Das letzte H e f t eines Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Bezugspreis eines Bandes 240,— D M zuzüglich Versandspesen. Preis je H e f t 30,— DM. Der gültige Jahresbezugspreis für die D D R ist der Postzeitungsliste zu entnehmen. Bestellnummer dieses H e f t e s : 1039/36/5. Urheberrecht: Die Rechte über die in dieser Zeitschrift abgedruckten Arbeiten gehen ausschließlich an die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen bedarf der Genehmigung der Akademie, ausgenommen davon bleibt der Abdruck von Zusammenfassungen. Kein anderer Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. A l l rights reserved (including those of translation into foreign languages). N o part of this issue, except the summaries m a y be reproduced in any form, b y photoprint, microfilm or any other means, without written permission from the publishers. © 1988 by Akademie-Verlag Berlin • Printed in the German Democratic Republic. A N ( E D V ) 48 236 00500

Aich. G a r t e n b a u , Berlin 36 (1988) 5, 2 5 5 - 2 7 1 Institut für Obstforschung Dresden-Pillnitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDK, GOTTHARD SCHÖNBERG u n d

VERONIKA

EULENSTEIN

Bodenpflege und Stickstoffdüngung bei Apfel auf diluvialem Sandboden mit Zusatzbewässerung. II. Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt der Blätter

Eingang: 6. Oktober 1987

Blattnährstoffgehalte sind geeignet, den E r n ä h r u n g s z u s t a n d von Obstgehölzen zu kennzeichnen u n d werden in Düngungsversuchen mit zur Beurteilung der Variantenwirkung verwendet. Ihre absolute Größe hängt jedoch nicht n u r von u n m i t t e l b a r die E r n ä h r u n g beeinflussenden F a k t o r e n , sondern auch von anderen außerhalb der Ernährungsvorgänge liegenden ab ( D E L V E R und O E L E , 1 9 8 4 ) . F ü r die Beurteilung des E r n ä h r u n g s z u s t a n d e s nach dem Nährstoffgehalt der Blätter sind Obstart, Sorte und Unterlage, B l a t t t y p und Position in der K r o n e sowie der P r o b e n a h m e t e r m i n von Bedeutung. Nährstoffbereitstellung u n d - a u f n ä h m e aus d e m Boden werden von den Wetterbedingungen u n d die Verteilung der Mineralstoffe im Gehölz durch die Wechselbeziehungen von W a c h s t u m u n d E r t r a g beeinflußt. Als Beitrag zu dieser Problematik sollen hier die in einem langfristigen BodenpflegeDüngungsversuch mit Apfelbäumen ermittelten B l a t t n ä h r s t o f f g e h a l t e hinsichtlich der Varianten Wirkung des Versuches analysiert u n d beurteilt werden. Über die Auswirkungen auf W a c h s t u m und E r t r a g wurde in einer vorangegangenen Veröffentlichung berichtet ( S C H Ö N B E R G und E U L E N S T E I N , 1987), die eine ausführliche Beschreibung der Standortbedingungen u n d Versuchsdurchführung enthält.

Material und Methoden Der Feldversuch wurde in einer 7jährigen Apfelpflanzung auf Sandboden angelegt u n d im Schema der 3faktoriellen Spaltanlage mit 3 Wiederholungen d u r c h g e f ü h r t . Die Bodenpflege im Großteilstück u m f a ß t 2 Stufen, die N-Diingung im Mittelteilstück 3 Stufen u n d die Sorte im Kleinteilstück 2 Stufen. Beide Sorten stehen auf der Unterlage M 11. Die Sorte 'Gelber Köstlicher' entspricht der Sorte 'Golden Delicious'. Die Stufen der F a k t o r e n sind aus Tabelle 3 ersichtlich. Alle B ä u m e des Versuches erhielten nach Bedarf Zusatzwasser durch Überkronenberegnung. Während der 8 Versuchsjahre betrug das jährliche Wasserangebot (Niederschlag + Zusätzwasser) 581 ... 916 mm, in den meisten J a h r e n 600 ... 700 m m . Die N-Gaben wurden jährlich als K a l k a m m o n s a l p e t e r zu 2/3 im März u n d 1/3 E n d e Mai verabreicht. Außerhalb des Versuchs wurden 2 Teilstücke m i t K u r z g r a s m u l c h (Gras) während der gesamten Versuchszeit nicht mit N gedüngt (N O), deren Ergeb18*

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SCHÖXBERG/EULEXSTEIN, B o d e n p f l e g e und S t i c k s t o f f d ü n g u n g bei A p f e l

nisse nicht in die varianzanalyti.sehe Auswertung einbezogen sind. Mit den übrigen Makronährstoffen wurde die Versuchsfläche praxisüblich einheitlich versorgt. Die Herbizidbrache auf der Arbeitsgasse (Herbizid) wurde im Mai 1979, dem 8. Standjahr der Bäume, hergestellt. Zu diesem Zeitpunkt war das zu beseitigende Gras 5 Jahre alt. Die Blattprobe für die Nährstoffanalyse erfolgte Anfang August, wobei vollentwickelte, gesunde Blätter aus dem mittleren Bereich typischer Langtriebe in 150 ... 200 cm Höhe an beiden Arbeitsgassenseiten der Bäume geerntet wurden. Die Teilstückproben umfaßten etwa 100 Blätter. Jeder normal entwickelte Baum eines Teilstückes lieferte dafür 20 Blätter. Nach dem Transport wurden die Blätter bei 105 °C getrocknet. Die Analysen zur Bestimmung der Makronährstoffgehalte wurden vom Agrochemischen Untersuchungs- und Beratungsdienst des Institutes für Pflanzenernährung Jena der A d L der D D R nach den dort eingeführten Methoden durchgeführt. Der Einfluß der Versuchsvarianten auf die Nährstoffgehalte der Blätter wurde varianzanalytisch geprüft, wobei eine Irrtumswahrscheinlichkeit von Alpha = 0,05 Berücksichtigung findet. Als Grenzdifferenzen dienen die jeweils gültigen Grenzdifferenzen des multiplen t-Tests. Die Jahresschwankungen der Blattgehalte werden mit Hilfe von Streuungsmaßen gekennzeichnet.

Ergebnisse Zur Kennzeichnung der Entwicklung der Nährstoffversorgung des Bodens während der Versuchszeit wurden zu Beginn und am Ende des Versuchs Gehalte an verfügbaren Bodennährstoffen und der Kohlenstoffgehalt im Ober- und Unterboden von Baumstreifen und Arbeitsgasse bestimmt. Die Proben wurden zu beiden Terminen aus den gleichen Teilstücken, die während der Versuchsdurchführung jährlich 160 kg N/ha erhielten, entnommen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Nach der gültigen Düngungsempfehlung (SCHÖNBERG und ILLGE, 1980) ist zu Versuchsbeginn der pH-Wert als hoch, der P-Gehalt als mittel, der K-Gehalt als hoch und der Tabelle 1 Bodenfruchtbarkeitskennziffern zu Beginn und am Ende der Versuchszeit (Probenahme März)

Jahr

pH P mg K mg M g mg

Ct %

1978 1986 1978 1986 1978 1986 1978 1986 1978 1986

Grasmulch Arbeitsgasse

Baumstreifen

Herbizidbrache Arbeitsgasse

Baumstreifen

0-20

21-40

0-20

21-40

0-20

21-40

0-20

21-40

cm

cm

cm

cm

cm

cm

cm

cm

5,4 5,4 6,2 8,1 10 6 4,5 6,5 0,60 0,54

5,7 5,5 5,4 5,6 10 5 4,1 3,8

5,3 5,6 6,3 8,7 9 6 4,4 5,0 0,50 0,42

5,9 6,2 6,0 7,7 10 8 4,0 4,7

5,5 5,0 5,3 7,8 12 6 4,7 4,6 0,60 0,52

5,8 5,3 4,3 5,4 8 5 4,0 3,4

5,3 4,7 6,1 7,9 10 6 5,1 4,2 0,62 0,49

5,3 5,1 4,7 5,4 9 6 4,2 3,0

0,67

0,34

0,25

0,28

257

Archiv Gartenbau 36 (1988) 5

Mg-Gehalt als mittel einzustufen. Veränderungen wählend der Versuchszeit traten ein als Senkung des pH-Wertes unter Herbizidbrache, als allgemeine Erhöhung des P-Gehalts, als Senkung des K-Gehalts durch besonders in der zweiten Hälfte der Versuchszeit verminderte K-Düngung und als allgemeine Senkung des Kohlenstoffgehalts. Bei der Beurteilung der Höhe der Blattnährstoffgehalte und der Auswirkungen der Versuchsfaktoren auf diese ist der gekennzeichnete Versorgungszustand des Bodens an Nährstoffen in Betracht zu ziehen. Jährliche Versuchsmittelwerte der Blattnährstoffgehalte sind in Tabelle 2 zusammengefaßt. Bei N und K sind diese Mittelwerte in allen Jahren, außer für 1978, da damals Herbizidbrache noch nicht wirksam war, aus den Mittelwerten aller Varianten einschließlich der Sorten gebildet. Bei den übrigen Nährstoffen ist das nur in den Jahren der Fall, in denen die Gehalte in allen Teilstücken erfaßt wurden. Bei Ca standen 1980 und 1981 und bei P und Mg 1980, 1981 und 1983 ... 1985 weniger Einzelwerte für die Mittelwertbildung zur Verfügung. Die größte Variationsbreite zwischen den Jahren zeigen die Ca-, N- und K-Gehalte. Nach dem von der Größe der Werte unabhängigen Variabilitätskoeffizienten streut der Ca-Gehalt am stärksten und der N-Gehalt am geringsten. Der Vergleich mit den Bereichen ausreichender Versorgung ergibt beim N in den meisten Jahren eine hohe, in 3 Jahren sogar zu hohe Versorgung, wobei andere Autoren den Optimalbereich enger fassen, z. B. M I K A (1982) 2,10 ... 2,40 und G A T J T I E B (1980) für 'Golden Delicious' 2,30 ... 2,50. Beim P liegt nach den Vergleichswerten Tabelle 2 Mittlere Blattnährstoffgehalte der Versuchsjahre, ihre Jahresstreuung und Bereiche ausreichender Versorgung, TS Jahr

X

1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985

2,90 2,54 2,93 2,70 2,69 2,60 2,85

0.19 0,18 0,20 0,16 0,14 0,19 0,16

1,95 2,20 1,92 1,81 1,79 1,98 1,78

0,23 0,24 0,25 0,29 0,25 0,27 0,18

1,03 0,73 1,07 1,34 1,20 0,89 1,17

2,74

0,18

1,95

0,24

1,05

0,39

0,06

0,42

0,11

0,61

0,14

0,02

0,16

0,03

0,19

5,11

11,43

8,47

13,74

18,39

2,20-2,80

0,20-0,35

1,10-1,60

0,20-0,40

1,30-2,00

Mittel der Jahre Variationsbreite Standardabweichung Variationskoeffiz. % Bereich ausreichender Versorgung'

I Aach BERGMANN

P

(1983)

K

Mg

Ca.

Mittlere Ertragshöhe dt/ha 307 16 131 234 311 76 220

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SCHÖNBERG/EULENSTEIN-, B o d e n p f l e g e und Stickstoffdüngung bei A p f e l

allgemein eine Unterversorgung vor. Andere Autoren sehen allerdings 0,14, 0,15 bzw. 0,18% P als untere Grenze ausreichender Versorgung an. Die K-Gehalte liegen in allen Jahren wesentlich über den Vergleichswerten, die im allgemeinen mit denen anderer Autoren übereinstimmen. GAUTIER (1980) gibt für 'Golden Delicious' einen Optimalbereich von 1,70 ... 2,00 % K an. Die Mg-Gehalte liegen im unteren Optimalbereich, in der Hälfte der Jahre sogar darunter. Berücksichtigt man die Grenzwerte anderer Autoren, so liegt nur der Wert des Jahres 1985 im ausgesprochenen Mangelbereich. Beim Ca-Gehalt sind auch unter Berücksichtigung der Angaben anderer Autoren die Gehalte aller Jahre, mit Ausnahme von 1982, als wesentlich zu niedrig einzustufen. Berücksichtigt man das in der letzten Spalte der Tabelle 2 angegebene Ertragsniveau der einzelnen Jahre, so kann man feststellen, daß 1980 mit dem niedrigsten Ertrag, bedingt duroh starken Blütenfrostschaden, der N-Gehalt am niedrigsten und der K-Gehalt am höchsten ist. Mit ähnlicher Tendenz folgt das Jahr 1984. Bei ebenfalls niedrigem Ertrag 1978 ist nur der hohe K-Gehalt auffällig. N-Gehalt Die Auswirkungen der Versuchsfaktoren auf den N-Gehalt der Blätter sind aus Tabelle 3 ersichtlich. Danach wirkten sich die Bodenpflegemaßnahmen in keinem, die N-Düngung in 2 von 7 Jahren und die Sorte in allen Jahren signifikant auf den N-Gehalt aus. Damit war der Sorteneinfluß am stärksten. Die Sorte 'Auralia' weist um 0,06 ... 0,43 % höhere N-Gehalte im Blatt auf. Der größte Unterschied zwischen den beiden Sorten besteht in den ersten Versuchsjahren. Die Sicherheiten bei der N-Düngung sind dadurch bedingt, daß in beiden Jahren 80 kg N/ha zu signifikant niedrigerem N-Gehalt als 160 kg und 240 kg N/ha führten. Aber selbst bei 80 kg N liegt noch hohe bzw. zu hohe Blattversorgung vor. Zwischen 160 und 240 kg N besteht kein gesicherter Unterschied und in den ersten Jahren tendiert die 240 kg N-Gabe zu niedrigerem Blattgehalt als 160 kg N. Signifikant ist dieser Unterschied 1981 unter Herbizidbrache. Der 1982 gesicherte Einfluß der Wechselwirkung von Bodenpflege/Sorte ist durch den signifikant höheren Gehalt bei 'Auralia' unter Herbizidbrache bedingt. Die in der Tabelle mit angegebenen Blattgehalte der Bäume in den während der Versuchszeit nicht mit N gedüngten Parzellen stellen Mittelwerte der 2 Versuchssorten aus beiden Teilstücken dar. Man kann sie unmittelbar mit den Werten der N-Stufen unter Gras ( W W A B ) vergleichen. Danach sind ohne N-Düngung die Gehalte bis 1981 nur wenig niedriger als bei N 80, mit Ausnahme des Ertragsausfalljahrs 1980, in dem sie wesentlich darunter liegen. 1982 liegt ohne N zwischen den beiden niedrigen N-Stufen. Ab 1983 sinken die N-Gehalte ohne N-Düngung wieder unter N 80 ab. Jedoch liegen die Gehalte in allen Jahren im Bereich ausreichender Versorgung, 1979 sogar darüber. Der Einfluß der 3fachen Wechselwirkung Bodenpflege/Düngung/Sorte war in keinem Jahre signifikant und ist in Tabelle 3 nicht mit angeführt. Die Jahresverlaufskurven der einzelnen Varianten sind als Vergleich zwischen den Düngungsstufen in Abbildung 1 dargestellt. Sie lassen beim 'Gelben Köstlichen' unter Kurzgrasmulch in den meisten Jahren eine Rangfolge in Abhängigkeit von der Höhe der N-Gabe erkennen, wobei N 80 in etwa der Hälfte der Jahre signifikant niedrigere Gehalte aufweist als die beiden

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Archiv Gartenbau 36 (1988) 5

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Summary Title of the paper: Soil management and nitrogen fertilization in apple grown on diluvial sandy soil under overtree sprinkling. 2. Effects on leaf nutrient content The effect of soil management, N fertilization, variety and year on leaf macronutrient content was studied in a long-term soil management/fertilization experiment with apple trees in full bearing. The trees were planted on sandy soil and irrigated according to need. Independently of N fertilization, N supply was high in all years and K supply was very high. Nutrient contents were most strongly influenced by the years and varieties (Golden Delicious/M 11 and Auralia/M 11). Increases in fertilizer rates (0 to 240 kg/ha) had only in few years an impact on N content, whereas soil management methods (grass mulching and overall herbicide application) did not have any significant influence on the macronutrient content of the leaves. Literatur BERGMANN, W. : Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen. — V E B Gustav Fischer Verlag Jena, 1983 - 614 S. BOULD, G. U. a.: Effects of soil management and N P K fertilizers on tree growth, yield and leafnutrient composition of dessert apples. — Exper. Hortic., London 24 (1972). — S. 25—36 BREIMER, T . ; POUWER, A . : Blad-en Grondonderzok ten behoeve van de bemesting: tegenstellung of samenspel ? - Fruit-teelt, Den Haag 74 (1984) 30-31. - S. 892-893 CLINE, R . A . : The effects of nitrogen source and rate of application on leaf composition growth, yield and fruit quality of Mcintosh apple. — Rep. 1970 Hortic. Res. Inst. Ontario 1971. — S. 5 - 1 3 DELVER, P. : The use of leaf analysis in predicting storage quality of apples (in the Netherlands). — Butterworth, London 1980. - S. 367-368 DELVER, P . ; OELE, J.: Bladanalyse als basis van het bemestings advies voor appel en peer 1. Hoffdlejnen van een werkwijze. — Inst. Bodemvruchtbaarheid, Rapp., Haren-Gr. 1984. — 32 S. DTJFKOVA, V . ; HTJDSKA, G.: Studium vztahu mezi osetrovâni pudy, migraci a prijmen zivin jablonëmi. - Ved. Prace Ovocnarske (1976) 5. - S. 107-116 FALLAHI, E. U. a.: Influence of apple rootstocks and K and N fertilizers on leaf mineral composition and yield in a high density orchard. — J. Plant Nutrit., New Y o r k 7 (1984). — S. 1161 — 1177 GARAMI, M. u. a.: A nitrogen — mutragyazashatasa a Jonathan almafa nitrogen forgalmara. — KerteSzeti Egyetem közlemenyei, Budapest 49 (1986). — S. 93—107 GAUTIER, M.: Dix ans de diagnostic foliaire dans le loir-et-Cher. — Entreprises agricoles Nr. 120 (1980). - S. 48-52 19

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SCHÖNBERG/BUIENSTEIN, Bodenpflege und Stickstoffdüngung bei A p f e l

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Archiv Gartenbau 36 (1988) 5

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I n s t i t u t f ü r Obstforschung Dresden Pillnitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R Pillnitzer P l a t z D D R - 8057 Dresden

19»

Buchbesprechung

ALFORD, DAVID V . : „Farbatlas der Obstschädlinge; Erkennung, Lebensweise und B e k ä m p f u n g " , übersetzt von Hans Steiner; S t u t t g a r t , Ferdinand E n k e Verlag, 1987; 320 S . ; 711 A b b . ; 97 L i t . ; Preis: DM 9 0 . Der Atlas behandelt neben tierischen Schaderregern an Baum- und Beerenobst auch solche von Reben und Hopfen. Neben den Hauptschädlingen dieser Kulturen werden viele dort vorkommende indifferente Arten beschrieben. I m einleitenden Kapitel werden in äußerster Kürze Morphologie, Anatomie, Metamorphosetypen und Systematik der Insekten und Milben dargestellt sowie Kurzcharakteristika der Myriapoden, Nematoden und Schnecken gegeben. In den folgenden Kapiteln sind über 350 Schädlinge entsprechend der Systematik nach Ordnungen und Familien gegliedert aufgeführt. Einer einleitenden Charakteristik der Ordnungen und Familien schließt sich die Beschreibung der einzelnen Arten an. Zu jeder A r t wird eine Fülle von Informationen, gegliedert in Verbreitung, Wirtspflanzenkreis, Beschreibung einzelner Entwicklungsstadien, der Lebensweise, des Schadbildes und -ausmaßes sowie Bekämpfungsnotwendigkeit und -möglichkeiten, gegeben. Äußerst wirkungsvoll werden die Beschreibungen durch mehr als 700 überwiegend farbige Abbildungen von Entwicklungsstadien der Schädlinge oder typischen Schadbildern ergänzt. Eine wesentliche Hilfe bei der Bestimmung bilden die Zeichnungen mit Hervorhebungen diagnostischer Merkmale. Wünschenswert wäre mehr Übersichtlichkeit bei der Fülle des dargebotenen Materials durch eine engere Zuordnung des Textes zu den bildlichen Darstellungen. Bei einer Reihe von bedeutenden Schädlingen wie Reblaus, Mittelmeerfruchtfliege oder Kirschfruchtfliege wäre bei zukünftigen Auf lagen eine umfassendere Beschreibung bzw. die Ergänzung von Abbildungen wünschenswert. Angaben zur Großen Wühlmaus (Schermaus) fehlen. Dem wachsenden Bedarf an Kenntnissen über natürliche Gegenspieler der Obstschädlinge kommt der Verfasser durch ein umfangreiches Kapitel mit Beschreibungen von über 150 Arten von Parasiten und Prädatoren entgegen. Das Kapitel Pflanzenschutzmittel wurde vom Übersetzer entsprechend den in der Bundesrepublik Deutschland geltenden gesetzlichen Bestimmunsen bearbeitet. Hervorgehoben seien daraus die Zusammenstellungen von Nebenwirkungen ausgewählter Insektizide und Akarizide auf Schlupfwespen, Schwebfliegen, Raubwanzen, Marienkäfer, Florfliegen, Raubmilben und Regenwürmer sowie zur Förderung oder Hemmung der Obstbaumspinnmilbe durch Insektizide. Listen der im T e x t erwähnten Pflanzen, ausgewählter Literatur, ein Sachregister und ein Register der wissenschaftlichen Namen runden das Buch ab. Der besondere Wert des Atlasses besteht in der umfassenden Darstellung der Schädlinge, Nützlinge und indifferenten Arten im Obst, in Reben und im Hopfen. Damit werden dem Leser in einer konzentrierten und anschaulichen Form Kenntnisse zugänglich, wie sie insbesondere bei der Entwicklung und Durchführung eines integrierten Pflanzenschutzes notwendig sind. Der Farbatlas stellt somit ein überaus wertvolles Hilfsmittel für in Lehre und Forschung, im Pflanzenschutz- und Beratungsdienst Tätige sowie interessierte Obstbauer und auch Entomologen dar. Dr. A.

MORBITZER

Dresden-Pillnitz

Arch. Gartenbau, Berlin 36 (1988) 5, 273-278 Zentralstelle für Sortenwesen der DDR Institut für Phytopathologie Aschersleben der Akadeni ie der Landwirtschaftswissenschaften der D D l t GÜNTER PÄTZOLD, H A N S - H E I N Z SCHIMANSKI, HARTMUT K E G L E R

Wuchs- und Ertragsverhalten virusfreier und virusbefallener Apfelbäume

Eingang: 18. September 1987

1.

Einleitung

Das P r o g r a m m der Produktion virusfreier Obstgehölze und Veredlungsunterlagen sieht vor, z u k ü n f t i g nur noch virusfreies Pflanzmaterial von Obstgehölzen zu erzeugen und zu verwenden. U m Anhaltswerte f ü r das Wuchs- und E r t r a g s v e r h a l t e n von virusfreien A p f e l b ä u m e n in Anlagen aus virusfreiem Pflanzmaterial zu gewinnen, wurde von der Zentralstelle f ü r Sortenwesen der D D R und dem I n s t i t u t f ü r P h y t o p a t h o l o g i e Aschersleben der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R ein entsprechender Gemeinschaftsversuch angelegt. Geprüft werden sollte der Einfluß der Flachästigkeit und eines Befalls mit l a t e n t e n Apfelviren auf den W u c h s und den F r u c h t e r t r a g von drei Apfelsorten.

2.

Material und Methodik

Die Anzucht des Pflanzmaterials f ü r den Versuch erfolgte in der Z u c h t s t a t i o n des V E G Saatzucht-Baumschulen Magdeburg mit virusfreiem Veredlungsmaterial der Sorten 'Gelber Köstlicher' Klon Eisleben, ' S p a r t a n ' u n d ' I d a r e d ' auf virusfreier Unterlage Pi 80. Der Versuch wurde im H e r b s t 1982 in den Versuchsstationen W ü r z e n u n d M a r q u a r d t der Zentralstelle f ü r Sortenwesen als zweifaktorielle Spaltanlage m i t 3 B ä u m e n je Teilstück und 4 Wiederholungen im Abstand 4,5 m x 2 , 0 m a u f g e p f l a n z t . E n d e Mai 1983 erfolgte in den d a f ü r vorgesehenen Teilstücken der Versuchspflanzung mittels R i n d e n schildpfropfung eine experimentelle Infektion der B ä u m e m i t der E r r e g e r h e r k u n f t „Fiat limb stark aus Gravensteiner 339". Diese E r r e g e r h e r k u n f t e n t h i e l t das Chlorotische Apfelblattfleckungs-Virus sowie die P a t h o g e n e des Apfel-Spy-Verfalls u n d der Flachästigkeit des Apfels. Bedingt durch den leichteren Boden sind die Versuchsbäume des S t a n d o r t e s M a r q u a r d t gegenüber denjenigen des Standortes Würzen in ihrer vegetativem E n t w i c k l u n g zurückgeblieben. Daher k o n n t e vorerst nur die Versuchspflanzung in W u l z e n ausgewert e t werden. J e d o c h zeichnen sich auch am S t a n d o r t M a r q u a r d t ähnliche T e n d e n z e n im W a c h s t u m und F r u c h t e r t r a g ab wie in Würzen.

274

G . PÄTZOLI) u . a . , V i r u s f r e i e u n d v i r u s b e f a l l e n e

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275

Archiv Gartenbau 36 (1988) 5

3.

Ergebnisse

3.1.

Vegetative Entwicklung

Die erhaltenen Werte für das Kronenvolumen und die Stammquerschnittfläche zeigen, daß die virusbefallenen Bäume je nach Sorte ein 2 1 . . . 35 % kleineres Kronenvolumen und eine 9 ... 20 % geringere Stammquerschnittfläche aufweisen als die virusfreien Vergleichsbäume. Im Mittel aller geprüften Sorten waren Kronenvolumen und Stammquerschnittfläche bei virusinfizierten Bäumen signifikant geringer als bei virusfreien (Tabelle 1). Der im Vergleich zu den Gesundkontrollen schwächere Wuchs der virusinfizierten Bäume hatte einen 20 ... 39 °/0 geringeren Schnittholzanfall zur Folge (Tabelle 2). 3.2.

Generative Leistung

Der absolute Ertrag war bei virusbefallenen Bäumen der Sorte 'Gelber Köstlicher' um 18 % , der Sorte 'Spartan' um 2 % und der Sorte 'Idared' um 15 % geringer als der von virusfreien Bäumen (Tabelle 1). Die Ertragsdifferenz zwischen virusbefallenen und virusfreien Bäumen ist im Mittel der geprüften Sorten statistisch gesichert (Tabelle 1). Der spezifische Ertrag (kg/m 3 Kronenvolumen) war bei allen geprüften Sorten bei virusbefallenen Bäumen höher als bei virusfreien. Die Differenz war jedoch nicht signifikant. Bei dem auf die Stammquerschnittsfläche bezogenen Ertrag ergaben sich bei den Sorten 'Gelber Köstlicher' und 'Idared' keine Unterschiede zwischen virusinfizierten und virusfreien Bäumen. Bei der Sorte 'Spartan' hingegen wurde für virusinfizierte Bäume ein auf die Stammquerschnittfläche bezogener signifikant höherer Ertrag ermittelt (Tabelle 1). Bei der Größensortierung deutet sich für virusfreie Bäume eine gewisse Überlegenheit an (Tabelle 3 und 4). Die Bonitierungswerte für die Fruchtberostung bei der Sorte 'Gelber Köstlicher' ließen keine Unterschiede zwischen den virusbefallenen und virusfreien Bäumen erkennen. Tabelle 4 Mittleres Fruchtgewicht (x) und Variationskoeffizient (S%) von 100 Früchten 1985

1984 X

Gelber Köstlicher Gelber Köstlicher Spartan Spartan Idared Idared

VF VK VF VK VF VK

138,7 142,2 108,8 122,4 194,7 195,8

S% 30,4 29,3 19,2 23,5 40,4 48,0

X

193,1 216,7 204,1 -

248,8 222,4

1986

S % 44,5 37,5 31,7 -

09,7 65,7

X

137,9 118,5 155,3 121,7 199,7 167,9

s % 22,1 19,2 24,2 16,4 31,3 24,4

276 4.

G. PÄTZOLD u. a., Virusfreie und virusbefallene Apfelbäume

Diskussion

Wie aus den Versuchsergebnissen hervorgeht, wiesen bei allen drei geprüften Apfelsorten virusfreie Bäume einen stärkeren Wuchs auf als virusbefallene. Das größere Kronenvolumen virusfreier Apfelbäume ist die wesentlichste Ursache ihrer höheren Ertragsleistung. Stärkerer Wuchs und höhere Ertragsfähigkeit — dies ist die allgemeine Erkenntnis, die sich aus sämtlichen bisher zur Frage der vegetativen und generativen Leistung virusfreier Apfelbäume durchgeführten Untersuchungen (PEERBOOMS, 1 9 7 1 ; CUTTING u n d MONTGOMERY, 1975 a; OOSTEN,

1975 b;

1975 c;

1976; ENGEL,

1975 d;

1973; MEIJNEKE u.a.,

PEERBOOMS u . a . ,

1 9 7 7 ; VAN O O S T E N ,

1977;

1975;

1975;

MEIJNEKE

SCHMIDT,

VANOOSTEN,

u.a.,

1976;

VAN

1 9 7 9 ; P E E K B O O M S U. a . ,

1 9 8 1 ; V A N O O S T E N U. a., 1 9 8 2 ; E N G E L und B A U M A N N , 1 9 8 6 ) ergeben hat. Der stärkere Wuchs virusfreier Apfelbäume wirft die Frage nach dem Pflanzabstand in Anlagen aus virusfreier Pflanzware auf. Allein aus der Feststellung, daß virusfreie Apfelbäume stärker wachsen, läßt sich eine eindeutige Antwort hierauf jedoch nicht ableiten. Während nach Erfahrungen in der Schweiz bei virusfreien Apfelbäumen auf M 9 die Pflanzabstände etwa ein Drittel größer sein sollten als bei Verwendung herkömmlicher, virusbelasteter Pflanzware ( R I E S E N U . W I D M E R , 1 9 8 4 ) , zeigen Versuchsergebnisse aus den Niederlanden und der B R D , daß bei virusfreier Pflanzware größere Pflanzabstände in den meisten Fällen nicht notwendig sind, ( W E S T E R L A K E N , 1 9 8 1 ; V A N O O S T E N u. a., 1 9 8 2 ; U T E R M A R K , 1 9 8 2 ) . Das stärkere Wachstum des virusfreien Materials konnte bei den meisten Sorten durch einen verminderten Schnitt unter Kontrolle gebracht werden (VAN O O S T E N , 1 9 7 9 ) .

Aus allen bisher in der Literatur dargelegten Erkenntnissen über das Wuchsverhalten virusfreier Apfelbäume ergibt sich, daß eindeutige Antworten auf Fragen nach dem optimalen Pflanzabstand virusfreier Apfel-Pflanz wäre nur über Standweitenversuche zu erhalten sind. Bei der Planung und Anlage derartiger Versuche sind der Einfluß der Sorten-Unterlagen-Kombination, der Art der Vorkultur (Bodenmüdigkeit bei abgetragenen Landflächen!) und der Standorteinheit auf das Versuchsergebnis zu berücksichtigen. Nur so läßt sich vermeiden, daß durch falsch gewählte Pflanzabstände der Vorteil virusfreier Apfelbäume nicht ausgenutzt werden kann. Da Virusfreiheit künftig auch international der „normale" Status aller wichtigen Kulturobstarten sein wird, sollten Obstforschung und Obstbau dazu übergehen, Sorteneigenschaften und Anbautechnologien ausschließlich mit virusfreien Pflanzen zu untersuchen bzw. zu entwickeln.

Zusammenfassung In der obstbaulichen Prüfung wurde das vegetative und generative Verhalten virusfreier Apfelbäume zu viruserkrankten der Sorten 'Gelber Köstlicher' (Syn. Golden Delicious), 'Spartan' und 'Idared' verglichen. Wie von anderen Autoren bereits festgestellt, wachsen die virusbefallenen Bäume in diesem Versuch 21 ... 35 % schwächer im Vergleich zu den virusfreien. Bedingt durch das kleinere Kronenvolumen war der absolute Ertrag um 2 ... 18 % geringer, der spezifische Ertrag etwas höher. Der stärkere Wuchs der virusfreien Apfelbäume wirft die

277

Archiv Gartenbau 3 6 ( 1 9 8 8 ) 5

Frage nach dem optimalen Standraum virusfreier Apfelbäume auf. Zur Klärung dieser Frage wird vorgeschlagen, Standweitenversuche mit virusfreien Bäumen durchzuführen.

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Summary Title of the paper: Growth and yielding dynamics of virus-free and virusinfected apple trees The vegetative and generative parameters of virus-free Golden Delicious, Spartan and Idared trees were compared with those of virus-infected apple trees of these varieties. As already shown by other authors, growth of virus-infected trees is reduced by 21 to 35 % as compared with that of virus-free trees. As the result of the smaller crown volume, absolute yield was 2 to 18 % lower and specific yield (kg/m 3 crown volume) slightly higher. The more vigorous growth of healthy trees raises the question of optimum spacing of virus-free apple trees. It is proposed to carry out plant spacing experiments with non-infected trees. , Literatur CUTTING, C. V., MONTGOMERY, H. B . S . : More and better fruit with E M L A East Mailing Res. Stn., Maidstone; Long Ashton Res. S t n . , Univ. of Bristol (1973), 29 ¡3. ENGEL, G.: Growth and cropping of several Golden Delicious clones on MM 106. Acta Horticult. 75 (1977), S.

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Anschriften der A u t o r e n : D i p l o m - G a r t e n b a u - I n g . G . PÄTZOLD

Zentralstelle f ü r Sortenwesen der D D R Torgauer S t r a ß e 100 D D R - 7250 Würzen Dr. H. H.

SCHIMANSKI

Prof. Dr. sc. H . K E G L E R I n s t i t u t f ü r Phytopathologie Aschersleben der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der D D R Theodor-Roemer-Weg D D R - 4320 Aschersleben

Arch. Gartenbau, Berlin 3« (1988) 5, 279-289 Institut für Obstforschung Dresden-Pillnitz der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR MARGITA HANDSCHACK u n d S I E G F R I E D

SCHMIDT

Der Einfluß des Blühtermins auf die Ertragsalternanz von Apfelbestandseinheiten

Eingang: 4. November 1987

1.

Einleitung

Ein Ziel der obstbaulichen Maßnahmen im modernen Apfelintensivanbau ist es, hohe Erträge mit geringen Jahresschwankungen zu verbinden. Analysen der Ertragsschwankungen über mehrere Jahre haben gezeigt ( H A N D S C H A C K , S C H M I D T , 1 9 8 5 a; N E U M A N N , N E U M A N N , 1 9 8 1 ; S C H U R I C H T , 1 9 8 5 ) , daß die Jahresschwankungen der Erträge wesentlich durch Schwankungen des Blütenbesatzes bedingt werden. Da der Blütenbesatz als Steuergröße für Maßnahmen zur Beeinflussung des Fruchtansatzes geeignet ist, hat die Analyse der Jahresschwankungen des Blütenbesatzes große praktische Bedeutung. Hauptursache der Blühstärkeschwankungen ist die negative Korrelation zwischen Fruchtentwicklung und Blütenknospendifferenzierung, die wir im folgenden als Alternanz bezeichnen. Über den engen Zusammenhang zwischen Blütenzahl und Fruchtzahl wirkt die Alternanz auf den Ertrag. Eine weitere Ursache von Jahresschwankungen des Blütenbesatzes ist die Wirkung der Witterung auf die Blütenknospendifferenzierung. Die Analyse dieses Einflusses erfordert die nähere Betrachtung der zugrunde liegenden Wirkungsmechanismen. Nach C H A N , C A I N ( 1 9 6 7 ) , H O A D ( 1 9 8 4 ) , J O N K E R S ( 1 9 7 9 ) und M O N S E L I S E , G O L D S C H M I D T ( 1 9 8 2 ) hemmen wachsende Embryonen in jungen Apfelfrüchten die Blütenknospendifferenzierung. Betrachten wir zunächst die Knospenentwicklung. Eine Reihe von Untersuchungen über das Plastochron als ein Maß für die Knospenentwicklung belegen, daß in jedem J a h r Anfang April das erste Blatt angelegt wird ( S C H M I D T , H O F M A N N , 1 9 8 8 ) und die weitere Entwicklung der Knospen bis Ende Juli von J a h r zu J a h r weitgehend konstant abläuft ( A B B O T T , 1 9 7 7 ; S C H M I D T , H O F M A N N , 1 9 8 8 ) . Umfassende Untersuchungen zur Terminisierung der Applikation von blühstimulierenden Wachstumsregulatoren und Experimente zum Einfluß von Witterungsfaktoren auf den Blütenbesatz (TROMP, 1976, 1980) lassen den Schluß zu, daß die Blühinduktion beim Erreichen von etwa 12 Blattanlagen erfolgt ( S C H M I D T , H O F M A N N , 1 9 8 8 ) . Das entspricht einem kalendarischen Zeitraum vom 5. bis 15. Juni. Langjährige Praxiserfahrungen mit der Anwendung von Fiord imex zur Blühstimulierung zu festen Terminen ( K A T Z F U S S , S C H M I D T , 1 9 8 6 ) belegen diese Aussage. Da die Knospenentwicklung von J a h r zu J a h r weitgehend konstant und damit witterungsunabhängig abläuft, scheidet sie als zu untersuchender Prozeß aus. Wenden wir uns deshalb der Embryoentwicklung in jungen Apfelfrüchten als zweiter Seite der korrelativen Beziehungen zwischen Bliitenknospenentwicklung und Fruchtentwicklung zu. Das Embryowachstum verläuft nicht gleichförmig über den

Handschack/Schmidt, Ertragsalternanz

280

von Apfelbestandseinheiten

gesamten Zeitraum der Samenentwicklung. Nach einer Phase relativ langsamer Zellteilung setzt etwa 28 Tage nach Vollblüte eine stürmische Entwicklung des Embryos e i n ( F U K U I U. a . , 1 9 8 4 ; LUCKWILL,- 1 9 5 3 ; M O S T A F A W I U. a . , 1 9 7 0 ; T R O M P U. a . ,

1976;

Zahlreiche Untersuchungen haben zu der Auffassung geführt, daß für die Hemmung der Blühinduktion vorrangig Gibberelline (GA /j; GA 7 ) verantwortlich sind ( E C C H E B , C A S T E L L I , 1 9 8 2 ; G E O C H O W S K A U. a., 1 9 8 4 ; G U T T E I D G E , 1 9 6 2 ; TTJCKEY, YOUKG, 1 9 4 2 ) .

L O O N E Y U . a . , 1 9 8 5 ; L U C K W I L L , S I L V A , 1 9 7 9 ; L U C K W I L L U. a . , 1 9 6 9 ; M A E I N O , G R E E N E , 1 9 8 1 ; T E O M P , 1 9 8 2 ) . Die Produktion dieser Hormone steigt zwischen 2 0 und 3 0 Tagen nach Vollblüte stark an, erreicht 35 bis 40 Tage nach Vollblüte ihr Maximum und fällt bis 6 0 Tage nach Vollblüte wieder ab ( S I N S K A U. a., 1 9 8 4 ; T E O M P U. a., 1 9 7 6 ) . Der zeitliche Abstand zwischen dem Beginn der Eruchtent wicklung und dem Anfang der schnellen Embryoentwicklung mit gesteigerter Gibberellinproduktion ( D E N N I S , N I T S C H , 1966) ist von J a h r zu J a h r konstant. Die Zusammenfassung der Aussagen über die zeitliche Konstanz der Knospenentwicklung und der Fruchtentwicklung von J a h r zu J a h r führt zu dem Schluß: Eine wesentliche Ursache für jährliche Unterschiede in der Wirkung der Alternanz auf die Schwankung der Blühstärke ist als jahresabhängig variierende Größe der Beginn der Fruchtentwicklung, gemessen etwa als Termin der Vollblüte. Der Einfluß des Vollblütetermins auf die Ertragsalternanz ist deshalb Gegenstand dieser Veröffentlichung.

2.

Material und Methode

Zur Auswertung standen uns 15jährige Beobachtungsergebnisse aus dem Vollertragsstadium von 10 gleichsinnig alternierenden Bäumen am Standort Dresden-Pillnitz ( S C H U E I C H T , 1985) und ab 1983 Daten von jeweils 60 Einzelbäumen aus dem Vollertragsstadium am gleichen Standort zur Verfügung. Die 60 Einzelbäume wurden gegebenenfalls durch Handausdünnung so gesteuert, daß jährlich alle Blütenbesatzstufen (1...9) auftraten. Wir wählten die Sorten 'James Grieve' (JG), 'Gelber Köstlicher' (GK), 'Auralia' (Au) und 'Carola' (Ca) wegen ihrer unterschiedlichen Neigung zur Ertragsalternanz aus. Ab 1983 führten wir die Beobachtungen für '(¡elber Köstlicher' und 'Auralia' fort; diese Bestandseinheiten unterscheiden sich in ihren Alternanzcharakteristika nicht von den vorher untersuchten. Alle Bäume stehen auf der Unterlage M4. In die Auswertung bezogen wir die langjährigen Reihen von Ertrag und Blühstärke als Maß für den Blütenbesatz in den Boniturstufen 1 . . . 9 (vgl. H A N D S C H A C K , S C H M I D T , 1985 a) und die Termine der Vollblüte (VB) für die einzelnen Sorten ein. Aus der Regression der Blühstärke auf den Vorjahresertrag ( H A N D S C H A C K , S C H M I D T , 1985 a) berechneten wir jahresweise den Erwartungswert für die Bliihstärke und zogen ihn vom tatsächlich beobachteten Wert ab. Die gefundenen Werte für die jährlichen Abweichungen (Residuen) von der Alternanz unterteilten wir in solche mit positivem und negativem Vorzeichen. Die Gruppen wurden varianzanalytisch auf signifikante Differenzen ihrer Mittelwerte untersucht. Gleichzeitig wurde getestet, ob eine Gruppierung der Residuen nach dem Vorzeichen eine Gruppierung nach dem Vollbliitetermin ist. Schließlich wurde der Vollblütetermin bestimmt, der als Grenze für den modifizierenden Einfluß des Blühtermins angesehen weiden kann. Das Datenmaterial wurde in Jahre mit Alternanzverstärkung (Blüte vor dem Grenztermin) und Alternanzminderung (Blüte nach dem Grenztermin) unterteilt. Diese

Archiv Gartenbau 36 (1988) 5

281

Einteilung sichert die eindeutige Zuordnung aller J a h r e . F ü r beide D a t e n g r u p p e n wurden die P f a d e der Alternanz (Vorjahresertrag—Blühstärke) u n d des Zusammenhanges Blühstärke - E r t r a g analog H A N D S C H A C K , S C H M I D T (1985 a) einer Pfadkoeffizientenanalyse unterzogen. Beide P f a d e wurden zur Wirkungskette der E r t r a g s a l t e r n a n z v e r k n ü p f t . Alle statistischen Tests wurden f ü r eine Irrtumswahrscheinlichkeit 1. Art a = 5 % d u r c h g e f ü h r t und die Signifikanz auf diesem Niveau v e r m e r k t . 3.

Ergebnisse

Die Abweichungen der beobachteten von der regressionsanalytisch berechneten Blühstärke zeigt Tabelle 1. Während sie 1971, 1978 u n d 1982 f ü r alle Sorten positiv waren, überwogen 1972, 1983, 1986 u n d auch 1968, 1979 u n d 1981 negative Wirkungen. Besonders starkes sortentypisches Verhalten zeigte sich bei 'Carola'. 1974, 1976, 1977 1 hungen der Blühstärke vom Erwartungswert in den Untersuchungsjahren für die Sorten 'Auralia' lames Grieve' (JG), 'Gelber Köstlicher' (GK) und 'Carola' (Ca) 1968

69

70

71

72

73

+0 -

+ -0 + 0

+ -0 -0 +

+ + + +

-

-0 -0 + + 0

-

74

75

76

77

-0 + 0 - 0 +0 -0 + - + +

78

+ + + +

79

80

81

+ 0 +0 + - -

-0 -

82

+ + ~ T

83

84

85

86

-

0 +

-

-

+0 +0

-

i negative/positive Abweichung vom Erwartungswert < 1 0 0 egative/positive Abweichung vom Erwartungswert > 1 0 tl

t r a t e n sogar entgegengesetzte Vorzeichen zu den anderen Sorten auf. U n t e r Berücksichtigung des Betrages der Abweichungen lassen sich f ü r alle Sorten außer 'Carola' Klassen von negativen u n d positiven Residuen statistisch gesichert abgrenzen (s. Tab. 2). E s t r a t e n im Mittel der Sorten Abweichungen von ± 1 , 5 ... 2,0 B l ü h s t ä r k e n o t e n auf. Die zugehörigen Vollblütetermine unterschieden sich zwischen den Klassen ebenfalls ; statistisch gesichert liegt der Vollblütetermin in J a h r e n mit negativen Residuen ('Negativjahre') 10 Tage f r ü h e r als in solchen mit positiven Residuen ('Positivjahre'). Die Streuung fällt mit ± 2 Tagen niedrig aus, was f ü r die Gesetzmäßigkeit der u n t e r suchten Wirkungen spricht. I n Tabelle 2 sind die zeitlichen A b s t ä n d e zwischen VollTabelle 2 Mittlere positive (pos.) und negative (neg.) Abweichungen vom Erwartungswert der Blühstärke und zugehörige Vollblütetermine und ihr Abstand vom 5. 6. und 15. 6. [Tage nach Vollblüte]

Au JG Ca GK

Abweichung

Vollblüte

neg.

pos.

neg.

pos.

Tage nach Vollblüte 5.6. 15.6. 5.6. 15.6. negativ positiv

1,79* 1,78* 1,32 2,08*

5. 5 . + 2 3. 5. ± 2 7. 5. ± 3 6.5.±2

14. 5. ± 1 14. 5 . + 2 14. 5. ± 3 14.5.±2

31 33 29 30

-1,41 -1,40 -1,51 -1,49

* statistische Sicherung zw ischen den Klassen

41 43 39 40

22 22 25 22

32 32 35 32

282

HANDSCHACK/SCHMIDT, Ertragsalternanz von Apfelbestandseinheiten

blütetermin und dem angenommenen Zeitraum der Blühinduktion (5. 6. bis 15. 6.) unter Berücksichtigung der Streuung für die Klassen angegeben. Für Jähre mit negativen Residuen ergeben sich 30 ... 40 Tage, für solche mit positiven Residuen 20 ... 30 Tage. Der Grenztermin für die Wirkungsvorzeichen liegt offensichtlich zwischen 30 und 32 Tagen Abstand vom Vollblütetermin bis zum 5.6. bzw. 15.6. Die statistische Untersuchung ergab als Klassengrenze der Jahresunterteilung nach Vollblütetermin den 10. 5. Bei einer Überschreitung dieses Grenztermins ließen sich die Klassen positiver und negativer Residuen nicht mehr statistisch sichern. Eine Ausnahme bildet die Sorte 'Carola', für die die Klasseneinteilung nur formal analog zu den anderen Sorten vorgenommen wurde. Die Regression der Residuen auf den Vollblütetermin erreichte in ihrer Bestimmtheit keine statistische Signifikanz, diese Untersuchung bedarf größeren Datenumfanges. Tabelle 3 Pfadkoeffizienten für den Einfluß des Vorjahresertrages auf die Blühstärke (b 4 ), der Blühstärke auf den Ertrag (b 2 ) und den Gesamtpfad (B) für 'Negativjahre' und 'Positivjahre' sowie das unklassierte Material (Gesamt)

Au JG Ca GK

Negativjahre bt b2

B

Positivjahre bt b2

B

Gesamt b4 b2

-0,84 -0,69 -0,68 -0,83

-0,65 -0,44 -0,55 -0,72

-0,76 -0,15 -0,85 -0,66

-0,65 -0,0001 -0,62 -0,51

-0,59 -0,11 -0,63 -0,32

0,77 0,64 0,81 0,87

0,85 0,001 0,73 0,78

B

0,88 0,29 0,84 0,73

-0,52 -0,03 -0,53 -0,23

Das Datenmaterial unterteilten wir in Jahre mit einem Vollblütetermin vor dem 10. 5. und nach dem 10. 5. und bestimmten für beide Klassen die Wirkungskette der Ertragsalternanz. Das Ergebnis zeigt Tabelle 3 und einen Eindruck über die zugrunde liegenden Regressionen geben die Abbildungen 1—4. Tabelle 3 enthält darüber hinaus die aus dem ungruppierten Material gewonnenen Pfadkoeffizienten bj für die Alternanz.

£ ''LkglBl

Bl-g/j

408-

30-

6 -

20-

k-

10-

22

4 - 6 8 60

Bi 70

E^kg/8]

-2 -

-4-6 A b b . 1. Abhängigkeit der Blühstärkeänderung (Bl—Bl_j) In aufeinanderfolgenden Jahren vom Vorjahresertrag ( E _ j ) und Einfluß der Blühstärke (Bl) auf den Ertrag (E) der Sorte 'James Grieve'/M4. : positive Jahreswirkung, : negative Jahreswirkung

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genden Jahren vom Vorjahresertrag ( E _ i ) und Einfluß der Blühstärke (Bl) auf den Ertrag (E) der Sorte'Gelber Köstlicher'/M4. : positive Jahreswirkung» : negative Jahreswirkung !

Abb. 3. Abhängigkeit der Blühstärkeänderung (Bl—Bl_ j) inaufeinanderfolgenden Jahren vom Vorjahresertrag (E_|) und Einfluß der Blühstärke (Bl) auf den Ertrag (E) der Sorte 'Auralia'/M 4. : positive Jahreswirkung, : negative Jahreswirkung

283

284

HANDSCHACK/SCHMIDT, Ertragsalternanz von Apfelbe9tandseinheiten

A b b . 4. A b h ä n g i g k e i t der B l ü h s t ä r k e ä n d e r u n g (Bl—B1_|) in aufeinanderfolgenden J a h r e n vom V o r j a h r e s e r t r a g ( E _ i ) u n d E i n f l u ß der B l ü h s t ä r k e ( B l ) auf den E r t r a g ( E ) der S o r t e 'Carola'/M4. : positive J a h r e s w i r k u n g , : negative J a h r e s w i r k u n g

(Einfluß des Vorjahresertrages auf die Blühstärke) und B für die Gesamtwirkung, b 2 bezeichnet den Pfadkoeffizienten zwischen Blühstärke und Ertrag. E s zeigt sich, daß der Anteil der Ertragsalternanz an der Jahresstreuung der Erträge sortentypisch stark ansteigt. Besonders augenfällig reagiert die frühblühende Sorte 'James Grieve', in 'Negativjahren' sind 69 % der Blühstärkeschwankungen und 44 11 0 der Ertragsschwankungen alternanzbedingt. In 'Positivjahren' ist dagegen der Einfluß verschwindend gering. Die Sorte 'Gelber Köstlicher' erreicht in Negativjahren mit einem alternanzbedingten Anteil an den Jahresschwankungen des Ertrages von 72 % die genetisch zur Alternanz neigende Sorte 'Auralia' (65 %). Aufgrund des zwangsläufig mitgruppierten Materials für den Zusammenhang zwischen Blühstärke und Ertrag wird der Einfluß der Klassierung bei 'Auralia' nicht so deutlich. Keine Abhängigkeit ist bei 'Carola' festzustellen. Insgesamt kann nach Klassierung des Materials sortentypisch ein größerer Anteil der Jahresschwankungen der Erträge erklärt werden. In den Abbildungen 1 bis 4 wird deutlich, daß als weitere Folge der Klassierung bei den Sorten 'Gelber Köstlicher', 'Auralia', auch 'Carola' erwartungsgemäß eine Lageverschiebung der Regression der Blühstärkedifferenz auf den Vorjahresertrag auftritt. Hinzu kommt bei 'James Grieve' eine Anstiegsveränderung. Von besonderer Bedeutung ist die aus der Lageänderung folgende Veränderung des Punktes, an dem der Vorjahresertrag keine Blühstärkeänderung nach sich zieht. Dieser als optimaler Ertrag (E 0 in Abb. 1 - 4 ) bezeichnete Ertrag einer Bestandseinheit (HANDSCHACK, SCHMIDT, 1985 b) wird getrennt nach den Klassen negativer und positiver Jahreswirkung in Tabelle 4 angegeben, auch in diesem Fall ist der Wert aus der Analyse des unklassierten Materials (HANDSCHACK, SCHMIDT, 1985 b) hinzugefügt. Besonders drastisch verringert sich der

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Tabelle 4 Optimaler Ertrag E 0 (kg/B) und auslösende Blühstärke Blj,für 'Negativjahre' und 'Positivjahre' sowie das unklassierte Material (Gesamt) 'Negativjahre'

Au JG Ca GK

'Positivjahre'

Gesamt

E0

B1N

En

B1K

Eu

13,4 10,3 24,3 18,4

3,5 4,8 4,1 3,7

28,4*

4,7

21,6 18,4 23,9 28,8



27,8 35,6*



4,7 6,5

* statistische Sicherung zwischen den Klassen

optimale Ertrag in 'Negativjahren' gegenüber den 'Positivjahren' bei 'Gelber Köstlicher' (auf 51 (,/Q) und 'Auralia' (46 °/0). Diese Differenzen sind statistisch signifikant. In Tabelle 4 sind die Blühstärken angegeben, die zu den optimalen Erträgen führen. Sie haben als Steuergrößen für die Ertragsbildung Bedeutung und unterschieden sich ebenfalls zwischen den Klassen. W i e erwartet, zeigten sich für 'Carola' keine gesicherten Unterschiede. 4.

Diskussion

Die Untersuchungen an den langjährigen Reihen von Blühstärke und Ertrag haben eindeutig gezeigt, daß die Stärke der Ertragsalternanz Jahreseinflüssen unterliegt, die erheblichen Einfluß auf die Alternanzcharakteristika von Apfelbestandseinheiten haben. Als wichtige Einflußgröße erwies sich der Vollblütetermin. Er wirkt auf den auslösenden Mechanismus der Ertragsalternanz, die korrelativen Beziehungen zwischen Ertrag und Blühstärke ein, indem er die jeweils jahres.unabhängigen Zeiträume der Blühinduktion und der starken Gibberellinsynthese in Embryonen von Apfelsamen gegeneinander verschiebt. Diese Vorstellung wurde durch die vorliegenden Ergebnisse bestätigt, die statistische Sicherung der Ergebnisse kann als Beweis der Hypothese und ihrer Teilhypothesen betrachtet werden. Die überraschend klare A b grenzung der Vollblütetermine, die zu einer negativen Abweichung vom Erwartungswert der Blühstärke im Mittel führten, hat zwei Ursachen. Erstens haben die Blühtermine natürliche Grenzen, die sich aus dem Witterungsverlauf ergeben. Da der Vollblütetermin das Resultat von Zellstreckungsvorgängen zwischen Knospenaufbruch und Blütenentfaltung ist, unterliegt er besonders stark Temperatureinflüssen. Diese Tatsache liegt auch allen Prognosen des Blühbeginns zugrunde (KRONENBERG, 1983; LAWRYNOWICZ, 1968; PEARCE, PRESTON, 1953; SCHMIDT, 1954; u.a.). Der mittlere Temperaturverlauf innerhalb einer Klimazone ist aber begrenzt variabel, so daß sich über den Vollblütetermin der Witterungseinfluß auf die Bliitenknospendifferenzierung auswirkt. Für Dresden-Pillnitz als Versuchsstandort lagen die Vollblütetermine seit 1948 nie vor dem 23. 4. und nie nach dem 22. 5. Diese Spanne dürfte die ökologisch mögliche sein. Zum zweiten ist eine eindeutige Abgrenzung der modifizierenden Jahreswirkung auf die Alternanz nach ihrem Vorzeichen eine Folge des zugrunde liegenden gesetzmäßigen Zusammenhanges. Die Unterteilung der Jahre in alternanzvermindernd wirkende (Vollblüte nach dem 10. 5.) und alternanzverstärkend wirkende (vor dem 20

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Handschack/Schmidt, Ertragsalternanz

286

von Apfelbestandseinheiten

10. 5.) h a t Konsequenzen f ü r die P f l e g e m a ß n a h m e n der Apfelbestandseinheiten. I n J a h r e n m i t f r ü h e r Blüte sind die in Tabelle 3 u n d 4 angegebenen Alternanzanteile bei d e r A n w e n d u n g ertragsstabilisierender M a ß n a h m e n zu berücksichtigen. E s ergibt sich d a n n , d a ß n a c h einer f r ü h e n Blüte bereits wesentlich geringere E r t r ä g e a l t e r n a n z a u s lösend wirken. D a m i t k a n n der Vollblütetermin, der keinerlei Prognose von T e m p e r a t u r w e r t e n oder anderen meteorologischen Größen erfordert, u m J a h r e s w i r k u n g e n auf die Alternanz abzuschätzen, eine Steuergröße ertragsregulierender M a ß n a h m e n sein. I n diesem Z u s a m m e n h a n g wären auch die ökologischen Schlußfolgerungen interessant. So erfordert der A n b a u der Sorten 'Auralia' u n d 'Gelber Köstlicher' in Gebieten m i t m i t t l e r e m B l ü h t e r m i n vor d e m 10. 5. v e r s t ä r k t den k o n s e q u e n t e n E i n s a t z von M a ß n a h m e n zur Ertragsstabilisierung. E i n e Ausnahmestellung u n t e r den u n t e r s u c h t e n Sorten n i m m t 'Carola' ein. Offensichtlich sind die endogenen Regulationsmechanismen sehr s t a r k . Diese Aussage bietet den A n s a t z p u n k t , gezielter als bisher S o r t e n u n t e r schiede bei der A n w e n d u n g ertragsstabilisierender M a ß n a h m e n zu berücksichtigen. Dabei darf aber nicht aus den Augen verloren werden, d a ß der Vollblütetermin lediglich einen modifizierenden E i n f l u ß auf die physiologische Gesetzmäßigkeit der Altern a n z a u s ü b t u n d der modifizierende E i n f l u ß des B l ü h t e r m i n s die W i r k u n g der F r ü c h t e auf die B l ü h i n d u k t i o n niemals ausschaltet.

Zusammenfassung E s wurden 19jährige Reihen von B l ü h s t ä r k e u n d E r t r a g von vier Apfelsorten auf modifizierende Einflüsse der J a h r e auf korrelative Beziehung zwischen V o r j a h r e s e r t r a g u n d B l ü h s t ä r k e als Ursache der E r t r a g s a l t e r n a n z u n t e r s u c h t . Dazu wurden R e gressionen der B l ü h s t ä r k e auf den Vorjahresertrag berechnet u n d jahresweise die Differenzen zwischen der berechneten u n d der tatsächlich beobachteten B l ü h s t ä r k e b e s t i m m t . Die G r u p p e negativer Abweichungen ließ sich von der G r u p p e positiver Abweichungen abgrenzen. Die Grenze wird d u r c h den Vollblütetermin des Vorjahres so b e s t i m m t , d a ß ein Vollblütetermin vor d e m 10. 5. eine negative W i r k u n g n a c h sich zieht, ein Vollblütetermin n a c h d e m 10. 5. dagegen zu einer positiven J a h r e s w i r k u n g f ü h r t . G e t r e n n t f ü r J a h r e m i t negativer, a l t e r n a n z v e r s t ä r k e n d e r J a h r e s w i r k u n g u n d positiver, alternanzvermindernder J a h r e s w i r k u n g wurden die Pfadkoeffizienten der W i r k u n g s k e t t e Vorjahresertrag — B l ü h s t ä r k e — E r t r a g b e s t i m m t u n d die Auswirkungen von J a h r zu J a h r u n d auf den optimalen E r t r a g als alternanzminimierenden Vorjahresertrag u n t e r s u c h t . In J a h r e n m i t v e r s t ä r k t e r Alternanz sank der optimale E r t r a g ab u n d der Anteil d e r E r t r a g s a l t e r n a n z an den J a h r e s s c h w a n k u n g e n der E r t r ä g e stieg an. E s t r a t e n d e u t liche Sortenunterschiede auf. Die Ergebnisse g e s t a t t e n eine wesentliche Präzisierung der Beschreibung der J a h r e s s c h w a n k u n g e n der E r t r ä g e u n t e r Berücksichtigung von Sortenunterschieden u n d lassen praktische Schlußfolgerungen zur B e s t a n d e s f ü h r u n g von Apfelbestandseinheiten zu. Besondere B e d e u t u n g haben die Untersuchungsergebnisse f ü r die Verfahren der Ertragsstabilisierung m i t W a c h s t u m s r e g u l a t o r e n .

287

JVrchiv Gartenbau 3 6 ( 1 9 8 8 ) 5

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